Die Vor denen Augen GOttcs und der Menschen rosse In Ihren selbst eigenen leine llerdurchlauchtigiste/ und Kroßmachtigiste (krönte Römische NisttlN rc.ic.rc. Wey Merhöchst - Gero Inder Uhurfürstlichen Mof-Rirche derer Wohl-Uhrwürdigen Zerren ksrrum Theatinern ^reytagigen Mohen mer-md Weich - Nestngnus Den i/. i8. und 19t.cn Ienner 1/5/. in drey abgetheilten M-und Trauer-Jeden Zur Bewunderung und Nachfolg vorgestellt V0N p. LKIM8K) OKPPLKL 80L Mu Ihro weiland Kaiserlichen Majestät Beicht-Dattern/ und Sr. Lhurfurstl. Durchlaucht in Bayrn rc. rc. Hof-Predigern. , München, gedruckt bep Johann Jacob Völker, Churfürstl. Hof- und Landschaft-Buchdruckern. k^xaltavic kumiles i. r hat die Demütige erhöhet. as Traum», und Klagen über -en Torfall Unserer Allerdurchlauchtigisten, Großmäch- tigisten in GOtt höchstseelig entschlafenen Kaiserin hat von rein »»"" Lhrist-Monat bis auf den heutigen Tag noch kein End, und wird es auch niemals Haben/ weil Dero Verlust ohne Maas, Ziel, und End. In unferen Herzen ist das Seufzen so gemein, als das Athmen , nachdem Unsere Weiland Allergnadigiste Frau Frau den letzten Athem-Zug gethan. Unsere Augen haben sich das Weinen fast wie das Sehen angewöhnet, seither sie Diejenige, so sie liebten, nicht mehr sehen können : und haben wir auch dessen Urfach über Ursach; dann wir an Maria Umalia verlohren eine Kaiserin, Dero Leben und Tod wundcrbarlich: das Leben unserem Wunsch Sie allzeit zu haben zu kurz, der Tod unserer Forcht Sie zu »er- A 2 lieren 4 lieren zu frühzeitig ; Ihre Abwesenheit von «ns unserem Leid- tragen zu lang; verkehren eine Kaiserin , bey welcher strittig, ob Würde oder Tugend höher: die Würde hac Sie über alle Stande der Welt, und die Tugend fast über die Beschaffenheit eines Menschen erhoben: verkehren eine Kaiserin- Dero einiges Unglük, daß Sie zu «nscren Zeiten gebohren, und gelebt: Die erste Christenheit hätte ihre Aschen denen Heiligchümcrn, ihren Namen dem Heiligen-Register einverleibt. Und bey diesem so grossen unersetzlichen Verlust wer sollte nicht weinen? wem von inncrister Betrübnns das Herz nicht gespaltet werden? Unterdessen seyc der Schmerz noch so groß; scye die Ursach zu trauren und zu weinen ! auch noch so billich, und gerecht, so müssen wir uns dannoch endlich denen unerforschlichcn Urtheilen GOttcs unterwerfen, und nach solchem aus nichts anders bedacht seyn, als wie wir Unser Allergnadigiften Frau die letzte Schuld der Dankbarkeit ab- zinsen, und von Allerhöchst Dero Tugenden ein unsterbliches Denkmal in nnscren Gemütern errichten können. Da trist aber mich das beschwerlichste Geschicke, der ich zu solchem Gcdcnk- und Dankmal den Grund legen soll. Ich solle reden, finde aber kein Leben in meiner Zung, nachdem Jene gestorben, von welcher so viele zu lebe» hatten. Die über den neulich schmerzlichisten Todfall erschrockene Gedanken seynd zerstreuet, und stehe ich noch nicht, wie ich sie aus ihrer Verwirrung zusamm und in Ordnnng ! bringen möge. Ich hab zwar den Vortheil, daß der Hcllschim- mernde Leben-und Tugend-Wandel Unserer Kaiserin alles Lob übersteige, und Allerhöchst-Dikselbe zu loben so wenig einer Red-Kunst, als die Sonne eines fremden Lichts bedürft: Allein eben darum sorge ich, daß ich nicht mit dem Schatten einer untüchtigen Rede Ihr Licht vielmehr verdunkle, als vermehre. Ich hab den Vortheil, daß es mir an Verrath, und Menge der Dingen , wovon zu reden, niemals gebrechen könne, weil alle Tu, senden in Allerhöchst-Derselben versammelt waren; Eben darum 5 darum aber weiß ich nicht, wie ich geschickt aus dem Gedreng kommen, und die Ausmahlung derer Tugenden aus so vielen zu Stand bringen möge. Ich sollte zwar alle vorstellen, und der Ordnung nach vortragen: aber jede streitet um den Vorzug, und will den ersten Ort behalten: Alle vorzubringen, überwogt weit meine Kräften, und der gehäuften Menge unterliegt Mund und Verstand. Jedoch was stehe ich lang an? Ich lasse ARllNst Umstlist nebst Ihren vielen, und grossen Tugenden selbst reden, und den Streit, den sie unter sich erhoben, ausmachen ; mich aber, weil ich doch Allerhöchst-Derselben das Lob sprechen muß, halte ich nur an die zwey einzige ganz kurze Wörtlein meines Vorspruchs, deren das erste die Grösse, und Höhe, das zweyte entgegen, die Tieffe, und Niedrigkeit andeutet. Lxäl- ravir Kumiles. Er hat die Demütige erhöhet. Aus diesem gibe ich der ganzen drey-tägigen Lob-und Trauer-Re- re folgenden Iiinhalt: WariaKmalia, so groß vor denen Augen GOttes und der Menschen, so klein in Ihren selbst eigenen Augen. Heue wollen wir Waria Rmalia als Groß vor denen Augen GOttes betrachten: Morgen zu der Grösse vor denen Augen der Menschen schreiten: wornach am dritten Tag die Kleinheit in ihren selbst eigenen Äugenden Schlus machen soll. GOtt gebe dazu seine Gnad, so schreite ich zur Sach in denen zwey heiligsten Nämen JESU und MARIA. B rfter Ottks. An findet vielleicht nicht wenige, welche für das einzige , oder doch kenntlichiste Wahrzeichen der Grösse vor den Augen GOttes grosse, und kündbare Wunderwerk bestimmen : Niemand ist bey ihnen vor und bey GOtt Groß , den nicht eben dieser grosse GOtt der Gab Wunder zu warten würdig achtet: Die Hand und Mund desjenigen muß gleichsam allmächtig seyn; die Wort würken, was sie sagen, die Hand beleben, was sie berühren, so mit Recht für Groß vor GOtt möge angesehen werden. Vor GOtt Groß, und ein Wunder- Mensch seyn, ist in ihrem Sinn eines. Wie sehr sich diese irren , erhellet mehr dann Sonnenklar in Johannes dem Tauffer. Es wäre dieser vor GOtt der Größte aus allen Menschen-Kindern , und dannoch bezeugt von ihm der Evangelist, daß er in seinem Leben kein einziges Wunder gewürket habe. Nein, sagt ein heiliger Anselmus, nicht die grosse Wunder, wol aber die grossen Tugendwerk nebst einem grossen Eifer für die Ehre GOttes, machen den Menschen Groß vor GOtt, und dessen Augen. Wann aber dem also, werden zu dem Namen eines oder einer Grossen vor denen Augen GOttes nicht zwar grosse Wunder, wol aber grosse Tugenden nebst einem grossen Eifer für die Ehre GOttes, als zwey unabänderliche Eigenschaften, gleichwie bey dem Feuer Hiß und Licht, ersodert ; Wer wird wol Unser AM- Mer-urchlauchtigisten itt GOtt Höchstseelig verschiedenen Kaiserin den mit dem Werk vollkommnist einstimmigen Namen einer Grossen WstNa vor denen Augen GOt- tes absprechen/ oder auch anfechten? Aber laßt uns ordentlich und gleichsam Staffelweis in die Sach gehen / mithin sehen / ob und wie Groß sich Merhöchst-Dieselbe durch die Tugenden sowol/ als den Eifer für die Ehre GOttes gemacht habe. Von den Tugenden den Anfang zu machen / so ist gewiß / -aß der Mensch durch die Forcht GOttes weit eher und schneller zur Vollkommenheit / als ein Schis zur See durch die günstig in die Seegel blasende Wind an das Gestad getrieben werde. Niemand hält sich genauer an das Gesatz / als der / so den Gesetzgeber förchtet. Und diese heilige Forcht der Kinder GOttes hatte Unser Grosse Kaiserin schon von Kinds-Beirren an wieder alles/ was dem Gesatz entgegen / und dem Göttlichen Gesatzgeber ihrem liebreichsten Vater mißfällig seyn kunte / völlig in Ihr Gemüt eingesogen. Sie richtete ihr Augenmerk nicht so viel auf das Zürnen des Vaters / als auf seine Liebe/ und wäre Ihr nicht so viel zu thun um die Straf/ die Sie bey GOtt verschulden / als um die Gnad / die Sie bey demselben verlieren kirnte; Demnach Sie Ihr Edles Herz allem und jedem/ was GOtt zuwiedcr seyn möchte / engist verschlossen hielte; und kunte zu selbem auch der mindeste Schatten einer Sünd keinen Zutritt finden. Man sahe Ihr an der Stirn angeschrieben den festist gestellten Entschlus/ die auch mindeste Beleidigung GOttes mehr/ dann den Tod selbst zu fliehen. Ihre unsträfliche Geberden gleichen einem hellen/ und reiner» Spiegel/ an welchem gar oft Sie selbst keine Mackcl finden kunte. Sie mußte demjenigen/ welchem Ihr Herz in dem heimlichen Sacramcntalischen Gericht offen stunde/ öfters bekenne»/ es falle Ihr nichts schwerers/ als die Erforschung des Gewissen/ um etwas in selbem zu entdecken / dessen Sie Sich in der Beicht B 2 anzu- 8 anzuklagen hätte. Und was Wunder? Marsmuß ja in der reinen Lust keine Erddämpfe suchen. Und gesetzt auch , es habe sich der Staub menschlicher Schwachheit zuweilen in etwas an Ihre Gedanken, Wort, und Werk angelegt , so ward doch derselbe säst eher hinwcggcnommen, und abgewischt / als bemerket. Sogroß dieForcht GOttes, undSorgdessen auch mindesteBe- leidigung zu vermeiden/ eben so groß war-e auch die Innbrunst in dem Dienst GOttes/ als in welchem Unser andachtigifte Kaiserin unersättlich zu seyn schiene. Oder wo wäre wol ein öffentlicher Kirch- und Bittgang, welchem Allerhöchst Dieselbe mit einer brennenden Kerzen in der Hand nicht beywohnte? Es hatte bey solchen Gelegenheiten das Ansehen, als wollte sie zugleich dem grossen GOtt als eine Sclavin dienen, und zugleich anderen mit Ihrem hellesten Beyspiel zu solcher Dienstbarkeit vorleuchten. Wo und wann wäre in denen GOtteshäusern ein Festgepräng, und feyerliche Übung, oder GOttesdienst, bey welchem Sie nicht gegenwärtig? und war Hiebey Allerhöchst-Derselben erstaunliche Gedult oft ein dem Himmel gefälliges Schauspiel, und eine Lehrschul vieler tausend Menschen , als welche dabey erlernen kunten, daß auch gekrönten Häuptern die ungestümme Witterung, trübes Bewölke, Schnee, und Regen, heiße Sonnenstrahlen für GOtt, und in seinem Dienst nicht nur erleidlich, sondern auch angenehm, und erwünschlich seyn können. Die Priesterliche Tagzeiten mit größter Aufmerksamkeit und Versammlung des Gemüts abzuketten, hatte Sie viele Jahr in tägliche Übung gebracht. Kein Geschäft, so wichtig es immer wäre, keine Reis, kein Ort noch anderer Umstand wäre vermögend Sie von Ihren gewöhnlichen täglichen Andachtsübungen abzuhalten, oder darin» zu stören. Kein einziger Tag des Jahrs, Zeit Ihres Lebens wird sich antreffen lassen, an welchem das Früh- und Morgengebettdie viertl-oder halbstündige geistliche Betrachtung , die Lesung eines geistlichen Buchs zurück geblieben wäre. 9 wäre. Es schiene , Ihre tägliche Beschäftigung keine andere zu seyn, als betten, und lesen. Täglich wohnte Sie zwey heiligen Messen, an denen Tägen aber, an welchen Allerhöchst-Diesklbe bey dem Tisch des HErrns die Speis der Engeln genösse, drey dererselben mit all erdenklicher Andacht, und Ehrerbietigkeit bey. Die Lieb, Verehrung, und Andachtseifer zu diesem Atlerheiligisten Altarsgeheimnus hatte was besonders. Alle meine Wort seynd zu wenig, die Zung zu gering, davon einen auch schlechten Be- gris zu machen. Es fiele Ihr schwer von Ihrem Geliebten abwesend zu seyn, und brauchte es manchesmal Mühe Sie von der Stelle zu bringen, wo Sie den unter den Gestalten des Brods verborgenen GDtt vor Augen hatte. Sie kehrte den Tag hindurch öfters zu demselben zurück, und ergösse auf den Knien vor selbem Ihr Herz. Sie wollte, und kunre Sich zu Nachts nicht zur Ruhe begeben, ehe und bevor Sie nicht, auch zu härtister Winterszeit bey grimmigen Frost und Kalte, eine ganze Viertlstund lang aufdem Fürstenchor der Hoscapell, ihr eifriges Gebett verrichtet hätte. Aber dieses alles erkleckte noch nicht Ihre innbrün- stigiste Andacht zu diesem Atlerheiligisten Geheimnus zu befriedigen. Es wäre Ihr nicht genug, in eigener Höchste» Person täglich und stündlich demselben den andächtigisten Besuch abzustatten, und ihre innbrünstigiste Liebe zu beweisen. Sie wollte in solcher Andacht Gehülfen haben, und zwar so viele, als Unterthanen. Sie brachte es aus eigenem Andachtstrieb als erste Urheberin durch Ihre höchste Vermittlung, Rath, und That dahin, daß in dem ganzen Vaterland, Bayrn und Obernpfalz, die ewige Anbettung dieses Allerheiligisten Altarsacraments eingeführt, und die Anstalt gemacht wurde, daß vermög ordentlicher in alle Kirchen und Klöster gemachten Eintheilung dieselbe auf immerwährende Zeiten fortgesetzet werde. L) wol beglükteste Vereinigung Desterreichischer und Bayrischer Andacht t L) glorreichestes Werk -er gottseeligistenLiebet So viele Täg und Stunden dieser auf alle Zeit sich erstreckenden Anbettung seyn werden, so viele Ehr-und L Denk- Denkmal werden auch seyn der Liebsflammen - mit welchen Maria Wmalia gegen dieses AtterheiligisteGeheimnus entzündet war. Die Liebe zu allen lieben Heiligen GOttes insgemein, besonders aber zu der seeligisten Jungfrau und GOttesgebährerin, hatte etwas ganz außerordentliches. Und eben darum finde ich nicht Worte genug. Dieselbe nach Ihrem Verdienst und Wert abzuschildern. So rede demnach an statt meiner jenes strengiste Fasten/ mit welchem Maria Umalia der Göttlichen Mutter zu Ehr Sich auch von nothwendiger Leibsnahrung alle Samstag des Jahrs schärfisten Abbruch gethan: Reden die Marianische Rosenkranz/ und grössere Tagzeiten / mit welchen Allerhöchst - Dieselbe täglich das Lob dieser glorreichsten Himmelskönigin verkündet hat. Redet ihr so vielfältige Andacht-und Eifersvolle Wallfahrten/ und Besuch der Gnadenbildnus und Lapett zu Altenöttingen: Redet ihr dahin gebrachte Opfer/ und Schändungen: Rede doppeltes von gediegenem Gold mit kostbaristen Steinen besetztes Herz zu Lortto, so Unser in GOtt Höchstseelig ruhende Maria Umalia derjenigen zum Opfer in ihre Jungfräuliche Schoos ge- legt / welche Sie für das Herz Ihres Herzens jederzeit gehalten, und geliebet hat: Redet ihr so viele zu ihr in den Himmel abgeschickte Liebesseufzer: Redet so viele von ihrem Lob und Ehrentiteln / von ihrer mütterlichen Liebe und Gutthaten / von der Weis und Mitteln sie zu. ehren angestellte oder angehörte geistliche Gespräch: Rede O Liebe/ Andacht / Vertrauen/ und Zuversicht/ so Sie jederzeit aus Maria / als ein Kind auf ihre Mutter/ gesetzt hat. Und zumal die Andacht zu Maria der Andacht zu anderen heiligen Himmelsinnwohnern bey Unserer Gottseeligisten Kaiserin keinerseits in den Weeg stunden, oder einigen Abbruch thaten/ meldet auch ihr euch, und redet kostbare Zierden, undGe- schmuck, mit welchem Sie die Altar, und Kirchen anderer Heiligen iigeu ausgezieret: Rede hiesige St. Michaelskirch, welche du so herrliche aus reichesten Stoffen, und zartisten Spitzen zusammge- seßte Priester-und Altarkleider auszuweisen hast, so Sie dir durch wiederholte Schankung von zooo. Gulden versthast hat: Rede Heiliger Mauritius in der hochansehnlichen Stift-und Pfarrkirch zu Augspurg; als dessen Altar Sie mit einem fürtreflichen Baldachin bekleidet: Rede heiliger Atoysius, dessen Ehr zu Landshut zu vermehren Sie iOOO. Gulden sreygebigist Hergeschossen: Redet heilige Aschen und Grabstätt, so Sie besuchet: Redet goldene Kelch/ und silberne Ampeln, welche von der Liebe Mstklä AlNültä angezündet, noch bis diesen Augenblick vor dem Gnadenbrunn der heiligen Walburgä zu Eichstett hell aufbrinnen: Redet alle Werk und Gaben der Gottseeligkeit, mit welchen Sie GOtt in seinen Heiligen geehret, und beschenket hat. Aber die Zeit mahnet mich weiter zu schreiten: Die Zeit sage ich, so Ihr von all diesen Übungen der Andacht noch übrig bliebe. Diese widmete Sie der Arbeit; aber auch diese wäre nichts anders , als ein lauteres Werk der Andacht. Da Ihre Hände mit denen Gold-und Silberfaden, waren Ihre Ohren mit Vorlesung geistlicher Bücher, und das Herz mit GOtt beschäftign. Sie arbeitete nicht zu Ihrer Belustigung, noch anderen Ziel, als zu dem Nutzen der Kirchen, und GOtteshäusern, welche Sie ftwol mn-als ausser des Lands mit denen kostbarist-und kunstreichesten Werken, und sowol gewirkt, als gestickten Stoffen Ihrer Handen, wie David mit dem Schwerdt, und Schild des überwundenen Goliaths den Tabernakl ausgeschmückt; Wovon jener von Kunst und Zierlichkeit höchstwerter Baldachin war, welcher Ihrer Handen letztes Werk nach Bonn bestimmet, und von Ihro Lhursurst- liehen Durchlaucht zu Lölln mit ausnehmender Freud, und größter Danknehmigkeit als eine schätzbarste Schankung an-und ausgenommen worden. Bey so grosser GOttesforcht und Andacht aber wate es wol möglich, daß nicht auch eine unzählige L2 Menge 12 Menge »er übrigen Tugenden sich einfänven, «nd diesen Vorgängerinnen Gesellschaft leisteten ? Ich erwehne von diesen nur etliche , und bringe ste in die engiste Schranken zusamm. Ihre Standhastigkeit, und heitere Erhvbenheit des Gemüts, in wie- »rigcn Anstössen und Fällen, wäre gleich dem Vergnügen, so man bey heiter anscheinende» Glük genieffet. Sie konnte gestos« sen und getroffen, aber niemal umgeworfen werden, gleich denen Felsen mitten unter den stürmenden Winde», «nd anfallenden Wellen. Undankbare Gemüter achtete Sie für Ihre Wohlthäter: die freche Urtheiler und Verächter Ihrer Heiligkeit für Erkenner der Wahrheit. Ihre Abtödtung wäre vielleicht mehr für ein Werk der Wüsten und Einöden/ als für ein übliche Sach und Geschäft Fürstlicher Höfen anzusehen / «nd ist wol ein Zweifel / ob Sie unter Ihrm Getselstreichen häufigere Zäher oder Blut vergossen. Fried und Einigkeit wäre bey Ihr das größte Heiltgthum / und mußte Dero Hofstaat dem Haus Sbcdedo» gleichen / so voll des Seegens. Der Willen GOttes ( besonders die letzte Lebensendezeit) wäre die Richtschnur ihrer Werk, „nd kunte die Zung der Ma- gnetnadl nicht also begierig ihren Polarstern, als Allekhölhst- Dieselbe das Gefallen G-Vtkes suchen. Sie wäre eine Beherrscherin Ihrer selbst, und kunte auch mit David alle Gemäuer der wiederspenstigsten Neigungen durch- dringen. Endlich, damit ich vieles anderes dem Hundert nach stillschweigend umgehe, so gienge Ihr ganzes, und einziges Verlangen nach Beförderung der Ehre GHttes; alle übrige Ehren und Höhest Hoheiten, welche sonst von uns Menschen so sehr geschähet werden, mußten mit der Erde unter den Füssen seyn. Welcher Eifer dann für die Ehre GOttes ebm dasjenige und zweyte ist, so nach Zeugnus Ansetmi alle Menschen insgemein, sonderlich aber Unsere Allerdurchlauchtigiste Kaiserin Groß vor GOtt gemacht hat. Die Grösse dieses Eifers der Göttlichen Ehre messet sich ab nach der Maas des Eifers und Sorgfalt für fremdes Seelenheil: ist dieser groß, so kan jener nicht klein seyn: Suchet und befördert man das Heil des Nächstens ; so suchet und befördert man eben auch die Ehre GOttes: beyde Eifer nach allen ihren Eigenschaften, nach all ihrer Maas, Weite, Höhe, und Grösse seynd engist unter sich mit einander verbunden; weil ja GOtt in eben diesem Heil der Seelen seine Ehre setzet. Die Grösse aber beyder dieser Eifer zeigt sich durch Grösse der Werk. Man erzchkte Unserer Höchstseelig verblichenen Maria ÄMalia, was grosser Nutzen sowol in Frankreich, als Welsch» land durch die sogenannte Exercitien - oder Geisthäuser geschafet werde; wie daß in selben so viele, und wunderliche Bekehrungen geschehen, und auch die, so gegenwärtig, ihren selbst eigenen Augen und Ohren kaum Glauben beymessen können. Man hinterbrachte Ihr ftrners von denen Gesätzen derer sogenannten Elisabe- thinerinnen, wie daß dieselbe gemäß der sich vorgesetzten Lebensart zwar arm, gegen allen armen Kranken aber in der Christlichen Liebe sehr reich wären, und diesemnach deroselben Institut auch sogar von denen Wiedersacheren unseres heiligen Glaubens höchstens gelobt, und gepriesen werde ; Alsogleich embranne Unsere für die Ehre GOttes eiferende KajsMN, und wurde des Schlusses, sowol des einen, als der anderen Alletgllädigste StlftMll zu seyn; wie Sie dann für demselben beyden Stift D tun- tmrgm zrrsamrn eine Summa von zwey und achzig tausend Gulden auszehlen lassen. Nachdem Sie auch nachgehends vernam- me , was einerseits grossen Raum in dem annoch kleinen Klösterlein die Kranken schon inne hatten ; anderseits aber in dem von sich neugestisteten und nach allen guten Geschmack der Andacht eingerichteten Exercitien-oder Geisthaus schon würklich über die acht hundert von allen Gattungen der Standen denen geistlichen Übungen mit uugemeinen Trost / Nutzen/ und Frucht obgelegen, wäre Sie wegen dem so grossen Seelenschnitt in ihrem Sinn weit vergnügter, als da waren die Römische Obsieger, da sie auf ihren Triumphwagen von denen überwundenen Königen in goldenen Banden, und Fuseisen daher gezogen wurden. Also auch kunte Sich Allerhöchst-Dieselbe wegen des Trosts kaum fassen, so Sie aus denen Sendschreiben geschöpft, welche verkündeten, daß das geheiligte Rom aus denen gefürsteten Häuptern wiederum einen neuen Bürger, und Bekenner der Römischcatholischen Wahrheit überkommen habe. Ja, von allen denen, so sich von dem Irrweeg zur Wahrheit gewendet, insgemein zu reden, so ist keiner zu dem Lreutz Christi, und alten Kirchenpanier herüber gerretten, den Sie nicht mit Freuden an-und ausgenommen. Mit allergnadigisten Trostbriefen stärkte Sie die im Glauben wankende, mit Worten die kleinmütige, viele erhielte Sie lebenslänglich, keinen aus allen liesse Sie unbeschenkter von sich gehen. Denen Mißionen in dem Reich China und Syrien Übermächte Unser Allergnadigiste für die Ehre GOttes eiferende FrNU auf zweymal über die sieben tausend Gulden, und kunte ich Allerhöchst-Dieselbe durch nichts mehrercs aufmunteren, noch grösseren Trost beybringm, als so ich von denen grossen Früchten dererselben zu reden anfienge; Sie erzeigte die größte Freud und Lust ^5 Lust m Anhörung/ wie das Licht des wahren Glaubens jetzt in diesem/ bald in einem anderen ausser Europa und über Meer gelegenen Reich denen enclegnisten heidnischen Völkern aufzugehen/ und anzuscheinen angefangen / bey welchen allen doch vor Jahren sich nicht der mindeste Strahl einer Erkanntnus des wahren GOt- tes blicken liesse. Ach! sagte mir meine AllergNädlglste Frau zum östern / fahren Euer Ehrwürden in der Erzehlung weiters fort. Da ich dieselbe fortsetzte / auch wiederum endete; Erzeh- len sie mir noch etwas. Und als ich erwiederte / Euer Majestät/ ich habe schon alles gesagt / es fallt mir jetzt nicht also- bald was mehreres bey; Ey r waren die wiederholte Gnädigiste Wort : besinnen sie sich / ich bitte/ erzehlen sie mir noch was: wie stehet es mit denen Französischen / wie mit denen Sinischen Mißionen ? ist keine Hofnung mehr nach Iaponien zu kommen? Und dieses sagte Sie mir aus eine so bewegliche Art / daß ich wol merken kuntt/ daß das Herz rede / und dieses von einem unersättlichen Eifer für die Ehre GOttes entzünden seye. Aber wie? Wann Maria UlNalia so sehr für die Eöre GOttes geeiseret / so wird Ihr ja GOtt diesen Ihren Eifer durch ganz außerordentliche Gnaden / und innerliche Tröstungen vergolten haben. Wie? ausserordentliche Tröstungen / innerliche Zufriedenheit / Vergnügen / Ruhe und Heitere des Gemüts ? Ach Hochanschnlichel Verwirrungen/ Gewissensängsten/ Schrecken/ Trostlosigkeiten und Trökne des Gemüts waren die Weeg / woraus dem grossen GOtt Unsere Höchstseelig verschiedene Kaiserin zu Sich zu führen beliebet hat; welches dann eben dasjenige wäre/ so nicht nur das Herz Wmallä/ sondern auch alle/ denen so trostlos-und leidvoller Zustand bekannt / und Sie mithin zum zartistcn Mitleiden bewogen wurden / mit bittersten Schmerzen erfüllet hat. Es sagten Ihr alle Ihre Gedanken stets und ohne Unterlaß in das Ohr: M A OLLT «§? wo D 2 ist i6 ist dein GOu ? wohin ist er geflohen ? Auf dieses Zureden suchte Sie auch stlbcn eines fiichrns r Es wäre keiner derer Geistlichen, mit welchen Sie zu sprechen käme, den Sie nicht mir denen Worten der Braut in denen hohen Liedern angeredet, und sorgfältig gefragt: mes, r-räM? läget mir, wie? wo? und auf was für einem Wecg ich meine» Geliebten finden könne ? Aber alles vergebens : je mehr Sie ihn suchte, je mehr er von Ihr zu fliehen schiene. Durch Ar ganzes Leben von sechs und fünfzig Jahren hat er Sie alles seines Trosts fast gänzlich beraubt. Ey! so wird dann die liebende ÄbtNstllil, i» diesem Ihrem so erbärmlichen MiStrost um nicht gar zu verschmachten, anderstwo einen Trost gesucht Haben? Sie wird in der so langen Dürre, Trockne, und Vcrlassung Ihren Geliebten auch endlich wo nicht verlassen, poch ihm nicht so eistig nachgetrachtet haben ? Aber nein Hochanschnlicher Um zu zeigen , daß Ihre Liebe kein eigennützige Liebe seyc, eiferte Sie für die Ehre Gattes ohne Vergeltung: Sie bettete, obwol ohne Trostlicht : Sie Hoste aus ihn, obwol ohne Stütze einer innerlichen Süßigkeit: Sie arbeitete, obwol ohne dessen gezeigtes Wohlae- fallen. Kurz: GOtt wollte sehen, wie Sie in und durch leide» liebe; so litte Sie dann die größte Angst und Gcwissensplaq qe- dultigist ohne Unterlaß, weil Sie GOtt ohne Unterlaß und bis an das End gelicbet hat. Grosse Mmfllia ! Verzeihe es mir, als einem Redner, und reinem allerunterchänigisten Vasallen, daß ich mit allgcbührcn- der Hochachtung ssir deine Allerhöchste Perstll , zugleich aber auch mit best gegründeter Versicherung Dir sage, dieser Dein st standhafter Eifer fiir die Ehre GOttes, wann auch alles andere gemangelt hätte, >väre allezeit genug und überflußtg gewesen Dich vor GOtt Groß zu machen. Wie Groß wirst Du dann nicht vor denen Augen GOttes gewesen seyn, da Du zu diesem st so standhaft und grossen Eifer auch noch so grosse Tugenden beygesetzet hast. Indessen Hochansehnlichel seye mir erlaubt mich eben jenerWor- ten, mit welchen Unser in GOtt Höchstseelig verschiedene EnktÜ Ämalm Ihrem Geliebten nachgefragt / zu bedienen, und zu fragen: Mein, wo ist wol Unser Allergnadigiste Kaiserin , die wir als so Groß vor denen Augen GDttes, Groß wegen Ihren größten Tugenden , Groß wegen Ihren grossen Eifer für die Ehre GOttes, betrachtet haben ? Wo, wo Diejenige, welche wir alle, und mit uns das ganze Land allerrmterchänigist verehret, undgeliebcthat? Wo ist Allerhöchst-Dieselbe? schon von einem ganzen Monat her beichtet Sienicyt mehr, welches doch sonst wöchentlich zwey-bisdreymal geschehen: Man siehet Sie in keiner Predig, bey keiner Andacht,in keinem öffentlichen GOttes-Dienstmehr, da siedoch ehevor bey allen diesen die Erste Sich eingestellet, und die Letzte davon abgegangen. Werden wir Sie nicht mehr sehen? Ach leiden aufdieser Welt nicht mehr. Unser Allerliebste, Mergnädigiste Frau Frau und Mutter hat uns als arme Weislein verlassen. Aller- Höchst-Dero Mütterliches Herzsehenwir daaufdiesempräch- tlgisten Trauergerüste, und wird selbes gar bald dahin überbracht werden , wo Allerhöchst-Dero Schaß jederzeit im Leben gewesen , nemlich nach Menötting zu der alldortigcn Gnadenmut- ter, allwo es nächst dem Herzen Ihres Grossen LARLS beygesetzter ruhen wird , damit also auch nach dem Tod, gleich wie in dem Leben keines von dem anderen getrennet seye. Die übrigen Gliedmassen liegen in der traurigen Todtcnsark. Die vor denen Augen GOtres Grosse Seel aber ist, wie ich hoffe, schnurgrad der Schoos desjenigen, vor dem Sie Groß wäre, zum Genuß ewiger Freuden, dem Himmel zugeeilet. Und dieses letztere ist endlich noch dasjenige, so das bittere in etwas versüssen, und E unse- rmseren Schmerz mäßigen kan. Der Tod hat uns zwar entzogen eine vor denen Augen GOttes Große KillsktM < doch hat er uns dachn- gegeben eine grosse Fürsprecherin / welche uns durch Ihre Fürbitt vor dem Thron GOttes weit mächtiger, und nachdrücklicher , dann von Ihrem Kaisersthron helfen kan. Sie weis unsere Anliegen / und hat in meiner Gegenwart über und wegen selben nicht nur einmal die bitteriste Zäher vergossen. Ware Sie dann so mitleidig auf Erden ; Solle Sie wol weniger, und nicht weit mehrer gegen uns mitleidig seyn in dem Himmel ? Jedoch sollte Sie wieder all unser besseres Hoffen bey abgelegter Rechenschaft vor jenem strengisten Gericht, allwo alles haarklein untersucht, und abgewogen wird, was weniges rückständig geblieben seyn, undHöchst-Dew Große Seelauf eine Zeit in denen peinlichen Flammen des Fegfeuers angehalten werden; O! so zeigen wir zuvor gegen Höchst-Dieselbe unser schuldi- gistes Mitleiden. Ach: ich bitte Euer Ehrwürden, sagte mir die Illlergllä- digiste Frau , drey Täg vor Ihrem seeligisten Abreiben, verlassen sie mich doch nicht. Ich verlasse Euer Majestät nicht. Werden sie mich aber auch nach dem Tod in dem Fegfeuer nicht verlassen ? Euer Majestät haben Sich wegen des Fegfeuers glaublich nicht viel zu befürchten. Auf diese meine Wort schössen der Allergnä-lgisten Frau die häufige Zäher in die Augen. Ach: sagen Euer Ehrwürden dieses nach meinem Tod keinem Menschen, sondern vielmehr bitten sie alle, daß sie doch um der Liebe Christi willen Meiner in ihren Andachten ingedenk seyen; dann ich die Zeit meines Lebens nichts mehrers geforchten, als das Feuer. Sie werden Mir ja dieses nicht abschlagen? Euer Majestät haben Allergnädigist zu befehlen. Sie müssen aber diese Bitt vor dem Volk öfters wiederholen, dann sie glauben nicht, wie sehr 19 sehr ich das Feuer scheue, mithin das Fegfeuer sörchte. O! so bitte ich sie dann, Hochansehnliche, erbarmen sie sich Ihrer und meiner Allergnädigisten Frau ! Es hat Allerhöchst-Die- selbe nichts so sehr als das Feuer geschien, und geflohen: Wir wollen hoffen, Sie seye unseres Gebetts nicht bedürftig; Wer doch lasset uns bey und nebst all dieser unser zuversichtlichen Hof- riung also betten, als hatte Sie wörtlich unser Gebett nöthig, und diesemnach sagen wir gleich jetzt mit Mund und Herzen: HErr, giebe Der wegen Ihren grossen Tugenden und Eifer für deine Ehr vor deinen Augen Großen Kaiserin die ewige Ruhe, und das ewige Licht leuchte Ihr. AMEN. 20 !cr Kvh-uiid Tmuer-Me Dweyter Dheil Vorgetragen An dem zweyten Tag er Bohrn Oeich-Mesmgnus. arla roß or den Rügen der Menschen. »weymal Groß/ sagte ich / seye MakM Unsere in GOtt Höchstseelig ruhende Al- lerdurchlauchtigist- Großmächtigiste Kaiserin gcwesm Groß vor den Augen G-Ottcs : Groß vor den Augen der Menschen. Durch Ihre grosse Tugenden und grossen Eifer LI Eifer für die Ehre GLttcs, hat Sich Allkrhöchst-Dikselbe Groß vor denen Augen GOttes gemacht: dieses haben wir gestern gesehen. Nun aber durch was ist Sie Groß vordem» Augen der Menschen geworden? Ich sage es ohne Umschweis; dann eben dieses dasjenige ist, so ich heut darzuchun/ mich gestern anheischig gemacht. Die schöne sowol Natur-als Gemütsgabcn waren es: diese haben jenes Kunststnk hervorgebracht / welches aller/ sowol inn-als ausländischer Augen an sich gezogen; ja darf wol sagen / in die höchste Verwunderung / und Erstaunung gesetzt. Von denen Natursg'aben den Anfang zu machen/ so wäre in dem Jahr i/Oi. der 22. Weinmonat jener goldene Tag / an dem Unser Allerdurchlauchtigiste Kaiserin in die Wen emge- treuen, und diese mit Allerhöchst-Deroselben Hohen Geburt beglükct worden. Hicmit wäre zwar Ihre grosse Seel mit einem menschlichen Leib bekleidet: Was wäre aber der Mensch/ wann sich ihm die Natur eine Stiefmutter erzeigte / und nichts von ihren Gaben zukommen liesse? nemlich ein Baum ohne Früchten / ein Schis ohne Seegel / ein Himmel ohne Stern. Als ein Baum ohne Früchten nutzte er sich und anderen nichts: Als ein Schisohne Seegel stunde er ohne Bewegung/ und Fortgang: Als ein Himmel ohne Stern / läge er in einer derben Finsternus. Die Natursgaben müssen ihn begütern; sonst ist seine Geburt wie eine Heyrae ohne Aussteuer. Nun aber / wann jemals eine zur Welt gebohrne Prinzeßin von der Natur günstig ist angesehen worden / wäre es gewißlich Unser Weiland Allergna-igiste Frau Frau ; dannwaslMe Allerhöchst-Derselben jene geben können, so sie Zhr nicht in all und jcdm Smken steygebigist mitgetheilet hat? Erstlich zwar nähme sie Maria Kmalia von dem gemeinen Haufe» heraus, erhöbe Sie weit über allen Adel, und legte das z Kind 22 Kin» in eine goldene Wiegen. Jvftphus Mermildester Ge- »ächtnus, dazumal Römischer König, und nicht lang darnach Großmächtigister Römischer Kaiser, welcher zwar dem Römischen Reich, und Tcutschland vielmehr gezeigt als verliehen ward, indem er den Allerhöchsten Kaisersthron nach einer nur sechsjährigen Glorreichestcn Regierung durch einen Höchstbedauerlichen frühzeitigen Tod verlassen , doch inner st kurzen Zciwaum ganz Europa mit so grossem Lob seines Namens erfüllet hat, daß mit dessen Beschreibung eine ganze Nachwelt beschäftiget seyn wird; Josephus , sage ich, ward von dem Himmel für den durch solches Kind beglücktesten Herrn Vater erkohrcn; fiir die Frau Mutter Amalia Wilhclmilia eine Durchlauchtigiste Tochter eines grossen Hcrzogcns, die Zierde des weiblichen Geschlechts, und kostbaristes Kleinod aus dem Braunschweig-Lüneburgischcn Haus- schatz. Dem Hohen Durchlauchtigiste» Geblüt setzte die Natur bey, und verliehe Ihrer wertisten Mmalia eine ungemeine Fähig-und Fertigkeit des Verstands. Noch in denen schier unmündigen Jahren des Misten Alters liesse Sie schon unerwartete Blitz aus- brcchen, die da gleich als fallende Stern bey heiterer Nacht, die Anwesende gähling in Erstaunung und ausser sich setzten. Schon vor der Zeit ward derselbe reif, und zeigte Sich zu allen Künsten tüchtig, st theils dem schwächeren Geschlecht eigen, theils desselben Fähigkeit wett zu übersteigen pflegen. Fremder Zungen Dollmetschen hatte Sie niemals nöthig, weil wenig Sprachen in Europa, die Sie nicht wie Ihre Teutsche Mmtersprach begriefc. Die Teutsche redete Sie mit ihrer Aufrichtigkeit, die Welsche mit ihrer Lebhaftigkeit, die Französische mir ihrer Annehmlichkeit. So gar die Lateinische hat SichMerhöchst-Dikselbe stgemetnnnd eigen gemacht, daß Si« Sich mit selber nicht nur allein in Ansprach und Antwort behend und zierlich zu erklären , oder viele in dieser Sprach verfaßte Bücher ungehindert zu lesen, sondern auch die Feder zu ergreifen, und Ihre Gesinnungen, und Gedanken durch Schriften deutlich, und ohne Anstand auszudrucken wußte. Die tiefe Einsicht , so Sie in die Weltbeschreibung, und Landkarten, in die Geschichten vergangener Zeiten und in die Stammtafeln gehabt, machte aus Ihr eine Prinzeßin, der es in denen schönen Künsten und Wissenschaften nicht leicht jemand anderer wird bevor gethan haben. . Was soll ich sagen von jenem vollkommenen Begrif, den Sie in allerhand Gattungen der Musik gehabt. Sie spielte bey noch jüngeren Jahren auf denen Saiten: Sie sänge, und machte alle Ohren aufmerksam : Wer dazumal die Gnad hatte, SiL nicht nur zu hören, sondern noch darzu die holde Art zu sehen, mit der Sie stielte, der wußte nicht, ob er mehr die Ohren spitzen, oder Mund und Augen aufsperren sollte. Da ich von der holden Art des ausserlichen Ansehens, Gestalt , und Geberden zu melden komme; O auf was für einen Gegenstand verfalle ich nicht ? In diesem Smk, wann die Natur in einer Person all ihr mögliches , so hat sie es gewiß in Maria Rmalia gethan. Allerhöchst-Dero Angesicht wäre ein Sitz der Majestät, welche doch mit einer solchen Lieblichkeit vermenget war, daß man nicht wußte, ob man Sie mehr verehren, oder lieben sollte. Es herrschte darinn eine Ernsthaftigkeit ohne Trotz, eine Hoheit ohne Hohmut, ein ordentlich gesetztes Wesen ohne Verwirrung , ein hervorstrahlender Geist ohne Schatten der Leidenschaften: Es wäre gleich dem heiteren Himmel ohne Wölklein. Ihr Umgang wäre freundlich, doch dabey Kaiserlich: Ihre Art ungebunden, doch inner den Schranken des Ansehens : Ihr ganzes Betragen hold, doch dabey ver- F 2 mögend, 24 wogend, i» -ckcm die gebührende Ehrforcht gegen sich zu erwe- ken. Gewißlich eben dieses holde, annehmliche Wesen Unserer Höchstseelig in GOtt ruhenden Kaiserin wäre es, so das Gemüt , des dazumal Durchlauchtigisten Lhurprinzen in Bayrn also eingenommen, daß Höchst-Derselbe kein würdigeres Ziel seiner Liebe gefunden, dann eben WüNÜ Wmalia. Don Dieser allein hoffte er, daß Sie Ihm in allem, was nur immer Grosses, das Gleichgewicht hatten würde. Und in der That hat sich Allerhöchst-Derselbe in seiner Hoffnung auch nicht betrogen gesunden; dann so Groß Unsere KtttseNN vor der Vermahlung in den Augen der Menschen wegen Ihren Natursgaben gewesen, so Groß, ja noch weit Grösser erschiene Sie nach derselben wegen denen Gaben des Gemüts, deren so viele , daß ich sie schier mit denen Sternen des Himmels vergleichen kan. Maria Kmalia wäre ein Durchlauchtigiste Ehegemahlin, Mutter, Fürstin, und Kaiserin: Auf was Seite ich Allerhöchst-Dieselbe immer betrachte, so ersiehe ich lauter ansehnlichiste Zierden der ehelichen Treue, Mütterlichen Liebe, und Fürstlichen Starkmütig - und Freygebigkeit. Gedenk und siehe ich an die eheliche Treu gegen Ihrem Allttdlirch- lauchtigjstell Ehegemahl ; so kommen mir zwar die Elisabe- tha, Hedwiges, Margarita aus Schottland, und mehr dergleichen stetige und heiligmaßige Nämen zu Sinn, welche die schönste Proben eifriger und standhafter ehelicher Liebe abgeleget haben. Aber dabey muß man doch gestehen, daß Unsere Alkerdurch- lauchtigifte Höchstseelig verblichene Gemahlin nicht nur eifrig und standhaft, sondern auch klug geliebt habe. Das Angesicht eines Wrstens ist jene Son- 25 G ne, so alle untergebene Lander ergötzet; -och wird solche Sonne durch die Reichs-und Landssorgen, als so viele aufsteigende Dämpfe der Erde, zum öfter» in etwas verfinsteret. MtMÜ ÄblNüllst befasse die Kunst/ alles finstere hell/ und alles rauhe gelind zu entwerfen / und legte öfters davon ein Meisterstuk ab. Sie wußte alle fremde Mißtritt zu entschuldigen / allen Verdruß Hinweg zu nehmen / allen Überlast der Geschäften zu erleichtern / und die ungestümme wiedrige Fälle zu entkräften. Ihre Klugheit wäre der Dstwind / so alles ausgeheitert / und viel trübes Regengewölk in sich verschluket. All dieses verstund Und erkennte niemand besser/ als der Grosse LARL selbst; dahero Allerhöchst-Derselbe öfters / und noch auf seinem Sterbbett denen herumstehenden sreymütig bekennt/ und verkündet hat: Für die Verdienst seiner Kaiserin seye keine Erkanmlichkeit zulänglich, und wisse er denenselben keine andere Vergeltung zu bestimmen, als den Lohn einer ganzen himmlischen Ewigkeit: Sobald er vor das Angesicht GOttes kommen werde / so werde auch seine erste Bitt für seine Allerliebste Kaiserin seyn. Liebreicheste Wort! Wort aus einem Kaiserlichen Mund/ und zur Zeit, zu welcher nichts als Wahrheit ohne Vergrößerung und Zusatz geredet wird: Unverwerflich-und unumstößliche Zeugnus, wie eifrig und standhaft, wie klug EüNÜ WtNstltst geliebet habe: Es gierigen und lagen auch Allerhöchst-Dero diese letzte Wort also tief zu Herzen, daß Sie lebenslänglich kein Umstand der Zeit darin« auslöschen kunte. Die Trauerkleider legte Sie niemals ab: Die jährliche Gedächtnus des erfolgten Höchstbetrübten Todfalls erneuerte , und begienge Sie alle Jahr in eben jener Wochen des Monat Ienners, in welcher derselbe den Grossen Carl Albrecht der Welt entrissen hat. Sie entäusserte Sich ganzer acht Tckg alles menschlichen Umgangs ; schlösse Sich bey denen allhiesigen Klosterjuttgsranen von dem Berg Larmelo in. eine geistliche Ein- G öde 26 öde em/ handelte nur mit GOtt in dem Gebett, und heiligen Betrachtungen, hielte Ihren unschuldigen Leib streng und hart, fastete, und genösse deren Speiftn so wenig, daß man wol sagen kau, Sie seye die ganze Zeit hindurch gleich denen Israeliten in der Wüste, durch nichts anderes, dann das Himmelthau genäh- ret worden. Entzwischen wußte doch Unsere Gottseeligist verschiedene Waria Rmalia nach geendigten geistlichen Übungen die Klosterfrau nicht so geschwind aus-als bald wiederum eine Mutter und Kaiserin anzuziehen: Schon abermals in dem einten sowol als in dem anderen Groß vor den Augen der Menschen. Als eine Mutter hatte Sie alles, was immer Gottseeliges an einer Sara, liebreitzend und annehmliches an einer Rächet, klug und fürsich- tiges an einer Rebecca anzutreffen wäre. Ihre geseegniste Fruchtbarkeit , gleichwie Sie das Durchlauchtigiste Lhurbayrische Haus und Glorreichsten Stammbaum mit neuen edelsten Sprossen vermehret, also hat Sie auch Dieselbe zu größter Freud und Vergnügen der Völker in andere Länder übersetzet, und dadurch die Durchlauchtigiste Häuser Lhur-Sachsen, und Baden-Baden beglüket. Beyde haben zu Ihrem Höchsterwünschlichen Flor und Zuwachs von Ihrer Mütterlichen Schoos und Händen nicht nur Hohes Geblütt/ sondern auch die noch höhere Tugenden geerdet. Was aber, Merdurchlauchtigiste Frau , was hat von Dir das Dir allzeit allerunrerthänigist-ergebnisteBayrn ererbet? Was hast Du demselben hinterlassen? diesem, sagte mir Allerhöchst-Dieselbe zwey Täg vor Ihrem Seeligisten Hinscheiden: Diesem hinterlasse ich, was mir allzeit auf dieser Welt das allerliebste gewesen: Meinen einzigen noch übrigen Allerliebsten Sohn. Ach r Diesen, wie dann auch Josepha meine Allerliebste Tochter verlasse ich hart: Diese gehm mir zu Herzen. See- 27 Seegnen Euer Majestät beyde Höchst-Dieselbe, ich bitte atlerunterthänigist: Alsogleich erhöbe Sie die Hand, und gestaltete das heilige Lreutzzeichen, um durch selbes Ihren Mütterlichen Seegen zu ertheilen; Aber auch MergNädigtste FMU, Jh- ro Durchlaucht die Churfürstm , erwartet gleiche Gnad: Achl von Herzen gern, sagten Jhro Majestät, Sie ist Meine, und meiner heiligen Schwester liebste Tochter: Auch diese seye durch dieses heilige Lreutzzeichen von meiner Hand geseegnet: Auch Dresden, und Rastadt? Ja auch diesen gieb ich meinen Mütterlichen Seegen. Ist es aber nicht wahr, fragten mich nach diesem Jhro Majestät , liebet mich nicht mein Sohn samt seiner Schwester Zosepha Mist, und mehr, als Kindlich? Achr Ja, versetzte ich , Allergnädigjste Frau ; dessen bin ich selbst Zeug, und haben mir Beyde diese Höchste Personen wegen Ihrer sowol Mister Liebe, als tiesester Ehrerbietigkeit gegen Euer Majestät die Zäher nicht nur einmal in die Augen getrieben. GOtt aber wird, und muß es gemäß seines Versprechens, belohnen. Ich hätte hinzusetzen können, wie würklich Beyde in dem äussersten Wehemut, und mit erblaßtem Angesicht, vor der Kamerthür stehende, jeden Augenblik auf erwünschliche Nachricht von Erleichterung der Krankheit begierigist warten; Nach verstandener Gefahr aber des bäldist zu erfolgenden Todes vor herz- dringenden Schmerzen Ihres Leidwesens, und Betrübnus keinen Anfang noch Ende wissen: Wie Sich mein Guädlglster Herr Jhro Durchlaucht Churfürst mit liebvollen Worten dahin erkläret, daß er bereit seye mit Beylegung von Seinen selbst eigenen Jahren die Lebenstäg Seiner Werburchlauchtlglsteu Frau Mutter zu verlängeren. Dieses, sprich ich , und anderes hätten ich sagen können; Mein, gleichwie mir dort, also verbietet mir hier der Schmerz schon abermals das mehrere: Ich G 2 UNlß 28 muß abbrechn», um von der Mutter ohne Wetters zu der Kaise« stritt zu kommen. Als eine Solche hat Sie all die Geheimnussen Ihrer Klugheit an das Taglicht gesttzet. Sie hat Sich selbst eine Kaiserliche Hofstaat eingerichtet, an welcher zweifelhastig, ob selbe für eine Kaiserin zierlicher, oder für eine Wittib eingeschränkter, und eingezogener seyn könnte. Sie wäre allem Ihr zu leistenden Hosdienst abhold, und gehäßig; liesse sich aber dannoch bedienen, damit weder Ihrem eigenen Wunsch zu viel, noch anderer ihrer Pflicht zu wenig geschähe. Was immer sträflich, andere, und tadelte Sie mit ernsthafter Stirn; heilte es aber bald wiederum mit verborgener Arzney. Die Fehler mußten gar oft bekennen, daß sie nicht nur gestraft, sondern auch gebessert seyen, da doch Niemand die Hand wissen kunte, so die Mittel geschaht, niemand die Salben, und Pflaster, so genutzet. Nichts wäre Ihr verborgen, nichts dunkel; Sie wußte auch, was zukünftig, und schlichtete vieles zum voraus, als wäre es gegenwärtig. Es erregte sich niemals einiger Zweifel in Rangsachen, oder Staatshändeln, den Sie nicht auf der Stelle zu erörteren, auseinander zu fetzen, und ins reine zu bringen gewußt. Kein irrender wäre, dem Sie nicht eine Fakel zur Rükkehr aus den rechten Weeg : Diele auch grosse Staatsmänner, und Beförderer öffentlicher Geschäften suchten bey diesem Leitstern ihre Zuflucht, um nicht auf Zrrweege zu gerathen : Und alle mußten mit Lnnoäio bekennen: chM Diese Ästtsektlk sehen und hören zu können, seye ein grosses Glük, womit die Verdienst beehret, und die Arbeit belohnet wird. Unterdessen, da diese dieKlughett Umall'ä , bewundere ich an Allerhöchst-Deroselben noch viel mehr die großmütige Gc- dulk, welche fast unbeweglicher, als die unbewegliche Erdkugel selbst unter zusamm schlagenden Wettern «nd wütenden Winden/ gewe- gewesen ist. Der Antrag auf die Kaiserliche Krön ward sobald nicht gemacht, als bald nach selbst eigener Bekanmnus, Ihr der Prophet in Ihrem Sinn vorhinein weissagte, und gleichsam in die Dhren zu rüsten schiene: re 7 Es wird Dir zwar die Kaisers-und Reichskron,aber zugleich mit derselben die Krön der Trübsalen aufdas Haupt gesetzet werden. Und in der That, viele andere traurige Umständ , und Unglüksfäll zu geschweige», was bittere Trübsal wäre es, um sich von der Gefahr wegen feindlichen Einfall zum zweytenmal zu entfernen, eigenes Land, Residenzstadt, Unterthanen, und zwar das ersteremal an eben dem Tag, an welchem zu Frankfurt die Kaiserliche Hoheit, und Reichs- kron erworben ward, verlassen, fremder Willkür übergeben, und här- tist bedrangtsehen müssen ? Was bitterer Schmerz, als durch den frühzeitigen Tod eines Durchlauchtigisten Prinzen Joseph, und den vielleicht noch schmerzlicher gefallenen Hintritt einer Königlichen Hoheit Theresia, dievorhin so beglükte Fruchtbarkeit wiederum fruchtlos wurde? Was heftiger Herzensstoß, was Ursach über Ursach des Leids, da jene, so mit vielen Schmerzen zur Welt gebohren, und nach der Hand eine Hoffnung Fürstlich-und Königlicher Häuser geworden, aus einmal mit dem Todtenschlcuer verhüllet, und in eine finstere Krust versenket ward ? Was soll, ja was kan ich sagen (dann mir die Sach mit Worten zu erklären unmöglich fällt) was von jener Bitterkeit, Trübsal, und Qual, so das großmütige Herz Maria Mttiallä überfiele, als der Himmel Ihren Merdurchlauchtigsten Kaiserlichen Ehegemahl von Thron , Reich, und Welt abfederte, und durch einen Ihr schmerzlichisten Tod zwar denen Augen , doch nicht Ihrem Herz entzöge? Städt und Länder verlieren , von Freund und Feind zugleich angegangen werden , hier an seinem Recht, dort an seiner Ehre einen Angris leiden, fällt zwar empfindlich, doch nicht unerträg- H lich. tich." Aber des jenen unverhoft und plötzlich beraübt werden^ so das kostbariste, so man einzig und allein, ja mehr als sein Herz geliebet, dieses ist ein Zufall, welcher nicht nur zarte Herzen , Andern wol gar Stein und Eisen zu durchschneiden fähig, und im Stand ist. Wie aber verhält sich unter so schweren Bedräng- üussen die Großmut Maria Umaliä ? Was gedenkt, was kedet, oder thut Unser Grosse Kaiserin ? Ich hab es schon tzesagt: Sie ist der Erdkugel gleich, so in ihrem Mittlpunkt un- verruckt steht. Ich siehe zwar, wie Sie als eine liebvolle Mutter und treuergebniste Gemahlin in viele bittere Zäher zerfließe; ja wol auch gar vor Wehemut in eine gählinge Ohnmacht dahin sinke. Aber seht Hochanschnliche, Sie errichtet Sich schon wiederum auf, und erholet Sich; Tugend, Starkmut, und Ge- dult stärken die Natur: Diese, diese werfen Sie zwar wiederum auf die Erde, aber nur damit Sie vor GOtt auf Ihren Knien da liege: Diese legen Ihr die Wort auf die Zung, mit rvelchey Sie dem Himmel all dasjenige mit ergebnisten Willen opfert, was^ Sie vorhin nicht geglaubt ohne Verlust Ihres eigenen Lebens vertieren zu können. O ich höre, und höre Sie zum östisten wie-' verholen jene von Ihr bis in den Tod ohne Unterlaß zu GOtt abgesthikte Wort: Vater / Vater, dein Aelch ist bitter r doch? Nicht mein, sondern dein will geschehe! . . . ^ So freygebig Maria Rmalia in dieser Ihrer Aufopferung gegen GOtt, eben so freygebig wäre Allerhöchst-Die-' selbe auch gegen Ihren Nächsten, besonders denen Armen. Und O l auf was für einen Stoffen des Ihr gebührenden höchsten Lobs gerarhe ich da; - Wann Unser Allerdurchlauchtigisten Höchstseellg in GDtt ruhenden Kaiserin kein anderer Ehrentitel als einer, Mutter der Armen kchrnte beMleget , kein anderes Lob alswegen) . l Barm- M.W * ZW Z L Barmherzig-und Freygebigkeit gegen denenselßm könnte gesprochm werden, so wäre dieses genug und überflüßig genug die Kraftmund Wort eines Redners gänzlich zu erschöpfen. Als Larl dieses Namens der fünfte Römische Kaiser zu Grab getragen wurde, ward verordnet, daß zweyhundert Arme mit Trauerkleideren angethan, Mit brennenden Fakeln , und Kaiserlichen Wappenschilden in denen Händen der Leichbestattung beywohnten, und die Todtensark begleiteten. Hochansehnliche, ich habe da eine ganze Liste nicht nur von ein, zwey, oder mehr hundert, sondern dem tausend nach Armen und Nothleidenden in Handen, welche alle von unser liebe reichist-und mitleidenvollen Mutter derer Armen WkMÜ Äbtllst« Üü bey Lebszeiten mit freygebigisten Allmoftn und Beysteuer unterhalten, genähret, und in ihrer Nothdurst gelabet worden, und mithin die Hohe Leichbegängnus ihrer MeiMädlgisteN Noth« Helferin begleiten müssen. Aber indem ich derer eine so grosse Menge ersiehe, seye mir erlaubt, damit in der Proceßion, und Fortgang des Leichconducts keine Unordnung entstehe, sie in Schleifst» einzutheilen, und in Ordnung zu bringen. Nun wolan dann ihr so viele hundert Dorf-und Taglöhnerkmder zu Nymphenburg, Forsterried, und viel anderen umliegenden Orten, ihr macht den Anfang, stellet euch paar und paar in die Glieder, erhebt eure Händlein, und bettet, bettet mit laut zusammgesetzten Stimmen; dann sehet, Euer freygebigste Mutter wird zu Grab getragen , welche so lange Zeit her jährlich die Schul-und Lehrmeister besoldet, und für euch das Schulgeld erleget hat, damit ihr m dem Lesen, Schreiben, und Rechnen zu merer einsmaligen Fortkunst unterrichtet wurdet. An diese schliesset euch an ihr viele hundertund hundert arme vater-und mutterloseWeisleinin der Stadt München, so ihr an der Allerdurchlauchtigisten Kaiserin eine sorgfältigiste PflegMUtter gehabt, da Sie mitftey- gebigistcr Hand euch emtweders M Erlernung dex Handwerken^ . Hr und z-r ^ MW m,d sogenannten Aufdingen und Freysagen verhülflich gewesen: oder aberin denen allhiesige» Franenklösicrn vieleJahr erziehen,unterrichte«, mit Kost und Kleidung versehen lassen; wovon diejenige sonderbar eure Händ z« G-O» zu erhebe», und Unserer Höchst- seelig in dem HErrn ruhenden Fürstin zu danken verpflichtet seyd, für deren jede Sie nach Maas eures Stands jährlich vier bis fünf hundert Gulden bezahlet hat. Nach denen armen Kindern , «nd Wcislein trift euch die Ordnung ihr dreyßig zur Ernährung und Verpflegung übernommene Hausarme, welchen Jahr aus, Jahr rm für jedes Monat »on Unserer Allerdurchlauch- tigisten Kaiserin ein reichliches Allmosen bestimmet, undange- schaft war, und auf der Stell am ersten Tag jedes Monats von Allerhöchst - Deroselben Zahlmeister entrichtet wurde. Und auf diese folget ihr so viele hinterlassene Wittiben , Ihre Majestät Kamerbedienten, die ihr von Allekhöchst-Der» Mildstkligi- sten Händen einen jährlichen Gnadengehalt genossen , und zumal nicht wenige aus euch auch das jährliche Hauszins «Geld gezogen habt. Hvchanschnliche, was grosse Menge, was langer Zug, und Reihe in dieser Proccßion der Armen r aber es macht dieselbe noch nicht den halben Theil aus. Sodann kommet, und stellet euch nach denen Wittiben da in die Ordnung ein, ihr zwey in der Stadt München aufgestellte Allmosensammler, und hebt in die Höhe, damit sie von jederman mögen gesehen werden, eure zwey Allmosenbüchsen, in welche Unsere Allermildefte Kaiserin wöchentlich alle Montag unausgesetzter so viele Jahr hindurch vier und achzig Gulden legte; und dieses allzeit in Gold, indem aus Ihren selbst eigenen Händen die Zeit Ihres Lebens denen Armen niemals ei» Allmosen nur in Silber zugeflossen ist. Ihr sogenannte Konvertiten herbey; jetzt kommt die Ordnung an euch, nebst jenen vielen Armen und Nothleidcnden, welche MW * « ^ welche nach ihren unglüklich abgebrannten Häusern/ unb Wohnungen / von allen Orten her mit Brandbriefen / und Zeugnussen ihres erlittenen Schadens häufig ankamen: und deren jedem aus euch schon zum Voraus ein Gulden von Utlstk AllergMdW stell Frau angeschaffet wäre. Herbey / rrettet nach denen Vorgehenden in die Ordnung, ihr so viele bey denen Türken in bitterister Gefangenschaft gesessene und bedrängte Lhristen, pie ihr durch das von Allerhöchst- Derselben alle Jahr bey denen Ehrwürdigen kstribuZ Trinita- riern zu Wien erlegte Lösgeld aus ihren härtisten Bedrängnussen und Sclaverey erlediget worden. Herbey und in die Ordnung ihr so viele hundert und hundert der Geistlichen beyderley Geschlechts, welche ihr alle nicht nur durch Ihr Allerhöchstes Vorwort, sondern auch durch zur Aussteuer und Ausfertigung erlegte viele tausend und tausend Gulden zu geistlichen Ordensständen seyd beförderet worden. Von diesen, wie ich weis, wollet ihr teines- weegs abgesöndcret, und von so schönen Leichgeprang ausgeschlossen seyn, Barmherzigkeit liebende und übende Ehrwürdige Krankenpfleger und Brüder von der Barmherzigkeit ausser hiesigen Sendlingerthor, indem euch Unsere mitleidigiste Mutter nebst dem alle Jahr zugesagten reichen Attmosen, alsobald bey Le- gung des ersten Steins, und Anfang eures Llosterbaues drey tausend Gulden Gnädigist ausfolgen liesse. Herbey l jetzt ist die Reihe an euch, ihr so viele hundert, ja darf wol sagen, viele tausend Bittschriften einreichende Suppli- canten, und bekennet öffentlich, daß, so viele ihr auch immer wäret, doch kein einziger aus allen gewesen, der hätte sagen und fich beklagen können, seine Bitt wäre ihm abgeschlagen worden: Wann auch die Wort wenig und gesparsam waren , so spräche doch an statt der Zung das Gold , und dessen Klang er- I setzte 34 setzte den Mangel derer Worten. Herbey , und macht dieser herrlichen Leichbestattung den Schluß ihr stille , geheime, und, damit man euch nicht kennen kan, mit finsteren Florschleiern be- dekte arme Nothleidende. O! wie sorgfältig, und behutsam waren Jhw Majestät eure Anliegen zu heilen, ohne eurer Schamhastigkeit zu nahe zu tretten , und mithin eurer Noth zu steuren, und zugleich eure Ehr zu retten. Wie ist euch die Gutthat zugeflossen , ohne daß ihr die Quel und Rinnsal zu entdeken gewußt , durch den fie euch zugeflossen? Und wäret ihr auch in eurer Unwissen-und Unerkenntlichkeit verblieben , wann euch nicht ein innerlicher Antrieb in das Herz gesagt, wem ihr darfür zu danken hättet. Aber arme, betrübte, bedürftige, notleidende Kranke, was soll ich jetzt sagen, was euch für einen Trost geben ? ElM fm)- gebigifteun-mildseeligisteMutterwird zu Grab getragen; ja ist würklich schon in die Todtenkruft versenkt r O wie vielen aus euch ist hiedurch eine tödtliche Wunde versetzet, und das Herz bis auf das inneriste getroffen worden ? Und deswegen stehe ich billich an, und darf die Frag auswerfen: Ob mehr der Hintritk Unser so grossen Kaiserin , -der aber mehr das daraus si> groß entstandene Elend der Armen zu bedauren seye? Als der heilige Petrus zu Joppe anlangte, traft er allda die kurz zuvor verstorbene grosse Allmosengeberin und Gutthäterin der Armen Tabitha auf dem Todtenbret ausgestreckter an: alle arme Wittiben und Weislein liefen zusamm, stunden um den heiligen Apostel hemm, hielten bey ihm mit vielen Bitten und Zäheren an, daß er dem Leichnam seine Händ auflegen, und diese Mutter der Armen wiederum zu dem Leben erweken möchte : Um aber ihn dahin zu vermögen, zeigte da eine ein Hembd, diese einen Rock, jene eine andere Gattung der Kleidung ; so sie von ihrer lieb- Z5 liebreichen Hand empfangen hatten: SMM5 , L? ei -ME, M/. ^Ä. 9. Liebe Arme um das prächtige Todtengerüste Unserer Verblichenen Kaiserin könnet ihr zwar auch gleich denen zu Joppe he- kum stehen: Allein, wo ist derjenige, welcher Merhöchst-Die- selbe wiederum zum Leben erweke, und uns und euch zurukge- be? Die Kleider, welche Sie euch hat machen lassen, könnet ihr zwar zeigen: allein wann diese zerrissen, was hernach? das Gna- deugeld habt ihr zwar bisher richtig gezogen, den Hauszins dar- mit bezahlet, euch Nahrung geschaht, und der Noth, Hunger, und Krankheiten ausgewicheu: da nun aber dieses alles ausbleibt, wie, und mit was wollet ihr euch fortbringen, und die zu bcförch- tende Noth abhalten? Die Allergnädigiste und mitleidi- giste Frau hat jährlich gegen, ja wol gar über die dreyssig tausend Gulden Attmosen gegeben. Wie viele Arme haben dadurch können erhalten werden? wer wird solches ersetzen? All dieses erkannte Unsere Gottseeligist entschlaffene Kaiserin nur gar zu wol: es gienge Ihr solches auch tieffist zu Herzen: dahero sagte mir Allekhöchst-Dieselbe kurz vor Ihrer letzten Krankheit: wie wird es wol einsmal nach Meinem Tod denen Armen ergehen? sie müssen sich nemlich der Fürsichtigkeit GOttes überlassen; anbey will Ich GOTT für sie bitten: hoffentlich werden auch selbige für Mich in dem Fegfeuer Leidende GOTT bitten. Dieses Letztere wird ja geschehen, liebe Arme? Sie hat euch so vieles zeitliches Allmosen gegeben; so werdet ihr Derselben ja auch entgegen ein geistliches zukommen lassen ? Es schiene, als seye Sie gegen euch mehr barmherzig gewesen, als ihr bedürftig wäret; Und ihr sollet euch gegen Derselben unbarmherzig erzeigen? Sie ersparte z6 ^ sparte wegen euch vieles, Sie wollte Sich nie einiges neues Kleid anschaffen, und anziehen, nur um desto mehr geben zu können: Und ihr sollet gegen Derselben mit eurem Gebe« gesparsam seyn? Ach diese Undankbarkeit seye weit von euch, und uns allen: Im Gegentheil ruffcn wir anhcut, wie gestern, Arme, und Reiche all zusamm: HERR giebe Der, nicht nur vor deinen, sondern auch vor denen Augen der Menschen wegen Ihren grossen sowol Natur, als Gemüts-Gaben Grossen Kaiserin die ewige Ruh, und das ewige Licht leuchte Ihr. AMEN. !WWN >WVv ME Dritter Theil Vorgetragen Am dritten Tag Wer Wiohen Eeich-NeDgrius. Wn Ihren selbst eigenen Ingen. o seyn» rann nach «nv nach dir brennende TMenfa. keln verzehre, und in st viele Zäher zerstoben, als vielen Funken und Flammen Sie die Nahrung gegeben ? So will man heut die Unserer Weiland Aüerdurch- lauchtigisten Großmächtigisten Kaiserin von höchste» -Or- K te» ttn augtordnctt Leichbcsmgnus beschlicssen ? Ganz recht; dann, wann die Trauer so langwierig sey» sollte, als Groß Unserer Großen Kaiserin Verdienste gtwestn, so würde man unver» zehrlich - und unverwesliche Kerzen aufstecken müssen , und dürfte der Traucrschleuer niemals abgelegt werden. Es ist endlich noch gut, daß die Zeit, gleichwie denen Freuden dieser Welt , eben also auch dem Leidwesen gewisse Schranken gescßet habe. So ziehe dann auch ich die Seegel ein, und schreite zum Beschluß meiner Lob - und Trauerrede. So Groß, sagte ich in meimm Vertrag , so Groß na Asinalia vor denen Augen GOttes, und der Menschen, so Klein seye Sie in Ihren selbst eigenen Augen gewesen. Die Grosse vor denen Augen GÄttes, und der Menschen haben wir die letzt« »erschienene zwey Täg dieser hohen LeichbcstnK- nus betrachtet; So ist dann nichts mehr übrig , als daß wir uns nach der Grösse auch Allerhöchst-Denselben ftcywillige Erniedrigung, und Kleucheit in Ihren selbst eigenen Augen zur Bewunderung vorstellen, und zwar die Verkleinerung Ihxer selbst in dem Leben, die Verkleinerung in dem Tod. Die Größe der Demut und eigener Erniedrigung messet sich nach der Grösse und Höhe der Person, so sich erniedriget, und verkleineret. Je grösser, und höher die Person, desto Bewunderung würdiger ist ihre Demut , mit welcher sie sich erniedrü get. Wiederum um zu erkennen, wie tief eben diese Demut in dem Herzen eingewurzelt, wie ernstlich , und aufrichtig sie seye ; so ist mehr nicht vonnörhen, als nebst den Würkungen und Übungen, auch auf die Art, und Ziel zu sehen, mit welcher, und zu welchem man sich verkleinert, und demütiget. Dann aus diesen wird sich bald zeigen, ob der sich äusserlich Erniedrigende auch innerlich niederträchtig, und in seinen stlbst eigenen Augen klein seye. DW * ZW N ftye. Nun dann Hochansehnliche sthen sier EMt Grosse ge- hfekellbe 8rüU , eine vor denen Augen GDttes wegm Ihren Grossen Tugenden nnd Religionseifer, vor denen Augen der Menschen aber durch Ihre höchste Natur- und Gemütsgaben Gros- fe Fürstin, eine Grosse König - und Kaisers-Tochter, eine, so die aus allen weltlichen Hoheiten höchste Würde bekleidete, eme Gekrönte Römische Kaiserin erniedriget und verkleineret Sich in Ihrem Leben L Und wie? mit was Art? bey oder gegen wem? Einer aus den mindesten Bedienten Leistet Allerhöchst-Derselben den pflichtmasslgen Dienst/ für welchen er die bedungene reichliche Befoldung zu seinem und der Seinigen Unterhalt ziehet. Und ffrr diese schuldigiste Dienstleistung danket Unsere Grosse Kaiserin/ und danket mit solchen Ausrenkungen/ mit so demütigen Geberden und Worten, daß man gar oft die Frau von dem Knecht, oder Magd nicht mehr zu unterscheiden wußte. Man Hörte aus Mcrhöchst-Deroselben Mund im-- merdar schier nichts anders, als: Ich bin der frommen und tu- gendlichen Leuten in meiner kamer nicht werth z Nein, Ich bin ihrer nicht werth: Ich bin die Mindeste aus euch allen: Jederman ist andächtig/ und rugendlich: Ich allein nicht: für Mich ist alles Essen / alle Kleidung, alle Bedienung, alles , gar alles ist für Mich zu AM r Ich bin nichts nutz / gar bin Ich nichts nutz. Geschahe es, daß man Ihr diese Ihre eigene Erniedrigungen / und von Sich selbst gefaßte Meinung ausreden, und mit billtcdistem Lob niederlegen wollte, so stiege Ihr plötzlich die Schamröthe in das Angesicht, und zeigte Sich niemals in Ihren selbst eigenen Augen geringer, als da man Sie wegen einer Sach, die Sie in Ihrem Gemüt für schlecht, und gering hielte, Groß machen wollte. Nichts zarters kan man sich einbilden, als Dero Gewissen gewesen. Wie viel hundertmal ftagte Allerhöchst-Dteselbt/ ob dieses oder jenes nicht Sund, und eine Beleidigung G Ortes K2 lepe? seye ? Wie.sorgfältig wäre Sie auch das mindeste zu vermeiden, so demselben mißfallen könnte? Wie vollkommen beherrschte Sie alle Leidenschaften? Wie ängstig gäbe Sie auf alle Gedanken/ Wort und Werk acht , damit nur GOtt nicht beleidiget wurde ? Mit wie viel Thränen suchte Sie die auch kleinste Flecken Ihrer Seel, welche wir vielleicht für Zieraten halten, abzuwaschen? Und dannoch bey all dieser Gewissensreinigkeit wollte Sie Sich nicht die Meinung benehmen lassen, Siesey eine grosse, ja die größte Sünderin der ganzen Welt: Gage man mir , was man wolle/ wäre Ihr tägliches Weheklagen, so bleibt es dannoch dabey, daß Ich die größte Sünderin der ganzen Welt seye. Und in der That selbst wollte Sie auch als eine Sünderin und andere Magdalena büssen: Das Trühlein, in welchem Ihr Bußzeug verschlossen war, führte Sie aller Orten, auf Reisen , und bis nach Frankfurt mit Sich, und strafte mit Geiselstreichen und Bußgürteln an Sich selbst , was Sie doch niemal verschuldet harte. O so sehen wir Hochansehnliche, diese grosse, ja diese größte Sünderin an, aber zugleich schämen wir uns, daß, die wir wahrhafte Sünder seynd, doch bey unseren vielen und schweren Sünden uns also troken befinden, daß wir nicht ein einziges Vußzäherlein erpressen können, wann auch die Prediger, und Beichtväter miteinander noch so oft an diese harre Felsen schlagen sollten, damit sie doch einmal Wasser geben. Ach l was hätte ich da alles zu tagen ? Entzwischen erfreuet es mich doch, daß man zu Hof so unschuldige Sünderinnen antreffe, wie Maria RmaltÜ gewesen. Es wäre Ihre Stirne als einer Grossen gekrönten Römischen Kaiserin mit dem geheiligten Oel gesalbet, und das Haupt mit der Kaiserlichen Reichskron bedeket. Diesemnach kunte Sie das solcher Hoheit und Würde zustehende Ehrengepräng, Bedienung Adeliches Geleit nicht ausschlagen, und mußte mithin Sich diesev ausser- ^ * UM 4t äusserlichen Pracht auch wieder Willen gefallen lassen. Aber auch unter all diesen scheinbaren Ehrenzeichen und prachtvollen Wesen wäre Sie innerlich in dem Gemüt Klein, und in den Staub der Erniedrigung versenkt: Sie wäre mit einer Römischen Ap- pia gleiches Sinns, als welche auch mitten in der menschlichen Herrlichkeit zugleich gepranget, und zugleich geseuszet hat. Was Grauen, hörte man Jhw Majestät zum öfter« sagen , hab ich nicht in diesen so zahlreichen Bedienungen, und Geprängen? Wie von Herzen gern wäre ich all dieses schimmernden Wesens los und frey? Was weit grössere Freud zeigte Ällethöchst - Dieselbe / da Sie an dem hochfeyerlichen Festtag des heiligen Josephs denen Armen zu Tisch dienen; an dem sogenannten grünen Donnerstag aber zwölf dererselben die Füß waschen, und zärtist mit einem Kuß verehren kunte? Nemlich so wenig als jemand Sie an Würde überträfe, um so mehr Mich und freudenvoll wäre Sie, wann Sie Sich zu aller Füssen werfen und zeigen kunte, wie wol Sie von ihrem, bey den Füssen der Jüngern liegenden Göttlichen Lehrmeister erlernet habe, von Herzen demütig zu seyn. Milde, Sanftmut, Gutwilligkeit, freundliches Betragen, Leutseeligkeit, Gehorsam, Eingezogenheit seynd Würkungen und untrügliche Zeugnussen einer wahren Demut. Unser Grosse Kaiserin verfügte, und schlösse Sich jährlich, wie schon gestern gemeldet, im Monat Zenner in ein atthiesiges Frauenkloster ein. Und allda was Freundlich - und Leutseeligkeit? was Gehorsam, was Eingezogenheit ? Sie wollte nicht änderst, als eine deren Geringsten gehalten werden : Sie begehrte von der Oberin des Klosters die Befehl, vollzöge dieselbe, und käme der klösterlichen Tagordnung auf das genauiste nach, gleich einem zarten Wölklein am Himmel, welches sich von jedem Windlein bewegen und forttreiben läßt. Die nothwendige und unentbehrliche Bedienung liesse Sie in denen ersteren Jahren nur von einer einzigen Laienschwester zu, und auch gegen dieser gebrauchte Sich 6 Unfe- Unsere von Herzen demütige Kaiserin solcher Freundlich- und Lcutfteligkeit, daß sie die von Allerhöchst - Derselben anerbottene Gnad in Geniessung des Theegerrankes, so wegen catarrhischer Belästigung zum Gebrauch vorgeschrieben wäre, Gesellschaft zu leisten annehmen mußte. Es geschahe einmal ungefehr, daß Jhro Majestät durch Ihre unvorsehene Entgegen- kunst bey dunkler Zeit eine deren Klosterfrauen in einen schlingen Schreken setzten. So bald Sie dieses vermerkten, baten Sie kniefällig mit vielen demütigen Entschuldigungen dieses Ihres obwol unschuldigen Fehlers um Verzeihung, und wollten Sich für schuldig erkennen, damit Sie Sich verkleinern und erniedrigen kunten. Wie oft aber dieseeigeneDerkleiner-und Erniedrigungen einer so hohen Seel die Augen derer Klosterpersonen mit Thränen erfüllet, mag man sich besser und leichter einbilden, als ich erzehten. Jedoch mit allem diesem kunte Sie den Glanz Ihrer Hoheit inner und zwischen denen Klosterwänden nicht so fast verdunkeln, daß Sie denselben nicht noch mehr vor ihrem Gewissensrath, und. Beichtvater verhüllte, oder besser zureden, völlig auslöschte, und von Sich legte. Kaum nähme Sie dessen Ankunft gewahr, als Sie Sich alsobald von Ihrem Sitz erhöbe, um ihn zu empfangen ; und mit tieffester Neigung Ihres gesalbten Haupts nicht vergnügt, wollte Sie ihn niemals stehenden anhören: Ihr erster Allergnädigister Befehl wäre, daß er sich niedersetzen sollte. So reisSie auch an Verstand, klug in Urtheilen, deren Sachen kündig , wie immer Sie auch in anständigen Wissenschaften unterrichtet, und belesen gewesen, so wollte Sie doch allzeit von demselben belehret seyn. Sie gäbe Sich oft gefangen, da Sie doch geglaubt die Waffen noch würklich in der Hand zu haben. In meinem Beichtvater, waren Allerhöchst-Derselben öfters wiederholte Wort, erkenne ich den Finger GOttes, und die Zungen aller Propheten. Als * 43 Als Jhro Majestät das leidige Uttglük betroffen, daß Ihr durch einen plötzlichen Fall die Kniescheibe höchst schmerzlich und schwerlich verletzet worden , läge Sie zwölf ganzer Wochen säst unbeweglich aus dem Ruten da, ohne auch nur mit einem einzigen Seufzer Ihren empflndlichisten Schmerzen zu bekennen. Das Mitleiden druckte all anderen die Thränen aus denen Augen, Ihr aber nicht das mindeste ächzen aus dem Mund. Und dannoch bäte die DtlNÜttglste Kaiserin, man sötte sich doch an Ihrer Un- gedult nicht ärgeren , sondern für Sie GOtt bitten, damit Sie auch einmal einige Tugend und Gedult erlernen, und üben möchte. Kaum als Sie von dem Krankenbette aufgestanden, und eben, da Sie Sich das erstemal wiederum zu einem Ihrer gewöhnlichen Andachtswerken aus der Residenz anderstwohin verfügte, vernommen, wie daß würklich der Priester einen sterbenden Kranken mit der heiligisten Weegzehrung zu versehen daher komme : begäbe Sie Sich alsobald des Wagens, stiege aus, und warft Sich zur Erde: sodann, nachdeme Sie Ihren GOtt auf Ihrem noch schwachen Knie da liegende andächtigist angebettet, begleitete Sie denselben zu Fuß, mitten unter dem übrigen Hausen des gemeinen Volks, bis zu der Wohnung des Kranken, zwar mit grosser Beschwerlichkeit des Leibs, aber mit desto grösserer Jnnbrunst des Gemüts gegen GOtt, und Mit erthönenden Nachklang Ihres herrlichisten Beyspiels und Übung der Demut gegen dem Nächsten. Diese Begleitung Ihres GOttes in dem Merheiligisten Geheimnus geschahe nicht ein-zwey-dreymal; sondern es wäre bey Allerhöchst DerselbeN, gemäß der von dem Merdurchlauchti- gisten Erz-Haus angestammten Gottsförchtigkeit, mrd Andacht zu diesem Merheiligisten Geheimnus, etwas gewöhnliches; sonderbar auf dem Land , wo der Weeg bis zu des Kranken Wohnung oft ganze halbe Stunden austruge. Aber auch dieses wäre der liebreichisten Demut Unser Großen Kaiserin nicht genug; L 2 Sie Sie vertiefte Ihre gekrönte Majestät bis in die tieflste Baurm- und Taglöhnerhütten hinein. Weder häßliche Unsauberkeit, weder übler Geruch, weder Grausen von Wunden und Krankheiten, weder Blosse der oft äufferistm Armut, noch Ekel von anderem Ungemach kunte Sie abhalten , daß Sie nicht in der Kranken Kämerlein vielmehr einkroche, als eingienge. Ja im Gegentheil wäre Ihre tausend Freud Sich denen armen Kranken zu näheren, nächst an ihrer Seite Sitz zu nehmen, Trost einzusprechen, Gott- seelige Gedanken in den Sinn zu legen, und mit Herz-dringenden Worten zur Gedult, und tröstlicher Erwartung eines stetigen Hintritts zu ermunteren. Eben aber, da ich von denen Kranken rede, beginnet zum allergrößten Leid Unsere Allerdurchlauchtigiste Frau auch selbst zu erkranken. Schon von geraumer Zeit her setzte den ganzen Hos in nicht wenige Sorgen Allerhöchst - Dero bald zu - dann aber wiederum abnehmende Geschwulst an denen Füssen, die Hinab* senkung der rechten Seite, der zwey-bis dreymalige Fall, und die noch öfters zugegangene Schwachheiten, Ohmnächten, und plötzliche Entweichungen der Kräften. Indessen tröstete man sich noch allzeit, daß Jhw Majestät ohneracht all dieser, als nur kleiner Anstössen, noch aufviele Jahr Ihr kostbaristes Leben verlängeren wurden. Aber nein r einer ganz anderen Meinung wäre Unsere Weiland Allergnädigiste Frau selbst: Glauben Euer Ehrwürdcn, sagten mir Allerhöchst-Dieselbt zum öfter» schon von mehreren Wochen her: Es wird mir mir bald gar seyn: mögen andere sagen was sie wollen, ich empfinde zum besten, wie es um mich stehe : bis auf diese Stund habe ich schon von vielen Jahren her für einen glückseeligen Tod täglich sieben heilige Messen lesen lassen; jetzt will ich um dieselbe zu verdoppeln Befehl geben. Ich bekenne es : hätte gern noch länger gelebt: der Natur kommt das Sterben hart an; doch weil ich als die größte Sünderin gar nichts nutz bin, und es GOrr also gefällt, sttcbe ich 45 ich von Herzen gern. Sehen wir da Hochalischnliche, wie demütig, und zugleich aufrichtig Unsere Kaiserin bis in den Tod rede: Sie verneinet es nicht, daß Sie gern noch langer gelebt hatte; doch weil Sie in Ihren selbst eigenen Augen Klein, und Ihrer demütigisten Meinung nach nichts nutz, ja so gar die größte Sünderin; weil es GOtt also will, stirbt Sie von Herzen gern. Und von wem anderen hat Sie wol diese Sprach der Demut erlernet , als von dem auf dem Oelberg bettenden Heiland ? Nach dessen Beyspiel rüste Sie mit gen Himmel erhobenen Händen: eFs w/s, ^ er/. Mein Vater , ist es möglich, so laste diesen Reich von mir gehen ; Doch nicht, wie ich will, sondern wie du willst. lVLsrrK. 26. Hiemit dann ist Maria Umalia , wie allzeit, also auch bey annähenden Tod völlig dem Willen GOttcs ergeben : Sie Will nichts anders, als was GOtt will; dann wer in seinen Augen Klein, wird und kan nichts anderes wollen, als was der grosse GOtt will, und ist eben diese Ergebenheit ein scheinbare Wartung der aufrichtigen Demut des Herzens. Die Anbiemug des Opfers ist geschehen: und GOtt hat es auch wörtlich angenommen ; Massen da ich den 8. Khristmenats als an dem Festtag der nnbeflecktisten Empsängnus Maria nach Hof käme, fände ich Jhw Majestät mehr dann jemals unpaß , und entkräftet. Die Puls gienge schwach , ungleich , und bliebe nicht selten zurück; Dahero die Herm Leib-decket für nothwendig erachteten , daß Jhro Majestät Sich zu Bette halten, und gleichwol die zwey heilige Messen von da aus anhören sollten: Sie gehorchte , obwol es Ihrer Demut schwer fiele, Ihren grossen GOtt nicht auf den Knien liegend anbetten zu können : Wollte aber durch eben diesen denen Leibärzten geleisteten Gehorsam Ihrer Demut Folge leisten. Nach vollendter heiliger Meß ver- M fügte fügte ich mich von dem Altar aus die Kanzel, und von dieser schon wiederum zu Ihro Majestät; dann mir Allerhöchst-Dieselbe Allergnädigist bedeuten lassen, daß ich nicht nach Haus kehren sollte, ehe, und zuvor ich Ihro nicht noch einen Gewissenszweifel würde beantwortet, und erörteret haben. Und in wem endlich bestünde wol der so ängstigende Scrupel ? Ich will es sagen Hochansehnliche l aber erschräken sie nicht ab der Grösse und Wichtigkeit desselben. In vorgehender Nacht klagte Sie GOtt Ihr gar zu schwer und hartes Athmen/ mit Bitt/ wann es je zu seiner grösseren Ehr gediehe, er Ihr eine Linderung in diesen heftigen Schmerzen verfchafen möchte. Nun ziveifelte Sie/ ob Sie durch solches nicht einen grossen Fehler begangen/ und Ihre selbst eigene Lieb mit der Ehre GOttes bemäntelt, und beschönet hätte. Sehen wir da Hochansehnliche / dieses waren die Aengstigkeiten Unserer Allergnädigiften Frau ; was wir für unschuldig und Verdienstlich halten würden / das hatAUerhöchst-Dieselbe / wo nicht gar für sträflich und sündhaft/ doch gewißlich für zweifelhaft tig/ und einer Sund nahe zu seyn erachtet; eben darum/ weil Sie von Herzen demütig und in Ihren Äugen Klein wäre; mithin sörchtete / daß Sie nicht aus eigener Liebe Ihr Leben für so wert ansähe, daß es etwas zur Ehre GOttes beytragen könnte. So haben sich dann, fragte ich, Ihw Majestät in der vergangenen Nacht gar so übel, und schwach befunden? Ach t sehr schwach, wäre die Antwort, und kommet mir vor , es siye denen selbst nicht gar wol bey der Sach : was halten Euer Ehrwürden darvon ? glauben sie, daß es mit mir gefährlich seve? Euer Majestät, wiedersehe ich, Wir haben heut in der frühe, wie doch sonst gewöhnlich, Unsere Andacht mit der heiligen Beicht und Kommunion nicht verrichtet: wäre es nicht rath- sam, daß wir jetzt Nachmittag beichteten, und die heilige Kommunion empfiengen? Dieses wäre eben so viel, als sagen: 47 KE //sM/r kr/ , «s» HE. " Verordn^ für dein Haus, dann du wirst sterben/ und nicht leben. ils. z8.. Und was sagt Unsere Durchlauchtigiste Kranke darzu? O Sie ist vor Trost und Freud Ihrer selbst kaum mehr mächtig: Den Tod, den Sie lebenslänglich so sehr geforchten, und sich selbst so er- schröklich vorgewählet, stehet Sie jetzt als Ihren besten Freund an, und bin ich bis diesen Augenblik der gesicherten Meinung, daß dieser Tag Ihr der trostreichste in dem ganzen 56. jährigen Leben gewesen seye : Sie ergriefe die Bildnus des gecrentzigten Heilands, welche Sie vor Anhörung der heiligen Meß sich zu reichen begehret hatte r mit dieser in der Hand, sagte Sie, ist die Raiserin mein Frau Mutter zu Wien gestorben, und eben mit dieser in der Hand will ich auch Dero Tochter sterben zu München. Gieb nur ge- creutzigter Heiland, daß ich gut sterbe. Du O Rönig aller Röntgen bist mit der dörnern Rron auf deinem schmerzhaften Haupt, und an das harte Lreuyholz angenagelt, für mich gestorben: Ach könnte ich doch wenigist in etwas dir für deinen Tod mit meinem mich dankbar erweisen. Ich will sterben, nicht weil ich sterben muß, sondern weil du willst, daß ich sterben solle. Höret Hochansthnliche l so redet die G-Ott völlig ergebene, in Ihren selbst eigenen Augen Kleine, aber vor eben diesem grossen GOtt, grosse Seele l höret: Sie fahret, zwar mit schwacher, aber Demut-und liebvoller Stimm zu reden fort : In deine hetligiste Gettenwunde besihle ich meine arme See!, meinen allerliebsten Sohn, den ich so hart verlasse , meine allerliebste Tochter, meine heilige Schwester, die ich zärtist geliebt, und hinwiederum von selber mehr dann schwesterlich bin geliebt worden. Stärk sie mit deiner Gnad in ihrem Leiden: seye mein und aller der Meinigen Thäter, einzige Zuflucht, Trost, und Hoffnung. Auf dieses flössen eine gute Weil die häufige Zäher: Allein kaum waren solche abgetröknet/ wandte Sie Sich wiederum zu mir, sprechend: Meine vorige r^eichri' väter haben Mir die Zeit des Lebens wegen meinen AcngstigkcireN niemals eine allgemeine und Generalbeicht abzulegen erlaubet: was sagen sie darzu? diese heutige, wird glaublich meint letzte seyn; wie M 2 wäre wäre es, wann ich in solcher von meinen kindlichen Jahren an mit GVtt abrechnete p Und da ich diese allgemeine Abrechnung ane geheißen , ist Dieselbe unter reumütigister Zerknirschung, aus- richtigister Demut, und eigener Erniedrigung, aber auch, so was ganz auffcrordcntliches, ohne die wenigiste Angst, ohne dem auch geringsten Gewissenszweifcl mit «»gemeinem HerzenStrost Ihr» Majestät abgelösten. Kaum wäre solche geendet, als Allerhöchst-Dieselbe also- bald alles sorgfältigst anordneten, was zum Empfang der aller- hetligisten Wcegzchrung und letzten -Helling erfoderlich: wo der Altar auszurichten: was daraus zu stellen, fragten: ob Wasser, Wein, Salz, und Baumwolle zugegen, ob alles in Bereitschaft scye? Und da alles zugerichtet, bereiteten Sie Sich auch selbst durch die Übung eines lebhaftstem Glaubens, stcifister Hoffnung, und hitzigster Liebe, nebst untermengter tiefsten Erniedrigung Ihrer selbst zum Empfang des Göttlichen Gasts ; Die Sehnung nach demselbm wäre so groß, daß Sie die hitzige Begierd nnd Liebsflammen von den Seraphincn schiene entliehen zu haben, bis er endlich in Begleitung all Unserer Gnädigsten Herrschaften ankäme. Nun ziehe ich dm Teppich und Vorhang hinweg, damit alle desto leichter zuschauen, und erkennen mögen, wie groß der grosse GOtk in dem Tod der Grossen scye, die in ihren selbst eigenen Augen Klein seynd. Sehet da aus denen Knien liegen Jhro Durchlaucht Eminenz , und wiederum da Jhro Durchlaucht Churfürst Unseren Gnadigisten Herrn, dort Ihr» Durchlaucht Herzog , als von welchem Jhro Majestät die Aloysianische Andacht erlernet, alle drey Höchste Personell mit brennenden Torschcn in den Händen, alle drey voll Wehenwt und Schmerzen, daß sie demnach ihres ganzen Groß «und Löwenmuts 49 ^ Muts vonnöthen hatten, um sich aufrecht zu halten. Dort seufzen die drey Durchl. (^Kantes, aber jetzt Zäher-volle kleines, welche mit betrübt - und niedergeschlagenen Augen eben das zu sagen scheinen/ was dort die Noemi: ach nennet uns nicht mehr die Holdseelige und Schöne, sondern Klara, das ist die Bittere; dann der Allmächtige hat uns mit Bitterkeit erfüllet. Aber da, sehen sie, liegt auf Ihrem Krankenbette die schon todtfchwache Grosse Kaiserin - «m unter den Zeichen und Zeugnussen Ihrer Demut bis an das Ende Ihres Lebens zu verharren, biegt, so bald Sie Ihren GDtt unter denen Gestalten des Brods erbtiket, Ihr Haupt so tief, als es Ihr immer möglich ist, und ehret ihn dadurch als den Urheber des Lebens und Gebieter des Tods. Sie bettet, so viel es die schwache Kräften zulassen, mit lauter Stimm das gewöhnliche Bekänntnusgebett, klopft mit innerister Reu an Ihr Herz, bekennet Ihre grosse, Ihre größte Schuld, und wiederholet mit Mund und Herz die Wort des Evangelischen Hauptmanns: HErr! Ich bin nicht würdig: HErrl Ich bin nicht würdig; wor- nach Sie Lefzen und Mund eröfnet, und mit innbrünstigister Andacht aus der Hand des Priesters den vermenschten Sohn GDt- tes zur letzten Weegzehrung genießet, voll des Trosts und Zuversicht, weil Sie denjenigen in dem Herzen harre, vor dessen Augen Sie allzeit in Ihren selbst eigenen Augen Klein, und erniedriget zu wandeln ausserist beflissen war. Bey Empfang des Sacramcn- talischen Oels hebt Sie selbst die Hauben bey denen Ohren, und die Deken bey denen Füssen auf, Sie antwortet deutlich und ordentlich in der Litaney, und anderen Kirchengeberteren dem verkettenden Priester, und stellet Sich in allem also an, als hätte Sie schon öfters Gelegenheit, oder Gefahr gehabt Sich zu dem letzten Streit bereiten zu müssen. Allen, so zugegen, brachen die Knie, und noch viel mehr die Herzen: Unsere AllergnädigisteFmu allein bleibt noch anstecht in dem Bette sitzend, und -antet dem Himmel, daß Sie mit völligen Gebrauch Ihrer Sinnen dem lctz- N tcn 52 ttn so wtchtigm, und grossen Geschäft Ihrer Seele habe abwarte« können. GVkt siye ewiger Dank gesagt, waren Allerhöchst-Dero selbst eigene Trost-und Freudenvolle Wort: von denen Landen meiner Sünden bin Ich jetzt entbunden, mit dem Lrod der Starken bin Ich gestartet, mit dem die Freuden ,. und zwar ewige Freuden folgen. H zu was Freud und Trost wird es ElM Müjestät gereichen, wann noch am heutigen Tag der Kaiser Seiner Kaiserin , der Durch- ranchtigiste in seinem Unschuldsalter verstorbene Prinz Aöseph, und die Hoheit Theresia her Mutter im Himmel entgegen kommen; einander umfangen, und sagen werden, /c Don nun an werden wir in Ewigkeit nicht mehr geschieden werden. Weil ich dieses rede, erhebt Sie Ihre Augen in die Höhe, greift in die Zügen/und um auch in dem Letzten Abdruk IhrerDemm das Siegel aufzudruken, neiget Sie demütig, und Sich erniedrigende, das Haupt, und giebt in Beyseyn Jhro Durchlaucht Eminenz, dem Durchlauchtigen Herzog, und der Durchlauchtigen Herzogin Are grosse und demütige Seele in die Hand Ihres Schöpfers auf. Mt ra.«, ist Unser Allerliebste, Allerdurchlauchti- gjste, Allergnädigiste Mutter verschieden: Sie hat uns verlassen, und werden wir Sie auf dieser Welt nicht mehr zu sehen bekommen. S dann weinen wir nur, lassen wir denen Thränen den völligen Lauf: wir haben dessen Ursach über Ursach; dann der Verlust ist unersetzlich: Doch laßt uns nicht nur weinen über den Tod Unserer Kaiserin , sondern auch und noch vielmehr über uns selbst. iVMe F/M E rM Me. Allerhöchst -Dieselbe hak Sich würklich über alle Wolken erschwungen, und statt der zeitlichen eine ewige Krön erworben ; welchen Sie so lang und sorgsam gesucht, hat Sie endlich gesunden. Lxaltavic klumiles. Ze demütiger Sie auf Erde war, desto höher ist Dieselbe in dem Himmel. Wie wird es aber uns ergehen, die wir für das Zukünftige lö wenig bekümmert scynd? Freylich ja, eaMÄsr heißt es, ich will mich höher schwingt» , meinen Namen und Ansehen vor der Welt vergrößeren: 53 ren: was nutzet uns aber für das Zukünftige die Grösse vor der Weit, wann wir nicht auch groß seynd vor den Augm GOttes? Wie können wir aber groß vor denen Augen GOttes seyn, wann zu dem , nicht auch hinzukommt, das MM'/möor, das ist, wann wir nicht klein in unseren selbst eigenen Augen seynd, damit wir vor denen Augen GOttes groß seyen, wie es Maria UlNallst gewesen. Vor GOtt Groß seyn ist allein etwas: altes übrige, auch Kaiser, und Kaiserin seyn, und genennet werden ist Eitelkeit, alles Eitelkeit: , Lr Mit diesem endige ich diese Lob-und Trauerrede, beurlaube mich mit tiefester Neigung , für das letztemal bey dem liebreiche- sten auf diesem Todtengerüst ruhenden Mütterlichen Herzen Unserer Weiland Allerdurchlauchtigisten Frau. Dr was hartes Scheiden r was schmerzhafte Beurlaubung r Wer hatte solchen Verlust und Abschied vor zwey Monat sich eingebildet ? Ruhe in Frieden vor denen Augen GOttes , und der Menschen Grosse, in deinen selbst eigenen Augen aber Kleine Marin Äbmalia ! GOtt gebe Dir die ewige Freuden; Du aber erbitte deinem Durchlauchtigsten Churhausund dem ganzen Land nach dem Leid und Trauer, in welche Du sie durch deinen Tod gesetzer hast, hier m der Zeit beständige geseegneste Wohlfahrt, dort die Krön der immerwährenden Glükseeligkeit, und ewige Freuden. AMEN.