Abhandlung über die Art und Nothwendigkeit die Naturgeschichte auf Schulen zu behandeln von Albrecht Wilhelm Roth der Arzneygelahrheit Doktor. Nürnberg, bey George Peter Monath, 1779- Dich höre ich im Sturme, Dich sehe ich im Thau, Im Wattfisch und im Wurme Wie in der grünen Au. Es lispelt mir die Quelle, Die aus dem Felsen fließt, Es sagt mir jede Wette, Daß du ihr Schöpfer bist. Seinem verchrungötvürdigsttti Vater Herrn Gottfried Wilhelm Roth Prediger zu Doetlingen im Herzogthum Oldenburg widmet diese Blätter der Verfasser. » Ä > . ' - M// 's würde mir jederzeit ein großer Vor« wurf bleiben, eine der ehrwürdigsten Pflichten, welche ein Mensch kennt, ver- nachläßigt zu haben, wenn ich Ihnen nicht zum Beschluß meiner akademischen Jahre, öffentlich vor den Augen der Welt, für Ihre bißherige väterliche Liebe, Unterstüzung und Fürsorge kindlich dankte, und hiezu er, greife ich die Gelegenheit, die mir diese klei, ne Abhandlung giebt. Sie suchten mich von meiner zarten Ju, gend an, nicht allein zu einem Menschen und 'Christen, sondern auch zu einem nützlichen A z Mit- Mitbürger des Staats zu bilde». Sie machten mich durch Ihr Beyspiel aufmerk« sam auf die Natur, Sie flößten mir die Begierde ein, mit derselben genau bekannt zu werden und in der Folge suchten Sie den in mir aufkeimenden Trieb, durch Ihren Unterricht zu vergrößern. Endlich kam der Augenblick, wo ich wich von Ihnen trennen mußte und eine der größten Schulen Teutschlands bezog, der ich vielen Dank schuldig bin, auf welcher ich aber auch leider das vermißte, was man noch bey den mehresten Schulen unserer Zeit zu vermissen pflegt, nemlich die Gelegenheit mit der Natur etwas genauer bekannt zu werdm, von deren Annehmlichkeit ich durch Ihren Umgang, und durch den Unterricht meines Freundes Hrn. Amt. Voigr schon einigen Vorschmack erhalten hatte. Nachdem ich nun einige Kenntnisse in Sprachen und Wissenschaften zu haben glaubte, bezog zog ich endlich die Universität daselbst, zu Halle. Sie gaben meiner Neigung, die Arz- neygelahrheit ;u erlernen Beyfall, ungeach, tet sich viele wichtige Umstände einfanden, welche mich von meiner Neigung und Wün- schen zu entfernen schienen. Ihr väterlicher Trost, das Bestreben meiner Gönner und Verwandten, der Briefwechsel, den ich mit Ihnen und meinem rechtschaffenen Freund dem Hrn. Amt. Voigt unterhielt, unterstützten mich in meinem Vorhaben und durch den lehrreichen und genauern Umgang mit dem Hrn. Kriegsr. von Leysier , Hrn. V. Iunghans und meinem ewiggeiiebten Ackermann, erndkete ich nicht allein mannigfaltige Kenntnisse in der Naturgeschichte und Arzneykunde, sondern sie heiterten auch meine trüben Stunden auf und machten, daß ich meiner Neigung unverdrossen folgen konnte. Nachdem ich nun den größ, A4 ten teil Theil meiner akademischen Jahre daselbst zurück gelegt hatte/ war ich begierig/ noch einen Mann, der durch seine ausgebreiteten Kenntnisse in allen Theilen der Naturgeschichte, die Augen des gelehrten Publikums auf sich zieht/ einen Gcbreber kennen zu lernen und durch seinen Unterricht meine geringen Kenntnisse zu bereichern/ und Sie billigten mir Recht meinen Wunsch. Das Glück schenkte mir an Ihm sowohl einen Lehrer/ als auch einen Gönner und Freund. Die Liebe und Freundschaft dieses so schätzbaren Gönners/ erweckte mir den Mann/ der hier mein zweyter Ackermann wurde/ den ich Ihnen nicht zu nennen brauche/ weil Sie Ihn und seine grossen Verdienste um mich/ vornemlich was den praktischen Theil der Arzneywissenschaft betrift/ aus meinen Briefen hinlänglich kenne»/ meinen fürtreflichen wend. Nur bedaure ich sehr/ daß ich verschiedener Umstände wegen/ diese beyden schätzbaren Gön- ner und meine Wohlthäter Hrn. Deliur und Isenflamm, so gar bald verlassen mußte. Sie, mein Vater, mein Versorger, mein Lehrer, mein Freund, dem ich nächst GOtt mein Daseyn und alles zu danken habe, Sie wissen, wie vielen Dank ich Ihnen für die viele Sorge/ Mühe und Unruhe, welche Sie meinetwegen hatten, schuldig bin; Sie wissen auch, daß alle meine Gönner und Freunde, Verwandten und Lehrer mit Recht Anspruch auf einen schuldigen Dank machen können: Sie kennen aber auch als Vater mein Herz, und wissen, wie sehr es leidet, wenn es sich zu schwach fühlt, auf eine thätige Art danken zu können. Solte ich in der Folge meines Lebens das Glück haben, als ein brauch- bcrer Mitbürger an dem Wohl meines Nächsten, zur Ehre meines Schöpfers mit gttem Erfolg arbeiten zu können; so sey der A 5 dar- daraus erfolgende Nutzen, die Befriedigung für Ihre viele Mühe, Liebe und Fürsorge. Fahren Sie aber auch fort, mein theuerster Vater! mich, Ihr Kind, auch in der Folge meines Lebens, Ihrer zärtlichen väterlichen Liebe zu würdigen, mein Freund, mein Ralhgeber, mein Lehrer zu bleiben, der ich bis in den Todt mit der zärtlichsten und dankbarsten Liebe verbleibe gehorsamst,r Sohn, A. W. Roth. I» 52 , s?n unserem Zeitalter bemühet sich ein jeder, dem das Wohl des Staats und seiner Nebenmenschen am Herzen liegt, die Kinderzucht und die Schulen zu verbessern, um dem Staate vernünftige, gesittete, christ, liche und würdige Glieder zu bilden. Man verwirft alte Systeme und entwirft dagegen neue, und alles dieses ist lpbenswerth, wenn nur der gehörige Endzweck dadurch erreicht wird. Ob aber gleich der größte Theil unse« rer teutschen Schulen, durch die Fürsorge und den Fleiß großer und edeldenkender Mäne Ner, einen ziemlich hohen Grad der Vollkom, rnenheit erlangt hat; so hat es mich doch bisher sehr gewundert, daß man bey allen den i vielen viele»' Veränderungen und Verbesserungen der Schulen und Kinderzucht , auf eine Sache so wenig Rücksicht nimmt, welche doch gewiß auf alle Theile der Gelehrsamkeit und das ganze menschliche Leben so großen Einfluß hat; ich meine auf die LTlatur und die so nöthige Untersuchung derselben. Würden unsere Kinder schon von ihrer zarten Jugend an, und junge Leute auf Schulen, mehr in die Natur geführt und mit den Gegenständen und den Schönheiten derselben näher bei« kannt; so würden wir gewiß nichts von Menschen hören, welche frech genug sind, das Daseyn des Allmächtigen zu leugnen, welcher durch sein allmächtiges Wort es werde , alles auf das weiseste schuf und von Jahrtausenden bis zu Jahrtausenden alles durch seine Weisheit, Allmacht und Güte in seiner Pracht und genauesten Ordnung erhält. Ich sage, man würde alsdenn gewiß keinen sogenannten Atheisten kennen, ja man würde sich nicht einmal von einem solchen Halbmenschen einen deutlichen Begriff machen chen können. Unsere jungen Leute auf Uni« versitäken würden gewiß nicht oft so roh, ungesittet und ausschweifend seyn, als man sie leider zum Theile daselbst antrift. Der Nutzen der Kenntniß in der Naturgeschichte verbreitet sich auf alle Stände, ja selbst bey dem Landmanne würde man den wichtigen Einfluß in Rücksicht auf die Religion und seine Landwirthschaft in kurzer Zeit verspüren. Ich will also versuchen, Eltern und Lehrern auf Schulen die Art zu zeigen, wie sie ihre Kinder und Untergebenen in das weite Feld der Natur führen, und sie mit den Ge, genständen derselben bekannt machen sollen, zugleich aber auch von dem Nutzen und Schaden, welchen die Behandlung und Vernach- läßigung dieser Sache nach sich zieht, mit wenigen handeln. Ein würdiger Freund, der sich viele Mühe um die Aufnahme seiner Schule giebt, dem das Wohl seiner Untergebenen am Herzen liegt und welcher in seiner Jugend nicht die t4 die erwünschte Gelegenheit gehabt hatte, sich Kenntnisse in der Natur zu sammlen, welche dazu erfordert werden, jungen Leuten gründ, lichen und deutlichen Unterricht in der Natur, geschichte zu geben: ersuchte mich vor einiger Zeit schriftlich, Ihm die nöthigsten Quellen anzuzeigen, aus denen er schöpfen könnte, um sich in den Stand zu setzen, seinen Endzweck glücklich zu erreichen. Er hatte schon mit mir seit einigen Jahren den Scha, den hinlänglich eingesehen, welchen die Ver, nachläßigung dieser Sache auf Schulen nach sich zieht. Dieser mein würdiger Freund war eben die Ursache, warum ich diese kleine Arbeit unternommen habe. Ich weiß gewiß, daß mir iht mancher zurufen wird: unsere jungen Leure haben auf Schulen sö genug an Sprachen und dergleichen zu lernen, man kann das Studium der Naturgeschichte füglich bi« auf die Universität verspahren. Ich will'mich durch dergleichen Einwürfe und Vorurtheile von meinem Vorhaben nicht ab» schre» schrecken lassen; sondern ihnen unter andern nur folgende zwey Gründe dagegen, zur wcl, tern Ueberlegung anführen, i) ^st es ausgemacht, daß alle jungen Leute, welche eine Schule besuchen , studiern Fnüssen und also die Akademie beziehen? Wie viele Eltern schicken nicht ihre Kinder nur in der Absicht auf eine gute Schule, damit sie Lebensart lernen und nur einige Kenntnisse in Sprachen und Wissenschaften erhalten sollen, um ihnen alsdenn die Apo, thekerkunst, die Handlung, die Mahlerey, die Landwirthschaft und dergl. mit desto grösser» Nutzen erlernen zu lassen? Und sollte auch dieser oder jener junge Mensch, der auf Schulen gewesen ist, nur einmal das Amt eines Dorfschulmeisters bekleiden, so würde derselbe, wenn er seine erlangten Kenntnisse in der Naturgeschichte, > auf seine Bauern und ihre Kinder, auf eine gehörige und vernünftige Art anzuwenden sucht,.unendlichen Nutzen stiften. Legen stet) denn auch alle junge Leure, wenn sie sich der Er- ler- lernung einer Wissenschaft gewidmet, und also die Akademie bezogen haben, wirklich daselbst auf die Erlernung der Naturgeschichte? Man kann gewiß, ohne eine Unwahrheit zu sagen, von hundert Stu- dicenden auf Universitäten, nicht zehne zäh, len, welche nur einigen Geschmack an der Naturgeschichte finden, geschweige denn, daß sie dieselbe mit gehörigem Fleiß studiren soll, ten. Ja selbst die traurige Erfahrung hat mich gelehrt, daß auch sogar ein großer Theil von denen, welche sich der Erlernung der Arzneywissenschaft widmen/ sich nicht ^einmal der Untersuchung der Natur, als ihrer künf, tigen Führerin, und der Kenntnis derselben befleißigen. Wo sollte aber wohl der Grund aller dieser Fehler und des daraus erfolgen, den Schadens liegen? Gewiß bloß darinnen, daß man die Erlernung der Naturgeschichte auf Schulen ganz aus den Augen setzt. Es würde zu weitläuftig seyn, und mei, nem Vorsätze nicht entsprechen, wenn ich hier die allgemeine Naturlehre behandeln und die 17 die Art/ wie dieselbe auf Schulen zu lehren, zeigen wollte. Die allgemeine Naturlehre ist aber mit der Naturgeschichte, als einem sehr großen Theil derselben, so genau verbunden , daß man sich von beyden einen gleichen Nutzen versprechen kann. In dieser Absicht wird man den Nuzen, welchen man von der Naturgeschichte besonders zu erwarten hat, auch auf die allgemeine Naturlehre füglich anwenden können. Auf unsern meh, reffen Schulen, wird zwar die allgemeine Naturlchre den jungen Leuten vorgetragen, aber oft so seichte und unordentlich, daß die Schüler mehr irre gemacht werden, als daß sie sich einige deutliche und richtige Begriffe von den Theilen derselben machen könnten. Es wäre in dieser Absicht sehr zu wünschen, daß man sich bemühete, ein kurzes, aber doch dabey deutliches Compendium der allgemei, nen Naturlehre für Schulen zu liefern, welches die wichtigsten Sachen dieser Wissenschaft enthielte. Man könnte indeß sich folgendes Buches bedienen: Aurzer Begriff der B Na- Naturlehre zuns Gebrauch der Anfänger aus den neuesten Entdeckungen der Naturforscher zusammen getragen von ' George Rothe. Breölau und Leipzig 1767. Lvo. Anmerk. Es wäre zn wünschen, daß der Verfasser dieses Buches, sich nicht so genau in die Einthcilung und besondere Betrachtung verschiedener Körper in der Naturgeschichte eingelassen hätte, z. B. in Dem Capitel von den Steinen und Metallen. Nach der Absicht des Verfassers konnte es nützlich und nöthig seyn. In den untern Classen aber sollen die Kinder nur allgemeine Kenntnisse und Begriffe von Ar ganzen Natur erhalten, damit sie aufmerksam auf die Natur bleiben. Will man sich also dieses Baches in den untern Classen bedienen, so müssen die Lehrer die genauere Untersuchung der Körper und ihrer Classen rktzd Ordnungen übergehen, und sich nur mit der allgemeinen Kenntnis beschäftigen, weil die Kinder sich davon noch keine richtigen Begriffe machen könne» und nur dadurch mehr irre- gemacht werden, als daß sie davon Kenntnisse erhalten sollten. Unter dem Nam^n Naturgeschichte der, steht man besonders die Lehre von den Kenn. jei- zeichen und Eigenschaften derer Körper, welche die drey Naturreiche unserer Erde in sich begreifen, nemlich das Thierreich, Pflanzen, reich und Steinreich, wohin auch die Lehre von den verschiedenen Wassern gehört. Den ersten Grund zu der Erlernung einer so wichtigen und nützlichen Wissenschaft, müssen nothwendig schon Eltern bey ihren zarten Kindern zu legen suchen, und dieser bestehet hauptsächlich darinn, dass sie ihre Kinder bey aller Gelegenheit aufmerksam auf die Natur, neugierig auf ihre Begebenheiten und empfindsam gegen ihre unermeßliche Schönheiten zu machen suchen. Wird dieses vernachlaßigt, so hält es oft schwer bey spaterem Alter mit so glücklichem Erfolg an ihnen in dieser Wissenschaft zu arbeiten. So bald Kinder zu dem Alter kommen, daß ihre Seelenkräfte sich mehr zu entwickeln anfan, gen, und sie im Stande sind, Vergnügen über die Annehmlichkeiten und Schönheiten der Natur zu empfinden; so führe man sie fleißig, an heitern Tagen, in einen Garten, B r oder oder auf eine Wiese, oder auf das freye Feld, und zeige ihnen, wie alles so schön grün sey. Man zeige ihnen die verschiedenen schönen Blumen; die Abwechselung der Far, den; die Annehmlichkeit ihres Geruches; die Pracht der auf- und untergehenden Sonne und des Mondes, und führe sie zugleich auf den mächtigen Schöpfer und Urheber aller dieser Schönheiten. Man mache sie aufmerksam auf ein singendes Vögelchen, wie vergnügt es von Zweigen zu Zweigen hüpfe und wie brünstig es seinen Schöpfer und Wohlthäter lobe, und uns dadurch gleichsam ein schönes Beyspiel zur Nachahmung gebe, und was dergleichen angenehme und nützliche Betrachtungen mehr sind, welche ein jeder vernünftiger Mensch, der nicht ganz unempfindlich und ohne alles Gefühl gegen die Natur ist, selbst bey sich anstellen kann. Es wäre zu wünschen, daß unsere Kindcrwärte- rinnen und alten Weiber, anstatt daß sie den Kindern Histörchen von Hexen, Gespenstern und dergl. erzehlen, die Kinder durch die an, geneh- 2! genehmen Gegenstände der Natur aufzumun- tern und sie dadurch zu Menschen und Chrl- 8 stcn zu bilden suchten. Denn es ist eine schon langst bekannte Sache, daß die Kinder in diesen Jahren aller Eindrücke fähig sind, welche alsdenn ihr ganzes Leben hindurch haften. Man siehet dieses täglich an dem Pöbel, welcher sich lieber todt schlagen liesse, j als daß er Hexen und Gespenster leugnete, und dieses rührt blos daher, weil die alten ! abergläubischen Mütter und Großmütter ihren Kindern viel von dergleichen Sachen erzählen, und eö ihnen oft noch dazu mit einem Eide betheuren. Einen Umstand muß ich ^ noch anführen, wodurch die Aufmerksamkeit der K.nde r auf die Natur und die Neigung zur Untersuchung derselben befördert, ihre Gesundheit zugleich erhalten und ihre Leibeskräfte gestärkt werden; ncmlich, daß man Kindern nach Gelegenheit und Umstanden, einige leichte Arbeiten in einem Garten zu verrichten aufgiebt, oder sie sonst durch angenehme und nützliche Beschäftigungen in B z dem- demselben zu unterhalten sucht. Ich kann Hiebey das Beyspiel eines würdigen Vaters nicht unberührt lassen, welcher in dieser Ab, ficht einem jeden seiner Kinder ein Plätzchen Land in seinen Garten anwieß, welches ein jedes Kind nach seinen Kräften bearbeiten, besäen und bepflanzen mußte, und wenn es Ihm alsdenn eine Blume oder Frucht von seiner Arbeit ausweisen konnte; so wurde eS beschenkt und zu mehrern Fleiß aufgemuntert. Welch Vergnügen empfand nicht oft der brave Vater, wenn er sahe, mit welchem Fleiße seine Kinder ihre Pflänzchen pflegten, und des Abends begossen und des Morgens, sobald sie ihr Bette verlassen hatten, ihr erster Gang in den Garten war, um zu beobachten, wie sie so frisch, grün und munter gleichsam da ständen, und wie groß sie etwa in der vergangenen Nacht gewachsen wären. Wer nicht die Gelegenheit eines Gartens hak, kann seinen Endzweck bey seinen Kindern auch dadurch schon einigermassen erreichen, wenn rz er ihnen einige Blumentöpfe mit Pflanzen zur Sorge und Beobachtung übergiebt. Kommen die Kinder nun zu mehrern Iah, ren, so können die Väter, wenn sie Fähig« keiten und Zeit dazu haben, dieselben nun etwas näher auf die Kenntnis der verschiede« nen Gegenstände in der Naturgeschichte über« Haupt führen. Es ist zwar nicht nöthig, daß ein Frauen« zimmer eine systematische Kenntnis von den Körpern in der Natur besitze; Frauenzim« mer aber, wie sie zu unsern Zeiten sind oder doch seyn sollen, müssen nothwendig allge« meine Kenntnisse von der Natur "und ihren Theilen haben, damit sie in Gesellschaften, wenn von der Natur die Rede ist, nicht ganz unwissend sind; auch wird die allgemeine Kenntnis der Natur oft nicht ganz ohne Nu« tzen bey ihnen in der Haußwirthschaft seyn. Man gebe ihnen also in dieser Absicht theils besondern Unterricht, theils auch gute Bäche: zu lesen, welche sie auf die Natur und B 4 ihre» »4 ihren Schöpfer führen, deren wir verschiedene haben z. B. Gulzers Derrachrungen über die Schönheiten der LTlarur. Man suche vornemlich ihnen gute Begriffe von den verschiedenen Begebenheiten in der Natur, als Gewitter, Regen, Schnee, Thau, Hagel, Nebel und dergl. beyzubringen, wodurch bey ihnen und ihren Kindern vieler Aberglaube nnd thörichte Furcht verhütet wird, welche oft, vornemlich bey dem weiblichen Geschlechte, die schädlichsten Folgen nach sich ziehen. Man muß sich oft in der That wun, dern, daß man noch bey verschiedenen Personen von Stande, welche doch mehr Gelegenheit haben, gute Grundsäze und allgemeine Kenntnisse zu erhalten, als der gemeine Mann, solche lächerliche Furcht und thörichten Aberglauben antrift. So giebt es verschiedene Frauenzimmer, welche, sobald sie von Ferne donnern hören, sich verstecken, aus Furcht sie möchten vom Gewitter erschlagen werden —. Andere glauben noch sogar, daß langst verstorbene Personen wieder kommen 25 men können/ und ihnen Schaden zufü« gen Diejenigen Schulen/ auf welchen junge Leute in Sprachen und andern Wissenschaften unterrichtet und zu der Beziehung einer Akademie vorbereitet werde«/ wovon ich also die Dorfschulen und andere kleine Schulen unterscheide/ sind größtentheils so eingerichtet/ daß sie aus mehrern Classen oder Ordnungen bestehen. Man sollte also auf solchen Schulen nicht allein in den obern Classen die Naturgeschichte treiben; sondern auch die Kinder in den untern Classen/ welche durch die Vorbereitung ihrer Eltern nun aufmerksam und neugierig auf die Natur gemacht worden sind/ in der Aufmerksamkeit und Neu« gierüe zu erhalten suchen und nun anfangen/ ihnen allgemeine Kenntnisse von der Natur beyzubringen und sie durch bekannte Beyspiele erläutern / ohne sie auf die genauere und besondere Betrachtung der einzelnen Theile der Natur zu führen. Hier wäre demnach der Ort/ wo die Hauptsätze der allge- B 5 mei* 26 meinen Naturlehre, mit der Naturgeschichte verbunden, füglich vorgetragen werden könn, ten, wozu wöchentlich eine Stunde hinrci, chend wäre. In den mittlern Classen aber, wo die jungen Leute schon mehr zum Nach, denken und Untersuchen gewöhnt werden müssen, ist es nöthig, daß man diese beyden weitläufigen Wissenschaften von einander ge« trennt und jede besonders jungen Leuten vor* tragt. Es Ware zu wünschen, daß eine jede Schule eine so genannte Naturaliensammlung hatte, vornemlich aus dem Thier- und Stein, reiche, damit man den Schülern in den mittlern und obern Classen, welche man als, denn nun näher auf die einzelnen Theile der Natur führen will,' dieselben auch vorzeigen könnte. Da aber solche Sammlungen mit außerordentlichen Kosten verknüpft sind; so kann man auf den Schulen, welche keine besondere Naturaliensammlung zum nähern Unterricht ihrer Schüler haben, sich damit begnügen lassen, daß man den jungen Leuten 27 ten nur erst die allgemeinen und nöthigsten Begriffe von diesen beyden Reichen bey;», bringen sucht, und sie alsdenn mit den Gegenständen dieser beyden Reiche systematisch und gründlich bekannt macht, welche die Gegend einer solchen Schule aufzeigt. Dieses wird oft für diejenigen, welche sich dem Stu- dlren nicht widmen, von größerem Nutzen seyn, als wenn man sie mit den ausländischen Sachen bekannt macht. Dagegen aber bemühe man sich, die jungen Leute desto vollkommener in der Kenntnis des Pflanzenreiches zu machen, welches füglich ohne große Kosten bewerkstelligt, werden kann. Unter allen Betrachtungen, welche man der man, nichfaltigen Natur widmet, hat diejenige viel reizendes und auf das gemeine Leben beynahe den größten Einfluß, welche sich mit den Pflanzen beschäftigt. Sie ist nicht kostbar und nicht allzumühsam. Die Thiere entfliehen sehr oft dem Auge des Beobachters, und die Steine liegen größtentheils in dem finstern Schosse der Erde verborgen; so, daß die 28 ' die Untersuchung dieser beyden Reiche.einem Naturforscher, der zu einiger Vollkommenheit in der Kenntnis derselben gelangen will, sehr schwer fallt und oft mit vielen Kosten verbunden ist. Die Natur aber hat den Schatz des Pflanzenreiches in den mehrcsten Gegenden sehr reichlich ausgetheilt, ste hat ihn Jedermann vor Augen gelegt und fordert einen jeden vernünftigen Menschen gleichsam zur nähern Betrachtung und Benutzung desselben auf; daher auch der secl. Hr. von Waller in einem seiner Gedichte sagt: Durchsucht das holde Reich der biintgefchmück« ten Kräuter, Ihr werdet alles schön und doch verschieden fin« den, Und den zu reichen Schatz, stets graben, nie ergründen. Die Pflanzen verändern nicht ihren Ort, wie die Thiere, liegen auch nicht wie die Steine größtentheils in der Erde verborgen; sondern sie umgeben uns und entfliehen keinem aufmerksamen Auge. Das ist auch wohl 29 wohl der Grund, warum dieses Naturreich eher und vollständiger, als die beyden übrigen, bearbeitet worden ist. Ich werde also bey dem Plane, den ich hier zu entwerfen gedenke, hauptsächlich auf das Pflanzenreich Rücksicht nehmen: nicht aus dem Grunde, als wenn die beyden übrigen Reiche der aufmerksamen Untersuchung nicht so würdig wä, ren, als das Pflanzenreich; sondern theils, weil es den mehrestenSchullehrcrn aus den schon oben angeführten Gründen, an einet Sammlung der Körper dieser Reiche fehlen wird, und sie daher auch nicht im Stande sind, ihren Schülern einen so deutlichen und richtigen Unterricht zu geben, als in dem Pflanzenreiche, wo sie ihren Schülern die Gegenstände täglich frisch, in ihrer vollkommenen Schönheit und Natur vorlegen können, theils weit das Pflanzenreich auf das menschliche Leben beynahe den größten Einfluß hat; theils auch weil das Pflanzenreich einen weit größer» Umfang hat, als die beyden andern Reiche, und daher das Studium desselben jungen jungen Leuten schwer scheinen mögte, da ich doch fast behaupten wollte, daß es leichter und unterhaltender sey, als das Studium der beyden übrigen Reiche. Für die Vorsteher und Lehrer aber einer Schule, welche das Glück hat, eine ansehnliche Naturalien, fammlung, vornemlich von den beyden Rei- chcn, aufzeigen zu können, wird es allemal Pflicht bleiben, diesen Schatz ihren jungen Leuten nicht zu verschließen; sondern ihn zu dem Endzweck anzuwenden, zu welchem er ihnen gegeben ist, nemlich nicht damit zu prangen ; sondern durch einen lehrreichen Unterricht mit demselben bey ihren Schülern Nutzen zu stiften. Es würde gewiß diese Sache zu einer noch weit großem Aufnahme und Ruhm einer solchen Schule gereichen. In den mittlern Classen, wo die jungen Leute zu den obern Classen vorbereitet werden sollen, suche man also die jungen Leu, tc nun etwas näher auf die Natur zu führen, und ste mit den Theilen derselben be, kannt zu machen, ohne sie aber mit den ver- . schie- fchkedenen Systemen, ihren Classen, Ord- vnngen, Geschlechtern, Arten und dergl. zu beschweren, wodurch sie hier mehrHxwicrt, als unterrichtet werden. Denn es ist kein Mensch im Stande, sich deutliche Begriffe von den verschiedenen Systemen der Rei» che der Natur zu machen, wenn er nicht schon einigermassen die verschiedenen Theile der Körper kennt, auf welche die verschiedenen Systeme mit ihren Abtheilungen gegründet sind. Man bemühe sich also, den jungen Leuten in diesen Classen, die Theile der Körper recht kennen zu lernen, welche in die Augen fallen, wodurch sie sich von einander unterscheiden und auf welche hauptsächlich die vornehmsten Systeme gegründet sind, damit man ihnen in der Folge die Körper selbst nach einem Systeme deutlich kennen lerne. Ich will also versuchen, von dem Pflanzenreiche ohngefehr ei.nen Plan zu entwerfen, um zu zeigen, wie etwa ein Compendium für die mittlern Classen, welches alle drey Reiche der Natur in sich enthielte, beschaffen seyn müß- ! ZL müßte, damit die jungen Leute zu den obern Classen, wo die Körper nach einem Systeme, dessen Classen, Ordnungen, Geschlechtern und Arten durchgenommen werden sollen, vorbereitet werden. Um aber zu zeigen, was eigentlich eine Pflanze sey und wodurch sie sich von den Körpern des Thier- und Steinreiches eigentlich unterscheide, muß man nothwendig erst einige Satze aus der allgemeinen Naturlehre voranschicken. H. r. Unter dem Worte Natur (uni- verlä nuwru) begreift man hier überhaupt die Reiche aller erschaffenen natürlichen Kör, per. Natürliche Körper (corpora riLtui-L- liu) nennen wir alle diejenigen, aus ein- fachenVestandtheilcn zusammengesctztenKör. per unsers Erdbodens, so lange sie noch nicht durch Menschen oder Thiere zu sehr Verändert worden sind und unterscheiden sie hiedurch von den künstlichen Körpern (corpora arte fllÄa). tz. r. Die allgemeine Nacurlehre oder Physik (kkyÜLa ^eneralis) ist die Wissenschaft von den Eigenschaften, Verschiedenhci, te» - zz ken und Wirkungen aller erschaffenen natürlichen Körper überhaupt. §. z. Einen Naturforscher nennt man denjenigen, welcher alles so genau, als mög, lich ist, beobachtet, was zur Entdeckung der Naturgesetze und zur Erweiterung der Na- turlchre dienen kann, nützliche Versuche mit gehöriger Vorsicht anstellt, daraus die Na, tur der natürlichen Körper in unserer Welt herleitet und die Naturgesetze entwickelt. Das Wort Natur (nnwra) bedeutet hier so viel, als die Beschaffenheit eines Körpers nach seinem innern und äussern Bau, Lage, Größe, Gestalt u. s. w. und hat als» hier nicht die Bedeutung, welche wir ihr im I. §. beygelegt haben. Naturgesetze (Ie§e8 nnwrae) nenne man Veränderungen der Körper in der Na, tur (H. i.) welche sich nach gewissen be. stimmten Regeln zutragen. §. 4. Die Naturforscher (§. z.) Habey alle erschaffene natürliche Körper, welche sich in und auf unserm Erdboden befinden, in drey. Reiche eingetheilt, nemlich in dar Thierreich, Pflanzenreich und Sretn- C reich, Z4 reich, welche sie die drey Naturreiche (tria re§na naturae) nennen. Die nähere Betrachtung dieser Naturreiche folgt unten. Es finden sich verschiedene Körper auf und in der Erde. Die auf der Erde sehen wir beständig um uns; nemlich Lhie- re, Pflanzen und zum Theil auch Steine. In der Erde befinden sich vornemlich Steine, einige Thiere und Theile der Pflanzen , z. B. von den Thieren befinden sich in Der Erde der Maulwurf und verschiedene Insekten. Die Theile der Pflanzen, welche sich in der Erde befinden, machen hauptsächlich die Wurzeln und Saamen aus. Die Erde selbst macht einen Theil des Steinreichs aus. §. 5. Die Narurgesichichce (kistoria NLwraiis, specialis) ist also ein Theil der allgemeinen Naturlehre (§.2.) und unterrichtet uns besonders von den Kennzeichen und Eigenschaften derer Körper, welche die drey Naturreiche ( §. 4.) unsers Erdbodens in sich begreifen. . §. 6. Ein (Drganon (or§srmm) nennen wir denjenigen Körper, dessen Theile so unter 35 unter einander verbunden sind, daß vermöge dieser Art von Zusammensezung, eine gewisse Bewegung flüßiger Theile in demselben Statt finden kann. §. 7. Einen organistrten Körper (cor- ^ pU8 or§Lnicum) werden wir also denjenigen Körper nennen, welcher aus organischen Theilen oder Organis (§.6.) zusammen ge- setzt ist. Zu einem organistrten Körper werden also nothwendig zwey Stücke erfordert; nem« sich l) feste Theile und 2) flüßigs Theile. Die Zusammensetzung der festen Theile muß also auch so beschaffen seyn, daß eine Bewegung der flüßigen Theile in denselben Statt haben kann. §. 8. Einen lebendigen organistrten Aörper (corpus orZLiücum viuum) nennt man denjenigen, in welchem sich die flüßigen Theile wirklich bewegen. Also bestehet das Leben (viw) eines organisirten Körpers in der gehörigen Bewegung der flüßigen Theile in demselben. Der Todt (mor8) aber (als das Gegentheil) eines organisirten Kör- C r pers,. pers, beruhet auf dem gänzlichen Stillstand der flüßigen Theile in demselben und also setzt der Todt allemal eis Leben zum voraus. Man kann also das Leben nur bloß solchen Körpern auch zuschreiben i) welche vrganisirte Körper sind, und 2) in welchen sich die flüßigen ^ Theile wirklich vermöge ihres Baues bewegen. Z. 9. Das Gegentheil von einem organie sirtsn Körper (§. 6.7.) ist ein unorgani- slrcer Aörper (corpus inorZsnäLum ) der nicht aus organischen Theilen zusammen ge» setzt ist, in welchem also nach der Art seiner Zusammensezung auch keine Bewegung flüßi« ger Theile Statt finden kann; sondern seine Bestandtheile nur allein zusammen gehäuft und unter einander verbunden find. Bey solchen natürlichen Körpern findet man die einfachste Art ihrer Zusammensetzung mit ih* ren Bestandtheilen. Solchen Körpern kann man auch weder Leben noch Todt (§. z. ) zuschreiben. . Unorganifirte Körper können wir durch die Kunst zum Theil „achmach«» z. B. Dinan Z7 man nehme Erde und Wasser und bilde daraus eine» Körper, so ist dieß ein unor, ganisirter Körper und auf solche Art entstehen die mehresten Steine. Einen or» ganisirten Körper können wir aber durch alle menschliche Kunst nicht nachmachen, sondern die Hervorbringung und Bildung desselben, gehört nur für die Hand eines Allmächtigen! §. lo. Empfinden (lentire) heißt/ sich gegenwärtiger Dinge bewußt seyn. §. rr. Dieses Bewußtseyn gegenwärtiger Dinge oder die Empfindung (lLniatio) setzt ein Wesen zum voraus/ welches wir Seele (anima) nennen. Dieses Wesen ist auf eine uns noch unbekannte Weise mit ei, nem organisirten und lebendigen Körper ( §. 7-8.) dergestalt verbunden/ daß die Erkenntniß gegenwärtiger Sachen/ vermittelst beson, derer dazu bestimmter Werkzeuge des Kör, perS/ zu demselben Wesen (nemlich der Seele) gebracht wird: dagegen aber wieder, um die Seele die Fähigkeit besitzt, nach der in ihr aus der gehabten Empfindung entste, henden Neigung oder Abneigung/ in den C z Kör, Z8 Körper zu wirken und in demselben gewisse freywillige Bewegungen hervor zu bringen. §. 12. Die Erkenntniß eines gegenwärtigen Dinges, welche durch ein besonders dazu bestimmtes Werkzeug des Körpers zu der Seele gebracht wird (§. n.) nennt man einen Sinn (lenlns) und die Werkzeuge, wodurch die Erkenntniß einer gegenwärtigen Sache der Seele mitgetheilt wird, nennt man die Werkzeuge der Sinne (or§ana ken- Ais.) Man nimmt gewöhnlich fünf SlNNS bey einem empfindenden, lebendigen Körper an; nemlich Gefühl, Geruch, Gesicht, Geschmack und Gehör, obgleich diese fünf Sinne zusammen genommen eigentlich nur einen Sinn ausmachen, ncm- lich den Sinn des Gefühls, vermöge der Nerven, welche eigentlich die Werkzeuge in dem lebendigen thierischen Körper find, durch welche der Seele das Daseyn und die Erkenntniß einer gegenwärtigen Sache, Vermöge ihrer Empfindung, mitgetheilt wird. Die Namen der vier übrige» Sinne find bloß daher entstanden, daß man auf die vcrschiedeoen Zhcilc des Körpers, durch welche welche der Eindruck einer gegenwärtigen Sache auf die Nerven geschieht, welche j^i alsdenn der Seele mittheilen, Rück» sicht genommen hat. So nennt man den Eindruck einer Sache, welcher durch die Nase auf die Nerven geschieht, den Sinn des Geruchs; denjenigen, welcher durch das -Dhr auf die Nerven gemacht wird, den Sinn des Gehörs u. s. w. Der Sinn z. V. des Gesichts, beruhet bloß auf dem Eindruck, welchen die zurückgebrochcnen Lichtsiralen einer Sache, durch das Auge, auf das netzförmige Nertzmgewebe desselben machen, welcher Eindruck auf dieses Nervengewebe alsdcnn der Seele (durch die Gemeinschaft dxr Nerven unter «inan» der, und die uns noch unbekannte genaue Verbindung derselben mit der Seele) mitgetheilt wird r und also beruht dieser Sinn des Gesichts, bloß auf dem Gefühl, dessen die Nerven allein im thierischen, lebendigen Körper nur fähig sind» Eben so verhält es sich auch mit dem Sinn des Gehörs, Geruchs und Geschmacks. Den Sinn Des Gefühls im engern Verstände, nennt man den Eindruck, welchen gegenwärtige Sachen durch die Haut, die den thierischen Körper umkleidet, auf die dare unter liegenden Nerven machen, die ihn der Seele mittheilen. Da aber diese Ein- theilung der fünf Sinne einmal so ringe- E 4 führt 4 « führt ist, so kann man sie auch füglich beybehalten. Indeß isi es nützlich und nö. thig, daß man dieses weiß, und es jungen Leuten gelegentlich deutlich und bekannt zu machen sucht. §. tz. Derjenige orgamsirte Körper/welcher lebt, empfindet und vermöge dieser Empfindung die Fähigkeit besitzt, freywillige Bewegungen hervorzubringen, wird ein Thier (ammsl) genannt. Zu dein Begriff eines Thieres wird als» erfordert a) ein orqanis-rkcr Körper (§. 6. 7.) h) ein Leben ( H. 8 ) c) Empfindung und freywillige Bewegung (tz. lo- n.) Eine Seele kömmt also den Thieren (worunter der Mensch auch gehört) so lange sie leben, zu, und die dainit verbundenen Sinne H. 14. Dasjenige Reich der Natur, welches die Thiere in sich enthalt, wird das Thierreich (reZnum Lnimsle) genennt (§- 4 ) §- i s. Eine pflanze (planta, ve§eta- dils) nennt man einen organisirten Körper, welcher zwar lebt, aber keiner Empfindung und freywilligen Bewegung fähig ist. Eine 41 Eine Pflanze hak also den orqanisirkeu Körper 6.7,) und das Leben (H. 8-) mit den Thieren gemein; sie unterscheidet sich aber von einem Thiere darinn, daß sie keine Empfindung hat und also auch keine frcywilligc Bewegung ausüben kann (§. IO. 11.) Einer Pflanze fehlt also das Wesen, welches wir Seele nenne» und die damit verbundenen Sinne (12. ) die den lebendigen Thieren gemein ist. §. 16. Das Pflanzenreich (rsFrwni ve^ewkile) enthält also die Pflanzen in sich und macht das zweyte Naturreich aus (§. 4,) §. 17. Denjenigen natürliche Körpern aber, dessen. Theile bloß zusammengehäuft unter einander verbunden sind, und also ein unor« ganisirter ist (§.9.) nennt man einen Srein (I-Lpis) Ein Skeill unterscheidet sich als ein uu- vrganisirter Körper von den Thieren und Pflanzen, als organisirtcn, darin, daß in ihm, vermöge seines innern Baues (§. 9.) keine Bewegung flüßigcr Theile Statt ha« ben kann, also auch kein Leben, keine Empfindung und keine Bewegung. §. 18. Dasjenige Naturreich, welches die Steine, oder die unvrganisirten natürlichen C 5 Köre 42 Körper in sich faßt/ nennt man das Steinreich (re§num rninerals, lapicieum, fest- lile) und macht also das dritte und lezte Naturreich aus (§.4.) * * Das Pflanzenreich. (§.15.16.) §. 19. Die Wissenschaft von den Kennzeichen und Eigenschaften der Pflanzen nennt man überhaupt die pflanzenkenntniß (Lo- tanica, kk^wlo§ia). tz. 20. Die Pflanzen (§. is.) haben mit den übrigen organisirtcn Körpern'/ nemlich den Thieren (H. iz.) nebst dem Leben/ noch folgende drey Stücke gemein: a) sie ernähren sich; oder sie verwandeln fremde Körper in ihr eigenes Wesen oder Substanz. d) sie wachsen ; oder ihr Körper vergrößert sich durch die innere Ansehung neuer Theile. c) sie zeugen; oder sie bringen neue Körper ihrer Art hervor. §. 2i. Die Pflanzen bestehen in Rücksicht ihres innern Baueö/ wie andere organisirte Kör- 4 ? Körper/ theils aus feste«/ theils aus flüssigen Theilen/ welche sich in den festen bewegen. Diese Bewegung der siüßigen Theile in den festen, ist eben dasjenige, was das Leben der Pflanzen ausmacht l§. 8) und erhalt/ weil vermöge dieser Bewegung der fiüßiqen Theile, die drey Stücke, welche die Pflanzen mit den andern organistrten Servern gemein haben, befördert werden, ncmlich die Nahrung, das Wachsthum und die Erzeugung neuer Körper derselben Art (tz. 20 . 3 . i). c.) §. 22. Die festen Theile (purtes toli- äae) dienen der Pflanze unter andern vor- nemlich dazu: a) daß sie die Feuchtigkeiten zubereiten/ welche die verschiedenen Theile der Pflanzen (die in der Folge noch naher betrachtet werden) aus der Erde und Luft eingcso- gen haben/ damit sie Zur Ernährung und dem Wachsthums der Pflanze (§.20. u.b-) geschickt werden, d daß sie die verschiedenen Röhren oder Kanäle und Höhlen in den Pflanzen, welche wir Gefäfle (vasu) nennen/ ausmachen/ durch welche die flüßigcn Theile bewegt werdcn.- Dis 44 Dir festen Theile der Pflanzen sind in Rücksicht ihrer Harte sehr verschieden: so sind die Blumen mit ihren Theilen weicher als die übrigen Theile der Pflanze; so sind die festen Theile nach den verschiedenen Pflanzen verschieden. In einigen sind sie ganz hart, und alsdcnn nennt man sie holzichre Theile (li^neas partes) oder sie sind weicher fleischichter Art und alsdenn nennt ma» sie fleischichte Theile (partes carnosae). Die Gefäste siehet man bey verschiede« nen Pflanzen sehr deutlich z. B. wen» man den Stengel oder Schaft (8L3PU8) der weissen Seeblnme ( 3ll)L I^MN.) quer durchschneidet. §. rz. Die festen Theile der Pflanzen dienen theils den Menschen, vornemlich aber den Thieren zur Nahrung. Wir bedienen uns verschiedener derselben in der Medicin und Haußhaltung in verschiedener Absicht. §. 24. Die flüßiksen Theile (Partes üuiäss) führen, vermöge ihrer Bewegung in den festen Theilen ( h. 21.) den vorbereiteten Nahrungssaft ( §. 22.) den verschiedenen Theilen der Pflanze zu, damit sie dadurch ernährt werde uud wachse. Di- 45 Die flüssigen Thttle der Pflanzen sind jn Rücksicht ihrer Farbe sehr verschieden. In einigen haben sie eine weisse milchartige Farbe, wie bey den verschiedenen Arten des Geschlechts der Wolfsmilch (Lupkor- l^inn.) »nd dem Gerberbaum (Rchu8 Loriaria I^inn.). In andern haben sie eine gelbe Farbe wie z. B. bey dem Schwal- bcnkraute (LKelicionium MLM8 Andere haben einen rothen Saft wie die gemeine rothe Rübe (Leta Vul§M8 I.inn.) Vcy den mchresien Pflanzen ha. ben sie eine grünliche Farbe, §.25. Die flüssigen Theile der Pflanzen dienen Menschen und Vieh zur Nahrung, sie dienen uns in der Haußhaltung und Medicin in verschiedener Absicht. §. 2,6. Nachdem wir nun die innere Be, standtheile der Pflanzen und ihren Nutzen überhaupt betrachtet haben ( §. 21-25.): so müssen wir ihre Theile, so wie sie uns in die Sinne fallen, nun noch besonders durchgehen. §. 27. Die Theile einer Pflanze, so wie sie uns beym ersten Ansehen zn die Augen faken, können füglich eingetheilt werden, in solche, welche entweder zur Nahrung und Wachs- 46 Wachsthum ro. 3. d. ) und überhaupt zum Leben; oder b) zur Erzeugung neuer Pflanzen von derselben Art ^ §. 20. c.) oder c ) zu ihrer weitem Ausbreitung und Fortse, tzung dienen. >H. 28. Zu denjenigen Theilen einer Pflanze/ welche zur Erhaltung des Lebens und Wachsthums dienen (pLrtes ve§et3tm3e) rechnet man die Wurzel, den Sramm, die Blatter/ die Stützen und die Anospen. §. 29. Zu den Theilen/ welche zur Erzeugung einer neuen Pflanze dienen (purtes LruAi6L3bioni8 r rechnet man die Blume und die darauf folgende Frucht. §. zo. Diejenigen Theile/ welche die weitere Ausbreitung und Fortsetzung einer Pflanze ausmachen (partes Lvntmuatioms) nennt man die Reime. Alle diese Theile sollen nun nach gehört» ger Ordnung naher durchgenommen und betrachtet werden. ^ Die Wurzel. §. z i. Die Wurzel (rZckx) ist derjenige Theil einer Pflanze, welcher ihr Nahrung giebt/ 47 giebt, und sie mit dem Körper verbindet, aus welchem sie vornemlich die Nahrung für denselben zieht. Die Körper, in welchen sich die verschiede» ne» Wurzeln in ihrem natürlichen Zustande befinden, und aus welchen sie die Nahrung für ihre Pflanze ziehen, sind sehr ver, schieden. Einige befinden sich in der Erde und diese machen den größten Theil der Gewächse aus: solche Pflanzen nennt man Erdgewächse. Andere befinden sich im Wasser, und solche Pflanzen werden Wasserpflanzen gcnennt. Dahin gehören vornemlich auch die schwimmenden Gewächse z. B. das sogenannte Entengrün (I^emna minor ) u. a. in. Wieder andere befinden sich auf andern Pflanzen; solche, welche wieder auf andern Pflanzen wachsen, nennt man klsMas pgraliticsL ( Schmarozerpflanzen ) z. B. der Mistel ( Vilcum ulbum s.inn.) die verschiedenen Arten von Moos, welche auf den Bäumen und Sträuchern wachsen. Noch andere Pflanzen wachsen auf den Steinen, an den Wänden und dergl.z. B. die Moose, welche auf den Steinen wachsen. Hieher gehören auch die verschiedenen Arten von Schimmel ( kvlucor ss.inn.) welche auf verschiedenen andern fremden Körpern wachsen. § 32 . 48 F. zr. Die Wurzel einer Pflanze wird überhaupt eingetheilt a) in die Haupt- oder Stammwürze! (cauclex ckelcenöenL): d) in die Aeste (rami) welche aus der Stammwurzel größtentheils entstehen: c) in die Zascrn (6drill3e ) welche größtentheils wiederum aus den Aesten entstehen. Die Wurzel bekömmt in Rücksicht ihrer Gestalt, Richtung, Lage und Dauer verschiedene Benennungen, deren nähere Betrachtung aber nicht hieher, sondern für die obern Classen gehört. §. z z. Die Wurzel besteht in Rücksicht des innern Baues der festen Theile a) aus der Oberhaut (cuticulo, epiciermj8) welche zwar oft dick und dicht, aber doch größtentheils durchsichtig ist. b) aus der Rinde (cortex) welche unmittelbar unter der Oberhaut (u) liegt und mit derselben verbunden ist. Sie macht ein zellichtes Gewebe, welches mit Gefäßen (tz. 22 .) durchwirkt ist. c) Aus dem Splinte (Über) welches der untere Theil der Rinde < b) ist, wo sich aus den härtern und knorplichen Gefäßen der Rinde, ei-. nc 49 ne dichtere Rinde bildet, welche schon zum Theil holzartig wird, aber von dem Holze selbst durch ein zartes Gewebe noch unterschieden ist. 6) Aus dem Holze (liZnum) welches sich unter dem Splinte (e befindet und aus Gefässen besteht, welche dichter an einander liegen, und durch die Lange der Zeit immer > harter werden, e) Aus dem Marke s me- ckullu) welches von dem Holze von allen Sei» ten umgeben wird, und besteht aus einem fei, nern, lockeren, zellichrcn Gewebe, in welchem der Sitz des Lebens der Pflanze hauptsächlich zu seyn scheinet. Diese Theile befinden sich bey allen Wur- zeln der Pflanzen, nur daß sie in einigen weicher, in andern härter find. So ist z. B. die Wurzel eines Baums harter, als die Wurzel einer zarten Pflanze, und daher sind auch die oben benannten Theile in der Wurzel eines Baums deutlicher zu erkennen, als in der Wurzel einer zarten Pflanze, ob« gleich in dieser eben die Theile zugegen sind, als in der Wurzel eines Baumes. Man eindeckt alle diese Theile an der Wurzel eines Baumes, wenn man sie quer durchschneidet und alsdeim mit einem kleinen Messer, nach der Krdgung, wie die Theile auf em- D ander so and« folgen, aus einander legt. Sehr schön und deutlich habe ich oft alle diese Theile an der jährigen Wurzel einer Win- lerlevkoje entdeckt. Die knorplichen, holzartigen Gefäße des Splintes (L) erhalten im Winter, wenn durch die Kalte die Bewegung der fiüßigen Theile in den Pflanzen beynahe ganz unterbrochen ist, eine noch größere Härte und bilden dadurch eine neue Holzlage (3li)ur- rmm) welche anfänglich noch nicht dir Dichtigkeit des völlig ausgewachsenen Holzes hat. §. Z4. Die Wurzel dient der Pflanze 3) zur Ernährung. Vermittelst der kleinen Zasern der Wurzel ( §. Z2. c.) werden die zur Nahrung der Pflanzen geschickten Feuchtigkeiten aus den Körpern/ worin sie sich befinden (§. Zi.) cingcsogen, durch die zarten Gefasst nach dem Marke (§. zz. e.) zugeführt und von da- unter der beständigen Wirkung, der sich durch die äussere Wärme der Sonne ausdehnenden innern Luft, durch den Stammln die Hohe getrieben und zu den übrigen Theilen der Pflanze geführt, b) zur Befestigung : dieses findet man vornemlich bey den Pflan- 51 Pflanzen, welche auf festen Körpern wachsen, als z. B. auf den Steinen, in der' Erde u. s. w. Die Stammwurzel, die Aeste und Za- fern (§. Zr. 3. b. c.) verbreiten stch ncmlich, in die Erde zum Beyspiel, und befestigen dadurch den übrigen Theil der Pflanze, welcher sich über der Erde befindet, so, -aß die Pflanze vom Winde und Werter nicht leicht umgeworfen wird. 3) In den Pflanzen befindet sich nicht ein solches Oraanon, welcher! durch seine Kraft und Bewegung, die flüßige» Theile in der Pflanze herum treibt, wie bey dem thierischen Körper das Herz ist; sondern die flüßi- gen Theile weiden in den Pflanzen, vermöge der innern ausgedehnten Luft, herumgetrieben und zwar auf folgende Art. Die Feuchtigkeiten, welche die Wurzeln an sich ziehen, enthalten sehr viel Luft. Diese Luft wird durch die äussere Warme der Sonne ausgedehnt. Diese ausgedehnte Luft drückt nun, theils auf die weichern Gefäße der Rinde und des Markes, und durch diesen Druck dex Gefäße, werden die Feuchtigkeiten fortgetrieben; theils wirkt auch die sich ausdehnende innere Luft auf die Feuchtigkeiten selbst und drückt sie als» von einem Orte jum andern. Man sieht dieses deutlich au D 2 dem dem Ausschlagcn der Baume im Frühjahre. Sie schlagen nicht eher auS, als bis die äussere Atmosphäre anfängt, durch einen angenehmen Sonnenschein wärmer zu werden. Es ist aber sehr wahrscheinlich, daß die in, den Pflanzen befindlichen Safte, auch vermöge der anziehenden Kraft s attraAio) in den kleinen Haarröhrchen gleichenden Gc« fäfscn, mit fortbeweget werden. b) Wie fest die Wurzeln der Pflanzen sich in der Erde verbreiten, fleht man an den Baume» bey einem starken Sturme. Wenn man nur eine zarte Pflanze aus der Erde reißt, so muß man schon einige Gewalt an. Wenden. H. Zs. Die Wurzeln verschiedener Pflanzen dienen,auch Menschen und Vieh zur Nahrung : verschiedene dienen auch zum Färben, zur Feurung/ in der Medicin u. s. w. 8. Der Stamm. §. z6. Denjenigen Theil einer Pflanze, welcher aus der Wurzel über der Erde hervorragt und die übrigen Theile der Pflanze, als Blätter, Blumen, Früchte u. s. w. trägt, nennt man den Stamm (cauäex, trrm- cu8, cLulis). §. Z7- ° sz st §. Z7. Der Stamm ist größtcntheils nur I eine Verlängerung der Hauptwurzel, welche s daher auch Stammwürze! ( caucZLx äefcen- ^ 6ens Z. zr. 3. ) heißt und über der Erde her- vorwachst. Der Stamm bekömmt daher auch, I zum Unterschiede der Stammwurzel, den Namen der aufsteigende Stamm (cauösx sfLCnelens). Verbreitet sich der aufsteigende Stamm in mehrere Theile; so werden i diese Theile Aeste oder Zweige (rami) ge- nennt. G e Der Stamm ist also ein 2heil der Wur» ! zel. Der Stamm ist in Rücksicht seiner Harte oder Dauer, seiner Richtung, seiner Gestalt, seines innern Raums, seiner ausser» Oberstäche, seiner Bekleidung, seiner Zusammensetzung und Vertheil'nng der Ae« sie, in verschiedenen Pflanzen sehr verschie- i- den und bekömmt daher auch verschiedene Beynamen. So ist er z. B. holzartig -! (Ii§r>olu8, srboreus ), oder krautartig I' (kerbaceus): aufrecht (ereÄus) oder niederliegtnd (äecumdens): rund (te- ! res) oder eckig (anFulatus): ' dicht z (loiiäus ) oder röhricht ( 6ichu1oÜI8 ): i glatt (^laber) oder rauh (scaber ) : ^ vackend (rmäus) oder blätterig (kolia- D z tU5): 54 einfach (limplex) oder äsiig ( ramolus ). Die genauere Betrachtung aller dieser Theile, gehöre eigentlich in die obere Classe. §. g8- Der Stamm und die Zweige, als Fortsätze der Wurzel, bestehen in Rücksicht ihres innern Baues, aus eben den Theilen, aus welchen die Wurzel besteht, nemlich aus der Vberhaur, der Rinde, dem Splinte, dem Holze und dem Marke (§, zz. 2 . K. c. 6. e.) ^icse Theile des Stammes und der Zwei« qe, sind in den mehrcstc» Pflanze» eben so beschaffen, wie m der Wurzel, nur daß sie oft nach der verschiedenen Art der Pflanzen etwas Verschieden sind. In einigen sind sie dicker, dichter und härter als z. B. bey den Bäumen; in einigen lockerer, dünner und weicher, als z. B >» den kraurartigen Pflanzen. Bey den Birken > ljeNiiz lllha lärm.) und dem Aobannisbeer- stcauche leides rudrum schält sich die Oberhaut (H. ZZ. 2.) oft von selbst ab und hangt an dein Stamme und den Zweige». Bey den Birken sieht sie weiß und bey dem Johannisbeerstrauch roth aus. Um den jungen Leuten diese Theile deutlich zu zeigen, muß man sich mehrerer Arten 55 Arten von Sträuchern oder Bäumen bedie« ncn. Denn in diesem Strauche oder Baume ist dieser Theil deutlicher zu sehen, an einem andern ein anderer Theil. So habe ich zur Untersuchung der Oberhaut die Birke und den Johannisbeerstrauch zum Beyspiel angeführt. Zur Untersuchung dcS Markes (h. ZZ- e.) kann man sich am besten der jährigen Sprößlinge deS HoülMders rükchL I.inn.) bedienen. Zur Untersuchung der übrigen Theile kann man sich des sogenannten FaulluNIMA (kkumnus krLNAuIa l.wn.) bedienen, wo die -Oberhaut eine braune oder graue; die Rmde (§. zz, b.) eine grüne; der Splint (H. ZZ. c.) eine gelbe und das Holz (s. ZZ. 6.) eine rbthliche Farbe hat. Um den Splint deutlich zu zeigen, muß man einen frischen Zweig, von der Dicke eines Daumens, quer durchschneiden und zwar ganz glatt, so siehe man, wie der Splint von Jahren zu Jahren in wirkliches Holz übergegangen ist, (§. Z2. Anmerk.) welches verschiedene Ringe bildet, die von dem Marke bis zur Rinde in gehöriger Ordnung fortgehen, und endlich der letzte Ring, welcher sich unmittelbar unter der Rinde befindet und noch nicht völlig die Harte des Holzes hat, wird der Splint gemimt. z. 39. 56 §. Der Stamm und die Aeste dienen der Pflanze 3) den von der Wurzel erhaltenen Nahrungssaft zu den Theilen der Pflanze zu führen, b) Zur Unterstützung der Blätter/ Blumen und Früchte. §. 40. Der Stamm und die Aeste mit ihren Theilen besonders/ geben verschiedenen Nutzen. So dienen uns verschiedene Rinden in der Medicin / zum Garben / Farben; so dient uns das Holz zum Bauen/ Brennen und verschiedenen Haußgerathen. L. Die Vlätter. §. 41. Die Blatter (koliu) sind diejenigen Theile der Pflanzen/ durch welche sie Nahrungssafte aus der Luft erhalten/ und die überflüßigen Feuchtigkeiten ausdünsten. §. 42. Die Blatter bestehen größtentheils aus der Oberhaut/ Rinde und einem Theil des Splintes (§. zz. 3. d. c.) Es ist bis itzt noch streitig, ob die Blätter auch Lheilc von dem Marke (H. zz. e.) erhalten. Siehe weiklänftigcr hievon Dieterichs Anfaiigsgrülide zur Pflaiizcnkennt» niß. tz. Z86 - Z88. 57 §. 4;. Die Blatter werden von einer zar- ten Haut bekleidet, welche sie von der Oberhaut erhalten, zwischen welchen sich ein netzförmiges Gewebe befindet, welches aus den Zartesten Erfassen, die aus der Rinde des Stammes und der Aeste oder der Wurzel in das Blatt übergehen, zusammengewebt ist. Unter diesen Gefachen zeichnen sich einige an Größe und Härte aus, so, daß sie gleich in die Augen fallen, wenn man ein Blatt vor- nemlich auf der untern Seite betrachtet. Man nennt sie Rippen oder Nerven (neryi, verlas). Diese Gefasst, welche knorpelar- tig sind, scheinen nicht aus der Rinde, son, dcrn aus dem, unter der Rinde gelegenen Splinte zu entstehen. Um jungen Lenken einen deutlichen Begriff von den Bestandtheilen der Blatter zu machen, muß mau die Blätter einem gewissen Grade dcr Fäulniß aussetzen, wo als- dcnn dieses netzförmige Gewebe von den übrigen Theilen getrennt werden kann. Solche Blatter nennt man alsdcnn fkeletttte Blätter. Im Frühjahr findet man oft an feuchten Orten, solche von der Natur D t sehr 58 sehr schön steletirke Blätter, vornemlich von der Espe (?0pulv8 tremula lärm.) Die Besässe der Blätter, welche sich unter andern an Größe auszeichnen, werden, wenn sie einfach von der Basis „ach der Spitze zulaufen, Nerven (nervi); wenu sie aber vielfach vertheilt sind, MeM (veNLS) gcnennt. Diese Beywörter scheinen mir hier sehr unschicklich zu seyn, Vornehmlich was das erste betrift. Man muß die sogenannten Nerven der Blätter nicht mit den Nerven des thierischen Kör. pers verwechseln, von welchen in der An- mcrk. zum §. ir. die Rede gewesen ist, weil in den Pflanzen gar keine Empfindung Statt findet. Es Ware vielleicht schicklicher, wenn man für das Beywdrt Nerven, sich des Wortes Rippen (coüae ) bediente. §. 44. Die Blatter bekommen nach ihrer Bestimmung, Bau, Dauer und Zusammensetzung verschiedene Namen. Die nähere Betrachtung derselben gehört in die höhere Classe« §.45. Die Blatter dienen der Pflanze g.) zur Nahrung, indem sie eine Menge Feuchtigkeiten aus der Luft an sich ziehen, welche in den besonders dazu bestimmten (Besässen des Vlat- 59 teS, zur Nahrung zubereitet, und alsdcnn durch andere Besässe in die Pflanze zu ihrer Nahrung zurück geführt werden, d) Um die überflüßigcn Feuchtigkeiten, welche nicht zur Nahrung angewendet werden, vermittelst der Ausdünstung auszuführen, c) Die Bewegung der flüßigen Theile in den Pflanzen zu vermehren. Denn von einem jeden Lüftchen werdendste Blatter in Bewegung gesetzt und bey eurem mittelmäßigen Winde die ganze Pflanze bewegt. Endlich dienen die Blät- ter ihren Pflanzen auch dazu, daß sie über die Wurzel ihrer Pflanze Schatten verbreiten, damit die Sonnenstrahlen die Feuchtigkeiten um die Wurzel herum, nicht so heftig an sich ziehen können, wodurch der Pflanze ein grosser Theil der Nahrung entgienge. Da6 deutlichste Beyspiel, daß die Pflan« zen sehr auüdünsten, hak man an dem söge« nannten Bockshorne (Licer urietinum). Wenn man mit der Hand, am Mittage, auch bey der größte» Hitze, über diese Pflanzen reicht, so wird die Hand ganz davon benetzt. 6o §- 46. Die Blätter können als Futter für das Vieh und Nahrung für den Menschen angewendet werden. Sie dienen in vcrschie, dencr Absicht, zur Arzney, zum Färben und dergl. Die Feuchtigkeiten, welche durch die Blak, tcr ausdünste», sind oft so häufig und dick, baß sie nicht sogleich in die Luft verfliegen können, sondern sich als ein dicker, schmieri« ger Saft, an die Oberfläche dcHAZstanze und Blätter ansehen. Diese Säfte^dienen uns theils in detMedicin als B. die Manna; theils dienen sie auch den Thieren zur Nahrung. So dient auch der kledriche Saft, welcher aus den Blättern verbinde (lilia europaea lärm.) a» helssen Tagen, vorncmlich im Frühjahre, ausschwitzt, den Bienen zum Honig. V. Die Stützen. §. 47. Die Stützen (kulcrs) sind diese, nigen Theile der Pflanzen, welche zur Auf, rechterhaltung derselben dienen. Hiezu ge, hören: s) Der Blattstiel (?etiolus) welcher die Stütze des Blattes Ist. Durch densel, ben 6l den werden die Nahrungssäfte aus der Pflanze in das Vlatt und die von dem Blatte eingesogenen und zubereiteten Nahrungsmittel aus dem Blatte in die Pflanze zurückgeführt (§. 4s. s.) . b) Der Blattansatz (8tipulu) sind Stü, tzen, welche an der Basis der Blätter oder Blattstiele sitzen. Sie haben glei, chen Ursprung mit den Blättern (§. 42.) Sie dienen zur Befestigung der Blätter an dem Stamme oder Zweige. z. B. können die verschiedenen Arten dcS Wickengeschlechtes ( Vicia b.inn.) dienen. e) Die Gabeln (Lirrtü) sind sadenför, rnige Bänder, welche sich gewöhnlich wie Schraubengänge winden und sich um an, dere benachbarte Körper, zur Befestigung ihrer Pflanze, herumschlingen. Sie be, stehen aus eben den Theilen, aus welchen der Stamm und die Wurzel besteht (Z. 33 » 38 ») Der Schöpfer hak mit solchen Tübeltt die schwachen Pflanzen ausgerüstet, damit sie sich durch deren Hülfe an andere benach, dar« 62 barte Körper aufrecht erhalten können. Mau schneide z. B. einer Weinrebe, oder Erbse diese Gabeln oder Ranken ab, mit welchen sie sich an den Sträuchern befestigt hatten, so werden sie bald umfallen. 6) Der Ueberzug (kube§), hiezu gehören die ^aare (kili); die N)oüe (L. 3 NL); der Darr (varda); dex Filz (lomenwm); die Rleie (8tri- §LL); die Borsten (Zstse); die Drüsen (6lLn6ulLe). Die nähere Betrachtung dieser Theile be« sonders ist hier zu weitläuftig. Siehe weitläufiger hievon §)ielerlÜ)6 ?lnfanqs« Gründe der Pflanzenkcnntniß ( Z. 2 sz- 2s6.) e) Die Waffen (^rma) werden eingetheilt i) in Dornen (^culei), welche stechende Spitzen sind, die ihren Ursprung einzig und allein aus der Rinde haben, und also mit derselben abgenommen werden können, r) In Stacheln l.8pmae) welches Spitzen sind, die aus dem Holze, durch die Rinde, mit 6z mit welcher sie umgeben sind, hervorragen. Beyde dienen den Pflanzen Haupt, sächlich zurBeschützung, und zu gleichem Endzwecke gebrauchen wir sie auch im gemeinen Leben zu Befriedigungen, Zäu, nen und dergl. Sie bekommen nach ih, rer Richtung und Stand verschiedene Namen. Von den Dornen können zum Beyspiel dienen, das ganze Rvsengefchlecht (Rolr ) lind die Stachelbeeren (Ribs§ Orollblariu länn.). Von den Stacheln aber, der qemeine Schwarzdom (krunus lpinola lärm.) k) Die Deckblätter (LraÄeae) sind diejenigen Blätter, welche die Blumen zwischen sich und dem Stamme oder den Aesten einschlicssen, sie heißen daher auch Blumenblätter. Sie weichen von dem gewöhnlichen Bau der Blätter oft nicht sehr ab. Oft aber sind sie gefärbt und bekommen in Rücksicht ihrer Dauer und Gestalt verschiedene Namen. Sie 64 Sie dienen zur Beschützung und Unterstützung der Blumen. Zur Untersuchung kaun das Geschlecht Ivlelamp^rum I.inn. dienen. §) Der Blumenstiel (keckunLuIus) ist derjenige Theil der Pflanze, auf welchem die Blumen sitzen. Cr ist größ- tentheils rund und wird oft nach der Blume zu etwas dicker. Er enthalt alle die Theile, welche der Stamm und die Wurzel enthalt ( H. zz. Z8.). Er dient der Pflanze zur Unterstützung der Blumen. Er bekömmt verschiedene Namen. Wenn der Stiel, auf welchem die Blu- me und die darauf folgende Frucht sitzt, un- mittelbar aus> der Wurzel entspringt, ohne weiter Blätter und Zweige von sich zu geben ; so vertritt cr die Stelle des StanuneS und wird Schuft (8capus) genannt. Wenn er aber aus dem Skanune oder Zweigen hervorgewachsen ist, so heißt er der Blumenstiel (keckurlculus). L. Die T. Die Knospen. tz. 48- Bey verschiedenen Pflanzen bricht bas Krank unmittelbar aus dem Stamme hervor und bildet dadurch einen neuen Ast. Bey andern aber liegt dasselbe in der Gestalt eines kleinen Knopfes auf der Oberfläche der Pflanze. Diesen Knopf nennt man ein Auge oder eine Rnospe (§emma, oculus). In diesen Knospen liegen die Blätter und oft auch die Blumen enge zusammengewickelt und sind von aussen mit gewissen Schuppen bekleidet, durch welche sie für die Kälte und dergleichen geschützet werden. Bey den sogenannten Roß-Kastanien ( ^elculus Hippo - Lustarmm h.mn.) und dem türkischen Glieder (8)rrjn§L kann man die in der» Knospn, enge zusammengewickelten Blät, ter deutlich zeigen, weil diese Baume ziem» lich große Knospen haben. Ja man kann so gar oft die Blüten mit den Blättern in den dicken Tragcknospen der Aepfcl und Birnbäume deutlich erkennen. Z. 49« Ein Auge oder Rnospe (§. 48-7 entsteht dadurch, wenn sich das Mark der E Pflanze 66 Pflanze immer mehr und mehr ausdehnt, ge, gen die Oberfläche derselben dringt, endlich aus der Oberfläche derselben hervor bricht, und die seinsten Fasern des Splintes, oder des noch nicht vollkommenen Holzes und der Rinde (tz. ZZ. c. b.) mit sich führt. Durch die Bewegung der flüßigen Theile in der Pflanze, werden nun die dazu schon bereiteten und schicklichsten Safte hinzu geführt und angesetzt, und so entwickelt sich nach und nach die Knospe. Also ist die Atwspö bloß ein Fortsatz der Theile der Wurzel, des Stammes und der Aeste (,§. ZZ. Z8-) welche durch die Ansehung neuer Theile größer wird. Die Knospen entstehen im Frühjahre an den noch jungen und zarten Sprossen, wo das Mark im Stande ist, die es Umgebenden Theile (§. ZZ. 3. h. c. 6.) leicht zu durchbohren. Die Theile sind nemlich noch weich und zart und thun dem herdo» treibenden Marke keinen starken Widerstand. Man wird daher auch finden, daß an den schon härtern Sprossen, wo der zart« Splint anfängt hart und zu wirklichem Holze zu werden, keine Knospen hervorschla- gen, weil der Widerstand der Theile gegen das 67 das hervorbreche,He Mark, schon zu stark «st, als daß dasselbe diese» Widerstand über« winden könnte. Die Knospen werden nun den Sommer hindurch immer größer und stärker. Im folgenden Frühjahre aber, wenn durch die Wärme der Sonne, die fiüßigcn Theile in den Pflanzen in Bewe« gung gesetzt werden (H. zg.. Anmerk. 3.) so bekommen die Knospen auch wieder fri» sche Nahrung und die Theile entwickeln sich immer mehr und mehr; die Knospe wird größer und endlich brechen die zarten Theile aus der Knospe hervor, welches wie jm Frühjahre das Ausschläger, der Bäume (fronäelLentia) nennen. Die Schuppen (lguamas ) welche die Kno. spen umkleiden und schützen (§. 48 ) sind Fortsätze der Oberhaut, welches die Farbe verräth, die sie mit der Oberhaut ihrer 'Pflanze grdßkenthcils gemein haben. Wenn Die Theile, welche in der Knospe verborgen lagen, hervorbreche»; so fallen sie ab. §. 50. Die Knospen dienen also zur Ver, langerung und Erweiterung der Pflanze und ihrer Zweige. Sie finden größtentheils nur bey den Pflanzen statt, welche bis auf das folgende Jahr den Winter über dauern, als bey den Bäumen und Sträuchern. Sie wer, E z den er den größtenteils von den Blattern oder Blattstielen (). 41. 47. u.) beschützt, zwi» schen welchen sie an dem Stamme oder Zweigen liegen, damit sie den Sommer hindurch, wo sie noch sehr zart sind, keinen Schaden leiden. r. Die Blume. §. s i. Die Blume (Üos) ist gleichsam der Geburtstheil der Pflanze, welcher zur Befruchtung dient. Denjenigen Geburtstheil aber einer Pflanze, welcher zur Geburt dient, nennt man überhaupt die Frucht (fruÄus). §. 52. Die Theile einer vollkommenen Blume (Kos perfeüus) werden überhaupt eingetheilt in wesentliche Theile (partes EÜentisleL ) und in die nicht wesentlichen oder zufälligen Theile (purtes acciZenta- 1e§.) Die wesentlichen Theile einer Pflanze werden diejenigen genannt, bey deren Abwesenheit , auch der Begriff einer vollkom, menen Blume wegfällt, und ohne welche der gehörige Endzweck per Blume, ncm. lich lich die Befruchtung, nicht erreicht werden kann. §. sZ. Zu den wesentlichen Theilen ei, ncr vollkommenen Blume gehören zwey Stü, cke, nemllch der Staubfaden und der Scempfel. Zu der Befruchtung einer Pflanze werden nothwendig diese beyden Theile einer Blume erfordert. Also machen die Staub, fäden und dir Stempfel, als die männlichen und weiblichen Gcschlechtsthcile der Pflanze, die wesentlichen Theile einer vollkommenen Blume aus. §. 54 . Der Staubfaden ( 8 tamen) ist der männliche GcschlcchtStheil einer Blume, in welchem der Blumenstaub zur Befruchtung bereitet wird. Er wird eingetheilt in den Laden ( 6 Iamentum) welcher den Staub, beutel (Mtkera) trägt, und in den Staubbeutel selbst. Bey einigen, doch wenigen Pflanzen, fehlt dem Staubfaden oder dem männlichen Theil der Blume, der Faden ( 61a- rnenwm) und der Staubbeutel (^Vn- tberL ) ist unmittelbar a» der Blume bt. festiget (MtlML Miliz). Also E z macht macht der Faden keinen wesentlichen Theil des Staubfadens aus, sondern er kann bey einigen Pflanzen fehlen, und die Befruchtung geht dem ohngcachtet von Statten , wenn nur der Staubbeutel gehörig zugegen ist. §. s s. Der Staubbeutel einer vollkommenen Blume enthält den Blumenstaub (kollen) welcher der wesentlichste Theil des Staubfadens , oder des männlichen Ge- schlechtötheils der Blume ist, indem er eigentlich das Werkzeug ist, welches den weiblichen Theil einer Blume befruchtet. Er besteht aus verschiedenen kleinen Körnern, von verschiedener Größe und Gestalt, welche, wenn sie ihren vollkommenen Grad der Reife erhalten haben,' einen ganz feinen Duft von sich geben. Dcr Faden ist also kein wesentlicher Theil ( H. 54. Allmerk.). Der Staubbeutel aber ist ein wesentlicher Theil des Staubfadens überhaupt, weil nur in ihm allein und in keinem andern Theile der Pflanze, der Blumenstand zubereitet werden kann. Es können aber in einer Blume dcr Faden «Nb Staubbeutel zugegen seyn, und doch keine 7r keine Befruchtung Statt finden, wenn neulich der Blumenstaub» als das Werkzeug der Befruchtung fehlt. Der Blumenstaub ist also der wesentlichste Theil des Staubfadens überhaupt. §. 56. Der Staubfaden (H. 54.) und vornemlich der in dem Staubbeutel desselben zubereitete Blumenstaub/ dient der Pflanze Zur Befruchtung. Daß der in dem Staubbeutel zubereitete BlnmensAiub das eigentliche Werkzeug der Befruchtung sey, zeigt sich vornemlich bey solchen Pflanzen, bey welchen die beyden Geschlechtttheile von einander getrennt, sich auf zwey verschiedenen Pflanzen von derselben Art befinden (klaritae ckioicae) wo der Blumenstaub durch den Wind oder Insekten, von der sich oft in ziemlich weiter Entfernung befindenden männlichen Pflanze, auf die Gcschlcchtstheile der weiblichen gebracht wird und diese weibliche Pflanze befruchtet. Ein bekanntes Beyspiel von dieser Art, haben wir an dem Wachholdcrstrauch (^umperus com- MVM8 I.inn.Geschieht dieses nicht, s» bleibt die weibliche Pflanze unfruchtbar. §. 57. Der Grempfcl ( kWlIum) als das zweyte wesentliche Stück einer vollkom« E 4 menen X 7r menen Blume ( §. 5z.) ist der weibliche Ee- schlechtöthcil einer Pflanze/ welcher mit der Frucht verbunden ist, und durch welchen vrr- mittelst des BlumeustaubeS (§. 55. ;6.) die Befruchtung einer Blume geschieht. Es kann also keine Befruchtung in einer Pflanze Statt finden, wo dieser weibliche Theil fehlt. §.58. Er besteht bey den mehrcstcn Pflanzen aus drey Theilen; nemlich 2) aus dem Fruchtknoten (§ermen), welcher der unterste Theil des Stempfels ist/ der die erste Grundlage der Frucht/ oder den sogenannten Exerstock (ovarium) enthalt. b) Aus dem Griffel (Stylus), welcher der mitt, lere Theil des Stempfels ist/ der sich zwischen dem Fruchtknoten und der Narbe befindet und dieselbe tragt, c) Aus der Narbe ( 5 ti§mu) selbst/ welche mit kleinen Wärzchen versehen ist, und den obersten Theil des Stempfels ausmacht. Der Griffel macht bey den mchreflen Pflanzen von dem Fruchtknoten gewöhnlich «ine» merklichen Absatz, indem er dünner r» 7Z z» seyn pflegt, als der Fruchtknoten. Die Aarde macht bey verschiedene» Pflanzen Wiederum einen Absatz, indein sie bey ver« schiedencu Pflanzen dicker ist als der Griffel. Zur Untersuchung der Gcschlechks- thcile, kann die so genannte Kayscrkrone (kriüUML imperiÄis I.inn. ) die, neu, wo ein Stcmpfcl sich in der Mitte befindet, um den sechs Staubfaden herum stehen. Bey einigen Pflanzen fehlt der Griffel (I)) und die Narbe ist unmittelbar mit dem Fruchtknoten verbunden (5U§Ma leMe) Wie bey dem Tulpengcschlcchte (PulipL I^INN.) wo die Narbe, welche „»Mittel, bar mit dem Fruchtknoten verbunden ist, drey Lappen (lobi) macht. Also ist der Griffel kein wesentlicher Theil des Stein, pfels, sondern bloß der Fruchtknoten und die Narbe, weil bey verschiedenen Pflanzen, die keinen Griffel, sondern nur Narbe und Fruchtknoten haben, die Befruchtung doch von Statten geht. §. 59 . Die Narbe (§. <; 8 . c.) ist mit kleinen Drüsen oder Wärzchen (§1sn6u- 1 ns, pspillae) besetzt, in welchen eine sehr feine ochlichte Feuchtigkeit abgesondert wird. Der Griffel (§. s 8 . b.) (wenn er da ist) E s bildet 74 bildet mit d<* Narbe einen Kanal/ welcher sich bis auf den Fruchtknoten (§: 58. a.) erstreckt. Man glaubte ehemals, die schlichte Feuchtigkeit, welche luden kleinen Drüsen der Narbe abgesondert wird, sey der weibliche Saame, durch dessen Vermischung mit der männlichen die Befruchtung geschähe. Dieses ist aber nicht so, sondern diese schlichte Feuchtigkeit ist bloß das Zu- führungsmittcl des männlichen Saamcns zum Eyersiock (,§. s8- a. ) in welchem die Befruchtung vor sich geht. Dieses hat Hr. Joseph Göttlich Kölreuter in sei. ,rer vorläufigen Nachricht von einigen das Geschlecht der Pflanzen betreffenden Ver. suchen und Beobachtungen Leipzig 1761. in der zweyte« Fortsetzung S. 6s-7z. durch merkwürdige Versuche bewiesen. Man kann bey verschiedenen Pflanzen mit einer Schweinsborste durch die Narbe und den Griffel bis auf den Fruchtbodcn komme», wo man alsbcnn diesen Kanal deutlich wahrnimmt. Dieses kann aber nur bey solchen Pflanzen geschehen, die ei- neu großen und starken Stempfel haben. Bey verschiedenen Pflanzen sieht man die aus den kleinen Drüsen der Narbe abgesonderte yehlichte Feuchtigkeit, in der Gestalt 75 Gestalt kleiner Tropfen auf der Narbe sitzen. §. 6o. Sobald die Geschlechtstheile der Blume ihren gehörigen Grad der Vollkommenheit erreicht haben/ so schwitzt die öhlich- te Feuchtigkeit aus den Wärzchen der Narbe allmählich aus; zugleich öffnen sich die Staubbeutel und bieten ihren Saamcnstaub dar, der aus seiner ganzen Oberfläche eine sehr feine schlichte Feuchtigkeir'ausschwitzt, Wenn nun der Saamcnstaub auf die feuchte Narbe kömmt, so vermischt sich die dünne schlichte Feuchtigkeit des SaamenstaubcS mit der Feuchtigkeit der Narbe, welche ihn alsdenn in den Eyerstock des Fruchtknotens hinunter führt, und derselbe auf solche Weise befruchtet wird. Worin die Befruchtung bestehe und die Art, wie sie vollbracht wird, ist uns noch unbekannt. Man hegte in den vorigen Zeiten die Meynung, der Blumenstand, so bald er Frucht werde, zerplatze er und gebe als- benn die männliche Saamcnfeuchtigkeit 76 von sich, welches man auch durch verschiedene Erperimente zu beweisen suchte. Und - also glaubte man, daß der Blumenstand, so bald er auf die feuchte Narbe komme, zerplatze und seine Saamenfcuchtiqkcit von sich gebe und auf diese Art geschehe die Befruchtung. Dieses geschieht aber niemals. Das Zerplatzen des Saamenstau- bcs im Wasser oder Brandwciu, iß nichts natürliches, sondern allemal etwas gciralt, sames. Hr. A. G. Kölreuker hat es, in dem im §. j 9. Anmcrk. angeführten Buche, Seite 91 -9s. durch verschiedene schöne Versuche deutlich bewiesen. Uebcr- haupt ist dieß ei» Buch, welches unk über die Erzeugung der Pflanzen außerordentlich viel Licht giebt, und daher von einem jeden Liebhaber der Natur beherzigt zu wer- den verdient. Die Art, wie der Blumenstaub auf die Narbe gewöhnlich gebracht wird, damit die Befruchtung geschehe, ist Verschieden und mau muß auch hier die weise Einrichtung des Schöpfers in der Natur bewundern. i) Durch ein schnelles Aufplatzen der StaubbeutelcheN/ wodurch aller in ih« nen enthaltener Staub in die Luft gesprengt wird, und also ein großer Theil auf die Narbe zur Befruchtung fällt z. B. bey dem 77 dem sogenannten Glaßkraute (kllrietLria oKicinalis ) 2) Durch eine besonders geschickte Lage, Verbindung und unmittelbare Berührung der Geschlechtstheile untereinander. Hiehcr gehören alle die Pflanzen , deren Staubbeutel in einen Cylinder verwachsen sind, welche die i^tc Classe des Linneischen Pflanzensyflans ( 5vn^e- NCÜ3) in sich faßt und noch verschiedene andere Pflanzen» z) Durch eine geringe Erschütterung, sie geschehe nun durch den Wi'nd oder durch die Insekten. Hicher gehören vorncmlich alle die Pflanzen der Lite» Classe (IVIon- vsciL) des Linn. Syflcms. Z. B. bey der Haselnuß ( Lor^luL avelltML ) und dergleichen Pflanzen, hangen die männlichen Kätzchen (Moment-) senkrecht her. unter, zu gleicher Zeit aber sind die weiblichen Kätzchen (wM)e bey der Haselnuß hochroth sind) aufwärts gekrümmt. Bey der geringsicn Bewegung geben die männlichen ihren Staub von sich, die weiblichen fangen ihn auf und werden befruchtet. Nach der Befruchtung neigen sich die weiblichen wieder gegen die Erde und die männlichen fallen ab. 4 ) 4) Durch eine stärkere Erschütterung eines günstigen Windes. Hichcr gehören die Pflanzen der rrten Classe des Linn. Syst. ^OioLciL). Im ^. s 9. 2 ln- merk. habe ich hievon schon ein Beyspiel angeführt. s) Durch die Insekten ganz allein. Es finden sich einige Pflanzen, wo theils die Lage der Geschlechtstheile, theils der Blu» inenstaub selbst, so beschaffen ist, daß keine Befruchtung möglich wäre, wenn nicht der weise Schöpfer einige Insekten hiezu be« stimmt hätte, welche den Pflanzen in ihren Bedürfnissen zu Hülfe kommen müßten. Herr KölröUter führt in seiner ersten vorläufigen Nachricht S. 26 - ZO. sehr schöne Versuche über die Befruchtung der Schwerdklilien ( Iris lürm. ) und S. 7 r. 72. des Mistels ( Vitcum ulbum I^irm.) an. Der Blumenstand in dem Gurken« Kürbsen- und Malvengcschlecht« sitzt an dem Staubbeutel so fest, daß er durch keine Erschütterung abgebracht werden kann. Au diesem Endzweck hat der Schöpfer die mehresten Pflanzen mit einem Honigartigcn Saft versehen, den die Insekten mit Mühe aufsuchen müssen, zugleich aber wischen sie den Blumenstaub ab, und bringen ihn, indem sie mehrere Blumen durchsuchen, auf 79 auf die weiblichen Narben, und auf diese Art werden sie befruchtet. §. 6t. Die Staubfäden und die Srem- pfel dienen also der Pflanze zur Vermehrung ihres Geschlechts und zur Erzeugung neuer Pflanzen ihrer Art. Die Staubbeutel geben den Bienen das Wachs und von den Stempfcln brauchen wir einige in der Medicin und Haußhaltung. Z. Ä. der Safsran ist weiter nichts, als der dreyfach gecheilte Stempfcl derSastran- pflanze ( Lrocus iativus vur. «. oKi- cina1i8 binn.) tz. 62. Zu den zufälligen Theilen einer Blume (§. 52.) gehören der Reich, die Rrone und die Honigbehäkrnisse. §. 6z. Der Reich (Lsl^x) ist die äussere Bedeckung der Blume. Er bekömmt in Rücksicht seiner Einteilung und der Zahl seiner Theile, der Gestalt des Ganzen und der Theile, verschiedene Namen. Er hat bey den mehresten Pflanzen eine grüne Far, be. zo bc. Bey verstl)icdcnen Pflanzen fehlt der Kelch, denjenigen aber, die ihn haben, dient er zur Bedeckung, wenn ihre Theile noch zart sind und sich noch nicht völlig entwickelt haben. Die genauere Untersuchung desselben gehört i» höhere Classen. §. 64. Die Rrone (dorollA) ist die innere Bedeckung der Blume. Sie besteht entweder aus einem Stücke und alödenn heißt sie einblarterich (mynoMalu); oder sie ist aus mehrern einzelnen Blättern zusammengesetzt und alödenn heißt sie vielblätte- rich (pol^pekulL) und ein jedes einzelnes Blumenblatt für sich genommen, nennt man ein Rronblaec (ketulum). Zur Untersuchung einer einblätterichen Krone kann die gemeine einfache Garten, Hyacinthe (Kl^3Lmtku8 oi'jentaiis Issnn ) dienen. Zur Untersuchung einer vielblätterichen Krone kam, man das ganze Tulpengeschlecht (lulipa l-MN.) wählen, welches deren, wen» sie einfach ist, sechse hat. 8l §. 6s. Die Krone hat bey verschiedenen Pflanzen verschiedene Farben und bekömmt in Rücksicht ihrer Lage und.Gestalt des Ganzen und der Theile verschiedene Namen. Sie dient der Blume zur Bedeckung/ damit die GeschtechtStheile / welche sie MehrentheilS einschließt (wenigstens wenn sie sich noch Nicht völlig entwickelt haben) nicht von den Insekte« beschädigt werden können. Wir bedienen uns derselben in der Medicin und Haußhaltung in verschiedener Absicht. H. 66. Ein Honigbekälrmst (kleÄs-- rium) ist derjenige Theil einer Blume/ wel, cher einen Honigartigen Saft in sich ent, halt. Er bekömmt in Rücksicht seiner Ge, stakt und Lage verschiedene Namen. Der eigentliche Nutzen/ den die Pflanzen oder die Blumen/ von diesen Honigbehaltniflen NNd dem darin enthaltenen Safte haben, ist uns noch nicht hinlänglich bekannt. Die, sen Honigartigen Saft kragen die Bienen M Verfertigung des Honigs zusammen. F Er Er dienet auch verschiedenen andern Jnsek» ten zur Nahrung und zugleich wird dadurch entfernter Weise die Befruchtung in vcrsHie, denen Pflanzen bewirkt (tz. 60. n. s.) Ein deutliches Beyspiel von einem Hv- »igbehälkniß haben wie an der Kayscrkroue (^ritiliaria imperialis) wo unten auf dem Boden der Blume, in jedem Blumenblatte, eine halbkugclformige Vercicfunz ist, in welcher, wenn die Blume in ihrer völligen Blüte steht, sich ein ansehnlicher Tropfen Honigartigen Safts befindet. H. 67. Wenn der Fruchtknoten (§. ; 8 -a.) nachdem in ihm die Befruchtung vorgegangen ist (§. 60.)immer weiter ausmachst und nach und nach einige Theile der Blume abfallen; so bildet sich die Frucht (Z. 51.) deren wesentlicher Theil der Saame ist. tz. 68 . Der Saame ( 8 emen) als der wesentliche Theil der Frucht, ist die Grundlage der neuen Pflanze; er hat also mit den befruchteten Eyern der Thiere die größte Aehn- Ähnlichkeit und besieht au?- drey Stücken; nemlich der Haur, dem Rerne und dem ^elme. 69. Der Aeim ((üorcuium) zeigt bald im Anfange seiner mehreren Entw'ckc.ung seine zwey Hauptthclle, nemlich das ^ stänz- ct)en welches aus ganz zarten schuppenföimigen Bläktchen besteht: und das würreltchen ( koÜLllum) welches nur einen d"^)cn Faden vorstellt. Dcyde Theile machen die ganze künftige Pflanze auS/ welche sich nun immer mehr und mehr durch die Nahrung (§. 2 . 3.) und das Ansetzen neuer Theile (r. 20. d. ) entwickelt. E§ verhalt sich mit der Entwickelung des Keime eben so, wie mit der Entwickelung einer Knospe, in welcher die Theile auch verborgen liegen. §. 70. Der Rern (^ot^Löon) ist ' derjenige Theil des Saamcns, aus welchem der Keim oder die angehende neue Pflanze F 2 69.) 84 (h. 6-.) die erste Nahrung erhält, biß die kleine Pflanze alsdcnn nach und nach stark genug wird, fremde Nahrung an sich zu ziehen. Der Keim besteht bey einigen Pflanzen nur aus einem Stücke, bey den mehre, sten aber aus zwey Stücken, sehr selten aus mehrern, welche beym Anfange der Entwickelung des Keimes aufquellen, und endlich bey verschiedenen Arten von Pflanzen als eine Art von Blättern aus der Erde hervor- wachsen, welche man Gaamenblärr«r (Lo- tyleckoneb) zu nennen pflegt. Der Kern giebt Menschen und Vieh Nahrung und wird in der Haußhaltung und Medicin verschiedentlich gebraucht. Ein Beyspiel von einem einfachen Saa« meiiblatte, giebt uns der auS der Erde hervorkeimende Gaame der Buche (ks- Aus I-inn.) Von den Samenblättern, welche aus zwey Half« te» bestehen, können die Sminkbohnen (kkaieolus vulZaris il.inu.) wenn sie aus der Erde hervorkeimen, zum Bey. spiel dienen. §. 7 !» §. 7l. Die Haut des Gaamens (In. tSFumenwm femims) ist der Theil, wel- cher den Kern und den Keim ( ?. 72. 69.) in sich schließt und diesen beyden Theilen zur Bedeckung dient. .Wenn der Kern von den ihn berührenden äußern Feuchtig, keiten aufquillt, so zerplatzt sie und trennt sich nach und nach von demselben. Bey ei, nigen Saamcn verschiedener Pflanzen, zeigt sich an der Haut ein gewisser Fleck, welcher eine kleine Vertiefung macht und die ^larbe gencnnt wird. Dieses ist die Stelle des SaamenS, an welcher er in seinem Gehäuse oder an dem Boden der Blume angewachsen war. Bey einigen Saa- men der Pflanzen fehlt die Haut, oder sie ist oft ganz unmerklich. Um die verschiedenen Theile des Saa« mens (§.68-71.) den jungen Leuten zu zeigen, kann man sich der Saamen der sogenannten Saubohne (Vjciu kubr ) bedienen. Man thut wohl, wenn Fz man 86 man sie in dieser Mischt einige Zeit bor» ^ her in Wasser einweicht/ daß die Theile ' etwas aufquellen. §. ?r. Bey einigen Pflanzen liegen die Saamcn ganz bloß im Kelche oder in der Krone, alsdenn heißen sie bloßiwrtende Saamen (lemina nu6a); oder sie »norden von einem besondern Körper eingeschlossen, welchen man ein Saamengebäuse (keri- carpium ) nennt, und solche Saamen heißen alsdenn emgeschloss ne oder bekleidete Saamen (lemma veüira.) Ein Beyspiel von den bloßliegenden Saamen haben wir an der gemeinen Garten - Salbey (Salvia oKiciriglig 1.mn. ) Von den eingeschlossenen Saamen können Erbsen/ Bohnen unk» hergl, dienen. §. 7 Z. Die Saamengehäuse dienen dein Saamen theils zur Nahrung, theils zur Vefchützung. Sie dienen ferner Menschen und 87 und Vieh zur Nahrung und andern Gebrauch. Die Saamengehause werden nach ihrer Gestalt, Größe, Lage, Festigkeit und übrigen Beschaffenheit, verschieden eingetheilt und bekommen daher auch verschiedene Namen. I. B. Eine Schote ( ZilihUL) wie bey dem Kohl - und Rübengeschlechke (Lrastica I^inn.); «ine Hülse (I.e- Aumen) wie bey dem Erbsen- und Boh» ncngeschlechte < kilum , kkaseolus lünn.)-, eine Steinfrucht (Drnpa) das Pflaumen - und Kirschengeschlccht (krunu8): «ine Kernfrucht (ko- mum) das Aepfel - und Birn-Geschlechk (k^rus I.inn.): eine Beere (Lacca) das Geschlecht der Stachel- und Ishannis- Becre (Kibtz8 l.inn.): ein Zapfen (8trodnlu8) bey dem Fichtengcschlechke (kinu8 llnn.) u. s. w. Siehe weit« lauftizer hievon Dieterichs Anf. Gründe der Pfl. Kenntnis §. 9z»106 §. 74 - Zu den Theilen, welche die wei- tere Ausbreitung und Fortsetzung der Pflanze F 4 aus. 88 ausmachen (§. 27. c. zo.) rechnet man auch die R^ime, von welchen ich aber schon im K. 69. gehandelt habe. Ich hatte also hier von dem Pflanzen« reiche ein-m Plan entworfen, woraus man einigermassen abnehmen kann, wie die jun« gen Leute in den mittlern Classen von der Naturgeschichte überhaupt, und also nicht allein von dem Pflanzenreiche, sondern auch von den behden andern .Reichen, unterrich» tet, und zu einer genauern Untersuchung dieser Wissenschaft in den höher« Classen zubereitet werden sollten. Ich weiß wohl, daß ich mich über die verschiedenen Theile der Pflanzen etwas weitlauftiger herauege« lassen habe, als es vielleicht in den mittlern Classen nöthig gewesen wäre: Es befinden sich aber in den mittlern Classen verschiede« ne junge Leute, welche sich picht dem Stu« Viren 89 Viren widmen und also auch nicht in die obern Classen gehen, sondern aus den mittlern Classen die Schule verlassen und sich der Landwirthschaft, Mahlerey, Apothckerkunst, Kaufmannschaft und dergl. widmen; auf diese jungen Leute mußte ich nothwendig Rücksicht nehmen. Es ist nicht allein nütz, Uch, sondern auch oft sehr nöthig, daß auch solche junge Leute von den wichtigsten Thei« len her Körper richtige Begriffe und Kennt, pisse erhalten, damit sie in den Stand gesetzt werden, sich in der Folge, durch eigenen Fleiß und gute Hülfsmittel, selbst fortzu, helfen. Auch denjenigen jungen Leuten, welche sich dem Studiren widmen und also auch in die obern Classen gehen, wird es sehr nützlich seyn, wenn sie in den mittlern Classen schon sich gute Kenntnisse sammle«; es wird ihnen alsdenn nicht so schwer vor» kommen, die Theile in ihrem Umfange weit» künftiger und genauer kennen zu lernen, F x und §s und die Lehrer werden alsdenn mit desto bessern Erfolg an ihnen arbeiten können. Ich habe bey den mehresten. Paragraphen in den Anmerkungen gesucht, theils den Lehrern einen Leitfaden zu geben, an welchen sie sich ohngefehr bey dem Unterrichte halten; theils auch die Paragraphen deutlicher zu machen, damit die jungen Leute mit desto größern Nutzen, ihre gehabte Lektion leichter wiederholen können. Es würden in den mittlern Classen wöchentlich zwey Stunden hinlänglich seyn, den Schülern nach einem solchen Handbuche, Unterricht von den drey Reichen der Natur über, Haupt zu geben. Sollen aber die jungen Leute Nutzen von diesem Unterricht haben, so muß man sich bemühen, ihnen die Sachen allemal so deutlich als möglich zu machen, und zwar dadurch, daß man ihnen die verschiedenen Theile der Körper, in ihrer rer Natur zeigt, und es nicht mit Kupfern oder Zeichnungen an einer Tafel allein bewenden laßt. Es ist gewiß ein sehr großer Fehler, wenn man junge Leute bloß durch Kupfer oder Zeichnungen, von einer Sache unterrichten will; sie werden dadurch irre gemacht, ihr Auge wird auf einige Minuten geneidet, die Erinnerung aber der gesehenen Sache verschwindet, so bald ihnen das Bild derselben aus den Augen ist, und sie bekommen niemals einen deutlichen und richtigen Begriff von der Natur der Sache selbst. Ich glaube, daß dieß auch zum Theil auf verschiedenen Akademien die Ursache ist, warum die Studirende oft mehrere Jahre hinter einander Vorlesungen über die PflanzenkenntniS und Naturgeschichte hören, und am Ende doch nicht im Stande sind, eine Pflanze gründlich und systematisch zu untersuchen, ja nicht einmal die allergemein- sien Theile derselben kennen. Der Mangel des eigenen Fleißes und der Aufmerksamkeit der 92 der.jungen Leute trägt aber auch sehr viel dazu bey —. Es ist sehr gut/ wenn man die jungen Leute auch mit kguten Kupfersti« chcn bekannt macht/ doch muß die Natur niemals aus den Augen gesetzt/ sondern als die deutlichste Erklärung unserer Sätze be, trachtet werden. Um aber jungen Leuten die charakteristischen Theile der Pflanzen in Kupferstichen zu zeigen, kann man sich des Hrn. 6Ä. L'cLrur primue lineae dotumcae, oder erster Grundriß der Kräuterwissenschaft aus den charakteristischen Tabellen des Hrn. Ioh. Geßner gezeichnet. Zürich 1775. fol. bedienen. Haben nun die Schüler in den mittlern Classen sich allgemeine Kenntnisse von den Theilen der Körper gesammlet, so mache man sie in den obern Classen mit einem Sy» steme, dessen Classen und Ordnungen gründ» lich bekannt, ohne sie auf die verschiedenen Arten 9Z Arten und Geschlechter zu führen. Man muß sich aber bemühen, die Classen und Ordnungen durch bekannte und einleuchtende Beyspiele deutlich zu machen. Zu diesem Endzwecke könnte man sich eines von beyden folgenden Büchern bedienen; nemlich des Hrn. Johann Beckmanns Anfangsgrün, de der Naturhistoric. Göttingen und Bre» men 1767. 8vo: oder Ist). Christ, poly- karp Erplebens Anfangsgründe der Na» turgeschichte. Göttingen 177;. Zvo. Hiezu würde wöchentlich eine Stunde hinreichend seyn. Es wäre aber zu wünschen, daß wir nur ein ziemlich vollständiges künstliches Sy» stem von allen drey Naturreichen hatten: ei» ncs natürlichen Systems und dessen großer Schwierigkeiten gar tiicht zu gedenken. Unter allen künstlichen Systemen, welche wir haben, scheint das Linncische doch noch das beste und vollständigste zu bleiben, vornem, lich was das Pflanzenreich betrift, ob sich gleich bey demselben oft noch große Schwierig« 94 rigkekten finden. Da es aber das Handbuch unserer größten Naturforscher ist, so ist es auch billig und rathsam, daß man es beybehalte, bis wir ein besseres und vollständigeres erhalten. Es ist aber auch nöthig, daß die jungen Leute nun eine genauere Kenntniß der Theile der Körper erhalten, von welchen sie in den mittlern Classen nur einen Vorschmack bekommen haben; damit sie geschickt gemacht werden, in den obersten Classen, die Körper selbst, nach ihren Geschlechtern und Arten genauer kennen zu lernen. Dazu würde hier der schicklichste Ort seyn, ih. ncn wöchentlich in zwey Stunden, nach einem von folgenden Büchern, die Theile der Körper näher bekannt zu machen. 1) Qrro/r n l'srmirü botanici L.iplias 1777. 8vo. 2) kkiloloptiia botanics Vinäob. 1767. 8vo. S) 95 ' z) Oeor-Z 6^rrst. Oe^er k^Iementu bo- tunicue ^ulniue 1764. et 1766. 8vo. par8 I. et H. welches auch eben daselbst teutsch herausge, kommen ist. 4) Carl Friderich Dieken'ci) An- fangsgründe zu der Pflanzen, kennrniß. Leipzig 1775. 8vo. Um aber den Schülern die Theile deutlich und angenehm zu machen , und seinen Zweck gehörig zu erreichen, muß man ihnen die einzelnen Theile selbst in der Natur zei» gen. Zum Beyspiel bey dem Unterrichte des Pflanzenreiches muß man ihnen die Wurzeln, Blatter, Blumen, Früchte u. s. w. in ihrer Natur, wenn es möglich ist, frisch vorlegen und an denselben die einzel, ncn Theile durchgehen. In, Winter aber, wo man nicht allemal die Theile frisch haben kann, muß man sie an den gesammleten und getrockneten Theilen Lu unterrichten suchen. In 96 In dieser Absicht sollte billig ein jeder Leh» rer eine vollständige Sammlung von den verschiedenen Theilen der Pflanze besonders haben; nemlich von den verschiedenen Arten von Wurzeln, Blattern, Stützen, Kelchen, Kronen u. s. w. damit die jungen Leute, vor» nemlich in den obern Classen, wo alle diese Theile nach ihrer Gestalt, Größe, Lage u. s. w. genauer betrachtet werden müssen, in Ermangelung frischer Pflanzen, deutlich an denselben unterrichtet werden können. Es würde gewiß eine sehr nützliche Sache seyn, wenn man die jungen Leute dazu an» hielte, sich bey müßigen Stunden selbst sol» che Sammlungen zu machen. Sie würden dadurch in der Kenntniß der Theile geübt werden, in müßigen Stunden eine ange» nehme und nützliche Beschäftigung haben und es würde dadurch mancher unnützen, boß, haften und muthwilligen Handlung. vorge» beugt werden. War 97 WaS die genauere Kenntniß der Theile der Körper in den beyden andern Naturrein chen betrift/ so haben wir leider noch kein vollständiges Handbuch zum Unterricht. In» deß um das Linneische System einigermassen zu verstehen/ wird die Einleitung/ welche Hr. Erxleben in dem vorhin angeführten Buche/ zu einem jeden Naturreiche gegeben hat/ zum Theil dazu hinreichend seyn. Auch bey demUnterrlchte von diesen beydenNaturrei» chen/ muß man es nicht bey Kupfern allein bewenden lassen/ sondern den jungen Leuten die charakteristischen Theile der Körper in ihrer Natur zeigen z. B. bey den Vögeln die verschiedenen Füsse und Schnabel: bey den saugenden Thieren die verschiedenen Füsse und Zähne nach ihrer Gestalt/ Lage/ Anzahl/ Größe u. s. w. Haben nun die jungen Leute in den obern Classen die genaue Kenntnis des Systems/ G dessen dessen Classen und Ordnungen erlangt? ha, ben sie die verschiedenen Theile der Körper genau kennen gelernt; so muß man sie nun kn den sbersten Classen mit den verschiedenen Geschlechtern und Arten besonders be, kann! machen, wozu aber die genauere Kennt, niß der Terminologie und der eigentlichen Sprache des Systems nothwendig erfordert wird. Da aber das Pflanzenreich so sehr weitlauftig ist, so muß man nothwendig das Pflanzeyrcich von den beyden übrigen Rei, chen trennen und in den obersten Classen be, sonders abhandeln. Man könnte also den Winter über, täglich eine Stunde, auf die genauere Untersuchung der Körper des Thier, und Steinreichs wenden, wo man die jun, gen Leute entweder bloß mit den Körpern, die das Vaterland aufzeigt, oder wenn eine solche Schule eine Naturaliensammlung be, sitzt, auch mit verschiedenen fremden und- ausländischen Körpern bekannt mache. Was aber das Pflanzenreich betrift, so würde es füglich im Sommerhalbenjahre behandelt werden können, wozu auch täglich eine Stunde erfordert wird. Wenn die Pflanzen» kenntniß gründlich erlernt werden soll, so muß man die jungen Leute nicht an getrock» neten, sondern an frischen Pflanzen unterrichten, und deshalb muß der Unterricht zu der Zeit angestellt werden, wo die Pflanzen in ihrer Blüthe stehen. Was die Untersuchung der Pflanzen selbst betrift, so bemühe man sich, ihnen die Pflanzen nach ihren natürlichen Ordnungen, so weit sie uns bekannt sind, und alsdcnn nach dem künstlichen Systeme, dessen Classen und Ordnungen, kennen zu lernen. Ist die Classe und Orkst nnng, in welche diese oder jene Pflanze gehört, hinlänglich und gehörig bestimmt, ss übe man vio jungen Leute fleißig in der Un- G r ter- roo tersuchung der Geschlechtstheile/ damit sie in den Stand gesetzt werdeneine jede Pflan, ze, welche ihnen vorgelegt wird, nach dem Systeme richtig zu bestimmen. Zu diesem Endzwecke gehe man fleißig mit ihnen die Pflanzen nach des Oenera plsntarum krancok. aä Noenurn 1778. 870. durch. Ist dieses geschehen, so weise man sie an, nach des Hrn. Ritter v. Linne S^üemL Ve§etabilium eckt. Ä/. Ooettin- xae 1774. 8vo. oder nach der Pflanzende, schreibung der Gegend (klora rsAionis) wenn sie vollständig und systematisch ist, die Art der Pflanze richtig zu bestimmen. Die Hauptsache aber, bey der Erlernung der Pflanzenkenntniß, beruhet darauf, daß man den jungen Leuten die Pflanzen an dem Orte kennen lehrt, wo sie wachsen. Man führe sie also fleißig in einen botanischen Garten, oder in Ermangelung dessen, führe man sie nur nur fleißig in das freye Feld, auf die Ber» ge , Wiesen u. s. w. und lasse sie daselbst die Pflanzen sammlcn, hernach gehörig auflegen und trocknen. Die Art, wie die Pflanzen gesammlet, aufgelegt und getrocknet werden müssen und was man dabey zu beobachten hat, ist schon bey einer andern Gelegenheit gezeigt worden *) und also übergehe ich dieses hier. Durch das Sammlen, Auflegen und Trocknen, lernen die jungen Leute spielend die Pflanzen kennen und es bleibt dieses bey Erhohlungsstunden die angenehmste Be, schäftigung, vornemlich für junge Leute, welche die Abwechselung der Sachen sehr lieben. Auf einigen Schulen ist die löbliche Gewohnheit, daß man die jungen Leute, zu G z ge, Anweisung für Anfänger, Pflanzen zum Nutzen und Vergnügen zu sammlen und nach dem Linneischen System zu bestimmen. Gorha »778. 8vo. 1.2H. Cap. Z. 4- 5. t02 gewissen Stunden des Tages spatzieren führt. Wie nützlich und unterrichtend könnten nicht diese Spatzicrgange werden, wenn man sie zugleich auf die Untersuchung der Natur anzuwenden suchte -! dieß wäre die beste Gelegenheit für junge Leute, Pflanzen oder Insekten zu sammlen, sich mehr mit denscl, ben bekannt zu machen und ihren Geist dadurch aufzuheitern, daß sie mit desto größerer Munterkeit wieder an ihre Arbeiten gehen könnten. Auf solche Art würde gewiß manchem Uebel abgeholfen, welches sich bey den gewöhnlichen Spatziergängcn auf Schulen zu ereignen pflegt. Auf großen Schulen müßten also vier Abtheilungen zur Erlernung der Naturge, schichte gemacht werden. i) In der sinterten müssen die Kinder, welche durch die Anweisung ihrer Eltern oder Ver« lOZ Verwandten aufmerksam auf die Natur gc, macht worden sind, in der Aufmerksamkeit erhalten und mit der Natur überhaupt bekannt gemacht werden, wo also die allge«, meine Namrlchre, mit der Naturgeschichte verbunden, ihnen kurz vorgetragen würde. Dazu würden eine oder zwey Stunden wöchentlich hinreichend seyn. r) In der mittlern Ordnung muß die Naturgeschichte von der Naturlchce getrennt und besonders vorgetragen werden. Hier muß man jungen Leuten eine Kenntniß der prächtigsten Theile der Körper beyzubringen suchen, damit ihnen in der Folge die Anweisung zu der Kenntniß eines Systems,' welches auf diese Theile gegründet ist, deutlich wird. Dazu würden nach dem vorgeschriebenen Plane wöchentlich zwey bis drey Stunden hinreichend seyn. G4 Z) ro4 z) In der obern Odnung mache man sie/ nach einem von vorgeschriebenen Büchern/ mit einem Systeme/ dessen Classen und Ordnungen bekannt/ ohne sie auf die verschiedenen Geschlechter und Arten des, selben zu führen. Hiezu würde wöchentlich eine Stunde nöthig seyn. Es müßten aber wöchentlich noch zwey Stunden zum Unter, richt einer genauern Kenntniß der Theile der Körper/ nach einem von den angeführten Büchern/ angewendet werden/ um die jun, gen Leute dadurch zur obersten Classe in der Naturgeschichte vorzubereiten. 4) In der obersten Ordnung wer, den nun die jungen Leute mit den Geschlech, tern und Arten der Körper/ nach dem Systeme naher bekannt gemacht. Hiezu wird täglich eine Stunde erfordert; nemlich im Sommer das Pflanzenreich und im Winter die beyden übrigen Reiche kennen zu lernen. Auf 10s Auf geringern Schulen, wo es Zeit und Umstände nicht erlauben, den jungen Leuten einen nähern Unterricht von den Geschlechtern und Arten der Körper zu ertheilen, würde es hinreichend seyn, wenn man ihnen nach r>. i. 2. von den Körpern in der Natur überhaupt, und ihren wichtigsten Theilen, einige Begriffe beybrächte, und sie aisdenn nach n. z. mit einem Systeme be- ka mt machte. Hiezu hielt ich des Hrn. Johann Beckmanns Anfangsgründe der Naturgeschichte für das brauchbarste Buch. Dadurch erhalten sie doch wenigstens eine systematische Kenntniß, und werden in den Stand gesetzt, in der Folge, wenn sie sonst Fleiß anwenden wollen, sich weiter fortzuhelfen. Man könnte einwenden, daß am leichtesten Lehrer fehlen würden, die mit dem ge- G s wohn- wohnlichen Unterricht auf Schulen, auch die Bekanntschaft mit der Natur verbinden könn, ten, und es fehlen hier wirklich Männer, die beydes leisten können. Die Ursache ist am Tage; denn wie können die, die mit der Natur in ihrer Jugend selbst nicht bekannt wurdm, andern dieselbe kennen lernen? Immer noch laßt sich die Klage mit Recht erheben, daß man meist untüchtige und ungelehrte Männer zu Schulleuten er« wählt, theils weil man glaubt, daß diese den gewöhnlichen Unterricht zu geben gut genug sind, theils auch weil man die Besoldung der Schulmänner nicht verstärken will, von der nur selten ein Schullehrer feinen nothdürftigen Unterhalt hat. Freylich hilft sich dann ein Fauler, nngelchrter Schulleh, rer durch, weil er weiß, daß er kein besseres Schicksal verdient, und ein großer Theil der Be. Bemühungen des redlichen Mannes wird unter dem Druck der Nahrungslorgcn und des Schimpfes, den einige Gegenden Teutsch» lands auf Schullchrer gelegt zu haben scheinen, fruchtlos. Besser wäre es freylich, wenn jeder Lehrer aus der öffentlichen Kasse besoldet würde, denn alsdcnn wäre der Unterricht allgemein nutzbar. Wie schlecht aber muß nicht ein Mann befriedigt seyn, wenn er bey sehr sparsamen und kaum den Körper nährenden Gehalt/ noch vierteljährig von je, dem Knaben zwölf Pfenninge, und also wöchentlich keinen ganzen Pfenning eintreiben muß? Ich würde dieß nicht gesagt haben — denn es ist seltsam, wenn ich nicht gewiß wüßte, daß ein Schullchrer — ein würdiger Mann, belästigt mit dem Rcctortitcl, in einer mäßigen Stadt diesen Gehalt hätte. Schulen sind itzt in vielen Gegenden Tcutschlands dieß, waö in manchem Lande Poeni- W8 Psenitenzpfarren sind. Wenigstens ist über, all ein mäßiges Schulamt die erste Bedie, nung, die der Candidat begleiten muß —. Nun wird der öftere Wechsel nothwendig und denn verliehet wohl manche Schule spät genug einen schlechten Lehrer, aber auch oft zu früh einen guten. Wie mancher Gelehrte würde nicht sein Pfund gern dem Unterrichte der Jugend wid« men,wcnn er eine bessere Belohnung vor sich sähe! Dann würde auch das Studium derNa, tur allgemeiner werden, denn der fleißige Schullehrer würde einsehen, wie viel ihm fehlt, wenn ihm die Kenntniß der Natur fehlt. Durch das Studium der Naturgeschichte wird der Verstand geschärft, der Geschmack am Angenehmen und Schönen gebildet, die Erkenntniß erweitert, und die Begierde zu neuen Entdeckungen in uns rege gemacht. Durch sie allein werden die großen Werke des Allmächtigen in mehreres Licht gesetzt und dieß verherrlichet den großen Schöpfer. Ueber, -X'- . IO9 Uebersteigend würde der Nutzen für die Welt seyn, wenn der Mensch in seiner frühen Jugend mit der Natur vertraut würde. Ein» fach und rein würde sein Leben wie die Natur selbst seyn, und die Akademien würden ein Sammelplatz tugendhafter, froher Jünglinge werden, da fie itzt größtentheils die Wohnungen der tobenden Jugend sind —. Der große alles belebende Grundsatz: die Nachahmung der Natur, würde, wenn ihn die fleißige Beobachtung desselben bey dem Knaben einmal rege gemacht, gewiß bey den Jünglingen allen Hang zu widernatürlichen Lüsten auslöschen und ihm das große, reine Vergnügen gewähren, welches uns die Na, tur in ihrer wahren Gestalt lehrt. Wie groß ist endlich nicht der Nutzen, den jede Classe von Menschen, der Fürst so» wohl, als der Landmann, von der Bekanntschaft der Natur zieht. Könige haben eingesehen , wie viel sie zur Befestigung und Stärkung ihrer, Reiche beytrage, und wie groß wur, no wurde nicht Friederict), der dieß unter den Königen am stärksten einsah.' Kann wohl jemand der Religion, der Gerechtigkeit und dem Wohl des Menschengeschlechts überhaupt- seiner Pflicht gemäß dienen und mit der Natur unbekannt seyn? Der Landmann, das wichtigste und geplagteste Glied des Staates, wie viel würde nicht der durch die Bekanntschaft mit dcrNatur gewinnen? Rein von Vor- urtheilen würde seine Erkenntniß, und tugendhaft sein Leben seyn Wie sehr würde nicht selbst sein Reichthum, der immer auch Verse, nige des Staates ist, gewinnen, wenn er der Natur bloß folgen lernte. Wie vielen Dank verdienen nicht Prediger, welche ihre Untergebenen mit der Natur bekannt machen, und Dank sey es Dir, unsterblicher ^occhov, daß du die Jugend des Landmanns selbst auf den Pfad der Natur führtest. rsnlsslbiblioltisk rürieb ^03142283