
Klaus Nüchtern in FALTER 49/2020 vom 02.12.2020 (S. 34)
Fast 50, geschieden, erwachsene Kinder, nie arbeitslos, noch immer tolle Beine. Mit Männern hat Rose einige Erfahrungen, allerdings wenig gute, weswegen sie sich einen Revolver besorgt hat. Der geht auch bald los, da Rose einem überfahrenen Hund den Gnadenschuss verpasst – und sich später etwas mit dessen Besitzer anfängt. Luc sieht gut aus („wenn man nicht zu genau hinschaute“), fährt einen SUV und trinkt ebenfalls gerne und viel, was den Sex nicht besser macht. Rose macht Schluss; kehrt zu Luc zurück; zieht bei ihm ein.
Nicolas Mathieu versteht es meisterhaft, auf kleinstem Raum größere Zusammenhänge transparent zu machen und mit minimalen Mitteln dichte Atmosphären zu evozieren – etwa, wenn er das Treiben in Roses Stammkneipe, dem Royal, beschreibt. Leider neigt er dazu, durch auktoriale Kommentare zu erklären, was ohnedies auf der Hand liegt – was dem Roman ein wenig von seiner Kraft nimmt.



