< *» I 64 oH' l Leonard Meisters Grundlinien der Holandischen Geschichte von ihrem Anfang bis auf jzige Zeit nebst kurzem geographischem Abriß. Sey David Bürkli. 1787. Zürich Keineswegs für's Publikum waren diese Blätter geschrieben. Sie dienten einer kleinen vermischten Gesellschaft , der ich von Zeit zu Zeit über allerley Gegenstände vorlesen darf. Bey dem dießmaligen Gelärme in Holand, baten mich die Mitglieder, ihnen Etwas über die holändische Geschichte und Verfassung zuliefern. Jede Republik intereßirt das Schicksal der andern. Die holändische steht in verschiedenen Verhältnissen mit der schweizerschen, auch hat sie viele von unsern Mitbürgern in Diensten. Aus Ergebenheit für meine Zuhörer unterzog ich mich also der Mühe, für sie diesen Aufsaz zusammen zuschreiben. Zufälliger Weise gerieth er in die Hand des Verlegers. Er glaubt, daß meine Arbeit, wenn auch noch so flüchtig, doch denjenigen nicht unwillkommen seyn werde, denen es zur Durchlesung grosser und gelehrter Werke an Zeit fehlt. Ihm überlaß ich also die Verantwortung des Druckes. Entstehung der Republik Holand. ^/er König in Spanien, Philipp Umhatte den Her, zog von Alva als Statthalter nach den Niederlanden gesandt. Wir übcrgehn so viele Grausamkeiten, die Alva in diesen blühenden Provinzen ausübte. Er zernichtete alle ihre Vorrechte, führte ein willkürliches Gericht ein, brachte die Grafen von Egmont und Horn, ungeachtet ihrer grossen Verdienste, auf die Blutbühnc, füllte die Gefängnisse mit unschuldigen Menschen. Ungeachtet der durchgängigen Unterwerfung, hörete man von nichts als von Einziehung der Güter, Landesverweisung, Marter und Hinrichtung. Nicht ohne Unruhe sah die brittische Königin Elisabeth, wie die protestantische Partey in den Niederlanden unterdrückt ward. Allein sie hatte Ursache, behutsam gegen Philipp von Spanien zuhandeln. Seitdem sie seinen Vermählungsantrag abgewiesen, suchte er jede Gelegenheit, ihren Unterthanen Schaden zuthun, und an solcher Gelegenheit fehlte es ihm um so viel weniger, da die Dritten grossen Handel nach Flandern trieben. Als heftiger Feind der Protestanten, hegte auch Alva einen grossen Haß gegen Elisabeth. Gegen Ende des Jahres 1568. erhielten einige Genue, ser - Raufleute von dem Könige von Spanien die Erlaubniß, 4»ooso. Kronen baares Geld auf biskayfchen Schiffen nach den Niederlanden zubringen, um daselbst eine Banck zuerrichten. — Von einigen französischen Rapern verfolgt, flüchteten sich diese Schiffe nach den brittischen Häfen. Auf Befehl der Königin ließ man ihnen allen Schuz angedeyhen, und aufAnfuchen des spanischen Gesandten ward das Geld an Lande gebracht. Der Kardinal von Chatillon, welcher sich damals in England aufhielt, meldete der Aönigin, daß dieses Geld nicht dem Röntge von Spanien, sondern den genuesischen Raufleuten gehörete; wofern es nun diese weiter nach Holand brächten, so könnte sich desselben der Herzog von Alva zur Durchsetzung seiner verderblichen Anschlage bedienen. Auf Cccils Anrathen behielt also die Röni» gin diese Geldsumme für einmal zurück. Zugleich aber versprach sie die Widererstattung, so bald man ihr beweisen könnte, daß das Geld dem Röntg von Spanien zukomme: im Fall aber daß es den Kaufleuten zugehören sollte, verpflichtete sie sich zu richtiger Verzinsung. Sehr übel empfanden dieses Verfahren so wol Philipp als A r Alva. Jener suchte durch seinen Abgesandten in England Aufruhr zustiften; dieser warf alle brittischen Handelsleute in den Niederlanden ins Gefängniß, arrcstirte ihre Waaren, schickte seine Fregatten und Kaper gegen der englischen Küste, trat gegen Elisabeth in Einverständt- niß mit der schottischen Rönigin. Elisabeth sah sich zu Represalien genöthigt. Endlich wurden die Streitigkeiten gütlich beseitigt, der Frieden aber war weder aufrichtig noch dauerhaft. Der spanische Gesandte machte der Rönigin von England Vorstellungen, daß viele von den niederländischen Flüchtlingen in den englischen Seehafen Schuz finden und daselbst ihre Beute absezen. Die Rönigin versagte diesen Flüchtlingen allen weitem Eingang. Aus Verzweiflung wagten nun diese die kühnsten Unternehmungen; sie bestürmten die Brille, eine holändische Seestadt, lind bemcistcrten sich dieses Plazes. In wenigen Tagen hatten sich beynahe ganz Holand und Seeland gegen die Tyranney des Herzogs von Alva bewafnet. (im I. i >72.) Wilhelm, Prinz von Oranien, stammte aus einem deutschen, fürstlichen Hause, auch hatte er die Länder eines solchen Hauses in Frankreich, geerbt; seinen Aufenthalt hatte er in den Niederlanden genommen. Nicht nur wegen seiner Geburt und Reichthümer, sondern vorzüg- lich wegen feines Karacters ward er als Schuzgott des Landes verehret. Kein regelmäßiges Mittel ließ er un, gebraucht , dem Fortgange der spanischen Bedrükungen zu, keuren. Bey zunemmender Uebermacht des spanischen Statthalters entfloh er nach seinen väterlichen Ländern i» Deutschland. Er ward vor Alva's Gericht geladen, abwesend verurtheilt, für abtrünnig erklärt und seiner weitläustigcn Bestzungen in den Niederlanden beraubt. Aus Rache warb er im Reiche ein Heer von protesta», ten, und machte einige Versuche, die Holänder wieder in Freyheit zusezen. Mit Verlust ward er durch Alva's Wachsamkeit und Muth zurücke getrieben. Holand und Seeland standen vormals unter dem Prinzen von Ora- nien; nach ihrer Empörung kehrte er zurük und gründete durch Vereinigung der abgefallenen Städte den niederländischen Frevstaat. Er erhizte die Einwohner durch jeden Antrieb, den Religion, Erbitterung, Frevheits. liebe einflössen konnten. Er schmeichelte ihnen so wol mit dem Beytritte der andern Provinzen, als mit der Hilft benachbarter Staaten. Eine Folge hievon war die verzweifelte Gegenwehr der Harlemer; eine Gegenwehr, die nichts bezwäng, als der tödlichste Hunger, und welche der spanische Heerführer durch die Hinrichtung von mehr als zweytausend Einwohnern rächte. Statt den Holan- dern Schrecken einzujagen, reizte sie die Grausamkeit zur A L Verzweiflung. Vor Alkmaar trieben sie den Herzog von Alva zuruk. Nunmehr bat er den König von Spanien um seine Zurükberufung. Medina - Celi ward zu sei« riem Nachfolger ernennt, schlug aber die Bedienung aus. Endlich übernahm sie Requeftns / der Caftilische Commen- datvr. Alva verließ die N'ederlan-e im I. 1574. Sein Name blieb ein Fluch bey dem Volke. Der Unmensch prallte: Er hätte in den fünf Jahren seiner Statthalterschaft über 18000. niederländischer Räzer dem Scharfrichter in die Hände geliefert. ^ Obgleich Requensens ein Mann von sanfterer Gemüthsart war, so konnte er doch den Haß der Holänder gegen die spanische Herrschaft nicht besiegen, und der Krieg blieb so hartnäkigt als jemals. Bey der Belagerung von Ley- -en, welche die Spanier unternahmen, öfneten die Holänder die Deiche und Schleusen» um jene von ihrem Vorhaben abwendig zu machen. Selbst die Bauern waren geschäftig, lieber durch eine Ueberschwemmung ihre Aeker znverderben, als wieder unter die Tyranney der Spanier zufallen. Im 1 .1575. entschloß sich der Prinz von Oranien, fremden Beystand zusuchen. Die Holänder und Seelän« länder schickten Gesandte nach Londen. Diese boten der Röntgin den Best; und die Herrschaft ihrer provin- 9 zen an. Grssmüthig schlug die Rönigin das Anerbieten aus, versprach aber ihre Vermittlung. Durch Sir Heinrich Cothom stellte ste hierauf dem Rönige von Spanien vor, daß er in Gefahr sey, alle Niederlande zuverlieren, so bald Frankreich sich von seinen innern Unruhen werde erholt und zum Schu; der mißvergnügten Holänder fertig gemacht haben. Umsonst indeß waren alle Bemühungen zu gütlichem Vergliche. Inzwischen war der spanische Statthalter RequefenS plötzlich gestorben. Ohnehin unzufrieden wegen ermangelnder Bezahlung, und nunmehr des Oberhauptes beraubet, brachen die spanischen Rriegesvölker in wütende Meu, terey aus; sie zerstörten und plünderten die Städte Mast- richt und Antwerpen und verursachten das fchrcklichste Blutbad. Alle Provinzen (ausser Luxenburg) vereinigten sich zur Gegenwehr und riefen die Holänder und den Prinzen von Dramen um Schuz an. In dem Gentischen Friedcnsbunde beschlossen sie die Austreibung fremder Rriegesvölker und die Widerherstcllung der gesunkenen Freyheit. Don Juan d'Austria, Philipps natürlicher Bruder war nun zum spanischen Statthalter ernennt. Bey seiner Ankunft zu Luxenburg fand er die Provinzen so verstärkt, die spanischen Kriegsvölker hinge-, gen durch Trennung so geschwächt, daß er in alle Bedingungen einwilligen mußte,- die man ihm.vorschrieb. Die Spanier wurden zurük berufen, und die Provinzen erholten sich. Nicht lange hernach brach Don Iua" die Frie. densbedingungen, er eroberte Namür und ließ das spanische Heer aus Italien? kommen. Dieser stolze Fürst sah über die Unterjochung der Provinzen hinaus, schon dachte er auf eine Verlobniß mit der Königin von Schott- land , um mit ihr sich von dem britischen Reiche Meister zumachen. Elisabethen wurden seine Absichten verrathen. Um ihrem Feinde kräftigen Widerstand zuthun, sah sie kein besseres Mittel, als die Vereinigung der niederlän» dischen Provinzen. Ihrer eignen Sicherheit wegen erklärte sie sich also zur Beschüzerm von diesen. Sie schik- te ihnen 20000. Pf. Sterling an baarem Gelde zur Bezahlung der Truppen; überdieß versprach sie ihnen ein Anlichn von io°c>oo. Pf. und einen Zuzug an Infanterie und Rcutcrcy, unter Beding der Verpfändung einiger der beträchtlichsten niederländischen Städte. Auch sollte der Befehlshaber des brittischen Heeres dem geheimen Rathe der Provinzen beywohnen und ohne das Vorwift sen der Königin weder Krieg noch Frieden, noch sonst ein Bündtniß gemacht werden u. s. w. Dieser Vertrag ward am 7. Ienner i; 78. unterzeichnet. Bey diesem Vertrage war bey der Rönigin von Eng. land eine der vornehmsten Absichten, die Provinzen an einer Verbindung mit Frankreich zuhindern. Dem Könige von Spanien ließ sie diesen Bcwcgungs- gründ vorstellen und nochmals anerbot sie ihm ihre Vermittlung. Abermals fruchtlos. Philipp verbarg seinen Haß gegen die Königin, und den Don Juan unterstüztc er immer mit Gelde und Mannschaft. Mitten in seinem Glüke starb dieser an Gifte, das ihm von den Spaniern beygebracht ward. Ihm folgte in der Bcfehlsha- berstelle der Prinz von Parma, ein Herr, gleich groß durch Dapferkeit und durch Gnade, in Kriegesthaten und in Unterhandlungsgefchäften. Sehr glüklich war er gegen die Niederländer, und so wol durch List als durch die Waffen beförderte er den Fortgang der Spanier. Bey allen Feindseligkeiten brach zwar Philipp noch nicht öffentlich mit Elisabeth, täglich aber wuchs gegen sie seine Verbitterung. Unter dem Rammen des Pabstes sandte er 700. spanische und italiänische Krieger nach Irland , woselbst die zahlreichen Katholiken sehr geneigt waren , mit ihnen in Verbindung zutreten. Ohne Gnade wurden die Spanier und Italiäner niedergemacht und über aufrührische Irländer aufgeknüpft. Wegen des Ueberfalls beschwehrte sich der englische Gesandte an dem spanischen Hofe: Man machte ihm Ge- genbeschwehrden über die Secräubereyen des Franz Dra- ke , eines kühnen Sechelden, der die Spanier da bestürmte- wo sie sich am sichersten glaubten, in der neuen Welt. Gegen Elisabeth hezte Philipp unter dem vor. wände der Religion beynahe alle katholischen Staa» ten auf; in dem Schosse von England nährte er den Saamen der Zweytracht; unter Hand endlich verstärkte er seine Seemacht. Elisabeth entdeckte die vornehmsten Personen, deren er sich gegen sie bediente; anstatt aber sie öffentlich zur Strafe zuziehn oder aus dem Wege zuräu- men, lenkte sie dieselben so, daß sie ihr wirklich zu Er. reichung ihrer Absichten beförderlich waren, ob sie gleich in Philipps Solde standen und als seine Werkzeuge angesehn wurden. In dieser Zeit hatte Spanien auf den Kopf des Prinzen von Oranien drittehalb Tonnen Goldes und einen Adelsbrief gesezt. Nicht dieß, sondern die Erwerbung des Himmels/ scheint Balthasar Gerhard, einen Burgunder, verblendet zuhaben. Mit der Larve eines Heiligen erschien er an dem Hofe des Prinzen. Endlich befahl ihm der Statthalter, wider nach Frankreich zugehn, woher er um der Religion willen vertrieben zuseyn vorgab. Der Prinz gab ihm noch einen Zehrpfenning mit, wofür er sich aber zwo Pistolen kaufte, die er mit drey vergifteten Kugeln lud, und damit zwey Tage hernach, nämlich den ;o. Iun. r;84. den oranischm Held, da er von der Tafel gieng, meuchelmörderischer Weise erschoß. In dem Verhör gestand er, daß er schon seit sechs Jahren diesen Mordanschlag mit sich hernmgetragen und von drey Jesuiten dazu ermuntert worden sey. Noch gestand er in dem Gefängnisse, daß er den Prinzen, wenn er auch mit tausend Trabanten umgeben wär, jzt noch umbrin. gen würde, gesezt auch, daß er selbst darüber meines tau. sendfachen Todes sterben müßte, und zwar alles dieses in Rücksicht künftiger Belohnung im Himmel. Bey seiner martervollcn Hinrichtung verrieth er nicht die geringste Empfindlichkeit. Durch die Ermordung des Prinzen von Oranien und durch das Kriegesglük der Feinde sahn sich im I. i;85. die Niederländer aufs äusserste getrieben. Zum zweyten male schikten sie eine feierlich iesandschaft nach London und von neuem boten sie sich der Oberherrschaft der Königin an, wenn sie ihnen würde Schuz angedeyhen lassen. Die Rönigin fand es gleich gefährlich, die Provinzen entweder ganz zuverlassen, oder ganz an sich Meisten: So selten sonst ein Mittelweg gut ausfallt, so sah sie sich zu einem solchen genöthigt. Mit den Provinzen schloß sie folgendes Bündtniß: — Zum Beystande derselben schikte sie 4000. Mann zu Fusse, und rooo. zu Pferde, in ihrem eigenen Solde. Sie ernennte einen General und zween andere Herren zum Beysiz in den geheimen Rath 14 * der Provinzen. Keine Parthey solle ohne Einwilligung der andern in Fricdensbedingnisse eintrettcn. Nach gcen- ' digtein Kriege sollten die Niederländer der Königin die A Unkosten bezahlen; mittlerweil aber die Städte Flusching ^ und de Brille, mit dem Castel Rammekcns in ihrer H Hände lassen. Das Rönigreich Spanien war damals furchtbar. rr Mit demselben hatte Philivp auch Portugal vereinigt. K Er besaß reiche und wcitlänftige Herrschaften in Ost - und v Westindien. Mit Oesterreich war er aufs genauste verbunden. Die italiänische Fürsten'und Staaten, auch der pabst, sahn sich von seinem Winke geleitet. h< Von Frankreich hatte er, bey den einheimischen Unruhen ü> dieses Reichs nichts zubesorgen. Durchgängig herrschte er ein solches Vorurtheil für die spanische Uebermacht, daß der König von Schweden bey der Nachricht von Eli- § sabeths Verbindung mit Holand ausrief: Die Königin ei hätte die Krone von ihrem Haupte genommen und sie auf h die Wage des Kriegsspiels gesezt. Amerika betrachtete man als Hauptguelle von phi. § lipps Reichthümern, und zugleich als den wehrlosesten q Theil seiner Länder. Elisabeth schikte also eine Flotte von zwanzig Scegeln gegen die Spanier in Westindien. St. Jago bey Capo Werde, St. Domingo, Carthage- na, die Küste von Florida fielen in die Hände der Britten. Der britische General in den Niederlanden, Leier- ster, war weniger glüklich. Zuerst erhielt er zwar einigen Vortheil gegen die Spanier und ftzte Grave in gute Ge- genverfassung, allein die Feigheit des Commendantcn von Hemmert machte diese Bemühungen fruchtlos« Nach schwachem Wiederstande kapitulirte er; für seine Aufführung ward er zur Verantwortung gezogen und von dem Kriegesgerichte zum Tode verurtheilt. — Der Prinz von Parma eroberte Venlo, Nuys, Rhimberg. — Da Elisabeth vernahm, daß Philipp heimlich gegen sie eine grosse Florte ausrüstete, sandte sie im I. ^87. den Sir Franz Drake aus. Unweit Cadix stekte dieser über hundert spanische Schiffe in Brand, darauf segelte er nach Capo St. Vincent und eroberte die Festung; auf dem Meere erbeutete er verschiedene ostindische Schiffe.- Die spanischen See - Rüstungen wurden vernichtet; die entworfne Unternehmung gegen England ward aufgeschoben , und Elisabeth gewann Zeit zur Erholung. Von dem Einflüsse des Handelswesens auf das Kriegesglük nur folgendes Beyspiel: — Ein einziger Banquier, sagt Beausobre, *) sicherte die Königin Elisabeth *) G. Herrn von Beausobre allgemeine Einleitung in die Kenntniß der Polink, der Finanz - und Handkmqswissen- schaft. Die ganze Anekdote erklären andere für fabelhaft» G. Voltaire LA, 6es. Lk. »«6, gegen Spaniens unüberwindliche Flotte. Dieser Banquier wußte, daß die Flotte nicht anders unter Segel gehn konnte, als vermittelst der Wechsel, die man auf die genuesische Banck zieh» würde. Aus allen Handels- pläzen zog er also alle nur möglichen Summen an sich, um sie alle in die genuesische Bancke niederzulegen. Durch seine grossen Rimessen kam sie ganz in seine Gewalt und er konnte sie hindern, den Spaniern Unterstüzung zugeben. Da er wußte, daß es blos darauf ankam , diese Rimessen so lang in Genua liegen zulassen/ bis es die Jahreszeit nicht mehr erlaubte, dld Flotte abzuschiken: so berechnete er, daß die Wrchselreuterey 42200. Ps Sterling kosten würde, und er schlug es der Königin vor, sie für Liestn Preiß aus aller Verlegenheit Meisten. Der Vorschlag ward angenommen und in Geheim ausgeführt. Inzwischen waren in dießjahrigem Feldzuge (iz8?.) die englisch - holändischen Landuntcrnemmungen immer noch wenig ermunternd. Die wichtige Festung Deventer Vertraute Leicester dem Wilhelm Stanley. Diesen katho. lischen Edelmann ftzte die Entdeckung der babington- scheu Verschwörung wider Elisabeth in Unruhe. Er besorgte, man würde künftig jedem Katholiken in England mit Mißtraun begegnen. Den Spaniern verrieth er die Stadt um eine Summe Gelds und beredete die ganze Besitzung sazung, mit ihm in spanische Dienste zutreten. Roland 2)ork, der eine Verschanzung bey Zütphen bewachte/ahmte seinem Beyspiele nach. Ueber diese und andere fatale Vor, fälle entstand gegenseitige Verbitterung zwischen Leicefter und den Niederländern. Das Mißtraun dieser leztern erstrebte sich nicht nur gegen jenen / sondern selbst gegen die Rönigtn. Die neuen Unterhandlungen/ in welche sie sich mit Spanien einließ / hatten zwar keine andere Absicht, als Zeit zu den Kriegcszurüstungen zugewinnen: indeß geriethen dabey die Niederländer in Furcht/ England mögte ihrer Freyheit aufopfern. Die Königin beschloß , ihnen völlige Genugthuung zugeben. Leicestern berief sie zurük und befahl ihm / seine Statthalterschaft nieder zulegen. Moritz, ein Sohn des Prinzen von Oranien, ein Jüngling von zwanzig Jahren, ward an seine Stelle von den Staaten erwählt. Zum Befehlshaber der englischen Kriegesvvlkcr ernennte die Königin den Lord willoughby. Die Maßregeln dieser beyden Feldherren hinderte, so viel immer möglich, eine Parthey, welche Leicester zurük ließ. Elisabeth nöthigte hierauf alle Englischgestnnte, mit' dem Prinzen Moritz übereinstimmend zuhandeln. .Mittlerweile gieng die spanische Flotte in die See. Durch alle Weltqegenden und Zeitalter ist sie wegen ihrer B ungeheuren Macht und Grösse unter dem stolzen Namen der Unüberwindlichen berühmt. Sie sollte nach der Küste segeln, die Dünkirchen und Nieuport gegen über liegt. Nach Verjagung aller holändischen und englischen Schiffe, sollte sie sich mit dem Herzog von Parma vereinigen , dann in die Themse einlaufen, und nach glüklicher Landung mit einem Streiche die ganze Eroberung Englands vollführen. Ein Fischer gab dem svanischen Admiral, Herzog von Medina vor, die englische Flotte sey durch ein Un- gewitter zerstreut und genöthigt worden, sich nach Ply. mouth zurük zuziehn. Daselbst habe man die Schiffe abgetackelt und das meiste Schifvolk entlassen. — Anstatt also der gemessensten Vorschrift des Rönigs von Spanien zu folgen, segelte nunmehr der Herzog von Medina gerade zu auf plymouth. — Fleming, ein schottischer Raper, entdekte die feindliche Flotte und verrieth sie sogleich dem englischen Admiral. Der Wind blies stark auf die Rhede bey Plymuth. Noch zu rechter Zeit indeß konnte Efstngham aus dem Hafen rüken, da er die spanische Flotte (den 20 . Jul. i;88.) mit vollen Segeln auf sich zukommen sah. Ihre Schlachtordnung machte einen halben Mond aus, und von dem einen Ende bis zu dem andern umfaßte sie eine Strecke vor» sieben englischen Meilen. Man versichert, daß die Schiffe sehr übel gebaut und wenig lenkbar gewesen. Die Engländer erschraken nicht vor der Erscheinung. Effingham vermied grössere Annäherung; er gab Befehl , die Flotte von Ferne zubeschiessen und die Gelegenheit der Winde, der Ströhme und anderer Zufälle abzuwarten , um einige zerstreute Schiffe des Feinds wegzu- nemmen. Ruhig ließ er die spanische Flotte vor- -eygehn , damit er den Vortheil des Windes gewinnen und sie desto besser von hinten angreiffen mögte. Ungeachtet aller noch so vorsichtigen Vorkehr gerieth die spanische Seemacht in äusserste Unordnung und viele Schiffe wurden beschädigt. — Weil der Wind nach Ver- siuß einiger Zeit der spanischen Flotte wider günstig wurde, so sezte sie ihren Lauf in dem Canal fdrt, und die englischen Schiffe waren dicht hinter ihr her. Von den Küsten eilete der hohe und niedere Adel mit seinen Schiffen aus jedem brittischen Hafen herbey und verstärkte den Admiral. Die spanische Flotte warf Anker vor Calais und erwartete den Herzog von Parma. — Der englische Aüv miral füllte acht seiner kleinern Schiffe mit brennbaren Materien und ließ sie mitten unter den Feind laufen. Die Spanier hielten sie für Brander, hieben ihre Anker ab und flüchteten sich. Gegen Morgen überfielen die Eng- B 2 ländcr diese spanischen Schiffe, da sie noch ganz in Verwirrung waren; viele derselben wurden vom Winde aufdie Sandbänke getrieben und giengen zu Grunde. Nach widerholtem Verluste und bey hartnäkigtem Ausbleiben des Herzogs von Parma, wagte der spanische Admiral den kühnen Versuch, ob er sich durch die Meerenge bey Dover zurükziehn könnte. Der Wind aber trieb ihn nach der seeländischen Küste. Kaum war er der Gefahr entgangen, so faßte er den Entschluß - nach Hause zuziehn. Fünf und zwanzig Schiffe segelten geradezu nach dem biscayischen Hafen. Die übrigen, ungefähr vierzig an der Zahl, richteten den Lauf nach der irländischen Küste. Am 2. Sept. entstand ein Sturm. Ueber dreyßig Schiffe und viele tausend Menschen giengcn zu Grunde. Nicht die Hälfte der Flotte kam nach Spanien zurück. Von der Mannschaft waren wenigstens 20000. Mann umgekommen. So wenig die unüberwindliche Flotte England zuer- obern im Stande war, ebenso wenig war das spanische Heer, unter dem Herzog von Parma, im Stande, sich von den Niederlanden Meister zumachen. Jm I. i;yo. bemächtigte sich Prinz Moritz des Schlosses Breda und sezte nach und nach die Provinzen dießseit des Rheines in Si, cherheit. Im 1.1592. starb der Herzog von Parma und an ihm verlor Spanien den größten Feldherrn. An seine Stelle kam zuerst der Erzherzog Ernst, und hernach der Erzherzog ^ Albrecht. Dieser leztere sollte mit einer spanischen prin- zeßin vermalt werden, und zum Heyrathgute die Niederländischen Provinzen erhalten: allein die Provinzen wiesen ihn ab, schlugen ihn im I. iSoo. bey Neuport, und nahmen viele Pläze weg. Da die Holänder bisher die Ost - und westindischen Waaren aus Spanien und Portugal geholet hatten, so kam der König auf den fatalen Einfall eines Handelsverbots: Er gewann aber nichts anders, als daß Holand aus Noth den Weg selbst nach Indien suchte. Zu gleicher Zeit trieb ihn sein unruhiger Geist, auch in Frankreich den Meister zuspielen. Er unterstüzte die Ligue und bemühte sich, sie von ihm abhänglich ,»machen. Auch bewafnete er gegen Frankreich seinen Eydam, den Herzog von Savoyen. Schon hatten ihn seine Untcrnemmungcn so wol gegen dieses Reich als gegen Holand bey zoooooo. Livr. gekostet. Ganz seiner Absicht entgegen bereicherte er Europa. Endlich sah sich im 1 .1609. Spanien genöthigt, mit den niederländischen Provinzen einen Stillstand zutreffen. Jeder Thei behielt, was er besaß. In diesem Zeitraume glichen die Holänder den Spartanern , die dem grossen Monarchen Troz boten. Sitten- B r einfalt und Gleichheit herrschten in Amsterdam wie in Sparta. Jeder Einwohner weiß, daß damals in Friesland Schlüssel und Riegel noch ganz unbekannt waren. Nur auf die Nothdurft schränkte man sich ein, und es lohnte sich nicht der Mühe, dieses Wenige zuverschliessen. Kein Landsmann hatte Mißtraun gegen den andern, hingegen war man vereinigt gegen den gemeinschaftlichen Feind. Die Häusey an den Seeküsten waren Strohhütten; die Reinlichkeit machte ihre ganze Pracht aus. Nirgends die geringste Spur von Weichlichkeit. Als Luise von Coligny nach dem Haag reisete, um den Prinzen Wilhelm zuhey. rathen, schickte man ihr einen offenen Postwagen entgegen, und sie saß darin auf hartem Breie. Im I. i6c>8. hatten der Marquis von Spinola und der Präsident Richards! sich wegen des oben erwähnten Stillstandes im Haag aufgehalten. Unterwegs sahn sie aus einem kleinen Nachen acht bis zehn Personen ans Land steigen, die sich aufs Gras lagerten, und Brod, Käse, Bier aus der Tasche hervorlangten, um ihr Mittagmal zuhalten. Die spanischen Abgesandten fragten einen Bauer, wer wol diese Reisenden seyn möchten? Der Bauer antwortete: „ Es „ sind unsere hochmögenden gnädigen HHerren, die Staats- » deputirten. „ Die spanischen Gesandte schrien: „ O „ weh, solche Männer bezwingen wir niemal, und es ist „ Zeit mit ihnen Frieden zuschließen! „ Damals besassen die Niederländer weder das Vorgebtrg der guten Hof. nung, welches sie erst im I. i6;z. den Portugiesen wegnahmen , noch Lochin und Malaca. Noch handelten sie nicht unmittelbar mit China. Schon indeß hatten sie die Moluckischen Gewürzinseln erobert; sie siengen an, sich auf Iava niederzulassen. Seit dem I. 1602. bis zum Jahr i6c>y. hatte die ostindische Handelsgesellschaft mehr als zwcymal ihr Capital wieder gewonnen. Im I. r6o8. wurde dieses kaufmännische Volk mit einer Gesand- schast aus Siam beehrt. Im 1 .1609. schloß es in dem Haag einen Vertrag mit Gesandten aus Japan. Der Kaiser von Fez und Marocko suchte seinen Beystand an Leuten und Schiffen. So wol die Gelindigkeit der Regierung als die Gewissensfreyheit kokten eine Menge Fremder nach Ho- land. Die reformirte Rirchenverfassung begünstigte den Kunstffeiß. Ungeachtet aller Unbequemlichkeit des Seehafens, wurde Amsterdam ein Magazin für die Welt. Die Fluten des Meeres wurden durch gedoppelte Dämme bezähmt; durch alle Städte wurden steinerne Canäle geleitet; die Strassen wurden mit hohen Bäumen bekränzt; die Kauffardeyschiffe landeten bey jedem Haus an. Auf einmal erblickte man an dem gleichen Orte das Schauspiel des Meeres, das Schauspiel der Stadt und der Landschaft. B 4 -4 Auf politische und religiöse Freyheit gründete sich das Glück dieses Volkes, und das Volk stürzte sich ins tiefste Elend, so bald jene gedoppelte Freyheit in Gefahr kam. Zu Leyden disputirten zween Schulgelehrte, Go, mar und Arminius über einige dunkle Lehrsäze, und ihr Gezänk entzweyte die vereinigten Provinzen. Müßig wollte das Volk nicht seyn. Kaum hatte es ausgeruhet von den blutigen Kämpfen für Menschenrecht, für Freyheit und Vaterland, so ließ es sich hinreisten, Antheil zunehmen an den Controversen spitzfündiger Theologen. Moritz, der Prinz von Oranien, sezte sich an die Spitze der Goniaristen; der Pensionair Barnevelt hingegen begünstigte die Arminianer. Moritz, als Statthalter, Hofte vermittelst der Goniaristen seine Gewalt zuvergrös- sern; Barnevelt hofte, sie vermittelst der Arminianer zuverringern. In verschiedenen Städten entstanden blutige Empörungen. Endlich versammelte Moritz im 1 .1613. zu Dordrecht eine Synode. *) Zu derselben wurden alle reformirte Kirchen eingeladen. Die französischen erhielten von dem Könige Befehl, daß sie sich nicht einmischen sollten. Auch der König in England , Jacob I, so sehr er sonst ein Theolog war, hatte anfänglich die streitigen Lehren für ganz verträglich erkläret, und erst hcr- ') S» Moshrim LM. Loncll. DorcKsc. 2 ? < sich nach ließ er sich von Moritzen eines andern belehren. Auf ins die Einladung der eydgenößischen Riechen wurden in 'ahr der Schweiz verschiedene Rathsversammlungen und Tag- 80, leistungen gehalten. Hn den ersten theologischen Bedenken und der Zürcherschen Geistlichkeit heißt es: *) „ Wenn >ßig „ man die fünf wichtigsten Streitpunkten, zu deren Be- >het ^ „ Handlung man die Synode versammelt, nämlich die 'ey- » Gnadenwahl, die Kraft des Todes Christi, dcn fteyen heil „ Willen des Menschen, die. Wirkungen des h. Geistes en. „ und die Beharrung im Glauben betrachtet, so sind diese itze ^ „ Gegenstände noch gar spitzig und dunkel. Denn zen » von allen solchen Geheimnissen ist je und allwegen von w, „ christlichen Lehrern nicht gar durchaus auf einerley ös- ,, Gattung und mit gleichen Worten geredet worden, ler „ da aber nichts desto weniger Eintracht, Fried und ige „ Ruhe gar wol bestehen mögen. » Endlich liessen sich 8. die reformirten Rantone, auf wiederholtes Zureden en ! des niederländischen Gesandten, Peter von Brederode, 'n zur Theilnehmung an der Synode bereden. Sehr eifrig n- behauptete auf derselben der zürchersche Antistes Brettingev I, die gomarische Lehre. Der größte Theil der Provinz Ho, ie land wollte von keiner Nationalsynode hören. Zufolge r- des izten Artikels der Union nämlich ist jede Provinz ') S. Milcell. lixorin. berechtigt, Religionseinrichtungen in ihrem Gebiete zutref» fcn, ohne sich an Vorschriften einer Nationalsynode zukehren. Es entstanden Gewaltthätigkeiten. Um so viel mehr glaubten sich die Staaten von Holand zur Einführung von Stadtmiltzen berechtigt, je weniger sie von den Miethtruppen, unter dem Befehle des Prinzen Moritz , Beystand erwarteten. Bereits wa» die Synode beschlossen, als Barneveit, Hogerbeet, und Grotius am 29. August 1618. im Namen der Generalstaaten arrestirt wurden. Nur drey von den Bevollmächtigten derselben und der Prinz wußten darum. Die Staaten von Holand hatten hievon kaum Etwas erfahren, als sie sogleich die Aufhebung des Arrestes verlang-ten. Umsonst, den 12. May 1619. wurde Barnevelt durch 24. Richter zum Tode verurtheilt. Vor der Vollziehung des Urtheils anerbot ihm der Prinz Gnade und Leben, wofern entweder er selbst, oder auch nur seine Freunde für ihn Verzeihung erflehten. Er verwarf das Anerbieten, nnd seine Freunde verwarfen es auch. Ehe er seinen zwey und sie- benzigjährigen Nacken dem Schwerdte darbot, sagte er zu dem Volke: Männer, glaubt nicht, daß ich ein „ Verräther sey. Als guter Bürger hab ich gelebt, und „ als solcher sterb' ich. „ Dem Hogerbeet und Grotius drohte man gleiches Schiksal, wofern nicht entweder sie selbst, oder die Ihrigen um Gnade anflehen würden. 2 ? >tref. Auch sie verwarfen die Bedingung. Die Gattin des : zu- Grotius schrie: „ Ich werde nichts thun. Hats mein viel „ Mann verdient, so schlage inan ihm den Kopf ab. „ >suh- Sie wurden aber beyde nicht zum Tode, sondern zu ewi- von gem Verhafte verurtheilt. In dem Verhafte wurden sie nzen von ihren Gattinnen gepflegt. Von Zeit zu Zeit ließ man -wde dem Grotius Bücher zukommen, und endlich ununter- lius sucht. Als er einen Koffer zurük schiken sollte, that ihm tten seine Gattin den Vorschlag, er sollte sich, anstatt der Büsten cher, selbst darein legen. Auf solche Weise wurde er nach von Gorinchem zu einem Vertrauten getragen. Von da eilete so- er als Maurergesell weiter, und schrieb alsdcnn von Antust , werpen aus an den Prinz Moritz und die Generalstaaten, hier Er gieng hierauf nach Paris. Seine Gattin blieb noch etls einige Zeit arrcstirt, wurde aber zulezt losgelassen, und we- flog nach Paris in die Arme des Gatten. Hogerbeet, czei- dessen Gattin schon iin Oct. 1620. im Verhafte gestorben eine war, wurde im 1 .1626. auf Fürbitte des Prinzen Friedsie- richs Heinrichs entledigt, starb aber wenige Wochen er nachher. Grotius edirte für sich und für die mit ihm ein Verurtheilten eine Schuzschrift. Sie beleydigte seine ind Verfolger so sehr, daß sie ihn ächteten. Im I. 1622. ro- wurde eine Verschwörung gegen den Prinzen Moritz der entdeckt. Meistens Arminianer waren die Theilnehmer >en. derselben, und darunter zween Söhne des enthaupte ten Rarnevelts. Der Jüngere rettete sich durch die Flucht; der Aeltere wurde zum Schwerdte verurtheilt. Seine Mutter bat um sein Leben. Warum, fragte der Prinz, bittest du für den Sohn, da du nicht für den Gemahl batest? „ Weil mein Sohn schuldig ist, „ sprach sie mit spartanischem Nachdruk. Unabhänglich von allen Factionen, erbaute während dieser blutigen Auftritte in den Niederlanden die ostindi. sehe Handelsgesellschaft schon im I. 1619. die Stadt Batavia auf der Insel Java. Das unfruchtbare und morastige Holand gründete unter dem fünften Grade nördlicher Breite eine eigene Herrschaft in der blühendesten Gegend des Erdballs, wo alljährlich eine gedoppelte Weinlese statt hat. Beynahe zu gleicher Zeit, als die Holänder sich bis nach den äussersten Gränzen von Ostindien ausbreiteten, erstreiten sich ihre Eroberungen auch über West- indien. Vom I. 162;. bis zum I. i6;6. hatte sich eine Westindische Gesellschaft die Küsten von Brasilien unterwürfig gemacht. Mit Erstaunen sieht man aus den Ver« zeichnissen dieser Gesellschaft, daß sie, während eines so kurzen Zeitraumes, achthundert so wol Kriegs-als Kauffar- deyschiffe ausgerüstet, und von den Spaniern fünfhundert fünf und vierzig Schiffe erbeutet hat. Erst nachdem die Portugiesen das spanische Joch abgeschüttelt, trat ihnen Holand wieder Brasilien ab. Nach Ablauf des ucht; Seine irinz, mahl e mit hrend indi. Stadt und nörd- iGe- inlese mder aus- vest- > eine nter- Ver« :s so >ffar- 'hun- !)dem trat f des Waffenstillstandes mit Spanien eroberte der holändische Admiral, Peter Heim, alle spanischen Galioten , die von Havanah kamen, und auf demselben zwanzig Millionen französischer Livr. Mit den erbeuteten Schazen machten sich die Holänder ihren ehemaligen Feinden furchtbarer, als niemals. , Nach dem Hinscheide des Prinzen Moritz im 1 .162;. erhielt sein Halbbruder, Prinz Friedrich Heinrich die Stelle eines Capitain -und Admiral - Generals. Bald hernach erhielt er auch über fünfprovinzen die Statthalterschaft. Die sechste Provinz, nämlich Groningen und Drenthe, (wo Moritz sonst auch Statthalter gewesen, ) wählte den gleichen Statthalter mit Friesland, den Grafen von Nassau. Der Krieg mit Spanren dauerte fort. Da dieses Reich ohnehin durch den Abfall der Portugiesen geschwächt worden war, so wurde es den Holändern leicht, nicht nur für sich selbst neue Er, oberungen zu machen, sondern auch Frankreich zur Eroberung von Dünkirchen behilsiich znseyn. Auch nahmen sie Antheil an dem deutschen oder dreißigjährigen Rriege. Im I. 1640. wurde durch den Hinscheid des Grafen von Nassau die Statthalterschaft von Friesland, Groningen und Drenthe erledigt. Prinz Friedrich Heinrich hatte sich durch seine toleranten Gesinnungen so einzuschmeicheln gewußt, daß ihn nun die Generalstaa. ten den beyden Provinzen zum Statthalter empfahlen. Nunmehr anerkennte ihn als solchen auch Gröningen und Drenthe. Die Provinz Friesland aber wählte zum Statthalter einen Bruder des Verstorbenen, Wilhelm Friedrich von Nassau. Um den Prinzen von Dramen zubesänfligen, versprach diesem der Graf von Nassau, und zwar mit Einwilligung der Stände von Friesland, die Nachfolge in der Statthalterschaft. Während der westphälischen Friedensverhandlun. gen starb der Prinz Friedrich Heinrich im I. 1647. In seinen Würden folgte ihm sein Sohn, Wilhelm ll, ein Jüngling von ein und zwanzig Jahren. Um diese Zeit, den ;o. Jenner 164g. wurden die vereinigten Provinzen, in Kraft des Westphälischen Friedens, für einen unab- hänglichen Freystaat erklärt, und mit dem Röntge von Spanien ausgezohnt. Von dem westphälischen Frieden bis auf die heutigen Zeiten. Nach Wiederherstellung der Ruhe that der Staatsrath den Vorschlag zur Abdankung von 21000. Mann. Gegen den Willen der andern Provinzen gieng Holand in der Abdankung und in der Einschränkung der Besoldung eigenmächtig noch weiter. Die Generalstaaten und der Prinz stellten hierauf an den Befehlshaber der Truppen ein Gebott aus, ohne ausdrückliche Erkannt, niß -der Generalstaaten sich nicht abdanken zulassen. Auch suchten siebte fernere Abdankung durch eine Gesand- schaft an die stimmenden Städte der Provinz Ho. land zuhindern. Eine solche Gefandschaft an einzelne Städte glaubten die Staaten von Holand geradezu der Verfassung entgegen. Ungeachtet der Prinz selbst sich an der Spitze der Gesandten befand , so ersuchten ihn doch die Amsterdamer zu wiederholten malen, daß er wegbleiben möchte. Er erschien gleichwol/ allein es wurde weder ihm nocb seinem Gefolge erlaubt / dem Rathe einen vortrag zuthun. Das gleiche begegnete ihm zu Hartem / Delft und Medenblik. Die Staaten von Ho. land billigten den Troz/ der Prinz aber fühlte sich äus. ferst betkydigt. Den zo. Julius i6;o. lokte er nach einander sechs Abgeordnete von den Staaten von Holand zu sich, und warf sie auf Loevestein in Arrest. Zugleich beschloß er die Ueberrumpelung der Stadt Amsterdam, und die Abänderung des dortigen Stadtraths. Der Prinz selbst nahte sich der Stadt. Die Bürger bedrohten ihn mit Oefnung der Schleusten Er zog sich zurük, und zwar unter dem Vorwande, daß es auf Befehl der Ge. neralstaaten geschehe. Endlich entstand ein verglich. Amsterdam willigte in denselben Rriegs-Etat. mit den übrigen Ständen, der Prinz hingegen in die Befrey- ung der sechs Gefangenen auf Lövestein, jedoch unter Bedingung, daß sie ihre Aemter aufgeben sollten. Auch bequemte er sich zur Abdankung der fremden Truppen, da er vorher die einheimischen hatte abdanken wollen. Bald hernach starb er den 6. Nov. iü;o. Acht Tage nach seinem Tode gcbahr seine Gemahlin einen Sohn, den nachhcrigen König von England, Wilhelm III. Die entsezten Räthe und Beamten wurden nun wieder eingesczt; die Stände von Holand verwalteten die Statthalterschaft selbst, und ihrem Beyspiele folgeren die mehrern Provinzen. Groningen wählte wieder den gleichen Statthalter mit Friesland, nämlich den Grafen von Nassau. Umsonst drangen diese beyden Provinzen darauf, daß auch die übrigen einen neuen Statthalter einführen sollten! Im I. i6;,. wurden auf einer auffervrdentlich grossen Versammlung der Generalstaaten die Uetrechtische Union und die Dordrechter Synode bestätigt. Dieser Versammlung empfahl die Wittwe des Prinzen Friedrichs Heinrichs ihren Enkel, mit der Erklärung: „ Daß sie Alles, was man für ihn thun würde, „ blos als Gunst verehren, und keine Folgen daraus ziehn „wollte.,, Die Fürbitte blieb fruchtlos. Man beschloß, alle Befehle an das Rriegshecr, freylich nach Vorschrift der Provinzen, von den Gencralstaaten ergehen zulassen. Der cey- un- >en, yn, nun den einer raten rode des der rrde, ziehn stoß, Hrist ffcn. Der Der verstorbene Prinz Statthalter war ein Eidam des enthaupteten König Carls I. in England. Croni- well beredete sich, den Niederländern werde eben so wenig mit einem nmen Statthalter, als den Englän. dern mit einem neuen Rönige gedient seyn. Schon hatte er in seinem kühnen Geiste beyde Staaten nur in Einen zusammengeschmolzen, und die Niederländer zu Mün. delkindern von dem englischen parlemente gemachet. Diesem Entwürfe widersezten sich in den Niederlanden die Freunde des Oranischen Hauses. Je länger je mehr wuchs die Verbitterung zwischen der englischen und der holändischen Seemacht. Wahrend des Bürgerkrieges in England hatten sich die Niederländer beynahe ganz des englischen Handels bemächtigt, und besonders in Ostindien demselben grossen Nachtheil gebracht. Croni- rvell rächte sich im I. i6;i. durch durch die Schiffahrtsacte. Kraft dieser Acte sollte in Zukunft keine Waare aus den englischen Pflanzörtern nach England eingeführt werden, als nur auf englischen Schiffen, und zwar bey Vertruste der Schiffe und Waaren. Eben so sollten auch alle Producte aus europäischen Ländern auf keinen andern Schiffen nach England gehn, als entweder auf englischen, oder doch nur auf Schiffen derjenigen Nation, wo die Producte erzeugt und verarbeitet worden. Da der holändische Handel meistens aus lauter fremden Waaren C besteht, so wurde er durch eine solche Acte tödtlich verwundet. Umsonst waren alle gütlichen Unterhandlungen. Es entstand ein fürchterlicher Krieg. In sieben grossen Seeschlachten fochten die Niederländer mit abwechselndem Glücke. Ihre beyden Admirale, Tromp, und Ruyter, thaten Wunder des Heldenmuths. Ohnehin war in dem damaligen Zeitalter hie und da die protestantische Rirche bedroht. Noch mehr war sie in Gefahr, als stzt, ungeachtet der Rcligionsverwandt- schaft, die Flamme der Zweytracht sich über diese sonst schwesterlichen Staaten verbreitete. Die Blutfcenen auf dem entlegenen Meere sahn von der Höhe ihrer Gebirge die prstestaniischen Cantone; mit religiöser so wol als mit revublikanischer Theilnehmung suchten sie das Feuer des Krieges zulöfchen. Nachdem alle Zuschriften fruchtlos geblieben, so entschlossen sie sich im I. 16;;. beyden Staaten durch ihren Abgesandten, Joh. Jacob Stockar von Schaffhausen, ihre Vermittlung anbieten zulassen. Endlich mußten sich die Niederländer im April i6;4. M einem sehr nachtheiligen Frieden ein- verstehn. Vermög desselben verpflichteten sie sich , dem vertriebenen König Carl II. niemals keinen Beystand zu» leisten. In einem besondern Artikel versprachen noch die Staaten von Holand, daß sie zu keinen Zeiten in die Ernennung eines Statthalters oder General - Capitains «us dem Hause Oranien einwilligen wollten. Vorzüglich von Johann de witt wurde dir Ausschliessungsacte des oranischen Hauses betrieben. Dieser Mann wurde schon in seinem acht und zwanzigsten Jahre zum Rath- penstonair von Holand ernennt. Er war weniger ein Feind des Oranischen Hauses , als der Statthalterschaft. Bey dieser Gelegenheit begehrte Cromwell auch noch die Oefnung der Scheide: Hieven aber stand er ab, als man ihm den iHten Artikel'des westphälischen Frie, dens vorlegte, kraft dessen die Sperrung dieses Flusses ausdrüklich den Holändern zugekennt worden. Nach Cromwells Tode im Jahr i66c>. bestieg Carl II. den englischen Thron. Sehr nachdrüklich empfahl den Niederländern dieser neue Rönig seinen Neffen, den Prinzen von Oranien. Wirklich übernahmen sie seine Erziehung. — Um diese Zeit mischten sie sich auch in den damaligen nordischen Rrieg; sie beschüzten Danzig, retteten Dännemark gegen den schwedischen Carl Gustav, und richteten indem Frieden zu Coppenhagen im I. r661. das Gleichgewicht im Norden ziemlich nach ihrem Vortheil ein. Im I. 1664. beschwehrten sich die Dänen und Engländer über ihre Tyranneyen in Afrtca. Der Bischof von Münster befestigte Eydeler an der C L. Gränze von Holand, und trat in Verbindung mit England. Da nicht nur der Churfürst von Maynz und andere Nachbarn, sondern auch der Baiser selbst auf die Niederländer unwillig waren, so griff sie nun ohne Be. denken der König in England, Carl II, im I. 1064.. feindselig an. Es geschah theils aus Eifersucht über ihren blühenden Handel, theils in der Hofnung, durch einen glücklichen Krieg den Prinzen von Oranien desto siche. rer zum Statthalter zumachen. Bey wiederholtem Ver- lurste murrcte das Volk in Holand, begehrte wirklich den Prinzen zum Statthalter, warf alle Schuld der Verlängerung des Krieges auf den Rathspensionair de witt. Für dießmal noch bezähmte Witt den Tumult. Der Admiral Ruyter drang im Begleite des Cornel de witt, (eines Bruders von dem Rathspensionair,) in die Themse, und verbrennte den 20. Julius 1667. viele englische Schiffe. In dem gleichen Jahre wurde hierauf den ;i. Jul. zu Breda der Friede geschlossen. Zur Rettung der spa. Nischen Niederlande und zu ihrer eigenen Sicherheit trat die Republik gegen Frankreich in eine Tripelallianz mit England und Schweden. Dadurch wurde Ludwig XIV. genöthigt, im May 1668. mit Spanien den Achenerfrieden zumachen. Die Holänder schlugen eine Münze, mit folgender Ausschrift: ,, Nachdem die verei- - nigten Provinzen die Verfassung des Staats und der „ Kirche befestigt, nachdem ste Monarchen verthaydigt, „ die Frehheit des Weltmeeres sicher gestellt, und durch „ Heldenmuth Europa die Ruhe geschenkt haben , ist auf „ ihren Befehl im I. iü6z. diese Münze geprägt worden.„ Den 21. Iul. 1667. hatte Holand, auf de witts Antrieb, den Generalstaaten den Vorschlag gemacht: „ Das Amt des General - Capitains auf immer von „ dem Amte eines Statthalters zutrennen. „ Auf Verwerfung dieses Vorschlages stellte Holand im December obigen Jahres das so geheißene ewige, (obgleich sehr kurz lebende) Edict: „ Daß ein General - Capitain „ niemals zugleich Statthalter seyn, und daß in Holand „ und West - Friesland diese lcztere Würde für immer „ und ewig abgeschaft seyn soll. » Auch Uetrecht stim- mete diesem Edict bey. Nichts desto weniger erhielt endlich im Junius > 670. der Prinz Sitz und Stimme im Staatsrathe, nachdem die sämtliche Provinzen in die Trennung der Statthalterschaft von der Oberbefehlsha« -erstelle gewilliget hatten. Der König in Frankreich, Ludwig XIV, sah sich durch die oben erwähnte Trip- pelallianz allzusehr in dem Fortgange seiner Siege gehindert. Er machte also schon im I. 1670 ein Schuz - und Truzbündtniß mit England, und hernach im 1.1672. mit Schweden. Auch brachte er Chur - Rolln und C; Münster gegen die Republik auf. Wirklich kündigten ihr er und Carl II. den Krieg an. Mit 120000. Mann fiel er in ihr Gebiet ein. Durch Feigheit und Verräthe- rey der niederländischen Befehlshaber hatte er sich schon von drey Provinzen, nämlich Overyssel, Geldern und Uetrecht Meister gemacht. Der Pöbel in Holand gerieth st> sehr in Wuth, daß er mit den Waffen in der Hand die Obrigkeit zwang, den Prinzen zum Statthalter zu ernennen. Man hob das ewige Edict auf, und sprach den Prinzen von dem Eyd los, den er erst noch den 2;. Febr. bey Uebernchmung der Stelle eines General - Capitals geschworen hatte, sich zu keinen Zeiten die Statthalterschaft auftragen zulassen. Den 2. Febr. 1674. wurden so gar beyde vereinigte Stellen zuerst in Holand und Seeland, und bald hernach in Ovcryssel, Geldern und Uetrecht erblich erklärt. Mit gedoppeltem Eifer betrieb nun der neue Prinz Statthalter den Krieg. Frankreich reizte durch allzuübermüthige Anforderungen die Niederländer zum Muth der Verzweiflung. Durch immer grössere Eroberungen erregte es die Eifersucht der benachbarten Staaten. Der Raiser, verschiedene Reichs, fürsten, die Spanier leisteten der Republik Beystand. Auf ihre Seite neigte sich endlich auch wieder England. Den 20. August 1678. erfolgte zu Nimwegen der Friede mit Frankreich. ---------- z, Ehe wir fortrücken, müssen- wir noch einen Augenblik bey dem Schiksale der beyden Bruder de witt verweilen. *) Schon im Junius 1672. lamten Meuchelmörder auf sie. Wirklich wurde der Rathspensionair, jedoch nicht tödlich, verwundet. Sein Bruder Cornel, Bürgermeister zu Dordrecht, wurde von dem Bartscherer Tichelaar angeklagt, daß er ihn zur Ermordung deS Prinzen habe anreizen wollen. Schon vormals war Tichelaar wegen Verläumdungen und Ausschweifungen im Gefängnisse gewesen, nichts desto weniger wurde blos auf feine Aussage der bisher unbescholtene Mann und Bürgermeister nicht nur wieder seine und seiner Vaterstadt Vorrechte von Dordrecht nach dem Haag geführt , sondern auch sogar gefoltert. Mitten unter den Peinigungen lehnte er standhaft die Anschuldigung, ab, und sagte die schönen Verse aus dem! Horaz: **) ^ukum, er tenscem propolici virmn, Klon civium siäor xravs jubentiuin, klon vultuo inüuntis l^rannl Neme guaüt Loliäa. C 4 *) G. Ioh. Michael A'sprungs Briefe über die vereinigten Nie. d-rlande, s. -4;. Nebst verschiedenen andern Schriften haben wir besonders auch aus diesen Briefen Belehrung geschöpft. *') Buch HI, Ode Z. 4 « Er wurdezur ewigen Landesverweisung verirr- theilt. Der Rathspensionair hatte sogleich nach seines Bruders Gefangennehmung sein Amt niedergelegt. Arg, listiger Weise lokte man ihn zu dem Bruder in den Kerker. Beyde schleppte der schwärmerische Pöbel nach dem Richt- plaz, hieb sie in Stücken, und knüpfte ihre Wieder an den Galgen. Auf die Aufforderung der Staaten von Holand begab sich der Prinz nach dem Haag. Er weigerte sich, die Mörder greiffen zulassen, und zwar unter dem elende» Vorwande, daß strenge Maßregeln gefährlich seyn könnten. Ein Prediger, Namens Simonides, erklärte von öffentlicher Kanzel die Ermordung der beyden Märtyrer als gerechte Rache des Himmels. Zur Belohnung erhielt der Ankläger Tichelaar ein Amt. Nachdem er es durch schlechte Verwaltung verloren hatte, er. hielt er von dem Prinzen ein Iahrgehalt von achthundert Gulden. In den Jahren -684. und 1685. entstanden innere Zerwürfnisse theils über das Recht des Prinzen Statt- Halters in Absicht auf die Befezung obrigkeitlicher Stellen, theils über die Verminderung der Landmacht und Vergrößerung der Seemacht, worauf fonderheitlich Amsterdam drang: Allein gar bald beschäftigten dringendere Angelegenheiten die ganze Aufmerksamkeit. König Jacob H. in England hatte sich nicht nur despotischer Gesinnungen --- 4r ir- überhaupt, sondern auch päbstlicher verdächtig gmmcht. es Im I. i688. erschien eine Schrift, worin die englische 'g- Nation den Prinzen von Oranien und seine Gemah- :r. lin (Jacobs Tochter) nach England einlud zur Wieder- >t- Herstellung der von dem Könige geschändeten Rechte. Die m Generalstaaten gaben dem Prinzen eine Flotte, und n nicht lange nach seiner Landung in England bot man ihm er und seiner Gemahlin den 22. Febr. i68y. den englischen n- Thron an. Den 21. April wurden sie gekrönet, und r- an gleichem Tag wurde ihnen auch in Schottland gehul- i, digt. Die Erhebung ihres Statthalters zum Könige ver- n wikelte die Niederländer in einen Krieg mit Frankreich, :» wo der flüchtige König Jacob Schuz fand. Der Krieg gegen Frankreich wurde gemeinschaftlich mit Delitschtand, :» Svanien und Savoien geführt. Er endigte sich mit dem t Ryßwikerfrieden im Jahr 1697, kraft dessen Frankreich alle Eroberungen in den spanischen Niederlanden zurükgab. § Die Furcht vor der Vergrößerung Frankreichs veranlafete , die Republik zur Theitnehmung an den spanischen Kriegen, , und hernach besonders auch zur Theilnehmung an dem , spanischen Erbfolgekrieg. Auf die Thronfolge in , Spanien schien Kaiser Leopold, als Schwager des . kinderlosen Königs Carls ll, die begründetesten Ansprüche zuhaben: allein Ludwig XIV. dachte den spanischen Thron einem Prinzen aus seinem Haus zu. Er schloß daher mit England und Holand schon im I. i6-s. einen Thet. lungsvertrag. Nach dem Hinscheid des Königs in Svanien den r. Nov. 1700. kehrte er sich an diesen Ver« trag nicht mehr, sondern zog ein Testamant hervor, dessen Uechtbeit fast allgemein bezweifelt wurde, in Kraft dessen ober vhilipp von Anjou, des Dauphins zweiter Sohn, Universalerbe von Spanien seyn sollte. Gegen Frankreich vereinigte sich nun Holand mit dem Raiser und mit dem Rönig in England. Erst im 1 .171;. erfolgte der Friede zu Uetrechr. Vermöge desselben fielen die bisherigen spanischen Niederlande an Oesterreich. Zugleich wurde zwischen Holand und dem Raiser ein Barriere-Vertrag verabredet, der erst im I 1715. unter Englands Vermittlung zu Stand kam. In diesem Vertrage versprach Kaiser Carl VI. daß die spa. mischen Niederlande zu keinen Zeiten von dem öfter« reichischen Hause in Deutschland getrennt werden sollten. Er machte sich ferner anheischig, gemeinschaftlich mit der Republik dreißig bis vierzig tausend Mann zuunterhalten, und ihren Besazungen gegen den An. fall von Frankreich einige feste Pläze einzuräumen. Schon im 1 .1702. war Wilhelm III. ohne Erben gestorben. Nicht nrrr erlosch durch diesen Tod in fünf Provinzen die Statthalterschaft, sondern es entstand auch über die oranische Erbschaft Streik zwischen dem Rönige von Preussen, und dem Fünften von Nassau . Dietz, Statthalter von Friesland und Groningen. Beyde nennten sich Prinzen von Oranien. Mittlerweile blieb in den fünf Provinzen die Statthalterschaft im. besezt, und es herrschte wieder dieselbe Verfassung, wie vor dem I. 1672. Erst im I. 1718. erwählten auch wieder Groningen — und im I. 1722. Drenthe und Geldern den Erbstatthalter von Friesland, Wilhelm Carl Heinrich Frifo, zum Statthalter und General, Capitain. 2 m I. 17; i. schloß Kaiser Carl VI. zu Wien ein Bündtniß mit England und Holand, kraft dessen sie ihm die Gewährleistung der pragmatischen Sanction, d. i. die Erbfolge seiner ältesten Tochter in den österreichischen Staaten zusicherten. Dagen versprach unter andern der Raiser: „ Daß auf immer alle Handlung und » Schiffarth aus den österreichischen Niederlanden --> nach Ostindien aufhören sollte. „ Nach seinem Hin- scheid im I. 1740. vereinigten sich Saiern, Preussen, Spanien, Sardinien, pohlen und Frankreich, nun auf seine Aerlassenschaft Anspruch zumachen. Bey dem österreichischen Erbfvlgekrieg erfüllte die Republik mit heiliger Treue ihr Versprechen, und sie unterstüzte die Königm rNaria Theresia anfangs mit Geld, und hernach mit Truppen. Voll Unwillen rächte sich Frank- -4 reich dadurch, daß es sich nicht nur aller Barrierepläze, sondern auch des holändischen Flanderns bemächtigte. Die Bestürzung war allgemein, am größten aber in See- sand. In dieser Provinz entstand im I. 1747. zu Beere ein bürgerlicher Tumult. Man schrieb das Unglück des Krieges auf Rechnung der schlechten Verwaltung. Anstatt, nach Roms Beyspiel, nur für den Nothfall einen Dictator zuernennen, drang endlich das Volk mit Ge. walt durch, daß der Prinz von Oranien, Wilhelm IV , schon den iz. May obigen Jahres feierlich in die Versammlung der Gencralstaten als Statthalter und General - Capitain eingeführt wurde. Dieser Prinz ist der erste, der seine Statthalterschaft zugleich über alle Provinzen erstreckte. Im November erhielt er für seine so wol weiblichen als männlichen Nachkommen die Wür. den als erblich, und ein Jahr hernach auch über die Generalitätsländer. Voll stolzer Zuversicht auf die Klugheit des Statthalters, sezte nun die Republik den Rrieg gegen Frankreich mit neuem Muth fort; sie vcrbott den Handel mit dieser Krone, und munterte durch Belohnungen die Kaperey auf. Im I. 1748. verabredete sie mit der Aaiserin, und mit den Königen von England und Sardinien einen Vertrag, kraft dessen in den Niederlanden 192000. Mann sollten aufgestellt werden. Am Ende belief sich die Anzahl nicht höher, als »ze, gte. !ee- :ere lück ng. im iZe. V, er- !e. ist llle ne >r. >ie g- g tt e- te r- n s auf noooo. Mann. Keineswegs hinderten sie den Marschall von Sachsen an der Eroberung von Mastricht. Nun erfolgte für die Niederländer ein Waffenstillstand/ und hernach in obigem Jahre 1748. der Friede von Aachen. Vermög dieses Friedens erhielten die Raiserin Rönigin wieder den Best; der österreichischen Niederlande/ der Röntg von Preussen die Gewährleistung für Schlesien und Glaz, die Republik Holand die Zurükstellung der verlorenen Länder und Festungen. Grossenthcils waren in dem Kriege die Barriere-pläze geschleift worden, und zur völligen Erneuerung schien der Wiener - Hof gar nicht geneigt. Noch vor der Rückkehr des Friedens wurden hie und da in der Republik gegen die Accispächter Empörungen erregt. Im I. 1750. sah sich der Statthalter zur Aufhebung der Abgaben genöthigt:' nach und nach aber wurden sie, unverpachtet, und unter anderer Einkleidung wieder eingeführt. Den Magistrat hielt der Prinz durch den Pöbel in Schrecken, den Pöbel durch die Soldaten. Schon oft hat man bemerkt, daß politische und religiös Schwärmerey nicht selten beysamen sind, und sich gegenseitig verstärken. Während der Gährung im Staate herrschte auch Gährung in der Kirche. Ein junger schwärmerischer Lehrer, Gerald Rnipers, hatte -6 durch blumigten und täuschenden Vortrug so viel Gewalt über seine Zuhörer, daß sie ihre Empfindungen auf sehr laute Weise, mit Thränen, Händeringen, Schreyen an den Tag legeten, und unter dem sonderbarsten Bekennt, niß ihrer Sünden, unter Abschwörung des Teufels und dergleichen die Aufmerksamkeit der andern störcten. Am Ende ergab sich, -aß ihre frommen Stellungen und Worte bloß erkünsteltes Maschinenwerk waren, wodurch sie von den Beysteuern der Anhänger lebten. Unvermerkt verlor sich die Andächteley in Beschämung und Vergessenheit. Kurze Zeit regierte Prinz Wilhelm IV, aber mit gleicher Gewalt, wie vormals König Wilhelm. Er starb im I. Seine Gemahlin, eine Tochter Georg II, leistete den Generalstaaten sogleich den Eyd, als Gouvernante der Republik, und als Vormünderin ihres vierjährigen Sohnes, Wilhelm V. den Herzog Ludwig vonBran- schrveig erbat sie zu ihrem Rathgeber, und zugleich zum Repräsentanten des minderjährigen Erbstatthalters. Durch emmüthigen Schluß der Stände wurde der Herzog als solcher bestätigt, und von denselben mit den »enöthigten Jnstructionen versehen. Im Anfange des Jahres 1756. bekam das System von Europa durch die zwischen dem kaiserlichen und fran- zösichen Hofe , und zwischen Großbrittannien und Preussen geschlossene Allianz eine veränderte Gestalt. Es brach zwischen Frankreich und England, so wie auch zwischen Oesterreich und Brandenburg ein Krieg aus. Dieser französisch - englische Rrieg störte die Ruhe von Holand. Die Engländer durchsuchten alle holändischen Schiffe, und behielten die für französische Rechnung beladenen. Die Holänder verlangten, daß die Gouvernante der Kapercyen abhelfen sollte. Da sie es nicht konnte, oder nicht wollte, so gicng der Haß gegen die Engländer in Haß gegen sie, die eine Tochter Georg II. war, über. Schon wünschte man, die Erbstattbalterschaft entweder aufheben, oder doch ihre Rechte beschneiden zukönnen. Es regnete die abscheulichsten Schmähschriften. Vor Verdruß starb die Fürstin den 12. Jan. 1759. Während der fortdaurenden Minderjährigkeit des Erbprinzen wurde der Herzog von Braunschweig von den Generalstaaten als Vormund beeydiget. Durch den ganzen siebenjährigen Rrieg genoß unter seiner Verwaltung die Republik der glüklich- sten Neutralität. Den 8. Merz 1766. erhielt Wilhelm V. die Volljährigkeit, und damit zugleich die Statthaltergewalt. Von diesem Zeitpunkte an folgten wieder Zehn Jahre der Ruhe. Im Verborgenen indeß gährete immer die Antt< Oranische, gegenstatthaltersche Pak- they. Vormahls hieß sie auch die Loevensteinsche, die Wittische, hernach die Französische, nunmehr die pa- »erotische. Die Statthalterschaft war im I. 1748. lm Sturm eingeführt worden. Vieles blieb also noch ganz unbestimmt, besonders das Vorrecht der Gtadlma- gistrate. Fünf und fünfzig sind unter den Städten, die noch fteyer Wahl und mit gemessener Vorschrift aus ihrem Mittel die Beysizer bey den Landständen der Provinzen ernennen. Seit der Epoche vom I. 1748. bemächtigte sich -er Statthalter, mittelbar oder unmittelbar, der Einmischung in die innere Verfassung der Städte, und besonders in die Wahl ihrer Magistrate. Eine striche Einmischung beleydigte diese. Bey der Ver- wirrung des Landes seit dem I. 1780. glaubten sie, den Einfluß des Statthalters einschränken zukönncn. Je mehr sich das Glük der Engländer vergrößerte, desto mehr vermehrte sich die Mißgunst der Niederländer, besonders der Stadt Amsterdam. Der Rönig in England war in Familien Verbindung mit dem Statthalter , und war Gewährleister der neuen verhaßten Verfassung vom I. 1748, — Gründe genug für die Anti- orantsche Parthey; den Statthalter, so wie die Engländer, zuhassen! Gründe genug, dagegen den Franzo, sen, diesen natürlichen Feinden der Engländer, günstig zuwerden! Die geringsten Unruhen von Aussen entzünden die größten Unruhen von Innen. Nur eines Anführers bedarfs km bedarfs alsdcnn, und, je nach seinem Character oder nach > ganz den Umständen, läßt das Volk sich antreibest, entweder dtma- «nter das Joch zugehn, oder auch das rechtmäßigste :n, die und sanfteste Band zuzerreiffen. Im I. 1781. hatte der st aus Raiser die Barriere-Festungen geschleift, und die Ho. n der Länder genöthigt, ihre Besazungen zurükzuziehn. Unter 1748. solchen Umständen mußten sie entweder in jedem Falle imnit- Frankreichs Willen befolgen, oder alle Augenblike von lg der dieser Krone einen Anfall befürchten. Im 1 .178;. machte strate. eben dieser Raiser Anspruch auf die Eröfnung der Ver. Scheide. Gegen den Kaiser wäre vielleicht dem Rönig , den von Preussen eine Verbindung mit Holand willkommen gewesen: allein Holand glaubte sich sicherer bey einer erte, Verbindung mit Frankreich. Auf Anrathen des franzö- :lan. Mcn Hofes schifte die Republik Bevollmächtigte nach Ziiig Wien, und sie sollten um Verzeihung bitten, weil sie ihre statt- Rechte mit Kanonen hatte verthäidigen wollen. Die Frie- Vcr. densuntcrhandlungen wurden in die Länge gezogen. Um lnti. die Sache zuendigen, schifte der Raiser immer mehrere xng- Truppen nach Niederland: auch die Niederländer rü- izo. litten sich zur Gegenwehr. Zulezt erkauften sie den Frieden istig um zehn Millionen, und mit Abtrettung des Lands von Dalem, der Souverainität über einen Theil der Scheide, die uämlich bis an Saftingen ; ferner mit Aufopferung von ers Llllo, Liefkenshock u. s. w. irfs D ;v Den fürchterlichsten Einfluß indeß auf die innern Unruhen der Republik hatte der Krieg zwischen England und feinen amerikanischen Colonien. Oeffentlich erklärte sich für diese leztern Frankreich im I. 1778 , und Spanien im I. 1779- Von dem Feuerbrande hoffen die Amsterdamer Vortheil zuziehn. Von St. Eustaz in Westindien aus hatten sie die Amerikaner mit Kriegs-Mu- nition versorgt, und die Franzosen versorgten sie von Haus und von der Ostsee aus. Den 4. Sept. 1778. hatte der Ratthpensionair v-n Berkel, im Namen der Stadt Amsterdam, einen vorläuftigen Vertrag mit den Amerikanern geschlossen. Im Oct. 1779. trat der Seeräuber , Paul Iones, zum Hohn der Engländer, in Amsterdam auf, zu Ende des Jahres 178«. wurde Ber- kels geheimer Vertrag entdekt- England forderte die Bestrafung der Verräther, Amsterdam aber widersezte sich jeder Genugthuung. Auf den Abschlag kündigte den 20. December 1780. der König in England, Georg III, den Holändern den Rrieg an. In wenig Monaten waren beynahe zwey drittel von der holändischen Handelsflotte brittische Beute. Der Herzog de la Vauguion, ftanzösichfer Gesandter bey der Republik, hatte Amfter. dam ganz auf französische Seite gebracht. Zwar bot Rußland, eifersüchtig auf England, der Republik den Beytritt zur bewafneten Neutralität an, allein durch weitläufige Unterhandlungen versäumte sie den Zeitpunct. Zu der Verzögerung trug freylich der Hof zu Haag viel bey. Auch ermangelte die Anti - oranische Parthey nicht, die Schuld des Krieges mit England, den schlechten Fortgang desselben, und den Verfall des Seewesens dem Statthalter beyzumessen. Beym Ausbruche der KriegeS- stammen war die holandifche Marine nicht nur gering, sondern auch in verschiedenen Häfen zerstreut. Die Engländer nahmen die Schiffe weg, ehe sie sich vereinigen konnten. Die Rheden der Republik tragen keine Schiffe von mehr als 74. Kanonen. Schiffe von 50. Kanonen können nicht anders, als durch die vereinte Hilfe der Winde und einer sehr hohen Fluth in die See laufen; oft müssen sie ganze Monate lang in den Häfen warten, ehe sie unter Segel gehn können. Die Buchten, Meerbusen und Häfen werden (aus Mangel der Vorkehr) immer mehr durch Leim und Sand verfchlemmt. Die Assel, die sonst Schiffe von 6ov. Tonnen trug, ist fast ganz ausgetrvknet; die Häfen von Friesland, Gröningen, Geldern u. f w. Nehmen jezt kaum mehr Fifcherfahrzenge auf. Die vornehmste Ursache indeß der schlechten Marine lag wol in dem holändifchen Gpargeist. Von je her wurde sie weniger durch Sorgfalt des Staates, als durch Habsucht unternehmender Kaper befördert. Wegen der Vernach- läßigung des Seewesens entschuldigte sich der Prinz bey D - den Ständen von Holand durch ein Memörial. Durchgängig aber schrieb man den üblen Ausschlag der Brester- Unternehmung ihm zu. Nun hörte man im 1 .1731. von Kanzeln herab, nun las man wöchentlich in tausend Blättern, der Statthalter sey an England verkauft! Im folgenden Jahre nöthigte man ihn, seinen vertrautesten Rathgeber, den Herzog von Braunschweig vom Haag zuentfernen. Die Pcnsionaire einiger Städte der Provinz Holand entwarfen in Geheim folgenden Plan: *) » Der Erbsiatthaltcr soll keinen Siz mehr in irgend » einer Versammlung behalten. „ In keiner Stadt in Holand muß in Zukunft die „ Wahl der Regenten und der Stabsvfficiere von ihm ,, abhängen. ,, Die Würden eines General - Capitains und eines „ Statthalters müssen zwo verschiedene Personen beklei „ den. „ Dem Statthalter wird nichts anvertraut, als die „ vollziehende Macht der gesezgebenden Staaten. Will „ er sich den Befehlen von diesen nicht umerziehn, so *) G. Holländische Staats-Anzeigen von Iacobi und Lüder, Lh. VI. Nro. 9. s. izs. Schlözers Werk über den Herzog von Braunschweig, nach der zwoten Ausgabe von G°t- ringen 1787. auf s. 97. -- wird er seiner Würde entsezt, und an seiner statt ein anderer erwählt. » Zur Durchsezung dieses Entwurfes verabredet man » folgende Mittel: ,, i.) Freykorps in jeder Stadt. »2.) Bittschriften der Bürger um Absezung der ora. nischgesinnten Regenten. Einführung anders Gesinnter -- durch die konstituirten (Ausschüsse) der Bürgerschaft. -- ;.) Zulassung aller und jeder protestantischer See- » ten zu der Regierung. „ Die Hauptbeförderer dieses Entwurfes waren die Pensionaire vißcher, von Gyzelaar, von Zeeberg, von weye, von Berkel, nebst andern Magistratspersonen, z. B. Hoofd, Dedel/ Rendorp, Roo, Rem. penaar u. s. w. Zur Erleichterung der Uebersicht des Ganzen, über- gehn wir mehrere einzelne Processe und Wettkämpfe zwischen der Statthalterschen Parthey und der Gegenparthey. Von beyden Seiten erfolgten Schritte, welche das traurigste gegenseitige Mißtraun erzeugten. Ueberall erscholl das Geschrey von Verrätherey und Verschwörung. Schon im I. 1782. stzten die Stände von Holand eine Prä mie von ivoo. goldenen Ruyders (1400a fl.) auf die D; Entdckung eines Verräthers. Van Bracke! bekam Lust zu der Prämie, und wollte zu dem Ende vorgeben, die Engländer hätten Lust einen Anschlag auf die Insel Schouwen zumachen. Zum vorgeblichen Verräther ersah er sich den Fähndrich de Witte. Von diesem verschuldeten Jüngling entlockte er durch grosse Versprechungen eine Zeichnung von der ganzen Insel, ihren Rheden und Tiefen. Damit eilte van Bracke! sogleich zum Rathpensionair von Bleiswyk. Dieser berichtete es an den Statthalter, und der Statthalter ließ den Fähndrich im Haag gefangen sezen. Hier wurde er von dem da- mal noch vorhandenem Rriegesrathe zum Tode ver- urtheilt: nun aber machten die Gtänds von Holand einen Versuch zur Hintansezung des Kriegsraths. Sie übergaben den Handel dem Iustizhofe von Holand, und de Wttte so wol als sein Verführer, Brakel, wurden von dem Iustizhofe nur mit Gefängnißstrafe beleget. Seit langem her waren die Begriffe über die Gränzen des militärischen Gerichtzwanges verschieden. In jener grossen Versammlung der Bundesgenossen war den 2;. Merz lözr. festgesezt worden: ,, Es sollen die Com- „ mendanten mit dem Krregsrathe die Militär« Iuris- „ dicrion nicht weiter gebrauchen, als bey Uebertrettun- „ gen in Feldzügen und Wachen, und bey Ausschweifn»« ,, gen und Verbrechen der Officiere und Soldaten gegen „ einander. Uebrigens soll man Militär - Personen in „ allen andern Civil. oder Criminalsachen durch bürger- „ liche Richter arrcstiren, verhören und verurtheilen lassen.„ Als hernach Wilhelm lll. die Statthalterschaft übernahm, ^ so erhielt er unterm r. Jul. 1671. „ bis auf deutlichen » widerruf eine solche freye Macht über die Patente ^ „ und andere zur Miliz gehörige Sachen, wie seine ehe« ^ ,, maligen vorfahren. „ Seither fehlete es nicht an wiederholten Streitigkeiten zwischen dem militärischen und denr politischen Richter. Bey der Wiederherstellung '6- der Statthalterschaft im I. 1747. „ trug man dem Prin- ^ » zen eine solche freye Macht über die Patente und andere ^ » jur Miliz gehörige Sachen auf, so wie sie von den „ ehemaligen Statthaltern in Beziehung auf die Mi- ^ ^ » li; ausgeübt worden. „ Bis ins Jahr 178;. dehnte der Kriegsrath seine Gerichtspflege auch über Civtlsachen ^ aus, jedoch nicht ganz ohne Einwendungen, wie;. B. im I. 1772. Damals übergab der Hof von Holand dem ch Statthalter durch die Stände von Holand und Westfries- land eine Klagschrift über die Ausdehnung der militä» ^ rischen Iurisdiction. Unterm i; May obigen Jahres Sab der Statthalter eine Schuzschrift für die Vorrechte i- des Kriegsraths heraus. Nunmehr wurden nach dem r- Processe des Fähndrichs de Witte die Beschwchrdcn er- » neuert. Die Stände von Holand erkennten: „ Daß D 4 « überhaupt in bürgerlichen und Criniinalsachen die Glieder „ des Militärsrandes ihr Recht vor dem ordentlichen Rich- „ ter dieser Provinz suchen sollten/ ausgenommen in be- „ sondern Fallen / worin man mit gültigen Beweisen ,, darthun kann, daß Ihre Edelgroßmögenden in einem » besondern Auftrage, entweder besonders, oder auch mit » Beytrettung der Bundesgenossen, die Rechtspflege an „ den militairischen Richter innerhalb dieser Provinz über- » tragen hätten. „ Zugleich beschlossen die Stande von Holand, daß die Unkosten für den hohen Kriegsrath nicht mehr, wie bisher, auf den jährlichen Kriegsstaat gesezet, und überhaupt von dem hohen Kriegsrathe weiter keine Gerichtshandlungen auf ihrem souverainen Gebiete ausgeübt werden sollen. Als imxerium in imxerio, und zwar armatum in iner- mi, wurde also der militärische Iurisdiction abgeschaft. Noch waren damit die Stände von Holand nicht gänzlich- beruhigt. Sie waren nicht weniger eifersüchtig auf die Gewalt des Staatsrqths. Vornemmlich diesem Staatsrathe schrieb Dümoulm, der Generaldirector des Ingenieur - Corps, den Verfall der Festungen zu. In der Post von Nieder - Rhein wurde dem Volke vorgesagt, daß, wenn man den Dümoulin angehört hätte, so würden sich nunmehr die Gränzfestungen in vor- theilhafterm Zustande befinden. Das Zeitungsblatt schloß §7 der mit der Erklärung, der Rathsgebcr des Statthalters, ich- der Herzog von Braunschweig, habe Holand verra. be- then. Wenige Tage darauf erschien in der Nellerlsnä- sen icke - Loumnt, einer Zeitung, die in Amsterdam unter em den Augen des Magistrats gedrukt wird, ein noch schreyen- nit derer Artikel gegen den Herzog. Bey allen diesen Klaglie- an dern war immer der Refrein, daß der Herzog als Hscher- verrälher bestraft werden müßte. Ungeahndet mußte on dieser in seiner Entfernung Alles hingehn lassen. >th Der Friede, der im Anfang des Jahres 178;. zwi- lat schen Frankreich und England geschlossen wurde, ver- ei- mehrte die innern Uneinigkeiten in der Republik. Den ie- 26. August gleichen Jahres entschlossen sich die Staaten von Holand mit Mehrheit der Stimmen zur Annahme r- des uitimats von Großbrittannien. Erst unterm 't. i r;. Jun. 1784. erfolgte der endliche Friedensschluß: ch Hier einige von den Hauptpunkten desselben: ie , r.) Zwischen England und Holand soll ein allgemeiner Z« und immer daurender Friede statt haben. Weder mirrel- dar noch unmittelbar soll kein Theil den Feinden des an- r dern irgend einigen Beystand verliehn. 2. ) Tritt Holand an England Negapatnam ab, jedoch mit Vorbehalt zu t künftigem Austausch. ;.) Sonst stellt England an Ho. - land Trincomale und alle andern Eroberungen zurük. z 4.) Holand gestattet England ungestörte Schiffarth in der Ostsee. 5.) Der König und die Generalstaaten garantiern sich gegenseitig die Friedensartikcl. Der schlechte Ausgang des Krieges vermehrte den Unwillen gegen den Statthalter. Die englische Parthey war unzufrieden, .daß man den Krieg nicht ausgewichen hatte; die französische, daß er nicht lebhaft genug geführt worden war. Aus alle Weise suchte man also den Statthalter, und seine Minister und Räthe einzuschränken. Schon den 24. December 178;. hatte Gy- zelaar den Standen von H'oland den schlechten Zustand der Gränzen eröfnet, und zwar nicht ohne Jnventiven gegen den Herzog. Einmüthig wurde hierauf zur Untersuchung der Festungswerke, der Magazine und Zeughäuser eine persönliche Lommißton ernennt, mit dem Auftrag, den Generaldirecteur Dümoulin, und den Chef der Artillerie, den General-Major Martfeld, genau zu- verhören. Auf die Nachricht hievon faßte der Staats» rath den Entschluß, dem General-Directeur zuverbietcn, der persönlichen Cvmmißion über die Grenzen der Generalität irgend einige Aufklärung zugeben. Die Cvmmißion bestand aus den bereits erwähnten Pensionairen Gyzelaar und van Lerkel, samt dem von Alkmaar, Rempenaar, und dem Rathspensionair, Bleisrvyk. Bey Erscheinung der beyden General - Majore Martfeld und Dümoulin vor der Cvmmißion, bat sie der Erstere, ihm ihre Fragen schriftlich zugeben, um mit desto mehr Bestimmtheit ant. Worten zukönnen. Er fügte hinzu, er zweifle keineswegs, daß der Sraatsrath, unter dem er stünde, ihm die Mittheilung seiner Antwort erlauben werde. Dümouli» wies den Commissalkien das Verbot des Staatsrathes vor, diesen Herren Red und Antwort zugeben. Die beyden Gerate wurde entlassen. Morgens darauf brachte die Commißion die Sache in der Versammlung der Stünde von Holand vor. Einmüthig bevollmächtigten diese die Commißion zur Fortsezung der Untersuchungen. Nun nahm der Staatsrath das dem General - Directeur gegebene Verbot zurük, und erlaubte ihm, der Commißion alle verlangten Nachrichten zuertheilen. Gleiche Erlaubniß erhielt auch der General Martfcld. Beyde indeß sollten dem Staatsrathe jedesmal den Verlauf des Verhörs einberichten. In der Mitte des Jul. 1784. wurden die Untersuchungen beendigt. Sehr entehrend für den Staatsrath ist der hierüber gedrukte Bericht. Unterm 22. November gleichen Jahres erschien seine Rechtferti. SUNg. *) Holand hatte von seinen Seysizern in dem Staats, rathe einen treuen Bericht über das Kriegswesen in Staatsbrabant, Geldern und Oberyssel gefordert; ferner hatte er diese Beysizer zu alljährlicher endlicher Rechenschaft ') S. HvlLndische StaalSanzeigen, Lh. Vl - st 67, . 6s über die Kriegsbedürfnisse verpflichtet, und ihnen dringend 1e eingeschärft, eifersüchtig über die Ausmahlung tauglicher Officiere zmvachen. Hierüber nun machte derlStaats- rakh den Ständen von Holand und Weststiesland fol, gende Vorstellungen: Nur gegen die sämtlichen vereinigten Bundesgenossen Hat der Gtaatsrath eydliche Verpflichtung/ und nur von ihnen gemeinschaftlich erhält er Instruction. Gleichwie also das ganze Collegimn nur der ganzen Union Rechenschaft schuldig ist/ also auch nur ihr jeder Theil des Coüegiums. Und warum nicht ausschließend einer besondern Provinz? In einer Dcduction der Provinz Holand vom zc>. Jenner r6;i. wird folgender Grund ange- sührt: „ Weil die Direction des Krieges / und was da- » hin gehöret / kurz / weil überhaupt die allgemeine Be- „ schüzung nicht bequem in der Versammlung der Ge, » neralstaaten besorgt werden kann. In wiefern näm- „ lich die Beysizer nicht in Eyd und Pflicht der Gene. „ ralitat stehn / sondern ausschliessend in Eyd und « Pflicht von besondern Provinzen / so kan sie das beson- v dere Interesse einer solchen zur Vernachläßigung des „ allgemeinen Interesse verleiten.,, Dieselbe Eifersucht/ welche bey den Patrioten der Gtaatsrath und der Rriegsrath erregte/ erregte bey ihnen auch das beynahe unumschränkte Wahlrecht des Statthal- >gend ters. Nur mit wenigen Ausnahmen besezte er die ohrig- licher keitlichen Aemter. Wenn ihm auch von den Städten cini- rats- ge Candidaten vorgeschlagen wurden, so hatte er diese zum fol« voraus zum Vorschlagen empfohlen. Hin und wieder wurde dem Statthalter nunmehr auch dieses Wahlrecht >ssen streitig gemacht. Schon im I. ^8;. hatten die Uetrech, nur ter im Namen der gemeinen Gilden ihren Magistrat auf, ich- gefordert, die erledigten Rathsstellen selbst zuvergeben. 0» Wirklich gieng der Magistrat sogleich vis üü-, und ereil nennte eigenmächtig den Vont van winßen zum Bey- ner stzer am Stadtrath. Unterm 24. Febr. 1784. erklärte ?o- der Statthalter diese Handlung als gesezwidrig. Zum ge- Beweise führte er das Reglement vom 16. April 1L74. )a- an, vermög dessen „ der Statthalter das Recht hat, )e- ,, alle Jahre den Rath oder die Vroedschav der Stadt e- » Uetrecht fortzufezen oder zuverändern, entweder ganz n- » oder nur zum Theil, oder aus der Bürgerschaft und e, » den Eingesessenen andere neue Räthe oder Vroedschap- ld -- pen zuerwählen. ,, Mit diesen und andern diplomatischen Streithandeln waren wirkliche Thätlichkeiten begleitet. Die Bürger in den Städten fiengen an, sich in den Waffen zuüben. r Durch gegenseitige Corresponden; brachten sie eigne Frey. ssorps zusammen. Die Schützengesellschaft zu Uetrecht emvsieng von dem Stadtmagistrat eine neue Fahne, und öffentlich Derbrennte sie die alte, womit sie von dem vorigen Erbstatthalter beschenkt worden war. Ein bejahrter Leydner Advocat, Mas Lüzac, der sich durch seine Schriften zu Gunsten des Erbstatthalters bey dem Volke verhaßt gemacht hatte, wurde zu Uetrecht bey einem Spazier- gange mit seiner Gattin von vier Personen angefallen; sie schrien über ihn: Landesverräther! Englischgesinnter! Mit Stoffen und Schlägen verfolgten sie ihn bis in sein Quartier; hier drangen sie, nebst verschiedenen Andern, in sein Zimmer, schloffen es hinter sich ab, und sie würden vielleicht den unglüklichen alten Mann ermordet haben, wenn ihn nicht die Bedienten des Hauses gerettet hätten. Ohne geringste Furcht der Justiz blieben die politischen Schwärmer zurük, und brachten den ganzen Abend in dem nämlichen Zimmer zu. Nicht lange hernach hielt sich ein Rotterdammer- Professor, Namens Hosstede, als er durch eben diese Stadt reisen wollte, einige Augenblike vor dem Thor auf, um das Frey-Corps mustern zusehn. Plöz- lich erscholl eine Stimme: Da ist der Professor Hosstede, der verwünschte Englischgesinnte, was macht der bey uns ?— In gleichem Augenblike ward er vom Pöbel angefallen, mit Stockschlägen gemißhandelt, und über eine Stunde lang verfolget. Endlich ward er von drey Magistrats- persvnen und einigen Bürgerofficieren in Schuz genommen, und aufs Rathhaus geffihret, von wo man ihn den fol- V ?!.. '>»! L? Senden Morgen halb todt in einer Kutsche nach Rotterdam zurückschikte. Den Tag darauf ward ein Uetrechter- Bürger, den man für englifchgesinnt hielt, auf gleiche Weife mißhandelt. Ein Rathsglied, van der Goens, ward durch eine von der Bürgerschaft eingereichte Bittschrift genöthiget, seine Stelle niederzulegen. Man hatte ihn nämlich im Verdachte, als Verfasser einer gewissen Schrift: koütik VertsoZ. (politischer Vorzug.) In dieser Schrift stand die Behauptung, daß van Berckel durch Unterzeichnung jenes vorläufigen Handelsvertrages Mit Amerika ein Staatsverbrechen begangen. — In Aotterdamm hatte ein Trommelschläger von einer der Bürger-Compagnien das bekannte Lied, Wilhelm von Nassau, welches vor diesem überall gehört wurde, auf seiner Trommel geschlagen. Es war ihm von seinen Befehlshabern untersagt worden, und er wurde nun von seiner Tambourstelle entsczt. Den einfältigen Märtyrer suchte der Anhang des Statthalters zurächen. Er drang auf eine Bürger-Compagnie ein, hinderte sie in ihrem Aufzug auf die Wache, und stieß Schimpfwörter und Drohungen aus. Es kam bis zu Thätigkeiten. Auf Befehl ihres OfficierS bediente sich die Sürgerwache ihres Schießgewehres, erstlich blos mit Pulver, hernach aber auch mit scharfer Ladung. Nun fieng der Oranisch- gefinnte Haufen an, mit Steinen zuwerfen, und sich §4 gegen die Gerichtsdiener zusezen. Mehrere wurden verwundet , und Einen kostete es sogar das Leben. Des folgenden Tages lief wieder eine Menge Volkes zusammen/ sie wurde aber durch die Bürger - Compagnien glüklich zerstreuet. Mehrere andere Scenen der Verwirrung über- gehn wir. Ungeachtet der Herzog von Braunschweig nunmehr vom Haag entfernt war/ so besorgten die patrio, ten immer noch seinen allzuftarken Einfluß. Sie rührten also nicht / bis er alle seine gehabten Bedienungen niedergelegt hatte. Wirklich verließ er den 16. Oct. 1784. das Land/ und begab sich nach Aachen. Anfangs des Jahres 178;. zogen die kaiserlichen Truppen durch diese Stadt. Kaum vernahmen die holändischen Patrioten den Umgang der kaiserlichen Befehlshaber mit dem Herzog von Braunschweig / so wurde ihnen dieser aufs neue verdächtig. Um die gleiche Zeit befand sich der Rheingraf von Salm - Grumbach / Obrister in Diensten der Republik/ in Berlin/ um bey dem Könige von Preussen im Namen der Generalstaaten und des Statthalters Beystand zusuchen. In verschiedenen holän- difchen Zeitungsblättern warf man dem Herzog von Braunschweig unerlaubte Briefwechsel vor / theils mit dem Statthalter im Haag / theils mit Mastricht / un th hil chc ha vo in ho sch die str At B 22 un eir ge he Pk B de um n vcr- es fol- amen, lüklich l über- nun- rtrio. ruhe- ungen ^ 784 . s des durch Pa- e mit dieser d sich er in önige > des wlän- von ! mit icht, um um diese Festung den kaiserlichen Truppen durch verrä- therey in die Hände zuliefern. Die Zeitungsblätter sezten hinzu , der Rheingraf von Salm sey es, durch welchen der Rönig von Preussen diese Sache der Republik habe offenbaren lassen. Hierüber wurde der Rheingraf von dem Statthalter und von der geheimen Besogne, in Gegenwart einiger Mitglieder des Staatsraths, verhört. Er bejahte das Gerücht, welches die Zeitungsschreiber ausgestreut hatten. *) Sogleich wurden von dieser Entdekung der Gouverneur und Magistrat in Na« stricht benachrichtigt, und zugleich wurde in Berlin Aufklärung gesucht. Nach des Couriers Zurükkunft von Berlin versammelten sich noch an eben dem Tage, den 22. Merz 1785. Ihre Hochmögende Abends zwischen 8 . und 10. Uhr außerordentlich. In dieser Nacht wurde ein Courier vom Haag abgefertiget, der den 24. Morgens m Mastricht ankam, mit dem Befehl zur ver- haftnemmung des Vice - Oberamtmanns van Sly- pe. Sogleich brach der Generalitäts«Fiscal, unter dem Beystande eines militärischen Dctaschements, in das Haus des van Slype, und versiegelte auf der Stelle alle E *) G. Schars Staats - Anzeigen ?ter Band, Heft 27, wie auch eben desselben aktenmäßigen Bericht von dem Herzog von Braunschweig, nach der zwoten Ausgabe s. 54s. seine Papiere. Er selbst wurde in ein Zimmer in seinem na< Haus eingesperrt; aller Zuspruch, selbst von seiner Fami- un! lie, ward ihm versagt: zween Capitaine von der Garni- kar son liessen ihn Tag und Nacht nie aus dem Gesichte. Fünf D, Wochen dauerte diese Behandlung. daj Den ;c>. Merz meldete der (-saette äe I-i , und fck> zwar auf höhern Befehl: Der König von Preussen läugne dir nicht, von der erwähnten Mastrichter-Sache mit dem pl Grafen von Salm gesprochen zuhaben, aber nur xsr Bi msniers äs äucours, nicht bestimmt und entscheidend; auch sey er unzufrieden, daß er hicbey genennt worden. !a Nun wickelte sich der Graf damit heraus, daß er solches nur einigen Freunden, aber nicht positiv, gesagt hätte, du die es jedoch für positiv angenommen, und dadurch die ^ Gerüchte veranlasst hätten. B Mittlerweile that der kaiserliche Gesandte zu Paris, Graf de Merci, dem französischen Minister, de Vcr- ^ gennes, auf Befehl des Raisers die Erklärung : Der ^ Kaiser wäre äusserst aufgebracht über die holändischen ^ Proceduren gegen den Herzog von Braunschweig, wel- ^ cher noch in seinen Diensten wäre. — Diese Erklärung ^ wurde von Paris aus nach Holand berichtet. Auf ein» mal stellete man hier alle angefangenen Proceduren in Bezug auf die vorgebliche Mastrichter. Verrätherey ein. Ein- müthig schikte der Staatsrath auf der Stelle einen Eilboten inem ami- arni- Zünf und ugne dem xsr nd; den. ches itte, die ris, 3 cr- Der Hen vel. Mg ein» Leinten nach Mastricht, um den van Slype in Freyheit zuftzen» und ihm alle seine Papierne zurükzustellen. Den 2. May kam dieser im Haag an, um Genugthuung zufodern. Der Fjscal wich dem Schlag durch das Vorgeben aus, daß, wenn auch van Slype wegen der Verrätherey unschuldig sey, er sich doch umrlaubter Correspondenzen schul« dig gemacht hätte. — Nachher entdekte man ein Com- plot, dem Herzog von Braunschweig in Aachen seine Briefschaften zurauben. *) Das Complot war von dem Rheingrafen vsn Salm, von dem Pensionär GM- laar und von dem in holändische Dienste angeworbenen französischen Generalen, Grafen von Maillebois, re» Ziert worden. Die Werkzeuge, deren sie sich bedienten, waren die elendesten Avantüriers. So wenig ihnen die Benutzung solcher Leute zur Ehre gereicht, eben fo we- uig gereicht es Andern zur Ehre, daß sie sich von einem Avantürier, wie der vorgebliche Prinz Lastrioto von Albanien, so. lange mitspielen liessen. Man erlaube, daß wir, (besonders in unserm Zeitalter der Wunder» wärmer) diesen Romanhelden in einer episodischen Stelle aufführen dürfen: **) E r S. Schlözers Staatsanzeigen, ster Band, Heft zz. '*) G. Politisches Journal von Hamburg, Jahrgang »786 , Gl. VII. Just. s. §77. sr Bald war er der Kaiser, Peter III, bald Prinz von Al. banien, General - Capitain der Montenegriner, ihr Patriarch , elfter Nachkomme des berühmten Scanderbeg, bald Graf Castriotto , und auch Stephan Zannowich, bald der alte Schäfer, der Herzog von St. Saba u. s. w. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit war er der Sohn eines Venetianifchcn Unterthans, und vermuthlich in Dalma- tien gebohren. Er soll zuerst ein Mönch gewesen, aber dem Kloster sehr bald entlaufen seyn. Eine Zeitlang behauptete er in Dalmaticn den Ruf eines wunderthätigen Arztes. Wenn er derjenige wirklich war, welcher im I. 1767. eine Weile sich für den Kaiser Peter III. ausgab, so ist es nicht wahrscheinlich, daß er im I. >7;r. gebohren worden sey, wie einige Nachrichten enthalten. Theils aus Haß gegen das türkische Joch, theils aus Liebe für ihre rußischen Glaubensgenossen, beförderten die Albanier fein Blendwerk so weit, daß er, durch Unterstüzung der Kaloyers, oder griechischen Mönche, sich gar bald an der Spitze von zooo. Mann, grossen- theils Montenegriner, befand. Nach einigen Gefechten aber verlief sich fein Heer, und er verschwand. Seither spielte er an verschiedenen Orten verschiedene Rollen. Man glaubt, daß er es gewesen, welcher das Haus Chomel und Jordan um eine sehr ansehnliche Summe betrogen. Hierüber'waren die beyden Frcystaaten Vene- 6 - dig und Holand, in weitläufige Streitigkeiten gerathen. Der lezte Streich, den er spielte, war gegen die General- staaten gerichtet. Nachdem er fast ein Jahr in einer Klause zu Abach, in Niedcrbaiern, in der stillsten Ein- gezogenheit gelebt hatte, anerbot er diesen Generalstaa- ten ein Corps von 10,000. bis 15,000. Montenegriner, als Hilfstruppen gegen den Kaiser. Durch eine Resolution vom 28. December dankten ihm die Generalstaaten für seine Anerbietung, mit der Erklärung, daß sie vielleicht in der Folge in Unterhandlungen eintreten werden. Auf dem Schlosse Loo hatte er dem Erbstatthalter persönlich aufzuwarten die Ehre gehabt. Ihm schreibt man, unter dem angeblichen Drukvrte Paris, eine selten gewordene Schrift ZU: kesiexiori üir I2 Lontcsiation eritre 1e 8tstiiouäer L les Ltats - Lsnersux, L 6 c'elt äe sinterst äs la ?rulle, äs loutenir les äroits äu Ltatkonäre, närsttees 2 Lreäeric Ouillsums, krince hereäitaire cle krusse. *) Die Schrift ist mit Lebhaftigkeit zu Gunsten des Statthalters geschrieben. Sie endigt sich mit folgender ironischen Ermahnung an die holändische Nation: Holändcr! Eigenes Volk und Herren euers Gebietes E; *) Politische- Journal von Hambura §ebr. 17z-. s. 18». Man sehe auch in seinen Oeuvres meleer da- Doge aus den Kronprinzen von Preussen. », dies und jenseit des Oceans, laßt also euren Statt- „ Halter nicht das Mindeste, auch nicht das Gute, ge- „ gen euern allgemeinen Willen thun-, denket, daß der ,) Zustand dessen, der an der Spitze eurer Rathsversamm- „ lung steht, kein anderer sey, als der, jenes amerikani- „ scheu Fürsten, den man fragte: Ob er Sclaven habe? „ und der darauf antwortete: Sclaven l Ich kenne in „ meinem Lande nur einen, und dieser eine Sclave bin „ ich selbst! Holander! Wenn in dem gegenwärtigen Zu- ,, stände eurer Angelegenheiten, und der eurer Nachbarn, ,, jemand ist, der gehorsamen muß, so sey es der Statt- „ Halter, und, wenn jemand ist, der gebieten mag, so „ seyd Ihr es. » Im Merzmonat 1786. machte der Prinz Castrioto an. die Gcneralstaaten Ansprüche zur Belohnung der angewandten Mühe bey den Montenegrinern. Indeß würde er zu Amsterdam wegen Schulden in Civil- arrest gesezt. Noch schrieb er aus diesem Arreste ein Memorial an die Generalstaaten, und wiederholte seine Prätensionen. Inzwischen aber kamen andere kriminelle Beschuldigungen gegen ihn zum Vorschein, und man sezte ihn ins Criminalgefängniß. Diese Beschuldigungen betrafen die Päderastie, die noch in dem heutigen Griechenlande, wie vormals, ziemlich herrschend seyn soll, die aber in Ho- land mit der Todesstrafe belegt wird. In dieser üblen Lage wartete der kühne Mann sein Schiksal nicht ab, ?k sondern entleibte sich selbst im Gefängnisse, indem er mit einem Stücke Glas einer zerbrochenen Flasche sich die Arterie am linken Arme entzwey riß, und so verblutete. Auch diejenige, die ihn als Erzbetrieger schildern, spre» chen ihm ausgebreitete Litteratur, glänzende Talente, festen Muth nicht ab. Doch wir wenden den Blik wieder auf die bürgerlichen Unruhen, die sich besonders auch in Unrecht vergrößerten. *) Im December 1785. waren daselbst mehr als fünftausend Bürger nach dem Rathhause gezogen, wo sie dem Magistrate eine Bittschrift überreichten, mit dem Ersuchen: „ Er möge nicht eher aus einander gehen, bis darüber ,» ein Final - Entschluß gefaßt sty. „ In dieser Bittschrift forderten sie, daß die obrigkeitliche Commißion, die zu einer Unterredung mit dem Erbstatthalter nach dem Haag bestimmt worden war, keineswegs im Haag selbst in Unterhandlungen über die innere Gtadtverfassung eintretten soll, sondern daß diese Verfassung sogleich nach dem neu entworfenen Reglement festgesezt werde. Der Magistrat gieng aus einander, und mußte sich Nachmittags wieder versammeln. Der Rathsherr van Haeften stieg auf die Treppe des am Rathhause anstoßenden Gaff- bvtes, und erklärte der unruhige» Menge: „ Wem E 4 ') S. Polit. Journ. von Hamburg, Januar 1706. s. 73. » sie nicht nach Hause gierigen, wolle er seine Stelle nie- „ verlegen. „ Von allen Seiten schrie man: » Er kann „ sie niederlegen; man vermißt ihn nicht ungern; eswer- » den sich andere genug finden. „ Ueber dieses Geschrey wurde der Rathsherr ganz ausser sich, mnßte sich aber doch bequemen, am folgenden Tage bey den Bürgern in dem Gasthause zur blauen Traube, durch einen der Committirten, wegen seiner gestrigen Ausdrüke um Verzeihung bitten zulassen. Als der Rath den ersten Abend, den ryten auseinander gieng, konnten die Bürgermeister nur mit Mühe ihre Kutschen erreichen. Die Bürger hielten die Räder fest und hinderten auch die Pferde, welche sich aber losarbeiteten, und im Gallop davon flogen. Dem regierenden Bürgermeister wurde der Mantel zerrissen. Als er vor seinem Haus ankam, fand er schon wieder einige Schwärmer, aus deren Händen er sich nur mit Mühe losriß. Verschiedene andere Rathsherren litten von der Volkswuth noch mehr. Am rosten December war das Rathhaus wieder mit mehr als 5000. Bürgern umgeben. Endlich erklär« sich der Magistrat: „ Er -> wolle das neue Regierungsreglcment annehmen, sobald „ es die Stände der Proviz auf gesezliche Weise annehmen „ würden. » Hier ertönte das Geschrey von Tausenden: ,, Nein, nein, Alles muß heute abgethan seyn, und sonst „ gehn wir nicht zu Haufe l „ Blieb also dem bedräng- 7 ; ten Rathe nichts übrig, als völlig nach dem Befehl der Bürger Ja zusagen. Das erpreßte Ja nahm er hernach kurük, und so wurden von Tag zu Tage die gewaltsamen Bewegungen ernemrt. Den rten August entsezte die Bürgerschaft ihren ganzen Magistrat, bis auf fünf ihr ergebene Rathsherren. Zu dieser Revolution trugen wol die kurz vorher erfolgte Erscheinung des Pensionärs von Gzezelaar, und des Bürgermeister Gevaerts, aus Dord- recht, viel bey/ am meisten aber die am i. Augstmonat daselbst eröfnete allgemeine Versammlung von Deputirten aller bewafneten Bürgerkorps der VII. Provinzen / wel- che den Uetrechtern möglichen Beystand versprachen. Auch in Friesland drangen die Bürgerschaften auffreye Erwähnung der Magistratspersonen / allein die Stande schlugen ihnen das Gesuch ab / und beharreten darauf, daß die Wahlen, nach bisheriger Weise, an den Erbstatthaltcr gebracht werden sollten. Noch weiter ist Geldern gegangen. Die Stände daselbst publicirten ein Placat, daß diejenige als Stöhrer der öffentlichen Ruhe bestraft werden , welche einzeln oder durch Addressen Veränderungen in der Wahlform durchsezen wollen. Die Ritterschaft und die Regenten in dieser Provinz neigten sich eifrig auf des Statthalters Seite, auch verboten sie in Absicht auf militärische Uebungen jede Privatgesellschaft. Während daß sich der Statthalter vom Haag auf das Schloß Loo zurükzog, und man ihin das Lomman« do der Garnison im Haag wegnahm, *) machte Rendorp von Marquette, ein Bürgermeister zu Amsterdam , den Vorschlag zu einem Verglich. Der Vorschlag wurde von dem Statthalter grnehmiget, und hierauf faßte die Regierung von Amsterdam durch eine Mehrheit von 20. gegen r;. Stimmen den Entschluß, daß dem Statthalter unter gewissen Bedingungen das Commando der Garnison im Haag wieder anvertraut werden soll, und diesen Entschluß übergab fle zur Entscheidung an die Staaten von Holand. **) In Kraft einer Staatenresolution sollte den 16. Merz r?86. zum erstenmale das Statthalterische Thor auch für die Kutschen der Staatenglieder geöfnct werden. Die Neuheit der militärischen- Honneurs für die Staaten lockte bey Tausend Neugieriger herbey. An diesem ersten Tage fuhr *) ES war den i?. Februar 1786, da man die Wappen und Namenzüge des Prinzen von Oranien von dem Gewehr und den Trommeln der holändischen Fußgarde wegnahm, und ihr anstatt der bisherigen Fahnen mit dem oranische» Wappm neue Fahnen mit dem Wappen der Staaten gab. Dormahl hatte die Garde stets da» Wappen dieser Leztern geführt r Während der Minderjährigkeit des jczigen Statthalters aber wurde die Veränderung gemacht, die man iezt wieder abgeschaft hat. **) Diese Entscheidung (wie wir hernach sehen werde«,) war gegen den Prinzen. aber keine Staatenkutsche durch das geöfnete Statthalter,, sche Thor. Sogleichssprengten Feuerköpfe von der Orq» Nischen Parthey aus , die Staaten wären aus Furcht vor dem Zulaufe des Volkes nicht durchgefahren. Dieses vermehrte die Neugier. Am i7ten war der Zulauf noch grösser: Von den aufmerksamen Gerichtsbedienten wurden zwey Glieder der statthalterischgesinnten bürgerlichen Exerciergefellschaft, Heß und Bauer, als ohnehin verdächtig, besonders bemerkt. Die Staaten fuhren zusammen, und wieder keine Kutsche durch das statthalterfche Thor. Nach gecndigter Sitzung aber wollten der commit. tirte Rath Roo von Westmaas und der Fiscal Luyken tu Fusse durchgeh». Sie konnten nur durch Hilfe der Dache durchkommen, aber niemand war vermögend, das pöbelhafte Geschrey Kos.?, Lee«, (Käse, Käse) zuhin- dern. Gleich darauf fuhr die Kutsche mit den beyden Dordrechter-Deputirten, von Gyzelaar und Gevaerts gerade auf das statthalterfche Thor los. Immer ärger wurde das Geschrey und Gedränge. Der Friseur Mo. vand, der verschiedene Personen von des Prinzen Hofstaat bediente, auch erst kürzlich von dem Schlosse Loo zn- vükgekommen war, fiel den Pferden der Dordrechter Kutsche in die Zügel, schrie: Halt! Hier fährt niemand durch als der Statthalter, und suchte die Pferde umzulenken, ivvbey er mit den Worten s moi, ä moi, um mehrere Hilft rieft Ein junger Advocat, van Nyspen, sprang, ^ Auj den blossen Degen in der Hand, zur Verteidigung der die Kutsche herbey. Die anrückende Cavallcrie machte ihr Luft, die und der unverschämte Derukenmacher wurde durch die sells Gerichtsdedienten und den Drost der committirten Räthe gan gefaßt. Seine vermeintliche Anstifter, Heß und Bauer, entflohn aus dem Haag. Die Staaten boten nun zu alle ihrer Sicherheit das ganze Militär auf, und die Wachen enti wurden verdoppelt. Schon am rosten liessen die commit- ma litten Räthe für den armen Sünder Morand in den Kirchen bitten, und dabey das Volk zur Ehrfurcht gegen ^ Vac die Obrigkeit ermähnen. Am rrsten erfolgte das Todes- des urtheil. Seine schwangere Frau bat mit ihren sechs Kindern bey den sämmtlichen Staatengliedern um Gnade. eung -Ca- Auf- Am, l den nten- >egen- ation !orps m er- n be- Auch Sub- konä n die alten. er zu scheu derer Zische Ge- Gesandte, Baron von Thulemcyer , wegen der dem Statthalter entzogenen Vorrechte der Generalstaaten ein Memorial überreicht- Im September 178;. überreichte er ihnen von dem Könige zween Briefe, voll väterlicher Warnungen: allein unter dem Vorwande, daß die Ent- schllessnngen der Provinzen ausbleiben, verzögerten sie noch immer die Antwort. In äs van äsn dleäsr-Ikii^n ' 78 ;. N°. ;84> äusserten die Patrioten ihre Hoffnungen in folgenden Worten : „ Es sey ferne von uns, daß » wir Uns von dem grossen Friedrich eine solche Vor, » stellung machen, als ob er sich irrig einbilden könnte, daß die eingebildete Grösse unsers ersten Staatsdieners, " wenn unsere VII. Provinzen unverhoft in eine Graf- schaft verändert würden, die wahre Grösse von » dem Oranischen Hause zu Stand bringen könnte. » In unserm gefolterten Vaterlande würde eine solche » Revolution nicht nur gegen das kaufinännische, son- » dern auch gegen das Staatsinteresse der meisten Für- " sten in Europa seyn. Die Vorsichtigkeit erfordert es, " daß wir die Vermittlung des Monarchen in den " freundschaftlichsten Ausdrücken verbitten. „ Entscheidend erklärte sich den 21. April 1786. Frank- reich „ es die Einmischung einer fremden Macht in " die innerlichen Angelegenheiten von Holand nicht we- » der zugeben werde noch können.„ Auf diese Erklärung Lides französischen Gesandten , Marquis von Verac, " erfolgte am i8. May eine preußische, in welcher sich " der König äussert, „ daß er, eben so wie der König von » „ Frankreich, wünsche, und mitwürken wolle, zur Av- " „ helfung der in der Republik eingeschlichcnen Mißbräu- " ,, che, zugleich aber nicht zugeben könne, daß eine ande- " „ re fremde Macht in die innern Angelegenheiten der » „ Republik, zum Schaden der in derselben feyrlich und » „ eydlich etablirten Constitution sich einmischen dürfe. » Den ^ten Julius 1786. übergab den Generalstaaten auch " der englische Gesandte, Ritter Harris, eine Schrift, ^ in welcher der König von Großbrittannien sich folgender ^ Massen erklärt : „ Er habe seit dem Frieden keine Ge- ^ „ legenheit vorbeygelassen, um die Harmonie zwischen » England und Holand zu befördern. Alles dessen habe * „ er sich sorgfältig enthalten, was auf die innern Be- ^ „ rathschlagungen der Republik hatte Einfluß haben kou- „ nen. Da aber sert kurzem zwey respectable, freund. " „ schaftliche und benachbarte Mächte (Preussen und ' „ Frankreich) den Generalstaaten ihre auf die gegenwär- ^ „ tige Lage sich beziehenden Gesinnungen erklärt haben, ' „ so würden Se. Majestät glauben, dem Zutrauen Jh- ^ „ ro Hochmögenden entgegen zuhandeln, wenn Sie noch „ länger verzögerten, Ihre aufrichtigen Wünsche für die » innere und äussere Ruhe der Republik, und lur die s; .xge, » Aufrechthaltung der gegenwärtigen Constttution e » zu erkennen zu geben. Der König glaubt zugleich er- von » klären zu znüssen, daß nichts seinen Absichten so sehr Ab, „ zuwider sey, als ein für die Ruhe und Unabhängig- ^,1- » keit der Republik so gefährliches Beyspiel, wie eine nde- » fremde Intervention in die innern Angelegenheiten , der » der Republik seyn würde, zugeben, deren fteye Di- und » rection beständig in den Händen deren beybehalten se. „ » werden muß, denen sie durch die Conftitution anver- auch " trauet worden. „ Je geschwinder und vertrauungs- rift, voller die Republik dem französischen Hofe antwortete, nder bclcydigender war für Berlin und London die Ge- Verzögerung der Antwort. 'chen Endlich erfolgte in der Republik ein gewaltsamer Aufgabe ^itt. Das Beyspiel der Bürger zu Uetrccht hatte zwey Be- kleine Städtchen in der Provinz Geldern angesteckt, kön- die sich eben so, wie die Uetrechter Bürger, gegen ihre md« Obrigkeit auflehnten. Die eine Stadt verweigerte die und Anerkennung einer Magistratsperson, obgleich sie nach oär- t'm Gesezen der Verfassung gesczt worden war; die an» >en, ^re wollte ein Placat der Staaten von Geldern, ihrer Ih, Hohen Obrigkeit nicht anschlagen lassen, diese beyden ,oje waffneten sich gegen die Regierung. Auf den Auftrag der die Staaten von Geldern, schickte der Statthalter gegen F 2 die Städte ein Detaschement. Sogleich eiletcn ihnen aus Amsterdam , aus Delft und andern holändischen Städten, wie auch aus den Provinzen Overyssel und Grönigen viele von den bewafneten Frey - Corps zu Hilfe. Die Staaten von Hsiand machten die Verfügung, daß keine auf ihre Repartition stehende Truppen gegen Bürger gebraucht werden sollen. Durch Circulare mißriethen sie auch den übrigen Provinzen, den Gebrauch des Mili, tairs gegen die Bürger. Dem Statthalter sprachen sie das Recht zu Ertheilung der Marfchordrcs ab. Sie nahmen das abgedankte Corps des Rheingrafen von Salm in eigene Dienste. In einer Rathsvcrfammlung zu Amsterdam wurde mit Mehrheit der Stimmen dem Statthalter ein grosses Mißvergnügen über den Marsch gegen Eiburg und Hattem bezeuget. Zu gleicher Zeit erscholl das Gerücht, die Staaten von Uetrecht, die aus Furcht ihren Siz in Amervfort nahmen, hätten dem Statthalter gleichfalls einen Rriegs- marsch nach Uetrecht empfohlen. Schon machte man hier Anstalten gegen eine Belagerung. Holand anerböte Uetrecht allen möglichen Beystand. Auch faßten die Staaten daselbst den Entschluß zur Suspension des Statthalters von der Bedienung eines General - Capitals. Unterdessen kam am ;ten September 1786. sein Corps vor dem Städtchen Hattem an. Das Städt- chen weigerte sich, Garnison einzunemmen. Nun ließ der Befehlshaber der Truppen einen Kanonenschuß auf den Wall thun. Darauf antworteten die Bürger in Hatten: aus ihren vier Kanonen, und zulezt mit gehacktem Eisen. Da die Truppen nicht wichen, und eine Bombe von ihnen über die Stadt flog , so flüchteten sich die Einwohner aus der Stadt, unb überliessen sie den Soldaten. In Elburg giengs noch geschwinder zu. Hier flüchteten sich die Bürger noch vor der Ankunft des Feindes, theils nach Alkmaer, theils nach Harlem und Leiden. Die Staaten von Holand schickten eine Mißive an die Staaten von Geldern, mit folgender Erklärung: » Die gegen Hatten: und Elbnrg geschehenen Schritte laufen gerade zu gegen die Grundregeln einer wohl » eingerichteten Verfassung. In einer solchen nehmlich » müsse die klagende Volksstimme keineswegs mit Ge- ,> walt der Waffen unterdrückt werden. Die Staaten von Geldern antworteten : „IhreProvinz sey ein » freyer Bundesgenosse, in dessen innern Angelegenheiten -- sich Niemand einmischen dürfe. „ Zugleich befahlen sie den Truppen in Geldern, nnd auch den daselbst aufHo- lands Repartition stehenden Truppen, daß sie, ausser den ihrigen und des Statthalters Marschordres, keine andere verehren. Die Staaten von Holand hingegen entliefen diese Truppen von dem E?de des Ge- horsames gegen hLN Statthalter, und forderten von denselben die Huldigung ausschlicsscnd für sich. Hierauf stellten die Leibwache und andere Truppen vor, daß Niemand, als der Statthalter, sie von ihrem Evde los- zälen könnte. Um diesem Eyde ferner treu bleiben zu können, traten sie nun in besondern Dienst der Staaten von Geldern. Inzwischen schickte der Rönig von Preussen zur Vermittlung einen neuen Gesandten, den Grafen von Görz. Den Generalstaaten schlug er die Ernennung einer Commißion zur Untersuchung der Streitpuncte vor : Allein um so viel weniger wirkten seine Bemühungen, je mehr er dem französischen Gesandten, Marquis de Verac, gelungen war, sich beynahe unumschränkt von den holändischen Berathschlagun- gen Meister zumachen. Unterm isten, rasten und rasten September beschlossen die Staaten von Holand (freylich nicht ohne Widerstand abseite der Ritterschaft) die Suspension des Statthalters von seiner Charge als General-Capitain, und von seinem bisherigen militärischen Wahlrecht, wie auch die Aufhebung der statthaltcr- schen Leibwache von hundert Schweizern. Die von ihnen besoldeten Regimenter wollten sie von Herzogenbusch, Bergen op Zoom, Mastricht u. f. w. nach Holand be. rufen. Die Ordern schickten die Generalstaaten an den Statthalter r allein der Statthalter schickte sie unter von rauf daß los- l zu tten >on den die der reu 8 e- >ey- un- ien ey- die ils «cn er- on ch, >e. en er dem Verwände zurück, unmöglich könne er die Grenz- pläze von Truppen, entblößen. Umsonst! Auf wiederholten Befehl mußte er die Truppen abfolgen lassen. (Das auf der Repartition der Staaten von Holand befindliche Militair besteht ausser der Garde dü Corps, und dem Corps des Rheingrafen von Salm , aus acht Ca- vallerie. und achtzehn Infanterie - Regimentern, und hicrnächst noch ihrem Antheile an den sechs Schweizer- Regimentern, welches freylich zusammen mehr betragt, als der Beytrag der sechs übrigen Provinzen.) Den 18. Sept. 1786. überreichte der preußische Minister , Graf von Görz, dem Präsidenten der Generalstaaten ein Memorial des neuen Königs von Preussen, mit folgender Erklärung : » Er beziehe sich in Allem auf das Schreiben seines Vorfahren vom 18. Sept. 1785, und ersuche die Generalstaaten um ihre Verwendung -- bey den Staaten von Holand, damit der Erbstatthal- -- ter mit Ehre und Anstand in den Haag zurückkeh- » ren, und seine Aemter ausüben könne. Als Bruder der Gemahlin des Statthalters, ja auch nur als Nach- » bar der Niederlande, wünsche der Röntg von preuf. » fen nichts so sehnlich, als die Aussöhnung der strei- » tenden Parteyen. „ Die Provinzen Geldern, See- land , Uetrecht, Lweryssel, Groningen und Friesland übernahmen das königliche Memorial zur Verath- F4 88 schlagung, die Staaten von Holand hingegen beharre- » E ten darauf, daß sie von auswärtigen Machten über sche> die innern Zwistigkeiten keine Memoriale annem- und men können. Zur von Nicht nur schlugen sie keine Acht auf die preußische von Dazwischcnkunft, sondern durch Anerdietung ihres mist- tärifchcn Arms unterstüzten sie auch die unruhigen Bür- ger zu Uetrecht. Voll Zuversicht auf den Beystand von yac Holand, erwählten diese den iKen October 1786. zween ^ neue Bürgermeister, schaften das alte Regierungsregle- ment vom Jahre 1674. ab, führten ein neues ein, und verwarfen alle Schlüsse und Verfügungen der Uerrechter- Staaten zu Amersfort. Mittlerweile wurden über den verworrenen Zustand tra der Republik zwischen den preußischen, französischen wo und englischen Ministern öftere Unterhandlungen ge- nel pflogen. Der Ronig von Preussen lud den Rönig von Frankreich zur Wiederherstellung der Harmonie ein. Der Rönig von Frankreich antwortete: „ Da die en „ Unruhen in Holand ein innerlicher streit zwischen ,, Souverain und Unterthan wären, so konnte nicht wol zu „ eme auswartrge Vermittlung angebracht werden: ^ „ indeß wolle der König seine guten Dienste verwenden, .. um die Generalstaaten zu schicklichem Verglich mit dem 8 - Statthalter zu bereden. „ Unter Hand wurde wahrscheinlich über die Puncte dieses Verglichs zwischen Berlin und Versailles Unterhandlung gepflogen. Aufdringendes Zureden so wol des Grafen von Görz als des Marquis von Verac, trmrde in der Versammlung der Staaten von Holand der Vorschlag znr Ernennung zweyer wie, derherftellungs - Commißionen in Bcrathfchlagung genommen. Indeß begab sich der Statthalter von Loo nach Nymwegen. Die Libelle gegen ihn vermehrten sich. Zu Amsterdam erschien ein Aufsaz, unter folgender Aufschrift: twn bet Volk van Mäerlanä. Der Verfasser berechnet/ daß der Statthalter jährlich von der Nepublik lien Alssl llonclcrc! Uuirenä 6ui6ell8 oder eeu iHillioen Ouläens erhält / er behauptet die Holändifchen Bürger wären von den Prinzen von Oranien stets als ihr Last- tragendes / Wolle und Milch gebendes Vieh angefehn worden/ das sie ihre Staarswagen zieh» liessen/ daß ihnen die Zunge zum Halse hinaushienge; das sie sichreren, und die Wolle mit der Haut abnehmen, auch ihren Schweiß und ihr Blut abmelken. Der Beschluß enthält eine Aufmunterung an das Volk/ ihre 2uurver6ienä<- wer Lvveet an Lloeä belxroeiäe kennmZeu nicht mehr iur Vergrößerung eines-Esmmelmg v-ir,. äen lcbaäel^Iren Oranjellsm herzugeben, dessen Früchts ^hre Zähne bereits stumpf gemacht hätten, und sie bald gar zum Ausfallen bringen wurden. — Zulezt heißt es: Der Weg, aufweichen, der Herzog von Braunschweig die Republik verlassen habe, fey noch nicht versperrt. -- Geistliche, welche die Stimme der wahren Religion verkannten, nahmen den nämlichen Ton der Libellisten an, und erklärten sich laut von der Kanzel gegen den Statthalter. Die Propste und Contraproteste der Partheyen waren in der Versammlung der Staaten von Holand mit ungewöhnlichen Bitterkeiten angefüllt, und eben so die Schreiben, welche die verschiedenen Staaten an einander erlassen. Bey dieser Gährung der Gemüther waren bisher die Stimmen in der Versammlung der Generalstaaten getheilet. Unterm rten Jänner 1787- verwarf der Statthalter die ihm von den holändischen Penstdnairen vorgeschlagenen Bedingungen. Unterm 2yten Jänner 1787. schickte der Graf von Görz, von Nymwegen aus, ein Schreiben an die Generalstaaten , mit der Anzeige seiner Zurückberufung. Ohne den Haag wieder zu sehn, gieng er am 8ten Februar von Nymwegen nach Berlin zurück. Das Schreiben des Preußischen Monarchen enthielt in höflicher Kürze : „ Da die Hauptabsicht der Sendung des Grafen von Görz, zur Herstellung der Ruhe, nicht hat er- reicht werden können, so berufen Wir ihn zurück: > versichern aber Ewr. Hochmögende aufs neue, daß - ,1 Wir nichts sehnlicher wünschen , als den Ruhm und "verg „ die Wohlfahrt der Republik. „ ^ ^ Ends des Jänners 1787. verlangten von den 60. ver- Bürger-Capitains zu Amsterdam 26. derselben die fchleu- a", nige Zusammenberufung eines grossen Bürger-Kriegs, Raths. Sie suchten den Magistrat zu bereden, die Schüft land Knüste nicht an den Statthalter nach Nymwegen, " ld sondern an die Staaten nach dem Haag abzuschicken. Zu diesem Ende hin führete man den Fall an, daß diese wa- Schöffenliste ehemals, als Wilhelm III. eben in Eng, der land gewesen, auch an die Staaten nach dem Haag ge- schift worden sey. Allein alles dieses verachtete die Ma- ^ lorität des Magistrats. Wie gewöhnlich, wurde die Schöffenliste an den Statthalter geschickt, und die Bür, germeisterwahl fiel auf Statthalterischgesinnete. An dem Ge« Tage der Amtsveränderung ließ der Magistrat die Stadt, lNg' garnison mit scharfen Patronen versehen, und die Ge- Fe- Wehr-Laden schliesset Abscheulich schryen die ZeitungS, rest blätter gegen diese mißträuische Vorkehr. — So wie in ür- Amsterdam, so erhielt bisher auch zu Rotterdam die fen iranische Parthey Oberhand. Besonders günstig war er- für diese Parthey jene Vereinigungsacte einiger Reck: genten der Provinz Seeland. Daß man in dieser lez- >aß tern Provinz den Eyfer für den Statthalter bis zum 92 Enthusiasmus getrieben habe, bewiesen jene Tumulte i» der h der Stadt Goes, woselbst der wüthende Pöbel die Häi>< gen l ser der Anti. Oranier anfiel, und sie plünderte. Aus ge d, Besorgniß ähnlicher Ucberfälle wagte zulczt die Absezung lichc, der vrinzlichgesinnten Rathsherren beynahe keine Stadt die! mehr, ausser Zwoll, Devcnter, Heusden. Zu stvnc venter kamen die Rathsherren von der patriotischen Par- Bür they mit Pistolen, Degen und Hirschfängern aufs Rath- sie r Haus. den Fruchtlos blieben mittlerweile bey dem Statthalter stellt die Ausiohnungsvorschläge des Herrn von Rayneval. ein Die authentischen Akten hierüber sendete jener an die ten Generalstaaten nebst einem Schreiben der Erbstatt- in halten». Zu diesen Schriften legte der französische blvj Gesandte noch zween in jener Unterhandlung geschriebe- 28. ne Briefe des Grafen von Görz und des Baron von sen Thulemeyer. Die Unruhen hatten immer den Fortgang. zuv Zu Amsterdam zwang ein Haufen bewafneter Bürger He den Magistrat, daß er versprechen mußte, in der Versammlung der Staaten von Holand für die Verstärkung ve> der Garnison im Haage zustimmen. Den 17. Februar H, 1787. schlug der Harlemmer-Pensionair, van Seeberg, V> zu solcher Verstärkung einen Theil von dem Frey. Corps G des Grafen von Salm vor- Den Vorschlag that er w, gerade an dem Tage, da man den Löwen auf der Fahne L ilte i» der holändischen Garde mit einem über ihn gemahlten Gal- Hä»' gen beschimpft fand. Dieser Umstand war dem Vorschla- Aus ge deswegen günstig, weil dadurch die Gefahr der öffent- fezmig lichcn Sicherheit desto auffallender schien. Hiebey fezten Ztadt die Abgeordnete von Dordrecht und Hartem, die Pen. De- sionairs von Gyzelaar und van Seeberg, wie auch der Par- Bürgermeister Gevaerts noch die Drohung hinzu, daß stath- sie nicht eher wieder in der Versammlung erscheinen wür. den, bis hierüber ein Entschluß gefaßt worden. Dagegen alter stellten die Abgeordnete von Delft das Unschiklichc vor, mal. ein Frey - Corps zur Besazung der Residenz der Staa- die ten zumachen, und noch dazu ein Frey - Corps, nicht mehr iatt- in dem Dienst und Eyde der Gencralstaaten, sondern ische bloß m dem besondern Solde der Provinz Holand. Den iebe- 28. Februar wurde hierauf mit Stimmenmehrheit beschlos- von sen, die Garnison lieber mit Etwas regulairem Militär mg. zuvermehren- Gleich nach diesem fehlgeschlagenen Versu. -ger che, reisete der Rheingraf von Salm nach Paris ab. ^ Schon Anfangs dieses Jahres hatte der Deputirte "9 von Hartem in der Versammlung der Staaten von E Holand zwo Commißionen vorgeschlagen, die eine zur 's / Verfertigung einer Instruction für den Statthalter, ps General - Capital» der Provinz Holand, und sie er wurde wirklich nicdergesezt; die andere Commißion, Zur ne Bestimmung des Einflusses des Volkes in Regie, 94 rungssachen, sollte nun den ;i. März niedergesezt wer- Nick den. Der Deputiere von Hartem schlug dazu sechs der Staatenglieder von der patriotischen Parthey vor: Die der Ritterschaft aber, (um für den Statthalter die Mehr- rech heit zubekommen,) brachte neunzehn Staatenglieder in so y Vorschlag, nämlich eines von der Ritterschaft. und eines losr von jeder der XVIII. stimmführenden Städte. Bey dieser St< Staatarsizung gab die Stimme der Stadt Amsterdam auf den Ausfchlag zu Gunsten der statthalterischen Parthey, ma, Es waren fünf Amsterdamer - Depurirte zugegen, die bey-- der den Pensionairs van Berkel und Viscker, als eifrige wil Patrioten, und drey statthalterischgesinnte Rathsherren,! Ba van der Goes, Muilman und Munter. Mit diesen ^ wie drey Leztern war die patriotische Parthey zu Amsterdam nie! so übel zufrieden, daß sie den April ioa. Bürgerest), in ciers, unter Anführung des Bürgerobcrsten Goudoever, bat nach dem Stadthaufe ziehn ließ, mit einer Bittschrift, her daß der Magistrat die drey Deputirten aus dem Haag ^ seil zurükrufen, und in Zukunft blos Magistratsglicder von Ar der patriotischen Parthey absenden soll. Nicht lange her- thi nach bcsezten vierzig Bürger - Compagnien den Zugang Lei nach dem Rathhaus, und nöthigten den Magistrat zur licl Entsezung von neun statthaltcrischgesinneten Rathsherren. U In Rotterdam entsezte man sieben solcher Rathshcr- so< ren, und ernennte an ihre Stelle Anti - statthalterfche. 'w wer? Nichts desto weniger besuchten auch jene die Versammlung sechs der Staaten von Holand, wurde» aber durch Mehrheit Dir Stimmen vor die Thüre gewiesen. Die Stadt Uet, kehr- reHi gicng im Unwillen über die Staaten ihrer Provinz er in so weit, daß sie sich den 20. April von denselben gänzlich eines losriß. Aus Bcsorgniß feindlichen Ueberfalls machte die dieser Stadt alle kriegerische Vorkehr. In der Nacht vom yten >ani auf den roten May erschien in der Gegend ein Com- hey. mando regulirter Truppen. Sogleich rückte ihnen bey- der Rathsherr von Aberhoult mit einem Haufen Frey- frige williger entgegen. Diese wurden von dem feindlichen ren,! Bataillon mit einem Kugelregen bewillkommet, und ein lesen wichtiger Mann für die Patrioten, Herr vischer, wurde am niedergeschossen. Nun geriethen die Uetrechter so sehr offi- in Wuth , daß sie unter dem Feinde ein gewaltiges Bluter, bad anrichteten, und ihn in die Flucht jagten. Bald ist, hernach langten in Uetrecht der Rheingraf von Salm mit aag ' feinem Corps, wie auch ein Detaschement holändischer oon Artilleristen mit sthwehrem Geschüz an. Unterm r 8 . May -er, that hierauf der Gtaatsrath der vereinigten provin« >ng zen den Staaten von Holand einen Vorschlag zu güt- ;ur licher Unterhandlung mit den Staaten von Geldern und en. Uetrecht, und der Vorschlag wurde genehmiget: allein er- sogleich den 2;. May schikten die Uetrechter - Staaten he. 'wn Amersiort aus an die Staaten von Holand, anstatt 96 der Friedensvvrschlage, ein Schreiben voll der bittersten hätt Vorwürfe. In diesem Schreiben betrachteten sie den Zug stört der hständischen Truppen nach Uetrecht als offenbare Kriegs- Pas erklärung, und kündigten an, daß sie zu Amersfort alle vor« Anstalten treffen, um Gewalt mit Gewalt zu vertreiben. Der In gleichem trozigen Tone antworteten die Staaten von Sol Hotand, auch sicherten sie durch gute Besazunge» die und Gemeinschaft zwischen Holand und der Stadt Uetrecht. für In dieser Stadt legte die ganze Bürgerschaft für den er- Uhr schossenen Bürgerofficier Bischer die Trauer an, und für H§, das Kind , womit die Wittwe des beym nämlichen Schar- sten müzel gebliebenen Kanoniers, Vieerk, nächstens nieder- der kommen soll, wurde ein obrigkeitliches Gehalt ausgemacht, die Mittlerweile vermehrte sich hie und da die Verwirrung. Sü Anfangs des Brachmonats nahm sie besonders auch in der Iui Stadt Amsterdam Ueberhand. Schiffszimmcrleuthe woll- Du ten in einem Wirthshause eine Bittschrift für den Statt- neb Halter unterzeichnen; sogleich bestürmten einige Patrioten unl das Wirthshaus. Die Schiffszimmcrleuthe eilten in die unl benachbarten Häuser von diesen, und plünderten sie. Auch Bü diese giengen nun auf Plünderung aus; sie verwüsteten die wü Wohnung eines statthalterischgesinnten Buchhändlers, und geb warfen in dem Hause eines eben so gesinnten Bürgermei- Fli sters das kostbarste Geräth in den Kanal. Hätte nicht in aller Eil eine Bürger - Compagnie Einhalt gethan, so —- hatte 97 -stcn ha^e man auch das Haus des Bürgermeister Dedels zer- Zug stört. Nach langem gegenseitigem Losfeuren behielten die egs- Patrioten den Sieg. Es wurden; y. Häuser geplündert, und alle vor Schrecken gab der Bürgermeister Beel den Geist auf. *) ben. Der Bürgermeister Rendorp , seine Frau und sein einziger isn Sohn retteten sich auf einer Leiter in des Nachbars Hof, die und von da weiter über eine Planke, über die sie sonst wol -cht. für keinen Preis gestiegen seyn würden. Nachts um zwey > er- Uhr stellten sich die geflüchteten Hausbediente wieder im für Hause ein. Welch ein Anblik! Da sahn sie die prächtigbar- sten Kleider von Madame Rendorp im Canale fliesten; der- der Juwcclcn - Kasten, an Werth 100000. Gulden, und >cht- die Haushalts - Börse von 400°. Gulden waren weg; der >ng. Schaden wurde auf i zoooo. Gulden gerechnet. Doch der der Juweelen - Kasten ward nachher im Canale wieder gefunden, wll- Die Bibliothek, die Silber - und Porcellän - Kammern sind, M- nebst den besten Zimmern, welche mit Damast tapezirt, >ten und mit seidenen und halbwollenen Decken belegt sind, die unbeschädigt geblieben. Den andern Tag begab sich der luch Bürgermeister auf sein Landgut. Das Haus daselbst ist > die wie ein Schloß, rings umher mit tiefen Wassergraben unrund geben. Aufder Mauer liegen sechs Canonen geladen, zwölf nei- Flinten, und sechs Pistolen, mit ziemlichem Vorrath von t in G , st -- — - - _-- ätte *) S» Schlözers Staats«Anreisen i°ter Band - Heft 40. Rmmunition, und einem Duzent entschlossener Bedienten, R e die Wechselsweise des Nachts auf die Wache zieh». Die Zimmer sind alle fürstlich prächtig; der Boden unten mit Marmor belegt, dabey eine mit lauter Perlen - Muscheln tapezirte Badstube u. s. w. gier Bey Cassationsstrafbefahlen die Generalstaaten allen abei Officieren der holändischen Regimenter, unverzüglich die das Provinz Holand zu räumen, und sich in das Gebiet der ner, Generalität zu begeben. Einen gerade entgegengesezten Mai Befehl gaben den Officieren die Staaten von Holand. wir Von allen zwölfRegimentern, die zu Mastricht in Garni- fuh son lagen, blieb für einmal daselbst nur das Zürchersche erke Regiment. Bey der allgemeinen Zerrüttung flüchteten sich mit schon mehrere Personen mit Hab und Gut aus Holand nach Na Harwich, und der Kriegsgeist bedrohte den Handel und von Kunstfleiß mit tödtlichen Streichen. Unter diesen Umständen ant entschloß sich mit der Kühnheit einer Semiramis die Gemah- Na lin des Statthalters durch ihre Erscheinung den Sturm zu *en beschwören. Zu diesem Ende wollte sie von Nimwegen eine Reise nach dem Haag thun. Unterwegs aber wurde ^ sie den 28. Junius, unweit Schonhoven, von einem De- taschement des Hessen - Philippsthalischen Regiments an "*a der Fvrtreise gehindert. Ihre Anhaltung können wir nicht besser beschreiben, als nach folgendem Brief eines Kammer- ^ Herrn aus ihrem Begleite: 9 » tten, Relation der Arretirung der vrinzeßin Statt» Die halterin, nach einem Brief des Rammer. l mit Herrn Ihres Gefolgs. cheln Die Reise der Prinzeßin Statthatten« von Holand gierig bis nach Schoonhowen glüklich von statten, als wir allen aber daselbst über den Fluß paßiren wollten, sahen wir h die das entgegengesezte Ufer mit einem Schwall von Einwoh- : der nern aus dieser Stadt angefüllt, und in der Ferne sah ezten Man Freykorps, die eine Barriere formirten, durch die and. Mir reisen mußten, um in die Stadt zu kommen. Wir arm- fuhren fort, und waren entschlossen, auf Befragen uns zu :sche erkennen zu geben. Bey der Barriere kam ein Gefreyter 1 sich Mit gewafncten Freykorpsisten, fragte nach unserm nach Namen, woher wir kamen und wohin wir wollen? Hr. und von Bentink, der unter dem Gefolge der Prinzeßin war, nden antwortete in einem standhaften Tone, und da auch der nah- Name der Prinzeßin genannt wurde, ließ man uns paßi- m zu ven. wir in die Stadt einfuhren, stuhnd die Wache tgen "nterm Gewehr, und bezeugte Jhro K. H. die militäri- urde ichen Ehrenbezeugungen. Schon waren wir i. Stunde De- "der Schoonhowen hinausgefahren, als wir uns auf ein- s an mal aufs Neue von einer Truppe eines Freykorps umge- nicht ^n sahen, dessen Chef uns die nemlichen Fragen vorlegte, mer- Wir antworteten auf die nemliche Art; aber hier erführen Mir eine ganz andere Begegnung. Der Kommandant G - dieser Truppe schickte einige von seinen Leuten an den Chef der Haupttruppe ab, welche in einiger Entfernung war. Dieser kam und sagte uns/ daß er niemand paßiren lassen könnte/ ohne den Kommandanten des Cordons erst davon benachrichtiget zu haben. Dieser Befehl / erwiederte Hr. von Bentink / kann die Prinzeßin von Oranien nicht angehen/ die nur ein kleines Gefolge bey sich hat; Sie werden davon überzeugt werden / wenn Sie nur ihrem Kommandanten von der Ankunft der Prinzeßin in dieser Gegend Nachricht geben wollen. Dieser Mann befand sich in Verlegenheit/ und nun sahen wir auf einmal ein Kavallerie- Detaschement von ungefähr ;o. Reutern vom Regiment Hessen - Philippsthal ankommen. Wir wurden nun lange aufgehalten, indessen stieg ich aus dem Wagen / und wollte zu dem Wagen der Prinzeßin hingehen / um Ihr von dem Nachricht zu geben / was vorgieng, allein einer von den Freykorpsisten hielt mich zurück/ und zwang mich wieder in meinen Wagen zusteigen. Ich legte meine Pistolen an ihren Plaz. Was haben sie da / fragte er mich? sahst du nie keine Pistolen / fragte ich ihn. Wisse/ sie sind geladen/ und nun fragte er mich nicht weiter. Jezt kam Hr. von Bentink mit dem Kommandanten des Dctaschements/ der sich/ ich weiß nicht warum / hinter seinen Leuten befunden hatte; und nun sagte Hr. von Bentink/ daß wirklich der Befehl vom General von Ryssel da wäre / uns nicht Lhef weiter reisen zulassen. Die Prinzeßin bat den Komma». E. danten, einen Expressen an den General von Ryssel zu Eeii schicken, und ihn von ihrer Ankunft zu benachrichtigen, Sie wäre überzeugt, daß er ihre Reise nicht hindern würde. Hr. Cr willigte endlich ein, schlug es aber dem Hrn. von Ben- an- iink ab, der den Expressen selbst in seiner Chaise zum wer- General begleiten wollte, und kaum konnte man ihn be. wm- wegen, daß er Hrn. von Bentink erlaubte, einige Zeilen gerid den General zu schreiben. Da das Quartier des Generals Ver- Stunden entfernt war, und die Prinzeßin also nicht in lerie- 'brem Wagen die Zurückkunst des Expressen erwarten konn- nent *e; so bat ich den Officier, uns an einen benachbarten Ort ange öe> bringen, worein er einwilligte. Die Kavalleristen und und 'Freykorpsisten ritten und giengen nun vorn und hinter un- Ihr strn Wägen in größer Unordnung her, wie Strassenräu- .'iner , die eine gute Beute gemacht haben. Da eins von den n,jch Pferden an dem Wagen der Prinzeßin scheu wurde, und iolen ^ s"b < daß die Pferde den Wagen in einen Graben umzu- sahst werfen drohten, sprang ich mit Hrn. von Bentink aus dem gela- Wagen, der Prinzeßin zu Hilfe zu eilen, allein die Freykorp- Hr. ststen hatten die Frechheit, uns daran zu hr dern. Die Be- uts, ^'^'ten der Prinzeßin brachten die Pferde in Ordnung, und :ftm- ^ Eamen wir Abends um 8. Uhr nach Goverwclse. Slups. Elich Prinzeßin wurde mit ihrem Gefolge in das Quartier des nicht Kommandanten des Freykorps gebracht, welcher abwesend G; war. Der Officier des Freykorps, der uns eskortirt hatte, ießi führte uns alle in eine, und die Bedienten Jhro Königl. woi Hoheit in eine andere Stube. Man stellte vor allen Thüren das Schildwachen und gebrauchte die lächerlichste Vorsicht, unl so daß sogar ;. Soldaten mit dem Degen in der Fällst ten eine von den Kammerfrauen der Prinzeßin an einen Ort Er hin begleiteten, wohin vielleicht noch kern Frauenzimmer auf fall eine solche Art begleitet wurde. Unser Begleiter, der Ossi« des cier, wurde nach seiner Art ganz höflich, er blieb Anfangs un mit blossem Degen in der Hand im Zimmer der Prinzeßin, mc als ihm aber einige von ihrem Gefolge bedeuteten, daß dies N> unschicklich wäre, fleckte er sogleich den Degen in die Scheide. vv Er trieb seine Höflichkeit so weit, daß er Jhro K H. Wein, ab Bier, und selbst Wissen und Tobac anbot, und sich mit Ar übereinander geschlungenen Füssen der Prinzeßin zur Seite S sezte. Sie vergab ihm den Mangel des Respekts, da Sie se wohl sah, daß er sonst ein guter Mann wäre, den nur fll das Ungefähr von einem Schuster oder Schneider zum Ka- " pitain eines Freykorps gemacht habe. Nach einigen Stun. ten erhielt die Prinzeßin Bestich von der Kommißion der ^ Staaten von Holland, welche zu Woerden residirt; diese ^ Herren liessen während ihrer Unterredung mit der Prinzeßin ^ den Officier immer im Zimmer; sie müssen also Jhro K. H. ^ als ihre Gefangene angesehen haben. Sie sicngen mit der ^ Frage über den Beweggrund der Reise an, und ob die Prin- ^ ießin nach dem Haag gehen wollte ? Die Prinjeßm beantwortete ihre Frage, und äusserte ihr Befremden über das, was Ihr begegnete. Sie machten Entschuldigungen und suchten ihr Verfahren damit zu beschönigen, daß sie sag. ten , sie wären an ihre Ordre gebunden, sie hätten einen Expressen an die Staaten abgeschikt, um sie von dem Vorfall zu benachrichtigen, und von ihnen fernere Verhaltungs- befehle einzuholen, bis zu deren Ankunft, sie die Reise unmöglich fortsezen lassm könnten; sie bäten, die Prinzeßin möchte eine benachbarte Stadt wählen, um daselbst die Nacht zuzubringen, wozu sie Woerden und Schoonhowen vorschlugen. Die Prinzeßin hatte Gouda vorgeschlagen, aber da sie Schwierigkeiten machten, und daselbst einen Aufruhr befürchteten, wählte Sie Schoonhowen, wohin Sie von zween Kommissären begleitet wurde, und wo Sie gegen die Mitternacht ankam. Die Prinzeßin schrieb so, gleich an den Rathpensionair und Griffier, und wartete am -ysten den ganzen Tag vergebens auf die Antwort von ben Staaten von Holland auf ihre Briefe und auf den Erpressen der Kommißion. Sie hielts also fürs beste, nach Nimwegen zurückzugehn und verließ am ftüh um 4. Uhr Schoonhowen, wo Sie ;6 Stunden ruhig zugebracht hatte, ohne die Hindernisse wegzuschaffen zu suchen, die man ihrer Reise in Weg legte. Da Siesich nichts vorzuwerfen und bey ihrer Reise eine ruhmwürdige Absicht hatte, so G 4 ic>4 fürchtete Sie nichts, und sah getrost dem entgegen, was „ a Ihr widerfahren könnte. Als wir über den Fluß zu Schoon- vorj hoven paßirten, erhielt die Prinzeßin die Antwortschreiben, dur und der Inhalt dieser Briefe war nicht so beschaffen, daß te. er Sie hätte anreizen sollen, länger auf holländischem Ge- dies biete zu verweilen. Während unsers Aufenthalts zu Schoon- Th hoven erfuhren wir, daß der Rheingraf das Gerücht aus- reri gesprengt habe, daß der Statthalter gegen diese Stadt leiü mit zehen tausend Mann anmarschire, und daß er ein der Detaschement Husaren dahin vorausgeschikt habe, unter W< dem Vorwand, der Stadt zu Hilfe zu kommen, daß sie for aber der Magistrat nicht eingelassen habe. Ein lustiger Ein- un! fall, glauben machen zu wollen, daß der Statthalter mit ei- nu, ner Armee anmarschire, von der seine erhabne Gemahlin ten die Avantgarde machen sollte. die Da die Antwort auf ihre Briefe an die Generalstaaten D< imd an die Staaten von Holand zu lange ausblieb, so gieng icn die Prinzeßin den Jun. Morgens um 4. Uhr wieder de nach Nimwegen zurük. Noch Unterwegs erhielt sie von den hei Staaten von Holand die Erklärung : » Bereits öffent- S „ sich hätte der Statthalter seine Gesinnungen gegen die ser „ Provinz Holand, und erst neuerlich noch durch die Ver- em „ ftihrung ihrer Truppen geäußert. Die unvermuthete An- ^ „ Näherung seinerGemahlin hatte also nothwendigArgwohn V » erreget, und die Prinzeßin würde sich über ihren Empfang ^ -» schiklicher an die Staaten selbst gewendet haben, als was „ an den Pöbel im Haag. „ Die angeblichen Friedens- ,on- Vorschläge, schrien die Anti- Dränier, waren eben da- ben, durch verdächtig, weil man sie so geheim durchse;en woll- daß te. Der Tag, (der 2-sie Brachmonat,) schrien sie ferner, Ge- dieser unglückliche Tag, welcher in Nimwcgen, Zütphen, >on- Thiel, Doesburg, Bommel, Mtddelburg und an meh- uis- rern Orten Mord und Verheerung verbreitete, drohete viel- tadt leicht, ohne die getroffene Vorkehr, auch dem Haag und ein der ganzen Provinz Holand das fürchterlichste Blutbad !— itcr Wegen des Verfahrens der Patrioten gegen die Prinzeßin sie forderte sogleich ihr Bruder, der Röntg von Preussen, kill, und zwar mit kriegerischen Zurüstungen, schleunige Ge« t ei. nugthuung. Durch einen Schluß vom i4ten Julius ertheilen ten hieraufdie Staaten von Holand folgende Antwort: die Staaten hätten gegen Se. Preußische Majestät und ten Dero glorwürdigstes Haus zu viele hohe Achtung, daß sie eng jemals zugeben könnten, daß irgend jemand in ihrem Lander de ein Attentat wider die Schwester Sr. Majestät begeben hon dürste. Sie könnten aber auch nicht zweifeln, daß nt- Se. Majestät gegen sie gleichfalls diejenige Achtung äus- die fern wollten, wozu sich alle souveraine Mächte gegen einher- ander verbunden hielten. Sie würden also von desselben lln- billigen Denkungsart nicht zu erwarten haben, daß sie die >hn Vorkehrungen der Staaten, des einzigen Souverains die- mg ser Provinz, welche nur die Erhaltung der Ruhe und des als Wohls zum Augenmerk hätten, für Attentate wider die Prinzeßin halten würden, bloß und allein, weil sie in dem Falle mit der Prinzeßin so hätten gemacht werden müssen. Die Staaten wünschten, daß der König von diesem Vorfalle vorher zuverläßig hätte unterrichtet werden können, da sie denn überzeugt waren, daß des Herrn von Thule- meyers desfalls übersandte Memoire nicht denselben Eindruck gemacht haben würde. Sie könnten gewiß niemals von Sr. Majestät erhabenen Denkungsart erwarten, daß Sie die Prinzeßin über den Souverain dieser Provinz selbst erheben, und deswegen jedes Hinderniß, das ihr bey ihrer Reise nach dem Haag vorgekommen, wenn es auch aus dem Interesse des Staats flöße, für ein Attentat ihrer Person, oder einer Beleidigung zu halten geruhen wollten. Zum offenbaren Beweise des hohen Werths, den sie auf die Freundschaft Sr. Majestät sezten, trügen sie kein Bedenken zu erklären, daß dieser Vorfall sie gleichfalls schmerzlich gerührt hätte, und daß sie nichts eifriger gewünscht hätten, als daß man ihm hätte zuvor kommen können. Das hätte auch geschehen können, wenn die Prinzeßin anstatt nach einer Abwesenheit von beynahe zwey Jahren so unvermuthet das Gebiet der Provinz zu betreten, den Staaten davon, und von der Absicht ihrer Reise, auf eine schickliche Weist Nachricht ertheilt hätten; sie hätten beydes alsdann beurtheilen und der Prinzeßin von ihren rc>7 die Bcdeu'klichkeiten Nachricht ertheilen können. Sie hätten dem alsdenn die Prinzeßin erinnern müssen, aus welche Art sen. und Weise der Prinz Erbstatthalter 17 8 5. mit feiner Familie Zor- diese Provinz verlassen habe ; sein wiederhohlt bezeigtes im, Misvergnügen mit der Provinz Holand, das mit vielen mle- solchen Vorkehrungen begleitet gewesen wäre, die darauf Lim sichtbar eingerichtet gewesen wären, daß die Provinz die- aals ses Misvergnügen schmerzhaft empfinden sollte, wozu er daß sogar alle Gewalt, die ihm die Provinz anvertraut habe, elbst angewandt hätte; ferner das Declaratoir des Prinzen hrer von, -ssten May dieses Jahrs, das so vielen Eindruck aus gemacht hätte, weil darin alle Begriffe von Anerkennung hrer einer unabhängigen Souverainetät in der Provinz aus voll« den Augen gesezt, und alles Verhältniß zwischen den n sie Staaten und ihrem dermaligen Statthalter schwankend kein gemacht sey, und endlich die Spaltung in der Nation, falls wovon der vornehmste und ansehnlichste Theil bey der ' ge- Zmückforderung seiner Freyheiten durch die weitgetriebe- men uen Bestrebungen des Prinzen Erbstatthalters aufs äußer, die sie gegen ihn eingenommen wäre, ein andrer Theil aber wey ganz entgegengesezte Meynung hegte, und der verführte tten, unsinnige Pöbel bereits hie und da den Namen Oranien zu auf einer Losung misbrauchte, die abscheulichste Aufrühre und itten Verwüstung anzurichten. In Absicht des Augenmerks, hren das die Prinzeßin bey ihrer Reise gehabt hätte, durch ihre Dazwischenkunft und Unterhandlung die bisherigen und i Uneinigkeiten wegzuräumen, würde man ihr haben vor- denn stellen können, daß, wie preiswürdig diese Absicht auch im auf d Allgemeinen sey, sie dennoch nicht die gewünschten Früch- Hand te würde haben hervorbringen können, weil dieser Prin, daß zeßin wegen des Mangels an Unparteylichkeit, welche würt nach alle dem was vorgegangen ist, an dieser Prinzeßin daß i billig von der ganzen Nation bezweifelt wird , die allerer- stieb ste Erfordernisse zu einer Vermittlerinn fehlte, und weil herv auch, gefezt alles Abgehandelte sey zwischen dem Sou- je m verain und seinem Statthalter, oder dessen Gevollmäch- berei tigten mit Anständigkeit vorgenommen, diese Unterhand- preii lungen so lange nicht hätten statt finden können, als der ftn. Prinz Erbstatthalter bey seiner wider den Souveram der die, Provinz öffentlich bezeigten Denk - und Handlungsart träu verharrte. Aus diesen Gründen hätten die Staaten so- hätt wohl die Unmöglichkeit ersehen, daß die Ueberkunft der gen Prinzeßin zur Erreichung ihrer friedliebenden Absichten fthr hätte etwas beytragen können, als auch die Ueberzeugung . mg erhalten, daß diese Ueberkunft selbst wegen der von der dies Prinzeßin abgezweckten Ruhe und des Bestens der Provinz Seh ausgesezt bleiben mußte, um dadurch neue Bewegungen ten zu verhindern , und dem rasenden Pöbel die Gelegenheit pfo zu benehmen, unter dem Vorwande von Bezcigungen der the "Freude oder der schuldigen Ehrfurcht Aufruhr zu stiften, ien ..- — I0y igen und seiner Ruchlosigkeit den Zügel schießen zu lassen, wie vor- denn das eben an demselben Tage in mehrern Provinzen h im auf die abscheulichste Art durch Plünderungen und Mis- mch- Handlungen geschehen sey. Die Staaten wären unbesorgt, )rin, daß die Prinzeßin , wenn ihr dieses gehörig vorgestellt eiche würde, es nicht selbst einsehen, und sie überzeugen sollte, zcßm daß man billig vorgebeugt hätte, daß ihre heilsamen und erer- friedliebenden Bestrebungen nicht gerade das Gegentheil weil hervorgebracht hätten, welches sie desto fester glaubten, Zou- je mehr sie sich versichert halten wollten, daß die Prinzeßin läch- bereit gewesen seyn würde, ihre jezt öffentlich bezeugten and- preiswürdigen Gesinnungen auch durch Thaten zu bewei- der stn. Da indessen das Unerwartete von ihrer Herreise, der die niemand, der die Lage der Umstände kenne, sich hätte sart träumen lassen, den Staaten alle Gelegenheit genommen so- hätte, der Prinzeßin alle diese Bedenklichkeiten vorzutra- der gen, so sey diesem Unerwarteten allein der Vorfall zuzu- hten schreiben, der den Staaten auf gleiche Art, als dem Kö- sung , nig empfindlich gewesen sey. Affin es dürfe eben wegen der dieses Unerwarteten niemanden die Art, wie die Reise vin; gehindert sey, befremdend vorkommen. Dem Committir- igcn ten zum Defensionswesen dieser Provinz sey strenge ein- iheit pfohlen, Mcs zu vereiteln, was der Provinz zum Nachher theil gereichen könnte. Vermöge dieser Verpflichtung hät- en, ten sie allgemeine Ordres gegeben, jedermann ohne Anst- hen der Person, anzuhalten, dessen Ankunft für die Ruhe der Provinz nachtheilig seyn könnte, und so lange zu bewahren, bis dieserhalb von dem Committirten nähere Nachricht ertheilt sey. Man habe dabey an keine Herreise der Prinzeßin denken können. Es könne eben so wenig jemanden befremdend seyn, daß die Committirten Schwie. rigkeit gemacht, die Fortsezung der Reise der Prinzeßin zuzugestehen, da sie von der Gesinnung der Staaten über diesen Punct gar nicht unterrichtet gewesen wären; besonders da sie aus der Bekanntschaft mit der Lage der Sachen, und aus der Bewegung, welche die Ankunft der Prinzeßin bereits zu verursachen angefangen hätte, hätten schließen können, wie sehr ihre Ankunft zur Störung der allgemei- men Ruhe Gelegenheit geben würde. Da auch das Verborgene und die sorgfältige Geheimhaltung dieser Reise, wenigstens vor den Staaten, die wahrscheinlichen Folgen davon noch bedenklicher machen müßten, so könne ihnen nicht nachgesagt werden, daß sie in ihrem Verfahren sich nicht in den Gränzen einer nöthigen Vorsicht gehalten hätten. So weit die Staaten davon unterrichtet wären, habe sich dieses alles auf eine geziemende Art zugetragen, und einige von den Committirten hätten die Prinzeßin so. gar auf ihr Verlangen mit einer Bedeckung von Cavalerie nach Schoonhoven begleitet. Man habe der Prinzeßin keine Verhinderung in den Weg gelegt, als sie nach einer Ver- Weitung von einem Tage zu Schoonhoven wieder nach Nymwegen zurückkehren wollen. Weder aus den Briefen der Prinzeßin noch auf andre Art sey eine Klage gejährt, daß die Committirten sich etwas zu Schulden kommen last sen, das eine ungeziemende oder schimpfliche Behandlung, oder Mangel an gehöriger Achtung gegen ihre Durchlauchtige Person im geringsten anzeigen, lind die Staaten berechtigen könne s wider die Committirten eine Strafe oder Verweis zu verordnen. Die Staaten Hätten das Zutrauen, daß Se. Majestät, so bald sie diese Erzählung erhielten, sich überzeugt finden würden, daß sie vorher nicht davon Mit der gehörigen Unpartevllchkeit unterrichtet gewesen wären. Schlußlich ersuchen sie den Herrn von Thulemeycv den König zu versichern, daß sie seine Freundschaft aufs äusserste hochschäzen, und eine hohe Meynung und Achtung für die Person der Prinzeßin hegten, aber auch glaubten, von Sr. Majestät Billigkeit erwarten zu können, daß sie niemals von ihnen fordern würden, daß sie jemals verabsäumen sollten, die unentbehrlichen Maasregeln zu nehmen, wozu jeder Souverain zur Bewahrung der Ruhe und Wohlfabrt seiner Einwohner verpflichtet ist. Sie gäben dabey Sr. Ma. jestät die Versicherung, daß sie in ihren Berathsclstagnngen über diese Sache durch kein andres Augenmerk, als das gemeldete würden geleitet werden. - Diese Erklärung theilten die Staaten auch dem französischen Hofe mit, und zugleich schlugen sie vor, daß die innern Streitigkeiten durch Vermittlung dieses Hofes, der mit allen Provinzen alliirt wäre, am besten könnten beygelegt werden. Dieses geschah am 7ten Julius, und am i gten übergab der französische Gesandte den Generalstaaten eine Note, mit der Erklärung, daß der Rönig zu solcher Vermittlung bereit sey. Friesland und Seeland indeß gaben ihre Stimmen dahin, daß es schicklicher seyn würde, wenn, anstatt einer fremden Macht, vielmehr sie, (als nicht m den Streit verwickelte Provinzen,) die Mediation übernähmen. Nßm andern Vorschlägen sollte diese Mediation gemeinschaft- durch Frankreich, England, Preussen und den ^>av)er geschehn. Mittlerweile gieng von beyden Seiten Me Feindseligkeit fort. Die Soldaten desertirten von allen Parteyen, und die Provinz Hsland lockte dadurch nicht we- llS niqe an sich, daß sie jedem Ausreißer sechs Ducaten versprach. ^ Warum bauten immer noch die Patrioten auf Unterstü- zung von Frankreich? Wenn wir verlieren, schrien sie, so verliert Frankreich das Ucbergewicht, und England gewinnt mehr Einfluß. Indeß rückten die preußischen Truppen vor, und den 12. September that der König von Preussen folgende Erklärung: » Da wir uns genöthiget sehen, un- sere Truppen in das Gebiet der Provinz Hvland einrücken 7, zulassen, so ermähnen wir alle gute Einwohner des Lan- „ des, nicht allein zu Hause ruhig zu bleiben, sondern auch ^ ^ ,7 besonders, daß sie sich der Schleusen versichern, um nicht " ^ ^ » durch die Cabale übelgesinnter Leute das Land unter Wasser Ge 77 setzen zu lassen. Wir suchen bloß Genugthuung, und wer- Mal „ den nicht gestatten, daß irgend einem Einwohner der Pro- ^ . 7.7 vin; Hvland, noch irgend einer Stadt oder einem Wohn- „ plaze das mindeste zu Leide geschehe. Jeder Ort hingegen, Ge 77 welcher sich weigert, unsern Truppen die Thore zu öffnen, a„ d< ,7 oder jeder Einwohner, welcher sich mit den Waffen m der ^ . 7, Hand finden läßt, mögen sich die daraus entstehenden Fol- < ,7 gen selbst beymessen. 77 Sogleich marschirte eine Colonne Preußischer Truppen durcb rIymwegen, eine andere Co- lvnne durch Arnheim. Zu Feist vereinigte sich die preußi- sthe Armee mit der statthalterschen, in allem ohngcfähr 2? 000 > «w Mann, an ihrer Spize der regierende Herzog von Braun. len. schweig. In der Nacht vom 1 zten Sept. verliessen die pa. Teut! tristen die Stadt Uetrecht, mit Zurücklassung von 60. . Canonen, und der Kricgskasse. Morgens drauf wurde der " ° Platz mit preußischen Truppen besezt. Auch von dem Haag Ir machten diese Truppen sich Meister. Welch ein Glück, daß wohr sich an ihrer Spitze ein weiser und großmüthiger Fürst be- findt, wie der regierende Herzog von Braunschweig! Welch ein Glück, daß die Republik zum Vermittler den Hof von G> Berlin hat! Dieß Das Schicksal von Hvland erinnert jeden Freystaat, daß Nied er nur in so fern glücklich und sicher ist, in wiefern in Rhei demselben gegenseitiges Zutrauen herrscht, und folglich ^ Freyheit des Volkes und Gewalt der Regierung gleicher Weise gesezlich eingeschränkt sind! . Abriß dort ach- stü- e, so innt pen «ssen un- icken Lan- auch ucht asser >ver- vro- ohn- gcn, aen, > der Fol- )nne Co- eufii- 1000 tUN- pa- l 60. e der aag daß I be- Zelch von daß n in glich achec briß ------- Hz Geographischer Abriß der Niederlanden. §. i. Gränzen. Gxgen West - Nord gränzt das Land an die Nordsee Und Zuydersee. Gegen Ost an Teutschland, insonderheit Ostfriesland, Münster und Bentheim , Eleve und Jülich, Preußisch Und Oesterreichs - Geldern. Gegen Süd, ebenfalls an Teutschland , insonderheit an das Bißthum Lüttich und das österreichische Brabaut Und Flandern. §. r. Größe. Nach Tempelmann begreift dieser Freystaat 47» u. ; achtel, nach Büsching 62; geographische Queer-Mei- len. Nach leztrer Angabe nicht völlig ein achtzehnte! von Teutschland; kaum Meilen lang, höchstens 22 Meilen breit. In allen VII Provinzen ungefehr zwo Millionen Einwohner , Städte, 140s Flecken und Dörfer- §. Lttma. Gerade entgegen gesezt ist es dem Clima der Schweizer. Diese liegen am südöstlichen Ende von Teutschland; die Niederländer am nordwestlichen Ende. Hier hat der Rhein seine Mündungen, dort seine Quelle. Wässerigter, niedriger Boden in Holand , gebirgigtes Land in Helve- tien. Hier ist Mischung von Berg - und Thal-Luft, dort ist die Luft kaltfeucht. H Boden. Sehr morastig, voll Heiden und Sandfeld. Auch darf man den Morast nicht immer verfchütten; einerseits dient er »um Torfe, anderseits gegen Teutschland zur Brustwehr. Ueberal ist das Land von Natur sehr arm. Es bringt weder Salz, noch Wasser, «och Wein, noch Geträid, noch Gehölz. Der Boden reicht nicht einmal zu , auf demselben zu bauen. Die Wunderwerke von Holand, an einen Holänder. In allen Städten läßt man fast von Wolle weben, Doch, weiß ich, kanns hier nicht so viele Schaafe geben. In jedem Winkel wohnt bey euch ein Iimmermann, Doch wächset euch kein Holz, wovon man bauen kann. Es sind die Speicher ganz mit Korn und Frucht beleget. Doch ist kein Acker hier, der viel Geträide träget. Die Keller sind mit Wein im Ueberfluß versehn , Doch sieht man keinen Berg, auf welchem Reben stehn. Nichts oder wenig wird der Flachs hier angebauet , Doch nirgends, glaub ich, wird mehr Lcinewand geschauet. Man ist mit Wasser hier umringt mehr als zu viel; Doch ist fast niemand hier, der Wasser trinken will. Opitz. Durch Kunst werden die Naturgebrechen verbessert, r. Durch Ausschöpfung der Seen , in deren Grund hernach Frucht gesäet wird. 2. Indem man ins Meer hineinbaut und dasselbe durch Dämme bezähmt. Diese Dämme kosten ungefehr so viel als ein Krieges, Heer von 40000 Mann. Das Holz dazu wird aus der Ferne geholet. — Im I. 17,2. bemerkte man in den Pfählen eine Art Würmer (der Wurm kömmt aus uch eits zur ingt itd, auf der den au- n; Amerika und heißt beym Linnäus k-rsto nLvaiis, ) von denselben hieng der Untergang der Provinzen, besonders von Holand selbst ab. — Von Stein wurden nun die Dämme gebaut. Die Steine kamen anfangs aus Nor« wegen; seit dem I. 1740. aus Bremen. Von diesem Jahr an bis zum I. 1749. kamen ;676000 Centncr Steine nach den Niederlanden, für 22;oc>sReichsthlr. Die Schleusen, Tckche, Gräben, Kanäle geben dem Land eine sonderbare Gestalt. Die leztern sind schifbar; ihr Rand ist mit Alleen , Gärten und Lusthaüsern ge, schmüket. In Schütz und Semlers neuem Elemcntarwerk, Th. III. S. 196. bcfiiidt sich folgende Beschreibung von den Niederländischen Gärten: Die Landhäuser und Gärten, die auf beyden Seiten der Flüsse liegen , machen die Fahrt auf dem Wasser ungemein angenehm. Alle Augenblick verändert sich die Aussicht auf einen Garten mit Labyrinthen , dann auf eine in tausendfache Formen künstlich geschnittene Heke aus Linden , Ulmen oder Eiben, bann in langen Alleen von LindenbKumen und Kastanien. Zuweilen gehl ein Kanal dazwischen durch , ein andermal sind die Gärten mit eisernem Gitterwerk eingefaßt. Man sieht in Lust, gänge, die mit Büdsaülen besezt sind, und an dem Ufer lausten lange Beete mit Blumen hin , unter denen die Tulpen eme herrliche Einfassung machen. — UebrigenS glaubten die Besitzer solcher Landhäuser ihre Gärten nicht besser verschönen zu können, a's wenn sie Blumen zeigten, die unter einem fremden Himmel gebvhren waren und viel gekostet hatten- Im I. >657. wurden zu A ck- mar hundert und zwanzig Tulpen mit ihrer Brüt n6 öffentlich für neunzig tausend Gulden verkauft. Eine weil t einzige/ derVice-könig, ward um viertausend zw-y hun- iahr r dert und drey Gulden / eine andere / der Admiral von liche Emkhuysen genannt / um fünf tausend zwey hundert fluch Gulden verkauft. Diese unsinnige Ltebhaberey hat in- Ar dessen seit einiger Zeit sehr abgenommen. niedr Bey den holändischen Gärten ist es ein Fehler, den gut z sie mit den alten französischen gemein haben / daß alles grob zu einförmig - zu regelmäßig angelegt / und die Partien nach lauter geraden Linien und geometrischen Figuren G zugeschnitten sind. die E Die Küsten an der Nordsee sind meistens mit Dünen A oder Sandhügeln gesichert. biete § 4. Naturprodukte. r. Von den Erdarten ist besonders die Thonartige zu der« merken / die zu Verfertigung allerley Geschirren, wie auch Sch der Tobakspfeiffen gebraucht wird. Rest Eisen wird in der Grafschaft Zütphen gegraben. Et- theil was Salz wird hie und da aus dem Seewasser gesotten. theil Torf hat man an verschiedenen Orten; der meiste ^ nebst Arn den Steinkohlen , kömmt aus England und Schottland. Rss Hin und wider wird Tobak , in Zeeland wird Färber- Gr, rökhe gebaut. An Gartengewächsen und Baumfcüchten ? fehlt es auch nicht. — So gering übrigens der Feldbau Nü ist / so gut ist die Viehzucht. Eine Kühe giebt im Svm- Zul wer täglich zehn bis zwanzig Kannen Milch. Daher - vortrcfliche Butter und Käse / die theils im Land ver- stiel zehrt / theils ausgeführt werden. Auch wird sehr viel die Mast - und Schlachtet) ausgeführt / das vorher mager aus Teutschland und Dänncmark eingeführt worden. — j,, Die Güte der Füterung kömmt hauptsächlich dahbr / ^rr ^ - - r>7 iine weil die Wiesen jährlich im Winter und gegen das Früh- un- jähr überschwemmt und dadurch das den Grasarten schäd- oon liche Ungeziefer weggespühlt, und hingegen ein fetter und Vert fruchtbarer Schlamm auf die Wiesen gebracht wird. in- Auch findet man Schafzucht ; indessen schlagen die niedrigen und sumpstigten Weiden den Schafen weniger den gut zu ; aus gleichem Grund wird die Wolle mcOens illes grob und stark seyn. tie» § s. Flüsse. ,ren Geg-n Norden ergreifen sich Küstenstüsse, meistens in die Südersee: inen Alle übrigen Flüsse gehören zu dem untersten Flußge, biete des Rheines, der Maas und der Scheide, i. Der Rhein trit aus dem Herzogthum Eleve, auf e zu der Südvstseite in die Niederlande. Bey der ehmaligen auch Schenkenfchanze theilte er sich in zween Armen. Der Rechte heißt Rhein » der Linke heißt Wal. In der Folge Et- theilt sich der Rhein abermals in mehrere Arme, zum :ten. theil durch Kunst gemacht. Nordwärts stießt einer diefer redst Arme in die Zuydersee — zum theil verliert sich der and. Rhein in dem Harlemer. Meer, zum theil sinkt er in einen ber- Graben, ohne daß er die Nordsee erreicht, htm 2 . Die Maas trit auf der Ostseite in die vereinigten >bau Niederlande und läuft anfangs parallel mit dem Rhein, wm- Zulezt ergicst sie sich in die Nordsee, aher t- Scheide, ebenfalls von Südost her. Der eine Arm ver- stießt zwischen den Ständischen Inseln, der andere in viel die Nordsee. aaer ^ §. 6' Seen. ^ Ihre Anzahl ist sehr gros. Zuweilen werden einige in Polder verwandelt; d. i. durch Eindeichung ausge« trocknet. Hr H8 - ^ ^ " Vorzüglich merkwürdig ist die Zuvderfte. Seit dem Xllllen Jahrhundert ein südlicher Meerbusen der Nordsee ; vorher aber ein innländischer See. §. 7. Natürliche Lage der Länder. I. Gegen der Nordsee. II. Gegen der Zuydersee. I. Von Süd nach Nord. L. Die Generalitatsländer. Von der Nordsee bis zur Maas. Von West nach Ost liegen sie alo: i. Staatsstandern ; d. i. der Antheil der Niederländer an dieser Grafschaft, s. Staats. Brahant. Staats > Obcrquartier von Geldern. 4- Staats - Limburg. L. Seeland. rl Gegend an der Westerschelde. r.-an der Osterschelde. 0 . Holand. Die blühendeste von allen Provinzen. Sie besteht aus 400,002 Morgen Landes, hat ,7 Städte, 8 Flecken, 400 Dörfer; jährlich werden 28000 Kinder gebohren. In Amsterdam befinde» steh 200,000 Menschen Es kommen manchmal auf 2000 Schiffe daselbst an. II. Gegen der Zuydersee. 3. Fciesland in Norden, Ober Nssel in Süden, b. Im Osten von Friesland, und im Norden von Over-Mel b findet sich Gröningen-Drenthe. «. In Süden der Zuydersee liegen : Gelderland und Utrecht; zu jenem gehört auch Zütphen. § 8 Dewohner. Ihre Anzahl schäzt man in einem Lande von ungefehr 62; geographischen Queer-Meilenauf zwey bis zwey und ein halbe Millionen. * Ihre Sprache ist verwandt mit der platdeutjchen, Ihre Emsigkeit ist ohne Beyspiel. Den Boden, der theils der Wuth des Meeres aus» gesezt war» theils zum Aufenthalt der Kröten, Frösche und Fische gedient hat, haben die Niederländer urbar Und bewohnt gemachet. Holändtsche Städte überhaupt. Von den holändischen Städten überhaupt wird in Johann Bernoulli's Sammlung kurzer Reisebeschreibungen, I. Band j kl°. V, folgendes bemerkt: „ Die kleinern Städte von Holand » davon ich Am- » sterdam, Rotterdam und den Haag ausnehme, sehn » sich fast alle ähnlich in der Bauart; die Häuser sind » klein, mit spitzen Dächern, ein jedes unten mit einem hervorstehenden Giebel oder Erckcr, darunter man auf ,, Bänken vor dem Hause bedekt sitzen kann. Der Fuß. » bvden von diesen Plazen ist oft von jchwarz und weis» ,, sen marmornen, viereckigten Platten oder von Fliesen, » oder von bunten Steinen, die in Figuren gepflastert » sind. Die Häuser sind immer bunt angemahlt; die » Fenster mit Spiegelgläsern versehn, und von aussen und innen sieht man ihnen gleich schon die grosse Rein« » Uchkeit an. Man geht auch selten auf den Gaffen, daß man nicht die Mägde den Boden scheuren und „ die Fenster abspühlen sieht; die meisten Leute wohnen „ daher hinten in den Häusern, um die vorder» Zimmer * Weit grösser ist diese Anzahl nach Iselms Ephenmidmvsm Jahr 178 r. H 4 120 „ zum Staat rein zu erhalten; auch gehn sie an einigen auf „ Orten lieber hinten zum Haufe hinein. In den Hau» such „ fern lebst findt man Decken von Stroh oder Wachs- balt „ tuch; auch sind die Stuben uud so gar die Treppe« I. „ oft mit Matten und wollenen Decken belegt < damit zen. „ ja alles rein bleibe. Vor den Thüren ist auch ver- ten. „ fchiedene Gelegenheit, die Schuhe unten abzuwischen, ^ «ich „ und in Nord-Holand muß man so gar selbige aus- wer „ zieh» , wenn man ein schönes Haus innwendig best- Ja> „ hen will ; es werden einem an deren statt Pantoffeln Jal prasentirt, und in denselben besieht man das Haus. „ — best Zu solch übertriebener Reinlichkeit sahen sich die Nieder, sack linder wegen des sonst morastigen , feuchten Bodens die genöthigt. ! §. 9. Staatsrecht. Px Dir Vereinigung der VII. Provinzen gründet sich auf die Utrechter - Union vom Jahr 1579 Ihre Unabhän- Gx gigkeit auf den Westphalischen Frieden 1648. yy, I. Die VII. Provinzen sind : au Geldern , Holand, Seeland, Utrecht, Friesland, ha Over-Mel und Groningen. Ic II. Die Generalitätsländer sind gemeinschaftliche Li< Unterthanen aller VII. Provinzen. D III. Die Landschaft Drenthe ist ein Schuzland der- ler selben. V IV. Besondere Ländereyen des General. Ecbstatt- S Halters. er> Jede Provinz schikt ihre Gesandten (die General- ^ ei, Staaten , ) stach dem Haag. Keineswegs sind diese he souverain, sondern gehn den Instruktionen genau nach hc wie die Gesandte in Regenspurg, odep die Abgeordnete O M äu- -s- pe« mit »er- en, ^ us- ese- seln ver^ ens auf än-> nd, iche veralt, ral- stese ach irte aufden helvetischen Tagleistungen. Allein schon im I. r?84 suchten diese Deputirten sich souverain zu machen. Doch bald wieder verlohren sich solche falsche Begriffe. Im I. itri. war eine Generalversammlung aller Provinzen. — WöAentlich wechselt der Vorsiz der Generalstaaten. — Alle Gesandten einer Provinz haben zusammen nicht mehr als nur eine Stimme. — Die Seeländischeu werden auf Lebenslang, die übrigen nur auf gewisse Jahre, — der Rathspensionär von Holand auf fünf Jahre gewählet. — Seitdem I. r;y;. ist der Unionstag beständig im Haag. — In Krieges - Friedens, Steuer, fachen werden einhellige, in allen übrigen Sachen nur die meisten Stimmen erfordert. Nach der Befreyung von Philipps Joche hatten die Provinzen einen Statthalter nöthig. Jede Provinz wählte sich einen, der meistens die gleiche Person war, Generalstatthalter ist vermög eines Vcrglichs ein Prinz von Nassau. Obgleich nicht souverain , bcsizl er doch ansnemmende Rechte. Hat er gleich keine Stimme, so hat er doch Freyheit etwas vorzuschlagen. — Im vorigen Jahrhundert hatte man keinen solchen Statthalter mehr, bis man aus Noth Wilhelm III. hiezu auswählen mußte. Da derselbe keinen Sohn hinterließ, so blieb die Stelle ledig vom I. 1702. bis 1747. Wegen Empörung des Volk-s sahn sich die Herren zur Erwählung eines neuen Statthalters gezwungen. Die Würde d sselben ward erblich , und so gar auf die weibliche Linie, jedoch daß eine Statthalterin keinen König und keinen Churfürsten heurakhen sollte. Bey diesem Anlaß wurden die Statt. Halterrechte beträchtlich erweitert, so ward er z. B. Oberdirektor der ostindischen Compagnie, u. s.w. Auch isr ist er Kriegs. und Civil. Gouverneur, Vermittler und Schiedvichtcr in Zwisten einzelner Provinzen. §. 10. Regierungsgebrechen. 1) Die Utrechter-Union steht nicht fest genug. ES sind nämlich nicht msjsra vota , sondern msxima ein» geführt worden; und schweer ists , sieben Köpfe zu verei. nigen; fo wie's auf der andern Seite schweer wär, die Gegenpartie nur durch eine einzige Stimme überwogen, zum Stillschweigen zu bringen. 2) Nichts dürfen die Deputierten ohne Instruktion thun ; daher werden die Geschäfte langsam betrieben. ;) So ungleich die Provinzen sind, fo haben sie doch alle die gleichen Rechte. Diese Ungleichheit ist Ursache i daß die mächtigste Provinz, nämlich Holand, und in dieser die mächtigste Stadt, nämlich Amsterdam, den Ton giebt. 4) Auch herrscht verschiedenes Interesse in verschiedenen Provinzen ; die Seeprovinzen wollen die Seetrup- pen , die Landprvvinzen die Landmacht verstärken. Dre Staatsverwaltung überhaupt steht : a Bey den Generalstaaten. 2. Bey dem Staatsrath. Unter jenem stehn die Admiralitäts - und Münzkollegien. Allen Pro, vinzcn gehören sie gemeinschaftlich, die übrigen Cvllegien sind jeder Provinz besonders. den gewl -- 2 schaj T aus, gar -8 Rui wer Acci rilf 3 " Si § n. Finanzwesen. Die Staatseinkünfte sind em weder ausserordentlich oder gewöhnlich. Jene sind sehr verschieden. In dem ^ spanischen Succeßionskrieg wurden in einem Jahre ;; Millionen Gulden aufgebracht. Die ordentlichen Einkünfte schäzt man auf 21 Millionen. Dle Accife beträgt M I. ih> D » 2 ? den dritten Theil dieser Einkünfte. Die Quellen der gemeinschaftlichen Staatseinkünfte sind: i. Die Zölle. 2. Die Generalitätsländer. Die ostindische Gesell» schaft, wann sie ihre Octroy erneuert. Die Capitalien, welche der Staat auf Interessen ausgeliehen hat, bestehen in ;o oder nach Einigen wohl gar gegen Lo Millionen Pfund Sterling in England; 23 in Frankreich; i; in Teutschland, Schweden und Rußland ; 4-> in Holand selbst. Nach Jselins Ephe» meriden vom Heumonat 1731. ertragen die innländische Accise ; 860000 Pf. Sterl. Kaufhauszölle ..... 470000 Pf. Sterk. Kopfsteuer ...... szoooo. Aus den eroberten Ländern . 95^». Ostindische Compagnie . . 126000. Banke von Amsterdam . . 60000. Allerhand Artikel .... ;roooo. Man rechnet in allem einen reinen Gewinnst von eilf Millionen Sterling. §. iL. Landmacht Im 1 .1670. zur Zeit des Friedens unterhielten die Holänder 10 Regimenter Kavallerie und 19 Regimenter Infanterie , zusammen 26200 Mann. (S- Temple.) Sie kosteten jährlich 6 Millionen 119000 Livr. In dem spanischen Succeßionskrieg hatten sie i;oooo Mann auf den Beinen. In den ersten Jahren nach dem Achener-Frieden vom 3 .1748. war die holändische Armee ;y6?7 Mann stark; ihr monatlicher unterhalt betrug ;80494 bol. Gulden. Der weit grössere Theil wird von der Provinz Holand bezahlt. Dieselbe tragt zu allen öffentlichen Bedürfnissen fast ;8 von 100 bey. Im Jahr -766 kostete der Kriegs-Ttat n Millionen ;löooo Gulden. B-'ym Ausbruch des Krieges mit England im J. 1781 war die Landmacht , mit Ausnahme der Leibwachen, nicht mehr als ungefehr Mann. (Dohm im Teutfch. Mus. Febr. 1781.) Seemacht. Im I. 1762 waren samt den Fregatten nur ;a Schiffe und, 79<:o Matrosen; monatlich kosteten sie S84000 Gulden. So schwach die Kriegesflotte ist, so stark ist hingegen die Handelsflotte. Die ostindische Gesellschaft hat ;ooo» Mann Truppen, 160 Schiffe, und mehr als 80000 Personen in Dienste. — Jeder Kranke oder sonst unbrauchbar gewordene Matrose erhält wöchentlich g Gulden. Im Zahr 1781. wurden von den Generalstaatm in Kommißion gegeben 24 Kriegesschiffe, und 8870 Mann. Hiezu kommen 27 Fregatten und ;sio Mann. (Pol. Journ. Merz 1781.) Sie machten grosses Geräusch mit ihren militärischen Uebungen. Der Rathspensionair von Dordrecht, Herr von Gvzelaer, wurde als das Haupt der so genannten patriotischen Parthey betrachtet, welche mit aller Macht die Vorrechte des Erbstatthalters einschränken will. Ausnehmend sind die Angelegenheiten der holandischcn ostindischen Handelsgesellschaft in Verfall gerathen, und mit der westindischen soll es nicht besser stehn. Erstere hat schon längst um 14 nnd leztere um ; Millionen Gulden dringend «»gehalten, welche ihnen die Generalstaatev vorschiessen solle». Der ostirrdischen Compagnie ist darauf ein Darlehn von 8 Will. bewilligt worden, mit deren Auszähln g eü aber sehr langsam hergeht. Damit sie jedoch durch diese Zögerung nicht verhindert werde, ihre fertig liegenden Schiffe nach Ostmden absegeln zu lassen, so sind ihr vorläufig 4 Millionen aus der Cassa der Gene, raluät oder von den öffentlichen Geldern vorgeschossen worden, die sie aber schon von den bewilligten acht Mil, lionen wieder bezahlen muß. Die amerikanische Handlung bringt den Holänder» keinen Ersazfür den Verlust an Toback und Reis, welche sie vordem aus England zogen, um von daher andere Länder zu versorgen. Izt kömmt kein amerikanisches Produkt über England , sondern unmittelbar geht es in andere Lander. Zwar kommen amerikanische Schiffe nach Holand, allein die Holäuder sollen mit baarem Gelde einkauffen, und haben die vorigen Auswege nicht mehr. Rotterdam, welches sonst den vornehmsten Tobakshandel hatte, verliert unbeschreiblich. § Religion. Die Toleranz der Holänder sehn einige als die feinste P"l tik andere als ihren Ruin an. Die reformierte Religion ist die herrschende; zu hohen Aemtern kömmt kein Lutheraner, kein Katholik. Unter den Reformierten giebts zweyerley: Holän- dische und Wallonische. Dieser zählt man fünfzig Gemeinden ; es sind französische Hugenoten, wohl zwar in den Gebräuchen, nicht aber in den Lehrsäzen von den andern verschieden. Katholiken haben Kirchen und. 400 Prediger- 126 Unter den Kirchen sind i?i Iansenistische. Katholiken können Kriegsämter bekommen, jedoch nicht Feld.Mar- schallstäbe und keine Staatsämter. Lutheraner haben 41 Gemeinden und ;; Prediger. Nach einem Decret vom I. 16;;. sollten sie keine Kirchen mehr aufm Land haben; man sieht indeß durch die Finger. Wiedertäufer haben -86 Gemeinden und ;ir Lehrer. Rhemburger oder Collegianten r? Gemeinden. Juden, entweder portugiesische, welche im I. und i;;o nach Holand flohen: oder Hochteutsche. Alle diese haben seit dem I. 1619. freye Rcligionsübung, ja fast so viel Rechte als die Christen, ausgenommen daß sie zu Amsterdam von den meisten Zünften ausgeschlossen sind. Arminianer. Anfangs des XVIIten Jahrhundert zank- ten sich die beyden Profeßoren zu Leyden, Armimus und Gemarus über einige Religionspunkten, besonders wegen der Prädestination. Weil sich 'o gar der Pöbel in diesen Streit mischte, so entstanden zwo Partheyen. Im I. 16,9. ward deßivegen die Dordrcchttrsynode gehalten. Erst im I. ward die Arminianische Parthey öffentlich getilgt. Izt aber duldl man sie wieder; sie hat bey ;4 Gemeinden. Nachher zankten sich zween andere Lehrer, Coccejus und Voetius. Klüglich zog der Staat hierüber keine Notiz ein, und so entstanden weiter keine Unruhen. Auch gab es mehrere Synoden , z. B. in Drenthe und Nord. Holand. — Ueberall sind ;; Classen; bey diesen i;?» Prediger. N iu L stisti Da« Nar rmp sein« r daß insg eine hier siel' weh Bri des Lieb Rer Mal lieg! Ver tritt edel Leit «llg 3ie< gla, genl die ^ §. 14. Gelehrsamkeit. Noch vor der Mrechtischen Union wurde die Schule zu Leyden, und zwar von dem König in Spanien gestiftet, obgleich derselbe vorher die Stadt b-lagert hatte. Damals nemlich thaten die Niederländer noch altes im Namen deS KönigS ; sie wollten den Schein haben, als . empörten sie sich nicht gegen ihn, sondern nur gegen seinen Satthalter. > Der gute Zustand der Gelehrsamkeit ist ein Beweis, ! daß die Gelehrten nicht so gering geschäzt sind, wie man insgemein sagt. Indessen ist es ein Wunder, daß in einem Land , wo so viel Handelfthaft ist, die Schriften hierüber noch immer ziemlich selten gewesen. Würden sie häufiger werden , so würden sich auch die Kaufleute mehr um die Gelehrten bekümmern. — Nach einem Brief über die holändische Literatur, im Augstmonat des deutschen Museums vom Jahr 1776. besteht die Lieblingslectur auch der unstndicrten Holander, der Rentier und Kaufleute in theologischen Schriften, zumahl theoretischen Jnnhalts. — Gesunde Philosophie liegt noch immer in der Wiege. Nur darf man die Verfolgungen eines van der Mark und die neusten Auftritte eines van Göens erwähnen. Zwar sind unter dem ^ edelsten Theil der Leser auch hier mehrere Vertraute der ! Leibnizischcn und Wölfischen Philosophie: man seh auch ollg. deutsche Bibliothek, Band XXXIX. St.n. S 001. Je mehr übrigens der Geist des Handels und der Regierung durchgängige Duldnng begünstigt desto mehr glauben sich die Führer und Lehrer besonderer Secten genöthigt, alle andern anzuschwärzen, aus Besorgniß, > die Anzahl eigener Anhänger zu mindern. Z. if. Nationalsitten. Bey allen billigen Ausnahmen, scheint überhaupt der National.Charakter Phlegma und Gewinnsucht zu sey». Sehr treffend wird er in den Brieffen des D- Moores, Brief — in folgendem Zuge geschildert : „ Als „ dieser Engländer mit einigen andern Tischgenossen „ im Gespräch war, sagte er zu seinem Nachbar, er „ bedaure den gegen über sizendcn Holänder , daß er „ wegen Unwissenheit der französischen Sprache, an n der Unterredung keinen theil nehmen könne. Dieß „ wurde dem Holänder so gleich übersezt, der es sehr „ g lassen anhörte , und sodann seine Pfeiffe aus dem ^ „ Mund nahm und eine Antwort gab , die ich unsern „ Dollmetscher nicht ohne Mühe bewog, uns zu er? „ klären. Sie lautete also: Wir möchten uns immer ,, des Zufalls wegen, daß wir einander nicht verständen, „ zufrieden geben : denn da wir keinen Handelsverkehr „ oder Umgang mit einander hätten, so könne uns unser Gespräch ja doch unmöglich etwas nützen.,,