mul vo nt liebst eilu*r ansliibrliehen eil ii. inxtuxai'ii iie xit«' i i xJ.i fl tlei t e n 'TWUetti&e.Xi Zweite vermehrte Auflage. SJ'Eild'H J»ei Orell, I'iissli und CompVe Auff. ^ T5 - ,-W J'/StZ. ETH-Blbllothek EM000004814683 Panorama vom ITetlilieri Das A^X 2 TS Panorama vom lletliberg mit eitler S c Ji i 1 d e r u n g der von diesem Standpunkte aus sichtbaren Gebirge, nebst einer ausführlichen Beschreibung der geschichtlichen und naturgeschichtlichen Merkwürdigkeiten des Uetliberges. Zürich, bei Orell, Fiissli und Compa * To sit on rocks, to inuse o’er flood and feil, * To slowly trace the foresis’ shady scene, W'here things that own not mans' dominion dwell, And roortal foot hath ne'er or rarely been; To climb the trackless mountain all unseen , With the wild flock that never needs a fold j Alone o'er steeps and foaming falls to leanj This is not solitude ; t’ is but to hold Cnnverse with Nature's charms. and view her Stores unroll'd. Childe Harolds' IV C. II. 25 ä Vorwort, Die Ansicht der Alpen von der Stadt Zürich und den umliegenden Höhen darf, einen so hohen Reiz sie auch dem Thale verleiht, in Absicht auf Erhabenheit nicht mit der mancher andern Schweizerstädte, wo man dem Gebirge näher steht, verglichen werden. Hält man z. B. die Bergansicht, die sich im Lim- matthale darbietet, neben die von Bern oder Thun, so sinkt gegen die riesenhaften Formen der Oberländerberge, die in getrennten Pyramiden und wie in Einem Schwünge sich in die Lüfte erheben, jenes Bild zu einem Miniaturgemälde herab. Luzerns Gebirgswelt ist ebenfalls viel imposanter, sowohl durch die kühne Gestalt der hinter einander dem dunkelblauen See entsteigenden Massen als durch die Nähe zweier schön gebauter Berge, die als Schlusssteine alle Theile der Landschaft zu einem schönen malerischen Ganzen vereinigen. — In Zürich dagegen erscheint das Hochgebirge wegen seiner bedeutenden Entfernung unter einem sehr kleinen Winkel und stellt sich aus der nämlichen Ursache als ein in gerader Linie fortlaufender Zaun von unzähligen Kuppen und Gipfeln dar, von denen nur wenige durch bedeutende Höhe und merkwürdige Gestalt sich auszeichnen. — Der allgemeine Charakter des Limmatlhales ist Ruhe und Anmuth, kervorgebracht durch einen wohlgeordneten Rcichthum schöner Naturgegenstände , unter denen die Bergkette dem Bilde eine höhere geistige Bedeutung verleiht. Das Auge erblickt hier keine schroffen Felsmassen , die ihm den Horizont verengen und das Gemiith in eine ernste, ja ängstliche Stimmung versetzen. Nicht ein einziger Gegenstand stellt sich dar, der durch Form oder Färbung diesen Ausdruck der Freundlichkeit störte. — In sanfter Wölbung erhebt sich über dem Spiegel des Zürichsees eine schön bebaute Hügelreihe, hinter der mit Waldung und Weiden bekleidet die sogenannten Vorberge in mehreren Stufen bis zum nackten röthlichten Felsgehirge emporsteigen. Ueber diesem erscheinen die hohen Alpen , deren langer Zug beinahe den sechsten Theil des Horizontes einnimmt. Der sonnige und fruchtbare Zürichberg auf der einen Seite, der waldige und schroff sich ahsenkende Albis auf der andern, bilden die nähere Umgrenzung. Aus der geographischen Lage ergibt sich dem Beobachter im Limmatthale ein Genuss, der den Anwohnern der mittäglichen Seite der Alpen nicht in dem Masse zu Theil wird, nämlich das Schauspiel eines steten Wechsels IV -f der Beleuchtung, die nach den Tagszeiten ganz verschieden ist. Während z. B. die Berge an einem frühen Sommermorgen in geisterartiger Blässe dastehn, bis die höhere Sonne Licht und Leben über sie ausgiesst und kräftige Schatten hervorruft, strahlen des Nachmittags alle in blendendem Gewände, erscheinen beim Untergang der Sonne in rosigem Schimmer, und werden dann, einer nach dem andern erbleichend wieder zu todten Massen, indem sie scheinbar in eine grössere Entfernung zurücktreten. Die geographische Lage des Limmatthales gewährt seinem Bewohner noch einen andern Genuss. Er befindet sich nämlich auf der Nordseite der Alpen, aber nahe an dieser Scheidewand, recht eigentlich im Tummelplätze der Nord- und Südwinde, wo besonders im Frühling durch Nebel und Wolken, welche die kämpfenden Kräfte hiehin und dorthin V -f treiben, die wundervollsten Lichteffecte bewirkt werden. Auffallend und schön ist besonders die Veränderung im Anselm der Berge , die durch die jährlich ab- und zunehmende Bekleidung mit Schnee entsteht. Ist der Winter mit seiner drückenden Wolkenlast vorüber, so erscheinen sie ,. wenn der Fön den südlichen Himmel lichtet, plötzlich , als ob sie sich von den Ufern des Sees erhöben , vom Fuss bis zum Gipfel in weissem Gewand und überraschender Grösse. Beim Heranrücken des Sommers bildet das dunkle Wiesengrün der Vorberge mit dem glänzenden Schneemantel des Hochgebirges einen merkwürdigen Contrast. Im Herbst erreichen die Berge zu derselben Zeit, wo die Pflanzenwelt mit den buntesten Farben prangt, man möchte sagen , ihre höchste Entwickelung. Weid-, Fels- und Eisberge scheiden sich in mannigfaltiger Färbung von VI einander, die Umrisse verlieren ihre Schärfe, die Schatten sind bläulicht, die Ferne ist wie von einem zarten Schleier verhüllt. Bald schliesst sich auch diese Scene wieder. So wie nämlich die kalten Regen des Spätherbstes eintreten, ist das Zaubergemälde zerstört. Sind auch nach einigen rauhen Tagen die Gebirge wieder sichtbar, so erschrecken wir über der Verwandlung und glauben uns plötzlich aus der Milde und Farbenfülle des Südens in den traurigen Norden versetzt. Panorama vom Uetliberg. fl „ • ? , t . ■::>} •««/.-eff ■* . V Dag Gebirge im Allgemeinen. Alle von Zürich aus sichtbaren Höhen gehören zu dem weit ausgedehnten Gebirgssysteme, das unter dem Namen der Alpen in der Richtung von SW. nach NO. die Schweiz durchzieht, und in diesem Lande mehrere mit einander gleichlaufende Ketten bildet. Die entferntesten Berggipfel, die man erblickt, sind Firsten des vorherrschend aus granitischen Steinarten (Urgebirg) bestehenden Centralzuges, zu dem der Gotthard gehört. Seine Erhabenheiten sind , wo die Steinart schiefrig ist, wegen der steil eingesenkten Schichten meist von pyramida- lischer Form und stellen sich in scharfen eckigen Gräten und Nadeln dar. Von dieser Kette sind sichtbar der Hüfistock, Oberalpstock, Crispalt, Mutsch, Bristen, Mandliser, Kröntlet, die Spannörter. Nördlich von dieser erhebt sich die wildzerrissene Kalksteinkette, die sowohl durch die Höhe ihres Kammes als die Schroffheit ihrer Gipfel ausgezeichnet ist, und in mehreren ziemlich pa- 1 rallel laufenden Zügen erscheint. Der südlichste derselben ruht noch auf einer Basis von Urge- birgsmasse und zeigt sich uns in den erhabensten Kuppen und Hörnern, die, wie der llingelkopf, Hausstock, Claridengrat, Tödi, Scheerhorn, Windgellen , Ruchi , Schlossberg, Titlis, mit Gletschern und ewigem Schnee bedeckt sind. — Vor diesem erscheint eine zwar niedrigere , jedoch nicht weniger jäh abgerissene Reihe von Kalkfelsen, in welcher der Schächenthaler-Windgellen, Bla- ckenstock, Uri-Rolhstock, Weissstock, Engelberger- Rothstock, Sättelistock stehen, die noch sämmt- lich in die Eisregion emporragen. — Nördlich von diesen Gipfeln zeigen sich verschiedene, sehr malerisch gebaute Kalkberge , die jedoch keine zusammenhängende Reihe bilden , wie der Mürt- schenstock , Schilt , Glärniseh , Riseltstock , die Silbern , von denen nur der zweite Gletscher und dauernde Schneefelder trägt. Man könnte daher diese und die folgenden zwei Reihen, um sie von den Schneebergen zu unterscheiden, Felsberge nennen , da sie von aller Vegetation ent- blösst sind, und sich als nackte, röthlichte Massen darstellen. — Unmittelbar vor dieser läuft eine neue Kalksteinkette hin, deren dachähnliche Form durch die allgemein Statt findende nördliche Schichteneinsenkung bestimmt wird. Aus dieser Reihe, die , wie die folgenden alle , schon zu Ende Juni’s ihre Schneebekleidung verlieren , bemerken wir das Wiggisgebirg , den Rädetenstock, den Fluhbrig, die Fronalp , den Bauenstock.—Von der nördlichsten Kalksteinkette, die nur in einzelnen jäh abfallenden Stöcken hervortritt und deren Schichtung der vorigen entgegengesetzt ist, sieht man den Köpfenstock, die Aubrige , die beiden Mythen. Zu einem Gebirgszuge , der sich nicht nur seinem Gestein, sondern auch seinem ganzen Aussehen nach von dem Kalkgebirge unterscheidet, gehören die aus Nagelfluh und Sandstein (Molasse) bestehenden, in sanften, rundlichten Formen sich darstellenden Berge , von deren tiefem Grün die röthlichten Felsberge sich scharf wegheben, während hinwieder gegen ihre dunklere Farbe die über sie wegschauenden glänzenden Schneeberge abstechen. Das Hirzli, der hohe Rohnen, der Kaiserstock , der Rossberg und die Rigi stehen in dieser Kette. Als Vorstufen dieser Berge sind die aus der nämlichen Steinart gebildeten, den Zürichsee um- gränzenden gras - und waldreichen Höhen des Pfannenstiels, Albis, Etzels u. s. w. anzusehen. Die nächsten Berge sind horizontal gelagerte Sandstein - und Mergelmassen , die in Folge der Thälerauswaschungen als einzeln hervorragende Hochflächen und Rücken sich erhalten haben. Die Entstehung der so sehr zerrissenen Kalkgebirge muss als eine Wirkung des Emporstei- gens des sogenannten Urgehirgs betrachtet werden, indem die früher zusammenhängende Decke von Kalk, Sandstein u. s. w. in parallelen Linien zersprengt und nach beiden Seiten gewaltsam zusammengeschoben wurde. Die Längenthäler stellen so die Falten oder Furchen der aufeinander gestossenen Kalkdecke dar, während die Quer- thäler als einzelne Spalten , die durch die gleiche Ursache entstanden, und durch die spätere Wirkung der Gewässer erweitert sind , angesehen werden müssen. Längs der Südseite des Centralzuges dehnen sich , entsprechend den so eben beschriebenen Kalk - und Molasse - Ketten , ähnliche , wiewohl viel weniger breite und hohe Ketten aus, die sich allmälig in die Ebene der Lombardei verlieren. Auffallend ist es aber , dass dort der Kalk in seinem langen Zuge an einigen Stellen verschwindet , und dass die Nagelfluh fast ganz mangelt, daher auch das Granitgebirge , namentlich in Piemont, unmittelbar in die flachen Gegenden abfällt. 5 4 Beschreibung der einzelnen Berge. Säntis. Zwischen Appenzell und St. Gallen. Höchster Gipfel 7703' hoch. Kalkstein. Die höchste Spitze des Alpsteins, eines schönen üebirgsstockes , der durch das Toggenburger- thal von der übrigen Alpenkelte getrennt , und selbst wieder in drei gleichlaufende, durch einen Quergrat verbundene Felskamme zerlegt ist. Der Alpstein, gewöhnlich auch Säntis genannt, ist ausgezeichnet durch mehrere , von schroffen Felswänden eingeschlossene Tliäler, die theils mit malerischen Bergseen , theils mit den schönsten Triften geschmückt sind , und einen ächt alpini- schen Charakter an sich fragen. Der oberste Theil des eigentlichen Säntis tlieilt sich in zwei Gipfel, von denen der nördliche Gyrenspitz, der südliche , höhere , Säntis oder hohe Mesmer heisst. Den Einschnitt zwischen beiden Hörnern füllt eiu kleiner Gletscher. Da dieser Berg eine unermessliche Aussicht über die flachere und gebirgige Schweiz, über Würtemberg, Baden, das Vorarlberg und einen interessanten Anblick der nackten zerrissenen Massen des Alpsteins gewährt, wird er häufig und ohne alle Gefahr sowohl vom Appen- 6 zellerland als vom Toggenburg aus bestiegen. — Im August 1832 halte Oberst Buchwalder von Delsberg, der mit der trigonometrischen Vermessung der Schweiz beschäftigt war, ein kleines Zelt, worin er mit seinem Diener schlief, auf dem hohen Mesmer aufgeschlagen, und mehrere Tage vergeblich auf helles Wetter geharrt. Eines Nachmittags um 2 Uhr zog eine Gewitterwolke über den Alpstein hin; ein Blitz entlud sich auf die Stange, die das Zelt trug , fuhr über den Bedienten hin und verletzte den Ingenieur am Beine. Als dieser aus einer halbstündigen Betäubung erwachte , lag sein Bedienter blass und todt neben ihm, er selbst fühlte sich an der rechten Seite gelähmt und hatte kaum Kräfte genug, sich aufzurichten. Der dichte Nebel, in den der Berg jetzt eingehüllt war, machte seine Lage noch schrecklicher. Dennoch durfte er, da der Sturm fortwüthete und sein Zustand sich verschlimmern konnte, auch abgesehen von den schauerlichen Eindrücken , die ihn überwältigten, die Nacht nicht auf der Spitze des Berges erwarten. Er fasste also den verzweifelten Entschluss, auf dem kürzesten Wege über die steilen und beschneiten Wände des Säntis in’s Toggenburg hinabzusteigen, erreichte wirklich vor Einbruch der Nacht, zwar übel zugerichtet aber ohne weitere Unfälle das Dorf St. Johann, und liess dann am folgenden Tag den Leichnam seines treuen Begleiters zur Beerdigung herunter tragen. 7 Der Kalkstein , aus dem der Alpstein bestellt, enthält an vielen Stellen sehr zahlreiche und schöne Versteinerungen der Kreidebildung. Am östlichen Kamme des Alpsteius erheben sich , nur wenige tausend Fuss von einander getrennt , zwei Gipfel, der Kamor (5420') und der hohe Kasten, die man vom Weissbade im Canton Appenzell Inner Rhoden , sehr häufig besteigt, weil sie einen herrlichen Anblick des Rheinthaies, Bodensee’s, der Appenzeller- und Tirolerberge und der ganzen Alpkette darbieten. Am Kamor befinden sich zwei Höhlen , das sogenannte Wetterloch und die Krystallhöhle zu Kobelwies. Der alle Mann, ein dem Säntis gegenüber sich erhebender Gipfel, ist verwittert und zum Theil mit Schnee bedeckt. Er kommt diesem an Höhe fast gleich (7650'), und hat eine doppelte Kuppe, von denen die südliche sehr steil aufsteigt und im Jahr 1824 zum erstenmal von einem Wurzel- graber erklettert wurde. Die nördliche ist noch auf der Höhe mit schönen Alpenpflanzen bedeckt und leicht zugänglich. Merkwürdig ist an der Ostseite des alten Manns der mit Wasser und Eis erfüllte unergründliche Felsentrichter, Wildsee genannt!. Ein Hirtenknabe, der seine Tiefe untersuchen wollte, vernahm, als er an den Rand des Wassers trat, eine dumpfe Stimme , die ihm zurief. »Lass mich oder ich fass dich.« 0 Kuhfirsten oder die sieben Churfiirsten. St. Gallen. Höhe 7000Kalkstein. Der erste Name ist den Anwohnern des Berges gar nicht bekannt, der zweite wird nur im Tog- genburg gebraucht und scheint diesen Gipfeln, die der gemeine Mann Wallenstadterberge heisst und deren man mehr als sieben zählt, im vorigen Jahrhundert spassweise von Mönchen gegeben worden zu sein. Die Kuhlirsten bilden an der Südseite eine lange, kahle, schroff abfallende Mauer. Vom Wallensee, der ihren Fuss bespült, gesehen, erscheinen sie senkrecht abgerissen, weil man die einzelnen Stufen , auf denen sonnige und kräuterreiche Weiden liegen, nicht bemerken kann. Auf der sanft ansteigenden Nordseite werden sie bis zum Grate mit Kühen befahren. Von Quinten führt ein merkwürdiger Pfad, Gacht genannt (von gäh), an den uner- steiglich scheinenden Flühen hinauf zum Grat und von diesem in’s Toggenburg. Am Wallensee wird ein schöner schwarzblauer Marmor gebrochen , aus dem die Münsterbrücke in Zürich erbaut ist. Aus den Felswänden der Südseite stürzen an mehreren Stellen, z. B. unterhalb des lieblichen Bergdorfes Ammon , ferner bei Bättlis und bei St. Georgen, schäumende Bäche zu Tage, die theils in schauerlichen Schluchten von der Höhe des Grates herabfliessen, theils aus Höhlen hervorspringen, die sich in’s Innere des Berges fortsetzen. Bekannt wegen der Milde ihres Kli- 9 mas sind die wenigen bewohnbaren, dem Nordwinde durchaus unzugänglichen Terrassen am südlichen Abhang dieses Gebirges. A Speer. St. Gallen. Höhe 6230'. Nagelßuh. Der höchste Theil des Schänniserberges, und der höchste Nagelfluhberg der Schweiz. Er gewährt auf seinem Gipfel, der in 3'/ 2 Stunden von Wesen aus leicht erstiegen werden kann, eine unbeschränkte, höchst mannigfaltige Aussicht. Am Fuss des Schänniserberges, der bis zum Grate mit Niederholz bedeckt ist, läuft die Linlh vorbei. Auf der Anhöhe Biberlikopf erblickt man Eseber’s Denkmal. Bruchstücke dieses Berges sind die vielen Nagel- fluhblöcke, die im Eimmat- und Glattthale, theils auf der Oberfläche des Bodens, theils bis auf mehrere Klafter tief in demselben, angetroffen werden. So wie die rothen Ackersteine (Sernft- conglomerate), die von den Gebirgen zu beiden Seiten des Sernftlhales im Canton Glarus, und die Kalkblöcke , die von den Kuhfirsten, dem Mürt- schenstock, dom Glärnisch, den Wäggithalerber- gen u. s. w. herrühren , sind die genannten Nagelfluhblöcke in der letzten Katastrophe, welche die Erdrinde in unsern Gegenden erfahren hat, t 10 auf eine uns unbekannte Weise in die nördlich von jenen Bergen liegenden Thäler herunterge- fiihrt worden. Die altern Naturforscher lassen die Versetzung derselben durch einen grossen Schlammstrom vor sich gehen; einige neuere nehmen an, das ganze Land zwischen den Alpen und dem Jura sei einst von Gletschern erfüllt gewesen und diese haben die Felsstücke fortgeschoben oder bei ihrem Zurückziehen liegen lassen. Scesa plana. (Auch Cenciaplana oder Saxaplana, im Monfa- funerthal Scnnkopf , Schilan und Brandnerferner geheissen.) Zwischen Graubünden und dem Vorarlberg. Höhe 9131'. Kalkstein. Sie ist die höchste Spitze des Rhäticongebirges, welches Bünden vom österreichischen Montafuner- thal trennt, und bildet einen Felskopf, der aus nackten und zerrissenen Kalkmassen aufgethürmt und von Schneefeldern und Gletschern umlagert ist. Auffallender Weise finden sich auf dem Gipfel eine Menge Ueberreste von Meerlhieren, wie Korallen, Austern u. s. w. Am östlichen Abfalle der Scesa plana liegt in einem tiefen Felsbeckeu der in der Geschichte von Graubünden merkwürdige Lünersee (4500' ü. M.), dessen Gewässer der 111 zufliessen. Dieser Berg kann von verschiedenen Seiten in 5 — 6 Stunden erstiegen werden. 11 Graue Hörner. St. Gallen. Höhe etwa 8800 Kalkstein. Ein Kranz von kahlen, zerrissenen Felshörnern, die einen kraterartigen See, Wildsee genannt, utnschliessen , welcher keinen sichtbaren Abfluss hat und an der Südwestseite von einem Gletscher begränzt ist. Ein nur wenig begangener, dem Geologen höchst interessanter Pfad führt an diesem See vorbei in’s Gafarentobel und nach Weisstannen. An einem östlichen Vorberge öffnet sich das Drachenloch, eine schauerliche Höhle. Oest- Iich von den grauen Hörnern am Fuss des Monte- luna, eines andern Vorberges, entspringt in tiefer Felsschlucht die Heilquelle von Pfäffers. ilSiirtschenstock. Glarus. Höhe 7270'. Kalkstein. Wie die meisten Bergnamen, rührt auch dieser von der Benennung der obersten Weide (Mürtschen- alpe) her. — Er ist ein nach allen Seiten , besonders aber nach Ost und Süd schroff abfallender Gebirgsstock , dessen oberster Theil in mehrere steile Hörner ausläuft. Vom Wallenstattersee aus gesehen , stellt er sich als eine kahle aber imposante Masse dar. Gleich dem Tschingelspitz oberhalb Elm , in dem sich das Martinsloch befindet, ist einer seiner Zacken durchbrochen, so dass man vom See aus durch die Oeffnung den 12 Himmel und zweimal im Jahr die Sonne erblickt. An diesem Berge hat sich ein zwar schon oft bezweifelter aber doch ganz wahrer Vorfall ereignet. Ein Gemsjäger nämlich wollte , über einem Abgrunde schwebend , das Nest eines Lämmergeiers , die in dieser Gegend früher häufig waren , plündern , wurde aber von dem wüthenden Vogel ergriffen und rettete dadurch sein Leben , dass er sich an den Fels anlehnend , mit den Zehen sein Gewehr spannte und auf den Geier abdrückte. Am Fusse der uns zugekehrten Seite, aber noch in beträchtlicher Höhe, liegen zwei kleine Seen, die ihren Ursprung zwei quer das Thal durchziehenden FelsrilTen verdanken und unterirdischen Auslauf haben. Am nahen Silberberge sieht mau die Stollenmündungen eines früher im rothen Con- glomerat betriebenen Kupferbergwerkes. Der Mürtschenstock ist seiner Steilheit Wegen schwer zu besteigen. W elss- und Spitzmeilcn. Zwischen Glarus und St. Gallen. Höhe des erstem 7720 '. Kalkstein und Gips. Diese beiden, etwa fünftausend Schritte von einander entfernten Gipfel bilden das östliche, der Gulder , im Canlon Glarus , das westliche 13 Ende des Grates, welcher das Mühlibachthal vom Krauchthale trennt. — Am Weissmeilen bricht ein ausgezeichnet weisser Gips , der für feine Arbeiten benutzt wird. — Der Spitzmeilen erhebt sich östlich vom vorigen als ein Regel mit abgerundeter Spitze. Die Ersteigung desselben ist auch für Wildheuer und Gemsjäger halsbrechend ; es ist nur ein einziger Mann aus Glarus bekannt, der das Wagestück vollführt hat. — Der 7869' hohe verwitterte Gulder besteht aus grauem Kalk, und hat mehrere thurmähnliche Gipfel. (Siehe Schilt.) Hirzli. Glarus. Hohe 5090'. Nagelßuh. Ein Nagelfluhberg oberhalb Bilten , der von seinem steil aufspringenden Gipfel diesen Namen erhalten hat. Er wird wegen der ausgedehnten Fernsicht, die seine Spitze gewährt, häufig bestiegen. Fronalpstock. Glarus. Höhe etwa 7300 / . Kalkstein. Eine bis an den Gipfel schön begraste Pyramide, vom Schilt durch einen Sattel, vom Mürt- scheustock durch eine tiefe Felsenschlucht getrennt. Von seinem Gipfel erblickt man in Nord- 14 Osten die farehtharen Wände des Mürtseben nd kann die merkwürdige Ueberstürzrag nd Un- biegnng seiner Schichten sehr nt beobachten. Der häafia wiederkebrende >äme Frtxwlp (in Schwyz Froonalp) bedeutet Herrenalp, Tersd. Frohnleichnam , d. i. Leib des Herrn ; Frobn- dienst. d. i. Herrendienst. Schilt. Glarus. Höhe 7370'. Eantntacn Ein raoher r wenn schon nicht not an fruchtbarer Berg. der sieh dem Glärnisch gegenüber aof der andern Seite der Linth erhebt and mit diesem dem Thale einen etwas düslern Charakter zibt. Aaf seinem Gipfel übersieht man die X. O. Schweiz and erblickt in der Ferne einen Theil des Bodensees. An der westlichen Seile dieses Berges bemerkt man tiefe Spalten , die das schöne Dorf Enneda mit grossem Unheil bedrohen. Merkwürdig für den Geognosten ist hier der rothe Schiefer, der stellenweise in den Kalkstein «erläuft. — Die bisher für den Golder gehaltene Spitze ist wahrscheinlich der östliche «on den drei Gipfeln der breiten Masse des Schills. Er erhebt sich an der Ostseite dieses Berges über dem Mnrgthaie. h iUn.srrii«r^r. St C«n~wW| SaßbH:&iH&r Ein hoher Gnl wt litie« GipfeU necke« dem Kalleuser- und 'Vejsstaniientiial. der mit der SeMe zusammenhängt. Abi sädlütea F»s dieser Bene ende! ia nie kesselartige Erwite- nB2 das merkwürdige, ia friken leite» bewohnte , jetzt ganz »erlassene Kalfesserthal. h dessen Biatemiad nahe am Sardenagletseher noch reberreste ie» Gebäuden za sAe» and. — Zahlreiche ’ VnmeltlüHe bevölkern seswiirtb die begrasten Abhänge dieser Berge. — Ein Fassweg fährt äher die Kalfeuserherge awf der eine* Seile ins Wetsstannenthal and aaeh Sazgans, aaf der andern nach Matt im Sernfthal. Ringelkopf, romanisch Piz-Bargias. 7 m im ha*. Sc i» imi£ fitaaäötnitHL Stltie S63C' SalüsttHfi. Dieser Berg trennt das Kalieusertbal rem Vorder- Rheinthal. Sein Gipfel, den der Giaser- etetscher umlagert, hat die Form einer Festung und ist, da er alle benachbarten Gebirge bedeutend überragt, nach Vord, Ost und Süd aas grosser Ferne sichtbar. An seinem Südabhang hegen ausgedehnte Karre nfelJer. 16 Köpfeustock. Zwischen Glarus und Schwyz Höhe 5000'. Kalkstein. Ein Berg zwischen dem Linth - und Wäggi- thal, südlich vom Hirzli. Er hat seinen Namen von der kopfiihnlichen Fluh , die seinen Gipfel bildet und den Berg leicht erkennbar macht. — Am Ausläufer dieses Berges, oberhalb Urnen , öffnet sich ein merkwürdiges Mondmilchloch , in welchem Trümpi’s Glarner-Chrouik zu Folge versteinerte Knochen von Raubthieren gefunden worden sind. Rautispitz. Glarus. Höhe 6970'. Kalkstein. Der äussersle Vorsprung und einer der höchsten Gipfel der Wiggiskette. Er ist mit schönen Alpen bekleidet und bietet auf seiner Spitze eine ausserordentliche Fernsicht dar. An seiner nördlichen Abdachung liegt im Schwändithal der Obersee, und etwas tiefer der kleinere Niedersee , dessen verborgener Ausfluss weiter unten an einem steilen Abhang unter dem Namen Rauli- bach schäumend hervorstürzt und einem Silber- Streifen gleich in’s Linththal herabhängt. 17 Wiggis. (Spr. Wihggis.) Glarus. Kalkstein. Eine Gebirgskette, die sich längs der Nordseite des Klönthaies vom Linthlhal nach dem Rädeteu- stock hinzieht. Ihre hohen , schroffen , selten mit Gesträuch bedeckten Wände bieten an der Nordseite hei jedem Schritt ein interessantes Bild wilder Gebirgsnalur dar. Die Gipfel dieser Kette, der Rautispitz und die hohe Scheien oder Schyen (6957') , beide von Süden her leicht und ohne Gefahr ersteigbar , gewähren eine wundervolle Ansicht der 6000' hohen Nordwand des Glärnisch und einen freien Blick auf die Glarnerthäler und die flachere Schweiz. Im Jahr 1762 brach ein Theil des zum Wiggis gehörenden Sonnenberges ein und zerstörte einen beträchtlichen Wald , der indessen glücklicher Weise das Fortrollen der Felsmassen hemmte. Furchtbar ist die Wirkung der häufig von seinen Höhen gegen Nettstall und die Umgegend herabgleitenden Schneelauinen und des durch ihren Sturz hervorgebrachten Luftdruckes. So wurden z. B. am 17. Januar 1839 durch eine Lauine die Fenster der beiden Kirchen zerstört, viele Häuser abgedeckt und eine grosse Menge Bäume entwurzelt. Tliierbcrg, od. Trebscrn , od. Ahornkamm. Zwischen Glarus und Schwyz. Höhe, etwa 6000'. Kalkstein. Ein Grat, der sich über der kesselartigen Ahornalpe erhebt , nach Nord schroff abgerissen ist, und sich durch das Bockmatteli an den Scheinberg anschliesst. Bockmatteli. Zwischen Glarus und Schwyz. Höhe 5740'. Kalkstein. Dieser östliche Felsvorsprung des Scheinbergs gehört zu der llergketle, die durch den Thierberg nach Näfels hinläuft. Er kann vom Dorf Hinter- Wäggithal aus in etwa drei Stunden ersfiegen werden, und gewährt als eines der äussersten Bollwerke der Alpenkette nach Norden einen freieu überraschenden Blick auf den Zürichsee und die ganze ebene Schweiz. Zu oberst auf dem Grate wohnt in einem ganz niedrigen Stein- hüttchen, einem Murmelthier gleich, ein fröhlicher Ziegenhirt, der die Einsamkeit , in der er sorgenfrei regiert, durch muntern Gesang belebt, und dem Wanderer allen seinen Speisevorrath , Milch und Geisskäse , gastfreundlich anbietet. Das Bockmatteli ist eine der nächsten Höhen gegen Zürich , wo der Botaniker eine bedeutende Zahl Alpenpllanzen sammeln kann. Scheinberg;. Zwischen Glarus und Schwyz. Höhe 6500'. Kalkstein. Im Gebirge zwischen dem Linth - und Wäggi- Ihal. Er ist nach dem Dorfe Hinter - Wäggilhal sehr steil abgerissen , und stellt sich vom Kuss bis zum Gipfel als eine breite Felswand dar, die wegen ihrer rölhlichten Farbe und ihres Schimmers bei der Abendbeleuchtung diesen Namen trägt. Der Scheinberg ist vom Dorfe Wäggithal aus leicht zu besteigen und gewährt eine prachtvolle Aussicht. Pfannenstiel. Zürich. Höhe 9380'. Sandstein und Mergel (Molasse). Der höchste Punkt des auf seinem Kücken mit Wald bedeckten Höhenzuges zwischen demZürcher- und Greifensee. Er gewährt eine freie Aussicht nach den Alpen und einem grossen Theil des Cantons Zürich. Hohe Schcien. (Siehe Wiggis.) Zlndlen- oder Zinglenspitz. Schwyz. Holte etwa 6000'. Kalkstein. Vielleicht trägt dieser Berg seinen Namen von der obersten Alpe , den Cingeln oder Zindeln, 20 vielleicht ist derselbe auch von seiner Form hergenommen , die mit einem aufrechtstehenden Blatte oder einer Zunge (Zünglispitz) Aehnlichkeit hat. Uebrigens ist zu bemerken, dass die nadel- förmigen Bergspitzen in den scandinavischen Gebirgen tind heissen. — Er bildet die Fortsetzung des Fluhbrig. Obgleich er unzugänglich scheint, ist er von Hinter - Wäggithal aus in drei kleinen Stunden ohne Gefahr, wenn schon nicht ohne Beschwerde, zu ersteigen. Neben einer schönen Fernsicht geniesst man auf dem Zindlenspitz einen höchst interessanten Anblick der vielen nahe liegenden , von allem Graswuchs entblössten Gräte und Felsflächen. In südlicher Richtung hat man eine ganz kahle Ebene, die diesen Berg mit dem Rädetenstock verbindet und nach Nord sich absenkt, zu den Füssen. In der Alpenansicht von Zürich erscheint dieselbe sehr täuschend oft als Schneefeld ; dann wieder als Gletscher und zuweilen als Steinwüste und in unmittelbarem Zusammenhang mit den höchsten Felswänden des Glärnisch, von denen sie jedoch durch das Klönthal getrennt ist. Der Grund, warum dieses grosse Felsenfeld, wenn es mit Schnee bedeckt ist, von weitem einem zerspaltenen Gletscher ähnlich sieht, liegt in der furchenartigen Auskerbung seiner Oberfläche. Im Sommer des Jahres 1822 verstieg sich Major H . . . von Schwyz , der der Jagd wegen nach Wäggithal gekommen war , an diesem Berge. Zwei Tage und zwei Nächte musste er beständig, den Tod vor Augen, auf einem schmalen schlüpfrigen Grasband ausharren. Um sich den Leuten im Thal bemerkbar zu machen , band er sein rothes Nastuch an den Ladstock seines Gewehres und schwenkte es hin und her. Zu seinem Glücke wurde es endlich wahrgenommen , und drei gewandte Felsenkletterer machten sich mit Stricken und Leitern auf, ihn zu befreien. Die Rettung gelang in dem Augenblick, wo H . . . , nach eigenem Geständnisse , vom Schwindel ergriffen und dem Herabstürzen nahe war. Vrenelis Gärtli. (Siehe Glärnisch.) Aubrig f der grosse und kleine. Schwyz. Höhe des grossen, etwa 5000 / . Kalkstein. Zwei fruchtbare Berge , Albrige (Alpenberge) , wie sie früher hiessen , zwischen dem Sihlthal und Wäggithal, die nach Nordwesten steil abfallen. Der grosse Aubrig, der das Wäggithal durch sein Vortreten so verengt, dass man durch eine Schlucht in den hinter ihm liegenden flachen Thalboden gelangt, verleiht der Gegend einen bedeutsamen alpinischen Charakter. Sein Fuss ist mit Lerchen bekleidet, deren Holz sehr fein und geschätzt ist. Es ist auffallend, dass dieser Baum sonst nir- 22 gends in den Glarner- oder Schwyzerthälern angetroffen wird. — Die Aubrige wurden wegen der grossen Menge versteinerter Austern , Jakohs- muscheln, kugelicbler Schwefelkiese u. s. w., die mau auf ihnen findet, schon von den altern Naturforschern besucht. An dem südlichen Fusse der Aubrige vorbei führt ein Weg aus dem Wäggithal nach Eiu- siedeln. Glärnisch. tilarus. Höhe des "Wasserbergcs 8962'. Kalkstein. Der Glärnisch ist in Beziehung auf grossartigen Bau , schöne Form der einzelnen Partien , und malerische Vertheilung der Eisflächen auf seinen Höhen, der interessanteste unter allen von Zürich aus sichtbaren Gebirgsstöcken. Was ibm aber für das Auge noch einen besoudern Reiz verleiht, ist der mannigfaltige Wechsel der Beleuchtung seiner Schnee- und Felswände. Er liegt 10—12 Stunden von Zürich entfernt , und erhebt sich 7700 Fuss über den Spiegel des Zürichsees. Am Fuss seines östlichen , 7020 Fuss hohen Absatzes , welcher der vordere Glärnisch, genannt wird , liegt der Flecken Glarus. Die würfelförmige , mit Schnee bedeckte östliche Kuppe, heisst Vrenelis Gärlli; die mittlern Gipfel werden Ru- 23 chen, Hangele und Wasser - oder Feuerberg genannt. Das -westlich hervorragende Horn, der Bächistock, bildet den höchsten Gipfel. — Ein gefahrloser Weg auf den Ruchi-Ghirnisch führt aus dem Klönlhal durch den auf der Westseite des Berges sich öffnenden Engpass zu der Rossmattalp , auf deren unterm Staffel man in einer Sennhütte übernachten kann. Hier befindet man sich unmittelbar am Russe des Glärnisch und erblickt in der Nähe die Eisthürme des der Stadt Zürich am nächsten liegenden Gletschers, und weiter entfernt die wunderbaren Karrenfelder der rundlichlen Silbern. Ueber Gras- und Schieferabhänge und einige steile Schneefelder gelangt man unter dem Genüsse höchst imposanter Ge- birgsansichten auf den Grat des Berges , von dessen Rand man in einer Tiefe von etwa 6000 Fuss den dunkeln Klönthalersee wahruimmt, in den sich die nördliche nur von wenigen Rasenbändern unterbrochene Seite des Glärnisch abstürzt. Um vom Grate auf den Rüchen zu kommen , steigt man wieder auf den Gletscher hinab, wandert auf demselben eine kleine Strecke fort und gelaugt dann über Fels- und Schiefertrümmer zur Spitze f8888'). Die Aussicht von diesem Punkte ist zwar durch die nahen höhern Gipfel theilweise gedeckt, aber immerhin ausgezeichnet und für die Anstrengung lohnend. — Der Bächistock , dessen Rücken mit einer hohen Schnee- und Eisdecke belastet ist, die den Hauptgletscher 24 im Sehooss des Berges nährt, kann nur von der Nordseife und nicht ohne viele Beschwerde und Gefahr erstiegen werden; auch das Vrenelis- Gärtli ist nicht leicht zugänglich. — Der Name Vrenelis Gärtli knüpft sich an eine Sage, die indess nur noch in Bruchstücken vorhanden ist. Ein fahrender Schüler, so wird erzählt, habe den Türlersee , der am westlichen Fuss des Albis liegt, abgraben wollen. Als er mit der Arbeit schon weit vorgerückt gewesen , sei er als ein gefährlicher Neuerer von einem nach Maria Ein siedeln wandernden Pilger im Namen Gottes und Christi angerufen, und auf die eisbedeckte Höhe des Glärnisch gebannt worden , mit der Weisung, er möchte sich dort einen Garten anlegen. Eine zweite , sich auf diese Bergkuppe beziehende Sage ist der bei den Clariden angeführten ganz ähnlich. So fest gebaut er auch scheint, so hat der vordere Glärnisch die Bewohner von Glarus oft mit » Gefahr bedroht. Schon in früherer Zeit hat dieser Riese , Tschudi’s Chronik zu Folge , nach dem Flecken und der Umgegend zu wiederholten Malen mit Steinen geworfen. Im Jahr 1593 und 1594 stürzten, durch Erdbeben in Bewegung gesetzt, und Wälder und Weiden zerstörend, furchtbare Kalkblöcke von seinen steilen Wänden gegen den Flecken herab. Auch in der jüngsten Zeit haben sich mehrere Felsbrüche ereignet, aber glücklicher Weise ohne Schaden für das Thal, 25 da eine unten am Borg befindliche Schlucht die herabrollenden Massen auffing. Der Glärnisch ist in neuerer Zeit in wissenschaftlicher Absicht von Herrn Professor Heer, in künstlerischer von Herrn Zeller - Horner im Balgrist bereist worden. Rüchen. (Siehe Glärnisch.) Rädetenstock oder ülutteriberg. i ^ (Spr. Rähdetenstock.) Zwischen Schwyz und Glarus. Höhe 711 1'. Kalkstein. Die obersten Alpen auf der Nord- und Südseite dieses Berges heissen Rädetenalp und Mutterialp; daher seine Benennung. Muttern (meurn multe- lina) ist das vorzüglichste Rindviehfutter , das auf den Weiden der Mutterialp in grosser Fülle wächst. Der Rädeten- oder Rädertenstock erhebt sich im Hintergründe des Wäggithales , und ist der höchste unter den dieses Thal begrenzenden Bergen. Mit Ausnahme der Rädetenalpe ist sein Nordabhang ein jäh abfallendes Schratten- oder Karrenfeld mit Gräten und Rinnen, die sich nirgends in den Alpen so ausgebildet zeigen. Auf dieser weiten Fläche ist weder eine Spur von Vegetation noch eine Quelle bemerkbar. Das Tagwasser verliert sich durch die Karren in das 2 26 Innere des Berges und kommt dann am Fuss desselben , nachdem es sich in den Klüften gesammelt, in vereinigter Masse zum Vorschein. — Merkwürdig ist die etwa eine halbe Stunde von Hinter-Wäggithal am Fusse dieses Berges hervorsprudelnde Quelle. Etwa 200 Fuss über der Ebene tritt aus einer Kluft, bei trockenem Wetter ruhig fliessend, nach Begenwetter aber mit Gebrüll und in zehnfacher Stärke hervorbrechend, der sogenannte Hundsbach in ein tiefes Felsenbecken, aus dem er sich in den Thalboden stürzt, wo er nicht selten grosse Verheerungen anrichtet. Vor einigen Jahren schwamm ein verwegener Tiroler , der bei der Reparatur der Kirche zu Hinter-Wäggithal beschäftigt war , bei niederm Wasserstande durch das Felsenthor, und machte, als er nach einigen Minuten halb erstarrt zurückkehrte , seinen Begleitern eine schauerliche Beschreibung von einem unterirdischen See und hohen Gewölben im Innern des Berges. — Der uns viel näher stehende Rädetenstock scheint, mit blossem Auge betrachtet, mit dem Glärnisch zusammenzuhangen. Nur wenn etwa Nebel durch den Zwischenraum emporsteigt, kann eine Trennung deutlich bemerkt werden. Zwischen diesen beiden Gebirgen liegt das stille Klönthal mit seinem lieblichen See , in dem sich die schroffen Felswände des Glärnisch wundervoll abspiegeln. — Imposant ist auf dem Gipfel des Rädeten der Anblick der Alplriften , furchtbaren Abstürze , 27 blauen Gletscher und blendenden Schneezinnen des herrlichen Glärnisch. Schönenboden. Schwyz. Sandstein und Mergel (Molasse). Eine östliche Fortsetzung des Etzels zwischen dem obern Zürchersee und dem Sihlthal. Er bildet einen breiten mit Waldung und schönen Weiden bekleideten Rücken. Klein Aubrig. (Siehe Aubrig.) Bächistock. (Siehe Glärnisch.) Etzel. Schwyz. Höhe 3402'. Sandstein und Mergel (Molasse). Ein bewaldeter Bergrücken zwischen dem Zürchersee und der Sihl, über den die Landstrasse von Rapperswyl nach Einsiedeln führt. Vom Gipfel des Hoch-Etzels sieht man auf der nördlichen Seite den ganzen Zürchersee mit seinen belebten Ufern zu den Füssen und überschaut auf der südlichen die Sihlthäler und die sie um- gränzenden Höhen. •28 Fluhbrig oder Diethelin. ___ P Schwyz. Höhe 6385'. Kalkstein. Dieser Berg trennt die Hintergründe des Wäggithales und des Sihlthales , und hängt im Süden durch einen hohen Felsgrat mit dem Drus- berg zusammen. Nach Nord und West fällt er steil , im Osten aber fast senkrecht gegen das Wäggithal ab. Von Zürich aus kann man indessen seine kühne und ausgezeichnete Form nur bei günstiger Beleuchtung wahrnehmen. Unter seinen drei Gipfeln ist der mittlere und höchste einer abgestumpften Pyramide ähnlich. Rechts von diesem erhebt sich ein Felszacken, Kammli genannt, der seiner Steilheit ungeachtet einem schwindelfreien Kletterer nicht unzugänglich sein soll. — Der Fluhbrig lässt sich vom Sihlthal aus auf zwei verschiedenen Wegen in 3 — 4 Stunden ersteigen. Der kürzeste, aber mühsamste, zieht sich auf der Nordseile durch eine wilde , mit Schult angefüllte Schlucht, Gartenbett geheissen, und über ein Karrenfeld steil aufwärts; ein zweiter umgeht den Berg und führt von einem Rasenabhang zum andern, auf einen etwa hundert Schritte langen scharfen Kamm, der den Gipfel bildet. Schauerlich ist hier der Anblick der kahlen Felsen des Wäggithales und der drohenden Wände des Glärnisch und des Riseltstocks. Südlich sieht man in ein ödes Tobel hinab, in dem ein Arm der Sihl entspringt. Gegen Nord und Nordwest 29 bietet die freie Lage des Berges eine unbegränzle Aussicht in das flache Land dar, in dem der Zürcher-, Greifen- und Pfäfflkersee erglänzen. Gerne verweilt das Auge auf den bewaldeten Höhen und freundlichen Matten des Sihlthales. — Am Diethelm gibt es zwei Höhlen, das sogenannte Gold- und das Silberloch , wo nach der Behauptung der Hirten der Venediger (ein Schwarzkünstler aus Venedig) noch vor Kurzem grosse Klumpen der edlen Metalle aus dem Innern des Berges hervorgeholt hat. — Nahe am Fuss des Berges findet der Wanderer beim Kaplan des Dörfchens Studen Unterkommen , und auf dem Fluhbrig selbst in der Hütte des grossen Tys (Matthias), des ersten Sennen , der es gewagt hat, Rindvieh auf den steilen Blanken zu weiden , Alpenkost und Heulager. — Der Wärispilz , Faulberg und Fläschlispitz sind Gipfel der östlichen Fortsetzung des Fluhbrigs ; sie trennen den Hintergrund des Wäggithales vom östlichen Zweige des Sihlthales und bestehen aus Kalkschiefer und Sandstein. Kammli. (Siehe Fluhbrig.) Ilausätoek. Ziwischen Glarus und Bünden. Höhe 9771'. Sandstein (Numuliten 8.). Der Hausstock ist ein Gebirgsknoten, der nach Nord mit dem Freiberg, nach West mit dem Ki- 30 stengrat, nach Südost mit dem Vorabberg in Verbindung steht. — Herr Professor Heer in Zürich bestieg mit einigen Führern diesen Berg im Jahr 1832, indem er von Matt aus den gewöhnlichen Weg auf das Hexeneck, den höchsten Punkt des Panixerpasses (7462') verfolgte. Von hier aus betrachtet erhebt sich der Hausstock majestätisch aus den ihn umlagernden Eisfeldern. Seine Seiten sind aber so steil , dass man an der Möglichkeit , auf seine Spitze gelangen zu können , verzweifelt. Vom Hexeneck schreitet man über einige sehr zerklüftete Gletscher zu einem fast schneefreien Grate (8400 1 ), der mit Aretien, Ranunkeln und Saxifragen dicht besetzt ist. Auf diesem steigt man zum kegelförmigen Gipfel, zu dessen Fuss ein gewagter Sprung über einen das Eisfeld quer durchziehenden Klack führt. Dann klettert man an den glatten Schneewänden aufwärts , in beständiger Gefahr auszuglitschen und von der gähnenden Gletscherspalte verschlungen zu werden. Hat man den obern Grat erreicht , so arbeitet man sich mit Händen und Füssen zur höchsten Spitze empor. Hier lohnt ein freier Blick in eine grossartige Gebirgsnatur den Wanderer reichlich für die überstandenen Beschwerden. Nach Süden liegt unmittelbar zu seinen Füssen , in schauerlicher Tiefe , das enge mit Eis erfüllte Sedesterthal. Ueber dieses , so wie über das entferntere Rheinthal weg, sieht er die rhätischen Berge Reihe an Reihe und mit 3i unzähligen Kuppen und Spitzen bis an den Horizont hin sich über einander erheben. Gegen Norden schweift der Blick über das ganze Glarner- Hochgebirge und Theile der Kantone Zürich und St. Gallen. Gegen West und Südwest fhürmen die kolossalen Massen des Tödi , der Clariden und des Glärnisch sich auf, zwischen denen die Berge des Berneroberlandes durcbblicken. Den Osten nehmen die vergletscherten Hochflächen des Vorab, des Sardona, des Calanda und viele weit entlegene Gipfel ein. — Auf der Spitze des Hausstocks ist eine kleine, etwas nach Süden geneigte Ebene, auf der zwischen kahlen Felsen noch die aretia poenina blüht. — Einige Ballen Schnee, welche die Wanderer zur Belustigung über die steilen Abhänge hinabrollten, vergrösser- ten sich während ihres Laufes in’s Ungeheure und fielen als donnernde Lauinen in die Alpe Wichlen hinab. Das merkwürdige Schauspiel des Lauinensturzes konnte so ohne Gefahr in der Nähe beobachtet werden. „ Wärispitz. (Siehe Fluhbrig.) Faulberg. (Siehe Fluhbrig.) 32 Riselt- oder Griseltstock. Zwischen Glarus und Schwyz. Höhe 8385'. Kalkstein. Ein Bergrücken , der die Glärnischkette nach Westen fortsetzt. Seine östliche verwitterte Kuppe, die ihren Namen von rieseln erhalten hat , ist wahrscheinlich noch nie bestiegen worden und erscheint von Zürich aus gesehen als eine fast senkrechte Felswand. Der westliche niedrigere Gipfel wird von den Glarnern mit Recht Faulen genannt; denn er zeigt sich von mehreren Seiten als eine morsche, faule, gleichsam in Trümmern zerfallende Steinmasse , die kein grünes Fleckchen trägt und schwärzlichgrau aussieht. Auf den Faulen kann man von der hintern Seite vom Dorfe Linththal aus gelangen. Obgleich sich der Weg bald an schroffen Felswänden hiuzieht , wo ein einziger Fehltritt den Tod brächte , bald über rauhe Karrenfelder führt, so wird der Berg nicht selten an Sonntagen von ganzen Gesellschaften von Thalbewohnern, worunter sich auch Weiber befinden, zum Vergnügen erstiegen. Die Aussicht von der Kuppe ist eben so ausgedehnt als mannigfaltig. Zwischen der Silbernalp und dem Riseltstock öffnet sich in schwindelerregender Tiefe eine grause , mit Felstrümmern angefüllte Schlucht. — Ungeachtet der Berg bedeutend in die Eisregion hinaufragt, so ist er doch in den warmen Monaten gänzlich von Schnee befreit. 33 Faulen. (Siehe Riseltstock.) Fläschlispitz. (Siehe Fluhbrig.) V Silbern. Zwischen Schwyz und Glarus. Kalkstein. Ein hoher Gebirgsrücken , der oft im heisse- sten Sommer seine silberglänzende Schneedecke nicht ganz verliert. Er steht südlich vom Brägel, zwischen dem Drusberg und dem Pfannstock. Auf seiner Höhe liegt ein sogenanntes Schratten- oder Karrenfeld , ähnlich demjenigen zwischen dem Zindelspitz und Rädetenstock. Man kann von Zürich aus die merkwürdig gestaltete Oberfläche dieses Abhanges vermittelst eines Fernrohres leicht erkennen. Sie besteht nämlich (siehe Hirzeis Alpenwanderungen ) aus enge an einander gereihten Felsgräten, auf deren messerscharfen Kanten oder Rücken der Bergsteiger balancirend fortschreiten muss. Es bedarf dabei sehr vieler Uebung und Vorsicht, um sich nicht zu verletzen oder gar ein Glied zu brechen. Die Zwischenräume von einem Rücken zum andern sind , so wie die Gräle selbst, sehr ungleich ; oft so enge , dass man sich den Fuss darin einklemmen kann, bald aber auch so weit, dass kleine Häuser darin Platz hätten , und von solcher Tiefe, dass sie eigentliche Höhlen bilden und in Schachte sich enden, in denen man hineingeworfene Steine lange rollen hört. Nirgends in den Alpen findet man diese Felsstruktur so ausgezeichnet wie auf den Wäggithaler Bergen. Die Ursache dieser merkwürdigen Erscheinung liegt einerseits darin , dass das über den Kalkstein herabfliessende Wasser im Laufe von Jahrtausenden sich tiefe Rinnbetten einschneidet und anderseits , dass durch dasselbe Mittel die Ab- sonderungsflächen des Gesteins erweitert und bis tief in den Berg hinein ausgehöhlt werden. Scheienstock oder Ohrstock. Zwischen Eri , Schwyz und Glarus. Kalkstein. Ein kahler Fels, der mit zwei steilen Gipfeln, die spitzen Ohren gleichen , aus der Glattalp emporsteigt. An seinem östlichen Fuss liegt das Stachelbergerbad. Pfannstock. «. Zwischen Schwyz und Glarus. Höhe 7960'. Kalkstein. Dieser westliche Nachbar des Riseltstockes steht im Hintergründe einer Verzweigung des Klön- thales , und erhebt sich pyramidenförmig über der Karrenalp , einer gräulich öden , von jeder Vegetation entblössten Steinwüste. Scliindellegi. Schwyz. 35 Ein Bergpass , welcher über eine Fortsetzung des Etzels vom Zürchersee nach dem Sihlthale und Maria Einsiedeln führt. Der Pass und das Dörfchen dieses Namens sind durch die Gefechte zwischen den Schwyzern und Franzosen am 2. Mai 1798 merkwürdig geworden. Saasberg. Zwischen Glarus und Schwyz. Kalkschiefer. Ein zur Kette des Drusberges gehörender Gipfel, an dessen südlichem Fuss der Bragelpass vorbeiführt. Neben seinem Ostabsturz geht ein Viehweg aus dem hintern Klönthal ins Sihithal herüber. Ein kleiner lieblicher Alpsee liegt auf seiner Nordseite. Twäriberg. Schwyz. Kalkschiefer. Dieser Berg , an dem sich eine grosse Höhle befindet , ist einer der zahlreichen Stöcke zwischen den beiden östlichen Armen des Sihlthals. 36 Selbsanft, romanisch Grcpliun. Glarus. Höhe 6760'. Kalkstein. Dieser nördliche mit Eis bedeckte Ausläufer des Bifertenstockes , stellt sich im Hintergründe des Linththales als eine nackte, schauerliche, fast senkrecht ansteigende Pyramide dar. An seinem westlichen Fuss liegt die untere Sandalp und die viel besuchte Pantenbrücke , die über einen 196 Fuss tiefen Abgrund Führt. — Vor längerer Zeit wurde auf einer steilen schmalen Grasblanke ein Schafhirt mit seiner Heerde eingeschneit , und als der Schnee zu rutschen anfing , in die grässliche Tiefe geführt. Seither ist die Befahrung jener Weide obrigkeitlich verboten und der Selbsanft ausschliessliches Eigenthum der Gemsen geworden. Die Jäger besteigen diesen Berg von der S. W. Seite. Drusbcrg. . Schwyz. Hohe 6990'. Kalkßchiefer. Vom Dros, der Alpenerle (Betula viridis), die in Menge auf ihm wächst, so genannt. Dieser sehr verwitterte Berg liegt in der Kette zwischen den Sihlthälern und dem Muotathal. Von der nördlichen Einsenkung und dem mehrmaligen 37 Bruche der Schichten rührt die auffallende Form seines Gipfels her , den man mit einer Wendeltreppe vergleichen kann. Im Profil, von S. 0. her gesehen , erscheint der oberste Theil des Berges als ein sehr schmaler und scharfer Grat. Man findet auch wirklich auf der Spitze , wo indessen noch Schafe weiden, kaum ein Plätzchen zum ruhigen Aufenthalt. Herr Zeller - Horner zeichnete im Jahr 1830 auf diesem Punkte ein 8' langes unvergleichlich schönes Panorama. Diesem Berg wird zuweilen fälschlich der Name «Miesern ” gegeben, der einem niedrigem von Zürich nicht sichtbaren Rücken zukommt. — Der Drusberg , an dessen nördlichem Fuss die Sihl entspringt, lässt sich vom Weiler «im Waag” im Sihlthale in 4 — 5 Stunden ersteigen. Zwischen ihm und der Silbern führt der Bragelpass aus dem Muotathal ins Klönthal. Der Forstberg ist ein hoher Gipfel der westlichen Fortsetzung des Drusberges. Forstbcrg. (Siehe Drusberg.) Bifertenstock. (Spr. Bihfertenstock.) Zwischen Bünden und Glarus. Kalkschiefer. Der östliche Gipfel dieses hohen Rückens heisst Platalva, der westliche mächtigere Durgin. Der 38 -fr Biferten erhebt sich südöstlich vom Tödi und ist von ihm durch ein weites vom Tödifirn ausge- fülltes Thal getrennt. Durch einen langen beeisten Grat hängt er mit dem Selbsanft zusammen. Er ist oben mit einem glänzenden Firnfeld bedeckt, das sich in der Abendbeleuchtung besonders schön ausnimmt. Auf der Nordseite steigt von seinem Nacken der Limmerngletscher herab , dessen Abfluss durch das Limmerntobel, einen der furchtbarsten Schlünde im Alpengebiete , strömt, und sich oberhalb der Panten- brücke mit dem Sandbach vereinigt. Clariden. Zwischen Glarus und Uri. Kalkstein. Ein hohes , grösstentheils begletschertes Gebirge , dem die romanischen Bündner wegen der blendend weissen Schneeflächen , womit seine Südseite belegt ist , diesen Namen gegeben haben. — Die breite Firnebene links vom Tödi, ist der äusserste Theil des Claridengrates, welcher sich vom Altenoren oberhalb der untern * Sandalp bis zum Scheerhorn in der Richtung von Osten nach Westen erstreckt. Zwischen diesem östlichen Ende der Clariden und dem Tödi liegt ein weites Thal , das durch die Expeditionen Hegetschweilers und seiner Nachfolger bekannt < 39 geworden ist, und die obere Sandalphiitte in seinem Schoosse birgt. Westlich folgen mehrere unbenannte Höhen , die sich an den Tödi anzulehnen scheinen, und deren Nordseite so steil ist, dass wenig Schnee an ihnen haftet. Dann erhebt sich mit Eis bedeckt der Geissputzistock (9840') und neben ihm eine Reihe hoher Gipfel, deren äusserster nach -Osten , Kammlistock genannt, sich an das Scheerhorn anschliesst. Auf der hintern Seite dieses Grates breitet sich zwischen dem Tödi , Catsarauls , Hüfistock/ und Scheerhorn / ein etwa 5 Stunden langes und 2 Stunden breites Eismeer aus, von dem durch die Lücken der hohen Felsumzäunung mehrere Gletscher in die Glarner-, Bündner- und Urnerthäler hinabziehen. Dieses Eismeer ist seiner Zerklüftung wegen gefährlich zu bereisen und daher bis jetzt nur von Gemsjägern und Schafhirten betreten worden. Im Jahr 1835 gelang es indessen Herrn Zeller-Horner im Balgrist vom Sandgrat aus die Mitte desselben zu erreichen , und von der Höhe, die das Kärstelenthal vom Sandalpthal trennt, eine Zeichnung jener so wundervollen Gebirgswelt zu entwerfen. Sehr alt ist die Sage , welche die am Fuss der Clariden wohnenden Hirten über die Verwandlung dieser einst so grasreichen Höhen erzählen. Ein übermüthiger Hirt, sagen sie, habe, während er seine Mutter hungern liess , seine Geliebte verschwenderisch bewirthet und sogar 40 den Weg zur Sennhütte mit Käsen gepflastert. Unter den Verwünschungen der erbitterten Mutter sei die Hütte mit der ganzen Alpe versunken und Schnee und Eis von den Berggipfeln herabgerückt. Den Naturforscher Scheuchzer versicherte im Jahr 1705 der Priester im Schächen- thal, er habe selbst in seiner Jugend tollkühner Weise den von der Erde verschlungenen Sennen auf der Stelle, wo die Hütte gestanden, angerufen , und dadurch zu seinem grossen Schrecken ein solches Beben der Erde veranlasst, dass er von den hin - und herrollenden Steinen beinahe erschlagen worden wäre. — Derselbe Naturforscher erzählt an einer andern Stelle , er habe aus dem Munde der Aelpler gehört, dass man auf der Sandalp aus der Höhe bisweilen eine wunderbare Musik, suavissimum musicorum sonorura concentum in aere, vernehme. Diese in neuerer Zeit häufig belächelte Angabe hat vor einigen Jahren ihre vollkommene Bestätigung gefunden. Herr Obristlieutenant Weiss aus Zürich erstieg bei starkem Wind von der Saudalp aus den Zu- treibestock und war nicht wenig überrascht, als er plötzlich Töne vernahm , die denjenigen einer Aeolsharfe auffallend ähnlich waren. Bei näherer Untersuchung erklärte sich ihm die Erscheinung dadurch , dass der Wind in die Zwischenräume der lose auf einander geschichteten Schiefer? platten blies und dadurch diese Töne hervorbrachte. 41 Unmittelbar unter den Clariden zieht sich der Klausenpass hin, der vom Schächenthal über den Urnerboden nach dem Linththal führt. Der hohe Rohnen.'S- Zwischen Schwyz, Zug und Zürich. Höhe des Gipfels, Dreiländer- stein genannt, 3650'. Sandstein und Mergel (Molasse). Dieser Berg, auf dessen höchstem Punkte der Grenzstein zwischen den genannten Kantonen steht, ist der östliche Theil des mit Wald und Weiden bedeckten Gebirges zwischen dem Ege- risee und der Sihl, die unmittelbar an seinem südlichen Fuss hinfliesst. Unterhalb des Gipfels, der eine ausgebreitete Fernsicht gewährt, wird eine 4—6 Zoll starke Schichte guter Steinkohle ausgebeutet, in welcher fossile Rhinoceroszähne und zahlreiche Pilanzenabdrücke gefunden werden. Tödi» Roseln oder Ruseln. Zwischen Bünden und Glarus. Höhe 11144'. Unten Gneis, oben Kalkstein. Aus dem Kreise hoher Gebirgsstöcke erhebt sich wie ein Riesenfürst der gewaltige Tödi und ragt mit seiner schimmernden Firnkrone über alle Gipfel der nordöstlichen Schweizeralpen empor. Auf seiner Südseite breitet sich ein weites Firnthal aus , von welchem zwei prachtvolle Gletscher auslaufen , die sich um den Berg herumschlingen und in die nördlichen Thäler herabstarren. Der Biferten - und Sandbach , die diesen Gletschern entfliessen , erhalten bei ihrer Vereinigung mit dem Limmernbach, oberhalb der Pantenbrücke, den Namen Linth und ergiessen sich mit allen Wasserschätzen des Glarnerlandes in den Wallenstattersee. Die breite burgähnliche Kuppe des Tödi ist durch eine Vertiefung in zwei Höhen getheilt, von denen eigentlich nur die vordere niedrigere Tödi heisst, während die hintere , die sich bei günstiger Beleuchtung als eine rundlichte Erhöhung zeigt , von den an seinem südlichen Abhange wohnenden romanischen Bündnern Piz Rosein genannt wird. Aul der Nord-Ost- und Westseite sind die Wände der Kuppe sehr steil, und von Schnee entblösst, auf der Südseite dagegen zieht fast bis zur Höhe ein breiter Rücken hinauf. Nach Westen ist der Unterbau des Berges durch den vielzackigen Cla- ridengrat mit dem Scheerhorn, nach Ost mit dem Zwillingsfelsen des Bifertenstocks verbunden. — Auf der untern Sandalp gewährt nach Hegetschweiler der Tödi einen eben so grossartigen Anblick als der Monte Rosa bei Macugnaga oder der Mont Blanc im Chamounithal. — An seinem westlichen Abhang führt zwischen dem sogenannten 43 kleinen Tödi, einem von der Hauptmasse abgesonderten Felszahn , von den Glarnern kleiner Tödi , von den Bündnern Crap Claruna oder Glarnerstein genannt, und den Kuppen Catsa- rauls , ein beschwerlicher Gletscherpfad nach Dissentis , der nur mit guten Führern betreten werden kann. In der ganzen von Zürich aus sichtbaren Alpenkette ist bei Sonnenuntergang der Tödi am längsten beschienen und erglüht des Morgens zuerst wieder, daher ehemals die sonderbare Behauptung , dass zur Zeit der Sommer-Sonnenwende seine Krone fast die ganze Nacht beleuchtet sei. Eine ausführliche Beschreibung des Tödi und seiner Besteigung, so wie der interessanten Wanderungen Hegetschweilers in den Firnthälern zwischen diesem Berge und seinen Nachbarn findet man in der ersten Ausgabe dieser Gebirgsscliil- derung. Geissputzistock. (Siehe Clariden.) Stocbgron. Zwischen Glarus und Bünden. Gipfel Kalkstein , Pass Gneis. Im Roseinthal , südlich vom Tödi , und nur durch eine Schlucht von ihm getrennt , von der aus man wahrscheinlich auf die Spitze des Rosein t gelangen könnte. — Der kühne Pater Placidus a Specha erstieg ihn im Jahr 1788, indem er seinen Weg über den Ilemsglefscher nahm , auf dem er Tritte eingehauen hatte. Der Stockgron ist mit Ausname der Abendseite, wo er schroff und nackt erscheint, ganz mit Schnee belegt. Wasserberg. Schwyz. Höhe 7335'. Kalkstein. Ein breiter Stock auf der Südseite des Bisi- thales , von dessen zahlreichen Gipfeln ein langes Schrattenfeld sich nach N. W. herabzieht. Das auf der Höhe von den Rinnen verschlungene Regen- und Schneewasser sinkt durch die Klüfte des Berges hinab, und quillt an dessen Fuss am Eingang des Bisithales als ein krystallheller Bach hervor. Kainnilistock. (Siehe Clariden.) Gottschalienberg. Schwyz. Sandstein und Mergel ^Melasse). Die Fortsetzung des hohen Rohnen zwischen dem Egerisee und der Sihl. Auf seinem breiten Rücken liegen eine Menge Weiler zerstreut. 45 Alplerstock. Uri. Kalkstein. Eine nördliche Vorstufe des Schächenthaler- Windgellen. Scheerhorn. (Im Schächenthal Scharhorn.') Uri Höhe 10155'. Kalkstein, der südliche Fuss Gneis. Ein befirnter Gebirgsstock, der sich in zwei nach innen abgerundete nach aussen schroff abfallende Hörner, die einer offenen Scheere gleichen , spaltet, und am Saume des Firnplateau’s der Clariden, zwischen dem Schachen- und Ker- stelenthal , und nordöstlich vom Ruchi steht. Durch’s Fernrohr bemerkt man an seinem Fusse einen Gletscher , Scheerhornfirn genannt , der , wie sonst keiner in unserer Alpenansicht , in geborstenen Massen sich darstellt , aber selten günstig beleuchtet ist. Der Schächenbach , der in diesem Gletscher , einem Ausfluss des Clari- deneismeeres , entspringt , bildet verschiedene schöne Wasserfalle, unter denen der Stäubi, in dessen Nähe der Klausenpass vorbeiführt, der sehenswerteste ist. — Der unlängst verstorbene Herr Pfarrer Arnold von Spiringen im Schächenthal, ein Freund der Natur und geübter Gemsjäger , versicherte , das Scheerhorn mehrere Male von der Schächenthaler Seite erstiegen zu haben. — Die Behauptung des geistlichen Herrn wird indessen in Spiringen selbst sehr bezweifelt. Nach Aussage der kühnsten Jäger ist es höchst gefährlich , über die schrecklich zerklakten Gletscher nur bis an das Horn zu gelangen ; auch steigt dasselbe so steil empor, dass es geradezu unmöglich ist , von dieser Seite hinauf zu kommen. Von Osten her über den weit ebnem Claridenfirn scheint die Ersteigung eher ausführbar. Schächenthaler Windgellen od. Mattenstock. — Uri. Kalkstein. Ein entsetzlich wilder kahler Stock , der den höchsten Gipfel der Rossstockkette bildet. In unserer Bergansicht steht er unmittelbar vor dem Scheerhorn. Die Tiefe zwischen ihm und seinem Nachbar , dem Hochpfaffen , heisst Aelplerthor und wird nur von Gemsjägern durchschritten. Südöstlich vom Windgellen führt ein Weg über den Russalpkulm aus dem Schächenlhal ins Bisithal. 47 Hochpfaffen. (Siehe Schächenthaler- Windgellen.) Iliifistoek , romanisch Piz Valgronda. Uri. Gneis. Auch Düssistock und fälschlich Dispeltausch genannt. Er steht im Hintergründe des Kärste- lenthales am Rande des Eismeeres , das sich zwischen den Clariden , dem Tödi und dem Scheerhorn ausbreitet, und ist eine Pyramide mit senkrechter Schichtenstellung und so steilen Rün- sen , dass er nur von den gewandtesten Gemsjägern erstiegen werden kann. Der prachtvolle Hüfifirn, der sich von jener Firnebene, zwischen dem Scheerhorn und dem Hüfistock durch, ins Kärstelenthal hinabzieht, und wie der Rhonegletscher einem im Eisgang begriffenen Flusse gleicht, stiess 1834 den wohl erhaltenen Körper eines vor vielen Jahren auf ihm verunglückten Gemsjägers aus. Seinen dunkelblauen Eishallen entströmt der wilde Kärstelenbach , der bei Amsteg aus einer Felsschlucht hervortritt und in die Reüss fällt. — Das Kärstelenthal — in der Büchersprache nach einem gewissen Äladrano, der im löten Jahrhundert das Eisenbergwerk am Windgellen betrieb , Madranerthal genannt — liegt zwischen den hohen Felsmassen des Scheerhorns , Ruchi , Windgellen , Hüfistocks , Oberalpstocks und Bristenstocks. Sein Hintergrund 48 l heisst Rupleten. Es ist, obwohl wenig besucht, eines der merkwürdigem Alpenthäler. Griesberg.— Uri. Kalkstein. Ein Vorberg des Scheerhorns zwischen den beiden Hauptarmen des Schächenthales, die sich bei Unterschächen vereinigen. Bocktschingel oder klein Ruchi. ™ Uri. Kalkstein > der südliche Puss Gneis. In der hohen Kette, die zwischen dem Kär- stelen und Schächenthal von den Clariden nach dem Reussthal läuft und dort im Klein-Windgel- len endigt. Er steht zwischen dem Scheerhorn und Ruchi. Der häufig verkommende Bergname Tschingel hängt wahrscheinlich mit cingulum zusammen und bedeutet wie Zingel, die Umgürtung eines Berges mit Felswänden. Bock, in diesem und mehreren andern Namen, bezieht sich auf den jetzt verschwundenen Steinbock. 49 Achslenstock und Achslenstöckli. — Zwischen Uri und Schwyz. Kalkstein. Felsgipfel eines in das Muotalhal sich absenkenden Zweiges der Rossstockkette nordöstlich vom Blümberg. Zwischen dem Achslen und dem ihm gegenüberstehenden Wasserberg zog 1799 die Russische Armee durch. Mythen , die grosse und die kleine. Schwyz. Höhe der grossen Mythen ÖSGO'. Kalkstein. Zwei steile Felsthürme die über dem Thal von Schwyz emporsteigen und der ganzen Gegend einen grossartigen Charakter verleihen. Beide Mythen sind nur für geübte Bergsteiger erklimmbar. Es haben indessen einige verwegene Bewohner des Thaies auf die Spitze des grossem F’elsstockes im Jahr 1822 ein 10' hohes hölzernes Kreuz errichtet , das man bei heller Luft im Thal mit blossen Augen erkennen kann. Herr Regierungsrath Hirzel aus Zürich (siehe seine Wanderungen in weniger besuchte Alpengegenden der Schweiz. Zürich 1829) theilt eine sehr interessante Schilderung seiner Besteigung dieses Berges im Jahr 1816 mit. Eine herrliche Aussicht, sagt er, die in einigen Beziehungen noch diejenige des Rigikulm übertrifft , ist die 3 50 Belohnung , die jedoch aus Furcht vor dem schauerlichen Hinuntersleigen nicht so genossen werden kann , wie sie es verdient. Auf der Spitze selbst, wo ein kleines, von angehäuften Steinblöcken fest gehaltenes Kreuz steht , ist kaum so viel Plalz , dass einige Personen ruhig und sicher neben den ringsum steil abstürzenden Felswänden verweilen können ; so dass man durch einen plölzlichen Sturmwind in grosse Gefahr versetzt würde. Neben der Uebersicht der Alpenkette , die ungefähr derjenigen auf dem Rigikulm gleich kommt, zeichnet sich der Anblick der beidseitigen Umgebungen des untern Zürich- see’s mit der Stadt Zürich , nebst dem Limmal- thale bis au die Lägernkette hinab , aus. Zahllose Dörfer , nahe an einander gereiht, und Tausende einzelner Gebäude strahlen als glänzende , weisse Punkte aus dem grünen Teppich hervor , und gleich einem belebenden Strome durchfliesst, seine Farben durch Scbattirungen wechselnd, der Zürichsee dieses schöne lebendige Gemälde. — Besonders fesselt den staunenden Blick der grüne Spiegel des Seelis- bergersee’s, aus welchem das umgekehrte Bild der hoch darüber sich erbebenden Felshörner heraufstrahlt. Ungeachtet die Schwierigkeit und Gefahr, diesen Berg zu erklettern, nicht gering sind, so ist er dennoch seither von mehrern Personen, unter andern von einem Conventualen aus Einsiedeln , Pater Meinrad Kälin , später von Herrn Friedrich von Dürler und im Jahr 1835 von Herrn Arnold Esclier von der Linth erstiegen worden. — Im August 1800 geriethen einige der obersten Wälder an der grossen Mythen durch vernachlässigte Hirtenfeuer in Brand. Wegen der damals herrschenden grossen Trockenheit konnten trotz der Anstrengung der Thalleute und unzähliger Bewohner der benachbarten Cantone die Flammen, die in der Macht der ganzen nördlichen Schweiz ein prächtiges Schauspiel gewährten , erst nach zehn Tagen erstickt werden. — Aus der schroffen Südseite der grossen Mythen tritt ein ungeheurer Felsblock bedeutend hervor, der aber mit dem Berge so fest verbunden ist, dass kaum eine Erderschütterung ihn zum Wanken bringen könnte. Auch würde er, wie der Augenschein zeigt, im Sturze seinen Weg nicht über Schwyz , sondern die gegen das Muotafhal hin liegenden Matten nehmen. In dem 1833 zu Glarus erschienenen Taschenbuch für Schweizerreisen findet sich folgende für Schwyz ungemein trostreiche und das nachbarliche Wohlwollen beurkundende Proplie- zeihung : «Der morsche Mythen hängt drohend über den Felsen herab ; fussbreite Risse sind oben in seinen verwitterten Zacken bemerkbar. Bricht diese Masse in ihrer luftigen Höhe auseinander, so ist der Flecken Schwyz mit Mann und Maus verloren. Diese schreckliche Felsenspitze wird doch einmal über kurz oder lang herabslürzen 52 und die armen Schwyzer lebendig begraben, wie die Goldauer. » Die Mythen sind in der Gegend von Zürich fast immer sichtbar ; sie stellen sich aber am imposantesten dar , wenn das hinter ihnen liegende höhere Gebirge in Nebel verhüllt ist. Bliimberg. Uri. Kalkstein. Ein breiter Stock zwischen dem höhern Lider- nen und dem niedrigem Achslen. Hoch Stuckli. Schwyz. Sandstein und Mergelsclüefer (FlysclO- Der höchste Theil des reich begrasten Hakenberges , über den der bekannte Hakenpass zwischen dem Engelstock und der kleinen Mythen durch von Schwyz nach Einsiedeln führt. Auf dem Gipfel, in dessen Nähe eine Sennhütte steht, geniesst man eine herrliche Aussicht auf das üppige Gelände von Schwyz nnd das Hochgebirge der drei Waldstätte. 53 Engclstock. Schwyz. IS'agelfluh und Mergelschiefer (KlysclO Ein mit Wald und Weiden bekleideter Rücken nordwestlich vom Haken. Zwischen ihm und dem Kaiserstock führt der bekannte Weg über den Sattel von Schwyz nach dem Zürichsee. Am Fuss seines S. W. Absatzes , Platte genannt , liegt der Lauerzersee. Liderncn. Zwischen l-ri und Scliwy*. Kalkschiefer. Der Gipfel eines Zweiges der Rossstockkette. Auf bedeutender Höhe lag noch vor kurzem an einer Stelle, wo längst kein Holz mehr wächst, ein nach der Volkssage von der Sündfluth hie- hergetragener grosser Baumstamm, der von einigen Naturforschern als Beweis des allmähligen Heruntersinkeus der Holzwuchslinie angeführt wird. Dieser Baumstamm könnte indessen auch der Rest eines Kreuzes gewesen sein. Es ist bekannt , dass die Bauern im Canton Schwyz aus frommem Eifer oft mit Lebensgefahr grosse Kreuze auf Bergspitzen schleppen und daselbst aufrichten. 54 Kuchi. •* l'ri. Hölie 9400'. Der obere Theil Kalk mit Kisenerz, wahrscheinlich auch Porphyr , der südliche Fuss Gneis. Der östliche Nachbar des grossen Windgellen, der sich in 2000' hohen , fast senkrechten Wänden im Hintergründe des Brunithales , eines Zweiges des Schächenthales , aufthürmt. Auf seinen schmalen Grasbändern , die schwer zugänglich und eine Freistätte der Gemsen sind , sieht man, was jetzt so selten ist, diese Thiere, zuweilen noch in lludeln von 20 Stück ungestört weiden. Den Eisbänken und Gletschern auf seiner Nordseite , dem so geheissenen Firuband, entquillt der Schachen. Faulen. (Siehe Rosssloek.) Zimmerberg. — Zürich. Sandstein und Mergel (Molasse). Eine Höhe des bewaldeten Hügelzuges zwischen dem Zürichsee und dem Siblthal. 55 Rossstock. _ /.wischen Uri und Schwyz. Höhe 7577'- Kalkstein. So heisst die höchste hornähnliche Spitze einer Bergkette , die sich von der Axenfluh am Vierwaldstättersee nach dem Glarnerland hinzieht, und deren bemerkenswerlheste Kuppen der Buggisgrat , der Rofeien , der Diepen , der Hundsstock, der Rossstock, der Ilochpfaffen, der Schä- chentbaler-Windgellen und der Glatten sind. — So steil er auch in der Aussicht von Zürich erscheint , so kann man doch ohne Gefahr auf ihn gelangen. Der Botaniker und Entomologe werden auf dem Wege , wo Wald , Alptriften und Steinganden mit einander wechseln, durch reiche Ausbeute belohnt. — Von seinem Gipfel sind bei hellem Wetter zehn grössere und kleinere Seen, unzählige Dörfer, und die beiden Städte Luzern und Zürich sichtbar. Auf der einen Seite schliesst die Alpenkette vom Säntis bis zu den Bernergebirgen , auf der andern der Jura , die Vogesen , der Schwarzwald , die Hügel des He- gau’s und die Hochebene Schwaben’s den Gesichtskreis. Das östliche niedrigere, sehr verwitterte Horn dieses Gebirgsstockes heisst Faulen , dessen Besteigung noch nicht gelungen , vielleicht auch , da doch seine Nordseite einige Hoffnung darbietet , bisher nicht ernstlich versucht worden V 56 ist. — An der Ostseite des Faulen läuft der Pfad über den Kinzigerkulm hin. Oberalpstoek, romanisch Piz Tjötseheu. Zwischen Uri und Bünden. Höhe 10244'. Gneis. Eine prachtvolle , von Gletschern starrende Gebirgsmasse, in der Kette, die das Rheingebiet vom Reussgebiet (rennt. Zwischen ihm und dem Rristenstock liegt das rauhe Ezlithal, ein Zweig des Kärstelen- oder Madranerlhales. Oest- lich von ihm öffnet sich das Brunnithal, ebenfalls ein Zweig des Kärstelenthales , dessen Hintergrund der schöne Brunnigletscher einnimmt, über den man nach Dissentis gelangen kann. Obgleich dieser Weg nicht gefahrlos ist, so wird er doch zuweilen von Pilgern aus dem Oberlande Bündens , die nach Einsiedeln wallfahrten , eingeschlagen. Im Jahr 1834 stürzte ein Mädchen aus Bünden vor den Augen ihrer Eltern in eine tiefe Gletscherspalte und musste mehrere Stunden in diesem Eiskerker verharren, bis aus dem nächsten Dorfe Stricke zu ihrer Befreiung herbeigeschafft waren. — Nach vielen vergeblichen Versuchen gelang es Pater Placidus a Specha den Oberalpstock von der Südseite zu ersteigen. ■— Der Gemsjäger Trösch von Silinen, welcher die- 57 sen Gipfel in neuerer Zeit erstiegen hat, stellt den Weg dahin als gefahrlos dar. Hundsstock. t ri. Kalk. Höhe SSls'. In der das Schächenlhal nach Norden begrenzenden Kette und westlich vom Rossstock. Auf seiner steil sich erhebenden Spitze steht ein zum Behuf der Triangulation der Schweiz errichtetes Steinmannli , d. i. ein aus Steinen aufgethürmtes Signal. AVindgellen , der grosse und der kleine. l>i. Höhe 9813'. L)er obere Theil Kalk, d r südliche Kuss (ineis, in der Lücke zwischen beiden Forphyr. Der grosse Windgellen oder Kalkstock und sein westlicher Nachbar , der kleine Windgellen oder Seewelistock, sind zwei gegen das Kärste- lenthal schroff abfallende Felspyramiden. Ihr Name rührt davon her , dass sowohl der ungestüme Fön als der Nordwind von den senkrechten Wänden der freistehenden Kuppe heulend zurückprallen (urnerisch zurückgellen). Scheuch- zer erzählt, dass die Nordwinde mit furchtbarer Gewalt gegen den Berg stossen und oft schwere 58 Schieferstücke in die Luft hinaustragen. — Der Kalk, woraus der obere Theil desselben besteht, enthält reichhaltigen magnetischen Eisenschiefer, welcher ehedem nahe an der Spitze des grossem Windgellen dicht am Gletscher ausgebeutet, auf Thierhäuten ins Ivärstelenthal hinunter geschleppt, und daselbst geschmolzen und gehämmert wurde. Seitdem aber die Schmelzhütten im Thal durch Ueberschwemmung zerstört worden , hat die Arbeit aufgehört, obgleich noch grosse Haufen Eisenerz oben zum Wegführen bereit liegen. — Nicht weit vom ehemaligen Bergwerke bricht ein von Herrn Dr. Lusser in Altorf entdeckter , der schönsten Politur fähiger , grüner und rother Porphyr. — Auf einem Absätze an der Südseite des grossen Windgellen liegt ein einsamer , von Tannengehölz beschatteter dunkelgrüner See , und nahe dabei das von kräftigen Aelplern bewohnte Dörfchen Golzern , auf dessen schönen Weiden ein ganz vorzüglicher Käse bereitet wird. Ein anderer eben so merkwürdiger Alpsee , der fast immer von Schnee umlagert ist , füllt eine Vertiefung an der Nordseite des kleinen Windgellen und wird Seewelisee genannt. Nicht weit von seinen Ufern steigen die Kalkwände des Berges fast senkrecht bis zur Kuppe empor. — Der Einschnitt zwischen dem grossen und kleinen Windgellen , eine furchtbar wilde Schlucht, heisst Seewelifur- keli. Der grosse Windgellen ist unersteiglich. ÜVeppenalp. /wischen Uri und Schwyz. Kalkstein. 59 Ein Gipfel der mit schönen Alpweiden bedeckten, sogenannten Stossberge , die von der Fronalp anbebend sieb nach S. 0. ziehen , und das Kiemenstaldenthal vom Muotathal trennen. Diepen. Uri. Kalkstein. Ein steiler Felsgipfel der Rossstockkette , der sich vom einsamen Riemenstaldenthal und vom jenseitigen Schächenthal in mehreren grasreichen Staffeln erhebt. — Der Kalkstein , woraus er besteht, ist reich an Petrefacten. / - Stoss. (Siehe Fronalp.) Hofe in oder Rofaien. Ein hoher schroffer Stock in der Axenberg- oder Rossstockkette , nordwestlich vom Diepen. An seinen Wänden werden Crystalle gesammelt. 60 Fronalp. Zwischen Uri und Schwyz. Höhe 5880'. Kalkstein. Dieser Berg ist das westliche Ende der Stoss- berge oder Fronalpkette und erhebt sich bei Brunnen unmittelbar aus dem Vierwaldstättersee. Waldung , schöne Weiden , kleine Getreideäcker und baumreiche Wiesen wechseln an seinen Abhängen. Auf einer Alpe hoch am Berge befindet sich eine Kapelle mit einigen Wohnhäusern, Stoss genannt. Auf einem südwestlichen Absätze liegt Morschach , das einer Urkunde in der dortigen Pfarrlade zu Folge im Jahr 1302 von Kaiser Albrecht einen eigenen Pfarrer erhielt, weil der Weg nach Schwyz , wohin das Dörfchen kirchgenössig war, häufig von Lauinen fortgerissen wird. Die Urkunde enthält folgende lebendige Schilderung des Lauinensturzes : « Hor- ridam et execrabilem cladem Lowinarum cacu- mina montium et profunditates vallium quando veniunt commoventium qui poterit enarrare ? ipsae fragore fulmineo a summo descendentes et quaeque obstautia fundilus evertentes etiam con- cutiuut montium fundamenta , et crinis (Waldbach) furiis non solum quaeque viventia peri- munt, sed terram profundius sulcantes etiam post ipsarum transitum lowinarum itinerantibus inviam terram reddunt.» — — Der Gipfel der Fronalp wird von Schwyz häufig bestiegen und gewährt eine prachtvolle Aussicht auf den Vier- 61 waldstättersee, den man in seiner ganzen Ausdehnung von Luzern bis nach Flüelen überschaut. — Vor etwa 30 Jahren sammelten 9 Männer von Morschach auf einer nach dem Urnersee sich jäh absenkenden Planke, gerade unterhalb der Spitze Wildheu, und nachdem sie ihrer Gewohnheit gemäss dasselbe durch Stangen vor dem Hinabrutschen gesichert halten , legten sie sich selbst auf die Heuschober schlafen. Am Morgen darauf (es war am Lorenztage) waren Männer und Ileu von der Planke verschwunden; die unglücklichen Hirten lagen am Fusse einer thurmhohen Fluh in Stücke zerschmettert. Da die Nacht hell und windstill war, muss man annehmen , die bedeutende Last des Heues habe diese Wehrstangen zerdrückt und die Hirten seien mitten im Schlafe über den Rand des Abgrundes hinausgeglitscht. — Zwischen der Fronalp und dem Axenberge auf der einen und den Bauenstöckeu auf der andern Seite liegt das Becken des Ur- nersee’s. Kaiserstock. Zwischen Zug und Schwyz. Nagelfluh. Ein bewaldeter Bergrücken, der mit dem Rossberg zusammenhängt. Seinen nördlichen Fuss bespült der Egerisee , an dessen oberem Ende 62 der Morgarten liegt, wo die Scliwyzer im Jahr 1315 sich mit dem östreichischen Heere Leopolds und im Jahr 1798 mit den Franzosen schlugen. Axenberg oder Axenflith. Canloii Uri. Kalkschiefer. Ein aus der Tiefe des Urnersee’s sehr steil ansteigender Berg, dessen Höhe Buggisgral heisst. Imposant ist vom See aus gesehen die einer senkrechten Mauer ähnliche und aus verschiedenen meist sehr gekrümmten und zerknickten Schichten aufgebaute und verwitterte Wand des Berges , die nach anhaltendem Regenwetter die an seinem Fusse Vorbeischiffenden durch Steinwürfe oft in Schrecken und Gefahr versetzt. Im Jahr 1801 ereignete sich am nordwestlichen Abhang des Buggisgrates ein Felsensturz , durch welchen der See in eine so starke Bewegung gerieth , dass die über die Ufer schlagenden Wellen mehrere Häuser sammt ihren Bewohnern forlrissen. — Am Fuss der Axenfluh steht die Teils - Kapelle. 63 Erispalt, romanisch Crispa alta. Zwischen Uri und Bünden. Höchster Gipfel 10,24{V. Gneis und Granit. Ein hohes zackiges Gebirge, südöstlich vom llristensfock , zwischen dem Rhein und dem hintersten Theil des Ezlithales, wo der Spilauersee liegt. Oestlich von seinen mit Gletschern bedeckten Gipfeln führt über den Kamm des Gebirges aus dem Reuss - und Kiirstelenthal durch die Ezlialp nach Sedrun im Tavetschthal der lvreuzüpass , ein rauher Alpenpfad , der von einem auf seiner Höhe (7000') stehenden eisernen Kreuz so benannt ist. An der Südseite dieses Gebirges entspringt ein Arm des Vorder- Rheins , an der Nordseite , die durch die entsetzliche Zertrümmerung ihrer Granitschichten merkwürdig ist , eine Reussquelle , welche Ezli- bacli heisst , und am Ausgang des Ezlithales einen wenig bekannten , obwohl herrlichen Fall bildet. — «Am Crispalt, so erzählt der Botaniker von Muralt in seinem eidgenössischen Lustgarten (1715) : werden die allersellnesten Gewächse gefunden als die Hirtenbeerwurzel , davon der Butter einen Balsamgeruch gewünnet, die kleinere Bergbenedicktenwurzel , die breitblättrige Weisswurzel. Auch werden rings an diesen Bergen her, wie bei den Gletschern , nicht ohne sauren Schweiss von den Steinmetzen die aller- reinsten Crystalle gegraben, welche aus Vermi- 64 schung eines reinen Tlieils des geschmolzenen Eises und fixen Mineralsalzes zusammengeronnen, und in solche hellglänzende Steine schön gestaltet sind. » Hutsch. » Zwischen Bünden und Uri. Granit und Gneis. Ein südlich von den Crispalthörnern sich erhebender Gipfel zwischen dem Camerlhal, einem Zweig des Tavetschertliales und dem Cristallino- See , dessen Abfluss in den Oberalpsee fällt. Der Mutsch steht in gleicher Kette mit dem Vorder-Wichel und mag zwischen 8—9000' hoch j sein. Sein mit gewaltigen Granit-Tafeln bedeck- | ter Gipfel gewährt eine merkwürdige Aussicht ■ auf die furchtbar wilden Umgebungen des Kreuzli- passes, auf den prachtvollen Oberalpstock und einen grossen Theil der Bündnergebirge. Herr Zeller, der ihn von der Ezlialp aus am 2. August 1839 erstieg, ist übrigens der Ansicht, dass dieser Berg, den wir als den Mutsch aufrühren , % ein entfernterer Berg , wahrscheinlich ein Gipfel des Crispaltes sei. Bristcn. Uri. Höhe 9470'. <™eis Bei Amsteg, wo die Gotthardsstrasse zu steigen beginnt, erhebt sich die gewaltige Pyramide des das Reussthal beherrschenden Bristenstockes. Von seiner Spitze hangen mehrere Gletscher herab. Der grösste unter ihnen schwebt über einem Alpensee von bedeutendem Umfang , dessen Fluthen ein schmaler , am Rande des Abhanges fortlaufender Felsendamm zurückhält. Sollte dieser einbrechen und der See sich plötzlich entleeren, so würden die Dörfer Bristen und Amsteg unfehlbar zerstört und ein Theil des untern Reussthaies verheert werden. Sechs grosse und mehrere kleine Lauinen gleiten jährlich in gewohnten Bahnen über die Wände dieses ungeheuren Felsens herab. Die Ersteigung des Gipfels ist zwar in Begleitung eines kundigen Führers möglich , aber sehr beschwerlich und mit Gefahr verbunden; von der obersten Alphütte an hat man noch drei Stunden lang mehr zu klettern als zu gehen. Die Aussicht ist aber auch vieler Anstrengung werlh und wahrhaft grossartig. Zu den Füssen liegt das Reussthal von Ursern bis zum Vierwaldstättersee , in der Ferne erscheint das von unzähligen Bächen und Flüssen durchschlängelte Hügelland zwischen den Alpen und dem Jura. Von Ost bis West überschaut man ein ungeheures Chaos von gigantischen Bergfirsten, die den Cautonen Uri, Glarus, Bünden, Tessin, Bern und Unterwalden angehören. — Im Jahr 1823 erkletterte Herr Dr. Lusser von Altorf mit einigen Freunden den vorher nur von Gemsjägern erstiegenen Gipfel dieses Berges , und errichtete daselbst ein Steinmannli aus aufgehäuften Felsstücken , in das er einen Krug einschloss , der das Namensverzeichniss der Gesellschaft enthielt. — Im Jahr 1839 am 3. August wurde der Berg von Herrn Zeller - Horner in Begleit des sechzigjährigen Gemsjägers Joseph Maria Trüsch von Silineu erstiegen. Die Aussicht fand der Heisende wirklich über alle Beschreihung prachtvoll , doch kann er diesen Gang nur solchen empfehlen , die sich nicht fürchten, volle 3'/ 2 Stunden an dem scharfkantigen und zertrümmerten Grate emporzuklettern , wobei man beständig über einem Abgründe schwebt und selten ein nut- wenige Fuss breites Plätzchen zum Ausruhen findet. — Jenes, etwa 10 Fuss hohe Steinsignal steht allen Stürmen trotzend noch wohlerhalten auf der äussersten nördlichen Ecke des Gipfels nnd muss mit einem sehr guten Telescop von Zürich aus gesehen werden können. — Eine Woche nachher wurde dieser Gipfel nochmals von Herrn Major Fiisi aus Zürich erstiegen. — Der Brislen besteht aus Urfels , nämlich Gneis , Glimmer und Kalkschiefer, und birgt Bleikupfer und Arsenikkiesgänge in seinem Innern , enthält aber auch , nach der Behauptung der Hirten, eine Menge Goldadern. Man schwatzt und träumt daher in Uri viel von diesem Borge und erzählt, wie schon mancher arme Mann durch Auffinden von Goldklumpen plötzlich zum reichen Herrn geworden sei. — Der Bristen ist 18 Wegstunden von Zürich entfernt, bleibt stets mit Firn bedeckt und gewährt hei der Abendbeleuchtuug einen herrlichen Anblick. Rossbei-g oder Rufibci-g. Solr.yz. Höhe des Wildspitz 4500'. Nagclfluh. Bekannt durch den Bergfall, der sich an seinem südlichen Abhang nach langem Regenwetter am 2. September 1806 fünf Uhr Abends ereignete, und die Dörfer Goldau , ßusingeu und Röthen mit 457 Einwohnern begrub. Die Höhe, an welcher die Ablösung der Nagellluhschichten statt fand , Spilzenbübl genannt, ist sichtbar. Der Gipfel des Berges heisst Wildspilz. Zwischen dem Rossberg und der Rigi liegt ein Theil des Zugersees, das anmnthige Gelände von Arth und das mit Felstrümmern bedeckte Goldauerthal. Wildspitz. (Siehe Rossberg.) Spitzenbiilil. (Siehe Rossberg.) 68 Schnabel. . Zürich, llocliwache 2740'. Molasse. Eine Einsattlung der Albiskette , über die ein vielbegangener Fussweg aus dem Sibltliale nach Kappel und Zug führt. Auf einer isolirten Höhe südlich vom Einschnitte stand die Schnabelburg, die im Jahr 1309 von den Söhnen des Königs Albrecht erobert und zerstört wurde , weil der damalige Besitzer, Walther, Freiherr von Eschenbach , an der Ermordung ihres Vaters Theil genommen hatle. Mandliser. « Uri. Gneis. Ein östlicher Nachbar des Kröntlet , ringsum steil abfallend , und daher schneefrei. Er bildet mit einem seiner Gräte , dem Jakober , die südliche Begrenzung des wilden Leutschachthaies, dessen Hintergrund, früher eine schöne Alptrift, jetzt mit ungeheuren Granilblöcken bedeckt ist. Vor vielen Jahrhunderten brach, wie der Augenschein lehrt, ein Theil des Mandlisers ein , und stürzte sowohl über die Nord - als Südseite des Berges herab. Die Hirten erzählen folgende auf dieses Ereigniss sich beziehende Sage : «Vor Zeiten weideten mehrere Hirten in diesem Thal- boden eine grosse Heerde. Eines Abends wurden sie in nicht geringen Schrecken versetzt, als aus der Felswand gerade über ihnen ein Getöse und ein dreimaliger Huf: Fort! sich vernehmen liess. Eilig traten sie zusammen , und beratschlagten , ob sie der Stimme folgen und den Ort verlassen sollten. Die Mehrzahl war der Meinung , dass man auf das Geschrei des Ungeheuers nicht achten sollte. Sie blieben auch dann noch fest auf ihrem Beschlüsse , als am dritten Tag der Berg noch heftiger dröhnte und die Worte: « Hinnech chumeni da I » (Heut Nacht komm ich dann!) furchtbar erschallten. Kaum war aber die Nacht eingebrochen, so stürzte der Berg zusammen , und Hirt und Heerde wurden unter den Trümmern begraben. » Zur Erinnerung an die schreckliche Begebenheit heisst jetzt noch der mit Gand bedeckte Ort vom Warnungsruf «fort!» z’ Furt. Gütsehen oder Gitschen. " Uri. Höhe etwa 7500'. Kalkstein. Ein steil vom Vierwaldstättersee an sich erhebender Vorberg der hohen Gebirgsmasse zwischen dem Engelberger- und Reussthal, der mit den gleich hohen Kuppen dem Faulen und Kessel, und den hohem, demHörnli, Schlieren und 70 Uri - Rothstock durch einen Firn verbunden ist. Obgleich man Gemsen auf seinem Gipfel herumlaufen sieht , ist die Besteigung desselben doch mit den grössten Schwierigkeiten verbunden. — Im August 1799 stiegen etwa hundert Oeslreicher vom Gütschenthal aus an diesen Berg hinauf, marschirteu über den Gletscher zum Kessel und kamen von da ins Isenthal herab, um den Franzosen , die dieses Thal besetzt hatten , in den Bücken zu fallen. Als sie aber auf den Feind trafen , hatte die allzu grosse Anstrengung sie ganz ermattet und so friedfertig gemacht , dass sie ohne Widerrede sich gefangen nehmen Hessen. Kröntlct. — Uri. Gneis. Der Kröntlet bildet den Schlussstein des Erst- felderthales nach S. Er ist ein auf seiner Höhe und an seinen Wänden mit Firn bedeckter Granitstock , der auf der Südseite gegen das Mayenthal jäh abfällt, auf der Nordseite grösstentlieils beschneit und von vielen Runsen durchschnitten ist. Da keine Gemsen auf ihm anzutreffen sind, wird er höchst selten und nur mit Mühe und Anwendung von Fusseisen bestiegen. Etwa 6000' Fuss hoch liegt am Nordabhange dieses Berges ein kleiner See, der durch den Abfluss des über 71 ihm haugenden Oberseefirtis genährt wird , und in den die Schneefelder an der Südseite des Kröntlet eintauchen. Er ist auch im Sommer theilweise zugefroreu , doch fiiesst aus ihm ein starker Bach , Faulenbach genannt, der hinten im Erstfelderthale einen schönen Wasserfall bildet. iVicderbauen oder Seelisberger - Kulm. Zwischen Uri und Unterwalden. Höhe 5927'. Kalkstein. Kein Standpunkt in der ganzen Schweiz bietet, wie der Gipfel dieses Berges, eine durch geschichtliche Erinnerungen und erhabene Naturscenen eben so reiche Aussicht dar. Hier überschaut man den klassischen Boden der Schweiz , die Hauptthäler der drei Urkantone, und sieht zu den Füssen den ganzen Vierwaldstättersee ausgebreitet. Im Süden entsteigen den dunkelblauen Gewässern des Urnersees zwei Reihen senkrechter Felswände, in deren Hintergrund das von der Reuss durchströmte Uri liegt. Den Schluss des Thaies bildet die herrliche mit Schnee bedeckte Pyramide des Bristenstocks und die ihm zur Seite stehenden vergletscherten Kuppen des Ruchi und des Windgellen. Nach Norden übersieht man den üppigen Thalgrund von Schwyz. Zwischen den Mythen und der Rigi glänzen der Egerisee und der Zürichsee hervor und der Blick verliert sich in den Ebenen des fernen Schwabens. Im Westen liegt zwischen hohen Felsen eingeschlossen das Kreuz des Vierwaldstäüersees. Ueber der Stadt Luzern erblickt man die Seen von Sempach , Hallwyl und Heideck. Hinter dem langen Zuge des Jura fliesst der Horizont mit den Vogesen , die wie ferne Wölkchen erscheinen, und den Höhen des Schwarzwaldes zusammen. Die Grossartigkeit und der Schwung des ganzen Rundgemäldes lässt sich nicht mit Worten beschreiben. Von Seelisberg aus , das mit seinem lieblichen See auf einer Felsterrasse unmittelbar über dem Grütli am Nordabhange des Niederbauens liegt, lässt sich der Berg in drei Stunden ohne Beschwerde ersteigen. Schon der Weg dahin gehört zu den genussreichsten. — Sehr merkwürdig sind die zunächst der Kirche befindlichen Windlöcher , aus denen beständig ein kalter Luftzug weht, der bei warmem Weller am stärksten ist, und bei der höchsten Sommerhitze nie über 5° Reaum. zeigt. Sehenswerth ist ferner die Spalte, in die sich der Abfluss des Sees verliert und der furchtbare Felsenriss in der östlichen Seite des Niederbauens. smstsen? 73 Hörnli, Uri. Kalkstein. Das Hörnli ist eigentlich ein schmaler Grat, der südwärts durch die Sureneneck mit dem Gug- gislock , einem Theil des Schlossberges , und nordwärts mit dem Blackenstock und Uri-Roth- stock zusammen hängt. Im Profil gesehen erscheint er als eine nadelförmige Felsspitze mit furchtbaren Abstürzen. Seiner Steilheit ungeachtet haben die Gemsjäger von dem Firn der Blümlisalp aus einen Weg auf seine Spitze gefunden. Blackenstock. Uri. Höhe ÖOSS*. Kalkstein. Diese Kuppe , die aus mehrern an einander gereihten Felsköpfen besteht, heissen die Isen- thaler Thiergartenstöcke, während sie die Engelberger , da sie sich ob der Blackalp und der Surenenegg erhebt, Blacken- oder Eckstock nennen. Der Name Blackenalp rührt von der grossen Menge Blacken (rumex alpinus) her, die auf diesen Weiden wachsen. Der Blackenstock erhebt sich von grauen Felswänden und Schneefeldern starrend dem Uri-Rothstock gegenüber, und schliesst mit diesem, dem Schlieren, dem 4 74 r Hörnli, dem Rimistock und dem Schlossberg, die alle von ziemlich gleicher Höhe sind , das weile Firnplateau ein, das im Isenthal Blümlisalp heisst. Von der Verwandlung dieser vormaligen Alpe wird ganz dieselbe Sage , wie im Glarner- > lande von den Clariden erzählt. Sehr häufig werden die angeführten Berge Surenen (sprich Sürenen) geheissen , wiewohl mit Unrecht; denn diese Benennung kommt einem weiten Ilochalpen- thal zu , das sich von der Sureneneck (siehe Hörnli) westwärts in das Engelbergerthal hinabsenkt , im Süden durch die Spannörter, und im Norden durch den Blackenstock und Weissstock begrenzt ist. — Die Urner besitzen hier ausgedehnte Gemeindweiden , auf denen junges Bindvieh und Schafe gesommert werden ; oberhalb des Graswuchses verbreiten sich lange Eisfelder und Gletscher. Auf den spärlich mit Wald bekleideten und sehr schattenarmen Wiesen, am Fuss des Blackenstocks ereignet es sich oft, dass das von Durst gequälte Vieh bei kalten Quellen plötzlich todt hinfällt. Die Hirten behaupten alsdann, ein Ungeheuer, das sie Greiss heissen, habe sie gemordet. Bekannt ist die Sage, nach v der in früherer Zeit auf den Rath eines Eremiten die Thalbewohner sieben Jahre lang einen Stier mit Milch aufzogen und ihn durch eine Jungfrau auf die verödeten Weiden führen liessen, wo in einem heftigen Kampfe der Greiss von dem Stier besiegt aber nicht getödtet wurde. Am 75 Slierenbach werden nocli im Felsen die Fuss- tritte des gewaltigen Siegers gezeigt. — Der Pass, welcher über die Surenenalpen aus dem Engelbergerlhai nach Altorf führt, wird sowohl » wegen der interessanten und malerischen tie- birgsansichten als wegen der reichen Ausbeute , die er dem Botaniker und Entomologen darbietet, häufig besucht. Der Oberbauen oder Ober-Bawenstock. Uri. Höhe 6710'. Kalkstein. Der Oberbauen ist im Profil gesehen einer gab sich aufthürmenden und am Grate überstürzenden Welle ähnlich. Nach der Nordseite fallt er in nackten Felswänden schrotf ab ; auf der Südseite gegen das Isenthal sind seine Abhänge zwar mit Gras bekleidet, aber doch so steil, dass man das Vieh nicht im Freien übernachten lässt und es vor dem Thaufall oder bei Annäherung von Regen eintreibt. Der Gipfel des Berges, welcher nur ein Paar Fäiss breit ist , kann nicht ohne Mühe und nur von schwindelfreien Wanderern erstiegen werden. — Was hier die Aussicht gegen diejenige des Niederbauens an Au- muth verliert , gewinnt sie durch den freien Anblick des majestätischen Uri-Rothstockes , den man vom Scheitel bis zu den Füssen mit seinen Gletschern und Felswänden vor sich erblickt. Oestlich von diesem und etwas entfernter stellt sich die Kette des Shttelistockes dar. Vor den Rigidal- und den Wallenstöcken breitet der Kaiserstock die vielen Fallen seines düslern Mantels aus. — Der Oberbauen wird vom Isenthal aus auf verschiedenen Wegen über Steingeröll oder schwindlichte Felsentreppen in 2'/ ? Stunden erstiegen. Herr Major Fäsi aus Zürich bereiste diesen Berg im Juli 1839. Albis. Zürich. Hohe der Hocliwache 2740 / . Sandstein und Mergel (Molasse). So heisst vorzugsweise der Pass nach der in- nern Schweiz über die denselben Namen tragende Gebirgskette. Oestlich vom Wirthshause bei der sogenannten Hochwache bietet sich die berühmte Aussicht auf den Zürichsee und das Zugerthal, die ganze Alpenkette und die Höhen Schwabens dar. Uri - Rothstock. » Uri. Höhe 9023'. Kalkstein. Dieser ausgezeichnete, im Meridian von Zürich liegende Kalkfelsen erhebt sich aus dem Hinter- 77 gründe des wenig besuchten Isenthales in furchtbar steilen Wänden empor. Seine Kuppe besteht aus verwittertem Numulilenkalk , der eine Menge kleiner Muschelfragmente enthält und von vielem Quarzgehalt schimmert. Mitten im Sommer stürzen von ihr häufig klingend und tosend zu Staub zerfallende Lauinen bis in’s Klein-Isenlhal herab. Die Westseite des Berges ist 5 — 6000' hoch senkrecht abgerissen und trägt keinen Schnee. Auf der Süd-, Ost- und Nordseite hingegen liegt zwischen ihm , dem Gütschen und dem Blacken ein weites Gletscherfeld , das mit den Eishöhen des Weissstocks zusammen hängt und in der nördlichen Schweiz überall sichtbar ist. — Der als Gebirgszeichner rühmlichst bekannte Herr Zeller - Horner im Balgrist hei Zürich, erstieg den Dri-Bothslock den 6. August 1834, geführt von Hans Infanger aus Isenthal. Er verliess dieses Dorf Morgens um 2 Uhr und erreichte bei Tagesanbruch die Musenalp zu hinterst im Klein- Isenthal. Von dort stieg er auf steilen Schieferbändern , die über senkrechten Wänden hin liefen, nach einer Felsterrasse, im Kessel genannt , 8000' über^ Meer 1," in dessen Nähe die Engelberger und Isenlhaler Gemsjäger oft feindselig zusammen treffen. • Nachdem er den sanft abfallenden wenig zerklackten (zersprungenen) Gletscher überschritten, gelangte er auf die südliche Seite des Berges und dann auf den Gipfel selbst. Dieser hat die Form einer dreiseitigen 78 Pyramide mit abgerundeter Spitze, die im hohen Sommer schneefrei und weit hinab mit scharfkantigem Schiefer bedeckt ist, von dessen roth- brauner Farbe der Berg ohne Zweifel seinen Namen erhalten hat. Zwei Stunden (von 8 bis 10 Uhr) verweilte er daselbst, bei stiller warmer Luft , im Genüsse einer ausserordentlichen , von keiner Wolke getrübten Aussicht. Gegen Nordwest und Nord sieht man über die Entlibucher- berge , den Pilatus und die Rigi hinaus in das bläulichte Meer der flachen Schweiz und des angrenzenden Deutschlands. Zu den Füssen erblickt man den aus einer Tiefe von 8000 Fuss herauf schimmernden Vierwaldstättersee, an dessen Ende man mit blossem Auge die Stadt Luzern entdeckt. Gegen Ost, Süd und West stellt sich die Alpenwelt vom Säntis bis zum Wetterhorn mit zahllosen Firsten und Gletschern von fantastischen Formen in einer Pracht und Erhabenheit dar, die nur ein Standpunkt von solcher Höhe und Lage gewähren kann. Stundenlange von Spalten durchfurchte Eis- und Schneefelder, deren blendender Glanz durch schwärzliche Felsmassen noch erhöht wird und furchtbare Abgründe bilden die nächste Umgebung. Vermuthlich haben ausser Herrn Zeller , Herrn Dr. Lusser von Altorf, Herrn Major Fäsi und Herrn Wirz von Zürich nur wenige Gemsjäger bisher den Gipfel des Uri-Rothstocks betreten; allein er verdiente von Freunden der Alpennatur öfters bestiegen 79 zu -werden. — Der Weg, welchen der erstere nahm , ist zwar der kürzeste (von Isenthal bis auf den Gipfel brauchte er bei raschem Steigen und kurzem Halt ungefähr 5 Stunden) , allein nur geübten Bergsteigern zu empfehlen. Es gibt aber einen leichtern, wiewohl bedeutend langem durch’s Gross-Isenthal, der die Gletscher umgeht. Dieser führt nämlich über den Weiler St. Jakob und die schönen Triften der Riedmatt dem Bach entlang zum Guggerwald hinan auf die Alpe Hängbaum , dann an dem gewaltigen Felsen, Schloss genannt, und dem Schwarzfirngletscher hin nach jenem weiten mit Eis erfüllten Hochthal, der Blümlisalp , von da über verwitterte Felsen zur höchsten Kuppe. Nicht leicht wird man diesen Weg zurücklegen , ohne Gemsen vor sich her fliehen zu sehen, woran das Isenthal noch ziemlich reich ist. Es ist rathsam , in einer Hütte der Hängbaumalpe zu übernachten, wenn man des Vormittags bei guter Zeit den Gipfel erreichen will. Auch von Engelberg aus kann mau in etwa 6 Stunden auf die Kuppe gelangen, nämlich über die Blankalp zwischen dem Weissstock und Engelberger Rothstock durch, und über den Gletscher, ein Weg der bei gutem Wetter, und einiger Vorsicht keine Gefahr darbietet, mit Ausnahme einer einzigen Stelle im sogenannten Thor, wo der Weissstockfirn sich zwischen zwei Felsen jäh und von mehrern Spalten durchschnitten auf die Gletscherebene des Blackenstocks hinab- 80 senkt. Diesen letztem Weg wählte Herr Zeller auf der Rückreise und vollendete so glücklich in Einem Tag eine Wanderung, die zwar mühevoll aber durch die mannigfaltigsten und wundervollsten Ansichten höchst belohnend jedem rüstigen Berggänger zu empfehlen ist. Zu dieser Expedition oder zur Besteigung des Blackenstocks, Weissstocks oder Engelberger-Rofhslocks, welche man sämmtlich von Engelberg oder Isenthal aus ohne besondere Schwierigkeit erreichen kann, sind nach Anzahl der Reisenden ein oder mehrere gute Führer notliwendig. Am besten eignen sich Gemsjäger , deren es in beiden Thälern viele vorzügliche gibt. Ganz zuverlässig sind Maurus Infanger und seine Söhne in Engelberg und zwei Söhne des Sägemüllers Infanger in Isenthal. — Ein sehr genaues und höchst interessantes Relief des Gebirgsstockes zwischen Engelberg und Isenthal ist von Herrn Zeller-Horner verfertigt worden. Nach ihm hat Herr Major Fäsi von Zürich am meisten zur Kenntniss dieses Theiles der Urneralpen beigetragen. Schlossbergv Uri. Kalkstein, am südöstlichen Fuss Gneis. Höhe 9649'. Ein ungeheurer Gebirgsstock südlich vom Su- renenpass zwischen dem Reuss- und Engelberger- 81 thale, dessen östliche Vorherge im Erstfelderthale meist Sonnigen, auf der Nordseite in Waldnacht, Guggistock und Geissberg genannt werden. Nordwärts ist der Schlossberg durcli den Guggisstock und den Sureneneckgrat mit dem Hörnli und Blackenstock, südostwärts durch einen Gletschersattel mit den Hügli oder Spannörtern verbunden. Zwischen dem Kröntlet und den Vorbergen des Schlossberges senkt sich in den Hintergrund des Erstfelderthaies ein mächtiger , seit vielen Jahren vorrückender Gletscher herab. Sein Abfluss , der unter dem Namen der Erstfelder-Reuss in seinem raschen Lauf nach dem Gotthardsthale bald über Felsabsätze stürzt, bald aus dunkeln Fichtenwäldern schäumend hervorbricht , ladet den Maler und Naturfreund zum Besuche des an schönen Gebirgsformen reichen Erstfelder- thales ein. Spannörter oder Hiigli. Uri. Höhe des grossen Spannortes 9845'. (rneis. Mehrere in zwei Gruppen aus dem weiten Eisfelde zwischen dem Kröntlet und Schlossberg auftauchende thurmhohe Felszähne , von einer Form , die man so häufig in der Monlblancketle (dent, aiguille) aber selten in den östlichen Alpen bemerkt. — Der zwischen dem Uri-Rothstock und 82 Weissslock liegende niedrigere Gipfel, der sich ob dem bösen Boden zu hinterst int Gross-Isen- thal erhebt , heisst auch Schlossstock. — Zwischen ihm und dem Uri-Kothstock senkt sich der Schwarzfirn herab , ein Name , den man diesem Gletscher seines schmutzigen, von Schutt bedeckten Eises wegen mit Recht gegeben hat. — Beide Spannörter sind unersteiglich. ( Weissstock. Zwischen Uri und Unterwalden. Höhe 8914'. Kalkstein Der Weissslock steht ungefähr in der Milte der Gebirgsmasse , die den Raum zwischen der Reuss, dem Engelbergerthale und dem Vierwaldstättersee einnimmt. Der Gipfel dieses Berges ist demjenigen des Titlis ähnlich und wird zuweilen mit diesem verwechselt. Seine Südseite stellt sich als eine fast senkrecht aus der Blaclten- alp aufstrebende Wand dar ; nach West und Nordwest ist sein sanft geneigter Rücken von einem Gletscher bekleidet , dessen Gewässer durch das Horbistha] nach Engelberg abfliessen. Der östliche, von Zürich sichtbare, Gletscher den die Isenthaler Schlossfirn heissen, endigt am Rande hoher Felsabstürze, und sendet beim Vorrücken gewaltige Eisstücke donnernd durch wilde Runse herab auf die Trilten des Isenthales. Auf 83 der Kuppe des Weissstockes steht ein Signal, das ein verwegener Bergkletterer Eugen Waser, Schulmeister in Engelberg, für die Ingenieure Meier und Weiss errichtete. Der nächste Nachbar dieses Berges nach Norden ist der Engelberger-Rothstock. Engelberger - Rothstock. Zwischen Uri und Unterwalden. Höhe 8850'. Kalkstein. Der rothe Stock in Engelberg erhebt sich aus dem Gletscherplateau zwischen dem Engelbergerund Isenthal. Sein Name rührt von der Färbung der Felsen durch Zersetzung von Eisen her, welches in grösserer oder kleinerer Menge überall in den ältesten Lagen des Alpenkalkes enthalten ist und in einer Schichte vorkommt , die sich durch die ganze Schweiz in einer Höhe von 5 — 7000 Fuss , immer nahe an der Grenze des Urgebirges verfolgen lässt. Am östlichen Abhange dieses Berges liegt die schöne Oberalp , am westlichen die Blankenalp; die beiden übrigen Seiten sind mit Gletschern besetzt. Ist der Berg aber (von Schnee entblösst) , so kann er ohne Mühe bestiegen werden. Der Weg von Gross- Isenthal aus führt zuerst auf die Terrasse der Oberalp , dann über einen Gletscher auf das Roth-Grätli (5 Stunden). Von hier erreicht man 84 in einer halben Stunde den Gipfel. Die Aussicht ist nicht ausgedehnt , aber durch die Nähe gewaltiger Berge imposant. — Der Pass über das Roth - Grälli von Isenthal nach Engelberg kann im höchsten Sommer ohne Gefahr und leicht in einem Tage zurückgelegt werden, wobei man beständig die Alpennatur in ihrer ganzen Grösse vor Augen hat. — Von der Oberalp stürzt ein Bach in schönen Fällen ins Gross-Isenthal hinab. Spitssliberg. Uri. Hölie 9288'. (vrieis. Dieser Name kommt der höchsten Spitze eines zackigen , grösstenlheils mit Eis bedeckten Felsrückens zu, der jenseits der Sustenstrasse in der Nähe des Sustenhorns steht. Zwischen den Spannörtern und dem Spitzliberggrate liegt das Mayenthal , das sich bei Wasen an der Gotthardstrasse in das Reusslhal ausmündet. Ein Theil des Spitzliberges ist durch den Engelberger-Rothstock verdeckt. „.JSuelicn. Unterwalden Höhe 8600' Kalkstein. Von dem Firnplateau zwischen Uri und Unterwalden , aus dem der Engelberger-Rothstock sich 85 erhebt, läuft ein hoher begletscherter Kamm von 0. nach W. in das Engelbergerthal. Die von Zürich aus sichtbaren Gipfel desselben sind der Hasenstock, Rüchen, Sättelistock, Laucherstock, Rigidalstock (8538'). An der Südseite dieser steilen und schneelosen Felsen zeigen sich bis zu den höchsten Gräten hinauf schönbegraste Bänder, die ein beliebter, wenn schon nicht sicherer Aufenthaltsort der Gemsen sind. An der weniger abschüssigen Nordseite liegen Schnee - und Eisfelder , die sich in einzelnen Streifen bis in die schönen Weiden der Bannalp und Oberalp herunterziehen. — Ueber eine Einsattlung zwischen dem Rüchen und Laucherstock, die man Schlittkuchen heisst, kann man aus der Bannalp nach Engelberg gelangen; da aber die jenseitige Wand sehr schroff ist, so ist dieser sonst merkwürdige Pfad niemand anzurathen , der nicht schwindelfrei ins Lautere (ins Leere) schauen darf. — Der kesselartige Raum, den die hohen Zinken des Ri- gidalstockes mit den Wallenstöcken einschliessen, ist mit Eis angefüllt, dessen Schmelzwasser nach der Vermuthung der Hirten den Dürrenbach, eine merkwürdige periodische Quelle, nährt, die vom Mai bis September bei Engelberg hervorsprudelt. Zwischen dem Rigidalstock und dem Titlis liegt das Kloster Engelberg. — Auf den Planken unterhalb des Sättelistockes liegt am Rande des Absturzes , an dessen Kuss die Kapelle im Horbis steht, ein haushoher Felsblock , Teufelsslein ge- 86 nannt. An diesen Stein knüpft sich folgende Sage. Am Tage der Einweihung der erwähnten Kapelle, die zur Ehre der Maria , Mutter Gottes , erbaut worden war, kam aus dem nahen mit Felstrümmern erfüllten Abhang des Laucherstockes , den so geheissenen Höllensteinen, der Teufel , auf dem Rücken jenen gewaltigen Felsblock tragend, den er auf die Kapelle im Horbis hinabzuwerfen vorhatte. Als er langsam und keuchend unter der Last daher schritt, trat eine schöne Jungfrau vor ihn, redete ihn freundlich an, und bat ihn, seine Bürde abzulegen und eine Weile zu ghir- men (auszuruhn). «Nein, » erwiederte der Teufel, «das thue ich nicht; ich wäre nachher nicht im Stande mit diesem Steine wieder aufzustehen.» Dennoch vermochte er nicht dem sanften Zureden der schönen Unbekannten zu widerstehen. Kaum lag der Stein am Boden, so verschwand die Jungfrau und die aus der Ferne zuschauenden Hirten erkannten in ihr die Himmelskönigin. Ergrimmt sprang der betrogene Teufel auf und suchte aus Leibeskräften, wiewohl umsonst, den Stein wieder zu heben. Die Eindrücke seiner Hörner und Krallen sind auch jetzt noch darin bemerkbar. Am südlichen Absturze des Laucherstockes, etwa 400' unterhalb des Gipfels, öffnet sich eine sehr grosse Höhle, die ganz durch den Berg durchsetzt, aber auf der Nordseite von Firn, der sich dort anlegt, zugeschlossen ist. Der Berg hat seinen Namen von dem Alpenlauch , Allium 87 Schoenoprasum L. var. alpinum Gaud. , der an seinen Abhängen wächst. Laucherstock. (Siehe Rüchen.) Rigi. — Schwyz. Höhe 5536'. Nogelfluli. Die Rigi ist der besuchteste Rerg in der ganzen Alpenkette. Ihre schöne Gestalt, ihre freie Lage , ihre beträchtliche Höhe , ihr Reichthum an schönen Weiden und vorzüglichen Alpenkräutern , die prachtvolle Aussicht, die ihr leicht zugänglicher Gipfel gewährt u. s. w. , machen sie wirklich zur Regina monlium , Bergkönigin , wie sie von Cysat und unsern ältern Geographen genannt wird. — Eine Schilderung dieses Berges hat Gerold Meyer von Knonau , ein vorzügliches , vom Kulm aus gezeichnetes , Panorama Heinrich Keller bekannt gemacht. Siistenliorn. Zwischen Bern und Uri. Höhe 10,810' Granit und Gneis. Ein gewaltiger, von zerborstenen Gletschern umlagerter Gebirgsstock in der Kette , die das 90 l'/ 2 stündigem Gange auf den Nöllen , wobei man aber die gewohnte Vorsichlsmassregel, mit dem Führer an einem Strick gebunden zu gehn, nicht unterlassen sollte. Der mit einer 175' hohen Schneedecke belastete Gipfel , von dem jeden Frühling unter furchtbarem Donner einige Lauinen herabstürzen, gleicht einem Dachfirste, dessen südliches Ende zwar etwas höher als der gewöhnliche Standpunkt ist , aber nur von ganz schwindelfreien und gewandten Berggängern betreten wird. Im Jahre 1837 liess der Ingenieur Eschmann von Zürich zum Behuf der Triangu- gulalion der Schweiz auf dem Nöllen aus mehreren Balken und Brettern ein 12 F'uss hohes pyramidales Signal errichten , das während des Winters unter Schnee begraben liegt, im Sommer aber wieder erscheint und so oft eine Wolke hinter der Kuppe durchgeht von Engelberg aus mit blossem Auge gesehen werden kann. An den Pfosten dieses Signales ist das Namensverzeich- niss der Tillisbesteiger zu lesen. — Gegen Süd schaut mau hier über grauenvolle, mehrere tausend Fuss hohe Wände herab, die sich senkrecht aus dem grossen Wenden - oder Urazgletscher erheben. Der Nöllen gewährt eiue wundervolle Uebersiclit der ganzen Alpenketle mit ihren zahllosen Gipfeln von Savoyen bis Tyrol und Kärn- then , der ganzen nördlichen Schweiz und eines Theils von Schwaben und der deutschen Rheinländer. Man behauptet im Kloster Engelberg, 91 dass man vom Nöllen bei ganz reiner Luft, kurz vor Sonnenaufgang den Münster zu Strassburg seben könne. Der Gipfel des Titlis ist an seinem hohen Abstürze auf der Nordseite der Alpen leicht zu erkennen. Nach Nordost hängt dieser Berg mit den Spannörtern durch einen Felskamm, Grassen genannt, zusammen, über dessen tiefste Einsattlung ein gefährlicher Glelscherpass nach dem Mayenthal führt. Auf den Firnen des Titlis sieht man häufig sogenannte Gletschertische. Am nördlichen Abstürze des Titlis erblickt man über dem sogenannten llochpfad eine Felsspalte, die Jungfrauenhöhle geheissen wird und von der folgende Sage gehl. Ein reicher Hirte verwünschte seine einzige sehr schöne Tochter, weil sie sich in einen Jüngling, den er basste, verliebt hatte, in das hinterste Gewölbe dieser furchtbaren Kluft. Hier lebt, ohne zu altern , schon Jahrhunderte lang das unglückliche Mädchen, im Genüsse der köstlichsten Speisen und im Besitze unermesslicher Beichthümer, aber ganz vom Tageslichte und dem Umgang mit menschlichen Wesen ab- ( geschlossen. Nach des Vaters Verordnung wird nämlich der Eingang zur Höhle von einem grimmigen Drachen bewacht, der nur dann sich zurückzieht, wenn ein frommer Jüngling sich naht, dem in seinem Leben nie etwas Schlimmes zu Sinn gekommen. — Schon mancher junge Engelberger hat voll Hoffnung den llochpfad erklettert , aber noch keinem ist es gelungen, das 4 92 schöne Mädchen als Braut aus der Höhle zu führen. In sprachlicher Hinsicht ist die Witlerungsregel interessant : Hat der Hollen einen Bart (Nebelanflug), so wird das Wetter ure (d. i. wild). v Der beste Führer auf den Titlis ist der wackere Gemsjäger Maurus Infanger in Engelberg. Rigidalstock. (Siehe Rüchen.) Wallenstöcke. Unterwalden. Höhe 6730 / . Kalkstein. Die Wallenstöcke bilden mit ihren Nachbarn den Rigidalstöcken die Vorposten einer Bergkette, die vom Grafenort nach dem Eisplateau des Weissstocks , Uri - und Engelberger - Rothstockes hinläuft. An ihrer Westseite zieht sich in wdlder Schlucht dem Aabach entlang der Weg nach Engelberg hin. Gadinenlluh. Bern. Am Fuss der Südseite Urgebirg, Höhe Kalk- Ein Kopf der vom Titlis nach S. W. laufenden Kette, die sich an der Vereinigung des Engstlen- 93 und Gadmenthales verliert. Man findet an diesem Berge Petrefacten der Kreideformation und Spuren von Steinkohle. Er gewährt die prachtvollste Ansicht des Wetterhorns , ist aber schwer v zu ersteigen. Bürgenstock. ■Unterwalden. Höhe 3940'. Kalk. Ein in den Vierwaldstättersee hinausspringender , mit Wald und schönen Matten bekleideter Berg, auf dessen Rücken in einem anmuthigen und wenig- besuchten Thälchen das einsame Dorf Bürgen liegt. Periodisch fliessende Bäche, merkwürdige Felsklüfte , höchst malerische Häuser und Baumgruppen am Ufer des dunkelblauen See’s, Reichthum der Vegetation u. s. w. fordern den Wanderer zur genaueren Betrachtung der Schönheiten dieses wenig besuchten Berges auf. Ritzliliorn oder Hoch - Ritzli. Bern. Höhe 10,130'. Gneis. Der höchste pyramidenförmige rauhe Felsstock der Kette, die das Guttannenthal vom Urbachthal trennt. Am diesseitigen Abhange des Berges zieht die Grimselstrasse vorbei. i. 94 Stanzerhorn oder Bluiiialp. Unterwalden. Höhe 5844'. Kalkstein. Ein mit den schönsten Weiden und Waldungen bedeckter Berg, an dessen nordöstlichem Fuss der Flecken Stanz liegt. Auf der Nordwestseite des Berges breitet sich die kräuterreiche Alpe Blummatt aus. Bei der Sennhütte , die einen merkwürdigen Eiskeller besitzt, geniesst man die schönste Aussicht auf den Vierwaldstättersee. Der niedrigere Gipfel des Berges heisst Brandhorn. An seinem S. Abhange wird an mehrern Stellen Gyps gegraben. Finsteraarhorn. Zwischen Bern und Wallis. Höhe 13,153', nach dem Montblanc der höchste Berg von Europa. Granit und Gneis. Das Finsteraarhorn ist die höchste und spitzigste Pyramide der Berneralpen und erhebt sieh ehrfurchtgebietend über alle Firsten, die aus dem weiten Eismeer zwischen Bern und Wallis emporstarren. Die Ostseite des Berges von der Spitze bis auf die Fläche des Finsteraarfirns ist eine fast senkrechte 5400 1 hohe Felswand, an der sich der Schnee nur stellenweise zu halten vermag. Die westliche und südwestliche Seite stuft sich in wilden Zacken ab, die von tief einge- 95 grabenen und mit blendendem Scbnee angefüllten Schluchten umgeben sind. Von der höchsten Spitze des Hornes steigt nach Nordosten ein mächtiger Firn herab, der sich in das Viescher- eismeer ergiesst, während die andern an seinem Fuss entspringenden Gletscher , denen die Aar entströmt, in die Region der Alpen und sogar bis zu den Wohnungen der Menschen hinabsteigen. Das Finsteraarhorn ist zum erstenmal von zwei Begleitern des Naturforschers Hugi von Solothurn am 9. August 1829 mit unsäglicher Mühe und Gefahr erstiegen worden. Arnold Abbühl, Knecht des Spittlers auf der Grimsel und zwei Walliser hatten schon mehrere Jahre vorher bis an wenige hundert Fuss die Pyramide erklettert. Die Gipfel des Hornes , auf dem an diesem Tage ein sieben Fuss hoher Steinmann errichtet und eine Fahne aufgepflanzt wurde, besteht aus wenig zusammenhängenden , gleichsam auf einander geworfenen FVlsmassen , die noch hier und da mit Flechten vorzüglich mit Lecanora miniata überzogen sind. Nördlich vom Finsteraarhorn erheben sich die Schreckhörner, westlich die Viescherhörner , die beiden Eiger und die Jungfrau. 96 Schreckhörner. Zwischen Wallis und Bern. Der höchste Gipfel 12,570'. Gneis. Eine Reihe von steilen, ganz von Gletschern umlagerten Hörnern, deren mittleres und höchstes vorzugsweise Schreckhorn heisst, und als eine nadelähnliche Schneespitze sich über seine Nachbarn erhebt. Zu beiden Seiten des Vorherges der Schreckhörner , des Mettenberges , steigen die so viel besuchten Grindelwaldgletscher herab. Hohe Felsgräte verbinden diese Berge mit dem Finsteraarhorn und andern Firsten des Eis- plateau’s zwischen Bern und Wallis. Gemsjäger, im Jahr 1814 auch der Pfarrer von Grindelwald, haben diese früher für unersteiglich gehaltenen Gipfel mehrmals erklettert. Zu den schönsten Naturerscheinungen gehört das Stürzen von Schneelauinen , die der Wanderer an diesem und den benachbarten Bergen an warmen Sommertagen fast täglich bewundern kann. Der Mettenberg ist für den Geognosten dadurch sehr merkwürdig, dass man dort den Gneis sich Vz Stunde weit über Petrefacten führenden Kalk hinlagern sieht, wie man es in weniger grossem Massstabe auch am Eiger und Weiterhorn beobachtet. Wetterhorn. Bern. Höhe 11,450 / . Gneis, an der Nordseite auf Kalkstein au fliegend. Das mit Eis bedeckte und fast immer von Wolken und Gewitterstürmen umhüllte Wetterhorn bietet auf dem Wege über die Scheidecke zwischen Meiringen und Grindelwald wegen seiner furchtbaren Gestalt und ausserordentlichen Wildheit einen wundervollen Anblick dar. An dem mittäglichen Abhange dieses Berges befindet sich, was man kaum vermuthen sollte , eine kleine grasreiche aber schwer zugängliche Alpe. Hier werden einige Dutzend Schafe und Ziegen gesommert , die birtenlos in dieser entsetzlichen Einsamkeit umherstreifen. An der Morgenseite bricht unterhalb des Absatzes, auf dem der Al-. piglengletscher ruht, ein Eisenstein, der ehemals gebaut und im Haslilbal geschmolzen wurde ; an der nordwestlichen Seile senkt sich der mit den schönsten blauen Schrunden durchzogene und mit hohen Eisthürmen besetzte Schwarzwaldgletscher herab. v ■ Pilatus. "/^wischen Luzern und l'nteiwalden. Höhe des Tommlishorns ?130‘, des Eseis 6ö30'. Kalkstein. Schroff erhebt sich der Rigi gegenüber der ernste Pilatus und bildet , wie Cappeler sagt, 5 98 den Vorposten der mitternächtlichen Alpen, während die Rigi die östlichen anführt. Bis ins vierzehnte Jahrhundert war die gewöhnliche Benennung dieses Berges, wenigstens seiner obern, kahlen und zerrissenen Partien, Frackmönd oder Frackmund, d. i. Mons fractus. Später wurde er Pilatus geheissen und ist gegenwärtig nur unter diesem Namen bekannt. Kein Berg in der Schweiz und wenige in Europa haben sich früher einer so grossen Celebrität erfreut. Ein bunter Kranz der seltsamsten Bergmännchen - , Gespenster - und Drachenmährchen umschwebt diesen Mysterienberg des Mittelalters. Mehrere Sagen und einige örtliche Bezeichnungen erinnern indessen an die früheste, die celtische Kultur des Landes. Es befindet sich nämlich auf dem Berge ein Ort, von dem aus jährlich ein fahrender Schüler Ungewitter aus des Berges Schlünden heraufbeschwor, ein Versammlungsort der Geister wird gezeigt, ein Schaukel- und Mittagstein (Gnappslein) ist da zu sehen. Im dreizehnten Jahrhundert fasste die sonderbare Erzählung vom Landpfleger Pilatus , der in einer Pfütze auf der Höhe des Berges begraben liegen soll , so tiefe Wurzeln, dass hei schwerer Strafe weder Geistlicher noch Laie ohne Erlaubniss der Obrigkeit den Berg besteigen und dem sogenaunten Pilatussee sich nähern durfte. Man glaubte nämlich , der unglückliche Land- ptleger werde durch das Aussprechen seines Namens oder das Werfen von Steinen auf die sonst 99 von keinem Winde bewegbare Flache seiner Wasserbehausung in solchen Zorn versetzt, dass er sich aus den unergründlichen Tiefen derselben erhebe und furchtbare Ueberschwemmungen und verheerende Gewitter über die Umgegend aussende. Ausser diesen geschichtlichen Merkwürdigkeiten bietet der Pilatus noch einige naturhistorische dar. Zu den letztem gehört das schöne Echo auf der Bründlenalp, in deren Sennhütte der Alpenwanderer sein Nachtlager aufschlägt; ferner der berühmte , aus der Ferne einer Bildsäule ähnliche Dominikstein , der am Eingang einer unzugänglichen Höhle in der Milte einer tausend Fuss hohen Felswand sich befindet. Bekannt sind zwei andere Höhlen, das Mondmilchloch, aus der ein eiskalter Bach mit pfeifendem Ton hervorslürzt, und das Wind- oder Welterloch. — Der Botaniker sammelt an den Abhängen des Berges einige sehr seltene Pflanzen, wie Ruta montana und Papaver alpinum. Der Geolog tritft in den steil aufgerichteten Schichten zahlreiche Petrefacten an, z. B. Nummuliten , Austern, Nautilus, Hip- puriten u. s. w. Der Pilatus hat eilf Gipfel , die Stieglieck, Esel, Oberhaupt, Mallhorn, Klimsenhorn, Tornm- lishorn , Gemsmattli, Känzeli, Rotentozen , Widderfeld, Gnappstein heissen, von denen die meisten schwer zu ersteigen sind, aber alle, besonders das Tommlishorn , eine herrliche Aussicht darbieten, die in mehrfacher Beziehung diejenige vom Bigikulm übertrifft. Die Wanderung auf den Pilatus gehört zu den genussreichsten , sei es, dass man von Luzern aus an der steilen Nordseite diesen Berg besteigt, oder den langem Weg über die Bründlenalp einschlägt, oder den wenig beschwerlichen Pfad wählt, der von Alp- nach in 4—5 Stunden nach dem Tommlishorn und von diesem auf die Gipfel Esel und Oberhaupt führt. Ehe man aber die Boise unternimmt , sollte man sich in der altern Litteratur über diesen Berg, die nicht unbedeutend ist, umsehen, wenigstens das zierliche Schriflehen Conradi Gess- neri Descriptio Monlis fracti , ins Französische übersetzt in den Melanges helveliques, und Cap- pellerii Pilati Montis Historia nachlesen. Münoli oder innerer Eigcr. 7,wischen Bern und Wallis. Höhe 18,661)' Süiseile Gneis, Nordscite Kalk. Sehr wahrscheinlich bezieht sich der Name dieses Berges , wie der seines Nachbars , der Jungfrau , auf eine unlergegangene Sage. Mit Schnee bedeckt und von Gletschern umgeben, thürmt sich sein riesiger Bau oberhalb des Trümm- letenschlundes hinten im Lauterbrunnenthal empor 101 und setzt sich südwärts in den Walcherhörnern zum Finsteraarhorn fort. Der Mönch und der äussere Eiger sind schon mehrmals erstiegen worden. Eiger. Bern. Höhe 12,220'. Südseite (rncis, Nordseite Kalk. Zum Unterschiede des innern Eigers oder Mönchs , mit dem er durcli einen hohen Felskamm verbunden ist, auch äusserer Eiger geheissen. An der Südostseite dieses Berges , der sich vom Grindelwaldthal aus gesehen wie ein ungeheurer alahaslerweisser Dom aufthürmt, dessen Spitze in eine schneidende Kante zuläuft, bemerkt man ein Loch , durch das im Februar und December um Mittagszeit die Sonne etwa 3 Minuten lang, auf das Dorf Grindelwald scheint. Dieses Felsrohr , von dem eine sonderbare Sage erzählt wird , wird von den Hirten Martinsloch oder Heiterloch genannt. Der Eiger, Mönch und die Jungfrau erheben sich von dem nämlichen gletscherumlagerten Fussgestell; an allen diesen Bergen besteht die Xordseite aus Versteinerungen führendem Kalke, über den sich von Süd her Gneis hinzieht. t 102 Jungfrau. Bern. Höhe 12,870'. Südseite Gneis und Granit, Nordseite Kalk. Nach dem Montblanc der von Malern und Dichtern am meisten gefeierte Gipfel der Alpenkette, der besonders von dem viel besuchten Lauter- brunnenlhal aus betrachtet mit seinen strahlenden Schneezinnen , die mit den schroffen schwärzlichen Felsabstürzen einen wundervollen Conlrast bilden, sich als einen der schöngebautesten herrlichsten Bergriesen darstellt und bei günstiger Beleuchtung gesehen einen unauslöschlichen Eindruck auf das Gemüth macht. Die Jungfrau ist rings von Firn umflossen ; nach Süden aber wallt von ihrem Scheitel der grösste Gletscher in der Schweiz , der Aletschgletscher, herab, der bis zu seinem Ende an der Hochfluh oberhalb Möril im Wallis, wo ihm die Massa entströmt, eine Länge von 8 Stunden hat. Im Jahr 1812 erkletterten die Herren Meier, Ingenieure von Aarau , indem sie über diesen Gletscher hinaufstiegen , den vorher nie betretenen Gipfel dieses Berges. Dasselbe Wagstück gelang im Jahr 1828 fünf Hirten von Grindelwald , von denen einer sechzig Jahre alt war. Es ist auffallend, dass eben so wie hier die Jungfrau den Mönch zum Nachbarn hat, im Tyrol westlich vom Brenner das Ilochfräuli dem wilden Pfaff gegenüber steht. 103 it'iesen. Bern- Höhe 7340'. Schiefer und Sandstein. Die prächtige mit Wald und Weide in schön- ♦ ster Abwechslung bekleidete Pyramide auf der Abendseite des Thunersee’s , die eine der überraschendsten Aussichten über das ganze Gebiet zwischen den Alpen und dem Jura darbietet und in botanischer und geognoslischer Hinsicht sehr interessant ist. Der Niesen beginnt eine Bergkette , die sich zwischen dem Simmen - und dem Frutigerthale fortzieht und in der ebenfalls pyramidenförmigen Becca de Tscheuchy in dem obern Ormondsthale endet. Sein Gipfel, der wilde Andres geheissen , besteht aus Bruchstücken einer zertrümmerten Sandsteinschichte und gleicht.den Buinen eines ungeheuren ßergschlosses, auf dessen höchster Zinne nur wenige Personen sichern Platz nehmen können. Der Niesen lässt sich auf drei verschiedenen Wegen ohne gfösse Beschwerde ersteigen. Stockholm. Bern. Höhe 6767'. Kalkstein. Der Berg trägt diesen Namen von einem auf seinem Gipfel emporragenden steilen, rundlichten Felsen, dessen Kuppe kaum ein Dutzend Schritte *. 104 breit ist und von Freunden schöner Naturansichten häufig bestiegen wird. Auf seinem mittäglichen Abhange, wo sich frucldbare Alpenwiesen aus- breiten , liegen zwei kleine von Salamandern bewohnte Seen. Der Abfluss des einen stürzt sich in vielen Sprüngen über die Felswände hinab , derjenige des andern wird von einer Kluft verschlungen und tritt klar zu Erlenbach wieder zu Tage. Ein Beweis , dass dieser Berg schon von Alters her besucht worden ist, sind die römischen Münzen, die man am Ufer des einen See’s im vorigen Jahrhundert gefunden hat. Im Jahr 1536 hat Rhellicunus, Pfarrer zu Biel, seine Reise auf das Slockhorn in lateinischen Versen geschildert. Die im Jahr 1561 von Benedict Are- tius , Professor in Bern , zu Strassburg herausgegebene Beschreibung des Niesen und Stockhorns ist in botanischer Hinsicht besonders wegen mehrerer von ihm neu entdeckten Pflanzen und als eine munter erzählte Alpenwanderung merkwürdig. Der grosse Naturforscher Haller hat den Namen dieses Mannes verewigt, indem er eine Gattung kleiner zierlicher Alpenpflanzen Aretia hiess. Am ergötzlichsten aber ist das 1606 zu Bern erschienene : Poetische Gastmahl und Gespräch zweier Bergen in der löblichen Eidgenossenschaft, nämlich des Niesens und Stockhorns, als zweier alten Nachbarn von Hans Rudolf Rebmann. 105 Jura. Ein aus mehreren gleichlaufenden Kellen bestehendes Kalkgebirge , das von Genf an bis in den Canton Schaffhausen io einer Bogenlinie und fast parallel mit den Alpen die Schweiz durchzieht und sich jenseits des Rheins in den Gebirgen Schwabens fortsetzt. Seine Länge beträgt 70—80, seine grösste Breite 10 — 15 Stunden. Die nördlichen Zweige dieses Gebirges sind weniger hoch und steil als die südlichen und stufen und runden sich nordwärts altmälig ab , bis sie sich ganz in das flache Land verlieren. In Absicht auf ihren Bau gleichen die einzelnen Jurazüge einem in derselben Höhe fortlaufenden, auf beiden Seiten aber und an seinen Enden gab abfallenden Dache. Die Längenthäler bilden Hochflächen und sind im Allgemeinen wasserarm, ausnahmsweise aber auch sehr üppig und fruchtbar. Die Querthäler dagegen haben alle den Charakter wilder felsiger Schluchten. Da sich dieses Gebirge nirgends viel über 5000' erhebt, trägt es weder ewigen Schnee noch Gletscher, obgleich an einigen Stellen in Grotten das Eis sich nicht nur das ganze Jahr durch erhält, sondern sogar neu erzeugt. Der Jura ist mit einer Vegetation bekleidet , die derjenigen der Alpen auf gleicher Höhe entspricht , aber wegen des sehr zerklüfteten Gesteins , von dem das Wasser verschlungen wird, und der daher rüh- 106 renden Trockenheit, sparsamer ausfällt. In Absicht auf sein Gestein besteht er aus dichtem grauem oder graugelbem Kalke , den man im Allgemeinen leicht von dem dunklern Alpenkalk- stein unterscheiden kann. In geognostischer Hinsicht ist er merkwürdig durch die an vielen Orten senkrechte Stellung und das gewölbartige Ueberbeugen seiner Schichten, ferner durch den Reichthum und die grosse Mannigfaltigkeit von Versteinerungen , die man auf ihm antritft (Ammonshörner , Austern, Korallen, Schildkröten). An manchen Stellen enthält er Eisenerz, worauf Bergbau betrieben wird, ferner Asphalt und Gips, in dessen Nähe kochsalzhaltige und warme Quellen hervortreten.. Merkwürdig sind die an dem Südabhange der mittäglichen Kette zerstreut liegenden Granitblöcke, die nach der Ansicht der Naturforscher entweder durch Schlammströme oder Wasserfluthungen, oder wie in den neusten Tagen behauptet wird, durch ungeheure Gletscher dahin gebracht worden sind. — Wie die Thäler des Jura reich sind an eigenlhümlicher , mitunter sehr schöner Scenerie, bieten die Höhen prachtvolle Aussichten dar. Zu den Kuppen, die sich von unserm Standpunkte aus gesehen am meisten bemerkbar machen , gehören , wenn wir die Richtung von Abend nach Morgen verfolgen: 107 Der Chasseral oder Gestlcr. Bern. Höhe 4958'. Jurakalk. Zwischen dem Bielersee und dem St. Immerthaie. Nahe am Gipfel dieses viel besuchten Berges stehen einige Sennhütten , in welchen vortrefflicher Käse verfertigt wird , der unter dem Namen Frauenkäse bekannt ist. Während des Sommers halten sich immer Leute aus der Umgegend hier auf, um die Molkenkur zu gebrauchen , und sich an frischer Bergluft und prachtvoller Aussicht zu ergötzen. llasemnatt. . Solothurn. Höhe 4423'. Jurakalk. Die höchste Spitze des solothurnschen Jura, die mit der Rigi und dem Moleson ein gleich- schenklichtes Dreieck bildet. Durch kenntniss- loses Schlagen des Holzes ist dieser einst mit schönen Fichten bekleidete Gipfel in einen kahlen Bergkopf umgewandelt worden. So wie die benachbarte Röthifluh und der Weissenstein geniessl man hier eines wundervollen Anblickes der Jura- und Alpenkette. Merkwürdig ist die nicht weil vom Gipfel entfernte Höhle, Nidlenloch genannt, die sich im Rogensteine gegen 1400 Fuss in den Berg hineinzieht. Professor Hugi von Solothurn, 108 der sie genau untersucht hat, fand den Boden derselben an mehreren Stellen von Schatzgräbern aufgewühlt und Ueberreste von Gebetbüchern und Werkzeugen umherliegen. Zwischen der Hasenmatt und der Röthifluh liegt die berühmte Berghöhe Weissenstein bei Solothurn. Röthifluli. Solothurn. Höhe 4305'. Juvakftlk. Durch Verwitterung hat der eisenschüssige Rogenstein, aus dem der Gipfel besieht, eine rolhe Farbe erhallen, was ihren Namen veranlasst hat. Die Aussicht von diesem Felskopfe ist freier und umfassender als die von der Ilasemnatt. Wer den Weissenstein besucht , ersteigt auch diese Kuppe. Nirgends stellt sich der Anblick der auf- geheuden Sonne prachtvoller dar. — Auf der Höhe des Röthikopfes steht zum Behuf der trigonometrischen Vermessung der Schweiz ein aus Holz erbautes Signal, das auf Strassburg hinweist. Im Jahr 1828 sah Herr Apotheker Plluger von Solothurn von diesem Standpunkt aus deutlich den beleuchteten Thurm zu Strassburg. % 109 Ilauenstein, der obere und untere. Solothurn. Höhe, der obere 2268', der untere 2138'. Jurakalk- Ueber die Ilauensteine führen die wichtigsten llandelsstrassen yoii Basel nach Luzern und von da nach Italien. — Der Felsengrat wurde an diesen Stellen schon im Mittelalter zum leichtern Transport der Waaren durchhauen (daher Gehowenslein , Ilauenstein) , doch wurden noch bis in die Mitte des verllossenen Jahrhunderts schwere Lasten vermittelst Iläspel über den obern und den untern Ilauenstein gezogen. Die neue 1828 begonnene Unter-IIauensteinstrasse setzt mit einer Ansteigung von 5 auf 100 über den Bergrücken und gehört zu den interessanteren Gebirgspässen. Der obere Hauensteinpass liegt östlich vom untern zwischen Waldenburg und Bals- thal und ist an der Nordseite sehr steil. Gislifluh oder Gysulafluh. Aargau. Höhe 2990'. Jurakalk. Diese Jurahöhe, an deren Fuss die Aar vorbei lliesst und das Städtchen Aarau liegt, wird im Sommer aus der benachbarten Gegend von Gesellschaften häufig besucht und ist aus diesem Grunde auf der Spitze im Jahr 1819 abgeplattet und mit einer Brustlehne umzogen worden. 110 Die Vogesen, les Vosges. Frankreich. Rothcr Sandstein. Eiu Gebirge, das bei Beifort in Frankreich sich erhebt, in nördlicher Richtung fortläuft und Lothringen vom Eisass trennt. Es steigt sanft au, ist grösstentheils mit Wald bedeckt und hat viele abgerundete Gipfel, die den Namen Ballon oder Bölch tragen. Seine bedeutendsten Höhen sind der Ballon de Sulz 4300' , der Ballon d’Alsace 3900'. Auf dem letztem befindet sich ein merkwürdiger kleiner Bergsee. Die Vogesen sind reich an Silber , Kupfer , Eisen , Blei, an schönem Marmor, an warmen, mineralischen Quellen (Plombieres), an üppigen Weiden, auf denen guter Käse bereitet wird. Es entspringen auf ihnen mehrere grosse Flüsse , z. B. die Maas , Mosel, Meurthe , Saone u. s. w. und zahllose Bäche , welche die fruchtbaren Thäler dieses Gebirges bewässern. Blauen. Grossherzoglhum Baden. Uöhe 3600'. Granit und Gneis. Dieser Berg liegt am südwestlichen Ende des Schwarzwaldes und fällt gegen Basel kammförmig ab. Er ist ganz mit Wald bedeckt, und enthält eiu Bleibergwerk. An seinem westlichen Abhang liegt Badeuweiler, bekannt durch seine warme Quelle und die höchst merkwürdigen Ruinen eines römischen Bades. Belchen. Giossherzogthum Bade». Höhe 4400'. Granit und Gneis. Er steht am westlichen Rande des Schwarzwaldes , erhebt sich hinter Sulzburg , und bildet einen scharfen Kamm, der nach West senkrecht abgerissen ist. Man geniesst auf diesem Berge eine schönere Aussicht als auf dem hohem Feldberg, weil man hier das ganze Breisgau und Eisass sammt dem Laufe des Rheins von Basel bis Strassburg, in der Mitte das vulkanische Gebirge Kaiserstuhl und die Städte Breisach , Freiburg, Colmar, Mühlhausen überblickt. Schauinsland. Grossherzugthum Baden. Drei Stunden von Freiburg , zwischen dem Feldberg und dem Belchen. Ehemals wurde Bergbau auf Grünhleierz , Bleiglanz und Zinkblende darin getrieben. Freunde schöner Naturansichten zu Freiburg haben mit dem Besitzer 112 eines Viehhofes auf dem Berge die Abrede getroffen , dass er ihnen durch Aufstecken einer Fahne ein Zeichen gibt, wann die Alpen deutlich zu sehen sind. Fcldberg. Grossheraogthum Banen. Höhe 4600 / . Granit und Gneis. Der höchste Berg des Scliwarzwaldes. Er bildet einen stumpfen Kegel und trägt sehr ausgedehnte Weiden , auf denen grosse Viehheerden gesommert werden. Um den Gipfel herum , auf dem eine reichliche Quelle hervorsprudelt, stehen sechs Sennhütten , worin man Käse und Butter bereitet. Am Abhang ist ein kleiner See , in welchem das Brachsenkraut (Isoetes), eine grosse Seltenheit im südlichen Deutschland , vorkommt. Am Fusse und bis über die Hälfte seiner Höhe ist der Berg mit schönen Tannen- und Buchenwäldern umkränzt. Der Pflanzenkundige trifft auf dem F'eldberg mehrere Alpenpflanzen an, z. B. Arnica (Wolferley), Meum mutellina (Muttern), Swerzia perennis, Soldanella alpina u. a. m. Der Gipfel gewährt eine weite Aussicht auf die Alpen , die Vogesen, den Ileuberg in der schwäbischen Alp u. s. w. und wird daher von LusU Partien häufig besucht. Lägernberg. Zürich. Höhe beim Signal 2656'. Jurakalk. 113 Einem Eselsrücken ähnlich zieht er sich in leicht erkennbarer Juragestalt von W. nach 0. und fällt oberhalb des Städtchens Regensberg plötzlich in die Ebene ab. Sein Grat ist an vielen Stellen so scharf, wie ein sich gäh absenkender Dachfirst. Sein Schichtenbau, der in den Kalksteinbrüchen unweit Regensberg und in der Umgegend von Raden gesehen werden kann, ist für den Geognosten von grossem Interesse, ebenso sein Reichthum an Versteinerungen. Randen. Schaffhausen. Höhe heim Signal 2‘00' Jurakalk. Eine Fortsetzung des Jura , die sich in ziemlich gleicher Höhe und ohne einen Gipfel durch len Canton Schaffhausen zieht und im Norden an den Schwarzwald anschliesst. Sein Rücken ist wasser - und baumlos. Seine wasserarmen Seiten sind mit schönen Wickenkleefeldern , sein Fuss mit Weinbergen bedeckt. Die Höhe des Randen wird von Schaffhausen aus in 3‘/2 Stunden erreicht. Von hier übersieht man den östlichen Schwarzwald , die Raar , das Ilöhgau bis an die schwäbische Alp, das Klettgau, Thurgau, ili den Canton Zürich j den Bodensee und die Alpenkette vom Arlberg bis zum Montblanc. Hohentwiel, Ilohenstoffcln, Hohenhöwen. "Würleinberg. Basalt und Klingslein. Drei merkwürdige vulkanische Kegelberge, die sich plötzlich aus dem flachen Lande erheben und in der Nähe wie aus der Ferne einen wunderbaren Anblick gewähren. Auf Hohentwiel stand eine berühmte Festung , die im Jahr 1800 von den Franzosen zerstört wurde. Der Berg besteht aus grauem und grünlichem Porphyrschiefer oder Klingstein, in dessen Spalten Natrolith gefunden wird. Hohenstoffeln trägt drei Burgruinen. Am Fuss des Schlosses auf der Nordspitze sieht man Basaltsäulen. Hohenhöwen, der höchste dieser Kegelberge , zeigt ebenfalls vulkanische Producte, wie Basalt, Breccie, Tuff u. s. w. liörnli. Zürich. Höhe 3490'. Molasse. Die Wassergebiete der Thur und Töss scheidet die Hörnlikette, ein Bergrücken , der als eine 115 Fortsetzung der Toggenburgerberge betrachtet werden kann. Die Berge dieses Hühenzuges (die bedeutendsten sind das Ilörnli und das Schnebel- horn 3680' ü. M.) bestehen aus Sandstein , Mergel und Nagcllluh , welche letztere etwas compacter ist als diejenige , woraus die Uelliberg- kuppe besteht. Sie sind bis zu einer bedeutenden Höbe mit Alpentrümmern überstreut , die hier und da in Blöcken von der Grösse kleiner Häuser angetroüen werden. Genau betrachtet, sind diese Berge Ueberbleibsel eines früher zusammenhängenden Hochlandes, wie in unserer Nähe die Albiskette und die Hügelreihe zwischen dem Glatt- und Limmatthal. 116 Beschreibung; des Uetliberges. Das Albissebirge, dessen höchste Kuppe Uetli- berg heisst, gehört zum mildern Theil der Mo- Iassebildung ,* die sich über die ganze (lächere Schweiz ausdehnt. Bei der sogenannten Falätsche (falaise) zeigt sich ein beinahe vollständiger Abriss dieser Kette. Der untere Theil des Gebirges besieht aus horizontalen und wechselnden Lagen von Sandstein und gelblichem Mergel, zwischen denen einige schwache Schichten von Süsswasser- Kalk und schwärzlichem bituminösem Mergel Vorkommen. Die beiden letztem Gebilde, die ungefähr den Kohlenmassen von Käpfnach und dem Süssvvasserkalk von Schwamendingen entsprechen, enthalten mehrere Arten Ilelix und Planorbis, auch eine neulich entdeckte noch unbekannte Art fossilen Charasamens. Etwas höher erscheinen bedeutende Lager weichen gemeinen Molassesandsteins , welcher in scharfem Felsbändern hervortritt. Ganz oben beginnt mit einzelnen Streifen von Gerolle , zwischen denen gemeine schiefrige Molasse liegt, eine grössere Nagelfluhmasse, die am Letliberg mit 40 Fuss Mächtigkeit erscheint. Diese Nagelfluhplatte ist das letzte Bruchstück einer vormals über den grösseren Theil unseres 117 Cantons ausgebreiteten Felsdecke , die als das oberste und jüngste Glied der Melasse zu betrachten ist und einst nach dem Hochgebirge hin, welches das Material dazu lieferte, allmälig ern- porslieg. Später wurde diese Conglonieratschichle in einer bedeutenden Ausdehnung und zunächst am Hochgebirge durch Hebungserscheinungen zerrüttet , nachher aber durch Auswaschungen fast gänzlich zerstört. Die Kette des Albis blieb als ein vereinzelter Damm , an dessen Seiten die Flutheu hinströmten , unversehrt erhalten. Die Schichtenstellung dieses Gebirges ist daher ganz horizontal und so geblieben , wie sie sich ursprünglich unter dem Wasser gebildet hat. — Die N'ageltluh der östlichen Cantone unterscheidet sich von der sogenannten bunten Nagelfluh des Emmenthaies durch ihre vielen mit sonderbaren Vertiefungen versehenen Kalkgeschiebe und das ungleichartige Ilindungsmittel , welches unter dem Einflüsse der Witterung sich auflöst. Auffallend ist daher die Aehnlichkeit unserer Nagelfluh , wenn sie längere Zeit der atmosphärischen Einwirkung bloss gelegen hat, mit einer vom Wasser durchlöcherten und zerfressenen Mauer. Wenn hei Betrachtung der Gestalt der Uelli- bergkuppe und des Materials, woraus sie besteht, der Naturforscher sich zum Nachdenken über die letzten Veränderungen, welche in unsern Gegenden die Erdrinde erlitten hat, aufgeforderl fühlt, so bietet dieselbe Hochfläche auch dem Geschichts- 118 freunde viele interessante Erinnerungen dar. Besonders merkwürdig ist in dieser Hinsicht das Resultat der Nachgrabungen , die von einigen Alterthumsforschern hier vorgenommen wurden , und dem zu Folge dieser Ort, der im Mittelalter und in der neusten Zeit in der Kriegsgeschichte unseres Thaies sich bemerkbar gemacht hat, schon zur Zeit der Römer von Gebäuden besetzt und sehr wahrscheinlich früher schon von der cel- tischen Bevölkerung zur Ausübung heiliger Gebräuche benutzt war. Die Versicherung mehrerer Landleute, dass auf der Uetlibergkuppe der Pflug auf Gewölbe stosse, bewog im Jahr 1835 den antiquarischen Verein von Zürich, einige Schürfe quer über das Plateau zu werfen , um sich über die Art des hier vorhandenen Gemäuers und die Ausdehnung desselben zu belehren. Die Untersuchungen begannen auf der Stelle , wo nach einer alten, ohne Zweifel unzuverlässigen Zeichnung die Kapelle der Burg, von der später die Rede sein wird , erscheint, und wo auch die Gewölbe sich befinden sollten. Nach Wegschaffung einer dünnen Schichte Dammerde gelangte man wirklich auf den Schutt der ehemaligen Burg und fand darin Gegenstände von Eisen wie Spitzen von Bogen- und Armbrustpfeilen , Spornen von verschiedener Form , Messer , Hufeisen u. s. w. Unterhalb dieser Masse zeigte sich in einer Tiefe von etwa 6 Fuss eine zweite Schichte Dammerde, welche unmittelbar 119 auf dem Nagelfluhfcls lag und daher vor der Zerstörung des Gebäudes die ursprüngliche Bekleidung der Kuppe gebildet haben muss. Als man diese zweite Dammerde durchsuchte, kamen Knochen von Schweinen, Hirschen und andern Thie- ren, ferner Kohlen und Scherben irdener Gefässe in solcher Menge zum Vorschein , dass jeder Schaufelwurf einige der genannten Gegenstände zu Tage förderte. Das hohe Alter derselben ergab sich aus dem Umstande , dass mehrere von ihnen sich in den Mörtel einer Grundmauer der Burg eingedrückt befanden, ln der nämlichen Schichte , die bei fortgesetzter Untersuchung in verschiedener Tiefe überall mit Knochen vermischt angetroffen wurde , entdeckte man römische Dachziegel, einige Spitzen von Bogenpfeilen, eine grosse Zahl cylindrischer Töpfchen von 5" Höhe und 2" Durchmesser, deren Bedeulung und Alter nicht ausgemittelt werden konnte; ferner allerlei bronzenes und eisernes Geräthe , endlich eine Menge römischer Münzen. Unter diesen sind fünf Stücke , die unter der Regierung des Kaisers Valentinianus geprägt wurden , woraus hervorgeht , dass die römische Ansiedlung an diesem Orte bis ums Jahr 370 nach Christo, also fast bis zu dem Zeitpunkte bestanden hat , wo die Alemannen die ganze römische Bevölkerung aus Helvetien verdrängten , und ihre Niederlassungen zerstörten. Die Scherben rühren mit Ausnahme weniger, die unzweifelhaft römische Arbeit 120 sind , von sehr grossen , aus freier Hand verfertigten und am offenen Feuer gebrannten Ge- fässen her , deren Stoff und Aussehen auf sehr geringe Fortschritte in der Töpferkunst hindeuten. Da in den celtischen Grabhügeln auf dem .Balgrist, zu Höngg u. s. w. ganz ähnliche Scherben von Gefässen (siehe die Mittheilungen des genannten Vereins) , in den Ruinen römischer Gebäude aber keine solchen gefunden worden sind, so darf man sie mit Sicherheit für Bruchstücke cellischer Geschirre erklären. Die Kuppe des Uetliberges war demnach in der ältesten Zeit vielleicht ein von den Druiden zu religiösen Zwecken geweihter Ort, während der römischen Periode aber wurde sie, so wie mehrere Gipfel und Höhen benachbarter Berge als eine Warte , spe- cula, benutzt. Es stand hier ein Wachthaus mit römischer oder celtisch-römischer Besatzung, die in Kriegszeiten die Annäherung feindlicher Heere durch Feuer- oder Rauchsignale, wie diess auch im Mittelalter und vor wenigen Jahrzehenden hei uns noch üblich war , verkündete. An der nämlichen Stelle , wo einst das römische Gebäude gestanden hatte , erhob sich zum Theil aus den Trümmern desselben (römische Dachziegel fanden sich in ihrem Gemäuer eingeschlossen) eine Burg, deren Gründer und anfänglichen Besitzer die Geschichte mit keinem Worte gedenkt. Erst zur Zeit ihres Unterganges im Jahr 1268 wird sie von den Chronikschreibern erwähnt. 121 Sie gehörte damals den Grafen von Regensberg, deren Fehden mit Zürich in der frühörn Geschichte dieser Stadt so bedeutungsvoll hervortreten. Graf Lüthold , von dessen Besitzungen Zürich ganz umgeben war , bemerkte mit Furcht und Neid den zunehmenden Wohlstand seiner Bewohner und verlangte , als einige Abgesandte derselben ihn um Schirm baten, dass sie, deren Stadt von seinen Burgen wie ein Fisch im Wasser eingeschlossen sei, sich ihm unterwerfen sollten. Durch eine solche Antwort in grosse Be- sorgniss gesetzt , wandten sich die Züricher an den biedern Grafen Rudolf von Habsburg, nachmaligen deutschen König , bei dem sie freundliche Aufnahme fanden. Es dauerte auch nicht lange , so wurden von den Zürichern unter der Anführung dieses tapfern Kriegers sämmtliche Schlösser , auf die Graf Lüthold getrotzt hatte , eingenommen und zerstört. Die Art, wie Uetlen- burg bezwungen wurde, bezeichnet Rudolfs Muth und Gewandtheit in Kriegslisten. Sie wird von Sprenger , der seine Chronik im Jahr 1339 ab- fassle , auf folgende Weise erzählt: — Also zugent die von Zürich mit irem houpt- man täglich uf den von regensberg und kriegten uf in. — Besunder schadgot er die von Zürich vast ab Uetlenburg. Sy hatten XII wysse ross uf der veste , damit sy gewonlich uss ritten. Also stalten die von Zürich ouch haimlich nach XII wissen rossen oder pfärden , und do die herren 6 12-2 uss geritten mit ir XII wissen pfarden, do ylten die von Zürich mit iren XII wissen pfarden zu der veste und do sy der torwart sach , do tett er uff und wand (wähnte) sin herren körnend. Also gewuunent die von Zürich Uetlenburg und brachentz nider, und zugenl mit ir houptman für glantzenburg an der lindmag (Limrnat) und ge- wunnenl das stetllin und die vesti und brachent es ouch nider. Und bescbach dis in dem ersten herbstmoued A. D. 1268. Nachdem der übermüthige Graf Lütliold alle seine Uurgeu und Besitzungen im Kriege verloren batte , «do ergab er sich an die von Zürich und gabent sy im ein libding und ward begraben in Zürich zu den barfiissen.» — Von den spätem Geschichtschreibern Tschudi, Stumpf u. a. wird dieselbe Begebenheit viel ausführlicher erzählt. Der Umfang der Uetlenburg kann, wie sich aus den oben erwähnten Nachgrabungen ergeben hat, nicht sehr bedeutend gewesen sein. Der vier- eckigte Thurm, das Hauptgebäude einer Burg von der ältesten Form, stand am nordwestlichen Baud der Kuppe, hinter dem Signalhäuschen, wo jetzt noch eine aus Schutt bestehende Erhöhung sichtbar ist. Er war zum Theil aus Geschieben, die man in ziemlicher Menge auf dem Scheitel des Berges und an seinen Seiten findet, zum Theil aus gevierten Stücken Tuffstein , welche wahrscheinlich vom römischen Gebäude herrührten, m erbaut gewesen. Hinter dem Thurme, wo die Kuppe in den Grat überläuft , zeigt sich jetzt noch der Burggraben , über den eine Fallbrücke nach der Burg führte. Auf der mittäglichen Seite des Felsens dehnte sich, einige kleinere Gebäude einscliliessend , der Schlosshof aus. Die Ringmauern waren, da man der steilen Abstürze wegen von dieser^eite keinen Angriff zu befürchten hatte, von geringer Dicke und Festigkeit. Ein Sod- brunnen, der in allen alten Burgen entweder im Innern des Thurmes oder im Schlosshofe zu sehen ist, konnte von dem jetzigen Besitzer des Ortes alles Nachsuchens ungeachtet nicht gefunden werden. Wenn auch die Burg fast bis auf ihre letzten Spuren verschwunden war, und man bis auf die neuste Zeit den Ort, wo sie gestanden , nicht mit Gewissheit anzugeben wusste, so hatte sich doch eine Erinnerung an sie erhalten. Der Name Uetlenburg in Uetliberg und dann in Hüttliberg und Huetliberg verwandelt, wurde anfangs der Kuppe , später dem ganzen der Stadt Zürich zunächst gelegenen Theil des Gebirges beigelegt, welcher früher unter der Benennung unterer Al- bis oder Gipfel des untern Albis bekannt war. Ob in den folgenden Jahrhunderten der Uetliberg eine andere Bedeutung batte , als dass er am Auffahrtstage , wie es jetzt noch Sitte ist, zahlreich besucht und zu Conrad Gessner’s Zeit von kräutersammelnden Studenten nach allen Dichtungen durchstreift wurde , ist nicht bekannt. Viel eher ist anzunehmen , dass auf der Felskuppe, von der einst Hörnerschall, Waffengeklirr und das Stampfen der Pferde ertönte , dichtes Gestrüppe seinen Wohnsitz aufschlug, und dem einsamen Wanderer den Weg zu den unheimlichen Trümmern versperrte. Am Ende des XVI. oder im Anfang, des XVII. Jahrhunderts erhielt der Berggipfel wieder einige Bedeutung. Es wurde zu dieser Zeit, wie auf 23 andern Höhen im ehemaligen Zürichgehiete eine Hochwache errichtet und ein Mörser dahin gebracht, dessen Losbrennen feindlichen Ueber- fall verkündete, und zu den Waffen rief. Durch dieses Mittel wurde nach Scheuchzer’s Angabe die schweizerische Nation innert eines oder zweier Tage in Kriegszustand versetzt. Die jetzt noch bestehende Uetliberghochwache galt als eine der vorzüglichsten, weil man von ihr 15 andere im Zürichgau gelegene und mehrere in andern Ganlonen sehen konnte. Ein grosse Auszeichnung ward unserm Berge in der Mitte des vorigen Jahrhunderts zu Theil. Klopstock hatte im. Kreise seiner Freunde uud Verehrer auf dem Scheitel des Berges einige der seligsten Stunden seines Lehens zugebracht, und im Anschauen der Alpen und des herrlichen, von einem freien Volke bewohnten Geländes, seine Phantasie zu seinem Ideale von Naturschönheil und Völkerglück begeistert. In der 125 prachtvollen Ode an den Zürchersee wird unser Berg unter einem wohlklingenden , aber seither nicht volksthümlich gewordenen Namen in folgenden Versen gefeiert: Schon lag hinler uns weit Uto, an dessen Fuss Zürch in ruhigem Thal freie Bewohner nährt. — Die im Jahr 1774 zu Zürich erschienene Reise auf den Uetliberg ist lesenswert, weil man sich daraus eine Vorstellung machen kann , für was für ein Unternehmen die Besteigung des Uetli- berges oder gar des grossen Aubrig hei den in ihre Mauern eingepferchten Zürichern galt. Auf eine überraschende Weise ward im Jahr 1799 der Uetliberg von neuem der Schauplatz kriegerischer Thätigkeit. Als die siegreichen Heere Frankreichs auch in unsere Gegenden vorgedrungen waren, die bald zum blutigen Kampfplatz zwischen den mächtigsten Völkern Europa’« werden sollten, besetzte am 6. Juni 1799 eine Abtheilung der von General Massena befehligten Armee den Fuss und Rücken des Albis. Wachtfeuer loderten wieder und Waffen blinkten auf dem Berge. Kanonen verkündeten vom hohen Felsenwalle herab die Siege des grossen Eroberers. Nachdem unter Erdbülten die Franken fast vier Monate hier gehaust und des Berges F'ichtenkrone manche Lücke geschlagen hatten , stiegen sie am 24. September in’s Thal herab , um an den folgenden Tagen 126 (25. und 26. Sept.) bei der denkwürdigen Schlacht von Zürich keine müssigen Zuschauer zu sein. Mit dem Jahr 1839 hebt eine neue Periode für den Berg an , in welcher auch auf ihn das verfeinerte Leben seine Rechte und Anforderungen erstreckt. Da man nämlich jetzt mehr als früher Wanderungen in schöne Gebirgsgegenden zu den grössten Genüssen zählt und viele mitunter sehr hohe Berge schon seit mehreren Jahren zur Aufnahme von Reisenden bequeme Hospi- zieu aufzuweisen haben , so stand zu erwarten, dass der Uetliberg in dieser Hinsicht nicht hinter der Reihe Zurückbleiben werde, um so weniger, da die Bewohner der Stadt, die au seinem Kusse liegt , sich durch Naturverehrung und Reiselust besonders auszeichnen. Vielseitigen Wünschen entsprechend beschloss Herr Beyel von Zürich auf der Stätte, wo nach einander römische, deutsche und gallische Krieger zum Kampfe gerüstet standen, dem friedlichen Geschlechte der Spaziergänger, Gebirgs- freunde und Naturforscher ein gastfreundliches und mit allem was den Hungrigen und Durstenden Trost gewährt, wohlversehenes Obdach zu bereiten. Im September 1839 begann der Bau des geräumigen und geschmackvollen fast ganz aus Holz aufgeführten Gebäudes, dessen Styl der Localilät und der Bestimmung höchst angemessen ist, im Allgemeinen aber den freundlichen Charakter der Berneroberländerhäuser an sich 127 trägt. Bei der Einrichtung des Innern hat der Besitzer nicht nur auf unerwartete Besucher Rücksicht genommen , sondern mehrere bequeme Zimmerchen für Personen bestimmt, die Gesund- heits halber wochenlang im Genüsse reiner Bergluft und einer gemütherhebenden Natur verweilen möchten. Dieser Gedanke verdient um so mehr Beifall, da auf hohem Bergen, wie z. B. der Rigi, die Luft bei schlechtem Wetter zu rauh und kalt und der Wechsel der Temperatur an Einem Tage höchst bedeutend und für Leute von schwächlichem Körper nachtheilig ist. Ausserdem besitzt diese Höhe, was für Manchen den Aufenthalt auf derselben desfo angenehmer machen wird , eine Quelle, die an Reinheit und Frische alles Wasser des Limmatthales und des Zürichberges bei weitem übertrifft. Sie sprudelt 5 Minuten vom Wirtschaftsgebäude am waldigen Abhange etwa 50 Fuss unter der Fläche, auf der die Felskuppe ruhet, hervor und ergiesst sich in ein steinernes Becken. Ihre Temperatur (6 1 /? 0 Reaum.) bleibt sich , so wie ihre Stärke , Winter und Sommer gleich. Wenn noch zu den genannten Vorzügen dieses Ortes der Besitzer , wie er beabsichtigt, denjenigen hinzufügt , dass man auf einem bequemen Wege reitend oder fahrend den Rücken des Berges erreichen kann und dass während des Sommers Ziegen daselbst geweidet und täglich frische Molken bereitet werden , so bietet der Uetliberg bei einer Höhe , die derjenigen von 128 Gaiss nur um 100 Fuss nachstehl, dem Invalideu eben so grosse Annehmlichkeiten, wie irgendein anderer Kurort in der Schweiz dar. In der Voraussetzung, dass Einheimische und Fremde dem Unternehmen des Herrn Beyel durch zahlreichen Besuch oder langem Aufenthalt ihre Anerkennung an den Tag legen, mag es nicht unzweckmässig sein dem Freunde des Alterthums und der Naturgeschichte dasjenige zu bezeichnen, worauf er bei seinen Streifzügen auf dem Kücken und an den Seiten des Berges seine Aufmerksamkeit zu richten hat. Die Burg Baldern. Ein unvergleichlich schöner Pfad führt in einer halben Stunde vom Uetliberg in südlicher Richtung und bald ins Hochgebirge , bald ins Reussoder Liramatthal einen Blick öffnend durch Tannen - und Buchenwälder nach einer zweiten um 50 Fuss niedrigeren Kuppe des Albis , die Baldern geheissen wird. Etwa 10 Minuten von dem Bauernhause, das daselbst am Wege von Leimbach nach dem Reppischlhal und ßonstetten steht, erhob sich vormals eine sehr feste Burg , die nach dem Berichte einiger Chronikschreiber von König Ludwig, dem Deutschen, erbaut und anfangs von seinen beiden Töchtern Hildegardis und Bertha den Stifterinnen der Abtei zum Fraumünster in Zürich bewohnt worden war. Die Grün- v ! 129 düng dieses Klosters wurde der Sage nach durch folgende Begebenheit veranlasst. Wenn ihrer Hebung gemäss die beiden Mädchen des Nachts vor das Burgthor hinaus in den öden , unwirth- baren Forst gingen, um zu beten, wurden sie zu wiederholten Malen eines Hirschen ansichtig, der brennende Kerzen auf den Hörnern trug, und ihnen jedesmal bis zu dem Platz leuchtete , wo später , nachdem sie das himmlische Zeichen erkannt, das Fraumünster erbaut wurde. Zum Andenken an diese Begebenheit wurde , wie jetzt noch zu sehen , der Hirsch mit zwei Kerzen auf dem Haupte über der Hauptthür der Kirche in Stein gehauen , und später in das Siegel der Aebtissinnen aufgenommen. — Dass diese Bürg in ihrer letzten Zeit den Grafen von Hegensberg zugehörte und von den Zürichern unter Budolfs von Habsburg Anführung erobert und zerstört wurde , ist oben angeführt worden. Die Kriegslist aber, deren sich die Züricher bedienten, und durch die sie ohne langwierige Belagerung in den Besitz der Burg gelangten, darf nicht unerwähnt bleiben. Tschudi erzählt sie auf folgende Weise: — «Also wurdend die von Zürich ze Rath die Vesti Baldern am Albis zu belaegern. Das em- bottend si Graf Rudolfen. Der kam ilentz mit 50 Pferden zu ihnen , sammt sinem Volk us der Grafschaft Baden. Die gemelt Vesti war gar stark und vest. — Die von Zürich rüstend 35 Ritter mit guten Pferden , dero jeder einen ga- 130 rüsten Mann hinter ihm führt. Die verstecktend sich Nachts in ein dick Gestüd , nächst unterm Schloss in einem Töheli. Die 35 Ritter liessend sich wieder uf die Wile, schweiftend bi Tag ne- bend der Burg hinuss. Do vermeintend die in der Burg, es wärend dise 35 allein, ohne Hilff, und fielend hinuss und meintend sie ze behein- men, und liessend sich ze fern von der Burg. Do illend die Fussknecht uss dem Gestüd ilentz der Burg zu, warend behende ringe Knecht, fundend das Burgthor offen, und nameuds inn; und do die Schlossknecht , so den Rütern nachgeilt das vernamend , fluchend sie wohin sie moch- tend, etlich wurdend umgebracht. Die Vesti ward verbrennt und zerstört. » — Die Stelle , wo die Burg gestanden , ist der höchste Punkt zwischen dem Uetliberg und Albis und daher leicht zu finden. Die noch vorhandenen Mauern sind zwar ganz von Rasen und Gesträuch überwachsen, der künstlich eingehauene Burggraben aber , so wie •die fast senkrecht abgeschnittene Ost- und Westseite lassen die ehemalige Bedeutung des Ortes sogleich erkennen. Die Mancgg. Auf einem strebepfeilerähnlichen Vorsprunge des Albis und ungefähr in halber Höhe an demselben erblickt man noch die wenigen Trümmer der merkwürdigen Burg Manegg. Sie hatte 131 durch einen künstlichen Einschnitt eine freistehende Lage bekommen und scheint in jeder Hinsicht der Burg Friesenberg ganz ähnlich gewesen zu sein. Der jetzt noch vorhandene Unterbau des viereckigen Thurmes sieht , da er aus weichem Sandstein erbaut ist und von unverständigen Besuchern vollends auseinander gerissen wird, einem schnellen Untergange entgegen. Die Burg bestand noch im Anfang des 16ten Jahrhunderts in ihrer ursprünglichen Anlage. Zu dieser Zeit nahm , wie Stumpf erzählt , ein blödsinniger Mensch seine einsame Behausung im Schlosse , der täglich in die Stadt kam, und sich bei Adel und Bürgerschaft als einen Edelmann verehren und auf den Stuben herum zu Gast halten liess. Nun zogen einige muthwillige Junker und Burger an einem Aschermittwoch hinaus vor die Burg Manegg und gebärdeten sich, als wollten sie dem albernen Junker das Schloss erstürmen, ängstigten ihn mit Feuer so lange, dass der Scherz endlich zum Emst wurde , und das Haus in Flammen aufging. Römisches Gemäuer, Münzen und andere Gegenstände aus römischer Zeit, die hier gefunden werden, beweisen, wie schon Stumpf behauptet, dass an diesem Orte schon damals ein Gebäude gestanden habe. Was für eine Bedeutung dasselbe aber gehabt habe , ob die eines Jagdschlosses , wie im Mittelalter, oder die einer Warte und ob es zu einem Hochwachensystem zwischen Vin- 132 donissa und dem unruhigen Rh'ätien , an dessen Grenze Zürich lag, gehörte, wird jetzt kaum mehr zu ermitteln sein. Im Jahr 1304- ging dieser Burgstall, der eigentlich Monegg liiess, von Herrn Walther von Eschenbach , dem damaligen Besitzer, an das alte und berühmte Geschlecht der Manesse über, die sich on daher Manesse von Manegg nannten , und ward später Eigenthum des tapfern Ritters und Bürgermeisters Rüdigers Maness, des Siegers bei Tättwyl , dem hier ein kleines Denkmal errichtet ist. Dieser Ort besitzt ein historisches Interesse, (er war nämlich unter dem Grossvater des genannten Rüdiger , dem alten Rüdiger Maness , Ritter und des Raths zu Zürich von 1280 an , welcher für den Verfasser der berühmten Manessischen Liedersammlung gehalten wird, der Sammelplatz aller gelehrten, die edle Dichtkunst liebenden und übenden Ritter und Edlen geistlichen und weltlichen Standes) — und da er ausserdem eine herrliche Aussicht auf das waldige Sihlthal, den See und das Gebirge gewährt, so wird er von Lustwandelnden sehr häufig besucht. — Wer,*) der heut zu Tage von dem bezaubernden Lustplatze , wo einst die Burg Maneck prangte, herunterblickt auf den Zürcher- see und seine Gestade im Schmucke des Früh- *) Siehe Ritterburgen der Schweiz , Vorrede. 133 lings, oder in allem Reicbthum des Sommers und Herbstes auf den waldigen Vorgrund, durch dessen Tannenwipfel die stärkende Bergluft säuselt, und über welche im Purpur der Abendsonne die Alpen in stiller Majestät sich erheben, wird, wenn er jene Preisgesänge der Liebe, der Freude, des Lenzes gelesen, sich nicht unter mannigfachen Vergleichungen in die Zeilen zurückträumen, wo an der nämlichen Stelle, um den edlen Rüdiger Maness vereinigt, holde Frauen und die aufblühende Jugend dem Liede des Troubadours, oder der ernsten Weise des Heldendichters lauschten, wo Unschuld und Frohsinn sich im Asyle der Weisheit begegneten und ein längst entschwundenes Geschlecht sich der einfachen Reize der romantischen Wildniss erfreute ? Friesenberg. Dieser Burgstall stand ungefähr in derselben Höhe mit der Manegg und in derselben Entfernung von der Uetlibergkuppe , aber ebenso weit nordwärts wie jene südwärts von ihr entfernt ist. Dem Ort , wo die Gebäude sich befanden , ist durch einen tiefen künstlichen Einschnitt in die Bergrippe eine isolirte und sichere Lage gegeben worden. Friesenberg, das einst einem adelichen Geschlechte gehörte, begann schon im 15ten Jahrhundert zu verfallen und man sieht gegenwärtig nur geringe Spuren des alten Thurmes. Von den 134 Häusern, die unterhalb der Friesenburg stehen , war das alte, welches in das Tobel hiueingebaut ist , eine zur Burg gehörende Mühle, die indessen nur bei Regenwetter in Gang gesetzt werden konnte. V T este Seldenbiiron. Oberhalb des Dörfleins Sellenbüren am südwestlichen Abhang des Uetliberges stand auf einem Vorsprunge , der durch einen Grat mit dem Albis verbunden ist, die Veste Seldenbüron. Ist man auf dem gewöhnlichen Pfade von Zürich her auf dem Rücken des Berges angekommen und steigt nach der Kuppe hinauf, so erblickt man bei der Stelle , die mit Nagelfluhblöcken übersät ist, links in der Tiefe die dicht bewaldete Hügelspitze , auf welcher die Burg sich erhob. Schlägt man bei dem würfelförmigen Felsstück, Kindlistein genannt, den Fussweg ein, der links den Berg hinunter führt, so gelangt man in 20 Minuten zu dem bezeicbnefen Orte , der von den Leuten zu Sellenbüren Ofengiipf geheissen wird , und entdeckt die Burggraben und eine mit Gras und Gesträuch bekleidete Erhöhung, wahrscheinlich die Ueberreste eines viereckigen Thurmes. Diese Veste , von der man das einsame Reppischthal, einen Theil des Knonauer- arntes und des Reussthaies und in der Ferne den Pilatus, die Rigi und in ihrer Mitte die Unterwald- 135 nerberge frei überblickt, ist das Stammhaus der Freiherrn von Seldenbüron, deren Geschlecht zu den ältesten in der Schweiz gehört und sich besonders durch Stiftung und Besehenkung von Klöstern bekannt gemacht hat. Den Chronikschreibern zu Folge war Reginbert von Seldenbüron viele Jahre lang ein Günstling und Vertrauter Kaisers Otto des Grossen. Nachdem er aber in einer Schlacht eine Hand verloren, begab er sich mit Hab und Gut zu den Einsiedlern im Schwarzwald, die sich Brüder von der Alb Wessen, und legte den Grund zu dem nachmals so berühmt gewordenen Stift von St. Blasien. Wirklich bezog seit jener Zeit bis zum Jahr 1809 das Kloster St. Blasien den Zehnten in Sellenbüron und dessen Umgegend und bestellte für die Einnahme seiner Gefälle einen Amtmann, der im St. Bläsischen Amthause an der Limmat (jetzt Stampfenbach geheissen) wohnte. Reginbert starb 940. Heinrich von Seldenbüron vermehrte 1040 die Einkünfte des Stiftes St. Blasien und des Klosters Muri durch sehr bedeutende Vergabungen. Conrad von Seldenbüron, Ritter, stiftete im Jahr 1081 auf einem seiner Güter am Fuss des Hahnenberges bei den Surenenalpen im Lande Unterwalden , ein Benedictinerkloster , das von Pabst Calistus II. den Namen Engelberg erhielt. Nachdem er dem Kloster einen grossen Theil seiner Ländereien vergäbet und als Laienbruder viele Jahre dort zugebracht hatte , fiel er (1126) auf 136 einer Reise nach seinem väterlichen Schlosse durch die Hand eines Meuchelmörders. Jetzt noch werden im Kloster Engelberg seine Gebeine so wie sein Stab als Reliquien aufbewahrt. Die Anhöhe oberhalb des Dörfchens Sellenbüren, auf der ein Haus steht, heisst ebenfalls Engelberg. Sowohl das Kloster Engelberg als das von St. Blasien führt das Wappen der Grafen von Sel- denbüron. Vegetation des Uetliberges. Die Vegetation des Albiskette hat im Allgemeinen den Charakter der collinen Region der nördlichen Schweiz, in die eine gewisse Zahl Bergpflanzen ja sogar einige subalpine Pflanzen eingestreut sind , welche letztere vom Etzel herunterstreichen. Um den Uetlilierg herum finden sich : Linaria alpina (kommt sonst nirgends im Canton Zürich vor), saxifraga aizoides, Petasites albus , saxifraga mutata, Lilium bulbi- ferum , Digitalis ambigua , Centaurea montana , Preuantes purpurea, Hieracium sabaudum, Cam- panula pusilla, Primula farinosa, Salva glutinosa, Stachys alpina, Veronica urticifolia, Leonicera alpigena , Aconitum lycoctonum , Geranium silva- ticum , Rosa alpina, Carex humilis und maxima, Iris sibirica (am Fusse), Azeras aulhropefera, Cy- ripedium calceolus, Theseum alpinum. 137 Zu den sonst ausgezeichneten Pflanzen , die auf und am Uetliberg wachsen, gehören folgende, die im Canton Zürich entweder nur selten oder wie die sechs ersten nur hier Vorkommen. Digitalis media , Scorzonera plantaginea , Linaria striata, Inula salicina, Orobanche caerulea, Ra- pislum rugosum, Theseum roslratum, Laserpitium prutenicum, Peucedanum cervaria, Servatula tinc- toria , Chlora perfoliata, Orchis pyramidalis, Orchis odoratissima , Spiraea filipendula , Cirsium tuberosum , nebst einer grossen Zahl höchst interessanter Bastardformen von Cirsien , n'amlich Cirsium palustre-bulbosum , lanciolato-palustre , oleraceo-palustre, oleraceo-bulbosum, oleraceo- arvense; Mopotrona hippopytes, Arum maculatüm. Fauna des Uetlibergcs. *) Die der Morgensonne zugewandte Seite des Uelliberges , an welcher heisse Sandhügel mit trockenen sowohl als immer feuchten Grasplätzen und Gruppen von Gebüschen und Waldbäumen mannigfaltiger Art abwechseln, bietet einen Reich- *) Da der üetliberg an Säugelhieren , Vögeln und Reptilien ziemlich arm ist, und keine eigenthüm- lichen und merkwürdigen Arten aufzuweisen hat, so fangen wir unsere Uebersicht mit den Insekten au. Wir verdanken nachstehendes Verzeichniss der Güte des ausgezeichneten Naturforschers Bremi, dessen entomologische Sammlung eine Zierde jedes zoologischen Museums ausmachen würde. 138 thum von Insekten dar, wie wohl in der nordöstlichen Schweiz kein andrer Bergrücken aufzuweisen hat, obgleich auch der Irchel und andere Höhen an interessanten Eigenthümlichkeiten nicht arm sind. Nachfolgende Andeutungen können dem Gesagten zum Beweise dienen. Die zweiflügligen Insekten, Fliegen- und Mückenarten , sonst immer am mindesten beachtet, sollen hier die Uebersicht eröffnen. Die Familie der schnakelartigen Mücken , deren Larven grösstentheils im Wasser oder in sehr nasser Erde leben, tritt zwar hier nicht in so auffallender Individuenzahl hervor, wie in den niederen Thalgründen am See- und Limmat- gestade , aber sie sind in Menge und in mehr als 100 Arten vorhanden ; selbst auf der obersten Höhe beim Signal sieht man in den ersten warmen Frühlingstagen kleine Wolken der Chiro- nomus virescens schweben , und im Gebüsche auf feuchten Grasplätzen sind : Chironomus pra- sinus , virescens, tendens , nubeculosus, maculi- pennis, pedellus , Motitator, Tanypus varius, ne- bulosus , Ceratopogon communis , pulicuris , fla- vipes, Culex nemorosus, sylvalicus, ornatus und viele andere nicht schwer aufzufinden. Campy- lomyza nigra , obschon fast unbemerkbar , belästigt im Juui durch den widrigen Kitzel, den sie auf der Haut verursacht, den Spaziergänger im Waldschatteu. Zahlreich an Arten sind auch die Gallmücken (Cecidomyia) und mehrere Schmet- 139 terlingsmücken (Psychoda), namentlich ist P. nervosa um faulende Baumstrünke herum sehr häufig. Mehr hervortretend sind die grossen langbeinigen Mücken , und da die Larven derselben mehrentheils in moderndem Holze leben, oder in Dammerde von Baumlaub gebildet, so finden sich ausgezeichnet viele und schöne Arten darin, besonders ist die sonst seltne Limnobia picta an einigen Stellen unter dem Kulm häufig ; auch habe ich die grosse, schöne und seltene Limnobia rivosa dort gefunden. Ferner: Limnobia ferru- ginea; Cetenophora atra, pectinata, bimaculala; Tipula gigantea , lateralis , nubeculosa , crocata , nigra, Histrio, Scurra; und von Trichocera hie- malis wimmelt es, bis Schnee und Eis den Boden deckt. Sciara Thomae und morio , so wie die meisten der kleineren Arten , sind zahlreich; auch mehrere seltene Platyuren finden sich , z. B. P. fusciata und Baumhauerj. Dagegen sind Schwammraücken , weil wenige Blätter- und llöh- renpilze hier vegetieren , nicht artenreich anzu- treffen. Im Allgemeinen wohnen gewiss weit über 200 Arten von Tipularien an der oben be- zeichneten Seite des Uelliberges. Die Familie der Xylophagi , überall arm an Arten und Individuen , findet sich fast vollständig an diesem Berge. Coenomya ferrugi- uea und die seltene Varietas errans, besonders am Fuss des Berges im Gebüsch ; der höchst seltene Xylophagus ater und maculatus da, wo modert, Beris clavipes - tibialis Holz im Grase , und Beris scalaris auf der Kuppe. Aus der Familie der Viehfliegen, Tabanii, verdienen besonders aufgezüldt zu werden : Tabanus albipes (der grösste Zweiflügler der Schweiz) , Tabanus atra, micans, rnonlanus ; Chrysops cae- culiens , relictus , fenestratus ; Hexatoma bima- culata. Von den Schnepfenfliegen , Leptides , kommt die Mehrzahl der bekannten Arten hier vor und zu diesen eine neue ausgezeichnete Art, Teptis argentata, als Seltenheit auf Gebüsch längs den Bächen. Von den selteneren Fliegen , welche den F’a- milien der Xylotomae und Bombylarii angehören, und au den Sandhügeln oder heissen steilen Abhängen leben , gibt es folgende : Thereva anilis , nobilitata , cinifera ; Anthrase italica , sinuata , morio , maura , cingulata , circumdata , flava ; Bombylius setosus , infumatus , Concolor , mit den gewöhnlichen major und medius. So gross auch das Heer des kleinen Wild- bretes ist, so treten doch aus den verschiedenen Familien der ltaubfliegen keine besonders seltenen Arten, noch eine bemerkenswerthe Mannigfaltigkeit, oder auffallende Iudividuenzahl hervor; dies ist voraus bei den Asilici der Fall. Da und dort findet man einzeln an Baumstrünken , die vou der Sonne beschienen sind, und an Felsen die Laphria flava und L. atra, zur äussersten Seltenheit Dasypogon teutonus, wie sie auf ihren Raub lauert; in den Gebüschen : Asylus germa- nicus , aestivus , forcipalus ; im Grase : Dioclria oelandica , froutalis, flavipes , haemorrlioidalis , Leptogaster cylindricus , Ilyhos funebris , beson ders an den sumpfigen Stellen, und Oecydromia glabricula und ruficollis. Aehnliche Verhältnisse nahm ich bei den Tanzfliegen , Empidae , wahr , nur ist überhaupt bei diesen die Individuenzahl weit grösser. Die grösseren Einpis-Arten , wie E. tesselata, opaca, ciliata, maculala, livida, lutea etc. sind gemein; auch Rhamphomyia sulcata, nigripes und mafgi- nata, die sonst sehr selten ist, findet sich öfters. Dagegen sind die kleinen Rennfliegen , Ta- chydromiae, die den Mückenkrieg führen , in Unzahl im Gebüsch und auf Bäumen verbreitet, z. B. Hetnerodromia mantispa, rocatoria, Tachy- dromia agilis, rapida, cursitans, flavipes und an den Stämmen der Buchen und Eichen jagen im schnellsten Laufe Tachypera arogans, fuscipennis und truneorum ihrer Beute nach. Die Wasserfliegen , Stratiomydae , treten am Uetliberg zurück , sind jedoch auch durch mehrere schöne Arten repräsentirt, z. B. Pachygaster ater , Sargus infuscatus , Reaumusi , formosus ; Clitellaria Ephippium ; Oxycera Hypoleon , mus- caria ; Stratiomys chaemeleon , strigata , hydro- 142 leon, viridula. Desto reicher an Arten stellt sich die Familie der Schwirrfliegen, Syrphici, heraus ; vorzugsweise sind diejenigen Gattungen, deren Larven im faulen Holze in Dammerde , an Wurzeln und in Zwiebeln leben, zahlreich. Folgende Arten sind die bemerkenswertliesten : Microdon mutabilis; Chrysotoxum arcualum , intermedium, fasciolatum; Paragus Lunatus, bicolor, albifrons; Ascia podagrica , ftoralis ; Spheginia clunipes ; Bacha elongala; Eumerus tricolor, strigalus; Xy- lota femorata , valga , volvulus , sylvarum ; Mile- sia fulminans, Vespiformis; Pipiza fasciata, noc- tiluca ; Bhingia rostrata; Chrysogaster splendens, metallicus , coemeteriorum ; Syrphus ruficornis , clirysocoma, variabilis, mutabilis, means, conop- seus , vestivus , ornatus , corollae , ribesii, luco- rum, nobilis, rosarum; Scricomia musitans; Me- rodon uarcissii, Eristalis campestris, intricarius, arbustorum , rupius ; Vollucella bombylans , plu- mata , pellucens, zonaria. Von den seltenen Platlfussfliegen, Platypezinae , fand ich bisher 2 Arten : Im Frühjahr unter Bäumen schwebend Platypeza fasciata, und im Spätsommer auf Gebüsch an Bächen Callomya elegans. Die Megacephali linden sich einzeln hin und wieder im Grase unter Gebüsch , z. B. Pipun- culus campestris und pratorum. Die Langfüsse , Dolichopodes , sind mir bis dahin in keiner Art mit auffallender Individuenzahl vorgegekommen, aber sie erscheinen in vie- 143 len Arten, die alle im Grase unter Baumschatten und an bewässerten Stellen leben, mit Ausnahme der Medeteren, die au Felsen und Baumstämmen herum laufen, wie M. truncorum, flavipes, viridis. Khaphium longicorne , caliginosum ; Chry- sotus copiosus, laesus, lactus ; Porphyrops dia- phanus , argentinus , nemoralis , pallipes ; Doli- cliopus chalybaeus, ungulatus, pennitarsis, po- pularis , cupreus ; Lonchoptera lutea , riparia , palustris. Die Blasenfliegen , Conopsariae , welche als Larven parasitisch meistens in Hymenopteren leben, sind überhaupt arm an Individuen , wie auch au Arten. Folgende aber finden sich nicht selten , z. B. Conops vesicularis , flavipes , 4-fasciata , aculeata , rutipes ; Zodion cinnereum ; Myopa picta, testacea , ferruginea, fusciata , atra. Die Stechfliegen, Stomox ydae, fand ich nur durch Siphona cinerea und tachy- naria, und Stomoxys siberila et calcilrans re- präsentirt. Nun sollte sich die Uebersicht zu den Lippenfliegen , den schlechtweg unter dem Namen Fliegen begriffenen Insekten wenden , aber da entfällt mir beinahe die Feder , weil es kaum möglich ist, dieses unermessliche Heer zu überschauen. Die Wurzelfliegen , Rhyzomyzides Fall. , sind bezeichnend für den Charakter der Fauna des Uetliberges ; denn sie sind ungewöhnlich zahl- 144 reich an Arten und an Individuen. Phasia cras- sipennis , analis , hemipfera , obesa , nebulosa , muscaria , cinerea , violacea , Gymosoma rolun- data , costatum , globosum , Ocyptera coccinea , brassicaria, cylindrica. Man findet diese schönen Fliegen wahrend der Mittagsstunden auf Seliirm- blülhen. Die Muscides-Fall., die man am schicklichsten Raupenfliegen nennt , da die Larven der Mehrzahl sich in diesen nährt , stehen nach ihrer Arienzahl ira Verhältniss zu der Arlenmenge von Raupen der Rlattvvespen , Spinnern und Eulen. Die Fliegen trifft man stets nur zerstreut und einzeln an , aber ich glauhe etwa 200 Arten annehmen zu dürfen, welche auf der Ostseite des Rerges gefunden werden. Einige der auffallendsten sind : Echinomya ferra , fexox ; Servillia lurida ; Tachyna larvaruni, stabulans; Chryso- soma auiala; Neinorea rudis, radicum ; Erebia tremula ; Myobia inanis ; Metopia leucocephala ; Exorista libctrix ; Clytia helvola etc. Dinera cri- stata ; Melanin volvulus ; Deccia rustuca , vacua; Mesembrina mysfacca, meridionalis ; Sarcophaga mortuorum , carnaria , lineata ; auch diejenigen Arten, die im Dünger leben, sind überall, wo sich ihre Xahrung findet, in Menge anzutreffen, wie Lucilla caesar , scricata ; Musca vomitoria ; Cyrtoneura hortorum. Die Anlhomyzides, deren Larven, so viel man weiss, an Wurzeln, oder als Minierer in Blättern, 145 auch in unreinem Wasser oder Baummulm leben, sind Fliegen , die meistens zerstreut auf Blumen und Blättern herumirren , oder gesellig während der wärmsten Tagesstunden unter Bäumen schweben oder sich heerdenweise an Wegen und Felsen in der Sonne lagern. Ihre Arten sind fast unerschöpflich. Sie gleichen sich nach der Farbe ausserordentlich und sind daher oft sehr schwer zu unterscheiden. Aricia lardaria , lucorum , 4~notata, Simplex; Hylemya, grisea, pacifica, te- stacea ; Hydrotaea armipes, meteorica, dentipes; Anthomyia atramentaria , scalaris, pluvialis, flo- ralis, cardui, alma, egens, hyoscyami, inanis,, flava; Goenosia fungorum und über 20 Decaden anderer Arten. Die Saamenfliegen, Ortalides Fall. , sind , da sie vorzugsweise in den Blüthenköpfen der Syn- genesisten , besonders der Carduaceae , leben , an welchen Pflanzen der Uetliberg reich ist, in ungemeiner Mannigfaltigkeit und Schönheit der Arten zu finden , z. B. Tripeta Lappae, Arctii, cornuta , solstitialis , signata , colon , parietina , pupillata, Westermanii, cognata, Arnicae, Cardui, Lidmites, Centaureae, rolundivenlris; Ortalis vibrans, syngenesiae , paludum, oscillans (diese zwei Arten finden sich oft in unermesslicher Menge in feuchten Grasplätzen); Lauxania cylin- dricornis, lupulina, Sapromyza flava, 6-punctata, umbellatarum , 10-punctata. Opomyza germi- nationis. 7 lifi Dasselbe Verh'ältniss findet sich auch bei den Familien der Oscinides und Agromyzides Fall., die grösstentheils als Minierer in grünen Blättern leben und zu den kleinsten Fliegenarten gehören. Meromyza saltalrix, Chlorops (Oscinis Fall.) gra- cilis, geminata, nasuta, fasciata, scalaris, lineata, orala , brevipennis , socia , lincella ; Agromyza mobilis , aenea, pulicaria, securicornis, flaveola , scutellata, pusilla; Phytomyza elegans, obscurella, atra, notata. Diesen gegenüber steht die Familie der Scio- myzides , Fall. , die als Larven in nasser Erde leben , daher sich die Fliegen in Schilf und Bielgräsern aufhalten. Sie neigen sich in ihrer Lebensweise zu den Raubfliegen hin. Helomyza rufa , tigrina ; Tetanocera umbrarum , pratorum , rufifrons , reticulata , marginata , aratoria ; Sepe- don sphegeus , Haeffneri ; Platycephala umbra- culata. An diese reihen sich die Scatomyzides Fall., von denen Scatephaga stercoraria , die, wie von den niedrigsten Thalgründen bis zu den höchsten Alpen hinauf, so auch am Uetliberg gemein ist. Endlich müssen wir noch die Familie der He- teromyzides, Fall. (Kothfliegen), in’s Auge fassen und zwar nur mit flüchtigem Blick ; denn ihr Aufenthaltsort ist abstossend , ihr Kleid ein einfarbiges , unreines Schwarz oder Braun. Die ^ gewöhnlichste und grösste dieser Fliegen ist : Borborus subsuttans und equinus ; durch ihre 147 Kleinheit und Individuenzahl aber tritt Borborus pumilio hervor, schon in der montanen , noch mehr in der alpinen llegion. Die Ilymenopteren oder Aderflügler , welche f sich nach ihrer Lebensweise in 5 grosse Horden trennen , leben und weben ebenfalls in ausgezeichneter Mannigfaltigkeit der Arten in Uetli- bergs, wechselnden Waldgruppen , kräuterreichen Abhängen und Sandhügeln, denn die Bedingnisse ihrer Existenz vereinigen sich dort im Ueberfluss. Die erste dieser Horden sind die Holz- und Pflanzenfresser, Phyllophora , unter dem Namen i der Blattwespen bekannt, weil ihre Raupen von Blättern leben. Von diesen Wespen habe ich bisher mehr als 120 Arten an diesem Berge aufgefunden. Doch scheint keine derselben in einer für den Forstbau nachtheiligen Menge vorzukommen, ja gerade diejenige Gattung, die anderwärts durch ihre Unzahl berüchtigt geworden , findet sich am Uelliberg fast als Seltenheit, es ist Lophyrus pini. Auch Monoctenes Juniperi und Cladius difformis finden sich , aber selten. Die schönen und seltenen Arten der Gattung Lyda ^ treten dagegen zahlreich hervor, z. B. Lyda erythrocephala, cyanea, depressa, sylvatica, Be- tulae; Tarpa cephalotes ; noch mehr aber die artenreiche Gattung Nematus , von der besonders N. septentrionalis selten und merkwürdig ist ; ferner N. quercus , ventralis , fulvus , Salicis , lutea, Nemorum, abdominalis und viele andere. r 148 Auf Amelanchier vulgaris habe ich eine neue Spe- cies entdeckt. Schirozera furcata, Angelicae ; Hy- lotoma Enodii, Berberidis , violacea , ustulata ; Dolerus Eglanteriae , Gonagra, vesligialis ; Era- phitus succinctus , cinctus , pumilus. Auch aus der Gruppe von Blattwespen , deren Larven auf Weidenarten Gallen erzeugen, gibt es am Uetli- berg viele, z. B. Sclandria nana, betuleti, salicis, luteiventris , albipes , fulvicornis. Vollends ist die Gruppe der langgestreckten buntgefärbten Arten sehr zahlreich z. B. auf Blumen die Allan- thi, wie A. Scrophulariae, marginella , cingu- lum , tricinctus, und auf Bäumen und Gebüsch Macrophysa blanda, Haematopus, Punctum , ru- stica ; Tenthredo lateralis, nasata, flavicornis , livida, viridis, scalaris u. s. w. Die Blattwespen mit keulenförmigen Fühlern , unter denen sich die grössten Arten finden, die aber überall nur einzeln und selten Vorkommen , führen ihr einsames Leben auch hier, es sind: Cimbex varia- bilis, montana, amerinae; Abia fasciata , aenea, sericea, laeta. Von den eigentlichen Holzwespen sind die kleineren Arten, die im lebenden Holz sich nähren, nicht selten, z. B. Cephus troglodites, pygmaeus, analis; auch die seltene und merkwürdige Xyela pusilla habe ich schon zweimal gefunden. Die grossen Arten , welche das todte und trockene Holz durchwühlen , werden in unsern Forsten immer seltener, doch mögen dem aufmerksamen 149 Sammler Sicex Gigas und Juvencus; Xyphidria camelus noch zuweilen am Uelliberg begegnen. Die zweite Horde der Aderfliigler, die Schlupfwespen , Parasita , die im ersten Stadium ihrer Metamorphose ohne Ausnahme als Eingeweidewürmer in andern Insekten leben , eine haben grosse Bedeutung in der Oekonomie der Natur , weil sie der allzustarken Individuen- Vermehrung einzelner Arten entgegen wirken und das Gleichgewicht erhalten. Die Zahl ihrer Arien ist daher überaus gross, und steht in einem gewissen Verh'altniss zu der Anzahl der Arten der übrigen Insektenklassen , besonders der Schmetterlinge und übrigen Hymenopteren. Sie wühlen auch in ihren eignen Eingeweiden ; denn in Schlupfwespen wohnen auch Larven derselben. Eier, Larven, Puppen und vollkommene Insekten werden von ihnen angestochen und als Nahrungsstoff verzehrt , woraus sich auch die auffallende Grössen-Verschiedenheit der Schlupfwespenarten ergibt, von 3" Länge bis zu einem kaum bemerkbaren Punkt 1 Gewiss finden sieh am Uetliberg über 700 Arten von diesen Parasiten ! Ich nenne nur Eine der grössten Arten aus jeder Gattung , mit der Bemerkung , dass die zwei ersten Arten (langgestachelte) , da sie die tief in Holz steckenden Raupen anstechen, kaum anderswo in der Umgebung Zürichs als am Uetliberg gefunden werden. Coelocentrus exci- tator; Rhyssa persuasoria; Ephialtes tuberculatus; 150 Pimpla varicornis ; Lissonota setosa ; Schizopyga analis ; Glypta bifoveolata; Bassus festivus ; Me- topius necatorius; Odontomerus dentipes; Echtrus reluctator ; Xorides nifens ; Xylonoinus irrigator ; Acoenitus dubitator; Alomya ovator; Trogus lu- tarius ; Ichneumon grossorius ; Ichnus porecto- rius; Stilpnus gagates; Hoplismenus perniciosus ; Crvpturus argiolus (lebt in Wespennestern); Cryp- lus tarsoleucus ; Phygadeuon abdominator ; Me- sostenes gladiator ; Hemisteles bicolorius ; Pezo- machus fusciatus ; Nematopodius formosus ; Plec- tiscus albipalpis; Mesochorus thoracicus; Tryphon praerogator; Leptobates rufipes ; Banclius falcator; Exetastes guttatorius; Campoplex pugillator; Pa- niscus glaucopterus ; Anorualon procerus ; Opilion luteus ; Trachynotus foliator ; Pachymeris fulne- rator; Cremaslus decoratus ; Porizon jocator; Foenus jaculator; Evania minuta. Die Arten der meisten bisher genannten Gattungen leben nur einzeln oder in wenigen Individuen in derselben Raupe oder Larve , daher auch die Individuen , wenn schon von mehreren Arten gemein, doch niemals häutig sind. Die nun folgende Familie Ichneumonidi adsciti besieht der Mehrzahl nach aus kleinen Arten, deren öfter 20—50 und noch mehr Individuen in Einer Raupe wohnen , daher viele Arten sehr häutig sind. Stephanus coro- natus ; Spalhius elavatus ; Aphidius varius ; Pe- riteles ictericus ; Bracon nominator ; Agathis purgator; (einige Arten der Gattung Bracon sind 151 am Uetliberg so häufig , dass ich zuweilen mit einem Schwung des Schöpfgarns ein paar Dutzend erhalte.) Microdus nitidulus ; Hormius monilia- tus , Microgaster deprimator (diese Gattung w'ohnt vorzugsweise in grosser Anzahl in derselben Raupe) ; Helcon tardator , steht als ein Riese unter diesem Pygmäenheer; Eubadizon pallipes; Aly- sia manducator; Chelonus oculatus. An diese schliesst sich die Familie der Diplolepiarien an, welche die allerkleinsten Hymenopteren enthält, vielleicht die kleinsten aller geflügelten Insekten. Viele sind mit den glänzendsten Metallfarben geschmückt, vorzüglich diejenigen der Gattung Torymus; dagegen die Teleas alle schwarz sind. Die letztem nähren sich als Larven ausschliesslich vom Dotter der Insekten - Eier , besonders derjenigen der Schmetterlinge , und ich selbst beobachtete, dass 3 bis 4 solche Thierchen aus Einem Ei von der Grösse eines Stecknadelköpfchens hervorkamen ; übrigens leben sie auch häufig in Puppen und Raupen , und mau kann am Uetliberg von den ersten warmen Frühlingstagen bis in den Spätherbst nicht einen Schwung des Schöpfgarns über Gebüsch oder Gras ausführen, ohne einige solcher Thierchen zu fangen. Nachfolgende Arten sind die ansehnlichsten Repräsentanten eben so vieler Gattungen: Chalcis mi- uuta ; Euritoma verticillata ; Perilampus italieus; Torymus bedeguarius ; Chrysolampus lagenarius ; Eupelmus atropurpureus ; Pteromalus cyniphis ; t 152 Cleonymus bimacutatus ; Elachistus albiventris ; Eulopus ramicornis ; Encyrtus haemipterus; Sparasion fronlale ; Scelio rugulosus ; Cerafrons fuscipes ; Calliceras pedestris ; Theleas phalce- narum ; Prosocantha spinosula ; Platygaster Bos- cii; Psilus eiegans; Belyta fuscicornis ; Chodrus gravidalor ; Ilelorus ater ; Belhylus formicarius. Die Familie der Gallwespen , die als Verbindungsglied zwischen den Schlupfwespen und Blattwespen steht , fand ich bisher am Uetliberg wenig zahlreich, doch sind einige Arten gemein, wie : Cynips folii, haccarum , turionura ; Teras terminalis und auffallend häutig Synergus Aceri. Daneben auch Bhoditis Rosae, eglanteriae; Dias- trophus Rabi; Xeslus erytrocephalus, longicoruis, Contlionaspis ater, lbalia cutellator. Der Aderllügler dritte Horde, die Raubwespen Praedones, welche alle in der Lebensweise sich darin gleichen, dass sie andere lebende Insekten fangen, todt beissen, verscharren und dann ihre Eier darauf ablegen, erscheinen ebenfalls gering an Arten- und an Individuenzahl. Indessen sieht man nicht selten in den Mittagsstunden an den heissen Sandhügeln Amophila sabulosa und vulgaris herumstreifen , und die Pompylini , viati- cus , fuscus , exatlatus, hircanus, niger, gibbus auf trockenen begrasten Abhängen emsig nach Raupen suchen. Auch Ceropales maculalus und variegalus kommen zuweilen vor. Auf Blumen,' besonders Umbellen , findet man : Tengyria San- vilalii; Tipliia femorata ; Sapyga risma ; I.yrops tricolor ; Nysson interruptus , spinosus ; Oxybelus uuiglumis , lineatus ; Tripoxylon flgulus ; Corytes 3-cinctus, 4-fasciatus; Crabro Cephaloles , lilu- ralus, fossorius, clypeatus, lapidarius, vagabun- dus , signatus ; Stigmus minutus ; Pemphedrou unicolor; Meliuus ruficornis; Cerceris 4-cincta, Psene, ater , unicolor , compressicornis; Chrysis ignita, fulgida; Hedychrum lucidum, Panzeri. Noch mehr treten die Glieder der vierten Horde der geselligen gestachelten Allesfresser, Omni- vora, am Uetliberg zurück. Da und dort erschreckt zwar etwa eine Hornisse den Spaziergänger, oder Vespa vulgaris und rufa. Eumenes pomiformis , dumetorum , Polisles gallica , Ody- nerus quadratus , 6-cinctus, Gazella werden auf Blumen gesehen. Gegen den Höckler hin trifft man zuweilen auf einen Hügel von Formica rufa und fusca. Formica flava findet sich in den Wiesen und Formica nigra klettert überall an Bäumen und Kräutern herum , auf denen Blattläuse sitzen. Auch Myrmica rubra und caespitum sind da, besonders die erstere. Desto mehr erblickt man von den Bürgern der fünften Horde , den geschäftigen Bienen Antho- philae , jedoch vorherrschend diejenigen , welche einsiedlerisch ihre Gänge und Zellen in die Erde graben. Es wimmelt an den heissen Sandriffen von Hügelbienen : Coletes cunicularia , Halictus fulvocinctus, lucidulus , cingulatus , 4-cinclus, 154 obovalus , xanthopus, rubicundus, 6-cinctus, su- bauratus , Schmetmanellus , minulus; Sphecodes rubens und gibbus ; auf Blumen dagegen An- drena thoracica, elongata, Schrankeelia, cin- gulata , succincta , Ilosae , libialis; Nomada germanica , Roberjeotiana , 6-fasciata ; Osmia cor- nuta, aurulenta, bicornis, bicolor, adunca, aenea, Thyreus bistrionicus. Alte Baumstämme und die Wände von Häusern und Speichern sind umsummt von Chelostoma maxillosa , Heriadnes truncorum , Stelis albilabris , Megachile rufipes , Iagopoda , und die Blüthen der Dydinamien von Anthidium manicatum , lituratum , Eucera longi- cornis , liguata, Anthophora hirsuta, incisa , pa- rietina. Aber auch die geselligen Bienen, die Hummeln ,, sind im Ueberfluss vorhanden, die gewöhnlichen Arten sind: ßombus rupestris, ter- restris , campestris , lapidarius , Xanthurus , vir- ginalis. Gehen wir von den arbeitsamen Ilonigsamm- lern zu den müssigen Honigtrinkern und somit zur Klasse der Schmetterlinge, Lepidoptera, über, so haben wir auch davon am Uetliberg ein grosses Heer zu überschauen; zwar ist die Knabenfreude, die muntern Tagfalter, bald gemustert. Die gewöhnlichen grossen und schönen Arten , mit Ausnahme des Apollo, finden sich alle: z. B. Papi- lio Machaon und Podalirius (häufig) , Limenitis Populi, Sybilla, Camilla, Apatura Iris undlllia; Vanessa Jo, Atalantha, c. album, Xanthomelas ; 155 Argynnis Pavia, Dictynna, Euphrosine, Dia; Me- litaea Cinxia , cinthia , Didyma, Mathuroa, Afha- lia ; Hipparchia Hermione , Alcyone (auf den höchst gelegenen Weiden) , Semele , Phaedera Maera , Aegera , Megaera ; in den Waldpartien besonders häufig Dejanira , ferner Lygaea und Edusa. Von den Bläulingen sind die vorzüglichsten : Lycena Arion , Acis , Corydon, Amandus, Phleas, Rubi, Betulae, quercus, Pruni und von den Hesperien : Malvae , Frittillum , Paniscus , Sylvae. Aus der Familie der Schwärmer ist wenig anzuführen , da die grossem Thalbewohner sind , von den kleinern Arten sind nicht selten : Ma- croglossa stellatarum, fussiformis, bombyliformis ; Sessia crabroniformis , apiformis , tipuliformis ; auch Thyris feneslrina kommt vor. Am gewöhnlichsten sind Zygaenien , wie Filipendulae , lle- dvsari, Minos, Trifolii, Atychia Statices. Von Spinnern treten mehrere seltene Arten auf, die aber nur vereinzelt Vorkommen , wie Endro- mis versicolora , Notodonla Fagi , Gastropacha Dumeti, Pruni, Illicifolia, gemein ist Gastr. pro- cessionea, Eyprepia Matronula, purpura, Hebe, Dominula ist häufig; Lithosia rosea , murina , aureola ; Psyche hirsutella , politella. Von dem grossen und gefeierten Heer der Eulen , Noctuae , kann ich keine genügende Uebersicht geben ; sie bedürfen eines geübten , tleissigen und geschickten Sammlers und Be- 156 obachters, eines Mannes, wie der selige Rordorf war. Der Reichthum an Pflanzen auf diesem Berge und zwar solcher, die von Eulenraupen besonders geliebt werden, wie z. B. diejenigen der Familien der Tricoccae, Cupuliferae, Malpig- liinae, Columniferae und besonders der Calophy- tae (von Bäumen und Gebüschen allein zähle ich 43 Arten) lassen auf eine grosse Zahl Arten dieser Nachtfalter schliessen , vorzugsweise aus den Sippen der Noctualida , Plusida, Heliothida, Ca- tocalida und Noctua-phalaenida. Die vorzüglichsten Arten , von denen ich bestimmt weiss, dass sie auf dem Uelliberg Vorkommen , sind : Plusia Concha, orichalcea, Monetta , Chrysis ; Heliotis peltigera , marginala; Catocala nupta, promissa , paramympha; Brephosa Nolha. Platypterix Fal- cula, Lacertula, Spinula, Cerastis satelitia ; Cos- mia difinis ; Thyatira Batis , Derasa ; Calpe Liba- trix , Mitliimnia embecilla , Trachea porphyrea , piuiperda ; Polia culla , Phlogophora lucipara , Mania Tipica , Agrotis corticea , Cymatophora tlavicornis, Bryophila Perla , Acronycta Alni. Nach Verhältniss noch zahlreicher an Arten scheinen die Spannenmesser, Phalaenida , den Berg zu bewohnen, was auch ganz mit der Menge von Bäumen und Sträuchern zusammen trifft; ich habe dort gefunden : Enomos syringaria, Luna- ria , Illunaria , Dentaria , Dolabraria, Pruniaria ; Acaena sambucaria , Ellopia margaritaria ; Geo- inetra papillionaria, vernaria, Bajularia ; Crocallis 157 penuaria ; Amphidiasis Betularia , Prodromaria , liirtaria ; Boarmia consortaria , Abietaria , I.iclie- naria ; Gnophos ofuscaria , carbonaria ; Fidonia Piniaria , Pulveraria ; Zerene Grossularia, Ulmaria, Albicillata, Maculata ; Cabera Omicronaria ; Cidaria hastata, alchemillala, rivulata, undulala, Larentia Bhamnata , Cassiata , Aliala , bipunc- tata und eine grosse Zahl Anderer. Aus der Horde der Zünsler, Pyralida , die nach dem allgemeinen Verhältnisse auch stark repräsentirt sind , nenne ich nur : Hypena pro- boscidalis , Ilerminia tentaculalis , Scopola denta- lis, Botys hyalinalis, Enuychia 8-maculalis, au- guiualis , cingulalis ; Pyraustra purpuralis , Nyin- pbula lilteralis , Choreutes alternalis. Ach wann steht unter uns der Mann auf, welcher den drei letzten Horden der Schmetterlinge, den Blattwicklern , Schaben und Geisterchen , welche in Absicht auf Farbenpracht als die Kolibri der Insektenwell dasieben und sich ausserdem durch merkwürdige Lebensweise auszeichnen, ungelheilten Kleiss im Beobachten und Sammeln zuwendet 1 Es ist wahrhaft zu bedauern , dass diese Geschöpfe für die Zürcher ein unbekanntes Volk sind ; denn alles was wir von ihnen wissen, fällt im Verhältniss zu ihrer Artenmenge in ein Nichts zusammen 1 Die Unzahl von eingerollten , zusammengesponnenen, oder minirteu und braunfleckigleu benagten Blättern deutet an, in welcher Menge diese Thierchen am Uetliberg 158 leben und weben, und der Aufmerksame bemerkt bald , dass bei jedem Schritt durchs Gras ein Heer dieser lieblichen Geschöpfe aufgescheucht werden. Nachfolgende Namen bezeichnen die vorzüglichsten aus den Hauptgattungen , welche ich hier beobachtete. Blattwickler: Ilalyas quer- cana ; Heterogenea testudiana ; Penthina Re- vayana ; Tortrix Ameriaua, Crategana , Ilamana, Viridana , Decimana , Bergmaniana ; Coccyx ze- brana, Strobilana ; Sericoris micana; Carpocapsa Arcuana ; Sciaphila musculana ; Paedisca Sculu- lana, Parmatana; Grapbolita Mitterpacberiana ; Epliippana ; Phoxopteris siculana ; Tberas cau- dana ; Cochylis angustana. Schaben : Scardia mediella ; Tinea rnsticella, Lemmatophyla avella- nella ; Chilo erycellus, culmellus, sylvellus, chry- sonuchellus , conchellus , margaritellus ; Phycis carnella , roborella ; Yponomeuta Echiella , cog- natella ; Haemilis albipunctella, Angelicella, De- punctella ; Ilypsolopha Asperella ; Rhinosia Fus- ciella , Tuniperella ; Plutella xylostella; Har- pipterix Harpella; Palpula Daphnelle, Bicostella ; Lampros Majorelia , Denisella , Christiernella , Fagella ; Achmia Equitella ; Lita Febrella, Herol- ^ della , Leucatella ; Butalis tristella ; Adela be- crella, subrella, Amanelle, Anderschella, Schäf- ferella , Scabiosella , alle mit den schönsten Metallfarben schimmernd. Oecophora Pruniella , Brokcella, Roesella, Zieglerella, Procerella; Ela- cbista canifoliella , Blancardella , Ulmifoliella , 159 Padifoliella , die Raupen der Elachisten sind sämmtlich Blattminirer. Ornix ornatipennclla , Anatipennella, Argyropenella und noch 12 andere Arten , deren Raupen in künstliche Scheiden eingeschlossen auf dem Kopfe marschiren. Häufig sind auch mehrere Arten der Geisterchen Alucitae, besonders Didactylus und Mictodactylus, AIuc. Pentadactylus, Leucodactylus, Tricliodacty- lus und Orneodes Hexadactylus kommen nicht selten vor. Mit Ausnahme der Blattläuse sind die sämmt- lichen Schnabelkerfe oder Halbdeckflügler, Ile- miptera, diejenigen, die das allgemeine Interesse am mindesten anregen. Aber auch sie , wenn schon nach ihrer Organisation und Naturgeschichte längst sorgfältig untersucht und beobachtet, und durch ihre nachtheiligen Eingriffe in die Pflanzenkultur bekannt , sind in Bezug auf die Unterscheidung und Bestimmung ihrer Arten noch sehr vernachlässigt. Ich führe daher nur Wenige mit Namen an, obgleich ich von denselben (eigentliche Aphidina) bisher schon mehr als 50 Arten am Uelliberg bemerkte. Chermes bur- sarius häufig an Pappelarten in rothen Blasen ; Chermes Abictis noch häufiger in tannzapfenförmigen Gallen an den jungen Schossen der Tannen. Lachnus Fraxini macht sich durch die schneeweisse Wolle , womit sie bedeckt ist , an den Zweigen der Eschen bemerklich. Lachnus fascialus auf Eichen , die schönst gezeichnete *■ ' '!• . 160 Blattlaus. Aphis Piui, die grösste von Allen, Apliis Rosae, die bekannteste. Noch unbekannter sind die Illattflöbe Psylla , da sie zu ihrer Kleinheit noch vereinzelt leben; eine Ausnahme davon macht Psylla Alni, deren mit langer bläulich weisser Wolle bekleideten Larven sehr häufig die Zweige der Erlengebüsche besetzt halten. Psylla Fraxini verursacht an den Endhlätlchen der Eschen ein rotliblasiges Einrollen derselben. P. Fagi, Coryli, Pyri und noch 20 andere Arten. Die Gallinsekten oder Schildläuse scheinen mir am Uetliberg zurück zu stehen; ausser Aspi- diotus salicis, der auch hier wie anderwärts oft ganze Weidengebüsche zerstört, habe ich hier noch wenige Arten bemerkt, wie z. B. l.ecanium Quercus und Coryli; auch die Gattung Dorthe- sia ist repräsenlirt. Die Pflanzenarten , welche am Uetliberg am meisten von solchen Parasiten besetzt sind , gehören unter die Familien Coni- ferae, Salicinae, Amentaceae, Capuliferae, Com- positae , Columniferae , Malpighinae und Calo- phytae. Die Horde der Cicadina enthält ungefähr 80 Arten meist kleiner, aber schön gezeichneter Thierchen, z. B. Cercopis vulnerata, Aphrophora bifasciata (mit viel Variet.) , Tettigonia viridis, Euacanthus inlerruplus ; Typhlocyba cruentata , Bylhoscopus Lania; Tassus Tiliae ; Ledra aurita, sehr selten 1 Centrotus cornutus, gemein ! Tetti- gometra obliqua ; Issus coleoplratus , Delphax 161 lineola ; Cixia nervosa , und als ein Riese trilt auch Cicada haematodes unter ihnen auf. Die Landwanzen, Geocores , die ihr widriger Geruch abstossend macht, werden durch wenige, allgemein verbreitete Arten vertreten. Unter diesen ist wie die schönste, so auch auffallend am häufigsten (auf den Bliithen des Aegopodium poda- graria) vorkommende Art: Trigonosoma lineata ; gemein ist auch Tetyra maura ; Cimex baccarum, assimilis, rufipes, Acanlbosoma griseus, spinosus ; Stenocephalus fugax ; Alydus calcaratus ; Syro- mastes marginatus ; Berytus tipularius ; Myrmus myriformis ; Coryzus crassicornis ist häufig ; Ly- gaeus equestris ; Pachymerus Pini , vulgaris ; Pyrrhocoris aplerus , die an Baumstämmen im Schülzenplatz bei Zürich so häufig ist , kommt auch noch auf dem Kulm des Uelliberges und zwar hier am öftersten geflügelt vor. Am reichhaltigsten ist die Familie der Capsini, besonders die Gattung Phylocoris mit etwa 50 Arten, unter denen sich auszeichnen: Phytocoris gothicus, slriatellus, ferrugatus, marginatus, tri- guttatus selten 1 Capsus fasciatus, danicus ; My- ris virens , calcaratus. Sehr schwach sind die Hautwanzen, Membracini, vertreten , mir ist von diesen noch nichts vorgekommen, als Aradus de- pressus und Monanlhia cardui , brunea et co- stala. Und von den Blutwanzen, Riduvini, kenne ich noch keine andern als : Ilarpactor annulatus und Nabis vagans. 162 Leicht und kurz ist die Uebersicht der Geradflügler, Orthoptera ! Folgende Namen bezeichnen dieselben vollständig: Blalta lapouica, gemein; Blatta germanica, selten; Caloptenus italicus, sehr selten ! Oedipoda coerulescens ; Gomphoce- rus lineatus , viridulus , biguttulus , biguttatus , parapleurus ; Telrix subulala, bipunctala ; Barbi- tistes serricauda , selten; Meconema varia; Dec- ticus verrncivorus ; Locusta viridissima, cantans, griseus. Gryllus campestris. Forficula auricularia, minor. Also nur 20 Arten ! Noch ist zum Schluss die sehr gemischte Klasse der Netzflügler , Neuroptera , zu überschauen , deren erste Horde, die Nagerkerfe, Corrodentia, fast ganz unbekannte Thierchen enthält. Coniop- terix farinosus ist nicht selten auf Eichengebüsch. Von Psocus gibt es viele Arten , die aber alle sehr einsiedlerisch und versteckt leben ; Psocus longicornis ist die grösste davon. P. fuscipennis, ■i-maculatus, 2-punctatus, flavicans sind nicht selten. Die zweite Horde, Pfriemenhörner, Su- bulicornia , deren Arten früher unter die eine Gattung Ephemera zusammengefasst worden, können , da sie als Larven das Wasser bewohnen, am Uetliberg nicht zahlreich sein , doch hat es mehrere Arten, von denen ich jedoch nur Paliu- genia vesperlina mit Zuversicht nennen kann. Ebenso schwach an Zahl ist die Horde der Wasserjungfern, Libellulina. Zuweilen sieht man die grosse schöne Aeschna maculatissima herum- irren; Petalura forcipata ist nicht selten , und an den sumpfigen beschilften Stellen : Agrion interruptum, phaleratum und lacteum, auch mi- nimum. An den Bächen Calopterix virgo und Li- bellula vulgata. Aus der kleinen Horde der Umschlagsfliegen , Plectoptera, tritt nur die Gattung Semblis mit etwa 5 Arten auf, von welchen nebulosa , cylin- drica und picea die gewöhnlichsten sind. Ebenso ist die Familie der Frühlingsfliegen , Phrygandea , arm an Arten , und diese sind mir, obschon ich sonst dieser F’amilie seit Jahren besondere Aufmerksamkeit zuwende, bis dahin ganz entgangen. Die Horde der Plattflügler, Planipennia, ist im Verhältniss stark besetzt. Panorpa communis mit allen ihren Varietäten ist gemein , Rhaphidia ophiopsis selten; Drepanopterix phalaenoides ebenfalls ; Chrysopa perla , reliculata , gemein , auch alba nicht selten. Die eigentlichen Ilemerobius sind ausgezeichnet reich an Arten , ich fand davon: II. micans, flava, ornala, variegata, cilia- ris, fusfeus, punctulatus. Ascalaphus barharus ist häufig , und auch Myrmeleon formicarium nicht selten. 164 Seltene Käfer des Uetlibergeg. Clivina collaris (an der Sihl). * Nebria picieor- nis (an der Sihl). Cicindela germanica. ’Cychrus dongalus. Carabusrnonilis. 'Auronitens. Leistusspi- nilabris. Pterostichus concinnus, parum-punctalus Hapalus semiviolaceus. *Bembidium caraboides , (Sihl), elongalum, * quadrisiguatum, tricolor , bi- striatum. Colymbetes guUatus. Anthopbagus caraboides. Oxytelus insecatus, inustus. Dianous coe- rulescens (Sihl). Stenus circularis, plantaris. Pae- derus ruficollis (Sihl). Othius pilicornis, alter- nans (Höckler). Bolitobius indinans. Autalia . rivularis. Cerophytum elateroides. Ceutor rhynchus cynapennis, sellatus. l'ylodes plinoides. Rhynchites Populi. 'Callichroma alpina. ’Callidium dilalalum (zu oberst), violaceum. *Chrysomela Senecionis. Otiorrhyncbus ater. Dorcadion meridinnale, fuligi- nator. ‘ Rhagium bifascialum. Saperda Carcharias. — Die mit Cursivscbrift gedruckten kommen sonst nirgends im Canton Zürich vor. Mehrere Arten (die mit ' bezeichneten) gehören der montanen Region an. Schnecken. Die am Uetliberg häufig vorkommenden und denselben cbarakterisirenden Schueckenarlen sind folgende: Helix pomalia raaxima. Helix fruticum, rufa und fasciata , Helix villosa , Helix plebeia , glabetla , aculcata , personata , obvoluta , rufa , incarnata ; Clausilia ventricosa , obtusa , dubia , Moussoni , bidens var. fimbriata minima ; Pupa dolium , secale ; Verligo pusilla , pygmaea eden- tula ; Succinea oblonga , Pfeifleri ; Vilrina dia- phana, pellucida. 166 Inhalt. Seite Seite Das Gebirge im All- Engelberger-Rothstock 83 gemeinen i Engelstock . 53 Besehreibu ng der ein- Etzel. 27 zelnen Berge 5 Faulberg. (S. Fluhbrig.) Achslenstock u. Achslen- Faulen. (S. ^Riseltstoek stöckli 49 u. Rossstock.) Albis . 76 Feldberg. 112 Alplerstock 45 Finsteraarhorn . 94 Aubrig , der grosse u. Fläschlispitz. (S. Fluh- kleine . « 21 brig.) Axenberg cd Axenfluh 62 Fluhbrig od. Dietbelin . 28 Bächistock. S. Gl'är- Forstberg. (S. Drus- nisch.) berg.) Belchen . 111 Fronalp. 60 Bifertenstock 37 Fronalpstock 13 Blackenstock 73 Gadmeniluh .... 92 Blauen . , 110 Geissputzistock. (S. Gla- Blümberg 52 riden.) Bockmatleli . 18 Gislifluh od. Gysulafluh 109 Bocktschingel od. klein Glärnisch .... 22 Ruchi . 48 Gottschallenberg 44 Bristen 65 Graue Hörner . 11 Biirgenstock . 93 Griesberg .... 48 Chasseral od. Gestler . 107 Griselt- od. Riseltstock 32 Glariden . 38 Gütschen od. Gitschen , 69 Crispalt, roman, Crispa Hasenmatt .... 107 alta 63 Hauenstein der obere Diepen 59 u. untere .... 109 Drusberg 36 Hausstock .... 29 Eiger . . . 101 Hirzli. 13 Seite Seite Hochpfaffe. (S. Sch'a- Oberalpstock 5 () cheuthaler Windgel- überbauen od. Oberba- len.) webslock .... 75 Hoch Stuckli 52 Ohrstock .... 34 Hörner , graue . 4 Pfannenstiel .... 19 Hörnli , C. Uri , 73 Pfannenstock 34 Hörnli, C. Zürich . 115 Pilatus. 97 Hohe Scheien. (S. Wig- Rädetenstock od. Mut- S' s 0 teriberg .... 25 Hohenhowen .... 114 Randen . 113 Hohenstoffeln 114 Rautispitz .... 16 Hohentwiel .... 114 R'g'. 87 Hiifislock, romanisch Piz Rigidalstock. (S. Ru- Valgronda .... 47 chen.) Hundsstock .... 57 Ringelkopf romanisch Jungfrau. 102 Piz Bargias 15 Jura. 105 Riselt- od Griseltstock 32 Kaiserslock . 61 Ritzlihorn od. Hochritzli 93 Kalfeuserberge . 15 Röthifluh. 10S Kammli. (S. Fluhbrig.) Rofein od. Rofaien 59 Kammlistock. (S. Cla- Rohnen , der hohe . 41 riden.) Rosein od. Rusein. (S. Klein Aubrig. (S. Au- Tödi.) brig.) Piossberg od. Rufiberg . 67 Köpfenstock .... 16 Rossstock .... 35 Kröntlet. 70 Rüchen , C. Uri 84 Lägernberg . 113 Rüchen. (S. Glärnisch.) Laucherstock. (S. Ru- Ruchi. 54 chen.) Rufiberg od. Rossberg . 67 Lidernen . 53 Rusein od. Rosein. (S. Mandliser . 68 TÖdi.) Mönch od. innerer Elger 100 Saasberg . 35 Mürtschenstock . . 11 Säntis. 5 Mutsch. 64 Sattelistock. (S.Rüchen.) Mythen. 49 Sch'ächenthaler "Wind- Neppenalp . 59 gellen od.Mattenstock 46 Niederhalten - od. See- Schauinsland 111 lisberger-Kulm . 71 Scheerhorn . 45 Niesen. 103 Scheinberg .... 19 168 Seite Seite Seheienstock oder OhrGeschichte der BurgUet- stock . 34 lenburg .... 120 Schilt .. 27 Errichtung der HochSchmdellegi .... 35 wache . 124 Schlossberg .... 80 KJopstock’s Besteigung Schnabel. 68 dieses Berges 124 Schönenboden 27 Besetzung d.Kuppe durch Schreckhörner . 96 die Franzosen 1798 . 124 Scesa plana .... 10 Erbauung des Kulmhau- Selbsanft, roinan. Gre- ses durch Hrn, Beyel. pliun. 36 Einrichtung desselben 126 Silbern ..... 33 Burg Baldern 128 Spannörter od. Hiigli . 81 ,, Manegg 130 Speer ...... 9 ,, Friesenberg 133 Spitzenbühl. (S. Ross- ,) Seidenbüren . 134 bürg.) Vegetation d.Uetliberges 136 Spitzliberg . 84 Fauna ,, ,, 137 Stanzerhorn od.Elumalp 94 Uri-Rothstock 76 Stockgron .... 43 Vogesen, les Vosges . 110 Stockhorn . . . , 103 Vrenelis G'ärtli (S Glar- Stoss. (S. Fronalp.) nisch.) Sustenhorn . . . . 87 Wärispitz. (S.Fluhbrig.) Thierberg od. TrübseWallenstöcke . . . 92 ren od. Ahornkamm . 18 Wasserberg. 44 Titlis. 88 Weiss- od Spitzmeilen 12 Tödi, Rosein od. Rusein 41 Weissstock .... 82 Twariberg . 35 Wetterhorn .... 97 Beschreibung des Uetli- Wiggis. 17 berges. Wildspilz. (S. Ross- Geognostische Beschafberg.) fenheit . . . . 116 Windgellen, der grosse Celtische, römische und u. der kleine . 57 mittelalterliche Alter- Zimmerberg .... 54 thümer . . . . 118 Zindlen- od.Zmglenspitz 19 m vm W a rt r> f"'- IIIII >fomo!|q;e M31JI4Z HJ.3 Bittf nicht herausnehmen! ' 38721/1 üDUDjE „/ äs;