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LXXI, p. 1.) erwähnte ich am Schlüsse, dass ich die Vergleichung mit einigen andern Mineralquellen derselben Gattung, welche noch zur Abrundung der ganzen Arbeit dienen sollte, wegen der schon allzu grossen Ausdehnung des Manuscripts lieber separatim veröffentlichen werde. — Hiermit lasse ich die Vergleichung in 2 Tabellen nebst Commentar nachfolgen, mir wohl bewusst, dass diese Bogen eigentlich keine besondere wissenschaftliche Leistung enthalten und ohne Rücksicht auf die frühere Abhandlung etwas isolirt dastehen. Hie und da habe ich freilich einige theoretische Betrachtungen mit eingeflochten, doch soll wesentlich der ganze Commentar nur dazu dienen, den Blick an ein etwas mehr systematisches Durchgehen der Tabellen zu gewöhnen. — - Sollten diese Tabellen, trotz ihrer Unvollständigkeit, dem Arzte auch nur einigermassen willkommen sein; sollten sie selbst weiter nichts erzwecken, als der Stachelberger- Quelle ihren wohlverdienten Ruf auf’s Neue chemisch zu 442 Simmler: Vergleichung und Zusammenstellung begründen, so würde ich mich dadurch für die nicht un bedeutende Mühe vollkommen entschädigt halten. Es ist gar nicht leicht eine anschauliche Vergleichung mehrer Mineralwasser nach Analysen verschiedener Chemiker anzustellen, denn mit dem blossen Nebeneinanderstellen der Resultate ist es nicht gethan, gerade weil die Chemiker die einzelnen einfachen und binären Bestand- theile oft so sehr abweichend zusammensetzen. Das Rationellste wäre jedenfalls die direkten Ergebnisse miteinander zu vergleichen, d. h. die Bestandtheile in elementarer, höchstens binärer Form neben einander zu stellen; allein allen Wünschen könnte man dadurch doch nicht entsprechen; am wenigsten wäre wohl dem Arzte damit gedient, der ganz bestimmt wissen will, ob und wie viel Gyps, kohlens. Kalk, kohlens. Magnesia, Schwefels. Magnesia, Schwefels. Natron, Chlornatrium, Jodnatrium etc. ein Mineralwasser enthält; da aber die Bestimmung dieser nähern Bestandtheile immer noch einer Unsicherheit und Willkür unterworfen ist, so kann ein wissenschaftliches Verfahren bis jetzt nur in der ersten Vergleichungsart gesucht werden. Für die Vergleichung der Schwefelwasser ist besonders zu merken, dass eigentlich nur alkalische Schwefelwasser mit alkalischen verglichen werden können und nicht mit solchen, die blossen Schwefelwasserstoff als ab- sorbirtes Gas enthalten. Leider haben nicht alle Analytiker hierauf Rücksicht genommen und führen manchmal den hepatischen Schwefel alkalischer Schwefelwasser auch nur als Schwefelwasserstoffgas an, wodurch natürlich ihre Zusammenstellung der Bestandtheile keine richtige mehr sein kann, gewöhnlich fällt der Gehalt an kohlens. Natron oder kohlens. Kalk zu hoch aus Auch in therapeutischer Hinsicht muss es zweierlei sein, eine Heparlösung zu trinken oder ein blos mit Hydrothiongas imprägnirtes Wasser. In den nachfolgenden Tabellen findet man nun die Analyse des Stachelberger-Wassers zusammengestellt mit den Analysen von 17 Schwefelwassern aus den verschiedensten Gegenden, allerdings mit besonderer Berücksich- des Stachelberger Mineralwassers etc. 443 tigung der schweizerischen und deutschen Heilquellen. Wie begreiflich ist Tabelle II. zuerst entworfen worden, aus der dann Tabelle I. auf mühsamem Wege durch Rechnung hervorgegangen ist. Was die Wahl der zur Vergleichung gezogenen Schwefelquellen betrifft, so liess ich mich von drei Gesichtspunkten leiten: 1) Sollten wo möglich nur solche Mineralwasser zusammengestellt werden, die mit der Stachelbergerquelle in chemischer Beziehung in die gleiche Categorie gehören, also nur alkalische Schwefelwasser; da aber, wie schon erwähnt, viele Analytiker in ihren Beschreibungen sich nicht deutlich genug ausgesprochen haben, so wurden mitunter auch solche aufgenommen, die der Analyse nach nur freien Schwefelwasserstoff, diesen jedoch in bedeutender Menge enthalten. 2) Sah man auch auf solche Quellen, die bereits als Heilbäder in der Schweiz wie in dem Auslande sich einen Ruf erworben, wodurch diese Tabellen auch dem medieinischen Publikum einiges Interesse abgewinnen dürften, und 3) war es mein Bestreben, Analysen zusammenzustellen, die in der Zeit der Ausführung nicht allzusehr von einander abstehen; denn eine Analyse aus dem 1. Decennium dieses Jahrhunderts kann einer aus dem 3. in Beziehung auf Ausführung und Präcision unmöglich mehr adaequat sein. Sind Quellen mehrmals ana- lysirt worden, so habe ich daher, wenn mir dies bewusst war, immer die letzte Analyse gewählt, so bei Schinznach, Gurnigel, Lostorf, Aachen, Weilbach,*) Nenndorf. DieAna- *) Von Weilbach ist zu Anfang dieses Jahres eine neue Analyse durch Fresenius publicirt worden, (s. dies. Journ. Bd. LXX, pg. 1), die allerdings von der Will'sehen aus dem Jahre 1851 um einige lOOtel, mitunter auch lOtel p. M. in den meisten Bestandteilen abweicht. Da aber meine Tabellen schon vor 2 Jahren entworfen waren, so hätte ich einiger spurweis vorkommender Substanzen wegen mehrere neue Spalten einschalten müssen, wesshalb ich die Will’sche Analyse beizubehalten beschloss, um so mehr, als im Schwefelwasserstoffgehalt eine erhebliche Aenderung sich nicht ergeben hat. 444 Simmler: Vergleichung und Zusammenstellung lysen von Nr. 11 an sind alle zu Anfang des 5. Decen- niums von anerkannten Chemikern ausgeführt worden. Schwarzsee und Bex möchten vielleicht die einzigen sein, die nicht mehr in’s Niveau dieser Vergleichungen gehörten, doch ist mir leider ganz unbekannt zu welcher Zeit ihre Analyse unternommen -wurde. Es ist noch zu erwähnen, dass diese Tabellen die Analysen p. M. berechnet angeben, d. h. sie geben an, wie viel von einem jeden der resp. Bestandtheile in 1000 Th. Wasser Vorkommen. Leider ist die grossartige Zusammenstellung von Mineralwasseranalysen im Handwörterbuche der Chemie von Liebig und Kopp auf Grane per 7680 Gran oder 1 Pfund Wasser bezogen, was ihr das Interesse in wenigen Jahren fast gänzlich benehmen wird. Da ich die Analysen Nr. 5, 6, 7 und 9 der erwähnten Zusammenstellung entnommen habe, so will ich noch anführen, wie ich die Gewichts- und Volumtheile p. M. berechnet habe. Die Gewichtsmengen aller festen Bestandtheile wurden einfach mit 0,13 multiplicirt, weil 75 -V(T — tuuu- Bei der Reduction der Volummengen der Gase auf Gewichtsmengen p. M. war ich etwas in Verlegenheit, da in den Tabellen des Handwörterbuchs gar nicht erwähnt ist, was für Cubikzolle gemeint seien. Ich entschloss mich Pariser- Cubikzolle anzunehmen und führte darnach die Rechnung folgendermassen aus: 1P . Cz = 19,83 C. C., es ist also das Gasvolum durch Multiplication mit 19,83 erst in C. C. zu verwandeln, sodann führt man es nach bekannter Formel auf die Temperatur 0° und den Druck bei 760 M. M. zurück und berechnet hierauf das Gewicht der betreffenden Gasart in Grammen, wofür Tabellen vorhanden sind, z. B. in Fresenius Quantität. Analyse, 3, Aufl. p. 610. Weiss man dann, wie viel Gramm Schwefelwasserstoff', Kohlensäure etc. in 7680 Gran Wasser enthalten sind, so bietet die p. m. Berechnung keine Schwierigkeiten mehr, denn 7680 Gran Nürnb. Medicinalgewicht — 477 Grammes. — Ist aber meine erste Annahme unrichtig und bedeuten die Cubikzoll der Tabellen des Handwörterbuchs rheinländi- des Stachelberger Mineralwassers etc. 445 sches resp. preussisches Maass, dann haben auch die Gewichtsmengen des HS und der C0 2 in Nr. 5, 6, 7 und 9 meiner Zusammenstellung nur annähernden Werth, sie sind um 97,9 p. m. zu gross, weil 1 rhein. Cz. nur = 17,89 C. C. Die übrigen 13 Analysen standen mir schon p. Mill. berechnet zu Gebot: sie sind theils Originalschriften theils chemischen Zeitschriften, theils den Jahresberichten von L i e b i g und K o p p entnommen worden. Unsern Blick jetzt zunächst auf Tab. I. und die physikalischen Verhältnisse werfend, gewahren wir, dass Stachelberg unter die kältern Quellen gehört. Die Temperatur einer Quelle ist Funktion ihrer Erhebung über Meer und der Tiefe ihres unterirdischen Canales. Da nun bei den meisten Mineralquellen unserer Tafel auch die Meereshöhe citirt ist, so können wir mit Hülfe der Temperatur sogleich erkennen, welche Quelle tiefer, welche weniger tief aus dem Gebirge kommen müsse. Gurnigel und Schwarzsee z. B. sind einige 100 Meter höher gelegen als Stachelberg und besitzen dessen ungeachtet eine höhere Temperatur, wesshalb wir schliessen können, die beiden ersten Quellen müssen einen tiefem Ursprung in dem Gebirge haben als das Stachelberger Wasser und wahrscheinlich wird auch in Folge dessen ihre Wassermenge bei weitem geringem Variationen unterworfen sein, als die der letztem. Betreff derselben muss Stachelberg wahrscheinlich hinter alle 17 übrigen Quellen gesetzt werden, wenn ich auch nur noch für Nenndorf Zahlenwerthe anführen konnte. Die auffallend geringe Wassermenge steht vielleicht, abgesehen von der hohen Lage, in innigem Zusammenhang mit der Zerrissenheit und dem local abnormen Bau des Gebirges*) (vergl. den geologischen Abschnitt in der frühem Abhandl.), so dass von Bohrversuchen, wie sie früher mit vielen Geldopfern vom Besitzer unternommen wurden, nichts zu erwarten steht. *) Eine andere Schwefelquelle, die blos l'/ 2 Stunden von Stachelberg entfernt, über Luchsingen (siehe das geogn. Profil in der frühem Abhandl. p. 35) quillt, zeichnet sich durch ihre Sparsamkeit des Fliessens so aus, dass man sie einer weitern Beachtung bis jetzt nicht gewürdigt. 446 Simmler: Vergleichung und Zusammenstellung Interessant ist es zu bemerken, wie sämmtliche hier angeführte Schwefelquellen der Schweiz aus jurassischen Schichten ihren Ursprung nehmen, doch giebt es auch welche, die in der Trias liegen, wie Alveneu in Graubündten, deren Zusammensetzung ich aber nirgends auffinden konnte. Ebenfalls in der Trias und im untern Jura liegen die deutschen Bäder Crailsheim und Nenndorf — Aachen gehört der Grauwacke an, in welchen Formationen aber die übrigen Quellen ausser Bagneres-de-Luchon und Viterbo gelegen sind, konnte ich leider nicht mit Bestimmtheit in Erfahrung bringen. Diese Uebersicht lehrt uns, dass sich sowohl im sedimentären wie im eruptiven Gebirge diejenigen Bedingungen vereinigt linden können, welche die Bildung von Schwefelwasserstoff' oder Heparquellen ermöglichen. Dass in sedimentären Formationen die obern Trias - und untern Juraetagen der Schwefelquellenbildung besonders günstig sein müssen, ergiebt sich leicht aus dem charakteristischen Vorwalten der Sulfate, besonders des Gypses mit gleichzeitigem Vorkommen bituminöser Mergelschichten. Schwieriger dagegen erklärt sich die Bildung von Heparwassern im sogenannten Primitiv- oder Granitgebirge und hat auch in der That die Entstehung der Eaux sulfureuses der Pyrenäen zu mannigfaltigen Con- troversen unter französischen Chemikern Anlass gegeben.*) — Ein Vorzug ist es jedenfalls für eine Mineralquelle überhaupt, wenn sie aus altern, seien es nun sedimentäre oder eruptive, Formationen ihren Ursprung nimmt, indem man ihr von vorneherein grössere Constanz in allen ihren Verhältnissen zuschreiben kann. — Die Quellen von Brussa befinden sich bekanntlich unter sehr veränderlichen und störenden Verhältnissen, und wenn auch ihre Umgebung nach den geologischen Karten aus jüngern Sedimentärgebilden besteht, so deutet doch die hoheTemperatur (83° C.) und der ungewöhnlich hohe Kieselerdegehalt auf einen vulkanischen Bildungsheerd. Da das specifische Gewicht eines Mineralwassers stets Funktion des Gehalts an fixen Bestandtheilen, sowie der *) Siche Neues Jahrb. d. Geol. u. Mineralg. von Leonhard und Bronn. 1855. 721. des Stachelberger Mineralwassers etc. 447 Menge und Art der absorbirten Gase ist, man aber die Gesetze der Influenz dieser Factoren keineswegs genau kannte, so bietet eine Vergleichung hier kein Interesse.*) *) Bei Mineralwassern von nicht sehr erheblichem Gehalt, sowohl an Gas wie an fixen Bestandtheilcn, muss allerdings das spec. Gew. die letztem mehr oder weniger genau indiciren; man darf nämlich vom spec. Gewicht nur eine Einheit abziehen, so ist der Rest gleich der Summe gelöster Bestandthcile. Sehr selten trifft man bei Vergleichungen auf diese Uebereinstimmung, entweder weil das Wasser sehr reich an festen Stoffen oder Gasen und daher ein „Amplificationscoefficient 1 ' influirt, dessen Grösse man nicht kennt, oder weil die Bestimmung der Summe fester Bestandtheile unrichtig war. — Amplificationscoe/ficicnt nenne ich die variable Grösse, mit der man ein gewisses Volum eines reinen Lösungsmittels (bei einer best. Temp.) multipliciren muss, um nach der Auflösung einer bestimmten Quantität einer Substanz das Volum der resultirten Lösung bei derselben Temperatur zu erhalten. Der Amplificationscoefficient giebt also an, um wie viel sich die Flüssigkeit durch den Auflö- sungsprocess erweitert oder ausgedehnt habe. Mit Hülfe dieses Coef- ficienten und des spec. Gewichts lässt sich dann leicht der Gehalt an aufgelöster Substanz genau berechnen. Ist v = dem Volum einer Wassermengc, deren Gewicht = v P , V =■= dem Volum der Lösung, entstanden durch Auflösen des Gewichtes F einer gewissen Substanz, so ist nach obiger Definition der Amplificationscoefficient A *= ^ • V = i? ist eine bekannte Formel für das Volumen irgend eines s Körpers, wenn g das absolute, s das spec. Gewicht bedeutet; es ist daher auch A = J?— Das absolute Gewicht einer Lösung ergiebt, v. s sich aus den Componenten v p -f-P<=g, daher P = g — v p , oder P — V . s — v p ; da nun v, resp. v p als messende Volums- und Gewichtseinheit angenommen worden, so wird P = A . s — 1 und s = Es gelten auch die Formeln P' = 100 (As — _I) fü r d eil Procentgehalt As und C = s — A für die Concentration, d. h. für die Gewichtsmenge P A in der \ olumseinheit v der Lösung. Für Gase ist A im Verhältniss zu P in der Regel bedeutend grösser als bei festen Körpern, selbst wenn man die Sättigungsstufen annimmt, es ist daher ein Gas sogar imStande das spec. Gewicht der Flüssigkeit unter die Einheit zu drücken, wie z. B. Ammoniakgas, bei dem A im 30,3 procentigen Zustand der Ammoniakflüssigkeit nach Carius Untersuchungen über die Ammoniakabsorption (Liebig’s Ann. Bd. 99, p. 149) = 1,60 während P = 0,435.2, woraus s *= 0,8970. ((Nach Cariu's hat nämlich 1 Vol. chcm. reines Wasser bei 448 Simmler: Vergleichung und Zusammenstellung Um zu den chemischen Verhältnissen überzugehen, so nimmt in Beziehung auf den Gehalt an festen Beständig C. u. 760M. M. u. dem spec.Gew. 0,897 d. Amiuoniakflüssigkeit= 571,38 Yol. NH 3 verschluckt.) Für eine bei 0° und 755 M. M. gesättigte Ammoniaklösung ist das spec.Gew. nach Cari us =0,8535, dabei hat 1 Vol. das 1049,6fache NH 3 verschluckt, woraus A = 2,100 u.P = 0,7978 grm. =44,3 G.Pc. ImUebrigen ist festgcstellt worden, dass V fast niemals gleich wird v + v' (v' = dem Volum des festen Körpers oder des Gases) sondern meist kleiner bleibt, es tritt also sowohl bei der Lösung, noch weit mehr bei der Absorption eine ContraeUon => (v -)- v') —• V ein und darum ist das resultirende spec. Gewicht (S) einer Lösung oder Absorption niemals = dem arithmetischen Mittel, sondern in der Regel höher als non vs -f- v's' v-f-v' vs -J- v's* Dies Verhalten hat sondern S dasselbe; S Bremers neuerdings in einer sehr präciscn Arbeit (Po ggc ndorff’s Anti. Bd. XCV, p. 110) bestätigt. Das spec. Gewicht einer Lösung von erheblichem Gehalt kann daher den Gehalt weder direct durch denDeci- malbruch anzeigen, noch steht derselbe mit jenem in einfacher Proportion, wie dies von Michel und Krafft behauptet wurde. (Jahresb. v. L. u. K. 1854. 295). Die Contraction rosp. Dilatation, falls eine solche vorkommt, ist unserm Am^.'ficationscoefficienten, wie man sieht, implicirt und man hat daher auf dieselben keine besondere Rücksichten zu nehmen. Hierbei übersehe ich nicht, dass es gerade die Existenz einer solchen Contraction, resp. Dilatation ist, die sich der rein theoret. Ableitung des sp. G. von Lösungen entgegensetzt. Leider zeigt die Contraction durchaus kein proportionales Zu- oder Abnehmen mit den Werthen von P und ein bestimmtes Gesetz ist bis jetzt noch nicht aufgefunden worden. Mit Zugrundlage der Kremers’schen Zahlenwerthe in Poggeudorff’s Ann. Bd. XCIX, p. 444. (vgl. auch Bd. C, p. 394) hat man für eine Lösung von wasserfreiem Chlorbaryum bei 19,5° mit dem spec. Gewicht s = 1,2837 , A = 1,0551 , daher P = 0,3544, d. h. die Lösung ist 28,37 procentig, welches Resultat durch den Versuch bestätigt ist. Indem ich meine spec. Gewichtsbestimmungen des Seewer Eisenwassers und Stachelberger Schwefelwasscrs mit der Summe fixer Bestandtheile verglich, wurde ich gewahr, dass die Zahlen nur dann leidlich stimmen, wenn die hohlensauren Salze als Doppelear- bonate berechnet sind, was wiederum beweist, dass man diese in der That als chemische Verbindungen in der Auflösung anzunehmen hat. — Für Seewen (siehe Verhandl. d. uaturf. Gesellsch. in Zürich 1855) fand ich ein mittleres spec. Gewicht = 1,00085; die Summe fixer Bestandtheile direct bestimmt war im Mittel = 0,5585 p. M., dabei waren entwichen 0,2130 Grm. bicarbonatbildende Kohlensäure, macht also mit vorigem 0,7735; diese Zahl stimmt schon weit besser mit obigem spec. Gewicht, auffallend stimmt aber der Werth 0,8502, des Stachelberger Mineralwassers etc. 449 (heilen Stachelberg einen sehr bescheidenen Rang ein, einzig die Quellen Nr. 12 und 14 stehen ihr in dieser Hinsicht nach, während Gumigel den 3fachen, Schinznach mehr als den 4fachen, Nenndorf den 5fachen, Aachen den 7fachen, Harrogat den 25 fachen, Sandefjord sogar fast den 40 fachen Gehalt des Stachelberger Wassers zeigt. Auch im absoluten Sehwefelwasserstoffyehall wird Stachelberg von einigen Quellen übertroffen. Ist er bei Stachelberg — 1, so finden wir ihn bei Schinznach 1 */ 2 , Harrogat VIio, Nenndorf 2, LaveyS 1 /», Schwarzsee 6 2 /s, Salt-Lak- City 6 7 /io- 1 — Wenn wir aber den Schwefelwasserstoff' als wesentlichen Bestandtheil betrachten, und denselben mit der Summe aller festen Stoffe vergleichen, dann steht Stachelberg vielen Quellen oben an, diese folgen sich nämlich in ihrem relativen HSgehalte in nachfolgender Ordnung: Schwarzsee Vs, Lavey '/,, Bagneres-de-Luchon Vi, Stachelberg Vio, 'Nenndorf '/is, Harrogat ’/ii, Schinznach i / 30 , Lostorf i j i o, Salt Lak City l ; i0 , Gurnigel Vro, Schöneck Vioo, Weilbach Vno, Viterbo , /28o> l rV ac ^ ien Viooo, Brussa Vioou, Sandefjord Viooo, Crailsheim Viooo- Hieraus geht hervor, dass Stachelberg neben Schwarzsee, Lavey und Bagneres-de-Lu- erhalten durch Addition der berechneten Salzquantitäten. Für Stachelberg' fand ich ein spec. Gew. = 1,00093 als Mittel einer grossen Zahl von Bestimmungen zu verschiedenen Jahreszeiten; es befindet sich darunter ein Component = 1,00068; die Summe fixer Bestand- tlieile indireet nach der 1. Combination (p. 32) inclusive bicarbonat- bildende C0 2 war gleich 0,6796 p. M.; wiederum eine Zahl, die der aus der Rechnung hervorgegangenen 0,68 sehr nahe kömmt. Wenn man die Kremers’scheu Zahlenwerthe iii Pog gendo rff’s Ann. Bd. XCV, 120 miteinander vergleicht, so überzeugt man sich, dass man bei einem Gehalt an festen Bestaudtheilen der 1 p. M. nicht einmal übersteigt, in der Formel P = A . s — 1 , A direct = 1 setzen kann, so dass cs erscheint, als wäre P volumlos, blos mit Gewicht in das Wasser eingetreten. In unsern Tabellen finden wir ein leidliches Correspondiren des spec. Gewichts mit der Summe fixer Bestandtheile blos bei Gurnigel, Brussa und Viterbo. — Wenn nun diese Relationen ohne Zweifel auch Andern schon klar waren, so fand ich sie doch nirgends in einem Lehrbuch der Chemie oder Physik , nicht einmal in der neuestens erschienenen physikalischen und theoretischen Chemie zu Graham-Otto’s Lehrbuch, auseinander gesetzt, bitte deshalb die kleine Digression zu entschuldigen. Jourii. f. prakt. Chemie. LXXll. 8. 29 450 Simmler: Vergleichung und Zusammenstellung chon zu den reinsten Schwefelquellen gehört, dass also in medicinischer Hinsicht es vorzüglich als Heparwasser wirken wird. Eichten wir unser Augenmerk noch auf einige andere Bestandtheile, so sehen wir in Bezug auf die Schwefelsäure dass auch nicht ein einziges der in der Tabelle aufgenommenen Wasser ganz frei davon ist; nur in Bagneres-de 1 Luchon beschränkt sich die Menge derselben auf Spuren. Verhältnissmässig reich daran ist Schinznach, Gurnigel, Schwarzsee, Crailsheim, Nenndorf und Yiterbo, während Stachelberg nur einen mittleren Hang einnimmt. Schweflige Säure finden wir einzig und zwar nur spurweise in den Pyrenäenwässern angemerkt, auch die unter- schweflige Säure scheint ausser bei Stachelberg nur noch bei Gurnigel vorzukommen, doch ist die Frage, ob auch alle Analytiker sie aufgesucht haben. Gebundene, sowie freie Kohlensäure fehlt, wie wir bemerken, fast keinem der Scbwefelwasser, nur bei den Analysen der Pyrenäenthermen von Filhol fand ich keine angemerkt ; ob sie wirklich nicht vorhanden, kann ich nicht j wissen, da nur die positiven Resultate angegeben sind (Jahresbericht von L. und K. 1851. p. 664). Stachelberg steht in Bezug auf die Menge der letztem vor vielen Quellen im Vorzug, wie z. B. vor Schinznach, Lostorf, Schwarzsee, Lavey etc. Die Kieselsäure scheint einigen Quellen ganz abzugehen, so,: Schwarzsee, Bex, Crailsheim, und Sall-Lak-City , bei andern dagegen macht sie einen integrirenden Bestand- theil aus, so bei: Aachen, Lavey, Bagneres-de-Luchon und besonders bei den berühmten Thermen von Brussa in Kleiu- asien, wo sie fast 1 / t0 der festen Bestandtheile beträgt. ; Wir können deutlich bemerken, dass der Kieselerdegehalt mit der Temperatur zunimmt; bei dem Geysir auf Island, dessen Wasser siedet, beträgt nach Forch- ^ hammer*) die gelöste Kieselerde gerade die Hälfte der fixen Bestandtheile, daneben setzt er einen Tuff ab, der zu 84,43 p. C. aus Kieselsäure besteht. Viterbo scheint *) G. Bischof Chem. phys. Geologie. Bd. I, p. 877. des Stachelbergcr Mineralwassers etc. 451 seinen grossen Kieselerdegehalt beim zu Tage treten sofort auszuscheiden, wenigstens führt Poggiale dieselbe nicht als TSestandthoil des Wassers, wohl aber des Schlammes an. Wir sehen ferner, dass Chlor in keinem der aufgeführten Schwefelwasser mangelt; während es aber bei den 1 einen sehr zurücktretend ist (Stachelberg, Gurnigel, Crailsheim, Schöneck) bildet es bei den andern den Hauptbe- standtheil (Lostorf, Bex, Lavey, Aachen, Bagncres-de-Lu- chou, Sandefjord, Salt-Lak-City.) Dieses Vorwalten des Chlor steht auch meist in inniger Beziehung mit der geologischen Beschaffenheit des Gebirges; die meisten dieser Quellen kommen aus tiefen Juraschichten oder aus dem Salzetage der Trias. Brom ist nur in der Sandefjordquelle in erheblicher Menge vorhanden und es ist dabei zu bemerken, dass Strecker den Ursprung derselben dem Meere zuschreibt. Eine beachtenswerthe Menge Jod enthält nur Vüerbo, und Fluor ist überall nur in Spuren angemerkt, wenn es 1 überhaupt vorkommt; im Uebrigeu möchte man sich auch nicht die Mühe zur quantitativen Bestimmung gegeben haben, die man in derselben Absicht auf Brom und Jod verwendete. Zu den Basen übergehend bemerken wir, dass das Kalmmoxyd mehreren Quellen ganz abgeht, in einigen nur spurweis auftritt, in allen andern aber mit Ausnahme von Gurnigel immer nur eine geringe Quote des Natriumoxyds ausmacht. Diese Erscheinung veranlasst mit Recht zu weiterem Nachdenken, und man hat sich besonders bei den Quellen der Pyrenäen gewundert, wie diese Schwefelnatrium oder sonst eine prävalirende Menge Natron enthalten können, da sie doch an der Grenze krystallinischer, kalifeldspathreicher Gesteine entspringen. Gustav Bischof giebt in dem eben citirten Werke p. 857, wenn auch nicht gerade mit Rücksicht auf die Pyrenäeuwasser, für die allgemeine Erscheinung folgende Erklärung: „In Sedimen- tarformationen kommen Kalisilicate viel häufiger als Natronsilicate vor, da aber jene schwieriger zersetzbar sind als diese, so finden sich in Quellen Natronsalze viel häufiger, 29* 452 Simmler: Vergleichung und Zusammenstellung ei und viel reichlicher als Kalisalze.“ — In der Stachelbergerquelle ist der Kaligehalt sehr gering, dagegen macht das Natron über 1 / 5 der fixen Bestandteile aus, was in- dess auch bei den andern Quellen der Tabelle der Fall ist. in Einen Litkionyehalt zeigen in den Tabellen nur Stachel- berg, Lavey, Aachen und Weilbach. J° Ammoniak ist nur in Weilbach , Nenndorf, Hairogat und Schöneck nachgewiesen worden. Wahrscheinlich wird sich w dasselbe in allen Quellen, in denen sich organische Ma- sa SC terien finden, in geringer Menge nachweisen lassen. Das Calcinmoxyd gehört wieder zu denjenigen Bestand- theilen der Quellen, die man constante, nie fehlende nennen ** kann. Seine Menge ist natürlich sehr relativ und hängt besonders von der Formation ab, aus der das Mineral-, wasser entspringt. In Quellen, die aus krystallinischen Felsarten kommen, kann der Kalkgehalt nie bedeutend sein und in der That zeigt uns Bagneres-de-Luchon eine * sehr unerhebliche Menge desselben. Für das Magnesiumoxyd gilt im Allgemeinen dasselbe, wie für den Kalk; es scheint aber zwischen Magnesia und^ Kalk ein ähnliches Verhältniss stattzufinden, wie zwischen Kali und Natron. Magnesia sehen wir in den meisten Fällen relativ in geringerer Menge auftreten als Kalk, Fj wenn auch absolut der Magnesiagehalt den Kaligehalt ge- zu wohnlich übersteigt. In unserer Tabelle sind es nur Staut chelberg und Sandefjord, die ein umgekehrtes Verhältniss zeigen. Diese Erscheinung bietet indess einer Erklärung i u weniger Schwierigkeit als die obige; es wird nämlich hier al besonders darauf ankommen, ob die Quelle reine oder T dolomitische Kalksteine durchsickert; zugleich ergiebt sich Q aus den Löslichkeitsverhältnissen nach G. Bischof, dass 1 lö kohlensaure Magnesia leichter von kohlensäurehaltigem ^ Wasser angegriffen wird, als kohlensaurer Kalk. —• Sickert^ eine Gypslösung über dolomitische Gesteine, so wdrd sich ^ leichtlöslicheres Bittersalz und schwerlösliche Kreide bilden. \] Strontiumoxyd und Aluminiumoxyd sind nicht selten in )in Schwefelwassern nachgewiesen worden, wie wir an der w grossem Zahl der in der Tabelle verzeichneten bemerken Sä können. Bei Stachelberg ist es mir aus dem pg. 16 der g< des Stachelberger Mineralwassers etc. 453 ersten Abhandlung angeführten Grunde nicht ermöglicht k gewesen, das crstere nachzuweisen.*) Es mag auffallend erscheinen, in einem Mineralwasser, . in dem man Schwefelnatrium oder Schwefelcalcium an- st. ^ giebt, zugleich noch ein Metall aus der Cuproiä- und Fer- roidgrnppe anzuführen und doch bestimmten die Analytiker ^*des Gurnigel-, Aachener-, Crailsheimer- und Weilbacher- ^ wassers, das Eisen quantitativ und setzten es als kohlensaures Eisenoxydul unter die Bestandteile. Ich hatte schon früher p. 20 u. 24 angedeutet, dass, weil die Unlös- j lichkeit chemischer Verbindungen keine absolute sei, geringe Quantitäten einer Substanz unter Verhältnissen in Lösung ". existiren können, unter denen man gewöhnlich zu sagen gt o o j pflegt: „Sie kann nicht Vorkommen“, daher es denn auch nichts Widernatürliches ist, wenn selbst in einem alkali- ;n. ^ sehen Schwefelwasser Spuren von Eisen, Kupfer u. s. w. ^ angeführt werden. Sobald man aber 0,0059 bis 0,0097 Grm. Eisenoxydul p. M. an C0 2 gebunden in einem alkalischen Schwefelwasser angiebt, so wäre diese Angabe doch eines ’|Controlversuchs im Laboratorium werth. Nach meinen ;n- - — *) Ich will hier noch darauf aufmerksam machen, dass die neuere k, Frescnius’sche Analyse des Wcilbachcr Brunnens auch noch Baryt e- zu .0,000787 ]). M. anführt, und zwar an Kohlensäure gebunden, ob- schon das Wasser ziemlich schwefelsäurereieh ist. Die Sache hat aber nichts gegen sich und stimmt vollständig mit den Ansichten, 5 die ich schon in der ersten Abhandlung pg. 20 u. 30 nicdcrgclcgt S habe. Der kohlensaure Baryt ist in reinem Wasser leichter löslich - r als der schwefelsaure; nach Fresenius lösen 1000 Th. Wasser 0,070 jr Th. des ersteren und nach G. Bischof 0,048 Th. des letztem. Die .q Quantität Baryt der Weilbacher Quelle ist aber äquivalent 0,001198 , g BaS, eine Menge, die also noch vollständig in 1000 Th. Wasser ge- 1 löst bleibt, es wird daher die Schwefelsäure der stärkern chemischen ( Attraction folgen uud an das Natron gehen, während sich der Baryt ^mit der Kohlensäure sättigt zu 0,00103 ßa(3, welche Menge 1000 Th. Wasser noch viel weniger sättigt, als die äquivalente Menge BaS. l1- Allerdings werden die übrigen Salze die Löslickkeit modificiren, aber n |in welchem Verhältniss, darüber sind wir noch im Dunkeln, so gut :r wie über das Verhältniss der Mengcnvertheilung der Basen und n Säuren, wenn nach Bertbollet eine Spaltung in 4 Salze vor sich , r , S e gangen sein sollte. 454 Simmler: Vergleichung und Zusammenstellung Versuchen, die ich p. 24 kurz erwähnt habe, wurden Eisen- und Kupfer Verbindungen .durch Schwefelalkalien gefällt.' aber eine geringe Menge konnten sie — wahrscheinlich als Sulfosalz — in Lösung erhalten. Schon Pilhol war dieser, Ansicht, indem er Eisen, Mangan und Kupfer als Schwefelverbindungen in den Wässern von Bagneres-de-Luchon an-t führt (s. Tah. II). Diejenigen Quellen, die einen noch bedeutenderen Eisengehalt als den oben citirten zeigen z. B. Sandefjord mit 0,0290 FeO p. M., können nur Schwefel-, wasserstoffwasser, aber keine Heparwasser sein. Bei einem vergleichenden Blick auf die organischen Substanzen und Gase, mag in Betreff' der erstem Stachelberg mit Aachen etwa gleich kommen, denn ich erwähnte p. 33 dass für Stachelberg die organischen Substanzen etwas zu: hoch angerechnet sind. Weilbach schliesst sich den vorigen' an; einen auffallend hohen Gehalt zeigen Sandefjord und' Viterbo ; bei letzterer ist er relativ am höchsten, denn er I beträgt circa '/is der fixen Bestandteile. — Was die Gase' anbetriff't, so weisen Kohlenwasserstoff (Grubengas CII 2 ) in unserer Tabelle nur 3 Quellen auf: Aachen, Nenndorf und Har-ft rogat. Es ist vielleicht weniger anzunehmen, dass die übrigen : dieses Gas nicht enthalten, als dass seine Gegenwart dem i Analytiker entgangen sei, wenigstens bei solchen Quellen, die aus Sedimentärformationen stammen. Wohl er giebt in seiner 1835 unternommenen Analyse der Nenndorfer Quellen*) ausdrücklich an, keinen Kohlenwasserstoff gefunden zu haben; 14 Jahre später (1850) weist Bunsen mit seinen trefflichen eudiometrischen Methoden Grubengas quantitativ nach**) und um dieselbe Zeit etwa be-| stimmte er auch den Kohlenwasserstoff und die übrigen! Gase der Aachener Quellen. Bei Harrogat war es Hof-' mann, der ebenfalls nach der Bunsen’schen Methode die Gasanalyse ausführte ***). Der ziemlich hohe Stickstoffgehalt der Schwefelwasset^ ist eine bekannte Thatsache. Aus unseren Tabellen sehen’ - 1 *) Die Schwefehvasserquellen zu Nemidorf von Dr. H. d’Oleirc! und Dr. F. Wo hier. p. 35. ( **) Bad Nenndorf von Dr. Grandidier. p. 11. "*) Ann. d. Chcm. u. Pharm. Bd. XCIII, p. 294 ff des Stachelberger Mineralwassers etc. 455 wir, dass bei allen Quellen, deren Gase bestimmt wurden, der Stickstoffgehalt ein sehr annährend gleicher ist, der im Wasser nicht einmal um 10 C. C. p. M. variirt; einzig Lavey zeigt die ungewöhnliche Zahl 170,9 p. M.; es ist aber sehr wahrscheinlich, dass hier ein Irrthum vorschwebt. Die Analyse ist dem Ilandwörterb. von Liebig und Kopp entlehnt worden, und dort ist der StickstofFgehalt pro 7680 Gran zu 10,04 Cub.-Zoll angegeben. Sauersto/fgns finden wir in der Tabelle nur bei den Aachener Quellen , deren Gase von Bunsen bestimmt wurden. Dieses Factum ist deswegen interessant, weil die meisten Analytiker zu Anfang dieses Jahrhunderts unter* den ab- sorbirten Gasen der alkalischen Schwefelwasser auch Sauerstoff auffanden, freilich in Folge fehlerhafter Methoden und unvorsichtiger Manipulation; wir dürfen z. B. nur auf Kielmeyer’s Analyse des Stachelberger Wassers von 1815 zurückweisen, auch Wurz er, einer der ersten Analytiker der Nenndorfer Quellen, will in diesen Sauerstoff gefunden haben. Die spätem Chemiker negirten die Angaben der frühem, indem sie nebenbei darauf hinwiesen, dass die Schwefelaikalien den Sauerstoff alsobald verzehren würden, und auch wirklich als eudiometrische Absorptionsmittel angewandt worden seien. Bunsen hat nun wieder durch die Schärfe seiner Methoden gezeigt, dass das Verzehren des Sauerstoffs doch nicht so vollständig und schnell vor sich gehe, falls der Hepargehalt einer Quelle nicht allzubedeutend ist. So sehen wir denn, wie mit der allmählichen Erweiterung der Kenntnisse und der Schärfung sinnlicher AVahrnehmung die Wissenschaft ihre Phasen durchmacht, um endlich, vielleicht nach mehreren Oscillationen, im statischen Gleichgewicht der Wahrheit für immer zu ruhen. Hiermit glaube ich eine wissenschaftliche Vergleichung des Stachelberger Wassers mit 17 der bekanntesten und vorzüglichsten Schwefelquellen der Erde gegeben zu haben; doch wird die I. Tabelle mehr Interesse haben für den Chemiker und Naturforscher als wie für den praktischen Arzt. Diesem muss mit Recht die II. Tabelle willkommener sein, weil die therapeutische Wirkung von der Quali- 456 Simmler: Vergleichung und Zusammenstellung tat und Quantität der nähern und nicht der entferntem chemischen Bestandtheile meistens abhängt. Dass aber bis heute die Bestimmung der wirklichen Constitution der Mineralwasser ein zum Theil noch ungelöstes Problem ist, darauf habe -ich in den frühem Bogen dieser Arbeit mehrmals hing.ewiesen. Wie ich daher die Constitution der einzelnen Schwefelwasser in der II. Tabelle ganz nach der Ansicht der resp. Analytiker wiedergab*), so will ich die therapeutische Vergleichung und Verwerthung vollständig den Medicinern vom Fache anheim geben, um so eher, als vielleicht bei keiner Art von Mineralwässern mehr, wie gerade bei den hepatischen, über Indication oder Contraindication in gewissen Krankheitsfällen gestritten wird. In einem Gebiete wo die Individualität eine so bedeutende Rolle spielt, ist bei dem gegenwärtigen Stande der Wissenschaft mit strengen Schlussfolgerungen und Inductionen leider noch nicht viel auszurichten. Fassen wir nun zusammen, was sich für die Stachelberger Heilquelle comparativ in physikalischer und chemischer Beziehung ergeben hat, so ist Folgendes hervorzuheben: Die Stachelberger Schwefelquelle, wenn auch in ihrem absoluten Gehalt an fixen Bestandtheilen und bezugs ihrer Wassermenge hinter vielen analogen Wässern der Erdoberfläche zurücktretend, ist doch als Heparwasser vor den meisten andern charakterisirt. In Folge dessen findet sich auch unterachweflige Säure in nicht unerheblicher Quantität, welche Substanz bis jetzt nur noch wenige Schwefelwasseranalysen aufweisen. Der Gehalt an freier Kohlenaäure, wenn auch bei allen eigentlichen Heparwassern absolut *) Eine Kritik erlaubte ich mir nur in Bezug auf die Art des Vorkommens des cliarakterisirenden Bestandteils. Wo ich nämlich durch Combinationen aus Beschreibungen der Analyse oder aus den Temperaturverhältnissen sehliessen zu können glaubte, der Schwefelwasserstoff komme ganz oder theils gebunden als eine sogenannte Hepar vor, da deutete ich dies in der Rubrik durch ein Fragezeichen an. Notizen. 457 gering-, ist relativ doch noch dem vieler anderer Schwefelquellen der Schweiz und Deutschlands überwiegend. Von weniger häufig vorkommenden Körpern hat Stachelberg ebenfalls mehrere aufzuweisen, wie Spuren von -phosphor- saurer Thonerde, Fluor, Eisen, sogar Kupfer, das in unsern Tabellen nur noch in Bagneres-de-Luchon angedeutet ist und eine nicht unmerkliche Menge Lithion. Die Temperat,ur ist relativ niedrig, indess im Verlauf eines Jahres nur unbedeutenden Schwankungen ausgesetzt. Was endlich die topographische Lage anbetrifft, so glaube ich steht Stachelberg in einem Vorzüge, den nur wenige ausländische Bäder mit ihm theilen. Die reine Gebirgsluft, die alpine Umgebung, die pittoreske Aussicht auf die colossalen Felspyramiden , auf die Gletscher und Firnkuppen des nahen Tödigebirges, das majestätische Tosen und der dumpf zu Thal hallende Donner periodischer Gletscherstürze und Schlaglawinen, verbunden endlich mit der bequemen Zugänglichkeit bis in die hintersten Thalwinkel, an den Rand der Eiswälle — dies Alles wird auf den Curgast, wie auf den flüchtigen Gebirgswanderer, einen Eindruck ausüben, bei dessen Erinnerung im Flachlande ein leises Sehnen nach solchem Naturgenuss wohl unwillkürlich wieder wach wird. Breslau, im September 1857. Tabellarische Zusammenstellung einiger Analysen von Schwefelwassern, per Mill. berechnet, und die elementaren Bestandtheile nach den Ansichten der respectiven Chemiker, als doppelt und einfach binäre Verbindungen angeführt. Tab. II. Schweizerische. Deutsche. Italienische. Franzos. Englische. Russische. Norwegische. Asiatische. Amerikan. Physikalische Verhältnisse und chemische Bestandtheile. Erforscht von:. Höhe über Meer in Metern Geologische Formation . . Temperatur in Ccntigraden Specifisehes Gewicht . . . Summe aller festenBestandth. (iudirect) 1 . Stachelberg. Cant. Glarus. 2. Schinznach. Cant. Aargau. 3. GurnigeK. (Sehwarz- brünneli.) Cant. Bern. 4. Lostorf. Cant. Solothurn. 5. Schwarzsee. Cant. Freyburg. 6. Bex. (Minenquelle.) Cant. Waadt. 7. I.avey. Cant. Wallis. 8 . Aachen. (Kaiserquelle.) Bhein- Preusseu. &. Crailsheim. Würtemberg. Th. Simmler. Löwig. Fellenherg. Aschbach. Lüthy. Mercantou. Baupp. J. Liebig. Mayer. 931,5 351 1189,5 659 1053 448,5 377 _ 362 Jura. Jura. Jura. Jura. Jura. Jura. Jura. Grauwacke. Trias. 7,64» 36» 8,5» 14» 11» 10» 45» 55« _ 1,00093 1,0022 1,00192 — — 1,0089 1,0014 1,00349 _ 0,5783 2,526 1,8452 2,039 1,7296 3,0740 0,9192 4,10190 2,0543 1. Freier Schwefelwasserstoff HS 2. Schwefelnatrium NaS . 3. Schwefelcalcium CaS 4. Schwefelmagnesium MgS 5. Schwefeleisen FeS . . 6. Schwefelmangan MnS . 7. Schwefelkupfer CuS 8. Schwefelsaures Kali K0,S0 3 9. Schwefelsaures Natron NaO, S0 3 10. Schwefelsaurer Kalk CaO,SÖ 3 ■ 11. Schwefelsaurer Strontian SrOS0 3 1 12. Schwefelsäure Magnesia MgO,SO ä 13. Schwefligsaures Natron NaO,S0 2 14. Unterschwefligs. Natron NaO, S 2 0 2 15. Unterschwefligs. Kalk CaO,S 2 Ö 2 i 10. Phosphors. Natron 2NaO,P0 5 ! 17. Phosphorsaurer Kalk 3CaO, P0 3 18. Phosphorsäure Thonerde . . , 19. Kohlensaures Natron NaO,C0 2 20. Kohlensaures Lithion LiO,C0 2 1 21. Kohlensaurer Kalk CaO,C0 2 22. Kohlensaurer Strontian SrO, C0 2 23. Kohlensäure Magnesia MgO, C0 2 24. Köhlens. Eisenoxydul Fe0,C0 2 25. Köhlens. Manganoxydul MnO,C0 2 26. Freie Kohlensäure (incl. halbgeb.) ; 27. Kieselsaures Natron 28. Kieselsaurer Kalk 29. Kieselsäure Magnesia 30. Kieselsäure Thonerde 31. Kieselsäure 32. Chlorkalium KCl . . 33. Chlornatrium NaCl . 34. Chlorlithium LiCl 35. Chlorcalcium CaCl 36. Chlormagnesium MgCl 37. Jodnatrium NaJd 38. Bromnatrium NaBr . 39. Brommagnesium MgBr 40. Fluorcalcium CaFl 41. Organische Substanzen 42. Ammoniak .... 43. Stickstoff. 44. Sauerstoff .... 45. Kohlenwasserstoff CH 2 Variabel, oft nur! spurweis. 0,0478 0,0629*) ■ Spur. Spur. ; 0,0042 0,085 0,1438 0,206 0,857 — 0,360 0,0169 — 0,0046 *0,008 0,0032 0,0418 0,189 0,1525 0,011 0,2141 0,166 0,0123 0,0056 Spur. Spur. 0,0838 16 C. C. 0,015 0,015 0,864 0,0230 0,0045 0,0012 0,0846 0,0512 1,3039 0,0138 0,0550 0,0084 0,0031 0,1903 0,1007 0,0037 0,6591 0,0194 0,0053 0,058 0,182 0,150 20,1 C. C. 0,3643 0,7800 0,2138 0,185 0,089 0,001 1,415 0,106 Unbestimmt. — 0,0407 0,1327 0,4911 0,0199 0,3113 0,0068 0,0022 0,0904 0,00950 0,15445 0,28272 Spur 0,65040 0,00029 0,3458 0,2517 0,0729 0,15851 0,4776 — — — 0,00022 — 0,2600 Spur 0,0017 0,05147 — — — Spur 0,00955 0,0155 — Spur — — 0,1572 0,3153 0,1182 0,49461 0,2042 — — 0,0564 0,06611 — — — 0,0034 — — — 2,3113 0,3627 2,63940 — — — 0,0056 1 — — — — 0,0014 — — 0,1300 — 0,0044 — 0,0106 — — Spur 0,00051 — — — Spur . 0,00360 — _ _ Spur Spur — — — — 0,07517 — _ _ 170,9 C.C.? 12,78 C.C.] g — — — 1,76 „ — — 0,52 „ iS — i 0,0076 0,0043 0,1756 1,0678 0,2953 10. Weilbach. Nassau. 11. Nenndorf. (Trinkquelle.) , Kurhessen. 12. Viterbo. (Bullicome.) Kirchenstaat. 13. Bagneres- de-Luchon. (Bayenquelle.) Haute-Pyre- nees. 14. Harrogat. (Oed Sulfur Well.) Yorkshire. IS. Schöneck bei Segewold. Liefland. 16. Sandefjord. 17. ßrussa. (Kukurllu- quelle.) Asiat. Türkei. 18. Salt-Lak-City Rocky Mountains. Will. Bunsen. Poggiale. Filhol. Hofmann. Kersting. A. Strecker. I>. Smith. I). Gale. — 67 — — — — _ _ — Lias. Vulcanisch. Granit. — — — Vulcanisch. ? - 13,8« HO 58» — 9» 6,5» 10,3» 83» _ — 1,0037 1,00295 — 1,01113 1,00013 1,0155 1,00118 1,0820 1,25792 2,7701 2.8897 0,2270 15,5159 0,5085 21,8187 1,1940 10,2308 — 0,0663 0,0097 ! Spur Spur 0,0056 0,0176 Spur 0,3745 0,01654*) — — 0,0777 0,2187 — — 0,0033 0,0073 4 ) — 0,0723 *) — — — — — _ _ _ Spur 1 H z — — — — — Spur — — — — _ — — — Spur 1 — — — _ 0,03740 0,0441 — Spur 0,0153 0,5282 0,0202 _ — 0,5917 — Spur — 0,0277 — 0,1950 0,6483 — 1,0574 1,2440 Spur 0,0258 0,0856 0,5821 0,1710 — — — — -- — _ — _ _ — 0,3019 0,1470 — — _ — _ _ — “ — Spur — — — — — — - — — — — — — — - — _ — — — — — — ) — — — _ _ — — _ >Spur — _ _ _ 0,00119 * Spur *0,0150 *0,0017 *0,0068 *0,0043») _ 0,33005 — — — — _ 0,2898 _ , 0,00670 — — — — — _ . 0,25651 0,4402 Ü.7320 _ 0,1747 0,2605 0,5446 0,1270 0,7500 Spur — — — _ — ___ 0,21633 — 0,0140 — 0,0740 0,6814 _ 0,2277 0,00205 — 0,0290 5 ) Spur 0,0077 0,0466 Spur Spur — - - Spur 0,0080 _ 0,47008 3,5098 0,4520 — 0,1490 0,6337 0,1927 . _ — — — Spur — — — — _ — — — 0,0220 — — — _ _ — — — Spur — — — — --- — — Spur — — — _ — 0,01585 — — 0,0444 0,0034 0,0181 0,0274 0,1100 _ 0,02422 0,0211 — .- 0,9141 _ _ 0,28674 — _ 0,0829 12,2378 — 16,8877 0,0170 0,1660 — — — — — — — _ — — 0,0290 — 1,1548 0,0023 _ _ 0,0570 _ — 0,0070 — 0,7866 Spur — 2,2149 _ _ Spur 0,2410 0,0130 Spur — — __ 0,00066 — Spur — Spur — — _ _ — — — -- ■- -- 0,0639 _ Spur — Spur — Spur — - I _ _ 0,06368 Spur. Bitumen. 0,1980 — — 0,0139 0,2271 ( 0,0342 _ Spur Spur — — Spur Spur 2 ) - i _ — 20,94 C.C. — — 10,68 C.C. — — — — 1,77 C.C. — — 21,63 C.C. _ — _ Aum. " Wenn in der Phosphorsäure -t- Thonerde-Linie dieses Sternchen vor der Zahl steht, so bezieht sich die Zahl nur auf A1 2 0 3 allein. 1) Diese Zahl gilt für das Sulfosalz CaS,HS. Die Gasvolumina beziehen «ich (auf 00 und den Normaldruck. 2) Kersting führt eigentlich diese Spur Ammoniak an Schwefelsäure gebunden — 0,0027 NH 4 O,S0 3 auf. 3) Diese Zahl bezieht sich eigentlich nicht nur auf Thonerde, sondern auf schwefelsaure Thonerde. 4 ) Bedeutet nur Schwefelwasserstoff, der gebunden im Gegensatz zu frei vorkommt, nicht aber Schwefelnatrium. 3 ) Poggiale führt eigentlich diese Menge als kohlensaures Eisenoxyd auf. *1 Nach den neueren Erfahrungen von Fresenius (s. dies. Journ. Bd. LXX, p. 1) ist nur eine geringe Quote des HS als Hepar vorhanden.