«tz» Ueber Rllklme. Bo» VZ. Poulktt Lcrope, >s. ?, I' li 8 , k'. u 8 . Miigl. der lömnl. Akad. zu Neapel rc. INach der pveiicn vcrvelscrlen Auflage des Kriginass »verseht von K. Ä. von Llöden. Mit Holzschnitten und einer lithogrophirtcn Ansicht öerlin. Ler lag von Robert Oppenheim. 1872. l'.i b,. l' ^>. i , > !.c Im Verlage von Lodert Oppenheim in Lernn erselioint durcd alle Lueliliandlnngeii xu dexiellen: Lurres Lkeniisolies Lüitävörterduoli xum Oedraueliv süi- eiiemikvi', leclmikei', ^öt-rle, s'tisi-msckuten, I.anllwii-t>iv, I.slii'ei' unci für freuncls der kvi88en8ckaft übei-tisupt ' doarlieitet von Dr. Otto vammor. I» 12—1!) Ideleriinxe» von.je 4 liorre» xr. I,ex.-8". XIII» I'relse von 12 kirr. >>r. lnekeinn?. Oegenüder äen xadlreicdeu Nelirdücliern 6er (llieniie gal> 68 disliei liei un5 kein Werk, >velclies in nielit xu ausgededntei» lialimen »ncl l>ei »lässigem I'reiso alle jene ansikaimten Vortlieilo geivädrt, die ein Iiand- lielies, das ausserordeutlieli' reiclilialtige l^Iateilal in alpdadetiselivr .tn- ordnung unifassendes I^acliselilageducd dielet. Die kedrdüelier de- rüeksielitigen in erster Ninie denjenigen, vvelelior erst in die Wissvnscliaft eintreten >vill, und 8ie tlieilen vor allen» solelie 'Illatsaelien mit, die geeignet 8ind, dem I,ei nenden die cliemiselien Oesetxe anseliaulioli xu maclien. ^uf das praktiselie Itedürkuiss nelnnen 8is keine Itüeksielit. Die (diemie greift »der ivie deine andere Wissensedaft iii8 I.elien ein, iliro Resultate l»esitxen eine ungeniein vielseitige Verivenddarkoit, uiul in den ver8cliieden8ten Ilorufsarten komint man fast tüglicl» in die I^age, 8ieli ülier cdemisclie Verllältnisse unterrieliten xu müssen. Ils ist allgemein dekannt, vvelclie grossartige I-'drderung fast alle Xvvoige der ^aturivisseuscliaft, die Heilkunde und die Rdarmaeie, die Ooiverlio und die RaniRvirtlisedaft der kliemie verdanken, und offen dar ivird «lerjonige grosse Vor- tlieile erxielen, vvelelier sicli üderdie dei seinen ^rdeiten vorkommenden edvmiseden Verliültnisse .iodeu ^ugondliok xu unterrieliten vermag. Dies gilt ganx desonders aueli fiir's ge- vvödnliede Reden und seldst für die Ilausivirtdscdaft. ^Vder aueli jeder freund der Xaturivissenscliaft >vir>I gern ein >Vvrk in die Hand »elunen, welcdes auk alle tragen, die er an dasselds stellen mag, leicdt verständlielie und dündige ^ntivort ertlieilt. In England und drankreicli dat man längst einem Redürfnis >vio es eden angedeutet vurde, xu entsprscde» gemusst und ^poeialliandvorter- düeder sind dort melirfacli und iviederliolt in neuen ^»liagen erseliione». Wir desassen dislier kein für das grosse I'udlikum leielit xngiinglielies Werk und dein vorliegenden dürfte dalier in den versediodensten Rerufskreisen ein leddaltes Interesse entgegengetragen iverdcn. Her Verfasser dat aus der üdervvültigend grossen -lad! edemiseder Verdindungen diejenigen ausgevvälilt, velelie in irgend einer Weise praktisede Ledeutung Iiaden und ausserdem alle, an vvelelie sied ein liervorragendes tlieoretisedes oder naturgesediodtliedes Interesse knüpft. Ls findet mitliin iVr 'In'fuv 'Ilu^briud nn L^l-tober I^!^'_'. oon Naj.n^i ^efi'l'kn. I'.kil.W'I'lO^ O? VL-'.5UVN'S. ?»L s»?^ 5rvrn. ^n-1es. Oirtli^Si.', 1Ü2L. > Ueber Vulkane. Der Charakter ihrer Phänomene, ihre Rolle in dem Bau und in der Zusammensetzung der Erdoberfläche und ihre Beziehung zu den Kräften des Inneren. Nebst rinrm beschreibenden Verzeichnilsc aller bekannten Vulkane nnd vulkanischen Bildungen. G. Ponlett Sckope,' n. x., i'. n. 8., x. o. 8. MNstl'.sdee Könitzl. Äkab. zuNeapei rr. -rtocitc Anünge, berbesftrt und brrmchrt. Uebersctzl von G. Ä. von Älöden. Mit 65 Holzschnitten nnd einer lithographirten Ansicht. Berlin. Verlag von Robert Oppenheim. LL562./ Ssologisep^s Institut 8. «18. Ml kii-1 2ÜM0K Ssologiscvss »NLirut ÄS!.i07-<-,Ls< / Gewidmet Lir Esittrseb ^ekk, j?. i^. s.,v. ?. o. 8 . eto. Niei» theurer Lhell. Als vor nun siebenunddreißig Jahren die erste Auflage dieses Werkes das Licht erblickte, hatte ich die Ehre, Ihr College in dem Sccretäramte der geologischen Gesellschaft zu sein. Seit jener Zeit sprachen Sie ein wärmeres Interesse für die darin enthaltenen Ansichten und mehr Uebereinstimmung mit denselben aus, als diese bei der großen Menge unserer Genossen fanden. Es war ein Versuch, eine wichtige Klasse der noch an der Erdoberfläche wirksamen Agentien der Veränderung zu erforschen und die Analogie oder vielmehr Identität derselben mit denen zu verfolgen, welche anscheinend während früherer geologischer Perioden geherrscht haben — somit ein Theil des großen Unternehmens, an welchem Sie so lange gearbeitet, in Betreff der ge- sammten Kette terrestrischer Erscheinungen, und zwar mit einer Originalität, einer Ausdauer und einem Erfolge, die Sie unter allgemeiner Zustimmung an die Spitze der für diese Wissenschaft Arbeitenden gestellt haben. Ich war eine Zeit lang auf andere Pfade geführt worden; und bin vielleicht nur zu den Studien, welche wir vor so langer VI Zeit mit einander begonnen, zurückzukehren veranlaßt worden durch den Wunsch, Ihnen zu helfen bei der Beseitigung jener zur Loosung gewordenen Täuschung rücksichtlich der Wirkungsweise subtellurischer Kräfte, mit welchen die Theorie der Erhebungskratere während der abgelaufenen Periode die geologische Welt mystificirt hatte. Nachdem ich mich einmal in diese Speculationcn wieder eingelassen, meinte ich zu finden, daß es an einer allgemeinen Behandlung der vulkanischen Thätigkeit im Charakter meines früheren Werkes fehle, das freilich vergriffen und in mancher Rücksicht veraltet war. Und so entstand die gegenwärtige, wie ich hoffe, verbesserte Ausgabe. Indem ich um die Erlaubniß bitte, Ihren Namen auf das erste Blatt setzen zu dürfen, beabsichtige ich keineswegs, Sie für die darin enthaltenen Ansichten als Bürge anzurufen (welche vielmehr ihr eigenes Verdienst geltend machen müssen), sondern wünsche nur, daß mir gestattet werde, meine Bewunderung für die Ausdauer auszusprcchen, mit welcher Sie so lange Zeit Ihre großen Geisteskräfte der Erforschung und populären Darstellung der großen Wahrheiten unseres Lieblingszweiges der Naturforschung gewidmet haben. Ich verbleibe Ihr Ihnen aufrichtig ergebener G. Poulett Scrope. 1. Prince's Gate, London: 10. März 1862. ein römen Leviogisciass Institut SI6l.!0INeX Vorrede des Uebersetzers. -<)er Aufforderung des Herrn Berlegers, eine Uebersetzung des vorliegenden Werkes zu liefern, bin ich bereitwillig gefolgt, um so lieber, als mir der Gegenstand seit nun fast vierzig Jahren nicht fremd ist. Der Verfasser dieses Werkes sagt in seiner Widmung und seiner Einleitung, daß die Haupt-Absicht, in welcher er dasselbe verfaßt habe, die sei, der Lehre von den Erhebungskrateren ein Ende zu machen: „einer Theorie, welche die geologische Welt so lange mystificirt hat; welche durch keinerlei Thatsachen beobachteter Phänomene gerechtfertigt wird und durch Nichts in der Zusammensetzung oder in der Structur eines vulkanischen Berges als nothwendig erscheint; kurz, welche auf völlig unhaltbaren und unbegründeten Annahmen beruht." Er erwähnt diese Theorie nur flüchtig, indem er sagt, daß „dieselbe die Entstehung der vulkanischen Berge nicht der Aufhäufung ausgeworfener Massen zuschreibe, sondern der Massen-Erhebung vorher horizontaler Schichten in Gestalt von hohlen Austreibungen, deren jede durch die plötzliche Expansion einer Blase luftförmiger Stoffe von unten her veranlaßt sei"; und verspricht, nicht weiter auf dieselbe zurückzukommen (thut es freilich dennoch), was ja auch nicht nöthig sei, da er in einer. Abhandlung „On tlle Blocks ot' Formation ok Volounio Lones and (lrntors in dein (junrterl^ ckournnl os tlle deoIoAioal Looiet^, Mv. 1859 (übersetzt ins Französische, Paris 1860) diese Hypothese endgültig beseitigt habe. Die von A. v. Huinboldt und L. v. Buch herrührende Theorie der Erhebungskraterc zählt zu ihren Vertheidigern E. de Beaumont, Düfrönoy, Daubeny, H. Lecoq, I. Forbes, v. Abich, Anstedt, Keith, Johnston u. s. w.; in der Reihe ihrer Gegner, welche daran arbeiten, die Unhaltbarkeit derselben nachzuweisen, glänzen indeß ebenfalls bedeutende Namen, indem dazu Lyell, Dana, O. Prevost, Virlet, Junghuhn, VI Vorrede des Uebcrsetzers. Härtung, v. Hochstetter u. s. w. gehören. Die Namen der Urheber dieser Theorie fallen ins Gewicht; wie wenige Andere sind dieselben mit den vulkanischen Erscheinungen in verschiedenen Gegenden der Erde vertraut gewesen, und an ihre langjährigen, überall von ungewöhnlicher Erfahrung und großem Scharfsinne zeugenden Arbeiten knüpfen sich die wichtigsten Entwickelungsstufen der geologischen Wissenschaft. Freilich waren auch sie nicht unfehlbar; und wo es sich um Ausrottung von Irrthümern und Geltendmachen der Wahrheit handelt, wird es Niemandem verdacht werden, ihre Irrthümer aufzudecken, wenn er dazu im Stande ist. Dennoch scheint der Verfasser mit außerordentlicher Kühnheit an sein Unternehmen zu gehen; ja, es ist wohl etwas Anderes als Kühnheit, wenn er sich kaum enthalten kann, zu sagen, die wissenschaftliche Welt sei mit dieser Theorie getäuscht worden, die nach seiner Meinung, wie man sagt, aus den Fingern gesogen worden sei. Es charakterisirt ihn, wenn er A. v. Humboldts Ausspruche: „die vulkanischen Phänomene seien isolirte, veränderliche und unklare", den seinigen entgegenstellt: „Für die vulkanischen Phänomene besteht eine allgemeine Gleichförmigkeit und Einfachheit"; — oder dem Ausspruche L. v. Buchs: „Die Eifcl hat ihres Gleichen in der Welt nicht; sie wird auch ihrerseits Führer und Lehrer werden, manche andere Gegenden der Erde zu begreifen, und ihre Kenntniß kann gar nicht umgangen werden, wenn man eine klare Ansicht von den vulkanischen Erscheinungen auf Continenten erhalten will," den Ausspruch des Vers. (p. 495): „Die Spuren vulkanischer Thätigkeit in der Eifcl sind weit weniger instructiv, als die analogen Bildungen der Auvcrgnc u. s. w., und man kann sie nicht als Typen vulkanischer Bildungen empfehlen. Indeß sind sie der Untersuchung vollkommen würdig." Es ist nun nicht meine Absicht, die Theorie der Erhebnngskratere zu vertheidigen; wie angreifbar dieselbe ist, folgt schon daraus, daß so gewichtige Stimmen, wie die der oben genannten Forscher, sich dagegen erhoben haben, deren Angriffe von solchem Erfolge gekrönt worden sind, daß nach der Ansicht gar mancher Geologen diese Theorie schon heute für überwunden anzusehen sei. Dieselben Erscheinungen werden auf die eine und auf die andere Weise ausreichend erklärt, und die entscheidende Region, innerhalb deren die den Ausschlag gebenden Verhältnisse erforscht und klar gelegt werden müßten, ist für jeden einzelnen Fall entweder durch das Meer oder durch mächtige darüber gelagerte Massen unnahbar. Wir sind also auf Rückschlüsse aus dem Erreichbaren angewiesen, und solche sind es, die zur Aufstellung dieser Theorie geführt haben. Vorrede des UebersetzerS. Vll Der Verfasser theilt in seinem Werke die fragliche Theorie selbst nicht mit, ja, er kann dies nicht thun, wenn er behauptet, daß sich dieselbe „auf keinerlei Thatsachen gründe und durch Nichts gerechtfertigt werde." Dieses Ausspruchcs wegen sei es mir gestattet, an dieser Stelle als eine Ergänzung wenigstens einige Nachweise beizubringen, welche Verhältnisse zu derselben geführt haben. E. de Beaumont weist in den lVIömoii'68 pour servir ü uns äosoription xeoloxigus llo In Trance, t. III. p. 271 darauf hin, daß gar manche Berge Kegel- und Kraterform zeigen, ohne daß man diese durch die bloße Wirkung der Eruption und der Denudation erklären kann; z. B. die granitische Masse des Bit. Blanc und die trachytische Masse des Elbruz erheben sich auf einem Kreise oder einer Ellipse von ungeheuren Sedimentschichtcn, welche sich ringsum gegen die Central-Pyramide aufrichten und derselben ihre steilen Bruchflächcn zukehren. Aehnliches, mit oder ohne Puramide, zeigen der Circus de la Bärarde im Oisans, der von Gewarnte in den Pircnäcn, der von Moray und der Crcux dü Vent im Jura, der Circus de Sombernon im Cote d'Or, die Krcisthäler der Kreide-Ebene in Dorsetshire und Hamphshire. Das sind alles Erhebungsthälcr?) Naumann in seiner Geologie nennt Ringthälcr: nachgewiesen von Fr. Hoffmann bei Pyr- mont und Driburg; von Buckland und Conybear im Steinkohlengebirge von Bristol rc.; das Thal von Poxwell bei Osmington; von Murchinson das Thal von Woolhope in Herefordshire; von Thurmann und Rozct Thäler im Jura; von d'Archiac das Kesselthal von Feuilla im Dep. Audc; von Sc. Gras das Kesselthal von Gaubert im Dep. des Basses Alpes?) Dergleichen runde Erhebungsthäler, in denen die Bruchflächen der Schichten der in der Mitte gelegenen Aushöhlung zugekehrt sind, finden sich also in ganz verschiedenen Formationen. In basaltischen oder vulkanischen sollten dieselben nicht vorkommen können, an Stellen, wo schon ein Erguß geschmolzener Massen stattgefunden, die sich in mächtigen Platten abgelagert haben? E. de Beaumont sagt: „Wo schon einmal eine tiefe Stelle durchbrochen gewesen ist und Alles in den Fugen gelockert und von Gängen durchsetzt ist, da wird doch ein geringerer Widerstand zu erwarten sein und eine unterirdische Gewalt sich eher geltend machen können, als anderwärts; grade solche Stellen werden also zu einem neuen Angriff disponirt sein." I) Siehe A. v. Humboldts Kosmos, Theil 4. p. 274. 2) Ich habe die nördlich von Pisa gelegenen Monti Pisani unter L. v. Buchs Zustimmung als einen E» hebungskrater angesprochen. Siehe l'eonhardts Jahrbuch 184» p. 505. G. A. v. K. VIII Vorrede des Uebersetzcrs, Um eine Central-Achse und eine centrale, kesselartige Aushöhlung in parallelen Schichten geordnete vulkanische Massen, welche ein allseitiges Fallen nach außen zeigen, können ebenso, wie die nicht vulkanischen der Ringthäler, in Folge einer in der Richtung der Achse wirkenden Erhebung ,entstanden sein. Wo sich vulkanische Massen auf dem Meeresgrunde in ausgedehnten Schichten ergossen und in Folge wiederholter Ergießungen übereinander aufgebaut haben, da kann nach lange dauernder Lerstopfung des Schlundes eine erneuerte und gesteigerte unterirdische Thätigkeit diese Schichten, sie sternförmig zerberstend, um die hebende Achse aufgerichtet haben, ohne daß die hebende Masse zu einem wirklichen Durchbruch gelangte, L. v. Buch sagt in seiner Abhandlung über basaltische Inseln und Erhebungskrater, gelesen in der Berl. Akademie (1818—19) p. 58: „Ein so entstehender Krater wäre dann eine Wirkung der Erhebung der Insel, und deswegen nenne ich ihn den Erhebungskrater, um ihn nie mit einem Ausbruchsoder Eruptionskrater zu verwechseln, durch welchen wahre Vulkane mit der Atmosphäre in Berbindung stehen." Und p. 65: „Die Erhcbungs- Ursachen basaltischer Inseln werden von der Atmosphäre durch eine große Bkasse von Gesteinen getrennt, welche durch ein Uebermaß von Kraft erst überwunden und gehoben sein müssen, ehe die hebenden Dünste entweichen können. Das, was einmal so kräftig wirkt und die Insel hervorhebt, kann dann leicht wieder unwirksam werden. So begreifen wir, wie nicht aus jedem Erhebungskrater ein Vulkan hervorspringt, sowie gewöhnlich auf Contincnten die basaltischen Schichten mit Vulkanen in gar keiner Verbindung stehen." „Haben sich Schichten gegen die Mitte erhoben, so müssen sie am U m f a n g e zerreißen und Spalten zurücklassen. Die wunderbaren Barancos sind wahre Spalten durch den äußeren Umfang, in denen die Oberfläche des nun erhobenen Kegels aufgesprungen ist, weil sich dieselbe undehnbare Bkasse nun über einen viel größeren Raum verbreitet, als vorher auf dem Grunde des Dkeeres. Vom Kegel entfernt, sind solche Spalten selten, weil die Ursache des Aufbrechens fehlt; sie umgeben in unglaublicher Menge fast nur den Krater; aber dort, wo die Insel niedriger wird und sich in die Länge ausdehnt, werden sie seltener, kommen selbst in einer ganzen Ausdehnung gar nicht vor. Bkan steigt in die Barancos 300 bis 500 F. tief hinunter. In ihnen läuft Wasser nur in der kurzen Zeit, wenn auf dem Berge Schnee liegt. Aber selbst der stärkste Strom könnte nicht feste Felsen wie mit einem Messer zertheilen " „Die Caldera ist nichts anderes, als die gewaltige Esse, der Erhebungskrater, durch welchen dasjenige entwichen ist, was die ganze Vorrede des UebersetzerS. IX Insel aus dem Grunde des Meeres über die Oberfläche erhoben hat; deswegen neigen sich die Schichten wie der äußere Abhang selbst, und oben stärker als unten. Hätte sich in der Mitte der Caldera ein Pic erheben können, so wäre ein Vulkan daraus entstanden, ein offener Canal vom Inneren bis zur Oberfläche hinauf. Im Erhcbungskrater aber fällt die gewaltig erhobene Masse wieder zurück und zerstört die versuchte Verbindung." (Beschreibung d. Canar. Inseln, 1825. p. 295.) Dieser Vorstellung gemäß bedurfte es also zunächst einer submarinen Ergießung von mächtiger, plattenförmig sich ablagernder Masse; später einer Zersprengung und Aufrichtung derselben um eine Achse zu einem Erhebungskrater; und endlich einer dritten Durchbohrung zur Herstellung eines Vulkanes innerhalb des Erhebungskraters. Ich stelle daneben, was ein Gegner der Theorie der Erhebungskrater, v. Hochstetter, in dem Gevl. Theile der Novara-Expedition sagt (Theil I. p. 78): „Ltets lassen sich in der Entwickelungsgeschichte der Vulkangerüste zwei oder mehrere Bilduugs-Epochen unterscheiden, in welchen verschiedene Theile des Ganzen, ältere und jüngere, zur Ausbildung gelangt sind, entweder conceutrisch in- und übereinander, oder excentrisch nebeneinander, und in welchen die Bergformen in Folge der Volumcnsvermehrung durch eruptives Empordringen und durch Aufschüttung, die Kraterformen aber durch theilweises Zurücksinken der emporgedrungenen Massen und durch Einbrüche über der Ausbruchs- öffnung nach und nach zu ihrer jetzigen Größe und Gestalt herangebildet wurden. — Die Basis und den Fuß des ganzen Gelüstes bildet ein flach ansteigender Tuffkegel. Seine Bildung bezeichnet die erste, häufig submarine Periode der vulkanischen Action. Auf dem Tuffkegel erhebt sich als zweiter Theil mit steilerem Böschungswinkel der stets submarin gebildete Lavakegel, das Produkt einer zweiten Eruptionsperiode, in welcher die vulkanische Thätigkeit ihre größte Intensität erreichte. In dem durch Einsturz erweiterten Krater des Lavakegels endlich erhebt sich als dritter und jüngster Theil des ganzen Gerüstes ein Aschen- und Schlacken kegel, welcher unter sehr steilem Böschungswinkel nur auslosen Auswurfsmassen aufgeschüttet ist, da es der Vulkan bei der allmähligcn Abnahme der vulkanischen Kraft in der dritten Periode nicht mehr zu Lava-Ergüssen, sondern nur zu Aschen-Ausbrüchen gebracht hat." Theil II. 46. ,,Zu unterst, gleichsam als die Grundlage oder als das Grundgebirge der ganzen Insel Neu-Amsterdam liegen mächtige Felsmasscn eines vielfach zerklüfteten, an der Oberfläche röthlich erscheinenden Gesteins. — Wir haben in den sauren rhpolitischen Gesteinen jedenfalls die ältesten Bildungen der Insel vor uns, Massen, X Vorrede deS Uebersetzcrs. mit deren Eruption die vulkanische Thätigkeit, welche das Eiland bildete, begonnen hat. Die ausgezeichnete Schichtung der Tuffe spricht für submarine Vorgänge bei diesen ersten Bildungen (p>. 51). Auch die Tuffe der zweiten Periode zeigen eine deutliche Schichtung und durften eine unterseeische Bildung sein. Erst über ihnen folgen die Schichten, welche die Hauptmasse der Insel bilden (p. 58). Der große centrale Hauptkrater der Insel bezeichnet den Canal, durch welchen diejenigen Blassen zum Ausbruche gelangten, welche den Haupt- körper der Insel bilden. Theile eines submarinen Tuffkegels und die größere Hälfte des Lavakegels sind noch erhalten; von einem ccntralen Schlacken- und Aschenkegel aber, dessen Massen einst den Krater erfüllt haben, und der sich über dem jetzigen Kraterrande vielleicht zu mehr als der doppelten Höhe der jetzigen Insel erhoben haben mag, sind kaum noch Spuren zu entdecken. Diese Blassen sanken, nachdem die vulkanische Thätigkeit erloschen, in den Ausbruchscanal zurück, und so wurde durch Einbruch oder durch Einsturz das immense Kratcrbeckcn gebildet, in welches jetzt das Meer einen Einlaß hat." Vorn Grunde des Meeres erhobene Lavaschichten sind also oberhalb des Meeresniveaus sichtbar, hier wie auf anderen Inseln?) Solche vulkanische Inseln sind also mit ihren Kratern erhoben. Ein anderer Gegner der Erhebungskratere, H. Vogelfang, sagt in seiner Philosophie der Geologie, Bonn 1867. p. 172: „Die Insel Java stellt sich im Großen und Ganzen dar als eine ungeheure Längsmasse zumeist trachytischer Eruptivgesteine, welcher im Norden und Süden hoch gehobene oder auch beiderseits nach außen abfallende Tertiärschichten angelagert sind. -Diese Lagerung aber und das Hervortreten der ganzen Insel ist nur die Folge einer relativ schnelleren seculären Hebung, wie sie vielleicht für die meisten vulkanischen Länder zur Geltung zu bringen ist. Wir haben es bei den Vulkanen also nicht mit plötzlich aufge- borstenen Erhcbungskrateren, wohl aber vielleicht in den meisten Fällen mit Erhebungsgebieten zu thun." Scrope selbst sagt auf S. 210 und 211: „Die Höhenzunahme kann nicht bloß durch Aufhäufung der ausgeworfenen Blassen stattfinden. Sie kann ohne irgend eine Vermehrung im Volumen des Berges selbst bewirkt werden durch eine Massen-Erhebung von unten, veranlaßt durch eine allgemeine Ausdehnung der unterirdischen Lava- l) Wcbb und Berthelot haben auf Gran Lanaria bei las Palnias in einer Zwischenschicht des Basaltes zahllose Mcercsmuschcln gesunden. (E. de Beaumont Nsmoiros, t. III. p. 254). — Borredc des Uebersetzer«. XI schicht, so daß sich im Vereine mit dem vulkanischen Kegel eine größere oder geringere Flächen-Erstreckung der benachbarten Schicht erhebt, welche das Pflaster des Meeresgrundes bildet. — Wir sind so zu dem Unterschiede zwischen Inseln oder Landstrichen vulkanischen Ursprunges gekommen, welche allein durch submarine Ausbrüche entstanden und später über das Meercsnivcau erhoben worden sind ; und solchen Inseln oder Landstrichen, welche ihr allmähliges Aufsteigen über dieses Niveau hauptsächlich der allmähligen Aufhäufung von Massen verdanken." — Worin liegt nun der Unterschied zwischen den ersteren und L. v. Buchs Erhcbungskratercn? Scrope läßt eine ausgedehnte Fläche rings um die Ausbruchs-Oeffnung subtil in die Höhe schweben, während L. v. Buchs Vorstellung dahin geht, daß die hebende Wirkung sich natürlich an der schon einmal durchbohrten Stelle vor Allem in einer ventralen Achsen-Richtung geltend gemacht haben wird, in Folge deren die Schichten kraterartig auseinander brachen. Wer möchte und könnte nun wohl entscheiden, ob die in den ersten der genannten Perioden ausgetretenen Massen um eine Achse aufgerichtet worden oder durch Uebcreinander-Lagerung kegelförmig aufgebaut worden sind? Denn darum handelt es sich, und darin liegt die Entscheidung. — E. de Beanmont hat den Versuch dazu gemacht-/) er sagt: „Schon Humboldt unterscheidet scharf: schmale Bänder aus den Kratereu dauernder Vulkane — und basaltische Decken, welche breite Plateaux bilden " L. v. Buch sagt: „an der Lava, die als zähe Masse geflossen ist, erkennt man die Wirkungen ihres Untergrundes, über welchen sie hingegangen ist, ob sie sich in weiten Einsenkungcn hat ausbreiten können oder über geneigte Stellen schnell geflossen ist; und zwar nicht nur äußerlich, sondern an ihrer inneren Structur und Textur, die je nach der Schnelligkeit ihres Festwerdens verschieden sind. Daher zeigen zwei Querschnitte oft große Verschiedenheiten in der Textur, und daher zeigt ein und derselbe Strom große Heterogeneität, selbst auf gleichförmigem Grunde, da die Lava auch bei nur wenig stärkerer Neigung des Bodens gewissermaßen über sich selbst fortfließt. Die Zellen in der Lava erleichtern die Schlüsse über die Art ihres einstigen Fließens; aber auch die Structur erlaubt Schlüsse, je nachdem die Masse dicht, feinkörnig oder grobkörnig ist. Man erkennt auch an einer geschmolzenen und erstarrten Masse die Spuren der Bewegung oder der Ruhe an der Art, wie sich die Theilchcn, die eben die Textur bilden, in einander schieben oder regelmäßig neben einander geordnet I) Uörnoires t. III. p. 2U0. Xll Vorrede des UebersetzerS. haben. Lava bezeichnet also Blassen, in denen man die Wirkungen eines Phänomens der Bewegung oder ein hydrodynamisches Phänomen und ein Phänomen des Erkaltcns vereinigt findet; und daher sind eine gewisse Form des Umrisses, eine gewisse Ungleichheit der Textur, eine allgemeine Heterogene,tät wesentliche Merkmale. Basalt dagegen hat nicht eine veränderliche, sondern eine fast coustante Zusammensetzung, und daher ist an ihm nicht die Verschiedenheit des Untergrundes erkennbar, nicht an seiner Structur, noch an der Form seiner Oberfläche. In der Lava ist gewissermaßen die Bewegung fest geworden; aber die Gleichförmigkeit des Basaltes zeigt keine Spuren der stattgehabten Bewegung; man sieht nur die Wirkungen des Erkaltcns und die Gesetze der Hydrostatik. Blau erkennt an einer Basaltmasse nur, daß dieselbe flüssig gewesen ist, aber in Ruhe; an einem Lavastrom dagegen, daß er eine durch plötzliches Erstarren aus der Bewegung zur Ruhe gekommene Masse ist. Die Basaltströme zeigen sich gleichförmig; sie sind an der Außenseite kuglig, im Jnlieren nicht; im Querschnitt haben sie immer dieselbe Gleichartigkeit, als Gang, wie als Platte, kaum sind sie etwas mehr oder weniger krystallinisch. Wo Basalt einem Kegel entflossen ist, da sieht man auf dem Strome am Abhänge eine schlackige Textur, so daß man einzeln ein Stück desselben nicht für Basalt ansprechen würde; erst wo er in der Ebene in Ruhe' erstarrt ist, hat er die Kennzeichen des Basaltes. — Obwohl also Lavaströme in einzelnen ihrer Theile wahre Basalte sein können, so bezeichnen die Worte Basalt und Lava doch Blassen, welche verschiedene Zustände anzeigen." „Mit Lavaströmen, und nicht mit gleichförmigen Basaltdecken ist der ganze Aetna belegt; mit gleichförmigen Basaltdcckeu und nicht mit heterogenen Lavaströmen ist der Cantal bekleidet. Die Abhänge beider sind fast gleich geneigt; aber die Basaltdeckcn des Cantal müssen in Horizontalität erstarrt sein; und wenn sie setzt gleiche Neigung zeigen, wie die Lavaströme des Aetna, so müssen sie im Centrum des Berges erhoben worden sein, nachdem sie erstarrt waren. Die Laven des Aetna zeigen nur ausnahmsweise die Dichtigkeit des Basaltes, wie z. B. bei Torre di Grifo, s o selten, daß man auf diesen Ausnahmefall ausdrücklich hindeutet. Am Cantal ist diese Dichtigkeit überall vorhanden. Die Umstände bei der Erstarrung müssen also von Einfluß gewesen sein." „Denkt mau sich den Cantal wieder nach unten zurückgcdrückt, so würde man das Centrum nur an der Aushöhlung erkennen und an den von dieser ausgehenden Zerreißungsspalten, welche durch die Wasser erweitert worden sind; die Decke aber wäre wieder in ihrer Ganzheit Vorrede des Ucbcrsetzcrs. xm geschlossen. Denkt man sich für den Aetna denselben Vorgang, so würde nicht ein überall gleichförmiges Plateau hervorgehen, wie beim Eantal; man würde noch immer sofort das obere Ende der Ströme erkennen können, und diese Ströme würden deutlich den Ausgangspunkt verrathen, welchen sie gehabt haben." „Trachytc und Phonolithe zeigen überall über einander gehäufte Dome, die meisten Basalte und Trappe nur Gänge und horizontale Decken, ohne eine Spur eines Eruptionskcgels: soll man da nicht auf einen verschiedenen Ernptions-Modus schließen? Warum sollen grade bei diesen die Kegel fast immer verschwunden sein?" (t. II. p. 227). „Somit unterscheiden wir zwei Arten von vulkanischen Bergen: die Kegel des Vesuv und Aetna mit schmalen Strichen schlackiger Laven bedeckt, die in Rillen des Bcrgabhangcs im Fließen angehalten haben; und Palma, Tencrifc, Cantal u. s. w. mit Basaltdecken belegt, welche sich nach allen Richtungen nur haben gleichförmig ausdehnen und sich ruhig in Prismen sondern können, welche rechtwinklig gegen ihre obere und untere Fläche gerichtet sind, in einer ziemlich horizontalen Lage, und deren gegenwärtige Neigung offenbar die Wirkung einer Bewegung ist, welche sie nach ihrer Entstehung erhalten haben." Aus der Beobachtung entnommen waren somit die Gründe, welche znr Aufstellung der Theorie der Erhebungskratcre geführt hatten. Zu denselben gehörte ferner der Umstand, daß man deutlich sieht, wie die weißen Tuffschichten, welche die Ebene um Neapel bedecken und unverkennbar eine im Meere gebildete, horizontal abgelagerte Schichtcnmasse sind, zugleich am unteren Fuße des Monte Somma bis in ansehnliche Höhe (1900 Fuß) hinauf die Abhänge des Berges bekleiden, l) während ihre gewöhnliche Höhe in der Ebene nach Capna hin nirgends 800 F. übersteigt. „Sie sind daher am Vulkan nicht mehr in ihrer ursprünglichen Lage, sondern wirklich rund um eine Achse her, welche die des Kraters selbst ist, erhoben worden, und die Sommaschichten steigen aus dieser Tuff-Umgebung hervor." — Dieselben Tuffschichtcn der Ebene erscheinen in den Kegeln der phlcgräischen Felder in den einzelnen Kratcrcn derselben aufgebrochen und aufgerichtet und kehren mit allseitigem Fallen ihre Bruchflächen der Kraterhöhlung zu. Auch diese Kratere wurden als Erhebungskratcre angesehen. „Erhebungskratcre, sagt L. v. Buch in der zuletzt angeführten Ab- I) Siehe: Ueber Erhebungskratcre und Vulkane, v. L. v. Buch. Poggeudorffs Annalen, Bd., 37, 1836. x. 166. XIV Borrede deS UebersetzerS. Handlung, sind die Reste einer großen Kraft-Aeußerung aus dem Inneren, welche ganze, Quadratmeilen große Inseln auf ansehnliche Höhe erheben kann und erhoben hat. Es sind kegelförmige und sehr ausgedehnte Umgebungen, mit Schichten, die scheinbar söhlig im Inneren, von allen Seiten nach außen hin mantelförmig abfallen. Von diesen Umgebungen gehen gar keine Eruptions-Erscheinungen aus, es ist durch sie kein Verbindungscanal mit dem Inneren eröffnet, und nur selten findet man noch in der Nachbarschaft oder im Inneren eines solchen Kraters Spuren von noch wirkender vulkanischer Thätigkeit. Dieser Unterschied ist, wie es mir scheint, mehr eine Beobachtung, als eine Hypothese; es ist die Trennung von Erscheinungen, deren Ursachen, ohne solche Sichtung nicht erkannt, nicht einmal erforscht werden kann. — Die Gewißheit, daß vulkanische Kegel durch über einander gelagerte erstarrte Lava sich erhoben haben müssen, hat einige Geognosten verleitet, von den Umgebungen der Erhebungskratere ein ähnliches all- mähliges Erheben durch Anwachsen zu vermuthen und zu behaupten, ungeachtet Lava ströme bei Erhebungskratcren gar nicht vorkommen. — 'Niemals ist ein vulkanischer Kegel durch aufbauende Lavaströme hervorgebracht worden; seine Höhe hat sich allein durch das plötzliche Erheben fester Massen vermehrt, und der ganze Kegel hat seine erste Erhebung durch plötzliches Hervortreten über die Fläche erhalten." Trotz der großartigen Masse von Laven, Schlacken und Aschen, welche die Vulkane zu Tage fördern, ist die Annähme ihres Volumens nirgend sichtbar, relativ also verschwindend klein. Der Eruptionskegel des Vesuvs baut sich nach A. v. Humboldt und L. v. Buch nicht nur nicht höher auf, sondern ist auch zcitweis niedriger, als er schon früher gewesen. Selbst seine mächtigsten Ströme decken nach Düfrcnoy höchstens den hundertsten Theil des Kegel-Umfanges; und an einer der am meisten den Auswürflingen ausgesetzten Stelle des Aetna, dem Torre del Filosofv, beträgt nach E. de Beaumont die Aufschüttung im Verlaufe von 1500 bis 2000 Jahren die geringe Höhe von 2 Metern. Eine so geringe Vermehrung des Vvlumens läßt schließen, daß die ungeheuren Massen, welche die alten Kraterringe, wie den Svmma und die noch viel mächtigeren in anderen Erdtheilen, zusammensetzen, in anderer Weise als durch Aufschüttung entstanden sind. Aus dem Mitgetheilten ist wohl zu entnehmen, wie grundlos des Verfassers Ausspruch ist, daß „diese Hypothese durch keinerlei beobachtete Phänomene gerechtfertigt sei und durch Nichts begründet erscheint, kurz, auf völlig unhaltbaren und unbegründeten Annahmen beruhe." Die Vorrede des UebersetzerS. XV Männer, welche diese Theorie stützen, stehen für solche Behauptung doch wahrlich zu hoch! Die Theorie der Erhebungskratcre ist von den verschiedenen Geologen in verschiedenem Umfange geltend gemacht worden; und von verschiedenen Anschauungen ausgehend, sind verschiedene Behauptungen aufgestellt worden und die Theorie ist verschiedenartig ausgebaut, von manchem ihrer Anhänger gewiß auch in zu weiter Ausdehnung angewendet worden. A. v. Humboldt spricht sich im Bd. IV. seines Kosmos folgendermaßen aus: „Der Hauptcharakter der Vulkane besteht in einer permanenten oder wenigstens von Zeit zu Zeit erneuerten Verbindung des tiefen Herdes mit der Atmosphäre. Der Vulkan bedarf dazu eines eigenen Gcrüstes. Die vulkanische Thätigkeit wirkt dann formgebend, gestaltend durch Erhebung des Bodens, nicht, wie man ehemals allgemein und ausschließend glaubte, ausbauend durch Aufhäufung von Schlacken und sich überlagernde neue Lavaschichtcn. Der Widerstand, welchen die in allzu großer Menge gegen die Oberfläche gedrängten fcucrflüssigen Massen in dem Ausbruchs-Canal finden, veranlaßt die Vermehrung der hebenden Kraft. Es entsteht eine „blasen- förmige Austreibung des Bodens", wie dies durch die regelmäßige, nach außen gekehrte Abfalls-Richtung der gehobenen Bodenschichten bezeichnet wird. Eine minenartige Explosion, die Sprengung des mittleren und höchsten Theiles der convexen Austreibung des Bodens, erzeugt bald allein das, was L. v. Buch einen Erhebungskrater genannt hat: d. h. eine kraterförmige, runde oder ovale Einsenkung, von einem Erhebungs-Circus, einer ringförmigen, meist stellenweise eingerisscnen Umwallung begrenzt; bald in der Mitte des Erhebungskratcrs zugleich einen dom- oder kegelförmigen Berg. Der letztere ist dann meist an seinem Gipfel geöffnet; und auf dem Boden dieser Oeffnung (des Kraters des permanenten Vulkanes) erheben sich vergängliche Auswurfs- und Sch lackenhügcl, kleine und große Eruptionskegel, welche beim Vesuv bisweilen die Kraterränder des Erhcbungs- kegels weit überragen. Nicht immer haben sich die Zeugen des ersten Ausbruches, die alten Gerüste, wie sie hier geschildert werden, erhalten; die hohe Felsmaucr, welche die peripherische Umwallung (den Erhebungskrater) umgibt, ist an vielen der mächtigsten und thätigsten Vulkane nicht einmal in einzelnen Trümmern zu erkennen." Gegen diese Zusammenfassung der im Laufe der Zeit zur Geltung gekommenen Ansichten richtet sich P. Scropes oben angeführte Abhandlung, welche nach seiner Meinung die Hypothese von den Erhcbungs- XVI Vorrede des UebersetzerS. krateren endgültig beseitigt. Sehen wir zu, in wie weit ihm das gelungen ist. Durch die soeben angeführte Auslassung A. v. Humboldts ist, sagt er, der ganze Gegenstand unbestimmt, ja unverständlich geworden. Sott die Wissenschaft nicht in ihrem Fortschreiten gehemmt werden, so müssen solche irrthümliche Ansichten ausgerottet und richtige geltend gemacht werden. Er findet den Keim der ganzen Theorie in A. v. Humboldts Auffassung der Phänomene bei der Entstehung des Jorullo. Dieselbe stimmt bekanntlich überein mit Aussagen von Augenzeugen, nach welchen es den Anschein hatte, als wenn der ganze Erdboden gehoben würde, bis endlich der Vulkan zerplatzte, i) „Diese Auffassung widerspricht allen damals bekannten gewöhnlichen Gesetzen der vulkanischen Thätigkeit", so daß Scrope schon 1825 in der ersten Auflage seines Werkes direkt widersprochen und die llnhaltbarkeit der ganzen Vorstellung behauptet hat. „Es war ganz unnöthig, für die Erklärung der Vorgänge bei der Jorullo-Entstehung eine neue und beispiellose Art der vulkanischen Thätigkeit auszudeuten, wie die einer plötzlichen Aufblähung fester horizontaler Schichten zu einer hohlen, vier Quadratmcilcn in Ausdehnung haltenden Blase." Dennoch finden wir auf p. 271 des vorliegenden Werkes folgende Stelle: „Wir dürfen annehmen, daß bedeutende Dampsvolumina sich über einem unterirdisch ausgebreiteten See flüssiger Lava zu einer colossalen Blase ansammeln, die sich, bevor eine Ocffnung zu ihrem Entweichen vorhanden ist, horizontal zwischen den Felsmassen ausbreiten mag. Solche ungeheuren flachen Blasen, wie die Luftblasen unter einer Eisdecke, würden nothwendig einen etwa kreisrunden Umriß haben, und die leichter schmelzbaren Schichten könnten durch die Lavamassen geschmolzen werden. Es erscheint nicht unglaublich, daß sie in den äußersten Fällen sich zu Dimensionen von mehreren Meilen horizontal verbreitet haben. Ucberwindet die Dampsblase den von oben geleisteten Widerstand, so können die überliegenden Felsmassen, wenn die Lava- fläche in nicht großer Tiefe läge, auf einen weiten, kreisförmigen Flächenraum zerbrochen werden, der dem der explodirendcn Blase entspricht. Die Bruchstücke würden dann wahrscheinlich in die geöffnete Leere hinabstürzen." — p. 281. „Man hat gewiß keine Veranlassung, die großen Kraterseen auf einen besonderen oder anomalen Ursprung zurückzuführen, der ein anderer wäre, als die heftigen Explosionen von Dampfblasen, auf welche ich die großen kraterförmigcn Becken anderer I) Siehe Zeitschr. s. allg. Erdkunde. Bd. 6. 1856. p. 516. Borrede des Uebersetzers. XVIl Gegenden zurückgeführt habe." — Gestatten die Umstände außer dem Zerplatzen der Blase auch eine Laven-Eruption in einer Bertikal-Achse, so dürfte für Manchen die Jorullo-Entstehunz construirt sein. In der blasenartigen Austreibung des Malpais am Jorullo sieht der Verfasser den Keim zu der Lehre von den Erhcbungskrateren; „die gewölbte Rinde des Malpais, ein halb erhobener vulkanischer Kegel, braucht nur etwas mehr aufgetrieben zu werden und wird zum Aetna, zum Chimborazo, zum Elburs nach der Einbildung der Erhebungsleute." Das ist des Verfassers erster verfehlter Lanzenstoß! Obwohl der Verfasser anführt, daß L. v. Buch dem Kegel des Pik von Tcnerife einen rein eruptiven Ursprung beilegt; obwohl A. v. Humboldt, der wie Scrope dem großen Ausbruche des Vesuv 1822 beigewohnt hat, von der Aufhäufung der Eruptionsprodukte großer Vulkane, der Fülle und verwüstenden Einwirkung derselben spricht; obwohl er anführt, daß E. de Beaumont den Hunderten von parasitischen Kegeln des Aetna einen eruptiven Ursprung beilegt: so versteht er die Ausdrücke „der Kegel des Pik de Teyde ist eine von unten erhobene Masse, domförmig aus der Mitte des Erhebungskraters aufsteigend;" „der Vesuv, wie wir ihn sehen, ist vollständig gebildet im Jahre 79 aus dem Schoße der Erde aufgestiegen"; „der Aetna ist plötzlich und auf einen Schlag entstanden" (wobei begreiflich von dem über diesen Bergen liegenden Schleier aus Eruptionsprodukten abgesehen ist), doch so, als sollten die Eruptionsproduktc ganz ignorirt, ja geleugnet werden. Er faßt dvch E. de Beaumonts Ansicht richtig, daß am Aetna die ^ibbosltö eoutrnle der - Körper des Erhebungsvulkanes sei, und daß die spitze Kappe, sowie die weit ausgedehnten, den Fuß umlagernden Massen Produkte der Eruptionen sind. Dennoch sagt er: „Diese Theorie verlangt unzweifelhaft, daß die von den Vulkanen seit ihrem Entstehen herausgeförderten Laven und Schlacken fast keine Spur auf ihren Gipfeln und auf den Abhängen zurückgelassen haben sollten, ihre Höhe und ihr Volumen kaum merklich zugenommen haben soll. Es ist nicht meine Sache, diesen seltsamen Widerspruch zu lösen." Mir scheint, dies sei der zweite verfehlte Lanzenstoß. Daß die Ansichten der verschiedenen Anhänger der Erhebungs- thevrie auseinander gehen, ist dem Verfasser besonders anstößig. ,,L. v. Buch und A. v. Humboldt behaupten, daß Somma und Vesuv, der Pik von Tcnerife und der ganze Aetna, „wie wir sie jetzt sehen"' durch Plötzliche Erhebung entstanden seien; und dennoch geben sie zu, die- XVIH Vorrede des UebersctzerS. selben seien viele Jahrtausende in Eruption gewesen. E. de Beaumont erklärt, der Somma und der Kern des Aetna seien erhoben; aber der Vesuv, der Pik von Tenerife und der obere Kegel des Aetna, sowie die parasitischen Kegel des letzteren seien eruptiv. Düfr6noy schreibt Somma, Vesuv und dessen parasitische Kegel allein der Erhebung zu. Und während Alle die kleinen Kegel der Auvergne, des Vclay und Lanzerotes für eruptiv nehmen, erklären sie die der phlegräischen Felder für erhoben! Danach kann man kaum annehmen, daß die Anhänger der Erhebungstheorie diese selber verstehen." Liest man nun auf p. 518 des Werkes: „Abichs Beschreibung des Ararat ist unglücklicher Weise durch sein Festhalten an der Theorie der Erhebungskratere undeutlich. Es ist zu verwundern, daß seine Beobachtungen an diesem großen Vulkane allein ihn nicht von seinem Vor- urtheile befreit haben, da es unmöglich wäre, die Vorstellung, daß sein Kern plötzlich wie eine Blase, also hohl, erhoben worden sei, zu vereinigen mit dem darauf folgenden, aus dem Gipfel und den Abhängen geschehenen Austritt der von ihm beschriebenen ungeheuren Mengen von hervorgebrochenen Laven und Bruchstücken": — so kann man wohl nickt zweifelhaft sein, daß Scrope es sei, der die Erhebungstheorie nicht versteht. ' Er kommt nun zu der Frage, was denn die charakteristischen Unterschiede zwischen Erhebungs- und Eruptionskegcl seien? „E. de Beaumont hat versucht, einen solchen anzugeben ; nach ihm haben die Eruptionskegel gradlinige Abhänge, die Erhebungskegel mehr unregelmäßige, die nach unten hin allmählig in die Horizontalität übergehen. Dagegen sieht L. v. Buch in der außerordentlichen Regelmäßigkeit der ganzen Gestalt des Aetna einen Beweis, daß derselbe nicht ein Produkt der Eruptionen sein könne." — Daß mit der Regelmäßigkeit der Gestalt sehr wohl auch eine gekrümmte Abhangslinie vereinbar ist, sieht er also nicht ein; ja, er behauptet sogar auf p. 518, daß E. de Beaumonts xibbositä ventrale des Aetna jenen „zusammenhangenden, gradlinigen Abhang zeige", so daß er selbst Verkehrtes behauptet, während er nachweisen will, daß E. de Beaumont dies vorzuwerfen sei. — Ein neuer Lanzenstoß! „Was die Erhebungsleute nicht zu erklären versucht haben, das ist, daß während in nicht vulkanischen Schichten Beispiele von einem allseitigen Fallen von einer Ccntral-Achse höchst seltene Ausnahmen sind (wenn sie überhaupt vorkommen), dies bei den Schichten der vulkanischen Berge die ganz allgemeine Regel ist. Wenn ein und derselbe Bombe deS UebersetzerS. XIX Erhcbuugs-Proceß die Aufrichtung beider Klassen von Gesteinen veranlaßt hat, — warum ist der Charakter und der Betrag der Erhebung nicht bei beiden derselbe, sondern so völlig verschieden? Wie erklären die Erhebungsleute aus ihrer Theorie den Umstand, daß in allen vulkanischen Kegeln die Neigung der Schichten einander so ähnlich ist und höchstens 30 bis 40" beträgt, d. i. genau die Neigung eines Trümmerhaufens (tnlu8)? Wie hat der furchtbar heftige Proceß des plötzlichen Erhcbens einer horizontalen Schichtenmasse von einigen Tausenden von Fußen Dicke und von Hunderten von Quadratmeilen Ausdehnung zu einem Berge wie der Aetna u. a. in jedem Falle diese Schichten mit so großer Regelmäßigkeit in einer kreisförmigen, allseitig fallenden Anordnung aufkippen können, so daß dieselben fast symmetrisch unter demselben mäßigen Winkel geneigt sind? Warum finden sich die Schichten, welche mit Gewalt erhoben sind, nicht in langen, linienförmigeu, anti- klinalen Reihen und gelegentlich unter Winkeln von 60, 80 und 90° fallend oder ganz vcrtical, wie die geschichteten Gesteine, von denen Niemand bezweifelt, daß sie heftige Erhebungen erfahren haben?" Die Antwort hätte sich der Verfasser selbst geben können: daß die Erhebung um eine senkrechte Achse eine andere Anordnung der Schichten zur Folge haben muß, als die über einer der Horizontalität näheren Achse. Daß der Winkel von 30 oder 40° nicht allgemein auftritt, beweist z. B. E. de Beaumonts Tafel für die Neigung der Lavaschichtcn. Es folgt nun die bis zum Ueberdrusse bereits wiederholte Behauptung, daß die Barancos, wenn sie einem sternförmigen Aufspringen ihre Entstehung verdanken sollen, nicht am unteren Ende weiter sein müßten, sondern am oberen. Freilich, ein bloßer Stoß und eine Erhebung in der Richtung einer Linie wird ein Loch zur Folge haben, von welchem nach unten schmaler werdende Risse sternförmig verlaufen; eine damit zugleich geschehende Erhebung über die ganze Ausdehnung einer weiten Kreisfläche aber wird die darüber gelegenen Massen am Rande des Kreises aufbrechen, wie L. v. Buch sagt; und Risse, die sich um die Achse etwa bilden wollten, werden in Folge dessen durch Zusammendrücken geschlossen, und es verbleiben nach unten sich erweiternde Barancos. „Es ist wirklich seltsam," sagt Scrope p. 519, „daß die Erhebungsleute nicht begreifen, wie ihre eigenen Argumente und Erläuterungen stritte ihrer eigenen Theorie widersprechen" — d. h. mit anderen Worten: so bornirte Köpfe sind die Humboldt und Buch und Beaumont XX Vorrede des UcbersetzcrS. u. s. w. — daß der meist unzerbrochene und regelmäßig kreisrunde Rand eines vulkanischen Kraters, sowie die außerordentliche Regelmäßigkeit und gleichmäßige Neigung der äußeren Gehänge und parallelen Schichten eines vulkanischen Kegels (welche so merkwürdig sind, daß man fast überall einen vulkanischen Berg aus der Ferne an seinem besonderen talnsartigen Umriß erkennen kann), weit entfernt, als Argumente zu ihren Gunsten und als unterscheidende Charakteristiken der Erhebung zu dienen, für gewöhnliche Geister grade das Gegentheil sind." Abermals ei» schöner Lanzcnstoß! Die innerhalb mancher Kratere sich findenden, kreisförmigen, anti- klinalen, nach dem Inneren fallenden Schichten, aus den in den Krater zurückgefallenen Auswürflingen gebildet, sind „eine unüberwindliche Schwierigkeit, die jedoch von den Erhcbungslcntcn ruhig Übergängen wird". — Daß dergleichen Ergebnisse der Eruptions-Vorgängc nichts mit der Aufrichtung des Gcrüstes zu thun haben, scheint indeß nicht schwer zu begreifen. „Mit gleicher Leichtigkeit, um nicht einen stärkeren Ausdruck zu gebrauchen, behauptet Düfrönoy, und mit ihm alle anderen Erhebungsleute, der Monte nuovo sei nicht ein neuer Berg von: Jahre 1538; sei damals nicht entstanden; nicht bei einer Eruption, über welche die Berichte von Augenzeugen vorhanden sind; er existirte vielleicht schon lange vor der Römerzeit und wurde n. 1538 nur mit einer leichten Aschendeckc überstreut." Hier macht sich der Verfasser gradezu einer Unwahrheit schuldig. Nicht alle, sondern Düfrönoy allein sagt in den Llöwoires, 1. IV. p. 276: „Es scheint, als habe dort schon ein leichter Hügel existirt, und nur der obere Theil des Monte nuovo habe sich 1538 bei einer Gas- und Schlacken-Eruption erhoben, so daß dort gewissermaßen ein Berg auf einem anderen steht" — gleichsam auf einem latenten Berge. Lyell sagt in seinen Uiinoiples 1867, vol. I. p. 607: „Der Monte nuovo steht am Rande des Lucriner Sees, der nichts anderes als der Krater eines präexistirendcn Vulkans war." Ein anderes Dilemma der Erhebungsleute findet der Verfasser in der Entstehungswcise des Vesuvs. „Die vollkommene Analogie des Hauptkegcls in Gestalt, Bau und Zusammensetzung mit dem ihn halb umwallenden Somma-Kegcl macht es unmöglich, diesem einen ganz verschiedenen Ursprung beizulegen. Als ich unmittelbar nach der großen Eruption im Jahre 1822 auf der scharfen Kante des gewaltige:: Kraters stand, den die Gas-Explosionen der vorhergehenden zwanzig Tage aus- Vorrede des Uebersetzers. XXI gebohrt hatten, fiel mir die genaue Ähnlichkeit seiner inneren Fels- querschnitte mit denen des ihn halb umkreisenden Sommakcgels auf, welchen ich zugleich sehen konnte; und ich durfte nicht zweifeln, daß beide concentrische Kratere ähnlichen Entwicklungen der eruptiven Gewalt ihren Ursprung verdanken." — Der Sommakratcr ist also desselben Ursprunges, wie der Bcsuvkcgel, denn P. Scrope hat es gesehen! Eine naivere Art von Beweis ist wohl schwerlich schon abgegeben! „Ich sah mit eigenen Augen, durch welch eine Fülle von Massen der Kegel binnen weniger Jahre an Volumen zugenommen hatte. Wie groß muß diese Zunahme im Verlaufe von Jahrtausenden gewesen sein!" — Gescheute Männer, welche auch offene Augen hatten, haben dasselbe gesehen, und sind dennoch zu anderen Schlüssen gelangt. Der Verfasser behandelt dann die Frage über die Neigung, bei welcher mächtige Lavaströme noch erhärten können, in Betreff derer bekanntlich Lycll das von E. de Beanmont aufgestellte Gesetz mit Erfolg angegriffen hat (soweit solche, unter starker Neigung auftretende Lava- ströme nicht durch später von unten eingedrungen«: Gänge zu einer größeren Neigung erhoben worden sind). Ferner die domartigcn Trachytmassen im Centrum von großen Krateren; darüber sagt er x. 528: „Es ist jedoch kein guter Grund vorhanden zu der Annahme, daß das Hervordringen solcher Trachytmassen die umgebenden Kraterwände erhoben haben." Es scheint fast, als ob auch für ihn dies ein nicht ganz abzuweisendes Factum wäre. p. 530. „Die Vorstellung, daß die großen trachytischen Dome der Kordilleren hohl seien, wird durch keinen bekannten Umstand in ihrer Structur unterstützt, und ebenso wenig durch das Beispiel irgend eines beobachteten Phänomens dieser Art." Den Umstand, daß diese Kegel das Pendel weniger ablenken, als es von mit Massen erfüllten Kegeln dieser Art zu erwarten sein würde, läßt er unerwähnt. In Betreff der erloschenen Vulkane Central-Frankreichs versichert er, daß durch die Thatsachen die Theorie ebenso wenig gerechtfertigt werde, oder daß dieselbe vielmehr ebenso unhaltbar in Betreff dieser Beispiele sei, wie für Tenerifc, Aetna oder Vesuv. Er vermißt jede Trennungslinie zwischen erhobenen und auf Abhängen herabgeflossenen Basaltströmcn. Die ungefähren Neigungswinkel beider Arten von Laven seien dieselben. „Warum," fragt er, „sind die angeblich erhobenen Lavaschichtcn nie unter einem größeren Winkel erhoben, als unter dem, welcher für Laven charakteristisch ist, die an der Luft geflossen sind? Entscheidend aber sei, daß man am Mont Dore und Cantal alle Basalt- XX It Borrede des Übersetzers. ströme aufwärts bis zu dem Punkte verfolgen könne, wo sich ihre eruptive Quelle befindet." — Und das ist es grade, was man nach E. de Bcaumont, mit Ausnahme einzelner Ströme, nicht kann. p. 535. „Die Entstehung eines Kraters betrachten, glaube ich, alle Erhebungsleute vhne Ausnahme als das Resultat jenes Lorgauges, welchem sie die Erhebung der den Krater umgebenden Höhen zuschreiben, d- h. einem einzigen, plötzlichen und heftigen Ansbruche einer großen Dampfmasse von unten: ein Vorgang, den sie der Explosion einer Mine oder dem Bersten einer ungeheuren unterirdischen Blase vergleichen, welche anschwellend die darüber gelegenen Schichten erhebt, dieselben am Scheitel eröffnet und sie rings um den zerbrochenen Rand der Höhlung in gekippter Lage zurückläßt. So ergibt es sich aus A. v. Humboldts Worten. Davon unzertrennlich ist, namentlich beiden großen Kratereu, daß die Centraltheile der erhobenen Masse in den so geöffneten Schlund zurückfallen. Das ist nun pure Phantasie; denn nie und nirgend ist dergleichen von irgend einem glaubwürdigen Beobachter gesehen worden; und es weicht völlig von dem ab, was bei großen Eruptionen geschieht. Niemals wird von einem einzigen Ausbruche, der der Explosion einer Mine geglichen, dem darauf folgenden Zurückstürzen der erhobenen Fclsmassen und unmittelbar darauf folgender Ruhe berichtet u. s. w." — Aber auf p. 345 des vorliegenden Werkes steht in der Anmerkung: „Im Augenblicke des Stoßes brachen zwei Bnlkane plötzlich aus, mit großem Getöse und großer Heftigkeit, erhellten den Himmel einige Minuten lang, sanken dann aber plötzlich wieder in einen ruhigen Zustand zurück." — Er schildert nun im Einzelnen den Borgang eines Ansbruches, und meint offenbar, das besser zu können, als Andere, weil er l822 dem großen Ausbruch des Vesuvs beigewohnt hat. „Die Eruption findet ein Ende in Folge der inneren Verstopfung, also kann kein Einstürzen stattfinden; der wirkliche Zustand der Dinge ist also grade das Gegentheil von dem erdachten." Trotz dieser Unmöglichkeit lesen wir in Betreff der Kraterseen p. 26!) des vorliegenden Werkes: „Häufig ist das Volumen der um den Kratersee aufgeworfenen Blassen sehr gering. Blau würde da wohl Grund zu der Annahme haben, daß das Uebrige in eine unterhalb befindliche Leere hinabgesunken sei (!). Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die mächtigen Explosionen von offenbar kurzer Dauer von verhält- nißmäßig ausgedehnten Höhlungen ausgingen und von scheibenförmigen Dampfblasen, welche sich auf der Oberfläche eines unterirdischen Sees Vorrede deS Nebersctzers, xxm höchst flüssiger Lava durch Ansammlung der Dampfmengen bildeten. Erfolgte dann ein Zerreißen der darüber liegenden Massen und ein Entweichen des Dampfes in Einem oder einigen schrecklichen Stößen, so geschah dann wohl ein Hinabstürzen der Trümmer in den Abgrund." Den Borgang bei einer Eruption mitzutheilen, war nach des Verfassers Ansicht nothwendig. ,,Die Anhänger der Erhebungsthcorie haben den Vesuv und Somma, Santorini, Barren Island, den Brom» auf Java, St. Helena, St. Jago, den Pik de Fogo, den Circns auf Tcnerife, den Cnrral auf Madeira, den Vulkan auf Bourbon, den Antnco in Chile, den Jrazn in Costa Ricci, den Campo Bianco, die Liparischen Inseln und viele andere als Erhebungskratere betrachtet, nur, weil, wie ich denke gezeigt zu haben, sie keine richtige Vorstellung von dem Charakter der Eruptionen gehabt haben, durch welche Kraterc entstehen." Das ist wahrlich eilte starke Voraussetzung. L. v. Buch aber hat die Vorgänge bei den Vesuv-Eruptionen in seinen Briefen au Pictet, 1801 und 1805, schon classisch beschrieben, als P. Scropc die Kinderschuhe noch nicht ausgezogen hatte. I>. 545. „Also: die Theorie der Erhebungskratere ist eine Annahme, welche ganz unvereinbar ist mit den Erscheinungen, welche sie erklären will, und völlig hypothetisch, da ein solcher Vorgang nie bezeugt worden ist. Nichts ist in der Gestalt, dem Bau und der Zusammensetzung irgend eines Kegels oder Kraters, auf welche sie angewendet worden was sich nicht mit der Annahme vertrüge, daß dieselben ihre Ent- stehung den einfachen, gewöhnlichen, normalen und vollkommen verständlichen Phänomenen einer vulkanischen Eruption verdanken, wie sie stets und überall von kompetenten Beobachtern bezeugt worden sind." — (l>- 548) „Die Theorie der Erhebungskratere E. de BcaumontS, Düfronoys und L. v. Buchs, die blasensörmige Anschwellung horizontaler vulkanischer Schichten A. v. Humboldts, wie sie von diesen angewendet wird, um die Bildung vulkanischer Berge zu erklären, ist eine »»nöthige und unhaltbare Hypothese, welche dadurch, daß sie in die bisher allgemein von den Geologen festgehaltenen Ansichten über die Gesetze der vulkanischen Thätigkeit Unbestimmtheit und Unsicherheit bringt, dem Fortschritte einer gesunden Geolvgie ein ernstliches Hinderniß in den Weg legt" Die Erhebuugstheorie hat von Lyell, Härtung und anderen Gegnern wirksame Angriffe erfahren ; P. Scrope aber hat ihr wahrlich keinen Schaden gethan, wohl aber sich selbst. XXIV Vorrede des UebersetzerS. Möge nun das Werk des seinem Gegenstände mit voller Liebe durch lange Jahre hingegebenen fleißigen Verfassers der Wissenschaft neue Jünger gewinnen, die für die Erkenntniß des Wahren kräftig einzutreten vermögen. Die den Höhenzahlcn beigesetzten Angaben in Pariser Fußen sind keine Uebertragungen der englischen Angaben, sondern die von bewährten Autoren gegebenen, wie sie jetzt als die verläßlichsten gelten. G. A. v. K. 1 Inhalt Erstes Kapitc l. Einleitung. Seite Wichtigkeit des Studiums der unterirdischen Kräfte. — Unterschied der Plutonischen und vulkanischen Thätigkeit. — Letztere war Gegenstand der 1825 erschienenen ersten Ausgabe dieses Werkes. — Sein Haupt-Gegenstand ist, zu zeigen, daß die Gesetze der vulkanischen Thätigkeit einfach, gleichmäßig und von Bestand sind. 1 Zweites Kapitel. Uebersicht der vulkanischen Thätigkeit. 8 t. Ihre Erklärung. — Z 2. Zusammenhang der Erdbeben und vulkanische AuSbrtiche, ihre Abhängigkeit von einander und ihr gemeinsamer Ursprung. — tz 3. Oertlichkeit der Vulkane. — 8 4. Zahl der gegenwärtig thätigen. — h 5. Ihre geographische Lage. — Große Zone von Schlünden rings um den Großen Ocean. — 8 6. SubaLrcale lsupramarine) und subaguose (submarine) Vulkane. — 8 7 Ihre meist unregelmäßige Thätigkeit. — Annahme verschiedener Phasen. 5 Drittes Kapitel. Phänomene der gewöhnlichen snbaörealen Eruption. 8 1. Dauernd eruptive Phase. — 8 2 . Phase gemäßigter intermittirender Thätigkeit. — Beispiele. — 8 3. Phase verlängerter Jntcrmittenzen und Paroxysmus-Eruptionen. — 8 4. Allgemeine Ähnlichkeit dieser Erscheinungen. — 8 5. Beschreibung derselben. — Erdbeben. - Explosive Dampf- AuSbriiche. — Säulen von Dampf und ausgeworfenen Bruchstücken. — Aufsteigen der Lava in der Esse und Ausfluß. — Krisis und Unterbrechung des AuSbruches. — Beispiele solcher Paroxysmen. — 8 ll. Nachfolgende Zwischen- zeiten der Ruhe. — Krater im Zustande der Solfatara. — Beispiele. — § 7. Diese Phasen gehen oft in einander über.. 12 XXVl Inhalt. Viertes Kapitel. Untersuchung der vulkanischen Phänomene. Seite Hauptagens ist das feurige Auskochen der unterirdischen Lava — nachgewiesen an Stromboli und anderen dauernd thätigen Vulkanen. — Kochende Lava bei jedem Ausbruche vorhanden. — Ursache ihres Aufkochens ist das darin enthaltene Wasser. — Heißes Wasser oder Dampf wird stets ansge- stoßen. — Gleichgewicht der einander entgegenwirkenden Kräfte der Expansion und Nepression. — Zerbrechen der darüber gelegenen Fclsmasscn. — In welcher Tiefe das Auskochen stattfindet. — Volumen-Aenderungen in der ^ unterirdischen Mineralmasse durch Veränderungen in Temperatur oder Druck. — Gesetz für die Bildung der Spalte». — Felsen zerreißen gewöhnlich in gestreckten Ebenen. — Zwei Ordnungen von Spalten — ihre Richtung und Charakter- — Jnjcction nach unten sich öffnender Spalten — Gänge (ck^ües) — Aufsteigen der Lava in Spalten — ihr explosives Aufkochen ist Ursache der kreisförmigen oder elliptischen Gestalt der Kratere. 23 Fünftes Kapitel. Anordnung der zerstückle» Auswürflinge. 8 I. Art und Gewalt des Auswurfes. — Charakter der ausgeworfenen Massen — vulkanische Bomben, Schlacken, Bimsstein, Lapilli, Puzzolano, Asche. — 8 2. Kreisförmiger Rand oder Kegel, rings um einen eruptiven Schlund gebildet. — Mehrfache Kegel, Ketten und Reihen von Kegeln — Beispiele. — 8 3. Innerer Bau der Kegel. — Neigung der inneren Schichten gegen den Schlund, der äußeren umgekehrt. — Modifikationen der Gestalt — ihre Ursachen. — . ..45 Sechstes Kapitel. Ausstuß und Anordnung der Lava § I. Durch das Austreten der Lava zerbrochene Kegel. — Dauerhaftigkeit der Kegel. — 8 2. Verschiedener Flüssigkeitsgrad der Laven. — 8 3. Anblick der fließenden Lava. — Schnelle Erstarrung und Zerreißen der Oberfläche — Art des Fortschreiten? eines Lavastromes. — 8 4. Gestalten, welche zähe Lava annimmt — manche coagulirt senkrecht — Lava-Dome und Kuppeln- — 8 5 Structur kleiner Lavakcgel. — Zusammenhang der Gänge mit Lavaströmen. — ß 6. Senken ihrer Oberflächen. — Schlitze oder Längsrisse — gewölbte Canäle, Höhlen. — Blascnsörmige Dome über Fumarolen. — 8 7. Großes Volumen mancher Laven. — 8 8. Fortschreiten des Lavastromes — seine hohe Temperatur — sein geringes Moment — Einfluß von Hindernissen — Bäumen u. s. w, die davon umhüllt werden. —80. Ihre metamorphischen Einwirkungen auf andere Gesteine. — Von Lava erfüllte Spalten bilden Gänge — Lava, welche über nassen Boden oder in Inhalt. XXVll Seite das Wasser stießt. — tz 10. Erstarren der Lavaströme. — Annahme der Ab- sondcrungs-Structur. — 8 II. Säulenförmige, wie veranlaßt. — Glieder, Ball und Scheide rc. — 8 12. — Kugelförmige Structnr. — Zusammengesetzte prismatische Absonderung. — 8 13. Loncentrische Structur. — Perl- steiu. — 8 14. Tafelförmige und schiefrigc Structur, ihre Ursache. — 8 15. Berschiedcuheitcu der Absonderung.53 Siebentes Kapitel. Mineralische Eigenschaften und Zusammensetzung der Laven. 8 1. Ihre allgemeine Eintheilung nach den vorherrschenden mineralischen Eigenschaften im 1. Trachyte. 2 Grausteine. 3. Basalte. — 8 2. Aeltere Laven (Trappe), ihre verschiedenen Charaktere. — 8 3. Verschiedenheiten der Textur. — 8 4. Wie verursacht — Laven nicht stets in vollkommenem Fließen auSgebrochen — verdanken ihren FliissigkcitSgrad zum Theil dem interstitialen Wasser oder Dampfe. — Die Krystalle zum Theil vor dem AuS- trcten gebildet — während des ErstarrcnS vervollständigt — Analogie mit dem Zucker. — 8 5. Die Laven innerhalb oder unterhalb des SchlundeS verändert. — Trennung der verschiedenen Mineralien — daraus folgender wechselnder AnSbrnch von Laven von verschiedenen mineralischen Eigenschaften — Beispiele — Mineralischer Charakter kein Beweis des Alters- — 8 6. Verschiedenheiten der Textur beeinflussen den Flüssigkeitsgrad. — 8 Ebenso das specifische Gewicht. — 8 8. Trachytischc Dome und Höcker — ihre Bildung und Structnr. — Warum Klingstcine Pyramidale Gestalten annehmen. — Massige Lagen von Trachyt. — 8 0. Blasige Structur — Verlängerung der i Blasen. — Blättrige und bandförmige Structnr der Laven. — 8 10. Breccicn- > artige Laven. — 8 1>. Metamorphischer Einfluß. — Neue Mineralien, entstanden durch Einwirkung der Hitze und des Dampfes auf Laven. — 8 12. Mandelstcinartige Lava. — 8 13. Solsatarc». — 8 14. Heiße Quellen. Theorie der GeysirS. — 8 15. — Mephitischc AuShauchungc». —8 >o. Langsames Abkühlen der Lava.. 02 Achtes Kapitel. Vulkanische Berge. baut. 1. Berge, anS ausgchäusten Produkten wiederholter AuSbrüche aufgc- 8 2. Einzelne Kegel, durch spätere Ejectionen und Lavaströme vergrößert. — 8 3. Risse in der Seite der Berge meist radial. — Seitliche oder Parasitische Kegel, in Reihen auf solchen Rissen entstanden — Beispiele. — 8 4. Erdbeben, durch dieses Zerreißen verursacht. — 8 5. Berge zuweilen ent- zwei gespalten. — Barancos. — 8 6. Gänge ihre Zahl und Erstrecknng — verursachen geringe Störung. — 8 3. Theilweise Ausdehnung des Kegels. — Wachsen und Festwerden der vulkanischen Berge — ihre Höhe — 8 8. Parasitische Kegel. — 8 0. Anordnung loser Auswürflinge. — 8 10. Einfluß von Wasserfluten, schmelzendem Schnee ic. — 8 11. Ausbrechcn von Seen. — XXVIII Inhalt. Seite 8 12. Schlamm-AuSbrüche — Moya, Traß u. s. w. — Infusorien. — 8 13. Bildung von Tuff-Conglomeraten. — 8 II. Ihre Verschiedenheiten.— Vermengung mit sedimentären Kalkmassen u. s. w. — Veränderte Tuffe, Wacken u. s. w. — Tuffkegel — ihr Ursprung. — K 15. Structur eines vulkanischen Berges — seine meist kegelförmige Gestalt.12» Neuntes Kapitel. Ueber die Kratere der vulkanischen Berge. 8 1. Durch Explosionen gebildete Kratere — ihr allgemeiner Charakter.— 8 2. Beispiele vom Vesuv und Aetna — neue Veränderungen in ihrer Gestalt. — Abwechselnd offene und wieder ausgefüllte Kratere. — 8 3. Abgestumpfte Kegel. — 8 4. Conceutrische Kratere — ein Kegel in dem anderen. — Verschieben der Essen. — 8 5. ParoxysmnS-Eruptionen, explosive. — Beispiele. — Alte Kraterringe, neue Vulkane umwallend — wie sie entstanden — Beispiele: Santorini, Tenerife n. s. w. — 8 0. Große Ausdehnung mancher Kratere — ihr nothwendig explosiver Ursprung. — Betrag der fragmentarischen Auswürflinge. — Nicht gebildet durch Einsturz, sondern durch Auswerfen von Materie. — 8 1. Ost durch Denudation erweitert. — Große Zerstörung an Jnselvulkanen. — 8 8. Ursprung der Barancos. — 80- Kraterseen. — Beweise für ihren explosiven Ursprung. — 8 10. Pit-Kraterc — ihr wahrscheinlicher Ursprung. — 8 1>. Kratere deS Kilauea und Manna-Loa. — Abzapfen eines Kraters. — 8 12. Viele Kraterseen wahrscheinlich abgezapft. — 8 -13. Gelegentliche Fälle des Senken«. — 8 14- Verlegen des vulkanischen Achsen-SchlundeS. — Verlassene Kratere werden Solsataren. — 8 15. Kratere des MondeS — ihre Lavaströme rc.154 Zehntes Kapitel. Subiiurriiic Vulkane. 8 1. Seltenheit der Gelegenheit, sie zu beobachten. — 8 2. Beispiele. — Die beobachteten Phänomene, verglichen mit subasrcale» AuSbrüchen. — 8 3. Die Tiefe des Wassers muß sie modificiren. — 8 4. Salzige Ausbauchungen. — 8 5. Anordnung der Produkte. — Zerstückle Gesteine.—Ursprung der geschichteten Tuffe, der verhärteten und sandigen. — 8 0. Verhalten der anS submarinem Schlunde austrctenden Lava — mandclstcinartige. — § 7. Beispiele. — Alte submarine Eruptionen. — 8 8. Gelegentliche Erhebung vulkanischer Gesteine in Masse. — § 0. Subaöreale und subaguose vulkanische Formationen im Gegensatz zu einander — Beispiel. — Insulare vulkanische Berge, zum Theil erhoben, zum Theil subaäreal ausgebrochen — Beispiele solcher in häufiger Verbindung. — Korallcn-Jnseln oft auf Lavagesteinen ruhend.199. Elftes Kapitel. Vulkail-Shstcmc. 8 1. Häufige linienförmige Reihung von Ernptivspalten längs Spalten- linien. — 8 2. Ergebniß eines allgemeinen GcsetzeS. — Benachbarte Spalten Inhalt. XXIX Seite gewöhnlich parallel oder qucrlanfeiid. — Einander berührende Schliinde erleichtern einer den anderen. — tz 3. Sind dessen »»geachtet in gewissem Grade unabhängig. — Beispiele znm Beweise. — Flüssige Verbindung kann aufgehoben werden zwischen einander berührenden Schlllnden oder Eruptivspalten, und doch geht die Wärme von dem einen zum anderen durch Ucbersührung oder Leitung. — tz 4. Theorie von einem flüssigen Erdkerne oder selbst von einer continuirlichcn flüssigen Hülle zweifelhaft. — Die Wärme kann durch Leitung zwischen benachbarten Herden oder Spalten hin und her gehen. — 8 5. Vertical sowohl, wie horizontal. — 8 0. Die Zwischenräume zwischen Eruptivspalten erfahren Nivcau-Vcrändernugen.218 Zwölftes Kapitel. Bcziehlliisi der plntoiiischcu zur vulkanischen Thätigkeit. 8 I- Wirkung von Temperatur-Aenderungen aus unterirdische Mineral- masse. — tz 2. Erhebung und Spaltung der Oberflächengesteinc- — Eruptionen und Senkung. — Beispiele von Senkung in der Nähe vulkanischer Schliinde. — Ursache der Oscillationen des Oberslächen-Niveaus und variirende, auswärts gehende Flut der Wärme. — §3. Diese Relation zwischen Plnto- nischer und vulkanischer Thätigkeit erwiesen in dem allgemeinen Parallelis- mnö der Küstciilinicn oder Achsen-Gcbirgskettcu mit benachbarten vulkanischen Zonen — durch Beispiele als ein allgemeines Gesetz erwiesen. — 8 4. Unregelmäßigkeiten unterworfen. — Beispiele. — tz 5. Diese werden verursacht durch local variirende Widerstände. — tz 0. Structnr der plutonischcn Achsen. — 8 7. Natur des granitischcu Magma. — 8 8. Die oberen Schichten blättrig und gerunzelt durch Druck und Bewegung, d. h. Friction, während ihrer Erhebung. — 8 9 Wiederholtes Achscn-Aufdräugcn. — tz 10. Seine Wirkung aus die darüber gelegenen Schichten. — Rnnzcluug der Schichten in der Achse parallel gehenden Falten. — tz 11. Zickzack-Faltungen der Schieser — Wirkungen des lateralen Drängens auf Schichten. — Hopkins und RogcrS Theorien. — AuSstrcckung und Nunzclnng der Schichten. — tz 13. Manche nicht umgebogen, sondern gebrochen. — Gebirgsketten im Allgemeinen am meisten gestört. — 8 14. Erdbeben — Einwürfe gegen Mallets Theorie. — tz 15. — Fortschreiten der Plutonischen Thätigkeit. — 8 10. MetamorphiömuS. — 8 17. Blätterung des GneißeS keine Schichtung. — 8 18. Die bestimmende Ursache der Plutonischen Wirkung ist eine Ebbe- und Flut-Wirkung auf ein elastisches Sub- stratum. — tz io. Die diagonalen Dislokationen der Erdrinde verursacht durch eine plötzliche Flutwelle (?). — tz 20. Frage, ob das Maß der Aenderung gleichförmig oder abnehmend sei. — Allgemeine Schlüsse in Betreff tellurischcr Phänomene. . . ..228 c XXX Inhalt. Anhang. Beschreibendes Verzeichnis; der Vulkane und vulkanischen Bildungen. Seite Einleitende Bemerkungen.283 Vulkanische Formationen von Europa.286 Siid-Jtalien. — Vesuv. — Umgegend von Neapel. — Jschia — Ponza-Jnseln — Vultur — Rocca monfina — Liparische Inseln — Aetna — Nord-Afrika — Sardinien — Corsiea —.286 Central- und Nord -I talie n. — Albaner Berge — Monti Limini — Monte Amiata — Euganeen und Vicentinischc Hügel — Tirol.3 l 7 Spanien und Portugal rc. — Süd-und Mittel-Frankreich — Rheinische Vulkane — Eifel — Vulkanischer Gürtel des nördlichen und mittleren Deutschland — Ungarn — Steiermark. . ..325 Die Levante. — Thrazien — Griecheizland — Trojanische Ebene — Aegeisches Meer — Klein-Asien — Syrien — Rothes Meer und Ost-Afrika — Armenien — Kaukasus und Krim.355 Asien. — Ural — Persien — Himalaia — Hindosian — Tatarei — China.358 Vulkane des östlichen atlantischen Meeres. — Island — Färber und britische Inseln — Azoren — Madeira — Canaricn und Cap- verdesche Inseln — Nscension — St. Helena. . . 376 Der südliche Ocean. — St. Paul — Madagascar —Bourbon — Mauritius.39k Der west atlantische Ocean. — Caraibischc Antillen.393 Süd-Amerika oder östliche Vulkane der Großen Oceane.— Feuerland — Patagonien — Küste von Chile — von Bolivia — von Peru — Chokokette.397 Central-Amerika. — Nicaragua — Guatemala — Mejico. . . 467 Nord-Amerika. — Sicrra Madre — Rocty Mountains — Lalifor- nien — Sicrra Ncvada — Britisch Lolumbicn — Russisches Amerika — Almuten.467 WestlicherGroßer Ocean. — Kamtschatka — Kurilen — Japanische, Lutschu-Jnscln und Philippinen — Bornes — LelcbeS — Flores — Timor — Sumbawa — Java — Sumatra — Andamancn.414 Südlicher und mittlerer Großer Ocean. — Larolinen — Neu-Guinea — Neue Hebriden — Neu-Secland — Australien — Freund- schaftS- und SocietätS-Jnseln — Markesas, Marionen und Sandwich-Inseln— Korallen-Jnscln — nehmen wahrscheinlich sinkende Areale ein, stehen aber häufig auf vulkanischem Fels. — Schluß, über die Einfachheit und Gleichmäßigkeit der vulkanischen Thätigkeit.433 Vcrzeichniß bemerkeuswerther Erdbeben und vulkanischer Ausbrüche vom Jahre 1866 bis zur Gegenwart.446 tz Erstes Kapitel. Einleitung. Wenn die Geologie die Aufgabe hat, den Bau des zugänglichen Theiles der Erde und die Veränderungen zu erforschen, denen derselbe unterworfen gewesen ist, so kann es keinen wuchtigeren Theil dieser Wissenschaft geben, als den, welcher die Natur und die Wirkungsweise der unterirdischen Kräfte untersucht, welche irgendwo mehr oder weniger das Niveau der an der Oberfläche liegenden Gesteine unterbrochen, gestört und verändert, ihr inneres Gesiige und ihre Zusammensetzung abgeändert und frisches Material aus oder in die Nähe der Außenseite der Erde geschafft haben. Die Wirksamkeit dieser Kräfte, wie sie auch heut zu Tage noch beobachtet werden, Pflegt man gemeiniglich als die Phänomene der Erdbeben und Vulkane zu bezeichnen. Die ersteren erscheinen zunächst rein dynamisch, als plötzliche und vorübergehende Stöße und wellenartige Erschütterungen ausgedehnter Oberflächen, deren Folgen Brücke, Störungen und oft dauernde Niveau-Aenderungen der sie bildenden Felsmassen sind. Die letzteren werden durch „Eruptionen" charakterisirt, d- h. gewaltsames Hervortreiben erhitzter Blassen, gasförmig, flüssig oder fest, gemeiniglich auch in allen drei Aggregatzuständen, aus dem Innern der Erde an die Oberfläche derselben — Phänomene, welche sehr gewöhnlich von Erdbeben geringeren und localcn Charakters begleitet sind. Diese Unterscheidung ist in gleicher Weise an den Spuren unterirdischer Thätigkeit in vergangenen Zeiten erkennbar. Wir finden Regionen, gemeiniglich mehr oder weniger oberflächlich zerbrochen, durck- weg aus Schlacken, Asche, Tuff oder aus Lava zusammengesetzt, welche än ihrem Gesteins-Charakter sowohl, als in dem allgemeinen Ansehen und der Anordnung den Producten neuerer vulkanischer Eruptionen so außerordentlich ähnlich sind, daß wir nicht anstehen, sie als vulkanische Bildungen zu classificiren. Andererseits finden wir zahlreiche andere P- Scroxc, u-b-r BuNiMk. l 2 Erstes Kapitel. Gesteine des mannigfaltigsten Charakters, geschichtete und ungeschichtcte^ insbesondere aber die ersteren, von denen wir mit unzweideutiger Augcn- scheinlichkeit erkennen, daß sie in fast horizontalen Schichten aus dem Wasser abgesetzt sind, die überall Brüche, Faltungen, Erhebung und Senkung zeigen ; und diese Veränderungen ihrer Lage scheinen stets vom Eindringen krystallinischer Massen begleitet gewesen zu sein, welche von unten her durch oder zwischen diese Schichten bei einer hohen Temperatur und im Zustande unvollkommenen Fließens herausgetrieben sind, jedoch nicht so, daß sie die Atmosphäre in solchem Zustande erreicht haben. Und diese dynamischen Ergebnisse, welche den beobachteten Phänomenen der nicht von äußerer Eruption begleiteten Erdbeben entsprechen, unterscheiden wir von den Wirkungen vulkanischer Thätigkeit als Wirkungen plutonischer Thätigkeit, da dieselben von größeren Tiefen auszugehen und daher analog zu sein scheinen denjenigen Kräften^ welche die Mythologie des Alterthums dem höllischen, erdcrschütternden Herrscher zuschrieb, dem Ennosigäus. Alle oder fast alle Geologen erkennen diese Hauptunterscheidung an, obwohl sie nicht alle dieselbe Bezcichnungswcisc gebrauchen mögen. A. v. Humboldt gründet darauf die ganze Eintheilnug des tellurischen Tbeilcs seines großen Werkes. Darwin drückt sich vielleicht am kürzesten aus, indem er sagt: ,,Jch glaube, daß eine Gcbirgsachse sich von einer vulkanischen nur darin unterscheidet, daß die Plutonischen Gesteine in- jicirt worden sind, statt daß die vulkanischen ejicirt sind." Mallct betrachtet ein Erdbeben in einer nichtvnlkanischcn Gegend als „ein unvollkommenes Bestreben, einen Vulkan herzustellen." In wie weit diese Unterscheidung berechtigt sei, — ob beide Arten von unterirdischer Wirksamkeit nur, wie es höchst wahrscheinlich erscheint^ Modisicationcn ein und derselben Kraft seien, die aber aus verschiedenen Tiefen oder unter verschiedenen Umständen heraufwirkt, — ob die vulkanische nur die äußere Entwicklung der inneren plutonischcn Thätigkeit sei, — ob und in welcher Ausdehnung beide zuweilen oder vielleicht im Allgemeinen vereinigt seien, — kurz, welche die Gesetze und die Wirksamkcitsweiscn einer jeden und ihre gegenseitigen Beziehungen seien: das sind offenbar Fragen von der höchsten geologischen Bedeutung. Die Erforschung dieser Gesetze und die Erlangung richtiger Ansichten über dieselben müssen unumgänglich vorausgehen, wenn eine wirkliche Kenntniß der wahren Geschichte von der Oberfläche unseres Planeten folgen soll. Von den beiden Klassen von Phänomenen ist die eine, die seismische oder die von den Erdbeben-Bewegungen, neuerlich in ausgezeichneter Einleitung. 3 Weise von Robert Maltet in seinem vierten Berichte an die Britische Gesellschaft für die Fortschritte der Wissenschaften behandelt worden, einem Werke, in welchem alle bekannten Thatsachen betreffs solcher Phänomene zusammengestellt, im Auszuge mitgetheilt und besprochen worden sind im Geiste eitler gesunden philosophischen Untersuchung, welche bei dem gegenwärtigen Zustande unserer Kenntnisse nur noch wenig nach jener Richtung hin zu thun übrig läßt. Ein weiterer Fortschritt ist eher zu erwarten aus der Beleuchtung, welche eine gründlichere Prüfung der anderen Klasse von Phänomenen, nämlich der der vulkanischen Thätigkeit, auf den Gegenstand werfen konnte — gründlicher als sie bisher ausgeführt worden ist, obwohl diese Phänomene schon wegen ihres Gebundenseins an besondere Oertlichkeiten für Beobachtung und wissenschaftliche Erforschung ganz offen daliegen, und deshalb sich gleichsam als die fruchtbarste und verläßlichste Quelle für eine genaue Belehrung über den wahren Charakter der unterirdischen Dynamik erweisen. Diesem Endzwecke habe ich lange Jahre hindurch eine sehr bedeutende Aufmerksamkeit gewidmet und die Resultate in mehr als Einer Gestalt in den Jahren von 1827 bis 1820 veröffentlicht. In meinem Werke Lousiclorntions on Volonnos, 1825, stellte ich einige Ansichten über den vermutheten früheren Zustand der Erde auf, welche damals und vielleicht auch noch jetzt verfrüht und bei unserem gegenwärtigen Wissen ungesichert erscheinen mögen. Aber in dem streng vulkanischen Theile jenes Werkes halte ich die aufgestellten Ansichten über die normalen Gesetze der vulkanischen Thätigkeit für gesund und unbestreitbar. In Bezug auf dieselben habe ich somit keine wesentlichen Abänderungen in dieser Ausgabe vorzunehmen. Sie haben den Vortheil, einfach zu sein und doch, wie ich glaube, vollkommen ausreichend, alle Phänomene vulkanischer Bildungen zu erklären, dieselben mögen älteren oder neueren Datums sein; denn ich weiche völlig von der von A. v. Humboldt ausgesprochenen Ansicht ab, daß diese Phänomene „isolirte, veränderliche und unklare" seien. Uebrigcns mache ich keinen Anspruch auf Entdeckungen; denn ich gebe nur im Wesentlichen die Meinungen wieder, welche stets durch die verläßlichsten Beobachter, wie Lpallanzani, Dolomieu, William Hamilton und Brcislak, über den Gegenstand aufgestellt worden sind, die diesen Theil der Wissenschaft zu ihrem besonderen Studium gemacht hatten, und ich habe mich zum Beweise für ihre Richtigkeit auf die bekannten Beschreibungen von vulkanischen Ausbrüchen und vulkanischen Prodncten in jedem Theile der Welt, wie nicht weniger auf meine eigenen Beobachtungen bezogen. 1 * 4 Erstes Kapitel. Einleitung. Diese Ansichten sind jedoch von berühmten Geologen bestritten worden, hauptsächlich, aber nicht ausschließlich, von der Schule des Continentes, und von einer Theorie der vulkanischen Thätigkeit, welche mit mathematischen Formeln paradirte und den eruptiven Charakter der Wirksamkeit fast ignorirte, indem sie die Entstehung der vulkanischen Berge nicht der Aufhäufung ausgeworfener Massen zuschrieb, sondern der Massen - Erhebung vorher horizontaler Schichten in Gestalt von hohlen Austreibungen, deren jede durch die plötzliche Expansion einer Blase luftförmiger Stosse von unten her veranlaßt ist. In einem anderen Aufsatzes habe ich gezeigt, — wie ich denke, endgültig — daß diese Hypothese durch keinerlei Thatsache beobachteter vulkanischer Phänomene gerechtfertigt wird und durch Nichts in der Zusammensetzung oder in der Struktur irgend eines vulkanischen Berges als nothwendig erscheint, kurz, daß dieselbe auf völlig unhaltbare» und unbegründeten Annahmen beruhe. Außer dieser Erwähnung jener Theorie und ihrer Zurückweisung werde ich weiterhin auch nicht auf dieselbe zurückkommen, da ich glaube, daß dieselbe heut zu Tage überall ihr Ansehen verloren hat. Daß sie indeß so lange durch den Einfluß großer Namen, mit denen sie zusammenhängt, Geltung behalten hat, läßt sich daraus erklären, daß es unter den Geologen so ganz an klaren und entschiedenen Ansichten in Betreff der wahren Gesetze vulkanischer Thätigkeit gefehlt hat, und weil (wie mir scheint noch jetzt) eine Darstellung des Gegenstandes fehlt, wie ich sie hier zu geben beabsichtige, welche wohl etwas in der Form, aber sehr wenig im Wesen von der in der ersten Auflage enthaltenen abweicht. >) >Ismoir on tlls dloäo ok kroäuetion ok Volekmio Oones rmck k'ratsrs. (jurrwrl)' ckoui'ual ok OeolvA. 800 . dlov. 1850. tlebersetznng ins Französische, Zweites Kapitel. Die vulkanische Thätigkeit. 5 Zweites Kapitel. Die vulkanische Thätigkeit. O'.Die vulkanische Thätigkeit verräth sich, wie bereits gesagt, hauptsächlich in dem Hervorbrechen heißer Stoffe in festem, halbflüfsigem oder luftformigcm Zustande aus Qeffunugen in den die Oberfläche der Erdrinde ausmachenden Gesteinen. Diese Ansbrüchc finden gewöhnlich mit großer Heftigkeit statt. Hie und da indeß geschieht auch ein vergleichsweise ruhiges Hervortreten von Dampf oder heißem Wasser, wie namentlich in den allgemein bekannten heißen Quellen und den sogenannten Solfataren und Suffioni. Aber im Allgemeinen ist, wie weiterhin gezeigt werden wird, zu vermuthen, daß solche ruhigen Ausbauchungen auf Stellen beschränkt find, wo ehedem thätige und heftige Eruptionen stattgefunden haben, oder die mittelst Spalten in Verbindung stehen mit einer unterirdischen Blasse heißer vulkanischer Gesteine. Einer vulkanischen Eruption, sie mag von einem neuen Punkte der Erdoberfläche aus geschehen, oder in einer ehedem productivcn, aber feit einiger Zeit ruhigen Gegend, gehen gewöhnlich Erdbeben voraus. Diese, find jedoch meist von geringerem und localeu Charakter. Die großen Erdbebcu-Paroxysmen, welche weite Landstriche unheilvoll treffen, scheinen in der Mehrzahl der Fälle rücksichtlich der Zeit ihrer Entwicklung nicht mit der eruptiven Thätigkeit in irgend einem in der Nähe gelegenen Vulkane in Zusammenbang zu stehen. Humboldt bemerkt zum Beweise dessen, daß „während des großen verheerenden Erdbebens von Riobamba im Jahre 1797 die benachbarten Vulkane Tnngnragua und Cotopapi völlig ruhig blieben; und umgekehrt sind Vulkane großen und lange währenden Eruptionen unterworfen gewesen, ohne daß in der Umgegend ein Erdbeben merklich fühlbar gewesen wäre." Z D. Forbes in seiner neuen Geologie von Bolivia sagt, daß „die in dem Distrikt von Titicaca so häufig vorkommenden vulkanischen Ausbrüchc in keiner Weise die benachbarte Hauptkette der filmischen Andes stören, während andererseits dieser vulkanische Distrikt frei von den Erdbeben ist, welche in benachbarten Regionen so herrschend und zerstörend sind." H Darwin sagt von den großen Erdbeben Südamerikas im Jahre 1K35, daß „in demselben Augenblicke, wo eine ungeheure Landfläche >) Kosmos IV, I. p. — 2) Ksolax. t-i'vo. 1860. p. 6 k. 6 Zweites Kapitel. i ergriffen und ein ausgedehnter Landstrich erhaben wurde, die rings um mehrere der großen vulkanischen Schlünde der Cordilleren gelegenen Distrikte ganz ruhig blieben." Nach dem Aufhören der Erdbeben finge» die Eruptionen wieder mit erneuerter Heftigkeit an. Jnoeß fehlt es auch nicht an Beispielen, daß Eruptionen benachbarter Vulkane mit ungewöhnlichen seismischen Erschütterungen zusammentrafen. Ein Erdbeben an der Küste von Caraccas im Jahre 1821Z trat gleichzeitig ein mit einer Eruption auf der Insel St. Vincent?) In dem großen Chilesischen Erdbeben im Jahre 1826 begannen in dem Augenblicke, in welchem der Stoß in Valdivia empfunden wurde, zwei nahe gelegene Vulkane eine Eruption aus wenige Secunden, und wurden alsdann wieder ruhig?) Zu gleicher Zeit soll bei Conception ein submariner Ausbrnch stattgefunden haben. Das Schmelzen einer Kabelkette des Kriegsschiffes Volage, das vor Anker lag, während eines Erdbebens .an der Küste Südamerikas, kann als ein weiteres Beispiel angeführt werden?) Noch häufiger hören wir, daß Erdbeben plötzlich bei der Eröffnung eines Vnlkanschlundes, der näher oder ferner lag, aufgehört haben; oder umgekehrt, daß Gegenden, in denen früher Vulkane thätig gewesen sind, die aber nun erloschen ruhen, wieder und wieder von heftigen Erdbeben heimgesucht worden sind: alles Thatsachen, welche für die allgemein herrschende und sehr vernünftige Annahme entschieden sprechen, daß die Vulkane wie Sickier- Heits-Ventile für das Entweichen jenes Uebermaßes unterirdischer Wärme wirken, welche durch die Expansion von Stoffen unterhalb der Erdoberfläche wahrscheinlich die Hanptnrsache ihrer krampfhaften Erschütterungen ist?) Offenbar kann kein Zweifel in Betreff der innigen Verbindung beider Klassen von Phänomenen bestehen. Ein Blick auf die Mallet'sche Karte zeigt klar, daß beide sich, wenigstens in neueren Zeiten, hauptsächlich längs der nämlichen Streifen entwickelt haben, oder doch um die nämlichen scheinbar vereinzelt liegenden Stellen der Erdoberfläche. Mäklet saßt die Beweise ihres localen Zusammenhanges in dem Ausspruche zusammen, daß „die Erdbeben erzeugende Kraft um so größer oder häufiger sei, je näher die großen Linien vulkanischer Thätigkeit seien." Dennoch steht es fest, daß die gewaltigen Erdbeben, jene schrecklichen Stöße und heftigen Wellenbewegungen der festen Erdoberfläche, welche die furchtbarsten Zer- 1) Soll heißen 1812. Der Ucbersetzer- — 2) Humboldt, Kosmos, Bd. IV, p. 601 . — 3) Ll. bllaoo, (jusi't. ckouru. 6l. 8. vol. XVII. — lllsllst liopoit, 1850, p. 25. — 5) Humboldts Kosmos. IV. p. 230. Die vulkanische Thätigkeit. 7 störungen hervorbringen und mir der ungeheuersten Geschwindigkeit sich über weite Flächenränme verbreiten, selten oder nie weder der Zeit nach, noch im Großen und Ganzen nach der Lage der betroffenen Oertlichkeit zusammentreffen mit irgend einer vulkanischen, d. h. eruptiven Thätigkeit. Island ist nichts als ein ungeheurer, aus den Tiefen des Oceans aufragender vulkanischer Berg und dieser hat sehr häufig in historischer Zeit aus irgend einer seiner Mündungen heftige Eruptionen gehabt. Aber, wie Mallet bemerkt, „seine seismischen Bewegungen sind eilt rein locales Phänomen und die Stöße nur von mäßiger Stärke; .selten wird die ganze Insel zugleich erschüttert" Andererseits sind die Himalaias und das ungeheure Tafelland Central-Asiens, von welchem es zweifelhaft ist, vb sich irgend ein thätiger Bulkan in demselben befindet, häufig Erdbeben von furchtbarer Stärke unterworfen. Auch die Alpen und Pirenäcn, denen jeder Eruptivschlund fehlt, werden oft erschüttert, ebenso wie das nicht vulkanische Becken der Ostsee ('?). Das Thal des Mississippi ist sehr den Erdbeben ausgesetzt, obwohl es fern von jedem Vulkane ist. Die Kette der Andes freilich, welche sich fast immer im Zustande der Erschütterung befindet, ist ganz mit Vulkanen besetzt. Aber nach den schon angeführten Aussprüchcn von Humboldt und Forbes scheinen diese Vulkane doch gewöhnlich nicht irgend eine bemerkenswerthe Thätigkeit während der heftigsten Erdbeben-Erschütterung der benachbarten Gebirge zu zeigen und umgekehrt. Sonach scheint es im Ganzen wahrscheinlich, daß, mit Mallets Worten, „vulkanische Eruptionen und Erdbeben Manifestationen einer gemeinsamen unterirdischen Kraft seien," welche unter verschiedenen Bedingungen des Grades von entwickelter Energie und des angetroffenen Widerstandes wirkt. Ich glaube, daß die größeren Erdbeben von einer unterirdischen expansiven Kraft ausgehen, welche in zu großer Tiefe ihren Sitz hat und unter einer zu gewaltigen Masse überliegender Gesteine, als daß sie eine freie Commnnication mit der Luft herstellen könnten, welche für die Entwicklung vulkanischer Phänomene unumgänglich nöthig ist; und daß die localen und geringeren Erdbeben, welche gewöhnlich den ersteren vorangehen oder dieselben begleiten, von weniger tief gelegenen Punkten aus wirken und unter geringerem Widerstände der Erdrinde, so daß demnach Kanäle freier Commnnication mit der äußeren Oberfläche vorhanden sein oder durch diese Anstrengungen gebildet werden können. In beiden Fällen werden krampfhafte Wehen in der festen Erdrinde durch ein und dieselbe gemeinsame Ursache veranlaßt — die Expansion, wahrscheinlich in Folge eines Uebermaßes von Wärme, — in manchen Fällen vielleicht die Eontraction — einer und derselben unterirdischen Materie. 8 Zweite« Kapitel. Das Ergebniß ist bei den großen Erdbeben rein dynamisch, und besteht in wellenförmigen, bis auf große Entfernungen fortgepflanzten Schwingungen, mit Zerbrechungen und Niveau - Veränderungen in den überlegenden Gesteinen. Bei den geringeren Stoßen, wie sie die vulkanischen Phänomene begleiten, werden diese Gesteine so zerbrochen oder an einem oder mehreren Punkten durchstoßen, meist auf Linien früherer Störungen, daß sie ein Austreten der erhitzen, geschmolzenen und luftförmigen Stoffe gestatten, deren Expansion die Ursache der Zer- brechung gewesen ist. Daher, wie gesagt, die Berechtigung für die Unterscheidung der plutonischcn und vulkanischen Thätigkeit. Daß Mallct in dieser allgemeinen Ansicht mit mir übereinstimmt, ergibt sich daraus, daß er ein Erdbeben nennt „einen unvollendeten Bersuch, einen Bulkan herzustellen." Indeß erscheint es wünschenswerth, weitere Betrachtungen über diesen Theil meines Gegenstandes einem späteren Theile des Werkes vorzubehalten, bis der Charakter der vulkanischen Phänomene beschrieben und gründlich erforscht sein wird. Es ist wohl am geeignetsten, mit einer kurzen Uebersicht der Ver- thcilung der Sitze vulkanischer Kraft und mit der Beschreibung ihrer gewöhnlichen Erscheinungen zu beginnen. Obwohl, selten vder nie eine Eruption beobachtet worden ist, welche an Punkten der Erdoberfläche stattgefunden, wo nicht schon Spuren früherer vulkanischer Entwicklung vorhanden gewesen wären, so muß doch jeder Vulkan oder jede Eruptionsspalte ihre Thätigkeit an einen: solchen Punkte begonnen haben. Ucbcrdies haben in vielen Gegenden anscheinend erloschener vulkanischer Thätigkeit, wie z. B. in Central- Frankreich, der Eifcl, der Insel Sardinien, Klein-Asien und Neu- Secland, Olot in Catalonicu rc. zahlreiche Eruptionen offenbar an verschiedenen Stellen einer aus nicht vulkanischen Gesteinen — wie Granit, Gneiß, Schiefer oder sccundären und tertiären Schichten — zusammengesetzten Oberfläche stattgefunden. — Die Mehrzahl der bekannten vulkanischen Eruptionen jedoch ist aus dem Gipfel oder der Seite irgend eines Berges geschehen, der bereits aus Gesteinen vulkanischen Ursprunges bestand, so daß dadurch die früher vorhandene oder aussetzende Thätigkeit desselben Schlundes bezeugt worden ist. Die Stellen dieser vulkanischen Eruptionen sind nicht etwa auf wenige besondere geographische Distrikte beschränkt. Sie finden sich in: Gegentheile entweder hinter einander liegend oder in größeren oder geringeren Zwischcnräumen au sehr zahlreichen Punkten in allen Gegenden Die vulkanische Thätigkeit. S der Erde; und das führt zu dem wichtigen Schlüsse, daß die unterirdische Kraft, welcher Art dieselbe auch sei, deren äußere Bethätigung» sie sind, wenn nicht durchweg gleichmäßig, doch sehr allgemein unter der gesammtcn Oberfläche unseres Planeten verbreitet sein muß. Die bekannten thätigen Vulkane oder dauernden Oeffuungcu für die vulkanische Kraft sind verschieden summirt worden, von 200 bis 400. Humboldt gibt ein Verzeichniß von 407'); aber von diesen weiß man nur bei 225, „daß sie in neuerer Zeit thätig gewesen sind." Keith Johnstone 2 ) zählt 270 thätige Vulkane auf, von denen nicht weniger als 190 auf den Inseln oder Küsten des Großen Oceans liegen. Alle solche Aufzählungen müssen indessen nur als annähernd und weit unter der Wirklichkeit zurückbleibend angesehen werden. Erstlich, weil ein sehr großer Theil der Erdoberfläche noch unbekannt oder unvollkommen durchforscht ist, und es höchst wahrscheinlich erscheint, daß die noch viel größere submarine Fläche, fast drei Viertel der ganzen Oberfläche, viele vulkanische Oefsnungcn auszuweisen haben mag, über denen sich znr Zeit noch nicht eine oberhalb der Meeresfläche sichtbare Eruptwns-Mündung aufgebaut hat. Zweitens, weil die Zwischenzeiten der Ruhe, welche die Eruptionen eines Vulkans von einander trennen, zuweilen von so langer Dauer sind, daß alle Nachrichten über einen solchen Vorgang längst verloren oder vergessen sind, bis ein neuer Ausbruch die fortdauernde Thätigkeit des unterirdischen Herdes verräth?) In der That, wenn wir als Vulkane alle Oertlichkeiten betrachten wollten, an welchen zu einer oder der anderen Zeit Eruptionen innerhalb einer verhältnißmäßig neueren geologischen Periode vorgekommen sind, z. B. seit dem Schlüsse der Ablagerung der secundären Schichten, wie sie aus dem mineralogischen Charakter und der Anordnung der Gesteine an der Oberfläche erkennbar sind (und an solchen Stellen kann die vulkanische Kraft blos schlummernd sein und bereit, irgend einmal aufs Neue hervorzubrechen): so müßten wir die obige Zahl um ein sehr Bedeutendes vervielfachen. Der Anhang enthält ein Verzeichniß der bekannten thätigen Vulkane, zusammengestellt nach den Berichten über solche Phänomene, wie sie von Augenzeugen in den verschiedenen Theilen der Erde innerhalb der historischen Zeit erstattet worden sind. Eine Karte zeigt ihre geographische I) Kosmos, IV, p. 416. — 2) Retina ot' Vbz'sioal Oeogr. 1859. — 3) Sicbcnzehn Jahrhunderte vorgingen zwischen zwei' aus einander folgenden Eriiptione» von dem vulkanischen Herde, welcher unter der Insel Jschia liegt. 10 Zweites Kapitel. Lage. Wir finden sie nnregelinäßig über die gesammte Oberfläche unseres »Planeten vertheilt, indem sie unterschiedslos unter allen Breiten und in jedem Meridiane auftreten; zuweilen vereinzelt und in beträchtlicher Entfernung von einander, aber meist entweder in dichte Gruppen concentrirt, oder eine fortlaufende lineare Kette oder Reihe bildend; in einzelnen seltenen Fällen im Inneren eines Continentes liegend, gewöhnlich jedoch als Insel-Berge aus den Tiefen des Meeres aufsteigend oder in sehr geringer Entfernung von den Rändern desselben, an einer Meeresküste. Ein Blick auf die Mallet'sche Karte zeigt eine höchst merkwürdige Reihe von Vulkanen, welche beide Hemisphären in einer krummen Linie durchzieht, vom Feuerlande am Südende Amerikas an, längs -es ganzen Westrandes dieses Erdthciles, fast bis zur Beringsstraße, durch die Kette der Alenten-Inseln; dann südlich durch die Halbinsel Kamtschatka, Japan, die Philippinen und Molnkken, von wo sich zwei Linien abzweigen — die eine, Borneo umschließend und über Java und Sumatra nach den Andamanen und bis Barmah laufend, in welchem Jnselkranze Jnnghuhn nicht weniger als 109 hohe feuerspeiende Berge zählt, — die andere Reu-Guinea durchschneidend und die Salomon-Inseln, die dienen Hebenden und Neu-Seeland, von wo sie sich nach Victoria-Land, fast bis zum Südpole fortzusetzen scheint. Man kann vermuthen, daß diese außerordentlich lange Reihe von Vulkan-Oesfnnngcn, welche den ganzen Großen Ocean umzieht und die Erde fast halbirt, auf eine darunter liegende große und lange Spaltung der Erdrinde hindeute. Aber wir wollen bis auf einen anderen Ort die Betrachtungen, auf welche eine solche Idee führen kann, sowie alle anderen in Betreff der allgemeinen geographischen Verthcilung der vulkanischen Mündungen, verschieben. Zu den Umständen, welche am wesentlichsten den Charakter irgend einer einzelnen vulkanischen Eruption afficiren, gehören die, welche sich auf die Lage des Punktes beziehen, an dem die feste Erdrinde durchbrochen wird, und insbesondere, ob dieser Punkt oberhalb oder unterhalb der Oberfläche einer der großen Wassermassen liegt, welche einen so großen Theil unseres Planeten bedecken. — In ersterem Falle findet die Eruption an der Luft statt, im zweiten im Wasser; und die verschiedene Dichtigkeit und andere Verhältnisse dieser Medien müssen die Ratur des Phänomens bedeutend modificiren, sowie die Fortschaffnng und Lagerung der gasförmigen oder festen Substanzen, welche aus dem Inneren der Erde heraufkommen. Alan kann die erstere Art von Eruptionen subaörialc, die zweite submarine nennen. Die vulkanische Thätigkeit. II Die letztere Art von Eruptionen, welche ohne Zweifel nicht selten vorkommt, und ihre Erscheinungen können, selbst wenn sie die Aufmerksamkeit eines zufällig in der Nähe Vorbeikommenden auf sich ziehen, nur theilweise und unvollkommen beobachtet werden. Stöße oder Plötzliche Impulse, ähnlich dein Ausstößen auf einen Felsen, hat man auf Schiffen empfunden, und ungewöhnliche, sonst unerklärliche, bis an die Küsten fortlaufende Wellen hat man mit Wahrscheinlichkeit auf solche Vorgänge zurückgeführt. Das Wasser des Meeres hat sich in der Nähe mehr oder weniger bewegt, erwärmt und verfärbt gezeigt, voller aufsteigender Gasblascn; zuweilen hat man auch gesehen, daß Bruchstücke in die Höhe geschleudert wurden. Aber erst wenn die Aufhäufung der festen, von unten herausgefördcrten Blassen endlich die Oefsuung bis über das Niveau des Wassers hinauf gebracht haben und die Erscheinungen demnach nun an der Luft vor sich gehen, werden sie unmittelbarer der dircctcn Beobachtung zugänglich, und sie gehören dann zur ersten Klasse der Eruptionen, zu den snbaörialcn. Auf diese müssen wir also zunächst unsere Aufmerksamkeit richten. Ein flüchtiger Ucberblick unserer Kenntnisse von den Phänomenen der verschiedenen bekannten Vulkane führt zu dem Schlüsse, daß die vollkommenste Unregelmäßigkeit in Betreff der Perioden und der Intensität ihrer Thätigkeit vorhanden ist. Einige Vulkane befinden sich im Zustande ununterbrochener Eruption; andere dagegen bleiben Jahrhunderte lang im Zustande völliger äußerer Unthätigkcit, und kehren nach einer einzigen lebhaften Eruption von kurzer Dauer wieder zu demsclben Zustande scheinbaren Erlvschenscins zurück, während wieder andere eine unendliche Mannigfaltigkeit von Phasen zeigen, die zwischen den Extremen der Lebhaftigkeit und Trägheit liegen. Jeder bisher gemachte Versuch, diese größere oder geringere Thätigkeit mit der verhältnißmäßigen Höhe oder der Masse des Vulkans, vdcr mit seiner Lage in Bezug auf Land und See, oder mit dem mineralogischen Charakter oder den geologischen Beziehungen der Gesteine, aus welchen er hervorbricht, in Verbindung zu bringen, kurz, irgend ein allgemeines Gesetz aufzufinden, nach welchem die Häufigkeit oder Heftigkeit der Eruptionen bestimmt werden könnte, ist disher mißlungen.Ohne Zweifel gibt es ein solches Gesetz, aber l) St. Llalre - Deville meint, ein solches Gesetz gefunden zu haben; aber dasselbe sagt, wie er es ausdrückt, nur, daß wenn oder so lauge Lava in flüssigem oder kochendem Zustande in Berührung mit der Atmosphäre ist, eine Eruption kesolgt; das heißt aber doch nur, daß ein Vulkan eruptiv ist, wenn er sich in Eruption befindet. S. Lomzitoo lionclns 1350, p. 435. 12 Drittes Kapitel. wahrscheinlich, müssen wir, ehe wir es vollkommen zu erkennen vermögen, eine klarere Einsicht, als wir bisher haben, gewinnen in die Natur der unterirdischen Kräfte, deren bloße äußere Manifestationen die vulkanischen Eruptionen sind. Der erste Schritt behufs einer solchen Untersuchung wird nothwendig ein genaues Verstehen des mockm opornncki oder wahren Charakters dieser Manifestationen sein. Zu diesem Ende, und zunächst, eine Prüfung der verschiedenen Theorien von der Ursache oder dem Ursprünge der unterirdischen Kraft vorausschickend, wird es am Orte sein, die verschiedenen Bedingungen zu unterscheiden, welche bei den verschiedenen bekannten thätigen Vulkanen in den drei Hauptphasen sich zeigen. Drittes Kapitel. Die Phänomene der gewöhnlichen snbuörialen ^nobriiche. 1. Die Phase der permanenten Eruption. Es gibt nur wenige Beispiele, daß ein Vulkan sich dauernd in Eruption befindet. Am besten bekannt find: der von Stromboli, einer vulkanischen Insel, welcher mindestens seit den Zeiten Homers unausgesetzt thätig gewesen ist; der Masaya und Amatitlan im Staate Nicaragua; der Jzalco an der Westküste Central-Amerikas, der seit 1728 in Thätigkeit ist; der Sanga» in Südamerika, welcher beständig in Eruption bleibt; der auf der Jlha da Fnego, einer der Capverdischen Inseln, seit 1770 unausgesetzt thätig. Wahrscheinlich sind auch manche der wenig bekannten Vulkane auf Sumatra, Java und in anderen Theilen jener großen, oben erwähnten Reihe, welche den großen Ocean umzieht und fast die ganze Ostküste Asiens einfaßt, in dauernder Eruption. 2. Phase der gemäßigten Thätigkeit. Im Allgemeinen geschehen die Eruptionen eines Vulkans zeitweise, so daß die Zwischenzeiten zwischen zweien derselben von Monaten bis zu Jahrhunderten variiren. Wenn die Eruptionen dauernd oder sehr häufig sind, so sind sie gemeiniglich von einem vergleichsweise ruhigen Charakter, wie wenn sich ein dauernder und als Sicherheitsventil wirkender Erguß für die Entladung der überschüssigen heißen Stoffe in der Tiefe gebildet hätte, Die Phänomene der gewöhnlichen snbaörialcn AuSbriichc. 13 deren Anhäufung in anderem Falle gelegentlich Eruptionen von weit größerer Heftigkeit herbeigeführt haben würbe. In Uebereinstimmung mit solcher Annahme ist es, daß, wenn nach einer langen Zeit der Ruhe eine Eruption eintritt, dieselbe gewöhnlich verhältnißmäßig heftig gu sein Pflegt. Eine solche außerordentliche Entwicklung der vulkanischen Kraft kann man einen Paroxysmus nennen. Eruptionen von ungewöhnlicher Heftigkeit haben jedoch nicht selten eine längere Phase gemäßigter Heftigkeit zum Borläufcr, welche scheinbar nicht ausreicht, um die überschüssige Wärme so schnell abzuleiten, wie sie aus den inneren Tiefen des unterirdischen Reservoirs oder der Duelle hinzngeführt wird. Als Beispiel kann man den Zustand des Vesuvs seit Anfang des jetzigen Jahrhunderts anführen, vielleicht sogar seit dem Jahre 1631, wo seine Thätigkeit nach einer Ruhe von anderthalb Jahrhunderten wieder erwachte. Während der letzten fünfzig oder sechzig Jahre ist dieser Vulkan oft mehrere Monate lang in Eruption gewesen und hat Schlacken, Lapilli und Sand mäßig ausgeworfen aus temporären Ocffnungen am Gipfel oder an der Seite des Kegels oder im Grunde seines Kraters, wenn ein solcher vorhanden war; während Lavaströme, bisweilen fast mit der Rübe eines Springbrunnens, aus demselben oder nahe gelegenen Oefsnnngen hervortraten. Diesen Perioden mäßiger Thätigkeit folgten gewöhnlich Seiten der Ruhe, welche vielleicht ebenfalls einige Monate währten, und nach denselben begannen aufs Neue Eruptionen aus neuen Mündungen (vermuthlich aus den schwächsten Stellen von Spalten, welche durch das vbere Rüstwerk des Kegels durch das Andrängen der inneren Lava hmdurchgebrochcn wurden), während die ersteren Ergüsse in Folge des Festwerdens der übrigen Lava gehemmt waren, welche ihren Weg aufwärts hindurch gefunden hatte. Diese Phase gemäßigter Thätigkeit ist '"deß gelegentlich durch eine heftige Eruption unterbrochen worden, wie ste z. B. 1794 vorkam, und dann wieder 1822, bei welchen beiden wochenlang Aeußerungen einer gewaltigen Kraft hervortraten, die den ganzen oberen Theil des Kegels in die Luft warfen, welchen die vorhergehenden geringeren Eruptionen aufgebaut hatten, so daß nur ein aus hem Herzen des Berges ausgehöhlter Centralkessel von großen Dimensionen übrig blieb. Der gegenwärtige Zustand des Aetna bietet ein ähnliches Beispiel 'iuer fast stets gemäßigten Thätigkeit dar, welche nur gelegentlich mehr "der weniger paroxysmusartig hervortritt. Während des letzten halben Jahrhunderts haben mindestens sechs Hauptausbrüche stattgefunden, "cimlich l805, 1809, 1811 bis 12, 1819, 1831 und 1852, deren 14 Drittes Kapitel. jeder eine bedeutende Menge von Lava lieferte. Aber die Zeiten zwischen diesen Epochen bemerkenswerther Erregung vergingen nicht ohne verschiedene kleinere Phänomene, welche die fortgesetzte Thätigkeit des Herdes bezeugten. Häufige Erdbeben wurden gefühlt, nicht nur von den Bewohnern der Seiten des Berges, sondern oft auf der ganzen Insel; ja, einer dieser Stoße, am 16. Februar 1810, soll bis nach Cypern fühlbar gewesen sein. Fast beständig stieg Rauch aus dein Krater auf, dann und wann begleitet von Detonationen und Strahlen rotglühender Asche; das oft von Beobachtern erwähnte Erscheinen von Flammen wird sehr wahrscheinlich durch das Licht der Massen veranlaßt, welche im Grunde des tiefen Kraters lagen, und das von der darüber hängenden Rauch- und Dampfwolke reflectirt wurde. Viele der zahlreichen Vulkane des Großen Qccaus und einige aus der Kette der thätigen Vulkane, welche sich gekrümmt vom Nordcnde der Halbinsel Kamtschatka durch Japan, die Lutschu-Jnscln, die Philippinnen, Molukkcn, Java, Sumatra nach den Andamauen zieht, schauen, nach der spärlichen Kenntniß, welche wir von ihnen besitzen, sich im Zustande länger dauernder, aber gemäßigter Thätigkeit zu befinden, da die Schiffsleute,-welche jene Archipele befahren, immer dieselben Vulkane in steter Eruption gesehen haben. In diesem Zustande befinden sich wahrscheinlich Barren-Island, der Ardjuno auf Java; der auf der kleinen Insel zwischen Timor und Ccram; der auf Neu-Britannien, welchen nach einander Dampier, d'Entrccasteaup, Lemaire und Schonten in Eruption gesehen haben; der auf Tanna unter den Reuen Hebriden, von Cook, d'Entrccasteaux und Förster in Thätigkeit gesehen; der Pik von Ternate bei den Molukken; der von Mutova und Tharma H unter den Kurilen; viele andere in Japan, Kamtschatka und den Alcuten. — Unter den Vulkanen Amerikas können wir als in dieser Phase befindlich den Pichincha bei Quito und den Popocatepetl in Mcjico anführen, welche seit Beschlagnahme Amerikas durch die Europäer beständig thätig gewesen sind. Der Vulkan von Jsle Bourbon bietet ein anderes merkwürdiges Beispiel dieser selben Phase dar. Nach den von Hubert gegebenen Nachrichten, welcher nach Bory de St. Vincent seit 1760 unausgesetzt seine Aufmerksamkeit diesen Phänomenen zugewendet hat, wissen wir, daß sich derselbe während des letzten Jahrhunderts beständig im Zustande einer gemäßigten Thätigkeit befunden hat, indem er in jedem Jahre mindestens zweimal Lava ergoß; acht seiner in diesem Zeitraume ergossenen Ströme 0 Soll heißen Mataua und Skarma. D. Uebers. Die Phänomene der gewöhnlichen snbaörialcn Ansbriiche. U> haben das Meer erreicht und bedecken nebst den anderen eine ausgedehnte schräge Fläche, genannt le pa^s bruIL, von schreckhaftem Anblicke, faß gänzlich ohne Vegetation, unbewohnt, und wegen der besonderen glasartigen Schärfe der schlackigen Oberfläche der Ströme fast uu- Passirbar. Aber auch hier, wie in manchen der anderen angeführten Fälle, wird diese gemäßigte Thätigkeit gelegentlich durch einen Paro- kbsmus unterbrochen. Nach neueren Nachrichten hat 1859 eine ungeheuer heftige Eruption stattgefunden, bei der ein gewaltiger Lavaslrom hervortrat, welcher vom Gipfel des 5000 engl. F. *) hohen Vulkans ins Meer hinabfloß und jede Land-Commnnication auf der ganzen Ostküsle der Insel unterbrach. 3. Phase der längeren Zwischenzeiten und der Paro- Pysmus-Eruptiv neu. Von allen vulkanischen Phänomenen ziehen jene plötzlichen und heftigen Eruptionen, welche ich Paroxysmcn genannt habe und welche gewöhnlich nach einer längeren Pause äußerer Ruhe auftreten, am meisten die Aufmerksamkeit auf sich. Von solchen find die zahlreichsten Berichte vorhanden. Der überwältigende und schreckliche Charakter dieser Katastrophen, die Seltenheit ihres Auftretens, ihr plötzlicher und unerwarteter Eintritt und die schreckliche Ausdehnung des durch sie veranlaßten Verlustes von ^ben und EigeiUhum der Bewohner in der Umgegend machen sie zu einem Gegenstände allgemeiner Aufmerksamkeit und Unterhaltung während der Periode ihrer Entwicklung und lange nachher. Daher finden sich Berichte von solchen vulkanischen Eruptionen schon in den frühesten Annalen der Geschichte, spielen gelegentlich sogar in den mythologischen Fabeln noch früherer Zeitalter eine Rolle und sind nicht selten eine Quelle erhabener Phantasiegcbilde für die Dichter des Alterthums. 4. Wenn wir alle überlieferten Nachrichten von solchen Vorgängen, wie sie in jeder Gegend der Erde und in verschiedenen Perioden beobachtet worden sind, untereinander vergleichen, so muß uns die außerordentliche Aehnlichkcit der berichteten Thatsachen und Erscheinungen überraschen; ja, wenn wir den nöthigen Abzug machen wegen des Schreckens, der auf die Gemüther des unwissenden und vielleicht aber- gläubigcn Beobachters ausgeübt wird, wegen der allgemeinen Geneigtheit zur Uebertreibung des Wunderbaren, den Mangel wissenschaftlicher Ausdrucksweise und die nothwendig bei den Berichten unerfahrener Per- lonen vorkommenden Irrthümer, wie auch wegen der großen Entfernung, aus welcher sie gewöhnlich gesehen worden sind, so sagen wir nicht zu 16 Drittes Kapitel. Diel, wenn wir behaupten, es lasse sich die vollkommenste Gleichheit bei denselben Phänomenen erkennen; und daß keine anderen Verschieden- heiten vorhanden sind als solche, welche Ergebnisse von Modifikationen sind, die durch locale Umstände erzeugt werden oder durch Verschiedenheiten in der Intensität der entwickelten vulkanischen Kraft und in der mineralogischen Besonderheit und dem chemischen Zustand der heraus- fließenden Substanzen. 5. Es folgt hier eine kurze Skizze der Phänomene, welche solche große Eruptionen oder Paroxysinen zu charakterisiren Pflegen. Voraus gehen gelindere oder heftigere Erdbeben, häufig und länger dauernd, aber hauptsächlich den Berg selbst treffend, welcher von inneren Wehen ergriffen scheint, die dem Gebühren eines Thieres zu vergleichen find. Diese Stöße verursacht wahrscheinlich die Expausivkraft einer unterirdischen Lavamasse, die sich im Zustande äußerster Spannung befindet oder der elastischen Fluida, welche sie enthält und die sich einen Durchgang durch die darüberlicgenden Felsmasseu erzwingen wollen. Plan hört wiederholte, laute, unterirdische Detonationen, ähnlich Kanonenschüssen oder dem Rollen von Gcwehrfeuer, je nach ihrer Intensität, und dafür sind dieselben auch häufig in gewisser Entfernung gehalten worden. Es steht fest, daß diese Getöse, bei der ungeheuren Entfernung, bis auf welche sie fortgepflanzt werden, und der zu ihrer Stärke am Ausgangspunkte in gar keinen: Verhältniß stehenden Geschwindigkeit, nicht durch die Luft allein, sondern hauptsächlich durch die festen Erdschichten fortgeleget werden. — Sft soll der Zustand der Atmosphäre einen besonderen Charakter annehmen und dieselbe eine ungewöhnliche Dichtheit und Stille zeigen, welche das Gefühl des Druckes erzeugt. Diese drohenden Anzeichen einer nahenden Krisis dauern längere oder kürzere Zeit lind sind begleitet von der Störung oder dem gänzlichen Verschwinden von Quellen, dem Austrocknen der Brunnen und solcher Vorgänge, wie das Krachen, Zerreißen und Erheben des Unterbaues des Berges natürlicher Weise veranlassen muß. Während dieser Zeit erzwingt sich wahrscheinlich die Lava ihren Weg nach oben wie ein Keil durch eine oder mehrere Spalten, welche durch die gewaltigen Krämpfe entstanden sind. Wenn sie so nun endlich eine Verbindung mit der äußeren Luft hergestellt hat, so beginnt die Eruption, gewöhnlich mir einen: furchtbaren Krach, der den Berg bis in seinen Grund zu erschüttern scheint. Explosionen luftförmiger Fluida, deren jede eine laute Detonation hervorbringt und die an Heftigkeit wachsen, folgen einander mit großer Schnelligkeit von der Mündung der Eruption aus, welche Die Phänomene der gewöhnlichen subaörialen AuSbriiche. 17 Meistentheils der Centralschlund oder der Krater des Berges ist. Dieser Schlund ist gewöhnlich während der langen Ruhepause durch die Trümmer seiner Wände verstopft gewesen, welche durch den zerstörenden Einfluß des Wetters und die Stöße der Erdbeben oder durch die Producte borhcrgegangener kleiner Eruptionen herabgestürzt sind. Die elastischen Fluida werfen sonach bei ihrem schnellen Entweichen diese lose aufgehäuften Stoffe und die Bruchstücke der festeren Gesteine, durch welche sie sich einen Weg erzwungen haben, senkrecht in die Höhe. — Die gegenseitige Zerreibung, welcher diese Bruchstücke während ihres schnellen und wiederholten Hinaufschleuderns (denn sie fallen wieder in die Mündung zurück) ausgesetzt sind, reducirt sie zu einer solchen Feinheit, daß ei« großer Theil mit in die Höhe gerissen wird und eine Zeit lang in den Wolken heißen Wasserdampfes schweben bleibt, welcher in ungeheurer Menge aus der vulkanischen Oeffnung zu gleicher Zeit hiuausgeschleu- dcrt wird. Das Aufsteigen dieses Dampfes verursacht das Bild einer mehrere tausend Fuß hohen Säule, welche aus dem Rande des Kraters steht und welche, aus der Entfernung gesehen, aus einer Masse zahlloser kugelförmiger Wolken von äußerster Weiße zu bestehen scheint, die ungeheuren Bauinwollballcu gleichen, welche im Aufsteigen über einander rollen, gegeben vom Drucke des frischen Nachschubes, welcher durch die fortgesetzten ^'Plosioucu unaufhörlich aufwärts drängt. In bestimmter Höhe (welche llch natürlich aus dem Verhältniß der Dichtigkeit zu der der Atmosphäre krglbt) hre^et sich diese Säule horizontal aus, und wenn sie nicht durch listströniungen nach irgend einer Seite hin getrieben wird, lagert sie llch rings als eine dunkle, dicke, kreisrunde Wolke. Bei besonders gün- mgem Zustande der Atmosphäre hat die Wolke mit der sie tragenden äule die Gestalt eines ungeheuren Schirmes oder einer Pinie, mit welcher der jüngere Plinius sie bei der Eruption des Vesuvs im Jahre verglich und welche im Octobcr 1822 genau so wieder erschien. Den Zartsten Gegensatz zu dieser Säule von weißen Dampfballen bildet ein auernder Strahl aus schwarzer Asche, Schlacken und Steinen, aus klchem die größeren und schwereren Stücke sichtlich zurückfallen, nach- e>n cine parabolische Curve beschrieben haben. Dieser Strahl aus ksten Bruchstücken erreicht oft eine Höhe von mehreren tausend Fuß, Ehrend die Dampfsäule noch höher aufsteigt. Zackige Blitze von großer k haftigkeit und Schönheit fahren beständig aus verschiedenen Theilen kr Wolke hervor, hauptsächlich an dem Rande derselben. Das beständige "wachsen der darüber Hangenden Wolke verdeckt bald dem darunter ge- kgenen Landstriche das Tageslicht, und das allmählige Herabfallen des ^ Scrope, u-bn Dulkm». „ 18 Drittes Kapitel. Sandes und der Asche verdüstert die Atmosphäre immer mehr und steigert die Bestürzung der Bewohner des betroffenen Landes. Diese Erscheinungen sind ein Ergebniß des Heraussteigens der kochenden Lava im Schornsteine des Vulkans. Die elastischen Fluida, welche durch dieselbe hindnrchsteigen, reißen Theile der Oberfläche mit sich, wenn sie hervorbrechen, und bilden einen contiuuirlichen feurigen Springquell von noch flüssigen und glühenden Tropfen oder von Bruchstücken , welche in Folge der Schnelligkeit ihrer Bewegung einen Lichtschein geben, der aus der Entfernung für eine Flamme gehalten worden ist. Die noch immer aufsteigende innere Lavasäule erzwingt sich endlich einen Ausgang entweder über die niedrigste Kante des Kraters oder durch irgend einen Riß in der Seite, vielleicht selbst am Fuße des. Berges, von wo sie in Strömen über die niedrigst gelegenen Räume fließt, zu welchen sie gelangen kaun, während sie alles verbrennt, überströmt und zerstört, was ihr in dem Wege liegt, Pflanzen, Bäume, Häuser rc. Nachts erscheint die rinnende Lava, wo das flüssige Innere des Stromes sichtbar ist, weißglühend; aber da sich bei der Berührung mit der Luft ihre Oberfläche augenblicklich mit einer dicken, schlackigen Rinde überdeckt, so ist die allgemeine Färbung ihrer Außenseite ein dunkles Roth, das allmählig immer schwärzer wird, je dicker der festwerdende Mantel wird. Bei Tage verhüllen fast die Wasserdampfströme die Lava, welche von der ganzen Oberfläche derselben in ungeheurem Umfange aufsteigen, um sich mit den ähnlich beschaffenen Wolken zu vereinigen, die über dem Berge hangen. In einzelnen Fällen findet auch gar kein Hervorströmen von Lava statt, sondern es werden nur Schlacken ausgeworfen. In allen Fällen, wo Lava ergossen wird, bezeichnet das Hervortreten derselben die Krisis der Eruption, welche gewöhnlich einen oder zwei Tage nach ihrem Anfange das Maximum erreicht. Ebenso bezeichnet das Aufhören des Lavafließens das Ende der Krisis, aber nicht der Eruption; denn die Gas-Explosionen dauern oft noch einige Zeit mit ungeheurer und kaum verminderter Energie fort. Endlich jedoch hören sie aus, flüssige oder rothglühende Lava auszuwerfen, wenn die Oberfläche der Lavasäule zu weit in dem Schlnnde hinabgesunken zu sein scheint; die dann herausgeschleuderten Stücke sind entweder Blöcke von älteren Gesteinen oder feste Schlackcnmassen. Allmählig werden diese Stücke, von denen die meisten wieder in den Krater zurückfallen, durch das unausgesetzte Zerreiben immer kleiner, dem sie Die Phänomene der gewöhnlichen snbasrialen Ansbrüche. 19 bei dem Proceß des wiederholten Auswerfens und Herabfallens unterliegen, bis endlich nur Wolken von Sand und Asche, die schließlich zu einem außerordentlichen Grade von Feinheit rcducirt sind, ausgeworfen werden. Die Explosionen nehmen nun gradweise an Heftigkeit ab und es scheint, als würden sie durch die Anhäufung fein pnlvcrisirtcr Masse erstickt, welche den vulkanischen Schlund erfüllt und die Expansion hindert. Die aufsteigende Aschcnsäule wird allmählig kürzer, das Ausstößen wird seltener und scheint aus größerer Tiefe und durch zunehmende Hinder- >"sse hindurch zu kommen, bis endlich aller Kampf aufzuhören scheint, keine Explosionen weiter vernommen werden und die Eruption zu Ende 'st, — meist jedoch erst einige Tage oder selbst Wochen, nachdem sie ihr Maximnm der Heftigkeit erreicht hatte. Nach dem Vorgänge eines solchen Paroxysmus wird die vulkanische Mündung durch das Abbröckeln des Kratcrrandcs noch weiter verstopft und für den Blick verdeckt. Beobachter mögen alsdann nahe herankom- wen und die Wirkung prüfen, welche auf die Gestalt des Berges ausgeübt worden ist. Diese besteht im Allgemeinen in einer Abstumpfung bes Kegels; denn der obere Theil ist abgeworfen und an seiner Stelle Hut sich ^n weiter Schlund gebildet von trichterförmiger Gestalt, dessen i^röße im Verhältnisse steht zur Gewaltsamkeit der Eruption, zur Dauer derselben und namentlich zu der Blasse von Bruchstücken, welche ausgeworfen und über die benachbarten Land- und Mceresflächen ausge- > reut worden sind. Die Lavamenge aber, welche bei einer Eruption ausgetreten ist, steht keineswegs in einem constanten Verhältniß zur Kraft oder Dauer der Explosionen. Bisweilen herrscht die eine Klasse von Phänomenen vor, bisweilen die andere. Diese furchtbaren Bethäthigungen der vulkanischen Kraft werden in er Regel von mehr oder weniger heftigen meteorischen Erscheinungen wglcitct oder dieselben folgen danach, und diese sind bisweilen eben so schrecklich und zerstörend wie die ersteren, so daß die Atmosphäre an den Krämpfeu Theil zu nehmen scheint, welche die Erde bewegen. Die o usstrdämpfe, welche aus der Vulkanöffnung und aus der ergossenen ""stachen, werden vom Gipfel des Berges angezogen oder durch w Kälte der Atmosphäre condensirt, und daher fällt auf die Seiten und en Fuß des Berges ein unermeßlicher Regenerguß herab, der Ströme ^Mgt, welche die Asche, den Sand, die Schlacken und Trümmer, mit bie^Abhänge bestreut sind, mit sich fortreißen und wie Fluten w fegen Schlammes iu die Ebenen oder Thäler der Tiefe herabstürzen, 20 Drittes Kapitel. wo sie Alles mit einer mächtigen Schicht eines vulkanischen Alluviums überdecken?) Als Beispiele vulkanischer Paroxysmcn nenne ich unter vielen anderen bekannten die des Besuv in den Jahren 79, 203, 472, 512, 685, 993, 1036, 1139, 1306, 1631, 1760, 1794, 1822; Aetna, 1169, 1329, 1535 (dieser Ausbruch dauerte mit furchtbarer Heftigkeit zwei Jähre und trat nach einer Pause von fast einem Jahrhundert ein), 1669, 1693 bis 94, 1780, 1800, 1852; Tenerife, 1704 und 1797 bis 98; Sän Gcorgio, eine oer Azoren, 1808; - Palma, eine der Canaricn, 1558, 1646 und 1677; Lanzerote, ebenda, 1730. Alle bekannten Ansbrüche auf Island, besonders aber der des Köt- lugja-Jöknll, 1755, welcher ein Jahr lang dauerte, und des Skaptar- Jökull, 1783. 6. Das sind die Erscheinungen, welche die Entfaltung der vulkanischen Kräfte aus einem habituellen Schlunde in den Momenten des Paroxysmus charakterisircn. Lange Perioden vollkommener Ruhe Pflegen diesen Kraftänßerungen voranzugehen und namentlich ihnen zu folgen, und die Kraft des Vulkans scheint durch die Heftigkeit ihrer Entwicklung auf einige Zeit erschöpft zu sein. Die Dauer dieser Ruhezeit ist eine sehr verschieden lange, zuweilen selbst Jahrhunderte hindurch während; und so geschieht es häufig, daß die Schlacken und Aschen an der Oberfläche des Kegels und die innere Aushöhlung oder der Krater so zersetzt worden, daß sie zu einem Erdreiche werden, in welchem Pflanzen gedeihen können. Jeder Anschein von Feuerwirkungen ist verwischt; Wälder schießen auf und vergehen ; ein Boden wird angebaut, der vielleicht bestimmt ist, in Atome zerblasen und in alle Winde zerstreut zu werden, wenn die Krisis für die Erneuerung der vulkanischen Erscheinungen herannaht. So befand sich die I) Diese Schilderung stimmt genau mit dem übereiu, was ich selbst während deS Vesuv-AuSbrucheS im October 1822 beobachtet habe, ohne Zweifel dem größten, von welchem mau seit Anfang des Jahrhunderts in Europa Kunde hat. Ich halte sie für ebenso passend für die ParoxpSmus-Ausbrüche von Vulkanen im Allgemeinen, weil mir nach einem sorgfältigen Studium ähnlicher Berichte zu anderer Zeit und an anderein Orte und mit Rücksicht auf die natürlichen Fehlerquellen, deren man bei solchen Beobachtungen gewärtig sein muß, diese letzteren vollkommen vereinbar scheinen mit dem Glauben an dieselbe und, a piiori, höchst wahrscheinlich, an ihre allgemeine Identität. Die Phänomene der gewöhnlichen snbaörialen Ausbriiche. 21 gesaminte Oberfläche des Besuvs während der Ruhepause zwischen den Eruptionen von 1139 und 1306 in Cultur, und Teiche und Wallnußhaine bedeckten die Seiten und den Boden des Kraters, wie es noch gegenwärtig in so manchem erloschenen Krater des Aetna, der Auvergne, des Bivarais u. s. w. der Fall ist. Im Allgemeinen steigen nach dem Aufhören eines Paroxysmus Zahlreiche Fumarolen oder Dunstsäulen aus den Lavaströmen, wie aus dem Boden des Kraters auf. Diese Dünste, welche anfangs größtentheils wässerig sind, enthalten gewöhnlich verschiedene Säuren, und je mehr sich die Lava abkühlt, um so mehr setzen sich Salz-Jncrustationen an den Oeff- nungen der Fumarolen ab. Es sind Ehlorwasserstoffsäure, schweflige Säure, Schwefel, Schwefelwasserstoff und andere Berbindungen, namentlich Chlor-Natrium, -Kalium, -Ammonium, Chtoreisen und Chlorkupfer. Bisweilen kommt auch Boraxsäure vor. 'Spiegcleiscncrz ist nicht selten in den in freie Luft sich öffnenden Spalten abgesetzt. Sind die Dämpfe übermäßig sauer und werden sie auf lange Zeit dauernd erzeugt, so bewirken sie einen bedeutenden Grad von Zersetzung an der Außenseite der Gesteine, auf welche sie einwirken, und von dem Krater eines Bulkanes in diesem Zustande sagt man alsdann, er befinde sich im Uebcrgange zu dem einer Solfatara oder Schwefelgrubc. In solchem Zustande befindet sich die Solfatara bei Pozzuoli; die Schwefelgrubc von St. Vincent, Guadeloupe und St. Lucia in Westindien; der große Centralkrater des Piks von Tenerife; der Krater von Milo im griechischen Archipel; der von Volcano, einer der liparischen Inseln; der des Krafla in Island; der von Tanna, einer der Neuen Hebriden, nach Forste; viele Vulkane auf Java, in den Kordilleren Süd-Amerikas nnd in anderen Gegenden. Dieser Zustand ist keineswegs ein Beweis von dem vollständigen ^'loschensein des Vulkancs, wie sich durch die Eruptionen aus der schwefelgrubc von St. Vincent 1812 ergeben hat, welche seit 1119, d. h. also sieben Jahunderte hindurch, völlig ruhig geblieben ist; sowie durch kMe ähnliche Erneuerung der Thätigkeit auf Volcano 1786 und auf Guadeloupe 1778, 1797 und 1812. Schwefelhaltige Hcißwasserquellen und mephitische Aushauchungcn von Kohlensäure, in Italien Mo fetten genannt, sind vielleicht die ausdauerndsten aller Exhalationen aus einem erschöpften Vulkane. Auf diese Phänomene werde ich später zurückkommen. Alle Vulkane des atlantischen Meeres, ob sie in Island, auf den Azoren, den Capverdischcn Inseln oder den westindischen Inseln liegen wogen, scheinen gegenwärtig sich in dieser Phase längerer Ruhe zu bc- 22 Drittes Kapitel. Die Phänomene der gewöhnlichen subaörialen AuSbrilche. finden, von Zeit zu Zeit und in bestimmten Zwischenzeiten von Paro- xysmus-Eruptionen unterbrochen. Ein großer Theil derer, mit welchen die Cordillercn von Nord- und Süd-Amerika besetzt sind, sowie derer in Sumatra, Java, den Molukken, Japan, Kamtschatka und den Archipelen des Großen Oceans gehören derselben Klasse an. Innerhalb dieser beiden großen vulkanischen Linien, welche in Wirklichkeit nur eine einzige von N. nach S. und dann gegen S.-W. gerichtete sind, hören wir dann und wann von schrecklichen Ansbrüchen aus Bergen, welche man bis dahin nicht für Vulkane gehalten hat oder von denen man nur unbestimmte Traditionen voll dergleichen früheren Katastrophen kannte. 7. Es hat rathsam geschienen, diese drei Phasen zu unterscheiden, um das Studium ihrer Natur und die Art des Vorganges zu vereinfachen. Aber man muß nicht vergessen, daß die Unterscheidung durchaus künstlich ist. Viele Vulkane befinden sich in Zwischenzuständen und haben Theil an dem Charakter mehrerer Phasen oder treten gelegentlich aus einer in die andere. So scheinen die früheren Eruptionen des Vesuvs meist Paroxysmen gewesen zu sein mit langen Zwischenzeiten der Ruhe, wenigstens so weit man das aus den unvollkommen aufbehaltenen Berichten von seinen Erscheinungen schließen kann, obwohl aus den oben erwähnten Gründen vielleicht eben nur die Paroxysmen verzeichnet worden sind; aber während eines großen Theiles des 17. Jahrhunderts verblieb er in der zweiten Phase, indem häufige Eruptionen zwischen den Jahren 1660 und 1694 erwähnt werden, wo ein Paroxysmns erfolgte; danach vergingen zehn Jahre in Ruhe, und seitdem ist der Vulkan fast beständig thätig gewesen. Ebenso scheint der Aetna in die Phase gemäßigter Thätigkeit gegen Anfang des 17. Jahrhunderts eingetreten zu sein; und seit dieser Epoche wird von mehr als 40 Eruptionen berichtet und nur von einer Zeit längerer Ruhe, nämlich von 1702 bis 1755. Einige dieser Eruptionen sind jedoch entschieden Paroxysmen gewesen, insbesondere die von 1669 und 1787. Aehnliche Veränderungen haben ohne Zweifel oft in anderen Fällen stattgefunden, da viele Vulkane Zeichen davon tragen, daß sie solche Veränderungen ihres Zustandes erfahren haben. Offenbar ist, wie wir später sehen werden, auf diesen Wechsel der Phase gemäßigter Thätigkeit mit Paroxysmus-Ernptionen ein häufiger und charakterischer Grundzug der Vulkane zurückzuführen, daß sie nämlich eine oder mehrere kreisförmige Felsabstürze oder Segmente von solchen auszuweisen haben, welche den in neuerer Zeit gebildeten Kegel, der noch oder zuletzt in Thätigkeit gewesen ist, umgeben oder sich dicht an ihn anlegen: die äußeren Ringe oder ringförmigen Kämme, die in jedem einzelnen Falle Viertes Kapitel. Untersuchung der vulkanischen Erscheinungen. 23 das Fundamcntal-Gerüst eines früheren vulkanischen,Kegels sind, der durch irgend eine Paroxysmus-Eruption hinausgeworfen worden ist. Hie und da kommt auch wohl eine ganze Reihe concentrischcr Krater- klippen dieser Art vor, eine immer innerhalb oder etwas zur Seite der anderen, wie z. B. am Vesuv. Dieser erhebt sich aus dem alten Halb- krater des Somma (dem Atrio), welcher durch die Paroxysmus-Eruption des Jahres 79 entstand, bei der Hcrcnlanum und Pompeji verschüttet wurden; während er 1765 bis 75 und dann wieder 1822 bis 35 innerhalb seines eigenen Kraters (der durch eine Paroxysmus-Eruption entstanden war) kleinere Kegel mit ihren Kratern umfaßte, von denen einer im anderen stand, wie ein Satz Schachteln. Dieser häufige, aber merkwürdige Grundzug in dem Gepräge der vulkanischen Berge wird später ausführlicher besprochen werden. Wie lang eine Zwischenpause dauern muß, um das vollkommene Erloschen eines Vulkans zu beweisen, das ist schwer zu sagen; wir wissen, daß 17 Jahrhunderte zwischen zwei aufeinander folgenden Eruptionen auf Jschia vergingen. Der Vesuv dagegen war während dieser Periode häufig in Thätigkeit und wahrscheinlich wurde dadurch die Spannung des unterirdischen Herdes, zu welchem beide gehören, gelöst. Auch diese Frage werden wir weiterhin näher besprechen. Viertes Kapitel. llntersnchnng -er vulkanischen Erscheinungen. Das Hauptagens bei allen diesen gewaltigen Erscheinungen; die Kraft, welche die festen Schichten der Erdoberfläche zerbricht, durch eine der so veranlaßten Spalten eine mächtige Säule flüssiger Gcstcinsmasse bis auf den Gipfel eines hohen Berges erhebt und von dort in wiederholten Explosionen Strahlen dieser Blasse und Felsstücke, welche ihrer Wirkung Widerstand leisteten, mehrere tausend Fuß höher in die Luft schleuderten, ist zweifellos die Expansivkraft eines elastischen, luftförmigcn Fluidums, das bemüht ist, aus dem Inneren einer unterirdischen Masse von „Lava" zu entweichen, d. h. einer Mineralsubstanz im Zustande entweder des Fließcns oder wenigstens der Schmelzung bei sehr hoher Temperatur. Diese Lava befindet sich offenbar zu solcher Zeit in feurigem Aufkochen. 24 Viertes Kapitel. Daß sie, sobald sie durch irgend eine dafür genügend weite Spalte an die Luft getreten ist, genau in der Weise einer kochenden Flüssigkeit oder eines Teiges erscheint, ist aus wiederholten Beobachtungen vollständig sicher gestellt. Es ist wahr, daß das unerwartete Eintreten und der furchtbar zerstörende Charakter einer Paroxysmus-Eruption, wie er so eben geschildert worden, den Dabeistehenden selten die für eine genaue Schätzung der Einzelnhciten nothwendige Ruhe des Urtheils läßt; noch weniger können dieselben es wagen, bei solchen Gelegenheiten hinreichend nahe au den Schlund zu treten, um eine sorgfältige Untersuchung vorzunehmen, was dort vorgeht. Aber während der geringeren Eruptionen der Vulkane, deren Thätigkeit sich durch Monate und Jahre hinzieht, haben sich für diesen Zweck weit bessere Gelegenheiten geboten. Namentlich bieten die, welche, wie Strombvli, beständig in Eruption sind, vielleicht die günstigsten unter allen dar. Dort haben wir wirklich fast Zutritt zu den geheimsten Cabinetten des Laboratoriums der Natur, die zu jeder Zeit einer näheren Einsicht offen stehen, und zwar ohne Gefahr, da die Explosionen, welche für diese Phase charakteristisch sind, selten ein mittleres Maß übersteigen und man sich also dem Krater nähern und völlig ungestraft mit Muße in sein Inneres blicken kann. Die von Spallanzani auf Stromboli 1788 angestellten Beobachtungen zeigten die Natur der vulkanischen Thätigkeit zum ersten Male in ihrem wahren Lichte. Stromboli, vom Norden gesehen Diese höchst merkwürdige Insel ist elliptisch im Grundriß und kegelförmig im Aufbau und erhebt sich unter einem Winkel von 30 bis - Untersuchung der vulkanischen Erscheinungen. 25 50° zu einer Höhe von fast 3000 F.^) Sie hat am Gipfel einen Krater, der nach N. eingebrochen ist, und auf dieser Seite senkt sich eine schwach geneigte Ebene unter einem Winkel von etwa 50° fast unmittelbar vorn Boden des Kraters zum Meere hinab. Die Steilheit dieses Abfalles verhindert, daß irgend welche Schlacken, welche beständig aus dem Schlunde in die Höhe geworfen werden, auf derselben liegen bleiben. Die, welche auf dieser Seite niederfallen, rollen daher ins Meer, wo sie, nachdem die Wellen sie zerrieben haben, wahrscheinlich durch die Strömungen nach tieferen Stellen fortgeschwemmt werden. Grundriß der Insel Stromboli. ^ Wenn man den Gipfelrand des Kraters auf einem Pfade erreicht hat, der von der bewohnten Seite der Insel hinaufführt, so sieht der Beobachter dircct in die etwa 300 Fuß unter ihm gelegene Mündung des Bulkanes hinein. Bei meinem Besuche daselbst im Jahre 1820 war ich im Stande, mich von der Genauigkeit des Spallanzanischen Berichtes zu überzeugen, und ich fand, daß die Phänomene zu jener Zeit noch genau dieselben waren, wie er sie 1788 beschrieben hat. Zwei Defs- uungen zeigen sich zwischen den schwarzen, chaotischen Felsen schlacken- fvrmiger Lava, welche den Grund des Kraters bilden. Die eine ist dem Anscheine nach leer; aber von ihr erfolgt in Zwischenräumcn von wenigen Minuten ein Dampfausbrnch unter brüllendem Getöse, wie der aus einem Schmelzofen, wenn die Thür desselben geöffnet wird, nur unendlich viel lauter. Dies dauert etwa eine Minute. In der anderen Tessnung, welche vielleicht 20 F. im Durchmesser hat und nur wenige Ellen entfernt ist, kann man deutlich eine geschmolzene Blasse wahrnehmen, welche selbst bei Tage lebhaft roth, fast weiß glüht, und welche in Zwischenzeiten von 10 bis 15 Ali»Uten steigt und fällt. Jedesmal, wenn sie bei ihrem Aufsteigen den Rand der Mündung erreicht, öffnet sie sich in der Mitte, wie eine große platzende Blase, und entlädt eine ezplo- k) Z0I6 P. F. --- 9'9 M. D. Uebers. 26 Viertes Kapitel. dirende Masse dichten Dampfes mit einem Regen glühender Ladastücke und zerrissener Schlackenmasscn, welche zu mehreren hundert Fuß Höhe über den Rand des Kraters aufsteigen. Manche der Stücke gelangen nicht so hoch; ein Theil derselben fällt in den Umkreis zurück, um wieder aufgeworfen zu werden. Ein beträchtlicher Theil jedoch fällt auf den steilen Abhang der Nordseite und rollt oder gleitet ins Meer hinab: und da der Krater seine Tiefe und Gestalt behält, so ist es klar, daß früher oder später, nach vielleicht wiederholtem Auswurfe, alle ihren Weg dorthin finden müssen, um auf dem Grunde des Mittelländischen Meeres ausgebreitet zu werden.*) Der Vulkan von Masaya an dem gleichnamigen See 2 ) in Nica- ragua, von unseren Seeleuten das „Teufelsmaul" genannt, befindet sich, wie Stromboli, im Zustande dauernder Eruption, und seine Phänomene sind ebenso belehrend. Glühende Schlacken werden beständig vom Grunde seines Kraters aufgeworfen, wo man große Blasen flüssiger Lava mit äußerster Regelmäßigkeit in Zwischenzeiten von 16 Minuten aus einem glühenden Abgrunde aufsteigen und fallen sieht. Die Phänomene seiner eruptiven Thätigkeit reichen mindestens bis zum Jahre 1529 zurück, wo er von dem spanischen Geschichtschreiber Fernando Gonzalez de Ovicdo besucht und beschrieben wurde, der mit dem Vesuv wohl bekannt und daher im Stande war, zuverlässige Beobachtungen vulkanischer Erscheinungen zu machen. „In seinem gewöhnlichen Zustande, „sagt er," bleibt die Oberfläche der Lava, auf welcher man schwarze Schlacken schwimmen sieht, mehrere hundert Fuß unterhalb des Kraterrandes; aber zu Zeiten erreicht dieselbe durch ein plötzliches heftiges Aufkochen säst den oberen Rand und entlädt alsdann eine Garbe rothglühcndcr Steine." Der aus der Ferne gesehene dauernde Schein wird von Oviedo ganz richtig nicht irgend einer wirklichen Flamme, sondern dem Reflex der von der feurigen Lava im Inneren ausgehenden Glut an den den offenen Abgrund überhangenden Wolken zugeschrieben, wie auch dem Leuchten der Strahlen von Lavatropfen. Dennoch ist das Licht so stark, daß auf eine Entfernung von mehr als drei Leguas auf dem Wege nach Granada die Beleuchtung des Landes fast der durch den Vollmond gleichkam. 1) Diese Beobachtungen sind später von F. Hossmann wiederholt. Ich will bemerken, daß die jetzt von Stromboli auSgeworsencn Schlacken ganz voller Augit sind in sehr vollständigen Krystallen, von denen aber viele fleckig sind. Der ausgeworfene vulkanische Sand besteht großentheild aus ihnen. Offenbar sind diese Krystalle vor ihrem Auswerfen in der Lava gebildet worden. Der von G. Rose und Humboldt auf Stromboli beobachtete Trachyt ist von einem Gestein genommen, das die Basis der Insel bildet und älter ist. — 2) Am Managua-See. D. Uebers. Untersuchung der vulkanischen Erscheinungen. 27 Dieser Vulkan, wie der Stromboli, leisten in der That die Dienste von Leuchtthürmen für die Schiffer auf den benachbarten Gewässern. Diese Beobachtungen über den Masaya sind von Squier bei seinem neuerlichen Besuche bestätigt worden, der die Erscheinungen sn jetziger Zeit genau ebenso beschreibt. st In jedem dieser Fälle ist ohne Frage innerhalb und unterhalb der vulkanischen Essen eine Lavamassc von unbekannten Dimensionen vorhanden , beständig flüssig bei einer hoher Temperatur nud stets durchzogen voll aufeinander folgenden Mengen eines lnstförmigen Fluidnms, welches an ihrer Oberfläche entweicht, so daß sie alle Erscheinungen einer im beständigen Kochen befindlichen Flüssigkeit darstellt. Die Phänomene anderer Vulkane, deren Eruptionen mehr oder weniger intermittirendc sind, unterscheiden sich in ihrem Charakter nicht von diesen. So beobachteten diejenigen, welche sich während des Aus- bruches des Vcsuvcs 1753 auf den Gipfel des Kegels wagten, Strahlen flüssiger und glühender Lavatropfen, welche nach einander von der Oberfläche einer kochenden, weißglühenden Lavamassc aufgeworfen wurden, die den Grund des Kraters einnahm. Ein genau damit übereinstimmendes Aussehen beschrieben Dcville, Roth, Abich u. A. bei den kleinen Kratern des Vesuvs, welche sich seit 1822 gebildet und gefüllt, umgebildet und durch mehr oder weniger ruhige Eruptionen wieder gefüllt haben, innerhalb des großen, durch die ParoxysmnS-Eruptioncn jenes Jahres entstandenen Ccntralkraters. st Spallanzani bemerkte ganz Aehn- lichcs 1788 im Krater des Aetna. Der Vulkan auf Jsle Bourbon bietet ein anderes ähnliches Beispiel. Bory de St. Vincent, welcher seinen thätigen Krater zweimal besucht und an seinem Rande eine ganze Nacht zugebracht hat, beschreibt ihn als erfüllt von flüssiger Lava, anscheinend von großer Hitze, aber bedeckt von einer dünnen und knackenden Rinde von dunkler Farbe, ausgenommen in der Mitte, wo die Masse vollständig glühend war und fortdauernd abwechselnd sich erhob und wieder fiel, nachdem sie einen Strahl von Dampf und Lavatropfcn ausgeworfen Hütte. Die so verursachte oscillatorische Bewegung erzeugte eine Reihe conccntrischer Wellen auf der Oberfläche des Lava-Pfuhls, die von einem Netzwerke von Risten durchbrochen wurde, durch welche die weißglühende Lava sichtbar ward, die sich allmählig zu einem schwachen Roth abdämpfte, wenn die Wellen von dem Ccntralpunkte weiter zurückgingen. 1) Squicr: Nicaragua x. 374 — 2) Siehe ForbeS, Läiad. ckouru. 1850 und Oomptes lisnäus 1858 p. 208. 28 Viertes Kapitel. Der Kilauea-Krater auf Hawaii hat nach Dana und anderen Beobachtern dasselbe Aussehen, nur in viel größerem Maßstabe; er erscheint wie ein See von flüssiger Lava, auf der Oberfläche mehr oder Fig- 3. Gipfel des VnlkaneS von Bourbo». weniger mit einer Rinde belegt, durch welche an verschiedenen Stellen Dampfmassen hervorbrechen, mit Strahlen von einer höchst zähen Masse, die beim Erkalten die Gestalt von glasigen Fäden oder von Schlacken annehmen. Es existirt überhaupt kein Bericht vvn dem Borkommen irgend einer bedeutenden snpramarinen Eruption, bei welcher das verticale Auswerfen von Schlacken oder Bimsstein fehlte, d. h. von Stücken, welche durch explodirende Dämpfe von der Oberfläche einer mehr oder weniger flüssigen Lava losgerissen sind, die beim Erkalten unzählige Poren oder Dampfbläschen im Inneren zeigen. Und dieser Umstand allein genügt, selbst wenn keine Lavaströme erzeugt würden, zu beweisen, daß die elastischen Fluida aus dem Inneren einer Masse von dieser Beschaffenheit explodiren. Wenn kleinere Eruptionen aus einem tiefen Centralkrater am Gipfel eines hohen Bulkanes stattfinden, so werden die glühenden Schlacken, welche vom Grunde der Höhlung aufgeworfen werden, dem Beschauer in der Ferne nicht sichtbar sein. In solchen Fällen wird jedoch gewöhnlich die bei den wiederholten Detonationen stattfindende Erschütterung gefühlt und ihr Knall von den Bewohnern der Berggehänge gehört; während der von den Schlackenstrahlen oder von der glühenden Lava ausgehende Schein, den die über dem Krater Hangenden Wolken von Untersuchung der vulkanischen Erscheinungen. 29 Wasscrdampf zurückwerfen, jenes Leuchten erzeugt, welches irrthümlich Flammen zugeschrieben wird, welche unwissenschaftliche Zeugen vulkanischer Eruptionen in ihren Berichten erwähnen. Ob jemals bei der Eruption eines Vulkancs wirkliche Flammen sich gezeigt haben, durch die Entzündung von Wasscrstoffgas oder anderer brennbarer Gase, ist vielleicht eine noch unentschiedene Sache. Wenn sie vorkommt, so geschieht es nur unter besonders günstigen Umständen, daß sie sichtbar werden, da ihr schwaches Leuchten neben der viel stärkeren Glut der heißen Lava leicht verschwindet. Abich glaubt, daß er schwache, aber wirkliche Flammen von Wasserstoffgas im Inneren des Vesuvkratcrs gesehen habe. Sollte irgend ein Zweifel entstehen, ob das gasförmige Fluidum wirklich aus der Lava stamme, oder nur durch dieselbe hindurchstcige, während es aus einer anderen Substanz stamme oder in anderer Weise unterhalb seinen Ursprung nehme, so muß dieser dadurch schwinden, daß sehr viel ausgcbrochcnc Laven eine außerordentlich blasige oder zcllige Structur zeigen, nicht blos nahe der Oberfläche, sondern durch ihre ganze Masse, und das beweist, daß das luftförmige Fluidum in diesen Fällen sich aus den Zwischenräumcn eines jeden Theils entwickelt hat. Und obwohl solche Blasen oder Zellen anscheinend auf den ersten Anblick in anderen Laven zu fehlen scheinen, wenigstens in den unteren Theilen der Lavaströme nach ihrem Erstarren, so entdeckt das Mikroskop dieselben doch fast ohne Unterschied. In den Ausnahmefällen, wo das Gestein anscheinend vollkommen dicht ist, kann 'man annehmen, der ehemals darin enthaltene Dampf sei in aufsteigenden Blasen entwichen oder durch äußerst kleine Poren ausgetreten oder durch Druck und dem > Festwerden der Masse' vorausgegangene Erkaltung coudensirt worden. Indeß bleibt es noch die Frage, ob das Kochen in der Lava erst anfängt, sobald sie eine annähernd freie Communication mit der Atmosphäre erlangt, oder ob es schon in den Tiefen des vulkanischen Herdes stattfinde in dem Augenblick, wo sich genügender Raum für die Expansion eines Theiles des Dampfes in Folge eines Nachgebcns und vcrticalcn Erhebend der überliegenden Gesteine vorfindet. Die erstere Annahme scheint die wahrscheinlichere als das normale Gesetz, nicht nur nach der Augcnscheinlichkcit des Phänomens selbst, sondern auch nach einer Betrachtung des Charakters des Dampfes, der beim Entweichen aus einer Eruptivspaltc der des Wassers ist d. h. Wasscrdampf, nach den Untersuchungen von Devillc n. A im Verhältniß von 0,999/ während der Rest hauptsächlich Schwefelwasserstoffgas und andere schon genannte Gase sind. >) Siehe v. Hofs. III. p. z-5. D. Ucbers. 30 Viertes Kapitel. Der Umstand, daß die große Masse elastischen F-luidums, die eine im Ausbruche begriffene vulkanische Spalte entlädt, in Wasserdampf besteht, ist nicht nur von allen anerkannt, welche sich direct mit der Untersuchung beschäftigt haben, ^ sondern es wird überdies, wie H. Davy bemerkt, durch den bloßen Anblick der Säule von weißem Dampfe bewiesen, welche sede Eruption aufwärts ausstößt und welche, wenn sie nicht von den Winden weggetrieben wird, sich zu dichten und schweren Wolken über dem Berge ansammelt und bald beginnt, in Regenströmen auf die Abhänge ober das umliegende Land herabzufallen. Der von den dauernd thätigen Schlünden, wie Stromboli, entwickelte Dampf bildet eine beständige Wolke von weißer oder grauer Farbe, welche sich bei ruhiger Luft über dem Gipfel erhält oder ihn mit einem Kranz von Nebel umschließt, oder in leichtem Regen niederfällt, oder vom Winde abwärts getrieben wird, je nach der Dichtigkeit und Temperatur der Atmosphäre, grade wie eine gewöhnliche Wasserdampf-Wolke. Die des Mount Erebus im Mctorialand fiel nach I. Roß' Beobachtung in Schneeschauern auf die Leeseite jenes Vulkans nieder. Das Resultat der mikroskopischen Untersuchung der Zellen und Höhlungen, welche durch die Laven verstreut sind, durch Sorbi, unterstützt überdies den Schluß, daß der Dampf, welchen sie zur Zeit ihrer Bildung enthielten, der von Wasser war; dieses haben Delesse u. A. in allen krystallinischen Plutonischen Gesteinen entdeckt, aus denen die Laven der Vulkane wahrscheinlich herstammen. Wenn in einigen dichten Lava- gesteinen Wasser nicht nachweisbar vorhanden ist, so ist dasselbe ohne Zweifel entwichen, wie schon oben bemerkt wurde und wie Delesse vermuthet, durch „Fumarolen" in der Periode ihres Erstarrens?) 'Nun wissen wir, daß Wasser sich nur in Dampf verwandelt bei I) Breislak, Monticelli, Davp, Danbenp, Deville rc. — 2) I5nII. äo Iir 8oa. Oöol. 6« kä-uncs, 2 . 8. l) And den Untersuchungen Regnanlt'S ergibt sich, daß unter einem Drucke von zwei Atinosphärcn Wasser nicht eher, als bei 249" F. kocht, bei einem Drucke von zwanzig Atmosphären nicht eher, als bei 415". Die Beobachtungen BnnscnS am Rohre des großen Geisir, in welchem die Temperatur des Wassers, welches an der Oberfläche unter 2 l 2 " ist, schnell bis zur Tiefe von 90 F. zunimmt, wo sie 290" ist, machen eS wahrscheinlich, daß innerhalb einer engen und unregelmäßigen Spalte eine verhältnißmäßig geringere Steigerung des Druckes als diese das Kochet! verhindern werde. 32 Viertes Kapitel. Die großen Dampfblascn, welche an der Luft aus der Oberfläche derselben in Explosionen hervorbrechen, die den Grundzug jeder vulkanischen Eruption bilden, steigen offenbar vermöge ihrer geringeren specifischen Schwere aus einer gewissen Tiefe innerhalb der kochenden Masse herauf. Aber in welcher Tiefe diese Dampfmengcn entstehen mögen, bleibt fraglich. Wahrscheinlich ist dies abhängig von den Zuständen der Lava in Bezug auf ihre Flüssigkeit und ihr specifisches Gewicht, sowie von der Temperatur und dem Drucke, dein dieselbe ' augenblicklich unterworfen ist. Die Enge und Schwierigkeit der Spalte, durch welche sie aufsteigt, muß ebenfalls in dieser Beziehung großen Einfluß ausüben. Und aus dem, was wir von dem Charakter der Spalten in festen Gesteinen wissen, namentlich solcher, welche, nach ihrem Inhalte zu schließen, als Entleernngskanäle für ausgetreten Laven gedient haben (die Gänge der vulkanischen Bereiche), scheint man mit Grund annehmen zu dürfen, daß, wenn irgend eine Menge von Dampf in beträchtlichen Tiefen unterhalb einer thätigen Vulkan - Esse erzeugt ist, sie die äußere Oberfläche nur im Zustande höchster Con- densation erreicht und in die flüssige Lava hineinverwickelt, welche mit ihr aufsteigt und nach außen entweicht, grade wie jeder andere dicke oder zähe Stoff, der von unten erwärmt wird, in einem Gefäße mit enger Mündung aufkocht und über den Rand dieser Oeffnung überkocht. Das zurückbleibende Wasser kann sich in jenem kugelförmigen Zustande befinden, welchen nach den Untersuchungen Boutigny's diese Flüssigkeit bei sehr hohen Temperaturen annimmt und welcher geeignet sein würde, den Theilchen der Miueralsnbstanz, in deren Zwischenräumen es eingeschlossen war, einen hohen Grad von Beweglichkeit mitzutheilen. Das Streben nach Berdunstung jedoch muß überall eine äußerste Spannung oder Expansivkraft durch die Masse erzeugen, welche nur durch das enorme Gewicht und die Cohäsion der darüber lagernden Felsmasscn eingeschränkt wird. Das große Quantum von Wasscrdampf, das während einer jeden vulkanischen Eruption sich entlädt, muß dem Inneren des Nulkans eine verhältnißmäßige Menge von Wärme entziehen und nach außen vertheilen. Die Blenge stark erhitzter Lava, welche gewöhnlich zu gleicher Zeit austritt, führt eine gleiche oder noch größere Menge mit fort. Wenn nun der Eruptionsproceß längere Zeit hindurch fortdauert, wie es bei den dauernd thätigen Schlünden geschieht, so müssen daher diese Erscheinungen Zeugniß geben von einer dauernden Zunahme oder Wärmevermehrung für die unterirdischen Blassen ähnlicher Stoffe wie die, mit denen die in der Esse in Verbindung stehen, einer Wärme, Untersuchungen der vulkanischen Erscheinungen. 33 die von einer Quelle oder Ursache herstammt, deren Natur ich in diesem Augenblicke nicht weiter verfolgen will. Bei diesen dauernd thätigen Schlündcu möchte es scheinen, als ob diese Zunahme von Wärme nach -außen in der beschriebenen Weise so schnell Ableitung fände, wie sie -empfangen ward; so daß ein Gleichgewicht erhalten wird zwischen der Kraft der unterirdischen Expansion und der der Repression, die durch das Gewicht und die Cohäsion der darüber liegenden Felsmassen, der Atmosphäre und vielleicht des Meeres bewirkt wird. Dies Gleichgewicht scheint wirklich in diesen Beispielen so genau -adjustirt zu sein, daß die bloßen gewöhnlichen Variationen im Gewichte der Atmosphäre genügen, es in einem gewissen Grade zu stören. Die Bewohner von Stromboli benutzen positiv ihren Vulkan als Barometer.') Der Pik von Ternate auf den Molucken soll während der Aequinoctien mit großer Gewalt ausbrechen; und an anderen dauernd eruptiven Essen ist ein ähnliches Ucbereinstimmcn zwischen ihrer Thätigkeit und jedem Plötzlichen oder länger dauernden Fallen des Barometers beobachtet. Ein anderes Verhalten kann man auch kaum erwarten. Der Kochpnnkt eines jeden Wassertheilchens, das in der Lavasäulc enthalten ist, muß sich mit dem Gewicht der Atmosphäre ändern; und selbst wenn die Eruption nach außen zcitweis aufgehört hat, muß die unterirdische Expansiv kraft, die stets thätig ist und dauernd aufwärts drückt mit allmählig wachsender Kraft, wie sie frischen Zuwachs an Wärme erhält, zeitweis blos durch den geringsten Grad von lleberlegcnheit der Reprcssionskraft zurückgehalten werden, so daß die unbedeutendste Verringerung eines der Elemente 1) Sie sind meist Fischer, und wenn sie in geringer Entfernung von der Insel mit ihren» Gewerbe beschäftigt sind, haben sie die Mündung beständig in Sicht. Mir wurde von Alten, die ich danach fragte, versichert, daß seine Phänomene auf das deutlichste au den atmosphärischen Veränderungen Antheil nehmen, mdem sie an Ungestüm zunehmcn, sobald sich die Lust trübt, und zu einem Zu. stände verglcichswcisec Ruhe mit der Heiterkeit des Himmels zurückkehren. Während der stürmischen Winterzeit bleiben die Eruptionen des Vulkans Nicht don derselben Gleichförmigkeit, welche sie während des grössten Theiles des Jahres charakterisier. Die Epplosioncn sind dann oft so schrecklich, daß die Insel bis in ihren Grund zu erzittern scheint; und diesen Paroxvsmen, welche manchmal Tage lang dauern, folgen Zwischenzeiten völliger Ruhe von einigen Stunden Dauer, welchen dann wiederum andere Eruptionen von gleicher Energie folgen- Bei solchen Gelegenheiten hat man gesehen, wie die steilen Seiten des Kegels, welche die geneigte Ebene unterhalb des Kraters bilden, durch einen senkrechten Spalt von einander rissen, aus dein ein Lavastrom ins Meer rann. Die Kluft wurde später wieder durch die festgcwordcnc Lava verstopft und ist von losen, von oben aus- geworfcncn Bruchstücken bedeckt und versteckt worden. P' Scropi, Ueber Vulkane. 3 34 Viertes Kapitel. der letzteren genügen mag, ihrem Gegner das Uebergewicht zu verleihen und eine Erneuerung des Ausbruches zu veranlassen. Denn bei intermittirenden Bulkanen ist es ohne Zweifel die Zu-- nahme der inneren Temperatur in den Zwischenzeiten äußerer Ruhe, während welcher die Wärme nur durch den langsamen Proceß der Leitung mittelst der darüber liegenden festen Gesteine entweichen kann, welche endlich eine jener plötzlichen und heftigen Zerreißungen in. diesen zu Wege bringt, deren Krachen als ein plötzlicher Stoß gefühlt wird, welcher sich in Schwingungen durch ihre horizontale Erstrcckung auf eine größere oder geringere Entfernung fortpflanzt: die localeu und kleineren Erdbeben, welche als gewöhnliche Vorläufer einer Erneuerung der Eruption nach einer Zwischenzeit der Ruhe bereits erwähnt worden sind.. Ein jeder solcher Riß muß begleitet sein von einer gewissen Verschiebung oder Erhebung der darüber liegenden Gesteinsschichten, die der damit in Verhältniß stehenden Expansion der unterhalb befindlichen Lavamasse nachgeben. Damit wird vielleicht hinreichend für die Entstehung von Dampf in gewisser Ausdehnung innerhalb der sich ausdehnenden Masse Raum geschafft. Ob diese Dampfmenge in kleinen Thcilchen an Punkten, wo sie entstand, durch die Lavamasse vertheilt bleibt (so daß sie eine Art von allgemeinem Anschwellen erzeugt), oder zu kugelförmigen Blasen zusammentritt, welche vermöge ihrer geringeren specifischen Schwere zur Oberfläche der Masse heraufsteigen und sich dort zu größeren Voluminen ansammeln, das wird, wie gesagt, onotori« pnribus, davon abhängen, ob die Lava mehr oder weniger flüssig ist, d. h. von ihrer größeren oder geringeren vollkommenen Schmelzung oder Zertheilung oder der daraus folgenden Beweglichkeit der sie bildenden Theilchen. Es ist möglich, daß bei einigen feinkörnigen Laven, die fast absolut geschmolzen sind, und namentlich bei denen, deren specifisches Gewicht groß ist, eine gewisse Dampfmenge von hoher Spannung sich aus den inneren Tiefen der unterirdischen Blasse an die Oberfläche erhebt und dort blasenartige Höhlungen von beträchtlicher Größe bildet; mit anderen Worten, daß in diesen Fällen ein gewisses unterirdisches Kochen stattfinden kann, ehe sich irgend eine Spalte so weit geöffnet hat, daß eine freie Commnnication mit der Luft entsteht, gerade wie ein Theil des condensirten Gases oder Dampfes zur Oberfläche des Wassers in einer Flasche Sodawassers oder einem Hvchdruck- dampfkocher aufsteigt, wenn der Kork der ersteren oder das Ventil des letzteren auf einen Augenblick gelüstet und eine theilwcisc Expansion gestattet wird. Die Umstände, welche zu Gunsten dieser Ansicht sprechen, sind das unterirdische Getöse, das einem fernen Kanonendonner gleicht, ^Untersuchungen der vulkanischen Erscheinungen. 35 welches bisweilen in der Nähe eines Vulkanes vor dem Anfange eines Ausbruches gehört wird und das ich mit dem Wallen des Wassers in einer Hochdruckmaschine vergleichen möchte, und andere, später zu schildernde Beweise, welche in manchen Fällen das Vorhandensein beträchtlicher Höhlungen unter dem Obcrflächengestein in der unmittelbaren Nähe eines Eruptivschlundes verrathen. In solchen Fällen wird es wahrscheinlich die zunehmende Spannung des Dampfes, welcher in solcher Höhlung enthalten ist, sein, welche unter weiterem Zuströmen aus der unterhalb befindlichen Lava früher oder später den explosiven Ausbruch zu Wege bringt, mit welchem eine Eruption zu Zeiten anfängt. Es scheint aber Grund vorhanden zu sein, daß man solche Fälle für Ausnahmen halte und daß als allgemeine Regel der Flüssigkeitsgrad, d. h. die Beweglichkeit der die Lava zusammensetzenden Theilchen, zu unvollkommen sei, um den erzeugten Dampf sich ausdehnen oder sich zu Boluminen von irgend erheblicher Größe zusammen- thun zu lassen, wenn überhaupt innerhalb durch ein theilweises Nachgeben der einschließenden Flächen Dampf entsteht. Wahrscheinlich bleibt er größtentheils da, wo er sich zuerst entwickelt hat, so daß er ein allgemeines Anschwellen der Blasse verursacht oder wenigstens solcher Theile, denen örtliche Umstände gestatten, so expandirt zu werden; aber sie vereinigen sich weder zu großen Blasen, noch steigen sie an die Dbersläche, bis sich ein Theil der anschwellenden Blasse seinen Weg aufwärts durch einen Spalt so weit erzwungen hat, daß er eine ziemlich freie Communication mit der äußeren Erdoberfläche erlangt hat und demnach nur dem Drucke der Atmosphäre unterliegt; und dann erst beginnt ein wirkliches Kochen, das sich äußerlich durch explosive Dampf-Entladungen, Strahlen ausgeworfener Stücke und ein Ueber- fließcn von Lava kenntlich macht. Es unterliegt übrigens keinem Zweifel, daß eine sehr beträchtliche Ausdehnung stattfinden muß in jeder so umschlossenen Masse von Mineralsubstanz, welche, wie in dem angenommenen Falle, eine Erhöhung der Temperatur erfährt, ehe noch die Verwandlung in Dampf des in den Zwischenräumen eingeschlossenen Wassers beginnen kann, d. h. während ihres Ueberganges aus dem festen Zustande (wenn wir annehmen, daß sie ursprünglich fest gewesen sei) in den des Schmelzens oder selbst des unvollkommenen Flüssigwerdens. Denn obwohl man Zugestehen muß, daß bei dem gegenwärtigen Zustande der Wissenschaft nur wenig von der wahren Natur der Wärme bekannt ist, und noch weniger von den Wirkungen, welche durch Zunahme oder Verminderung der Temperatur unter verändertem Drucke in der inneren Struktur der 36 Viertes Kapitel. Körper vor sich gehen, so wissen wir doch, daß sich fast alle Mineralsubstanzen mit jeder Aenderung der Temperatur ausdehnen und zusammenziehen, und zwar mit großer Gewalt. Nach Bischofs dehnt sich der Granit, wenn er aus dem festen in den flüssigen Zustand übergeht, von 0,7481 bis zu 1,0, Trachyt von 0,8109 und Basalt von 0,8960 zu 1,0 aus, d. h. diese Gesteine nehmen in letzterem Zustande V« bis ^7 mehr Raum ein, als in ersterem. Sicherlich muß während einer solchen Beränderung jedes Molekül der Substanz durch innerliche Bewegung in seiner Lage modificirt werden, welche, so unregelmäßig dieselbe in ihrer örtlichen Wirkung sein mag, doch nothwendig mehr oder weniger gegenseitige Reibung und Zcrtheilung unter den festen und eckigen Theilchen veranlassen muß. Es scheint, als wenn bei einem bestimmten Wärmegrade und einem bestimmten Drucke (die der Natur der Mineralsubstauz entsprechend sind) die durch die Zunahme der Temperatur verursachte Zerlegung die Cohäsion der letzten oder molekülaren Theilchen bis zu solchem Extrem mindere, daß ihnen jene vollkommene Freiheit der Bewegung gegeben wird, welche wir Schmelzung nennen; während eine verhältuißmäßige Bcrmindcruug der Temperatur (oder eine Zunahme des Druckes) dieselben wieder zu einer" festen Masse vereinigt, obwohl nicht immer in derselben Krystall- form. Aber zwischen vollkommener Festigkeit oder vollkommener Stabilität der einzelnen Theilchen und absoluter Schmelzung muß es noch viele dazwischen liegende Grade partieller Lösung und Theilung geben, welche in der Substanz mehr oder weniger Weichheit oder unvollkommenes Flüssigsein hervorbringen. Solch einen unvollkommenen Flüssigkeitszustand zeigen der allmählig weich werdende Siegellack und andere harzige Körper, wenn man sie einer mäßigen Hitze aussetzt, die noch kein Schmelzen verursacht. Eine noch treffendere Analogie bietet vielleicht der Zucker bei gewissen Stadien seiner Fabrikation, wo die Masse aus einem weichen Stoffe oder einem „Magma" besteht, aus Körnern oder unvollkommenen Krystallen, die in eine Flüssigkeit (Syrup) gehüllt sind, welche, wenn sie danach durch Verdunstung oder Ablaufen getrocknet sind, zu einer harten, aus in einander gewachsenen Krystallen gebildeten Substanz erstarrt. Man hat, wie später gezeigt werden wird, Grund zu glauben, daß Lava sich im Augenblicke der Eruption im Allgemeinen in diesem teigigen, unvollkommen flüssigen und lose körnigen Zustande befindet und, wie der Zucker, Festigkeit und eine mehr krvstallinische Structnr durch das Entweichen ihres flüssigen Mittels beim Abkühlen erlangt. In welcher Tiefe innerhalb der Vulkan-Esse oder bis wie weit Untersuchungen der vulkanischen Erscheinungen. 37 eine unterirdische Lavamasse in diesem Zustande der Weichheit, Teigigkeit oder des unvollkommenen Fliissigseins epistirt; in welcher Tiefe sie fest bleibt; oder an welchen Stellen, wenn überhaupt irgendwo, sie zu absoluter Molekular-Schmelzung gelangt: das wird stets ungewiß bleiben und nothwendig von örtlichen Zufälligkeiten der Zusammensetzung, von der Temperatur und dem Drucke abhängen. Es würde sich indessen mit vielen physikalischen Analogien die Annahme vertragen, daß alle diese verschiedenen Bedingungen oft, vielleicht stets, zugleich vorhanden sein können, und in dem Lavarcservoir, das unzweifelhaft unter jedem thätigen Vulkane liegt, in einander übergehen. Man darf annehmen, daß die Masse, welche offenbar gewaltsam von unten in solche Spalten gepreßt worden ist, die sich in den darüber gelegenen Gesteinen öffnen, zur Zeit in einem teigigen oder halbflüssigen Zustande befunden habe, und daß sie diesen Zustand wahrscheinlich erlangte, indem sie ihr mehr oder weniger vollkommenes Festsein durch Ausdehnung änderte, welche eine Folge der Temperatur-Erhöhung oder der Beränderung des Druckes war- Die in die festen, überlegenden Massen durch eine solche Ausdehnung einer unterliegenden Lavamassc gerissenen Spalten werden mehr oder weniger vertical sein, obwohl wahrscheinlich sehr unregelmäßig in ihrem Berlaufe und ihrer Gestalt, wie es die verschiedenen Zufälligkeiten der Zusammensetzung und Struktur, und demnach der Cohäsionskraft, in den verschiedenen Gesteinen veranlassen. Uebcrdies werden manche Spalten ohne Zweifel in solcher Weise einreihen, daß sie sich nach unten öffnen, d. h. daß sie ihr weiteres Ende nach dieser Richtung hin haben, andere dagegen oberwärts. Die ersteren werden demnach sofort von der anschwellenden Lava erfüllt werden. In Betreff der Erzeugung und Richtung solcher Spalten ist Hopkins allgemeines abstractes Raisonnement in seiner Abhandlung über die Theorien der Erhebung und der Erdbeben') wahrscheinlich unbestreitbar. Er betrachtet jedoch hauptsächlich den Fall, wo begrenzte Oberflächenräume scher Gesteine von der hebenden Kraft eines unterirdischen „Sees" eppandirenden, flüssigen Stoffes afficirt werden, unter der Annahme, baß die hebende Kraft sowohl, wie auch die Widerstände an jedem Punkte der unteren Fläche der überliegenden festen Masse annähernd gleich seien. Aber dieser Zustand der Dinge kann kaum, ich vermuthe niemals, in der Natur vorkommen. Was auch die Quelle für das Zunehmen der Expansivkraft sein mag, welche die Aenderung eines stationären Zustandes veranlaßt: sie muß an irgend einem Punkte >) Rrit. ^ssoe. liep. 1847 . 38 Viertes Kapitel. schneller und kräftiger wirken, als an anderen. Ueberdies können die Widerstände nicht durch die ganze afficirte Fläche gleich sein; es ist im Gegentheil gewiß, daß in denselben eine große örtliche Unregelmäßigkeit stattfindet. Das Maxim um der Erhebung wird nothwendig an irgend einem Punkte wirksam werden, der durch die relative Größe dieser antagonistischen Einflüsse bestimmt wird. Diesen wollen wir den Mittelpunkt der Dislokation nennen. Das Entstehen der Spalten hängt einzig und allein von der Evhäsion und Starrheit der erhobenen Masse ab. Wäre diese flüssig oder weich und dem Drucke nachgebend, wie Schlamm, oder lose zu- sammengehäuft, wie Sand, so würde unter den Theilchen manche Ortsveränderung erfolgen, aber es würde kein Riß und keine Spalte entstehen; und die spaltende Wirkung auf feste Gesteine wird hauptsächlich durch die mechanische Struktur derselben bestimmt. Es scheint eine Eigenthümlichkeit der Substanz der bei weitem größten Zahl solcher Gesteine zu sein, dem Drucke in mehr oder weniger graden und langen Brüchen nachzugeben. Wahrscheinlich rührt dies davon her, daß die sie zusammensetzenden Theilchen im Allgemeinen flache Seiten haben und in Folge einer krystallinischen oder concretionären Wirkung so geordnet sind, daß sie in mehr oder weniger fortlaufenden und parallelen Ebenen liegen. Im Verhältniß des Grades, in welchem feste Körper an dieser besonderen Anordnung Theil haben, werden sie bestrebt sein, in graden und parallelen Ebenen zu zerbrechen, entweder in primären oder in sekundären Quer-Rissen. Gesteine, welche eine zusammengesetzte Struktur haben, geben natürlich am leichtesten in Ebenen nach, welche mit diesen schon vorhandenen Lösungen der Continuität, die fast immer gradlinig und parallel sind, übereinstimmen. Aber selbst in ausgedehnten festen Massen von anscheinend gleichförmiger und ununterbrochener Struktur ist es merkwürdig, wie die Brüche sich gradlinigen Ebenen nähern. In einer Eisplatte z. B., welche durch Druck zerbrochen wird, verlängern sich im Allgemeinen die Risse auf bedeutende Strecken in graden Linien, mit gelegentlichen, ebenso gradlinigen, mehr oder weniger quergehenden Brüchen. Die Fortpflanzung solcher Risse geschieht schnell, obwohl langsam genug, um sichtbar zu sein, und wird von einer zitternden Bewegung und einem Tone begleitet, die an diejenigen erinnern, welche die Phänomene der Erdbeben ausmachen, wenn die Erdrinde in ähnlicher Weise durch verlängerte, gradlinige Spalten zerrissen wird. Selbst Substanzen, welche, wie Glas, Porzellan, Harz rc., sogenannten muschligen Bruch haben, brechen doch, wenn sie als dünne Platten dem Drucke ausgesetzt werden, in Untersuchungen der vulkanischen Erscheinungen. 39 mehr oder weniger Längs- und senkrechte Querspalten, wie man sie sieht, wenn eine Glasscheibe durch einen Stoß „gesternt" wird. Wenn wir nun annehmen, daß die über einer unterirdischen Masse expandirendcn Mineralstoffes gelegenen Gesteine eine solche innere Structur haben, daß dieselbe ihnen die allgemeine Tendenz verleiht, in -graben Längsspalten zu zerbrechen (und dies muß fast unveränderlich der Fall sein, wie so eben gesagt worden ist), so werden die zuerst sich bildenden Spalten, in dem Augenblicke, wo die erhebende Kraft den durch die Cohäsion und das Gewicht der darüber liegenden Massen verursachten Druck überwindet, sich da öffnen, wo die Spannung am größten ist, daher in der oberen Seite der überliegendcn Gesteine in oder um die Mitte der dislocirten Fläche und auf der unteren Seite nach ihren Seitengrenzen hin. Ein in der ersten dieser Lagen gebildeter Riß wird sich schnell nach unten bis zu dem Punkte oder der Ebene fortsetzen, in welcher alle Spannung aufhört und die Zusammendrückung anfängt, welche die Angel oder die „neutrale Achse" des Bruches genannt werden kann. Andererseits ein Riß, welcher an den Seitengrenzen des betroffenen Raumes entsteht, dicht neben den unbewegt bleibenden Theilen, wird sich zuerst an der unteren Seite der festen Gesteine öffnen und sich nach oben fortsetzen. Die erstere Art von Spalten wird sich nach der oberen Seite hin erweitern, wie sie sich bis zur neutralen Achse abwärts verlängern; unterhalb dieses Niveaus aber werden sie durch horizontale Compression dicht geschlossen bleiben. Die zweite oder seitliche Art von Spalten wird, wenn sie aufwärts sich fortsetzen, sich gegen die expandirende Masse unten erweitern, welche an dieser Stelle eine plötzliche Erleichterung des Druckes erfahren und durch ein schnelles Anschwellen sich in die so eröffnete Spalte hinein und aufwärts drängen wird. Die Gesteine zu beiden Seiten des oberen Theiles dieser letzteren Spalten werden ebenfalls einer starken Horizvntal- Compression, senkrecht zur Richtung ihrer Ebenen, unterliegen. Aber insoweit als die äußere Fläche der vcrticalen Bewegung nach aufwärts keinen Widerstand bietet, wird die Wirkung dieses Quctschens wahrscheinlich die sein, daß Theile der Oberfläche in der Linie dieser Seiten- spalten erhoben werden, und durch Mehrung der parallelen oberflächlichen Risse in den oberen Gesteinen der Widerstand derselben geschwächt wird gegen das Bestreben der in den unteren Theil der Spalten ein- gedrnngenen Lava, durch sie in Verbindung mit der Atmosphäre zu -gelangen. Andererseits wird, wenn die Oberflächenschichten weich und biegsam sein sollten, diese horizontale Quetschung sie zu welligen Falten Zusammendrücken. 40 Viertes Kapitel. Obenstehende Figur soll die relative Lage dieser verschiedenen Arten von Spalten und der durch sie zertheilten und verschobenen Massen darstellen. «, a Spalten, welche nach nuten ausgehen und von der anschwellenden Lava erfüllt sind. ö Spalten, welche nach oben ausgehen,, und den Gesteinsmassen gestatten, unter das Niveau der zwischenliegen- den Glieder zu sinken. «, e Gesteinsmassen, welche durch Horizontal- Compression aufwärts gezwängt sind. s, / Neutrale Ebene oder Angel- Achse, oberhalb und unterhalb deren die Richtungen der zerrenden Spannung und der Horizontal-Compression durch kleine Pfeile angedeutet sind. Der große Pfeil unten bezeichnet die Richtung des. Maximums der Expansivkraft. Ich werde Gelegenheit haben, wieder auf diese Betrachtungen zurückzukommen, wenn ich die hebende Wirkung der tief gelegenen Plutonischen Kräfte behandeln werde; sie gehören allerdings mehr jener Reihe von Thatsachen an?) 1) Ich habe vielleicht hier verfrüht, was vortheilhaster spätere» Seiten hätte vorbehalten bleiben sollen; indeß ist es unmöglich, die Wirkung der unterirdischen. Kraft, welche die krystallinische Achse (!) einer Gebirgskette, indem sie die geschichteten Gesteine über ihr erhebt, zerbricht und faltet, auswärts drängt, zu unterscheiden von derjenigen, welche zu gleicher Zeit und höchst wahrscheinlich mit demselben Krastaufwande die Spalten öffnet, durch welche ein Theil der anschwellenden und erhitzten Masse unterhalb zur freien Lommunication mit der äußeren tzuft bei einer vulkanischen Eruption aufsteigt. Untersuchungen der vulkanischen Erscheinungen. 41 Indeß ist es gewiß, daß jene Spalten, welche in irgend einem Theile der betroffenen Fläche gebildet werden und welche sich zuerst an der Unterseite der darüber liegenden Gesteine öffnen, und bei ihrem WaS die besondere Richtung der primären Spalten betrifft, welche in einer Masse erhobener Gesteine wahrscheinlich entstehen, so wird dieselbe ohne Zweifel hauptsächlich bestimmt (wie nach meiner Auffassung Hopkins andeutet) durch die zufällige Lage von zwei oder mehreren Punttcn des geringsten Widerstandes, welche zugleich nachgeben und deshalb aus die Bildung einer verbindenden Spalte Einfluß haben, die, wenn sie einmal begonnen ist, sich schnell in derselben Richtung auf eine durch die Umstände bestimmte Entfernung fortpflanzen wird. Und ähnliche Umstände werden auch die Page von Querspalten bestimmen, welche oft durch das ungleiche Nachgeben der llberliegendcn Gesteine in der Richtung entstehen müssen, nach welcher sich die primären Spalten fortpflanzen. Secundäre Parallelspalten werden nach meiner Ansicht gebildet werden auf jeder Seite der primären in Folge der diSlocirenden Einwirkung des Durchganges von Vibrationswellen, die durch den plötzlichen Bruch der zerreißenden Gesteine entstehen und in Richtungen sich fortsetzen, welche senkrecht zu dem Nisse stehen- Die primären Spalten prägen nach dieser Ansicht ihre Lage allen seitlichen auf, ausgenommen natürlich so weit, als Abweichungen durch örtliche Unregelmäßigkeiten des Widerstandes verursacht werden mögen (und oft ohne Zweifel müssen). Ich neige mich stark zu der Meinung hin, daß die beim Einreißen einer jeden Spalte durch die zusammenhangenden Fels- massen sich fortpflanzenden Mißtöne und Vibrationen alle Erdbebeustöße verursachen, die unbedeutendsten wie die stärksten; und ich weiche in diesem Punkte (obwohl mit aller Hochachtung) von der von R. Maltet angenommenen Ansicht ab, welcher sie einem Stoße zuschreibt, der durch die plötzliche Condensatiou von stark erhitzten GaSmengen verursacht wird, die aus irgend einer unterseeischen Spalte ausströmen. HopkinS scheint geneigt, in dieser Rücksicht dieselbe Ansicht annehmen zu wollen, wie ich (p- 90 I. o.), und ebenso Darwin (6soi. Irnus. 2. ser. voi. V). HopkinS bezieht sich aus die oft gemachte Beobachtung in Betreff der Lage verschobener Schichten aus jeder Seite der Verwerfungen, d. h. daß die Seite, welche am höchsten erhoben worden ist, diejenige ist, gegen welche sich die Verwerfung beim Aufsteigen hinneigt, und er erklärt dies durch die Annahme, daß wenn setzenförmige Theile der Oberflächen - Gesteine zwischen nicht parallele Spalten gerathen, die hebende Ärast sich aus diese Fetzen, welche ihr schmales Ende abwärts kehren, weniger belhätigen werde, als auf die benachbarten Theile, deren breites Ende nach unten liegt, d. h. gegen den Punkt hin, von welchem die Bewegung ausgeht (p. 03 I. «.). Dies ist vollkommen richtig, so weit es sich aus die um bei, Lentraltheil der erhobenen Fläche gebildeten Spalten oder Verwerfungen bezieht, und wenn es so verstanden wird, daß die Wirkung nicht davon abhänge, daß das breite Ende nicht wirklich bis zu der anschwellenden Lava unterhalb hinabreicht; denn es würde in gleicher Weise gelten, die Bewegung mag durch eine noch so Mächtige Schicht unregelmäßig diSlocirter oder zerbrochener Gesteine sich fortgepflanzt haben, da sie verursacht wird durch die größere Hebelkrast, welche dem Drucke nach oben verliehen wird durch die ausgedehnten unteren Flächen und auch durch das Nachaußenklaffen (wenn ich so sagen darf) der Oberflächen-Spalten, welches für solche kktzcnförmigen Felsschnitte, die ihr dünnes Ende unten haben, Raum gewährt, 42 Viertes Kapitel. Fortschreiten klaffen oder sich abwärts erweitern gegen die anschwellende Masse unterhalb, sofort mit dem ganz flüssigen Stoffe ausgefüllt werden, welcher gewaltsam aufwärts in die kleinsten wie in die breitesten der entstandenen Risse durch den ungeheuren hydrostatischen Druck getrieben wird, dem jede Flüssigkeit in solcher Lage ausgesetzt sein muß. Solche injicirte Spalten erscheinen, wenn die Lava nachher erkaltet und erstarrt ist, als mehr oder weniger vertikale Gänge, welche die oberen Gesteine durchsetzen, aber meist keine Störung in ihrer Lage veranlaßt haben. Es ist eine ganz bekannte Thatsache, daß angefüllte Gänge dieser Art in allen vulkanischen Bereichen, namentlich in der Nähe von Aus- Vruchs-Mündungen, sehr zahlreich vorhanden sind. Auf St. Helena Z. B. beschreibt Darwin die Oberfläche einiger Ebenen als netzartig durchzogen von zahllosen Gängen basaltischer Lava, die einander fast wie die Fäden eines Wcbestnhls durchschneiden. Zahlreiche Gänge dieser Art sieht man an den Felswänden, welche den alten Somma-Krater vermöge ihres eignen Gewichts zu sinken oder stationär zn bleiben, während die unten breiteren Theile auf beiden Seiten aufwärts getrieben werden (s. Fig. 4 V Aber bei solchen Spalten, welche an den Seitengrenzeu der erhobenen Fläche die Oberfläche erreichen, wo sich die Gesteine im Zustande der (Kompression befinden, werden solche setzenförmige Abschnitte, die dort losbrechen, bestrebt sein, in die Höhe zu gehen, über das Niveau der nebenliegenden Schichten hinaus, da sie in Folge des aus dem eombinirten horizontalen und verticalen Drucke (ohne durch irgend «inen merklichen Druck von oben Widerstand zu finden) hervorgehenden Quetschen nach außen getrieben werden, grade wie wir sehen, daß setzenförmige Stückchen am Rande absplittern und nach außen getrieben werden, wenn durch eine feste Stein- oder Metallmasse, die durch Druck zerbrochen wird, ein Riß in derselben relativen Lage gebildet wird. Hopkius' Idee scheint zu sein, daß die horizontale Eompression oder der seitliche Stoß der erhobenen Schichten herrühre von ihrem nachfolgenden Senken in gegeneinander unter unregelmäßigen Winkeln gelehnten Theilen „aus Mangel an hinreichender Unterstützung, um sie in ihrer mehr gehobenen Lage zn erhalten," nachdem die elastischen Dämpfe nach außen entwichen sind, deren Erzeugung die hebende Wirkung zugeschrieben wird. Darwin stimmt in dieser Anficht mit ihm überein. Nach meiner Meinung geht die Horizontal-Tompression, deren Wirkungen bei allen stark erhobenen Schichten so ersichtlich ist, von derselben Ursache aus, wie die, welche bekanntlich in einem Stock erzeugt wird, der an beiden Enden befestigt ist und durch einen Druck in seiner Mitte nach oben zerbrochen wird; dabei entsteht eine Eompression in dem Mitteltheile unterhalb und in den Seitentheile», welche den befestigten Enden zunächst liegen, oberhalb einer neutralen Linie oder „Angel-Achse." Auf diese Ansicht wird weiterhin gefußt werden, wenn die Erhebung der Gebirgsketten und die Faltungen ihrer seitlichen Schichten in Betracht gezogen werden. Untersuchungen der vulkanischen Erscheinungen. 43 (den Atrio del Cavallo- einfassen, in denen des Aetna (des Val del Bove), in den Eentralschluchten des Mont Dore und Cantal, und im Allgemeinen in den Achsen-Regionen aller vulkanischen Berge, kurz, überall wo Laven hervorgebrochen sind und die Struktur der darunterliegenden Gesteine durch spätere Denudation oder andere störende Einflüsse aufgeschlossen ist. Sie sind natürlich äußerst häufig in denjenigen Kegeln oder vulkanischen Bergen, von denen nun die Rede sein soll, dein Product der Aufhäufungen wiederholter Eruptionen. Die horizontale Erstrcckung mancher vertikaler Gänge ist sehr groß, da wahrscheinlich der von der Lava eingenommene Spalt sich allmählig auf größere Entfernungen erweitert hat. Bei der großen isländischen Eruption des Skaptar Jökull 1783 floß die Lava nach einander an verschiedenen Stellen aus auf einer 200 engl. M. langen Linie. Ohne Zweifel war eine unterirdische Spalte von mindestens dieser Länge bei dieser Eruption mit Lava injicirt, und bleibt nun als ein den Untergrund durchsetzender Gang, ähnlich denen, welche im Norden Englands die Kohlen- und Oolithschichten von Dnrhain und Berkshire auf Entfernungen von 60 engl. M. und mehr in gerader Linie durchschneiden. Solche Spalten in der Nachbarschaft thätiger Vulkane bleiben natürlich durch die darüber gehäuften Auswürflinge den Augen verborgen. Es ist auch nicht nöthig anzunehmen, daß sie überall die Oberfläche erreichen. Oft ist ihre Existenz nur durch ein Einsinken des losen Grundes längs ihres Verlaufes bemerkbar. Die älteren Gänge dieser Art, welche man in Gegenden beobachtet, wo die Oberfläche sehr der Denudation ausgesetzt gewesen ist, sind hie und da Plötzlich an Stellen dick aufgeschwollen, welche wahrscheinlich diejenigen Punkte bezcicbncn, wo die Lava die Oberfläche erreicht hat und zur Zeit der Füllung des Spaltes auswärts ausgebrochen ist. Denn beim Eindringen in einen solchen Spalt muß die injicirte Dlassc, welche mit aller Gewalt ihrer Spannung und des ihr von unten gegebenen Impulses wie ein Keil zur Erweiterung und weiteren Ausdehnung wirken. Daher wird früher oder später vielleicht, je nach dem Maße der Zunahme in d-w Temperatur und der daraus folgenden Spannung der unteren Lavamasse an irgend einem der schwächsten Punkte der Spalte — möglicher Weise durch ein oberflächliches Zersetzen geschwächt, wie wir es oben aus der horizontalen Compression in den oberen seitlichen Flächen einer erhobenen Fläche ableiteten — eine Dcffiiung erzwungen werden, welche hoch genug liegt, um der Lava zu gestatten, in Berührung mit der Atmosphäre aufzukochen; und die Dainpfmcngcn, welche sich sofort innerhalb der stark erhitzten Masse in größerer oder geringerer Tiefe entwickeln und durch die so zur Ober- 44 Viertes Kapitel. Untersuchungen der vulkanischen Erscheinungen. fläche hin entstandene Esse in schnell sich vergrößernden Blasen aufsteigen, würden mit explosiver Gewalt in der bereits beschriebenen, für einen vulkanischen Ausbruch charakteristischen Weise hervorbrechen. Der Druck auf solche Dampfblasen muß, wenn sie durch den Spalt aufwärts steigen, so ungeheuer sein wegen des großen Gewichtes der Lavasäule über ihnen und des Quctschens der Fclsenmasseu an ihren Seiten, welche den anschwellenden Lavatheil ausdehnen und gesondert erhalten, daß sie wahrscheinlich ein verhältnißmäßig kleines Lolumen einnehmen, bis sie die freie Luft erreichen, wo sie dann auf einmal mit einer Kraft hervorbrechen, welche zu ihrer Spannung und vorhergehenden Cvmpression in Verhältniß steht. Und da dieses Platzen in einiger Tiefe innerhalb des Schlundes stattfindet, so muß es dort die Seiten des Spaltes aus einander treiben und die von denselben losgebrochenen Stücke in einem verticalen Strahle hinausschlendern, grade wie das Anzünden des Pulvers im Hintcrtheile eines Kanonenrohres dieses zersprengen will und jede Widerstand leistende Masse mit großer Gewalt aus der Mündung nach der Längsrichtung des Rohres hinaus- treibt. Somit haben die luftförmigen Explosionen einer heftigen Eruption alle Eigenthümlichkeit von anhaltend hinter einander fortgesetzten Dampf-Entladungen aus der Mündung einer kolossalen Perkinsschen Dampskanone in vertikaler Stellung. Ohne Zweifel ist es der gleiche Druck der elastischen Dampfblaseu nach jeder Seite hin, wenn sie in dem weitesten Theile der Entladungsspalte explodiren, was jener Mündung schließlich die kreisrunde oder fast kreisförmige Gestalt giebt, die den vulkanischen Kratern so ganz eigenthümlich ist. Ich glaube, daß keine andere Ursache im Stande ist, diese allgemeine Besonderheit der Gestalt zu erklären. Dennoch veranlaßt der Zwang, welchen die aufsteigenden Blasen von den Seiten des Spaltes auszuhalten haben, häufig die Höhlung, eine elliptische Gestalt anzunehmen. Wirklich sind viele vulkanische Krater, wenn die Eruption durch feste Felsen erfolgt ist, nicht bloß elliptisch in ihrem horizontalen Querschnitte, sondern sie tragen an den Enden ihrer langen Achse deutliche Anzeichen von einer weiteren Verlängerung des Spaltes, durch dessen schwächsten Theil die Eruption sich den Weg erzwungen hat. Solch eine Kluft war am Kegel des Vesuvs nach der großen Eruption von 1822 sichtbar in einer tiefen Depression an dem SO.-Rande des Kraters; und ein ähnlicher Spalt wurde während der Eruptionen von 1852 bis 56, nach Devillc und Roth, bemerkt. Ich werde in einem späteren Abschnitte noch Gelegenheit haben, viel mehr solcher Beispiele zu erwähnen. Fünftes Kapitel. Anordnung der Auswürflinge. 45 Fünftes Kapitel. Unordnung der Auswürflinge. 1. Durch das schnelle, anhaltende und explosive Entladen der Dampfblasen, die aus einiger Tiefe innerhalb der Lava, Welche ihren Weg in einer Spalte zur Oberfläche erzwungen hat, aufsteigen, wird also diese Mündung allmählig erweitert, die abgeschnittene Masse in die Luft gejagt, und ein Krater von einer Größe gebildet, welche der Heftigkeit und Dauer der Eruption entspricht. "Aber obwohl die hinaus geschleuderten Blassen anfangs hauptsächlich oder gänzlich aus den Bruchstücken der festen, durchbrochenen Gesteine bestehen: sobald die aufkochende Lava innerhalb hinreichend hoch aufgestiegen ist, werden Strahlen flüssiger und glühender Substanz ebenfalls ausgeworfen, sowie zerrissene Stücke, welche von der festen Rinde losgebrochen sind, die sich auf ihrer exponirten Oberfläche sofort bildet. So sieht mau also einen aufsteigenden Strahl und einen fallenden Regen solcher glühenden Stücke, welcher bis in größere oder geringere Höhe hinauf reicht, bei Paroxysmeu- Eruptionen bis zu mehreren tausend Fuß. Die Kraft, mit welcher diese Entladungen bisweilen stattfinden, kann man sich nach dem von Ulloa*) berichteten Umstände vorstellen, daß bei dem Ausbruche des Cotopaxi 1533, von welchem die Spanier unter' Sebastian de Belelcazar Augenzeugen waren, die Ebene rings um den Fuß des Berges auf einen Radius von 15 M. und mehr mit großen Felsstücken bestreut war, von denen viele 9 F. im Durchmesser hielten. Humboldt spricht von einem Felsstücke, das mehr als 200 Tons wog und während einer Eruption desselben Vulkans zu einer Höhe von mehreren hundert Fuß aufwärts geschleudert worden ist. Einige det7 mehr flüssigen Lavatheile nehmen in Folge ihrer Notation in der Luft eine kngel- oder birnförmige Gestalt au. Dies sind die vulkanischen Bomben, welche oft in der Nähe einer Eruptivspalte gefunden werden; und da sie nur in der angegebenen Weise entstanden sein können, so giebt ihr Vorkommen an irgend einem Orte einen nützlichen Fingerzeig für die Stelle einer Eruption in einer früheren Periode, wenn vielleicht keine anderen Zeichen vorhanden 1) VoavaAv Iiistorchuo clo 1'^.merigne ^löriclionale, I. 264. 46 Fünftes Kapitel. sind.') Ihr Kern ist gewöhnlich dicht und zuweilen besteht er cius einem Stücke irgend eines älteren Gesteins, das aufgegriffen und in die flüssige Lava eingewickelt ist. Aber nach der Oberfläche hin zeigt sich eine blasige Umhüllung unter einer äußeren Schale vvn dichter Textur. In der Größe variiren sie von der der größten Rolle im Takelwcrke eines Seeschiffs bis zu der einer Nuß oder Mandel. Die große Masse der ausgeworfenen Lavastücke, die auf ihrem Wege durch die Luft schnell abkühlen, hat zerfetzte Umrisse und zeigt sich bei näherer Untersuchung voller Blasen. Die der schwereren, eisenhaltigen Laven heißen Schlacken. Die Schlacken der Feldspath-Laven, welche ein geringeres specifisches Gewicht haben, sind gewöhnlich noch weit mehr blasig oder fadenförmig und haben einen glasigen Bruch. Sie heißen Bimsstein. In einigen Fällen, wenn die Lava ganz besonders zäh ist, zieht sie sich zu Fäden aus, die einen Seidenglanz fast wie Asbest haben. Wenn die Eruption fortschreitet, sinkt die Oberfläche der Lava in dem Schlunde mehr oder weniger schnell, entweder weil sie aus irgend einer niedriger gelegenen Mündung in der Seite des Bulkans aus- fließt, oder weil die unterirdische eruptive Kraft in Folge des Wärmeverlustes durch die aus ihr entladene Dampfmenge sich erschöpft hat. Das Ausstößen verliert daher allmählig die Kraft, Bruchstücke über die Ränder des Kraters hinauszuschleudern, und die wiederholten Zer- reibungen der Stücke, welche hineinfallen und immer wieder ausgeworfen werden, scheinen die Explosionen unter einer Anhäufung feinen, aber schweren Staubes zu ersticken. Sie werden schwächer und schwächer, bis sie endlich ganz aufhören. Bisweilen jedoch hören die Explosionen aus dem zuerst gebildeten Krater plötzlich auf und gehen auf eine andere, in der Nähe geöffnete Mündung über. Und diese Wanderung des Ausbruches wird hie und da an verschiedenen Spalten wiederholt, die sich nach einander auf einer graben Linie geöffnet haben, welche ohne Zweifel den Verlauf der unterirdischen Spalte andeutet. Bisweilen fängt auch nach einem theilweisen Aufhören die Eruption mit erneuerter Kraft wieder an, wie in Folge einer neuen Anstrengung der anschwellenden Lava unterhalb, die eine plötzliche Erweiterung der Spalte verursacht. I) Die größere Menge der alten basaltischen Ströme, welche die Abhänge des Mont Dore und Tantal bedecken, kann man aufwärts verfolgen bis zu einem Buckel in den höheren Theilen jedes Berges, in und um welchen man solche Bomben findet, wie auch zahlreiche Schlacken, welche in jedem Falle die Quelle des Lavastromes bezeichnen. Anordnung der Auswürflinge. 47 Bon den kleineren Stücken, welche aus einer Eruptionsspaltc ver- tical ausgeworfen werden, nennen die italienischen Geologen diejenigen, die in Folge ihres gegenseitigen Reibens in der Rist zu einer Art von Kies abgerundeter Schlacken rcducirt sind, Lapillo — ein zuweilen in Rapilli corrnmpirtes WortZ; wenn sie in Folge noch weiteren Zcrrcibcns zu Sand verkleinert sind, Puzzvlan a; und wenn in feinen Staub verwandelt, Asche. Der Lapillo ist gewöhnlich tiefschwarz; die Pnzzolana roth, wie gebrannter Ziegelstanb; die feine Asche ist weiß- grau. Oft aber finden sich alle drei Arten unter einander gemengt, auch mit dein Abgänge älterer Gesteine, durch welche die Explosionen sich ihren Weg erzwungen haben. Durch die starke gegenseitige Reibung dieser ausgeworfenen festen Körper in der Lust entsteht wahrscheinlich die Elektricität, welche sich oft reichlich in Blitzen kundgicbt, die von den Rändern der dichten aufsteigenden Säule ausgehen. Während des großen Ansbrnchcs des Vesuvs 1822 waren sie unablässig sichtbar und- erhöhten die Großartigkeit des Schauspiels wesentlich?) 2. Die feinste, zu einem grauen Pulver rcducirte Asche wird besonders gegen das Ende einer Paroxysinns-Ernption, wenn der Krater sehr erweitert worden ist und die Lava innerhalb tief hinabgesunken ist, durch die Winde, die gerade herrschen, auf Entfernungen fortgetragen, welche bisweilen wunderbar groß sind, selbst viele Hunderte von engl. M. Die größeren Stücke häufen sich natürlich um die Answurfs-Mündung, an in mehr oder weniger Menge je nach der Heftigkeit und Dauer des Ausbruches, und bilden dort eine Art von kreisförmiger Bank, welche bei fortschreitender Eruption anwächst, bis sie ein Berg von der Gestalt eines abgestumpften ,,Kegels" ist, gewöhnlich mit einer trichterförmigen Höhlung oder einem „Krater" an der Spitze, der die Mündung des Ernptiv-Schlnndcs bezeichnet. Die Außenseiten eines solchen runden Kegels, des Prvdnctes eines einzigen Ansbrnchs, fallen unter einem Winkel von 20 bis 35°, selbst bis 40°, der bestimmt wird, wie die Seite jedes gewöhnlichen Trümmerhaufens, durch die mittlere Größe, Gestalt und den Zusammenhalt der ihn bildenden Bruchstücke. Da t) Plural Lapilli. Da der neapolitanische Dialekt die Eigenthümlichkeit hat, das R und L vielfach zu vertausche», so sind beide Formen, Lapilli und Rapilli, gleichwerthig. D. llebcrs. 2) Die Hauptquelle dieser Elektricität ist unzweifelhaft, grade wie bei jedem Gewitter, der plötzliche Ucbcrgang des Wassers aus der Dampfgcstalt in die tropf« dar flüssige Form durch das in den oberen kalten Lustschichten erfolgte Niederlagen. D. Ucbcrs. 48 Fünftes Kapitel. indeß die ausgeworfenen Schlacken meistens heiß sind, so werden dieselben oft an einander hangen und unbeweglich werden bei einem steileren mittleren Neigungswinkel, als gewöhnliche Trümmer. Aschen- kegel dieser Art, das Product loser Auswürflinge aus einer einzigen Esse durch eine einzige Eruption, gehören zu den gewöhnlichsten und charakteristischsten Grundzügen in fast jedem vulkanischen Bereiche. Ihre Größe wechselt von der eines Heuschobers bis zu einem mehr als 2000 F. hohen Berge, der 2 bis 3 M. Umfang hat. Auf den Abhängen des Aetna stehen nach Sartorius von Waltershansen deren mehr als 700; auf der Insel Hawaii nach Dana mehrere tausend! Ein günstiges Feld für das Studium der verschiedenen Gestalten, welche solche durch einmalige Eruptionen aufgeworfene Schlackenhügel annehmen, und der Umstände, denen sie ihre zahlreichen Modificationen verdanken, bietet sich in den französischen Provinzen Auvcrgne, Belay und Vivarais. Die Kette der Puys bei Clcrmont (Dep. Puy de Dome) enthält mehr als 60 vulkanische Kegel, fast auf einer und derselben Linie nahe an einander gedrängt, und etwa 12 engl. M. weit reichend; und weiter in ihrer Fortsetzung (welche wahrscheinlich eine unterirdische Spalte bezeichnet) durch das Velay und Vivarais sind mehr als 200 ähnliche Kegel in einer schmalen Zone von etwa 20 engl. M. Länge eng verstreut. Unter dieser großen Zahl findet man Beispiele von zusammengesetzten Kegeln, offenbar aufgeworfen von zwei, drei, vier oder noch mehr Explosionspunkten auf derselben Spalte. Zuweilen hat sich eine Reihe von Kegeln aus einander so nahen Essen gebildet, daß sich ihre Auswürflinge gemengt haben, aber für jeden einzelnen Buckel doch noch hinreichend gesondert, um nach dem Mittelpunkte hin doch noch einen gewissen Grad von Regelmäßigkeit zu bewahren, aus welcher seine Individualität erkannt werden kann; oder eine lange, eng gegipfeltc Kette (von den Italienern soliisim ä' rmino, Esclsrücken genannt) ist durch gleichzeitige Thätigkeit zahlreicher Essen auf derselben Spalte so dicht an einander aufgeworfen, daß ihre Producte vollständig durch einander gestreut sind. Die lange Achse einer solchen Kette, sowie die benachbarten vereinzelten Kegel, von denen die meisten mehr oder weniger elliptisch sein werden, hat gewöhnlich dieselbe Richtung wie die Hauptkette, von welcher sie einen Theil ausmacht und welche wahrscheinlich die der ursprünglichen Spalte nachweist, in welcher die überlicgendcn Gesteine zuerst der Gewalt der unterirdischen Ausdehnung nachgaben. Der Vesuv bietet ein Beispiel von der Entstehung von fünf kleinen, eng verbundenen Kegeln auf ein und derselben Spalte Anordnung der Auswürflinge. 49 unmittelbar oberhalb Torre del Greco, welche nach einander bei der Eruption entstanden, die 1794 einen Theil jener Stadt zerstörten. Kurz, alle parasitischen Kegel, welche durch seitliche Ausbrüche auf dem Abhänge eines vulkanischen Berges aufgeworfen sind, zeigen diesen Eharakter und sind gewöhnlich mehr oder weniger in Reihen geordnet, welche von seinem Mittelpunkte ausgehen. In der preußischen Provinz der Eifel/) auf der linken Rheinseite, findet sich eine beträchtliche Zahl unabhängiger Kegel, welche ein sehr ähnliches Gepräge tragen, wie die der Auvcrgne. So ergibt sich auch aus dem Bericht des Capt. Smyth/) daß in der australischen Colonie Lictoria mehrere hundert Schlackenkegel über das Land vertheilt sind, welche mächtige Basaltschichten ausgegossen haben, die eine Fläche von 3500 engl. Q.-M. (164,6 g. Q.-M.) bedecken. Heaphp beschreibt eine große Zahl von ähnlichen Kegeln auf Neu-Seeland bei Auckland, von denen jeder einen Lavastrom gegeben hat. Aus der Insel Lanzerote sind bei dem schrecklichen Ansbruche von 1730, den L. v. Buch beschrieben hat, fast hundert dergleichen in einer geraden Linie quer durch die Insel aufgeworfen worden. Beim Jorullo in Mejico entstanden bei einer Eruption im Jahre 1759 auf einer solchen Spalte sechs Kegel. 3. In seiner inneren Structur wird sonach ein jeder solcher Aschenkegcl eine rohe Schichtung, ähnlich der von Alluvialkies zeigen, da eine Lage von Bruchstücken eine andere bedeckt von etwas abweichendem Charakter, je nach den wechselnden Zufälligkeiten ihres Auswurfes in die Luft und ihres Herabfallend aus derselben; und da diese Schichten mehr oder weniger gleichförmig über einander gelagert sind, so werden sie nothwendig ein allseitiges Fallen nach außen haben, von einer Ber- Fig- Idealer Querschnitt eines AscheukegelS, der durch eine einzige Eruptiv» ausgeworfen ist. 1) Eine solche Provinz gibt eS nicht. D. iiebers. 2) Oeoi. ckourn. I8L8. >> 228. P. Strope. Ueber Vulkane 4 50 Fünftes Kapitel. tical-Ebcne, die durch den gekrümmten Rand des Kegels geht. Außerdem wird, wo ein Krater nach Beendigung der Eruption hintcrbliebcn ist, eine andere und entgegengesetzte Aufschüttung vorhanden sein, welche in seinem Inneren durch Anhäufung derjenigen Auswürflinge sich gebildet hat, die namentlich gegen das Ende der Eruption in ihm hinein gefallen oder die inneren Abhänge dieser Höhlung hinabge- rollt sind; und diese werden in derselben Weise Schichten bilden, die ein inneres concentrisches Fallen in entgegengesetzter Richtung haben d. h. nach dem Mittelpunkte hin, etwa wie vorstehende Fig. ^ andeutet. Dies ist keine bloße Hypothese, denn ein solches doppeltes oder antiklinales, ringförmiges Fallen gewahrt man an natürlichen Querschnitten, wie sie zahlreiche vulkanische Kegel darbieten, wie z. B. manche unter denen der Azoren, nach Darwin, und denen der Phlcgräischen Felder bei Rcapel. Fig. 6 zeigt den des Kegels, welcher das Cap> Miseno bildet, das nördliches Horn der Bai von Pozzuoli. Fig. 6. Fig. 7 ist eine Ansicht der Graham-Jnsel (oder Julia oder Ferdinanden oder Nerita) vor der Westküste Sicilicns, aufgenommen von Joinville im Sept. 1831, grade vor ihrem schlicßlichen Bcrschwindcn,. an welcher man ebenfalls das innere Fallen der Schichten sehen kann, die den Kern des Kegels bilden. Diese sind wegen der Nähe des- Schlundes ohne Zweifel durch die Hitze der Außenschichtcn fester und- dichter geworden, und aus diesem Grunde, sowie wegen ihrer ccntralen Lage sind sie geeignet gewesen, am längsten der zerstörenden Wirkung der Wellen zu 'widerstehen. Genau so ist auch der Bau der kleinen kraterförmigcu Insel an der Küste ,von St. Michael der Azoren bei t) Soll heiße» westliche. D. Uebcrs. Anordnung der Auswürflinge. 51 Lillafranca, wir sie Darwin beschreibt'/) jedem Kenner der vulkanischen Bereiche werden sich ohne Zweifel leicht andere Beispiele darbieten. Ng- 7. Die Schichten der äußeren Masse des Hügels werden auf allen Seiten annähernd der äußeren Oberfläche parallel sein (wenn dieselbe nicht später verändert ist); und sie werden, kreisförmig liegend, sich dem Elliptischen zuneigen, wenn die Explosions-Mündung nach einer Richtung weiter sein sollte, als in der anderen, oder (wie es oft vorkommt) eine Spalte, welche das Entweichen aus mehr als einem Punkte in der Richtung ihrer Länge gestattete. Dann ist bisweilen gar kein Krater sichtbar, da die Unregelmäßigkeit der Ejectionen alle solche Aushöhlungen verwischt hat. F>g. 8. Querschnitt des Puy Pariou (Auvcrgne). Die Anerkennung der Neigung der inneren Schichten eines vulkanischen Kegels gegen den Eruptionspunkt hin ist von Wichtigkeit, da sonst eine Schwierigkeit für die Erklärung ihrer scheinbaren Ungleich- sörmigkeit und Unregelmäßigkeit entstehen würde. Dies wird noch I) Volonnio lolsnäs.'p. 1VS. 52 Fünftes Kapitel. Anordnung der Auswürflinge. complicirter, wenn zugleich jenes Verschieben der Explosions-Thätigkeit an neue Punkte aus der unterliegenden Spalte stattgefunden hat, wodurch ein doppelter oder zusammengesetzter Kegel entsteht. Ein Beispiel der einfachsten Art bietet sich in dein sehr vollkommenen Doppelkegel des Puy de Pariou, unter den Dome-Bergen. M- 9 Grundriß des Puy Pariou. >'ir ' Wenn während des Ausbruches heftige Winde nach irgend einer Richtung wehen, welche die Auswürflinge veranlassen in größerer Menge nach der Leeseite des Windes zu fallen, so wird auch dieser Umstand in beträchtlichem Maße die von ihnen angenommene Gestalt modificiren. Nach Moreau de Jonnös haben die Auswürflinge der Bulkane der Leeward-Jnseln sich ganz gleichmäßig in größerer Menge auf der Westseite der Essen gehäuft, als auf der entgegengesetzten, offenbar durch den Einfluß der Passate oder constantcn Ostwinde, welche in diesen Meeren herrschen. Darwin macht dieselbe Bemerkung bei den vulkanischen Kegeln des Großen Oceans, welche sich in der Passatzone finden. Offenbar müssen viele andere Modisicationcn der Normalgestalt und Structur der vulkanischen Aschenkegel hie und da durch verschiedene zufällige Umstände hervorgebracht werden, wie: die ursprüngliche Ungleichheit der Oberfläche, auf welcher sich die ausgeworfenen Stoffe anhäufen; die erniedrigenden Wirkungen der Wellen und Meeresströmungen, wenn er solchen ausgesetzt ist, oder der Wasserströme, welche durch heftige Regengüsse veranlaßt werden, die oft Eruptionen begleiten oder ihnen folgen; oder das Durchbrechen von Seen, die später den Grund des Kraters eingenommen; oder ein plötzliches Schneeschmclzen, wenn der Ausbruch während des Winters geschah; und andere Ursachen, auf welche ich später kommen werde. Aber vor Allem wird die Gestalt und Structur eines einfachen vulkanischen Kegels, das Product einer einzigen Eruption (welche allein Sechstes Kapitel. Ansfließcii und Lagerung der Lara. 53 wir jetzt betrachten) am häufigsten wesentlich modificirt durch den Lavaausbruch, welcher gewöhnlich mit den Auswürflingen zusammen hervortritt. Sechstes Kapitel Äusfließen und Lagerung -er Lava. l. Die Ergießung von Lava ist gewöhnlich ein ebenso charakteristischer Grundzug vulkanischer Ausbrüchc, wie die von luftförmigen Explosionen, welche oben beschrieben worden sind. Einige Vulkane speien zwar große Mengen ohne Begleitung von irgend welchen entsprechenden Explosionen aus, indem die expandirenden Dämpfe und Gasarten in enger Bereinigung mit der anschwellenden Masse aus- tretcn, statt durch sie in die Höhe zu steigen und in jenen großen Blasen zu entweichen, die wie gesagt an ihrer Oberfläche Platzen, sobald sie mit der Atmosphäre in Communication getreten sind. Dieser Unterschied rührt wahrscheinlich großen theils von dem verschiedenen specifischen Gewicht der Laven in den beiden Fällen her. Im Allgemeinen jedoch geschieht es, daß eine Quantität von Lava in einem mehr oder weniger flüssigen Zustande aus derselben Oeffnung gleichzeitig mit den Auswürflingen herausgefördert wird. Sollte der Kegel zuerst gebildet sein, so kann diese Masse so aufsteigen, daß sie den Krater bis zum niedrigsten Rande seiner Einfassung anfüllt und dann den äußeren Abhang hinabfließt, wo sie eine Rinde oder eine Schicht schlackigen oder festen Gesteins zurückläßt; aber häufiger bricht ihr ungeheures Gewicht und ihr Druck die ganze Seite des Kegels nieder, der stets aus lose zusammenhängenden Massen besteht; so ergießt sie sich als ein „Strom" nach niedriger gelegenen Stellen. Viele Eruptions- stcllcn auf den Abhängen des Aetna sind durch einen solchen, auf einer Seite durch einen Lavaausbruch eingedrückten Schlackenkegel bezeichnet. Eingebrochene Kegel bilden überhaupt einen der gewöhnlichsten Züge in jeder vulkanischen Region. Auf Island und Tcnerife sind sie zahlreich. Viele finden sich in dem erloschenen vulkanischen Distrikt von Sardinien, nach dem Bericht des General La Marmora, in dem von Reu-Seeland, nach Heaphy; auf Lanzerotc, in Klein-Asicn, bei Olot in Spanien und anderwärts. Eins der ausfallendsten Beispiele, aus der Kette der Puys bei Clermont genommen, zeigt Fig. lO. 54 Sechstes Kapitel. F-g- ro. WMH Die PupS Sioir, SolaS und la Bache, Dome-Bergc (Auverqnc). Eingebrochene vulkanische Kegel. Bisweilen zeigt der Rest des Kraterrandes noch Spuren von der Höhe, bis zu welcher die Höhlung einstmals mit Lava gefüllt gewesen ist, in einer inneren Kante von Lava, die stehen geblieben ist und die nächsten Bruchstückmassen cämentirt hat. Wenn nun die Lava, die den Krater erfüllt hat, austritt, ohne den^ Krater zu zerbrechen, durch eine Art von Abzapfung mittelst eines niedrigeren Ausweges, den sie sich unterhalb erzwungen, so kann eine cylindrische Leiste oder ein Rand von Gestein rund um den oberen Rand zurückbleiben. Darwin beobachtete mehrere dergleichen rund um die Krater der Galapagos-Jnseln. Der von Kilauea auf Hawai, der später beschrieben werden wird, liefert ein merkwürdiges Beispiel dieser Art in größtem Maßstabe. Die Piks von Tenerife und Cotapaxi haben nach A. v. Humboldt jeder eine kreisförmige Brustwehr dieser Art, bestehend aus schlackigem und glasigem Gestein, an ihrem Gipfel (der wie eine Vase aussieht). Die Materialien waren ohne Zweifel durch Hitze und Säuredämpfe bis zu solchem Grade von Festigkeit cämentirt, daß das Gestein im Stande war, den meteorischen Einflüssen wirksamen Widerstand entgegenzusetzen. Aber öfter geschieht es, wenn die Lava bei ihrem Ausflusse aus dem Schlunde in Folge des schnellen Erstarrens an ihrer Oberfläche eine Art von bedecktem Kanal gebildet hat, daß der Kegel darüber durch die den Ausfluß begleitenden Ejectioncn aufgebaut ist und ungestört bleibt, wenn die Lava von unterhalb bis zum Ende der Eruption aus- zufließen fortgefahren hat. Einige Schriftsteller über vulkanische Phänomene scheinen anzunehmen, daß jeder Lavastrom nothwendig aus einem Krater gekommen sein muß und bis zu einem solchen hin müsse verfolgt werden können. Aber obwohl es richtig ist, daß die gasigen Explosionen, welche einen Kegel auswerfen und meist einen jdrater hinterlassen, im Allgemeinen von einem Lavaerguß begleitet sind, so ist dies doch, wie gesagt, keines- Ausfließen und Lagerung der Lava. 55 Wegs unveränderlich der Fall. Ueberdies kommt es nicht selten vor, daß die Lava aus einer anderen Oeffnung ausfließt, als die ist, aus welcher gleichzeitig die Ejcctioncn geschehen, wenn schon in ihrer Nähe. lind selbst wenn beide Arten von Productcn aus demselben Schlunde kommen, so kann grade die Mille der Ejectionen leicht die unmittelbare Quelle des Lavastromes verdecken. Andere oberflächliche Beränderungen, wie z. B. Denudation, werden oft dasselbe bewirken. So findet sich dafür ein Beispiel bei Le Puy, wo ein großes Lager basaltischer Lava (das Plateau von Fay) von dem gut erhaltenen Aschenkegel (Puy de Chaspinhac) getrennt ist, der den wahrscheinlichen Ausflußpunkt bezeichnet, durch eine später in Granitfels vom Sumäne-Flusse bis zur Tiefe von mehr als 800 F. ausgenagten Schlucht. Dieses Beispiel bietet einen merkwürdigen, aber keineswegs alleinstehenden Beweis von der großen Dauerhaftigkeit solcher losen Aschenkegel in Lagen, wo keine Diluvial-Thätigkeit stattgefunden hat und sie nur dem vertical herabfallenden Regen ausgesetzt gewesen sind, während die festen Gesteine in ihrer Nähe eine Erosion im größten Maßstabe erfahren haben. Kurz, wo sie vorhanden sind, da liefern sie den entscheidenden Beweis vom Richtvorkommen irgend einer wegschwemmenden Wasscrwirkung von diluvialem Charakter seit ihrer Bildung; während die Lavaströme, welche von ihnen ausgegangen sind, in ihrer Lage als Plateaudecken auf der Höhe von, jetzt von tiefen Rillen oder selbst von Thälern umgebenen Hügeln, welche nicht existirt hatten, als die Lava in flüssigem Zustande war, eine ebenso überzeugende Geschichte erzählen Don der großen Erofionskraft der gewöhnlichen meteorischen Wasser, deren Wirkung allein die Oberfläche seitdem ausgesetzt gewesen sein kann. Wir erhalten damit gewissermaßen einen Maßstab für die Zeit, während welcher viele ausgedehnte Flächenräume der Erdoberfläche in einem supramarinen Zustande gewesen sind, unberührt von jeder ungewöhnlichen „diluvialen" Einwirkung, der, richtig angewendet, sich von hohem geologischen Werthe erweisen muß. 2. Bon welchem Punkte die Lava auch ausfließen mag, sie setzt ihren Lauf in der Weise eines Stromes,von geschmolzenem Metalle oder -einer anderen unvollkommenen Flüssigkeit, den Gesetzen der Schwere folgend, fort, fließt die sich darbietenden Abhänge hinab, überströmt flache Ebenen und füllt alle Aushöhlungen an, welche ihr zugänglich sind, mit mehr oder weniger Schnelligkeit, je nach ihrem größeren oder geringeren Flüssigkeitsgrade. Diese Eigenthümlichkeit (ihr Flüssigkeitsgrad) variirt sehr bedeutend; denn einige Laven sind, aus vielleicht etwas unklaren Ursachen, die wir 56 Sechstes Kapitel. jetzt besprechen wollen, sehr viel steifer, zäher und klebriger als andere, daher auch weniger flüssig, obwohl anscheinend ebenso stark erhitzt, selbst glühend. Unter den aus einem und demselben Schlunde geflossenen Lavaströmen (z. B. am Vesuv) hat man einige vom Gipfel bis zum Fuße des Kegels mit der größten Schnelligkeit fließen sehen,') während andere die steilen Abhänge matt hinabschleichen und dort erstarren, ohne einmal den Fuß zu erreichen, grade wie ein Zopf an einer „laufenden" Wachs- oder Talgkerze. Diese Verschiedenheit rührt ohne Zweifel von dem mehr oder weniger reichlichen Erguß der Lava aus der vulkanischen Esse in bestimmten Zeiträumen her; aber in den meisten Fällen ist sie ohne Frage den Unterschieden entweder in der Temperatur oder dem specifischen Gewichte, oder der Consistenz, oder den mineralischen Eigenschaften der Lava zur Zeit ihres Ausflicßens zuzuschreiben. Kurz, das Aussehen der verschiedenen Laven nach ihrem Erkalten und Erstarren zeigt deutlich, daß sie zu jener Zeit sehr verschiedene Grade der Flüssigkeit besaßen. 3. Die Oberfläche fließender Lava erkaltet ziemlich schnell an der Luft und wird hart, fast sogleich, ohne Zweifel hauptsächlich in Folge der unmittelbaren Ausdehnung und des Entweichens der reichlichen Wasserdämpfe, welche sich aus ihr entfernen, wobei denn eine bedeutende Wärmesumme plötzlich absorbirt werden muß. Die zugleich sich bildende schlacken artige Rinde ist ein so schlechter Wärmeleiter, daß. man ohne Gefahr fast unmittelbar sie betreten kann, selbst während der Lavastrom noch durch die zahlreich in ihr sich öffnenden Spalten in seiner Weißglühhitze gesehen werden kann. Oft haben Beobachter so- Gelegenheit gehabt, einem Lavastrome an seiner Quelle sich zu nähern und ihn genau zu besichtigen. Die Hitze, welche er ausstrahlt, ist keineswegs so intensiv, wie man es bei einer solchen Masse anscheinend geschmolzener Stoffe erwarten sollte. Ihre Flüssigkeit, auch wenn sie den höchsten Grad hat, scheint nicht die des Honigs zu übertreffen, ist aber meist so unvollkommen, daß man einen beträchtlichen Druck anwenden muß, um die Spitze eines Stockes oder einer Eiscnstange in ihre Oberfläche eindringen zu machen. Ganz gewöhnlich gleicht ihre Consistenz der von grobem, halbtrockenem Mörtel oder von Mehl, wenn es warm zwischen den Mühlsteinen hervorkommt (damit vergleicht es William Hamilton, ein häufiger 1) Im October 1822 sah ich in Begleitung von Monticelll und Eovelli einen Lavastrom den ganzen Abhang des NesuvkegelS, vom Kraterrande bis zur Pedamentina, binnen 15 Minuten hinabfließen. Ausstichen und Lagerung der Lava. 57 und vorsichtiger Beobachter der Ausbrüche des Vesuvs), vielmehr als der einer vollkommen geschmolzenen Substanz. Bei Tage erscheinen die noch flüssigen Theile von dunkelrother Farbe, aber bei Nacht sind sie fast weiß oder feuerroth; und an solchen Stellen, wo der Strom einen steileren Abhang hinabfällt, ist der Anblick äußerst glänzend und feurig, da jede neu geöffnete Spalte oder jeder in Folge des Abfallens der äußeren schlackenartigen Rinde unbedeckte Theil des Inneren wie die glühende Kohle eines Schmelzofens leuchtet. Aus diesen Spalten bricht oft die noch flüssige und glühende Lava aufs Neue aus und wird dann wieder oberflächlich starr und durchrissen. Durch diese unzähligen Erstarrungsrisse, welche, wie alle ähnlichen, meist eine Richtung rechtwinklig gegen die Ebenen der oberflächlichen Erkaltung oder Trocknung annehmen, entweicht viel von dem in der Lava enthaltenen Dampfe, und in Folge dieses Entweichens, aber vielleicht noch mehr durch die Reibung und unregelmäßige Bewegung der darunter fließenden Masse, wird die Oberfläche der meisten Lava- strome beim Fortbewegen zerbrochen und aufgerichtet zu groben, schlackcn- förmigcn Rinden oder Schwarten, zerrissen oder eckig, welche ihr eine Ähnlichkeit mit den gefrorenen Flüssen oder Seen unserer nördlichen Breiten geben, auf denen dickes Eis, das durch die Bewegung der Strömungen oder der Wellen zerbrochen ist, zu einer Menge von formlosen hohen Massen aufgestaut ist. Manche dieser aufgerichteten Schlackemnassen sieht man sich 10, 20, selbst 50 F. über das mittlere Niveau des Stromes erheben, und man kann sie leicht für ausgebrochene Gänge halten, namentlich wenn sie, wie es gelegentlich geschieht, eine rohe prismatische Absonderung angenommen haben.') Daher rühren die meist rauhen und wilden Oberflächen der großen Lavaströmc von Island, Tenerife, des Aetna und anderer vulkanischer Bereiche, welche wegen ihrer borstigen, harten, säge artigen Austreibungen bei den Eingeborenen Serres, Cheires oder Sciaras (Säge) heißen. Im spanischen Amerika nennt man sie meist wegen ihrer wüsten «und fast ungangbaren Beschaffenheit Mal-pais. Bei manchen Laven dringt die Spaltung durch Zusammenschrumpfen und Wärmeverlust an der Luft zugleich bis auf mehrere Fuß Tiefe ein, so daß das Gestein in lose Blöcke von mehr oder weniger würfelartiger Gestalt getheilt wird, namentlich nach den Seiten oder dem Ende des I) Die Lava von Graveneire, oberhalb des Dorfes Royat, zeigt auf ihrer Oberfläche einige dieser aufgebäumten Schlackenmassen dieser Art von vollen F. Hähe. S8 Sechstes Kapitel. Stromes hin; die Neigung, in dieser Weise zu zerbrechen, wird durch den Stoß der darunter fließenden Masse verstärkt. In den Cordilleren Südamerikas werden einige Felder zertrümmerter Lava dieser Art von Humboldt truiväs «iv bioos genannt, ' und er, wie Bonssinganlt, vermuthen, daß dieselben möglicher Weise in Bruchstück-Form ausgeworfen seien: eine unwahrscheinliche Hypothese. Ohne Zweifel jedoch wurden die „Blocke" oft während ihrer Bildung durch Zusammenschrumpfen mehr oder weniger fortbewegt, sowie der Strom unter oder hinter ihnen weiterrollte, und diese Bewegung wird die scheinbare Verwirrung, in welcher sie jetzt liegen, vermehrt habend) Solche Oberflächen sehen nicht aus, als wären sie vorher flüssig gewesen, sondern gleichen vielmehr den Felsentrümmern eines zerschmetterten Berges. Dana beschreibt einige der Lavaströme Hawais, welche er „Klinkerfelder" nennt, als aus losen, eckigen Blöcken von jeder Gestalt und Größe bestehend, von der eines Scheffels bis zu der eines Hauses, „eine furchtbar rauhe Fläche." Die Photographien in Piazzi Smyth's Werke über Tenerife geben eine ähnliche Vorstellung von den .Klinkerfeldern dieses Vulkans. In Folge dieses schnellen Erstarrens der Außenfläche schreitet ein Lavastrom im Allgemeinen mit einer rotatorischen Bewegung fort, indem die Schlacken und Rinden, welche an seinem Vorderende fest werden, vor ihm Herabrollen und somit eine Art von zerbrochenem Pflaster bilden, über welches der mittlere Theil vordringt und fällt und auf welchem er schließlich ruht. Daraus sieht man, warum gewöhnlich unter jedem Lavastrome eine Schlackenschicht liegt, auch selbst wo Auswürflinge vorher nicht den Boden bedeckt hatten. Ein Lavastrom, welchen ich 1820 am Aetna zu beobachten Gelegenheit hatte, und welcher mit einer geringen Geschwindigkeit von einem Aard in der Stunde fortschritt (die Eruption, bei welcher er entstand, hatte fast seit einem Jahre aufgehört), hatte ganz das Aussehen eines ungeheuren Haufens großer Kohlenftücke, welche durch die Wirkung eines langsamen Nachdrängens von hinten über einander fortrollten. Die Bewegung wurde von eimm krachenden metallischen Geräusche begleitet, das die Zusammenziehung der Rinde verursachte sowie während sie erhärtete, die Reibung und der Fall der Schlackenmassen gegen einander, und sie erweckte im Ganzen eher jede rindere Vorstellung als die eines Fließens. Jedoch innerhalb der Risse >) Wa» das Auge eines Humboldt und Boussingault au Ort und Stelle nicht zu ertennen vermochte, erklärt sich leicht eine»» Scrope, ohne daß er etwas davon gesehen hat. Der Uebers. Ausfliesn und Lagerung der Lava. 59 dieser trägen Masse sah man bei Nacht noch eine dunkelrothe Gluth, und eine beträchtliche Menge Dampf entwich bei Tage aus derselben. Die oberen und unteren schlackigen Theile solcher Lavaströme haben oft viele Fuß in der Dicke; während die mittlere Schicht dichter Masse, welche langsamer abgekühlt ist, verhältnißmäßig dünn ist, namentlich wo der Abfall schnell war?) 4. Manche Laven jedoch, die sich von den ersteren in dem Flüssigkeitsgrade unterscheiden, wahrscheinlich in Folge von Berschiedenheiten in der Textur oder dem mineralischen Charakter, nehmen strick- und fadenförmige Gestalt an und zeigen ein glattes und selbst glasartiges Äeußere. Dies gilt insbesondere für die glasigen Laven, welche in Obsidian oder Bimsstein übergehen. Solche sind auch die mehr eisenhaltigen, aber ebenfalls zähen Laven von Bourbon und auch die der Sandwich-Inseln. Die letztere namentlich ist gewöhnlich von so klebriger Consistenz zur Zeit ihres Ergusses, daß sie sich, wenn sie von den Gas-Explosionen in die Höhe geworfen wird, zu Glasfäden auszieht, die seidenartig und fein sind wie gesponnenes Glas, und die einige Zeit in der Luft schweben bleiben, ehe sie herabfallen; die Eingeborenen nennen sie „Pele's Haare". 2 ) Lava von dieser äußerst zähen Consistenz gerinnt oberflächlich in dem Augenblicke, wo sie der Luft ausgesetzt wird, grade so wie geschmolzenes Wachs, zu glatten und gerunzelten Rinden, welche eigenthümliche Formen zeigen, die Tauen oder Stalagmiten gleichen, oder den walzenförmigen Falten eines Vorhanges, oder Stücken von Gersten- zucker, oder Blumenkohl, oder Baumstämmen und Zweigen rc. Wenn solche Lava langsam aus einer Mündung hervorgequollen ist, ohne die Begleitung von vielen explosiven Dampf-Entladungen, so wird die Oberfläche der erkalteten Masse concentrische Falten zeigen, wie die, welche Heaphy nach den Lavafeldern von Neu-Seeland skizzirt hat. Fig. 11?) F'g- n. Wenn die Masse noch zäher ist, so gibt ihre Aufhäufung über einer.kleinen Mündung bisweilen einen Buckel krummer und con- 1) S. Lyell's Bemerkungen über die neueren Laven des Aetna, kkii. Trans. 1859. — 2) Pele ist bei den Eingeborenen die unterirdische Göttin des VulkaneS. Der Uebers. — 3) Haart. ^ourn. ok dsol. 8oo. 1869. p. 246. 60 Sechstes Kapitel. centrischer Reihen oder selbst einen Dom oder eine säulenartige Pro- tuberanz. Dana beschreibt einige solche auf den Abhängen des Manna Fiq. 12 . Lavasäule auf Hawai. 1861. AuSflickm und Lagerung der Lava. 69 lich nicht, ob sie aus einer einzigen Quelle hervorgekommen ist; aber die Lavafluten müssen ungeheuer gewesen sein, um eine so große und fast horizontale Fläche zu überströmen. Wahrscheinlich sind einige dieser gewaltigen neueren oder älteren Lavadecken aus vielen Punkten ausgetreten oder vielleicht aus der ganzen Länge der Entlccrungsspalte. Dies scheint wiederholt in dem vulkanischen Bereiche Südamerikas geschehen zu sein. Commodore Forbes beschreibt trachytische und doleritische «basaltische) Lavafluten in den Cordilleren von Peru und Bolivia, die offenbar aus Längsspalten ergossen sind, von denen einige bis zu 50 engl. M. lang sind. Da indeß die Lava sich oben und nach allen Seiten ausgebreitet hat, so wird sie nothwendiger Weise die Spalte auf dem größten Theile ihres Verlaufes verdeckt haben, und es wird stets schwierig zu bestimmen sein, ob sie aus mehreren verschiedenen Ocffnungcn auf derselben Linie oder aus jedem Theile der Spalte ansgeflossen sei. Wahrscheinlich ist es, daß die Laven submariner Vulkane sich im Verhältniß zu ihrer Tiefe weiterhin verbreitet haben, als die, welche an der Luft ausgeflossen sind, schon wegen der größeren Schwierigkeit, welche unter solchen Umständen das Entweichen der in ihnen eingeschlossenen Dämpfe gefunden hat und demgemäß wegen der längeren Dauer ihres Flüssigseins. 8. In Folge der außerordentlichen Langsamkeit, mit welcher ihre -erhärtete Oberfläche die Wärme hindurchläßt, behält das Innere eines Lavastromes oft auf sehr lange Zeit nach ihrem Austritte eine recht hohe Temperatur, und sie fährt fort, aus ihren Spalten und Fumarolen Dampf zu entlassen, und bleibt wahrscheinlich flüssig und selbst mehr oder weniger in Bewegung in ihrem mittleren oder unteren Theile, selbst Jahre lang. Ich sah in: Jahre 1819, wie sich ein Lavastrom noch an seinen: unteren Ende langsam fortbewegte, neun oder zehn Monate nach dein Aufhören des Aetna-Ausbruches, von welchem er herrührte. Bei dieser schleichenden Bewegung scheint das geringste Hinderniß in beträchtlicher Weise das Fortschreiten eines Lavastromes zu verzögern. Ein Busch, ein Baum, eine Mauer, selbst ein großer Stein hat oft einen Strom in einen: Maße gehemmt, das durchaus ohne Verhältniß zu dein Widerstände war, den solche Dinge der Wucht und dem Drucke der auf sie zukommenden Lava möglicher Weise entgegensetzen können, und das sich nur aus dem halbflüssigen Zustande und dem äußerst geringen Grade von Beweglichkeit erklärt, die ihre Theilchen besaßen, und die durch die vermehrte Kompression, welche das kleinste 70 Sechstes Kapitel. Hinderniß bewirkt, auf eine gewisse Entfernung rückwärts von der Widerstand leistenden Fläche aufgehoben wird. Selbst der durch kleine Unebenheiten des Bodens veranlaßte Widerstand verringert das Fließen dieser Substanz auf eine gewisse Strecke aufwärts, und daher kommt die schon erwähnte rotatorische Bewegung, mit welcher ein Strom fortzuschreiten scheint. Da die untere Schicht durch den Widerstand des Bodens gehemmt wird, so schiebt sich der obere und mittlere Theil vorwärts, und da er von unten keine Stütze hat, so fällt er auf den Boden, um wiederum von einer noch flüssigeren Lavamasse bedeckt zu werden, welche von oben her über ihn hinrollt oder überschwillt. Wenn also das Fortschreiten eines Lavastromcs durch irgend ein wesentliches Hinderniß gehemmt wird, so flauet er sich, steigt in die Höhe, bis er im Stande ist entweder es zu übersteigen und darüber hinweg zu fallen oder sich durch eine Seitenausweichung um dasselbe herumzuwenden. Die große Schwierigkeit, mit welcher eine solche Schwenkung nur ausführbar scheint, ist merkwürdig, aber keineswegs überraschend, da dieser Umstand allen Flüssigkeiten von großer Zähigkeit oder Consistenz gemein ist, die, wenn sie durch ihre Schwerkraft eine schiefe Ebene abwärts getrieben werden, sich bewegen, als wären sie ein Ganzes, indem die Theilchen vermöge ihrer mächtigen gegenseitigen Cohäsion ihre relative Lage fast vollständig bewahren, und nicht in der freien und geläufigen Weise über einander Hinrollen, welche für die Bewegung vollkommenerer flüssiger Körper charakteristisch ist. Vermöge dieser Eigenthümlichkeit der Bewegung wächst ein Lavastrom beträchtlich an Tiefe und Volumen, sobald Hindernisse seinem Fortschreiten in den Weg kommen. Und daher findet man in der Auvergne, im Vivarais und anderen vulkanischen Bereichen, wo schmale und gewundene Gebirgsschluchten von herabkommenden Lavaströmen auf weite Strecken ausgefüllt worden sind, jede concave Einbiegung von einer voluminösen Basaltmasse angefüllt, während die Zwischentheile des Thales verhältnißmäßig schmale und flache Streifen zeigen. Aus demselben Grunde wird, wenn das Hinderniß von ansehnlicher Höhe ist und der Art, daß es nicht von der Lava umgangen werden kann, sondern überstiegen werden muß, die zu diesem Zwecke nöthige Aufhäufung oft ein weit höheres Niveau an solcher Stelle erlangen, als die Oberfläche des Stromes bis auf eine Strecke rückwärts hat; so daß der Strom aussieht, als wäre er bergauf geflossen. Die Ursache ist, daß die erhärtete Rinde die Rolle eines geschlossenen Kanals spielt, in welchen: Ausfliese» und Lagerung der Lava. 71 die Flüssigkeit zum Niveau ihres Zuflusses aufsteigt, wie Wasser in einer Röhre. Wenn fließende Lava auf brennbare Dinge trifft, wie auf trocknes Gras, Büsche, Bäume u. s. w., so pflegt sie diese zu entzünden, und die so entstehenden Flammen werden leicht aus der Ferne für solche gehalten, welche von der Lava selbst ausgehen. Wenn Bäume schnell von der Lava umhüllt werden, so verbrennt nur der obere Theil und wird in Asche verwandelt; der Stamm verkohlt nur, und wenn er später durch Eindringen von Wasser fortgespült worden ist, so kann er seinen Abdruck in einer hohlen cylindrischen Röhre innerhalb des festen Gesteins zurücklassen. Solche Abgüsse sind in den Lavaströmen der Insel Bourbon sehr gewöhnlich, welche ihre Verwüstungen über Palmwälder ausgedehnt haben, und einer derselben ist in der Sammlung des Jardin des Plantes zu sehen. Dana berichtet, wenn manche der glasigen Laven vom Vulkane Ikilauea auf Hawai durch Wälder ihren Weg genommen haben, dann hat die Senkung der Stromcsoberfläche von seinem früheren Niveau zahlreiche Stalaktiten von Obsidian zurückgelassen, welche von den oberen Aesten der Bäume herabhängen, wie Eiszapfen bei einem Frost, der auf einen heftigen Schneesturm und Thauwetter gefolgt ist; und seltsamer Weise zeigen die so behängten Zweige und Neste, die sicherlich von der geschmolzenen Masse umhüllt gewesen sind, nur wenige Spuren, daß sie von der Hitze gelitten haben, so daß selbst die Rinde selten verkohlt ist, ein Umstand, der sich vielleicht aus der Feuchtigkeit ihrer Oberflächen erklärt, die bei der plötzlichen Verdunstung als eine Art' von Scheide gewirkt hat, welche sie während der kurzen Zeit zwischen ihrem Eintauchen in die Lava und der Abkühlung der Umhüllung geschützt hat. Es ist dies vielleicht eine der nun zu beschreibenden analoge Wirkung. Wenn ein Lavastrom auf seinem Wege auf eine flache und ausgedehnte, seiner Richtung senkrecht entgegenstehende Fläche trifft, wie auf die Mauer eines Hauses u. s. w., so hat man ihn wie durch Zauberei in einigen Zoll Entfernung vor derselben anhalten sehen, ohne mit dem Hinderniß in wirkliche Berührung zu kommen. Dies und andere ähnliche Umstände können vielleicht so erklärt werden: Eine Menge elastischen Dampfes von hoher Spannung entweicht aus jeder frischen Lavaflächc, die beim Fortschreiten allmählig bloß gelegt wird; wenn sich aber die Lava einer hemmenden Fläche von ansehnlicher Ausdehnung dicht nähert, so muß der Dampf am Entweichen gehindert werden und muß, indem er den schmalen Zwischcnraum oder die Spalte 72 Sechstes Kapitel. erfüllt, einen Widerstand schaffen, der früher oder später ausreicht, um eine vollständige Berührung beider einander gegenüberstehenden Flächen zu verhindern. Das schnelle Festwerden der Fläche am Lavastrome erzeugt dann gleichsam eine zweite Wand aus sich, gegenüber der vorgefundenen. Wenn das Moment des Hinteren Stromes beträchtlich ist, so wird die Mauer weichen; ist aber die Bewegung der Lava langsam und ihre Flüssigkeit sehr unvollkommen, so erhebt sie sich, ohne die Blauer umzuwerfen, berührt dieselbe kaum, und erst in ausreichender Höhe wird sie über sie fortschießen oder nach einer Seitenrichtuug ausweichen. Diese Beobachtung ist wiederholt während allen zerstörenden Eruptionen des Vesuvs gemacht, und es ist nicht einzusehen, wärmn man ihre Richtigkeit bezweifeln sollte. Die Lava des Aetna, welche im Jahre 1669 sich auf Catania hin ergoß, hielt an der Matter dieser Stadt an, wo dieselbe 60 F. hoch war, und häufte sich, bis sie im Stande war, sie zu übersteigen und als eine Feuer-Cascade über die obere Kante hinüber zu stürzen. Die Mauer wurde nicht umgestürzt, sondern steht noch jetzt, und man sieht, wie sich ein Lavabogen über sie hin wölbt, wie eine Welle, die sich über ein llfer bricht. Wenn ein hölzernes Thor in solcher Mauer vorhanden gewesen ist, dann hat man beobachtet, daß die von der Lava ausstrahlende Wärme nach einiger Zeit dasselbe entzündet hat, und wenn es verbrannt war, trat die Lava durch die so entstandene Ocffnung, aber respectirte immer noch die Mauer zu beiden Seiten. So hat es sich wirklich als möglich gezeigt, dem Laufe eines Lavastromes künstlich eine Richtung zu geben. Während die von '1669 auf Catania zu floß, stellte ein Eigenthümer, dessen Boden bedroht war, überflössen zu werden, Arbeiter mit Hacken an, um durch die erhärtete Lavariude, welche den Strom auf einer Seite einfaßte und begrenzte, einen Ausgang zu eröffnen. Damit gelang es ihm, dem Fließen der Masse nach jener Richtung hin einen leichteren Abzug zu schaffen, als nach derjenigen, welche sie, sich selbst überlassen, zu nehmen drohte. Ganz in derselben Weise eröffnen die Arbeiter an einem Schmelzofen einen Gang für das geschmolzene Erz, indem sie die Sandbarricre durchbrechen, welche dasselbe umschließt. 9. Die Stücke älterer Gesteinsartcn, welche zufällig von der Lava bei ihrem Fortschreiten umhüllt worden sind, zeigen sich verschiedenartig durch die Hitze verändert. Wenn sie sich ganz im Inneren des Stromes befinden, so sind sie im Allgemeinen au der Oberfläche thcilweis geschmolzen und bisweilen so eng mit der umgebenden Masse verwachsen, daß es schwierig ist, ihren Umriß deutlich zu verfolgen. Kalksteinstücke haben noch ihre Kohlensäure, aber oft ein krystallinisches Korn, wahr- AuSflicßcn und Lagerung der Lava. 73 scheinlich weil sie unter dem Drucke thcilweis geschmolzen sind, wie bei den Nersuchcn von James Hall. Bei Aurillac am Cantal fand ich Süßwassermuschcln von dieser Beschaffenheit in der untersten Schicht eines basaltischen Stromes, welcher von der Höhe des Gebirges in einen an seinem Fuße gelegenen tertiären See geflossen zu sein schien. So umschlossener Sandstein ist gewöhnlich erhärtet, und Thon ist häufig in eine Substanz verwandelt, welche dem Jaspis (Porzellan-Jaspis) ähnelt und in anderen Fällen in Tripel. Unter solchen Umständen hat gelegentlich eine so vollständige Ber- mengnng der geschmolzenen Lava mit dem weichen Sediment stattgefunden, daß es schwierig wird zu bestimmen, welches überwiegt, und ob das entstehende Gestein zu den von feurigem oder von wäßrigem Ursprünge zu stellen sei. So wird auf der großen basaltischen Hochebene des Dekhnn in Indien, dessen Eruption in voluminösen Lavaströmen gleichzeitig stattgefunden zn haben scheint mit der Ablagerung vieler kalkiger und sandiger Massen in großen Süßwasscrseen, der Basalt beschrieben als ganz von Kalk durchdrungen, welcher Spalten und Adern in ihm ausfüllt, und als Süßwassermuschcln enthaltend, Holz u. s. w., sowie viel Kalkspath, Jaspis, Zcolithe, Quarzkrhstalle u. s. w. Einige Theile der sandigen Masse sind in rothen oder grauen Quarz verwandelt, „tief in den Basalt hinciugebcttet", und zum Theil emaillirt (Quarz-Retinit).*) Der so eingewickelte Kalk ist wahrscheinlich oft geschmolzen gewesen. Darwin beschreibt auf St. Jago (Cap Berde'sche Inseln) ein ganz aus Kalk bestehendes Lager, von welchem er glaubt, daß es in einem geschmolzenen und flüssigen Zustande, mit geschmolzener Lava gemengt, ausgebrochen sei. „Auf der Quail-Insel hat eine einzige, aber zwölf Fuß dicke Lavaschicht, die über erdigen Kalk geflossen ist, sich in krystallinischen Kalkspath oder eine Breccie von glänzend schwarzer Schlacke verwandelt, die durch ein schneeweißes, höchst krystallinisches Bindemittel cämcntirt ist, während zahlreiche kleine, aus Kalkspath-Nadeln bestehende Ballen die Zwischenräumc ausfüllen.^) Diese Beschreibung paßt ebenso auf den kalkigen Pcperino Central- Frankrcichs, der sich gebildet hat, wo Eruptionen durch das weiche Mergel-Sediment seiner Seen stattgefunden haben. Wo die Kohlensäure thcilweis ansgctricbcn und die Masse in ungelöschten Kalk verwandelt ist, da ist dies wahrscheinlich oft durch Wasserdämpfe herbeigeführt 1) Unlcolmson „on tilg Arskt Ijassltio Oistri'ct ok vvostsi-ll »nck Oentrsl- lockis", 6sol. 1i»ns. 2ck. »6r. vol. V. P. 537. 2) Darwin „Volesniv Islanlls, p. 12. 74 Sechstes Kapitel. worden, welche in die Poren des Gesteins eingedrungen und durch aufgelöste Kieselerde vertreten sind, welche so das ganze Gestein entweder durchdrängt oder die beim Verschwinden des Kalkes zurückgebliebenen Formen der Muscheln ausfüllt. Es ist wahrscheinlich, daß einige der sehr kieselreichen Lavagesteine diesen mctamorphischen Ursprung haben. Die Bildung von Magnesia charaktcrisirt den Contact kalkiger Schichten mit heißer Lava und ist ohne Zweifel ein Ergebniß des häufigen augitischen Elementes in der letzteren. Daher die häufige Dolomitisation der Kalksteine in Berührung mit Trapp und die Entstehung von steatitischen und seifenartigcn Serpentin-Gesteinen in anderen Fällen. So hat auch Lava, welche durch Spalten aufwärts insicirt worden ist und Gänge erzeugt hat, dann und wann Veränderungen von ähnlichem Charakter in den Gesteinen bewirkt, welche sie durchsetzt hat, namentlich wenn der Gang sehr weit gewesen ist und die Lava demgemäß ihre Hitze lange Zeit behalten hat. Aber in Folge des unmittelbaren Festwerdens der an der Luft fließenden Lava, sobald sie an irgend einen Gegenstand anstößt, scheint sie selten genügende Wärme auszustrahlen, um irgend eine wichtige Veränderung in der Substanz dieses Hindernisses hervorzubringen. Die zahlreichen neuen Lavaströme in der Auvergne, welche auf eine große Strecke über Granit und Kalk geflossen sind, haben selten irgend welche Veränderung bewirkt, außer auf der Oberfläche dieser festen Gesteine, mit denen sie in Berührung gekommen sind, oder an den Stücken, welche sie erfaßt und eingehüllt haben. Der Boden oder Lehm, welchen ein Lavastrom bedeckt, ist gewöhnlich zicgelfarbig geröthct, als wäre er gebrannt; diese Veränderung dringt bisweilen bis zur Tiefe von mehreren Fußen ein; anderwärts ist sie nur oberflächlich. Thon ist hie und da in Jaspis verwandelt, Mergel in Pechstein oder Retinit. Als Torrc del Grcco 1794 von der Lava überströmt wurde, bemerkte man manche seltsame Umstände in Betreff der aus metallische und erdige Stoffe, welche sie umhüllte, hervorgebrachten Wirkung. Beide wurden zum Theil verflüchtigt und als krystallinische Sublimationen an benachbarten Punkten niedergeschlagen. Die einzelnen Metalle einiger Legirungen krystallisirten gesondert.') Dies geschah im Inneren der Lavamasse, welches auf lange Zeit eine hohe Temperatur behielt. Bei mctamorphischen Umwandlungen dieser Art scheint die Zeit ein wesentliches Element zu sein. I) Siehe Breislak äaus la Oumpsmk-, t. I. p. 278. Ausstichen und Lagerung der Lava. 75 Wenn Lava über eine unebene Oberfläche fließt, so muß sie jede Höhlung ausfüllen, auf welche sie trifft, sowie alle offenen Spalten oder Risse, welche auf der Oberfläche vorhanden sind. Nachdem die Masse abgekühlt ist, werden solche Ausfüllungen den Charakter von Gängen zeigen; aber die größere Zahl von Gängen wird vermuthlich eher durch Lava-Jnjection von unten, als durch Eindringen von oben gebildet, da die Wucht der Gesteine, welche über oder an einer vulkanischen Esse liegen, während oder vor den Eruptionen, wie schon als Vermuthung ausgesprochen, wohl zahlreiche, nach innen sich öffnende Sprünge erzeugen wird, und zwar in unmittelbarer Nähe der anschwellenden Lava in der Esse oder dem Haupt-Entleerungs-Kanale. Gänge jeder Art berühren sich oft oder zweigen sich von einem anderen ab. Sie sind meist vcrtical oder fast vcrtical; aber manche nehmen eine Zeit lang einen fast horizontalen Verlauf, wenn die Lava in die Fugen injicirt wird, welche einander berührende Felsschichten trennen, und in dieser Richtung werden sie gelegentlich leichter spalten, als in einer quer darauf stehenden; oder wenn die Lava auf eine Schicht lose zusammenhangender und zerstückter Massen trifft, so wird sie ihren Weg hindurch erzwingen oder die Stücke schmelzen. In diesen Fällen ist es nicht leicht, an Querschnitten von mäßigem Flächenraume, zwischen Fig. 22. Gänge, welche aus horizontalen Schichten von Lava und Schlacken-Longlomcrat ini Val dcl Bove vorspringen (a»S LyellS Manual). cinein Gange und einem echten Lager zu unterscheiden. Solche gleichförmige Gänge haben jedoch selten auf eine Strecke Bestand, sondern zweigen sich bald in einer Richtung ab, welche quer zu den Ebenen der 76 Sechstes Kapitel. Schichten steht, die sie durchdrungen haben. Man kann als allgemeine Regel annehmen, daß Schichten von Lava, die in einen: verticalen Felsquerschnitt ziemlich horizontale Lage haben, in dieser Lage als Strom geflossen sind, während die ziemlich verticalen Schichten, welche diese durchkreuzen, echte Intensiv-Gänge sind, von oben oder von unten ausgefüllt. Da die Gänge aus harten: Gestein bestehen, während die von ihnen durchsetzten Schichten oft leichter zerstörbar sind, so scheinen sie an einer exponirten Fläche bisweilen in der in der Figur dargestellten Weise vorzuspringen. Daher rührt der Raine, welchen man ihnen gegeben hat, denn Dp ke (Gang) bedeutet in nordländischen Dialekten eine Mauer. Wenn ein Lavastrom über sumpfigen Boden fließt, so muß die plötzliche Verdampfung der unter ihm eingeschlossenen Feuchtigkeit explosive Entladungen verursachen, welche die darüber liegende Masse hie und da stören und sich ihren Weg durch dieselbe erzwingen, indem sie Stücke davon in die Luft schleudern und so an der Oberfläche Aushöhlungen und schlackenförmige Auswüchse erzeugen. Wenn ein Lavastrom ins Meer oder eine andere Wasseransammlung tritt, so wird zum Theil eine ähnliche Wirkung hervorgebracht werden; aber diese Explosionen sind nicht von außerordentlicher Heftigkeit. Man hat vermuthet, daß bei einer solchen Veranlassung ein schrecklicher Kampf zwischen beiden Elementen entstehen müsse, und man hat sehr poetische Bilder angewendet, um die Farben des Gemäldes zu erhöhen; aber der wahre Sachverhalt erscheint anders. Eine bestimmte Menge von Wasser, die der glühenden Lava zunächst sich befindet, wenn sie vom Ende des Stromes fortgestoßen wird, wird demgemäß heiß und verdampft; aber das oberflächliche Erstarren, das augenblicklich erfolgt, hindert jeden ferneren Contact. Die Spalten, welche sich in dieser Rinde öffnen, wenn sie fest wird, entlassen in den: Augenblicke, wo sie gebildet werden, Ströme von Dampf, welche das Eindringen des umgebenden Wassers verhindern müssen, bis ihre Seiten fest geworden und verhältnißmäßig abgekühlt sind. Uebrigens glauben wir, daß ein Lavastrom, welcher unter Wasser vorschreitet, sich ganz in derselben Weise verhalte, wie auf dem festen Lande. Ein Lavastrom floß 1794 vom Vesuv herab und ergoß sich nach der Ueberflutung Torre del Grecos ins Meer; und ein noch mächtigerer Strom trat 1669 aus den Monti Rossi, oberhalb Catanias, und floß ins Meer nahe bei dieser Stadt, wo er ein Vorgebirge bildete, das Mehr als eine halbe engl. M. über die ursprüngliche Küstenlinie vorspringt; aber weder in dem einen, noch in dem anderen Falle Ausflicsjcil und Lagerung der Lava. 77 wurde durch den Conflict beider Elemente irgend eine außerordentliche Bewegung verursacht. Die der Lava sowohl bei der unmittelbaren Berührung, als auch durch die Condeusatiou ihres heißen Dampfes entzogene Wärme jedoch theilt dem in der Nähe befindlichen Wasser eine verhältnißmäßig hohe Temperatur mit; denn man findet dasselbe bei solchen Gelegenheiten erhitzt, verfärbt und bis auf eine Strecke getrübt. Die Fische hat man oft getödtet gefunden, und zwar in sehr bedeutender Menge. So sollen während der großen Ausbrüche auf Lauzcrote, einer der Canarien^ welche ohne Aufhören und mit großer Heftigkeit während der Jahre 1730 bis 1736 fortdauerten, unermeßliche Mengen von Fischen todt an die Ufer geworfen worden sein. Dasselbe geschah 1783 in Island. Auf Stromboli erzählten mir die Fischer, daß oft nach einer heftigen Eruption des Bulkanes, während deren wahrscheinlich unter dem Meeresniveau aus der Seite des submarinen Berges sich Lava ergoß, Massen von todten, halbgekochten Fischen ans Ufer geworfen seien. Es ist durchaus nicht unwahrscheinlich, daß die versteinerten Fische des Monte Bolca durch einen solchen Vorgang umkamen, da der spaltbare Kalkstein, in welchen sie eingeschlossen sind, unmittelbar von einem Lager von Basalt und kalkigem Pcpcriuo überdeckt wird. Das letztere Gestein beweist, daß die Eruption, bei welcher der Basalt entstand, submarin gewesen ist; und die merkwürdige Lage vieler dieser Fische liefert den Beweis von dem äußerst plötzlichen Eintritte der Katastrophe, welche sie zugleich tödtetc und in dem weichen Kalk-Sediment begrub, das damals grade auf dem Meeresgrunde im Proceß des Absehens begriffen war. 10. Erstarrung der Lavaströme. Da die Schlackeurinde, welche sich an der der Luft ausgesetzten Oberfläche eines Lavastrvmes bildet, wie schon gesagt, ein außerordentlich schlechter Wärmeleiter ist, so werden solche Ströme sehr langsam abkühlen und erstarren. In vielen Fällen hat man gefunden, daß selbst jahrelang nach ihrem Ergüsse die Wärme in nur wenigen Fußen unter der Oberfläche hinreichend ist, um einen in die tieferen Spalten gestoßenen Stock zu entzünden. Wir können daraus schließen, daß an Stellen, wo die Dicke des Stromes bedeutend ist, — und man kennt einige, wie auf Island, die 500 oder 600 F. dick sind —, eine sehr lange Zeit verfließen muß, vielleicht Jahrhunderte, ehe der Abkühlungs- und Consolidatious-Proccß beendigt sein kann. Der untere Theil des Stromes wird natürlich zuletzt fest werden; und daher kommt es, daß wenn dieser untere Theil eines Lavastromes durch spätere Denudation bloßgelcgt wird, derselbe stets regelmäßiger durch Absoudcrungsspalten zertheilt gefunden wird, als der 78 Sechstes Kapitel. obere, in manchen Fällen so regelmäßig, daß er jene als basaltische Säulenreihen so wohlbekannte prismatische oder säulenförmige Anordnung zeigt. In den Thälern des Bivarais zeigen die Lavaströme, welche in die Flußbetten geschlossen sind, dieselben eingenommen haben und später großenteils durch die rinnenden Gewässer wieder fortgeräumt worden sind, Durchschnitte von dem Inneren eines jeden, oft mehrere Meilen lang, die eine sehr regelmäßige und schöne säulenförmige Anordnung vom Grunde bis zu etwa einem Drittel oder der Hälfte ihrer gestimmten Dicke haben, die stellenweis mehr als lOO F. beträgt. Der obere Theil ist durch Fugen in Gruppen von rohen Prismen verschiedener Größe zertheilt, welche verschiedenen Richtungen folgen, meist jedoch rechtwinklig auf gewisse Haupt- oder Primärfugen, welche gewöhnlich vertical sind. Die Trcnnungs-Ebene zwischen dem oberen und unteren Theil ist sehr deutlich angegeben und gleichmäßig parallel mit der Basis; aber beide Theile hängen doch streng zusammen und gehen wirklich in einander über (Fig. 23.). Fig. 23 . / U Natürlicher Querschnitt von einem Theile eines LavastroincS im Thalc der Ardbche (VivaraiS). Man hat, glaube ich, allgemein angenommen, daß beide Theile verschiedene Lavaströme seien, einer über dein anderen liegend; aber die innige Bereinigung beider an der Verbindungslinie ohne Zwischen- lagcrung einer einzigen Schlacke macht diese Hypothese völlig unhaltbar. Die Trennungsebene bezeichnet wahrscheinlich die Theilung zwischen dem oberen Abschnitte, welcher durch das Entweichen von Wärme und Dampf nach oben zuerst fest wurde, von dem unteren, welcher seine Wärme abwärts an die tragenden Schichten abgab und vielleicht lauge flüssig geblieben ist und sogar in langsamer Seitenbewegung, nachdem die Erstarrung des oberen Abschnittes bereits beendet war. Man kaun Ausflügen und Lagerung der Lava. 79 übrigens sagen, daß diese Annahme durch den Umstand bewiesen werde, daß, wo irgend die Lavamassc auf einer unregelmäßigen Fläche aufliegt, die Säulen unveränderlich eine senkrecht auf ihrer Ebene stehende Richtung angenommen haben, die daher die Fläche gewesen sein muß, an welcher der Theilungsproceß angefangen hat. Ng. 24. Wenn also die Lavasäuleu auf einer convexen Fläche ruhen, wie a, o, so findet man sie abwärts couvergirend; wenn auf einer concaveu, wie c, L, aufwärts. 11. Es verlohnt sich der Mühe, die Ursache dieser sehr regelmäßigen Theilstructur in manchen Laven zu untersuchen. Wenn irgend eine teigartige oder halbflüssige Masse, wie Lava, ihr Flüssigkeitsmedium, sei es Wasser oder Dampf oder beides, abgibt, so streben ihre Theilchcn unter einander in innigere Bereinigung zu treten, und folglich zieht sich ihre Masse zusammen oder schwindet. Wenn der Consolidations- Proceß au der Oberfläche anfängt, wie es immer der Fall ist. sobald er in Folge der Berührung mit einem dünneren oder kälteren Körper erfolgt, so wird das Bestreben sich zusammenzuziehen an allen Punkten der Oberflächenschicht eintreten, welche diesem Processe unterliegt. Das durch die Zusammeuzichungskraft in einer auf die Oberfläche senkrechten Richtung veranlaßte Schwinden bewirkt kein Zerreißen, weil der Flüssig- kcitszustand der Masse ein Nachgeben durch die Bewegung ihrer Theilchcn nach jener Richtung gestattet; dagegen aber wird der Zusammcn- ziehungskraft, welche an irgend einem Punkte in der Ebene der Oberfläche wirkt, durch das gleichzeitige Schwinden der umgebenden Theile entgegengewirkt. In Folge der Wirkung dieser entgegengesetzten Kräfte muß die Oberflächen-Ebene oder Schicht sich durch eine größere oder kleinere Zahl von Spalten in bestimmte Abschnitte theilen, in deren jeden: die gesammtc Eontractionskraft die entgegengesetzten Kräfte der umliegenden Theile übertrifft. In jedem bildet sich ein Mittelpunkt der 80 Sechstes Kapitel. Contraction, indem das Theilchen, welches dieser Punkt einnimmt, stationär bleibt, während die übrigen von allen Seiten nach ihm hingezogen werden. Unter günstigen Umständen begleitet eine concretivnäre Anordnung der Theilchcn diese Veränderung ihrer Lage, durch welche sie befähigt werden, ihrer gegenseitigen Verwandtschaft mehr oder weniger zu folgen, sowie jener Tendenz, welche alle Körper haben, sich um einen Kern, welcher sich ihnen rechtzeitig und an rechter Stelle bietet, vermöge einer auf merkliche Entfernungen wirkende Art von Molekular-Anziehung zu sammeln. Die Risse oder Absonderungsspalten, welche die einzelnen Theile durchziehen, bilden sich längs derjenigen Linien, in welchen die contractilen und coiicrctionären Kräfte der nächsten Centren einander das Gleichgewicht halten. Wenn der Proceß stattfand, während die Masse vollkommen flüssig war, und wenn die Substanz vollkommen homogen war, so müßten die Centren gleiche Entfernungen von einander haben, sowie auch alle Kreise, innerhalb deren ihr Einfluß gleich stark wirkt. Die Spalten würden also die erstarrten Schichten in regelmäßige Sechsecke zerlegen, und jeder Spalt wäre eine Tangente der beiden nächsten Kreise, innerhalb denen er sich gebildet hat (s. Fig. 25.). Fig. 25. Aber soweit der Flüssigkeitszustand der Masse unterhalb dieser Obcrflächenschicht es gestattet, der contractilen Kraft in einer auf die Oberfläche senkrechten Richtung nachzugeben, wird keine Spalte parallel mit dieser Ebene entstehen. Es werden daher durch das fortgesetzte Weiterschreiten des Consolidations-Processes nach innen die Spalten Ausstiegen und Lagerung der Lava. 81 sich nach dem Inneren fortsetzen in Ebenen, welche senkrecht zur Oberfläche stehen, an welcher das Festwerden anfing, und dadurch wird die Masse in sechsseitige Prismen zertheilt werden; die vom Centrum der Contractiou beschriebene Linie wird die Achse jedes Prisma werden. Indessen geschieht bei allen Lavaströmen die Erstarrung der äußeren, der Luft ausgesetzten Fläche so schnell und wird durch die fortdauernde und unregelmäßige Bewegung des Stromes unterhalb so gestört, sowie durch das heftige Entweichen der eingeschlossenen Dämpfe, daß der Contractionsproceß unregelmäßig und stürmisch sein muß; und die Polygonalen Blöcke, in welche der obere Theil der Blasse sich theilt, sind demgemäß roh, ungleich und oft formlos, obwohl in vielen Fällen ein Streben nach einer sechseckigen Figur bemerkbar ist. Da die Verlängerung der Prismen nach innen davon abhängig ist, daß die Lava des Inneren der contractilen Kraft in der Richtung ihrer Achsen in dem Verhältnisse nachgibt, wie ihr Flüssigkeitsgrad dazu zu unvollkommen ist, so werden überdies Querspaltcn oder Fugen entstehen, welche die Prismen in mehrere Theile oder Glieder zerlegen. Wo das Korn der Lava grob ist, und wo daher die Erstarrung in Folge des schnellen Eutweichens der darin enthaltenen Däinpfe schnell geschehen ist, da hat dieses doppelte System von Theilungen sie an der Oberfläche in jene bereits als für manche Lavafeldcr charakteristisch erwähnten cubischen oder prismatischen Blöcke zerlegt. Und in sehr wenigen Fällen zeigt die durch den inneren Erstarrungsproceß von der äußeren exponirteu Fläche her veranlaßte Theilung eine merkwürdige Regelmäßigkeit. In flachen und daher schnell erkalteten Lavaplatteu durchdrängen oft unregelmäßige Schwindungsfugen die ganze Masse. Aber wo die Dicke der Schicht hinreicht, den inneren Theil lange Zeit flüssig zu erhalten und der Consolidations-Proceß für diesen Theil von der unteren Fläche her langsam und ruhig fortschreitet, da werden die Prismen oft sehr regelmäßig und symmetrisch und nehmen die allbekannte Säulengestalt an, an welcher der Querschnitt jeder Säule sich einem regelmäßigen Sechseck nähert. Diese Regelmäßigkeit der Theilung findet auch bei manchen Gängen statt (welche ohne Zweifel im Allgemeinen langsamer erkalten, als der Luft ausgesetzte Lava), wo denn die Achsen der Säulen senkrecht auf die respectiven Seiten des Ganges d. h. auf die abkühlenden Flächen gerichtet sind. Aber da der Proceß gewöhnlich auf beiden Seiten beginnt, so werden die Säulen gewöhnlich einander nicht regelmäßig treffen, so daß die der einen Seite nicht in der Fortsetzung der der anderen liegen. Daher hat die Mehrzahl von in Säulen geson erter P. Scrope. Ueber Vulkane. 6 82 Sechstes Kapitel. Gänge eine Mittelnaht von amorpher Lava oder eine unregelmäßige^ sie in zwei Hälften theilende Ebene. Bisweilen ist eine neue Lava- Jnjection in diese Mittelnaht eingedrungen und gewährt nun das Aussehen eines Ganges im Gange. In derselben Weise theilt gewöhnlich in einer horizontalen Lavaschicht eine Naht oder Trennungs-Ebene den oberen Abschnitt, welcher durch Mittheilung seiner Wärme nach oben schnell und unruhig erstarrt ist, und der aus den bereits erwähnten Ursachen nur unvollkommen oder gar nicht prismatisch ist, von dem unteren Abschnitte, welcher durch- die Wärmeabgabe an die untere Fläche langsamer und ruhig fest geworden ist und folglich regelmäßiger getheilt ist, oft in Säulen von fast architektonischer Gleichförmigkeit und Schönheit. Der Contrast zwischen dem oberen und oft ganz amorphen Theile der Masse und dem unteren säulenförmigen ist bisweilen überraschend und so stark, daß viele Geologen dadurch zu der Vermuthung veranlaßt worden sind, es seien zwei verschiedene Lavaströme (s. Fig. 23.); aber eine genaue Untersuchung wird, glaube ich, stets die nicht zu bezweifelnde Verbindung und ein Jneinanderdringen beider Theile auffinden. Die berühmten Säulen der Fingals-Höhle und die der Antrimküste zeigen dieselbe Thatsache in merkwürdiger Art. Fig. 26. Theil der basaltischen Colonnade von Portrush (Grassch. Antriin). Wie sich erwarten läßt, hat sich, je flüssiger die Lava ist, je feiner ihr Korn und je homogener ihre Substanz, um so gleichförmiger im Allgemeinen, caeterm paribrm, der Concrctionsproccß vollzogen, untr um so regelmäßiger und zahlreicher sind die entstandenen Säulen. Auch die Dicke und das daraus folgende langsame Abkühlen der Schicht wird dafür günstig sein. — Aus dem Gesagten erklärt sich die oft fächerförmige Gruppirung der Prismen, welche man an Säulenreihen Ausflicken und Lagerung der Lava. 83 wahrnimmt?) Bisweilen haben die Säulen eine allmählige und unmuthige Krümmung; wahrscheinlich in Folge einer langsamen Bewegung, 1) Da eine der Hauptursachen für die schnelle Zersetzung vulkanischer Gesteine, namentlich des Basaltes, in der Leichtigkeit liegt, mit welcher das Regenwasser zwischen die Theilfugen der Prismen eindringt und in der dem folgenden Wirkung des Frostes, welche sie auseinander treibt, so ist es klar, daß diese Zerlegung bei den abwärts convergirenden Prismen bedeutend erleichtert wird, da auch ihr eigenes Gewicht mit zu ihrer Trennung verhilft, während die entgegengesetzte Anordnung umgekehrt der Zerlegung höchst wirksam widerstreitet. Diese Betrachtung erklärt den Ursprung jener isolirten Kegelberge, die in basaltischen Gegenden so häufig vorkommen, und welche so oft in Central-Frank- reich, Deutschland und Italien zur Anlegung von Ritterburgen gewählt worden sind. Man wird größtentheils, wenn nicht ganz allgemein finden, daß sie ihr Vorhandensein der äußersten Stabilität verdanken, die durch eine pyramidale Gruppirung von Säulen veranlaßt ist, und dem Mangel an Fugen, welcher sie befähigt hat, die Zerstörung des übrigen Theiles der Schichten, zu welcher sie gehörten, zu überdauern. Einen der prächtigsten Säulenpiks dieser Art sieht man bei Murat, Dep. Tantal, in Frankreich (S. Blatt X. meiner „Voleamos ok Lsntral Kranes, 2Jnseln. Lange war man in dem Irrthume befangen, daßsmau annahm, die Säulenbildung sei einzig und allein den ältesten Trapps eigenthümlich. In Wirklichkeit ist diese Structnr dem Inneren der Lavamassen jeden Alters gemeinsam, in denen die Zusammensetzung und die Umstände des Flüssigkeitsgrades und der Anordnung dieser Erzeugung günstig gewesen sind. Solche Bkassen sind, wenn von höherem Alter, gewöhnlich zerfressen oder durch lange Einwirkung wässeriger Erosion und anderer zerstörender Processe entblößt, in Folge deren die prismatische Konfiguration ihres Inneren dem Auge zugänglich geworden ist, während in den Strömen neuerer Vulkane seltener Gelegenheit geboten wird, ihre innere Structur zu beobachten. Aber wo dies wirklich der Fall ist, wie an den durch tiefe Schluchten oder senkrechte Felswände am Aetna, auf Island, Bourbon und selbst am Vesuv sich darbietenden Durchschnitten, ö?i ist oft eine sehr regelmäßige Säulcn- Anorduung, selbst bei Laven von bekanntem Alter, bemerkbar?) i) Der Basalt von La Motte bei Latania ist im Inneren schön säulenförmig und zeigt diese Structur an der einen Seite, wo er von den MccrcSwogcn stark angegriffen ist; die anderen Seiten, wie die obere Fläche, sind amorph. — Uorrnra, 6ampi UIitsAioi, x. 322. Siehe auch den von Lpell gegebenen Holzschnitt, klanual, x. S23 oä. 1857. Ausstichen und Lagerung der Lava. 85 Unter besonders günstigen Umständen haben sich Basaltsäulen von lOO und selbst 15» F, Länge gebildet, die bisweilen aus 50 F-. oder mehr ohne Fugen sind, obwohl sie nur 8 oder 9 Zoll im Durchmesser halten. Der pyramidale Hügel von Murat im Cantal hat einige von großer Länge und Schönheit in das Pariser Museum geliefert. Die der Fingals-Höhle sind, glaube ich, fast so lang wie breit. In einigen Fällen, besonders wo das Korn der Lava grob ist, sind die Prismen kolossal im Bolumcn und messen 6 oder 8 F. im Querschnitte?) I) Mir scheint es, als wenn die Erklärung dieser säulenförmigen Structnr, wie sie in den meisten Büchern gegeben wird, kaum vollständig oder ausreichend sei. Delcssc hält sie, wie auch ich selbst, siir daS Gcsammtresultat der „Krystallisation" (ich möchte lieber sagen,der coneretionären Anziehung) „und der Attraction". Danbcny leugnet, das) die Lontraction irgend welchen Einfluss bei der Hervor- bringnng habe (Volonnos, p. 000). Lycll geht überhaupt kaum auf die Frage ein (iVlttiiuni p. ygm. JukeS (illnuunl ok Ovolo»^, I>. 100) schreibt die prismatische Anordnung der „Coutraction bei (o») Consolidation" zu, aber aus den nächsten Seiten dem „Zusammenpressen der sich berührenden Sphäroide", und in dieser Ansicht folgt er und cttirt er G. Watt, welcher, wie Danbcny und viele andere neuere Schriftsteller, die Prismen angesehen zu haben scheint als nothwendig bestehend aus gegen einander gepreßten Sphäroidcn. ES ist aber klar, daß die sich berührenden Sphäroide zuerst gesondert gewesen sein müssen, ehe sie einander pressen konnten. ES fragt sich also, waö veranlaßte die Sonderung der Prismen d. h. die Naht oder die Lösung des Zusammenhanges unter ihnen, welche so vollständig ist, daß sie in dem Augenblicke anö einander fallen, wo ihr Schwerpunkt nicht mehr unterstützt ist? Die Ursache muß sicherlich die Eontraction stewcscn sein. Ucberdics erklärt die sphäroidal-conerctionärc Theorie nur die Bil- bnng einer unregelmäßigen Aneinanderreihung von Sphäroidcn. Die Verlängerung der Säule nach der zur abkühlenden Fläche senkrechten Richtung, ohne jede Fuge, und bisweilen auf Strecken von dem hundertfache» Durchmesser der Säule, kann nach meiner Ansicht nur durch eine contractile Kraft erklärt werden, welche die Theilchen nach der bereits erstarrten und zersprungenen Oberfläche hinzieht, während der Flüssigkeitsgrad des Inneren ihre Bewegung nach dieser Richtung gestattete. Wir haben keinen Grund anzunehmen, daß die langen Säulen bestimmte Sphäroide enthalten Wo sich solche gebildet haben, da ist eS durch die große Zahl von Querfugen geschehen, da jedes Glied ein einzelnes Sphäroid enthält. Und da die Sphäroide stet« in den Prismen eingeschlossen sind, so scheint cS klar, baß die letztere» zuerst gebildet sein müssen, mit andern Worten, daß die Schwin- dungsrisse fertig gewesen sind, ehe die concretionärc Anordnung bewirkt wurde. Wäre das Entgegengesetzte der Fall. wie cS die Ansicht einiger Geologen ist iz. B. Danbeny's, I. e ), so würden diese fphäroidischcn Concrelionen unregelmäßig durch die Masse vertheilt gewesen sein, und nicht innerhalb der Grenzflächen der Prismen beschränkt. Diese Schwierigkeiten haben die angeführten Schriftsteller empfunden, welche cingestchen, daß sie diese besondere Anordnung der Sphäroide nicht zu erklären vermögen (s. ckuleos I. o.). 86 Sechstes Kapitel. In sehr regelmäßigen Basaltsäulen sind die Querfugen nicht flach, sondern in convexen und concaven Oberflächen, so daß sie fast einem Kugel- und Pfannengelenk ähneln. In allen Fällen, in welchen ich dies beobachtet habe, ist die Konvexität unterwärts gewesen, d. h. in Jeder weiß, daß eine ähnliche Theil-Structur in Blassen von Schlamm, Thon feuchtem Tuff, Stärke und ähnlichen teigartigcn Substanzen beim Trocknen entsteht. Diese Identität der Struktur ist zuweilen seltsamer Weise bemerkbar in naher Jnxtaposition, wo Lava über eine Schicht feuchten Thons oder Schiefer geflossen ist, der in Folge der ihm so mitgetheilten Hitze getrocknet ist und in sechsseitige Säulen zersprungen ist, die senkrecht gegen die trocknenden Flächen stehen und ebenso regelmäßig sind, wie die der Lava. Ein solches Beispiel gibt Phillips in seinem lllunual. Ich habe viele dergleichen in vulkanischen Gegenden gesehen. So findet man auch den weichen zerreiblichen Sandstein von Notherham und a. O., wenn er znr Ausfütterung von Glüh- und Schmelzöfen verwendet wird, erhärtet und in sehr regelmäßige Sänlen-Concretione» zersprungen. Sicherlich ist die Annahme irrationel, daß eS in diesen Fällen Lontraction, aber beim Basalt, grade im Gegensatze, Compression sei, was ihre identische Struktur veranlaßt hat. Man hat geleugnet, daß bei den Basaltsäulen die prismatische Bildung durch Contraction hervorgebracht sein könne, weil die Prismen oft so dicht an einander schließen, daß es unmöglich ist, eine Messerklinge oder ein Blatt Papier dazwischen einzuschieben. Man muß jedoch bedenken, daß die Kraft, welche die Zusammen- ziehung bewirkt hat, nur auf die kleinsten und nnmerklichstcn Entfernungen wirkt, und daß ein Raum, der aus einer großen Menge solcher Entfernungen besteht, doch für unser Wahrnehmungsvermögen fast unmerkbar sein kann. Auch ist gewiß, daß die Absondernngsspaltcn später enger geworden und oft durch Infiltration, gewöhnlich von Eisenoxyd, das sich auf den Sänlenftächcn abgesetzt hat, ausgefüllt worden find. Die Realität der Zusammcnzichnng und die außerordentliche von ihr ausgeübte Kraft wird durch einen Umstand bestätigt, den ich Gelegenheit gehabt habe, zu Burzet im Vivarais zu beobachten. Der Basalt enthält dort zahlreiche große Knollen von Olivin, oft faustgroß; er ist zugleich sehr regelmäßig sänlen- sörinig, und die Säulen stehen unter einander in sehr naher Berührung Doch ist es in vielen Fällen geschehen, daß die Absondernngsspaltcn einen der großen Olivinknollcn zertheilt haben, so daß die eine Hälfte in der einen Säule und die andere in der benachbarten Säule steckt. Obwohl die Theilung vollständig ist und die Bruchflächcn glatt sind, wahrscheinlich durch die Zeit und durch Eindringen von Wasser, so entsprechen sie einander doch so vollkommen, daß ihre vormalige Bereinigung zu einem und demselben Knollen unmöglich zu bezweifeln ist. Ihre Trennung kann nur durch eine mächtige contractile Kraft erklärt werden, welche während der Bildung der Säulen wirksam war — einer Kraft, welche den doppelten Charakter eines Griffes und eines Zuges (xrip anck na-andi) hatte. Kein gegenseitiger Druck sich berührender Sphäroide hätte diese Wirkung haben können. Grade so sind oft in recht dichten Tonglomeraten die härtesten Geschiebe glatt durchschnitten von Spalten, welche durch denselben concretionären, contractilen Proceß entstanden sind. Auch in vielen Graniten sind die großen Feldspathkrystalle ebenso halbirt, daß die eine Hälfte der anderen auf beiden Seiten der Spalte gegenübersteht. Ausfließen und Lagerung der Lava. 87 "einer Richtung gegen die Erstarrungsfläche hin (welche stets, wie ich glaube, die untere oder die Basis der Lavaschicht ist). Ich möchte dies dadurch erklären, daß das Acußcre früher fest geworden ist, als das Innere der Säule, was zur Wirkung gehabt haben würde, ^ ^aß die Fugen voin Grunde aus eher entstanden, von wo die Erstarrung eher an den Seiten fortschritt, als in der Mitte. Aus derselben Ursache, nämlich daß die Ecken schneller erstarrten als die flachen Seiten, findet man dieselben hie und da etwas über die letzteren in eckigen Fortsätzen vorspringen, was den Gliedern die Gestalt von in einander gesetzten Tassenköpfen gibt; und diese Fortsätze sind bisweilen selbst wieder von dem unteren Theil der Tasse durch eine deutliche Fuge getrennt (Fig. 28). 12. Durch eine sehr große Vervielfältigung der Spalten geht die säulenförmige in eine sphäroidale oder kugelförmige Struktur über. Daher scheinen die Prismen mancher Basalt-Colonnaden aus über einander aufgebauten Sphäroiden zu bestehen. Diese Struktur wird indeß gewöhnlich nur in Folge einer anfangenden Zersetzung sichtbar. Fig. 29. Prismatischer Obsidian, der in Kugelsorm übergeht. (Lhiaja di Luna, Insel Ponza.) Die Kanten werden bei einem Uebermaß der Sphäroide zuerst verfärbt und fallen endlich in concentrischen Blättern ab. Die säulenförmige Lava des Vulkans von Bcrtrich in der Eifel sieht aus, als bestände sie 88 Sechstes Kapitel. aus Säulen holländischer Käse, weshalb sie den Namen „Käsegrotte" erhalten hat?) Auf der Insel Ponza sondern sich Prismen eines grünen, glasigen Pechsteines zu sehr vollkommenen Sphäroidcn oder eiförmigen Massen von 1 F. bis zu wenigen Zollen Durchmesser, welche beim Zerschlagen in concentrische Blätter zerspringen, ähnlich den Hüllen einer Zwiebel (s. Fig. 29). Zuweilen findet in ein und derselben Masse mehr als eine Theil- sonderung nach einander statt. Wenn der obere Theil durch Verminderung der Masse schnell zerspalten ist, welche in Folge des Entweichcns ihres Flüssigteits-Vehikels auf deni Wege des Durchdringens durch die Poren des erhärteten Gesteins geschieht, so kann sich danach eine zweite Spaltenreihc etwa senkrecht zur ersten bilden, wem: die Temperatur der Lava sich durch langsames Fortgehen des Dampfes und der Wärme durch die erste Reihe hindurch noch weiter erniedrigt hat. In dieser Weise werden die rohen Blöcke oder Schichten, die sich zuerst gebildet, in zahlreiche kleine Prismen zertheilt, welche senkrecht gegen ihre Grenzflächen stehen. Die ersteren werden groß und sehr unregelmäßig sein in Folge der Schnelligkeit ihrer Bildung; die letzteren klein und vollkommener. Unter den Basalt-Colonnaden des Vivarais finden sich einige schöne Beispiele dieser doppelten prismatischen Structur. Einen Theil des einen zeigt Fig. 23. So geschieht es auch gelegentlich, daß eine Lavamasse, die kugelförmige Structur angenommen hat, durch spätere Contraction entweder in Prismen getheilt worden ist, welche ihre Achse senkrecht gegen die Oberfläche des Sphäroidcs haben und daher nach dem Mittelpunkte convergiren, oder in concentrische Lamellen, je nachdem die coutractile Kraft bei ihrem Fortschreiten von der Oberfläche nach der Mitte der Masse den geringsten Widerstand gegen die Bewegung der Theilchen in der Richtung der Radien oder der Tangenten an der Kugel findet. Bei St. Sandoux in der Auvergne findet sich ein schönes Beispiel der ersteren Varietät von Theiluugs-Structur, nämlich ein ungeheures Basalt-Sphüroid von mehr als 50 F. im Durchmesser, bestehend aus sehr regelmäßigen und gegliederten Säulen, die von der Mitte, wo sie dicht vereinigt sind, nach dem Umfange ausstrahlen, wo ein beträchtlicher Raum zwischen ihnen frei ist?) Im Siebengebirge sieht man >) Siehe den Holzschnitt in Lpclls klauual, Fig. S37 oä. 1858. 2) Eine Abbildung dieses Felsens gibt Fanjas dc St. Fond: „8ur Is Vivarais st Is Vsla^." Ausstichen und Lagerung der Lava. 89 ein concentrisches, blältriges Basalt-Sphäroid, das einen Durchmesser von 500 oder 600 F. hat.') Die Blätter zeigen ebenfalls eine Tendenz zur Säulentheilung, und die Prismen stehen rechtwinklig gegen die krummen Flächen der Blätter. 13. Die Absonderung in concentrische Sphäroide ist gewöhnlich und allgemein bekannt. Sie finden sich in jeder Größe, von vielen Fußen im Durchmesser bis zu den kleinsten oolithischen Körnern. Viele Lavagesteine sind so in cckig-kuglige Stücke von Erbscngröße getheilt, so daß eine pisolithische Structnr entsteht. Diese Sphärulite werden bisweilen nur durch Zersetzung sichtbar. Im Gransteine oder den halb augitischen Laven hat jede als Korn ein Feldspathkorn oder Krystall. Gesteine von dieser Beschaffenheit hat man Bariolite genannt. In den echten feldspathischcn und besonders in den glasigen Laven ist diese Structnr häufig; die Sphärulite nehmen Perlglanz an, und das Gestein heißt dann Pcrlsteiu, von welchem in Ungarn und in den Andes von Peru gewaltige Blassen vorkommen. Die Sphärulite, oder wie sie bisweilen genannt werden, die Krystallite, sind mehr oder weniger krvstallinisch und haben bisweilen eine sternförmige, in anderen Fällen eine concentrisch-blättrigc Structnr, auch wohl beide vereinigt. Sie sind genau von demselben Charakter wie die, welche sich in den Schlacken der Glasöfen bilden; und die Vervielfältigung solcher sphärulitischen Concretionen durch die ganze Blasse verwandelt ihre Glastextur in' eine Mehr oder weniger steinige oder schuppige, grade wie es geschieht durch langsames Abkühlen des geschmolzenen Rowley-Rag-Basaltcs in Chancc's Fabrik künstlicher Steine zu Birmingham. Uebergänge dieser Art von völlig glasiger zu steiniger Textur kann man an vielen feldspathischen Laven sehen. Bei einigen, z. B. bei denen der Ponza-Jnseln und Ischias, hat die Bewegung der Masse, wahrscheinlich unter bedeutendein Drucke, deutlich die feldspathischcn Sphärulite zu flachen Scheiben und schließlich zu dünnen Blättern platt gedrückt, was dem Gestein eine fleckige oder gcbänderte und blättrige Strnctur verleiht. 14. Manche Laven nehmen in Folge der Vervielfältigung der mit den Abkühln»gsflächcn parallelen Fugen beim Festwerden eine tafelförmige oder Blätterthcilnngs-Structur an. Dies geschieht am häufigsten, wo die sie zusammensetzenden ungleichachsigen Krystalle oder Schiefer gleichförmig gelagert sind; in Folge dessen ist der Flüssigkeitsgrad größer in der Richtung ihrer längsten ebenen Oberflächen, als in der darauf senkrechten Richtung, und so ist das Entstehen von Soude- I) Nöggerath, Rheinland vol. II. p. 250. so Sechstes Kapitel. rungsspalten weniger häufig gegen das Kvrn des Gesteins, als mit demselben; und daher theilt sich die Lava in cvncrctionärc Platten oder Lamellen von größerer oder geringerer Dicke, je nach dem größeren oder geringeren Unterschiede in dem Flüssigkeitsgrade der Lava nach diesen entgegengesetzten Richtungen. Wenn die Dicke vergleichsweise groß ist, so heißt die Structnr tafelförmig; wenn sie gering ist, blättrig; und wenn die Blätter sehr dünn sind, schiefrig. Die Ursache dieser parallelen Anordnung der krystallinischen Theilchcn solcher Laven ist wahrscheinlich die Quetschung oder Ausstrcckung, der sie unterworfen gewesen sind, während sie sich unter dem Drucke fortbewegten, und die als Erzeugungsmittel einer blättrigen Structnr in vielen Trachyten bereits erwähnt worden ist, — derselbe Proceß also wie der, welchen wir jetzt als die Ursache der Spaltungsrichtungen im Thonschiefer erkennen. Die blättrige Structnr wird oft von der prismatischen oder sänlcn- förmigen begleitet, von welcher sie jedoch völlig unabhängig ist. Da die Prismen senkrecht zu den exponirten Oberflächen stehen, so sind dieselben im Allgemeinen, obwohl nicht nothwendig, senkrecht gegen die Ebenen der Lamellen; und diese sind, da sie stets parallel der Richtung liegen, in welcher die Lava sich bewegt hat und durch diese Bewegung ihren krystallinischen Thcilcheu gestattet hat, sich in Ebenen zu ordnen, demnach auch "meist parallel den äußeren Flächen des Lagers, Stromes oder Ganges. Ein merkwürdiges Beispiel dieser verbundenen Structnr kommt im Röche Tuiliöre am Mont Dore vor. Der Klingstcin, aus welchem dieser Fels besteht (ein isolirtes Stück des großen, vom Pny Gros hcrabkommenden Stromes), ist regelmäßig in fast verticale Säulen getheilt. Er ist auch außerordentlich schiefrig, wie es der Raine -andeutet, und die Platten werden wie Dachschiefer verwendet. Die Richtung der Lamellen in der Mitte des Felsens ist die horizontale und daher senkrecht zur Achse der Prismen, neigt sich aber allmählig nach Norden, bis sie parallel mit ihren Achsen wird. Der Umstand, daß die erstere Anordnung den Prismen große Festigkeit verleiht, während die letztere den Zertheilungs- und Zersctznugs-Agcnticn leichten Zutritt gestattet, erklärt die Jsoliruug dieses Felsens vollkommen; derjenige Theil, in welchem die letztere Anordnung herrschte, ist hinweg- gewaschcn. Diese Krümmung der Lamellen rührt, wie gesagt, wahrscheinlich von einer Aenderung in der Richtung der Bewegung oder dem Drucke her, dem die Masse während des Erstarrungs-Processes ausgesetzt gewesen ist. Anscheinend ist sie analog der Krümmung der blauen und weißen Adern in einem Gletscher. Ausstiche» und Lagerung der Lava. 91 Einige der basaltischen Laven des Mont Dore, wie die bei St. Bonnet, sind merkwürdig durch ihre tafelförmige Structur; die Tafeln wessen häufig 10 oder 12 F. in der Länge, fast ebenso viel in der Breite, aber nur 6 bis 12 Zoll in der Dicke. Sie tönen wie eine Glocke. Das Korn des Gesteins ist dicht, fein und krystallinisch. Klingstcin tönt ebenso, daher sein Name. Grade wie das unvollkommene Nachgeben oder Setzen der Lava 'n einer zur abkühlenden Oberfläche verticalen Richtung die Querspalten veranlaßt oder die Fugen, durch welche die Säulcn-Concretionen Zertheilt werden, so werden, wenn der Flüssigkeitsgrad der schiefrigen Laven in der Richtung der Schuppen oder Blätter völlig unzureichend ist, die gesammte Tendenz, in dieser Richtung sich zusammenzuziehen, zu compeusircn, in ihnen Querfugen in größeren oder geringeren Abständen erzeugt; und durch die Vervielfältigung dieser nehmen die Tafeln eine cubischc oder rhomboidische Gestalt an, wie man es an den alteren Trapps oder Syenit und selbst am Granit sehen kann.') 1ü. Wir haben gesehen, daß die Thcilungs-Structur oder die Regelmäßigkeit der inneren Gestalt, welche eine Bkasse teigiger Lava während ihrer Erstarrung annehmen kann, je nach den Umständen folgende Verschiedenheiten umfaßt: 1. Die prismatische oder säulenförmige. 2. Die tafelförmige, blättrigc und schiefrige. 3. Die rhom- boidische oder cubische. 4. Die kugelförmige. 5. Die eckig-kuglige. — Zwei oder noch mehr dieser Verschiedenheiten können in derselben Blasse vereinigt sein. Aber ehe wir fortfahren, die verschiedenen Modifikationen zu bedachten, welche die ergossenen Laven auf der Erdoberfläche annehmen, wüssen wir unsere Aufmerksamkeit auf die verschiedenen mineralischen Eigenschaften und die Zusammensetzung richten, welche sie bei der Untersuchung darbieten. Der Gegenstand ist freilich theilweis schon anticipirt, verlangt aber noch weitere Untersuchung. I) Die Schichtung und Gliederung der Gesteine aller Art, wo die Schichten durch Fugen getrennt sind, entstehen durch diesen concretiouären Proceß welcher ön schließlich,: Anordnung der Massentheilchen begleitet, die durch Druck und wahr- icheinlich durch die Entziehung ihres Flilssigkeits-Behikels beeinflußt wird. 92 Siebentes Kapitel. Siebentes Kapitel. Mineralische Eigenschaften und Zusammensehnng der Laven. 1. Lavagesteine, d. h. Gesteine, welche man als Laven hat aus vulkanischen Mündungen cinsfließen sehen oder welche nach ihrer Lagerung lz. B. als Bestandinasse vvn Gängen oder Strömen vdcr massigen Buckeln an der Seite oder am Fuße eines vulkanischen Berges) im Zustande feurigen Flusses deutlich ausgebrochcu zu sein scheinen, sind, obwohl sie in ihrem mineralischen Charakter mehr vdcr weniger von einander abweichen, nach den Ergebnissen der Analyse sämmtliche Thonerde- vder Magnesia-Silikate, mit etwas Protoxyd von Eisen, Natron und Kalk, und diese Bestandtheile sind im Allgemeinen krystallisirt in einigen der verschiedenen Formen des Feldspath, Quarz, Augit oder Hornblende, Glimmer, Olivin oder Titancisen. Wenn die angitischen oder eisenhaltigen Mineralien herrschend sind, dann hat das Gestein ein höheres specifisches Gewicht, als wenn die feldspathischcn Gesteine vorwalten, höchstens wie 5:4?) Die letztere Klasse von Lavagcstcincn ist den Mineralogen unter der Bezeichnung Trachyte bekannt, die ersteren als Basalte (Dolcrit, Brogniart). Viele Lavagesteine bilden eine Mittelklasse, welchen ich wegen ihrer vorherrschend hellgrauen Färbung, zwischen der gewöhnlich schwarzen oder dunklen Schieferfarbc des Basalt und dem Aschgrau oder Braun oder Gelblich-Weiß der Trachyte, vor Zeiten den Namen „Granstein'' gegeben habe, welcher dem Tcphrine Brogniarts, und dem Trachy-Dolerit Abichs entspricht; und ich halte noch jetzt diese Bezeichnung „Graustem" für mehr dem Geiste unserer Sprache entsprechend als jene anderen. Der Ausdruck „Kling- stein" (Phonolith) wird den schiefrigcn Varietäten des Granstcins gegeben. Er hat gewöhnlich einen im Verhältniß großen Gehalt vvn Alnminaten?) Qnarzkörner oder Krystalle trifft man nicht sehr häufig i) Darwin bezeichnet das specifische Gew. der gcwöbnlichcn Bestandtheile der Mineralien der Laven als sich bewegend: beim Feldspath zwischen 2 nnd 2,74; bei Hornblende oder Ailhit zwischen 2.4 nnd 3,4; bei Olivin zwischen 3 3 und 3,4. bei Quarz zwischen 2,t> nnd 2,8; nnd endlich bei Eisenoxyden zwischen 4,8 und 5,2 (Volennio Islanels). 2j Jules, Lyell und einige andere Geologen gebrauchen den Namen „Dolcrit" fllr die ganze Klasse der angitischen Lavagesteine. Ich sehe nicht ein, weshalb der alte nnd allgemein bekannte Name „Basalt" wegen dieser Neuerung verworfen werden soll. Einige Gelehrte beschränken ihn auf augitische Gesteine, welche Olivin zu enthalten pflegen. Aber diese Beschränkung wird, glaube ick, niemals allgemein Mineralische Eigenschaften und Zusammensetzung der Laven. 93 'u Laven, tvohl aber in manchen Trachyten; die Krystalle sind dann sdchsseilige Säulen mit pyramidalen Endflächen, und sie machen den Eindruck, als seien sie eher krystallisirt als die übrigen Mineralien der Zusammensetzung. Im Allgemeinen sind es jedoch Onarzkörner, und diese sehen aus wie oberflächlich geschmolzen; oder der Quarz ist der dichten Gestcinsmasse eingemischt. Unter den Trachyten Ungarns, der Ponza-Jnseln und der Andes sind einige sehr kiesclreich, so daß man sie hie und da für Feuerstein halten konnte, dessen mnschligeu Brück und scharfe Kanten sie haben, mit Quarzadern oder Krystallen, welche ^re Höhlungen säumen. Der Feldspath des Trachytes ist gewöhnlich liiasig, aber nicht selten undurchsichtig; seine Krystalle haben in Trachyt« Porphyran bisweilen mehr als l oder 2 Zoll Länge. In manchen Laven vertritt ihn der Lencit in Dodekaödern, die hie und da auch Z'hr groß sind. Statt des Angit erscheint bisweilen Hornblende, und auch deren Krystalle sind manchmal groß und vollkommen. Der Ellimmcr findet sich meist in sechseckigen oder rhombischen Tafeln; der Olivin in olivengrünen Krystallen oder Knoten; das Titaneisen in Körnern oder Oktaedern. 2. Die älteren Laven, d. h. die vulkanische Masse, welche die ^cundären und früheren Schichten durchdrängt oder von ihnen über- lugcrt wird, weicht, im Ganzen gesehen, in gewissem Grade sowohl im Aussehen, als im mineralischen Charakter von den neueren Laven ab. Man hat sie gewöhnlich Trapp oder Trappgesteine genannt. Diesigen, welche die .Klasse der Basalte vertreten, enthalten gewöhnlich ""genommen werden; und da der Name „Basalt" der älteste, am besten bekannte Und der am allgemeinsten anerkannte ist, so wäre es gewiß wnnschcnSwcrth, ihn "uch ferner s!ir die gestimmte Klasse der Lavagcstcine anzuwenden, in welchen Angit ober Hornblende und die eisenhaltigen Mineralien im Allgemeinen überwiegen, so das; sie ihnen xj„e vorherrschende dunkle Färbung und hohes specifisches Gewicht verleihen. Wenn aber der Name „Dolerit" atS Synonym für Basalt von den englischen Geologen aufgegeben würde, so müßte der „Trachy-Dolcrit" nachfolgen, »nd für pjx Mittelklasse würde besser „Graustem" zu substitnlrcn sein. UcbcrdicS euierke ich, baß das erstere Wort unpassend ist, da diese Klasse von Gesteinen s"chtS von der Nanhhcit der Textur hat, welche die erste Silbe andeutet; sie sind "n Gegentheile meist weicher als der Basalt selbst, und fühlen sich zuweilen fast w'fenartig an, wie manche Klingsteine, welche schicsrigc Grausteine sind. ES ist Möglich, baß wir in unserer Annahme der Nomenclatnr des Contincntcs zu weit gfhen. Einige Schriftsteller nennen z. B. jeden Lavastrom einen „couläe". Wo bnr aber einen passenden und bezeichnenden englischen Ausdruck für etwas haben, ? ist es besser, denselben anzuwenden, als, um eine wissenschaftliche Gleichsörmig- hcrznstcllcn, nnnäthigcrwcife Gallicismen oder Gräcismen einzuführen. Aus 'Kein Grunde ziehe ich auch den Ausdruck „Grünstem" dem „Diorit" vor. 94 Siebentes Kapitel. eher Hornblende als Augit und werden Grünsteine (Diorite) genannt. Die augitischen Gesteine dieser Klasse haben ebenfalls zahlreiche Varietäten, die Melaphyre, Gabbro oder Diallagfcls, Diabas, Kersanton n. s. w. Auch der Serpentin scheint mit Recht zu ihnen gezählt zu werden. Diese letzteren Varietäten finden sich gewöhnlich in der Nähe von Kalkschichten, in welche sie überzugehen scheinen, indem die Elemente der sedimentären und eruptiven Gesteine zugleich durch mechanische und chemische Thätigkeit vermischt sind. Die feldspathischcn Gesteine älterer Zeit sind sehr häufig dicht, und dann heißen sie Feldsteine oder dichter Feldspath, und wenn die Grundmasse deutliche Krystalle enthält, Fcld- spath-Porphyr. Elvanit oder quarzführender Porphyr hat dieselbe Grundmasse oder eine aus denselben Bestandtheilen zusammengesetzte körnige, mit darin vertheilten Krystallen oder krystallinischen Körnern von Quarz. Die Trappe, sowohl die Feldsteine als die Grünstcine, werden von ihren respectiven Conglomeraten aus Asche oder Tuff begleitet, von denen einige, wenn sie schiefrig sind, Trappschiefer genannt werden. Der Ausdruck „Thonstcin" und „Wacke" wird gewöhnlich für Feldstein und Grünstein oder deren Tuff angewendet, wenn sie schon zersetzt sind. Im Ganzen, kann man sagen, sind die älteren vulkanischen Gesteine dichter in der Textur und zeigen weniger häufig zeitige oder schlackige Theile, als die neueren Laven und Tuffe. Alan kann schwerlich sagen, daß sie krystallinischer seien. Ferner sind sie wahrscheinlich mehr durch Infiltrationen und andre zersetzende oder mctamorphosirende Einflüsse verändert; und damit können wir einigermaßen die unterscheidenden Eigenschaften erklären, welche sie zeigen, ohne zu der Annahme genöthigt zu werden, daß sie unter anderen Umständen entstanden seien als die neueren. Einige indeß unter ihnen, wie Serpentine, Porphyre und Syenite, nähern sich dann und wann in Charakter und Lagerungsverhältnissen so sehr dem Granit und den ihm verwandten krystallinischen Gesteinen, daß sie eher einen Plutonischen, als einen vulkanischen Ursprung beanspruchen dürsten. Wir werden später Gelegenheit finden, auf diese Betrachtung zurückzukommend) 1) Der obigen kurzen Schilderung der mineralischen Zusammensetzung der vulkanischen Gesteine könnte entgegnet werden, daß dabei keine Notiz genommen sei von den verschiedenen Arten der Gattung Feldspath, nämlich vom Albit, Kali-Albit, Natron-Feldspath, Orthoklas, Anorthit, Labradorit, OligoklaS, Andesin, Rhyakolith, Adular, Periklin u. s. w., wie sie von Gustav Rose und dessen Schillern unterschieden werden. Ich bin vielleicht bei dieser Bestimmung geleitet worden durch eine unvollkommene Schätzung des Werthes dieser geringen chemischen Differenzen aus dem^ geologischen Gesichtspunkte und habe zu streng genrtheilt in Betreff deS Mineralische Eigenschaften nnd Zusammcnsetznng der Laven. 9^ 3. Außer den Verschiedenheiten, welche die Lcwcigestcine bei der mechanischen und chemischen Analyse zeigen, weichen sie in der Textur und im Aussehen sehr von einander ab. Einige sind vollkommen glasartig, andre halb glasartig. Die glattesten und halb durchscheinenden Varietäten sind als „Obsidian" bekannt; die undurchsichtigen und Harzoder wachsartigcn als „Pcchstein". Erstere finden sich nicht unter den Trappen oder älteren Laven, beide aber häufig in Verbindung mit Trachyt. Bisweilen jedoch, wie auf Island, Bourbou und Hawai gehen olivinhaltige augitische Laven in reines schwarzes Glas über. Die glasigen Varietäten sind hie und da porphyrartig, gehen aber, wie schon erwähnt, durch die Bildung von Krystalliten oder kleinen kugelförmigen Concretionen, hauptsächlich von Felpspath, in ihnen, in „Perlstein" über. Bei den basaltischen Laven und Trapps findet sich eine ähnlich klcinkngligc Structnr, die aber häufig nur durch Zersetzung erkennbar wird; aber ihnen fehlt der echte Glas- oder Perlglanz. Die glasigen Laven bilden also in beiden Klassen eine Ausnahme. Die Textur der großen Menge der Lavagcsteine ist steinig und körnig, oft höchst krystallinisch; die Krystalle von Feldspath, Augit oder Hornblende, Glimmer, Olivin und vielleicht Quarz, obwohl an einander gedrängt und einander durchdringend, sind bisweilen ebenso deutlich und groß wie im Granit. Dann und wann sind die größeren Krystalle in eine dicht aussehende fcldspathische Grnndmasse ausgesäet, wie in den älteren Porphyren. In manchen Lavagestcincn sind die krystallinischen oder körnigen Mineralien lose znsannnengesttgt, so daß sie ein poröses, oder selbst erdiges, fast pnlverförmigcs Gestein bilden, in anderen zu einem harten, dichten und festen vereinigt. Die Textur ist zuweilen blättrig, schicfrig oder schalig, und die nnglcichachsigen Krystalle liegen in parallelen Ebenen, wie im Gneiß oder Glimmerschiefer; aber meist sind sie in Mangels an Uebersicht, welcher dadurch in die Elassification der vulkanischen Gebeine herbeigeführt wird. Aber eS scheint mir, als waren die Eheiniker noch nicht kanz einig über die specifischen Eigenschasten dieser Varietäten. Andererseits waltet keine Verschiedenheit der Meinung ob über die Eigenschaften des Feldspathcs, sowohl in Betreff seiner Krystallform und Spaltbarkcit, als seiner Zusammensetzung, wie sie die Analyse ergibt, wonach er fast ganz aus Kiesel- nnd Thonerde besteht, mit mehr oder weniger Kalk und Kali oder Natron, aber ganz ohne oder doch nur mit einer Sp„r von Magnesia oder Eisenoxyd, die andererseits einen so bedeutenden Brnchthcil der anderen Mineralien ausmachen, nämlich des Augit, der Hornblende, des Glimmers, OlivinS nnd TitancisenS, und die gewöhnlich mit dem Fcldspathe in den verschiedenen vulkanischen und hypogcnen Gesteinen zusammen vorkommen. Siehe die Analysen der in solchen Gesteinen häufigsten Mineralien in Lyclls ^lanunl ob OeoioA)- z>. 479 eil. ItzöS. 06 Siebentes Kapitel. einer wirren, granitoidischcn Mischung unregelmäßig ciggrcgirt, in welcher, sv dicht sie dem Auge auch erschciuen mag, das Mikroskop fast immer eine Menge von Poren oder Höhlungen entdeckt. Zuweilen, wenn auch selten, gehen in demselben Gesteine manche dieser Textur-Varietäten in einander über. Knollen der einen Art sind nicht selten in eine Masse von einer ganz verschiedenen eingeschlossen. 4. Die Frage nach den Umständen, welche diese Verschiedenheiten der Textur in den Lavagesteinen bestimmen, ist eine von hohem Interesse. Die landläufige Ansicht ist, oder, ich sollte lieber sagen, pflegt zu sein, daß alle Laven aus der vulkanischen Esse an die Luft ergossen, im Zustande vollkommen feurigen Flusses iu ihre gegenwärtigen Lager geflossen sind und darauf eine mehr oder weniger krystallinische Textur angenommen haben, je nachdem sie schneller oder langsamer abgekühlt und fest geworden sind. Gewisse Versuche von Watt führt man zur Unterstützung dieser Lehre an; diese sind jedoch durch eine gerechtere Würdigung der Versuche selbst oder durch ausgedehnte Beobachtung und Begleichung der Textur verschiedener Laven nicht bestätigt. Es ist wahr, daß wenn man Basalt, wie der vom Nowley-Rag bei Birmingham (das von Watt verwendete Gestein, das jetzt die Herren Chance in ihrer Fabrik künstlicher Steine anwenden), der sich vollständig geschmolzen in einem Schmelzofen gefunden hat, sehr langsam abkühlen läßt, was mehrere Tage dauert, derselbe allmählig eine mehr oder weniger steinige Textur annimmt, und zwar durch die . Bildung von Krystalliten oder kugeligen Concretionen, welche, wenn sie zahlreicher werden, sich durch einander schieben und einander drängen, bis die ganze Substanz ein schaliges, halb krystallinisches Korn angenommen hat. Aber wenn dieselbe Masse im Flusse an der Luft ausgegossen wird, grade wie man geschmolzen Eisen aus einem Ofen in eine Form gießt, oder wie Lava aus einer vulkanischen Mündung sich während eines Ansbruches ergießt, so erhärtet sie stets zu einem vollkommenen Glase, das sich im Aussehen nicht vom Obsidian unterscheidet. Sinn kann man eine große Menge von Lavaströmen in verschiedenen vulkanischen Bereichen nachweisen, welche durchweg aus einen: Gestein von so absolut glasartiger Textur bestehen. Ich will nur die Ströme glasigen Bimssteins und Obsidians auf den Inseln Lipari, Vvlcauo und Pantellaria, die von Tenerife, vom Ararat, Hekla, Krafla und verschiedenen anderen Vulkanen Islands und viele in den Anden erwähnen. Von diesen glasigen Lavaströmen können wir in der That annehmen, daß sie in einem Zustande wahrer Schmelzung geflossen sind, so vollständig wie der von Metall oder von gewöhnlichem Glase oder dem oben er- Mineralische Eigenschaften und Zusammensetzung der Laven. 97 -wähnten Basalt, wenn er künstlich in einem Schmelzofen geschmolzen worden ist. Aber bei keinem dieser Beispiele hat man je entdeckt oder irgend welche Gründe vermuthet, aus denen dieser Proceß der Abkühlung oder des Erstarrens etwa schneller vor sich gegangen wäre, als bei den zahlreichen ähnlich auftretenden Strömen derselben oder benachbarter Bulkane, die dieselben mineralischen Eigenschaften bei der Analyse zeigen, aber die in der Textur ganz steinartig und körnig sind, oft sogar so krystallinisch wie Granit und auch nicht das aller- oberflächlichste Häutchen wirklich glasiger Masse zeigen. Die Textur- Verschiedenheit bei den beiden Arten von Gestein muß daher offenbar auf eine andere Ursache zurückzuführen sein, als auf ein schnelleres oder langsameres Abkühlen. Uebrigens besitzen die kugelförmigen „Bomben" und die zerrissenen 'Lavastücke, welche aus dem siedenden Kessel in einem Bulkanschlunde in .flüssigem Zustande ausgeworfen werden und vor ihrem Herabfallen augenblicklich erstarren, ebenso wie die Schlackenrinde, welche mit äußerster Schnelligkeit an der Oberfläche eines Lavastromes fest wird, wenn er der Luft ausgesetzt ist, gewöhnlich dieselbe körnige oder krystallinische Textur, und sie enthalten im Verhältniß dieselbe Menge großer oder kleiner Krystalle, wie die innersten Theile des Stromes, welche ganz allmählig und in ruhiger Weise abgekühlt und fest geworden sind. Wäre die Theorie richtig, daß ein schnelleres oder langsameres Abkühlen die mehr- oder weniger vollständige Krystallisation der Lava veranlaßte, so müßten die inneren und unteren Theile eines tiefen Stromes, der Jahre zum Abkühlen gebraucht hat, unendlich viel krystallinischer sein, als der obere und schnell fest gewordene Theil. Es müßte sich also finden, daß der Grad und die Regelmäßigkeit der Krystallisation sich von oben nach unten gleichmäßig steigern. Aber ich bin überzeugt, daß dies in keinem -Falle wahrzunehmen sei. Die dichtesten feinkörnigen Lavagesteine sind gewöhnlich von gleichmäßiger Textur und gleichem Korn durch ihre gesummte Dicke. So ist es auch mit denen, welche die gröbste Textur oder die größte Menge großer, sichtbarer Krystalle besitzen. Diese Betrachtungen haben mich schon früh (1825) zu dem Schluß geführt, daß in den meisten Fällen Lava, wenn sie aus dem bulkanschlunde kommt, bereits körnig ist oder aus mehr oder weniger 'Unvollkommenen Krystallen besteht, welche von einer Grundmasse oder -einem Teige feineren Korns umhüllt sind, aber noch kleinkörnig (nicht Zur Molckular-Schmelzung gebracht), und daß ihr Flüssigkeitsgrad (d. h. die Beweglichkeit der festen Bestandtheile) hauptsächlich herrührt von der Gegenwart eines Fluidnms zwischen und unter ihnen; und man P- Scrope, Ueber Vulkane. -? 98 Siebentes Kapitel. kann kaum annehmen, daß dieses Fluidum etwas Anderes sei, als dasselbe Wasser oder besser der Wasserdampf (der bisweilen vielleicht mehr oder weniger Silicium oder andere Mineralsubstanz aufgelöst enthältr), der in Menge von der Oberfläche und aus den Spalten der glühenden Lava im Augenblicke ihrer Berührung mit der Atmosphäre und grade während ihres Erstarrens entweicht. Dolomieu (ein vorsichtiger Beobachter der vulkanischen Phänomene- im letzten Jahrhunderte) hat bereits eine ähnliche Ansicht von der Natur des Flüssigkeitszustandes der Laven vorgetragen, mit der wichtigen Ausnahme, daß er annahm, das Medium, welches den festen Theilen Beweglichkeit gibt, sei nicht Wasser oder Wasserdampf, sondern Schwefel — eine Meinung, welche in der Menge von Schwefel, welche man in gewöhnlichen Laven vorfindet, völlig unhaltbar ist?) Seit jener Zeit hat jedoch die chemische Analyse entdeckt, daß das Wasser ein sehr reichlicher Bestandtheil in fast allen pyrogencn krystallinischen Gesteinen ist und selbst vom Granit wird jetzt von allen Geologen anerkannt, daß. er seine Liquidität oder Plasticität diesem Elemente als einem Vehikel der krystallinischen Theilchen verdankt. Es kann daher keinem Bedenken unterliegen, wenn wir dasselbe für die feldspathischen und augitischen Laven von körnigem oder krystallinischem Gefüge annehmen. Zwar erklärt Delesse (welcher vor Allen die wässerige Plasticität 'des Granits und der verwandten krystallinischen Gesteine verficht), die vulkanischen (Lava-)Gesteine seien anhydritisch, d. h. (vergleichsweise) frei von Wasser. Aber das ist es grade, was man in Folge davon, daß sie ihr Wasser bei den eruptiven Entladungen oder den ruhigeren Dampf- Exhalationen an freier. Luft abgegeben haben, erwarten muß; wogegen die Granite und viele der älteren Trappgesteine höchst wahrscheinlich nicht die Atmosphäre im Zustande des Flusses erreicht haben, da sie, so lange sie in jenem Zustande gewesen sind, nur in oder zwischen die über-- 1) Es ist bekannt, daß heißes Wasser oder Damps, das eine gewisse Menge Kali enthält, schnell Silicium auflöst. In solcher Weise können Feldspath und Quarz der vulkanischen (oder Plutonischen) Gesteine in einem flüssigen oder zähen Zustande existirt haben, bei Temperaturen, die weit unter dem Schmelzungspunkte sind.' 2) Dolomieu, 8ur les lies Douees, uvunt-propos, 1788: „I-e keu lies volouns ue äöouture pus oräinuiremout les pierres qu'il u mises en 6t»t cle kusiou. — De keu u^it clikköremmeut que le keu In Tirol (s. v. Buch, Brief an Humboldt); auf Skyc 3. Oliom. Oook., Ouvenckisli 8oo. ?ubl. 4) Diese Ansichten von den 'Veränderungen, welche wahrscheinlich in dem »ntcrirdischen Gesteine stattfinden, von welchem die Laven stammen, habt ich bereits 106 Siebentes Kapitel. Nach solchen Veränderungen kann das darauf folgende Anschwellen und Hervortreten der Laven abwechselnd Strome von Trachyt, Kling- stein oder dichtem Feldspath und Basalt oder leucitischem Graustein erzeugen. So läßt sich das Factum erklären, daß die Hauptvarietäten der Lava sich oft, ja meist nach einander ergossen haben, bisweilen wechselnd, aber ohne irgend eine Folge-Ordnung, aus einem und demselben Vulkane oder wenigstens aus demselben Spaltensysteme. So kann man in Frankreich am Mont Dore, Cantal und Mezenc (drei erloschenen Vulkanen) Ströme von Basalt, Trachyt, Klingstein mit einander wechseln sehen. Ein bekanntes Beispiel zeigt Fig. 30 von den unmittelbar oberhalb Mont Dore les Bains durch den Wasserfall bloßgelegten Gesteinen. Fig. 30. a. Erdiger Trachyt mit grobe» Feldspath - Krystalle», ganz dem von, Drachensets gleichend. h. Tuff mit BiNlSstei» !c. o. Augilischer Phonolith in regelmsbtse» Siiule». rl. Basaltische Brcccie. e. Basalt, höchst eisenhaltig. e. Trachytischer Tnff mit Basaltgängen. In den Euganeen, in den Ciminischen Bergen, am Bracciano- See, in den Phlegräischen Feldern, auf den Ponza-Jnseln und Jschia, in den Ungarischen Berggruppen, in Siebenbürgen, auf Tenerife, auf Island und bei Guahilagua und Jalapa in Mejico kommen Trachyt, Graustein und Basalt zusammen vor, und scheinen nach einander aus einer und derselben oder aus einander ganz benachbarten Essen hervorgetreten zu sein. Diese und viele andere Beispiele, welche man anführen könnte, beweisen, daß A. von Humboldt und Beudant und einige 1825 vorgetragen, in der ersten Auflage dieses Werkes ls. pp. 145, 146 Voloauos). Sie werden jetzt unterstützt durch die höhere Autorität von Darwin und Jukes, sowie durch die späteren Versuche und Auseinandersetzungen von Delesse, Deville, Durocher und Daubrve. Mineralische Eigenschaften und Zusammensetzung der Laven. , 107 andere Geologen, welche deren Ansichten folgen, im Irrthume sind, wenn sie von einer Ausschließung oder einem Antagonismus zwischen den trachytischen und basaltischen Bildungen sprechend) Es ist natürlich und zu erwarten, daß, wo Basalt die letzte reichlichste Produktion eines vulkanischen Schlundes gewesen ist, die Strome desselben gänzlich oder theilweis unserem Auge die von Trachyt verdecken werden, welche vor ihnen dagewesen sind und umgekehrt. Ferner wird die meist große Verschiedenheit in dem Flüssigkeitsgrade dieser Laven (von welchem wir sogleich sprechen werden) veranlaßt haben, daß sich die einen in gewisser Entfernung von dem Centralschlunde, die anderen in dessen unmittelbarer Nähe in größter Fülle angehäuft haben. So sind am Mont Dore die trachytischen Ströine nirgendwo auf mehr als vier oder fünf engl. M. von den ccntralen Höhen des Vulkanes geflossen; die basaltischen Ströme dagegen haben eine Entfernung von 15 engl. M. oder mehr erreicht. Auch mag es wahrscheinlich sein, wie Darwin anführt, daß das hohe specifische Gewicht der augitischen Laven verursacht hat, daß dieselben häufiger am Fuße eines vulkanischen Berges hervorbrechen, als vom Gipfel, und daß daher die häufig horizontalen Basaltdccken rühren, welche man rund um den Fuß trachytischer Vulkane findet. Aber statt daß sie einander gegenseitig ausschließen, so daß die Erzeugung von Trachyt die des Basaltes hindert und umgekehrt, wie einige Schriftsteller behauptet haben, scheint es ein allgemeines Gesetz zu sein, daß sie zusammen vorkommen, indem sie nach einander aus derselben oder aus benachbarten Spalten entstanden, obwohl ganz ohne durchgehende Folge-Ordnung und meist in langen Zwischenzeiten. Die vollständige Jsolirung der basaltischen oder trachytischen Formationen erscheint als eine Ausnahme von der allgemeinen Regel und kann oft dadurch erklärt werden, daß viel von den frühesten Producten der Esse (vielleicht submarinen) verdeckt ist. Ein noch größerer Irrthum war das Bemühen, die Entstehung vulkanischer Gesteine von besonderer mineralischer Zusammensetzung auf gesonderte Perioden der Erdbildung zu beschränken. Nach Beudant sind alle Trachyte gleichaltrig mit den secundären Schichten und durchweg älter als die tertiären. Aber die Trachyte des Cantal und Mezenc ruhen auf tertiärem Süßwasserkalk; die des Monte Amiata und der Monti Cimini auf tertiären Mergeln und Thonen der subapenninischen Hügel, die der Euganeen durchsetzen und bedecken Schichten von Grobkalk. Uebcrdics produciren die Ausbrüche vieler neuer Vulkane noch bis I) Humboldt, blsski Oöognvstigus i>. 349; lieudant, HouAeie, III. p. 587. 108 Siebentes Kapitel. zum heutigen Tage trachytische Laven. Die meisten thätigen Vulkane Amerikas, namentlich der Popocatepetl, Orizaba, Capac-urcu, Cotopaxi, Sotara und Rucupichincha sind trachytisch und werfen Bimsstein ans. Die von Sumatra, Java und den Molukken scheinen ebenfalls hauptsächlich feldspathische Laven zu erzeugen. Die Meere in der Nähe dieser Inseln sollen bisweilen auf weite Strecken hin nach einer Eruption mit schwimmendem Bimsstein bedeckt sein. Der Pik von Tenerife, der sicherlich in nicht weit zurückliegender Zeit eruptiv gewesen ist, ist trachytisch, wogegen die älteren Auswürfe desselben Vulkanes basaltische sind. Auf Island sind die älteren Laven, welche die große Masse der Insel bilden, alle basaltisch und hauptsächlich vielleicht submarinen Ursprungs. Die von den neueren und noch thätigen Vulkanen Herstammenden Laven dagegen sind meist fcldspathisch. Volcano, eine der Liparen, warf, als sie 1786 in Eruption war, Bimsstein aus; und die neueren Laven von Lipari selbst bestehen aus feldspathischem Obsidian oder Bimsstein. Die Lava des Arso aus Jschia und die von Olibano bei Pozzuoli «beides Strome von bekanntem Datum) sind, nach ihrer mineralogischen Natur, Trachyte. Die Laven des Vulkanes von Bourbon, der fast permanent in Eruption ist, sind höchst fcldspathisch. St. Helena ist ein trachytischer Vulkan, der aus einem Ringe von Basalt aufsteigt, der übrig gebliebenen Basis eines älteren Vulkanes. Der Trachyt selbst jedoch wird von Gängen augitischcr Lava durchsetzt; so daß hier (wie anderwärts) eine abwechselnde Pro- duction beider Lava-Arten stattgefunden hat. Uebergänge aus Trachyt in Basalt sind übrigens in einem und demselben Gange vulkanischen Gesteins beobachtet worden.Z Daß die fcldspathischen Laven allgemein älteren Datums seien als die, in welchen die augitischen und eisenhaltigen Mineralien vorherrschen, ist von der Wahrheit so weit entfernt, daß bekanntlich viele der ältesten Trapps der letzteren Art angehören (Basalt oder Grünstein). Die Ansickit, daß die mineralische Zusammensetzung ein Zeugniß für das Alter der pyrogcnen Gesteine abgebe, ist von den Geologen aufgegeben; die meisten derselben sind jetzt der Meinung, daß Porphyr, Serpentin und selbst Granit neueren Ursprunges sein können. 6. Aber ferner erscheint es als sehr wahrscheinlich, daß unter dem Einflüsse der Temperatur- und Druck-Aenderungen, denen Lava gelegentlich innerhalb oder unterhalb eines Vulkanes vor ihrem Austreten ausgesetzt sein muß, die Krystalle, welche ein grobkörniges granitoidisches Gestein bilden, ohne irgend eine Veränderung in ihren wesentlichen 1) S. Daubeny, Volcanos, s>. 93. Mineralische Eigenschaitcn und Zusammensetzung der Laven. 109 mineralischen Eigenschaften oder eine vollständige Schmelzung zu erfahren, so zertheilt oder zerbrochen oder zerkleinert sein können, daß sie der Lava das Gefügt eines feinkörnigen Teiges geben, wenn sie aus der Eruptiv-Ocffnung austritt und nachher an der Luft erhärtet ist?) Auf alle Fälle scheint es klar zu sein, se feiner das Korn ist, um so größer wird die Freiheit der Bewegung unter den Theilchen und folglich der Flüssigkeitsgrad der Masse sein, sowie die Leichtigkeit, mit welcher sich die Theilchen von elastischem Dampfe zu Blasen vereinigen und aufwärts steigen können vermöge ihrer geringeren specifischen Schwere im Berglciche zu der der umhüllenden Masse. Andererseits ist es, wo die krystallinischen Theilchen äußerst grob bleiben, ganz begreiflich, daß ein allgemeines Anschwellen stattfinden kann durch die Expansion des zwischengelagcrtcn Dampfes, ohne so viel Beweglichkeit zu veranlassen, als nothwendig ist, um sein Zusammentreten zu sichtbaren Blasen zuzulassen. In dem einen Falle wird es eine poröse, angeschwollene, aber doch höchst krystallinische Masse von sehr unvollkommener Flüssigkeit sein, die daher eine größere störende und hebende Gewalt auf die überliegendcn Gesteine ausüben wird, sowie eine größere kcilartige Kraft auf die Seiten einer Spalte, in welche sie sich hineindrängt. Im anderen Falle eine weit flüssigere Masse, durch welche die sich ausdehnenden Dampfblascn ihren Weg aufwärts erzwingen werden, an Größe beim Aufsteigen zunehmend, und welche sich in mäßig weite Spalten schneller ergießen wird. So werden also Laven von solch entgegengesetztem Charakter, wenn sie sich endlich bis an die Luft hinaufgearbeitet haben, eine verschiedene Ablagerung annehmen; die einen fließen, fast wie Wasser, schnell fort, wie es die Gesetze für die Bewegung von Flüssigkeiten verlangen; die anderen häufen sich zu einer voluminösen, porösen oder halbfestcn Blasse über oder um die Austritts-Mündung an. Zwischen diesen beiden Extremen wird möglicher Weise jeder Grad von Flüssigkeit vorkommen, und folglich jede Abart der äußeren Form, welche die ergossene Lava annehmen kann; und genau ist das wirklich dasjenige, was man an den vulkanischen Gesteinen beobachtet. I) Ich finde Unterstützung für diese Ansicht (welche ich 1825 geäußert habe) durch Scheercr und Delessc, welche beide versichern, daß mechanisch gebundenes Wasser in allen krustallinischen Gesteinen vorhanden sei, „daß dessen Moleküle zwischen den Krystallen lägen und, einer hohen Temperatur ausgesetzt, im Zustande höchster Spannung das Bestreben hätten, sich auszudehnen, woran sie jedoch durch den Druck der umschließenden Masse verhindert würden" (Lull. Göol. IV. p. 168); und durch Bischofs, welcher sagt, daß eine krystallinische Lava „durch die Wirkung start erhitzten DampseS zergehen könne, ohne geschmolzen zu sein." 110 Siebentes Kapitel. Manche Laven, und insbesondere die feinkörnigen Varietäten sind offenbar mit solcher Schnelligkeit die Seiten des Kegels, aus dessen Gipfel sie gekommen sind, oder einen anderen steilen Abhang, den sie erreichten, herabgeflogen, daß sie nur eine dünne Rinde festen Gesteins oder einen engen und oft röhrenförmigen Kanal zurückgelassen haben, durch welchen die äußerst flüssige Substanz abwärts entkommen ist, die sich, wenn sie eine Fläche erreicht hat, als dünne Schicht nach allen Seiten bis auf große horizontale Entfernungen hin ausgebreitet hat, während andere Laven, namentlich die grobkörnigen, porösen, erdigen und krystallinischen Trachyte, und bisweilen auch basaltische Laven, wegen ihres sehr unvollkommenen Flüssigkeitsgrades oder ihrer großen Zähigkeit, vielleicht noch unterstützt durch eine geringe Geschwindigkeit des Ausflicßens, sich in massigen Schichten oder Klumpen zur Seite der Spalte, aus der sie hervorgedrungen, oder in klumpigen, domförmigen Höckern dicht bei oder grade über derselben aufgehäuft finden. 7. Ebenso ist es u priori wahrscheinlich, daß das specifische Gewicht einer Lava bedeutenden Einfluß auf die Bestimmung ihres Flüssigkeitsgrades ausüben wird und demgemäß auf die Gestalt, welche sie annehmen wird, wenn sie über die Erdoberfläche ausgegossen ist. Die Beobachtung bestätigt diese Annahme. Es kann als allgemein gültig angesehen werden, daß, je großer die Menge eisenhaltiger Mineralien (Augit, Hornblende, Glimmer und Titaneisen) unter den Bestandtheilen der Lava ist, um so größer (oaetons pru-ibus) im Verhältniß zn ihrem Volumen die horizontalen Dimensionen gefunden werden, und um so gleichförmiger die Dicke der Schicht, welche sie auf einer fast ebenen Fläche bildet. Als Beispiel kann ich anführen die älteren, weit verbreiteten Basaltplateaux, wie die im Dekhun, die ich bereits angeführt habe, oder die des Cantal und der oberen Loire, welche man jetzt in beträchtlicher Höhe über den daran gelegenen Auswaschungsthälern wahrnimmt. Aber auch die horizontalen Dimensionen einiger eisenhaltiger Lavaströme, welche bei neueren vulkanischen Eruptionen entstanden sind, haben eine ganz erstaunliche Ausdehnung. Der Strom, welcher im Jahre 1669 Catania zerstörte, ist 14 engl. M. lang und an manchen Stellen sechs M. breit. Recupero hat die Länge eines anderen auf der Nordseite des Aetna gemessen und 40 engl. M. gefunden. Spallanzani erwähnt Actnaströme von 15, 20 und 30 engl. M. Länge; und zwei Ströme, welche ein isländischer Vulkan, der Skaptar Jökull, 1783 ergossen hat, sind über eine Fläche von 40 bis 50 engl. M. Länge und 10 bis 15 engl. M. Breite ausgegossen. Auf Mineralische Eigenschaften und Zusammensetzung der Laven. Isj Hawai entstand bei einem neuen Ausbruche im August 1855 ein Lavastrom von 56 engl. M. Länge und ein bis zehn M. Breite.') Alle diese Laven sind entweder Basalt oder eisenhaltiger Graustein und von hohem specifischem Gewicht. Daß ein niedriges specifisches Gewicht, namentlich wenn es zusammentrifft mit einem grob krystallinischen oder körnigen und offenem oder losem Gcfüge, ein Minimum des Flüssigkeitsgrades veranlassen wird, ist andererseits ersichtlich aus der allgemeinen Anordnung für die großkörnigen oder sehr porösen Trachytc, wie die, welche die massigen Schichten oder Hocker und Dome bilden, die dicht um die vulkanischen Centren der Mont Dore, Cantal und Mezenc in Frankreich, Ungarn und den Andes gruppirt sind. Vielleicht sind keine besseren Beispiele für jene plumpe Form anzuführen, welche das Ergebniß eines außerordentlich unvollkommenen Flüssigkeitsgrades ist, als die drei oder vier domitischen Puys der Monts Dome, nämlich des Puy de Dome selbst und der benachbarten, glockenförmigen Berge Sarcouy und Cliersou. Jeder dieser Berge erhebt sich aus dem Krater oder der Aushöhlung eines Aschcukegels, der aus Blöcken verschiedener Laven oder aus Bimsstein und Asche gebildet ist. Das Auswerfen dieser Bruchstücke in die Luft begleitete offenbar oder ihm folgte un-- mittelbar das Austreten der trachytischen Lava, welche aus dem Schürn de in so teigigem oder unvollkommen flüssigem Zustande aufgestiegen zu sein scheint, daß sie sich über ihm in Gestalt eines Domes oder einer Glocke aufgehäuft hat, grade wie es geschmolzenes Wachs oder feuchter Thon thun würde, wenn er durch eine Oeffnung in dem Deckel eines ihn umschließenden Gefäßes herausgeprcßt würde. Die Substanz aller dieser Berge ist ein sehr erdiger, poröser und bimssteinartiger Trachyt. Fig. 31. Umriß des großen Puy de Sarcouy (Trachyt), zwischen den PuyS la Goutte und dein «leinen Sarcouy (Aschenkegel) in der Auvcrgne. Einen Umriß vom Puy de Sarcouy nebst seinen beiden angrenzenden. Schlacken kegeln gibt Fig. 31. I) 0»an, tzuart. ckourn. Oeol. 8oo. I8LV, p. I7V. 112 Siebentes Kapitel. Es ist in diesem Falle völlig klar, daß der Central-Höcker durch dieselbe Eruption entstanden ist, welche die Aschenkegel aufgeworfen hat. Die wahrscheinliche innere Structur eines solchen Domes oder Höckers zeigt Fig. 33. Man muß annehmen, daß eine Lage der Teigmasse sich über die andere gelegt habe, wie sie aus der Esse hervorquoll, Fig. 32. Fig. 3S. so daß sie entweder einen einzigen Klumpen oder eine Reihe von rohen concentrischen Schichten bildete, die sich auf allen Seiten nach außen neigten. Die kleinen Höcker oder „Mamclons" von glasiger Feldspath- lava auf dem Gipfel des Vulkans von Bourbon (auf S. 28 bereits erwähnt), welche Bory de St. Vincent bei ihrem Entstehen durch das Aufwellen der höchst zähen Masse bei Weißglühhitze beobachtete, und ihr Erstarren, wenn sie die Außenseite des Hügels herabrann, den sie selbst in unregelmäßig concentrischen Decken aufgebaut, kann, wie ich glaube, als Typus für die Entstehungsweise der größeren trachytischen Dome und zugleich der Höcker angesehen werden. Ebenso war, glaube ich, die Austrittsweise der Höcker aus trachytischer Lava, welche auf dem Grunde des Astronikraters bei Neapel, des von St. Croce in der Mitte des Rocca Monfina-Kraters, Mineralische Eigenschaften und Zusammensetzung der Laven. 113 Les von Camaldoli, des Monte Amiata, von Palma und anderen Beispielen vorkommen, die bisweilen (von Dauben» u. A.) als Stützen der Theorie der „Erhebungskratere" angeführt worden sind, nach welcher ihr Hervordrängen die geneigten Schichten der sie umgebenden Kraterkegel erhoben haben soll. Es ist klar, daß wenn Lava von so unvollkommenem Flüssigkeitsgrade an mehreren bei einander liegenden Punkten einer langgezogenen Spalte ergossen wurde, so wird sie durch ihre Anhäufung zu beiden Seiten oder über derselben das Entstehen einer Kette von Hockern oder Domen oder einen langgezogenen, rückenartigen Höcker veranlassen mit etwas antiklinaler Structur, welcher bisweilen etwas schwer von einem massigen Strome zu unterscheiden sein mag, der aus einer einzigen Quelle hervorflvß. Als Beispiele von dieser Beschaffenheit erwähne ich die Kette rnudgipfliger, trachytischer Berge, welche sich von den Central- höhen des Mont Dore nach Norden hin erstrecken, und nenne die Namen Puys de l'Anglc, Hautcchaux, Barbier, Baladou, lÄiguiller und Pessade?) Höchst wahrscheinlich sind viele der massigen Bildungen der Andes (A. v. Humboldt legt manchen derselben eine vertikale Dicke von 6000 Mctrcs bei), in dieser Weise aus weiten und langgezogenen Spalten ergossen, entstanden; während einer langen Eruptionsperiode muß hier aus zahlreichen Schlünden längs der ganzen Ausdehnung eine ungeheure Menge fcldspathischer Lava unter Umständen ausgetreten sein, die ihrem Flüssigkeitsgrade ganz besonders ungünstig gewesen sind. A. v. Humboldt hat die Meinung ausgesprochen (welcher einige andere Geologen zuzustimmen scheinen), daß diese trachytischen Dome hohle Blasen seien, aufgeblasen wie eine Haut, die, je nachdem die Blase geplatzt ist oder nicht, am Gipfel einen Krater hat oder dort geschlossen ist. Indeß ist kein Grund zu der Annahme vorhanden, daß solche Berge weniger massiv seien, als andere, und ihre Kratere, weit entfernt, durch das Aufspringen einer einzigen Blase entstanden zu sein, sind ohne Zweifel, wie alle Kratere, durch fortdauernde Explosionen, die oft Monate lang währten und die wirklich häufig von ihren Gipfeln bezeugt worden sind, hervorgebracht.^) Dies ist wahrscheinlich auch die Entstehungsweise der großen Kette von Klingsteinhöckcrn gewesen, welche im Mont Mezenc (bei Le Puy 0 S. meine Volcanos ok Oontrüi Uranos, 2ä. sä. 1858. 2) S. meine Abhandlung: Ou 6ooes anä Oraters, Haart, ckonrn. Oeol. 8oe., Nov >859, p. 28. P. Scrope, Uebel Vulkane. 8 114 Siebentes Kapitel en Velais) anfängt und sich in die Loireschlucht, 30 engl. M. davon, erstreckt, mit einer mittleren Breite von sechs, also eine Fläche von etwa 150 engl. HiM. oder sieben geogr. lüM. bedeckend. Man sieht sie an manchen Stellen auf Basalt, und noch anderen auf tertiären Süßwasser-Mergeln ruhen, häufiger noch auf Granit. Dies und ihr allmähliges Herabsteigen von den Mezenc-Höhen in das alte Loire- bett, wo sie endet (das Ende lehnt sich gegen den Fuß der granitischcn Kette von La-Chaise-dien auf dem entgegengesetzten Ufer), macht es vielleicht zweifelhaft, ob sie nicht eher als ein continuirlicher Lavastrom gebildet sei, als aus einer verlängerten Spalte. Die atmosphärischen Agentien der Erosion haben indeß große Veränderungen in dieser Bergkette seit ihrer Bildung bewirkt, so daß sie an manchen ihrer weicheren Stellen ganz durchgeschnitten ist und an anderen zu einer Menge phantastisch gestalteter, meist kegelförmiger Anhöhen von 500 bis 600 engl. F. Erhebung eingekerbt ist. Locale Verschiedenheiten in der Härte und Structur gestatteten, indem sie den Degradationsproceß mehr oder weniger unterstützten, besonders die Einwirkung des Frostes und des Regens; und die leichte Zerstörung derjenigen Theile des Gesteins, welche auf Schichten zerrciblichen Mergels oder Thones ruhen, zu denen die blättrige Structur des Klingsteins dem Regenwasser gestattete von oben hindurch zu dringen, sind ohne Zweifel die Ursachen dieser äußersten partiellen Verwitterung gewesen?) 1) Viele Geologen haben auf die absonderliche Tendenz der phonolithischen Gesteine, zu losgelösten Massen von Kegelgestalt aus einander zu gehen, aufmerksam gemacht. Nirgend lägt sich dieselbe besser beurtheilen, als längs jener Klingstcin- kette des Mezenc, welche zu einer Reihe von Felshöhen reducirt ist, die alle Gestalten vom rohen Segment einer massigen Schicht bis zum vollkommenen Kegel darbietet (s. die Panoramatische Ansicht von Le Puy in meinen Voloanos ok Oentral lO-anas). Die Ursache liegt offenbar in der viel größeren Leichtigkeit, mit welcher dieses Gestein den meteorischen Einflüssen an manchen Punkten nachgibt, als an anderen, sowie an den häufigen Unterschieden in der Textur und der sich daraus ergebenden Geeignetheit zur Zertheilung, wie in den zufälligen Abweichungen des Gefüges; die säulenförmigen und blättrigcn Modifikationen verbinden sich zu Zeiten, um ein Loslösen von Theilen zu beschleunigen (wie man am Fels Tuillöre, Mont Dore, beobachten kann), anderwärts, um die äußerste Widerstandskraft zu bieten, wie wenn eine Sänlcngarbe, die sich gegen eine andere lehnt, mit dieser zu einem kegelförmigen Bündel convergirt. Dieselben Ursachen haben auch noch weiter auf das Aussehen der Masse Einfluß, nachdem sie vollständig isolirt und durch das Verwittern der erdigen Theile auf eine abgerundete Gestalt reducirt ist. Wo der Klingstcin die Eigenthümlichkeit hat, an der Luft schnell zu zerfallen, zeigt er Kegel mit glatten Seiten, mit einer dicken Lage weißer Erde belegt, welche oft üppige Mineralische Eigenschaften und Zusammensetzung der Laven. 115 Als Beispiele von trcichytischen oder sehr feldspathischen Laven, welche als Ströme über schiefe Ebenen geflossen sind, aber an der großen Mächtigkeit der Schichten, welche sie jetzt bilden, im Vergleiche mit ihrem Oberflächen-Areal, noch zeigen, wie unvollkommen ihr Flüssigkeitsgrad gewesen ist, könnte ich die des Mont Dore anführen (insbesondere die Plateaux von l'Angle, Rigolet und Chambon, grade über den Bädern, die im Allgemeinen über 100 F. mächtig sind')); ferner die, welche von ihrer hohen Centralquelle sich nach Aurillac am Cantal hinabsenken und dort auf Süßwassermergeln ruhen; die von Olibano, die vom Krater der Solfatara bei Neapel ausgehen; die, welche die Unterlagen von Procida, Lipari, le Saline, Bolcano und Ustica bilden; die der Montagna della Guardia auf Ponza, von Bentoticne u. s. w. Die Gruppe der Monti Cimini bei Vitcrbo bietet viele Beispiele von derselben Anordnung: dicke trachytische Ströme, auf Tuff lagernd, kann man die Abhänge dieses Berges bilden sehen. Es ist kaum zu bezweifeln, daß die vulkanischen Berge von Island und Ungarn viele ähnliche Thatsachen darbieten; denn in beiden Fällen wird von massigen Bergen oder Trachytlagern berichtet, die von Tuff und Conglomeraten umhüllt sind oder mit denselben wechseln. 9. Blasige Structur. Es ist bereits erwähnt worden, daß manche Laven viel poröser oder zelliger sind, als andere, und zwar nicht nur im oberen Theile des Stromes, wo man erwarten müßte, daß sich die größte Zahl der Dampfblascn sammelte^), sondern durch ihre gesammte Masse. Laven, in welchen die feldspathischen Mineralien vorherrschen, sind, wie man nach ihrem geringeren Gewichte vorausschlicßen kann, viel häufiger durchweg blasig, als die schwereren eisenhaltigen Laven. Solche sind die Lava von Volvic bei Clermont, die Eichen- und Tannenwälder trägt. Wo der Fels weniger zerstörbar ist, da ist sein oberer Umriß mützenförmig, gespalten und uneben, und sein Fuß ist von öden und umgestürzten Pfeilern schiefriger Bruchstücke umlagert. 1) S. F!g. 30 oben. 2) Eins der merkwürdigsten Beispiele zelliger Lava, die mir bekannt sind, ist der obere Theil des plumpen basaltischen Felsens, der sich über das hohe Plateau von Radicofani erhebt, auf der Straße von Florenz nach Rom. Die Masse des Gesteins ist im Allgemeinen schwer und krystallinisch, derb, dicht und ohne Poren, während ihre oberen schlackigen Theile von runden Blasen vollständig wachs- scheibenartig sind; dabei sind die Scheidewände so dünn, daß man mit einem Beil einen eben so glatten Hieb hindurchfühlen könnte, wie durch eine echte Wachsscheibe. Lapitän Smyth beschreibt einige der basaltischen Laven von Victoria (Australien) als „so zcllig, daß cS leicht sei, Massen von mehreren Quadratfußen aufzuheben." ((juart. ckouru. (lool. 8oe. 1857, p. 228.) 8 * 116 Siebentes Kapitel. gewöhnlich in der Nachbarschaft als Baustein gebraucht wird; die des Piperno bei Neapel, die dort zu demselben Zwecke verwendet wird; die Mühlsteinlava von Niedermcndig am Laacher-Sec; vor allen die glasigen Laven oder besser Bimssteinströme von Bolcano und Lipari, In allen diesen und ähnlichen Fällen scheinen die blasigen Höhlungen mehr oder weniger verflacht und verlängert und zeigen gleichmäßig ihre langen Achsen in der Richtung des Fließens des Stromes; und diese Beobachtung dient als Führer nach der Quelle oder dem Eruptionspunkte. Diejenigen Theile des Stromes, in welchen irgend eine zufällige Bedingung der Bewegung oder des Druckes die Dampfblasen veranlaßt hat, sich in besonderer Fülle zu entwickeln, sind ebenfalls in die Länge gezogen und flacher und zwar in der Richtung der Bewegung, zu linsenförmigen Massen oder schließlich zu Zonen, welche mit den zwischcn- liegenden dichteren Theilen wechseln. Dies Abflachen wurde wahrscheinlich durch den hydrostatischen Druck und das langsame Senken der Masse begünstigt, als sie allmählig erkaltete und erstarrte. Die Hauptursache jedoch der Elongation ist offenbar die verschiedene Bewegung der blasigen und nicht blasigen Theile: die Blasen leisten nämlich der Bewegung der umhüllenden Flüssigkeit einen gewissen Widerstand, und daher bewegen sich diejenigen Theile, in welchen sie vorhanden sind, weniger leicht, als die, in welchen sie fehlen. Dasselbe Gesetz hat offenbar bei der Anordnung fester Krystalle oder concretionärer Knoten ausgeschiedener Mineralien oder anderer heterogener Substanzen geherrscht, welche die fließende Lava aufgehalten haben können, da ihre langen Achsen sich in der Richtung der inneren Bewegungen der Masse finden. L. o. Buch beschreibt einen Lavastrom auf Tenerife, der unzählige dünne, blätterartige Feldspathkrystalle enthält, welche in Streifen liegen, wie weiße Fäden, einer hinter dem anderen, in der Richtung, in welcher der Strom geflossen ist. Darwin beobachtete zahlreiche ähnliche Thatsachen in den Laven auf Ascension, wie ich selbst schon früher auf Ponza, Jschia u. s. w. Uebrigens glaube ich der erste Beobachter gewesen zu sein, welcher auf dies besonders blättrige oder bandförmige Gefüge vieler Laven hingewiesen und eine Erklärung seines Ursprunges iu einer Abhandlung gegeben hat, die in der Lleol. 800 . 1823') gelesen worden ist. Ich kam dazu, als ich auf den Ponza-Jnseln wiederholte Uebcrgänge von rein glasigem Obsidian in I) Siehe Oeol. 8oo. I^onänn 1824. Mineralische Eigenschaften und Zusammensetzung der Laven, 117 Perlstein durch die Bildung von feldspathischen Sphärulithen in der glasigen Grundmasse beobachtete, ähnlich denen, welche in der Schlacke eines Glasofens oder in dem geschmolzenen Basalt in Chance's Manu- factur künstlicher Steine bei Birmingham entstehen. Diese feldspathischen Eoncrctionen sind offenbar durch die ungleiche Bewegung der einhüllenden Adern mehr flüssiger Blasse unter bedeutendem Drucke zerbrochen und zu Blättern gedehnt, bisweilen gefaltet und in auffallender Weise gewunden worden. Beispiele dieser Art sind nicht nur häufig auf den Ponza-Inseln, sondern auch auf Jschia, cnlf Asccnsion und unter den Perliten Ungarns und der Andcs. Commodore Forbes spricht von der Anordnung der Krystalle in parallelen Ebenen als einen sehr großen Theil der trachytischen Laven Süd-Amerikas charaktcrisircnd. > Ich habe diesen Umstand schon erwähnt und werde weiterhin noch Gelegenheit haben, auf diese blättrige Struktur zurückzukommen, von welcher ich glaube, daß sie auf den wahrscheinlichen Ursprung der ähnlichen Structur in den sogenannten metamorphischen hypo- genen Gesteinen, Gneiß, Glimmerschiefer und Serpentin, einiges Licht wirft. 10. Lavabreccien. Gelegentlich nehmen die Laven eine breccien- artige Structur an, wenn die Gruudmasse der Lava entweder Bruchstücke der Gesteine umschließt, durch welche sie ihren Austritt erzwungen hat, oder Theile ihrer eigenen, bereits erstarrten Substanz, die zerbrochen und fortgeführt worden sind durch eine erneuerte Bewegung, welche durch einen neuen Ausbruch oder irgend eine Beräuderung in der Richtung ihres Laufes veranlaßt worden ist. Die umschlossenen Bruchstücke sind bisweilen thcilweis geschmolzen und scheinen unmerklich in die Grundmasse überzugehen; bisweilen, aber nicht immer, sind sie durch die Hitze und durch chemische Einflüsse der umschließenden Lava umgewandelt. So umschlossener Quarz ist thcilweis geschmolzen, der Feldspat!) zerquetscht und mehr oder weniger glasig geworden, Glimmer ist broncefarbig geworden, Kalk dolomitisirt, Sandstein thcilweis geschmolzen. 11. Metamorphosirender Einfluß der Lava. Man findet auch viele neue Mineralien in den Brüchen oder Höhlungen solcher eingeschlossenen Blassen. Das merkwürdigste Beispiel davon sieht man in der außerordentlichen Zahl seltener und höchst krystallinischer Mineralien, welche in den Blöcken veränderten Apcnninen- kalkes und anderer Gesteine vorkommen, die man unter den Auswürflingen des alten Vesuvs (Somma) findet. Die vulkanischen Tuffe 118 Siebentes Kapitel. von Latium sind fast ebenso fruchtbar an dieser Klasse exceptioneller Producte. Ebenso die der Auvergne?) Diesen Umwandlungen analog sind diejenigen, welche man an manchen Gesteinen beobachtet, wenn sie von Lavagängen durchsetzt werden, wie in dem bekannten Beispiele der Dolomitisirung des Kalkes durch Contact mit Basalt am Giants-Causeway und der Carbonisation unter ähnlichen Umständen. In vielen solchen Fällen haben sich neue Krystall-Combinationen entwickelt. Die älteren eingedrungcncn Lavagesteine (Trapps) scheinen diesen metamorphosirenden Einfluß auf die von ihnen durchsetzten Schichten häufiger ausgeübt zu haben, als die ganz neuen. Vielleicht aber hat nur die Denudation häufiger die tiefgelegenen Berührungsebencn aufgeschlossen, wo allein die Wirkung geschaht) Ich halte mich bei dieser Sache nicht auf und wiederhole auch nicht die verschiedenen Arten der so veranlaßten Mineralisation oder des Metamorphismus, weil in den Werken von Lyell, Daubeny und Delesse und Daubr«se dieser interessante Gegenstand ausführlich und von größeren Autoritäten abgehandelt ist. Es muß aber bemerkt werden, daß diese Phänomene des Metamorphismus durch Berührung mit vulkanischer Masse exceptionel sind. Die Seiten vor meisten Gänge bieten keine Erscheinungen dieser Art dar. Wahrscheinlich werden solche Veränderungen nur bewirkt, wenn die injicirte Masse eine sehr hohe Temperatur oder von großem Volumen ist und demgemäß sehr langsam erkaltet, oder wenn lange Zeit heißes Wasser oder Dampf, die Mineralsubstanzen aufgelöst enthalten, hindurchgegangen sind. Es ist bekannt, daß ähnliche Veränderungen oft beobachtet werden können, wo Plutonische Gesteine in Berührung oder doch in die Nähe von Kalksteinen, Sandsteinen, Schiefer oder anderen Sedimentschichtcn kommen, insbesondere bei Metalladern, welche häufig ein Vorkommen dieser Art haben. 1) Von solchen nemic ich Hauyn, EiSsPath, Sodalith, Spincllan, Melilith, Sommit, Nephelin, JdokraS, Zirkon, Wollastonit, Breislakit, Granat, Humit, Sphen u. s. w. (Siehe ein vollständiges Verzeichnis; in Danbeny'S Volenrws, p. 236, 6ä. 1848.) 2) Austin (ou tlis OsoloZ^ ok tbs 8outll-vast ok Dovon, Trans. 6vol. 8oo. vol. VI. 2ä. svr. p. 470 tk.) beschreibt einige gute Beispiele von dem Einflüsse Angedrungener TrappS auf sccundäre Kalke und Schiefer. Magnesia charakterisier mehr oder weniger die veränderten Kalkmassen (und stammt ohne Zweifel von der Hornblende deS Trapp her). Die Schiefer sind ost zu JaSpis und Quarz-Retiuit umgeschmolzeu. Der dichte Kalkstein ist in einiger Entfernung vom Gange krystallisier Der Sandstein ist erhärtet, die SchichtungSliuicn sind verwischt, und zahllose Vcrticalspalten haben sich gebildet, die mit Magnesia bekleidet sind. Mineralische Eigenschaften nnd Zusammensetzung der Laven. 119 Wie sich erwarten läßt, besieht eine starke Analogie und nicht selten eine Identität zwischen den krystallinischen Mineralien, die durch diese metamorphische Einwirkung entstanden sind, und den soeben besprochenen, welche als Zeolithe vorkommen, die sich unzweifelhaft in den Blasenhöhlungen der Lavagestcine durch Infiltration von Wasser oder Dampf gebildet haben, welcher Mineralsubstanz aufgelöst enthalten hat Der Dampf, welcher aus einer abkühlenden Lavamasse mittelst Percolation durch die Poren und Risse des äußeren und bereits erhärteten Theiles entweicht, zeigt sich stets von einer Menge von Mineral- stoffen begleitet, die sich entweder im Zustande der Auflösung oder der Sublimation befinden, oder endlich permanente Gase sind. Es ist bereits bemerkt worden, daß diese Substanzen in den Dämpfen kaum bemerkbar sind, welche in ungeheueren Boluminen aus der Lava unmittelbar nach ihrem Herausdringen aufsteigen, und welche entweder rein wässerig zu sein scheinen, oder doch nur einen sehr geringen Theil mineralischer Substanz enthalten. Aber sobald die Menge des entwickelten Dampfes abnimmt und endlich zu einer dünnen Säule reducirt ist, einer sogenannten Fumarvlc, die aus den engen und gewundenen Spalten der oberflächlichen Lava ausströmt, dann zeigt sich, daß das Berhältniß anderer sie begleitender Gase oder Substanzen steigt. Bei der Berührung mit der Luft wird ein Theil des Dcunpfes in Folge der Abkühlung condensirt, und die von ihm in Auflösung gehaltenen Stoffe schlagen sich an den Seiten und Kanten der Spalten nieder. Die hauptsächlichsten derselben sind schweflige Säure, Chlorwasserstoff- und Kohlensäure, entweder im Zustande der Reinheit oder in Berbindung mit verschiedenen alkalischen, erdigen oder metallischen Basen. Unter diesen Verbindungen sind vorherrschend schwefelsaurer Kalk, Magnesia, Ammoniak, Natron und Kali, Chlornatrium und Ammonium und kohlensaures Natron. Wahrscheinlich bildet sich die erste dieser Säuren hie und da, wenn nicht immer, durch Vereinigung eines Theiles des Schwefels, der von dein Schwefelwasserstoffe in dem Wasser- dampfe herrührt, mit dem Sauerstoffe der Luft. Der übrige Schwefel setzt sich, wenn er reichlich vorhanden ist, in reinem Zustande als Krystalle oder, wenn er noch reichlicher ist, in stalaktitischen Concretionen oder Rinden an den Kauten der Mündungen und an nahe gelegenen Stellen ab, wo der Dampf condensirt wird, der ihn in Suspension erhalten hatte. Manche erschöpfte Vulkane, welche sich wahrscheinlich lange im Zustande sogenannter Solfataren befunden haben, sind reich an massiven Ablagerungen reinen Schwefels, wie namentlich einige Kratere von Lipari, Island, Java, Quito u. s. w. Die borsauren 120 Siebentes Kapitel. Lerbindungen sind selten; eine Menge erzeugt sich jedoch beständig im Grunde des Kraters von Volcano, einer der liparischen Inseln. Auch einige der Solfataren Islands scheinen viel zu entwickeln?) Die metallischen Sublimationen schlagen sich in derselben Weise an den Seiten der Spalten nieder. Am häufigsten ist der Eisenglanz. Chlorkupfer und Eisen, Schwefeleisen, Kupfer und Arsenik und Selen finden sich hie und da in ähnlichen Arten des Vorkommens. Es ist nicht leicht zu entscheiden, welche von diesen verschiedenen Substanzen schon ursprünglich in der Lava enthalten gewesen und nur durch die Wärme verflüchtigt worden sind, und welche das Product chemischer Verbindungen sind, die während des Erstarrens der Lava vor sich gegangen sind zwischen ihren verschiedenen Bestandtheilen und denen des in ihr enthaltenen Wassers oder Dampfes, das sich zum Theil zersetzt haben mag, während es die Masse bei einer bedeutenden, obwohl abnehmenden Temperatur durchdrang. Natron, Kali, Kalk und Eisen sind die constanten Bestandtheile in fast allen Lava-Arten. Die chemische Analyse hat hie und da in ihnen Ammonium, Bitumen und Salzsäure entdeckt. Auch Schwefel, in Verbindung mit Eisen und Kupfer, ist häufig vorhanden. Wenn diese Substanzen in Folge der Verdichtung der Lava durch Druck oder Abkühlung, aber immer noch bei hoher Temperatur, unter einander in Berührung gebracht und von den wässerigen Dämpfen, die aus der Tiefe des Focus aufsteigen, durchdrungen werden, so können mancherlei Verbindungen entstehen. Die große Wärme im Inneren der Lavamasse ist vielleicht an sich hinreichend, die Zersetzung mancher ihrer Bestandtheile zu bewirken. Der Eisenglanz, den man so häufig in Lavagesteincn antrifft, ist offenbar durch diese Wirkung sublimirt, und es ist merkwürdig, daß er sich stets in den oberen Theilen des Stromes findet, während die unteren Theile des Gesteines in diesen Fällen den Magnet nicht afficiren, weil sie jedenfalls alles Eisen oder den größten Theil desselben durch Sublimation verloren haben. Aber es enthalten in vielen Strömen des Aetna die oberen Theile, welche zu gleicher Zeit sehr porös und zellig sind, viel Eisenglanz, während im Gegentheil die untere und dichtere Abtheilung reich ist an Körnern oder Oktaedern von Magncteisen. Hier ist das ursprünglich in den mittleren und oberen Theilen des I) S. Warrington'S Abhandlung in den tzuni-t. louru. 6oo>. 8oo. 1860 und ForbeS' Icolnnck, 1800, (Außer den Quellen von Sasso bei Siena liefern die größte Menge von sBorsaure die zahllosen TuScan-Springs in Lalifornien, Tehama-Lo. D. Uebers.) Mineralische Eigenschaften und Zusammensetzung der Laven. 121 Stromes enthaltene Magneteisen offenbar verflüchtigt worden, und hat sich in der Form von Eisenglanz abgesetzt, während das des unteren Theiles, aus welchem wenig oder kein Dampf durch Percvlation hat entweichen können, unverändert geblieben ist. In derselben Weise werden die übrigen mineralischen Bestand- theile der Lava gelegentlich verflüchtigt und nicht selten unter neuen Combinationen und in neuen Gestalten in den Höhlungen der Lava wieder abgesetzt, wenn ihre Temperatur sich allmählig verringert hat. Dies ist aller Wahrscheinlichkeit nach der Ursprung jener feinen und oft haarförmigen Krystalle von Hornblende, Augit, Melilith und anderer Mineralien gewesen, welche in den zclligen Höhlungen vieler Lavagesteine (Capo di Bove u. s. w.) vorkommen. Krystalle ven Augit sollen sich nach Breislak auch durch Sublimation im Inneren mancher Häuser von Torre del Greco gebildet haben, das 1794 durch einen Lavastrom zerstört worden ist; und Daubröe ist es unlängst gelungen, den Augit unter ziemlich ähnlichen Bedingungen künstlich herzustellen.*) 12. Man del stein artige Lava. Die von den wässerigen Dünsten aufgelöst gehaltenen Substanzen sind unzweifelhaft oft in ähnlicher Weise abgelagert, entweder in Krystallen oder in Stalaktiten und walzenförmigen Concretioncu, welche das Innere der Blasen oder die Zwischenräume der Masse bekleiden. Die so vorkommenden Mineralien sind hauptsächlich entweder kieselige oder kalkige, aus kohlensaurem Kalk bestehend, Chalccdone, Fiorite und einige aus der zahlreichen Familie der Zeolithe. Sie haben alle den Charakter, als wären sie aus einer wässerigen Lösung abgesetzt. Wir wissen wirklich, daß Wasser von hoher Temperatur und namentlich mit Beihilfe eines Alkali, leicht Silicium und kohlensauren Kalk auflöst. Es ist daher begreiflich, wie stark erhitzte Wasserdämpfe bei ihrem Durchgänge durch Lava, sei es durch Percvlation oder in der Gestalt von Blasen, mit einem oder beiden dieser Ingredienzen imprägnirt werden kann; und wie diese Substanzen, wenn nur jedes andere Entweichen unmöglich ist, beim allmähligen Abkühlen und Condensircn an den Seiten der sie enthaltenen Höhlung krystallisiren können. Bisweilen bleibt das Wasser in der Mitte der Gcode, begleitet von einem Theile irgend eines permanenten Gasfluidums, wie in den Chalcedoncn der Monti Berici und in den Höhlungen zahlreicher Quarzkrystalle in den granitischen Gesteinen. Im Allgemeinen ist das Wasser entwichen, wahrscheinlich durch Filtration, nach dem unteren I) Siehe sein liktnllss st Lxpörisnsss. IHs 1859. 122 Siebentes Kapitel. Theile der Masse hin, nachdem diese gänzlich fest geworden war. Während dieser Filtration hat es vielleicht weiter die Substanzen, die es gelöst enthalten, in den Höhlungen, Poren und feinen Spalten abgesetzt, durch welche es langsam durchgeseiht ist; und daher kommt es, daß viele der zeitigen Höhlungen dieser Gesteine gänzlich angefüllt sind mit successiven Bekleidungen der kalkigen oder kicseligeu Absätze, welche von der geringen Dampfmeuge nicht alle in Lösung erhalten werden konnten, von deren Expansivkraft die ursprüngliche Bildung der Blase herrührte. Die mikroskopischen Untersuchungen Sorby's haben jedoch in kleinen Höhlungen selbst solcher Zeolithe die Existenz von Wasser entdeckt. In manchen Fällen mag die spätere Filtration von Wasser, das mineralische Theilchen von den darüb erlieg enden Gesteinen gelöst mit sich führte, dieselbe Wirkung gehabt haben. Dies gilt insbesondere von den mandelsteinartigen Basalten, welche man unterhalb von Kalkschichten findet oder in Lagen, die es wahrscheinlich machen, daß sie einst von ihnen bedeckt gewesen sind, und welche daher unter Wasser erstarrten, welches Kalktheilchen in Suspension hielt. 13. Solfataren. Wenn sich freie Schwefel- und Salzsäure entwickelt und durch Coudcusation auf der Lava niedergeschlagen wird, welche die Kanten der Spalten bildet, durch die sie entweichen, so wirken dieselben auf die Masse und veranlassen neue Veränderungen. Die Schwefelsäure vereinigt sich mit dem Aluminium dieser Gesteine und bildet eine Verbindung, welche oft durch Regen fortgeführt wird und an niedrigen Stellen in großen Ansammlungen abgesetzt wird. Die Bergwerksarbeiten der verschiedenen Alaunwerke Ungarns, Italiens u. s. w. werden innerhalb solcher Ablagerungen vorgenommen?) Wo sich die Schwefelsäure mit Kalk verbindet, da erzeugt sie eine Gips-Efflorescenz, welche oft diese zersetzten Lavagesteiue in bedeutender Menge bekleidet. Das Eisen der Lava wird entweder von der Säure angegriffen, und geht zu krystallinischen oder concretionären Schwefelkiesen zusammen, die durch das zersetzte Gestein verstreut bleiben, oder nimmt verschiedene Oxydatiousgrade an und färbt es mit verschieden schattirtem Braun, Gelb, Roth, Grün und Blau. Das Silicium allein bleibt unberührt; und wenn alle oder ein großer Theil der übrigen Bestandtheile fortgespült sind, so scheint die Lava hie und da in ein l) In Java gibt es einen Kratersee, Namen« Laschem, dessen Wasser so stark schwefelsänrehaltig ist, daß nicht« in ihm leben kann, so wenig als in dem Flnsse, welcher von ihm zum Meere führt. Der letztere hat ein Seitenststck in dem Essig- strome, welcher nach A. v. Humboldt vom Vulkane Puracü ausgeht. Mineralische Eigenschaften und Zusammensetzung der Laven. 123 leichtes, rauhes, zerfressenes und sehr kieseliges Gestein umgewandelt, oder in eine weiße, pnlverförmige oder erdige Masse wie Kalkstanb, aber aus fast reinem Kiesel bestehend und ohne irgend eine Aehnlichkcit mit ihrem ursprünglichen Charakter. Wo Dampf-Exhalationen sehr lange Zeit mit dieser Säure im- Prägnirt gewesen sind, da sind die so auf die nahen Gesteine hervorgebrachten Veränderungen in Folge des beständigen Verlcgcns der Fu- marolcn ausgedehnt und merkwürdig und haben für solche Stellen die allgemeine Benennung Solfataren oder Souffriörcs erhalten. Man findet dieselben gewöhnlich im Inneren eines vulkanischen Kraters, wie sich wohl erwarten läßt, da die Dampfcntwickelung aus einem Lavastromc, der von dem vulkanischen Schlnnde aus über die Erdoberfläche hingeflossen ist, in Menge und Dauer außerordentlich beschränkt gewesen sein muß; wogegen nach den meisten Eruptionen eine große Masse heißer Lava höchst wahrscheinlich unter dem Grunde des Kraters verbleibt, in welcher der Proceß des Erstarrens langsam eine unbestimmte und oft sehr lang dauernde Zeit fortwährt, so daß eine beständige Quelle für Wasserdämpfe vorhanden ist, die mehr oder weniger mit verschiedenen Mneralsnbstanzen beladen sind. Heiße Quellen. Wenn die Obcrflächenthcile einer solchen unterirdischen Lavamasse bis zur Lufttemperatur abgekühlt sind, und ihre Dämpfe vermögen durch Spalten in denselben oder in festen, darüber gelegenen Gesteinen von heterogener Beschaffenheit zu entweichen, so müssen dieselben durch Abkühlung mehr oder weniger condensirt werden, ehe sie in die Luft austrcteu, und erscheinen in der Gestalt von Quellen hoher Temperatur, hie lind da selbst einige Grade über dem Kochpunkte. Solche heiße Quellen sind in allen vulkanischen Bereichen gewöhnlich, und wo eine etwas energischere äußere Entwickelung der vulkanischen Thätigkeit lange gefehlt hat, sind sie die einzigen Anzeichen von der noch hohen Temperatur des Focus unterhalb. Qhne Zweifel trägt die Wärmemenge, welche auf diesem Wege durch permanente Spalten zu entweichen im Stande ist, wesentlich dazu bei, die äußere Ruhe des unterirdischen Herdes zu erhalten. Es ist selbst denkbar, daß diese regelmäßige und ruhige Wärmeabgabe auf lange Zeiten genau proportional sei dein beständig von unten her dem vulkanischen Lava-Reservoir mitgetheilten Ersähe, so daß dasselbe auf einer gleichförmigen Temperatur erhalten bleibt und eine Steigerung der Wärme gänzlich verhütet wird, die sonst neue Eruptionen erzeugen würde. Die Ruhe oder das gewöhnlich sogenannte Erlöschen dieser vulkanischen Herde wird in diesen Fällen den Spalten zuzuschreiben sein, durch welche der Wärmeüberschuß, 124 Siebentes Kapitel. am Wasser gebunden, zu entweichen im Stande ist. So können möglicher Weise diese permanent heißen Quellen von Bath, Buxton, Karlsbad, Aachen u. a. als Sicherheitsventile wirken, indem sie vor Erdbeben und vulkanischen Eruptionen schützen. Das Wasser warmer Quellen hält verschiedene Mincralsubstanzcn aufgelöst, welche es im Dampfzustände von der heißen Lava unten mit hinaufgenommen hat oder welche es aus den Gesteinen, mit denen es in Berührung gekommen ist, ausgelaugt haben mag. Einige derselben werden sich unmittelbar beim Austritte ,an die Luft absetzen, während andere dauernd mit ihm verbunden bleiben. Die von den heißen Quellen Islands abgesetzten Kicselsintcr sind allgemein bekannt, ebenso wie die kalkigen incrustirenden Quellen der zahlreichen vulkanischen Bereiche (Auvcrgne, la Tolfa, die der Jnkabrücke in den Andes u. s. w.). Selbst wenn die letzteren Quellen nicht mehr eine erhöhte Temperatur behalten haben und ans Gesteinen kommen, welche keinerlei neuere vulkanische Thätigkeit verrathen, kann man dennoch in vielen Fällen annehmen, daß sie denselben Ursprung haben, wie die heißen Quellen, daß sie aber auf einem längeren Wege durch kalte Gesteine und vielleicht durch Lermcngung mit anderen oberflächlichen Quellen atmosphärischen Ursprunges mehr Wärme verloren haben. Wo die Spuren vulkanischer Thätigkeit frisch sind, und die intensiv heiße Lava sich nahe unter der Oberfläche, aus der die Quellen entspringen, befindet, da werden bisweilen die seltsamen Phänomene von intermittirenden Quellen hervorgebracht, die in den Geysirs Islands ein so großartiges Schauspiel bieten. Der größere Theil des Wassers dieser heißen Quellen stammt wahrscheinlich von der Filtration atmosphärischen Wassers durch die Spalten oder Zwischenräume einer noch nicht abgekühlten Lava her?) Da 1) Die Theorie dieser Quellen ist Gegenstand sehr verschiedener Meinungen gewesen. Folgende Betrachtungen werden die Phänomene derselben vielleicht ausreichend erklären. Die Laven Islands sind voller hohler Blasen oder Höhlen. Nehmen wir an, cS befinde sich eine solche Höhlung in einer mächtigen Schicht heißer Lava (Fig. 34), die entweder isolirt sein mag und sich langsam abkiihlen, oder mit dem vulkanischen Herde unterhalb in Berbindung stehen und einen dauernden Zufluß von Wärme von dorther empfangen mag. Der aus zahlreichen Spalten fahrende Dampf sammelt sich dort, und wird durch den Druck der Säule in der EntlastnngSspalte theilweis zu Wasser condensirt. Die steigende Temperatur der Höhlenwände und die von den Speisnngsröhren ausgehende Dampf-Anhäufnng steigern die Gzpausivkraft des gesammelte» Dampfes, bis sie endlich den Widerstand dieser Wassersäule überwindet und dieselbe aus der oberen Mündung hinauSwirst. Sobald sich das Wasser ergießt, nimmt der Druck auf den Dampf in der Höhlung Mineralische Eigenschaften und Zusammensetzung der Laven. 125 übrigens alle Lavaströme, wie gezeigt worden ist, auf einer Schicht loser Schlacken rnhcn, so folgt fast mit Nothwendigkeit, daß, wenn ein Strom ein Flußbett eingenommen hat, die Wasser, welche vordem dort geflossen sind, noch in bestimmtem Maße ihren Weg durch die losen Massen unterhalb finden werden, und ihre Temperatur muß daher durch die ab, dort wird wieder Wasser verdampfen, und das Verhältniß seiner Expansivkraft zur Repressiv» iu der Säule nimmt zu. Daher miisscn die Strahlen, welche ausgeworfen werden, die Heftigkeit steigern Sobald die Mcnge des WasserS noch mehr abnimmt, entweicht etwas Dampf mit ihm zugleich, und endlich, wenn alles Wasser hinauSgetriebcn ist, entweicht die ganze iibrige Dampfmasse in wenigen, mächtigen AuSbriichen. Fig. 34. Aber durch die Verdunstung von allem darin enthaltenen Wasser wird die Temperatur der Höhlung unter dem Drucke der Atmosphäre allein auf den Koch- Punkt reducirt, und die Seiten kühlen demgemäß ab. Der aus den Spelsungs- röhren zugcführte Dampf wird daher zu Wasser condcnsirt und dies sammelt sich auf dem Boden an. Dies Wasser steigt in dem Rohre in die Höhe, wie sich der Dampf ansammelt, indem es ein Gleichgewicht mit seiner Expansivkraft bewahrt, bis das Gleichgewicht dadurch zerstört wird, daß das letztere hinreichend Kraft gewonnen hat, etwas Wasser aus der Mündung der Spalte hinauszuwerfen, und damit fängt das Phänomen des Wasserausbrnches wieder an. Ein neuerer Reisender in JSland, Forbes, bcstreitct diese Theorie, welche von Mackenzie herrührt, und setzt eine andere an die Stelle, welche mir nicht genügend erscheint, welche ich sogar kaum verstehe (s. Forbes loolavck, 1800.). (Bnnscns scharfsinnige Erklärung der Vorgänge in der Gcpsir-Röhre scheint dem Verfasser nicht bekannt zu sein. D. llcbers.) 126 Siebentes Kapitel. der darüber liegenden Lava beeinflußt werden, so lange diese höher bleibt, als die mittlere Temperatur des Erdbodens. Ein Beispiel in großem Maßstabe lieferte der Vulkan Jorullo in Mcjico. Die Flüsse Cuitemba und Sän Pedro, welche sich auf der einen Seite unter den großen Lavasce, den das Malpays bildet, verlieren und auf der entgegengesetzten als permanente Quellen großer Wassermassen hervortreten, die Jahre lang eine hohe Temperatur behalten haben. Als A. v. Humboldt 1804 Mejico besuchte, 46 Jahre nach der Eruption, bei welcher die Lava entstand, war ihre Temperatur 52° C.; aber Reisende, welche die Stelle neuerlich besucht haben, berichten, daß sie seit jener Zeit durch das Erkalten der Lavaschicht, durch welche sie fließen, abgekühlt sind, und jetzt kaum mehr als einige Grade über der mittleren Temperatur der Luft zeigen. Bei Bertrichbad im Luxemburgischen tritt eine warme Quelle unmittelbar unter einer Stelle hervor, wo drei Essen vulkanischer Eruption in nicht sehr entlegener Zeit sich gebildet hatten, die wahrscheinlich ihre Eigenschaften dem Umstände verdankt, daß das Wasser seinen Weg durch einen Theil der Lava nimmt, welche zur Zeit jener Eruptionen aufgestiegen und nicht ganz erkaltet ist. Es ist bekannt, daß die Temperatur und mineralische Beschaffenheit dieser Quelle allmählig abgenommen hat. Gegenwärtig ist sie unter der Blutwärme, und ihr Geschmack ist dem des reinen Quellwassers so nahe als möglich. In früheren Zeiten sind ihre Thermalen und mineralischen Eigenschaften viel bedeutender gewesen und verschafften ihr einen großen Ruf als Badeort. 15. Die permanenten Gase, welche aus den Spalten der Lava während ihres Festwerdens ausströmen, sind weniger handgreiflich und nicht so leicht zu erkennen, da sie unmittelbar mit der atmosphärischen Luft gemengt werden und keine Spur von ihrem Vorhandensein hinterlassen. Die beobachteten sind hauptsächlich Kohlensäure, Stickstoff und Schwefelwasserstoffgas. Die erstere wurde von Monticelli und Covclli in den Exhalativncn aus der Fnmarole der Vesuvlava entdeckt, als dieselbe noch sichtlich glühend war. Dasselbe Gas, vielleicht mit Stickgas gemengt, entweicht häufig in sehr beträchtlicher Menge aus zahlreichen Spalten in den Seiten eines vulkanischen Berges unmittelbar nach der Beendigung einer Eruption, d. h. wenn der Krater oder die Central-Austritts-Oeffnnng vollständig geschlossen ist. Diese mephitischen Aushauchungen sind der Vegetation äußerst nachteilig und schädigen bedeutend die Pflanzen, welche in der Nähe ihres Austrittes wachsen. Während des schrecklichen Ausbruches, der Mineralische Eigenschaften und Zusammensetzung der Laven. 127 die Insel Lanzerote 1730 bis 1734 erschütterte, scheinen Aushauchungen dieser Art dem thierischen Leben ebenso verderblich geworden zu sein', alles Vieh der Insel soll durch dieselben erstickt sein. Hubert, welcher Bory de St. Bincent anführt, erwähnt, daß er während eines Aus- bruches des Vulkanes auf Bourbon beobachtete, wie 7 oder 8 Vogel, welche einen Flintenschuß oberhalb des Stromes hinflogen, plötzlich wie erstickt herabfielen in dem Augenblicke, wo sie in die von ihm aufsteigende Dampfwolke hineingericthcn. Auf Java gibt es einen Krater, genannt der Gua Upas oder das Giftthal, von einer halben cngl. M. Umfang, der stets so mit Kohlensäure-Gas angefüllt ist, daß jedes lebende Wesen, das seine Grenzen überschreitet, erstickt, und der Loden desselben ist mit den todten Körpern von wilden Thieren, Vögeln und selbst von Menschen bestreut, die ihr Geschick dort hinein geführt hat?) Diese Thatsachen verleihen den von den klassischen Schriftstellern über den Averner See berichteten Erzählungen Gewicht, der jedenfalls ein vulkanischer Krater von nicht hohem Alter ist, aus welchem einst Kohlensäure und Stickgas so reichlich ausgehaucht worden sein mag (die vermöge ihrer erhöhten Temperatur in die Luft aufstiegen), daß sie wirklich die darüber hin fliegenden Vögel afficirtcn. Es ist viel wahrscheinlicher, daß diese Erzählungen sich auf Thatsachen gründeten, als daß die zufällige Erfindung einer Poetischen Phantasie so vortrefflich mit bekannten Erscheinungen übereinstimmen sollte. Die Ufer des Agnano-Sees, in unmittelbarer Nähe des Avernus, hauchen noch jetzt Kohlensäurcgas aus, sowie an vielen Stellen schwefcligc Dämpfe. Jeder, der einmal in einen vulkanischen Krater hinabgestiegen ist, der sich in Thätigkeit oder im Zustande einer Solfatara befand, und die Wirkung der sauren Dämpfe auf seine eigenen Lungen empfunden hat, wird bereit sein, an die mögliche Wahrheit der alten Erzählungen zu glauben. Eskalationen von Kohlcnsäuregas kommen häufig in vielen anderen Gegenden vor, welche Sitze ehemaliger vulkanischer Thätigkeit sind, wie in der Auvergne, dem Vivarais, der Eifel und durch den ganzen basaltischen Strich von Nord-Deutschland, vom Rheine bis zum Riescn- gebirge. Bischofs ist der Ansicht, daß sich dieses Gas durch Zersetzung des kohlensauren Kalkes mittelst vulkanischer Wärme oder durch heißes Wasser erzeuge?) 1) Siehe im Anhange Genaueres, aus welchem sich zeigt, daß hier Uebertreibungen zu Grunde liegen. D. Uebcrs. 2) Lbemieal tteolox^ Lav. 8oe. IMb!. vol. I. p. 237. 128 Siebentes Kapitel. Mineralische Eigenschaften nnd Zusammensetzung der Laven. 16. Die Länge der Zeit, welche verfließt zwischen der Ablagerung einer Lavaschicht auf der Erdoberfläche oder ihrem Aufsteigen bis in die Nähe derselben und ihrem vollständigen Erkalten, d. h. bis sie die mittlere Temperatur der Luft angenommen hat, wird von dem Zusammentreffen Zahlreicher Umstände abhängig sein, wie namentlich von 1) der Gestalt der Masse. Es ist klar, daß je mehr ihre Dimensionen nach jeder Richtung hin gleich sind, um so länger der mittlere Theil seine Wärme behalten wird; und umgekehrt, je größer die Oberfläche der Schicht im Verhältniß zur Dicke derselben ist, um so schneller wird, bei übrigens gleichen Umständen, der Proceß des Erkaltens vor sich gehen. 2) Von der Lage der Schicht, durch welche sie mehr oder weniger dem Einflüsse abkühlender Media ausgesetzt ist, wie Wasser- oder Luft- strome rc.; oder dem Leitungsvermögen nnd der Mächtigkeit der festen Massen, mit denen sie in Berührung ist oder durch welche allein ihre Wärme entweichen kann. 3) Die Tendenz der Lava selbst, ihre Wärme mehr oder weniger schnell mitzutheilen, sei es in Verbindung mit Wasscrdampf, oder durch Leitung der Strahlung, welche wahrscheinlich durch ihre Dichtigkeit oder Porosität influencirt werden wird, sowie durch die Weite, bis auf welche die Schrumpfnngsrisse eindringen, und vielleicht durch die mineralische Zusammensetzung. Es ist bereits nachgewiesen, daß je gröber das Korn der Lava und je unregelmäßiger die Lage ihrer inneren Theile ist, um so größer ist die Dampfmenge, welche durch Percolation zu entweichen vermag, und um so schneller wird daher, oaeterw purilin8, wahrscheinlich das Festwerden vor sich gehen. Unter günstigen Umständen wird gewiß eine Lavamasse hohe Wärme und hohen Flüssigkeitsgrad in ihrem Inneren auf lange Zeit behalten. W. Hamilton entzündete kleine Holzstäbe, die er in die Spalten eines Lavastromes am Vesuv steckte, welcher vor beinahe vier Jahren ausge- flossen war. Von Strömen des Aetna erwähnen Ferrara und Dolo- mieu, daß sie sich noch zehn Jahre nach dem AuSbrnche, der sie erzeugte, die Abhänge des Berges hinabbewegtcn, und von anderen, daß noch 26 Jahre nach ihrem Austritte aus ihnen Dampf aufstieg. Beim Jorullo scheint eine Lavaschicht eine hohe innere Wärme, welche sich durch Dampf-Ephalationen in bedeutender Menge aus zahlreichen Spalten in fast jedem Theile ihrer Oberfläche kundgab, bis vor wenigen Jahren behalten zu haben, obwohl der Ausbruch vom Jahre 1759 datirt. In Betreff unterirdischer Lavamassen, welche vielleicht einst mit der Achtes Kapitel. Vulkanische Berge. 129 Luft in eruptiver Verbindung gestanden haben, kann somit keine Grenze für die Dauer ihrer hvhen Temperatur angegeben werden, da alle Be-' dingungcn ihrer Lage und Ausdehnung unbekannt sind und kaum Etwas darüber vermuthet werden kann, so wenig als darüber, ob oder in welchem Grade sie durch beständige Zunahme der Wärme von unten oder von der Seite Nahrung erhalten. Diese Betrachtungen werden weiter unten wieder aufgenommen werden. Achtes Kapitel. Vulkanische Serge. 1. Während die vorhergehenden Kapitel hauptsächlich handelten von den 'Normal-Phänomenen einer einzelnen vulkanischen Eruption, der Natur der ausgebrvchcnen Massen und der Art, in welcher sich dieselben außen nm den Schlund ordnen, will ich nun die zusammengesetzteren Fälle betrachten, wie sie sich aus fortgesetzten oder in Zwischenzeiten wiederholten Eruptionen an einer und derselben Stelle durch eine längere Zeit, vielleicht durch viele Tausende von Jahren ergeben, und die wir als einen stehenden Charakter vulkanischer Thätigkeit kennen. ES ist sofort einleuchtend, daß solche wiederholten Eruptionen die Erdoberfläche rings um ihre Quelle mit einem bcrgartigcn Auswuchs belasten müssen, dessen Größe der Menge ausgeworfener Stoffe proportional ist. Einige der seitlichen oder parasitischen Kegel z. B., welche sich auf den Abhängen des Aetna im Verlaufe weniger Tage bei einer einzigen Eruption gebildet haben, messen in ihrer Höhe 800 oder selbst 1000 F. und sind im Verhältniß voluminös. Von einem jeden sind auch Lavaströme ausgegangen, welche Flächen von Ouadratmeilen mit Lagen festen Gesteins bedeckt haben, die oft 20 oder 30 F. und hie und da noch mehr Dicke haben. Und da wir wissen, daß der Aetna in historischer Zeit Hunderte von Malen in Eruption gewesen ist, so hat begreiflich diese, große Stoffmenge, welche zur äußeren Oberfläche des Berges so hinzugekommen ist, sein Gcsammtvolumen um ein Bedeutendes vermehrt. Und doch macht diese Periode höchst wahrscheinlich nur einen geringen Bruchtheil von derjenigen Zeit aus, während welcher der Vulkan ebenso thätig gewesen ist. Wenn wir ferner den Bau des Berges untersuchen, so finden wir P. Se rope, Ueber Vulkane. 9 130 Achtes Kapitel. seine ganze Masse/) soweit dieselbe durch Denudation oder andere Ur-- fachen dem Auge bloßgelegt ist (und eine gewaltige Aushöhlung, das. Bal del Bove, dringt tief in das eigentliche Herz), bestehend aus Lageir von Lavagestein, welche mehr oder weniger unregelmäßig wechselte mit Schichten von Schlacken, Lapilli und Asche, fast vollkommen ideutisch- in ihren mineralischen Eigenschaften, wie in ihrer allgemeinen Anordnung mit den vom Bulkane in einem bekannten Zeitpunkte innerhalb der historischen Zeit ausgebrocheneu. Wir sind daher vollkommen im Rechte, wenn wir glauben, der ganze Berg sei im Verlaufe von Jahrtausenden in ähnlicher Weise durch wiederholt intcrinittircnde Eruptionen aufgebaut worden?) Und das Argument gilt nach den Regeln der Analogie für alle anderen vulkanischen Berge, obgleich die Geschichte- ihrer neueren Ausbrüche nicht ebenso gut aufgezeichnet sein mag, vorausgesetzt, daß ihr Bau mit dieser Entstchungsweise übereinstimmt und- durch dieselbe gut erklärt werden kann. Unter demselben Vorbehalte ist es auch weiter anwendbar auf alle ganz oder größtcnthcils aus vulkanischen Gesteinen bestehenden Berge, selbst wenn diese nicht innerhalb- unserer Zeit in Eruption gewesen sind. Um also in der Lage zu sein, diese Frage in Betreff irgend einer besonderen bergigen Anhäufung von vulkanischen Gesteinen zu entscheiden^ wird es nothwendig sein, sorgfältig die Art und Weise ins Auge zu fassen, in welcher die Producte wiederholter Eruptionen sich geordnet finden oder sich nothwendig ordnen müssen, wenn sie den bereits erkannten Gesetzen der vulkanischen Thätigkeit folgen. 2. Wenn wir in einem früheren Kapitel die Gestalt und Zusammensetzung des Kegels oder Höckers besprachen, der durch eine einzige dauernde Eruption von Bruchstücken aus einer Esse gebildet worden ist,, so wurde bemerkt, daß das Gewicht und der Druck der innerhalb der trichterförmigen Aushöhlung eines solchen Kegels aufsteigenden Lava oft 1) Mit Ausnahme weniger verhältnismäßig unbedeutender Schichten von McereS-Sedimciitcn, welche bis zu einem bestimmten Niveau hinauf in die vulkanischen Massen eingeschaltet sind, und durch welche das Argument nicht wesentlich, asficirt wird. 2) Wenn einige Geologen nocb immer der Meinung E. de Beanmonts an» hängen, daß die Laven, welche die Wände um das Bal del Bove und andere alte Theile des Aetna bilden, nicht in ihren gegenwärtigen geneigten Lagen geflossen,, sondern aus einer säst horizontalen Lage durch einen einzigen und plötzlichen Vorgang erhoben worden seien (weil er glaubt, daß Lava nicht in solchen dicken Schichten unter einem Winkel von mehr als 3 oder 4» erstarren könne), so verweise ich aus Lpclls ausführliche Widerlegung dieser grundlosen Behauptung, namentlich in Betreff dcS Aetna (?bil. Trans. l859). Vulkanische Berge. 131 die eine seiner Seiten zerbricht, so daß ein seitliches Entweichen der flüssigen Masse gestattet wird, welche sich am Fuße des Berges nach den bereits mitgetheilten Umständen ablagert; daß aber, wenn der Kegel hinreichend fest ist, um diesem Drucke zu widerstehen, die Lava oft in die Höhe steigen wird, bis sie im Stande ist, über den niedrigsten Theil des Kraterrandes abzufließen und sich an dem äußeren Gehänge des Berges herab zu ergießen. In diesem Falle erstarrt ein Theil derselben beim Herabflicßen und bleibt als eine mehr oder weniger feste Rippe oder als Pfeiler an dem aus Bruchstücken bestehenden Kegel angeheftet. Die Wirkung einer jeden nachfolgenden Eruption aus derselben Mündung, welche bereits einen Schlackenkegel und einen Lavastrom hervorgebracht hat, muß darin bestehen, daß sie diese mit frischen Produkten von ähnlichen: Charakter überdeckt, welche mehr oder weniger gleichförmig mit den äußeren Gehängen des Kegels geordnet werden; und die häufige Wiederholung solcher Erscheinungen muß einen unregelmäßigen Wechsel von zu Stein erhärteten Laven und Conglomcrat- Schichten, welche durch gleichzeitige Auswürfe gebildet worden sind, herstellen; und diese verschiedenen Lager haben eine allseitige Neigung von dem Eruptions-Mittelpunkte fort, und häufen sich zu einer mehr oder weniger großen Masse an, je nach der Heftigkeit und Zahl der Ausbrüche. Der ursprüngliche Kegel nimmt so allmählich an Umfang zu und den Rang eines Berges an. Diejenigen Lavaströme, welche im Stande sind, ihren Weg durch die Seite dieses Berges zu erzwingen, erhärten zu massiven Strebepfeilern an seinem Fuße oder an seinen Rändern; während diejenigen, welche über den Rand des Kraters fließen, noch wirksamer zur Befestigung des Kegels beitragen, und ebenso viele Rippen bilden, welche zwischen die losen Materialien gelagert sind und dieselben mehr oder weniger cämentircn. In dieser Weise wird die Blasse allmählich stärker und fester; und während der Außendruck der bei der Eruption aufgestiegenen Lavasäule innerhalb der Esse oder des Centralschluudes des Berges mit seiner wachsenden Erhebung zunimmt, wird auch die Stärke und Festigkeit seines Gerüstes, und demgemäß der dieser Kraft entgegengesetzte Widerstand ebenfalls gesteigert?) l) Diese Ansicht von der Art und Weise, wie sich vulkanische Berge bilden, war. wie kaum nöthig ist zu sagen, die von allen Geologen festgehaltene, bevor die »ErhebniigSkrater'Theorie" von A. v. Humboldt und L. v. Buch aufgestellt wurde, namentlich von denjenigen Geologen, welche die Vulkane zum Gegenstände ihres besonderen Studiums gemacht hatten, wie Saussnre, Spallanzani, W. Hamilton 132 Achtes Kapitel. 3. Dieser Widerstand wird jedoch durch die Intensität der brechenden Kraft überwunden, aber nicht in derselben Weise, wie bei einem nur aus Bruchstücken aufgebauten Kegel, wo die ganze Seite niedergebrochen und auf einmal fortgeführt wird. Wo er aus abwechselnden festen und fragmentarischen Lagen besteht, durch Hitze und Druck zu einem festen Gerüste zusammengekittet, da wird die Gewalt der Lava, die im Centralschlunde aufsteigt und wie ein ungeheurer Keil wirkt, welcher von unten in das Herz des Kegels getrieben wird, die Cohäsion seiner Seiten überwinden; eine oder mehr verticale Spalten werden durch dieselben in annähernd radialer Richtung gerissen werden; und durch diese wird oft die Lava ausfließcn mit einer Schnelligkeit und in einer Menge, welche durch ihren Flüssigkeitsgrad bestimmt wird, sowie durch die Dimensionen der Spalte und die relative Höhe der inneren Säule. Wenn sie aus einer so entstandenen Sciten-Oeffnung ausflickt, dann muß die Oberfläche der Säule fallen, bis sie das Niveau der Emissionsmündung erreicht. Diese wird dann ebenfalls die Esse für die Strahlen elastischer Flüssigkeit, da die Oberfläche der Säule hier mit der Atmosphäre in Berührung gebracht ist. Unterdessen will der Druck und die große Hitze der noch in der Spalte aufkochenden Lava diese verbreitern und verlängern, so daß sie wahrscheinlich eine andere Oeffnung in niedrigerem Niveau erzwingt. Von diesem Punkte aus finden dann dieselben Phänomene statt und wiederholen sich oft aus neuen Mündungen, die nach und Dolomieu. Spallanzani z, B,, wo er die Bildung der Insel Saline, einer der Liparen, beschreibt als bestehend auö wiederholten Schichten von Lava und Schlacke, einer über der anderen, die vom Gipfclrande des Kraters rings zum Meere abfallen, sagt! „Wir müssen folgern, daß mindestens ebenso viele AuSbrüche aus dem Gipfel des Kraters stattgefunden haben, als wir Lavaschichten zahlen können. Dies ist die Art, wie vulkanische Berge größtenthcils gebildet werden. Zu Anfang ist es nur die Anhäufung der Prodncte eines ersten AnsbrncheS; dann findet ein zweiter statt; darauf ein dritter; und die Masse wächst an Volumen im Verhältnisse mit der Zahl der Eruptionen. So hat sich ohne Zweifel die colossale Masse des Aetna gebildet, ist gewachsen und hat sich ausge- dehnt. Dies war der Ursprung deS Vesuvs, der Liparischcn Inseln und anderer vulkanischer Berge; indessen darf nicht vergessen werden, datz einige kleinere vulkanische Berge, wie der Monte Nuovo und der Monte Rosso am Abhänge deS Aetna, durch einen einzigen AuSbrnch entstanden sind." (Vo^nAv ckans los lloux Ziviles, II. p. 116.) Die entgegengesetzte Theorie, welche die Entstehung aller vulkanischen Berge einer „plötzlichen blasenartigen Erhebung" zuschreibt, ist in einer besonderen Abhandlung ausführlich widerlegt. (Siehe meine Abhdlg. an Voivanis Lonss nnä llratvrs, tjuart. äourn. (1vol. Zoo. 1856.) Sie ist gänzlich unvereinbar mit der Ansicht von vulkanischer Thätigkeit, welche aufzustellen und zu stützen der Zweck dieses Werkes ist. Vulkanische Berge. 133 einander entstehen, eine über der anderen, bis der Druck der inneren Lava- säule sich soweit verringert hat, daß er nicht länger dem von dem festen Unterbau der Blasse geleisteten Widerstand bewältigen kann. Da nun die innere Fülle des Bulkans Erleichterung gefunden hat, so wird jede Entleerung von Lava in Strömen bald ein Ende haben; und die Säule wird innerhalb des Schlundes durch das Entweichen des Dampfes allein noch weiter erniedrigt, der Schlacken nach oben auswirft entweder aus der zuletzt entstandenen Oeffnung oder aus dem Centralkrater oder abwechselnd aus beiden; und der Ausbruch geht allmählich dem Ende entgegen, da die Summe der Widerstände gegen das Entweichen der überschüssigen unterirdischen Wärme die Oberhand über die antagonistischen Kräfte gewonnen hat. Die Beobachtung beweist, daß der so beschriebene Proceß die normale Thätigkeit eines jeden dauernd eruptiven Bulkancs ist; denn die Annalen aller zusammengesetzten vulkanischen Berge sind voll von Nachrichten über Ausbrüche, welche durch diese Umstände charakterisirt sind. 'Nehmen wir z. B. den Aetna. Bei dem Ausbruche von 1536 öffneten sich nach einander 12 verschiedene Mündungen, eine unterhalb der anderen, auf ein und derselben Radiallinie oder Spalte, jede Lava erzeugend, während der Centralkrater Dampf und Schlacken ausspie?) Im Jahre 1669 war der Südost-Abhang des Aetna sichtlich von einer ungeheuren Spalte zerrissen, die vom Gipfel zwei Drittel der Entfernung am Berge abwärts reichte. Aus ihrem unteren Ende ergoß sich der große Lavastrom, welcher seine Richtung auf Catania nahm, ein Drittel dieser Stadt zerstörte und ein großes Vorgebirge bildete, das eine halbe engl. Bteile in das Meer vortrat?) Nachdem die Ergießung des Lavastromes aufgehört hatte (d. h. als sich die innere Lavasäule bis zum 'Niveau des seitlichen Schlundes gesenkt hatte), erfolgten luftförmige Explosionen aus derselben Mündung und entluden sich mit Heftigkeit vierzehn Tage lang. Die dabei ausgespieenen Bruchstücke erzeugten die großen Doppelkegel der sogenannten Monti Rossi bei Nicolosi, und bedeckten einen Umkreis von etwa zwei engl. M. Radius mit einer dicken Ablagerung schwarzen Sandes, der zahllose einzelne Augitkrhstalle enthielt. Dieser District fängt jetzt erst an, sich mit einer kümmerlichen Vegetation zu bedecken, trotz der emsigen Anstrengungen der Bewohner, welche sie angewendet haben, um ihn fruchtbar zu machen. Ein Theil der damals entstandenen Spalte ist noch hinter den Monti Rossi sichtbar. I) k'srrs.rki., Oawpi UUIegrüi. — Lorelli, 8tvria äst Lrurione. — Uokk- wilnn. — 2) Itai-eHi, p. 2l2. 134 Achtes Kapitel. Im Jahre 1780 sank die Erde ein längs einer graben Linie vom oberen Krater zu einem neuen Seitenschlunde, welcher einen Ausbruch machte, und damit wurde das Vorhandensein einer Spalte in dieser Richtung angezeigt. Bei dem späteren Ausbruche von 1792 beobachtete Ferrara, daß durch die Seite des Berges eine Spalte gebrochen war, aus welcher zehn Tage lang die Lava sehr ruhig herauskochte, während die luftförmigen Explosionen nur aus dem Hauptkratcr geschahen. Am Ende dieser Zeit hörten die Explosionen aus dem Hauptkratcr auf und begannen am Ende der Spalte in demselben Augenblicke, wo die Lava zu fließen aufhörte; währenddessen hatte sich die flüssige Säule innerhalb der Esse durch anhaltende Erziehung zum Niveau der Seiten- Oeffnung gesenkt. Auch im Jahre 1809 öffneten sich nach und nach auf einer vom Rande des großen Kraters abwärts reichenden Linie oder Spalte zahlreiche, Lava ergießende Mündungen.') Ein ähnlicher Umstand trat während der Eruption des Aetna im Jahre 1811—1812 nach dem mir von Gemellaro mitgetheilten Berichte ein, welcher ein Zeuge desselben gewesen ist. Es scheint, daß, nachdem der große Krater durch seine heftigen Detonationen einige Zeit lang bezeugt hatte, daß die aufsteigende Lava in der Centralröhre fast den Gipfel des Berges erreicht hatte, ein ungewöhnlich heftiger Stoß empfunden ward und ein Lavastrom aus der Seite des Kegels hervorbrach, in nicht großer Entfernung von seinem Scheitel. Bald daraus hörte die Lava zu fließen auf, ein zweiter Strom brach aus einer anderen Oeffnung hervor, beträchtlich unterhalb der ersteren; dann ein dritter noch tiefer, und so fort, bis sich sieben verschiedene Ausgänge nach und nach gebildet hatten, welche alle auf derselben graden Linie lagen, die vom Gipfel fast bis zuin Fuße des Berges lief. Diese Linie war offenbar in diesem, wie in den früheren Fällen ein senkrecht durch das innere Gerüst des Berges gerissener Spalt; wahrscheinlich nicht ihrer ganzen Länge nach durch einen Stoß eröffnet, sondern allmählich abwärts verlängert durch die Schwere, die große Hitze und den keilartigen Druck der inneren Lavasäule, als ihre Oberfläche durch allmähliche Entleerung durch jeden Schlund sank. Dem Ausfließen der Lava aus jeder dieser Oeffnungen folgte das Auswerfen der Schlacken, durch welches ebenso viele kleine parasitische Kegel gebildet wurden. Kurz, bei fast jeder Scitcn-Eruption des Aetna hat man das Entstehen einer solchen Spalte beobachtet, so daß die Lava I) ^.nv. äs Otämis st äs kb^sigus. 1810 . Vulkanische Berge. 135 von dem unteren Ende derselben austrat und nach und nach aus -anderen Punkten, so wie der Riß sich abwärts fortsetzte. Andere Vulkane zeigen dieselben Erscheinungen. Ich kann die große Eruption des Vesuvs vom Jahre 1760 anführen, wo sich fünf kleine Kegel nach einander am südlichen Fuße des Berges bildeten, alle in einer Linie, welche nach oben verlängert den Scheitel geschnitten hätte. Sie sind noch vorhanden und bezeichnen die Stellen, an welchen sich die Lavaströme ergossen, durch die Torrc del Aununziata überflutet wurde. In all diesen Fällen fuhren die Centralkrater beider Vulkane fort, Ströme elastischer Fluida auszustoßcn, welche Schlacken, Lapilli und Asche mit sich führten, während ihre Laven in Strömen in einem viel niedrigeren Niveau austraten. Wenn jedoch die luftsörmigen Explosionen -an den Seiten-Essen stattfanden, dann hörten die des Centralkraters einige Zeit lang auf, und fingen gewöhnlich wieder an, wenn jener wieder aufgehört hatte. Aber eins der merkwürdigsten und belehrendsten Beispiele von -analogen Thatsachen liefert die schreckliche Eruption, welche 1783 den Westen Islands heimsuchte, wo die Lava sich in ungeheurer Menge aus verschiedenen Quellen ergoß, die sich nach einander in einer Ebene am Fuße des hohen vulkanischen Kegels Skaptar Jökull öffneten, aus welchem die luftartigcn Explosionen erfolgten. Diese Quellen lagen etwa 8 engl. M. von einander entfernt und hatten sich längs derselben graben Linie gebildet, welche offenbar die Richtung einer Spalte bezeichnete, die in Folge des Druckes der Lava nach oben, im Verein mit der, welche in der inneren Esse des benachbarten Berges hinaufgetrieben wurde, in die überliegenden Schichten der Ebene gebrochen worden war. Eine vierte Quelle öffnete sich in der Fortsetzung derselben Linie, aber unterhalb des Meeres und in einer Entfernung von etwa 30 engl. M., wobei eine Felsen-Insel entstand, von der jetzt nur noch eine Untiefe vorhanden ist, da die Wogen und die submarinen Strömungen sie fortgerissen haben. Die aus den drei Quellen im Binncnlande ergossene Lava überflutete mehr als 400 engl. QM. (20 g. OM.) der Ebene; und die äußerste Entfernung zwischen den Schlünden und demnach die Länge der damals entstandenen Spalte betrug nicht weniger als 100 engl. M. (22 g. M-)l Man sieht an diesem Beispiele, daß das Gerüst des vulkanischen Berges ein festeres Gefüge darbot und einen höheren Grad von Widerstand gegen den Druck der inneren Lavasäule leistete, als die die Ebene -am Fuße bildenden, überliegenden Schichten, welche demgemäß zuerst 136 Achtes Kapitel. nachgaben und der Flüssigkeit einen Ausgang eröffneten. Die so entstandene Spalte war nur eine Fortsetzung oder Wiedereröffnung der fundamentalen, welche von SW. her quer durch die ganze Insel läuft und alle die neuen Eruptionen trachytischer Lava hat entstehen lassen, die die große Mittelreihe von Jökulls oder vulkanischen Bergen bilden und umgeben, den Hella, Kötlugsa, Skaptar, Skalbreide, Snäfell rc. Die beim Ausbruche von 1783 entstandene ungeheure Menge von Lava und die Schnelligkeit, mit welcher dieselbe ausfloß, standen offenbar in direktem Verhältnisse zu der großen Höhe, bis zu welcher die Säule im Inneren des Berges aufgestiegen war, ehe die Spalte entstand. Der Abstand der Oeffnungen, durch welche die Lava sich ergoß, vom Krater oder Centralschlunde, durch welchen sich die lnftförmigen Fluida entluden, beweist die große horizontale Erstreckung des unterirdischen Lava- Reservoirs, über welche wir um so weniger erstaunen können, da wir wissen, daß das ganze Island durch successive Eruptionen eines und- desselben Systems, ja wir können sagen desselben Bulkanes, vom Grunde des Meeres auf gebildet worden ist. Die großen Eruptionen von Lanzerota (Kanarische Inseln) im Jahre 1738 bieten ein ähnliches Beispiel. Einige 40 Schlünde öffneten sich dort nach und nach längs des Verlaufes einer Spalte, welche die ganze Insel durchzog, die selbst der Gipfel eines großen submarinen vulkanischen Berges ist. Jede derselben entlud Lavaströme und Schlacken- mengen; letztere erzeugten ebenso viele Kegel, während erstere die Flächen ringsum mit basaltischen Massen überfluteten, die sich in horizontalen Lagen ausbreiteten. Diese Eruptionen dauerten mehrere Jahre lang. 4. Man kann wohl nicht daran zweifeln, daß die meisten der kleineren Stöße, welche die Umgebung eines Vulkanes während und vor einer Eruption treffen, von dem Zerreißen irgend eines Theiles des festen Gerüstes des Berges oder der ihn tragenden Schichten herrühren es ist dies die Wirkung einer Kraft, die wir als hervorgehend beschrieben haben aus dem nach allen Richtungen gehenden Drucke der flüssigen Masse, welche in Verbindung steht mit der in der vulkanischen Esse aufgestiegenen. Die Verlängerung oder Erweiterung einer bereits gebildeten Spalte würde dasselbe Knarren und Erzittern bewirken, wie das Entstehen einer neuen. Ucbrigens ist es eine allgemeine, bei den Beobachtungen an fast allen vulkanischen Ausbrüchen gemachte Bemerkung, daß locale Erdbeben stets dem Austreten von Lavaströmen vorausgehen, und aufhören, wenn die Lava fließt, um wieder anzufangen, wenn sie aufgehört hat zu fließen. Jene heftigeren Stöße anderseits. Vulkanische Berge. 137 welche auf beträchtliche Entfernungen gefühlt werden, sind wahrscheinlich durch neue Risse verursacht, welche in den festen, unterliegenden Schichten entstehen, die den Berg tragen oder umgeben; und manche von ihnen gehören vielleicht eher jener Klasse plutonischer Erdbeben an, welche selten von einer Eruption begleitet sind, obwohl wir annehmen dürfen, daß dieselben einer solchen den Weg bereiten. 5. Die so in dem Gezimmer eines vulkanischen Berges entstandenen Spalten sind zuweilen von solcher Weite, daß sie die ganze Masse in zwei Theile zerlegen. Dies geschah bei dem Vulkan von Makjan, einer der Molukken, 1646. Der Krater der Solfatara von Montserrat und der vulkanische Kegel von Guadeloupe scheinen beide so in der Mitte zertheilt zu sein. So auch der Berg Pelöe auf Martinique. Der Ausbruch des Vesuvs im Jahre 1822, welcher so besonders fruchtbar an interessanten Erscheinungen war, bot auch ein Beispiel von solchem Zerreißen des Berges. Der Krater oder besser die bei jenem Ausbruche Hinterbliebene Kluft war nur eine locale Verbreiterung einer ungeheuren, in NW.-—SO.-Richtung durch den Kegel gebrochenen Spalts. Die Kluft verlängerte sich durch das ganze Gezimnicr des Kegels auf der SO.-Seitc, und es entstand ein tiefer Kerb in seinem Rande, welcher, obwohl er durch die Schlackenlager und die in ihn hineingeworfenen Bruchstücke zum Theil ausgefüllt wurde, doch 500 F. niedriger war, als die benachbarten Theile des Kraterrandes. Diese durch die Achse gehenden Risse eines vulkanischen Berges sind wahrscheinlich die ursprüngliche Ursache der größeren Schluchten gewesen, welche hie und da einen breiten Zugang in seinen ccntralcn Krater eröffnen, wie der Barranco von Palma, des Val del Bove, des Aetna u. a., und davon soll nun die Rede sein. 6. Die schmäleren, durch das innere Gezimmer eines Berges gebrochenen und sofort von der Lava in Beschlag genommenen Spalten werden durch die darauf folgende Erhärtung hermetisch verschlossen und nehmen den Charakter von Gängen an. Da diese gewöhnlich, wie gesagt, in senkrechter Richtung entstanden sind, und daher die mantelförmigen Schichten der Lavaströme durchsetzen, welche einen großen Theil der Blasse ausmachen, so verleihen sie der Structur des Berges eine ansehnliche Stärke, indem sie wie Bänder wirken, die man den Hauptbalken eines Gebäudes vergleichen kann. Die Durchschnitte des Monte Somma, welche die steilen Felswände oberhalb des Atrio del Cavallo darbieten, die die übrig gebliebenen Wände eines alten Kraters dieses Vulkancs sind, zeigen eine fast zahllose 138 Achtes Kapitel. Menge solcher Gänge, die die Masse des Berges nach verschiedenen Richtungen durchsetzen, die sich indeß alle mehr oder weniger der senkrechten nähern, und einander durchkreuzen, sowie auch die massigeren und anscheinend horizontalen Schichten wechselnder Lava und Schlacken, so daß sie der Felswand ein netzartiges Aussehen geben. Sie bestehen aus sehr dichtem, leucitischen Basalt und sind häufig in Prismen gesondert, welche rechtwinklig gegen die Wände des Ganges liegen. Der im Jahre 1822 entstandene Krater des Vesuvs zeigt ein ähnliches Aussehen, das übrigens den centralen Theilen aller vulkanischen Berge gemein ist, deren innerer Bau durch Denudation oder andere Wirkungen genügend bloßgelegt ist. Einige dieser Gänge sind sehr schmal und haben oft nicht mehr als einen oder zwei Fuß Dicke. Die kleinen Adern sind wahrscheinlich nur Verzweigungen größerer, und haben niemals die äußere Oberfläche erreicht. Es ist indessen ganz begreiflich, daß eine sehr enge und verwickelte Spalte als Kanal für das Aufsteigen und Ergießen einer großen Menge sehr flüssiger Lava wirken kann, vorausgesetzt, daß die luftför- migen Explosionen, welche nothwendiger Weise die Spalte nach ihrem oberen Ende hin bedeutend erweitern würden, größtcnthcils an einem anderen nahen Punkte, vielleicht durch den Centralkrater, ihren Ausgang fänden. Die sichtbaren Gänge in den steilen Wänden des Vesuvkraters, welche von der explosiven Eruption von 1822 zurückbliebcn, waren ver- tical und konnten mindestens auf 400 oder 500 F. abwärts verfolgt werden, indem sie durch die horizontalen Lava- und Schlackenschichten drangen, welche die Masse des Kegels ausmachen. Viele von ihnen endeten nach oben in Lavaschichten, welche sie wahrscheinlich vvn unten her gespeist hatten. (Siehe Fig. 15 und 16, p. 61 und 62.) Aehnliche Gänge aus Trachyt sieht man im Val d'Enfer, einer Kluft gegen die Mitte des Mont Dore. Drei oder vier derselben sind nur 5 bis 8 F. weit und steigen senkrecht fast 1000 F. vom Grunde der Schlucht bis zu den hoch aufstrebenden Piks les Aiguilles auf, unter welchem Namen ihre oberen Enden bekannt sind. Darwin beschreibt einen Gang auf St. Helena als 1260 engl. F. hoch, der vom Grunde aus die gleichförmige Weite von 9 F. beibehält. Die solche Gänge zusammensetzende Masse ist gewöhnlich dicht und frei von Bläschen. Sie hat häufig an den Seiten ein feineres Korn, als nach der Mitte hin. Dies kann man der Reibung an den Wänden zuschreiben, welche die krystallinischen Elemente der Lava zerkleinerten, während sie in der Spalte aufwärts getrieben wurde, wenn wir annehmen, daß sie sich bereits in einem halbkrystallinischen Zustande be- Vulkanische Berge. 139 funden habe. Manche Gänge haben jedoch seitliche „Sahlleistcn" von glasiger. Textur. Rührt dies von der Zerkleinerung durch Reibung her, die soweit gegangen ist, daß sie eine vollständige Schmelzung der Lava durch dieselbe Wärmemenge bewirkte, welche dem mittleren Theile gestattete, seine partielle Krystallisation zu behalten? Oder war, wie Lyell u. A. annehmen, die Lava beim Eindringen ganz und gar im Zustande flüssigen Glases und krystallisirte später, während die Seiten in Folge ihres vcrhältnißmäßig schnellen Abkühlens ihre glasartige Textur behielten ? Die erstere dieser Alternativen wird in gewisser Weise durch die Umstände unterstützt, daß die Masse an den Seiten der Gänge, wie durch Reibung, blätterig ist; daß Gänge von Syenit hie und da von Grünstcinbändern, d. h. feinkörnigem oder zerkleinertem Syenit eingefaßt sind; und Grünsteingänge, wenn sie Kalk durchsetzen, von Serpentin, der sich anscheinend mittelst eines metamorphischen Processes durch Mischung der Magnesia, des Augites mit Kalk von den Seitcngesteinen gebildet hat und durch den Druck und die Reibung der heißen, ihren Weg aufwärts erzwingenden Lava zu gefalteten Blättern ausgezerrt worden ist. Die Ausfüllung solcher Gänge durch flüssige Lava findet gewöhnlich unter sehr geringer oder gar keiner Störung der Gesteine statt, welche sie durchdrängt. „Daß Gänge die Lager, welche sie durchbrechen, verwerfen oder stören, ist eine seltene Erscheinung", sagt Lyell, wo er insbesondere von seinen Betrachtungen am Aetna, auf Madeira und den Canarischen Inseln spricht?) Und diese Bemerkung stimmt ganz mit dem überein, was im Allgemeinen selbst an den älteren vulkanischen (Trapp) Gängen beobachtet worden ist, mit wenigen Ausnahmen, von denen nun die Rede sein soll. 7. Es ist jedoch klar, daß jede so entstandene und von unten mit fester Masse angefüllte Spalte im Verhältniß zu ihrer Größe von einer gewissen Störung in den Gesteinen begleitet sein muß, welche sie durchsetzt, und auch in gewissem Grade eine Ausdehnung oder innere Anschwellung des Berges veranlassen muß, welcher sonach an Volumen zunehmen muß, nicht blos in Folge der äußeren Anfügung der aus- gebrvchenen Massen, sondern auch in gewissem Maße durch das innere Ansetzen eingedrungeuer Laven. Eine solche innere Zunahme hat Lyell Passend verglichen mit dem endogenen Wachsthume eines Baumes durch das Aufsteigen des Saftes in seinen Gefäßen. Die durch diesen Proceß erlangte Zunahme des Volumens wird indessen ungeachtet nur unbe- 1) Nkmual, p. 532 eü. 1855. 140 Achtes Kapitel. deutend sein im Vergleiche mit der durch äußere Eruptionen bewirkten, — ein Schluß, welcher durch das verhältnißmäßig kleine Volumen der Gesammtheit von Gängen bestätigt wird, welche man im Inneren eines vulkanischen Berges beobachten kann, wo es dem Auge offen gelegt ist, im Vergleiche mit dem der wiederholten Lava- und Conglomeratschichten, welche von den Centralgipfeln sich bis zum äußersten Rande herabsenkcn und offenbar den bei Weitem größten Theil der Masse ausmachen. Es muß jedoch bemerkt werden, daß die Gänge in der Nähe des Central- schlundes zahlreicher sind und daher ihre Gesammtwirkuug für die Erhebung dieser Schichten dort größer sein und ihnen eine steilere Neigung nach dem Gipfel geben wird, als weiter unten an den Seiten des Berges. Dies ist eine der Ursachen (aber keineswegs die hauptsächlichste) für den Neigungswinkel der höheren Schichten und der äußeren Oberfläche ebenfalls, der gewöhnlich zwischen 20 und 35" liegt; während er gegen den Fuß hin bis zu 10° abnimmt und schließlich endlich sich zur Horizontalität vermindert. Die einflußreicheren Ursachen dieses allgemeinen Ergebnisses sind, wie ich sogleich zeigen werde, die Häufigkeit seitlicher Eruptionen an den unteren Gehängen jedes vulkanischen Berges, welche diese mit parasitischen Kegeln und Lavaströmen belasten, und die Fülle von Bruchstücken, welche durch Regen und Ströme von den Höhen herabgeführt werden, und deren vereinigte Wirkung die Basis verbreitern. Da die Ausdehnung eines vulkanischen Berges durch inneres Anwachsen iI. Ulms. 1858, p 83. Ueber die Kratere der vulkanischen Berge. 163 ausgeflossen, welche etwas entfernt von der Mündung lagen, aus der die Explosionen geschehen, welche den Krater erzeugten. Fig. 47. Man muß auch beachten, daß die Explosionen, durch welche ein Krater in der Bütte eines vulkanischen Berges ausgehöhlt wird, den Ausfluß der Lava in flüssiger Gestalt aus dem Gipfel des Berges oft unmittelbar zum Vorgänger hat. Diese Berücksichtigung würde Dolomieu vor der Voraussetzung bewahrt haben, daß der große Krater von Volcano bis zum Rande mit flüssigem Glase angefüllt gewesen sein müsse, ehe der schmale Obsidianstrom entstehen konnte, welcher 1786 aus seinem Gipfel floß. Die Ergießung dieser Lava ging hier, wie in jedem ähnlichen Falle, wo der jähe Rand eines Lavastromes einen Krater überhängt, der Entstehung der Aushöhlung vorauf. Als ein Beispiel nenne ich die Solfatara von Pozzuoli, welcher Frater-ebenso nach dem Ergüsse des Lavastromes von Olibano und eines noch neueren und kleineren Stromes gebildet worden, welcher nebst dem Krater wahrscheinlich vom Jahre 1198 her datirt, wo ein Ausbruch von dieser Stelle berichtet wird. 5. Die Dimensionen der in der oben beschriebenen Weise gebildeten Aushöhlungen werden durch die Heftigkeit und Dauer des Ausbruches uud die mehr oder weniger nachgiebige Beschaffenheit der Wände der Eruptivspalte bestimmt. Die ersten beiden Bedingungen werden wahrscheinlich sehr von der Tiefe und Temperatur des Focus ^hangen, von welchem die Wirkungen ausgehen. Wenn diese Um- 11 * 164 Neuntes Kapitel. stände einem extremen Resultate günstig sind, so erweitern platzende Explosionen des Dampfes schnell die Spalte, welche die Verbindung mit der intensiv heißen Lava in der Tiefe herstellt, und zerbrechen nicht nur und treiben in die Luft die Massen, welche sich schon lange zuvor in dem alten Krater angehäuft und diesen gangbaren Schlund des Vulkans verstopft haben, sondern erzwingen sich auch ihren Weg und zertrümmern den größten Theil des vulkanischen Berges selbst, so daß eine weite, von den Trümmern des zerbrochenen Kegels rings umgebene Höhlung übrig bleibt. Beispiele eines solchen Vorganges hat man in neueren Zeiten beobachtet. Solch eine Katastrophe zerstörte im Jahre 1638 den colossalen Pik von Timor, einer der MolukkenU) Der ganze Berg, welcher vordem beständig thätig war und so hoch, daß sein Leuchten 300 engl. M. weit sichtbar gewesen sein soll, wurde fortgeblasen und an seine Stelle trat eine jetzt einen See enthaltende Aushöhlung. Die Insel Sorca^), eine andere der Molukkcn, verschwand auf ähnliche Weise gänzlich während einer heftigen Paroxhsmus-Eruption im Jahre 1693. Ferner wurde nach Morcau de Jonnös 1718 am 6. bis 7. März auf St. Vincent, einer der kleinen Antillen, der Stoß eines schrecklichen Erdbebens empfunden, und Wolken von Asche wurden unter heftigen Detonationen aus einem an dem Ost-Ende der Insel gelegenen Berge in die Luft getrieben. Als die Eruption aufgehört hatte, fand sich, daß der ganze Berg verschwunden war. Ein den Vorgang begleitender Orkan kann möglicher Weise eine der mitbedingenden Ursachen dieser Katastrophe gewesen sein. An der Gestalt und Structnr vieler thätiger oder erloschener Vulkane können wir Beweise auffinden, daß ein solcher Paroxysmns nicht selten stattgefunden hat. Ich glaube, daß dies der Ursprung aller jener kreisrunden oder elliptischen Felswände ist, welche man so oft sich um einen thätigen oder noch neuerlich thätigen Vulkan herumziehen sieht. Sie sind meist an einem oder mehreren Punkten eingebrochen, bisweilen sogar durch die Zeit und die Einwirkung wässeriger oder anderer zerstörender Ursachen zu bloßen Fragmenten des ursprünglichen Umkreises reducirt, den Wurzeln oder dem ,",Grundwrack" des explodirtcu Berges. Explosive Ausbrüche von dieser äußersten Heftigkeit charakterisiren natürlich, wie sich erwarten läßt, das Zurückgehen eines Vulkans zu einem Zustande äußerer Thätigkeit nach einer langen Periode schcin- 1) Soll heißen: Kleine Sunda-Jnseln. D. Uebers. — 2) Soll heißen Serua. Dieselbe ist nicht verschwunden. D. Uebers. Ueber die Äratere der vulkanischen Berge. 165 barer Ruhe, welche durch das behauptete Vorherrschen der repressiven Kräfte verursacht ist. Solch ein Ausbruch scheint in der großen Eruption des Vesuvs im Jahre 79 stattgefunden zu haben, bei welchem die Hälfte von dem alten Kegel des vorher vorhandenen Berges in die Luft geblasen wurde, und Herculanum, Pompeji und Stabiä unter den zerriebenen Trümmern begraben wurden. Die übrig gebliebene Hälfte des Kegels existirt noch als Monte Somma, und es kann nur geringem Zweifel unterliegen, daß der neue Vesuvkegcl aus der Zeit nach der Eruption stammt (s. Fig. 48). Fig. 48. ^ k ^ Der halb von den Kraterwänden des Somnia umschlossene Besuv, von Sorrcnt auS gesehen. Der noch thätige Vulkan der Insel Bourbon bietet eine merkwürdige Analogie mit dem Besuv; er erhebt sich in ähnlicher Weise zu einer Höhe von 7500 engl. F. (7507 Par. F.) aus der Mitte eines weiten, halbkreisförmigen, von steilen Felswänden gebildeten Umkreises, welche, wie die der Somma, aus abwechselnden Lagen von Graustein- Der Vulkan von Bourbon, von den Felswänden eines früheren Kraters fast umschlossen. (Nach Bory de St. Bincent.) Fig. 4!>. 'MüMIUIIi ^ava und Conglomeraten bestehen, deren Neigung und Richtung beweist, °aß sie durch einen vulkanischen Schlund gebildet sind, welcher fast an derselben Stelle wie der gegenwärtige lag (s. Fig. 49 und 50). In 166 Neuntes Kapitel. diesem Falle, wie beim Vesuv, läßt sich das Aussehen nur durch die Annahme erklären, daß der halbe Kegel eines weiten alten Kraters, welcher an dieser Stelle lag, durch eine Paroxysmus-Eruption von der Fig. so. Vulkan von Bourbou, von Nordostc» gesehen. Art ider oben beschriebenen fortgeblasen sei. Diesem Ausbruche scheint die länger dauernde Phase mäßiger Thätigkeit gefolgt zu sein, die den Vulkan von der Periode an charakterisirt hat, in welcher die Insel zuerst colonisirt wurde bis zur gegenwärtigen Zeit. Viele andere Vulkane zeigen ähnliche Grundzüge. Auf Tenerife umschließt ein halbkreisförmiger Wall steiler Felsen, an einigen Punkten 2000 engl. F. hoch und acht engl. M. im längsten Durchmesser (Fig. 51), Fig 51. Pik von Tenerife, von der Kante der Kraterwände gesehen. innerhalb seiner Grenzen den Kegel des Pik und den des Chahorra, der an Vröße fast mit dem ersteren wetteifert, und von welchem allein Eruptionen geschehen sind, so viel man weiß, seitdem die Insel bewohnt Ueber die Kratere der vulkanischen Berge. 167 ist. Dieser Umkreis ist offenbar ein großer Krater, der sich in früherer Zeit gebildet hat, als ein vulkanischer Berg, der wahrscheinlich den Pik an Höhe nnd die beiden vorhandenen Kegel zusammen an Volumen übertraf, durch eine heftige Parogismus-Eruption in die Luft geblasen tvnrve (s. Fig. 521 Fig. 52. «UM .-e MM Der Pichincha in deit Anden von Quito hat einen doppelten, elliptischen Krater von dieser Beschaffenheit, von Humboldt auf 1400 Z)ards im kürzeren Durchmesser und zwischen 3- und 4000 F. tief geschätzt. Ihre inneren Seiten bestehen aus schrecklichen Abstürzen. Auf dem Grunde sieht man viele parasitische Kegel, von denen mindestens einer stets in Thätigkeit ist und dessen reflcctirte rothe Glut der Schlacken Nachts sichtbar ist. Dieser Krater ist wahrscheinlich durch den großen Ausbrnch von 1660 entstanden, welcher Blöcke von zwölf Fuß Durchmesser in die Luft geschleudert haben soll, die in einer 168 Neuntes Kapitel. Entfernung von 18 engl. M. (!) herabfielen und der durch die Asche Tage lang Quito in dichte Finsterniß hüllte. Der Krater des Bromo auf Java wird nach der Beschreibung von Jukes von einer steilen, 1000 F. hohen Wand umschlossen. Er hat vier oder fünf engl. M. im Durchmesser. Aus der Mitte erhebt sich ein 6- oder 800 F. hoher kegelförmiger Hügel, auf allen Seiten tief gefurcht, und mit einer Anzahl kleinerer Kegel und Krater besetzt, die gleichsam auf- ihm gewachsen sind. Einer derselben stieß bei Juke's Anwesenheit viel Rauch und Dampf mit rollendem Getöse aus.') Viele andere Vulkane Javas erheben sich nach Junghuhn „innerhalb kreisrunder alter Kraterwände" von ebenso bedeutenden Dimensionen. Barren Island, in dem Busen von Bengalen, östlich von den. Andamanen-Jnseln, ist ein anderes Beispiel (Fig. 53). Fig. 53. Dieser beständig thätige Vulkan ist ein Kegel von etwa 40b0 F. Höhe,2) der sich in der Mitte einer kreisrunden Felsenkette erhebt, welche ihn rings umzieht, eine Stelle ausgenommen, wo das Meer eingebrochen ist. Der große Krater, von welchem wir keine genaue Messung besitzen, hält jedenfalls mehrere Meilen im Durchmesser und ist ohne Zweifel durch eine Paroxysmus-Eruption entstanden, welche den Gipfel eines colossalen Kegels fortgeblasen hat. Der Pik von Fogo, einer der Capverde'schcu Inseln, ein permanent thätiger Vulkan, erhebt sich, wie die beschriebenen von Barren Island- und Bourbon, zu 7000 engl. F. (8928 Par. F.) über das Meer, vom Boden einer halbkreisförmigen Kraterkette basaltischer Gesteine 3000 bis 5000 engl. F. hoch, und hat zahlreiche parasitische Aschenkegel auf seinen Seiten, von denen zwei durch Eruptionen 1785 und 1799 aufgeworfen worden sind. Noch viele andere Beispiele wären anzuführen von noch in Thätigkeit begriffenen vulkanischen Kegeln, die sich aus der Mitte eines äußeren Kraterringes von großen Dimensionen erheben, wie der Antuco in Chile und der Jrazu in Costa Ricci. I) lukss Llavukll, p. 281. — L) 975 Par. Fuß. D. Urbers. Ueber die Kratere der vulkanischen Berge. 160 Unter den erloschenen oder vielleicht nur schlummernden Vulkanen sind solche Beispiele noch viel zahlreicher und in vielen Fällen ebenso überraschend durch den großen Mchenraum der umkreisenden Krater- wände. Santorini mit seinen kleinen Nachbar-Inseln im Griechischen Archipele wird oft als ein solches angeführt. Ich gebe einen Durchschnitt der Gruppe von Santorini (Fig. 54), der in einer nordöstlichen und südwestlichen Richtung von Thera durch die Kaimenis nach Aspronist Fig. S4. a L, o Mecreslinie. geführt ist. Die punktirte Linie soll den wahrscheinlichen Umriß des Vulkans vor der Paroxysmus - Eruption andeuten, welcher ich die Entstehung des Kraterbassins zuschreibe. Die Kaimeni-Inseln, welche sich jetzt aus seiner Mitte erheben, sind das Product neuer Ausbrüche (zwei von bekanntem Datum, 1707 und 1753), und haben Kratere. Die drei anderen sind überflutete Aschen- und Lavakegel, also neueren Ursprunges. Alle erheben sich auf ein und derselben Spaltenlinie und entsprechen sehr genau, außer in ihrer Größe, den drei innerhalb des Besuvkraters 1843 gebildeten Kegeln, von denen Fig. 42 eine Skizze ist. Die Insel Nisyros in demselben Archipele hat einen ventralen, fast kreisrunden Krater von drei enal. M. in seinem längsten Durchmesser, ^ und einen 2000 bis 2300 F. über das Meer erhobenen Rand, der ebenfalls von einer.Reihe von Paroxysmus-Ausbrüchen herrühren muß. Der Boden befindet sich noch im Stadium einer Solscnara. Die äußere Oberfläche der Insel ist mit tiefen Lagen von Bimssteinasche bedeckt, ohne Zweifel die zerriebenen Fragmente der Bergspitze, welche diesen Schlund einst ausfüllte. Die Caldera von Palma, über welche in letzteren Jahren viel geschrieben worden ist, ist ein Krater von dieser Beschaffenheit, wie ich nicht bezweifle, durch eine explosive Paroxysmus- ^ruptwn gebildet*), obwohl L. v. Buch ihn als ein typisches Beispiel seiner imaginären „Erhebungskrater" darstellte, und das Vorhandensein eines Centralkcrncs trachytischen Lavagesteines unterhalb der Hauptmasse basaltischer Ströme und deren Conglomcrate von Daubeny dazu ver-» t) S. I^sII's LtimusI, vcl. 185^, p. 400. 170 Neuntes Kapitel. wendet wird, dieser Theorie etwas Farbe zu verleihen. Lyell, in seiner ausgedehnten und sorgfältigen Untersuchung dieser Frage, entscheidet dieselbe gegen die Anhänger der Erhebungstheorie; aber er scheint mir nach meiner Meinung für die Aushöhlung der Caldera der erosiven Thätigkeit der Meereswellen, deren Eindringen in die Umschließung anzunehmen wir keinen Grund haben, einen zu großen Antheil zuzuschreiben. Den Baranco werden wir sogleich betrachten. Die Insel St. Miguel, eine andere der Canaren^), besitzt eine „Caldera" von ebenso colossalen Verhältnissen, welche bei einer von Cabral berichteten schrecklichen Eruption im Jahre 1444 gebildet worden ist. Die vortrefflichen, von der Admiralität pnblicirten Karten des Capt. Vidal geben ein ausgezeichnetes Bild von der Confignration der verschiedenen großen Kratere dieser Gruppe vulkanischer Inseln. Die von Tenerife habe ich bereits erwähnt. Der Ban der Insel Madeira ähnelt dem von Palma, indem dieselbe ebenfalls eine centrale, kreisförmige Reihe von Piks hat, von welchen abwechselnde Schichten vulkanischer Conglvmerate und Laven sich auf jeder Seite mit einer leichten Neigung gegen das Meer heräbsenken. Das innere Becken, der sogenannte Cnrral, ist unzweifelhaft ein alter Krater von großer horizontaler Ausdehnung, aber von nicht bedeutender Tiefe, der seit seiner Bildung anscheinend von den Productcn späterer Ausbrüche fast angefüllt worden ist, da sich viele neu aussehende Kegel nnd neue Laven in demselben vorfinden?) Die Insel St. Helena wird von Darwin als ein trachytischer Vulkan beschrieben, der von einem zerbrochenen Basaltringe umschlossen ist, dessen Flächenraum acht nnd vier engl. M. mißt. Die inneren Felswände sind fast senkrecht, außer daß sie an manchen Stellen einen flach vorspringenden Sims oder eine Leiste haben, welche in parallelen Tnrven eingeschnitten ist. Die Außenseiten haben, wie in allen ähnlichen Fällen, einen mäßigen Abfall, dem die sie bildenden Conglomerat- und Lavaschichten genau entsprechen. Die Insel Mauritius hat einen ähnlichen großen, umkreisenden Kraterring von ovaler Gestalt, der in seinem kürzesten Durchmesser nicht weniger als 13 engl. M. mißt. Darwin beschreibt den von St. Jago, einer der Capverde'schen Inseln, als fast identisch mit diesen: in der Gestalt, im Ban nnd in der Zusammensetzung. In beiden, sagt er, „scheinen die den äußeren Ring bildenden Berge ursprünglich 1) Soll heißen der Azoren. D. Uebers. — 2) S. 4,/oII's tAnnunI 1855, x. 518. Ueber die Äratere der vulkanischen Berge. 171 Theile einer zusammenhangenden Masse gebildet zu haben .... Auf beiden Seiten sind mächtige Ströme neuerer basaltischer Lava aus dem inneren Becken durch Oeffunugen in den umgebenden Hügeln heraus- geflossen; auf beiden sind neue Eruptionskcgel rings über den Umfang der Insel verstreut; von keinem derselben jedoch kennt man einen Ansbruch in historischer Zeit .... Beide, sagt er, ähneln den zerstörten Grundrcsten zweier riesiger Vulkane, und sie verdanken ihre jetzige Gestalt, Structur und Position der Wirksamkeit ähnlicher Ursachen." *) 6. Die horizontalen Dimensionen einiger dieser alten äußeren Kratcrringe sind so groß (wie wir gesehen haben, fünf, zehn und noch Mehr mehr Meilen im Durchmesser), daß sie bei Manchen Zweifel veranlaßt haben, ob sie auch in der oben angegebenen Weise entstanden sein können, nämlich durch Ausbrüchc explodirendcn Dampfes, die längere oder kürzere Zeit von einer unterirdischen, im Kochen befindlichen Lavamasse erfolgten; denn in allen diesen Fällen, wie groß auch der Flächenranm der kratcrförmigcn Aushöhlung sein mag, müssen wir onnehmen, daß die Dimensionen des sphärischcn Volumens von Dampf, dessen heftiger seitlicher Expansion beim Aufsteigen oder besser beim Explodireu aus der Lava-Oberfläche die Aushöhlung zugeschrieben würd, ebenso enorm gewesen sein muß. Wenn wir indeß auf die Umstände Rücksicht nehmen, unter welchen diese Dampf-Volumina sich entwickelten, vielleicht in beträchtlicher Tiefe unter dem Gebirge, im Inneren einer Masse geschmolzenen Gesteins, dessen Temperatur wahrscheinlich die des Weißglühens weit übertraf, und unter einem fast unberechenbaren Drucke; so scheint es schwer, sich für ihre Spannung irgend eine Grenze vorzustellen, und demgemäß Gens» für ihre explosive Kraft, mit welcher sie, wenn sie den offenen Schlund des Vulkans erreichen, in die Freiheit ausgebrochen sein werden. Die auf einander erfolgenden Explosionen von Pulvermcngen oder die Dampf-Ausbrüche aus der Mündung einer Pcrkins'schen Dampfkanone (noch so sehr vervielfacht) können nur eine sehr wenig entsprechende Vorstellung von ihrer schrecklichen Kraft gewähren. Ueberdies scheint es unmöglich, eine Scheidelinie zwischen mäßig großen Krateren und ganz großen zu ziehen. Zu ersteren gehören B. die von einer cngl. M. Durchmesser, wie der 1822 gebildete des Vesuv, dessen Ursprung unbestreitbar der hier geschilderte ist, da er so övr meinen Augen, wie vor denen von Monticelli, Covelli und vieler >) VolLLlliL Isliluäs, p. 31. 172 Neuntes Kapitel- anderer kompetenter Zeugen') entstand; zu den großen gehören die fünf, zehn oder selbst zwanzig Mal so großen, deren Entstehen in dieser Weise anfangs problematisch erscheinen mag. Aber es gibt zahlreiche Beispiele für jede dazwischen liegende Größe, die sich von den ersteren nicht unterscheiden, weder in der Gestalt, noch im Bau, in der Zusammensetzung oder irgend einer anderen Rücksicht, ausgenommen den horizontalen Flächenraum. Bei den concentrischen Krateren ferner ist die Uebereinstimmung des kleineren inneren mit dem größeren äußeren Ringe sowohl in der Gestalt, als in der Anordnung und dem Aufbau der umgebenden Felsen gewöhnlich so vollständig, daß damit die Identität ihres Ursprunges endgültig bewiesen wird. Als ich unmittelbar nach der so oft erwähnten Vesuv-Eruption im Jahre 1822 auf der scharfen Kante des ungeheuren Kraters stand, den die luftförmigen Explosionen der vorausgegangenen zwanzig Tage durch die feste Achse des Kegels gebohrt hatten, und die vollkommene Aehnlichkeit seiner inneren Wand-Durchschnitte im Bau, in der Zusammensetzung und der geschwungenencn Curve mit denen des halbumschlicßenden Sommakratcrs (dem Atrio) bemerkte, die mein Auge in demselben Augenblicke übersah: da fand ich es unmöglich, zu bezweifeln, daß beide, der innere und der äußere concentrische Krater, wie die respectiven Kegel, ihren Ursprung ähnlichen Entwickelungen der eruptiven Gewalt verdankten, trotz ihrer verschiedenen Dimensionen, da der eine vielleicht den vierfachen Durchmesser des anderen hat. Aber die gewaltige Menge von fragmentarischen Massen, welche die Paroxysmus-Eruptionen einiger Vulkane in bekannten Fällen innerhalb der letztvergangenen Jahre ausgeworfen haben — wie die bereits p. 143 erwähnten des Tomboro und Coseguina — eine Stoffmenge, welche man in jedem dieser Fälle als gleich dem drei- oder vierfachen Volumen des Mont Blanc berechnet hat; diese allein würden uns das Entstehen von Aushöhlungen von entsprechender Größe in Bergen erwarten lassen, welche durch jene schrecklichen und lang anhaltenden explosiven Entladungen ausgeleert worden sind. Ich habe an anderer Stelle") auf die verhältnißmäßig geringe Menge der bei der Eruption des Vesuvs 1822 ausgeworfenen fragmentarischen Massen aufmerksam gemacht, welche nur eine Bedeckung von wenigen Fußen bis zu wenigen Zollen Dicke über eine Kreisfläche von vier oder fünf engl. M. Radius verbreiteten und dennvch einen Krater von mehr als 1) Z. B. A. v. Humboldt's. D- Uebers. — 2) On Lonos iwä Lrntvrs, Hunrl. lourn. (leol. 8ov- 185V, p. 337. Ueber die Kraterc der vulkanischen Berge. 173 einer cngl. M. Durchmesser und von mehr als 1000 F. Tiefe (Forbes schätzte ihn auf 2000) hinterließ. Die unendlich viel reicheren Auswürfe solcher ParoxysmuS - Ausbrüche, wie die oben angeführten und viele andere authentische Beispiele*), müssen durch ihre Entfernung aus dem Inneren des Vulkanes nothwendig Aushöhlungen hinterlassen haben, welche die der Vesuv-Eruption in direktem Verhältnisse zu ihrem überwiegenden Gesammtvolumcn übertreffen. Rechnen wir nach solchem Maßstabe, so ist die Annahme nicht unhaltbar, daß Kratere von zehn oder fünfzehn engl. M. im Durchmesser das Ergebniß solcher schrecklichen ParoxysmuS - Eruptionen sein können. Die Frage löst sich wirklich in eine arithmetische auf. Eine sehr einfache Berechnung weist nach, daß eine Masse fragmentarischer Stoffe, die bei einer überall zehn Fuß übersteigenden Tiefe über eine Kreisfläche von 52 engl. M. Radius vertheilt und jenseit bis auf Entfernungen von 6- oder 700 cngl. M. noch sichtbar verstreut ist (die über deu Ausbrnch des Coseguina 1835 berichteten Thatsachen), reichlich eine in dem Vulkane hinterlassene Leere erklärt, aus welcher alle diese Massen ausgebrochen wurden, und welche in ihren Dimensionen jedes bekannte Kratcrbccken übertrifft und gleich ist dem Volumen, das erforderlich ist, um innerhalb des größten Durchmessers einen Kcgclberg aufzubauen, der den ganzen Flächenraum bedeckt. Bei allen Berichten über solche außerordentliche Eruptionen hören Mir von dem Verschwinden des ganzen Berges und von seiner Ersetzung durch ein hohles Becken oder einen See von vielen Meilen im Durchmesser. Aber zu gleicher Zeit hören wir von der Bcrthcilung einer verhältnißmäßig großen Menge fragmentarischer Massen über gewaltige Flächcnräume. Ich stehe daher nicht au, meine Ueberzeugung dahin miszusprcchen, daß, wie in diesen Fällen, so auch die „Außenringe" von Santorini, St. Jago, St. Helena, der Circus von Tcnerife, der Curral von Madeira, die Fclsreihc, welche den Vulkan von Bourbon Umzieht, und andere von ähnlicher Gestalt und Struktur, so weite Flächen sio auch einschließen mögen, echte „Grundwracks" von vulkanischen Bergen 1) Man berücksichtige u. A. Folgendes. Im Februar 1600 warf der Vulkan Guayta (richtig Guagna) Putina bei Arcquipa in Peru 20 Tage hinter einander eine solche Menge von Steinen, Sand und Asche aus, daß da« umliegende Land auf xj„e Entfernung von 00 cngl. M. einerseits und von 120 auf der anderen Teile damit bedeckt ward! Ernten wurden begraben, Bäume niedergebrochen, Vieh vernichtet und die Dächer der Häuser durch die Masse der Auswürfling) aus diese,» weiten Raume eingedrückt. (^.. l'orrox, Ooouments sur los Trvmble- Mvnts cko Torrs au Uörou, oto. 1800.) 174 Neuntes Kapitel. seien, die in die Luft geblasen worden sind, jeder durch eine Eruption von besonderer, paroxysmusartiger Heftigkeit und Dauer, und daß das kreisförmige oder elliptische'Becken, welches sie ganz oder zum Theil umgeben, ein echter Eruptionskrater ist. Man muß indessen nicht vergessen, daß der Proceß nicht in Einer Explosion besteht, sondern in einer Menge wiederholter. Manche Geologen sehen diese weiten Höhlungen als durch ein Bersinken (olkouärvuwnt) des Berges zur Zeit seines Ausbruches an. Selbst Lyell und Darwin scheinen sich dieser Ansicht zuzuneigen, welche sich jedoch auf den Erhebungs-Trugschluß (tullue^)') zu basiren scheint, wonach jeder vulkanische Berg als eine bloße Höhle mit einer dünnen, bogenförmigen Rinde betrachtet wird, die eine einzige Explosion wie eine Blase zu zersprengen vermag, so daß die Bruchstücke derselben in die unterhalb befindliche Höhlung hinabfallcn. Diese Vorstellung ist ganz unvereinbar mit den hauptsächlichsten Thatsachen einer Parvxysmus-Ernption, wie solche oben beschrieben ist: der Lava-Ergießnng zuerst vorn Gipfel des Vulkans, der gewöhnlich langen Dauer der explosiven Entladungen, und der ungeheuren Fülle ausgeworfener Trümmer, welche sich bei allen solchen Gelegenheiten über weit umher gelegene Flächen vertheilt haben. Es ist eine völlig sehlgegriffene Ansicht von dem wahren Charakter einer normalen vulkanischen Eruption, wenn man sie, wie A. v. Humboldt thut, mit dem einzelnen Schlage vergleicht, welcher durch die Explosion einer Mine oder dem Platzen eines Dampfkochers entsteht. Ich kenne kein überliefertes Beispiel von einem solchen einzelnen Schlage, dem das Versinken der zertrümmerten Felsen und eine unmittelbare Ruhe gefolgt wäre. Bei allen gewöhnlich zur Unterstützung der „Versenkungstheorie", angeführten Beispielen, wie das von Timor 1638, vom Pupandayang 1772, vom Galongun 1822, wird berichtet, daß die explosiven Entladungen Monate lang dauerten, und die die Berggipfel zusammensetzenden Massen allmäh lig nach außen geschleudert und über die nächsten Gegenden in ungeheuren Mengen und auf weite Entfernungen ausgebreitet worden sind. Ich glaube, daß dies überall der Fall ist. Wenn die Explosionen einmal begonnen haben, so sind sie anhaltend, Tage, Wochen, Monate und dann und wann selbst Jahre lang, und sie gehen offenbar aus von einer Masse unterirdischer, kochender Lava, die, wenn sie einmal eine Verbindung mit der Luft erzwungen hat, am schwächsten Punkte einer mittelst ihrer expansiven Kräfte durch die überlegenden Gesteine gebrochene Spalte sich selbst 11 Ist hier wohl nicht mit Betrug zn Übersetzen. D. Ucbers. Ueber die Kmterc der vulkanischen Berge. 175 durch diese Ocffnnng allmählig, obwohl mit schrecklicher Gewalt hinaus- bläst; grade wie der Kessel einer Hochdruck-Dampfmaschine oon enormen Dimensionen und unendlicher Scitenkraft, kvcnn das Ventil der Dampf- Pfeife oder eine zufällige Ocffnnng sich aufthnt, und nicht in der Weise eines springenden Kessels, wo sich aller Dampf auf einmal entladet, oder einer springenden Pulvermine. Das Charakteristische an einer Eruption ist nicht Ein Ausbruch, sondern die fortgesetzte Wiederholung vielfachen Aufstoßens, welche durch die successive Entwicklung, das Aufsteigen und nach außen gerichtete explosive Entladen zahlloser Dampfblascn von höchster elastischer Spannung verursacht werden; und durch ihre fortdauernde Wirkung wird die mehr oder weniger feste Gcsteinsmassc, welche ihr Entweichen durch Verstopfen hindert, nicht aus einen Schlag, sondern allmählig, und wie die Oberfläche der Lava inirerhalb des Schlundes sinkt, zerbrochen und ausgeworfen; viele der Bruchstücke fallen wiederholt in die Höhlung, zurück und werden wieder ausgeworfen, bis sie größtcntheils durch Reibung zu Lapilli zerkleinert sind (d. h. kleine kugelförmige oder zerriebene Schlacken stücke) oder sogar zu feinstem Pulver, das die Winde bis in weite Entfernungen forttragen. Dieser gradweise Proceß ist es, was gleichsam den Berg entleert, und am Schlüsse der Eruption, wenn das Kochen seine Kraft verloren hat, jenen kreisrunden oder ovalen Schlnnd hinterläßt, von einem Ringe steil abfallender Seiten oder steiler Felswände umgeben, welches die allbekannte Form der größeren vulkanischen Kratcrc ist und welche im Allgemeinen eine Größe haben wird. die der Heftigkeit und Dauer der Eruption und der Menge der ausgeworfenen Trümmcrmasse angemessen ist. Die Vorstellung von dein Einstürzen des Gipfels eines vulkanischen Berges in einen weit offenen, unterhalb befindlichen Abgrund, über den er nur als eine hohle Rinde oder ein Dach lag, widerspricht den charakteristischen Phänomenen der normalen vulkanischen Ausbrüche, welche unvereinbar sind mit dein Vorhandensein einer weiten inneren Leere unmittelbar unter solch einem Berge. Wäre eine solche vorhanden, wie wäre es alsdann möglich, daß Ströme fließender Lava in Fülle aus dem Gipfel oder einer hohen Stelle an seiner Seite austreten könnten? Der Abgrund, welcher den Berg verschlingen soll, würde ja w seinem Busen alle diese flüssige Masse zurückhalten. Die Phänomene der Eruption scheinen im Gegentheil eine überfließende Fülle und ein Uebermaß von Masse, feste nicht weniger, als flüssige und gasförmige, dort nachzuweisen, welche kämpfen, um einen Ausgang z» finden; und wenn sie einen solchen erlangt haben, dann fährt der Berg fort, sich 176 Neuntes Kapitel. -es überflüssigen Inhaltes seines Inneren zu entledigen, bis das Vollsein nachläßt, und die Kräfte der Repression, die in der Schwere und Zähigkeit der darüber liegenden Masse bestehen (sammt dem Gewicht der Atmosphäre, das nicht übersehen werden darf), ihre Uebcrlegenheit wieder erlangen und jede weitere Entleerung hindern. Dies ist ein Zustand der Dinge, welcher ganz unvereinbar ist mit dem Vorhandensein einer großen inneren Leere, die im Stande wäre, auf einen Schlag die obere Hälfte oder zwei Drittel des Berges zu verschlingen. Gewisse Ausnahmefälle, in denen der Proceß sich schneller vollzog und ein Einsinken daher eine Rolle gespielt haben kann, werden sogleich in Betracht gezogen werden. 7. Es soll indeß nicht geleugnet werden, daß der innere Raum mancher Kraterringe seit ihrer ursprünglichen Bildung erweitert worden sei durch andere Kräfte, als die explosive Eruption, insbesondere durch Denudation. Dies ist häufig bei solchen geschehen, welche lange Zeit, vielleicht zahllose Jahrhunderte lang, der zerstörenden Einwirkung der Meercswellen und Strömungen ausgesetzt gewesen sind. Unter solchen Umständen sind einige wahrscheinlich ganz vertilgt worden, andere zu zerbrochenen Bruchstücken des Ringes zernagt worden, welchen sie einst gebildet hatten. Santorini ist ein solches Beispiel; andere kann man an den Liparischen Inseln sehen, an der Küste von Neapel zwischen der Insel Procida und Cap Miseno, auf den Ponza-Jnseln, kurz an jeder Gruppe vulkanischer Inseln und Felsen. Eine sehr gewöhnliche Form, wie sie solche Bruchstücke eines vulkanischen Kegels annehmen, welcher lange der wegräumenden Einwirkung des Meeres ausgesetzt gewesen ist, ist die der Insel Vcntoticne, Fiq. 5S. Insel Lentotiene, im Norden von JSchia. Eine Grausteinmasse, mit geschichtetem Tuff darüber. im Mittelmeere bei Neapel (s. Fig. 55), wo eine dicke Schicht trachytischcr Lava, von Lagen fragmentarischer Ejcctionen überdeckt, durch ihre Ueber die Kratere der vulkanischen Berge. 177 größere Festigkeit oberhalb des Meercsniveaus erhalten geblieben ist, während der übrige Theil des Kegels fortgewaschen worden ist. Ein Anhänger der Erhebungskrater-Theorie und jeder zufällige Beobachter würde blos aus dem Umrisse einer solchen Masse schnell schließen, daß die Lavaschicht erhoben worden sei und die Conglomcratschichten auf ihren gegenwärtigen Neigungswinkel hinaufgebracht habe; ich glaube dagegen, daß in diesem und unzähligen anderen analogen Beispielen, wie man sie überall sehen kann, wo die Wellen gegen eine vulkanische Küste schlagen, die Lava und die darüber liegenden Schichten in der Lagerung sind, in welcher sie zuerst ursprünglich geflossen und die letzteren auf den äußeren Abhang eines vulkanischen, sub- oder supra- marinen Kegels ausgebreitet worden sind. Darwin macht in seiner Beschreibung von St. Helena mit Recht aufmerksam auf den hohen Grad von Zerstörung, den viele Jiiselvulkane sichtlich durch die Einwirkung der Mcereswellen erlitten haben. Er sagt: „Theile des Basaltringes, dessen Segmente diese Insel noch fast umkreisen, sind auf Flächen von mehreren engl. Quadratmeilen gänzlich fortgenommen, so daß auf jeder Seite steile Felswände von 1- bis 2000 Fuß Höhe übrig geblieben sind. Auch Felskanten und Bänke sind vorhanden, welche aus dem tiefsten Wasser heraufsteigen und vom jetzigen Ufer zwischen drei und vier engl. M. entfernt sind, die man bis zum Ufer verfolgen kann und die sich als Fortsetzungen der bekannten großen Gänge sclzNes) ergeben. Die Seele schreckt vor dem Bersuche zurück, die Zahl von Jahrhunderten zu fassen, welche die atlantischen Wellen nothwendig gearbeitet haben müssen, um die ungeheuren Massen harten Gesteins, die von dem Umfange dieser Insel abgeschnitten worden sind, zu Schlamm zu zernagen und zu zerstreuen." Als Gegensatz zu diesen Beweisen äußerer Verwüstung auf St. Helena, die durch das ebenso zernagte Aussehen der inneren Flächen bestätigt werden, — fort- gewaschene Gänge, pyramidenförmige Kegel von Klingstein und keine zu verfolgenden Lavaströmc und Schlackenkegel — stellt er die vergleichsweise Frische der nächsten Insel, Asccnsion, wo „die Oberflächen der Lavaströme glatt sind, als wenn sie sich so eben ergossen hätten, ihre Grenzen scharf gezogen, und bis zu vollkommenen Kratern zu verfolgen, wo keine Gänge wahrnehmbar und der Umfang der Insel niedrig und überhaupt kaum von den Wellen angenagt ist." Und doch ist Ascension seit seiner ersten Entdeckung, also vör drei oder vier Jahrhunderten, nicht in Eruption gewesen! Aehuliche Gegensätze finden sich oft innerhalb der Grenzen einer und derselben Insel, wo ein alter Eruptiv- Wund seine Thätigkeit an einen anderen etwas entfernten überlassen P. Scrope, Ueber Vulkane. 12 178 Neuntes Kapitel. hat; z. B. auf der Insel Bourbon, von welcher zwei Drittel durch die Reste eines alten Vulkans eingenommen werden, der längst erloschen und von der Erosion des Wassers tief zernagt ist, während das übrige Drittel aus den Producten des noch jetzt thätigen Vulkans besteht. Die aus diesen Beobachtungen sich ergebende Lehre ist der Beachtung der Geologen werth, welche sich mit dem Studium der Verhältnisse zwischen den älteren Trapp-Gesteinen und den von ihnen durchdrungenen oder überlagerten Sedimentschichten beschäftigen. Viele massige Gänge oder Schichten solchen Gesteins mögen der Rest einer einst ausgedehnten und umfangreichen vulkanischen Insel sein, die bis auf einen bloßen Stumpf oder auf wenige Segmente ihrer härtesten Felsen durch die sekundären oder tertiären fortgcnagt worden ist, welche sie später in ihre sedimentären Ablagerungen einhüllten. 8. Ebenso müssen oft große Veränderungen in den Kreiswänden eines Kraters durch Erdbebcnstöße veranlaßt worden sein, die ihre steilen Felswände umstürzten, die Aushöhlung zum Theil mit Trümmerhaufen ausfüllten und in Verbindung mit atmosphärischen und wässerigen Erosionen den Oberflächen - Umriß der äußeren Ketten glätteten oder , einen Weg durch sie spalteten zum Abzug der Regenströme und des Seewassers, die sich in ihren Becken angesammelt haben mochten. Der zuletzt erwähnte Einfluß ist werth, daß wir bei ihm verweilen, da er uns einen nicht seltenen Grundzug in den größeren und vollkommeneren Kraterbecken bietet, nämlich das Vorhandensein einer Hauptbresche oder einer Oeffnung auf der einen Seite, durch welchen der Wasserabzug gewöhnlich bewirkt wird. Ein oft angeführtes Beispiel solcher Scitenbrcschen ist der große Baranco, welcher sich in den Krater der Insel Palma (Canaren) öffnet. Das Val del Bove an der Seite des Aetna, der Circus von Tenerife (s. p. 167), der Curral von Madeira, die Felsenreihc auf Bourbon u. A. sind Beispiele von großen Krateren, die auf dieselbe Weise an einer oder mehreren Seiten eingebrochen sind. In fast allen, glaube ich, entspricht die Richtung der Hauptbresche der der langen Achse in der horizontalen Figur des Kraters, mit anderen Worten, der der Fundamentalspalte, durch deren locale Erweiterung er vermuthlich gebildet wurde. Die Erweiterung dieser Spalte auf eine beträchtliche Länge beim Eintreten der Paroxysmns- Ernption, von welcher der Krater herstammt, ist an sich ein höchst wahrscheinlicher Umstand, vollkommen vereinbar mit den bereits vorgetragenen Angaben von der sichtlichen Entstehung einer großen Kluft in der Seite eines Vulkans bei solchen Veranlassungen. Sollte ein solcher Spalt auf lange Zeit offen bleiben, d. h. nicht durch Laven oder Ueber die Krater« der vulkanischen Berge. 179 Tuff-Ablagerungen späterer Eruptionen verstopft werden, nnd somit einen Ausweg abgeben für die Rcgenmassen, welche namentlich in den Tropen sich im Inneren des Beckens ansammeln, oder für die durch das Schmelzen von Schnee oder Eis in den kälteren Gegenden oder auf hohen Bulkanen verursachten Ueberschwemmungen, so ist es unvermeidlich, daß die Oeffnung durch das Unterminiren und Wegwaschen ihrer Seiten ansehnlich erweitert werden muß. Bei manchen der oben erwähnten Beispiele ist ein klarer Beweis vorhanden von dem hohen Maße, in welchem die Denudation so mitgewirkt hat, die Schlucht auszuhöhlen, welche den großen Krater entwässert. An der nach der Seeseite gerichteten Oeffnung des Nal del Bove finden sich enorme Anhäufungen von alluvialen vulkanischen Blassen über die Ebene verstreut.^ In dem Baranco von Palma erreichen ähnliche Schwemm- Conglomerate eine Mächtigkeit von 800 Fuß, und geben nach Lyell's Meinung „Zeugniß für die Fortschaffung einer gewaltigen Menge von Material aus der Caldera durch die Wirkung des Wassers"?) Sie sind Lavaströmen zwischen gelagert, die wahrscheinlich das Resultat von Ausbrüchen aus dem Grunde der Caldera nach deren Bildung sind. Gewisse Reste basaltischer Lava- und Conglomeratschichten innerhalb der Caldera selbst sind wahrscheinlich ebenfalls auf diese Eruptionen zurückzuführen. Auf Tcnerife soll sich einer der Barancos, welcher aus dem großen Krater durch das Thal von Taoro hinausführt, nach P. Smyth auf das Dreifache seiner ehemaligen Weite verbreitert haben, und zwar in Zeit von wenigen Stunden durch eine einzige Rcgeuflut bei einem heftigen Regensturm oder Wolkenbruch am 6. November 1899. Er uutcrminirte die Wände harten Lavagesteins und der Conglomerate zu beiden Seiten auf eine große Tiefe, und verstreute die Trümmer über eine weite, unterhalb gelegene, verwüstete Fläche, und führte selbst viele mit ins Meer?) Im Mont Dore ist das Thal von Chambon ein „Baranco" von ähnlichem Charakter, und die ungeheuren Conglomeratmassen, die an seinem Eingänge zum Allicr-Thale, bei Nechers, Pardines und Jssoire noch übrig sind, zeugen von der gewaltigen Kraft der wässerigen Denudation, durch welche es ausgehöhlt worden ist. Wir müssen bedenken, wie besonders angreifbar für die „erosive Thätigkeit" der Ströme I) S. Lyell's Karte vom Aetna (INil. Irans. 1850, pl. XL1X), nach dem Atlas von S. von Waltershausen. — 2) Llauual, >855, p. 508. — 3) kiarm 8m^tb's 1'enoritkv, 1859. 12 * 180 Neuntes Kapitel. die losen und fragmentarischen Schichten sind, aus denen die vulkanischen Berge hauptsächlich bestehen, während selbst die härteren Lavaschichten, welche mit jenen Wechsellagern, voll senkrechter Spalten sind, mittelst deren sie leicht durch Frost und untcrminirende Wasscrströme von der Stelle gebracht werden können?) Die von Lander Lindsay gegebene Schilderung der Hauptzüge einer Eruption, welche im Mai 1860 am Vulkane Kötlugja auf Island stattgefunden hat, möge uns dazu dienen, uns eine schwache Vorstellung von den großen Veränderungen zu verschaffen, welche gelegentlich in der physischen Consiguration eines großen Landstriches durch solche Vorgänge im Verlaufe sehr kurzer Zeit hervorgebracht werden. Der Eruption gingen, wie gewöhnlich, locale Erdbeben vorauf. Dann sah man eine dunkle Säule von Wasserdampf bei Tage vom Berge aufsteigen, und bei Nacht feurige Kugeln (vulkanische Bomben) und rothglühende Schlacken zur Höhe (wie es schien) von 24.000 F. sich erheben (aus 180 engl. M. Entfernung gesehen). Wasserfluten schössen von den Höhen herab, die ganze Eisfelder mit hcrabführtcn, sowie Felsstückc jeder Größe, manche vom Vulkane ausgespieen, größtcntheils aber von den Seiten dxs Berges losgerissen und zum Meere hingeführt, wo sie, nach Verwüstung des Binnenlandes, bedeutend zum Anwachsen der Küstenlinie beitrugen. Man kann sich wirklich keine gewaltigeren Ursachen der Obcrflächenvcränderungen auf der Erde vorstellen, als solche Paroxysmus-Eruptionen von schneebedeckten Vulkanen sind. Glücklicherweise sind dieselben „selten und weit ab", sowohl zeitlich als räumlich; sonst würde die Erde unbewohnbar sein. Im Ganzen sehe ich es für unzweifelhaft an, daß der Ursprung aller größeren Kratere, welche Modifikationen sie auch später durch die zuletzt besprochenen Ursachen erfahren haben mögen, wie auch der von 1) Lpell ist einmal geneigt gewesen, der Wirkung der MeereSwcllen und Strömungen einen ungebührlich großen Einfluß auf die Bildung vieler Kratere zuzuschreiben, und ging sogar so weit, den Namen „Dcnndationskrater" zu gebrauchen (s. seine Abhandlung on tlxr Ltrueturo ok Volaanos, tjunit. gourn. Oeol. 8oo. 1849) Seitdem hat er jedoch, wie ich glaube, diese Ansicht beträchtlich modificirt, obwohl er vielleicht noch geneigt sein mag, die größere Klasse von Krateren eher dem Einsinken zuzuschreiben, mit Unterstützung der Denudation, als den explosiven Ausbrüchen, welche ich in jedem Falle für den wahren Ursprung halte. Die Denudation hat sonach, wie oben angenommen worden, in gewissen Fällen die innere Fläche verbreitert und namentlich oft (wie bei dem Beispiel von Vcntotiene) den größten Theil der umschließenden Mauern fortgeräumt. Ueber die Kratcre der vulkanischen Berge. 181 geringerer Größe in dem Ausbrechen luftförmiger Explosionen gesucht »verden muß 9. Kraterseen. Ich mache selbst keine Ausnahme mit den weiten napfförmigen Höhlungen, welche von vergleichsweise niedrigen Erhöhungen umgeben sind (die jedoch stets aus vulkanischen Schichten mit einem allseitigen äußeren Fallen bestehen), wie die Seenbccken von Bracciauo, Bolsena, Laach u. A. In Betreff der von geringerem Umfange, wie z. B. die Seen von Roncigliouc, Neun, Albano und andere in den Gegenden Roms ist kein Grund vorhanden, ihren explosiven Ursprung irgend mehr zu bezweifeln, als bei dem in der Mhe des Albanergcbirges, wo ein Ccntralkegel und Krater (der Monte Cavo) sich innerhalb eines größeren äußeren Kraterringes erhebt; beide Umschließungen sind gegen Rom hin nicdcrgebrochcn, und in dieser Richtung sind Lavaslröme ergossen. Der Kratcrring der Rocca Monfina, nördlich von Neapel, ist, glaube ich, ebenfalls eruptiven Ursprunges, obwohl dort, wie im Astroni, ein trachytischer Centralbnckel Einige zu dein Glauben verleitet hat, es sei ein „Erhebnngskrater". Db der Boden eines Kraters wird von einem See eingenommen werden, muß großcnthcils davon abhängen, wie schon gesagt, ob die Asche und die Trümmcrmasscn, aus denen die Conglomerate bestehen, von thonigcr Beschaffenheit sind, so daß sie einen Teig bilden, der fähig ist, Wasser zu halten. Solche Seen finden sich daher hauptsächlich bei solchen Vulkanen, welche trachytische Laven ausgcbrvchcn haben, in denen Feldspath vorherrscht. Z. B. die Kraterseen der Phlegräischen Felder, Agnano und Averno, sind im Bimssteintiiff gebildet. Die meisten der kleinen Kraterseen oder Maare der Eifcl, welche meist basaltische Laven ergossen haben, sind in Folge von Eruptionen durch Schiefer der Kohlenformation entstanden, die, nachdem sie zu Staub zertrümmert waren, eine für Wasser ebenfalls undurchdringliche thonige Einfassung der Höhlung bildeten. In der vulkanischen Landschaft um Anckland in Neu-Seeland finden sich nebst Aschcnkegeln von gewöhnlichem Charakter zahlreiche kleine, kreisrunde Kraterseen, welche wie die der Phlegräischen Felder ihr Entstehen Eruptionen an der Mecrsküste, aber durch Schichten von Tertiärmergeln verdanken; die ausgeworfene Asche war folglich, nachdem sie gewaltsam mit Kalkschlamm und Wasser untermischt worden war, geeignet, einen dichthaltenden thonigen Teig abzugeben. Diese neuseeländischen Kratere haben meist in sich einen oder mehrere kleinere Kegel, die das Product von Eruptionen sind, welche nach ihrer Bildung erfolgt sind. Jeder derselben hat gewöhnlich 182 Neuntes Kapitel. einen Strom von Grausteinlava ergossen.') Sie variiren im Durchmesser von einer engl. M. oder mehr bis zu wenigen Ellen. Ihre Randhöhen sind oft sehr niedrig, so daß sie sich nur wenig über die Ebene ringsum erheben, obwohl die Wasserfläche innerhalb der Becken viel niedriger ist. Der von Heaphy gegebene Durchschnitt (Fig. 56) Fig. 56. 7 zeigt ihre gewöhnliche Form. Die niedrigen, kegelartigen Bänke, welche diese und ähnliche kleine Kraterseen umschließen, bestehen sonach aus den bei der explosiven Eruption, welche die Aushöhlung hervorbrachte, ausgeworfenen Trümmermassen. In Betreff einiger der größeren napfförmigen Becken, wie der Laacher, Bracciano- und Bolscna-See, welche von drei bis acht engl. M. im Durchmesser halten, ist es wahrscheinlich, daß ein vulkanischer Hügel, aus den bei früheren Eruptionen ausgeworfenen Massen bestehend, dort vorhanden war, aber weggekrochen worden ist, als sich das Becken bildete, so daß von seinen Bruchstücken der Saum bedeckt wurde. Diese sind von leichtem und losem Gefüge (Bimsstein oder seldspathische Asche) und eignen sich, eine Reihe von gekrümmten Kanten zu bilden, weder sehr hoch, noch steil, welche die Zeit und meteorische Denudation noch weiter abgeglättet haben wird; und das ist die allgemeine Beschaffenheit dieser Becken. 10. Wo jedoch der Kratersee in Granit, Basalt oder einem anderen harten Gestein ausgehöhlt ist, da sind die umgebenden Bänke meist steil, und die Querschnitte, welche sie von den Gesteinen ausweisen, durch welche die Aushöhlung getrieben ist, zeigen wenige oder keine Zeichen von Störung. Von solcher Beschaffenheit sind die Seen Paven, Guöry, Serviöres-, Bouchet, Tavana, St. Front u. a. in der Auvergne. Der See von Gustavila in Mejico, welchen Humboldt beschreibt, und von welchem er eine Abbildung gibt (Fig. 57), ist anscheinend von derselben Art, ebenso wie die „zahlreichen kleinen Seen vulkanischen Ursprunges" in Mittel-Amerika, welche Squier beschreibt. I) Usupti^, Huart. lourn. 6 vol. 800 . 1860. Heaphy'S bcwundernSwerthe Zeichnungen der Neuseeländischen Vulkane, im Besitze der Geologischen Gesellschaft, sind einer Untersuchung werth. Ueber die Krater« der vulkanischen Berge. 183 Fig. 57. See von Gustavila (Mejicv). Aus Humboldts Vnos äes Ooräiileros, b78. Die Terrassen rings um den inneren Abfall sind künstliche. Eins der Hauptkennzeichen dieser merkwürdigen Klasse von krater- fvrmigen Aushöhlungen (pit-orutei'8 sind sie genannt worden) ist die, daß, so tief auch ihr Inneres sein mag, ihre Ränder doch oft nur wenig in manchen Fällen überhaupt nicht — über das Niveau der Umgebung aufsteigen. Daß aber ein wiederholtes, explosives Ausstößen dessen ungeachtet ihr Entstehen begleitete, ist ohne Frage durch den Umstand bewiesen, daß Schichten von Schlacken, vulkanischen Bomben And Lapilli oder von Bimsstein und Asche (Dinge, welche nur durch explosive Ansbrüche von der Fläche flüssiger Lava ausgeworfen sein können) in allen Fällen, ich glaube ohne Ausnahme, rings um dieselben oder auf einer Seite verstreut gefunden werden; obwohl das Volumen solcher Auswürflinge häufig unzureichend erscheint, um die Stoffmcnge Zu erklären, welche einst die Aushöhlung angefüllt haben muß. In diesen Fällen würde man also wohl Grund zu der Annahme haben, daß das Uebrige in eine unterhalb befindliche Leere hinabgesunken sei. Es ist nicht unwahrscheinlich, daß die mächtigen Explosionen von offenbar kurzer Dauer, von denen viele dieser pit-einters bestimmt herrühren (wie sich das an der geringen Menge von ausgeworfenen Schlacken und vulkanischer Asche zeigt), von verhältnißmäßig ausgedehnten Höhlungen ausgingen und von scheibenförmigen Dampfblasen, welche sich auf der Oberfläche eines unterirdischen Sees von höchst flüssiger Lava durch Ansammlung der Dampfmengen bildeten, die aus "och größeren Tiefen in der schon früher auseinandergesctzen Weise (l>- 34) herzugeführt wurden. Die zunehmende Spannung des Dampfes, wenn er von unten her neuen Zugang erhielt oder wenn seine Temperatur stieg, kann endlich ein plötzliches Zerreißen der darüberliegenden Felsen bewirkt haben, sowie das heftige Entweichen des eingeschlossenen Dampfes in einem oder einigen schrecklichen Stößen aus der so gebil- 184 Neuntes Kapitel. deten Oeffnung, welchem dann das Hinabstürzen der Trümmer der zerbrochenen Felsen in den Abgrund folgte. Wir haben gesehen (65—68), daß sich an der Oberfläche von äußerst flüssigen Laven große Blasen von vielen Ellen Durchmesser finden. Dana hat solche in großer Zahl auf Hawai und Darwin auf den Galapagos-Jnseln gesehen. Die Dampfmengen, welche diese Blasen, füllten, stiegen ohne Zweifel vom Boden der Lavaschicht herauf, wenn nicht aus der Esse des Vulkans selbst, und dehnten sich beim Aufsteigen aus, sowohl weil der Druck auf dieselben abnahm, als weil viele beim. Aufsteigen zusammengingen. Wenn wir nun annehmen, daß solche Dampfvolumina aus noch größeren Tiefen durch den weitesten Theil einer mit höchst flüssiger Lava von geringem specifischem Gewicht, die nach unten mit einer geschmolzenen Masse in Verbindung war, angefüllten Spalte heraufgestiegen seien, bevor noch eine Oeffnung zu ihrem Entweichen nach außen vorhanden war, so ist die Annahme gerechtfertigt, daß sich dieselben zu einer kolossalen Blase auf der Oberfläche der aufgestiegenen Lava ansammelten. Es ist ferner sehr denkbar, daß eine so durch eine tiefe Spalte aufwärts gezwängte Masse höchst flüssiger Lava bisweilen horizontal aus größere oder geringere Entfernung sich zwischen den Felsen ausbreitet, durch welche sie hindurch dringt, theits durch mechanische Kraft, theils vielleicht durch Schmelzen der leichter schmelzbaren Schichten,, mit denen sie in Berührung kommt. Sichtliche Beweise von solchem Eindringen von Lava zwischen Schichten sind durchaus nicht selten, wo die Denudation den inneren Bau vulkanischer Bereiche irgend eines Zeitalters aufgeschlossen hat. Und wo dies geschehen ist, mögen sich die von unten aufsteigenden Dampfmengen bisweilen an der Oberfläche eines solchen unterirdischen Lavasees zu einer oder mehreren ungeheuren flachen Blasen angesammelt haben, wie die Luftblasen unter einer Eisdecke. Solche Blasen würden nothwendig einen annähernd kreisrunden Umriß haben. Es erscheint auch nicht unglaublich, daß sie in äußersten Fällen sich zu Dimensionen von selbst mehreren engl. Meilen im Durchmesser horizontal verbreitet haben sollten. Wenn nun die Spannung, des in einer solchen scheibenförmigen Höhlung enthaltenen Dampfes zunimmt durch Hinzutreten von Dampf oder Wärme oder beides (wie das der Fall sein muß, so lange nicht ein anderer Schlund geöffnet ist, unter der Annahme steter Zunahme der Wärme von unterhalb der unteren Lavamasse, mit welcher sie in Verbindung ist), so muß endlich die Summe der Widerstandskräfte oberhalb überwunden werden; und wenn die Lavafläche in nicht großer Tiefe läge, so können die über- liegenden Felsmassen auf einem weiten, mehr oder weniger kreisförmigen Ueber die Krater« der vulkanischen Berge. 185 Flächenraume zerbrochen werden, der dem der explodirenden Blase entspricht. Die zerschlagenen Bruchstücke würden wahrscheinlich in die so geöffnete Leere hinabstürzen ohne sehr heftige Explosionen nach außen (ganz in der Weise der Kalkklippen, welche neuerlich bei Seaford fortgesprengt wurden), und nur wenige Spritzen von Dampf und ausgeworfenen Schlacken mögen von der unterhalb befindlichen Lava durch ihre Zwischenräume geschehen, da das Aufkochen derselben durch diese gehäuften Trümmer gehemmt wird, nachdem der Inhalt der Höhlung entwichen ist.') Vielleicht mag auch die Lava selbst durch andere Mündungen entwichen sein, die einen leichteren Ausgang gestatteten und durch den Stoß der Explosion oder gleichzeitig mit ihr sich geöffnet haben. Letztere Annahme erhält einige Unterstützung durch eine Untersuchung einer noch seltneren Klasse von Krateren, in denen ein solches seitliches Entweichen der Lava unbestreitbar eine Rolle spielt; ich meine die, welche man an vielen Stellen auf den Sandwichs-Jnseln sehen kann, und von denen der Kilauea auf Hawai der am besten bekannte ist und nach allen Beziehungen das beste Beispiel abgibt. 11. Hier hat sich ein fast 14.000 engl. F. (12.909 Par. F.) hoher Berg von der Gestalt eines abgeflachten Kegels oder Domes (Mauna Loa) hauptsächlich durch die wiederholten Ausflüsse einer höchst flüssigen aufkochenden und über die Ränder eines Centralschlundes an seinem Gipfel sich ergießenden Lava gebildet. Er ist noch häufig in Eruption und besitzt gegenwärtig einen Krater von beträchtlichem Umfange. Ein anderer viel größerer Krater (Kilauea) ist zu irgend einer Zeit durch die Seite des Berges in 16 engl. M. Entfernung und 10.000 engl. F. (9184 Par. F.) unterhalb des Gipfels durchgebrochen. Auf die Phänomene dieses letzteren Kraters ist die Aufmerksamkeit hauptsächlich gerichtet gewesen, theils wegen des verhältnißmäßig leichten Zuganges, haupt- I) Während deS Druckes dieser Blätter habe ich den Bericht erhalten von DaubröeS Versuchen „Ueber die Lapillar-Jnfiltration von Wasser durch poröse FrlSmasse, der ein starker Druck elastischen Dampfes entgegenwirkt", worin er aus- spicht, daß das allmählige Hindurchdringen des Oberflächenwassers der Erde zu unterirdischen Höhlungen in nicht großer Tiefe innerhalb von Massen heißer Lava viele Phänomene der vulkanischen Thätigkeit erklären kann; es bezieht sich insbesondere auf die Kraterseen der Eisel rc. — Ich will hier nicht versuchen, die Frage uach per Quelle zu erörtern, aus welcher die Wasserdämpse in den Laven entstammen, waS späterhin geschehen soll; aber ich möchte hier erwähnen, daß Daubröe'S scharfsinnige Vermuthung nur den Hinzutritt wässeriger Dämpfe zur Oberfläche einer unterirdischen Lavamassc erklären will, nicht aber jene innige Durchdringung ihrer gcsammtcn Masse aus bedeutende Tiefe, auf ivelche und, wie ich glaube, die Phänomene der Vulkane niit Sicherheit schließen lassen (S. p. 39). 186 Neuntes Kapitel. sächlich aber ohne Zweifel wegen seines höchst überraschenden Charakters. Es ist ein unermeßlicher Schlund von unregelmäßig elliptischer Gestalt, wechselnder Tiefe und drei engt. M. im längsten Durchmesser. Die inneren Wände sind steile Felsmassen, die größtenthcils aus horizontalen Lagen schwarzen Gesteins bestehen; und im Grunde, zu Zeiten 1000 F. und mehr unterhalb des Randes, sieht man gewöhnlich einen See von mehr oder weniger flüssiger, glühender Lava, den zum Theil eine erstarrte Rinde überdeckt, durch die man an manchen Stellen die Lava wie Wasser in einer Quelle kann aufkochen sehen, und wo mäßige Dampf-Entladungen stattfinden, welche Schlacken auswerfen und ebenso viele kleine Aschenkcgel bilden. Diese Fläche behält jedoch nicht lange dasselbe Niveau, sondern steigt bisweilen bis zum Kraterrande; dann versinkt sie wieder ganz, so daß der ganze Kessel von seinem Inhalte entleert ist durch irgend eine Spalte, welche sich in noch niedrigerem Niveau an der Seite oder nahe dem Fuße des Berges geöffnet hat. Wenn nach einiger Zeit dieser Abzug wieder geschlossen ist, beginnt die Lava wieder im Inneren des Kraters zu steigen. Beim Sinken bleiben oft eine oder mehrere unregelmäßige Simse oder „schwarze Kanten" festen Gesteins innerhalb des äußeren Kraterringes in verschiedenem Niveau zurück, welche die Höhe bezeichnen, zu der die geschmolzene Masse früher hinaufgereicht hat. Nach Dana ist diese Reihe von Phänomenen innerhalb der letzten 25 Jahre verschiedene Male vor sich gegangen, und die Lava ist bisweilen so hoch gestiegen, daß sie über den Rand der Höhlung hinüberfloß, und ist bisweilen wieder zur Tiefe von 1000 F. und mehr gesunken, wenn das innere Reservoir durch die Eröffnung eines seitlichen Ausganges an niedrigen Stellen des Bergesabhanges „abgezapft" worden ist. Die schreckenvolle Größe der Scene, welche der Kessel siedender Lava darbietet, wenn man ihn bei Nacht betrachtet, kann schwerlich durch die vulkanischen Phänomene an irgend einer anderen Stelle der Erde übertreffen werden; und bei dem gemäßigten Charakter der explosiven Schlacken-Eruptionen aus diesem Schlunde kann man sich dem Krater nähern, auf den Lavasimsen umhergehen und die Erscheinungen mit sehr geringer persönlicher Gefahr betrachten. Der obere und centrale Krater des Berges (Loa), der 10.000 F. höher liegt, ähnelt dein Kilauca in jeder Hinsicht, ausgenommen daß seine Lavaausflüsse aus Rissen nahe am äußeren Rande der Höhlung oder etwas unterhalb an den äußeren Abhängen geschehen, und er nicht seinen Inhalt durch einen unterirdischen Abzug in niedrigerem Niveau zu entleeren scheint. Der Umstand, daß die Lavasäule sich iu dieser außerordentlichen Höhe erhält, beweist die Festigkeit und Stärke im Bau Ueber die Kratere der vulkanischen Berge. 187 des Berges, die nicht überraschen kann, da seine Abhänge nur unter einem Winkel von 4 bis 8° ansteigen. Der Krater hält 8000 engl. F. im Durchmesser, ist kreisrund und hat 500 bis 800 F. Tiefe. Wie den See Kilauea, umzieht ihn ein Sims oder eine Terrasse erhärteter Lava innerhalb eines weiteren Kraters von unregelmäßig elliptischer Gestalt. Die Felswände, welche den äußeren und inneren Krater begrenzen, sind vertical und zeigen horizontale Schichten, wie die des Kilcmea. Ein Ausbruch aus diesem Krater fand 1849 statt, welcher in keiner Weise die Phänomene des Kilauea afficicte. Die Lava floß fast vorn Gipfel herab zehn Wochen lang. Schlacken scheinen gegenwärtig von keinem der beiden Kratere in großem Maßstabe ausgeworfen zu werden. Im Jahre 1789 jedoch sind mächtige Auswürfe dieser Art von den Eingeborenen geschildert, bei denen zur Mittagszeit Finsterniß eintrat, und wo durch ihr Herabfallen mehrere Menschen aus einer Armee umgekommen sind, welche sich damals auf dem Marsche durch das Land befand. Es ist klar, daß eine solche Eruption die Bildung eines jeden dieser Kratere in gewöhnlicher Weise erklären würde. Nachdem sie einmal durch luftartigc Explosionen geöffnet waren, kann Ulan annehmen, daß sie wiederholt durch das Aufwallen der Lava aus der Esse im Grunde angefüllt worden sind, und sich durch Abzapfen Utittclst Gangröhren in niedrigerem Niveau in der beschriebenen Weise wieder entleert haben werden. Die Spalte, welche bei einer der letzten Eruptionen (1840) der Lava des Kilauea einen seitlichen Ausgang verschaffte, war anfangs eng und klein. Allmählig verlängerte sie sich abwärts und wurde breiter, da die Lava successive aus Oeffnungen in Niedrigerem und noch niedrigerem Niveau abfloß, wie bei den bereits Erwähnten Eruptionen des Aetna. Die äußerste Länge der Spalte (welche man an der Störung der darüber liegenden Felsmassen versagen konnte), war 2b engl. M.. und der Lavastrom erreichte eine Entfernung von 40 engl. M., so daß er 15 Q.-M. Fläche bedeckte und s>n Mittel 10 bis 22 F. Mächtigkeit hatte. Seine Ergicßung leerte die üanze untere Höhle des Kraters, die nach der Berechnung 15.400 Mill. Eubikfuß geschmolzener Massen enthalten mußte?) Dies sind überwältigende Phänomene, aber doch ganz in Ueber- Anstimmung mit den normalen Gesetzen gewöhnlicher vulkanischer Thätigkeit, wie wir sie aus den gewöhnlicheren Umständen der Eruption hergeleitet haben. Dana beobachtete mehrere Tausend kleinere Pit- ^ratere auf derselben Insel, die jetzt erloschen sind, aber wahrscheinlich 0 Os.il», ^.mvriosu äomiisl, 1850, vol. IX. p. 383. 188 Neuntes Kapitel. in derselben Weise produktiv gewesen sind, wie die größeren thätigen Kratere. Sie liegen meist in unmittelbarer Nähe der 200 bis 1000 F. hohen Schlackenkegel; und das beweist, daß in jedem dieser Fälle sehr bedeutende luftartige Explosionen vorkamen und daß diese wahrscheinlich den Krater erzeugten. Mauna Rea>) hat neun solcher Kegel auf seinem Gipfel, jeder 500 oder 600 F. hoch. Der besondere Charakter der Phänomene auf den Sandwichs-Jnseln scheint der außerordentlichen Flüssigkeit und Zähigkeit der Lava zuzuschreiben zu sein. Diese Eigenschaften bezeugen die sehr glasige Textur und die faden- oder strick- förmigen Gestalten, die zugleich eine höhe Temperatur andeuten, der wahrscheinlich die Schnelligkeit zuzuschreiben ist, mit welcher sie durch Spalten in den Seiten des Berges entweicht, sowie auch der Umstand, daß so große Flächen geschmolzener Massen so lange im Zustande des Glühens verharren, wie man dann und wann auf dem merkwürdigen Lavasee Kilauea wahrnehmen kann. 12. Ich habe gesagt, daß die Phänomene der Sandwich-Jnsel- kratere einiges Licht über den Ursprung der Klasse von Pit-Krateren verbreiten können, die ich früher beschrieben habe, welche durch zuvor vorhandene Gesteine getrieben sind, und bei welchen das Bolumen der ausgeworfenen Bruchstücke nicht in richtigem Verhältnisse zur Größe der Aushöhlung steht. Ich vermuthe, daß in vielen dieser Fälle ein „Abzapfen", d. h. ein Entweichen durch einen in tieferem Niveau geöffneten Kanal, der Masse geschmolzener Lava stattgefunden hat, deren Aufsteigen etwa zur äußeren Erdfläche den Krater durch plötzliche und heftige Explosionen von nicht langer Fortdauer erzeugt hat. Mit Sicherheit sind bei den Seen Paven, Guery, Tavana, Bouchct, dem, in welchem der Fontaulier sich über Montpezat erhebt, und vielen anderen Pit- Krateren, welche ich persönlich untersucht habe, deutliche Anzeichen des Entweichens vorhanden, die gleichzeitig mit ihrer Entstehung sind; reichliche Lava-Ergüsse haben aus seitlichen Oeffnungen in geringer Entfernung vom Krater und unter dem Niveau desselben stattgefunden. Der Paven-See (Fig. 58) hat etwa eine engl. M. Umfang und liegt am Fuße des Aschenkegels Mt. Chalme, der 600 F. über seiner Basis aufsteigt. Eine niedrige Schlackenbank umwallt auch die Höhlung auf dem Rande der steilen Felswände, welche ihn fast rings einschließen. Die letzteren bestehen aus Basalt und sind ein Theil der alten Ströme vom Mt. Dore, durch deren horizontale, fast 100 F. mächtige Lagen der Krater ausgehöhlt worden ist. Auf der entgegengesetzten Seite des 1) Muß Kea heißen. D. Uebers- Ueber die Kraters der vulkanischen Berge. 189 Akt. Chalme liegt ein eingebrochener Krater, aus welchem ein reichlicher Strom basaltischer Lava ausgetreten ist, der schnell in nordwestlicher Richtung ein enges Thal nach der Stadt Bcsse hinabgegangen ist, die auf ihm gebaut ist. Die Oberfläche dieses Lavastromes sinkt in der Mitte sehr unter seine Seitenbänke, so daß der Querschnitt concav ist, und das deutet darauf hin, daß die centrale und untere Masse fortfuhr Fig. 58. Paveu-Scc am Fuße des Mout Chalme (Mt. Dorc) s, Schlacken, b, Basalt. 7 abwärts zu fließen, wie in einem bedeckten Kanal, noch lange nachdem die Oberfläche und die Seiten erhärtet waren. Ein anderer sehr ausgedehnter Lavastrom erstreckt sich vom Fuße des Mt. Chalme nach Osten, und scheint gleichfalls von dort aus geflossen zu sein. Au seiner Muthmaßlichen Quelle findet sich eine kleine Depression, die auf dem Boden eine Mündung hat, welche sich in eine unterirdische gewölbte Aushöhlung von unbekannten Dimensionen öffnet, die sicherlich ansehnliche Tiefe hat und „Creux de Soucy" genannt wird. Wär scheint es „ach einer genauen Besichtigung der Ocrtlichkcitcn wahrscheinlich, daß hier zur Zeit der Eruption des Mt. Chalme ein „Abzapfen" eines reichlichen Lavapfuhls stattgefunden, der sich innerhalb des Pavenkratcrs befand und die Explosionen veranlaßte, durch welche er ausgehöhlt worden ist; und daß das schnelle Sinken dieser Lavamasse durch seitlichen Ausfluß sowohl jene Aushöhlung, als den gewölbten Kellerraum von der darin enthaltenen Lava geleert hat. Die Tiefe des Wassers im Paven ist nach Ramond jetzt etwa 300 F. Ich neige mich also zu der Ansicht, daß in allen diesen Fällen die Lava, welche bei hoher Temperatur in eine Spalte bis in die Nähe der Luft aufgestiegen ist, und der in ihrem oberen Theile eingeschlossene Dampf, der vielleicht die Gestalt einer scheibenförmigen Blase von großen 190 Neuntes Kapitel- Dimensionen hatte, in Explosionen von so plötzlicher Vehemenz ausfuhr, daß die angrenzenden und darüber liegenden Felsmassen innerhalb eines Kreises von entsprechendem Flächenraume zertrümmerte und zu gleicher Zeit eine Menge von Schlacken und Lapilli auswarf; aber daß zu gleicher Zeit die Bildung einer seitlichen Oeffnung, vielleicht in Folge desselben Stoßes, in niedrigerem Niveau schnell den flüssigen Inhalt entleerte, so daß die Explosionen zeitig endeten (oder vielmehr auf eine neue Esse übergingen), und dem größeren Theile der zerschlagenen Felsmassen gestattete, ohne weitere Störung in die durch das Entweichen der Lava entstandene Leere hinabzusinken. Diese Erklärung ist in Uebereinstimmung mit dem, was wir von dem gelegentlichen schnellen Wechseln der Eruptiv-Erscheinungen von einer Esse zu einer anderen auf derselben Spalte wissen und scheint allen Bedingungen des Problems zu entsprechen. Squier beschreibt eine große Menge kreisförmiger oder elliptischer Kraterseen in Central-Amerika als „umgeben von steilen Felswänden blasiger Lavagesteine und Schlacken" von 800 bis 1800 F- Höhe. Sie haben selten irgend einen sichtlichen Abfluß für ihr Wasser, das gewöhnlich salzig und bitter ist. Das Niveau dieser Seen und noch mehr ihr Boden (da sie oft von großer Tiefe sind) liegt weit unterhalb der Fläche des umgebenden Landes. Zwei dieser Seen, Slopango und Amatitlan, sind gewaltige Flächen; der erstere mißt 12 und 5 engl. M., der letztere 30 und 10 oder 150) Bei dem Mangel genauerer Nachricht ist es schwierig, eine Ansicht über den Ursprung dieser letzten beiden Becken abzugeben, deren Dimensionen sie fast in eine besondere Klasse zu stellen nöthigen. Es wäre höchst wünschenswerth, festzustellen, ob Schluchten oder Thäler in der Nähe derselben von Lava überflutet seien, die von ihnen her vielleicht einen Ausgang gefunden hat. Wir wissen darüber nichts. Squier beschreibt alle diese Seen als im Allgemeinen am Fuße einiger großen Eruptiv- Vulkane gelegen. Der größte, der Amatitlan (in der Provinz Guatemala)^) liegt dicht neben zwei gewaltigen vulkanischen Bergen, welche etwa 10.000 F. darüber aufsteigen, und deren einer, der Atitlan, 1818 und 1833 in Eruption gewesen ist und große Mengen von Steinen und Aschen ausgeworfen hat, welche meilenweit die Küste bedecken. Ein anderer naher Vulkan hatte 1766 eine Paroxysmus-Eruption und begrub unter seine Auswürflinge neun engl. M. von ihm entfernte Dörfer. Die vulkanischen Gewalten sind in diesem Bereiche somit nach 1) Squiers Aoxieo, 1850 p. 270. 2) Soll heißen im Staate Guatemala. Ueber die Krater« der vulkanischen Berge. 191 einem so großartigen Maßstabe entwickelt, daß man gewiß keine Veranlassung haben kann, die dortigen Kraterseen (wie groß auch ihr Flächeninhalt in einigen wenigen Fällen sein mag) auf einen besonderen oder anomalen Ursprung zurückzuführen, der ein anderer wäre, als die heftigen Explosionen von Dampfblasen, auf welche ich die großen krater- förmigen Decken anderer Gegenden zurückgeführt habe. 13. In einigen Fällen jedoch scheint die Eruption vulkanischer Massen nicht nur vom Sinken der Lavasäulc begleitet zu sein, welche in der Esse aufgestiegen war, sondern auch von dem der benachbarten Oberflächen-Felsmasscn selbst. Mehrere der Aschcnkegcl Ren-Seelands sind, wie Hcaphy sie beschreibt, am Rande des Meeres, genau auf einer Verwerfungslinie der Tertiärschichten aufgeworfen, deren Qucrbruch die Küstenklippen bildet und eine deutliche synklinale Depression der sonst überall senkrechten Schichten auf beiden Seiten nach dem Eruptivschlunde hin zeigt. F'g. 59. Eingebrochener Aschcnkegcl bei Aucklcind (Neu-Seeland). Aus Heaphy'S Abhdlg.,. ljnart. ilour». 6ool. 8oc. 1859. Darwin beschreibt einige ähnliche Beispiele auf St. Jago (Cap- verdesche Inseln), und gibt') eine Zeichnung von dem einen (Signal- Post-Hill), die im Charakter genau der von Heaphy gegebenen Skizze gleicht. Ein solches Senken ist an sich eine nicht unwahrscheinliche Folge der nach außen erfolgten Entladung einer Lavamasse und des elastischen Dampfes von unterhalb des zerbrochenen Obcrflächengcsteins her. Es 'st jedoch gewiß, daß in vielen, vielleicht in den meisten vulkanischen legenden das Umgekehrte stattgefunden hat, d. h. daß das Oberflächen- I) Voloanio Islands, p. 9. 192 Neuntes Kapitel- Niveau des einem thätigen oder neuerlich erloschenen Vulkanschlunde benachbarten Landstriches eher erhoben ist, als daß es sich gesenkt hat. Als Beispiel könnte ich die gesammte Westküste Italiens anführen, die Süd- und Ostküste Siciliens, die atlantischen Inseln Island, Madeira, die Azoren, die Capverdeschen Inseln, Ascension und St-Helena- Auf den zahlreichen vulkanischen Inseln des Großen Oceans sind Mecres- Ablagerungen oder Korallenbänke, von vulkanischen Massen bedeckt oder mit ihnen wechselnd, Hunderte von Fußen über den Meeresspiegel erhoben worden, offenbar in Perioden, die mehr oder weniger mit der Eruptivzeit zusammengefallen sein müssen- Ja, selbst bei den so eben von localen Senkungen in unmittelbarer 'Nähe eines Bulkanschlundes angeführten Beispielen hat die allgemeine Küstenlinie gleichzeitig eine bedeutende Erhebung erfahren, und nur eine Vergleichung weist nach, daß die unter dem Kegel liegenden Schichten gesunken zu sein scheinen. In solchen Fällen haben wahrscheinlich kleine locale Schwankungen des Niveaus die Eruptionen jener Gegenden begleitet, ähnlich denen, welche von Lyell, Babbage und Anderen am Ufer der Bai von Pozzuoli, dicht beim Scrapistempel, so genau untersucht worden sind; das Resultat ist in diesem Falle ein allgemeines Erheben der Küste gewesen, unterbrochen von örtlichen Senkungen in kleinem Maßstabe. Jch muß indeß bemerken, daß während die Erhebungen von Meeresgestaden oder Ablagerungen sofort für das Auge wahrnehmbar sind, Beiveise für Senkungen keineswegs so schnell zu entdecken sind, außer in den sehr seltenen Fällen, wo versunkene Wälder oder menschliche Kunstwerke unter den Wellen sichtbar sind- Welche Theile der Erdoberfläche sich so gesenkt haben mögen (und nicht wieder über das Meeresniveau erhoben), das bleibt sonach meist für das Anschauen verloren. Erst seit wenigen Jahren hat sich die Beobachtung auf die Möglichkeit dieses Vorganges gerichtet, so daß die Seltenheit bekannter Beispiele dieser Art nicht als ein Zeichen von ihrem Nichtvorhandensein angesehen werden kann- Ich werde später auf diesen Gegenstand zurückkommen. 14. Die Tendenz der Vulkane, ihren Haupteut- leerungspunkt zu verlegen. So lange ein Vulkan im Ganzen eine Kegelgestalt bewahrt, müssen offenbar seine Eruptionen größten- theils constant im Centralschlunde verblieben sein. Dann und wann wird jedoch, wie wir gezeigt haben, der alte habituelle Austritt am Gipfel des Vulkans verlassen, und zwar zu Gunsten irgend einer neuen Ocffnung, die näher oder ferner liegt am Abhänge oder am Fuße des Berges, der demgemäß allmählig die Regelmäßigkeit seiner Form ein- Ueber die Kratere der vulkanischen Berge. 193 büßt, indem ein neuer Kegel sich um die neue habituelle Eruptivmün- dung bildet. Man muß in solchem Falle vermuthen, daß die ursprüngliche Oeffnung augenblicklich, vielleicht dauernd durch das ungeheure Gewicht und die Cohäsion der über ihr angehäuften Massen verstopft ist, und die unterirdische vulkanische Kraft genöthigt wird, sich an irgend einem schwächeren Punkte einen neuen Kanal zu eröffnen, wahrscheinlich auf der Berlängerung der ursprünglichen Spalte in den überlegenden Felsmassen. Der Aetna liefert ein Beispiel von einer solchen Verschiebung des Haupt-Eruptivschlundcs des Vulkancs. Dieser scheint in einer früheren Periode an einer Stelle innerhalb des oberen Beckens des Val del Bove gelegen zu haben, von welchem aus man ein allgemeines allseitiges Fallen der in ihren Felsdurchschnitten beobachtbaren Schichten verfolgen kann. Diesen Punkt nennt Lyell die Achse von Trifoglietto. Die Bildung des großen unregelmäßigen Kraters des Val war wahrscheinlich das Resultat der letzten Paroxysmus-Eruption aus jenem Mittelpunkte. Der neuere und noch jetzt thätige Schlund desMonghi- bello, des eigentlichen Aetnagipfels, dem zahlreiche Eruptionen in historischen Zeiten entstammen, ist vier oder fünf engl. M. nach NW. von der alten Achse entfernt. Es ist indeß bemcrkenswerth, daß die letzte bedeutende Eruption, die von 1852 auf 53, einen gewaltigen und fast beispiellosen Lavastrom aus zwei oder drei Spalten ergossen hat, die sich in unmittelbarer Mhe von Trifoglietto geöffnet haben und ganz nahe beim Centrum des alten Kessels des Val. Der Gipfelkratcr des Monghibello war zu gleicher Zeit in explosiver Eruption, und ebenso die auf einer Spalte offenen Schlünde, welche von dort abwärts lief und bewies, daß die Lava im vulkanischen Focus noch durch jenen centralen Abzug in Communication mit der Atmosphäre war. Wegen weiteren Details über diesen interessanten Ausbruch muß ich meine Leser auf Lhells vortreffliche Abhandlung in den 1'IiiI. Trruw. part. II. 1858 verweisen. Auf Madeira ist ebenfalls eine zwiefache Achse der Eruption sehr deutlich in deren Bau und der äußeren Gestalt der großen Bergmasse zu verfolgen. Die Insel Bourbon bietet ein anderes Beispiel dieser Art. Ein weiter Ccntralkrater ist von den höchsten Bergen der nordwestlichen Hälfte der Insel umgeben. Er ist, allem Anscheine nach, schon in sehr früher Zeit vernichtet worden, da die Felsmassen ringsum beträchtliche Degradation erlitten haben, wahrscheinlich ebenso sehr das Msultat von Erdbeben, denen dieser Theil der Insel vielfach unterworfen ist, als der Wasser-Erosion. Der habituelle Eruptionspunkt V. bcrvpe. Ueber Vulkane. 13 194 Neuntes Kapitel. hat seitdem offenbar mehr als einmal seine Lage nach derselben südöstlichen Richtung hin verlegt: anfangs in eine Entfernung von etwa 15 engl. M., nach der Ebene von Calaos, wo sich ein abgeflachter Dom von bedeutender Größe gebildet hat, welcher noch jetzt mit Kegeln und Kratern besetzt ist; nächstdem nach der Stelle des gegenwärtig thätigen eruptiven Vulkans, welcher zn einem Dome oder Kegel von 6000 engl. F. Höhe aus der Mitte einer weiten, halbkreisförmigen Felsreihe aufsteigt, den Wällen eines mächtigen Kraters, der sich durch einige explosive Paroxysmen von außerordentlicher Heftigkeit gebildet hat und den spätere Eruptionen fast bis zum Rande des jetzt vorhandenen Vulkans angefüllt haben ls. Fig. 49 und 50). Auch der neue Vulkan von Tcnerifc hat offenbar eine dreifache Achse: die des eigentlichen PiO von welchem nicht bekannt ist, daß er seit Besetzung der Insel thätig gewesen wäre, obwohl seine glasigen Laven ein ganz neues Aussehen haben und seine kleinen Gipfelkratere Schwefeldämpfe ausstoßeu; und die der beiden, auf jeder Seite dicht neben ihm gelegenen Berge, des Chahorra im Westen (wo alle bekannt gewordenen Eruptionen stattgefunden haben, die letzte im Jahre 1798) und des Montc Blanco (jetzt ganz erloschen) im Osten. Alle drei befinden sich auf ein und derselben Linie, dem längsten Durchmesser des alten umwallenden Kraterringes. Auf Java haben nach Jnnghuhn mehrere der größeren Vulkane zwei oder mehr Mittelpunkte der Eruption gehabt, stets auf derselben Linie liegend. Einer insbesondere, der Geben, zeigt einen regelmäßigen, 9326 engl. F. (9144 Par. F.) hohen Kegel, der unter einem Winkel von 30° abfällt und abgestumpft ist, wie der Aetna; während sich ei» Zwillings-Bulkan an ihn anlegt, etwas weniger hoch und wahrscheinlich älter, da er stark mitgenommen ist und an einer Seite ein tiefes Thal hat, das dem Val del Bove zu vergleichen ist, also höchst wahrscheinlich ein alter Krater. Kurz, ein solches Verschieben des Eruptivschlundes längs der Linie des ursprünglichen oder hauptsächlichen Bruches der festen Oberflächen- Gesteiue, wenn die zuerst gebildeten Schlünde von ansgcbrocheneu Massen überlastet worden sind öder wenn irgend etwas im Bruche es veranlassen mag, ist ein so wahrscheinliches Begebniß, nach dem was wir von der allgemeinen Beschaffenheit nud dem Verhalten der vulkanischen Kraft wissen, daß wir erwarten sollten (wie es ja auch der Fall ist), daß es ein sehr gewöhnliches Vorkommnis; in allen Gegenden sein müsse, die der Sitz solcher Phänomene gewesen sind. Wenn der Hanptkrater eines dauernden Vulkans in solcher Weise Ueber die Kratere der vulkanischen Berge. 195 ^Nassen ist, so bleibt er oft auf lauge Zeit im Zustande einer Solfa- Eara vermöge des fortgesetzten Eutweichens saurer Dämpfe aus dem Residuum heißer Lava, welche in der Esse des Berges zurückgeblieben ist. Diese Dämpfe finden ihren Weg mittelst Percolation durch die Poren des erstarrten Gesteins oder durch die Spalten, welche zu eng 'sind, um irgend ein neues Anschwellen von unten zu gestatten. Mittlerweile wird sich die Lavamasse innerhalb und unter diesem verstopften Schlunde höchst wahrscheinlich allmählig abgekühlt haben. Aber dieser Proceß kann Jahrhunderte lang dauern, wie es der Fall gewesen ist bei der Solfatara von Pozzuoli, die wegen der weißen Farbe ihres veränderten Gesteins von Homer die genannt wird. Der kleine Krater des Piks von Tenerife befindet sich in eben diesem Zustande. Auch viele Kratere der Javauesischcn Bnlkane sind Solfataren. Diese langsamen Dampf-Aushauchungen scheinen hauptsächlich auf die trachytischen Vulkane beschränkt zu sein, vielleicht weil ihre Laven, wenn sie erstarrt sind, so viel poröser sind als Basalt. Ihre Einwirkung auf diese Gesteine und die verschiedenen salinischcn und erdigen Substanzen, welche davon herrühren, sind bereits erwähnt worden. 15. Bevor wir die vulkanischen Kratere verlassen, müssen wir wohl über die merkwürdige Aehnlichkeit ein Wort sagen, welche die Oberfläche des Mondes mit manchen vulkanischen Bereichen der Erde hat, die vollauf mit kraterförmigen, von subkonischen Bänken umgebenen Höhlungen besetzt sind. Die Analogie ist so groß, daß es unmöglich 'st, auch nur einen Augenblick an dem vulkanischen Charakter der den Rtoiid umhüllenden Rinde zu zweifeln. „Die Allgemeinheit dieser Kratere," sagt John Herschel, „bietet einen überraschend gleichförmigen und seltsamen Anblick. Sie sind wunderbar Zahlreich, nehmen bei Weitem den größten Theil der sichtbaren Mond- oberfläche ein, und sind fast allgemein von einer genau kreisrunden "ber napfförmigcu Gestalt, nach dem Rande hin natürlich zu Ellipsen verkürzt. Aber die größeren haben meistentheils innerhalb ebenen ^vden, aus welchem sich central ein kleiner Kegelberg erhebt. Kurz, sie zeigen in ihrer höchsten Vollkommenheit den echten vul- ^uischen Charakter, wie man denselben ant Krater des Vesuvs k'hen kann oder auf einer Karte des vulkanischen Striches der Campi Phlegräi oder des Puy de Dome. Und an manchen der hauptsächlichsten /ststn sich mittelst starker Fernröhre Zeichen von vulkanischer Schichtung, 'e von aufeinander folgenden Ablagerungen ausgeworfener Massen herrühren, deutlich verfolgen. In Lord . vsses Reflector sieht man den flachen Boden des Albatignius mit 13 * 196 Neuntes Kapitel. Blöcken bestreut, welche durch schwächere Teleskope nicht sichtbar sind; während das Aeußere eines anderen (Aristillus) über und über mit tiefen Rillen (wie die von Junghuhn beschriebenen Javanesischen Vulkans schraffirt sind, die nach der Mitte hin zusammenlaufen." Fig. 60. Fig. 6t. L«»-' o^» Ich füge behufs der Vergleichung Karten von zwei Distrikten bei, einen irdischen und einen von der Mondoberfläche (Fig. 60 und 61). Ueber die Kratere der vulkanischen Berge. 197 Die letztere ist aus den Umgebungen des kraterischen Berges Mauro- lychus, die erstere von den Phlegräischen Feldern bei Neapel, einschließlich des Vesuvs. Bon einigen der höchsten und größten Mondberge (die nicht auf dein Holzschnitt dargestellt sind) ziehen sich auf allen Seiten nach außen zahlreiche ausstrahlende Linien, die ein glänzendes Licht reflectiren, und daher erhaben wie Chausseen über die zwischenliezenden, beschatteten Tiefen sind. Dieselben sind wahrscheinlich entweder Lavaströme, welche von den centralen Eruptivhöhen auf große Entfernungen hin geflossen sind, oder von ausstrahlenden Spalten in senkrechten Rücken emporgetriebene Gänge — eine Eruptionsweise, die schon erwähnt worden ist als charakteristisch für manche trachytische und phonolithische Laven. Der Vulkan Pichincha z. B. wird von A. v. Humboldt als ein hoher lang gezogener Kamm beschrieben, der zu einem noch höheren Krater hinführt, eine Beschreibung, welche genau auf manche der Mondberge paßt. Der Klingsteinrücken, welcher sich nördlich von dem hohen Eruptionscentrum des Mezcnc (s. p- 113) hin erstreckt, ist ein anderes Beispiel. Einige der großen Gänge oder Ströme, welche von den höheren Bergen ausgehen, durchziehen weite Gebiete der Mondoberfläche und durchkreuzen die breitesten der dämmerigen Niederungen, welche den Becken ausgetrockneter Meere gleichen und der Mondoberfläche ein so auffallendes Gepräge verleihen. Eins scheint sicher, nämlich daß die Mondoberfläche nicht mehr eruptiv ist, wenigstens daß ihre Vulkane seit Jahrhunderten ruhen, da die Astronomen keine Veränderung an ihren Bergen wahrgenommen haben?) Kurz sie hat das Aussehen einer ausgebrannten Kugel, die einst mit vulkanischem Leben und intensiver Thätigkeit nach außen reich begabt gewesen ist, wahrscheinlich mit Meeren und einer Atmosphäre, die jetzt ausgetrocknet und vergangen sind, wenigstens was die Hemisphäre betrifft, die wir allein zu betrachten vermögen und die vermöge einer Epcentricität ihres Schwerpunktes unwiderruflich durch die mächtige Anziehung unseres größeren und dichteren Planeten uns zugekehrt ist. Mit denen der Erde verglichen, sind die Mondkrater weit zahlreicher (im Verhältniß zu den respectiven Flächen der Planeten) und allgemeiner vertheilt, ihr Inneres ist tiefer, ihr Durchmesser größer und ihre äußere Umwallung schwächer. Sie müssen fast den Pit-Kratereu und größeren Kraterseen gleichen, welche ich als ziemlich exceptionel in ihren Eigenthümlichkeiten beschrieben habe. Wenn ich nach dieser Ana- ivgie urtheile, so vermuthe ich, daß sie dieses besondere Gepräge durch >) Vielleicht bis auf die neueste Zeit. D Uebers. 198 Neuntes Kapitel- Ueber die Kratere der vulkanischen Berge. Explosionen von Dampf erhalten haben, der sie erzeugte, indem er durch' eine Oberfläche von weicher und halbflüssiger Masse in aufeinander folgenden Blasen hindurchbrach, deren Platzen rings umher einen con- centrischen Rücken aus wiederholten Lagen dieser Substanz auswarf,, wie wir von den sehr ähnlichen Kraterkegeln der Phlcgräischen Felder und von Neu-Seeland bemerkt haben, welche sich so an einer niedrigen Meeresküste gebildet haben. Wenn eine flache Pfanne (eine gewöhnliche Bratpfanne) auf einen oder zwei Zoll Tiefe mit feinem Gipsmörtel angefüllt wird, der mit Wasser gemengt ist, in dem Leim aufgelöst ist (um ein zu schnelles Absetzen zu verhindern), so daß er die Konsistenz von Teig erhält, und dann auf einen Ofen gesetzt wird, so wird das Wasser der unteren Schicht mit einiger Heftigkeit ins Kochen gerathen, und die an der Oberfläche wiederholt hervorbrechenden Blasen, die einander auf denselben Punkten folgen, hinterlassen; endlich, wenn alle Flüssigkeit verdunstet ist, zahlreiche tiefe, kreisrunde Löcher, mit einem niedrigen Wall rund um jedes; und diese gleichen denen auf der Mondfläche so vollständig, daß es schwer ist, der Ueberzeugung zu widerstehe», die letzteren seien durch irgend einen ganz analogen Proceß hervorgebracht, so verschieden auch der Maßstab des Berfahrcns sein mag. Zehntes Kapitel. Submarine Vulkane. l. Bis jetzt war unsere Aufmerksamkeit auf die Phänomene der-- jenigen vulkanischen Essen beschränkt, welche sich in die Atmosphäre öffnen; aber man darf nicht vergessen, daß Eruptionen an jeder Stelle der Erdoberfläche vorkommen können, und daher ebensowohl an denjenigen Theilen, welche permanent von Wasscrmassen bedeckt sind, wie an denen, welche trocken sind. Da nun die ersteren die bei Weitem ausgedehnteren sind und die letzteren fast um das Dreifache übertreffen, so dürfen wir erwarten, daß die Zahl submariner Eruptionen in eben demselben Verhältnisse die an der Luft stattfindenden übertreffen werden. Indeß muß daran erinnert werden, daß die Wiederholung von Ausbrüchcn aus demselben Schlunde früher oder später bewirken muß, daß sich der Scheitel des submarineil Bnlkanes über das Meeresniveau erhebt, und daß wahrscheinlich bei ver Zehntes Kapitel. Submarine Vulkane. 199 größeren Zahl habitueller submariner Essen diese Grenze der Erhebung bereits erreicht ist und sie als Jnselvulkanc sichtbar geworden sind. Sehr selten ist die Gelegenheit geboten, eine Eruption voin Grunde des Meeres oder einem Binnensee zu beobachten. Der Widerstand durch die größere Dichtigkeit des Mediums und dessen abkühlender Einfluß sind geeignet, die Dampf-Explosionen zu hindern, ja in den meisten Fällen sie überhaupt zu Stande kommen oder wenigstens sie die Oberfläche erreichen zu lassen, in allen Fällen ihnen ein Aufsteigen zu irgend einer großen Höhe-über der Mceresfläche zu gestatten und demgemäß in bedeutenderer Entfernung sichtbar zu werden. Nur dem zufällig in der Nähe vorbeifahrenden Schiffsvolkc kann sich solche Gelegenheit darbieten. Wir können daher nicht erwarten, daß viele Berichte über solche Borgänge vorhanden sein werden. 2. Indeß fehlt es nicht ganz an Beispielen, und die Einzclnhciten über das, was bei diesen Gelegenheiten beobachtet worden ist, lassen uns schließen, daß die vulkanischen Phänomene sehr vielfach in derselben Weise auf dein Meeresgrunde stattfinden, wie an der offenen Con- tinentsfläche und nur Modifikationen unterworfen sind, welche durch die geringere Temperatur des umgebenden Mediums und den größeren äußeren Druck hervorgebracht werden, der durch das Gewicht der darüber- liegendcn Wassersäule verursacht wird, welche in diesem Falle zu einem Elemente der Repressivkraft wird. Natürlich kann es kaum anders sein, da wir wissen, daß in dem Augenblicke, wo der Kegel des submarinen Bnlkanes seine Spitze über die Wellen erhebt, er in die Klasse der subaörialen Vulkane eintritt, und die Art seiner Thätigkeit ist in jeder Beziehung genau dieselbe, wie die einer contincntalcn Esse. Die Hauptbeispiele submariner Eruptionen, von denen wir Zeugniß haben, sind: 1. Mehrere successive Eruptionen bei St. Michael, einer der Azoren; die erste wird berichtet von 1638'); zwei andere Ausbrüche fanden an jener Stelle 1691 und 1720 statt; die letztere erzeugte eine Insel von sechs engl. M. im Umfange, welche jedoch nach kurzer Zeit wieder verschwand. 1812 bildete sie sich wieder an einer vorher 300 F. tiefen Stelle. Die neue Insel wurde von Capt. Tillard für die Britische Regierung in Besitz genommen und Sabrina genannt. Sie war 150 F. hoch über dein Meeresniveau, und hatte etwa eine engl. Bk. im Umfange. Die explosiven Schlacken-Auswürfe währten sechs Tage, während deren ihr Wachsthum beobachtet wurde. Im Laufe >) Lmillkrscm's llist. vt 01mi-Io8 I. >lvmoi>-W äe 1721. 200 Zehntes Kapitel. weniger Jahre war sie, wie die früher dort gebildete, gänzlich von den Wogen fortgewaschen und es war Tiefwasser an ihre Stelle getreten. 2. Eine Eruption, die sich in Zwischenräumen fünf Jahre lang fortsetzte, ließ die Jsola Nuova bei Santorini, im Griechischen Archipele, 1707 bis 1712, entstehen?) Sie maß im Meeresniveau vier engl. M. im Umfange. Santorini selbst ist nach Plinius in derselben Weise im Jahre 236 n. 6. entstanden, ebenso wie die benachbarten beiden kleinen Juseln, Hiera und Thia, jetzt Groß- und Klcin- Kaimeni. Alle drei erheben sich aus der Mitte des großen eingebrochenen Kraterringes von Santorini, der schon beschrieben ist (p. 169). 3. Eine Insel wurde in einiger Entfernung von der Küste Islands während des heftigen Ausbruches des Skaptar-Jökull im Jahre 1783 aufgeworfen. Diese ist seitdem gleichfalls verschwunden. 4. Eine neue vulkanische Insel bildete sich in der Alenten-Gruppe bei Unalaschka im Frühjahr 1796, von den russischen Pelzjägern Bojus- law genannt?) Sie war anfangs 250 F. hoch; aber 1816 hatte sie in Folge der andauernden Thätigkeit bis zu einer Höhe von 3000 F. zugenommen und einen Umfang von 20 engl. M. gewonnen. 5. Die Insel Julia (auch Grahams-Jnsel genannt) bei der NW.-Küste Siciliens, 183 l an einer Stelle entstanden, wo wenige Jahre zuvor 100 Faden Wassers vorhandeu^waren (S. p. 51 Abbild.). Sie verschwand bald nachher. 6. An der Küste des ehemaligen Neu-Grauada, bei Cartagena, erhob sich 1848 eine Feuer- und Rauchsäule zu großen Hohe aus dem Meere und hatte mehrere Tage Bestand. Eine kleine Insel aus Lapilli und schwarzem Sande fand sich nach Beendigung der Eruption vor?) 7. Daussy und nach ihm Darwin haben verschiedene Berichte gesammelt, um das Vorhandensein eines beträchtlichen Striches vulkanischen Meeresbodens im Atlantischen Meere fast in der Mitte zwischen Cap Palmas an der Westküste Afrikas und dem Cap Sän Rogue an der Ostküste Süd-Amerikas nachzuweisen, also im schmalsten Theile des Oceans zwischen beiden Continenten. Von Erdbeben haben wiederholt Schiffe berichtet, welche über dieses beunruhigte Areal gefahren sind, das etwa neun Grade von Ost nach West und drei bis vier I) Uist. äs I'^.e»äömis, 1703. Uumbolät Usrs. dl»rr. vol. 1. p. 748. — 2) Kotzebue. — 3) Ooivptss tislläus. XXIX. p. SSI. Submarine Bulkane. 201 Grade von Nord nach Süd maß. Das Meer war, bei fehlendem Winde, gewaltig bewegt, dumpfe Töne hörte man von unten her, das Schiff erhielt Stöße, als wenn es eine Bank oder einen Felsen streifte, Rauchsäulen sah man sich erheben und Schlacken oder Bimsstein fand man in Menge nmherschwimmend. An manchen Stellen sah man Sand- oder Aschen-Jnscln, die sich über das Meeresnivcau erhoben, die aber später wieder verschwanden; an manchen traf man flache Sondirungen, an anderen konnte man keinen Grund finden. Bei allen diesen Gelegenheiten sah man Säulen von Rauch (Dampf mit Asche gemengt) bei Tage, und Flammen (Strahlen rothglühender Schlacken) bei Nacht vom Meere aufsteigen, welches stark bewegt, verfärbt und dermaßen erhitzt war, daß viele Fische getödtet wurden. Endlich zeigten sich dunkelfarbige Felsen über der Meeresfläche. Diese waren bei Santorini und im nördlichen Großen Ocean steinig (Lava) sowie fragmentarisch, und die durch diese Eruptionen entstandene Insel ist demgemäß fest geblieben ; in den anderen Fällen schien der fragmentarische Kegel allein sich über das Meeresniveau erhoben zu haben und die Wirkung der Wogen und Meeresströmungen auf solche losen Massen unterminirte sie und führte sie weg, so daß die Insel zu einer submarinen Untiefe reducirt wurde. Die Berichte von wirklicher Beobachtung in diesen Fällen führten zu der Ansicht, daß ein vulkanischer Ausdruck) aus einer submarinen Esse in mäßiger Tiefe unter der Wasserfläche in einer Weise verläuft, die sehr wenig, wenn überhaupt, von einer supramarinen verschieden ist. Dieselben Explosionen von luftartigen Fünden werden beobachtet: Felsstücke, heiße Schlacken und ihre zerkleinerten Aschen werden ausgeworfen; die schwereren häufen sich beim Herabfallen rings »m den Schlund zu einem Kegel mit einem Centralkrater auf, während die leichteren durch Ebbe und Flut und die Meeresströmungen in die Ferne getragen werden. Lava ergießt sich und verbreitet sich wahrscheinlich auf dem Grunde, sucht die niedrigsten Stellen oder häuft sich auf je nach ihrem Flüssigkeitsgrade, ihrem Volumen und der Schnelligkeit des Erstarrens, kurz, sie folgt denselben Gesetzen, wie die an der Luft stießende. A. v. Humboldt und L. v. Buch haben beide ihre Meinung dahin abgegeben, daß bei submarinen Ausbrüchen die Schichten, welche vorher den Meeresboden bildeten, gleichförmig in Masse erhoben worden sind, uud daß wirkliche Eruptionen aus dem Schlundc nicht stattgefunden l)aben, bis diese Schichten über das Niveau des Meeres erhoben worden 202 Zehntes Kapitel. sind. Ihrer Meinung über diesen Punkt sind mehrere andere Geologen des Continents gefolgt, wie auch Daubeny. Diese Annahme wird jedoch durch keine Beobachtung gesichert, da in allen bereits erwähnten Fällen die einzigen Gesteine, welche sich über dem Meeresniveau gezeigt haben, überall Laven waren, entweder steinige oder fragmentarische, offenbar die Producte der Eruption, durch welche sie aufgestiegen sind?) 3. Bei größeren Tiefen muß die große Steigerung der Rcpressiv- traft, welche durch den Druck der Wassersäule über deut Schlunde verursacht wird, das Aufkochen der Lava, bis zu welcher irgend ein Ent- wcichungsspalt dringt, verhältnißmäßig hindern. Es ist deshalb wahrscheinlich, daß bei Tiefen von mehr als einigen Hundert Fuß keine Dampf-Entwickelung in großem Maßstabe vorkommen wird, und daß entweder die den Meeresboden bildenden Gesteine in Folge des Anschwellend! der Lava unter ihnen gehoben werden, bis sie den Punkt erreichen, an welchem die Spannung des eingeschlossenen Dampfes den Druck der darüberliegenden Wassersäule überwinden kann, oder nur Lava wird sich ergießen und in einer domförmigen Masse an derselben Stelle aufgehäuft werden, an welcher allein eruptive Explosionen vorkommen können. Aber man muß bedenken, da das Gewicht der Wassersäule in irgend einer Tiefe zu der Summe der Reprcssivkräste hinzukommt, welche an jenem Punkte irgend einer Eruption entgegenwirkt, so muß, wenn die Expansivkraft der eingeschlossenen Lava endlich diese überwindet, die Temperatur und Spannung des in den Zwischen- räumen eingeschlossenen Dampfes proportional hoch sein. Es ist auch wahrscheinlich, daß der Dampf, welcher aus der Lava entweicht, selbst bei geringeren Tiefen sofort abgekühlt werden wird, wenn er mit den kälteren Wasserschichtcn in Berührung kommt, durch die er bei seinem Aufsteigen hindurchgeht, und condensirt wird; so daß, bis der submarine Bnlkau sich bis in geringe Entfernung von der I) Es ist merkwürdig, wie genau Seneca's Bericht von der Entstehung der Insel Hicra mit den Erscheinungen übereinstimmt, welche uns heut zu Tage durch ein vollständigeres Studium ähnlicher Thatsachen zu der Ansicht führen, das; sie für solche submarine Ausbrüche charakteristisch seien: illnsorum nostrorum msmorin, nt i'osiäoiiius tisckit, eum insuln. in I.6Aso mnri suiAorvt, spumnbnt intsr- ckiu murs st kumus ex ulto tsrsbntul'. dinin primuin piocknosdnt ixnsm, non oontinuum, sscl ex intsi'vailis sinieantsm, lnlminuin mors, quotiss nrllor inksrius jueentis superum ponclus sviesrnt. Dsincks s»xu rvvolutn, rupes) Ich werde weiterhin auf Mallets Ansicht von der Thätigkeit submariner Vulkane als Ursache der Erdbeben zu sprechen kommen, einer Ansicht, der ich nicht Mstimmen kann. 204 Zehntes Kapitel. Mediums, in welches hinein die Eruption geschieht, die Anordnung der erzeugten Substanzen bedeutend modificiren. Fragmentarische Gesteine. Wie schon gesagt, wird ein großer Theil der ausgeworfenen Stoffe sich unmittelbar ringsum zu einem Kegel aufhäufen; aber diejenigen, welche, wenn die Mündung sich der Wasserfläche nähert, durch Gasexplosionen bis in einige Höhe verstreut werden, und namentlich die leichtesten und feinsten der fragmentarischen Massen, werden ziemlich lange Zeit in dem bewegten Wasser suspendirt bleiben und demselben eine trübe Färbung verleihen; beim Aufhören der störenden Ursachen aber werden sie sich allmählig und glatt auf einer weiten Fläche des Meeresbodens als Sedimentschichten absetzen. Die, welche den oberen Theil des Kegels selbst bilden, werden wahrscheinlich, auch binnen Kurzem durch Meeresströmungen fortgeführt werden und ebenfalls über ausgedehnte Flächen- räume verbreitet. So haben sich ohne Zweifel die geschichteten und muschelsührenden Tuffschichten gebildet, welche die maritimen Ebenen West-Italiens bedecken, die Campagna di Roma und Terra di Lavoro, und welche in die nächsten Apenninthäler vorgedrungen sind, die damals Küstenflüsse oder Aestuarien waren, aber seitdem durch eine allgemeine Erhebung der Westküste der Halbinsel über das Meer aufgestiegen sind. Bimsstein schwimmt bekanntlich auf dem Wasser; wenn daher die ausgeworfenen Stücke von dieser Beschaffenheit sind, so können dieselben durch Winde oder Strömlingen oft auf große Entfernungen fortgeführt werden, um an Küsten abgelagert zu werden, gegen welche die Strömungen gerichtet sind. Wenn die Gewässer, unterhalb deren die Eruption geschieht, einen reichen Gehalt von Kalk haben, so werden die in solcher Weise gebildeten Tuffe ein Kalkcäment ausweisen und Meercsmuscheln u. s. w. enthalten, oder sie werden mit Kalkstein oder kalkreichen Sandsteinen wechseln, welche das umgebende Meer abgesetzt hat. In dieser Weise sind die kalkigen und muschelführeuden Peperinos des Veronesischen, Vicentinischen und der Euganeen entstanden; die des südlichen Sicilien, des Süßwasscrbeckens der Liinagne in der Auvergne, des Dekhrrn, der Pampas-Ebenen Süd-Amerikas, und vieler anderer Regionen; und wo sich Basalt, sowie kalkig-basaltische Conglomerate finden, die wiederholt mit regelmäßigen Kalksteiuschichten wechseln. Wenn die zerkleinerten und pulverisirteu Auswürflinge einer im Mcercsnivcan stattfindenden Eruption von solcher Natur sind, daß sich dieselben bei ihrer Vermischung mit Wasser absetzen, was, wie wir Submarine Vulkane. 205 gesehen haben, bei der feldspathischen Asche der Fall ist, dann scheint die den Kegel bildende Masse, die in Folge der Nähe des Schlundes durch häufiges Bewegen sich mit dem umgebenden Wasser zu einem dicken Schlamm oder einer Art von Mörtel gemischt hat, vielleicht durch die starke, von der vulkanischen Mündung ausgehende Hitze beeinflußt, später eine größere Cousistcnz und Festigkeit anzunehmen, als die Asche, welche entfernt von der vulkanischen Mündung als Sediment abgelagert ist oder auf die Oberfläche des Kegels selbst herabgeregnet ist, nachdem sich derselbe über die Mceresflächc erhoben hatte. So ist der Tuff, welcher den unteren Theil oder den Kern der die submarinen Kratere der Phlegräischcn Felder umgebenden Höhen ausmachte, fest genug, um als Baustein verwendet zu werden; während die flachen Zwischenlagcn aus losem Tuffe bestehen, der in der Zusammensetzung mit dem anderen identisch ist und nur von ihm in der Jncohärenz seiner Materialien abweicht. Diese Schichten losen Tuffes findet man auch auf der Oberfläche der härteren Kegel. Der Unterschied in der Festigkeit beider Abarten scheint darin zu bestehen, daß sich die erstere während ihres Trocknens abgesetzt hat oder einen Grad von attractiver Cohäsion bewirkt hat. Nun muß das Entweichen von Dampfmassen aus einer vulkanischen Esse, die sich nur wenig unterhalb der Oberfläche einer Wassermaffe befindet, wahrscheinlich unter dem Aufsteigen vieler großer Blasen dicken Schlammes geschehen, welche bei ihrem Zerbersten die dicke Masse nach allen Seiten hin in großen, kreisförmigen Wellen umherwcrfen werden; und wenn sie später fest geworden sind, bilden sie wahrscheinlich jene mächtigen Lagen von Bimsstcintuff, die gewöhnlich ein allseitiges Fallen von den Eruptiv- Achsen her zeigen und oft in krummen, antikliualen Rücken auftreten, wie man sie bei Neapel trifft und an anderen Stellen feldspathischer Littoral-Eruptionen. Das Cap Miseno lFig. 62) ist ein Beispiel von einer Kegelspitze, die sich durch solche submarine Explosionen ge- 206 Zehntes Kapitel. bildet hat. Der Tuff, aus welchem es besteht, hat bedeutende Festigkeit, die schon aus dem Widerstände folgt, den er noch jetzt den Wellen des Mttelmeeres leistet. Der kleine Jnselkegel Nisida') am Ende des Posilip-Vorgebirges zeigt fast dieselbe Zusammensetzung und Struktur, wo die Ränder ihres zerbrochenen Kraters aufgedeckt sind. 6. Massenproducte submariner Eruptionen. Es ist kaum zu bezweifeln, daß die Ablagerung von Laven, welche unterhalb einer Wassermasse aus einer submarinen vulkanischen Mündung entstanden sind, nach denselben Gesetzen vor sich gehen werden, wie die der an der Luft ergossenen. Sie werden in derselben Weise seitlich unter der Bedeckung einer schlackigen Umhüllung verbreitet, mit einer Geschwindigkeit und auf eine Ausdehnung, die proportional ist der austreibenden Kraft, ihrem Flüssigkeitsgrade und der Permanenz dieses Flüssigkeitszustandes, sowie den Verschiedenheiten des Niveaus in den umgebenden Flächen. Von diesen Umständen wird der erste, nämlich die austreibende Kraft, nur insofern durch den Druck der oberen Wassersäule beeinflußt, als es einer größeren Anstrengung und daher vielleicht einer höheren Temperatur in der Lava bedarf, um der entsprechenden Zunahme das Gleichgewicht zu halten, welche dadurch in der Gesammtsumme der Rcpressivkraft verursacht wird. Eine gesteigerte Temperatur kann den Flüssigkeitsgrad der Lava in dem Augenblicke ihres Austrittes aus dem Schlunde steigern; und die Permanenz dieser Beschaffenheit wird wahrscheinlich durch die Natur des Mediums, mit welchem die flüssige Lava in Berührung tritt, eher erhöht als verringert, da die Oberfläche sofort erstarrt und das Aufsteigen und Entweichen des Dampfes durch den abkühlenden Einfluß des kalten Wassers und durch den starken äußeren Druck verhindert wird, welcher auf die Oberfläche des Stromes wirkt. Somit müßten wir erwarten, daß auf dem Meeresgrunde entstandene Lavaschichten eine größere seitliche Ausbreitung zeigen werden, im Vergleiche mit ihrer Mächtigkeit, als diejenigen, welche allein unter dem Drucke der Atmosphäre geflossen sind, und daß diese Ausbreitung im Verhältnisse stehen muß zur Tiefe der Wassersäule, welche sie tragen. Dieser Schluß würde bestätigt scheinen durch die im Allgemeinen großeil horizontalen Dimensionen jener Lavaschichten, welche man für submarinen Ursprunges ansieht, wie die Massen der älteren Trapp- formationen, z. B. die von Island, den Färber, Irland, den Hebriden, 1) Die Insel heißt Mstra. D. Uebers. Submarine Vulkane. 207 Deutschland rc., welche meist in parallelen, weit ausgedehnten Schichten auftreten. Ferner muß man erwarten, daß Lavaströme, welche in großer Tiefe unter Wasser geflossen sind, verhältnißmäßig wenig schlackige Theile auszuweisen haben werden. Diese Eigenthümlichkeit hat man in der That allgemein unter den älteren submarinen Trapps beobachtet. Sie mag jedoch zum Theil dem wegräumenden Einflüsse der Wellen oder Strome zuzuschreiben sein. Blasen dagegen muß man erwarten im Innern der Lava häufig zu finden, wenn nur ihr Flüssigkeitsgrad hinreichend war, um die Agglomeration des Dampfes in Parcellen zu gestatten (da sich die Blase ausdehnt, so wie die Lava weiterfließt), während aus dem oben angegebenen Grunde sehr wenige durch Aufsteigen nach außen entweichen werden. Die Flötztrapp-Formationen, wie man die älteren vulkanischen Gesteine ehemals nannte, sind häufig blasig oder vielmehr mandel- steinartig. Wir haben schon oben erwähnt, daß solche Zellen und Poren in einem Lavagesteine nach dessen Erstarren hie und da von krystallisirten Mineralien eingenommen sind, welche sich aus dem in diese Zwischen- räume dringenden Wasser abgesetzt haben; und es ist klar, daß eine Lavaschicht, welche lange Zeit unter der Meeresfläche gelegen hat und einem starken Drucke ausgesetzt gewesen ist, weit geeigneter für das Durchseihen von Wasser in dieser Weise durch ihre Substanz sein wird, als wenn sie an der Luft erhärtet wäre. Da diejenigen elastischen Fluida, welche nach ihrem Festwerden in ihr verbleiben, langsam durch Abkühlung condensirt werden, so sind sie bestrebt, in den Höhlungen, welche sie einnehmen, ein Vacuum zu erzeugen, und setzen dem Eindringen des Wassers von oben keinen Widerstand entgegen, welches hinabzusteigen gezwungen wird nicht durch sein eigenes Gewicht allein und durch das der Atmosphäre, wie bei den supramarinen Gesteinen, sondern überdies durch die ganze getragene Wassersäule darüber. Es ist auch klar, daß die verschiedenen mineralischen Substanzen, welche im Mcereswasser enthalten sind, dadurch, daß sie mit dem Silicium und anderen verflüchtigten und in den condensirten Dämpfen der Lava aufgelösten Substanzen neue Verbindungen eingehen, die Krystallisation neuer Mineralien innerhalb der Blasen und kleinen Zwischenräume des Gesteins veranlassen mögen; und das mag die Zahlreichen Varietäten von Zeolithen und anderen Mineralien erklären, welche die mandelsteinartigen Basalte und-Trapps charaktcrisiren, von 208 Zehntes Kapitel. denen die größere Zahl sicherlich durch submarine Bulkane gebildet worden ist. Die Langsamkeit, mit welcher diese Substanzen sich von ihrem wässerigen Lösungsmittel trennen, ist wahrscheinlich die Ursache der großen Regelmäßigkeit und Vollkommenheit ihrer Krystallform.*) 7. Bei submarinen Ausbrüchen wird es selten möglich sein, zu entscheiden, ob sie in einer neuen oder einer schon vorhandenen Esse stattgefunden haben. Ohne Zweifel kommt, wie bei supramarinen Vulkanen, beides vor. Die Eruptionen, bei denen die Kaimenis entstanden, gingen vom Kratercentrum eines vulkanischen Berges aus, der größtentheils selbst submarinen Ursprunges ist. Die an der Seite von St. Michael kann man für eine von einem Hülfs- oder Seitenschlunde jenes großen Jnselvulkanes ausgegangen halten. Andererseits bieten die Phlegräischen Felder, wie man den vulkanischen Distrikt von Pozzuoli und Cumä genannt hat, ein Beispiel von zahlreichen submarinen Eruptionen, jede von einem anderen Punkte auf flachem Ufer. Einige von den bei diesen Phänomenen zurückgebliebenen Kegeln sind sehr regelmäßig und ganz; andere zeigen verlängerte, kreisartige Rücken, welche kratcrförmige Becken umwallen, deren manche Seen enthalten. Alle bestehen sie aus verhärtetem seld- spathischem Tuffe, der hie und da Meercsmuscheln und Stückchen Holz umschließt, beide unversteinert, und sind von Schichten losen, tuffartigen Conglomerates bedeckt, ähnlich dem, welches im Allgemeinen fast über die ganze benachbarte campanische Ebene ausgestreut liegt, und welches dort zur Zeit abgelagert worden zu sein scheint, als das Mittclmeer den Fuß des nächsten Apennins bespülte. Heaphy beschreibt einen ganz ähnlichen Distrikt in der Rähe von Auckland anf Neu-Seeland?) Einige Kenntisse in Betreff des Verhaltens submariner Vulkane kann man wohl durch Beobachtung solcher ihrer Producte gewinnen, welche durch spätere Erhebung in großem Maßstabe über das Meeresniveau erhoben worden sind. Solche Beispiele sind zahlreich unter den Korallen-Jnseln des Großen Oceanes. Die niedrigen basaltischen Plateaup der Nord- und Südkttste Islands, der Färöer, des nordöstlichen Irlands, des nordöstlichen Theiles von Tenerife und vieler anderer Oertlichkeiten zeigen, daß das Verhalten der Lava, wenn sie aus einem submarinen Schlunde kommt, sehr nahe dasselbe ist, als wenn sie sich auf trocknes Land ergösse. Der Hauptnnterschied scheint 1) zu sein, daß sie gleichförmiger 1) kdilixp« Läress, ljusrt. ckoui-o. 6eo1. 8oo. p. 1,1. 1859. — 2) Ouort. ckollrn. 6evl 8oe. August 1860. Submarine Vulkane, 209 fließt und sich über eine Fläche weiter verbreitet, wahrscheinlich weil sie ihre innere Hitze unter dem Drucke des Wassers länger behält, als nur unter dem der Atmosphäre, 2) Daß sowohl eine geringere Menge von Conglomerat oder Bruchstücken von einem submarinen Vulkane in der Regel ausgeworfen wird, als von einem supramarinen, als auch daß dasselbe weiter verbreitet und weniger dick den gleichzeitig sich bildenden Lavaschichten zwischcugelagcrt ist. Beide Erklärungen Mögen richtig sein; denn in tiefem Wasser ist es, wie schon gesagt, nicht wahrscheinlich, daß luftfvrmige Explosionen im Stande sein sollten, viel schlackenförmigc Lava auszuwerfen. Und wenn der Schlund sich nahe genug an die Oberfläche erhoben hat, daß solche explosiven Auswürfe möglich werden, dann werden diese grade in dem Niveau sein, bei welchem die zerstörende Gewalt der Mcereswogen und Strömungen und ihr Einfluß auf eine weite Ausbreitung aller losen Materialien innerhalb des Bereiches in ihrem Maximum ist. Aus diesen Gründen dürfen wir in solchen Fällen erwarten, sehr viel von dem zu finden, was wir bei Bildungen dieses vermutheten Ursprunges beobachten, nämlich ausgedehnte basaltische oder trappische Plattformen, in wiederholten Schichten, eine über der anderen liegend, vielleicht mit wenig oder keiner schlackigen Masse zwischen ihnen, und geschichtete Conglomerate oder Aschenablagerungen in anderen Nachbarbcreichen. Darwin beschreibt in seinem Reisewerke ein großes geographisches Areal Süd-Amerikas im Osten der Audcskette als bestehend aus Metamorphischen Schiefern, Thonschiefern und Plutonischen Gesteinen, welches zu irgend einer Zeit den Grund des Oceans gebildet haben Muß und darauf von weiten Lavaströmcn (Thoustein- und Grünstcin- Porphyren), nebst abwechselnden Aufhäufungen eckiger Bruchstücke ähnlicher Gesteine überdeckt worden ist, die alle von submarinen Vulkanen ausgeworfen sind und, nach der Dichtigkeit der so gebildeten Gesteine Zu schließen, anscheinend in tiefem Wasser. Diese vulkanische Formation wurde später überdeckt von Gips-Ablagerungen vom Alter unserer Kleide, gemengt mit den Producten gleichzeitiger vulkanischer Eruptionen. An manchen Stellen, namentlich in Chile, wurden diese Schichten wieder belastet (in der späteren Tertiärperiodc) mit einer mächtigen Aufhäufung vulkanischer submariner Tuffe und Laven, vor der schließlichen Erhebung des Continentes über den Meeresspiegel oder der Eröffnung der großen supramarinen vulkanischen Kette der jetzigen Cordilleren.') it 11 Dauben/, p. 503. Darwin, 8oulb America, p. 237. P. Serope, Ueber Vulkane. 210 Zehntes Kapitel. Auch Ramsay gibt eine ganz ähnliche Beschreibung von den den filmischen Schichten von Wales und Shropshire eingelagerten und hindnrchbrechenden Plutonischen Gesteinen?) Er unterscheidet sehr scharf» sinnig zwischen jenen Laven, welche gleichaltrig waren mit den Schichten^ in welchen sie liegen, und das ergibt sich daraus, daß sie die unterliegende Schicht verändert haben, während die über ihnen lagernde nicht angegriffen ist; und jenen eingedrungenen Laven, welche anscheinend zwischen früher gebildete und festgewvrdene Schichten injicirt worden sind, bei denen die auflagernde Schicht ebenso verändert erscheint, wie die darunter. Die letztere Anordnung scheint auf die Horn- blendelaven (Grünstem) beschränkt zu sein; die erstere herrscht unter den Feldspath-Trapps vor. Liegt der Grund darin, daß die erstere Klasse vermöge ihres höheren Flüssigkeitsgrades besser im Stande war, in die Spalten der geschichteten Steine, zwischen welche sie hineingetrieben worden ist, einzudringen? Ramsay spricht von diesen eingedrungenen Lavaschichten als „meilenweit dircct längs des Streichens der Schichten hinlaufend und dann plötzlich quer durch sie hindnrchbrcchend." Diese ausgedehnten Jntrusioncn geschahen, wie es scheint, in die Schiefergestcine, von denen man erwarten darf, daß sie längs der Schichtung leichter spalten, als quer dagegen. 8. Wenn sich endlich der Gipfel eines habituellen vulkanischen Kegels dauernd über die Meeresfläche erhoben hat, so wird er zu einem Jnselvnlkane. Aber diese Höhenzunahmc kann nicht blos durch Aufhäufung der ausgeworfenen Massen stattfinden. Sie kann ohne irgend eine Vermehrung im Bolumen des Berges selbst bewirkt werden durch eine Blassen-Erhebung von unten, veranlaßt durch eine allgemeine Ausdehnung der unterirdischen Lavaschicht, so daß sich im Vereine mit dem vulkanischen Kegel eine größere oder geringere Flächen-Erstrcckung der benachbarten Schicht erhebt, welche das Pflaster des Meeresgrundes bildet. Dies hat sich wahrscheinlich an der eben beschriebenen Küste Italiens ereignet. Die vulkanischen Kegel der Phlegräischen Felder haben entschieden eine Niveau-Veränderung in Bezug auf die Meeresoberfläche seit ihrer Bildung erfahren, ohne daß durch spätere Eruptionen ihre Gesammtmasse irgend einen Zusatz erhalten hätte. Meeresmuschcln noch lebender Species haben sich auf Jschia in einer Höhe von mehr als 2000 Fuß über dem Meere gefunden. Ferner werden die Abhänge des Aetna in vielen Theilen bis zu beträchtlicher Höhe aus 1) OmMogus ok liovlc-specimvus in tlis Museum «s I'i'kLticmI OeoluL/'' 1858, p. 174. Submarine Vulkane. 211 abwechselnden Schichten von Lava und einem Tertiär-Kalke voller Muscheln gebildet. Wir sind sv zu dem Unterschiede zwischen Inseln oder Landstrichen vulkanischen Ursprunges gekommen, welche allein durch submarine Ausbrüche entstanden und später über das Mceresniveau erhoben worden sind (mit oder ohne darüber lagernde kalkige oder Sandstein-Schichten) durch auf einander folgende Expansionen der unterirdischen Lavaschicht (was ich Plutonische Thätigkeit genannt habe); und solchen Inseln oder Landstrichen, welche ihr allmähliges Aufsteigen über dieses Niveau hauptsächlich der allmähligen Aufhäufung von Massen verdanken, die während wiederholter Eruptionen aus einem habituel thätigen Schlunde ausgeworfen sind, und in welchen dieser Prcceß noch lange nach ihrem Hervortanchcn fortgedauert hat.') 9. Letztere werden alle Eigenschaften von vulkanischen Bergen an sich haben, nämlich eine pyramyden- oder kegelförmige Gestalt, einen Aufbau aus abwechselnden Schichten von Lavagcstein und Conglomerat, mit gelegentlich zwischengelagcrten Schichten von Meeres-Sedimenten an ihrem Fuße, alle mehr oder weniger schnell nach allen Seiten vom Centralgipfel abfallend. Die erstere Klasse vulkanischer Bildungen wird selten diese Regelmäßigkeit der Gestalt und des Baues zeigen. Die Lavaschichten, welche in einiger Tiefe unter dem Meeresniveau entstanden sind, werden wahrscheinlich, wie wir bemerkt haben, seitlich weiter ausgebreitet, als die an der Luft ausgegossenen; und ferner wird die zerstörende Einwirkung der Wellen und Meeresströmungen allmählig die begleitenden stückigen Auswürflinge auf größere Entfernung vom Schlunde vertheilen. Daher wird ein submariner vulkanischer Berg keineswegs eine so entschieden kegelförmige Gestalt auszuweisen haben, als ein an der Mft aufgeworfener, sondern wird viel mehr niedergedrückt und abgeflacht erscheinen und aus vcrhältnißmäßig horizontalen Schichten destehcn. l) Ich erinnere hier daran, daß L. v. Buch in seiner ersten Abhandlung über basaltische Inseln und ErhebungSkratere (Berl. Akademie, 1818—19) drei Arten 'wn Inseln unterscheidet, welche durch vulkanische Kräfte erhoben sind: 1) Basaltische Inseln, aus Schichten basaltischen Gesteines bestehend, gewöhnlich mit einem Er- bebunMralcr darinnen. 2) Vulkan-Inseln. Einzeln stehende, hoch erhobene tRs und Dome von Trachyt, fast stets mit einem großen Krater am Gipfel, b) Eruptions-Inseln, welche nur einzelnen Ansbriichcn ihre Erhebung verdanken »nd oh,basaltische Inseln selten, vielleicht niemals bestehen. D. Uebers. 14* Zehntes Kapitel. 212 Ueberdies wird die gewaltsame Emporhcbung einer solchen Blasse durch unterirdische Expansion wahrscheinlich noch weiter seine Gestalt ändern; und sein Umriß wird, statt der eines sanft ansteigenden Kegelberges zu sein, weite Plateaux mit wenig oder keiner Neigung darbieten, umschlossen von steilen Felswänden, oder von einander durch tiefe, spaltenähnliche Klüfte getrennt, und aus abwechselnden Schichten zusammenhangender und fragmentarischer Lavagcsteine bestehend, welche die Anzeichen ihres submarinen Ursprunges' sowohl in ihrer großen Dichtigkeit des Gefüges, in dem Mangel an schlackenförmigen Theilen und in den zahlreichen, Mineralien umschließenden Mandeln, wie in ihrer besonderen Anordnung und allgemeinen Gestalt ausweisen. Ein typisches Beispiel eines solchen erhobenen submarinen Vulkanes bieten die Färöer. Die Insel Tenerifc anderseits zeigt diese beiden vulkanischen Bildungen geographisch vereinigt. Sie besteht hauptsächlich aus einem ungeheuren vulkanischen Berge, dessen Central-Pik eine Höhe von 12.200 engl. F. (11.438 Par. F.) über dem Meere erreicht. In der Gestalt nähert sich dieser Berg einem oblongen Kegel, obwohl seine Regelmäßigkeit durch die Producte zahlreicher seitlicher Ausbrüche bedeutend gestört worden ist. Der Hauptkrater hat offenbar einst die Mitte einer elliptischen Basis eingenommen und entspricht derselben in Gestalt und Dimensionen. Seine umschließenden Wände oder die Reste derselben bilden eine weite elliptische Felsreihe, und aus deren Ebene erheben sich die neueren Kegel des Pik und Chahorra. Aber dieser gewaltige Berg macht wenig mehr als zwei Drittel der Oberflächen- Erstreckung der Insel aus. An ihrer Nordost-Seite und in der Verlängerung der langen Achse des Ellipsoides tritt ein merkwürdiges Borgebirge hervor, das in Gestalt und Bau von dem übrigen Theile gänzlich abweicht, da es einen flachen und terrassirten Umriß hat, statt eines kegelförmigen, und gänzlich aus weiten horizontalen Schichten von Basalt und basaltischen Conglomeraten aufgebaut ist, während die Gesteine der centralen vulkanischen Berge völlig trachytische sind. Dieser basaltische Distrikt ist offenbar eine submarine vulkanische Masse, die nach ihrer Entstehung über das Meeresnivcau emporgehoben worden ist, und seit jener Zeit ist der nahe trachytische Vulkan allein dauernd thätig gewesen und ist es bis zum heutigen Tage geblieben. Die Insel Palma, eine andere der Canarcn, bietet ein ausgezeichnetes Beispiel eines völlig regelmäßigen und vollständigen Jnscl- vulkanes dar. Ihre Form ist vielleicht der eines Kegels so angenähert, als die störenden Ursachen, welche nothwendiger Weise auf die Gesta^ Submarine Bulkane. 213 einer solchen Masse Einfluß haben müssen, irgend gestatten; ihr Grundriß ist nahe kreisförmig; und sie steigt von der Küste auf allen Seiten, anfangs mit sanft geneigten Abhängen an, welche allmählig steiler und steiler werden, bis sie in dem Kamme endigen, welcher den Gipfel einer steilen Felsreihe bildet, die den Centralkrater umwallt. Diese tiefe Aushöhlung wird durch einen Kanal oder Baranco nach außen entwässert, ohne Zweifel ursprünglich ein radialer Riß, welcher während einer heftigen Eruption entstanden ist. Die durch zahlreiche andere Bäche entstandenen Schluchten divergiren wie Strahlen von den centralen Höhen aus. Wenige parasitische Kegel sind Wer die Oberfläche der äußeren Abhänge vertheilt, jeder von großer Regelmäßigkeit und jeder mit dem von ihm erzeugten besonderen Lavasttome?) Groß-Canaria Zeigt eine ganz ähnliche Gestalt und Bildung. Die Insel Tristan d'Acunha, mitten im südlichen atlantischen Meere, scheint ein Jnselvulkan von gleicher Regelmäßigkeit zu sein. Capt. Carmichael, welcher sie 1816 besucht hat, beschreibt sie als von Kegelgestalt, neun Lcguas im Umfange und 8000 engl. Fuß hoch, mit einem großen Centralkrater von einer engl. Meile Umfang, der auf seinem Grunde einen See von 150 Zjards im Durchmesser hat. Die Lava und Schlacken sind basaltisch und von frischem Aussehen?) St. Paul, oder Barren Island (Fig. 53 auf p. 168), Fayal unter den Azoren, und der Pik di Fogo, einer der Capverdcschen Inseln, sind regelmäßige Kcgclbergc, die Gipfel submariner vulkanischer Berge. Kurz, dies scheint die allgemeine Gestalt der Jnselvulkanc zu sein, welche durch dauernde Ausbrüche aus einem Centralschlunde seit ihrer Erhebung über das Mceresniveau entstanden sind, und von denen sich unter den Archipelen des Großen Oceanes zahlreiche Beispiele finden. Wo sich zwei oder mehr habituelle Schlünde so nahe bei einander finden, daß die von ihnen ausgeworfenen,Massen mit einander in 1) Patina war durch L. v. Buch als ein typisches Beispiel eines Erhebungskraters oder erhobenen Bulkanberges gewählt worden. Ich denke, es ist Grund genug vorhanden, diese Ansicht fiir irrthitmlich zu halten, und daß die Insel im Gegentheil ihr Entstehen den »ach allen Seiten gerichteten pavastromcn und den Auswürfen zerstückln Blassen aus einem Centralschlunde verdankt pyell gibt eine Karte dieser Insel in seinem lUanual Der Umstand, daß der Boden des großen Kraters einen Trachytbnckcl hat, beweist durchaus nicht die Erhebung der umwallenden Basaltlagcn. Dieser Umstand ist vielen vulkanischen Krateren gemein, i- B. dem Astroni, der Rocca Monfina u. A. 2) Irans. luvn. 8oe. vol. XII. 214 Zehntes Kapitel. Berührung kommen, da wird somit die Insel aus einer Reihe solcher Kegelberge gebildet werden; und viele Beispiele davon trifft man ebenfalls unter den vulkanischen Inseln des atlantischen und des Großen Oceans. Selbst die ganze Insel Java, ein großer Theil von Sumatra, Celebes, Formosa, die Philippinen und Kurilen, Japan, Kamtschatka und viele der großen Inseln dieses Theiles der Erde scheinen aus einer oder mehreren Reihen vulkanischer Berge zu bestehen, welche aus Schliinden aufgeworfen sind, die sich auf einer und derselben oder auf parallelen Spalten in der Erdrinde gebildet haben. Oft werden ohne Zweifel gleichzeitig mit den Eruptionen solcher habituellen Vulkane oder in den Zwischenzeiten derselben locale Erhebungen der benachbarten Flächen durch die Kraft unterirdischer Expansion vorkommen; und daher können Schichten von Kalk, Sandstein und selbst von Schiefern und Granit einen Theil dieser Inseln bilden, ohne daß der vulkanische Ursprung des größten Theiles derselben bestritten werden kann. „Wenn," sagt Darwin, „Archipele im Laufe der Zeit durch lange fortgesetzte Wirkung der hebenden und vulkanischen Kräfte in Gebirgsketten umgewandelt werden, so wird natürlich sich ergeben, daß die unteren primären Gesteine oft aufgerichtet erscheinen und sichtbar gemacht sein werden." Als Beispiele von Inseln, welche hauptsächlich vulkanische Prvdncte sind und aus der Tiefe des Meeres emporgehoben zu sein scheinen, aber nur durch unterirdische Expansion, ohne daß sie seitdem an Höhe oder Masse durch die Producte von Außcn-Eruptionen Zuwachs erhalten hätten, habe ich bereits die Färöer und die Trapp-Jnseln unter den Hebriden genannt, und kann noch Ponza, Zannone und Palmarola an der Küste von Italien hinzufügen. Es ist jedoch nicht überall leicht, erhobene Inseln dieses Charakters von solchen zu unterscheiden, welche nur die Reste supramariner- Vulkane sind und deren größter Theil durch das Meer fortgespült ist. Wenn z. B. ein Kegel der letzteren Klasse, der hauptsächlich aus Schlacken bestand, mit vielleicht nur einem großen Lavastrome lange Zeit der heftigen zerstörenden Einwirkung der Wellen ausgesetzt gewesen ist, so wird oft der aus losen Congloineraten bestehende erstere ganz in die Tiefen des Meeres geschwemmt sein, und nur der letztere (die Lavaschicht), oder ein Theil derselben, der über Wasser geblieben ist, nebst solchen überlagernden Schichten vielleicht von Asche oder Schlacken, als er zu tragen vermag. Ich habe bereits (Fig. 55) eine Skizze von einer solchen Insel gegeben, deren Umriß jeden Geologen, welcher vulkanische Archipele besucht hat, an viele Submarine Vulkane, 215 ähnliche Beispiele erinnern muß, Beispiele, die sich sowohl unter den Inseln der tertiären, wie der neueren Meere finden. Lon vielen Geologen würden diese isolirten Reste als Beispiele von basaltischen oder trachytischcn Gesteinen angesehen werden, die aus der Tiefe des Meeres emporgehoben sind; es ist dagegen oft möglich, daß sich ihr Niveau seit ihrer ursprünglichen Ablagerung überhaupt niemals geändert hat. Manche dieser supramarinen vulkanischen Inseln haben zahlreiche Oberflächen-Schichten von kalkigem Sandsteine, welche dazu beitragen, die Ueberzeugung von ihrem submarinen Ursprung zu befestigen. Ich glaube indeß, daß der Kalk von zahllosen Generationen von Land- muscheln (Ilelioos vto.) herstammt, welche auf der Oberfläche gelebt haben, dort gestorben sind und mit dem Regenwasser zwischen die sandigen Schichten von Tuff, oder in vielen Fällen von Ufer-Treibsand hinabgeführt worden sind, die er zu einem Gestein cämentirt hat, das hart genug ist, um als Baustein verwendet zu werden. Solch ein Sandstein von »euerem terrestrischen Ursprünge bekleidet fast alle kleinen vulkanischen Inseln des Mittelmecrcs. Darwin fand ihn ebenfalls auf denen des Atlantischen und Großen Oceans. Die Mollusken erhielten wahrscheinlich den Kalk (mittelst ihrer vegetabilischen Nahrung) aus den vulkanischen Gesteinen, welche, namentlich die Trachyte, gewöhnlich rineu Theil Kalk enthalten; derselbe wird ja auch noch jetzt, wie wir wissen, in Menge aus dem Inneren der Erde durch kalkhaltige Quellen erzeugt. Diese Betrachtungen scheinen zu zeigen, daß wir nur, wenn wir unzweifelhafte Schichten vvn Meercs-Sedimenteik vulkanischer Formationen überlagernd vorfinden oder in dieselben eingelagert, zuversichtlich ein Erheben der Masse über das Niveau behaupten können, in welchem sie ursprünglich gebildet worden sind. Island wie Tenerifc bietet eine Combination von beiden Charakteren dar. Die hohen sogenannten Jökulls, an denen die Insel so reich ist, bezeichnen die Stelle ebenso vieler supramarincr Lulkane, welche dann und wann noch jetzt in Thätigkeit sind oder es doch unlängst gewesen sind; während zwei große Theile der Insel im Norden und Süden aus flachen Plateaux bestehen, welche aus wiederholten Schichten von Basalt und basaltischen Conglomcraten (Trapptuff) bestehen und die Zeichen eines submarinen Ursprunges an sich tragen. Auf den Inseln Jsle dc France und Bonrbon kann man einen ähnlichen Gegensatz beobachten: erstere hat alle unterscheidenden Charaktere einer submarinen Formation und scheint seit Aufhören der eruptiven Phänomene in Masse erhoben; der größere Theil der letzteren hat das 216 Zehntes Kapitel. Aussehen eines gewöhnlichen vulkanischen Berges, der durch wiederholtes Austreten von Lava aus zwei oder drei habituellen Quellen oberhalb des Meercsniveaus entstanden ist, und auf dem einer dieser Schlünde bis zum heutigen Tage beständig in Thätigkeit geblieben ist. Wo ein vulkanischer Berg durch innere Expansion in Masse erhoben worden ist, da wird er sonach bei seinem Aufsteigen von neueren Schichten von Meeresbildungen begleitet sein, die sich auf ihm abgesetzt haben; und selbst Schichten aus älterer Zeit können gelegentlich durch dieselbe Expansivkraft mit ihm erhoben worden sein, wenn dieselbe auf eine bedeutendere Flächen-Erstreckung gewirkt hat, als die ist, welche den vulkanischen Berg trägt. So zeigt das Nord-Ende von Jsle de France eine flache Ebene,, aus Kalk bestehend, voller neuer Madreporen und anderer Korallen, die die vulkanischen Gesteine einhüllen, welche die übrige Insel bilden. Die benachbarten Jnselchen la Platte und les Colombiers bieten eine ähnliche Bildung. So ist ferner in dem östlich von Java gelegenen Jnselhaufeu der größere Theil der Oberfläche aus Korallenschichten bestehend, unversteuert und völlig denen gleich, welche die benachbarten Riffe zusammensetzen, die noch unterhalb der Mecresfläche in der Fortbildung begriffen sind. Diese Schichten ruhen sichtlich auf vulkanischen Gesteinen, welche in diesem Falle ohne Zweifel in Masse erhoben worden sind, und zwar zusammen mit den Korallenriffen, welche sich auf ihren bedeutendsten Höhen aufgebaut finden. Die Insel Pulo Rias an der Westküste von Sumatra, welche 70 engl. M. lang und 25 breit ist, zeigt in ihrer gestimmten Ausdehnung dieselbe Thatsache, mit der Ausnahme, daß die Korallenschichten auf aufgeschichteten Sand- und Kalksteinen älteren Charakters ruhen. Die nächste Küste von Sumatra jedoch ist vulkanisch; und die Erhebung dieser ausgedehnten neueren Korallenlagcr zu einer Höhe von einigen hundert Fuß muß höchst wahrscheinlich den unterirdischen Expansionen zugeschrieben werden, welche gleichzeitig mit den vulkanischen Phänomenen der Nachbar-Insel eintraten?) Es scheint überhaupt die Annahme wohl begründet, daß die fast zahllosen Korallen-Jnseln des Großen und Indischen Oceans im Allgemeinen auf den Gipfeln submariner vulkanischer Berge stehen. Ihre meist kreisrunde oder elliptische Gestalt kann jedoch nicht überall dem Umstände zugeschrieben werden, daß sie auf den kreisförmigen Rand I) Jack, über die Geologie von Sumatra lOool. Duns. 2ä ser. vol. I). Submarine Vulkane. 217 eines submarinen Kraters aufgebaut sind, da Darwin scharfsinnig nachgewiesen hat, daß diese Gestalt ebensowohl das Resultat der Arbeiten der Korallenthierchen in dem Umkreise einer allmählig sich senkenden Ccntral-Jnsel irgend welcher Art sein kann. Eine große Zahl solcher Inseln jedoch, die eine ganze Klasse bilden (und nach Darwin eine localverschiedene), sind deutlich nicht im Sinken, sondern vielmehr im Aufsteigen begriffen. Denn mittelst des gewöhnlichen Processes des Wachsthums, den er so schön beschreibt, kann die Korallenmasse im äußersten Falle keine größere Höhe erreichen, als wenige Fuß über der Flutmarkc; dagegen erheben sich in den zahlreichen Archipeln jener ausgedehnten Oceane eine sehr große Zahl von Inseln, welche, nach ihrer Zusammensetzung und ihrem Aufbau zu schließen, ursprünglich als Korallenriffe gebildet worden sind, weit über jenes Rivcau, und erreichen häufig zwei bis dreihundert Fuß Höhe und hie und da noch mehr. Diejenigen jedoch, welche eine solche Höhe erreicht haben, bestehen im Allgemeinen aus einer Unterlage irgend eines Lavagesteins, das die Korallcnlager trägt ; und die Seefahrer haben allgemein die Bemerkung gemacht, daß sie häufigen und heftigen Erdbeben unterworfen sind. Die Bereinigung aller dieser Umstände läßt kaum einen Zweifel, daß diese Inseln die Gipfel submariner vulkanischer Berge sind, welche, sobald sie bis aus eine gewisse Entfernung von der Meeresoberfläche aufgestiegen sind, unmittelbar von den merkwürdigen Zoophyten in Beschlag genommen werden, die dort ihre Korallenbauten aufführen; und diese Entfernung ist nicht bedeutend, vielleicht niemals mehr als hundert Fuß, da die Thierchen des Lichtes, sowie, wie es scheint, der Bewegung des Mecrcswassers zu ihrem Bestehen bedürfen. Später ist dann der Berg durch unterirdische Anschwellungen, welche wahrscheinlich in wiederholten Ansätzen wirksam gewesen sind, mehr oder weniger gehoben worden, und ist durch das fortdauernde Anwachsen neuer Korallen an den abschüssigen Küsten, allmählig zu beträchtlicher Größe herangewachsen. Wie gesagt, unterscheidet Darwin diejenigen Koralleninscln des Großen Oceans, welche sich erheben oder neuerlich erhoben worden sind, von denjenigen, welche sinken, und stellt in die letzte Kategorie alle Atolls und Inseln, welche durch das Centralbecken des Großen Oceans vertheilt sind, wo, wenn seine Ansicht richtig ist, ein weiter Raum der Erdoberfläche im langsamen Sinken begriffen ist und schon lange Zeit gewesen ist. In beiden Fällen jedoch nimmt er an, wenn ich ihn 218 Zehntes Kapitel. Submarine Vulkane. richtig verstehe, daß fast alle diese Fclsunterlagen der kvrallischen Oberbauten wahrscheinlich vulkanischen Ursprungs seien?) Die Caraibischen Inseln bieten ein anderes auffallendes Beispiel vvn dieser Vereinigung von gehobenen und eruptiven Gesteinen dar. Die Jnsclrcihe, welche am weitesten im Westen liegt oder „unter dem Winde", besteht nur aus neueren vulkanischen Kegeln, in größeren oder geringeren Entfernungen an einander gereiht, während die östlichen Inseln aus Kalkschichten bestehen und häufig aus neuen Korallen, welche von einem Fundamente aus Trachyt und anderen vulkanischen Gesteinen getragen werden. Die letzteren müssen daher nebst den darüber gelagerten Schichten durch unterirdische Expansion erhoben worden sein. Ich werde mich setzt zu dem allgemeinen Charakter dieser Er- hebungsthätigkcit wenden. Elftes Kapitel. v u l 1r a n - S y k e m e. 1. Das vorkommende Verlegen der Ernptionsmündung, wahrscheinlich auf der Linie der ursprünglichen Spaltung, ist, wie wir gesehen haben, eine der gewöhnlichsten Eigenthümlichkeiten der vulkanischen Thätigkeit. Im kleinsten Maßstabe kommt es vor, wenn eine Reihe von Lateralschlünden sich nach einander, einer unterhalb des anderen, auf der Seite eines vulkanischen Berges öffnet. Und daß es beständig im größten Maßstabe vorgekommen ist, muß Jedem klar werde», der eine Karte, oder besser eine Erdkugel betrachtet, auf welcher die verschiedenen thätigen, schlummernden oder erloschenen Vulkane nach ihrer geographischen Position angegeben sind. Die meist linienförmige Anordnung dieser Eruptivpunkte aus Zonen, welche große Abschnitte der Erdoberfläche durchziehen, ist sehr deutlich, und obwohl manche isolirt oder unabhängige Gruppen bildend zu sein scheinen, so ist es, da diese I) „6oi'sIIi»s Islünss." Aus Sawkins Bericht ergibt sich, daß die Insel Tongatabn, eine der Freundschafts-Jnseln, bei einem neueren Erdbeben sich am NO.-Ende gesenkt habe, so daß das Meer zwei engl. M. weit in die Insel eingedrungen ist, während die Westküste sich nm mehrere Fuß gehoben hat; cS zeigt dies die unregelmäßige Wirkung der hebenden Kraft. Elftes Kapitel. Balkan-Systeme. 219 hauptsächlich als Inseln aus dem Meere aufsteigen, nicht unmöglich, daß zwischen vielen derselben manche verbindende Glieder untermcerischcr vulkanischer Thätigkeit vorhanden sind, welche noch nicht beobachtet sind, in Folge von bereits angedeuteten Ursachen, welche uns zu erkennen verhindern, wovon Phänomene dieser Art in der Mccresticfe abhängig sind. Danach halte ich es für unnöthig, wie L. v. Buch gethan, aus einem scheinbaren Mangel von Verbindung zwischen solchen isolirtcn Vulkanen oder Vulkan-Gruppen auf eine Verschiedenheit zwischen den Umständen unterirdischer Thätigkeit zu schließen, denen dieselben zuzuschreiben sind, und denen, welche die Reihen-Vulkane entstehen lassen. Wenn wir zu der Annahme berechtigt sind, daß die großen Reihen von Schlünden, wie z. B. die, welche den Großen Ocean umschließen, das Vorhandensein ausgedehnter Spalten oder Dislocatiouslinien andeuten, durch welche unterirdische feurige Massen seit langen Zeiten zur Oberseite der Erdrinde hervorgedrungen sind, so haben wir auch Grund zu glauben, daß unterhalb des Oceans andere Eruptivspalten cxistircn, welche einige der mehr entlegenen Ocrtlichkciten vulkanischer Ausbrüche durch vermittelnde Schlündc verbinden, aber unserer Beobachtung entzogen bleiben müssen, bis die Vulkane ihre Gipfel über das Mecres- niveau erhoben haben werden und so in die Klasse der supramarinen eingetreten sind. 2. Daß eine vulkanische Eruption als Folge des Entstehens eines linienförmigen Spaltcnrisses in den festen, überliegenden Gesteinen vor sich geht, scheint sonach die Normalregel zu sein, die Phänomene mögen sich nach einem Maßstabe entwickeln, welchen sie wollen. Beispiele von solchen Rissen aus alter und aus neuer Zeit sind vorhanden, welche die Erdoberfläche auf 50 bis 200 engl. M. weit durchziehen. Die kleineren Spalten, innerhalb deren die Lava ihren Weg von unten her erzwungen hat, sie mag nun nach außen hervorgebrochen sein oder nicht, scheinen gewöhnlich vor nicht langer Zeit durch das Festwerden verstopft und selten wieder geöffnet worden zu sein. Der Haupt- oder Primärbrnch, durch welchen eine bedeutende Eruption stattgefunden hat, bleibt wahrscheinlich für lange Zeit von noch flüssiger Lava erfüllt, wenigstens in ihrer Centralachse oder an ihren breitesten Stellen, und in einem Zustande, der neuer Eruptivmasse einen leichten Durchgang gestattet, wenn wieder ein Impuls von unten erfolgt oder eine fernere Erweiterung der Spalte durch eine Erschütterung, die sich aus einem entfernten Bereich dorthin fortpflanzt. Ucbcrdics wird es ohne Zweifel stets verschiedene nahe gelegene und parallele, bisweilen quer- laufende Spalten gegeben haben, welche sich gleichzeitig mit dem Eintreten 220 Elftes Kapitel- des Aufbrechens gebildet haben, manche bloße Risse oder Lösungen des Zusammenhanges, welche, wenn sie auch anfangs nicht iveit genug geöffnet gewesen sind, die anschwellende Lava eindringen zu lassen, doch den Zusammenhalt der Fclsmassen geschwächt haben, so daß die nächste erfolgreiche Anstrengung der unterirdischen Expansion sich an einer oder an mehreren dieser Bruchlinicn des geringsten Widerstandes wird eher bethätigen können, als nach irgend einer anderen Richtung. Der gesammte Charakter der vulkanischen Phänomene unterstützt diese Ansicht: denn Ausbrüche finden in der Regel an oder um dieselbe Stelle statt oder auf einer Verlängerung derselben Oberflächenlinie, welche andere Schlünde verbindet, oder auf einer parallelen oder quer- laufenden Linie in nicht großer Entfernung. Darwin bemerkt in Betreff der vulkanischen Essen des Großen und des atlantischen Archipelagus, daß sie meist in zwei, drei oder mehr parallelen Reihen gebildet seien, oder in anderen, quer gegen diese laufenden; und in jedem dieser Systeme sei selten mehr als Eine Mündung zu gleicher Zeit in Thätigkeit?) Ob die Eruptionsthätigkeit fortgesetzt an derselben Stelle vor sich geht oder an eine andere Ocffnung in größerer oder geringerer Entfernung verlegt wird, das wird ohne Zweifel hauptsächlich durch die Größe des Widerstandes bestimmt werden, welchen jener Theil der Erdkruste bietet, der oberhalb der Stelle liegt, wo die Spannung der heißen unterirdischen Masse in ihrem Maximum ist. Innerhalb welcher Grenzen horizontaler oder vertikaler Entfernung ein habitueller Eruptivschlund durch Entziehung des Wärmezuwachses diese Spannung mildern werde, so daß einer Eruption an einem benachbarten Punkte vorgebeugt wird, das bleibt unentschieden. Indeß haben wir hinreichende Gründe zu der Annahme, daß eine Verbindung oder Theilnahme dieser Art zwischen benachbarten Oertlichkciten vorhanden sei. Planche Geologen scheinen anzunehmen, daß in solchen Fällen die verbundenen Essen ihre Sympathie durch gleichzeitige Thätigkeit kund thun müßten. Aber eher müßte man grade das Gegentheil erwarten, nämlich daß eine Periode eruptiver Thätigkeit in der einen Esse desselben zusammenhängenden Systems mit einer Phase der Ruhe in den übrigen zusammentreffen müßte. Und diese Annahme scheint durch allgemein bekannte Thatsachen gerechtfertigt. Während der letzten achtzehn Jahrhunderte z. B. ist der Vesuv häufig thätig gewesen, und die benachbarten Stellen alter vulkanischer Kraft, Jschia, Ponza, die phleg- I) Voleituie Islrmäs p. 128. Vulkan-Systeme. 221 räischen Felder und die Rocca Monfina, sind mit wenigen Ausnahmen vollkommen ruhig gewesen. Und die Ausnahmen selbst tragen zur Bestätigung der Regel bei, da sie (nämlich die Eruption auf Jschia 1302 und die des Monte Ruovo 1385) während Perioden säculärcr Unthätigkcit in dem benachbarten Schlunde des Vesuvs eintraten. Solche bei einander gelegenen Schlünde können daher als zu einem und demselben unterirdischen Herde gehörig betrachtet werden, zu dessen Abzüge Eine Esse zu gleicher Zeit genügt; grade wie eine Eruption an einer entfernten Stelle auf der unteren Seite des Aetna oder eines anderen großen Vulkans den centralcn Focus in seiner Ueberfülle erleichtert, vielleicht ebenso vollständig, als wenn die Entladung aus dem Gipfel geschähe. A. v. Humboldt war der Meinung, daß „das ganze Gebirge von Quito als Ein Vulkan betrachtet werden könne, welcher 700 Q.Leguas Oberfläche umfaßt, und von welchem der Cotopaxi, Ehimborayo, Antisana, Tunguragua und Pichincha nur Hülfs-Esseu seien." So kann die Gruppe der Canarischen Inseln mit Recht als ein einziger Vulkan gelten, und ganz Island als ein anderer. 3. Dennoch scheint ein gewisser Grad oder eine Art von Unabhängigkeit zwischen den besonderen Herden oder unterirdischen Quellen eruptiver Kraft, die zu einem und demselben vulkanischen Systeme, ja zu einem und demselben Vulkane gehören, zu bestehen. Dies ist im denkbar kleinsten Maßstabe von Deville beobachtet worden, welcher 1850 auf dem Gipfel des Vesuvs zwei kleine Kegel sah, jeden mit einem Krater, in deren einem ein Pfnhl geschmolzener Lava beständig weißglühend aufkochte, während der Boden des anderen, mindestens 300 F. tiefer gelegen, leer war; wie er mit Recht bemerkt, zeigt dies die äußerste Lacalisation der aufsteigenden Lava in gesonderten, obwohl dicht bei einander liegenden Spalten oder Essen. Ich bin von einem ähnlichen Vorgänge Zeuge gewesen, als ich 1820 im Krater von Stromboli zwei Mündungen fand, nur wenige Ellen von einander entfernt, aus deren einer die flüssige Lava überfloß, während die andere anscheinend leer war und nur beständig Luftarten ausstieß. Bory de St. Vincents Beschreibung und Abbildung des Kraters Dolomicu auf dem Vulkan von Bourbon bietet ein vollkommen paralleles Beispiel. Ferner sagt Dana, daß im Innern des merkwürdigen Pit-Krater Kilauea (Hawai) Lava aus Oeffnungen in den senkrechten Wänden in 200 F. Höhe über dem offenen Grunde des Pit ausfloß. Ein noch entscheidenderer Umstand derselben Art ist der, daß der dabei gelegene Krater des Mauna Loa nicht selten in Eruption ist und aus seinem 13.760 cngl. F. (12.900 Par. F.) über dem Meere gelegenen Gipfel Lavaströme aussendet, 222 Elftes Kapitel. während der offene Krater Kilauea am Abhänge, fast 10.000 F. tiefer gelegen und nur 16 engl. M. davon entfernt, so ruhig wie immer bleibt und sein See von flüssiger Lava keinerlei Sympathie mit derjenigen verräth, welche zu derselben Zeit unter einem gewaltigen Impulse von unten in der benachbarten Achsen-Esse desselben Berges aufsteigt. „Wie könnte," fragt Dana, „wenn irgend ein unterirdischer Kanal beide Essen verbände, ein solches Ausbleiben aller Sympathie möglich sein? Wie kann nach den Gesetzen des hydrostatischen Druckes eine Flüssigkeitssäule in dem einen Schenkel communicirender Röhren 10.000 F. höher stehen, als in dem anderen?" Er schließt, daß „Bulkane keine Sicherheitsventile sind, wie man sie genannt hat; denn hier sind zwei von einander unabhängige und anscheinend isolirte Mittelpunkte vulkanischer Thätigkeit, nur 16 engl. M. von einander entfernt, und von einem und demselben Kegel getragen/") Dana übersieht indeß dabei einen Umstand. Unzweifelhaft ist es klar, daß in allen diesen Fällen kein unmittelbarer flüssiger Zusammenhang zwischen beiden neben einander gelegenen Entleernngs- spalten vorhanden sein kann, weil sonst der gewaltige hydrostatische Druck der flüssigen Lava dieselbe genöthigt haben müßte, in beiden zu demselben Niveau aufzusteigen. Die Unregelmäßigkeit und Enge der einen der beiden Spalten kann freilich in gewissem Grade das Aufsteigen der Lava zu demselben Niveau, wie in dem anderen Schenkel verhindert und unterdrückt haben; aber wahrscheinlicher ist es, daß durch Abkühlung oder Druck, die locales Erstarren veranlassen, jeder flüssige Zusammenhang in solchen Fällen zwischen den beiden benachbarten Spalten vollständig abgeschnitten ist. Noch mehr ist demnach dies wahrscheinlich der Fall zwischen zwei verhältnißmäßig von einander entfernten Mündungen oder Schlünden, die zu einem und demselben Systeme gehören, von denen jede ihren unabhängigen Herd von mehr oder weniger flüssiger Lava haben mag, in einem Zustande größerer oder geringerer Spannung, je nach den zufälligen Umständen, welche den Wärmezufluß nach ihm bestimmt haben und folglich auch ihre expansive Kraft und ihre Tendenz zur Eruption. 4. Es ist in einem früheren Kapitel gezeigt worden, daß die Phänomene thätiger Bulkane auf ein fortdauerndes Hinströmen von Wärmezuwachs aus irgend einer unbekannten Quelle zur Lavamasse (oder dem Material, woraus Lava wird) unterhalb jedes dauernden Schlundes hinweisen. Und es wurde als wahrscheinlich hingestellt, daß 1) Uroevscl. ^.msrie. ^.ssoe. 1849. Siehe auch kriueiptes, 1853, p. 553. Bulkaii-Systeme. 223 es die so verursachte Spannung vdcr Expansivkraft sei, da Theile dieser Masse aus einem festen in einen flüssigen oder Schmelz-Zustand übergehen, begleitet von einer bedeutenden Ausdehnung, welche, indem sie endlich den von dem Gewicht nnd der Cohäsion der darüber befindlichen Felsen herstammendcn Widerstand überwindet, sie auseinander reißt mit mehr oder weniger heftigen Stoßen, und einige der so gebildeten Spalten mit anschwellender mineralischer Masse anfüllt; und daß, sollte der Druck dieser Masse nach oben einen Weg durch einen schwächeren Theil einer der Spalten in die annähernd freie Verbindung mit der Atmosphäre erzwingen, sie dort in ernptivcs Aufkochen eintritt. Wenn diese Ansicht richtig ist, so würde daraus folgen, daß mit dem Aufhören eines solchen Expansivprocesses in Folge des nach Außen Einweichens der überschüssigen Wärme durch ein vulkanisches Luftloch, das Residuum geschmolzener oder flüssiger Lava in dem Schlunde oder, so zu sagen, in dem in der Tiefe befindlichen Focal-Reservoir, wieder erstarren kann, da seine Temperatur nicht länger so hoch bleibt, daß es unter dem vorhandenen Drucke noch flüssig erhalten werden konnte. In diesem Zustande wird es wahrscheinlich verbleiben, bis entweder die Hindurchleitung neuen Wärmezuwachses von unten oder von einer Seite her ein neues Aufkochen verursachen und dieselbe Reihe von Phänomenen erzeugen wird. Run kann die plötzliche Reduction des Druckes, welchem sie ausgesetzt ist, durch das Eindringen einer Spalte in sie, in Folge mitgetheilter Bewegung aus einer entfernten Region her, dasselbe Resultat hervorbringen So können unterirdische Lavamassen (wie p. l04 bereits ausgesprochen) wiederholt geschmolzen und flüssig gemacht oder wenigstens erweicht und wieder hart werden, vielleicht mit einer größeren oder geringeren Aenderung in ihren mineralischen Eigenthümlichkeiten. Wir wissen freilich mit Sicherheit so wenig von dem, was unterhalb der unmittelbaren Erdoberfläche vorgeht, daß die Conjccturen freies Feld haben. Es ist eine bloße Conjectur, nach der von vielen Geologen aufrecht erhaltenen Theorie anzunehmen, daß diese Oberfläche nur eine erhärtete Rinde sei, welche eine Flüssigkeit und einen geschmolzenen Kern umschließt. Hopkins hat entscheidend nachgewiesen,^ daß, obwohl wir mit Recht annehmen, die Erde habe sich einst soweit in flüssigem Zustande befunden (wenigstens bis auf einige Tiefe von der Oberfläche), daß sie ihre abgeflacht-sphäroidische Gestalt in Folge ihrer Rotationsbewegung erhalten habe, es doch mit dieser Hypothese, wie mit dem ti On llieories ok LlevMion etc. (Lrit. ^.usoe. Report 1847 p. 47.) 224 Elftes Kapitel. allbekannten Factum ihrer gegenwärtigen Temperatur-Zunahme von der Oberfläche abwärts vereinbar sei, daß sie jetzt fest sei, nicht nur im Mittelpunkte, sondern durchweg. Es ist zu wenig bekannt von der Stärke der einander entgegenwirkenden Einflüsse hoher Temperatur, das Festwerden von Miucralmassen zu hindern, und hohen Druckes, dasselbe zu fördern, als daß wir im Stande wären, ein solches Problem zu lösen. Die Versuche, welche neuerlich von Hopkins, Fairbairn und Harcourt angestellt worden sind, um Licht auf diese Frage zu werfen, haben bis jetzt, wie es scheint, in Folge der Schwierigkeit ihrer Ausführung und anderer Hindernisse, keine entscheidenden Resultate ergeben. Hopkins nimmt als sehr wahrscheinlich an, daß das Festwerden zuerst im Mittelpunkt der Erde begonnen habe, in Folge der Verdichtung durch Druck, und in einer späteren Periode an der Oberfläche, in Folge des Entweichens der Wärme in den umgebenden leeren Raum, durch die Bildung einer festen, harten Rinde, als die stürmische Circu- lation der flüssigen Masse innerhalb des noch flüssigen Theiles aufgehört hatte und nur noch Abkühlung durch Leitung stattfand. Er bemerkt mit Recht, daß die Erde nothwendiger Weise durch einen Zustand hindurch gegangen sein müsse, in welchem eine feste äußere Schale auf einer unvollkommen flüssigen und glühenden Masse unterhalb ruhte. Er fährt dann fort: „Ob die äußere Schale und der feste Kern jetzt vereinigt sind, oder durch eine noch im Zustande der Schmelzung befindliche Masse getrennt, kann unmöglich geschlossen werden" aus einem a priori-Räsonnement, das sich auf die oben erwähnten Thatsachen stützt. Die Phänomene der Erdbeben sind allerdings bisweilen zur Unterstützung der Ansicht angeführt worden, daß die Erdoberfläche nur eine dünne Rinde sei, welche auf einem flüssigen Meere geschmolzener Masse ruhe, deren Undulationcn, wenn irgend eine Ursache es beunruhigt, die der oberen Rinde verursachen. Maltet hat genügend den unhaltbaren Charakter dieser Ansicht von den seismischen Stößen nachgewiesen, welche viel eher von der Art eines durch feste Felsen fortgepflanzten vibratorischcn Schüttelns sind, und der Vorstellung von einer inneren Flüssigkeit keine Stütze leihen. Die Phänomene der Vulkane zeigen zwar, wie wir gesehen haben, das Vorhandensein gewisser Massen unterirdischer mineralischer Massen unmittelbar innerhalb oder unter ihnen an, die zu Zeiten in einem Zustande größeren oder geringeren Flüssigkeitsgrades, vielleicht der Schmelzung sind. Aber das Richtübereinstimmen im Niveau der Lavasäulen, welche in nahe bei einander gelegenen Kanälen aufgestiegen sind (selbst im Bereiche eines und desselben Vulkans oder gar Kraters), Vulkan-Systeme. 225 wovon ich vorhin gesprochen, beweist endgültig, daß die Reservoirs flüssiger Masse, mit denen diese verschiedenen genäherten Röhren com- municiren, unter einander nicht stets in flüssiger Verbindung sind. Es scheint daher gewiß, daß selbst der Zustand unvollkommenen Flüssig- seins in der unter einem habituellen thätigen Vulkane befindlichen Masse ein bloß localer und temporärer ist, der sich von Zeit zu Zeit ändert je nach den Umständen der Temperatur und des Druckes; und diese Umstände müssen nothwendig großen localen Veränderungen und einer Unregelmäßigkeit in Folge von Unterschieden oder zufälligen Aenderungen unterliegen (von denen wir wissen, daß sie beständig stattfinden) in der Lage, dem Volumen, dem Gewicht, der Cohäsion und den daraus folgenden Widerständen der darüber liegenden Gesteine, unabhängig von den Aenderungen des Maßes, in welchem Wärme von unten zugeführt werden mag. Wir haben gesehen, daß das Erkalten der Lava innerhalb einer Spalte diese verstopft und den Riß ergänzt, durch welchen vielleicht einst eine Eruption geschah; und wie die Anhäufung ausgcbrochener Massen, ganze und Bruchstücke, die locale Summe der Widerstände gegen die ausdehnende Gewalt des Focus in der Tiefe steigert, welche überdies selbst zeitwcits durch jedes Entweichen von Wärme bei ihren Ausbrüchen gemindert wird. Wir können uns daher sehr wohl denken, daß jeder besondere Herd oder jedes Lava-Reservoir, von welchem eine Eruption ausgegangen ist, gänzlich fest werden kann, während zu gleicher Zeit ein benachbarter Theil derselben allgemeinen unterirdischen Mineralmasse einer allmähligen Temperatur-Zunahme und daraus folgenden Spannung unterliegt, sich der Schmelzung nähert oder diese selbst erreicht und so einen Ausbruch vorbereitet, welcher in geringerem oder größerem Maßstabe stattfinden wird, und in größerer oder geringerer Entfernung, ohne daß, wenigstens für den äußeren Augenschein, der benachbarte neuerlich thätige oder vielleicht nur noch schlummernde Schlund mit ergriffen würde. Mau kann leicht annehmen, daß die Thätigkeit des einen Focus mittelst dazwischen gelegener fester Masse einen Theil der Wärme abziehe, deren Anwachsen das Aufkochen der Lava innerhalb des anderen veranlaßt hätte (und insofern als ein Sicherheitsventil wirkt), ohne dies, in Folge der Besonderheiten der Structur, Textur und Zusammensetzung der zwischen- liegenden Gesteine, kräftig genug zu thun, um ihr gelegentliches Aufwallen und Ausbrechen zu hindern. 5. Diese Ansicht mag nicht nur richtig sein, soweit sie Theile der unterirdischen Masse und seitlich anliegende vulkanische Essen betrifft, sondern wahrscheinlich ebenfalls für Herde in verschiedenem Niveau, P. Scrope, Ueber Vulkane. 15 226 Elftes Kapitel. einer unter dem anderen. Denn es ergibt sich thatsächlich, daß die gemäßigte, ruhige, durch eine beträchtliche Periode fortdauernde Thätigkeit eines Vulkanes nicht das Eintreten einer Paroxysmus-Eruption aus derselben Esse verhindert, die aber von einem in anscheinend größerer Tiefe unter dem Berge gelegenen Herde ausgeht, dessen steigende Temperatur und Expansivkraft mittelst der langsamen Wärmcleitung durch zwischenliegende Felsmassen nicht genügend erniedrigt ist, um ihre vollständige Erleichterung vermittelst Eruptionen zu bewerkstelligen, welche von höher gelegenen und weniger schwer wiegenden Herden vor sich gegangen sind. 6. Wenn wir nun versuchen, zu einer bestimmten Borstellung von dem zu gelangen, was unterhalb der Erdrinde in vulkanischen Oertlichkeiten (namentlich längs der primären Eruptionsspalten) vor sich geht, so wird es uns höchst wahrscheinlich, daß es gesonderte Theile,, gleichsam Taschen, von mehr oder weniger intensiv erhitzer Mineral- masse in größeren oder geringeren Tiefen und horizontalen Entfernungen gibt; manche vielleicht vergleichsweise abgekühlt durch frühere Ausdehnung; andere allmählig durch Temperatur-Erhöhung jene äußerste Spannung erlangend, welche früher oder später sie befähigen wird, den vom Gewicht und der Cohäsion der festen darübcrliegcnden Gesteine verursachten Widerstand zu überwinden und Erleichterung zu erlangen entweder durch Dislocirung und Erhebung eines bedeutenden Areals der letzteren oder durch eine vulkanische Eruption. Zwischen den verschiedenen Theilen mag die Wärme (von intensivem Charakter, so daß sie die ganze Masse in einem Zustande äußerster Spannung zu erhalten vermag), durch Leitung überall hin circuliren, indem sie ein Gleichgewicht sucht — welches ebenso ein Gesetz ihrer Natur ist, wie die des Wassers, ein Niveau zu suchen. Und als das sichtbare Resultat dieser unterirdischen Aenderungen werden Erdbeben und Eruptionen von Zeit zu Zeit längs und in der Nähe jener Dislocationslinicn stattfinden, welche die habituellen Kanäle für die Entladung der inneren Wärme nach außen geworden sind, d. h. innerhalb deren bereits vulkanische Essen hergestellt sind. Es ist ohne Zweifel möglich, daß das tiefste aller dieser muth- maßlich angenommenen Reservoirs der vulkanischen Kraft in Berbindung mit einer weit ausgedehnten Zone oder selbst einer zusammenhängenden Schale geschmolzener oder flüssiger Mineralmasse wäre, die (wie Hopkins in der angeführten Stelle vermuthet) zwischen dem durch Druck fest gewordenen Erdkerne und der durch Abkühlung (in Folge der Wärmestrahlung nach dem Welträume hin) erhärteten Rinde Vulkan-Systeme. 227 zwischen gelagert ist. Jedenfalls wird die an sich so wahrscheinliche Annahme von dem Vorhandensein einer solchen continuirlichen Hülle in einer früheren Periode die ganz allgemeine Vertheilung der vulkanischen Schlünde oder Eruptivspalten über die ganze Erdoberfläche und die gelegentlichen Erscheinungen der Verbindung oder der Abhängigkeit zwischen den verschiedenen vorhandenen Spalten oder dauernden Ausgängen, auch wenn sie weit von einander entfernt sind, am besten erklären. Aber auch die Annahme ist nicht unhaltbar, daß selbst in dieser unteren Zone die Intervalle zwischen den verschiedenen Hauptspalten vulkanischer Eruption schon seit lange vollständig fest geworden sein mögen, und gegenwärtig die Wärme nur mittelst Leitung (nach außen oder zur Seite) hindurch lassen, nicht durch Cirkulation oder wirklichen Uebergang der heißen Blasse, lind diese Intervalle würde in solchem Falle entweder gegenwärtig einen stationären Zustand behalten, oder Erleichterung erfahren durch verhältnißmäßig langsames Erheben großer Flächcnräume, begleitet von geringen Kraftäußerungen in Gestalt von Erdbeben oder Vulkanen, oder vielleicht durch eine Reihe von Paroxys- mus-Erhebungen in weiten Intervallen. Oder anderseits mögen manche von ihnen in Folge des Wärmevcrlustes, für deren Entweichen nach außen in irgend einer benachbarten Region sich günstige Ausgänge bieten, eine Senkung erfahren. Man darf recht wohl annehmen, daß solche Flächenräume mit jenen ausgedehnten Strecken unserer Erde correspondiren, welche die thätigeren Zonen seismischer Zuckung und vulkanischer Thätigkeit von einander trennen, die aber doch, wie man zu glauben Grund hat, mehr oder weniger oscillatorische Vertical-Bewegnng erfahren, zuweilen mittelst eines allmähligen und ruhigen Processes, einer Art von Kriechen, sowie man jetzt glaubt, daß sich der äußerste Norden Norwegens und Sibiriens erhebe, sowie der von Amerika, im Verhältniß von wenigen Fußen un Jahrhunderte, und ähnlich das Bett der Ostsee, die Küste von Grönland, der mittlere Theil des Großen Oceans und ein Theil des indischen Meeres sich senke;') zuweilen durch eine Paroxysmus-An- 1) HopkinS spricht in seiner universal-)' Hckäress to tbe KeoloZ. 8oe. I85Z p. I^XX von „Bewegungen der Depression, langsam und dauernd wirkend während langer Perioden der Ablagerung sedimentärer Massen, wie das durch die ungeheure beobachtete Mächtigkeit solcher geschichteten Stosse bewiesen wird, die bisweilen 2 Ü. 0 VV und 40.000 F. erreicht. Dass solche Bewegungen stattgefunden haben, iulgt nothwendig auS dem Gesetze der Bertheilung der organischen Wesen, wonach lebe Klasse von Meeresthieren nur innerhalb verhältnihmäßig geringer Tiefengrenzen 15* 228 Elftes Kapitel. Bulkan-Systeme. strengung oder eine Reihe von Wirkungen, so wie sie scheinen, seit Ablagerung der älteren Tertiärschichten, die Blasse der Alpen und Pirenäen um mehrere tausend Fuß erhoben zu haben, und die des Himalaia und des Plateaus von Tübet zu noch größerer Hohe. Zwölftes Kapitel. Verhalten der plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 1. Zur Unterstützung der am Schlüsse des letzten Kapitels aufgestellten Hypothese haben wir in erster Stelle die allgemein bekannte, aus Bergwerken und durch artesische Brunnen gewonnene Thatsache, daß die Temperatur der Erdrinde überall in einem sehr schnellen Verhältniß von der Oberfläche abwärts zunimmt, das variirt von 1° auf 50 bis zu 1" auf 100 F. in verticalcr Tiefe, und folglich daß eine große Wärmesumine beständig von dem Inneren dieser Hülle durch die Oberflächengesteiue und die Gewässer, welche dieselben durchziehen oder bedecken, in den umgebenden Weltraum abgeleitet wird. Zweitens haben wir die Phänomene der Vulkane, welche, wie gezeigt worden ist, beweisen, daß außerdem eine andere beträchtliche Wärmesumme beständig ihr Entweichen nach außen bewerkstelligt, mit weniger Regelmäßigkeit, aber mit gleicher Beständigkeit, durch das Ausfahrcn heißer Dämpfe und warmer Wasser und die Eruption glühender Laven. Die Fortdauer dieser Phänomene durch alle vergangenen Zeitalter der Erde beweist den fortgesetzten Zugang von Wärme aus großen Tiefen im Inneren zu der Masse der Lava oder den Materialien, aus welchen Lava bereitet wird, welchem die äußere erhärtete und verhältnißmäßig abgekühlte Rinde unterliegt. gedeihen kann. Es mögen auch langsame und dauernde Erhebungen stattgefunden haben; aber von derartigen Bewegungen haben wir keine so überzeugenden Beweise, wie von den andauernden Dcpressions-Bcwegungen." Die Kraft dieses Beweises hat freilich etwas verloren durch die neuere Entdeckung, daß viele Arten von Seethieren au den elektrischen Kabeln sitzend gesunden sind, welche man aufgenommen hat, nachdem sie längere Zeit auf dem Meeresgrunde in 5- und 6000 F. Tiefe gelegen haben. Daß aber große Flächcnräume durch lauge Zeiträume und in jedem geologischen Zeitalter fortgesetzten Depressionen unterworfen gewesen sind, ist eine Thatsache, welche kein Geologe wird bcstrcitcn wollen- Zwölftes Kapitel- Verhalte» der Plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 229 Indeß dürfte es scheinen, als wäre die Ableitung der inneren Wärme in diesen beiden Arten unzureichend für ein ebenso schnelles Fortgehen, als sie von innen her ersetzt wird, um so mehr als eine dritte mitwirkende Reihe von Phänomenen, die Plutonischen — d. h. die gelegentlichen Erhebungen großer Flächen der festen Erdoberfläche, in vielen Fällen begleitet von vielleicht nicht stets merkbaren Erdbeben — von der häufigen Expansion (die nur durch Temperaturzunahme zu erklären ist) ausgedehnter, unterliegender Stoffmassen Zeugniß gibt. Aber es ist möglich, daß die Erhebung mancher Strecken durch ein entsprechendes Sinken anderer in größerer oder geringerer Entfernung ausgeglichen werde, und daß daher diese oscillatorischen Bewegungen eher ein Ergebniß aus der seitlichen Verschiebung der Wärmeflut von der einen unterirdischen Masse nach einer anderen benachbarten, als aus ihrer positiven Zunahme im Ganzen sei. Als Ursache solch einer seitlichen Diversion der nach außen gehenden Wärmeströmung kann man vcrmuthuugsweise nennen (wie in der ersten Ausgabe dieses Werkes') aufgestellt worden und durch Babbage in seiner Bemerkung über den Serapistempel^) vollständiger bewiesen ist) die über gewisse Flächcnräume geschehene Ablagerung mächtiger neugcbildctcr Schichten irgend einer die Wärme unvollkommen leitenden Masse, wie Sedimente von Sand, Kies, Thon, Kalkschlamm, durch welche die Außenlcitung der Wärme gehemmt wird; dieselbe muß sich unterhalb ansammeln, während ein Theil seitlich fortgehen wird und die Temperatur der Mineral- massen in benachbarten Arealen erhöhen; grade wie das Wasser in einer Quelle sich, wenn sein gewöhnlicher Ausweg verstopft ist, in den Spalten und Poren des umschließenden Gesteins ansammeln wird, bis es einen anderen Ausgang auf irgend einer Seite in höherem Niveau findet. In Folge dieses Anwachsens kann der durch die überliegenden Gesteine geleistete Widerstand früher oder später überwunden und ihre Erhebung durch die Ausdehnung der unterhalb befindlichen Mincralmasse bewirkt werden. Diese Erhebung kann durch heftige und plötzliche Rucke oder Paroxysmcn geschehen, oder allmählig und langsam; aber in beiden Fällen muß sie von Verschiebungen und dem Entstehen von Rissen, Verwerfungen und Spalten begleitet sein; und dies Auseinandcrrcißen wiederum wird wahrscheinlich in jedem Falle begleitet sein von einem knarrenden Erzittern, das sich durch die horizontale Erstreckung bis auf beträchtliche Entfernungen fortpflanzt, übereinstimmend mit jenen I) Volennos, eck. 1825. p. 30. — 2) Oeol. ?roo. vo> II. p. 72 n. Aintli örickzrtz^ütsr Ireatiss, p. 200. 230 Zwölftes Kapitel. plötzlichen wellenförmigen Bewegungen der Oberfläche, welche wir Erdbeben nennen. Solche Risse werden größtcnthcils vertical sein, d. h. rechtwinklig gegen die Spannung der Oberflächengesteine. Viele derselben (wahrscheinlich die Mehrzahl) werden, namentlich wenn die Ausdehnung, welche die Erhebung veranlaßt, in großen Tiefen stattfindet, bloße Verwerfungen (laults) sein, d. h. Aufhebung der Continuität, welche massigen Theilen der afficirten festen Schichten gestattet, sich über das Niveau der übrigen zu erheben, während beide Seiten solchen Risses in enger Berührung und fest zusammengepreßt bleiben, obwohl vielleicht mehr oder weniger in ihrem relativen Niveau verschoben. Andere werden keilförmig sein, d. h. an einem Ende offen und am anderen geschlossen; und von diesen werden einige nach unten klaffen, gegen die heiße und sich ausdehnende Masse hin, andere nach oben, gegen die Atmosphäre hin. Wir haben in einem früheren Kapitel (p. 39) gesehen, daß eine Tendenz vorhanden sein wird zur Entstehung von nach außen geöffneten Spalten dieser letzteren Art in den ccntralen Theilen des erhobenen Areals, deren untere Theile durch horizontale Kompression gewaltsam geschlossen bleiben werden; und daß andererseits die an den Rändern des erhobenen Areals entstandenen Spalten sich gern nach unten öffnen, während sie oben in ähnlicher Weise geschlossen bleiben. Diese letzteren allein werden also beim Andränge der heißen und flüssigen Aiasse von unten erfüllt werden, welche je nach der Beschaffenheit der Brüche ihren Weg bis zur Communication mit der Atmosphäre erzwingen und als ein Vulkan ein eruptives Aufkochen beginnen wird oder im Inneren stecken bleiben. Sie kann also einige Zeit hindurch in geschmolzenem Zustande in größerer oder geringerer Tiefe unterhalb der Außenfläche als eine jener bereits besprochenen localen Taschen oder Focal-Reservoirs in einem Zustande äußerster Spannung verbleiben, bereit irgend einmal zu einer Eruption nach außen zu gelangen, falls eine neue Erschütterung der begrenzenden Felsen den Druck soweit mäßigen sollte, daß sie in den Stand gesetzt würde, durch eine neu geöffnete oder erweiterte Spalte in die Nähe der Atmosphäre hinauf zu steigen. Andererseits wird die sich ausdehnende Blasse unterhalb der centralen Dislocations-Achse in dem erhobenen Areale, obwohl sie die festen Felsen oberhalb in antiklinalcn oder gekippten Blassen erhebt, nicht nur ihr ganzes Gewicht zu tragen haben, sondern in ihrem Auf- wärtsrücken Widerstand finden in dem horizontalen Drucke, welcher Verhalten der Plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 231 gewaltsam die einander gegenüberstehenden Seiten einer in solcher Lage gebildeten Spalte zusammenzupressen bemüht sein muß.*) 2. Die Resultate einer solchen localen Temperatur-Aenderung würden also zuerst sein: die Ausdehnung, bis zur Schmelzung steigend oder nicht, und demgemäß ein Anfwärtsdrücken und Aufsteigen der sich ausdehnenden Masse unter dem Mittelpunkte oder der Mittellinie des afficirtcn Areals, aber ohne ein Austreten hervorzubringen; und zweitens und zu gleicher Zeit das Aufdrängen und (wahrscheinlich früher oder später) das Aufbrechen von Theilen dieser heißen und flüssig gemachten Masse durch Spalten, die sich gegen den Rand des erhobenen Areals gebildet haben und in parallelen Linien an einer oder an beiden Seiten ihrer Ccntralachse des größten Anfwärtsdrängens. Der letztere Proceß wird nicht nothwendig von einer Erhebung oder selbst einer Störung der Gesteinsmassen begleitet sein, durch welche diese Spalten gebrochen sind, viel wahrscheinlicher von einer Senkung, als von einer Hebung derselben, weil das Entweichen von viel geschmolzener Masse und von heißem Dampfe an diesen Stellen ein partielles Sinken einiger der angrenzenden Areale der übcrlicgenden Gesteine mit sich bringen wird, da deren ungeheures Gewicht nicht länger in demselben Grade unterstützt wird, wie zuvor. Daß ein solches Sinken in der That bisweilen stattfindet, beweisen viele bekannte Beispiele, wo die oberen geschichteten Gesteine in der Nähe einer Eruptivspalte oder einer vulkanischen Esse, statt von ihr nach außen zu fallen, sich nach innen gegen sie fallend zeigen; ein Fallen, das offenbar in der Depression der der Spalte nahe gelegenen Theile auf der einen oder auf beiden Seiten seine Veranlassung hat, sobald die Lava von unten nach außen entweicht. Hcaphy gibt ein Beispiel dieser Art aus Neu-Seeland, in der Nähe von Anckland (s. Fig. 63 und tzunrt. ckouiu. Oeol. 8oo. XVI. p. 245). Darwin beschreibt und zeichnet ein völlig ähnliches Factum auf der Insel St. Jago?) Bis in welche Entfernung die durch das Entweichen der ausge- brochencn Massen veranlaßte Erleichterung horizontal längs der unterliegenden heißen Zone in solchem Grade fortgepflanzt werden könne, daß ein wirkliches seitliches Ausweichen der flüssigen Masse unter dem quetschenden Drucke der überliegcndcn Gesteine eintreten kann, muß zweifelhaft bleiben. Aber es ist ganz wohl denkbar, daß sich in manchen Fällen diese Wirkung weit erstrecken und die Depression darübcrliegender I) Siehe Am», p. 40 u. 41. — 2) Votemue Islauäs. p. 9. 232 Zwölftes Kapitel. Flächenräume in größerer oder geringerer Entfernung veranlassen kann. Und selbst jenseit der Grenze, bei welcher die flüssige Bewegung auf- hörte, darf man erwarten, daß die Wärme durch Leitung fortgehe und- ein langsames Sinken erfolge. Fig. 63. Tertiärschichten, welche spnklinal nach einem vulkanischen Schlnnde geneigt sind, in einem FclSqnerschnitt bei Auckland. Die erste Klasse von Ergebnissen wird äußerlich gekennzeichnet durch Erdbeben und Erhebung der betroffenen Obcrsiächengesteine zu einer kegel- oder domförmigen Bkasse oder noch wahrscheinlicher zu einer großen anticlinalen Kette; die letzteren durch das Aus brechen von Laven und gasigen Explosionen und hie und da durch ein langsames Sinken der benachbarten Flächenräume. I. HerscheU) schreibt ausschließlich diese Niveau-Veränderungen an der Erdrinde den „Veränderungen des Druckes auf die allgemeine Unterlage aus flüssiger Masse zu, welche das Ganze trägt." Ich glaube, ich habe genügende Gründe beigebracht, um daran zu zweifeln, daß die Unterlage im Allgemeinen flüssig sei, und um zu glauben, daß die Phänomene der Erhebung und Senkung in gleicher Weise durch die Annahme des Uebergehcns nicht von flüssiger Masse, sondern von Wärme aus dem einen Theile einer festen Unterlage in einen anderen erklärt werden kann, und daß die Ursache dieses Ueber- gehens nicht sowohl eine Aenderung des Druckes sei, als der Verhinderung für das Entweichen der Wärme nach außen in Folge der Anhäufung oder Verminderung der Sedimentschichten oberhalb, die mehr oder weniger unvollkommene Wärmeleiter sind. Es ist indessen denkbar, daß die so verursachte Seitcnströmung der Wärme oft von der Schmel- I) kd/s. Oeogr. p. 116 . Verhalten der plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 233 zung derjenigen Schichten begleitet sein kann, durch welche sie ihren Weg nimmt; und in diesem Falle wird der Druck in gewissem Maße in der von Herschcl ausgesprochenen Weise wirksam werden und größere Mengen der flüssig gemachten Masse unterhalb eines Areals, wo Scdi- mentstoffe sich angehäuft haben, nach einem anderen überführen, welcher für ihr Entweichen größere Leichtigkeit darbietet entweder durch dauernde Eruptivspalten oder durch Eindringen in Linien früher geschehener Dislocation. Dies scheint Babbage's Ansicht von dieser Sache zu sein, welche Philipp's in seiner trefflichen Adresse an die Gcol. Gesellschaft 1859 nennt „eine sicher begründete auf der unausbleiblichen Wirkung der vertikalen Verschiebung innerer Flächen gleicher Temperatur durch jedes Entfernen der Massen vom Lande und ihre Ablagerung im Meere, da ja Massen der Erdrinde dabei in ihrem Volumen und in ihrer Stelle verändert werden." Ohne die fortgesetzte Zuleitung neuer Wärme von unten, die in ihrem Gange nach oben je nach der verschiedenen Lcitungsfähigkeit der überliegendcn Massen variirte, müßten wohl statt fortdauernder Schwankungen sowohl die inneren isothermen Ebenen (sie mögen flüssig oder fest sein), als die äußere Erdoberfläche unter dem Einflüsse der meteorischen Planirung seit lange schon zu einem gleichförmigen Niveau gelangt sein und daher ungestört bleiben. 3. Das hier aufgestellte Verhalten der plutonischen zu den vulkanischen Kräften erklärt solche Thatsachen, wie das genaue Zusammentreffen der Eruption von 1835 auf der Insel Juan Fernande; mit dem großen Erdbeben, welches die Küste von Chile auf eine Entfernung von 300 engl. M. im Osten traf und dieselbe um mehrere Fuß zu gleicher Zeit erhob; sowie andere bereits angeführte Beispiele (s. p. 6) von dem Zusammentreffen vulkanischer Ausbrüche mit heftigen, die benachbarten Regionen erschütternden Erdbeben. I) So beobachtete auch der zur Zeit des große» Erdbebens au Ort und Stelle anwesende Douglas, daß die drei großen Vulkane LhileS, der Osoruo, Minchima- dom und Lorcovado, unmittelbar der Insel Thilo« gegenüber gelegen, im Augenblicke, wo das Erdbeben geschah, in heftige Eruption gericthen. Sie blieben mehrere Monate lang im Ansbruchc. Ferner im Berichte über das Erdbeben von 1822 zu Valparaiso: „Im Augenblicke des Stoßes brachen zwei Vulkane in der Nähe von Valdivia plötzlich aus, mit großem Getöse und großer Heftigkeit, und erhellten den Himmel mehrere Minuten lang, sanken dann aber Plötzlich wieder in einen ruhigen Zustand zurück." — „Die Bewohner der ganzen Küste," sagt Darwin, „sind fest überzeugt von einem innigen Zusammenhange zwischen der unterdrückten Thätigkeit ihrer Vulkane und den schrecklichere» Erzittcrnngen des Bodens." (Osol. 'llrnns. 8er. 2 vol. V. p. tikv. 234 Zwölftes Kapitel. Es wird jedoch noch kräftiger unterstützt durch die ganz allgemeine Thatsache, daß Eruptivschlünde in Reihen oder Linien in einiger Entfernung auf einer oder beiden Seiten der Hanptgcbirgsketten der Erde i vorkommen und einen entschiedenen Parallclismus entweder mit deren Achsen des Maximums der Störung oder mit den Umrissen der nächsten erhobenen Areale innehalten; während parallele gesunkene Areale sich oft auf der anderen Seite der Reihe voll Schlünden finden, wo man vermuthen kann, daß gleichzeitig mit dem Aufsteigen der erhobenen Fläche und den Eruptionen aus den vulkanischen Spalten ein Sinken bewerkstelligt worden sei. Ich halte es für unmöglich, wenn man nur einen Blick auf eine Erdkarte wirft, auf welcher die Stellen vulkanischer Entwickelung angedeutet sind, daß Ulan nicht von der Wahrheit dieser Verallgemeinerung überrascht werde, welche ich bereits in der ersten Auflage dieses Werkes im Jahre 1825 auszusprechcn wagte und welche seitdem angenommen und auf die von mir bezeichnete Ursache zurückgeführt worden ist durch A. v. Humboldt, L. v. Buch, Darwin, Lyell und andere Geologen, sowie von I. Hcrschel in seinem Werke über Physische Geographie.') Durch die gesammte Länge von Nord-Amerika z. B. behält die Reihe von Vulkanen, welche mit einzelnen Unterbrechungen nahe an der Westküste hinzieht, einen ganz genauen Parallelismus mit der nicht weit entfernten erhobenen Achse der Rocky Monntains, dem Rückgrate des Contineiltes, und mit ihrer Verlängerung nach Süden durch Mejico. In Süd-Amerika ist die unmittelbare Küstenkctte der Kordilleren selbst eruptiv und ist es durch alle vergangenen geologischen Perioden bis heut zu Tage gewesen, vom Anfange der Ablagerung jener ausgedehnten Sediment-Formationen an, welche ein großes System parallel erhobener Ketten und terrassirter Ebenen bilden, die in engster Nähe die hohe I) „Reihen von Vnlkanschlündcn sind, als eine allgemeine Thatsache, parallel den Gebirgsketten oder dem erhobenen Ufer der Lontincnte oder krönen, wie in den Andes, den Kamm des Gebirges." (Uamvin, Voleanio Islnucks, p. 129.) Siehe auch HerschelS lUi^siaal 6so-;rk>pl>^, p. 115, und L. v. Buchs Lanarischc Inseln p. 661. Die vollkommene Uebereinstimmung A. v. Humboldts in dieser Ansicht von dem Verhältniß zwischen den Plutonischen und vulkanischen Gewalten ergibt sich auS folgender Stelle im letzten Bande des Kosmos: „Ich bin zu glauben geneigt, daß Inseln und Klisten nur reicher an Vulkanen sind, weil das Emporsteigen der letzteren, durch innere elastische Kräfte bewirkt, von einer nahen Depression im Meeresbecken begleitet ist, so daß ein ErhebnngSgcbict an ein Senkungsgebiet grenzt und an dieser Grenze mächtige, tief eindringende Spalten und Klüfte veranlaßt werden." Dies ist genau die im Text der ersten Ausgabe dieses Werkes (p. 194 —2i>7) aufgestellte Ansicht. Verhalten der pliitoiiischen zur vulkanischen Thätigkeit. 235 Kette vulkanischer Schlünde längs der ganzen Ausdehnung des Con- tinentes seitlich im Osten begleiten. Höchst merkwürdig ist auch der Umstand, daß wir genau in der Mitte beider Amerikas, wo die Breite des erhobenen Landes auf einen schmalen Isthmus reducirt ist, sowie seine Höhe auf wenige hundert Fuß, zwischen dem 10 und 20° n. Br., eine außerordentliche Entwickelung der vulkanischen Thätigkeit anf der Westseite und auf der Ostseite des gesunkenen Beckens des Caribischen Meeres eine andere parallele nordsiidliche Kette thätiger Schlünde finden: fast das einzige Beispiel von eruptiver Thätigkeit auf der Ostseite des Eontinentes von der Baffins-Bai bis zum Cap Hooru. Hier haben Erhebung und Eruption offenbar in umgekehrtem Berhältnisse zu einander stattgefunden. Ferner folgt jene mächtige vulkanische Zone, welche den Großen Ocean auf der Westseite vom nördlichen Ende Kamtschatkas nach Süden begleitet, obwohl in beträchtlicher Entfernung, dem allgemeinen Verlaufe der hauptsächlichsten Knstcnliuicn uud erhobenen Gebirgsketten Ost- Asiens, dessen Linien an manchen Stellen, krumm oder gerade, in höchst auffallender Weise wiederholend; wie z. B. in demjenigen Theile, wo sich die Andamanen, Sumatra, Java, Flores und Timor an einander reihen und sich die Reihe nördlich durch die Molukken und Philippinen fortsetzt; sie bilden ein vorgeschobenes Bollwerk, das parallel den benachbarten hohen (?) Küsten von Siain, der Halbinsel Malaka, Borneo und Cochinchina umfaßt. Der austral-asiatischc vulkanische Zweig verfolgt durch Reu-Gninea und Neu-Caledonicn bis nach Neu-Seeland genau die Krümmung der nahen, hohen Ostküstc Australiens. Andererseits ist der Zwischcnraum zwischen diesen beiden großen Linien eruptiver Thätigkeit, welche die einander gegenüberstehenden Contincnte Asien und Amerika säumen, von dem weiten eingesunkenen Becken des Großen Oceans eingenommen; von einem großen Theile desselben glaubt man mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit, daß er seit Jahrtausenden einem andauernden Senknngsprocessc unterliege. Nehmen wir ein anderes Beispiel. Eine Zone seismischer und vulkanischer Störung begrenzt im Süden die breite Höhcnkette oder besser Hochebene, welche die chinesische und russische Tatarei bildet. Bom Gangcsthale westlich ziehend, wo man sie als Fortsetzung der soeben erwähnten auf der Westküste von Barmah ansehen kann,') verlängert sie sich durch Central-Jndicn und Katsch bis nach Pcrsien. Die Gruppen um den WLn-See, Ararat und Elburs sind die weitere I) Ist unverständlich. D. Uebers. 236 Zwölftes Kapitel. Fortsetzung nach Klein-Asien, Syrien und dem Archipele, von wo sie längs der ganzen Ausdehnung des Mittelmeerthales weiter zieht, von welchem so manche Insel und Küste Sitz vulkanischer Eruption ist oder gewesen ist; und auf dielein langen ostwestlichen Verlaufe behält sie einen allgemeinen Parallelismus mit der Richtung der erhobenen Kette, welche das Rückgrat der Alten Welt ausmacht, guer durch ihre gesammte Breite, vom Cap Finistcrrä bis China, durch die Pirenäcn, Alpen, Karpaten, den Kaukasus und Himalaia, Somit haben wir auch Grund zu der Annahme, daß während der Periode, welche Zeuge gewesen von dem Aufsteigen dieser Kette aus der Tiefe des Meeres (wahrscheinlich mittelst einer Reihe von Paroxysmus-Wirknugen) — die auf ihren festen krystallinischen Achsen die fetzt dort in Höhe von mehreren tausend Fuß über dem Meere sich findenden tertiären Mcercsablage- rungen mit hinauf nahm und dieselben oft in vertikale Falten warf — vulkanische Ausbrüche gleichzeitig aus entfernten, aber parallelen Eruptionsspalten stattfanden, welche von Nord nach Süd das mittlere Frankreich durchzogen und längs der ganzen Westküste von Italien bis zum Ende von Sicilien (parallel den Dauphinöer- und Cenis-Alpen, den Meer-Alpen und den Apenninen); und ostwestlich (parallel der Hauptkette der Alpen und Karpaten) quer durch die ganze — damals wahrscheinlich einen untiefen Meeresgrund darstellende — Ebene von Deutschland, Böhmen und Ungaru, von der Eifel bis zur Moldau und von da ostwärts längs des nördlichen Fußes des centralasiatischen Hochlandes. So können wir ferner westlich von Europa mehr als blos vermuthen das Vorhandensein einer unregelmäßig gekrümmten Zone vulkanischer Entwickelung, theilweise noch submarin, thcilweisc supramarin, aneinanderreihend die verschiedenen vulkanischen Gruppen von Island, den Azoren, Madeira, den Cauaren, den Capverdcschen Inseln, St. Paul (?), Ascension und St. Helena, — eine Zone, welche im Großen und Ganzen dem Umrisse der benachbarten europäischen und afrikanischen Küste correspondirt, und auf der anderen Seite durch die große Depression des atlantischen Thales begrenzt ist. Selbst innerhalb der Grenzen unserer eigenen kleinen,Inseln können wir einen Parallelismus in den alten vulkanischen Ausbrüchcn der Hebriden und des nördlichen Irland, im NW., mit den krystallinischen Plutonischen Achsen von Schottland, Wales und Devon verfolgen; während sich im Süden der Grampians ein anderer paralleler vulkanischer Gefährte in den alten Trappgängen und eruptiven Laven zeigt, welcher sich von den Friths of Forth und Tay durch die Insel bis nach Westmoreland zieht. Verhalten der plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 237 4. Ohne Zweifel müssen unzählige exceptionelle Unregelmäßigkeiten vorkommen. Zufällige Verschiedenheiten in der Loge der Punkte des größten und geringsten Widerstandes in den darüberliegcnden Gesteinen werden fast überall die allgemeine Tendenz zmn Parallelismus zwischen den Linien der größten Dislocation und Erhebung und denen der Ausbrüche so modificirt haben, daß ihre vollkommene Uebereinstimmung verhindert wird. Uebcrdies haben Qucrspalten, die eine mehr oder weniger senkrechte Richtung gegen die primären Dislocationslinien nehmen, offenbar (wie sich nach der Theorie ihrer Entstehung erwarten läßt)*) an vielen Stellen Veranlassung zum Auftreten von Quer-Achsen der Erhebung und Eruptionsspalten gegeben. Als ein schlagendes Beispiel für den letzteren Umstand nenne ich die vulkanische Kette der Aleutcn, welche sich fast rechtwinklig von den beiden großen nordsüdlichen Reihen abzweigt, die den Großen Ocean im Osten und Westen begrenzen. Ein anderes zeigt sich in der Oucr- kette der mcjicanischen Vulkane, und mehr als eins unter denen in Central-Amerika. In dein europäischen Systeme kreuzen die Erhebungs-Achscn der großen malischen Nordsüdkctte und der Dauphinöer- und Meer-Alpen, der Apenninen und Cevenncn die allgemeine Richtung der Alpen und Karpatcn fast rechtwinklig; und jede dieser Gebirgsketten wird von einem Parallelen Streifen vulkanischer Gesteine begleitet. Dieses transversale Durchschneiden von parallelen vulkanischen und Plutonischen Ketten findet sich in noch kleinerem Maßstabe in der Gegend von Rom und Neapel, wo die eine vulkanische Zone durch den Vesuv, die Rocca monfina und die Albaner- und Umbrische Gruppe geht, parallel mit der Hauptkette der Apenninen; und eine andere den Vultur, die phlcgräischen Felder, Procida und Jschia verbindet, so daß sie die erstere in einer nach NW. laufenden Linie durchschneidet, und ihrerseits genau parallel läuft mit der Abzweigung des erhobenen Apenninenkalkcs, welcher das Vorgebirge von Castel a Marc und Amalfi und die Insel Capri bildet. 5. Zuweilen werden die relativen Localbedingungcn der einander entgegenwirkenden Kräfte der Expansion und des Widerstandes veranlaßt haben, daß sich die primären und transversen Linien der größten Dislocation zu einer krummen Linie combinirten. Die der Alpenkette, bon den Julischen im äußersten Osten bis zu den Meer-Alpen im Westen (die dann umwendet und noch weiter nach Osten geht, in den I) Siehe Amn. j>. 50. 238 Zwölftes Kapitel. nördlichen Apenninen) kann als ein allgemein bekanntes Beispiel angeführt werden. Ein anderes zeigt sich in der großen Curve der karpatischen primären Achse von Mähren nach Osten und dann im Bogen nach Süden, wo sie fast das Thal der Donau sperrt und sich an den Balkan anschließt, so daß sie ganz Ungarn umschließt. Wir können diesen gekrümmten Dislocationen jene merkwürdige kreisförmige Schwingung vergleichen, deren oben Erwähnung geschehen, nämlich der vulkanischen Reihe des Großen Oceans rings um die Ostküste Borncos, die anscheinend selbst das Ende eines Ausläufers von dem tibetanischen Plateau ist und die erhobene Achse der Eambodischen Halbinsel bildet. Bisweilen wird die hebende Kraft, statt auf eine Linie concentrirt zu sein und so ein Erheben längs einer Achse zu veranlassen, sich über eine weite Fläche verbreitet und die Erhebung einer ausgedehnten Landstrecke veranlaßt haben, deren Schichten mehr oder weniger ihre Horizontalität bewahrt haben werden, wenn sie auch wahrscheinlich von zahlreichen Verwerfungen durchsetzt werden und hier und dort vielleicht in welligen Falten durch zufällige Unregelmäßigkeiten des Druckes in die Höhe gequetscht sein mögen. Dazu will ich als Beispiel im größten Maßstabe die ungeheure Hochebene Central-Asiens und die ausgedehnten Ebenen von Sibirien und dem europäischen Rußland nördlich und westlich davon nennen. In nicht wenigen Fällen wird es gestattet sein anzunehmen, daß statt einer Erhebungsachse, welche die überliegen- den horizontalen Schichten auf beiden Seiten überkippt, die eine Seite der Primärspalte allein oder hauptsächlich erhoben worden ist, während die Fläche an der anderen Seite vergleichsweise unbewegt geblieben ist oder ihr ursprüngliches Niveau behalten hat. Es würde nicht schwer halten, Beispiele für eine solche Anordnung aufzufinden. Symonds stellt in seiner ausgezeichneten Abhandlung über die Malverns grade diese Theorie auf, um die besonderen Erscheinungen jenes erhobenen Landstriches zu erklären.*) Und der ganze Continent von Süd-Amerika kann als ein Beispiel von derselben Art im größten Maßstabe gelten; dort hat die große, fast grade, nordsüdlich verlausende, primäre Spalte einer großen Reihe von vulkanischen Ausbrüchen Ausgang verschafft, welche durch lange Jahrtausende die progressive Erhebung der weiten, abfallenden Plateau; begleitet haben, die die Becken des Orinoko, des Amazonenstromes, des la Plata und die Pampas Patagonicns bilden, in Verbindung mit den Ketten Brasiliens im Osten, während im Westen das Bett des Großen Oceans entweder stationär blieb oder sich senkte. 1) Husrt. ckourn. Osol. 800. 1860. Verhalten der Plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 230 Dieser allgemeine Parallelismus der Eruptionslinien mit denen der größten Erhebung und ihre Nähe an Flächen vermuthlicher Senkung kann nicht alls zufällig angescheu werden. Irgend eine allgemeine Ursache muß einer so allgemeinen Thatsache zu Grunde liegen. 6. Das seltene Auftreten thätiger Vulkane im Inneren der erhobenen Continentalstrccken scheint die Ansicht zu bestätigen, welche hier von der Natur dieser Ursache aufgestellt ist. Ueberdies stimmt sie mit dem gewöhnlichen Bau der Achsenkettcn solcher erhobenen Strecken, der sich überall beobachten läßt, wo die Denudation ihn hinreichend aufgeschlossen hat, nämlich im Centralkern aus hypogenen, krystallinischen Gesteine (Granit, Syenit oder Porphyr), welcher sichtlich von unten aufgedrungen ist und die geschichteten und ihn überlagernden Sedimente erhoben und auf jede seiner Seiten angelegt hat. Die Abwesenheit von glasigen oder blasigen Laven, Schlacken, Bimsstein, Asche oder anderen charakteristischen Productcn supra- oder submariner Vulkane unter diesen krvstallinischcn Massen gibt den Beweis für die Verschiedenheit der Umstände, unter denen sie ausgcstoßcn worden sind.') 7. Was ist nun aber der Charakter dieser Plutonischen Masse zur Zeit ihres Aufsteigeus gewesen? Die Meinung Scheerers über diesen Gegenstand, die er sich nach einem genauen und gereiften Studium der großen Granit-Entwickelung in Skandinavien gebildet hat, mag im Auszuge in Folgendem wiedergegeben werden. Nachdem er durch die Analyse bewiesen, daß Wasser mit den krystallinischen Mineralien des Granits in Verhältnissen verbunden ist, welche in manchen selbst bis zu 10 Procent gehen, schließt er, daß aller Granit einst eine Art von wässerigem Teig gebildet habe — eine douillio ngu6U8e — oder ein durchfeuchtetes Magma, in dessen Bildung Hydrate von Silicium, Aluminium und anderen Basen eintraten; daß er in diesem Zustande einen sehr viel größeren Raum einnahm, als in seinem gegenwärtigen festen Zustande; daß er intensiv erhitzt gewesen zu sein scheint unter einem Grade von Druck, welcher hinreichte, die Verdunstung des Wassers zu verhindern, so daß das Resultat war, daß die festen, bereits durch die Wärme getrennten Atome noch mehr getrennt wurden (oder sich noch weiter trennen wollten), indem der Hochdruck-Dampf dazwischen trat, welcher den Flüssigkeitsgrad der Masse bedeutend erhöhte. Obwohl I) Es wäre ganz passend, wenn das Wort „Ausbruch" (eruptiou) auf die vulkanische Thätigkeit beschränkt würde, und expuision oder axtrusion gebraucht würde, um das Aufsteigen Plutonischer Massen zu bezeichnen, welche nicht von luft- iörmigen Explosionen begleitet werden. 240 - Zwölftes Kapitel. dieser Zustand des Granites, sagt er, eine Art von Schmelzung genannt werden kann, ist es doch nicht eine einfache feurige 'Schmelzung, und die Resultate bei seiner Abkühlung würden dem entsprechend verschieden sein. Die Krystalle des Feldspath und andere kein Wasser enthaltenden würden zuerst krystallisircn; der Glimmer, welcher viel Wasser enthält, wahrscheinlich demnächst; und der Kiesel, welchen das heiße Wasser am längsten gelöst behalten würde, zuletzt. Dies Silicat würde überdies in seinem flüssigen Zustande die Einschrumpfungsrisse und andere in dem Granit bei seiner Erhärtung entstehende Spalten anfüllen und so Quarzadern rc. entstehen lassen?) E. de Beaumont nimmt diese Ansichten Scheercrs vollständig an, welche identisch sind mit den in der ersten Auslage dieses Werkes ausgesprochenen, und die, wie ich glaube, setzt allgemein von den Geologen angenommen werden. 8. Wenn wir nun den wahrscheinlichen Zustand der oberen Schicht dieser Plutonischen granitvidischen Masse znr Zeit ihres Aufsteigens gegen oder durch die darüber »gelegene feste Rinde in Betracht ziehen, welche krystallinisch oder körnig in ihrer Textur war (da der Krystallisationsproceß vielleicht angefangen hatte, aber nicht beendet war), jedoch noch soweit flüssig, daß sie in die feinsten Spalten des Gesteins eindrang , gegen welche sie gepreßt wurde — bei einer hohen Temperatur, wie aus ihrem metainorphosirenden Einfluß folgt —, und selbst einer gewaltigen Quetschung zwischen den aufwärts gerichteten Druck der sich ausdehnenden Masse unten, und dem abwärts gerichteten, durch das Gewicht und die Cohäsion der darüber gelegenen Gesteine, unterworfen, sowie einem gewaltsamen, mehr oder weniger horizontalen Zusammenpressen oder frictionalen Schieben von jeder Seite gegen die centralc Dislocations- und Erhebuugsspalte: so denke ich, läßt sich als ein nothwendiges Resultat begreifen, daß die zerrende Bewegung, welche unter diesen Umständen den die obere Schicht bildenden, mehr oder weniger festen, krystallinischen Theilchen mitgetheilt worden, diese gezwungen oder veranlaßt haben muß (je nach dem Grade, bis zu welchem der Krystallisationsproceß gediehen), jene blättrige Anordnung anzunehmen, welche nach einem der früheren Kapitel in den feldspathischen Laven in Folge ähnlicher Bedingungen der Seitcnbeweguug unter großem Drucke entsteht und welche, wenn sie auf eine Mineralmasse von der drei- gestaltigen Zusammensetzung des Granites wirkt, diese in ein Gestein umwandeln wird, das dem tvpischcn Charakter des Gneißes oder dem I) 8ur I» imtui'8 plutouiqus äu Ursuit st ciss öilieutsu sr^sMllius. Lull. 2. »er. IV. p. 419 ü'. Verhalten der plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 241 „blättrigen Granit" ähnelt, und welche bei längerem Andauern geeignet sein würde (wie auch bei den feldspathischen Laven gezeigt ist) das blättrige Gestein zu quetschen und in jene wunderlichen Zickzackfaltcn zu biegen, die für diese krystallinischen Schiefer charakteristisch sind. Was sich während dieses Vorganges auch für Spalten gebildet haben mögen (die besonders an den äußersten Ecken der Biegung entstehen werden), dieselben müssen sogleich entweder von dem sich ausdehnenden graniti- schen Magma von unten oder von der mehr flüssigen kieseligen Brühe eingenommen werden, von welcher die halb erhärtete gneißische Masse selbst durchdrungen war, und-so Veranlassung geben zur Entstehung der Adern von Granit oder Quarz, welche in diesen Gesteinen so häufig sind.') Daß die Gneißgesteine bereits ganz oder ziemlich krystallisirt und fest geworden waren, bevor sie durch diese gleichzeitigen Adern injicirt und erhoben wurden, ist aus dem Umstände klar, daß sie auseinander gerissen sein mußten, um das Eindringen zu gestatten, ebenso wie aus den scharfen Zickzackfalten, zu welchen sie zur Zeit ihres Durchdringens sich zusammengekrümmt haben. Die untere granitische Masse har offenbar niemals ihren Weg aufwärts in diese Achsen-Negionen an die freie Luft gefunden, während sie eine hinreichend hohe Temperatur behielt , um das Kochen des in ihr enthaltenen Wassers zu veranlassen. Ihr Aufwallen wurde wahrscheinlich durch das Gewicht der darüber gelegenen Massen gedämpft, uud namentlich durch das Quetschen und den Horizontaldruck ihrer eigenen oberen blättrigen und fest gewordenen Schichten gegen den Schlund des Achscnbruchcs hin. Der Holzschnitt (Fig. 04) mag eine unvollkommene Vorstellung von den vorausgesetzten Bedingungen des Aufdrängens eines solchen Achsen-Keiles aus Granit geben. Die planirende Wirkung der Denudation durch Wasser und die danach folgende Ablagerung von sedimentären Schichten oder Conglo- meraten auf die zerfressene Oberfläche hat in den meisten Fällen die I) Rogers beschreibt den Gneiß von Nord-Amerika als von „einem größeren krystallinischen Korne in den unteren Lagen, wo er in Granit übergeht, von kleineren Krystallen in der mittleren Zone, und einein feineren Korne und kleinblättriger in der oberen. In der letzteren hat jeder einzeln liegende Feldspath- krystall die Gestalt eines linsenförmigen Knotens (und das ist genau die Wirkung, welche durch ein zerrendes Quetschen hervorgebracht werden würde). Ihn durchsetzen zahlreiche Gänge und Adern aus Granit und auch aus Serpentin, welche >n dem Gneiße enden, und in deren Nähe er gewöhnlich sehr gewunden ist." (Otooi. ob Pennsylvania p. 7V.) P. Scrupe, Ueber Vulkane. 16 242 Zwölftes Kapitel. Zeichen von diesem Kampfe verwischt oder unkenntlich gemacht. Ein beobachtendes Auge kann sie dessen ungeachtet erkennen, wo natürliche Querschnitte einer Gebirgsachse deren Bau hinreichend ausschließen. Die granitischen Achsen-Keile selbst waren wahrscheinlich größtentheils längst fest geworden, ehe sie diejenige Lage erlangten, in welcher wir sie vorfinden, da man sieht, daß sie wiederholt zerbrochen und von Gängen verschiedener Mineralsubstanzcn durchsetzt sind, deren Eindringen ohne Zweifel gleichzeitig mit den successiven Stadien ihrer Erhebung geschah.. Fig- 64. (Idealer Querschnitt einer durch das Aufdrängen einer granitischen Achse erhobenen Gebirgskette, deren obere Schicht blättrig und durch Reibung und schiefen Drucks dem sie unterliegt, geblättert und gerunzelt ist). Solch wiederholtes Eindringen muß die entsprechende seitliche sowohl, als verticale Erweiterung der Achsen-Masse verursacht und die erhobenen Schichten aus jeder Seite geschoben haben. 9. Allerdings würde eine injicirte Masse flüssigen Granites beim Abkühlen durch Wärmeleitung nach außen und durch das Festwerden etwa ein Sechstel ihres Volumens verlieren und entsprechende Ein- schrumpfungs-Risse, mehr oder weniger rechtwinklig gegen die abkühlende Oberfläche, erhalten. Diese würden aber, meine ich, sich unmittelbar entweder durch Jnjection von unten oder durch Exudation der feineren krystallinischen Materie oder der Silikate von den Seiten eines jeden Spaltes her füllen, und so verblieben die vollen horizontalen Dimensionen der Masse, auf Kosten ihrer Höhe: so daß, wenn neue Ausdehnungen unten sie wieder zerbrechen und neue Substanz in ihre Adern injicire», sie seitlich noch mehr an Volumen zunehmen werden und fortfahren, noch ferner auf jeder Seite die Schichten fortzuschicken, welche ihr anliegen, und dieselben vielleicht in parallele Falten zusammenzudrücken. Indeß mag es durchaus nicht unwahrscheinlich sein, daß einige der mehr ausgedehnten Massen dieser Art bei hoher Temperatur und in Verhalten der Plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 24Z einem Zustande unvollkommener Flüssigkeit herausgetrieben worden sind (wie wir an vielen der großkvrnigen granitoidisch-trachytischen Laven erkannt haben) und auf deiy Grunde eines Oceans ausgebreitet, der zu tief war, um irgend ein gasiges Aufkochen zuzulassen. Ich führe insbesondere solche Massen an, wie die alten granitischen Plateaux von Central-Frankreich, Britannien, Devonshire, Scandinavien u. s. w. An manchen Stellen, wie im Fassa-Thale, findet sich ein offenbares Falten versteinerungsführender Schichten durch ausgedrungenen Syenit oder Granit?) An der oberen Fläche aller solcher ausgedrungenen krystallinischen Massen wird sich eine erhärtete Rinde bilden, welche, wenn der Abkühlungsproceß und folglich die Zusammcnziehung abwärts fortschreitet, sich zu einer Art von Gewölbe formiren muß, das mit einem mächtigen Seitendrängen auf die Wände der Spalte drücken muß, welche sie ausfüllen, oder sonst auf die Gesteine, welche ihre Seiten begrenzen. Die letzteren würden somit wieder aufwärts gezwängt und mehr oder weniger gefaltet werden. 10. Die Wiederholung des Aufdrängens und Eindringens heißer Mineralmasse in neue Brüche von unten muß früher oder später den Klumpen der krystallinischen Achse zu einem festen Höcker oder Keil machen, der ganz durch die höheren gefalteten und geblätterten Lagen, wie durch die darüber gelegenen Gesteinsschichten reicht; diese beiden würden theilsweis mit der aufsteigenden Achsen-Kette hinaufgenommen, theilswcis gekippt und seitlich angelegt werden in Stellungen, in denen ihre eigene Schwere das Bestreben des Lateraldruckes des Angedrungenen Keils noch unterstützen und sie veranlassen muß, auf beiden Seiten in gebrochenen Blöcken herabzugleitcn, oder in Undulationen parallel mit der Hauptachse, je nach dem Grade ihrer Erhärtung oder ihrer Weichheit oder Schlüpfrigkeit zu jener Zeit. Neue Jnjectionen von intrusivem Granit in die Achsenmasse, die von Zeit zu Zeit stattfinden, würden zur Wirkung haben, daß sie die Lateralschichten weiter und weiter zur I) Der Syenit von Skye ist zum Theil in mächtigen, halbsesten Buckeln hervorgedrungen (indem er die zerbrochenen Schichten, welche er in bemcrkcns- werthem Grade verändert hat, bei Seite schob) und zum Theil in Massen aus gebrochen, welche Schieser aus der Liaszeit überlagern, ohne sie gestört zu haben, aber sich in Risse hineinziehend und sich genau allen Ungleichheiten der Schichtung anschmiegend. Es zeigt sich, sagt Geikie, eine Verschiedenheit in der Textur der »durchbrechenden" und der „überlagernden" Syenite. Der erstere ist gröber im Korn, der letztere feiner und feldspathreicher. (Oeiüis on ckouru. Oeol. 8oe. 1647 x. 14.) 16 * 244 Zwölftes Kapitel. Seite schöben und damit, in der Weise der Bodenschlipfe, eine Anzahl von Spalten, Verwerfungen, Runzeln und anderen Störungen veranlaßten, verschieden je nach den zufälligen Widerständen, welche die seitlichen Bewegungen erfahren würden. Als Folge dieser unregelmäßigen Einflüsse können die Runzeln sich nur zum Theil parallel mit der primären Erhebungsachse bilden, welche übrigens selbst (wie schon bemerkt) aus ähnlichen Ursachen ihre gradlinige Richtung verlieren und krumm oder anderweitig gewunden werden kann. Wenn, was durchaus nicht unwahrscheinlich ist, die seitlichen Runzeln bis in Tiefen hinabreichen sollten, in denen die Mineralmasse sich in geschmo zenem Zustande oder in einem Zustande der Spannung befindet, so daß sie, wenn sie einigermaßen vom Druck befreit wird, anschwillt: so würde dies Resultat wahrscheinlich an der Basis der anti- klinalen Krümmungen eintreten, während andererseits alle Brüche, welche an der Basis der vorkommenden spnklinalen Faltungen entständen, in Folge ihres Klaffens nach abwärts, sofort injicirt würden und so Veranlassung zum Entstehen von Trappgängen oder eingedrungenen Keilen feuriger Gesteine geben, wie wir sie häufig in solchen Lagen beobachten (Fig. 65). Fig. 6s. Häufig vorkommendes Beispiel von Plutonischen Gesteinen an der Verbindung von antiklinalen, nnd vulkanischer Gesteine an der von synklinalen Schichten. Der beim Entstehen einer jeden solchen Spalte verursachte Krach mag wohl jene merklichen Oberflächcn-Bibrationcn in den nahe und darüber gelegenen Felsen hervorrufen, welche wir Erdbeben nennen. 11. Ich bemerke, daß Rogers die parallelen Undulationen der Oberflächenschichten, von denen er die merkwürdigen beiden typischen Beispiele der Appalachischen und Juraketten bewundernswürdig beschreibt, der Wirkung einer fortschreitenden Welle zuschreibt, welche der unterhalb befindlichen flüssigen Masse mitgetheilt ist und die seitlich in der Weise einer Meereswoge fortschreitet, wobei sie die dünne und unvoll- Verhalten der plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 245 kommen festgewordene Rinde, wie sie sich vorwärts bewegt, in Runzeln erhebt. Ich halte es nicht für nöthig, eine so plötzliche und einzige Thätigkeit oder eine so dünne Rinde und eine so allgemein unten verbreitete flüssige Unterlage anzunehmen, wie diese Theorie es verlangt, die in der That nur eine der alten ist, welche die Wellen-Bcwegungen der Erdbeben der Fortleitung von Wellen längs der Oberfläche einer unter der dünnen, festen Erdrinde liegenden Flüssigkeit zuschreibt. Ich habe bereits gesagt, daß ich mit Maltet in der Annahme übereinstimme, daß die zitternden Undulationen der Erdbeben ganz und gar durch feste Masse fortschreiten und man für ihre Entstehung keines hypothetischen flüssigen Substratums bedürfe. Mir scheint, daß man die seitlichen und parallelen Faltungen der Oberflächenschichtcn auf einer oder auf beiden Seiten einer erhobenen Kette vollständig erklären kann aus dem vereinigten Einflüsse der beiden folgenden Ursachen: 1) der horizontalen Compressiou, welcher (nach dem an einem zerbrechenden Balken deutlich gemachten Principe) die oberen Schichten eines erhobenen Flächen- raumes gegen die Randgrcuzen desselben unterworfen sein werden (s. Fig. 4 p. 40); 2) des ungeheuren seitlichen Drängens, das erfolgen muß aus dem Aufkippen der darübergelegenen Schicht unter einem, selbst großen Winkel, und dem wiederholte» Herausdringen des Achsenkeiles hypogener Massen durch sie, welche, wenn sie fest geworden sind und zu fallen anfangen, die seitlichen Enden nach außen drängen werden. Es muß daran erinnert werden, daß die so betroffenen Schichten meist zu der Zeit, wie die Schärfe ihrer Biegungen beweist, sich in einem weichen und teigigen Zustande befunden haben, ohne Zweifel von Wasser durchdrungen, und aus thonig glimmcrigen und anderen schlüpfrigen Substanzen bestehend, daher geeignet gestreckt zu werden und zusammengefaltet unter dem Einflüsse ihrer eigenen Schwere allein, wenn sie seitwärts nach einem niedrigeren Rivcau hin, in der Weise eines Erd- schlüpfes, abwärts gleiten. Die ganz ähnlichen, aber stärker gekrümmten und zickzackförmigen Faltungen der unteren Schichten oder vielmehr der oberen blättrigen granitischen Masse unterhalb dieser (Gneiß und krystallinische Schiefer), schreibe ich, wie schon gesagt, der horizontalen Compression zu, gestützt 1) „Die wellenartige Structur (der Appalachen u. s. w.) ist veranlaßt durch «» wirkliches Pnlsiren in der fliissigen Masse unterhalb der Erdrinde, das sich in der Weise großer fortschreitender Wellen verbreitet." „Die Oscillation der Rinde, welche durch ein wirkliches Fortschwimmen (liontinA) der Gesteinstheile entsteht, ist die Ursache eines Erdbebens (Rotors, (ileolox^ ok ^snns^lvame p 886). 246 Zwölftes Kapitel. (wie beim Balken) durch jene unteren Schichten in der Nähe der Dis- locations-Achse, sowie durch das frictionclle Zerren des Granitkeils, der in schiefer Richtung in seinem Kampfe mächtig gegen sie drückt, indem er sich durch den engen Schlund der Spalte hinauszudrängen bestrebt ist (s- Fig- 64). Diese Theorie ziehe ich nicht nur der Rogers vor, sondern auch einer von Hopkins aufgestellten, wenn ich dieselbe verstehe — nämlich daß die horizontale Compression, die sich aus den Zusammenfaltungen der seitlichen Schichten auf beiden Seiten einer hinausdrängenden Achse ergibt, durch den gegenseitigen Druck großer, eckiger Massen erhobener Felsen verursacht worden ist, welche zusammenfallen in Folge des Entweichens großer Dampfvolumina nach außen, deren Expansion unterhalb ihre vorausgegangene Erhebung veranlaßt hatte.*) Ich glaube nicht, daß es irgend einen Beweis gibt für ein solches Entweichen von Danrpf als Begleitung oder Folge von der Erhebung der Plutonischen Achse einer Gebirgskette, dieselbe mag paroxysmusartig oder allmählig geschehen. Im Gegentheil ist, wie oben bemerkt worden, das Fehlen eines solchen Entweichens des Dampfes nach außen dasjenige, was hauptsächlich die Plutonische von der vulkanischen Thätigkeit unterscheidet. Andererseits kann ich mir nicht das Hinausdrängen eines solchen Achsenkeils denken ohne die Begleitung von den verschiedenen Bedingungen der horizontalen Compression und daraus folgenden Quetschens in den oberen und unteren Schichten der aufgehobenen Masse, wie ich es oben angedeutet habe?) 12. Mit dieser wichtigen Ausnahme stimme ich in Vielem mit Rogers Ansicht in Betreff der Wirkung eines Achsen-Aufdrängens auf die zu beiden Seiten fortgeschobenen Schichten überein: in dem Eindämmen (kez-inx) ihrer Biegungen durch das Eindringen geschmolzener Masse von unten und deren Festwerden an jenen Stellen; in der besonderen Steilheit der Faltungen auf der Seite, gegen welche das 1) Rrit. ^ssoo. Report, 1847. 2) Ich bin nicht sicher, ob diese Ansicht von der quetschenden Wirkung des Erhebnngs-Processes von irgend einem anderen Schriftsteller über geologische Dynamik aufgestellt worden ist. Ich habe dieselbe in der ersten Ausgabe dieses Werkes mitgetheilt, aber es scheint kein späterer Autor davon Kenntnis; genommen zu haben. Hätte HopkinS sich in der oben angeführten Stelle nur aus das seitliche Drängen einer gewölbten Rinde beziehen »vollen, welche sich senkt, wenn die ein- gedrungene flüssige Masse unterhalb anfängt zu erstarren und sich demgemäß zusammenzuziehen, so würde ich mit ihm darin vollständig übereinstimmen, das; ich dies für eine der Arten halte, auf welche das Falten der seitlichen Schichten erklärt werden kann. (Siehe p. 224.) Verhalten der Plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 247 Schieben stattfindet, indem die Kämme der Wellen gleichsam überfallen, so wie sie vorschreiten; in ihrem allmähligen Verflachen und Erweitern, wenn sie vom Störungs-Mittelpunkte gegen die unberührt gebliebenen Areale auf beiden Seiten zurücktreten; in dem allgemeinen Parallelismus der größeren Undulationen mit dem allgemeinen Sketchen der hauptsächlichen benachbarten Achsen des Aufwärtsdrängens; und in der gelegentlichen Verwirrung dieses Parallelismus oder dem Auftreten von Ouer-Undulationen, veranlaßt durch Quer-Bewegungen (wie die Wellen eines gekräuselten Meeres), vielleicht in verschiedenen Epochen; wie auch in der Spaltung solcher geschichteten Massen, die aus ungleichachsigen Theilchen bestehen, durch das wiederholte Hindurchleiten quetschenden Druckes in Ebenen, die dem Streichen der Welle parallel gehen. In den Nocky Mountains, den Andes, dem Himalaja und den Alpen kann man laterale Undulationen, durch diese Grundzüge charak- terisirt, in größtem Maßstabe beobachten. Die Cordilleren von Chile zeigen nach Darwin acht oder mehr parallele, hoch gekippte, antiklinale Ketten hinter einander, 50 bis 60 engl. M. von einander, wo eingedrungen vulkanische Massen häufig durch die Basis der synklinalen Tröge aufgestiegen sind. Jede dieser Ketten ist halb so hoch als der Aetna. Die des Himalaia scheinen nach den Beobachtungen Stracheys selbst von noch gewaltigerer Größe zu sein. Er findet dort einen allgemeinen Parallelismus aller Hauptketten, der dazwischen gelegenen Thäler, der Entwässerungslinien (welche zugleich die Linien der hauptsächlichsten Verwerfungen oder des Zerbrechens sind), des Streichens der erhobenen Schichten, der Aufeinanderfolge geschichteter Ablagerungen und der Linien feuriger Eruption oder Jntrusion. Die großen Achsen- Höhen (die Schneepiks der Himalaias) sind Granit, welcher in seinem Aufwärtsdrängen die Schiefer und Schichten zu beiden Seiten „sort- geschultert" hat. Die großen welligen Kämme der Jurakette, die bei der Erhebung der Ccntral-Alpen nach Norden hin aufgeworfen wurden, sind allgemein bekannt und oft beschrieben. Auf unseren Inseln ist jeder Geologe mit vielen ähnlichen Reihen paralleler Wellen oder Schichten vertraut. 13. Die Faltungen mancher Schichten, namentlich der schieferigcn, wiederholen sich so zahlreich, daß man vermuthen muß, sie seien einer ausgedehnteren Seiten-Bewegung unterworfen gewesen, die sich nicht leicht erklären läßt. Aber man muß sich erinnern, daß derselbe Druck, welcher die Schichten in diese Falten legt, sie auch in der Richtung ihrer Ebenen verflacht und ausstreckt. Die Verzerrung mancher Versteinerungen in den Schiefern zeigt, daß die Quetschung, der sie ausgesetzt 248 Zwölftes Kapitel. gewesen, die ursprüngliche Ausdehnung jeder Schicht oft verdoppelt hat, so daß die Dicke einer jeden im umgekehrten Verhältniß vermindert worden ist. Eine Schieferschicht z. B., welche ursprünglich in ihrer horizontalen Ausdehnung eine Meile maß, könnte daher während des Faltungsprocesses soweit verdünnt worden sein, daß sie etwas mehr als 2 M. bedecken würde, wenn sie nicht gefaltet wäre; und doch können die beiden Vertical-Ebenen, zwischen welchen das Zusammendrücken geschah, sich einander nur in sehr geringem Grade in horizontaler Richtung genähert haben, so daß die vergrößerte Ausdehnung der gequetschten Schichten völlig in der entgegengesetzten (d. i. vertikalen) Richtung geschehen ist, die gewöhnlich die des geringsten Widerstandes sein wird. Dieses Ausdehnen der gequetschten Schichten in der Richtung ihrer Ebenen wird im Verhältniß stehen mit der Leichtigkeit, mit welcher die Theilchen an einander vorbeigleiten oder schlüpfen, und es ist daher am größten in den Glimmerschiefern und am geringsten in den kalkigen oder groben Sandgesteinen. Wellenartige Faltungen können also überhaupt nur stattfinden, wenn die Schichten zur Zeit sich in einem Zustande solcher Weichheit befinden oder aus so schlüpfrigen Materialien bestehen, daß sie im Stande wären, der Kraft nachzugeben, welche auf sie in gekrümmten oder Zickzack-Biegungen einwirkte. Wenn sie so starr waren, daß sie eher brachen als sich bogen, so würde die Wirkung des horizontalen Druckes oder der undulatorischen Impulsiv» die sein, daß sie durch im Allgemeinen vertikale Spalten in gesonderte Massen zerbrechen, und oft sich diejenige Seite jeder Spalte, von welcher der Stoß kam (oder bei schiefen Spalten die Seite, gegen welche sie sich lehnen), über die gegenüberstehende erhebt, in Folge der allgemein bekannten Tendenz gesonderter Massen, durch eine gleitende Bewegung ihre Stelle zu verändern, wenn sie mit der Widerstand leistenden Fläche in Berührung kommen oder einem schiefen Drucke gegen dieselbe ausgesetzt werden (s. p. 42). Deshalb finden wir gewöhnlich, wenn wir von der Achse einer erhobenen Kette über mäßig geneigte Schichten von dieser Beschaffenheit schreiten, die steilen Seiten der größeren Verwerfungen (t'aultv) uns gegenüber; und dieselben bilden, wenn sie nicht durch spätere Denudation fortgeräumt sind, ebenso viele Abstürze oder Stufen, welche wir auf unserem Wege übersteigen müssen. Solche Faults gibt es in den Appalachien von 1000 F. senkrechter Höhe. Die Tendenz der Kalk- und Sandstein-Formationen, insbesondere der ersteren, wenn sie schon zu hart geworden sind, um noch Faltung anzunehmen, unter hebenden Stößen in rechtwinklige Massen zu zerbrechen, deren Schichten Verhalten der Plutonischen zur vultanischen Thätigkeit. 249 noch ihre Horizontalität behalten, ist in vielen Gegenden an Beispielen ersichtlich. Ich nenne als ein solches die sogenannten Causses in den Eevennen Frankreichs, ein ausgedehntes erhobenes Plateau horizontaler Kreide- und Oolithschichten, zerschnitten durch verwickelte und enge Klüfte, von fast 1000 F. Tiefe, in gesonderte Blöcke, welche steile Fels- wände begrenzen. Ein anderes Beispiel sieht man in den prachtvollen Bergmassen des dolomitischen Kalkes in den Tiroler und Kärntner Alpen. Die zahllosen, nach einander erfolgenden Bewegungen, denen ein und dasselbe Arkal ausgesetzt gewesen ist, zeigen sich an den vielen zu beobachtenden Beispielen von Faults, die in bestimmten Niveaus aufhören; sie durchsetzen die palöozoischen Gesteine und endigen bei den secundären; oder die letzteren, und nicht die tertiären. Ueberhaupt müssen die verschiedenen Arten von Ortsvcränderung, denen geschichtete Masse» unterworfen gewesen sind, unter dem vereinigten Einflüsse der erhebenden Kraft und ihrer eigenen Schwere, vervielfacht durch die stets wechselnden Zufälligkeiten des Widerstandes, welcher durch ihre besondere Zusammensetzung, Structur, Zustand und Vage zur Zeit jedes Stoßes, die Zahl und Kraft derselben und des Wechselns der Punkte, von welchen sie ausgingen, verursacht werden, nothwendiger Weise so zahlreich gewesen sein, daß sie der Classification oder der Beschreibung trotzen. Alle großen Gebirgsketten der Erde zeigen Beispiele von der Verwirrung, welche aus diesen verwickelten Zuständen mechanischer Störung entstehen. Aber obwohl die Resultate im Einzelne» oft schwierig zu erklären sind, da an einer einzelnen Stelle nur ein Bruchtheil der wirkenden Ursachen erkennbar ist, so herrscht doch im Allgemeinen durchweg genügende Ordnung und Gleichförmigkeit des Charakters in ihnen, um den Geologen in den Stand zu setzen, ihre Erscheinungen in erster Änie dem Aufwärtsdrängen irgend eines großen centralen Achseu-Keiles aus krystallinischem hypo- genen Gesteine (Granit oder dem ähnliches) zuzuschreiben. Die äußerste Verzerrung und Faltung sind jedoch im Allgemeinen auf die 'Nähe eines solchen Achsen-Kainmes beschränkt, der Schichten blättrigen Granites und die darüber gelegenen Schichten auf beiden Seiten fortgestoßen hat. Die Bedingungen des Widerstandes oder der unterirdischen Expansion haben hie und da die Erhebung einer weiten Fläche in einer Weise verursacht, daß dieselbe ihre Horizontalität mehr oder weniger vollständig bewahrt hat, indem die primären Brüche auf ihre Raudgrenzcn beschränkt geblieben sind. Oder die Oberfläche »-Gesteine sind nur an der einen Seite der primären Spalte erhoben worden 250 Zwölftes Kapitel. und haben ihre Fortsetzung auf der anderen Seite ungestört gelassen. Solche Veränderungen werden nothwendiger Weise die Lage der Spalten vulkanischer Eruption, sowie die der Plutonischen Störung in entsprechender Art afficirt haben; indem sie z. B. im letzteren Falle beide Klassen vielleicht zum Zusammentreffen bringen (wie es mit den großen Achsen-Dislocationen und den eruptiven Spalten des amerikanischen Continentes vorgekommen zu sein scheint), statt einen beträchtlichen Zwischenraum zwischen sich zu haben, wie es bei den europäischen und asiatischen Beispielen allgemein der Fall ist?) 14. Theorie der Erdbeben. In den obktzen Aufstellungen habe ich die merkbaren Wellenbewegungen der Erdoberfläche, welche wir Erdbeben nennen, auf das Reißen und Zerren zurückgeführt, welche durch das plötzliche und heftige Zerbrechen fester Felsmassen veranlaßt wird, und vielleicht durch die augenblicklich erfolgende Jnjcction von anschwellender geschmolzener Masse in dieselbe von unten. Mattet, in seinem vortrefflichen Report on Rartllcfuukes") dagegen, sieht in submarinen Eruptionen vulkanischer Masse des Hauptagens in der Erzeugung der heftigsten Erdbeben. Er meint: „Eine Eruption feuriger Materie, welche unterhalb des Meeres stattfindet, muß große Klüfte oder Spalten in dem Felsengrunde öffnen, durch welche Wasser zu den feurigen Lavaflächen in der Tiefe Zutritt erlangt." Das Wasser bleibt, denkt er sich, „anfangs in dem besonderen Zustande, welchen Boutignn sphäroidal nennt, bis die Lavafläche zu dem Punkte abgekühlt ist, bei welchem die Repulsion aufhört, und nun kommt es mit den heißen Flächen in Berührung; dann entwickelt sich ein großes Volumen von Dampf explosive und strömt in das tiefe und kalte Wasser des Meeres, wo derselbe sogleich condensirt wird; und somit wird dem vulkanischen Herde eine Art von Stoß und Impuls (oder mehrere) der furchtbarsten Art gegeben, der, da er sich außen nach allen Richtungen fortpflanzt, als Erbbebenstoß weiterschreitet" rc. Dieser Ansicht von dem Resultate einer submarinen Eruption kann I) I. Herschel (klixslo. Ooogi-. p. 302) ist geneigt, das Runzeln der Schichten Dem Hinabsinken des schleimigen Sediments in Aushöhlungen deS Meeresgrundes während der ruhigen Ablagerung zuzuschreiben. Diese Theorie erklärt nicht und ist nicht haltbar gegenüber den allgemeinen Thatsachen: 1) Der Zunahme der Runzelungen, wenn eine Erhebungsachse in der Nähe ist; und 2) ihren ParalleliS- mus mit derselben. Außerdem bleiben noch die Berwersungen und die Brüche zu erklären. Und es ist klar, daß dieselben störenden Bewegungen, welche feste Schichten so zerbrochen haben, dieselben gerunzelt haben müssen, wenn sie sich in einem erweichten Zustande befanden. — 2) Lrit. ^.ssoo. lioport, I8ö0, p. 79. Verhalten der Plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 251 ich nicht zustimmen. Sie scheint mir, wie alle Theorien, welche die vulkanische Thätigkeit dem Eindringen des meteorischen oder oceanischen Wassers bis zu einem heißen oder metallischen Kerne unterhalb der Erdoberfläche zuschreiben, sich in einem Zirkel zu bewegen (wie die alte östliche Fabel, welche die Erde auf einem Elephanten ruhen läßt, den Elephanten auf einer Schildkröte, welche aber vergißt zu sagen, worauf die letztere ruhe); denn in diesen Theorien ist die erste Thätigkeit oder die ursprüngliche Ursache der ganzen Reihe oie Bildung von Spalten in der Erdrinde. Aber was verursacht diese? Nach der Theorie nicht die vulkanische Thätigkeit; denn diese wird selbst durch die Spalten verursacht, indem dieselben Seewasser zulassen. Nicht Erdbeben; denn diese sind, ex ü^xotliosi, selbst die Resultate der submarinen vulkanischen Thätigkeit. Wenn nun also die ursprüngliche Ursache in jener unteren Expansivkraft gesucht werden muß, welche die Spalten hervorbringt; warum wollen wir nicht glauben, daß die Entstehung dieser Spalten, d. h. das heftige und plötzliche Auseinanderreißen der festen Felsen, welche die Erdoberfläche bilden, die wahrscheinlich viele Meilen dick ist, unter dem Meere wie anderwärts, durch die zerrende Bibration, die in den übermäßig gespannten Felsen verursacht wird, wenn sie auseinander fahren, und die nach beiden Seiten sich durch ihre zusammenhangenden Massen in undulatorischen Pulsationeu fortpflanzen, die wahre Ursache des Erdbebens sei? Und sollte eine dieser nach unten sich öffnenden Spalten so weit in eine untere heiße Lavamasse vordringen, daß sie zu deren Aufkochen Veranlassung gibt, indem sie dieselbe von dem Uebermaß von Druck befreit, der ihre höchst elastischen Gase oder den Zwischenraum-Dampf in Zwang hält — eines Lavaganges oder einer vulkanischen Eruption? Ich muß diese Theorie für um so vernunftgemäßer halten, als die vulkanische Eruption so durch dieselbe primäre Ursache zu Stande kommt, wie das Erdbeben, nämlich durch die Expansion einer tief gelegenen Mineralmasse, in Folge von Erhöhung der Temperatur oder Verminderung des Druckes. Dies stimmt nun mit dem überein, was Maltet selbst in einen: anderen Theile seines Report sagt:*) „Es besteht eine mehr als bloß vage angenommene Verbindung zwischen dem Erdbeben und dem Vulkane, wie früherhin gewöhnlich gelehrt ward, so vage, daß das Erdbeben zuweilen als die Ursache des Vulkans, und zuweilen der Vulkan als I) k'ourtü lispoi't on Lsrtligunlcs UdenomeilS, p. 67, in Lrlt. ^.ssoe. livpoit, 1858. 252 Zwölftes Kapitel. die Ursache des Erdbebens hingestellt wurde, während keine von beiden Ansichten das Richtige ausdrückt. Sie stehen nicht zu einander im Verhältniß von Ursache und Wirkung, sondern beide sind ungleichartige Manifestationen einer gemeinsamen Kraft unter verschiedenen Bedingungen." Ich brauche kaum zu sagen, daß ich mit dieser Ansicht vollkommen übereinstimme; aber mir scheint sie, aus den oben angeführten Gründen, unvereinbar mit der von Maltet selbst vertheidigten Ansicht, daß das Erdbeben das Resultat einer submarinen vulkanischen Eruption sei. 15. Fortschreiten der Plutonischen Thätigkeit. Die Analogie der vulkanischen Phänomene, welche gelegentliche Paroxys- men zeigen, aber im Allgemeinen geringere Entwickelungen in aufeinander folgenden Intervallen, führt uns zu dem Glauben, daß die Thätigkeit der Plutonischen Kräfte ebenfalls wahrscheinlich zuweilen paroxysmenartig, zuweilen graduel gewesen sei (so daß häufige mäßige Wirkungen mit Intervallen der Ruhe wechselten, zuweilen contiuuirlich, aber langsam und vergleichsweise ruhig). Solche eine Ansicht von dein Verhalten der Plutonischen Kraft ist in vollkommener Harmonie mit den Beobachtungen der Geologen über die zahllosen Beispiele von Niveau-Veränderungen und Störungen in den Oberslüchen-Gesteinen. Dabei ist zu bemerken, wie Hopkins in seiner Abhandlung über den Leen-Distrikt (1846) sagt, daß Dislokation und Erhebung nicht nothwendig in gleichem Maße durch ein und dieselbe vulkanische Thätigkeit hervorgebracht werden. „Große Dislokationen können das Resultat einer heftigeren, und große Erhebungen das von mehr fortgesetzter oder häufiger wiederholter Thätigkeit der hcbeuden Kräfte sein." Es ist dessen ungeachtet wahr, wie oben gesagt ist, daß die größte Dislokation gewöhnlich in den am meisten erhobenen Strecken der Erdoberfläche zu finden ist, in den Gebirgsketten der Erde, und daß, wenn wir uns von ihnen entfernen, die in den Oberflächen-Gestcinen sichtbaren Unregelmäßigkeiten, wie Verwerfungen, Gänge, vertikales oder steiles Kippen, Windungen der Schichten u. s. w. im Allgemeinen weniger häufig und weniger heftig werden. Darwin spricht die Meinung aus, daß Gebirgsketten nur begleitende Erscheinungen für weite kontinentale Erhebungen seien, die sehr langsam und in wiederholten Ansätzen, mit Zwischenzeiten der Ruhe erfolgt seien ; jeder Stoß habe einen oder mehrere Brüche zur Folge gehabt, und die Injektion von Lava oder flüssigem Gestein irgend einer Art von unten in dieselbe, der dann die Abkühlung und das Festwerden derselben folgte. „Beim Concepcion-Erdbeben im Jahre 1835 ge- Verhalten der plntonischenzur vulkanischen Thätigkeit. 253 schahen 300 aufeinander folgende Stöße; es mliß also das flüssige Gestein durch ebenso viele besondere Ansätze in die Achse hinausgepumpt worden sein."') Er glaubt, daß die Ketten der Cordilleren stufenweis erhoben seien, so langsam wahrscheinlich, wie das Herstellen eines Berges durch die successiven Anhäufungen der aus einem intermittiren- deu Vulkane ausgebrochenen Asassen. 16. Metamvrphismus. Während all dieser wechselnden Perioden der Convulsion und Ruhe ist die innere Wärme ohne Zweifel, wenn sie mittelst Leitung und lleberführung durch jede Art von Gesteins- massen zwischen der heißen Substanz unterhalb und der äußeren Erdoberfläche hindurch geht, von Wasser begleitet, von Dampf oder Gasen, welche chemische Agentien der verschiedensten Art mit sich führen. Durch diese Mittel müssen viele metamorphiscbe Wirkungen auf jene Gesteine hervorgebracht werden. Als allgemeine Regel treten die Anzeichen des MetamorphiSmus und der Zerstörung zusammen auf und in ähnlichen Proportionen. d'Archiac macht in der Vorrede zu dem Bande seiner „Geschichte" für 1853 mit Recht aufmerksam auf die Thatsache des Festwerdens und der Tendenz znm MetamorphiSmus in den sedimentären Schichten der Gebirgsmassen, wie sie sich zeigt an dem Erhärten der Kalksteine, ihrer Annahme gewisser Besonderheiten der Farbe und häufigen krystallinischen und selbst zucterartigen Textur, der Umwandlung blättriger Mergel und sandiger Thone in Schicferlager, und der harten und dichten Beschaffenheit der sandigen Elemente. Andererseits zeigen die Fortsetzungen derselben Lager, wenn sie horizontale Tafelländer oder ausgedehnte Ebenen aus gleichförmigen und ungestörten Schichten bilden, gänzlich davon verschiedene mineralische Charaktere, indem sie verhältnißmäßig nicht fest geworden sind und ein sehr verschiedenes Gepräge in Färbung und Textur annahmen.") Diese verschiedenen Charaktere ein und derselben Gesteinsreihc, je nachdem sie gestört und gerunzelt worden oder fest in ihrer ursprünglichen Ruhe geblieben sind, zeigen sich in den Formationen aller Zeitalter und führen zu dem Schlüsse, daß der Metamvrphismus größtentheils der größeren Energie dynamischer Ursachen zuzuschreiben ist?) 1) Darwin, Ou tlio iUevtit^ ok tlio Toroo veliivb olovatos oontinonts vitli tdat, evdicli ooaasions voloanio oiitbursts. sOool. Trans. 210.) 2) Siehe zum Beweise dessen MnrchisonS Beschreibung der horizontalen nied- rigen Plateaux anS weichem Thon oder Sand, welche in einem Theile Rußlands das sibirische System rcpräsentiren (Lilnria, aliap. II.), während sie im Ural in krystallinische Schiefer, in Qnarzit und körnigen Marmor umgewandelt sind. öl ^ciUross c>s b'rot'. bl. Torbos tc> tlio Deal. 8oe. 1851, p 78. 254 Zwölftes Kapitel. Sonach haben, wie sich voraussagen ließ, diejenigen Gesteinsartcn, welche im Allgemeinen die bedeutendste Störung erfahren haben, nämlich die blättrigen und schiefrig-krystallinischen, und welche meist auch in größter. Nähe bei der eingedrungenen Granitmasse zu finden sind, auch den stärksten 'Metamorphismus erfahren, sogar bis zu solchem Grade, daß sie nicht -mehr als Schichten sandiger, kalkiger oder thoniger Sedimente erkennbar bleiben, was sie vielleicht gewesen sind, ehe sie der starken Hitze ausgesetzt wurden, durchdrungen von heißem Wasser oder Dampf, die chemische Agentien von großer Wirksamkeit mit sich führten, möglicher Weise geschmolzen und unter starkem Drucke und mächtigen inneren Bewegungen wieder erstarrt. Es ist nichts Unwahrscheinliches oder mit den Resultaten experimentier Untersuchung Unvereinbares in der Vorstellung, daß Schichten von gewöhnlichem Thon, Sand, Schlamm oder Kalkschlick, solchen Einflüssen ausgesetzt, sich eventuel zu krystallinischen Kalksteinen, Schiefern, Glimmerschiefer, Gneiß oder selbst Granit umwandeln sollen. Von den sogenannten metamorphischen Gesteinen kann man sich leicht denken, daß sie einen solchen Ursprung gehabt haben; und wir können begreifen, daß dieser Proceß des äußersten Metamorphismus vom Anfange aller Zeit vor sich gegangen sei und in den Tiefen der Erdrinde noch jetzt im Fortgange begriffen sei, wo er frische Zufuhr geschmolzener oder flüssiger und stark erhitzter granitischer Materie aus den unteren Schichten der aus dem Oberflächcnwasser abgesetzten Sedimente herstellt, nachdem dieselben von vielen tausend Fuß mächtigen ähnlichen Schichten bedeckt und vielleicht in Tiefen hinab- gedrückt gewesen sind, wo die unterirdische feurige Gewalt in hinreichender Intensität wirksam ist. 17. Es ist jedoch durchaus unnöthig anzunehmen (obwohl die Lehre von einer großen Klasse von Geologen aufrecht erhalten wird), daß die besondere blättrige Structur der hauptsächlichen krystallinischen (oder metamorphischen) Gesteine identisch sei mit den ursprünglichen Schichtungen des Thones, Sandes, Schlammes und Moores, aus denen sie geworden sind. Es ist schwer zu glauben, daß die furchtbaren Processe, denen sie unterlegen gewesen sind, die feinen Spalten oder Farbe- und Textur-Variationen, welche die Kennzeichen der Schichtung in gewöhnlichen Sediment-Ablagerungen ausmachen, unberührt gelassen haben können. Außerdem finden wir bei den Thonschiefern, welche im Allgemeinen an der äußeren Grenze der metamorphischen Gesteine liegen, die allmählige und schließlich vollständige Verwischung dieser Kennzeichen und die Annahme einer neuen Theilungs-Structur — Spaltung — unter der Wirkung eines nur mäßigen Grades von Metamorphismus. Verhalten der plutoiiischeu zur vulkanischen Thätigkeit. 255 Ist es also möglich zu denken, daß in den Glimmerschiefer- und Gnciß- Gcstcinen, welche einer viel stärkeren metamorphischcn Einwirkung, ausgesetzt gewesen sind, diese Spuren der Stratification in ihrer ganzen ursprünglichen Deutlichkeit erhalten sein sollten, oder vielmehr noch viel deutlicher gemacht worden sein sollten, als sie ursprünglich gewesen sind? Gewiß ist es vernunftgemäßer, anzunehmen, daß in ihnen ebenfalls, wie in den Thonschiefern, die Stratificationsstrcifen gänzlich verwischt worden sind und eine neue Absondernngs-Structur durch die mächtigen chemischen und mechanischen Agentien, denen sie ausgesetzt gewesen sind, hineingebracht worden ist. Die Art, in welcher diese blättrige Structur einem granitischcn Magma mitgetheilt worden sein mag, habe ich aus Analogie mit den blättrigen trachytischen Laven erklärt, denen ohne alle Frage jene identische und besondere Structur zu derselben Zeit mit oder unmittelbar vor ihrem Runzeln, Quetschen und Zickzackfaltcn gegeben worden ist. Und, wie ich bereits bemerkt habe, es ist schwer, irgend ein anderes Ergebniß aus dem schrecklichen Quetschen zu begreifen, welches die oberen Schichten einer halbfcstcn granitoidischcn Masse ausgehalten haben müssen während ihres Druckes und ihrer Erhebung durch einen Achscn-Bruch in den darübergelegenen Gesteinen mittelst der Expansivkraft irgend einer noch tieferen Blasse?) Ucberdies scheint, da die runzelnde Wirkung von der starken Friction eines solchen Felsenkeils herrührt, der längs derselben die blättrigen Schichten halb krystallinischer Blassen hinzwängt, genügend den sonst rathsclhaften Umstand der häufig fächerförmigen Anordnung des gneißartigen Schiefers zu erklären, und ihr allgemeines Fallen gegen die Achse der Gebirgskette, an deren Seite sie erscheinen, wie in den Alpen, im Ural, dem Himalaja und anderen bekannten Beispielen. I) Delcsse unterscheidet zwei Arten von Granit, einen eruptiven und einen mctamorphischen, von denen der letztere oft eine gneißartige Structur annimmt. Bekanntlich zeigt der Gneis; oft polirte und gestreifte Flächen, welche ein Gleiten ihrer Theile beweisen (Sckilagintwcit über die Bäurischen Alpen). Bei den Glimmerschiefern sind diese FrictwnSzeichcn noch allgemeiner und unverkennbarer. ES ist hier nicht der Ort, über die Frage vom Ursprünge der Faltung in den Gncihgesteinen vollständig zu verhandeln. In einer vor,der Geologischen Gesellschaft am l2. Mai 1858 gelesenen Abhandlung bin ich einigermaßen darauf eingegangen (siehe tllo Oooloßist Xo. IX). Sharpe und Darwin treffen bekanntlich mit der hier ausgesprochenen Ansicht zusammen, daß, wenigstens bei dem ältesten otnr Urgneiß, die blättrige Strnctnr nicht der ursprünglichen sedimentären Ablagerung znznschreibcn sei, sondern der Bewegung der Thcilchcn unter hohem Drucke, während sich die Masse im Zustande unvollkommenen feurigen FließcnS befand. Naumann hat noch neuerlich dieselbe Ansicht vertheidigt, der jedoch Lpcll, Murchison, Geykie u. A. widersprochen haben. 256 Zwölftes Kapitel. 18. Noch bleibt ein Wort zu sagen von den Umständen, welche unmittelbar eine Entwickelung der unterirdischen Thätigkeit im großen oder kleinen Maßstabe veranlassen mögen. Wenn das auf den vorhergehenden Seiten verfolgte Räsonnement zu dem Schsussc geführt hat, daß die latente Kraft der unterirdischen Expansion unterhalb eines Areals der Erdoberfläche oft mit großer und steigender Gewalt gegen die von oben ihr entgegenwirkenden Widerstände andrängt, so können wir sicher sein, daß Gelegenheiten kommen werden, wo diese Widerstände fast überwunden sind und auf dem Punkte stehen, nachzugeben, und die geringste zufällige Verminderung in einem ihrer Elemente das Signal zu ihrem Nachgeben geben wird und den Paroxysmus hervorrufen, welcher lange gedroht hatte und nur dieser unbedeutenden Aenderung bedurfte (wie der letzte Tropfen im Becher), um zur Thätigkeit aus- zubrechen. Die bereits erwähnten Thatsachen in Betreff der Eruptionen von Stromboli und anderer dauernd thätiger Bulkane, die am heftigsten sind bei stürmischem Wetter und bei niedrigem Barometerstände, stimmen mit dieser gesunden Voraussetzung überein; und wir werden im Voraus schließen, daß eine ähnliche Aenderung in dem atmosphärischen Drucke auf ein ausgedehnteres Areal das Signal für das Eintreten von Erdbebenstößen in größerem Maßstabe geben kann. Diese Ansicht findet Unterstützung in einigen der von Mallet und Perrey in Betreff dieser Phänomene erlangten Resultate, welche sich entschieden häufiger im Winter, als im Sommer einstellen und am häufigsten zur Zeit der Herbst-Aequinoctien, wenn ein plötzliches Fallen des Barometers gewöhnlich ist, und auch zur Zeit des Neu- und Vollmondes, wo der Mond der Erde am nächsten ist. Perrey schließt aus diesen Resultaten, daß eine Ebbe- und Flut-Wirkung auf die flüssige Masse stattfinde (ich sollte besser sagen, auf die in der Masse enthaltenen elastischen Dämpfe oder Gase) unterhalb der Erdrinde. 19. Aber wenn dem so ist, so entsteht die Frage, ob solches Flute», zu irgend einer Zeit plötzlich und heftig hervorgerufen, die besondere Lage der hauptsächlichen Dislokationen der Erdoberfläche bestimmt haben könne? Wird sie z. B. das sehr merkwürdige Ueberwiegen des erhobenen Landes auf der nördlichen Erdhälfte, namentlich zwischen dem 40. und 70. Breitengrade erklären; oder den sonderbaren spitzen Verlauf fast aller großen Landmassen nach Süden hin, während sie nach Norden hin eine große longitudinale Erstreckung parallel mit dem Aequator zeigen? Diese Configuration ist so allgemein, daß sie jedem der Continente einen Umriß verleiht, der aus einer Reihe von ungleichen Verhalten der plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 257 und unregelmäßigen, aber fast gleichseitigen Dreiecken besteht, deren Scheitel gleichmäßig nach Süden weisen und deren Seiten demnach gegen Aequator und Meridian laufen und wenig von NO. nach SW. und von SW. nach SO. abweichen. Ferner haben die beiden längsten gradlinigen Erstreckungen ziemlich zusammenhangenden Landes in der Alten Welt fast genau dieselben entgegengesetzten Richtungen von NO. nach SW. und von SW. nach SO., die eine von der Berings-Straße nach dem Cap der guten Hoffnung, die andere von Donegal nach Tasmanien. Im Schncidungspiinkte dieser beiden Linien finden wir das Himalaja- und Tibetanische Plateau, die höchste und massigste Erhebung auf der Erdoberfläche; und fast durch jeden Theil ihres weiteren Verlaufes fallen sie entweder zusammen oder laufen parallel, und zwar in nicht großer Entfernung davon, mit den Haupt-Gebirgsketten der Continente, welche sie respective durchziehen. In der westlichen Erdhälfte herrscht ein ähnliches Gesetz. Die großen achsenmäßigen und eruptiven Ketten durchziehen die ganze Ausdehnung beider Amerikas von der Berings-Straße bis zum Cap Hoorn in einer allgemeinen SW.-SO.-Richtung, und werden fast getroffen auf der Ostseite von zwei quer NO. nach SW. gehenden Ketten; die eine längs der ganzen NO.-Küste Grönlands hinziehend (aber unterbrochen bei der Hudsons-Bai), durch Labrador, Nova Scotia und die Alleghanies, nach Mejico; die andere von der Küste im N. des Cap Roque durch Brasilien nach den Andes um Potosi. Diese letztere Linie kaun vielleicht als nach O. fortgesetzt betrachtet werden durch den schmalsten Theil des atlantischen Oceans, vom Cap Berde durch die Atlas-Kette Marokkos, über die Straße von Gibraltar, durch Spanien, Britannien, Wales, den St. von Schottland und Norwegen zum Nordcap. Ein anderer merkwürdiger Umstand von ähnlichem Charakter ist, daß die allgemeine SW.-SO.-Richtung der großen Eruptivspalte des westlichen Amerika fast antipodisch ist der ähnlichen Eruptivspalte Ost-Asiens, deren Verlängerung sie sogar nur ist, so daß beide zusammen, durch Süd-Schottland auf der einen Seite des Südpols fortgesetzt (wie man vermuthen kann, daß es der Fall ist), und durch Süd-Victoria nuf der anderen, die ganze Erdoberfläche beinahe halbsten.*) Führt nicht diese seltsame Kette von Zusammentreffen, welche nicht I) Die beiden Stellen der ganzen Erde. an welchen die vulkanischen Kräfte Kht am thätigsten find, nämlich der Anselkranz um Bvrneo im Großen Oceane, und der Umkreis des Laribischen McereS sind genau antipodisch. P. Srrope. Ueber Vulkane. 17 258 Zwölftes Kapitel. bloß zufällig sein kaun, zu der Meinung, daß das plötzliche und heftige Erheben einer Flutwelle der unterirdischen Expansion, begleitet von ihrem antipodischen Anschwellen, die Erdrinde längs diagonal gegen die Richtung der Rotation verlaufenden Linien zerbrochen haben mag? Ist es möglich, daß die Attraction irgend eines erratischen planetaren Körpers, der in der Rähe her Erde nördlich vom Aegnator und in mcridionaler Richtung vorbeiging, indem er momentan die Größe des Druckes aus die Oberfläche von unten verringerte, das Erheben einer Flutwelle in der untenliegenden elastischen Masse veranlaßt haben mag, die mächtig genug war, die Rinde in diese Reihen von schiefen Zickzackspalten und in die ihnen antipodischen zu zerreißen? Schon eine mäßige Minderung des atmosphärischen Druckes kann hinreichend gewesen sein, diese Wirkung hervorzubringen; und wenn wir annehmen müssen, daß die Gewässer des Meeres nothwendiger Weise an der Störung Theil genommen haben, so fehlt es nicht an Wahrscheinlichkeit, wie die plötzlichen Unterbrechungen in der Folge geschichteter Gesteine und ihrer organischen Einschlüsse, welche auf das mögliche Eintreten in vergangener Zeit von mehr als einem Kataklvsmns dieser Art hindeuten. 20. Wie dem auch sein mag, die Geologen sind jetzt allgemein einig, aus paläontologischcm Grunde, daß Niveau Oscillationen häufig in vielen, wenn nicht in allen Theilen der Erdoberfläche vorgekommen sind, von denen jeder abwechselnd mehr als einmal erhoben worden ist und sich wieder gesenkt hat Wo sich jetzt die Continenle ausbreiten, hat einst das Meer gewogt; und wo jetzt der Ocean herrscht, ist früher Land gewesen. Dieses wechselnde Steigen und Fallen ist ohne Frage, wenn aucb unregelmäßig, durch zahllose Jahrhunderte vor sich gegangen; aber ob in einem gleichmäßigen oder einem progressiv abnehmendem Verhältnisse, das ist eine Frage, über welche die Geologen getheilter Meinung sind. Was die vulkanischen Kräfte betrifft, so scheint deren Thätigkeit sicherlich nicht in irgend einem Grade seit den frühesten Zeiten, auf welche die geologische Beobachtung zurückblicken kann, bis auf den heutigen Tag nachgelassen zu haben. Die Analogie würde daher die Meinung unterstützen, daß die Entwickelung plutonischer Thätigkeit ebenfalls gleichmäßig gewesen sei. Und wenn wir glauben (was wir recht wohl können), daß die unterirdische granitische Masse, welche so ganz allgemein durch sedimentäre Schichten in die Höhe gedrängt worden ist, aus der Schmelzung und Krystallisation ähnlicher Schichten Herstamme, welche tief genug gesunken gewesen, um in die Einwirkung der inneren Wärme zu gelangen, so können die successiven Processe der Schmelzung, Krystallisation, Erhebung, Umwandlung in Sediment durch Verhalte» der plutonischcii zur vulkanische» Thätigkeit 259 meteorische und organische Agentien, Depression und Umschmclzung in endloser Wiederkehr von aller Ewigkeit an fortgedauert haben. Diese Annahme involvirt indeß die weitere Annahme, daß das Ausgehen der Wärme von dem Inneren der Erde — das primum wodils der ganzen Reihe, ebenfalls ohne Verminderung durch alle vergangenen Zeiten fortgedauert habe. Andererseits stimmt die entgegengesetzte Ansicht, daß nämlich eine progressive Abnahme in der Energie der vulkanischen Thätigkeit stattgefunden habe, mit der verbreiteten Anficht, daß die Erde langsam erkalte nach einem ehemaligen Zustande völligen Gcschmolzenseins, vielleicht einem gas- oder nebelartigen Zustande. Ich will es nicht versuchen, ein Argument für oder gegen eine dieser Theorien beizubringen, ganz besonders weil der Beweis, durch welchen diese Frage entschieden werden muß, hauptsächlich ein palöontologischer ist. Ich begnüge mich damit zu sagen, daß die letztere mir die wahrscheinlichste Lösung der Frage von der Quelle der inneren Erdwärme zu bieten scheint, und daß sie überdies durch Betrachtungen gestützt wird, welche aus astronomischen Thatsachen abgeleitet sind. Allgemeine Schlüsse über tellurische Phänomene. 1. Der früheste erkennbare Zustand der als unterste bekannten Masse, welche die Substanz der Erde bildet, ist die einer granitoidischcn, dreigestaltigen Mineral- Verbindung , im Allgemeinen bestehend aus Feldspath, Quarz und Glimmer, in einem krystallinischen oder körnigen, aber dennoch zu Zeiten, wenn nicht stets, in einem erweichten und halbflüssigen Zustande, der anscheinend herrührt von dem in die Zwischenräume mechanisch eingemengten Wasser oder Wasserdampf, das wahrscheinlich mehr oder weniger Kieselsäure zwischen seinen Krystallen in Lösung enthält; und dieses Magma befindet sich in einer hohen und gelegentlich steigenden Temperatur und folglich in einem Zustande hoher elastischer Spannung, vermöge deren es gewaltsam gegen die darüber gelegenen und Widerstand leistenden festen Massen drückt. 2. Die höchsten Schichten dieser Masse scheinen durch diesen Druck nach oben, der auf sie wirkte, während sie sich in einem teig- artigen oder halbfesten Zustande befanden, so gequetscht und in Bewegung gesetzt worden zu sein, so oft ein Nachgeben der darüber gelegenen Gesteine eine Bewegung nach oben gestattete, daß sie eine mehr oder weniger blättrige Anordnung der sie zusammensetzenden Krystalle erlangten, und in diesem Zustande wiederholt zerbrochen und von einem Theile der unten befindlichen flüssigen Masse durchdrungen worden sind, oft auch massenweis in der Achsenspalte der Dislocation in Zickzacksalten zusammen gerunzelt oder in aufrechten Mauern aus festem krystalli- 17 * 260 Zwölftes Kapitel. irischen, blättrigen Gesteine zur Außenfläche der Erde hinaufgezwängt wurden. Bei ihrem Aufsteigen werden sie nothwendig auf beiden Seiten mächtige Massen der darüber gelegenen Schichten fortgeschultert haben, welche, horizontal geschoben, oder vermöge ihres eigenen Gewichts seitlich herabglcitend, ihrerseits ebenfalls, wenn sie hinreichend weich oder biegsam waren, zu mehr oder weniger unregelmäßigen Falten gerunzelt wurden, deren Biegungen nothwendiger Weise ganz nahe bei der Erhebungs-Achse am tiefsten und häufigsten sind und allmählig niedriger und weiter werden, wenn sie von derselben mehr entfernt sind — natürlich häufigen unregelmäßigen Variationen in der Richtung und Stärke der Biegungen unterworfen, je nach ihrer größeren oder geringeren Festigkeit und Structur, sowie bestimmt durch das Zusammentreffen präexistirender Widerstände oder späterer Positionsänderungen. 3. Die Spalten, welche durch diese Störungen in einem der festen Gesteine in solchen Lagen entstehen, daß sie sich nach unten zur heißen Lava oder granitischen Masse öffnen oder dahin klaffen (und solche werden sich größtentheils längs des Randes der erhobenen Areale oder der unteren Krümmungen der Gesteinsbiegungen bilden, wo die Spannung am stärksten ist), werden in Folge des sofort erfolgenden Anschwellens dieser Btasse injicirt werden (vermöge ihrer Verhältniß- mäßigen Erleichterung des Druckes), beim Erstarren die Spalte verstopfen und eine Platte oder Dyke (Gang) von krystallinischem feurigen Gesteine erzeugen. 4. Das das Einreißen einer jeden solchen Spalte begleitende Krachen und Knarren und die heftige Jnjection heißer Masse verursachen ein nndulatorisches Erzittern der benachbarten festen Felsmasscn, welche die Wände der Spalte ausmachen, und dieses bringt, weiter durch diese Schickten fortgepflanzt, die Wirkung eines Erdbebenstoßcs hervor, der mehr oder weniger heftig ist im Verhältniß zur Kraft und Größe des Risses, der Stärke der vorhergehenden Spannung, der Position des Punktes oder der Bruchlinie, und der Natur der Gesteine, durch welche der Stoß sich fortpflanzt. Und die oberflächliche Spaltung der oberen Schichten durch die Fortpflanzung dieser Erdbebcnwellcu erzeugt wahrscheinlich viele jener kleineren Risse oder Lösungen der Eontinuität und Verwerfungen (d. h. unregelmäßiger Erhebung oder Senkung der wechselnden Seite einer Spalte), welche in alten erhobenen Schichten so zahlreich sind. 5. Nur wenn eine Spalte bis zu einer der Taschen oder einem Herde flüssig gemachter feuriger Masse hindurchdringt, wird die Bildung eines Ganges veranlaßt; und sollte das Aufwärtstreiben solcher Berhalten der plnionische» zur vulkanischen Thätigkeit- 261 Masse sie soweit hinaufzwängcn, daß sie ziemlich freie Communication mit der Atmosphäre oder mit flachem Wasser erlangt, so wird sie in heftiges Aufkochen (d- h- in vulkanische Eruption) gerathen, mehr oder weniger temporär, bis das Austreten heißer Masse und das Entweichen von Dampf den Inhalt der Spalte abwärts abgekühlt hat, oder den Theil der unterliegenden Masse, welche mit ihr im Zusammenhange steht, und zwar so weit, daß sie den stets mächtigen Kräften der Repression das Uebergcwicht gibt. 6. Die so ausgebrochene Mineralmasse (Lava) ist zuweilen in einem Zustande völlig glasartiger Schmelzung, gewöhnlicher aber in einem von mehr oder weniger unvollkommener Krystallisation; die den Körnern oder Krystallen durch interstitiales heißes Wasser oder Dampf gewährte Beweglichkeit verursacht in hohem Maße ihren Flüssigkeitsgrad, obschon derselbe.oft sehr unvollkommen ist. Das Entweichen dieses Dampfes beschleunigt das Festwerden der Masse, und das hervorgehende Lavagestcin ist gewöhnlich poröser und feinkörniger, als die unter einem größeren Drucke festgewordene Plutonische Lava, und in ihren mineralischen Eigenschaften verschiedenartiger, wahrscheinlich in Folge von Veränderungen, welche während wiederholter Schmelzung und Umkrystalli- sirung unter veränderten Bedingungen des Druckes und der Temperatur vor ihrer Eruption mit ihr vorgegangen sind. 7. Die ausgebrochenen Massen, die Bruchstücke wie die Felsen, häufen sich im Allgemeinen über der Esse zu einem kegelförmigen Hügel auf, au welchem die Mündung, aus der die eruptiven Explosionen erfolgten, durch eine napf- oder becherförmige Aushöhlung, oder einen Krater bezeichnet ist. Durch die Anhäufung wiederholter Auswürfe entsteht ein vulkanischer Berg, der im Allgemeinen aus wechselnden Schichten von fragmentarischen Massen und von fester Laaa besteht. Diese sind gewöhnlich von zahlreichen Gängen durchsetzt, und durch deren Jnjection in die Masse desselben wird das Volumen und die Höhe des Berges ebenfalls mehr oder weniger zunehmen. 8. Diese Eruptionen der inneren heißen Masse nach außen werden bisweilen begleitet oder gefolgt von einem Sinken des um- oder anliegenden Areals (im Verein mit den darübergelegenen vulkanischen Massen), bisweilen von ihrer Erhebung. Und, als eine allgemeine Thatsache, die Erhebung durch plutonischc Thätigkeit von irgend einem Areal der Erdoberfläche ist gewöhnlich begleitet von dem Sinken eines anderen nicht sehr fernen Areals und von vulkanischer Eruption aus einem an- oder zwischenlicgendcn Punkte oder einer Reihe von Punkten. 9. Man hat Grund zu glauben, daß die erste Ursache zu diesen 262 Zwölftes Kapitel. Veränderungen in der Erdrinde die ungleiche Fortpflanzung der Wärme durch sie von unten nach oben sei, hervorgehend aus Veränderungen in den bedeckenden Oberflächen in Folge der Ablagerung mariner und anderer wässeriger Sedimente auf dem Grunde oder an den Küsten des Oceans, und der Abspülung des Landes; indem dadurch die Wärme veranlaßt wird theilweis sich anzusammeln, an manchen Theilen erhöht, an andern vermindert zu werden, je nach dem verschiedenen Gewichte und der Leitungskraft der darüber gelegenen Massen. Wo die Temperatur steigt und die unterirdische Blasse demgemäß anschwillt, da erfährt das Areal oben eine Erhebung mit allen eine solche begleitenden Erscheinungen; wo sie abnimmt, unterliegen die darüber befindlichen sub- oder supramariuen Areale eine Senkung in Folge des Schwindens der unterhalb befindlichen Blasse. 10. Die Quelle der inneren Erdwärmc, welche das primum mobile der ganzen Reihe von Veränderungen ist, ist eine Frage, deren Lösung ich nicht weiter versuchen will, als daß ich sage, ich glaube nicht, daß sie der Oxydation eines metallischen Kernes durch das Eindringen von Wasser oder atmosphärischer Luft zuzuschreiben sei seine von Davy erfundene Theorie); noch kann ich verstehen, wie sie aus der Entstehung elektrischer Strömungen in der Erde hervorgehen könne, wie bisweilen ausgesprochen worden ist. Manche Schriftsteller legen noch Gewicht auf den Umstand, daß sich vulkanische Mündungen meist auf Inseln oder in der Mhe des Meeres finden, und sehen darin einen Beweis, daß die Phänomene derselben durch das Hinzutreten des Wassers von oben zu dem vulkanischen Herde unten veranlaßt werden. ZweiHaupt- Einwürfe gegen diese Ansicht haben mich stets genöthigt, dieselbe zurückzuweisen: nämlich 1) daß keine bewegende Kraft vorhanden ist, welche die Reihe von Wirkungen begönne, indem sie die Spalten bildet, durch welche das Wasser zum vulkanischen Herde dringen soll; 2) daß, wenn man annimmt, dieselben seien auf irgend eine unbekannte Weise entstanden (von der die Theorie auch nicht einen Schimmer bietet), das Resultat möglicher Weise ein plötzliches explosives Ausbrechen, aber schwerlich lange fortgesetzte, zuweilen sogar dauernde und fast ruhige Eruptionen, welche zu den gewöhnlichen Phänomenen thätiger Vulkane gehören, sein kann. Ich neige mich vielmehr der Annahme eines all- mählig abkühlenden Kernes zu, der noch viel von seiner hohen Temperatur behalten hat, die er zur Zeit seines ursprünglichen Entstehens besaß. Die Mtur dieser Wärme jedoch ist noch ein so undurchdringliches Mysterium, daß dies eine Conjectural-Region ist, welche zu betreten ich bedenklich bin. Berhaltcn der platonischen zur viilkanischen Thätigkeil. 263 Die oben ausgestellte Theorie von der Emanation der Centralwärme -gibt nicht nur einen vernunftgemäßen Ursprung der Plutonischen Erhebungen und der Bildung der Spalten und Berwerfungen an, sondern auch des gelegentlichen Auftretens und Aufkochens irgend eines Theiles der unterirdischen Mineralmasscn (die, soweit wir mit ihnen vertraut sind, als wasserhaltig bekannt sind), welche durch erhöhte Temperatur oder verminderten Druck flüssig gemacht und zum Kochen gebracht sind. Ueberdies erklärt sie die relative geographische Position der erhobenen -ketten und der eruptiven. Eine einzige Hypothese genügt, die ganze Reihe der terrestrischen Phänomene zu erklären: die Erhebungen und Senkungen in Masse, Erdbebenstöße und vulkanische Ausbrüche, sowie ihr gegenseitiges Berhalten; und diese Hypothese ist das Wandern der Wärmeflut (von der wir wissen, daß sie beständig aus dem Inneren der Erde hervorgeht) von einer unterirdischen Masse der Mineralsubstanz zu einer anderen. Wir haben gezeigt, daß ein solches Wandern nicht nur wahrscheinlich ist, sondern unumgänglich, durch die stets sich ändernde Fähigkeit für Wärmcleitung jener Areale der Erde, welche respcctive supra- und submarin sind: Veränderungen, welche sich nothwendig aus dem veränderlichen Einflüsse der oceanischen, meteorischen und organischen Kräfte ergeben müssen. Diese Theorie scheint mir sowohl die Plutonischen, als die vulkanischen Erscheinungen besser als jede andere zu erklären, und die Harmonie und allgemeine Uebereinstimmung in allen ihren Theilen ist das beste Zeugniß für ihre Richtigkeit. In Betreff des theoretischen Theiles, d. h. der angenommenen Ursache der unterirdischen Thätigkeit, ist innerhalb der letzten zehn Jahre von verschiedenen Schriftstellern eine ansehnliche Menge von speculativen Arbeiten publilirt worden, von denen wir hier noch Kenntniß nehmen müssen?) 1. Der seurigflüssige Zustand des Erd-Inneren. — Insbesondere hat sich für und gegen den angenommenen feurigflüssigen Zustand des Erd-Inneren und dessen scculäre Erkaltung von einem Zustande allgemeinen Metzens oder doch stark erhitzter nebelartiger Dämpfe, die sich in und aus einem flüssigen Kern condensirt haben, eine bedeutende Controverse erhoben. Ich möchte nun zunächst bemerken, daß diese Speculationen auf 1) Alan wird vollständigere Belehrung über das Geschehene, die hier nicht gegeben wird, in der jetzt erscheinenden dritten Auflage meiner physikalischen Geographie finden. 2)- Gebers. 264 Zwölftes Kapitel- a xrioi-i Vermuthungen basirr sind, nicht auf irgend welche überlieferte Thatsachen, und überdies eher in die Astronomie gehören, als in die Geologie. Ferner protestire ich entschieden gegen die Behauptung gewisser Schriftsteller, daß die Theorie von dem gegenwärtigen Flüssigsein des Erd-Inneren von den Geologen allgemein angenommen sei oder sein müsse, und daß sich dieselbe aus der hohen Temperatur des Inneren als Schluß ergebe. Ohne Zweifel ist es eine anziehende, fesselnde Idee, daß ein geschmolzenes Innere der Erde sich unter einer dünnen Oberflächenrinde befinde, dessen Fläche von Flutwellen bewegt wird, und das freien Ausgang finde, wo sich hie und da für sein Entweichen eine Oeffnung finden mag; aber ich glaube nicht, daß es durch eine Schlußfolgerung, unterstützt werden kann, welche sich auf irgend welche sichere Thatsachen oder Erscheinungen stützte. Delauney hat freilich das bekannte astronomische Argument von Hopkins und W. Thomson in Betreff der durchgängigen Festigkeit der Erde, wie es sich aus der Nutation der Achse ergibt, beseitigt. Aber es folgt keineswegs, daß andere Argumente zur Unterstützung derselben Schlußfolge ebenso hinfällig seien. Und wirklich hat W. Thomson bei der letzten Naturforscher-Versammlung zu Edinburg ein anderes mitgetheilt, das, wie ich es verstanden habe, auf dem Fehlen der Flutbewegungen in der festen Erdrinde beruht, da solche nach seiner Berechnung nur stattfinden können, wenn ihre Masse nicht viel rigider im Ganzen wäre, als eine feste Glaskugel. Wenn wir übrigens durchaus von der Hypothese ausgehen müssen, die Erde sei in Folge der Verdichtung einer Bkasse nebeligen Dampfes zu einem glühend flüssigen Körper entstanden, so würde es wahrscheinlich sein, daß, wie Hopkins behauptet, das Festwerden im Mittelpunkte begonnen habe und nach der Oberfläche fortgeschritten sei, und daß erst nach einer langen Dauer dieses Vorganges die Zeit gekommen wäre, wo die noch übrige flüssige Masse, die von unbedeutender Dicke ist, und die Oberfläche ebenfalls durch Ausstrahlung ihrer Wärme in den Weltraum zu erstarren anfangen müßte; und von dieser Zeit an würde die weitere Erstarrung des Inneren nach zwei Richtungen fortschreiten, nach außen von dem centralen, erhärteten Kern, und nach innen von der äußeren Rinde her. Schließlich würde das Ganze erstarrt sein oder einige Theile der flüssigen oder zum Theil flüssigen Masse würden in einer dünnen Zone noch übrig bleiben, oder noch wahrscheinlicher hie und da in Taschen oder Blasen, in verschiedenen, aber noch mäßigen Entfernungen von der äußeren Oberfläche. Das Vorhandensein solcher bei oder selbst über einander gelegener Verhalten der Plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 265 Taschen — bisweilen erstarrt durch Zunahme des Druckes oder das Entweichen der Wärme nach außen, dann wieder vielleicht flüssig geworden durch Verminderung des Druckes oder durch Zunahme der Wärme, welche seitlich zu ihnen hinbringt oder durch Leitung von unten — würde die Phänomene der Erdbeben, der vulkanischen Eruptionen und Erhebungen und Depressionen der Oberflächengcsteine erklären; ja, es scheint aus denselben sogar mit Nothwendigkeit zu folgen. Diese Ansicht von der vollständigen oder fast vollständigen Festigkeit der unter der Rinde befindlichen Masse der Erde wird, denke ich, noch wahrscheinlicher. wenn wir den ungeheuren Druck bedenken, welchem jedes Theil- chen des heißen Inneren unterliegen muß nicht nur in Folge des Gewichtes oder der Zusammcnziehung beim Abkühlen der äußeren Zone, sondern noch mehr vielleicht in Folge der hohen inneren Spannung jedes seiner Theile, die aus dem Bestreben nach Ausdehnung hervorgeht, wie es die große Wärme hervorbringen muß, gleichviel ob dieser Theil sich in festem, flüssigem oder gasförmigem Zustande befinden mag. Roch sicherer wird das der Fall sein, wenn wir annehmen, wie wir das vernünftiger Weise können, daß wenigstens die erste Massenschicht, welche unmittelbar unter der äußeren Rinde liegt, aus denselben krystallinischen oder körnigen Mincralsubstanzcn (hauptsächlich feldspathischen Silicaten) besteht, welche die untersten bekannten granitoidischcn oder porphyrischen Felsartcn bilden, von denen Theile bekanntlich in jeder Gegend der Erde ihren Weg nach oben in einem mehr oder weniger flüssigen Zustande Lind bei hoher Temperatur durch die darübergelcgenen geschichteten Massen erzwungen haben. Es zeigt sich bei der Untersuchung, daß diese Massen eine beträchtliche Menge Wassers in ihren Zwischenräumen in kleinen Höhlungen vertheilt enthalten; und es ist begreiflich, daß einer solchen Masse, bei ihrer offenbar hohen Temperatur, durch das Bestreben dieser kleinen Wassertheilchen, sich zu Dampf zu expandircn, ein hoher Grad von innerer Elasticität oder Spannung mitgetheilt werden muß. Ich bin schon lange der Ansicht gewesen und habe diese Meinung in der ersten Ausgabe dieses Werkes (Longmans, 1826) ausgesprochen, daß das Aufkochen im Focus oder dem unterirdischen Reservoir eines Bulkanes dadurch veranlaßt wird, daß sich dies bei Wcißglühhitze in den Zwischenräumen der krystallinischen oder halbkrvstallinischen Lavamasse befindliche Wasser in Dampf verwandelt, sowie das Herausdrängen durch Spalten, welche durch die Expansivkraft quer durch die darübcrgclegenen Felsmassen geöffnet worden sind. Die ungeheuren Dampsvvlumina, welche während einer Eruption aus dem Schlnndc eines Bulkans heraus- 266 Zwölftes Kapitel. fahren, und die Mengen, welche aus der Oberfläche der hervorge- drungenen Lava entweichen, wenn diese die atnwsphärische Luft erreicht hat, während nvch viel in der Masse eingeschlossen bleibt, auch wenn sie schon erstarrt ist, entweder in den Zellen oder in den Poren, zeigt, daß das Wasser, von welchem der Dampf herstammt, die ganze unterirdische Lavamasse durchdrungen haben muß. Und die somit verursachte allgemeine Spannung erklärt vollständig die Erdbebenstöße, welche einer Eruption vorausgehen, sowie auch die Eruption selbst. Aber man kann nun fragen, wie denn das Gleichgewicht gestört oder verhindert werde, welches sich nothwendig zwischen den Kräften der unterirdischen Ausdehnung und der repressiven Wirkung der Ober- flächenrinde, die aus deren Gewicht und Cohäsivn zusammengesetzt ist, wird herstellen wollen? Die Antwort ist, denke ich, in dem unregelmäßigen Fortschritte der Wärme zu finden, welche bei Annahme eines stark erhitzten Kernes regelmäßig sowohl von unten ausgehen muß, und auch von den Seiten der vulkanischen Spalten, um den Wärmeverlust während der Eruptionen zu ersetzen, deren jede in gewissem Maße den Focus abkühlen muß, von welchem die Lava und der Dampf in den äußeren Raum getreten sind. Ueberdics erhöht die secnläre Anhäufung sedimentärer Ablagerungen über weite Räume der submarinen Oberfläche, indem sie an solchen Oertlichkeiten das Entweichen der Wärme nach außen hemmt, die Temperatur der daruntcrgelegenen Massen (grade wie ein Ueberrock oder eine Decke die Oberflächcnwärme eines belebten Körpers erhöht), und veranlaßt die Wärme, seitlich nach denjenigen Wegen hinabznströmen, welche ihrem Entweichen nach außen von Zeit zu Zeit durch vulkanische Spalten oder Erdbeben-Störungen dargeboten werden. Diese letztere Ansicht, schon in der ersten Auflage dieses Werkes, die 1826 erschien, aufgestellt, wurde später von Babbage in seiner Abhandlung „Ueber den Serapistempcl"^) ausgeführt und von I. Herschel?) unterstützt. Ich habe oben gezeigt, wie die so verursachte Ausdehnung unterirdischer Massen lange Spalten in den darübergelegen Gesteinen hervorbringen muß, in welche die anschwellende Masse vft injicirt werden wird; wie sie zitternde Stöße verursacht, welche auf größere oder "'geringere Entfernungen gefühlt werden müssen, wobei bisweilen die Gesteine zu beiden Seiten zu verschobenen und zerbrochenen Massen zusammengedrängt werden in Folge des durch entgegengesetztes seitliches oder diagonales Drücken veranlaßtes Quetschen, — bisweilen, wenn die I) OeoloA. l'roeseäiiiKs, vol II. p. 72. — 2> Ib. II. p. 548. Verhalte» der Plutonischcn zur vulkanischen Thätigkeit 267 heiße Masse innerhalb irgend einer abwärts sich öffnenden Spalte hinreichend aufgestiegen ist, um mit der Luft in Verbindung zu kommen, und sich nach außen in Lavaflntcn und Dampf-Explosionen entlädt. Daher das allgemeine Zusammentreffen der linienfvrmig gereihten Vulkane und Bergketten, die zwischen diesen Ernptionsspalten liegenden flacheren Ränme, die zugleich einem allmähligcn Erheben, das einem Kriechen gleicht, unterworfen sind, oder häufiger vielleicht einem langsamen Sinken; die primäre Ursache aller dieser localcn Aenderungen ist die unregelmäßige Fortführung der Wärme durch Leitung von einem Theile der unterirdischen Masse zu einem anderen, da ihre isothermen Ebenen mit den Aenderungen in der Leitungsfähigkeit der darüber- gelegencn Gesteine sich ebenfalls ändern. Diese Theorie beruht, wie man sieht, in keiner Weise auf irgend einer Conjectural-Basis, wie namentlich die von einem inneren flüssigen Kerne der Erdkugel, noch auf irgend einer spccnlativcn Annahme in Betreff des Zustandes ihres Inneren, jenseit der sehr engen Grenzen, bis zu welchen unsere positive Kenntniß reicht. Lyell hat sich das Verdienst erworben, durch eine Zeichnung klar zu machen, auf ein wie geringes oberflächliches Blättchen der Erdrinde diese Kenntniß beschränkt ist. Aber innerhalb dieser engen Grenze wissen wir mit Bestimmtheit, daß Erhebungen und Senkungen, und Brüche und Verschiebungen, begleitet von einem Eindringen von unten und gelegentliches Herausdringen stark erhitzter mineralischer Substanz in einem mehr oder weniger flüssigen oder krystallinischen Zustande durch alle geologischen .Zeitalter und an fast jedem Theile der Erdoberfläche stattgefunden haben. Wir wissen ferner, daß die Wärme beständig von innerhalb der dünnen Kruste nach außen entweicht, nicht nur durch langsame Leitung von einem heißeren Inneren her, und durch Ausstrahlung in den Weltraum, sondern ebensowohl vermittelst Entweichcns durch Spalten in der Gestalt von Dampf, heißem Wasser, heißen Gasen und.geschmolzenem Gestein. Einzig und allein auf diese Thatsachen ist die Theorie der vulkanischen Thätigkeit in diesem Werke gegründet, so daß alle Erscheinungen ein nothwendiges Ergebniß aus derselben zu sein scheinen. Diese Ansichten sind übrigens jetzt, glaube ich, von der Mehrzahl der Geologen angenommen. Lyell führt in der letzten Ausgabe seiner ^rineiplss ausdrücklich die abwechselnde Erhebung und Senkung von Theilen der Erdrinde nebst den begleitenden Erscheinungen der Erdbeben und Eruptionen auf das wechselnde locale Steigen und Vermindern der Temperatur in der unterhalb befindlichen krystallinischen Lavamasse ' 268 Zwölftes Kapitel- zurück (p. 149 und 204). Aber ich muß bemerken, diese Annahme ist gänzlich unvereinbar mit der ebenfalls von demselben Geologen vertheidigten (?rin6. eck. 1863 vol. II. p. 233) Hypothese, daß die primäre Ursache jeder vulkanischen Erregung das Eindringen des Meeres- oder Seewassers sei bis zu Massen unterirdischer Lava, durch Plötzlich in den darüber gelegenen Gesteinsmasscn in Folge von Erdbeben geöffneten Spalten. Man kann sich denken, daß ein solcher angenommener Wasserzufluß zu einer heißen Mineralmasse Veranlassung geben mag zu einer plötzlichen Explosion an jenem Berührungspunkte; aber die Explosion selbst und das Aufsteigen der Lava innerhalb der Spalte (wenn dieselbe überhaupt unter solchen Umständen aufsteigen kann) würde vermuthlich sofort jedes fernere Eindringen von Wasser hemmen. Die Wirkung würde nur oberflächlich und zeitwcis sein; schwerlich kann man annehmen, daß das Wasser die ganze Masse heißen Gesteins durchdringe, ob sich dies in festem oder flüssigem Zustande befinde, um sein allgemeines Aufkochen zu veranlassen, noch weniger um dies Aufkochen durch so lange Zeiträume fortzusetzen, durch welche bekanntlich vulkanische Eruptionen oft dauern. Ferner, wenn wir annehmen, ein Erdbeben veranlasse die Eruption eines Bulkanes durch das plötzliche Hinzutreten einer Wassermenge zu dem heißen Focus, so muß man doch auch fragen, wodurch wird denn das Erdbeben verursacht? Gewiß nicht durch das Einstießen desselben Wassers durch Risse, welche das Erdbeben selbst erst entstehen ließ. Die Wirkung kann nicht die Ursache erzeugen. Sicherlich ist es vernunftgemäßer, anzunehmen, daß eine locale Wärmezunahme, die von den Seiten oder von einem unteren vulkanischen Herde geschehen, der eine Zeit lang durch ein Abgeben von Dampf und Lavck bei früheren Eruptionen abgekühlt gewesen ist, Veranlassung gibt zu der Ausdehnung einer Masse heißer unterirdischer Mineralsubstanz (in festem oder flüssigem oder einem Mittelzustande, aber bereits von Wasser durchdrungen); und daß diese, wenn die darüber gelegenen Felsmassen endlich dem Drucke nach oben nachgeben, Erdbeben-Risse erzeugt, von denen einer, der etwa mit der äußeren Luft oder dem Wasser com- municirt, Veranlassung zu einer vulkanischen Eruption wird; dann steigt die Lava in der Spalte zur Oberfläche, und wo der verminderte Druck es gestattet, da platzt das Wasser zu Dampf auf, namentlich in dem oberen Theile des Schlundcs, von welchem die Explosionen stets ausgehen. Diese Ansicht von den Eruptions-Erscheinungen könnte wohl von Lyell selbst unterstützt werden, der wie gesagt an mehr als einer Stelle in seinen krinoiples als die ursprüngliche bewegende Kraft bei » den Erdbeben und Vulkanen das seitliche Verschieben der inneren Wärme Verhalten der plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 269 von einem Theile der unterirdischen Materie nach einem anderen darstellt, wo dann die Zunahme der Wärme Ausdehnung und Hebuugs- Bewegungen veranlaßt, begleitet von zerrenden Zerreißungen, welche Erdbeben verursachen. Wenn wir also der Ansicht sind, daß die innere heiße Materie bereits Wasser enthalte, was nach der Untersuchung für alle granitischen und metamorphischen Gesteine feststeht, so wird die Entstehung von Rissen in der Weise, daß dieselben der Eppansibilität des Wassers partielle Freiheit verschafft, zugleich die Erdbeben und die vulkanischen Eruptionen erklären, ohne daß wir eine Wasserflut von oben anzunehmen nöthig haben, welche plötzlich ihren Weg nach unten findet und jeden Theil des heißen Gesteins in irgend einer unbegreiflichen Weise durchdriugt. Wenn irgend eine bekannte Reihe von Umständen die Thatsachen genügend erklärt, so ist es uuphilosophisch, die Möglichkeit einer anderen und ganz imaginären Ursache zu erdenken. Die Theorie, welcher ich hier widerspreche, gilt als unterstützt durch das sehr allgemeine Vorkommen von vulkanischen Schlündcn innerhalb oder nahe bei den Meeren oder großen Massen von Dberflächen-Wasser. Aber dieselbe geographische Lage würde aus der allgemein zugegebenen Thatsache folgen, daß die Eontinentalstrecken über das Meeresniveau durch innere Spannung einer tiefgelegcuen Masse erhoben worden sind, welche ihren Weg nach außen nicht hat erzwingen können, wo mit Mallets Worten zu reden, „unvollkommene Anstrengungen zurHervor- bringung eines Pulkaus stattgefunden haben."' Andererseits wird, wo die heiße Masse unterhalb im Stande gewesen ist, einen Schlund aufzufinden, keine Erhebung des Meeresbodens stattgefunden haben (wenigstens bis auf einigermaßen weite Erstrcckung), sondern eher eine Senkung. Daher finden sich die großen Linien vulkanischer Eruption auf der Erde innerhalb oder in unmittelbarer Nähe von Senkungs-Bereichen, mit andere» Worten: von Meeren oder großen Binnenseen. Und wenn wir ferner annehmen, was man wohl zugestehen kann, daß die hebende Thätigkeit, durch welche Gebirgsketten aufgestiegen sind (wahrscheinlich in Folge, einer langcu Reihe von Stößen) von der Bildung mehr oder weniger entfernter, abwärts sich öffnender Risse parallel mit der Achse der erhobenen Kette begleitet gewesen ist, so werden wir damit eine Ursache für den allgemeinen Parallelismus der großen Pinien vulkanischer Eruption mit denen der nächsten Gebirgsketten oder Küsten- linien des erhobenen Landes finden, einen Parallelismus, welcher oft bemerkt, aber nicht, wie ich überzeugt bin, durch irgend eine andere haltbare Hypothese erklärt worden ist. "Noch ein Wort. Wenn wir annehmen, daß das Wasser der Laven 270 Zwölftes Kapitel. durch alle früheren Zeiten von dein Ocean der Oberfläche hcrslammt, wo sollen wir dann den Ursprung des Wassers des Oceans selbst suchen? Sollte man es nicht vernünftigerweise in dein Inneren der Erde suchen, welches noch jetzt Ströme von Wasserdämpfen oder von heißem Wasser aus jedem durch seine Rinde führenden Schlnnde hcrvorschickt? Die Anhänger der Rebel-Hypothese werden es ohne Zweifel in der ursprünglich gasigen Atmosphäre finden, welche nach der Condcnsation des Kernes zurückblieb. Aber selbst wenn wir dies für die Wasscrmasse des Oceans zugeben wollen, so darf man doch wohl annehmen, daß große Mengen Wassers in den Zwischenränmcn der condensirtcn Masse eingeschlossen geblieben sind. Jedoch ohne auf den Anfang der Dinge zurückzublicken, wie einige Geologen nur zu sehr gewohnt sind zu thun, »m Erscheinungen täglichen Lorkommnisscs zu erklären, denke ich, daß ich in diesem Werke den Glauben annehmbar gemacht habe, daß das Wasser, welches offenbar die Lava unterhalb einer vulkanischen Esse durchdrängt und durch seine heftige Expansion eine Eruption veranlaßt, dort schon vorhanden war, ehe die Erdbeben anfingen, welche gewöhnlich eine Eruption begleiten, und nicht plötzlich durch dieselben Erdbeben von den Meeren oder Seen von oben her hineingelcitct worden sein kann. Ob es schon von Anfang an in dem Material vorhanden gewesen, aus welchem sich die Lava gebildet, oder aus irgend welchen chemischen Veränderungen in diesem elementaren 'Gesteine oder Magma herstamme, oder dorthin lange zuvor durch langsame Filtration von oben hinabgedrnngen sei (was die Meinung Daubröe's und Fonquös ist): darüber wage ich nicht, etwas zu vermuthen. Unser gegenwärtiges Wissen von den Wirkungen großer Wärme und hohen Druckes, ob chemisch oder mechanisch, auf mineralische Substanzen, von dem Einflüsse des Erdmagnetismus und von der Beschaffenheit und dem Ursprünge der ticfgelegenen Masse, die den Erdball ausmacht, ist, denke ich, zu unvollkommen, um uns zur Lösung solcher Probleme zu befähigen. Aber da es neuerlich bei den Verfassern populärer geologischer Werke Sitte geworden ist, als eine außer Zweifel stehende Thatsache anzunehmen, daß die Substanz des Erdballes unmittelbar unterhalb seiner dünnen oberflächlichen Rinde (und wahrscheinlich bis zu seinem Mittelpunkte hin) sich im Zustande feurigen Flusses befinde, und daß der Zutritt von Meereswasser von oben bis zu diesem geschmolzenen Inneren die erregende Ursache der Erdbeben und Vulkane sei, so habe ich es für passend gehalten, meine Gründe für die Zweifel, um es gelinde zu sagen, an der Eorrecthcit dieser Hypothese hier auszusprechen. Verhalte» der Plutonische» zur vulkanischen Thätigkeit. 271 2. Wahrer Charakter der Laven. Die Theorie von der vulkanischen Thätigkeit hat in Folge eines Mißverstchens unter den Schriftstellern über den Gegenstand in Betreff des Charakters der Lava noch eine Unklarheit. Die allgemein angenommene Meinung ist, oder vielleicht würde ich richtig sagen war,') daß alle Laven, wenn sie ans- einer vulkanischen Esse austreten, sich im Zustande vollkommen molekularen Fließens befinden, wie geschmolzenes Glas oder Metall in unseren Schmelzöfen, und daß sie erst in Folge eines sehr langsamen Abkühlungsprocesses später eine krystallinische Strnctur annehmen. In der ersten Ausgabe dieses Werkes (1825 bis 26), sowie in einer vor der Geologischen Gesellschaft 1856 gelesenen Abhandlung ((jusrt. äonni. Oeol. 8oo. vol. XII. p. 306) habe ich nachgewiesen, daß man vollen Grund zu der Annahme habe, die größere Zahl der Krystalle, wenn nicht alle, welche man nach dem Abkühlen in der Lava vorfindet (und das Mikroskop unterscheidet sie, wo sie auch dem unbewaffneten Auge nicht sichtbar sind), bereits vor ihren: Austritte in einer mehr oder weniger vollkommenen Form vorhanden gewesen sind. Einige der zur Unterstützung dieser Ansicht angeführten Thatsachen will ich hier in Kürze widerholen. Namentlich der äußerst steife und zähe Charakter der meisten Laven, wenn sie bei Wcißglühhitzc aus der vulkanischen Mündung, hervorkommen, und der es schwierig macht, eine spitze Eiscnstange in sie hinein zu bohren; das Fehlen einer glasartigen Textur, selbst in den Dberflächcnthcilen oder in den Schlacken, die heiß von der Oberfläche der flüssigen Masse innerhalb der Esse durch Gas-Explosionen losgerissen sind; das augenblickliche Erstarren cxponirter Oberflächen zu zeitigen oder porösen Kuchen, welche im Bruche dieselbe krystallinische Textur zeigen, wie das Innere des Stromes; das rissige und mehr oder weniger glasartige Aussehen der Feldspath-Krnstalle vieler Trachytc; das zerbrochene und verschobene Aussehen der Lencite, Feldspathe und anderer Krystalle in vielen Basalten; die häufige Anordnung der längsten Achsen solcher Krystalle in der Richtung des Gesteins, d. h. der Bewegung der Lava, als sie noch fließend war; das feinere Korn, welches sich oft am Ende eines Stromes im Vergleiche zu dem an seiner Quelle zeigt, als wenn die Krystalle durch Zerreiben bei der Fortbewegung der I) Philipps sagt in seinem neuen Werke über den Vesuv: „Schnell erkaltete Lava darf man erwarten in ihrer Textur glasig zu finde». Dies ist jedoch am Somma selten zn beobachten und vielleicht niemals an: neueren Vesuv.'" Sterry Hunt und D. ForbeS stimmen beide mit diesen Ansichten von dem Charakter der Laven Ubercin. (Siehe Olool. ülag. vol. VII p. l>I und 537.) 272 Zwölftes Kapitel. Masse zerbrochen worden wären; die breccienartigen Laven, welche zahlreiche Fragmente desselben, gleichfalls krystallinischen Materials, umhüllt zu haben scheinen, ohne irgend eine Schmelzung selbst der feinsten Ecken u. s. w. Ich werde mich demnach in diesen Bemerkungen allein auf diejenigen Laven beziehen, welche nach dem Erkalten ein krystallinisches Gefüge zeigen, nicht auf die glasartigen Laven, wie sie Obsidian- und Bimssteinströme der Liparischen Inseln, Japans, der Andes, Hawais und Bourbons oder die Perlsteine Ungarns und Süd-Amerikas. Der Umstand des Vorhandenseins dieser glasigen Lavaströme, welche nicht nur an ihrer Oberfläche eine glasartige Textur haben, sondern durch ihre ganze Masse, liefert einen negativen Beweis, daß die steinigen und krystallinischen Laven nicht in demselben Zustande vollkommen glasiger Schmelzung ausgeworfen sein können, wie die ersteren; denn warum sind diese nicht ebenfalls glasartig und durchweg homogen, da sie offenbar unter denselben Umständen der atmosphärischen Luft ausgesetzt gewesen und an derselben erkaltet sind? Auf den liparischen Inseln sieht man dicke Obsidian- und Bimssteinströme neben Laven, welche derselbe Vulkan hervorgebracht hat, und die aus einer Aggregation in einander geschobener Krystalle bestehen, hauptsächlich Labradorit, so groß wie die des gewöhnlichen Granits. Ein diesem letzteren sehr ähnliches Gestein macht die Masse des sogenannten Monte Olibano bei Pozzuvli aus, 70 F. mächtig, welche über Schichten loser Asche aus dein Krater der Solsatara in die See geflossen ist. Obwohl schlackig in der Nähe der Oberfläche, ist es doch dort ebenso groß-krystallinisch, wie im Inneren des Gesteins. Aber, wird man fragen, wenn die Laven bereits krystallinisch sind, sobald sie aus einer vulkanischen Esse anstreten, wie ist dann ihre Flüssigkeit zu erklären? Ich erwiedere, daß die Laven erstlich in dieser Beschaffenheit außerordentlich verschieden sind; manche, obwoyl äußerst zähe, da sie den Flüssigkeitsgrad von Honig oder Schlamm haben, so daß sie einen steilen Abhang schnell hinabfließen und sich auf mäßig flachen Ebenen zu weiten und dünnen Platten ausbreiten; andere von einem so geringen Grade von Flüssigkeit, daß sie zu dicken Schichten coaguliren (wie die soeben erwähnte von Olibano) selbst auf sehr steilen Abstürzen, lind, wenn sie auf eine fast ebene Fläche gelangen, sich zu massigen Höckern über und um den Schlund häufen, wie die des Puy de Dome und der benachbarten trachytischcn Buckel in der Anvergne. Es wird sich, glaube ich, bei näherer Untersuchung als eine allgemeine Thatsache herausstellen, daß die mehr krystallinischen Laven in ihren Verhalten der plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 273 massigen Farmen und anderen Umständen einen geringeren Flüssigkeitsgrad verrathen, welchen sie beim Heraustreiben aus dein Schlunde hatten, als die mehr feinkörnigen; und auch daß die glasartigen Laven den höchsten Flüssigkeitsgrad verrathen, — während andere Umstände, namentlich auch ihr specifisches Gewicht, ein und dieselben sind. Denn sicher ist es, wie freilich zu erwarten ist, daß die schwereren basischen vder augitischen Laven sich weiter und zu dünneren Schichten ausgebreitet haben, als die leichteren vder sauren strachytischeu). Zweitens. Bereits 1825, in der ersten Auflage dieses Werkes, behauptete ich, daß der Flüssigkeitsgrad der Laven, selbst wenn sie größten- theils aus bereits gebildeten Krystallen oder Körnern bestehen, erklärt werden könne aus der Gegenwart einer gewissen Menge interstitialen Wassers durch die ganze Blasse, natürlich von der Temperatur der Lava selbst, und deshalb wahrscheinlich im Zustande kleiner Kügelchen, wie Bautigny'S Bersuche zeigen, von welchem man in diesem Zustande erwarten darf, daß es den Körnern, zwischen welchen es eingeschlossen ist, eine gewisse Beweglichkeit ertheile und bestrebt sein werde, bei hinreichendem Nachlasse des auf ihm lastenden Druckes zu Dampf aufzuplatzen. Daher die Blasen und Luftzellen, welche sich in den oberen Theilen der Lavaströme bilden und aus denen oft Dampfstrahlen hervorbrechen. Daher auch das augenblickliche Erkalten und Erstarren der exponirtcn Theile, indem der entweichende Dampf eine ungeheure Wärmemenge fortnimmt. Je feiner das Korn, um so schneller wird der herausfahrende Dampf im Stande sein, sich zu Blasen zu sammeln und aufzusteigen, und dies erklärt die mehr blasige Structur der glasartigen Laven, während in denen von gröberem oder mehr krystallinischem Korne der sich ausdehnende Dampf länger in dem Magma eingeschlossen bleiben wird und damit verursacht, daß dasselbe ein schwammiges oder lose körniges Gefüge annimmt und wie eine Teigmasse oder Pasta in einem Ofen anschwillt; während der Dampf endlich durch die Poren des Gesteins entweichen würde, das an der Außenseite schnell erstarrt. Durch die Bildung von Runzeln aufreißend, zerspaltet sie zu solchen rohen prismatischen Blöcken oder Kuchen, wie man sie charakteristisch an der Oberfläche der Lavaströme von so grobem Korne sieht. Ein Wort über den verschiedenartigen mineralischen und chemischen Charakter der Laven. Diesen Unterscheidungen ist namentlich durch die deutschen Geologen eine übertriebene Wichtigkeit zugeschrieben worden. Bon vielen derselben, wie z. B. von von Richthofen, über dessen Klassifikation der vulkanischen Gesteine ich unlängst berichtet habe (Elool. P. Eerope, Ueber Vulkane. 18 274 Zwölftes Kapitel. Lla^. vc>I. VI, x. 518), sind diese Verschiedenheiten in ihren geringsten Besonderheiten als für das relative Alter der respectiven Gesteine bestimmend angegeben worden. Es kann keine größere Quelle des Irrthums geben. Es steht fest, viele Abarten des Trachyts und Basalts und von Gesteinen von vermittelndem mineralischen Charakter (d. h. welche ein größeres oder geringeres Verhältniß von sauren oder basischen Elementen in ihrer Zusammensetzung haben) folgen oft einander als Produkte eines und desselben Vulkans in nicht bestimmter Reihenfolge; bald eine Klasse, bald eine andere wird zuerst ausgeworfen. Ja, hie und da sieht man, obwohl selten, sie in derselben Masse in einander übergehen, grade wie man manche Granite local in Syenit übergehen sieht, und diese wieder in Grünstem. Es gibt sogar Laven (wie z. B. den sogenannten Pipcrino, der so vielfach in Neapel zum Bauen angewendet wird, in welchen Zonen oder linsenförmige Blattern von verschiedenem mineralischen Charakter durch das Gestein wechseln, indem die augitische Masse sich anscheinend von der mehr feldspathischen durch einen Sondcrungsproceß während des Ausflicßcns der Lava getrennt hat. Und es kann wohl nur geringem Zweifel unterliegen, daß, was in diesem Falle in kleinem Maßstabe stattgefunden, häufig in größerem vorgekommen ist, innerhalb des Herdes eines Vulkans während der vielleicht wiederholten Processe wechselnder Schmelzung und Wieder- krvstallisirung, denen eine unterirdische Lavainasse unter verschiedenartigen Bedingungen der Temperatur und des Druckes ausgesetzt gewesen sein muß. Wenn diese Ansichten richtig sind (und es kommt jüngeren Geologen , als ich bin, zu, ihre Richtigkeit zu beweisen oder sie zu widerlegen durch eine genaue Untersuchung der vulkanischen Distrikte), so können sie nur viel Licht auf die Natur und den Charakter des heißen Materials werfen, welches unter der Rinde der Erde liegt und sich kundgibt durch Außen-Ergüsse von Lava und durch Eindringen in die zerbrochene Rinde mittelst intrusiver Adern, Gänge und aufgetriebener Buckel krystallinischen Gesteins, in den tiefer gelegenen Syeniten, Graniten, Porphyren und Serpentinen, sowie Trachyte, Gransteinc und Basalte bei subaörialen Eruptionen. Ich hoffe daher auf Entschuldigung, wenn ich hier über diesen Gegenstand Ideen wiederhole, die vor einem halben Jahrhundert entstanden und vor fast eben so langer Zeit publicirt worden sind, aber welche noch immer der Billigung oder Widerlegung von Seiten anderer Beobachter harren. Sie sind, das wage ich zu denken, ein wichtiges Moment für die Geschichte der Veränderungen, die sich an der Oberfläche unseres Planeten verfolgen Verhalten der plntonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 275 lassen, und müssen verarbeitet werden, ehe irgend ein berechtigter Versuch gemacht werden kann, das Problem ihres subcorticalen Charakters zu lösen. III. Uebereinstimmung vulkanischer und atmosphä- rischerStörungen und derEbbc undFlut. — Neuerlich sind viele Beweise hinzugekommen zu dem, was man bisher wußte über ein häufigeres Zusammentreffen von Entwickelungen der unterirdischen Kraft sowohl der Erdbeben, als der vulkanischen Eruptionen, mit den Zeiten atmosphärischer Störung und auch mit denen ungewöhnlicher Fluten durch Sonne und Mond.Z Die letztere Klasse von Thatsachen haben Manche den Fluten eines angenommenen Lavamecrcs unterhalb der Erdrinde zugeschrieben; aber außer daß diese Theorie die erstere Klasse von Erscheinungen unerklärt läßt, nämlich das Zusammentreffen unterirdischer mit atmosphärischen Störungen, nimmt man jetzt allgemein an, daß jede Masse von Lava oder geschmolzenem Gesteine, die sich unterhalb der Oberfläche, selbst unterhalb eines Vulkanes befindet, viel zu unvollkommen flüssig sein müsse, um sich in der Weise, wie das Wasser des Meeres, in Folge von Flut-Einflüssen bewegen zu können. In der ersten Ausgabe dieses Werkes habe ich die in Frage stehenden Phänomene der Elasticität zugeschrieben, welche innerhalb einer Blasse unterirdischer Lava, dieselbe mag klein oder groß sein, unter der Annahme verursacht wird, welche wie schon beinerkt, allgemein bekannte Thatsachen als richtig beweisen, daß sie Dampf enthalte oder Wasser, welches bereit ist, bei jedem Nachlassen des Druckes, der es flüssig erhält, in Dampf aufzuplatzen. (Ausg. 1826, p. 59 und 60.) Da nun diese Ausgabe längst vergriffen ist und in dieser neuen Auflage die Stelle nicht vollständig abgedruckt enthalten ist, obwohl das Argument vollständig mitgetheilt ist (oben, p. 33, 34 und 257), so füge ich dieselbe hier bei. „Es mag überraschend erscheinen, daß die Thätigkeit einer vulkanischen Esse durch gewöhnliche Aenderungen im Gewichte der Atmosphäre beeinflußt werden können; indeß zögere ich nicht zu behaupten, daß dem so ist, und daß die Phänomene eines in dauernder Thätigkeit befindlichen Vulkanes durch jede Veränderung des atmosphärischen Druckes 1) Palmieri, Perrey („8ur les trsmblemeuts äs tsrrs" 1863) rc. 276 Zwölftes Kapitel. ebenso wirksam und beständig modificirt werden, wie das Barometer, indem die Lava in der Esse umgekehrt wie das Quecksilber in: Barometer steigt und fällt. Da sich der Kochpunkt des in der Lava befindlichen Wassers mit dem Gewichte der Atmosphäre ändern mnß, so wird das Aufkochen derselben durch jede Zunahme gehemmt, und durch eine Minderung des Gewichts gesteigert werden, genau so ivie das des Wassers in Wollastons sinnreichem Instrumente für Höheumcssnngen. Das Gewicht der Atmosphäre ist ja eins der Elemente der Re- prcssivkraft, von welcher das Aufwallen einer Masse unterirdischer Lava abhängig ist. Jede Verminderung des Gewichtes, so unbedeutend sie sein mag, mnß pro tuuto bewirken, daß der Aufkochnngs-Proceß etwas weiter in das Innere verbreitet wird, und daß proportional die Intensität der Thätigkeit steigt; und wenn die Atmosphäre ihre frühere Dichtigkeit wieder erhält, so muß die geringe Zunahme des Druckes an der Oberfläche der Säule flüssiger Lava das Aufkochen der unteren Schicht der ausgedehnten Masse hemmen, bis ihre Temperatur wieder auf den dem vermehrten Drucke entsprechenden Kochpnnkt gestiegen ist. Wir finden, daß häufig bemerkt worden ist, wie die Entwickelung der vulkanischen Energie in merkwürdigem Grade mit dem Zustande der Atmosphäre verknüpft ist. Denselben Zusammenhang zwischen der Intensität der'vulkanischen Energie in habituel thätigen Schlünden und dem Zustande der Atmosphäre hat man in vielen Fällen bemerkt, wie z. B. am Pik von Ternate, in den Molukken, welche während der Acqninoctien mit der größten Heftigkeit ausbrechcn sollen. Aber dieser Zusammenhang ist nicht eigenthümlich für die Entwickelung der Kraft unterirdischer Ausdehnung durch eine offene vulkanische Esse; denn die Aenderungen des atmosphärischen Druckes scheinen oft in ähnlicher Weise aus jene verborgeneren Modificationcn derselben Kraft Einfluß zu haben, welche sich bei Erdbeben zeigen. Diese finden, wie man erfahren, am häufigsten bei stürmischem Wetter, während der Orkane, und insbesondere in den Wintermonaten statt. Wenn es glaubwürdig und ersichtlich erscheint, daß eine Verminderung des atmosphärischen Druckes auf die enge Mündung eines thätigen Vulkanes eine merkliche Wirkung in Betreff der Steigerung des Aufkochens in der eingeschlossenen Lava hat, so ist es gewiß glaublich, daß eine ähnliche Veränderung, welche gleichzeitig auf eine weite Erstreckuug der Erdoberfläche wirkt, und zwar durch Minderung der Summe von Verhalten der plutonischen zur vulkanischen Thätigkeit. 277 Widerständen, welche der mächtigen Ausdehnungskraft eines Bettes heißer Mineralsubstanz entgegenwirkt, die in unermeßlicher Tiefe unterhalb dieser Oberfläche beschränkt ist, bisweilen die partielle Entwickelung jener Kraft bestimmen muß, durch welche diese Stöße nach meiner Ansicht hervorgebracht werden. Die immer thätige und beständig mit allmählig steigender Energie aufwärts drückende unterirdische Eppansivkraft muß häufig schon durch den geringsten Grad von Ueberlegcnheit der Repressivnskräfte beschränkt werden, so daß die geringste denkbare Bcrminderung in den Elementen der letzteren Kraft gelegentlich ausreichen muß, um dem Widersacher das Uebergcwicht zu geben. Das merkwürdige Zusammentreffen, welches häufig zwischen den Störungen der Atmosphäre und den unterirdischen Bewegungen jeder Art beobachtet ist, erklärt sich somit." Es ist klar, daß die Flut-Anziehung des Mondes und der Sonne einen ähnlichen Einfluß ausüben muß. Es sind daher keine unerwarteten Thatsachen, welche Palmicri in Neapel rücksichtlich der Heftigkeit der Eruptionen des Besuvs bekannt gemacht hat, die in Uebereinstimmung mit den oceanischen Gezeiten täglich zweimal zunehmen; oder welche Perry berichtet in Betreff der Mehrzahl der Erdbeben mit den Wintcrmonatcn, sowie mit den Perioden, wo der Mond sich im P eri- gänm befindet, also der Erde am nächsten ist. IV. Blätterung dcr (sogcnannten) mctamorPhischen krostalli nischcn Gesteine. — Vielleicht ist noch ein anderer Theil der Theorie vom Ursprünge der hypogenen Gesteine übrig, mit welcher ich in der früheren Ausgabe dieses Werkes hervorgetreten bin, und welche bisher noch nicht diejenige Aufmerksamkeit gefunden hat, welche sie nach meiner Ansicht verdient. Ich meine damit die Resultate der inneren differentiellcn Bewegungen in den Bestandtheilen der unterirdischen Mincralmasse, während dieselbe einem ungeheuren unregelmäßigen Drucke und Temperatur-Veränderungen ausgesetzt ist, und unter diesen Einflüssen zeitweis aus dem festen in den flüssigen Zustand und wahrscheinlich wieder zurück zu krystallinischer Festigkeit durch zwischcnlicgende Phasen der Viscosität übergeht — Bewegungen und Veränderungen, welche nothwendigerweise oft die krystallinischen Mineralbestandtheilc bald zu einer unregelmäßigen Zusammensetzung, wie Granit, Diorit oder Trachyt, bald zu blättrigen oder schiefrigen Streifen, wie Gneiß, Glimmerschiefer und anderen sogenannten meta- morphischen krystallinischen Gesteinen geordnet und wieder umgeordnet haben. 278 Zwölftes Kapitel. Die Wirkungen solcher differentiellen Bewegungen erkannte ich zuerst durch Beobachtung der Trachyte der Ponza-Jnseln im Jahre 1823 (s. 6eo1. 1rnn8. 2ä. 8er. vol. II.). Eine Untersuchung der Perlit-Arten Ungarns und der Andes überzeugten mich, daß dieselben Uebergängc von glasiger Lava zu band- oder schieferförmiger und schließlich zu steiniger, amorpher und zu krystallinischem Trachyt, in den vulkanischen Gesteinen dieser Länder ebenfalls im größten Maßstabe stattgefunden haben. Und ein wenig Betrachtung oder wenige Versuche in einer Glasfabrik werden Jedem beweisen, daß Bewegungen unter großem und unregelmäßigen Drucke einer teigigen Masse während des Umänderungs-Processes aus einem geschmolzenen Glase in ein krystallinisches Gestein oder vios versa von differentiellen Bewegungen in den Theilchen begleitet sein müssen, welche in bestimmten Stadien Abarten bandförmiger oder schiefriger Structur hervorbringen. Der so häufig sich findende Uebergang von Granit in Gneiß und Glimmerschiefer kann in dieser Weise genügend erklärt werden, die letztere Klasse von Gesteinen mag als Resultat der metamorphischen Wirkung auf Sedimentärschichten oder als aus einem ursprünglich krystallinischen Magma stammend angesehen werden. Jedenfalls wäre ich eher geneigt, die Blätterung der krystallinischen Schiefer dieser Ursache zuzuschreiben, als der sedimentären Ablagerung in parallelen Lagen oder der gewöhnlichen Schichtung. Die Spaltung der Thonschiefer nimmt man allgemein als mechanischen Ursprunges an. Die Blätterung der gröberen Schiefer scheint so enge mit jener Structur verknüpft, daß dieselbe kaum auf eine andere gänzlich verschiedene Ursache zurückgeführt werden kann; und man darf wohl annehmen, daß der metamorphische Proceß die von der wiederholten Ablagerung eines im Korn und im Charakter verschiedenen Sedimentes herrührende Structur verwis chthabe. V. Verhältniß der Entwickelung der unterirdischen Kräfte. — Es gibt eine Eigenthümlichkeit, welche die inneren von den äußeren Kräften unterscheidet, die auf die Erdoberfläche einwirken, nämlich die außerordentliche Unregelmäßigkeit ihrer Entfaltung. Man wird finden, daß die Thätigkeit der letzteren fast jederzeit und überall vor sich geht, zwar nicht mit gleichförmiger Regelmäßigkeit, aber mit einer Art von rhythmischer Wiederkehr in Zwischenpausen, die man nach wenigen Stunden, Tagen oder Jahreszeiten zählen kann, und die gewissermaßen eine Berechnung gleicher Ergebnisse in gleichen Perioden erlaubt. Die großen Strömungen z. B., welche Atmosphäre und Ocean in beständiger Bewegung erhalten, ändern sich nicht merklich in Stärke oder Richtung von Jahr zu Jahr. Die Menge von Sediment, Verhalten der Plutonischen znr vulkanischen Thätigkeit. 279 welche durch die großen Ströme in den Ocean geführt wird, ist wahrscheinlich in einem Jahre, wie im anderen ziemlich ein und dieselbe. So auch die Menge von Kalk, welche sich in bestimmten Tiefen des Meeres anhäuft und von den Muscheln der Foraminifcren oder den Arbeiten der Polypen abgelagert wird, ist wahrscheinlich in jenen Regionen in gegebenen Zeiten fast die gleiche. Aber ganz anders ist es in Betreff der unterirdischen oder vulkanischen Kräfte. Nur in den seltensten Fällen ist ihre Thätigkeit local gleichmäßig; Alles ist im Gegentheil unregelmäßig, spasmodisch und mehr oder weniger paroxys- niusartig. Erdbeben, obwohl sie in manchen Gegenden häufig vorkommen, da Stöße von geringerem Charakter sogar zu Zeiten so gewöhnlich sind, daß dieselben kaum von den Bewohnern beachtet werden, sind dennoch überall unregelmäßig intcrmittirend, und man hat in ihnen keinerlei periodische Wiederkehr entdeckt, während sie in normalen Fällen in aus einander gelegenen und höchst ungleichen Zwischenzeiten und gelegentlich mit der Heftigkeit eines Paroxysmus eintreten. Welche Grenzen solche außerordentliche Thätigkeit der Erdrinde einschränken, das ist eine Frage, welche gar manche Controverse veranlaßt hat. Manche Geologen, wie z. B. E. de Beaumont und seine Anhänger, haben die Erhebung einer jeden großen Gebirgskette der Erdoberfläche der Wirkung eines einzelnen und besonderen Erhebungsstoßes zugeschrieben; andere, wie Lyell, sehen in diesen erhobenen Ketten nur das Resultat lange fortdauernder, geringerer Bewegungen, die anhaltend in der Weise des „Kriechens" wirken, welches die Oberfläche der Berg- werks-Districte stört. Wahrscheinlich ist es, daß ein Mittel zwischen diesen beiden extremen Ansichten der Wahrheit näher kommen wird, als jede allein. Die Analogie vulkanischer eruptiver Thätigkeit kann füglich als unser Führer in dieser Sache angenommen werden. Wir wissen, daß diese Thätigkeit bisweilen, obwohl sehr selten, in irgend einer besonderen Oertlichkeit permanent, häufiger intermittircnd, mit längeren oder kürzeren Zwischenzeiten der Ruhe ist, in manchen vergleichsweise seltenen Fällen von solcher äußerster, paroxysmusartiger Heftigkeit, daß binnen weniger Stunden ein großer Berg in die Luft geblasen wird und seine Trümmer über ungeheure Strecken ringsum verstreut werden, während zu gleicher Zeit ein ganzes Land von geschmolzenem Gestein überflutet wird. So ist auch, wenn wir hören, daß nach den Beobachtungen von Darwin und Forbcs das ganze Süd-Amerika aus den Tiefen des Meeres innerhalb einer verhältnißmäßig neuen geologischen Periode erhoben worden 280 Zwölftes Kapitel. ist, der wahrscheinliche Schluß, daß dies durch zahllose auf einander folgende Erdbebenstößc, dann und wann von bedeutender Heftigkeit, aber gewöhnlich von demselben vergleichsweise unbedeutenden Charakter bewirkt worden sei, wie die, von welchen berichtet wird, daß sie seit Entdeckung des Kontinentes vorgekommen sind. Indeß bemerke ich, während ich die gewöhnliche anhaltende Regelmäßigkeit der äußeren Agentien der Veränderung, welche auf die Erdrinde einwirken, entgegensetze den unsicheren und oft paroxysmusartigcn Entwickelungen derjenigen, welche von innen her darauf wirken, daß die letzteren eine entschiedene Tendenz haben, gleichzeitige und im Verhältniß dazu stehende Wirkungen der ersteren Klasse hervorzubringen. Große locale Störungen des Meeres begleiten nicht selten Erdbeben- stöße. Das Wasser zieht sich vom Ufer zurück nnd kehrt dann als eine große Welle oder eine Reihe von Wellen wieder, welche sich vielleicht 20 oder 30 Fuß über die gewöhnliche Flutmarke erheben und weit über das untere angrenzende Land vordringen. Die fressende Kraft solcher Wellen muß sehr groß sein. Ganze Städte werden durch ihre Gewalt fortgeschwemmt; nnd loser Boden, Sand und Kies muß zugleich losgerissen und ins Meer geführt werden, um dort abgelagert zu werden. Und diese Wirkungen sind keineswegs bloß local. Innerhalb der letzten wenigen Jahre hat mehr als eine solche Erdbcbcuwelle im Verlaufe weniger Stunden sich über die ganze Breite des Großen Oceans hinbewegt von den westlichen Küsten Amerikas, welche zugleich furchtbar erschüttert wurden, bis zu den östlichen Asiens, und hat auf beiden Seiten großen Schaden angerichtet. Es stimmt daher ganz mit der Analogie bekannter neuerer Begebenheiten, welche auf noch vorhandene Ursachen zurückzuführen sind, daß noch außerordentlichere Vorgänge dieser Art, welche ihre Ursache in unterirdischen Störungen hatten, die an Heftigkeit weit alle in unseren kurz dauernden Annalen überlieferten übertreffen haben, von Zeit zu Zeit in Zwischcuräumen früherer geologischer Perioden stattgefunden haben und gewaltige zerstörende Wirkungen in entsprechender Weise hervorgebracht haben müssen. Dies ist eine Betrachtung, welche diejenigen beherzigen mögen, welche alle Oberflächen-Bildung auf die langsame Wirksamkeit gewöhnlicher meteorischer oder mariner Erosion zurückführen wollen. Nun werden aber freilich keineswegs nur auf diese Weise wichtige Veränderungen in den äußeren Kräften durch die Thätigkeit derjenigen hervorgebracht, welche von innen kommen. Die ursprüngliche Con- Verhalte» der Plutonischc» zur vulkanischen Thätigkeit. 281 figuration dcr Landoberflächen, welche den früheren Agentien ausgesetzt gewesen, hat ihren Ursprung in der hebenden und senkenden Thätigkeit der letzteren. Die Denudationisten thun ganz recht, wenn sie die Ebnung und Ausarbeitung des Landes dcr subaörealen und marinen Erosion zuschreiben. Aber erst mußte das Land erhoben worden sein, und zwar über oder bis dicht unter die Mccresfläche, ehe jene Thätigkeit beginnen konnte. Und die größere oder geringere Erhebung von Theilen des Landes, sowie dessen Umrisse und Stellung, die sich, wie alle Geologen zugeben, unter der Einwirkung dcr unterirdischen Kraft von Zeit zu Zeit ändern, bestimmt den Charakter und die Richtung aller oberflächlichen Agentien dcr Abänderung, der klimatischen, meteorischen und marinen. Solche seltene und ungewöhnliche Entwickelungen der inneren Kraft kann nur zu gewissen, obwohl unregelmäßigen Epochen zu vcrhältnißinäßig außerordentlichen und oft länger dauernden Veränderungen in den äußeren Agentien des Wechsels Veranlassung gegeben haben. Es ist nicht richtig, obwohl Hutton es behauptet und manche Geologen die Behauptung bis zum heutigen Tage wiederholen, daß „Berge gebildet worden sind (nur) in Folge von Aushöhlungen von Thälern". Erst müssen sich die Berge gebildet haben, bevor eine Denudation jenen Proceß anfangen konnte, welcher die vorhandenen Thäler ausgehöhlt hat. Dcr Meeresboden hat nicht sein gegenwärtig niedriges Niveau durch Denudation erlangt, sondern ist eher das Resultat dcr Senkung oder negativer Erhebung durch die unterirdischen Kräfte. Es bleibt noch die Frage: ist Grund vorhanden zu glauben, daß das Maß, in welchem die unterirdischen Kräfte und mit ihnen die an dcr Oberfläche wirksamen thätig sind, im Ganzen einer bedeutenden oder überhaupt einer Veränderung durch die lauge Reihe von Perioden in dcr Geschichte dcr Erde unterworfen gewesen ist? Diese Frage trennt noch jetzt zwei rivalisircndc geologische Schulen, welche Huxlcy neuerlich als Uniformitarier und Evolutionistcn charakterisirt hat. Die herrschende Meinung scheint sich auf die Seite der letzteren zu schlagen, soweit es die paläontologischcn oder biologischen Thatsachen angeht. Aber was den physikalischen Zweig dcr Wissenschaft betrifft, so scheint es mir, als hätten Lyells und anderer Uniformitarier Argumente ein bedeutenderes Gewicht wenigstens in Betreff dcr Behauptung, daß noch kein Beweis beigebracht worden ist, welcher in genügender Weise die Ansicht garantirtc, daß das progressive Maß der unterirdischen Bewegungen oder der vulkanischen Eruptionen in den geologischen Acit- 282 Zwölftes Kapitel. altern ein merkbar anderes geworden wäre. Indeß muß bemerkt werden, daß die Idee einer seculären Gleichförmigkeit in der Thätigkeit dieser Kräfte durch alle Zeiten hindurch unverträglich ist mit jener u priori Hypothese einer allmähligen Abkühlung der Erdkugel aus einem Zustande der Schmelzung oder des nebligen Dampfes, auf welche ich oben als auf eine ganz allgemein angenommene hingewiesen habe, obwohl dieselbe rein eine Conjectur ist oder wenigstens auf Analogien beruht, die man aus dein vermuthlichen Zustande anderer Himmelskörper gebildet hat. Lobham, November 1871. G P S Anhang I. Ver; eichniß und Beschreibung der Vulkane, der jetzt oder in neuerer Zeit thätigen, nebst Andeutungen über frühere vulkanische Bildungen. Einleitende Bemerkungen. In dem hier nachfolgenden Verzeichnisse der bekannten Vulkane und vulkanischen Formationen ist die Anordnung nicht sowohl nach rein geographischen Rücksichten erfolgt, als mit Bezug auf die Hauptlinien vulkanischer Störung und Eruption an der Erdoberfläche. Ich habe einigermaßen von den früheren Zusammenstellungen v. Buchs, v. Humboldts und Daubeny's Vortheil gezogen, wie auch von Originalquellen, und bin bemüht gewesen, die Berichte über die Phänomene, wie sie von den verschiedenen Beobachtern zu verschiedenen Zeiten und an verschiedenen Orten gegeben worden sind, zusammenzuziehen, so daß ich so viel als möglich eine Wiederholung gleichartiger und unwichtiger Thatsachen vermieden habe. Auch bin ich nicht der Ansicht gewesen, daß es für meinen Plan passend sei, wenn ich bei den unsicheren und mehr oder weniger fabelhaften Nachrichten von solchen Begebenheiten mich aufhalte, wie sie aus längst vergangenen Zeiten durch frühere Dichter und Geschichtschreiber uns überliefert worden sind. Hauptsächlich möchte ich mich zu Gunsten meiner Zusammenstellung, im Vergleiche mit denen der oben genannten Forscher, auf den verständlichen Charakter der beschriebenen Phänomene berufen, wie er sich 284 Anhang. Verzeichnis; nnd Beschreibung der Vulkane. aus der Einfachheit und Allgemeinheit der Gesetze vulkanischer Thätigkeit ergibt, auf welche ich mich nach all dem oben Gesagten stütze. Dagegen sind die Beschreibungen derselben Vorgänge oder Erscheinungen, wie sie in den genannten Werken gegeben sind, in zu vielen Fällen unbestimmt und, wenigstens nach meinem Dafürhalten, unklar, weil beständig auf die ganz imaginäre Theorie der Erhebungskratcre Bezug genommen ist. Es ist einem Anfänger unmöglich, eine klare Vorstellung von den Vorgängen an irgend einem Vulkane oder von dem Ursprünge eines vulkanischen Berges zu gewinnen, sobald ihm gesagt wird, es sei eine irrthümliche Annahme, daß solche Berge durch Aufeiuauderhäufung ausgeworfener Stoffe gebildet worden seien, daß sie vielmehr im Gegentheile nur hohle Blasen seien, welche durch das Aufblähen früher horizontaler oder fast horizontaler Schichten in Folge eines einzigen Stoßes gebildet worden seien?) Der Beobachter sieht die Aufhäufung vor seinen Augen schnell vor sich gehen, indem Bruchstücke ausgeworfen und Lavaströme ausgegossen werden, so daß sich bei jedem thätigen Vulkane, welchen er untersucht, eine Schicht über die andere legt. Diese Thatsache wird nicht geleugnet. Aber dennoch wird ihm gesagt, daß vulkanische Berge nicht in dieser Weise aufgebaut würden, sondern durch einen erdachten, nirgend bezeugten^) Proceß plötzlicher Aufblähung; und kein Kennzeichen oder Kriterium wird ihm angegeben, nach welchem er Massen, die zulässiger Weise als Product der Aufhäufung gelten können, von denen zu unterscheiden habe, welche für aufgeschwcllt erklärt werden, „in Einer Nacht, wie der Kürbis des Propheten''. Bei solcher Führung ist es unmöglich, daß er irgend eine klare oder bestimmte Idee von den vulkanischen Erscheinungen erlange, oder von dem Ursprünge und der Anordnung irgend welcher vulkanischer Bildungen; und jede Beschreibung solcher Erscheinungen und Bildungen, wenn sie unter dem Einflüsse dieser seltsamen Theorie entworfen ist, muß für den Anfänger eher verwirrend als belehrend sein. Hauptsächlich aus diesem Grunde habe ich das nachfolgende Vcr- zeichniß angefertigt, welches wenigstens diese Quelle der Unbestimmtheit 1) Humboldt, KoSinos, IV. p. 271; v. Buch, Lanarische Inseln; Elle de Beaumont, liedmi-dios sur Is mout Utna, p. 133; Daubeuy. Vulkane, 1848, p. 634; Diifrönoy, lorraius Uaplos, p. 366. 2) Die beiden einzigen Beispiele, welche Humboldt anführt, von denen angenommen wird, es sei ein solcher Vorgang wirklich bezeugt, sind das von Methone, über welches Ovid in seinen Metamorphosen berichtet (?), nnd das des Jorullo, von welchem durch v. Saussure'S neuere Untersuchung festgestellt ist, daß es ein Fall gewöhnlicher eruptiver Aufhäufung sei (s. oben p. 66-68). Einleitende Bemerkungen. 285 und Unsicherheit in der Beschreibung der Phänomene und Resultate vermeidet, welche aus den Werken der angeführten Autoren nothwendig in Folge ihrer unbestimmten und irrthümlichen Ansichten von dem Charakter der vulkanischen Thätigkeit entspringen muß. Es ist oben ausgesprochen worden, daß ein mehr oder weniger bestimmter Parallclismus oder eine Koincidenz zwischen den Haupt- Gebirgsketten beider Erdhälften und den Reihen vulkanischer thätiger oder erloschener, insularer oder kontinentaler Mündungen, welche sie durchziehen, nachweisbar sei. In der bleuen Welt ist dieser Umstand vielleicht höchst überraschend ersichtlich, wie weiterhin aus der Schilderung der vulkanischen Bildungen sich ergeben wird. Die Alte Welt freilich zeigt beträchtliche Unregelmäßigkeit in der Richtung ihrer erhobenen Gebirgsketten. Indeß ist sie nach ihrer größten Breite von W. nach O. von einer fast ununterbrochenen Gebirgskette durchzogen, welche an der NW.-Ecke Spaniens beginnt, und aus den Pirenäen, Cevcnnen, den Hoch-Alpen, dem Balkan, dem Kaukasus, dem Elburs-Gebirge, dem Hindu-Koh und dem großen Systeme asiatischer Gebirge besteht, welche das Hochland von Tibet umschließen und die Grenze gegen China bilden?) Von der physischen Geographie ist nur erst wenig bekannt i aber man scheint annehmen zu dürfen, daß die Hauptgebirge in der Richtung der Küsten ziehen, mit Ausnahme einer großen äquatorialen Central-Hochebenc. Von diesen Hauptkettcn zweigen sich andere geringere ab, wie z. B. die, welche längs der Westküste Großbritanniens fast nach R. läuft und vielleicht, unterhalb der Nordsee sich fortsetzend, in der granitischen Achse Skandinaviens ihre Fortsetzung findet. Eine andere erkennt man in der mehr dircctcu Meridionalkctte des Ural, welche Europa von Asien scheidet, und fast rechtwinklig zu der ccntral-asiatischcn Kette läuft. Run ist es Thatsache, daß diese verschiedenen Gebirgsketten in mäßiger Entfernung auf einer oder auf beiden Seiten, von Ländern vulkanischer Gcstcinsarten eingefaßt sind, längs deren also zu einer oder der anderen Zeit Eruptionen stattgefunden haben. Eine derselben, welche jedoch gegenwärtig keinen thätigen Vulkan mehr enthält, durchzieht das nördliche Deutschland vom Westufer des Rheins bis nach Sachsen und Ungarn und hält im Allgemeinen einen Parallelismus mit der Hauptrichtuug der Alpen und Karpatcn ein; während ein anderer Parallelstreifcn, südlich von dieser Kette, etwa längs der ganzen Ausdehnung des mittelmecrischen Beckens von Portugal, durch Sicilien, 1) Herschels Physik. Geogr. p. 127. 286 Anhang. Die Vulkan,schc» Bildungen Europas. die griechischen Inseln und Klein-Asicn bis nach Persicn und Nord- Indien zu verfolgen ist; und von dieser zweigen sich wieder andere vulkanische Gürtel unter bedeutenden Winkeln ab, welche den bereits besprochenen Ketten mit quer gerichteten Achsen parallel gehen. Eine solche ist die, welche den Apennin auf der Westseite von Sicilien bis an seinen Anschluß an die Alpen säumt. Ich gedenke, das Berzeichniß der bekannten Vulkane und vulkanischen Bildungen mit diesem letzteren Gürtel zu beginnen, da derselbe diejenigen enthält, welche von wissenschaftlichen Beobachtern am häufigsten und am eingehendsten erforscht worden sind, so daß aus diesem Grunde die Schilderung ihrer Phänomene als authentischer gelten und mehr im Einzelnen gegeben werden können, als bei den weniger gut bekannten Beispielen, und welche daher am meisten geeignet sind, in den Gegenstand einzuführen. Die vulkanischen Gildungen Europas. Süd-Italien. Der Vesuv. Der Vesuv. — Ich beginne mit diesem am besten bekannten und am häufigsten besuchten und genannten aller thätigen Vulkane; derselbe genießt diesen Vorzug wegen seiner unmittelbaren Nähe von Neapel, von wo aus seine Phänomene stündlich aufgezeichnet werden. Die schöne Linie seines Umrisses, welche vorn Meeres-Ufer aus sich in einer geschwungenen Krümmung erhebt, die allmählig steiler wird nach dem doppelten Gipfel hin, bildet in dem berühmten Panorama der Sircncnstadt ein herrliches Mittelstück. Der Kegel des Vesuvs nimmt genau die Mitte der Kreisfläche ein, welche der ganze Berg bedeckt. Seinen Fuß bezeichnet nach dem Meere zu nur eine leichte, terrassenartige Stufe, die sogenannte Pedamentina, welche dem felsigen Halbkreise des Somma, der den Kegel des Vesuvs auf der Landseite halb umzieht, entspricht und genau in dessen Fortsetzung liegt. Von dieser gekrümmten Kante senken sich die äußeren Abhänge des Somma mit derselben geschwungenen Neigung nach allen Seiten zum Tieflande, welche zwischen ihm und dem Fuße des Apennins liegt. In der That können Somma und Vesuv insgesammt uns als ein normaler Vulkan gelten, der alle die charakteristischen Grundzüge solcher Bildungen Süd-Italien. Der Vesuv. 287 besitzt: den neueren Kegel mit seinem Ccntral-Krater, der von Zeit zu Zeit durch Paroxysmus-Explosioncn entleert wird und sich durch auf einander folgende Eruptionen von geringer Heftigkeit wieder anfüllt^ den felsigen Umring eines noch größeren Kraters, das Ergebniß eines noch früheren und heftigeren Paroxysmus; endlich mehrere kleinere parasitische Kegel auf dem unteren Theile der Seiten, wo Schlacken und Lava aus verschiedenen seitlichen Schlünden hervorgebrochen sind (s. Fig. 48 und 60, p. 165 und 196). Der erste bekannte Ausbruch dieses Bulkanes ist der vom Jahre 79, bei welchem Hcrculanum, Pompeji und Stadia unter den ausgeworfenen Trümmern begraben wurden und der größere Krater entstand^ von welchem ein Segment, Atrio del Cavallo genannt, noch jetzt den Kegel des eigentlichen Bcsuvs von den Felsenmasseu des Svmma trennt.. Wahrscheinlich existirte vor dieser Epoche nur der Somma als ein einziger kegelförmiger Berg, dessen vulkanischen Charakter man kaum, wenn überhaupt, ahnte?) Jenem schrecklichen Paroxysmus scheint eine Zeit der Ruhe gefolgt zu sein, welche bis zum Jahre 203, unter der Regierung des Scverus, dauerte, wo eine zweite Eruption von Dio Cassius und Galen beschrieben wird. Die dritte fand im Jahre 472 statt und soll nach Procopius ganz Europa mit Asche überdeckt haben^ so daß selbst Konstantinopel in Schrecken versetzt wurde. Dieselbe hatte daher zweifellos den Charakter eines Paroxysmus. Von anderen Eruptionen wird aus den Jahren 512, 685 und 993 berichtet. Die nächstfolgende, im Jahre 1036, soll einen Lavastrom sowohl vom Gipfel, als aus den Seiten des Kegels veranlaßt haben, welcher das Meer erreichte. 1138 bis 39 war der Vulkan wiederum in Thätigkeit; aber nach dieser Zeit bleibt er fast zwei Jahrhunderte lang, d. h. bis 1306, in vollkommener Ruhe. Im Jahre 1500 war er nochmals eruptiv, und ruhte dann wieder 130 Jahre lang. Der alte Krater des Somma (der Atrio) umschloß damals Wälder und einige kleine Seen; und der Kegel des eigentlichen Vesuvs erhob sich nur 350 F. über die Pedamentina oder die flache Terrasse, von welcher er aufsteigt und welche das Niveau der Abstumpfung auf der SW.-Seite des Berges durch die Eruption von 79 bezeichnet. Er hatte auch innerhalb des Kraters einen tiefen See. Der nächste bekannte Ausbruch fand 1631 statt, wieder ein 1) Dauben y'ö zweite Ausgabe seiner Oeseriptiou ok Voteanos enthält einen interessanten Bericht über den ehemaligen Zustand des Vesuvs, soviel sich darüber aus einigen Bemerkungen Römischer und Griechischer Schriftsteller entnehmen lägt. 288 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. Paroxysmus, bei welchem sich die erwähnten Seen entluden, so daß Ströme von Wasser auf die Dörfer am Fuße des Berges herabstürzten, die nicht minder zerstörend wirkten als die Lavaströme. Weitere Eruptionen erfolgten 1660, 1682, 1694, 1697 und 1698, und seit diesem letzten Jahre ist selten eine Ruhepause von mehr als vier oder fünf Jahren eingetreten. Im Jahre 1737 wurde Torre dcl Greco von einem gewaltigen Lavastrome übergössen, und 1760 erfuhr der Ort dasselbe Schicksal, wo zugleich au 15 verschiedenen Stellen einer vom Gipfel bis zum Fuße ausgcbrochenen Spalte Eruptionen geschahen, deren jede Lava und Schlacken ausspie?) Die häufigen Eruptionen dieses Berges und die daraus folgenden Veränderungen seiner Gestalt von da an bis zu einer großen Paroxys- mus-Eruption, welche im Jahre 1794 stattfand, sind von W. Hamiltou deutlich geschildert und in den Abbildungen seines ausgezeichneten Werkes über die Campi Phlegräi dargestellt (s. oben p. 156 bis 158). Räch 1813 fand eine fast unausgesetzte Thätigkeit von gemäßigtem und dauerndem Charakter statt, bis dieselbe 1822 von einer Paroxysmus- Eruption unterbrochen wurde, deren Hauptgrundzüge oben 16) beschrieben worden sind. Der durch diese Eruption ausgehöhlte breite und tiefe Krater blieb, obwohl er reichlich Dämpfe ausstieß, vier oder fünf Jahre ruhig. 1827 begannen wieder die Eruptionen auf dem Grunde, und es entstand ein kleiner Kegel, welcher allmählig anwuchs, bis er 1830 die Höhe von 150 F. über dem Kraterrande erreicht hatte; und im folgenden Jahre ergoß er seine Lavaströme über den Rand an der Außenseite des Kegels hinab. Heftige Explosionen geschahen während des Winters von 1831, welche wiederum den Krater fast bis zur vormaligen Tiefe entleerten. Darauf bildeten sich innerhalb dieser Aushöhlung zwei Krater, und diese wuchsen, bis auch sie wieder mittelst des Gemenges von Lava und ausgeworfenen Schlacken nochmals den 1) Während des Druckes dieser Seiten (des Originals, also 1861) kommt die Nachricht von einer neuen und schrecklichen Eruption, welche dicht hinter Torre del Greco begonnen hat und droht, dasselbe noch einmal mit einem fast eine eugl. Meile breiten Lavastrome zu überdecken. Bereits haben sich zwei oder drei kleinere oder parasitische Aschenkegel gebildet. Die. Höhe der aus diesen neuen Oefsnnngen ausgeworfenen Dampf-, Schlacken- und Aschensänlc soll 10.006 F. erreicht haben. Auch anS dem großen Lentralkegel fanden Eruptionen statt, sobald die anS den neuen Schwaden aufhörten, und das Ufer längs dieses Theiles des Fußes soll sich dauernd um mehrere Fuß erhoben haben. Die alten Lavafeldcr unter und hinter Torre dcl Greco sind von Nadialspaltcn durchrissen. .Alle diese Phänomene scheinen identisch zu sein nnt denen früherer Eruptionen von derselben oder fast derselben Stelle, namentlich mit der von 1701. Süd-Italien. Der V-1«v. 289 Krater anfüllten und den Abfluß der Lava über die äußere» Abhänge veranlaßten, wo dieselbe dann das Dorf Mauro bei Ottajanv, an der Ostseite des Berges, zerstörte. 1839 trat abermals ein heftiger Paroxys- mus ein, welcher wieder den Kegel ausleerte, nachdem er zwei Lava- ströme veranlaßt hatte, deren einer nach Ost, der andere nach West abflvh. 1841 wurden zwei neue Kegel auf dem Grunde eines neuen Kraters (s. Fig. 42 ;>, 158 > gebildet, welcher durch fortgesetzte kleinere Eruptionen endlich ganz angefüllt wurde, aber 1850 aufs Neue durch heftige Explosionen entleert wurde. Seitdem haben sich darin zwei neue Kegel gebildet, welche gewachsen sind, bis ihr Obcrthcil eine hohe und gebrochene Plattform, ähnlich der von 1821 zu 22 bildete. Während der letzten fünf oder sechs Jahre (bis 1861) ist der Lulkan häufig iu Eruption gewesen; die Lavaströme sind im Allgemeinen an irgend einer Stelle an der Außenseite des Kegels hervorgebrochen und oft in den Atrio geflossen, der von ihnen ganz ausgefüllt ist, indem auch die Schlacken die Abhänge des Kegels hinab in ihn hinein fallen oder rollen. Die neueren Laven des Besuvs sind leucitischcr Basalt; dieLeucü- krpstalle sind dodekaedrisch, zuweilen von Erbsen- oder Nußgröße, meist aber viel kleiner, und zuweilen von der Grundmasse nicht zu unterscheiden, die ein wirres Gemenge von Leucitkörnchen, magnetischem Eisen und Augitsubstanz ist. Die Schlacken und schlackenartigen Theile haben meist äußerlich eine glasige Oberhaut, welche eine fast vollständige Schmelzung ihrer Oberfläche andeutet. Die älteren Lavaströme des Bulkans, deren Querbruch plan an dem halbkreisförmigen Felsrande des Somma sieht, welcher sich über den Atrio erhebt, sind ebenfalls lencitisch, ebenso wie die zahlreichen Gänge, welche sie durchsetzen. Diese leucitischen Lavaschichten fallen, wie das bei den einen vulkanischen Kegel zusammensetzenden Schichten in der Regel der Fall ist, vvm Rande des Kraters oder Halbkraters nach allen Seiten unter einem Winkel von etwa 25« nach außen, und zwischen ihnen liegen Schichten . von Schlacken und Aschen von demselben mineralogischen Charakter. Aber die äußeren Abhänge des Berges bis auf etwa zwei Drittel seiner Höhe sind großentheils aus weißlichem oder gelblichem trachytischem Tuff gebildet, der aus Bimsstein und Lapillen besteht, von derselben Beschaffenheit wie der, welcher die Grundmasse der anderen vulkanischen Berge im Ostens Neapels ausmacht. Und da die Blasse der zerbröckelten Stoffe, welche die am Fuße des Besuvs im Jahre 79 begra- I) Soll heißen im Westen. P. Scrope, Ueber Vulkane. D. Uebers. 19 290 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. denen Städte überdeckt, ebenfalls bimssteinartig ist, so hat man vollen Grnnd zu glauben, daß die ältesten Prodncte des Vulkans, welche jene Paroxysmus-Eruption ausbrach und in solcher Fülle auswarf, trachytische waren und wahrscheinlich gleichartig mit denen der benachbarten vulkanischen Schlünde, welche nun beschrieben werden sollen. Große Anhäufungen dieses bimssteinartigen Tuffs findet man hoch oben an den äußeren Abhängen des Berges, wo'sie die leucitischen Laven überlagern. Sie sind höchst wahrscheinlich durch die Explosionen vorn Jahre 79 dorthinauf geschleudert worden. Ein merkwürdiges Beispiel von den confusen Vorstellungen in Betreff der vulkanischen Vorgänge überhaupt, welche die unglückselige „Theorie der Erhebungskratere" unvermeidlich veranlassen mußte, ist aus Düfrönoys Ansichten über den Ursprung des Somma ersichtlich. Er meint, dieser ganze Berg müsse voiu Meeresgrunde erhoben worden sein, weil sich dieser Bimssteintuff an seiner Oberfläche fast beim Gipfel findet. Die einfache Erklärung, daß diese einhüllenden Tuffe bloß fragmentarische Auswürflinge von der großen Paroxysmus-Eruption sind, die den Krater des Atrio bildeten, welche die eigentlichen Eingeweide des alten trachytischen Vulkans auswarf, wird verworfen, und die plötzliche blasenartige Erhebung des ganzen Berges vom Meeresgrunde aus, „uno vöntublo runpoulo", als die einzig richtige Lehre vorgetragen. In diesem losen bimssteinartigen Tuff des Somma finden sich zahlreiche Bruchstücke nicht vulkanischer Gesteine, namentlich Kalkmassen, welche durch die Hitze und andere Einflüsse, denen sie lange Zeit ausgesetzt gewesen sind, als sie wahrscheinlich die Seiten der Eruptionsspalte in großer Tiefe unterhalb des Berges bildeten, mehr oder weniger krystallinisch geworden und in anderer Weise verändert sind. In den Höhlungen solcher metamorphosirter Massen findet man viele jener seltenen Mineralien, von denen manche kaum irgend anderswo vorkommen , die Daubcny verzeichnet hat; die Piste enthält nicht weniger als vierzig verschiedene Mineralien, alle, glaube ich, krvstallisirt. Der vulkanische District in der Nähe des Vesuvs. Obwohl der Vesuv der einzige Vulkan Italiens ist, welcher gegenwärtig in voller Thätigkeit ist, so gibt es doch auf der Westseite der Apenninen noch viele andere Punkte, wo noch in sehr neuen geologischen Perioden Ansbrüche stattgefunden haben. In der unmittelbarsten Nähe, nordwestlich von Neapel, liegt der von den Römern „Phlegräische Felder" genannte District, überall auf seiner Fläche reich an Spuren vulkanischer Thätigkeit. Innerhalb eines Flächcnraumeö von etwa 12 und 10 engl. M. (6 g. Q.-M.) sieht man dort eine Reihe von Hügeln, Süd-Italien. Dcr Vesuv. 291 die aus Bimssteintuff bestehen, und die in ihren krummen und oft regelmäßig kreisförmigen Gestalten die Spuren von 20 bis 30 deutlichen Kegeln und Kratern auszuweisen haben; Neapel selbst liegt innerhalb eines derselben (s. Fig. 60, p. 196). Dahinter, auf dem höchsten Punkte der Gruppe, blickt in 1643 F. (1466 Par. F.) Höhe über dem Meere das Kloster Camaldoli auf ein weites, kraterartiges Becken, die Pianura genannt, in dessen Grunde sich Steinbrüche eines merkwürdig gesprenkelten und höchst porösen, zelligcn Grausteins, Piperno genannt, befinden, welcher allgemein in Neapel als Baustein verwendet wird. Er ist dadurch merkwürdig, daß in seine Grundmasse linsenförmige Evncretionen von dunklerer Farbe eingestreut sind, welche weniger porös, aber mehr zcllig, und weit mehr augitisch sind; diese haben sich offenbar in ähnlicher Weise ausgeschieden, wie die Feuersteine im Kalk; sie sind in die Länge gezogen und in der Richtung verflacht, in welcher der Strvm geflossen ist. Im Zusammenhange mit dieser Höhe steht dcr Rücken des Posilippo, einer Hügelkette aus ausgeworfenem Tuff, wahrscheinlich das Erzeugniß von Explosionen aus verschiedenen Mündungen. An seinem SW.-Ende liegt die kleine Insel Nisita, die ein ganz regelmäßiger Kegel mit einem tiefen, kreisrunden Krater ist, der sich mittelst eines Einbruches nach dem Meere hin öffnet. Wie an vielen anderen ähnlichen Bergen ringsum, zeigten auch hier die von dcr See angenagten Felsklippcn, daß der innere Bau des Kegels aus Bimssteintuff aufgeführt ist, der in Folge heftiger Mengung mit Secwasser zur Zeit seines Auswurfes erhärtet und mit lockeren, sandsteinartigcn Schichten derselben bruchstückartigen Masse überdeckt ist, welche ohne Zweifel in einem -trockueren Zustande aus der Luft herabgefallen ist, nachdem sich die Mündung des Schlundes einigermaßen über den Bereich der Wellen erhoben gehabt hatte. Beide Arten von Schichten sind mantelartig geordnet, mit jenem doppelten Fallen nach außen und nach innen, von dem wir nachgewiesen haben, daß es die Normalstructur eines vulkanischen Kegels, als des Produktes einer einzigen Eruption, ist. 'Nördlich von Nisita liegt, wenn man westlich an der Küste hingeht, der Hügel, welcher sich unmittelbar nördlich über Pozzuoli erhebt, und welcher den merkwürdigen Solfatara genannten Krater enthält, der noch unzweideutiges Zeugniß ablegt von der hohen Temperatur der unterirdischen Lavamasse, mit welcher er in Verbindung steht, wahrscheinlich mittelst Spalten, indem er heiße schwefelige Dünste aushaucht (Schwcfelwasserstvffgas), welches aus Oesfnungen in der kleinen den Boden bildenden Ebene und aus den dieselbe umgebenden Wänden trachytischer Lavafelsen unablässig aufsteigt. Das Gestein ist zersetzt 292 Anhang. Dic vulkanischen Bildungen Europas. und durch die Dämpfe gebleicht, daher'der dein Berge in der frühesten Zeit gegebene Name der limuovA'noi OoIIes. Zu den Prodncten dieser Zersetzung gehört Schwefel, Schwefeleisen, schwefelsaurer Kalk, Magnesia und namentlich Thonerde, Salmiak und bisweilen Schwefel-Arsenik. Die mittelst des Regen als ein weißer Schlamm herabgespülten und über den Boden der Kraterebcne hin gebreiteten zersetzten Stoffe erhärten zu Schichten, welche dem Pfeifenthon ähneln, und welche wahrscheinlich durch die Verdunstung des in ihnen enthaltenen Wassers durch die von unten kommende Wärme mit kleinen hohlen Blasen erfüllt ist; und wenn man sonach über diesen Boden hinschreitet, so klingt der Schritt hohl (rimdomko), ein Umstand, welcher einige Berichterstatter zu dem Glauben veranlaßt hat, es sei nur eine Decke über einem weiten Abgrunde. Diese Ansicht habe ich vor vielen Jahren in einer Abhandlung über die Phlegräischen Felder (Trnrmaotiviw ob tlw Oeoloximü ftovietv, 2eä. 86t-., vol. V.) bestritten; und obwohl es mir nichi gelungen ist, Daubeny und Forbes zu überzeugen, so bleibe ich doch bei der Behauptung, daß meine Erklärung von der Ursache des hohlen Schalles die richtige ist. Jeder poröse Boden gibt einen ähnlichen Klang; und der geschichtete Tuff auf dein Boden der Solfatara, der durchweg im höchsten Grade zellig ist, besitzt grade die Strnctnr, welche ihn geeignet macht, jenes vielfache Echo mit der größten Wirkung zurückzuwerfen. Im Jahre 1l98 hatte die Solfatara einen Ausbruch. Wahrscheinlich jedoch ist schon früher die mächtige Schicht trachytischer Lava ausgebracht» worden, welche den ganzen äußeren Abhang des Kegels auf der SO.- Scite bekleidet, vom obersten Kraterrande bis hinab aus Meer, in das sie als ein felsiges Vorgebirge, genannt Olibano, vortritt, und an welchem man viel Bausteine bricht. Man sieht, daß sie gleichförmig den geneigten Tuffschichten aufgelagert ist, welche die Masse des Berges bilden, und daher sicherlich außen am Kegel herabgeflossen ist, sich aber nicht weit ausgebreitet hat, da sie sich wie eine massige, mindestens 50 F. mächtige Stütze an die Seite des Berges anlehnt. Der mineralogische Charakter dieser ganz neuen Lava ist merkwürdig und erklärt ihre äußerst unvollkommene Flüssigkeit. Es ist ein höchst krystallinischer oder granitischer, aschgrauer Trachyt oder vielmehr Graustein, aus großen Krystallen glasigen Feldspaths bestehend, die in einer feldspathischen und körnigen Grnndmasse mit einer kleinen Menge Angst liegen. Sie ist nach der Oberfläche hin zellig, aber sonst im Ganzen dicht und sehr hart. Identisch ist sie mit dem Graustein oder Trachyt von Jschia und den Ponza-Jnseln, welche ich nun beschreiben werde. Der obere Theil überragt den Krater der Solfatara (welcher deshalb in seiner Sild-Ztalieii. Der Besrw. 293 gegenwärtigen Gestalt noch nicht zn der Zeit vorhanden sein konnte, wo diese Lava hervortrat, weil er sonst von derselben erfüllt worden wäre), und seine Höhlung entstand wahrscheinlich, nachdem diese Lava zu fließen aufgehört hatte, durch die darauf folgenden luftförmigen Explosionen derselben Eruption oder einer späteren. Die Lavaschicht ist bedeckt von Lagern loser, schlackiger Conglomcrate, welche ohne Zweifel damals aus diesem Krater ausgeworfen worden sind. Ein anderer massiger Strom von ganz ähnlicher Beschaffenheit floß vielleicht zur selben Zeit, möglicherweise auch schon früher, ans derselben Spalte nach RO. und ging fast bis zur Stadt Pozzuoli hinab. W. Hamilton gibt in seinem großen Werke eine sehr getreue Abbildung von diesem letzteren Strome. Unmittelbar dahinter, und den Berg der Solfatara berührend, liegt der, welcher das königliche Gehäge von Astroni enthält, — ein ganz vollkommen kreisrunder Krater, dessen innere Wände so steil aufsteigen, daß sie für die wilden .Thiere (Wildschweine rc.), welche sich in Menge in demselben finden, eine natürliche Mauer bilden; den einzigen Zugang bildet ein künstlich in den Rand gemachter Einschnitt. Auch hier kann man beobachten,-wie die den Berg bildenden schichten, allseitig wie ein Mantel abfallend, das für einen Ernptionskegel charakteristische Fallen haben. Aus der Ebene im Grunde des Kraters erheben sich ein oder zwei kleine trachytische Hügel, ohne Zweifel eine in halbfestcm Zustande zum Schlüsse der den Krater erzeugenden Eruption hervorgcdrungene Lava. Dieser trachytiscke Centralbuckel wird von den Vertheidigern der Erhcbnngskrater häufig als diejenige Masse angeführt, welche offenbar zur Zeit ihres Hcrvortretens die gesammten geneigten Luftschichten ringsum erhoben habe. In Wirklichkeit aber ist in Betreff des Vorhandenseins dieser Lavamasse auf dem Kratcrboden nichts der Art ersichtlich, und nichts kann besser in Uebereinstimmung mit den gewöhnlichen Gesetzen vulkanischer Thätigkeit sein, als diese (s. oben p. 112). Das Fallen der den Kegel bildenden Schichten nach allen Richtungen ist grädc dasselbe, wie bei den benachbarten Tusfkegeln, d. h. 15 bis 3b", aber mit derselben Unregelmäßigkeit im Charakter der Schichten, wie solche in allen dergleichen Fällen sich aus den Zufälligkeiten 1>er Gestalt, Größe, Anordnung rc. ergibt, die nothwendig solche Auswürfe von Bruchstücken beeinflussen. An den Astrvni-Kegel schließt sich der des Monte Barbaro (der Kamms iimms des Invenal), der einen ganz gut geformten, becken- förmigen Krater hat, von steilen Tnffbänken umgeben. Diesem zunächst erhebt sich am Ufer des AveruuS-Sees der Monte 894 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. Nuovo, ein 428 Par. F. hoher Tuffkegel mit einem 370 F. tiefen Krater. Dieser ganze Berg wurde im Verlaufe von zwei Tagen im Scpt. 1538 aufgeworfen, und zwar durch gasige Explosionen im Thalc oder der Tiefebene am Fuße des Monte Barbaro, das den Avernus-Sec vom Meeresnfcr trennt und kaum über dem Meeresspiegel erhaben ist. Mehrere gleichzeitige Berichte von den sichtbaren Erscheinungen dieser Eruption sind vorhanden. Alle diese kommen darin überein, daß sie erklären, die Stelle sei niedrig und flach gewesen, der Boden eines Thales, wo die heftigen Explosionen stattfanden, bei welchen Steine und Asche in so ungeheurer Fülle ausgeworfen wurden, daß dieselben den Berg, wie wir ihn jetzt dort sehen, im Verlause von 48 Stunden aufgebaut haben. Aber weil einer dieser Schriftsteller, Francisco del Nero, davon spricht, daß die Erde ,,aufgeschwollen sei," bis sie einen Berg bildete, haben die Theoretiker der Erhebungskratere sich darauf, als auf ein deutliches Beispiel einer Erhebung, gestützt, obivohl derselbe Schriftsteller in derselben Stelle sagt: „Lange Zeit wurden Erde und Steine in die Höhe geworfen, welche rings um den Schlund zurückfielen, bis sie einen Berg von großem Umfange bildeten und sogar den Boden und die Bäume auf 70 cngl. M. rundum mit Asche überdeckten." Es war offenbar ein Ausbruch fragmentarischer Stücke, die diesen Kegel hervorbrachten; und der zw'or von dem Schriftsteller gebrauchte Ausdruck, „die Erde sei zu einem Berge aufgeschwollen", stimmt vollkommen damit überein und soll nur heißen, es sei dort zu der Zeit, welche er angibt, d. h. zu Mitternacht am ersten Tage der Eruption, ein Berg von Erde aufgehäuft worden. Ein besserer Bericht über den Vorgang findet sich in einem (jetzt als Geschenk W. Hamiltons im Britischen Museum vorhandenen) Buche, das im Jahre jener Eruption in Neapel gedruckt worden ist. Darin beschreibt Marco Antonio Falconi als Augenzeuge desselben die Erscheinungen folgendermaßen: „Steine und Asche wurden mit einem Getöse, wie der Donner von schwerer Artillerie, in Mengen in die Höhe geworfen, daß man hätte denken mögen, sie würden die ganze Erde bedecken; und innerhalb vier Tagen hatten dicselben'in dem Thale zwischen dem Monte Barbaro und dem Averner-See einen Berg von nicht weniger als drei Meilen (ital.) Umfang und fast so hoch wie der Monte Barbaro selbst, gebildet — was denen gewiß unglaublich dünken wird, welche es nicht mit angesehen haben." Ein anderer Bericht in demselben Buche, von Pietro Jacobeo di Toledo, beschreibt dieselbe Thatsache folgendermaßen: „Einige der Steine übertrafen an Größe einen Ochsen. Sie wurden, namentlich die größeren, bis in etwa einen Bogenschuß Höhe von der Oeffnung in die Höhe geschleudert Süd-Italien Der Vesuv. 295 und sielen wieder zurück, einige auf den Rand der Mündung, andere in dieselbe. Der ausgeworfene Schlamm smit Wasser gemengte Asche- war anfangs sehr flüssig, später weniger, und war so reichlich, daß mit Hülfe der schon genannten Steine ein tausend Schritte hoher Berg am dritten Tage entstanden war. Ich stieg auf den Gipfel desselben und blickte in seine Mündung hinab, in welcher es herauf- kochte, grade wie Wasser in einem großen Kessel über dem Feuer." Die Zusammensetzung und der Bau des Berges stimmt mit dem ihm hier zugeschriebenen Ursprünge überein; denn der Kern desselben ist, wie bei allen anderen vulkanischen Bergen ringsum (deren Entstehung unbekannt ist) ein mehr oder weniger dichter Tuff, ohne Zweifel durch Erhärtung des Schlammes gebildet, von dessen Eruption der genannte Schrifstcller Zeuge gewesen ist, mit darüberlagernden Schichten losen Bimssteins und Schlacken. Der feste Kern war nach Dufrtznvy's Ansicht als Btasse aufgestiegen, nicht in halbflüssigem Zustande, sondern fest; und als ihm der Einwurf gemacht wurde, daß die Mauern und Säulen des römischen Apollotempcls, welcher dicht am Fuße stand, vollkommen vertical geblieben sind, ebenso wie die Cornichen horizontal, so zog er sich aus der Schwierigkeit durch die schnelle Annahme, daß der gesammte Kern des Berges, also wahrscheinlich drei Viertel seiner Btasse, schon vor dem Ausbruche von 1538 vorhanden gewesen und nur bei dieser Gelegenheit mit den oberen lockeren Bimssteinschichten bestreut worden sei: trotz des eininüthigcn Zeugnisses aller gleichzeitigen Beobachter, daß der ganze Berg auf einer bis dahin flachen Stelle, dem Meeresufcr, durch Eruptionen von Steinen, Schlacken, Asche und Schlamm innerhalb der letzten drei Tage des Septembers jenes Jahres entstanden sei. Daß irgend eine leichte Erhebung des Ufers an der Bai von Pozzuoli die Bildung des Atonte Nuovo begleitet habe, ist freilich wahrscheinlich; und es ist eine solche von den bereits erwähnten Schriftstellern sowohl erwähnt, als auch in einem erhobenen Uferrande, genannt In 8tru-rn, sichtbar, am Fuße der alteu Felswand, welche das Meer von dem neuen Berge bis znr Stadt Pozzuoli begrenzt (Fig. 35). Andere oscillatorische Bewegungen desselben Ufers, sowohl aufwärts als niederwärts, haben später offenbar stattgefunden, wie das aus gewissen Thatsachen in Betreff der Säulen und des Pflasters am Tempel des Jupiter Serapis ersichtlich ist, wegen deren Einzelnheiten ich auf Lyell's Urinoiplos verweise, indem ich hier nur bemerke, daß eine solche Gesammt-Erhebnng oder Senkung einer Wellenlängen Küste (ein in vulkanischen Gegenden nicht ungewöhnlicher Umstand) in keiner 296 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. Weise die Vorstellung von dem plötzlichen Aufsteigen eines steilen und hohen vulkanischen Kegels mit einen: Central-Krater unterstützt. Die Schlacken des Monte Nuovo sind glasig, aber dunkler und- schwerer, als es der Bimsstein gewöhnlich ist. Die ausgeworfenen Lavastücke nähern sich dem Klingstein, indem sie blättrig sind und zuweilen auch von Pechstein durchsetzt. Die Eruption brachte aber keinen Lavastr o m hervor. Am Fuße des Monte Nuovo und Monte Barbaro liegen die fast kreisrunden Becken des Averno und Agnauo-Sees, beide von Tuffrücken von inäßiger Höhe umgeben, deren Schichten, wie gewöhnlich, sich von der Höhlung aus senken, deren jede ohne Zweifel ein Krater voi: bedeutenden Dimensionen gewesen ist. Aus verschiedenen Rissen am Fuße dieser Hügel dringen außerordentlich heiße schweflige Dämpfe hervor, und aus einem (der Hundsgrottc, 6rnttu ciel Orwo) Mengen kohlensauren Gases. Diese mcphitischen Exhalationen erklären die schädlichen Eigenschaften, welche die Alten der Luft oberhalb des Averner- Sees zuschrieben. Die rückenartigen Tuffhügel setzen sich nach SW. fort, hinter Bajä, bis zum Vorgebirge Miseno, einem Tuffkegel mit deutlichen Spuren eines kleinen Kraters und dem charakteristischen doppelten Fallen der denselben bildenden Schichten (nach außen und nach innen, s. Fig. 6 p. 50). Der Monte di Procida und der Berg von Cumä sind Theile anderer Eruptionskegel, welche in hohem Grade von den Wellen weggenagt sind. Der erstere Berg ruht auf einem sehr schwarzen schlackigen Trachyte, wie man au den Uferklippen sieht, und deutet unzweifelhaft eine der eruptiven Mündungen au, während die Wellen den übrigen Theil des Kegels zerstört haben. Die Insel Procida, welche jetzt von diesem Berge durch einen etwa zwei Miglicn breiten Meeresarm getrennt ist, kann möglicherweise ehemals mit ihm zusammengehangen haben. Sie ist genau von derselben Bildung — Tuff mit Zwischenlager von sehr schlackigen trachytischeu Laven; und einige ihrer Baien deuten mehr als Eine kraterförmige Höhlung au, welche in Folge der Erosion der See so weit aufgeschlossen sind, daß man sie mit einiger Schwierigkeit nachzuweisen vermag. Jschia. In geringer Entfernung nach SW. erhebt sich die weit größere Insel Jschia in der ganzen Würde eines wirklichen alten Vul- kanes. Die Gipfel der Insel, der sogenannte Monte Epvmeo, erreichen 2600 engl. F. (2368 Par. F.) über dem Meere. Sie sind spitz und steil abstürzend, hauptsächlich, wie der größte Theil der Insel, aus einem trachytischeu Tuff von grünlicher Färbung bestehend, der viel Augit- Substanz enthält, theilweis anscheinend durch Hitze erhärtet, und irr Süd-Jkalien. Der Vesuv. 297 » erdigen Trachvt übergehend. An verschiedenen Punkten der unteren Abhänge haben in älteren Zeiten Eruptionen stattgefunden. Die frühere Geschichte weist nach, daß die Bewohner mehr als einmal gestört oder durch die Heftigkeit der Erdbeben nnd Eruptionen, denen die Insel damals unterworfen gewesen, vertrieben worden sind. Zehn oder zwölf kleinere Kegel sind das Product der späteren Eruptionen; einer davon, der Monte Rotaro, entstand im Jahre 1302 und veranlaßte einen mächtigen Strom höchst Porphyrischen Trachyts, welcher sich ins Meer ergoß. Die anderen neueren Lavamassen Jschia's sind ein sehr feld- spathreicher Graustein, in vielen Fällen merkwürdig bandförmig und blättrig und zuweilen von der schaligen Textur des Kliugsteins. Manche, wie am Monte Bico bei Foria, bestehen ganz und gar aus compacten Krvstallen glasigen Feldspaths. Einzelne Theile dieser Ströme sind brcccienartig, indem verschiedene Abänderungen des Gesteins zerbrochen sind und durch neue Laven wieder vereinigt, sowie der Strom weiter floß. Mehrere heiße Schwefelquellen treten auf der Insel hervor und rechtfertigen die Ansicht, daß die innere Thätigkeit noch nicht ganz zu Ende sei. In der That kann man alle eruptiven Spalten dieses vulkanischen Districtes als demselben unterirdischen Herde zugehörig betrachten und als einigermaßen einander ablösend. Die Eruption auf Jschia im Jahre 1302 trat zu einer Zeit ein, in welcher der Vesuv fast zwei Jahrhunderte lang unthätig gewesen war; und andererseits sind, seit der letztere Berg häufig in Eruption gewesen ist, Jschia und die Phlegräischen Felder schlummernd geblieben, mit der einzigen Ausnahme der Eruption des Monte Nuovo 1538, welche aber auch während einer Zwischcnruhe des Vesuvs stattfand, die anderthalb Jahrhunderte dauerte. Die älteren trachytischen Gesteine Ischias ruhen auf Thon- und Mergelschichtcn, welche viele noch jetzt im Mittelländischen Meere lebende Muscheln enthalten, sind daher wahrscheinlich aus der post- pliocänen Zeit. Daraus ist klar, daß der Berg seit Ablagerung dieser Lchichten einen großen Theil seiner Massen-Erhebung erfahren hat. Dieselben sollen sich sogar bis in 2000 F. Höhe über dem Meere vorfinden. Aun zeigt die ganze Ostküste dieses Theils von Italien ähnliche Andeutungen davon, daß dieselbe seit dem Beginne ihrer vulkanischen Thätigkeit beträchtlich an Erhebung gewonnen hat. Die gcsammte fruchtbare Ebene der Campagna Felice und der Grund der bis zum Fuße der Apenninen sich erstreckenden Thäler besteht aus geschichtetem Bimssteintuff, der offenbar aus den fragmentarischen Auswürflingen der vulkanischen Spalten der Phlegräischen Felder gebildet ist, die zu 298 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. einer Zeit über das Meeresufer verstreut worden sind, wo dasselbe diesen ganzen District bedeckte, der jetzt um einige hundert Fuß über die Oberfläche erhoben ist. Man sieht natürliche Querschnitte dieser Formation an den Klippen von Sorrento, die mehr als 200 F. hoch sind, und an vielen andern Stellen längs der Küste. OestlichZ von Jschia erheben sich mehrere andere kleine vulkanische Inseln aus dem Mittelmcere. Die beiden nächsten, Lentotiene und Sän Stefano, sind offenbar Neste einer weit größeren Insel, die vor der zerstörenden Wirkung der Meereswogen, welche den größten Theil fortgerissen haben, bewahrt geblieben sind durch den Widerstand, welchen auf beiden die massigen Graustein-Betten geleistet haben, die den Untergrund der Inseln bilden. Dieses Gestein erhebt sich am Ost- Ende von Lentotiene in einer überhangenden Klippe bis zu 800 F. Höhe, und ist durch die ganze Länge der Insel von einem geschichteten Conglomerate aus Asche und Lava-Bruchstücken, von etwa 100 F-. Mächtigkeit, überdeckt. Die Oberfläche ist von einem dichten Kalk-Sandsteine überzogen, dessen Kalk offenbar von zerfallenen zahllosen Landmuscheln herrührt, und durch die Regenwasser in die darunter liegenden Sandsteinschichten hinabgeführt worden ist. Die Bildung der letzteren ähnelt derjenigen, welche Darwin als gewöhnlich auf fast allen vulkanischen Inseln der Tropenmeere beschreibt. Sie ist fast die gleiche auf denen des Mittelmeeres. (Umriß von Lentotiene, s. Fig. 55 p. 176.) In einer Entfernung von etwa 20 cngl. M. weiter östlicherhebt sich die merkwürdige Gruppe der Ponza-Jnseln. Auch diese sind seit ihrem Entstehen um einen bedeutenden Theil niedriger geworden. Der,höchste Fels der Hanptinsel Ponza ist eine Masse Grausteinlava, äußerst krystallinisch und porphyrisch und in jeder Beziehung der von Lentotiene gleichend, sowie auch der von Olibano bei Pozzuoli. Si« bildet eine vielleicht 200 F. mächtige Schicht, am südlichen Ende eine ältere vulkanische Bildung ungleichförmig überlagernd, welche den eigentlichen Rumpf der Insel, sowie den der beiden sich anschließenden, P a lm a r ol a und Zannone, bildet. Alle diese Inseln können als Theile eines alten submarinen Lutkans angesehen werden. Die Gesteine dieses früheren Systems erscheinen wie mehr oder weniger ver- ticale und höchst unregelmäßige Gänge von Trachyt, welche durch Massen eines sehr glasigen Bimsstein-Agglomerates hindurch getrieben sind. Das Hanptgestein ist ein weißlich gelber, zuweilen röthlicher und brauner Trachyt, dem Domit sehr ähnlich, aber im Ganzen härter und in kleine 1) Soll heißen „westliche D. Ucbers. Süd-Jtalicn. Der Besuv. 2M unregelmäßige Prismen von einem Zoll bis einen Fuß im Durchmesser getheilt. Es enthält Knstalle glasigen Feldspaths, Glimmerblätter und Titaneiscn und ist bemcrkcnswcrth wegen seiner ganz durchgehend gestreiften oder bandförmigen Structur, die die ganze Masse durchzieht. Die verschiedenen Schichten scheinen ihre Färbung einer größeren oder geringeren Menge färbender Mineralstoffe zu verdanken, indem die helleren Streifen ganz feldspathisch oder kicselig sind, während die dunkleren mehr Augit oder Glimmer enthalten. Biele Theile dieser Gesteine sind so sehr reich an Kiesel, daß sie muscheligen Bruch zeigen und scharf schneidende Kanten haben, wie Feuerstein. In diesem Zustande ist ihre weiße Grundfärbung glänzend scharlachrot!), Dränge, blau und braun gefleckt. Andere sind zellig, ähnlich wie Buhrsteiu (oder der kicselige Mühlsteintrachyt aus Ungarn) und von Quarzaderu durchzogen, während die Höhlungen von Quarz-, zuweilen von Amethyst- krnstallen eingefaßt sind. Das weiße, glasige Bimsstein-Conglomerat, durch welches dieser prismatische Trachvt hindurcbgedrängt worden ist, ist durchweg au dcll Berührungsflächen bis auf mehrere Ellen Tiefe verändert: der nächste Theil ist völlig verglast und in einen dichten grünen Dbsidian verwandelt, der viele weiße Feldspathkrvstalle umschließt. Das unveränderte weiße Conglomeratgcstcin geht allmählig in diesen durch einen gelblichen, wachsähnlichen Pcchstcin über, welcher Kerne von einer grünen und mehr glasigen Abänderung enthält. Der grüne Qbsidian hat bisweilen eine großkngeligc und blättrige Absonderung, bisweilen geht er in Folge kleiner, durch seine Masse vcrtheilter Kügel- chcn in Perlstein über. An manchen Stellen ist ein deutlicher Ucber- gang von diesem Perlstein in den gebänderten prismatischen Trachvt erkennbar, indem die Kügelchcn, offenbar in Folge der in erweichtem Zustande befindlichen Bkasse zu Ebenen verdrückt worden sind, deren verschiedener mineralogischer Charakter dem Aussehen des Gesteins eine blättrige und bandförmige Structur verleiht. Diese Blätter sind im Allgemeinen gebogen, gefaltet und in merkwürdiger Weise gerunzelt, so daß die Structur dem äußerst gerunzelten Schieferfels und den Windungen des Gneises und Glimmerschiefers ähnelt. (S. p. 116.) Zannonc, die letzte der Ponza-Jnseln, nach der italienischen Küste hin, besteht ganz aus äußerst kiesclreichcm Trachytc, mit Ausnahme des östlichsten Endes, welches ein harter geschichteter Kalk ist, der dem des grade gegenüber gelegenen Borgebirges Circello (Jura-Formation) gleicht, und der in der Bähe des Trachvtes krystallinisch und dolomitisch geworden ist. Der Trachvt scheint den Kalk durchbrochen und belieben so metamorphosirt zu haben. (S. weitere Einzelnheiten in 300 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. meiner Abhandlung über die Ponza-Jnscln, Hans. Oleol. 84M0 Par. F.) über dem Meere erreicht und am Fuße etwa 4 g. M. Umfang hat. Er ist größer und höher als der Vesuv selbst. Brocchi, Mich und Daubcnp haben ihn besucht und beschrieben. An seinem nördlichen Abhänge sieht man einen großen, kreisrunden Krater, umgeben von einem felsigen Amphitheater, dessen höchster Punkt 1000 F. über den beiden kleinen Seen erreicht, die den Grund der Aushöhlung einnehmen. Emanationen von kohlensaurem Gase finden an den Rändern statt. Die Masse des Berges scheint aus Bimsstcintuff von verschiedenen Graden der Dichte zu bestehen, der Lavaströme umhüllt, welche aus Krystallen und Körnern von Leucit und Augit bestehen, nach Brocchi mit Psendo-Nephelin und Melilit, nebst einem noch selteneren Mineral, nämlich Hauyn, in hellblauen oder grünen Krystallen. Alan weiß nichts von irgend einem Ausbruche des Vultur; auch steht man an Drt und Stelle nichts davon, daß in neueren Heilen ein solcher Vorgang stattgefunden habe. Daubenn bemerkt richtig, daß er in der Verlängerung einer durch Jschia und den Vesuv gezogenen Linie liegt; und seit man an einer dazwischen gelegenen Stelle derselben Linie den Amsanctus-Teich aufgefunden hat, der seit alten Zeiten wegen seiner mephitischen Exhalationen von Kohlensäure und Schwefelwasserstoffgas berühmt ist, hält man es für wahrscheinlich, daß dort eine tiefgelegene, senkrecht gegen die Hauptrichtung der Apennincn-Achse laufende Spalte vorhanden sei oder einst vorhanden gewesen sei, welche längs dieser Linie den felsigen Untergrund der Halbinsel durchsetzt. Die Eruptionen des Vultur sind wahrscheinlich alle suböriale gewesen. Die Rocca Monfina. Wir kehren zum Westabhange der Apenninen zurück. In der 'Nähe der Stadt Sessa finden wir auf der Straße von Rom nach Neapel einen anderen ebenfalls erloschenen, vereinzelt gelegenen vulkanischen Berg. Es sind keine recht authentischen Nachrichten über seine Thätigkeit vorhanden, obwohl einige seiner Pro- dncte ein frisches Aussehen haben, das zu dem Glauben Veranlassung gibt, sie seien neueren Datums. Er besteht aus einer fast kreisrunden Bergkette, welche vom Fuße ringsum mit der gewöhnlichen, allmählig zunehmenden, dachartigen 'Neigung ansteigt, an einigen Stellen bis zu 2000 F.; und dort endet der Abhang an einem steilen, kreisrunden Süd-Italien. Der Vesuv 301 Abstürze, der (außer an einem Punkte auf der Ostseite, wo sich eine Einsenkung befindet) ein weites Becken umzieht, offenbar einen großen Krater, welcher durch Paroxysmus-Eruptiouen entstanden ist, die den oberen Theil des Berges zerstört haben, welcher einst viel hoher gewesen sein muß. Der Durchmesser dieses Beckens ist 2hz cngl. M., und sein Umfang 7 ^ engt. M. In der Mitte erhebt sich ein Bergkegel, der Mioute della Croce, zur Höhe von 3200 F. über dem Meere, bedeutend über den höchsten Theil des umgebenden Kraterkammes. Das Gestein, aus welchem dieser Berg besteht, ist ein dem Graustein sich nähernder Trachyt, feinkörnig und fest, aber nicht von dichter Textur; er enthält eine wirre Mischung kleiner feldspathischer Körner, glasig und wie geschmolzen aussehend, mit viel grünem Augit und braunem Glimmer in secksseitigen Tafeln.') Die kreisförmige Bergkette besteht fast ganz aus mantelförmigeu Schichten lcucitischen Tuffes, der hauptsächlich aus Schlacken, Sand und Lapilli besteht, mit vielen losen Blöcken aus Leucitlava; und die Leucite haben oft die Größe von großen Wall- nüssen, mit einigen Augitkrustallen und einer feldspathischen Grundmasse. Einige zusammenhangende Schichten solcher Lava ruhen auf dem Tuffe und sind ihm eingelagert. Dicht neben diesem großen Krater liegt auf der Nordseite ein zweiter großer Krater, genannt la Concha, mehr als eine Meile im Durchmesser haltend, und ein dritter kleinerer etwa in zwei Meilen Entfernung. Auch verschiedene kleinere Eruptionskegel sind vorhanden, welche an der Außenseite des Berges sehr neu aussehende, feldspathische Lavaströme ergossen haben. Die Vertheidiger der Erhebnngskrater-Theoric berufen sich auf die Rocca Monfina als auf ein typisches Beispiel zur Unterstützung ihrer Ansichten. Sie sehen die Hervortreibung des centralen Trachytbuckels als die Veranlassung der Erhebung der umgebenden Tuffschichten zu einer kreisförmigen Bank an. Indeß ist wirklich kein rechter Grund zu solcher Meinung vorhanden. Nichts hindert uns anzunehmen, und das würde in Uebereinstimmung stehen mit der normalen Thätigkeit der Vulkane, daß nach Bildung des großen Kraters bei einem eruptiven Paroxysmus aus dem Centralschlunde eine Blasse sehr unvollkommen flüssiger Trachytlava hervorgetreten sei und sich zu dem massiven Kegel- berge des Monte della Croce aufgethürmt habe. Alle Beispiele von Grausteiulaven dieses vulkanischen Bereiches, auf Ponza, Vcntotiene, Sau Stcfano, Monte Olibano rc. zeigen, daß sie mit einem sehr geringen Grade von Fluidität hervorgetreten sind. Der Umstand, daß l) Daubciw's Vulkane, p. 180. Z02 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. ein Vulkan, welcher früher leucitischc Laven ergossen, den mineralogischen Charakter seiner Producte gewechselt und danach hrachotische Gesteine hat hervortreten lassen, ist keineswegs ein ungewöhnlicher; und keinesfalls unterstützt ein solcher Wechsel die Theorie von der Erhebung älterer Tuffschichten. Ueberdies beschreibt Abich die von diesem Vulkane auf der Außenseite der kreisrunden Bergkette erzeugten spätesten Laven als trachytische, welche der des Centralgesteins des Croce gleichen. Ich bedauere, daß die Beobachtungen des zuletzt genannten Schriftstellers, die durch ausgezeichnet schöne Zeichnungen dieser Gruppe erläutert sind, weniger werthvoll sein müssen, als sie gewesen wären, wenn er nicht der unglücklichen Lehre von der Erhebung anhinge. Rocca Monfina liegt in geringer Entfernung von den vulkanischen Bergen Latiums, welche beschrieben werden sollen, sobald wir die Lipari-Gruppe und den Aetna näher betrachtet haben werden. Die Liparischen Inseln. Die Gruppe von sieben Inseln, welche nach der größten derselben die Lipari-Jnscln heißen und zwischen Neapel und Sicilien liegen, nebst mehreren vereinzelten ringsum aus dem Äceere sich erhebenden Felsmassen, alle von vulkanischem Charakter, können als zu demselben System gehörig betrachtet werden, wenn nicht als besondere Mündungen eines einzigen submarinen Vulkans. — Mindestens zwei derselben können als gegenwärtig in Thätigkeit befindliche gelten, nämlich Stromboli, welche schon oben als eins jener seltenen Beispiele eines in dauernder Eruption befindlichen Schlundes genannt worden ist — denn ihre beständige Thätigkeit wird von vorchristlichen Schriftstellern, sowie von zahlreichen späteren Autoritäten bezeugt —, und Vulcano, welcher innerhalb dieser Periode häufig eruptiv gewesen ist und noch im Zustande einer Solfatara beharrt. Stromboli hat die Gestalt eines ganz regelmäßigen Kegels. Der merkwürdigste Umstand bei diesem kleinen, aber höchst interessanten Vulkane ist, daß man die Lavasäule innerhalb sieht, wie. sie durch beständige Explosionen, welche an ihrer Oberfläche in Zwischenräumcu von fünf bis fünfzehn Minuten stattfinden, Stücke schlackenförmiger Lava auswirft und dauernd in derselben Höhe stehen bleibt, im Niveau mit dem Rande der Mündung im Grunde des Kraters, also in etwa 2000 F. über der Meeresfläche. Danach ist es klar, daß ein vollkommenes Gleichgewicht zwischen der Expansivkraft der aufschwellenden Lava innerhalb und unterhalb des Schlundes, und dem Druck in Folge der Schwere dieser hohen Säule geschmolzener Masse nebst dem der Atmosphäre über derselben, besteht; folglich muß ein kleines Plus oder Minus des letzteren, also z. B. jede Aenderung im Drucke der Süd-Italien. Der Vesuv. 303 Atmosphäre, in gewissem, wenn noch so geringem Grade, das Gleichgewicht stören. Es kann uns daher nicht überraschen, daß die Bewohner der Insel, die hauptsächlich Fischer sind, welche ihr gefährliches Gewerbe Tag und Nacht treiben, erklären, der Gipfel des Vulkans diene ihnen als Wetterverkündiger, der sie durch seine verstärkte Thätigkeit von einem Leichterwerden oder einer Verminderung des atmosphärischen Druckes auf den Vulkan (einem Fallen des Barometers entsprechend), und durch seine Trägheit vor dem Gegentheile warne. Die Spannung des heißen, durch die Lava innerhalb und unterhalb der Lava vertheilten Dampfes oder Wassers veranlaßt die eruptive Thätigkeit, und der Kochpunkt jedes Tropfens oder jeder Blase muß durch jede barometrische Variation merklich geändert werden. Schon zu Plinius'Zeiten machten die Schiffer des Mittclmccres dieselbe Beobachtung. L ouzus tümo, sagt er, wo er von diesem Vulkane spricht, ^uiimin lntnri sunt 8onti in triclnuni ^rnociicoeo ineolno timäuntni', nncis vontos vVsoio pnruinso existiinntuni. In dem greulichen Wintcrwettcr, versicherten mir die Bewohner, sind die Eruptionen bisweilen heftig, und die ganze Seite des Berges unmittelbar unterhalb des Kraters reißt dann gelegentlich in einem Spalte auf, aus welcher Lava ins Meer fließt; dieselbe muß sich aber sehr bald wieder stopfen, da die Lava bald nachher wieder ihren Ausgang aus dem Gipfel findet und dort wie zuvor in die Höhe kocht. Capt. Sinyth fand das Meer gegenüber von diesem steilen Absturz unmeßbar tief, und daraus erklärt sich der merkwürdige Umstand, daß die beständigen Eruptionen während 2000 Jahren dies tiefe Loch noch nicht haben ausfüllen können. Die vom Stromboli ausgeworfenen Schlacken sind sehr augitisch; an der Außenseite des Kegels ist ein Theil mit losen und vollkommenen, oft kreuzförmigen Augitkrystallen und mit Titancisen bedeckt. Die neuen Laven sind augitisch, aber Felsmassen aus grobkörnigem Trachyt bilden die Südseite der Insel. Der geschichtete Tuff, aus dem sie hauptsächlich besteht, ähnelt dem auf Jschia, obwohl er in vielen Theilen mehr augitisch und reicher an Eisen ist. Südlich von Stromboli liegt ein Haufe kleiner Inseln und Felsen so, daß man vermuthen muß, sie seien die Reste einer Vulkan-Insel, die vielleicht znm Theil in Folge von Paroxysmus-Eruptionen aufgestiegen, zum Theil von den Wellen weggerissen sind. Panaria, die größte, Basiluzzo, wie die übrigen, bestehen aus einem harten und sehr krystallinischen granitoidischen Trachyt, der an vielen Stellen säulenförmig ist und aus glasigem Feldspath, Glimmer und vielem Quarz besteht. Dieses Gestein hat vielfach eine blättrige und selbst schicfrige Z04 Anhang' Die vulkanischen Bildungen Europas. Structur und gestreifte Textur, offenbar, wie bei dem bandförmigen Trachyt von Ponza, ein Ergebniß davon, daß Stoffe von verschiedenem mineralogischen Charakter, so lange sie noch in erweichtem Zustande gewesen, in verschiedenen Ebenen auseinander gezogen worden sind. Lipari, die nächste, ist eine ansehnliche Insel, aus drei oder vier verschiedenen Bergen zusammengesetzt, welche Prodncte ebenso vieler Ernptivspalten sind. Sie bestehen znm Theil aus Bimsstcintufs, aber hauptsächlich aus abwechselnden Schichten von Bimsstein und Obsidian, sowohl fragmentarisch, als auch in zusammenhängenden Lagern oder Strömen glasiger Lava geordnet. In ihren blasigen oder faserigen Theilen sind die Fasern und Blasen durchweg in der Richtung des abwärts fließenden Stromes in die Länge gezogen. Am Monte Guardia bilden diese Schichten eine Blasse von mehreren hundert Fuß Dicke. Sie sind vom Gipfel successive in Strömen herabgeflossen, welche wie gewöhnliche Lava an den Abhängen des Berges unter einem Winkel von 20 bis 30° erstarrt sind. Die unteren Schichten sind weniger glasartig, als die oberen. Diese glasige Lava geht an manchen Punkten in einen festen steinigen Trachyt über, der dein Thonstein gleicht, au anderen in Perlstciu. Beide sind blättrig und trennen sich leicht in tafelförmige Blassen, wie es ja auch der Bimsstein und der Obsidian thut. Ein anderer Berg auf Lipari, der Camp» Bianco, hat an seinem Gipfel einen vollkommenen Krater, und der Kegel, welcher ihn enthält, ist von einem anderen älteren Kraterwall umgeben. Das Gestein ist Bimsstein oder glasige Lava, entweder in losen Blöcken oder in zusammenhangenden Strömen. Campo Bianco liefert für ganz Europa den in den Handel kommenden Bimsstein und wird das noch viele Tausende von Jahren thun. Diese ungeheuren Anhäufungen von Strömen völlig glasiger Lava, welche ganze Berge zusammensetzen, sind wohl der Aufmerksamkeit jener Geologen werth, welche krystallinische und steinige Laven als solche ansehen, welche als vollkommene Glasflüsse herausgekommen sind und deren Gesteinscharakter der langsamen, darauffolgenden Abkühlung zugeschrieben wird. Es ist keinerlei Grund zu der Annahme vorhanden, daß diese Obsidian- und Bimssteinslröme sich schneller abgekühlt haben sollten, als die augitischcn Laven des benachbarten Bulkans von SatinaZ oder der sehr krystallinische Trachyt von Basiluzzo und Panaria oder die Gransteinlaven des Aetna oder die leucitischen Laven des Besnvs. Wie kam es denn, daß die ersteren durchweg eine glasige Textur erhielten, >) Die Insel heißt „belle Saline".' D. llebcrs. Süd-Italien, Der Vesuv. 305 And die letzteren überall steinig und krystallinisch erscheinen, wenn beide in einem ähnlichen Zustande der Schmelzung hervortraten ? Die einzig mögliche Erklärung der an beiden Gesteinsklassen zu beobachtenden Structur scheint zu sein, daß die letzteren Laven zur Zeit ihres Heraus- Iretens nicht durch und durch geschmolzen gewesen sind, sondern aus einem körnigen Magma bestanden, so daß die unvollkommen ausgebildeten Krystalle in einer flüssigen Grundmasse lagen, die von heißem Dampfe durchdrungen war, und das Ganze gleichsam einen glutheißen körnigen Teig bildete (s. oben p. 98—104). Einige der Gesteine von Lipari an der Ostseite sind kieselig, weiß und zellig, und Quarzkrystalle fassen die Zellen ein. Sie gleichen dem Mühlsteinporphyr Ungarns und dem oben beschriebenen kieseligen Trachyt von Ponza. Die Insel besitzt mehrere heiße Quellen, aus deren Wasser Schwefelwasserstoffgas entweicht. Eine sehr ergibige Quelle von fast kochend heißem Wasser strömt am Abhänge eines Berges in etwa 300 F. Höhe über seinem Fuße herab. Die Wand, aus welcher sie hervortritt, besteht aus zahlreichen v v l l kp m m c n h or i z o n t a l e n und p a r a l l e l e n Schichten loser vulkanischer Asche, welche regelmäßig mit anderen von fester, steiniger und kieseligcr Natur wechselt. Erstere sind zwei bis drei Fuß dick, letztere nicht über vier oder fünf Zoll. Beide enthalten vegetabilische Reste, Blätter, Aestc rc. Die steinigen Schichten sind grau, roth geädert und ähneln dem Achat und Jaspis. Oft sondern sie sich in kleine Prismen. Ihre Oberfläche ist porös und zellig. Diese Zellen machten Faujas de St. Fond ganz irre. Er war der Ansicht, solche Luftzcllcn deuteten unzweifelhaft auf eine Schmelzung durch Feuer; aber diese Borstellung war unvereinbar mit dem Einschlüsse von Blättern und den dünnen Schichten des Gesteins. Indeß ist diese Bildung ganz analog derjenigen, welche noch jetzt an der Oberfläche der Ebene innerhalb des Kraters der Solfatara von Pozzuoli vor sich geht. Die aus den zersetzten Trachyten und Tuffen, welche die Wände dieses Kraters bilden, herabgewaschene thonige Erde sammelt sich in flachen Aushöhlungen und setzt sich dann langsam aus dem Wasser, zuerst die gröberen und zuletzt die feineren Theile, in horizontalen Schichten ab. Das obere feinste Sediment bildet, bevor es ganz trocken ist, einen feinen weißen Schlamm oder Thon; beim allmähligen Trocknen in der Sommcrwärme erhärtet es zu einer Rinde, die so fein und dicht wird, wie das reinste Porzellan-Biscuit und zum Theil halbglasigcn oder Glasglanz annimmt. Da hindurch kaun die Feuchtigkeit der unteren Theile nicht als Dampf entweichen, sondern sammelt sich unterhalb der P. Scrvpe, Ueber Vulkane. 20 306 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. Rinde als runde Luftblasen. Während des Trocknens zieht sich die Masse auch oft zusammen und sondert sich zu rohen, säulenförmigen Prismen. In den Schichten auf Lipari sieht man, daß das Sediment noch feiner und kieselreicher ist als bei Pozzuoli, und daher wurde die Rinde noch mehr glas- und jaspisartig, zugleich gefärbt von Eisenoxyd; dagegen die der Solfatara ist fast'rein thonig. Bei den Lipari- gcsteinen fielen die zwischengelagerten Schichten von loser Asche wahrscheinlich in diesem Zustande aus der Luft herab (von den benachbarten Krateren ausgeworfen), während der Pausen zwischen den Gewitterregen^ welche die kieselreichen und erhärteten Sedimentschichten herabführten und ablagerten. Die Pflanzen, deren Reste im Tuff sich finden, sind sowohl Mono- kotyledonen, als Dikotyledonen, und sie liefern den Beweis, daß die Eruptionen, durch welche sie begraben worden sind, subaöriale gewesen sind. Die heißen Quellen, nebst vereinzelten unbestimmten Nachrichten bei früheren Schriftstellern scheinen dafür zu sprechen, daß gelegentlich wohl aus einigen Kratern dieser Insel innerhalb der historischen Zeit Eruptionen vorgekommen sind. Lulcano. Dies ist beim Hanptkrater der Nachbar-Insel, bei Bulcano, bestimmt der Fall gewesen, in dessen Innerem mächtige Ausströmungen schweflicht-sauren Gases geschehen (Daubcny p. 258); diese veranlassen durch Zersetzung der Gesteine ringsum die Ablagerungen von Borsäure und Salmiak, welche beide in Menge zu Handelszwecken eingesammelt werden. Ein Gang dichten, schaligen Trachytes (Kling- stcin) durchsetzt die eine Seite des Kraters. Eine Eruption aus dieser vulkanischen Mündung fand 1775 und dann 1780 statt. Bei der letzteren bildete sich ohne Zweifel der gegenwärtige Krater, da der Berg damals vierzehn Tage lang unaufhörlich Schlacken und Asche ausgespieen haben soll. Im Jahre 1775 floß ein Strom glasiger Lava vom Gipfel des Kegels herab; damals konnte sonach nicht der Krater vorhanden gewesen sein. Der Kegel, welcher den jetzigen Krater enthält, wird selbst fast umgeben von den steilen Wänden eines anderen viel größeren, äußeren Kraterringes oder Hohlkegels, und an der entgegengesetzten oder eingebrochenen Seite liegt ein dritter kleinerer Kegel mit einer noch rauchenden kraterförmigen Depression am Gipfel, der Vulcanello genannt wird (s. Fig. 46 und 47 p. 162). Die Masse dieser drei Berge besteht aus Schichten erdigen Trachytes, Bimssteins, Obsidians und deren Conglomeratcn, ganz denen von Lipari gleichend, mit einen« beiderseitigen Fallen von den Rändern der verschiedenen Kratere. Süd-Italien. Der Besuv. 307 Im NW. von Lipari erhebt sich ein sehr regelmäßiger Vulkan aus dem Meere zur Höhe von 3500 engl. F., genannt Salina?) Er hat einen Krater und besteht aus Schichten von Peperino oder Augit- tufs und aus Lava, die ebenfalls reich an Augit ist; sie fallen alle, wie gewöhnlich, vvnl kreisförmigen Rande des Kraters nach außen. Felicuda und Alicuda") sind zwei andere vulkanische Berginseln. Aus den Spalten der ersteren strömen Schwefeldämpfe. Beide haben Krater an ihrem Gipfel. Einige ihrer Laven ähneln Klingstein, andere sind großkörnige Trachyte, regelmäßig säulenförmig abgesondert. In den Spalten sieht man zehn oder zwölf Lavaschichten, die mit Cvnglomeratschichten wechseln. Ustica, eine andere Insel in der Verlängerung derselben Ost- West-Linie, 40 M. nordwestlich von Palermo, enthält drei große, eingebrochene Äratere und besteht aus einem braunen Tuff oder Peperino, der mit dicken Schichten aus Graustein-Lava, voller Feldspath und Augit, mit etwas Olivin, wechselt, alle vom Gipfel ringsum zur See abfallend. Auch Bimsstein kommt vor, so wie viel Kalkmasse, welche die vulkanischen Conglomerate cämentirt und Meeresmuscheln enthält, welche beweisen, daß dieser Theil der Insel in neuerer Zeit vom Grunde des Meeres aufgestiegen' ist. Ich besuchte die Liparischcn Inseln im Jahre 1820 und war höchst überrascht durch ihr merkwürdiges Gepräge, welches zu einer lebendigeren Kenntniß von dem Vorgänge vulkanischer Thätigkeit, namentlich wo sie Laven glasigen Feldspaths erzeugt, verhilft, als vielleicht irgend eine andere ebenso zugängliche Oertlichkeit. Ich empfehle dieselbe dringend dem Studium derjenigen Geologen, welche sich über vulkanische Phänomene selbständige Meinungen bilden wollen. Sicilien und Aetna. Das südliche Sicilien, welches die Provinz Noto bildet, wird zum Theil aus Kalkschichten der neueren Pliocän- Zeit gebildet, denen vulkanischer Tuff und Basalt eingelagert ist. Sonach scheint es, als wenn dieser District einer eruptiven feurigen Thätigkeit ausgesetzt gewesen ist, als wahrscheinlich die ganze Oberfläche der jetzigen Insel noch unter dem Spiegel des Mittelmeeres lag. Der Aetna selbst steht auf ähnlichen Sedimeutschichten (Mergel und Thon vom Alter des Norwich Crag, nach Lycll's Meinung)?) Man sieht dieselben an den 500 und 600 F. hohen Meeresklippen I) Jsola belle Saline. — 2) Sie heißen bei den Italienern Felicuri und Alicuri, F. Hofsmann nennt sie Felicudi und Alicudi. D.'llebers. — 3) k>dil. lä-an«. 1838 ,,On Lena" ete. p. 78. 20 * 308 Anhang. Die vnltanischm Bildungen Europas. längs ihres Ostfußes, innig vereinigt mit basaltischen und anderen feurigen Produetcn. Sie erreichen sogar in wenigen Meilen binnen- wärts an der Ostseite des Berges eine Höhe von mehr als 1200 F. über dem Meeresspiegel, wo sie ebenfalls mit Lavaschichten überdeckt sind. Es ist sonach gewiß, daß innerhalb einer vergleichsweise neueren geologischen Periode die die Basis des Berges bildende Fläche allmählig mindestens um dieses verticale Aufsteigen in die Höhe gehoben sein muß, während die obere Blasse ebenso allmählig in die Luft hinausgeworfen und in ihrer gegenwärtigen Lage ausgebreitet worden ist. Man hat vollen Grund anzunehmen, daß der ganze kegelförmige Berg, wenigstens von jenem Riocau an bis zum Ccntralgipfel, der jetzt etwa 11.000 engl. F. (10.200 Par. F.) über dem Meere liegt, durchweg aus abwechselnden Lavaschichtcn und deren Conglomcratcn bestehe. Die innere Structur ist in all den Wasserrinncn, welche an den Abhängen hinabgehen, mehr oder weniger aufgeschlossen, am besten aber in einem tiefen und weiten, in die Ostscite cingeschnittcnen und nach dem Bleere hin sich öffnenden Thale, dem allbekannten Bal dcl Bove. Die Schichten, wo sie nur beobachtet werden können, zeigen das gewöhnliche allseitige Fallen von den Mittelhöhen nach der Ebene ringsum, ausgenommen in dem oberen Theile des Bal, wo sie gegen die jetzige Ccntral-Achse des Berges fallen, oder vielmehr sich rings um einen Punkt innerhalb des höheren, Trifoglictto genannten Beckens mantelförmig lagern; ganz richtig nimmt daher Lyell an, daß dort ehemals der eruptive Hauptkanal gelegen habe; und es habe seitdem eine Verschiebung an den gegenwärtigen Mittelpunkt der Eruption und den höchsten Kegel, Mon Ghibello genannt, stattgefunden. Der zur Bekräftigung dieser Behauptung von Lyell geführte Beweis ist ganz schlagend; und wirklich kann nichts besser in Uebereinstimmung mit den gewöhnlichen Gesetzen vulkanischer Thätigkeit sein, als ein solches Verschieben der Eruptionsachse (s. p- 102). Die Frage in Betreff des Entstehens des Val del Bove selbst mag vielleicht eher zu bestrciten sein; wenigstens bleibt Lyell über dieselbe noch in Zweifel, ob Einsturz oder Explosionen den Hauptantheil an dem Entstehen gehabt haben. Bär selbst ist sie stets wie eine große Spalte erschienen, welche sich durch einige Paroxys- mus-Eruptionen aus dem Herzen des Berges zu einem Krater verbreitert hatte, und seitdem durch die zerstörende Gewalt von Wasser- stürzen erweitert worden ist, wie sie durch plötzliche Schneeschmelzcn auf der Höhe in Folge der Hitze ausgeworfener Laven entstehen, so wie durch Regen rothglühendcr Asche, die auf die Oberfläche niederfalle». Eines solchen Stromes erinnert man sich wirklich, welcher iin Jahre 1755 Stid-Jtalien. Der Vesuv. 309 ün März gerade dieses Thal hinunterlobte, als der Vulkan mit Schnee bedeckt war; damals soll die Flut bei Recupero mit l'/z engt. M. Geschwindigkeit in'der Minute 12 Meilen weit fortgestürzt sein, eine Geschwindigkeit, bei welcher eine große Wasscrmasse eine furchtbar zerstörende und fortreißende Gewalt ausüben muß. Demgemäß ist ihr Verlauf, 2 engl. M. breit, deutlich bis auf eine Tiefe von 30 bis 40 F. mit Sand und Felsbrocken überstreut. Und daß ähnliche Ergüsse früher Jahrhunderte lang denselben Lauf geuommen haben, folgt aus der Anhäufung einer mächtigen Alluvial-Formation am Eingänge des Thales nach dein Meere, bei Giarre, die mehr als 150 F. tief ist, 10 und 3 M. in der Fläche mißt und jetzt einer 400 F. über das Meer erhobenen Uferlinie gleicht. Lhell schließt seine eingehende Behandlung dieses Gegenstandes mit den Worten: „Ich stehe nicht au, die Masse des Giarre-Alluviums der Aushöhlung des Val del Bove" durch solche Fluten zuzuschreiben (s. auch p. 178). Vor dem Eintritt«: der Paroxysmus-Eruption, bei welcher dieser große Krater (oder diese Caldera, wie Lyell sie nennt) entstand, lag der Gipfel des Berges etwas innerhalb seiner Grenzen, wahrscheinlich in der Achse von Trifoglietto, und erhob sich ohne Zweifel viel höher, als der jetzige Actna-Gipfel, vielleicht um mehrere tausend Fuß höher. Dasselbe muß mit dem letzteren Kegel, dem Monghibello, geschehen sein, ehe er bei der Bildung eines großen elliptischen Kraters, nach v. Waltcrs- hausen 2500 F. weit, abgestumpft wurde, dessen oberer Rand noch sichtbar ist, wie er das Piano del Lag» umkreist, eine Art von Platform, welche den neuen und noch jetzt thätigen Kegel trägt. Diese Platform ist nicht eben, sondern vielmehr domartig gewölbt, und hat sich ohne Zweifel durch das Auffüllen des weiten Kraters gebildet, dessen ursprüngliche Fclskante ihr Rand bezeichnet, und zwar in Folge verschiedener Eruptionen, in derselben Weise wie die, welche den Gipfel des Vesuvs bildeten, ehe er durch die Eruptionen von 1822 abgeworfen wurde (s. p. 157-160). Der gegenwärtig thätige Kegel des Aetna erhebt sich etwa 1200 F. über seinem Fuße auf dem Piano del Logo. Er enthält einen Krater, der sich seit Anfang des Jahrhunderts bedeutend an Gestalt und Größe geändert hat. Während dieser Periode ist er häufig in Eruption gewesen , und mächtige Lavaströme sind aus ihm herausgeflossen durch einen breiten Einbruch an der.Rordseite, namentlich in den Jahren 1803 und 1838. Im Allgemeinen aber finden die Lava-Ergicßungcn des Aetna aus Seiten-Dcsfnungcn statt; und mehr als 200 kleine Schlackenkegel, welche die Stelle solcher Mündungen bezeichnen, sind an 310 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. den Seiten und nach dem Fuße des Berges hin sichtbar. Die meisten derselben sind zerbrochen und haben sichtlich Lava austreten lassen. Viele sind durch aufeinander folgende Lavaströme aus höheren Punkten rings um sie her oder durch die Anhäufungen ausgeworfener Schlacken und Asche mehr als halb begraben. Einige dieser Seiten-Mündungcn haben sich in das Val del Bove geöffnet. Dies geschah bei der großen Eruption am 21. August 1852, über welche Lyell viele interessante Einzelnheiten mitgetheilt hat. Es scheint, daß zuerst Wolken von Dampf und Schlacken aus dem Centralkrater ausgeworfen wurden, und am nächsten Tage hatten sich zahlreiche Oeffnungen gebildet, einige sagen 17, auf einem Riß vorn Gipfel bis zum Fuße des großen Absturzes, welcher das obere Ende des Bal del Bove bildet. Die beiden untersten warfen zwei Kegel von bedeutendem Umfange auf, einer etwa 500 F. hoch. Aus diesem floß ein sehr großer Lavastrom, am ersten Tage etwa zwei und eine halbe Meile weit, nachher langsamer vorschreitcnd und am achten Tage stillstehend, nachdem er eine Fläche von sechs engl. M. Länge und etwa zwei M. Breite überdeckt hatte. Im October brach die Lava aufs Neue hervor, und dann wieder im November; beide Mal stürzte sich der Strom eine hohe Felswand herab, und ließ dabei ein Geräusch hören, „als wenn metallische und gläserne Stoffe zerbrochen würden." Die Eruption dauerte im Ganzen neun Monate. Die Lavaströine hatten eine verschiedene Tiefe von 10 bis 16 F.; aber wo mehrere sich über einander häuften, erreichte die Masse eine Dicke von 150 F- Der Centralschlund des Monghibello sympathisirte durchweg mit diesen Seiten-Eruptionen, und die Intensität seiner Eruptionen steigerte sich, wenn die letzteren ihre eruptiven Entladungen wieder begannen. Die Oberfläche des Lavastromes bezeichneten große kannenförmige Längs- rücken mit parallelen dazwischen liegenden Aushöhlungen; schlackige Blassen krönten diese Kämme, und erhoben sich vielleicht zu 70 bis K0 F. über den Grund der angrenzenden Depressionen. Diese großen Süd-Italien. Der Besuv. 311 Falten schienen aus concentrischen Lavaschichtcn gebildet zu sein, wie wenn sie durch einen seitlichen Druck zusammengerunzelt seien; und das war vielleicht der Fall. Einige mögen die Firsten von gewölbten Canälen oder Rinnen gewesen sein, durch welche die Lava so oft fließt und welche durch frische Ausbrüche leicht zerspalten, indem sie Stücke von rauhen Schlackenmassen längs des Kammes auswerfen. Die Lavaschicht, welche über einen Abhang von etwa 400 F. Höhe herabstürzte, bildete ein zusammenhangendes Bett von Stein, zwei und drei F. dick, mit einem etwas dickeren schlackenförmigen Obertheil, das Ganze unter einem Winkel von 35 bis 50° geneigt. Wenn es auch keine anderen Beweise gäbe, so folgt schon aus diesem Umstände die Unrichtigkeit der Lehre dc Bcaumont's und Düfrönoy's, wonach es unmöglich sein soll, daß Lava unter größeren Winkeln als 3 oder höchstens 5° zu festem Fels erstarre. Die steilen Abstürze um den oberen Theil des Val del Bove sind in ähnlicher Weise von Lavaströmen früherer Zeiten überzogen, welche aus der Nähe des höchsten Kegels herabgcflossen sind. Einige davon zeigt die nebenstehende, nach v. Waltershausen copirte Figur. Der Aetna scheint während vier Jahrhunderten vor Christi Geburt häufig in Thätigkeit gewesen zu sein; aber die folgenden tausend Jahre blieb er verhältnißmäßig ruhig; seitdem ist er mehr als acht Jahrhunderte lang im Zustande intermittirender Paroxysmen geblieben, indem in kurzen Zeiträumen Eruptionen von beträchtlicher Heftigkeit aufeinander folgten. Von Waltershausens bewundernswürdige Karte des Berges zeigt die hauptsächlichen Schlackcnkegel, welche während dieses langen Zeitraumes auf den Seiten des Berges aufgeworfen worden sind, uno die Lavaströme, welche von ihnen sich ergossen haben, von der Centralhöhe nach allen Richtungen zum Meere oder den umliegenden Ebenen strahlend. Ein Blick auf eine solche Karte oder noch wehr auf den Berg selbst zeigt klar, daß wenn im Verlaufe von nur 312 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. acht Jahrhunderten eine so ungeheure Masse auf die ehemalige Oberfläche gehäuft worden ist, die häufige. Wiederkehr ähnlicher Eruptionen durch eine endlose Zahl von Jahrhunderten, etwa vom Beginn der postpliocänen Aera bis zum heutigen Tage, nothwendiger Weise eine verhältnißmäßig größere Masse angehäuft haben müssen-, vielleicht an Bolumen gleich dem ganzen Berge; und man muß sich wundern, wie einige Geologen es für nothwendig haben halten können, die Lehre von der plötzlichen Erhebung des Ganzen oder des größten Theiles, „wie eine Blase," an Einem Tage, als die Art der Bildung'aufzustellen. Es ist ohne Zweifel richtig, daß in gewissem Maße das Volumen des Berges durch ein inneres Anschwellen zugenommen haben wird, in Folge der Ausfüllung der durch sein Gezimmer zerrissenen Spalten mit Lava, welche bei den verschiedenen Eruptionen in dem Schlunde in die Höhe gestiegen ist. Die Größe dieses inneren Wachsthums wird an den mehr oder weniger verticalen Gängen zu messen sein, welche die horizontalen oder geneigten Schichten durchsetzen. Aber obwohl dieselben nach den mittleren Theilen des Berges hin sicherlich zahlreich sind, so kann ihr Gesammtvolumen höchstens aus nicht mehr abgeschätzt werden, als auf ein Sechstel des der Schichten, welche sie durchsetzen. Bei diesem unbedeutenden Verhältniß können sie unmöglich auch nur für eine geringe Stütze der Erhebungskrater-Hypothese gelten, welche das Vorhandensein einer Höhlung unterhalb der Rinde des Vulkans annimmt und die Erhebung nicht den aufeinander folgenden Hebungen zuschreibt, welche jede der unzähligen Eruptionen begleitet, sondern einer einzigen expansiven Wirkung unterirdischer Gase. Es ist indeß nicht nöthig, noch länger bei dieser beseitigten und gänzlich unhaltbaren Theorie zu verweilen (s. p. 135). Die am Aetna ausgetretenen Laven haben meist jenen mittleren mineralogischen Charakter zwischen Trachyt und Basalt, welchen ich Graustein genannt habe. Weder Bimsstein, noch Obsidian hat sich irgendwo an dem Berge gefunden, — eine bemerkenswerthe Thatsache, wenn man an die Nähe der Liparischen Inseln denkt, die so reich an glasartigen und höchst feldspathischen Laven sind. Nach G. Rose bestehen die Aetnalaven aus einem innigen Gemisch von Labrador-Fcld- spath und Augit. Der Charakter seiner Laven aus allen Zeitaltern ist ein ganz gleichmäßiger; die neueren indessen sind eisenrcichcr als die früheren. Demgemäß sind die Schlacken des Aetna schwer und wuchtig. Auch findet nicht eine solche Mannichfaltigkeit an ausgeworfenen fremdartigen Bruchstücken statt, wie beim Vesuv. Etwas Granit hat man gelegentlich, aber selten gefunden. Süd-Italien. Der Vesuv. 313 Rücksichtlich der Zeit scheint zwischen den Eruptionen des Aetna und des Vesuvs oder der dazwischen gelegenen vulkanischen Schlünde sich aus einer Verglcichung der Daten, soweit historische Berichte über solche Phänomene ein Urtheil gestatten, kein Zusammenhang zu bestehen. Pantellaria. Diese Insel von 36 engl. M. Umfang, etwa 60 engl. M. von der W.-Küste Siciliens Z und etwa halbwegs bis zum nächsten Punkte Afrika's gelegen, besteht ganz aus vulkanischen Gesteinen. Einige derselben scheinen, nach Hoffmanns Untersuchung, sehr feldspathisch zu sein, und denen von Lipari im Reichthum an Bimsstein und Obsidian zu gleichen, welche auf der letzteren Insel in Strömen vorkommen, und oft große zerbrochene Feldspath-Krystalle enthalten- Mit diesen vereinigt finden sich viel eisenreiche Laven, denen des Aetna ähnlich; so daß in diesem Falle die beiden Arten von vulkanischen Produkten, welche den beiden zuletzt beschriebenen Oertlichkeiten eigenthümlich sind, hier vereinigt vorkommen. Es scheinen Spuren vorhanden zu sein von einem großen Krater, welcher einen Raum von 12 engl. M. im Durchmesser (!) umschließt; die einschließenden Wände bestehen aus Schichten trachytischcr Lava und Bimsstein-Congloineratcn, welche alle nach der See zu fallen. Obgleich keine Nachrichten von Ausbrüchcu dieses Vulkans vorhanden sind, so ist derselbe doch wahrscheinlich in einer nicht sehr entlegenen Zeit in Thätigkeit gewesen, da an vielen Stellen Dampf hervorbricht, sowie mehrere heiße Quellen. Gra Hains-Insel. Zwischen Pantellaria und dein nächsten Theile Siciliens, etwa gleichweit von beiden entfernt, fand 1831 die submarine Eruption statt, welche die kleine, von Capt. Smyth Gra- Hams-J. benannte Insel (Julia der Franzosen, Ferdinanden der Neapolitaner) hervorhob (s. p. 51 und 200). Sie verschwand bald wieder unter der zerstörenden Einwirkung der Wellen, wahrscheinlich um bei einer künftigen Eruption wieder aufzutauchen und endlich vielleicht eine dauernde Insel zu werden. Linosa und Lampedusa. Zwei andere gänzlich vulkanische Inseln, etwa fünf engl. M. im Durchmesser, erheben sich aus dem Mittclmecr im W. Siciliens, fast halbwegs zwischen Pantellaria und Malta, aber etwas südlich von der graben Verbindungslinie. Die erstere ist, nach Capt. Smyth, von unmeßbar tiefem Wasser umgeben. Sie hat vier deutliche Kratere. Der höchste Gipfel mißt 850 F. über dem Meere. t) 2,67 g. O.-M.; t2 g. M. von der Westspitze Siciliens, 7 M. von der Küste Afrikas. D. Uebers. 314 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. Aus allem bisher Gesagten ergibt sich, daß die dreieckige Insel Sicilien von vulkanischen Eruptionslinien fast umgeben ist. Die Reihe der Liparischen Inseln und Usticas läuft fast parallel mit der Nordküste, der Aetna und die vulkanischen Gesteine des Val di Noto begrenzen die Ostküste oder bilden dieselbe, während die zuletzt genannten drei Inseln vor der Südseite liegen. Ich erwähne dies als eins der Beispiele für das Gesetz vom Parallelismus der vulkanischen Schlund- reihen und der nächsten Küstcnlinie, das oben (p. 234) ausgesprochen worden ist. Nord-Afrika. Die Insel Pantellaria liegt sieben engl. M- von der Tunesischen Küste entfernt, und in Betracht der zuletzt erwähnten Eruptionsstellen scheint sie ein Berbindungsglied zwischen Sicilien und Afrika darzustellen, namentlich da man weiß, daß das Meer an der dazwischen liegenden Stelle sehr flach ist im Vergleiche mit der mittleren Tiefe des mittelländischen Meeres. Wir würden sonach nicht mit Unrecht Spuren vulkanischer Thätigkeit an Stellen der afrikanischen Küste in dieser Richtung erwarten dürfen. Indeß bin ich nicht sicher, ob über diesen Punkt zuverlässige Nachrichten vorhanden sind. Weiter südlich und unmittelbar' hinter Tripoli werden Basaltberge genannt. Und wiederum im Inneren, auf der Straße von Tripoli nach FesLn werden ansehnliche Theile der Atlaskctte, der sogcnante Dschcbl Sudan und der Schwarze Harutsch, von Ritchie und Horncmann als ganz basaltisch beschrieben?) Sie scheinen zum tertiären Gebirge zu gehören, indem an ihnen Kalkschichtcn aus dieser Periode auftreten, so daß sie den Vicentinischen Trapps beizuordnen sein mögen, da sich sogar auch in einem spaltbaren Kalke versteinerte Fische in derselben Häufigkeit vorfinden, wie am Monte Bolca. Man vermuthet, daß diese Kette der mon8 ator des Plinius sei. Und da Solinus von den Schneegipfeln des Atlas spricht, welche Nachts flammend erscheinen, so hat man es nicht für unwahrscheinlich gehalten, daß einige dieser Berge innerhalb der historischen Zeit eruptiv gewesen sind. Sardinien. Aus der umfassenden und werthvollen Beschreibung der Geologie dieser Insel vom General della Marmora (Vo^n^o en Larclnixne, Turin, 1857) ist ersichtlich, daß an vielen, über einen großen Theil der Oberfläche verstreuten Stellen die Resultate vulka- I) Overweg hat weder bei Tripolis, noch im Harutsch Basalt gefunden; daS dafür gehaltenem Gestein ist Sandstein, an der Außenseite geschwärzt. (S- Monatsbericht der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin. Neue Folge, Bd. 8. 1851. — p. 219; und Gnmprecht die vulkanische Thätigkeit auf dem Festlande von Afrika, p. 197 und 108.) D. Uebers. Siid-Jtalim. Der Vesuv. 315 nischer Eruptionen vorhanden sind, welche bis unmittelbar vor dem Auftreten des Menschen dort von frühen Zeiten an sich wiederholt haben. Die Basis der Insel bilden Gneiß und silurische Schichten, durchdrungen und gehoben durch Granit, Porphyr und Grünstein (Diorit) mit Steatit. Diese Achsen-Erhcbung tritt von N. nach S. auf und steht im Zusammenhange und ist wahrscheinlich gleichaltrig mit der von Corsica. Während der Erhebung nach dieser Central-Achse und aus einer ihr westlich parallel laufenden Spalte, fanden Eruptionen statt, und dadurch entstanden mehrere Bcrggruppen, welche aus Trachvt- porphyr und Tuff mit vielem geschichteten Bimssteine bestehen. Man sieht, daß der Trachyt durch granitisckc und andere Grundgesteine aufgestiegen ist, im Allgemeinen aber auf den stromartigcn Schichten (eouI6e8) seiner eigenen Tuffe ruht. Seine Eruption erfolgte nach der Ablagerung der Rummuliten- (Eocän-) Schichten, welche in jener Zeit gewaltsam in parallele Falten gedrückt worden zu sein scheinen. Es fehlt auch nicht an Andeutungen von Brüchen und Dislocationen aus jener Periode in einer Dst-West-Richtung, rechtwinklig gegen die Haupt- Achsenrichtung, und gewöhnlich sind an den Schneidepunkten dieser einander durchsetzenden Spaltensysteme die Eruptionen hervorgebrochen. Manche der Trachyttuffe enthalten miocäne Süßwassermuscheln und vegetabilische Reste. Während einer späteren eruptiven Aera wurden andere Trachyte ausgeworfen, welche Hornblende enthalten und in Klingstein übergehen. Diese sind vermengt mit den marinen sub- apenninischen (Pliocänen) Schichten; und beide Gcsteinsarteu wiederum sieht man von Basaltgängen durchbrochen, in Verbindung mit einem späteren und sehr reichlichen Hervortreten basaltischer Laven, welche weite Flächen der Insel mit Plateaux bedecken, wo sie auf Sub- apenninen-Kalk und ältere Gesteine gelagert sind. Die Plateaux haben seit ihrem Ausflusse als Lava bis zu ihrer gegenwärtigen Lagerung bedeutende Denudationen und Dislocationen erfahren. Ein Distrikt solcher Art allein nimmt eine Fläche von 50 engl. M. Umfang ein, und bildet in der That einen einzigen großen vulkanischen Berg (den Monte Ferru), der sich 3200 F. über das Meer erhebt. Seine ccn- tralen Hohen, welche gesonderte Piks bilden, umgeben den ehemaligen großen Krater, der durch aufeinander folgende Eruptionen und die Wirkungen der atmosphärischen Abnagung ausgefüllt worden ist. Bon diesen Piks senken sich Lavaströme nach allen Seiten abwärts, welche gewöhnlich ihren Ursprung an einem schlackigen Hügel haben, der den Austritt der Lava bezeichnet, obwohl die leichteren und loseren Schlacken verschwunden sind. Diese Basaltströme reichen bis auf weite Entfer- 316 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. nung, mit allmählig abnehmendem Fallen, und sind durch Wasserrisse aufgeschlossen, vielleicht auch durch Erdbeben, so daß sie isolirtc Plateaux bilden, welche auf Bergen von ziemlicher Höhe über die umgebenden Thäler lagern. Die tieferen Risse im Abhänge solcher Berge zeigen, daß der Kern trachytisch ist. Wir haben hier, wie am Somma, im Mont Dore und Cantal in Central-Frankreich und in vielen ähnlichen Fällen, einen Bulkan, dessen Eruptionen früher hauptsächlich feldspathische, später augitische gewesen sind. Wirklich ist die Analogie der vulkanischen Gesteine Sardiniens aus verschiedenen Zeitaltern und denen Central» Frankreichs außerordentlich groß. Den Trachvt-Porphyr beschreibt della Marmora als ganz dem Domit ähnlich. Er unterscheidet sich jedoch von dem Trachyt der Auvergne darin, daß er hie und da glasig ist und Streifen von Obsidian und Perlit enthält, band- und brcccienförmig, so daß er einigermaßen den Trachytcu von Ponza, Lipari, Pantellaria und Ungarn entspricht. Die neueren Laven des Monte Ferru enthalten Olivin. Einige derselben sind viel mehr Graustem als Basalts einige sind mandelsteinartig und hie und da säulenförmig. Ein anderer Bulkan, der Monte Arci, etwa aus demselben Zeitalter, aber nicht von so großem Maßstabe, zeigt genau dieselbe Beschaffenheit: einen trachytischen Ceutralkern, der Ströme aus basaltischer Lava trägt mit allseitigem Fallen von dem Rande eines Gipfelkraters aus, welchen steile Wände umziehen und aus welchem sich ein großes Thal oder ein Baranco öffnet, der an das Val del Bove des Aetna erinnert. Die Spuren eines noch größeren Kraters scheinen in dein Umkreis der benachbarten Bai von Oristauo vorhanden zu sein, die fast ringsum von basaltischen Platformen mit einem Fallen nach außen umgeben ist. Andere ähnliche Eruptivschlünde jener Periode, wie der Monte Bari rc. finden sich an verschiedenen anderen Punkten der Insel; ihr mehr oder weniger frühes Alter verräth sich aus der stärkeren oder geringeren Wasserbewegung, welche die ausgcflossene Lava erfahren hat, und aus dem Grade der Erhaltung ihrer Schlackenkcgel oder Krater. Auf diese augitischen Eruptionen folgte, nach della Marmora (vielmehr begleitete sie wahrscheinlich), die Ablagerung einer bedeutenden Meeresbildung von postpliocäuem Sande und Sandstein (^rös g unter- unire; Unnetiinn von Livorno, Genua rc.), welcher Basaltgeschiebe umschließt. Diese Formation erreichte jedoch niemals eine bedeutende Erhebung über der Meeresfläche; und es ist wahrscheinlich, daß die eben beschriebenen vulkanischen Spalten subaöreale waren. In noch späterer Zeit begannen auf verschiedenen Punkten in einem besonderen Distrikte Süd-Italic». Der Vesuv. 317 in der Mitte der Insel, zwischen Cagliari und Sassari, Eruptionen, wo sich auf einer nvrdsüdlichcn Linie einige zwanzig oder dreißig ganz frisch aussehende Aschcnkcgcl erheben, deren jeder einen Lavastrom ergossen hat. Rundum finden sich große isolirte Augit- und Spiegclciscn- Krystalle in dem Puzzolan und der Asche verstreut. Die Lava enthält gewöhnlich dieselben Krvstalle, nebst großen Olivinknoten, und ist zum Theil säulenförmig. Die Schlacken zerfallen zu einer rothen Erde. Diese Eruptionen sind sowohl durch die älteren Trachnte und Basalte, als durch die tertiären Mergel hindurchgebrochcn. Trotz ihres sehr neuen Aussehens, und obwohl diese Lavaströme die niedrigsten Stellen der damaligen Oberfläche eingenommen haben, möchte es doch scheinen, als wenn diese offenbaren subaörialen Eruptionen dem Auftreten des Menschen auf der Insel vorausgegangen seien, da man einige sehr alte Reste der frühesten vermuthlichen Bewohner auf und aus ihren Laven aufgebaut findet. In Verbindung damit sei erwähnt, daß della Marmora eine sehr neue Schicht von Scemuschcln beschreibt aus denjenigen Arten, welche noch jetzt in dem Meere ringsum leben, als allmählig vom Meeresspiegel bis zur äußersten Höhe von 100 Metern aufsteigend, innerhalb welcher Schicht er ein Stück eines sehr alten Topfscherbens und einige andere Kunstproducte unter den Seemuscheln — uner- vffnetcn Ostrecn, Patellen, Mvtili rc. gefunden hat. Danach scheint es, als wenn wenigstens jene Theile der Insel während der Zeit des Menschen eine sehr beträchtliche Erhebung erfahren haben, die vielleicht gleichaltrig mit den oben beschriebenen letzten vulkanischen Eruptionen und wahrscheinlich mit der gleichen Erhebung der gegenüber stehenden (westlichen) Küsten Italiens gewesen sein mag. Corsica. Die Nordsüd-Richtung der Hanptlinic vulkanischer Thätigkeit durch die Insel Sardinien kann als auch durch diese Insel verlängert angesehen werden, wo eruptive Gesteine vulkanischen Charakters ebenfalls die tertiären Schichten nach ihren centralen Theilen hin durchbrochen haben. Dieselbe Meridianlinic würde, wenn sie weiter nördlich fortgeführt würde, die Serpentingruppe und die Trappfclscn treffen, welche das Knstengcbirgc im Westen von Genua bei Savona bilden. Ich verlasse jetzt diese vermuthliche Linie vulkanischer Entwickelung und kehre zurück zu der ihr fast parallel auf der Westküste Italiens, im Norden der neapolitanischen Gruppe, in Mittel-Italien hinlaufenden. Die Albaner Berge. Auf der Straße von Neapel nach'Rom und nicht weit nördlich vom Vulkane der Rocca Monfina (s. p. 300) findet man eine Gruppe vulkanischer Berge, welche mehrere kreisrunde 318 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. Seebecken enthält, die offenbar Kratere gewesen sind. Der größte dieser Seen, der von Ariccia, hält acht engl. M. im Umfange, der von Albano sechs. Andere sind der See von Nenn, Juturna, Gabii und Cornufelle bei Frascati. Sie können alle, wie auch mehrere Schlacken- kegel in ihrer Nähe, als Seitenschlünde des Hauptvulkans angesehen werden, dessen Gipfel setzt der Albaner Berg ist. Derselbe erhebt sich etwa 3000 F. (2941 Par. F.) über das Meer. Er hat auf der Höhe einen sehr regelmäßigen Kegel und Krater, das sogenannte Lager Hannibals oder den Monte Cavo, der auf der Seite nach Rom hin eingebrochen ist; dorthin hat er zwei sehr reichliche und deutlich bezeichnete Ströme leucitischer Lava ergossen. Einer derselben endet mit einem klumpigen Buckel in der Nähe des Grabmales der Cäcilia Metella, aus der Appischen Straße; der andere bei Ardea. Der obere Kegel des Monte Cavo ist fast ganz umgeben von den Mauern eines viel größeren und älteren Kraters von 10 engl. M. im Durchmesser. Diese bestehen zum Theil aus losen Schlacken, zum Theil aus Peperino, oder dichtem basaltischen Tuff, aus welchem letzteren Gesteine die Abhänge mehrerer vulkanischer Hügel dieser Gegend größtentheils zusammengesetzt sind. Er ist hinreichend fest, um als Baustein zu dienen, und diese Eigenschaft verdankt er, wie der Tuff von Neapel, ohne Zweifel der gewaltsamen Mengung seiner Bestandtheile mit Wasser zu jener Zeit, wo dieselben in Bruchstückform ausgeworfen wurden aus dem Inneren der Kraterseen, wie aus dem jetzigen See von Albano, oder aus Sümpfen; denn solche haben eine bedeutende Strecke dieses Gebietes bedeckt, wie das aus dem überall reichlichen Absatz von Kalk-Travertin, voller Landmuscheln und zwischengelagertcn Schichten von vulkanischen Lapilli und Asche, sich ergibt. ' Es ist Grund zu der Annahme vorhanden, daß der Albaner Berg seit Beginn der historischen Zeit in Eruption gewesen sei. Seine Laven sind Graustein, aus Leucit und Augit bestehend. Die eingeschlossenen Krystalle, namentlich die des Leucit, sind oft sehr groß. Manche Theile jedoch erscheinen dem Auge homogen, dicht und haben muschligen Bruch. Eine merkwürdige Abart dieser Lava, der sogenannte Sperone, tritt in der Nähe des Gipfels des Mons Albanus auf, und in einem großen Theile der angrenzenden Bergkette bei Tusculum, als Gänge und als Ströme, mit zwischen gelagerten losen, schlackigen Cvnglomeraten, welche die Masse des Berges bilden. Sie ist bisweilen wachsartig, bisweilen leicht, grobkörnig, porös, rauh in der Textur, einigen Arten von Trachyten gleichend; zum Theil hat sie eine kugelige, concretionäre Structur, als wenn sie aus knotenartigen Concretionen mit Zwischen- Süd-Italien Der Vesuv. 319 räumen bestände. Diese Knoten erscheinen bisweilen wie in Schichten-, indeß ist dies wahrscheinlich das Resultat einer Abflachn»§ oder eines Ausziehens der Masse durch die Bewegung während des Zusammen- ziehungs-Processcs. Diese Lava geht in den gewöhnlicheren leucitischen Graustem über. Bei Rocca di Papa ist sie voller kleiner Granaten. -Der Spcrone wird bei Tusculum in Menge als Baustein gebrochen. Er ist dem zu diesem Zwecke in Neapel gebrauchten Piperno nicht sehr unähnlich. Die Schichten von Piperino haben im Allgemeinen ein Fallen von den Bergen nach der Ebene der Campagna. Oft sind sie ' durch Schichten aus Lapilli oder losem vulkanischen Sand von einander geschieden. Die Bkasse ist offenbar als wiederholter Schlammstrom die Abhänge des Lulkans herabgeflossen, da unter ihren Schichten sich vegetabilische Stoffe finden, selbst Torfflächen, deren Grasstcngel in der Richtung des Fallcns niedergedrückt sind. Ltoiin ^lat. llel Imrio, lionm 1859.) R. Murchison spricht in einer interessanten Abhandlung über die älteren vulkanischen Gesteine Italiens (?roo. ot' 600 I. 800 . 1850 p. 298) die Ansicht aus, daß aller Peperiuo dieses Districtcs submarin sei, und daß (wie ich es verstehe) seine Dichtheit von dem Drucke einer tiefen darüber befindlichen See herrühre. Das ist sicherlich ein Irrthum. Die subaörealcn Schlammeruptionen der südamerikanischen Lulkane, der von Java, und vieler anderer Länder erzeugen ein Gestein, das so zähe, fest und dicht wie der Pcpcrino ist. Der Tuff, welcher Herculanum bedeckt und dessen subaörealcn Ursprung wir kennen, ist ebenfalls dicht. Ich selbst habe im Jahre 1822 entstandene Tuffschichten gesehen, hoch am Abhänge des Besuvs, aus der durch den Regen hcrabgewaschenen Asche, so hart und fest, daß es zum Zerschlagen derselben eines schweren Hammcrschlages bedarf. Nicht dem Drucke oder der Ablagerung der Stoffe unter Wasser ist die besondere Festigkeit des festen trachytischen Tuffs oder augitischen Peperinos zuzuschreiben, sondern der stürmischen Mengung mit Wasser, aus welchem sich schließlich die Stoffe unter dem Wasser oder an der Luft abgesetzt haben. Die losen sandigen Tuffe oder Schlacken-Conglomerate andererseits verdanken ihren Mangel an Dichtheit dem Umstände, daß sie entweder nach dem Auswerfen aus dem Vulkane an denjenigen Stellen niedergefallen sind, wo sie sich jetzt vorfinden, oder über die Flächen verbreitet sind, auf welchen sie in geneigten Strömen lagern. Beide Arten gehen freilich oft in einander über und wechseln mit einander, wie es der Fall sein würde, wenn wir annähmen, ihr unterscheidender Charakter rühre einzig von diesen verschiedenen Umständen bei ihrer Ablagerung her (s. oben p. 205). Die Z20 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. Peperin »schichten, welche v»m Kratcrrande des Albaner Sees fallen, sind sicherlich subaörcal gewesen, denn sie wechseln mit Schichten losen Lapillos und den Resten von Landpflanzen. Die berühmten sieben Hügel Roms selbst sind theils vulkanisch und von demselben gemischten Charakter. Der Tuff indessen ist im Allgemeinen mehr feldspathisch und enthält einen geringeren Antheil von Augit und Glimmer, als der Peperino. Er ist auch mehr zcrreib- lich und von dunklerer Farbe. Er liegt auf den versteincrungführcnden Schichten der subapcnninischen (älteren Pliocän-) Zeit. Nördlich von Rom finden sich zahlreiche Andeutungen vulkanischer Thätigkeit in großem Maßstabe, welche wahrscheinlich zu der Zeit stattgefunden hatte, als die Tieflandschaften im Westen der Apenninen nur zum Theil über den Meeresspiegel hervorgehoben worden waren. Der große kreisförmige See von Bracciano, 22 engl. M. im Umfange/) ist von vulkanischem Sande und Lapilli umgeben, nebst etwas Bimsstein, Bruchstücken von Augit, Leucit und Titaneisen, und muß als ein Krater angesehen werden. Zwei andere kleinere Becken von gleichem Charakter stoßen nach Baccano hin an denselben; und Schichten lcucitischer Lava bilden auf einigen der Hügel ringsum Kappen. Bei la Tolfa, westlich davon, finden sich von Schwefeldämpfen durchdrungene trachytischc Gesteine, die zu Alaun zersetzt sind. Die Ciminischen Berge. Bei Ronciglione zeigt eine Monte Rossi genannte Höhe einen sehr deutlichen Krater auf dem Gipfel, jetzt einen See, aus welchem ein Strom schwarzer basaltischer Lava sich ergossen hat, der dem Verlaufe der nächsten Thäler gefolgt ist. Die Stadt Ronciglione selbst steht auf geschichtetem Tuff, welcher die südlichere und niedrigste Kante einer hohen, kreisrunden Bergkette bildet, die Monti Cimini heißt und einen anderen großen Kratersee umschließt, aus dessen Mitte sich ein kleiner secundärer Kegel erhebt. Dies ist ein sehr regelmäßiger und bedeutender vulkanischer Berg, dessen äußere Abhänge und die ihn bildenden Schichten auf allen Seiten mit großer Gleichmäßigkeit vvm oberen Rande des großen Kvatcrs nach der Ebene ringsum abfallen, auf allen Seiten, außer der nördlichen, wo zwei bedeutende Buckel von Trachyt aus der Hauptmasse hervorstehen, genannt der Monte di Biterbo und der Monte Soriano. Die von diesem Vulkane erzeugten Laven sind hauptsächlich trachptisch. Ihre eigenen Tuffe begleiten sie. Boise na. In kurzer Entfernung weiter nördlich ist das ovale >) 2>/r Miqlie im Durchmcsser. D. Ucbers. Liid-Ztalien. Der Besuv. 321 Seebecken von Bvlsena von niedrigen Hügeln umgeben, welche aus geschichteten Eonglomeraten von Schlacken und Lapilli bestehen, die mit Basaltströmen wechseln. Auf einem derselben, welcher den steilen Nord- rand des Beckens bildete, steht die Stadt Acquapendente. Der Basalt, welcher lencitisch ist, ruht hier aus Tuff und scheint die Abhänge des Berges hinab nach dem Flusse Paglia geflossen zu sein. Bei Civita Castelletto und Borghetto finden sich andere Schichten sehr zeitiger lencitischer Lava, deren Blasen und Leucitkrystalle ebenfalls in der Richtung des Stromes in die Länge gezogen sind, ein deutlicher Beweis dafür, daß die letzteren bereits in der Bildung begriffen gewesen sind, ehe noch die Lava zu fließen aufgehört hatte, und daß sie durch die Bewegung derselben zerbrochen und in Streifen auseinander gezogen worden sind. Der Bglsener See ist so groß, da er 12 engt. M. im Durchmesser hält,') daß ich anstehe, ihn zu den weiten schüsselförmigen Eruptionskrateren zu zählen, von denen die westlichen Abhänge der Apenninen uns bereits verschiedene Beispiele in kleinerem Maßstabe geliefert haben. Einige Meilen weiter nördlich steht die Stadt Radicofani lauf dem Wege von Florenz nach Rom) auf einer massiven Lavaschicht, in einer Höhe von 2470 engt. F. über dem Meere. Das Gestein ist ein dunkler Granstein oder Basalt, welcher Onarzkrystalle enthält. Es ist säulenförmig, schwer, dicht und im unteren Theile krystallinisch, aber in dem oberen schlackig, ja so außerordentlich zellig, daß man es mit einer Axt fast wie eine Hvnigscheibe zertheilen kann, so dünn und zerbrechlich sind die Fellcnwände, und die Masse ist so leicht, daß sie wie Bimsstein auf dem Wasser schwimmt. Die Eruption von Radicofani erfolgte am Abhänge der nahe gelegenen, noch bedeutenderen Höhe, des Monte Amiata,2) an dessen einer Seitenverzweigung sie das Ende bildet. Wie es mir schien, haben die leucitischen Laven und Tuffe von Acqua- pendente ehemals mit den Höhen von Radicofani in Zusammenhang gestanden. Obwohl dieselben jetzt durch spätere Denudation davon getrennt worden sind, so ist der Zwischenranm doch mit Basaltblöcken überstreut. Die Laven des Monte Amiata selbst sind trachytisch. Er bildet in der That einen bedeutenden trachytischen Vulkan aus früher Feit, der aber, seitdem diese Laven entstanden, durch Wasser-Erosion in hohem Maße angenagt worden ist. Der obere Theil des Berges ist mit dichtem Walde bedeckt; aber eine Kette steiler Klippen, die ihn fast rings 1) 5 g. .M. im Umfange. — 2) 5166 Par. F. hock. D. Uebers. A. Screpe. Ueber Vl'lkare. 21 322 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europa«. umzieht, bezeichnet die Höhe, in welcher die Ströme trachytischer Lava enden und die unterliegenden subapcuninischen Thone und Mergel unter ihm hervortreten. Diese Klippenrcihe läuft unmittelbar oberhalb der Dörfer Piau Castagnaio und Santa Fiora hin. Der Monte Amiata ist der nördlichste Punkt, wo sich westlich von den Apenninen noch vulkanische Gesteine zeigen. Es gibt indeß in der Fortsetzung derselben Linie, sowohl bei Sau Filippo in Toscaua, als in den Lagunen von Volterra noch heiße Quellen, deren Auftreten derselben unterirdischen, von NNO. nach SSW. gerichteten Hauptspalte zuzuschreiben ist, von welcher die verschiedenen, soeben beschriebenen Eruptivschlünde hervorgebracht worden sind. Änch kann die weitverbreitete Travertin-Formation (Kalktnff), welche eine sehr beträchtliche Fläche von West-Toscana in den Marcinmc» bedeckt, als aus derselben vulkanischen Quelle stammend betrachtet werden, wie es ohne Zweifel auch der Fall war mit den ebenfalls ausgedehnten ähnlichen Ablagerungen auf der römischen Campagna. , Was das Alter der vulkanischen Produkte im Norden Roms betrifft, so kann wohl kein Zweifel sein, daß dieselben neuer sind, als die jüngsten subapenninen Thone und Mergel der Pliocäu-Periodc. Einige der Tuffe, welche unter Wasser ausgebreitet zu sein scheinen, mögen jedoch, wie die gleichzeitigen Travertiue, mit denen sie oft zusammen vorkommen, in Süßwasser-Secn oder Sümpfen gebildet, oder durch Fluten oder Schlamm-Eruptionen über suballreale Flächen verbreitet worden sein. Aber da an der Westküste, nördlich von Civitavecchia, 300 F. hohe Berge aus postpliocäucn Muscheln, gemengt mit vulkanischen Trümmern, bestehen, so ist es klar, daß der gcsammte District in beträchtlichem Grade an den allgemeinen elevatorischen Bewegungen Theil genommen hat, welche die südlicheren Misten der Halbinsel über das Mceresniveau erhoben haben; und Eruptionen, subaöreale und submarine, begleiteten wahrscheinlich diese Erhebung während eines großen Theiles dieser posipliocänen Zeit und, wie in der Gegend von Neapel, der neueren Zeit, in der der Mensch schon das Land bewohnte. Vulkanische Gesteine aus einem viel älteren geolvgischen Zeitalter kommen an verschiedenen Punkten mit dem Apennincnkalke vor. Zwischen Bologna und Florenz z. B., sowie im ehemaligen Herzog- thum Parma, sind die Schichten desselben durch Eruptionen von Grün- stein durchbrochen, überströmt und verändert; der Grünstem geht übel in Serpentin, Jaspisbrcccia und Diallagfels, wo er den Kalk berührt, der in der Nähe auch dunkler gefärbt und krnstallinisch und dolominsch Süd-JrciUe». Der Vesuv. 323 geworden ist?) Es geschah dies wahrscheinlich gleichzeitig mit der Ablagerung des Kalksteins (Jura). Dagegen sind in die Kalksteine des Golfes von Spezia und Car- rara, sowie in die der Bvcchetta (Val del Polccvera), Steatit, Diallag, Serpentin, Jade und Grünstem (Granitene > eingedrungen, alle in einander, sowie in den Kalk übergehend, welcher oft bis auf weite Entfernungen krystallinisch und hie und da glimmcrführend geworden oder in einen Kalkschiefer umgewandelt ist. Ein bedeutender Zwischenraum trennt die nördlichsten vulkanischen Gesteine Toscanas und der Genuesischen Alpen von den jenseits des Po, am Südfuße der Alpen vorkommenden. Die ersten derselben trifft man, wenn man von Süden her kommt, in der Gruppe der Euganeen bei Padua. Sie liegen isolirt vor den Alpen und bestehen aus mehr oder weniger untereinander zusammenhängenden Hohen von nicht großer Erhebung, und sind, wie es scheint, das Ergebniß zahlreicher submariner Eruptionen aus ebenso vielen Schlünden während der Tertiär-Periode. Die Gesteine, aus denen sie bestehen, sind sowohl trachvtisch, als basaltisch; indeß sind die ersteren die häufigeren. Die charakteristische Varietät ist ein Gestein (local Masegna genannt), von aschgrauer Farbe und unebenem Bruche, sehr ähnlich dein des Puy de Sancv (Mont Dore) oder dem des Drachenfels. Es enthält zahlreiche Krvstalle glasigen Feldspathes, bald zersetzt, bald frisch, und zuweilen Blätter oder Nester schwarzen Glimmers, oder Äugitkrustalle. Andere Gesteine sind dicht, mit Wachsglanz und von glasigem Aussehen, dem Hornstein-Porphyr ähnelnd. Manche Varietäten sind zeitig, und enthalten Infiltrationen v«n Quarz und Chal- cedon, wie die Mühlstein-Porphyre aus Ungaru und von Ponza. Andere nähern sich dem Pcrlstcin. Diese Kavagcsteine werden gewöhnlich von ihren mehr oder weniger geschichteten Conglomcraten begleitet. Wo der Trachyt in Berührung kommt mit den Kalkschichten (der Kreide oder den aus der Tertiärzeit), durch welche er hindurchgebrochcn ist, sind die letzteren Schichten gehärtet und halbkrystallinisch geworden, während die in ihnen eingeschlossenen Feuersteinknollen gcröthct sind. Warme Quellen brechen an mehreren Stellen aus den Bergen hervor und scheinen auf die hohe Temperatur der darunter liegenden Masse selbst noch heut zu Tage hinzudeuten. Die Vicenti nischen Hügel (Monti Bcrici), welche die in der Nähe gelegenen niedrigen Verzweigungen der Alpen bilden, sind N Ebenso in den Monti Pisani, bei den Bädern von Pisa. D. Hebers. 21 * 324 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas ebenfalls vulkanisch nnd deutlich aus der Pliocän-Zeit; denn Trappgänge durchsetzen die secundären und tertiären (subapenninischcn) Schichten, nnd die letzteren wechseln mit vulkanischen Conglvmcraten und bezeugen den eruptiven Charakter der Gegend während der Ablagerung dieser Schichten. Die Lavagestcine sind hier hauptsächlich basaltisch, haben aber zuweilen eine Klingstein-BasiS, welche hie und da eine glasige Textur annimmt. In der Mhe von Schio sind sie metallführend, indem sie von Gängen durchdrungen sind, welche Bleierz und Arsenikkies, nebst Mangan, Quarzkrystallen, Kalkspath und Schwerspath enthalten. Zum Theil sind sie zellig oder mandelsteinartig, und die Zellen sind mit verschiedenen Zeolithen erfüllt. Zuweilen ist die Kalksubstanz so mit der basaltischen gemengt, daß es schwierig zu entscheiden ist, vb das Gestein Basalt, Kalk oder Pcperino genannt werden soll. Muscheln aus der Pliocän-Zeit werden oft von diesem unreinen kalkig-basaltischen Tuff umschlossen; ebenso Fische in ungeheurer Zahl am Monte Bolca und an anderen Orten, wo dünne Schichten ichthvolitischen Kalkes mit vulkanischem Tuff und Basalt wechseln. Die offenbar plötzliche Zerstörung und merkwürdig gute Erhaltung dieser Fische ist wahrscheinlich der Erwärmung des Seewassers zu verdanken, in welchem dieselben bei einer submarinen Eruption der Lava lebten; sie wurden dann unmittelbar in den Schichten kalkiger Asche begraben, welche sich allmählig auf den Boden senkte, nachdem das Wasser ruhig geworden war. Es finden sich keine Spuren von Krateren, noch andere Zeichen von einer subaerealcn vulkanischen Thätigkeit in dieser Gegend, einzig ausgenommen den Montebello genannten Hügel zwischen Bicenza nnd Verona, der einen Strom neu amsehcnder Lava ergossen hat. Andere Gesteine, sowohl augitische als Feldspath-Porphpre, bisweilen sich dem Pcchstein-Porphyr nähernde, durchbrechen die secundären Kalke an den Ufern des Lugano- und Cvmer-Sees, wie an denen des Lago Maggiore bei Jntra; und ebenso am Fuße der Piemontesischen Alpen, westlich von Arona. Diese gehören indeß einer älteren Zeit an, als die tertiären Laven des Vicentinischen und Veronesischen. Dasselbe gilt von den schwarzen augitischen Gesteinen des Fassa- thales in Tirol, welche deshalb merkwürdig sind, weil ihre Eruption, wie es scheint, von dem Hervortreten von Syenit nnd Granit begleitet gewesen ist, durch welche ungeheure Kalksteinmasscn zu colossalen Spitznadeln aufgerichtet und zugleich durch eine Art von SublimationsProceß von Magnesia durchdrungen worden sind, so daß sie in krystallinischen Dolomit umgewandelt sind. Der Granit überlagert an einigen Stellen entschieden den Kalkstein iauS der Kreidezeit) und ist daher Die Balkarischen Inseln. — Spanien und Portugal. 325 neueren Ursprunges. Nach der Anordnung dieser Gestcinsmassen möchte es scheinen, als wenn das Hervortreten des Syenites und ,Granites den Kalk in antiklinalen Schichten erhoben hätte, während die angitischcn Laven zu gleicher Zeit mittelst Spalten durch die synklinalen Achsen hindurchbrachcn. -Dies würde mit den oben vertheidigten Ansichten von der gewöhnlichen Art der Production dieser beiden Klassen plutonischer Gesteine übereinstimmen (s. p. 233). Ich kehre zu den Küsten des Mittclmecres zurück: Die Bale arischen Inseln. Diese Inseln bilden so ersichtlich die Fortsetzung einer erhobenen Kette, die Sardinien mit dem Qft-Ende der Sicrra Morena verbindet, daß wir in dieser Richtung wohl erwarten dürfen, Spuren hypogener Gesteine hervortreten zu sehen; und wirklich finden wir einen Diorit-Gang (Grünstein), hie und da mandelsteiuartig, in den Fels-Querschnitten an der Nordküstc der großen Insel Majvrca, wo er die Oolith- und Krcideschichten durchsetzt, aus denen dieser Theil der Insel hauptsächlich besteht. Die Inselgruppe zwischen Majorca und der spanischen Küste, die sogenannten Colnmbretes, ist vulkanisch. Capt. Smyth beschreibt die größte derselben und sagt, dieselbe habe einen zerbrochenen Krater und Schichten von trachvtischer Lava, Qbsidian und Schlacken. Moo^r. .Ionen. vol. 1.) Spanien und Portugal. In Spanien setzt sich das vulkanische Band längs der Küstcnkette von Balencia, Mnrcia und Andalusien fort, von: Cap St. Martin, durch den District von Cartagcna, bis zum Cap de Gata. Hier hat eine große Entwickelung des Trachvts und seiner Conglomerate stattgefunden, aus denen bei Carragena viel Alaun gewonnen wird. Diese Stadt, sowie andere in der Nähe, litt im Jahre l820 sehr schwer durch ein Erdbeben. Mehrere sehr neu aussehende Aschenkegel mit Kratcren kann man an verschiedenen Theilen dieser Küste beobachten, und zwar bis auf mehrere Meilen binncnwärts. Eine sehr ausgedehnte und merkwürdige, mit einem eingebrochenen Krater, wird bei Qrihucla beschrieben. Aus diesem Schlunde ist Lava in die gegenwärtigen Thäler geflossen. Das Cap de Gata ist eine große Masse aus Trachut und Basalt mit ihren Conglomcratcn, und kann für die Ruine eines großen vulkanischen Berges angesehen werden. Bedeutende vulkanische Formationen sollen auch in einiger Entfernung binnenwärts vorhanden sein am Nordabhangc der Sicrra Morena in der Provinz Cindad Real. Noch weiter westlich, im Becken des Gua- diana und der Provinz Badajoz, findet man Diallag- und dichte Feld- spath-Gcsteine welche secundäre und tertiäre Schichten durchdrungen 326 Anhang. Dic vulkanischen Bilvungen Europas. haben. Auch zwischen Malaga und Gibraltar finden sich einige eruptive Gesteine neueren Aussehens. Jenseit der Straße von Gibraltar zeigt die äußerste Westküste der Halbinsel vulkanische Gesteine, die bisher nicht gut beschrieben sind, beim Gap St. Vincente, und die Sierra Calderona oder die Kessclberge, von denen man glaubt, daß sie ihren Namen von den zahlreichen, noch dort sichtbaren Kratcren erhalten haben. Die Provinz Bcira besitzt nach Dolomieu einen hohen, kegelförmigen vulkanischen Berg mit einem Mater am Gipfel, dic sogenannte Sierra d'Estrella; und an der Mündung des Tech, wie auch auf eine bedeutende Strecke längs seines Nordufers, finden sich ausgedehnte Basaltplateaux, welche indessen, nach ihrer Lage auf der Höhe der Berge zu schließen, durch Eruptionen in einer älteren Zeit entstanden sein müssen. Möglich, daß die dauernde Schließung dieser Schlünde älterer eruptiver Thätigkeit Veranlassung zu den furchtbaren Erdbeben gewesen ist, welchen diese Küste in letzteren Zeiten ausgesetzt gewesen ist. Die Gebirgskette des nördlichen Spanien, von Corunna bis Bayonne, ist nur die westliche Fortsetzung der Pirenäen, und wie in dieser hohen Kette secundärer und tertiärer Schichten scheinen Liese auch hier an vielen Stellen von massigen Gängen von Grünstein, Porphyr und anderen älteren Varietäten von Trapp durchsetzt zu sein. In der Provinz Viscapa, südlich von Bilbao, sind trachytische und augitische Laven in großem Maßstabe hervorgebrochen. Der Trachyt wird von Cotlctta beschrieben als oft porös, weiß und dem Domit ähnelnd oder zuweilen einem Klingsteine, der gelegentlich auch glasige Textur annimmt. Der neueste thätige vulkanische District der ganzeil spanischen Halbinsel ist wahrscheinlich der im Becken des Ebro in Catalonien, wo in geringer Entfernung vom Südfuße der Pirenäen, bei der Stadt Olot, 14 oder 15 Aschenkegel von sehr frischem Aussehen sich erheben, pbwohl keine historischen Berichte über ihre Thätigkeit vorhanden sind. Aus ihnen sind ebenso viel Ströme basaltischer Lava hervorgegangen, von denen die Thäler offenbar bis zu einer gewissen Höhe ausgefüllt worden sind. Seitdem haben die Flüsse neue Canäle in diesen Massen ausgehöhlt, bis zur Tiefe von 40 oder 100 F., so daß die Structur ihres Inneren bloßgelegt ist. Die Schlacken sind roth und erscheinen so frisch, wie die des Aetna. Die geschichteten Gesteine, durch welche die Eruptionen hindurch geschahen, sind Nummuliten-Kalk (Eocän) und salzführendcr rother Sandstein. Obwohl voll keiner Eruption in diesem Districte berichtet wird, so verwandelte doch ein locales Erdbeben im Lentral-Frankreich. 327 Jahre 1421 die nahe gelegene Stadt Olot in Ruinen, und daraus läßt sich schließen, daß der unterhalb gelegene vulkanische Herd noch nicht ganz erloschen ist. (Siehe Lycll's Principles III. p. 185.) Der nördliche sowohl als der südliche Abhang der Pirenäen bietet an vielen Stellen Beispiele von Trappgängen, welche die secnndären und tertiären Schichten durchsetzen, und wahrscheinlich einer Eruptiv- Acra angehören, welche gleichzeitig mit der Erhebung dieser mächtigen Gebirgskette gewesen ist. Weiter östlich, längs der Südküste Frankreichs, trifft man mehrere vereinzelte Punkte vulkanischer Eruption von ziemlich neuem Datum, wie zwischen Agde und Bcziöres, wo ein gut erhaltener Aschen- kegel Ströme basaltischer Lava nach verschiedenen Richtungen ergossen bat. Ein anderes Beispiel findet man an dem erlvschenen Bulkane von Beaulicu bei Aix;') und nicht weniger als sieben verschiedene Eruptionspunkte findet man im Departement des Bar, nördlich von Antibes, auf dem französischen Abhänge der Meeres-Alpen. Trachvte nebst ihren Cvnglomeratcn scheinen die Nummulitenschichten durchsetzt zu haben, und sind wiederum von Conglomcraten der Tcrtiärzeit (Molasse) bedeckt worden. Bei Rougiers, Ollioules, la Motte und an einer oder zwei anderen isolirten Stellen sind basaltische Laven hervorgebrochen. An dem zuletzt genannten Orte sieht man einen regelmäßigen, zerbrochenen Kratcrkegel, welcher subaöreal gewesen sein muß und der verhaltnißmäßig neu ist. Die Lava des Vulkans von Bcau- lieu in dem benachbarten Departement Bouches du Rhone ist basaltisch, und zwischen ihre Schichten sind miocäne Süßwasser-Gipsmergel gelagert und sie selbst werden von Molasse bedeckt. Richt weit nördlich und fast im Zusammenhange mit den zuletzt beschriebenen treffen wir auf zerstreute Glieder der merkwürdigen Kette erloschener Vulkane, welche in den Cevcnnen hervorgebrochen sind und zwar durch die erhobene granitische Hochebene von Central-Frankreich, welche sich nordwärts last bis zum Parallel von Moulins ausdehnt. Central-Frankreich. Dieser merkwürdige Bereich ist, vielleicht in Folge der Leichtigkeit des Zuganges, als ein Typus vulkanischer Bildungen oft besprochen worden. Wirklich bietet er bewundernswürdige Beispiele der Verschiedenheiten in Bezug auf die Lage, die Ztructur und den mineralischen Charakter dar, den die vulkanischen l) Ein anderes bei Montpellier an den nur wenige Fug im Durchmesser haltenden, an schönen Angitkrpstallen reichen Durchdrücken angitiseber Lava. D. Ucbers. 326 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. Gesteine in anderen Theilen der Erde zeigen, wie auch von den Wirkungen der Zeit und der meteorischen Einwirkungen auf dieselben. Ich habe sie in einem anderen Werke so vollständig beschrieben (Vol- okwos vt Oentrul Brunos, 2cl. eck., ktlurrn^, 1858), daß ich an dieser Stelle meinen Lesern nur eine sehr kurze Aufzählung der allgemeinen Thatsachen zu geben gedenke. Die Eruptionen, denen diese vulkanischen Gesteine ihre Entstehung verdanken, sind dadurch merkwürdig, daß sie aus einem hohen Buckel von Gneiß-Granit und anderen hypogencn krystallinischen Gesteinen hervorgebrochen sind, welche sich nicht nur zu jener Zeit oberhalb des Meercsniveaus befanden, sondern wahrscheinlich schon seit früher Zeit, da man innerhalb dieses Bereiches (einer Fläche fast so groß wie Irland) keine Spur von irgend welchen jüngeren Mccrcsablagerungcn findet, als die kohlenführcndcn, und diese überdies auf bestimmte Bassius ' beschränkt, welche zu jener Zeit Fjorde der Granit-Insel gewesen zu sein scheinen. Manche Depressionen innerhalb dieser Fläche waren auch in einer Periode der Tcrtiärzcit, nicht vor der Miocänen, von Süßwasscrseen bedeckt, aus welchen sich eine Fülle sandiger und kalkiger Stoffe ablagerte, meist fein geschichtete Mergel. Und diesen Schickten sind zum Theil vulkanische Asche und Basalt zwischengelagerst welche darauf hinweisen, daß schon Eruptionen stattgefunden haben, lange ehe die Seen ausgetrocknet gewesen sind. Die Eruptionsstellen liegen auß zwei Linien: eine ist von Nord nach Süd gerichtet und durchschneidet die ganze granitischc Wölbung; die andere zweigt sich von ihr in der Richtung von NNW. nach SSO. ab, und diese ist identisch mit der der Achse des Central-Granitcs, der Margeride-Kettc, wie das aus dem Hauptstreichen der Blättchcn und denen des damit verbundenen Gneißcs und der.krystallinischen Schiefer ersichtlich ist. Die vulkanischen Bildungen bestehen 1. aus vier hauptsächlichen und gesonderten Gruppen, deren jede das Skelct eines großen Vulkans genannt werden kann, oder doch eines dauernden Schlundcs vulkanischer Materie in großem Maßstabe; und 2. aus den Prodnctcn einer langen Reihe isolirtcr Schlünde, welche den ganzen Bereich durchzieht; und jeder dieser Schlünde hat, wie es scheint, nur eine Eruption gehabt, so daß die Prodncte desselben sich kaum mit denen anderer Essen gemengt haben. In Betreff des Alters scheinen einige der letzteren Klasse verstreuter oder unabhängiger Essen schon so früh, wie die großen dauernden Vulkane in Eruption gewesen zu sein, einige andere dagegen Lentral-Frankrcich. Der Mont Dore. 329' in einer viel neueren Periode, lange nachdem die letzteren erloschen waren. I. Die großen dauernden Vulkane heißen Mont Dore, Cantal, Canton d'Aubrac und Mczenc. l. Der Mont Dore ist eine in den höchsten Piks mehr als 6200 F. (5806 Par. F.) über dem Meere aufsteigende Gebirgsmasse. Dieselbe umkreist fast zwei weite, kratcrähnliche Schlünde, die oberen Schluchten der Haupt-Fluß-Canälc, welche die Wasser ableiten ; und von diesem hohen Kamme senken sich die Abhänge des Berges höchst regelmäßig nach allen Seiten zu den Ebenen hinab. Die in diese Abhänge eingegrabencn Risse bieten Querschnitte, aus denen ersichtlich ist, daß die Masse aus trachytischen und basaltischen Laven besteht, welche mit ihren respectivcu Conglomeraten wechseln und mit der gewöhnlichen allseitigen Neigung den äußeren Abhängen parallel fallen. Auch mehrere hervortretende Buckel von Trachyt sind vorhanden, namentlich auf der Nordscite des Berges, wo sie die Regelmäßigkeit der Oberfläche stören. Das Wechseln der trachytischen und basaltischen Laven ist außer Zweifel 864; und H. v. Dechen, Geoguvstischer Führer zu der Pulkanrcihe der Vorder-Eifel. Bonn, 186t — sind seitdem erschienen. 2) Soll heißen: der Herchenberg bei Burgbrühl; Ettringer Bellenberg. D. Uebers. Distrikt von Andernach, Maven und die Vorder-Eifcl. 337 höchste und größte dieser Berge, welcher sich etwa 100» Fuß über das Niveau des umgebenden Schieferplateaus zu erheben scheint (1178 Par. F. über dem Meere). Andere sind weniger regelmäßig, und es scheint der Mangel an Symmetrie davon herzurühren, daß sie auf einer unebenen Fläche aufgebaut sind, wie auf dem steilen Gehänge eines Thales. Andere bilden lange Rücken, die aus gemengten Produkten von drei oder vier einander benachbarten vulkanischen Mündungen bestehen, wie namentlich die Berge oberhalb Niedernich?) Manche haben regelmäßige trichterförmige Krater; andere sind durch spätere Lava-Ergüsse auf einer Seite eingebrochen; und andere sind noch unregelmäßiger und scheinen durch mechanische Einwirkung irgend einer wegräumenden Kraft seit ihrer Bildung größere oder geringere Zerstörung erlitten zu haben. Alle diese Kegel jeder Art bestehen gänzlich aus losen Conglomcraten oder vulkanischer Asche, welche zahlreiche Bruchstücke von Bimsstein, von phonolithischcr Lava, von zum Theil gebranntem Schiefer rc. enthalten. Dünne Schichten dieser fragmentarischen Blassen bedecken hie und da auch die flachen Theile des Schieferplatcaus in der Nähe der Kegel oder erfüllen wenig aus- gebugte Höhlungen an den Thalgehängen. Viele dieser Thäler sind auch bis auf bedeutende Höhe, oft bis zu mehr als ihrer halben Tiefe, mit verhärtetem Tuff erfüllt, dem im Lande sogenannten Dukstein oder Traß, von welchem an zahlreichen Stellen ungeheure Mengen gebrochen und den Rhein abwärts nach Holland geführt werden, wo man ihn zur Bereitung eines Cementes verwendet, das unter Wasser fest wird. Der untere Theil ist der dichteste und wird deshalb von den Steinbrechern vorgezogen. Räch dem oberen Theile der Ablagerung hin wird er allmählig sandsteinartig. Dieser Tuff ähnelt außerordentlich dem von Capo di Monte und Posilippo bei Neapel. Wenn er frisch gebrochen ist, ist er durchweg mit Wasser gesättigt, welches durch jeden Hammerschlag darauf herausgetrieben wird. In diesem Zustande hat er eine dunkelblauschwarze Farbe, aber nach dem Trocknen nimmt er ein Helles Grau an. Er scheint durchweg aus Bimsstein-Stückchen zu bestehen und ist offenbar ein Cvnglomerat. Er enthält auch Stücke eines schiefrigen oder phonolithischen und eines amorphen Basaltes, von gebranntem Thonschiefer und eine große Menge verkohlten Holzes, nicht in Stücken oder Schichten, sondern ganze Stämme oder Aeste, welche das Gestein „ach I) Soll heißen Nickeiüch. P. Scrope, Ueber Vulkane. D. Uebers. 22 338 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. allen Richtungen hin durchziehen. Der Zustand dieses Holzes ist sehr nahe der der gemeinen Kohle; aber es zerfällt leichter zu Staub und oft sogar an der Luft von selbst. Im Theile von Burgbrohl liegt der Traß bisweilen unmittelbar auf dem Schiefer, aber an anderen Stellen tritt noch eine Schicht Kalktuff dazwischen, die Ablagerung aus einer Mineralguelle aus der Zeit vor der Bildung des Traß. Eine ähnliche Jncrustation liegt hie und da auf demselben und hat Stücke von Bimsstein umhüllt, so daß sich ein kalkig vulkanischer Tuff gebildet hat. Der verhärtete Theil ist bisweilen durch Zwischenlager losen Bimssteins oder von Lapilli und Schieferstücken in mächtige Schichten getheilt. Als ich an das Thal von Brohl hinauf ging, fand ich, daß die Traß-Ablagerung dasselbe bis auf eine große Tiefe einnimmt, auf dem ganzen Wege von der Einmündung in das Rhcinthal bis zum Fuße des Feitsberges'), eines der Berge, welche im Umkreise des Laacher Sees liegen; von dorr stammt dieser, wie viele andere Tuffströme, wenn man so sagen darf, her. Das Becken des Laacher Sees ist fast kreisrund und kraterförmig, umgeben von einer Reihe leicht ansteigender Hügel von geringer Höhe. Diese bestehen aus unregelmäßigen Schichten losen Tuffs, der zahlreiche Stücke und einige sehr große Blöcke ganz verschiedener Lavagcsteinc enthält. Am häufigsten sind die aus Basalt, mit sehr großen und regelmäßigen Krystallen von schwarzem Augit und Olivin. Auch Stücke von Trachyt kommen vor, zuweilen von weißlichgelber Farbe und mnschligem Bruche; andere haben ein grobes Korn und bestehen nur aus Krystallen glasigen Feldspaths und aus Hornblende. Manche Stücke ähneln auch ganz denen, welche in den Cvnglomcratcn des Somma gewöhnlich sind, und welche eine Anhäufung von Krystallen des Glimmer, Nephclin, Mcjonit, Vesuvian und mancher seltener Mineralien sind?) Im Inneren des Beckens tritt kein Lavagcstcin vor Ort auf; und außen ist das einzige Gestein dieser Art, welches an der Oberfläche in Gestalt eines regelmäßigen Lavastromes erscheint, dasjenige, in welchem die Mühlstcinbrüche von Niedermcndig bearbeitet werden. Dieser Strom ist sicherlich dem Laacher Krater entflossen, da der Hügelrand desselben an dieser Seite eine Depression erfahren hat. Die Eruption, welche ihn Hervortrieb, ist wahrscheinlich die letzte gewesen,, nicht nur dieser einen Esse, sondern vielleicht des ganzen Bereiches, da seine Oberfläche ein sehr frisches Aussehen hat und noch imnicr nicht ganz mit Vegetation bekleidet ist. Vielleicht ist dies die von Tacitus l> Bettskopf. — 2, Haupn. D. Uebers. Distrikt von Andernach, Mayen und die Vorder-Eifel. ZZ«) (^nual. lib. XIII) erwähnte Eruption gewesen, welche unter Neros Regierung das Land der Jutioncn bei Cölln verwüstete. Das Gestein, aus welchem der Strom besteht, ist Graustein, der in Trachyt übergeht, mit sehr wenigen sichtbaren Krystallen von Feldspath und Augit, und außerordentlich zellig, mit sehr kleinen und unregelmäßigen Löchern. Er ist im unteren Theile des Stromes in rohe Säulen abgesondert, und ist dort, obwohl noch zellig, viel dichter, als im oberen Theile. Hier ist er so hart, daß er zu Mühlsteinen sehr gesucht ist, welche in großer Menge nach Holland ausgeführt werden und von dort ihren Weg nach England finden. Er schließt zahlreiche Quarzstücke ein (stets mehr oder weniger verglast und zerbrochen), Granit und andere zweifelhafte Gesteine, wie die oben als im Conglomerat vorkommend beschriebenen, Laznlith-Krystalle u. s. w. Der Ursprung des Traß ist verschieden erklärt worden, scheint mir aber einfach aus einer gewöhnlichen Modifikation der vulkanischen Phänomene herzuleiten. Die pulverförmige Masse, aus der er hauptsächlich besteht, verwandelt sich mit Wasser in einen zähen Teig oder Thon, so daß man wirklich Thongeschirre aus demselben fertigt, wo er sich in losem Zustande findet. In diesem Zustande ist er von dem Vulkane ausgeworfen und hat sich wie gewöhnlich in einem runden oder elliptischen Kamme um die Mündung angesammelt. Die Regen, welche bei Beendigung einer Eruption meist in großer Fülle fallen, vermengt mit dieser trachytischen Asche, müssen auf dem Grunde und auf den Seiten der Höhlung oft eine undurchdringliche Rinde gebildet haben. Es würde also das Wasser, das diese Abhänge hinabrinnt, sich zu einem stets an Tiefe zunehmenden See ansammeln, bis entweder der Druck der Wasser den Rand an irgend einer Seite durchbrach, oder eiue neue Eruption von unten es herausförderte. In jedem Falle entstand eine Bresche im Umkreise des Kraters, der Inhalt des Sees muß sich in einem heftigen Sturze ergossen haben und wird große Mengen der stückigen Blasse der Hügel mit fortgeführt haben, durch welche das Wasser hindurchbrach, so daß sich die Thäler, mittelst deren es zu den Ebenen am Fuße des Vulkans gelangte, mit diesen alluvialen Ablagerungen anfüllte. Dieser Vorgang mag sich von derselben vulkanischen Mündung aus viele Male wiederholt haben, und ist ohne Zweifel die wahre Geschichte des Traß auf dem linken Rheinufer. Qb die Masse später erhärtete oder incohärent blieb, scheint hauptsächlich davon abgehangen zu haben, von welcher Beschaffenheit die Asche war und wie innig sie mit dem Wasser 22 * Z40 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas gemengt wurde. Diese Berhärtung ist offenbar ein chemischer Proceß, analog dem Festwerden des Cäments und Mörtels. Die Schlamm- Ausbrüche (tepetuts) von Quito und die Tuffe von Island werden noch heut zu Tage durch dieselbe Aneinanderreihung von Umständen gebildet. Rücksichtlich des Traß von Laach und seiner Umgebung ist diese Erklärung ganz besonders anwendbar; und der See würde auch noch bis auf den heutigen Tag steigen müssen, bis er seinen Rand durchbricht, wäre nicht ein künstlicher Kanal vorhanden, ein Emissär, den die Mönche des Klosters Laach (an der Westseite des Sees gelegen, behufs der Ableitung umgeschnitten hätten. Ströme fließenden Tuffs scheinen sich in dieser Weise von vielen Punkten des Seeumfangcs ergossen zu haben. Die von der Ostseite nehmen die Thäler der Brohl und anderer in den Rhein sich ergießender Ströme ein; die übrigen überfluteten das Schieferplateau in der Richtung auf Riedcrmendig, Bell, Olburg und Kruft, und bedeckten dasselbe mehr oder weniger mit Schichten festen Tuffes, welche mit anderen von ähnlicher Bildung, aber lose und zusammenhangslos, wechseln, die wahrscheinlich von den Auswürflingen der benachbarten Schlünde herstammten. Eine Höhle (?) innerhalb des Beckens des Laachcr Sees läßt ein bedeutendes Volumen kohlensauren Gases austreten, so daß sie alle Erscheinungen der Hundsgrotte bietet. Auch viele Mineralquellen entspringen in der Nachbarschaft, wie bei Tönnisstcin, und bei Brohl, die stark kohlensäurehaltig sind; und Kohlensäure ist gewöhnlich das letzte Produkt eines im klebrigen erloschenen Vulkans. In einiger Entfernung von Laach nach SW. und zwischen den Dörfern Bell und Mayen erhebt sich eine andere Gruppe von Kegeln, welche zwei oder drei unregelmäßige kraterförmige Becken auszuweisen hat, aus denen verschiedene Schlammströmc geflossen zu sein scheinen, die ein Schieferplateau in der "Nachbarschaft mit ihren Absätzen bedeckt haben. Diese vulkanischen Schlünde unterscheiden sich jedoch von den Laachern dadurch, daß sie leucitische Laven herausgefördert haben, und demgemäß sind ihre Conglomerate von abweichendem Charakter und gleichen genau dem Peperino des Monte Albano. Dieser Art ist der bei Bell gebrochene Stein, der sogenannte Backofenstein. Er ist für das Ausfüttern der Oef»n gesucht, weil er gut dem Feuer widersteht, und diese Fähigkeit besitzt er, weil er fast nur aus Leucit in zerslücktem Zustande besteht. Er umschließt viele kleine, weiße, mehlige Leucite, Stücke und Blöcke leucitischer Lava, gebrannten Thonschiefer, große zerbrochene Glimmertafel nrc. Distrikt der Hohe» Eifel. 341 Der leucitische Phonolith, welcher nach Keferstcin in mächtigen Schichten bei Reiben und Mevr*) vorkommt, stammt, wie ich glaube, aus diesem Esscnsystem. Weiter südlich und nahe beim Dorfe Kruft erheben sich drei andere kleinere Kegel, mit Vegetation bedeckt, aber nur mit schwachen Spuren von Krateren, Andere Kegel, einige von bedeutender Größe, sieht man im Westen von Olburg; indeß hat mir meine Zeit nicht erlaubt, dieselben näher zu untersuchen. Im Ganzen schienen mir die vulkanischen Produkte von Andernach und der Vorder-Eifel die größte Analogie mit denen Italiens zu haben, namentlich mit denen der Campagna di Roma. Die Punkte, worin sie von einander verschieden sind, sind Ergebnisse davon, daß die ersteren auf einem hohen und trocknen Schieferplateau, die letzteren auf einem submarinen Alluvial - Ufer hervorgebrochen sind. In beiden Bereichen, wie auch in den Campi flcgräi, ist es merkwürdig, daß ein und dieselben oder wenigstens einander sehr nahe gelegene Schlünde Trachyt, Graustein, leucitische und basaltische Laven und die dazu gehörenden Tuffe hervorgebracht haben. 2. Distrikt der Hohen Eifel. 2 ) Die Gruppe von vulkanischen Essen, welche diesen Bereich einnimmt, steht in unmittelbarer Berührung mit der von Laach und der Eifel, obwohl die Punkte, an denen Eruptionen stattgefunden haben, gegen die westliche Grenze hin noch dichter gesäet sind, namentlich längs des Kylllaufes, als auf der Ostscite. Die Epoche ihrer Thätigkeit scheint gleichfalls neu zu sein, mindestens von der Bildung aller Thäler des Landes datirend, in welchen ihre Lavaströmc unveränderlich geflossen sind, indem sie die Betten der Gewässer usurpirten, welche mit Ausnahme weniger Beispiele Kraft oder Zeit genug gehabt zu haben scheinen, einen neuen Kanal bis zu einer gewissen Tiefe unter das Niveau ihres früheren auszugraben. Das Aussehen von Frische, welches viele der vulkanischen Gesteine dieser Gegend zeigen, ist in der That der Art, daß man überzeugt wäre, sie seien innerhalb der letzten 2000 Jahre entstanden, wenn nicht jegliche historische Nachricht darüber mangelte. Ein solcher Beweis ist nun freilich nicht entscheidend. Wahrscheinlich haben 'Nachrichten von Phänomenen dieser Art aus entfernten Gegenden der Barbaren selten Rom erreicht, wenn dieselben nicht von einem höchst zerstörenden und schrecklichen Charakter gewesen sind, wie vielleicht das von Tacitus besprochene und schon oben erwähnte; und wenn irgend ein solches während des 1) Soll heißen: Rieden »nd Weibern. — 2) Es ist hier Hohe und Bordcr- Eifel vereinigt- D. Uebers. 342 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. Mittelalters vorkam, so mag wohl jede Tradition darüber verloren gegangen sein, wie so viele andere und noch werthvollere Nachrichten. Die vulkanischen Eruptionen der Border-Eifel sind an vielen Punkten an der Oberfläche der Schieferformation hervorgebrochen, an anderen durch Massen von Kalksteinschichten, welche dem Schiefer in einem ansehnlichen Theile dieses Bereiches auflagern. Einige der Schlünde haben Ströme augitischer Lava (Basalt) ergossen; andere haben sich auf die Forderung fragmentarischer Massen beschränkt. Die letzteren bestehen hauptsächlich und in manchen Fällen fast ausschließlich aus zerbrochenem Grauwackenschiefer und Sandstein, die mehr oder weniger der Hitze ausgesetzt gewesen und pulverisirt sind. Wahrscheinlich in Folge der thonigen Beschaffenheit dieser Stücke, sobald sie sehr sein zertheilt sind, sind die Kratcre dieses Landes fast ohne Ausnahme in Wasserreservoirs verwandelt worden, von den Bewohnern Maare genannt. Die meisten derselben haben noch kleine Seen oder Torfmoore auf ihrem Grunde. Einige sind behufs des Anbaues entwässert worden; bei wenigen scheint die 'Natur freiwillig dasselbe gethan zu haben, entweder indem der See stieg, bis sein Gewicht die Kraterwand durchbrach, oder indem der Abfluß langsam sich in den umfangenden Rand cin- grub. In letzterem Falle sind die Seiten des Beckens von dein natürlichen Emissär durchschnitten, wie man das an dem Meerfelder und Drieser Maare sieht, wie an dem bei Strohn und Waldsdorf. ^) Im anderen Falle ist die Regelmäßigkeit des Beckens durch das Zerbrechen seiner Wände mehr oder weniger zerstört, und beträchtliche Ablagerungen von Traß oder vielmehr Pcperino haben sich gebildet, die offenbar vermittelst des Wassers entstanden sind. Beispiele davon trifft man an den Kraterrestcn bei Stefflcr^), Schalkenmehren und Rockeskyll. An denjenigen Punkten, wo Lava in flüssiger Gestalt hervorgetreten ist, wird man selten einen regelmäßigen Krater sehen, wenigstens nicht am Aus- trittspunkte des Lavastromcs. Es sind indeß stets ein oder mehrere solche Krater in der Nähe, welche heftige luftförmige Explosionen erzeugt zu haben scheinen, indem sie Schlacken und Aschen auswarfen, während die Lava aus der benachbarten Mündung ausfloß. Die Kraft dieser explosiven Entladungen eingeschlossenen Dampfes bezeugt der große Umfang und die Tiefe der Aushöhlungen, welche sich dabei in den Grau- wackenschichten gebildet haben. Die von Mcerfeld z. B. (eine der größten) mißt über 500 Fuß von der Spiegelfläche des Sees (der selbst 1) Soll heißen: Dreiser Maar — Walsdorf. — 2) Soll heißen: Steffeln. D. Uebers. Distrikt der Hohen Eifcl. 343 150 Fuß tief ist) bis zur mittleren Höbe des Umkreises, uud ihr Durchmesser wird wenig geringer als eine engl. Meile sein. Die Asenge von Auswürflingen, welche rings um diese Becken aufgehäuft sind, steht keineswegs im Berhällniß zu solcher Ausdehnung. Der größere Theil besteht aus Schiefer und Sandstein in Stücken jeder Größe, die halb gebrannt erscheinen, wahrscheinlich weil sie wiederholt auf die Oberfläche der Lava innerhalb des Schlundes herabgefallen sind, von wo die Dampf-Entladungen geschahen. Der westlichste Punkt, an welchem man noch Spuren vulkanischer Eruption trifft, ist Ormont, wo man zwei kleine Kegel auf dem wilden uud hohen Plateau von wechselndem Schiefer und Quarzfels ruhen sieht. Sie berühren einander mit ihrem Fuße und haben weder Krater, noch sichtbare Lavaströme. Die Schlacken und Bruchstücke, aus denen sie bestehen, sind basaltisch, reich an Augit und großen Platten braunen Glimmers. Alan trifft auch vereinzelte Krystalle und Augitstücke fast von Faustgroße. In nicht großer Entfernung östlich von Ormont sind die Schiefer von Sandsteinschichten überlagert, welche unter einem großen Winkel östlich abfallen.' Anf diesen ruhend, erhebt sich südlich vvm Dorfe Steffler (Steffeln) ein vulkanischer Kegel, der aus zum Theil unzu- sammenhäugenden, zum Theil zu einem Pepcriuo zusammengebackenen Schlacken und Puzzolan besteht. Steffeln ist auf Schichten der letzteren Art erbaut, für welche jedoch aus ihrer Neigung folgt, daß sie hier abgelagert worden sind von einem Eluvial - Strome, der von einem anderen Hügel im NO. des Dorfes herabgckommcn ist, welcher noch jetzt einen großen runden Krater au seinem Gipfel zeigt. In geringer Entfernung nach SO. liegt ein kleines Maar. Das Dorf Noth ist auf einem Basaltstrome erbaut, der von einem oberhalb desselben sich erhebenden Kegel herstammt; derselbe hat auch eine beträchtliche Masse von Lava nach N. und W. gesendet. Eine kleine Höhle, die Mündung einer tiefen Spalte in einem dieser Lavaströme, halbwegs am Abhänge des Kegels, zeigt ein Phänomen, das bekanntlich häufig unter vulkanischen Bildungen auftritt. Der Fußboden dieser Grotte war, als ich sie besuchte, mit einer dicken Eisschicht bedeckt, und zwar um Mittag, an einem sehr heißen Tage zu Ende August. Die Bauern der Umgegend sagen aus, daß sich während des Sommers hier stets Eis findet, während es im Winter nicht vorhanden ist, sondern daß im Gegentheil die Schäfer die Höhle aufsuchen, um sich zu erwärmen. Diese Höhle ist wahrscheinlich die Ausmündung einer jener gewölbten Gallerten, welche man so häufig unter den Lavaströmen in 344 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. Island, Bourbon und anderwärts antrifft. Wenn das andere Ende der Gallerte mit der freien Luft in einem viel niedrigeren Niveau, znnr Beispiel am Fuße des Kegels, oder da, wo der Lavastrom in der Ebene unterhalb endet, in Verbindung steht, so muß ein continuirlichcr Luft- ström vom unteren zum oberen Ende hindnrchstreichen. Auf diesem Wege würde er, in Folge der absorbirenden Beschaffenheit des Gesteins (die vielleicht zum Theil von der darin enthaltenen Schwefel- und Salzsäure herrührt) gänzlich seiner Feuchtigkeit beraubt werden; und wenn dieser Strom am feuchten Boden der Grotte, den die Grundwasscr durchwässern, austritt, so wird derselbe eine Verdnnstungskälte erzeugen, welche hinreichend ist, um im Sommer das Gestein mit Eis zu bedecken; denn je mehr die äußere Luft durch die Wärme verdünnt ist, um so schneller wird die Strömung kalter, trockner Luft sein, und demgemäß die Verdunstung. Im Winter wird ein ähnlicher, obwohl weniger reißender Luftstrom erzeugt werden, der die Temperatur des Gesteins annehmen wird, durch welches er geht (die bei der Tiefe der Gallerie etwa die mittlere jährliche Temperatur jener Gegend sein wird), und der also im Vergleiche mit der äußeren Luft, den Schäfern, die hier an der Mündung der Spalte Schutz suchen, warm erscheinen muß. Der Kegel von Roth steht in Verbindung mit einem kleineren, nach dem Kyll hin verlängerten Berge, welcher Veranlassung zum Entstehen von drei oder vier kleinen deutlichen Strömen basaltischer Lava gegeben hat. Wenn man sich nach Gerolstein hin dem Kyll nähert, so wird man durch das Auftreten eines hohen Plateaus überrascht, welches von horizontalen Kalkschichtcn gebildet wird, die auf Sandstein liegen und begrenzt sind von einer Reihe malerischer und felsiger Klippen, mit einem Haufen massiger Trümmer an ihrem Grunde. Auf der Oberfläche des Plateaus erheben sich vier große vulkanische Kegel, außer kleinen Höhen von ähnlicher Beschaffenheit. Aus dem einen ist ein Lavastrom hervorgetreten, welcher die steilen Kalksteinklippen als eine Art von Cascade herabkommt, auf der Westseite eine kleine Einsenkung einnimmt, sich dann rings um den Fuß der Felsenrcihe windet, und dann das Bett des Kyll bei Sarsdorf') erreicht. Die beiden größten Kegel dieses Plateaus liegen im NW. von Kasselburg, einer romantischen Ruine etwa zwei engl. M. nördlich von Gerolstein. Der Kalk von Gerolstein ist krystallinisch und dolomitisch;. nach v. Buch's Ansicht hat er diese besonderen Eigenthümlichkeiten da- N Soll heißen: SarreSdors. D. liebest. Distrikt der Hohe» Eiset. 34 » durch erhalten, daß vulkanische Massen, welche ihn an mehreren Stellen ersichtlich durchdrungen haben, wie aus den Eruptionen von Lava und Schlacken ersichtlich ist, die ihn durchbrochen haben, metamorphische Einflüsse auf ihn ausgeübt haben. Rings um Rockeskyll finden sich Spuren einer anderen Pepcrino- Bildung, ähnlich der von Steffeln, wie es scheint, aus dem Berge unmittelbar hinter dem Dorfe herstammend. Weiter nördlich ist der Walsdorfer Kopf ein sehr regelmäßiger Kegel, und am Fuße desselben liegt ein Kratcrbecken, einst ein See, jetzt aber ein Torfmoor. Aus dein Kegel ist einer der größten Lavaströme dieses Bereiches gekommen; er ist nach W. geflossen und reicht fast bis Hillesheim. Der Arnsberg') ist ein großer und vollständiger Kegel, welcher ebenfalls viel Lava ergossen hat. Oestlich von Walsdorf liegt das Dreiser Maar, ein weiter Krater, der künstlich entwässert ist. Olivin- massen, oft drei oder vier Pfund schwer und so groß wie ein Menschenkopf, finden sich in den Stückenschichteu, welche die Seiten dieses Beckens bilden. Ein Theil dieses Umrings erhebt sich im SW. zu einem hohen Kegel; und dieser wieder ist mit einem dritten Berge oberhalb Dachweiler im Zusammenhange, welcher auf seinem Gipfel einen gut charakterisirten Krater zeigt und mächtige Ströme basaltischer Lava herabgesendet hat. Die Straße von hier nach Dann läßt znr Rechten drei oder vier bedeutende Kegel bei Nerod und Steinborn. Sie bestehen großcntheils aus Lava, welche aus dem Gipfel und den Seiten hervorgebrochen ist und die niedrigst gelegenen Gegenden der umliegenden Ebene überflössen hat. Oestlich von Daun senkt sich eine mächtige und hohe Basaltschicht, durch schroffe Klippcnwände begrenzt, an welchen eine rohe säulenförmige Bildung sichtbar ist, nach der Stadt von einer ansehnlicheren Höhe an ihrem äußersten Ost-Ende hinab, das aus Schlacken besteht und Spuren eines Kraters zeigt. Dieser hat das Aussehen, als sei er die am wenigsten neue aller der vulkanischen Bildungen der Nachbarschaft. Südlich von Daun erhebt sich eine Berggruppe, welche, wenn man sie ersteigt, nur aus Granwackenschiefer zu bestehen scheint und in welcher man sonach keine vulkanischen Gebilde vermuthen sollte; hat der Reisende aber den Gipfel erreicht, so befindet er sich plötzlich am Rande eines tiefen, kreisförmigen Secbeckens, offenbar durch wiederholte und mächtige Entladungen unterirdischen Dampfes herausgearbeitet. Drei 1) soll heißen: ErrenSberg. D. Uebers. 346 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. dieser Maare sind in einer nordsüdlichen Richtung zusammen in eine Linie gereiht und in unmittelbarer Berührung mit einander, so daß ein und dieselbe Höhenlinie die Grenze zweier einander benachbarter Krater bildet. Die Bruchstücke, aus welchen die umgebenden Abhänge gebildet sind, bestehen hauptsächlich aus zum Theil gebranntem Schiefer, übrigens aus augitischer Schlacke. Ein großer Fels von Grauwackenschiefer, offenbar in situ, tritt am Boden eines dieser Becken hervor. Das Wasser in den drei Seen scheint in gleichem Niveau zu stehen, und wahrscheinlich hängen sie mittelst einiger Spalten in dem dazwischen befindlichen Gesteine unter sich zusammen. 'Nur eins, das Schalken- mehrener Maar, hat einen sichtbaren Abfluß, und in dieser Richtung finden sich Spuren von Traßstrvmen. Wenige Meilen weiter südlich trifft man das Pnlvermaar von Gillenfeld, ein prächtiges ovales Becken, das genau dieselben Eigenthümlichkeiten bietet, wie das eben beschriebene, aber merkwürdig ist wegen seiner bedeutenden Dimensionen und außerordentlichen Regelmäßigkeit. Der Ring von Bruchstücken, welcher dasselbe umgürtet, ist ohne Bresche und behält fast durchweg ein gleichförmiges Niveau von etwa 150 Fuß über der Wasserfläche. Die Tiefe des Sees beträgt mehr als 300 Fuß; die Seiten senken sich in das Innere unter einem Winkel von etwa 45", nach außen unter 35°. Unmittelbar am Fuße des Kegels des Pulvermaares erhebt sich auf der Südseite ein Berg mit einem viel kleineren Krater und mit einem Torfmoor auf dem Grunde desselben. Noch weiter südlich, zwischen den Dörfern Strohn und Trittscheid, liegt ein Doppelkegel von großen Dimensionen. Er hat zwei ansehnliche Kratere, die beide nach NW. hin eingebrochen sind. Der südlichste ist groß und kreisrund und hat auf dem Grunde einen Sumpf. Der andere hat einen Strom basaltischer Lava aussließen lassen, der sich, nachdem er in einer nordwestlichen Richtung einige bedeutende Höcker gebildet hat, seinen Weg neben dem Bett des benachbarten Baches nach SW. hin nimmt und, die große Coblenzer Straße kreuzend, dann dasselbe auf eine Entfernung von zwei engl. M. oder mehr einnimmt. Unter allen Gruppen vulkanischer Schlünde der Eifel-Gegend unzweifelhaft von höchstem Interesse ist der Moseberg bei Bettenfeld mit dem benachbarten /Meerfelder Maare. Der Moseberg ist einer der höchsten Berge des ganzen Landes. Sein Fuß besteht bis zu bedeutender Höhe über den umliegenden Ebenen aus Grauwackenschiefer und Sandstein. Seinen Gipfel bildet ein dreifacher vulkanischer Kegel, die angehäuften Auswürflinge von drei kleinen Krateren, welche sehr deutlich Distrikt der Hohen Eifel. 347 übrig sind. Die beiden nördlichsten sind ganz und in den Zustand von Torfmooren übergegangen. Der dritte ist auf seiner SO.-Seite durch einen Lavastrom eingebrochen, der sehr neuen Aussehens ist, und von der Bresche abwärts als ein steinerner Fluß herabgcht, bis er unterhalb das Bett eines kleinen Stromes erreicht. Die Lava und die Schlacken dieser Kegel haben eine große Menge halbgcschmolzener Sandstein- und Schiefcrstücke umhüllt. Der angrenzende kreisförmige Krater, das sogenannte Meerfelder Maar, ist seiner Größe und Tiefe wegen merkwürdig; es hat fast eine cngl. M im Durchmesser und soll über hundert Faden tief sein. Es ist im devonischen Schiefer und im Sandstein ausgehöhlt, die den Nordfuß des Moseberges bilden, und die steilen Wände, welche ihn einfassen, zeigen an vielen Stellen die Querschnitte dieser Gesteine, welche nur zum Theil mit Asche, Puzzolaua, gepulvertem Schiefer und anderen Bruchstücken bestreut sind. Der Boden dieser Aushöhlung wird zu etwa einem Drittel der Oberfläche von Wasser eingenommen; das klebrige ist eine Ebene, auf welcher das Dorf Meerfeld liegt. Der südlichste Punkt dieses Bereiches, an welchem man noch vulkanische Produkte trifft, ist die Nachbarschaft der Bäder von Bertrich, eines auf dem Grunde der tiefen und engen Bcrgschlucht des Flußes Isbach gelegenen Dorfes, der zwei engl. M. davon in die Mosel fließt. Hier ist eine Lava zu einem überaus harten, zähen und dichten Basalt erstarrt, voller Olivin- und Angitkrvstalle; sie scheint aus Klüften in der Grauwacke hervorgetreten zu sein, und zwar an drei oder vier einander benachbarten Punkten recht auf dem Rande des steilen Abhanges, welcher die Nordseitc des Thales bildet. Nur sehr wenige luft- förmige Explosionen scheinen stattgefunden zu haben, da Schlacken überhaupt kaum ausgeworfen worden sind, und diese wenigen liegen in Schichten auf 'der Lava ringsum ihre drei HauptgucUen, und sind daher nach deren Hervortreten hinausgeschleudert worden. An jeder dieser Stellen befindet sich ein sehr kleiner Kegel. Der östlichste, die Facherhöhe genannt, hat einen deutlichen Krater, den von Schlacken bedeckte Basaltfclscn rings umgeben. Bon dort kann man einen Basalt- strom ununterbrochen bis zum Grunde des Thales verfolgen (welches hier etwa 600 F. tief ist), wo er in einer Art von versteinerten Cascade über die fast senkrechten Schieferklippen herabfällt. — Der nächste Kegel, der sogenannte Falkenley, besteht aus einer Basaltmasse, die eine tiefe Schlackenschicht bedeckt, und hat ebenfalls einen inhaltreichen basaltischen Strom hervortreten lassen, welcher in das Bett des Is- baches hinabgeflossen ist und dasselbe auf eine Strecke aufwärts und 348 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. abwärts eingenommen hat. Der dritte Eruptionspunkt zeigt zwei sehr niedrige und kleine Kegel, ganz aus schlackigem Basalt bestehend und diese scheinen einen nicht sehr großen Strom gebildet zu haben, welcher wenigstens auf einem Theile des Weges die nächste Schlucht abwärts zu dem unten gelegenen Hauptthale verfolgt werden kann. Die außerordentliche Kräuselung der Schlacken dieser Gegend, insbesondere der des Falkenley, ist merkwürdig. Stücke der kiesigen und schiefrigen devonischen Schichten sind, theils geschmolzen, und an solchen Theilen in Basalt übergegangen, in großer Menge von diesem schlackigen Lavagestein umschlossen worden. Aus dem Grunde des Thales ist es ersichtlich, daß der Jsbach genannte Bcrgstrom den größeren Theil der Basaltströme durchschnitten und weggeführt hat, welche ehemals sein Bett bis zu beträchtlicher Höhe ausfüllten, auf eine Strecke von mehr als einer engl. M. oberhalb, und etwas weniger unterhalb des Dorfes Bertrich. Nur stellenweis ist der Basalt auf jeder Seite des gegenwärtigen Bettes stehen geblieben und am gewöhnlichsten in der Cvncavität der correspondirenden Winkel des Thales; aber an einigen solchen Stellen sieht man 50 F. hohe Klippen. Der untere Theil dieser Basaltmassen ist regelmäßig säulenförmig, und diese Säulen sind durch häufige, sechs Zoll bis zwei F. von einander abstehende Querspalten getheilt. Wo sie der Erosion durch den Strom lange Zeit ausgesetzt gewesen sind, da scheinen die Säulen, da die Ecken dieser kurzen Prismen eher weichen, als der Kern, aus rohen und abgeflachten, auf einander gethürmten Sphäroiden gebildet zu sein. Ein gewölbter Gang, welcher den erborgten Namen der Fingal's Höhle oder den der Käsegrottc führt, fast eine engl. M. oberhalb Bcrtrichs, zeigt diese Structur in vollkommenster Weise. Er hat offenbar einst das Bett des kleinen Stromes gebildet, welcher jetzt auf der einen Seite desselben fließt, und so die Säulen zum Theil weg- gewaschen hat, bis sie zu bloßen Haufen von Bällen reducirt worden sind. Die Eruptionen dieser drei oder vier an einander liegenden Schlünde sind ohne Zweifel gleichzeitig oder doch fast gleichzeitig gewesen. Die von ihnen ausgegangenen Lavaströme kann man mit Mühe von einander unterscheiden, da sich alle unten im Thale vereinigen und der Basalt aller in seinem Mineralcharaktcr identisch ist. Es ist wohl wahrscheinlich, daß die warmen Quellen von Bertrichbad ihre inäßige Wärme dadurch erhalten, daß sie einige noch nicht ganz abgekühlte Lavamassen im Inneren der Schieferfelsen durchströmen, Distrikt der Hohen Eifel 349 welche vielleicht die Verlängerung der Spalten einnehmen, durch die Lavaströme hervorgetriedcn worden sind. Einige andere Schlünde finden sich in der Nähe von Ulmen, Kellverg, Adenau und Boos, welche Verbindungsglieder zwischen diesem Bereiche und dein von Andcrnach abgeben. Einige derselben habe ich nicht besucht; aber nach denen, welche ich gesehen habe, wie aus Steiningers Beschreibung zu schließen, scheinen sie bloße Wiederholungen der am wenigsten interessanten unter den bereits erwähnten Kegeln und Maaren zu sein. Obwohl die Spuren vulkanischer Thätigkeit, welche man in der Preußischen Rhein-Provinz beobachten kann, ohne Zweifel ein höchst interessantes Feld für das Studium des Geologen bilden, so kann man dieselben im Ganzen doch nicht als Typen vulkanischer Bildungen denen empfehlen, welche, ohne andere entfernter gelegene Schlünde der unterirdischen entweder noch thätigen oder erloschenen Kraft zu untersuchen, auf der kurzen Strecke zwischen Spaa und Coblenz versuchen möchten, eine allgemeine Kenntniß von den Wirkungen dieser Art von natürlichen Agentien zu erlangen. Dieselben sind weit weniger instructiv, als die analogen Bildungen der Auvergne, des Velay und Vivarais, ! wo fast jede mögliche Modifikation der vulkanischen Erscheinungen klar zu verfolgen ist und zwar in einem viel größeren Maßstabe. In den ! rheinischen Bereichen zeigt sich im Vergleiche eine Kleinheit, und ein Anschein, als ob die vulkanische Kraft gedämpft und gehindert gewesen wäre durch die Masse von Uebergangs- und Secundärschichten, welche sie zu durchbrechen hatte, und vielleicht auch durch die zerbrechliche Beschaffenheit des Grauwackcnschiefcrs, welcher, wenn er zerbrochen und pulvcrisirt war durch die wenigen ersten luftförmigen Explosionen bei jeder Eruption, wohl geeignet war, sich in großen Volumen oberhalb und innerhalb des SchlundeS anzuhäufen und die fernere Thätigkeit zu ersticken. Indeß sind sie der Untersuchung vollkommen würdig; und da mir keine andere gleich vollständige Skizze derselben bekannt ist, so hoffe ich Entschuldigung zu finden, wenn ich sie hier so im Einzelnen wiedergegeben habe. Einer der kleinen Kratere der Eifel, der noch nicht erwähnt worden, ist der des Roddcrberges auf der linken Rheinseite, unmittelbar oberhalb des wohlbekannten Basaltfelsens von Rolandscck. Der Mater ist, wie so viele andere in der Nähe, durch sehr geneigte Schichten von Schiefer und Quarz-Eonglvmerat hindurchgebrochen, und seine Ränder sind mit halbgeschmolzenen Stücken dieser Gesteine, sowie mit Schlacken, Lapilli, Asche und zahlreichen vulkanischen Bomben bestreut. Der -j50 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. Basalt von Rolandseck scheint in so innigem Zusammenhange mit diesem Krater zu stehen, daß ich ihn für gleichzeitig mit demselben halte, und glaube, daß er aus diesem Schlunde als ein Strom sehr unvollkommen flüssiger Lava hervorgekommen, welcher dem Bergesabhange anhaftete, grade wie ein Wachs- oder Talgstäbchen sich an die Seite eines „laufenden" Lichtes anheftet, wo er schnell zu einem strebepfeilerartigen Fels erstarrte. Indeß ist es nicht unmöglich, daß er sich etwas quer in das Rheinbett erstreckte und dessen Wasser eine Zeit laug eindämmte, bis die Erosionsthätigkeit des Stromes das Hinderniß endlich forträumte. Das Siebengebirge?) Auf dem rechten Rheinufcr erheben sich sieben vulkanische Berge; dem Ryein am nächsten und am meisten in die Augen fallend ist der Drachenfels. Er ist eine hohe, gangartige Blasse grobkörnigen Trachyts, der große Krystalle glasigen Fcldspathes enthält und dem Trachyt des Mont Dore und dem Domit sehr ähnlich ist. Man sieht ihn die Braunkohlenformation überlagern, und er ist daher wahrscheinlich der mittleren Tertiärzeit ungehörig. Begleitet wird er von einem Bimsstein-Conglomerate, das dem Traß der anderen . Rheinseite nicht unähnlich ist. In seinem thcilweis zersetzten Zustande ähnelt er dem Thonsteine und wird unter dem Namen Backo feilst ein zum Ausfüttern der Oefen rc. verwendet. Die übrigen Berge der Gruppe sind hauptsächlich basaltisch; aber es gibt wirklich Stellen, an welchen die eine Felsart in die andere übergeht. Die Laven des Sieben gebirges scheinen in einem Zustande bedeutender Consistenz her- vorgetrieben zu sein, so daß sie sich in köpf- oder domförmigen Bergen über ihren Quellen aufgethürmt haben, statt als Ströme zu fließen oder sich weithin als Plateaux zu verbreiten, wie es die mehr flüssigen Laven zu thun Pflegen. Die Qberfläche der basaltischen Laven scheint meist durch Zusammcnziebungsspalten zu einem rauhen Chaos prismatischer Blöcke, die mehr oder weniger zellig sind, aufgebrochen zu sein. Spuren von Kratern sind nicht vorhanden, so wenig als von Aschen- kegeln, welche von der Stelle der luftförmigen Explosionen Zeugniß geben könnten, die wahrscheinlich doch das Hervortreiben dieser massigeil Laven begleitet haben. Der Gegensatz zwischen dem allgemeinen Charakter der Entwickelung vulkanischer Kraft auf der West- zu der auf der Sstseite des Rheines ist wirklich merkwürdig. Auf ersterer sind Aschenkegel und Krater, das Resultat luftförmiger Explosionen, wie wir gesehen haben, häufig, während massige Lavaströme dagegen nur selten I) Siehe: Geognostiscber Führer in daS Siebengebirge am Rhein. Von H- v. Dechen und G. vom Rath. Bonn, 1861. D. Uebers- Das Siebeiigebirge. Der Westerwald. Röngebirge. 351 sichtbar sind. Auf der anderen: Laven, trachytische und basaltische, in Fülle, aber kein Kegel oder Krater ist zu sehen. Der Unterschied muß ohne Zweifel hauptsächlich, aber vielleicht nicht ganz, der bedeutenderen Denudation zugeschrieben werden, der diese früheren Bildungen ausgesetzt gewesen sind. Der Westerwald. Die Gruppe des Siebengcbirges setzt sich fort und ihre charakteristischen Bildungen wiederholen sich in dieser ausgedehnten Reihe vulkanischer Hügel, welche ebenfalls zum Theil aus Trachvt und Graustem, aber hauptsächlich aus Grünstein und Basalt bestehen. Diese Gesteine bilden überlagernde Massen und Gänge, welche sccundäre Schichten durchsetzen. Sie werden von Bimsstein, Schlackcn-Conglomeraten und Traß begleitet. An ihrem östlichen Ende bildet das Bogclgcbirge die Fortsetzung der linicnweis gereihten Schlünde als eine massige Gruppe basaltischer Köpfe und Platcaux, welche mindestens eine Fläche von 50 cngl. Q.-M. (2^/g g. Q.-M.) bedecken, ein Ergebniß zahlreich wiederholter Eruptionen durch den bunten Sandstein (Trias), sowie einiger Süßwasscr- (Miocän-) Schichten, Ausläufer der Mainzcr-Bcckcn-Bildung. Die hcrvorgebrochenen Gesteine haben hier zum Theil die Schichten gestört und verändert. Unter diesen vulkanischen Massen ist der Münsterberg durch seine Größe auffallend. Kraterseen treten in diesem Bereiche aus und bedeutende Ablagerungen von Schlacken und Asche, von denen letztere hie und da den Charakter des Traß annimmt. Weiter nach N. und O. findet man an den Grenzen Baierns und Hessens zahlreiche vereinzelte Höhen aus vulkanischem Gesteine, jede wahrscheinlich die Stelle eines unabhängigen eruptiven Schlundes. Eine derselben, der Meißner, ein imponirendcs Basalt-Plateau, überlagert die Braunkohle, welche an einigen Stellen durch den Basalt in Anthrazit umgewandelt worden ist. An der Blauen Kuppe sieht mau den Basalt in massigen Gängen durch den bunten Sandstein aufsteigen. Bei Kassel erhebt sich eine hohe Bergkette, der sogenannte Habichtswald, die aus Basalt besteht, aus schlackiger Lava und Pcpcrino, gleichfalls auf Braunkohle ruhend und auf Kalkschichten der Süßwasscr- (Miocän-) Formation. Zunächst nach Osten folgt das Röngcbirge, eine Bergkette bei Fulda, welche ansehnliche Blassen von Basalt und Klingstcin auszuweisen hat, die an einigen Punkten sehr schlackig sind und an anderen in Perlstein übergehen, wie bei Coburg. Nach v. Leonhard scheint die vulkanische Thätigkeit hier ganz neuerlich entwickelt gewesen zu sein. Im Thüringer Walde ist viel rother und schwarzer Porphvr her- Z52 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas vorgebrochen. Im nordwestlichen Böhmen ferner begrenzt eine Reihe basaltischer Kegel das Fichtelgebirgc von Eger bis Paschstein (?), wo der Basalt den Keupersandstein durchbrochen hat. Einige dieser Gesteine sind neuerer Bildung; aber es sind auch Andeutungen sehr neuer Eruptionen vorhanden, wie am Kammcrberge bei Eger. Die sehr heißen Quellen von Karlsbad in der Nähe deuten darauf hin, daß in nicht großer Tiefe unterhalb die vulkanischen Einflüsse noch jetzt wirksam sind. Bon Eger nach Töplitz und von da zum Riesengebirge in Schlesien zieht sich eine andere Kette zahlreicher basaltischer und Kling- stein-Bergc in einer Richtung, welche fast der Vorgcbirgs-Kette des sächsischen Erzgebirges parallel läuft. Bei Töplitz bilden Basalt und Klingstein eine Reihe hoher Berge und werden von Tuffschichtcn begleitet, welche mit Tcrtiärkalk wechseln. Nach Ehrcnbcrg befindet sich bei Franzcnsbad ein kraterförmiges Thal von vier engl. M. Durchmesser, das einen kleinen centralen vulkanischen Kegel enthält, den sogenannten Kammcrbühl.H Schlacken und zelligc Laven erscheinen in Fülle im Mittelgebirge, wo sie Leucit führen. Qestlich vom Erzgebirge findet sich eine andere Kette (?) basaltischer Berge, die Daubuisson beschrieben hat/) welche als hohe Plateaux auftreten, deren Grundlage Granit, Gneiß oder Glimmerschiefer ist. Einer derselben, der Stolpcn, ist wegen der großen Regelmäßigkeit seiner Säulen seit lange bekannt. Dies ist der Bereich, welchen Werner hauptsächlich studirt hat und in welchem er seine lauge und hartnäckig festgehaltene Lehre vom Niederschlagen des Basalts aus einem wässerigen Lösungsmittel geschöpft hatte. Gehen wir aus Sachsen nach der Lausitz, so sehen wir die Reihe basaltischer Höhen mit gelegentlichen Zwischenräumen sich fortsetzen; an manchen Stellen breiten sie sich weit zu flachen Plateaux aus, an anderen erheben sie sich als isvlirte Kegel. Im Riesengebirge erreicht der auf Granit ruhende Basalt eine Höhe von 4600 engl. F. über dem Meere. Noch weiter östlich dehnt sich eine Reihe basaltischer Kegel von Falkcnburg an der OdcrH bis Troppau und von da bis Freudenthal in Mähren; in der Nähe des letzteren Ortes, nördlich von Olmütz, finden sich Andeutungen von vcrhältnißmäßig neueil Eruptionen am sogenannten Raute »berge, wo Basalt und rothe und I) Scropc macht also daraus zwei Berge. Äannuerberg und Äamiuerbiihl, ' und verlegt das neben Eger befindliche Franzensbad in die Nähe von Töplitz. — 2) S. Nanmann. — 3> Soll heiße»: Falkenberg an der Stcinau. D. Ueberf. Ungarn. 353 schwarze Schlacken so frisch auftreten, wie die am Vesuv, und mehrere beckenförmige Vertiefungen hält man für Kratere. Noch weiter östlich und näher nach der Grenze Ungarns hin, bei Banow, findet sich eine kleine vulkanische Bildung, welche Bouö als einen Kegel von grauem Klingstein beschreibt, der Hornblende enthält und Poren hat, welche in verticalcr Richtung in die Länge gezogen sind, — wahrscheinlich also ein Gang oder der Kern einer Eruptivspalte?) Wenn man sonach die Mitte Deutschlands auf einer Linie durchreist, welche der Centralkette der fernen Alpen etwa parallel läuft, so scheint es, daß man eine fast nicht absetzende Reihe basaltischer Kegel und Plateaux trifft, das Product von Eruptionen, welche meist der Pliocän- oder späteren Tertiärzcit, nur an einigen Stellen einer viel neueren angehören. Und da eben diese Zone häufigen Erdbeben unterworfen ist und zahlreiche heiße Quellen besitzt, so ist es möglich, daß die vulkanische Materie unterhalb sich noch jetzt in einem Zustande befinde, der fern von vollständiger Unthätigkeit ist. Ungarn. Eine andere und vielleicht noch merkwürdigere Reihe vulkanischer Gesteine findet man längs des südlichen Fußes der granit- ncn Bergkette, welche Ungarn von Galicien scheidet, am Nordrande der ausgedehnten und sumpfigen Ebene, unzweifelhaft ehemals ein großer See, welche jetzt von der Donau und Theiß entwässert wird, deren Wasser durch die Schlucht des Eisernen Thores bei Orschova abfließen. Die Hauptmasse des Ergossenen in diesem Bereiche ist trachytisch. Sie ist bis ins Einzelne in dem umfangreichen Werke Beudants beschrieben, wonach sie fünf unabhängige Ernptionscentren oder Vulkane hat, nämlich das von Schemnitz, das am Nordufer des Platten Sees und drei andere unmittelbar am SW.-Abhange der Karpatcn. Zwischen diesen Punkten finden sich auch kleinere Massen zerstreut. Die hauptsächlichsten trachytischen Gruppen bestehen aus verschiedenen mehr oder weniger deutlichen und meist domförmigen Bergen aus verschiedenen Gesteinsvarietäten. Diese Varietäten klassificirt Bcudant folgendermaßen: 1. Der eigentliche Trachyt. 2. Trachytischer Porphyr. 3. Pcrlstein. 4. Mühlstein-Porphyr. 5. Trachytischc Conglomerate. Nach seiner Beschreibung dieser Gesteine und einer Untersuchung der reichen Sammlung von Handstückcn, welche er mitgebracht hat und welche sich nun in der Ecole des Mines zu Paris befinden, habe ich ohne Schwierigkeit erkannt, daß die beiden ersten Varietäten identisch sind mit den gcwöhn- I) Biel von dem Obigen verdanke ich der zweiten Ausgabe des Dr. Daubenp. Ich habe diese Gegend nicht selbst besucht. P. Scrape, Neb« Vulkane. 23 354 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. lichen des allgemein bekannten Trachyts des Puy dc Dome und Mont Dorr. Die dritte hat die Charaktere der gewöhnlichen Perlsteine, wie man sie auf Ponza, Lipari, Sardinien, den Cordillercn Amerikas und in vielen anderen Gegenden findet. Sie zeigt auch oft eine bandförmige und blättrige Textur und geht in blättrigen, krystallinischen Trachyt über. Die vierte Klasse, ein sehr kicseligcr und zerfressener Trachyt, hat ebenfalls seines Gleichen auf Ponza und an mehreren Vulkanen Süd-Amerikas. Die fünfte oder die Cvnglomerat-Abtheilung besteht aus ausgeworfenen und weggewaschencn Bruchstücken hauptsächlich von bimssteinartigem Tuff, wie sie allen trachytischcn Vulkanen ge mein sind, die in gewöhnlicher Weise um die unteren Abhänge oder um den Fuß des Berges gelagert sind, der größcntheils aus EruptionsLaven und solchen ausgeworfenen Stoffen besteht, welche nicht von dem Centralschlunde fortgeführt worden sind. Einige dieser Conglomerate sind den Meeresschichten der Miocänzeit eingelagert, so daß sie einen Leitfaden abgeben zur Bestimmung der Periode, in welcher die trachyti- schen Vulkane in Thätigkeit gewesen sind. (S. j>. 164 ff.) Unglücklicher Weise liefert Beudant, da er vielleicht keine klare Vorstellung von den Gesetzen der vulkanischen Thätigkeit oder von der normalen Anordnung der ausgeworfenen Stoffe hatte, nur geringe Belehrung in Betreff der charakteristischen Structur dieser großen trachyti- schen Gruppen. Aus seiner Beschreibung entnehme ich jedoch, daß lange Zeit hindurch dort mindestens fünf Vulkane vorhanden gewesen sein müssen, welche trachytische Laven von sehr unvollkommenem Flüssigkeitszustande ergossen haben, die sich daher größtenthcils in domförmigen Höckern oder massigen Schichten in unmittelbarer Nähe ihrer Quelle aufhäuften, umgeben von eluvialen Agglomcraten, welche durch begleitende Wasserergüsse herabgeführt wurden, da die so gebildeten Berge seitdem um ein Bedeutendes durch Fortspühlung verloren haben. Ob sich unter diesen Vulkanskelettcn irgendwo Krater nachweisen lassen, ergibt sich nicht; aber ich halte es für wahrscheinlich, daß es an Ort und Stelle nicht schwierig sein würde, die gewöhnlichen Centren der vulkanischen Thätigkeit zu erkennen und die größere Zahl der trachytischcn Massen bis zu ihren respectiven Quellen zu verfolgen. Die Trachyte Ungarns zeichne» sich vor denen anderer Länder durch den Umstand aus, daß sie Gold führen (goldhaltiges Schwefclsilber) an einem oder zwei Punkten, wie auch viele schöne Varietäten von Opal. Die Diln- vial-Drift (Löß) des Donaubeckens ist voller trachytischer Asche. Diese trachytischcn Formationen Ungarns setzen sich weiter nach SO. in Siebenbürgen fort, und hier erkennt man an einigen Punkten Die Levante oder der östliche Mittelmeer-Bezirl. deutliche Kratere, von denen manche noch im Zustande thätiger Solfa- tarcn sind?) Steiermark. Dr. Daubeny beschreibt und gibt einen Durchschnitt von einem hohen Kegelberge bei Frieda» in Steiermark, dem sogenannten Gleichenberge, welcher aus Schichten eines Augittuffs mit silberglänzenden Glimmcrblättchen besteht, die mantelartig unter einem großen Winkel rings um einen centralen Trachytkern geordnet liegen. Basalt zeigt sich auch unterhalb des Tuffes, und das Ganze ruht auf tertiären Mergeln ohne irgend welche vulkanische Producte. Daubeny, als ein Anhänger der Theorie der Erhebungskratere, sieht darin natürlich ein Beispiel solcher. Ich vermuthe, es ist ein gewöhnlicher augitischer Vulkan gewesen, dessen zuletzt gebildeter Ccntralkrater durch die Eruption einer großen Masse unvollkommen flüssiger oder halbfester trachytischer Lava ausgefüllt worden ist. Die Levante oder der östliche Mittelmeer-Bezirk. Man kann annehmen, daß sich der europäische Vulkan-Gürtel, dem wir bisher gefolgt sind, von Ungarn über die Donau hin durch Serbien und Rumelien, längs des südlichen Flusses des Balkan bis zu den Küsten des Acgcischen Meeres und dem Bosporus fortsetze, von wo er sich nach Klein-Asien hinüberzieht. Auf dieser ganzen Strecke treten einige ansehnliche Gruppen trachytischer Hohen auf, welche in ihrem allgemeinen Charakter ganz denen Ungarns ähnlich sind. Sie sind von Bous in seinem Werke über die europäische Türkei beschrieben worden. Ueber die Plutonischen Gesteine des Thrakischen Bosporus besitzen wir den besten Bericht von Strickland im Bd. V. ser. 2 der Drunsaotiolls ot' tlw Ökologie»! Üocietv. Sie durchsetzen Schichten aus der Miocän-Zeit, wie auch ältere Gesteine, und bestehen aus Trachyt und dessen Conglomeraten, durchsetzt von Klingstein- und Basaltgängen, von denen die letzteren häufig säulenförmig sind. Kleinere Adern von Chalcedon durchdrungen die Congloinerate. An manchen Stellen sind die Gesteine durch Kupfer blau oder grün gefärbt, weshalb den Sym- I) Namentlich im Winhorlet d. h. Ausgebranntes. 4.) D. Uebers. 356 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europas. plegaden der Name Cvaneä gegeben worden ist. Da wir finden, daß diese vulkanischen Massen beide Seiten der engen Oeffnung des Bosporus ins Schwarze Meer bilden, so kann man nur schwer dem Gedanken widerstehen, daß ihre Eruption in die Zeit der Bildung dieses schluchtartigen Durchganges gefallen sei, durch welchen die Wasser des großen Binnenmeeres sich entluden, das sicherlich einst die ausgedehnte Depression Central-Asiens und Ost-Rußlands bedeckte, welche setzt nach dem tiefgelegenen salzigen Caspischen und Aral-See hin entwässert werden. Eine solche gewaltige Revolution in der physischen Geographie dieser ungeheuren Fläche (von 3 Mill. engl. Q.-M. oder 140.000 gevgr. Q.-M. Ausdehnung), kann möglicher Weise durch ein einziges Erdbeben oder eine eruptive Wirkung geschehen sein, welche die Isthmus- Schranke des Bosporus zerbrach, durch die Asien und Europa ehedem verbunden gewesen zu sein scheinen. Indeß bezieht sich diese Hypothese nicht auf den Bosporus allein. Die Inseln Lcmnos, Jmbros, Samothrake, Tencdos und andere im Aegeischen Bleere vor der Einmündung der Dardanellen, sind ebenfalls vulkanischen Ursprunges, indem angeführt wird, daß unter den Gesteinen, aus welchen sie bestehen, sich Pechstein, Porphyr und Bimsstein befinden. Ein ausgedehnter Strich von Augit-Porphyr bildet die Küste des Marmara-Mceres bis zum Olympus bei Brussa. Die Troas. Südlich vom Hellespont zeigen die Gebirge, welche die Ebene von Troja umgeben, zahlreiche Spuren vulkanischer Thätigkeit in ihren heißen Quellen und Blassen von Trachyt, Klingstein, Basalt und deren Tuffen, insbesondere bei Aens, Asso und Blantosia (?). Trachytische Gesteine treten auch nördlich und südlich vom Busen von Smurna auf, und sind neuer, als eine Süßwasserkalk-Bildung, welche sie durchbrochen und über welche sie sich in breiten horizontalen Platten ergossen haben. Weiter südlich bei Budrun (dem alten Halikarnassus) bestehen mehrere hohe Berge aus Trachyt und Bimsstein-Conglomerat. Der ägeische Archipel. Fast in gleicher Breite mit diesen zuletzt genannten Stellen vulkanischer Thätigkeit zieht sich eine Reihe vulkanischer Inseln hin, die zu den südlichen ägeischen gehören: Patmos, Kos. Nisyros, Santorini, Polvkandros, Milos, Argentiera und andere kleine Inseln; und näher an der Küste des Peloponneses PoroS, das Borgebirge von Methana und die Insel Äcgina. E. ForbeS beschreibt nicht nur Patmos, sondern auch verschiedene andere Inseln längs dieser Küste als von neuer vulkanischer Entstehung. Nisyros scheint nach der .von Roß gegebenen Beschreibung eine kreisrunde Insel zu sein, die einen großen Centralkrater von 2000 F. Tiefe hat, von Felswänden Die Levante oder der östliche Mittelmeer-Bezirl. 357 umgeben, welcher sich noch im Zustande einer Solfatara befindet und heiße Quellen besitzt. Strahlenförmige Lavaströme kann man vom Kraterrande auf allen Seiten nach der See hin verfolgen, in welche sie als Vorgebirge vortreten. Diese Insel lieferte zur Zeit Strabos den Griechen Mühlsteine aus poröser Lava (Mühlstein-Trachyt?). Bon Santorini und den daneben gelegenen Jnselchen ist bereits oben (p. 169) gesprochen. Die Bildung des großen Kraters, fetzt fast ganz eingeschlossen von drei gekrümmten Inseln, Thcra oder Santorini, Dherasia und Aspronisi, stammen ohne Zweifel aus vorhistorischer Zeit. Aber das Hervvrsteigen zweier der kleineren Central-Jnsel- chen, der Großen und Kleinen Kaimenis, scheint von Plinius, Justin und anderen älteren Schriftstellern mehr oder weniger unbestimmt berichtet zu sein, namentlich in Betreff der Hiera oder Groß-Kaimeni. Bon den beiden anderen weiß man, daß sie durch Eruptionen im Jahre 1573 und 1707 gebildet worden sind. Ohne Zweifel sind sie die Gipfel ebenso vieler kleiner Kegel, welche von Zeit zu Zeit in gewöhnlicher Weise von dem Hauptschlunde des Vulkans im Mittelpunkte des großen durch einen Paroxysmus gebildeten Kraters aufgeschüttet worden sind. Die umschließenden Inseln zeigen steile Felswände gegen das Innere. Auf der andern Seite fallen ihre Oberflächen, ebenso wie die unregelmäßigen Schichten von Trachyt, Tuff und Asche, hauptsächlich letztere, aus denen sie bestehen, nach außen, mit der gewöhnlichen all- mählig abnehmenden, allseitigen Neigung von 20 bis 10°. Obwohl sie häufig als ein erläuterndes Beispiel für die Lehre von den Erhebungs- krateren angeführt worden, ist doch nichts vorhanden, was uns zu dem Schlüsse führt, daß diese Schichten in irgend welcher anderen Weise gebildet wären, als durch die normale Art der Aufhäufung rings um einen Eruptivschlund. Der Trachyt besteht aus den gewöhnlichen Varietäten, enthält Krystalle glasigen Feldspaths und geht hie und da in Pcchstein und Obsidian über. E. Forbes fand Fetzen des schlammigen Meeresgrundes, der neuere Mittelmeer-Muschcln enthielt, anheftend an der schlackigen Lava einzelner Theile von Klein-Kaimcni, die offenbar beim Hervortreten derselben (wahrscheinlich in nicht großer Tiefe) unter- 358 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Europa- halb des Meeres mit ihr hinaufgebracht worden sind. An einigen Stellen des alten Kraterbeckens indeß, zwischen diesen Central-Jnseln und den sie umgebenden Klippen, war kein Grund zu finden. Die Bewohner der Inseln versichern, daß man noch setzt unterirdisches Getöse hört, und Schwefeldämpfe steigen hie und da in Theilen des Umkreises auf und verrathen die noch fortdauernde Thätigkeit des unterhalb gelegenen vulkanischen Herdes. Argentiera und Milos sind trachytisch, mit einigen tertiären Schichten, die durch Dämpfe von Säuren sehr verändert sind. Der Trachyt soll zum Theil sehr kicselig sein, wahrscheinlich ähnlich wie der von Ponza; und man findet eine weiße Erde, den sogenannten Kimolit (nach dein alten Namen der Insel, Kimoli), welche 63°/,, Kieselsäure enthält und einen Handelsartikel abgibt, indem sie zum Reinigen von Wollstoffen verwendet wird. Sie ist wahrscheinlich ein Residuum trachytischer Lava, die durch saure Dämpfe zersetzt ist, nachdem der größere Theil der Thonerde durch das Rcgcnwasser fortgewaschen war. Die Insel Poros an der Küste von Argalis ist zum Theil Kalkstein, zum Theil Trachyt, der mit Schichten von Bimssteiuasche wechselt. In ihrer Nähe liegt das Borgebirge von Methaua, das auf Grund einer Stelle in Ovids Metamorphosen von A. v. Humboldt und Anderen als Beispiel einer plötzlichen, blasenförmigen Erhebung angeführt wird. Es besteht aus einer Gruppe trachytischer Piks und Höcker, deren höchster 2200 F. über dem Meere erreicht; die gewöhnlichen Varietäten des Gesteins finden sich hier vereinigt, porös oder domitisch, porphyrartig, kicselig und dicht, zum Theil durch saure Dämpfe verändert, und zugleich sind die gewöhnlichen Conglomerate vorhanden. Einige dieser trachytischen Laven stammen aus älterer Zeit, als die Tertiärschichten, mit denen sie zusammen vorkommen; andere sind viel neuer; und am West-Ende der Halbinsel findet man viel Schlacken und schlackenförmige Lava, welche in der Frische ihres Aussehens der von Neu-Kaimeui gleicht und daher wahrscheinlich die Stelle des Ausbruches bezeichnet, dessen der Dichter erwähnt. Z In der Beschreibung findet sich nichts, was eine Abweichung von der gewöhnlichen Art der Er- gießung trachytischer Lava von sehr unvollkommenem Fließen andeutete, die sich in massigen Anhäufungen über der Mündung aufthürmte, aus welcher sie austrat (s. j>. 110 und ff.). Klein-Äsien?) Wenn wir nach Asien zurückkehren, so finden 1) Virlst, Lxpsä 8sislltiüc>us 1837. — 2) Siehe vor Allem:'l'slulmtolistt'. A.sis iniusurs. Osser. pb/siqus, statistique st arvliival 2 vls. ?ktris, 1880. D. Ucbers. «lein-Afteii. 359 wir, nach Hamilton und Strickland, eine zweite Reihe vulkanischer Gesteine, die fast ostwestlich Klein-Asien durchziehen, vvm Busen von Smyrna längs des Hermus-Thales. Der bemerkenswerthesle Theil dieses vulkanischen Gürtels ist der, , welcher wegen seines neueren Charakters im Alterthume Katakekaumene oder Verbranntes Land heißt. Diese Gegend ist in vieler Hinsicht eine genaue Wiederholung der Auvergne; denn die Vulkane haben an zahlreichen Stellen die tertiären Süßwasscrmergel-Schichten durchbrochen, deren Oberfläche mit Platten basaltischer Lava bedeckt sind. Wie in der Auvergne erkennt inan das relative Alter dieser Eruptivmasscn aus den relativen Höhen, in welchen die basaltischen Platten über den jetzigen Thälern liegen, die durch „Regen und Flüsse" langsam ausgehöhlt worden sind, seitdem die Laven dieser subaörealcn Schluchten in ihrer gegenwärtigen Lage flössen. Hamilton erkannte hier drei eruptive Perioden: die bei den neuesten Eruptionen hervorgetrctcnen Laven, welche bis zu 80 Fuß über den gegenwärtigen Thalgründen liegen; die der frühesten 800 F.; die der Zwischenzeit, in einer mittleren Höhe von 200 bis 300 F. Die jüngsten kann man verfolgen bis zum Kratcrrande der sehr frisch aussehenden Schlackenkcgel; und die Oberfläche dieser neuesten Lavaströme ist hart, gezackt, verglast und ganz ohne Vegetation. Die Zahl von Aschcnkegeln beträgt zwischen 30 und 40. Die den ältesten Laven angehörenden sind zu bloßen Stümpfen weggenagt. Die neuesten sind so frisch, wie die zuletzt an den Seiten des Aetna entstandenen. Wie in der Auvergne, entspringen in der Nähe dieser vulkanischen Stellen zahlreiche kalkige oder versteinernde Quellen, die viel Travcrtin erzeugt haben. Noch weiter im Inneren Klein Asiens ist die große Hochebene, welche sich im N. des Taurusgcbirge ausdehnt, durch eine lange Reihe von Eruptionen durchbrochen worden. Bei Äfiun-Kara-Hissar und bei BejLd gibt es viele vulkanische Gesteine im Charakter des Phonolits, Basalts, Trachyts, weißen Bimsstein tuffs und schlackiger Lava mit Aschenkegcln. Die Brüche weißen krystallinischen Marmors bei Eski- Hissar, welche schon von den alten Griechen in ausgedehnter Weise bearbeitet wurden, befinden sich nach Hamilton in gewöhnlichem sekundären Kalke, welchen Trachyt umhüllt, dessen Berührung ihn verändert hat. Oestlich davon erstreckt sich ein 4000 F. über dem Meere gelegenes Tafelland, ein gesondertes Entwässerungsgcbict, dessen Abflüsse nach einigen brackigen Seen gerichtet sind, bestehend aus einem Wechsel mariner Tertiärmergel und vulkanischer Gesteine, hauptsächlich Tuffe, in horizontalen Schichten, die eine in ihrem längsten ostwestlichslen Durchmesser 200 engt. M. weit reichende Fläche bildet. Aus dieser Ebene 360 Anhang. Die vulkanischen Bildungen Asiens. erhebt sich ein anderer hoher vulkanischer Berg, der 9000 Par. F. h. Hassan Dagh. Er besteht hauptsächlich aus Trachyt und dessen Conglomeraten; aber an seinem Fuße stehen verschiedene Aschenkcgel, aus denen Ströme schwarzer, blasiger Lava ausgetreten sind, welche in die Ebene geflossen sind. Er ist offenbar neueren Ursprunges. Im NO. daneben erhebt sich die noch imponirendere Masse des Arg aus, jetzt Erdschisch-Dagh genannt, ein vereinzelter Kegelberg von nicht weniger als 12.195 Par. F. Höhe und gänzlich vulkanisch. Sein Gipfel besteht nach Hamilton aus Schlacken-Brcccie, welche Stücke Basalts und Porphyrischen Trachyts enthält und die Scheidemauer zwischen zwei ungeheuren eingebrochenen Kratern bilden, deren einer nach NO., der andere nach NW. offen ist, aber mit ewigen Schnee bedeckt. Zahlreiche Kegel von Bimsstein und Lapilli erheben sich auf den Abhängen des Berges, und Ströme schwarzer basaltischer Lava sind um seinen Fuß herumgeflossen. Andere ausgedehnte rückenähnliche Ströme von Trachyt und Basalt strahlen von diesem Berge auf allen Seiten aus (Trans. Oevl. 8vv. 26. ser. Vol. VI.). Auch in diesem Bereiche finden sich dieselben überzeugenden Zeichen für das verschiedene Alter der vulkanischen Bildungen, wie sie in der Katakekaumene beobachtet sind, indem einige älter als die tertiären (Miocän-) Schichten sind, andere gleichaltrig mit denselben; viele Eruptionen sind bestimmt in sehr neuer Zeit vor sich gegangen. Hamilton ist der Meinung, daß die Erhebung der Tertiärschichten über den Meeresspiegel gleichzeitig geschehen sein muß mit einer der älteren Eruptionsperioden dieses Bereiches. Möglicherweise indeß ist sie auch in der Zwischenzeit zwischen zwei oder mehr Perioden vulkanischer Entwickelung eingetreten, während deren diese Sicherheitsklappen geschlossen gewesen sind (vielleicht überlastet) und für die expandirenden Stoffe unterhalb keinen Ausgang boten. Ganz Klein-Asien ist noch jetzt häufigen und heftigen Erdbeben ausgesetzt, aber seit Jahrhunderten hat keine Eruption stattgefunden. Syrien. — Schreiten wir südlich nach Palästina vor, so zeigen sich auch dort viele Spuren vulkanischer Thätigkeit. Die Küste Syriens ist den Erdbeben sehr unterworfen, deren eins, im Jahre 1759, 20.000 Menschen getödtet und die Bewohner des Libanon so in Schrecken gesetzt haben soll, daß sie beschlossen, ihre Häuser zu verlassen und auf einige Zeit in Zelten zu wohnen. Das merkwürdig lange und enge Meridional-Hohl, das vom Jordan entwässert und theilweis vom Tibe- rias-See und dem Todten Meere heiße Schlacken mit großen Blassen von Schnee und Eis in Berührung zu bringen, besteht ein großer Theil der Formationen von Island aus Conglomeraten, die sich in Folge des stürmischen Herabstürzens der Fluten aus den eruptiven Höhen gebildet haben, bei denen gewaltige Blengen alluvialer Stoffe mitgefühlt worden sind, welche sie in wilder Verwirrung über die tieferen Gegenden abgelagert, und mit denen sie manche Thäler ausgefüllt haben, andere dagegen ausgehöhlt. In die älteren Conglomerate sind Lager von Surturbrand zwischengeschoben, einer Abart von Braunkohle; und das legt die Annahme nahe, daß in früheren Zeiten die Vegetation reicher war, als sie gegenwärtig überall auf der Insel ist, wenn man nicht der Meinung sein will, daß das Holz vom Atlantischen Meere angeschwemmt worden sei, wie es noch jetzt in beträchtlichem Maße geschieht. Die Eruptionen auf Island, von welchen wir Berichte haben, sind von einigen zwanzig oder mehr verschiedenen Essen ausgegangen, welche alle bestimmten Bergen in verschiedenen Theilen der Insel angehören, hauptsächlich aber innerhalb der Grenzen des trachytischen centralen Theiles. Die Hekla ist vielleicht am häufigsten eruptiv gewesen, aber sie ist nicht der höchste der Vulkane, da ihr Gipfel nur 4800 engl. F. (4956 Par. F.) Höhe über dem Meere hat. Ihre Laven sind größten- theils sehr glasig und bestehen gänzlich aus Obsidian oder Bimsstein, je nachdem das Gestein blasig oder dicht ist. Die bekannten Eruptionen der Hekla geschahen i. I. 1004, 1137, .1222, 1300, 1341, 1362, 1389, 1538, 1619, 1636, 1693, 1766—68 24 * 372 Anhang. Atlantische Bullane. und 1845. Seit dem letzten Jahre ist sie ruhig gewesen Die der anderen Vulkane sind folgende: Der Kötlugja Jökull war in Eruption i. I. 900, 1245, 1262, 1416, 1580, 1625, 1660, 1721 und 1755, das Jahr seines letzten Paroxysmus. 1340 geschah eine Eruption bei Reykianäs aus einem Vulkane, welcher auch von 1222 bis 1240 thätig gewesen ist. 1563 wurde vom Meere aus in großer Entfernung von der Westküste ein Ausbruch beobachtet. 1716 fand einer im See Grimvatn statt; 1720 und 1822 vom Eyaafjella Jökull. Von 1724 bis 1730 war die Krafla in heftigem Ausbruch; der Oeräfa 1332 und 1362; der Trölladyngur 1160, 1188, 1359 und 1510; der Thingvalla- Brän 1510 und 1587. Im Jahre 1783 brach der Skaptar-Jökull mit noch größerer Heftigkeit aus. Aeltere Chronisten der Insel berichten von anderen von geringer Bedeutung. Alle diese Eruptionen sind gewöhnlich dadurch charakterisirt gewesen, daß aus einem am Gipfel oder auf der Seite des Berges geöffneten Schlunde gewaltige Mengen von Schlacke oder Bimsstein und feiner Asche Tage, Wochen oder Monate lang ausgeworfen wurden, mit denen das Land überdeckt wurde, so daß die Bewohner dadurch größeren Schaden erlitten, als durch die zu gleicher Zeit ausgetretenen Lavaströme, obwohl dieselben oft ungeheuer gewesen sind. Die letzte große Eruption der Hekla im Jahre 1845 war ein Beispiel dieser Art. Sie war zuvor fast 80 Jahre lang ruhig gewesen. Der Berg büßte bei dieser Gelegenheit 500 Fuß an seiner Höhe ein, so viel war durch die Explosionen von dem Gipfel herabgeworfen worden; und der Lavastrom, welcher aus ihm hcrvorfloß, reichte zehn engl. M. weit und hatte eine Dicke von 50 bis 80 Fuß. Seine Oberfläche ist nach der Beschreibung in rauhe, in Längsrücken geordnete Blöcke zerspalten. Die Wände seiner Fumarolen fand man mit großen Mengen Salmiaks bekleidet, nebst einer Fülle von Eisenchlorür.') Die Fumarolen des Kraters setzen noch immer viel Schwefel ab. Einer der schrecklichsten Ausbrüche, welche in neuerer Zeit in Island stattgefunden haben, war der des Skaptar-Jökull im Jahre 1783. Die Haupt-Phänomene desselben sind bereits oben (p. 66) erwähnt worden. Der letzte große Ausbruch auf Island erfolgte vom Kötlugja im Mai 1860, und ist von Dr. Lander Lindsay in dem iLäinbuitzit diove klültwopliioul Journal für Januar 1861 beschrieben worden (s. p. 180). Dieser Vulkan ist seit dein Jahre 900 fünfzehn Mal in Eruption ge- I) DeScloizeaux, von Dusröno- angeführt, 1840, M>n. ,1a M;-, 8e. Man», 373 Wesen. Der Name bedeutet „die große Spalte des Kötl", und ist ihm nach einer großen Kluft oder einem Baranco gegeben, die einem tiefen Thale gleicht, welches in die Nordost-Schulter des Berges eingreift, der eigentlich Myrdals-Jökull heißt. Der Berg hat keinen anderen Krater als diese Schlucht, „welche", sagt Lindsay, „nur von wenigen Menschen und immer nur aus der Entfernung gesehen worden ist, — so unnahbar sind wegen der Rauhhcit des Landes die Umgebungen einiger dieser vulkanischen Höhen." Henderson nennt diesen Spalt einen furchtbar gähnenden Krater, der auf 65 engl. M. Entfernung deutlich sichtbar ist. Schnee, Eis, Rauch und Dampf sollen jede weitere Annäherung verbieten. Während eines Ausbruches im Jahre 1560 soll der Myrdals- Jökull auseinander gerissen sein; dies ist wahrscheinlich der Ursprung der großen Kraterklnst auf seiner Seite gewesen, und er heißt seitdem Kötlugja, eine Art von Baranco-Krater. Das charakteristischste Phänomen bei diesen Eruptionen auf Island sind die Fluten von Eis, „Berg" und heißem Wasser, welche Felsen und Steine mit sich führen, .... „stirpssgus 8t pssor«, st clomos 8ssum rsvvlvsntss," die sie vom Berge losreißen und als Trümmer über weite Länderstrecken breiten. Lindsay gibt eine klare Darlegung vom Charakter dieser Feuer- und Eisfluten: „Die vulkanische Wärme schmelzt denjenigen Theil vom Eismantel des Jökull, welcher unmittelbar den Boden berührt; die Adhäsion desselben wird verringert, und es bildet sich eine Wasserschicht, welche ihn zerbrechen hilft und das Eis die Abhänge des Berges hinabschwemmt." Die verwüstenden Wirkungen solcher plötzlichen Fluten kann man sich wohl vorstellen; sie häufen nicht nur ein gewaltiges Volumen von Conglomeraten auf die unteren Ebenen, sondern sie zerreißen den Berg und schneiden in denselben Schluchten von verhältnißmaßiger Große ein, graben, streifen und poliren die härtesten Gesteine mittelst der Eis- und Steinflut, und .setzen meilenweit neues Land an die Küstenlinien an. Fügen wir dazu die dichten Schlacken- und Aschenregen, welche Tage lang unablässig aus der Luft herabfallen, in welche sie vom Vulkan hinaufgeschleudert sind, und die Ströme lochender Lava, welche aus dem Innern hervorbrechen und im Vereine mit den Eis- und Wasser-Ergüssen die Berggehänge herabstürzen und viele Quadratmeilen Fläche mit Lagern von festem Gestein überdecken, so ist es klar, daß man sich unter allen Kräften der Natur wenige kräftigere Agentien für die Veränderungen der Erdoberfläche vorstellen kann. 437 Anhang. Atlantische Vulkane. Zu Anfange der Eruption aus dem Kötlugja im Jahre 1755 soll die Erde wie ein bewegtes Meer geschwankt und die See an der Bewegung Theil genommen haben, so daß ernstliche Gefahr für die Schiffe entstand. Nachdem das Schwanken eine Zeit lang gedauert hatte, vernahm man eine übermäßig laute Detonation, und unmittelbar darauf sah man Feuer und Wasser (geschmolzenen Schnee oder Wasser eines Sees) aus drei Oessnuugen des Vulkans auffliegen; die Feuersäule (rothglühende Schlacken) reichte so hoch, daß dieselbe fast bis auf 200 engl. M. Entfernung gesehen werden konnte und die Luft ringsum bis auf eine gleiche Entfernung mit Rauch und Asche verfinsterte. Merkwürdiger Weise geschah diese Eruption gleichzeitig mit dem großen Erdbeben von Lissabon. Sie soll am 19. October 1755 angefangen und bis zum August nächsten Jahres gedauert, haben. Das Erdbeben von Lissabon fand statt um halb zehn Uhr Morgens am 1. November 1755, oder elf Tage später, eine scheinbare Differenz, vielleicht aber nur daher rührend, daß das eine Mal das Datum nach altem und das andere Mal nach neuem Stile angegeben ist. Wenn dem so wäre, so könnten wir schließen, daß das Lissaboner Erdbeben das Signal dafür war, daß die Feuer des großen isländischen Kessels entfesselt wurden, oder besser, daß ein und derselbe Impuls beide Phänomene veranlaßte. Diese Vorstellung ist durchaus nicht unglaublich, da es wohl bekannt ist, daß schwankende Bewegungen in den Gewässern der Seen in der Schweiz und in den nördlichen schottischen Hochlanden (auf halbem Wege bis Island) die Mitleidenschaft dieser entfernten Theile der Erdrinde mit der unterirdischen Bewegung verriethen, deren Störungs - Mittelpunkt im Atlantischen Meere, westlich von der Mündung des Tajo, gelegen zu haben scheint. Die letzte Eruption eben dieses selben Vulkans im Jahre 1860 begann, wie gewöhnlich, mit localen Erdbeben; darauf sah man eine dunkle Dampf- und Aschensäule aufsteigen, und Fluten von Wasser, Eis, Felsen und Lava ergossen sich das von der großen Schlucht herkommende Thal abwärts. In der 'Nacht erhob sich eine Fontäne feuriger Kugeln (Bomben) bis zu einer auf 24.000 engl. F. berechneten Höhe, die aus 180 engl. M. auf See gesehen wurde. Aus einer Entfernung von 100 engl. M. soll man viele dieser vulkanischen Bomben mit lauter Detonation in der Luft haben platzen sehen und hören. Sie müssen also nicht nur von bedeutender Größe gewesen, sondern auch in bedeutende Höhe hinaufgeschleudert worden sein. Ihr Zerspringen wird höchst wahrscheinlich durch den Umstand, daß Bruchstücke vulkanischer Bomben, welche offenbar diesen Ursprung hatten, hie und ISland 375 da bei den eruptiven Schlünden gefunden werden; und wenn wir annehmen, daß die Oberfläche der kugelförmigen Massen flüssiger Lava beim Aufsteigen mit einer rotirenden Bewegung zu großer Höhe in der Luft erstarrten, so ist es sehr möglich, daß die Expansion der eingeschlossenen Gase in der verdünnten Atmosphäre das Zerspringen der Schale unter lauter Explosion veranlaßte. Die Berge in der Mitte Islands sollen zum großen Theile aus Palagonit-Tuff bestehen, einem besonderen trachytischen Conglomerate, geschichtet und oft blättrig wie Schiefer (wie viele Tuffe in anderen Ländern es sind), und Stücke von mandelsteinartigen nnd anderen Felsgcsteincn, Bimsstein, mit Infusorien und kleine Muschelfragmente die wahrscheinlich aus Kraterseen hcrstammten. Die Lavastrvme auf Island werden beschrieben als überaus rauh und uneben auf der Oberfläche; die ausgezackten Kanten sind messerscharf. Häufig zeigen sie auch parallele Longitudinalrissc, wahrscheinlich verursacht durch die unregelmäßige Unterstützung der Oberfläche, sobald das flüssige Innere nach einer tiefer gelegenen Stelle hinaus rann. Die großen Risse des Thingvalla sind die hervorstechendsten Beispiele (s. p. 63). Es ist bereits die Rede gewesen von den zahlreichen kochenden Quellen, welche man in verschiedenen Theilen der Insel antrifft und unter denen die Geysirs die am besten bekannten und die imposantesten, aber keineswegs die einzigen Beispiele sind. Ich habe mich in einem früheren Kapitel mit ihren Phänomenen und der wahrscheinlichen Ursache beschäftigt. Es ist bekannt, daß viele der isländischen Laven durch Höhlungen von bedeutendem Umfange aufgebläht sind ; und Capt. Forbes, einer der neuesten Besucher des Großen Geysir, berichtet, daß das Aufsteigen und Platzen von Dampfblasen innerhalb einer unterirdischen Höhlung unterhalb des Gcysirbeckens in lauten und heftigen Detonationen zu hören ist, welche sogar oberhalb den Boden erschüttern, und dies geschieht, während das Wasser in dem oberen Becken ruhig ist. Wahrscheinlich ist es daher dieses innerliche Aufkochen, welches den Sicdekessel unterhalb mit frischem Dampf aufwärts bis zu dem Punkte versieht, an welchem die Elasticität ihres Inhalts das Gewicht der Wassersäule im Rohre überwiegt und in der p. 168 angegebenen Weise eine Eruption bewirkt. Der Vulkan Krafta im Norden der Insel war zuerst 1742, so viel man weiß, in Thätigkeit. Seitdem kennt man vier Eruptionen, deren eine einen Strom glasiger Lava (Obsidian) von neun engl. M. Länge und vier oder fünf M. Breite ergossen hat. Sein Krater befindet sich jetzt im Zustande einer Solfatara. 376 Anhang. Atlantische Vulkane. In der Nähe, wie in anderen Theilen der Insel, trifft man ungeheure Schwefellager, offenbar die angehäuften Absätze aus den Schwefelwasserstoffdämpsen, welche noch immer in Menge aus den Felsspalten strömen. Die Schwefellager wechseln mit anderen von weißem Thon, der von dem Aluminium des zersetzten Trachyts herrührt. Capt. Forbes gibt einen interessanten Bericht über die großen Schwefel-Ablagerungen bei Kriswick, an der Südküste, ein 25 engl. M. langer District, bedeckt mit Schichten von Erde und Thon, die 15 bis 60°/o Schwefel enthalten, außer zahlreichen ausgedehnten Rinden von ein bis drei Fuß Dicke aus reinem Schwefel. Ein anderer ähnlicher District liegt im Norden, der fast eben so viel Schwefel liefert. Diese neuerlich gebildeten Schwefellager werfen viel Licht auf das Entstehen ähnlicher Lager aus früherer Zeit, welche sich in Sicilien und anderwärts, zugleich mit tertiären Sedimentschichtcn, finden. Fiorit und Kieselsinter werden ebenfalls reichlich aus den heißen Quellen Islands abgesetzt, ein Umstand,, welcher den thermo-wässrigen Ursprung der Quarzgänge, ob metallführend oder nicht, die in den metamorphischen Gesteinen aller Zeitalter so zahlreich sind, stützt. Forbes beschreibt an einer Stelle, welche er besucht hat, einen Sand- und Aschenkegel, welcher von einem dunklen, verglasten Lavakegel gekrönt ist, der einem alten, mit Zinnen versehenen, etwa 600 F. im Durchmesser haltenden Thurme gleicht; er wird passend Elborg genannt, d. h. die Feuerfestung. Der Ursprung solcher ,,Essen-Topf"- Gipfel aus einem vulkanischen Kegel ist schon besprochen (oben p. 54). Die Färöer. Alle Inseln dieser Gruppe bestehen ausschließlich aus flachen Platformen basaltischer Lava, die über einander geschichtet sind, ähnlich den bereits beschriebenen nordwestlichen und östlichen Theilen Islands. Sie gehören dem Anscheine nach wie diese einer sehr frühen Periode an. Sie waren wahrscheinlich das Product submariner Ausbrüche und sind seitdem über das Meeres - Niveau emporgehoben worden. Bon keinem Besucher sind Spuren von Schlacken- kegelu oder von Krateren erwähnt worden. Ein großer Theil des Gesteins ist mandelsteinartig und zeigt wenigstens, daß diese Laven nicht in so großer Tiefe unterhalb des Meeres entstanden sind, daß die Expansion des in den Blasen enthaltenen Dampfes gehindert worden wäre. An der oberen Fläche einiger dieser Gesteine sind die Blasen in senkrechter Richtung verlängert — eine nicht ungewöhnliche Thatsache. Die britischen Inseln. Ich gebe im Auszuge aus dem Aortb Lritisk lievion, Xo. I^XIX. folgende Skizze: Die Färber. Die britischen Inseln. 377 Während der Periode der Ablagerung der Unteren Silurischen Gesteine befanden sich im nördlichen Wales viele Eruptionscentren, ebenso wie in Radnor, Montgomerv und Shropshire, aus welchen ungeheure Ströme feldspathiger Lava und Schauer von Asche und Schlacken ausgeworfen worden sind. Auch nördlich vom Tweed befand sich mindestens ein Focus vulkanischer Thätigkeit. Andere Eruptions- stellen mögen möglicher Weise noch entdeckt werden. Weite Lavaplatten wurden darauf ergossen, zugleich mit dichten Schauern von Staub und Asche. Diese Stoffe erstarrten in großen Ketten und Bergen, welche jetzt einige der auffallendsten Bergketten des Landes bilden, wie die Sidlaws, Ochils, Campsics, Pcntlands, und die Berge von Kilpatrick und Renfrew, welche sich in Avrshire hinstrecken. Auch in Cumberland sind Spuren gleichzeitiger vulkanischer Entwicklungen vorhanden. Während der Kohlenperiode blieben die unterirdischen Kräfte in Thätigkeit, aber unter einem etwas abweichenden Aussehen. Statt weit verbreiteter Lavaplatten, welche zu langen Hügelketten aufsteigen, die von Meer zu Meer quer durch das Land ziehen, werden die Eruptionen geringer in der Ausdehnung und mehr local und sporadisch im Charakter. Sie scheinen denen der Auvergne und der Eifel ähnlich gewesen zu sein, und in vielen Fällen nichts als Hügelchen loser Asche gewesen zu sein, bisweilen mit einer dünnen Lavasäule, welche den Krater abschloß. Mit solchen Miniatur-Vulkanen war ein großer Theil des mittleren Schottland während der mittleren Zeit der Kohlenperiode besetzt. Pros. Nicol setzt die seltsamen Trapp-Conglomcrate von Oban in die Triaszeit. In der oolithischen Gruppe der Inneren Hebridcn finden wir eine ausgedehnte Folge alter Lavaflüsse, welche jetzt zu Bergmassen aus Grünstem und Basalt erstarrt sind. Das Eruptionsfeld scheint auf den District zwischen Long Island und den Westküsten von Roß, Jnverneß und Argyle beschränkt gewesen zu sein, einen District, welcher jetzt thcilweis von den Gewässern des Atlantischen Meeres, thcilweis von der Inselgruppe eingenommen wird, die sich vom Minsh bis zum Linnhe Loch erstreckt. Im übrigen Sch'"'md waren, so viel wir wissen, in jener Periode keine Vulkane vorhanden, ausgenommen den Arthurs- Sitz bei Edinburg. Dann, in einer neuen Region, fanden die unterirdischen Kräfte einen neuen Ausgang und ergossen noch einmal Ströme geschmolzener Gesteine — jene großen Trappbcrge, welche der Scenerie des westlichen Schottland ein so auffallendes Gepräge verleihen. In Skye und Ramsay sind sie oolithisch, in Mull tertiär — eine große Entwicklung .378 Anhang. Atlantische Bnlkane. der Grünsteine, verbunden mit Schieferlagern. Flüsse geschmolzenen Gesteins, aus den Kratercn in der Nähe hervorgestoßen, erstrecken sich weit und breit über den Grund des Meeres und seiner Aestuare, sowie über jetzt gänzlich zerstörte Landstrecken. Dicke Lavaschichtcn wurden bis zur Hohe von mehreren tausend Fuß über einander aufgethürmt. Die mächtigen Gänge des nördlichen England gehören derselben Zeit an. Sie erfüllen lange Spalten und Risse der Erdrinde, durch welche geschmolzene Lava aus dem heißen Inneren aufstieg. Wo sie nun an der Oberfläche sichtbar sind, laufen sie als lange, nuregelmäßige Dämme über Hügel und Thal, wie die zerstörten Wälle eines Hadrian oder Antoniu der Vorzeit. Die erodirte Kreide von Autriin wird von dem berühmten Basalte des Giant's Causcway bedeckt. Dies Gestein gehört wahrscheinlich derselben Zeit an, wie das, welches die Blätterschichten von Mull in der Tertiärpcriode begraben hat (s. Uyolls lilrmuul, eck. 1855, p. 181, und Oleikie, on tüe OüronoloK/ ot' tlw Traps ok Leotlanck, Trans, ot' Uo/. 8oe. Lckind. 1861). Es ist wahrscheinlich auch gleichaltrig mit den oben beschriebenen Trappgesteinen der Färber. Ich werde mich nicht länger bei diesen und anderen britischen Beispielen aufhalten, weil die Einzelnheitcu derselben in den Werken io vieler ausgezeichneter Autoritäten beschrieben sind. Es ist kaum nöthig zu sagen, daß in keinem Theile dieser Inseln Spuren vulkanischer Thätigkeit von neuerem Charakter vorhanden sind. Verfolgen wir weiter südlich die Küsten des Atlantischen Meeres, so treffen wir auf die vulkanischen Bildungen an der Westküste von Portugal und Spanien, welche bereits erwähnt worden sind; und in nicht sehr großer Entfernung erhebt sich aus der Tiefe des Meeres die Inselgruppe der Azoren, die alle von ganz vulkanischem Ursprünge sind. Azoren. Die größte Insel dieser Gruppe, Sau Miguel (von welcher wir eine sehr klare und vollständige Beschreibung von 1)r. Webster aus Boston besitzen) wird von Ost nach West ihrer ganzen Länge nach von einer Kette hoher vulkanischer Aschenkegel durchzogen, von denen einige am Fuße mit einander zusammenhangen. Sie haben 1000 bis 2000 Fuß Höhe. Viele besitzen Kratcre, zuweilen von mehreren engl. Meilen Umfang, und mit Seen auf ihrem Gruude. Andere kleinere Kegel sind auf jeder Seite der Mittelkette vertheilt. Unter den Pro- ducten dieser Schlünde scheint ein Wechsel zwischen Trachyt und Basalt stattzufinden. Unzählige Basalt-Lavaströme kann man bis zu den Krateren verfolgen, von denen aus sie nach verschiedenen Theilen der Insel geflossen sind. Am NW.-Ende sieht man einen merkwürdigen Azoren. 379 Krater, von 15 engt. M. Umfang an seinem Rande; er hat auf dem Grunde zwei große Seen, sowie zwei oder drei kleinere Kegel. Die umgebenden Höhen steigen 2000 F. über den Fuß auf, unter einem Winkel von etwa 45°. Diese Berge bestehen aus losem Bimsstein-Tuff und grobem trachytischen Conglomerat, ohne Zweifel die Auswürflinge der explosiven Eruption, welche diesen weiten Kessel gebildet hat. Bituminöses Holz findet man reichlich. Wahrscheinlich ist der durch diesen Paroxysmus hcrabgcworfene Kegel mit Wald bedeckt gewesen. Wo der Berg dnrch die Mecreswogen erniedrigt worden ist, sieht man verhärteten Tuff an vielen Punkten. Wenn an solchen Stellen losere schichten mit Lavaströmcn wechseln, dann sind aus dem weicheren Stoff Höhlen ausgewaschen worden. An verschiedenen Punkten entspringen heiße Quellen; und bei Villafranca liegt eine Solfatara, deren heiße Dämpfe reinen Schwefel in Menge absetzen. Eine Abart blasiger Lava wird von Webster beschrieben, die mehrere große Höhlen enthält; von der Decke derselben hangen, wie in vielen ähnlichen Beispielen, Pseudo- Stalaktilen von Lava herab und sich verzweigende Vorspränge, welche an der Oberfläche glänzen. In historischer Zeit haben in der Hauptinsel keine Eruptionen stattgefunden; aber 1811 wurde in kurzer Entfernung von der Küste das kleine vergängliche Jnselchen erhoben, welches die Mannschaft einer britischen Fregatte, die Zeuge des Vorganges gewesen, nach ihrem Schiffe Sabrina benannte. Wie in allen ähnlichen Beispielen hatte sie eine Kegelgestalt mit einem Krater am Gipfel, aus welchem Dampf, Schlacken und Asche mehrere Tage lang ausgeworfen wurden. Der höchste Punkt war etwa 300 Fuß, und ihre Fläche eine engl. Meile im Umfange. Wenige Wochen, nachdem die Explosionen aufgehört hatten, war sie wieder von den Wellen fortgewaschen ls. p. 199). Bei der Stadt Villafranca erhebt sich noch aus dem Meere ein anderer Schlackenkegcl; der Krater ist sehr vollkommen, aber die nach außen abfallenden Schichten des Kegels, ohne Zweifel aus losen Materialien bestehend, sind durch die Kraft der dagegen schlagenden Wellen fortgeführt worden, und die einzig übrig gebliebenen Theile sind die inneren, nach einwärts fallenden Schichten, welche, da sie vermuthlich durch die von der nahen Esse ausgehende Wärme dichter geworden sind, auch besser im Stande gewesen sind, länger der nagenden Einwirkung des Oceans zu widerstehen (s. p. 50). Die Insel Pico, in derselben Gruppe, besteht aus einem einzigen Berge, welcher sich bis zu 7000 Fuß Höhe über das Meer erhebt. Er ist mit Schnee bedeckt, aber vermuthlich^ permanent in Thätigkeit, da 380 Anhang. Atlantische Vulkane. aus seinem Gipfel beständig Dampf aufsteigt; dieser kann indeß von der Fumarole einer sehr thätigen Solfatara ausgehen. Er hatte 1718 eine Paroxysmus-Eruption. Seine Laven sind trachytisch; ebenso auch die der Insel Fayal, welche eine große centrale „Caldera" hat. Die Insel Sän Jörge war 1812 in heftiger Eruption, bei der reichlich Lavaströme von den Seiten des Kegelberges Herabflossen, wo ein Krater noch sichtbar ist. Die mittleren Theile von Terceira bestehen aus Trachyt und lrachytischem Tuff, bedeckt von Strömen basaltischer Lava. Diese kann man oft bis zum Krater hinauf verfolgen, von wo sie sich ergossen haben. Zwei oder drei andere Inseln dieser Gnlppe sind nicht vulkanisch, sondern bestehen aus geschichteten Schiefern. Madeira. Zunächst nach den Azoren bietet weiter südlich, aber näher der Küste von Afrika, die Inselgruppe, deren Hauptinsel Madeira ist, ein anderes Beispiel eines großen vulkanischen Berges, der sich aus den Tiefen des Atlantischen Meeres erhebt. Der beste vorhandene Bericht über die Geologie von Madeira ist der von Lyell in der neuesten Ausgabe seines Manual gegebene. Danach scheint die Insel submarinen vulkanischen Ursprunges zu sein, aus der Miocän-Tertiür-Epoche, da man Tuffe und Kalksteine mit Meeresmuscheln und Korallen an mehreren Punkten aufwärts bis zur Höhe von 1200 engl. F. über dem jetzigen Meeresniveau findet. Darauf liegen Laven und Conglomerate, welche ganz das Aussehen haben, als seien sie durch supramarine Eruptionen, hauptsächlich von einer Central- Esse, hervorgetreten; die Haupthöhen im Innern der Insel umgeben und kennzeichnen die Grenzen des zuletzt gebildeten Hauptkraters. In dieser Central-Region herrschen, wie gewöhnlich im Herzen eines Vulkans, senkrechte Gänge, welche die mehr oder weniger horizontalen Schichten der Lava und der Schlacken-Conglomerate, die theils trachytisch, theils basaltisch, theils Graustein sind, durchsetzen. Die höchsten Punkte der Insel, der Pico Ruivo und Pico Torres, 6000 engl. F. über dem Meere, bestehen aus solchen ausgeworfenen Massen, die durch zahlreiche Gänge befestigt sind. Die Reste vieler Eruptionskegel sind noch auf und um diese centralen Höhen sichtbar, mehr oder weniger unter Strömen neuerer Lava begraben, welche sich zu fast horizontalen Platsormen vereinigt haben, gerade wie es am Gipfel des Vesuvkegels geschieht, so oft sich der Krater bis zum Rande gefüllt hat (s. p. 157). Aber die Lavaschichten an den Abhängen des Berges haben im Allgemeinen eine Neigung von 10 bis 15o, und die Neigung nimmt, wie gewöhnlich, nach dem Fuße hin ab, wo sie das Meer erreichen. In diesen unteren Madeira. Tenerife. 381 Theilen finden sich auch verschiedene parasitische Eruptionskegel, viele mehr oder weniger durch Lavaströme aus höherem Niveau übergössen. Die gesammte Dicke der mit ihren Tuffen wechselnden basaltischen Schichten erreicht 1500 bis 3000 F., und man sieht dieselben an den Wänden eines steilen, Curral genannten Thales, welches von einigen Geologen für einen Krater angesehen wird, da die dasselbe umkreisenden Felswände aus nach außen allseitig abfallenden Schichten bestehen; aber Lyell sieht es eher als das Resultat einer Wasser-Erosion an. Wahrscheinlich haben, wie beim Bal del Bove u. s. w., beide Wirkungen, die eruptive und erosivc, sich zu der Erzeugung vereinigt. Lyell berichtet, daß an vielen Stellen Massen trachytischer Lava Thäler ausgefüllt haben, welche in ältere basaltische Gesteine eingenagt waren, obwohl einige der neuesten Lavaströme wieder basaltische sind. Die größere Masse der oberen Höhen besteht aus einem Augitgestein mit vielem Olivin, welches er Feldspat!)-Trapp nennt. Seine Structur ist groß sphäroidal, wie es sich besonders an den freien und zum Theil zersetzten Theilen zeigt. Einige der neueste» Laven sind auffallend frisch im Aussehen und rauh an der Oberfläche, so daß es auffallen mich, daß keine Nachricht über die Eruptionen vorhanden ist, bei denen sie entstanden sind. Alles in Madeira läßt auf eine lange Dauer intcrmittirender vulkanischer Thätigkeit, hauptsächlich supramariner, von der mittleren Tertiärperiodc bis in sehr neue Zeit schließen. Die nahe gelegene Insel Porto Santo ist von ganz ähnlichem Charakter und besteht aus kalkig-vulkanischem Tuff, der sich bis zu 1000 F. erhebt und von zahlreichen Gängen röthlich-brauncn Basaltes durchsetzt ist. In der Mitte der Insel liegt ein flaches Kraterbeckcn, das eine sedimentäre Süßwasser-Formation voller neuerer Land- und Sumpfschnecken enthält. Die Tuffschichten sind im NO.-Theile der Insel von Klingstcin oder besser vielleicht von einem glasigen, blättrigen Trachyt mit zahlreichen Krystallen glasigen Feldspathes bedeckt. Gänge desselben durchsetzen die darunter liegenden Tuffschichtcn. Die 'Nachbar-Insel Basco hat vollständig dieselbe Zusammensetzung. Ihre Kalkschichten, von Gängen durchsetzt, welche bis zu 100 F. über dem Meere aufsteigen, enthalten zahlreiche neuere Meercs- muscheln. Demnächst folgen nach Süden hin die Can arischen Inseln. Tenerife. Diese Insel ist ein einziger großer Vulkan, der auf alle» Seiten von der Meeresküste aufsteigt unter einem Winkel von 10 bis 14», bis zu einer Höhe von 7500 und 0000 engl. F. (11.438 Par. F.); dort wird der Abfall durch eine steile Felsreihe 382 Anhang. Atlantische Vulkane unterbrochen, welche einen weiten hohlen Circus — den „Großen Krater" fast rings umzieht. Er ist von ovaler Gestalt und mißt acht und sechs engl. M. Etwa aus der Mitte dieser Einsenkung erhebt sich der eigentliche Pik, ein von seinem Fuße 12.200 engl. F. hoher Kegel, 15.000 F. (11.438 Par. F.) über der Meeresfläche. Seine Oberfläche besteht, wo er frei von Schnee ist, aus losem Bimsstein und Asche, nebst Strömen glasiger, schwarzer Lava, welche vom Gipfel herabgeflosscn ist; dort ist noch jetzt ein kleiner Aschenkegel und ein Krater zu sehen, der sich auf einer convexen Ebene erhebt. An den Pik lehnen sich auf zwei Seiten zwei andere Kegel von geringerer Erhebung (10.000 und 9000 engl. F. über dem Meere), Chahorra und Montaiia Manco genannt. Ersterer hat einen viel größeren und tieferen Krater als der Pik, und ist in neuerer Zeit thätig gewesen. Seine letzte Eruption fand 1798 statt und ergab einen Obsidianstrom. Die Abhänge des Chahorra haben 28" Neigung. > Der große äußere Krater ist elliptisch; sein längster Durchmesser beträgt 8 engl. M. Die inneren Wände bestehen aus Schichten von Lavagestein und Conglomerat, die in den Querschnitten fast horizontal erscheinen, aber ein allseitiges äußeres Fallen von 12 bis 15" zeigen, wo sie in Radialschluchten bloßgclegt sind. Die Schichten »armen in ihrer Dicke von 500 F. bis zu wenigen Zollen, und bestehen im Allgemeinen aus trachytischer Lava und deren Tuff, obwohl einige der Gesteine mehr augitisch und eisenführend sind, so daß sie durch Graustein in Basalt übergehen. Im Ganzen scheint die Grausteinlava vor- zuherrschen. s/V Die trachytischen Gesteine sind oft feinblättrig und hie und da von Grünstein-Gängen (hornblendischem Basalt) und einem schwarzen Obsidian mit weißen Krystallen glasigen Feldspathes durchsetzt/ identisch Lciicrise. 383 mit den neueren Strömen des Pik. Einige der Tuffschichtcn bestehen aus sehr weißer Bimsstein-Asche. Die äußeren Abhänge des alten Bulkanes sind mit kleineren parasitischen Aschcnkegeln besetzt, deren jeder einen Lavastram ergossen hat; diese sind von ganz frischem Aussehen. Eine weite Oeffnnng, oder ein Baranco, dringt nach Westen hin in die alten Kraterwändc ein in der Richtung des Chahorra, dessen Laven dieselbe fast ausgefüllt haben. Eine andere Oeffnnng an der RO.-Seite, gegen Orotava hin, ist in ähnlicher Weise von Laven eingenommen worden, welche vom Central-Bulkane auSgcflossen sind; und noch ein anderer breiter Ausschnitt des alten Kratcrrandes, auf der NW.-Seitc, ist von denjenigen Laven überflössen worden, welche von dort herunter bis zur See reichen. Die Laven vvn Tenerife sind im Allgemeinen an AM» WWW der Oberfläche zu einem Chaos von Blöcken aufgebrochen. Die Krystalle von glasigem Feldspath sind in den neueren zahlreicher und größer, als in den älteren. Erstere erstrecken sich meist vom Ausflußpunkte in 384 Anhang. Atlantische Bulkane. langen, schmalen Rücken hin, die wie Eisenbahndämme aussehen, (v. Buch, Lyell, Piazzi Smyth.) Palma. Diese ist ein fast regelmäßiger kegelförmiger vulkanischer Berg aufwärts bis dahin, wo er durch den prächtigen Ccntralkrater oder die Caldera abgestumpft ist, welche fast zwei Lcguas im Durchmesser und 5000 F. tief von steilen Felswänden umgeben, mit Ausnahme eines Punktes, wo das Becken durch eine große Kluft (den Baranco) nach dem Meere hin entwässert wird. Die inneren Wände bestehen aus abwechselnden Schichten von Basalt und Konglomeraten, welche, obwohl sie in den Querschnitten fast horizontal erscheinen, nach allen Seiten zum Fuße des Berges hin abfallen. Diese Schichten werden, wie es gewöhnlich in den Centralmassen eines Vulkans der Fall ist, von einem Netzwerk von Gängen durchsetzt. Das unterste Gestein innerhalb der Caldera ist Trachyt mit feinem Tuff und Conglomerat. Es scheint daher, daß die ältesten Produkte des Vulkans mehr feldspathisch sind, als die späteren. Es ist bekannt, daß v. Buch in seiner Reise nach den Kanarischen Inseln die Ansicht ausspricht, daß die diesen Berg bildenden Schichten plötzlich unter dem Neigungswinkel erhoben seien, welche sie jetzt zeigen, und zwar durch einen einzigen Stoß wie der, welcher eine Blase auf- treibt, während sie vorher horizontal gewesen sind. Ich will hier nicht die Gründe wiederholen, aus denen ich diese Hypothese für gänzlich unhaltbar ansehe, da dieselbe offenbar in direktem Widersprüche steht mit den normalen Gesetzen vulkanischer Wirksamkeit, die ich hier darstelle. Lyell behandelt diese Frage in Betreff Palmas bewundernswürdig und weist ausführlich v. Buch's Erhebungsthcoric in ihrer Anwendung darauf zurück (Manual, 1855, p. 498). Ich bin ganz überzeugt, daß Palma im Gegentheil einen Mustertypus eines Insel-Vulkans abgibt, hauptsächlich supramarin, abgestumpft, durch eine Paroxysmus-Eruptivn ausgehöhlt und durch eine Haupt-Radialspalte entwässert, welche Ströme und Regengüsse seitdem, wie in so vielen anderen Fällen, bedeutend erweitert haben. Die Insel Gran Canaria ähnelt Palma in vieler Rücksicht. Sie ist fast genau kreisförmig im Umrisse und hat, wie Palma, einen weiten, gähnenden Ccntralkrater, an dessen Boden man Trachyt sieht, überlagert zuerst von Tuff und dann von wiederholten Schichten von Graustein und Basalt, mit ihren entsprechenden Konglomeraten — alle unter dem gewöhnlichen allseitigen Fallen der Lavaströme vom Kentral- schlunde nach außen geneigt. Palma. Gran Lanaria. Furrtavenmra und Lanzerotc. 385 Fuertaventura und Lanzerote. Diese beiden elliptischen Inseln liegen mit den Enden an einander, und haben ihre längeren Achsen in ein und derselben RRW.- und SSO.-Linie, so daß Lanzcrote von der ganzen Gruppe der afrikanischen Küste am nächsten liegt, von welcher sie nur 28 engl. M. entfernt ist. Sie sind beide ganz vulkanisch und mit einer großen Zahl von Kegeln besetzt, deren höchster 2740 engl. F. erreicht. Härtung, welcher die Insel Lanzerotc besuchte und bis ins Einzelne beschrieb, theilt ihre vulkanischen Formationen in vier Klassen: 1) als älteste, sycnitischcr Grünstem, Trachyt und Basalt, ohne irgend welche schlackigen Massen, welche vermuthlich fortgewaschcn worden sind; 2) 3) und 4) basaltische Bildungen verschiedenen Alters, deren älteste Haufen von Schlacken von einiger Große zeigen, aber keine vollkommenen Kegel oder Kraterc; die im Älter nächsten haben sehr deutliche Kegel, Kratere und Ströme basaltischer Lava auszuweisen, die von ihnen ausgegangen sind; die vierte besteht aus den Produkten der Reihe von Eruptionen, welche in den Jahren 1730 bis 36 die Insel mit Schlün- dcn reichlich versehen haben, die sich nach einander auf einer fast ihrer ganzen Länge nach sie durchziehenden Spalte eröffnet, und mindestens ein Drittel ihrer Oberfläche mit den Lavaströmen bedeckt haben, die sie haben austrcten lassen. Der höchste dieser neuen Kegel ist der 1750 engl. F. hohe Mvntagna di Fucgo. Er stößt aus seinem Gipfclkratcr noch Rauch und Dampf aus; und der Boden ist dort so heiß, daß ein in eine zwei Fuß tiefe Spalte gesteckter Stock am Ende verkohlt herausgezogen wird. 1824 fand ein wenig östlich vom Montagna di Fuego eine andere Eruption statt, aber von nicht sehr heftigem Charakter. Das allgemeine Gepräge der Reihen eruptiver Schlünde aller Zeiten ist ein und dasselbe, und correspondirt mit der Längcn-Achse beider Inseln. Dies ist in dem Maße der Fall, daß nach v. Buch einem Beobachter, der auf dem Gipfel des Montagna di Fucgo steht, der nächste Kegel die ferner gelegenen verdeckt. Es sind deren mehr als 40. Die aus ihnen ausgetretenen Laven vereinigten sich zu einem zusammenhängenden horizontalen Basalt-Meere, und bieten ein Beispiel von der Art, in welcher viele ältere Trappe ohne Zweifel entstanden sind; weite Flächen sind übergössen von den reichlichen Lavaströmcn, welche gleichzeitig oder säst gleichzeitig sich aus zahlreichen unabhängigen, aber dauernden Oeff- nungcn ergossen haben; und «schichten von Schlacken und Asche, welche die nach einander erfolgten Ströme trennen, sind das Resultat der begleitenden explosiven Auswürfe. Die Eruptionen sind in.diesem Falle unzweifelhaft subaöreal gewesen, ein Umstand, welcher von denjenigen P. Scrope, Ueber Vulkane. 25 386 Anhang Atlantische Vulkane. Geologen wohl zu beachten ist, welche geneigt sind, alle flachen aus. gedehnten Trappfels-Schichtcn ausschließlich submarinen Vulkanen zuzuschreiben. Es ist klar, daß diese Lava- und Dampf-Ausbrüche aus Ocffnungen geschahen, welche sich nach einander auf einer Spalte geöffnet haben, die die Insel der Länge nach durchzieht. Solche Spalten haben die Bewohner sich bei Anfang der Eruptionen unter Begleitung von schrecklichen Erdbeben öffnen sehen. Die Laven sind, wie gesagt, basaltisch, und enthalten viel Olivin,. dessen Massen so groß sind, wie ein Menschenkopf, wenigstens an der Quelle, aber an Größe abnehmend, wenn der Strom weiter verfolgt wird, bis sie zu feinen körnigen Stückchen werden. Die Insel Fuertaventura ist in jeder Hinsicht das Seitcnstück und die Fortsetzung von Lanzerote, außer daß die neuere Klasse eruptiver Kegel und Laven nicht von irgend bekanntem Datum ist. Viele indeß sind sehr frisch von Aussehen und sicherlich supramarin. Die älteren Formationen beider Inseln sind alle oberflächlich von einer Kalkablagerung bedeckt, ähnlich der bereits (p. 298) erwähnten von Ventotiene und anderer mittelländischer vulkanischer Inseln, welche^ wie ich glaube, entstanden sind durch Infiltration von kohlensauren! Kalke zwischen sandige vulkanische Asche oder Treibsand, Kalk, der in langer Zeit durch Zersetzung von Landschnecken in den oberen Schichten des Humusbodens entstanden ist. Eine ähnliche Schicht beschreibt Darwin auf den Inseln Asccnsion, St. Helena n. s. w.- Die Schnecken erhielten ohne Zweifel ihren Kalk aus der durch die atmosphärischen Agentien oberflächlich zersetzten vulkanischen Blassen. Die Cap Verde'schen Inseln. Zunächst nach Süden längs der Westküste Afrikas finden wir die Gruppe der Cap Verde'schen Inseln. Sie sind, wie ich glaube, alle vulkanischen Ursprungs. Wenige von ihnen sind von Geologen besucht oder beschrieben, ausgenommen den Pic de Fuego und St. Jago. Der erstere ist gegenwärtig in Thätigkeit. Nach dem Berichte Duvalle's (Lull. cis In 800. 66ol. III. 1846) scheint er sich in einen! sehr regelmäßigen Kegel zur Höhe von 8800 engl. F.Z über das Meer zu erheben, und zwar aus einer halbkreisförmigen Kraterwand, gerade wie der Vesuv zur Hälfte vom Som- ma umfaßt wird. Zahlreiche Schlackenkegcl besetzen die Bergscitcn; die neuesten sind bei den Eruptionen von 1785 und 1799 aufgeworfen. St. Jago ist znm Theil von Darwin beschrieben worden. Er I) Der Pic de Fogo (nicht Fuego) ist 8928 Par. F. hoch. D. Ucbcrs. Die Eap Vcrde'schen Inseln. St- Jago. 387 spricht von einer Reihe etwa 600 F. hoher Küstcnbcrge mit flachen Gipfeln, die gegen das Innere der Insel steile Abstürze haben, das sie fast umziehen, aber mit Zwischenräumen (d: h. Thälern), welche zwischen ihnen nach außen Hinstrahlen. Sie haben alle einen allmähligen äußeren Abfall gegen das Meer hin, und bestehen aus basaltischen Schichten von älterem Aussehen, zum Theil zersetzt und im Zustande der Wacke, stellenwcis mit Kalkschichten zusammen vorkommend. Diese Schichten ruhen auf „einem dichten, feinkörnigen, eisenführenden, seid- spathischen, ungeschichteten Gesteine, meist im Zustande der Zersetzung, ganz wie gebrannter Thon aussehend oder wie ein verändertes Sediment, das jedoch alle Elemente des Trachyts enthält", — wahrscheinlich ein!mehr oder weniger veränderter Trachyttufs. Nach dieser Beschreibung scheinen diese Berge die Reste eines großen Kraterringes zu sein, der einer sehr frühen Zeit angehört. Im Inneren dieses Umkreises, nach dem Mittelpunkte der Insel hin, erheben sich viele höhere und mehr oder weniger zugespitzte vulkanische Berge, von welchen zahlreiche Lavaströme nach dem Meere hinabgeflossen sind, und zwar durch die Thäler, welche die Segmente der beschriebenen älteren Masse von einander trennen. Nachdem sie dort hindurch getreten, breiten sie sich zu basaltischen Flächen aus, theilen sich oft durch breite Thäler mit niedrigen, wandartigen Seiten, so daß man Querschnitte der basaltischen Lava sieht, welche auf Schichten von Meercskalk liegen und stellenweis innig damit gemengt sind. Einige neuere Eruptionen scheinen in diesen Küsten-Ebencn stattgefunden zu haben, wie Schlackcnkegel das beweisen, die indeß nicht frisches Aussehen haben. Darwin beschreibt einen derselben (Signal-Post-Hill), wo die im Allgemeinen horizontalen Schichten von Lava und Kalkmassen abwärts unter den Kegel einfallen. Es scheint sonach, daß eine gewisse Massen-Erhebung diese Insel seit oder während ihrer letzten Eruptionen betroffen hat. Mir ist kein Detail-Bericht über die übrigen Inseln dieser Gruppe bekannt. Wenn wir indeß nach den ausgezeichneten Admiralitäts-Karten des Cap. Vidal urtheilen, so sind sie sämmtlich vulkanisch und haben zahlreiche Kegel, mit Krateren an ihren Gipfeln. Die beiden nördlichsten Inseln, Sän Antonio, 7000 cngl. F., und Sän Vicente, scheinen jedenfalls jede einen großen Central-Krater zu besitzen, den die höchsten Bergreihen der Insel umgeben. Wenige Grade weiter südlich, in 11° n. Br., wird die kleine Gruppe der Los-Inseln, dicht an der Küste von Sierra Leona, als vulkanisch genannt, ebenso wie eine bedeutende Bergkette, Loma ge- 25 * 388 Anhang. Atlantische Bulkane nannt, im Inneren dieses Theiles des ContinenteS, in welcher sowohl der Senegal, als der Niger ihren Ursprung haben. Bei der Mündung des Calabar-Flusses in der Bucht von Lenin*) sind die Inseln, deren nördlichste Fernando Poo^) und deren südlichste Annobon ist, ebenfalls vulkanischen Ursprunges; und auf dem nahen Festlande hat man einen der Camerons-Berge, der 13.000 engl. F. (12.700 Par. F.) Höhe hat,°) in Eruption gesehen, bei welcher er 1838 einen Lavastrom ergoß. Weiter westlich und mehr direct in der Linie der Jnselvulkane, welche wir verfolgt haben, kommen wir in eine dicht am Aequator gelegene Region, in 20 bis 22° w. Lg. von Greenw., welche nach Aussage Bieler, die in Schiffen diese Stellen passirten, gewiß eine Herrlichkeit häufiger submariner vulkanischer Eruptionen ist. Erdbebcnstöße (den Mannschaften von Segelschiffen bemerkbar), das Aufsteigen von Rauch-, Feuer- und Aschensäulen, schwimmende Schlacken und die Verfärbung des Wassers an der Oberfläche sind die bei verschiedenen Gelegenheiten beobachteten Erscheinungen, die nur durch solche Annahme erklärlich sind (S. p. 200). Dieser Punkt liegt fast in der Mitte zwischen den beiden nächsten Vorsprängen Afrikas und Süd-Amerikas. Wenig weiter südlich erhebt sich die Insel Ascension aus dem atlantischen Meere. In Betreff dieser Insel sind wir so glücklich, Darwin's Beobachtungen zu besitzen (Volorwio Islunä»). Sie ist ganz vulkanisch. Die sie zusammensetzenden Gesteine sind theils trachytisch, insbesondere die centraleu und niedrigsten Massen. Diese werden jedoch überlagert von schwarzen und rauhen Strömen basaltischer Lava, welche meist bis zu Kegeln von rothen Schlacken verfolgt werden können, die sich alle nach SO. öffnen, von wo der Passatwind weht. Die Haupt- Erhebung der Insel, der Grüne Berg <2800 engl. F.) hat einen großen elliptischen Krater an der RO.-Seite, mit 400 F. h. senkrechten Wänden, aus welchem wahrscheinlich bei einem seiner letzten Paroxysmen die zahlreichen losen Bruchstücke von Bimsstein, Trachyt, Basalt, Schlacken, vulkanischen Bomben und einige Granitstücke ausgeworfen worden sind, welche in großer Menge über die ganze Insel verstreut sind. Ein großer Theil des Trachytes ist weiß, erdig, höchst porös, ähnlich dem weißen Trachyt von Ponza, mit Kicseladern. Oft ist er auch blättrig und geht durch Pechstein und Pcrlstein in Obsidian über. Die Zonen glasigen Obsidians, Pechsteins und Perlsteins wechseln, und der 1) Soll heißen: Bucht von Biafra. D. Uebcrs. — 2) Mit dem 10.658 Par. F. h. Pic Llarence. D. Uebers. — 3) Der Mongoma Lobah. D. Uebcrs St. Helena. 389 letztere wird krystallinisch; die kugeligen Concretivnen oder Sphärulite vervielfältigen sich, bis sie das ganze Gestein ausmachen, in welchem sich dann Feldspath-Krystalle zeigen. Diese, wie die Sphärulite, sind durch die Bewegung der Lava in die Länge gezogen zu Blättern, oft in unzählige Biegungen gewunden, welche denen des Gneißcs oder gewisser Schiefer gleichen. Endlich wird das Gestein ganz dicht, behält aber noch Spuren der blättrigen Structur. Genau dieselbe Varietät von Trachyt habe ich auf Ponza beobachtet. (S. p. 117, 300 und Darwin's Volormio I8lnntl8.) In 20° s. Br. und 26° w. Lg. v. Gr. erhebt sich aus dem atlantischen Meere eine kleine vulkanische Insel, Trinidad. St. Helena. Der Rand dieser 28 engl. M. im Umfange haltenden Insel, sagt Darwin, wird gebildet „von einem etwa kreis- oder hufeisenförmigen, schwarzen Walle,. der aus basaltischen Schichten gebildet ist, die seewärts fallen und zu Felswänden von einigen hundert bis zu 2000 F. senkrechter Höhe abgewaschcn sind." Dieser Ring (ohne Zweifel der Rest eines ungeheuren, in alter Zeit ausgebrochenen Vul- kanes) ist nach S. hin offen, und an verschiedenen anderen Stellen, hauptsächlich nach Osten hin, d. h. nach der Windseite, durchbrochen. Das Innere ist durch die Produkte eines jüngeren Centralvulkans fast ganz ausgefüllt, der nur seldspathische Laven ergossen hat und jetzt einen weiten Gipsclkrater besitzt mit einem ringförmigen Rande, bis zur Höhe von 2750 engl. F. über dem Meere aufsteigend, in manchen Theilen überragt von einer auf beiden Seiten senkrechten Wand, dem Reste eines „Blumenvasen-Ringes", wieder aufTenerife. Darwin beschreibt die älteren Schichten dieser Insel als sehr zersetzt, und durchzogen von einer unendlichen Zahl basaltischer Gänge, die meist parallel und in einer RRW.-Richtung laufen. Gewöhnlich sind dieselben mit einer dünnen Schicht von Pechstcin bekleidet und bewahren eine merkwürdige Gleichförmigkeit ihrer Dicke auf große Entfernungen, sowohl vertical, als horizontal. Häufig gehen sie parallel mit den Schichten trachytischer Gesteine oder Conglomerate, welche sie anderwärts durchschneiden. An manchen Stellen sind die älteren Gesteine beträchtlich verworfen und aufgerichtet, ein Umstand, der, wie Darwin bemerkt, in vulkanischen Bereichen sehr selten zu finden ist. Im Inneren des Centralkraters namentlich finden sich einige kegelförmige Massen von Klingstein, welche in Spalten des Tuff und der schlackigen Laven rundum injicirt zu sein scheinen, deren Schichten mehr oder weniger durch das Eindringen dieser Lavamassen aufgerichtet sein mögen, wahrscheinlich in einem halbfesten Zustande, der bei Klingsteinlaven nickt ungewöhn- / 390 Anhang, Atlantische Vulkane lich ist (S. p. 114). Diese sind, wie es scheint, die letzten Produkte des Centralvulkanes gewesen. Die Oberfläche vieler Theile der Insel ist bis hinaus in die Hohe von 600 F. mit dünnen Schichten zerbrochener Landschnecken von neuerem Charakter bekleidet, die in Folge des Durchziehens mit Regen- wasser zum Theil zu einem braunen stalagmitischen und zuweilen oolithischen Kalkstein cämentirt sind, wie der von Lanzerote beschriebene (p. 385). Die oberen Schichten enthalten Vogelknochen und Eier, Aus dem Vorkommen von Gips und Salz, sowie von abgerundeten Geschieben in den Gesteinen, welche den Fuß der Küstenklippcn bilden, schließt Darwin, daß sie unterhalb des Meeres gebildet seien und daß demnach die Insel zu irgend einer Zeit um ein Gewisses eine Erhebung in Masse erfahren habe. Im Inneren von West-Afrika, beim Congoflusse, und weiter südlich, unterhalb der Wallfisch-Bai, in der Provinz Damara, werden von einigen Reisenden basaltische Berge und andere Spuren vulkanischer Thätigkeit erwähnt; aber es wird wahrscheinlich einige Zeit vergehen, ehe wir in Betreff der Geologie dieser noch unerforschten Gegenden authentische Nachrichten erhalten. Eine Gruppe kleiner vulkanischer Inseln, deren größte Trist an d'Acunha heißt, erhebt sich in 37° 3^ s. Br. mitten aus dem atlantischen Meere. Sie hat etwa sechs engl. M. im Durchmesser und die Gestalt eines Kegels, der in 3000 engl. F. Hohe abgestumpft ist, mit einem oberen Dome, der sich 5000 F. höher erhebt, also 8300 F. über der Mecresfläche, Die Masse des äußeren Kegels bilden augitische Lava und Tuff, von zahlreichen Gängen durchsetzt. Der Centraldom oder Kegel ist zellige Lava und Asche, mit Lavarückcn, die vom Rande eines Gipfelkraters von einer engl, M. im Umfange strahlenförmig abwärts laufen. Dies ist ohne Zweifel ein neuer, innerhalb des Kraters eines älteren aufgeworfener Vulkan. Etwas weiter südlich ist auch die Gough's Insel von vulkanischem Ursprünge. Anhang. Indischer Ocean. Madagasear. Bourbon. 391 Indischer Ocean. Im südlichen Meere finden wir östlich vom Cap die Prinz Edwards Insel und die Crozet-Gruppe (in 46 bis 47" Br.), beides kleine Kegclberge mit Krateren, aus denen Basaltströme geflossen sind. Noch weiter östlich und fast in derselben Breite zeigt das (von James Roß untersuchte) Kerguelens Land auch mehrere Kegel mit Krateren, einige bis 2600 engl. F. hoch, umgeben von Schichten von Basalt und Grünstein, welche /zahlreiche Gänge durchsetzen.. Zwischen einigen dieser Trappgesteinc hat man Kohlenlager beobachtet. Nördlich davon und etwas weiter östlich liegen die Inseln Amster- dam und Sanct Paul, welche beide Kratere haben und aus denen man Dampf und Feuer hat aufsteigen sehen. Auf ersterer hat man Bimssteinschichten beobachtet. Die letztere hat einen kreisförmigen Krater von einer engl. M. Durchmesser, der nach dem Meere hin eine enge Oeffnung hat, sonst aber ringsum von steilen Klippen umgeben ist, während die äußeren Gehänge sich allmählig, wie gewöhnlich, nach dem Meere hin senken, ausgenommen wo sie durch die Wogen zu Klippen zerbrochen sind. Lyell gibt in seinem NanunI 1855 p. 512 einen Grundriß und eine Skizze?) Madagasear. Es ist Grund vorhanden, an das Vorhanden- sein thätiger Bulkanschlünde auf dieser großen Insel zu glauben. Im Mozambik-Canale, welcher sie von der Ostküste Afrikas trennt, hat die größte der Comoren-Inseln einen Bulkan, welcher gewöhnlich in Thätigkeit gesehen worden ist?) Bourbon. — Oestlich von Madagasear sind die beiden Inseln Bourbon und Mauritius ganz vulkanischen Ursprunges. Die erstere ist in dem Werke Borys de St. Vincent, das 1804 erschien, gut beschrieben worden. Sie besteht in der westlichen Hälfte aus dem Skelet eines großen ehemaligen Vulkans, welcher die Reste von einem oder mehreren großen Krater-Aushöhlungen zeigt, die fast umschlossen sind von steilen Trachyt, Klingstein und Basaltfelsen mit ihren Conglo- meraten, von zahlreichen Basaltgängcn durchsetzt Alle diese Massen l) Siehe v. Hochstetter im geolog. Berichte der Novara-Expedition. — 2) In der Inselgruppe der Comoren liegt auf der Insel Angazia oder GrospLomoro der 8000 F. h. Bulkan Kartale oder Karadalla, der alle drei bis vier Jahre sich in Erription befindet. An der NW -Ecke MadagascarS werden vier thätige Vulkane angegeben. D. Uebers. 392 Indischer Ocean. haben durch Denudation sehr gelitten. Der Hauptgipfel der Gruppe, der Gros Morne, hat 10.000 engl. F. Hohe über dem Meere. Am Ost-Ende der Insel liegt der noch thätige Vulkan, dessen oben mehrfach Erwähnung gethan ist (p. 61, 111, 166). Er besteht aus einem steilen Kegel oder Dom von 7000 engl. F. Höhe, hauptsächlich aus Schichten einer sehr glasigen und zähen Lava bestehend, welche man zur Zeit der stärksten Eruptionen schnell die Bergabhänge hat hinabfließen sehen zum Meere an seinem Fuße, welche aber in den Zwischenzeiten in zusammenhängenden Strahlen aus Oeffnungen am Obertheile des Domes hervorgeschossen ist, der mehrere kleine und steile kegelförmige Buckel bildet, 80 bis 160 F. hoch, bestehend aus überfließenden Wogen einer sehr zähen Lava, die zusammen erstarrt ist wie ein unter einer laufenden Talgkerze gebildeter Haufen. Der große Kegel erhebt sich aus der Mitte eines hufeisenförmigen alten Kraterringes oder „Circus", der sich offenbar durch eine frühere Paroxysmus-Eruption gebildet hat, und außerhalb des Randes dieses Umringes sind auf der Landseite mehrere vereinzelte Kegel und Kratere, die beweisen, daß Eruptionen neueren Datums nicht auf den noch jetzt thätigen Schlund beschränkt gewesen sind; eine von großer Heftigkeit hat 186l stattgefunden. Ihr Lavastrom erreichte das Meer und schnitt alle Communication zwischen der NO.» und NW.-Seite der Insel ab. Die luftförmigen Ausströmungen dieses Vulkanes sind gewöhnlich nicht heftig; sie werfen feine Fäden zäher Masse, wie gesponnen Glas, aus, oft mit daran befestigten perlförmigen Tropfen, wie die vom Siegellack; und die Lava und Schlacken sind dunkelfarbig, sehr glasig, zähe und fadenförmig. Mauritius. — Die Insel hat eine ovale Gestalt und steigt vom Meere aus auf allen Seiten zur Kante eines elliptischen Gürtels von Wällen aus besaltischen Schichten auf; diese umgeben eine krater- Vulkane der West-Hemisphäre. Westlicher Atlantischer Ocean. 393 artige Centralfläche, welche zahlreiche Ströme neuer Lava fast ausgefüllt haben. In dieser charakteristischen Gestaltung gleicht sie vollkommen St. Jag», St. Helena und mehreren anderen der bereits beschriebenen Inseln. Die große Achse dieses großen Kratcrringes mißt wenigstens 13 engl. M. Der Wall hat viele Oeffnungen, durch welche die neueren Laven aus den inneren Schlünden sich nach dem Meere hin ergossen haben. Auch manche frisch aussehende Kegel und Lavaströine sind vorhanden, welche auf den äußeren Abhängen aufgeworfen sind, einige unterhalb ^des Meeres, namentlich um das Nord-Ende der Insel. Die älteren Laven sind basaltisch; die neueren enthalten einen größeren Theil von Feldspat!); und einige gleichen sogar farblosem Glase. In Querschnitten an den Ufern einiger der Flüsse sieht man solche Lavaschichten von nicht großer Dicke in großer Zahl übereinander ge- thürmt, mit Schlackenschichten dazwischen. * Der Piton (9450Par. F.> genannte Berg ist wahrscheinlich die Haupt-Esse dieser centralen und letzten Eruptionen gewesen. Vulkane -er West-Hemisphäre. Westlicher Atlantischer Ocean. — Ueberraschend ist die fast gänzliche Abwesenheit jeder Spur vulkanischer Thätigkeit an den Westküsten, auf der ganzen Ausdehnung von der Davis-Straße bis zur Magalhaens-Straße, mit Ausnahme eines kleinen Theiles in diesem weiten Raume, nämlich zwischen den 10 und 18° n. Br., wo Amerika auf den verhältnißmäßig so schmalen und niedrigen Isthmus reducirt ist und die Caraibische See tief ins Landgebiet einschneidet; der Eingang zu dieser See ist mit einer Kette vulkanischer Inseln besetzt.') Dieser nicht vulkanische Charakter ist nicht nur der ganzen Ostküste von Amerika eigen von N. nach S., sondern auch ihrer ganzen Breite nach ebenfalls (mit einer unbedeutenden, sogleich zu erwähnenden Ausnahme-, von diesen Ufern bis zur Kette der Felsgebirge und der Andes, welche den Großen Ocean begrenzen. Eine allgemeine Thatsache in einem so großartigen Maßstabe, die für eine ganze Erdhälfte gilt, kann nicht als ein bloßer Zufall angesehen I) Auf der Halbinsel Nova Scotia befindet sich eine Basaltmasse von großartigstem Volumen. D. Uebers. 394 Anhang. Vulkane der West-Hemisphäre. werden. Sie muß das Ergebniß irgend eines allgemeinen Gesetzes sein, und scheint wohl eine kräftige Bestätigung zu liefern für die in diesem Werke (p. 197) aufgestellte Annahme, daß vulkanische Essen als Sicherheitsventile für einen bestimmten geographischen Bereich um sie oder auf einer Seite derselben wirken, indem sie der unterirdischen Hitze oder den heißen Stoffen mit geringer oder gar keiner Oberflächen- Störung Ausgang gestatten; während in den Nachbar-Bereichen, wo sich keine solche Essen gebildet haben, die unterirdische Expansivkraft die üverliegenden Schichten in weiten continentalen Massen über das mittlere Niveau der Erdoberfläche erhoben haben. Vulkane des Caribischen Meeres. Die Inseln des westindischen Archipels werden im Allgemeinen in große und kleine Antillen eingetheilt. Die ersteren bestehen aus den vier großen Inseln Cuba, Jamaica, Sau Domingo und Pucrto Rico, welche zwei parallele hohe Reihen bilden, die sich vom NO.-Ende Aucatans, an der Einmündung des Golfes von Mesico, nach Osten zum atlantischen Bleere hinstrecken, wo die Kette der kleineren Inseln, die Kleinen Antillen, sich fast rechtwinklig an sie ansetzen, indem sie von dort südlich, zur Küste von Venezuela ziehen. Die ersteren, die Ostwest-Jnseln, bestehen hauptsächlich aus Plutonischen, krystallinischen Gesteinen und Sedimcntschichten der Secundär- und Tertiär-Periode Nur auf Jamaica und Puerto Rico werden wahre vulkanische (Trapp-) Gesteine erwähnt. Letztere, die Nord-Süd-Jnseln, sind größtentheils von verhältnißmäßig neuem vulkanischen Ursprünge; und mehrere derselben besitzen stets thätige Essen. Von Süden an bestehen sie aus folgenden: 1. Trinidad. Obwohl der Haupttheil dieser Insel granitisch ist — eine Verlängerung der hohen, von Ost nach West gerichteten Küstenkette von Caracas, welche so sehr den Erdbeben unterworfen ist — fand Jukes doch auf ihr schwarze Lavagesteine neben Sandsteinschichten, welche neue Muscheln enthalten. Ihre allgemein bekannten Schlamm- Vulkane und der Pechsee deuten an, daß sie zum Theil auf einer vulkanischen Spalte liegt.') 2. Granada. Der 670 Par. F. h. Morne Rouge genannte Berg ist ein erloschener Krater, bestehend aus Schlacken und glasigen Btassen. Einige Hohen sind mit Säulen-Basalt gekrönt; und kochende Quellen zeugen von der ganz neuen und fortgesetzten Thätigkeit der vulkanischen Kräfte unterhalb. I) In der Nähe des Slldwest-LapS soll sicheln thätiger Vulkan befinden. D. Uebers. Sauet Vincent. Santa t'ucia ivtartiniquc. Dominica. Quadatoupe. 395 3. Sanct Vincent, die nächste Insel im Norden, enthält*) einen thätigen Vulkan, den Morne Garou, welcher sich zu 4940 engl. F. (4512 Par. F.) über das Meer erhebt. Er hat sich lange Zeit im Zustande einer Solsatara befunden; aber gelegentlich geräth er in große Thätigkeit, wie im Jahre 1718, und dann wieder 1812, wo sein Ausbruch 22 Tage nach dem großen Erdbeben erfolgte, welches die Stadt Caracas auf dem benachbarten Continente zerstörte, und dessen Stöße man auf mehreren der benachbarten Inseln schwer empfand. Während dieses Ausbruchcs warf der Vulkan von St. Vincent in einem senkrechten schwarzen Strahle ungeheure Mengen grauer Asche (bims- steinige und augitische) mit vielen organischen Stoffen (wahrscheinlich aus einem Kratersee herrührenden) aus, mit denen er fast die ganze Insel bestreute, so daß der Boden derselben in einem Maße geschädigt wurde, von welchem er sich noch setzt nicht erholt hat. Ein großer Lavastrom ergoß sich aus dem Gipfel des Berges und erreichte binnen vier Stunden das Meer 4. Santa Lucia, ein etwa 1400 F. h. Kegel, hat eine sehr thätige Solsatara (Oualibour). Es sind mehrere intcrmitirende Quellen kochenden Wassers im Krater vorhanden, welche einige kleine Bassins füllen, ähnlich denen der isländischen Geusirs. Dieser Vulkan soll 1706 einen Ausbruch gehabt haben. 5. Martinique ist nicht ausschließlich vulkanisch, da man Ko- rallenlager auf den Feldspath-Gesteincn liegend findet, von denen einige sich zu zerbrochenen Spitzen von beträchtlicher Höhe erheben. Einer der Berge, der Montagne Pelse, scheint ein Bimssteinkegel zu sein?) Basaltische Plateaux trifft man von anscheinend hohem Alter. Auch hier sind mehrere heiße Quellen vorhanden. 6. Dominica ist ganz vulkanisch. Sie hat mehrere Solfataren, aber man kennt keinen Ausbruch derselben. Trachytische Gesteine finden sich in den Bergen, welche sich bis zu 5700 engl. F. erheben. 7. Guadaloupc ist eine Doppel-Insel; der eine Theil besteht aus geschichtetem Kalke sehr neuen Ursprunges, mit Muscheln, identisch mit denen noch jetzt in dem umgebenden Meere lebenden, überlagert von einem thonigen Conglomerate mit Lava-Geschieben. Die andere, größere Insel ist ganz vulkanisch und umfaßt mindestens 14 erloschene Kratcre, außer einem, der sich stets im Zustande einer Solsatara be- I) Eine Solsatara in 2854 Par. F. Höhe und — 2) 4416 Par. F. h. Der 1576 Par. F. hohe Bauclin ist ein erloschener Krater. In der Mitte liegt der höchste, der erloschene Piton dn Earbet. D. Uebers 396 Anhang. Vulkane der West-Hemisphäre. findet und dann und wann in voller eruptiver Thätigkeit; ihr Gipfel hat 5000 F. (4570 Par. F.) über dem Meere. Im Jahre 1797 fand von diesem Höhepunkte ein heftiger Ausbruch statt, wobei große Mengen von Bimsstein, Asche und Schwefcldämpfen ausgestoßen wurden. Darauf trat 1836 ein anderer Ausbruch ein von demselben Charakter, aber aus einem anderen Krater an der Ostseite des Berges, dein nach wenigen Monaten der Erguß einer Schlammflut aus der RW.-Seite folgte , wahrscheinlich in Folge des Berstens eines Kratersees in jener Gegend durch ein Erdbeben, deren mehrere zu jener Zeit auf der ganzen Insel schwer gefühlt wurden. Lava soll sich bei diesen neueren Fällen nicht ergossen haben; aber da der untere Theil des Berges aus Basalt besteht und der obere aus Trachyt, so muß bei früheren Entleerungen häufig Lava ergossen worden sein. Der Trachyt enthält Quarzkörner und verschiedene Arten von Feldspath: Labrador, Rhyakolith und Sani- din sOnliöno^, Oomptes Ilonäus, t. IV. 1837). 8. Montferrat ist ein vulkanischer Berg, der einen Krater im Zustande einer Solfatara hat. Auch Schwcfelwasserstoffgas strömt an verschiedenen Stellen aus Spalten. Die Lava ist höchst porphyrischer Trachyt mit großen Krystallen von Feldspath und Hornblende, oft sehr zeriept durch Schwefel-Exhalationen. 9. Nevis enthält krystallinische Trachyte und vielen, aus der Zersetzung derselben herstammendeik Thon. Sie hat eine Solfatara und verschiedene warme Quellen, deren Wasser Kieselerde aufgelöst enthält, welche sich beim Abkühlen als Sinterkrusten und Anfing absetzt. 10. St. Christoph er's hat einen Centralbcrg von bedeutender Höhe, mit einem sehr vollkommenen Krater an seinem Gipfel, aus welchem 1692 ein Ausbruch geschah. Die Laven sind trachytisch. 11. St. Eustache hat den möglich vollkommensten Krater, die sogenannte „Punsch-Bowle". Die Wände desselben bestehen aus Bimsstein und die Laven sind folglich ohne Zweifel sehr feldspathische Trachyte. Mehrere kleine Inseln in geringer Entfernung nach Osten von dieser vulkanischen Reihe, namentlich Antigua, St. Barcholomä, St. Martin, St. Thomas, Margarita, Curayao rc., bestehen aus neueren Kalkschichten, mit noch existirenden Muscheln, oder aus Korallenkalk, der aus einem vulkanischen Conglomerate von trachytischem Tuff liegt und viel versteinertes Holz nebst Achaten, Jaspis u. s. w. enthält. Das einzige sonst noch bekannte Beispiel von Vulcanicität auf der Ostseite Amerikas findet sich auf der kleinen Insel Fernando Norönha, gegenüber vom Cap St. Roque, grade im schmalsten Theile Süd-Amerika. 397 des atlantischen Meeres. Es scheinen keine Anzeichen vvn neuerer Thätigkeit dort vorhanden zu sein. Aber Darwin (s. ^meric-a,, p. 145> beschreibt mehrere große, konische, hervortretende Spitzbergc von säulenförmigem Klingstein, nebst lagern vvn weißem Tuff, welchen Gänge und Lager von Basalt durchsetzen, sowie von Trachyt und schiefrigem Klingstein. Er spricht auch von Trappgestein bei der Mündung des La Plata; aber derselbe gehört, wie es scheint, einer sehr frühen Periode an und ist wahrscheinlich gleichaltrig mit den Porphyren Patagoniens aus der Oolith-Zeit. Im äußersten Süden des Atlantischen Meeres sollen die Süd- Schettland-Jnseln, vulkanisch sein. Eine derselben, Deception besteht einzig und allein aus einem weiten Kraterringe von senkrechten Felswänden, die ein acht cngl. M. im Durchmesser haltendes Bassin umschließen, in das das Meer durch eine Bresche auf der Südseite eintritt. Die Felswände bestehen aus abwechselnden Schichten von Eis und Lava lind zeigen das gewöhnlich sanfte Fallen von der Central Caldera fort (9o»i-n. ol'Keotz-r. 800 . I p. 64) Das äußerste Ende Süd-Amerikas, auf Fcuerland, ist hauptsächlich Schieferthon aus der Kreidezeit, von Grünsteingängen durchsetzt. Viel Basalt und porphyritische Lava zeigt sich an vielen Stellen der SW.- Küste, nebst Schlackcn-Conglomeraten. Daher ist es gewiß, daß die große westliche vulkanische Linie dieses Lontinents mindestens bis an dessen Südgrcnze reicht. Vulkane an der (Weite -es Großen Oceans. Süd - Ainerik a. Darwin schildert die Küsten des Großen Oceans von-der Magelhaens-Straße nordwärts als bestehend aus einer Grundlage metamorphischer Schiefer und Thonschiefer, ruhend auf und durchdrungen von Plutonischen Gesteinen, hauptsächlich von einer Varietät des Granit, des sogenannten Andcsit, dessen Hauptbestandtheil weißer Albit ist. Diese Gesteine werden überlagert vvn einer ungeheuren Formation mehrerer tausend Fuß mächtiger Porphyre und porphvritischer Conglomerate, die oft kaum von neuen Trachyteu zu unterscheiden sind und aus einer ausgedehnten Reihe submariner vulkanischer Essen oder Spalten längs der ganzen Länge der Cordillcren ergossen zu sein scheinen, während oder um dieOolithperiode, da sie von großengeschichteten Ablagerungen von Sandstein, Kalk und Gips bedeckt sind, welche 398 Anhang. Bulkane an d«r Ostseitc des Großen Ocean«. Muscheln aus dieser oder der darauf folgenden Kreideperiode enthalten. Diese Schichten sind mit einer großen Menge von vulkanischer Asche gemengt. „Wenn wir, sagt Darwin, uns den Meeresgrund besetzt vorstellen mit zahlreichen Kratcren in größerer oder geringerer Thätigkeit, die meisten im Zustande der Solfataren, die kalkige, kieselige, cisen- reiche Massen und Gips oder Schwefelsäure in einem die jetzigen Schwcfclvulkane Javas übertreffendem Maße herausfordern, so werden wir wahrscheinlich die Bedingungen verstehen, unter welchen dieser merkwürdige Aufbau verschiedener Schichten aufgethürmt worden ist (Süd- Amerika p. 239)". Ihre große Mächtigkeit, mindestens 6000 oder 7000 F., deutet nach seiner Ansicht darauf hin, daß der Meeresboden zur Zeit ihrer Ablagerung sich im Zustande langsamen Sinkens befunden habe. Alle diese Formationen wurden später gehoben und durch eine abgemeine hebende Kraft verworfen, die wahrscheinlich in verschiedenen Perioden oder ganz allmählig und mit gelegentlichen Zwischenzeiten des Sinkens wirkte, und von anderen vulkanischen Ausbrüchen begleitet gewesen ist, welche Fluten von Lava und Tuff erzeugten, die den Meeresgrund nach Osten hin überdeckten und jetzt unterhalb der ausgedehnten Tertiärflächen der Pampas Patagoniens liegen. Diese tertiären Tuffe hat Darwin von den Küsten des atlantischen Meeres bis im Thale von Santa Cruz zu einer Hohe von 3000 F. auf dem Ostabhange der Cordilleren verfolgt. Diese ungeheure nordsüdliche Bergkette oder besser Reihe von Parallelketten, in dieser Weise zusammengesetzt, wird auf ihrer ganzen Länge von Feuerland bis Mejico durchweg von vulkanischen Mundlöchern noch viel neueren Datums durchbohrt, von denen viele noch jetzt in Thätigkeit sind und zu deren Beschreibung ich nun komme. Das Gesagte genügt indeß, um zu zeigen, daß vulkanische Eruptionen längs dieses großen nordsüdlichen Bruches der Erdrinde fast beständig stattgefunden haben, seit den frühesten Zeiten, begleitet von einem oscilla- torischen Auf- und Abbewegen der Oberfläche nach einem ebenso großen Maßstabe, welches den alten Meeresboden um mehrere tausend Fuß über dem gegenwärtigen Meeresniveau zurückgelassen hat. Die höchsten Gipfel der Cordilleren sind thätige und ruhende Bulkane. Die der Höhe nach nächsten flacheren Massen werden von Gips- und Porphyrschichten gebildet, die in verticalc oder sehr geneigte Stellungen gebracht sind. Die Eintreibung andesitischer ^Gesteine von unten her ist, nach Darwins Meinung, die Ursache der Erhebung der letzteren Schichten gewesen, und er hält es für wahrscheinlich, daß sie einen großen achsen- artigen Strang oder einen longitudinalen Dom unterhalb der ganzen Süd-Amerika. 399 Kette bildet (Süd-Amerika p. 241). Diese sind also eher platonisch als vulkanisch. Die neueren Laven müßten dann in ihnen oder unterhalb ihrer ihren Ursprung haben, wo irgend Spalten von genügender Tiefe gerissen sind, durch welche der Ausbruch der heißen inneren Massen durch die darübcrliegeuden Gesteine geschehen konnte. Die noch heut zu Tage fast täglich vorkommenden Erdbeben und das Aufsteigen der Küstcnstrccken längs des Großen Oceans beweist, daß diese hebend Thätigkeit noch jetzt vor sich geht, ebenso wie die begleitenden vulkanischen Phänomene an den hohen Spitzen der Kordilleren. Kehren wir zu diesen letzteren, unserem eigentlichen Gegenstände zurück, so bemerke ich, daß es nicht klar entschieden ist, bis zu welcher Ausdehnung jetzt vulkanische Thätigkeit in der äußersten südlichen Ecke Amerikas stattfindet oder in neueren Zeiten stattgefunden hat. Capt. Hall glaubte in 55" 3', nördlich vom Eap Hoorn, einen Bulkan in Thätigkeit zu sehen ; und ein anderer ist auf der Karte von La Cruz in 51" 4' s. Br. verzeichnet. Große Basaltschichten hat man beobachtet, die in etwa 1000 F. Hohe über dem Meere liegen und zwischen dem 45 und 46 Parallel weite Flächen bedecken, gegenüber von der Halbinsel Tres Montes, welche, nach Darwin, selbst granitisch ist. Und von diesen, Punkte nördlich ist die Cordillerenkette mit vulkanischen Gipfeln, meist in dauernder Thätigkeit, besetzt durch einen Raum von 16 Breitengraden bis zum Parallel von Coquimbo, in 30" Br. Richt weniger als 24 deutliche Lulkane, von denen 13 in Eruption gesehen sind, kennt mau auf diesem Raume. Die wichtigsten und thätigsten sind der Aan- tclcs, 43" 29/ 8000 engt. F. (7500 Par. F.) hoch; Corcovado, 7047 Par. F.; Osorno. 41» 9', 7085 Par. F. (2301 Mt.); Mich in madom, 7311Par. F.; Antuco, 37" 7", 16000 F4), ein trachytischer Kegel, umgeben von einem alten basaltischen Kraterringe und mit einem Krater, der Schwcfcldämpfe ausstößt, obwohl die Laven gewöhnlich an seinem Fuße ausbrechcn?) Derselbe Schriftsteller, Pöppig, welchem wir diese Nachricht verdanken, beschreibt zwei andere Vulkane in derselben Breite, in einer den Andes parallel laufenden Kette, östlich von Antuco. Peteroa,") 35" 12' Br., ist jetzt nur mäßig thätig; eine Paroxys- mus-Eruption fand an ihm 1762 statt, wobei sich ein neuer Krater und ein großer Riß in der Seite des Berges bildete. Der Pik von I) Antuco 37" 21/, 8418 Par. F. (2735 Mt.) — 2) Fehlt: der Sau Elemente, 46° 8'; der 387» Par. F. hohe Vulkan von Lalbuco; der 10 .V 0 V F. h. Tronador. — 3) Oder Bulkan del Plamhon, 35" 12', II.127 Par. F. (3615 Mt.) D. Uebers. 4<)I) Anhang. Vulkane an der Ostseite des Großen OeeanS- Tupungato ist mehr als 22.000 engl. F?) hoch. Rancagua, 34° 15' Br., soll beständig in Eruption sein?) Der Maypu, 330 53', 17.620 engl. F. hoch/) ein abgestumpfter Kegel mit einem Gipfelkrater, welcher Dampf und Flammen (wahrscheinlich rothglühende Schlacken, deren Schein die Dampfwolken reflectiren) ausstößt, soll sich aus Jurakalk und Dolomit, ausgedehnten Gipsschichtcn und Salzquellen erheben, welche eine Hohe von 9000 engl. F. erreichen?) Der Aconcagua, im Osten von Valparaiso, in 32» 39' Br., angeblich über 23.000 engl. F. hoch/ und demnach einer der höchsten Berge der Neuen Welt, ist noch thätig. Die Stadt Meudoza, die Hauptstadt der zu den Argentinischen Bnndesstaatcn gehörigen Provinz gleiches Namens und vor dem Ostabhauge der Kordilleren gelegen, wurde im März 1861 durch ein Erdbeben zerstört, bei welchem 10.000 Menschen umkamen. Wahrscheinlich hatte der Aconcagua zur selben Zeit einen Ausbruch, da Reisende auf dem benachbarten Uspallata-Passe von einem Aschenregen überdeckt wurden. Das Erdbeben war nur ein lokales, da die westliche Seite der Gebirgskette (Chile) ohne Störung blieb. Es folgen drei andere Vulkane, Ligui, Chuagui und Limara,/ fast in der Breite von Cvquimbo; nördlich davon, bis in 21° 50', also auf einen Zwischenraum von 560 engl. M., ist nach A. v. Humboldt kein thätiger Vulkan vorhanden. Von einem berichtet jedoch Philippi in 22" 16' bei Copiapo; und es ist wahrscheinlich, daß mancher ruhende oder erloschene Vulkan noch bei einer genaueren Untersuchung dieses Theiles der Andes aufgefunden werden wird. Eine submarine Eruption geschah 1835 dicht bei der Küste der Insel Juan Fernande; in demselben Augenblicke, wo die gegenüber-, liegende Küste von Chile durch ein heftiges Erdbeben erschüttert ward und die Ufer derselben von einer gewaltigen Meercswelle überflutet wurden. Die Tiefe des Meeres an der Ernptionsstelle war 69 Faden; dennoch war die über die Meeresfläche ausgeworfene Säule feuriger I) 19.083 Par. F. (0871 Mt.) — 2) Ist nicht vorhanden. — 3) Maipch 33» 59'. 16.572 Par. F. (5384 Mt.) — 4) Fehlt: Villarica. 39», 10' 15.000 Par. F. (4875 Mt) ? V. äs las Ikaxnas, 35«59', 10.041 Par. F. (3457 Mt.) DeS- cabezado (erloschen), 35°29', 11.967 Par. F. (3888 Mt.l V. äv 8. .losch 33»4I', 18.763 Par. F. (6090 Mt.) V. äs länAuil'ii'ies oder Morro del Aznsre 34«49', 13.783 Par. F. (4478 Mt.) Ghillan 30° 48', 8801 Par. F. (2879 Mt.) — 5) 32»41', 21.024 Par. F. (0834 Mt.) — 0) Ligna, 32» 12', Chuapa, 3I»40'. und Limari, 31» 6'. D. Uebcrs. Süd-Amerika. 401 Auswürflinge so hell, daß sie in der Nacht die nahegelegene Insel erleuchtete (?IiiI. Irans. 1826). Erdbeben von schrecklichem Charakter sind längs dieses Theiles der Küste sehr häufig. Copiapü wurde 1819 durch ein solches in Trümmer gelegt, und andere von gleicher Heftigkeit geschahen 1773 und 1796. Eine sehr bedeutende Erhebung des Landes fand auch längs der ganzen Ausdehnung in neueren Zeiten statt, wie das durch Ufer-Terrassen von Schiefer und Muscheln in verschiedenen Höhen bewiesen wird. Ich füge hinzu, daß einer der letzten und besten Beobachter, D. Forbes, in seiner Abhandlung über die Geologie von Bolivia und Süd-Peru (Hnart. ^ourn. 6eol. 8oo. XVII.) die vulkanische Reihe der Cordilleren als fast fortlaufend durch diesen Zwischenranm beschreibt. Er erwähnt von Süden nach Norden die folgenden Vulkane als noch in zeitweise! Thätigkeit: Llullayaco, 25°15Z Joconado, 23°10'; Lioancau, 22-50Z Atacama, 22°30Z Calama; Jsluga, 19°20st Tuca- lagua,Tutapaca,Coquina,Gualatieri und Sa hama, 1^°^ <23.914 engl. F.)Z, der letztere, ein abgestumpfter Kegel von höchst regelmäßiger Gestalt und fast 1000 F. höher als der Chimborayo, ist lange Zeit für den höchsten Berg der Andcs gehalten worden. An dieser Stelle ist eine große Zahl vulkanischer Piks in einer Gruppe beisammen gelegen; und hier nimmt die Cordillerenkette, welche bis dahin fast grade vom Süden nach Norden strich, eine westliche Wendung; auch ihre Breite nimmt zu, und auf der Ostseite erscheint eine zweite Parallelkettc; die dazwischen liegende Depression, ein weites Alpenthal (I) in 13.000 F. Höhe über dem Meere, wird zum Theil von dem Titacaca-See eingenommen. Die östlichere Kette ist plutonisch; die Achse ist granitisch und trägt sehr geneigte Schichten filmischer, devonischer und triassischcr Gesteine, und ist von Metalladern durchdrungen, wie bei den berühmten Bergwerken von Potosi. Die höchsten Punkte dieser Kette, der Sorata und Jllimani, erheben sich mehr als 24.000 F. über das Meer. Einige neuere vulkanische Gesteine durchschneiden die Kohlen- und devonischen Schichten auf der äußersten westlichen Grenze dieser Kette, beim Titicaca-See; Forbes beschreibt sie „als wahre Grausteine und trachytische Laven, welche durch eine besondere bandförmige Structur charakterisirt sind." 1) Der 16.300 F. h. Llullayllaco in 24» 15^; der 16.920 Par. F. h. Vulkan von Toconada; der 16.000 F. h. ISluga; der 20.592 Par. F. Gnalaticri; der 21.358 Par. F. h. Sahama oder Lhnngara; die 20.350 Par. F. und 19.535 Par. F. h. Pomarape und Parinaeota, ein Zwillings-Vulkan. D. Uebers. P. S rrope. Ueber Vulkane. 26 402 Anhang. Bulkane an der Ostseite deS Grasen Oceans. Die Westkette der Cordilleren ist fast ganz vulkanisch. Die Laven sind hauptsächlich trachytisch, viele im Charakter ganz dem Dvmit der Auvergne gleichend, bestehen aus Quarz, schwarzem oder braunem hexagonalcm Glimmer und glasigem Feldspat!), begleitet von einem weißlichen trachytischcn Tuff mit reichlich dazwischen gelagerten Bimssteinbruchstücken. Die Tuffe sind im Allgemeinen dicht, sv daß sie ein ausgezeichnetes Baumaterial abgeben, und sind oft nur mit Schwierigkeit von wahrem Trachyt zu unterscheiden. Die Eruptionen haben die oolithischen Schichten bei der Küste durchbrochen und überflössen, welche zwischengelagerte und eingedrungene Porphyre und Diorite (Grünstcine) enthalten. Unter den neuesten Laven gibt es viel Graustein (Trachyt- Dvlerit) von dunklerer Farbe als der Trachyt und mit zahlreichen Krystallen schwarzen oder dunkelgrünen Augitcs. Auch Basalt kommt vor, von sehr feinkörniger, dichter Beschaffenheit. Aber die Masse der vulkanischen Gesteine besteht aus „einer krystallinischen fcldspathischcn Lava von gestreifter oder gcbänderter Structur, ähnlich den Streifen in theilweis gefärbtem Glase" (Cordes I. v. 27). Diese Laven scheinen meist aus Scitenspalten am Abhänge der hohen, schneebedeckten vulkanischen Piks, welche die Kette krönen, hervorgebrochen zu sein. Im südlichen Theile Bolivias haben „solche Sciten- Ausbrüche den Boden mit trachytischcn Laven auf mehr als 300 cngl. M. fortlaufend bedeckt." Forbes meint, daß nur einige Spalten Ausflüsse von Lava auf eine fortlaufende Länge von 50 cngl. M. hervorgebracht haben (s. p. 113). Indeß muß bemerkt werden, daß wir von diesen südamcrikanischen Vulkanen, obwohl man häufig Dampf und Asche von ihnen hat ausgehen sehen und sie viele Solfataren enthalten, doch selten hören, daß sie in neueren Zeiten Lavaströmc von einiger Größe ergossen haben, wie es an anderen Stellen gewöhnlicher vulkanischer Thätigkeit der Fall ist. Der Vulkan von Misti, bei Arcguipa in Peru (18.877 cngl. F. h.), zeigt mehrere kleine Kratere, die häufig in leichtem Ausbruche sind. Ein anderer nahe gelegener Pik, der Chacani, hat einen großen Krater; der Vejo ebenso, mit Lavaströmen und vielem Bimsstein ; der Qmato, 16°50', hat 1667 einen heftigen Ausbruch gehabt; und andere,') deren Namen nutzlos sind, werden von verschiedenen Schriftstellern erwähnt. I) Der Misti 18.488 Par. F.; der Chacani 17.L8I Par. F. ; der Omare oder Huina-Pntina; der 17.581 Par. F. h. Candaravo oder Tutupaca; der 20.500 Par. F. h. Uvinas oder Uvillas; der 18.545 Par. F. h. Lhipicani; der 17.550 Par. F. h. Bulkan von Tacora; der Pichupichu. Sild-Ainerika. 403 Bon diesem Punkte an, in 16» s. Br., scheint die Hauptkette der Andes nicht vulkanisch zu sein oder mindestens auf einem Zwischen- raume von 060 engl. M. keinen thätigen Vulkan auszuweisen ; der erste, welchen man weiter nördlich trifft, ist der Sangai, im S. von Quito, in 2» s. Br. Bon ihm bis in 2» n. Br. findet man eine dichte Gruppe von 18 oder 20 Vulkanen von großer Höhe, von denen man mindestens die Hälfte für thätige hält. Von dem 16.040 engl. F. h. Sangai glaubt man, daß er, wie Stromboli, in permanentem Aus- bruche sei. Sebastian Wise, welcher seinen Gipfel erreicht hat, zählte in der Stunde 267 explosive Aschen- und Schlackenstrahlen. Die ausgeworfenen schwarzen Lapilli bilden auf den Abhängen des Berges und bis auf eine Entfernung von 12 engl. M. rundum, 300 oder 400 F. mächtige Schichten. Humboldt erwähnt häufig die rollenden Donner des Sangai, welche in großer Entfernung ringsum gehört werden. Dasselbe ist auch bei anderen hohen Vulkanen während der Ausbruchsphase der Fall und rührt ohne Zweifel her von den in der Tiefe ihrer Kratere stattfindenden Dampf-Explosionen, da der Schall oft nicht nur durch die Luft, sondern ebenso durch die Erde fortgepflanzt wird. Die Kanonenschüsse hört man bekanntlich bis auf 50 oder mehr engl. M. Entfernung; es ist daher nicht zu verwundern, wenn die unendlich viel heftigeren Explosionen mancher vulkanischer Essen dann und wann fünf oder selbst zehn mal so weit gehört werden. Alan vermuthet, daß die räthselhaften „Bramidos" oder unterirdischen Donner, welche Humboldt als oft in den Andes gehört erwähnt, überall diesen einfachen und natürlichen Ursprung haben. Die Stadt Riobamba, am Fuße des Tunguragua, in 1°4U s. Br. (16.424 engl. F., 15.473 Par. F.) wurde am 4. Febr. 1797 durch ein heftiges Erdbeben zerstört. Dieser Vulkan, zusammen mit den anderen benachbarten derselben Gruppe, Carhuairazo, Chimborazo, Cotopaxi, Antisana, Pichincha, Jmbaburu und anderen,') alle innerhalb eines elliptischen, etwa 120 engl. M. im langen Dia-» I) Der l5.823 Par. F. h. Sara- oder Supai-Urcn; der 18.144 Par. F. h. Lapac-Urcu oder Altar; der 15.248 Par. F. h. Cotocachi oder MnyuS-Urcu; der 18.004 Par. F. h. Sincholagoa, erloschen; der Guacamayo; der >6.184 Par. F. h. Jliniza; der 18.613 Par. F. h. Llanganati; der 17.850 Par. F. h. Cotopaxi; der 18.002 Par. F. h. Antisana; der 10.788 Par. F. h. Chimborazo; der 14.577 Par. F. h. Carihuairazo; der 12.740 Par. F. h. Quirotoa; der 14.981 Par. F. h. Pichincha; der 14.52 t Par. F. h. Jmbabura; der 14.810 Par. F. h- Vulkan von LhilcS; und der Tnmbal; der Azusral; der 12.820 Par. F. h. Vulkan von Pasto oder von Hnila. D. Uebers. 26 * 404 Anhang. Vulkane an der Ostseitc des Großen Oceans. Meter messenden Flächenraumes, können eher als die verschiedenen Essen ein und derselben vulkanischen Masse betrachtet werden, denn als verschiedene Vulkane. Einige derselben speien in ihren eruptiven Krisen Ströme von Schlamm (Asche und Wasser) aus, wie es der Carhuairazv im Juni 1698 und der Jmbaburu 1691 that. In diesem Schlamme findet man eine Menge von kleinen Fischen (INmeiockes O^olopum) Der wahrscheinliche Ursprung dieses Wassers und der Fische und Infusorien in demselben ist in dem Kratersee des Vulkans angedeutet, welcher in 1" 13' n. Br. oberhalb der Stadt Pasto liegt. Der Chiin- borazo (21.420 engl. F.) ist ein regelmäßiger, schneebedeckter Dom, dessen höchstes sichtbares Gestein prismatischer Trachyt ist; man hat ihn noch nicht in Eruption gesehen. Der Cotopaxi (17.662 engl. F.) dagegen ist seit 1742 häufig in Thätigkeit gewesen, und seine Ausbrüchc sind oft von Wasserströmen begleitet gewesen, die in diesem Falle wohl eher von dem plötzlichen Schmelzen seiner Schneedecke herstammen, welche nach Humboldt binnen einer einzigen Nacht in solcher Weise verschwunden ist. Die dabei entstandene Flut kann die ganze Masse von Alluvial-Conglomerat an seinem Fuße erklärlich machen. Der Kegel des Cotopaxi wird als von merkwürdiger Regelmäßigheit geschildert, trotz Cotopaxi, anS !>0 engl. M. Entfernung. der furchtbaren feurigen und wässerigen Phänomene, denen er unterworfen ist (s. p. 153). Er hat große Ströme völlig glasigen Bimssteins, genau wie der von Lipari, ergossen; dieser wird als Baustein gebrochen, und? Blöcke von 20 F. Länge und mehr und 5 oder 6 F. Dicke werden losgelöst (Humboldts Kosmos). Der Gipfel des Carhuairazv soll während der Eruption von l698 verschwunden sein (wahrscheinlich durch die Paroxysmus-Explosionen fortgeblasen). Der Sinchu- Siid-Amcrika. 405 lagua war 1660 in Eruption; seine Höhe ist 15.420 engl. F. Der Antisana (19.160 engl. F.) erhebt sich als ein kegelförmiger, fast 5000 F. h. Pik aus einer ovalen Ebene, wahrscheinlich einem großen, ausgefüllten Krater, quer über welche mehrere Ströme schwarzen Obsidians und Pechsteins aus der höheren vulkanischen Esse hingeflossen sind. In einem noch niedrigeren Niveau haben sich auf dem östlichen Abhänge des Berges ähnliche schwarze Lavaströme aus zwei kleinen Kratcren ergossen, welche jetzt Seen sind. Diese Laven sind beim Abkühlen in lose massige Blöcke zersprungen: ein nicht seltener Umstand (s. p. 58), den zu begreifen Humboldt aber viel Schwierigkeit gehabt zu haben scheint. (Kosmos IV.) Die Abhänge des Antisana sind mit Bimsstein und Pcchsteinstücken bedeckt. Er hat l590 und dann 1728 einen Ausbruch gehabt. Der Pichiucka (17.644 engl. F.) ist, wenigstens von 1539 an, häufig in Eruption gewesen, und war 1831 in voller Thätigkeit. Er hat an seinem Gipfel zwei große, trichterförmige Kratere; einer derselben enthält einen kleineren Eentralkegel, auf dessen Oberfläche man aus zahlreichen Schlünden Dampf, Schwefelwasserstoffgas, und schweflig- saures Gas mit großen Säulen schwarzer Asche und Bimsstein hervorkommen sieht. Der andere große Krater ist gegenwärtig unthätig. Cumbal, Chiles, Pasto, Sotara sind die Namen anderer vulkanischer Piks, welche sich bis über die Schncelinic erheben. Der Puracö (16.000 engt. F., 15.957 Par. F.), bei Popayan ist ein abgestumpfter Kegel, am Gipfel aus Obsidian bestehend: der an Schwefelsäure reiche „Essigstrom" entspringt an diesem Berge. Der Tolima, ebenfalls ein abgestumpfter Kegel, in 4" 3iV n. Br. und westlich von Santa F6 de Bogota (18.000 engl. F., 17.010 Par. F.) ist der höchste Anden-Pik nördlich vom Aequator. Er stößt jetzt nur Dampf und Gase aus; aber man weiß, daß er 1595 und neuerlich wieder 1826 in heftiger Eruption gewesen ist, zu welcher Zeit das ganze Ncu-Granada ringsum von Erdbeben mächtig erschüttert worden ist; man hörte laute Detonationen, und Risse bildeten sich im Boden, aus welchen Kohlensäure und andere GaSarten, sowie stark nach Schwefelwasserstoffgas riechender Schlamm hervorbrachen?) In Verbindung mit dieser vulkanischen Zone der Kordilleren erinnere ich hier an die etwa 500 engl. M. entfernte, jedoch unmittel- l) Fehlen: der Paramo de Nuiz, 182!» eruptiv; der Zamba, an der Magda- lena-Mitndnng, 1848 eruptiv; der stets dampfende am Rio Fragn«; bei Popayan der erloschene Sotara oder TugncreS. 406 Anhang. Vulkane an der Ostseite des Großen Oceans. bar der Küste von Ecuadvr gegenüber gelegene Inselgruppe der Galü- pagos, in welcher die vulkanische Kraft zu außerordentlicher Thätigkeit entwickelt gewesen ist. Kaum hat man irgend sonst wo so viel Kegel und Kratere (im Allgemeinen erloschen) auf einem so kleinen Raume (von etwa 120 engl. M. s27 geogr. M.j im Durchmesser) beobachtet. Darwin schätzt die Zahl derselben auf 2000. Als er die Insel mit der Expedition unter Capt. Fitzrop besuchte, waren zwei Kratere gleichzeitig in Eruption. Auf allen diesen Inseln kann man Lavaströme sehen, welche sich in Zweige theilen und oft das Meer erreichen. Die Lava ist im Allgemeinen augitisch, mit Olivin und großen Albitkrystallen. Echter Bimsstein fehlt ganz. Die Kegel sind gewöhnlich aus einem verhärteten braunen Tuff gebildet, der wie die von Neapel, mit losereit sandigen Schichten desselben Tuffes bedeckt ist. Die Schichten haben stets das übliche allseitige Fallen vom Krater fort, unter Winkeln von 20 bis 30 Graden. Die Kratere sind unveränderlich gegen Ost offen, indem die Materialien entweder in größter Menge aufgehäuft sind oder der Erosion der Meereswellen am besten auf der Leeseite des Windes widerstanden haben. Der höchste Kegel übersteigt nicht 4536 engl. F. (3275 Par. F.). Die Gruppe ist im Allgemeinen merkwürdig wegen der großen Anzahl von gesonderten unabhängigen Ernptionspnnkten und der Abwesenheit jedes vorherrschenden Vulkans. Der Tolima ist der nördlichste unter allen thätigen Vulkanen Süd- Amerikas; er erhebt sich auf der mittleren der drei Gebirgsketten, in welche die Anden sich hier theilen, auf der sogenannten Sierra de Quindiu. Der westliche Zweig hat in dieser Breite keinen Eruptiv- schlund. Einer befindet sich auf dem Ostabfalle des Knoten, von welchem diese Dreitheilung ausgeht, bei der Quelle des Riv Fragua. Er ist, wie Humboldt bemerkt, entfernter vom Großen Ocean (152 engl. M., 33 geogr. M), als irgend ein anderer thätiger Vulkan Sud- Amerikas, und raucht noch jetzt. "Nördlich von dieser Stelle, zwischen dem neunten und zehnten Breitengrade, macht jede der beiden Seiten- ketten eine etwas plötzliche Biegung. Die östlichere setzt sich grade nach Osten fort in der hohen Küstcnkette von Caracas, Cumana und Trinidad (von 8000 bis 9000 engl. F.), wo sie fast rechtwinklig gegen die nordsüdliche vulkanische Linie der Karibischen Inseln trifft. Die andere, welche mehr gebrochen und von geringerer Erhebung ist, wendet sich nach Westen in den Isthmus von Darien hinein und biegt sich bald hernach wieder fast grade nach Norden; und hier, auf dem Grunde des Golfo dolce, bei BarucaZ) treffen wir den südlichsten bekannten l) Soll Burica heißen. D. Uebcrs. Bulkane Mittel- und Nord-Amerikas. — El Revantado. 407 Vulkan von Nord-Amerika. In dem Zwischenraume jedoch zeigen sich längs beider Ketten Spuren früher vulkanischer Thätigkeit. Die westliche Cordillere hat viele Lager von eingedrungenem augitischcn Porphyr und Diallaggesteincn, welche den Sedimentgesteinen zwischengelagert sind oder dieselben durchdringen. Längs der östlichen oder der Küsten- kette von Benezucla trifft man häufig Schlammvulkane, Petroleumquellen und Erdpech. Bei Valencia liegen eine Solfatara und mehrere Quellen heißen Wassers, dessen Temperatur über dem Kochpunkte ist. Vulkane Mittel- und Vord-Ämerikas. Von Bnrica aus zieht sich eine Reihe von mehr als 30 vulkanischen Essen, hauptsächlich längs der Küste des Großen Oceanes, nach NW. bis zum 16° n. Br. in der Republik Guatemala. Es gibt wenig rindere Theile der Erde, in welchen sich auf einem so kleinen Raume rine gleiche Zahl thätiger Vulkane, zugleich mit zahlreichen Bergen vulkanischer Bildung vorfinden, welche, obgleich jetzt in Ruhe, doch offenbar in neueren Zeiten in Eruption gewesen sind. Ganz nahe bei Burica erheben sich zwei Vulkane am Ufer des Atlantischen Meeres, beim Golf von Chiriqui. Ein anderer, der Jrazu, bei der Stadt Cartago, erreicht die Hohe von 11.000 cngl. F. (10.506 Par. F.); er ist bis zum Gipfel leicht zugänglich, von wo man beide Oceane sieht. Der thätige Aschen- und Lapilli-Cylinder, etwa 1000 F. h, erhebt sich in der Mitte eines kreisförmig umschließenden Kraterkammes. Ein anderer Krater von 8000 engl. F. Umfang liegt an der NO.-Seite. Dieser Vulkan ist in Paroxysmen thätig gewesen 1723, 1726, 1821 und 1847, die von Erdbeben begleitet wurden, welche vielen der Städte zwischen Nicaragua und Panama großen Schaden brachten. El Revantado ((9486 engl. F.)Z hat einen tiefen Krater, nach S. eingebrochen und früher mit Wasser angefüllt Barba, nördlich von Sän Jos6, der Hauptstadt von Costa Rica, hat einen Krater, der mehrere kleine Seen in sich schließt. Bis hierhin läuft die Hauptkctte der vulkanischen Höhen von SO. nach RW; aber an dieser Stelle wird sie von einer ostwestlich gehenden Querreihe von Essen gekreuzt. Auf dieser Kreuzungsspaltc erheben sich vier oder fünf thätige Piks; der eine, La Vieja, soll nach Squier jedes Frühjahr beim Anfange der Regen - 1) Ist »ach v. Frantzius der Cerro Pelon des Jrazu. D. Uebels. 408 Anhang. Vulkane Mittel- und Nord-Amerikas. zeit mit einer Aschen-Entladung ausbrechen; ein anderer, der Bulkair vor Votos, ist reich an Schwefel; und einer liegt nördlich von Car- tago. Der Rincon, Miravaya und OrosN) sind mehr oder weniger thätige Vulkane am SW.-Rande des Nicaragua-Sees. „Vielleicht, sagt Squier, zeigt kein gleicher Raum der Erdoberfläche so viele und so scharf ausgesprochene Spuren von vulkanischer Thätigkeit, wie der zwischen den Seen und dem Großen Ocean gelegene Theil Nicaraguas. Haufen von zahllosen Inseln bedecken den See selbst, alle vulkanischen Ursprunges, in Form von 20 bis 200 F. h. Kegeln aufsteigend. Und in den ringsum liegenden Bergen sind außer mehreren hundert gähnenden Krateren zahlreiche Kraterseen vulkanischen Ursprunges, von gebrannten, blasigen und steilen Felswänden eingeschlossen, ohne Ausgang, oft von großer Tiefe, mit salzigen und bitteren Wassern." Einen dieser Seen, den Slopango, beschreibt derselbe Reisende als nicht weniger denn 12 engl. M. lang und 5 M. breit;, er empfängt keinen Zufluß, hat aber einen kleinen Abfluß. Die Oberfläche des Wassers ist 1200 F. unter dem Niveau des umgebenden Landes. Diese Seen findet man im Allgemeinen am Fuße eines vulkanischen Berges. Dazu gehört auch der See von Masaya am Fuße des ebenso genannten Vulkanes, welcher seit 1853 in steter Eruption gewesen ist. Bor diesem Jahre ist er von 1670 an ruhend gewesen, unv vor diesem Datum war er, wie jetzt, beständig thätig und wird von Oviedo so beschrieben, der ihn 1529 besuchte (s. p. 26). Die Eruption von 1670 sendete einen Lavastrom nach N., welcher eine Entfernung von 20 engl. M. erreichte, und noch jetzt, sagt Squier, wie ein während eines Sturmes plötzlich erstarrtes Meer von Tinte erscheint. Nindiri ist ein dem Masaya angehefteter Zwillingsvulkan, welcher 1775 einen großen Lavastrom in den Leon-See an seinem Fuße ergoß. Mandeira und Omotepec^) sind andere Zwillings-Vulkanc, die sich als Insel aus dem Nicaragua-See erheben, wie es auch der erloschene Kegel und Krater des Lapatera thut. Am West-Ufer, bei der Stadt Granada, liegt der von Mombacho?) Momotombo, noch rauchend und beständig detonirend, zeigt auf seinen Abhängen schwarze Lavaströme (Squier). Von da nach dem Fonseca-Golfc zieht sich eine von SO. nach l) Der Rincon de la Vieja (ein einziger, nicht ihrer zwei) soll stets thätig sein; der 4400 Par. F. h. Miravalles; der 4878 Par. F. h. Orosi, ist vielleicht vulkanisch. — 2) Madeira, 4000, und Omotepec. — 3> Der 4000 F. h. Momo- bacho. D, Uebers. Mittel-Amerika. 409 NW. laufende Höhenkette, die aus sechs Vulkanen besteht, den sogenannten Los Morobios?) El Nuevo war 1850 in Eruption, bei der sich ein Lavastrom von der Ebene am Fuße des Berges ergoß. Tclica, oberhalb der Stadt Leon (3517 engl. F.), hat einen 300 F. tiefen Krater an seinem Gipfel, der sich im Zustande einer Solfatara befindet. El Biejo (0000 engl. F.)^) war im 16. Jahrh, sehr thätig, und man sieht ihn noch roth glühende Schlacken auswerfen. Cose- guina,3) der das südliche Vorgebirge des Fonseca-Golfes bildet, war 1812 thätig, aber ist insbesondere berühmt durch den schrecklichen, von einem Erdbeben voraus verkündeten Ausbruch, welcher am 20. Januar 1835 begann. Seine Detonationen hörte man in Jamaica, wie auch in dem 560 engl. M. (120 geogr. M.) entfernten Bogota. Die in die Lust geschleuderte Asche veranlaßte zwei Tage lang für alle umliegenden Landschaften Dunkelheit, die durch den Fall derselben bis auf eine Tiefe von vielen Fußen bedeckt wurden: sie fiel auf dem Meere dicht, im Westen auf einem 40 engl. M. von N. nach S. und auf mindestens 20 Längengrade von W. nach O. messenden Raume. Die Menge der bei dieser Eruption ausgeworfenen Stücke war ungeheuer (s. p. 172). Wir haben keine Nachricht über die gegenwärtige Gestalt des Berges; aber es ist wahrscheinlich, daß er bei dieser Gelegenheit abgestumpft und ein Krater von großem Umfange ausgclwhlt wurde. Der benachbarte Vulkan von Sän Bicente war in demselben Jahre (1835) gleichfalls in Eruption. Die nördliche Grenze des Fonseca-Golfes, grade dem Coseguina gegenüber, bildet ein anderer Vulkan, der Concagua oder Ama- lapa?) Und hier ist die vulkanische Reihe, welche im Allgemeinen von RW. nach SS. streicht, wiederum von einer anderen gekreuzt, welche fast eine Ost-West-Richtung hat, entsprechend der ähnlichen Biegung an der Küste des Großen Oceans, wie auch der östlichen Ausdehnung des Continents, welche die Provinzen Honduras und die Mosquito-Küste bildet, deren Linien sich in den hohen Ketten von Jamaica und Sau Domingo fortsetzt. Die beiden Vulkane bei den respectiven Städten von Sän Miguele und Sän Salvador sollen sehr thätig sein. Der Apaneca, nicht weit von Sansonare, ist vielleicht erloschen. Der Jzalco, noch näher an jener Stadt, soll nach Squier „auf einer Die sechs Maribios. Im Managua-See der Momotombito. — 2) Telica (5603 Par. F. h.) und Biejo <5630 Par. F. h.) sind zwei der Maribios; ebenso der erloschene Arota. Auch las PilaS und der 2820 Par. F. h. Guanacare. — 3) 470 Par. F. h. — 4) Soll heißen Amapala. — Am 23. Febr. 1868 soll sich daneben ein neuer Vulkan gebildet haben. D. Uebers. 410 Anhang. Vulkane Mittel- und Nordamerikas. Ebene bei dem erloschenen Vulkane von Santa Anna im Jahre 1770 (1793?) aufgeworfen sein. Während der vorhergehenden Monate suhlte man Erdbeben; und am 23. Febr. öffnete sich die Erde und ergoß Lava, begleitet von Feuer, Rauch und großen Mengen von Asche und Steinen, deren Auswurf noch Monate und Jahre nach dem Aufhören des Lavastromes fortdauerte. Diese Produkte bilden einen beständig wachsenden Kegel rings um den Schlund oder Krater. Er ist seitdem stets im Zustande dauernder Eruption verblieben und heißt deshalb der Faro (Leuchtthurm) von Sän Salvador. Seine Explosionen treten, wie die von Stromboli, regelmäßig in Zwischenzeiten von 10 bis 20 Minuten ein, und senden einen dicken Rauch und eine Wolke von Asche und Steinen aufwärts, welche nach dem Herabfallen die Höhe und Masse des Kegels vermehren. Er ist jetzt etwa 2500 engl. F. (1853 Par. F.) h. (8 Fig- 38, neben welchem nördlich Saussüre zahlreiche basaltische Lavaströmc aufgefunden hat, die das hohe mejicanische Plateau überdecken. Der Orizaba ist 1851 von einem jungen Franzosen, Alex. Doignon, und neuerlich auch vom Baron v. Müller erstiegen worden. Er hat am Gipfel einen Krater, dessen Umfang zu 6000 Uards geschätzt ist, und der an der S.- und Ost-Seite eingebrochen ist. Das Innere ist tief, an vielen Stellen mit Schwefel incrustirt, der aus zahlreichen I) Der Acatenango, der Vulkan von Duenas, der vom 'Sän Pedro, der Lcrro de Oro, der von Santa Clara, der von Santa Tomas, der Zunil oder Quezaltenango, der von Santa Maria, der von Tajamulco, der von Tacana, der 12.270 Par. F. h. Sapotitlan, der 12.000 Par. F. von AmilpaS. — 2) 8932 Par F. h. — 3) 10.472 Par. F. h. — 4) 18.776 Par. F. h. D. Uebers. 412 Anhang- Vulkane Mittel- und Nord-Amerikas. Fumarolen abgesetzt wird. Eine Eruption, welche er 1569 hatte, soll zwanzig Jahre lang gedauert haben; seitdem hat er sich in seinem gegenwärtigen Zustande verhältnißmäßiger Ruhe befunden. Den Fuß des Orizaba umgeben kleinere, meist abgestumpfte Kegel; einige derselben haben Lavaströme ergossen, einige Schlamm und Asche. Oestlich liegt der vulkanische Berg vonAcatepe c. Westlich finden sich mehrere Schwefelquellen und Fumarolen, sowie eine Gruppe von Hügeln, „los Derrum- batos" genannt, von denen einer einen häufig thätigen Krater hat. Nach N. erstreckt sich der Cofre de Perote, eine isolirtc Fels- kette (13.550 engl. F. hoch, 12.534 Par. F.), bestehend aus dunklem, dioritischen Trachyt oder Graustein, und bis 7000 F. über der Hochebene aufsteigend. Nach neueren Berichten scheint er der Rest eines großen Kraters zu sein, dessen übrige Theile weggekrochen oder fortgeblasen sind. Die centrale Hochebene von Mejico selbst, im Mittel 6 oder 7000 F. über dem Meere, besteht großcntheils aus trachytischcm Porphyr, voller glasigen Feldspathes, dem Produkte alter, vielleicht submariner Eruptionen. Die tiefen Schluchten (Barancos), welche sie durchschneiden, zeigen an ihren steilen Felswänden zahlreiche mächtige horizontale Schichten dieses Gesteins und seiner Conglomerate. An vielen Stellen dieser Hochebene jedoch treffen wir ausgedehnte Felder von schlackiger Lava oder Basalt oder von Perlstein und Obsidian, von ganz neuem Aussehen; sie sind uncultivirbar und heißen deshalb mrUpais. Diese Laven stammen wahrscheinlich aus einigen Seiten- schlünden der großen Vulkane oder aus Spalten in der Ebene an dein Fuße derselben (s. Kosmos IV.). Weiter westlich und unmittelbar im SO. des Sees von Mejico steht der Popocatöpetl, ein ebenfalls großer, schneebedeckter vulkanischer Kegel (17.720 engl. F. h., 16.686 Par. F.), noch beständig in Thätigkeit, der Dampf und Asche ausstößt, aber gegenwärtig keine Lavaströme ergießt. Das Hauptgestein desselben ist ein augitischer Trachyt oder Graustein. Indeß bestehen einige Schichten .aus Pechstein. Ein anderer Vulkan, der JztaccihuatlZ) steht dicht nördlich vom Popocatöpetl; auch andere Berge in der Umgebung des Seenbeckens sind ohne Zweifel vulkanisch. Im SW. der Stadt erhebt sich der große schneebedeckte Vulkan el Nevado di Toluca (15.168 engl. F., 14.328 Par. F.>, der jetzt nicht thätig ist. Seine Laven enthalten, wie die des Orizaba, Hornblende. Sehr viel weiter westlich, in 19° 11' n. Br. und 101° 20' w. Lg. v. Gr., kommen wir zu dem berühmten Vulkan Jvrullo, den l) 14.730 Par. F. h. D. Uebers. Jorullo. 413 Humboldt zuerst beschrieben hat, und den er als ein typisches Beispiel der Erhebung bereits vorhandener Schichten durch vulkanische Kräfte aufgestellt hat. Ich habe bereits (p. 66 und 68) dieses unglückliche Mißverständnis; des großen Reisenden erwähnt, welchem wahrscheinlich das Entstehen der schädlich wirkenden Theorie der Erhebungskratere Leopolds von Buch zuzuschreiben ist. Jetzt kann kein Zweifel mehr bestehen, seit der Untersuchung de Saussüres an Ort und Stelle (wie ich bereits 1825 die Kühnheit hatte in der ersten Ausgabe des Buches aus- zusprechen, indem ich meinen Schluß einzig und allein aus den von Humboldt selbst berichteten Umständen und Darlegungen machte), daß dort 1769 keinerlei Erhebung der Oberflächenschichtcn „in Gestalt einer Blase" oder sonst wie stattgefunden hat, sondern ganz einfach das gewöhnliche Phänomen einer normalen subaörealcn vulkanischen Eruption. Fünf Schlündc hatten sich auf einer nordsüdlichen Spaltenlinie in einer Tiefebene oder vielmehr in einem Thale geöffnet, über deren jedem ein gewöhnlicher Aschcnkegel durch die fortdauernden Schlacken- auswürfe aufgehäuft war, während wahrscheinlich aus allen diesen, aber hauptsächlich aus dem größten und ccntralen Kegel des eigentlichen Jorullo, reichliche Ströme einer unvollkommen flüssigen basaltischen Lava ergossen wurden, welche, während sie auf keine große Entfernung flössen, sich übereinander zu einer hohen convexcn Platforin häuften, dem Malpais oder „pluiuo domdöo" Humboldts. Die letzte Lava-Er- gießung geschah aus dem eingebrochenen Krater des Jorullo selbst, und sie bildete in Folge des äußerst geringen Flüssigkeitsgrades ein massiges Borgebirgc oder einen Strebepfeiler, den man noch jetzt von der Seite des Kegels ausgehen sieht (s. Fig. 19, p. 67), während der Fuß mit der Lava des Malpais gemengt ist. Gewaltige Auswürfe schwarzer Asche gehörten zu den zuletzt erwähnten Eruptions-Erscheinungen; und die rauhen Protubcranzen über den Fumarolen des Lavastromes, bedeckt von einer einen oder zwei Fuß dickcp Schicht dieser feinen Bruchstücke, welche beim Erstarren eine kugelförmige, concretionäre Struktur angenommen hatten, bildeten die hcuschoberartigen „Horuitos" (welche v. Humboldt als für ihn so überraschend beschreibt), de Saussüre schließt seine Abhandlung mit den Worten: „Der Bulkan Jorullo ist sicherlich nicht durch Erhebung entstanden; und seine Phänomene, weit entfernt zu Gunsten der erhebenden Wirkung der vulkanischen Kraft zu sprechen, zeigt im Gegentheile, daß die mächtigsten Ausbrüchc stattfinden können ohne die geringsten Veränderungen in der Lagerung der Oberflächenschichtcn. (Bull. 8oo. Vaulloise cles 8o. Xat. 1859 17., 45 vol. VI.) 414 Anhang. Bulkane Mittel-- und Nord-Amerikas. Die Lava des Jorullo ist Graustein, der sich dem Basalte nähert und Olivinkörner enthält. Es ist um so seltsamer, daß A. v. Humboldt den Charakter dieses Ausbruches so mißverstanden haben sollte, da er selbst einen Theil der alten Oberfläche beschreibt, auf welcher zuvor „einige alte Wirthschaftsgebäude und alte Stämme von Cactus und Guava-Bäumen" standen und noch stehen, die in der Mitte des Mal- pais, am Fuße des Jorullokegels ungestört geblieben sind. Dies war demnach ein Buckel, welcher, wie es sehr oft geschieht, von der Lavaflut umflossen, aber nicht bedeckt worden ist. Und der ungestörte Zustand der Wirthschaftsgebäude wenigstens sollte A. v. Humboldt wohl veranlaßt haben, daran zu zweifeln, daß hier eine plötzliche, blasenartige Erhebung der ganzen umgebenden Ebene von vier Quadratmeilen Ausdehnung bis zur Höhe von 500 F. uud des Jorullokegels selbst bis zu 1680 F. stattgefunden habe! Die außerordentliche Entschiedenheit, etwas Neues, Seltsames und Beispielloses in den Phänomenen des Jorullo zu finden, ergibt sich merkwürdig klar aus einer Stelle des Briefes Leopolds von Buch an Humboldt, welche der letztere anführt (Kosmos IV.): „Ihre Hornitos sind keine durch den Fall ausgeworfener Massen aufgehäufte Kegel; sie sind direkt aus dem Inneren der Erde erhoben worden." Er vergleicht dann das Entstehen des Jorullo mit dem des Monte Nuovo. Die Parallele ist richtig; aber der von den Erhebungsleuten beiden zugeschriebene Ursprung gleich irrthümlich (s. p. 295). Der Gipfel des Jorullo hat nur 4265 F. H. (4000 Par. F.) über dem Meere. Westlich vom Jorullo und fast an den Küsten des Großen Oceanes liegt der Bulkan Colima (13.000 engl. F.)Z in 104" w. Lg. Der Colima ist 1852 von Pieschel bestiegen worden. Er hat einen doppelten Gipfel, von denen einer einen Krater besitzt, aus welchem Dämpfe und Schwefelwasserstoffgas ausgestoßen werden. Eine große Eruption pon Asche wird von ihm 1770 berichtet und im März 1795 die einer Säule glühender Schlacken. Es ist merkwürdig, daß die Linien der Querspalte, auf welcher diese großen Vulkane Mejicos stehen, wenn sie durch den Ocean verlängert wird, in einer Entfernung von 440 engl. M. (100 g. M.) nach West die Gruppe der Revilla Gigedo Inseln, in 110" w. Lg., trifft, welche für vulkanisch gehalten werden, da rund um dieselben viel schwimmender Bimsstein gesehen worden ist. Pieschel beschreibt eine vulkanische Zweigspalte, die, mit erloschenen 1) Wohl nur 9000 F. h. D. Nebers. Sierra Madre. 415 Kratcren und Lavaströmcn besetzt, vom Colima parallel mit den Ufern des Großen Oceans, nordwestlich von Guadalajara läuft. Diese Nord- Süd-Reihe endet vielleicht in der Mchbarschaft von Durango, in 24" Br., wo eine Gruppe basaltischer Felsen, von Schlacken überdeckt, aus der Mitte einer Tiefebene aufsteigt; und am Gipfel eines der benachbarten Berge ist ein Krater beobachtet worden. Es ist daher wahrscheinlich, daß bei weiterem Nachforschen noch andere Spuren vulkanischer Thätigkeit aufgefunden werden, da namentlich warme Quellen in der Provinz Guadalajara bekannt sind?) Bon diesem Breitengrade an beginnt die Sierra Madre (das südwestlichste Ende der großen granitischen Kette der Rocky-Mountains) aufzusteigen und ihren langen Lauf nach Norden einzuleiten, in einer Entfernung von 450 bis 800 cngl. M. von den Ufern des Großen Oceans streichend. Sie hat keine thätigen vulkanischen Schlünde, aber an ihren östlichen und westlichen Abhängen finden sich hie und da Spuren vulkanischer Thätigkeit neueren Datums, bestehend aus Aschen- kcgeln, Krateren und Lavaströmen. Die Erforschungs-Expcdition des General Frömont entdeckte zwei große Striche vulkanischer Bildungen, eine auf dem Wege von Bcnt's Fort am Arkansas nach Santa F« in Ncu-Mejico, wo drei erloschene Vulkane sind: die Raton-Berge, Fischers Pik und der Berg cl Cerrito. Die Laven des ersteren bedecken das ganze Land zwischen dem Arkansas- und Canadian-Fluß. Peperino und basaltische Schlacken finden sich in Menge in den Prärien östlich von den Rocky-Mountains; und man hat Grund zu glauben, daß die großen Spanischen Piks (in 37° 32' n. Br.) vulkanische Berge seien. Dieser östliche vulkanische Distrikt nimmt einen Flächen- raum von wenigstens 80 engl. M. im Durchmesser ein. Auf dem westlichen Abhänge der Rocky-Mountains sind die Bereiche eruptiver Thätigkeit räumlich noch ausgedehnter. Das Areal beginnt im S. etwa in 33° 48' und umfaßt zwei Nord- und Süd-Ketten: jenen Kamm der Rocky-Mountains, welcher vom Paß von Luni durchschnitten wird, und eine mehr westliche Abtheilung, die sogenannte Sierra de Sän Fran- cisco. Die erstere hat einen kegelförmigen Berg, den Mount Taylor, 12.256 cngl. F. hoch, von welchem große Lavaströme ausstrahlen, die sich auf große Entfernung vom Fuße des Vulkans in öden, mit Schlacken und Bimsstein bedeckten Feldern hinerstrccken. Etwa 70 engl. l) stehlen: Der Pik von Tancltaro, der Lcrro de Aynsco, der Ahuacatlan, der 418» Par. F. h. Vulkan von Tcpic lCaboruco), der Malinche, der 185» aufgebrochene Krater des BergcS Santa Anna. D. llebers. 416 Anhang. Vulkane Mittel- und Nord-AmerikaS. M. westlich von Luüi erhebt sich die andere hohe vulkanische Kette von Sän Francisco, deren höchster Pik zu 16.000 engl. F. geschätzt wird. Er hat einen großen Gipfelkrater, umgeben von ausgedehnten Strömen von Grünstein, Basalt, Trachyt, Obsidian und deren Konglomeraten. Mehrere andere Berge desselben Charakters setzen die Kette nördlich fort; und der vulkanische Bereich dehnt sich im Westen des Großen Colorado in 34" 25' n. Br. aus, wo man viele erloschene Kegel und offene Kratere beim Soda-See erkennen kann. Weiter westlich und 500 engl. M. nördlicher, unter dem 43.° n. Br. und zwischen dem 110. und 112.° w. Lg., nördlich vom Großen Salzsee, finden wir eine große vulkanische Gruppe, bestehend aus dem Fremont's Pik (13.568 engl. F.), den Drei Bergen und den Drei Tetons, von fast gleicher Höhe. Sie sind kegelförmige Piks, umgeben von weit verbreiteten Bänken und Feldern schwarzer Lava, mit schlackigen Oberflächen und daher einer neuen Eruptious-Aera angehörend, obwohl jetzt anscheinend erloschen. Alle vulkanischen Berge dieser Hauptkette Nord-Amerikas sind merkwürdig wegen ihrer großen Entfernung (500 bis 600 engl. M.) von dem nächsten Meere. Aber außer diesen laufen verschiedene Linien vulkanischer Oeffnuugen parallel mit den Rockv-Mountains, näher an den Küsten des Großen Oceans. Die Halbinsel Alt-Californien selbst hält man großentheils für vulkanische Bildung. Drei hohe Piks, der Loretto, Gigantas und La Verging) werden insbesondere als von diesem Charakter erwähnt. Farnham beschreibt die ganze Halbinsel als „einen Aufbau vulkanischer Asche, Schlacken und Lava, fast ohne jede Vegetation." Ebenso beschaffen ist die nördliche Fortsetzung dieser Kette, die sogenannte Küstenkette oder Sierra Nevada, bis in die Breite von Sau Francisco, wo der Monte del Diablo liegt, ein erloschener Vulkan von 3672 F. H. (3544 Par. F.); und weiter nördlich, im Thale des Sacramento, ein weiter trachytischer Krater, der sogenannte Sacramento Butte. Noch weiter uach N., bei der Quelle dieses Flusses, bestehen die Schafty-Berges) deren Gipfel mit ewigem Schnee bedeckt sind, aus basaltischen Laven; und noch weiter, in Oregon, enthalten die Cascadc-Gebirge mehrere ebenfalls mit Schnee bedeckte Berge, welche zu Höhen von 15 und 16.000 F. aufsteigen und als von vulkanischer Natur bekannt sind, da einige dcr- 1) Der 400» F. h. Cerro de la Gigautca und der seit I74K ruhende Volcano de las Birgiues. — 2) Der erloschene, IS.551 Par. F. h. Shasta. D. llcbers. Mount Pitt. 417 selben noch jetzt thätig sind. Humboldt gibt folgendes Berzeichniß derselben, indem er in 42° 30' n. Br. mit dem Mount Pitt beginnt, (9569 engl. F-, 8960 Par. F. h.); Mount Jefferson oder Banco uv er, 44° 35' n. Br. (15.700 engl. F., 10.306 Par. F. h.), ein Kcgelberg-Z) Mount Hood, 45° 10',^) mit Bestimmtheit ein erloschener Vulkan, mit zclligcr Lava bedeckt. Dieser und der anliegende Mount St. Helen's sind fast 16.000 engl. F. h?) Der Sattelberg, in SSO. von Astoria, hat einen weiten Krater. Mount St. Helen's stößt fortdauernd Rauch aus seinem Krater; er hat eine sehr regelmäßige Kegelgestalt und ist mit ewigem Schnee bedeckt. Im Jahre 1842 fand eine Eruption statt, welche Asche und Bimsstein bis aus eine große Entfernung über das umgebende Land verbreitete. Mount Adams, 46° 18', fast grade östlich vom St. Helen's, und 112 engl. M. von der Küste, ist jetzt nicht in Thätigkeit.^) Mount Reignier,°) 46° 48', ein noch brennender Vulkan, 12.230 engl. F. h., 1841 und 1843 in heftiger Eruption. Mount Olympus, 47° 50', südlich von der Juan de Fucas-Straße,°) und östlich Mount Baker, 48° 48' (10.700 engl. F.),') ein großer, noch thätiger Vulkan von sehr regelmäßiger Kegelgestalt, welcher der Scenerie der Straße ein imposantes Gepräge verleiht. Schreiten wir von der Küstenkette nach dem Inneren vor, so finden wir den Pyramidenberg, den Mount Brown (16.000 engl. F.) und Mount Hooker (16.730 engl. F., 15.760 Par. F.), in 52° 25': hohe vulkanische Trachytberge in Britisch- Columbia, die sich auf der Haupt-Centralkctte der Rocky-Mountains bei den Quellen des Columbia-Flusses erheben, in Entfernungen von mehr als 300 engl. M. von der Küste des Großen Oceans. Man hat Grund, an eine große Entwickelung der vulkanischen Bildungen an dieser Stelle zu glauben. Zwischen dieser Kette und dem Frasers-Flusse bilden die Schwarzen Berge den Mittelpunkt eines anderen vulkanischen Bereiches. Hcctor sagt (ckauin. Olool. 8ov 1861): „Die große Colum- bische Wüstencbene wird fast in ihrer ganzen weiten Fläche von einer Reihe horizontaler basaltischer Lavaergüsse eingenommen, ohne irgend einen Berg in der Nähe, auf den der Ursprung derselben zurückgeführt werden könnte. Die Ebene wird von 500 bis 600 F. tiefen Klüften durchschnitten, deren Seiten Schichten über Schichten dünner Laven I) Sind bcidcS keine Vulkane, wohl aber der 9921 Par. F. h. Fassens Pik. — 2) 10.526 Par. F. h. — 3) Mit. Helen's 8533 Par. F. h. - 4) Fällt aus. — ö) Mt. Rainier oder Tachoina, 11.560 Par. F. h. — 6) Fällt aus. — 7) l 1.159 Par. F. h. D. llcbers. P. Scrope, Ueber Vulkane. 27 418 Anhang. Vulkane Mittel- nnd Nord-AmerikaS. bloslegen, die mit weicheren Tuffbetten wechseln. Die Lavamassen haben oft eine säulenförmige Structur. Einsenkungen in der Ebene sind von Seen eingenommen, welche möglicher Weise die Stelle alter Kratere andeuten. An einigen Punkten liegt unter diesen Basalten Kalkstein mit Tertiär-Versteinerungen. Der Columbia fließt auf eine große Strecke durch eine ungeheure Kluft in diesen Lava- und Tuffschichten, die zu der wundervollsten Scenerie Veranlassung geben." Die vulkanische Küstenkette mag sich wohl nordwärts fortsetzen, und die nahe gelegenen Inseln sind wahrscheinlich von demselben Charakter. Es ist zu hoffen, daß die fortschreitende Ansicdlung in diesem neuen Territorium binnen Kurzem uns etwas sicherere Kenntniß von ihrem geologischen Bau schaffen werde. Die kleine Lazarus-Jnscl, bei Sitka, in 57° 3' n. Br., hat einen Mount Edgecombe genannten, 3040 engl. F. (2852 Par. F.) h. Vulkan, welcher 1706 in heftiger Eruption gesehen worden ist, wo er eine Fülle von Bimsstein heraus- förderte. 1806 fand man einen See in seinem damals ruhigen Krater. Heiße Quellen brechen in der Nähe aus dem Granit hervor. Der Schönwetterberg, in 58» 45', 14.610 engl. F. (13.802 Par. F.) h., ist mit Bimsstein bedeckt und soll häufig in Thätigkeit sein. In Cooks Einfahrt, in 60» 8'; ist nach Wrangel ein thätiger Vulkan, 12.064 engl. F. hoch; und der Elias-Berg, 60° 17' (18.000 engl. F., 14.044 Par. F. h.) ist mit Bestimmtheit häufig in Eruption gesehen worden. Einen anderen hat man weit im Inneren, in 62» n. Br., gelegentlich in Thätigkeit gesehen. Im Ganzen ist über diese kaum erforschte Gegend genug bekannt, um uns sicher zu machen, daß längs der ganzen Westküste Nord-Amerikas von den Rockv-Mountains bis zum Meere die vulkanische Thätigkeit ausgedehnt entwickelt gewesen ist und noch jetzt besteht; die Reihen dauernder eruptiver Essen haben im Allgemeinen die Richtung von NW. nach SQ., parallel mit der westlichen Hauptachse des Con- tinentes. Unter dem 60. Breitengrade, wo der Eliasbcrg die Grenzscheide zwischen Britisch und dem ehemaligen Russischen Amerika bezeichnet,, wendet sich die Küstenkette, welche bis dahin sich von ihrer allgemeinen NNS.-Richtung mehr und mehr westlich abgelenkt hat, plötzlich nach SS. und bildet die lange Halbinsel Alaska, welche in der gekrümmten Reihe der Aleuten-Jnseln eine Fortsetzung findet, die durch die ganze Breite des nördlichen Großen Qccans zieht, welcher hier freilich auf weniger als 15 Längengrade verschmälert ist. Wir besitzen keine ins Einzelne gehenden Berichte über den Bau dieser merkwürdigen Kette AlaSka. 419 (960 engl. M. lg., 213 g. M.) von Bergspitzen so vieler submariner Berge; aber man glaubt, daß die größere Zahl derselben, wenn nicht alle, vulkanischen Ursprunges sind. Mehr als 34 bestimmte Höhcn- punkte sind, sagt man, innerhalb neuerer historischer Zeiten in Thätigkeit gesehen worden. Beginnen wir an der östlichen oder amerikanischen Seite, so werden hier zwei Bulkane auf der Halbinsel Alaska selbst genannt: einer derselben, der Jlamau?) ist ein 11.600 engl. F. h. Pik. Die Insel St. Paul, im Berings-Mecre, ist ganz vulkanisch, mit viel neuer Lava und Bimsstein. Die daran liegende Insel St. George soll jedoch granitisch sein. Auf der Insel Unalaschka finden wir einen Bulkan, den Matuschkin (5474 engl. F. h.)?) sein trachytisches Lavagcstein enthält viel Hornblende und schwarzen Pechstcin-Porphyr. Nahe der Nordspitze von Unimak entstand im Mai 1796 bei einer von Kotzebue beschriebenen submarinen Eruption ein Jnselvulkan, welcher seine Ausbrüche acht Jahre lang fortsetzte. 1819 hatte er etwa 16 engl. M. Umfang erlangt und 2200 engl. F. Höhe. Unimak ist der höchste Bulkan dieser Gruppe, da er 8076 engl. F. hoch ist?) Atkha?) eine der Andrejanowschen Inseln, hat drei rauchende Essen; und auf der Insel Tanaga?) steht ein sehr großer Bulkan. Attu, weiter östlich?) setzt, obwohl nach beträchtlichem Zwi- schenraume, die Kette fort. Die Bcriugs-Jnsel bildet das letzte Glied der Kette der Muten nach der asiatischen Seite hin. Die Verlängerung ihrer Richtung würde die Hauptachse der Halbinsel Kamtschatka fast rechtwinklig schneiden, welche selbst ihrer ganzen Länge nach mit einer Reihe von Vulkanen besetzt ist. Wir haben also hier ein anderes und höchst auffallendes Beispiel einer vulkanischen Querspaltc, welche nahe rechtwinklig nicht eine, sondern zwei andere von demselben Charakter durchschneidet. Die Reihe der Kamtschatkischen Bulkane erstreckt sich nordwärts?) von dem Punkte, in welchem die Mutische Kette sie zu schneiden scheint, was ungefähr im Eap Kamtschatka, in 56° n. Br., geschehen würde. Genau an diesem Punkte liegt eine merkwürdige Gruppe von Vulkanen: Krestowik (in 56° 4'). Der Kliutschews lische Bulkan (16.500 engl. F., 14.790 Par. F.), welcher von 1726 bis 1731 einen heftigen Ausbruch hatte, I) Der 11.320 Par. F. h. Jljämna, und ihm zur Seite ein erloschener. — 2 ) Der 5130 Par. F. h. Makuschin. — 3) Darauf liegt der majestätische Progrom- noi, der 8460 Par. F. h. Schischaldin und vier andere- Die kleinen Inseln Akun und Akutan haben Vulkane. — 4) Der 4538 Par. F. h. Korowin. — 5) Der Ostrowa Goreli. Ein anderer großer auf Aanaga. — 6) Soll heißen: die westlichste. — 71 Soll heißen: südwärts. D. Ucbers. 27 * 420 Anhang Bulkane Mittel- und Nord-Amerikas. sowie 1767 und 1795. Am 11. Sept. 1825 war A. Ermcin Augenzeuge des Ausbruches von glühenden Steinen, Asche und Dampf aus seinem Gipfel, während weit unterhalb ein bedeutender Lavastrom aus einer Spalte an seinem Westabhange hervorfloß; seine Lava ist trachytisch und reich an Obsidian. Die Uschinskaja Sopka (d. h. Kcgelberg), in 56°, ist nahe mit dem Kliutschewskischen verbunden. Tolbatschi, in 55" 51' s. Br. (8313 engl. F.), stoßt von Zeit zu Zeit Rauch und Asche aus häufig sich ändernden Schlünden aus. Schiwe lutsch, im R. dieser Gruppe, in 56" 40' (10.544 engl. F.) hat zwei Gipfel. Sein Krater rauchte, als Erman ihn 1829 besuchte. Große Ausbrüche fanden an ihm statt 1739 und zwischen 1790 und 1810; bei letzterer Gelegenheit wurden große Felsstücke ausgeworfen. Im Februar 1854 fing ein Ausbruch an und dauerte mehrere Monate fort, welcher Lava- ströme erzeugte und den nördlichen Gipfel des Berges zerstörte (C. von Dittmar). Drei oder vier andere Vulkane werden in nicht großer Entfernung von diesem genannt, alle mehr oder weniger thätig. Auf der RW.-Seite, in 57" 20', in der Ccntralkette der Halbinsel, auf den Baidar-Ebencn, sieht man einen sehr alten Krater von etwa einer M. Durchmesser in einiger Entfernung von einem kegelförmigen Berge, und aus einer Spalte im Boden desselben sind Lava und blasige Schlacken von ziegelrother Farbe in Fülle hervorgebrochen. Noch weiter nördlich liegt ein kreisrunder kraterförmiger See, etwa 15 engl. M. im Durchmesser, umgeben von den Palan-Bcrgen. Südlich vvm Kliutschewskischen Berge finden wir eine Gruppe hoher vulkanischer Piks, welche ein anderes großes elliptisches Seebecken, das KranoskischeZ) umgibt. Diese beiden sind wahrscheinlich große Krater-Seen vom Charakter derer, welche wir in Mejico beschrieben haben, und wie die Seen von Bolsena und Bracciano in Italien rc. — Weiter südlich, in 53" 32', kommen wir zum Aupanov (9055 engl. F.), der einen abgestumpften Gipfel hat, welcher beständig Rauch ausstößt. Es ist wahrscheinlich, daß viele dieser „rauchenden" Berge sich im Zustande der Sol- fataren befinden. Korjatskaja, 53" 19' (Höhe 11.210 engl. F., 10.518 Par. F.), reich an Obsidian, welchen die Eingeborenen noch bis jetzt zu ihren Pfeilspitzen verwenden. Awatscha, 53° 17' (8910 engl. F. h., 8360 Par. F.), war 1837 in heftiger Eruption. Postcl und Lenz, welche ihn im folgenden Jahre besuchten, beschreiben einen großen Strom trachytischcr Lava, der vom Rande des großen Kraters herab- gekommen ist und nun wie ein massiger Höcker an der Seite des i) Soll'heißen: das Äronotskischc. D. Ucbers. Die Kurilen. 421 Berges hervorstcirrt. Am Fuße breitet er sich zu einem hohen Plateau auch von dessen mit einer dicken Aschcnschicht bedeckten Oberfläche sich zahlreiche kegelförmige Köpfe von mehr als 10 F. erheben, die zur Zeit ihres Besuches heiße Dämpfe mit einem Schwefelwasserstoff-Gerüche ausstießen; sie bilden ein vollständiges Seitenstück zu den Hornitos auf dem Malpais des Jorullo, wie Humboldt dieselben zur Zeit seines Besuches dieses Vulkans, zwanzig Jahre nach seiner Eruption, gesehen hat. Etwa sechs oder sieben andere hohe vulkanische Kegel folgen in einer längs der östlichen Küstenlinie hinlaufenden Reihe bis zu dem letzten, dem Apalin skischen Svpka, grade über dem Cap Lopatka, dem südlichsten Punkte der Halbinsel, welcher am Schlüsse des vergangenen Jahrhunderts überaus thätig gewesen ist. Er überragt auf der Rordseite einen anderen großen ovalen See, etwa von der Größe der beiden schon erwähnten. Auch auf dem Westabhange der Halbinsel liegen ebenfalls drei oder vier Piks, von denen einige stets rauchen. Im Ganzen rechnet man nicht weniger als 14 thätige Vulkan«?) auf der gesummten Erstrcckung der 420 engl. M. (90 g. M.) langen Halbinsel; und wahrscheinlich findet sich dort mindestens die gleiche Zahl von Bergen, vulkanischen Ursprunges, die jetzt erloschen oder vielleicht nur ruhend sind. Die Kurilen. Unmittelbar südlich vom Cap Lopatka hat die erste Insel der Kurilengruppe, Paromuschir?« einen thätigen Vulkan. Eine andere, Alaid, etwas östlicher,") aber in der Verlängerung der mehr östlichen Linie von Vulkanen Kamtschatkas, über 12.000 engl. F. hoch, war 1770 und 1793 in heftiger Eruption. Die anderen Inseln der Kurilen-Kette, die sich 720 engl. M. in die Länge dehnt (offenbar die Gipfel einer Reihe von vulkanischen Bergen, welche sich aus der Tiefe des Oceans erheben), sollen acht oder neun mehr oder weniger in Thätigkeit begriffene Schlünde zeigen?) Zunächst folgen in der Fortsetzung derselben merkwürdigen Linie dauernder eruptiver Vulkane die von Jeso und den übrigen Japanesischen Inseln. Die erste, Jeso, ist den Europäern nur noch wenig bekannt. An ihrem RO.-Ende steigt ein vulkanischer Insel-Pik (lOVn^io) aus dem Meere bis zu 5350 engl. F. auf?) Die Haupt-Insel glaubt man vom nördlichen Cap bis zur Volcano-Bai im SO. von einer Reihe t) A. «Lrman zählt 21, v. Dittmar 12. — 2) Paromnschir hat keinen Vul- tan — l» Soll Helgen: westlicher, eigentlich: im Nordwesten. — 4) Der stets thätige Räukoko, der Sarvtschaff aus Matöua, und einer im nördlichen Theile von Ietorop. — 5) Der Pik dc rangle ist 3078 Par. F. h. D. Uebers. 422 Anhang. Vulkane Mittel- und Nord-Amerikas von Vulkanen durchzogen, welche auf jeder Seite von zwei hohen und thätigen Kegeln begrenzt wird. Siebold zählt nicht weniger als 17 Kegelberge auf der ganzen Länge der Insel, für welche alle ein vulkanischer Charakter vermuthet wird. Einer heißt bei den Japanesen Usupa-tali oder Mörserberg, wegen seines tiefen Kraters. Dieser und der Kajo-nori^) sind noch brennend. — Auf den anderen großen Inseln Japans werden sechs Vulkane von den einheimischen Historikern als eruptive aufgeführt, zwei auf Nip'hon und fünf auf Kiusiu. Außer diesen jedoch schneidet eine Reihe von Kcgelbergen durch die gesammte Länge der drei Inseln, von denen viele durch deutlich markirte Kratere charaktcrisirt und unzweifelhaft vulkanisch sind. Auf Nip'hon zählt man deren neun, welche trachytische Laven erzeugen; zwei derselben schätzt man auf mehr als 12.000 F. Höhe. Die bekannten thätigen Vulkane sind von N. an: dcrJakiyama/l 41° 20' Br., an der NO.-Ecke von Nip'hon; ein anderer desselben Namens (der im Japanesischen wahrscheinlich „brennender Berg" bedeutet) liegt in 36" 33'. Asamayama, im NW. von Jedo, im Inneren der Insel, in 36" 22' n. Br., welcher 1783 in heftigem und zerstörendem Ausbruche war, und seitdem dauernd thätig geblieben ist. Fusiyama, in 35" 18' Br. (12.443 engl. F., 14.356 Par. F. h.), ein schöner, regelmäßiger Kegel, nur am obersten Ende abgestumpft, wo er einen ovalen Krater von etwa 1600 und 600 Uards und 350 Tiefe hat. Der Berg ist für die Japanesen ein Gegenstand großer Verehrung und häufiger Wallfahrten. Die Chronisten berichten, daß er bei einer schrecklichen Eruption im Jahre 285 a. 6. entstanden sei. Seine geschichtlich bekannten Eruptionen fanden statt in den Jahren 799, 863, 937, 1032 und 1707, seit welchem letzterem Jahre er in Ruhe geblieben ist. Ohne Zweifel rührt der Gipfelkrater von dem letzten Ausbruche her?) Auf der Insel Kiusiu rechnet man als thätige Vulkane: den Wunzen, 32" 4' (4110 engl. F., 3856 Par. F.); 1793 schrecklich eruptiv, wo 53.000 Menschen umgekommen sein sollen. Der Gipfel des Berges „stürzte ein", wurde wahrscheinlicher fortgeblasen. Asoya - ma, 32" 45 (beide im OSO. von Nagasaki); Kirisima, 31" 45'; Mitake, eine Insel in der Bai von Kagvsima; und Unga, an der Westküste, südlich von 'Nagasaki?) 1) Der Kiaka oder Mörserberg und der Kajo-Hori. — 2) oder Jwakiyama oder Pik Tilesius. — :!) Fehlen: der Sirayama, der Tsjo-Kaisan, und ein zweiter Zakiyama. — 4) Fehlt: der erloschene Kaimon oder Pik Hörner; auf Sitkokf der Äo-susi. D. Ucbers. Die Kurilen. 423 Zu allen diesen haben europäische Seefahrer mehrere der größeren benachbarten Inseln mit rauchenden Piks und Krateren beobachtet; nämlich: Jwosima (oder Schwefel-Insel), südlich von Kiusiu, in der Ban Diemen's Straße, 30° 43' Br., 2366 engl. F. h.; Ohosima, 34° 42' Br.,') 139° 26' w. Lg., von welcher Brougthon 1797 Rauch aus einem Krater aufsteigen sah, und der neuerlich in Eruption gewesen. Eine Reihe vulkanischer Inseln zieht sich nach Postel südlich von Ohosima") nach Fatsi Sso (36° 6') und von danach den Bonin-Jnseln (26° 30' n. Br.), mehr als 12° östlicher. Die Reihe der Mariancn°) und Carolinen (?), noch weiter im Süden, welche ebenfalls vulkanisch sind, scheinen eine Berlängerung dieser Linie zu sein. Auf der continentalen Seite des Japanischen Meeres sind in der Halbinsel Korea keine Vulkane bekannt; sie scheinen auf die anliegenden Inseln beschränkt. Der der Insel Onelpaert zeigt mehrere konische Piks, welche vulkanischen Ursprung verrathen; und ein Jnselvulkan an der Küste von Korea, Tsinmara, soll sich im Jahre 1007 aus dem Meere erhoben haben. Die vulkanische Reihe der Kurilen und Japanischen Inseln setzt sich südwärts fort in einem Zuge kleiner Inseln zur L u t s ch u-Gruppe/) und von da zu der großen Insel Formosa, wo Lieut. Bovle in 24°, nahe der Ostküste, 1853 von dem Meere aus eine Eruption beobachtete. Unter den kleineren Inseln der Kette ist Suwasesima, in 29° 39', von Capt. Belchcr in Eruption gesehen worden; sie ist 2803 engl- F. h. Nach Basil Hall's Beschreibung hat sie einen Krater im Solfatarcn- Zustande. Ihre steilen Abhänge bilden Schichten, die von Gängen durchsetzt werden. Auf Formosa selbst zieht eine hohe Gebirgskette durch die Mitte der Insel, welche wahrscheinlich vulkanisch ist, da man in ihr eine Menge Salz, Schwefel und heiße Quellen trifft; auch Flammen will man aus einigen der Seen und aus dem Boden haben aufsteigen sehen. Die Tradition meldet von einigen dieser Berge, daß sie Ausbrüche gehabt haben. Zwei Vulkane beschreibt Stanislaus Julien in den 0vmpt68 liemlus für 1840. Einige der kleineren Inseln, welche Formosa mit den Philippinen verbinden, sind in Eruption gesehen worden. In der letzteren Gruppe sind von L. v. Buch nicht weniger als 19 hohe, vereinzelte 1) Eine der Lutschu-Jnseln. Ferner Zakuno-sima, Tanega-stma; im NO. der Lutschu-Jnsel die dampfende Lung-hoang-schan. — 2) Soll heißen: von Fusiyama. — 3) Mit sieben Vulkanen: ein längst erloschener auf Guam, zwei aus Pahu, ein sehr thätiger auf Asuncion. — 4) Lind bereits genannt. D. llebers. 1 424 Anhang. Vulkane Mittel- und Nord-AmerikaS. Kegelberge aufgezählt worden, welche alle im Lande „Vulkane" genannt werden?) In Luzon oder Manila, der nördlichsten Insel, ist der Mayon der größte Vulkan. Er wird als vollkommen kegelförmig beschrieben, ist 3200 engl. F. h./) und stößt beständig eine Dampfsänle von seinem Gipfel aus und zuweilen Flammen (ausgeworfene Schlacken); seine Detonationen werden bis auf große Entfernungen gehört. Das umgebende Land ist mit seinen Auswürflingen bedeckt. Eine Eruption im Jahre 1767 dauerte zehn Tage, und ergoß zwei Monate lang einen zerstörenden Lavastrom, dem ungeheure Wasserfluten folgten, welche das Land verwüsteten und mehrere Städte und Dörfer zerstörten. Der Mayon ist auch im Jahre 1800 in Eruption gewesen und dann wieder 1814. — Ein anderer Vulkan auf Luzou ist der vonTaal/) auf einer Insel in einem See/) der innerhalb seines zwei engl. M. im Durchmesser fassenden Kraters einen anderen See enthält, von welchem sich ein anderer kegelförmiger Vulkan erhebt. Die den Krater umgebenden Wände werden von Lopez als von 900 bis 1200 F. senkrechter Höhe beschrieben, und am Tage seines Besuches stiegen aus ihren Spalten Millionen Strahlen entzündeten (Wasserstoff-) Gases. Die Wasser des Sees sind mit Schwefelsäure imprägnirt. Im Jahre 1716 fand vom Taal eine schreckliche Eruption statt, und 1754 eine noch heftigere. Die Detonationen des Vulkans wurden bis auf eine Ent- fernung von 300 Leguas gehört. Die Explosionen waren schrecklich und dauerten zehn Tage; Finsterniß entstand in Folge der Wolken von ausgeworfener Asche, welche die Dörfer und Häuser des 20 Leg. entfernten Manila bedeckte. In unmittelbarer Nachbarschaft des Vulkanes wurden Felsstücke von großem Umfange ausgeworfen, und Schwefel- und Erdpech ströme überrieselten den Distrikt von Bonbon. Die Alligatoren und Fische in dem nahen Flusse kamen in großer Zahl um. Nicht weniger als elf Vulkane sollen in einer Reihe längs der schmalen Camarines-Halbinsel liegen, im SO.-Ende der Insel Luzon. Einer derselben, 3200 engl. F. h., war im Jahre 1800 und 1814 in I) Claro Babuyan hat >831 eine bedeutende Eruption gehabt. Auch Lamm- guin ist vulkanisch. — 2) Der Mayu oder Albay ist nach Scmper 7000 F. h. — 3) Der Dual ist 870 Par. F. h. — 4) bei Manila; dort auch der erloschene, 48oo F. h. Arayat und der Balayan de Tayabes; nördlicher der Aringuap. Als erloschen nennt v. Hochstetter noch den 4500 F. h. Majaijay, den Laboo mit den Tetas de Polantuna nnd den Asaro oder Berg von Tigaon. Im SW. erheben sich die vulkanischen Inseln Anibil, Loregidor (Bai von Manila) und Zola. D. llebers. Mindanao. 425 heftigem Ausbruche?) Auf der kleinen Insel Mindoro, südlich von Manila, befindet sich ein Vulkan in unaufhörlicher Thätigkeit. Auf der Insel Mindanao, der südlichsten der größeren Philippinen, bei Bucayan ist ein Vulkan, welcher 1640 in Eruption gewesen ist und große Felsmassen bis auf eine Entfernung von 2 Lcguas ausstreute. Die Asche fiel über alle Molukken und über Borne». Dichte Finsterniß bedeckte die nächsten Inseln. Der Berg, von welchem die Explosionen ausgingen, verschwand und ein See entstand an seiner .Stelle (ein Kratersee), dessen Wasser von der Asche lange weiß blieb. (Lowi-inAS ?InIippin6 I8ls8, 1861)?) Diese große Insel Mindanao hat eine Gabelgestalt, indem sie zwei große Vorgebirge hervorstreckt, eins nach Süden, das andere nach SO.; und es scheint, daß die große vulkanische Kette oder Spalte sich hier spaltet und sich nach diesen beiden verschiedenen Richtungen verzweigt; die südöstliche zieht sich durch die Sulu-Kette nach Borneo, und die südliche läuft über Sangir und Sivao^) (beide Vulkane neuerlich in Eruption), über die Banka- Straße nach dem NO.-Endc von Celebes. Die lang ausgedehnte Gruppe der Sulu -Inseln, wahrscheinlich volle Hundert an der Zahl, welche Mindanao mit Borneo verbinden, ist zum Theil vulkanisch und besteht zum Theil aus Koralleu-Jnscln. Auf Borneo selbst haben wir keine sichere Kenntniß von irgend einem thätigen Vulkane; wir sind nur mit einigen schmalen Küstenstrichen bekannt, und die höchsten Berge hält man nicht für vulkanisch. Raja Brooke indeß erwähnt lines Berges in Sarawak, der den Namen Gunong Api (im Malayischcn „Fcuerberg") führt und von Schlacken umgeben ist, ohne Zweifel daher vulkanischen Ursprungs. Der andere oder östliche Zweig der vulkanischen Reihe scheint durch Celebes zu ziehen, in welchem Junghuhn elf thätige Vulkane zählt auf einer Linie, welche grade nach S. auf Flores deutet, wo sie eine andere Reihe desselben Charakters treffen würde, welche, vom nördlichen Celebes ausgehend, mit einer Ausbiegung durch Tidore und Ter- nate Z (beides Vulkane) in die Molukken, Ceram und Ambo'ina läuft I) Der südlichste dieser I» Vulkane ist der 5000 F. h. Balusan. Am Nord- Ende der Insel liegt der 2490 Par. F. h. Cagua und der 700 F. h. Didica, 1850 im Meere entstanden. Aus NegroS der 5090 F. h., thätige Malaspina. — 2) Der Vulkan von Sujul, nahe der Bahia dc Jllanos; der Pollok oder Davao, auch Vergara genannt, 800 n F. h.; der Serangai oder Sarangan oder Sanguil. — 8 ) Sangir, mit dem Abu und Till», mit dem Tagalauda. Aus der Bejaren-und Bauka-Iusel ein Vulkan. — 4) Die Inseln Makkian, Morticr, die 5192 Par. F. h. Tidore; aus Tcrnatc der 5155 Par. F. h. Gamalanda. Im NO. auf der Morotai-Inscl der Tolo D. Uebcrs. 426 Anhang. Vulkane Mittel- und Nord-Amerikas. (während sie auch einen anderen Zweig zur Küste von Neu-Guinea sendet, wo Dampier einen Vulkan gesehen hat), bis sie die Dst-West- Linie trifft, die als merkwürdig gerade Reihe durch Timor, Flores, Sumbawa, Java und die dazwischen liegenden Inseln läuft. Sechs Vulkane sollen in der schmalen Halbinsel Mucado, in dem RO. von CelebesZ) dicht beisammen liegen. Die Insel Teruate, im Westen der größten der Molukken, Gilolo, besteht aus einem vulkanischen Kegel (5755 engl. F. hoch), der von 1608 bis 1673 heftige Eruptionen gehabt hat, und danach von 1838 bis 1849, nach einer Zwischenzeit der Ruhe von anderthalb Jahrhundert. Ein anderer Vulkan öffnete sich auf der Westseite svon Gilolo im Jahre 1673, und warf ungeheure Mengen von Bimssteins aus. Ambo'i'na ist ganz vulkanisch; es hatte 1694 einen furchtbaren Ausbruch, und einen anderen 1820; jetzt stößt er') Schwefcldämpfe aus und hat Eruptionen von heißem Schlamm. Die Insel SoreaZ) die südlichste der Molukken , wurde 1693 durch eine Eruption gänzlich verwüstet, während sie früher sehr fruchtbar, bevölkert und gut cultivirt gewesen war. Der Körper des Berges wurde zerstört und an ihre Steile trat ein See glühender Lava. Auf der Insel Makkian riß im Jahre 1646 ein hoher vulkanischer Berg vvm Gipfel bis zum Grunde durch eine heftige Eruption entzwei. Die kleine Insel Banda oder Gunong Api (?), südlich von Ceram, 1800 F h., war von 1586 bis 1824 beständig brennend. Der große Pik von Timor diente einst, wie Stroinboli, den Seefahrern als Leuchtthurm, da er bei seiner' großen Höhe auf eine Entfernung von 300 engl. M. sichtbar ist. 1638 blies eine ungewöhnliche Eruption den größeren Theil des Kegels fort, und ein großer See nahm seine Stelle ein. Dies ist ein Vorgang, welcher unter den mächtigen Vulkanen dieser Erdregion häufig vorkommt. Auf der kleinen Insel Pulo Batu, im R. von Flores, sah man 1850, wie ein Vulkan einen Strom glühender Lava in die Meeresbucht ergoß. In diesem Archipele ist die vulkanische Thätigkeit so rege, daß Junghuhn in dem die große Continental-Masse von Borneo umgebenden Jnselkranze nicht weniger als 109 hohe, feuerspeiende Berge und 10 Schlammvulkane aufzählt, die alle gegenwärtig in Thätigkeit sind. Die große Insel Flores enthält mindestens drei thätige Vul- I) Soll heißen: Manado. besser Minahassa. Namentlich der Llobat. — Der Ganu-Aanore. — 3) Der Wawani. — j) ES ist Serna (Ecroewa) gemeint, das wie Rita nnd Damma, beide vulkanisch, nördlich von den Sermatta- Jnseln, im Westen von Timor-r'a'ut, liegen. D. llebers. Sumbawa. 427 kane?) Sumbawa^) ist bekannt durch eine Eruption von gewaltiger Heftigkeit, welche 1815 am Berge Tamboro stattfand; wir haben darüber einen authentischen Bericht von Sir Stamford Raffles. Sie begann am 5. April mit Detonationen, welche in Sumatra vernommen wurden, das fast 1000 engl. M. in grader Linie entfernt ist; man hielt sie für Kanonendonner. Drei deutliche Flammensäulen sah man sich zu großer Höhe erheben, und bald erschien die ganze Oberfläche wie von feurigen Lavaströmen überdeckt, die sich nach allen Seiten bis in große Entfernung verbreiteten; Steine fielen auf Meilen ringsum, viele von der Größe eines Menschenkopfes; und die in die Lüfte geworfenen schwarzen Massentheilchen veranlaßten eine vollkommene Finsterniß. Den Anfang der Eruption soll ein Wirbelwind begleitet haben, durch welchen die Dächer der Häuser, Bäume, und sogar Menschen und Pferde durch die Luft geworfen wurden. Das User um die Stadt Tamboro sank dauernd 18 F. tiefer. Die Explosionen dauerten 34 Tage. Die Menge ausgeworfener Asche war so groß, daß auf dem 300 engl. M. entfernten Java zur Mittagszeit vollkommene Finsterniß verursacht wurde, und sie den Boden und die Dächer der Häuser dort mehrere Zoll hoch bedeckte. Auf Sumbawa selbst wurde der dem Berge zunächst gelegene Theil der Insel gänzlich verwüstet, alle Häuser wurden zerstört, 12.000 Menschen kamen um, und Bäume und Kräuter wurden bis zu großer Höhe mit Bimsstein und Asche überdeckt. In Bima, 40 engl. M. vvm Vulkan entfernt, war das Gewicht dieser Herabgefallenen Blassen so groß, daß die Dächer der Häuser einbrachen. Der schwimmende Bimsstein auf dem Meere ringsum bildete eine zwei Fuß dicke Schicht, durch welche die Schiffe nur mit Schwierigkeit ihren Weg erzwängen, (kullio's .luvn 1. 28.) Es ist klar, daß die durch die Wegnahme einer so großen Stvffmenge im Berge entstandene Aushöhlung einen Krater von der größten bekannten Ausdehnung entstehen lassen mußte. (S. p. 143 und 173.) Sumbawa ist durch die Insel Lombok mit Java in Verbindung, wo ein 7500 engl. F. h. vulkanischer Berg aufsteigt,b) wie ein anderer auf Bali, welcher sich 1803 in Eruption befand.*) Die Insel Java enthält allein eine größere Zahl von thätigen Vulkanen, als irgend eine andere Gegend von gleicher Ausdehnung auf der Erde. Wir verdanken unsere Kenntniß von denselben großentheils 1 ) Darunter der 848v Par. F. h. Ombu-Riombo. AnderNW.-Ecke von San- delbosch steht ein hoher Vulkan. — 2) wo am Ost-Ende im Meere ein Gunong- Api liegt. — 3) Der , 10 . 00 V F. h. Gunong-Nindjani. — 4) Aus Bali der beständig rauchende tKunong Badnr, der Broms, Batok und Wido. D. Ucbers. 428 Anhang. Bulkane Mittel- nnd Nord-Amerikas. Horsfield, welcher den Sir Stamford Rafsles während seines Aufenthaltes auf der Insel begleitete, und neuerlich Junghuhn, welcher dort zwölf Jahre der Untersuchung der Natur-Phänomene widmete. Der letztere maß und beschrieb nicht weniger als 45 vulkanische Kegel, welche sich durch die ganze Länge der Insel an einander reihen. Etwa die Hälfte, 28, sind noch in Thätigkeit, d. h. in beständiger oder gelegentlicher Eruption. Sie stehen im Allgemeinen in Betreff ihrer Höhe den großen Kegelvulkanen von Mittel- und Süd-Amerika bedeutend nach, sind aber doch von imponirendcr Höhe und Größe. Der höchste, der Gunong Semera, wurde 1844 von Junghuhn erstiegen und erhebt sich zu 12.235 engl. F.') über das Meer. Bier andere sind zwischen 10.727 und 11.116 engl. F. h., und sieben zwischen 0 und 10.000 F. h. Der größte bekannte Krater dieser Berge ist der des Gunong Tengger (8700 engl. F. h.); derselbe ist 1865 engl. F. tief vom Rande der umgebenden Abstürze, und 3'/z engl. M. im Durchmesser. In seinem Mittelpunkte erheben sich vier kleine Kegel, jeder mit einem Krater, und alle brennend, einen ausgenommen, den Bromo, welcher in seinem Inneren einen See mit warmem Schweselwasser hat. Jukes hat ihn besucht und beschrieben. Ein anderer Berg, der Gunong Raon ('?), 10.180 F. h., hat einen noch tieferen Krater, dessen Boden 2400 engl. F. unter seinem Kreisrunde und den steilen Abstürzen liegt; sein Durchmesser hat nicht ganz zwei Meilen. Der Blick in diesen Krater wird als schauerlich großartig geschildert. Nach Junghuhn sind die thätigen Kegel und Kratere der Insel von alten Kraterwänden umgeben, bisweilen von einem doppelten Umkreise, deren äußerer fünf oder sechs engl. M. im Durchmesser hält. Die zerstörendste Eruption, welche man von den Javanischen Vulkanen kennt, fand 1772 statt, am Berge (Gunong) Papendayang (7034 engl. F. h.)^). In demselben Augenblicke hatten auch zwei andere Vulkane derselben Insel, einer 184 und der andere 352 engl. M. in direkter Entfernung vom Papendayang, ebenfalls einen Ausbruch, obwohl mehrere dazwischen gelegene vulkanische Kegel der Kette ungestört blieben. Dieser Umstand, sowie einige andere, welche man anführen könnte, deuten ans den verwickelten Charakter der Verbindung oder des Zusammenhanges, welcher zwischen den Eruptionsspalten vorhanden sein muß, durch welche die vulkanische Masse ihren Ausgang 1) Der Seinern oder Smiro ist >1.180 Par. F. h. Mit dem Bromo bildet er den Zwillings-Vulkan Tengger. — 2) Der Pepandayan, d. h. Schmicdestätte. ist 6600 Par. F. h. T>. Uebers. Pcipe>,daya»g. 429 findet. Humboldt erinnert in Bezug darauf an den Umstand, daß am Morgen des 4. Febr. 1797, als ein schreckliches Erdbeben die Stadt Riobamba, am Fuße des Cotopaxi und Tunguragua, zerstörte, keiner dieser beiden Vulkane von der Bewegung beeinflußt erschien, obwohl der von Pasto, in 120 engl. M. Entfernung, seine Mitleidenschaft durch das plötzliche Aufhören seiner beständigen Dampssäule bewies. Wahrscheinlich ist die Erdrinde von einem Netzwerke von Spalten durchzogen, von denen einige in größere Tiefen reichen, als andere, und einige durch fest gewordene Laven nach oben verschlossen sind, während andere offen sind oder doch mit noch flüssiger und daher mehr nachgebender Lava ausgefüllt sind (s. p. 291). Die große Eruption des Papendayang ist oft angeführt als ein Beispiel von dem Einstürze des Gipfels eines Vulkans, an dessen Stelle dann ein See oder eine Tiefebene trat. Junghuhn weist dieses Mißverständniß zurück, und beschreibt im Gegentheil den Vorgang als der Art, wie ich ihn in diesem Werke als das gewöhnliche und normale Ergebniß eines großen Paroxysmus-Ausbruches dargestellt habe, nämlich als ein Wegblasen des ganzen Gipfels durch lange fortgesetzte Explosionen und die Vcrstrennng seines Materials in Bruchstücken über die Hingebung, wobei die feineren oder leichteren oder mehr zerriebenen Theilchen von dem Winde bis in ungeheure Entfernungen fortgeführt mcrdcn (s. p. 164). Die 40 Dörfer mit ihren Bewohnern, von denen allgemein berichtet wird, sie seien von der geöffneten Erde verschlungen worden, wurden im Gegentheil von diesen ausgeworfenen Bruchstückmasscn verschüttet. Und die 15 und 6 engl. M. messende Fläche, welche für in die Erde versunken galt, ist die nach den Explosionen dieses Paroxysmus-Ausbruches zurückgebliebene Höhlung, ein echter Krater, aber an Größe den ausgedehntesten an die Seite zu stellen, deren gewaltige Dimensionen bisher manche Geologen veranlaßt haben, den explosiven Ursprung derselben zu bezweifeln. Die Vulkane Javas werfen unglaubliche Mengen feiner, Asche aus, oft im Zustande von Schlamm, wenn dieselbe mit dem Inhalte der Kraterseen gemengt ist, nnd aus diesen Substanzen bestehen demnach die äußeren Abhänge der Berge größtcntheils. Sie sind somit der Erosion durch die tropischen Regen in hohem Grade unterworfen, welche auf dies lose oder weiche Material einwirken, und sind demnach auf allen Seiten strahlenförmig von Schluchten tief durchrissen, deren Regelmäßigkeit Junghuhn veranlaßte, sie mit den Falten eines halbgeöffneten Regenschirmes zu vergleichen. Wenn der Gipfel eines solchen Kegels durch einen explosiven Paroxysmus weggeblasen worden ist fund viele 430 Anhang. Vulkane Mittel- und Nord-AmerikaS. der Kegel sind so abgestumpft), so bildet der obere Theil dieser Schluchten sonach ebenso viel Kerbe in den scharfen Kammrand des Kraters in seinem ringsum laufenden Umring. Der Lava-Ausbruch ist selten im Vergleich mit dem von feiner Asche und Schlamm, welche zu einer Art von Traß oder Moya erhärtet. Horsfield beschreibt an dem Gunong Guntur fünf große Lavaströme, welche von seinem Gipfel zum Fuße des Berges in verschiedenen bekannten Perioden herabge- flossen sind, der letzte im Jahre 1800. Drei andere Vulkane werden auch von Junghuhn erwähnt als solche, welche schwarze basaltische Lava- ströme ergossen haben. Wahrscheinlich sind dieselben nicht so selten, wie man vermuthet hat, sie sind aber durch die Menge von Asche und Traß dem Auge verborgen. Die Laven Javas sind hauptsächlich Graustein und enthalten oft viel Leucit, so daß sie dadurch denen des Vesuvs sehr ähnlich werden. Gänge von Pcchstein sind vorhanden. Trachvt scheint selten zu sein, bildet aber einen Vulkan, den Tilu (V): es ist ein Gemenge von glasigem Feldspats, und Hornblende. Bimsstein und Obsidian sind, wie zu erwarten, nur in dieser Gegend zu sehen. Basalt- und Grausteinschichteu trifft man überall, wo die Wasserströme tief in die Ebenen am Fuße der Berge eingeschuitten haben, und sie Wechsellagern zuweilen mit tertiären Sediment-Gesteinen. Diese bilden den größten Theil der Oberfläche der Insel, namentlich auf der Südseite. Die Eruption des Guntur im Jahre 1800 förderte außer der bereits erwähnten Lava einen gewaltigen Strom weißen, sauren, schwefeligcu Schlammes, ohne Zweifel den Inhalt einer lange kochenden Solfatara, welcher die weite Fläche eines ehemals fruchtbaren Thales verwüstete. Schwefeldämpfe sind in vielen Theilen der Insel häufig. Der Indische Berg, im Osten, hat einen Kratersee sauren Wassers, umgeben von einem Rande aus reinem Schwefel; der von ihm ausgehende Fluß birgt keinen einzigen Fisch. Heiße Salzquellen mit Petroleum sind häufig; manche werfen Mengen schwarzen Schlammes in großen kugelförmigen Blasen 20 oder 30 F. h. aus (Schlamm-Vulkane). Ein Thal (wahrscheinlich ein Krater) heißt das Giftthal (Guevo UpaslO wegen des Umstandes, daß jedes lebende Wesen, welches dasselbe Passirt, durch das 1) Das Pakaraman oder Todtenthal auf dem Gunong Diöng ist eiu Krater mit sanft geneigten Wänden, die mit Gras und Bäumen bewachsen oder niit Kohl und Tabak bepflanzt sind. ES ist voin oberen Rande etwa 3ü» F. tief. In seiner Mitte entwickelt sich zu Zeiten die Kohlensäure. Seine Schrecken und seine Gefährlichkeit sind weit übertrieben worden. D. Uebers. Sumatra. 431 kohlensaure Gas betäubt wird, das die Höhlung erfüllt. Gebleichte Menschen- und Thicrknochen sind über dasselbe verstreut?) Sumatra. Diese große Insel ist weniger häufig von Naturforschern besucht worden, als Java, in dessen Fortsetzung es gelegen ist und von dem es nur eine schmale Meeresstraße trennt. Man weiß jedoch, daß es fast ebenso vulkanisch ist. Marsdcn beschreibt vier thätige Vulkane in der Hauptkctte?) Der eine, Priamang genannt, 20 cngl. M. binnenwärts von Benknlen, stieß beständig Dampf aus einem Schlunde, der ein Viertel Wegs abwärts vom Gipfel lag. Alan sah aus ihm Flammen kommen (wahrscheinlich rothglühendc Steine) in demselben Augenblicke, in welchem man ein Erdbeben fühlte. Die Bewohner der Insel bringen das Eintreten der zerstörcndstcn Erdbeben mit der Ruhe ihrer Vulkane in Verbindung, welche sie sich demgemäß freuen, in Thätigkeit zu sehen. Gunoug Dempo, der höchste Berg der Insel (12.000 F., 11.100 Par. F) stößt fast beständig Dampf aus. Heiße Quellen sind häufig, und man hat viel basaltisches Gestein gefunden. Indeß scheint in einigen Theilen der Insel Granit vorzukommen, ebenso wie Kalk von Korallen-llrsprunge, namentlich längs der Nordküstc?) 1) Im östlichen Java stehen außerdem: der 8861 Par. F. h. Mcrapi mildem Gnnong Idjcn und dem 8251 Par. F. h. G. Raute; der G. Ringging, mit zusammengebrochenem Krater, ein Gipfel des G. Ajang; der 5060 Par. F. h. v'a- mongan, der thätigste und niedrigste; im NW. des Tcnggcr der G. Ardjuno, bestehend aus dem l 0.170 Par. st. h. G. Walirang und dem 9098 Par. F. h. G. Widodercn. Im SW. der 4640 Par. st. h. Kelnt, westlicher der 3123 Par. F. h. Wilis, erloschen; der 10.060 Par. st. h. Lawn, der 8636 Par. st. h. Mcrapi, der 9586 Par. F. h., erloschene Mcrbabn; der 6329 Par. F. h. llngaran und an der Nordkiiste der Djapara, beide erloschen. Zusammenhangend der >0.420 Par. F. h. Snmbing und der 9856 Par. F. h. Sendoro; der 10.524 Par. F. h., beständig dampfende Slamat; der 9144 Par. st. h. Gcdee oder Tagil, neben dem 9302 Par. st. h. Paugcrango. Im westlichen Java der 9365 Par. F. h. Tjcrimai, mit ungeheurem, ruhenden Krater; südlich der Gelunggung; der 7483 Par. F. h. Patua; im NO. der 4497 Par. F. h. Tangkuban Pr-ui rc. D. llcbcrs. 2) Man kennt sieben thätige und 12 erloschene auf Sumatra. In der Snn- dastraße liegt die 253o Par. F. h. Bnlkan-Insel Cracatoa. D. llebers. 3) Der Kaba, bei Benknlen, hat 1833 einen AnSbruch gehabt; der Sulassi; der 7900 Par. F. h. Pic vom Indrapura, thätig; der 7000 (?) st. h. Talang der 8957 Par st. h., stets dampsende Mcrapi mit 3 Kratercn, und der 9040 Par. F. h. Singallang, beide einen ZwillingSvnlkan bildend; der 9170 Par. F. h. Passaman oder Ophir oder Tclama; im NW. der 5850 Par. F. h. Lubu-Radjä, in den Battaländern. Nördlicher der 5710 Par. F. h. Dolok-Dsaut; nordwestlich 432 Anhang. Vulkane Mittel- und Nord-Amrrika8. Die Niko baren- und An dama neu-Inseln scheinen die Verlängerung der vulkanischen Kette Sumatras nach N. zu sein. Einer der letzteren, Barren-Eiland, ist bereits erwähnt (s. p. 168) als typisches Beispiel eines Jnselvulkans, der aus einein thätigen Kegel besteht, umgeben von den Wänden eines großen alten Kraters, in welchen das Meer durch eine Bresche eindringt. Die Explosionen dieses Vulkans treten regelmäßig in Zwischenzeiten von etwa 10 Min. ein. Die Insel Narkondam (13" 24' n. Br.), nördlich von der vorigen, hat ebenfalls vulkanische Thätigkeit gezeigt. Es ist ein 700 F. hoher Kegel, mit sichtbaren Lavaströmen auf seinen Abhängen. Eine andere Insel, Tscheduba,0 (18° 40') und eine benachbarte, Ramri (19°), 2 ) an der Küste von Aratän, sind ebenfalls vulkanisch. Der letztere soll im März 1839 eine heftige Eruption gehabt haben, in demselben Augenblicke, wo die benachbarte Halbinsel von einem schrecklichen Erdbeben betroffen wurde, das sich von N. nach S. fortpflanzte, und das einerseits auf den Andamanen und anderseits in China gefühlt wurde. Auch viele Niveau-Aenderungen scheinen an dieser Küste vor sich gegangen zu sein. Manche Inseln, welche noch im Jahre 1554 vorhanden gewesen sein sollen, sind jetzt unter Wasser; und 1843 wurde eine neue Insel an der Küste von Arakan gebildet. Merkwürdige heiße Quellen, sowie brennbare Gase steigen in der Nähe von Chittagong aus dem Boden Hier scheint, wenn nicht eine künftige Erforschung des Birmanin schen Landes Licht zu einer weiteren Fortsetzung nach dem Himalaja oder Hindostau bringen sollte, die merkwürdigste, Reihe vulkanischer Essen auf der ganzen Erde zu enden, welche wir jetzt durch 60 Breitengrade verfolgt haben, vom N. der Halbinsel Kamtschatka, jenseit des der 5000 F. h. Merbimpang, beide erloschen; in der SW.-Kettc der 5500 F. h. Seret-Berapi, verbunden mit dem 500» F. h. Sidoadoa oder Kassumbaberge, der nicht vulkanisch zu sein scheint; der 6000 F. h. Batu-Gapit, der vielleicht nur eine Solfatara hat. D. Uebcrs. l) Ein immer thätiger Schlammvulkan; ferner die Insel Reguain. — 2) Ueber 2000 F. h. D. Uebcrs. Vulkanische Ansein Polynesiens. — Die Salomons-Inselii. 433 Punktes, wo sie die Qucrkette der Aleuten trifft, dann durch die Kurilen, Japanischen und Lntschu-Jnsel-Reihen, in Formosa fast die Küste Chinas berührend, dann sich grade südlich durch die Philippinen fortziehend, von wo verschiedene Seitenlinien sich abzuzweigen scheinen durch Borneo, Cele- bcs, die Molukkeu und Neu-Guinea, in gedehnten und fast couccntri- schen Curven. Diese vereinigen sich dann wieder im Süden in der großen Osl-Wcst-Kette fast continuirlicher vulkanischer Höhen, von Timor La'ut, durch Flores und Java, und noch einmal nordwärts nach Sumatra und den Andamanen abbiegend. Das Innere dieser großen Krümmung wird von der noch unerforschten großen Halbinsel von Cochinchina und der Insel Borneo eingenommen, deren gerundete Küsten sie mit parallelen, concentrischen Umrissen wiederholen: eine Uebereinstimmung, welche schwerlich eine bloß zufällige ist. Es ist in der That schwierig, sich der Ueberzeugung zu entziehen, daß die Pluto- nische Erhebung der Achscn-Masse dieser großen südlichen Abzweigung von der hohen central-asiatischen Hochebene die Seitenwirkung gehabt habe, die Rinde der Erde in einiger Entfernung ringsum, von Osten nach Westen durch Süden in einer Seitenreihe concentrischer Spalten, aufzureißen, welche ein Austreten der unterirdischen, anschwellenden Lava in jenen krummen Reihen vulkanischer Oeffnungen gestattete, denen wir zuletzt gefolgt sind. Vulkanische Inseln Doliineslens. Bon der Insel Molo, in der Mitte der Molukken-Grnppe, zweigt sich, wie bereits erwähnt, eine andere Reihe vulkanischer Essen nach Osten ab, welche längs der Rordküste von Papua oder Reu-Guinca hinläuft, wo mehr als ein Bnlkan in Eruption gesehen worden ist, sowohl auf der Haupt Insel') (von welcher nur wenig bekannt ist), als auf den angrenzenden Inseln. Sie setzt sich fort durch Neu-Britaiinien, die Salomons-Jnseln, Kv nigin-Charlotten-Jnseln, die Neuen Hebriden und Neu-Caledonia und, obwohl mit einem bedeutenden Zwischcnraume, noch weiter südlich durch Neu-Seeland. Ihr Verlauf durch diese ausgedehnte Curve hält einen merkwürdigen Parallelismus mit der Küstcnlinie Australiens in einiger Entfernung westlich inne, welche sie wirklich zu. umfassen scheint: ganz in derselben >) Auf Heu-Guinea ist da« Vorbaudeuscin eines Vulkane« nicht coustatirt. D. Hebers. 28 P. Srropc, Ueber Hulkone. 434 Vulkanische Inseln Polynesiens. Weise, wie der Ring vulkanischer Inseln, den wir oben beschrieben, Borneo umfaßte. Die diese verlängerte Kette bildenden Inseln hält man für fast ausschließlich vulkanischen Ursprunges; viele derselben enthalten mit Bestimmtheit vulkanische Essen. Unter den Salomons Inseln hat man eine, Semoya, in Thätigkeit gesehen?) Ncu-Caledvnien soll einige Plutonische Gesteine haben, nebst kohlenführenden und Sedimentärschichten, ist aber von basaltischen Inseln umgeben. Die Neuen Hcbriden enthalten mindestens zwei thätige Vulkane, auf den Inseln Tanna und Abrim?) Bei Neu-Britannien liegen zwei andere?) M ali co lo, unter den Königin-Charlotten-Jnseln, zeigt viel Bimsstein. Neu-Caledonien hält man hauptsächlich für granitisch; aber eine Insel, Namens Matthcw's Rock, im SO. davon, 1180 engl. F. h., ist 1828 in Eruption gesehen worden; und im Archipel von Santa Cruz sind zwei Vulkane bekannt, Tina höre?) und ein kleinerer. Neu-Seeland enthält mehrere thätige Vulkane, und eine bedeutende Fläche ist von den Produkten sehr neuer Eruptionen bedeckt. Auf der nördlichen Insel ist der Mount Egmont (8960 engl. F., 8270 Par. F.), ein abgestumpfter Kegel, mit einem kleineren Aschcn- kegel auf seinem Gipfel, dann und wann thätig; seine Masse besteht aus Klingsteinlaven und Schlacken. Ebenso der Tongariro (6500F.), in der Mitte des breitesten Theiles der Insel, und der Ruapahu (9195 Par. F-), mehr im Süden Der Taipu-See, am Fuße des Tongariro, ist von Bimsstein- und Aschcnbergcn umgeben; und von dort erstreckt sich in nordöstlicher Richtung eine Reihe von Solfataren und heißen Quellen bis zur Küste der Plenty-Bai, in deren Mitte sich die Weiße Insel,ein Vulkan von bedeutender Thätigkeit, aus dem Meere erhebt. Weiter nördlich, im schmalsten Theile der Insel, besteht der Distrikt von Auckland aus horizontalen Schichten von tertiärem Kalk und Sand, mit den Produkten ganz neuer Eruptionen überdeckt, hauptsächlich aus zahlreichen unabhängigen Schlündcn. Heaphy (ckonrn Oeol. 8oo. 1859) theilt die vulkanischen Bildungen dieses Distriktes folgendermaßen ein: 1. Spitze Bcrgmassen aus Trachyt und dessen Conglomeraten, alle älter als die Tertiärschichten. 2. Die Produkte submariner Eruptionen, welche die Tertiärschichten durchbrochen haben, zur Zeit, wo sie vom Wasser bedeckt und noch im Absätze begriffen waren, wie die Zwischenlagcrung von vulkanischen und verstcinerungstihrendcn 1) Ein 1122 Par. F. h. Vulkan auf Sesarga; ein anderer auf Guadalcanar. — 2) Ein 430 F. h. auf Anibrym; ein anderer auf Tanna. — 3) Auf Neu- Britannien befinden sich drei Vulkane. — 4) Ein 200 F. h. aus Tinaknra. — 5) oder Whakari, 863 Par. F. h. D. Ucbers. Neu-Seeland. 435 Schichten beweist. 3. Eruptionen, welche zur Zeit der Erhebung dieser Schichten geschahen, da die Kegel und Laven durch Brüche in denselben hervorgesticgen sind. 4. Aschenkegel und Lavaströme von ganz neuem Aussehen. Diese letzteren zeigen viele Tufskratere, welche denen der Phlegräischen Felder gleichen, und häufig im Inneren Seen oder Maare haben und Ströme von basaltischer Lava, die sich bis zu ihnen verfolgen lassen. Die Ränder der Tufskratere sind oft sehr wenig über der umliegenden Ebene. Es sind auch viele regelmäßige Kegel, oft mit eingebrochenen Krateren vorhanden. Ein großer Insel-Vulkan, der Rangitoto, gegenwärtig nicht in Thätigkeit, ist offenbar das Produkt wiederholter Eruptionen aus ein und derselben Esse. Er hat einen Centralkegcl und Krater, 920 F. h., der sich innerhalb eines äußeren KraterringcS erhebt, welcher wiederum umgeben ist von den Resten eines älteren Außenkraters, dessen Rand etwa 600 F. über dem Meere erreicht. *) Es ist nicht bekannt, ob die südliche Insel von Neu-Seeland irgend einen thätigen oder erloschenen Vulkan enthält; aber Chatham-Jnsel,. ein wenig östlich, ist bestimmt vulkanisch. Einige verstreute Inseln, die Auckland-Gruppe, Macquarie, Campbell und Emerald-Jnseln bilden gewissermaßen eine Verlängerung der meridionalcn Vulkaureihe, welche wir zuletzt besprochen, nach der Richtung von Victorialand unter dem südlichen Polarkreise, an dessen Küste John Roß zwei hohe, feuerspeiende Berge auffand, die von ihm nach seinen Schiffen Erebus und Terror benannt worden sind. Er beschreibt dieselben als mit ewigem Schnee bedeckt, ausgenommen die Stellen, wo die heiße Lava und Asche denselben geschmolzen hat, und als anscheinend aus Basaltschichtcn bestehend, die mit Eisschichten wechseln. Es ist leicht begreiflich, wie eine dicke Bekleidung von Schlacken und Asche die Oberfläche eines Gletschers davor schützen kann, selbst von einem darüber ergossenen Strome glühender Lava aufgethaut zu werden, und die Lava ihrerseits kann durch ihr Gewicht den Gletscher an seiner Stelle erhalten, bis ein ganzer Berg aus diesen seltsamen Elementen aufgebaut ist. Die Küsten linie von Victoria fällt, wenn man sie bis über den Südpol hinaus verlängert, mit der bereits erwähnten von Süd-Schet- land,2) unmittelbar südlich vom Cap Hoorn, zusammen. Wenn wir 1) Siehe von HochstcttcrS geologischen Bericht von der Novara-Expedition und sein Werk Neu-Seeland, Stuttgart 1863. — 2) Decepcion und Bridgeman sind kreisförmige Kratere. D. Uebers. Anhang. Bulkanisä'c Inseln Polnnesieus. 436 annehmen, daß die vulkanische Spalte der Erdrinde, welcher wir so weit gefolgt sind, längs dieser Strecke continuirlich fortläuft, so wird dieselbe buchstäblich den vollen Umkreis des Beckens des Großen Oceans gemacht haben, so daß sie die Erde in zwei Theile schneidet. (S. p. lO und 234). Die große Continentalflächc von Australien selbst zeigt an verschiedenen Punkten ihres Umfanges Spuren vulkanischer Thätigkeit. An ihrem südlichen Ende, in der Provinz Bictoria, kann man einige Hundert neuerer Aschenkegel sehen, von denen die meisten Ströme basaltischer Lava ergossen haben, welche über die umgebenden Flächen hingeflossen sind. Diese Eruptionen geschahen durch die Oberflächen-Ge- steine granitischer und goldführender poläozoischer Schichten, von tertiärem Basalt bedeckt, der mit Sandsteinen wechselt, welche mivcäne Meeresmnschcln enthalten. Gänge älterer und neuerer Basalte durch- driilgcn alle diese Gesteine und verbinden sich mit den darüber liegenden Massen. Die Horizontalität der sedimentären Schichten ist nicht gestört worden. Brough Smyth «ckvurn. (leol. 8oe. 1857) schätzt die von neueren Lavafeldern eingenommene Fläche auf mindestens 35>>0 engl. Q.-M. Sie bildet den Garten des sogenannten Australia Felix wegen des Reichthums des aus dem zersetzten Basalt entstandenen Bodens. Er meint, derselbe sei unterhalb eines flachen Meeres hervorgebrochen, da er von tertiärer Drift-Formation überlagert ist. Einige der Vul- kane indeß sind unzweifelhaft snpramarin, da man beim Graben eines Brunnens durch in dünnen Schichten abgelagerte Asche in einer Tiefe von 63 F. ein Torflager antraf, das aus dem gewöhnlichen groben Grase des Landes gebildet war, nicht versengt, sondern wie trocknes Heu. Diese Stelle ist nur merkwürdig wegen der großen Fahl und weiten Verbreitung von Essen, welche nur einzelne Eruptionen gehabt haben, und wegen des Fehlens großer vulkanischer Berge. Zwischen Adelaide und dem Murray-Flusse, wird der Monnt Gambier als von seinem Fuße 600 F. aufsteigend beschrieben, mit drei deutlichen Kratcrcn, deren jeder von einem Süßwasser-Sce ausgefüllt ist. Mount Schenk ist kreisrund und hat einen großen und zwei kleine Seiten-Kratere. Längs der Grenzlinie der beiden Colonien Süd-Australien und Victoria finden sich häufig Trappgcsteinc, nebst horizontalen Schichten tertiären Kalkes, durchbrochen von Basaltgängen und mit einigen Kegeln ünd Äratcren an der Oberfläche versehen. Die vulkanischen Bereiche, welche man in Australien gefunden hat, scheinen viele Aehnlichkeit mit denen in Central-Frankrcich, in Evrsica, mit der Katakekaumene in Klein-Asien, mit Lanzerota, Reu-Seeland Australien. 437 und vielen anderen bereits erwähnten zu haben, .in welchen Eruptionen von Zeit zu Zeit von einer frühen Zeit der Tertiär-Periode an bis fast zur gegenwärtigen Zeit, vorgekommen sind. In West-Australien kennt man ebenfalls neue vulkanische Bildungen, und dann auch bei Brisbane und an andern Stellen der Ostküste. Die Blauen Berge hinter Sydney sind von Basaltkappen gedeckt in Höhen von mehr als 2000 F. über dem Meere. Aber Vulkane in Thätigkeit hat man noch in keinem Theile dieses Eontinents beobachtet. Dasselbe kann man von Tasmanien sagen, wo zahlreiche alte Plateaup von Basalt und deren Conglomeraten vorkommen, aber wenige oder keine Spuren ganz neuer Entwickelung der vulkanischen Kräfte. Oestlich von der zuletzt beschriebenen Inselkette finden wir verschiedene mehr oder weniger einzeln gelegene Inselgruppen, hauptsächlich vulkanische, in einer Zone, welche die ganze Breite des Großen Oceans von Ost nach West durchschneidet. Unter ihnen sind die Viti - In s eln, voller basaltischer und trachytischcr Laven, mit vielen heißen Quellen und viele Tuffkegel mit Krateren in linearen Reihen enthaltend. Die Schiffer-Inseln nördlicher, die Gruppe der Freund- schafts-Inseln, südlicher als die Viti-Jnseln, sind ebenfalls vulkanisch; unter den letzteren ist der 2138 cngl. F., 2006 Par. F. h. Pik von TafuaZ stets brennend; er hat einen großen Krater, welcher einen ccntralen Schlackcnkcgel umzieht. Zwei andere Vulkane (?), Äpia, 2576 engl. F., und Upala, 3197 "cngl. F., sind von ausgedehnten Feldern schlackenförmiger und höhlenrcicher Lava umgeben. Weiter östlich besteht Tahiti, die größte der Societäts-Jnseln, aus trachytischen Bergen hohen Alters, deren Focus gegenwärtig erloschen zu sein scheint. Von diesen soll eine, Orobcna, 10.000 F. h. sein 2 ) und einen Krater an ihrem Gipfel haben. Die Gruppe der Marquesas, im RO von Tahiti, wird ebenfalls für zum größten Theile, wenn nicht gänzlich vulkanisch gehalten.') Oestlich von den Societäts-Jnseln folgen die Archipele der Niedrigen Inseln, welche fast ganz aus flachen Korallenriffen bestehen, wie ihr Name andeutet, mit Ausnahme der kleinen basaltischen Gruppe der Gambier- und Pitcairn - In s eln. Es ist indeß wahrscheinlich, daß alle auf einer Basis vulkanischen Gesteins ruhen. Die vulkanische Kette setzt sich weiter östlich fort unter demselben Parallel in der 1) Der Tofua liegt auf der zu den Schiffer-Inseln gehörenden Insel llpolu.— 2) Auf Tahiti liegt der 0842 Par. F. h. Orohena; der 400 F. h. Pahia in der Mitte von Borabora, und ein 4040 Par. F. h. aus Eüneo oder Morrea. — Darauf der 4924 Par. F. h. Hiwahoa, vielleicht ein Pulkan. D Ueberj. 438 Anhang. Vulkanische Inseln Polynesiens. Oster-Jnsel, auf welcher Beechey einen kegelförmigen, 1000 F. h. Berg beobachtete/) sowie eine Reihe von Krateren. Juan Fernande;, noch näher an Süd-Amerika, ist basaltisch. Nördlich vom Aequator ist der Große Ocean mit Gruppen sehr kleiner Inseln übersäet: den Carolinen, Ladro neu oder Marionen, die bereits erwähnt worden sind, den Marschall's, Gilbert's und, weiter nördlich, unter dem 20. Breitengrade, der Gruppe der Sandwich- Inseln. Die Ladronen enthalten eine Reihe von drei oder vier thätigen Vulkanen in einer nordsüdlichen Richtung. Die nach Ost und West sind ebenfalls vulkanisch, aber man hält sie nicht für noch thätig. Die übrigen Inseln dieser Archipele hält man für hauptsächlich korallinisch, und sie ruhen möglicher Weise auch auf einem Grunde aus vulkanischen Gesteinen. Die Gruppe der Sandwichs-Jnseln scheint, ihrer Lage nach, zu einer nördlicheren transpacifischen Spalten-Reihe zu gehören, welche von den Lutschu- und Bonin-Jnseln sich östlich hinstreckt. Sie ist ganz vulkanisch; und eine gute Untersuchung, namentlich der größeren Insel Hawai, hat ergeben, daß sie manche Züge von großem Interesse darbieten. "Nach Weld (ckvurn. Oeol. 8oo. 1856. p. 164) sind auf Hawai drei große Vulkane; ein anderes Gestein, als vulkanisches, ist auf der Insel nicht vorhanden. Ma'una Äea (13.950 cngl. F., 13.089 Par. F.), der nördlichste, ist der höchste und gegenwärtig unthätig, obwohl er deutliche Spuren einer Eruption aus nicht sehr ferner Periode an sich trägt. Huararai/) an der Westküste, war vor wenigen Jahren in Eruption. Der dritte, Ma'una Loa, ist ein ungeheurer domförmiger Berg, dessen Gipfel, 13.370 engl. F., 12.909 Par. F. über dem Meere, eine öde Fläche ausweist, vielleicht 40 engl. M. im Durchmesser, mit Laven und Schlacken bedeckt, und häufig in Eruption von einem oder dem anderen Punkte aus (s. p. 185—188). Im Jahre 1843 geschah ein Ausbruch vom Gipfel des Mauna- Loa; der Lavastrom war 30 engl. M. lg. 1852 erfolgte ein anderer Ausbruch aus derselben Stelle, und es wurde eine Feuerfvntäne flüssiger Lavatropfen 500 F. h. aufgeworfen. Nach zwei Tagen hörte dies auf; und wieder nach zwei Tagen öffnete sich ein anderer Schlund, 15 engl. M. vom ersteren, am Abhänge des Berges, während eine Säule von l) Den Otu-iti. — 2) Scrove schreibt Hualalei. . Er ist S40U Par. F. h. D. Uebers. Australien. 43S Heuer, Schlacken, Lavafäden und Dampf, 1000 F. im Durchmesser, sich 500 F. h. in die Luft erhob und ein Helles Licht durch die Stacht verbreitete. Dies dauerte 20 Tage. Das Getöse war schrecklich. Die Atmosphäre war von Schlacken, Fäden, feinem Staub und sauren Dämpfen erfüllt. Ein mächtiger Lavastrom floß wie. zuvor etwa 25 cngl. M. den Abhang des Berges hinab. Im August 1855 begann eine noch schrecklichere Eruption, die mit einem glänzenden Strahl feuriger Tropfen vom Gipfel des Domes begann; unmittelbar darauf erfolgte der Erguß, aus einer um 2000 F. tiefer, und in 11.500 F. H. über dem Meere gelegenen Ocffnung, auf der Nordseite des Berges, eines ungeheuren Lavastromes, der nicht von einem verhältnißmäßigcn Auswurfe von Schlacken oder anderen Bruchstücken begleitet war. Die Lava rann mit großer Schnelligkeit in das Thal hinab, welches den Manna Loa vom Mauna Kea trennt, und dessen Hauptzweig 3 engl. M. breit ist. Als sie ein ebeneres Land erreichte, breitete sie sich über einen doppelt so breiten Raum aus. Sie fuhr zehn Monate lang zu fließen fort; ehe sie aufhörte, hatte sie die Entfernung von 70eugl. M. von ihrer Quelle erreicht. In ihrem Laufe begrub sie Wälder und sammelte sich an manchen Punkten zu großer Mächtigkeit an. Während dieser Lavastrom im Flusse war, bestieg Coan den Berg, folgte und kreuzte hie und da seine erhärtete Oberfläche, während unterhalb die Lava noch „wie Wasser unter dem Eise eines Flusses" floß. „Die obere Rinde krachte und stieß an zahllosen Punkten mineralische Dämpfe aus. Längs des Randes lagen unzählige Bäume umgestürzt, halb verkohlt und auf der erhärteten Lava dampfend. Wir besuchten eine Oeffnung nach der anderen, durch welche wir hinabsahen auf den Feuerstrvm, wie er durch seine verglaste Röhre mit der Geschwindigkeit von mehreren engl. M. in der Stunde dahinschoß. Er war glühend, und befand sich 25 bis 100 Fuß unterhalb der Oberfläche, während die Oeffnuugen oder Klüfte in demselben 1 bis 40 Faden querüber maßen. In dieselben warfen wir große Steine, welche, sobald sie die Fläche der eilenden Flut trafen, mit einem undeutlichen und augenblicklichen Aufflammen in dem Strome versanken. Wir sahen auch unterirdische Eatarakte geschmolzenen Gesteins, welche sich Abhänge von 25 bis 60 F. hinabwälzteu " Als sie den Gipfel des Berges erreichten, fanden sie keinen regelmäßigen Krater, sondern „gähnende Spalten, an deren Rande ungeheure Bkassen von Schlacken, Lava, Bimsstein und Asche in der Gestalt langgezogener Kegel aufgehäuft waren; diese waren in der Länge aufgerissen und die inneren Wände derselben waren mit Stalaktiten behängt, oder mit der fadenförmigen Lava, dem sogenannten 440 Anhang. Vulkanische Inseln Polynesiens. Pele's Haar, festonnirt. Diese verlängerten, die gähnenden Spalten überhangenden Massen waren oft als Lauinen in den Abgrund hinabgestürzt, so daß sie ihn auf eine Zeit lang verstopften. Die Lava, welche mittelst eines seitlichen unterirdischen Abzuges, wahrscheinlich 1000 F. unterhalb der Oberfläche, abfloß, konnte an dieser Stelle nicht gesehen werden. Sie wird zuerst sichtbar durch Oeffnungen, einige Meilen unterhalb des Berggehänges-, aber das furchtbare Ausstößen weißen Rauches und schwefliger Gase aus diesen Gipfelspaltcn ist schrecklich und dem Beschauer gefährlich." Die höheren Regionen des Berges sind mit den neueren Auswürflingen des Vulkans bedeckt, die nach allen Seiten weit umher gestreut sind. „Der Rauch (Dampfwolkcn mit Asche) hüllte den Gipfel ein, verfinsterte die Sonne und machte Alles auf wenige Ruthen Entfernung unsichtbar." Auch von der Oberfläche des Lavastromes entwickelten sich „Dampfwolken, die wie Locken aus Wolle gen Himmel stiegen." (.lonrn. 6 eol. 800 . XIII. p. 170,1856). Es ist zu bemerken, daß während all dieser heftigen Eruptionen der große und beständig thätige Krater Kilauea, au der anderen Seite desselben Berges, etwa 15 engt. M. entfernt, in seinem normalen Zustande verblieb und keine Sympathie mit der ungewöhnlichen Kraft-Entwickelung verrieth, welche im Mittelpunkte desselben Bulkanes stattfand. Dieser merkwürdige Umstand ist bereits erwähnt worden (s. p. 222).'» Es ist eine verhältnißmäßig niedrige Stelle an dem Abhänge des Manna Loa, nur 4000 F (3724 Par F.) über dem Meere, wo man eine abgeflachte, domförmige Anschwellung von abgestumpften Umrissen sieht, die den wunderbaren Krater Kilauea enthält. Sein oberer Rand mißt etwa 7 engl. AI rundum und ist von unregelmäßig elliptischer Gestalt?) Innerhalb liegt ein großer veränderlicher Lavasee, der häufig in seinem Niveau wechselt, mehr oder weniger mit einer Rinde festgewordener Lava überdeckt, aber stets an verschiedenen Stellen aufkochend. Bisweilen versinkt die Lavarinde in diesen Krater und hinterläßt eine Stufe festen Gesteins rings um die so entstandene, tiefe Versenkung. In diesem Falle ist die Lava mittelst eines Seiten-Ausbruches in einem tieferen -Niveau, durch eine in die Seite des Berges gerissene Spalte ausgetreten. Im Jahre 1823 erniedrigte nach Ellis eine solche unterirdische Zapfröhre das -Niveau der Lava in der Centralhöhlung um 400 F. Im Jahre 1834 beschreibt Douglas sie als mehr denn IO 0 O F. unterhalb der „schwarzen Kante." (Uo^. lleoKr. 800 . 1?rnn8. IV.) 1) Ueber den neuen Ansbruch von 1868 siehe: Aus allen Welttheilen, Nr. n. 1870. - 2) Etwa 15.000 F. lg., 7000 F. breit, 0,2 O.-M. D. Uebcrs. Australien. 441 1838 hatte sich nach Chase und Parker (Xvaer. llouru. XI. 117) die Lava wieder bis zum Niveau des Randes erhoben, so daß sie die untere Höhlung verdeckte. 1839 war der ganze Außenkrater bis zum Rande mit siedender Lava erfüllt, die mehr oder weniger mit Rinde überzogen war. Plötzlich öffnete sich ein Schlund sechs engl. M. von Kilauca am unteren Abhänge; am nächsten Tage ein anderer noch tiefer abwärts, und danach mehrere, einer unter dem anderen, auf ein und derselben Lpaltenlinie. Aus allen flössen Lavaströme mit großer Geschwindigkeit durch die 30 engl. M. bis zum Meere, wo sie zwei oder drei Inseln bildeten und eine Unzahl von Fischen tödteten. Durch diesen „Ab- zapfungs"-Prozcß wurde die ursprüngliche Kraterhöhlung wieder gebildet, indem die Oberfläche der Lava 'um 1500 F. sank, aber während des Jahres 1844 ist der ganze weite Schlund wieder bis zum Rande durch ein neues Aufkochen der Lava aufgefüllt. Bei Dana's Besuche, 1849, war die Oberfläche der inneren Höhlung wieder um 350 F. unter dem ,.schwarzen Rande" gesunken, welcher selbst 650 F. tiefer, als der Rand der äußeren Wandrcihc lag. Seitdem ist der Krater wieder einmal fast aufgefüllt gewesen und hat sich durch die letzte große Eruption 1855 wieder geleert. Die Decke der Höhlung ist nach der Beschreibung gewöhnlich mit einer Rinde auf dem weiten Lavapfuhl überdeckt, welche von Zeit zu Zeit von einem neuen Aufkochen der glühenden Masse unterhalb durchbrochen wird. . Sie kühlt und erhärtet so schnell an der Luft, daß man binnen weniger Stunden nach ihrem Erstarren darüber gehen kann. Plan hat bisweilen mehr als 50 oder M kleine Kegel und Kratcre auf der Decke dieser großen Ocffnung gezählt, die mehr oder weniger in Thätigkeit waren, d. h. Schlacken und Lava auswarfen. Sie waren 50 bis 100 F. h. (S. Stewart). Plan hat auch die Lava aus Oeffnungen in den senkrechten Wänden des Kraters, mehrere hundert Fuß über dem Boden, ausflicßcn sehen, während die andere Lava zur selben Zeit ruhig aufkochte (s. >». 222). Die Lava, welche sich innerhalb des Kraters ergießt, ist au der Oberfläche schlackig und zeitig; die, welche aus Oeffnungen weiter unten an der Leite des Berges hervorkommt, ist mehr dickt und glasig. Erstere hat man verglichen mit der schaumigen Oberfläche einer gährenden Flüssigkeit, letztere mit derselben Flüssigkeit, wenn sie unterhalb aus einem Zapfloche klar austritt. Dana beschreibt zwei Arten von Lava auf Hawai; die eine, glatt und fest, nimmt die Oberflächcngestalt concentrischcr, tauartigcr Falten oder runder Buckel und Dome an, deren oberes Ende oft in eine darunter befindliche, oienförmige Höhlung gestürzt ist (Iimmitos), oder 442 Anhang. Vulkanische Znseln Polynesiens. von langen, unterirdischen, verglasten Gängen; alles Zeichen einer bedeutenden Zähigkeit und fast eines Glasflusses (s. p. 59). Die andere Lava-Art besteht an der Oberfläche aus schlackenförmigeu Massen, die in schrecklicher Verwirrung aufgethürmt sind; sie heißen Klinkerfelder und sehen aus wie „ein in ein Chaos von Trümmern zerschüttelter Berg." Die Blocke sind verschieden an Masse, von 1000 bis 10.000 Cubikfuß und von jeder Gestalt: kubisch, oder plattenförmig, mit gezackten Kanten oder Rändern, in schrecklicher Rauhigkeit sich zu Höhen von 20 oder 30 F. aufsträubend. Beide Arten finden sich oft in ein und derselben Eruptiv-Region vereinigt. Räch ihrem mineralischen Charakter sind die Laven Hawais dunkelfarbig und meist augitisch und eisenhaltig, viel Olivin und Spiegeleisen enthaltend. Einige können ganz eigentlich für Basalt gelten; aber die größere Zahl wird von Dana als Graustein betrachtet. In manchen Theilen sind sie sehr glasig und obsidianartig, namentlich diejenigen, welche, wenn sie im flüssigen Zustande in die Höhe geworfen werden, die feinen, Pele's Haar genannten Schlacken- fäden erzeugen. Echter feldspathischer Bimsstein scheint auf der Insel -nicht vorzukommen. Augit ist wahrscheinlich der Hauptbestandtheil aller ihrer Laven. Die übrigen Inseln der Sandwich-Gruppe sind ebenfalls ausschließlich vulkanischen Ursprungs. Sie liegen, nach Dana, in zwei parallelen Reihen, deren eine jeden der hohen Zwillingsberge Hawais (der größten Insel), Manna Loa und Manna Kea, durchschneidet. Die Insel Mani') hat einen 10.217 engl. F. h. Gipfel; Eeha 6130;") Kaui^) 8000; Oahu zwei Reihen von 4000 F. Lg. Mani zeigt zwei große Kratere und weite Felder von dem Anscheine nach neuerlich erstarrter Lava. Einer dieser Kratere ist 2000 F. tief, von unregelmäßiger Gabelgestalt, nenn engl. M. in seinem größten Durchmesser, mit einer Lavasläcbe, aus welcher sich gegen 16 oder mehr deutliche Aschenkegel erheben. Die Seiten des Berges sind von Schluchten (Barancos) eingerissen, 2000 F. tief und eine oder zwei engl. M. breit, die sich zum Meere hin öffnen. Eruptionen fanden etwa vor zwei Jahrhunderten aus einer Reihe von Sciten-Oeffnnngen statt, welche durch viele parasitische Kegel bezeichnet sind. Oahu zeigt viele Lager von Grausteinlaven, welche Feldspath-Krystalle und Olivin enthalten, und mit massigen Lagern von Conglomeraten und Tuff wechseln, aus denen ein großer Theil dieser Insel und mehrere ihrer Kegel be-, I) Soll heißen Maui. — 2> So heißt keine der Inseln. — 3) Soll heißen R«uai. D- Uebers. Australien. 443 stehen; diese haben gewöhnlich Kratere und dieselben sind auf einer Leite eingebrochen; die Höhlungen mancher werden von Seen eingenommen. Korallenriffe, zu 20 oder 30 F. über den Meeresspiegel erhoben, umgeben fast die ganze Insel, dessen Tuff-Kratere wahrscheinlich sich unter dem Wasser an flachem Ufer gebildet haben, ähnlich wie die von Auckland auf Neu-Sceland rc. Es gibt „Flächenräumc im Großen Oceane, wie im Indischen, welche viele hundert Tausende von engl. Ouadratmeilen einnehmen, in denen alle Inseln ausschließlich aus Korallen bestehen, meist in Gestalt von Atolls oder kreisförmigen Riffen, deren keine sich zu größerer Höhe erhebt, als zu solcher, wie sie durch die Wirkung der Winde und Wellen auf zerbrochene und zerriebene Korallen erklärt werden kann." (l^ell, Nnnuui ecl. 1855, p. 789). Diese ausgedehnten Flächenräumc sind nach der sinnreichen Theorie Darwins, welche von Lycll unterstützt wird, mit großer Wahrscheinlich keit als Jahrtausende lang zu einem niedrigeren Niveau sinkende angenommen, jedoch langsam sinkende. Solche Senkungs-Bcreiche findet man im Allgemeinen in einiger Entfernung auf einer Seite der großen Reihen von vulkanischen Inseln, welche wir betrachtet haben; und ihr Linken kann man als übereinstimmend oder als gleichzeitig ansehen mit der allmähligen Erhebung der continentalen oder großen Insel- flächen auf der anderen Seite (s. p. 239 und 262). Ebenso ist es wahrscheinlich, daß eine andere verbindende Ursache vorhanden ist zwischen der Entwickelung vulkanischer Thätigkeit und der Bildung von Korallenriffen im Großen in der Fülle von Kalksubstanz, welche, wie wir überall in diesem Werke gesehen haben, gewöhnlich von Quellen abgesetzt wird, die in vulkanischen Bereichen entspringen. Die Travertine und Mergel der supramarinen vulkanischen Flächen würden, wie es scheint, in den für das Wachsthum der Zoophyten geeigneten tropischen Klimate» durch die Atolls und Einfassungs-Riffe von Meeren repräseutirt, durch welche submarine Vulkane reichlich vertheilt sind. Fn solchen Meeren werden die vulkanischen Gesteine sehr häufig, aber freilich nicht ausschließlich die für die Ausführung nothwendige Grundlage hergeben. Indem ich dieses Berzeichniß der bekannten Vulkane und vulkanischen Bildungen auf der Erd-Oberfläche schließe, möchte ich die Aufmerksamkeit derjenigen meiner Leser, welche mir bis hierhin gefolgt sind, auf den merkwürdigen Beweis hinlenken, welchen es von der allgemeinen Gleichförmigkeit und Einfachheit der Phänomene liefert, für welche sie den Schauplatz abgegeben haben. Damit bestätigt sich die in dem ersten Kapitel ausgesprochene Ansicht, im Gegensatz zu der von Humboldt auf- 444 Anhang. Vulkanische Insel» Polynesiens. gestellten, in Betreff „ihres isolirten, veränderlichen und unklaren" Charakters. In jedem Theile der Erde und unter jedem Breitengrade finde» wir die Eruptionen, welche stattgefunden haben, charakterisirt durch das- selbe wiederholte Ausreisen der Erdrinde in Spalten, die meist parallel, hie und da auch quer laufen, begleitet von Erdbcbenstößen und andere» 'Anzeichen des Anschwellens und Erhebens irgend einer unterirdischen, glühenden Materie;—dieselben explosiven Ausbrüche von Wasser- und Säurcdämpfen, welche flüssige Tropfen und zellige Stücke der gänzlich oder theilweis geschmolzenen Mineralsubstanz auswerfen, die wir Lava nennen, begleitet von ihrem Auswerfen in Strahlen oder Strömen, welche entweder fließen und sich über weite Flächenräume verbreiten, oft bis in beträchtliche Entfernungen, oder sich in formlosen Masse» um den Eruptionsschlund anhäufen, je nach dem größeren oder geringeren Flüssigkeitsgrade derselben und ihrem specifischen Gewichte. Eine Untersuchung dieser Mneralmasse, wenn sie zu Fels erhärtet ist, zeigt überall dieselben Basalte, Graustcine oder Trachytc, größtenteils aus denselben Mineralien bestehend, obwohl in verschiedenem Verhältniß, so daß diese Verschiedenheiten zuweilen bestimmten Oertlichkeiten angehören, aber weit allgemeiner mit einander abwechseln —, und überall dieselben Verschiedenheiten in der Textur darbieten, voin glasigen Ob- sidian (dem Resultate vollständigen Flusses) bis zu dem gröbsten krystallinischen und granitoidischen Gesteine. Ueberdies finden wir dieselbe Zusammensetzung und Ttructur im großen Maßstabe überall in den vulkanischen Bildungen, voin kleinsten Aschenkegel mit einem einzigen Lavastrvme bis zu den größten und höchsten Gebirgsmassen, wie Tenerife, Aetna, Cotopaxi, Ararat oder die von Kamtschatka und Polynesien, deren jeder das aufgehäufte Ergebniß einer langen Reihe von auseinander folgenden Eruptionen ist ; dasselbe allgemeine allseitige Fallen der sie bildenden Schichten von Lava und Conglomeraten von den Centralhöhen aus, wobei sie ihre Neigungswinkel genau innerhalb derjenigen Grenzen halten, welche naturgemäß von einem Haufen angenommen werden, der theils aus losen Materialien besteht, theils aus solchen, die beim Herabfließcn von einem höheren zu einem tieferen Riveau sestgeworden sind, theils durch Wasserströme herabgeschwcmmt und dann bisweilen noch durch Meeresströmungen weiter vertheilt worden sind: Umstände, von denen wir, als vom beobachteten Phänomen an thätigen Vulkanen, dahin geleitet wurden, ihnen das Entstehen der Vulkane selbst zuzuschreiben. Ferner sehen wir überall dieselben kreisförmigen oder elliptischen Aushöhlungen, welche hier und da durch I Australien. 44b "die Achsen dieser Gebirgsmasscn getrieben sind, offenbar durch die Kraft explodirender Dampfvolumina, aber sehr verschieden in den Dimensionen, und häufig concentrisch die einen innerhalb der anderen oder ihr zur Seite, auf derselben Spalteulinie gebildet. Endlich bemerken wir den allgemeinen Parallelismus über die ganze Erdoberfläche der Hanptreihen vulkanischer Essen, thätiger oder erloschener, mit den Umrissen der benachbarten erhobenen, supramarinen oder gebirgigen Flächen- räume, der uns zu der Annahme führt, daß die Spalten, durch welche Eruptionen ihren Weg nach außen finden, von dem Seitenzuge her- rübrcn, welcher verursacht wurde durch das Erheben eines nahe gelegenen Oberflächen theils der Erdrinde, der über einer Schicht stark erhitzter und höchst elastischer Materie lagerte, deren Spannung durch Zunahme der Temperatur mehr oder weniger die ihrer Expansion entgegenwirkenden Widerstände überwunden hat. Kurz, die Diagnose eines Bulkanes oder eines vulkanischen Gesteins oder eines vulkanischen Bereiches in irgend einem Tbeile der Erde ist so häufig identisch mit einem andern in der anderen Hemisphäre, als wenn sie nebe» einander entstanden wären. Ebenso ist es ja bekanntlich mit oen plntonischen Graniten, Sveniten, Gneißen, Schiefer» und den Trapps oder älteren vulkanischen Gesteinen der Fall, deren Mineral Zusammensetzung, Structur und Verhalten zu den Sedimcntärschichtcn, zwischen welche sie eingetreten sind, mit einem Worte ihre allgemeine» Kennzeichen, dieselben sind an allen Punkten der Erdoberfläche. Die Sedimentärschichten sind weit weniger einförmig in ihrer mineralischen Aatur und ihrer Anordnung, da die veränderlichen Bedingungen des Klimas und der Atmosphärilien von weit größerem Einflüsse auf sie sind, ebenso wie die des Mctamorphismns. Ebenso wenig ist, behaupte ich, eine größere Unklarheit in den Gesetzen vorhanden, nach denen eine dieser Formationsklassen entstanden ist, als in denen der anderen/) wenn sie nur unparteiisch und ohne vorgefaßte Meinungen im Lichte der Beobachtung und der Jnduction studirt werden. l) Es ist innerlich den Geologen zur Gewohnheit geworben, jede ErhebungS thätigkeit „vulkanisch'' zu nennen. Dies Wort würde einen bestimmteren Sinn geben, wenn man dasselbe beschränkte , M. langen Spalte aufgeworfen, und mächtige Lavaströme traten aus dem untersten derselben (Siehe einen ausführlicheren Bericht in lioolus' In T^rro). 1) Der weltberühmte Nilanea heißt in diesem Anhange des Anhanges „nilauea'', nnd zwar überall, so daß eS kein Druckfehler ist. D. Ucbers. P. Serope, Ueber Vulkane. 29 450 Anhang. Berzeichmtz bemerkenSwerther Erdbeben und vulkanischer AnSbrüchc. 1865 . 15. Jan. — Ein ungewöhnlich heftiges Erdbeben traf die Morc- cambe-Bai und den benachbarten Distrikt von Furneß. 18. Jan. — Vulkanischer Ausbruch aufSantorin, Griech. Archipel.; in der Bai entstand eine neue Insel. * 9. Febr. — Ausbruch des Vesuv, merkwürdig, weil er gleichzeitig mit dem des Aetna geschah. 7. Mai. — Erdbcbcnstoß zu Cvmrie, um 9 p. U. Man fühlte ihn in Ochtertyre, Crieff und anderen Orten im Osten von Comrie. * 13. Juli. — Ein starker Erdbebenstoß traf die Stadt Pollan') in Steicrmark um 5. 50 p. N. Einen anderen Stoß fühlte man um 9. 45 u. ül. am 14. Diese Stöße empfand man auch in Hartberg und Fehring, und bei Fürstenfeld. 18. Juli. — Ein Erdbeben fühlte die Schiffsmannschaft zweier Fahrzeuge im Mittelmecre, etwas nördlich vom Ocean an der Küste Afrikas. 18. und 19. Juli. — Erdbeben in Katalonien; mehrere Dörfer wurden zerstört. * 8. Okt. — Erdbebenstoß in Californien. 12. Dez. - Erdbebenstoß in Florenz. Fircnzuola scheint das Centrum der Bewegung gewesen zu sein. In den Dörfern Mugello und Scarparia fühlte man 11. Dez. zwischen 5 p. N. und Mitternacht >3 Stöße. 15. Dez. — Erdbebenstoß zu Chittagong in Bengalen, um 6. 50 p. U. 20. Dez. — Zwölf verschiedene Stöße wurden gefühlt in Thannah,. Roagau (?); der Boden zerriß an mehreren Stellen, und Strahlen von Wasser und feinem, dunkelgrauen Sande wurden ausgeworfen. 30. Dez. — Großer Ausbruch des Mauna Loa auf Hawai. Er war noch am 27. Febr. 1866 thätig. Erleuchteten Rauch sah man aus dem Krater noch bis zum April 1866 aufsteigen, und Dampf noch im Mai. Ein neuer Krater öffnete sich in einer Höhe von 10.000 Fuß. Die Lava floß 35 engl. M. weit und hielt erst >0 engl. M von Hilo an. Die Schiffer auf dem Meere sahen den Schein in 200 engl M. Entfernung. Zahlreiche Nachrichten vernahm man zu derselben Zeit vom Kilauea; der alte südliche See floß wiederholt über. Eine Reihe von Seen N Soll heißen Pöllau D. Ueb:rs. I8VS, und 1867. 451 öffnete sich auf einer Linie von NW. nach N. und NO. vom alten See aus, und Lavastrahlen wurden von ihnen bis in 50 und 200 F. Höhe aufgeworfen. Auch Kegel und Dome aus Lava wurden erhoben. Dann und wann stürzten Erdbeben Fclslauwinen von den Wänden des Kraters herab. 186 6 . März. — Erdbeben zu Avlona, Albanien; 200 Häuser eingestürzt. * 9. März. — Um 2 u. N. Erdbeben in Christiania, an vielen Stellen längs der Westküste Norwegens, zu Beblumgnäs*) und Dront- heim. Der Thurm der Frauenkirche wankte so bedeutend, daß die Glocken erklangen. Dies Erdbeben scheint sich bis zu den Shetland-Jnseln ausgedehnt zu haben. Der Leuchtthurm auf dem Fluggan-Fels wurde heftig erschüttert. 13. Sept. — Um 9. 45 p. wurden zwei deutliche Erdbeben- stöße in Budleigh, Devonshire, gefühlt. * 14. Sept. — Erdbeben in Paris. Man fühlte den Stoß auch in Tours, Angoulöme und St. Marc, Dep. Loiret. 28. Okt. — Leichter Erdbebenstoß in Dunedin, Neu-Seeland. 24. Dez. — Vulkanische Thätigkeit westlich von den Azoren. > Um 10 p. fühlte man leichte Erdbebenstöße in Serrata?) 1867 . * Vom 2. Jan. bis 24. Mai 1867 wurden in Serrata wiederholt Stöße gefühlt. * Am 25. Mai empfand man 57 Stöße. Bom 25. Mai bis 1. Juni waren Serrata und die rings umher liegenden Dörfer in stetem Schwanken; die Gebäude wurden stark beschädigt und große Spalten rissen in den Boden. * Am 1. Juni, 5 p U., fing das Meer an zu steigen und aufzukochen. Am 2. Juni, 9 Ll., wurden dreimal in Zwischenzeiten von 15 Min. Mengen von Wasser mit Steinen vom Meere aufgeworfen. Diese Massen stammten von einem submarinen Vulkan, dessen großer Krater von sieben kleineren umgeben war. Der neue Vulkan bildete eine Untiefe von 2'/« engl. M., 9 engl. M. von Serrata Point in nordwestlicher Richtung. Am 7. Juni t) Soll VehlungSnäS heißen. — 2) Soll Serreta auf den Azoren heißen. D. Ucbers. 452 Anhang. Verzeichnis; bemerlenSwerlher Erdbeiren und vulkanischer Ausbrilche. wurde es an dieser Stelle wieder ruhig; auch auf dem Festlande harten die Erdbeben auf, so häufig zu sein. Jan. 1867. — Ein anhaltender Erdbcbenstoß wurde in Sän Salvador gefühlt. * 2. Jan. — Großes Erdbeben in Algerien. Die Dörfer Schiffrael Affrau, el Ain, Ben Rasmi und Mozaiaville') fast zerstört. Blihdah schwer beschädigt; 37 Menschen getödtet. * 3. Jan. — Spaa, in Belgien, wurde um 1 >>. öl. von einem leichten Erdbeben heimgesucht; es dauerte 3 Sekunden und ging von N. nach S. * 4. Jan. — Ein zweiter, von Regenströmen begleiteter Stoß in Algerien, der den Untergang von drei Dörfern verursachte und den Verlust von mehreren Menschenleben. 4. und 5. Jan. — Mehrere Erdbebenstöße am Mvnte Baldo und auf der italienischen Seite des Garda-SeeS. Rovena war der Mittelpunkt der Erschütterungen, welche auch in Castelletto gefühlt wurden. 7. Jan. 7 p. öl. — Starkes Erdbeben zu Ronders (Tirol)^. 11. Jan., 9. 30 a. öl. — Erdbeben, begleitet von unterirdischem Donner, fühlte man in den Dörfern Robricht, Kirchschlag, Glausau, Hellmonstädt, Davidschlag und Ober-Neukirchen in Tirol. 31. Jan. — Ein zerstörendes Erdbeben traf Kephalvnia. 3. und 4. Febr. — Zu Tokay in Ungarn fühlte man am 3. zwischen 11 p öl. und 11. 30 p. öl. zwei Stöße. Ein dritter und stärkerer erfolgte am 4., begleitet von einem leisen Getöse. * 4. Febr. — Um 6. 10 a. Ll. Erdbeben in Kephalvnia, welches 20 Sek. dauerte, die Stadt LipariorUH zerstörte und großen Verlust an Menschenleben veranlaßte. Man fühlte den Stoß am stärksten in der Westhälfte der Insel, von der ein Theil durch das Meer überflutet wurde, während der südöstliche Theil und ein schmaler Streif längs des RD. ganz unberührt blieben. Drei Monate vor dem 4. Februar fühlte man in Kephalvnia 10 Stöße, von denen sich keiner bis zum Festlande erstreckte. 4. Febr. — Zwei Erdbebcnstöße in Malta. * 14. und 15. Febr. — Starke Erdbebcnstöße in Kephalvnia. * 7 .März, 6 x. öl. — Zwei Erdbebcnstöße in llesbos oder Mirvlene, deren erster drei Sekunden dauerte, während der sehr starke zweite 14 Sekunden währte. Die Erschütterungen pflanzten sich von RW. nach I) Soll heißen: Ehifsa, et Afsraun, el Ain>, Ben RaSmi, Mouzaiavitte. — 2> Soll wohl heißen: NandcrS. — 3) Lixnri. D. llebers. 1867. 453 SO. fort und wurden von dem gewöhnlichen rollenden Getöse begleitet; 4000 Menschen kamen um. Theile der Insel versanken ins Meer. * 7. März. — Dasselbe Erdbeben fühlte man zu Aidin, Magnesia . Ll. bildete sich in einem 3937 engl. F. Hohen Vulkane bei (?) Cosseguina in MejiceO) ein neuer Krater. Die Eruption dauerte noch am 21. März 1868 fort. 1. März. — Augusta (Maine, in Nord-Am.) hatte ein leichtes Erdbeben. * l8. März. — Tiflis (Kaukasien), erfuhr ein starkes Erdbeben, das sich einige Zeit lang täglich wiederholte. 23. März. — Zu Taschkcnd (russisch Turkistan) ein starker Erd- bebenstvß, der vielen Schaden that. Man fühlte ihn auch in anderen Städten von Turkistan. 26. März. Erdbeben gefühlt in Jrkuzk (Sibirien), in Georgien (K'aukasien), Tiflis und Erzerum (Armenien). 27. März bis Sept. — Schrecklicher Ausbruch des Mauna Loa und Kilauea auf Hawai, einer der Sandwich-Inseln, begleitet von heftigen Erdbeben. Der große Lavastrom, welcher am 7. April dem Krater entfloß, maß 10 engl. M. Länge und war 1'/« M. breit. * 5. April. — Starkes Erdbeben zwischen 5 und 6 p. U. zu Arles in Frankreich, in Folge dessen die Bewohner aus ihren Häusern flohen. Es wurde auch in Avignon gespürt. 8. April. — Starkes Erdbeben in Gutemala. 15. Juni. — Bedeutende Störungen des Bodens, von Erzitte- rungen begleitet, geschahen zu Essen (Deutschland). 18 Juni. — Erdbebenstößc fingen zu Jaszbcröny in Ungarn an. Fortgesetzte Erschütterungen fühlte man zwei oder dreimal täglich bis zum 21. Juni, wo man um 6. 33 n. Ll. ein geringes, donnerähnliches, N Der Bnlka» Losegui na.liegt in Nicaragua. D. Uebers. 456 Anhang. Berzeichmß bemerkenswerlher Erdbeben und vulkanischer Ausbruche. rollendes Getöse hörte, welchem starke Erschütterungen folgten, die 8 bis 10 Sekunden dauerten und sich von NO. nach SW. fortpflanzten. Fast jedes Haus wurde beschädigt. Ein zweiter und dritter Stoß folgte, die weniger stark waren. * 21. Juni. — Dieses Erdbeben spürte man wiederholt auch in Ofen und Pest. * 20. Juni?) — Eruption des Jztaccihuatl in Mejico. * 10., 11. und 12. Juni?) — Der Krimberg, Körnten, hatte Erd- bebenstöße. * 19. Juli. — Zu Cauterets, Pirenäen, zwei Erdbebenstöße, der erste kurz und leicht, der zweite dauerte 20 Sek. und war sehr stark. Rick- tung von N. nach S. Erdbeben in Süd-Amerika im August 1868. I. Aug. — Lima und Umgebung von leichten Erdbebenstößen betroffen. II. Aug. (8. 30 p. U.) und 12. Aug. (1. 55 p. N.). — Mäßig starke Erdbeben in Tacna (Peru)?) Dann am 13. Aug. (5 p. Ll.), Erdbeben von 7'/g Min. Dauer; Stöße in Zwischenzeiten von 10 bis 15 Min. während der Nacht. Drei Menschen kamen um, und die Gebäude wurden stark beschädigt. 13. bis 29. Aug. — Tacna trafen 250 verschiedene Stöße. Die Städte Sama und Lescomba in der Nähe wurden zerstört. * 13. bis 16. Aug. — Ein schreckliches Erdbeben in Süd-Amerika, bei welchem Arica, Arequipa, Jslay, Pasco, Huancavelica, Jbarra und viele andere Städte zerstört wurden. Nicht weniger als 20.000 Menschen kamen um, und die reichste Gegend Süd-Amerikas wurde verwüstet. Der Bereich des Stoßes umfaßt eine regelmäßige Ellipse, deren größere Achse etwa vom 10. Grade s. Br. bis fast zum Wendekreise des Steinbvckes reichte. Er wurde von dem Einbrüche einer Meereswelle begleitet, welche im Norden von Arica einen Küstenstrich von 850 engt. M. Länge und 120 M. Breite verwüstete. Nach Süden hin ist der verwüstete Landstrich weniger ausgedehnt, aber die Wirkungen der Flutwelle wurden sogar noch stärker empfunden. 13. Aug. — Zu Caldera, dem Hafen von Copiapö, fühlte man das Erdbeben kaum; aber die Flutwelle, welche sich anfangs, um 10. 30 p. N. um 200 Aards zurückzog, rollte dann mit furchtbarer Gell und 2) soll wohl Juli heißen. — 3) Soll heißen Bolivia. D. ttebers. 1868 . 457 walt rückwärts und beschädigte den Molo und zerstörte die Schiffe. Die hochliegende Stadt entging dem Berderben. Auch Coguimbo wurde durch die Erdbeben-Welle heimgesucht. Zu Valparaiso dauerten die Flutwellen einige Zeit lang, indem sie sich in der Stunde drei- oder viermal erhoben. Talcahuano und die Häfen von Conception, Constitncion und Toinö wurden von der Erdbebenwclle um 8. 45 p. Ll. getroffen. Molen und Schiffe wurden zerstört, der untere Theil der Stadt überschwemmt und zerstört. Eine zweite Welle trat eine Stunde später ein, und eine dritte am l4 Aug. um 2 a. N. Pisco wurde thcilweis durch das Erdbeben zerstört, welchem eine Erdbebenwclle folgte, die das Unglück vollendete. Das Meer zog sich auf mehr als 400 Jards zurück und kehrte mit großer Schnelligkeit wieder, Alles innerhalb seines Bereiches zerstörend. Rma und Callao wurden von starken Erdbcbenstößen betroffen. Der erste, um 5 p. U., dauerte 4 bis 5 Min.; der zweite, um 6 p. N., 4 Min. dauernd, verursachte ein starkes Schwanken der Gebäude. Um 9 p. U. zog sich das Meer zurück und kehrte dann in großen Wellen bis weit über die höchste Flutmarke zurück. Die Erdbebenstöße dauerten bis zum 14. fort. Die Pässe in den Alpen wurden ebenfalls von Erdbebenstößcn getroffen und viele Felsmassen rollten herab. Die Chincha-Jnseln, 100 engl. M. von der Küste von Peru entfernt, empfanden eine Reihe von Erdbebenstößen von 4. 38 p. iU. bis 8 p. Ll. (der erste Stoß dauerte 4 Min. 18 Sek.). Um 9. 45 p. N. zog sich das Meer weit zurück, kehrte um 10 p. kU. mit großer Gewalt zurück und zerstörte Häuser und Schiffe. Die durch dieses Erdbeben verursachte Bewegung des Oceans wurde am 14. und an den folgenden Tagen auch an den Sandwich-Inseln beobachtet; in Hilo auf Hawai am 13.; auf der Insel Chatam, an der Küste von Australien, auf Neu-Seeland, der Küste von Japan bei Aokohama am 15 * 16. Aug. — Ein anderes heftiges Erdbeben fühlte man in Ecuador; die Provinzen PinchinchcO) und Jmbabura wurden vollständig verheert. Zwei Drittel der Bevölkerung wurden unter den Trümmern der Städte begraben, mehr als 400.000 Bewohner wurden obdachlos, 50 Hauptorte und über 200 kleinere wurden in Ruinen verwandelt. I) Soll heißen Pichincha. D. Ueber?. 458 Anhang. Verzeichnis bemcrkenswerther Erdbeben und vulkanischer AnSbriiche Unter diesen wurden die Städte Otovalv und CotocochU) gänzlich zerstört. Etwa 7000 Menschen fanden unter den Ruinen von Otovalv ihr Grab. Jbarra, der Hauptort von Jmbabura, verlor 13.000 Einwohner. Dasselbe Erdbeben fühlte man im Inneren Colombiens und im Distrikte Catuchi. Die Städte Tumbalira, Urcugui und Salinas wurden zerstört. In Quito fühlte, man um 1 a. M. das Erdbeben stark. Es erfolgten sieben verschiedene Stöße; 15 Menschen kamen um; Gebäude wurden beschädigt. Die Städte Perucho, Puellaro und Cachiguanso, in der Nähe, wurden zerstört. Guayaquil erfuhr drei Stöße, deren letzter der am längsten dauernde und der heftigste war. Der Verlust an Menschenleben war beträchtlich. 16. bis 24. Aug. — Verschiedene Erdbebenstöße wurden in Cobija und Copiapo gefühlt, welche beträchtlichen Schaden veranlaßten. * Es ist bemerkenswert!,, daß zur selben Zeit, am 17. Aug., fast ganz Neu-Seeland Erdbebenstöße empfand. Ost-Australien und Tasmanien wurden ebenfalls heimgesucht; und wahrscheinlich nahm der gesammte submarine Boden des Großen Oceans, in der Linie zwischen Süd- Amerika und dem australasiatischen Archipele, an der Bewegung Theil. * 18- Aug. — Zwei Stöße fühlte man in Gibraltar, begleitet von einer starken östlichen Strömung im Mittelmeere. Diese selben Stöße fühlte man stärker auf der spanischen Seite und bei Sän Roque. Die Erschütterungen pflanzten sich von Ost nach West fort. * 20. Aug. — Jaszbereny, Ungarn, hatte starke Erdbebenstöße um 9 n. N. Diese wiederholten sich am 9. Sept. und am 15. und 17. desselben Monats. Am 19. um 5 p. iVl. fühlte man starke Stöße in mehreren Theilen der preußischen Rheinprovinz. 24. Aug. — Lima und Callao abermals von Erdbebenstößen um 8. 45 p. ö-l. betroffen. 2., 19. und 22. Okt. — Ziemlich starkes Erdbeben zu Tiflis. * 6. bis 9. Okt. — Viele Erdbebenstöße in Athen. * 10. Okt. — Koly (Com. Bihar, Ungarn) hatte zwischen I und 2 ». N. einen starken Erdbebenstoß. * 21. Okt. — Sehr starkes Erdbeben in ganz West-Californien, von der Küste bis zur Sierra Nevada, nach Norden bis Oregon, nach l) Soll heißen Otavalo am Vulkan Eotocachi. D- Uebers. 1868 . 459 Süden bis zur Grenze von Mejico. In vielen Theilen geschah bedeutender Schaden. Zu Sän Francisco fühlte man vier Stoße. Biele Theile der Stadt wurden durch das Sinken des Bodens stark beschädigt, und 20 bis 25 Personen getödtet. Zeit 7. 45 a. 14., 8. 42 a. LI., 10. 23 a. 14., 11. a. N-, 3 p. 14., sowie während der Nacht. Auch Schiffe fühlten in einiger Entfernung von der Küste Stöße. Auch am folgenden Tage empfand man innerhalb desselben Bereiches Stöße von geringerer Stärke. Während dieser Zuckung erhob sich an den Ufern Hawais eine Erdbebenwelle und verursachte großen Schaden. * 30. Okt., 10 bis 11 p. 14. — England wurde von einem Erdbeben betroffen, das man an verschiedenen Orten im Westen Englands und in Wales beobachtete, besonders in den Grafschaften Lancaster, Cheshire, Warwick, Shropshire, Hereford, Worcester, Gloucester, Sommerset, Devon und Süd-Wales. Der Stoß dauerte etwa 2 Sek. * Nov. — Während dieses Monats fanden fast täglich Erdbeben statt in Sän Luis de Potosi, Mejico. Gebäude wurden stark beschädigt. Nov. — Einen Stoß fühlte man in Murwut, Indien. * 5. Nov. — Ein heftiges Erdbeben geschah in Sän Francisco, dem am nächsten Tage leichte Stöße folgten, die aber keinen Schaden verursachten. * 13. Nov. — Kronstadt in Siebenbürgen trafen zwei Erdbebenstöße. Die 500 Jahr alte Festung erlitt bedeutende Beschädigung. Man fühlte die Stöße auch in Szepsi Svt György und Bahos.*) Richtung der Erschütterungen von W. nach Ost. * 13. bis 28. Nov. — Bukarest (Walachei) wurde um 9 a. 14., am 13. von einem starken Stoße betroffen. Ein anderer starker Stoß erfolgte um 10. 30 p. 14. am 27. und zwei andere fühlte man am 28. * 14. Nov. — Tobelbad in Steiermark hatte ein 2'/, Sek. dauerndes Erdbeben, um 8. 47 p. 14., das von Ost nach W. ging. 15. Nov. — Erneuerter Ausbruch des Vesuvs. Der alte Krater zerbarst, so daß zwei neue Mündungen entstanden, aus welchen ein Lavastrom das Atrio del Cavallo gegen Fosso Betrano hinabfloß, der die Straße nach Cremona, zwischen Sän Sebastians und Sän Giorgio, bedeckte. Am 23. Nov. hatte die Thätigkeit sichtlich abgenommen. * 17. Nov. — Erdbebcnstoß in Cöln. I) Soll heißen: Sepsi Szent Gvörgy und Barstes. D. Uebers. 460 Anhang. Verzeichniß bemerlenswerther Erdbeben und vulkanischer AuSbriiche. * Zu gleicher Zeit fühlte man zwei Stöße in Bedbnrg. Die Bibra- tionen verbreiteten sich auf einen Radius von etwa 30 engl. M. * 27. Nov. — Eine heftige Eruption begann auf der NO.-Seite des Aetna-Kegels. * 13. Dez. 11 a. M. — Tasz-Mihalplek/) Ungarn, hatte einen starken Erdbebenstoß, begleitet von unterirdischem Getöse. Um 11. 30 a ltl. wiederholten sich die Stöße. Richtung O. nach W * 16. Dez., ll. 45 a. II. — Ein anderer Erdbebenstoß, mit geringem Getöße, ging von W. nach Ost. * 17. Dez. I. 45 p. AI. — Ein anderer leichter Stoß. * 26. Dez., 3. 5a LI. — Zwei starke Stöße erfolgten abermals ; und zwischen 4 und 5 a. LI. empfand man wiederholt Vibrationen. * 20. Dez. — Starkes Erdbeben in Colima und ManzaniUo, Mejico; mehrere Personen getödtet und viele Gebäude eingestürzt. * 25. und 26. Dez. — Kezkemet, im Kaukasus,^) erlitt starke Erd bebenstöße. 1869 . * 10. Ja». — Schreckliches Erdbeben in Indien, dessen Mittelpunkt Asoloo war. Sand und heißes Wasser wurden ausgestoßen und bildeten an verschiedenen Stellen Kegel. Silchar, Mongong und selbst Orte im Ganges-Delta, wie Morglyr, litten großen Schaden. Kalkutta erhielt einen empfindlichen Stoß. * 10. Jan., 8. 30 p. M. — leichtes Erdbeben in Kronstadt. * 13. Jan. — Drei Stöße in Darmstadt. Die Erschütterung erstreckte sich nördlich bis Frankfurt, östlich bis zum Mumbug-Thale,") südlich bis Heidelberg. Der erste Stoß währte 6 Sek.; der zweite 4 Sek.; er ging nach S. und wurde von lautem Getöse begleitet. 15. Jan. — Starker Erdbebenstoß im Indischen und Großen Oceane gespürt. 15. März. — Ein Erdbebenstoß wurde in Accrington, Lancashire, stark empfunden. Juli (Ende). — Basilicata und Calabrien von Erdbeben heimgesucht. 18. Aug., 5. 6 p. ZI. — In Gibraltar zwei deutliche Erdbebenstöße, auch in Sän Roque gefühlt, Richtung O. nach W.; Gebäude bedeutend beschädigt. 1) Soll heißen: JaSz-Mihalvtelek. — 2) Soll heißen in Ungarn. — 3) Ich weiß den Namen nicht zu deuten. D. Uebers. 1869 und 1876. 461 * 24. Aug. — Zwei sehr starke Erdbebenstößc iu Jquique, Peru. Das Aieer längs der Küste stark bewegt. 3. bis 26. Aug. — Erdbeben in Neapel. Aug. und Scpt. — Verschiedene leichte Stöße im Distrikt des Voch Awe; der merkwürdigste erfolgte am 15. September. * 16. Sept. — Zwei Stöße in Neapel. * 1. Okt. — Ein Erdbeben erfolgte in Manila, der erste Stoß um I I. 30 a. N.; ihm folgte eine schreckliche Oscillation, welche länger als 1 Min. dauerte; der erste Stoß geschah von SO. nach NW., der letztere von NO. nach SW. Die Mauern der Gebäude rissen, blieben aber stehen. Der alte Gouverneurs-Palast stürzte zusammen. Dies Erdbeben war noch heftiger in den Nachbar-Orten Balacan und Cavitc, wo viele Menschen das Leben verloren. Die SPßc wiederholten sich 5 Tage lang. Die beiden ersten Stöße ausgenommen, erfolgte die Bewegung der Erdoberfläche horizontal; aber die Heftigkeit war nicht geringer, als im Jahre 1863. Alan fühlte das Erdbeben auf der ganzen Insel Luzon; am zerstörendsten war es i» der südlichen Provinz Albay. * 22. Okt. — Erdbeben in ganz Neu-England. * 1. Dez. — Die bedeutende Stadt Hula/) in der "Nähe der Süd- tüfte Kleiu-Asiens, wurde nach drei aufeinander folgenden Stößen gänzlich zerstört. Nur wenige Menschen kamen dabei um. Auch die Nachbarstädte Mughla und Marmaritza") litten schwer. 1. Dez. — Santa Maura wurde durch ein Erdbeben fast zerstört; die Stöße waren sehr zahlreich. Es wurde auch in Monteleone stark gefühlt, wie in Pizza, Philadelphia und sonst auf den Inseln des Archipels. 24. Dez., 11 p. Ll. — Leichter Erdbcbenstoß in Innsbruck. 26. Dez. — Ein starker Erdbebenstoß in Ost-Californicn und Ncvada, welcher einen Eisenbahnzug aus den Schienen warf und mehrere Durchstiche ausfüllte. 1810 . 18. Jan. — Vier Erdbebenstöße in Marseille und Toulon. Der erste um 250 u. N., dauerte 3 Sek.; der zweite um 2. 55 a. Ll.; der dritte um 3. 5 a. N,; der vierte um 3. 7 ». U. Die Erschütterung geschah von N. nach S. >) Soll heißen: Onlah in, Mcntescher Meise. — 2) Mulla und Marinarita. D. Ueber!. 462 Anhang. Verdickn,ß bemerkenswerrher Erdbeben und vulkanischer Ausbrüche. 28. Febr. — Fiume, am Adriatischen Meere, hatte um Mitternacht ein Erdbeben; der Stoß war heftig, die Oscillationen folgten einander sehr schnell, Richtung von NNO. nach SSW. 1. März. — Sehr heftiger Stoß um 8. 57 p. Ll. Im Dorfe Clana, 10 engl. M. entfernt, wurden etwa 40 Häuser unbewohnbar; Richtung von NNW. nach SSO. Born 1. März bis zu Ende des Jahres fanden mehr oder weniger heftige Stoße in kurzen Zwischenzeiten durch diesen Bcreick statt. I. März. — Durban, in Natal, hatte um 2. 20 p. N. ein starkes Erdbeben. Der Vulkan auf Jsle Bourbvn, im indischen Oceane, war zu gleicher Zeit im Zustande ungewöhnlicher Thätigkeit. 5. April. — Einen deutlichen Erdbebenstoß verspürte man im vulkanischen Distrikte Neu-Seclands. Bald nachher hatte der Vulkan von Tongariro einen Ausbruch. Zum ersten Male, soviel die Colonisten wissen oder soweit die Traditionen der Maoris gehen, wurden l!ava- ströme ergossen. II. April. — Erdbebenstöße in Suddia (Assam). II. April. — Schreckliches Erdbeben zu Bathang in China. 11. Mai. — Oajaca, Mejico. Um 11. 30 a. Ll. erschütterte eine Folge von Erdbebenstoßcn die Stadt bis in ihre Fundamente, tödtete eine große Zahl von Menschen und verursachte eine fast gänzliche Zerstörung des südlichen Theiles. Auch Sau Francisco litt schwer durch zu derselben Zeit erfolgende Stöße. 13. Mai. — Erdbeben zu Jokohama (Japan) um 2. 30 a. N. Es war eins der heftigsten seit 1855. Die Stöße wurden im Inneren Japans stark gefühlt. Zu derselben Zeit fand ein Ausbruch des Vulkans Asayama, in Sinschin, statt. In der Nähe der Vries-Jnsel fand man weite Flächen schwimmenden Bimsstcines. Juni. — Ein Erdbeben verwüstete die Insel Santorin und verwandelte die Stadt in einen Ruinenhaufen; mehrere kleine Inseln sanken unter. 10. Juli. — Großes Erdbeben zu Santo Tomas und im Distrikte von Chumbivilcas, Peru, das große Zerstörung verursachte. Der Fluß Sau Tomas stieg plötzlich und überschwemmte seine Ufer; es wurde ermittelt, daß in Folge des Stoßes der See Quenacocha in den Fluß ausgebrochen war. Dieser See hat 20 engl. M. im Umfange und liegt am Fuße der westlichen Andcskette. In der Stadt Ccoloquemarca (?) stürzten die Kirche und viele Häuser ein. 3. Aug. 3. 45 p. M. — Ein Erdbeben fühlte man in der ganzen 1870. 463 Colonie Ratal und im Orange-River-Freistaate. Es schritt von RW. nach SO. fort. 7. Aug. — Ein sehr starkes Erdbeben auf den Sandwichs-Jnseln, um 4. 10 a. N. Der Stoß wurde allgemein auf Maui, Molokai, Hawai, aber nicht so sehr zu Honolulu gefühlt; er dauerte 10 Sek. Auf Molokai wurde das Erdbeben von einem schrecklichen Gebrüll begleitet, und schien eine kreisförmige Bewegung zu haben. Die Spalten auf der Kau-Seite des Mauna-Loa dampften beständig, und dicker Rauch stieg aus dem Krater des Mekeaweo.U 13. Aug. — Leichter Erdbebenstoß in Lima. 27. Aug. — Erdbeben in Valparaiso, Chile. 4. Okt. — Ein Vulkan im Rafael-Thale, Rieder-Californien, welcher seit Jahren geruht, begann eine heftige Eruption, stieß Rauchsäulen bis zu großer Höhe aus und verstreute Asche meilenweit um seinen Fuß. Zu gleicher Zeit erfolgte eine plötzliche und heftige Eruption des colombischen Vulkans Puraco Drei nahe gelegene Dörfer gingen mit allen ihren Einwohnern zu Grunde. 20. Okt. — Um 11. 20 n. N. fühlte man einen anhaltenden Erdbcbenstoß in Quebec in Canada, dem ein rasselndes Geräusch voranging. Die Welle durchmaß etwa 200 cngl. M. in jeder Minute. Alan fühlte es auch in Mimousk?) und Montreal, sowie im nördlichen Theile der Vereinigten Staaten, von Alaine bis Iowa. Das Fortschreiten der Welle geschah von R. nach S. 24. Okt., 1. 40 a. .U. — Empfindlicher Erdbebenstoß in Uoko- hama, mit einer Abweichung von O. nach SW. Der Stoß war wegen seiner langen Dauer merkwürdig. 28. Okt. — Zwei Stöße in Schikarhera7 in Obcr-Scinde, Indien. Der Boden schwankte 18 Alm. lang von O. nach W. Das Volk wurde in Folge des Schwankens seekrank. 1. Nvv. — Ein stärkerer Stoß im Tinnevelly-Distr., Ober-Scinde, als sich irgend einer erinnerte, je empfunden zu haben. Der Stoß war uudulatorisch. 12. Rov. — Wiederholte Erdbebenstöße in Scinde. 1. Dez. — Heftiger Erdbebenstoß in Smyrna, Alantechi und Ulc;°) letzterer Ort wurde zerstört und drei Menschen kamen um. Mamaritza und Mula") litten bedeutenden Schaden?) t) Makuawao aus Maui. — 2) Soll heißcu Puracö in Quito. — 2) Soll Rimousli heißen. — 4) Soll vielleicht Schikarpnr sein. — 5) Soll heißen Onlah im Mentcschcr kreise. — 6) Soll heißen Marmarita und Mulla. — 7) Dieses Erdbeben ist bereits als am 1. Dez. 186 !) geschehen genannt. D. Ucbers. 464 Anhang. Verzeichnis? hemerkenswerther Erdbeben »nd vulkanischer Ansbritche. 21. Dez. — Starkes Erdbeben zu Arequipa, Peru; es dauerte 50 »der 60 Sck., und wurde von einem unterirdischen Getöse begleitet. 1871. Jan. — Ausbruch des Vulkans Cvloruccv,') Mejico, der den Dörfern und Pflanzungen viel Schaden that. 1. Jan., 12 j>. U. — Einer der empfindlichsten Stöße, deren man sich erinnert, erfolgte zu Wellington, Neu-Sccland. I. Jan. — Erdbeben in Nord-Gudsirat. 9. Jan. — Leichtes Erdbeben zu Guavaquil, Ecuador. Die Bewegung geschah vom Inneren nach der Küste. 12. Jan. — Ein neuer Krater öffnete sich um Mitternacht am Vesuv, am Fuße des großen Kegels, gegen Somma hin. Ihm entstieg eine große Feuersäule; vom 10. bis 12. Jan. schien dieser Krater bis zu seinem Rande von Feuer erfüllt. Außer diesem Krater stießen zwei andere, schon vor ihm vorhandene Säulen von Steinen aus. Stöße erfolgten häufig und verursachten, daß die Häuser in der Nachbarschaft erzitterten. Der Vesuv war damals mit Schnee bedeckt; aber sckwarze Linien zeigten den Weg der Lava. 26. Jan. — Starke Erdbebenstöße zu Akkra, an der Westküste Afrikas. 27. Jan. — Erdbeben in Assam. 31. Jan. — Erdbeben in Bombay, das sich nördlich bis Baroda erstreckte und über einen breiten Landstrich. Jan. (Ende). — Erdbeben im Sandschat Kartal in Klein-Asien, das mehrere Sekunden währte und nur leichten Schaden that. 7. Fcbr. — Zwei deutliche Erdbebenstöße wurden in Minitatlan,*) Mejico, gefühlt, denen eine aufsteigende Welle längs der benachbarten Meeresküste folgte. 9. Febr. — Sehr starker Erdbebenstoß zu Jllapcl, Chile. II. Febr. — Ein starker Erdbebenstoß zu Valparaiso, Chile, um 4 n. N. 19. Febr. — Großes Erdbeben auf den Sandwichs-Jnseln, Honolulu. 22. Febr. — Mehrere Erdbcbcnstößc zu Puna, Peru, auch am 23. 25. Febr., 11. 30 a. U. — Ein starkes Erdbeben zu Valparaiso dauerte 1 Min.; um 12 Uhr N. erfolgte ein leichter Stoß, ein anderer bald nach 1 p. !il., und um 5. 30 ;>. lll. ein heftiger; Mauern zerrissen. I) Soll heißen: der Lebornco-Vnllane. — 2) Soll Mmatitla» heißen. D- Ueders. I87l. 465 März. — Camiguin, eine der nördlichsten Inseln der Philippinen, wurde durch eine Reihe von Erdbeben heimgesucht, begleitet von mehreren Erdstürzen, bei denen viele Menschen umkamen. Bald nachher öffnete sich ein Krater dicht bei einem Dorf; er wurde schnell weiter und stieß sofort große Mengen von Rauch, Dampf und Flammen aus, und warf auch große Steine aus, welche in großer Entfernung niederfielen. Dieser Vulkan war noch im Juli in Eruption; große Älen gen von Dampf und Rauch wurden an den Seiten und am Gipfel herausge- stoßen, während große Steine dann und wann ausgeworfen wurden. 2. März. — Erdbeben zu Eurcka, Humboldt-Co., Californien. ^ 4. März. — Erdbebcnstoß zu Areqnipa, in Peru; dauerte 30 Secunden. 4. und 6. März. — Zwei Stöße in Bogota, Colombien; diese Stöße fühlte man zugleich in Cartago. 6. März. — Leichtes Erdbeben zu Puno, Peru, nachher Regen. 17. März, 11. 5 p. IVl. — Leichtes Erdbeben im ganzen Norden " von England; Richtung von Ost nach Nord. 25. März. — Tiuakoro, eine Vulkan-Insel, eine der Santa-Cruz- Gruppe. Der Vulkan 25.000 F. hochZ) war in beständiger Thätigkeit und bot das Aussehen eines großen Flammeuschlundes. April. — Erdbeben in Rawal Pindi und Mnrri, Himalaia. 11. April. — Erdbeben in Areqnipa, Peru; die Bewegungen pflanzten sich von Ost nach West fort, und dauerten 30 bis 50 Secunden. 11. April. -- Zwei leichte Erdbebenstöße in Ranguu, brit. Barma, Richtung von N. nach S. 1V April. — Ein neues Erdbeben in Rangun, Nachts. Mai. — Die Sonntags-Jnscl im Großen Oceane wurde von einer so schrecklichen vulkanischen Eruption betroffen, daß die Bewohner sich nach der Norfvlk-Jnsel begaben. Mai. — Der ganze Westen Amerikas wurde längs seiner großen Gebirgskette monatelang ernstlich beunruhigt. 'Nördlich bis zum Washington-Territorium, wo der Berg Rainer in Bewegung war. Blau berichtete aus Chile, daß der Planchon-Paß über die Andes (die Hauptverkehrslinie von Chile nach Buenos-Ayres) auf 3 engl. M. Wegs von einer Eruption gestört wurde. 11. Mai. — Zwei deutliche Stöße zu Pischawar, Indien. 21. Mai. — Erdbebenstöße in der Nähe von Rochestcr und D. Uebers. 1) Tinakura ist 2500 engt. F h. P. Scrope, Ueber Vulkane. 30 466 Anhang. Verzeichnis; bemerkenswerther Erdbeben und vulkanischer Ausbrliche. Buffa'o (Staat New-Aork), zu Augusta in Georgia, und zu Quelwc, Ottawa und anderen Orten in Canada. 22. nnd 23. Mai. — Täglich ein Erdbeben zu Gilgit (oberhalb Kaschmirs) nnd zu Nyni Tal (im Himalaia). Seit der Zeit des Erdbebens hat der See einen starken Schwefelgeruch. 30. Mai. — Erdbeben in Haiti. 8. Juni. — Die Gegend um Wagga-Wagga, Australien, von einem Erdbcbcnstoß betroffen. Der Stoß bestand in einer Aufeinanderfolge scharfer, aber fortdauernder Vibrationen, welche 20 See. dauerten, nnd die Bewegung schien von NW. nach SO. fortzugehen. Ein zweiter Stoß erfolgte um 3 p. U., und ihm ging, wie dem ersten, ein dumpfrollender Ton voran. Im Juni erfolgten mehrere Erdbeben in Chile und Pcrn. 19. Juni. — Ein starkes Erdbeben zu Brooklyu, Ncw-Aork. Der Stoß war vertical. 19. Juni. 9. 40 p. N. — Leichte Erdbeben zu Simla. 20. Juni, 6 p. L1. — Erdbeben auf Madeira. 20. Juni, 7 p. U. — Starkes Erdbeben zu Tacna, Peru. 17. August. — Der Ausbruch des Vesuvs, welcher bereits 6 Monate lang gedauert, hatte zuletzt sehr an Heftigkeit zugenommen, und verursachte große Besorgniß in Betreff der Sicherheit des italienischen Observatoriums des Vesuvs. Die Lava hat theilwcis bereits den Hügel von Cantcroni überflössen, auf welchem das Observatorium steht; man verhandelt über das schnelle Auswerfen eines starken Schlackcn- dammes, der den Lavastrom ablenken soll. 21. Aug. — 'Heftiges Erdbeben nnd Orkan auf der Insel St. Thomas in Westindien. Hunderte von Häusern stürzten ein nnd mehr als 150 Personen kamen um und wurden verwundet. Weijistn zu Lcrope's Vnlkanen. Abich, über einen Gang im Val dcl Bovc 62; über den Ararat 361. Absondcrnngs-Strnetur dcr^ Laven 78. 79. 91., der Tnffc 15o. Abstumpfung der Hegel ltit. Abzapfung der Lava aus einem Vulkane durch seitliche Schliiude 186. 188. Achsen der erhobenen Bergketten 238. 242; Dislocations-Achscn 39. AchscwAufdringen plutonischcr Gesteine 242. 247. Afrika, Nord-, Vulkan. Bildungen 314. Aleutcn,'Vulkane derselben 419. Alluviale Ablagerungen vulkanischer Massen 143. Alinninate. S. Solfataren. Amerika, Central-, Vulkane 407. Amerika, Nord-, vulkanische Reihe desselben 407; plntonischc Ketten desselben 238. 257. Amerika, Süd-, vulkanische Reihe desselben 397; Plutonische Ketten desselben 238. 257. Andes, Trachytdomc derselben, ihr wahrscheinliches Entstehen 111. 114. Andes, vulkanische Reihe derselben, und sedimentäre Schichten 147. 209. 234. Anordnung ausgcbrochcner Bruchstück- Massen 44 .52. 204; der Laven 53— 73. 207. Antiklinale Kanten und synklinale Mulden 244. 247. Anwachsen, inneres, der Kegel 140; der Vulkan. Berge I40. 312. Apenninen, erhobene Qucrkctte derselben 237. 238. Ararat 363. Asche, vulkanische, in großer Menge bei Eruptionen ausgeworfen 17. 47. 155. 164. 172. 175. Aschcnkcgcl, s. Kegel. ASccnsion, blättrige Trachytc 388. Asien, Central-, Vulkane 369. Astroni, Entstehung seines Kraters und seiner Lava 112. 293. Atlantischer Ocean, Vulkane desselben 236. 370. Augitische Gesteine. S. Basalt. Ausdehnung der unterirdischen Masse durch Wärme 23. 33. 57. 228. 232. Auswürflinge, lose, der Vulkane 41 fs. 143. 204. Auvcrgne 48. 328. Azoren 378. Acgeischer Archipel, Vulkane 356. Aetna 13. 129. 132. 142. 363. Babbage, über die Ursache der Veränderungen des Oberflächcn-Nivcaus 229. 233. BarancoS, Ursprung derselben 137. 179. Barrcn-JSland 168. Basalt, Mineral. Charaktere desselben 93; säulenförmige Structur 78—88. Veaumont, seine ErhcbnngSthcoric 140 30* Berge — Einbrechen. 468 Berge, Vulkan., ihr Aufbau 120—134. 152. Bergketten, ParalleliSinns ders. mit Vulkan. Spalten 204. Bcndant, über Trachyte Ungarns 353; über die ausschließlich frühe Entstehung von Trachyten 107. Bischof, über die Bildung von Krystallen in der Lava 101. 102. 103. 105. 127. Blasen in den Laven 66. Blasen von Dampf cxplodiren aus der Lava 29. 33. 35; Größe derselben 171. Blasenformige Höhlungen in der Lava 65. 66. Blasige Structur der Laven 115. Blitze, vulkanische, woher rührend 46. Blätterung des Gneißes, nicht Schichtung 253. Blätterung der metamorphischen Gesteine 277. Blätterung der Trachyte rc. 90.100. I I5. Böhmen, Vulkan. Gesteine 352. Bomben, vulkanische 46. 98. 372. Bory de St. Vincent, über Bourbon 112. 391; über vulkanische Berge 179. Bourbon, Vulkan 27. 166. 194. 391. Vreccicn, Lava- 116. Breccicn, vulkanische. S. Conglomerate. Britische Inseln, vulkanische AuSbrüche in denselben 236. 375. Bromo, sein großer Krater auf Java, 168. 427. von Buch 100. 116. Lalifornien, Vulkane 416. Canarische Inseln 380. Tantal s. Central-Frankreich. Cap Verde'sche Inseln 384. LaraccaS, Erdbeben 395. Laribische Inseln, vulkanische Reihe derselben 218. 235. 393. Catalonien, erloschene Vulkane daselbst 326. Catania s. Aetna. Chemische Theorie der Vulkane 262. Chile, Vulkane 234. Anmerkung 399. Limini, Monti 320. LircuS oder UmwallungSselsen, ihr Ursprung 156. 165. 169. 428. Conglomerate, vulkanische, ihr Entstehen 146., S. Tuffe. Cordilleras s. Andes. Losegnina, großer AuSLruch 142. 172. Lutch, Niveau-Aenderungen 368. Dämpfe s. Wasser. Dana, über die Sandwichs-Jnseln 72. Vulkane keine Sicherheitsventile 223. Darwin, über gebänderte Trachyte aus Aseenston 116. Spec. ,Gcw. der Laven 92. 104. 107. Süd-Amerikan. Vulkane 210.252. Vulkanische Inseln 177. 221. Pyramiden des KlingsteinS 124. Ueber den Gneiß 254. Ueber Kratere 174. Ueber Korallen-Jnscln 217. 218. Daubeny, sein Vulkan-Verzeichniß 264. 287. 353; über säulenförmige Strnc- tnr 86; über Erhebungskratcre 170; über submarine Eruptionen 203. Daubröc 37. 103. 121. 184. Davy, H., seine Theorie Vulkan. Thätigkeit von ihm aufgegeben 202. Delesse 98. 105. 109. 254. Denudation Vulkan. Berge 180. äo. durch dieselbe erweiterte Kratere 176. Deutschland, Vulkan. Bildungen 336. 351. Deville 10. >05. 222. Dolomieu, über die Ursache des Flüssigmachend der Laven 99. Dolomisation des Kalkes durch Berührung mit Laven 74. 323. 325. Dome, Trachyt-, ihre Entstehung 111.114. Dome, Puy, seine Entstehung 111. Düfrönoy, seine Theorie vom Ursprung des Montc Nuovo 295. DykeS, ihre Entstehung 42. 74. 138; ihre prismatische Structur 82—84.; seltene Störung der Schichten, welche sie durchsetzen 140. Ebbe und Flut, ihre Uebereinstimmung mit Vulkan. Störungen 275. Ebbe und Flut der unterirdischen Lava 255. Eifel, Vulkane ders. 47. 182. 336-350. Auswerfen loser Massen 17. 10. 44—52. Einbrechen von Aschcnkegeln 51. 53. Einsenknngen — Hopkinö. 469 Einsenknngen in Lavaströme, ihre Entstehung 93. Einsturz nicht der Ursprung der k'ratere 174. 427. EiS, mit Lava wechscllagernd 144. 397. Eisen, Titan-, in Laven 92. 94. Spiegel- n. magnetisches 119—129. Electricität, NeibnngS-, bei Ansbriichen entwickelt 49. Elnvialströmc, Wirkung ders. anf vnlkan. Massen 143. 349. Erdbeben, Theorie derselben 137. 244. 259; gehen gewöhnlich einem Ans- brnche voran 6. 137. Zusammentreffen mit Eruptionen 9—8. 233. 231. Erhebung von Land, wie bewirkt 35. 239—233. 249 ff. Erhebung wechselnd mit Senkung 232— 234. Erhebung in Masse der Vulkan. Gesteine 191. 219—217. Erhebung Vulkan. Inseln 211 . 214. Erhebuugskrater, Theorie 4. 132. III. 313. Erkalten der Laven 127. Erstarren der Laven 77. Eruptionen, ParoxySmnS-, Beschreibung 15; gewöhnliche I33;clnviale 145, geschieht gewöhnlich aus linearen Spalten 133. 229. 234. Eruption, Beschränkung des Ausdrucks (Anm.) 239. Explosionen, lnstförmige (von Dampf), charaktcrisircn gemeiniglich eine Eruption 17. 23. 28. 32. Explosiver Ursprung aller Äratere 44. 155—199. Färöer 214. 374. Feldspath, Hauptbestandthcil in Laven jeden Alters 92; seine Verschiedenheiten 95. Fenerland 397. Flammen, rothgliihcndc Massen dafür angesehen 14. 29. Flüssigkeitsgrad der Laven verschieden groß 59. 119. Ursache ihrer Berlin derung 199—115. Fluten, entstanden durch Bersten von Seen geschmolzenen Schnees auf Vulkan. Bergen 144—147. 379. FocnS oder unterirdisches Reservoir Vulkan. Masse, wahrscheinlicher Eharakler 37. 223. 239. ForbcS, über die Trachyte Süd-Amerikaö 199. 119. Fortschreiten der Plutonischen Thätigkeit 251. 258. Frankreich, Süd- und Mittel-, Vulkane 327—335. Fugen in den Lavagcsteinen, ihre Bildung 81'. Galapagos-Jnseln 497. Gase, permanente, aus Vulkanen kommend 113. Gcmellaro 134. Geikic, über den Gneiß auf Skye 242. GeysirS auf Island 125. 373. Glasige Laven 97. 398. Gleichmäßigkeit der Gesetze Vulkan. Thätigkeit 4. 449. Gneiß, Ursache seiner Blätternng 249. 254. Graham-Jnsel 49. 313. Granit, sein wahrscheinlicher Zustand in große» Tiefen 239. Granstein 92. Großer Ocean, Vnlkankette rings um denselben 235. Hamilton, W. G., über die Vulkane Klein Asiens 115. 358—399. Hamilton, W., über den Vesuv 157; über das Fließen der Lava 57. Härtung, über Lanzcrote 385. Hcaphy, über Ren-Seelands Vulkane 182. 191. 299. 231. Hekla 379. Helena, St. 191. Herschel, über Nivcan-Acndernngen 232; über die Mond-Vulkane 195; über den ParalleliSmuö vnlkan. Striche mit benachbarten Äüstenlinien 234; über das Runzeln der Schichten 259. Hindostan, große Lavafelder 399. Höhe vulkanischer Berge 141. Höhlen in der Lava 99. HopkinS, über den Erdkern 224; seine 470 Hornitos — Lyell. Theorie der Hebungen und Erdbeben 37. 4». 246; seine Versuche über Druck und hohe Temperatur 224. HornitoS deö Jornllo 67. 413. Humboldt, A. v., 4. 106. I l3. 183. 231; seine Theorie des Jornllo bekämpft 67. 412; über die Kraterbildnng 174; über submarine Eruptionen 202. HundSgrottc 206. JndienS Vulkane 368. Inseln, 'Vulkan., oft thcilweiS erhoben 2,8 ff. JSchia 221. 296. Islands Vulkane 144. 370. Italien. Mittel- und Nord-, Vulkane desselben 318—325. Italien, Süd-, Vulkane desselben 287— 302. Java'S Vulkane rc. 146. 426. Jornllo, Humboldts mißverstandene Ansicht von dessen Entstehung 67. Jnkcs, über die Vulkane Java'S 168. 427; über unterirdische Veränderungen in den Laven 104. Jnnghnhn, über Java 161. 168. 191. Kalk, Dolomisation desselben 117. Kalkiger Sandstein neuerer Entstehung an der Oberfläche vnlkan. Inseln 215. Kalkige vnlkan. Schichten 73. 149. 205. Kalkgnellen und ihre Absäpe 124. Kamtschatka'S Vulkane 410. Kaukasus 363. Kegel, parasitische 135. 142. Kegel, innerhalb eines Kegels gebildet 156. Kegel anS Schlacken rc., wie entstanden 45; Strnctur derselben 49. Kiesel, durch heißes Wasser oder Dampf gelbst erhalten 9!«. Kilanca, Krater 28. 185. 437. Älein-Asicn, Vulkane 356. Klingstcin, liebt pyramidale Gestalten 111. 115; seine Blättcrung 90. Kohlensaures GaS, von Vulkanen ausgehaucht 126. Korallcn-Jnscln auf Lava-Gesteinen 217. 440. Krater, ihre bisweilen große Ausdehnung 171—176. 314. 321. 428. Krater in einfachen Kegeln, ihr Entstehen 47. Krater in vulkanischen Bergen, ihr Entstehen 13. 157—167. 171—176. Krater, conccntrische 156—162. Krater des Mondes 195. Krater, Ursache ihrer Kreisgcstalt 11.176. Kraterseen 182—190. Krümmungen von DiSlocations- und Achsen-Erhebungen 237. Krystalle in den Laven meist gebildet vor dem Ansbruchc 98 ss. Krystalle in den Tuffen, ihr Entstehen 150. Krystallinische Textur der Laven 96. Krystallisation der Laven 101. Kugelsorm. Strnctur der Laven, ihre Entstehung 87. 89. Kurilen, Vulkane derselben 420. Lanzcrotc 137. 383. Lapilli, ihre Entstehung 16. 175. Lava im Aufkochen während eines Aus- bruches 21—30. Lava, ihr Erguß unter Wasser 76. Lava, unterseeische 207. Lava, ihre mineralische Zusammensetzung 92. 104. Lava, ihr Erstarren und innere Bildung 77—91. Lava, langsames Erkalten ihres Inneren 70. Lava, ihre krystallinische Textur, wann dieselbe entsteht 100—104. 27 l. Lava, ihr Ausströmen 18. 56; ihre Anordnung 53—77. Lava, großes Volumen derselben bisweilen ergossen 68. II I. 113. Lava enthält Wasser oder Dampf 31. 103. 273. Leucitische Lava 91. 99; große Krystalle derselben 103. Lindsay. über Eruptionen auf Island 181. Linicnförniige Anordnung von Eruptiv- schlündcn 135. 220. 235. Liparischc Inseln, Vulkane 302. Loa, Manna, aus den SandwichS-Jnscln, sein Krater 186. 187. 433. Lyell 139. 144. 162. 170. 175. 181. 309. 378. Madeira — Schlamm-Vulkane. 471 Madeira 378. Magnesia, aus der Lava in Kalk eingedrungen 74. 117. Maltet, über Erdbeben 3. 250. 255. Mandelstein-Lavcn 121. Masaya, Bulkan 26. Mejico'S Vulkane 412. Mcphitische Exhalationcn 121. MetamorphiSmnS 73. 103. 116. 253. Mineralien, neue, durch oder in Laven gebildet 116—120. 208. Mineralische Zusammensetzung der Lava- gesteine 02. 108. Mittclincer, Linie Vulkan. Eruptionen nach der Länge desselben 236. 286. Mondkrater 105. Mont Dore s. Frankreich. Mvntc Bolca 325. Monte Nnovo 151. 204. Moya, ihre Entstehnug 145. 402. Mnrchison, über vnlkan. Distrikte Italiens 3l0; über die Uralkcite 367. Naumann, über die Blätterung des Gncist 255 (Anin.). Neapels vnlkan. Distrikt 286. Neigungswinkel der Lavakcttcn an Vulkan- Kegeln und Bergen 52. 131. i io. Nen-Seelands Vulkane 432. Obsidian 95. Ocean, sein Salzgehalt, wahrscheinlich herrührend von vulkanischen submarinm Emanationen 204. Olivin, große Knoten in manchen Laven 100 . Oscillationen des NivcanS 258. S. Hebung und Senkung. Patina, Krater und Baranco, ihre Entstehung 160. 180. 212. Papandapang, Abstumpsung seines Kegels durch Eruption 427. ParalleliSmus von Küstcnlinicn mit vnlkan. Reihen 234 ff. ParallclisiuuS vnlkan. Spalten 39. 221. Parasitische Kegel 17. 135. 142. ParoxpSinus-Eruptioncn 15—23. Pcchsicin 95. Pcperino 148. 318—320. Perlstcin 90. Perrep, über Erdbeben 255. Phasen, verschiedene in der Thätigkeit eine« Vulkans 12. PeruS Vulkane 402. Phillips, über die Ursachen von Niveau- Veränderungen 233. Phlcgräischc Felder, Vulkane 151. 209. 211. 286. Pichincha 168. 407. Pit-Kratcre, ihre Entstehung 183. 189. Plntonische Thätigkeit, ihr Verhältnis; zur vulkanischen 2. 229. 233. Ponza-Jnscln, ihre blättrigen Trachytc 116. 298. Prismatische Absonderung der Lava 78 ss. Pnzzolana, ihr Entstehen 46. Quarz in Laven 92. Quellen, warme und mineralische 123. Onito'S Vulkane 145. 222. Radialspalten durch einen vnlkan. Berg 132. 133. Ramsay, über die vnlkan. Gesteine in Wale« -c. 150. 210. Napilli s. Lapilli. Rhein, vnlkan. Distrikt 336. 351. Rinde der Erde, wahrscheinliche Bildung derselben 225; unter derselben liegende Massen 225. 228 . 259. Nocca Monsina 113. 346. Rogcrs, über den Gneiß in Nord-Am. 240; über Faltungen der Schichten 244. 246. Rom'S Umgebung 318. Rothes Meer, Vulkan 360. Runzeln der Schichten 244—248. St. Helena 390. St. Jago 385. Sandwich-Inseln, Vulkane 433. Santorini 183. 201. 356. Sarcouy, Pup, seine Entstehung 112. Sardinien 3l5. Säulenförmige Strnctur, ihr Entstehen 78—88. Saure Dämpfe 21. 117. Schccrer, über Granit 230. Schlacken, ihre Entstehung 18. 28. Schlamm-AnSbrllche. S. Mopa. Schlamm-Vulkane 365. 408. 472 Schlüsse — Vulkanische Berge. Schlüsse, allgemeine, über tellnrische Phänomene 259. Schmelzung der Laven im Allgemeinen unvollkommen 97 ss. Schwefel in Laven 119 fs.; 374. S. Solsataren. Seen, Ansprechen derselben, Entstehung derselben, Traß u. s. w. 144 fs. Seen in Krateren 181—19». Seitliche oder parasitische Kegel an einem Vulkan. Berge 47. 13». 135. 142. Seitliche Spalten, gebildet auf jeder Seite einer Hebungs-Achse 4». Senkung 19». 231—234. Serapis-Tempcl 192. 296. Serpentin 94. Siciltens Vulkan. Bildungen 308. Siebengebirge 350. Solsataren 22. 122. 195. 291. 374. Somma, eruptiver Ursprung 290. Spalten in Gesteinen oberhalb anschwellender unterirdischer Massen, Theorie ihrer Entstehung 36—46. 220. 23». 231; von Lava erfüllt, bilden Gänge 43. 138. 220; durch einen Vulkan. Berg gerissen 132—134. 136. 187. 193; in Laven durch Schwinden entstanden 58; Querspalten 40.237.412.418. Spaniens Vulkane 326. Specifisches Gewicht der Laven, Einfluß desselben aus ihren Flüssigkeitsgrad 110—116. Sphäroldische concretionäre Strnctur der Laven 86- Stromboli 25. 302. Ströme der Lava, ihre Bewegung 56. 70. 110; Dimensionen 18. 111. Sublimationen, metallische >19. Sumatra'S Vulkane 429. Snmbawa's Vulkane 425. Symvnds, über die Erhebung der Mal- verns 238. Sympathie einander benachbarter Schlünde 221 . Sprien's Vulkane 360. Systeme von Vulkanen 219. Tafelförmige Strnctur der Laven, ihr Entstehen 9». Tellnrische Phänomene, allgemeine Schlüsse 259. Temperatur, unterirdische, wechselndes Auswärtsströmen derselben 228 fs. Tenerife 167. 194. 212. 380. Textur der Laven 95 fs. Thätige Vulkane, Zahl derselben 9; Thätigkeit derselben, unregelmäßige 12. Thingvalla's Lavastrom 63. Tomboro, AuSbruch 143. 425. Trachyt 92. Trappgänge 43. 75. Trappgcsteine oder alte Laven, ihr Mineral. Charakter rc. 94. 108. 206. 207; oft von untermeerischcm Ursprünge 207— 209. Traß des Rheins, sein Ursprung 146.338. Travertin 322. Tuff, seine Entstehung 143 fs. 204. 291. 320; Verschiedenheiten desselben 149. 206. 320. Tuffkegel, ihr Entstehen 151. Umänderung von Laven vor ihrem Aus- tritte 104. Umänderung von Lavagesteinen durch Dampf und saure Dämpfe 140. Umänderung sedimentärer Schichten durch Contact mit Laven 74. 139. Unabhängigkeit einander nahe gelegener Essen 222. Ungarns Vulkane 353. Unregelmäßige Richtung mancher Achsen- Erhebungen 238. 243. Unterirdische Veränderungen 226. Untermeerische Vulkane 200—218. Uralgebirge 367. Val dcl Bove, sein Entstehen 179. 193. 309. Ventotiene, Insel 177. Verlegung vulkanischer Essen 192—219. Verwerfungen, ihr Entstehen 40.243. 249. Vesuv, seine Geschichte rc. 13. 166. 286. Vicentinische Gesteine 324. Vnlcano, Insel 163. 307. Vulkan. Berge, ihre Entstehung 130; ihr inneres Wachsen 140; ihre Abstumpfung 161; Veränderungen ihrer Gestalt (s. Kegel) 161 . 163. 192; Vulkanische Inseln — Zucker. 473 fortgeblasen .bei ParoxySmus - Eruptionen 223—227; fortgcwaschen durch Wasser 177. 179—182. Vulkan. Inseln, ihre Entstehung 199; gelegentliche Erhebung derselben in Masse 211; zum Theil erhoben, zum Theil eruptiv 212—218. Vulkan. Thätigkeit, ihr Verhältniß zur Plutonischen 2. 228. 442. Vultur 299. WaltcrShausen, über den Aetna 312. Warme Quellen 123; wirken wie Sicherheitsventile 124. Wanne, unterirdische, ihre Bewegung als Ursache'Tder vulkanischen und Plutonischen Thätigkeit 33. 222. 229. 253. Wärme, Ursprung derselben, noch zweifelhaft 259. 202. Wasser in Laven 30 sf. Wasser, heißes, löst Quarz und Feldspath 99. 105. Wasser, heißes, Isetzt andere Mineralien ab 121. 124. Wasserdampf, die bewegende Gewalt bei der vulkanischen Thätigkeit 31—35. Wässerige Laven 145. Wechselnde Eruption von Laven verschiedenen mineralischen Charakters 107. Westcrwald 351. Zähe Laven 59. Zclligc Laven 115. 208. Zerbrechen überlicgender Gesteine durch unterirdische aufschwellende Massen 39. 220. 224—230. Zucker, Analogie mit Laven 101. Pienr'sche Ho.l'uchdrulfcre!. St-Pha» Gell'«! L k!o. In Mcnburg. neben 6er reinen Obomio ebensowobl die tecl> ni 8 cl,e und i>!larnia- coutiselie, als aucli «lie Olieniie der 'I'biero, I'flailzen und der lil ineralien volle Ileiücksielitlgung, und mit Sorgfalt 8i»d die ^n- gal>on 80 zusaimnengestellt, dass 8ieli aus ilinen die Is'atur eii>68 ^oden istotl'es, seine Itenutzliarkeit in o Wirkung und tliorapentisclls Verwendung der nl8 ^rzneinlittel dienenden b'lioniikalien wurde die liraucli- barkeit des lluclies nacil maneller 8eite bin zu steigern gesucllt, wie denn aucb nlle Ilroguen und Handelsartikel besprocbon wurden, >»ei denen nur irgend ebomiscbo Verliültnisse von Wicbtlgkeit sind. ^.uell in die I'bz'sik musste violfaell liliergegritlbn werden, und soweit die l,einen dersellien für die Oliemie von lieileutung sind, wurden sie mit gebübrender ^.usfübrlicbkeit belia» delt. Weni, der Umfang des Werkes weit liinter denjenigen grösserer I.elirliiieber zurüekldeild, so entladt es «locli eine liodoutend grössere ä,nzabl von 'I'llatsaclien als diese. Dies kannte durcb ^usscbliessung alles Idebr- batte» erreiclit werden; zur Kintüllrung in die (lliemio ist das Iland- wörterbncb »leid bestimmt, und wenn der Verfasser aucb stets I,einübt war, die grösste Verstündliclikeit aucli kür den weniger Oeübten zu er- reiclien, so setzt die Benutzung des lbicbes docli immer ^ene Ivennt- nisse voraus, welclle etwa ein liealsebUler Iioutzutage mit ins inaktisclie lieben liringt. lau grosser lieiclitliuin an kleinen Artikeln wird.leile» sofort überzeugen, dass das Werk eine enorme Külle von Ibatsacben entliält uml selir geeignet ist, auf eine bestimmte I>'rage selinell und I»ee>uein zuverlässige Antwort zu geben. In ,1er Unordnung ,lss ^totkes seldiesst sicli das Werk mit voller ^bsicbtlicbkeit der neue», von l'rof. bebling Iierausgogebeno» ^utlage dos Ilaudwürterbnebs von läebig, I'oggen- dorü und Wälder ziendieli genau an, wodureb für .leden, der sieb aus- fübrliclier unterriebten will, erlieblielie Vortlieile entstellen. Ebenso folgt der Verfasser durcliaus den neuesten .-Vnscbau,mgen der modernen Oliemie und gielit soweit als nötbig neben den einpiriscbon auob die rationellen und 8tr»cturformelil, um das Veit,alten der Körper gegen einander ver- ständlieber zu maclien. ^Vusgosclilossen wurde aller ^lles, was nur ein ganz specielles Interesse bei bestimmten Idntersucbuiigen gewäbrt, aucb wurde voil der Erörterung tlleoretiseller Streitfragen durcl>aus abgosel>en und dlirell solclie liescbräilkungen die lilögliebkeit gescliatlbn, auf einem ver- billtnisslnassig sei»- kleinen Itaum ein weites Oebiet zu umfassen und für zablreiebe Interessen aunäbornd zu erscliöiifou. Oediegene Ausstattung und woklfeiler I'reis werden überdies dazu beitragen, dem Dnternobmon allentbalben dort langang zu verscbatl'en, wo das lledürfniss dessellleil bisllvr empfundon wunle, d. >i. in der öffentlieben Ilillliotliek und im I.aboratoriuin, im 8tudirzlminer und in der Werkstatt. ööt'Iin, 19 llernburgorstrasse. R.odsrt Oppenliötir», VerlagsbucllllamIIung. Neuer Verlag von Robert Oppenheim in Berlin. frivllriek Locke, l.eitrrige 2 ur Dbeorie und I'rnxis der 8el»vei'el- süuretäbrilcution. 8". l'reis 25 8^r. O. 6. Lkirenberg, Oedüolltnissrede nuk Alexander von Ilundioldt, in, ^ut'trnKe <1or KüniAlieben .Vüudeinie der ^Vissenseluck'ten ru Derlin Meliniten in der Deibnitr - 8itriunA nn> 7. duli 1859. Ai-, 8". 1870. Dreis 10 8xr. M. Faradoy, Naturgeschichten einer Kerze. Mit 35 Holzschnitte». 8". Preis geh. 20 Sgr. cart. 24 Sgr. G. H. Lcwes, „Berfasser von Goelhc's p'cben." Geschichte der Philosophie von Thales bis (5omte. Bd. 1. Geschichte der alten Philosophie gr. 8". 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