Die Holländerinnen

Roman
160 Seiten, Hardcover
€ 23.7
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ISBN 9783446282988
Erscheinungsdatum 19.08.2025
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
Sammlung Deutscher Buchpreis 2025
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HerstellerangabenAnzeigen
Carl Hanser Verlag GmbH & Co.KG
Vilshofener Straße 10 | DE-81679 München
[email protected]
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Kurzbeschreibung des Verlags

Dorothee Elmigers bildgewaltiger Roman – eine mitreißende Erfahrung. Wer diesen Text betritt, fällt in den Abgrund unserer Welt und blickt mit aufgerissenen Augen in die Finsternis. Ausgezeichnet mit dem Deutschen Buchpreis 2025, nominiert für den Schweizer Buchpreis und den Bayerischen Buchpreis 2025.

Mit blinkenden Warnlichtern fährt die Erzählerin, eine namenlose Schriftstellerin, an den Straßenrand, als ein unerwarteter Anruf sie erreicht. Am Apparat ist ein gefeierter Theatermacher, der sie für sein neuestes Vorhaben zu gewinnen versucht – ein in den Tropen angesiedeltes Stück, die Rekonstruktion eines Falls. Wenige Wochen später bricht sie auf, um sich der Theatergruppe auf ihrem Gang ins tiefe Innere des Urwalds anzuschließen. Dorothee Elmiger erzählt eine beunruhigende Geschichte von Menschen und Monstren, von Furcht und Gewalt, von der Verlorenheit im Universum und vom Versagen der Erzählungen.

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ISBN 9783446282988
Erscheinungsdatum 19.08.2025
Genre Belletristik/Gegenwartsliteratur (ab 1945)
Verlag Hanser, Carl
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FALTER-Rezension

Im Dickicht der Zeichen mit einigen Leichen

Klaus Nüchtern in FALTER 43/2025 vom 22.10.2025 (S. 31)

Der Dschungel ist kein Ponyhof: zu finster, zu laut, zu feucht, zu belebt -und überhaupt: zu viel. Durch ihn stolpert und taumelt in Dorothee Elmigers Roman "Die Holländerinnen" die Truppe eines Theatermachers, der einen "hypnotischen Realismus" vertritt und damit befasst ist, einen Fall zu rekonstruieren, der sich 2014 tatsächlich zugetragen hatte: Zwei Studentinnen aus den Niederlanden waren im Regenwald Panamas auf ungeklärte Weise verschollen und zu Tode gekommen.
Dem Team, das dem Cold Case mit den Mitteln der Recherche und des Reenactment auf der Spur war, gehörte auch "eine bedeutende Erzählerin" an. Seit ihrem Versroman "Das ätherische Zelt" eine fixe Größe im Betrieb erinnert sie sich nun aus der Distanz von drei Jahren an das irrwitzige Unterfangen; und zwar in Form oder, eigentlich, statt einer Poetikvorlesung, denn zu ihrem ohnedies zum Scheitern verdammten Werk könne sie, wie die namenlose Protagonistin beteuert, nicht einmal "eine Theorie der Auflösung, des Abbrechens, des Auseinanderfallens" entwerfen. Rätselhaft indes bleibt, welche Instanz vom Auftritt der Autorin berichtet und warum sie das tut. Der Vortrag, der die Rahmenhandlung des 160 Seiten schlanken Romans bildet und durchgängig in indirekter Rede wiedergegeben wird, muss, realistisch betrachtet, jedenfalls Stunden gedauert haben.

Das Dickicht des Dschungels, durch welches das handverlesene Grüppchen ihrem guruhaften Impresario folgt, hält aber nicht nur die Schrecken des Regens und der Finsternis bereit - Fauna und Flora sind ebenfalls außer Rand und Band -, sondern erweist sich auch als wahre Referenzhölle. Der Theatermacher, der sichtlich dem Weltrettungsjetsetter und Festwochen-Intendanten Milo Rau nachgebildet ist, wirft ständig mit Adornound Hannah-Arendt-Zitaten um sich, und auch ansonsten wird von Walter Benjamin bis Thomas Bernhard und von Franz Kafka bis Siegfried Kracauer nur wenig ausgelassen, was Rang und Namen hat. Bei einer Geburtstagsfeier in Berlin-Charlottenburg wiederum parlieren die Vertreter der Gen Y "über die russischen Drohnenangriffe in Mykolajiw und Odessa, über neue Satelliten, Didier Eribon und Quant Trading", während sie sich fettfingrig Scheiben von der Ibérico-Schweinekeule absäbeln. Hochmögender noch als der Hipster-Smalltalk fällt der Auftritt des (fiktiven) Literaturstars Marilyn Trapenard an der Uni im brasilianischen Manaus aus, bei dem diese ostentativ zerknirscht die Schuld des weißen Westens beteuert: "die Turnschuhe, Immanuel Kant, die Erfindung des Flugzeugs"

Man wäre geneigt, dergleichen Auftritte als Parodie aufzufassen, könnte man irgendwo eindeutige Ironiesignale ausmachen und erwiese sich Elmigers Roman nicht als vollständig humorbefreit. An Pathos hingegen herrscht kein Mangel. Inspiriert von einem Ethos der Transgression sind die Teilnehmer der Dschungelexpedition entschlossen, ihre Komfortzone zu verlassen und in unbekanntes Terrain aufzubrechen.

Theater, so lässt der Impresario wissen, sei "immer ein Zombietheater, das von den Untoten handle" und zugleich der Versuch einer Befreiung "von unseren Vorvätern, unseren Müttern, vom Hitler, Inzest, falschen Mythen". Der "bedeutenden Erzählerin" wiederum fällt die Aufgabe zu, alles, aber auch wirklich alles zu protokollieren; schließlich kann jeder Vorfall, jede Beobachtung und jede Äußerung von Bedeutung sein für die selbstverständlich stark prozessorientierte Theaterarbeit. In Hinblick aufs eigene Schaffen aber sei es "stets ihr vorderstes Anliegen gewesen, am Schreibtisch jede Art der Fossilation zu verhindern."

So wie auch ihr Landsmann Jonas Lüscher, dessen Roman "Verzauberte Vorbestimmung" es immerhin auf die Longlist des Deutschen Buchpreises geschafft hatte, holt auch die stilistisch zurückhaltendere und weniger stark von Wortfindungseitelkeit getriebene Dorothee Elmiger mit Verve aus, wenn es gilt, auf die zivilisationskritische Pauke zu hauen. Allerdings fokussiert ihr Roman nicht bloß auf die Licht-und Schattenseiten des technischen Fortschritts, sondern gleich auf die Abgründigkeit von eh allem: Menschheit, Natur, Kosmos.

"The Horror, the horror", die letzten Worte des Kolonisators Kurtz aus "Herz der Finsternis", liefern eine Art Leitmotto des Romans, der wiederholt auf Joseph Conrads Erzählung anspielt. Wie eine der bekannten Matrjoschka-Puppen enthält die Erzählung der Protagonistin Erzählungen anderer Figuren, die ihrerseits die Geschichten Dritter referieren. Alle kreisen sie um obskure Bedrohungen, und nicht nur der bösartig fekunde Dschungel, auch die New Yorker U-Bahn oder eine ausgebrannte Wohnung erweisen sich als Orte des Unheimlichen. Erlösung ist nicht in Sicht, und die von ihrer katholischen Sozialisation vermeintlich unberührte Erzählerin sieht sich veranlasst, "zum ersten Mal die Möglichkeit eines Gottes, eines großen, leeren Gottes, einer enormen Abwesenheit" in Erwägung zu ziehen. Genau.

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