„.•y j:/- R'Lzu b .f .A * A ^ n-:* ^ % ? t AUXILIA HISTORICA CONTINUATA Oder ysj Zu dem istonschm chlilff/ und DerfaAmg derer Gcschichtm von Bayern, Oesterreich, Norwegen^ Dänemarck und Schweden re. Worinnen deren Staats-Moiren, hauptsächlich aber, dre rn denen zwey ersteren sowohl, als benachbahrten Länderen, Böhmen, Schlesien, Rhein-Strohm und Niederlanden entstandene Kriegs-Iroublen, bis auf das - i747sie Jahr enthalten, Zusammen getragen P ANSELMO BESING, Q,S,Ben. i'nExexr:o Ensdorff, Palat. Super. Congreg. Bavar. Profcss. Cum Facultate Superiorum . 93erfc3t630bar.it ©oftl, Buchd-mdler z« SradlamHcf, nächst Regenspurg, 174^ fi'' mim wsm orrede zum SUPPLEMEMT, vorgegangene Auflage Histo- Cjö rischen Behülffes hat bey ver- schiedenen Leseren unter ande- ren auch diesen Vorwurf gehabt, daß in derselbigen die Bayrische Ansprüche günstiger als die Oesterreichische tractiret, hiemit aus dem Geleisse der Gleichgültigkeit wäre geschritten worden. Der Vorwurf war ohne Aus- rede, wann nicht die Umstände der Zeit X gleich Vorrede. I gleich allen Anstand beyseits räume- ren, und nicht derselben Edition schon selbst diese ausdrückliche Vorbehal- tung wäre einverleibet worden: daß man wünschete auch jenes mit eintragen zukönnen, was von Seiten Oesterreich widersetzet wurde; solches aber zuthun nicht im Stande seye, alldieweilen man davon weitere nichts habe zur Hand bringen können. An welcher zu Handbrin- gung man damahls nichts verabsäumet, vielmehr sich sorgfältig darum jedoch vergebens beworben hat; aner- wogen der grosse Schrisst-Wechsel erst alsdann in seine grosse Hitze gerathen, da das Buch schon aus dem Nest ge- - flogen war. Man hat also diesesmahl solchen Stein des Anstosses heben sollen. ; Zwar seynd etliche dieser Art Schriff- ! ten in Gestalt ziemlicher Bücher an das Vorrede. das Tages-Licht getretren. Allem diese würden ein großes Supplement zu einem kleinen Buch ausmachen. Zst derohalben vor sie hier kein Platz, und verehret man sie Nur von weiten. Sie seynd auch so offc und viel in die Welt geschicket worden, daß nicht leichtlich ein Kabinen oder Bücher- Stelle zufinden, wo sie nicht Parade machen. Hingegen haben wir einige aufgesuchet, welche schon wiederum seltsam worden, und nicht wohl mehr zubekommen waren. Es wird schwerlich eine Erinnerung vonnöthen seyn, daß man diese Stücke nicht sein Eigen machen wolle, noch daß man davor zustehen gedachte. Dann die Natur der Sachen bringet es nothwendig schon felbsten mit sich. Eben so wenig kan marr versichert seyn, ob die Höfe selbst, vor welche ein oder die andere Schrifft das Wort führet, )( 2 die- Vorrede. dieselbige auch autbentillret haben? zumahlen man deren findet, welche - selbst herkommen lassen, wie sie keine (Commission haben; wie sie ihre eigne Gedancken an den Tag legen; wie sie in eirr oder des andern Theils Interesse nicht verwicklet waren; wie sie nur als Privati, und gleichsam tete ä tcte ihre Waare debitiern Manche harte und etwan unanständige Ausdruckungen will man noch viel minder vor seine Geburt ansehen: noch auch alle etwan darinnen ange- , nommene Facta vor richtig ausgeben. Ja, gesetzt es waren deren einige der I Warheit zuwider eingeschaltet wor- den, so fande man sich wohl berechtig j get, dergleichen mit besserer Belehrung in die Nichtigkeit zusetzen, wann man j nicht andere gute Ursachen hatte, sich ! ausser dieser Mühe zuhalten, und sol- ! che Vorrede. che entweder Liner anderen Zeit oder einer anderen Feder zuüberlassen. Letztlich seynd noch zwey Wort von den in diesen Luppiement befindlichen Erzehlungen zumachen. Diese werden dem meistencheil zu kurtz, ohne gehörige Umstände,vielen auch nicht ohne Partheylichkeit zuseyn vorkommen. Das erste belangend, ist zuwissen, daß, wer eine Geschichte mit allen Umstanden, Veranlassungen und dergleichen schreibet, dieselbige nicht bey seinem Lebens-Tagen in die Welt ausstreuet , sondern nicht nur die Horatia- vische Negelt Nonumque prematur in annum , welche nur bey Poetereyen zulanget, beobachtet; sondern noch wohl eine scharffere , welche kluge Leute bey Ribies dans ses Memoires, festgestellet haben: nemlich die Hilionam Arcanam und Memoires nicht vor ioo. )C 5 Iah- Vorrede. Jahren ans Licht zugeben. Die Ursachen hievon, wie aller menschlichen Handel, stecken in der Schwachheit und bösen Art des Menschen. In der Schwachheit zwar; weil seine gegenwärtige Absichten jedermann zu- verbergen suchet, hiemit selbige nicht können bis erst nach langer Zeit, biß- weilen auch wohl gar niemahlen, sonderlich von Privatis, entdecket werden: und soferne auch einer die Gelegenheit gehabt, sowohl in die Archive als et- wan auch in die Affairen mit einem Blick zuthun, so darf und kan er nichts davon öffentlich sagen; weil auch der Herren Theologorum Meynung zufolge eine solche Scientia non communica- biiis ist. Aus welcher Ursache ich mich erinnere eines guten Autoris de Me- moires, welcher weißlich behauptet, daß ettt Minister nichts öffentlich schreiben solle; weil er eben darum, daß er mit bey dem Merck war, keinen Glau- Vorrede. den verdienen würde. Die zweyte Ursache warum vor seiner Zeit nichts sonderliches in den Lag geschrieben werden könne, machet die üble Art des menschlichen Gemüths, welcher die Wahrheit je und allezeit unerträglich gewesen ist. Ein Buch welches denen heut lebenden Persohnen die sowohl offenbare als noch verdeckte Wahrheiten unter das Gesicht hinschriebe, würde selbst ein sehr kurtzes Alter erreichen; man würde mit Feuer wider dasselbige, und mit Schwerdt wider den Urheber manchmahln verfahren. Und dannoch soll ein Buch die Wahrheit vorzustellen wenigst beflissen seyn. Was Raths dann in einer widerspannigen Sache? dieser so nem- lichst von alten Zeiten her erfunden worden. Daß man zweyerley Historie gemachet: Publicam & Arcanam, die offenbarlrche und die geheime Geschichte. Die offenbarliche muß nicht Vorrede. geflissentlichen lügen, doch ist sie nicht schuldig alles was sie weiß in den Tag hinein zuschreiben. Sie muß das geheime aufzeichnen, aber nur ad sacra scrinia hinterlegen. Mas aber gar of- fenbarlich ist, muß sie, soviel sie dessen habhafft werden kan, auch offenbar- lich schreiben; jedoch eines jeden besonderen Vorhaben gemäß: das ist, wer ein weitläufiges Merck auszuarbeiten gedencket, muß die offenbare Sachen, soviel möglich zusammen bringen; welcher aber einen kurtzen Begriff vor hat, soll doch aus denen offenbaren Sachen den Kern heraus suchen. Bey dem allen ist nur noch dieses zubedauren, daß ohnlaugbar nicht selten solche Sachen offenbarlich ausgegeben werden, welche man will vor Wahrheiten angesehen wissen, fast nur darum, weil sie offenbar gemacht worden. Da doch öffters in der That wenig oder nichts dahinter ist. Wel? Vorrede. Welches ich von niemanden insonderheit gesagt haben will; wohl aber von vielen unterschiedenen die Beyspiele und Proben so wohl in alten als neuen Geschichten, und in den Archiven selbst erfindlich seynd. Daß nun ich eine Historiam Arcanam ins Publicum hervor zustoßen solte unternommen haben, wird mich hoffentlich Niemand vor so incurable halten. Ob aber aus den offenbaren Sachen ein aufs wenigste halb und halb leidentliches Stuckwerck zu- sannn geschmiedet, welches zum Nachtrag meiner vorhin heraus gegebenen zwar schlecht gerathenen Lpecial-Geschichten dienen könnte, stehet in eines jeden geneigten Lesers frey ledigen Urtheil, und werd ich bem verneinenden Theil viel hurtiger als dem Gutheißenden beyfallen, der ich mich aller dieser Schwachheiten überzeuget )'C Zuleyn Vorrede. Zuseyn schon so offtmahlm in dem vorgehenden bekennet habe. Hanc veniam petimusque damusque viciffim. ' Zum änderten kommt es an auf die partheylichkeit, welcher Vorwurf mir gewißlich nicht ausbleiben würde, ich möchte hernach zu einem und dem nemlichen Ding sagen ja oder nein; : ja und nein; weder ja weder nein. Einmahl vor alle mahl will das menschliche Hertz Richter der gantzen Welt seyn. Und hat jeder sein eignes Urtheil , quot capita tot sententiae. So lang der liebe GOtt uns wird die ur- ! sprünglich mitgetheilte Freyheit unseres Willens zulassen, und so lang unser Will von dem Verstand abweichen kan; oder besser Philosophisch zureden, so lang verstehen und wollen nicht eine eintziige Würckung der Seele seyn werden,, so lang wird uns niemand leichtlich in der Welt vollkommen unpar- theyisch Vorrede. theyisch scheinen: wenigst ein solcher nicht, welcher zu eben derselben Zeit etwas redet oder schreibet, da dieSa- chen noch im fermento stehen. Livius ein Meister in den Historien muste sich von einem Kayser vorwerffen lassen: Pompejiz Welt zusprechen, die Parthey dage- ; gen zumachen, und es an keiner Aufhetzung auch zu öffentlichen Kriegen nicht ermanglen lassen. Dem allen ohnge- ; achtet wie ein grosser Theil deren Zei- ! tungs-Lesern ist nicht allenthalben zu- finden, welche mit Zöbnblecken behaupten, daß eben diese Zeitungen unpar- theyifch seyn ? da hingegen andere, so die Sache in der Mitte lassen, eben darum partheyisch gehalten werden, weil sie ! derer ersten Parthey sich nicht blindlings ergeben. Darum scheinet mir der alte weise Solon nicht nur klüglich ! befohlen zuhaben, daß in einem inner- \\ xichen Krieg niemand solle erlaubet seyn, neutralzuverbleiben; sondern ich halte davor, daß er als ein grosser Philosoph und Kenner des menschlichen Her- Vorrede. Hertzen (welches dann die Helfte der kdiiosopdie ist) überzeuget gewesen, daß eine solche Unpartheylichkeit nicht wohl möglich wäre. Dann es pflegen die Menschen Kinder desjenigen Rechtes sich anzumassen, welches GOtt allein gebühret, und er durch seinen Sohn unsern Heyland im Heil. Evangelio verkündet: Qui non est mecura, contra me est, & qui non colligit mecuni, dispergit. Ich war des Sinnes, zum öfftern die Urtheile anzuführen, welche in publico von dieser odex jener Unternehmung, von einer Schrifft, von einem Anschlag rc. waren gefallet worden, und ich zum Theil selbst an verschiedenen Orten eingenommen hatte. Es Ware auch ein solches Vorhaben nicht allerdings ohne Frucht gewesen, wann ich hiemit auf die Nachwelt hatte antragen wollen: dann diese würde )( 5 h^er- Vorrede. hieraus in etwas den Oem? unseres I Seculi, oder eigentlich zureden, unserer Völcker haben 'erkennen mögen. Allein wie würde es diesen armen Buch und dem unschuldigen Pappier ergänz gen seyn? mancher würde es mit Nagle», ein anderer mit Zahnen zerrissen haben, Wasser und Feuer würde das ungnädige Urtheil haben vollstrecken müssen, wo nicht gar ein anderer Sturm-Wind wider dasselbige sich gerüstet hatte. Nein, man will dem Publico nicht überlastig seyn. Und was die oben erwehnte Menschen-Urtheil betrifft, kan man dieselbige alle hier in einem kurtzen Begrif einschrancken. Es darf sich ein jeder Leser nur soviel vorstellen, daß bey einem jeden erzehlten Vorgang ein Theil der Welt gut, der an- , dere böß geurtheilet; einer diesem der andere jenem das Lob oder die Schuld und Vorrede. und Schand zugesprochen; ein Theil von dem andern wenig Gutes, wohl aber viel Böses und Widerwärtiges gedencket, geargwohnet, geurtheilet, geredet und sogar geschrieben; bald aber seine Urtheile wiederum geändert habe, je nachdem es eines jeden Inter, esse, Lust oder auch nur Muthwill eingab. Dann so und nicht änderst ist es allezeit in diesem betrübten Win? ckel der Erden zugegangen. Gehab dich wohl hochzuehrendee Leser, und flehe G-Ott mit mir an, daß er fortfahren wolle, mitten aus dem groben Gewülcke desWelt-Getümels den süssen Geruch seiner Ehre biß an sein heylmachendes Angesicht aufsteigen zulassen, und uns Menschen-Kin- der zubelehren,wie wir aus denen trüben Handle» seine Forcht, aus denen wunderlichenAuswicklungen aber seine Liebe und die eintzige Zuversicht auf Vorrede. seine unbeschranckte Güte schöpffen sollen. ' Noch ein Wort ist von dieser neuen ; Auflage zumelden. Es hat einer der in unsern Land gelehrtesten Herren Prälaten,so nun in GDtt ruhet, sich die Mühe gegeben, die vorige Auflage völ- !ig zu durchgehen, und darinn vieles zu verbesseren auch aus zumufteren. Deme 'seye hiemit der unterthanige Danck gesaget. Der Auctor hat auch alles überlesen, und zu verbessern gesucht, wiewohl er sich nicht getrauet, weder vor kleine noch vor grosse Feh- j ler zustehen. Er ist ein Mensch, und ! darzu den Zerstreuungen auf mehrer- ! ley Art diese Zeit her umerworffen ! gewesen. W( o )M PRIVILEGIUM IMPERIALE GENERALE perpetuum, Bon GOttes Gnaden Wir Larl Albrecht in Carl Philipp pfaly» Grajsbey Rhein, des H. R Reich» (l^ber - und Glieder-Bayrn, auch der Dberen pfaly Hertzog, pfaltz, Grafs bey Rhein, des H. R. Reichs- Ery Truchsäß, und Cbur f Fürst, Land - Grafs zu Leuchrenberg rc. rc. Ertz « Schatzmeister , und Lbur f Fürst in Bayrn,zuIülich, Lleve, und Berg- Hertzog, Fürst zu Mors, Grafs zu Veldentz, Spanheim, der Marck und Ravensperg^ Herr zu Ravene stein rc. rc. Von wegen des obtrageudcn gemeinsamen Reichs - Vicariaks - und Fürleherem Ambls, in denen Landen des Rheins, Schwaben, und Fränkischen Rechtens. f Ekennen öffentlich mit diesem Brief, und thuen kund aIlermaningNch,daß Uns die gantze Chur-Bayrifche Be, )( Nedb- nedictiner, Congregation, und ins besondere Derselben dermahiiger krrse; Generalis, der Ehrsame Unser Lieber, Andächtiger, und des Reichs Getreuer, Gregvrius Abbt zu Te- gernfee demüthigist gebetten, daß Wir so- thaner Congregation ein solch, genädigistes krivilcAium Imperilorium Generale Perpetuum zu verleyhen genädigist geruhen möchten , Krafft dessen sich niemand im gantzen Heiligen RömischenReich unterfangen solle, die jenige Bücher, welche von denen Ordens - Geistlichen diestr Congregation in > Druck gegeben, und von derselben approbirt! worden, auf irgend einige Weise nachzudru- ^ cken, es feye dann, daß einer von deren je- . derzeitigem Praside Generali einen Consens darauferhalten, und auszuweisen hätte.Wann wir nun mildiglich angesehen solche ihre der müthigifte Bitte, auch wahrgenohmen, und betrachtet die viele Mühe und Arbeit, so vor- gedachre Congregation in Herausgebung ver- ^ schiedener so wohl zur Auferbaulichkeit der ! gantzen Christlichen Gemeinde und Seelen- • Heyl abzweckender, als auch dem Publico sehr dienlich und nützlicher Bücher, biß hie- ' hin angewendet, ingleichen den Fleiß und ; Epffep, welchem dieselbe hierinnen ohnab- ^ schlich fortzufahren bezeuget; So haben Wir j von obhadenden Reichs - Vreariats - und ! Fürsehern-Ambts Macht und Gewalt wegen, Eingangs vermeldterBenediciincr-Con- sre-anon die Gnad gethan, und derselben das demüthigist angefachte privilezium Im> 'perssorum Perpetuum Generale mildigä öer; lylren, thuen das auch solches hiemil wissentlich in «rafft dieses Brieffß, gebiethen an- ncbenst darauf allen und jeden Unseren und des Heiligen Römischen Reichs Unterthanen und Getreuen Geistlich-und Weltlichen/ insonderheit aber allen Buchdruckern, und Bücher - Verkauffern, oder sonst auf ein oder andere Messe den Buch-Handel Treibende»/ und welcher Arten die immer seynd, hiemit ernstlichen dergestalten/ und wollen, daß Ihr/ noch einiger aus euch selbst/ und jemand euretwegen/von allen und jeden Bü, chern, welche mehr. berührte Chur« Bayrische Benediciiner - Congregation allberetts zusammen: setzen, und ans TagörLiecht kommen lassen wollen/sich nicht unterfangen lolle, ein eintziges Buch / ganh, oder zertheilter Weiß nachzudrucken/ oder von neuem aufzulegen/ noch auch also nachgedrucket zu di- strahireti/ feil zu haben, um zutragen/ oder zu verkauffen/ noch anderen zuthun gestatten, in keine Weiß bey ?oen zwantzig Marck lö- thigen Golds / die ein jeder, so offt er freventlich hierwider thäte, Uns halb in Unsere Reichs - Vicarials - Cassa, oder nach dessen Endigung zu dem Kayserl. Reichs- Hoff- Rath, und den anderen halben Theil der Chur - Bayrischen Benedictiner - Con- gregaclvn 3d kior u5us ohnnachläßig zu be> zahlen verfallen seyn solle, er habe Kann ab- X 2 son- sonderlichen Coniens und Erlaubnuß von Ihrem dermahligen, oder zur selbigen Zeit vorgesetzten General - Prsside darüber erhalten; Wir befehlen auch weiter genadigist und wollen, wann über kurtz oder lange Zeit Ihr, oder einer aus euch erst- erwehnten erforderten Lonscns und Erlaubnuß von einem Praeside Generaliiibet vfft gedacht Benedictiner- Congregatio» Bücher erha'ten würdet, daß der, oder die jenige, welchen der Nachdruck oder neue Verlag anvertrauet, obangezoge- nen ertheilten Consens und Licenz mit der Censura und Approbation vor jedem Buch voranzudruckrn, nicht weniger bey erfolgen- , der Edmon von allen und jeden Bücheren zu Unserer Reichs - Vicariats - Hoff - Gerichts-oder zukünfftiger Reichs-Hoff Raths- Canhley weniglst fünff Exemplarien auf seinen Unkosten zu liefferen schuldig seyn solle, beo Vermeydung Unserer Ungnad und vor- berührter?oen, auch Verliehrung bcssel- den euren Drucks, den ein jeder Präses Ge* ; neralis von der Chur-Bayrischen Benedi- i etiiicEongregation mit Hülff und Zuthuen ^ eines jedeii Orlhs Obrigkeit, wo er derglei- ! chen bey einem jeden finden wird, alsogleich ^ aus eigenem Gewalt ohne Verhinderung : männiglich, abforderen, und darmit nach j Gefallen handlen möge. MitUrkund dieses Vrieffs, besigelt mit Unserem aufgedruckten gememfammen grösseren Reichs - Vicarrats- Ambts-Znsigel, der geben ist in der freyen ! Reichs- ■ Reichs- Stadt Augshurg den r§. dieses lauf- j senden Monats Octobris, nach Christi Un. ' seres Lieben HErrn und Seeligmachers Gnadenreichen Geburt im sibcnzehen Hundert, und ein-und viertzigsten Jahrs. Zo. N>c. Fabcr, Franc. Bernardi. FACULTAS Reverendiflimi DD. Prse- sidis Generalis, Exemptae Congregationis Benedictino-Bavarica?, C "^um in praecedenti Imperiali Rescripto . omnibus & singulis Typographis, Bibliopolis, ac aliis, quacunque librariam negotiationem exercentibus ferio firmiterque inhibeatur, ne quisquam libros ä Monachis Congregationis Benedictino- Bavaricae editos, vel imposterum edendos, inter S. R. I. fines sive in parte recudere, de novo imprimere, ?ut sic impressos vendere, distrahere,citra consensum specialem» Testimonium Praefidis Generalis, ejusdem Congregationis, p. t, existentis audeat vel prusumat. Ideonos Bcda, DEI, & Apo- stolicae Sedis Gratia Monasterii 'Wessofon- tani Abbas, Congregationis Benedictino- Bavaricae p. t. Praeses Generalis. D. Joanni Casti Bibliopolas Pede pontano Facultatem concediinus, ut opus Auxilia Historien nomina- minatum , ab Admodum R. P. Anselmo Defing, ejusdem Congregationis, & Monasterii Ensdorfensis Professo Compositum, & pridem typis vulgatum, modo autem hinc inde, & novo Supplemento auctum, universim une decim Partes complectens, excudere, vendere, & distrahere, servatis servandis, possit & valeat. Eidemque memoratum Privilegium eatenus indulge- mus , ut Nobis, & ipso invitis nemo su- pradicta Auxilia Historica intra S. R. I. fines recudere, aut venum exponere audeat. In cujus rei fidem has praesentes manu propria su scripsimus, & Sigillo Officii nostri communivimus. In Monasterio Wesso- brunn , die ro. Decembris, Anno 2747. BEDA ABBAS p. t. Prseles Generalis. ' IUI .1 >'El1 M8M m SUPPLEMENT Zu der alten Beschichte von Hayern, dessen Landen und Völckem. Zur XX. Haupt-Karte. Bayern. Num» rc>4. Geschichte von Bayern. S i» dem Leser einen richtigen Begriff zu machen, so müssen wir zweyerley Geschichten hier erzehlen. Die eine von dem Land, und dessen ältem Abwechslungen; kllk andere von denen Bayern, indeme dieses Volcktn diesem Lanlr ankömmling ist. suppi, P. Do/. 4 H, /.Th. A i.)Die L Geschichte von Bayern. i.) Die älteste Meldung von diesen Lan-t den geschiehet bc-y den Griechen, welche dann alles zusamm, was oben an der Do-' nau her gelegen, Gallier nennen ; was aber unten, heißet bey ihnen Scythien. Also, sagen sie, quelle die Donau in Gallien Herfür. Nachhin kamen in der Welt die Römer ans Bret. Bey diesen muste das heutige Bayerland Vindelicia secunda heißen. Wiederum dieses Bayern samt Tyrol, Carnthen, Steyermarck und Oesterreich trug den Namen Rhaetia , hernach bey vielen soricum, ein Land, welches bey ihnen wegen der guten Eisen-Arbeit, auch wegen des Goldes in grossem Ansehen war: und darunter die Lrcuni, Lrenni , oder kreonez ihre Nachbarn waren. Solche waren ohnfehlbar die heutige Tyrvler, bey welchen der Berg Brenner gar zu wohl bekandt. Zu Julii Caesaris Zeiten halten sie Könige, wie dann Ariovistus , der Schwaben König, so in Gallien mit Caesare sich herum getummelt , eine Schwester Voccions des Noricker Königs M Gemahlin halte. Daß sie Teutsche gewesen , ist ausser Zweiffel, wann man nur den wenigen Rest der Namen , so uns aus dem grauen Alterthum zurück geblieben, anstehet. Dann N oricum keinem Lateinischen Wort oder keinem Griechischen gantz nit gleichet, wohl aber den Teutschen Nord, Norich, Geschichte von Bayern. z Norich , Nördlich. Wetters Brenni wL- der Lateinisch oder Griechisch aussiebet, wohl aber Teutsch, indeme Brenner einen Ver- wüstcr heisset, wie jener krerm us oder Brenner war, welcher Rom, Italien, und Griechenland verheeret. Breuni oder Brenner ist gantz natürlich teutsch. Artobriga, welches vor die Stadt Lausten im Saltzburger Land , von andern aber vor Weltenburg in in Bayern gehalten wird, hat zwar einen Griechischen Laut sowohl als einen Teutschen. Allein was sollten die Griechen hier gemacht haben zu jener Zeit, da dieser Ort bekandt worden? und welche den Namen Regens- burg von: Lateinischen Regina castra herführen wollen, hätten ihn wohl gleich ausserhalb der Stadt im Fluß Regen finden können ; da e- tcmilus Heduis-, quod egregia virtute erant sogniti, ut in finibus Juis collocarent, concejfit; quibus illi agros dederunt , eoscjue pofiea in parem juris libertatisque conditionem , atque ipsi erant , receperant. Ibidem* Geschichte von Bayern. mal ein rechtschaffenes Stuck Arbeit abse- ^ tzet, wie wir an den Gothen, Francken, Engten rt. sehen, welche Spanien/ Gallien, Britannien erst nach langen Jahren und vielem Katzbalgen begwältiget. Hernach stellen wir uns die Sache so vor, ob liessen alle Einwohner auf einen Haussen zusamm, und zögen Proceßions-weise zum Lande auf einmal als wie zum Tempel hinaus, ohne sich umzusehen. Wir finden aber nicht ein Beyspiel, daß solches geschehen; sondern vielmehr ist von einem Volck, wann ein frembdes eingebrochen, wo nicht der meiste, doch ein guter Theil zurück geblieben, der sich gleichwohl mit den Ankömmlingen zurecht gemacht, oder auch wohl gar von deuenselben mit Gewalt aufgehalten, und zur Arbeit und Bebauung des Landes gebrauchet worden. Dieses finden wir in eben diesem Bvjenheim. Allwo der mehrere Theil des Volcks noch teutsch ist, obwohlen ein > greuliches Volck die Slaven herein gekom- j men , so dem vorigen hätte Schröcken ma- 1 chrn können. Ja es ist zu glauben, daß auch ; jene, welche nachhero die Slavische Spra- ! che und Sitten angenommen , solches ihren i neuen Herren den Slaven zu Gefallen, oder ; aus Nachbarschaffr und dem täglichen Um- j gang gethan haben : wie wir aus der noch heutigen Erfahrnuß in Böhmen sehen. 4 . swey- Geschichte von Bayern. i z 4.) Zweyrens, also waren Bojer auf der rechten Seite der Donau im Nvricker Land. Herr P. Hieronymus Pez vermeinet, sie hatten aus Böhmen am allernächsten in das heutige Ober-Oesterreich gehabt. Sieseynd auch gantz gewiß dahin gekommen, und ist gantz natürlich Lojoclurum oder Uojosiorum der Bojen Thor oder Thür, eine Stadt im Norico, ihr Merck, und zwar bey Pas- sau die In-Stadt davor zu erkennen. Allein es ist aus Böhmen eben so nahe in das heutig; Bayern und die obere Pfaltz, allwo damals die Narcisci oder Nabische Völcker wohnten, und welche hinwider den Bojen Platz machen musten. Daß also das Nord- gau damals von einem Theil besetzet: ein anderer zu den Helvetiern gezogen: einer in den flachen Land, und aber emer in Norico Ripensi , Oesterreich, Steuer, Kärnten, Tyrol sich niedergelassen. Wie es dann aller dieser Völcker Diaiectus oder Mund-Art genugsam annoch zu erkennen gibt, als welche eine und die nemliche, das ist, alle zumal Bayerisch bis diese Stund ist. Solche Züge aber seynd nicht einem Sommer allei- m vorgenommen worden, sondern wer weiß wie lang die Plackerey gewähret. Und die Bojen haben daß dloricum such nicht Wfm Kraut weggefressen, sondern nach und nach sich hie und da mit den Norickern eingetheilt, und bald auch mer dir Römer vey Nacken bücken *4 Geschichte von Bayern. bücken müssen. Herr Valvasor bey Falcken- stein ^nliquit.dloräßavieniium Part. I. 5.14. findet im Hertzogthum Crain bey dem Städt- lein Loos um den Czirckmtzer-See noch die Boicker: und Herr Leibnitz beobachtet, daß Rutilius An. 417. von den Bajoariis Meldung thut. 5.) Drittens, sollen ein Theil der Bojen aus Italien nach Teulschland gezogen seyn, oder von den Römern gezwungen, oder weil sie es über ihr Hertz nicht bringen konnten, ihrer Regier-Sucht sich zu unterwerffen. vd- serus macht die Rechnung auf 180. Jahr vor Christi Geburt. Sie waren aber im zweyten Punischen Krieg noch mit dem Hannibal wider die Römer verbunden, und werden unter dieses muthigen Africaners Trouppen von Silio Italico gczchlet. Glaublich tst es, daß die Bojen theils in Italien geblieben, theils und zwar auch nach und nach über die Alpen nach Steyermarck und Oesterreich (wie wir diese Lande nennen) sich gewendet. Strabo lib, v. sagt, sie haben sich gegen den liier oder Donau gezogen, und die Wohnung bey den Tauriscis genommen. Das ist bey den Volckern, so an dem Daurn- oder grossen Karmer- und Steyer-Geburg (dann Daurn heissen dort zu Land tue Ge- bürge, wie bey den Francken Durn, bey den Galliern und Bojrrn Dorn) herum lie- Aen. Dahero noch in Oesterreich und wei- 1 Geschichte von Bayern. 15 ler herauf überdaurisch so viel als Steyrisch und Kärntisch ist. Irurur der Nam wird auch von dm Griechen den Bergen gegeben. Dahero der Namen Taurisd, welcher aus der Teutschen Mund Taurifthe Völcker oder Bürg-Leute heisset: und aus welchem erst lang hernach die Unerfahrnen den Namen Stier gemacht, welcher zu Teutsch endlich in Steyer, in Lateinischer Endung aber noch in Styria wunderlich verwandelt worden. Hier nun sagt 8krabo hattet! die Bösen lange gesessen, waren sodann mitBörcbist, der Dacier oder Wallachen König/ in Händel gerathen und mit ihrem König Sritasir gäntzlich samt den Taurischen ausgerottet und zur Wüsteney gemacht worden. 1.1b. Vll. Ich habe aber hiewider nicht weniges einzuwenden. Dann indeme 8rrabo eben dergleichen Schicksal von den Damischen, und nicht viel bessers von gantz illinco saget, so wüste warlich Börebist nicht wie ein Mars, sondern wie Mors und ein Pest eine so grosse Länderey in so weniger Zeit ausgeschöpffet haben. Das ist eines. Hernach so hat man sich noch nicht allerdings verglichen, ob diese Deserta Bojorum zwischen dem hd) und Jnn, oder aber zwischen Wien und dem Rab - Fluß liegen sollen. Wie ihm seye, so ziehe ich gantz andere Folgen daraus. Seynd die vcserra an Ungarn, und haben doch die Lost auch in Norico gesessen, so muß es ein i6 Geschichte von Bayern. ein nicht nur wackeres, sondern auch gewal- ! lig zahlreiches Volck gewesen seyn, und die ! Herren Römer prahlen umsonst, daß in cü nem Treffen alles mit Stumpff und Stiel ausgerottet worden. Allem man kennet der Römer Grvßsprecherep gar zu gut. Auch heißet velertum nicht eben ein gantzes Land wo kern einiger Mensch wohnete, sondern w» ckwan hie und da ein verheertes Stuck Feld, ein Wald, ein abgebrochenes Schloß oder Stadt ist, und merstentheils Bauers - Leute -der Hirten wohnen. Also war Johannes ver Tauffer in der Wüsten unter dem unge- mein volckreichen Juden-Land , und der Heyland saß in der Wüsten mitten unter vier und fünff tausend Menschen, welche nicht aus der neuen Welt daher gereiset, sondern aus den benachbarten Städten. Benedictus flöhe aus Rom in die Wüste. Es müs- ftn aber da nicht lauter Füchs und Wölffe gewöhnet haben, indem er den Hirten ge- prediget, und von einem Closter-Mönchen : täglich sein Stuck Brod bekommen. König 1 Franciscus k. in Franckreich hat das herrliche Schloß Fontainebleau erbauet. Man siehet doch feine Brieffe und Urkunden, so er an diesem Ort ertheilet, mit dem varum in Öescrrc», gegeben in der Wüste, weil nem- lich kurtz zuvor kein so herrliches Merck, son- ^ dern etwan Bauren * und Jäger - Hütten in dem Wald da stunden. Bey den Bayern I Geschichte von Bayern. %j !, heisser das noch jetzo eine Einöde , wo nur ein einziger Bauren-Hof rings um mit feinen schönsten Feldern, Wäldern und Weiden umgeben sitzet; da dergleichen Einöden zuweilen etliche nach einander ein recht schönes Stück Land ausmachen. Bey den Tarkarn, Russen, Cosacken, Pohlen heisser eine Wü- steney Steppe, welches viele Meilen der ebenen Granhe begreisset, gantz nicht leer von Menschen, doch aber nicht nach des übrigen Geländes Art bebauet. Dann solche Steppe ist mit Fleiß zwischen zwey kriegerischen und in Wahrheit etwas rauhen Nationen gleichsam zum Tummel - Platz der Streiffereyen gelassen worden, wie etwan zwey andere Nachbarn einen Fluß, Gebürg, oder sogenannte Linien und Land-Wehren zwischen sich ziehen. So viel von der Boi- fchen Wüste. Ich finde daß st. Hansizius auch in dieser Meinung seye. German. Sac. T. i ( 90. Weilen dann nicht wohl möglich, daß'alle Bojen von den ruhmredigen Römern in die Pfanne gehauen worden, weilen auch nicht alle bey dem Gefecht waren oder seyn konnten , so vermuthe ich, es werde ein Theil sich in dem Land fest gesetzt, und schmoltzen gleich- Geschichte von Bayern. i- fam in ein Volck zusamm. Siehe Falcken- stein ^nriquir. Norclgav. pzrr. II. cap.il. Und ich habe Ursach zu hoffen, daß, wer ohne Vorurtheil die Geschieht - Schreiber der ersten Zeiten nach Christi Geburt rc. lie, set, und mtt den ältern zusammen hält, mich hierinn nicht verdammen wird in dem bis, herigen Verlaufs. Wo aber die Bvjer, welche in Gallien waren, und nachhin um die Zeiten Tar^ui. nii in Italien gezogen, herkommen seyen, gibt die Gelegenheit genug an die Hand. Dann wann alle Gallier Teutsche waren, und von da aus hinüber gekommen, so werden wohl die Bojen auch nicht aus America gekommen seyn: indem es weiter keine Frag oder Zweiffel ist,daß nicht die Bojen Teutsche gewesen seyen, wo sie immer hingekommen, in Asia oder Europa. Auch dieses ist glaublich , daß nicht alle Bojen, so in Italien wohnten, auch nicht alle, so nach Griechenland und Asien gezogen, aus Gallien gekommen , sonder» sie haben den Werg über Tyrol gar leicht finden können. Es scheinet, das Noricum seye der älteste Sitz der Bojen. Von da seyen lang vor Christi Geburt die tolle Buben erst in Böhmen gekommen, welches sie etlich hundert Jahr hernach den Marckmannern raumeten. 7.) König Dietrich der Oster-Gothen war nicht lang Beherrscher Italiens, als die Bold a jen ao Geschichte von Bayern. jen aus dem Nablschen Land eine Fahrt thaten nach dem Norischen zu ihren alten Brü- dern.. Daß dieses um selbe Zeit, nemlich er- wan An. 528. geschchm, ist die beständige von Hand zur Hand hergebrachte Meinung in diesen Landen; und haben wir eines derjenigen Denckzeichen, welches bey allen Völckern sonst grosse Gültigkeit hat, an der Stadt Dierfurtd an der Alkmühl, halb Wecg zwischen Regensburg und Eichstadt. Dieses bezeuget uns eine denckwürdige Übersetzung dieses Flusses eines berühmten Heerführers Diechens. Solcher Name Dierh oder Drey ist bey den Bayerischen Fürsten in Norico gewöhnlich, und in Bayerischen Landen sehr bekandc: und die Lurche oder Übertritt Dietens ist durch diese Stadt Diet- furth in so unauslöschlicher Gedächlnuß als der Übergang der Francken durch die Stadt Franckfurch. Die Gefchicht- Schreiber folgender Zeiten, welche in dem Wahn waren , die Teutsche Sprache liesse sich in ■ Schafften nicht verfassen, schrieben ihre Sachen in einem lahm-und krummen Latein dahin und verstümmelten dre Teutsche ; Namen trutz dem Julio Caesari : da sie dann aus Dieth, Ditz, oder Dertz, Dieocio her- aus schnitzelten, so weder Teutsch weder La« - kein oder Griechisch ist, doch mehr dem Grie- ! chischen gleich siehet. Wie dann auch lbeo- ^ cloricu; für Dietrich, Theobaldus vor Drel- ' bold, I Geschichte von Bayern. bvld, Leopoldus vor Lipbald und andere hundert dieses Geliffters ftynd. Ob dieBojer diese Reift mit gewaffncter Hand als in ein Land, so ihnen vorhin gebührte, gethan; oder ob sie nach und nach herüber gelanget, lässet sich nicht entscheiden. 'I'Kcocioricum aber durffliN sie weiter nicht darum fragen ; weil er selbst hier nicht zu schaffen hatte, und sein Gebiet nur über Graubinden, und etwan halb Tyrol, wei- ters über das wahre soricum jenseit des Jnns sich erstreckt. Daß sie aber nicht alle zumal aus dem Nabischen davon gelausten, lst ausgemacht: sintemalen sie dieses Nabische Land noch als die Gräntze ihres neuen Herhogthums und Königreichs Bayern bis 620. nachfolgende Jahre behauptet haben. Und gleichwie sie thr gantzeS Gebiet in gewisse Gaue eintheilten , so ward dieses das ^ordgau gcnen- net, welches meistentheils zwischen der Alt- mühl, Mayn und Nabe beylauffig enthalten war: und welches erst im zwölfften 8e- eulc» nach Christi Geburt grossen Theils vom Hertzogthum Bayern abgekommen, da son- sten die Gräntze zwischen Bayern undFran- ckcn der Speßharter-Wald gegen Hessen ausmachte. Da VVN unten im HertzogHe- ztlo elwas vorkommen wird. Wie dann auch im Testament Kaysers Caroli Magni stehet l J ars Bajoarix, quae dicitur Nordgavv: B r der Geschichte von Bayern. j der Theil Bayerns, welcher Nordgau heis- ftt. Man möchte vielleicht zweiffeln, ob die Bojen, und die heutige Bayern , oder die Bajoarii der mittleren Zeit eines und das nemuche Volck seyen? worauf erwiedere, daß dessen kein Zweiffel, indem kein anderes Volck anzuzeigen, und das übrige alles übereinstimmet : wann man nur dieses dabey beobachtet, daß neben den Bayern noch dreyer- ley andere Völcker allda verharret seyen. 1. ) Die Noricher, so als Brüder galten. 2. ) Die Gothen, deren wenige waren, und samt ihren Italiänischen Niederlagen vielleicht hier gar verschwunden, z.) Die Römer oder Lateiner, welche sich Anfangs mit zusammen gezogener Macht (wobey vielleicht König Dietrich gutes Muths den Zusthauer abgäbe) demHertzogDieh widersetzten, endlich aber, nach uralter Sage, bey Oettm- gen auf dem Mord - Feld auf das Haupt geschlagen wurden. Da dann von dem Rest , ein Theil in Italien und Friaul entflöhe; ein anderer aber als-leibeigen die Dienstbarkcit mit der vorhin übermüthigen Herrschafft verwechseln, auch die Sprache und Sitten verändern musten. Gewißlich noch lang hernach pflegte man dieserOrten die Roma- ner Leibeigene, und die Leibeigene Romaner ! zu nennen. Siehe in der Geschichte von Teutschland Nura. g. §. 7. Der 1 Geschichte von Ba yern. 23 - Der Name aber ist verschiedentlich, wie auch bey andern Völckern, verstümmelt worden,^ Bojaria, Boibaria, Boyovvaria, Wa- vvaria, Bajoaria, Baiuvaria, Baubaria, Ba- watia. Darunter der letzte so viel sagen soll als Bauern/ Aericols. Einige, sonderlich die ^ so doch selbst aus Bayern gekomr men / nehmen daher Anlaß, sie als grobe Leute zu schelten: wovon ein grosses Gericht anzustellen wäre. Herr Epener in Notitia Germani* veteris & medis ist klüger, und lobet sie, daß sie sich auf Bebauung des Felds in langer vernünfftiger Ruhe begeben, auch davon Liebhaber seynd; weil ihnen das schönste Land der Welt und zum Getreid- Bau in gantz Deutschland bequemste und trächtigste £>i«c natürliche Anreitzung hiezu gibt. 8.) Nachdem wir von dem Volck selbst die Meinung gesagt, kommen wir auf zwey verwwrke Fragen, woran die gelehrteste Leute schon ihre Kräfflen versucht: weiche schwerlich aufzulösen seyn werden, weil es an Urkunden gebricht, indem selbe vermuthlich schon durch der Hungern Wuth verzehre! worden im IX. und X. 8eculo. Der erste Zweiffel betrifft die regierende Herren Fürsten und Könige in Bayern. Der ziveyte, wann sie zur Christlichen Religion getretten, und wann doch der Heil. Ruper- tus in diesem Land angekommen feye? B 4 Vor» 94 Geschichte von Bayern/ Bors erste so melden die einheimische Ge- fchicht - Verfasser Aventinus , Veiserus, Brunerus &c. wie auch die alte Pergamene, deren doch wenige das eilsste 8cculum übertreffen, von mehreren Theodombus, Wi- lonibus nnt> dergleichen, welche da regieret haben. Wiewohl man aus diesen Urkunden nicht in Stand gesetzt wird, ihre Ordnung oder Zeit-Rechnung ins klare zu bringen. Man stehet es auch in den Legibus Bajoa- riorum» welche zur Francken Zeit etwan im Vll.Scculo verfasset worden, daß die Her> tzoge erblich waren; und daß die Bayern Las Recht hatten, aus denen Söhnen eines Herhogs den tauglichern zu erko!)ren ; und Laß ihre Hertzoge aus de.-n Agilolfingischen Stamm muster. genommen werden. Zweyten» die Ausländer, als- wie Mabil- Ionius, Pagius, und neulich B. 8. melden zwar , es seye vor Garibafdo dem ersten König der Bayern umsIahr s 5 s. dessen TochterDietlind an den LongobarderKönig ^ in Italien vermählt worden, dessen 6regoriu» lurvnensis gedencket, nichts von denen Fürsten des Bayerlandes zu finden: und machen den Schluß, daß also auch keiner gewesen seye. Antwort: wann wir die Bayerische Urkunden noch hätten, auf welche sich die < Saltzburgische noch vorhandene MS. be- j raffen, wie ich selbst in der Bibliotheck des ; Hochwürdigen Dom-Capitels mit Lust zu durch- Geschichte von Bauern. 25 durchlesen die Ehre getobt, und die theils durch die Hungarn, theil« andere Zufälle mögen aufgerieben seyn, so würden wir das Wenige nun mit Schrtfftcn bewähren, was die Ausländer nur obenhin gethan , weil sie es nicht besser wüsten. Die gelehrte P P. Mezgeri liessen sich durch Gegenwart selbst Mabillomi nicht irrig machen in der Meinung, in welcher sie die einhellige Tradi- tion bestärket, und alle Saltzburgische geschriebene Bücher bestärcket hatten, welche doch sieben hundert und mehrIahre alt scynd, und sich alle zusamm auf solches Alter der Regenten in Bayern beruffen. Dcn P.ttan- fiz hat P. Bernardus Petz widerleget in einem Schreiben oder vielmehr Buch, so er an V. Haniiz ergehen lassen, worinn er die Acta S. Teutpeni Mart. mBrisgavia aus einem Codice des Stlsslö Zwiefüllen in Schwaden an den Tag gibt, und aller Gelehrten Redlichkeit anrüstet, mästen er glaubt, daß diele Acta der alten Tradnion ganh deutlich das Wort reden. Wien 1751.1114. 9.) Die andere ZweiffelhaffriFkeir beste» het im Christenthum der Bayern, und wann solches durch den Heil. Rupcrtum als der Bayern Apostel eingeführet worden? Wer diese Frage auf einmal beantworten will, irret eben so leicht als jener, der zeigen will einen einzigen Ort, wohin die durch die Marckmanner vertriebene Bojen geschloffen B 5 seyen? 26 Geschichte von Bayern seyen ? und gibt einer dieser Irrthümern den andern die Hand. Die Völcker im heutigen Oesterreich, Tyrohund benachbarten Bayern waren theils alte Noricker, theils Römer, theils Bojen, so von Alters her noch da waren, (und vielleicht waren eben die Noricker die Vätter der Bojen, so einmal in Böhmen und Gallien übergetrerten waren,) theils aber neue Bojen, die hin und her in verschiedenen groß - und kleinen Haussen, dergleichen einen von 30000. wir beym Caesare gesehen, in diese Länder gezogen haben, als sie der Marckmänner Herrschafft in Böhmen nicht ertragen wollten. Es ist gewiß, daß alle diese teutsche Völ- cker, auch die Römer, Heyden waren. Sie feynd aber zum Christenthum nicht durch einen Apostel allein noch m einem Augenblick geführet worden. Etwas von der Religion ist hie zu Land befände worden in dem Marcomannssch - und > Quadischen Kriegen durch die Christliche j Soldaten, so unter den Römern waren, darunter die Legio fulminatrix berühmt,welche durch ^hr Gebet den Hagel und Donner über die Feinde gezogen. Allein das machte nur etwan so viel, daß von dem Christlichen , Namen etwan geredet wurde. Die Apostel und Jünger Christi desHey- lands, welche dessen ausdrücklichem Befehl zufolge in die gantze Welt unter die Barba- Geschichte von Bayern. ren sich gewaget, heben gewißlich die Italiänisch-lind Griechische Nachbarschafft, das ist, dioricum, nicht vergessen. Es bringet auch die uralte Tradition mit sich , daß schon zur ersten Zeit das Christenthum hier bekandt, und so gar das Bißthüm Lorch Faureacum in dlorico an der Enns errichtet worden , wie 'Symmachus Papa in Epiit. ad Theodorum Laureacensem Archi- Episcopjum bekennet &ei> Hundio Metropol. Salisburg. Part. I. Obschon viele Namen dieser heiligen Arbeiter verlohren gangen, welches in den greulichen Durchzügessfast aller Barbarn, so dem Römischen Reich den Untergang geschworen hatten, fast ohn- möglich änderst geschehen konnte. Doch haben wir noch die Namen erhalten des H. Syxi , welcher aus Pavia wNo- ricum im ersten Christlichen 8eculo gekommen , Wie Ughellus in Italia Sacra T. I. Ein altes Chronicon Zvvetlenfe bei) P-Hie- ronymoPezT. I. Scriptor. Her. Austr. t. 6. und mehr andere bezeugen. Siehe Perü Annotatione; praevia; allda. Item Herrn Falekensteins Antiquität, dlordgaviens. p.1. e. Vll. jj. i. 'sol. 1 87- Welcher alles zu denen Fragen, so wir jktzo unser Handen ha» den, gehörige zusammen erläutert, und sonderlich des Philippi Ferrarii Catalogum Saniorum Kali-gebrauchet. Dieser r8 Geschichte von Bayern. Dieser 8y-ru8 hinterließ einen Jünger, den H.suvcnrium, welcher auch zu Lorch, und vermuthlich weit herum im Norico den Bojen geprediget. Im zweyten Sceulo kam der H< Gucius» König in Engelland, erstlich nach Rom, hernach in Rhstien, allwv er derer Churer Patron , und auf deren Müntzen zu sehen ist; er kam auch bis. nach Regensburg , und so gar über die Donau zu den Marckmannern, O.uaden und Sarmatern. Daß also die im heutigen Bayern gewohnte damalige zer- streuete Bojen nebst den Römern leine Wunder angesehen, vermuthlich nicht ohne alle Frucht. Der H. Maximilianus von einem Römischen Geschlecht in der Pflantz-Stadt Cil- tey im Norko gebohren , war ein eyftiger Christ: und von Pabst XiRo zum Bischoff von Lorch geweyhet, und von dem Römischen Land-Vogt Luissws An. :8z. enthauptet. Dessen heiliger Leichnam vorn Heil. Ruperto nach Lorch erhoben, ihm eine Kirche in PoiDau, jeho Salhburger Lands, erbauet, von Kayser Henrko Sancto nach Passau gebracht worden, wo er verehret wird. v. Haiasiz Germanis Sacrs Tom. I. Pez Scriptor. Austr. T. I. f. 19. In eben dem Seculo war der H. ()uin- nor isn Norico Ripensi berühmt, und trieb feinen Eyfer bis in Paunvnien, wo ihn bey Sistck Goschlchee von Bayern. 29 'Siseck Zwischen der Sau und Culp die Hey- den ergriffen , und mit einem Stein am Hals m den Fluß Sabana versendet, elwan Än. zoz. Siehe Raderi ßavaria Sancta T. I. Hansiz T. I. Der Heil. Prudentius schreibt einen langen Hymnum »on ihm. Zu dieser Zeit gehöret der Heil. Florianus, «in Römischer Obnster unter Kayser Diocletiano und Maximiano, und dem Norischen Land-Pfleger Aquilino, welcher öffentlich Christum bekannt, und zu Lorch in die Enns gestürtzet worden. In seinen Ehren ist allda das prächtige Skifft der Regulirten Chor- Herren zu St. Florian im jetzigen also grs nannten Ober-Oesterreich erbauet. vid.Pez Script. Austr. T. I. f. ze. Auch hat vermuthlich der Heil. Narcissus, Bischoffvon Gerunde «1 Spanien, welcher Christum zu verkünden nach Augspurg gekommen, und die Heil. Afra bekehret, feinen Seelen - Eyser mcht durch den Lech- Strohm also beschrancken lassen, daß er ntcht in Noricum herüber zu Veit Bojen sollte ausgclof- fen seyn. 'Er lebte im dritten Seculo. vid. Velserus Rer. Augusta n. Faickenstein Anti- tjuir. Nordgav. Part. I. f. 199. Der Heil. Cassianus , Lateinischer Her- kunffl, hat in Bayern oder Norico Mediterraneo das Btßthum Seben aufgencht in D-rol, wo jcho em Jungfrauen-Clostec LsnechctiOrdensstehct/ davon derBtschöff- lichs zc> Geschichte von Bayern. liche Sitz nach Archen überseht worden. Hier nustvcrjaget enlwiche Gastranu, nach Forum ^ Gornclir oder Imola im heutigen Kirchen- Staat. Allhier hatte er Anfangs eine Schu- ? le aufgerichtet, und mit dieser Gelegenheit ! den Knaben gezeiget, wie sie mit der Heyd- j Nischen Lehre und Gottesdienst betrogen wür- den. Der Römische Statthalter ließ ihn : den Knaben übergeben, welche ihn mit ihren ^ Griffeln langsam zu todt stachen. Er hat in der Vorsehen Gegend Tyrol das Christenthum ausgebreitet zur Zeit Kayftrs Juliani Apostat* , im vierten Seculo. vid. Hansiz Germ. Sac. T. II. Carol. Meiehelbeck Hi- stor. Frising. Totn.I. Dissert.il. Raden Ba- varia Sancta. In der Gegend des Jnn - und Saltza- Strohms ist in grossem Ruhm der Heil. Va- Ientinus , den der Pöbel Valentein aus- spricht. Er ward zu Passau , wo er das Bischöffliche Amt verrichtet, und wider die Manische Ketzerey, welche dazumal schon ! hier eingerissen hatte, scharffen Streit führte. Nachhtn wiche er in Rhätten. Der Leichnam war im Schloß Meran beygesetzt, und endlich nach Passau überbracht. vid. Hansiz Germ. Sac. T, I. Diss. II. Ek lebte um die Mitte des vierten Seculi. io.) Wohl der berühmteste Noricker- und Bojer Apostel war der Heil. Sevcrinus im fünfften elenden Seculo, von deme wir auch die Geschichte von Bayern. 3 1 | die beste Nachricht haben, weil sein Leben von seinem Jünger Eugippo beschrieben, durch viele Abschüssen zu uns gelanget. Sein Geschlecht ist unbekandt, weil er selbes nie- malen offenbar gemacht hat. Er kam aus Morgenland in das dloricum und das heutige Oesterreich. Da Ottacker mit den Her- lern nacher Italien zog, kam er in dieses Severini Hütte, um Weissagung von seiner Unternehmung einzuholen. Er war in schlechter Kleidung, um nicht erkannt zu seyn. Wie er nun von einer ansehnlichen grossen Leibs- Stellung war, so muste er beym Eintritt der Severinischen Clausen sich herab neigen. Und da sagte ihm 8evcrinuz , daß er in Italien über alles aussehen würde, und ließ ihn nach ertheiltem Seegen ziehen. Wer immer diese des Eugippi Lebens - Beschreibung liefet, siehet klar, daß weder durch der West-Go- then, oder durch der grausamen Hunnen wilde Einfälle das Land erschöpffet wäre wor, den. Man findet da viele Christen, Priester, Geistliche und Mönche, wie auch vielen Adel; und in der Nachbarschaffl mehre Könige, als den klaccnbeur der Rugicr , den Elerbeur oder keva, dessen Sohn, dessen Gemahlin Geisa dir Calholische zur Wiederkauf zwange , und also selbst Christum erkannte: kev» selbst aber fromm und rechtgläubig war. Leverinus brmete hier ein Closter, worinn stellet f daß Severinus sehr betrübt war, als cr bei) dem Schloß Cucullus (Äuchel, hinter Saltzburg) vernahm, wie ein Theil des Pöbels ein Götzen-Opffer angestellt hätte: öbschon an dem Ort ein eigener Christlicher Mrester war, mit vieler anderer Clerisey. Auch war er zu juvavo, einer Stadt, sie- i>enzig ^Istlia von Laravi, oder Passau entr Legen, (§. 25.) wo er in der Rüche durchs ^ Geber siecht zuwege gebracht. Nicht minder ! zu in Khaetia fecunda an der Do- ! nau , das ist , im heutigen Bayerland, ge- * Legen auf einer Ebene, wo der kleine Fluß l Businca öffkers sich ergösse , und die Rüche ! Äoerschwemmte. Und waren allda mehrere Priester und Leviten. Und hat er durch Brie- I fe die Noricker ermähnet, daß sie den Ze- ! tzenden fleißig abführerr sollten zur Nahrung i Der Armen, deren durch die Barbarische j Einfälle und Streiffen eine grosse Anzahl Geschichte von Bayern. 3Z war. Es wird hier auch §. 18. von einer StadllyburmT gemeldet/ welche die Haupt- Stadt in Norico war §. 22. Zu Patavis bauete er ein Closter an dem Ort kojoäro oder öojo^orum, an dem Ufer des JnnS, so 100, Meilen oder Millia von Favianis abgelegen. Er fande sich öff-r lers allda ein, weil ihn die Bürger hierzu erbachen, befonders wegen den Einfallen der Allemanner,deren König Giboldus dcnMann GOltes in grossen Ehren hielte.* Aus deme wir noch wohl dieses lernen, daß selber Zeit die Allemannier oder Schwaben in Bayern vielfältig herum gestreiffet, und daß nach deren Demüthigung durch die Francken bey Zulpich An. 495. die Bojen bald Gelegenheit gefunden, sich aus Nordgau mit hellen Haussen herein zu begeben. §. 20. 25. 26. Seiner Zeit wäre zu)uvavo oder Salh- burg in der Höle des Felsens Mönchsberg, welche man auf den Freythof des ClosterS St. Peter siehet, ein heiliger Priester, Maxi- mus, mit mehrern Einsiedlern , denen der Heil, Severinus von Passau aus bedeuten liesse, sie sollten sich aus dem Staub machen. Es geschahe aber nicht, und folgenden Tags aleich kam eimAlMtt Königs Ottackcrs aus Italien zurück, welcher als ein Arianifcher Ketzer befahl, allenthalben die Catholifche Bekannwuß auszurötten. S. Maximus Stqpl. /.Th. L a» 34 Geschichte von Bayern. an einen Baum aufgehangen, die übrige weggeschleppet. Eben damals verliessen die Bürger die Stadt Qujntana aus Forcht der Aüeman- vier, und flohen nach Passau herab, erhielten aber da einen Sieg wider die Feinde. Nichts destoweniger ward bald Passau selbst »on den Thüringern geplündert. Die meisteZnnwohnerderen an -erobern Donau gelegenen Schlösser hatten sich na- : cher Lorch hinab geflüchtet, Feva, König Der Rugier, welcher die untere, und auch Faviana rributbar gemacht hatte, wollte weiterfahren , ließ aber auf ernstliches Zusprechen 8ever!ni ab. Auf seinem Sterb-Bette beruffte er noch Diesen König zu sich, wie auch dessen Bruder Friedrich, welcher indessen Faviana zum Antheil bekommen hatte. Er sagte vor, daß das Volck aus diesen Landen fort ziehen, und ; alles veröden werde.) Kaum war der Heilige todt, da König ! Friedrich dessen Clvster ausraubte. Ein Monath darauf wird er von Friedrich, seines , Bruders Sohn, entleibet. König Ottacker 1 mischte sich in die Händel, bekam den Feva Im Tressen gefangen, und zwang Den jungen Friedrich zu Dietrich, der Öfter-Bothen König, in Mösien zu fliehen. Aonolph j aber, Ottkers des Königs Bruder, weil ! müste man sagen , daß sie alle zuvor wiederum vom Glauben abgefallen waren , dessen doch keine Fußstapffen vorhanden. Scheinet es also viel glaublicher, daß Kupcrtus uor Emmeramo in Bayern gewesen seye, und dieChristen getaufft, twelcheLmmeramus alü- da gefunden. Daß aber schon im siebenden Leculo die Christliche, Religion bey den Bayern gewesen , beweiset auch dieses, daß zu korch und Passau schon wiederum Bi- schöffe in dieser Zeit gefunden werden; als Bruno An. 660. welches ohne Willen der Bayerischen Regenten nicht hätte geschehen mögen. So viel nur obenhin von der berühmten Chronologischen Streittigkeit wegen der Ankunfft des Heil. Lupeni in Bayerland, welcher gewißlich von allen erkennt wird als erster Apostel nicht zwar des Norici, sondern des neulich in Noricum angelangten Dorschen Volcks. Mehrerö von dieser Skrei- ^ tigkeit findet sich in den Bayerischen treffli- ,chen Gefchicht-Schreibern. vid. ^lezgeri ^ Historia Salisburgensis. Hanfiz Germaniae Sacrae T. II. wo er widerspricht, und Kupcr- tum ins VIII. Secuium verschiebt. P. Pezii epistolam ad Hansizium, in welcher er diesen tapfer widerleget. Herr Falckenstein in An- j tiquitatibus Nordgaviens, Part.J, cap. VII. j foi. Lv7. usque sr-. Geschichte von Bauern. 41 ^ i-' -- Übrigens rühret von desH. Supern Eyfer, und von der Bayerischen Hertzogen herrli" chen Gutthätigkeit her das reiche Ery-Slifft Salhburg; das Slifft und Lloster St. Peters allda; die Capellr der Mutter GOktes zu Alten-Oetting; die alte Capelle zu Regensburg , das Closter Weltenburg. Ein anderer Ausbreitet: der Christlichen Religion und Tugend in Bayern ist der Heil. Corbinianus, auch / gleichwie Rupertus, des Benediktiner Ordens, welcher nacher Freysing An.724. angelangt, und allda das zweyte Bißrhum aufgerichtet, welches ?.0arolu, r-lockelbeck in seiner stattlichen Historia Frisingensi in zwey Bänden alles ausführlich aus dem Hochfürstlichen und andern Archi- ven beschrieben. 13.) Nun weiter auf die Regierung zu kommen, so geschahe es, daß ums Jahr 630. ein Fränkischer Kauffmann in Karn- ten (so dazumal unter dem Namen Caran- tanum bekannt, sehr weitläuffig, und von Slavischen Vvlckern überschwemmet war) Gelegenheit gäbe, daß die Oarantaner die Christliche Religion ergriffen: weil sie aber vom Pflug zurück sahen, so befahl König Dagobertus der Francken dem Hertzog in Bayern, die Kärmer uulerthänig zu machen, von welcher Zeit an nach schwehren Kriegen diese damals weitläuffige, und Kärnlen, Crain, Steyer, Cilley rc. begreiffende Land- C 5 schafft 4* Geschichte von Bayern. j schafft ein Theil des Hertzogthums Bayerw j verblieben bis zu der Schwäbischen Kaysern ? Zeit. Wie dann der Hochwürdige Herr Abt 6oäcfr,äu8 zu Göttweich in seiner grossen Karte von Teutschland der mittlern Zeit die Gräntze des Hertzogthums Bayern also ansetzt, daß er eine Linie ziehet von Trieft durch das halbe Jstrien*aufkiume: hernach langst dem Fluß Culp, durch die Sau und Drau an dieRaab, und auf die obere Spitze der Inful Schütt in Ungarn. Weitere an den March-Fluß hinauf bis die Tcya darein fällt. Sodann eine Parallel-Linie in emer Distanz von der Donau bis an den Ursprung der Mulda. Sodann Tauß, Cladrau und ! Töpel vorbey bis Cadan. Von hier gehet er auf den Fichtelberg zum Ursprung der Nabe, und nächst der obern Pfaltz auf die Donau, und auf Donawerth; worauf es den Lech hinauf an den Garder- See, und wiederum neben der Etfch hinauf, hernach durch die Kärnter-Alpen oder Alpes Noricas bis wieder auf Trieft gelanget. Wobey indes-- sen nur annMcken will, daß auch das Land um den Mayn bis an den Spessart, bis an Schweinfurt, hernach Würtzburg vorbey bis * Ja in einem OvcHc» des ix. 5-cmi des Closter Wessobrunn werden die Geographische Name» l also teutsch ausgeleget, ^rnoncus Pe/gir olant. , istna petgira. Das ist: Bayerland, Bayern Pez theQ aneed, T.I. t,4>7. Grschichre von Bayern. 43 bis an Nördlingen hätte sollet darzu genommen werden; als welches das Nordgau war, rmd Kayser Carolus M. einen Z heil Bayerlands nennet, auch nach der Caroliner Zeiten die westliche Bayerische Marck ausgemacht hat, bis es zu Ende des eilfften, und im zwölffceu 8eculo nach und nach zu Fran- cken abgerissen worden. Dessen Zeugnuß mir die beste Schrifften selber Zeiten geben. Und dieses zwar von den Gränhen des Her- yogthums Bayern bis in daß zwölffte Seculam. Um aber die Marck vom Rönig- reich Bayern bis zu Abgang der Caroliner aufzustecken, muß man Böhmen Mähren, Ungarn, und Sclavonien noch mit ein- schltessen. 14.) 3 m VIII. 8 cculo , als die Majores Domus der Francklschen Königen ihre Her- ren tyrannisch nnterdruckten, hielten es die Bayerische Herhoge vor unbillich, diesen Mayern zu gehorsamen: musten aber der wider sie versammelten Gewalt etliche mal weichen. Utilo, Hertzog, ließ sich sonderlich angelegen seyn, die Christliche Lehr, Sitten, und gute Gesttze in seinem Land aufzubringen. Hierzu bediente er sich des Hei!. Bonifacii, welcher von Pabst Gregorio II. geschickt, gantz Bayern endlich in vier Blßthümer entschieden , welche alle die Hertzoge mit denen besten 44 Geschichte von Bayer«. j besten aus ihren Gütern sehr reichlich verse-j hen. Erstlich zwar Galtzburg, allwo )oannc§: zum Bischoff gesetzt, wo schon vorhin viele! Blschöffe waren: jedoch ohne die gehörige! Subordination, und ohne Lynocji; oder or-^ dentlichen Versammlungen. Zweitens Lreysing, welches schon vor einigen Jahren dem Heil. Corbiniano als ein Bißthum mit schönen Gütern im Bayerischen oder heutigen Tyrol, Crain rc. war eingeräumet worden. Drittens Regenfpurg, woselbst zwar auch schon mehrere Legionarii Lpiscopi gewesen, > nun aber Gaubaldus hier zum Bischoff be- ^ stellet wurde. Der vierte war Vivilo, Bischoffzu Passau. Dessen schon weit alters Bißthum zu Lorch j damals verstöhret, und ihme, als er nach Passau entflohen, durch Utiionem eine neue herrliche Snffmng mildest zugeleget worden, vid. Hansiz T. I. Germ. Sac. f. 122. Auch gab Utilo Vorschub, daß vom Heil. Wili- bald das Bistum Eichstätt im Nordgau aufgerichtet worden, zu welchem 8cbvvejgem§, Graf von Hirschberg, Utiiorws Vasall, die meiste seine Güter her gefchenckt. vid Fal- ckenstein Äntiquit. Nordgav. des Bißthums Eichstätt, UNd Äntiquit, Nordgav, Part. II. tol. 174. Geschichte von Bayern. 45 i*—-—--- Ohngeachtet dieser grossen Müdigkeit gegen die geistliche Stifftungen An. 739- geriete Hertzog XJtilo ein paar Jahr darauf in schwere Anstösse, damit man nicht meinen solle, daß der Lohn der Tugend und wahren Gottesfurcht ein zeitliches Glück seye: oder daß die zeitlich geplagte Leute eben deßwegen Bößwichte seyen. Welches dann sowohl bey dem alten Agilofingischen als neuen Liupoldinisch- oder Arnulphinischen Bayerischen Hauß fast beständig beobachtet worden , daß nemlich allemal grosse zeitliche Unglücks-Fälle selbes betroffen haben, auch in jenen Umständen, wo die Menschen - Ver, nunffl die Gerechtigkeit demselben nicht absprechen konnte. Carolus Marfellus war in Franckreich Major Domus, oder Obrist - Hofmeister, aber von so grosser Gewalt, daß er mit Verachtung des Königs das Königreich Testaments-weiß unter zwey seiner Söhne verschrieben , unter Carolomannum und Pi- pinum. Von Bayern war im Testament nichts gedacht. Dann es war auch Bayern nicht eine Provintz von dem Fränckischen Reich, wie hie andere. 'Der Unterscheid war augenscheinlich: dann die andere, als Allemannien oder Schwaben, Thüringen, und das übrige Austrasien, hatten keine Her- tzoge, keine eigne Regierung, keine Freyheit: wohingegen alles dieses der Bayerischen Na- 46 Geschichte von Bayern. tion zukäme, und dieselbe nur foedere ins- ■ quali, das ist , mit einem solchen Bindnuß dem Fränckischen Reich zugethan war, daß es dasselbe respectiren muste , nicht aber' -Sclav oder Unterthan von selbem war. Da-^ hero hatte Urilo zwey ganh heilere Ursachen weder Carolomanno noch Pipino zu gehorchen. Erstlich weil er nicht Unterthan, | Wie Allemannia oder Thuringia propriis auspiciis carens > sondern sechsten Aufneh-! mrr und Sliffter aller seiner Bißkhümer war.! Zweytens, weil die Majore, Domus nicht seine Herren waren; gesetzt auch,daß es öie Könige gewesen wären; noch viel minder ins ihrem oder der Könige selbst Gewalt gestan-, den wäre, ihn und fein freyes Volck, so seine eigene Gesetze hatte, Testaments,weiß wie Hauß und Hof, oder Aecker und Pferde, einem Bedienten zu vermache«. Wozu \ endlich drittens noch kommt, daß auch Mar-! rellus selbst so vernünfflig gewesen, daß tt zwar seines eigenen Herrn Güter rc. worü-l der er Verwalter war, vermacht; frembdr aber, als wie Bayern, unbelastet gelassen.! Aber auch dieses mal kamen die Bayern! ru kurh, und musten der Gewalt weichen,; den Königlichen Titul fahren lassen, jedoch j so , daß die Feindschafft auf eine Heyrach hinaus liesse, indeme Utilo des Pipini' Schmster Hiltrut zur Ehe»« ahm. ^ Srlbü i ! Geschichte von Bayern. ^_47 Selbiger Zeit ward jum Ä^chum Saltz- bürg von Hertzvg l 7 tilo auf l^ecommencjs- rion Pipini erhoben der Heil. Virgilius. Dieser lchrete , frag eS Antipodes oder Gegen-Füßler gebe , oder daß die Erde gerad unsern Füssen über könnte bewohnet werden, ^vder welches etnes ist, daß die Erde eine runde Kugel seye. Solches wurde vor eine Jrr- Lehre vom Heil. Lonifacio angenommen, und sich bey dem Pabst Zacharia höchlich darüber beschwehrt: sonderlich weil Hertzvg XJtilo dem Heil. Virgilio Gehör gab. Daraus nun sehen wir, daß die rechte Welt- Weißheit, welche doch von den Heyden schon zimlich ausgeübet worden, zur barbarischen Zeit gar weit herunter kommen , und unter der Geistlichkeit setzo eben so wenig als im vierten und sünfflen Sec-uio bekandt war. Wir sehen auch, daß Herhog Utilo ohne vieles Studiren mit natürlicher Vernunsfi den Satz Virgilii leichtlich begriffen, und es mit ihm gehalten. Daß hingegen der Heil. Bonifacim Nicht allerdings darein sich schicken könnte, und dahero sehr behutsame Vorsorge thäte, damit nicht durch eine dergleichen, dem Ansehen nach nur natürlich- und ohnverfängliche Frage der reinen GOt- les - Lehre ein Maal eingebrennet werden möchte. Wir sehen auch hieraus, daß, ob man wohl auf dergleichen Lehren Untersuchung dringen könne, man -annvch nicht 48 Geschichte von Bayern. gleich selbe vorKetzereyen ausgeben müsse,noch halsstarrig darwider streiken, nachdem man einmal die Wahrheit erkannt. Wiederum, daß die Entscheidung der Zweiffelhafftigkei- ten in natürlichen, körperlichen, und zur göttlichen Offenbarung nicht gehörigen Dingen nicht aus der Heil. Schrifft könne hergeholet werden. Weilen 8. Virgilius aus | Schottland oderJrrland herüber gekommen, so siehet man, daß die Wissenschafften in Schottland schon damals trefflich geblühet, und aber die Bayerische Nation denselben gar gerne gutes Gehör gegeben habe. Bey dem Hochwürdigen Dom - Capitul zu Saltz- burg ist ein treffliches Plenarium , oder kostbarer Codex Evangeliorum in Folio , sehr wohl beybehalten, und in Alt - Sächsischer Schrifft auss feineste geschrieben : welchen ich allezeit vor einen solchen gehalten, den der . Heil. Virgilius mit sich aus Britannien, wo ! die Sächsische Schrifft ihren Haupt-Sitz hatte, gebracht habe. Dergleichen Codi- j ces werden in Teutschland nicht viele seyn. ! 15.) Hertzog Utilo als ein wahrer?arer i karriL starb im Frieden An. 748 . und ward ! begraben in seinem Closter Osterhoven. Sein Herr Sohn Tassilo II. der höchst berühmte ! gottsförchtige Hertzog und König der Bayern, I hatte noch trübere Blicke des Glücks zu er- ! fahren. In seiner Kindheit zwar verwaltete die Frau Mutter Hiltrud das Reich. Grf* pho 1 Geschichte von Bayern. 49 ••• ' -> » " ■ ' — --—-- ■■ ■■ - .' ■ V pho des Pipini Bruder, weil er aus der Theilung ausgeschlossen war, packte überall an, wo er hoffte etwas davon zu schnappen: und kaum hatte er Idioms Tod vernommen, als er m Bayern eilte, und weiß nicht mit was für Künsten und Gewalt sich für einen Hertzog aufführte; welchem aber Pipinus Las Handwerck bald geleget, und den jungen Tafiilu, wie billich, wieder in fein väterliches Reich eingesetzt. Seiner Zeit, üls die Karantaner von den Hunnen sehr mitgenommen wurden, pufften sie um Hülffe an die Herhoge aus Bayern, ihre Nachbarn, deren Gräntzen sie vorhin offc muchwillig bis an das Salhburgische verheeret hatten. Hertzog Bvrnrh bekannte sich einen Bayerischen Lehen-Mann, gab seinen Sohn und Enckel zu Geisseln, und begehrte hingegen Schutz von Tassilo, Hertzog in Bayern, vlch Hansiz T II. f. 89.93. als lein es kam gleich damals über den hertzog selbst ein greulicher Sturm. Die Francken griffen ihm in allein ein, und ward von Pi- pino zum Hertzog in Kärnten gesetzet erstlich Karastm, der Sohn, ein Christ , und drey Jahr hernach der Enckel Chcttumarus, auch ein Christ ( zu welchem der Heil. Vj» Kiliu,, Brschoff zu Salhburg, den Heil. XtoäelLum mit mehr Priestern abgeordnet, welcher allda das Bißlhum in der Stadt Li- hurn, oder Ttburn aufgerichtet, etwan umS D Jahr jo Geschichte von Bayern. Jahr 760. zu welchem hernach mehr andere gekommen, und daraus dieses herrliche Recht diese Bischöffe zu bestättigen denen Ertz-Bt- schöffen von Saltzburg , stne exemplo, zugewachsen. Der gottseelige Fürst ^aLlo halffgar wtl? lig zu dieser Bekehrung, wie dann auch der Priester Madelhoh , ein Sohn Madelgotts, des Bayerischen Canhlers (Hertzogsl'lieo. donis) einer von den Aposteln der Karnter mit war. Eden dieser Tassilo, um das Christenthum in vollem Glantz zu erhalten, that selbst eine Reise nach Rom samt seinem Sohn ; ließ zu Dingelsing eine Versammlung der Bsschöf- .fe seines Königreichs halten An. 772. es fanr den sich nebst dreyzehen Siebten allda ein sechs Bischöffe: Manno von Hetiburtf, welches damals der Bischöffliche Sitz war: Alimus von Seben oder heut zu Tage Brisen: Vir* gilius von Saltzburg: ^/ilericm von paff siru: Aribo von Freystng. Von Neuburg i siehe Falckenstein Anriq. Nordgav. Pan. I. f. 231. in S. Wicterpo. ^egenspurg aber, und Eichstack waren nicht darbey. Er stiff- teie die Clöster Thierhaupren, ÄZessobrunn, und sonderlich das herrliche Stifft Crems- Münster: deme er einen grossen Theil der Schiaven, so unter seiner Bothmäßigkeik^ stunden, unlerchanig, und selbtges vor andern reich und ansehnlich machte, weil au _Geschichte von Bayern. ;r diesem Ort sein lieber Sohn Gunter von einem Wild-Schwein erleget worden. Er hatte nach der ersten Versöhnung von Carolo Magno zurück bekommen Jriqvlstadt und Lauterhoven, welche Carolus Martel* lus vom Nordgau ab - und an sich gerissen hatte. Nun von dem Unstern dieses grossen Fürsten zu sprechen, erschiene selbiger folgender- gestalten. Die Major Domus oder O brist- Hofmeister in Frankreich verstiessen ihre Könige vom Thron , und Pipinus setzte sich selb- sten darauf. Die Fränckifche Herren hatte» ihre Beystimmung hiezu gegeben: und der Pabst, deme es als eine nothwendige Sache vorgemahlt war, wurde auch mit etngefioch- ten. lassilo entweder weil er Pipini Treulosigkeit an dem König verfinchte, oder weil er als doch der vornehmste unter allen Fürsten, die einen Zusammenhang mit dem Fräuckk- schen Reich hatten, nicht darum befragt ward, wollte den eingedrungenen Pipinum vor einen König keineswegs erkennen : sondem vielmehr, weil doch die Mcrovinifche Könige erloschen waren, schätzte er sich nach al-- lem Recht von dem Msthen ihnen und des' Bayern bishero bestanden ungleichen Bund gänhlich ftey; einem neuen von sich selbst üufgeworffcncn König aber im geringsten Nicht zugethan. Da Ge- 5f* Geschichte von Bayern. Gewalt behielt die Oberhand, und Tasli* lo muste Au. 75g. den Gehorsam schwören.' Oarolü lvlazno, d^s Pipini Sol)N , wollte Anfangs Tassilo eben so wenig einräumen» Weil aber Carolus gute Anzeigen gab, blieb es wieder beym alten. Doch traute l'aKIc» Nicht. Er befestigte erstlich die Herrschafft stber Kärnten, und die Treue der Slaven, wovon er doch verlasse» ward: er machte Bindnuß mit seinen Nachbarn den Ungarn, so bis an die Enns her eingedrungen; die ihm doch auch so redlich nicht halffen, ob sie wohl vorsahen, daß die Francken auch ih- veN zu nahe an den Leib kamen: endlich ver- Enüpffte er sich mit Desiderio , der Lvngpar- ter unglücklichen König, Dessen Printzeßin Liutburg er zur Gemahlin nahm. Aber eben Dieses zog ihn recht in den reissenden Strom seines Unglücks. Venerius war deck Pabst wie ein Spieß im Auge: und da Mustees auch der fromme Tassilo mit entgelten, welchen der Pabst mit dem Kirchen - Bann i zwingen wollte, Carolo unterthänig zu seyn; sonderlich weil er die Barbarn , Hungarn, zu Hülste genommen hatte. Es konnte auch j endlich fast nichts anders erfolgen, als das - ^schwere Joch nachdeme vekäcrius An. 774» l gefangen ins Elend verführet, und sein Reich i zerstvhret war. Tassilo muste den Kvnigli- ! chen Namen ablegen, und von neuem Ge- ' hvrsam angeloben. ,\ 1 Geschichte »en Bayern. 5z Es ist wahr, daß er bey diesem Versprechen nicht geblieben, sondern sich mehrmas lrn gereget. Und da ziehen die alt und neue Schreiber mit vollem Ha uffen über ihn her, so gar Herr Ludewig, welcher doch sonst die Sachen fein auSeinanderAaubet. Er muß ihnen ein Treu--brüchiger, Meineydiger, Rebell, Swlß-Hannß, und weiß nicht was seyn. Keiner aber gibt sich die Mühe zu untersuchen die Rechte des tapffern und frommen Fürsten. Sie sehen nicht, daß Liutburz, feine Gemahlin, nach dem alten Herkommen der kongparter ein gewisses Recht ohn- streitig auf die Longopartische Crone gehabt: daß sie wegen der von ihrem Herrn Vattern dem Päpstlichen Stuhl angethanen Be- drangnussen dieses Rechcs nicht verlustiget worden, noch von den Francken konnte und sollte entsetzet werden: da b sie die Schäden dem Päbstlichen Stuhl wohl hätte ersetzen können, und solches ihr Gemahl Tassilo, ein Stiffter so vieler Bißthünier und Clöfter, gewißlich würde gethan haben. Daß lalU!» dieses Recht vor seinen Sohn Ibeocto wohl dillichst habe suchen können. Nichts zu sagen, daß man wohl noch die Frage aufstellen könnte: ob Pipinus und Caroius einiger Recht der Ober - Herrschafft an Tassilone habe suchen können? ob die mit Gewalt ab- gedrungeneEyde einen Bestand gehabt? u.s.f. Wie 54 Geschichte von Bauern. Wie dem allen seye. Die Bayerischen Stände selbst, sonderlich die, so demPäbst- lichen Gehorsam mit mehrerer Ergebenheit als dem Weltlichen anhiengen, verliessen ihren König: vielleicht auch weil ihnen mißfiele die Hungarische Hülffe, die ekwan innig Unrerschied unter Freund und Feind mag gemacht haben. Tafiilo hak auch selbst nicht unterlassen, sowohl bey Pabst Adrian seine Klage wider die Lander-Begierde Caroü anzubringen, seine schon zimlich untreue Stände zusamm zu ruffen, und ihnen zu erklären, wie daß er an den von Carolo ihm höchst ungerecht abgedrungencn Eyd nicht gehalten seye. Allein es half nichts, sie schickten selbst an König Larolurn nacher Jttgclheim ihre Abgeordnete , und liessen verschiedene Klagen anbringen. Carl hatte damals einen Reichs- Tag gehalten, und alle Stände dazu beschie- den. Was waren es aber vor Stände ? es war in dem ganhen Franckischen Gebiet damals kein wahrer Status imperans, der sein eigenes erbliches Territorium, Jura, Auspicia, Libertatem, Formulam oöer Potentatum gehabt hätte, als wie Tassilo; sondern es waren Bediente und Vasallen des Königs. Diese dann trctten zusamm und unterfangen sich ein abscheuliches Todes-Urtheil über einen Hertzog und König auszusprechen, der keine andere Grund-Ursache hatte gegen denen Kran- Geschichte von Francken Respect zu tragen, als weil er schwächer war. Noch dazu sprachen sie das Hertzogthum Bayern Carolo zu. Ein gewiß recht förmlicher Semenhl Der unglückselige König Tassilo , wie vermuthlich / mehr von der Untreue seiner Land r Stände als von dem Beginnen der Königlichen Bedienten getroffen , sanck vor Caroli Füssen darnieder. Und dieser meinte die alleräußerste Gnade zu thun, daß er das von den Bedienten über einen freyen König und Hertzog gesprochene Todes - Urtheil nicht vollziehen ließ. Er fragt Tassilonem, was er thun wollte, sofern ihm das Leben ge- schencket würde % Hier erhellet die Gottseee ligkeitl'allllanis, indem er freywillig begehrt in ein Closter zu gehen, und als ein Mönch GOtt zu dienen. Das geschahe auch. Hingegen ward Tassilonis unstreitiger Erbe, und die Gemahlin Lintburg eben das zu thun gezwungen, dem allerältest - uuo ^elsren Agi« lofingischen teutschen Geschlecht ein trauriges Ende gemacht, und die Bayern zum wohlverdienten Lohn, ihrer Freyheit beraubet. Welcher merkwürdiger Wechsel An. 788* sich zugetragen. Taffiio lebte in seinem Unglück heilig, also daß ihn auch die Engel sichtbarlich bedienten. Er starb im Closter Laurisheim, atlwo seine Grab^ no 798. erhallten Amo, Erh-Bischoff z,t Saltzburg. Weil nun hierinn v^alrricu;, Bischoffzu Passau, Übergängen worden, welcher gehoffet hoben mag, es sollte in ihm die alte Lorchische Ertz- Würde erwecket werden, so ist unter den Nachfahren dieser zwey grossen Prälaten ein unendlicher Streit bis diese Stunde entbrunnen, in welchem als einer sehrverwimenSache verschiedene Pab- ste auch verschiedene Aussprüche gethan, als» daß auf eine Zeit dirs Königreich Bayern auch in zwey Ertz-Vißthümer abgetheilet war« v. P.Hansiz. ibi & Tom« II. fol. 103. Wels che zwey Ertz-Bißthümer das ganhe heutige Böhmen, Mähren , vngarn, Sclavonien, D 5 58 Geschichte von Bayern, Francken bis au die Altmühl und Pegnitz, - Bayern und heutige Oesterreichjsche Länder begriffen haben. Wie dann I/roipbus, Bü fchoff zu Passau Walderki Nachfolger/ vier } Bißthümer angelegt, zu Faviana oder Wien; zu Neutra und zu Veiwar oder, Siltenburg in Ungarn, und zu E>lmüy in Mähren. In»' gleichem schickte Arne einen Bischoff Theodoricum. welcher Ungarn biß an den Ausfluß der Draw versähe, und zum Nachfolger den Orrozferners denOßwald hatte. viel. Hanfiz Tom. II. fol. 124. & alibi. Denen Böhmen aber Hat erst gegen Ende des X. Secult der Heil. ^oMZanZus. Bischofs zu j Reaensburg , erlaubet, daß sie einen eignen ; Bischofs halten Durften, 1-7.) Von der Regierung zu reden, so war - vor des Kaysers Laroli M. Tod König in Bayern dessen Sohn pjpinus , hernach Pi- pini Sohn Bemardus Da aber An. 814. Ludovicus Pius zur Monarchie kam , muste Lernarclus das Königreich Bayern fahren lassen, und mit Weischlaud vorlieb nehmen. Zum König in Bayern ward gesetzt des Pii ältester Sohn Lotharms ; und bald hernach, als Lotha- rius des Herrn Gattern Collega in Imperio wurde, ward König in Bayern der jüngere Sohn Ludovicus Germanicus, welcher An- no 8r f. mit seiner Gemahlin ttemrna zu Re- gensburg seine Hof-Stadt aufschlug : und 2(0.833* 59 Geschichte von Bayern. An. 8zz. König in gantz Osr-Franckreich, das ist/ Von dem Rhein bis an die Sau und Elbe ward , als er mit seinen Brüdcrn wider den Vatter stritte, und sie untereinander die Lander theilten. Dieser wird gewöhn- ltch genennt Ludovkus Germanicus. Zwar An. 8 > 8. hatten sich die Hunnen und $11.8*5. die Vulgärer gerührt, welche auf der Donau herauf mit Fahr- Zeugen kamen : wurden aber mit blutigen Köpften bee- de abgewiesen von Ratbodo, Generalen Lu- dovici , Königs in Bayern. Um aber ferverem Ungemach vorzubeugen, sehte der König seinen Sohn Carlmann zum Herhog in Karnten ein. Der Herhog der Mahrcr oder Marachenser, deren Gebiet sich bis in Siebenbürgen damals erstreckte, muste auch denen Misnis Dominicis oder Commissarien des Königs in Bayern Gehorsam leisten: wiewohl er doch unter der Hand aus Haß der Francken mit den Bulgarn in gute Verstandnuß sich eingelassen, vid. Hansiz. T. I. fol. i58 t König Ludovkus merckte wohl, daß die Barbaren nicht wurden zahm gemacht Werden , ehe dann sie das süfte Joch Christi auf sich nehmen sollten. Darum lich er sich diese Arbeit sehr angelegen seyn : und haue unter andern vierzehen aus denHertzogen oder Klein-Fürsten der Böhmen, welche noch nicht in eine ordentliche Herrschgfft vereint- 6s Geschichte von Sayem get waren, beredet, daß sie zu dem Christli- ^ chen Gesatz sich bekannten. Die Böhmische : Slaven waren hiemit sehr übel zufrieden,; und, weil sie selbsten nicht getrauten eine Re- ; bellisn wider den König in Bayern auszu-! führen, stiffteten sie in geheim die Mähren, ' als mächtigere dazu an. Diese wurden aber vom König in die Schul geführei An. 846. und ihnen ein gewisser Rastiz oder Rastilaus zumHerhog vor« Zefttzt: welcher aber der Treue bald verges- ! send, die Waffen wider die Bayern zu füh-! ren nicht nachgelassen, bis ein anderer Vo»! gel 2 vventiba!kj, dessen Vetter, An.870. ihm ' die Augen ausgestochert , und König Ludo- vico ausgelieffert. Übrigens war er der Christlichen Religion nur wegen den Fran- cken ftind. Dann damit er nur selbe den S rancken nicht zu bancken, oder unter dem ischoff von Passau ferners zu stehen hätte, begehrte er Christliche Lehrer vom Griechischen Kayser Michael, welcher ihm Methodium und Gyrillum zuschickte. König Ludwig ließ sich dieses letztere nicht zuwider seyn, und als Methodius auch den Vulgärer König Lo^or oder Michael bekehret hatte, trat er mit diesem in Bund, und, damit dessen unwürsches Volck belehret würde , schickte er, damals zu Regcnsburg sich aufhaltend, Hermenricum, Bischoffen zu Aassau, in diesen neuen Weinberg des HCrm Geschichte von Bayern. 6i HErrn An. 866. Hermenrich machte grosse Anstalten ; die Bayerische Bifchöffe trugen Diel Geld zusamm, damit alle Nothwendigkeit und Zierde an heiligen Geschirren, Büchern und Kirchen- Geräch angeschafft wurden ; der König in Franckreich that selbst einen nahmhafflen Beytrag. Hierdurch aber ward die Zeit versäumet. Dann als Her- menrich in Bulgarey ankam, waren schon ■ zwey vom Römischen Pabst geschickte Bi- schöffe, Paulus und Formosus , zuvor gekommen , welche den König Mckael so eingenommen , daß er die Fremdling alle aus seinen Gränhen getrieben. Methodius halte Gelegenheit gegeben, daß nicht nur die Mähret und Vulgärer, sondern fast alle Sclaven, so in Ungarn, Sclavonien, und Karantanien unter Bayerischer Bottmäßigkeit stunden , im Gehorsam wancketen» Dann er hatte denen Sclaven vor ihre Sprach die Buchstaben und Schriffl erfunden: und sowohl die Heil. Schriffc, als auch die Kirchen - und Meß- Gebether in Slavischer Sprache verrichtet. Solches kühelte die Sclaven so gewaltig, daß sie jene verachteten, so den Lateinischen Gottesdienst hatten; sonderlich nachdeme auch der Römische Stuhl Verlaubnuß gegeben hatte. Aufsvlche Weise, nachdeme Bischofs Oßwald , dervonSalhburg inScla- vomen und Ungarn aufgestellet war, mit Tod Lr Geschichte von Bayern. abgegangen, haben auch dasige Ertz-Priester , weil sie nichts ausrichten konnten, ih, ^ ren Abzug stach Saltzburg genommen. An. 875. setzte König Ludovicus Germanicus seinen ältern Herrn Sohn CARO- : LOMaNNUS zum König in Bayern ein, : welcher vor seinen Ertz - Caplan annahm ! vietm-rum, Ertz-Bischoffen zu Saltzburg, ! unter deme die Cantzler der Ordnung nach ' stunden , ateWaldo, Bischofs zu Freysing, hernach Aspertus von Regensburg, Wichin- gus von Passan. i8.) Jahrs darauf verließ die Welt König Ludwig, und seine drey Söhne theilten das Reich : der ältere, Carlmann, blieb Kö, nig in Bayern, worunter Pannonien, das ist, Ungarn und Sclavonien, gehörte; und Karaten, dgs ist, was heut zwischen dem mittelländischen Meer und Oesterreich liegt: dazu gehörte auch die Herrschaffc über Böhmen , und gantz Mähren: welches letztere > aber kurtz zuvor den Gehorsam aufgesagt hat, ! te. Der zweyte Sohn, Ludovicus Junior, I bekam den Rheinstrohm und Niederlande. ! Der dritte, Carolus Crassus , war König ! in Schwaben , wozu Schweitz und Bur- - gund gehörte. ! König Carlmann hielte sich gern zu Oet- ! tingen in Regia Villa auf, woselbst er ein ! Chor - Stifft anlegte, und demselben die ! Abtey Mansee und die Oettinger Capelle ! Geftbi cbw von Bayern. 6z einräumte An. 88°. nachdem er schon König in Italien war. Nach ihm nimmt Besitz vom Königreich Bayern der andere Bruder, Lud*vicus II. oder Junior , welcher aber auch An. 882. her Welt entrissen wurde, und endlich der dritte Bruder, Caroius Crassus , das Königreich Bayern nebst Schwaben und Franken übernahm, da tnd-On Arnulphus, des Caroloma»ni unächter Sohn , Hertzog in Kärnten, Ungarn und Sclavonien war. Bey Gelegenheit solcher Abwechslung hub Zwentipolck inMähren den Kopf empor, und nennte sich nicht nur König in Mähren, sondern An. 883 riß er auch Ungarn oderPan- nonien an sich : und Bratisiaus, Herhog in damaligem Nieder-Pannonien (heut Scla- vonien ) hieng sich an ihn. Und muste dem Suatopluck Anno & 84 - Ungarn überlassen werden. 19.) An. 888. an statt Caroli Crassi ward Arnulphus erstlich König in Bayernhernach in ganh Teutschland, und in Italien auch Kayser erkannt. Unter ihm entbrannen dieMoravische Kriege wieder. Arnulpb hatte sein gewaltiges Reich so wenig befestiget, daß er, um diesen Feind zu dampfen, nun das- ftnige that, was feine Vorfahren an König Passion« so greulich verflucht hatten. Reinlich er nahm die Hungarn zu Hülste, welche ausPannonien vor etwa« rvo. Jahren ver- 64 Geschichte von Bayern. kleben, hinter Siebenbürgen eine Weile gesessen, mit Purschen aus Scythiensich ge- stärckt, und nun Lust hatten mit Uttervru- ckunq ihrer Nachbarn der Mähren si-h mt* der einen Weeg in Pannonien zu lahmen. Sie kamen ganh willig An. 89 O.ZwMib)oll> gienq ^erlobren An. 894. und seine zwiy Söhne, Moymar und Zwenkibold, zanch-n sich darauf um die Nachfolge. Dieses gab den Hungarn GeleKchieit, nicht nur in Pannonien zwischen dx Donau und Drau sich fest zu sehen, onldem auch in Kärnlen, Friaul, Italien, n,de:nd- lich in Bayern selbst grimmig einzub:ech»en, so bald nur der Ruf von Arnulphi T>d zAn- no 899. erschollen war. An Mähren hatte indessen Moyma seime» ^ Bruder Zwentibold unterdrückt, und datmit ! er sich völlig von Bayerischer Her.sch,afft ! loß scheelte, sieng er an bey Pabst ozlnnv ^ sie zu verleumden, wie sie nichts als Znvier ! spalt anrichteten, den Frieden hastete,, ,we- i der mit den Francken noch mit den Nemian- ! neu das Schwerd einsteckten,die Mähi;r mbev beständig anfeindeten, und wie sie «ullich mit den Hungarn eine abscheuliche B^dmuß vermittelst eines Hunds und Wolfs be- schwohren, und ihnen Geld gegeben,anten, Saß sie in Italien einfallen sollten, begehrte also die Mährische Kirche vor jhtneir frey seyn und selbst emrn Ertz- Bischof„erbst Geschichte von Bayern. 65 drey Bi söffen haben möchte. Die Bayerische Beschösse unterlicffen zwar nicht, diese Lugen tr* einem schönen Brref zu offenbaren, und enrsiesen, daß die Unruhe ihre Quelle in M- hren habe, als welches denen Bayerischem Königen ihren rechtmäßigen Herren den Gehorsam sträfflichft versagt. Sie stellten vve / wie daß der Pabfi mehr Glauben beymicsse n sollte denen Alt, Chrrsiltchen Prin- tzen, ultd Beschirmern des Apostolischen Stuhls / als diesen Neulingen, deren Vat- ter H>e y>)en waren. Wetters harten die Slaven viie.lrnehr den Feind über die Bayern geschickt , und zwar mit List und Betrug , m- dem ssie den Barbarn die Köpffe nach Christ- lichem, gebrauch geschoren, damit man sie vor F-'r-ettnde erstlich ansehen, und also sich nichts; Oöies befahren sollte. Sie Bayern hättem auch den Slaven damals Frieden an- Zeboirtem/als die Hungarn nach Italien sirerff- ten, ldmMlt sie freye Hände hätten , Italien zu Hiülffe zu kommen: allein die Slaven hättem die Ohren verstopfft. Sie beklagten sich firmer, daß der Pabst ihre Bißthümer zerreisstien/ und wider die geistliche Rechte die Schauuft von ihren Hirten abführen wollte. Eben dieses beklagte auch Hatto, Erh - Bi- schoff zu Mayntz , und gab der Bayerischen Priestterschafft und allem Volck das Zeugnuß, Daß kein Volck in der Welt dieses in ChrtstkUcher Gottesforcht übertreffe, und daß Sttftpl. ?. Dt{.AH, t.Th. L st»- 66 Geschichte von Bayern. j sowohl in geistlichen als Kriegs-Gefchäfften die Francken ohne die Bayern nichts nahm- haffces oder denckwürdiges jemalen ausgerichtet , gleichwie auch diese nicht ohne jene., Den Brief unterschrieben alle Bifchöffe per toram l^oricsm, gu« ScLawaria vocawr: nemlich Ikeolmrruz, ErtzrBischoss zu Saltz- burg, Waldo zu Freysing^ Lrcbenbaldus' zu Eichstätt, Zacharias zu Seben oder Bri-' xrn, Tutto zu Regensburg, Richarius zu Passau. vid. P.Hansiz Germ. Sac, Tom.I« fol. 17?. Pabst Joanncs IX. von der Wahrheit überzeugt, widerruffte alles, was er von den Mährischen Bißthümern verordnet hatte. Doch halff es den Bayern wenig, wegen der gleich einbrechenden Kriege, dadurch alles übern Haussen greng. 22.) Amoipho war nachgefolget Ludo- vicus IV. infans , welcher, ob er schon in gantz Teutschland König war, doch zum öff- tern König in Bayern, a principali genennet wird. Er war ein Kind von 7. Jahren, des Regiments ganh unfähig. Dahero Hatto, Ertz -Bischoffzu Mayntz, gleichsam die Verwaltung des Reichs, Liupold aber, des Königs Verwandter, Herhog in Bayern, bestellt den Kriegs-Staat, als zu dieser Zeit i das nöthigste Stuck, auf sich nahm. Bis ■ auf den Fluß Enns kamen zwar die Hungarn mit ihrer Überschwemmung ; so lang aber ! Geschichte von Bayern. 6 y dieser tapffere Liupold lebte, konnten sie weiter nicht fort, sondern die Ufer der Ennse wurdenbeederseits mitBlut und endlich auch mit des treuen Liupvlds gefärbet, welcher An. 908. allhier ritterlich fechtend ist umgekommen. Bey diesen ersten Einfällen wurden die Clöster Cremsmünster und St. Florian in die Asche gelegt. Nachher» aber breitete sich die Niederlage über gantz Bayern aus, und was nicht in die Städte (deren waren in Bayern wie im übrigen Teutschland sehr wenige) geflüchtet worden, gieng im Rauch auf. Dahcro seynd so viele der ältesten Schrifften, Büchern und Denckmaalen ver- lohren gangen. '21.) An.yri. verstarb auch König Ludwig ohne Leibs, Erben, und sehte Teutschland in einen Stand, welcher glücklicher würbe gewesen seyn, wann er nur in eine andere Zeit getroffen hätte. Blshero warTeutfchland unter derFrän- ckischen Herren Bottmäßigkett, worunter sie erblich durch Krieg gerathen waren. Nun fragt es sich, ob nach Ludovid Tod seine Vettern die Carollnifche Könige in Franckrelch dieser Erbschaffl milGrund Rechtens sich hatten unterziehen können ? oder aber ob vielmehr Teutschland davon nunmehr» frey und unabhängig war ? das erstere wollen die Herren Franhosen suchen, und lst E % die- 68 Geschichte von Bayern. dieses der Grund des Anspruchs des KönigS in Franckreich auf Teurfchland. Bey dem andern bestehen die Herren Teutsche: und waren auch dazumat, als eben dieser Fall sich ereignete, dieser Meinung; darum sie auch würcklich vor sich einen König angenommen , ohne die Franckcn darum zu be- grüssm. Wir wollen, ohne doch wider unsere Gebühr einen Ausspruch zu machen, dieses letztere zum voraus setzen. Darauf ist eine andere Frag, ob das nun' freye Teulschland nach Ludovici Tod ein verbundenes dorpuz war, welches durch gewisse Gesetze, oder Pact, oder frcywillige Zusammenstimmung also miteinander verknüpfet wäre, daß es muste beysammen bleiben, und daß einigen Teutschen nicht erlaubet wäre, davon zu weichen, oder daß der davon weichende Theil von den übrigen mit Gewalt könnte angehalten werden? fast alle Geschicht - Schreiber werffen hier alles unter einander, und ohne geringste Rücksicht auf die Teutsche Nation , sehen sie Teutschland nach der Caroliner Tod zugleich vor frey, und zugleich Sklavisch oder Knechtisch und untergeben an. Sie halten es vor frey, weil die alle Herren, die Francken , nichts damit sollen zu schaffen haben. Sie halten: es vor Slaven, weil es im Augenblick soll- ! te unterthänig seyn einem Offene der Francken, welchem eine Hand-voll Teutsche den Namen Geschichte von 25*yerit. 6- Namen eines Königs beylegte, und vielleicht des verstorbenen Königs Lantze in die Hand legte. Dann wann alle andere Teutsche Völcker verbunden waren, denjenigen vor ihren gebiethenden Herrn zu erkennen , welchen etliche Bischöffe und Officier König -nannten, obschon die übrige alle weder ihnen die Vollmacht dazu gegeben, noch et- 'was nur darum gewust haben, so ist es gewiß, daß die übrige alle dieser wenigen Prä- laien und Soldaten Sclaven und Unterthan nen waren. Nun ist es so ergangen. Es waren in Teutschland und seynd es noch vier rktio* nen, als Jnngebohrne, und eine frembde, die Sclaven. Die tnngebohrnewaren und seynd Bayern. Francken. Sachsen. Schwaben. Dann in solcher Ordnung wurden sie selbst von den vorigen Königen gesetzt, welche dem Erstgebohrnen dieBayern,dem Zweyten die Francken und Sachsen , dem Dritten die Schwaben zugetheilt. Es werden zwar auch die Lothringer und Thüringer genennt: allein jene waren anders nichts als Francken; diese aber waren mit den Sachsen schon in eines zusammen Zeschmolhen. E 3 Also <7<> Geschichte von Bayern. Also dann nach Ludwigs Hintritt machten etliche der Fränckischen Nation (nicht aber die heutige Francken, welche zu Bayern damals gehörten) ihren Heryog (welcher inj der That vorhero nichts anders war, als König Ludwigs Beamter, nicht Herr der Francken/) das Lomplimenr als einem König. Otto, Herhog in Sachsen, gab auch in so weit seinen Willen dazu, daß es ihm nicht beschadete, als welchen seine liebe Sachsen, Thüringer, für ihren Herrn angenommen hatten. Er Ono selbst war von denen Frqncken Anfangs als König gegrüssct. Aber erals ein alter Mann, der seine Schwachheit des Leibes kante, und etwan wohl vor sahe, Wie sauer die übrige Teutsche darein sehen würden, bedanckte sich der Ehren. Doch schlug er diesen Conrad vor, welcher den Namen-Träger eines Königs abgeben,ihm Ottoni aber das meiste im Regiment überlassen muste, wie Annalista Saxo bezeugt apud Eckard Cors. Hist. med. aevi T. I. 21.) Die Frage ist dann, ob die übrige Völcker Teulschlands verbunden waren, diesen Conrad auch vor ihren Gebiether zu erkennen ? die alte Geschieht-Schreiber, auch die meiste aus den neuen Publicisten geden- cken nicht einmal an eine solche Frage, sondern ohne einzigen Unterschied zwischen den Carolinischen und diesem neuen König machen sie die Teutsche zu lauter Sclaven, und sagen, Geschichte von Bavern. ?r sagen, allein Conrad seye ein Herr / die übrige alle theils Schöpsen , theils über die Schöpse bestellte Hirten und Knechte; es gebe in Teutschland zu dieser Zeit keine Freyheit / keinen Printzen, oder Fürsten , kein Recht / kein Gesetz / kein lcrritorium. HerrLudcwig (Singularia Jur. Ptibl.Prsf. fol.70. &c.) welcher gewißlich nach solange» Zeiten fast der erste gesehen hat , quid distent ora lupinis , und die Sachen an ihrem rechten Ort besehen, saget doch/ ja-es seyen die andere Völcker verbunden gewesen/ dem Conrad zu gehorchen: und man habe sie mit Gewalt zwingen können in dem federe communi, und Systemate corporis Germanici zu verbleiben. Mich geduncket aber, der hochgelehrte Mann habe auch noch das Ebenbild des heutigen Teutschen Zustandes im Sinn behalten , als er von selbigem alten diesen AuSspruch gethan. Dann heut zu Tag ist elwan fein Zweiffel, daß, wann ein Theil Teutschlandes/ jouoerlich ein solcher, der kein propriam narionern ausmachet/sondern nur ein Stuck einer andern Nation ist, sich von dem Bund des gantzen Reichs abziehen wollte, nicht die andere befugt wären/ihn mit Gewalt anzuhalten: indem der Bund schon so alt, mit so vielen Einstimmungen, Gesetzen rc. bestätiget ist/ und noch dazu manches solches Volck durch grosse Aufopfferungen deren anderen ist im E 4 Stand 7* Geschickte v sn Bayern. ^ Stand erhalten worden. Wo es dann bil- kich scheinet , daß ein dergleichen abtrünnig ! werden wollendes Volck denen andern zuvor die Kosten erstatten müste. Äber man kan nicht ausweisen , daß weder unter Conrado , noch vor ihm die vier Teutsche Völckerjchafften in dergleichen eine Verbündnuß nur im geringsten gctrclten seyen. Vielmehr rst es gewiß. daß jedes vor sich und von den andern unabhängig all- und allezeit bis dahin, und bis noch viele Zeit hernach gewesen seye. Jedes hatte vor sich seine eigene Leges , Bajoariorum, Saxo- nurn, AHemannorum &c. nur daß dieFränkische Könige , als allgemeine Herreti, m etlichen Fallen ihren Unterthanen zuließen, «ach diesem oder jenem Gesetz zu leben. Z. E. Einem Bayern war erlaubt, wann er vor Gericht kam, oder ein Testament aufsetzte, Las Gericht nach dem Fräncklschen Gesetz anzunehmen : im übrigen Leben aber muste er sich nach dem Bayerischen richten. Jedes Volck hatte seine sondere Hertzoge,. und mit einem Wort, eines hatte dem andern nicht zu gebiethen. Sie ftynd auch nicht allzumal , oder nicht als Tl>eile eines Gantzen von den Francken unterdrückt worden. Als Aliemannien umers Joch kam, hatte Bayern mit den Francken nichts zu thun. Als die Bayern gehorsamen nm im. Geschickte von Bayern. 75 war Sachsen sowohl von den Bayern als Franckcn ganhilch frey. Die Francktfthe Könige haben auch nie- malen eines dieser Völcker dem andern un- terworffen ; sondern jedes besonder nach eigenen Gesetzen und Verfassung verwalten lassen. Sie haben auch jedem Volck einen besondern König gegeben. Dann als Ca- roJotmnnus, König in Bayern, mit Tod abgegangen, und nach ihm der zweyte Bruder , Ludovicus Junior , das Regiment in Bayern samt dem Franck- und Sächsischen übernommen, so scynd deßwegen die Bayern nicht Unterthanen von denen Francken und Saä)sen worden, sondern nur von Ludo- vi o Juniore. Wiederum nach Hintritt dieses Lvdovid als der jüngste Bruder und E'chwaben-Konig Oziolus Lrsssu8,Bayern, Franckcn, Sachsen und Schwaben zusammen bekommen, ist deßwegen weder Bayern, noch Franckcn, oder Sachsen unter die Herr- fchafft der Schwaben gerathen, sondern nur unter Caroli. Wollte aber einer das Gegentheil behaupten, der müste zwcyerley ihm zu schlechtem Vortheil gereichende Dinge mit eingestehen. i.) Entweder daß die Francken und Sachsen denen Schwaben zu gehorchen, und von ihnen vielmehr einen König anzunehmen, als denenselben einen aufzustellen hätten : und daß also Conrad der Francke samt Henrico und Ottonc dem E 1 Sachr 74 Geschichte von Bayern. j Sachsen Rebellen der Schwaben gewesen seyen; welches wir keineswegs sagen Dollen. 2 ) Oder daß vielmehr alle Francken, Sachsen, und Schwaben Unterthanen der Bayern i geworden, weil die letzte Könige Bcymsch ! waren. Daraus scheinen verschiedene Schlüsse zu folgen, gantz änderst noch, als Her: Lude- > wig macht. 1. ) Daß so viel Recht die Francken ge- ! habt, einen König über sich selbst damals zu erheben, so viel und mehr haben auch gehabt die Schwaben und Bayern. Oder es muß einer kommen, der den gewaltigen Unterschied an den Tag lege, welches gewiß eine Arbeit nicht vor die lange Weile seyn wird. 2. ) Daß so wenig Recht die Schwaben hatten, denen Sachsen oder Francken einen > Herrn auf den Nacken zu setzen, oder so we- ; nig der Schwaben ^mi'zäiÄion und Terri- j torium über die Francken und Sächsin sich j erstreckte, so wenig konnten mit Recht die ! Francken und Sachsen etwas über die ! Schwaben vornehmen,noch über dieBaycrn. zJ Daß wann König Conrad gerecht ge- l handelt, da er die Schwaben und Bayern j unter sein Joch zu bringen gesucht, ihre Her- . Hoge vor Knechte gehalten, und selbe schmäh- ; lich hinrichten lassen; also würden eben so j gerecht gehandelt haben die Schwäbisch- oder Eayertr ' Geschichte von Bayern. 75 Bayerische Herren, wann sie ein gleiches dem Conrado gethan hätten. Die Folgen will ich nicht machen, sondern nur zeige»/ daß sie aus dem vorigen abgeschmacken Satz von selbsten fliessen. Daß aber die Völcker selbst diesen Grund- Satz ihrer Unabhängigkeit in ihrem Sinn eingeschrieben gethabt/ erhellet deutlich 1.) aus dem, weil jede für sich einen besondern Herrn angenommen. Und ist wenig daran gelegen, ob ein freyes Volckseinen annehmenden Beherrscher, Herhog, oder Fürsten, oder Meister, oder König, oder Chan , oder Negus oder, Sultan rc. heisst. Und wann die Re- public Lucca ihren Obristen wollte Kayser nennen , würden deßwegen weder die Welsche noch die Teutsche glauben , daß sie dadurch dessen Vasallen würden. 2.) Aus dem, daß Conrad, und nach ihm mehrere gesucht, mit Gewalt und Schmeicheln, auch List es dahin zu bringen , daß man sich theils überreden ließ, theils daß sie von den übrigen Völckern auch als wie von den Ihrigen zu Königen erwählet wurden. 3.) Aus dem, daß ihnen andere Völcker Bcdingnussen vorgeschrieben, ehe sie solche vor Könige annahmen. 4.) Aus dem, daß die mehrere, ob sie wohl eine Zeit lang der Gewalt ausweichen und Lauche machen musten, dannvch hernach gar offt bey Gelegenheit sich wieder in Freyheit setzten: und dahero haben die Kay, 76 Geschickte von Bayern __ . ser so unruhige Regierung gehabt, bis endlich j der Bund anerkannt und das Wahl- Geschafft in richtige Ordnung gebracht worden, nach erst etlich hundert Jahren. Dicke Sache könnte mit einer Menge Be- weißthümer belegt werden. Nur ein und anders zu melden. NachKaysersOeronis Abgang erwählten einige, und sonderlich die Frauchen, für den König k-lenricum Sast- ctum Hertzogen aus Bayern An. >002. Er nahm es an, und kam unter andern auch in Sachsen , und wurde zwar von einer zahlreichen Versammlung der Stände mit allen Ehren aufgenommen. Des andern Tags, als man sich gesetzt hatte, erhub sich aus der Mitte Bernhard, Hcrtzog in Sachsen , und auf Angeben der übrigen eröffnete er dem König den Willen des Volcks, und trug ihm aller Nothdurfft und das Gesetz umständlicher vor. Er fragt den König alles Fleisses, was er vor Gnaden ihnen mit Wort und Werchen versprechen wollte. Darauf der König : Ich bin nicht im Stand, GOTT vorerst, dann auch euch genügsamen Danck abzustatten. Dann mir ist nicht unbekandt, wie getreulich ihr je und allezeit euren (den Sächsischen) Königen Gehorsam und Hülffe zu leisten beflissen gewesen. Darum dann will ich gerne euch mehr in allen Dingen ehren, lieben, und zur Aufnahm des Reichs ' handhaben, weil ich nicht wider euren Wil- Geschichte von Bayern. 77 len, sondern auf eure selbstrge Erladung mit dieser Königlichen Würde geschmückec erscheine. Derowegen ich eure Gesetze nicht in irgend etwas kräncken, sondern viel lieber in allem gnädig erfüllen, und eures vernünff- tigen Willens, so gut ich kan, geleben will. Und damit ihr dessen versichert seyd , fo will die Betheurung, so wie es euch gefallen wird, doch daß es nicht wider die Königliche Ehre lauste, ablegen. Darauf, als das Volck fteudig zusammen geruffen, übergab ihm im Namen aller Hertzog Bernhard mit Ergreifung der Königlichen Lantzr die Besorgung oder Verwaltung des Reichs, und zwar des Sächsischen: dann des Fränckifch - oder Bayerischen , das stunde in Bernhards Gewalt nicht : dann diese hatten vorhin schon Hemicuna zu ihrem König angenommen, daß es des Bernhards dabey ganh nicht be- durffte. Die Schwaben aber und Lothringer widersetzten sich noch. vici. Annalista Saxon. An. 1002. fol. Z8s. Also redete Hen- ricus, der doch ein Enckel des grossen One» war, und dessen anverwandie Vorführer schon 8s. Jahr das Reich besassen. Gleichwie dann rn diesen Umständen die Sachsen nicht schuldig waren den Hertzog aus Bayern, obfchon des Kayfcrlichen Geblüts, vor ihren König zu erkennen: also waren in übrigen Umständen die Bayern noch weniger gehalten, einen Francken oder Sachsen anzunehmen, 78 Geschichte von Bayern. men . der nur ein Bedienter vorheriger Königen war. Wahr ist es, daß die Sächsische Könige und Kayser jederzeit getrachtet, sich eben der Rechte und Gewalts zu gebrauchen/ als es ' die Caroliner gethan hatten. Allein es haben sich auch die Fürsten jederzeit dawider gesetzt/ und zu dem Ende auch die Pabstliche Huiboruar angeflehet, welche ihnen dann auch wohl zu stacten gekommen, und ohne diele würde die Teutsche Freyheit schwerlich aufrecht erhalten worden seyn. Kayser Fri- dericus Barbarossa meinte zwar der Sache ein Ende zu machen , wann er das Bayerisch- und Sächsische damals vereinigte HauS zerrisse/ und die Länder beeder Hertzogthü- mer Preiß gebe: allein auch dieses war nicht erklecklich denen Teutschen die Freyheit, vor > welche zu sterben sie von Anbeginn bereit ! seynd / aus dem Hertzen zu reissen. Was noch mehr lst, !o hat Die Bayerische 1 Nation vor andern Teulschen^noch einen ! Vorzug, daß sie auch unterden Fränckischen j Kömgen nicht änderst gestanden, als mit dem Recht, emen Fürsten und Hcrtzog leibst erblich zu erwählen, und daß wider dero Willen ihnen keiner auch von ihren eigenen Königen . konnte aufgedrungen werden. Solches »st der Ausspruch selbst Kaysers Henrici des Hei- i ligen : ßavarios ab initio Ducem eligendi liberam poteltatem habere. Non decere illam Geschichte von Bayern. 79 illam demere aut frangere Consilium Prin- cipum exspectandum eile. Bey Dietmaro lib. V. und Annalista Saxone. Herr Lude- wig erklärt zwar das ab im'cio von Erlö- schung des Carlinischen Hauses. Allein es heisset vielmehr vom Anbeginn/ von Alters her, wie aus den Legibus bajoariorum und aus der Sache selbst erhellet. •13.) Nach Voraussetzung alles dieses kommen wir'jetzo auf die That. Ludwig war todt, und die Fcancken, so um ihn waren, faßten den Schluß, 0 rtonem,den alten weisen Herhog aus Sachsen, zum König zu erwählen , der sie aber an Conraden, Grafen in Ost-Francken oder Hessen rc. geschickt. An. 911. So lang er sich in den Schrancken seines Francken-Landes hielte, ließ man ihn im Frieden walten. Gleich aber das folgende Jahr 912. möchte er gesucht haben, die Hände weiter auszustrecken. Und da haben gleich die Herhoge oder Könige, in der That Herren in Bayern und Schwaben, sich verbunden , dieses nicht angehen zu lassen. In Bayern war ARNULFUS, ein Sohn des tapffern Liupolds: in Schwaben Burckhard. Die Sächsische und Fränckische Schreiber sagen, diese Prinhen hätten wider den König rebellirt. Dieses Wort muß man sich nicht irren lassen. Dann erstttch heisset es aus dem Lateinischen eigentlich nur si> viel. 8o Geschichte ton Bayern. als widerkriegen, abermal kriegen, oder auch nur sich Widersetzen : vid. du Cange Glossarium. Sich aber des Conradi Beginnen zu widersetzen, hatten sie saurer ttiffttge Ur- . fach ; wie bereits oben erwiesen. Und dann ! so auch das Wort einige von diesen Schrei- ? bern vor treulose Aufruhr genommen haben, j so muß man es ihrem Eyfer wider ihres Kö- . nigs Widersacher zulegen. Wir haben in unsern Zeiten gehört, daß ein Völcklein auch j eine« rechtmäßigen Kayser Rebellen genen- ? net, welcher wider ihren Willen gethan. j l^lenricur der Vogler, des alten Ottonis ! Sohn, Hertzog in Sachsen, obwohl sein i Herr Vatter, so im dritten Jahr Todes verbliche, Conradum für einen König erkannt, erachtete sich daran nicht gehalten zu. seyn, und verband sich mit Arnulfo , Burchardo, , wie auch mit dem König in Frankreich. Wor- i aus des Herrn Ludewigs wegfällt, von dem schon damals bestandenen Bund ! aller Teutschen Rationen rc. I Arnuluisslber, dessen Reich (dann diesen ’ Namen Regnum geben noch fast alle Scri- j benten dem Bayerland ) schon zimlich geschmälert war, konnte Gonradi Macht nicht gleichkommen. Es waren bey den Unruhen, und nach der Carliner Abgang von dem ! Bayerischen Königreich schon abgetretten die Böhmen und die Mährer: Die Hungarn ; hatten Paunontm, Sclavonien / Steyer- marck, Geschichte von Bayern._ rnarck, und das heutige Nieder - ja endlich auch das heut sogenannte Oder-Oesterreich weggenommen. Hiemit wolte er lieber zu den Barbarischen Feinden den Hungarn mit seiner Gemahlin undPrinhen entfliehen, und im Elend leben, als die edle Freyheit der Bey- xischen Ration aufopffcrn. So lang auch Conrad lebte, wiche Ar- nulph von diesen Vorsatz nimmer ab, sondern stellte sich von Zeit zu Zeit ins Feld, um seinem Gegner zu zeigen, wie er bis auf den letzten Bluts-Tropfen vor die Freyheit seines Volcks kämpften wolte, als welches nach der Carli- ner Ende ihn sowohl wegen dem getreuen Andrucken und Verdiensten seines Herrn Vatters, als auch wegen seiner eignen Tugenden vor ihren Fürsten und Herrn angenommen hatte. Vielleicht auch, weil sie erkannten, daß er aus Carltnischen Geblüt wäre, so doch nur ungewiß. Würcklich ist Conrad in einem solchen Gefecht mit Arnulpho 2(0.919. so schwerlich verwundet worden, daß er kürtzlich daran -verstorben. Anal.Sax. fol.243. 24. Conradus in seinem Sterbe - Bett rechet seinen jüngern Bruder LberKard. Herzog der Francken, folgender Gestalt an: Ich empfinde bey mir, wie daß ich dem Todt, den Mir diese Wunde bringet, nicht werde entgegen. Darum so sehe zu, wie du dem Reich ^er Lrancken mögest Rath schaffen, wozu ich Suppi. P. Des, A. H. I. Ll). F als von Bayern._ als ein getreuer Bruder einen Einschlag geben will , den du nicht sollt ausser Acht lassen. Wrr haben, lieber Bruder, Mittel, ein Kriegs- Heer zu versainkn; es fehlet uns (Francken) nicht an Stücken und Rüstungen; auch haben wir die Kömgl. Kleinodien, lind was zum Königl. Schmuck gehöret, in Handen: nur an der Aufführung der Sitten und an dem Glück mangelt es. Lieber Bruder, das Glück, wie ingleichen die edliste Sitten, tret*j ttn zu den Sachten über: bey ihnen wird der Gewalt derer allgemeinen Sachen bestehen.. So nehme dann diese Kleinodien, die geheiligte Lanhe*, die güldene Armbänder, den Mantel, und das Schwerd der alten Königes samt der Königlichen Haupt-Zierde; mit all diesem mache dich auf zu Heinrichen, stifftr Mit ihme ewigen Fried, damit du ihn vor einen Bund«-Genoffen haben mögest. Was ist es nöthig, daß du samt dem Fränckischen Wolck vor ihm umkommest? dann warlich- «r wird ein König und Beherrscher seyn vieler! Wölckcr. Der Bruder Lberbrr«i zerfloffe! *Hi«r kunte Conradus nicht die Lanze, so aus deq Nägeln desLreutzes Christi geschmiedet worden, verstehen, weil erst hernach Hennen* dieselbe mit vieler Mühe aus Burgund er-ij halten haben soll: sondern die Lanze Königs, Ludorici inüwns. Dann eine Lanze führten 1>ie Könige in Platz des Zepters, wie es ihr» M'lntzm zeigen. jl _ Geschichte von Bayern. %i bey dieser Rede m Zähren, und stimmte willig bey. Aus dieser des sterbenden Königs Rede ist gewiß, daß er Henricum nicht als einen König inTeulschland vorgeschlagen, sondern nur dem Bruder gerathen, er solle dem Glück der Sachsen ausweichen, und'die Königl. Ehre der Francken in so weil vor ihm niederlegen, daß er ihn nicht eben zum Herrn der Francken, sondern zum Schützer und guten Bunds-Ver- wandten machen solle. Der Annaiista Saxo fähret fort, daß hierauf das Regiment der Teutschen, so bis dahin bey den Francken bestanden, zu den Sachsen übergetragen worden. Es scye ungewiß, ob dieses durch friedliche oder Kriegs-Anlasi geschehen ; doch ftye nicht erlaubt zu zwciffeln, daß es nicht aus GOttes Rath also angeordnet worden. Worin er allerdings Recht hat: dann es ist endlich nichts, welches geschehen könte, wo es nicht GOtt wolle. Nach Bestattung Corradi Leichnams be- giebt sich Lbsrbarci zuHennchen in Sachsen, und ergiebt sich* an ihne, samt allen Schätzen**: schliesset mit ihme Friede, verdienet dessen Freundschafft rc. Hernach versamletr F 2 man *Sicb, nicht aber die Schwaben, Bayem, Lothringer rc. welche wahrlich tberhardo im geringsten nicht zugehörten. **Da< ist, Königl. Kleinodien, Armbänder» 84 Geschickte vc»»l.Dayevn. man die Vornehmste und Aclteste ^ des HeerS j der Lrancken **; es wurde eine Zusammen- ! trettung *** zu Frizlar in Eyle f gehalten,, allwo die Kleinode dem Henrich übergeben worden. Sie huldigten ihme auch als nun ihrem ff König und Herrn. Was aber der Annaüsta weiter sagt, und andere es ihme nachschreiben, zeiget, wie genau diese Verfasser, und mit was einsehendem Verstände sie die öffentliche Reichs- Sachen zunehmen pflegen. Dann nachdeme er zuvor ausdrücklich gesagt, daß nur die Vornehmere vom Fräncklschen Volck in Eiste zusamm gekommen, sagt er eine paar Verse hernach: ITA Heinricus cognomento auceps com- ; muni consensu Francorum, Almanmmm , Bavvariorum & Saxonum electus &c. Das __ 'st, •* Majorans natu heißet es, damit, wann es rienwres hiesse, nicht etwann nach damahliger Sprache die gebietende Herren verstanden wurden, der Francken, welche Lberkarä, als ihr Herzog, Lcruffen tonte, nicht aber aller Teutschen oder Bayern rc. die ihme nicht im geringsten z« Gebot siundm. ' ^ *** Contio, nicht Conventus, Concilium. Concio ist eine Anrede an die Soldaten. 4 Es ist also übereilet hergegangen, baß die andere Nationen, Bayern rc nichts darum ge§ wüst. Hiemit hat man nur vor die Francken, und gegenwärtige Sachsen, nicht aber vor jene einen König erwählen wollen oder können. i f Ihrem, der Fransten, nicht der Bayern, | Echwaben rc. Geschichte von Bayern. 85 ist, aufsolche Weise ist Heinrich, beygena- met der Vogler, mit allgemeiner Einstimmung der Francken, Schwaben, Bayern, und Sachsen erwählet. Ja, aus diese Werfe, d»e der Schreiber erzehlet, lst er nur von den Francken und Sachsen in Ey!e, keineswegs aber von den Bayern erwählet. 2s. Dann Arnulph, der Bayern Herzog, kam erst dazumahl aus Hungarn wieder zurück, nachdem er Conradens Todt vernehmen : und tonte sich blllich über Hcnrichen entrüsten, wann er gewust hätte, daß Heinrich eben so, wie Conrad, den Bayern nach der Freyheit streben solle. Dann es war Henrich des Arnulphs genauer Bunds - Genosse wider Conrads Beginnen. Aber hierum war damahls die Rede noch nicht: sondern die Bayern, als sie ihren Arnulph, aus dem Elend kommend, mit jauchreu empfangen, erwählten ihn einhellig zu ihrem König, und baten ihn , der Gelassnheit halber sich weigerte, diese Würde doch endtrch anzun.h- men. Indessen, bald nach feiner Wahl, zog Henrich wider Herzogen Burckhard in Schwaben*, der aber sich zu schwach befände, und sich ergab. Darauf solte es Arnulphen gelten, gegen welchen Henrich ein gewaltiges Heer durch _ F 3 _ das *3ff also falsch, daß die Schwaben einhellig bey-- gesiimmet. 86 Geschichte von Bayern. j das Nortgau und aufRegcnsburg zuführte. ! König Arnuiph tritt ihm mit nicht geringerer Macht unter die Augen, fertig zum treffen, welches, als es fchon ausbrechen solle, bedachte König Hcnrich den aefährlichen Gang, und begehrt mit König Arnniph allein zu sprechen. Armilph verstünde, ob gelte es einen ! Zweykampff und verfügte sich also allcinc auf . den bestimmten Ort, nicht als Bitt-weise, ^ oder als zu «einem König, sondern wider sei- i ncs gleichen, und einem Feind, wie Herzog « Ludwig gar wohl antncrcket. Arnulph ist ge- r wiß in seiner Rüstung erfchinen, weil erzürn ' Zweykampff kam : hingegen Heinrich, weil ' er nur ein Gespräch vorhatte, war vermuthlich unbewaffnet. Ware König Arnulph ein Fuchs gewesen, so lag nun fein Gegner in - feiner Hand; allein das, was hernach geschehen , zeuget überflüssig von seinem nur allzuouten und allzuireuherhigen Gemüth. König Heinrich zog alle Künste der Wohlrcdenheit, die chme von Natur beywohnte , Herfür, und sprach König Arnulphen zu mit schmeicdlen. Der Annaiiita legte ihme auch eine Rede in Mund, welche doch entweder nur in seiner Feder gewachsen, oder, so sie von Henrichen herrühret, genugsam zeiget, wie weit er die j Zchetorication getrieben habe. ksenricu, > pruüens am'mo sc potens eloquio potenti sermone alloquitur, increpans; cur Dei or- ! dinationi resisteret} cum se ab omni populo electum G eschich te von Bayerm electum scirer, quod nisi Deo disponent© non fieret: affirmans, quia, si populus aeque illum communiter eligeret, se primum fo*- re, qui in ejus electione acclamaret: sicque copioso dicendi genere animum ejus demulceris ad suos rediit. Das ist : Heinrich, alS ein witzige und beredsamer Herr, stellet eins krafftige Rede an ihn, ihme verweisend, warum er der göttlichen Anordnung widerstrebe, da er doch wisse, wie er Henrich von allen, F 4 leich- *Daß deme nicht also seye, hat der Annalist kurtz vorhero selbst beschrieben; Lichtet er also bisse Rede seinem König unverantwortlich an. 18 Geschichte von Bayern. > leichtes Gehör nicht mehr verlevhek. Der gelehrte P. Candler hat in einem schönen Buch ylmolphus Male Malus seine Unschuld bewiesen. Herr Falckenstein, und gemeiniglich die i Neuere, welche die Sachen genauer auf al- ! len Seiten besehen, erkennen auch die ihme hiedurch angethane Unbild. Nun dann Arnulph, der von seinem Volck einhellig erwählt, schon würcklicher König war, der den Degen in der Faust, und ern munteres Kricgs-Heer, das ibn liebte, htnler sich hatte, bringet die gantze Sache vor seine Land-Stände, und legt das Gericht über seine Crone in ihre Hände. Nun richtet der Annalist, oder der, aus dem er es entlehnet, abermahl eine Rede, und führet das ungereimte Wort für dre Land-Stände, wie sie nemlich eben sowohl ihrem König Arnulph angegangen hätten, es sepe alles ; wahr, was Henrich ihme vorgetragen habe. ! Ja sie wüsten noch aus der Schriffl, als ei- i neu Glaubens-Articul darzmhun: Per mc reges regnant, & prudente? jü/litijm decernunt, daß nemlich die Göttliche Weißheit den Auöspruch gethan : Durch mich regieren die Könige, und sprechen die Kluge die Gerechtigkeit aus. Als wann dieses nicht eben sowohl von Arnulphen gesagt wäre? oder als wann Arnulph nicht durch GOlt, sondern durch den Hencker z« regieren verlangte; oder «ls wann er ohne Sinne wäre, die zum rich- ter- Geschichte von Bayern. 8* * «etlichen Königlichen Ämbt erfordert werden? oder als wann die Bayern nicht selbst gewust hatten, daß sie mit HenrichsWahl nichts zu thun gehabt hatten ? Endlich rucken sie mit ihrem Einschlag herfür, und sprechen: Sibi /equum & bonum videri, ut a ceteris nen dissentiens hunc rcgfm eligeret, ea tamen con- ditione , si hoc (ibi, quod decejsores ejus non halv/erant, concederet, scilicet, ut totius Bavvariae Pontifices fux potestati subjacerent, unoque defuncto alterum sibi ordinare liceret. Es scheine*ihnen billigmäßig** und gut ***, daß er von der übrigen (teutschen) Meynung sich nicht trenncte, sondern diesen für einen König erwählte f: doch mit diesem Beding ff,daß Henrich, wann er nun König wurde, an Arnulphen dajcnige Recht abr trette, welches seine Vorfahret amHcrzog- thum nicht gehabt fsf, sondern einKönig- F s liches * Es scheine, nicht es seye, oder müsse seyn. * * Kemaßiget, nicht rechts - tringtich. ■*** Friedlich, menschlich, zu Verhütung Christen- Dlnts vortraglich. -j- Also erkannten die Bayern, daß Henrich erst muste erwählt werden. Ist also falsch, was ihnen der Schreiber andichtet, daß Henrich einhellig von allen König geworben seye schon vorhin. f + Welches, wann es nicht eingegangen würde, Henrich nicht König seyn solte. -j-f-j-Aber auch hierin» betrüget sich der Annalist, die Bayrische Stände tonten wohl wissen, wie 9» Geschichte von Bayern. lrches Recht wäre, nemltch aüe Bißthümer in Bayern zu vergeben. Was thut nun Arnulph? Er roch den Lunten, und merckte, daß der Eyfer zum fechten bei; manchen nicht Zar zu hitzig seyn möchte/ dervwegen connivenz i gitur huic suorum consilio miles Hcnrici efficitur, &ab eo, ut dictum est, concestis sibi totius Bavvariae Pontihciis honoratur. König Arnulph sahe durch die Finger* zu diesem Rath** der steinigen, verspricht Heinrichen hinfüro mit Waffen redlich beyzustehen, und seine Kriege mlt zu führeil *** / und wich / da er den Königl. Namen Friedens halber abgcwgl, mit einem Königlichen hoyen Vorrecht oder Regali ge- zieret/ Krafft dessen er die Blßrhümcr vergiebt. Hier sehen wir das Recht euicn König der Teutschen zu erwählen m Angesicht zweyer aus allen Teutschen Völckcrn znfamm gefetzten Armeen denen oneroso valde titulo erworben, und um keinen gerin- Uti!t> Tasnelo &c, die Bißthümer IN Bayern, die sie aufgerichtet, auch öffters vergeben. Er erkennet es nicht vor gerecht, sondern druckt ein Aug zu. ** Rath, und vorgreifflich Bedrucken, nicht Ausspruch. *** Diesen Verstand hat zur selbigen Zeit das Wort Miies. tziemit ward Arnulph kein Unterthan, auch kein Vasall Henrichs, sondern ein Beystander und Bluts - Verwandter, sott-i bloßer Hertzog in Sachsen, noch ein solcher, den die Sachsen und Francken vor sich einen König genennet, so lang die Menschen den- cken, nicht das allergeringste so cmst - als ; weltliche Rechte in Bayern jemals gehabt: derowegen dann hat keiner auch das geringste können abwetten Sondern Lirnulph behielt die von niemand als GOtt und seinem Volck überkommene Macht, und was er davon ! nicht aus großmüthiger Liebe zum Frieden an Henrichen überlassen, das hatte er, Henrich aber nicht. Er hat aber nichts überlassen als das Recht von ihm Hülffe und Beystand in seinen Kriegen zu begehren. Und ein mehr rers hat auch Henrich niemalen begehrt. Wo doch sein Nachfolger, der innerlichen Bayerischen Uneinigkeit sich bedienend, ohne einige andere Erlangung oder Dtul sich einer absolut» durchgängigen Gewglt über Bayern anzumassen begunte, wie wir hpren werden. Mithin zeiget sich wieder, daß Herrn Lu- dewigs Meinung von dem schon damals fest gesetz- Geschichte von Bayern. 93 gesetzten Systemate Corporis Germanici nicht gegründet seyc. Welches lch aus der Sächsischen und andern Geschichten mit vielem darthun könnte. Die Sache selbst aber verhalt sieh, um es kurtz zu fassen, also. Dw Fürsten und Herren der Völcker Tcutsch- lands gestunden nicht ein, daß sie weder den Königen ohne ihren freyen Willen untergeben , noch an das, was andere Teutsche thaten , gehalten waren, noch schuldig wären , einen König zu erkennen, den eine andere Nation vor sich angenommen. Sie widersetzten sich fe und allezeit diesem Beginnen, und dieses so lang, bis es mit der Wahl- Gerechtigkeit ausgemacht worden. Weil aber in eben dieser Ausmachung sonderlich dieBaycrische Haupt-und erste Nation ver- kürtzct worden, so hat solches nothwendig auch nachhero noch Irrungen nach sich gezogen , und hat das Bayerische Haus, als die ganhe Nation vorstellend, wider selbe Verordnung der güldenen Bulle auf das feyer- lichste prorestiret, und selbe in diesem Pmm ntemalen erkennt. Weilers aber so haben auch in selben alten, und einig nachkommenden Zeiten sich allemal einige Fürstengefunden , welche denen Königen sowohl von ihrer als andern Nationen schmeichelten, und alle Gewalt zuschrieben, um daß deren Gebrauch ihnen zum Nutzen gereichen sollte, oh» ne acht zu haben auf der andern Schad und Unbild 94 Geschichte von Bayern. Unbild. Die Könige hingegen suchten, kostete es was es wollte, ihre Gewalt auf eben den Gipffel zu sehen als die Carlinische Erb- Könige. Dahero geschahe, daß ein Herr, welcher sich alsHerhog dem Beginnen eines ; Königs äusserst widersetzt, so bald eine Par- ! they ihn König nennte, alsogleich jedermann zu bezwingen suchte, und wider seine eigene Grund-Regeln schritte. Dann es war das Systema Cermanu noch nicht gemacht. Dannenhero siehet man in den Schrifften rind Thaten selbiger Zeiten , so viele ein ander ganh nicht gleichende Stücke. Eiu Kay- ser oder König erkannte bald, daß die Her- tzoge und Vö'.cker ganh frey waren , und er von ihnen die Macht bekommen müsse, daß sie ihm deren so viel als sie selbst wollten, einräumen konnten ; bald wollte er wieder die Leute zwingen, und an einige Vorbehaitung ; nicht gehalten seyn, sondern die Fürsten als : solche ansehen, die aus puren seinen Gnaden bey den Fürstenthümern waren. Welches letztere sie auch etliche malen zu- wegen gebracht. Dann nachdeme etwan ein rechtmäßiger von seinem freyen Volck ange- , kommener Fürst durch den König gewaltthätig verdrungen ward, und ein anderer vott ' ihm da aufgestellt, so war freylich dieser neu- ; aufgestellte, der vorhin nicht den Schein ei- ! ms Rechts auf solch Fürstenthum jemalen ge- Geschichte von Bayern. 95 habt, alles nur der Königlichen Gnade schuldig , und hatte pur nichts, als was ihm der König cinraumete. Und solche Fürsten konnten freylich fast nur vor Bediente des Königs angesehen werden , ohn- Erb-Recht ad nutum amovibiles. Wiewohl auch diese gar vielfältig behaupteten, daß sie durch ihre Aufstellung ein beständiges Recht erworben hätten, welches ihnen nicht mehr könnte entnommen werden, und haben sie solches auch mit den Waffen in der Hand vertheidiget. Die viele Beyspiele davon gehören in die Reichs-Historie. Es kommen aber auch einige in der Bayerischen unten vor. Meines Gedunckens also thun weder diejenige recht, die behaupten wollen, unter den Carlinischen nicht mehr als unter den Sächsischen Kaysern seyen die Herhoge und Fürsten nichts anders als Bediente der Königen gewesen; welches der Vernunfft zuwider, und der Geschichten Wahrheit, wie aus Arnul- phen und Henrichen selbst erhellet: noch haben diejenige recht , welche sagen, unter den Sächsischen rc. Kaysern seyen alle Fürsten und Herhoge erblich und wahre Landcs-Her- ren gewesen. Die rechtmäßige von ihrem Volck selbst gleich Anfangs angenommene Könige, Hcr- ^ge und Fürsten waren nichts minder als Bediente eines Königs, sondern selbst Königs sie möchten sich dwses Namens bedienen, »der 96 Geschichte von Bayern. oder nicht: auch waren sie erblich, dann solches haben die Teutsche alle mal von Anbeginn im Brauch gehabt, wann änderst von den Kindern zur Regierung tüchtige vorhanden. Und sonderlich ist es ohnmöglich, den Bayern abzusprechen, als denen nicht nur das Herkommen, sondern auch die geschriebene Gesetze Rajoariorum, undKayserkien- ricus der Heilige selbst das unumstößliche Zeugnuß geben. Hingegen die cinaedrungene, und aus der Königen 'Gnade aufgesetzte Fürsten, waren weder Ober - Herren noch Erben der Lander, noch konnten sie dem Recht derer von Anbeginn rechtmäßigen Erben im geringsten einen Nachtheil zuziehen. Habe ich aber in diesem Satz geirret, und ; können mir die Herren Pubhcisteit eine gründlichere Anweisung geben, will ich selbe gerne ! aufnehmen. Dann mit ihnen habe ich hier j zu reden, nicht mit denen Fürsten selbst. Sie sind allzu hoch, als daß meine geringe Wort ihren Thron betreffen sollten , und allzu ge- heiliget, als daß von allen Prival-Schrci- ben insgesamt das geringste Maal ihnen soll- i te angehänget werben mögen. ! 18.) Arnulph hinführo regierte dasVvlck in zimlicher Ruhe, mit seinen Nachbarn den ! Hungarn hatte er Friede geschlossen, wiewohl ! dvch em und andere mal eme Parthey des ! angezäumten Volcks die Gräntze anpacktey, ! son- i Geschichte von sonderlich in Kärnten. Als sie aber ihre gan- tze Wuth gegen Hevrich den Vogler ausübten, und durch Mähren, und Böhmen Sach- sen bedrängten, schickte König Arnulph demselben Krafft des Bundes eine ergiebige Hülf- fe zu, ohne doch mit den Ungarn zu brechen. Es war Arnulphs Ansehen auch ausser Teutschland so groß , daß die Welsche, so die bey ihnen sich auftverffende Kayser nicht mehr ertragen konten, keinen mildern Herm als eben ihn zu bekommen hofften, und da- hero ihn für ihren König erwählten. Hätten sie Henrich den Vogler als König und gebiethenden Herrn in ganh Temschland, Arnulphen aber nur für dessen Officier angesehen , wie einige neuere Scribenten vorgeben dörffen, so wüsten sie zu Henrich gekommen seyn. König Arnulph hat auch diesen Zug gantz und gar nicht in einem ftemb- den, noch in Hennchs, sondern in seinem eigenen Namen unternommen. Wiewohl die wanckeibare Treue der Longobarter ihn letztlich sitzen ließ. König Henrich ließ die Bischöffe Teutsch- landes auf ein allgemeines National Cotv- cilium zusammen kommen An. yzr.Obnun wohl die Sachsen und Francken erschienen, stellte sich doch keiner der sechs Bayerischen Bißthümern ein. Woraus nichts anders zu fchliessen, als daß sie nicht unter ihm, son- Sufth p. £>#/. a. h. /.Th. G dem / 98 Geschichte von Bayern. dern unter Arnulpho gestanden, Krafft der Vorbehalkunr,. vicl. Laron. an. Lir. WaS aber dort aus Luitprando, und Ottone Fri- singensi angeführet wird von einem nächtlichen Gesicht, und Verwerffnng Armdphi, mit welchem ein anders gleichen GeliffterS ist von zweyen Degen mit und ohne Gefäß, thut so wenig zur Sache, daß eben dieses von andern aus König Heinrichen ausgelegt wird , Wie schon seiner Zeit Annalista Saxo bekennet An. 919. foL 244. Und haben wir schon oben gcmeldt, daß heut zu Tag die weiter einsehende Schrifft - Steller gantz was anders an Arnulpho finden, und beweisen. 29.) An. 9Z6. stirbt König Henrich, und eröffnet sich wiederum die vorige Schau- Bühne. Die Lrancken und Sachsen kommen wiederum alleinig zusamm nachcr -Aachen, und erkennen für ihren König 0 c- tonem , dessen Sohn, welchen der Valler! schon bey Leb - Zeiten ihnen bestimmt hatte. Woraus erhellet, daß König Henrich die - erbliche Rechte der Caroliner sich habe aneignen wollen. Der Unterschied aber ist gar zu deutlich zwischen den Carolinem und ihm, als daß jemand aus diesem Willen sollte ein Recht machen. Die anwesende Hertzoge und vornehmste Befehlshaber fetzten ihn aus einen Thron, gaben ihm die Hand, und versprachen ihm Treu und Beystand wider ' all» Geschichte von Bayern. 99 alle dessen Feinde. * Darauf ergreiffet der Blschoff von Maynz Ottonem bey derHand, führet ihn in die Mitte der Kirche vor alles versammlete Volck, so auf Schau-Bühnen in der Runde herum also erhöhet stünde, daß jeder den neuen König ansehen kunte: Er spricht zum Volck: Sehet ich führe euch vor den von GOtt auserwählten, von dem BeherrscherHenrich weyland ernennten, nun aber von allen Fürsten zum König gemachten Otro. Wann euch diese Wahl gefallet, gebet mir ein Zeichen mil aufgehabenen rechten Handen. Welches dann auch geschahe. Omnis populus (sagt der Annalista Saxo fol. 2 ;8.) F rancorum ac Saxonum Ottonem ä patre designatum notantes , universalis electionis locum in palatio Aquisgrani esse jusserunt. Duces ac praefectorum principes cum manu principum ac militum Congregati - - - Collocarunt novum Ducem ** in folio ibi constructo , manus ei dantes ac fidem pollicentes, & operam suam contra omnes inimicos.-Procedenti pontifex obvius kva sua tangit dexteram regis. — En> induit adduco vobis a DEO G 2 electum * Woraus wieder erscheinet, daß nicht eüunal die Sachsen und Franckm eine Uuterthanigkeit angenommen, sondern getreum Beystand. ** Oi'schon Henrtch ihn }um König ernennt hatte , wird er doch nur noch »or einen tzo-en -ehalten. ico Geschichte von Bayern. «lectum & a Domino rerura Henrico olmi designatum , nunc vero a cunctis Principibus regem factum Ortonem. Si vobis ista electio placeat, dextris in coelum levatis signi ficatc, NlchtS ist hier von der Schwäbischen, nichts von der Bayerischen Nation oder ihren Herhogen. Und ist also Ocro nur als König der Sachsen und Francken erwählet worden, oder die Sachsen wüsten probrren, wer ihnen Macht gegeben habe, über die Bayern und Schwaben ? Bch dcr Mahlzeit Ottonis wird zwar gedacht eines Hertzogs Arnoldi, welcher die Ritterschafft und das Lager unter sich gehabt habe, wie Eberhard die Tafel, Hermann der Francke die Mund- fchenck. Allein weil bey der gantzen Wahl von Bayern mit Nichten gedacht wird, mag es leichtlich ein anderer aus den Sächsischen Prinhen gewesen seyn. Und gewißlich wann , Sigefried der Herhog in Sachsen nicht zur ^ Wahl gekommen, damit er im Land auf die 1 Hungarn wachsames Aug hielte, um wie viel weniger wird der noch fo weit entlegene König oder Hertzog Arnulph nacher Aachen i gegangen seyn, da er an so vielen Seiten j an Ungarn gräntzete ? Zu dem ist nicht zu ^ glauben, daß jener großmüthige Arnulph, ! welcher mit zweyen Konigen so lang um die > Freyheit gestritten, welcher lieber zu den Un- ! -gärn selbst entweichen wollen , welcher die! Geschichte von Bayern. IVV Königliche Vorrechte selbst noch beybehalten, welcher schon König in der Lombardey geworden war , welcher seine Bischöffe nicht einmal zu dem von würcklichem König Hen- rich beruffenen Loncil!« kommen lassen, daß sage ich , dieser Arnulph sich habe eben jeho wollen zum Dienst eines andern gebrauchen lassen. Es seye ihm aber wie ihm wolle, es habe Arnulph zrrgestimmet oder nicht, er habe 0 t- roni die Treue versprochen oder nicht, so haben doch seine Söhne dieses nicht eingestanden. Man darfauch nicht sagen, daß sie daran gefehlet, und werden sie ohne alle Urfach vor Rebellen ausgegeben. Dann gleichwie Kö, nig Henrich Oonraclum nicht erkannt, ob- schon sein Herr Vatter Otto dasselbe gethan hatte; also haben auch die Kinder nrnullr Ottonem nicht erkannt, wann auch solches ihr Herr Vatter König Arnulph sollte gethan haben. Und gleichwie Sachsen durch die Erkanntnuß Conradi durch Ottonem nicht in eine ewige Verbindnuß mit dem übrigen Teutschland eingetretten, sondern selbe mit dem Tod Qttonis sich geendiget: also wann auch Bayern durch Amulphum wäre in einige Vcrknüpffung mildem übrigen Teutschland gekommen, so doch nicht ist, so wa» selbe mit dem Arnulph eben sowohl verstorben. Daß aber Sachsen durch Ottonem nicht ewig auch mit einem schon regierenden G 3 König- ie2 Geschichte von Bayern. König, sondern nur auf dessen Leb-Zeiten verbunden worden, und Ottonis Nachfolger nicht daran gebunden war, erkannten die Sachsen alle, und Henrich selbst. Dann als Henrich mit König Conraden die alte Freundschafft fortsetzen, jener aber dieses seine Gewalt einschränkten wollte, sprachen die Sächsische Stände ihrem Herhog, diesem Henrich, zu, daß, wofern Conrad ihn nicht freywiliig mit allen seinem Vatter bewiesenen Ehren ansehen wollte, er wider dessen W'Uen alles, was er wollte, vor sich selbst behaupten könnte. Saxon« vero suadebant duci suo , ut, si eum paterno honore sponte rex non honoraret, invito eo quae vellet obtinere posset. Annalisla Saxon. An. 9l4> f.241. Wann diese Freyheit bey den Sachsen gewesen, welche allezeit nur als eine Zugabe von dem zweyten Francki- schen Reichs - Antheil waren, wer wird sie absprechen dem Bayerischen, welches unter denen drey teutschen Königreichen das erstem »st, und dem ältesten Printzen ausgesteckc?. ; zo.) An. 937. verließ das zeitliche Wesen der vortreffliche, nur allzu güuge, nicht aber allzu glückliche Arnulph, Könrg in Bayern und der Lombardcy, welcher seinen Bruder Berthold zum Hertzog in Kärnten gesetzt hat-: te, zum grossen Nachtheil feines Königlichen Hauses. Geschichte von Bayern. roz Die Kinder Arnulphi Eberhard , Arnold, Hermann , und Judith , Gemahlin Henrici auS Sachsen, vielleicht weil der Herr Vater kein Testament gemacht, oder weil es unter ihnen, so das vermuthlichste, Ohrenbläser abgesetzt , konnten sich wegen der Erbschajft nicht vergleichen. Otto, König der Sachsen und Francken, hakte bishero weder mit den Bayern noch mit Schwaben etwas zu thun oder zu hoffen, und er war dieser Ration König nicht, weder von ihnen erwählt noch erkannt. Za so gar die Francken sagten ihm noch selbes Jahr den Gehorsam auf. Die Ursach war, weil er oder der Sächsische Hof und Ration behaupten wollten, daß sie die Francken Unterthanen des Sächsischen Königs wären, und alle der Francken Rechte nur allein von dem Sächsischen König und dcff n Gnade herflös- sen. Die Francken widersprachen dieses Beginnen nicht nur, sondern trieben das rmge- rechte Begehren auch mit Gewalt zurück; und widersetzten sich eben diejenige, welche den König 0crc» zuvor mit erwählet hatten, weil nemiich mehr Gewalt von Seiten der Sächsischen- Ration wollte gebraucht werden , als die Francken eingeräumet hatten. Aus deme dann wieder ganh hell wird, daß das 8pttemz Corporis Germanin, welches Herr Ludewig annimmt, auch unter König Orco l. noch nichts gewesen, AnnaLstaSaxo G 4 210.937*. *f i«4> Geschichte von Bayern. An. YZ7. (selbes Jahr als der Bayerische König Arnulph gestorben) redet hievon also sol. 262. Zaxoncs imperio regis facti gloriosi dedignabantur aliis servite nationibus, * quaesturasque quas habuerant, alterius nisi solius regis gratia habere contempserunt. Sie meinten , weil ihr Herßog König seye, so gehöre alles, was immer in Francken, ihnen den Sachsen eigen zu. Allcip Eberhard, Herhog in Francken, welcher sowohl Otto- ni als dessen Sohn Friderico hauptsächlich die Königliche Würde angetragen hakte, als er den Mißbrauch sahe, erzürnete sich hierüber so gewaltig, daß er bewaffnet in Sachsen selbst einfiel, die Stadt Elmeri verheer- - te , und alles was sich regele zu todt machte, linde iratus Evcrhardus contra ßrunnin- gum collecta manu incendio tradidit'civira- tem ipsius vocabuJo Fimeti, interfectis omnibus ejusdem civitatis habitatoribus. Wahr ist es , daß König Otto mit Gewalt dem Eberhard über den Hals kam, und sie zwange auch zum Hunde tragen. Allein er erkannte wohl, wie weit er hierin» gegangen war. Daherv er alle hierinn verwickelte nicht nur entliesse, sondern auch jeden mit Königlichen Schanckungen beehrte. Welches * So waren fie dann zuvor Unterthan : weil sie J | nemlich zu dem Reich der Francken sub Lu« ] j dovico II, Juniore geschlagen warm. Geschichte von Bayern. 105 chcs fürwahr keine Anzeige ist einer unum- schränckten Macht, deren die Hcrtzoge nur Knechtisch unterworffen gewesen waren. Solches ist auch von darum noch gewisser, weil Orco sich nicht getrauet, dem Hertzog Eberhard selbst eine Straffe zuzumuthem sondern nur des HcrhogS geringern Vasallen. Ja auch diese Vasallen nachdem sie die gezwungene Straffe erdultet, und die gezwungene Gefchencke angenommen, erachteten mehrern Gehorsam ihrem Hertzog, als dem König in Sachsen schuldig zu seyn, und liefen dahero von ihm nicht ad. At illi nihilominus Duci suo adhaerebant ad omne nefas , quia ille-& multos Saxonum sibi adsociavit. Wann hier der Annalista ad omne nefas saget, daß sie ihm zur Unbillig- keit angehänget, so ist daraus nichts anders zu schliessen , als die zwey verschiedene Meinungen der zweyen Völcker. Die Sachsen ncmlich glaubten, es mästen die Fran- eken ihrem König zu Gebot stehen, und hatten zu ihrem Grund die mitgepflogene Wahl: die Franckcn hingegen hielten dävor, daß die Wahl sich auf eine Unterthanigkeit zwar gegen der Persohn des Königs, nicht aber gegen die Nation der Sachsen sich erstreckte. Aus deme siehet man wiederum erstlich daß die Franckcn das Systema Herrn Ludwigs damals noch nicht erkannt; zwcytens daß in dieses Systems noch viel minder diejenige G 5 einzm io 6 Geschichte von Bauern. einzuziehen seyen , die den Otto nicht einmal erwählt oder erkannt hatten: Diese aber seynd die Bayern und Schwaben. Am allerwenigsten aber kau man Heraue nehmen, daß die Hertzogc, auch die so Ottoni gehuldiget hatten, wie Eberhard, nur Bediente des Königs sollten gewesen seyn. Einige plausible Wörter aber in den Diplomatibus scheinen mehr nicht mit sich zu bringen, als daß ; die Könige die Ausbreitung ihrer Gewalt so j viel und wo sie immer gekonnt, gesuchet ha- ! den , wie bereits oben angemerckct worden, ! und könnte solches weitläuffig dargethan wer- ! den, wann wir jetzo was anders vor hätten, j als nur die mit der Bayerischen Geschichte . eintreffende Stellen anzumelden. Also waren in Tcutschland die Sachen beschaffen, da Kayser Otto der Gelegenheit sich bediente, und An. 938. suchte die Bayerische Printzen zu unterdrücken. Es schlug fehl. Doch damit er nicht gar umsonst gekommen wäre, Rex filios Arnoldi debellaturus * in Bavvariam ibat; sed non ut voluit eos pacificare valens , revenitur in Saxoniam» concesso Ducam fratri Arnoldi Bertoldo: so verliehe er das Hertzogthum des verstorbenen Arnolphs Brudern Berchold. Hier ist erstlich zu bemercken, daß König Otto dieses mal den Berkhvld nicht würck- lich * Nempe vi oppressurus eos* qu» nee elegerant ipsum nec ad quos ipse pertineret. Geschichte von Bayern. 107 lich ins Herhogthum eingesetzt, sondern ihm nur das Versprechen dazu gegeben; dann es hat erst Jahrs hernach der König die Bayerische Printzen mit Krieg zu Boden ge- trettcn. Aljo hat er entweder Bcrkholdcn mit diesem Versprechen wider die Printzen dessen Vettern aufhetzen wollen; oder Ber- thold möchte wohl selbst auf Ottens Seite gehangen, und versprochen haben, daß er cm Lehen-Mann des Königs seyn wollte, wofern er könnte zum Herhoglhum gelangen. Zwcyrens ist hieraus derenjenigen Mei- nung aberma! klärlich widerlegt, welche die Hertzoge damaliger Zeiten, sonderlich in Bayern, vor Bediente der Königen ansehen wollen. Dann war es denen Bayerischen Printzen wohl um dieses zu thun, daß sie unter einander zanckten , wer aus ihnen ein Pfleger oder Oberster des Sächsischen Äünlgs, der ohne ihren Willen regierte, seyn sollte ? Sie hätten ja alle drey können in seinen Diensten seyn? und wann führt wohl ein König etliche mal nach einander Krieg wider zwey ober drey Jünglinge nur daraum, weil dieselbe sich wegern feine Diener und Söldling zu seyn? Ja vielmehr diß allein verfluchten die Königliche Printzen einer freyen Nation, deren Herr Vatter mit Vorbehalt Königlicher Rechten nur aus Sanfft- muth den Königlichen Titul fahren lassen; diß, sage ich, verfluchten sie allein, daß ein König io8 Geschichte von Bayern. ^ König, von dem sie nichts wüsten, von ihnen ! was immer für Gehör oder Gehorsam fordern wolle. Dessen Bediente aber zu seyn, war ihnen so unerträglich, daß sie lieber nach dem Beyspiel ihres großmüthigen Herrn Vcn, ters wölken das Hertzogthum gar eine Zeit missen, als selbes kncchtlicher Weise besitzen. 1 EBERHARDUS, der ältere, muste sich in Nordgau behelffen, dessen Sohn Euicbol- «Zu8 Illuslris endlich Marggrafin Dst-Bayrn worden, wie viele behaupten, da doch andere diesen Liudold vor einen Sohn ausgeben Adalberti, und Enckel Adalberti I. Grafens von Babenberg, welcher Rebellion halber von König Eudovico Infame Att.905. enthauptet worden. Der zweyte Arnold, Pfaly-Graf zu Scheyern, verföchte seine Rechte bis in den ' Todt, den er zu Regenspurg kampffend erlitte. Dessen Geschlecht, die Grafen von Mittel- ! fpach, zwar ihr angestammtes Erbland wie- ! derum erhielten, aber erst nach 240. Jahren, und der meisten Zierden, Kraffcen und Königlichen Vorrechten fast gantzlich entblößet, ! indeme die unter Bayrischer Oberherrschafst j bis dahin gestandene Lande und Herzoge ihm ! entzogen worden, das ist, die Ost- und West- liehe Bayrische Marck, die Kärntische und Tyrolische, die Stadt Regenspurg rc. und noch dazu das Land unter so vielen Grafen, die dem Herzog wenig Respect erwiesen, ab- ge- Geschichte von Bayern. 10$ gecheilct war, daß es lange Zeu bedörffte, bis es in einen rechtschaffenen Cörper wieder zu- samm geschmolhen. Der dritte Sohn, HER Ivi A N ISTIUS» wurde Psaltz-Graf am Rhein. Dessen Geschleckt daurte nickt lang. GOtt fügte es aber, daß auch diese Pfaltz endlich dem Wit- telspackischen Hause wieder zu theil wurde. 3 1. BERTHOLDUS, Hertzog in Bayern, stunde bey König Orro in so guten Vertrauen, daß er gleich nach Eroberung Lothringens, und Erlegung dasigen Hertzogs LirEerri ihme die erste Zeitung davon schickend, ihn gleichsam bat, er möchte des Hertzogs Wittwe, seine des Königs Schwester, oder die daraus gebohrne Prinzeßin zur Ehe annehmen. Ber- ihold erwählte zwar damahls die Tochter, und wolte ihre Anwachsung abwarten. Doch, als ihm A.y4Z. Orro einen Staats- Gefangenen in Verwahrung anvertraute, Lotharium Grafen von Waldbicke in Sachsen , welcher den König hatte nach dem Lei err gestellet, ward über ein Jahr dieser Lotharius wieder ausgesöhnet, in noch grössere Güter eingesetzet, und dessen Tochter Eiia zur Gemahlin von Bertholdcn angenohmen, wegen welcher Ehe vermuthlich Grasen Locher so grosse Ehren vom König widerfahren feynd, oder aber, weil Drro, mit der Heyrach mißvergnügt, Eochsrium von Dercholden abzuziehen suchte. Aus , . no Geschichte von Bayern. Aus solchem Ehebette entsprösse der kleine Henrich, Henz, oder Hezilo, Marckgraf in der Abendländischen Marck Bayerlandes. Von deme hernach. Es kan also Benhold schwerlich An. 944. gestoeben seyn, wie ihrer viele doch schreiben, indeme I.othariusA.94z. um Oster-Zeit gefangen, ein ganhes Jahr in Verhafft gesessen, und die Heyrath vermuth- > lieh auch nicht knall und fall geschehen, noch minder eine Spur vorhanden, daß Hezilo ein Posthumus gewesen seye. Ist also wahrscheinlicher, daß dessen Todt An. 948. erfol- : get, als wohin ihn auch andere viele Geschieht- > Schreiber versetzen. 32. Nach Bertholds Todt fetzte Orrs zum Herzog in Bayern ein seinen Bruder Henrich den Jüngeren. Wodurch dann sowohl die Scheyerer als Hezilo beleydiget, allerhand Trübes zu erwecken nicht unterlicssen. Herzog Arnold zwar schlug sich zu Liudolff, Herzogen in Schwaben, Königs Otto Sohn, welcher, von dem Vatter beleydiget, fast gantz Teutschland wider ihn aufgebracht hatte, also daß die meiste suchten, das nun unerträgliche Joch der Sachsen von den Hälsen zu schütten. Orro belagert mit seinem Bruder Hen- rich den Lutolff zu Mayntz. Mit Henrichen war auch vor Mayntz gezogen Arnold, gantz nicht in Absicht, dem König zu helffen, sondern Gelegenheit auszuspähen. Er überredet also Ludvlffen, daß er heimlich aus Mayntz beschichte von Bayern. 11 1 entweichend mit ihme nach Bayern in höchster Eyle gehet, nimmt das meiste Land ein, und bemächtiget sich samt Liudolffund seinen eignen Brudern der Königlichen Bayerischen Residentz - Stadt Regensburg. Judith, die Base, und Henrichs Gemahl mit ihren Kindern, muß nicht nur die Stadt, sondern auch das Land räumen. König Ocro ruckte endlich auch nach , und belagert Regenspurg vergeblich drey ganher Monath. Die Belagerung war am ersten Jenner aufgehoben, An. 954. Unterdessen rucket ein mächtiger Schwärm Avarer oder Ungarn in Bayern ein. Es war die Frage, wer sie beruffen ? Als gleich darauf ein Stillstand getroffen, und zu Einna ein grosses Gericht gehalten wurde,sagte der Kay- ser, Liutolff und die Bayerische Herzoge hätten es gethan. Hingegen sagte Liudölff öffentlich, es seyen die Barbarn von anderen wider ihn in Sold genommen worden, vermuthlich auf des Königs Brudern deutend: er aber habe ihnen Geld gegeben, damit sie nur von Bayern Messen, und seinen Unterthanen keinen Schaden zufügten. Wäre aber dieses ein Verbrechen, so solle das ganhe Volck wissen, daß es von ihme aus äusserster Noth geschehen. Es ward auch weder ein Urtheil gesället, weder Liutvlffdamahls mit dem Herrn Vatter versöhnet. Der Geschichts Schreiber aber erzehlet, Liutvtff habe denen uz Geschick)te von Bayern. Ungarn Weegweiser zugegeben,welche sie von Bayern ab in Francken, das ist, hinter den | Mann - Strohm geführet. Aus deme wohl abzunehmen, daß die Hungarn Bayern nicht gekannt, und in ihren vorigen Kriegen mcht durch Bayern, sondern anderswo in Sachsen eingefallen, v. Annalist* Saxo. An. 954. fol. 289. i Weil dann kein Vergleich zu hoffen, so ; ward eine zweyte Belagerung vorgenohmen, ^ welche anderthalb Monath hartnäckig fortge-! seht, Arnold in einem Ausfall ritterlich fech- 1 tend erschossen, und dadurch Liutolffzu einem ^ neuen Stillstand bemüßiget wurde, welcher I sich auch endlich an den Herrn Vatter ergeben, und ihme sogar das Herhogthum Schwaben samt allen seinen Vasallen abgetretten. Arnolds Bruder indessen hielten sich noch zu Regenspurg vest. Eine dritte Belagerung fetzte die Burgerschafft in grossen Hunger, und die sonst getreue in solche Verzweigung, daß sie sich dem König ergaben, welcher die Prim» tzen ins Elend schickte. Und hierauf ward gantz Bayern dem Henrich, König OltenS Herrn Brudern wieder eingeräumet. Wohin die Prinhen gekommen, meldet die nachläßige Beschicht nicht. Der ewige und beständige Gebrauch selbiger Zeit, und Die Nothwendigkeit derer Königen, welche sie lehret, mit vieler Geöult und Nachgeben die vvch neue Regierung über so viel freye Völker Geschickte von Bayern. 71 z cker und mächtige Herren allgemach zu beve- stigen, ist alleinig genug darzuthun, daß sie entweder nur auf eine Zeit ausser Landes geschickt, hernach aber in ihre Land-Gütter wieder eingesetzt worden ; oder aber daß sie auch inner Landes nur eine Zeit lang ausser ihren Gütern bleiben müssen. Dann fast gar alle Exempel von solchen Herren, welche des Königs Ober-Herrschaffl sich zu entziehen, und in ihren väterlichen Erb-Herrlichkeiten vesi zu halten suchten, lehren uns-,, daß man allemahl sie selbst oder wenigist ihre Kinder in ihre Güter wieder eingesetzt, und noch wohl mit grösser» zu besänssrigen gesucht hat: man lese nur die Geschichl; dann es hatten damahls die Häuser so hark weder wollen noch können verfahren, wie wir in jüngsten Zeiten gesehen haben. Ja als nach Ottonis II. Todt, welcher in Welschland abwesend und unvcrmuthet gestorben, das Sächsische Regiment aufzim- ltch schwachen Füssen und zerrüttet stunde, hat sowohl des Berthvlden als des Eberhards mit Bertholden wohl verstandene Geschlechts-Li- nie ihren Vortheil wohl gezogen, und jene zwar die Westliche Bayerische Marck oder das Nordgau, dlefe aber die Östliche Bayerische Marck oder Oesterreich davon getragen. Die Scheyrische Linie aber muste unter dem Titl und Würde des Pfaltz-Grasen gleichwohl die Gedulk zur Hand nehmen, bis, Suppl. p. Des a, h, /.Th. H nach riq. Geschichte von Bayern. _ , nach zwey Hunde« und vierzig Jahren, nach : dem Verfall des Sächsischen Hauses das Bayrisch-Arnutphische wiederum zu dem sei- riige» gelanget. Übrigens hat Henricus Junior, gedach- , ter Bruder Königs Ocron», als Herzog in Bayern das Marggrafthum Aquileja wleder i erobert, mit einer Flotte in Dalmatien eingefallen, und mit grosser Beute zurück gckeh- ret. Nicht minder hat er die Marchiam Italicam, Longobardicam, oder Veronensem vom Herrn Bruder bekommen, welche Be- rengarius , König in Italien, aus Noth angelassen hatte. Unter diesem geschahe die Überschwemmung des gantzen Bayerlandes durch die Hunnen. Einige wollen wiederum diesen Jammer denen Bayerischen Arnolphischen Prtntzen zu Schul- : den legen, ob hätten diese das greuliche Ungeziefer herauf gelocket, daran ihnen aber grosse Unbild geschihet. Es ist gewiß, daß solches gethan habe Conradus , Herzog in Francken, (nicht aber in dem heutigen) ein Sohn Herzogs Hermann: , und Enckel Burckardi aus Schwaben. Dieser, als Tochter-Mann des Königs, nicht daß er seiner vätterlicheu Her- zogthümer beraubet, oder von Land und Leut wäre vertrieben worden, sondern viel mehr, weil ihm der König gar zu viel Gutes zuwarff, und ihme also zu wohl war, nicht vergnügt, daß er den gantzen Rhein betrübt, wolle auch Geschichte von Bayern. irj Die Donau und Lech mir unschuldigen Blut gefärbt sehen. Wegen schlechter Dingen vorn König zerrüttet/ vcnmt er mit brennendem Kopffnacher Ungarn, und locket den unmenschl. Schwärm in das schöne gantz anderer Gaste würdige Bayerland. Als es aber auf dem Schwäbischen Lcch- Feld zum treffen kommen solle, und der Elende nun sirhe, wie hoch das von ihm verursachte Unheyl anwachsen würde/ faßte er endlich feint Missethat zu Hertzen, warff sich dem König, seinem Schwätzer, zu Füssen, bereuete seine Missethat mit dem Zusatz, Daß solche nicht als mit seinem Blut könce abgewaschen werden, sprach auch über sich selbst das Urtheil, daß er in dresem Treffen sich selbst zum Opffer des Feindes Wuth machen wölke. König 0cco bestättigte solches, und er setzte in die Barbarn, wo sie am dichtesten war^n, und empfirnge den Rest des gebührendenLohns. Wahr rst es, daß Herolde, ErtzrBischoff zu Saltzburg, ein Sohn Pfaltz-Grafens ^r- noldi, im Verdacht war, die Hunnen aufgehetzt zu haben. Jhme hat auch hernach Hen- ricus Rixosus die Augen ausstechen lassen. Michael jedoch, Blschoff zu Regenspurg, erinnerte den sterbenden Herzog dieser That als einer Sund, so zu bereuen wäre, und muß also der Meynurlg gewesen seyn, es wäre He- foldo unrecht geschehen; allein der Herzog H 9 Vvite it 6 Geschichte von Dayerm wolle es als unrecht nicht erkennen, daß wir > also nur zweifelhaffiig von der Sache reden können, viel. Annalista Saxon. Die Schlacht nun war vor die Hunnen verlohren, und etliche ihrer Könige oder Fürsten gefangen. Könlg Otto wolle dieselbe lausten lassen, unter dem Verwand, sie etwan zu Freunden zu machen; der Hertzog sahe aber wohl, daß die Freundschafft sehr ungewiß, hingegen die Rache dieser Herren, soferne sie loß komen sollen, ihne oder vielmehr Bayern fast allein treffen würde, liesse sie dahero zu Regenspurg an den liechten Galgen knüpffen. Cs starb kurtz darauf dieser Herzog Henricus Junior, des Königs Bruder, welcher schon Kranckheit halber sich bey dem Gefecht nicht hakte rinsinden können. Seine Gemahlin Juditha, Königs Arnul- phi mali Prmzeßin, hat das Closter Nieder- Münster zu Regenspurg gestisslel, hat auch > darinn ihre Grabstatt, wle sie ihre Wohnung j in geistlicher Zucht gehabt hatte. Von deren j Todt siehe Annallista 8axon. An. 955. und 1 Pez Thesaur. anecdot.Tom. I. part. III. f. 62.! 33. Henricus II Rixosus, des vorigen! Hcnrici Sohn.^ Die von der Erd-Folge-! nun mehrmahlen ausgeschlossene Arnulphische j Printzen, und sonderlich Heziio, des Ber-.! tholds Sohn, wollen diesem Rixoso eine Falle ^ legen, reihten ihne zu einem Aufstand wider, dm Kayser 0 rro, nnd zogen in dieses Bind-: Geschichte von Bayern. 117 nuß auch Haralden, König in Dannemarck, Ivliseco , Herzog in Pohlen, öolcslaus, Hcr- jvg in Böhmen. Henrich spannte noch höher,und muste ihn Abraham, Bischofs zu Freysing, zum König crönen bey St. Emmeran zu Regenspurg. Daß Abraham den Herzog aufgewreglet, hat der gelehrte Herr l\ Carolas Meicheibeck sratklich widerleget in Histor. Friiing. Tom. I. fol. igi. 34. Rixosus ward auf Befehl Kaysers Orronis zu Magdeburg gefangen, mit ihme auch der Hezilo. Es ward ihnen ein langes Exilium zuerkannt. Annas ad An. 978. Das Hertzogthum Bayern OTTOd^i, Herzogen in Schwaden, und Sohn Cucolptn, hiemit Enckeln des Kaysers Orronis magni, gegeben. Dieser Herzog Orro wohnte d^m Zug wider die Saraeener in Calabrien bey,A.982. und als er in verstellter Kleydung mit dem Kayser kümmerlich enttunnen, starb er zu Verona. 3*. Eben hier ward An. 98z. vom Kayser ein grosser Gerichts-Hof (Placitum) gehalten : und weil nun Herzog Orro todt war, so ward endlich Bayern dem Hezilo zuerkannt, welcher auch aus seiner Gefangenschafft in das Herzogthum eingesetzt worden. An. Lax. Kaysers Orronis H. Todt folgte gleich An.984. und gieng es in Teutschland verwirrt zu. Einige hiengen sich an den Kay- H z serlichen jr$ Geschichte vsn Bayern. ferlichen Printzen Oho IM. cmnoch ein Kind. Hcnricu5 Kixotus einkam aus seiner Ge- fangnuß, und nachdem er sich in Sachsen und Böhmen grossen Anhang gemacht, auch den Printzen vom Erh-Btfchoffzu Cölln in seine Vormundschafft genvmen harte, gieng er dar- 4 ste Jahr hat Marggraf Hezilo einen Ritter des Bischoffs von Würtz- durg, Bernrvards, seines Nachbarn, gefangen. Dieser ein tapfferer Mann, aber gar zu übermüthig, halte dem Marggrafen vcr- schiedentlrch beleydiget, wurde ertappet, und an dem Ort Lindilog der Augen beraubt. Bischofs Bernward brachte die Klage beym König vor, und der Marggraf muste eine Zeit lang entweichen, bis der König ihn nicht nur zur Gnade.wieder aufnahm, sondern auch H 4 ftchst 12© Geschichte von Bayern. selbst einen Mittler zwischen ihme und dem . Bischofs abgäbe. Ja Bernward bewarb j sich ernstlich um des Markgrafen, eines so ! mächtigen Nachbarn, gute Freundschafft, und bediente sich zu dem Ende, oder vielmehr gleichsam als einer Haupt-Person des Marggrafen . in Ost-Bayern, Leopolds, als älteren Vetter des Hrzilo, welcher bey Hezilo viel vermögen ■ und zu sagen haben würde. Diesen Leopold dann, und mit ihme den blezilc», ladet der Bischofs ein aufdas höchste Fest seiner Ktrche, nemlicl) S.KÜliani, den g. Julii, unö wartete becden gar freundlich auf. In der Nacht, nachdem die Metten gesungen war, als Leo- ! pold mit seinen Rittern spielte, oderKurtzweil triebe, druckte einer von des geblendeten guten Freunden durch ein Loch einen tödtlichen ! Pfeil auf ihne ab, an welcher Mcichel-Wunde er zwey Tage hernach den Geist aufgegeben, zu jedermanns Betaurnuß, indem er keinen klügeren und in allen Handlungen löblichern ; Mann hinterlassen. Seme Grab-Statt bekam er allda zu Würtzburg. Armal. Sax. .An. 994. fol 3^7. Es scheinet nicht aus des Geschieht-Schreibers Erzehlung, daß der Mörder nur etwann einen Fehler begangen, indem Leopold nur allein bey seinen Leuten war; sondern er habe solchen als denjenigen angesehen, welcher die meiste Stütze des He- zilo wäre, und auf dessen Freundschaffr sich solcher etwann fussete. Daß also aus dieser genauen . Geschickte von Bayern. irl genauen Freund- und Velterschafft beeder Zerren Marggrafen leichtlich anscheinet, wie sie nicht weit von einem Stamm gefallen. 37 . Jahrs darauf 995. starb Herzog ttcn- ricur Rixosus zu Gandersheim, als er von dem Reichs-Tag zu Magdeburg aufder Ruck- Rerfe war, den 28. Aug. 38. Seiner Zeit geschahe auch, was noch heutiges Tags feine Dauer hat, und in der Bayerisch- und Oesterreichischen Gefchicht nicht zu vergessen. Es war zwischen den Marggrafen von Ost-Bayern Liutpold oder Leopold, und dem Btfchoffvon Passau,Christian, Gränh-und andere dergleichen Streit entstanden, welche zu schlichten b^nricus zu Tuln einen Land-Tag hielt: daraufseynd erschienen Leopold, Marggrafin Oesterreich, Henrich, Marggraf in Kärnlen, und aus allen Bayerischen Landen die Brfchöffe, Prälaten, und andere Stände. Des Bischoffs Handel zu untersuchen ist Babo, Gras von Scheyern, Bayens. Hofmeister oderPfaltz- Graf, und etliche andere ersetzt worden. Weiche auch den Allsspruch für Passau gethan, und ihme das zugesprochen haben, was Leopold an sich gezogen halte; nemlich Eber- sperg, St. Pollen rc. und den Hausen-Fang auf der Donau. Über das ward hie die Begünstigung Kaysers üttonis erneuert, Krafft deren denen Bischöffen, Clöstern, Stiffcern, und dem Adel in Bayern erlaubt worden, H 5 in ivs Geschichte von Dayem. in denen gegen Ungarn gränzenden kanderr Schlösser, Städte , Flecken, und andere Hofl-altung anzulegen , damit selbe Gegend wider die benachbarte Feind bevölckcrt, und befestiget wurde. Daherv die meiste Süff- rer Bayern annoch daherum ihre Güter besitzen , welche sie theils mit ihrem Schweiß, theils auch mit Blut errungen habe». 39.) Hernico Rixoso folgte im HertzOA- tbum dessen Sohn, Henricus Claudius der Hinckende, oder 8an6iu^ der Heilige. Welcher von den Bayern zum Hcrtzog erwählet wurde, und durch deren Gunst die Güter seines Herrn Va-ters und das Hcrtzogthum aus Schanckung des Königs Ottonis III. erhielte : Annal. Saxo An. 99^. fol. 360. weiß nicht aus was Urfach die Bayerrsche Stande dem Hczilo abermal zuwider waren ? Hezilo selbst aber und seine Vettern die Markgrafen in Ost » Bayern nachdem sie ; die Stände sich zuwider sahen, werden gleichwohl gemerckt haben, daß sie mit ihrem Recht zwar wohl, aber nicht mit Gewalt auslangen würden rc. und waren indessen vergnügt, daß sie doch die beede Bayerische Märchen i hatten. Noch minder konnte dawider thun : das Arnoldlsch- oder Scheyerische Haus. Ja vermuthlich hat die Zwistigkeit zwischen den drey Häusern, dem Eberhardisch- Ar- noldisch- und Bertholdischen, welche gleich nach Königs ^rnusslss Tod sich angezettelt, Geschichte von Bayern. i2 3 verursachet, daß sie Ueber endlich einen Fremden auf eine Weile gedullen wollten; gleich- wie sie sich vorhin zu des Ottoni I. rebellischen Sohn Liukolph geschlagen harten. 40.) lienricuz war ein sonderlicher Verehrer des Heil.^olltzangi, seines Lehrmeisters Bischoffs zu Regensburg. Und in dieser Königlichen Residenh--Stadt stiffteke er das Jungfrauen - Clost^ 8. Pauli , so nun dir HH. PP. Jesuiten besitzen. Er selbst pflegte zu wohnen in dem Schloß Mach , und von dar zu Nachts - Zeit nacher St. Emmeram, damals ausser der Sradt gelegen, zur Metten zu gehen , um mit denen Mönchen die Psalmen zu singen. Diesen Weea, so bey -0020. gemeine Schritte betragt, machte er, es möchte regnen oder schneyen. In der Kirche St.Emmerams wird noch ein steinerner Stuhl gezeiget, wovon die Tradition sagt, er habe darauf gesessen, wann etwan der Pförtner später den Tempel eröffnete. Herr Adelzreiter meldet dieses von Henrico Rixoso. An. ioor. als Otto III. in Welschland sich aufhielte, verstunden sich viele Hertzoge und Bischvffe zusamm, welche des Kaysers müde diesem I-lenrico die Königliche Würde antrugen: welches er aber ausschiug, wohl ingedenck der Lehre, so ihm sein Herr Bauer aus dem Sterb-Bette ertheilet hatte, wider den König , wollte er änderst glücksce- lig 124 Geschichte von Bayern. j lig seyn, nicht aufzustehen. Annal. Saxo i fol. 376. ' An. 1002. den 24. Jenner schied in Italien von Dieser Welt ab der junge Kayser Otto III. Der entblaßte Leichnam ward ^ durch Bayern nach Pöklingen gebracht. Allda empsteng lienricu; die Geleitschassc derer . Vischoffen und Herren, st> den Leichnam begleiteten, und ersuchte sie jeden besonders mit Thränen und vielem Versprechen, sie möchten ihn für n-ren Herrn und König annehmen. Andere aber sagen , er seye mir ge- waffneter Hand entgegen gezogen, und habe sonderlich Herberten, Ertz - Blschoffen zu Cölln gezwungen, die Königliche Kleinodien ihm als gleichsam Erben zu überlassen. Der . Ertz-Btschoss, nachdem er eine Weile in Verhafft gesessen, hinterließ zur Geisel seinen , Bruder, und nachdem er zu Hause gekom- ! men , schickte er dem Hertzog auch die heilige Lantze, als das vornehmste der Königlichen Kleinodien, welche schon aus Italien war voraus nacher Cölln geschickt worden, i Der Hertzog nahm die Kleinodien, und | gieng damit nacher Augspnrg, allwo, nachdem er dasKayjerliche Eingeweid in der Ca- pelle des Heil. Ulrichs beygesetzt, undioo. Höfe (Mankos) von seinem Eigenthum verliehen , er wieder nach Neustadt zurück ge- kehret, wo indessen der emseeltc Leichnam geruhet hatte, welchen er endlich, auf blttliches Geschichte von Bayern. 125 Anhalten Henrichs Hertzogs an der Mosel seines Schwagers entlassen. Als nun die Leiche zu Cülln begangen war, wollten viele Fürsten Hertzog Hermann aus Schwaben und Elsaß zum König haben. Zn Sachsen hielten die Herren auch einen Land - Tag, und Marggraf Eckhard spitzte sich auf dic Crone, als Marggraf Lothariu* von Gisiler, Erh - Bischvssen zu Magdeburg, und dem bessern Theil der Stände den Eid abforderte, keinen zum König zu erwählen, bis nicht zu Werlo eine gemeinsame Unterredung gehalten wurde. Gleich darauf reiset gedachter Lotharius naiher Bamberg, und bewarb sich um die Hulde Hertzog Henrichs Diesem zwar legte er noch keinen Eid tst>, erkannte rhn auch, ingedenck seines den Sachsen geleisteten El- des, noch nicht vor einen König, bekam doch von ihm das Versprechen, daß ihm nicht nur seine Lehen sollen ertheilet, sondern auch erweitert werden. Zu diesem halffMarggraf Hezilo zu Bamberg ernstlich. Dann kl wüste, wann »en- ricus König würde, daß sodann das Her- hogthum Bayern, der Zeit Gebrauch nach, ledig, und ihm wieder zu Theil werden würde : wie ihm dann Hennch auch dieses zugesagt hatte. Um nun die Sache gewisser zu betreiben, so sendet Henrich auf Anrachen des Hezilo einen i26 Geschichte von Bayern. einen^scincr Ritter nach der Versammlung der Sachsen zu Werlo. Welcher dann grosse Versprechungen that wieso gutem Erfolg, daß die meiste ihn für ihren König und Herrn auch erblich annahmen. Was noch weilerS allda geschehen, gehöret eigentlich nicht hie-' her, sondern in eine guce Kayser, Historie. Gewißlich Henrich bracht? auf feine Seite Willigisum, Ertz-Bifchoffcn zu Mayntz, seine Bayerische Bischöffe, und etwelche andere, mit denen und einem guten Heer gieng er nach Worms, dessen Bifchoffen Burchard und dem von Mayntz er, was sie nur verlangen würden , zum voraus versprach, wann sie ihm zirr Königlichen Würde verhülfflich wären. Chronicon Wormatiense cap. ri, fol. 53. apud Ludevvig Reliq. MSS. T.H. Hertzog Hermann in Schwaben und Elsaß fetzte sich ihm zwar mit einer Armee Lothringer entgegen : aber Henrich indem er sich stellte, ob wollte er zurück weichen , nahm ; seinen Weeg in Eyl nach Mayntz, allda er Kon den anwesenden Brfchöffen und Grafen ; zum König erkläret, und von Willigiso ge- faldet worden. Darauf er Schwaden verheeret , und den Hertzogen Hermann zu bezwingen gesucht. Nach diesem kommt Hezilo vor ihn. Die- „ fer, obwohl er ttcnrico zum meisten in der Königlichen Würde war verhülfflich gewe- ss. derKayfcr nach Regenßburg und belehnte seinen Schwager Henrich von der Mosel, Bruder seiner Gemahlin, mit dem Hertzsgthum Bayern, 12. Oft. April. Dieser , weil er sich seines Bruders Adalbero, krtz - Bischoffs zu Trier, wider den König angenommen, ward auch entsetzt, jedoch nach 8. Jahren wiederum eingesetzt. Seiner Zeit kam auf den Grammen von Bayern und Mahren (dann Oesterreich war damals nicht) ein Frembdling an, mit. Namen Coleman. Die Land-Leute ihn I 3 vor. 134 Geschichte von Bayern. _ vor einen Ausspahcr kalkend, crgreiffen ihn, und ziehen ihn zur Folter. Er bekannte nichlS,' als daß er um Christi willen arm herum wandele. Die Uubarmherhige knüpften ihn an einen dürren Baum auf. KOrt aber zeigte seine Unschuld. Dann bald darauf, als einer in dessen Fleisch einen Schnitt that, rann das Blut hervor, und an dem Cörper wuchsen die Naget und Haare. Auch der Baum ficng an zu grünen und Zeugenschafft von feiner Martyr abzulegen. Welches als Henrich, so die March zwischen Bayern und Ungarn verwaltete, erfahren, ließ er rhn zu Mezelikun (Melck) ehrlich begraben. Anaal. Saxo An. 1017. fol. 44g. 4Z.) Im Jahr 1024. gieng Kayser Hen- rkch der Heilige mit Tod ab. Man nennet ihn offl den Babenbcrger, weiten er allda zebohren worden, und sich gern da aufge- ■ haltew Annal. Saxo Ai>. 1044. f. 478. An. 10x7. folgte ihm nach Hertzog Henrich ! von der Mosel, und ist begraben zu Öfter- ' hoven. Wiedemm Schwäbische Her- tzoge. 44.) Kayser Henrich war nachgefolgt Con- xad dern. ein Ur-Enckel desjenigen Lon- racji, Geschichte von Bayern. radt, welcher in dem Treffen wider die Hunnen am Lech An. 955. umkommen. Er gab ohne Bedencken das Hertzvgchum Bayern feinem Sohn Henrich, der unter den Teutschen Kaysern hernach der zweyte, unter den Königen der dritte, und unter den Hertzo- gen in Bayern der sechste, sonst auch mit dem Zunahmen Schwarize war. Sein Herr Vatter ließ ihn zum Römischen König oder Reichs-Gehülffen erkia- rerklaren nur mit n. jährigem Alter, und vertraute dessen Auferziehung Engdberro» Bischoffen zu Freysing, der ihn auf dem Schloß Andechs unterrichtete. Er wurde An. lozg. von Rudolpho dem letzten König in Burgund zum lehren Erben eingesetzt- nahm auch zu Zürch, nebst seinem Herrn Vattern, von den Burgundern die Huldiaung ein. An. 10 %% versprach der König das Hertzog- thum Bayern Erneüc» , Hcrhog in Schwaben , einem Vetter Hezilo, war aber nicht Ernst, und Erneck kam in Unglück. viä. Falckeilstein Lodex Oiplomsr. 45.) An. '04s. nahm der König einen unglücklichen Zug vor wider Lradlaum.He» hogen in Böhmen, der sich mit Ungarn vers starcket hatte. Bey Chamb wollte man durch den Böhmer Wald dringen, und war zugegen Otro, Marggraf zu Schweinfurt, des I 4 beL igL Geschicyre von Dayern. berühmten Hezilo Sohn. Viele vom Baye- rischen Heer bissen dabey ins Gras. u.Oal. Lepr. Diese Scharte ward An. 1042. ausgewetzt, und mit dem Bayerischen Heer einer Seils , mit dem Sächsischen aber auf der andern vor Prag geruckt. Der Bischofs von Prag Severus giftig zum Kayser über, und der Hertzog bath um schön Wetter. Anna!. Saxo. 46.) An. 1045. als Petrus, König in Ungarn, von O vone vertrieben, zu König Hen- rich die Zuflucht genommen, hat hingegen Ovc, die Bayerische Lande zu verwüsten angefangen: welchen aber ^ärlkero vderAdek- bert, Marggrafin Ost-Bayern mit bluti- gen Köpffen abgewiesen. An. t«4f. grcng eines unzeitigm Todes ab Leopold, Marggrafens Adalberti in Ost- Bayern Sohn, ein Jüngling, so der Hu«, gärn Schrecken war. An. ,047. nach dem Tod Ottonis, Gra- fens vonWittelftmch/Hertzogen aus Schwaden, setzte sich Marggraf Veto von Schweinfurt in dessen Stelle. Annalista fvi. 48s. An. i sz i. regten die Hungarn sich wieder. Wider sie wurde geschickt Gebhardus, Bischoff Geschickte von Bayern. 137 schvff zu Regensbmg , des Königs VatterS Bruder , welcher sie geschlagen , und Hei- menburg, die Gräntz-Stadt der Bayerischen Marck, wiedererbauet, auch mit einer Besatzung versehen. Annal.Sax. L0I.482. 47. Unter dieser Zeit war das Herzog- thum Bayern anvertraut erstlich An. »043. Semico VII. einen Bruders Sohn der H. Kunegund, welcher An. 1047. verstarb/ und zu Trier bestattet ward. Ahme folgte Orro, Pfaltz-Graf am Rhein, aus Arnulphischen Geschlecht, vid Falckenstein Antiq. Nordg. P.II. c. 9. §.13. fol. 383. in Chronico Brau- ▼vilerano. Nach ihme käme Conrad, eines ungewissen Geschlechts, welcher entsetzt wurde, um weilen er dem Bischvffen zu Regensburg das Slädtlein Parckstein in der Pfaltz verbrennet, An. io<> 3* Noch selbes Jahr liesse der Kayser, mit Einstimmung der Reichs-Stände auf dem Reichs-Tag zu Trrbursem erst drey-jähriges Söhnlein, Henricum IV. zum König erklären, und ertheilte ihme das Herzogthum Bayern, allwo er Henricus vm. zu nennen. Allein der entsetzte Conrad hienge sich an die Grafen von Scheyren, nahm seine Zu- 3 $ flucht rzK Geschichte vonBsvern. fiucht zu Andrea, &6mg in Ungarn, allwo er im Elend An. 105:5. starb. Gebhard, ein Schwab, und Bischoffvon Eichstadt, wnr des Printzen Zucht-Meister^ und zugleich Stadthalter in Bayern, so hernach Römischer Pabst unter dem Namen VtLl-or II. An. 1054. geworden. Bischoff Gebhard von Regensburg lehnte sich auch wider den Kayser auf, ward ge- , fangen, aber gleich wieder entlassen. 49. An. 1056. starb Kayser Henn'curlH. Sein fünff-jähriger Printz ward noch vor seinen Todt in Beyseyn des Pabstes vor den ■ König erkennt, und die Frau Mutter Agnes, eineTochterWilhelms, Grafen von Poictu, zur Vormunden» sowohl im Reiche, als in . Bayerischen Landen gesetzet. An. 1057. den rF.Septemb. starb Marg- gras Orro von Schweinfurt, und Herzog in Schwaben, und ward begraben in der väterlichen Begräbnuß zu Schweinfurt. Er hatte fünffTöchten r) Lilic^Abbtiffin. , ») Judith, Gemahlin Conradens, Herzogs in Bayern, z) Learrix, Gemahlin Marg- II grafens dl. Mutter derer Grafen von Cap- \ penberg. 4) Gisela, Gemahlin Wigmanns, 1 Grafen fl Geschichte von Bayern. 139 Grafen von Sccburg ; deren Sohn war 6cron : der Enckel Wigmann der berühmte Ertz-Bsschoff zu Magdeburg: die Encklin Hartwig Abbtißin zu Gercnrode. 0 Berra, Gemahlin eines Bayerischen Printzen von j^-ivekesbcrcbl (Hauckesberg) dessen Toch>' ter Judith zu ihrem Unglück eine ungleiche- Ehe krasse mit einem Ministeriali » oder gemeinen Dienst-Edelmann, viel.Annal.Sax. An. 1036 . fol. 464. Und auf solche Weise war das Geschlecht Heleni» erloschen. Seine Schwester Eilica hatte zur Ehe Ber- nardum, Herzogen von Lüneburg. Deren Söhne Orcloip und Otto: der Enckel Magnus, Herzog in Sachsen. Otcom's andere Schwester Judith, Gemahlin Wratislai, Herzogs in Böhme«/ ward von dem Sohn 8pi- rigneo verjagt/ heyralhcte ihm zu Trutz Petrum , König in Ungarn. Starb An. 1O5 8. 2. Aug. und ward zu Prag neben Bratislao begraben. Es hatte Kayser Henricus in. das Ertz- Herzoglhum Schwaben schon zum voraus versprochen Berrholdo, Grafen von Zärin- gen, nun aber nach dessen Todt meldete sich gleich Rudolph , Graf von Rheinfclden/ und raubte mit List oder Gewalt des jungen Königs Henrici Schwester/ Judith. In dessen Ansehung die Frau Mutter Agnes ihme das 1 4o Geeichte von Bayern. Herzogthum Schwaben bestättigte, des Ber- iholds vergessend, welches dann zu grossen j Zwistigkeiten Anlaß gegeben/ indem der junge König noch darzu Kärnten, welches zu Befriedigung dem Bercholden war gegeben worden/ wieder wegnahm, damit er seinen verwandten Liutolff versehen konte. Da gab es dann viele Zusammenkünffte im Reich ab, und sonderlich brach Berchold aus/sich sowohl am König als au Rudolphen von Schwaben zu rächen. so. Dem Herhogthum Bayern wurde vorgesetzt Orro von Nordheim, Herzog aus Sachsen / ein Sohn Lennoniz von Nordheim. Annah Sax. An. rvs8. sol. 490. Octo wurde An. 1069. wieder abgesetzt durch eine Verleumdung, wogegen sich aber dieser mit Gewalt zwey Jahr in Gesellfchafft Magni, Herzogens in Sachsen, gewehret. Anna! Saxon. 5o!.so2. Er käme zwar auch tn Verhafft, doch als ihn der König durch Meuchelmörder wvlte aus demWeeg räumen, riß er einem derselben den Dolch aus der Hand, und bcfteyte sich aus ihren Klauen; nuf welches er des Königs Vertraulichkeit Slso genösse, daß nichts Wichtiges ohne feinen Rath vorgenohmen wurde. Annat. 8ax. An. 1076. toi. 524. Geschichte von Bayern. 141 Nachgehende, als der König von Pabst GTegorio VIII. in den Bann gethan, und zu Oppenheim eine Zusammenkunfft der Teutschen Völckcrschafften gehalten ward, verglich sich 0rrc> mit dem schon in Bayern eingesetzten Welffo dahin, daß ein neuer König, und zwar einer aus ihnen zweyen folre erwählet werden, An.' 076. Es ward aber damahls aus solcher Wahl nichts, sondern vielmehr ein Vergleich mit König Henrich gestifftct. Annal. Sax. kol. ;z;. Das folgende Jahr trat man zu Forch- heim msamm, und erwählte oben gedachten Rudolphum, Herzogen in Schwaben, deme verschiedene Bedingnussen oder Lapirulatio» vorgeschrieben wurden, und sonderlich Otto weite ehe nicht ihn vor einen König erkennen , als bis ihme Bayern wieder eingeräumet wurde. Rudolph meldete dawider ein, daß solcher Gestalt seine Wahl nicht redlich, sondern Sinvnifch seyn würde; und hiemit bliebe es auch diesesmahl mit Ottone beym alten , Rudolph ward König ausgerüstete, und nur dieses vest gestellt, daß die Königs- Würde nicht erblich, sondern durch freye Stimmen zu erlangen scye. Die Bayern und Böhmen hielten es meistens mit König Henrich. AnnaJ, Saxon. 142 Geschichte von Bayern. Am 1077. fol. 540. ?43. Otto aber fetzte Jahrs darauf Henrico beyWürtzburg Hess- Ng zu; und abermahl bey Fladecheim in Thüringen An.ioZo. ko! ^52. mehrmahlen selbes Jahr den 12. October an der Elster, in welchem Gefecht jedoch König Rudolph die rechte Hand, und das Leben vrrlohren. Auch ward selbes Jahr von König Hen- rich zu Brixen in Norico, oder Bayerland, eine Versammlung der Bischöffe und Stände gehalten, auf welcher Pabst Gregoriuj VII. abgesetzt, und Wicbertus von Ravenna, Bischofs, dafür erklärt worden. Von diesem Herzog Otto ist in gedachten Jahr-Buch des Sachsens Anno 108r* fol.?61. mehreres zu lesen. An.lQZi. entstunden schwere Feindsee- ligkeiten zwischen Leopold, MarMüfcn im Morgenländisthen Bayern, und Cvnradcn, dem Böhmischen Herzoge in Mahren, dessen Gebiete weder mit einem Wald noch mit Bergen begräntzet waren, sondern mit einem schlechten Bach, und dahero beederseitigr Unterthanen leichtlich übersetzten, und einander Schaden zufügten. Leopold zog hierin» den Kürtzetn, indeme Herzog Wratislaus aus Böhmen, samt desBsschoffS von Regenspurg Knech- Geschichte von Bayern. 14.9 Knechten, und denen Pohlen wider ihn zu Feld zog, den 12. May. Auch selbes Jahr den 1 1. Aug. schlugen sich die Bayern für Kayser Henrich mit denen Schwaben herum, welche einen andern König/Hermann aus Lothringen, aufzuwcrffen vorhatten. Die Schlackt geschah^ an der Donau bc» Hohostein (vielleicht Höchsten) in welcher Cono, Pfaltz - Graf, umkommen, ein Sohn Pfaltz-Grafcns Lonom'r. An. 108Z. den l i.Jenner ist endlich Herzog Ocro Todtes verfahren. 144 Geschichte von Bayern. * Hiemik haben wir die alte Bayerische Geschieht etwas besser erleuchtet, als in der ersten Ausgabe dieses Buchs. Es verdient diese Nation allerdings mehr als anders Teutsche Nationen eine aufmercksame Betrachtung im Alterthum; weilen unter den Teutschen Völckern, so heutiges Tages noch diese weitläuffige Reiche bewohnen, keines ist, welches so viele Denckmahle und eine solche Verfassung damahliger Zeiten auszuweisen hätte. Sie war die erste im Christlichen Glauben, und ist niemahlen davon ganhlich abgewichen. Sie hat der Gelehrtheit unter denen ersten die Hand geholten. Ihre Regierung war zum besten gesetzt. In Austheilung der zeitlichen Cronen aber, was die Haupt-Marion belangt, allemahl zu kurtz gekommen; doch ein von ihr abgesprossener Theil desto glücklicher gefahren. GOTT des Himmels und der Erden bewahre sie in seinem Gnaden-Schutz, und auf dem Weege seiner Geborten. SUP- W ( 2 ) M 145 CstX&Gtssfo «feste Sfe Gfe Gfe Gfe ste Gfe Gfe Gfe «te c.te LSLLL^>iLSLL>,^L^S>^sc--L DL &S S'SgVS'^SÄS'ASDS'.^S'.rSxS SD SL s^z««§>-' L-Ä «H>^4s4L-4o<^-L»i><4s L^ 8»!> ^<4sqfe4Lqfe4vsp-<4!-^ 8llk?^L^L^I Zu dee Bayerischen Geschichte neuester Zeit V0N Anno 1740 » §. i4'). S ie UnterredungSr. Churfürst!. Durchs, mit Sr. Kayserl. Majestät im Clo- ster Melck betraf die Ansprüche, welche das Durch!. Haus Bayern auf diejenige Güter hat, so das Durchl. Haus Habsburg einige hundert Jahre hero in Besitz gehabt. Welche Ansprüche dann schienen bey bevorstehendem Abgang dieses Hauses in ihre Würcklichkeit gesetzt werden zu können, indem Se. Kayserl. Majestät der letzte Manns- • Zweig von demselben waren. Und wiewohl Selbe durch eine Verordnung, zu deren Beobachtung Sie auch das Teutsche Reich uns) alle Christliche Mächte eingeladen halten, alle solche Lande suchten Dero ältesten Frauen $uppl.p.D$A.ii. /.Th. K Toch- 146 Geschichte von Bayern. Tochter, Maria Theresia, zuzuwenden, so ist doch solche Verordnung von den Mächten nicht weiter, als es ohne eines Dritten ! Abbruch geschehen könnte, angenommen, von dem Haus Bayern aber und Pfaltz gäntzlich widersprochen worden. Die Unterredung, wie der Ausgang gezei-; get, war fruchtloß. Nach solcher aber ist einiger Schrifft-Wechscl deßwegen zur Hand genommen worden. Den Verlauffvon die- ser Sachewollen wir nicht aus unserm Kopf i her erzehlen, sondern einen getreuen Aus»- ! i zug machen von den Schrifften, welche deß-1 1 wegen im Druck öffentlich bekannt gemacht > worden, auch einige Schrifften wohl gar von Wort zu Wort anfügen. 140. Als Carolus Albertus , damaliger 1 Chur-Printz, die lolepkstnische Frau Erh- > Hertzogin ^malia zur Gemahlin bekommen An. 1721. ist sowohl von dem Durchleucht tigsten Braut-Paar, als dem Herrn Bat» j ter Churfürst Maximil. 11. eine eidliche Verzicht auf die Oesterreichische Verlassenfchafft,! dieser Ehe halber, und nach Ausweisung der! Pragmatischen Sanction abgelegt worden, j Das ist, wie es mehrere nachfolgende! Schrifften sagen, es hat sowohl dieDurch- ieuchtigste Braut versprochen, daß sie nicht ! ehe die Oesterreichische Lande suchen wolle,! als bis die Ordnung nach dem Jnnhalt -achter LanKioo an sie kommen würde. Der Durch- i Geschichte von Durchleuchtige Bräutigam bekräfftigte eben das, nemlich wegen der Gemahlin und in Ansehung oder aus Ursach ihrer nicht ehe eine Erb - Folge zu begehren. Da man aber von ihm verlaugte, er solle nicht nur die von gedachter Gemahlin herrührende/ sondern auch seines Hauses eigene Arssprüche schwinden lassen, so erklärte er (besage gedachter Schrisst) in der Conferenz zu Wien öffentlich/ wre daß er ehe die Heyrach absagen/ als solches eingestehen wollte. Die Eyds- For- muln seynd hieunten nach Länge angeführet. i s r. Weiters A. »727.den zo. 8cpr. schloß Kayser Carolus VI. mit Philippo V. König in Spanien den bekandten Wiener Frieden. Hierzu wurden Chur-Colln und Bayern eingeladen. Dieweilen andere Machten/ als Franckreich/ Engelland/ Preussen durch den Hannover Tractat An. >726. schienen dagegen sich zu verbinden; sonderlich wlder den All. Arnckel des Wiener Friedens / worinn die Pragmatische Sanction fest gestellet war. Der Einladung wurde beygesetzt: Daß er- meldrer NAenerFriede nichts enthalte/als was die Utrecht- Baad - und Londische Friedens - Schlüsse/ und die bey gedachtes Vermählung geschlossene Ehe - Patten ohnedem verbindlich begreiffen. Und m dieser Gestalt , weil keine mehrere K % Vw 148 Geschichte von Bayern. Verbindlichkeit anbegehret worden, haben' beede Churfürsten unvedencklich dem Wienerischen Frieden beygetcetten durch besondere An. 1726. den r. Sept. zu Wien geschlossene Unterharrdlungcn^ darin» die eigentliche Worte enthalten : In dessen (Tractati) Lolge beede Lhurfürstl. Durch!, zu dem (Wiener Tractat An. »71s.) accedivmi verbinden und obligiten sich hiemit seyet? lichst zu dessen, und allen dessen Innhalr, und namentlich was im Xti . Arrickel von des Durch!. Erg - Dauses Succeffiow. Ordnung klar und deutlich verordnet, gleich in vorermeldten Ehe - packen verglichen und ftipulitet , auch fonsten über die reeissrocrrliche Guarantie beeder Theilen Landern dabey accorctivet worden. 752. HernachAn. 17z».den >8. 0 ct. begehrte derKayser vom gesamten Römischen^ Reich auf dem Reichs - Tag zu Regenspurg die Gewährleistung der Oesterreichischen 1 Pragmatischen Sanction, ohne dieselbe demj Reichs-Tag vorzuweisen, oder.deren Jnn-! halt demselben legaliter bekandt zu machen;! jedoch mit der Versicherung , daß dieselbe zu niemandens Nachtheil gereiche. (Siehe unten Extract Reichs r Erotocoll in der! vierten Beweg-Ursach.) Hierüber hatChur-^ Bayern ein emsthaffkes Vorum im Chur-^ fürsten-Rath ablegen lassen, und dmScha- Geschichte von Bayern. 14$ den vorgestellt, welcher heut oder morgen dem gantzen Reich daraus erwachsen könnte : zugleich auch wegen des unersetzlichen Nachtheils seines gantzen Chur-Hauses keineswegs dazu ^stimmet. Solches Votum ist auch der Lange nach zu erlesen. Die meiste Stände aber haben im Vertrauen auf die Kayscrliche Versicherung die gesuchte Gewährleistung auf sich genommen. Nachdem aber der Fall sich An. 1741. ereignet , si> ist denckwürdig, daß die Teutsche Reichs- Stände nicht geachtet, daß sie die Gewähr würcklich zu leisten verbunden wären : sondern einige haben sich neutral , die andern, denen solche Sanction nachtheilig war, gar dawider erkläret, wie derVerlauffzeiget. 15z. An. >/;6. den 10. Sept. hat hierüber der Churfürst den Kavser um Der» Freund - Vätterltche Assistenz geziemend angelanget. Welcher den 17. Octob. darauf alle gute Neigungen angetragen; dabey aber gemeldet, wie daß, wann man von ihm Kay- ser die Erfüllung der Bindnüssen anverlange, man auch Bayerische E'eitö dieselbe zu erfüllen sich anheischig machen müfte, und seye hierinn zum Grund zu legen, was im Tractat An. 1716. versprochen worden. Stracks den 26. Octob. ergieng die Chur- fürstliche Antwort: wie nemlich seine Meinung niemalen gewesen, den Kayser einseitig verbunden haben zu wollen. Vielmehr K z habe 15 © Geschichte von Bayern. habe er Churfürst das alles ins Werck gefe- - tzet, was er in offtberührten Irabkaren ein- ' gegangen. Freylich seye zum Grund zu nehmen der gedachte Tractar 1-26. allein in demselben seye die Pragmatische Sanction benanntiich und buchstäblich auf die Ehe- Pacren 1721. bedinget. Hiemil habe sich ' der Churfürst in dem Tractat ju etwas/ was ; in den Ehe-Patten nicht ausgedruckt, nie- , malen verbunden : noch viel minder habe er ! dadurch wollen oder können derer dem Lhur- ' Haus eigenen, und von ältern Zeiten her ! anklebenden Succeßons * Rechten begeben: l wie dann auch von dielen in denen Ehe- ! Patten im geringsten nicht gedacht worden, noch bey deren Errichtung einige Frage jemals gewesen, oder über solche alte Haus- Rechte jemals rractim worden. Die Frau Ertz-Hertzoarn Braut habe auch auf foicf>$ Rechte des Chur - Hauses nicht renunctren können; weil dies Rechte von Jhromicht herkommen, noch Zhro auch bewust waren. , Dahero dann gedachte Haus - Rechte jederzeit unberühret, gantz, vorbehalten verblieben seyen. Welche Er Churfürst auch bey seinem Gewissen weder ablegen, noch krän» cken könnte lassen. ! r <4. Solch Churfürst!. Schreiben ist vom , Kayserlichen Hof unbeantwortet verblieben. ! An. 1740. den 27. Jan. als Bayern aber- mal eine Kayftrltche ^Llkcnr begehrt, ist ; darauf ‘ 1 Geschichte von Bayern. isK. darauf den 29. Febr. die Antwort erfolget, und abermal die Eingestehung dessen, was im IrsÄLt An. 1726. verabredet worden. Eben dergleichen wurde in einem anderweitigen Kayserl. Schreiben den 24. )un. wiederholet, mit vielen Oontcllarionen von Kayser- licher Meinung rc. Wie nun dieser Schreiben Jnnhalt denen vorigen gleichlautend, also war auch die Churfürst!. Beantwortung vvm 6. )ul,i beschaffen. Deme noch beygefüget worden: daß in denen letzten Ehe-Packen, und darnach gethanen Verzichten der Churfürst, und dessen Gemahlin einyiI und allein deren jenigen Rechten sich begeben, welche aur ihrer Gemahlin Ihm hatten zuwachsen können : Seye ihm aber niemaleu zu Sinn kommen, habe es auch der Kayser an ihn niemalen anverlanget, sich derer alten dem Haus anklebenden, und von Dero Gemahlin ganh nicht herrührenden Rechten entschla- gen zu wollen oder zu können. Da nun der Tractat 1726. klar und buchstäblich die Ehe- Pacten zur Richtschnur nimmt, so könnte auch der Tractat keine andere Verbindlichkeit gebühren ; wie doch die Kayserl. Majestät zu folgeren scheinen. 1^5. Den ;s. Sept. selben 1740. Jahrs ergieng an den Churfürsten das letzte Kayfer- liche Schreiben. Darum, nebst Wiederholung des vor angezogenen, annoch beyge- K 4 ruckt 3 t%t Geschichte von Bayern. pickt und wiederholet worden: wie der 2. Aruckel des Iractats An. 1726. sich aus» drücklich auf den >2. Artickel des An. 1725. mit Spanien geschlossenen Friedens besehe, lVi'dKi* die Pragmatische Sanction und Oe- srcirci6)ische Crbfolgs - Ordnung betreffe: mir dem Beyfügen, daß der Churfürst und fceffen <^rr Bruder zu Cölln zu deme, und allen dessen Innhalr, und namentlich, was im l2. Artickel sorhaner Succeffion& Drdnuna klar und deutlich verordnet, auch fonsien über die reciprocitlidbt Garantie beeder Lherlen Lande dabey accorditet worden, sich seyer-ichsi verbinden und obligi- I reu. * -Welters so sey in den Ehe-Pacieu ' »721. keine einzige Emschränckung auf die von der Frau Gemahlin ausfliessende Rech- ! te gemacht worden, sondern feyerlichst und ohne Ausnahm die Erbfolgs-Ordimng der K.niÄlon angenommen worden. ' DeS Bayerischen Hofes Antwort beharret wesentlich bey deme, daß, gleichwie »ucmahl die Abthuung der Rechte des Chur- Hauses weder in den Ehe-Parten noch in den Tractaten verlanget worden, also auch dieselbe niemahl seyen abgeleget oder abge» ffbwohren worden. Und so auch solches war Verlangt worden, wäre es in des Churfürsten Machten allein nicht gestanden, derselben sich zu nrrzeyhen, indem es eine höchst-wichtige das gantze Haus rührende Sache wäre.. Geschichte von Bayern. if) Sowohl in dieser Antwort aber, als in andern Schrifftcn hat Bayern denjenigen Vorwurff, der sowohl vom Kayfer, als hernach vom Wienerischen Hof gemacht worden , daß nemltch Bayern wolle den Wienerischen Hof zu Erfüllung der Tractaten angehalten wissen, sechsten aber denenfelben nicht nachkommen, noch die stipulicfe Beybehal- tung der Sancrivn thätlich erkennen: diefem «Dorwurff har Bayern^alsv begegnet ; wie daß es nemltch seiner Seits alles, was an- hrlschig gemacht worden, in allem erfüllet: L)cfterreichischerSeits aber, ausser denSub- stdien für die in Ungarn gestelltk Truppen kern einziger Punct in die Erfüllung ge- bracht worden, wie dann diejes erwelßuch feye. Dcme noch beygefügt wird, daß,weil eben dergleichen Beantwortung schon bereiis vor vier Jahren, Chmfürstlicher Seits, geschehen, es jetzo etwas frembd komme, daß -man mit eben dcme wieder aufgezogen komme, was damahls schon lauter und gründlich abgeleinet worden. 1^7. Was sonsttn in dem Kgyserlichen Schreiben rc. von der Handlung des Bayerischen Ministers zu Pariß, und von dem Droit dc Retour oder Ruckfallß-Recht weit- lauffüg gemeldet wird: wie.auch , daß nach Ableiben des Kayftrs der Bayerische Minister zu Wien, Grafsterousa, eine I^otulsm an dasigen Hvf übergeben, und von mehrley K s 154 Geschichte von Bayern. Oestcrrelchischen Dispositionen, so zu Gunst des Hauses Bayern geschehen seyn sollen, li Meldung gethan, scheinet bey der Wesenheit ! der Sachen nichts zu thun. Dann man möge das Recht tauffen wie man will, und die Ministri mögen geredet haben wie sie wollen : es mag eine allein oder mehrere Dispo- j fitioncs vorhanden seyn : es mag pcroula das ! Testament Ferdinand, I. Mein, oder auch je- ! «es von Ferdinando 11 . oder noch mehr an- ! dere, oder gar keines begehrt haben, so schei- \ net, daß dieses weder dem einen noch dem s andern Hof, sonderlich dem Bayerischen, | nicht zum Nachtheil gereichen könne, weil j Bayern hauptsächlich nicht auf diese, sondern auf zwey viel wichtigere Gründe feine Ansprüche bauet, nemlich auf das uralte Ei- : genthum und Patrimonial-lßitdtt über dir Teutsch - Oesterreichische Lande, und hernach aus die Ehe-packen mit Ferdinando I. &c. wie unten erhellen wird. ic 8 . Das Kayserliche Schreiben sowohl als des. Churfürsten Antwort (so den 22. October zu München abgefertiget, 2. Tage »ach dem Hinscheiden Kayserl. Majestät aber erst hernach zu Wien an dem Hof übergeben worden) wird unten beygelegt werden. Die weitere Beantwortungen aber, welche P.Vl. zu lesen, seynd aus denen Anmerckungen über die dem Publico gemein gemachte des Wienerischen Hofs Circular-Rcscript an alle aus- war- _Geschickte von Bayern. i s 5 wartige Ministros , und neben andern dabey aus dem Testament und Codicill Raysers Ferdinands I. glorreichister Gedachrnuß com- mumcittt Extraci , die dermablige Dester- reichische Erb-Lolge betresferrd. Welche Anmerckungen vom Bapenschen Hof zu München im Druck gegeben, und dem Publico mitgetheilet worden. 159. Dann nachdem Se. Kayserl. Majestät den 2O. October 1742. höchst-seeligsten Todes verblichen, so hat der Bayerische Minister, Graf von Feroula, dem Wienerischen Hof erinnert, nichts zu unternehmen, so denen Bayerischen Ansprüchen und Rechten nach- theilig fallen möchte. Desgleichen ersuchte er auch die frembde Ministros zu Wien , die Durch!. Frau Erh-Herzogin Theresia nicht für eine Erbin der Oesterreichischen Landen, zum Nachtheil des Hauses Bayern, zu erkennen. Nicht minder begehrte er, nicht das Testamentum Kaysers Ferdinandi I. und dessen Codicill einzusehen, sondern in genere les Dispositions des Ancetres de S. M. Isnp. 8c nommement celle de l’Emp. Ferdin. I. qui a regle l’ordre de Succession dans sa Poste- rite parmi les femmes aussi bien que parmi les males: Qu^en vertu de cette disposition la fälle ainee du dit Empereur & fes defcen- dants devoient immediatement succeder au defaut des maies de la maison d’Autriche, das isth die VerordnunZen der Vor--Eltem isL Geschichte von Bauern. Sr.I-ayserl. Majestät, und nammentlich fene des Tsayfexe Ferdinandi i. welcher die «Ordnung der Erb - Folge in seiner b^ach- kommenschafsr sowohl unter Manns-als Frauen - Vertonen vestgeftellc hat. Daß in trafst dieser Verordnung die altere Tochter besagten Wrysers und deren Ab- fproßlinge unmittelbar erbfolgen holten, nach Abgang der Männlichen Personen des Hauses Oesterreich. 160. Diese des Grafen von peroula I^orul ist/ wie oben stehet, in Französischer Sprache vom Wienerischen Hof at dem Druck gebracht, und denen ftembden Ministern allda ausgetheilt worden. Gedachter Hof hat die Sache so aufgenommen, als wann der Graf das Testament Feriinandi l. angezogen , und behauptet halte, ob wäre in demselben ausgedruckt worden, daß nach Abgang der Männlichen Oesterreichtschen Linie die ! Bayerische erbfolgen sotten. Derohalben 1 gab der Hof drey Exkracre aus dem Testa- ! ment heräin. I. und eines aus dessen Codiaill ' durch den Druck und in die Hände der fremd-- ! den Ministern und Hofe heraus. Wett "vn ! in solchen Extracten nirgendswo dre Worte i stehen, Männliche Erben, sondern nur Ehe- ^ liche Erben, so wurde der Schluß gemacht: z Bayern habe eine falsche Abschafft von her- ! «dm.mdi I. Testament bekommen. Da doch , vielmehr zu schltessen,gewcsen war, daß solche ^ Geschichte von Bayern. i s? Ausdruckung Nlannlich in einer andern Verordnung keräiri3n6i vielleicht werde zu finden seyn ; Massen sich des Grafens von Perousa Notul nicht auf das Testament, sondern auf eine Verordnung Ferdinandi I. bewirffet; dergleichen eine (ncmlich die Ehe-Parten und reservirte Verzichten) von Bayern hernach würcklich an den Tag gelegt worden. >6r. Svlchemnach hat der Wienerische Hofden Bayerischen beschuldiget, daß solcher eine Abschnffc von Ferdinand, II. Testament aus demWienerischen Archiv durchPracticken heraus gefpielet, dabey aber schändlich hinrers Licht geführt worden, indem der Practicant überall an statt der Worten Ehelich oder Leiblich die Worte Männlich eingerücket Hätte, Das Bayerische ^linistcrium wurde auch eines schändlichen Irrthums, und Hintergehung ihres Priuhen zum öfftern beschuldiget, und der Churfürst erinnert, daß er nach erkannten Irrthum nun einstens von seinen Ansprüchen abstehen, und seine Ehre retten solle. Man siehet auch Stücke, in welchen sogar die Umstände angebracht werden, welche sich bey solcher Abschrifft sollen ergeben haben, und worinn $.* ein Minister eines mit Bayern vereinigten Hofs für den Practican- ten rc. angegeben wird. Es hat aber dieser Minister in Briefen nach Wien, und an den Baron Palm, Oesterreichrschen Gesaridten, diese vor die greulichste Calumnicn gefallen, und jj8 Geschickte von Bayern. und sich zum körperlichen Eyd angetragen, daß er niemal ein Ferdmandisches Testament weder in Originali, nod) in Abschriffl gesehen. Siehe Samt. der Staats-Schrifflen, u. St. ,62. Deme zu Folge dann der Durch!. Wienerische Hof ein Rescript an seine ander Orten seyende Ministers ergehen lassen, mit Beilegung der Perousischen Notul, und deren gedachten Eptracten, um damit den andersei- tigen Unfug und Irrthum, auch kecken sowohl als unbegründeten Vorgeben, wie die Worte lauten, vorzubiegen. Zu dem wurde angehengt, wie dem Chur- Hauß Bayern nicht einmahl einiger scheinbarer Vorwand übrig seye, die Nachfolge im geringsten anzufechten; zumahlen schon im XIl. Leculo von Kayser Priderico I. dem Haust Oesterreich ( Titulo onerosissimo , , nemlich gegen 2lbtrettung des ^erzog- rhums Bayern:^davon wir in dieser Bayerischen Geschichte gehandelt) das ausdrück- m liche Privilegium ertheilet worden: Lt si, j quod Deus avertat, Dux Auftnae sine hat- I rede filio discederet, idem Ducatus ad Se- ] niorem filiam, quam reliquerit, devolva- j tur, nec Ducatus Austriae ullo unquam tem- i pore divisionis alicujus recipiat sectionem. Volumus etiam, ut, si dillrictus 6 : ditiones dicti Ducatus ampliati fuerint ex hereditatibus , donationibus, emptionibus, vel quibusvis aliis devolwtiomim successionibus, ! prae- I Geschichte von Bayern. i^S praefata jura, Privilegia & indulta ad augmentum dicti dominii Austriae plenarii referantur. r6z. Der Bayerische Hof widerlegte die- des Rescript mit gar uachdencklichen An- merckungen, welche er samt dem Rescrtpt selbst, samt des Grafen Pcroufa eingegebener Noml, aenen Extrakten des Testaments und Codicills, wie auch des Kayserl. Schreibens vom ZD. Sept. und seiner erfolgten Antwort durch den Druck öffentlich und jedermann bekannt gemacht, mästen viele tausend Exemplar abgodruckt worden; also, daß wir uns schuldig befinden, dieselbe als ein offenbar bekanntes Scriptum hier einzuverleiben, wie solches unten ausgedehnet zu finden seyn wird. Hier aber wollen wir dessen einen kurtzen Auszug machen, jenem Leser zu Dienst und Nutzen, welcher des langen Cantzley - 8t)di elwann nicht gewohnt ist. 164. Erstlich zwar übergehet der Bayerische Hof mit gedultigcn Stillschweigen vorbey die oben %. 161. an lhn gebrachte Beschuldigungen : bedient sich auch sonsten lauter gelassener und wohistandigerAusdruckungen. Zweytens, wer die Stellen des Ferdinandi- schen Testaments und Codicills, so in der Bayerischen Schriffl angeführet werden, gegeneinander halt, mit denenjenigen , welche der Wienerische Hof Extracts-weise in Druck gefertiget und ausgetheilet; dieser wird finden, 1 6o Geschichte von Bayern. ! -----— * i den, daß beede mit einander gantz gleich - laur ! tend seyen; daß in beeden nur die Worte l Eheliche Leibs-Erben stehen; daß also die Bayerische Abschrifft nicht das Wort Ehelich ; in Männlich verkehret und verfälschet habe. Welches Drittens um so viel klarer ist, weil Bayern in gedachten Anmerckungen §. z. 4. e. ; mit vielen Bewejßthumen darrhut, daß eben die Worte Eheliche keinen andern Verstand als Männliche haben können: und also zum voraus setzet oder luppcmlret, daß die Worte Ehelich, und nicht Männlich im Testament geschrieben seyen. 165. Aus §. r. Der Anmerckungen. Nachdem König keräinanstur I. An. rz4Z. den r. Junii das Testament verfasset, hat selber seine Frau Tochter ANNA an Herzoge» Albertum, Herzogs >ViIbeImi Sohn, vcr- ; mahlet. Darüber den ly. Jun. 1^46. die ; Ehe-Verträge in nachfolgenden Worten aus- > gefertiget werden, welche aus dem Original j selbst genommen, also lauten, wie hinnachin der Beylag tz. 1. zu ersehen. Der Jnnhait gehet dahin : Anna, die Braut solle gegen Empfang eines bestimmten Heyrath-Gms ! alles Vätkerltch- und Mütterlichen Erb-Guts j sich verzcyhen : doch nur also, daß, wann der : Männliche Staunn des Hauses -Oesterreich, Teutscher und Spanischer Linie, für und für zu raiten, abgienge, undeö zu Töch- mn käme; il! solchen Fall die Anna, uns ! von Bayern. 161 deren Absprößlinge alles das zu erben zugelassen werden sollen, was sie von Rechts wegen billig erben sollen; so viel nemlich Ungarn und das Haust Oesterreich samt allen dessen Fürstenthumen belangt. Belangend aber das Königreich Böheim und dessen Zubehörde,und andere Güter, soll Süanna die Verzicht thun, nur allein zu gmen des Rönigs Ferdinandi , desselben Söhnen, und dererselben Erben Männlichen Stam- mens ehelich gebohren. Go aber er Rö, nig, dessen Söhn und deren Erben Männlichen Gramms abgiengen, so soll ANNA und ihre Erben alles erben, als ob nie kein Verzicht geschehen wäre. 166. Aus §.2. Die Verzichten seynd würcklich in solcher Gestalt den r.Jul, 1546. ausgestellt worden, darinn nochmahlen die eheliche Männliche Erben und Nachkommen, Manns-persohnen rc. frperlich ausgedruckt seynd. 167. Aus §. z. Kraffl des Ferdinandischen Testaments ist zu Erben eingesetzt dero Herr Sohn: nach ihm der andere Herr Sohn, und so fort allezeit der ältere Sohn nach Abgang des Vorfahren ehelichen Leibes -Erden und dieses in Ungarn und Böheim. i6g. Aus §.4. Aber Nieder-Ober-und Vorder--Oesterreich soll von gesamten Her, ren Brudern gememschafftlich regiert werden. 169. Aus §.s. Nachdeme nun Kayser Suppi. P. Des. A. H. /.Lh. L Fer- j62 Geschichte von Bayern. Ferdinanduz I. verstorben, folgte ihm Dessert! Sohn Maximilian« II. dieser verschiede, ein eintztge eheliche Tochter, Anna, die wir Die fungere nennen wollen, hinterlassend. Wann es nun im Testament (oben aus §.z.) heisset, es soll der zweyte Sohn alsdann erst succedi- ren, wann der erste ohne eheliche Leibs-Er- den abstirbt, so hätte damahls Ech-Hertzog Carl aus Sleyrmarck, oder dessen reprxfenti- render Sohn Ferdinandus II. nicht fuccedirm können noch sollen,weilen fa vom ersten Sohn Maximiliano II. eine eheliche Eeibö-ErblN, Anna die jüngere noch vorhanden war. Und dannoch hat nicht diese Anna, sondern Ferdinand« II. succediret. Derowegen so hat da» mahls Oesterreich selbsrcn umer den Worten desTcstaments, eheliche Leibs-Erben, nicht dieWeibs-Personen, sondern nur die Mannst Erben verstanden. Und eben darum müssL auch nun der Abgang ehelicher für den Abgang Männlicher ausgelegt werden. \ 170. In eben dem §. 5. wird eine Stelle des Ferdinandischen Testaments angeführet^ welche in denen vomWienerischen Hofheraus gegebenen vier Extracten nicht enthalten: Sie ist doch würcklich in gedachtem Testament (dann sonst würde in denen Oesterreichifchen^ Rescriptis gar Vieles dawider seyn vorgebrachtj worden) ist aber vom Wienerischen Hof nurj darum nicht excraKiret worden, weil sie das Hauß Bayern nicht directe angehet. Es fütMj rek 1 1 Geschichte von»Bayern. iSz ret selbe auch derBayersscheHofnicht darum an, daß er feine Ansprüche daraus schmieden wolle, sondern nur zu dem Ende, daß man sehe, wie die Worte des Testaments, Ehel. Leibs, Erben, änderst nichts bey Oesterreich heissen, als Männliche Erben. Die Stelle ist unten ganh zu finden; der Jnnhalt ist dieser: All« des Ferdinandi I. Desterreichische Erb.Lan- de sollen, nach Abgang des Ferdinandischen Männl.StammS,an Kayser LarolumV. und dessen Männl.Leibs-Erben oder die Spanische Linie fallen. In solchen Fall aber solle Ca- rolus oder dessen Manns-Erbe sich mit denen Oesterreichischen Teutschen Töchtern gegen das bestimmte Heyrath-Gut abfinden. Über dieses soll er wegen derer nicht Lehenbaren Erbschafften denen Töchtern dreymahl hundert tausend Gulden Rhein, auszahlen, und ihnen alle Kleinod und fahrende Hab überlassen: Diejenige Tochter allein ausgenommen, so zu des Ferdinandi Königreichen kommen, und solche besitzen wird. Daraus dann ganz hell-lauter ist,daß nach Abgang desTeutr schen Mannl. Stamms, eine der Teutschen Töchceren Erbin und Besitzerin derer Königreichen seyn solle. In den übrigen Landen aber solle die damahls etwan noch seyende Männl. Spanische succclliren rc. 171. Aus §.6. Nun will das Testament §. Begebe sich aber rc. Daß nach Abgang kcrcknancii I. und dessen Ehelicher Leibs- L 2 Erben, 164 Geschichte von Bayern. _ Erben, eine aus den Töchreren die Königreiche Ungarn und Böheim als rechte Erbin inn haben und besitzen fall. Derowegen erkläret es sich, daß, wann die ErbfchafftOesterreichs an die Spanier kommen solle (welches nach Abgang der MannlichenTeutfchen Linie geschahe) daß alsdann eine Tochter Ungarn und Böheim besitzen soü. Hiemit seynd die Worte: nach Abgang ehelicher zu verstehen so viel als nach Abgang Männlicher. 172. Was aber für eine aus denen Töchtern Ungarn und Böhmen alsdann bekommen soll, zeiget eben solcher §. 6 . aus dem Codicili j if47. welches erkläret, daß es die alriste Frau Tochter, so zu derselben Zeit im Leben seyn wird, seyn solle. Hätte nun Kayser kcrdin. I. durch eheliche Erden auch die Weibliche verstanden, so wäre es etwas wunderlich heraus kommen, und also gelautet: wann alle mei- j ne Männliche und auch Weibliche Erben ! absterben, so solle eine aus meinen Töchte- j ren, und zwar die altere Erbin von Ungarn 1 seyn: mir den übrigen aber toll sich Spanien abfinden. Dann wann alle Erben gestorben, wie kan eine succediren? und wie kan man sich mit den andern abfinden ? i?z. Aus §. 7. Weilen dann bey Verfertigung des CodiciJls die an Bayern verhey- ralhete ANNA die Aeltere damahlsdie ältere Tochter war, so ist klar, daß der Cocidill auf diese Anna gezeiger habe; als welcher Arm- Geschichte von Bayern. Vvryin schon, Krafft der Eche-Pacten und Verzichten, das Erb,Recht nach der Männer Abgang vorbehalten worden, rc. 174. Aus §.8. Darauf auch Kayserkcrdi- mndus I. die Böhmische Stände ihrer Pflicht ermähnet/ um in solchen Fall keinen andern Erben zu erkennen, als diese eine aus seinen Töchtern. Und bewirffr sich hlerinn Bayern auf die beyliegende vom Wienerischen Hof selbst offenbar gemachte Extracte. 17?. Aus §.9. Man möchte aber einwenden, daß unter dieser altisten Frau Tochter eine andere nachgefolgte Ertz-Herzogin etwa» zu verstehen feye. Allein diesen Zweiffel allen heben die Ehe - Packen, und mir Vorbehalt der Erbschafft auf ihre Descendeny von fcet ANNA gethane Verzichten: welche gewiß von keiner andern Ertz-Herzogin verstanden mögen werden. 176. Wann aber auch (so doch nicht ist) in dem Codicill wäre änderst verordnet, und die Erb-Folge etwan einer lang nachfolgenden Frauen Ertz-Herzogin wäre zugedacht worden, so hätte solches mitRechts-Bestand nicht geschehen mögen; indem die zwischen zwey theilen fcyerlich errichtet und llipulirte pacc ohne beeder Theilen Einwilligung abzuändern nicht erlaubt. 177. Daß aber kcrdmandu!, was Ungarn und Böhmen belangt, solche Pact und Verordnung mit Ausschluß anderer Ertz-Herzo- L z ginen ,66 Geschichte von Bayern. Zinen frey habe machen können, folget aus deme; weil er der erste diese Königreiche zu den Oesterreichischen Landen herbey gebracht, Primus Acquirens gewesen, deme hrerinnfalls zu disponiern die Rechte den Gewalt beylegen. Er war Caput Familiae, und weil er diese Lande vom Hauß Oesterreich nicht, sondern anderstwo her durch Hey- rath bekommen, so war er auch in der Verordnung darüber an die Leg« Familiae, wann auch solche vorhanden wären, nicht gebunden. So auch §.io. widerholrt wird. 178. Aus §. 11. Kayser Ferdinandus I. hat mit solcher Verordnung ohne zweiffentlich die liebe Gerechtigkeit ausüben wollen, die und Oesterreichifche dem Hauß Bayern vor alten Zelten schon zubehörige, nachmahls aber entzogene, und dem Hauß Habspurg zugewendete Lande, wiederum höchst--billicher mästen ; einzuverleiben gesucht. Dann die vorige: Herzoge von Oesterreich, welche gemeinig- ! lieh die Babenbergische heisten, seyen in der ; That die Bayerische gewesen, und von Ar- j nolfo mal», Herzog in Bayern, abgestammet. Nach deren Männlichen Abgang Kay- ser ^udolpkur FlahspurAicus aufdem Reichstag zu Augfpurg A. ,28;. seinen Sohn Al- bertum zwar damahls mit Oesterreich belehr «et ; es habe aber das gesamte Hauß Bayern und Pfaltz, in Angesicht des gantzen Reichs, aufs feyerlichst dawider prorestiret, sich auf 1 ewig! Geschichte von Bayern. 167 ewig dawider verwahret, und seine Rechte auf dieses sein uraltes durch sein Blut und Gut aus der Römer und Wenden Hände entrissenes Patrimonial- (tftit kra fingst vorbehalten. *Man sehe hievon die Bayerisch- und Oesterreichische Geschichte; noch mehr aber die Bayerische, und selbst die Oesterreichische Scribentrn, besonders den Oester- reichischen Ehren- Spiegel, Lib.l. Cap.xm. fol. uz. 179. Über dieses hat durch solche Verordnungen PcrNinanclns das Recht der Erst- Geburt im Hauß Oesterreich eingeführt, so vorher nicmahl war; und die 8ucccü'ion für seme ältere an Bayern vermählte Tochter zu keinem andern End aus bedungen und vorbehalten, als daß becde Lander unter ihren einigen Herren wieder sollen zusammen kommen. 180. Aus tz.i2. Hierinn wird wiederum bestättiget, daß unter ehelichen Leibs-Erbcn die Männliche im Testament herclmanäi I. zu verstehen. Zwischen der Verzicht der A™* senioris, und anderer Ertz-Hcrzoginen (be- nanntlich der letzteren Zosephinischen) ist ein grosser Unterschied: indem jene nur dem Männlichen Geschlecht zu gut geschehen, die Iosephinische aber gantz änderst. i8r. §. iz. 14. ,s. w. bis zo. gehet den Kayserlichen Bricss vom 30. Sepl. 1740. an, und ist deren Jnuhalt schon oben in unserm §. isz. vor Augen gelegt worden. L 4 182.JM i 68 Geschichte von Bayern.' 182. Im §.30. und zi. wird das Oester- reichssche Vorgeben, als ob es das Privilegium Mauser Friderieil. titulo onerosissimo erhalten hätte , kürtzlrch abgelernet. Nemlich es seye eine erweißlich vorliegende Sache, daß gedachtes Privilegium Nicht dem Haus Habspurg (so im XHten Seculo weder in Bayern noch in Oesterreich ichtwas besessen) sondern dem.Haus Bayern selbst verliehen worden. Henricus Jafamergott, welcher es empfangen, und Bayern wieder abgewettert, sey von Arnolfb, Herzog in Bayern, abgestammet. Was aber belangt den Gebrauch solchen Privilegii , so haben die Bayerische, des Jasamcrgotts Nachkommen, solche niemahls in die Übung gebracht: noch weniger hat solches gethan das Haus Habspurg, welches hundert sieben und zwanhig Jahr hernach in Oesterreich eingetretten,und den Ertz- Herzoglichen Till erst von An. 1497. vor beständig zu führen angefangen. Das Hab- spurgische Haus habe solchem Privilegio zu aller Zeit didis , factis , & actitatis zuwider gehandelt. Mithin könne dieses Haus nicht sagen, daß es zu einer Zeit solches Privilegium zur Observanz gebracht habe: sondern man könne der Welt die vollkommene Probe machen, daß vom Habspurgifchen Haus dasselbe Privilegium in so Vielen sich hervorgethanen Gelegenheiten und Umständen, wahr zu sitgen, jederzeit verworffen habe. _Geschichte von Bavern. J69 183* Noch Viel minder kan das Habspur- Aische Haus sagen, daß es, um solches Privilegium zu erlangen, das Herzogthum Bayern oncro6Mme habe abtrelten müssen, weilen es dasselbe niemahlen inne gehabt. Und zum Beschluß nimmt Bayern gedachtes, als seinem Arnolfischen Haus ertheiltes krivilcZium vor sich zum Sttchblat an, in- deme barinn klar ausgedruckt ist: Qyod Dominium dictae terrae Austriae ab ejusdem sanguinis stipite non recedat : daß die Beherrschung Oesterreichs vom Stammen desselben Geblüts nimmer entkörnen solle: Don welchem Stipite oder Stamm das heut lebend und regierende Durchleuchtigste Haus Bayern unrvidersprechlichen absteiget, wodurch so vrel gesagt wird, baß mit Einsetzung des Habspurgischen Hauses in die Oesterreichische Lande wider gedachtes Privilegium gehandelt worden seye. Weitere Betreibung Bayrischer Ansprüche. 184. Den -7.Novemb. 1740. überreichte der Graf Perousa abermahl eine Notul,öe$ Jnnhalts : 8. A. E. demande aussi, qu’il plaise produire le Testament de l’Empe- reur Ferdinand II. de meme que les autre« difpositions des Ancetres de feu M. J. de Glorieuse memoire, qui feront voir cc que L S lcr I7S Geschichte von Bayern. ! les Archiduchesses mariees dans la Maison ! de Laviere doivent & peuvcnt herircr ea vertu du Droit de succesfion, qu’Elles se sont referve dans leur renonciation au de- faut de totis les Males de la Maison d’Au- triche. Das ist : Se. Churfürst!. Durch!, begehret auch, man beliebe vorzuweisen das Testament Kaylers Ferdinand,' II. sowohl als j andere Verordnungen derer Vorfahren der Höchstseel. Kayferl. Majestät, welche zeigen ! werden, was die in das Haus Bayern vereh- ! ligte Ertz-Herzoginen müssen und können er- ! den, in Kraffc des Fuccessions-Recht, welches ! sie ihnen in ihren Verzichten auf den Abgang 1 der Männlichen Erben des Hauses Oesterreichs vorbehalten haben. 185. Dieses Begehren deutete der Wie- . tierische Hof für einen Abspruch aus, und für eine Verlassung des vorig angenomme- nen Grunds. Es ergieng den rl.Nov. an die Orsterreichische Ministers ein anderwei- ! tiges Circular • Rescript, welches abermahl Bayern in Druck ausgefertiget, und daneben seine Antwort gesetzt hat. Gleichwie nun in dem Wienerischen Rescript die vorige Sachen meistens wiederholet worden, also seynd auch im Münchnerischen die Antworten wiederholet. Wir ziehen nur dasjenige heraus, was etwa» neues eingerücket worden. Bayerisch. Geschichte von Bayern. 171 Bayerisch. Gefterreichisch. 186. A. Man habe gleich erstes mahl die Herausgebung aller vilpolmorien (worunter ja auch kerdinandi II. Testament) verlanget/ und hiemit sey jetzv weiter nichts neues begehret worden. A. Weil Bayern qemercket, daß in Fer- dinandi I. Testament nichts zu dessen Behnss enthalten/so sey es nun aus des Ferdinand i II. Testament abgefprun, gen, um daraus etwas zu erzwingen. '"'S Bayerisch. 187. C. Es werde nur fabelhafstig ausgestreuet/ daß Bayern durch ein falsche Ab schrisst verleitet worden. Die Baymfchc Ansprüche, sonderlich auf Böhmen, seyen schon von längeren Zeiten nicht unbekannt ge wesen. Wann man den Churfürsten für so Gesterreichisch. C. Seynd nun des Thurst Liebden, wie allerdings zu vermuthen ist/ durch Mittheilung einer verfälschten Abschrrffc von Geld-begierigen Eeuten Himergangen worden/ so erheischet anjerzo um so mehr dero eigener Ruhm, den der gamzenMelc erleuchtet ansehe, solte heiter und klar vor man von ihme nichtjÄugen liegenden Irrglauben , daß er denchnm in werck selb- gantzen Grund einer so sten zu erkennen, und wichtigen Sach in eine die jenige , welche durch Geld erkauffcc durch einen so schändlichen ijz Geschichte von Bayer«. Abschritt setzen werde Er versichert dabey Liebden zum aller- die gannelDelt, daß es mir dieser vorgeblichen falschen Copia feine andere Beschaffenheit, als lediglich eines hervorgefucht unbegründeten Gedichts habe. meisten beleydiger haben, gebührend zu bestraften. lichen Betrug Seiner j Bayerisch Mesterreichisch. i88- Weil man! K. Man hat dem ! die Adschriffc noch nichrDrafen Perousa auch bekommen, so kan man aus des kerdinandi II. dieser Seils sich nichrTestament die Artickul darüber erklären, aus^. 6. 7. und 8. einse- der Kayserl. FamAion hen lassen rc. Die Ex- aber pro 1724.au die tracte aber davon de- Niederländische Stän-!nen fremden Ministem de ergangen, ist abzu-mitgetheilet, nehmen, daß in ker- dinandi II. Testament etwas mehrers müsse enthalten seyn, als die den Ministern überreichte Extracte besagen. 159. L. Man hat L. Nun ist aber in auch die Einsetzung )ieftm Testament kein Wort T 75 Geschichte von Bayern. nicht darum begehret, um ein mehrers Recht zu erlangen. Wenigst rst aus Denen Extraeten zu ersehen, daß selbes denen vorgehenden Dispositionen undEhe- i^rcren nichts doro- girr habe, wie es auch nichts derogiren kön. Wort, welches dem Haus Bayern die nun verlangte Erb-Folge zuspräche. re. Bayerisch. Gesterreichifch. rzo. in den Bayerischen Anmerkungen schon kürtzlich beantwortet. Man ist aber imwerck begriffen, hierüber vollständige Anzeigen der Welt zu geben rc. Und zu erweisen, daß Bayern demselben Privilegio jederzeit widersprochen habe. Q, Krafft des Privilegii Fridcrici I. tmi§ die Tochter des letztem Manns-Erben succe- äiren, nicht aber eine andere Herzogin, welche schon vor zwey hundert Jahren gelebt. Das Privilegium ist kuntbarer mästen riru- lo oncroüllimo erlanget, und darauf die gantze Verfassung des Erh-Hauses ganher 700. Jahr lang gegründet worden. Baye-r i74 Geschichte von Bayern. Bayerisch. Ocsterreichisch. j isi. R. Die Hab- spurgische Kayser ha den dadurch andern Häusern nichts prae- juäiciren können, sonderlich da diese mehr- mahlen dawider prc>- tLÜiret. Lsrolus V. aber hat selbst dawider gehandelt, 8 a die Oe- stcrreichifche Erb-Lan- de nicht dem 8 eniori, sondern jüngeren Bru- R. Unter krläerico Hl. Kaylrr ^laxlmi- liani 1 . Vattern, und mehr unter Larolo V. kszo. und h.eopoIclc> 1664. seynd die Pri^ legia bestattiget^ und von denen Ständen recognoscirt worden. Und hat seit mehreren Seculis die Gewohnheit des Erh-Hauses mit sich gebracht, daß der (keräinancio 1 . ) bey jeder Desterreichi zu theil worden. scher Belehnung selbe bestättiget, und dir Bestättigungs-Urkund von einem jeweiligen Churfürsten zuMayntz jederzeit eigenhändig unterschriben worden, wie es dann 192. 8. Man weiß hievon nichts, wann deme doch also, so isi der Churfürst dadurch vielmehr aus der nion getreuen, als da-' 8. Erst im Jahr t7z i.vom letzt verstorbenen dortigen Churfürsten, ohngehindert er bekannter maßen in der Union mit Chur- Bayern Geschichte von Bayern. 1-5 rinn gestanden: allen^Baycrn gestanden, besalis aber hat er denen schehen ist. Mit-b/nürren hiedurch nicht nachtheilig seyn können. Bayerisch. Gefterreichisch. rsz.Y.DieZosephi- Y. Die Verrichten Nische Ehe-Pacte scynd derer an Bayern vM noch Zanh frisch, undeheligten Ertz-Herzo- ist auch aufdie Weibl. Zinen scynd absolut Lini die Verzicht da-vvn kei'M andern Na- durch geschehen. Da-^ur und Würckung, hingegen die /mna 8 c-als jene der anderen, nior nur allein auf die Und warum solle just Männliche verzichtet. Undwieseyndsie dann gleich ? Gesetzt auch, sie waren alle gleich, so kan doch keine Ertz- Herzogin,als die Anna ausweisen, daß sie vor andern-Töchteren zur Erbschaft beruffen und substiruirt worden. Zu dem hat keröinanci !. in seinem Testament ernstlich anbefohlen, was in denen Hey- raths-pacren enthalten, stracks und genau zu beobachten, und zu erfüllen. auf Bayern allein sob che Absicht gemacht worden seyn? Dsye, 176 Geschickre von Bayern. Bayerisch. 194. Z. Sie lebt genug in ihren Erben, denen das nemliche Recht noch ausdrück lieh in den Ehe-Pacten vorbehalten worden. iyr. 22. Bey Errichtung des Codicills war sie die ältiste A.I 547 . dann die Elisabeth war schon verstorben. Gefterreichisch. Z. Wann auch diese Anna Senior, nach Abgang des Manns- Stammen, substitui- cet wäre, so fönte sie doch nicht succeäiren: Dann es heißet die noch lebende Töch- icr: Nun aber lebt sie schon bis zoo. Jahr nicht mehr. 22. ^nna war nicht einmahl die älteste > Tochter. | 196. bb. Der Un- Annae Senioris zeiget sich aus derenJnnhalt. Es mögen aber anderer Erh-Herzoginen Verzichten eingerichtet seyn wie sie wollen, so liegt bemHaus Bayern wenig daran, als dessen Rechte dadurch nicht wehr haben mögen res. abgeändert werden. bb. In allen Ver- terschied der Verzicht zichten wird allein zum Behuff des Manns- Stammes renunciirt, und bey dessen Erlö- schung die ansonst habende Gerechtigkeit denen Crtz-Herzoginen vorbehalten: würcket also die Bayerische Verzicht nichts ande- Daye- Geschichte von Bayer«. 177 Bayerisch. 197. cc. Man hat sich memal auf das Ruckfalls - Recht allein , sondern auf die Ehe-Pacten und andere Rechts-Behuffe gegründet. Doch vom Ruckfall zu reden , sollte man doch fragen dorsfen: Was Gesterreichisch. cc. DasamFran- höfischen Hof angebrachte Rucksalls- RechrkanvorBapem nichts würcken. Sonst müste es auch vor andern gleicher Meise verziehene Ertz > Her- tzoginnen etwas wär- cken, und solchergestalt dann endlich denen würden dieTrd-Lan- Ery- Herrzoginnen/de in unterschiedliche so alleiir in favorem StÜckleiU verfalle. masculorum renuncitzt, bey nun abgegangenen Mannes-Stam zugehen? oder von was vor einer Mür- ckung derley feyerli- che Rejervationes seyn mochten? wo endlich die Rönigreiche indivisibilia. jeynd, und Nuthin der ersten Re- nunciat£ , fö noch dar- zu ausdrücklich vor andern ad hereditatem beruften , das Vor- Rechr nicht widersprochen werden kan. M 198.««.’ *78 Geschichte von Bauern. Bayerisch. 198.ee. Es muß doch auch bey grossen Häu Desterreichisch. . es. Das Ru-kfall- Recht mag in privar- sern das Ruck. Fall->Adelichen Familien Recht etwas würcken Mtten , in regierenden ansonsien solches in,Häusern aber nicht, allen Oesterreichi-jJa, so es an sich selbst fcfymSucceßotis; undaeltete / wird es durch Heyrarbs-Pacren so die 720. jährige Ver, sorgfältig/ alsgesche hen, nicht wäre vorbehalten, noch-auch vom^ayser Ferdinan- do u. wie in der an die Niederländische fassung UNd Privilegia des Ertz--Hauses erm kräfftet. Scande Anno 17^4. hinaus gegebenen Pmgmatic sub formalibus (daß die Töchter der Erbschafft sich begeben, und sich mit ihrem Heyrarh - Gut begnügen lassen sollen; doch allezeit und überall vorbehaltlich ihres Ruckfalls- Hechts) vorkommet, in ihrer Erb-Lolgs--! Ordnung deutlich! angeführt worden, i Der _Geschichte von Davern. 17- * Der Beschluß des Oeuerreichischen Ke- Icriprs , welcher dessen Rechte so gar Hand- greifflich, augenscheinlich, unumstößlich rc. ausgibt, wird weiter nicht beantwortet. Fernerer Verfolg Bayerischer Ansprüche. 177. Weil nun auf bie Bayerische Re- monflrationen zu Wien gar keine acht war, und auf den 12. Novemb. die Huldigmig der Oesterreichischen Stände veranstaltet wurde, als reifere der Graf Perousa den 2c>sten vor- herv von Wien ab, hinterlassend eine Protestation oder Verwahrung für das Haus Bayern, deme dieses Vornehmen und Huldigung zum Nachtheil nicht gereichen könnte noch sollte. Diese Verwahrung wird unten vorkommen unter den Beylagen. 200. Den 10. l)ecLrr>l). ergieng hierüber vom Wienerischen Hof ein weiteres ^elcript an dessen Ministres : in welchem die vorige Beschuldigungen noch mehr vorgerücket werden , weikers wlkd dem Hauß Bayern ein Unbcstand, Abwechslung und Absprung von dessen Anforderungs-Gründen aufgebürdet» Es wird die 700. jährige Verfassung des Erh- Hauses nochmalen auch andere Sachen angeführet , welche in den vorhergehenden Bayerischen Anmcrckungen schon seynd beantwortet worden. Auf die Ehe-Patte» M a und i$o Geschichte von Bayern. und retervitte Verzichten wird nichts geantwortet : und zum Beschluß wird gemeldet/ daß die Bayerische ohne allen scheinbaren Grund seyende Forderungen bisher» vor der Welt so augenscheinlich seyen widerlegt worden, daß in Welt-SachM eine mehre Klarheit ;u finden ein für alle mal nicht möglich stve. Solchem zugegen ließ der Bayerisch» Hof den 8. Januar. 1741. auch an seine Ministern ein Circular- Rescript ausfertigen, mit Befehl wie sie sich an auswärtigen Höfen zu verhalten, und die Beschuldigungen des Wie- ' nerischen zu widersprechen hätten. Deme wurden kurtze Erinnerungen über das letzte Wienerische Lircular - Rescript beygeleget. Dessen Jnnhalt, weilen es einiger Massen l die Empfindlichkeit des Bayerischen Hofs über derley Beschuldigungen zu erkennen gibt, nach der Länge hieher setzen will. Kurtze Erinnerung über ein übermalen unter öaro io. Decembris 1740. erfolgtes Wienerisches Circular- Rescript. aoi. Cs ist nicht genugsam zu verwundern, wie man sich beygehen lassen möge, durch leere Anzüge, mit welchen das abermal zum Vorschein gekommene Wienerische Circular« Geschichte von Bayer». i8r Isr-Kescriptvom >o vecembrirabgkwiche- ncn Jahrs angefüllet, die gantze Welt zu bereden, und derselben Glauben zu machen,. als liessen Ahro Churfürst!. Durchleucht in Bayern sich durch künstliche Blendwerck auf Irr- Weege verleiten, höreten gemein-schäd, liche Anschläge an, und verschleim durch Vorbildung anderer angenehmer, odschon im Grund gleich irrigen I6een , Abwechs- lungs- weiß von einem Anspruch auf den andern ; wie wenig aber ein dergleichen unge, gründete Zumuthung mit der guten Meinung, so man in eben diesem Schreiben vor Diesel# be zu habezr anscheinen lassen will, zu vereinbaren seye, fället jedermänniglich in Ge- genhalt ern- und des andern saufamlich unter die Äugen. Se. Churfnrstl. Durchl. können sich billlich versichert hallen, daß vielleicht sowohl feine, welche dieselbe von Dero zartesten, in denen Oesterrerchlschen Landen zugebrachten Äugend an, mehrers bekandt worden, als auch jene, die mit Jhro sett- hero in Wien , und anderstwo persönlichen Umgang genommen, oder auch an Dero Hof abgeschickt worden, die ZeuZnuß geben werden, daß sie (GOtt seye Danck) keiner solchen Gefahr, oder vielmehr zusagen, schwachen Leichtsinnigkeit durch Blendwerck über- und hintergangen zu werden , unterworffen seyen, dergleichen unziemendes Unterziehe», und fälschliches Einleiten Se. Churfürst!. R r Durch!. i8» Geschichte von Bayern. .. . . | Durchl. ohnehin Dero Ministerio niemalen gestatten würden , deme dieselbe vielmehrers , die Gerechligkeit widerfahren lassen müssen, ^ daß selbes in dessen geprobten Treue Ihr» allweaen der Sachen Beschaffenheit nach Pflicht--mäßigen Befund der Wahrheit vortrage , und änderst, als aus Dero Mund, und gnädigsten Willens« Meinung zu sprechen sich nicht unternehme» wo nur zu wünschen , daß auch anderer Orten man nicht durch schädliche Rathschläge, welche so be- kandte trauriae Folge gehabt, wäre verleitet worden. Wo übrigensdaß Jhro Churfürst!. Dmchl. von einem Anspruch auf den andern verfallen sollen, in denen vorgehen« ! j den beederley Anmerckungen zu Genügen abs ! geleint-- und hieraus klärlich zu ersehen ge- geben worden , daß sie neben denen ältern k^rrirnonisl-Rechten, und Ansprüchen auf die Oesterreichische Lande, welche vormals zu dem Hertzoglhum Bayern bekandter mas- ^n eigenthümlich gehörig waren, sich unabänderlich aufKaysers kcräimncji I. Dispojsi- j tioncs, so vornemlichen nicht allein in denen, von Jhro selbsten mit dem Haus von Bayern gemachten Heyraths- Pgcten, als Erb-Ver- trägen, denen gleichfalls von Höchst-Dero- 1 selben dem Haus vorgelegten Verzichten, und hierrimen auf den Fall Ertz-Hertzoglich- Oestccrelchischen Männlichen Skammes-AK- ZüNZs relervirten 8ucceÜlons - Folge, auch G-fctzichre von Bayern. iZz dessen Testament, und Codicill, ( in soweit selbige mit berührten unumstößlichen Hey- rachs-Packen überein treffen) je und allzeit beworffen, daran sich fernershin unabweich- lichen zu halten Jhro Churfürsti. Durchl. die begründete Rechts - Ursachen für sich haben, und diese gültig genug seynd, welche durch leer hervorziehendes Einwenden sich auf einige Weiß nicht verringern, weniger durch die angezogene, von gesamtem Reich feit sieben Leculis zum öfftern bekräfftigt seyn sollende Grund-Verfassung, woran man von Seiten der Reichs wohl memalen, als erwiesen werden solle, gedacht hat, umffossen lassen, noch minder aber nach der Natur, und allen Rechten nicht billig seyn soll:, daß ein Var- ter in Seimgem nicht nach Gefallen, da es forderst nicht wider Recht, sondern selbigem gemäß geschieht, unter Seinigen d>ss>oniren, und ordnen möge. 202, Wegen einer vor Jahren überkommen haben sollenden verfälschten Abschrifft von Kayser kcrdinzncii I. Testament i und Codicill , gleich man dieses Vorgeben in dem jehtmaligen Circular - Refcript für eine Wahrheit noch geltend machen will, ist bereits in denen NarZinal-Anmerkungen erkläret , daß es mit dieser vergeblich falsche» Abschriffc keine andere Beschaffenheit, als lediglich eines hervor gesucht- unbegründeten Gedichts habe; und kan man sich dißfalls M 4 auf Geschichte von Zayem. auf jene Hofe, welchen die Chur - Bayerische Rechte bekandt gemacht worden seynd, ob dergleichen Abschriffl von Chur - Bayern selbigen jemalen zum Vorschein kommen, sicher beruften, mithin wohl zu beklagen, noch mehr aber zu befrembden ist, daß der Wiener,sche Hof diesen falschen Erfindungen Glauben bcymeffen - und hieraus dem Publico, als wann Se. Churfürst!. Durch!, dar, durch verführet worden, eine Wahrheit ma» l chen mag. 2OZ. Der Graf-keroullfche LxtrzA von ^ruo r l. Octob. ist blos eine Klors, und trifft lediglichen dahin em, daß Graf von perou- ss allein die Commumcirung, und Einsehung derjenigen OnZirul-vilpolttionen, welche das Chur-Haus alslnürumcnrz comiTumi* angehen, iu dessen ^rckiven aber nicht seyn können^ anbcgchrethabe. 224. DaßdreveäuKion derBayerischekr Rechten umgeändert werden soll , ist mehr- malen eine ganh irrige prsetumpnon, wv- zumalen selbe umzuändern man einigen Anlaß um so inniger siehet, als solche unwandelbar auf ihren vestesten kunösmemen ob- angszvgener llistiolmonen, und des HatsseS noch ältern Rechten, nicht weniger auf un- verwerffliche Rechts - Gründe gebauet ist, wohl aber man sich befieissen, bemeldte ve 6uLlion, so klar und knrtz, als möglich, mit wahrer, unwiderfprechlichcr Weißthums- Bele- Gesckichte von Bauern. r8- Belegung dem Publico ehenächstens bekandt > )" machen, nicht weniger noch ausführli6)er I an Tag zu legen, was es vor eine Beschaffen!) m mit denen, keineswegs dem HauS ' von Habsburg , sondern dem Bayerischen Haus von Oesterreich vor 700. Jahr gege- I denen Privilegien , und in deren Gegenhal- ! tung mit der jehrmaligen Sanctione Pragmatica habe. 2Os. Aus deme , was in dem mehrange- zogenen Wienerischen Lürcular - Rescript der ehelichen Leibs- Erben halber erwehnet worden, wrrd jedermänniglich leichtliä) er- meffm , wer aus beyden Theilen Abfprung suche, und variire , da man Oesterrelchischer Settsdie nemliche Normalien ehelicheLeibs- Erben in dem nemlichen Inlkrumenr auf zweyerley Art au sieget, und hierunter bald Die Männliche allein, bald die Weibliche Erben, wie es zum Vortheil kommen mag, nach eigenem Belieben mitverstehct,in derHaupt-Sach aber nunmehro dasjenige widerspricht, was manehevorso eyftig vertheidigen, unddarmit als eine durchgehende Richtigkeit behaupten wollen,daß in demleikamenr die Worte eheliche Leibs-Erben beederle» Geschlecht andeuten. Welcher freywillige Abfprung, und Abfall von der vornehmsten Gegen-Einwen- dung die Chur- Bayerische gerechte Ansprüche, so nicht variiren, nicht wenig, wann sie nicht ohne das klar wären, erhebt; dabey M 5 dann »86 Geschichte von Bayern., dann weder der natürlichen Billichkcit, noch denen Rechten widerstrebet, sondern vielmehv diesen vollkomengemäß ist,daß intrsnütu Käcj cornmisttde Zenery masculino ad fcemina* diejenige Ordnung, so der Testator in Masculorum institutione» & substitutione sei-r nec Erh-Hertzoglichen Familie vorgesetzt, auch bey deren Abgang unter deren Frauen Töchter Erbfolge genauest beobachtet; und von Rechtswegen beybehalten werde, welches I Kayser Ferdinande I wie es vor GOtt, dee Natur, und allen Rechten billich, so mehr in ! die Würcklichkeit gesetzt, da er feine älteste ' Frau Tochter Annam anHertzogen Albrecht m Bayern in weiters genommenen wohlbe- ! Sächklichen Absicht vermählet, selbiger in Abgang des Oestrrreichsschen Manns - Stam- i mens, mittelst der Heyraths-Patten ihre I Erd-Gerechtigkeit feyerlichen vorbehalten, ^ und erst nach solchen ihrer noch ferners in seinem Codicill vorzüglichen gedencket, mithin Sie Oesterreichische Lande in jenes Haus, wo diese hergekommen-, ruck - und wieder heim- fällig gemacht hat, ohne daß er auf die Will- kühr seiner Nachfolger ankommen lassen wollen , wohin etwan selbige mit Trannienrung i der gröstentheils von ihm acquirirten Landen nach der Zeit antragen möchten; Daß aber das Haus von Bayern aus demsestamenr, NNd CodicilJ Ferdinandi I. nicht den allermin- -esten Vorschub erlanget haben, noch daraus » Geschichte von Bayern. N7 > ,e«,eö zu erzwingen seyn sollte, was man nach dem Graf-Peroulischen Exrract: vom». No- Ycmb. darinn verordnet zu seyn geglauber, weilen der velcenciemen, der an Hertzogen Albrecht von Bayern vermählten Tochter ke/äinznäi I. die aliermindeste Erwehnung nicht geschiehet, vielmehr aber die auf der» Fall nicht nur des erloschenen Manns-Skam« mens, sondern auch keiner von allen Söhnen keräinancli I. vorhandener ehelicher Leibo- Erbenverordnete Substitution, so ausdrücklich, und so klar, als möglich, auf dessen älteste Tochter, so zu selber Zeit im Leben seyn würde, eingeschränckt werde, angedeuter- massen hingegen der Fall, daß von allen Söhnen Fcrdinandi l. keine eheliche Leibs-Er- i den übrig wärenannoch nicht vorhanden seyn solle. So ist zwar wahr, daß dem Na- turS-Lauffnach, die älteste damalige Frau Tochter, in gegenwärtiger Zeit nicht mehr vorhanden seyn könne; Es ist deme entgegen «ine unwidersprechliche Sache, daß Kayfer kcräin2näu5 in seinem Testament §,vo begebe sich aber rc. jene Aine feiner Töchter, nach Abgang seiner Herren Söhne, ohne (Männliche) eheliche Leides--Erben in denen Königreichen Ungarn, und Böheim, samt derselbigen anhängigen Landen, als rechte Erbin subüituiret. Welche recht« Erbt» dann vhnmöglich ihr Leben von selbiger Zeit hätte.htnaus ziehen können; Gleichwie aber / .88 Geschichte von Bayern. die par ticula Aine, seine Kaysers Ferdinan- di Frauen Töchter, sowohl der von ihm selb- sten im Anfang seines Testaments gesetzten: als der natürlichen Ordnung nach, keine an, dere als die in das Haus von Bayern ver, ehlichte Anna betreffen kan, und eben darum - Aus welchem ex actis genommenen Ver- lauff sich ergiebet, daß der Auctor des Hi- fiorien-Saals 6^2. mit Vorbeyaehung der Actoi der Sache eine fälschliche Gestalt gebe, wann er sagt: Daß Bayern 1) auf Oesterreich, Kärnten , Steyermarck und Crain praerendiret habe, darun^weil sie allezeit Lehen des Bayerischen Herzog- rhums gewesen. Welcher wohl niemanden in Bayern wird beygefallen seyn. 2) Es habe aber der Bayerische Minister, Graf Törring, zu Parrs angefangen, die ?r-e- renslones aus andern Gründen, nemlich dem vroir de retour, und denen Ehe «Factis Albern und Maximiliani l. HertzvgeN in Bayern, mit Kvnrg Ferdinando I. und II. herzulenen. Endlich aber 3) habe der Bayerische Hof seine Ansprüche noch auf einen gantz andern Titul geäußert, und sein Erb- Recht allein aus bzmTeftament Ferdin&ndi I. hergeführet. Welches dieser Autor nur erdichtet , wohl aber wahr ist, daß die Bayerische Ansprüche auf die zwey letztere nicht Wech^ J9« Gesch ichte von Baye rn. Wechsel-weiß/ sondern zugleich, und noch daneben mchtaufdieLehenbarkeitvonSteyer- i rnarck rc. sondern auf deren Qualität als al- ' lc Patrominalia des Hertzogtyums Bayern Kegründet seyen : wie die Original • Acta es i in diesem bestanden zu haben, und nicht in andern, sieb angelegen seyn lassen. 207. Hiernachst ist von Seiten Bayern- die Bmdnuß errichtetwvrdenmitFranckreich, Cölln,Sachsen,Pfalh undBrandcnburg,welche alle ihre Hülssö-Trouppen zu Bchauptunz der ansprechenden Landen, Böhmen, und Oesterreich sonderlich, hergegeben. Mildem ! Schwäbiuch- Und Fränckischen Creiß wurde rine'Muträlität aufgerichtet. Epamen, welches selbst Anspruch auf die Ocsterretcht- fche Lande, sonderlich Böhmen wegen ^nna, 1 Kaysers Maximiliani II. Tochter, machte, | gab doch die Einwilligung,, daß der Churfürst in Bayern diese Ansprüche in Teurfch- land ausführen möchte, da es indessen selbes dyr sich in Welschland thun wollte. Man kan sich leicht vorstellen (schreibet der Auöior des Historien - Saals. Pag. 70;.) wie viele Bestürhung die Nachricht von diesem Bindnuß und dessen Absichten an dem Wienerischen Hof verursachen müssen, zu- malen da der Angriff im Herhen der Erb- kandc am ehesten zu besorgen stunde, und I die Entfernung der alten Oesterretchifchen Wirten, aufweiche sich biöhero die Köm- ,, Geschichte von Bayern. igi Zin verlassen, ihr keine zuverläßige Hülffe in ! diesen Gegenden versprechen konnte. Die Königin von Ungürn stellte alles mögliche > dargegen vor. Sie ließ der Churfürsten Dnrchl. in dieserZeit verschiedene Vorschläge zu einem gütlichen Vergleich «»bieten; auch die verwittibte Kayserin ^mslia ward vermögt - durch Dero Schreiben an ihren Durchl. Schwieger-Sohn, dasdemWle- nerischenHofdrohrnde Unglück abzuwenden. Endlich ließ sich auch der Pabst bewegen, an den Churfürsten ein besonders Lreve abgehen zu lassen, und Hoch-Dieselbe wegen der. Aufnahm der Catholischen Religion zu gütlichen Tractaten mit der Königin in Ungarn zu vermögen. Allein der feste Entschluß der Königin, nicht das geringste von ihren Ländern abzugeben ■, verursachte, daß man zu denen Waffen greiffen muste. Es ist aber auch gewiß, daß Höchstge- dachter Churfürst es an Vorschlägen nicht ermangeln lassen ; allein es war schon auf dem Punct auch unterzeichnet zu werden, als jemand sicherer mit gewissen Vorstellungen der Königin Majestät zu solchem vbgesagk vom Authore gedachten festen Entschluß beredet. Was die Päbstliche Heiligkeit belangt, bedauret Herr von Emaldis in der vor Ihr» Heiligkeit gehaltenen Trauer-Rede wegen Hlntritt Kayser Caroli Vll. daß man diesen Printzen, deme man als dem erleuch- ,9» Geschichte von Bayern. erleuchresten von Europa die Ehre des Vorzugs in Rath-Einholung und Erinnerung häkle geben sollen, zum allerletzten dessen gcwür- diget. Wie dann es Höchst - Deroselberr nicht wenig schmertzlich gefallen, als sie den j Päbstbchm Bottschaffccr bey sich ankommen > Wen zu einer Zeit, da sie schon den Fuß im , Steegreiff hatten, zu Felde zu gehen. E6 I war aber vor der höhern Vorsicht schon bestimmet, daß von allen Seiten her Holtz zu- | getragen werden muste, um vor diesen grossen. 1 Printzen einen rechtschaffenen Probler-Ofen , der Gedult anzulegen. j Dem Frantzösischen Hof ins besondere ward von dem Wienerischen vorgerücket: Daß selbiger ja die Pragmatische 8ar>Ltion, und Erb -Folge der Königin Theresia feyer- j lichst , und contra quoscumque , gewähret ! hätte, mithin dem Churfürsten aus Bayern keine Hülffe wider Dieselbe leisten könnte. Und als dieser erwiderte, daß allemal darunter verstanden und bedungen seyn müsse, ohne eines Dritten Nachtheil : so ward hingegen geäuffert, daß es wider alles Recht Der Narur lauffe, etwas wider jedermann gewähren, und dannoch dabey jemanden aus- nehmen wollen, da die Worte: Contra quos- «umque Mensch, möglicherWeise keine Aus- uahm leideten. Wenigst ward pmendirt f Frankreich syllke nicht xvüttve wider die Geschichte von Bayern. 193 Sanction gehen, und seine Trouppen zu Hause behalten. Wowider aber Franck- reich einwendete, wie es wider die Sanction, vor sich nicht streite, dem Haus Bayern aber /wxiliar-Trouppen, als eine schon in alten Vertragen üipulirte Sache, nicht abschlagen kvnte. Welches zugleich auch zur Antwort dienen solle auf das Begehren des Wienerischen Hofes, daß, wofern mau in Franckreich die Sanction nicht wolte beybehalten, man auch dasjenige wieder zurück geben solle, was die Cron vor solche Gua- rantic erobert hatte, nemlich das Herzogk thum Lothringen. Dieser Streit ist iu Schafften umständlicher und mit mehr Eyffer vor die Partheyen geführet worden, als wir hier zeigen. Doch ist nicht zu leugnen, daß Franckreich seiner Gewöhn»- heit nach mit der Feder gar wenig Fehler gemacht habe. ‘2o8. Die Bayrische Truppen wurden theils bey Schürdmg versammlet, und den Julii frühe überrumpelten die Bayem Passau, und der Churfürst begehrte, doch ohne Schaden und Eintracht, die Besetzung des -Oberhauses von dem Larbinal Lam- berg Bischoff allda, weil solches zu Versicherung seiner Chur-Laude ohnumgünglich nöthigwar; so auch muste zugelassen werden. Siehe Sammlung Staats-Schriften xvi, Stück fol. 307. Se. Churfürstl. Durchr- Suppl,P,Des.J,ti,J$\? f N taucht j 94 Gefchlchcs von Bauern. taucht kamen nach Schürding, nachdem« sie zuvor zu alten Oetting bey der Muttee GOttes Dero Gelübde verrichtet, und mit Hinterlassung Dero Degens auf den i Altar bezeuget, wie sie vor GOtt nichts/ j was Ihnen nicht von Rechtswegen gebühre, verlangten. Es wurde ein Manifest, i und darinn die Ursachen bekannt gemacht^ ! warum feine Durchlaucht bewogen worden, > Dero Truppen iu Oesterreich anrucken zu 1 lassen, und davon als Dero Erblanden Besitz zu nehmen. Auch wurden ein und an- j vere vorhin von dem Haus Oesterreich er- ' dultete Beleidigungen, und die nicht vergoltene wichtige Dienste eingerücket; und ! wie derAnwartfchafft auf Mirandola un- geachtet, welche vom Reiche dem HauS Bayern ertheilet worden, dasselbe jedan, noch an. 1717. vor Geld anderstwohin oer, , kauffet worden. 209. Man rückte den 9. September an. 1741. in Oesterreich. Die Französische ' Hülffs - Trouppen kamen indessen auch nach, und ward den iz. Lintz besetzet, und hernach die Huldigung eingenommen. Indessen gelangte eine andere Parthey ; Frantzösischer HÜlffs-Völcker durch Frau- j cken in die Ober»Pfa!tz. Die Bayrische ruckte» zu gleickier Zeit gegen Pilsen, K und sovann mit den Frantzoftn zusamm I dtp *;©«•. Mann gegen Prag, wovon sich | Fürst 1 Geschichte von Bayern. 197 Hürst Lobkowitz mit den nur etlich tausend i Mann übrigen Oesterreichischen Vvlckern I gegen Mähren zu gezogen. > 2io. Nach der Ober-Oesterreichischen Huldigung ward der Marsch in Nieder- Oesterreich vorgenommen. Die Armee ger langte biß Lrems,Gottweichund St. Pol« ten, die Partheyen aber biß in den Wiener Wald 3. Stunden von Wien. Es war die einhellige Sage und Meinung, wann man fortgesetzt und an diese trefliche Stadt Gewalt angelegt hätte, selbe ohnfehlbar würde übergegangen seyn: weilen solche dazumahl in keiner Verfassung und guten theils Jnmvohner, wie sie bekennen, einer anderen Regierung nicht gar ungenetgt , damahls waren. 2n. So ward aber der gantze Anschlag geändert, ohne Zweifel weil es die Bind- nussen also mit sich gebracht haben. ES gieng alles wieder zurück. Se. Churfürst!. Durchlaucht hatten von Ober-Oesterreich, ohne die Proviant-Lieferungen, keineSchar tzung anverlanget, sondern zu Verbesserung des Saltzwesens zu Gmünv selbst aus ihrer Cammer vorgeschossen. Von Unter-Oesterreich aber verlangten sie Schätzung, aus deme einige schlössen, daß es Dero endliche Meinung niemahl war, in diesem Theil sich vest zu setzen, sondern selben Verqleichs- »veiß an Jhro Königl. Majestät Theresia N r zu iy6 Geschichte von Bayern. zu überlassen. Die Frantzosen aber fienqen ! an in diesem Land viele Gewaltthätigkeit ten auszuüben, schleppten Geißlen, und unter anderen den Herrn Prälaten von Gött- weich, einen alten schwachen Mann, ungestüm fort. 2l». Solchergestalt gieng der ganße , Zug schleunig in Böhmen auf Prag loß. ! Hier hatten sich schon auch die Sächsische Völckcr bey 12202. eingefunden, und den I 26. November in der Nacht geschahe an etlichen Orten der Angriff. Die Sachsen erstiegen beym Carlsthor den Wall, wovon die wenige Bürger und Soldaten nach einer ziemlichen Gegenwehr endlich entflohen, und hremit die Stadt mit Bayern, i Frantzosen, Sachsen, ziemlich besetzet worden. 2i z. Sr. Churfürst!. Durchlaucht em- pfiengen auf dem Weissenberg, nachdeme 1 sie bey Maria de Victoria in der Kirche den I Gottesdienst abgewartet,von denen anwesenden fremden Gesandten die Glückwün- schungen als König in Böhmen, begaben sich folgenden Tags in die Stadt, und wurden den 7. December zum König öffentlich ausgeruffen,und sodann geduldiger. Wo- bey einige üble Vorbedeutungen sind in acht genommen worden,als daß dem Herolden der Low seines führenden Zepters ein, und andersmahl zur Erden gefallen rc. '» * Geschichte von Bayern. 797 Die Huldigung der Böhmischen vier Stände über 400. an der Zahl geschahe feyerlich zu Prag auf dem Ratschin den , -dDec. 174«. Daraufmit anderen Höfen verschiedene Verträge gemacht wurden: Als mit Sachsen, daß man in Böhmen das Sächsische Reichs-Vicariat erkennen wolle; so auch gleich mit Aufstellung des Vicariats-Wappen vor den Post-Haus vollzogen worden: auch wurde die Böhmische Lehens^ Herrlichkeit über einen grossen Theil der Reußischen Landen in Voigt- land nachgelasien. An Brandenburg wurde der bißhero lange vorgedauerte nexus der : Grafffchafft Glatzmit der Cron Böhmen aufgetrennet, und davor eine Summa Gelds erhoben. Es ward angerathen, auch die Crönung vorzunehmen, um mehrerer Bevestigung willen. Allein man hoffte noch schon Zeit zu haben; hernach w rr die Cron selbst nacher Wien salviret; und endlich ruckte der Tag der Kayserwahl h.ran, bey welcher in der Nähe zu seyn der neue König von Prag aufbrechen muste. Worauf noch den 8. Januarii und 8> Februarii s. 1742. die anderweite Huldigungen zu Prag per commillionem eingenommen worden, von jenen Vasailis, welche als weiter abgelegen, einen längeren Termin, bekommen hatten. N z 2i4.Was ryz Geschichte von Bayern. 2,4. Was bey diesem Böhmischen Zug versehen worden/ konte man bald mercken: daß nemlich Freystadt/ Budwiß und andere Passe zwischenSesterreich und Böhmen nicht mit Volck besetzet und bevestjqet/da- hero die Communication mit Oesterreich nicht beybehalten worden. Dann Prag war kaum über/ da sich der Rest der Oesterreichischen Armee gegen Budweiß gezogen/ Freystadt / wo nur eine geringe Mannschafft war/ überrumpelt und also die Böhmische Armee von Oesterreich und Nieder - Bayern abgeschnitten worden. Welches so viel nachdrücklicher war/ als auch die Oesterreichische Armee/welche biß- hero wider die Preussen an der Neust gestanden war, sich von bannen ab-und eben dahin nach Wittingau rc. zog. 215. Jetzt wollen wir Oesterreich und Böhmen eine Weile verlassen/ und zum übrigen Reich uns wenden. Franckreich hatte mit Hannover eine zweyjährige Neutralität aufgerichtet/ und eine kleine Armee in Westphalen geschicket zu überwintern, damit selbe/ im Fall man derer irgends in Böhmen bebörfftt/ an der Hand wäre: wie es aber andere auslegen/ um dadurch die Römische Königs-Wahl mit Gewalt zu erzwingen. Es kommen doch * alle überein, daß bereits schon im Eommer daS höchste Collc- Geschichte von Bayern. »9» Collegium in der Person des Churfürsten aus Bayern vereiniqet gewesen seyn. 2i 6. Wegen des Reichs-Vicariats, waS zwischen denen befreundten Häusern Bayern und Pfaltz vor schwere StreittigkeiL lange Zeit vom Westphälischen Frieden an obgewaltet, ist in derReichs-Geschichte bekannt. Allein 1724. als die bcede hohe Häuser wohl begriffen, wie derley innerliche Schwürigkeit nur anderen etwan zum Vergnügen, ihnen selbst aber -um Nachtheil gereicht, sonderlich bey bevorstehenden Abgang des Habsburgischen Hauses, so haben Selbe, nebst anderer engerer Vereinigung sich dahin verglichen, daß sie da- Reichs-Vicariat hinfübro gemeinschafftlich und für einen Mann fuhren wollen. Dazu sieein besonders ReichS-V'cariats-Gericht niedersetzen, and einen kr^f^enren, Richter und Räthe ernennen wollen, nach einer ihnen beliebigen Ordnung. »17. Vor dieses mahl ward so.ches Gericht zuAugspurgden r.Febr. 1741. niedergesetzet und ftyerlich biß auf die glückliche Kayserwahl gehalten. * Von Seiten Bayern ward vor diesesmahl -um Prxsi- «lenreri dieses Hochpreißlichen Raths er- N 4 nennet * Die Instructior, und Ordnung vor dasselbe fir-- he ?. VI, fcteftC Auxil, histor, p, xdx, seq<|, L»o Geftbichte von Bayern._ nennet seine Hochgrästiche Excellentz Herr Johann Jacob Graf von Truckieß Z il, vorhin des Lrtz-Bischoffs zu Saltzburg DbrissCämmerer, dessen HossHualität^n jede hohe Stelle bezieren mögen. ~ Es ward zwar hie und da von denen Fürsten Frau- ckisch'Und Schwäbischen Rechtens dawider ' eingewendet, allweilen man nur einen, nicht aber zwey Vicarios in diesen Landen zu erkennen gemüßiget oder gesinnet wäre, und solches als eine Abänderung der güldenen Bull durch alle Stände des Reichs müste begnehmiget werden: doch ward damitun- verrückt ft>rkgefahren: und in der gleich darauf verfaßten Wahl-Capitulation Ca- roli vil ward diese Sache aufdenReichs- Tag verschoben: sonst aber denen Reichs- Vicariis künfftighin die hohe Vorrechte be- stättiget, welche ihnen bißhero hatten wollen strittig gemachet werden. Nämlich, daß bey einer Reichs -Feyer, wantr ein Reichs-Tag solte von neuen beruffen,oder der vorige fortgesetzet werben, solches änderst nicht als unter der Autorität der ReichS - Verwesere geschehen könne rc. Capirulat. Caroli VII. Art.XlII. §. 9. 2-8. Indessen waren die Churfürsten oder ihre Gesandte zu Franckfurt versammlet, die Böhmische Wahl-Stimm von denen Churfürsten vor diesesmahl innstehend rmd schlaffend erkannt, weilen der Churfürst i Geschichte von Dapem. 201 fürst tu Bayern zwar im Besitz Böhmens, > aber solcher von Oesterreich nicht zugestan- I Den war. i 219. Endlich den 24. Januarii a. 1742; ward durch einhellige Stimmen aller Churfürsten zum Römischen König und Kaysee erwählet Seine Majestät Carolus VH.Kö^ nig in Böhmen und Churfürst in Bayern rc. Seine Kayserl. Majestät waren schon zuvor aus Böhmen nacher München, und von Donnen nacher Mannheim in höchster Person abgereiset, allwo Selbe einem doppelten B ylager Dero höchsten Hauses beywohn-' ten, welches zwischen Sr.Durchlaucht Carl Prinzen von Suitzbach,nachmahligenChur- fürsten von Pfaltz und einer Sultzbachifchen S rtntzeßin Maria Elisabetha, hernach auch ertzogs Clememis Dero Herrn Bruders Ferdinand* Kind mit der zweyten Sultzbachischen Printzeßin Maria Amalia gehalten wurde. 22O. Seine Kayserl. Majestät wurde von Jhro Durchlaucht dem Fürsten von Taxis alsReicks-Erb-Postmeister von Mannheim nacher Franckfvrt abgeführet: allda der ungemein prächtige Ernzug gehalten, und Die Kayserliche Crönung alten Gebrauch nach in St. Bartholomat-Münster den 12 . Febr. glücklich vollzogen worden. Worauf auch Jhro Ma-estät der regierenden N 5 Kayserin rsr Geschichee vvn Bayern. Kayserin Crönung allda den 8. Mertz ge, fchahe. Ihro Kayferl. Majestät versetzten den allgemeinen Reichs-Tag von Regenspurg nach Francksurt, welkes in Bayern indtzssen schon trüb aussähe. Sie schlugen auch allda ihr Kayserl. Hof-Lager auf, und setz« » ten den Höchstpreißlichen Reichs-Hofrath nieder, zu dessenPräsidenten zwey Jahr her- > nach Ihro Excellentz obgedachter Herr j Grafvon ^eil aufgestellet, die Reichs-Vice- Cantzlerschafft aber Sr. Excellentz Herrn i Grafen von KönigSfeld gkeich anfangs 1 übertragen worden. Das Archiv aber des H.R. Reichs, welches zu Wien lieget, ob- 1 schon es Se.Churfürstl. Gnaden zu Mayntz mit trifftigsten Vorstellungen öffters an- verlanget, hat dessen Ausantwortung an das Reich niemahls können erhalten werden: wn! hingegen begehret wurde, daß die Oesterreich betreffende Acta von selbigen sollen abgesondert werben. 22 s. Nun wollen wir einen Blick in Böhmen wieder thun. Allda erobern die Frantzosen Eger, und drangen die Preussen, Sachsen und Kayserlichen in Mähren zwar ein, weil aber die Winters-Zeit rauh, und die Oesterreichische so zu sagen im Rücken, die Frantzosen auch bey Piseck an derMol- da unversehens überfallen, und wacker ge- klopfet worden, so war hierinn biß in den Sommer Geschichte von Bayern. ssz Sommer ferners nicht viel ausgerichtet. ! Im Sommer aber eilte der König in Preuft | fen aus Mahren in den Böhmischen Chru- diner-Creiß, nicht ohne empfindlichen Verlust, welchen die Hannacken oder streitbare Bauern ihm in Ubersteigung dasiger Ge- bürge verursachet haben. 222. Se.Königl. Hoheit Printz Carlvon Lothringen, welcher einer Hesterreichischen und Ungarischen Armee vorstünde, eilte ihm zur Seiten nach, und kam esbeyCzaslau und Kuttenberg zu einem hitzigen Gefecht. Se. Königl. Majestät in Preussen verlangten von denen Frantzosen eine Verstär- ckung, die aber so schwach und spath abgegeben wurde, daß sie zu dem Sieg, so der König erfochten, nichts gethan. Dieses soll Se. Majestät so gewaltig mißfallen haben, daß sie gleich den Schluß faßten, nicht nur die Französische, sondern auch die Kay- serliche Bindnuß zu verlassen, denen Vorschlagen des EnglischenGesandten Grasins Hintfort Gehör zu geben, und Fried mit Vorbehaltung des gantzen Schlesiens biß über die Neuste einzugehen. Diesem Beyspiel folgte Se. Königliche Majestät in Polen als Churfürst in Sachsen, und zog seine Hülfts-Völcker aus Böhmen, daß also nur die Kayserliche mit den Frantzösischen Hülffö-Trouppe» hier sich befanden. srz.Wah- SQ 4 Geschichte von Bayern. 223. Während allen deme liess es auch in Bayern vor Se. Kayserl. Majestät gar unglücklich ab. Ihr» Kvnigl. Ungarische Majestät hatten sich von Wien nacher Preß, bürg in Sicherheit begeben, und allda einen Ungarischen Land-Lag zusamm beruffen. Lbwohlen nun anfänglich die Ungarische Stände nicht allzugeneigt schienen wegen I einigen thuen zu schwer oder zu hoch scheinender ?ropote von Bayern. ten aus Tprol in Bayern, und belagerte auf der sogenannten Inse! den unüberwindlichen Paß aus Bayern nach Reichenhall, wo das Bayrische kostbare Saltzwerck i|h Nachdem aber aufdieser Seite nichts auszurichten wäre, so ward der Marsch durch vaS Saltzburgifche gerichtet, und dieser Ort ohne Mühe aus selber flachen Seiten bezwungen. 226. Solchergestalt ward gantz Bayern, vhne die Pfaltz, und ohne Jngolstadt, Landsberg, und Straubing, welches letztere etliche mahl vergebens angegriffen worden, Sr. Kayserl. Mafestcit entnommen. Das Land wurde sehr mitgenommen, sonderlich von vielerley Ungarischen Völckern, bieder Zucht ungewohnt, auch ihren eignen Obristen nicht allemahl zu Geboth stehen, als Panduren, Licaner, Corbavier, Waras- diner. Sauströmer, Leister, Clementiner, Dalmatiner rc. 127. Gegen den Herbst führte Maille- feois die in Westphalen bißhero gestandene auserleftneArmee von 22000. Mann ^ran- tzosen durch Francken und Pfaltz nach Böhmen. Der Groß-Hertzog, welcher unterdessen die Stadt Prag vergeblich beschossen hatte, verließ solche, gieng selben auf die Goäntzen entgegen, und zog die meiste Lrouvpen auS Bayern unterm GrafKe- denhullee an sich. Der Comte de Saxe, so ?.e _ Geschichte vqn Bayern. 2 07 die Französische Vorlruppen führte/ war ! schon biß in den Satzer-Kreiß vorgerückt, j allein ^-iUcboii wolte nicht nach,und tunke niemand begreiffen, warum? da er doch I den Feind überlegen, und wann die auf 20. tausend damahls annock starcke Besatzung von Prag mit ihm sich verstanden Hütte, leichtlich denselben in die Enge hätte bringen können. Hiemit stunde man hier biß in den Winter müßig neben einander. 228. Da nun die Kälte dieses endlich verbotten, bricht Maillebois eilends auf, und ziehet sich in die Quartier, theils hinter die Nab in die Pfaltz, theils in Bayern an die Donau. Die übrige Pfaltz wurde von den Oesterreichern und Ungarn besetzet. Hiemit ward die Besatzung zu Prag im Stich gelassen. Selbe ward vom Feind umlagert, und alle Zufuhr so knapp abgeschnitten, daß in einer so grossen Stadt der gröste Mangel entstünde, und eine grosse Anzahl Pferde aufgezehret wurden. Wobey die Frantzosen alles vor das höchste Geld bezahlten, und so bescheidentlich gegen die Inwohner in diesem Stuck verfuhren, daß sie niemanden an ihrer Noth Theil zu nehmen zwangen. Gem einiglich galt ein Ey für die Frantzosen einen halbenGul- den, eine Gans einen Ducaten. Vor des Marschalls Lcllkle Tafel ward ein Kalb vor 70. eine Kuh vor 200. Gulden den ao8 Geschichte von Bayern. Innwohnern abgekauffet. Die Armen aber litten dabey allenthalben grosse Noth. Den änderten Jenner A. i742. versammiete der Marschall und Hertzog Bellisle seine Leut annoch bey r?. tauend, wie man sagt, starck, und da eben die strengste Kalte eingefallen war/ nahm er gegen Eger einen schnellen und verwunderlichen Abzug, welcher ihm zwar viele Ehre und Ruhm eines verständig und entschlossenen FUdherrns, dem Kayser aber den Verlust von Böhmen zuwege gebracht. Und so viel von Böhmen vor das irrste Jahr. 229.In Bayern hatte indessen derO"ster- reichische General Bärenklau/ Mentzel und andere biß in das Würtenbergische ge- sireiffek,und aus dem PfaltzNeuburgilchen > starcke Brandschatzungen eingetrieben. > Dann es hattePfaltz anden Kaysereinige Hülffs-Völcker überlassen, und da ward zu Wien erkläret/daß man selbes als Feind verfolgen könnte. Andern Seits aber aber hielte man davor, baß die Überlassung einiger Hülffs - Truppen noch nicht eine feindliche Aeusserung seye: dannenhero auch der König in Schweden als Landgraf zu Hessen-Cassel einen Theil seiner Truppen an den Kayser gegeben/ wider Oesterreich zu kriegen/ und einen andern an Engelland, um vor Oesterreich wider Franckreich des Kaysers Bundes-Verwandten zu stehen; a von Geschichte von Bayern. 209 von deren keinen doch er als Feind anger sehen wur.e. Wie indessen daö Land Bayern hergenommen worden, wollen wir lieber aus einer andern Feder entlehnen, nemlich Geschichten und Thaten Raysers Carls VII. pag, 319, Da räumten nu n die Oesterrei« cher wacker auf, brachten alle Munition/ Artillerie und anderes Kriegs Gerat!) auf Flösse, und schafften es aus Bayern hinaus : den Bauern nahmen sie ihre Pferde: aus den Wäldern hieben sie das beste Hoftz : die Unterthanen bejchwerttnlie mttunauft dringlichen Abgaben: kurtz, sie wirthschaffr teten also, damit bey ihrem Abzüge nicht viel übria bleiben mochte. Es schiene, daiß man vorhätte Bayern zu einer vollkom menen Wüsteney zu machen; wann es «änderst einigen verbittere- ten Gcmütbern !yach Wumch gehen solte, so diejes offterm«ahls im Munde führten. Nachdeme aber durch den Bayrischen Minister beym Rcichs-Tag zu Franckfurth diese Beschwerden angebracht, und Rerne- äirung gesuchet ward, kam von Wien eine, Remonttrarion heraus, in welcher behauptet wurde, wie daß die Bayrische Lande die ser Zeit noch lang nicht fo hart und unbarmr hertzig wären gehalten worden, als es be- nenselben vorhin unter ihrer eigenen Lan- des-Herrschafftwiederfahren war. Wor- suppl. p.Des.A, h. /TH. ö über aio Geschichte von Bayern. über wir uns in keinen Disput einzulassen haben, sondern denjenigen, der es nicht glauben will, dahin verweisen, daß er sich bemühen solle, etwan die Landes-Register und dergleichen einsehen zu können, welche ihm Auskunfft geben werden. Also auch wollen wir Vorbeygehen/ und denen particular-auch geheimen Geschichten überlassen die Einäscherung von der Stadt Chamb gegen den Böhmer Wald, mit j allen abscheulichen Umständen, welche unter Anführung des Baron Lrenck, nebst > andern, in Bayern seynd ausgeübet 1 -worden. rzo. Mit Eintritt des Herbsts hatte der j Kayserlicheund des Reichs General-Feld- 1 Marschall Graf von Seckenddrff, welcher . die Oesterreichische Dienste aufgesagt, ein \ Heer an der Donau von Kayserlichen, Pfältzischen, Heßisch-undCötlnischenVöl- i ckcrn zusammengezogen- und rückte den 6. October in Bayern ein, besetzte auch alles biß an Brauuau. Als er nun im Begriff war in Oesterreich selbst einzudringen, und verhoffte, daß die FrantzosenUnterm Maii- lebois ihrer Seils auch in Böhmen gegen ■ Prag zu ihren Schritt machen würden, muste er innhalten, und die Winterquartiere suchen. azr. In Niederland hakten sich indessen ! etliche tausend Engelläilder und Hannöve- Geschichte von Bayern. 21 * rer einqefunden, weilen Seine Königliche Majestät in Groß Britannien auf vieles Betreiben endlich den Schluß gefastet, Sr» Kvnigl. Majestät von Ungarn Hülff ange- beym zu lassen. Diese machten aber biß Jahrs weiter keine Bewegung. . 2Z2. Im Jahr 1743. erhoben sich Se. Kayserl. Majestät von Franckfurt in Der- Kayftrl. R sldentz Stadt Mönchen. Im Frühling rüstete man sich zu Feld. Eine Frantzösische Armee von etlichzwanhigbiß dreyßig tausend Mann unter Anführung des Marschalls von Broglio lag beyDe- kendorff und Plattling, Landau rc. an der Donau und Jsrr, Und man verwunderte sich mehrmahlen/daß er auch von dieser Gest» ke, wo man dem Feind überlegen wah nicht angriffe. Der Cardinal Fleury soll abermahl es also verordnet haben. 233. Hierauf geschahe den sten Marin unglücklicher Streich bey Braunau. Allda stunden die Kayserl. VorktUppen Unter dem General Minucci. Die Ocsterrck- chische Armee war bey Scharoing über den In gegangen, und drang mitzwantzig tausend Mann auf diese fünff tausend lost» Die Kayserliche griffen an, und trieben den ersten vesterreichifchen Lrupp mit Verlust zurück. Doch ^tinucci verließ seinen Vor« theil, den er an der Vestung und der Brus cke hatte; und als er die auf allen Seiten £> a andrim »12 GsfAlchre von Bayern. andringende Feinde sahe, war es sich zurück zu ziehen schon zu spat. Hiemit ward sehe hitzig gefochten, daß zu beyden Seiten viele, doch ungleich mehr Kaylerliche ablieben, mit dem General der Reuttrcy G^af 6r- dneli. Graf Minucci mit vielen Off ciren, und bey 900. Gemeinen wurden gefangen. Der Gemeinen viele trotten wahrenden Treffen zum Feind über, in der Absicht, um sich bey guter Gelegenheit wieder aus dem Staub zu machen, so auch geschehen. In der Flucht wurden noch viele in den Jn- ßrom qesprenget, das übrige warst sich in die Vestung Braunau. 234. Eine an sich selbst noch geringe Action zog wider Vermuthen grosse Folgen und den Verlust von gantz Bayern nach sich. Bey so gestalten Sachen ward Marschall Seckendorff gezwungen, sich etwas erstlich zurück und gegen München zu ziehen, zu Bedeckung der höchsten Person Seiner Kayserl. Majestät- Die Sesterreichische Lrouppen giengen sodann aufdieFrantzo- sen loß überrumpelten und verbrannten Landau und Dingolfingen, ingleichen De- ckendorff. Es schiene, wann sich die Kayserliche und Frantzösijche Armee vereiniget hätt««, daß sie dem Feind überlegen denselben leichtlich hätten verfolgen können. Aber keine Vereinigung geschahe nicht, die Fran- tzose« eilten aus der Psaltz und aus Bap- m Geschickte vonDayeru. t ern nacher Donawerlh, und von da fort über den Rhein. 235. Die Kay'erliche Truppen zogen sich gegen Augfpurg, Rain, und endlich gegen Wembdinq, wo sie den übrigen Sommer und Herbst im Lager stunden, und sich allgemach vermebrten. 236. Se. K'ayferl. Majestät fanden sich genöthiget mit allen Gesandtschafften erstlich nach Augwurg, sodann wieder nach Franckfurt in Sicherheit zu begeben. Hier ward vom gesammten Reich die Vermittlung und Beylegung des Kriegs und aller Streitigkeit übernommen, auch von Reichs wegen der König in Groß-Britannien zu diesem heilsamen Werck eingeladen: allein der hohe Gegentheil fand daran kein Belieben: oder ward von einem dritten aufgehalten. *37- Indessen ward Braunau belagert, und da Gewalt nichts verfieng,endlich durch Hunger bezwungen, indem Se. Durchk. Printz von Hildburgshausen dasselbe biß aufs äusserste verfochten. 238. Zu gleicher Zeit ward zwischen dem Kayserltchcn Fettznarschall, und dem Ungarischen, Graf Kevenhüller, zu Nieder- Schongau eine Unterredung und Bedingung getroffen, darin« Braunau, Retchen- hall und Straubing an die Ungarische ab- getretten wurde, so daß aufZahr undTa- O 3 die »14 Geschichte von Bayern. die darinn befindliche teutsche Mannschafft in dieKayserliche Erb Lande verleget, und daraus verpfleget söffe werden rc. 239. Hierauf blagerten die Ungarn Ins golstadt, die Besatzung bestund mehreren Theils aus Frantzosen: und diese stattliche Vestung würde sich noch lang nicht ergeben haben, weil aber das Kaysirliche Archiv und andere Kostbarkeiten darin eingeschlos« | sen waren, so konntt man es nicht auf das äusserste kommen, und ward durch die Übergab alles nach Augspurn gerettet. 240. Zu Ausgang des Sommers ward eine Königl. Ungarische Administration in Bayern und Pfaltz aufgesetzet, deren erste« ;■ ! re Stelle Se. Excellentz Herr Graf von - Goes, die andere Se. Excellentz Herr Graf ! von Cvteck vertrat. Auch muste das Land ^ den Eyd der Treue an Se. Königl. Majestät zu Ungarn überall ablegen; wo wider zwar seine Kayserl. Majestät, als eine im Reich unerhörte Sache, scharffe Verbothe ergehen, und alle dergleichen Pflichten vor nichtig erklären ließ. 241. Nach Eroberung aller Kayserlichen Erblanden in Bayern und Pfaltz, ohne die Vestung Rothenberg, ruckte dieUngarische Armee unter Se. Königl.Hoheit Printz Carl von Lothringen gegen den Ober-Rhein, und bemühete sich zwischen Breysach und Hüm Hingen in Elsaß überzusetzen. Hier ward Geschichte von Bayern. »ix m den Baadisch und Breißgauischen Lan- den der Sommer und Herbst zugebracht/ weil die Frantzosen daS jenseitige User so wohl bevestigetund verwahret, daß es ohn- möglich war überzukommen, und litte die Ungarische Armee sehr grossen Abgang an Mann und Pferden, und muste endlich die Winterquartiere in Bayern und Pfaltz beziehen, welche Kayserliche Erblande bey dieser Gelegenheit überaus hart mitgenommen worden, 242. Mittler Zeit da die Königl. Ungarische Armee auf den Ober-Rhein zugieng, hatte es auch an dem MittelRhein was abgesetzet. Die Englische Hülffs-Völcker vor die Königin in Ungarn hatten sich biß an den Mayn heraufgezogen, und lagen um Hanau und Aschaffenburq,und Seine Königl. Majestät von Groß-Britannien waren in höchster Person dabey. Die Frantzosen ruckten ihnen entgegen, aicnqen beym Grifft Sigeberg über den Rhein, und hatten die Engelländer schon alle in Unordnung gebracht, als der Hertzog von Aremberg, Ungarischer General, mit dm teutschen Truppen das Treffen nicht nur unterstützet, sondern auch den Feind mit Verlust in die Flucht gebracht. VeederseitS feynd sehr viele geblieben. Die Frantzosen zogen sich sodann hinter Landau, die Engel- länder ruckten biß Speyer uach r es kamen -0 4 «ich *i6 Geschichte von Bayern. j auch bey roooo.MannHoliänder den Rhein j heraus biß Mayntz. Sowohl aber diese j als jene verlangten nicht weiter zu gehen, sondern suchten die Winterquartiere in Niedcrland. 24,. DieKayserliche bekamen dieselbe in Franckcn, Fulda, im Cvllnrschen rc. Eben dielen Sommer ward zwischen Kayserl. Majestät und Sr. Majestät von Groß-Brrtannien zu Hanau eine Keredung über einen Vergleich wegen dieses Erbfolg- Streits gehalten. Hier oder sonst hat jemand aus die Bahn gebracht, wie daß ei- ; nige Bißthümer könnten secul-riüret und Bayer-i zugeichantz.-t werden. Darauf ward aleiL nach Rom und an alle geistliche Firsten gebracht, der Kay'er habe diesen Vorichlaq gethan. Sem KaysiriicheMa- jestät fiel ein solcher Vorwurff höchst schmertzkich, und ll ssen mehr nicht als nur dieses erklären: wie sie nichts als die Erbfolge, ihnen von Geburt und Natur und Pactswene zuständig wäre, jemahls suchten: und wolte man ihnen Recht wieder- fahrcn lassen, bedürfften sie keines fremden Guts. Übrigens leyn die Durchlauchtigste Hertzoqe aus Bayern niemahlett gewöhnet geistliche Güter, noch viel minder Bißthümer zu unterdrücken, sondern es seyn von denselben viele ga'ntzlich aufgerichtet und gestifftet, andere aber mächtig gejchü- tzet Geschichte von Bayern. * ,7 tzet worden, damit sie nicht entwendet würden- Der Leier kan sich des erster-?,, erinnern aus der Bayrisch-m Geschkcht von den Bißthümern Svaltzburg, Passau, Freysing, Regenspurg, Eichstett, Bttxen.- das andere aber erhellet aus den Ertzbißthnm Cölln,so durch Lrnellum Hertzog aus Bayern in Schutzqenommen worden wider den abtrünnigen Churfürst allda Gebhardvon Truckseß, welcher es als ein weltliches Für- st?nthum behaupten wolle. Item das Biß, thum Hildesbnm, so stine Erhaltung dem Hertzog aus Bayern Maximilian Heinrich zu dancken: wie nicht minder Paderborn Hcrtzoqen Ferdinanden gleichfalls aus Bayern. Ja man hörte aus Sr.Kayscrl. Majestät höchstem Munde, wie sie lieber wollen in gäntz sicher Armuth, wann es GOtt also über- Dero höchstes Haus verhangen solle, gerathen, als etwas solches zugeben. Es mard mchs destoweniger mit diesen und noch mehr unglimpstichen Ausstreuungen fortgefahren, sonderlich als sich der Fall ereignete, daß das ErtzstifftSaltzr bürg durch den Tod Erhbischoffs Leopol- di von Firmian erlediget werbe. Hievon hernach. 244 Die grosse Verdrüßlichkeit stunde Sr. Kayftrl. Majestät von Mayntzzu. Sie hatten bißhero nicht zugegeben, daß ein Hesterreichisch-oder Böhmischer Gesandter 0 s von s 1 9 Geschichte von Bayern. von Sr. Königl. Majestät zu Ungarn auf den Reichs-Tag zu Sitz und Stimme angenommen würde, indem sie selbsten, gleichwie die Lande, also auch die anklebende Rechte behaupten wollen. Se. Königl. Majestät zu Ungarn, gleichwie sie die Kay- fer-Wahl als ohne ihre in Anspruch habende Stimme geschehen, widersprochen, also erkannten sie weder den Kayser, noch den durch ihn beruffenen, oder nach Franckfurt verlegten Reichs-Tag, sondern nennten selben nur die Franckfurter Versammlung. Selbe hatten auch zudem Wahl-Tag selbst ihre Gesandten geschicket, und zum Chur- fürsten-Protocoll einen Widerspruch wider dero Ausschliejsimg übergeben lassen. ES ward aber solcher durch einen Schluß des Chmfürstlichen Collegii wiederum aus dem Protocoll gerisftn, und Se. Churfürst!. Gnaden zu Mayntz, aus dem Hause von Eltz, blieben bey dero Lebszeiten beständig bey diesem des höchsten Collegii Schluß. Nach dero Tod aber gelangte zu dieser Würde der Herr von Ostein, und Seine Churfürst!. Gnaden nahmen alsobald von dem Herrn von Palm Ungarischen Gesandten eine protelkakicm ad protocollum Imperii an, in welcher sowohl der Wahhals der Kayserlichen Würde im Haus Bayern, und auch dem Reichstag widersprochen rmdjketnes aus diesen anerkannt wird. 24;.2bro Geschichte von Bayern.' r r-» 245. Ihro Kayserliche Majestät liessen hierauf erklären, wie ein solches Verfahren nicht sowohl Ihro höchsten Person allein, als vielmehr dem ganßen Reich höchst nachteilig ja verfteinerlich ausfalle, da an einem Reichstag eine Schlifft öffentlich angenommen wird, in welcher dem Reich die Macht in Wahlsachen zu verordnen angesprochen, dessen höchstes Oberhaupt herunter gesetzt, und der Rcichs-Tag selbst ver- worffen wird. Sie liessen auch durch ein und anders OommWonz Oecrer die Vertilgung dieser Schrifft aus dem Reichs- Protocoll trifftigst anverlangen undhefeh- len. Jedoch, weilen sowohl Mayntz, als Hannover und einige andere dawider stimmten, so waren sie auch in diesem Stuck unglücklich. 244. In der Schongauischen Unterredung war eine Gattung der Neutralität sowohl vor die Kayserlich-Bayrische Erb- lande, als die Kayserliche Armee verglichen worden. Die Kayserliche Völcker hatte» solche auch hörigen Sommer vollkommen gehalten; indem nicht nur die Armee zu Wembdingen der Belagerung und Übergab von Jngolstadt ohne Vcwequng zugesehen, sondern auch die in Jngolstadt selbst gelegene Kayserlrche Mannschafft sich zu Vertheidigung dieses alleinigen vesten Platzes ihres. KayserS sich nicht gebrauche». lassen, S2« Geschickte vsn Bayern. lassen , sondern alles der Franhösischen Garnison übcrlassen. Da sich auch im fol- wenden Frühling die Kayserliche Armee bey Philippsburg versammlet, hielte sich selbe mitten unter den Oesterreichischett Partheyen in grösser Stille und Ruhe. Allein nicht nur die Kayserliche Erblande hatten keine Neutralität zu gemessen, ja sie wurden vielmehr gar in die Huldigung ge«om, wen und jämmerlich ausgesogen; sondern auch die Armee bey Phrlippsburq angegriffen; und die in Bayern «vertheilte c-ynu- j>rte Kayser'iche mit Gewalt nach Italien re. geführet. Der Kayserliche Hof beschwehr- i te sich über diese l'rocegnren; vom Wie, [ nerischen aber ward theils die Neutralität in Abrede geMet, theils bchaupter, eS ftye so che zuerst von den Kayftrlichen un- ' terbrochen «voroen, über welches Wesen abermahl einige Schrifften zum Vorschein gekommen. 247. Kauiu war nun der Frühling ein- getretten, als man sich beederseits zu Feld rüstete Die Kayserliche Armee, welche sich den Winter über merckiich vermehret hatte, kam bey Philippsburg zu stehen worin dero General der Kayserl. Feldmarlchall Graf Seckendorffvon Reichs wegen Commendant ist. Der Frantzösische MarschaU Coigny lagerte sich auf der lincken Seite des Rheins. Die Ungarische Armee zog Geschichte von Bayern. 2» r sich gegen Bruchjal, uno weiter hinab gegen Oppenheim/ und versuchte hie und da überzusetzen Scckendorffindessn,weiler theils alleine derselben zu schwach, theiisvon dem austrettenven Rhein und Morasten im Lager verhindert war, machte sich auch jenseits hiniiber. Indessen hatten dieUnqam durch offters abwärts marschiren die Französische Trouppen fast alle hinab biß auch gegen Mayntzgelockct. Oberhalb Philipps- burg aber bey Schreck setzten die Panvurm in aller Stille über, und brachten die Äayserr jiche Vortruppen, so da glaubten, die gantze Armee wäre in Anzug, in die Flucht. Es warder r. Junii Alsobaldmachten sich in höchster Eil auch die übrige Ungarn und Teutsche herüber,ehe sich die Kayserliche und Frantzoftn erholen kunten. 248. Düse setzten in gleicher Eil mitZu- rucklassung vieles Vvrraths sich anfangs hinter die Linien bey Landan, sodann weis ters biß Lauterdurg undWerssenburg. Allein die Ungarische Armee war aleich hinter chnen darem, Lauterbnrq ergab sich, Weis- srnburg war anfangs vergeblich angerennt, hernach verlassen, besitzt, und wieder von den Kayserlichm mit recht rühmlicher Tapfferkeit eingenommen,und hindurch zum mehrsten den Frantzosen Lufft gemacht; aber auch wieder verlassen. Man zog sich Mück hinter die Hagennuer Linien, ja gar iit Ges chichte von Bayern. _ ün die Seite Straßburgs. Die Ungarn überrumpelt-und plünderten Bergzabern des Bischofs von Straßburg Stadt iinb Schloß/ und machten darin» grosse Beuthe, weil vieler Reichthum hinein als in einen Sicherheits> 0 rt war gebracht worden. 249. Hrer aber gerieth es ins S keckett- und kunte die Ungarische Armee weder in Lothringen, wie der Anschlag war, eindringen, noch sonst etwas unternehmen. Deren Ursachen wögen viele gewesen seyn. Die am Tag liegende aber waren wohl Ueie. Erstlich daß die Engel-Und Holländer in den Niederlanden stch weiter nicht regeren, welche doch auf der andern Seite hatten müssen gegen Lothringen ansetzen, wann etwas hätte wollm ausgerichtet werden» Hernach weil die Ungarische Armee keinen st- cheren Rucken hatte,indem StraßburgaN der Seite, hinten aber LandaU, und das knrc Louis zwey gute VestungeN/.und det Rhein waren, altwo ekwan nicht ohnmög- lich gewesen wäre, entweder die Brücken, öder Lebensmittel abzuschneiden. Es wae zwar mit Beschießung des körn 5 . Louis der Anfang gemacht, aber so schlecht, daß an die Eroberung gar nicht zu gedencken war. Drittens war ein starcker Frantzösschet Entsatz aus Niederland und anderstwo herbey geeilet, welcher stch mit der HaUpt- Armee in Elsaß vereiniget. Und letztlich Geschichte von Bayern. 22L war kein Zweyfel mehr, daß nicht S. Kö- > nigliche Majestät in Preußen des Kayscrs Parthey wieder ergriffen hatte. Indem zu Anfang des Junii, kaum als die Uir- gärn über den Rhein gegangen, zuFranck- fürt eine I7nionoderBündnuß unterzeichn net worden, an welcher schütt ein halbes Jahr hero war gearbeitet worden. Der ren Zweck war, Seine Kayserliche Majestät so wohl bey Dero Rechts-Ansprüchen, als hauptsächlich auch bey Dero Erblanden,und sonderlich der höchsten Kay- serlichen Gewalt und Würde, welche an, gefochten wurde, zu unterstützen und vest zu erhalten. Hierein waren gekretten S. Kayserliche Majestät der König in Franck- reich, Spanien, Preussen, Schweden, als Landgraf zu Hessen-Cassel, derChur- fürst von Pfalh. S. Churfürst!. Durchl. zu Cvlln aber, Se. Kayserl. Majestät ^Herr Bruder, trat nickt nur nicht bey, sondern schlug sich auch auf Engel-Hol, land - und Ungarische Parthey, insoweit, daß er um Zudlicken-Gewer feine Truppen vor sich behielte. Welches dann diesem Monarchen einen neuen Zeug an die Hand gab, feine Großmuth auch in Ver- lassung seiner innersten Freunde löblichst zu erweisen. 2 fo. Der Allerchristlichste König, um die Bündnuß mit Nachdruck zu vollführen, 224 Geschichte von Bayern. ren, hat sich in höchster Person aus Nie- . Verland argen Elsaß erhoben, erkranckte ? aber zu Metz so gefährlich am hitzigen Fie- ! ber, daß an seiner G.nesung fast verzweifelt, ia dessen Todt in Oesterreich bis in fünfften Monat hernach gegiaubet war. 251. Zu gleicher Zeit ward auch L-eine Kayserliche Majestät zu Franckfurt mit Kranckheit befallen, und Dero Hiulritt auch vielfältig geglaubet. Doch war hier Vie Gefahr nicht so groß. 252. Se. König!. Majestät von Preussen waren unterdessen den ij. August, und so weiter »nit beyläuffiq achtzig tausend Mann zu Kayserl. Majestät Hüiffe, in Böhmen eingerückt, und hatten nach einer ! kurtzen, doch ernstlichen Belagerung, die Haupt-Stadt Prag durch Uebergab im | Namen des Kaysers eingenommen. Darin vier bis fünfftauftnd Soldaten, und bey -600-3. in Waffen geübte und muntirw Bauern gefangen, ein Theil nach Schlesien entführet worden, der Bauern aber der metsteTheilR^rß ausgenommen. A!S die Preußische Truppen das erste mahl Por Prag sich sehen liessen gegen der Neustadt am z i. August, soll sich ein Wunder in der Stadt zugetragen haben. Auf der schönen Präger-Brücke st-her unter andern kostbaren von Metall oder Marmor künstlich ausgearbeiteten Bilormssen auch Geschichte von Bayern. 22^ aus Erh jene des Heil.soAnnK vonNepomue an dem Platz/ wo dieser Heilige aus Befehl Königs NX'cnceslai in die Moldau abgestür« tzet worden: diese war auf Losten des Vzron von Wunschrwitz An. 1634. an eben dem , 3, Augusti dahin aufgerichtet worden. Nun betheurete fast die ganhe Stadt Prag gleichsam bis ins i74yste Iaht/daß an dem Abend des Preußischen Anzugs gedachte eherne Brld- nuß das Angesicht und die gantze Brust' von der Neustadt ab-- auf die andere Seite gegen dem Rarschin gewendet , oder dock den Arm samtdem haltendenCrucifip habe sincken lassen^ Andere vielerlei-Umstände umgehe ich ; würde auch das gantze Wesen vorbey gegangen seyn, wann nicht alles weit und breit m Europa ausgeschrieben, und zu Wren sowohl als Prag in Kupfferstichen auf offenem Platz (doch gantz vermuthlich ohne der Obrigkeit Wissen ) wäre verkaufft , und allenthalben hin verschickt worden. Der Wahrheit also allein zu steuer, und damit nicht ein Irrthum zu andern Mißbrauchen Anlaß gebe/ so müssen wir si) viel an uns ist aufrichtig versichern, daß an der Sache nichts als eine bloße Einbildung gewesen , welche dem Volck eine gross« Eindruckung gemacht, zumalen die Noth und Forcht des künfftigen merckiich dazu geholffen. Doch habe ich keinen wahr- hafftlg gelehrten Mann gefunden/ der es be- krafftiget hätte; wiewohlen viele von der ge- R. P. De£, J t 1 . Th. P Wöhtl- -26 Geschichte von Bayern. wohnlichen Gelehrtheit beträuffte es kräfftigst } behaupten wollten. GOTT hat durch seine ! liebe Heilige tausend Wunder gewürcket, kan es auch noch thun : aber vor dieses mal ist nichts geschehen ; sondern ich habe das von Holh geschnittene Modell, nach welchem der Guß aus Ertz zu Nürnberg sehr wvl)l gerathen , und welches in der Capelle des Wunschwitzischen Hauses in der Neustadt Prag vor jedermanns Augen offen stehet, mit meinen Augen gesehen: und ist das Erh dem Modell in der ganhen Stellung so gleich und ähnlich als ein Tropffen Wasser dem andern. Zu dcme hat gemeldes Modell die Brust gegen dre Preußische Attaque etwas gestellet: daß also wann eines allein sich verdrehet hätte , selbe nicht könnten ähnlich seyn : oder wann beede sich verändert hätten, eines davon das Gesicht von den Preussen ab, das andere aber zu denselben müste gewendet haben. Seine Königl. Mchestät in Preussen haben zu der Statue aus der Brücke eine ! Wache stellen lassen, um die Unordnung zu verhüten, welche etwan einige Protestantische Soldaten hätten verüben können. 25z. Bey so gestalten Sachen ruckten bis acht tausend Mann Hungarische Trouppen, so in Bayern und Pfaltz zurück geblieben waren , in Böhmen gegen Beraun. Se. Kö- nigl. Hoheit Prmtz Carl von Lothringen tra- tm. zwar in Eile hoch in höchster Vorsichtigkeit Geschichte von Bayern. 227 tigkeit den Ruckzug über den Rhein an zu Ende Augusti. Es verfolgten zwar die Fran- hosen dessen Marsch in etwas, jedoch so we- lüg und so kurtz, daß manche daraus schließ- feil wollten, ob wären geheime Absichten dar hinter versteckt. Vermuthlich aber mag eS der damals am höchsten besvrgliche Zustand der Königlichen Gesundheit also erfordert haben. 1*4. Der Marsch Prinhen Carls gieng Anfangs in Bayern gegen Passau, weil besorgt wurde, es mochten die Preussen an die Donau , und gegen Wien , wie ihrer viele sich verlauten liessen, chre Absicht richten. ES ward aber wieder umgekehrt, nachdem mit Sachsen die Überlassung einer Anzahl Hülffs- Völcker in Richtigkeit gekommen; und gicnF der Zug bey Furt in Böhmen, auch allgemach gegen Beraun zu, allwo man abwartete , bis die 2:. taufend Mann Sächsische Völcker aus Voigrland her darzu stossen, und einen Nachdruck haben konnten : dann die Ungarische Armee war in Elsaß, und auf dem beschwerlichen Marsch zimlich ge- schmoltzen. Wider diese Sächsische Hülffs- Völcker machte zwar Preussen Einwendungen ; es ward aber geantwortet, daß die Überlassung einiger Hülffs - Völcker noch keinen erklärten Feind mache, dem man feindlich in seinem Land begegnen könnte: und wollte Sachsen dem Kayser sowohl alleEhr- P 2 W sag Geschichte von Bayern. erbietigkeit als dem König in Preussen alle gute Nachbarschafft im übrigen erzeigen. 255. Der König in Preussen gieng , ehe noch die Sachsen dazu kämen, über die Molbau gegen dem Printz Carl. Selbiger aber hatte sich gegen Königsaal hinter Berge,Wälder und Teiche gezogen. Hiemit hat entweder darum, oder weil es, wre mau sagte, der alte General Schwerin mißrathen, der Löntg den Angriff unterlassen , und zog sich wieder über die Moldau zurück. Diß ist gewiß , daß bald darauf Schwerin in desKö- vigs Ungnade verfallen, und nach Hause geschickt worden. 2;6. Von dieser Zeit an gierigen die Preußische Sachen und die Armee zurück. Wobey die Mannschafft, so in Tabor, Budweiß, und Frauenberg geworffen war, zu Kriegs - Gefangenen gemacht worden. Von dem Ruckzug des Königs ward damals insgemein auch eine andere Urfach gemeldet, nemltch das Mißvergnügen gegen die Fran- Holen , welche der Ungarischen Armee nicht auf dem Fuß nachgezogen wären , sondern mit Belagerung Frcyburg sich beschäffnget, und also die Böhmische Sachen gleichsam im Stich gelassen hallen. Die Cabineier stehen nichr insgemem offen, und die Erzeh- lungen werden nicht leich.lich aus selbigen hergeholet. Uns aver liegl ob , auch die allgemeinere Gedancken und Reden oder Urtheile der Geschichte von Bayern. n* der Menschen hie und da gessarsam mit einzurücken : dann die Geschichte hat hauptsächlich zum Ziel nächst GOTT die Erkannt- nuß des menschlichen Herhen. 257. Die Zurückziehung der Preußischen Armee geschahe allezeit unter Anordnung Sr. Königl. Majestät selbst so langsam, behutsam, und klug, daß die obwohl schon vereinigte Ungarisch-und Sächsische beede Heere nie- mal einigen Vortheil wider selbe erhalten, ja vielmehr nicht einmal daran hat kommen können. Einige mal stellte sich der König m Schlacht-Ordnung, und begunte selbst den Angriffzu thun, fuhr aber bcynebens in seinem Ruck-Weeg fort. Ein und andere mal als die Ungarn zugriffen, musten sie zimlich Haar lassen ; und solchergestalt wurde das Spiel getrieben bis in den December, da der König feine Armee in Schlesien zurück brachte. Dieser Zurück - Marsch hat Sr. Majestät auch bey den Feinden, die eine gesunde Vernuufft haben, ungemeinenRuhm erworben. Aber auch war der Elnduß da- hey nicht gering, Nicht derer, so vorn» Feind geblieben wären, sondern die en-wcder schon vorhin an-der Treue wanckelen , oder die einbrechende Kalte und Arbeit nicht ertragend, durchgiengen. Man haue zu Wien schon etliche tausend dergleichen Uderlauffer gezehlet, ehe noch Printz Carl in Bohmen sich sehen ließ. Und P - diese 15« Geschichte von Bayern. diese waren meist ftembde allenthalben in Teulsch.and angeworbene Mannfchaffl, die etwan schon lang auf eine dergleichen Gelegenheit mögen gepasset haben. 258 Zu Prag indessen machte der Preussische Commendant, Grafvon Einsiedel, auf Befehl seines Königs Anstalt zum Auszug, und nachdem er emiqe Tage vorher die Bur- gerschaffc auf den Raths-Häusern versammeln lassen, zeigte er ihnen nicht nur an, wo die Minen geleget waren zu Sprengung einiger Wercker, sondern theilte ihnen auch ihr Gewehr aus , damit sie die Thore und andere Haupt - Plätze selbst besetzen könnten« Darauf den 26 blo v. in aller frühe, nachdem dre meiste bücke und Plunder schon voraus waren / begab er sich auf den Weeg mit der Besatzung 6000. brs 7220. Mann starck. Er war noch nicht an die Bruck aus der Alt- Stadt auf die kleine Seite gekommen , als ein paar hundert Panduren über die Walle und durch aufgehauene Thore tn die Stadt drangen; zu denen gesellten sich Burgen Knechte, Weiber, Buben und die gantze Canaille sie mit ungeheurem Getümmel verfolgen wollend Einsidel wollte Halt machen: aber er muß entweder sich geschämet haben, gegen das Gesindel einen Kampf mit ordentlichem Kriegs-Volck anzutretren : oder er hat den Befehl des Königs vor Augen gehabt 1 oder er forchtt/ es möchte ein Theil derHun- gari- Geschichte von Bayern. sz» gartfchen EMlee herein gekommen hyen, wrl- | che ihn erwan durch Abweege umringen könn- ^ ke. Der 'Auszug gienge fort nach keurmeritz, wo noch die dasige Besatzung dazu sticsse, und alles nach Hinterlassung des meisten Plunders , den ste meist seibsten verbrennet, durch durch Die Lausitz m Schlesien gelangte: ob- schon noch eine gute Parthey Reißaus nahm. 2n zu Amberg rein ausgeplündert, indem gemheilet war, daß einige Hülffs-Troup, P 5 pen 234 Geschichte von Bayern. zu überlassen nichts anders seye, als sich zum Feind erklären^ und man also auch alle Feind- feeli,keilen gegen sie ausüben müsse. Am- berg ward auch belagert , mit Bomben und vielen Feuer-Kugeln beschossen. Nachde- me aber d»e wenige Besatzung ineinemAus- fall die Stücke vernagelt, ward zürn Abzug I geblasen. Wiewohl hernach den 26. Jen- > ncr >74e. nachdeme die Besatzung sich nach , dem Rothen Berg gezogen, auch Amberg besetzt, die Köniql. Ungarische Admmirtra- 1 rion unter dem Graf Coreck in Chur-Pfäl- I tzischen Landen zu Sultzbach ist aufgestellet ! worden. 264. In Schwaben , nachdeme die Ungarische Armee abgezogen, nahm eine Fran- tzösische den Besitz von Breißgau, VUlrngen im Schwartzwald , und ließ die Huldigung im Namen des Kaysers durch den Kayserli- chen Oc,mmiifar-um Herrn von Schund einnehmen , wie auch zu Costantz. Gleiches geschahe mit denen vier Wald-Städten am Rhein, ohne daß, so viel dekandt, die Eyd- genossenschaffl, unter deren Schutz diese stehen, dawider etwas eingewendet hätte. Ja als jüngstens der Gesandte der Königin in Ungarn sich hierüber beschwerte, war die Antwort, daß Oesterreich vorhin selbst geweigert hatte, die Schwcitzerische Besatzung in diesen Städten zu unterhalten, hicmit dieselbe habe müssen heraus gezogen werden. 26/. Die Geschickte von Bayern. 235 -r.6s. Die Vcstung Alt, Breysich war. noch vor dem Krieg auf Befehl der Königin in Ungarn geschleifft, und die Frantzoscn vollendeten diese Arbeit gar. Frcvburg hingegen wurde mit grosser Heffrigkcit belagert, und aber auch mit grosser Standhaffcigkeit vom General Damnih vertheidiget, welcher mit 7000. Mann darin» lag, und bey anderthalb Monath sich gehalten, zuletzt aber zu Kuegs - Gefangenen gemacht worden, Den Frantzoscn ward fälschlich nachgesagt, daß sie die Caj-itulation nicht gehalten, und die Garnison wider solche angehalten hatW. Se. Königl. Majestät in Franckrcich waren von Dero schweren Kranckheit wieder her» gestellet, und erhoben sich selbst letztlich zur Belagerung im November. Nachdeme sie nun zu Versailles wiederum angelangt, gaben sie Befehl, daß alleWercker zu Freyburg sollten gesprengt werden , so auch geschehen. Es ist zu wissen , daß sowohl diese Vestung, als Brcysach, Kehl, und die meiste alle, so am Rhein hinab, und in Spanisch Niederland gelegen, von denen Königen in Franck- keich sind gebauet worden zu verschiedener Zeit, da dergleichen Plätze in dero Gewalt waren. 266. Es thaten zwar hernach die Frantzor sen einen Versuch zu Land und Wasser auf Brcgentz, indem sie zu Costantz eine Flotte auf dem Boden ? See zusamm brachten. Es * 3 ® Geschichte von Bayern. war oder fruchtloß abgelausten, ausser daß etliche Gerichte von dem flachen Land sich an den Kayser unterworffen. Die übrige Bauren aber wehrten sich auf dem Gebürge und l-atten sich zu dem Ende auch mit höltzernen Stucken versehen , so mit eisernen Ringen auf etliche Schüsse haltbar gemacht worden. Sre waren auch mit Soldaten verstärcket. 267. Bald darauf, nachdem der Kayser an den Schwäbischen Creiß begehrt, nicht nur den Durchzug der Französischen Hülffs- Völcker, sondern auch daß selbe sich eine Weile vor Bezahlung sich in den Quartieren allda aufhalten könnten; indem solche an der Hand zu haben zuBeschühung nicht nur Dero Erb, Landen^ sondern auch der angefochtenen Kayserlichen Würde und Hoheit nöthig wäre, wie auch zu Schützung gewisser des Röm. Reichs Fürsten, welche von dar in ihren Landen und Residentzen überfallen worden, weil sie dem Kayser Beystand geleistet , obschon sie übrigens an dem Krieg keinen Antheil nähmen : so stellte der Creiß vor, wie er solches nicht eingehen könnte, und es der ergriffenen Neutralität zuwider wäre; da solche ohne das mit Uberfaklung der sogenannten Vorder-Oesterreichischen in Schwaben gelegenen Landen schon wäre Übergängen worden. Seine Kayserl. Majestät liessen hinwiederum erklären, wie erstlich die Vorder-Oesterreichische Lande we- _Geschichte von Bayern. 137 der zum Schwäbischen Creiß gehören/ noch desselben Schutz oder Neutralität zu gemessen hätten , indem solche auch dem Creiß nichts beytragen. Hingegen seyen zwar Seine Hcrr- schafften Mmdelheim rc. nicht nur in Schwaben gelegen, sondern auch würckliche Creiß- kande, die mit den übrigen Ständen die Last tragen, und hätten also dicseldige der mit dem Creiß getroffenen Neutralität sich wohl billich erfreuen sollen. Hernach so wären Se. Majestät zwar bereit Schutz und Erleichterung angedeyen zu lassen: nachdem Sie aber vom Reich zu Unterstützung der höchsten Kayser- lichen Würde gar keine Hülffe erlangt hätten , so könnten Sie Hinwider nicht helffen; und wären also nachgedrungen zu diesem Ende auch frembder Hülffe sich zu gebrauchen. Es wäre auch damit schon so weit gekommen , und die Befehle schon so abgegangen, daß sie jetzo nicht mehr zu widerruffen stünden. Die Frantzosen waren würcklich schon in Bewegung, und weil man ihnen die Herberg vor Bezahlung nicht eröffnen wollte, s» nahmen ße selbe gleichwohl mancher Orren ohne Entgeld ein. Worauf der Creiß allerhand Anstalten gemacht, in Ulm Würtem- bergische Trouppen eingenommen, ja auch neue Kosten auf sich genommen , indem dee Schluß gefastet war, die Creiß-Mtlitz mit stttch tausend Mann zu verstärcken. S68.Jl sz8 (Aeschichte voir Bayern. 268. Ja Niederland waren die Frantzo- fett tiefen Sommer zeitlich zu Feld gegangen. Der König führte selbst die Armee/ Corrray ergab sich gleich. Menin, Wem, Fort Knock, und Furnes musten der Gewalt weichen. Alsdann, uachdeme ein Theil der Trouppen dem Elsaß zu Hülffe geeiler hatte/ und der König selbst nach Metz abgegangen war,fien- gen die alliirte Königl. Ungarische, Englisch- und Holländische Trouppen an sich zu regen, und ruckten über die Scheide an den Fluß Marck zwischen Ryssel, Dornick, undDo- vay; der Lomre de Saxe , Frantzösischer Marschall, hielt sich zwischen Ryssel und Menin: und hiemit war der Sommer und Herbst zugebracht, bis der Comre gegen Gent einige Bewegung gemacht. Worauf alles zurück in die Winter-Quartiere gegangen , Menin und Hpern aber gleichfalls gestrenger worden. 269. An dem Mittel-Rhein hat sich mit Eintritt des Winters eine Frantzvsische Armee unter dem Lomrc Maillebois eingesun- ben, wovvrder Kayftr den Durchzug begehrt, um jenen Reichs-Fürsten be,-zuspringen, welche bedrohet wurden, daß man ihre Länder Zülch, Eleve rc feindlich von darum überziehen wollte, weil selbe zu Unterstützung Kayserl. Hoheit Hülffs-Trouppen an den Kayser gegeben hätten. Chur-Maynh, Cölln und Tmr heschwehrlen sich hierüber sehr. Geschichte von Bayern. 239 Kayserlicher Seits aber wurde sonderlich ! Mayntz vorgestellet, Se. Churfürst!. Gna- > den möchten sich nicht von jemand aufhetzen lassen, sondern Ihr» Kayserl. Majestät als ^ es einem Churfürsten anstünde, getreulich an die Hand gehen rc. ! 270. Bey allem diesem wurden die Engel- I länder und Holländer an den Rhein herauf beruffen, um die frembde Frantzösifche Nay- serliche Hütffs-Völcker von dem Teutschen Boden mit Gewalt zu vertreiben. Welche dann erstlich sich in das Jülchische, von bannen in das Bergische, beede Chur-Pfältzi- sche Lande, einlegten , auch nach dem Tod des Kaysers; und nebst den Liefferungea Brandschahungen eintrieben. 271. Dann indem dieses alles in Schlesien, Pfaltz, Schwaben, und am Rhein zu- Zteng, so wurde Se. Kayserlichc Majestät den 17. Jenner 1745. mit dem Podagra, woran Sie schon einige Jahr hero litten, befallen. Es wurde zur Ader gelassen, und weil sie Tags darauf sich besser befunden, dieses Mittel wiederholet. Allein es verschlimmerte sich bald, und zeigten sich Convulsiones oder innerlicher Krampff. Woraus gleich geurtheilet ward, daß das Übel ad Centrum und einwärts sich vermehre, und die Gefahr des Todes ohnfehlbar wäre. Seine Majestät , nachdem Sie Dero gantzes Kayferli- ches Haus vor sich gelassen, und Dero Cron- Prtn« 24° Geschichte von Bayern. Prinhen d«as Kaiserliche Diploma wegen Erlassung dessen Mmderjährigkeit ausfertigen lassen , auch beede Printzen von Zwey- brücken geirwartig beurlaubet, und mit-jedermann großmüthig, vernünfftig und gnä- gigst gesprochen, bereitete sich zu einem Christlichen Ende. Als der Päbstliche Nuntius Dero die letzte Oelung beybrachte, und Be- dencken trug, die Füsse mit der Salbung zu gualen, verlangten Se. Majestät, nichts zu unterlassen, indem Sie als ein Cacholsscher Christ bis an Ihr Ende verbleiben wollten. > Bald darauf griffen Selbe in die Todes-Zü- ge, und gaben ihren Geist in die Hände ihres Schöpffers den ao.Jan. 174s. Abends um 9. Uhr. Bey Eröffnung der Kayserlichen Leiche ward die Lunge gefaulet, und im Hermen ein Polypus adiposus gefunden. Er verschied im 48. Jahr des Lebens und dritten der Mühe - vollen Kayserlichen Regierung. 272. Jhro Kayserl. und Königliche Maje- 1 stät waren von Natur ungemein begabt, am Leibe waren sie von heidenmäßiger Bildung, offener Stirne, braun blauen durchdringenden Augen und dabey gar gnädigen Blicken. Die diesem hohen Hause fast angebohrne sogenannte Adlers - oder in Mitte erhabene Nase, ein lieblicher Mund , männlich und zugleich freundliche Rede vermehrten das Ansehen. Nichts war munterer als dieser grosse Kürst zu Pferd sitzend m der Spitze seiner Genera- Geschichte von Bayern. 241 Generalen und Kriegs-Völcker. So grosse Ehrfurcht dessen Majestätisches Wesen erweckte bey denen , so Ihm zu Füssen fielen, 1 so kräfftig bezwäng sein allergnädigstes Be- I zeugen auch diejenige, so mit einem Mißtrauen vor Ihn gelanget waren ; wie es diejenige > bezeuget haben, welche von Wien nach 1 Franckfurt um Dienste gekommen, und nicht begreiffen konnten, wie dieser Monarch in Dero Ante- Camera selbsten zu denen Qltin dientzen heraus sich erhoben , auch den Geringsten angehört, und jedem über die schon vorhin angebrachte Vortrage den richtigsten Bescheid so abgegeben, daß sie nicht wüsten, ob mehr zu bewundern wäre die Klugheit in der Mannigfaltigkeit, oder die milde Leutsee- ligkei: in der Majestät. 27.'. Niemand ist, der diesem Fürsten den Ruhm abspreche, daß er nicht die große Einsicht und Klugheit besessen hätte: und haben alle, welche auch Ihn hasseten, dieses eivgcstehen müssen. Die Reglerungs - Ge- fchäffre seiner Erb-Landen, auch die schwerere Rechts - Händel der ?rivar- Unterthanen musten alle durch seine Augen gehen. Was löbliche Anstalten Er im Reichs-Hof-Rath vorgekehret, erkennen diejenige, welche ihre Appctlarioncs an selben gelangen lassen, denen solche gleich wieder zurück gegeben wurden, wo sie nicht hinlänglich - oder aufs bal- deste entschieden, wo sie Stand hielten. Suppi. P. Des. A. H. /.£!;, Q 274. 24 -- Geschichte von Bayern. 274. Der Christliche Wandel konnte auch die Gemeine auferbauen : und obwohlen es in Bayerischen Landen auch unter gemeinem Pöbel nicht gewöhnlich in den Kirchen zu- famm zu singen, that es doch dieser Monarch zu Franckfurk, wo man ihn hörte mit voller Stimme samt dem Volck die geistliche Lieder in der Capuciner-Kirche, so die Hof- Kirche war, freudigst absingen. 277. Die grosse Liebe zur Aa.gd brachte manchem Bauern nicht weniger Beschwerde. Allein die Fürsten-Personen müssen doch ihre schwere Regierungs - Sorgen mit einigen Leibes - Übungen erleichtern. Zu dem hat ein Bayerischer Bauer, Verein so edles Geländ vor sich hat, und von seinem Landes - Herrn geringer als in irgends einem Land gehalten wird, sich nicht zu beklagen. 276. Diejenige Gebrechlichkeit, welche ihm angehangen, und ihm von andern Landes- Leuten so groß vorgerieben wird, wird zwar dadurch nicht entschuldiget, daß man in andern Ländern, und bey denselben Fürsten auch dergleichen und elwan üblere angetroffen ; doch indeme dieses in Betracht anderer «och eines der geringern Laster , so kan solche und ist von dieftm Fürsten mit andern herrlichen Tugenden in Ansehung der Menschen gleichsam vergolten worden. In Ansehung GOttes haben wir nichts zu sagen, als daß. er nut allen seinen Crettturen unend- Geschichte von Bayern. 24; lich gütig und unendlich gerecht ist. Auch hat er im Sterb - Bette den Geistlichen ernstlich befohlen, das gantze Land und Röm. Reich disserwegrn öffentlich in seinem Namen um Verzeihung zu bitten. 277. Es hat dieser Monarch das widrige Glück in seinen zarten unschuldigen Jahren erfahren, als Er im neunten Jahr seines Afters aus seinen Erb - Landen entführet, seinen Herrn Vattern in eine der hitzigsten Achten, ja, welches unerhört, Vogel frey erkläret, im Elend sehen muste. Er selbst wurde so gar feiner Erb-Würde undluul, und hiemit aufEwigkeit, wann es GOtt geschehen liesse, der Hoffnung seiner Ehren und Guts entsetzt, und mnste allein Graf von Wittelspach in^ Steyermarck das Gnaden-Brod Bitt-weiß annehmen von jenen, die seine schöne Länder und Schätze genossen. , 278. Nach diesem neunjährigen Elend als Er durch göttliche Anordnung in das Sei- nige wieder eingesetzt worden, wagte Er vor eben dieselbe seine Völcker und sein eigner Leben großmüthig wtder die Türcken in die Schantze Das Blat wendete sich so gar um, daß eben dieser Flüchtling zum höchsten Oberhaupt des Römischen Reichs erkiest wurde, mit Ausschluß deren, wovon Er zuvor erniedriget war. Allein auch diese Freude ward mit so grossen Bitterkeiten, wie bis- hero erzehlt, übersetzet, daß man nicht weiß, £>. » m* r44 Geschichte von Bayern. 'was man mehr bewundern solle, in eurer solchen Hoheit so schwere Drangsal, oder m so schweren Drangsalen so unüberwindliche Großmuch. 279. Seine standhaffte Treue in Erfüllung 'Vües dessen , wozu Er sich verbunden , war unverbrüchlich. Selbsten seine Feinde mu- ! sten hierinnen die Großheit seines Kayserli- I chen Hertzens erkennen, daß da er von seinen Bunds - Genossen im Stich gelassen, von an. Lern nicht unterstützet, von seinem eigenen > Blut auf die Seite gefetzt, von widerwärti- t 'gern Schicksal bis aufs äusserste verfolget, mit | diesem , was allein von ihm begehret ward, sich hätte aus dem Trüben heraus winden können, wann er nemlich den Bindnussen aufsagen, und Treu und Glauben hinter den Mucken werffen wollte, doch nichts wider die -Ehre gethan, sondern von seinen Verlästern Fein ungedultigee Wort ausgestossen, noch in riniger Gelegenheit oder in Schrisslen das geringste ahnden lassen , auch lieber im Unglück sterben, als die Treue verändern wollen. 28c. Die Edelmüthigkeit seiner Seele war so allgemein, daß er seine Feinde ohne Unwillen täglich vor seinem Hof- Lager und seinen Augen herum gehen, und die von der feindlichen Armee kommende Officier gleichsam mir den von seiner Getreuen Blut ttief- fendenDegen in der Faust zur Audientz ließ, j Geschichte von Bayern. *4p und mit gnädigsten Blicken also rühret«, daß i sie das Eij'cn verdammten und tausendmal > wünschten, von diesem widermenschüchen Handwerck nichts gelernetzu haben. i 8 l. Die Reinigkeit seiner Absichten, und unverstelltes Wesen war so zart, daß er nie- malen in den höchst wichtig- auch höchst gefährlichen Vorgängen äusserlich was anders bezeugte, als nur dasjenige, was im innersten seines Hertzens lag. Was bey den Ehe - Pactis , bey dem Garantie-Wrrck der Pragmatischen Sanction, beydcmHanauer Eractat, mit dem Bisch off von Bamberg, mit dem Schwäbischen Creiß und andern grossen Gelegenheiten vorgegangen , seynd» davon unverwerffiiche Zeugen. Man möchte ihm den Vorwurff machen können , daff er der Welt - Politic sich nicht bediene; roek - che aber ihn der Verdrehung - oder Verfälschungen beschuldigen wollten, mästen nur wider ihre eigene Crkanntnuß und Gewissen reden, oder ein so grosses Licht mit geschlos^ fenen Augen ansehen. 282. Die Güte seiner Seele war ohne Exempel. Zur Zeit, da er an dem Ort, s» denen Negierenden das empfindlichste, an den. Rechten seines mit Freund und Feinden von. Alters her unglücklichen Hauses gerühret wai> und seine Rathe nebst Ihm selbst die Noch erkannten, sich der Waffen nicht zu entblößten, schickte er den Kern fernes Kriegs-VolckS Q i 246 Geschichte von Bayern. auf das erste Begehren dorthin, wo^er ihm dir Verdruß sum nichts mehrcrs zu sagen ) erwachsen. Begibt sich auch mit seiner gan- hen höchsten Familie und von den zartesten Sprossen seines Stamms umgeben dahin, in der einzigen Absicht, um alles harte weich, alles krumme gerad zu machen, auch mit fei* ner und seines Geblüts Gegenwart zu zeigen, wie würdig es der Liebe wäre. Man weiß auch, wem dieser ungemeine Anblick das Hertz gebrochen , und wer dem Helden-artigen Bezeugen des Churfürsten sich gefangen gegeben. Wie offt hat Er Einigkeit und Friede gesucht ? wie hat Er alles, was Er gehabt und was Er gesucht, was Er gethan und was Er gelitten, aufopffern wollen, um dem Reich die Ruhe zuwege zu bringen ? nur allein an Treu und Glauben hafftete es, welche Er noch verschmelhen sollte, und zu welchem sich zu entschließen ihm ärger als der Tod war. Ich würde so bald nicht zu Ende kommen, wann ich das Bild, dieses in sich und nicht in andern Neben-Dingen grossen Monarchen, ausmachen wollte. Meine Feder ist hiczrr zu leicht. Lasset uns nun weiter in die Bayerische Geschichte einen Tritt thun. 283. MAXIMILIANUS I/lcpbu8,dessen einziger Herr Sohn, übe vahm sogleich die Landes, Regierung samt /tm Titul eines Ertz -- Herhogs, welcher die andere auf die An- Geschichte von Bayarn. -47 Ansprüche deutende schon in sich begreiffen sollte. Das gantze Land war an sich selbst in gröster Bestürtzung, Pfaltz in feindlichen Händen von neuem mehr als zuvor immer ausgemergelt: die Armee nicht zum besten versehen: die allgemeine Angelegenheiten deS Röm. Reichs und diezweiffelhafftige Erwartung des zukünftigen überfielen alle Gemüther. Die Freunde Bayerns, deren es jetz» am meisten bedurffte, wendeten die Augen auf sich selbst, aber die Feinde machten sich die vor sie erwünschte Gelegenheit zu Nutzen. JmMerhen war erstlich Vilshoven, sodann Straubing, und ferner das gantze Land ver- lohren;die hinund herübelzerstreueteTroup- pen thaten wenig Widerstand ; die Hülffs- Völcker wollten, die eigene konnten nicht allein fechten. Der junge Landes - Herr muste seine Residentz München mit dem Rucken ansehen, und in Augspurg seine Zuflucht nehmen : allwo er zwar mit seiner Andacht, und mit allem großmüthig-- und gnäs digem Bezeugen aller Völcker Hertz, nicht aber das erzürnete Unglück erweichte. 284. Den 22. April dieses r 74;sten Jährt wurden zu Füssen m einer Bischöflich-Aug- spurgischen Stadt gewisse ?rr!iminsr - Friedens -Artickel geschlossen: in welchen der Churfürst vor sich und seine Abkömmlings der Ansprüche sich begeben: von der Fran- 0 .4 tzösi- 248 Geftbicbte vo n Ba yern. höfischen Alliantz sich abgetrennet: seinL^ 1 Wahl - Summe vor den Groß - HertzeW> > verbunden, und Jngolstadt, Braunau, uvV > Schardingen zum Unterpfand in Ocsterrei- chischcn Händen bis nach vollbrachter Wahl lassen müssen. Die Arnckcl an sich selbst, wie sie hie und da sind debinm worden, feynd einander nicht allerdings gleichlautend. Dahero wir Bedencken tragen, dieselbige hier beyzurucken. ^ 285. An. 1746. geschahe die Verlobung mit der zweyten Königlich- Pohlnisch- und Chur-Sächsischen Printzcßin , deren nachfolgende jüngere Frau Prmtzeßin Schwester j bald hernach an den Dauphin von Franck- I reich verlobet ward. Das Bayerisch Beylage! aber tst tns Jahr 1747. verschoben worden. 286. Auch ist den 11. Jul. desselben Jahrs zu München eine anbcrrocite Convention mit der Kayserin und Königin in Ungarn Majestät geschlossen, und in Krafft deren 5002. ! Mann Bayerischer Fuß - Vö'cker nach Niederland zu der Alliircen Armee auf En^cl- * und Holländische Subsidier» als Auxiliar- ^rouppen der Kayserin Erstellet worden, !- doch ohne Parthey- oder Feindsteligkeit oder ü Beleidigung gegen der Crone Frankreich. Ubrt, Geschichte von Bayern. 249 Übrigens erhalte der allmächtige GOTT das älteste aus denen dermalsten blühenden grossen Häusern Europens in seinen lstmm- Ilschen Gnaden, angebvhrnen Tugendsee- ligkcit, und unbefleckter Religion, und, wo es seinem allezeit Anbetens-würdigen Rath- schluß gefällig, erstatte er demselben alle von 900. Jahren her verschmertzte Betrübnussen tun zeitlichem Seegcn ; wo nicht, so stärcke er dasselbe gnadiglich, damit sie dessen an sich selbst werrh und würdig zu seyn wie bishcro also künffnghin in die spathe Nachkom- menschafft fortfahren. Mrsm WM 0 .5 ORA- ORATIO IN FUNERE CAROLI VII. ROMANORUM REGIS IMPERATORIS ELECTI, HABITA IN PONTIFICIO QUI- RINALI SACELLO III. id. Martias Anni MDCC. XLV. AD SANCTISSIMUM D.N. - BENEDICT XIV PONT. OPT. MAX. aTHOMA ANTONIO deEMALDIS. Klag-und Urauer-Wede über Absterben B ||| dcsvn. Erwählten Röm. Kayftrs, Vor Sr.Pabstl. Heiligkeit LLNLVILI0 dem XIV. dieses Nahmens gehalten den l Z. Martii 1745. in der Pabstlichen Kapelle zu Rom von THOMA ANTONIO de EMALDIS. 2^2 Gescbichte von B-ryern. MUWMMWGDWWWWDVV Beatissime PATER! Q uem Cfesarem te mittente noveram, eundem vita functum palam & aperte deflevi, meisque lachrymis obsecundare visus est frequens & spectatissimus Audientium consessus. Delituisset profecto in tenebris, atque intimo cordis mei maerore fluita funebris haec lamentatio ; propterea quod mihi neque videretur par censorio sustinendo Judicio, neque tanto digna Imperatore, quem laudandum hr- gendumque susceperam. Quoniam vero jussu Tuo in publicum prodire cogitur, cuinam potius sistenda quam Tibi ? Etenim fi, quemadmodum inquit B. Ambrosius , in obitu fidelium Imperatorum, qui* dam fidei pudor, quadam Ecclesia verecundia est , & in tam immatura morte piorum Principum omnis Ecclefii£ maestior pulchritudo efi, Tu, Pontifex Maxime, qui tanto virtutum Tuarum Iplendore Romanam Ecclesiam exornas -, eandemque quodammodo pulchriorem efficis, venies utique Gesckickre vonBayern. 25z S*S g*d cfa <3a rfs t>!s> s*s gJö lljtz s£* s*s 6^d Ljd «!r üK> sjt> 6^s Sjö ctfa a!v>L!Lv^2^SiL^SLLLLc-ÄLSLELLü»SLELLL>LÄS-^S«>LL>S Heiligster Vatter ! : ßMch habe jüngstens einen im Tod ver- ! KD blichenen Kayser öffentlich betrau- ! ret, welchen ich zu kennen die Ehre hatte, alloieweilen von Ew. Heiligkeit zu Ihms gesendet war. Ich hab ihne betrauret, und es hat eine zahlreiche ansehnlichste Versammlung der Zuhörer ihre Thränen mir denen meinigen vermischet. Ich begreiffe wohl, daß diese meine Leichen - und Klag-Rede weder einem so grossen Kayser gemessen, noch der Beurtheilung derer, so darüber richten können, gewachsen wäre. Deme zu folge dann würde ich solche in der Finsternuß und in den tieffften Wehethum meines Hertzens gerne versenckt haben, woferne nicht Ew. Heil. Befehl, dieselbe an das öffentliche Licht zu stellen, mich gnädigst verbunden hätte. Und dieses ist die Trieb-Ursache, warum sie vor allen Ew. Heil. zu Füssen gelegt werde. Dann wann, nach des HeU. 254 Geschichte von Bayern. utique in praecipuam hujus moestitiae partem. Etenim certum est, CAROLUM VII. exWilhelmi Familia, semper & quando- cunque Catholico nomini addictissima, procreatum, optime adeo de Apostolica Sede meritum fuisse, ut nemo dubitet, quin aureis litteris ejus memoria sit nostris annalibus consignanda. Dum itaque piissi- mum hunc Caesarem, Te universam Ecclesiam moderante, datum nobis fuisse gaudeo, & tam celeriter ereptum doleo, sanctissimos pedes humillime deosculor. Datum pridie Kai. Apr. An. MDCC. XLV, \ Si Geschichte von Bayern. 2^5 Heil. Arnbrosii Äußage, bey Eintritt der Christlichen Ravseren alle Gläubige, und die ganne Rieche, in etwas errathet , auch ab dem frühzeitigen Tod gottseeligcr Fürsten alle deroselben Schönheit sich verstaltet, so haben Ew. Pabstl. Heil. an diesem betrübten Fall gewißlich den gröften Antheil zu nehmen, als welche mit so grossem Tu- gen-Glantz die Römische Kirche beleuchtet und verherrlichet. Ohne Widerspruch ist es, daß Kaysee Carl der Siebende, zumahlen er aus dem Wilhelmischen je-und allzeit best- Aarholischen Stamm entsprossen, sich um den Apostolischen Stuhl so höchst- verdient gemacht habe, daß dessen Ge-- dachtnnß Zweifels-frey mit goldenen Buchstaben zu verzeichnen seye. Indem ich mich nun einestheils herß- lich erfreue, daß ein so gotrseeliger Fürst wahrend-Ew. Pabstl. Heil. Regierung uns geschenckt- andern theils aber beweine, daß er so schnell von uns wieder entrissen worden; so verehre Dero heis ligfte Füsse mit demüthigsten Küssen. Geben den letzten Mertz, im Jahr 1745. Be» 256 Geschichte von Bayern. S i tum , beatissime Pater, quum edito ex hoc loco jussisti me dicere hodierna die, illud fortasse spectabas, ut quum in coeteris funeribus oratores plerumque adhibeantur, qui inanem doloris referentes imaginem, querelas e medio sumunt, sciteque jactant, ut nullo intrinlecus moerore afficiuntur, is potissimum in Caroli VU. Romanorum Igaperatoris electi morte verba faceret, qui ipsius virtutibus propius aliquanto perspectis ex animo loqueretur, concionemque ipsam veri doloris explicatione commoveret, neminem profe&o poteras idoneum magis, magisque perculsum ad haec parentalia designare: Verum intermissa Rudiorum meorum consuetudo, suscepta itinera, atque aegritudines efflerunt, ut minu* certe quam antea expectationi tuas, majestati hujus loci, dolori ipsi meo respondero possit oratio. At enim vero, si tanta est vis* atque potentia summae virtutis cum maxima defleam ? Nequf committam profecto, ut a quibus semper abstinui dum viveret, I ea nunc persequar recensendo, cum a no- I bis excessit. Ingenita haec illi erat animi celsitudo, ut quamvis in maxima rerum fluctuatione positus, non nisi quae expetenda forent, sibi duceret tribuenda, neque succenscbat huic Italiae parti, si quae a Germania jure Imperii deberi sibi arbitrabatur, a media & neutrius partis gente non praestarentur. Tanta est, tamque ampla ejus laudandi materies, ut si laudavero, in nullius ostensionem cadere pertimescam, nec vereri Gest rickre von Bayern. g 6z vielmehr mit Ununterbrochener Zaher-O.uel- len so grosse Verschwendung Christlichen Bluts beweinen, und mit anhaltendem Hk- beth denjenigen anruffen, welcher von Meer zu Meer Herrscher, und in dessen Hand die Lürfienrhümer und Königreiche liegen, damit er doch einmahl über uns besanssliget werde. Wahr ist es, ich bin zu ihme zwey mahl abgesandt, von ihmc öffcers leurseeiig empfangen, und nicht änderst als mit vielen Gnaden- Bezeugungen beehret, geschieden worden. Allein ich bitte doch, Sie wollen deswegen nicht urtheilen, daß ich in eine besondere Parteylichkeit gegen ihne verstricket scye. Dann habe ich die allgemeine Trangsalcn unserer Zeiten bey dessen Hose billich abzuwenden gesucht, warum soll ich denenselben die Zäher in dieser Stadt versagen ? Ich werde mich keinesweges so weit vergehen, daß ich erst jeho nach seinem Hinscheiden dasjenige daher sagen solle, dessen ich mich bey feiner Le- bens-Zeit allemahl entbrvchcn habe. Dieser Kayscr war auch im Leben viel zu großmüthig, als daß er sich etwas wolle geleistet wissen, was er nicht billtch fordern könte, sotten »hn auch noch so heffrige Unglücks - Wellen bestürmet haben. Und was er glaubte, daß ihme Teutschland von Reichs-wegen schuldig scye, leg» er diesem Theil Welschlandes R 4 nicht 264 Geschichte von Bayern.' verer? merito possim, quin justi rerum aestimatores aequi mihi , bonique consulent ve- Jint. Etenim id unum a vobis peto, ut liceat mihi super ejus tumulo effundere lachrymas, & qu-e hactenus premebam silentio, ne propter invidiam temporum opinaretur quispiam, me ideo in illius laudibus occupari, ut audientium animos eo delinimento praejudicatos ad favendum Ba- , varicae causae allicerem, nunc ipso jam vita ) functo, omnique suspicione depulsa, palam depromere. justa ne autem sit, Sc communis bonorum omnium haec dolori» causa, vestrum erit judicium. t Ac principio quidem ordinem quaeso, rationemque dicendi non expectetis ab eo, quem & abripit doloris aestus, & tanta rerum confcrtim se se offerentium copia circumstat, ut non minima heee me cura solli- und ein so grosses Gemüth eingepflantzet, daß alle andere als König-und Kayserliche Ehren- Stuffen vor chne weit zu niedrig waren. Oder soll ich anfangen von der ansehnlichen Bildung seines Antlitzes und ganhen Leibes- Stellung, wovon das Muster einer angebohr- nen Majestät hervor glantzete? oder von unvergleichlicher Lieb-Holde seiner gantz einnehmenden Art, womit alles, was er immer redete oder handelte, so anständig, so abgewogen, und mit so edlen Feur beseelet war, daß wanalauben muste, die gütige Natur habe ihn zur Welt gebracht zu diesem Ende nur allein, damit er alle Hertzen gewinnen, und jederman mit unaussprechlicher Liebe bezaubern solte? So« 268 Gesckicbte von Bayern. cupide fovebat , & excolebat impensius j nisi utprxdicem, nullum fuisse ncgociut» tantae difficultatis, aut molis, quod sine interprete non intellrgcret, quatuorque linguis non explicaret, abfolveretque ; quas ita callebat, ut in Germanica minus quam in reliquis doctus haberetur. Italici vero sermonis usu adeo sibi indulgebat, ut Italicis quoque musis fuerk oblectatus. Sed quid Italicas Musas commemoro ? Italos quoscumque, potiffimum vero aeternam hanc Urbem omnium terrarum arcem Sc principem sic adamavit, ut dulce sibi putaret, quod communis hujus Patriae pacem Impera*torio nomine numquam sc perturbaturum fore putaret. At haec quae in aliis raaxinta fuissent, ia ipso eram levissima. Loqsict G eschichte von Bayern. 269 Soll ich anführen seine Fecht-Reit- und andere Lcibes-Künsten und Übungen ? Diele vernchttte er mit so wohl gesetzten Glicdmas- sen, und einträchtiger Leibes-Fertigkeit, daß ein anderer als dieser Monarch mit diesem allein sich wurde einen unsterblichen Nahmen erworben haben. Was soll ich endlich sagen von seiner Huld «nd Ergebenheit gegen die freye Friedens- Künste? Nichts war in Geschafften so hochwichtig und schwürig, daß er es nicht ohne Ausleger durch sich selbst begreiffen, und in viererley Sprachen ausfertigen solle, welche jhme alle so läuffkig waren, daß er die fremd- öe fast besser als seine angebohrne verstünde. Der Welschen vor andern war er also geneigt, daß er auch in deroselben Ticht-Kunst seine Ergötzung fande. Was war aber dieses gegen der Lieb-Gewogenheit, mit welcher er alle Welsche insgemein, besonders aber diese unsere unverstörliche Stadt, diese Fürstin und höchsten Gipffel des gantzen Erden- Kreises, so eng umarmet? Es vergnügte ihn nicht wenig sein gefaßter Schluß, mit süsscr Hoffnung, daß er in seinem Kayscrl.Namen, den Fried dieses allgemeinen Vattcrlaudes zu stöhren, niemablen werde bemüßiget werden. Allein alles bisher gedachte, so grosse« Ansehen es hatte bey andern erwecken können, so geringschätzig war es bey ihme, in Vergleich seiner andern Fümeffiichkeiken zu halten. LTV Geschichte von Lagern. Eoquav ne igitur dc militaris artis gloria, qua summus Imperator sine dedecoro carere non potest ? Prognatus ex fortium Virorum gente nihil magis gestiebat animo, quam bellicas majorum suorum laudes a> mulari; quapropter vix pueritiam egressus sub Austriacis signis militiae tyrocinium posuit, duce, atque Magistro Magno illo, qui Turearum fuit terror, Eugenio: qui ubi per totam illam felicissimam expedi- I tionem vidit inclytum Adolescentem non ! solum quaecunque gregarii militis munia sedulo obeuntem, verum etiam in Taurum expugnatione inter prima agmina manus , cum hoste alacriter conserentem: video , inquit, Filium ex me accepijje , que ego a Patre ejus Maximiliano didiceram, Quot niam vero intef hujus funeris luctum I postremi quoque belli initia non sine la« chryinis meminisse cogimur £etsi enim > militaris virtus per se laudanda, Ecclesia I tamen mitis animo sanguinem perhorrescit) quanta fuit in illo instaurando celeritas ? Quanta in victos clementia ? quanta in subactas Provincias moderatio, & conti- : nentia ? Ac omnipotens rerum omnium ttrbiter Deus» cujus Judicia imperferutabilia ; ßint, qui non fecundos pradiorum exitus, sed alias palmas aliosque triumphos a Carola deposcebat, effecit, ut excogitata ab ipso belli instruendi ratio semper in irritum caderet. Geschichte vsn B a yern. 27 r So muß ich dann sprechen von dem Ruhm der Kriegs-Erfahrenheit, deren ein höchsier Kayftr, ohne Verfinsterung sechcs Glantzcs, mit Nichten enibchren kan ? Ein Monarch, den die Geschlechts -Reyhe lauter tapfferee Helden grpflanhrt,brannte vor Begierde, dem Kriegs-Ruhm seiner Vor-Eitern nachzuey- fern. Kaum hatte er die zarte Jahre hinter sich gelegt, als er schon bey dem Oesterreichs schen Kriegs-Hecr in die Helden-Schule jenes grossen Lehrmeisters und Schröckens der Türcken sich begeben. Prinhen Lugenimn sage ich, welcher, als er unsern tapffern Krieges-Schüler nicht nur alle Verrichtungen, auch eines Gemeinen, emsiglich versehen, sondern ihn auch bey der Eroberung Belgrad an der Spitze seines Volcks mit den Barbaren ritterlich kämpffen strhe, seine Gedanckerr Mir diesen Worten an den Tag zu legen sich nicht entbrechen fönte: Hirn erkenne ick, sagte er, daß, was ich unter seinem Herrn Dacter Maximilian weyland erlernet, der Sohn hinwiederum von mir erariffen. Weilen mich nun die Rede dahin träger, so muß ich mitten unter gegenwärtiger Leichen- Klage auch von dem Anfang des letzten Krieges einige, wiewohl mit Thränen vermischte Worte machen. Dann ob schon die kriegerische Tapfferkeit an sich selbst was löbliches ist, so kan doch die Sanfftmüthigkcit der Kirchen GOttes nicht ohne Schauder vom Blur- 272 Geschichte von Bayern. caderet. t^uem igitur neque lachrymse amantistimae conjugis, neque charissimo- rum liberorum gemitus, & angores retinuerant, quin in medias acie* nudato ense procurrerer, publica Imperii ratio, feedera- torqm consilia retinuerunt. Superatus est absens, sed nraefens omnino nunquam, vinci aliquando potuit, cogi non potuit. Praeripuit illi fortuna non vi$oriam, sed locum tempusque vincendi. Verum isthaec it nobis missa sunto, non in Carolo solum, sed in quocunque Christiano Principe nunquam satis superque lugenda. Invi< Geschicht e von Bayern. 27; vergießen hören. Mit was Geschwindiakeit nun hat er die Kriegs-Rüstungen vorgekehret? wie groß war seine Mrldseeligkeit Zeg<-n die Überwundene ? wie mäßig/ wie ohncigen, nützlg waren die unter sich gebrachte Ländereyen von ihme gehalten? Aber, 0 nnerforschliche Urtheile deß allwaltenden GOrtes ! Nicht diese Blut-trief- fende/ sondern ganh andere Sieg-Palmen, andere Helden-Gepränge wolle der grosse Welt - HCrr von Larln eingesammlet wissen. Dieser HErr dann ist es, welcher verhänget hat, daß alle von den Kayser vorgekehrte Krie- ges-Verfassungen ohne Würckung ablieffen. Er war entschlossen, seine höchste Person in das hitzige Gefechte großmüthig zu wagen t und haben ihn von diesem Entschluß weder die Zähren seiner geliebtesten Gemahlin, noch die Thränen und Beängstigung seines theursten Hauses, sondern allein die allgemeine Angelegenheit des Reichs, und das Zureden seiner hohenBunds-Verwandlen abwendig Machen können. Derohalben dann können wir sagen, er seye zwar überwunden worden in ferner Abwesenheit, gegenwärtig niemahien; man tonte ihme einige Siege abgewinnen, bezwingen konte man ihne nicht; das Glück hat ihme nicht so sehr den Sieg, als vielmehr die Zeit und Gelegenheit zu vollkommener Überwindung vor der Nase weggeraubet. suppl, p. Deß ä. h. 1. Th. S Allein 274 Geschichte von Bayern. Invitst en'ml me fulgidissima virtutum coho«, qua stipatus Regni gubernacula moderabatur: vocat justitia, qua judiciorum coruptelis solcmnitcr damnatis ju* unicuique celeriter tribuendum mandavit, vocat integritas, qua jussis ad concionem eujuscumque ordinis administris palam e* dixit, ne strenas & lautia extra ordinem reciperent, aliasque pravas consuetudines abolevit; assiduus in negociis tractandis labor; mira in consultando fedalitas, in conficiendo celeritas; accuratissima in publicis impertiendis muneribus vigilantia, cum dicere consuevisset: Reges in hac rei~ public£ parte Judices ejje, non Dominos. Acerrimus ingeniorum aestimator, non primae, uti olim apud non nullos Caefares, fecundae, tertiaeve admistionis amicos habuit, cos dumtaxat benevolentia complexus, quos existimatione dignos censeret. Quam ob rem quoscunque per Germaniam sapientes viros invenit, vel inter familiares, vel a Consiliis adlcivir, .inter quos spectatissimum Praesulem gestisque muneribus tota Europa clarissimum, quem indigitassb sufficiat, advocavit, rogavit, induxit, ut ejus praestanti virtute, atque prudentia nixus, regimen Geschichte von Bayern. 37 j- Allein hinweg einmahl mit diesem Blut- rüstigen Zeug. Uns gebühret es/ dergleichen nicht nur in Kapser Larln, sondern in jedem Ehristl.Prinhen ohne Unterlaß zu bejammern. Es ruffet mich vielmehr zu sich die hell-glänzende Tugend -Schaar/ in deren Begleitung er dem Reiche löblich vorgestanden. Die Gerechtigkeit, welche ihne geheissen, die Unordnung verdorbener Reichs-Gcrichte öffentlich abzustellen, und einem jeden das Recht schleunig, ffrechcn zu lassen. Die Verabscheuung der Bestechungen, Massen er alle hohe und niedrige Bediente vor sich gefordert, und nebst Abstellung anderer schädlicher Gerichis-Miß- bräuchen, Venenselben die Annehmung derer Schmieralien, oder über die Gebühr schreitende Gaaben alles Ernstes selbst untersaget. Die unermüdete Arbcilseligkeit in Ablxmd- lung der Geschafften: in Berachschlagung die verwunderliche Sorgfältig-und in Zuwerck- sehung die Hurtigkeit - auch endlich die aller- genaueste Aufmercksamkeit in Bestellung der öffentlichen Aemter, Massen er zu sagen pflegte: ' Die Röntge, was dieses Stuck des gemeinen Weesens belange, seyen nicht Herren, die nach Gefallen, sondern nur Richter, die nach dem Recht und Billichkeir hierinn verfahren tnüffen. Ais ein ungemein scharffer Kenner des -Menschlichen Herhens, hat er doch nicht einige vor andern als blosse Günstlinge in Gnaden ' S 2 erhal- 276 Geschichte von Bayern._ regimen auspicaretur Imperii, & universx ReipubJicae componendae egregiam, & sa- jurarem impenderet operam. Quibus exe- quar verbis invictam patientiam, qua miserorum preces, & querimonias audiebat humaniter, quibus eximias largitates praestabat, & summum de omnibus beneme« rendi desiderium, quo amittere se putabat quidquid in aliorum non conferret emolumentum« Neque vero fingi Hafcputeti«, qt i£ patent, quae nota sunt omnibus. Loquor enim, Geschichte von Bayern« 277 erhalten, wie etwan vorhin bey einigen Kay- j fern in die Gewohnheit gerathen war, viel- ! mehr theilte er seine Gewogenheit nur jenigen , mit, welche er demselben würdig zu seyn wohl erkannte. Daher geschahe es, daß er ausgantzTeutsch- land, was imer vor weise Männer er irgendwo fande, er dieselbe oder unter seine Vertraute, oder unter seine Räthe aufnähme. Unter deren gohl er einen der ansehnlichen Pral«- ten, weMr mitVertrettung hoher Stellen m gantz Europa seinen Ruhm ausgebreitet, und welchen hier genug ist, mir dem Finger gezei- ger zu haben *, zu sich erbetten, damit er dessen ausnehmender Tugend und Klugheit nicht nur im Antritt feiner Regierung, sondern auch in i Beylegung der vorwaltenden Strittigkeit sich > nutz-und heylsam bedienen möchte. Mit was Worten solle ich vortragen seine unüberwindliche Gedult in Anhörung der Unterdrückten, deren Klagen und Bitten er lem- seeligstes Gehör verstattete, denen er gantz besondere Freygebigkeit, und allerhöchstes Verlangen, jederman Gutes zu thun, allemahl erzeigte. Dann er war in seinem Gemüthe so geartet, daß er vor sich verrohren schätzte, was er andern zu guten nicht beytragen käme. Niemand darff mir vorwerssen, daß dieses meine eigene Erfindungen seyen. Was ich __ S 3 _ sage * Bischofs von Würtzburg. Qm nuper pie defunctus neutri tamen parti läcistacerc posse visus est. 2?z ^escbicbke von Bayern . enim nostra hac qua ille vixit aetate ; alloquor eos, quorum plerique illum noverunt vel quibus est familiariter usus ; quae mox in publicum proferenda, non sine meo dedecore facile redarguerentur ; de Carolo enim praedicari merito poterat, U qu£ di - visa beatos efficiunt, colleüa tenes. Quae cum aliis quoque Regibus nen diffitear ego quin possint esse communia, haec tamen illi propria, & singularia fuere, summa nempe magnanimitas , atque clementia, qua plerisque omnibus, licet in Comitiis contra stetissent, lubentissime neque rogatus, pepercit, eosdemquc quasi jacentes extulit, & pristinam eorum dignitatem amplificavit. Incredibilis quaedam fortitudo & strenui pectoris robur, quo inter maximos rerum super alias decidentium fluctus, tot tantas- que sustinuit aerumnas, pericula, labores, itinera, acerbissimos rerum eventus, foris, domi, ab hostibus, ab amicis, in corpore, in Geschichte von Bayern. 27- 9 ■ --- läge ist kündbar/ und jederman bekannt; ich rede ja zu einer solchen Zeit, wo er unter unS gelebt? Ich rede sie aw deren viele ihn selb- sten gekannt haben/ ja welche er auch seiner Vertraulichkeit gewürdiget hat. Und mit war für Schande würde ich bestehen/ wann ich jetzo etwas vortrüge, was bald hernach öffentlich heraus gegeben werden soll, und worüber man mich der Falschheit überführen könte? Es bleibt dabey/von Kayser Larln bewähret sich jener Ruhm-Spruch: Was andre einzeln nur beziert, All dieses Dir allein gebürt. Ich stelle nlchc in Abrede, daß nicht ein gleiches 80b auch noch andern Königen gebühren könne; doch hat er dieses sich eigen und gantz besonders zuständig gemacht, nemlich eine in höchsten Grad mit der Müdigkeit vereinbarte Großmut!), mit welcher er den meisten allen, obschon sie auf der Reichs-Versammlung seine Gegenparthey gehalten, gantz freymü- thig und auch ohngebeltencr verziehen, ja noch darzu sie aus dem Ungemach, worinn sie verfallen, heraus gehoben, und ihr voriges Ansehen und Würdigkeit so gar vergrößert hat. Unglaublich ist es, was unüberwindliche Starckmüthlgkeit sein tapffres Hertz bewaffnet, da seine höchst-wichtige Sachen einen Umsturtz um den andern litten, und ihme so viel und grosse Trangsalen, so viele Gefahren, Mühseligkeiten, Reisen und höchst-bedaurliche S 4 Schicke ago Geschichte von Bayern. jn animo ; in quibus, mirabile dictu, licet natura ingeniosus, vividus, & ad iracundiam proclivior esset, adeo se continuit, ut ne vultum quidem mutaret, sed composito ad majestatem ore, magnus animo, major adhuc imperio fui adversae sibi fortunae vim, & injuriam sic perferebat, quasi aliorum infortuniis tantummodo moveretur. Verum tamen hacc una vox nonnumquam ex ipso erumpere audita est: Summt Deus, fi mihi non parcis , saltemfamilUparcas^ (F innocentibus liberis, qudque jufia sunt sanguini meo retribuas. At enim vero cujus ista vox est, quae auribus meis insonuit ? qua nempe Religio me quodammodo interpellare videtur, 8c praereptum sibi huc usque dicendi locum lamentari. Facestite hinc paulisper virtutes Geschichte vonDayern. Schickicksale von allen Seiten umringten, und ihme weder von aussen noch von innen, weder von Freunden noch von Feinden an der Seele so wenig als an dem Leibe verschonet worden. Wie hat er sich dabey gehalten? Wunderbarllche Grvßmulh! obschon er von einem fertigen Geist die Grösse seiner Verfolg Zungen aufs aenauiste erkante, obschon er von natur lebhafft, und leichtlich in Hitze gerathen könte, hat er doch in allen diesem ausser ihme herum wüttenden Sturm sich so ruhig gehalten, daß er nicht einmahl das Angesicht verändert: sein Antlitz blieb mit ohnvcrruckter Majestät begeistert. Groß war er in seinem Gemüth, grösser in Überwindung seiner seihst; der gröste in Bestreitung alles wider ihn ver- schwornen Unglückes, worinn er so hoch gestiegen, daß er von anderer Unfällen nur allein, von seinen eigenen aber mit Nichten ge- rühret wurde. Dannenhero man aus seinem Munde nur diese fromme Worte ein und anders mahl hervor brechen hören: Höchster GE>TT! sagte er, wann du meiner doch nicht verschonest, so verschone meines Hauses und der unschuldigen Rinder, und lasse meinem Geblüt, was recht ist, angedeyen. Aber was höre ich vor eine Strmme, so meine Ohren ju sich wendet? Ich verstehe es schon: die hohe Tugend der Kejigion und GOttes-Eyfers ist es, welche mir zuruffet, sich beschwerend, daß ich so lange, ihrer zu S 5 ge. i%t Geschichte von Bayern. , - ■■ . . . .. tes reliqu* mc undique circumsidente*, quasi symbolum unaquaeque certarim ad sermonem hunc meum conferre contendatis. Fateor me vidisse omnes in ejus Imperii societatem adseitas: vos per dies, perque noctes in consilium adhibuit, vestro Comitatu cinctus vel ascendebat equum, vel jus ex folio dicebat, sermocinabatur, convivabatur. Verum quandoquidem nec vos latet, quam sancto in loco mihi sit disserendum, & quare diem hanc sui juris facere Religio postulet, quae multa idcirco de vobis adhuc dicenda supersunt, ampla materies erunt laetioribus ingeniis adseri- benduni proposita. Ingredior jam, ut videtis Auditores, Religionis sacrarium. Natus Carolus in Bojis, in ea scilicet Germaniae parte, quam haeretica labes venefico afflatu inficere nunquam potuit ; natus in ea Domo, quam eximia in rem Christianam merita, quam plurimae sacrae aedes, aut extructae, aut ditat*, amplissima & instituta, & dotata I 28 ; Geschichte von Bayern. gedencken, verschoben habe. So ziehet euch dann ein wenig zurück, ihr übrige schönste fugenden Careli, die ihr vor meinen Augen schwebet, und begierig seyd, jede das ihrige zu dessen Ruhm reichlich beyzutragen. Ich spreche euch das Recht: ich habe euch selbst gesehen, wie ihr von Larln alle sämtlich zu Reichs-Gehülssen seyet angenommen worden : Es war Tag oder Nacht, so mustet ihr euch in seinem Nach befinden: ohne eure Begleitung sehte er sich weder zu Pferd, noch ertheilte er von seinem Thron die Rechts-Aus- sprüche, noch redete er etwas, noch fasse er zur Tafel ohne euch. Jedoch, weilen euch die Heiligkeit des Orts, wo ich zu reden hab, nicht verborgen, und ihr selbst erkennen müsset, daß die Religion vor allen diesen Tag mit Recht vor sich begehren kan, so werdet ihr indessen Gedult tragen, bis gleichwohl anderer Leuten glückseeligere Zungen und Federn dasjenige weitsichtig ausführen, was von euch, als des Kaysers übrigen Tugenden, annoch vielfältig zu sagen wäre. Ich treffe also ein in das Heiligthum der Religion. Es hatte Cavl der Siebende seine hohe Geburt in Bayern, das ist, in jenem Theile Teutschlandes, welchen allein das Ketzerische Gisst niemahlen hat können anhauchen. Er war gebohren in jenem Haus, welches sich um das Christliche Werfen unge- mein verdient gemacht, überaus viele GOttes- Häuser 284 Geschichte von Bayern. tata Sacerdotia maxime honestarunt -j Ortus ex ea progenie cui singulares laudes a Tridentina Synodo delatae fuerunt, ex iis Parentibus, quos Germaniae Antistites contra funestisTimam Suecorum irruptionem percusso inter Catholicas partes sociali foedere, Duces, & Capita bello praefecerunt; ebiberat una cum lacte memorabile illud magni Willelmi effatum propagini huic ex testamento transmissum : Orthodoxam nempe fidem vita sibi ch.morem perpetuo futuram, neque se ullius periculi denuntiatione , atque adeo mortis metu ab bac sacra Jncbora divellendum , tolerabiliorem fore Patru jaftu- ram , ac Bojorum Ducem potius quam fidem animarum amijjuruw . Est igitur hacc Bavariae septemviris 8e feripta,& quasi cum ipsis nata lex, ad quam non docti, sed facti, non instituti, sed imbuti videntur, ut non solum patriam sedem ab omni haeresis contagione praestent immunem, verum etiam ubicumque se dederit occasio, Catholici cultus exhibeant se assertores, & vindice*. Qua- Geschichte von Bayern. S85 Häuser erbauet oder bereichet, und welches die herrlichste Bißthürner aufzurichten und zu stifften die Ehre hatte. Er ist entsprossen von jenem Stamm, deme die heilige allgemeine Kirchen-Versammlung zu Trient sonderheit- liche Vorzüge und Lob eingeräumet. Er ist endlich aus jenen Vvrelteren, welche wider den unglückseeligen Schwedischen Einbruch dem Catholischen Bund von denen Bischvffen Teutschlandes seynd als Häupter und Heerführer vorgesetzt worden. Er felbsten hat mit der Mutter-Milch jenen Ausspruch des grossen Wilhelmen eingesogen, welcher diesem Haus Eestaments-weise überlassen ist, nemlich: Der wahre GGttes-Glaube werde ihme ewiglich lieber dann das Leben seyn. Reine androhende Gefahr, keine Forcht des Todes soll fahiA seyn, ihme diese seine einzige Hoffnung aus der Seele zu reiben: und ehe wolte er Land und Leute darüber ver- liehren. Ja ein Herzog aus Bayern werde leichter Blut und Leben als den wahren Glauben ablegen. Dieses ist dann denen Churfürsten aus Bayern ein vorgeschriebenes, ja mit ihnen zugleich gebornes Gesetz, welches sie nicht erst erlernen müsse n, sondern welches mit ihnen auf die Weit kommet; in welcher! man sie nicht erst unterrichtet, sondern welches die Natur selbst ihnen in das Hertz geschrieben, und sie damit gantz und gar durchdrungen hat. Nach dessen 286 Geschickte von Bayern. (Quapropter ignoscite, obsecro, si praeteream, & missa faciam quaecunque ad privatam Car oli Religionem spectabant, nimirum sacrorum frequentiam, singularem pietatem, qua rei divinae quotidie intererat,& Eucharistico pane saepius in anno reficiebatur ; jejunia non solum statis temporibus, sed quolibet etiam virginis Matris pervigilio & Aulae indicta, & rigide ab ipso servata ; cujus quidem cultu ita fervebat, ut nullam sineret praeterlabi diem, quin eam conceptis precibus ad calculos frequentandis quinquagies salutaret, neque magnum quidpiam aggrediebatur, quin ejusdem celeberrimum veteris, ut vocant, Oetmgani opidi funulachrum pluribus miliiaribus a Monachio distitum, confecto pedibus itinere, quasi ad auspicia capienda, venerabundus inviseret. Praeteream quoque tre» ad Beatorum Apostolorum Petri & Pauli limina peregrinationes, quatuor ad Laure- taftam Domum , decretas ab eodem ad aras, ad Templa supplicationes, aliaque pietatis olikia, nec privatim intermissa um- quam, & solemniter ad exemplum splendide Geschichte von Bayern. 28" sen Vorschrifft bewahren sie nidjf nur ihren VätterlichenErd-Sltz von aller ansteckenden Ketzer-Seuche, sondern wo sich immer Gelegenheit hervor thut, setzen sie sich vor den Riß, als des Carholischcn GOtles-Dienstes eyfe- rigiste Handhaber und Verfechter. Derowegen verzeyhcn sie mir meine Zuhörer, ich bitte sie, wann ich all dasjenige, was immer Kayftr Larls besonderen und persönlichen GOttes-Eyfer belangt, gäntzlich vorbey gehe, nichts sage von der vielfältigen, täglichen und höchst-auferbaulichen Beywohnung des GOttes- Dienstes, und öffters im Jahr wiederholten Niessung des göttlichen Fronleichnams, noch von denen ordentlich, und auch in denen Vorabenden der Marianischen Fest- Tagen seinem Hof auferlegten Fasten, die er selbst gar streng beobachtete. Dann in Verehrung der Jungfräulichen Mutter war er so beeyfert, daß er sie nicht nur mit täglichem Psalter gegrüsset, sondern auch niemahl etwas wichtiges vornahm, ohne deren berühmte Bltdnuß zu Alten -Oettingen vorher zu besuchen, und allda sich Raths und guten Glückes zu erholen; welche Wallfahrt, ob sie wohl bey sechzig Welsche Meilen beträgt, er doch zu Fuß verrichtet. Ich will auch mit Stillschweigen überge-' hen, wie er dreymahlen die Ruhestätte der Apostel-Fürsten kern und Pauli zu Rom besuchet ; Viermahlen zu dem H. Hauß Loteca LL8 Geschichte voit Bayern. dide culta, ut ad ea, quae publicam Religionis causam propius attingunt, mea convertatur oratio. Laborat, ut nostis, in Germania Catho» lica fides cum externis, tum vero etiam domesticis Hostibus. Imminet amplissimae Provincia Turearum Imperium ; intimas partes contrariae »orquent, & lacerant opiniones solemnibus Imperii foederibus suf^H fultae, ac nixae. Externos fi respicimur hostes, duobus quae contra Tureas ejus aetate exarserunt bellis, Carolus in primo pugnavit, contulit ad alterum decem 8c octo hotninum millia, licet nonnulla familiae dissidia, inter ipsum, & Garolum VL jam erupissent. Hin vero domesticos, ecquis illum pe* fe, Vel per litteras, vel per legatos Catholicae Religioni tuendae umquam defuisse culpabit? Testor Vos Germani omnes, cjui nunc adestis, testor Coenobitas, & Religiosas Virgines, testor Episcopos, alios- que Sacrorum Administros, testor unum, Geschichte von Bayern. 28 - tzewallet; zu Kirchen und Altärn grosse Creutz- Gänge angeordnet, und andere gottscel.Ubun- gen angestellet, auch selbe heimlich und öffeW > lich ftiit seinem Beyspiel belebt habe; dieses alles will ich beyseus setzen, damit ich mich zu Dem jenigen wende, was die allgemeine keli- xions-Angelegenheiten näher berührt. Die Cachollsche Kirche in Teutschland, wie bekandt, wird sowohl von innerlich-als aus- . ferlichcn Feinden angefochten. Von aussen lieget diesem grvßmachtigen Gelände ob dem Nacken das Tmckische Reich: das innerste HlEingeweld zerzerren unter sich die gegeneinander streitende Meynungen, von öffentlichen Reichs-Friedens-Schlüsscn unterstützet. In Ansehung des äusserlichen Feindes, was hak Carl gethan ? Zwey Kriege auf dieser Seite haben sich bey dessen Lrbcns-Frist erreget; in Dem einen hat er feine eigene Person in die SchäN'he geschlagen ; zu dem andern hak ee achtzehen taufend seiner besten Soldaten auf- geopffert, und dieses zu einer Zeit, da zwischen chme und Kayser Carl den fi. die Hauß--Zwi^ stigkeiten schon bereits ausgebrochen waren. In Betreff aber der innerlichen Feinde, hat er wohl jemahls eine Gelegenheit versäumet, die Catholische Religion durch sich selbst, oder durch Schreiben und Gesandten zu schützen? Euch Teutsche alle, die ihr hier gegenwärtig seyd, ruffe ich zu Zeugen auf, euch Closter-Leme und gcweyhete Jungfrauen, euch Bifchöjft P. D$x J, H, T sind 2 90 Geschichte von Bayern. & alterum Apostolicae Sedis Legatum, nurn propositum, oblatumvc laborem recusaverit unquam , vel interposita cunctatione declinaverit, vel aegro susceperit animo. Ne autem acetvatim universa perstringens praeteriisse magis videar , quam attigisse dicendo, memorasse sufficiat, quanta contentione, & nisu octo ab hinc anni* restiterit in Comitiis Ratisbonensibus, ne quartus Risvvicensis foederis Articulus aboleretur, quo sublato, quingentae & ulna Paroeciae in Rheni Palatinam Catholicis prppadiem eripiendae forent. Cum rursum in Comitiis Francofordlen» fibus idem negotium ad trutinam revocaretur, induxerant aliqui in animum, Caro* lum Regni lenocinio, movendum fore, ut in Caesareis pactis quidpam de suscepta articuli defensione minueret; objiciebamus aliorum exempla, sanctiones Imperii; injiciebatur electioni mora} timebant, trepidabant Catholici omnes, cum Tabellario adveniente juravit extemplo in publico Consessu ejus nomine Legatus , Carolurrt nulla cupiditate, aut metu perculsum pra:- con- _Geschichte von Bayern. 2-r und übrige Geistlichkeit/ auch selbst ein und andern Bottschaffter des Apostolischen Stuhls, ob er seine hierunter verlangte oder von selbst aufstossende Bemühung nur ein einiges mahl verweigert, oder verzögert, oder mit einiger Beschwernuß auf sich genommen habe? Um aber nicht alles über bausch zu nehmen, und damit es nicht das Ansehen habe, ich wolle mich mehr in Gedancken als Reden aufhalten, muß ich doch ein und anders insonderheit melden. Als vor achtJahrcn aufdem Reichstag zu Regenspurg dahin angetragen wurde, daß der 4te Articul des Ryßwickischrn Frieden solte vernichtet werden, welches denen Cathv- lifchen über fünff hundert Pfarreyen in der Rheinischen Pfaltz würde entrissen haben, wie mühesam und krafftig kämpffete er wider solches Beginnen? Abermahl auf dem Wahl-tag zu Franck- furr, da dieses Geschafft wiederum auf die Bahn gebracht ward, fchöpffren einige die Gedancken, Carl würde sich, in Hoffnung der Kvnlgl. Crvne, so viel schmeichlen lassen/ daß er in der Wahl-Oplmlsuon von Behauptung dieses Articuls etwas nachgäbe: man stellte ihme die Beyspiele anderer vor Augen: man zauderte auch mit seiner Wahl: alle Cathoiische stunden dabey in Forchl und zittern. Allein ein tröstlicher Eilbothe kam zurück, und ohne Verweilung schwur in öffentlicher Versammlung der Bayerische Ge- T L stmdtr LyL Geschichte von Bayern. «onceptam omnem abdicaturum potiüa Imperii spem, quam a sententia dimoveretur. Vix Imperator designatus quadraginta & ultra Catholicorum millia, quibus Ham- burgensis Senatus publica Religionis consuetudine interdixerat, ad pristina Sacra restituit. Quam Fuidensis ditionis partem Haeretici occupaverant, Caesareo decreto vindicavit. Catholicos Adolescentes summo Joco natos, tjui non sine periculo a patriis laribus fuerant avulsi, revocavit. Pupillos, & Viduas, quae Religionis causa vexabantur, in Clientelam recepit. Nutabat apud Hannoveram propaganda* fidei negocium* patrocinio suo sustentavit. Respuebatur anno proxime elapso Ro*. manum Calendarium, tum propter incongruentes nonnunquam cum civili regula coelestium siderum aspectus, & motus, tum vero maxime, quia foetus esset Romani Potificis, pervicit tandem ut omnium Consensu in Calendarium assumeretur imperii, Geschichte von Bayem^ r-r sandte in Carls Namen, wie ihn weder Lieb I noch Leid folrc abwendig machen, und er ent- ! schloffen wäre, alle Hoffnung des KayserthmnS ehe in den Wind zu schlagen, als hievon abzuweichen. 6aum war er Kayser erwählt, hat er schon mehr als vierzig taufend Catholische, denen der Hamburgische Rath die öffentliche Reli- gion8;Ubung untersagt hatte, in vorige Frey- heit wieder eingesetzt. Jenen Theil des Fuldischen Gebiets, welchen die Widersacher besetzt hatten, hat er mit Kayserlichem Spruch und Urtheil gerettet. Catholische Prinhen von hohem Hause, welche nicht ohne Gefahr von ihren Landen waren gecrcnnet worden, hat er zurücke gebracht. Hohe Fürstl.Wittwen und Waysen, denen der Religion zum Trang zugesetzt ward, hat er in Schirm und Schutz genommen. Bey Hanover wolle die Fortpflantzung des wahren Glauben ins stecken gerathen: er hat sich deme zum Schutz-Vatter dargestellet, und es im Gang erhalten. Erst letzt-verflossenes Jahr wolte der Römische Calcnder verworffen werden, theils, weil der Schein der Himmels-Lichter mit dem Bürgerlichen Zeit-Maß nicht allemahl zutreffen, theils, weil a eine Geburt des Römischen Pabstes wäre. Endlich doch hat er es hinaus gebracht, daß er mit allgemeinem Beyfall zum T 3 Reichs- 2-4 Geschichte von Bayern. _ perii atque hoc unum, quod tanto operi Grcgorii XIII. deerat, firmitatis robur, BtnediÜQ Cive suo Pontifice Maximo fuit adjectum. Rumor erat de bonis Episcoporum in secularium censum adseribendis, non solum Romano Antistin plures, easdemque gravissimas Ii teras dedit, quibus tam impium facinus reprobaret, sed etiam in totius Europae Conspectu scripto, & ore testatus est, se potius in summa rerum mendi- citate vivere parattßmum, §5- pane , ac frigid* sustentaturum Augustam Domum , quam buio proposito afsentiri. Verum enim vero parum adhuc ad Ca« tholicae Religionis utilitatem se contulisse putabat, nisi ejusdem quoque restituend* ornandae, augendaeque studio flagraret. Quot enim sacrarum Odium extruenda- rum, reparandarumve curas periculoise aleae plenas in se non receperat ? Quot de Catholicorum studiis reformandis, & quam multa de Ecclesiastica disciplina redintegranda Consilia non inierat ? Quos ex Hereticis ad fc venientes amantissime non excepit, non adjuvit, non honestavit? Geschichte von Bayern. 195 ' ReichS-Caleuder angenommen worden; wodurch die einige Bestarckung,welche dem gros- I fen Merck Pabsts 6rcgorli Xlll. annvch ab- , gängig war, unter Regierung Benedfäi xiv, seines Landsmanns, ist endlich ersetzt worden. Es war ein ungegründeter Ruff ausge^ , sprenget worden, daß einige Bischössl. Güter ! in weltliche Hände sollen gespielet werden: nicht nur hat der Kayser dieserwegen an den Römischen Pabst viele sehr ernsthaffte Briefe geschrieben, worinneu er eine so hevllose That verdammte; sondern auch in Angesicht gantz Europens münd-und schrifftlich berheurer: Er würde lieber in der äussersten Dettel- Armurh leben, und sein Rayserliches ^auß mir Wasser und Brod nähren, als zu einem j solchen vorhaben die Einwilligung geben. Allein es ve rgnügte ihne all dieses mir Nichten. Er brannte recht vor Eyfcr, die Catho- lischt keli'Zion herzustellen, zu schmücken und auszubreiten. Wieviele GOttes-Häuser, entweder zu erbauen oder auszubessern, hat er nicht auf sich genommen, auch in denen Umständen, da es ohne Gefährlichkeit nicht folte ablausten ? Wie viele, wie emsige Berath- schlagungen hat er nicht gepflogen, wie die Catholische Schulen besser angeordnet, und die Klrchen-Zucht in blühenden Stand fonte gesetzt werden. Welche aus denen Irrgläubigen, wann sie zu ihm gekommen, hat er nicht liebreichist em- T 4 pfan- L 96 Geschichte von Bayern. nestavit? Quos suaviter non invitavit, allexit, attraxit? adeo ut (nisi meum testimonium audire vos rigeat) mihi etiam omnium humillimo illum apud Manhe- mium convenienti, ubi inter quatuorde- cim Palatini, fui nempe generis, Orthodoxos Principes medius sedebat, in primo fere occursu hoc unum dixerit domesticae ejus felicitati deesse, quod Duces Piponti- nos eadem stirpe progenitos neque ibidem adesse, neque ad antiqua sacra tediisse Videret. Quod si tot praeclarissimis pro r-e Catholica gestis ejus celebratur Imperium tam brevi tempore exactum, quid facturus non erat, si diutius vixisset ? si haec inter bellorum tumultus, quid in otio pacis ? si haec summis undique circumfusus molestiis, quid in. amica rerum fortuna ? si haec obstrepentibus Catholici nominis hostibus, quid ad ejus potentiam virtute assertam 8c armis roboratam netnusstfantibus quidem? QUAMVl» Geschichte von Bayern.' 2-7 pfangen, nicht ihnen beygesprungen, und mit I Ehren begegnet? Und weiche hat er nicht I freundlichst eingeladen, angelocket, und an sich gezogen? Fürwahr (wann Sie meine Zuhörer sich doch würdigen, von mir selbst ein Zcugnuß anzuhören) als ich der allergeringste ihme zu Mannheim aufwartete, und ihn mitten unter zwölff Pfalhgräfl. Seines Hauses Catholtfche Fürsten-Personen sitzend antrafst, bctheurete er mirjbey dieser ersten Ansprache, er wolte sein Haus) glücklich schätzen, wann nur dieses allein nicht mangelte, daß die Zwey- brückische Herzoge, so eben dieses Geblüts seynd, nicht gegenwärtig, noch zur alten Re« iigion damahlen zurück gckehret waren *. Wann nun seine Kayserliche Regierung bey einer so kurtzen Daur so viel vortreffliches der Catholischen Religion zu guten zu Merck gestellet, was würde erst ausgewürcket haben, wann ihm GOTT längeres Leben gefristet hätte? Hat er dieses zuwege bringen können unter dem anhaltenden Krieges-Getümmel, was wäre von ihme zu hoffen gewesen in ruhiger Friedens-Zeit? War er fo weit gekommen mitten in seinen grösten Widerwärtigkeiten, die ihn von allen Seiten bestrickt hielten, wie würde er es fortgesetzt haben, __T^_ wann *GOtt erfüllte das Kayserliche Sehnen zum «Heil bald nach dessen Todt, massen der zweyte Herzog Friedrich An. 1746. zur Catholischen ReJ*. xi«a sich öffentlich bekannt. «rtefcbidbfe von Bayern. *98 Quamvis fateamur oportet, eorum quam plurimos minus ipsius temporibus quam afienis infensos fuisse : Norant omnes, Ca- rolum Orthodoxae fidei addictisiimum, tantaque erat animorum erga illum propensio, ut ne Caesari dispicerent, minus quoque ejusdem sacris adversarentur, vel ut placerent, Catholicae Religionis commodis favere aliquando viderentur. Oh nunquam fatis laudandam Principis pietatem ! Oh nunquam interiturum exemplum! erudiantur t intelligant , qui judicant Terram. Neque his fuit tantum modo finibu* ejus Religio circumscripta. Etenim hoc praecipuum sibi duxerat > ut beatissimam ♦lanc Petri Sedem, ejusque Vicarium & solida & spectata pietate prosequeretur. Quoniam vero obtemperanti mihi Beatissime Pater ejus laudandi provinciam demandavisti ; quaeso a te, ut hanc mihi veniam Geschichte von Bayern. 29; wann ihne einmal)! das Glück angelacht, und freye Hände gelassen hätte? Und wann er sich letztlich hierinnen den Widerspruch derer Feinden Catholischen Namens nicht irre machen lassen, wie groß würde er gethan haben, wann einmahl seine Macht mit Tapfferkeit gesetzt, und niemand würde so kühn gewesen seyn, dawider das Maul aufzuthun? Wir müssen aber auch die Wahrheit be, kennen und sagen, daß die meiste der Widersachern ihme zu seiner Zeit viel weniger als andere widersetzlich gewesen. Sie wüsten alle wohl, daß (Larl der wahre» Religion zum höchsten ergeben war: aber auch die Liebe gegen ihme war so vomingend, daß, um ihme nichtzu mißfallen, sie auch dessen Religion weniger bekranckten; und weiters, um ihme zu Gefallen, nicht selten auch dessen Religion einigen Vortheil einzuräumen schienen. £> niemahls genugsam zu belobende Gonseeligkcit dieses Fürsten! O grosses Vorspiel, so da nimmer soll vergessen werden! verstehen und lernen hieraus, welche da die Erde richten. In diesen Granhen allem könte sich fein Religions-Eyfer nicht halten. Eine der grö- sten Sorgen ließ er sich seyn, diesem H.Emhl Petri, und dessen Statthalter, mit gründlich und offenbahrer Ehrerbietung zu begegnen. Weilen ich aber, Heiligster Harter! aus Gehorsam und zu Dero 'Äcfchl diese Lob-Rede auf mich genommen, so bitte ich. Selbe wol- 3©o Geschichte von Bayern. niam impertias, si ex multis , quorum documenta in Apostolicis scriniis asservantur: non nulla de Te duriuscula delibavero, ne vitio mihi vertatur & culpae, quod debitis eum laudibus in hac lussuosa celebritate» fraudaverim. Vereor autem, ne quod excidit verbum,' non perinde intelligi possit, atque ego ipse cogitans sentio. Duriuscule, inquam, aliquando fecum agere visus es, ut librata inter communes Filios paterna benevolentia, discordibus eorum, assessibus dubium Te, mediumque ad scrupulum usque praestares. Cum Pontificius ad Comitia legatus Januario mense ad plures Germanorum Aulas divertisset, licet Monachio proximus, atque, ut illae progrederetur, ratio itineris propemodum postularet, inde tamen consulto declinavisse videbatur. Venit tandem Kalendis Septembribus, aliquantulum sero cum jam universis pene suffragiis consentientibus omnis Imperii spes ad Bavarutr» devolveretur. Illum nihilominus honorificentissime Carolas excepit, eximiumque dexterae honorem detulit advenienti, licet Legatus haud gratulabundus accederet, sed vt meditata belli Consilia proposita pacis venditione sedaret) abrumperetque, licet; Imperii Geschichte von Bayem. gor len mir verzeyhen,wann ich aus vielen Bege- i benheiten, davon die Gedenck-Schrifften im I Apostolischen Archiv aufbehalten werden, auch ein und anders berühren werde, was Dero s Seits etwas hart zu seyn geschienen, welches, wo ich verschweigen solte, ich billich den Vor- ! wurff hören müste, daß ich bey diesem Trauer-- ! Gepränge einem Kayser das schuldige Lob entraubet habe. Dabey aber besorge ich, das Wort, so mit jetzo entfallen, möchte änderst, als ich in meinen Gedancken führe > ausgedeutet werden» Ich sage, Heiligster Vatter, Sie schienen zuweilen gegen ihme etwas zu hart zu verfahren, in der Absicht jedoch, damit Sie Dero vätterliche Zuneigung in gleicher Maaß allen Dero gemeinsamen Söhnen austheileten, und um de- renselben Uneinigkeiten vergleichen zu kpnnen, sich allen und jeden bis auf ein Haar gleichgültig bezeugten. Dann, als der Päbstliche Bottschaffter zum Königl. Wahl, Tag schon im Monath Jenner an verschiedene Teutsche Höfe sich verfüget hatte, obwohlen er gar nahe bey München war, und die Ordnung des Marsches es bey nahe selbsten erforderte, alldahin einzutreffen, wendete er sich doch von diesem Ort gleichsam mit Fleiß beyseils. Der erste Tag des Herbstmonathö war es endlich, alS er allda erschiene; wiewohl zu sparh, da nem- lich schon fast alle Wahl-Sttmmen einmülhiK die Kayserl» Ehren dem Hauß Bayern zuge- zv2 Geschichte von Bauern. Imperii Candidatus ä nobis neque suffra* gia, neque pecuniae vim, neque militum Copia* expectaret, aut posceret. Cur recensere non possum, quae postme» dum eidem legato adjumenta praestiterint Bavari Legati, dum Caesari pacta Conventa Francofurti conscribebantur: illud unum attigisse sufficiat, eorum opera Factum, ut quae Capita Romanae Curiae Magistratu* directo vulnerabant, mitiora redderentur» At quo tempore ? Deus immortalis, uno sane, codemque, quo Pontifex palam aje* bat : suarum partium non ejse hunc potius , vil illum C£sartm petere , aut vettt» Cum Geschichte von Bayern. zs; dacht hatten. Deme ohngeachtet ward er von Carln mit grösten Ansehen aufgenommen/ und thme die rechte Hand zu sonderlichen Ehren gegeben : und dieses alles geschahe, obschon derBottschaffter nicht zum Glück-wünschen, sondern zum Einhalt des vorhabenden Krieges und dessen Unterbrechung sich meldete*: zu- deme in solchen Umständen, da der angehende Kayser von unsRömern weder einenVorschub zu der Wahl, noch einige Geld-Hülffe, noch Volck zu hoffen hatte,oder auch nur verlangte? Ich kan nicht alles erzehlen,was die Bayerische Gesandschafft dem Päbstl. Bottschaffrev vor wichtige Dienste gethan, als zu Franckfurt die Wahl - Lspitulzrion errichtet worden. Das einzige zu berühren ist genug, daß wir es ihrer Bemühung zu dancken haben, daß die Articul, welche den Römischen Gerichts-Hv- sen allerdings zuwider liessen, weit leidentlichec seyen abgefassei worden. Aber zu was für einer Zeit ist dieses geschehen? o grosser GOtt! es ist geschehen zu eben der nemlichen Zeit, als der Pabst öffentlich erklärte: )hme komme es nicht zu, vielmehr diesen, als einen andern Herrn, vor einen Rayjer zu wünschen oder zu begehren. _Und *Da fc^ott alles tni Aufbruch war, und gleich darauf Lee Einrucrung in Oesterreich geschahe, kokte auch der gottftelige Fürst scin Leydwesen über diese späthtms nicht bergen ; m t^>». ) 3of Geschichte von Bayern. Cum Regale Romanorum solium jarrt conscendisset, quamquam BenediQus neque solus, neque primus, sed dicam ne (sine obsecro, ne quid distimulem, quamquam Btnediclus in ipso temporis intervallo, quo & Patavi, & Angli, & Moschi , illum Romanorum Regem salutavisset» Nihilo segnius nullum praetermisit Casti ius obsequii, & observantiae officium Romanae Ecclesiae Romano Pontifici debitum i Apostolicae autem Sedis munera, quae vel recusata nonnunquam, quae dissimulata, vel heglefta suerant, Ultro testatus est publicis ad coetus Ecclesiasticos datis litteris, & difficillimum opus, quod Sacerdotium ihres & Imperium perpetua dissidia cpncitaVerat» amica pactione composuit» Quae deinceps sequuta sunt, höhne principiis responderunt ? Commendabat illi Pontifex ihterpretes, & Administros ; eorum opera, & ministerio usus est: mittebas cuiuslibet nationis estertt j recepit, praeferri aliquos cx suis postulabat Clientibul Caesaris 30? Geschichte von Bayern. Und da Carl VII. den Römischen Kayser- Thron schon würcklich bestiegen hatte, ist doch Benediftus (erlauben Sie, Heiligster Vatter, daß ich nichts vertusche} ist doch Benedictus weder der einzige gewesen, noch der erste, der ihn in dieser Würde erkannt,sondern (soll ich es sagen?) alsdann erst hat er ihn erkannt, als auch die Holl-und Engellander und die Moscowiter es gethan hatten. Bey deme allen hat Kayscr Carl unverdrossen nichts aus allen Ehren und Hochachtungen, welche der Römischen Kirchen und dem Römischen Pabsten gebühren, unterlassen. Ja die Ertheilungen des Apostol. Stuhls *, welche seithero bald Übergängen, bald schnöde geachtet worden, hat er öffentlich durch Kay- serliche an die Hoch - und Stiffts-Capitul tt* theilte Befehle bekannt gemacht: wodurch dieses schwierige Merck, welches zwischen, dem Priester- und Kayserthum unendliche Mißhelligkeiten verursachet hatte, in freundlichen Vergleich ist beygelegt worden. Der weitere Erfolg war einem so herrlichen Anfang im geringsten nicht ungleich. Er ließ sich nicht verdriessen in allem demPäbstlichen Willen nachzugeben. Dieser schickte ihmezu verschiedeneGslehrte undBediente; er bediente sich derselben, ohne Unterschied der Nation. ___ Der * Primarum precum indultum, Welches V0N Vm Kay- fern Ferdmando III. Leopoldo, Jeleplio, Carole VI. Nicht agnoscit et Worden. Suppi. P, Deß A. fi. /.Th. u gofi Geschichte von Bayer n._ Caesaris in beneficiorum possessione adipiscenda? praetulit: illum vel monebat, vel ad pacem hortabatur > lubcntissmc semper audivit, eidemque Qtnncs animi latebras, & recessus aperuit. Quae cum Romae agerentur, Caesar Fran- 1 cofurti neque Apostolicae Cathedrae, neque Apostolico Magistro minus indulgebat: J habuit hic quam plura, eademque gravissima ncgocia definienda ; potius quam summo Sacerdoti molestiam exhibeat, vel filet, vel Pontificio permittit arbitrio: Confugiunt contra Benediäi mandatum ad ejus > Dycasteria Coenobitae; ejicit,atque eliminat: Interdicitur Apostolicis Nuntiis pro- f curatio Pontificiae jurisdictionis ; obstat: Contendunt Magistratus Imperii nonnulla Clericorum negocia ad ipsos veteri con- ; suetudine deferenda; instrui, edocerique postulat, ut in Consilio sederet, non modo tanquam Apostolicae Sedis re, & nomine Advocatus, sed quasi dixerim procurator. Quae Geschichte von Bayern. 3 07 Der Pabst will in Eroberung der geistliche» Pfründen die seinige denen Günstlingen des Kaysers vorgezogen wissen; erziehet sie vor. Der Pabst mahnet und ermähnet ihn zum Fried; er höret es nicht nur willigst, sondern schütter vor ihm alle seine Geheimnüsse und gantzes Hertz aus. Wiewohl nun dieses alles ihm von Rom geschahe, hat doch der Kayser zu Franckfurt sowohl dem Päbstl. Stuhl als dem Päbstl. Gesandten bestens geneigt zu seyn nicht nachgelassen. Es hatte solcher gar viele Geschaffte von höchster Wichtigkeit allda auszumachen: bey denen allen der Kayser entweder stille gewesen, oder es in die Päbstl. Willkür gesetzt, damit er nur nicht dem höchsten Priester einiges Mißvergnügen erwecken möchte. Es wollen wider das Päbstl.Verbott einige Closter- Leule bey seinem Hof-Gericht Hülffe suchen: er weiset sie ab und davon. Man untersagt anderstwo den Pabstlichen Bottschafftern dre Ausübung ihrer Gerichtbarkeit: er widersetzet sich. Die Reichs-Gerichte behaupten, es müssen, dem alten Herkommen gemäß, einige Händel der Geistlichkeit vor sie gebracht und gezogen werden: er begehret von der Sachen Bewantnuß vollkommen berichtet zu werden, und hatte vor, selbst d men Berathschlagungen beyzuwohnen, damit er nicht nur dem Namen nach, sondern in der That des Römischen Stuhls Schirm-Vögten, ja, ich wolre bald sagen, desselben Sachwalter absehen könre. U ? Indem 3 ren gehört/ oder aus Zeitungen erlesen habe, sondern wir haben darüber bey uns selbst rich- . tige Urkunden; ich mit diesen meinen Auge» I hab es gesehen, und hab selbsten einen,wiewohl geringsten Theil daran gehabt. Dann ich hab auch selbst mit Augen gesehen, wie groß seine Ehrerbiethung gegen die Geistlichkeit gewesen ; also daß in den Schafften des öffentlichen Rechtens, welche zum Dienst seines unvergleichlichen Printzen von einem der vornehmsten Rechts-Gelehrten verfasset wurden, er sorgfältig dahin bedacht gewesen, damit i nichts eiufliessete, was denen Rechten und der I Heiligkeit der Römisch. Kirche zuwider liesse. O höchster unsterblicher GOtt! in was für Welt-Alter leben wir? was für Zeiten seynd diese? Seynd es n cht jeneJnnocentz des II. und III. oder jene desMarnn und Nis colas des Fünfften, in welchen Zeiten dieKay- ser und Pabste zum Heyl und Aufnahm der Christenheit gegeneinander mit Dienst und Gutwilligkeit gestritten haben ? Nein, Ihre Zeiten seynd es, H.Pabst BenedBe ! Ihre und unsere Zeiten seynd diese. Dero Päbstliche Regierung wird zwar in a 8 en Jahr-Büchern denckwürdig seyn, wegen der auch vor dem Pabstum rühmlichst geführten Geschäfften, wegen geschriebnen Büchern und Gesetzen, U 3 wegen 3iö Geschichte von Bayern. quocumque animi affectu intactus es, aut major? at multo gloriosius signabitur Car oli ni. nomine : in illis communem omnium doctrinam vineis,communia hcrninum desideria, ipsam quodammodo humanitatem exsuperas, in hoc vero infestissimos Romanae Ecclesia: hostes, pravas, atque perversas opiniones, quae longe latequc Ca-. tholicum orbem circumfluunt, superasti, Apostolicae Sedis jura farta tecta servasti, restituisti, roborasti: illa licet maxima, licet ä paucis forsitan imitanda, Pontifex tamen solus efficere potest, haec autem nisi comitem habeat Caesaris pietatem, vix potest. Illuxerunt profecto nobis felicissimi dios a majoribus nostris tot precibus, atque la~ chrymis expetiti, quibus stabilis, & certa Sacerdotii cum Imperii Concordia tamdiu desiderata apparere jam videbatur, bonique omnes Ecclesiae Catholicae gratulabantur, advenisse Caesarem cujus opera in speratum hoc Geschichte von Bayern. 311 wegen eingezogener Mäßigkeit, und wegen jener mehr als natürlichen Tugend, Krafft deren Sie weder Freundschafft noch Bluts» Band arischen,noch von einig menschlicherGemüths- Regung sich beherrschen lassen. Aber viel herrlicher wird Dero Pabstl. Regierung ge- schmückct erscheinen mit dem Namen Carl des Siebenden; dann mit jenen ihren Gaaben übersteigen sie die Gelehrtheit der übrigen Menschen, und schwingen sich über die menschliche Begierden, u. gleichsam über das menschliche Weesen empor: in Larl dem VIl. aber haben Hie die aufiWgste Feinde der Märn. Kirche, und die böse verkehrte Meynungen, welche die Catholische-Welt weit und breit überschwemmen, zu Boden gelegt, und die Rechte des Apostolischen Stuhls aufrecht erhalln, wiederum hergestellt, und bevestiget: jene deroThaten, ob sie wohl über die müssen groß, und vielleicht von wenigen nach;uahinen seynd,scynd doch Wercke einesPabsts allein, und vor sich; diese lehtbesagte hingegen können von ihine allein, wann meyi emes Kay- sers Gottseeligkeit mit ihme sich vereinbaret, schwerlich zu Stande gebracht lberdcn. Wahrhafftig jene glückseeligsteTäge,welche unsere Voreltern mit so vielen betten und Zähren sehnlichst gewunschen haben, waren uns zu theil worden. Wir sahen schon die stand- hasst und sichere so lang gesuchte Ennyüthigkeit zwischen dem Priester * und Kayserthum in seiner Morgenrölhe erscheinen. Alle Wohlge- U 4 * neigte z,L Geschichte von Bayern. hoc ingens bonum non obtineri solum, sed permanere diu potuisset! verum hunc nobis Cassarem importuna mors sustulit: vix illum superi ostenderant, quum subito rapuerunt. Ipse quidem mbrtem illam, quam saepe in media acie contemserat, Christiana virtute fretus non horruit,sed invicto eodem animo, quo tot adversa pertulerat, liberis in pienrissimas Matris cura relictis, venia ab omnibus palam petita, etiam ab hostibus (quibus non odio ductus, sed familiae charitate,& consulentium stimulis bellum fe indixisse testatus est) caeterisque rebus, quae ad brevi morituras pertinent, sancte compositis, mortem inquam immaturam, inopinatam, acerbam,placide fapienterque oppetiit. Ad cujus pulcherrimae non dicam amplius mortis, sed migrationis, commuta- tionisque vitaelaudempraeterire nequaquam possum, _ (geicfyicfrte von Bayern. ?rz ' neigte wünschten der Cathol.K irche Glücks daß i einmahl ein Kayser aufgestanden, durch dessen I Zuthun ein so unverhofft- und übergroßes gutes Werck nicht nur erreicht, sondern auch zur Daurhafftigkeit könte gebracht werden. Allein ach! einen solchen Kayser hat uns der un- gestimme Todt entrissen. Kaum hatte ihn der Himmel uns gczeiget, als er uns solchen auch wieder entzücket. Er entsetzte sich zwar nicht ab einen Todt, welchen er, mit Christlicher Tugend gepanzert, vfft mitten auf dem Kampfplatz nicht gescheuet, sondern mit diesem unüberwündlichen Gemüth, mit welchem er so viel Widerwärtiges überstanden hatte, trat er selbsten behertzt unter die Augen. Dann bey dessen vernehmender Annahunc; befähle er seine Kayserl. Kinder der theuren Mutter tL-orgfalt; er entschüttete sich nicht, öffentlich von jedermann Verzey- hung zu bitten, auch von den Feinden, denen er beteurete, nicht aus einigem Haß, sondern aus Liebe seines Hauses, und aus Antrieb derer Ralhgebere den Krieg angekündiget zu haben ; er schlichtete endlich alles, und verrichtete, was einem, deme der Todt so nahe auf dem Fuß ist, zu verrichten oblieget; und auf diese Weife eilete er zu dem einerseits unzeiti- gen, unvermutheten und bittern, auf Seiten feiner aber sanfft und weißlichen Ende. Ein solches allerschönstes Ende will ich nicht mehr einen Todt, sondern eine Hinfcheidung aus der Wanderschajst, und eine Vrrwechs- u s luag 514 Gestbichte von Bayern. possum, quod unctus ad extremum cum ageret animam, hoc solatii, antequam supremum clauderet diem, unice sibi deesse affirmaverit,;quod juvenilis aetatis errata in conspectu omnium deprecari per se nequiret, atque a subjectis populis, ut sibi ignoscerent, exorare, si quas iliis offensiones , &c malorum irritamenta obtulisset; quam nb rem effusus in lachrymas obsecravit a filio, ut sacri Concionatores per universam Bavariatn hoc deprecationis officio, perinde ac si vivus ipse, & praesens adesset, suo nomine e pulpitis fungerentur: quemadmodum postea factum fuisse «om* perimus. Equidem tibi gratulor Augustiffitne Caesar ! quod de fovo tempestatis aestu, & mediis ßuctibus in portum, atque de flebili hospitio ad plenam hilaritatis coelestem Domum te receperis : non est enim cur dubi* tem, quin beata immortalitas hospitem te, jncoiumcmque exceperit: vixisti satis si non ad communis naturae cursum, & secundani rerum fortunam, vixisti satis ad virtutem, & gloriam sempiternam. Quantum mors vitae, fortuna felicitati detraxit, tantum addidit sapientiae, tantum aeterno, ut meus mihi auguratur animus, praemio pietatis. Facit Geschichte von Bayern. z r <; luug des elenden mtt dem bessern Leben nennen. Zu deren Verherrlichung nur dieses allein annoch beysetzen muß/ daß. als er nun zum legten Streit gesalbet, die Seele schon auf bor Z.nge hatte/ er bezeuget habe/ wie ihme nun vor seinem letzten Ende dieser Trost alleinig noch ermangle/ daß er die Fehler seiner Jugend nicht vor jedermanns Augen und durch sich selbst abbitten, noch von seinem Volck Ver- zeyhung suchen tönte, wann er einige Ursache zu ihren Bekränckungen und ausgestandenen Ungemachen gegeben hätte. Derowegm dann, mit Zähren begossen/ ersuchte er seinen Printzen, es möchten im gantzen Bayeriand die Prediger ein solches von den Cantzeln in seinem Namen, und als ob er in Person gegenwärtig wäre, verrichten. Wie wir dann auch, daß solches geschehen ftye, hernach ver- nohmen haben. Ey dann Glück zu, glsrwürdigster Kaystr! Glück zuder du aus dem wütenden Sturm derFluthcn in den sichern Haven erngeloffen, und aus der Zäher-vollen Wauderschaffc »n das hunlischeFreuden-volle Vatterland abgefahren bist. Dann ich keine Ursache Habtz anzustehen, daß nicht eine glückseclige Unstcrb- ltchkeir dich frisch und unversehrt ausgenohs men habe. Genug hast du gelebt, wo nicht nach gemeinem Lauff der Narur, doch genug hast du gelebt der Tugend und unsterblichen Ruhm. Was immer der Tod deinem Leben, Ulid das Verhangnuß deinem Glücke abgestohlen, z i6 (Fkftindyte von Bayern. Facit autem ut ita sperem ChrisHanissima vivendi ratio, quam cum sanctissima eon- juge, quibuscunque amotis impedimentis religiose servasti, dum ad Imperii gubernacula sederes; facit christianum robur, quo tantas hausisti calamitates; facit singularis cultus, quem Orthodoxae fidei & Sedi .Apostolicae praestitisti. Neque enim sine Divini Numinis voluntate evenerat, ut tanto pacis, Sc patriae studio nuper esses incensus, patria potiebaris quidem, sed ita demum, ut non aliquis rursum emigrandi metus accederet: Veneras in aliquam pacis spem, sed incertam hactenus, longam, aleae & salebrarum plenam ; Utrumque desiderium misericors, & mitissimus magno cum fcenore explevit Deus,tibique limen aeternitatis ingredienti, duo clarissima tui nominis lumina Henri- eum & Cunegundem coelestium syderum incolas obviam arbitror prodiisse dicentes, hac propera, haec est Patria, haec est Pax, haec Corona tuis virtutibus debita. Nobis Geschichte von Bayern. zi? ä stöhlen, hat es reichlich ersetzet in deiner Weiß- ! heil/ und (so weissaget es mir mein Gemüih) in ewiger Belohnung deiner Gottseeligkeit. Dieses zu hoffen hcisset mich dein Christlichster Leben-Wandel/welchen du mitBey- seitsschaffung aller Hindcrnussen, samt deiner unschuldigsten Gemahlin/ nach bestiegenem Reichs-Thron geführel. Es erfordert es deine Christliche Starckmülhigkeit, mit welcher du so grosse Trangsalen erschöpffet. Und end- lich verdient es die sonderbare Ergebenheit/ welche du dem wahren Glauben und dem Apostolischen Stuhl gehalten hast. Nicht ohne göttliche Vorsicht geschahe es, daß du jüngster Tagen so sehnlich sowohl nach dem Fried als nach deinen Erblanden trachtetest. Die Erblande zwar hast du erreicht, doch so, daß du dich nicht versichert halten tontest, ob selbe nicht wiederum mit dem Rucken anzusehen wären. Es schiene dir auch an einige Hoffnung des Friedens, wiewohl nur eine dunckle und von weiten her, voller Wagnuß und Schwierigkeit. Nun aber hak beedes dein Sehnen der mildeste GOtt in aller Übermasse erfüllet. Und da du durch das Thor der Ewigkeit deinen Einzug hieltest, kan ich mir änderst nicht vorstellen, als daß aus denen himmlischen Einwohnern die zwey herrlichste Sonnen deines Kayserl. Nahmens dir freudig entgegen gekommen, und zugeruffen haben: hier, hieher komme, mein Larl’ hier svlst du haben drin verlangter Vatteriand, hrcr tz,8 Gesuchte von Bayern. "Nobis quidem in maxima rerum vicissitudine, atque trepidatione relictis, nova haec aliarum cumulo causa doloris, & luctus accessit, quandoquidem dum teta per- slrepit armis, & belli facibus ardet Europa, alia haec super alia discordiae semina inter dissidentes animos, digladiantesque sunt jacta. Quid igitur restat ad nostri moeroris so- latium, nisi & piis Caroli manibus. Sacro ritu justa persolvere, ut fi quae adhuc illi expiandae sint maculae, Christi sanguine deter« gantur, & Deum optimum maximum magnis precibus obtestari, ut quae ventura jam sunt, fauste adeo, feliciterque contingant, ut eorum, quae Caroli VII . interitu praeterierunt, memoria, atque recordatione minus doleamus. Dixi. i Geschickte von Bayern. 319 hier findest den gesuchten Friede/hier ewig genieße die Cron, welche deinen Tugenden zubereitet ist. Allein wir/ meine Zuhörer/ welche er hier in der grösten Zerrüttung und Kummer hinterlassen, haben zu denen ohnehin aufgehauff- I ten noch auch diese neue Ursache zu lrauren j und zu klagen durch seinen Todt bekommen. Dann da ohnehin gantz Europa von dem Gelöß der Waffen zittert, und vom Feuer 1 des Kriegs aufgezehret wird, ist über die alte noch auch dieser frische Saamen der Zertrcn- nung über die ohne das kriegende Hertzen ausgestreuet worden. Was bleibt uns demnach übrig zu etwas Linderung unseres Jammers, als daß wir ei- neötheils dem gottseeligen Geist Larl des^r/. den letzten Dienst mit dem geheiligten Opffer verrichten, damit, wann noch etwas an ihm solle beflecket seyn, es in dem Blut des göttlichen Lammes abgewaschen werde: andern theils aber den Grund-barmherhigsten GOtt von der Tieffe unserer Seele anflehen, er wolle Loch das zukünfftige Schicksal also glücklich und «wünschet anordnen, damit wir Ursache haben, die Bitterkeit, so mit dem Todt Carl btsVU. vorbey gegangen, mit minder Leid und mehrerem Trost zu gedencken. IN 320 Geschichte von Dayern. CARÖLUM VII. ^ugustiss. Roman. Imper. Elect. maximis laboribus defunctum , immaturo fato terris ereptum. Lejjus. uem sors, quem cives, quem deseruere parentes: Cu> vel ut ingenuo vix bene tutus honor: Quem lacerant, quibus ipso tulit virtute salutem : Quem sacra, quem lusit turba profana nimis: Quem socii, affines, dulces nataeque relinquunt : Quem morbi, & vitae sustulit aura brevis: Quem stupuere hostes, reliquus quem mundus amavit: Qui fecit, passus plurima, magna simul: Solus nil fracto tulit invida pectore fata. Quis neget, haec solo pectora digna Deo ? Hinc Deus exposuit, terris documenta daturus : Exemplo hoc dignum quis neget esse Deum ? Carole, qui tanti mensuram Numinis imples, Hoc saltem impleris jam sine fine Deo. A. AU A. D. E. M C. Geschichte von Bayern. 321 ' Kurzgefaßtes jedoch wohl- ' begründetes Gutachten eines teut- > schen Rechts * Gelehrten, die zwischen ' Ihre Kayserlichen Majestät und dem ! Wiener ^ Hof strittige Erbfolge in die > Oesterreichische Erb-Königreiche und Lande betreffend. i^^achdeme ein sicherer hoher Minister von mir eine kurtze, jedoch wahr- hasste Vorstellung aller und jeder Rechts - Gründen/ welche der Wies ner-Hof bey seinen an die Oesterreichische Erb-Königreiche und Lande tormirenden I Ansprüchen für sich anführet; sodann aber auch ein vhnpartheyisches Gutachten darüber verlanget Db deren ohngeachrek Ihro Rayser- liche Majestät) vor sich , und Dero Durchlauchtigstes Lhur-Haus, haben, de Fundamenta denen Rechten nach bestehen oder nicht? So habe diesem Auftrag schuldigst nachzuleben, und das Gutachten selbsten in offenem Druck ausgehen zu lassen, um so weniger angestanden, je unlaugbarer es ist, daß solche kurtze Information zu geschwinder, je- Suppi. P, Des. A. H, /, Th. X d-sch 32a Geschichte von Bayern. doch gründlicher Belehrung, und Einsicht, nicht nur des gantzen unparlheyischen Publici, sondern zugleich auch, und vorzüglich derer- jenigen dienen kan, welche an dem |i> sehr zu wünschenden heilsamen Friedens - Merck mit Hand anzulegen haben, oder doch durch ihre gute Officia und Rathschläge etwas ersprießliches dazu beytragen können. Da übrigens, darmn trifftig und ohnwiderleg- lich dargekhan worden, daß die Chur-Baye- rische Rechts < Ansprüche, wider alles dasjenige, so von dem Wiener-Hof zu seinem vermeintlichen Behuff immer angeführet werden kan, fest und ohnbeweglich bestehen; ja aus dem pacto successorio von An. 1703. Soniie»heiter gezeigt worden, daß unter allen Denen Durch!. Erh-Hertzoginnen die Caro- , linifche am allerwenigsten besagt oder berech- I tiaet seynd , sich derer durch den Tod weyl. Jhro Röm. Kayserl. Majestät Carl des Vk. / erledigter Erb - Königreichen und Landen von ! Erb-Rechts-wegen zu unterziehen, sondern daß Höchst-Selbige allen andern Ertz-Her- hozinnen nachgehen müssen ; so urtheile der geneigte Leser, ob die von Chur-Bayern, und nicht vielmehr die von dem Wiener-Hof angeführte Rechts - Gründe für ein leeres Blendwerck, und erdichte Vorspieglungen zu achten seyen ? Belangend demnach Die Geschichte von Bayern. ?2Z ! Die Rechts - Gründe des Wiener- Hofes. So bestehen solche ihrem grösten Gewicht nach, so man ihnen immer beylegen kan, ja sie sechsten in denen rm Druck erschienenen Wienerischen Schriffren nicht erhalten haben/ darinnen: i. Wären die von weyland Kayser Carl dem VI. hinterlassene Durchlauchtigste Frauen Töchter, und zwar in Anbetracht des von so vielen Seculis eingeführten, und namentlich mit auf die weibliche Descendenten ex- renciirten Juris Primog«niturae, unter denen- selben die Aelteste, aus der Ursachen für die alleinige rechtmäßige, und Jure Sanguinis in die vätterliche, dlexu kideicommisti perpetui & idivisibilis, afficim Erb-Königreiche und Lande eintrettende Erbin zu achten; weilen sowohl die natürliche als aller Völ- cker- Rechten ihr dißfalls das Wort redeten, und es eine ausgemachte Sache wäre, daß die angebohrne Liebe der Eltern, worauf sich das Jus succedendi liberorum ab intestato lediglich gründete, vorzüglich und zu erst in absteigender, und nach dieser erst tu aufsteigenden , oder Neben - Linien sich äussere; mithin alle von dem letzteren Besitzer rückwärts entfernte weibliche Descendenten, dessen eigenen auf Abgang des männlichen 38 % Skam- 324 Geschichte von Bayern. Stammes verlassenen Erb - Töchtern ohn- gezweiffelt nachgehen müßen, und vor denen- selben mit Bestand oder Fug Rechtens niemand sich einige Erb - Befugnüß anmassey könnte, wo man nicht die natürliche Ordnung umkehren , das ist, auf die Proximitatem eines vor fast zweyen hundert Jahren Verstorbenen angeblichen primi Acquirentis, und nicht (wie sich doch allerdings geziemete) auf die Proximitatem ultimi Poilcssorir sehen wollte. Wie denn 2. Dergleichen verkehrte Erbfolgs-Ord- I nung, wie von Seiten des Durchlauchtig- ( sten Chur - Hauses Bayern behauptet würde, > wohl schwerlich irgendwo anzutreffen, und kaum einiges Exempel ausfindig zu machen seyn dörffle, wo eines primi Acquirentis, oder sonst altern Stamm-Vatters verlassene Töchter, noch weniger aber auf deren Ab- gang ihre Erben, vor denen Töchtern des letztern Besitzers den Vorgang behauptet hätten ; und dieses zwar um so weniger, w» da z. Die weibliche Erd-Folge auf Abgang des männlichen Stammes per Leges & pacta Domüs ausdrücklich eingeführt, und das Recht der Erst--Geburt mit deutlichen Worten auf die Töchter extencliret, forthin dadurch des letztern in 8eriem & Jura Primo- geniruras eingerrettenen männlichen Besitzers verlassenden Erb--Töchtern nach der Natur Geschichte von Bayern. ,rs > und Eigenschafft svthanen Rechts der Erst- j! Geburt das Jus succedendi vor allen andern I weiter entfernten weiblichen Linien zuerkannt i worden; von diesen letzter» auch die Frage nicht mehr seyn könne , nachdem das Suc- cesliong - Recht nach der per pacta Domüs festgestellten Ordnung einsmalen von denen altern auf eine jüngere männliche Linie de- volviret, und auf derselben Erben raäiciret worden. Folglich, und da deren ersten, jur» sllcceciendi , wo nicht für gantzlich erloschen, jedoch existentibus filiabus ultimi possefTo- ris für ohnkrafftig und ohne alle Würckung zu achten, aufÄbgang des männlichen Stammes die weibliche Succession nichtvon ihnen oder ihren Erben , sondern von des lehtern Besitzers hinterlassenen ältesten Frauen Tochter den Anfang nehmen müste; Bevorad 4. Wenn die ältere Stamm - und Hauß- Töchter auf ihre Lucceüions- Rechte feyer- lich renuncii« , und sich gegen ihre Brüder und männliche Erben eydlich verouuden haben , gegen Sie und ihre Erben wegen der Erbfolge weiter keinen Anspruch zu machen; einstimmig dessen, so in Teutschland inter familias illustres, in der Lehen r Folge son- derheitlich, bekandten Rechtens ist: Quod scilicet fcemina semel exclusa , pro semper exclusa haberi debeat. Gestalten denn auch 5. Dieser erwiesener Massen so billigwäßi- ge und m denen Vernunffts- Rechten selb- £ 3 sten Z26 Geschi chte von Bayern. fien gegründete modus succedendi in dem Durchlauchtigsten Ertz - Haufe kündbarer ! Massen von mehr dann 700. Jahren continua scric hergebracht , undaNschon im Jahr i is6. in dem Privilegio Friderici primi in I vim sanctionis pragmaticae & constitutionis Imperialis befestiget , hernach auch nicht nur I von Friderko H. sondern auch von dem ge- | metnen Stamm-Vatter derer Ertz - Herho- gen von Oesterreich aus dem Haus Habs- ! bürg KayfcrRudolph dem I. An., 28z. und ! dessen Descendenten und Nachfolgern Kay- ! ser Carl dem V. An. 1 f 30. imgleichen Kay- ser Rudolph dem U. An. 1*99. bestättiget worden wäre. Und 6. Die Worte ermeldten privilegii Fri- derici I. sowohl als der Bestättigung Daro- . Ii V. den von Seiten des Wiener 5 Hofes I behaupteten modum succedendi so klar und deutlich im Munde führeten, daß wohl kei- > nem feine gesundeVernunfftgebrauchenden, ! und sich nicht selbst bethörenden Menschen der mindeste Zweiffel übrig bleiben könne, als ob Filiabus Remotioribus S?reniilimae Domüs earum ve heredibus vor denenFrauen Töchtern des letztem ohne männliche Descendenz abgehenden Besitzers einiger Borzug, mithin vor diesen privative zu succediren ge- bührete. Et fi , quod Deus avertat . Dux Au~ strufine berede filio decederet , idem Ducatus ad Seniorem Filiam , quam reliquerit , devola vatur , Geschichte von Bayern. 327 I vatur pc. hiesse es in besagtem Privilegio Friderici I. Nun werde ja niemand glauben wollen noch können, daß die Filia, quam Dux Aufiri£ fine herede filio decedens reliquent, eine im dritten , oder vierten Grad , oder noch weiters aufwärts entfernte Tochter und der i ren Erben bedeuten sollen; da zumalen die > in der neuern Bestättigung Kayser Carl des V. enthaltene Worte gleichmäßig dam einstimmeten: der altiste (heisse es) unccr denen Herrzogen soll die Herrschaft Lands haben , wo aber bemelre Fürsten ohne Erb- Söhne abgiengen, soll das Errz-Heryogthum und die Lande auf feine alriste Tochter fallen rc. Welche Worte ohnmöglich von einer andern als des letztem j Besitzers verlassenden ältesten Frauen Erb-- ! Tochter verstanden werdm könnten. Da nun 7. In eben bemeldtem Privilegio und dessen Bestättigungen ferner mit deutlichen Worten versehen, daß alle darmnen enthaltene Vorzüge, Rechte und Gerechtsame auf die An - und Zuwächse des Ertz - Herhog- thums Oesterreich auszudeuten, das ist, sä »ugmentum dicti Dominii Austris ohnstrei- tig zu ziehen seyen, so ergebe sich der fernere ohntrügliche Schluß von selbsten, daß der von Seiten des Wiener-Hofes behauptete modus succedendi in Ansehung derer Königreichen Ungarn und Böheim ingleichem derer 36 4 übri- 3 2$ Geschichte von Bayern. übrigen Oesterreichischen Erb - Landen in denen Niederlanden, und Italien ebenmäs- sig observiret, folgsam darinnen des letzter» Besitzers rechtmäßige Erbin und älteste Frau Tochter, nicht aber eine weiters entfernte Stamm-Tochter, oder, nachdem solche schon längstens verstorben, ihre Erben im fünffcen öder sechsten Grad zur Succession zugelassen werden könnten; Wenn bevorad 8. Es nicht ohngewöhnlich, sondern denen Natur - und Völcker-Rechten gantz einstimmig, auch durch mannigfaltige Proben zu erweisen seye, daß neu anererbte, oder durch Krieges-Macht erworbene Königreiche und Lande ratione rnodi succedendi steh nach denen Stamm-Landen und des regierenden Hauses eigenen Haus-Privilegien oder hergebrachten Obtervsnr richten,sofort mehrerer Einigkeit und Gleichförmigkeit halber in der Erb-Folge eine durchgehende Gleichheit beobachten. Dieses schiene auch 9 - In gegenwärtigem Fall ausser aller Widerrede zu seyn, nachdeme in beyden Königreichen Ungarn und Böheim eben der ex privilegiis serenissim» Domüs erhärtete modus succedendi von ohnfürdencklichen Zeiten hergebracht, und, wie aus denen bewährtesten Geschicht - Schreibern ermeldter Königreichen allstündlichen zu erweisen wäre, Fami- siis regnatricibus in stirpe suä masculä ex- tinctis fast alle Successiones sich in fcemini* Geschichte von Bayern. zry seu filiabus ultimorum Possessorum ergeben hätten. Gleichwie also 10 . Diesen von Kayser zu Kaysern bestät- tigtcn, ja von dem gesamten Reich selbsten toties quoties anerkannten Privilegien, Freyheiten / und Gewohnheiten zuwider kein Be- | scher oder Jnnhaber etwas zu verfügen/ oder einzuführen sich einfallen lassen/ noch auch zu Praejudiz und Nachtheil der ältesten Frauen Tochter des lehtern Besitzers männlichen Stammes, als welche bereits durch die erstere Verleihung oderlnveüitur ein Jus quae- fitum erlanget hätte, mit Fug Rechtens zu verfügen oder einzuführen vermögt 00, so wüste ir. Die von dem lehtern Pofiessore wey- land Kayser Carl dem VI. An. i?iz. erklärte , oder vielmehr erneuert-und bestättigte Erbfvlgs-Ordnung um so vhngezweiffelter nach allen Rechten bestehen/ als solche denen Privilegiis &. juribus Serenissimae Domüs durchgehendS einstimmig wäre/ und nach Abgang des männlichen Stammes derer Ertz- Hertzogen zu Oesterreich, eben die in dem Privilegio Fridcriciano bestimmte Filia Senior ultimi Possessoris juxta ordinem & Jus Pri- 36 e mo- (<<) Privil. Friderici f. rerbis : (Tut hae iitfira Imperialis constitutio omni avo firma, (T in* tonvulja permaneat (Te, zzs Geschichte von Bayern. Mtigenirur-r zur Succession oDcr Nachfolge fcmiffe« würde (/>). Hieraus also sich 12. Von seibsten ergäbe, daß ermeldt Ihro Kayserl Majestät die rechtliche Be- fuaniß oder Gewalt die Erb-Folge auf solche Weise zu bestimmen, oder vielmehr nach Maaßgab derer ältern Privilegien in vim Sanctionis Pragmaticae zu erklären, auf keine Art beMten oder in Zweiffel gezogen werden möge; um so weniger, als ihm ja eben sowohl (£) veci-i^tio oder sogenannte Pragmatische 5-». ction He IJ April. ,71,. verbis : Daß daher» neb eilst und zu denen / von weyland Rayserl. Majestät Ltopoldo und Jojepho höchstseel. Gedächtniß Ihrer Rayserl. i Majestät übertragenen SpanischenErb- > Rönigreichen und Landen nunmehr nach Absterben weyland ihres Herrn Bruders Majestät und Liebden ohne männliche Erben auf Jhro Rayserliche ! Majestät auch alle dessen hinterlassene Erb Rönigreiche und Lande gefallen/ und sämtlich bey ihren ehelichen männlichen Leibs - Erben nach dem Jure Pri- Mogenitura , so lang solche vorhanden/ ohngetheilt zu verbleiben haben ; Auf ihres männlichen Stammes Abgang aber (so GOtt gnadiglrch abwenden wolle) aufdie ehelich verlassende Töchter allzeit «ach Ordnung UNd Recht der Frimoge- nitur gleichmäßig ohnzercheilt fallen sollen/ rc. U8gue ad finem, juncto Decreto Commissionis de if.Octobr. irji. te von Bayern. 331 sowohl als Kayser Ferdinando I. erlaubt seyn müssen, zum Besten des Durchlauchtigsten Ertz - Hauses Verordnungen zu machen, und zu bestimmen, wie es in Ansehung der Erb-Folge unter seinen Descendenten gehalten werden solle; auch nirgends erfindlich oder erweißlich zu machen , daß Kayser Ferdinand der I. seinen Descendenten und Nachkömmlingen in diesem Stück die Hände binden, vielmehr eine vollkommene Freyheit habe belassen wollen. 13 . Folgsam der rechtliche Bestand chtha- ner pragmatischen Verfügung offen zu Tag läge, und von so mehrern «rafften zu achten wäre, weilen dieselbe von denen Ständen aller Oesterreichischen Erb-Königreichen und Landen frey und willig angenommen und feyerlichst besch woren worden; so gar, daß die Stände desKüntgreichsUngarn sich des, nach Abgang des männlichen Stammes derer Ertz- Hertzogen zu Oesterreich ihnen comperiren- den,und von Kayser Carl dem VI. sechsten be- stältigten Wahl-Rechls begeben, und gemeld- leErbfolgs-Ordnung, inssecic so viel darinnen zum Besten derer Ertz - Hertzoglichen Frauen Töchtern Erb - und Nachfolgs-Rech, reu fest gesetzet worden, jedoch nur bis auf die weibliche Oescendenr Kaysers hcopoldi, in aufsteigender Linie anerkannt, und acccpti- ret hätten; also derselben der Name einer Rechts - beständigen und ohnabanderli- Sit Geschichte von Bayern. chen Sanilion , wornach die Erb-Folge er- meldter Königreichen und Landen entschieden werden mäste, mit bestem Fug beygelegt werden könnte. Da sonderheitlich 14. Die Durchlauchtigste Frauen Ertz- Hertzoginnen und Töchter weyland KayserS Josepki, welchen als Töchtern des primogeniti unter Äaysers Leopold! zweyen Herren Söhnen noch einiger Schein eines vermeintlichen Vorzugs vor denen Carolinischen Erh-Herhoginnen zu statten kommen könnte , die Nechtmäßigkeit , Legalirdt , und 1 ohnverbrüchlichen Bestand dieser pragma- \ ttfcfyen Santtion ebenmäßig erkannt/ und die- I selbe für sich ihre Erben und Nachkommen folemniisnne acceptireC , ihrem Juri succedendi nicht nur renunciirt/ sondern über das den in ermeldter Erklärung de An. 1713. enthaltenen modum succedendi, einfolglich den Vorgang derer Carolinischen Frauen Töch- »rn, vor Ihnen, eydlich beschworen und angelobet hätten (c). Zmmassen nun 15.Eben (,) Renunciatio & acceptatio Serenissimae Archidu- eissimae Mari® Josephae de An. 171p. Serenissi- rrt® Archiduciflae Mariae Amalias (ie An. ,7,,: ibt: Hinc Nos / . . ea, qua in Jupra citata, renuntiatione , e)usque Articulis , pun- ßis Cr clausulis continentur, O* in ea ex antiquis jam allegatis ordinationibus ,paßis CT eUjpcßtionibus, prajertim vero ex declaratio- ne illa de 15, Aprilis 1713. edita cete bqfi O* Geschichte von Bayern. 333 j irige meistens Reichs - Lande gegen allen feimdlichen Überfall, Gewalt und Bedrückung sicher zu stellen, und dem ErH - Haus Oesterreich dasjenige angedeyhen zu lassen, was auch dem mindesten Reichs - Stand im Fall einer gewaltsamen Überziehung nicht abgeschlagen werden könnte; Es hätte demnach 18. Der dieserhalb von denen mehresten Ständen des Reichs in pieni, Comitiis ge, faßte Entschluß durch eines oder des andern Reichs * Standes anmaßliche Contradiction nicht behindert werden können, wo zumalen solche Contradictiones unö Protemtiones hauptsächlich von solchen Ständen hergefios- sen, welche die Pragmatische Sanction, und die darinnen enthaltene Erbfolgs - Ordnung schon lange Jahr vorher angenommen, dadurch also sich aller nur ersinnlichen Rechten begeben, und zu weilern Ansprüchen auf er- meldte Oesterreichische Erb-Lande allen andern Zugang oder Weege verschlossen hatten. Nicht zu gedencken, daß, 19, Da durch diese Erbfolgs-Ordnung die Ohnzerthellbarkeit derer Oesterreichlschen Erb-Königreichen und Landen fest gestellet, und bestattiget worden, damit zugleich der Ruhestand, Sicherheit und Erhaltung des Heil. Röm. Reichs befestiget, und gleichsam auf einen unbeweglichen Felsen gebauet werde; indem die Zertrenn-oder Zergliederung Geschichte von Bayern. 337 I der Oesterreichischen Macht, worauf seit vielen hundert Jahren her Franckreichs eintzi- ges Absehen gerichtet gewesen, den Uinsturtz I und Zerfall des Römischen ReichS und des- ^ fen Gliedern nothfvlglich mit sich führen würde. Welche einzige Betrachtung I 20. Nebst der so nöthigen Beybehaltung > des Gleich, Gewichts von Europa, allein einen mehr denn hinreichenden Grund an Handen gäbe, um den per Majora gefaßten Entschluß, nicht nur in alle Maasss zu vertheidigen , sondern neben deme für die vhn- verdrüchliche Beysammenbehaltung derer Oesterreichischen Erb-Königreichen und Landen Gut und Blut aufzuopffern. Deme al, lem noch 2». Hinzu träte, daß durch Zerrütt-und Zertrennung dieser Landen die starckeste Vormauer der Christenheit zu Grunde gehen, und der Erb-Feind des Christlichen Namens, ahne einigen Widerstand, in das Hertz von Deutschland eindringen, folglich die Richt- beobachtung oder Beyseitsetzung der von Kayserl Carl dem VI. errichteten Erbfolgs- Ordnung die teutsche Nation in eine ohnver- meidliche Knechkschaffl versetzen würde. 22. Wollte man auch von Seilen des Durchlauchtigsten Chur-HauseS Bayern auf die Gedancken verfallen, und darinnen eine Ausflucht suchen, daß die neuere ktenuncia- tion «8 denen altern Haus # und Stamm- Suppl. R. p. Des a , h. L Th. P Rech- 3)8 Geschichte vonBayern. Rechten »echt pr-ejucHciren könnten , deren- selben auch sich zu begeben, es niemalen die Meinung gehabt hätte, so wäre doch wohl zu erwegen, daß alle älterere Ertz-Herhogin* nen, Md in spccie auch die Durchlauchtig- ! sten Frauen Töchter Kaysers kerclinancii I. ' sich nach dem uralten Gebrauch und Her- , kommen in dem Durchlauchtigsten Erh-HauS I bey deren Vermählungen aller Erb-R'chts- Ansprüchen, mittels feyerlichstec Verzichten, ! begeben ; die in denenselben enthaltene Clan- I sulae reservatoriae hingegen auf keine andere Fälle , als wenn der Manns V Gramm bey ihren Leb-Zeiten abgegangen, sofort Sie die alleinige nächste weibliche Erben gewesen seyn würden, zu verstehen wären. In diesem Fall ,, r;. Befände sich nun das Durchlauch- i tigste Chur-Haus notorie, wohlerwogen sowohl Kaysers ^erclinanäi I. als H. und übrige an die Churfürsten und Herhogen in ! Bayern vermählte Frauen Ertz - Hertzogin nen insgesamt für sich und ihre Erben auf die Oesterreichifthe Erb-Königreiche und Lande verziehen, und nebst Ihren Hrn. Hm. Gemahlen darauf niemalen einigen Anspruch zu machen, eydlich angelobet hatten. Wie all solches die annoch vorhandene und in der vorlauffigen Beantwortung inexrenlo an- gesuhrre vielfältige Ehe-Vertrage und Verzicht - Brrefe deutlich im Munde führeten; mit- Geschickte von Bayern. 339 mithin von denensclben so wenig, als von der Durchlauchtigsten )o 1 ept»inischen Erh- Hertzoqin , jetzt glorreichst regierenden Kay- serin, sich einiges Erb - Recht herleiten liesse. Es thäte auch 24. Nichts zur Sache, daß sothane Re- nunciationes blos auf den Manns-Stamm gerichtet, und auf dessen Abgang Sie sich rmd ihren Erben ihre Erb-Gerechtigkeit, oder alles das zu erben vorbehalten , was Sie auf diesen Fall zu erben fähig wären: indem.' daraus sich einiger Vorzug vor denen Töchtern des letzter» Besitzers nicht erzwingen liesse, sondern solche Worte falvo ea- rundem jure, und dahin verstanden werden müsten, daß dencnselben tuo rempore üc suo ordine , nemlich, wenn die Reyhe an Sie kommen würde, ihre Erb-Rechte unversehrt, frey und offen stehen (böten; so daß die Reservationen 8erenislimarum barum ^rcbiduciüarum zwar ihre Würckung behielten , jedoch nicht unmittelbar nach Abgang des Manns - Stammes, sondern wenn keine nähere mibliche Erben mehr da seyn würden; folglich die keservationer für und an sich selbsten eben nicht für unnöthig und überflüssig anzusehen wären; allein es müsten selbige Ultra fines & Intentionem Pa- ciscenrium nicht ausgedeutet werden; 25. Das von Seiten des Durchlauchtigsten Chur- Hauses Bayern von der Durch- 'p s tauch- 34© Geschichte von Bayern. lauchtigsten Ertz-Hertzogin Anna herleiten wollende Erbsthaffts-Recht, oder Regressus ad hereditatem avitam könnte allenfalls, bey so ohnstreitig erwiesener indivisibilirate terrarum Au stria carum, und damit verknüpften , auf die älteste Frau Tochter des letztem Besitzers, vor allen andern, verstandenen 8uccessions- Rechten, juxta ordinem Pri- mogemturs, vhnmöglich auf andere Dinge gezogen werden, als welche die sub Clausulis reservativis verziehene Ferdinandische Töchter, auf Absterben Ihres Herrn Vat- ters, mit ihren Herren Brüdern gemeinschafft- lichzu erben fähig gewesen, das ist, etwa Kleinodien, Geschmuck, Baarschafften, und sonst bewegliche oder auch ohn bewegliche Güter, so da in der krimogenitur Verfassung nicht begriffen, oder doch ohne dergleichen Verzicht hätten strittig gemacht werden können; und dieser schiene auch 26. Um so wahrscheinlicher, weilen s»n- sien nicht zu begreiffen wäre, warum doch die Frauen Töchter Ferdinandi gegen ihre Herren Bruder sich einer Erdschafft verziehen haben sollten, wovon Sie, Krafft des in 8erenissnnaa seculis eingeführten ?rimo- genimr - Rechts, ohnehin ausgeschlossen gewesen ; Höchst ungereimt wäre ja, sich mit so vielem Bedacht, und so feyerlich einer Erdschafft begeben, deren die Renuncianten vigore pactorum Domüs & Legum fundamen- Geschichte von Bayern. z^r mentalium Regnorum allschon zuvor ohn- fähig waren ; folglich müsten, um solche Absurda zu vermelden , die Renunciationes Sereniflimarum Archiducissarum entweder auf obige Art (24.) ausgedeutet, oder erst- erwehnker Massen (25.) von puren, unter dem Primogenitur- Recht nicht begriffenen Allo- diis verstanden werden. Ob nun dergleichen, und wie viel dererselben damalen vorhanden gewesen, müste erst untersucht, und durch glaubhaffte Inventarien ausgemacht rverden. Aus denen Ehe - Verträgen und Verzicht- Briefen Kayfers Ferdinand, I. ältestenFrauen Tochter Anna möge demnach 27. Das Durchlauchtigste Chur-Haus Bayern wenigen Trost schöpffen, noch seine auf die Königreiche Ungarn und Böheim, samt denen übrigen Erb-Landen, lormiren- de Rechts-Ansprüche rechtfertigen, ausser in der Ordnung , wie solche An. 1719. erklärt, denen Pactis 8c Privilegiis Serenissima.Da- rnüs einstimmig, von dem Durchlauchtigsten Chur--Hau6 selbst angenommen, und endlichen von allen Machten sowohl, als dem Heil. Röm. Reich gewehret worden ist, nemlich, daß auf Abgang des Oesterreichischen Mans- Srammes, zu erst Kayfer Carls des VI. nach dieser Kayfer Josephs, Lcopoldi, und so weiters aufsteigender Kaysern weibliche Descendenz mit jedesmaliger Beobachlung des ^uris Primogeniturae & indivisibilitatis D 3 Regno- ?42 Geschickte von Bayern. Kegnorum & terrarum Austriacarum zuö Erb * Folge zugelassen werden sollen. 8. Das Testament Kayfers Ferdina«- di I. de An. 154^. samt dem den 4. Febr, 1547. hertiach errichteten Coüicilt , worauf man sich Lhur - Bayerischer Seiten unter andern beziehen wollte, wäre von eben weniger Erheblichkeit, und ließ sich daraus das vorgebliche Erb- Recht keineswegs erzwingen ; Anerwogen erstlich Kayser Ferdinand eine dergleichen Erbfolgs - Ordnung, wodurch des letztem Besitzers per Pacta & Privilegia Domüs erlangte Erb-Rcchte zernichtet würden, zu errichten weder Fug noch Macht gehabt, sondern derselbe diese Erb- Königreiche und Lande lediglich als Fideicommissa anzusehen hatte, worüber ihm anderergestalien , als es denen Privilegiis und Pactir des Durchlauchtigsten Ertz i Hauses einstimmig war, etwas zu verordnen nicht zugestanden. Welches denn 29. Vermuthlich Kayser Ferdinand von selbsten wohl eingesehen , und eben deshal- den An. 1^4. eine anderweite letzte Willens- Oissolirion errichtet, worinnen derselbe nur allein Seiner Herren Söhnen / nirgends aber von einer weiblichen Succession geden- cket, mithin , auf sich begcbendcn Fall, solche lediglich nach denen Ery-Hertzoglichen Haus -"Privilegii; und allgemeinen oblek- vanr aller und jeder Königreichen, worinnen Geschichte von Bayern. 44 - die weibliche Erb; Folge herkommen, ent- l schieden und beobachtet wissen wollen. Ge- ! setzt aberro. Es hätte ermeldte Dispositio testa- itaria in allem ihre Richtigkeit, so wäro Loch dabeo wohl zu betrachten, daß, waS von Erb-Einsetzung derer Frauen Töchtern Ferdinandi dannn enthalten/ blos allein für 8ubiiituriones personales anzusehen/ UNdeiN- zig auf den Fall auszudeuten wäre: wenn dessen Herren Gähne sämtlich ohne eheliche Leibs-Erben, abgehen würden ; welche einfolglich da dreier Casus nicht exisli- ret, mit denenfeiben schon längstens erloschen, und nach fast 200. Jahren an ciniaeS Erb - Recht nicht zu gedeneken wäre (e). Der Codicill dc An. 1547. ließ dißfalls 31. Nicht den mindesten Zweiffcl übrig, denn da werden zwar darinnen denen Söhnen und ihren ehelichen Leibes - Erben die älteste Frau Tochter Ferdinandi fubstimi- ret, jedoch nur diejenige, so KIL. auf diesen sich begebenden Fall i. e. exfinctis sine heredibus Filiis Ferdinandi , bey Leben seyn würde; zum klaren Beweiß, daß Kayser Ferdinand sein Alwenmerck auf die Person, und nicht auf die Erben gerichtet; denn ge- __ 2_4 _setzet (e) ausgeschlossen haben? Bey sogestalten Dingen möge z 2 . Anjeho gleich viel gelten/ ob in denen- jenigen Stellen, wo die Frauen Töchter ker- dinandi, dessen Herren Söhnen und ihre» Erben s-bslimiret werden, unter denenWor- ten, eheliche Leibs-Erben, die männliche Erben allein, oder beyderley Geschlechts, nemiich sowohl männlich - als weibliche Erben verstanden werden; obgleich dieses .letztere von Seiten des Wiener-Hofes, nach dem wahren Wort - Verstand, mit gutem Grund behauptet, und daraus erwiesen wor, den, daß der 8ubstituricmö - Fall noch nicht für erlediget zu achten K so lange von denen Herren Söhnen Äaysers kcrdinancli noch eheliche Leibs - Erben cxistircten; welchen vor denen Frauen Töchtern Ferdinandi und ihren Erben, ln denen selbst eigenen Dispo*- JStionm dieses Erb - Lassers,die5ucceilions- oder Erb-Rechte wären zugedacht worden. 33 ’ Die Aeltere auf das Ertz-Hertzogthum Desterreich , und dessen incorporirte, lnglei- chem die von denen letztem Hertzogen in Schwa- <£efd)id)te vonBapern. 3 45 Schwaben, durch den Tod Oonradini ver- ledigte Lande machende Rechts - Ansprüche belangend , so wären solche von Seilen des Wiener-Hofes nicht minder rnffttg abge- leinet, und deren Unbestand Sonnenheller zu Tage gelegt worden ; das Erk-Herhog- thum Oesterreich hätte bekanntlich mentalen zu dem Herhoglhum Bayern gehöret, die Marchu Austris oder das sogenannte Ober- Oesterreich hingegen wäre iolemnilstmo paÄo davon separiret, dessen Incorpora- tion mit Oesterreich von Chur- Bayern leidsten in mannigfaltige Weege, durch feyerlü che Verträge, und von Ludovico Bavaro sechsten enheilttn Investituren , als recht- maßia erkannt, somit alle dieserhalb erden- ckende Rechts-Anforderungen allschon von mehr denn s^o. Jahren feyerlichst beygelegt und abgethaii worden; Z4. Das ^U 8 agnationis mit denen alten Hertzvgen in Oesterreich Babenbergischen Stammes , worauf sich von Seiten des Durchlauchtigsten Chur - Hauses Bayern fonderhetttlch bezogen werde, und dadurch dasselbe nichl nur das Privilegium Friderici primi sich zuzueignen, ja Kayscr Rudolphen aus dem Hause Habsburg, zu einem offenen Usurpatore & iniquo spoliatore zu machen trachtet; wäre eben auf so schlüpfferigen Fundamenten gebauet, und hätte man die wahre Abstammung ermeldccr Hertzo , en vor» V 5 Oester- 346 Geschichte von Bayern._ Oesterreich, von denen alten Grafen von Babenberg, aus dem Aloldo von Pcchlarn einem 5criptoi-e(Ilo??vo, und dessen Com- pendiatore Ortilone von Listenfeld jrt der vollständigen Beantwortung Erstem Theil so umständlich und ohnabneinlichen darge- than , daß man sich dißfalls, Zweifels ohne, überzeugt sehen, und mit dem Jure Agnationis oder Abstammung gedachter Herhogen von dem Bayerischen Herhogen Arnulpho Malo schwerlich mehr werde aufgezogen kvm- ■ men : So viel hingegen 35. Die Herzoglich-Schwäbische Lande anbeträffe, falls es mit denen angeblichen vonationen seine Richtigkeit hätte, wie doch nicht zugegeben werden könnte, wären sa die wenigste an das Durchlauchtigste Ertz-Haus Oesterreich gediehen, sondern eines theils an die Herhogen in Bayern selbst, oder sonst andere Stände in Schwaben , theils auch zur ! Immestiaren Reichs - Slandschafft gelanget, ! welche so wenig, als das Durchlauchtigste Ertz - Haus, man nach so viel hundert jäh> rigem ruhigen Besitz, von ihren Rechten und Elgenthum zu verbringen , hoffentlich nicht gemeiner seyn werde. Es zerfielen demnach 36 . Alle nur erdenkliche Auswcege, wodurch man sich Chur-Bayerischer Seiten von der Verbindlichkeit der seherischsten Ke- nunciationen und mit körperlichen Eyd- Schwüren bestättigken Acceptatione» tos? ru Geschichte von Bayern. ^47 tu machen suchte , und mufle man vielmehr Wob heilig zu halten, sich um so mehr vor aller ehrbaren Well verpflichtet erachten/ als ja Ihro jetzt regierende Kayserliche Majestät noch als Churfürst zu Bayern / in dem Anno 1726. nur dem Wiener-Hof errichteten Freundfchaffls - Tractat / sothane Accepta- tion erneuert, und der von der Cron Spanien Au. 172c.angelobten und versprochenen Garantie lolcmnilsime accediret seyen (/) ; mithin der ältesten Frauen Tochter Kayser Carl des VI. in der Pragmatischen Sanction erneuert - und bestattigte Erb-NechtL/ irera- tis vicibus , auf das bedächllichste und so feyerlich , als nur unter Menschen möglich) anerkannt hatten ; Es wäre auch Z7. Nicht ( f) a«. 3. Verb. In dessen Folge/ andertcns bcyde höchstgedachre Lhurfürstl. Lurch, lauchtigi eit« n 3» denen zwischen Ihro Rayserl urrd Rör>igl. Majestät und dem Röntg in Spanien den 3° ^tp-iLis des jüngst-abgewichencn Jahrs hur in Wien geschlossenen Frieden accediten / verbinden/ und obligixtw sich hiemic feyerlichst ZU dcsscn/ und all dessen Innhalt/ nahmentlich/ was im 12. Arcicul von des Durchlauchtigsten Ery - Laufes Succej - ß»nv> < Gtdnung klar und deutlich vrrord- ner/ gleich in vorermeldcen Ehe-^t?en verglichen und ßipulittt. / auch sonsteii über die reciJ>rocivY\ ein leeres Blendwerck, erdichtetes Roman und fabelhaffte Vorspieglung ausgegeben worden , deren Vertheidigung um so schwerer fallen dörffte, als man sich genöthiget siehet die verbindlichst - und solsnn^ste Verträge blos für die lange Weile / und ohne ' einige begründete Ursache übern Haussen zu werffen und zu dessen Beschönigung zu solche» Ausflüchten zu rccurriren, die von einem Treu- und Ehr-liebenden Gemüth nimmermehr gebilliget werden könnten. Deme allem jedoch ungeachtet, und was ; diese angeführte Gründe auch immer für einen Schein hnben mögen, bin ich des rechtlichen Dafürhaltens, daß • : Die Rechts - Gründe des Durch- ! lauchrigsten Fhur - Hauses Bayern. Dieselbe weit überwiegen und mit Ent- kräffmng all obiger kunstsmenren die Chur- ^ Bayerische Erb-Rechten unumstößlich befestigen. Denn da ist r. Männiglich bekandt, und bedarff keines weitem Ausführens, daß beyde hohe streitende Theile von Kayser kercliasnäo i. und 3?o Geschichte von Bayern. und zwar Jhro Kayserl. Majestät durch dessen älteste Frauen Tochter Königin Anna, die Durchlauchtigste Frau Groß-Hertzogin von Toscana hingegen durch dessen jüngsten Sohn, Ertz-Hertzogen Lar! , abstammen, mithin Kayser Ferdinandus für den gemeinen Stamm - Vatter dcrerjenigen Linien, worin- neu beyde hohe Theile enthalten, zu achten seye; nun wird aber r. Über eben diejenige Lande gestritten, welche Kayser Ferdinandus zu erst, und zwar die Königreiche Ungarn und Böhmen mit deren incorporirten Landen durch seine Gemahlin Königin Anna, TJladislai, nach dem Tod feines Sohns König Ludwigs des II. verlassene Erb-Tochter 'Jure hereditario, die Ertz- Hertzoglich - Oestcrreichische Lande hingegen theils exlestamenw Avi : seil. ^daxirnilia- ni I.: theils ex Cessione Fratris Caroli V. plenissimo proprietatis Jure acquiritt hat; welche Acquisttionem primariam , folglich die Qualität und Eigenschasst eines Primi Acquirentis der Wiener-Hof Kayser Ferdi- nando I, nicht ohne offenbaren Widerspruch, in Abrsde stellen kan, da er solche in seinen selbst eigenen, während diesem Erbfolgs- Streit, in offenen Druck ausgegebenen Schafften, mit deutlichen und läutern Worten eingestehet. In der Beantwortung der zweyen Schrifften Oratoris Hispani wird ja _Geschickte von Bayern. zer j §. 6. mit klaren Worten beseitiget und ein# geräumt/ quod Hungariae & Bohemisregna Ferdinando Imperatori uxorio jure, nempe Annae Reginae , Regis Hungariae & Behc- miae Fili£ Primogenitt & Heredis legitime obtigerint ; §. 11. i)£ijfct es ; Neque Nos negamus , Ferdinando jure uxorio regna haec obtigisse. Von denen Ertz - Hertzog- lich-Oesterreichischen Landen wird eben solches § is. d.I. umständlich erwiesen/und die verschiedene Instrumenta cessionis angeführet / Krafft deren Kayser Carl der V. inn- haktlich des Groß-Vatterlich^ und Vätter- lichen Testaments, seinem Herrn Brudern Ferdinando biefe Lande tanquam portionem hereditatis ipsi debitam pleno jure abgetrel- len, und darauf alles fernern Anspruchs sich begeben hat; Confirmari inde (schliesset der Wienerische Schafften- Steller) terras in Germania sitas nomine hereditatis ad Fer- dinandum I. divijione hac plenißmo jure de- veniffe ; welches durch die weitere Cessiones, Kayser Carl der V. sonderlich de An. > 540. noch mehrers bestätiget/ und dadurch ohn- abnemlich zu Tage gelegt wird/ daß Kayier Ferdinandus alle die von ihm besessene Königreiche und Lande feinem Stamm und Linie zu erst acquiriret, folglich derselbe nicht nur primum fui stemmatis Caput, & Lineae Germanicae fundator, sondern / eodem jure primus Regnorum Lc terrarum ab ipso pof- fessa- 3^2 Geschichte von Bayern. sessarum Acquisitor & Dominus JU achten seye. Wer wird nun aber 3. In Abrede stellen wollen, daß ihme Kayser Ferdinanden , als primo Acquirenti und Stamm - Vattern der teutschen Ertz- Hertzoglich - Oesterrcichischen Linie in Rechten erlaubt gewesen, in Ansehung dieser seiner eigenthümlichen Erb-Königreichen und Landen Verordnungen zu machen/ und Für- fehung zu thu»/ wie es unter seinen velcen- äenren so männlich - als weiblichen Geschlechts, wegen der Erb-Folge gehalten werden sollte? da zumalen derselbe wegen dieser Erb-Folge mit denen Königlich - Ungarisch-und Böheimtschen Ständen um deß- halben in grosse Irrungen und Verdrießlichkeiten gerathen, weilen dieselbe die weibliche Lucccssions - Rechte Nicht agnolciren und einräumen wollen ; mithin nach beygelegten diesen Strittigkeiten, und von denen Ständen anerkannten weiblichen Erb-Rechten, höchst nöthig war, solche Rechte , mittels Pragmatischen Verordnung aus ewige Zeiten zu befestigen; welche sondere Umstände und bey Errichtung der 8ucccRons - Ordnung geführte Absichten, gleichwie solche aus denen Geschichten beyder Königreichen ohn- schwer zu erweisen , auch in dem Testament Kaysers Ferdinand! (§) sechsten angeführet wer- (£) Weilen pillich/daßallvernünfftig Menschen/ r» vorveristdie Hohen Heuprer/ Geschichte von Bauern. Zsz werden , also vermag der Wiener-Hof solche nicht in Abrede zu stellen, sondern heissct es in erwehnkem Responso ab bim scripta F.6. übermalen deutlich : ucriusque bujus stegni Ordines sopitis tandem dißdiis agnovisse Reginae hujus Jus Successionis , quod in Maritum derivaverat ; dergleichen Dissidia auf zukünfftige Falle zu verhüten, ihme Kay- ser Ferdinande demnach allerdings obgelegen. Sonberheitlich 4 . Kau solche Befugniß und Gewalt einem gemeinen Stamm-Vatter und primo Acquirenti nicht in Zweifel gezogen werden, wenn derselbe in denen , von ihm ernchieren Dispositionen , wlder die privilegia & Jura Domus nichts einführet, noch denen Grund- Ver- so aus GöttlichemBevelchRünigreich/ Land und Leüt / zu regieren haben/ all und jed ihre Sachen bey irrn gefunden Lebzeiten dahin richten / handeln »nd verordnen sollen / damit nach ihrem todt- lichen Ableiben,zwischen irrn Erben, Nachkommen, Landen undLemm all schadlichSpaltung, Uneinigkeit,^ Nachtheil und Schaden, sd viel möglich, fürkhommen und verhütet werde. Deshalben rc. wo Er rveuers anführet/ daß Er solch sein Testament zu Trost/ Guten und Wohlfahrt seiner Erde», und Nachkommen/ imaleichrn aller Röntg« reichen / Fürstenthumern t Landen und Leüten errichtet habe. 3*ppl,P.Qes.A.H.L0fy. Z Zs4 Geschichte von Bayern. Verfassungen seiner Königreichen und Landen entgegen etwas verordnet; immassen denn em Verfolg klar dargelhan werden soll y daß Kayfer Ferdinandus I. in allen feinen Testa- mentlich- und andern Verordnungen hier- ! nufaufdas sorgfältigste gesehen/ und die LL. 1 Fundamentales Regnorum niemalen ausser > Ächt gefetzt habe; obschon man dieses Bewei- I fes allerdingen enthoben seyn könnte; nachdem der Wiener - Hof die Gültigkeit sotha- ner Verordnungen felbsten einräumet, und die von der Cron Spanien auf die Oesterrei- fche Erbfchafft machende Rechts--Ansprüche hauptsächlich aus dem Testament und Co- dicill Kayfers Ferdinand, I. abzuleinen sucht, i Die Worte des offt erwehnten Responsi ad bina scripta sind sehr merckwürdig, und verdienen abermalen, daß man selbige in extenso anführet; es lauten aber solche §. »o. Heryogin zu Oestrr» »»rch rc, Unser freundlichen liebsten Gr- ZsS Geschichte von Bayern. Daß auch solches mit gutem Fug Rechtens geschehen, leidet so wenig in Ansehung derer ersteren, als letztem den mindesten Anstand, angesehen der Wiener-Hof die weibliche Lucceilion in alle und jede von Ferdinan- | do I. besessene Königreiche und Lande, kund- ! barer mästen selbsien einräumet, und wegen des KönigSreichs Ungarn in dem Responso ad bina scripta erwiesener Massen (vid. n. z.) keinen Unterschied macht; obgleich derselbe nun- i mehro solches auf Abgang des männlichen I Stammes, bis auf die neuere l72z.aus.gr- . stellte Erklärung, und Annehmung derer jün, _ _ gern 1 mahl in dem Stand der heiligen Ehe erworben und überkhomen/ und dieser Zeit drey Sun und neun Töchreren in Leben haben ( benanntlich Maximilian/ Ferdinanden / und Carlen / Elisabeth/ Anna/Maria/ Magdalena/ Larharina/ Leonora/ Margaretha/ Barbara/ und Helena; So ordnen und setzen wir/ wie one das von GVrr/ und der Natur / und alten Rechten billich ist/ vermelde Unser liebste Sun/ und Töchtern/ ( d Wir / wie oblaut / jetzt in Leben ha« >en / und auch die / so Wir noch künffs tiglich überkhommen möchten/ zu Unfern unrvidersprechlichen waren und rechten Erben / nach Unsern tödlichen Abgang Unsere Rmiareiche / Fürsten- thumb Land und Leüt on meniglichs Irrung und Verhinderung erblich zu besitzen / zu regieren / zu niesten / und zu wandten / rvu hernach volge. rc. Geschichte von Bayern. z57 gem Töchrer für ein Wahl- Reich ausgeben will. Wo der Schrifflen- Steller sagt quod succellio non ad solam Prolem Masculam, sed ad Foemininam quoque pertineat , bt* ziehet er sich ja ausdrücklich auf das Testament Ferdinand! , und §. u. heißt es/ daß es eine ausgemachte Sache feye, firmo stare talo, Filia* in Regna Hungaru &. Boheini* succedere. Nun ist aber ohnzweiffelhafft, daß, worinnen einer zu suecediren befugt ist, darinnen auch derselbe ohnbedencklich zum Erben eingesetzt werden könne. Es war also 6. Kayser Ferdinandus I. nicht minder berechtigt, ermeldte Erb-Königreiche und Lande je dem ältesten unter feinen Herren Söhnen und dessen männlichen Descendenten zu verlassen und dieselbe juxta Linearum ordinem einander solchergestaüen zu tubstituiren, daß nach Verlöschung deß gantzen männlichen Stammes des einen, der nächstfolgende, oder dessen eheliche männliche Leibs-Erben einträten (r) ; Der buchstäbliche Jnn- _Z;_hast (/) ibid, ©oH Unser Sun Ertz - Heryog rNapimtliaii / als der Elrist/ nad) Unje» ren rödrücyen Abgang/ eintretten in die Regierung beyder Unserer Rünigreich . Hungarnund B-hem/ dies lbigen mit allen iren Zugehörigen und anhängigen Runrgr eichen/ Zürstcnrhi mbcn/ Marg« gravjchaifcen/ Landen und teuren erb« iich regieren / innhaden/ bcsiizc» / nutzen/ und niessen t von den andern Un- 35$ Geschichte von Bayern. halt des Testaments ist dißfalls klar und deutlich , und kan darwider von Seiten des Wiener-Hofes um so weniger eingewendet werden , als die Succeslio Masculorum Linealis juxta ordinem Primogeniturs , und zwar pro indiviso» ohneZemenn- Vertheil- oder Zergliederung gemeldter Königreichen und deren incorporirten Landen von demselben nirgends bestritten wird. Er war' 7. Weiters befugt diesen feinen Söhnen auf den Fall, da dieselbe ohne eheliche Leibs- Erben abgehen würden , seine Frauen Töchter zu subitituiren, oder zu verordnen, baß auf diesen sich begebenden Fall Sie, nach dem in dem Testament ihnen zugedachten Erb- Recht/ eben wie die Söhne lu-cediren/ und daran von niemanden behindert werden sollen ; wovon dessen testamentliche Verordnungen «dermalen klare Ziel und Maaß ge- scrn Sünen und Erben daran ungeirrct/ und unverhindrrr/ ob und so vern aber bemeldter Unser Sun Maximilian vor oder nach Unseren Absterben on Etlichen -Lews - Erben Todes vergienge/ «sdan soll Unser Sun Ferdinand/ und im Fall seines gleichmäßige» Ab, gangs / je der Eltift Unser Sun zu erblicher Regierung obbestimpter Rünig, reich und Landen ohn Meniglichr ver» Hinderung khommcn und citttvettm. Geschichte von Bauern. 559 geben (fe) ; und solcher Oräo succcd^när auch von dem Wiener-Hof nicht angefoch, ten wird, immassen derselbe d.Kesponsoack bina scripta /. 10. sich deutlich vernehmen lässet, daß Krafft der kerdinsndifchen Verordnungen die Erb-Folge nicht nm auf die männliche, sondern auch auf die weibliche Nachkommen und Erben Ferdinande gerichtet worden^ (n.4 ) Nur fragt sich,, 8 . r. Welche denn unter denen Frauen. Töchtern Ferdinandi h 2. auf welchen Fall^ _ Z 4 und Porro ibid. Begäbe sich aber / daß nach dem willen des Allmächtigen / Unser freundliche liebste Gemahcl/ und alt Unser Süne on Eheliche-Leibs Erbt» mit Tode vergiengen/ welches tbC^tt der HErr lang gnadiglich verhüten wolle/ so soll aus Unsern verlassenen Töchtern aine obbcmeldrc Rhönrgpeich »öungarn und Behem/ samt derselben anhengigen Landen/ als rechte Erbin innhaben und besitzen / und wiewol wir verschiner Iarn den Ständen Unser Ll 0 » Behem aus Unwissenheit am Recognition gegeben/ daß die Töchtern bcmeldt Rünigreich Behein nit erben sollen/ so ist doch folgender Zeit in berürts Unsers Rünig« reichs Behem allten löblichen Frayhai« ten und sonderlich weyland Rayfir Carls Bull lauter und klar befundcit worden/ daß nach Abgang des Männlichen Stam, u»ns die Aünigiiche Töchtcre des Äu» nigreichs fähig seyn / und das an 6« fallen soll; z6o Geschichte von Bayern. und z. mit was Maasse dieselbe ihren Herren Brudern zu Erben nachgesetzt worden; Das erstere nun belangend , wird zwar in dem Testament nicht prscife und determinare die Aelteste, sondern stib appellatione va- gä &. indeterminata Eine zur Nachfolge be- ruffen , wovon die Ursachen in der Chur- Bayerischen gründlichen Ausführung nach- ! zuschlagen ; allein, nachdeme die bey Errichtung des Testaments An. 154;. noch lebende wahre älteste Frau Tochter Königin Elisabeth. ! ohne Vrrlafsung ewiger Erben mit Tod ab- | gegangen , und die m der Geburt folgende, uun Äeltrst gewordene Anna An. 1546. ati den Hertzogen in Bayern Albrecht den V. angetrauet worden, so erkiarete hierauf Kay- ser Ferdinand in einem besondern An. */47. errichteten Codidll , daß durch die in dem Testament benamste Eine die Älteste verstanden seyn sollte (/) ; Ob gleich nicht zu zweifeln, t Ermanen und ersuechen hierauf be- rührten Unser Runrgreich und Landt/ und fürnemlich Unserer (Lhron Beher» Stande und Uittcrthancn ihrer p sticht/ daß &y in solchen §al! / allein Unserer Töchter aine l und sonst khaur andern amremen noch erkennen/ derselben auch allen Gehorsam laisten f und ob Ir/ als getreue llirterrhancn / halte» wol- len/ rc. (/) vici formal. Codicilli ; Und/ nachdemIVÜr in vieldenannten llnstren Testament §e«. Geschichte von Layern. z6i zweifeln, daß nachdem in dem Durchlauchtigsten Ertz- Haus und sämtlichen dessen Erb- Königreichen und Landen hergebrachten, auf die Weider namentlich cxrenäirlcn Recht der Erstgeburt, unter dem Wort Eine in dem Testament ebenfalls die Gelteste gemei- net seyn müssen; es wäre denn, daß Kayser Ferdinandus , wie derselbe damalen auch vorgehabt zu haben scheinet, mtt Einwilligung derer, so dabey mit interessitt gewesen, nach der Hand eine andere namentlich beruffen und angedeutet hätte. Belangend das Zweyte: 9. Aufweichen Fall bemeldte Substitution geschehen , und, wenn deren Frauen Töchter Erb - Rechte Platz greiffen sollen, festgesetzet worden; so lässet sich aus dem Buch- Z s stäb- seyer und geordnet haben ; wo al! Un- scr geii.breGüne ohne Ehelige Lcrbs- Erben (das ÄVtt gnadiglich verhüten wolle!) abgiengen/ daß alsdann^ aus Unseren Töchter Eine / Unsere Bönig- reich Hungarn und Böheim / mit samt derselben anhangenden Landen / als rechte Erbin inhaben und besitzen soll/ so lassen Wür es noch darbey beruhen/ und bleiben bey dieser angehefften J«u, reren Erklärung i t daß in solchem Fall bemrlte Unser, Böttigreich Böheim u,»d Hungarn samt ihren anhängigen Lan« den ai, Unsre alriste Tockcer/ so zrr derselben Zeit im Leben seyn würde/ erben und fallen soll. z6r Geschichte von Bayern. stablichen Jnnhalt des Testaments ohnwi^ Dersireblich darthun, daß solche Nachfolge und Substitution stuf den Fall geschehen, wenn der Manns - Stamm derer Herren Söhnen Ferdinandi verlöschen , und Sie ohne Verlassung ehelicher mannlicherLeibs- Erben, abgehen würden. Denn da ist vors erste klar und ausgemacht, daß die Frauen Töchter Ferdinand! innhaltlich dieses Testa, rnents ( m ) sich gegen niemand , als gegen die männliche Leibs - Erben, ihrer vätterltch- und mütterlichen Erbschafft, verzeihen sollen; Zst nun dieses , so kan ja nicht gesagt werden, daß ihnen die Frauen Töchter oder andere weibliche Descendenten ihrer Herren Brüder vorgehen, und die vätterliche samt mütterlichen Erbschafft vor ihnen zu gemessen haben sollen; angesehen dieses letztere in effectu eben so viel seyn würde, als wenn Sie sich gegen die Frauen Töchter und weibliche velccndemen ihrer Herren Bruder, gleichwie gegen die Herren Brüder und ihre männliche (rn) vid. formal, d. Testam. Mit welcher HaitN, steüer und Abfertigung such all und je, de Unsere Töchtere begniegig seyn/ und. sich dagegen aller vätterlichen und Mütterlichen Erbschafft gegen Unsere Söhne / auch der Rayserl. Majestät als ge» bohrnen Ery. Hertzogs zu Gesterrcich/ Sr. Majestät und Unsern Männlichen Leibs »Erben für und für verzeihen soll. Geschichte von Bayern. z6, Gliche Erben sechsten, verziehen hätten; so doch dem klaren und deutlichen Jnnhalt des Testaments schnursirasks entgegen laufft; sol- j ches auch 'Fcchatoris Meinung ohnnöglich I gewesen seyn kan ; ausser man wolle ihme maniieiia abkurda , und OispoLliones pla- I nc sibi contradicentes aufbürde«. Ja ' 10 Kayser kcrdingndus erklärt in derjenigen Stelle, wo Er denen ehelichen Leibs- Erben seiner Herren Söhnen Eins ferner Töchtern subiiiniirt, gantz deutlich, daß solches auf den Fall geschehen solle, wenn keine männliche Lcibs-Erben von ihnen rrrchr bey Leben s.yn würden ; Es beziehet sich nemlrch derselbe, da er eine von ihm ausgestellte, denen Erb - Rechten derer Töchter er wegen I lauffende Fcciogmtion wlderrufft , auf eme Bullam Ka»s«er Carl des IV. in weicher die Successio Foeminarum auf Abgang der Manns--Stammes klar bestimmet, und be- stätltget wird, und ermähnet hierauf die Stände, daß sie auf diesen Lall, das ist, extinctä Prole Filiorum Mascula Eine seiner Frauen Töchtern zur Königin annehmen sollen. Ist demnach der Abgang des männlichen Stammes seiner Herren Sönnen derjenige Fall, auf welchen seine Frauen Töchter siixra Primogeniturae ordinem succedi» ren, und in die Erb - Königreiche oinlretterr sollen, so ist ja höchst ungereimt, und kan ohne offenbaren Widerspruch nicht behauptet werden, 364 Grsthichte von Bayern. den , baß nicht der Abgang der männlichen, sondern derer männlich- und weiblichen Nachkommen der Fall seye, auf welchen die Frauen Töchter Ferdinand! erst zugelassen werden könnten. ir. Weßhalben denn auch der Oesterrei- chitche Schrifft- Steller oder Verfasser des Responü ad bina scripta dieWone eheliche Leibs-Erden, in der nrmlichcn , in dem Codicill wiederholten Stelle nicht von he- redibus promiscuis, sondern allein von Heredibus Masculis seu Prole Mascula Filiorum ausdeutet , und §. n. sich folgender Massen vernehmen läßt: Firmo quidem stare tald , Filia* in Regno Hungari* & Bo- hemise succedere, declaratione tamen opus esse , quam per Codicillum hunc addere voluerit : Nempe fi Mascula ejus Proles deficeret &c,; das ist, wenn sein Manns-Stam ausgehen, und es zu Töchtern kommen würs de. Ferner und so viel den dritten Punct betrifft, ir. So ist eben so richtig und ausgemacht> daß die Institutio , sofort auch Substitutio Fideicommissaria Filiarum Ferdinandi I. auf ihre Erben und Nachkommen mit gerichtet gewöfen ; wie solche des Herrn Testatoris Meinung auch nur daraus abzunehmen, daß Er seine Herren Söhne und Frauen Töchter uno contextu sermonis, und ohne einigen Unterschied unter ihnen zu machen, zu ’ Geschichte von Bayern. iff | zu Erben eingelegt: folglich/ wenn l>«y jencn die Erben nothwendig nut verstanden worden , es bey denen lehtern dißsalls eben st> wenig einen Anstand oder Schwierigkeit haben könne; Der cintzige Unterschied/der sich hier dencken lasset, ist der den Söhnen vor denen Töchtern proprer Fr-erogativam fe- xns , juxta JusPrimogeniturae.nec non fecundum indivisibilitatem Regnorum & Terrarum verordnete , und in transitu aci Fceminas ebenfalls unter denen Frauen T öch- tern juxta prrrogativam nativitatis zu beobachtende Vorgang; Gleichwie aber hierdurch derer Fratrum postgenitorum Juri hereditario , so ihnen im Testament zugedacht worden, nichts entgangen, und solches ihnen unversehrt geblieben wäre, wenn gleich Sie oder ihre Erben in Hundert und mehrern Jahren zur Succession nicht gekommen seyn würden , so ist dem Juri hereditario Filiarum Ferdinandi dadurch, daß ihnen der Manns-Stamm vorgegangen , gleichfalls das mindeste Nachtheil ntcht zugewachsen, sondern solches dessen ohngeachtet, eben wie das Jus hereditarium Filiorum postgenitorum , in seiner Wesenheit ohnversehrt , und nur in so lange ohne Effect geblieben , bis die Ordnung die weibliche Linie treffen, und nach Abgang des Manns * Stammes die Aelteste in die Erb-Folge eintretteu würde» Sollte aber i?. Die- z66 ■ Gesckichre von Bayern. iz. kÖieserhalden auch noch der mindeste Anstarrc» aus dem Testament oder Codirill genommen werden können, so ist doch solcher in denn» Ehe-Verträgen und Verzicht-Briefen gäntzlich gehoben, und, daß das ^us succedendi hereditarium derer Ferdinandischen Frauen Töchtern nicht minder auf ihre Erben und Nachkommen gemeinst gewesen, darinnen so ireutlich versehen und bedungen worden, daß man wohl aller Vernunfft beraubet seyn müste, wenn man solches diesen Frauen Erb-Töchtern zu bestreiken oder zweif- felhafft zu machen sich unterfangen wollte, (vid. infra lit. n.) ; Die Dispositio Testamentaria Kaysers Ferdinand! bestehet demnach 14. Darinnen: daß r. Derselbe seine, hereditario & Cessionis jure zu erst erworbene Erb-Königreiche und Lande seinen Her- ren Söhnen und Frauen Töchtern pari titulo institutionis Testamentaria & Jure hereditario verlassen, folglich in so weit keiner von diesen ersteren so männlich - als weiblichen Stamm -Pfiantzern sich einiges Vorrechts rühmen möge. Da jedoch die instituta & Leges Fundamentales Regnorum ac Provinciarum Austriacarum einige Zergliederung oder Zertrennung, wenigsten derer Haupt-Landen, nicht gestattet, derselbe 2. in Contormirät des Rechts der Erstgeburt jedem ältesten Sohn mit seiner gantzen männ- Geschichte von Bayern. z 6 y lichen Descendenz und nach dessen Abgang jt dem nächstfolgenden juxta prioritatem Lines, mit gleichfalls seinen ehelichen männlichen Leibs-Erben beruffen habe; endlichen aber und z. nach gäntzlicher Erlöschung des männlichen Stammes, folglich da es zu Töchtern kommen würde, alsdenn je die älteste unter feinen Frauen Töchtern, samt ihren Leibs - Erben , auf eben die Art und Weiß, wie unter denen männlichen Stamm- Linien verordnet worden, luccediren, folglich die ältere weibliche Linie allen andern vorgehen, und denenselben je die nächst-folgende lubtHruirt seyn solle; Durch welche höchst- veruünfflig- und gerechtere Verordnung dem Sexui Masculino und männlichen Nachkommen seiner Herren Söhnen der ihnen gebüh- -rende Vorzug vollkommen angediehen, und denen ältesten Stamm - Töchtern als Pr»- tlilectis, & ä primo Acquirente immediati descendentibus, primaque Linearum Foe- mininarum Capita cenltituentibus gleichmäßige Justiz wiederfahren ist. In welcher -gerechtesten Betrachtung denn auch i5 . ÄslpsetFerdinandus und Hertzog Wilhelm aus Bayern, ingleichem dessen mit Fer- ^inandi ältesten Frauen Erb-Tochter Anna, Verlobter Sohn Albrecht der V. in dem An. 1546. errichteten Ehe--Vertrag ersagt seiner Frauen Gemahlin und denen mit Ihr erzielenden Erben, auf Abgang des Oester- rerchi- 3<58 Geschi llrumenturn und Pactum Succe/sorium die I Erb-Rechte des Durchlauchtigen Chur-Hau- fts Bayern dennoch überflüßlg befestiget ha, ben würde; Die Durchlauchtige Ertz-Her- tzogin und BrautHertzog Albrechts sollKrafft dieses Vertrags auf ihre vatterliche und mütterliche Erd-Gerechtigkeit rcnunctiren. Aber wie ? und mit was für Bedingnüssen? Der- J gestalten, sagen die hohe Herren Padscenteti (und zwar einstimmig dessen so in dem Te- ilamento Ferdinandi schon vorgesehen war) so der männliche Stamm des Ery-Hau, ses (Desierreich abgieirge, und es zu Töchtern käme, daß alsdenn Sie und Ihre Erben , so viel bemeldre Rönigreiche und Lande belangt, alles das zu erben zugelassen werden sollen, was Sie von Rechtswegen blllig erben mögen. (») Daß aber 16 . Durch (») Pasta dotaliä verb. Doch dergestalt/ daß dtv Männlich Stammdes Hanß (vestrrrerch/ darum die Röm. Rayjert Majestät so »iel da» Ronigreich Hungarn und desselben zuegehörige provintzien und Land / auch da» Ertz * HrrtzOZchm» Gesekichre von Bayern. ^69 r6. Durch dasjenige, so Sie erben sollen und mögen, die von KayserFetäinando besessene Erb-Königreiche und Lande zu verstehen , geben diese ncmliche Hohe Herren Paciscentes ßbermalen deutlich zu erkennen; Sie machen in dem Facto dotali zwischen dem Königreich Ungarn , ingleichem denen Erh - Hertzoglich - Oesterreichischeu Landen und dem Königreich Böhmen den bedachtli- chen Unterschied, daß in denen ersteren die Durchlauchtigste Frau Gemahlin Hertzog Albrechts, und ihre Erben erst nach Abgang Kayser Carl des V. männlichen Posteritat in die Erb-Folge einzutrelten berechtiget seyn sollen; so zwar in Ansehung derer Ertz-Her- tzoglichen Landen billig, und denen Pactis' __ D o- Oesterveich und andere der -ö«uß »riXte und zugehörige Land undLeüt/ und ander Unser/ und Unser freuntlichen liebsten Gemahl/ der Röm. zu Hungarn und Böhein» rc. Rönigin Hab und Güter liegen! » oder fahrende / so Wir jcyo haben / oder wir und Unsere freüntli, che Liebe Söne und derselben Erben/ Mamis-Personen khünffriglich yberkhom« men werden / der aller halben soll sich bemeli Unter ToU kerRünigin Anna allein aeger Uns / Unsere Söne und derselben Erben Nii. Mannlichs Stammms Eeljch gebohrt / verzechen. (Beschichte von Bayern. 37t besten Abbruch nicht leiden (p). Zum ohi» widerweiblichen Beweist, dast die Hohe Herren Vertrags-Verfnsftre dab:z? die 8 uccef. lionem in ttcgna & Provincias a Ferdinatl- do Imperas. possessas im Sinn gehabt, und solche der Königin Anna und ihren Erben, mit Beobachtung besagten Unterschieds, unmittelbar auf Abgang respeftive Kayfer Carl des V. und Ferdinandi I. männlichen Erben versichern wollen. 17* Der von ermeldter Durchlauchttgsten Frauen Ertz - Hertzogin ^nna ausgestellte Verzicht-Brief ist dcme in allen Stücken nicht nur contorm, sondern es wird derselben die unmittelbare Erb - und Nachfolge auf Abgang des männlichen Stammes mit noch deutlichern und nachdrücklichern Worten vorbehalten. Es renuncirt nemlich Sie die Durchlauchtigste Frau Gemahlin Hertzog Albrechts aus Bayern auf alle ihre Rechte und Erb - Gerechtigkeit, und zwar' mit dem __ A a 2 bereits (J>) End. Pacta dotalia verb. Und / waNN sich gefuegte / daß wir ' Unser Gön/ und derselben Erben Männlich» Grammen» abgiengen / uns derselben keiner mehr vorhanden seyn würde / alsdann sollen und mögen gedachte Unsere Tochter Rö' nigin Anna und Irer Lieb Erben/ alle» das erben/das ihnen von Rechts - und Billigkeit - wegen zu erben zusteer/ glei» cher weiß/ als ob einig Verzicht nie be- schehen wäre. 37* Geschichte von Bayern. bereits angeregten Unterschiesswegcn des Königreichs Ungarn , und Oesterreich , sodenrr des Königreichs Böhmen samt dessen incor- psrirlen Landen/ eiutzig und allein gegen den Manns-Stamm , vder die Ertz - Hertzvge t» Oesterreich Manns-Personen (§); gehen Cq ,) Vid. verzicht der “Königin Tfnna de 154c. verb. verzeihen Uns auch hlcmit - - - aller Uiiser väctcriich. und Murrerlis chrn Erb « Gerechtigkeit / Vorderung/ und Anspruch/ die Wir bisher gehabt/ und Wir oder Unsere. Erben khünfftig« lich erlangen und haben möchten zu den» Rünigreich Hungarn und dem Haust Oesterreich / und allen dessen Fürsten» ehumbrn/ Larrden/ Leuten/ und der» selben Zugehörungen/ das nit allein ge» ? en obbemeivrem unsern gnedigsten lie». en Herrn Varcer/ oernRöm. Rünigre. sondern auch gegen Ihrer Rün'gl. Majestät Bruder - - - und Ihrer vaider Rayserl »ind Rünigl. Maj Rindere / und Nachkommen / so durch die Linie» des Manns - Stammes von Ircn Maj. Maj. Eeiich geboren / absteigen und lv rkommcn. Aber des Rönigrclchs Beheim und desselben incorporivten und zugehörigen Fürstenlhumben - - Das aUes verzeihen Wür Uii« für Uns/ Unsere Erben uird Nachkommen aUarn gegen obbemeidrem Unseren gnedigste» heben Herrn vatter/der Rom Rünigl. Majestät und Ihrer Rünigt. Majestät Snncn und derselben Erben und Nach Geschichte von Bayern. Heu hingegen diese ab, ist deren keiner mehr im Leben , so behalt Sie sich und ihren Erben auf diesen Fall ihre Erb » Gerechtigkeit ein für alle mal bevor; Sie will auf diesen Fall angesehen seyn, als ob einige Verzicht nimmermehr geschehen: folglich vi Juris hereditarii , & succdlionis Primogenialis ad Foeminas extensas sich für die alleinige rechtmäßige Erbin, und Nachfolgerin in bemeldte Erb-Königreiche und Lande geachtet , alle andere jüngere weibliche Linien und deren Erben hingegen davon ausgeschlossen wis-- fen (Y); Da Sie nun i8. Sich und ihren Erben diesen Vorgang von ihrem Herrn Vatter als Primo A a Z. Accjui- konime» mannllchs Stammens und Namens / also / daß tvüc alle Unsere tz.r- bcn und Nachkommen von nun an und zu ewicz-n Zerre»/ alle dieweil/ als ob> steet/ Ihrer Rayftrs und Rünig! Maj. ^»ammens und Stammens Ern - Herzoge von Veftorrcich/ Manns»Personen, mr-Leben seyn, nimmer kemvoroerung Anspruch/ noch Erb - Gerechtigkeit dazu habe» / suchen / noch U.-^ dcro an- Massen sollen. £•) Doch dergestalt/ so der Männliche Stamm des Hauß Oesterreichs (darinnen hochbcmcldte Rayserl. Majestät sowohl/ als Unser HenediHster lieber Herr und varter die Röm-Rönigl. Majestae tmt barder ThaU Männlichen Grauim für und für zu rasten / verstanden und 574 Geschichte von Bayern. Xcguirente cxpresirlssrmie verbir ilipulircf; da die Exclusio aller anderer weiblichen Descendenten hieraus offen zu Tage liegt, so bleibet ja nicht der mindeste Schatten eines Aweiffels übrig , so da gegen ihre, auf das Durchlauchtigste Chur-Haus Bayern, in linLL rcüa verstammte Erb - Rechte eingewendet werde» tönte; und wird wohl niemand so ohngescheuet und dreust in den Tag hinein behaupten wollen, daß, nachdem sich der in dem Pacto dotali und in dem Verzicht-Brief ausdrücklich bedungene Fall ergeben, begriffen seyn soll' abgienge/ und es also zu Töchtern käme/ behalten Wür Uns/ allen Unsern Erben und Nachkommen brennt lauter bevor / an obberneldtcm Rünigreich Hungern und desselben gue» gehörigen proviNFicn und -Landen / und gleicher masscrr an dem Ertz > Herr zogthum Lpefterreich und andern des Haust Oesterreichs Fürstenthumbcn / -Landen und -Leuu rr alles das zu erben/ was wir von Recht - und bemeldts Rünigreichs Hungern / irind Hauß Ge» sterreichs Privilegien/ Grdnungcrr und Gebrauch wegen billig erben sollen/ gleicher Weiß/ als ob «irrig verficht nie geschehen wäre. Was und so viel aber das Rünigrejch Böhaim rind desselben Zugehörige Fürsrcnthumv / -Land und Leut belanget/ behalten wirjkus auch hietuit austrückeutlich bevor/ wo unser genedigster lteh^r Herr und Varter jder Gefckichre von Bayern. ^75 geben / und die Er? -.Herhoge von Oester» reich männlichen Stammes ausgegangen, nunmehro nicht die älteste Erb - Tochter ker- dinandi und ihre Erben , sondern eines jün- gern Erh - Hcrtzogens zu Oesterreich weibliche Oelcendenr, zur 8ucceüaon zügelnsten werden solle. Sintemalen ja kein grösserer Widerspruch, auch nichts ohnacremuers ausgedacht werden kan , als sich seine- Erb- Gerechligkeit und Nachfolgs-Rechte immediate aus den Erlöschungs-Fall des männlichen Stammes pacti«, soletnnissimis & juratis auszubedingen , und deme ohngeachtet von eines dieser ncmlichcn Crtz - Hertzogen, gegen welche man sich seine Erd - Rechte so deutlich relci-virt, weiblichen Nachkommen sich platt ausgeschlossen sehen sollen. Hat man Chur - Bayerischer Seiten nicht weit A a 4 mehrere - ' 1 ♦ —“--- Korn. Rünig / auch Unser frcüntlich liebe Bruder und derselben Eheliche Männliche Erben und Nachkommen/ Manns * Persone»/ ohne Eheliche Männliche Leibs-Erben/ abgiengen/ und Ir kainer mehr vorhanden wäre/ daß Uns Unsern Erben und Nachkommen Unser Erb-Gerechtigkeit und Vorderung zu demselben Runigreich Behaim und^ desselben zuegehörigenLandenund Leüten/ in allweg urrversert/ und frey bevorste, hen soll alles das zu erben / was Ivir von Rechts - Freyheit und Gebrauch« wegen billig erbe» sollt». 37^ Geschichte von Bayern. mehrere Ursach , über so handgrcifflich- ungerechte Zudringlichkeiten öffentliche Beschwerden zu führen ? Wird nicht durch so offenbare Ubertrettung derer feyerlichst eingegangenen^ undmitcorperlichen Eyd-Schwü- ren befestigten Verträgen , 8anctiü'ima Pactorum Fides auf das äusserste verletzet, folglich, was bis nun zu unter denen Menschen für ohnverbrüchlich gehalten worden, ausser aller Achtung gesetzt ? und, indeme sich die Durchlauchtigste Frau Groß - Hertzogin, schnurstracks wider die alt-vätterltche Verordnungen der Erb - Folge vor der ältesten Frauen Tochter Ferdinand! I. nunmchro Dero Ehelich - männlichen Leibs > Erben unterziehet , nicht nur wider Treu, Glauben, sondern so gar wider die erstere Grund-Sä- tze der GOlt- gefälligeii Gerechtigkeit gehandelt ? Worgegen man ry. Nicht einwenden da^ff, ob wären dergleichen Denunciation., ^nd rechcctive Reservationen nur für eine äusserliche 8oIen- nitdt, und überstüßige Cautel anzusehen; wohl erwogen die Töchter ohnehin vor denen Männlichen Erben sich eines juris succedendi nicht anznmasstn hatten, anncbons die Clausulae reservativae sehr duiickel und zwcy- deutig verfaßt wären, auch von der unmittelbaren Erbfolge in die Ocsterrei6)ischc Erb- Lande, aufAbMng des Manns - Stammes ohnmöglich verstanden werden konnten; Geschichte von Bayern. Z77 Denn da last man das erstere gelten, daß nemlich die ^enunciationer Filiarum II! u- strium in drnenjenigen Häusern , wo vaS Jus Primogeniturae eingeführet worden, ist Ansehung dererjenigen Landen und Stücken, so zur primogenikur gehören, für überfiüßig zu achten; Allein hieraus folgt ja nicht, daß deßhalben auch die Kelcrvakiones als ohn- nöthlg angesehen werden müssen; Die Töchter Kaysers Ferdinandi verzeihen sich ihrer Erb - Rechten gegen den Manns - Scamm, und diese Renunciation führet das Jus Pri~ mogeniturs auf dem Rucken nach, so, daß, wenn Sie nicht a^-drückltch renuncirt hätten, dieselbe dennoch tacire pro Reouncialis geachtet werden wüsten; Sie erklären aber zugleich bey der Renuncianon, daß nach Abgang des Manns-Stammes Sie keiner jünger« Frauen Er^--Hertzogin in derErb- und Nachfolge wei-pen, sondern alkdenn Sie oder ihre Erben ohnmitteibar eiutretten wollen; Welche Oaurel keineswegs für über- fiüßig , sondern höchst-nöthig zu halten, in- deme die Frauen Töchter jüngerer Linie fich leichtlich einfallen lassen könnten, sich des Vorgangs vor denen ältern Stamm-Töchtern und deren Erden anzumassen; wo ihnen nicht sofort die klare Pacta reservativa vorzuweisen , und Sie dadurch ihres Unfugs zu überführen waren ; welches denn auch in ver That dir bey dergleichen Pactis reserva- B a s tl'.tt 378 Geschickte von Bayern. ttvis führende Haupt-Absicht zu'seyn scheinet ; Und denen ältern Stamm - Tö t'tern allerdings zu verdenckcn seyn würde/ sich der Gefahr auszusetzen, von denen Töchtern des Ultimi Possessoris in ihren Erb - Rechten unter allerley Schein - Gründen angefochten zu werden. Seynd also die Reser- vationes als ein höchst-nöthiges Mittel anzusehen , wodurch sich die ältere Stamm- Töchter ihre Erb-Rechte in casum desteien- kis stirpis masculae versichern. Welchem nicht entgegen, daß 20. Auf solche Weiß ein ordo succedendi retrogradus eingeführet werde, so der natürlichen Ordnung, und denen Rechten derer Töchtern des XJItimi Possessoris masculi e diametro zuwider wäre; Angesehen dieser Einwurff alsdenn erst von einiger Erheblichkeit seyn würde/ wenn die sub clausula reservativa Verziehene älteste Stamm-Töchter , sich und ihren Erben auch in denenjeni- gen Landen und Herrschafften , welche von einem jüngern männlichen 8 uccessore erworben, und an das regierende Haus gebracht worden , einigen Vorzug ausbedingen oder anverlangen würde; Wo hingegen die Erb- Königrelche und Lande, von welchen Die Frage ist, von dem gemeinen Stamm-Vat- ter , wie in casu substrato , aequiriret worden ; avo dieser Primus Acquirens sechsten in prima Institutione & Disp'osistone feine • Gcscklchte von Bayern. Z7^ Kinder, sowohl Töchter als Söhne, aus- I drücklich zur Erbfolge beruffen, uud damit ! so viel Haupt-Linien verordnet, als derer tempore conditi testamenti bey Leben gewesen , annebst auch, daß diese einander, ofi- servatä Praerogativa aetatis &-Sexus, ordine & JurePrimogeniali folgen sollen, deutlich versehen hat; in diesem Fall enthalt der Vorgang der ältesten weiblichen Linie vor denen jüngern weiblichen Linien nichts Unge» rechtes in sich, sondern ist eben so natürlich und Rechts-beständig, als der Vorzug der ältern männlichen, vor einer jüngern männlichen Linie; weichet diese der erstem , so ist eben billig, daß die jüngere weibltche Linien denen altern nachgehen , wenn es extinctä Stirpe Mastulä auf Weiber kon " l; und gehet das Jus Repraesentationis in lineis masculis in infinitum , so ist keine begründete Ursache anzuzeigen, warum nicht dieses Jus Repraesentationis bey denen weiblichen Linien eben so wohl statt haben solle, wo diese ältere Linien sich und ihren Leibs - Erben solches ausdrücklich ausbedungen haben; Heißet nun dieses retrogrado ordine succe - direli/ und will man der Successioni Linea- Ji Cognaticae juxta ordinem Primogenitu- rae diesen Namen beylegen, so ist solche auf keine Weiß zu mißbtüigcn, und begreifst das mindeste ohngereimies nicht in sich; Zmmas» ftn denn auch 3So Geschichte von Bayern. 21. DcrgtLicheil buccessiones ln Deutschland tota die fiel) ergeben, und svnderheitlich unter adelichen Familien fast in Legem gediehen feynd; Selbst in denen Ertz - Her- tzogllch^Oestcrreichischen Landen ist dieser ruodus succedendi An. 1710. Lege pragmatica bestätiget, und derer Filiarum Remm- ciararum Rückgangs - Rechte , extinctis Xiasculis , ausser allen Zweifel gesetzt worden (5). Bey denen höchsten Reichs - Gerichten sind die Exempla ebenfalls obvia;, und in casibus Fideicommissi Cognatici, oder introducti Juris Primogeniturae , die Aelteste unter denen sub Clausulis Reservativis verziehenen, in oafibus successionis pro^. rnilcuL aber, sämtliche Töchter oder deren Erben pro ratis portionibus adrnittiret worden ; Wre die in der gründlichen Ausführung Cap. V. auch sonst von verschiedenem Authorn angeführte Exempla sattsam, bewahren. 2 öahr ist es, 22. Daß diese Successio, wenn man sei-- bige mit der 8uccessione ordinaria in bona- privata in Vergleich stellet, pro extraordinaria & anornala zu achten ; Allein wo ist denn wohl ein vornehmes Königreich , oder Fürstenthum , in welchem Jure Privatorum succe ditet wird ?. ist nicht in denenselben , (s) succeßong > Vtdming für die Desterrkichj» sche Stände 6- a. i/2o.|Tic.u. z.s. &7. J 581 (Beschickt* vongayern. «wct) ihrer Nacur und Elgei!schaffr,(co quod nempe divisionem baud recipiant) , meisten theils das )us Primogeniturae eingeführt? geschiehet Nicht allenthalben die Nachfolge iecunäüm ordinem linearum & jtma Praerogativam Sexus ? Sind selbige nicht gewöhnlicher mästen nexu Fideicommitti dehaffiet ? und werden nicht die Töchter entweder gänhlich ausgeschlossen, oder doch nur in sublidi um zugelassen ? ist nun dieses lch- -tere hergebracht; was hindert denn, dcch nicht nach Abgang' des Manns - Stammes Die älteste Frauen Töchter des Primi Acqui- remis samt ihren Erben zu ohnmittelbaoen Nachfolgern bestimmt, und zu Erben eingesetzt werden mögen; und ist Kante Pineali 2c Primogeniali succedendi ordine , nicht weit vernünffiiger, daß, da es einmalenzu Weibern kommt, man mit des Pnmt Acquirentis Töchtern den Anfang mache, als^ daß die Töchter der letztern Besitzern die altere so gar ausschliessen sollen, gleich Db dieselbe Nlemaien in rerum naturä gewesen? sonderheitilch, wv Sie Vieler anmaßlichen Auschliessung ihrer oder ihrer Erben, auf alle erforderliche Meege vorgebeuget, und vor denen jünger» weiblichen Linien sich den Vorgang Pactis maxime solennibu» , vorbehalten haben; welche dannenherv lediglich, und um so ohngezweiffeller den Auöschlag geben müssen, als 2Z. In Z82 Geschichte von Bayern. rz. In dem An. 1702. zwischen Kayser Leopolden, Kayser Joseph und Kayser Cgrl dem Vl. errichteten Pacto successorio , diese nemliche von dem Durchlauchtigsten Chur- Haus Bayern behauptete 8ucceüio retrograda , oder vielmehr linealis cognatica, juxta ordinem Juris Primogeniturae ad Fee- ininas excenli, bestättiget, und als eine aus- gemachte Sache voraus gesetzt worden; Denn, nachdeme die Successio reciproca zwischen beyden Herren Gebrüdern Kayser Joseph und Kayser Carlen feycrlich verabre- i det , und wie es auf Abgang dss männlichen Stammes sowohl Lines, als des andern, wegen denen Durchlauchtigsten Frauen Töchtern, gehalten werden solle, verglichen worden, so wird auf den ersten Fall, wenn nem- , lich Kayser Carl ohne männliche Descendenz abgehen würde, dessen Frauen Töchtern und weiblichen Nachkommen unter andern auch ihr Erb - Recht auf die Oesterreichische Erb- Königreiche und Lande, welches ihnen nach dem Recht der Erst- Geburt dermaleinstens zukommen könnte, vorbehalten, jedoch mit der angehängten sehr merckwürdigen Clauful, daß solches erst nach denen Josephinischen Frauen Töchtern und weiblichen Nachkommen , als welche denen Carolinischen je und allzeit vorgiengen, Play greiften solle: Integro etiam illis (lauten die Worte (t), ___ Jure, : (f) Vid, Pictum Sussessorium de Au. 17*3. HttW i 383 (Beschickte von Bayern. Jure, quod deficientibus nostrae stirpis maribus legitimis , & , qu£ eas ubivis semper procedunt , Primogeniti nostri Foeminis, juxta Primogen iturae ordinem illis quandocun- que competere poterk ; $luf den zweyten Fall , wenn Kayser Joseph ohne männliche Descendenz abgehen würde, wird die ncm- liche Clauful wiederholt, und mit deutlichen Worten versehen, daß ratione Foerninarurn ^oscpbinarum superstitum eben dasjenige beobachtet werden solle, was in dem erstem Fall verordnet worden, (h.e.) quod & hic Foeminae Joscphins ceu Filiae Primogeniti Carolinas SEMPER & UBIVIS praecedere debeant ; Ohnangesehen, daß aufdieftn Fall die sämtliche Königreiche und Lande Kayser Carln zufallen , so sollen doch dessen Frauen Töchter denen Josephinischen jederzeit nachgehen ; Denn dieses und nichts anders in dem erstern Cafu verfügt, und denen Josephinischen Frauen Erh-Herhoginnen zum Besten bedungen worden ; Es heisset nicht, quae eas hic , vel bot cafu , sondern quae eas UBIVIS SEMPER: aller Orten, ohne Aus- nahm: praecedere debent, wodurch die Hohe Herren Paciscentes allen nur erdenckli- chen denen Beylagen des Rechtsbegründeten Beweises / daß die von wevland Ray» fer Carl r/. Majestät errichtete pragmatische Sanction ohne Aufechtring nicht besteheir könne. SS* Geschichte von Bayern. chen widrigen Ausdeutungen, so die Frauen Carotimsche Erh-Hertzoginneu, nach der auf ihren Herrn Vatter Kayser Carln den Vl. juxta ordinem Frirnogeniturv devolvirten Succession, etwa hervorsuchen mögten, vorbeugen , und alle leere Ausflüchten abschneiden wollen; Was nun 24. Kraffk dieses Pacti successorii, zwischen denen Zosephimschen undCarolinischen Erß- Hertzoginnen mitRecht verordnet worden , daß nemiich die Erstere denen Letzter» oder Carolinischen Erh-Hertzoginnen, auch in dem Fall , da diese die Pi 1 iae relitt£ ultimi Possessoris seyn würden, juxta ordinem Pri- mogeniturs vorgehen sollen, solches muß ex omnimoda rationis paritate , & juxta eandem Primogenii Legem, denen Frauen , Töchtern Kaysers Ferdinand I. in Ansehung ^ aller jüngerer weiblichen Descendenten , in alle Maasse zu stallen kommen; Sintemalen, wie Leopoldus Seine Abstammung in deme, worüber Er noch frey zu disponiren hatte, die Frauen Töchter Seines ältesten Herrn Sohus denen Frauen Töchtern des jüugern hat vorziehen, und diese Disposition durch nichts, als eine ordentliche Verzicht, zu Favor derer jüngern Töchtern, allenfalls hat aufgehellt werden können , also und um so mehr hatKayser Ferdinande, in denen von ihm besessenen und zu erst erworbenen Er-b - Königreichen und Landen , Seinen Frauen ’ / Geschichte von Däpern. zzs Frauen Töchtern eben dergleichen Vorzug vor allen andern weiblichen Oelcedenten und Nachkommen gönnen , und durch feyerliche , Pasta zusagen mögen; mit dem hiernachst > deutlich zu erweisenden Unterschied , daß sich I Dieselbe diese ihre Vorgangs - Rechte r.e- servirt, und zu keiner nachfolgenden Tochter 5avor zu renunciren, sich jemalen habe beyfallen lassen. 2 s. Beyderseilige hohe Herren Pacilcen^ tes und refpestive Primi Acquirentes, nem- !lch Ferdinandüs l. tinö Leopoldus haben in ihren Dispositionibus 8c Pactis successorii» solche Verfügungen gemacht, wodurch die successio retrograda festgestellet/ sonderheit- lich die Filiae ultimi Possessoris schlechker- dingcn von der Succession ausgeschlossen werden ; mittzin unter allen Durch!. Frauen Ertz- Hertzoginnen keine weniger befugt oder berechtiget > die von weyland Kayser Carl dem Vl. mero Jure & ticxu Fideicommissi besessene Erb - Königreiche und Lande in Anspruch zu nehmen, als eben dessen Durchlauchtigste Frauen Töchter, nemiich die Ca- kvlinische Ertz-Hertzoginnen. Von denen Königreichen Ungarn und Böheim, inglei- chem dem Ertz r Herhvgthum Oesterreich- «nd allerseits incorporirren Landen werden Dieselbe durch die klare Ferdinandifchr Dispositiones, von denen übrigen Erb-Königreichen und banden hingegen durch das P. Dtf. A, h. /TH. B b von 385 Geschichte von Bayern. von weyl. Kayser Carln selbsten angenommene/ und mit einem körperlichen Eyd be* schworne Pactum successorium platt ausgeschlossen ; Es kan auch weder ein- noch an- ! dere dieser Verordnungen r6. Der Wienern Hof mit Bestand in Zweifel ziehen, nachdeme man die Gültigkeit derer Erstem m vvrheraehenden vhnab- I nernlich dargethan ; denenselben auch durch eine neuere Disposition , wie die auch Namen haben möge, nicht derogict werden können , und ist sonderlich , das Pactum suc- i cefforium de An, 1703. dahin auszudeuten, j derer Hohen Herren Paciscemen Sinn und , Meynung so wenig gewesen, daß Sie darinnen vrelmehr deutlich vorgesehen, quod per hoc pactum nulli alii conventioni, 1 Dispositioni, legi aut consuetudini inclytx ' Domus, eique subditorum Regnorum Vel Provinciarum - - - ullatenus derogatum esse , debeat ; Die zweyte Verordnung oder das 1 Pactum successorium hingegen eben so wenig für erloschen oder Recht-loß ausgegeben werden mag, iuBetrachtKayser Carl der Vi. darauf die bekandte Pragmatische Sanction de An. 1713. fast einzig und allein gebauet, und dieses Pactum successorium zum Haupt- Fundament der damalen verordneten Erb- Folge, obwvhlen ohne genügsame Überlegung und Erwegung dessen, so in Ansehung derer Josephintschen, und in seiner Maasse . Geschichte von Bayern. z 87 auch derer Ferdinandischen Frauen Töchtern darinnen bedungen und vorbehalte» worden/ gelegt hat; wie solches der Wiener; Hof auch nachgehends gar wohl eingesehen , und deßhalben ermeldres ?»Äum successorium, so lange nur immer möglich gewesen, nem- lich bis auf den Tod Kaum Carls des Vl. heimlich gehalten/ und solches denen z.eoch zwischen besagten Hohen Herren Pause enrcn errichteten resx>. Lessions und ^cceprarionsr Urkunde»/ so offt selbe in öffentlichem Druck erschienen, niemalen mit deygeruckc hat. Was übrigens noch ferner bey diesem FaLko successorio merkwürdiges vorkommt/ soll in der Beantwortung derer Oestermchtschen Gründen hieruntcn weitläuffciger ausgeführet/ und dadurch der Ohnbestand der Welt- bekandten Pragmatischen 8an6Uon Son»- neuheiter gezekget werden. 27. Diesen so stalchaffc erwiesenen Rechts- Gründen wetten nun die altere auf das Ertz- Hertzogthum Oesterreich und die Schwäbische Lande in der gründlichen Ausführung aus unlaugbaren Urkunden erhärtete Rechcs- Ansprücbe hinzu , lind legen deme, so von Stapfet Ferdinanden , zu Favor des Durchlauchtigste» Chur- Hauses Bayern, verord- -net worden , kern geringes Gewicht bey. Denn / obgleich dieselbe nur den mindesten Theil dererjenigen Erb - Königreichen und Landen begreiffen, worauf die Chur-Bai-e- B b r rische 388 Geschichte von Bayern. rische Erb- und Nachfolgs- Rechte gehen, und welche der Haupt-Gegenstand derer tc- stamenllichen Verordnungen, Ehe - Verträgen und Verzichten feynd , so hat man jedoch standhafft dargethan, daß das von dem Wiener-Hof so hoch« angerühmte Privilegium bUelerieiZnum nicht dem Haus Habs- burg , sondern denen alten von denen Herzogen aus Bayern abstammenden Herzogen von Oesterreich verliehen worden, mithin lange potiori jnre für ein Chur-Bayerisches, als ein dem Haus Habsburg zustehendes Privilegium anzusehen, und also dem erstern, nicht dem lehtern, zu statten kommen müsse; Gestalten denn auch 28.Der Wiener-Hofsolches um so weniger für sich anzuführen berechtiget ist, als Kayser Rudolph, eben ob solches PrivileZium in rerum ngturL niemalen gewesen, ermeldtes Her- hogthum Oesterreich, und dessen einverleibte Lande, tanquam vacantes Imperio terras , wie derselbe in einemviplomare redet,seinemHau, se zugeeignet hat; Benebens aber auch der von Seiten des Wiener-Hofes behauptete modus succedendi darinnen bey weitem so klar und deutlich nicht ausgemacht ist, als von denen gegnerischen Schrifft- Strllern ausgegeben wird. Es wird darinnen auf Abgang des Manns-Stammes derer Hertzogen von Oesterreich, die weibliche Succession , und zwar nach dem Jurc Pstmogeniturs,& jux- Geschichte von -Saycrrr. z8- ta praerogativam nativitatis eingeführet; und dieses ist alles , was sich daraus erzwingen läßt; Ob es aber auf diesen sich ergebenden Fall die Filüsenior ultimi poß'ejjbns , oder die Filia senior Domüs seyn solle , ist so deutlich nicht versehen, jedoch der Natur und Eigen- fchafft der primoZcnirur-Rechten, auch natürlichen Billigkeit weit einstimmiger^ daß es die Filia senior Domuj, und wenn Sie nicht mehr bey Leben seyn würde, ihre Erben seyn sollen; wie aus der Bestätkigung Caroli V. sowohl als dem?a6lo successorio de A.i 703* ohnlaugbar darliegt, und in der Beantwortung jenseitiger Gründen noch mehrers erläutert werden soll. ■19. Aus allen denen bisherv an-und ausgeführten Rechts-Gründen erhellet demnach ohnstreitig, und kan meiner ohnvorgreiffli- chen Meynung nach mit Bestand von ohn-' parlheyischen Gemüthern nicht abgeiaugnet werden: l. Daß Jhro Kayferliche Majestät Carl der VII als wahrer, in lineä rectäfcon der Durchlauchtigsten ErH-Hcrhogin, und ältesten Frauen Tochter Kayserskerdinancii I. abstammender Leibs - Erbe, für den alleinigen Successorem, und Erbfolger in die Oes sterreichifche, von kerdinanclo besestene Erb- Äönigreiche und Lande zu halten. *. Daß allerhöchst Dero wahrhafft- und in sich würckliche, bis hieher aber nur in Bbz suspenso zys Geschichte von Bayern. sulpenso gebliebene Erb -Rechte, durch den Erledigungs- oder in denen Pactis dotalibus ßcrenunciativo - reservativis bestimmten Er- löschungs-Fall des männlichen Stammes derer Ertz - Hertzogen zu Oesterreich revivi sciret; z. Daß der von Seiten des Durchlauchtigsten Chur - Hauses Bayern behauptete Ordo retrogradus, K rafft deffeN/ nach Abgang des männlichen Stammes, die weibli- chc Primogenial - Linie mit der ältesten Stamm - Tochter des Primi Acquirentis, und deren Erben anfangen solle, der natürlichen Billigkeit, und wesentlichen Eigenschafft > der ?n'mogenitur- Rechten selbst, ingleichem denen Pactis SerenilLmx Domüs , sonder- heitlich aber dem An. 170;. von Kayser Carl dem VI. selbsten beschwornen Pacto successorio vollkommen einstimmig. 4. Daß Krafft dieses Pacti successorii unter allen Oesterreichischen Ertz-Hertzoginuen und Erb - Töchtern, die von weyland Kay, ser Carl dem VI. hinterlassene Durchlauchtigste Frauen Töchter §m allerwenigsten be- filgt, und berechtiget seynd , die durch ihres Herrn Vatters Majestät zeitliches Hinscheiden erledigte, bevorab von Kayser Ferdi- nando I. acquirirt- und besessene Erb-Königreiche und Lande von Erb-Rechts-wegen in Anspruch zu nehmen. 5. Daß Geschichte von Bayern. ;yr * ' 1 ' ' ' * s. Daß folglich bey so offen darliegen- -den , eines theils gerechtesten Chur - Bayerischen Rechls-Ansprüchen, andern theils aber ohnlaugbaren Unfug des Wiener-Hofes , Jhro Kayserlicbe Majestät/ ohne Sich iselbsien, und Dero Durchlauchtigstes Chur- 'Haus auf das empfindlichste zu benachtheili- gcn, diese Erb- und Nachfolgst Rechte nicht so fchlechterdingen nachsehen mögen, sondern solche nach Lräfften zu betreiben sich Gewissens, und gegen Dero allerhöchstes Churs Haus angestammten Pflichten halber verbunden gesehen; Schlüßlichen also 6. Es pur leere Vorbildungen, und lautere , zu des ?ublici Bethörung ausgesonne- ne Verblendungen seynd, wenn man Wre- nerlschcr Gerten derer Durchlauchtigsten Frauen Ertz - Hertzoginnen und Töchtern weyland Kayser Carl des VI. anmaßliche Erb-Rechte für ausgemachte, keiner Widerrede, oder Einwurff un^erworffene Wahrheiten ausgebe»/ die Chur-Bayerifche Rechts- Ansprü6)e hingegen aller Orten verächtlich rrzLIiren, und als nichtige Erdichtungen fürmahlen will. zo. Dieses ist nun meine,von des Durch- , lauchtigsten Chur-Hauses Bayern aufkeräi- nancti I, Verlassenschafft formirendeRechts- Ansprüche hegende »hnvorgreiffliche aufrichtige Meynung; Ob ich davon recht geurthei- let, überlasse eines» jeden ohnparkhcyrfchen B. b 4 Lestrs ,yr Geschichte vsn Bayern. ----- ~-v-, Lesers rechtlichen Entscheidung ; wenigstens glaube nicht, daß jemand sich durch Eigensinn und Affecten so gar einnehmen lassen werde, daß er die Chur-Bayerische Erb- Rechte, wie die jenseitige Schrifften- Steller in allen und jeden Gelegenheiten ohnge- scheut in die Welt hinein schreiben, für ein. > erdichtetes Blendwerck achten werde ; als I welchecley pzKonirte Schreibereyen nur bey denenjenigen Gemüthern einigen Eindruck > wachen können, welä)e ohnehin schon mit Vorurtheilen eingenommen, auch nur §e- , ringste Sä)ein-Gründe ergrciffen/ um ihy eingeschlaffertes Gewissen noch ferner in seiner unglückseelrgen Schlaffsucht zu erhalte«^ ! Der geneigte Leser wird von der Wahrheit > dessen, so lch allhier vorgebe, um so mehr überzeugt werden, wenn derselbe sich die Mühe nehmen wird, den Schein derer Eingangs angeführten. Gründen des Wiener - Hofs,, von dem wahren Wesen zu unterschelden, und die Ntchtigke.it dereyselhen aus der hier , angefügten Beantwortung dererRechts^ Gründen des Wiener-Hofes.. Mit behöriger Gemüths-Mäßigung ein-» zusehen ; Gestalten denn dleselbe keineswegs st> beschaffen stynd , daß ich derohalben von Mchet geäusserten Me'MUvZ irn mindesten abzu^ Geschichte von Bayern. zy; s abzuweichen Urfirch vorfinden, oder auch von j der Rechtmäßlgkeit derer Chur - Bayerischen I Rechts > Ansprüchen einigen Zweifel hegen sollte. Angesehen ! Quoad 1 . Das Durchlauchtigste Chur- l Haus Bayern (srlvis crioroquin »liorum ^ luribus) ohubedencklich zugeben kan, daß die I Durchlauchtigste Frau Groß - Hertzogin von rolcAN, sich eine Erbin ihres Herrn VatterS weyland Kaysrr Carl des VI. nenne; und ihx solche Qiiaiitcit und Eigenschafft wohl gönnet , wenn Sie nur solche Erb«Gerechtigkeit nicht auch auf diejenige Königreiche und Lande ausdeutet, welche anderster nicht, als ex pacto & Providentia Majorum (Ferdi- jiandi I. sonderhcitlich ) besessen , und durch j diesen gemeinen Stamm - Vatter vor faff > 202. Jahren schon mit einem nexu Fidet- commisti astkitet worden; folglich die Erkund Nachfolge darinn nicht von der Will- kühr des letztem Besitzers abgehangen, sondern lediglich so geschehen müssen, wie sie Primus Acquirens unter feinen Herren Descendenten, so männlich, als weiblichen Geschlechts , angeordnet, und durch die, mit dem Durchlauchtigsten Chur - Haus Bayer« errichtete feyerliche Ehe - und andere Vertrau ae tanquam Uge perpetua festgestellet hau Wo keine Pacta und sondere Verordnunge« vorhanden , welche der 8uccestioni Dercete denüum gewisse Schranckey. setzen - mag 331? 5 394 Geschichte von Bayern. wohl gellen , daß die Vatter-Liebe vorzüglich zu conlideriren , und in so weit sowohl Natur-als Völcke»Rechte denen Frauen Töchtern weyland Kaysers Carl des VI. das Wort reden; Allein in einem solchen Casu v^rüret ijian, erwiesener meisten, nicht, sondern in einem Erledrgungs- Fall', wo Institutiones hereditariae 6c substitutiones Fideicommittaris vorhanden, und die Nachfolge durch klare und deutliche Pacta ausgemacht worden, welche sofort die alleinige Richtschnur, Ziel und Maaß abgeben ; Da nun l'edermänniglich bcknndt ist , daß in dergleichen Fallen öffcers, so gar Söhne und Töchter von der Erbschafft ausgeschlossen, und die bona fideicommisso onerata platt auf extraneos devolvim werden; so kan um so weniger beftemddlich vorkommen, wenn ein Primus Acquirens feinen Erben und Nachkommen , männlichen Stammes und Namens , seine Töchter und Dero Erben zu 8ucccfioren verordnet, und diese in fiunc Casbm die Nachfolge sich ausdrücklich aus- bedingen, und vorbehalten; mithin existente casu nothwendia aufdir proximitatem lineae, oder primi Disponentis & Acquirentis gesehen werden muß. Kaysers Ferdi nandi I. und allerseitiger, in denen Rationibus decidendi erwchnter Hoher Herren Padscen- t*n Meynung war/ daß in die Erb-Königreiche und Lande zu erst seine Herren Söhne, und Geschichte von Bayern. 399 und derenfelben männliche Leibs, Erben, nach deren Sibgang die Frauen Töchter, samt ihren Erben, und zwar allerseits nach dem )ure krimoAenirurze succediren sollen; Bey denen Söl-nen hat Er die männliche Succession bestättiget, bey Seinen Frauen Töch- tern hingegen den ersteren Eintritt auf die ältere weibliche Linie festgesetzt; Der Casus existirt; Die männlichen Linien sind erloschen ; es ist kein Ertz-Herhog Manns-Per- fbn mehr bey Leben : fragt sich also, auf welche derer weiblichen Linien die Ferdinandische mit einem Fideicommisso perpetuo af- Kcirte Erbschaffc gelangen solle? auf die älteste Frau Tochter des ulrimi possessoris, und Fideicommils - Jnnhabers Kayser Carl des VI. oder auf die älteste sub communi stipite unmittelbar constituirte, & a Primo Acquirente ein - und nachgesetzte Stamm- Tochter Ferdinandi I. ? der Ausspruch wird und muß gantz gewiß für die letztere ausfab' len; anerwogen diese Filia senior des Primi Äcquircntis,perTestamenta & Dispositiones paternas ein Jus firmum, und spem certam erlangt, so ihr, nachdeme sich der Casiis ergeben, von niemanden bestrittenwerden mag: und liegt nichts dran, ob Sie und ihre Erben ein , zwey und mehrere hundert, ja tausend Jahre zuwarten müssen, bis sich der Erledigung-Fall zugetragen; Genug, daß weyland Kayser Carl der VI, nicht befugt §ewc- zy6 Geschichte von Bayern. gewesen, perpaÄaHc dispositiones recen- tiores, zu Prxjudiz oder Nachtheil dieser älterer Erb -Rechten/ das mindeste zu verordnen ; womit denn die gegenseitige fuglose Beschwerden , sonderheitlich Ad 2. Das vorgebliche Aisertum, ob wäre der vonChur-Bayern behauptete moclu» succeäendi retrogradus nirgends hergebracht , von sechsten zerfallen muß , und lm Gegentheil gar vielfältige Exempel angeführt werden können, wo von dem ultimo Possessore rückwärts entfernte, von dem männlichen SkNMM lubftituirte, sub clausulis reservatis verziehene Töchter, vor denen weiblichen Descendenten des letztern Besttzcrs in Königreiche, Fürsienthümee, Land und Leute succeMet haben. Man darf dißftllls nur in der gründlichen Ausführung derer Chur- Bayerischen Rechts - Ansprüche Cap. V* nachschlagen,. um von dem un-mtthafften Zegnerischen Vorgeben sich vollkommen überzeugt zu sehen; Und was braucht es anderer Beweiß, nachdeme die, erst nach der be- kandten Pragmatischen 8anÄlon An, 1720^ errichtete Luccessions -Ordnung unter denen Oesterreichischen Ständen, solchen hinlänglich gewähret; lin 12. §. 6 . & 7. werden auf Abgang des männlichen Stammes alle Kexreäienr-Erbenwder diejenige Töchter und ErbW/ so sich seibCl, reservativis verziehen, I Geschickte von Bayern. ^97 he»/ und zwar ohne Unterschieb des Grads, zur Erbschafft zugelassen; erben nun die verziehene Töchter auf solch sich ergebenden Fall in dergleichen boms dividuis rückwärts, warum sollen denn nicht (lud) Regna & Provincia? fideicommissi nexui obnoxiae gleichmäßig auf den ältesten weiblichen Stamm zurück fallen können ? Was in ganh Oesterreich , und zwar unter Adeiichen Familien Rechtens ist, kan, fern«', cxteroquin LL. fundamentalibus, in Ansehung derer Königreichen und Landen selbst für ohngereimt und ungerecht nicht gehalten werden ; Zudcme, hat nicht noch jüngfthin der König vorSar- dinien die aufMayland formirende Rechts«» Ansprüche in einem reservaro regressu lediglich gegründet, und zu dessen Rechtfertigung die Fundamenta fast einzig und allein aus der Chur - Bayerischen gründlichen Ausführung hergenommen? Hat nicht dieses Anspruch bey dem Wiener-Hof so viel be- würckchdaß i!-me durch den Wvrmser Vergleichs - Tractal grosse Stück Landes, mit Hintansetzung der Caromuschen Sanction zugetheilt, und cediret worden? Hat man der Durchlauchtigsten Frauen Catharinae* Tochter Philippi II. Regia Flii'p. anmaßllche Erb-Rechte in so weit für Rechts beständig angesehen, und aus diesem Grund sich mit Sr. Königl. Sardinischen Majestät zu vergleichen kein Bedencken getragen, um wis viel- z9? Geschichte von Bayern. viel mehr muß nid)t der von der ältesten Stamm - Tochter Kaysers Feminandi I. ' klar bedungene Rückgang, und die deutlich vorbehaltene Erb - Rechte für gültig und Rechts - beständig geachtet werden ? muß nicht der Wiener-Hof, nach denen vielfältigen fast täglich sich ergebenden Fällen, wo j sub Cl. reservativis verziehene Erb-Töchter, ! auf Abgang des männlichen Stammes, zu , Erben zugelassen werden , einräumen , daß | auf solche Art retrogrado ordine ZU succe- diten weder ohngewöhnlich, noch in teutschen Landen zumalen ohngedräuchlich; folglich der dißfails gemachte Emwurff von der mindesten Erheblichkeit nicht seye? Belangend die Frage, Ad z. -Ob deficiente stirpe mascula , in i denenjenigen Königreichen und Landen, wo ' das sur ?rimo§eniturL eingeführt, und ad Foeminas extsndiret worden, die weibliche Erbfolge mit des letzter» Besitzers, oder mit 1 des erster» Erlangers ältesten Frauen Tochter , und nach deren Ableiben ihren Erben, den Anfang nehmen müsse; So ist in tbefi. und praescindendo ä pactis, daß es die Et2 stere seyn solle, noch bey weitem nicht aus, gemacht, ausser daß, wo die ältere Stamm- Töchter sich ihre Rechte nicht klar vorbehalten , einige Vermuthung obwaltet, als ob sie sich ihrer Rechten, zu Favor derer Jüngeren vegeben hätten ; Allein W0 der Primus Acquirens i Geschickte von Bayern. 3Q s > i quirens schon Vorsehung gethan, wo er feisten verordnet, daß nach Erlöfchung des Manns-Stammes auf die älteste Stamm- Tochter, und ihre Erben zurück getretten werden solle, diese auch sich diesen Rückgang pactis indubiis stipulirt hat, so braucht es aller dieser Fragen nicht, sondern ist der Ausspruch lediglich nach denen vorliegenden Vertragen zumachen; Daß nach Abgang der ältern männllchen Linie, die jüngere männliche eintritt, rhm nichts zur Sache, indeme solches jederzeit, salvo egressu , salvisque Juribus, quae Filiabus femoribus vi pactorum competunt, $u geschehen pflegt; es wird auch platt für die lange Weil angenommen, daß per successionem Lineae Masculinae junioris die praerogativae und Jura Primogenii ebenfalls auf seine weibliche Descendenz devolvim werden ; vielmehr ist in Rechten, wie auch in der natürlichen Billigkeit gegründet, daß, gleichwie der Ordo linearum 8t primogenii unter dem männlichen Stamm, also derselbe m gleicher Maasse bey denen Töchtern, und ihren Erben »bscrv ri, folglich auf den Erloschungs-Fall nicht auf des letztem Hesitzcrs, sondern auf die Tochter des ältesten Stamm -VcmcrS, undderenfel- ben Linien zurück getretten werde, so wie es in casu substrato Mslpfct Ferdinandus I. sehr weißlich verordnet hat. Wenn also 4öd Geschichte vön Bayern. Ad 4. Die Renunciationes nid)t absolute* sondern Nur conditionate, & cum expressis ciaufulis reservativis & foeminarum Juniorum exclusivis geschehen > mögen und kött- nen dieselbe wider die altere Stamm-Töchter mit einigem Effect nicht angezogen werden ; sondern sie befestigen vielmehr den/ nach > dem Recht der Geburt ihnen und ihren Linien zustehenden Vorgang vor denen jüngern weiblichen Linien; Einfolglich, gleichwie/ was hier angeführt wird , von keinen andern/ als Renuntiationibus al»solutir gelten kaN/ also Wird das angezogene vrocardicum Mlt eben dieser viliinction abgefertiget; foemina scilicet absolute, non sub conditione talmim: donec m&ftulus extiterit, exclusa, pro fern* per exclusa haberi debet ; immasseN auch (of \ thane Rechts - Regul ohne absurdo anderer- ! gestalten nicht verstanden werden mag. Ad 5. Das Privilegium Fridcrici I. worauf man die angerühmte 700. jährige Obser- ! vanz bauen will / ist An. 1156. dem ersten Herhogen zu Oesterreich Heimchen ertheilet worden ; Dieser war aus dem Babenber- zifchen Stamm, und nicht aus dem Haus HadSburg entsprossen , folglich hat in primä origine das Privilegium daS Dtlrchl. Ertz- Haus nichts angegangen; wohl aber ist in der gründlichen Ausführung mit gutem Grund behauptet worden, daß solches mit weit niedrem Rechten denen Hertzoyrn m Bayern Geschichte von Bayern. 401 Bayern, als Stamm- Agnatis derer alten Herzogen zu Oesterreich zu statten komme; zumahlcn man sich nunmehr» im Stand befindet, die Abstammung ermelcer Herzogen von Eberharde», ältesten Sohn Herzogens Arnulphi niali, durch untrügliche Documen« darzuthun, und damit denen Traumen der Orriloni; von Lilienfeld ihre abhelffiicheMaß zu geben; Wie denn auch dem Wiener-Hof wett fürträgiicher gewesen seyn würde, dieser Privilegii keineswegs zu gedencken, noch weniger lerne anmaßliche Rechts-Ansprächt darauf zu bauen; anerwogen derselbe durch dessen Anerkennung Kayscr Rudolph den L und dessen Sohn Kayser Aibrechten, einer offenbaren 8poIii 8c iniquissimae detentionis beschuldiget; denn da ist, des Juris Agnationis Dueuvn Bavarix tmö daraus entspringen den Juris proximae successionis nicht zu gedencken, aus Denen Geschichten bekannt, daß zur Zeit, da Kayser Rudolf die Oesterrerchi- sche Lande occupirt, von der Constantia und Gertraut , beyden Töchtern des Ducia ultimi, noch männliche Erben vorhanden gewesen, und diese auch ihrer Erb-Rechten sich mcht begeben hatten. Ware nun, wie der Wie» ner-Hofzugeben muß, und leidsten behauptet, das Privilegium Friderici I. damahlen gültig, und als eine Lonssitutio Imperiali, pragmatica anzusehen, so muste ja Kayser Ru- bolph sowohl, als Albrecht sich Gewissens suppL p. Des, a. u. /.Cfy, Ce halber 4pn . Geschichte von Bayern. halber verpflichtet halten, oberwehnten Erben diese Lande zu reüiruiren, und köntt sie selbigen ohne offenbare Ungerechtigkeit nicht vorenthalten. Es sahe auch Kayser Rudvlph > dieses gar wohl ein, und hütete sich in alle Mäste dieses Privilegium für gültig zu erkennen ; Nirgends geschiehet dessen einige Er- l wehnung, ehe und bevor er seinen Sohn I Kayser Albrecht in dem Besitz solcher Landen vestgesetzt hatte; er nennet vielmehr selbige, in einem in der vorläufigen Beantwortung Beyl-5Z. angefügten Diplomat vacantes im- I ferio terras ; und qua tales , keineswegs aber I vigore hujus Privilegii , !)CU tt fokl)C seinem ; Hauß zugeeignet. Wodurch also von der 7OO. jährigen Observanh sofort 126. Jahre ^ hinweg fallen. Was es mit der nachherigen , Observantz für eine Bewandniß habe, und 1 ob Kayser Rudolph solches, ohne sich selbst schuldig zu geben, und ohne sich verbunden zu erkennen, das Herzogthum samt denen incor- ! porittcn Landen seinen rechtmäßigen Eigene lhums-Herrn und Erben zurück zu geben, be, stättigen, und seinem Hauß zueignen können, davon will ich Vernünftige urtheilen lassen; derell Meynung gewißlich nicht zu Favor des Wiener-Hofes ausschlagen dörffie. Gesetzt aber ^ ^.c! 6. Es hätte das Privilegium Frideri- cianum, und dessen Bestätligung, diejenige Gültigkeit, die der Wiener- Hof demselben bey- Geschichte von Bayern. 403 ■ beylegt; gesetzt es wäre dieses diejenige dior- ma oder Richtschnur, nach welcher die Erb- und Nachfolge in die Oesterreichische Erb- Lande mäste entschieden werden, so hat es, deme ohngeachtet, mit denen anmaßlichm 8uccctlions-Rechten derer Frauen Erh-Her- zoginnen und Töchtern des letzter» Besitzers bey weitem seine Richtigkeit noch nicht; vielmehr werden dadurch die ausgeführt-und erwiesene Erbrechte des Durchl. Chur-Hau- fes Bayern mehrers bestätkiget; angesehen allem vernünfftigen Vermuthen nach, Kayser Fridericus I. in dem privilegio durch die Leniorem kilism, die älteste Stam-und Haus- Tochter verstanden, so sich ihrer Rechten gegen die jüngere nicht begeben, sondern ausdrücklich vorbehalten hat, daß öie Filia senior des Ducis ulcimi, und keines weiter ruckwerts entfernten Tochter seyn soll, oder könne, wird nirgends gesagt, sondern es muß der Wiener- Hof selbsten eingestehen, daß, wenn von dem letzter» Herzogen keine weibliche vesccndentz fürhanden wäre, alsdenn auf eines weiter- entfernten gesehen werden müste; mithin auch, nach jenseitigen principiis, die Worte: senior filia , quam reliquerit , ihrer Bedeutung nach, nicht praecise des letztem Ertz-Herzogs Frauen Tochter andeuten; und wenn auch Kayser Friedrich des letztem Herzogs verlassene Tochter im Sinn gehabt haben sollte, so ist solche- in keinem andern Lupposico geschehen, als E c 2 wen« 40 4 Geschich te von Bayern. wenn von dem ältesten Sramm-Vater und Primo Acquirente keine unverzrehcne Tochter oder deren Erben fürhanden seyn würde; jmmassen auch die Worte um so mehr in diesem Verstand genommen werden müssen,als Herzog Henrich von Oesterreich, welchem das, PrivileZium verliehen worden, der erste Her- > zog, und suo modo primus Acquirens ge- I wesen, also auf dessen Absterben ohnemänn- liche Erden, vmni Wre dessen älteste Stamm- und Haus-Tochler hat beruffen können; gleichwie solches Kayser Ferdinand ebenfalls thun mögen, nachdem er nebst denen ererbten Erb-Königreichen auch das Ertz-Herzogthum Oesterreich pleno Jure erlangt hat, und keine I Ältere Tochter da war, so entweder Lehen-und 1 SucceiTiong - fähige Erben verlassen, oder sich > ihrer Rechten nicht expresse vel tacite bcgc- | den hatte. Kayscrs Carl des V. Bestättigung bringt eben diesen Verstand mit sich; Der , Aelreste (heisset es darinnen ) unter denen ! herzogen soll die Herrschaffc des Landes traben, und nach ihme sein ältester Sohn erblich, - - - wo aber bemelte Fürsten ohne Erb-Söhne abgiengen, soll das Herzogrhmn und das Land auf feine älteste Tochter fallen. Er sagt nicht, die Lande sollen auf des letzter» Besitzers, sondern auf ' Sein«, (nothwendig des oben genannten Aelresien) älteste Tochter fallen; da immil- ttlst dieses ältesten Sohns und übrige Nachkomme« Geschichte von Bayern. ^cs kommen für erloschen angesehen werden, folg- lich über aller derenselben weibliche Descendenz hinaus, auf des ältesten Filiam Uniorem zurück gegangen wird. Woraus denn fatsam erhellet, wie wenig die anmaßliche Erd- Rechte derer Durchlauchtigsten Frauen Ca- rolimschen Ertz, Herzoginnen sich aus dem überall so hoch angepriesenen Privilegio Fri- dericiano und Kayserlichen Beställtgungen erzwingen lassen; Ad 7 . Daß übrigens dieses Privilegium keine Richtschnur oder Normam successonis in Regna Hungarias & Bohemiae abgeben könne, ist in denen Chur-Bayerischen Schrrfft ten ohnwiderstreblich dargethan^vorden; wcs- halben ich ohnnökhig achte, mich bey Widerlegung dieser Schein-Gründen weiter ausiu- halten, und wird, daß das Privilegium Fri- dericianum von keinen andern, als augmen- tis Ducatus & terrarum Austriae rede, wohl schwerltch jemand in Zweifel stellen, noch , ausser denen gegenseitigen Schrifften - Stel- lern, behaupten wollen, daß Ungarn und Böhmen Augmenta terrarum Austrir, oder Pertinentz- Stücke von Oesterreich seyen; Folglich müssen die Erb-und Nachfolgst Rechte in erjagte Königreiche anderstwo hergeleitet, und vielmehr aus solchen Urkunden genommen werden, so die Succession und Nachfolge darinnen deutlich bestimmen; wir solches von denen testamentarischen und aa- E c z dern 4o 6 Geschichte von Bayern. _ dcrn Dispositionibus Ferdinandi I. erwiesen worden ; obgleich das Durchlauchtigste Chur- Hauß Bayern, erhärteter Massen, wenig Nachtheil zu befahren haben würde, falls auch > das Privilegium Fridcricianum zur Maß-Ne- | gul und Richtschnur derer Erbfolge in ersagte Königreiche genommen werden wollte. Woraus also I Ad 8. von sechsten hinweg fällt, was h.n. zu Bekrasstigung jenseitiger Ausdeutung des | Privilegii Fridericiani beygebracht worden; ob von neuem acquirirtc Erb - Königreiche und Lande sich ratione successionis, nach des eintretenden regierenden Hauses, oder ihrer eigenen Grund-Verfassung zu richten haben, muß aus denen sondern Verträgen und Ob- servanfj beurtheilt werden ; ausser diesen ist I die Pr-csumtio in contrarium , und lehret dir ' Erfahrung durchgehends das Widerspiel, wo bevorab keine Plena incorporatio geschehen, und die sämtliche Lande'nicht speciali Leg« 1 vel Dispositione in eine gleichförmige Verfassung gebracht worden; wie von Ferdinan- do I. per Dispositiones testamentarias & pacta dotalia geschehen ; jedoch so, daß er allerseits auf die eigene Grund-Verfassung und Rechte eines jeden Königreichs und derer übrigen Landen insonderheit mitgeschen hat. Ad 9 . Dieses Assertum bestehet in puren leerenWorten,wovon die gegenseitigeSchriss- ttn-Steller den Beweist noch schuldig bleiben; * viel- i Geschickte ron Bayem. 4.07 vielmehr ist man Chur-Bayerischer Seits im Stand, so von einem, als dem andern Königreiche das Gegentheil, und so viel darzu- thun, daß Schwestern vor des lehtern Besitzers hinterlassenen Frauen Töchtern dic.Erb- folge vielfältig gesucht, und behauptet haben. Wovon der geschickte Böhmische Geschicht- Schreiber Oudravius Hib.i9. P.5N4. (kt) ein merckwürdiges Zeugniß abstattet. Allein, gesetzt es wäre kein Exempel fürzuzeigen, wo eine Filia remotior prae proximiori succedi- ret, so thut doch solches zur Sache nichts; wo die älteste Frau Tochter des primi Acquirentis eine Dispositionem testamentariam, ut & heredis institutionerp planam ac liquidam vor sich hat ; und wo dieselbe auf Abgang des Manns-Stammes sich ihre Erb- und Luccecklons- Rechte pacto iterato & jurato vorbehalten. Wenn allenfalls Filiae Remotiores sich ihrer Erb-Rechten begeben, oder darauf renuntii«, und durch Reter VL tiones & pacta solennia sich Nicht profpicirt Lc 4 haben, (u) vid.Dubrav. d. 1. formal. Ingenti rursus certamine Comitia inibantur, Joanne Praesule Jus Annae, qu* Henrico nupta fuit, legibus propugnante, cum diceret fratribus non extantibus. primam Sororibus in successione Regni causam esse, non quidem, ut ipsae regnent, attamen marito Regnum acquirere possint» si eum habuerint, quem aut Pater aut Regnum illis dederit. Sententiam Praesulis complures alii socii secuti. 408 Geschichte von Bayern. | haben, so mag und kan jedoch solches der Durch!. Frauen Ertz-Herzogin Königin Anna And deren Erben im mindesten nicht praejudr- cirlich seyn; nachdem ihre Frau Mutter und Gemahlin KayserS Ferdinand», Äönigin Anna, die Königreiche Ungarn und Böhmen ohne einhigen Widerspruch, ausser was von denen Standen geschehen, erlangt, und auf ihren Herrn Gemahl rranzserirt, dieser aber die 8uccklHons-Ordnung so verfasset hat, daß auf Abgang des Manns-Stammcs, sie samt ihren Erben, und keine andere Wctbs-Per- | fern als Erbin in dieselbe eintreten solle. Was | viellekcht in noch ältern Zeiten sich zugetragen, > darauf l>at Lersdbige die geringste Achtung nicht zu machen, sondern sich bloß an die, für ' ihre Erb-Gerechtigkeit klar verfaßte tdissoli- rione; und Verträge zu halten; und gcdenckerr dermalsten ihre Erben nicht, sich einige Nach- läßigkeit zu Schulden kommen zu lassen. Es würde auch der gemachte Einwurff alsdann erst von einiger Erheblichkeit seyn, wenn denen älteren Stamm-Töchtern eine L.cx funda- rnenrakrreMMenstünde,unddcutkicheGrund- Satzungen existireten,Krassc deren, deücienrv üirpe mascula, die verlassene älteste Tochter des letztem Possessoris lediglich, & cam « Domus, und schnurstracks gegen oberwehnte Dispositiones & pacta Ferdinandi I. & Filiae ejus senioris Anni, nec non Serenissimae Domus Bavaricae, die weibliche Descendenten derer Herren Söhnen und männlichen Nachkommen Ferdinandi I. vor der ältesten Frauen Tochter, und deren Erben beruffen, sofort diese letztere ausgeschlossen werden; da doch denen weiblichen Descendenten derer Herren Söhnen Ferdinandi, Krafft eben besagter Verordnung, vor dessen Frauen Töchtern und Erben aller Zu-und Eintrit in oben berührte Erb-Königreiche und Lande versperret worden; mithin Kapser Carl der vi. als ehelicher männlicher Leibs-Erbe Caroli Sty- riaci, dritten Sohns Ferdinands I. lediglich als ein Fideicoinmiü-Znnhaber angesehen werden Geschichte von Bayern. 411 werden müssen/ deme über die nexu fidd- commissi affkirte, und vigore In-& substitutionis hereditario - fideicommissariae aus die älteste Frau Tochter des Primi Acquirentis, in casum deficientis Stirpis masculae» zurückfallende Erb-Königreiche und Lande solcherlei) neue Erbsolgs-Ordnung zu errichten nicht zugestanden; Womit Ad 12. die Ratio Dubitandi I2 ma zugleich ihre abhelffliche Masse erlangt; und hat vermag dessen/ so bereits weitläufftig erwiesen und ausgeführet worden, Kayser Carl der VI. mit Bestand keine andere Verordnungen machen können, als welche da mit denen Pactis Antecessorum, & Dispositionibus Ferdinandi I. ceu Communis Stipitis & Primi Acquirentis einstimmeten; von welcher Beschaffenheit aber die bekannte Pragmatische Sanction nicht ist, vielmehr denen Rechten der ältern Erben und Fideicommiss- Nachfolgern e diametro zuwider läufst; diese neuere Erklärung könte allenfalls noch für gültig angesehen werden, wann noch res integra, und die Succession nicht bereits durch Dispositiones Regum & Archiducum anteriorum regulirt gewesen ; allein da dieses let lere seine Richtigkeit hat, so läßt sich von dem Recht und Befugniß Ferdinand, I. auf das Recht und Befugniß Kayscrs Carl des VI. in Ansehung derer von jenem besessenen Erb-Königreichen und Landen, Verordnungen 41 2 ! v! 5 el‘ct>td>re von Lasern. gen zu machen nicht schliesscn ; da sonst auf solche Welse keine Fideicommissa, und Dispositio Antecessoris , praecipui Primi Acquirentis, mehr bestehen, sondern einem jeden Jnnhaber davon srcye Hände offen seyn würden, die ältere Verordnungen in pr-eju- dicium ssertiorurn, quinus jos jam exinde I quaesitum est, nach Veliben abzuändern; I wem wird aber, dergleichen abencheuerliche Principia zu behaupten, wohl beyfallen ? und wer hätte solches von dem Wiener-Hof vermuthen sollen? als welchem das kurtz vor l dieser Erklärung von Kavftr Carl dem VI. | beschwvrne, und dessen Frauen Töchter mit läutern Buchstaben ausschliessende Pactum j successorium de An. 1703. nothwendig bekannt seyn müssen. Ad 1 z. Ob demnach diese neuere Erbfolgs- Ordnung von denen Alanden sämtlicher Erb- Hönigrcichen und Landen angenomMen worden oder nicht, lst gleich viel; nur fragt sich: ob sie selbige in prae)ud>cium pactorum Se dupositionum anteriorum Mit Bestand Rechtens annehmen, und appwbiren können : welches letztere mit gutem Gnrnd verneinet wird, angesehen, wie in denen Rationibus decidendi tkifftig dargethan worden, die reiramenrlrche und andere Verordnungen Ät'ystrs Ferdinand! optimo Jure errichtet, uub barinnm nidhts verordnet worden, so der l en LL Fundamentalibus Regnorum & Pro. u5cscbat)ce von Bayern . 4 1 -- Frovinciarum entgegen wäre; mithin es drrenselben Einwilligung dazumablcn sv w:- nitj/ als bcv denen von andern Kaysern und Crh-Herzogen aufgerichten letzten ÄLillenö- Verordnungen, und noch letztlich dem bekannten Facto Successorio, gebraucht/ obgleich in der gründlichen Ausführung Lap- V. klar erwiesen worden/ daß die Stände, eben wie Layser Carl der V. Mitwissens von denen Ferdinandlschen Verordnungen gehabt ; zu dcme,wo sind dann dcshalben ordentliche Reichs-und Land-Tage gehalten worden? hat man dencnselben die ältere Fern tzinandlsche Dispositiones, pacta dotalia, 8c Reservativa Filiarum Ferdinandi vorgelegt? Zst ihnen der Znnhalt des Facti Successorii bekannt gemacht worden? Und wann alles dieses geschehen, (juo jure, quave Juüitia haben dieselbe eine Verordnung annehmen, und solche Disposition für gültig agnoscirm können, die durch die ältere Dispositiones und Facta recentiora de Anno 1703. Krüfft welcher denen Durchlauchtigsten Frauen Töchtern Kayser Carls des VI. nicht der Schatten eines vorzüglichen Erb--Rechts vor andern, sonderhettlwh des Frimi /Acquirent» Frauen Töchtern übrig bleibt, von sechsten zerfallen müssen? da das Durchlauchtigste Chur-Hauß Bayern durch ermelte Facta 8c Dispositiones ein vhnwiderruffltches Erb-und Nachfolgs-Rechk erlangt, fo stunde ja m ve- 414 Geschichte von Bayern. i rer Sränden Mächte» nicht, demselben wl- ^ ches durch Anerkennung der Pragmatischen Sanction abzukürtzen, und andern weiblichen Nachkommen, aus pur eigennützigen, und leicht zu errathenden, auch guten Theils bekannten Absichten zuzuwenden; da übrigens der Wiener- Hof, und faß alle Oesterreichi-- > sche Geschieht-Schreiber, das Königreich I Hungarn für ein Erdreich hallen, und auf Abgang des Männlichen Stammes denen Königl. Frauen Töchtern die Succession^, Rechte einräumen, vid.Rat.dccid. ia Ferdinande sechsten es auf solche Weise überkommen, und auf seine Erben, so Töchter als Söhne rranrfekitt hat, so mag dem Durchl. Ehur-Hauß, was in jüngern Zeiten occa- sione derer innerlichen Unruhen sonderlich, , deshalben vorgegangen, nicht praejudicir?n ; | am allerwenigsten dasjenige nachrheilig seyn, was denen Ungarischen Standen von weyl. , Kayser Carl dem VI. denen Grund-Gesetzen i und Observans erjagten Königreichs zuwider wegen der freyen Wahl zugestanden, von ihnen Ständen hingegen zu Favor derer Caro, linischen, Josephinischen und Leopoldintschen Ertz- Herzoginnen wieder nachgelassen worden ; vermuthlich, damit hierdlrrch Kayfcrs keräinandi ältester Frauen Tochter Erben und Nachkommen ein- für allemahl ausgeschlossen würden. Der Schluß, daß solche Pragmatische Sanction für nichts weniger, Geschichte von Bayern. 41 s als ein Lex pragmatica & Successionis Not; ma gehalten werden könne, ergiebt sich dem! nach von selbsten ; ist auch in rationibus decidendi ohne das satsam erwiesen worden. Acl 14. Bey denen bekannten Actibus Renuntiationis & Acceptationis derer Durchlauchtigsten Josephinischen Erh-Herzoginnen, und dem daraus nehmen wollenden gegenseitigen Beweiß-.Grunde, ist gar vieles zu erinnern. Dann, vors erste, hat es, so viel die Renuntiatione» anbelangt, damit seinen geweiften Weeg,und musten selbige, nach dem uralten Gebrauch des Durchlauchtigsten Erh- Hauses nicht nur gegen den männl.Skamm, sondern annebens auch in (Konformität vfft angezogener Dispositionen und Verträgen, gegen die ältere, bevorab Ferdinandische, quoad Regna & Provincias ab ipso possessas, allen andern vorgehende Erß- Herzoginnen allerdings geschehen, und deshalben die nöthige Urkunden ausgestellet werden. Es ist aber, fürs 2te, nicht minder richtig, und ausgemacht, daß dieselbe zu Praejudi^ oderNach- theilderer demDurchlauchtigsten Chur-Hause Bayern, oberwiesener Massen, zukommenden älterer Erb-Rechten keine neuere Erbfolgs- Lrdnung annehmen, oder derselbigen durch ihre Acceptation einige Gültigkeit zueignen, sondern solche Annehmungen und Acceptationes allenfalls nur von denen/enigen Königreichen und Landen haben gelten können. 4 ‘6 Geschichte von Bayern. die Kayser Leopolden durch Abgang der Spanisch-Oesierreichischen Linie zugefallen, und I wovon derselbe annoch frey zu disponiren j Fug und Macht gehabt; folglich in deren Ansehung die Frauen Josephinische Ertz-Her- zogmne», deme, so in sothanen Dispositionen zu ihrem Besten verordnet, und ausgekraget! worden, für sich und ihre Erben tn seiner I Masse haben renunriiren mögen; wovon hingegen weder Kapser Leopold, weder Kay- I ser Joseph und ^ayser Carl, noch sonst einig anderer Ertz-Herzog mehr zu disponiren befugt waren, sondern der Primus Acquirens und gemeine Stamm-Vater Ferdinande I. bcreitö in seiner testamentlichen Verordnung, ! auch durch andere gültige Vertrage in casum ' dekcientis stirpis masculae Arckiducum Austris, die erforderliche recht-und billig- mäßlge Vorsehung gethan; davon mochten und kvlllen höchst-Selbige so wenig, als jemand anders, eine widrige Erbfvlgs-Ordnung erkennen oder annehmen : oder es hatten wenigstens diese Agnitiones & Acceptationes in so weil die mindeste Rechts-Krafft nicht; da zumahlen in dem Pacto successorio de A. 1703. tanquam basi & fundamento Sanctionis pagmaticae , die ältere Dispositiones, Conventiones & pacta Domüs mit deutlichen Worten bestättiget, und bey ihrem rechtlichen Bestand gelassen worden; einfolg- üch zu deren Cntkräfflung diese Renuntiatio- _Geschichte von Bayern. 417 , nes & Acceptationes auf keine Weife angeführt werden mögen. Betrachtet man aber auch besagte derer Josephinischen Frauen Ertz- Herzoginnen Acceptationes in ihrer oben erläuterter Masse, und in fo weit selbige noch von einiger Würckung seyn konten, f» bleibt doch noch ztens zu untersuchen übrig: quo jure, quöve Justitiae colore der Wie- ner-Hof solche diesen verwaysten,und(quock probe notandum) unter wayland KayserS Carl des vi. zu dessen weiblichen Nachkom». men Nutzen, Favor, und Besten die Acceptationes lediglich angesehen gewesen. Pfleg» und Vormundschafft gestandenen Durch!. Pupillen zumuthen mögen, nachdeme demfel» bigeu aus dem Pacto Successorio de A.t 7 oz. nicht unwissend seyn konte, daß die Iosephi- nische Frauen Ertz-Herzoginnen denen Car rolinischen schlechterdings und ohne Ausnahme, und zwar aus Verursachen vorgezogen worden, weilen sie von dem l’rimogenit:» oder ältesten Sohn Kaysers Leopold, ab» stammeten ; mithin dieselbe nach dem sich ergebenen ErledigüngS--Fall, in die Kayser Leo» polden, durch Abgang deö männlichen Stammes der Spanisch -Oesterreichischen Linie, an-und zugefallene Erb - Königreiche un> Lande vor denen Carolinifchen succedirea sollen. Man prüfe sich gegnerischer Seits, ob dieser Vorgang mit guten Treu und Glauben zu vereinbaren sey; wvzumahlen bekannt Suppi, R. p. Des, A. H, I. Lh. D 0 ist, 4i8 Geschichte von Bayern. ist, daß, gleichwie ermeltes Pactum Successorium immer verheimlichet worden, also man wenigstens die Durchlauchtigste zweyte Jo- fephinifche Ertz-Herzogin, dermahlen aller/ glvrreichest regierende Römische Kayserin, Maria Amalia, weder von dem Jnnhalt belehret, noch ihr das Factum selbsten zur nöthigen Einsicht mitgetheilet hat; folglich, da die Acceptationes und Renuntiationes ad non cognita nicht gezogen werden können, aus diesem einzigen Grund der gantze Ac- ceptations--Actus als null und nichtig angesehen werden, und deshalben die Pragmatische Sanction auch in deme, worinnen sie Krafft solcher Acceptationum Se Renuntiationum noch von einiger Würckung hatte seyn können, als ein sein Vernichtigungs-ln- strument mit sich führendes, grundloses, und leeres Lufft-Gebäude zerfallen muß; anmit, wie Ferdinandi älteste Frau Tochter, itzt deren Erben in denen von ihme erworbenen, nexu fideicommissi perpetui afficirten Erb- Königreichen und Landen vorzüglich vor allen andern jüngern weiblichen Nachkommen, also die Josephinische in deme, so Leopoldus von neuem acquisiit, vigore d. pacti successorii ebenfalls vor denen Carolinischen, als von der jüngern Linie abstammenden, zu luccedi- ren berechtiget feynd. Alle diese Folgen hat der Wiener-Hofohnfehlbar eingesehen; da nun aber Kayser Carl der VI. ein, für alle- ; Geschichte von Bayern. 419 1 mahl die Succession auf seine weibliche Descendenz zu wenden furl)slttc,fo musten nothwendig Die ältere Hauß-Verträge, Testamenta & Pacta Ferdinandi sowohl/ als das neuere, in Ansehung der Spanischen Erb- schafft, vollkommen gültige pactum Successorium, theils bey Seiten gesetzt, theils geflissentlich Hinterhalten, deren wahren Jnnhalt verkehret, und die eigenmächtig gemachte, darinn gar nicht erfindlrche Ausdeutung davon , der Welt als lautere Wahrheiten vorgewählt und angepriesen werden; damit man ja mit dem angefachten 6aranrie- Werfen durchdringeri, eveniente casu sich in die Pos. session einschwingen, und denen rechtmäßigen Erben, nemlich, so Viel die Von Ferdinande I. besessene Erb-Königreiche und Lande angehet, denen von dessen ältisten Frauen Tochter abstammenden Chur-Fürsten und Herzogen zu Bayern, so viel hingegen die Spanische Succession belangt, denen Jvs sephinischen mit gebührender Vorzeigung des Pacti Successorii, und Belehrung derer ihnen darinn bedungenen vorzüglichen Erb-Rechten, nicht verziehenen Frauen Ertz-Herzoginnen, das leere Nachsehen belassen mögte. Ein jeder unpartheyischcr urtheile nun von selbsten, ob dergleichen Renunriationcs und Acceptationes für Rechts-krässtig anzusehen, und ob ein solches Verfahren sich vor der ehrbaren Welt rechtfertigen lasse? Dieses em- D d 2 zige X 42» Geschichte von Bayern. zjge Probstücke ist, meiner Meynung nach, mehr als hinreichend, dem Publico endlich die Augen zu öffnen, und die ganhe Sanct onfc? Intrigue aller Welt begreiffilch zu machen; Mögte man hierbey nicht mit weit b sseren Rechten ausruffen: Luperi! ubi stdesubi Conscientia recti ? ubi fas sequümque ? Ad u. Da NUN, corruente Principali, das Accessorium zugleich mit hinweg fallt, so braucht es meines Erachtens keines weiterer Beantwortung des von dem Accessioni tmi> Acceptationi/ Actu Jhro Kayserl. Majestät Carl des vn. hergenommenen gegnerischen Schein-Beweises. Es acceptireti nemlich, und nehmen Jhro Kayserl. Majestät (damahliger Chur-Printz zu Bayern) die von der Durchlauchtigsten Frauen Ertz-Herzogin, Maria Amalia, ausgestellte Renuntiation als legal und rechts-erforderlich an, in so weit dieselbe, respectu derer von Kaystr Ferdinan- do besessener Erd-Königreichen und Landen, nicht nur gegen den Manns-Stamme, sondern gegen alle ältere^vorzüglich aber des Primi Acquirentis, Stamm - Vaters und Fideicommittentis Ferdinand! I. Frauen Töchter und deren Erben geschehen ist, und in der That geschehen müssen. Ferner und in so weit solche Renuntiation auf die Leo- poldinische Erbschaffl, nemlich die ganhe Spanische Monarchie, und durch Carln den II. Hisp. Regem erledigte Erd-Königreiche 421 Geschichte von Bayerns und Lande gehet, acceptiren, und nehmen Ihr» Kayserl. Majestät dieselbe ebenmäßig an, jedoch nur in sofern die Durchlauchtigste Frau Erh-Hrrzogin und Gemahl allerhöchst besagter Jhro Majestät, zu Favor derer Durch!. Frauen Ertz-Herzoginnen und Töchtern wcyl.Kayser Carl des VI. hat renunrii- ren können; Da hingegen, was die in das Instrumenrum K enuntiationis mit eingerückte Accepmion und Anerkäntniß der neuerlich erklärten Pragmatischen Erbfolge betrifft, die Durchlauchtigste Frau Ertz-Herzogin zu Ist-kfu-sttz und Nachtheil derer durch die älteste Frau Tochter Kaysers Ferdinand,, auf dar Durchlauchtigste Chur-Hauß Bayern de- volvirten, vorzüglichen Erb-Rechlen, eine neuere denenselben entgegen-lauffende Erb» folgs-Ordnung anzunehmen, und zu acce- prlren nicht vermögt, solche Pragmatische Sanction auch dahin auszudeuten, nach Innhalt des darin» pro basi & fundamento gelegten Pacti Successorii , es weder von eis nem, noch dem andern Theil den Sinn und Gedancken /«mahlen gehabt haben kan; so ist leichtlich zu begreiffen, daß Jhro Kayserl. Majestät Carl des VII. als dabey hauptsächlich mit- imeressirten hohen Theils, Sinn und Meynung, noch viel weniger gewesen, allerhöchst dero Durchl.Chur-Hauß auf eine so empfindliche Art zu verkürhen, und durch solche Accessum demselben einen ohnwieder- D d 2 ersetz- Bayern erschlichen Schaden zuzufügen; vielmehr dar den allerhöchst selbe, wie in der gründlichen Arrsfuhrung bereits angeführt worden, zur Zen da wegen dem vorgehabten hohen Ver- mählungs-Geschafft deliberitct wurde, in offener Oonierenh erklärt, daß durch den Accelsions - und Acceptationi # Actum sie ] allerhöchst dero alteren Hauß-Rcchten einiges ^ Nachtheil zuzuziehen nicht gedachten , und Falls es solche Meynung haben sollte, dieselbe lieber von dem gantzen Vcrmählungs-Gc- schafft abstehen, und die vorhabende Heurach rückgängig werden lassen wollten. Hieraus folget also ohmvidertwiblich, daß Jhro Kay- secl. Majestät acceptatio &. agnitio accessoria anderster nicht ausgedeutet, noch exten- diret werden könne, als in quantum selbige der älteren von Kayser Ferdinando verordneten Erbfolgs-Ordnung, und Rechten des Durchlauchtigsten Chur-Hauses Bayern, nach Abgang des Oesterreichischcn Manns- ' Srammcs in die Ferdinandische Crbschastt : nnd Fideicommisz - Königreiche ohne Mittel zu succediren, nicht entgegen, sondern auf solche Königreiche und Lande gerichtet ist, wovon Kayser Leopold und dessen Herren Söhne unter sich noch Verordnungen machen, und die Durchlauchtigste Ertz-Herzogin Maria Amalia denen, vermög dieser Verordnungen, ihr zukommenden Rechten renumüren, auch eine solche kenumistion voraus sehende neue Geschickte von Bayern. 42; neue Erbfolgs-Ordnung accepriren und annehmen können. Mit dieser Masse, und quatenus die Pragmatische Sanction nur die Kayftr Leopolden von neuem an--und zugefallene Spanische Erb-Königreiche und Lande betrifft, wären Jhro Kayserl.Majestät allerhöchst dcro gethanen Zusage gemäß, dieselbe für gültig zu erkennen, willig und bereit; es würden allerhöchst selbe wider die von der Durchlauchtigsten Erh-Herzogin Claria A- malia, wegen ihrer eigenen Vorgangs-Rech- tcn gethane, und von deroselben acceprirte Verzicht nichts einwenden; wenn nicht auch diese Kenuntiarion , sanz der darauf gegründeten Accepration und Accession erwiesener Massen mit einem offenbaren Virio nullitatis bchafftet, und erst besagte Durchlauchtigste Frau Josephinische Erh, Herzogin, mittels ohnverantwortlicher und geflissentlicher Hin- tcrhaltung derer Haupt-Urkunden dazu verleitet, und auf eine contra omnem bonam fidem lauffende Art von ihren Erb-Rechten perdrungen worden wäre; da bey dem gan- hen I^cnunriarions-und Acceprations-Actu von dem zu bavor derer Josephinischen Ertz- Herzoginnen verfasten, und in der Erklärung de An.1713. selbst angeregten, aber NB. nie producifteil Pacto SucceUorio die mindeste Erwehnung nicht geschehen, sondern solche in einem tieffcn Stillschweigen verhalten worden ; so können Jhro Kayserliche Majestät so D d 4 wenig, 424. Geschichte von Bayern. wenig, als dero Durchlauchtigste Frau Gemahlin, die Iofephinischc Ertz-Herzogin, samt ihren Erden solche kenumiarion, Ac- ceptation und AcceiTion von der mindesten Rechts-Trafst nicht hallen; sondern sind bey so bcwandtrn.Dingen auch in Ansehung derer keopoldinischcn Erbschafft denen Carolinir scheu Erh-Herzoginnen vorzuziehen; Wer noch Treu, Glauben und Ehre liebt, kan demnach nicht änderst, als das bey diesem Kenumialions-Acccprarions ' und Acccs- Iions-Gcschäfft vorgegangene widerrechtliche Verfahren verabscheuen, und muß nun jeder- mämuglich erkennen, daß es nicht cme übermäßige ^Vergrösscrungs- oder Länder-Begierd und eingebildete Conveniens, sondern best- gegründere, höchst triffrige Ursachen seyen, weswegen Jhro Kayscrl. Majestät sich an die Kenunriarioncs, Acccpracione^ und Accet- tione;, bevorab in so weit der Wiener-Hof selbe so gar auf die ältere Chur-Bayerische Hauß Rechte ausdeuten will, nicht gebunden zu seyn erachten müssen. Act 16. Nachdem der Wiener-Hof so wohl ausser-als inneren Mächten, und m specie auch der Cron Franckrcich unter Treu und Glauben becheuret, daß die von wcyl.Kayser Carl dem VI. erklärte Erbfolgs - Ordnung denen Pactis Serenissima; Donnxs Äustrise einstimmig, und eines Dritten Rechten im mindesten nicht zuwider wäre; ja zum Über- Geschichte von Bayern. 425 fiuß alle dicienige, so neck einigen Anspruch darauf machen Fe-men , durch Anuchmung unö feyerlicheAnerkäntniß der Pragmatischen Sanction sich ihrer allenfalls habcader Rechten gantzlich begeben hatten, so fönten biefeU bc, suppolita assertorum veritate, & secundum ea, quas proposita suere, solche Garantien ohnbedenckirch auf sich nehmen ; und in tantum ist cs wahr, daß ermelte Pragmati- sche Sanction von ausser» Machten habe gewahret merken können; Allein so bald dieselbe von dem Unbestand und Ohnerfindlich- der vorgebildeten Legalität ermeltcr Erdfolgs- Ordnung überführet worden; so balden sich in facto gezeigt, baß anbete sich wegen ihrer Erb^Rechten darstelletcn, und von einer Seit die Nichtigkeit derer auf eine nicht so gar ruhmwütdige Art herausgebrachter Renun- tutiemen und Acceptatione» deutlich und klar gezeigt, auf der ander» Seiten htngegen die Rechtmäßigkeit ihrer Erbfolgs-Rechten, und vhnstreittgen Vorgangs vor denen Caroli- nischen Erh Herzoginnen Sonnen-heiter erwiesen hatten horcte auf einmahl alle Verbindlichkeit i 8. Der durch die mehrere Reichs- Stände auf der Reichs -Versammlung wegen solcher Oarantie-Lcistung verfaste Schluß von einiger Verbindlichkeit eben wenig zu achten, indeme bekanntlich in dergleichen Fällen, wo es auf Jura lingulorurn ankommt, die Majora nicht gelten, sondern, nach gestalten Dingen , juxta lnstr. V. W. Art. V. tz. s 2 . in Comitiis via amicabdi, oder wv es jüstitz- Sachen sind, post debitam argue legalem causae «agnitionem, in via Juris entschieden werden müssen; folglich sind diejenige Reichs- Stände, welchen durch erwchnten Reichs- Schluß einiges Ngchtheil zuwachsen konte, gar wohl befugt gewesen, sich dargegen con- rradicendo & protestando zu verwahren. Eine Reichs-Versammlung ist ja kein Justiz- Collegium, sondern es werden daselbsten die Schlüsse vorzüglich ex rationibus statüs, & politicis abgefgst. Wer wird aber diesen in dem Heil. Rom. Reich sich ergebenen, oder damahlen vermuthenden 8ucccstjons-^all unter die Cautos politicas rechnen? Wer wird 430 (ßefct)ict)te von Dayern. wird glauben, daß das Römische Reich auf das blosseitige Ansinnen des Wiener-Hofes die Chur-Bayerische Erb-Rcchte auf einmahl so habe zernichten, und entkräfflen können, daß dem Durchlauchtigsten Chur-Hauß dic- serhalb die mindeste Vorstellung zu thun, geschweige erforderliche Beweise zu führen nicht erlaubt seyn svlte ? Der Nachkommenfchafft wird, daß dergleichen Zumuthungen in dem Reich jemahls geschehen, kaum, und so wenig glaublich fürkommcn, als jetzo, da der Unbestand der Pragmatischen Sanction, und deren eben so nichtigen Renunnationen und Acceptatione« offen dargestellet worden, sich jemand verbunden achten kan, eine, Juribus tertiorum offenbar zuwider lauffende, Erb- folgs-Ordnung zu gewähren; was übrigens allhier wegen derer Acceptationen und Accessione» Ihro Kayserl. Majestät beygebracht worden, findet allschon oben ad N. 14, & rs. seine abhelffliche Masse. Aä 19. Die von der in allen Schafften so hoch erhobenen indivisibilirare terrarum Austriacarum hergehohlte S6)ein-Gründe sind eben wenig Stich-haltend, von welcher Seiten man auch dieselbe betrachte; Man muß vielmehr, da sich der Wiener-Hof ge- nöthiget findet, zu solchen Rationibus extrin- secis seine Zuflucht zu nehmen, daraus schlief- sen, daß es demselben an Rationibus intrinsecis & Justitiae fehlen müsse i denn meines Geschichte von Bayern. 4; l Ermessens kommt es aufs blosse sagen nicht an, um einem Dritten, wegen eingebildeter Nothwendigkeit die Erb-Lande beysammen zu behalten,seine klare Erbrechte abzusprechen; es hat sich auch in der Thatgeausfm, daß zu Wien selbsren man auf die Indivilibilitatem wenig gesehen, wo man geglaubt, durch Abtretung, und Ledirung ein oder andern Königreichs, auch sonst ansehnlicher Landen seine Oonvcnicnr zu finden; sowohl vor, als nach zeitlichem Hinscheiden Sr.Kayserl. Majestät Carl des VI. machte man sich keinen Scrupul, von diesem Principio vielfältig abzuweichen; gegen das Durchl.Chur/Hauß allein soll deme vhnverbrüchlich inb-crirt werden; Hier soll auf der Unzertheilbarkeit der Oesterreichischen Erbschafft des gantzen Römis. Reichs Wohlfahrt und Hcyl beruhen? Wohlan: man begreiffe sich demnach, und überweise dieselbe dem rechtmäßigen Erben und Nachfolger, jetzt - regierenden Sr.Röm.Kayserl.Majestät, so wird alsdann die Sicherheit und Ruhstand des Heil. Röm. Reichs durch den mercklichen Zuwachs derer Chur-Bayerischer Landen um so mehr erhalten werden können. Allein hic surdo canitur fabula, hier höret das Principium auf, und, da der Wiener-Hof keine Reichs-Lande mehr zu veralicniren hat, thut derselbe ansehnliche Opffer von der Oestrr- reichischen Erbschafft, um sich in der, contra Jura manifesta Serenissimae Domus Bava- ricac, 4H2 Geschichte vonBayerir. rics, ergriffenen PossdTion zu erhallen; das cinhige, was demselben hierbei) noch übrig bleib?, ist, daß er solche Eestioncn und Ab» gedungen ceu totidem sacrificia pro incolumitate Imperii, pro patria, & salute publica der Welt vorzuwählen Gelegenheit findet; welches Unglück zu andern Zeilen ohn- zweisselhaffc eines oder des andern Reichs- Stands Lande gegolten haben würde, >vie die Erfahrung seit mehr denn 200. Jahren vielfältig belehret hat, und dem Reich gewißlich so viele Lande nicht würden entzogen worden seyn, woferne nicht aus eben diesem principio das Durchlauchtigste Ertz-Hanß Oesterreich mit der Cron Franckrerch beständig Privat-Hauß-Kriege zu führen gehabt, dar- ettt aber das Reich immer zu verwickle«, und am Ende, mittels Abtretung ansehnlicher Reichs-Landen, sich loß zu machen, seine eigene Lande hingegen zu erhalten gewust hätte Das Durchlauchtigste Chur-Hauß Bayern ist obverstandcner Massen, und in so weit die nun erledigte, von Kayser keräinancio I. besessene Erb-Königreiche und Lande auf das- selbige ohnzercheilter fallen sollen, der indivi- sibilitati terrarum Austriacarum nicht entgegen, allein es muß selbige schon für und an sich auf seinen rechtmäßigen Gründen, nempe Dispositionibus testamentariis & padis Domus beruhen, und nicht selbst, wie von Seiten des Wiener-Hofes geschahet, zum Grund Geschichte von Bayern. 433 Grund seiner anmaßlichen8ucceMons-Rech- ten gelegt/ und mit Bekränckung Jurium Ter- ' tii behauptet werden wollen. Ad ao.Was von Beybehalkung des Gleichr ! Gewichts von Europa/ und des Teutschen Reichs hier weiter beygebracht wird / ist eben i so ohnerhebuch; und wenn ja solches ein Grund seyn soll/ die Indivisibilitatem Regnorum & terrarum Austriae mit vereinigten Kraffken zu erhalten, so müste doch solches rn demjentgen Hohen Hauß, und in der Person geschehen, welcher das alleinige wahre Erb- folgs-Recht darauf zustehet, das ist, nicht in der Person der Durchlauchtigsten Frauen Groß, Herzogin, sondern in dem Durchs > lauchtigsten Chur-Hauß Bayern und der Al- 1 lerhöchsten Person Jhro Kayserl. Majestät/ Carl des VI l. Daß solches anderer gestalten, als in denen Durchtauchtigsien Frauen Ertz? Herzoginnen, und Töchtern weyl.Kay- ser Carl des Vl. wie in der Pragmatischen SancuoN und dem Lvmmillions-Decrec ^le An. , 7 Z>.tupponlret wird, nicht geschehen könne, wird der Wiener-Hof zu erweisen gewiß nicht im Stande seyn; Nicht zu ge- deilcken, daß weder die Umstände von Europa noch von dem Reich so beschaffen seynd, daß man, um die indivisibiiitdt, und damit das vorgeblich: Gleich-Gewicht zu erhalten, so gar unschuldige Tertios von ihren Rechten vsrdringen Müffe. Das ,£quilibriüin intef Suppl. ?. Des A t H. /.Th. E e l'u- 4Z 4 Geschichte von Bayern. _ Populoj & Gentei bestehet notorii in einet Verbindung oder Gnion« gewisser, gem-ine Absichten habender, Staaten und Rechten: dieses kan verschiedentlich gestöhrt, zerrissen und aafgehebt werden; jedoch lasset es sich auch leichtlich wieder herstellen. Gehet eine Macht vvm Bündniß ab-, so sucht man eine andeve hinein zu bringen, um dadurch die Maag-Schaale wieder in die Gleichheitzu setzen; welches alles gar füglich nach dem gegenwärtigen 8ystemare kuropL ins Werekt zu richten, wenn gleich die Oesterreichische i Erb-Königreiche und Lande nicht sämtlich und vhuzerrheül auf ein Hauß verstummen, wie Wernünfftige und Staats-Erfahrne leichtlich ^»»räumen werden. Wodurch I 2 i. sich der Einwurff, daß durch Zer- trennung der Oesterreichischen Machtdie Christenheit denen Incurlionen und Streiffereyen des Erb- Feinds ausgesetzt, und selbige ihre bisherige stärckeste Vormauer verlieren würbe, ebener müssen beantworten lasset. Nur finde noch zu erinnern nöthig, daß, wo nicht das Reich, und fdnderheitlich das Durchlauchtigste Chur-Haus Bayern dem Ertz- Hauß Oesterreich in denen ungarischen Tür- öen-Kriegen öffters hülffreiche Hand gebot- ten hätte, es zuweilen um die Oesterreichische Erb-Lande, ja das Teutsche Reich selbsten, schlecht ausgesehen haben würde, A4 Geschichte von Bayern. 43? Ad 22. Was es mit denen denuntiari«,., nen derer so wohl ältern, als jüngern Crtz- Herzoginnen für eine Bewandniß habe, und daß in specie die älteste Frau Tochter Kayscrs kerdinancil I. sich, auf Abgang des Manns- Stammes derer Erh-Herzogen zu Oesterreich, ihre Erb-Gerechtigkeit, auf die von Ihrer Herrn Vaters Majestät besessene Lande, Clausulis cnixlstimis & conceptissimi*, vorbehalten habe, ist in denen dationibus decidendi I C. Sc seq. zu Gnügen erwiesen worden; also mau sich dabey weiters aufzuhalten ohnnöthig achtet. Daß aber solche Clausulae reservatoriae auf den Fall zu verstehen seyn sollen: wenn derManns-Seam- 7ne bey ihren Lebzeiten abgegangen, sofort Sie die nächste weibliche Erben gewesen seyn würde, wird bloß vor die lange Weile angenommen, aber nicht bewiesen; Der wörtliche Jnnhalt,so wohl von dem Pacto dotali, als Pacto renuntiati vo- reservativo belehret sogleich das Gegentheil; die älteste Frau Tochter Kayfers Ferdinandi renuntiitl aufUngarn und Böhmen, ingleichen die Erh- Herzoglich-Oesterretchlsche Lande, bloß gegen den Manns-Stammen, oder die Ertz-Herzoge zu Oesterreich MaNns-Personen; wenn diese abgehen, und keiner mehr bey Leben sey» würde, will NB. nicht nur Sie, die Durchl. Frau Ertz-Herzogin Königin Anna für sich, sondern auch für Ihre Erben und Hadi* E e 2 kommen 436 Geschichte von Bayern. _ kommen sich ihre Erb-Gerechtigkeit lauter und klar vorbehalten haben; Wer wird aber sagen, daß der Vorbehalt nur auf die Personen gerichtet seye, wo man derer Erben überall Meldung thut? vielmehr ist offenbar, daß, gleichwie die Person und die Zeit des Abgangs des männlichen Stammes nicht klererminirt, sondern jndc6nire gesetzt ist, es mag solches geschehen, wenn da will, über ein, zwey oder drey hundert Jahren, also in» gleichen die Person und Zeit des weiblichen Eintrits dieser ältesten Frauen Tochter Kay? fers kcrciinznäi nicht bestimmet, sondern der Vorbehalt indeünirc auf die Königin Anna, Ihr t Erben und Nachkommen gesetzt, und so viel bedungen wird, daß, wer da zur Zeit dieses Abgangs noch bey Leben seyn würde, entweder sie selbsten, oder von ihren Erben und Nachkommen einer, derselbe so denn, nach dem Recht der Erst-Geburt, in diese Erb- Königreiche und Lande eintreten solle; »in anderer, sonderlich der vorgebliche Wort» Verstand, lasset sich aus dem Ehe-Vemagö und Verzichts-Brieffe keinesweges erzwingen; Womit Ad 23. zugleich die auf das Durchlauchtigste Chur-Hauß Bayern gantz widerrechtlich gemachte Applicarion derer vorgehenden ohnbegründeten Ernwürffen ihre abhelffliche Diaab erhalten. Zwar ist es nicht ohne, daß, Geschichte von Bayer». 42? daß, nachdeme das Durchlauchtigste Chur- Hauß durch die älteste Ferdmandische Frau Tochter alschon ein Jus b-reditarium 6c pa- ctitium, auf Abgang des Manns-Stamms, in crmelle Erb-Königreiche und Lande zu sec- ccöiren erlangt, und da solchem Erb-Recht weder durch Testaments und Dispositiones derer männlichen Erben Kaysers Eerdinandi, noch durch Pacta Reservativa Archi-Dutis- sarum Juniorum im Mindesten Nicht praju- chcirt oder derogirt werden können, gantz nicht zu begreiffen zu seyn scheinet, wie die an den Chur-Fürsten und Herzogen in Bayern Maximilianum I. verheurathete Frau Erhr Herzogin und Tochter Ferdinand II. und die an Churfürst Maximilianum II vermählt Frau Ertz-Herzogin und Tochter Leopoldi, ihre Ehe-Verträge und Verzichts-Bricffe auf die nemlicheArt, wie von der ältesten Frauen Tochter Kaysers Ferdinandi I. geschehen , verfassen; folglich auf Abgang des männlichen Stummes, sich eben dasjenige vorbehalten können, so bereits ihren Herrn Gemahlen per pacta anteriora längstens vorbehalten wäre; Dadurch also von neuem bestättiget wurde, daß die Pacta dotalia und Reservativa kein Jus succedendi betvüroklen, sondern entweder gar keinen, oder nur die in Rationibus Dubitandi gemeldete Effectus haben fönten. Es lasset sich aber diese Einstreuung gar leicht beantworten. Der in de- E e 3 nen as* Geschickte van Bayern. neu Ehe-Verträgen und Verzichts - Bnesen enthaltene Vorbehalt wird hauptsächlich zu Favor und Sicherheit der renumürenden Frauen Töchtern eingerückt; Ob nun schon die Frauen Ertz-Herzogmnen jüngerer Linien, vor denen sub clausulis reservativis verziehe« nc» Erb-Töchtern älterer Linien, in denen Hoheit Häusern, wo das Jus Primogenitur* hergebracht ist, sich eines 8ucccssrons-Rechts nicht unterziehen können, so wäre doch rath- fam, daß sie sich dieses fu<* ordine ihnen zu statten kommendes Erb-Recht, auf die nem-r l liehe Art, wie die ältere Stamm-Töchter, | vorbehielten, und dieses zwar aus zweyen . Haupt-Ursachen: imo, wegen derer neuen Erbschafften und Erlangung anderer König- ! re»6)en und Landen, so mittler weilen geschehen können; 260, weilen ja so wohl die älteste Frau Tochter, als ihre Erben ohne Lehns- rmd Zucccstions-fähige Erben abgehen, und so Dann die Ordnung auf sie und ihre Erben kommen können; daß aber derjenige hohe Gemahl, deme ein-oder andere jüngere Frau Ertz-Herzogin angetrauet wird, bereits ein vorzügliches Recht besitzet, ist per accidens, und karr sich ja leicht zutragen, daß diese, secundis vou's,sich in ein anders Hohes Hauß vermahlen ^ Zu geschweige», daß cetlanr« bac secunda ratione, dennoch die erstere des- halben nicht aufhöret; und kan man sich ein Exempel htevon vorbilden, was die keserva- rianes _Geschichte von Bayern. 4.55 tionei derer Leopvldinisch - und Josephiuischen Frauen Ertz * Herzoginnen, in Ansehung der grossen Spanischen Erbschaffr, für einen Effect gehabt haben würden, falls nicht Kayler Leopold der so wohl weiblich - als männlichen Succession darinnen, in dem bekannten Pacto Successorio, ohne das die rechtliche Vertrags-mäßige Form und Gestalt gegeben hätte; Daß übrigens in dem Regressu adfilias nun renuntiatas anteriores , uber die äitest« §nrn Tochter Ferdtnandi I. als primi Acquirentis, und durch eine ohngezweiffelle Erb- ^ochccr eingetretenen Erdens, nicht zurück gegangen werden könne, ist in denen Rationibus decidendi ebenmäßig klar erwiesen worden. Ad 24. Wenn, wie hier behauptet werden will, die Reservation es, salvo jure succedendi Filiarum ultimi Possessoris, verstanden werden sollen, so wäre denenselben Dadurch soviel, als nichts vorbehalten worden, sondern es müsten solche zuwarten, bis von allen jüngern so männlich-als weiblichen Nachkommen derer Ertz-Herzogen zu Oesterreich niemand mehr beygeben wäre; auf welchen Fall es keiner Reservation und Pacti Turis hereditarii conservativi vonnöthen gehabt hätte, wie ein jeder von sechsten einstehet. Da nun der Ungrund hievon aus denen Pactis dotalibus & reservativis sofort Ce 4 von 44-0 Geschicke von Bayern. von selbsten hervor leuchiec, und man nur die Worte davon obenhin einsehen darff, um zu erkennen, daß die Erbfolge unmittelbar auf Abgang des männlichen Stames derer Ertz- Herzogen von Oesterreich / vorbehalten worden/ so zerfallet die vorgebliche Ausdeutung von feibsicn hinweg. Man erwegc nur, wie sorgfältig der Manns--Stamme angedeutet wird/ und wie klar die hohe Herren paciscen" rex die Erbfolge in die Königreiche Ungarn und Böhmen, auf dir Ertz- Herzvaen zu Oesterreich, Manns- persone»/ reilringiret haben/ um dadurch anzuzeigen, daß Sie der Frauen Tochter Ferdinand, I und ihren Er- ! ben, auf diesen sich behebenden Lall, ihre \ Erb-Gerechtigkeit und Ansprüche an die von £ai)fct Ferdinande besessene Erb-Kömgreiche [ und Lande vorbehielten. Es heißt ja nicht, wenn kein Ertz-Herzog, Manns-Person, oder weibliche Descendenten von ihnen, sondern nur: wenn kern Manns-Person mehr im Leben seyn würde; wobey denen Frauen Töchtern und weiblichen Nachkommen dieser Manns-Personen, vor denen Ferdinandi- schenFrauen Töchtern kein Erb-Gere chug- keit übrig bleiben kan. Da es also mit der unmittelbaren Erbfolge dieser Ferdinandischen Frauen Töchtern und ihrer Erben, nach Abgang des Qesterreichischen Manns-Stammes, seine ohnlaugbare Richtigkeit hat, und, W die Frauen Töchter derer männlichen Räch- 3 Geschichte von Bayern. 44 » Nachkommen Ferdinandi ihnen Vorgehen sollen, die Höbe Herren Paciseente; sich nicht träumen lassen, so können sich dieselbe eben Wenig auf einen suo tempore & ordine ihnen zu statten kommen sollenden Regreflsum zurück, oder vielmehr plat abweisen lassn, sondern es müssen vielmehr die jüngere weibliche Linien zuwarten, bis die Reiche und Ordnung, juxta prorogativam linearum & secundum Prunogeniturae ordinem sie treffen werden. Ad 25. Weder in dem Ferdinandischey Testament, noch in dem Ehe-Vencaa und Verzichts-Brieff wird von einer Mobchar- Vcrlassenschafft gedacht, sondern im erscrn werden die Töchter ausdrücklich in dre Königreiche und Lande zu Erben eingesetzt; nach Abgang derer Herren Söhnen Ferdinand;, und derer ehelichen männlichen Leibs-Erben, solle 'ine von denen Frauen Töchtern Ferdinandi in die Landes-Regicrung eintreten, die Stände sollen dieselbe auf diesen Fall für ihre Königin annehmen, und keinen andern Herrn erkennen. Wenn, nach Abgang des Ferdi- nandtfchcn Manns-Stammcs, dasErh-Her- zogthum Oesterreich, samt dessen incorpom* ten Landen, auf Kayser Carln den V. und dessen männliche Erben fällt, sollen die Ferdinandische Frauen Töchter einen gewiss:» Abtrag bekommen, ausser derjenigen, so in die Königreiche succedirct. In dem Ehe- E e 5 Vertrag 442 Geschichte von Bauern. j Vertrag und Verzicht-Brief gehet der Vorbehalt ohnehin so klar und deutlich auf die Königreiche/ Land und Leute: Kayser Perdi- nandus I. beobachtet in. beyden, den m Rat:, decidendi bemerckten Unterschied der Erbfolge in Ungarn und Böhmen so sorgfältig, daß derjenige alle Sinne verlohren haben müste,. > so da vorgeben wollte, ob waren die Inttiru- ' tio-nes, Pacta und Reservationes auf waO anders, als die Königreiche und Lande gerichtet; folglich, da das Recht der Erstgeblnch vorzüglich auf diese radiciret ist, so ist auch die Meynung derer Hohen Herren Paolcenten auf keine andere, als solche Lande gerichtet gewesen, welche dem Juri Primogenitutae unterworffen, und, nach -Abgang des männlichen Stammes, ohnzertheilter auf Kaysers ! Perdinandt L älteste Frau Tochter und ihre ' Erben verstammen sollen. Da nun Ad 26. der Einwurff, als ob inN«ducto i ^sure PrimogcnimrL, juxta praerogativam ' sexüs & aetatis, iHc Renuntiationes , folglich auch Reservationes für überfiüßlg, oder als leere 8o!enniiäten anzusehen waren, in Rat. decid. i 9 . trifftig beantwortet, und klar ge- zeiget worden, daß dennoch erhebliche Ursachen fürwalten, warum, wo nicht die Renuntiationes, wenigstens die Reservationes durch dergleichen klare und deutliche Pacta versichert, und denen ältern Stamm-Töchtern die Erbfolge bedungen und vorbehalten werden)können ; Svi erhellet folchemnach Ad Geschichte von Bayern. 445 Ad 27. ohnadneinlich, daß denen Ferdinandischen Frauen Töchtern durch das ctamenrum, Pacta dokalia & Reservativa, das Lucccssions-Recht aufUngarn UNdBöh- inen, samj denen Erh-Herzoglich-Oesier- reichischen Landen, vor allen jüngern weiblichen Oescendenten auf das beständigste zugewendet, und vorbehalten worden ; mithin, da die Erklärung de A. 1713. eine gantz verkehrte Ordnung einführt, und aufAbgang des männlichen Stammes derer Ertz- Herzogen zu Oesterreich, nicht des primi Acquirentis, sondern ultimi Possidentis Frauen Töchter zugelassen wissen will, so liegt offenbar zu Tag, daß beyde 8ucccssionsr Ordnungen neben einander nicht bestehen, folglich nach denen weitläusscig bewiesenen tüchtigen Gründen, diese letztere alsnnii und nichtig zerfallen müsse. Ad 28. Den Bestand und Nechtmaßigkeit des FerdlnandischenTestaments ist gleichfalls weiters, als in Rationibus decidendi gefcher den, zu bestücken nicht nöthig, nachdem der Wiener--Hof, fy wohl die Gewalt zu tessi- ren, als das Testamentum felbsten in offenen Echrifflen für gültig erkannt hat; Und wo seynd denn diejenige Privilegia, Disposition« & Pacta, denen solches zuwider wäre? Das Privilegium Friderieianum und dessen Con- firmationen sind es, erwiesener Massen, nicht, vid. Rat. dub. Das Pactum successorium, und in speeje die sogenannte pragmatische 444_Geschichte von Bayern. j Erbfolge Ordnung kan es eben so wenig ge- meinet seyn, da solche nororie erst nach dem leüamento Ferdinandeo errichtet worden, forthin aufdieFerdinandlscheErbschasft nicht ^ gerichtet werden können; Daß übrigens Käy- s fer Ferdinandus sämtliche seine Erb-Kömg- resche als Fideicommissa besessen, und dis- selbige weder vcrabeniren, noch auch seiner Oeseencienr entwenden mögen, lasse ich zu; Ob aber dieselbe vorher schon die von dem Miener-Hof behauptete Form und Gestalt gehabt, daß nach Abgang des männl.Stammes, die älteste Frau Erb-Tochter uicimi Possessoris succe äi ren müssen, wird ohne allen Grund, und ohne die mindeste Wahrscheinlichkeit ausgegeben; Vielmehr liegt aus denen bisherigen Beweißlhümern klar für Augen, daß, wenn nicht schon damahlen derer ' ältesten Stamm-Töchtern Vorgangß-Rech- t^, Lege pragmatica & fundamentali so ausgemacht gewesen, dennoch Feminandus diesen Modum successionis fcemininae gar fügtrch habe einführen, und in seinen testa- meirtlichen Verordnungen so wohl, als Pacti* dotalibus auf ewig bevestigen können ; Da nun solches in der That auch also geschehen, so ist ja vielmehr Kayser Carl der VI. für denjenigen Fldeicomwisr-Jnnhaber zu achten gewesen, deme, diesen vispoiirionen, folglich denen Chur-Bayerifchen Rechten zuwider das mindefteiMverfügen nichtlfreytgestanden. _Geschichte von Lagern. ^ 445 Ad 29. Durch die ferncrweite Verordnung Kaysers Ferdinand! I. de An. 7554. ist weder dessen Testament, noch Codici)! aufgehoben worden, ausser in einigen Arriculn, so der Testaten- abgeändert, und worinnen er von deme, so im Testament wegen der Brüderlichen Theilung und Regierung versehen war, abgegangen ist ; Denn, nachdem denen Herren Söhnen Ferdinand,, die Brüderliche Theilung und Vereinigung unter sich selbften zu errichten, frey gelassen werden, doch so, daß solche vor Erreichung des i8tcn Jahrs dessen jüngsten Herrn Sohns Crtz-Herzog Carls nicht vorgenommen würde,so hatte derselbige Nunmehro in dieser Aädirional- Verordnung, UM allen künffnglhin entstehenden Sttitigkei- ten vorzubeugen, ih»e Theilung selbst anqeord- | net, und einem jotzen seine Portion von denen Ertz-Herzoglich-Desterreichifchen Landen angewiesen, und hierünnen, nebst einigen milden Stifftungcn, bestehet die ganhe neuere Verordnung, mithin «st diestlbe mehr für eine Dc- daracion und Codicill, als ein neues Testament anzusehen. Es hat auch Kayscr Ferdi- nandus* da er in dem An. 1543. errichteten Testament sein voriges de An. 1532. cassirü W16 aufgehoben, m effectu gezeigt, daß er dergleichen Aufhebung, mcht ohne deutliche und klare Willens- Erklärung, vorzunehmen pflege, dergleichen doch in dieser letztern LMspo- sition so wenig/ als eine Crb-Einsehung anzutreffen. Ad 4-fS (Seschichre vonDayem. Ad 30. Daß die Substitutiones derer Fr» Töchtern Ferdinandi bloß auf rhre Personen gerichtet gewesen, wird Gegnerischer Seilen mit eben wenigem Grund fürgegebcn; und ist derer Ferdinandischen Frauen Ertz - Herzoginnen Jus hereditarium ad heredes trän* sitorium in Rat. decid. 12. & 13. ohnwlder- " weiblich dargerhan worden;,?otito aber,eS hätte sich der Fall ergeben, daß noch bey Lebzeiten der ältesten Frauen Tochter der männliche Stamm Ferdinandi erloschen, und dieselbe also in die Königreiche und Lande nachgefolgt wäre, würden nicht ihre Erben ebenfalls Jtire hereditario a Matre in ipsos derivato succeditet, und, wo weder in dem Testament, noch sonsten von denen Töchtern derer Herren Söhnen einige Meldung geschehen, diese letztere in allen Fällen ausgeschlossen haben? Und muß nicht dieses auch noch jetzo, wo die Erben und Nachkommen derer Ferdinandsschen Frauen Töchtern mit denen weiblichen Descendenten ihrer Herren Brüdern concurriren, Platz greiften? wo zumahl sie diesen ihren Erben und Nachkommen auf solchen Fall den Vorgang so nachdrücklich reservirt, und ausbedungen haben. Ad 31. Die Worte öe$ CodiciHs sind, und können deme also nicht entgegen seyn, weilen eures Theils denen Erben der ältesten Frauen Töchter Kaysers Ferdinandi JL das denenjelbrn m dem Ehe, Vertrag und Ver- jtchl- Geschichte von Bayern._447 zicht-Brief zugedachte, und pacto firmissimo stipufirte Vorgangs-Recht vor allen andern weiblichen Nachkommen durch eine einseitige Disposition nicht mehr hat entzogen, noch, waö kaum einige Monathe vor Errichtung des Codicillg Gcding-und PactS-Weist »nter denen Hohen Herren Paciscemen be- dächtlich vertragen worden, darinnen kurtz um abgesprochen werden können. Andern Theils hingegen diese vorgebliche Pfcedilcctio personalis, ohne das nicht zum Lssect gediehen, und der Erlöschungs-Fall des mannl. Stammes bey Lebzeiten einer derer Ferdinandischen Frauen Töchtern sich nicht ergeben, mithin es bey der testamentlichen Disposition, Ehe-Vertrag und Verzicht-Brief sein Verbleiben, und, da anjetz- es auf die Erben derer Ferdinandischen Ertz-Herzoginnen an» kommt, man dle offt-erwehnte Pacta & Dispositiones lediglich pro normä zu nehmen hat. Dazumahlen wenn der Fall sich so ergeben hatte, dnß die älteste Frau Tochter Ferdinand mit Verlassung einiger Erben verschieden, die zweyte aber noch im Leben gewesen wäre, die eheliche Leibs-Erben der äl- listen die zweyte gewißlich nicht zugelassen, sondern Theils auf denen Pactis dotalibus & Jurium reservativis, Theils auf dem Jure repraesentationis, vi cujus in locum Matris, ejtfsquc loco successuri fuissent, bestanden haben würden ; gestalten dann die Worte: ft» 448 Geschichte von Bayern. ! so beym Leben seyn würde, gar füglich auf > die hxiitentiann totius Linex gezogen/ und I ausgedeutet werden können. j Ad zz. Da es also auf die Ausschlicstung I derer weiblichen velcendcaten derer Söhnen I Ferdinand, ankommt, so ist nicht gleich Vieh ob in dem Testament und Codidi unter denen Worten : Ehelichen Leibs-Erben nur -je männliche, oder promiscue, männlich- und weibliche Erben verstanden werden; Dieses letztere wird zwar von dem Wiener- . Hof vorgegeben, aber mit nichts bewiese»/ sondern es hat derselbe vielmehr, wie schon in Rat dec. erinnert worden, in feinen eigenen Schrifftcn diese Worte in kastln mit Prole I Masculä ausgedruckt ; wie denn auch des Hn. Teftatoris ^inn und Gedancken so klar und I deutlich nur auf Heredes filiorum mafeulos gemeinet gewesen, daß man Chur-Bayeri- scher Seits zu Hebung dieses Streits ad pa- j cta dotalia & hereditatis reservativa zu rs- curriren, nicht einstens vonnöthen gehabt hätte. Der 8ubstitutions- Fall hat sich demnach, da der männliche Stamme Kaysers ; Ferdinandi, und so mit das gantze Durchl. ^ Ertz-Hauß von Oesterreich erloschen, allerdings ergeben, und müssen vor allen andern die ssubstitmrte Nachkommen und Leibs-Erben der ältesten Frauen Tochter ksrdinaadi I, < rttzelassen werden. Geschichte von Bayern. 449 Ad zz. Wellen die Dispositiones tefta- | mentari* , die pacta dotalia, & heredita- I tis reservativa , si> mit Ferdinand© I. dessen ältesten Frau Tochter, Königin Anna, und dem Durchlauchtigsten Chur- Haus Bayern errichtet worden, alle von diesem i>n'mo Ac- I quirente erworbene und besessene Lande bes ! grelffen, so wäre gantz nicht nöthig gewe- > sen, andere Rechts-Ansprüche aussondere Theile dieser Erbschafft , bevorab auf da§ > Ertz-Herhogthum Oesterreich zu Hülffe zu nehmen; woferne das Durchlauchtigste Chur- Haus Bayern nicht zu erkennen geben wollen , mit was für Modemion daffelbiae die vielfältig befahrne Bedrückungen und Vor- enthaltungen so ansehnlicher Fürstenthümern I und Landen nachgesehen habe: und um zu ! zeigen / wie gerechtest selbigem vor andern diese Erb - Königreiche und Lande durch Kayser Ferdinanden zugewendet worden. Die in der erstevn und ändern Abtheilung -er gründlichen Ausführung deducirte Rechts - Ansprüche auf die Ertz r Hertzoglich- Oesterreichisch, und Schwäbische Lande, gelten freylich nur in dem Supposito , daß keine neuere Succellions - und Erb - Verträge für Handen seyen , wodurch die ehemali- geStkittigkeiten zwischen beyden hohen Häu/ fern, wenigstens stillschweigend, gehoben, und in ein Jus eventuale succedendi in omnia Regna, terrasque a Ferdinande I. Suppi, R. P. Des, A.H. /.Th. § f pos- 45o Geschichte von Bayern. possessas verwandelt worden; Allein dieses hinderte nicht, daß selbige nicht auch zu mehrerer Bestärckung der neuern Erb-Rech- ten mit angeführet würden ; Derohalbeir denn auch dem Wiener - Hof wenig behelf- fen mag, was derselbe immer gegen diese ältere Rechts-Ansprüche an- und aufbringet; indeme dadurch das Haupt-Wesen, nemlich die Jura hereditaria Serenissimx Domus Bavaricx immerhin fest und ohnbe« weglich bestehen, mair auch zur Zeit das mindeste erhebliches darwider einzuwenden nicht im Stande gewesen ist; Eben deßhal- ben aber sich an diesen Beyhülffs-Gründen aufgehalten , und durch Ausschreibung halber Chronicken dem Publico Glauben machen wollen, ob hätte man dadurch alle Chur-Bayerische Erb-Rechte gäntzlich zernichtet ; da doch alle diese ältere Rechts-Än- sprüche nur daßErtz-Hertzogthum, und vordere Oesterreichische Lande, mithin den kleinsten Theil der Ferdinandischen Erbschafft angehen ; Deme ohngeachlet dörffte an Gegen-Sätzen auf der vollständigen Beanr- rvorrung Erster» Theil, Lhur - Bayerischer Senen auch nicht fehlen, und, daß das Unter - Oesterreich sowohl, als Ober-Oesterreich ein Theil von Bayern gewesen, davon aber unrechtmäßiger Welse entrissen, noch illegaler aber von dem Durch!. HauS Havsdurg occupiret worden, gründlich, wie Geschichte von Bayern. 451 wie ohne das schon geschehen, erhärtet, und daß deme allem die angerühmte Agnitiones mcht im Weege stehen, standhaffserwiesen werden ; da sonderheitlich deren Würckung sich allenfalls weiter, als auf den Männlichen Stamm des Durchlauchtigsten Ertz- Hauses nicht erstrebet hat. Ad 34* Die von Seiten des Durchlauchtigsten Lhur-Hauses Bayern behauptete Agnatio mit denen alten Herhogen zu Oesterreich ist allzuwohl begründet, und dem Durchlauchtigsten Chur-Haus, wegen seines unter andern darauf mit beruhenden hohen I^uürez allzu viel dran gelegen, daß Höchst-Selbiges sich so schlechter Dingen, und ohne einiges hinreichendes kundamenc ex possellione Viel quajj veritatis asserti hujus hiüonci verdringen lassen sollte; Durch den blossen Auszug des Aloldi von Pechlam wird öiejjon einigen Oesterreichischen Beschicht- Schreibern vertheidigte Abstammung «meldter Hertzogen zu Oesterreich von Grafen Alberto zu Babenberg noch nicht crwie, fen, und ist wider den Compcndiatorem sowohl, als den Haupt -Autkorem selbsten gar vieles einzuwenden, wie mit nächstem aus Diplomatibus & Documentis cosvis standhafft erhärtet werden soll. Obgleich, erwiesener Massen , alles dieses zur Haupt- Sache weniges beyträgt. § f 3 Ad 35. 4s2 Geschichte von Bayern. ^ 6 zs. Indem der Wiener, Hof wider die Donationem Conradini nicht das min- deste einzuwenden weiß, so räumet derselbe deren Bestand stillschweigend ein ; Die Exceptiones de Jure tertiorum , und Auf, hehung anderer Reichs-Ständen , als ob solche Rechts - Ansprüche auch auf dercrsel- ben Lande mit gerichtet seyen, sind theils ohnerheblich, theils ohnerfindliche Ausstreuungen; dergleichen Gesinn-und Aeus- serungen dem Durchlauchtigsten Chur-Haus am allerwenigsten beygemcssen werden mögen, da Höchst-Selbiges unter diesem Vorschub jemand von seinem wohlhergebrachten Besitz zu verdringen, niemalen gedacht, oder auch nur zu einigem Argwohn Anlaß gegeben hat. Die Umstände hingegen , so bey dem Durchl. Ertz-Haus Oesterreich concurriren , sind notorie gantz änderst, und so beschaffen , daß solche Documenta Donationis , zu Bestärkung derer Chur - Bayerischen Rechten, gar wohl haben angeführt werden können ; denn da ist vors erste be- kandt, daß Kayser Rudolph der I. das Haupt» Instrument gewesen , daß dem Durchlauchtigsten Chur-Haus der vollkommene Effectus Donationis Conradini nicht angediehen , sondern er solche Lande hauptsächlich seinem Haus zugewendet hak; Da nun, 2do , solches Durchlauchtigste Haus mit Kayser Carl dem VI. höchstseel. Auge- Geschichte von Bayern. 454 denckcns nunmehro erloschen/ mithin, ztio, des Durlauchtigsten Chur-Haus Bayern, nach aller vernünfftigen Vermuthung, bis aufdiesen Fall nur nachgesehene Rechts - Ansprüche anjeho um so mehrcrs revivisciren, als, 410, diese Schwäbische Lande ohn- sireitig in der Ferdinandischen Erbschafft und angeordnetem Fideicommisso begriffen; folglich vel cx hoc solo titulo dem Durchlauchtigsten Chur-Haus Bayern juxta hactenus deducta haben zufallen müssen, hie- von aber aufandere Schwäbische Lande kein bündiger Schluß gemacht werden kan. Ad 36. Ob das Durchlauchtigste Chur-- Haus Bayern ungerechte und unerlaubte Ausweege suche, um sich von der, durch die beschwohrne Renunciationes und Acceptationes aufgenommenen Verbindlichkeit loßzumachen , will ick diejenige urtheilen lassen , so die Vorgehende, theils Chur- Bayerische Rechts -Gr/mde, theils Beantwortungen derer jenseits aufgeworffenen Zweifels-Gründen, reifflich zubewegen sich die Mühe geben wollen ; Die Durchlauchtigste Josefinische Erh-Herhogmnen, folglich auch Augustissima Imperatrix Maria Amalia haben, erörterter Massen, die neuere Pragmatische Luccetlions--Ordnung weiter nicht angenommen > noch annehmen können , als in so weit dieselbe von einiger Gültigkeit seyn, und zu Rechten bestehen mögen ; F f 1 Nun 454 Geschichte von Bayern. Nun habe ich ja unlaugbar dargethan, daß solche 8ucccilrons-Ordnung oder sogenannte Sanctio Pragmatica , stuf die von Kayser kerciinanäo I. besessene Erb-Königreiche und Lande niemalen gemeine! seyrr können, ja Darauf/ nach dentvon Kayser Carl dem Vi. selbst beschwornen , und in der Erklärung «je An. 1 * 1 13. zum Fundament gelegten pacto successorio de An. 1703. niemals gerneint seyn sollen; Mithin gehet die Accepta- rio Augustissiirue Conjugis S. C, M; Sux die Ferdinandische, dem Durchlauchtigsten Chur-Haus Bayern gebührende Erbfthafft zantz und gar nicht an , sondern hat die*'el- dige vielmehr ohnversthrt, und in ihrem rechtlichen Verstand ohnverrückt belassen; Da nun die Begnehmiguug oder Accepta- rio accessoria, nach der in Plena Conftren- tiä öffentlich geäußerten Erklärung allerhöchst Jhro Kayserlichen Majestät Carl des VII. eben diese und keine andere Meinung gehabt; so wird ja pur fälschlich vorgegeben, vb suche man sich Chur-Bayerischer Seiten von seiner Vertrags-mäßigen Verbindlichkeit loß zu machen ; An der wahrhafften Existenz der Chur - Bayerischen Haus- Rechten wird und kan niemand zweiffeln, es wird aber auch dabey jedermann eingestehen, daß dergleichen Accessiones , oder Acceptationes accessoriae der Weeg nicht seye, sich dererselben, auf eine gegen seine Nachkommen- Geschichte voir Bayern. 455 m-iischaffk unverantwortliche Weise, zu begeben ; Die Accessiones seynd vielmehr mit ihren geziemenden Rechts--Schrancken, und in solchem Verstand zu nehmen, wie dieselbe der Haupt- Acceptans genommen, und nehmen können; Woraus sich leicht schließen i lässet, daß der Art. 2. des An. 1726. crrich- tcten Freundschaffts»Tractats wider das Durchlauchtigste Chur - Haus Bayern so viel als nichts probire, sondern eben dejz erwiesenen, denen Juribus SerenissnnaeDo« mus ohnverkleinerlichen Verstand und Meinung gehabt habe. Worauf aber die Acceptatio sowohl, als Acceflio , samt dem errichteten Freundschaffts - Tractat gegangen, habe ich oben ad rat. dub. s4- & 15. weitlauffcig gezeigt; dabey aber klar erwiesen , daß, da man von Seiten des Wiener < Hofs bey dem Renunciationö - Actu das Haupt - Documentum, nemlichen, das I>aLkum Successorium , verheimlichet, die Durchlauchtigste Iosephinische Erh-Hertzo- ginnen geflissentlich um ihr Vorgangs-Recht zu bringen gesucht, und Sie ihrer Rechten, so wie sichs gebühret, nicht belehret hat, der gantze Actus , folglich auch die Denunciation , Acceptation und Accesson samt allen nacherfolgtcnAnerkanntnüssen und Be- gnehmigung null und nichtig , und von der mindesten Verbindlichkeit nicht seyen, auch riachgehends solche anderergestalten nicht er- F f 4 lange» 556 Geschichte von Bayern. langen können, es wäre denn, daß die zur Acceptation, und Accession verleitete hohe Theile, nachdem Ihnen die verheimlichte Instrumenta zur behörigen Einsicht vorgelegt worden, diefelbi.ge von neuem accepti- ret und begnehmiget hätten, welches der Wiener-Hof von dem Durchlauchtigsten Chur t Haus Bauern zu erweisen, gewißlich nicht im Stande ist. Ad z?. Es zerfällst demnach alles dasjenige, so der Wiener-Hof von Treu und Glauben widrigen, ja so gar contradicto- rischcn Reservationen Sr. Kayserl. Majestät , als Chur - Printzenö und Chur - Für- stens zu Bayern der Welt vorspiegeln will; Vielmehr fallen alle diese Aufbürdungen auf den Wiener - Hof sechsten zurück. Und wenn auch, wie doch ohnwiderstreblich dar- gethan worden, der Actus Acceptationis & Accessionis mit so handgreiffilchen Vitiis rullitatis nicht behaff.et, und man dabey honä. fide verfahren wäre; so würde jedoch nichts widersprechendes in sich enthalte«: eine Pragmalische Erbfolgß - Ordnung in ihrer Maasse, und in Ansehung dererjeni« gen Königreichen und Landen, worauf seidige noch ( suppositis supporrenclia) gerichtet werden können, begnehmigen und »c- ceptiren; diefelbige hingegen, in so weit solche auf Königreiche und Lande, wovon Geschichte von Bayern. 457 Primus Acquirens fd)On disponicct hat, ausgedeutet werden will, für ohnkräffitg und obnpnejudicirlid) ansehen; Beydes kan gar wohl beysammen bestehen: und da derjenige , so dergleichen 8ucceilions - -Ordnung zu acceptircii vorlegt , diese Ausnahm Und Clausulam ( salvo Jure cujuscunque') ohnehin stillschweigend einräumen, und zugestehen muß, so ist nicht nöthig, daß.der Acceptans sich in weitlaufftige Erläuterungen einlasse; wo zumalen solcherley voreilige Aeusserungen dem Acceptanti und Accedenti vielerlei) Ungemach zuziehen können. Fiat applicatio ; so wird man finden , daß das Durchlauchtigste Haus Bayern, bey Betreibung seiner gerechtesten Erbschaffts- Llnsprüchen, sich nicht das mindeste zu Schulden kommen lassen, so nicht cum bonä fide zu vereinbaren , und wobey nicht Treu und Glauben , so ohne das eine die, sem Durchlauchtigsten Chur - Haus angestammte hohe Cigenschafft ist, ohnverruckt bestehen könne; Zu wünschen wäre, daß bey der Pragmatischen 8ancrions - Errichtung , Penunciarions- UNd Acccptarions- Actu , und denen ängstigen Garantie - Bewerbungen man anderer Seiten pari side, cademque smceritate verfahren ; Ad 38. Wäre dieses geschehen, so hätte das Durchlauchtigste Lhur-Haus Bayern sich 458 Geschichte von Bayern. sich entübriget gesehen, der Welt solche Dinge vor Äugen zu legen, die bey Treu- und Ehr-liebenden Gemüthern einen billigen Abscheu erwecken, und zugleich alle Ver- nünffrige überzeugen müsien; daß, was man von Blendwerck und fabelhaffcen Vorspieglungen ohnbedachter in den Tag schreibt, vollkommen zurück gegeben, und von denen anmaßlichcn Erbfolgs - Rechten des Wiener - Hofs, oder derer Durchlauchtigsten Caroliuischen Frauen Erh-Hertzogi»- nen optimo Jure gesagt werden könne. SUP- m c o ) m 4<9 <^)6js^^a*v6^6jd«^c^s G^^SLE^LLLW^c-'^^ e^S? s^SL^(-SSEL^)L^W(5^ MSD6^F^^SDc^D^.) ^v^SLj^^s^v!I Oder Iortfetzung der neuen Oesterreichischen Geschichten. ® ie alte Geschichten von Oesterreich bedürften hier keiner sonderlichen Ergänzung. Sie machen im Alterthum kern besonders Wesen aus, svPdem seynd wenigst von Herhog IKcoclsne und Orilanc und zum Theil von Carolo M. her ein Stück der Bayerischen Geschichte/ gleichwie die Länder selbst ein Stuck des Bayerischen Hertzogthums und Königreichs waren; wie auch in der grossen alt-teutschen Land- Karte mit Augen zu sehen, welche der Hochgelehrt« HerrAbbt6ocicfritlu; zu Götkweich in Oesterreich mit besonderm Fleiß, Genau- «nd Deutlichkeit verfertiget, und seinem prächtigen Werck Chronicon Gottvvicen- se einverleibet hat: welches Werck in denen teutschen Alterthümern der mittlern Zeiten einen 4.6o Geschichte von Oesterreich. einen getreuen Wegweiser abgeben kan: wann man nur in dem sich in acht nimmt, was der Hochgelehrte Herr Verfasser neben der Erklärung des Alterthums zu seinem Neben - Augenmerck zu nehmen beliebet hat; nemlich dessen viele Bemühung, zu erweisen , daß nach Abgang der Carofinischen Kayser und Königen in Teutschland sowohl unter Conrado dem Francken - als unter ttenrico dem Sachsen « König, und denen folgenden in Teutschland keine Frevheit, sondern die vollkommene ohnumschränckle Machk bey dem König allein zu finden war. Besonders daß die Hertzoge und Fürsten auch der vier Haupt-Nationen, als Bayern, Francken, Sachsen und Schwaben nichts mehrerß als nur Bediente und Beamte der Fräncklsch - und Sächsischen Königen gewesen seyen. Welche Meinung wir aus geziemendem Respect gegen das infu lirce Haupt zwar gantz nicht in eine Verachtung setzen können noch wollen, wie etwan Herr Lu- dewig; können aber nicht umhin, Derosel- ben nicht nur unsern Beyfall zu versagen, sondern haben auch unsere gegenseitige oben im Bayerischen Supplement, so viel vor jeho thunlich war, befestiget. Bey Bayern aber muß man dieses l'bema anfangen, wie auch Herr Ludewig gethan; alldieweilen die Sache hieraus deutlicher erhellet, und weilen keiner teutschen Nation Verfassung, was selbe Geschichte von Oesterreich. 46 1 selbe Zeiten belanget, fester als derBayerü sehen gesehnt ist. Seit der Aufrichtung des Bayerischen Marggraf- hernach aber eigenen Hertzog- thums Oesterreich feynd bis auf An. 1740. in einer Zeit von beyläuffig 820. Jahren mehr nicht als zwey hohe Familien in vollkommenem Besitz dieses Hcrhogthums gewesen. Die Babenbcrgische und die Habsburgische. Die klägliche Erlöschung beeder höchsten Häuser hat zwey gantz unterschiedene ÄZürckungen gehabt. Von der ersten so sich An. 1240. mit Friöcrico dem Streitbaren zugetragen, wollen wir alles, was gesagt werden kan , übergehen. Die zweyte ist in unsere Lebens-Tage eingefallen. Lasset uns also den Faden weiter ziehen. §. in. Seine Kayserliche Majestät Ca- rolus VI. und in ihm der männliche Stain des Hauses Habsburg verblichen den 20. Octobr. 1740. Dero Durchleuchtigste Frau Tochter Maria Theresia nahmen von Oesterreich die Huldigung ein den 22. Novemb. da zwey Tage zuvor der Chur - Bayerische Gesandte an inn-und ausländische Ministers eine schrifftliche proreüarion eingegeben, damit nichts zum Nachtheil derer Rechten und Forderungen des Hauses Bayern vorgenommen werden sollte, als welch alles nichtig wäre. Da hingegen Jhro Majestät 462 Geschrcbre von Drsterrerch. auf die vätleriiche Pragmatische 8anÄion s:ch gründend fortfuhr. Gegen die Bayertsche Ansprüche ergien- gen mehrerley Kcscripre , wie solche in der Bayerischen Geschichte zum Theil beygeleget worden , zum Theil hieunten sich zeigen. uz. Indessen ward an Dero Durch- leuchtigsten Herrn Gemahls König!. Hoheit kr-mc. 8repyzn. Groß-Hertzog von Toica- na und Hertzog von Lothringen die MlttRe- gentschafft in den Erblanden, wie auch Vormundschaft^ über die Köniql. Kinder, nicht minder das Groß-Meisterthum über den Orden des güldenen Vließes , und endlich die Führung der Böhmischen Wahl, Stimme abgelretten. Das erste fand in- und ausser Landes einigen Widerspruch, weil weil es schiene auf solche Art die Pragmatische Sanction sogleich übcrtretten zu seyn, indem! solches Sr. Königl. Hoheit den Weeg zur Herrschaffl zu bahnen schien , zu welcher er doch vermöge der Sanction nicht gelangen konnte. Wider die Führung des Ritter-Ordens xrvkctiirte Spanien : weil solche Ehre den Königen in Spanten zugewandt worden. Dir Führung der Böhmischen Stimme ward von Sachsen und Mayntz widersprochen. Dann es komme erstlich einer Frauens. Persohn nicht zu, bey einer Kayser - Wahl zu erscheinen, oder die der Chur anklebende Geschichte von Oesterreich. 46 z Erh-Aemter zu verrichten. Was Selbe dann nicht selbst führen könnte, könnte sie ( auch aufeinen andern nicht übertragen. Son- I dern Krafft güldener Bull käme derlcy Verwaltung dem nächsten Agnaten zu. Und | allweilen nach Erlöschung männlichen Stam« « mens kein ^gnar vorhanden wäre, so betref- ^ ^ fe solches Vorrecht den nächsten Lognrrum. Hrerwider ward geantwortet, daß ver- möq güldener Bull die Wahl - Stimme demjenigen zukomme / der Besitzer vom Königreich wäre/ könne nun Kräfft Pragmatischer 8anÄion Besitzer eine Frau seyn , so ! müsse Selber die Wahl - Stimme nicht ab- j gesprochen werden. Was sie aber dutch 1 sich selbst nicht könnte verrichten, könne sie schon durch andere ausüben lassen. Hierüber sind schöne Schrifften gewechselt worden , welche allenthalben in Händen seynd. Der Ausgang aber war/ daß das Churfürst- > liche LoileZium, besonders da indessen Bayern in den Besitz von Böhmen gekommen , als Richter in den Wahl - Sachen diese Übertragung nicht anerkannt/ sondern ■' vor dieses mal das Böhmische Votum gar Luspencliret und schlaffen lassen. Und als . Se. Königl. Majestät zu Ungarn zu dem Wahl - ?rorocol1 eine Protestation wider diese Suspension eingegeben / so ward auch solche Protestation aus gedachtem ProtocoU wie- 2$4 Geschichte von Oesterreich. wieder heraus genommen. Chur- Mayntz und Chur-Cölln waren Anfangs vor den Groß - Gerhog zimlich geneiget/wandten sich aber hernach auf die andere Seite: auch die- sertwegen sind einige spitzige Schafften gegen einander an den Tag gegeben worden. 1 13. Was nun die Lande urld die Rechne darauf selbst betrifft, gründet selbe Se. Kö- nigl. Majestät Theresia 1) auf das allgemeine Recht, daß eine Tochter den Vatter erben folle. 2) Aufdas Privilegium Kaysers Friderici I. allwü dem Herhog Henrich Macht gegeben wird, mit seinen Landen nach Willen zu verordnen. Und wann der Her- bog stürbe, solle dessen älterer Sohn ; wo- ferne er aber ohne männlichen Saamen ab- gienge, soll die altere Tochter Erbe seyn , doch so / daß das Land Oesterreich niemal ausser dem Geblüt gedachten Hertzvgs veräußert werde. 3) Auf die Pragmatische Sanction Kaysers Caroli VI. und die darüber angenommene Gewehrleiliung nicht nur v,m teutschen Reich , sondern fast von gantz Europa. 114. Bayern hingegen gründet seine Rechte ,) auf die alte pakrimonial-Gerechtigkeit, indem die Oesterreichische Lande von Anbe, ginn, da Tcutschland m eine Form gebracht/ als Zubehörden und Theile des Königreichs und Hertzogthums Bayern gewesen ; und nachdem die Hertzoge bisher- aus überwä- gen- | Geschichte von Oesterreich. 46s gender Gewalt des Hauses Habsburg, s-. I ohnedem mit Widerspruch des Bayerischen in diese Lande eingesetzt worden, nichts dagegen habe unternehmen dürsten, sondern ein weißliches Stillschweigen sich gefallen lassen > müssen; so müsien diese Lande nun zu selbem ! Hertzogthum wieder wetten, nachdem« dar bis dahin in selbem gesessene Haus abgegangen wäre. r) Aus eben das Privilegium Friderici I. als welches dem Hause Habsburg mitnichten gegeben worden feye, sondern dem Hause Babenberg, so ein Ast der Bayerisch - Arnulphischen Stammes gewesen , und von dessen Geblüt Kayser Fride« ricus befohlen, die Lande nicht mehr zu entwenden. 3) Auf das Testament Ferdi- nandi I. gemeinen Stamm, Vatters, als welcher nach Erlöschung seines Manns- Stammes, und wann es zu Frauen käme, seine älteste Tochter zur Erbin aller Lander» eingesetzt, den übrigen Ertz-Hertzoginnea aber nur gewisse bewegliche Sachen zugedacht. Nun aber stamme von dieser ältester» Tochter Anna Se. Churfütstl. Dmchi. irr Bayern her. 4) Aus die Ehe, Verträge dieser Annas, als in welche» dem Haus Bayern alle Rechte vorbehalten worden, sofern die männliche Sprossen des Hauses Oesterreich abdorren sollten. uf. Spanien machte Anspruch auf alle Erblande, sonderlich wegen ANNA, Toch- svppi. ?. Dtf. am. ,.Th. G g m 466 Geschichte von (Desterreich. ter Kaysers xiaximilianill. und Gemahlin Philippi II. Königs in Spanien, als welche auch nur zu Gutem der männlichen Oesterreichischen Nachkömmlinge, nicht aber der Frauen, Verzicht gethan. Hernach auch aus dem Testament Kaysers Ferdinand! i. indem selbiger seine Söhne also zu Erben ge- setzet, daß erstlich der Erstgebshrne und seine leibliche Erben, hernach der Zweytge- bohrne und dessen leibliche Erben, und sofort nachfolgen sollen. Indem nun Philippus III. ein leiblicher Erbe war des Erstgebornen Ferdinandeischen Sohns Maxi- miliani II. durch dessen Maximiliani Tochter Anna, so Philippi III. Mutter war, so wollte Philippus besonders in Böhmen luccedi- ren noch vor der Linie des Ferdinandischen Sohüs, aus welcher damals lebte Ferdinande II. zu Gratz. Und dieses um so mehr, weil Anna nur zu Gutem ihrer Bruder nem- lich Rudolphi II. und Matthias II. Verzicht gethan hatte; nach deren ohne Kinder nun bald entstehenden Tod , die Erbschafft wenigst von Ungarn und Böhmen aufsie Annam oder ihren Sohn Philippum III. fallen sollte. Wie dieser Handel damals beygelegt worden , will ich aus Herrn Graf Khevenhül- lers Annalium Ferdinanclearum Tomo VIII. An. 1617. fol. 1099. ausschreiben. Interim hatderSpanischeGesandtezumkecompens, daß Geschickte von Oesterreich. 457 I Daß sein König , als der nächste Erde utiD j von der Königin ^NNL ^laximiliani Tochter j entsprossen , sich seines Jus, nach KayscrS Matthix, beyder Erh-Hertzvgen, Maxi- miliani und Aiberti . an beyden Königreichen Ungarn und Böheim begebe, und dasselbe Ertz-Hertzog Ferdinando und seinem ; männlichen Stammen cedire , die Graf, schafft Tyrol und Landgrafschafft Elsaß mit Denen incorporirten Land - Vogtheyen prr- icndiret. Als man ihm es aber ex parce Imperators und des Ertz-Hertzogs Maximilian; rotunde abgeschlagen, mit vermelden , daß die Herren von Oesterreich / teutscher Linie, so lang ihrer ein Mannö-Stam- me gewähret, Rraffc Raysers Ferdimndi des irrsten Testament und Abtheilung, mchr Macht haben, und es die Länder vermög ihrer privilegia nicht zugeben,es auch im Reich ein grosses Nachdencken verursachen würde; ist er öffentlich davon gefallen; aber aufErtz- Hertzog Ferdinand heimlich also gedrungen, daß Zhro Durch!, ihm eine Verschreibung auf : künfftigen Fall und Antrettung ihrer Regie- ' rung die Oesterreichische Vorländer seinem > König hinüber zu lassen, hätte geben sollen. I Und wurde diese Negodation so in geheim ! gehalten, daß auch viele hernach, und bis ! Frantz Christoph Kheveuhüller die Annulli- : rung gedachlerVerfthreibung am Spanischen i Hof heraus gebracht, und niemand als der G g % Fürst 468 Geschickte von Oesterreich. > Fürst von Eggenberg und Cantzler Götz darum gewust. Wie der Gesandte nun diese 1 Cession oder Verschreibung gehabt, hat er im Namen seines Königs Philippi in. Re- nunciation und Verzicht über das Königreich Böhmen und andere Oesterreichische Lande Erh - Herhog Ferdinand und seine männliche Erben folgendergestalt gethan. , Es enthalt die Verzichts -Acte zwey Dinge: I i) Nachfolgende Modification und Geding, daß eine Compenlarion und wiedergel- rung dagegen angestellet werde in einer Oesterreichischen provintz, welche rnan begehren würde oder könnte rc. 2) Soll sich Ertz-Herhog kerciinancluz verbinden, daß, so bald seine männliche Linie abgehen j würde, ernennte Königreiche (nemlich Un- ' gärn und Böhmen ) wiederum an Spanien und des Königs männliche Erben fal- I len sollen, also und dergestalt, daß die Töchter und Töchrers Söhne an Ferdinands > Seiten immer und^zu ewigen Zeiten von des ] Rönigsehelich Söhnen und Söhns-Söh- nen in inbnitum ausgeschlosten seyen :c. Solch alles ist von Crtz-Herhog Ferdinand beschworen, und vomKayserchestämget worden , wie öic Acten darüber bey Herrn Graf Khevenhüller zu ersehen. Weiche auchibon. clorp in Actis Publicis 1617« einverleibt, und im Lorps Oiploman'gue ad annum 1617. Lateinisch zu lesen. Allwo in der ^cte, so Geschichte von Oesterreich. 46- Ertz-Herhog Ferdinand ausgefertiget, diese Worte seynd : Ita quidem , ur casu quo quandocunque ( quod DEUS avertat j) omnes nostros per lineam rectam masculinam , non interrupta masculorum serie descendentes , masculos decedere conti- geret , foeminin£ quxeunque fuerint & carum filii ac descendentes per descendentes ex linea reda regis Catholici Philippi III. in infinitum a dictorum regnorum successione excludantur. Und der Graf Ogm:te Spanischer Gesandter in der Annehmung solcher des Erh-Hertzogs Ferdinand Ver- Hindung redet also, und nimmt selbe an n omnibus iis , quae & quatenus in favorem ac beneficium Regis Catholici Principisque Castellae & Serenissimorum Infantium Dominorum meorum , defeendentiumque ipsorum in infinitum facit, & Deere potest, modo & forma , qus Catholicae suae Majestati fuisque Serenissimis heredibus ac ipsorum Descendentibus utilior ac melior atque de jure validor esse potest ac debet. Aus welchen zweyen Instrumenten Spanien heraus ziehet, daß nach Abgang der Steyrisch- männlichen Linie des Erh-Herhogs Eerdinandi, und wann davon nur Töchter vorhanden waren, alsdann die Spanische Descendenten , was immer vor Geschlechts , sollen in Ungarn und Böhmen denen Ferdinand!- fchen Frauen vorgezogen werden. Gg 3 ii 6. Da- 470 Geschichte von Oesterreich. u6. Dagegen ward geantwortet: 0 daß im Testament Ferdinandi I. unter den Worten Eheleibliche Erben keine andere als die männliche Erben zu verstehen seyen. Und hiemit habe die Anna kein Vorrecht über Erh-Hertzog kerdinandum aus dem Testament erworben. a) Seye die Spanische Vorbehalluna geschehen auf die Spanische Männliche Linie: nun seye diese aus- gestorben, und nur die weibliche in Spanien übrig, z) Wäre solches vvrbehalte- nes Rxcht aufLsrolum VI. verfallen. 4)Ha- ! be Fnilippus V. König in Spanien , der fetzige prLtendcnk von Böhmen , in XII. Arnckel des Wiener - Friedens die Pragmatische Sanction , welche Caroli V!. Töchter zu Erben von Urigarn und Böhmen machet, sechsten An. 1725. angenommen und , gewähret, könne also wider diese Sanction I nichts fordern. Wogegen zwar Spanien wieder geantwortet, es seye in gedachtem , zwölfflen Artickel keine Meldung von Ein- l setzung der Larolinifchen Töchter in die Ungar - und Böhmische Erbschafft geschehen; sondern überhaupts von einer Erb - Verordnung, welche denen Verordnungen der Vor - Eitern gleich wäre. Diese Caro- linische aber seye denselben zuwider. Kcx Hispaniae (so heiffet es im Wiener-Frieden Articulo XII. (Corpus viplomatigue Tom, VIII. park. II, fol. 108. An. 1725.) tueri Geschichte von Oesterreich. 47c tueri & guarantigiare quoque spondet eum ! succedendi ordinem , quem S. M. C. ad ! mentem majorum suorum in Serenissima sua Domo ex panis ejusdem antiquis Uc. Unsers Orrs müssen wir zur Nachricht des Le- ; fers nur so viel melden , daß wann er sich ; hierinn belehren wolle, er in den Lateinisch, > und Teutschen Übersetzungen nicht durchge- !i hende Gleichheit finden werde; auch scheinet Graf Ornate in seinem Instrument et, was minder dem König vorbehalten zn ha- den, als Ferdinandi Worte selbst lauten. Hierüber ein Politkus speculiren kan: die Deciiion aber gehört ihnen bey weitem nicht zu, wie es in allen dergleichen Sachen be- wandt ist. Das mehrere ist aus dem am ! Ende beygeruckten Extract zu erlesen. 117 * Von Seiten Sachsen wurde erstlich nur kürhlich angeführet, wasmassen schon nach Abgang der Badenbergischen Linie im Xlll. Seculo die Conflantia, älteste Schwester des letzten Hertzogö Friderici Bel- ; licosi und Stamm-Mutter des Sächsischen Hauses , hätte in Oesterreich erbfolgen sol- ■ len. Zweytens war die Forderung herge- ^ nommen von Sr. Königl. Majestät in Pvh- ^ len und Churfürstens zu Sachsen Augusti III. Frau Gemahlin/ als älteste Toch- i ter Kaysirs josephi. Dann als das Spa- ' Nische Haus avSgestorben, und Kayser Leo- GS4 pold 472 Geschichte von Oesterreich. pold Erb von Spanien zu seyn verlangte, selbes aber als Kayser auszuführen ausser Gelegenheit war, trat er das Recht auf Spanien seinem ältern Herr« Sohn ab, Toscpho Römischen und in Ungarn König. Dieser übertrug die Spanische Erb,Rechte wiederum an seinen jüngern Herrn Bruder, Erh < Hertzog Carl, nachmals König in Spanien, und endlich Römischen Kayser, unter dem Namen Laroli VI. Die Be- dingnussen, wie Sachsen in seinem Manifest ausgegeben , waren folgende unter andern : daß wann Josephus nur Prinheßin- nen hinterlassen, Caroluz aber ihn überleben sollte , alsdann Carolus auch Erbe von ben Teutschen Oesterreichischen Landen, und Ungarn und Böhmen seyn sollte. Wann Carolus in solchem Fall männliche Nachfolge hinterliesse, die Erbschafft diesen männlichen Nachfolgern zugehörete vor den Jo- fephinischen Printzeßinnen. Wofern aber auch Carolus nur Printzeßinnen nachlassen sollte, eben wie Josephus , so sollten die Carolinische Printzeßinnen von den Jose- phinischen auf immerzu in der Erbschafft ausgeschlossen seyn. Über diese Erb, Vereinigung und Succession^ - Pactum beeder Herren Brüder ist von Herrn Vatters Kay- ftrl.Majestät eilte besondere Sanctio Pragmatica Au. 170J. aufgerichtet worden, welche zu allen künfftigen Zeiten als ein Gesetz in I beschickte von (Oesterreich. 47 z in der Oesterreichischcn Lucccllion gelten I sollte. Earolur als er die Teutsche Erbschafft übernommen, errichtete, im Fall er Kinder bekommen würde, woran er damals noch Mangel hatte, für dieselbe eine solche Erbfolgs /Ordnung , welche seinen Caro- I iinlftben Töchtern die Erbschafft zusprach, mit Ausschluß der Josephinischen. Das geschahe An. 171z. und wurde als eine Sanctio Pragmatica und ewiges Erb - Gesetz im geheimen Rath vorgelesen , aber der Welt nicht bckandr gemacht. t Und legte diese Sanctio Carolina ausdrücklich zum Grund jene Sanctionem Leopoldinam de Anno 1703. darauf An. 1719. ais jetzige j Königliche Majestät in Pohlen, damaliger I Cron - Printz, die älteste Josephintsche Printzeßjn zur Gemahlin begehrt, ward : von Jhro und dem Durchlauchtigsten Brau- j tigam begehrt, eine Kayserliche Erbfolgs- ! Ordnutig zu beschwören , und darauf Ver- ! zicht zu thun. Es geschahe dieses. Doch ! als der Kayfer An. 173a. von dem Reich i die Gewährung der Carolinischen Sanction j anverlangte, widersprach solche Se. Königliche Majestät in Pohlen Augustis II. Dessen Herr Sohn aber jetziger König , weil er durch Vorschub des Kaysers die Pohl- nische Cron davon getragen hatte, erkann- Gg 5 te, s 474 Geschichte von Oesterreich. te solche Gewährung. Nach Absterben des Kaysers erzeigte sich selbiger auch gar ge/ füllig und bereit/ doch endlich gab er auch diese seine Forderung an den Tag, und behauptete/ Wie die l^eopoldinische Sanction in allewege vor der Carolinisdjeti bestehen müste, sonderlich weil selbe von der Caro- linischcn selbst zum Grund angenommen worden. Die Verzichten, und die Beschwörungen der Larolmlschen oder jeden Sanction seyen von keiner Gültigkeit, wann man nicht wisse über was manVerzichtoder Eyd ablegen solle rc. ii 8. Hierauf ward geantwortet: i) der Vorzug der Josephinischen Töchtern sey alsdann erst von einer Würckung , wann josephus auch in Spanien iucceciiret hätte. Hingegen da Carolus in -Oesterreich suc- cedirct, hatten hinwiederum aühier feine Töchter den Vorzug. Wetters seye die Verzicht geschehen: es seye die Pragmatische Sanction angenommen worden , und zwar zu nicht geringer Last des Hauses Oesterreich , welches deßwegen einen schweren Krieg und Verlust gelitten rc. 179. Der König in Preussen als Churfürst zu Brandenburg machte Anspruch auf etliche Fürstenthümer in Schlesien , nem/ lich auf Jagerndorf, Liegnitz, Lrieg, und <5esd?id)te von Oesterreich. 475 und Wohlau: und auf die Herrschaffken Beuchen, Liebschütz, T-arnowiy, Oderberg , und was davon abhänget. Die Ursachen seynd viel zu unterschieden , als daß sie kürtzlich könnten wohl gefastet werden. In der Brandcnburgischen Geschichte wird sich ein Anhang finden, wo man dieselbe sehen kan. v i2o. Mas nun den Verlaust betrifft, ist davon oben in der Bayerischen Geschichte , weil es dieselbe meistens angeht, das mehrere angebracht worden, das übrige wollen wir hier nachholen. Jhro Königliche Majestät Theresia ward An. 1741. den IZ. Martii emes jungen Herrleins genesen, so den Namen josephus Benedictus &c. bekam. Es wurde Beden» cken getragen, solche Geburt dem Churfürsten von Bayern bekandt zu machen, weil die Streitigkeiten in Schrifften schon weit gekommen , und es bekandt war, daß er Anspruch auf Oesterreich mache, und den Printzen für einen Ertz-Hertzog nicht anerkennen würde. Nichts destoweniger ward ein Eil-Both nacher München geschickt. Und der großmüthige Fürst be- schenckte nicht nur denselben reichlich, sondern stellte auch ein drrytagiges Freuden- Fest an. 476 Geschichte von Oesterreich. 121. Indessen waren schon die Brandenburgische Trouppen kurtz nach des Kay- serS Tod in Schlesien eingerücket. Der König in Preussen versprach der Königin in Ungarn mit aller Macht beyzustehen, und wie er als Freund ankäme, wann man ihm wegen seiner Ansprüche auf die Fürstenthü- mer Jägerndorff rc genug thun wollte. Graf Götter, Preußischer Gesandter, war zu Wien-mit diesem Antrag beschäfftiget: ward aber, da er kein Gehör fande , ab- gcruffen, und die Fcindseeligkciten in Schlesien fortgesetzt. Zu Mollewitz den io. April 1741. ein hitziges Treffen gehalten, worinn die Oesterrelchische das Feld räumen musten. Zogen sich aber aus Mähren wieder über die Neuß und gegen Brieg zu , bis sie wegen annähenden Bayerisch-und Sächsischen Trouppen abermal in Mähren zurück eilen musten. 122. Bey so bestellten Sachen, und da indessen Ober - Oesterreich und Böhmen an den Churfürsten aus Bayern Übergängen , auch die feindliche Armee in der Nachbarschafft Wien sich sehen ließ, brachten Jhro Königliche Majestät sich mit ihrer Familie und besten Sachen in Sicherheit nacher Preßburg. Allda ein Land - Tag beruffen, der junge Prinh vorgestellet, und r < 3 e(d)id^tt von Oesterreich. 477 mit einer Lateinischen Anrede nebst etlichen zart fließenden Thränen Seine Majestät die Hertzen der Herren, sonderheitlich Herrn Graf Joatin PaLfy Erdödi als Hungari- schen Palatini gewann , daß sie schwuren, sie nimmer zu verlassen. Es setzten sich auch viele des Adels zu Pferd, und die Grossen des Reichs stellten ihre Völcker in so grosser Anzahl, daß man mit selben nicht nur Ober-Österreich wieder erlediget, sondern auch ganh Bayern sich bemächtiget, in Pfalh-Neuburg Contribution eingezogen rc. Auch ist dies'-- Jahr 1741. den *5. Jun. Jhro Königliche Majestät mit allen Zeremonien , wie ein König zu Preß- burg gecrönet worden: worwider Bayern vergeblich yrotestim. l 12z. Indessen war der Churfürst in Bayern den 24. Januar. 1742. zum Römischen Kayser erwählet, welchen aber für einen solchen zu erkennen Jhro Königliche Majestät wegen des Böhmischen Von nicht konnten beredet werden. Und da der Churfürst zu Maynh das Archiv des Römischen Reichs begehrte von Wien abzuführen, um es dem neuen Kayser und dem neuen Reichs- Hof- Rath anzuvertrauen, ward solches abgeschlagen, und darüber einige hitzige Schafften gewechselt. Doch zuletzt ward begehrt 478 Geschichte von Oesterreich. begehrt / daß, weilen viele Schrifften damit vermenget waren, so das Haus Oesterreich allein angiengen, selbe zuvor von den übrigen mästen abgesondert werden: womit dann die Sache so lang aufgezogen worden, bis der Kayser wieder mit Tod abgleng , und hiemit auch der neue Reichs- Hof- Rath wieder aufgehoben ward. i-4. Ferners verlegten Se. Kayserliche I Majestät mit Einwilligung des Reichs den , allgemeinen Reichs - Tag von Regensburg aufFranckfurt. Dieser ward von Seiner > Königlichen Majestät vor einen Reichs-Tag nicht anerkannt, es ward auch kein Oe- sterreichischer noch Burgundischer Gesandter zugelassen. Weilen eines Theils Kayr j serliche Majestät den Titul als Erh - Her- hog zu den seinen übrigen angenommen hatte , und also durch eine Admislion kein Ausspruch über die strittige Oesterrerchische Erbsthafft wollte gemacht werden; andern Theils Ihr» Königliche Majestät für besser ! fanden , den Reichs, Tag mit einander gar nicht zu erkennen. i2s. Wegen Eroberung Bayerns waren die Urtheile der Welt damals unterschiedlich. Einige glaubten, es wäre vor die Königin vomaglicher gewesen, wann sie Geschichte von Oesterreich. 479 j nur in Oesterreich , Böhmen und Tyrol ! verblieben / ihre Kräffre beysammen behal- ! ren, und sodann des Feindes erwartet hatte. Und der Kayser beschwerte sich öffentlich , daß seine Erb - Lande/ die doch weder einem Anspruch, noch einigem Streit ! untcrworffcn waren , nicht nur angefallen, ! sondern auch mit ungewöhnlichen Erpres- j jungen erschöpffet, und so gar in die Hulr , digung und unter eine angestellte Administration genommen wurden. Deme ward aber geantwortet, daß man nach dem Kriegs - und Völcker - Recht seinen Feind, wo man nur könnte, zu verfolgen , auch ihm all möglichen Abbruch zu thun, und die Kräfften zu benehmen, befugt wäre. 126. Indessen waren auch der König in kngelland, die Republic der vereinigten Niederlande, Savvyen, und die Fürsten des Römischen Reichs ermähnet, die auf sich genommene Gewährleistung der Carolini|c()cn Sanction in der That zu vollstrecken , und wider dessen Anfechtere, den Kayser , Franckreich, Spanien, Sach-. x sen, Pfaltz, Preussen rc. Hülffe zu leisten. Allein die Reichs - Fürsten , welche nicht eben > 483 Geschichte von Oesterreich. eben wider die Sanction schon im Harnisch waren , wollten doch auch für selbe nicht fechten, und gaben zu erkennen, daß ihre Gewährung so weit sich nicht erstreckte/ sonderlich wider Kayserliche Majestät. Engelland stellte eine Armee von etwa 25200. Mann in die Niederlande, und sehte sich Anno 1743. hinter den Mayn bey Hanau, allwo sie bey Derringen von den Frantzo- scn würden übel zugerichtet worden seyn, wann nicht Herhvg von Aremberg mit den Ungarischen Trouppen zu rechter Zeit aus dem Bedräng geholffen , und die Frantzo- sen ins fliehen gebracht hätte. Darauf und folgende Jahre zwar auch die Re- public ein gutes Theil ihrer Trouppen zu Felde gchen, auch mit den Ungarischen endlich vereinigen, doch aber gegen Franck, reich nichts thätliches unternehmen ließ. Aber daß sie an dem Krieg wider Franck- reich würcklich Theil nehmen , oder selben erklären sollten / konnten sie, wiewohl sehr dazu erbetten, nicht eins werden f indem allzeit etliche Provintzen dawider waren, und den Schluß hinderten, sonderlich Seeland, Utrecht, und Gröningen. L Nach- Geschichte von Oesterreich. 481 Nachdem nun Böhmen von oen Kay, ferlichen undFrantzosen, bis auf Eger, völlig geraumer war, erhoben sich Zhro «ör nigliche Majest. von Wien nacher Prag, nahmen allda den 1 i.Mav die Huldigung in höchster Person ein, und wurden den raten darauf, als am Sonntag, mit grossem Pracht als Königin in Böhmen ge- crönt, da noch etliche 'Augenblick vorher» die Nachricht von dem wichtigen beyBrau- nau über die Kayserliche drey Lage zuvor erfochtenen Vortheil einaeloffen, und hie- durch die Freude vervielfältiget war. ES wurde auch hernach die im Brcßlauer- Preußischen Friede geschehene Abtrennung des Preußischen Antheils von Schlesien und der Grafschafft Glatz bey dem Land- Tag in völlige Richtigkeit gebracht, und hiezu der von Preussen anbegehrte Land- rags-Lonsens in forma ausgeliefert. Von Prag gieng die Reise nach Lintz, allwo auch die Ober-Oesterreickis. Lands- Huldigung^vor sich gienge. Die Kayser, lliche und Spanische kroreckarionen dagegen wurden keines Orts angenommen. Den Kayserlichen Courier, welcher die ?row- üzrion nacher Prag überbracht hatte, ha> den dasige Land-Stcinde eine aufdieCrö- nunq der Königin geschlagene Medaille von etlich zwantzig Ducaren schwchr mit zurücke gegeben. Su^l ?. Des A. H. I, Th. H h §.J*7. 482 Geschichte von Oesterreich. F.127. Eben das i?4Zste Jahr rückte die Ungarische Armee in Schwaben, und war bemühet bey Qber-Breysoch über den Rhein in Elsaß einzudringen. Aber wegen der Frantzosen Vorsichtigkeit, und der En- gckiänder Zaudern bey Lanbau, umsonst. Doch dieses sahe Franckreich vor einen Angriff an. Dann selbes behauptete, man könne einem andern Hülffleisten, ohne doch sechsten Theil an der Feindseeligkeit zu nehmen, und ohne daß dadurch Ursach gegeben werde, den Hülffleistenden in feinem eigenen anzugreiffen. Aber -Oesterrcich war nicht der Meinung, sondern urtheilte, wer wider mich Hülff leistet, ist mein Feind, und kan also feindlich verfolget werden; sonderlich weil die Hülffs-Völcker von Franckreich an Bayern so zahlreich, und weit mächtiger alsdie Haupt-Völcker selbst gewesen waren. Weil nun Franckreich angegriffen war, erklärte es im Winter an. 1744. den Krieg wider die Königin von Ungarn auch unttr dieser angeführten Ursach, weil diese Königin allen friedlichen Vorschlägen Gehör versaget hätte; hiemit wäre die KriegS-Erklärung auf keine andere Absicht gerichtet, als Selbige zu einem ehrlichen Frieden zu bewegen. Hie- wider wurde geantwortet, wie Franckreich die Oarolinische Sanction gewähret , und doch schnurstracks wider dieselbe die L)e- sterrei, Geschichte von Oesterreich. 48Z I sterreichische Lande meineydig angefallen I hätte rc. ! §.128. Hierauf ward von Franckr-ich der Krieg auch wider den König in Groß, Britannien und Churfürsten zü Hanover erkläret, als welcher dem heilsamen Frie, dens-Werck nicht minder entgegen wäre. Hingegen ward auch der Krieg von Engelland wider Franckreich erklärt. §.129. Gleich zu Eingang dieses Jahres arbeitete derKayserliche, Frantzösiiche, Berlinische/ Pfältzische und Esßlifche Hof an einer Union, und so bald den 1. Jtmii die Armee Sr. Königl. Hoheit Prmtzen Carls von Lothringen über den Rhein, und bald darauf in Elsaß gegangen, so ward solche zu Lranckfurr unterzeichnet, unter der Absicht, Seine Kayserliche Majestät nicht nur in den Besitz Dero Erb, Landen / sondern auch dero Kayserl. Würde und Hoheit wider alle Anftchtcr zu vertheidigen. Dahingegen schon den ir. May Ihro Königl. Majestät zu Hungarn eine andere Bündnuß getroffen mit Sr. Königs. Majestät in Polen, zu Erhaltung Böh- menS itt der Königin Besitz. §. izo. Von dem Ausgang der Elsaßi, fchen Händel ist oben in der Bayrische» Geschichte kürtzlich geredet worden. In- gleichen wie der König in Preussen mit ei- «er grossen Armee zu Beschützung des Kay- H h a fers 484 Ge schichte von Oesterreich. fers in Böhmen eingrtrungen; hingegen aber Sachsen etlick zwantzig tausend Mann der Königin zu Hülffe gesendet/ mit der ausdrücklichen Erklärung, wie solcheHülffe nicht im geringsten wider Seine Kayserliche Majestät, vielmehr niemand eine grössere Ehrentbietigkeit vor denKayser, alSCHnr- Sachsen hatte, welches über das die Neutralität gegen die Kayserliche Erb-Lande genauest in Acht nehmen wolte. Der AuSgaug auch dieses Handels mit Ende des i?44sten Jahrs, und wie Preussen Böhmen wieder verlassen muste, ist in der Bayrischen Geschichte mit genommen worden. /. i z r. Indessen da die Preussen sich in Schlesien zurück machten, gieng Priutz Carl mit seiner Armee ihnen auf den Fuß bis Glatz und Müsse nach. Damit aber denen Feinden kräfftiger auf die Fersen ge- trettenwurde, ward zuPreßburg ein Land- Tag gehalten, und em grosser Aufboth des Hungarischen Adels begehret, auch erhalten, um die Preussen nicht nur in Schlesien , sondern auch in Brandenburg zu beunruhigen. Es kamen der aufgebothenen aber nicht gar viele, und drangen sie auch nicht gar tieff in Ober-Schlesien ein, entweder weil ihr Eifer etwas erkaltet, oder wie man sagte, weil man nicht weiter mehr dar- Geschichte von Oesterreich. 48 s darauf gedrungen, aus einigem Mißtrauen gegen einem allzu zahlreichen Aufbott. Weil dann weder die Ungarn zuhitzig waren, noch unterlassen wurde, bisdrey- zehen Regimenter FussVolck von Schlesien nach der Obern Pfaltz zuschicken, zu- deme auch die Sachsen DerWinter-Huar, tier richt entbehren wolten, und invesseu der König in Preussen seine Völcker wieder aufs neue verstürbet, so musten die Ungarische Truppen aus gantz Schlesien wieder im kcbruzrio des lösten Jahrs entweichen, und selbiges dem FeindPreiß geben. rz2. Mit Anfang dieses Jahrs starb zu München der Äayser den 23 . Jan. Der Kayserliche junge Printz beharrete zwar bey seinen Ansprüchen: allein durch das Kayserliche Absterben ward alles so zerrüttet, und die Kriegö-Anstalten so übel getroffen, daß im Mertzen dieOesterreicher schon wieder das gantze Bayerland erobert, und Churfürst Maximil. III. zu Füssen den 22 . April gewisse Prdimtnar- Frie- dens-Arrickel eingehen muste; das wertere aber auf einen General - Fried ausgesetzet wurde. Darauf ward die Sesterreische Armee ge- theilet. Ein Theil wandte sich gegen Frauck- furt, und zwang die Frantzosen (so ihre Kräffte nach Niederlanv gezogen, und selbigen Sommer gantz Flandern weggenom« H h 3 men Geschichte von Oesterreich. wen hatten) über den Rhein zu weichen. Worauf Se. Königl. Hoheit der Groß- Hertzog branciscuz zur Armee sich verfüg" te, und die Römische Königs Wahl bedeckte. Solche fiel den iz. 8cpt. 174s. auf seine all rhöchste Person aus, zwar mit Widerspruch von Brandenburg und Pfalz, welche «der einige Monat hernach davon abgestanden. Der andere Theil der Armee wandt« sich nach Schlesien wider deu König in Preussen, wo man aus Unvorsichtigkeit den 4. Jun. 1745. bey Strrgau eine überaus tmpfi'ndliche Schlappe empfieng, und sich bis Königsgrätz zurück ziehen muste ; auch bey Lrautenau nicht viel feine Seide spann. Oesterreichisch - und Sächsischer Seite wolle man der Neutralität ohngeachtet in die Lausitz und so weiter in Brandenburg mit schon angehenden Winter einrücken. Es war wohl ausqesonnen; allein des Königs in Preussen Geschwindigkeit triebe hier den Printz Carl aus Larisiß weg: Dort ward Leipzig, daS meiste Sachsen, und Dreßden selbst nach einer blutigen Schlacht davor im December von Preussen erobert : gleich aber den r2. bujus zu Dreßden Friede gemacht. Bey dieser Campa- gne ist die tapffere Orsterreichische Caval- I Geselchte von Oesterreich. 487 ! ferte ziemlich ausser dem Credit/ diePrnrf- j fische aber darein gesetzet worden. izz- Dieses waren nun die Handel in den tcutschenOesterreichischen Landen. Main Niederland qeschehen im Jahr 1/44. i und wie Corrrrck, Memn, Zpern, Fort» ! knocke und Fmnes an die Frantzosenüber- ^ gangen/ welches öarriere Plätze waren, ist :■ auch in der Bayerischen Geschichte dieses Jahrs. iZ4. In Wrlschland aber war der Verlaust beylänffig dieser. An. 1742. waren viele Spanische Truppen über porro Lr- cole &c. nach Toscana , und durch bas Groß, Hertzogthum (weilen der Groß- Hertzog, Gemahl der Königin in Ungarn, die Neutralität ergriffen hatte) nach den Gegenden von Modena und über Ferrara geschickt. Es hatte aber sowohl die Königin ihre Truppen dagegen versammeln, als der König von Sardinien, soin Bündnuß mit Ihr und Engelland gegen Englische Subsivien f Gelder getretten war, seine Hülffs-Völcker anrucken lassen. Es war ein hitziges Treffen bey Campo Samo gehalten ; die Spanier schmoltzen, weil sie wegen weiter Entlegenheit nicht so leicht kunten ergäntzet werden. Der König in Neapel schickte der Spanjs. Armee Truppen zu. Es kam aber eine kleine Englische Flotte vor Neapel, die Stadt mit einer Hh 4 Bom- 488 Geschichte von Oesterreich. i Bombardirung bedroh-nd; und also mußte der Könid Carl die Neutralität unterschreiben, und seine Vö cker von dem Spanischen Heer abziehen Jmgleichen wart) gleich Anfangs der Hertzog von Modena, so es mit Spanien hielte, seiner Lande entsetzet, und übernahm hernach eine Weile die Befehlshabung über die Spanische Armee. i;5. Jahrs darauf 1743- kam eine kleine Spanische Armee durch Franckreich, vnd mit selbiger der zweyte Printz der Königin von Spamen, welcher sich d- s Her- zogthums Savoyen ohne Anstand bemächtiget, aber weiter weder in Maylano noch Ptemont einzurücken vermochte, weil die Schweitzer den Zug über das Walliser, Land nicht gestatteten, über den Bernbarvs- Berg aber selber zu schwer, und die Pie- »nontesische Gebürqe vom König in Sardinien wohl besetzt waren. Hingegen muste die Spanische Armee nach Abzug der Neapolitanischen sich zurück nach den Neapolitanischen Gräntzen ziehen. 136. Das folgende Jahr 1744. verstärck- te sich die Ungarische Armee, und verfolgte die Spanier, welche dann ihr Heyl im Königreich Neapel suchen musten. So bald dieses von den Ungarn betretten war, wolte der König auch nicht an die Neutralität gehalten scpn, sondern vereinigte seine Mann- Geschi chte von Oesterreich. 489 j Mannschafft mit der Spanischen, und zog, ' um den Feind nicht in seinem Busen j zu nähren, in das Pöbstliche Grbiet nach > Vellcrri denselben entgegen. In der Nahe I lagerte sich Fürst Lobkowitz mit der Ungarischen Armee, und in dieser Stellung blie- , be man den Sommer über beysamm, ohne ! daß nur einige Scharmützel und Streiffe-- reyen, auch beederseitige Beschiessung deS Lagers vorbeygegangen. Mit anbrechendem Winrer zog sich Lobkowitz über Rom zurück nach dem -Obern Kirchen - Staat. Der König verfolgte ihn bis Rom, und kehrte sodann mit den Seinen zurück. Die Spanier aber begaben sich in den Ltsto clcl- li Praesidu überwintern. 137. In Ober-Italien versta'rckten sich die Spanier abermahl, eroberten an der See-Küste die Savoyische Hafen und Ve/ ßungen Nizza, Villa-Lranca, und Vinri- imglia, und tranqen durch das Fort De« mont bis an die Vestung Coni oder Coneo «in, welche sie auch mit einem Frantzösi, scheu Trupp belagerten, und den Savoy- schen Entsatz schlugen; nachhero doch we» aen der aus den Bergen zusammenfließen- den Gewässern und anderm Ungemach nicht ohne zimlichen Schaden verlassen musten. Die Englische Flotte war dieses Jahr in der Mittelländischen See sehr starck, und bekam mit der Spanischen im Mertzen em H h f hitziges 49® Geschichte von Oesterreich. hitziges Gefecht, weiches beederftits nicht ohne grosse« Verlust ablieff. Auch hat dieses Jahr die Englische Flotte weiter nichts mehr weder wegen Neapel noch we, gen Piemont unternommen, also daß manche auf den Gedancken gerathen, daßesbey solcher entweder nicht zum besten aussehe, oder daß sie nicht eben hitziger als die Englis. Armee in denen Niederlanden darein gehen wolle. iz8- An. 174s. im Jenner zogen sich wieder einige Spanische Vvlcker an der See- Küste her, eroberten Oneglia , und begaben sich in das Genuesische Gebiet. Die Republic Genua hatte allezeit von einer Neutralität gesprochen, schiene aber nun- mehro auf Burbonische Seite zu hängen, und den Spaniern den Durchzug durch ihr Gebiet in das Mayländische, vielleicht auch noch Wülste an Volck zuzustehen, indeme selbige bis 14200, Mann sich soll verstärk cket haben. Die Ursach war, weil zwischen der Königin von Ungarn, König von Engelland, und dem König von Sardinien zu worms, als der König 6eorge an. 1 74z. ollda sich aufgehalten, ein Vertrag und Bündnuß errichtet worden, krafft dessen die Genuesische Stadt, Hafen, und Marqui- sät, Finale an Savoyen überlassen war. Es ist solches eine des Heil. Römischen Reichs Marggrafschaffk, und von den Spanisch t Geschichte von Oesterreich. 491 ' msch» Oesterreichischen Königen lange besessen, nach Verlust aber der Spanischen ! Monarchie von Kayser Carolo VI. an die Republic Genua verkauffet worden; Dann 1 vorhin hatte Finale gedienet, die teutsche Truppen von da in Spanien, und die Spanische in Mayland zu bringen. Nun aber ward behauptet, daß der Verkaufs von Fi- l nale cum onere reluenäi, oder mit Beding i selbigen wieder einlösen zu können, geschehen wäre. Doch hörte man nicht, daß der Republic Genua etwas zurückgezahlet werden solle. 139. Was die benachbarte Türcken belanget, hielten sie vermahlen ihre Regel auch, daß sie, wann die Christliche Mäch- j ten, sonderlich in Leutschland, einander t« den Haaren liegen, sich nicht regen. Dann selber Vortheil ist eö, wann diese mit blutigem Geräuffe einander schwächen, und müssen sie dabey befürchten, die Christen möchten nach beygelegter Zwistigkeit ihre vereinigte Kräfften gegen sie wenden. Der- mahlen dann liebkosete der Groß-Sultan Sr. Königl. Majestät sehr, nennte sie seine liebe Tochter, und trug ihr auch Hülff wider Derv Fembe an; auch ward erlaubt in der Tartarey, Moldau rc. dreyßigtau- send Pferde aufzukauffen, um den Ungarischen Aufboth beritten zu machen. 49S Geschichte von Oesterreich. uo. Jhro Majestät ward ferners ^n.' 1745. den 1. Februar, mit dem zweyten Prmtzen vermehret, deme der Nahmen Carl > beygeleget worden. Hingegen muste die zweyte Ertz-Hertzogin Marla Anna, Ge- > mahlin Seiner Hoheit Printzen Carls von Lothringen und Guvernantm in Niederland durch eine sehr unglückliche Leibes,Entbindung schon den 16. vecemb. 1744. die- I se Zeitiichkeit verlassen. 141. Das Jahr 1746. eröffnete zwey ungleiche Schaubühnen, die eine in Nieder- land, die andere m Italien. Und in Niederland zwar machten die Frantzosen unter I dem Marschall Comte de Sa.xe gleich im Februario so starcke Bewegung, daß sich erstlich Brüssel nach einer kuryen Gegen- > wehr, nach dessen Beyspiel auch hernach Antwerpen, folglich das gantze Herhog» thum Brabant ergeben, die alliirte Armee aber der Qesterreichisch - Englisch - Hano- ver - und Holländischen Truppen in das , Holländische Gebiet bey Breda sich lalvi- ren muste. Die Frantzosen ruhettn nicht/ brachten im Frühling Ath, im Sommer MonssamtgantzHennMU, im Herbst aber noch Charleroy auch Namur unter sich; womit dann die gantze Niederländische im Utrechter-Friede an. 171z. und bestellte Barriere in Frantzösische Hände gerieche, Sr. Kayserl. Majestät und Königin in Ungarn Geschichte von Oesterreich. 493 gärn «bcr von gesammlen Ntederlandtn | mchts mehrers übrig verbliebe, als das kleine Hertzogthum Limburg, und oer ge- ! ringe Überrest von Geldern. Die Noth ' Zwang also, dieWinter-Huartierausdem , Reichs-Boden zu suchen; wobey das schlimmstewar, daß die Hohe Reichs-Glie- der dieselbe anzunehmen lang und vieles Bedencken trugen: einige zwar, wie Pfalz, | weilen sie durch die Oesterreichische Militz übel waren tracriret worden; andere aber, weilen sie die Französische Ahndung förch- teten: zu dem sich auch das Reichs- Systc- j ma auf einem etwas veränderten Fuß ber > fande, unvmicht alle Sachen, wie ehedef- fen, sich angreiffen wolten lassen. Allein diese Dinge gehören änderst wohin. Und dieser Zustand war es in Niederlanden zn Anfang des lösten Jahrs. 14». In Welschland war die Schaubühne über die Massen veränderlich. Die-Oesterreichische Armee, welche vorigen Sommer und Herbst dem Königreich Neapel in der Nähe gedrohet hatte, muste sich nun zwischen Cremona und Mantua behelffen, weile» die Republic Genua den Krieg ge, gen Savoyen, wegen Finale, erkläret, und 14000. Mann, wie man sie fehlte, ihrer Völcker zu den Spaniern und Frantzosen stossen ließ. Gegen Ih. Masist. die Königin von Ungarn behielten sie die Nemrali- 494 Ge schichte von Desierreich. tät vor, und hatten fernerhin ihren Ge, sandten zu Wien. Die Burbonische Alliirte dann drangen in Monlferrat und Piemont allenthalben ein: Die Spanier aber in Mayland, woselbst der Infant Don Philippe die Carne- vaK-Lustbarkeiten einbrachte. Auf der andern Seite verstclrckten sich die Oesterreicher aus Leutschland und Ungarn: Der König in Sardinien, seiner Gewohnheit nach / ließ es an tapffern Gegen- Zlnstalten auch nicht erwinden. Und im Frühlina, ehe man es sich versähe/ gerie- the alles in solche Bewegung/ daß die Spanier in die Enge getrieben- und nebst Mayland eines nach dem andern ihnen wie, der verlohren wurden. Dabey geschahen im Sommer etliche hitzige Treffen, worin man aus dem vielen abgezapften Blut wohl sehen kunte/ daß man nicht vor die lange Weile sich schlüge. Zu ?ircenra wolten beede Theil gewonnen haben/ und hatten doch beede zimlich verlohren. An dem Lom- bro-Fluß und über den Po schlug sich der Spanische General Don Gages durch die Oesterreichisch - und Sardinische Armeen zwar muthig, doch auch blutig durch. Man kan sagen/ daß bis hieher dieser Feldzug eine rechte Schule braver Kriegs > Leuten war, wann nur jemand fähiger denselben aufrichtig vor die Nachwelt beschreiben ivol, te. i4*. Geschichte von Oesterreich. 495 14z. Allein von dieser Zeit, und von Ende des Augusti an waren die Herren Spanier und Frantzoftn, welche sich drey Jahr lang in OberWelschlandzu setzende, mühet hatten, in eben so viel Monaten wiederum mit Stumpf und Stiel daraus vertrieben. Dann sie zogen sich zurück, wo sie hergekommen waren, in das Genuesische, und von dar über Hals und Kopf in die Provence. Die Schlösser Vintimiglia, Villafranca, Nizza, welche sie etwas besetzet hatten, wurden ohne grossen Widerstand vom König in Sardlnten wieder erobert. Durch die boocbetta oder den engen Ge- nuesischenBerqschlund drangen zugleich mit hinein die OesterreichischeVölcker, und setz, ten sogleich auf Genua zu. Welcher Re- public alles protesiirens, daß sie wider Oesterreich nicht, sondern nur wider Savoyen Krieg hätten, ungeachtet, eine Lapirularion unterzeichnet wurde, worin ihnen ihr Staat frey bedungen war den 7. 8ept. 1746. 144. Nachdem die Truppen eine Weile ausgerastet, machte sich indessen der König in Sardinien von Final« und Savona Herden Genuesischen Häven und Vestungen Meister. DieOesterreicher aber hatten noch ein grössers Merck im Sinn, nemlich den Frantzosen selbst in ihrem Heymat der Provence eine zahlreiche Visire abzulegen. Unter 496 Geschichte von (Oesterreich. ter dem General Braun ward den i. December derz Grüntz-scheidende V-r-Fluß nebst einem Corps Savoyer übersetzet: wetterö geaen den Argem -mit den leichten Völckern vorgerücket, das Land in Contributio» gesetzet, übrigens aber, wie man vernimmt, mit guter Manier tractü rct. Die Stadt aber und der Haven A»- tibes »ach einer Bioquade und Bombardi- rung auch belagert. Gegen welches alles Franckreich feine Schwache nicht allerdings bergen konte: indeme es erst aus Niederland Truppen zu Vertheidigung der Provence herausziehen muste: welche der Marschall Und Herzog Leiiisie anführete. Zudeme sich auch die entkommene Spanische Truppen allbereit geschlagen haben; da die übrige das Hrrtzoathum Savoyen vor den Prirrtzen Von Philippe besetzet halten. In diesen Umstünden befanden sich die Sachenin kro- vence lm Ienner des I747sten Jahrs. 14^. Unterdessen da dieses rn Franckreich vorbcygehet, sammlete sich in Genua ein Geschwür, welches den 25. Decembr. unversehens ausbrach, indem gantz Genua sowohl Stadt und Land in den Harnisch schloff, und die Oesterreichische Trouppen, so ru Pietro d* Arena das Hauptquartier und von der Stadt ein Thor hatte», sonst aber überall ausgebreitet waren, in etlrch Geschichte von Oesterreich. 4-7 Hagen gezwungen worden mit Hinterlaß jung vieler Todten/ Gefangene», Geld und ! Bagage durch die Locelle» die Flucht nach Gavi und Novi zu ergrciffen. Die Ursa- ! che des Tumults ist strittig, beede Theile behaupten, der andere habe die Capimla- 1 tion zuerst gebrochen: dieft Frage lässet ! man sie ausfechttn; wiewohl solche an sich selbst nicht vor den Degen gehöret; indem I wann m der That einmahl wahr gewesen, ! daß die Genueser die erste zur Kranckung Der Capitulatior» gewesen, solches allezeit wahr bleiben wird, wann sie auch zehen- mahl obsiegen sollen: also auch im Gegenspiel. Biöhcrs hat man nur praesun.ro- nes von beeden Seiten erfahren: man kan I auch änderst nicht als dahin qestcllct seyn lassen, ob die prsfumtiones mehr vor den schwacher - als stärkeren Theil zu streikten haben. Ob aber die Repubüc damit selbst ißteressirct seye, oder der Pöbel den M ister spiele, beruhet vermahlen auch noch auf ungewissen Nachrichten. Endlich bat man auch noch nicht gesehen, daß die Rc* pudllc vor Rebellen von einiger Pottntz angesehen worden: obwohlen solches Ptx- dicat in allen Brüsten und vielen Zeitun- gen ihr freygebig beygeleget wird: welches auch von darum nicht wahrscheinlich, weilen der Hof zu Wien bishero einen Gesandten von oer Republic gehalten; weil fuppl.P,Des.J,H,I.Zb. 3 i an- 498 Geschichte von (Oesterreich. andere Mächten ihre Gesandten bey der Republic gehabt/ und d,e Republic wiederum bey anderen/als Engellans, Holland rc. weil auch der Oestermchische Hof auf die Republic gedrungen/ solte mit ihm Allianz machm, und andere Allianzen aufgeben: welches alles ein obnintereilii-tervor Beweißthümer ansehen wird/ daß Genua von Oesterreich selbst nicht vor Unterthan sehe gehalten worden/ mitbin auch die Rebellion eigentlich nicht könne gefagek wer, Den. Es seye aber jekemwch ferne voS unS/ daß wir uns wollen auch über diese Frage zum ungebettenen Rechter aufwerf- fen. Wir wissen wohl/ was für ein unerschöpflicher Bruuv die Politic seye, und wie viele heimliche Quellen sie habe, die richtige Auslegung ihrer Geschaffte |t* machen. . ^ Aufdie Gelegenheit aber desAusbruch- zu kommen, so ward dieselbe daher genom, wen; weil die Oesterreichereinund andne Posten an der Stadt und den Have'n einnahmen, das Geschütz der Republic M Abfuhr auszeichnete»,, und würcklich mit der Abfuhr aus dem Zeuchhaus den Anfang machten, auch die Genueser Putsch mit Schlagen zwingen wölken, selbst Hand daran zu leq.n. Eine weitere war die überhüuffte Eontriburion und andere Drangsalen,welche sowohl derHandelfchafft als Geschichte von Oesterreich. 4-- als der Lancc, den völligen Garaus angedrohet haben soll: mästen die Contribution allein auf 9, Million teutscher Gulden gerechnet wird innerhalb dreyen Monathen; worinn alle übereinkommen. Die gantze Massu und Schaden aber von andern auf i*. von andern auf 2©. Million geschahet wird, ohne andere Betrübnüssen. Man lastet ihnen über den Lalculumzu juUiüci- ten; würde auch diese Dinge nichteinMahl hicher gesetzet haben, wann sie nicht zur Erkanntnuß der Genuesischen Affaire gehörten, und was die Plagen belanget, wird es ohnedem niemand wunderlich vorkommen, daß ein Kriegs-Volck andere Leute Nicht M't Ma-rc.pan zu speisen pflege, sonderlich ein teurrsches, welches sich diese Vorsichtigkeit in allen Büchern von langerZeit her muß^nach sagen lassen. -46. Sonst ist noch von Oesterreich zu tzrinnern, daß weylano der Glorwürdigste Mayser Carolus vl. grosse Sorgfalt angewendet, in seinen Landen ein ergiebiges Qowmercium herzustellen. Die Ostendi/ sche Co.. pagnieiioat muste aus Eyfersucht der Engel un > Holländer aufgehoben Werder; welche Eyferiucht noch darzu Neapel Und Sicilien verlobten gehen machte. Allein nach der Hand war der Kayser gesin- net eine andere Schiffarth zu Trieste im Loffo di Vetretia sonderbar mitEngelland Zi -r M $00 Geschichte von Oesterreich. j $u concert im?; wann nicht dessen betrübte- 1 Hinscheiden, und daraufembrunnene SVrie- ge alles unterbroch n hätt-n. Die Straf» jpm waren von Schl sim durch Steyrr, warck und Crain mit erstaunlichen Wer- Staaten des Hauses Oesterreich. Gegeben A.MDCCXLi, Aus dem Lrantzöstschen übersetzet. I ^^äerlen der Autor dieses Schreibens selbst zu verlangen scheinet, man soll ihm eine Antwort abgeben, so hoffe ich, es wird mir meine Meinung zu eröffn neu um so mehr erlaubet seyn, je weniger von jemand in diese Frage mich einzumengen befehliget bin, mithin mit ungebunden »er Aufrichtigkeit alles abmercken kan,was gerechter und der Billigkeit gema'sftr zu seyn mich gedüncket. Die Frag, welche der Autor aufwirffet, ist diese: Ob der Churfürst aus Bayern, welcher von Anna der ältesten Tochter Ferdinandi I. abstammet, tu Krafft dessen 3 i 3 Le- Geschicke von Desterrerch. ^ Testaments, doclicilles, des Heyrat§, dontr^s dieser Printzeßin müsse denen Ertz-Hertzoginnen Töchtern Kayserö L»" roii VI. vorgezogen werden ? Es kommt die gantze Frage auf dieses an: o&fcer Testator habe wollen seine Tochter und derselben Absprößlinge denen Töchtern seiner Söhne vorziehen? Ich > bin mit dem Autor eins, daß der Testator die Absprößlinge seiner Tochter zur Erbschafft habe beruffen wollen in allen den Fallen, in welchen Füllen er seine ei, gne Tochter wolte ausichliessen, er auch die Abkömmlinge derojelben auszuschliessen aemeinet gewesen sey: daß man also nur bemühet ieyn darf denjenigen Fall auszu« finden, in welchen der Testator eine seiner Töchter zur Erbfolge beruffen hat, wie auch Denjenigen Fall, in welchem er diese!« bige hat wollen davon ausschliessen. Ich will die Haupt« Clausuln des Testaments, so zu Beleuchtung der Frage dien« sam seynd, hieher fetzen. Die erste ist, wo dee Testator, nachdem er seinen ältesten Sohn zum Erben eingesetzet, er weiter- in Diesen Worten redet: „Aber in dem Fall, „daß unser Hesagter Sohn Ertz-Hertzog „Maximilian, vor oder nach unsern Tod, „ohne ehliche Leibes-Erben stürbe, alsdann -solle _G eschichte v o n Oesterreich. ro, „solle unser 2t rL ohn, und inAbgang dessen „allezeit der altere auS unseren Söhnen oh, ! „ne Hinter, riß in die erbliche Regierung l „unserer besagten Königreiche und Ländern I „eintrerten. , Die zweyte eiausul ist, wo er in folgenL der muffen erkläret: „Geschähe es aber, i „daß unser liebe Gemahel, und all unsere I „Söhne stürben,, ohne eheliche Leibes-Er- „ben, so soll eine aus unseren Töchteren, „so wir hinterlassen, die obgemeldte Kö, „nigreiche Ungarn und Böhmen als wahs ,»re Erbin haben und besitzen, Auf diese zweyte Clausui ist die meiste I Achtsamkeit zu haben, damit man abneh, rne, ob die Meinung des Tellarors gewesen, daß seine Töchter wenigst in Ungarn und Böhmen crbfylqen solle, alsoqlejch, wann seine Söhne ohne männliche Erben abgehen würden, ob sie schon Töchter hinterliessen? Oder aber ob er seine Töchter nur alsdann erst beruffen wolte, wann seine Söhne gar keinen Erben, weder eines noch des anderen Geschlechts nachlassen würden? Nun aber, weil der testator inderOaulul sich eines allgemeinen Worts Erben bedienet, so bleibet zu untersuchen, ob er unter diesem Work allein die Männer, oder aber sowohl Männer als Frauen habe begreift 3 i 4 fer» sS4 Geschichte von Oesterr eich. fen wollen? Ich bin ver Meinung, daß in der vorgehenden Chusul, j n welcher der Kayser seinen zweyten Sohn, nach Abgang des ersten ohne Erben, zur Erbschafft be- ruffet, unter dem Wort Leibes Erben nur allein die männliche Erben zu verstehe« seyen ; und dieses aus denen Ursachen, welche der Autor selbst angebracht hat- lein. ob diese nemliche Bedeutung de» nemlichen Wort müsse beygeleget werde« auch alsdapn, wann der Kayser seineLöchs ter zur ErSschafft ruffet? das iß eine andere Frage. Gewiß ist es, daß, wann man einem Wort seine eigentliche Bedeutung lässet, und vaffeibige Wort in einerley LestamenL vffterömahlen gebrauchet wird, man daffel- bige jederzeit in derselben ncm'ichm Bedeutung nehmen müsse. Wann aber dieses Wort öffterögebrauchet wird in unterschiedenen Fällen, und in einem dieser Fälle» genugsam wichtige Umstände und Ursache« vorkommen, wegen welcher einem solche« Wort eine beschränckte und minder eigen- thliMkiOtBestkllkUllg sich zulegen lässet: so halte ich davor, daß, wann eben diese Umstände uno Ursachen sich nicht auch in dem anderen Fall vorfinden, man alsdann in diesem anderen Fall das nemliche Wort vbubeschränckt und in seiner eigentlichen Geschichte von Oesterreich. natürlichen Bedeutung nehmen müsse. Nun findet sich die Ursache, unter dem Wort Leibes-Ecben allein die männlichezu verstehen, bey dem Fall der zweyten Clausul nicht mehr (welches leicht zu erweisen stehet, weil die Königreiche Ungarn und Böhmen eben so wohl in die Gunckel fall-n, wann sie den Töchtern kerciinancli i. und deren velcenücnmi zutheil werden, als wann sie denen Töchtern der Ferdinandi- scheu Söhne zufallen) also deucht mich, es müsse in dieser zweyten clausul das Wort Leibes Erben wiederum in seine eigentliche und natürliche Bedeutung tretten, und folglich das eine sowohl als das andere Ge< schlecht begreiffen. Der Autos zwar, um das Widerspiel darzuthun, bedrenct sich folgenden Beweises: Weilen der Testatur in dieser zweyten Clausul von seiner Gemahlin eben so wohl als von seinen Söhnen den Aus- spruch machet, daß nach der Gemahlin und der Söhnen Abgang ohne leibliche Erben eine seiner Töchter erben soll; sv kau hier das Wort Leibes-Erben nicht Herren und Frauen mit einander bedeuten; dann sonst würde diese Clausul abgeschmackt lauten, und so viel sagen, daß wann die Gemahlin ohne Söhne und ohne Töchter ahgehen sollen, alsdann eine von ihren hinterlasse, Ji5 nrn f©6 (Btfcbidbte von Oesterreich. NtN Töchtern Erbin seylUüsse. Mein diese Probe thut nichts zur Sache. Dann erstlich fönte man dieser Clausul wohl tau« send andere Auslegungen machen. Her- xach muß man bedrucken, daß der Autor zum voraus setze, es habe der Kayser ker- 6insnct I. in dieser Zweyten Clausul auf gleiche Weise reden wollen nicht minder von den Erben seiner Gemahlin Anna, als von denen Erben seiner Söhnen; welches ich doch vor falsch halte. Ichgestehezwar ein, es habe der Kayser sprechen wollen eben so gut von dem Hintritt seiner Gemahlin , als von dem Htntritt seiner Sühnen: übrigens aber hat er, was die Erben derselben belanget, nicht wollen reden von den Erben seiner Gemahlin, sondern nur allein von den Erben seiner Söhnen; welches letztere ich mit einem Zwryfachen Be« wcrß erhärte. Der erste Beweiß ist dieser: wann der Kayser von den Erben seiner Gemahlin geredet Hütte, so wäre es überflüßiq gewesen, besondere Meldung seiner Söhne zu machen; weil ja seine Söhne und die Erben seiner Söhne schon selbst die Erben seiner Gemahlin waren? Der andere Beweiß : wann der Kayser die Erben seiner Gemahlin gemeiner Hütte, so wären darunter begriffen gewesen auch Deroseiben Geschichte von Oesterreich. ^07 Kinder aus dem zweyten Ehe-Bette', so* ferne sie dcrgl ichen würbe bekommen haben: welches doch keincsweqs wahrscheinlich ist. Wann aber der Testator nur aU lein von den Leibes Erben seiner Söhnen gesprochen hat, so zeiget sich gantz keine i Hinternuß, diesem Wort seine natürliche Bedeutung zu lassen; um so mehr als man . wichtige Urjachen hat, welche erfordern, I daß man diesem Wort solche Bedeutung zu machen, wann es dieselbige auch nicht schon vor sich eigenthümlich Hütte. Dann der Testator hat nothwendiger Meise müssen vorsehen tausend und tausend Ungele- genheiten, welche aus einer solchen Sut>- üimtion entstehen würden, wann er nery- ! lich seine Töchter zur Erbschafft gernffen hatte, ohng-'achtet von seinen Söhnen Töchter vorbanden waren. Es lasset sich also vernünfftiger Weise nicht muthmassen, daß er seinen Unterthanen so wohl als seiner Söhne Nachkommenschafft nichts desto- weniger habe wollen wehe thun, und sie in Ungelegenheit stürtzen, mit einem sol- > chen Fehler, daß er seinen letzten Willen nicht in deutlichen, und keiner Anfechtung unterworffenm Austruckungen verfasset; Massen eine solche Verordnung güntzlich fremd, ungewöhnlich, und wider alle Ab> sichten lauffend wäre, welche (in n Monarchen LS8 Geschich te von GesterreLlch. narchen in Verachtung seiner Testaments zu leiten vermögend seynd. Dieses, daß em Testator feinen Sohn zum Erben einsetzet, und nichts destoweni- ger feine Tochter, auch feiner Töchter De- fcen6enken,und folglichseiner TvchttrTöch- ter denen Töchtern seines SohnS vorziehe, finde ich eben so seltsam und wunderlich ru seyn, als wann einer seinen Attesten Sohn zum Erben benennte, und dannoch hernach rn weiterer Ordnung seinen jüngsten Sohn samt dessen wettern Söhnen vorziehen weite den Söhnen seines ältesten Sohns. Ich erachte dannenhero, man könnedie» fe zweyte Ciausul, worin Kayfer Ferdinand L seine eigene Töchter beruffet: mit diesen Worten : „ Geschähe es aber, daK „unsere liebe Gemahcl, und all unsere „ Söhne ohrre ehelige Leibes Ervcn abgiensr „gen, so ,olle eine aus unsern Töchtern, „ so wir nachlassen werden, Erbin und Be» „sitzerin von Ungarn und Böhmen seyn». Diese Cljufol, sage ich, könne nicht besser ausgeleget werden, als wann man ihr diesen Verstand gibet: >, Geschahe es aber, „daß unser liebe Gemahl stürbe, deßglei» „chen auch alle unsere Söhne, ohne ehli- «cheLeibes-Erben, alsdann soll eine aus «unfern Geschichte von Oesterreich. sO9 „unsern Töchtern die vbgemeldte Kvl,ig» „reiche haben. Anstatt daß der Autor in Auslegung dieser Ciausul, indeme er das Wort Leibes Erden so wohl auf die Ge, mahlin als auf die Söhne ziehet, uns gleich im ersten Anblick in eine Menge Un, gelegenheiten hinein führet, welche ich erst gemeldet habe. Zudeme wann man auch schlechterdingen wolte das Wort Leibes-Erben nicht minder auf die Gemahlin als auf die Söhne ziehen, folqete doch nicht, wie der^moc behaupten will, daß die Ciausul absurd wäre, sofern unter den Leibes-Erben beede Geschlechte verstanden würden; dann weilen zur Zeit des gemachten Testaments noch gar keine Kinder von den Söhnen des KapserS vorhanden waren, so ist es gar wahrscheinlich, daß der Testator unter dem Wort Erben nur die zukünftige gemeyncr habe; und rm diesem Fall kan man ohngehindert dassclbige Wort von beeden Geschlechten nehmen, wann mich eben dieses Wort Leibes-Erben auf die Gemahlin des Testalvrs sich mit beziehen soll. Übrigens, so viel die Substitution in Besitz Oesterreichs angehet, zweifle ich nichh. Väß nicht her Testatos habe wollen die Töch" fio Geschichte von (Oesterreich. ter seiner Söhne durch Kayser Carln V. und dessen männliche Oescenciettr ausgeschlossen wissen. Wer aber sagt, des Testarors Wille seye dieser gewesen, daß h allen Fällen, in welchen Oesterreich auf die Spanische Linie zurück gienge, die Königreiche Ungarn und Böhmen einer seiner des Testators Töchtern zu Theil werden sollen/ mit dem kan ich nicht einstimmig seyn. - Es hat zwar dieses einigen Schein; dann der Kayser verordnet, daß die Spanische Manns-Linie, so bald sie in das Erbthum Oesterreichs eintreten wird, seinen des Testators Töchtern zOoooo.fi. auszahlen solle; ausgenvhmen aber von dieser Zahlung ist diejenige Tochter des Testators, welche alsdann die Königreiche Ungarn und Böhmen haben muß: mithin scheinet es richtig > daß der Testator dieser von der Zahlung ausgeschlossenen Tochter die beede Königreiche in solchem Fall zugedacht habe, nemlich im Fall da d»e Spanische Manns-Linie das Ertz-Her- zoglhum Oesterreich erblich antreten würde. Allein es verrathet sich die Falschheit dieses Scheingrundes überhaupt alsogleich, wann man nur bedencket, daß diese Ausnahme müsse in einem bedungenen Verstand ange- nohmen werden, nemlich auf solche Weise, wann der Testator sagt: Ausgenvhmen jene von meinen Töchtern, welche mir in den Zweyen Königreichen Ungarn «nd Böh- Geschichte von Oesterreich. 5 1 i Inm succeditm wird: so muß nothwendig darunter diese Bedingnuß verstanden werden: wann doch eine von meinen Töchtern/«c- cedittt. Es erkläret sich dieses mit einer Gleichnuß: Wann der Testator hätte die Clausul gesetzt: die Spanische Linie solle zahlen Z 0 OO>vo.fl. Venen Lrh-Herzoginnen, ausgenohmen diejenige meiner Töchter/ welche zu solcher Zeit noch nicht verehligr seyn werde; so wüste man nothwendig darunter verstehen dücse Bedmgnüß : wann doch zu dieser Zeit sste nicht alle verheyracher seyn werden. Alles, n»as man aus dieser Clausul folge* 'ren kan, bejstehet alleinig in diesem, daß der Testator wochl einen Fall vorgesehen habe, in 'welchem siech begeben könte, daß eine seiner Töchteren im Ungarn und Böhmen succedirte zu einer Zeitt, da die Spanische Manns -Li- yie Oesterreich bekommen würde. Gantz Nicht aber muß man diese Folgerung so weit hinaus strecken, als ob der Testaror hätte verordnen wölken, daß in allen den Fallen, tN welchen die Spanische Linie schuldig war die Z0OvvO.fi. zu bezahlen, m allen solchen Fällen auch eine seiner Töchter die Königreiche Ungarn und Böhmen bekommen müsse. Zwey Fälle seynd, in welchen Carl V. in Oesterreich Erb seyn könte. Der erste, wann die 5 1 2 Geschichte von Oesterreich. die drey Söhne Ferdinandi I. ohne männliche Erden abgiengen; und diesen Fallmeynet der gestator nicht, da er eine seiner Töchterm ausnimtvon der Vermachtnuß der zooOQo.fi. welches Carl V. alsdann bey seiner Ankiwfft in Oesterreich zahlen solle. Der zweyte Lall, so sich hätte begeben können, ist dieser, wann die drey Söhne Ferdinand! I. oder deren männliche Delcendcnrcn absterben würden ohne einige Erben: in diesem Fall würde Carl V. Erb von Oesterreich gewesen seyn; und zu gleicher Zeit würde eine Tochter ker- dinandi I. in das Königreich Ungarn und Böhmen succediret haben. Und dieses tst der nemliche Fall, welchen der Testator zum Grund setzet, wann er eine aus seinen Töch- teren von der Vermächtnuß der zooooo. fl. ausnimmet. Diese bisher angebrachte Auslegung dienet zur genungsamen Abweisung derjenigen, welche behaupten wollen, es wurde die Aus, nähme einer Tochter lächerlich heraus kommen, wann der Testator eine seiner Töchter, und zwar diejenige, so in Ungarn und Böhmen succediren wird, auönehmtte, ohne daß er einen einigen Fall hätte vorgesehen, in weichen entweder diese Tochter oder ihre Descendenten körnen das Recht solcher Ungarischen Succession erlangen. Tch _ Geftbichte von Oesterreich.. ^ i % Ich schreibe dannenhero wieder zu meinen ersten Schlüssen zurück- und b-Haupte, daß in der Clausul, worinn der Kaysek kerclin.l. seine Töchter zur Erbfolge berufst, das Wort Leibes-Erben von beyden dem männliche und weiblichen Geschlechte zu nehmen seye; Nicht nur- weil dieses die eigenthümliche Bedeutung dieses Worts ist- sondern auch, wei- j len ich die oben angeregte Ursachen vor ge- I nugsam halte, daß dieses Wort also genehmen müste werden , wann auch sonsten dieses seine eigentliche Bedeutung nicht wäre. Solisten ist noch die Früge i wann die Substitution von einem Testator geschehen ist zum Vortheil der männlichen Oclcenäcnr, und in deren Abgang zum Vortheil der Töchter, ob nach erloschenen Männern die Töchter des letzten Besitzers denen Töchtern des Testators vorzuziehen seyen? Der Autor bcmercket, daß viele Gelehrte über diese Frage geschrieben haben, und daß hierinnett ihre Meynungen getheilt seyen. Ich gib es gerne zu, daß man pro & contra viele Gründe habe alsdann, wann die Töchter des letzten Besitzers von dem Testator nicht abstammen; mithin nicht zu bewundern seye, wann die Meynungen der Gelehrten dießfalls nicht überein kommen. Allein dieses ist der Fall nicht, wovon unsere dermahlige Frage wäre; dann in diesem unsern Fall stammen die Töch- Suppl. R, ?. Dsfi A. H. Eh. K k t« *14 G eschichte von Oesterreich. ter des letzten Besitzers von dem Testator ab; und in diesem Fall bleibt keine Zweiffelhaff- tiokeit übrig. Meines BehaltS ist es augenscheinlich gewiß, daß die Tochter des letzten Besitzers den Vorzug vor der Tochter des Testators und vor derenselben Delccnäenren l-aben müsse, also gewiß, daß ich nicht einmahl die geringste Beweg-Ursach sehe, welche die Krage auch nur zweifeihafftig machen könte. Ich halte es vor übcrflüßig, so viel diese Krage angehet, ins besondere meine Meynung wegen der Vermahlung der Ertz-Herzogin .Anna, ältester Ferdinandischer Tochter, zu eröffnen. Der Autor selbst gestehet, daß sie sich kein anders Recht vorbehalten habe, als welches sie Krafft des Ferdinandischen Testaments haben köme. Hoffentlich hab ich oben genugsam ausgezeichnet, was vor Recht dann derTestator in seinem Testament seiner Tochter habe einräumen wollen. Auch will mit stillschweigen übergehen, ob Kayser kcräinanaus 1 . in seinen Landen eine ewige Erbfolgs-Ordnung einzuführen gesin- rm oder auch befugt gewesen seye? müssen es Stadt, kündig ist, daß des Oesterreichifchen Hauses Erb-Recht unter andern in Ungarn nicht ehe als An. 1687. ist zu Stande gekommen, bey Gelegenheit der Crönung Kaysers Josephi; und zwar mit dieser Clausul, und _Geschichte von Oesterreich.' 51 ? fotiderheillichen Bedingnuß, daß nach Abgang der männlichen Dclccnäcnr die Wahl- Gerechtigkeit bey den Ständen sich wiederum rrneuren solle. Die Töchter aber srynd erst An. 172;. durch einen feyerlrchen Landtags- Schluß zur Erbschafft zugelassen worden; und zwar in jener Ordnung, welche in der Pragmatischen von allen Oesterreichischen Erb-Landen angenohmenen 8snttion bestimmet wird. Woraus die handgreiffliche Folge zu ssessen scheinet, daß, wann in denen Staaten Kayscrs Fcrdinandi I. die Erbfolge des Hauses Oesterreich vor beede Geschlechter noch nicht vestgesetzet gewesen, er der Kay- scr auch von diesen Staaten zum Vortheil seiner Töchter nicht habe zu difooniren gehabt. Ist aber zu Fad, 'nandi I. Zeiten dir Erbfolge vor beede Geschlechter schon richtig gewesen, so hüt er, wahrscheinlich, an der schon eingeführten Ordnung nichts weiter abändern können. Zn einen sowohl als den andern Fall scheinet die Einwilligung der Stände nothwendig gewesen zu seyn. Und eben darum scheinet es ohnwidersprechlich zu seyn, daß die durch Kayser Carl VI. gemacht« Verordnungen, als welche mit allgemeiner Einwilligung aller Erblanden und Gewehr- leistung säst aller Europäischen Mächten errichtet sevnd, denen andern Verordnungen, denen es an nothwendigen 8olcmnitaten «tänzelt, weit vorziehen seyen, und da!ß 5 1 6 Geschichte von Oesterreich. | diese letztere keine Krafft gewinnen / noch eine tüchtige Auslegung bekommen mögen / ausser nur in so weit sie denen hergebrachten Hauß- und Land, Rechten gleichförmig seynd. Endlich aber, ohne mich in Untersuchung i dieser Frage einzulassen, beucht es mich, es | geben die oben angeführte Ursachen schon ge-' nugsam zu erkennen, daß des Testacors Wil-! lens-Meynung niemahlen gewesen, die Ab-' kömmlinge seiner Tochter einer Tochter feiner i Söhne vorzuziehen; welches eine Willens-1 Meynung wäre, davon kein Beyspiel erfindlich, so lang die Welt eine Welt ist. «nichtiger Auf irundfalschen ^ atz !chn: Nemlichen Nach höchst-betrübten, doch höchst-seel. Hinscheiden weyland ARL des VI. Glorwürdigster Gedachmuß,als des letzten männlich-Habspurgischen Zwerges, müssen Se. Churfürst!. Durch!, aus Bayern, Carl Albert, als ein vom Kayser Ferdinand dem Ersten einsund nachges setzter rechtmäßiger Erb, in allen Oesterreichischen Königreichen und Erb s Landen ohns Mittelbar nachfolgen: 88kl(l)tv Last ans dem eingigen wahrbassren Reche erklärt s und genomiueuen Jnuhalt Des von Kayser Friderich dem Ersten Im Jahr 1156. für Oesterreich gegebenen Lehens-Reichs-Satzungs- und Frey- heits-Brief auf das kürtzeste, aber kläreste, und statthafftcsie widerleget wird. Alles der läutern Wahrheit zu Steuer, auch zum dienlichen klaren Unterricht vieler nicht genugsam kundis gen, und zu Bestärkung Oesterreichischer Treue Durchweine aufrichtige Feder.verfasset Im Jahr 1742- £ / •' i .* »•. ••;•/•"«•«■, . r •. r ■4 Iit)- ' v ‘ '■ -7 Si'i SHA? Geschichte von Oesterreich. V9 Vor-Erinnerung. zu Hungarn und Böhmen ftynd bloß, zu Folge der neuesten, von dero Al- lerdurchleuchtigsten Herrn Vattew höchst-mildester Gedächtnuß eingesetzten Pragmatischen Erbfolgs-Ordnung, in dem gerechten Besitz aller Oesterreichischen Erb-Lan- den eingetreten. Diese Pragmatic aber war je nicht anders, als eine Erklärung und Vollstreckung des Jnnhalts jenes Briefes, welchen ehedessenKayser Friderich der Erste An. n 56. feyerltch ausgefertlget, und gegeben, nachdem er bey Leb-Zeiten und Regierung Marggrafen Henrichs, mit dem Zunamen Ja so mir Gorr, das Land ob der Ennß von Bayern abgesondert, mit der Marggrafschaffl Oesterreich vereiniget, und beede zugleich aus Kayserlicher Gnad und Vollmacht zum Herzogthum erhoben. Gleichwie nun die natürliche Dinge aus den wesentlichen Theilen, woraus ein je- des im Anfang gemacht worden, jederzeit bestehen ; also werden auch die Rechte aus keinem andern Grund billicher und sicherer verfochten, als aus welchem sie urfprmglich erwachsen. Kk 4 Es s2« Geschichte von Oesterreich. ^ Es ist zwar die sogenannte gründliche Ausführung der vermeynten Lhur-Bayerischen Recht? - Ansprüche im Jahr 1741. zu München auf 60. Bögen sehr weitläuffig abgefasset, und in 6. Haupr-Abhandlungen vertheilt worden, wovon die noch angehängte siebende nichts dann eine kurtzeWiderholung der vorhergehenden ist: seynd auch die darinn unzählbar angeführte Schein, Gründe aus den Geschichten uralter Zeiten, brieflichen Urkunden, Rechts-Lehren, und Rechts- Cclyrec Zeugnüssen mit künstlicher Spitzfindigkeit ge- yaufft. Man darff aber in Wahrheit sagen, daß alle diese vermeynte Prob-Sätze ein einziger durchgehender Fehler seyen, dieweilen sie alle zusammen auf einem einzigen irrigen grundfalschen Wahn beruhen: nemlichen, als ob ein anders Grund-Gesetz der Oester- reichischen Erbfolge seyn könte, ausser dem Sayungs-Brief Kayfer Fridrichs. Allein dieser, so man ssmen Jnnhall recht wahrhaff- tig deutet und nnnmt, hat alle altere Ansprüche, welche jemand, wer der auch seye, vor seiner Ausfertigung auf Oesterreich, und was deme anhängig, hätte machen können, auf einmahl vernichtiget, und alle neuere Ansprüche, so nicht in thme wahrhaffcig gegründet, auf ewig verbothen. Und dieses ist es, was man in gegenwärtiger ggntz kurtzer Abhandlung an Pas helle Mttags-Licht zu fetzen »erhoffet. Man theilet solche in z. Capitels deren das Geschichte von Oesterreich. s-i das erste die nothwendigste Stellen aus er- sagtem Lndericianifchen Sahungs-Brief, der zwar Lateinisch, Auszugs-Weise und getreulich verteulschet beybringen soll. Das zweyte wird dieKrafft dieses Briefs, auch dessen wahrhafft und eigentlichen Verstand umständlicher erwegen, und die gegentheilige wi- dersiimmige Auslegung ableinen. Das dritte endlichen wird alle 6. Haupt-Abhandlungen der Cdur-Bayerischen Ausführung aus dem vast alleinigen Jnnhalt, und dessen vorcrmel- ter wahrhaffter Erklärung der Fridericiani- schen Reichs-Satzung, ihrer Ordnung nach statchafft widerlegen. Man hat sich in dieser Schrifft beflissen, jedermann auf die kürtzeste, richtiglte und leichteste Weise fchnurgerad in den Grund der Wahrheit hinein zu führen: Massen gar viele nicht Vermögens feynd, weit- läuffrge Schrifften anzuschaffen, oder dieselbe vollkommen zu begreiffen. Zwar weiß man gar wohl, daß Könige und grosse Fürsten fast nur das alleinige Schwerd zum Ober-Rlch- ter erkennen, nicht aber die Feder. Jedoch leget diese an den Tag, welchem Schwerd die gerechte Sache beystehe: und kan ein wahre Feder zur Treu der Unterthanen vieles beytragen, auch hierdurch verschaffen, daß ein gerechtes Schwerd viel kräfftiger werde. Von dem geneigten Leser erwartet man, daß er nach Billichkeit urtheile, und der offenbar darzulegenden Wahrheit nicht widerstrebe. Kk 5 Erstes < rr Gesthichte von Oefterreich. Erste» Capitel. I Zu gegenwärtiger Abhandlung nothwendige teutsch-übersetzte Auszüge aus dem Fridericianischen Reichs- Satzungs-Brief. Ariderich, ausGOttes gunstrcicher Milde O Römischer Kayser, Mehrer des Reichs. Wiewohlen der Sachen Veränderung schon | aus der leiblichen kinsteilung vest bestehen kau rc. - - - So seye demnach kund allen I «Lhristi, des Reichs, und Unseren Getreuen ' gegenwärtig- und zukünfftiger Zeiten : daß , Wir - - - die Zwitrachl, und den Strit, der zwischen Unseren gelieblestenVatters-Bruder Henrich, Herzogen zu Oesterreich, und Unseren geltebtesten Enckel, Henrich, Herzogen zu Sachsen, lang fürgcwaltet über das Her- zogrhum Bayern, und dieMarch ober dem Ennß-Lluß, solcher gestalt geschlichtet haben. Daß Uns nemlich der Herzog von Oesterreich das Herzogthum Bayern und die obersagte March, die er inn hatte, abgetrenen: nach welcher Abtrellung Mir das Herzogthum Bayern alsogleich dem Herzog von Sachsen zu Lehen gegeben. Vorermeldter Herzog von Sachsen aber ist abgewichen, und hat entsaget allem Recht und Anspruch, so er gehabt harre auf obersagce March, samt allen dessen Rechten und Freyheiten. Damit Geschichte von Oesterreich. 52; Damit aber nicht durch solche Handlung die Ehr und Glorie Unseres geliebtesten Valler -Bruders auf einige Weise grschmählert würde, haben Wir nach Rath und Urtheil der Fürsten, indem der Durchlauchtigste Fürst Wladislau,Herzog in Böhmen,Unseren Ausspruch verkündiget, den die übrige Fürsten gut geh rissen, die Marggrafschastr Oesterreich, i und vorermeldte warch ob der Eirnß, in | ein Herzogchum verändert/ auch dieses Her- zogthum, samt allen nachstehenden Rechten, Freyheiten und Gnaden, aus Kayserl. Freygebigkeit ertheilet, obernenmem Henrich, Unserem geliebtesten Vatters« Bruder, seiner Hochedlen Gemahlin Theodors, und ihren Rindern, aus sonderbarer Gunst, die Wir tragen gegen Unseren geliebtesten Vatters- Brudern Henrich, dessen Hochrdle Gemahlin Theodoram, deren Nachfolger, wie auch gegen da» Land Oesterreich selbsten, welches ein Schild, und das Hertz des Heil. Röm. Reichs zu seyn erkennet wird. Welcher- wegen Wir dann, aus Rath und Bevftim- mung der Fürsten des Reichs, ermeldten Ehegatten, und deren Nachfolgern in diesem Herzogthum, wie auch vorerwehntem Land Oesterreich, hiernächst beschriebene Satzungen,Verleyhungen und Gnaden, die Wir mit Rayserl.Vollmacht zu vollständigen ewigen Rechten verordnen und seyen, vermqg dieses 524 Geschichte von Oester reich« _ dieses gegenwärtigen Briefs fteygebiglich geschenkt habe», und würcklichen schencken. Erstlich zwar soll der Herzog von Oesterreich zur Hülff-oder Dienst-Leistung weder I dem Heil.Röm. Reich, noch einigem andern I verpflichtet seyn, so er es nicht aus Wtlikur , feines freyen Beliebens^hun will, ausser dem allein, daß er zu Diensten des Reichs, wann in Ungarn Krieg geführet wird, zwölff ge- , wappnete Männer ein Monath lang auf ferne ! Unkosten stellen und halten solle: wobey man ihn als einen Fürsten des Reichs erkennen möge. - f # Über das, was immer der Herzog von Oesterreich in seinenLanden und > Gebiethen thun oder ordnen wird, das soll j weder dcr Kayser, noch eine andere Macht, auf cinigerley Weise oder Weege zu keiner Zeit ändern, oder änderst verordnen. Und wann der Herzog von Oesterreich, so GOcc gnadiglich abwenden wolle, ohne Erd- Sohne abstürbe, so soll das Herzogthum auf seine älteste Tochter, die er nach sich verlassen har, fallen. Unter den Herzogen von Oesterreich soll der älteste die Herr- schafft des Landes haben: auf dessen ältesten Sohn (nicht auf dessen älteste Tochter, wie in der Bayerischen Ausführung fälschlichen stehet) gleichfalls die Herrfchafft des Landes erblich fallen solle, doch daß sie von dem Grammen einerley Geblüts nicht Geschichte von Oesterreich. 525 abweiche, auch zu keiner Zeit das Herzog- thum Oesterreich durch Theilung zerschnitten werde. - - - Der Herzog von Oesterreich soll freye Macht haben, seine Lande zu schcncken Und zu vermachen, wem er will, sofern er, welches aber ja nicht geschehe, ohne Rinder abgehen würde: und soll ihn das Reich hierinnfalls in keine Weege verhindern. - - Wir wollen auch, daß, wann die Lander und Gebieth dieses ^>erzogrhums vermehrt würden, und erweitert, durch Erbschafflen, Schanckungen, Käuffe, Vermachungen, oder durch wasrrley Anfalls-Gattungen, daß diese vorgeschriebene Rechte/ Freyheiten, und ertheilte Gnaden, auch von dem Zuwachs offc ermeldren Herzogrhums Oesterreich gänh- lich und vollkommen sollen verstanden werden. Und damit diese Unsere Reichs-Saizung zu ewigen Zeiten vest und unverbrüchlich bestehen möge, haben Wir gegenwärtigen Brief ausfertigen, und mit Eindruckung Unseres Jnfiegels bestärcken lassen, mit unterschriebenen tauglichen Zeugen rc. Gegeben zu Regenspurg den 17. September der -gen InllioUon im Jahr der Göttlichen Menschwerdung 1156. da Wir als Römischer Kay- ser in Christo glücklich regierten, Amen. Unseres Reichs im sten deSKayserchums imrte« 526 Geschickte von Oesterreich. ! Andertes Capitel. Die gewichtige Krafft dieses Kay- serlichen Briefs, auch der wahre und eigentliche Verstand fernes Jnnhalts, werden reiffirch erwogen. $V>or ctHcn ist wohl zu erwegen, und in bester > ^ Gedächtnuß zu erhallen, daß diese Kay» j serliche Urkund, laut ihres eigenen Jnnhalis, zugleich jene eine Lehens-Errheilung, eine ! Reichs - Satzung, und ern Freyheirs-Drief. I Aus allen dreien fernen dreyen Beschaffenheit UM hat er dieKkaffr eines ewigen Gesetzes : von welchem dervwegen kein Reichs-Stand abweichen, oder wider denselben verordnen , kan. Ja auch so gar kein Kayser ist berechtiget durch alle ferne Vollmacht, dieses ewige Oeseh ohne unterlauffende schweresteUrsachen, oder vorgehende aüerhöchste Verbrechen, zu verstossen und aufzuheben. Gar wohl hat dieses der Gegentheil gewußt: darum er sich dann immer auf diesen Brief berufft, und fein Fürgeben daraus rechtfertigen will: wiewoh- lcn er den wahren Sinn und Verstand deß» selben mit gantz widriger ungleich-und ungereimter Auslegung verdrehet, und zu feinet» Absehen nöthiget. Dieser Hrief, man betrachte darin» die Lehen, oder die Sayungen, oder die Lres- Heiken, die er enthaltet, ijt ein lauterer Gnaden- Geschichte von Oesterreich. den-Brief: welcher dannenhero sowohl die- jcniae verbindet, zu deren Gunst er ertheilet worden, als alle übrige. Eine Gnad oder Gutthat, so von Natur ewig daurend, muß nach Lehr der Rechts-Kündigen, sowohl seiner Wesenheit als Weise nach, aus dem alleinigen Sinn und Willen des Gutthärers abgemessen werden; und weilen sie eine Gunst ist, muß man sie jedesmahl, wie weit solches die von dem Gutchater gesetzte Schrancken er- dulten, zu grösser» und mehrern Vortheil des jenigen, dem sie ertheilt worden, ausdeuten. Besonders aber gebühret sich dieses, ja ist unumgänglich vonnöthen,wann derGucthärer, benebsi seiner Freygebigkeit, sich zugleich des Gewalts eines Obristen Gesetz-Gebers bedienet, und seine Gutthaten durch allerhöchsten Befehl zu einer ewigen Daure bestimmt. Nun hat solches Kayser Lridrich mit den bedenklichsten Worten gethan, da er bald rm Anfangsseines Briefs, ehe und bevor er feine Gnaden der Ordnung nach anführet, ossem- lich bezeuget hat, er habe dieselbe aus seinem Willen, und Gutheissung der Fürsten, mit Rayserl. Vollmacht zu vollständigen unb ewigen Rechten verordnet, und gesetzt. Am Ende aber wieder ausdrücklich geschrieben, er habe darum diesen seinen Brief ausfertigen , besiglen, und mit tüchtigen Zeugen bewehren lassen, damit diese seine Reichs» Satzung zu ewigen Zeiten vest und unverbrüchlich bestehen möge. Ss ;28 Geschichte von Gestekreich. So ist dann dieser Brief eine mehr dann eiserne Wand, ein dreymal gestähleterSchild, ! an welchem die Pfeile, die Stürme und Ans lauste aller derjenigen nothwendig zurück prel- ^ len, verschichtern, und vernichliget werden müssen, die sich, unterfangen würden, widee , diese ursprüngliche Oesterreichische Freyheiten und Rechten auf waserley Weise und Wcege aufzustehen, und selbige anzufechten. Dieses > aber um so viel mehr, sicherer, und gewisser/ I weilen zu diesem Fridericianischen Gnaden- Brief- der schon von sich fclbjkn eine ewige I Krafft hak, noch gleichwohl von Zeit zu Zeit ! so vieler Kayser Bekräffiigung hinzu gekommen, welche, ob sie gleich den Jnnhalt desselben von Wort zu Wort in ihren Lehen - und Bekräffrigunas-Briefen, ausser Kayser Lri- , derich dem II. Und Kayser Carl dem V. nicht mit eingerückt/ welches der Gegentheil vergeblichen aussetzet: ist es doch schon mehr als genug, daß sie, mit samt Ertheilung der Lehen- alle Oesterreichische Freyheiten ins gemein jedesmal bestättigek, wovon der Fridenciani- fche Gnaden-Brief die einzige Urquelle ist, und welche dem Oesterreichischen Lehen auf ewig anhängig gemacht- unv Wzmrennlich einverleibt seyn. Anjetzo, zu dem Jnnhalt zu kpmmen, hat osst-belobter Kayser durch diese ferne ewige Reichs-Satzung die vermeynke Ansprüche auf die Oesterreichische Nachfolge und Besitz- welche Geschichte von Oest erreich. 729 . welche jemand, wer da wäre, bis auf selbe Zeit machen zu können, sich ettvan bedungen lassen, aus Kayserlichcr Vollmacht auf ewig aufgehetzet, wohl wissend, was er thue/ »nassen er, a!6 Kayser, die Natur, Eigenschafft und Umstände jeder zum Reich gehörigen Landfchaffien ausser allem Zweifel genau hat erkennen, und erwegen müssen. ! Dewwegen er verordnet, es solle künffug- hin das neue von ihm erhebte Hertzogthum -Oesterreich keiner frembden Macht zur Hülss - und Dienst - Leistung verbunden seyu: wie auch der Herrzog, so er ohne Minder absterben würde, soll freye Macht haben, seine Lande zu verschencken, oder zu verschaffen, wem er will. Welches ja ein unlaugbarer Beweißthum , daß der Kayfer bey niemanden einigen rechtmäßigen Anspruch an Oesterreich erkennet, oder denselben gut geheissen habe. Gieichermassen aber hat er auch für alle künfftige Zeiten hei- liglich verordnet, daß niemand, von was Macht und Ansehen er auch immer seyn könnte , wider den wahrhaffren Annhalt dieser seiner Reichs-Satzung, betreffend die Oe- sterreichtsche Lande, ein neues Gesetz zu machen sich unterfangen solle: und dieses eben darum, weilen er seine Satzungen mic Ray, sierl. Vollmacht zu vollständigen und ewigen Rech ten geseyer; welche mithin auf alle und jede Hertzoge von ihm erstrecket »vorden. S’tppL R, p. Des, a ti, i. Th. L l Durch szo Geschichte von Gesterreich. Durch diese seine Satzungen hat er auch die künffcige Besitzer von Oesterreich einer- seiis zwar mit hauffigen und herrlichen Freyheiten begäbet, deren sich jeder, so lang er regieren würde, frey zu gebrauchen hätte; anderseits aber hat er eben Dieselbe, bevor pas die Nachfolgst Ordnung betrifft, die er zu bestimmen ihm allein vorbehalten, mit seinen ewigen Satzungen krafftiglich einge, schrancket, und gebunden. Beedes that er, damit seine Gnaden, wormit er die neue Hertzoge, und das Land Oesterreich selbsten, aus Kayserlicher Liebe und Freygebigkeit be- herrlichet, kein Frembder jemal in Abred stellen, oder kein würcklicher Besitzer seinen Nachkömmlingen beschneiden, und verstümmeln könnte. Daher kam, daß er zwar ge- boklen, es sollte alles das , was ein Herhog in seinen Landen thun oder ordnen würde, von dem Kayser, oder einzigen andern Macht, nimmermehrgeändertwerden, und sollte man den Ein- und Abstellungen des Hertzogs in seinem Land gehorsamen: aber die Macht von seinen Landen , d.i. von der Nachfolge darinnen zu ordnen, und selbe nachVor- zugs-Liebe, unter dem Vorwand der ersten Erlangung, des Alters, und daß man das Haupt, auch der gemeinsame Gramm seiner Nachkömmlingen wäre , oder auch Landsfürstliche Macht besihete, einem Erden zu entziehen, dem andern zuzuwenden, hat Geschichte von Oesterreich. -czi hat er keinem einzigen mittler Zert regierenden Hertzog gelassen. Dem alleinigen letzten Heryog bestimmte er diese Freyheit/ daß solchem , wann er keinen Erb - Sohn, son- . dem nur Töchter verliesse/ seine älteste Tochter im Besitz des Hertzogthums folgen sollte, : sähe er sich aber gar ohne Kinder, soll er freye i Macht haben , seine Lande zu schencken und zu vermachen, wem er wollte. Jedoch hierwidcr reget sich der Gegentheil, und schreyet mit gantzer Macht, es seye diese Kayserliche Satzung von der weiblichen Nachfolge keineswegs zu verstehen von dem leyren Heryog , weilen darin» das Wört- lein Letzte nicht ausdrücklich da stehe; sondern müsse, n ach Erforverung des Zusammenhangs der völligen Rede, vielmehr verstanden werdein von dem ältesten Heryog, der in den gleich nachfolgenden Sähen ausdrücklich genen nct wird, und je kein anderer seyn kan , als der erste Erlanger des Her- tzoglhums. Nach dem Srnn derowegen des Gegentheils kommt die ganhe Streit-Frage von der rechtmäßigen Erbfolge in alle-Oe- sterreichische Königreiche und Länder blos allein auf diesen Zweifels, Knoten an, ob diese Lridericianische Verordnung: Und wann • der Hertzog von (Oesterreich, so GT>cc verhüten wolle, ohne Erb-Söhne ab- gehen würde, solle das Hertzogthum, auf seine älteste Tochter, die er verlassen wird, Ll 2 fallenr 5Z2 Geschichte von Oesterreich. fallen : rede von dem letzten Heryog, welcher Carl der Vl. gewesen , und also dessen erstgebohrner Tochter die Erbfoig bestimme? Oder ob sie rede von dem ältesten Heryog, welcher seiner neuen Teutschen Nachkom- I menschafft das Hertzogthum aufs neue, und zum ersten erlanget / der da war Ferdinand der I. daß also aufAbstrrben des letzten mann, lich Habsburgischen Zweigs , die gesamte [ Oesterreichische Erbfolge zurück fallen müsse aufAnnam, die älteste Toll-ter dieses ältesten . Herhogs, an istatt dero Seine von ihr m | gerader Linie abstammende Churfürstliche Durchlaucht zu Bayern sich für den recht- > mäßigen Erben halten ? Daß diese Verord- I nung von Carl dem Vl. müsse verstanden werden , wird aus keinem andern Grund gelaugnet, als weilen nicht ausdrücklich geschrieben stehet: Und wann der lente Herzog : Daß sie aber von Ferdmand dem i. nothwendig zu verstehen seye , wird von daher mit gröster Sicherheit vorgegeben/ weilen nach dem obigen SaZalsobald dieser andere folget; Unter den Heryogen von Oesterreich soll der älteste die Herrschasst er- sagten Lands haben: wo das Wvrtlein Aelteste ausdrücklich da stehet. Mit welchem Satz der gleich vorgehende nothwendig zufamm hanget, so daß in beeden Sätzen nur von einem einzigen, nemlich allzeit dem Ältesten Hertzvg die Red feye. Hier Geschichte von Oesterreich. 5Z Z Hier siehet man die von dem Gegentheil gelegte berrügliche Fall-Grube, welche/ da sie nicht sorgfältig und behutsam vermieden würde, bey ihrer elwan viel taufenden dar gesunde und wahrhaffle Urtheil verkehren konnte : so daß man glaubte, es hätten alle > übrige Streit-Sätze unsers Gegners , die 1 sich alle zusamm auf diesen grundfalschen > Wahn stetsten, eine unwidertreiblicheKrafft. ! Dann hieraus folgere, es hätte sich König Ferdinand mit allem Fug der sonstigen Vorrechten , und der Macht für seine Nachkvm- mcnschafft dergestalt zu ordnen , daß er alle seine Erben binden könnte, die sonst den ersten Erlangern zustehen, vhngehindert bedienen können. Es wäre allerdings in seinem freyen Gewalt gestanden, sein Testament für alle Zeit-Lauste aufzurichten, ob er gleich nicht der letzte Herhoa seyn würde. Er hätte Gewalt gehabt, vermittelst seines Testaments, Codicills, und geschlossener Ehe - Parten , das Durchlauchtigste nunmehrige Chur-Haus Bayern zur gesamten Oestcrreichischen Erbfolge ein - und nachzur stellen, so bald kein Hertzog mehr übrig seyn würde. Es wäre endlichen die neueste Pragmatische Laroiinische Oesterreichische Erb« folgs-Erklärung allerdings vergebens, un- kräfftig und nichtig. Jedoch alle diese Sahe der sogenannten gründlichen Bayerischen Ausführung müssen nothwendig auf einmal L l z zu- 534- Geschichte von Defterreicb. zusamm fallen, so bald nur grundmäßig erwiesen wird, daß obige Verordnung der Lridericianischen Reichs-Satzung von der Erbfolge der ältesten Tochter, nach gesunder Vernunffts-Erwegung uneingenomme- ner Billichkeit liebender Gemüther, ohnmögr lich änderst, als von dem legren Herrzog könne verstanden werden. Erstlich zwar derowegen will man vorläufig angemerket haben , daß der Gegentheil zum klaren Buchstaben nöthige , akl- dieweilen er aus keinem andern Grund Carl den VI. hier ausschließet, als wegen Abgang des einzigen Wvrtlems der Letzte. Jn- deme man nun antworten muß, wie man ausgefordert wird, will man es sich auf das zierlichste ausbedungen haben, daß man folgende Erweisungs- Grunde meistentheilS von dem buchstäblichen Verstand hernehmend, keiner Lrammancalisch - oder Dialectifctjen Pedanterey beschuldiget werde. Wann der Haupt - Grund einer zweiffelhafft gemachten Streit-Frage auf den blossen Buchstaben ankommt, wie gar offt in den wichtigsten Rechts-Händeln zu geschehen pfleget , da beede streitende Theile sich in einer einzigen Briefschafft begründen wollen, und müssen, wird die genaue Ausforschung und Untersuchung des buchstäblichen Verstands allerdings zum Haupt-Wercke, und kan man sich von demselben nicht weglassen. i Geschichte von Oesterreich. 53? ! Anderrens: Erinneret man, wohl zu be- ^ obachten , daß in dem Kaiserlich - Lrideri- cianischen Brief/ laut seines bald Anfangs klar und ausdrücklich beschriebenen Jnnhalts, die Oesterreichische nunmehr Hertzvqlichr Lehen, samt allen angehängten ewigen Rcch- l ten , Gnaden, und Freyheiten, als so viel 1 Kayserlichen Satzungen, nicht nur allem > dem ersten Erlanger, nemlich Henrichen ! Iasomirgorr, sondern auf einmal und^ zu- ! gleich auch seiner Gemahlin, deren Mindern , und Nachfolgern, ja so gar dem Land Oesterreich selbsten, gemeinschafftlich erthetlet worden. Woraus dann gleich Anfangs erhelletes bestehe keineswegs, was Gegentheil vorgibt, es wäre in diesem gan- hen Brief nur immerhin die Rede von dem einzigen ältesten Heryog, Und ersten Er- langer. Vielmehr ergibt sich im geraden Widerspiel, daß dieser im V rfolg, und allen seinen besondern Satzungen,, durch- gehends rede von allen denjenigen Personen, an welche er im Anfang klaruchen tautet: und daß mithin alle Gnaden, und Freyheiten , so aus Rayserlicher Vollmacht eben darum zu vollständigen ewigen Rechten geseyet worden, nicht nur dem ersten, sondern ebenfalls einem jeglichen der ihme nachfolgenden Hertzogen verliehen worden, in wie weit ein jeglicher Hertzog insonderheit seiner Umstände halber fähig ist , in sich die L l 4 son- §;6 Geschichte von Oesterreich. fonderheitliche Würckirng dieser oder jener besonderer Satzung, Gnade, und Freyheit zu erfahren: wann sich nemlich dte beygesetzte Bedingnuffen an ihm erfüllen. Drittens ; Fraget man, indem die meiste Satzungen, und Verleihungen dieses Briefs anfangen von diesen Worten, oder dieselbe in sich halten : Der Heryog von (Oesterreich, oder erjagter , ermeldeter Heryog von Oesterreich: Ob alle und jede diese Verleihungen, aus beständigem Zusammenhang der Rede, nur allein einer Person gegeben, und blos dem ersten Erlanger nützlich seyn müssen ? Ob Exempel - weiß nur allein der erste Erlanger solle befreyet seyn von der Schuldigkeit, dem ReichDienst und Hülffe zu leisten? Ob nur der erste Er- langer allein die Lehen nicht ausser, sondern inner den Gränhen feines Lands empfangen soll? Ob nur dem ersten Erlanger allein erstbemeldte Lehen zu Pferd im Hertzoglrchen Schmuck zu holen, und bey offentllcher Reichs-Versammlung auf der rechten Seilen des Reichs nach den Churfürsten das erste Ort einzunehmen vergönnet? Es braucht ja nur offene Augen, zu verstehen, daß alle diese Verleihungen und Satzungen, benebst so mannigfaltigen andern in diesem Brief enthaltenen allen regierenden Hcrhogen gemein seyen, und bereits durch etliche hundert Jahr lang sich alle und jede, ohne je- rncm- | Geschichte von Oesterreich. 537 * mandens Widerrede, derselben würcklich gebrauchet haben? Warum seil dann just jene Satzung, wo von der weiblichen Erbfolge gehandelt wird , nur allein der ältesten Tochter des ältesten Hertzogs , oder ersten Erlangers , mit Ausschließung aller crstge- bohrnen Töchter aller übrigen Herhogen, zu statten kommen? 1 Viertens: Würde es ein lauterer Uberi I fluß seyn , wann in dieser Satzung: Und wann der hertzog von Oesterreich, so GDtt verhüten wolle , ohne Erb - Söhne abcsteng, soll dieses Heryogthum auf feine älteste Tochter, die er verlassen wird, fallen: das Wörtlein der Lente beygeru- cket.wäre. Dann welcher Hertzog änderst ! als iiur allein der Letzte, ist im klaren buch- ! stäblichen Verstand derjenige, welcher solchergestalt ohne Erd-Söhne abgehet, daß er keinen andern Hertzog und^Znaren mehr, sondern nur eine Hertzogin und Tochter zur Nachfolgerin haben kan ? So lang ein Her- tzoglicher Agnat vorhanden , der von einem Hertzog abgestammet, darff ja eine Tochter auf die Nachfolg nicht gedenchen? Soseynd dann diese 2. in gegenwärtigem Satz bey- geruckle Umstände, ohne Erb - Söhne abgehen, und seine älteste Tochter zur Ulach- folgerm haben müssen, allerdings gleichlautende Reden , mit dem Wörtlein der letzte Heryog: und ist es also gleich viel, Ll 5 einen 538 (beschichte von Oesterreich. einen nach diesen Umständen betreiben/ oder ^ ihn ausdrücklich den Lenken nennen. Wobey besonders wohl zu mcrcken, daß der klare deutliche Buchstabe dieser Satzung haben will / nur allein demselben Herhog, der ohne Erb - Söbne absterben wird, wie Carl der VI. nicht demjenigen, der ohne vierten und fünffren Enckel abgehet, wie Ferdinand, soll die älteste Tochter, die Er, nicht die sein vierter Anherr nach sich gelassen , die also nach seiner in ihrer eine, nen Person, nicht in ihrem vierten Enckel lebet, in dem Hettzogthum nachfolgen. Nte- wand kan alles dieses laugnen, ohne aller gesunden Vernunfft, aller Aufrichtigkeit, und Redlichkeit zu widerstreben. , Fünffcens: So wenig in obiger Satzung stehet der Legte, so wenig ist auch allda geschrieben der erste Heryog, oder Erlanger: und diesen Worten ist das Wort der Ael-re- ste keineswegs gleichgeltend und lautend, welches in gleich nachgehender Satzung zwar bedenklich da stehet, wo es heisset: Unter den Heryogen von Oesterreich soll der Aelteste die Herrschaffr des Lands haben: auf dessen ältesten Sohn diese Herrschaffr erblich kommen solle. Wahr ist es , daß der erste Erlanger an dem Spitz aller seiner Nachkömmlingen stehe, und in Betracht seiner ersten Erlangung für den Aeltesten zu achten: Inzwischen aber lässet sich mit rich- ^ Geschickte von Oesterreich. tigerunbetrüglicher Abwechslung und Ruck- kehruna nicht sagen : Ein jeder Aelcester ist der erste Erlanger. So kan man dann auch mit sicherm Wahrheits- Grund nicht folgern : Wo derAelreste gelesen wird, muß der erste Erlanger nothwendig verstanden werden. Der Ehren-Titel des ersten Erlangen ist unwandelbar , und hanget einer einzigen Person so unzertrennlich an, daß wann diese abstirbt, keme andere mehr der erste Erlanger Keissen kau: weilen in einer R yhe mehrcr Erste nicht seyn können. Im geraden Gegenspiel ist der Vorzugs-Titel des Aelresten allemal wandelbar, und bestehet jetzt auf diesen, jetzt auf jenen , so daß/ wann der Erste abstirbt, der Andere, hinnach auch derDrirre eben mit bestem Fug der Aelreste genennet wird. Wird also von dem Gegentheil in dieser Lridericianischen Satzung : Unrer den Heryogen von Oesterreich soll der Aelreste die Herrschaffr des Lands haben: durch das Wvrtlein Aelreste der alleinige erste Erlanger König Ferdi, nand höchst unstatthafft eingedrungen: welches Wörtlein ihn weder in dem natürlichen, noch in dem bedeutlicheN/ noch in dem gleichgeltenden Bestand andeutet. Nicht in dem natürlichen: dann er war nicht der Aeltere, sondern Jüngere Bruder Kayser Carls des V. Nicht rn dem bedeutlichen Verstand: weilen nichtausdkücklich dastehet, der erste >40 Geschichte von Oesterreich. Herzog oder Erlanger. Endlich auch nicht in dem gteichg^tenden Verstand: weilen die x Worllein der Aelrefle, und der erste Erlan-- ger, sich mit einander nicht richtig verwechseln lassen, noch eines in das andere zurück kehret. Sechsten- : Hat Kayser Lriderich in feinem durchgehenden Brief für sich selbst so klar und deutlich geredet, daß er niemand das Amt, oder die Freyheit übrig gelassen, seine Worte allererst auszulegen. Dann in allen seinen Satzungen und Verleihungen , die er allen Hertzogen gemein wollte haben, gebrauchte er sich dieser unbestimmten Wort, der Heryog von Oesterreich, eben dieser, oder erjagter, oder gemeldrer -Herrzog von Oesterreich: wordurch, ohne allen vernünfftigen Einwurff, ein jeder regierender Fürst dieses Lands billich mag und soll verstanden werden. Da sich aber der Kayser besonnen, es möchten jezuweilen mehrere des Herhoglichen Stammens zugleich und auf eine Zeit mit einander leben, hat er denselben aus ihnen, so die Herrschafft des Lands haben solle, ausdrücklich bestimmet mit den beogeruckten Wörtlcin, der Aelreste, oder sein ältester Sohn : welche bestimmte Wörtlein ansonsten tu seinem ganhen Brief weder zuvor, noch hernach , mehr gelesen werden. Endlichen nachdem er sich des letzten Heryogs erinnert, hat er ihn seinen Um- i Geschichte von Oesterreich. 54.1 ständen nach beschrieben, welcher ncmlich ohne Erb-Söhne abgehen, und nur Töchter nach sich lassen wurde, oder gar ohne alle Rinder verstürbe: da er dann auf den ersten Fall seiner ältesten Tochter die Nach, folge bestimmet, auf den andern ihm völlige Freyheit gegeben, sein Land zu verschen- cken, wem er will. Sintemalen nun Kay- ser Lriderich selbsten so ausdrülich beschie- den, wo er von einem, wo er von mehrern, wo er von einenstgewiffen, wo er von einem ungewissen , wo er von dem ältesten, wo er von dem letzten ordnete : wie grundfalsch ist dann das Vorgeben des Gegentheils, Die? ser Kayferliche Brief müsse durchgehende, vermög des natürlichen Zusammenhang der Rede, nur allein von dem ersten HertzoA und Erlanger verstanden werden ? Der Kayscr habe nur allein unter den Söhnen und Töchtern des ersten Erkangers das Recht der Erstgeburt em- und fest stellen wollen? Siebenden?: Kan man nicht umhin, alliier getreulich zu warnen, daß der schlaue. Verfechter der vermeinten Chur - Bayerischen Rechts-Ansprüche die Original - Uc-r künden dieses Briefs zweymal abgeändert und verfälschet: erstlich zwar in dem Lateinischen Grund (Text der Fridericianischen Reichs-Satzung, andertens in dero Teul-- scheu Übersetzung, welche Kayfer Carl der V. seinem 54* Geschichte von Oesterreich. feinem BestattigungS - Brief einverleibet: damit er hierdurch viele von der wahren Be. fchaffenheic dieser Instrumenten Unberichtete belauschen , und aufsein erdichtetes Vorgeben verleiten könnte. Indem es nemlichen in dem Lateinischen Original-Brief Kayser Friderichs heißet nach deutscher Dolmet- schung: Unter den Herrzogen von Oesterreich soll der Aelreste die Herrschaft des Lands haben: auf dessen ältesten Sohn ( Filium ) solche Herrschafi*Ileichfalls erblichen fallen solle: Hat Gegentheil gesetzet, auf dessen älteste Tochter ( Filiam ) damit er hierdurch bewährere , es seye auch in dem gleich vorhergehenden Sah: Und wann der Herrzog von Oesterreich ohne Erb- Söhne abgieng, soll das Herrzogthum an feine älteste Tochter/ die ev verlassen wird, kommen: nur allein die Rede von dem ältesten Herkzog, und werde die Nachfolge nur der ältesten Tochter des ältesten Her- izoIS in vorigem Satz bestimmet, im nachfolgenden aber nochmalen dekräffciget. Diese Abänderung wolle der gegenseitige Scribent nur durch keinen Druck-Fehler entschuldigen : dann er wiederholet diesen Paß gar zu osfc, und setzet allemal Filiam die Tochter. In Kayser Carls des V. Teutschen Bestättigunas. Brief stehet also: Wo aber bemeldte Fürsten ohne Erb - Sohne abgiengen, sott das Heryogchum, und Geschichte von Oesterreich. 54; dre Lande, auf seine älteste Tochter fallen, d. mit Auseinandersetzung, auf desjenigen älteste Tochter, dercher Letzte aus solchen Fürsten ohne Erb-Söhne absterben würde. Unser Gegner aber hat gesetzet : So soll das Heryogrhum, und sein Land, auf seine älteste Tochter fallen. Mit welcher Verwechsluna des Rückkehr - Wörtleins (Reciproci) Sein mit dem Artickel Die er abermal erzwingen will, es seve auch von Kayser Tarl dem V. die Nachfolge nur der ältesten Tochter des ältesten Heryogs bestimmet. Muß eine gute gerechte Sache mit solchen listigen Verkehrungen und Abänderungen der Haupt - Urkunden verfochten werden ? Inzwischen aber befraget man anjeho den Gegenseitigen Advocate» , nach dem genauen buchstäblichen Innhalt und Verstand, mästen er ebenfalls fast alle seine ungegrün- dete Gegen - Sähe nur auf den klaren Buchstaben , auf den Zusammenhang der Rede, auf dieWörtlein derAelreste, oder der Letzte freisten will : 1. Ob in der ganhcn Lride- ricianischen Urkund , welche, wie schon eyedesten bemercket worden, gleich Anfangs nicht für einen allein, sondern für mehrere zugleich gemeinschaffnich gegeben worden, auch nur ein einziges mal die Wörtlein der erste Erlanger anzutreffen seyen? Ob die Wörtlein der Aelteste, und der erste Er- lan- 544 Geschichte von Oesterreich. langer , einerley Sache andeuten, gleich gelten, und eines das andere in sich einschlies- se, und enthalte? z.Ob alle Satzungen und Verleihungen nur auf die einzige Person des ersten Erlangers gerichtet, zu feinem allein nigen Vortheil, Nutzen und Gebrauch angesehen , und deren Würckungen nur auf seine Person cinschrenckct, oder nicht «vielmehr , weilen sie aus Rayferlicher Vollmacht zu vollständigen und ewigen Rechten gefetzcl, auf alle Herhvge sich erstrecken? 4 . Ob König Ferdinand jener Hertzog gewesen/ der ohne Erb-Göhne abgestorben, da er doch nach seiner z. von seinen Söhnen angerichtete Linien/ die Pragerische, Tyroli- sche/ Graherische gelassen, welche letztere erst Carl der 6 re sein gier Enckel geendet? s. Ob die an das Durchleuchkigste Haus Bayern vermähleteAnna die älteste Tochterseye jenes Hertzogs, der ohne Sohn abgeseihet/ und sie nach feiner zurück gelassen? 6 . Ob JDer Gramm des unadgeanderren Herrzog- llch t (Desterreichifchen Blrrrs wahrhassu- ger, sicherer/ und äugen lcheinircher anzu- treffen ftye in Sr. Churfürstllchen Durchlaucht von Bayern dem 5 tcn Enckel Kvnrg Ferdinands des vorgegebenen ersten Er- iangers , oder in der erstgebohrnen Könlg- lichen Frau Züchter Carl des VI. we! 6 )e da das wahre vymnjkteldare Fleisch und .Blut jenes Hertzogens und letzten Manns-Zwergs Geschichte von Oesterreich. 545 I ist, der ohne Erb-Söhne abgestorben? Alles dieses strelret schnurgerao mit dem klaren Buchstäblichen Verstand und Inn- halt desFridericianifchen Ärrefs, und kau von dem Gegentheil mit Bestand der Wahrheit niemahlen erhärtet werden. Damit aber noch klarer erscheine, wie wan- 1 ckelbar und ohnmächtig man anderseits auf den Äönig Ferdinanden angepriesenen Ti- | tel, und aus das deme, wie man glaubet, anhängige, unstreitige, und vollmächtige Recht des ersten Erlangers, von d:r erblichen Nachfolge für seine gantze Nachkommenschaft zu ordnen, gebauet habe, war noch beyzusetzen, was folget, undkürtz-ich zu rcisslicher Nachsinnung erinneret wird. ; Nach Ausweisung der geschriebenen Le- heuö^Rechten heisset nur jener im wahren und engen Verstand ein erster Erlanger, der ein neues Lehen überkommet, welches nach Abänderung des alten LehemManns bey diesen erlöschet, dem Herrn frey wird, und durch ihn auf einen fremden, oderdar- zu sonsten unberechtigten, von neuem übertragen wird. Die Hertzogljch.Qesterreichi- sche Lehen werden noch bis auf diese Stund billig für Alr, und niemalen erloschen geachtet: woraus dann erfolget, daß Ferdinand für keinen neuen ersten Erlanger, sondern nur für einen Nachfolger in dem Oesterreichischen Lehen zu halten. Man Suppi, P, Des, d,H, I. MkN hat <4« Geschichte von Oesterreich. hat schon »m Emqang dieses Capitels er, innerr, oaß Die Fndericianische Urkund laut ihres Innhalts zugleich em Lehen-Errhei« lunZ, eine Reichs-Sarzung, und ein Frey- heus-Drief scye: w.nrgst"wiederholet sie den Znnhalr des zwar bionders, aber an einem Ort, Lag, Von.ith und Zahr füc# tzer ausgefertigte,, Lhcns. Brief mit fast gleichmall gn Worten. Ebenfalls ist schon bmurckct worden, daß in tiesemKai>» seriichen Brief, gleichwie m dem ersteren kürtzeren eigrntltchen Lehen-Brief, die Her« tzoqllch-Oestcrreichtsche Lehen zugleich und auf einmal nicht nur dem ersten eingesetzten Herrrog, sondern auch ferner Gemahlin, und ihren Rindern, ohne Unrerschied Söhnen und Löchrern, wie der Lehen »Brief deutlich besaget, erblich ertheilet worden. Deroweqen dann nach Absterben des letzten Babenbergifchcn Hertzsgs Friderich, web chen man den Streitbaren zubenamet,vnd den ein plötzlicher Tod in d^m Streit wi, der die Ungarn Anno 1246. hinweggrraffet, die Oesterretchiiche von Anbegin auch Weibliche Lehen, auf Gertraud, eine En, ckelin des letztverstorben n Hertzogs, aus seinem auch nicht mehr lebenden Bruder Henrich, gefallen. Diese hat solche weiter verstammer aus ihre Tochter Agnes, eine Gemah'in trafen Me.nhards von Tirol. So.cher verglich, mrt Kayfer ' Geschichte von Oesterreich. 544p Rudolph dem Ersten, daß ihm das Her- tzoglhum Körnten verliehen würde für sich und ferne Erben: worfür er und ferne Ge- ^ mahlin barem geheleten, daß Albrecht, j Kaisers Rudolph Sohn, ihre Lochte» Elisabeth ehiichte, weicher sie nritgutwilli- ! ger Beystimmung ihrer Söhne, dieO^ster- 1 reichrsche Lehen zum Heurathgut mitgegeben. Und solchergestalt wurden diese in das Durchleuchtigste Hnbfpurgifche Haus überkragen, auch darinn von Kayser Ru- dolphen, mit freyer Einwilligung aller damaligen Churfürsten, auf ewig bestöttiget. Darum verharreten sie, als wahrhaffte alce Lehen, bestöndiglich, seynd auch, als solche, durch Abtrettung und Übergebung ! Kaysers Carl de- sten, an seinen Herrn Brudern Ferdinand gelanget. Der mithin, weilen er keine neue Lehen erworben, sondern nur in die Alre emgetretten, so man die Wort recht eigentlichnimmet, nur ein Nachfolger zu nennen, Henrich Jafo- inirgorr aber allein, sammt seiner Gemahlin, d zweifleter für seine Königliche Majestät die ! erstgebehrene Erb-Tochter Weiland Carl des 6ten glorwürtLstn Monarch, ns. Libr. 1. Feud. lir. 8. §. 2 . heissetes ZU Teutsch: Eine Tochter folget nicht nach in dem Lehen, wann nicht in der Einstellung des Varrers geordnet worden, daß ihme Sohne und Töchter folgen sollen. Auf solchen Fall aber folget die Tochter, wann keine Söhne da seyn. Filia non succedit in Feudo, nisi investitura fuerit facta in barre , ut Filii & Filije succedant. Tunc enim succedit Filia, Filiis non exstantibus. SiBaS köttte gleichförmiges geschrieben seyn j ner offtwiderhol'tenFridericianischen Verordnung , die da ter dst. ff n Tocht.r jenes Herzogs, der ohn? Erb Söhne absterben würde, die N -chfolge b stimmet? Jenes Herzogen-, spreche ich, und keines andern ältesten Tochter. Dann II. Feud. tir. u. stehet übermahl : Mortuo eo, qui Beneficium tenebat, prima caista Liberorum est. » - - Sed Proles Foeminini Sexus , vel M M 4 « y51 Geschichte v on Oesterreich. ^ rx kcLmineo sexu descendens, ad Successionem admirare non potest, nisi ejus conditionis sit Feudum, vel co Pacto acquisitum. Wann derjenige Verstorben, der das Lehen inn hatte , haben seine Rinder das erste Recht. - - - Jedoch eine Tochter, oder welcher von einer Tochter absteiget, darf an die Nachfolge nicht gedencken , wann nicht das Lehen ursprünglich, oder > durch nachmaligen pack also beschaffen, > daß es auch Weiblich seye Höre man da, wann derjenige verstorben, der das Lehen innhatte, nicht, der es am ersten erlanget, haben seine Kinder das erst» Reckt, auch die Töchter, wann das Lehm ursprünglichen, oder durch Pact also beschaffn, daß es auch Weiblich sty. Bey dem Wörtlcin pact aber wolle Gegentheil die Ohren nur nicht spitzen, und solches auf die Ferdinandieche Ehe-Packen deuten. Dann hier ist nur dre Red von einem solchen Pack, den der Lehen-Mann mit seinem Lehen-Herrn eingehet, um dar- durch eine weitere Lehen-Erstreckung zu erhalten , als sonsten die Einstellung vermag. Audere Pacte mit dem dritten Mann, so wider Missen und Willen des Lchm-Herrns geschlossen werden, geben zur Nachfolge kein Recht. Endlichen wiederumen H.Feud. rir. iF. w!w der Ausspruch gemacht, daß eine Tochter auch ihren Vattcrö Vrudrr Geschichte von Oesterreich, ausschiiesse von dem LcheiuTheil ihres Vat- ters proprer tenorem lnvestiturT, weil es der Lchens-Brief also enthaltet, gui, nach allkorten beygesetzter Gloss, femper est spectandus, adeo, ut possit etiam omni Feudorum naturae derogare : welch er^nn- halt des Lehens Brief also fleißig einzusehen, und zu beobachten ist, daß nach demselben auch wider alle sonstige h^amr und Gebrauch der Lehen-Rechten muß geurr- lec werden. Haben nun die Lehens. Brief eine so grosse Krafftauch wider einen nächsten Agnattn, was müssm sie dann nicht würcken wider einen solchen/ der nur von einer weit entferneten Tochter des 5 ten Anherrns abstammet? Man weiß zwar gar wohl/ warum die Rechten denen Töchtern so gar nicht günstig seyen/ soviel die Erbschaffts- und Lehen-Folge belanget. Weilen nemlichen kaum zu verhoffcn stehet/ daß die Blühe/ Aufnahm , und Habseeligkeit eines edcln Geschlechts durch Weibsbilder füglich fortge- pflantzek werde: mästen diese nach ihrer Verehlichung gemeiniglich all das Ihrige, gleichwie ihre eigene Person selbsten, ihren Männern anvertrauen: beynebens auch aus natürlicher Zuneigung für den Nutzen und Glück ihrer Kinder weit mehrer, als für den Wachsthum ihrer Freuudschafft, besorget seyn, Worzu noch kommet, daß M m $ Güter Geschichte von «Oesterreich. Güter und Haabschaffttii, die Werbern anfallen, fast schon für würcklichen veräusse- ret zu achten seyn: Massen nach Lehr der Reckten L. Pronuntiatio 19^. §. Mulier f . ff. de Herbor. Signis. Em Weib das Haupr ist einer fremden, und das End ihrer eigenen Familie. Jedoch derley Bttrach- rangen lassn sich wohl «rivan machen b-y Frauen mindern Stands, nicht aber auf gleiche Weis bey Großmächtigsten Erb- Königinen. Dann kiese haben nicht Ur, fach ihre Länder dem Schutz ihrer hohen Ehe-Gemahlen anzuvertrauen, weil sie selb- sten rrgnrende Königinnen ftyn, und die höchste Obermacht in ihren Händen haben. Beynebeuo besitzen sie auch alle diejenige Mittet einer klugen und ersprießlichen Regierung, welche Könige zu haben pflegen, als da seyn mögen verschiedene hohe Raths, Collegien, GerichtS-Tribunalien, und be, nöthigte Krieqs-Macht: daß also eben wohl durch Königinnen, als König, ein Land bey seinen besten Flor und Wohlstand mag erhalten werden, wann durch wahre GOt- tes-Forcht der Göttliche Seegen sorgfältig erworben wird. Sonderheitlich aber pflegen Königinnen, bevor wann es die Gesätz der Länder, der Abfall ihres Königlichen Stammenö, und das besonders vorgeschriebene Gesetz ihrer Nachfolge ausdruck- lich also erforderen, ihre Länder keineswegs Geschichte von Oesterreich. 5^5 ! auf ihre hohe Ehe-Galten zu übertragen, : sondern vielmehr den aus ihnen gcbohrenen Königlichen Cron Printzen, als glekchsam angenommenen Söhnen ihrer Königlichen Herrn Vätter, obschon mit gänzlicher eigener Vollmacht, jetzsnnoch fast auf Art > einer ewigen Vormundschafft, aufzube- ; halten. Derowegen dann vom Ersten zum Letz- ! ten zu kommen, weilen dieFridericiani'cche Reichs:Satzung nur allein des letzten Herzogs ältesten Tochter die Erb. Folge bestimmet, wie bishrro umständlich erwiesen worden: die angeführte Lehens Rechten aber wollen, daß der Innhalt der Lehens- Einstellung vor allen genau soll beobach- ; tet, und von demselben niemahl abgewichen werden: so ist es allerdings ausgemachet, daß die vorgeschützte Erb-folgjjche Einund Nachstellung des Durchlauchtigsten Chur-Hauses Bayern, wann mich solche eingestanden könte werden, dermahlcn ihre Würckunq nicht haben konte, alldiewcilen Kayser Lerdinand der letzte Hertzog nicht war. Iedannoch aber, um diese Ein - und Nachstellung für alle Fälle und Zeiten geltend zu machen, bringet Gegentheil ferner folgende seiner Meynung nach aller,chwe- reste und gewichtig^ Ursachen bey, welche billlch König Ferdinanden frey machen komm ^6 Geschichte vsn Desterreicch. konten von allem unv jedem auch allerhöch- ! freu Gesatz, wofern er mit einem dergleichen fofte seyn gebunden gewesen. Dann Erst- lichen HÄre er bestens erkennet, wie schwere ^ lich das Durchlauchtigste Bayrische Hauß in seinen ältern Rechten wäre verletzet wor- den, und daß solches dessentwegen immer entgegenprvtestiret, auch seine vollkommene Widerherstellung, und Schadens; Er, setzung unablaßlich geforderet habe, und fordere. Andersens weilen ihme in gera- dem Gegensatz gleichfalls gantz nicht verr borgen war, wie seine, und seines gantzen Ertz-Hertzoglichew Hauses Oesterreichische Besitzung von der Wurtzcl aus auf keiner guten Treu und Glauben bestünde, sondern jederzeit ungerecht gewesen wäre, und noch seye. Drittens, weilen er sein dahero immer nagendes Gewissen unmöglich änderst zu begütigen wüste, oder dem strengen ihm obliegenden Gebott Christlicher Gerechtigkeit , nemlichen eine vollkommene Zurückstellung zumachen, genug thun konte, als wann er mit vorgedachter Ein-und Nachstellung zur Oesterreichischen Erb - Folge das Bayrische Hauß besanffngte, und durch dessen gutwilliges Nachsehen seine, und seiner männlichen Nachfolger Besitzung von der Ungerechtigkeit unterweilen beftevete. So Geschichte von Oesterreich. 557 ? So rrifftig aber diese Veweg-Ursachcn wären , wann sie bey König Ferdinand würcklich fürgewaltct hätten , so nichtig seynv sie auf den Grund der lautem Wahr» hett gesteiffet: und dieses soll sich im folgenden 3 fen Capitel erweisen, allwo alle > 6. Hauptr Abtheilungen der sogenannten ' gründlichen Chur^ Bayrischen Ausführung , ihrer Ordnung nach kürzlich zu widerlegen I bevorstehet. Nur ein Ding kan man nicht umhin allhier annoch vorläuffrg zu be- mercken. Es werden in erst gedachter ChimBay- rischer Ausführung, zu dero Verfassung etliche Jahr verwendet worden, die ver- meynte ältere Bayrische Hauß-Rechte auf ! solche Gründe erbauet, worvon der Kay- ! serlich und Königliche Wienerische Hof, wjewohl er sorgfältig darnach gefraget, nie- mahl eine sichere Nachricht erlangen konte: Massen solche erst durch diese Ausführung, wie dessen Verfasser^ im Eingang selbst» n gestehet, in das behönge Licht konren ge- feyet werden. So blieben sie dann, zu Folge dieser eigener Aussag, bis auf Erscheinung dieser Schrifft, je und allemahl höchst geheim, verborgen, und unbekannt. Nun streitet es aber wider das natürliche, und Völcker,Recht, wider die Grund-Gesetze des Reichs, und güldene Bull, wider den Land - Frieden, auch Westphalischen 5s8_ Ges chichte von Oesterreich. Friedens - Schluß, daß em Stand des Reichs einen andern mit Äewalrangreiffe, ehe und bevor er denselben von dem wahren Grund feines vermeynten Rechts benachrichtige: wie auch baß er ore Waffen ergreiffe, bevor er den W ober, wo er die Nachfolge in diesem neuen Hcrzogthum geordnet, ausdrücklich beygesetzet, es solle dasselbe vondemSramnr einerley Blurs nicht kommen. Wordurch > er sonder Zweifel vorgesehen, und andeu- ! tcn wollen, daß nach Absterben der Ba- benbergisch-Bayrischen Linie dieses Her- zogthum zu dem gemeinen Arnolpbimschen Stamm, und an die WittelovachrscheLi- > nie zurück kehren solle. Welcher Linie eben dieser Kayser hinnach auch das Bayrische Herzogthum wieder zugewendet, und die annoch anheunt in dem Churfürstlichm Hauß vollkommen blühet. 5tens. Eben dessentwegen Hütten die Bayrische Herzoge, nach Absterben der Babenbergsschen, Ober-Oesterreich als gleichsam erbrechtlich alssbald eingenommen: seyen auch von Kayser Fridench dem 2ten, deme ihre Rechten nicht unbekannt, zur Verwaltung in gantz Oesterreich eingestellet worden. Indeme aber König Dc» locar in Böhmen durch überwegende Waffen dieses Herzogthum in Besitz genommen, hätten sie die ihrige mit Kayser Rudolpherr dem i sten von darum so rapffcr zusamm gefttzet, damit sie ihr Eigenthum aus ven. Händen ersagten Königs erledigten, nicht m Geschichte von Oesterreich. s6z im mindesten zweiund, es würde ihnen solches, wie es die lautere Brllichkeit erforderte, unfehlbar eingehändiget werden: worinn sie aber häßlich betrogen worden. Ltens Dann KayserRudolpd hätte auS ungemaßigter Begierde ftinHadspurgifches Haus zu erheben, die -Oesterreichische Lande seinen Söhnen zu Lehen gegeben. Zwar hätten die Bayrische Hertzoge bey öffentlichen Reichs-Tag ihre trifftige Rechte nachdrücklich vorgestellet: wären aber weder vom Kayser, noch dem Reich, gehöret worden. Deroweqcn sie, nach eingewendeten feyerlichen Widerspruch, voller Un- muth hmweg gereisct,auchhinnach beykeü ner Gelegenheit unterlassen, ihre Rechten mit wiederholten solchen Protestatkonen gegen alle Verjährung zu versichern, oder je zuweilen auch den AZaffewErnst zu zei, gen. Zumalen aber die Habspurgijche Übermacht fast jedesmal vorgewaltet, hätten sie lieber mit einem klugen weislichen Stillschweigen chre Ansprüche aufrecht erhalten, als mit gar zu viel Schreyen dieselbe in gewisse Gefahr setzen wollen. Hierauf wird istens geantwortet: Wie wert und brert noch bey Römer-Zeiten, und in den nächst hierauf folgenden Jahr Hunderten, wo eine lautere Vermüchung der Völcker war, die Hertzoge in Bayern ge- herrschet, beruhet auf lauter Muthmassun- Nn s gen, 564 Geschichte von (Oesterreich. gen, und höchst ungewissen. Meynungen, die von einigen Scribenten angenommen, von gleich so vielen entgegen verworffett werden: und kan hierüber der Bayrtiche Geschicht-Schreiber Avemm, welchem Gegentheil vor allen anderen folget, keine sichere Auskunfft geben. Massen es ja nicht einerley, in einem Land streiten, auch je zuweilen einen Sieg erhalten, unv in demselben mitLandsfürstlicher Hochheit herrschen: bevor wann man hcunt einziehet, morgen wieder auSgetrieben wird. Streitet es also mit der gesunden Vernunft, aus solchen Ungewißheiten ein gewisses Recht erzwingen wollen. Was von den durch die Bayrische Hertzoge'eingestelleten Marg- grafen und ihrer Unterthanigkeit, auch Schuldigkeit bey denen Land-Tagen zu erscheinen gemeldet wird, hat eben keinen sicheren Grund. rtens. Nicht richtiger stehet es mit Ar, nolphens des bösen vorgewendeter Caro- lingstcher Verwandschafft, müssen es nicht an Scribenten fehlet, die solche gäntzlich in Abred stellen, wo nicht mrt völliger Gewißheit, jedoch mit gleichmäßiger Wahrscheinlichkeit. Gesetzt aber auch, es hatten die Arnolphmische Nachkommen Carolin- gischer Bluts-Verwandschafft halber einiges Recht vorzuschützen: wäre doch solches in andere Weg längstens abgethan wor- Geschichte von Oesterreich. 56s den. Dann die alte Bayrische Hertzoge p»olten ihr so mächtig, wie vorgegeben wird/ erbreitetes, und eben darum dem Reich allezeit beschwerliches Hrrtzogthum nicht inner den Schrancken gebührmaßigerUn- terwürffiqkeit gegen das höchste Ober- Haupt regieren: sondern verdient n mit ihrer beständigen Widersetzlichkeit,Aufruhr rmv Friedens Brüchen, daß schon Kaysev Carl der Grosse, weil das einige Teutsche Reich 1 . Könige nicht erdulten konte, das einem Königreich gleichende Hertzogthum Bayern mit allem Fleiß zertrennete, damit erihme selbst, und dem Reich, sowohl die' gebührende Folgleistung, als eine b^standi- ge Ruhe verlchaffete. Seinem Exempel folgeren die übrige Larolingische Könige/ > ihre Kayserliche Vollmacht, sa bisweilen auch wohl die Waffen hierzu anwendend. Sie stellcten, nach Beschaffenheit der ehemahls Bayrischen Provintzen, verschiedene Grafen, Marggrafen, und besondere Her- tzoge ein, damit die alte so wett ausgestreckte Bayrische Herrschafft nimmer zu- samm hangen konte. So gar gestatteten sie dem alleinigen Land Bayern selbsten, von deine doch die übrige Kanoschafften abgetrennet waren, keinen Hertzoq, der allein darinn herrschete, sondern zercheileten solches in viele Graffschafften, und sctzeten darüber so viele besondere Grasten, die sie Nur nach 566 Geschichte von Oe sterreich. _ nach ihrer Willkühr wiederum abänderten; wie solches der gegenseitige Schrifftstcller zum Theil selbst eingestehet. Der eintzige Kayser Arnolph hat so unvorsichtig als nachtheilig gehandelt/ indem erLemoldens der vielleicht seiner Vcrwandschafft hat seyn Mögen/ wiederum zum Hertzog über Bayern bcst llet. Dann hierdurch hat er alsobald Arnolpben dem bösen, dieses Leucolden» Sohn, den Weg qebahnet, zu folge seines Ebrqeitzes das alte Bayrische Reich wie- derum anzurichten, oder doch eine ungebundene Lands-Herrlichkeit auf ein neues zu behaupten. Und dieses versuchte er, qlS Leutschland in höchster Verwrrung stunde wegen Aussterbung der Larolmgifchen Könige mit Ludwig dem 4leu, den man daS ^md zubenamete, weil er in noch zarter Jugend verstorben. In diesem trübeu Wasser fischete er, und hat zwar seine La- rolingische Blutverwandschafft vorgewen- det: in Wahrheit aber hat ihn die blosse Herrsch-Begierde angespornet,zu versuchen, ob er mcht em neuer König in Bayern, oder wohl gar in Deutschland, und darzu auch Kayser werden könte. zteus. Aberdie Teutsche Fürsten hatte» nach seinen Wunsch keine Köpfe, und weilen sie die Verwirrungen, so die alte Bay- rische Herhog im Reich angerichtet, noch m frischer Gedächtnuß hatten, wähleten sie ihre» Geschichte von Oesterreich. 567 ihren König lieber aus anderen Häusern. Diese aber weiten ihnen, und dem Reich, von den Bayern hinfüran keine gleichmäßige Vervrüßilchkeiten zuziehen. Darum dann Kayser Lonrad der «sie Arnolph den bösen bald ausgetrieben, und ihn be- müßiget, zu den Ungarn zu entfliehen, die «r allemal an sich gehänget. Da er hin- nach wieder zurück gekehret, und die alte Händel wiederum angefangen, Kayser Henrich der iste aber wegen anderer Kriege und Handel ihm nicht ernstlich genug auf den Leib gehen konte: muste er ihn zwar wider Willen als einen Hertzogen in Bayern entzwischen dulten, den Königlichen Titel aber muste er ablegen: worgegen er sich eine sehr grosse Macht und Gewalt über Kirchen und Prälaten in Bayern aus- bedungen: welche ihm dann zu entsagen die Umstände jener Zeiten nicht Messen, damit seine Widerspenstigkeit doch wenigst gestillet wurde, da sie mcht konte gebrochen werden. Und auf solche Weis behauptete Arnolph die Herzogliche Würde mit Gewalt, nicht aber mit Recht. Nachdem er aber verstorhen, hat Kayser Otto der 1 ste das Hertzogthum Bayern, dessen Bruder Berrholden, nicht erbrechtlicher, sondern nur Lehens--weis gegeben, eintzig und allein zur Verwaltung, keineswegs zum Eigenthum. Die Söhne aber deö Arnolph» Nn 4 hat 568 Geschickte von Oesterreich. ■] har er gantzlicd auegeschlojsin, wellen sie , als eigenthümliche Erben in das Hertzoq- thum eintretten. keineswegs aber demÄay- fer darum verbunden ft^yn, und die Beleh- nunq ansuchen wollen. ES laustet allerdings wider die Gesetze > des Teutschen Reichs, daß dess-lben Für- I sten dem höchsten Königlrchwver Kayserli- chigkelt,und > Lehen-Schuldigkeit bekennen wollen. Dar- > um es dann kerne Ungerechtigkeit, emem , sein Vätterltches Erbtheil entziehen, wel, j cher, gleichwie das Blut, also auch dre Untugend seines Vatters m sich gesogen, «mt« hin jenes, so ihm durch^Erb Recht gebühret hätte, aus seiner schuld verfchertzet. Jene Meynung wird von recht vernünffti- gen Männern mit Fug, sowohl der Ver- nunfft, als der Billigkeit zuwider lauffend geschatzet, und hat mehr Beyfall von der N ugierigkeit jetziger Jugend, als von der Wahrheit, welche nur neulich auf die Bahn gekommen. Es hat nemlich einigen getrau- met/ es wäre nach Absterben der Caroltnr gischeir Könige gantz Temfchland auf ein- mahl wiederum frey worden; bas völlige Band der ehemaligen Teutschen Reicks- Bettassunq hätte sich zertrennet; die für- uehmste Teutsche Völcker wären mit gäntz^ licher Aufhebung der vorigen Re»chs-Ge- stall/ ausemaadep gep)rchen,und jevesder. selben Geschichte von Oesterreich. 569 selben Hütte unter sich selbst eine besondere allerdings freye Rcpubiic angerichtet: so daß zwischen ihnen nichts mehreres, alS ein blosse Freundschafft-Bündnuß übrig geblieben. Aus welcher Grundfalschen/ und so verkehrt, als wsilhrllch-n Meynung rriolqete/ daß die Fürjken, welche zu vor, geschützter Behauptung ihrer Freyherr, sich wider d'.e Könige aufaeleinet/ vardry gantz n-.chLS verbrochen/ und keine Straffe verdie- n t heilten. So weit verlrehren sich gelehrte Köpfe/ indem sie nur die wntliche Weisheit zu Rath ziehen/ aber des Göttlichen Gesetzes vergessen: wordurch esleyocr heut zu Tag schon fast dabin gekommen/ daß kaum ein Laster zu finden, welches nrcht von jemand aus denen/ so ihre Hirn- Gespunsten keck in den Tag hinein schreiben/ entschuldiget wird. Wann die Freyheit/ die man einmal gehabt/ von dem Ungehorsam entschuldiget/ und machet/ daß dieser keine Rebellion hckssen solle, so würde anheunt kein Reich/ kein Fürstenthnm, ja keine Rcpubiic, oder auch nur die geringste Gemeinde bestehen: sintemalen mit eben dem Recht/ wormit Fürsten ihrem König/ auch die Unterthanen ihren Fürsten den Gehorsam aufkündigen kont- n. Dann alle Menlchen seyn ja ursprünglich frey von Natur. Man müste auch solchergestalt sagen/ alle Herschafften/ Nn 5 ft 57a Geschichte von Oesterreich. so vte höchste, wie die niedrigste, wären mit Gewalt, und also mit lauter Ungerechtigkeit angerichtet. Was könte aber ungo rcimteres, und mgkuch unbilligeres gesagrt werden? Dann GOTTES Gebot ist es, es solle jegliche menschliche See! einer höheren Gewalt unterthänig seyn, weilen die menschliche Gesellschafft ohne oberherrlichS Regiment unmöglich wohl und lang bestem Heu kan. Unter t>eii Gewalthabern crf# zwischen gläntzen die Könige am höchste» Gipffel, und erlangen durch ihre Salbung die Stabthalterschafft GOttes auf Erden, zusammt dem Schwerdt, welches sie ohne Ursach nicht tragen, Andern zu Bestraffunr aller deren, die unrecht thun. Weilen nu» das Teutsche Reich auch nach Abgang des Larolinmschen Stammes doch jedesmal seine Könige fteywillig erwählet hat, musten ja die wählende Fürsten denselben hrn- nach gehorsamen, wolten sie änderst mit ihrer Königs - Wahl vor den Augen de«r Welt nicht ein pur lauteres Blend-und Gauckel-Werck spielen ? Aus was für eine» vernünftigen Grund lässet sich dann denselben eine lautere unbeschränkte, und eben so Hirn-als Herrmkose Freyheit, gleich oben gemeldet war, andichten? Man glaubet, es sey Freyheit genug für die Fürsten deS Reichs, daß sie durch freye Stimmen demjenigen die höchste Obermacht über sie zulege» Geschichte von Oesterreich. 571 legen können, der ihnen aus allen am b. ften gefallt-, daß sie ihm Wahl-Bedingungen setzen, und ihn daran binden können: daß er sie in seinen fürnehwsten vorhabenden Anordnungen zu Rath ziehen, und ihre Einwilligung erfordern muß. Übrigens seyn sie ihn mit Gehorsam zu ehren ver- bunden, und seine Gnaden dancknemmig zu suchen, auch inner den Schmucken gebührender Unterthänigkeit zu gebrauchen verpflichtet. Welches alles, weilen es unstreitig wahr ist, und verbleib t, von sich felbsten erweiset, wie weit die Arnolphmi- sche Söhne mit ihrem Ungehorsam gefeh- jet, und wie Kayser Dtro der Erste nur zum viosten Ungilmpff von dem gegenseitigen Schreiber einer offenbaren Ungerech» tigkeit bezüchtigek wird, weilen er diese Ungehorsame ihrer Landen zu billicher Bes straffung entsetzet. Es machet auch das vorgeschützteExem- pel der Sächsischen Hertzoae den Handel dieser Bestrafftcn nicht besser. Dann eine Ubelthar entschuldiget die andere nicht, Massen darum nicht recht gethan wird, so man thut, was öffters geschehen. Ja so gar auch dasjenige, was hinnach viele rühmen, und nützlich preisen, ist im Anfang nicht allemahl wohlgethan gewesen. Wie- wohlen vfft gleichmäßige Händel, ob sie schon einerley Gestalt zu haben scheinen, dannocb 572 Geschickte von (Oesterreich. ^ | dannoch aus^ gantz verschiedenen Ursache?, ! und Betrachtungen beschehen: mithin dann nickt alles/ was gleich siehet, als ein Beyspiel soll genommen, oder der Ausspruch gemacht werden, was einem vergönnet worden, müsse auch Dem andern sogleich frey stehen. 4k:ns. Daß der alte Marggräflichrunb Hertzoglich Babenbergssche Stamm nur > el" Ali, und besondere Linie des Hertzog, I ilch Bayrischen Hauses gewesen, ist aller Wahrheit zuwider. Avenrin selbst, aus deme Gegentheil dieses genommen, hat in dcm ' ren antreffe, schreibe ich aus: doch weiß ich nicht alles gewiß. Sehe manda, auf was für einer schwachen Wurtzcl der her- vorqegrbene Bayrisch- -- Babenbergisch- Oesterreichische Stamm-Baum, den man doch so keck vorgeleget, erwachsensey. Dem har schon seiner Zerr Dito oer berühmte Freysingifche Bischoff, uno Scribent des »stm Geschichte von Oesterreich. 57z i2ten Jahrhunderts, der selbsten von Geburt ein Babenbergisch - Österreichischer Marggraf war, und vor allen seines cige« 1 ncn Stammes Aundschafft haben muste, I widersprochen: zugleich aber auch mit ihm , der unbenannre Verkäster der'Historie von ! der Mölckerischen Srifftung, so im i^cen ^ Jahrhundert geschrieben: gegen welchen j dann Avenrin, der im En Jahrhundert > lebete, allerdings in einer so alten Sach für einen gar zu jungen Zeugen zu achten. Nach Herder dieser Scribentur Zeugnuß ist Leopold der Durchlenchrige aus dem B ut des enthaupteten Babenbergischen Grafen Adalberrs entsprossen, mithin nicht allein ' Babenbergischen Namens, sondern auch 1 Stammes gewesen. Es hat zwar unser Geaner dem Freysingischen Bischofs weiß rucht was für einen Haß gegen den Bay? rijch Arnolphischen Stamm angedichtet, und beeden zugleich ausgestellet, daß ihre Aussage nur in einem Traditur, es wird gesagt, bestünde, mithin um so viel weniger zu achten wäre. Er tritt aber nunmehr beyden Alold von pechlarn mit einem statt- hafften Zeugnußzu Hstlff, utrD erweiset, daß weder Drro partheylich, noch beede zugleich fehlhafft und unsicher geschrieben. Dann dieser Alold war Hoff- Caplan Adalberrs Des ;ten, Marqgrafens in Oesterreich, und und hat um die Helffte des Uten Iahr- hundetts 574 Geschickte von Oesterreich. hunders eine eigene Ehronick des Durch- lcuchriI Babendergischen in Oesterreich herrschenden Geschlechts verfasset: auS welcher Orrilo, einer der eriten Ctstercien- sisch^Lliienfeldenschk n Ordens - Geistlichen, gegen Ende des >2ten Jahrhunderts ordentliche Jahr-Auszüge gemachet, die neulich zum erstenmal in offenen Druck erschienen. Alldorten trifft man nicht nur die blosse Namen,wie beyAvenrin, sondern auch die ordentliche Geschichten der ersten Ba- benbergischen Marggrafen, und ihrer An-» Herren an von Anno 908. bis rosz. Wor- durch ausser allen Zweiffel gesctzet wird, daß die alte Marggraffen und Hertzoge in Oesterreich keineswegs Bayrischen, sondern wahrhaften Babenbergischen Geblüts gewesen. Mithin bestehet es dann aber- mal auf keiner Wahrheit, was Gegentheil von der Bayrisch-Babenbcrgischen Blutss Verwandschafft vorgegeben, und hieraus ein neues Recht zu der Oesterreichischen Crb-Folge herleiten wollen. Es ist ohne Grund, daß Kayser Orro gleichsam seine Ungerechtigkeit erkennet und bereuet, auch derowegen den Arnolphinischen Stamm in der Person Leopold des Durchleuchtigen, da er ihm das Marggrafthum Oesterreich verliehen, gleichsam wiederum wenigst in einen Theil ihrer anqebohrneu Erbsünde eingesetzet. Eben so wenig wahr ist es auch, vaß Geschichte von Oesterreich. 575 daß Kayser Lriderich der I sie aus Erkannt« nuß der Bayriich-Babenbergischen Blut- Verwandschafft zur Gunst^ocs Hauses Bayern in demOesierreichischen Lehemund Freyheits-Brief diese Worte mit emgeru« cket: Es so!re das Heryogthum von dem I ^>ramm des Bluts niemals kommen. ! Dann es hat dieser kayftr um dies- Bluts, Verwandschafft so wenig gewust, daß er vielmehr dem letzten Vabenbergj, scheu Hertzvg, wann er gar ohne alle Kinder abgehen sollte, volle Freyheit gegeben, seine Land;u verschencken , und zu ver, Schüssen, wem er immer wolle. Welches ja dieser Kayser keineswegs hätte ordnen, setzen und verleyheu können, wann er erkannt hätte, daß dieses HertzogthumBlut- rrnd Erb'Rechts halben an denHertzoglich- Bayrischen Etamm Wittelspachischer Linie hätte anfallen müssen. ;tens. Haben derowegen nach Abgang des männlich - Vabenbergrschen Stammes die Dertzoge aus Bayern Ober-Oesterreich eingenommen, so geschahe dieses ans blosser Gewaltthätigkeit, nicht aus Recht und Billigkeit. Darum ihnen dann hinnach solches Land von Kayser Rudolphen wieder abgenommen worden. Kayser Lride- pch der zu hat den bey ihm anlangenden Oesterreichischen Landständen entzwischen den Bayrischen Hertzog Orro, zubenamet f 76 (£>efctnd)te von Oesterreich. I Den Drrrcdleuchttgen zum Stadthaiter qe, orr net/ nicht/ wellen er ihn für einen recht, '■ malst.;en Erben von Oesterreich gehal, ten und erkennet / sondern weilen et ver nächst benachtbarte Fürst war/und vor anderen allen aus das Land Ocstcrr. ich am f-elegensteu Obacht haben konte. Es war das Land ob der Ennß/ so ehedesstn als die Grantz des Lertzogthums Bayern ge, gen Orient oder Aufgang der ieMarggraffchastc unter r und die March ober der Ennß hell- klar unterschieben/ auch offenbar bezeuget, Geschickte von Oesterreich. s?7 dass der Hertzog m Bauern nur allein auf die March ob der Ennß Anspruch gema- chet, demselben aber völlig entsaget. Ist es also auch nur durch den bloss?» Lrideri- LlanlsckenBriefsiPonzualeich ausgemachet, daß das Ourchleuchtigste Chnr-Hausvon Bayern nunmehr weder auf Ober noch Unter. Sesterrcich das mindeste Recht mit Wahrheits-Grund darkhun könne. 6tenS- Wann derowegen gleich aufd-m Reichs Tag zu Äugchurg Anno 1282. da Äays.r Rudolph seine Söhne mit O ster- reich belehnen woite, die damalige H^tzoge in Bayern, und fürnemlich Ludwig, zuoc- namet der Strenge, Pfaltzgraf b-y Rhein, Hertzog in Bayern, eine hefftiqe Rede gehalten, um solches Hertzoglhum an sich zu bringen, forderte er doch solches nicht sowohl wegen uralter Bayri.cher HauS- Rechte, die längstens auö oben beygebrachten Ursachen verloschen, als vielmehr zu einer Wiedererstattung der grossen aufgewendeten GUd-Äosten, die er gemachek, damit er Kayssr Äudolphenkräffrim Hü^ff leisten konte wider König Orrocarii» Böhmen zu Witdereroberrmg der Ocsterr ichi- schen Lander. Dann dergleichen Forderung hatte er schon zuvor auchzuWinvor dem Kayi'er gemachek, wie Gegentheil f lb- sten aus Haseibach bey pey amrtenBanl) Oestcrreichlsch.'r Ecribenten 7»'. Seiten Suppi P. Des A. H . / TH. O O UN ' /78 Geschichte von Oesterreich. angeführet. Aber die versammlete Fürsten des Reichs, dte ohnedem von veralten ehemaligen Grösse und Macht des Bayrischen Hertzogkhums, wegen der daraus entstandenen Unruhen des Reichs, nichts hörcn wölken, auch mit freundlichem Magen nicht vertragen konten, wann die uralte löblichste Kayser einer offenbaren Ungerechtigkeit so trucken beschuldiget wurden, achteten es nicht für billig, daß die aufgewendete Bayrische Kriegs-Unkosterr mit gantzen Ländern, sondern vielmehr mit gleichgültiger Wiedcr- Erstattung sollen bezahlet werden. Er- theileten derowegen Kayser Rudolphen gantz gern und will?g ihre freye Einwilligung zu seiner Söhne Belehnung. Mit dem hieraufvondem Gegentheil angeführten Widerspruch der Hertzogen in Baycru stimmet gar nicht übereins, daß Ludwig/ der doch dabey die Stimm Hütte führen sollen, in dem Belehnungs-Briefals würck- lieber Zeug gelesen wird. Desgleichen daß er seine freye und güntzliche Einwilligung in einem besonderen Brief zu ewiger Be- kraffrigung nnd Zeugnuß von sich gegeben, worum er sich dieser getreulich ins Te-utsche übersetzten Wort gebrauchet: E» seyen in diesen lnemlich LXstcrrcichischcn) Ländern die Söbne des Rayssrs, welcher diese Landschaffren, da sie lang von demAich enraussery und demselben entzogen waren, nichc _G eschichte von Oesterreich. 579 nicht ohne vielen Schweiß und E»lurwiederum zu des Reichs Gewalr hergestellet, mchr shndilllch zu ehren. Wtr nun alle bisher angeführte Gegen, Antworten auf die Äortrage des Gegentheils genau zusamm hält, wird sonder i Zweiffel offenbar überzeuget seyn, daß die ' vorgeschützte ältere Bayrische Haus/Rech- ^ ke allenthalben ungearündet: wird auch j n-.it uns urtheilen, daß es so wenigen Glau- i bnr vcrdiene, als grosse Vermeffenheit eS ist, wann unser Gegner die Handlungen I der Kayser erst nach Verlauff so mancher Jahrhundert auf das allerfreyeste schmä, het, und einer offenbaren Ungerechtrakeit beschuldiget: dergleichen erdoch,vonOrto i dem Ersten an, fast allen Kayfern andichtet, bevor denjenigen, welche dem Durch- leuchtigsten Haus Habspurg die Oestcrrei- chische Lehen bekrafftiget. Von Kayfern und Königen urtheilet man vernünffkiglich, baß stein ihren Handlungen den allgemeinen Nutzen des Reichs beständig vor Augen haben, welchem der besondere Nutz ei, nes jeden Untergebenen nothwendig wer, chen »Nuß. Derowegen dann die auch öffentlich und widerholettr maßen eingelegte Protestatione« und Widersprüche gegen derley Kayserliche Hanblunaen bey weiten das nicht vermögen, was ste etwann sonst wider die nachtheilig scheinende Handlun- 0 o r gen j 9o Geschichte von Oesterreich. Ken Niederer Stands-Personen zu würcken pflegen. Auch läßt sich durch sie keine solche ^Verjährung unkraffng machen/ ivelche nicht nur allem aus Lange der Zeit, sondern auch aus gäntzlicher Verkehrung der Länder und Regiments/ durch beytrettende Kayserl.Macht und Gewalt/ verlängstens entstanden. Weiten nun aus allen diesen trifftigsten Bedencken und Erwegungen/ die vorgemeldele ältere Bayerische Rechts-Ansprüche / die von Ar- ^olphen und seinen Söhnen hergeleitet werden/ mit gantz keinem Recht bestehen können; die Bayerisch-Babenbergifche Blm-Ver- wandschafft aber nur erdichtet ist: liessen ihnen die alte Bayerische Herzoge zu und nach Kayser Rudolphens Zeiten gewiß von solchen heut auß dem ciestyen Staub des Alterthums allererst von unserm Gegner neu ausgegrabe- nen Ansprüchen nicht das mindeste träumen: und darf man das von ihme so häuffig angepriesene behutsame und vernünfflige Snll- fchweigen, rvelches er theils der weislichen Forcht, der immer vordaurenden allzugrossen Habspurgischen Macht/ theils dem Fned-Ue- benden Gem üih der Bayerischen Fürsten bey- messet/je für nichts anders hallen, als für eine ewige Unwissenheit alles dessen bey dem gesamten Durchlauchtigst-Bayerischen Hauß, was er allererst ncrulich durch seine alleinige Klugheit aus dem tieffsten Alterthum erfunden. Ant- Geschichte von Oesterreich. sZr Antwort Auf die änderte Abhandlung. I untergesetzt, i. Daß Kayser Lonrad der IV. I seinem Schwätzer, Herzogen Oeren aus Bayern, viele Städte und Herrfchaffcen in Schwaben für i6. Marck löttzigen Goldes versetzt. 2. Daß Ludwig und Henrich beede Herzogen in Bayern unglaubliche Unkosten an-und aufgewendet zur Erziehung und Vor- mundschafft Lonradinr, des Sohns erst - er- ! meldten Kayser Conrads, und letzten Herzo-r gens in Schwaben. 3. Daß dieser Lonra- din aus Danckbarkeit ersagtcn beedcn Herzogen alle seine Lehen/und Elgenthnms-Gü- ter in gantz Schwaben durch eine freye feyer- liche Schanckung auf den Fall seines unbe-r erbten Absterbens vermacht. 4. Daß Kay- fer Rudolph, samt dem Reiche, diese Schanckung bckrafftiget. 5. Daß die Herzoge auS Bayern von derowegen ihre Waffen mir dem Kayser zusam gefetzt, damit Schwaben wieder frey gemacht, und sie die Würckung vorcr- meldeter Schanckung geniessen Lontcn. Diese gantze zweyte Bayerische Abhandlung ist in der bisherigen vorläuffigen Konig- O 0 z llchen 58s Beschicht von Oesterreich. jj lichen Beantwortung noch mit keinem Wort i berühret worden; welcher man derowegen indessen, bis klärcre Urkunden an Tag kommen, folgendes entgegensehet. Erstens: Bekennet der gegcnseitigeSchriffr- Steller selbst, es seye nach dem unglücklichen Todt Lonradinö, der zu Neapel öffentlich enthauptet worden, Zeit währender so grosser und langwüriger Reichs-Erlcdigung,das Herzog- i thum Schwaben, als wäre es ein verlassenes > Gut, von ihrer vielen nach Belieben angefallen, und zerstucket worden. In welchem Fall die den Herzogen von Bayern gemachte Schanckung ohnedem ihre Würckung nicht haben konte. Zweytens: Haben der Kayler, und das Reich, diese Schanckung nur für jene Um- i stände bckrässtiget,wann Schwaben in seinen aufrechten Stand kommen würde: «inzwischen haben sie sich denen Herzogen in Bayern kcinesweegs verpflichtet, Schwaben in solchen Stand zu sehen. Drittens: Hat hinnachKayserRudolph den Schwäbischen Krieg mit seiner höchsten Mühe und Gefahr nicht unternommen wegen der Herzoge in Bayern, sondern aus Kayser- licher -Obliegenheit, Sorge und Macht, um die Rcichs < Zucht und Ruhe wiederum herzustellen, und dieVermcssenheit der jenigen zu bestraffen, die sich unterwunden, die Schwäbische -cmdschafftey blos mit gewaltthätiger Hand, [ Geschickte von Oesterreich. Hand, ohne vorgezeigtes Recht, wider die Reichs-Gesetze, an sich zu reisten. Haben nun die Bayerische Herzoge in diesem von Reichs-wegen geführten Krieg ihre Waffen mit dem Kayser vereiniget, so thaten sie, was . getreuen Reichs-Fürsien wohl angestanden. Die Frucht, die sie. davon hatten, war die Besitz-Nehmung, oder sichere Erhaltung jener Städte und Herrschaffren, die ihnen Pfandsoder Kauffs - wegen gebührten. Viertens: Entzwischen konten in diesem Krieg bey weiten nicht alle diejenige, so sich verschiedener Schwäbischer Ländereyen unter der Hand bemeisiert, zur Wiedergab bezwungen werden; worunter, wie gar glaublich, wohl ein und andere ebenfalls ihre vermcynl- liche Rechts-Ansprüche werde» vorgegeben haben. Was aber erobert worden, und nicht Bayerischen Pfands oder Kauffs gewesen, haben die Reichs-Fürsien, weilen es mit nicht geringer Gefahr des Kaysers zum Reich wiederum herzu gekommen, aus gleichmäßiger Danckbarkeit, wie die Oesterreichlsche Länder, Rudolphen, Oem jüngeren Sohn des Kaysers, mit gutem freyen Willen zuerkennt, wann gleich die Herzoge von Bayern ' sollen dawider gesprochen haben; dann die so hohe Verdienste des Kaysers um das Reich überwageten. Jedannoch war diese Portion der Schwäbisch eroberten Ländereyen so k-em und gering, daß sie nicht wohl den Nahmen Oo 4 eures ^84 beschichte von Defterre ich._ J eines Fürstenchums, viel weniger eines Her-' i zoathums verdienten, und der darinn eingesetzte junge Rudolph mehr wegen Hoffnung etwann künffciger Erhaltung,als wegen würck- licher Besitzung, den Namen emeö Herzogs von Schwaben führen könte. Entzwischen ist gleichwohlen alles das, was das Durchlauchtigste Ertz-Hauß in Schwaben besessen, demselben von allen und jeden Kaysern, auch > so gar von Ludwig dem Bayerischen in ih- I ren Lehen-Briofen jedesmal mit Namen zu recht anerkannt, und die Lehen darüber ohne | Ausnahm und Widerred ertheilet worden. Fünfftens: Worzu noch kommt, daß, wann man die allere Zeiten erweget, damahlcn ein nicht kleiner Theil von Schwaben ohnedem Haospurgischen Gebiets war: so man auf , gegenwärtige Zeit siehet, der meiste Theil der Desterreichisch-Schwäbischen Landen, worunter das gantze Elsaß, nm dem Römischen Reich Ruhe zu verschaffen, in unterschiedlichen Friedens-Schlüssen an Franckreich hat müssen überlassen werden: weil diese Cron gemeiniglich auch die Deichs-Kriege nur zu Schwächung der ihr so fürchterlichen Oester- relchischen Macht geführet; wo im Gegenspiel die giorwürdigste Oesierrelchische Monarchen, bcnebjk vielen Millionen Geldes, und in Ge- fahrfetzung ihres eigenen Durchlauchtigsten Vlurs, auch ihre eigene Lande zum besten des Reichs gemeiniglich geoxfftrt haben. Wo- Geschickte von Oesterreich. 58s ! fern also die obangcfuhrre Ansprüche des Durchlauchtigsten Chur-Hautes Bayern fest ! gegründet, und annoch fürdaurend, was die Schwäbische Länder betrifft, so müssen sie ebenfalls gellen wider alle jene Fürsten, und besonders wider Frcmckreich, welche die ■ Schwäbische Ländereyen cmjeho meisrentheils ^ würckachen innhaben : deren Besitzung kei- > nesweegs gerecht seyn kan, wann die Oesicr- ! reichlsche/ wie unser Gegner vorgiebt, unger recht ist. Antwort ' Auf die dritte Abhandlung. » rser Gegner hat in dieser seiner dritten Ab- Handlung sich zweyerley Beschäfftigung gegeben. Erstlich bemühet er sich zu erweisen / wie streng sowohl Kayser Larln dcir V. als Ferdinanden, Römischen Lönig, beede Zillerdurchlauchtigste Gebrüder, wegen wohl- erkannter vorhin ausgeführter Bayrischer Rechtö-Ansprüche, ihr'Gewissen angetrieben habe, daß sie das Durchlauchtigste Bayerische Hauß, welches so schwerlich verletzt war, endlich einmal der demselben zu machender vollkommenerWtderherstellung undErsehung der Schaden versicherten: durch dessen Vergünstigung aber aus ihrer eigenen Oesterrei- chilchen Besitzung das von Anbeginn einge- wurtzelteUbel böser Treu und Glaubens in; £>0 5 dcsse ^ L86 Geschichte von Deflerreich. > dessen ausmusterten. Dervwegen, sagt er, ' hat König Ferdinand, aus KayserS Carls Befehl, zwischen Herzog Albert den V. aus Bayern, und einer seiner Töchtern, wiewoh- > len diese beederseirs nur noch Kinder waren, j dannoch schon eine Heyrath verabredet, und vermittelst dieser Ehe-Pacten, wie auch nachfolgenden Testament und Lodicill, endlich auch durch einen andcrmahligen Ehe-Lon- rract das Durchlauchtigste Bayerische Hauß | zur erblichen Nachfolge in allen Oesterreichi- schcn Königreichen und Ländern ein-und nach- > gestellet, so bald kein Ertz-Herzog mehr im > Leben seyn würde. Und aus diesen Ferdinan- deischen Handlungen, auch würckllchen Ur- > künden, seyen die neuere vermeynte Thur- Bayenfche Rechts-Einsprüche entsprossen. Fürs andere suchte er in dieser Abhandlung < alle zweifelhaffte, dunckle oder zweygiltige Worte und Reden, die in den Lerdrnandei- fchen Urkunden anzutreffen, also zu erklären, daß alle darüber etwann entstehen mögende Zweifel und Streit-Fragen von Grund aus gehoben wurden. Nun ist aber zum voraus die von unserm Gegner angefüllte Beweg - Ursach der Fer- dmandeischen Ehe-Pacien, Testaments und ' Comctlls, nemlicheir ein so strenger Gewissens- Trieb,das Chur-Bayerische so schwer verletz-. re Hauß endlichen einmahl zu besänffligen, grundfalsch: «raffen aus obigen Antworten Geschichte von Oesterreich. ^87 auf die zwey erstere Abhandlungen klärlich ! erscheinet, daß die soaenannte altere Chur, Bayerische Ansprüche gantz auf keinem Recht bestehen, mithin die Oesterreichisck-Habspur- Zische Besitzung niemahl ungerecht gewesen. Andertens erhellet gleichfalls aus dem wahr- ! hafftig erwogenen und ausgelegten Jnnhalt ^ der Fridericianischen Rci6)s-Satzung, daß ^ Köntg Ferdinand keinesweegs die Macht oe- ^ habt, von der Erbfolgs, Ordnung auf eine» ' andern Fall Regl und Gesetze zu geben, als ! wofern er drr letzte Herzog gewesen wäre. > So würde es dann eine allerdings unnütze und vergebene Arbeit seyn, lang streiten wollen über die Worte des Testaments, und über den Sinn dessen, der diese lehtwillige Ver c rd- nung gemacht, indem es vorhin schon so kiär- lichen erwiesen, daß König Ferdinand für je- wn Fall, in dem Gegentheil sein Testament will Zelten machen, nicht verordnen hat wollen, und können. Daß er nicht gcwolt, bezeuget er offenbar mit dem, weile« er sich in allen feinen angeführten Urkunden widerholter Massen berufst auf des Haus Oesterreichs alt-Löbliches Herkommen und Freyheiten, wie auch der Königreich Staturen, Ordnungen und Gebrauch, als wider welche er nichts ordnen rvolte, oder geordnet zu haben verhoffre. Besonders aber gab er klärlichen an den Tag, wie er seine letztwitttge Verordnungen nur da- <88 Geschichte von Oesterreich. ^ hin vermeyne, so sein Stamm mit ihme ab- s gehen, und seine Söhne ohne weitere Erbe» vor lhme absterben sollen, weilen er nach immer abanderender Beschaffenheit seiner Erben auch seine letztwillige Verordnungen immer geändert. Sein erstes Testament richtete er auf An. isZ2. wo ihme schon ein Printz und Prinzeßin gestorben, zwey andere Söhne aber samt 4. Töchtern, als zarte Kindlein, lebten. Das änderte An. 154z. als er noch den dritten Sohn, auch mehrere Töchter hatte. End- , lichen das dritte An. 1554. wo er aus seinem j Sohn Maximilian schon männlich-und weibliche Enckeln gesehen. Zweifels ohne war die Ursach seiner so vielmahligen letzten Verordnungen, daß er, als ein gottseeliger Christlicher Fürst, in reiffer Betrachtung feiner 1 Sterblichkeit, vorsichtigllch geförchtet, es möchte ihn der Todt einmahl unversehens übereilen, nnd zwar um so viel ehendcr, weilen er immerhin zu Feld liegen muste, bald wider seinen Gegner in Ungarn, Hansen vor» Zips, bald wider dessen Helffer und Ruckhal- ter die Türcken, bald zum Dienst und Hülff seines Kaylerl.Herrn Bruders. Enlzwische» lauteten seine Verordnungen nach Unterschied seiner Familie auch gantz unterschieden, absonderlich in dem lehren Testament, da er sich nicht mehr beförchtete der letzte Herzog zu seyn. Dann da zeigete er seinen drey Söhnen, und ihren Erben, den Theil der Länder, die jeder, gleich- Geschichte von Oesterreich. 58- -gleichwohl ohne wahrhaffle Zerlhcüirng, ha« den solle, ordentlich aus: von der Nachfolg seiner Töchter aber, hat er nicht ein Wort mehr geordnet, sondern nur den annoch un- verheyrathetcn ein gleiches Heyrath-Gut und Heim-!Steuer von einmahl hundert tausend Gulden, dergleichen die bereits verheyrathere schon empfangen, bestimmet. Daß er aber auch nicht änderst gekonnt, ist schon bereits oben, so viel die Oesterreichi- sche Erbfolge betrifft, genugsam erhärtet worden. Alldtewerlen er neuilich, ob er schon der älteste herzog, das Haupt, und der Stamm seiner Teutschen Linie war, ja wann manlhn auch gleich für einen ersten Erlanget wolle gelten lassen, oder als einen, sonst Vollmächtigen regierenden Landa-Fürsten betrachtete, dannoch im Genuß und Gebrauch der Oesterreichischen Lehen an das Gesetz des «rsten Gurrhaeers ur.O Oerleyhers, nemlich on die Lridericianische Reichs-Satzung gebunden war: welche nur allein des jenigea Herzogs, der ohne Erb-Sohne abgehen .würde, so daß kein anderer Herzog meor übrig wäre, und also des Letzten alrestcnTochter, die er verlassen würde, die Nachfolge verordnet. Wie genau König Ferdinand diese Fridericianische Reichs-Satzung, als die Urquelle aller Oesterreichischen Rechte und Freyheiten, hat felbsten erfüllen, und daß sie in ihrer aufrechten ungeandemn Krafft jederzeit syo Geschichte von Oesterreich. | zeit bestehen solle, hat haben wollen, geben > ftio.e nachgesetzte eigene Worte des letzten Testaments augenscheiiiiich zu erkennen, deren er ^ sich voüäuffig gebraucht, als er verordnet, es solle seil'. Sohn Maximilian, als der Erstge- bohrne, für alle seme Brüdcr die Leben von dem Römischen Reich einholen. Dann da machte er diesen Eingang. Nachdem aber vermög rrnsers Löbl. Haust Oesterreichs , wohl und llurg hergebrachten Freyheiten ) verordnet worden, daß der älrest unter den Ern>-Herzogen die Herrschafft des Landes haben, und daß die Ertz--Her;ogthum nimmer getheilt sollen werden: Herwegen er in knnfsriger Zeit bey einen Römischen Rayser, auch Churfürsten, Fürsten und Standen etwas verwunderlich seyn möcht, j wo ein jeder unser geliebten Söhne seine ' Fürstemhum und Land selbs von der Ray, ferlichen Majestät und dem Heil. Reich in, fonderheir empfiengen, und dann dadurch wohl Ursach gegeben werden möchte, daß die Stande auf ihr jeden nach einen son- | derbaren Anschlag m des Reichs-Oblmen machen würden wollen, oder mir Bestär- tigung unsers Haust Oesterreichs Freyheiten etwas Aenderlkng unterstanden werden möcht: Darum, und dieweil stch auch sonst wohl gebührt, daß^ unser geliebte jüngere Söhne auf ihren ältesten Bruder unseren geliebten Sohn Rönig Maximilian _Geschichte von Oesterreich. 59r ihr freundlich und brüderlich 2lufsehen haben, ihne für ihren Dorgeher erkennen, und in ihren fürfallenden wichtigen Geschafften Seiner Liebden Raths pflegen rc. In dem Königreich Ungarn veryarrete die freye Kvnigs-Wahl beständig, bis sich die Land - Slände dieses Reichs dieser Freyheit ellererst im Jahr 1687. aus Dankbarkeit gegen Kayser Leopolden, welcher die alle Gran- tzen dieses Reiches mit so viel herrlichen Sir- gen grossen Theils wiederum herbey gebracht, freywillig begeben, eben da sie zur noch freyen Wahl Josephs geschritten. Jedoch gehcle- ttn sie dazumal)! nur in die Erbfolge der Erh- Herzogen; nach deren aller Abgang sie ihnen il>r voriges freyes Wahl-Recht wiederum vorbehielten. Gleichwie also Ferdinand der Erste, vb er gleich die Tochter eines Königs zur Gemahlin hatte, dannoch har müssen erwählt werden, st> seynd auch nach ihme alle fernere Oesierreichssche Könige keinesweegs auf andere Weise, als durch freye Wahl In diesem Königreich nachgefolqet, ausser dem eintzigen Kayser Carl dem VI. so es der erste erblich angetretten. Daß cntzwifchen von einem Stammen nie abgewichen worden, sondern jederzeit Vatter und Sohn, oder Bruder auf einander gcfolget, erweiset eben so wenig, daß dieses Königreich, als daß dar Römische Reich von darum erblich sey, weilen man seit dreyen Jahr Hunderten von kei- 'sy2 Geschickte von (Oesterreich. nem andern, als nm Ocsterrelchlschen Kayfer gelesen. Wann es auch gleich scheinet, eS hätten etliche Kayfer und Könige in ihren letzt- ' willigen Verordnungen von dem Königreich Ungarn also veranstaltet, als ob selbiges von ihnen für erblich gehalten worden: haben sie doch m der That ftibsten in diesen ihren Verordnungen nur diejenige benennet, die vor andern zu erwählen waren, und gab diesen eine solche Benennung kein sicheres Recht zu der Cron, sondern vertratte nur die Stelle einer gleichsam vätterlichen Vorspräche, nicht viel änderst, als wann jezuwcilen dre Römische Kayser ihre Söhne dem Heil.Römtschen Reich, mit voller Zuversicht auf die Geneigt- Willigkeit desselben, und gewisser Hoffnung eines erwünschten Ausschlags zur Römischen j Königs-Wahl anbefohlen. Dre erbliche ' weibliche Nachfolge aber in diesem Königreich wurde nicht eher fest gestellet, als bis die Stande der neuesten Larolimsch-Pragmatischen Sanction An. 1723. übermahlen ftey- willtglich unterschrieben, jedoch mit mehrmah- 1 üger Elnschranekung nur auf die (Larolimsch- Iosephinisch-und Leopoldmische Töchter. Wie hak also König Ferdinand die erbliche Nachfolge in dem Königreich Ungarn bey teurer ältesten Tochter setzen und verordnen können? Böhmen belangend, weilen dieses Königreich vrblicb, auch über dgs ein weibliche» Lehen, Geschicht e von Oesterreich. 59g Lehen, hat es mit dessen Erbfolge allerdings rrne gleiche Bewandnuß,wir mit der (vester- reichifthen. Darm erstlich ist dieses Königreich ein wahrhaffter Zuwachs von Oesterreich, Mllhiii sich Dann auf fclbigcs die Fride- ricianische Relchs-Satzung, ^emaß lhres ! ausdrücklichen Jnnhalts, vollkomen erstreckt. I Wetters bringt es bekannter Massen der üb- ! ltche Gebrauch der Lehen-Rechten also mit sich, daß - wann das Lehen in einer Slamm- rinle bestehet, eine andere Linie kein Recht dazu hat, so lang von der erstem eine Lehen- fahige Person übrig ist, mithin auch eine Tochter, fo das Lehen weiblich. Derowegen dann beede Kayfer,sowohl Friderich der I. der seine Reichs-Satzung für Oesterreich, als Carl. der I V. der roen eine solche für Böhmen gemacht, einerley Sinns waren, und die Erb- folgs - Ordnung ganh gemäß dem erst- angeführten allgemeinen Lehen-Gebrauch gemacht Beederley ihre Satzungen haben einerleyVer- standr indem erstlich dieFridericianische will, es soll das Herzogthum Oesterreich nur auf jenes Herzogens älteste Tochter fallen, der ohne Erb-Sohne abgieng, und die er verladen würde : die Carolinische aber fetzt, es sollen die böhmische Stande ehender keine freye Wahl haben, oder, welches eben >0 orel hettzl, das Königreich Böhmen sey nicht ehen- der für verlediget zu achten, bis von der Sramm-Reyhe, d^achkommenschassr dem Mfgl,P.Dej. A. H. 7 .TH. Pp 6aa- - i f94 Geschichte von Oesterreich. } Gaamen und königlichen Geschlecht/ weder Mann-noch Weibs-Person, als ein ehelicher Erb vorhanden. Niemand Ver- nünffliger wird es in Zweifel ziehen, daß, gleichwie Kayser Lriderich, nach üblichen Gebrauch derLehe-ns-Rechte,wie dem Ersten, «lso auch allen mittleren Herzogen, den Gewalt und die Macht, von der Erbfolge zu ordnen, gibunden hat, damit er der ältesten Tochter des letzten Herzogs ihr gebührendes Recht | unversehrt erhielte: also habe auch Kayser Carl der I V. auf keine Weise gestatten wollen, > -aß wider alle Lehens - Ordnung, die ordeut- > lich absteigende Linie des letzten Königs durch , Ausschliessung seiner Tochter sötte abgerissen, j und die Böhmische Lehen auf eine andere Linie eines weit entfernten und zurück stehenden Königs, und zwar über das nur auf einen weiblichen 4 ten Enckel solle übertragen werden, der vielmehr einer fremden, als der Kö- uiglichen Familie ist. Das Ehurfürstenthum Böhmen wird in viefer Frage, wo von der Nachfolg in das Königreich die Rede ist, mit dem Reich ungereimt vermischt. Dann das Königreich ist nicht wegen dem Churfürstertthum, ist auch nicht aus dem Chmfürfienthum: sondern das Ghurfürstenthum ist dem Königreich nur Zierde u.Nutzen halber beygelegt worden.Darum Heißt es m der goldenen Bull am Lv.Capitel, «icht, der Chuffurst ist, st)8 auch die Churfürsil. Lande Geschickte vowVesterreich. <97 Lande haben, sondern umgekehrt: Wer eines LürstenchumsDesttzer ist, soll auch Stimm, Ambr und Würde, samt allen Angehörun- gen, in ruhigem und freyen Besitz haben, auch von jederman für einen Churfürsten § ehalten werden. Öb nun gleich also einer rauen das Geschlecht verbietet, daß sie in ei- ! gener Person keinen Kavser erwählen, oder i erwählt kan werden, auch nicht andere Chur- I fürstliche Aemter gebührend versehen kan: 1 muß man daraus keinesweegs folgern, sie könne auch in dem Reich nicht nachfolgen. Dann wo deme also wäre, hätte Kapser Carl der IV. die Böhmische Reichs-Lehen, denen schon dazumahl die Churfürst!. Würde angehangen, nicht sollen weiblich machen. Weilen er es j aber gleichwohl gethan, hat er es ohne Zwei- I ftl gutgeheißen, daß, wann eine Frau im Reich nachfolgen würde, die Churfürst!. Aemter so- ' dann von ihrem Ehegemahl, oder durch einen beliebigen Abgesandten, oder auch durch die Stande des Reichs sollen verwetten werden. Daß derowegen allhier nicht gilt: Was einer durch sich selbst nicht kan, das kan er auch durch keinen andern. Danv dieses erfüllet sich nur alsdann, wann jemand aus Abgang nothwendigen Rechtens unvermögend ist, etwas zu leisten: keinesweegs aber, wann ihn das Geschlecht, Alter, oder waserley Mangel des Leibes, blos allein von der persönlichen Ausübung seines Rechts verhindert. P p 2 MWY K96 Geschichte von (Oesterreich. Antwort Auf die vierdte Abhandlung» V 2 n dieser vierdten Abhandlung glaubt unser -x) Gegner die Ein-und Nachstellung des Durchlauchtigsten Chur-Hauses Bayern recht unüberwindlich gesteiffet zu haben auf die änderte Ehe-Pacren, womit König Ferdinand dem Bayerischen Herzog Albert seine nunmehr, nach Absterben der Königin Elisabeth/ so würcklich die Erstgebohrne war, älteste Tochter Anna verlobt hat/ wie auch auf derselben in ihrer erbfchafftlichen Ab- schrvörung enthaltenen ausdrücklichen Vorbehalt. Indem aber bereits vorher über- fiüßig erwiesen worden, daß König Ferdinand weder von der Oesterreichischen noch Böhmischen, vielweniger Ungarischen Nachfolge änderst hat ordnen wollen oder können in seinen ersteren Ehe-packen, Testament, und Lodicill, ausser im Fall er verhetzte gewesen wäre, kan man auch seinen andern Ehe-Pacren keinen andern Sinn oder mehrere Krafft beymessen und andichten. Und diese einhige Antwort wär schon eine stenug- same Widerlegung der.ganhen gegenwärtigen Abhandlung. Man will aber nichts desto weniger das jenige, was allhier folget, der reisten Nachsinnung eines jevwedern vernünst- Wn Lesers vorstellen, und überlasse«. Geschichte von Oesterreich. sft Nach dem gegnerischen Vorgeben war der Antrieb und die Beweg-Ursache zu diesen «nderren Ehe-packen abermahl keine andere, als vormahls bey den erster«,, wie auch gleichfalls bey dem Testament und La- dicill: nemlich die vollkommene Wiederherstellung des so schwerlich verletzten Bayerischen Hauses: die Schadens- Ersetzung, die Befänfftlgung, Stillung, und Tödtung des immer nagenden Gewissens-Wurm bey König Ferdinand: die Aufhebung des einge- wurtzeltcn Übels einer ungerechten Besitzung bey seinem Oesterreichs-Habspurgischeu Ertz-Haus. Was würde aber wohl für ein Mittel ergriffen, wodurch ein so gar schwerer allergewichtigster Endzweck leichtlich,sicher, gewiß und unfehlbar käme erhalten werden? Die Ein-und Nachstellung des Bayerischen Hauses, antwortet Gegentheil, in der Person der Anna, zu der völligen Erd-Folge in allen Oesterreichischen Königreichen und Landen , nach Abgang aller Ertz - Herzogen. Marum wird dann diese in den ganhen Ehe- Parten nirgendswo gelesen, ja auch nicht in der erbfchaffrlichen Abschwörung der Anna, wo sie ihr nichts anders vorbehalten durffte, als andere ihr vor und nach verheyrathere Schwestern , nemlichen, was sie auf Abgang der Ery-Herzogen, nach den Privilegien und Gewohnheiten der Königreichen, und des Ertz-Herzoglichen Hau- P p 3 fes, §98 Geschichte von Oesterreichs ses, von Rechts - wegen billich erben solle ? Erforderte es dann nicht die höchste Btlttch- kett, fa Nothwendigkeit, daß ein so gar bedenklicher und gewichtiger Endzweck dieser Ehe-Paeten, und auf den sie allemiz angesehen, mit deutlich, und ausdrücklichen Worten vor allen andern erklärt wurde: bevor, wellen er, wie vorgegeben wird, für alle Zeiten geltes solte, wann da immer dieErh-Her- zöge aussterben würden, so sich durch mehrere hundert Aahr verzögern könte, damit die Bayerische Ein-und Nachstellung zur Oesterreichischen Erbfolge, wann keine Zeuge«» mehr lebten, wenigst mit dem klaren Buchstaben könte erwiesen werden ? Bey Gericht erfordert man die Worte, so encwedcrs aus dem Mund der Zeugen erschallen, oder in den Urkunden erscheinen. Verborgene Gemüths- Abfichten, oder heimliche Verträge, die man ohne Schrifft oder Beyständen schliesset, wie fie vor keinem Richter erscheinen,so können sie auch sein günstiges Urtheil nicht auswürcken. Hier widersetzt der Gegner, man müsib benebst den Ehe-Parten auch König Ferdi- nandens Testament und Codicill einsehen, wo Anna bedeutlicher ausgedruckt wird, als die eiwtzige ein - und nachgestellte Erbin. Je- Dochch-ir treffen sie auch in beeden diesen Urkunden nicht bedeutlichen an. Dann in dem Testament hat König ^Ferdinand nur eine von Oesterreich. 59* seiner Töchter zur Erbin eingestellet: in dem Codicill aber nur seine älteste Tochter, die damahl km Leben seyn wird. Hat er aber allhier die Bayerische Annam vermeynet, warum hat er sie nicht offenbar mit ihrem eigentlichen Namen beschrieben? Darum, antwortet derBayerifche Scribent wiederum, weilen er gesehen, daß seine erstgebohrne Tochter Elisabeth, die an den König in Pohlerr vermählt gewesen, schon ohne Kinder abgestorben : dahero er befürchtet, es möchte ebenfalls Anna auf gleiche Weise unbeerbt abgehen. Auf welchen Fall dann er eiaer andern aus seinen Töchtern, deren er neun gehabt, and die hernach die älteste seyn würde, ihr anfallendes Recht auf die Nachfolge allch* dings unversehrt vorbehalten wolte. Diese Antwort, so wir mit Verlangen erwartet, nehmen wir mit grossen Danck auf. Eigene Bekanntnuß ty) der beste Erweiß. Unser Gegner bestehet selbst, wann Anna ohne Leibs-Erben, oder ihre Leibs-Frucht vor ihrer abgeschieden wäre, hätte eine andere ihrer Schwestern in die vätterliche Königreiche und Länder nachfolgen müssen, so bald kern Erh-herzog mehr wäre vorhanden gewesen. So wäre dann mit samt der Anna zugleich auch die Ein - und Nachstellung des Durchlauchtigsten Hauß Bayerrl zum Grab getragen worden. Wie wäre sodann der so gar Pp 4 bedruck- 6oo Geschichte von (Oesterreich._ bedenckliche allergewichtigste Endzweck der Ehe-Packen erhallen worden? Wo wäre die vollkommene Wiederherstellung dieses fo fchwärlich verletzten Hauses, und ihrerSchä- den Ersetzung geblieben? Wie geschwind härte Könin Ferdinanden sein vorgegebener ehemahls hefflia nagender Gewissens-Wurm wieder angebissen? Wie schnell hätte das ursprünglich eingewurtzelte Übel der ungerechten ^esttzung in dem Habspurgischen Ertz- Hauß wiederum aufgegrünel? War es dann Gebühr-mäßig, und rek- rnete ?s sich, daß eine, wie vorgegeben wird, fo hoch benolblgte, auch von Gerechtigkeit und Gewissens wegen so hoch schuldtge Wieder- Herstellung des also ungerecht verletzten Bayerischen Hauses angebunden wurde, auf die Bedlngnuß, wann Anna ihren Gemahl überleben, und aus ihme Erben verlassen würde? Indem doch dieses ein gantz ungewisser höchst zwelfelhasser Zufall war, der, so er steh nicht ereignet hatte, das ganhe ertf ermeldcie so hochwichtige, ja tringende Geschäffi ,.n Äu- Senhlick hätte Zernichten, auch gantziichen unnütz, Fruchtend WürckungsUoß machen können ? Daß dieses also geschehen wäre» erscheinet hell-klar aus den Ehe-packen felbsten, müssen darinnen König Ferdinand ausdrücklich bedungen, daß, wann Anna, ferne Toch.er, m ihrem Gemahl ohne/ ode? Geschichte von Oesterreich. s6r mit samt ihren Leibs. Erben absterben würde, so soll ihr väterliches Heyrath- Gut der einmal hundert tausend Gulden wiederum an das Durchlauchtic-ste Ertz-Hauß, und ihre Erben zurück fallen. Um wie viel mehr halte dann das vorgegebene Recht der Erbfolge, welches durch sie in das Bayerische Hauß wäre übertragen worden, ebenfalls wiederum zurück kehren müssen ? Gewißlich, wer das mindere wiederum einfordert, wird das un- gemein grössere wohl nicht zurück lassen wollen. Entzwischrn bestehet diese,bisher erklärte allergröste Unreimlichkeit offt erwehnter Ehe- Packen nichts destvweniger, wann gleich die Bedingung erfüllet, und Anna eine fruchtbare Mutter fünff erwachsener Leibs-Erben worden. Dann indem erstgedachte Bedingn nus; eben so leicht hätte nicht erfüllet werden, und mithin die erdichtete Em-und Nachstellung des Bayerischen Hauses in einem Augenblick zernichtiget werden können, bleibt ein für allemahl wahr, daß ein so gar unsichers und gebrechliches Mittel zu unfehlbarer Erlangung emes so gar bcdencklichen und ge- wrch tigen Endzwecks sich keinesweegs gereimt, und daß König Ferdinand, wann er, wie Gegenthest vorweudet, rme so schwäre Gewissens- Schuldigkeit auf sich gehabt hätte, derstlbigen durch diese geschlossene Ehe-Pgs %m .keurrsweegs würde genug gethan haben. _ Pr> r Mikhm 6s2 Geschichte von Defierreich. Mithin sich dann wohl kein Wernünfftiger iemahlen wird bereden lassen, daß diese Ehe- Packen offtgemeldete Ein-und Nachstellung, wovon ohnedem darinn nichts gemeldet wird, auch nur in dem Sinn beeder diese Packen miteinander eingehender Theilen jemahl zum Endzweck gehabt haben. Hätte das Durchlauchtigste Bayerische Hauß aus Erforberung der Gerechtigkeit vollkommen wieder müssen hergestellet werden, welches doch ein für allemahl gäntzlichen widerneinet wird, so hätte solches durch einen unauflößlichen ewig dau- tendm Pact beschehen muffen. Nicht die Braut Herzogen Alberto unter der Beding» nuß, so sie ihren Gemahl überleben, und Erben verlassen würde, sondern Albert selbsten, samt seinem gantzen Herzoglichen Hauß, hätte zur Oesterreichischen Nachfolge klar und ausdrücklich müssen eingestellet werden. Weilen aber Gegentheil eine solche Einstellung mit keiner einhrgen wahrhafften Urkuud erweise» kan, folget nothwendig, daß die vorgeschützte Bayerische Ein-und Nachstellung durchaus «uf keinem Recht bestehe. Thut auch nichts zur Sache, was noch ferner eingewendet wird, Anna seye in diese» Ehe-Packen eine Rönigin genennt wordetb zum unfehlbaren Anzeigen, sie seye so gewiß zur Erbin ein-und nachgestellet, als ob ste schon wstrcklich geeröm wäre. So habe Geschichte von Oesterreich. 60; auch König Ferdinand ausdrücklich in den Ehe-Patten ausbcdungen, und Herzog Wilhelm der Bayerische habe es angenommen, daß Herzog Alberr künfftighin der eintzige regierende Lands, Fürst in gantz Bayern werden solle: mithin dann nicht ohne Beschwerde das Recht der Erst-Geburt in dem Hauß Bayern eingeführt worden, Zweifels ohne aus dieser 'Absicht, damit, wann sich die Oesterreichische Nachfolge dereinstens würcklich ereignen solle, der Lrtdericiamschen Reichs-Satzung von Bayerischer Seiten würcklich nachgelebt würde, welche haben will, es solle der Aelteste unter den herzogen von Oesterreich die Herrschaffr der- Landes haben, welches nimmermehr soll zertheilt werden. Von dieser Verordnung wäre das Habspurgische Hauß vielfältig abgewichen, wie durch eine besondere Stammtafel gezeiget wird, worauf die so offtmah- lige Oesterreichtfche Länder-Theilungen klär- lich erscheinen: mithin hätte es durch seine Schuld verdienet, daß ihme auch der Fride- ricranische Gnaden-Brief in seinen übrigen Satzungen nicht könne zu statten kommen. Dann erstlich werden in allen Ehe-Con- ttacten, welche König Ferdinand mit andern Fürsten eingegangen, seine Töchter allemahl Aönigmnen oderRänigliche prinzesiinneft betitelt, weilen nemlichen solches ihr höchster Stand 6s4 Geschichte von Oesterreich. Stand und Würde also erforderte. Hat also dieser Titel auch in den Bayerischen Ehe- Pactcn nichts mehrers zu bedeuten. Änderten? hat König Ferdinand auch in dem Hey- raths-Conkract, den er mit Johann Lride- rich, Churfürsten zu Sachsen, auf diese Bedingung eingegangen, wann die Religions- Sttittigkeiten könten verglichen und beygelegt werden, Anno 1544. seine Tochter Eleono- ram ausdrücklich keinem andern, als nur dem Sächsischen Chur-Printzrn, oder da dieser absterben solle, demjenigen, der der Aelteste seyn, und nach dem Vatter die Chur haben würde, versprochen. Soll mau nun glauben, es habe auch diese ausdrückliche Bedingung des ältesten Sächsischen Prinhen, welcher Churfürst werden würde, die Elw- und Nachstellung des Chur - Sächsischen Hauses zur erblichen Oesterreichischeu Nachfolge für lhren Endzweck gehabt? Gleichwie dieses unser Gegner in Ewigkeit nicht zugeben wird, so muß er auch solches bey den Bayerischen Ehe-Packen nicht vorgeben. Die wahre Ursache derley Bedingnusten war, weilen es der höchste Stand der Königl. Lerdi- nandeischen Töchter also erforderte, daß sie Picht geringe Fürsten, sondern die der erstem Ordnung und regierende Lands-Herren wären, zu Ehe-Gemahlen haben sollen. König Ferdinand hat also nur auSbeduugen, es solle Herzog Albere für seine Person aSeimger regierender Geschichte von Oesterreich. 6o{ Merender Landes-Fürst werden, nicht aber, daß hinnack jedesmahl nur der Erstgebvhrne allein herrschen solle. Ist solches fürdershin , zum üblichen Gebrauch und gleichsam Gesetz I worden, so ist es aus freyem Belieben dcö Durchlauchtigsten Haus Bayern beschehen. > Die Abweichung des Durchlauchtigsten 1 Ektz-Hausesvon derLridericianischenReichsK : Satzung, belangend die Puncten, daß nur I allein der älteste die Herrschafft deß Landes ' haben, nnd daß solches nimmer solle getheilt werden, wird vergebens eingewendet, und ist die dessentwegen verfaßte Stamm-Tafel allerdings unnuhlich. Dann der wahre Verstand der Fridencianischen Reichß-Sahung ist nur allem, Daß das Herzogthum Oesterreich von dem Stammen einerley Bluts nicht kommen, und also vertheilt oder zerschnitten solle werden, daß ein Theil von dem andern gänhlich abgerissen werde, und auf ein fremd- des Geschlecht komme. Übrigens ist nicht jede Abtheilung, die unter Brudern geschieht, eine wahrhaffte Zercheilung,viel weniger Zer- schnewung, wann die Menge, Grösse und Entfernung der Länder also beschaffen, daß gleichsam jede Provintz einen besondern Regenten erfordert; oder wann die Fruchtbarkeit des Stammes in so viele Häupter ausschlagct; oder waitn bey jezuweilen entstehenden Miß- helligkeiten Fried und Einigkeit nicht wohl änderst mögen hergestellet werden, Am aller- mnüfttf Ss6 Geschichte von Oesterreich. wenigsten aber kan eine solche Abtheilung eine wahre Zerkheilung genennk werden, wann allen aufgetragen ist/ also gemeinschafftlich und einträchtig zu regieren, als obdieLänder durch einen rinhigen beherrschet würden/ und wann dem ältesten diese besondere Vorzüge ausdrücklich ausbedungen seyn: Er solle nemlich Mein alle Lehen einholen: er solle die Haupt- Urkunden , Satzungs- und Freyheils-Briefe > in seiner Verwahr haben : keiner aus den I übrigen soll etwas veräussern, und von dem gemeinsamen Stamm weggeben : alle sollen in wichtigen Dingen des ältesten Rath pflegen : ohne sein Einrathen und Gutheissen kein | HZündnuß schliessen, keinen Krieg ansangen, I keinen Frieden eingehen: nach absterbender famen Stamm zurück fallen. Je mehrer solche Bedingnussey, welche in allen Länder, Abtheilungen des Durch!. Ertz--Hauses enr, zwischen gekommen, die besondere Herrschafft eines jedwedern einschräncken, je mehrer wird dadurch der Vorzug des Aeltisten, samt seinem Ansehen und Gewalt ausser allen Zweifel erweitert. Man will nicht beysetzen, daß, wann H JU Zeiten aus vernünffttg-und wütigen Ursachen ein Bruder sich gegen den andern feiner Freyheit nicht auf das strengste bedient, durch eine solche einseitige Nachsicht den allgemeinen Privilegien eines gaotzen Haufe- nichts vergeben ober geschadet werde. Antwort- Geschichte von Oesterreich. 607 Antwort Auf die fünffte Abhandlung F>ie hat sich der gegenseitige Schrifft-Slellsr gefällterUrtel-Sprüchcn bestens zu bestärken. Sintcmahlen aber für die Oesterrelchifche Erbfolge kein anders Gesetz seyn kau ausser der Lridericiamschen Reichs Satzuno, dero , Znnhalt btSherö genugsam erklärt worden, mit offenbarer DarlhUung, es werde durch dieselbe nur der ältesten Tochttt des letzten Herzogs, der ohne Erb-Sohn abstoben würde, und die er verlassen, die Nachfolge bestimmet, einem iedwedern andern aber, der nicht der Letzte wäre, die Macht benommen, von der Nachfolg zu ordnen: wie sich dann auf eben diese, aber allerdings verdrehet ausgelegte Reichs - Satzung auch der Gegentheil immerhin bekufft: als ist dieses auf gegenwärtige gantze Abhandlung schon Antwort genug. Alle in so grosse Menge varinn an- geführte Rechts,Gründe und Zeugnussen, die Geschichte von Oesterreich. 609 sich nicht einmahl kürtzlich abzchlen, viel weniger ohne Weitläufigkeit ableinen liessen, steiffen sich alle aufdiesengrundfalschcnWahn, ! es habe König Ferdinand eine solche Ein-und Nachstellung, wie da beschrieben wird, machen l können, und wollen, auch würcklich gemacht. Jedoch wird dieses für einen andern Fall, als wofern er der letzte Herzog gewesen wäre, auS bisherigen ftalkhafften Erweisungen gäntzlich gelaugnet. Taugen also die viele gemachte Worte des Gegners von der Natur, Eigenschafft und Würckung einer dergleichen Einund Nachstellung ganhlichen zu nichts, weil diese selbsten nicht statt hat. Entzwischen muß man sich nicht allein sehe wundern, sondern auch befrembden, und zugleich bedauren, daß es gelehrte Männer gegeben, welche unsers Gegners so unrichtigen > Satz, der auf grundfalschen Wahn gebauet, und also nirgends bestehen kan, dannoch, wie man höret, durch Acadewische Entscheidung bestättigel: welches nirgends anders herrühren kan, als weil sie den wahren Jnnhalt der Lriderrcianischen Reichs-Sahung gar nicht ■ beobachtet, oder nicht reiffltch genug erwogen und geprüf« haben. Es laufft aber wider die gesunde Vernunfft und Billichkeit, ja ist der Natur aller Rechten und Gerechtigkeit zuwider, einen Handei beurtheilen, ehe dann bcede streitende Theile ihrer Nothdurffr nach zur Genüge angehört worden: kan derowegcn Suppl. r, p. Des, a. h. /.Th. Oq ein Sio Geschichte von Oesterreich. «in unzeitigcs Urtheil nichts dann grobe Feh- > ler nach sich riehen. ^ Antwort Auf die sechste Abhandlung. 3 »mahlen unser Gegner das Testament ! Königs Ferdinand für die eintzige wahre Pragmatik u. nnzersiörliche Regel derOester- > reichischen Nachfolge angiebt, kan er nichts I weniger dulten, als die neueste Pragmatifch- Carolinifch» Sanction. Er scheuet sich nicht, dieselbe mit höchster Unehrenbietigk.eit gegen die geheiligte Majestät, als ein lauteres nichts ! würckendes Ding, ein blosse eitle Hirn-Ge- ! spunst, die mit höchster Leichtsinnigkeit aus- geschmiedel worden, offenbar zu schmähen. Fürnemlichen aber wtll er in gegenwärtiger Abhandlung erweisen, es wären die 4. Haupt- Stützen, worauf solche gesteifft worden, allerseits ohne Grund. Dann erstens bestehe sie nicht auf den alt-Oesterreichifchen Privilegien. Zweytens nicht auf der Genehmhaltung und Bcytrettung beeder damahls Durchlauchtigsten verlobten Chur-Printzen in Bayern und Sachsen. Drittens nicht auf den vorgeschützten Nutzens Europens, und Erhaltung des wahren Gleichgewichts. Vierdlens mdjt auf der gemachten Versicherung, es würde selbige niemand »u Nachtheil gereichen. Wie sicher und fest aber diese neue Caro- linisch» Geschichte von Oesterreichs 6 1 1 Imrscde Pragmatic auf den uralten Oester- rerchlschen Privilegien, nemlich auf der Fri- dericianischen Reichö-Satzung bestehe, welche sie nur erkläret, und aufgegenwärtige Umstände der Zeiten würckend gemacht, ohne eine würcklich neue Erbfolgs-Ordnung anzurichten , ist bereits in gegenwärtigem ganhen Wcrcklein, wie man hoffet, überflüßig und überzeugend dargethan worden. Wozu noch -kommt, daß, tndeme sie, als eine blosse Erneuerung erst - erwehuter FriderrcLamschen Reichs,Satzung, die ein Urguelle aller Oesterreichischen Privilegien und Freyheiten ist, voll den treu-gehorsamsten Ständen aller Oesterreichischen Königreiche und Länder mit dancknehmigsten und umergebnesten Gemüth aufgenommen, und jedes Orts zu den öffentlichen Reichs- und Lands-Urkunden beygelegt worden, derselben auch von daher die Krasst eines ewig-geltenden Reichs-und Landes, Grund-Gesetzes unstreitlg zugewachien. Ferners ist es nur gar zu gewiß, daß sich Se.Churfürstiiche Durchlaucht für ibre hohe Person zu beständiger und ewiger Beobachtung dreftr Carolilnlchen Pragmauc just nach dem wohl erklärten, und wohl verstandenen Sinn Seiner in GOtt höchst seeiig ruhenden Kay'eri. Majestät, verbunden haben, da Sie, als damahlig Verlobter Chur-Printz, die Entsagung und Abschwörung dero Durchlauchtigsten Braut Maria Amalia, Josephunschek Ll q * PktN- 6i2 Sesichichre von Oesterreich. Prinzeßin, die nach der Carolinischcn Pra- , gmatic eingericht war, samt dero Durchlauch- tigst-Churfürstl. Herrn Vattern gutgeheißen, angenommen, und mit ihrer Handschrifft, In- I siege!, ja heiligen Eydschwur in ihre Seele 1 bekräfftiget im Jahr 1722. Dannoch unter- , fangt sich unser Gegner, diese Verbindung ge- I gen alle Wahrheit mit höchster Spihsindlg- keit zu läugnen: wann er gleich hierdurch seine > eigene Fürsten eines unlaugbaren bösen Be- I trugs, welcher denselben zufolge ihres aufrichtigen Gemüths wohl nie zu Sinn gekommen zu seyn geglaubt wird, offenbarlich überweiset. Er giebt nemlichen vor, es wären diese 1 zweyerley Recht, eines, so von einer uralten ! Ein rund Nachstellung entspringt, das andere, so allererst neu von einer Braut herkom- mete, allerdings unterschiedene Sachen einer unterschiedenen Natur. Des letzteren Rechts hätten sich Se. Churfürst!. Durch!, beraubt, indem sie in die Entsagung ihrer Braut einge- williget: dervwegen sie dann auch anjeho an die Oesterreichische Erbfolge gantz keinen Anspruch machten wegen ihrer Durchlauchtigsten Gemahlin : und dieses seye auch von Ihr» Churfürst!. Durchlaucht anverlangt worden. Weilen Sie aber schon längst zuvor ein von König Ferdinanden in der Person der Königin Anna zu aller Oesterreichischen Erbschafft ein-und nachgestellter rechtmäßiger Erb gewesen, also zwar, daß vor Jhro auch Der» Durch- Geschichte von Oesterreich. Li; Durchlauchtigste Frau Gemahlin ganh kein Recht der Nachfolge mehr haben tönte, und niemand von Jhro begehret, ste sollen auch von diesem angestammten alten Hauß-Recht abstehen : so können sie dermahlen dieses ihr ei- , genes Recht ohne alle Brechung ihres feyerl. Eydfchwurs mit sicherem Gewissen verfolgen. Allein es war die Annehmung, Beytrettung il und Beschwörung der Entsagung der Durch- lauchtigsten Braut, wie beede Annehmungs- ' Urkunden beeder Churfürst!. Durchlauchtig- keiten Gatters und Sohns ausdrücklich besagen , eine Bedingnuß, worauf dieser Hcy- rachs-Contracc eintzig und allein bestünde^ ! und nicht änderst eingegangen wurde. Diese Bedingnuß aber hatte zwey Haupt-Puncten. ! ‘ Erstlich: es sollen Seine Churfürst!. Durch!, samt dero Herrn Vattern, gäntzlichen dahin einwilligen, daß die Durchlauchtigste Braut : sich ihrer sonst zustehenden Ansprüche an die ' Oesterreichische Nachfolge nach Jnnhalt der ; Pragmatischen Erklärung so lang begebe, bis ; keine Larolinrsche Nachkommen beyderley ! Geschlechts mehr da waren, und die Ordnung > an sie kommen würde. Andertens, und be- 1 deutlich, es sollen beede Churfürstl. Durch- j lauchtigkeiten auch Sich sekbsten zu bestandi- ( ger ewiger Haltung der neuern pragmaric \ verpflichten. Welches sie dann auch nach i allen Puncten, Llaujuln und Articklen dev ! Enrsirgungs-Lormul zu thun sich mit ernem ' geheiligten Eydfchwur verbunden. Q q z Indem 6i 4 Geschichte von Oesterreich. Indem nun Ahro Churfürst!.Durchlaucht als damahliger Chur-Printz und Verlobter, die Entsagung ihrer Durchlauchtigsten Braut solchergestalt vollkommen angenommen, und d-rselbiqen beygetreuen, haben sie sich nlcht nur allein jenes Rechts beraubt, welchesJhro von der Durchlauchtigsten Gemahlin hätte zukommen können, sondern auch alles und jeden Rechts, welches sie aus waserley andern Grund zu haben elwann vermeynen kvncen. Dann sie haben die beständige und ewige Haltung der neuern pragmutic sowohl für ! ihre eigene Person, als für d:ro Braut, mit I einem Eydfchwur gewehret, und zwar, ohne beygesetzte gewisse Einschranckung, in offenbarem klar da liegenden weit und breitem Verstand: und es ist ein augenschemlichev , Widerspruch, das jentge auf waverley Welse gantzlichen umzustossen, maß man ewig zu halten versprochen. Heilige Eodschwüre erfordern bey jedem Chrrsten, noch viel mehr aber bey jedem Christlkchen Fürsten, die Ernheliig- kelt des Hertzens und Mund. Wann diese abgehet, und man änderst gedencket, als man äusserlich schwöret, verdient man bey GOtt schwere Strasse, und stifftet unter den Menschen schwere Slcrgernuff. Vergeblich wendet unser Gegner hier ein, Se.Churfürstliche Durchlaucht halten anjeho noch stciss, was sie beschworen, nemlrchen sie beobachten die neue Pragmatik,so viel solche deroDurchlauchrigste Geschichte von (Oesterreich. 6r{ Gemahlin zu beobachten schuldig, und suchen ihrentwegen an derOrsterreichischen Erbfolge kein Re cht. Es ist neben gutgeheißener Entsagung der Braui vonSr.Cburfürstl.Durchl. die Ha.lmng der pragmatic auch für sich beschworen worden. Em Eydschwur aber ist ein Acr, der vorMenschen geschiehet/die in das ^ Hertz nicht hinein sehen können: verstehen sie also denselben nach den Worten des Schwörenden : mithin verbindet solcher nicht sowohl nach dcm Sinn/ den ein Schwörender hat, als nach den Jnnhalt der Worten. Die Ehe- Pacten seynd auf diese ausdrücklichelBeding- nuß geschlossen worden, daß sie die Selbsthaltung der Pragmatic beschwören sollen, ohne beygeruckte Außnahm, oder waserley Ein- fchräncßung :. und sie haben es auch also beschworen. So> seyn und bleiben sie dann im ; Gewissen verbunden, die Zerstöhrung der , Pragmatic auf keinerley Weise zu suchen. ! Dann eine eintzige Pact-mäßige Bedingnuß ^ verbindet zu mehrerlev Sachen, wann sie die Erhaltung eines solchen Dings erfordert, welches durch alle solche Sachen, ob gleich j auf gantz unterschiedliche Weise, zu Grund ; gerichtet würde. Konle man einen solchen ! wohl für entschuldiget halten, der einem seiner i Freunde geschworen hatte, dessen ihme zur ! Verwahrung anvertraute Schatz-Truhen ! niemahl aufsperen zu lassen,solche aber in lau- : ter Trümmer zerschlagen liesse ? Seyn nicht Q.g 4 dir Hi6 Geschick) re von (Oest erreich. ^ die Aufchrrrung und die Zerschlagung unterschiedliche Sachen, und haben unterschiedliche Naturen? Dannoch aber, weilen ein soldjcc Keschworen, des andern Truhen uncrvssnet zu lassen, würde er einen Eydschwur, nach den Angezweifelten Urtheil aller Vernünffcigen, sowohl durch die Aussperrung, als durch die Zerschlagung, sicherlich brechen. Gleicherge- stalt, rveilen Se. Churfürst!. Durchlaucht die > ewige Haltung der Pragmanc einmahl beschworen, lauffc es wider dero Eydschwur, selbe anjetzs aus Verwand eines durch dero Durchlauchtigste Gemahlin gesuchten Rechts, «der der L.erdmaii beisetzen Em-und Nach- Heilung umzustürtzen. Noch dedemlichcr haben sich Se. Chnr- sürstliche Durchlaucht verbunden, da sie, be- rrebst ihrem DurchlauchtrgstenHerrn Brudern Churfürsten zu Cvlln, in dem aren Anickel des Lln. 1726. geschlossenen Bund-und Freund, fchaffts-Traccat mtt Jhro Röm. Kayferlichen Majestät vollkommen beyzutreticn versprochen dem voriges Jahr zu Wien errichteten Spanischen Friedens -Tractat, und nainenelrctz (weiches beygeruckle Wörtlein nach den Aus- spruch der Rechts-Gelehrten allen und jeden Ausnahmen und Ausflüchten die Krafft be- nnmnr) zu dessen i2trn Artickei,wo übermahl die Annchmung und Schutz-Gcwehrung der neuen Pragmatie mit bcdeutllchstcn Worten gusbedungen und anverlanget, auch geleistet worden. Geschichte von Oesterreich. 6 1 7 worden. Zwar tritt allhier unser Gegner übermahl in das Mittel, vorgebend, es haben sich La Se. Churfürst!. Durch!, eben zu nrchts andern und mehrerm verbunden, als chmahls in den Eher Patten, nemlich zu blosser Haltung der Pragmatik, in so weit wider dieselbe von dero Durchlauchtigsten Gemahlin, oder ih- rentwegen kvnk gehandelt werden. Darum seyen diese Worte garbedächklich beygeruckt: Gleich in vorerw.eldren Ehe-packen verglichen und stipulrrt worden. AUwo er will, das Wörtlrin Gleich deute an eine gleichmässig; Messe des Versprechens, nicht aber die Gleichheit der Sache, d.i. cinerleyPragmatic, dero Haltung hier und dort anverlangt war. Es seyn aber Zhro Churfürstlrche Durch!, ermcldtem raten Arcickei desSpanischen Friedens aufgleicheWerfe veygetretten,ha den denselben eben so angenommen, wie dero Herr Bruder, und der König in Spanien: also haben sie auch eben jenes, was diese decde, versprochen. Wär es aber nicht die höchste Un- rcim!ichkeit,wann man sich einfallen ließ, Se. Churfürst!. Durchlaucht zu Cvlln, ingleichen der König von Spanien, hätten sich nur verbunden, kein Recht wider die Pragmatic durch die Gemahlin Sr. Churfürst!. Durchlaucht in Bayern zu suchen, und ihrentwegen dieOester- reickrsche Erbfolge nicht anzufechten ? Was Recht hatte dann auf sie durch ein frembde Gemahlin gelangen können ? Da siehet man, £>. <1 ? in Ci% Geschichte v on Oesterreich. in was für ungereimte Folgerungen sich unser Gegner durch seine eigene Spitzfindigkeit hinein siürtze. Bleibt also ein für allemahl wahr, es haben Se.Churfürstl. Durch!, aus Bayern eben so gewiß und verbündlich die beständige ewia» Haltung der neuen Pragmanc, ohne Absi cht auf ihre Gemahlin, für ihr eigene Person versprochenes es-Se.Churfürstl.Durchl. zuCölln und der König von Spanien gethan. ! 'Ist es aber dannoch erlaubt, wider die offen- I bare Wahrheit, so heilig befchworne Pec.en, ohne Verletzung Fürstl. Treu und Glaubens, ja auch seiner See! und Gewissens, mit so li- stigerSpitzfindigkeit zu verdrehen, und unvcr- ! bündlich,auch gäntzlich würckbarzu machen: I so bleibt in der Welt nichts mehr übrig, als an dem Wort, Treu und Glauben der Fürsten, so sousten so heiligzu achten, allerdings, in das künfftige zu zweifle». Ob die neue Pragmaric ein taugliches Mittel seye, die Ruhe von Europa und dessen Gleichgewicht zu erhalten, will man hier, als ein zu gegenwärtiger Abhandlung nicht gehöriges Ding, vhnunterfucht lassen. Dieses aber haltet man aus allem dem, was bisher» angeführt worden, für gewiß, richtig und ausgemacht, daß dieselbe zu keinen wahren, und in einem sichern Recht gegründeten Nachtheil des Durchlauchtigsten Chur--Hauß Bayern gereichen könne. So findet, man auch nicht, Ge schichte von Oesterreich. 6iy daß durch dieselbige jemands andern Recht geschmälert oder beleydiget worden: wiewos- len gleichwohl anjetzo to viele gefunden wer- , den, die sich wider diese Pragmatic, nicht von Rechts-wegen, sonder Lurch blossen ihren GewaU heffuglich sn-en, und derselben Wür- ckung mit nL'n brassten zu hinceelreiben suchen. A doch wird das genaue Gericht Gattes ft'.nec Zrtt auch über diejenige kom- men, d'.e anjetzo allen andern Geseke vor- > schreiben: dessen wahrem Urtheil die so hcff- lig augefochteneKonigliche erstgcbohrne Frau Erb-'Lochlcr ihr gerechte Sache gantzlichen anvertraut, und ihn sowohl in glücklichen als unglücklichen Zufällen allein will gelobt, geehrt, und gepriesen wissen. Anhang. > Zu mehrerer Bestätigung alles Vorgesagten werden etwelche wahr- gaffn orl^sitche Urkunden aus der vorlaussl- gen Königlichen Beantwortung j angeführt. egenleiligerVerfasser der sogenannte» gründlichen Ausführung hat sich j nicht gescheuet, auch die Freyheils, ! und Privilegiens- Urkunden des Durchlauch- ! rigsteii Ertz - Hauses auf allerhand Weift an- «20 Geschichte von Oesterreich. zufechten, und zu verargn ; deme zur Wir Verlag man allhier für drenlich befunden/ we^r niest etwelche Urkunden/ so in der vorlauffk- gen k öniglichen Beantwortung aus lauter Origaialicn bisher zu tederwanns vcrnüuff- tioer Em'ehung und Crwegung in vstetrUichem Druck kund gcmaä-t worden, nicht anszu- fchre>ben/und zu widcr.-olen, sondern nu< anzuführen, an was für Blattern und Rumern selbige anzutreffen. Belangend die Lridericianische Reichs- Sarzung, als die wache Urqueue aüw Oe- sterreichtscher Freyheiten, weilen von einwern den» Durchlauchtigsten Ertz-Hauß abgünsti- gen hat wollen gezweifelt werden, ob solche Vermahlen noch würcklich und im wahren Original verbanden, haben weyl.Se.Kay- ferliche Maiestat Leopold diefewiae, benebst deroBestättigung durch KayserFriderich den 11 . im Jahr 124z. gegeben, nacher Regenspurg zu dem Reichs-Tag An. 1664. überbringen, und bey dermahligen Churfürsten zu Mayntz, Johann Philippen, als desHerl.Rönrischcn Relchs Ertz-Canhlern, um dero genaue Ern- sehung, Forschung und Prüfung, wie auch nachmahlige besondere fchrifftliche Beglaubi- gungs-Urkund ansuchen lassen. Weilen nun ermeidte Churfürst!. Durch!, solche Original- Briefe, benebst dero beygezvgenen Rathen, allerdings wahrhafft, gerecht, und sowohl in sich selbst, als in den anhangenden goldenen Bullen Geschichte von Oesterreich. 621 Bullen oder Sieglen, gantz unbeschädigt gefunden ; haben sie hierüber dero schrifftlichen Teutschen Zeugnuß»'Brief sub dato Regen- spurg den 2. May 1664. gefertiget; welcher stehet fub Nro. LXXVII. p. 147. Hieraus «rsichet man, daß Kayser Lnderich der II. die Reichs-Satzung Kayser Friderichs des I. feinem Bestättigungs- Brief von Wort zu Wort einverleibt: beede Briefe aber Lateinisch ausgefertiget seyen. Der LehenS-Brief, samt der Bekrafftigung aller Privilegien, Rechten, Freyheiten, Gewohnheiten überhaupts, von KayserRudolph dem I. und dem Jahr 1282. befindet sich lud Nro. LII. p. 116. Und heißt es darinn : der Kayser habe seinen Söhnen die Herzogthümer Oesterreich, Stcyermarck rc. ertheilt, mir allen den Ehren, Hechten, Freyheiten und Angehörungen, wie solche ehedefsen Leopold und Friderich (die zwey letzte Babenber- gische) Herzoge in Oesterreich und Steyer- marck glorwürdiger Gedachtnuß innen gehabt, und deseffsn. Der von König Alb- rechten dem I. und dem Jahr 1298. stehet Nro. LV. p. n 8. Von Kayser Henrich den VII. und dem Jahr 1309 , Nro. LVI.p.119, Von Kayser Ludwig dem IV. den man den Bayerischen nennet, und dem Jahr izzi. Nro. LXII. p. 126. Von Kayser Carl dem IV. und dem Jahr 1348- Nro, LXV. p.i2g. Von Kayser Wentzel, und dem Jahr j z?s. Nro. 622 <35escbid)te von Oesterreich. Nro.LXX. p iz6.VonKayserSicpsmrmd, und dem Jahr 1421. Nro. LXXV. p. 141. Von Kayse-r Friderich dem III. Briefen aller damahligen sieben Churfürsten. Der Bestättigungs- und Erklärungs-Brief der Lridericianischen Reichs-GatzunF, inn- halcend derselben teutsche Übersetzung,gecebm von Kayser Carl dem V. zu Augspurg den 8. Sept. An. 1 ^ 30. ist zu lesen Nro. XXII. p.46. Dieser Bestättigungs-Brtef, welchen unser Gegner mächtig in Zweifel gestellet, ob er ie- mahlen von Kayserl. Majestät feyerlich ausgefertiget worden, ist aufVeranstaltung Ertz- Herzogens Mathias, nachmahligen Kayfers, von Jltsprugg nach Prag überbracht worden zu Kayftr Rudolph dem II. bekräfftiget mit Kayser Carl des V. eigener Hand-Unlerschrijst und anhangender goldenerBuchwie auch mit der Umerschrifft Seiner weyland Churfürst!. Lmincn/ Alberrens, Cardinalen unD Churfürsten zuMayntz; und nachdem er in Gegenwart Kayfer Rndolphens von Sr. Majestät Räthen gegen den in der ReichL-Cantztey befindlichen viäimirten Abfchrifften vollkommen gleichlautend, allerdings wahrhafft und unversehrt erfunden war, von Hoch-gedachtem Kayser auf das neue in all und jedem fernem Jnnhalt gäntzlichm bestättiget worden. Und diefe- Geschichte von De-st erreich. 62z dieses haben gleicherweis gethan Kayser Ferdinand der II. in den Jahren 1620 . nnd 1623, Kayser Ferdinand der 111 . im Jahr >652. Kayser Leopold im Jahr 1663. Endlichen Kayser Carl der VI. im Jahr 1729. welches letzteren Bekräfftigungs- Brief, worinn alles ! bisher gemeldete ausdrücklich mit eingerückt, 1 gefunden wird lud I^ro. l^XXVIII. p. 148. Kan also niemanden ins künfflig einßiger I vernünffkiger Zweifel fibrigDerbleiben, ob die wahre aulhemische Original-Urkunden der Fridericianischen Lateinischen Reichs «Satzung und der Teutschen Verneuerung derselben durch Kayfer Carl den v. seiner Zeit feyer- lich ausgegangen,oder noch heurzuTag würck- lichen übrig, und an der Hand seyen. Ausser obernanmcn Lehen < Brief Kayser Ludwig des Bayerischen, der für sich selbst «in uniaugbarer Beweis ist der rechtmäßigen anerkannten Besitzung Oesterrcichischer Lander bey dem Durchlauchtigsten Hauß Hab- spurg finden sich noch diro. I.IV. das Lateinische freye Einwilligungs - Instrument Ludwigs, zubenamet des Strengen, Pfaltz-tz)ra- , fens bey Rhein, und HerzogcnS in Bayern, daß Kayser Rudolph der I. seine Söhne belehnen könne mit den Oestcrreichlschcn Ländern, zu was Zeit es ihme belieben wurde, v.n 8 . Irem Nro.XXV. XXVI. XXVII. XXVIII. LIX. LX. allerhand Vertrage und Bündnussen zwischen den alten Oesterreichisch- - und 624 Geschichte non Mesierreich. und Bayerischen Herzogen: wie auch Nro. LXVI. noch eine dergleichen Urkund: utiö Nro. LXXI. einHeyrachs-Vertrag zwischen Herzog Wilhelm von Oesterreich, und Hcr- zog Henrich von Bayern, betreffend Fräulein Margaret von Oesterreich, als Braut, von An. 140*. Aus welchen lUkunden allen klär« lich erhellet, daß die Herzogen von Bayern den rechtmäßigen Besitz des Durchl. Ertz-Hauses auch mitten im Krieg allemal anerkannt, und niemahlen angefochten, sondern nur um anderer Dinge wegen Striltigkeiten vorgefallen. Wie dann im lehterwehntem Heyrachs-Ver- trag ausdrücklich gerühmt wird von Herzog Henrichen in Bayern, die Freundschafft und Liebe, so zwischen beyder vsr--Elrern see- ligen an sie herkommen. Auch im Verfolg stehet, Herzog Wilhelm von Oesterreich soll an statt des versprochenen Heyrath-Guts pr. L8oos.fi. indessen dem Herzog von Bayern, als Verlobten, Pfands-weise einantworten sein Oeste und Stadt zu Ennß - - - sein Öest-und Herrschafft-Lammer in dem Ar- rvregeu, für das übrige verschreiben und ein- «ntwortcn seine Maur zu Liny, so lang, bis er oder seine Erben alles dieses auslösen würden. Daß aber solche Auslösung allerdings unwiderneinlich soll zugelassen werden, ist mit diesen Worten von dem Verlobten versichert. Also habewirgelobc,und geloben auch mir geschworem Äyd bey Unser Fürstl. Wür- bigkaic wissonklich mir brasst dir Briefs. Geschichte von (Oesterreich. 6r§ So bestehet dann keineswegs das Vorgeben unsers Gegners von beständigem Widerspruch der Hertzogen in Bayern des ungerechten Habsburgischen Besitz halben.DannwaS einer in öffentlichen Urkunden, die zu ewigen Zeiten reden, ausdrücklich Mein nennet, das hält er, ich, und jedermann für das Meinige. Nro. XXXVIII. p.90, ist eine Nota, an- , .zeigend, wie streng, genau, auch mit recht ! überflüßigerSorgfaltzu Wien von denBaye- ' rischen Abgeordneten die Einsicht des Origi- j na!-Testaments Kayser Ferdinand des l. > auch dessen Unterschrcchung beschehen: ohne daß man darinn gefunden, was vcrhoffet worden. Nro. xxxvil. p. 75. stehet das ' letztere Testament dieses Kaysers. Nro.Xb.. ! das Testament, und Nrcr. XU. das CodiciU Kaysers Ferdinand des H. so man gleichfalls einzusehen verlangt, und dannoch daraus nicht klüger werden können. Nro. XXIV. p. 47, item Nro. XXIX. P.s4> stehen die erste und andere Ehe -Patten, s» König Ferdinand mit Herhog Wilhelm dem IV. in Bayern, betreffend dessen Sohn Hertzog Alberten, und die Königin Anna, geschlossen , welche unser Gegner mit allem Fleiß nicht ihrem gantzen Jnnhalt nach her- vorgegeben, damit man ihm nicht auf die falsche Spur kornmete, sondern nur kurtze Auszüge darvon gemacht, die er aufsein Vorhaben reimen konnte. Nro. XXX. XXXI. Suppl, ?. Des, A, H. /.Th. R r XXXII. 6s6 Geschichte von Deirerreich. ' XXXII. XXXlfl. XXXIV. XXXV. stehen dieHeyraths-Lnmr^iste, und Verzichten anderer Töchter Ferdinand des I. welche, indem sie einerley Worte, oder doch einerley Sinn haben mit den Bayerischen/ offenbar darlegen, wie ungegründet, und mr- befugk, unser Gegner aus den Bayerischen Urkunden die Ein-und Nachstellung des Durchlauchtigst-Chur,Bayerischen Hauses erzwin- §rn will. Nro. V. p s. stehet das Instrument der neuen Pragmatisches 8sn Crb - Königreiche und Lande aus dem denen Hertzogey von Oesterreich int Jahr ii)6. von Kayser Friderich dem Ersten ertheilten Freyheits- Brief sich auf keine Weiß herleiten lassen, ! Einfölzsich Die darauf gegründete sogenannte ! Pragmatische 8snclioa nothwendig zerfallen müsse, Zur Beftättigu>lg der gerechten Sache statchassc erwiesen, ! Und i Dem Grund - falschen Wahn eines ' neuerlich ausgetrenenen Vertheidigers derer i Groß-Hertzoglichen vermeintlichen \ Gerechtsamen i Durch eine aufrichtige Feder entgegen gestellec i Äm Jahr 174». Horat. de art. Poet , Volet hoc sub luce videri j Judicis argutum, quo non formidat acumen. «MWWMM m ( v ) W 62- sK> <<» <3js <^> Gjfe si}»c4?>G^) siji» «>LL»LL>SLL>LSLSLLL<5>^SL>L a® LLL>LLLL»LL>LaLaL>aS §. r. >s istohnlängst eine Schrifft unter dem Titul: Unrichtiger Sah auf Grund- falfchenWahn: nemlichen nachhöchst betrübten, doch höchst,stetigen Hinscheiden Carl des VI. Glorwürdigster Gedächmuß, als des letzten männlichen Habsburgischen Zweigs, müssen Se. Churfürst!. Durchlaucht aus Bayern, CarlAlbrecht,als ein vonKay- scr Ferdinand dem Ersten und nachgesetzter rechtmäßiger Erb, in allen Oesterreichischcn Königreichen und Erb-Landen ohnmittclbar uachfölgen: welcher fast aus dem einzigen wahrhafften recht erklärt - und genommenen Jnnhalt des von Kayser Friedcrich dem Ersten im Jahr 1-56. für Oesterreich gegebenen Lehens - Reichs - Satzungs- und Frey- heits, Brief auf das kürtzeste, aber kläreste, und statthafftigste widerleget wird; alles der läutern Wahrheit zu Steuer, auch zum deutlichen klaren Unterricht vieler nicht genugsam kundigen, und zu Bestärkung Oesterreichi- scher Treue durch eine aufrichtige Feder verfasset rc. in offenen Druck ausgegangen, worinnen der Verfasser sich hauptsächlichen ju erweisen vorgenommen, daß die Chur- R r z Baye- 6zo Geschickte von Oesterreich. Bayerische Rechts-Ansprüche auf die erledigte Oestcrreichische Erb-Königreiche und Lande mit denen Privilegien und Freyheiten des nunmehr» erloschenen Ertz - Hertzvgli, chen Hauses, sonderlich mit dem von Kay- serFriderich dem l. im Jahr ii<;6. demsel- bigen verliehenen Freyheits - Brief nicht bestehen ; folglich kraffl der auf bemeldte privilegia begründeten Pragmatischen Sanction des letztem Besitzers, weyland Sr. Kayserl. Majestät Carl des VJ. hinterlassene Frau Tochter, Maria Theresia, Groß - Hertzogin Von Toscana , für die alleinige wahre Nachfolgerin und Erbin besagter Erb-Königreichen und Landen geachtet, mrd angesehen werden müsse. §. 2. T)ie gantze in eilff und einem halben Bogen bestehende Schlifft ist in drey Haupt- Stücke abgetheilet, wovon das erstere nichts als eine sehr schlecht gerathene teutsche Übersetzung gedachten Frcyheits-- Briefs : das zweyte eine Auslegung der Chur-Bayerischen gründlichen Ausführung kn sich begriffen. §. r. Es macht sich der Verfasser mit dieser seiner Arbeit allenthalben sehr groß, «nd sind seiner Meinung nach die Chur- Bayerische Crbfolgs-Ansprüche dardurch gäntzlich zernichtet und platt zu Boden geworffen worden. Kayser Friderichs des Ersten Freyheits- Brtefist, damit ich mich seiner eigenen Wor- Geschichte von Oesterreich. 6; i tc bediene, eine mehr denn eiserne Wand, ein dreymal gestählter Schild, an weh chen die Pfeile, die Stürme, und An« lärrffe aller derjenigen nothwendig zurück prellen , versichert und vernichtet werden müssen, die sich unterfangen würden, wider diese ursprüngliche Oestcrreichifche Freyheiten und Rechten aus waserley Weiß und Weeg aufzustehen, und selbige anzufechten. Erschröckliche Worte! woraus Vernünffti- ge allschon zum voraus abnehmen können- was man sich für donnernd - und blitzende Bcweißthümer von dem Verfasser zu ver, sprechen habe. tz. 4. Damit ich aber nicht gleich Eingangs mit einem blutigen Kopff zurück gewiesen oder heimgeschickt werde, so nehme mir die Freyheit, dem Herrn Gegner vor- läuffig zu erklären : wie daß ich das privi- lcgium Kayser Friderichs des I. keineswegs anzugreiffen, oder zu bestürmen gedencke, immassen ich dasselbe allerdingen und um so mehr für eine ohnverbrüchliche Reichs - Satzung , Lehens - Ertheilung , und Freyheits- Brief ansehe, als man Chur - Bayerischer Seiten solches nebst andern ohnstriltigen Urkunden und testamentllchen Verordnungen, ebenmäßig zum Grund seiner habenden Erb- folgs- und sonstig- machenden Rechts - Ansprüchen geleget hat; Sondern daß m in Absehen lediglich auf dessen Hirnloß , und Rr 4 ungo- 6zr Geschichte von Oesterreich: nngegründete Ausdeutungen ersagten Frey- ! Heils-Briefs gerichtet seye: deren Ohnbe- stand männiglichen darzulhun, und die jen- ^ seitige Schwäche allenthalben blos zu stellen, es eben keine sondere Mühe, noch gefährliche Stürme kosten wird. §. s. Welchergestalten Kayfer Friderich der Erste die zwischen seinen beyden Vettern Hertzog Heinrichen aus Sachsen, beyge- nannt den Löwen, und Hertzog Heinrich aus Oesterreich, genannt Iasomirgorr, vier le Jahr lang obgewaltete Irrungen wegen ! des Hertzogthums Bayern endlich iu der ! Güte beygelegt, und dessen letztem dahin ver- , mögt, daß er dem erstem ermeldtes Hertzog- thum mit demBeding,daß dieMarggrasschafft Oesterreich samt dem dazu geschlagenen Land , ob der E»ms zu einem Hertzogthum erhoben würde, wiederum abgetretten: dieses auch würcklich geschehen, und das neue Hertzog- thum Oesterreich mit vielen ansehenden Reichs-Geschichten bekandte Sache, und in der Chur-Bayerischen gründlichen Ausführung aus hiernächst angebogenem Frey- heits- Briefselbsten hinlänglich erwiesen worden , so daß man sich darbey länger aufzuhalten nicht ohnnölhig erachtet. §. 6. Ob hingegen diese denen alten Her- Hogen aus dem Bayerischen Babenbergischen Stamm verliehene, und dem Hertzogthum Oesterreich anklebende Gerechtsame und Frep- Geschichte von Oesterreich. 6zz Freyheiten dem darinnen widerrechtlich ein- gelreltenen Haus Habsburg und nicht vielmehr dem Herhoglichen Haus Bayern zu statten kommen ; ob jenes sich auf dessen Freyheits-Brief mit Bestand beziehen, und denselben zu Besiättigung seiner vorgeblichen Erb-Rechten gebrauchen könne; ob nicht Oesterreichifcher Seite man fothanes Privi- ; legium selbsten vcrworssen, und davon in I denen wesentlichsten Stücken vielfältig abgewichen , ob allenfalls krafft desselben des letztem Besitzers männlichen Stammens, und nicht mit weit mehrerm Recht des ältern ersten Erlangers und gemeinen Stam- Vatters hinterlassene älteste Frau Tochter und deren Erben auf den Erlcdigungs-Fall , in dem Herhogthum erblich nachzufolgen habe, sind Fragen, worüber gegenwärtig be, kanntlichen sehr gestritten wird; und welche der gegnerische Verfasser platter Dingen nach des Wienerischen Hofes Meinung ent- fcheldet; allein mit so schlechtem Bestand, daß der Ungrund davon sofort in die Augen leuchten muß. §>. 7. Daß die alten Hertzoge von Oesterreich Babenbergischm Stammens mit denen Herhogen in Bayern einerley Ursprung haben, und allesamt Hrrtzvg Arnulphen, gemeiniglich genannt den Bösen, zum gemeinen Stamm-Vatter erkohren, ist bey dem Durchlauchtigsten Lhur-Haus Bayern Rr s -ine 634- (beschicht? von Oesterreich. eine von unfürdenckiichen Jahren her immer behauptete, und in der gründlichen Ausführung auch sonsten stattlich bewiesene Wahr- hett; folglich da in dem Freyheits - Brief ausdrücklich enthalten, daß in der Erbfolge in die Ocsterreichifche Lande von dem gemeinsamen Stamm nicht solle abgewichen werden , so redet ja das Privilegium KayserS Hriderichs für die Herhoge zu Bayern selb- sten das Wort, und lieget daraus ohnab- neinlich zu Tage , daß gleichwie denenselben besagtes Herhogthum schon längstens gebühret, also das Haus Bayern, und sonst niemand die demselben verliehene Freyheiten > sich mit Fug Rechtens zueignen möge. I §. 8. Worwider nichts vermag, was da von jenseitigem Schrifflen - Steller gegen , besagte Anverwandkschafft und sich darauf »um Theil fußende Chur» Bayerische Nach- solgs-Rechte in das Hertzogthum -Oesterreich eingewendet werden will; dann wann auch schon die Bayerisch-Babenbergische Stamm-Reiche bis auf Eberharden , äkte- ! sten Sohn Hertzog Arnulphens, sich zur Zeit so genau nicht bestimmen lasset, und wegen des allzu grossen Alterthums dißfalls einige Dunckelheit obwaltet, so ist jedoch der von Gegnern behauptete Geschlecht - Ursprung von denen a!tcn Grafen von Babenberg viel unrichtiger, und hat bey weitem so grosse Wahrscheinlichkeit als die \ disseitige nicht; da > Geschichte von Oesterreich. 63^ da zumalen dersclbige nickt gezeigt , worin- nen das aus Alold von Pechlarn - oder vielmehr dessen LompendiztorcOrthllone vvtt Lilienfeld in diesem wichtigen Stamm-Streik vorgefundene Liecht bestehen soll: bis dahin man also dessen weitere Widerlegung ausgesetzt seyn lassen muß. §. 9. Das Durchlauchtigste Chur-Haus Bayern befindet sich in dem fortangedaucr- ten Besitz des von Herhog Arnulphen hergeleiteten Geschlechts - Ursprung der alten Marggrafcn mid Hertzvgen aus Oesterreich: niemalen hat man bey demselbigen daran ge-- zweiffelh oder änderst geglaubt; folglich wird die disseits behauptete Anverwandrschafft mit gutem Grund ein uraltes Chur-Bayerisches Haus-Recht , und für eine Wahrheit angesehen , davon man abzuweichen nicht nöthig hat, in so lange das Gegentheil nicht klar und ohnwiderleglich dargcthan wird: so man von Gegnern annoch gewärtig ist. Zur Zeit wenigstens hat derselbe noch nicht das mindeste erhebliches dagegen fürgebracht; und beharret demnach Chur-Bayern um so mehr auf seinen wohlbegründeten Rechts« Ansprüchen , als erwiesermassen diese Lande ohnehin zu dem Hertzogthum Bayern gehöret , und die gewaltsame Abtrennung Kay- ser Othonis so wenig, als die widerrechtliche Vorenlhaktung Kayser Rudolphs des I. dasselbe an feinen Rechten verkürtzm können. §.rv. 6z6 Geschichte von Oesterreich. ! §. io. Man behauptet dem zufolge mit Recht, daß Kayser Friderichs des 'Ersten FreyheitS, Brief niemand als denen Hertzo- gen in Bayern zu statten komme; und das erloschene Ertz-Herhogliche Haus Oesterreich sich um so weniger darauf beziehen möge, als da bekanntlich«:» selbiges bey der erstem Erlangung des Herhogthums Oester- reich solchen gänhlich auf die Seiten gesetzt, > und Kayser Rudolph solhane Lande als er- > ledigte Reichs - Lehen angesehen, und in dessen Betracht, diefelbige seinen beyden Söhnen Hertzog Albrecht und Rudolphen Anno > 1282. auf dem Reichs-Tag zu Augfpurg j verliehen, anmit den klaren Jnnhalt erwehn- | len Privilegii die nächste männliche Stamm- Verwandten , oder allenfalls doch weibliche vescencienren Übergängen hat. §, ii. Sowohl von Hertzog Leopold dem VHI. als Hertzog Heinrich , Friderici Bellicosi > letztem Hertzogs von Oesterreich aus dem Bayerifch-Babenbergischen Stain Brudern waren weibliche Descendenten vorhanden. Gesetzt demnach es waren keine männliche Stamm - Agna«» mehr übrig gewesen, wie doch von Seiten Bayern nimmer zugegeben werden kan, so hätte ja doch dessen Töchtern und deren Nachkommen das Hertzogthum gebühret, falls Kayser Rudolph t>emeldtcskrivilegium im mindesten als keäff- Lig erkannt, will nicht sagen, für eine eiser- f Geschichte von Oesterreich. 637 ne Wand und dreymal gestachelten Schild, wie der Gegnerische Schrifften - Steller geachtet hätte. Meines Erachtens würde Gegner weit klüger gehandelt haben , wann er mit diesem AreyheitS - Brief gar zu Hauß geblieben wäre, und durch dessen Anführung gewisse Wunden und alte Mangel nicht wiederum rege gemacht hätte, welche sonst vicl- ■ leicht in einer stillen Vergessenheit würden [ vergraben geblieben seyn. Dann wie rei- [ met sich doch zusammen, ein Privilegium, Reichs- Sayung und Lehens - Verleihung zu seinem Behuf anführen, welches, wann es für gültig angesehen wird, denjenigen, so sich dessen bedienen will . platt von der Erbfolge und allen daran sich zueignenden Rech- , ten ausschliesset. §. i2. An dem Wienerischen Hof miß- kennet man diese Schwürigkeiten nicht, und hat deßhalben die widerrechtliche Belehnung Kayser Rudolphens schon längsten dardurch zu bekleistern gesucht, daß Graf Mainharr von Tyrol, dessen Tochter Elisabeth an Herhog Albrecht verheyrathet gewesen, auf feine Rechte verziehen , und sich mit dem Hertzvgthum Kärnten begnüget, die übrige Oesterreichische Lande hingegen seinem Tochter-Mann abgetretlen habe; womit unser Gegner ebenfalls in seiner Schufst aufgezogen kommt. F. iZ. 638 (Beschickte von Oesterreich» §. i z. Allein ich habe dargegen gar vier les einzuwenden. Erstlich wäre ich sehr begierig ein authentisches Oistons - Instrument davon zu Gesicht zu bekommen ; Be>) Venen dasigen Zeit r Schreibern wird davon mit keinem Wort gedacht; vielme'- gib! Albertus Argentinens. cic.loco das Gegentheil zu verstehen; wie dann anderkens auch dergleichen LelHon um deßhalben nicht zu vermuthen, weilen Grafen Mainhartens anmaßliche Rechte sehr vielen Zweifeln un- rerworffen gewesen, und , falls er auch einige gehabt hätte, dieselbe zu Nachtheil seiner männlichen Erben , deren er damalen eine zimliche Anzahl halte, nicht veräußern fön# nen , oder mögen. Die Söhne hatten allenfalls ihre Rechte cx pacto & providentia majorum , mithin stunde es in Graf Mainhartens Mächten nicht/ das Herhog- thum Oesterreich an jemand andern zu übertragenwelches ja der gegnerische Verfechter der von der Frau Groß-Hertzogin an- massenden Rechten nach seinen eigenen Gründen, und behaupteten Bestand des Privile- legii Fridericiani unmöglich in Abrede stellen kan ; die Worte: Inter Duces Austri« qui Senior fuerit Dominium habeat dictte terrae, ad cujus etiam seniorem filiam Do* miniun^ jure h«reditatis deducatur &c. sind allzu klar, um den, mindesten Zweifel davon übrig zu lassen. §. 14 . i Geschichte von Oesterreich. HZA tz. 14. Mas nun bc» Dieser crstern Erlangung erwiesener maßen geschehen, hat 'sich im Verfolg unter denen Nachkommen Kayser Albrechtens des I. nicht minder im Merck gar vielfältig geäusserc: daß man nemlich das Privilegium priclcricianum in dem Ertz-Hertzoglichen Hause niemalen für ejne so unbewegliche Grund-Satzung ge- i halten , als der jenseitige Schriffc - Verfas- ! su' sich einfallen lassen , sondern zum öffcern ! in dessen wesentlichen Stücken davon abgewichen seye; wie an eiucm andcra Ort klar gezeiget und dargethan worden. §. i;. Ich will mich aber hierbey nicht aufhalten, sondern zugeben, daß dieserFrey- Heits-Brief in allem seinem Jnnhalt fest und 1 ohnverruckter bestehe, und allen bisher er- I wiefenru rriffrigen Gegen - Gründen ohnge- achtet, in dem Ertz - Herhoglichen Haus für eine wahre Richtschnur der Erbfolge zu achten seye; anerwogen, wen» ich auch alles dieses eingestehr, der Verfasser jenseitiger Schrifft dannoch in alle Ewigkeit daraus nicht wird erweisen können , daß nach 2 lb- gang des mäirnlichen Stammes in dem Ertz- Hertzoglichen Haufe des letztern hinterlassende älteste Frau Tochter in gegenwärtigem ; Fall die Durchlauchtigste Frau Groß-Her- hvgin von Toscana in dem Hertzogthum Oesterreich , geschweige in denen übrigen Erb-» Königreichen und Landen , als die alleinige 640 Geschichte von Oesterreich. untrügliche Erbin nachzufolgen habe. DaS jenige, so er in seiner Schrifft deßhalben fürgebracht,wird wenigstens keinenVernünff- tigen und Unpartheyifchen zu einem begründeten Beyfall m bewegen vermögend seyn. §. 16. Dann da ist fürs erste ohnstrei- tig, und ausgemacht, daß Kayfer Friderich der Erste sothanen Freyheits, Brief lediglich auf die Hertzoge und Lande von Oesterreich eingeschräncket, derselbe auch sich niemalen zu Sinn kommen lassen, dadurch eine allgemeine Erbfolgs - Ordnung zu errichten, wornach sich alle von denen Herhogen besitzende Königreiche und Lande zu richten hätten. Er sagt gar deutlich : Marchionatum Austris & Dictam Marchiam supra Anatum commutavimus in Ducatum, eundem- que Ducatum cum subscriptis juribus Privilegiis & gratiis omnibus contulimus praedicto Henricho nostro Patruo Charissi- mo &c. und kurtz hernach : Ob singularem favorem quo erga diJectissimum Patruum nostrum Hcnrichum — nec non erga Terram Austriae afficimur, de consilio 8c assensu principum imperii dictis coojugibus , eorum in eodem Ducatu Succeffo- ribus nec non praefatae terrae Austriae subnotatas constitutiones, concessiones & in- dulta , Auctoritate imperiali in jura plena & perpetua redactas donavimus liberaliter: folglich mögen ermeldte Freyheiten und Ge- Geschichte von Oesterreich. 641 rechtsame ohne dem Kavserlichen Privilegio entgegen zu handeln auf keine andere, als eben diese Oesterreichische Lande gedeutet,oder gezogen werden. z. 17. Und macht also der Gegnerische Vertheidiger, oder Ausleger dieses Fridm- ci-mischen Freyhetts-Brief einen gewaltigem Fehlsprung, indem er der vernünffügenWelt , weiß zu machen gedencket, daß darinnen die I Erbfolge von dem Königreich Böhmen, Niederlanden , und denen Italiänischen Hertzogs und Fürstenthümern ebenmäßig bestimmet worden, und Prasst desselben, nach erloschenem Manns - Stamm, diese Lande nicht minder, als das Ertz-Hertzoglhum Oesterreich, des letztem Besitzers ältesten Frarr 1 Tochter erblich an-- und zufallen müssen, da doch bekandtlichen alle diese Königreiche und Lande immerhin bey ihren sondern Verfassungen, Regiments-Form, und Freyheiten erhalten, und mit dem Ertz - Hertzogthum niemalen so sind vereinbaret worden, daß dieselbe sich nach dieses letztem Satzungen, Freyheiten oder Verordnungen zu richten gehabt hätten, und wann ja dißfalls ein und anderes hat wollen ins Wmk gerichtet werden , diefttbige sich jederzeit mit äussersten Kräfften dargegen gesetzet haben. §. 18. Übrigens da das Königreich Ungarn nach des Wienerischen Hofes eignen Geständnuß ebenfalls einErb-Königreich ist, Suppl, P. Des. A,H. /.Tb. S 6 und 642 Gesckichte von (Oesterreich. und solches Kayser Ferdinanden dem I. nicht minder von Erb > Rechts wegenzugefallen ist, so hätte der gegnerische Schriffce». Verfasser nicht vvnnöthen gehabt/ deßhalben eine Ausnahm zu machen , sondern hätte nach seinen Grund-Sätzen dieses Königreich eben gleich unter diejenige mitrechnen dvrffen, deren Erbfolge in der Fridericianifcfreii Satzung bestimmet seyn solle. Vermuthlich hat er sich für denen Ungarischen Säbeln gefürchtet; indem diese Nation eine ihrer Louverai- »irät so nachdrückliche Ausdeutung nimmermehr würde ungerochen gelassen haben. tz. !y. Aber es stehet ja doch in demFrey- heits, Brief (wendet er ein) daß alle die darinnen begriffene Juni, Concessiones, & In- dulta, auch für die Zuwächse und Vermehrungen deren Oesterreichifchen Landen gehören °. Volumus etiam (sind die Worte des Kayserö ) ur 6 districtus & ditiones dicti ducatus ampliati fuerint, praefata jura, privilegia , & indulta ad augmentum aicti Dominii Austriae plenarie reserantur: Folglich könne sich kein Land oder Provinz , sidis Ertz r Hertzoge von Oesterreich nach der Hand erworben , davon ausziehen, zuma- len Kayfer kridetieus nicht nur das«Hertzog- »hum, sondern hauptsächlich die Besitzer/ und deren Erden oder Nachkommen begnadigen/ anmit das Privilegium als eine allgemeine Satzung habe angesehen wissen wollen. F.20. I _Geschichte von Oesterreich. 64z l §. 20. Dessen gemachten Einwurss, oder Meinung des Verfassers sollte man billich als aller Beantwortung unwürdig übergehen ; indem doch wohl niemand das König/ ! reich Böhmen, Mahren, und Schlesien, ! und so viel andere Hertzog- und Fürstenthü- mer für Zuwächse, Augmen» , des Her- tzogthums ansehen wird; und wer wird wohl glauben, daß solche 26 districtum & dicio- | nes t-crrx Austris gehören? oder davon Er- , gänhungs-Theile, parces inregranre; ausmachen ? wovon doch lediglich die Rede ist, wie es der klare Wort-Verstand von selb- sten gibt. Nemlich die Ausdehnung besagter Freyheiten gehet allein auf solche Zuwächse, so zugleich Theile des Hcrtzogthums, oder j noch demselben, obgleich unter andern Na- ^ wen einverleibt werden, wie mit Heimfällen , Erledigung verliehener Lehen, Einziehungen , Ankauffung geringer Herrfchaffren, und dergleichen zu geschehen pflegt; von solchen Augmentis und nicht von ganhen sou- verairtw Königreichen und Hertzogthümem ist offterwehnter Freyhrits-Brief zu verstehen : wie kein Vernünffuger wird in Abrede stellen wollen. ß. n, Solchemnach ist es eine unlaug» bare, und ohnstreikige Wahrheit, daß der Freyheits - Brief Kayser Friderichs des l. ohnmöglich für eine allgemeine Richtschnur gehalten werden könne, wornach die Erbfola S s i tss 044 Geschichte von Oesterreich. j| in alle und jede von weyland Kayser Carl , den VI. besessene Erb-Köniareiche und Lande entschieden werden müsse; vielmehr ist ' offenbar, daß solcher einzig und allem auf das Ertz -Hertzogchum Oesterreich und dessen einverleibte Lande gerichtet seye; weme die übrige Erb-Königreiche und Lande gebühren , muß aus derenselben eigenen Grund- Gesehen und bündigen Verordnungen beurtheilet werden ; das ?rivi!e°ium Frideri- ci-mum hatdabe» nichts zu schaffen/ und kau daraus der Entscheid«!,gs-Grund mit I Nichten hergeholet werden; und dieses ist das ! erstere, so ich gegen den Verfasser der Eingangs benannten Schriffc zu ermessen mir vorgenommen habe. §. 2i. Es ist also noch zu untersuchen , übrig / was dann Kayser Friderich in Ansehung der Erbfolge in das Hertzogchum Oesterreich besonders fest setzen wollen? und ob dann die von Seiten des Wienerischen Hofs behauptete Art zu luccediren, auch nur in sothanen Herzoglichen Landen, so gantz ihre Richtigkeit habe , und keinem wettern Zweifel umerworffen feye, wie der gegnerische Verfasser der Welt vorwählen wtll? §. 13. Daß Oesterreich zu einem Erb- Lehei. gemacht und die Töchter nicht minder als die Söhne für 5 uccctHcrnsr fähig erkläret worden, gibt der Buchstaben -- Jnnhalt des Privilegii : Et si quod Deus avertat, Dux Geschichte von Oesterreich. 64s Dux Austrix tine hxrcdc fiiio decederer, idem ducatus ad seniorem iiliam, quam reliquerit devolvatur; inter Duces Austris, qui senior fuerit, dominium habeat dictae terra? , ad cujus etiam seniorem filiam dominium jure hxreditario deducatur, ira tamen , quod ab ejusdem sanguinis stipite non recedat. I» diesen Worten ist die gan- He Verordnung wegen der Erbfolge enthalten ; Kayser Friderich führet zuforderst die Successionem promiscuam , so wie es bey denen Lehen gebräuchlich ist, ein, daß nem- lich die Tochter nicht ehendcr als nach Abgang des männlichen Stammen in dasHer- Hogthum erblich ernzutretten befugt seyn sollen ; womit sowohl die Longobardische, als die mehreste Lehen - Rechte in Teutschland übereinstimmen. F. 24. Hernach schreit^ derselbe zu dem Modo succedendi , und bestimmet ferner, was sowohl unter denen Söhnen als Töchtern dißfalls beobachtet werden solle; m denen Worten inter Duces Austrtae &c. be- festiget er in dem Herhoglichen Hause ein ordentliches Recht der Erstgeburt, und sollen dcm zusolge die Lande jederzeit auf den Aelresten verstummen , verstehe nach denen Linien; dann von einem Senioratu stricte «ali, wo auf das natürliche Alter ohne Unterscheid der jünger» oder ältern Stamm- Linie gesehen wird, ist in dem Ertz- Hertzog- Ss z lichen 6q..6 Geschichte von Oesterreich. lichen Haus mentalen die Rede gewesen, und war solcher in Teutschland damalen gantz unbekandt. tz. 25. Wann es auf die Töchter kommt, wird und soll ebenmäßig keine andere, als die Lemor oder älteste zugelassen werden; es soll krafft bemcldter Leheno-Sarzung das ?rimaZeninir-> Recht auf diesen Fall, eben wie unter denen Söhnen und männlichen Linien beobachtet werden; die Worte: 8i vux Austris stne hsrede filio decederet, idem ducatus ad seniorem filiam, quam reliquerit, devolvatur. Item: ad cujus Ctiam seniorem filiam Dominium jure haN redirano deducatur , sind allzu klar , und der mindeste Zweifel dißfalls zu hegen. Gestalten dann auch nach der einmal beliebten unzertrennlichen Beyfammendehaltung derer Hertzvglichen Landen Kayfer Friderich die Erbfolge nicht wohl änderst einrichten können. tz. 26. Bis hieher hat alles seine Richtigkeit , und ist man jenseits in so weit selb- sten verstanden; allein welche nach Ableben des männlichen Stammes für die älteste zur Erbfolge beruffene Erb-Tochter zu achten; ob die weibliche primogenia! -Linie mit des jetztern Besitzers oder mit des ersten Erlan- Zers nicht verziehenen ältesten Tochter oder derensetben hinterlassenen Lucccifions-und Lehens, fähigen Erben, anzufangen habe, Geschichte von Oesterreich. 647 solches ist in dem Freyheiks-Brief so genau und deutlich nicht ausgedruckt, folallch durch woblgegründete Auslegung derer Worte dieser Ferdinandischen Satzung mit Rücksicht auf dasjenige, so bey ordentlichen Pritno- genitur - Rechten hierinnen gebräuchlich ist, auszumachen und herzuletten. §. 27. Der Wienerische Hof, michin I auch der gegenseitige Schrifft r Verfasser, I sind der Meinung, es könne hier keine andere, als des letztem Besitzers älteste Frau Tochter verstanden werden; zum Beweiß, beziehet er sich auf die Worte des Privilegii ; Et si - - Austriae iine haerede filio decede- ret, idem ducatus ad seniorem Filiam, quam reliquerit, devolvatur, welche er glaubt I von niemand andern, als dem lehtern Besitzer, verstanden werden zu können. Dieses ohne männliche Erben ebne^endm letztem Herhvgs hinterlassende älteste Toch'er, und nicht emes weirors entsenden, werde auf sich ergebenden Erledigungs- Fau fiu Die Landes- Erbln erkläret, und möge ihr sothane Be- fugniß mit Bestand nicht besinnen werden, i §. 28. Chur - Bayerischer Seiten hingegen hält man mit weit besserm Grund dar- ! für, daß Kayser Friderich es bey denen ! ordentlichen Rechten der Erstgeburt belassen ! wollen, und also sein Sinn und Meinung ge- ! weseu seye, daß auf Abgang des männlichen I Stammes auf Die älteste nicht verziehene j Sö 4 deS | 1 I 648 Geschichte von Oesterreich. des Herhogl. Hauses Tochter zurück gegan- - gen, und bey derselben oder ihren nachgelassenen männlichen Lehens-Erben die weibliche Primogenia! - Succession ihren Anfang nehmen solle. Unter denen männlichen Linien wird bekandtlich diese Ordnung beobachtet: wann die eine ausgehet, so folget die nächste, das ist, die von dem zweyten, Dritten, oder nach gestalten Sachen , vierten auch wettern Söhnen des ersten Erlan- gers abstammerche Linie: auf den Fall also, da sämtliche männliche vescenclenren erloschen, erheischet ja die Billichkeit, daß die weibliche primogenia! - Linie nicht bey des letztem hinterlassenen, sondern bey der rückwärts ältesten nicht verziehenen Stamm- Tochter gesucht werde; es ist auch nicht die mindeste Unordnung zu befürchten, wo die Länder nicht zertheilet, sondern auf die älteste Tochter, so dieselbe noch bey Leben, oder unter dero männlichen Erben je auf den äl-r testen ohne Zergliederung herstammen. §. 29. Die Worte des Privilegii sind dem niä}t entgegen ; denn, fürs erste, enthalten dieselbe eine allgemeine Verordnung wegen der weiblichen Erbfolge, und sagen nur so viel, daß wann der männliche Stamm abgehen würde, alsdann die älteste verlassende Tochter, das ist, die älteste weibliche Linie, in die Erbschaft'! einwelten soll. Fürs zweyte redet Kayfer Friderich indem Su^o- 1 Geschichte von Oesterreich. 64-$ sito , wo noch keine ältere Hauß-Tochter da ist: immassen der Herhog, dem dasFri- vilegium verliehen worden, ohne allen Zweifel der erste Erlangcr gewesen; von dessen ältesten Tochter KayserFriderich auf den Erledigung-!-Fall allerdings, so, wie geschehen , reden und disponiren können; bey an< dern und zwar dem lchtern, kan durch die Worte: quam reliquerit, ohnmöglich eine ohnmittclbare Verfassung, als wie bey dem Primo acquirente, verstanden werden, falls! das gleichförmige Recht der Erstgeburt, so, wie bey denen männlichen, als auch bey denen weiblichen Nachkommen bestehen soll. Überhaupt also und insgemein bleibt wahr, daß, wann die Hertzoge von Oesterreich oh--» ne männliche Erben abgehen, alsdann die älteste Tochter, so sie verlassen, die Lande, erbet; allein es ist solche des letztem ohnmit- mittelbare älteste Tochter anderergestalle» nicht, als wann keine altere, und deren Lehens fähige Erben fürhanden ftynd, oder diese sich ihrer Rechten begeben, und ver- i ziehen haben. §>. zo. Die nachfolgende Worte: Imer > Duces Austris , qui senior fuerit Domi- j nium habeat dictae terrs , ad cujus etiam i seniorem filiam Dominium jure hsredita- j rio deducarur , geben diesem V0N ChUk- ! Bayern behaupteten Verstand des Frideri- 1 cianischen Freyheits-Briefs ebenfalls ein S s s nicht Lso Geschickte von Oesterreich. ^ nicht geringes Liecht: und ist daraus nicht , undeüst'6) abzunehmen, daß gleichwie der i älteste Hertzog und seine männliche Nachkommen nach dem Recht der Erstgeburt zu succeciiren haben , also auf deren Abgang ebenmäßig dessen älteste Tochter von Erb- , Rechts wegen eimrelleil solle; auf die Ge- | stakt und Art, wie von einer männlichen Linie zur andern geschulten wird, soli auf die- i fen Zall das Hertzvglhum auf der ältesten ! Stamm - Tochter Linie verfallen. Von des lehtern ältesten Tochter wird nirgends gedacht , und konnte auch bey so eingeführter Erbfolge von derselben die Rede nicht seyn ; ! was auch der Gegner nach seiner dunckeln I und unverständigen Schreib-- Art immer dar- geqen einzuwenden suchet. Alle vernürifftige Welt will man urtheilen lassen, welche jenseitig oder disteitige Auslegung ermeldter Worten dem ter dann auch selhjg^ von Erb«Rechw- ^ wegen fallen solle , dock solchergestalren, daß von dem gemeinsamen Hluts-Sramm nicht abgewichen werde. Setzet man an statt Tochter, Sohn, so wird alles undeut- ' lich, und weiß man nicht mehr, was die letztere Emschranckung sagen will, da im Gegentheil bey so vorliegendem Grund-Texr i alles klar ist: nemlich der Aelreste soll die ; Lande haben , und selbige auf seine Nach- : kommen verstammen , so wie es das Recht ! Der Erstgeburt erfordert/ sollte aber, wie in ! denen kurtz vorhergehenden Worten verfügt ; wird / kein männlicher Nachkommen mehr > da seyn, fy soll des weitesten gleichfalls ül- > teste 652 Geschichte von Oesterreich. teste Tochter in sothane Land von Ero-Rechts wegen cmtrelt."n: hier schickt sist) die beygesetzte Chufui: Doch, dast von dem gemeinsamen Älurs-Stamm nicht abgewichen werde/ gar wo!)!; und war aus denen in der gründlichen Ausführung erörterten, auch oben (/. 7.) berührten Ursachen, das ist, wegen des gemeinsamen Ursprungs derer Hertzogen in Bayern mit denen damaligen Hertzogen in Oesterreich höchst nöthig. Sollte es aber /a auch wie der Wienerische Hof vermeinet, in dem privilegio Pilwm heissen müssen, so behauptet der Haupt-Satz erwiesener Massen (§.29.) dannoch nicht minder seine Richtigkeit, und mag daraus der gegnerische Vertheidiger zu seinem Behuf nichts folgern, noch die disseitige Auslegung dadurch übern Haussen stossen. §. 33. Kayser Carls des V.Vestättigungs- Brief derer Erh-Hertzoglichen Privilegien und Freyheiten, worvon ein Auszug aus Lünigs Reichs - Archiv genommen , und der gründlichen Ausführung sub Lit. P. n. z. beygeruckt worden, hat man eben so wenig verfälscht, sondern denselben so, wie er bey Lünig erfindlich, belassen; dir ohnverschamte Aufbürdung des Gegners ist also um so unverantwortlicher, als die Auslassung des Worts Seine wenig oder nichts beytragt; und dannoch wahr bleibt, daß die Lande aufdie älteste Tochter, nicht des letztem, sondern ältesten Geschichte von Oesterreich. 65; Heryogs und ersten Erlangers fallen sollen. Der älteste umer denen Hernogen soll die Herrschafscen des Landes haben - -- - wo aber bemeldre Fürsten ohne Erb - Söhne abgiengen/ jo soll das Ery-Hertzogthum und die (statt Seine) Lande aus seine äb reste Tochter fallen; heissetes nach des Gegners angeführten Auszug?. iz. die Wort: Seine älteste Tochter/ können also vhnmög- licb von dieser Fürsten und Erb-Söhnen, am allerwenigsten aber von des letztern, als wovon gar nicht gedacht wird, sondern lediglich von des Eingangs gemeldten Nettesten unter denen Herhogcn verstanden werden; wie man übermalen alle unparcheyische Welt will beurtheilen lassen. §. 3 4- Die Durchlauchtigste Frau Groß-- Herrzogin von Toscana ist demnach ein für > allemal diejenige älteste Erb.«Tochter nicht, welche kraffl dieses Freyheits-Brikss nach erloschenem männlichen Stamm in dasErtz- Hertzoglhum Oesterreich einzuiretten hat. Wohl aber hat man in der gründlichen Ausführung erwiesen und dargechan, daß gleich- 1 wie Kavser Ferdinand der l. die Königreiche i Ungarn und Böheim samt Denen einverleibe 1 fcn Landen unstreitig an das Erh.Hertzvg- I liche Haus gebracht, und in deren Ansehung ! ohnzwerffelhafft für den ersten Erlanger an- ! gesehen werden muß, also derselbe in Anst- ! hung des Ertz-Herhogthumö, nachdem K.al>- 6?4 Geschichte von Oesterreich. fer Carl der V. feinen Antheil ihm oleoillimo jure übertragen halte, und sonst keine nicht verziehene und Lehens-fähige männliche Erben habende allere Erb- Tochter, wie aus denen Geschlechts-oder Stammtafeln sofort erhellet / ausfünkig zu machen, ebenmäßig für denjenigen ältesten Ery-Her- «zogen und erstem Erlanget zu achten seye, dessen ältesten Tochter sowohl «ayser Fri- derichs des l. als Kayfer Carl des V. Frey« heirs- Brief, auf Abgang des Oesterreichi- schcn männlichen Stammes die Erbfolge in crmrldtes Erh- Herhogthum zuschreiben. F. Bey dem gegnerischen ohnnühen Wort - Gepränge, ob Kayser Ferdinand der!. wahrhafftig für den erstem Erlanget, primo acquirente zu achten, finde nicht nö- chig mich aufzuhalten, indem ein jeder von stlbsten wohl siehet, daß hie von einer würck- lich- und natürlichen Ersterlangung die Rede nicht ist, sondern von einer prima acgui» fitione virtuali & juridica, nemlich einen solchen Stamm-Datier, auf welchen alle die dem wahren ersten Erlanger verliehene Gerechtsame und Freyheiten verstammet scynd, und über welchen man, um die ursprüngliche Erbfolge zu bestimmen, nicht weiter hinaus zu schreiten hak. §. 36» Da nun auf diesen Freyheits, Brief der Wienerische Hof feine vermeintliche Pragmatische L-mKion hauptsächlichen j Geschichte von Oesterreich. 655 gebauet, in der irrigen Meinung/ als ob sel- biger dem Durchlauchtigsten Haus Habsburg verliehen worden, also diesem allein zu statten komme; auch die Erbfolge in dieOe- sterrelchische Erb > Königreiche und Lande nicht minder, als in dasErtz-Herhogthum, I bestimme, und des letztem Besitzers hinter- > {offenen ältesten Frau Tochter zuschreibe; folglich die Durchlauchtigste Frau Groß- | Hertzogin von Toscana , als älteste Frau ■ Tochter weyl. Kayserl. Majestät Carl des vi. für die alleinige Erbin davon anzusehen sey«; dieses aber alles'ungegründet; derFreyheits- Bkief oder Privilegium Frlderichs des l. nicht dem Haus Habßburg, sondern dem Hertzoglichen Haus Bayern verliehen wor- i den (§. 7. seqg.) jenes auch mit keinemFug Rechtens sich darauf beziehen möge (§, 10.) über deme selbiger weder für Ui.,arn noch Böheim, sondern lediglich für Oesterreich gehöret (§. 16. tcglj.)und dieses nicht auf des lehtern Besitzers, sondern auf des ältesten Ersterlangerß, oder in dessen Rechten ein- getrettenei, Ertz - Hertzogs älteste Frau Toch- - tet, oder deren Erben, das ist, auf Se. > Kayserl. höchst glorreich regierende Majestät ’ Carl des Siebenden, als leiblichen Erben , und Nachkommen der Durchlauchtigsten Ertz- ! Hcrtzogin und Königin ?lnna, Kayfer Fer- ! dniandens des I. ältesten Frauen Tochter, l verstummen muß (§.»8.) so ergibt sich der i santz 6 Sin . 784 Airiardelam 124 Amerdaht gefchleifft Amberg belagert 234 Anna Ferdinand! Tochter 160.162 16 s. 167.371. 367 ss7.65s.602. 602 au AlbenumBay- rifch. Printzen verwählt i6O.l86.Ek- Th. ä bin Register. (j ' bin von Oesterreich Rechts - Gelehrten ' 165 ergangene Schrei- Anna Maximiliani den betreffend ker- > H.Tochter 162.465 dmancül. Verord- Erbin der Oesier- nung wegen der reichischen Lande Erbfolge in Oester- 5Z2 reich 501 ! Ansprüche Bayerns Aonolph 34 I auf die Desterrei- AquilegiaMarggraf- , chische Staaten thum von Bayern I 146-179.189.169. erobert 114 449. 464. deren Archiv des Reichs ) Fundament 58 r von Oesterreich zu- l seqq. siehe auch rück gehalten 202 Bayern. 477 — Sachsens aufeini» Aremberg Herz. 215 ge Oesterreichische Ariovistus König in , Staaten 471 Schwaben a — Sardiniens auf Amo Ertz- Bifthoff Mayland Z97 zuSalhburg 57 — Spaniens auf ei- Arnold Pfaltzgraf zu nige Oesterreichif. Scheyren 108. ch Staaten 190.46s na Antipodes 47 Arnolphus malus Antwort Chur-Bay» Herzog in Bayern rischeaufdasKay- 79. 96. 166. 168 ferllche Schreiben 560. wi^d König in 149-152. cjusd. Bayern85.6;. braus das Wieneris. spricht sich mitKay- Kefcript 180. auf ftr Heinrich dem dar an einem Vogler 86. wird Register. Kayser6z. tmtUn«» rec^tMalusbctitult 87. von den Welschen zum König angenommen97. f io2.wird^vonKay- fccConrad verkrie» den 567. kdmtwieder in seinLand 567 Stamm - Vatter der alten Oesterreichischen Herzoge in Bayern 63 z. dessen Söhne werden vom Besitz desLan- des ausgeschlossen , 5*8 Arnulphus unächter Sohn Carolo- manni, wird Herzog in Kärmen, Ungarn und Slavonien 6z Artodriga z Avarer fallen in Bayernein n Aventinus J64.57» Aufruhr in Genua s. Bamberg Biß- thumsUrsprun.gr zr Babenbergis. Herzoge 166. deren Stamm 572. ?ri- Vlie^iumvonKay- fcr Fridericol 400 LaboGrafv.Schey- ern 12f Bärenklau General Oesterreichs 2«r 2ZZ. besetzt Stadt am Hof iblü. Baiern aj Bajoaria 2; Bajoarit 20 Baubaria a; Bayern Geschichte alter Zeit 1. seqq. neueste Geschichte 14$, seqq.166-168 179. unter den Francken z7.46.56 erblich 67. erweitert 57.58. in r. Erh- Bisthümer getheilt 57.vvndenenHun- nen überschwemmt r ,4. wird Sachsen zu Lehen gegeben 522. zercheilt 56s Güter unb Stiffter a r an Register. an den Ungarischen Gränyen 122 Gräntzen 41- 43. 62 von denOester- reichrrn occupirt 206.478. leg g.sehr hart mitgenommen - 2OY . Bayern haben die Freyheit gehabt/ - selbst einen Fürsten zuerwählen 78-tre- rrn mit Sachsen in eine Alliance 83-91 Liebhaber des Feldbau 2«. Religions- Eifer 65. wann sie Christen worden25 von den Caranlha- nernumSchutzan- geruffen 4 y. kamen um ihre Freyheit es protcstirt Wider die Belehnung Alberti wttOesterreichl66 467. stammt von Arnulpho malo her 639. überläst Auxiliar Truppell an Oesterreich 248. --Herzoge keine Be-s diente des KayferS 107. verrichtet auf denReicbs-Tagzu Quedlinburg das MundfcheirckeAmt 119 1 - (Chur)l46.keqci. • (Chur) Anfprü- 1 che viä. Ansprüche. 1 - Churfürst Unterre- ! düng mit Qarolc» Vl zu Mölck 145 rückt in Oesterreich 194. occrupirt Passau 193. Lintz 194 wird als König in Böhmen auSgeruf- , fen >96. ihm gehui-, diget/abermN üblett Vorbedeutungen ibid. bekommt die Kayserliche Crone 477. siehe auch Churfürst. Cir- cuiar-Rescript, siehe Rescripr. Ministerium 157 Verwahrung siehe Protestation. Widerlegung 2. Wienerischer Rescripte«/ k Register. pten/jicl)eRefcttpt.. Berthold 106,107 Erbrecht vertheidi- 109 flCt 349. seqcj. 627 — Henricus II. Ri- Moderation 449 xosus: 116 Agnationi mit Den — Otto Herhog in alten Herzogen in Schwaben 117 -Oesterreich 451 —Heziio 117 Großmut!) 17; — Henricus III. Acceptatioa der Claudus S. 122 Pragmatif, Sän- — Heinrich von der 6Ii»n praejudiciret Most! rzz destir Haus-Rech, — — VII. 137 ten nichts4;6..Eili- — Otto Pfalhgraf ' undNachiiellunain am Rhein 137 die Succession der — Conradus ib. Oestetreichis.Lande —Henricus VIII. ib. joi.seqq. ^96. di~ — Otto von Werd- sputir(jd) crem acht heim 1.40 517. seqq.?|atn)oct Bayerische Röntge: aufdasKayserlichg ssasssto 37 ! Schreiben ,4«)- P;pinus. 38 1 f 2, auf das an est Lernardus ib. nenNechts-Gelehr- Lotharius ib. ten e r g a n g e n e Ludovicus Ger- I Schreibe» / betref- manicu&ib. j fcnö Ferdinandi I. Carolomannus 6 z i Verordnung we- Ludovicus II 6z gen der Erbfolge in Carolus [ ^Oesterreich )oi BayerischeMarck 4^ Bayerische Herzoge öawaria 2Z a; B^rg- Register. Bergzabern geplün- ö»i 8 derk 222 Bojaren 18 Bernaröus König in öojaria 2Z Bayern 58 Bojenheim 9.12 Lrrtkoiä Herzog in Bojer 6. in Franck- Bayern 126. 107 reich ib. Italien 6.7 109.567 in Asien ib. Norico Bißthümer Seculari- 1o.1z.in Deutsch- • sation Bayern zur land 14. in Ruß« 1 Ungebühr beschul- land »8. kommen digt 216 in Bayern zz Locberra 495 Bvicker 14 LoZorKönig inBui- Lojoclorum iz garlen 6S Lojoaria 2Z Blsichöffe Versamm- Loiockurum iz tungzuBrixen 142 Bojorum deserta 15 Böhmen 161. j 63- Boleslaus Herzog in I L6s.sy2. Namens Böhmen 128 Ursprung 9. wird Lonjfaciu, derDeut- Chnstlich 60. von sehen Apostel 45 Preussen occupirt Börebist: König in 224. ein Zuwachs Dacien is vonOesterreich^yZ Borurb Herzog in ein weiblich Lehen Carnthen 49 592. Stände i6e Bourhonien n Böhmisches Vorum Loyovvaria 2; schaffend erkannt Braunau Schlacht 200. an denHerzog 211. von den Qe- v. Lothringen über- sterreichern eingelassen 462.mitWi- nommen 21z ß>ruch ibid. Breißgau 234 Bren- Register. Brenner Herzog Z.8 41. seq. ein Bay- domDonercrschla-' risches Lehen 49. gen8. Berg 2 Carnther 49. nehmen Brenner(Volck) z.5 den Christlichen unter den Ostergo- Glauben an 41. then 5 Carolus M. Kayser Brenni 2. Z Brennus dux 3-8 Breuner 3-5 Breuni 2-3 Brixen 142 Broglio 211 Bub 8 Budweiß 198 Bue 8 Vulgärer 59 Bund zwischen Bay- ern und Böhmen 128 Burcardus Herzog in Schwaben 79 Burgkhausenvonden -vesterreichern oc- cupirt 20; C. Capitulation die erste 91 Caput Familia: 166 Caranthaner 49 Cärnchen Gräntzen 52. 5 4. nimmt Bayern uittz Nordgau ein 56. V. 164. Z5I. 58t. seq. VI. 347-149 Unterredung zu Mölck mit Carolus Alberto Churfürsten in Bayern 145- ch. 461. Carolur Albertus Churf. in Bayern 146. der alleinige Erb derOcsterrei- chsschen Königrei- ä)r und Lande 389- 391. zum Römischen Kayser er- Wehlt2ol.mil Widerspruch Oesterreichs 218. wird gecrönt 201. geht nach München 2i r. ch 240. dessen na- türliche Gaben 4 ibid Register, ibid Anstalten im Reichs - Hofrath 24-1« Gottseligee Wandel. 24?. Ger brcchlichkeit. 242. para inderJuaend 243« standhaft' Treue 244 Caroius Austriacus 292. Marcellus 49, ^-Hertzog in der Stcycrmarck 162, Caroloinannus König in Bayern 63 Hertzog tn Cärnr rhen 59, Carolus Ctassüsftö' nig in Bayern 63, —Hertzog von Lothringen 20z. Cassianus; S, Martyr 29 . ZQ. Castell Grafen Herkunft in. CatbarinaSpaNische Printzeßin Philip pi If. 347 «. Cham (von) Marg« grasen Ursprung iZi. Stadt. 13s. eingeäschert 219. Chettumarus Her- hog in Carmhen 49 Chronicon Gottvvi- cenfe 459. Chur - Bayern siehe Bayern. Cölln siehe Cülln. Pfalh protestirt wider die Belehnung Ab berri mit Oesters reich 166, Churthum Böhmen S 94 - scq. Circular - Refcript ( Wienerisches ) 1 r 8« Chur Vayr rrfche Widerlegung dcsseldcn 154, feq. IV 9. seqq, (ein anders) nebst Chur - Baveris Widerlegung 172, deren beyderseits ger Jnnhalt 171. seoq. ein anders Wienerisches 179. Chur - Bayrisches darinnen voriges rcturirt wird I8cv Register. CJodoveus König der Fran-cken, schlägt die Teutschen bey Zulpich z6., Codex: Fvangelio- runr ein uralter zu Saltzburg 48. CedidÜ Fcrdinandi JfS-W 1*9.164. Caigny Marschali 220 . Cölln (Chur) 147. durchHcrhogErnst aus Bayern gerettet 217 Colomannus Martyr 133. seq. Commercicn Aus- richtung in Oesterreich 499. Consilium (Natio, - nal} 97. Cons von Spanien vergeblich belagert 489. Ccmradus IV, Kay- ser ^br.Hertzog in Francken wird König in Bayern 70, 79- locht die Hun°- a nen in Bayern 114. bleibt im Treffen auf denn Lechfeld iif. Conrad Hertzvg in Mahren 142. Cortradirius Kavfcrs GonradilV^Minlj 58r. dessen donatio n 490. Cosst-antia Sächsische Princeßin 47t. Constantius Bischofs 38 Corkinianus Bt- fchhff Z8.44. Corrray verlvhren 238. Costa nh 134 E r e m s m ü tt st e r (Closter) von 1 a 5 - üione II. König in Bayern gestiftet r seq. Deserta Bajorum k. Durn 14* Deserteurs Preußische a29 seq. E. Desertum quid 16. Desiderius «Ronig der Eberhard Hertzvg in Longobarden 52. Francken 8'- fällt ins Elend verjagt in(SachseneiniO4. ibid. Eger von dem Fran- Vietericuz der Ost- hosen erobert 2Q2. Gothen König 4. Ehepacten Ferdinan- Dietfurt 10 di 1 . 1^4. A. 1546. Dieth Heerführer 20. r6o. Caroli Alber- Dietlinda Garibaldi ti Churfürstens in Königs in Bayern Bayern An. 1721* Princeßin 24. 146. 150—152. Dietmar Erh-Bischof M4* 156.166.167. zu Salhburg wird izo. 366. Bayrischer Ertz- Ehliche Erben 156. Caplan 62. 160.185.161-164. Diez 20. 167.157 z62-364. Dingelfing verbrennt 448.470. 2 t2. Äerfamlung Eichstädkischen Biß- der Bischöffe da- thums Fundatior, selbst 50. 44. Donatio Conradini Eila izo. 452. Einladung zum Wie- Dorn 14 tierischen Frieden Dreßden von denen 14^. Preussen erobert Einöde i6.17. 48s. Ein- Register. Einsiedel Preußischer Lommendanr in Prag 230. Elmeri zerstört 104. Emaldis 191. Emmeramuj Bi- schaff zu Regen- spurg Z7-zy. Enedi 6. Engellander legen sich in die Pfaltz 239. Alliiere von Oesterreich 210.211. 480. Flotte vor Neapel 487. Erben eheliche Männliche 504. siehe Eh- liche.Weibliche 164. Erbfolge 509. siehe Succession. Recht siehe 8uccessl0N8- Recht.DcrOester- reichischen Töchter 164. Erster Erlanger wer darunter verstanden werde 533. des Oesterreichischen Hertzog-' thums ^32-^35. 5 Z 8 . 5 Z 9 . 545 . dessen Macht und Freyheit 5*0. Erstgeburt in Bayern 603. in Oesterreich eingeführet 167. Ertz-Bißthum in Bayern tundirt 57. Erh - Hertzoglicher Titel i68. LuZinpu8 8cverini difcipel 3 l Eulasius Römischer Land-Vogt 28. Extract aus Ferdinand! l.Testament 156. aus dem Co- dicill Ij6, L. Fcrdinandi 1 . Verordnung wegen der Nachfolge 154— 157. 160--166. Z52. 354. seqq. ^ 20. 52a. seqq. 585 * 587 . 593 - 50 ^ 466. 470. 598. A. 1554« 445 . Codicis Register. dicill 445. 599. Freyheits - Brief 6s7. seqg. 401. 60;. kommt nur denen Hertzogen irr Bayern zu statten 64 öfter verbrennt von, Venen Hunnen 67. Fontainebleau 16. Forchheim 141, Fort Louis 222. —Ktiork. veriohren 2 3 8 ' Francifcus Stephanu* Hertzog von Lothringen wird Kay- ser 486. Francken sagen ihrem König Otto den Gehorsam aufro3. Eifersucht mit Sachsen io;. Franckfurt Reichs- Tng von Regen- spurg dahin verlegt 202. von Oesterreich nicht erkannt 218. Union Kayr ferliche 223.483. Franckreichs Anspruch auf Deutschland worauf.er sich gründet 68. garan- tirt die Pragmatische Sanction 192. überlast Auxiliar- Truppen an Bayern 192* sec L Franck" Register. Frankreich neutral mtt Hanover is8> König geht mit zu Feld 22g. erklärt den Krieg wider Oesterreich 482. wider Cngellcwd 48tz. Händel mit Ntederland 492 .err obern die Barriere 492. aus Welschland getrieben 49 FrantzoseN erobern Eger 202. verüben grossen Muthwil- len in Unter-Oesterreich 196. Freundschaffrs>-Truc- tüt 45;. Freyburg belagert u. erobert 23 r. Freyheits-Brief Fri- dcrici l. Kaysers ^ * . . 57 s. Freystng Bisthum kunäirt 84. f reystadt 198. ried zu Füssen 247. 48s. Wien 147. ^2.Dreßden486. Friderici I. Kaysers kriv/jleZium denen Babenbergisch- Oesterreichischen Hertzogen ertheilt Z88. 474. darinn das Wort Filius geändert 542. Reichs - Satzuu- gen 820. Fürn es verlohren 2Z8. Fürsten keine Bediente des Kaysers 95. erblich 96. Füssen Fried 247. 56. Gages Spanischer General 494. Gallien von dem West - Gothen übersallen 4. von denen Bayern bewohnt 5» Garantie derNeichk- Stände über die praZman'sche^an» dUun 1 . 27. Gan* Register. Garibaldus Zottig lN Bayern 24. 36. —BrfchoffzuRegen- spurg 34- Gebhardus Bifchoff zu Regenspurg schlägt die Hunnen IZ7-138. Bischofs zu Eichstädt iz8. wird Pabst unter dem Nahm Viökor II. ibid. erbaut Heimen- bürg 137. Geiila 31. Genua begiebt sich auf Frantzösische Seite 490. erklärt den Krieg wider Savoyen 49 z. Aufruhr daselbst 496. Genueser ob sie als Rebellen anzusehen 497- GeneridmEtadthal- ler in diorico 4. Gerichts-Hofzu Verona 117. Geroldu; Verwalter in Bayern 5 2, Gertraud Erbin der Oestcrreichifchen Lande 546. Gesandte begeben sich nachAugspurg 2IZ. Gewährleistung der kragmarischen äanÄion 148.149. 15'.siehe auch Garantie. Giboldur König der ^llemannier 33. Glah wird von dem dlexu mit Böh- men frey 197. GrcZnriusVH.Padst abgesetzt 14». Guarantie der ?raA- marischen 8 a n- ction siehe Gewährleistung. H. Habsburg 162.164. 166. 168. bekomt Oesterreich 547. Linie Abgang. 461. Hanovermlt Frankreich neutral, 198. Haus- Register. Haus-Rechte ifo. rcdungmit^rnol- tcq. pbo Herhog m kic^juer 41. in Bayern 86.^98 Heimenburg von Jasomergott 163 Ord^arcio Bi- Hclvetier ro.rr schoff zu Regen- Heneäi 6 spurg erbaut 157. Henz 117 Heinrich Herhog in Herlek Einfall in Jta- Bayern 76. «10. lien 4 II. Rixosus Her- Hermann Pfalhgraf tzog in Bayern am Rhein 109 u6.gefangen 117. Hermenrich Bischoff entwischt n 8. wirft ;u Passau 6« sich zum König auf Herold Erhbischoffzu ib. ch. 12l. III. SalhburgderÄu- Claudus S, 122. gen beraubt Ils schlaat die Kayser- Hersbruck 12- IicheCronausi2z. Herzog Oesterreicki- wird Kayser 12L. scher r66. ältester ch. iZ4. »35. n. wer darunter ver- Kayser igs. IV. standen werde szr König in Deutsch- segg. letzter wer land i z s . VI. Her- darunter zu verste- tzoginBayerniZ5. hen 551. Leoc;. ;Z7 von der XI0sei HerzogekeineBedien, Herhog inBayern te des Kaysers 95 izz. Marggraf in erblich 96 Bayern 117. der HcyrachgutOesterrei- Vogler König in chisches i-o. 15z Sachsen un Fran- H e zi 1 o Herzog in cken ds-84. Unter- Bayern 117-120 izr _Register._ 1 iz2. Stamm er- Jngoistadtkommt an löscht i z9 Bayern ^i.verloh- Huldigung der Oe- . reu 214 ' stcrretchis. Stände Jnustadt bey Passau > '79 . ^ J3 I Hunde tragen (eine doKannesBischoffzu Straffe) 104 Saltzburg 44 Hungavn vili. Hun- ^---dleopomucenl nen. Säule zuPrag 225 , Hungers i Noth in josephus Benedictus j Prag 207 Ertz-Hertzog 475 Hunnen 59. von/^r- Italien von den nulpho Kayffr zu West - Gvthen Hülff geruffen 6z überfallen 4. von Einfall in Pano- den Herlern ibidi, «icti Italien und . Hunnen 66. von Bayern ib. 66.114 denen Bayern be- , wohnt 6 3 . ludirKaKayser.Stiff- Jasomergot 632. Lks terttt des Stiffls ster Erlanger der Niedermünstern6 Oesterreichif.Lande Jungfern Closter zu 547 St» Paul in Re- Aesuilen - Closter zu genspurg denen ?. Regenspurg I2Z ? 8ocietLt JEsu Jgnorantz grosse des eingeräumt 123 -and Volcks itt Ius sacrorum 92 Bayern Z9 )uvavum„ %z Indivisibilitas terra- R. fwm Auilriacarum Karastus HerhöA ist 430 Lmnthen 49 Ka- Karanthaner, siehe Land-Tag zu Press Caranthaner. bürg 476. zu Tuln Kauffmann Francki- 120 sicher dringt bieCa- Land-Volcks Ünwis- ranthaner zur senhen m Bayern Christlichen Reli- . 59 gion 41 Lateinische Spra6)e Kayserliches Schrei- dem Volck aufgeben an Chuk- Bay- drungen z. in seibi- ern 149.151 ger das Recht ge- Kayser Oarslu; VII. iprochcn ibidw f 240 Lauendurg 221 Klag-und TrauerRe« Lauffenbürg in de über Absterben Schwaben-Land; KayfersLaroii VII* LrmrezcumBißthUNI 2.50. seqq. . 27 KhtvenhülkerLenerzl Lauterhoven kommt 224 an Bayern ;r Könige erwählt 75 Leges bamiliL 166 Absichten 94 Legio Fuirtiinatrix 26 Königsfeld (Graf) ke»biiche Erben siehe Reichs - Vice- Erben. Cantzlet 202 Leipzig von denen Preussen erobert K» 48^ LcopolMarggrafin Landauverbrestt 212 Ost- Bayern zu LandobderEnnSkomt Würhburg meu-- an Oesterreich ;62 chelmürderissWei- Landstände in Nori- ft erschossen 142 CO 5 123 &PJ>L P.bef. A. n. /.Tb. b Leo- _^gister. Leopold Ertzbischoff — II. König in Bay- znSalhburgfazr ern. ez Leurold Hrrhog in — IV. Inkans Kö- Bayern 566 nig in Bayern 66 Licht durchs Gebeth — der strenge/Herzog erlangt 32 in Bayern 577 Lindelog 119 LuitbolduMarggkaf Ltnhvon Bayern oc- in Ost-Bayern cupirt!94. verloh- ^ ren 205 Liupold Hertzog in Madeihoh Der (jdrttfr Bayern 66 ther Apostel 50 Lobkowitz 195 Mähren den? Bayern Lorch Bißthum 27.44 Unterthan 59. re- Lokdarius König in beilitt 6s Bayern s8 Männliche Erben r?6 — Graf von Wald- 157.160-164.476 dicke 109 167.36% — Bayrischer Marg- Maillebois 225.208 gras 1r; Majore, domu, 4Z Löw 196 fi Lucius S. König in Mansi 114s Engelland 28 Maria Anna GouVfer- Luäolf Hertzog in nantin f 492 Schwaben, 112 .- 1 'dcresiaKäniginin 'occupirt Bayern Ungarn 155. lalvirt iii sich nach Pkeßburg Ludovicus Lavarus 476. daselbst gk" Kayser 584 erönt 477. ju Prag !— Germanicus kb* gecrönt 48 V Nig in Bayern 58 Mäcedyniek . $ Ma- Register. Maximijlianus II. Kayfer »62 — II. Churfürst in Bayern. »46 ^ S. Epis. Laurfca- censis 28 — josepKus Chur- fürst in Bayern 246 ^iaxiknus 8. Ein- sidierzz. geckarrert Z 4 Maynz (Churfürst) difkerentien mit demKayfer Lriv Mayland Ansprüche desKönigs in Zar- diuien darauf 397 MemhardDrolischer Graf Z46 Meninverlöhren 238 MeNzel. 208 Meran Herzögen Ursprung tgt ^lerrtodus. 62.61 Rdichacl König tö der „ .Bulgarey 60 Mihucd Gert; gefangen 212 Mtr-Regemschafftan Herz. von Lothringen Francistulst Stephanum übertragen 462 S. Modestus Fundator öe$ Bißlhums zu Tiburn 49 Mordfeld 23 Mofellanische Herzogt inBayern 133 Moymar König in Mähren 64 München von Oesterreich eingenommen 225 MuNdschencken - Amr verrichtet Bayern auf dem Reichstag zitO.uedlinburgliS NäbischeAölEe'r 2g Narcissus 5 . Bischvff 29 Narifci . 28 National-Concilium Natürliche Dinge nicht aus der Schriffl zu entscheiden , 48 h 2 Neii- Register. Neutra Bißthum von Urolpho Bischoff ju Passau fundivt 57 Neutralität zwischen Franckreich u.Ha- nover 198 zwischen demKayserlich-und Wierierischen Hof 219 Niederland von Franckreich überfallen m Niedermünster Skifft zu Regenspurg von Judiths Oitonis 'Herzogs inBayern Gemahlin erbaut n6 Nira verlohttn 489 erobert 495 Nordgau 21.4r.komt an Bayern 1 / 3 Noricker 4.19.26. unter den Ost- Go- then s Noricum 2 . unter der Römer Joch ib. 4. Sitz der 60- jer 6.19. Notul des Grafen von?eroula iz;- ,58. 169. O. Obrigkeitliche Gewalt von GOtt Oöoaccr der Herler Heerführer zr. nimmt ?evam der Rugier König gefangen ?4« Oesterreich 4. denen Römern von dem Bayern abgenommen 5^9. ist ein Erb-Lehen 644. kommt an Bayern iiz. kommt an das Haus Habsburg 54?.ein freyes Hertzogchum 529. zu keiner Hülflei- §ung verbunden 529. Erstgeburt Recht 167. Erb- lande 161. i6z. Heryoge find Bas benbergischen Geblüts j 74. macht Mit Register mit Preussen und Vliesses ander, Sachsen Frieden Hertzog von Loth- io}. widerspricht ringen Franciscum der Wahl Caroli Stephanum stbge^ VII. 2,18. will dem treten 462. Reichs - Tag zu Ordo succedendi re- Franckfurt nicht trogradus Z78» agnoscireo ib. Ostein Graf wird Oesterreichs gehen Churs. zu Mayntz über dem Rhein 2^8^ 221. wider zurück OstendifdjeCornpa- 226. gnie 499. ausgehe»- Oesterreich wird ein den ib. Heryogthum 52z. Ost-Gochen occup^ ein Schild und ren Italien 4. Hertz des Römi- 0 rro I. Kavser entsetzt scheu Reichs 52z. HrnolpbimaliHers bekomt die Macht tzogs in Bayern feine Lande zu ver- Söhne des Her- fchencken 525. tzogthums 5.6 «.gibt Freyhetts-und kn- dasMarggrafthum vilegien Urkunden Oesterreich l-eo- 6rc> 626. poldo f6r. Olmützer Bißthum — in. Kayfer stirbt sundirt von ^dol- 124. Heinrich des pho Bischoffen zu Voglers Kaysers Passau 48. Printz wird Köuig VueZIia verlohren in Francken und 490. Sachsen 98. 103* -Oppenheim 141. —Hertzog in Sach- Orden des güldenen fen 7°» b z Her- Register. --HertzoginSchwa, den dekonitBayern i '7.*. 138. Qtro Hertzog in Bayern wird Heft e r r e i ch i fch e r Stadkhalter 576. Ovo König in Ungarn. iZH. P. Paäa successoris Z85. Paderborn Bißthum Ursprung 227.. Pagus Palfy Johann Graf Wird Palatinus Hungaris 204. Passau von den Thüringern geplündert. , 34! von den Bayern occupirt 19z. wieder verlohren 205. Patrimonial - Gutz 167. Recht Bayer rens über die Deutsch - Oester- reichifchen Lande '^4. V0N Pecklary Aiold 4M, $73* ?crousa(Graf)Bayr rischcr Minister M3 - Wy 169^ 17 % Petrus König in Ungarn 136, Pfaltz prokestirt Wi 4 der die Belehnung Aiberti mit Hefte rrc ich 166. von den Hcsterreichern in Kontribution gesetzt 208. Philippus V. König m Spanien 147. Pipinus 49. . EiM- Bayrische auf die Oesterreichische Verlasscnfchafft 146«. Rescrift (Wienerisches) wegen der Erbfolge 158- —Cbur - Bayrische Widerlegung und Anmerckung darüber J-*4. seq. r;8. feq. (ein anders) 170. 179. Ehur- Bayerns Widerlegung 172. deren beedrn Jnnhalt 17.. (noch ein anders) von Wienerischen Register. I rischen Hof 179. (Cl-ur » Bayri, sches) 180. Reservationes 376, seq. Retrograda Successio 390. 396, 399- Neusten (Grafen) werden die Böh- wischen Lehen nachgelassen 197- Richtiger Sah daß der lolcanischen Groß - Herhogin Erb-Rcchte auf die verlcdigke Oester- relchischen Lande si ch aus d e m Frcyheits - Brief kerdinandi I. nicht herleiten lassen 627. scqq, Rom von den West- Gothen geplündert 4« Römer ziehen aus dem Norico nach Italien Rüchfalls Recht i;z. »77. '78. Z8o. Rudolphus Kayser 388» 4 5 2. f6i, giebt Bayern seinem Sohn zu Lehen 578. Oester- reichischer Lehens- Brief 6n. —König in Ungarn iZs. —Herhogin Schwaben wird Kayser 141» 58Z. leq. —Rheinfeldischee Graf rzA. RuperturS.derDeuts schen Apostel 25« z§. S. Sachsen bekommt Bayern zu Lehen 522. Sachsen mit Bayern im Bund 83. 9i. Eifersucht mit denen Francken io;. macht mit Oesterreich Frieden 203. überlast Truppen an Oesterreich 2*7. Salh- Register. ! Galtzburg (Er h-. Dresden 486. an @tip), Funda- der Elfter >42. &u tion 41. 4z. Clo» Fladenydm >42 per St. Peter ib. auf dem Lechfeld. nimmt Hesterrei« 1 15. seqq. znMoll- chische Völchcr ein wih476.beyM.vrd-» , 232.. fetd 22. Hohenstein [ Sanctio, pragnaatica. 143. Hanau 215 i^vomKeich ga- rurSee 489. tcqg. > rancirt 148. von beyStegeburg 215 > Bayern und Pfaltz zuSirigau 486. widersprochen /46. beyWürtzburg 142 ) 148. Zulpich ;6 §av- Z87. Weiblis. che >09.. p 2. _ 5H Sulhbach von den Oesterrrichern geplündert 2Z; Syrus S. ij Systema Corporis Germanis 71 103. iss % Tassilo König in Bayern 37 II Herhog jn Bayern 48.50.- r2 geht Register. acht ins Closter Tollistobogi 6.8-0 55 Tollisloboji ibid. Taurisei 14.15 Tractat cie Anno 1726 Taurus 15 149 '152 Testament Ferdinan- Truchseß-ZcilReichs- di I. 151-157.159 Vicariars - Praesi‘ 1 to dent 200 — H. 154. dessen Ab- Tuln Land-Tag 121 fd>ciff£ verfälsch, Türckts.Platterienge- angegeben 157 gen der Königin in Teutsche in Böhmen Ungarn 491 i2.niererleyNatio- Tyroler 2 neu 69. verfechten ihre Freyheit 78 X>. Königs-Waht 89 feq q behaupten die Valanfinus 8. Bi- freye Königs-- schoffzu Passau za Wahl yz Uberdaursch 15 Tkeobalclur 1 Nah- Uberlauffer Preufiif. Theodo > mens 229.2Za Theodoricus ^ Ur- Venediger 7 sprung2Q.z6 Veneti 6 Theodoricus Ost- Versammlung der GothischerKönig 4 BischöffezuBrixen — Bifchoff 58 142 Tiburn Bißthums Verwahrung, siehe Ursprung 49 Protestatio«. Titel Ertz-Hertzogli- Verzicht auf die Oe- cher 168 sterreichische Ver- Töchter Oesterreichi- lasscnfchafft 146 sche 16^.164.167 150. Register. 150. 1 60, 161.164 165.167.180 Vicariat gemein- schafftlichcs von Chur-Bavern und Cdur - Pfalh geführt ryy. Vorrecht den Reichstag zu beruffeu L 00 Villasrancs verlohren 489. erobert ib. Villingen 2Z4 Vindeliciasecunda 2 Vintimiglia verloh- ren 489. erobert 49 s Virgilius Bifchoffzu Salhburg 47 Vivilo Blschoff zu Passau 44 tJuion zu Franckfnrt 22? 48z Ungarn Einfall m Bayern 1 r 1 Ungarn 160. *$3.164 seqq erblich 414 514 y 15. s 9 i. 642 Landtag 476 Unrichtiger Sah auf Grund- falschen Wahn re. von der Bayrischen Tucces» sion in die Oesterreichische Landes, 7 seqq. dessen Wie- dcrlegung 627 Vocum Chur-Baye- rischcs wider die kragmansche Sanction 14g Urolphus Vischoss zu Passau '58 Orilo Herzog in Bayern 4Z' 48 w. Wahl eines tenlt- schen Königs 89 sccill- 93' Recht vestaestellt 14t Waldericus Btschoss zn Passau s?. icq. Walfricus Bis6)oss zu Pasiau ib. Weibliche Succession in Österreich 644.363 --- in Ungarn syL Weissenburg 220. Welsche Geschichte 487.493 Wei- Register. Weltenburg ©öfter — #of 153-1*5.158 3. Dcjfttl Fundatiori 4 « Wcssobrunn Closter von Tassilone II. gestifft 5 © West-'Gothen in Bayern 4. plün, dern Rom ibki. dringen in Gallien ibidi Wicpertus von Ravenna Bisch off wird Pabst 142 Widerlegung Chur- BayrischedesWie- nerischen Rescripts ifS. eines andern iyi WienerBißthum von Urolpho Bischof- feit zu Passau Fun- did 58 Wienerischer Fried 147. Tractat Sie 172.179 — Circular- Rescript I 59 .i 7 i ^ilbsImuzHerzogiN Bayern. >60^ 367 vonWittelspÄch Grafen roz. Linie <62 Wormser > Vertrag 490 Würtzburgif» Kirch- weyhe i2v Ä. Dpern verlvhren 238 Z. von Zeit (Graf) wird Reichs - Hofrath kr« 6 dent 202 Zwentibvld läst dem HerhoginBvhmen Raüit die Augen ausstechen 60 ij&#J &&• jlnJi&k *9> r SUPPLEMENT Zu denen AUXILIIS HISTORICIS Oder Worischcn Wiveytkr Weil, ! In sich haltende Den Beschluß der Geschichte von Oesterreich; Angleichen Die Dähnische und Norme- gische Geschichte rc. Von P. ANSELMO DESING, 0. S. Bened. in Exempfo Mon. EnsdorfF Palat. Super. Con- greg. Bavar. nunc in Acad. Salisb. Philos. Ethic. Histor. & Mathes. Professor. _ Cum Facultate Superiorum. Verlegts Johann Gastl , Buchhändler ju Stadt am Los, nächst Regmspurg, 1747. Auszug aus der Wieneri- Men Antwort auf die zwey Spanische Schafften. Auf das erste. ie Rechte der Churfürsten seyen in ßjg} Teutschland gar zu bekandt. Böh- men hab« vor andern weltlichen Chur- thümcrn etwas besonders , daß es auch bey regierenden Frauen die Wahl - Stimme führe ; indem es denen Frauen erblich Heimfalle. Eine Frau könne in Böhmen die Ju- ra majestatica üben, also auch die Wahl- Stimme. Die Königin seye im Besitz des Reichs Böhmen , und seyen andere Ansprüche darauf nur eitel. Auf das zweyte. Die Maaß und Ordnung der Erbfolge müsse aus dem Gesetz hergeholet werden. Vor Oesterreich! seyen solche Gesetze die Freyheits- A 3 Brief 4 Geschichte von «Oesterreich. Brief Kayser Friderici I. und II. krafft de-i rcn des leyr versterbenden Bestyers Toch-' ter allein Erb seye. Und solche Freyheit erstrecke sich auch auf alle auch weitläuffigste Ländereyen, so dem Haus Oesterreich jemals zufallen. Solche Freyheiten seyen von den andern Kaysern bestätiget: und An. 1452 haben alle Oesterreichischen Geblüts - Hertzoge den Vortrag gemacht, daß des leyr verstorbenen Tochter nicht solle Erbin seyn, sofer- ne noch Brüder oder andere Agnatzn, oder von männlicher Anverwandcschaffc vorhanden waren. Es feye gar gewiß, daß nach Abgang des männlichen Stammens die Königin die einzige Erbfolgerin seye. Kayser Carolus VI. hat in der Pragmatischen Sanction kein neues Gesetz eingeführt , sondern die alte erneuert, und erklärt. Ferdinande I. seye in Ungarn und Böhmen König worden seiner Gemahlin Anna wegen, welche ihr einziges Erb. Rechr auf ihn hinüber getragen, mit Beystimmung der Stände, welche doch des Caioli V. Nach- kvmmenschafft nicht wollten für erbfähig erkennen , weil diese nicht von der gedachten Anna herrührte. Aus dejsen Ferdlnandi I. Testament kkhel- le, daß Carole V. und seine Nachkonunen- schafft km Erd, Recht üufUngarn undBö- reini Geschichte von Oesterreich. 5 heim gehabt! wie auch daß des Letzt-Versterbenden ältere Tochter alle andere weitsichtiger verwandte Frauen von solcher Erbschaft ausschllejse: und endlich, daß dieses Erb - Recht der altern Tochter des Letzt Ab- j «ehenden in den Frcyhesien des Königreichs > Böhmen sich gründe, auch von den Ständen anerkannt worden seye. In dem Codicill habe Ferdinandus mehrmals die Tochter des letzt-versterbenden Manns-Zweiges zur Erbin erklärt. Indem damals wohl andere des Hauses Oesterreich Frauen, aber in weiter absiebender Verwandtschaft gewesen. Gleichwie also, wann mit Ferdinand« I. der gantze Oesier- reichische Manns, Stamm wäre verfallen, keine von weitem verwandte Frau , sondern dessen älteste Tochter hätte Erb f<-»n müßen; also auch nun da endlich wir Carolo v. der gantze Oesterreichische Manns - Stamm aufgehöret, muß dessen altere Frau Tochter mit Ausschluß anderer die Ewsi.-assl aniret- ten. Die Jnfantinnen Anna und Maria Theresia , nachmals Königinen in Franckreich, haben vor sich und ihre Kinder aller Erbschaft abgeschwohren, welche der König in Spanien besitzet oder künftig besitzen könn- te, oder durch Erb-Recht überkommen rc. darum kan Se. Cachol. Majestät durch die- A z ft 6 Geschichte von Oesterreich. ! sezwey Frauen kein Erb-Recht im gering-! sien auf sich leiten. Es habe so gar der Catholische König nach ^ langen geführten Spanischen 8ucccMons-| Krieg als er Spanien behauptet/ selbsten Verzicht gethan auf alle Lande, so Carolas VI. bekommen / und dieses in der (Zuseiruple- ^kliancc, wo die Worte also lauten : Der katholische Ronig verzeihet stch alles Rechts rc. auf die Ländereyen,welche Se. Rayferl. Majestät in Welschland oder in vliederland besitzet / oder die ihm kraffc gegenwärtigen Vertrags zukommen werden, und verzeihet sich aller Rechten, Rö- nigreichen und Ländern in welschland, so ohnehin zur Spanischen Monarchie gehöret hatten. Im Wiener-Frieden 1725. werde von Spanien die Gewähr der Erbschafft der ältern Frauen Tochter Kapsers Caroii VI. im zwölfften Artickel aufs feyerlichste übernommen. Solches seye hinnach in mehrern Frw- ^ dens-Schlüssen wiederholet und bekräfftiget ^ worden, und sonderlich habe de^Eatholische König im Frieden An. 17Z5. sich begeben aller Rechten, Ansprüchen rc. so ihm und seinen vescenllenten aus was immer verGrund zukommen möchten,sonderlich aufparma rc. und versprach mehrmalen die Erben Sr.Kay- serl. Majestät nach Ausweise der Pragmatik schen LanÄion zu unterstützen rc. Geschickte von Oesterreich. *f Auf die Gründe aber des Spanischen Bolhschaffters eigentlich wird folgendes geantwortet : i. Es seye wahr, daß der Catholifche König Philippus V. in gerader Linie, wiewohl durch Frauen, von Carolo V. abstamme. Wann aber Carolus V. selbst kein Erb-Rccht auf Böhmen und anklebende Lande gehabt, könne ja der König von solchem keines herleiten. Auf die Oesterreichische Güter aber habe er nicht das geringste Recht, indem die Erb-Ordnung,, welche von so vielen Jahrhunderten in Oesterreich befestiget, und von Carolo v. fellM auf einem feyerlichen Reichstag mit bestem Einstimmung bestättiget worden, ihn nicht zulassen; allweilen solche Ordnung die Tochter des Letzt - Ersterbenden mit Ausschluß aller anderer zur Erbin erkläre. Auch habe in Reichs-Erben nicht statt das Vorstellungs-Recht Jus Repraiseneationis, wieetwaningemeinen?r,vat-Gütern. Dann wo die Töchter einmal von der Reichs-Erbe ewig ausgeschlossen seynd , können sie durch die Vorstellung niemal zukommen: wo aber die Frauen nach erloschenem Manns-Stam zugelassen werden, müssen sie nur in der Ordnung zukommen , welche in den Verträgen, Bindnussen, und Gesetzen vorgeschrieben ist. Ii. In Anregung des Vertrags von Brüssel An. l ^20. zwischen den Herren Brudern Carola V. und kerchnanäa I, habe sich ver- A 4 Muth- Geschichte von Oesterreich. muthlich der Spanische Gesandte geirret. Zwar scye schon An. -522. zu Wormö der Anfang hiezu gemacht: weil aber noch nicht erweißlich war, welcher Theil derErdscbaffc jedem Bruder zukomme, so seye d,e letzte Hand daran gelegt worden zu Brüssel 1522. den 7. kehr. In welcher Verbriefung aber nichts von der Bedinanuß enthalten , daß C^rolus V. sich das Erb - Recht nach der Teutschen Linie vorbehalten habe. Sondern vlelmehr 'seyen die teutsche Güter an leräinanklum I. und alle seine Nachkommen und Erben, und hiemit auch an die Töchter vollkommentlich abgctretten worden. Ja es werde rn dem letztens zu Majore An. 1525. den 15 Febr. hierüber errichteten Instrument klärlich nur so viel bedungen, daß die Oester- relchlsiche Lande nach Abgang männlicher Lerdinandischer Minder auf Carolum V. und dessen männlichen Geschlechts zurück fallen; wofern aber auch dieser keine solche hinterliesse, alsdann die von Rechts und Bil- stgkerts wegen vorgeschriebene Ordnung zu halten feye. Nun aber müsse man solches Recht aus den Freyheiten, Gewohnheit, Einstal- lungs-Briefen, und so vieler Kayser auch des gcsammten Reichs Einstimmung herhoh- len. Ja als der Erb-Streit zwischen Carolo V!. und Philippo V, neulich entstanden war, hätten die Spanier selbst um Lrrolum von der Erb- Geschichte von Desterreich. 9 Erbschafft Spaniens auszuschließen , dieses Gruades sich aebrauchet, daß des letztverstorbenen Honigs Töchter, oder in deren Entstehung Schwester nicht nur alle weiter enlfcrncte Frauen, sondern auch die Colla- I teral - Manns - Persohnen ausschliesse. vist. \ Lamberti Memoires T. I. p.60f.seq. 141. Der Spanische Gesandte vernünfftlete also : kcrclinznclur I. habe Hungarn und Böhmen überkommen durch seine Gemahlin Anna. Aus solcher habe er erzeuget viele Kinder. Es seve aber Ungarn und Böhmen seinem ältesten Sohn Maximil. II. zugefallen. Dieser habe ebenfalls viele Kinder bekommen, aus denen Matthias I. und Rudol- phus II. waren. Nach welcher Tod ohne Kinder diese beede Reiche von Rechts - wegen aufdie Tochter Anna gefallen fund weilen Anna an Philippum II. in Spanien ver- ehliget, und eine Mutter war des Philippi III. so seye allo diese Erbschafft wiederum an die Spanische Linie von Rechts-wegen gefallen. Darauf zur Antwort: Hiemit erkenne ja der Spanische Gesandte das weibliche Erd- Recht auf Ungarn und Böhmen? Matt laugne selbst nicht, daß nicht Ferdinandus I. die Königreiche jure uxorio von seiner Gemahlin wegen bekommen. Es seye aber NB. falsch, daß des letzt-verstorbenen Ixömgs Töchter von der Erbschafft ausschliesse A $ die io Geschickte von Oesterreich. die Agnatm desselben, oder solche ITleben- Verwandte,welche auch von einer Mannsperson , so Erb war , herstammen. Die Rechts-Ordnung beeder Reiche erheische/ daß alle Manns-Personen , so von einem gemeinsamen Stamm-Vattcr abzweigen/ denen Frauen vorgezogen werden. Darum habe nach Matthiae Tod Ferdinandus II* Erh-Hertzog müsse erben. Zwar habe Philippus III. übel belehret Anfangs einen Anspruch gemacht: habe aber folgends gerne davon abgestanden k. iv. Gesetzt auch daß in dem Heyraths- Vertrag der Annae mit Philippo II. der Vorbehalt der Erbschasst von Bohmen rc. geschehen wäre nach Abgang des Maximiliani II. Geschlechts, so müsse doch solches erkläret werden in dem Verstand, welchen die Oe». stcrreichische Freyheiten und so viel hundertjährige Gewohnheit an all andern Verzichts- Briefen ausgedrucket har: nemlich wann es geschähe, daß der männliche Stamm ab- gieng ohne daß der letztere Besitzer eine Tochter oder Schwester hinterliesse ( mithin wann der gantze Manns -- und Weibs- Stamm verfiel) sodann würde ohnge- zwersselc der verziehenen Tochter Bechc wieder lebhassr werden, und wäre solche als nachsse des Letzt-Verstorbenen, und wre die älteste Tochter anzusehen. Die Oesterreichtsche Lande seyen unzertrennlich, Geschickte von (Oesterreich. i r «nd müssen auf einen Erben allein fallen. So offt also eine Tochter des Letzt-Verstorbenen vorhanden , scye selbe die nächste Erbin : derer andern Frauen vorbehaltenes Erb - Recht müsse nur in diesem Fall verstanden werden, wann der letzte Besitzer keine Tochter hat- Übrigens lese man die Hey- raths-Verträge gedachter Anna gedruckt bey Du Mont Corps diplom. Tom.V. p. 177. und seye in selbem die Verzicht versprochen worden ohne einigen Vorbehalt. Es seyen weiter auch all anderer Ery - Hertzoginnen Verzichte nur' von diesem Verstand, daß sie die Erbschafft, sich vorbehalten, wann bey ihren Leb-Z,eiten, und ihres Herrn Vat- ters Tod kein Mannsbild übrig wäre: dann es wissen alle Oesterreichische Tochter gar wohl, daß des Letzt - Verstorbenen Tochter allein erbe. Auch könne eine Frau nur für sich allein, und nicht für ihre Nachkommen die Erbfolge vorbehalten. Diese Erd- Ordnung aber seye in Teutschland auch sonst gantz nicht ungewöhnlich; wie dann Herr Senckenberg de Jure succedendi fceminae proximioris prse remotiori illustri solches durch die Provintzen des gantzen Teutsch landes gezeiget. * Noch * Dagegen hat Herr uirkus Cnmerus in einer öffentlichen Disputation zu Marpurg de Veto ordme l'uccedandi foeraiaatura lecuiuium (us i 2 Geschichte von Oesterreich. Noch ungereimter wolle der' Spanische Gesandte die männliche vetcendcnren der .Ann» vorziehen der Königin in Ungarn. Er wisse ja wohl, daß die an Franckretch vermahlte Jnfantinnen für ihre Nachkommen männlich - sowohl als weidlichen Geschlechts aller Erbfchaffr sich verziehen? V. Der Gesandte bringe zwar bey dem Keverr - Brief Kaysers Ferdinand, II. an König Philippum III. in Spanien abgegeben, krafft deren Fcrdinandus bekenne, daß nach Abgang der Manns-Personen von der Ferdinandischen Linie die Frauen von dieser Lrnie mit ihren Descendenten von der gan- Hen philippinischen geraden Linie auf ewig sollen ausgeschlossen werden. Da doch in den gedruckten und geschriebenen Kevers- Briefen nur die männliche philippinische Linie denen Frauen vorgezogen werde. Zudem wann auch den Spanischen Frauen etwas solches gebühret hätte, seye solches und alles Recht auf die ganye Gesterreichische Erbschaffr abgesthworen worden von denen nach Franckretch verheyratheten Jnfantinnen. Und noch weiter habe Philippus iir. endlich sich eines bessern bescheiden lassen, und sich des Rechts auf Ungarn und Böhmen pnmogcnkura,, das Gegentheil gereiget. Es ist zunr zweyte» nral gedruckt zu StraubinA An. 1745. in 4. Geschichte von Oesterreich. iz men ausdrücklich verziehen, ohne den Spanischen Töchtern etwas vorzubehalten. Es kam noch eine andere Oesterreichische ! Schrifft in Frantzösischer Sprache heraus, und dagegen eine Spanische in eben der Frarur ; höfischen, welche letztere der ersten viele Wi- dersprechung darzuthun bemühet ist. Wir wollen aus beeden nur einige Stellen heraus ziehen , nach der Länge sind sie zu finden nr der Sammlung einiger Staats-Schriff- j teil nach Ablebung Raysers Caroli VI . im XLV und XLVi. Stuck. Mesterreichisch. Die ^enunciaiioner ! der Ertz- Hertzoginnen thun nichts zur Sa- ! che, und wann selbe auch nicht renunciret I haben, können sie doch nicht Erbe seyn, bis 1 nicht sie der Rang treffe. Ja, auch Phiiip- i pus III. habe wider Ferdinandum II. nicht gestritten aus dem Grund der Verzicht seiner ! Mutter Anna ; sondern habe behaupten wollen, daß diese Verzichte ungültig seye, und die Mutter den Sohn nicht durch die Verzichte von der Erbschafft ausschliessen könne. Spanisch. Gesetzt das erste wäre wahr von denen Oesterreichischcn Gütern, so könne es doch mit Nichten auf Ungarn und Böhmen gezogen werden. Seye es, daß m Oesterreich es ein alter Gebrauch seye, daß die auch nicht verziehene Töchter jedoch vor verziehen gehalten werde», so komme doch sol- 14 Geschichte von Oesterreich. solches denen Cronen Ungarn und Böhmen nicht zu, allwo gantz kein solcher Gebrauch jemal zu finden. Daß aber zwey so stattliche Reiche gleich ihre Natur sollen verlohren haben so bald das Haus Habsburg in selbe eingetretten, lasse sich auch nicht sagen; da vielmehr dieses Haus die Natur derer Reiche angenommen hat. Die Verzicht der Anna seye auch nicht eine nur übcrfiüßige anzusehen, wie der Oesterreichische Auökor wolle , sondern als eine über ein wahres Recht geschehene. Sonsten was würde der AuÄor für einen Unterschied finden zwischen der Verzicht der an Spanien verheyrachecen Anna, und jener der an Franckreichverheyralheten Spanischen Töchtern? Der Spanischen Töchtern Verzicht seye nicht überflüßig, sondern eines wahren Rechts; allweiicu in Spanten die Frauen ein Recht haben, Erbe zu seyn: darum dann auch der Anna Verzicht nicht eine überflüßige; weilen in Ungarn und Böhmen die Frauen eben .so unstreitiges Recht zu erben haben. Desterrelchlscch. Spanien sucht die Erb- fchafft wegen Vorbehalt der Anna nach Abgang der männlichen Linie. Bayern sucht eben dieselbe wegen dergleichen Vorbehalt, so die an Bayern verheyraihete Ferdinandi- fche Tochter Anna gethan. Nun wann die jüngere Vorhaltungen, wre es Spanien verlanget, gellen sollen (lvttl der Anna: in Spanten Geschichte von Oesterreich. is nien An. 1570 geschehen, die Bayerische aber An. 1*43.) so folge doch,daß die Vor- behaltung derer Töchtern Perstinancli li.und IN. und Leopoldi mehr gelten , und hiemit ' die Erbschaffc an jetzige Ibereii-l fallen müs- ! se. Solle aber, wie Bayern will, die altere Vorbehaltung vorgezogen werden, so muß Bayern denen Töchtern Philippi I. unbMa- , ximiliani I. nachgehen ; und müste man allezeit bis aufden Primum acquirentem zurück gehen, ober auf denjenigen , welcher das j Land zuerst an sich gebracht. Das scye aber grossen Ungeleg-enheiten unterworffen , es ; müste solcheraestlalt nur des erstern oder nur I des Letztem V.orbehaltung ihre Würckung haben , die übnige alle wären ausgeschlossen. Eine solche Erb)-Ordnung seye den uralten Freyheiten des Hauses Habsburg entgegen, als welche die Zertheilung der neuen Eroberungen verbiete. Dann fonsten würde die gantze Erbfchafft unvermeidentlich zerstreuet werden. r Spanisch. Der Oesterreichische ^uäbor müsse fchlechtlich mit guten Proben versehen seyn ; weil er seine Zuflucht nehme auf die Rechte eines'Dritten. Er solle nur Spanien und Bayern mit einander machen lassen, und ausäispuriren, welches aus beeden vor- vorzuziehen seye. Dieses seye ihr beeder Handel. Wann aber der Oesterreichs die aufwirffi, vb die altere der jüngern Ver- is Geschichte von (Oesterreich. Verzichten vorzuziehen seye, so bekenne er i hierdurch schon, daß seine Parthey kein Recht zurErbschaffc habe: dann häkle sie ein Recht, so könnte der Vorzugs - Streit oder Verzichten und Vorbehalcungen nicht statt haben. > Dem Haus Bayern die Spanische Prsten- sion entgegen setzen, und vice versa, seye so I viel als seine eigne vor unkräffiig erkennen. Bayern aber hat anderswo dargethan, daß : man freylich auf den alten Besitzer zurück ge- ! hen müsse, welcher, weil er ungebundene Hände hat, seinem neu erworbenen Gut habe Weise und Gesetze vorschreiben können. Solcher aber seye Ferdinandus I. gewesen, welcher feine altere an Bayern gegebene Tochter allen andern Ertz-Hertzoginnen vorgezogen K. Oesterreichisch. Die Satzungen und Grund-Gesetze dieser Reiche ziehen allezeit die Tochter des letzten Besitzers denen- übrigen auch Mannsbildern weit entfernetcr Linien vor. Spanisch. Ganh recht. Derhalben müsse die Anna Mutter Königs Philippi als des letzten Besitzers Maximiliani II Tochter vorgezogen werden Perdinando II. als weiter verwandten Manns, Person. Habe also Philippus III. seine Forderung auf sein Recht gegründet, und auf die Satzungen solcher Reiche / nicht auf die Ungültigkeit der mütterlichen Verricht allein. Gester- von Oesterreich. »7 Desterreichisch. Ferdinandus I. habes in feinem letzten Testament 1554. von der Spanischen Linie keme Meldung gethan; und habe seine Töchter denen Spanischen Söhnen vorgezogen. Er habe solches auch wohl thun können: erstlich/ weil Carolus V. seinen Herrn Bruder ,m Spanischen Testament chn auch Übergängen/ und ferne Töchter den Oester- reichrschen Söhnen vorgezogen hatte: hernach/ weil Ferdinandus I. erster Ekwerber der Königreichen war. Spanisch. Das Testament von r«>§4. sey erdichtet/ welches mit vielem dargethan wird. Im Testament 154z. sey die Spanische Linie denen Frauen schon nachgesetzt worden/ und billich, weil Ferdinandus Böhmen durch seine Gemahlin überkommen, welche auch von ihren Töchteren vorgestellet werde. Das thue aber nichts zur Sache , indem Spanien jetzo seine Forderung nicht von Ca- rolo v. oder der Spanischen Linie herleite, sondern von einer Eneklin Ferdinandi I. und Tochter Maximil. II. hiemit von der Teutschen Linie. Letztlich sey es falsch. Laß Ferdi- nandus I. in so weit der erste Acquirent von Ungarn und Böhmen gewesen ; er habe alles Recht von seiner Frauen überkommen, und hiemit nichts abändern können. Über daS sey auch die Verzicht der Annae, Philippi III. Mutter, nichtig, weil solche geschehen aus einen falschen Grund, weicher Ukfach gewesew p. Des. am. i/.Td. B daß I i* Gespickte von (Vesterretdh. daß man solche Gausul in Den HeyrathS- Vertrag gesetzt, und well Die BedmgnusstN nicht erfüllet worden; und endlich so habe sie nur für ihre Person, nicht aber für ihre Nach-^ kommenschafft verziehen. Es wird auch,wie von mehr andern, derOesterrcichifche Schrifst-! Steller beschuldiget, daß er alles Falsch und I Wahres untereinander werffe, künstlicher Verdrehungen sich bediene, um den Leser Fallstricke zu legen, und falsche Schlüsse zu machen gewohnt seye. (vefterreichisch. Der GrafOgnace, Spanischer Gesandter, als er A.16,7. die bekann» te Iranradbion zwischen seinem König Philippo III. und Ertz-Herzogen Ferdinand e II. geschlossen, sagt in dem Instrument zu dreyen mahlen, daß die Töchter der Teutschen Linie den MannS-Personen der Spanischen Linie in Erbschafft Ungarns, Böhmen und der Teutschen Landen nicht sollen vorgezogen werden. Daß die Töchter Ferdinand, II. oder die Töchter feiner Nachfolgeren, und deren Töchtern ihre Söhne und Nachkömmlinge männliches Geschlechts auf ewig sollen ausgeschlossen seyn von denen Söhnen, und NB. durch Söhne in gerader L>me von Philippo III. abstammende Manns-Personen. Spanisch. Der Oesterreicher habe die obwohlen beygesetzte Lateinische Stelle des Grafen d’Ognate in der Französischen Übersetzung verfälscht, aus Hoffnung, er werde manchen Geschichte von Oesterreich. r- ' manchen Leser antreffen, der zwarFrauzossch/ daneben aber nicht Lateinisch verstehe. Die ' Cache selbst sey al?v beschaffen, und sey vom p-'ras » d’Ognatc der Unterscheid zwischen der ' Nachkommenschafft des Philippi, welche ausschließen soll, und jener des Ferdinands welche ausgeschlossen werden soll, gar wohl in Acht genommen worden. Von der ausschliessen- den Descendenz des Philippi sagt er, die Manns-Personen der männlichen Linie von Philippo ssllen ausschließen: per Masculos a rege domino meo in linea recta masculina legitime descendentes: das ist , V0N denen Manns- persone n, welche von dem König/ meinem Herrn, in gerader männlicher Linie abstammen, sollem alle Nachkommen Ferdinand! ausgeschlossen seyn; und seye Spanischer Seits keine ununterbrochene Ordnung der Männer auf Männer begehrt worden. -Hiemit, wann nur der Descendent eine Manns-Pcrson und in gerader Linie von der männlichen Linie des Philippi III. hrstamme- (wie dann solches in Philippo V. vollkommen zutreffe) so sey er schon ein ausschließender. Hingegen da von Ferdinand!, oder det ausgeschlossenen Nachkommenschafft die Rede ist, sage Ognate also: daß die Tochter, welche aus Ferdinatido und seinen piachkömm- lingen geboren sepen, oder geboren werde»/ und dererselben Töchtsren Söhne unmännlich» üescfnUmtn auf »wlg sollen B 2 aus- so Ges chieht- von Oesterreich. _ ausgeschlossen werden. Ita ut filix cx sua i Serenitate (Ferdinando) ejusque posteris' natx aut nasciturx, earumque filii & descendentes masculi in infinitum per masculos a rege Domino meo &c. ut supra. Oeftet«* l reichlscher Seils werden nicht nur die Frauen, sondern auch die von Frauen in Ewigkeit ab- « mde Manus-Personen vorAusgeschlos- edungen. Spanischer Seits ist Krasst -er Transaction genug ein Ausschließender zu seyn, wann er nur selbst ein Manns-Person ist, und von Philippi III. männlicher Linie gerade abstammet. Oesterreichlscher Seils muß, der immer von einer Oesterreichifchen Frauen geboren ist, ausgeschlossen seyn; von -e» Spanier wird dieses nicht ««begehret. Nun aber seye die Groß-Herzogin Theresia eine Frau, hiemit seye sie aus der Zahl der Ausgeschlossenen. Und wiederum, da es an die Worte kommt, mit welchen der König Philippus III. das thme auf Ungarn und Böheim zukommende Recht an Feminandum abtritt, so heißt es also r Cedo item atque rcnuncio omni juri &c. quod eidem regi & - - - Infantibus filii* ipsius - - - competit in favorem ac beneficium Serenissimi Archiduci* Ferdinand! ejusque per lineam rectam masculinam, non interrupta'serie, legitime descendentium masculorum fine gradus & temporis tiWttimonc, dqs ist ; Ich hegisbe mich al- i Geschichte von DesterrsiG. at | -- - ---- ■»■■■■ ! les Rechtens, so dem Rönig und seinen i Söhnen zukommt, 511 Gunst und Guten ' Ery, Herzogs Ferdimndi , und seiner Nach- - kömmlingen Manns - Personen , «eich« aus männlicher gerader Linie in ohnuncev- brochenerReyhe ehelich von ihm« abstammen. Hlemu, so bald die Reyhr Hester- reichischer Seits unterbrochen ist, »nd eme Frauens-Person zwischen die Männer k»mt, so höret die Begeb ung, Abttitt und Verzicht auf. Und dieses werde ein jeder RechtS-Er- fahrner, der solche Stelle nur lisch als» sagen müssen. Hernach) werden wiederum ziemliche Widersprechuingen dem Oesterreichtschm Schrifft-Steiler worgelegt. Gesterreichisch». In der Tnnsaction sey vur ausgemacht, wie es soll gehalten werden, wann die männliche Teutsche Linie solle abgehen, die männlich Spanische hingegen noch folte fortdauren. Der Fall aber, da bey Verfall der Oesterreichifchen auch die Spanische schon solle erloschen seyn, seye hiermn nicht entschieden. Ja man habe damahls, als an eine fast ohnmögliche Sache, nicht einmahl gedacht, und wurde dergleichen Frage vor ein Quaestio Domitiana seyn gehalten worden, d.i. eine solche, welche nur zum ve>-i- m aufgeworffen wird. Spanisch. Wann diesem Vorgeben auch cklfo wäre, so könne doch der Fall aus dem Lnnhalt der Transactio« gar leichtlich und « z bloß tt Geschichte von Gesterretch. bloß mit Gegeneinanderhaltuna beederle- Umständen beurtheilt werden. Der Earho- fische König PhiJIrpus V. ist von der ältern Linie Maximtliani II. ; die Groß - Herzogen > V.Toscana, ^l^ria Theresia, von der jüngern Ferdin^ndi II. Der König will seines Rechts > gemessen, weil die k^enunclanon Philippi III. nunmehr^ mit Abgang Caroli VI. ein Ende Hai; d»e ^roß-Herzogin ist durch eben diese Fenunemion ausgeschlossen, welche ihren männlichen Voreltern allein das Recht des Besitzers überlassen hat. Der König darff, Krasse der TransaAion, nicht seyn cm Agnat, oder durch lauter Männer abstammender Mann; die Groß-»Herzogin, und ihr Printz, ftynd sonderheitlich und ausdrück-ich in solcher TranszLkion ausgeschlossen von der l?rb- folge. Der König hak auch ohne dre Transaktion ein Recht, weil er von der altern Linie Xlaximiliam II. ist, welche der natürlichen Drdnung nach der am-tzen jüngeren vorzuziehen ; die Groß-Herzogin hat ohne die Transaktion keines, weil sie von der jüngern Linie, welche ihr kein Recht übergeben kan, bis nicht die gantze altere Linie abgegangen; weilen diese Königreiche nicht nur die Männer einer Linie zur Erbschaffk lassen, sondern auch die Frauen, nemlich die Anna, Stamm- Muuer des Königs. Der König habe den Worzvg nicht nur'in den klar ausgemachten ; Fälle,., sondern auch, wann der§a8 zMisich . tzch'ttg ! I Geschickte von Oesterreich . rz hAiig wäre, müsse vor ihne gesprochen werden, er habe intentionem fundaram in juro, ein aufseinew ältern Smine hafftendes Recht, -welches seme Voreltern nur auf gewisse Masse ' und vor die Männer der andern Linie haben ruhen lassen ; die Groß-Herzogin habe das Recht wlder sich/ und könne ihr nichts zugesprochen werden/ wann nicht der Fall äugen- fchemlich klar vor sie ist. Weilers, wann man bekenne, daß dieser Fall, wo dieGroß- Herzogin erden soll, in der Irans action nicht ausgedruckt sey, so bekenne man eben hiedurch, daß selbe nicht erben soll, indem sie und die aantze Ferdinamdlsche Linie kein Crb t Recht hat ausser dem, welches ihr durch die Transaction eiMräurmt worden r und welcher Fall in derTransactvon nicht ausgedruckt worden, auf solchen Falll ist nicht transigirt und nicht »erziehen worden. Desterreichlsch. Nach d werden, biß die Manns-Personen all ande- ! rer Linien abgegangen seynd, wo alsdann alles an den allein übrigen Manns-Zwerg zurück falle. Spanisch. Das sey eine Widersprechung, und der Unzertrennlichkeit schnurstracks zuwider. *Bey allen thetibaren Gütern geschiehet eben dieses. Desterreichisch. Daß Larolm eine Theilung mit Fcrdinando I. vorgenommen , also daß nach Abgang männlich-Fer- dinandlfcher Erben die Teutsche Lande alle wieder an die ältere Spanische Linie zurück fallen syiten, seye erdichtet, und keine solche Acte in einigen Sammlungen der Staats- SchrOen zu finden. LZ Geschichte von Oesterreich. Spanisch. Die Ferdinandische Linie sey Sie jüngere/ und wann von Garolo, als einzigen Besitzer/keine Theilung oder Abtrettung g eschehen / so habe derselben nichts von Lan- m ruZehöret, gehöre ihr auch noch nichts zu, und könne dir Spanische ältere Linie alle Lieft Güter alle Augenblick wohlbefugt ein- zfthen. So soll man dann Oefterreichischer Seils das viploma solcher Theilung und -Ahtrettuug ausweise,;. Man dörffe nicht firgen, es gehöre solches Spanien zu thun zu. Mein, Oesterreich müsse es thun, weil selbes ohne solches niemahl das geringste Recht auf so lang besitzende Lande gehabt hatte. Und solle eine solche Act*, als von der äussersten Wichtigkeit, auss sorgfältigste verwahrt haben. Wäre aber eine solche vorhanden, worinn Caiolus feiner Linie den Ruckfaü nicht vorbehaltet, so würde Oesterreich solche schon vorgewogen haben, weil da von all dessen Recht abhänget. * Neben diesen Schrifften ist noch eine am Lere Spanische heraussen , welche gerade die Wienerische Antwort widerleget, und -a- LIAIste Stuck m der Sammlung ausmacht. Wir wollen auch hieraus das trifftigere ziehen, dann sie ist sein rmd durchdringend. iMien. | Geschichte von Oesterreich. 29 I Wien. Krafft des Privilegii Kaysers Fri- I derici I. seyn alle Güter, welche an das §)auß 1 Oesterreich kommen würden, eben derselben f Rechten und Freyheiten theilhafftig ; mithin müsse auch Ungarn und Böheim die Erb- Ordnung wie Oesterreich halten; und habe dannenhero Spanien auf diese Königreiche nichts bevor. Spanisch. Hierunter können, laut des Privilegii selbst, nur solche Güter verstanden werden, welche dem Herzogthum Oesterreich einverleibt werden; nicht aber solche gantze Staaten, welche^vor Alters her ihre eigene Verfassung, Geietze, Erb-Ordnung rc. haben, an welche das Hauß Oesterreich eben so wohl gebunden, wie auch an andere de- nenselben anhafftende Verbindlichkeiten; dann sonst, zum Exempel, wann Tyrol die Schuldigkeit gehabt hätte, diese Brücken zu bauen, oder was anders, so wäre dergleichen alsobald aufzuheben, so bald Tyrvl an Oesterreich kommt, weil Oesterreich von solcher Pflicht frey war. Daß aber Fridericus 1. nicht von andern dem Geschlecht zufallenden Staaten rede, sondern vonchem lerriroris und Gebiet des Landes Oesterreichs, geben die lautere Worte: Volumus etiam, ut, si Dtstrirfus V Ditiones didi Ducattis ampliati fuerint ex hxreduatibus, donationibus » emptio« ;s Geschichte von Oesterreichs_ emptio nbus, deputationibus, vcl qu bu*- vis aliis devoiutionum successionibus, prar» fata jura, privilegia & indulta ad augmentum ditii dominii dustrU plenarie referantur. Das ist: Wir wollen auch, daß , wann der Bezirck und die Gebiete des besagten Her- zogkhums erweitert werden aus Erbschaff- len, Schcnckungen, Kauffen, Anweisungen, »der was immer vor andern Anfalls-Folgen, »bgemeldte Rechte, Freyheiten und Jndut- ten ;u der Vermehrung oder Anrvachs gedachten Gesterretchifchen Gebiets vollkom- menttlch sollen übertragen werden. Ungarn, Böheim, gantze Landerund Herzogthümer, wann sie dem Hause zufallen, seyen nicht gleich ein Stuck des Herzoglbums Oesterreich, oder eine Erweiterung desselben Grän- tzen, und vcrliehren hiedurch ihre alte Natur «nd Elgenschaffren nicht auf einen Stretch. Gesetzt auch, es würden durch solchen Anwuchs qanye Länder verstanden, so sagt doch das Privilegium nichts, als daß nur die/ura territorialia Von Oesterreich auf selbe fdllrn gezogen werden, nicht aber Erbfolgun- gen und andere uralte Verfassungen, ansonst würden grosse ungereimte Verwirrungen daraus folgen. Zum Exempel, wir wollen fetzen, tarnten, oder ein anders mit Oesterreich vereinigtes Herzogthum, falle an Oester- Geschichte von Oesterre ich._ 3i Oesterreich in solchen Umständen, daß der letzte Herzog aus Kärnten nur zwey Töchter hinterlasse. Die altere ist an Ocüen-cich verheyrathet: die jüngere änderst. Die al, ! lern Ocsterrcichische männliche und weibliche Nachkommen sterben alle hinweg. In diesem fall fern der letztere Besitzer, Krafft des Privilegii, das Herzogthum Oesterreich ver- schencken an wen er will. Fragt sich aber: vb er auch Kärnten wegschencken könne, Krafft eben dieses krivilezü ? und ob die Clausul von dem Anwuchs sich auch dahin und auf eine solche Freyheit erstrecke? zu- mahlen von der obgedachten jünger» Schwester die Nachkömmlinge, oder etwan sie selb- sten noch vorhanden wäre? Dieses zu beantworten braucht es eben keinen grossen Rechts, Gelehrten ; die blosse Vernunfft giebt den Ausfpruch, daß er es nicht könne zum Nachtheil der rechtmäßigen Erbin ihrer vätterlichen Herzogthums, nemlich gedachter jüngern Schwester. Jederman wird bekennen, daß er Krafft des Privilegii könne Oesterreich verschencken, Kärnten aber an solche Schwester fallen müsse. Der Schluß hieraus ist richtig, daß die an Oesterreich verknüpsse Lande nicht solche Anwachsungen seynd, Krafft des Fridericianischen privilegii, daß sie eben die Eigenschassicn Oesterreichs, und die nemliche Crbjolgs-Ordnung zs beschichte von (Oesterreich. an sich nehmen: und sofern man solches behaupten wolce, so würden daraus ungeheure Dinge erfolgen. Oder aber es lasse solche ältere Schwester nach sich einen Sohn aus dem Ertz-Herzog von Oesterreich. Dieser ist ohne Kinder. Seines Vatters Bruder erbet Oesterreich. Solle dieser Vatters-Bruder auch Körnten erben ? obwohl er nicht einem Blmß--Tropf- fen Kärntischen Geblüts hat? Und obwoh- len die gedachte jüngere Schwester noch lebet/ oder ein sie vorstellender Sohn vorhanden ? Kein Mensch wird solches bejahen. Man frage König ?cr6lr>3Nclum I. selb- ssen, was in einem dergleichen Fall zu thun wäre? Er sagt in seinem T-st. Januarii sagt der Kayser, er habe bis nun zu nicht Zeit gehabt Berichte einzuholen. Den 7 . Februar!!, nur acht Tage hernach, wird ein anderer Brief gesiegelt, in welchem her Kayser sagt, er habe die Stimme und Meynungen erforschet bey denen Rathen aller seiner Reiche und Herrschafften, und nach erforderlicher vorläuffiger Untersuchung, nachdem er mit allem möglichen Fleiß und Nachforschung ausgefragt, was Rechtens in all und jeden der : Väterlich-Mütterlich - und Groß-Vät- ; terlichen Landen nach den Gesetzen und ! Geii Geschichte von Oesterreich. 43 Gewohnheiten seye rc. Und nachdem er aus derer Rathen Stimmen und Bericht ten verstanden rc, so habe er sich mit fest nem Bruder also gesetzt rc. Cumque exinde exquisitis vocis apud Consiliarios nostros omnium regnorum & Dominorum nostrorum debitaque indagatione prjehabita, Nos Carolus Ctesar, ea qua licuit diligentia & investigatione sciscicaverimus, quid juris in singulis regnis ac Dominiis Paternis, Maternis , & Avitis unicuique nostrum juxta leges, consuetudines & mores Patrite deberetur, compertumque fuerit ex ipsorum Consiliarum votis relationibus &c. &c. Sehet da, vor acht Tagen hatte der Kayser noch nicht Zeit gehabt an diese Sache zu gcdencken. Und jeho hat er aus Brüssel schon eingeholet die Nachrichten aus allen seinen Landen, und diese Nachrichten alle in genaue Erwegung gezogen, solche seinem Bruder mitgetheilt, der Kayser sich auf derer Räthen Schluß beworffen, er selbst den seinigen daraus abgefaßt ; der Brief darüber ward aufgesetzt, untersucht, gutgeheiDn, ins reine gebracht, und unterzeichnet. Wahrlich Arbeits genug vor 4 4- Geschichte von Oesterreich. vor acht Tage; und zwar in der Sache von der äussersten Wichtigkeit, so wohl vor sich selbst, als wegen der Folgen, und in Ansehen der Personen, die solche angienge: woran der geschickteste und fertigste Staats-Mann viele Monathe hätte zu thun gehabt. Ferners, die Acte vom 7. keKr. thut zwar Meldung von jener zu Worms des vorhergehenden Jahrs, nicht aber jener zu Brüssel vor acht Tagen. Abermahls in der Acte vom 7. Februar, wird vom Handel geredet, daß er in solchen Umstanden sich noch befände, wie er zn Worms war, und wird von der Schan- ckung und andern, was in der Acte vor acht Tagen enchalten, gänhlich geschwiegen. Ja in dieser Acte vom 7. kcbruarü sagt der Kayser,er habe noch die Grafschaffcen Görtz und Ortenburg, und schenckt sie jeho erst dem Bruder: da doch die Acte vom 30. Ja- «uarii sagt, er habe sie damahls gefchenckt. Die Sechste Schwierigkeit ist: der Kay- ser, als er noch glaubte, sein Herr Bruder babe einiges Recht zu den Landen, giebt ihm in dem Inürumcnr von Worms An. K21. und jenem zu Brüssel vom 30. Januar. 1$ 22. sehr wenig. In der Acte aber vom 7.kebr. . An. Geschichte von Oesterreich. 45 An. 1522. als er berichtet worden, daß seinem Bruder nichts als die Standes-mäßige Unterhaltung gebühre, wird er auf emmahl verschwenderisch, und schenckt ihm alles. Die Siebende: In der Acte vom 7. kebrusrü heißt es: Der Jnfant habe kein anders Recht als der Unterhaltung oder Ap- panagc, und der Printz überlasse sich durchaus dem Belieben und guten Willen des Kaysers: darnach, in eben der Arie, redet gleich der Printz änderst, und erkennet alles, ; was ihm hier zugedacht worden, nicht für ! eine Gnade, sondern schuldige Abstattung des ! thme gebührenden Erbtheils. Dieses alles ist übel angebracht. Zum Achten ist eine gar ungeschickliche Redens-Art in dieser Ane. Die Räthe erinnerten den Kayscr, daß ake Königreiche und Hcrrschafften ausser Teucschland unzertrennlich seyen , und dem Kayser zugehö- ren. Dann die Räthe hätten.ja wisse» können, daß Krafft des Privilegii Fridcri- ciani ine Teutsche Lande eben so wohl unzertrennlich seyen; oder doch, daß Krafft des Herkommens dieselbe in zwey gleiche Theile sollen zerschlagen werden, deren einer dem ältern, der andere dem jüngern Bruder gehöre. Und sodann hatte Ferdinand im Briefe 46 Geschichte von Oesterreich. Briefe sagen müssen, daß die Helffte des Angewiesenen seme schuldige Erb-Portion, die andere eine Schanckung des Bruders ■ ftye, wo er doch grob hin alles für eine Schuldigkeit ausgiebt. Dieses und mehr anders, so man in der Acte vom 7. kcbr. beobachtet, ist genugsam, sie vor falsch anzuerkennen. Zn einer vierdten Urkund, welche solle seyn gegeben worden den r^.kebr. A. M25» sagt der Kayser, daß sie beede Herren Brü- der einen Vertrag gemacht haben vor dreyen Jahren, und in selben sich verpflichtet, das zu Brüssel Beschlossene aus sichern Ursachen auf sechs Jahr lang verschwiegen zu halten: nachdem aber solche Ursachen aus dem Weege geräumet, höre die Pflichte auf; und wünschet der Kayser, daß alles, was Ferdinand bisher in den eingeräumten Landen gethan, nur als ein Stadthalter ihme an seinen durch die Ccflupn erworbenen Recht unnachlhei- lig seye. Diese ganße Urkund hat nicht die min- deste Wahrscheinlichkett. Die Ursach ist handgreisslich. Der Kayser bemühete sich alles Ernstes, damrt sein Herr Bruder möchte Römischer König erwählt werden. Nun wäre I Gefchich e von Oesterre ich. 47 IWäre die kräfftiaseWerbünggewesen,wann I man gezeiget Hai e, daß Ferdinand eine selbst | eigene genügsame Macht habe: solle man also I die Einräumung der Landen und Macht nicht vertuscht haben. Hernach die Acte der Verschwiegenheit ' haben beede Bruder gemacht, und die allerletzte der Eröffnung der Kayser allein: da doch jede Sach eben so muß aufgelöset werden, wie sie gebunden ist. Drittens, wann die Ursachen der Verschwiegenheit aufgehörek, was hat es einer neuen Acte bedörfft? Warum hat man die Sache nicht schlecht hin bekannt gemacht? Eine solche Acte könte auch höchst schädlich seyn, indem dadurch der vorhin gebrauchte Kunstgriff entdeckt worden. Vierdtens, zu einer so unnützen Acte wird ein gantzes Blat angefüllet mit Forma« litäten, veroZsrionen, Bedrohungen im Fall der Nichthaltung, als wann es die allerwich- tigste Sache betreffe; da hingegen in der Urkund vom 7.kebr. welche die wesentliche seyn solle, keine eintzige dieser Clausuln angebracht worden? Nachdem 48 Geschichte von Oesterrei ch. Nachdem diese von Wien hervorgebrachte Acten unwahrscheinlich seynd, hat hingegen die vom Spanischen Hof angezeigte Lellions-Acte Caroli V. alle Merkmahle der Wahrscheinlichkeit. Der Kayser wolte die Kayserliche Würde bey seinem Haus erhalten. Wie es mit feiner Nach- kommenschafft gehen würde, wüste er noch nicht, indem er den Sohn Phiiippum erst An. 1527. gezeuget. Hiemit muste er die Augen auf den Herrn Brudern werffen, und damit er ihme solches Kleinod zuwege brachte, ihme Macht einräumen. Andern Theils fiele es schwer,< diese Macht, so seinen eignen Kindern zugehören solte, gäntzlich zu veräuf- sern; dervwegen, seine eigene Nachkommen- schafft schadloß zu halten, war übrig, ihnen den Ruckfall vorzubehalten, auf dem Fall die Manns-Personen von der Ferdinan- difchen Linie, und also auch die Kayserliche Würde in derselben abgehen sollen; weil alsdann die Ursache aufhörte, welche ihn zu solcher Abtrettung bewogen, nemllch dieKay- serliche Würde in Ferdinandjscher Linie re. Ein Vortheil vor diese Spanische Aete daß sie von jederman öffentlich erkannt, und Ge s chichte von Oesterreich. 4- und zwey Jahr hundert so viel davon geschrieben worden. Kommen auch alle Scri- bentcn in deren Haupt-Jnnhalt übercins, wiewohl sie im vwo auseinander stehen, so nichts zur Sache thut. König ?eräi- nandus I. erkennt solche auch selbst in seinem Testament, indem er spricht, daß, wann die Agnatenfdner Linie abgehen, seine Staaten an die Spanische Linie fallen müssen. Wien. Gegenwärtig Catholischer König Philippus V. damahls Herzog von Anjou, als es um die Spanische Erbfolge An. 1700, zu thun war, behauptete selbst, daß solcheihm aebühre, aus dem Grund, daß des letzten Besitzers Tochter, vver in deren Abgang die Schwester Erbin feye. Müsse also, was damahls gut gewesen, auch jetzo noch gelten. Spanisch. Der Catholifche König führet annoch die alte Sprache, und würde auch der Groß-Herzogin die Erbfolge nicht anfechten, wann nur selbe die Tochter des leyren Lefltzers aus der altern Linie wäre, welcher die Erbfchafft vorbehalten worden, mir Ausschluß aller Frauens-Personen der jüngern Linie. Suppi. P. Des. AM. //.Th. D Wien. Geschichte von Oesterreich. Wien. Ungarn und Böhmen seyn zwar Kunkel-Reiche, der Spanische Bottschaff- ter betrüge sich doch, wann er vorgtebt, daß die Frauen solche erben können, mit Ausschluß der Lollarcral- Aznaren : und hiemit sey, nach Abgang Kaysers Matthix, dessen Schwester Anna, die Spanische Stamm- Mutter, nicht Erbin gewesen, weilen noch Aßnaren da waren in der Tyrolisch- und Steyrischen Linie. Spanisch. Das Herkommen und Geschichten dieser zwey Reiche zeigen denHerrrn Wienern das Widerspiel. Aus vielen Beyspielen nur zwey airzuführen von Ungarn. Die Ungarn sehend, wie ihr König Ladis- laus III. ohne Leibes-Erben seye, berufften zum Thron Andrcam von Venedig, und rufften ihn zum König aus, als den einzigen Agmtm Dorn heiligen König Stephano. Was geschiehet? Ladislaus stirbt. Caro- lus Martellus , aus Neapel, fetzt^sich gleich in die lliimperenr, als älterer Sohn Mari*, einer Schwester des Ladislai. Solcher gestalt gründete er sich auf das Vorrecht seiner Linie, indem er von der ältern, wiewohl nur durch seine Mutter, abstammete. In der That behielt er auch den Platz; und ob ihme gleich ernige Unruhen erregt worden, starb er doch in ruhigem Besitz seines König, reichs. Geschichte von Oesterreich. < t Ihm folgte sein älterer Sohn; unV diesem, weil er keinen Sohn hatte, seine ältere Tochter Maria; nicht darum, als wann keine Agnatcu wären! vorhanden gewesen. Es waren noch da seiine Valters-Brüder, und ihre Descendentem , alle Manns-Personen. Auch war ch>re der Mariae VatcerS Bruder noch da, so mit Söhnen versehen war. Könte ein Beyspiel von einem richtigern Ausschlag, als dieses ist, gewunschen werden? Wir haben aberr ein Beyspiel, so gar keine Ausnahme leideet. Ferdinand« I bekennet selbst in so vieel rechtsbeständigen Urkunden, daß seine Gemahlin Anna Erbin von Ungarn und Böhmen sey, und er durch sie zu dem Genuß diieser Reiche gekommen. Anna selbst aber kann dazu durch Absterben ihres Bruders Ludwüg. Man mercke aber wohl, daß damahls bey Abgang Ludovici noch dessen VattersBruder vorhanden war, nemlich Litzirmundulz , König in Pohlen, der jüngere Bruder Ladiisiai , Königs tn Ungarn und Böheim. Ja er hatte auch noch am Heben einen Sohn, 8ig»mundum Auxu- stum. Und dannocy erbten diese Königretchö nlcht diese so nahe Agnsren, sondern die Schwester des letzten Besitzers der auern Lttne. ^ , D » Gleich- 5 a Geschichte von Oesterreich. Gleichfalls also begehrte König Philippus III. in Spanien / daß seine Mut- ter Anna nicht solle von den Agnacen der jünger» Linie/ nemlich Ferdinando II. gestöret werde»/ gleichwie die Anna, ihre gemeine Groß -- Mutter des Ferdinand: I. Gemahlin nicht ist gestört worden durch ihre Agnacen Sigismundum &c. Wolle man änderst schließen/ und Philippo III. eine Ungerechtigkeit hierinn zumutheN/ so verfiele man nothwendig in das verdrüß- liche Spiel/ daß man müßte sage»/ Anna, ihre Groß,Mutter/ habe ebenfalls, ungerechter Weise die Königreiche wider die Agnacen gesucht/ und also alle miteinander von ihr kein Erb-Recht haben überkommen mögen. N)ien. Philippus III. selbst war von seinen Rechten übel berichtet. Nachdem er aber durch den Ertz-Herzog Maximilian eines bessern belehret worden/ hat er-abge- standen. Spanisch. Es ist Schade, daß der Autor nicht namhafft mache die wichtige Ursachen, deren sich Maximilian bedienet, um Philippum Geschichte von Oesterreich. sz l xum zu überjcugen. Es waren solche nicht» H adderS als Bitten, Schmeichlungen, einge- l jagte Forcht der Schwächung des Teutsche» D Stammens: alles dieses war untermischet ’ mit deme, daß es der Rnhe gantz Lurop« I daran liege, und der gantzen Christenheit. Diese Ursachen überzeugte« keineswegs den Verstand von eürem Unrecht, wohl aber er- i weichten sie den Willen und das ohnedem j zarte Gemüth dieses guten Königs, daß er sich endlich gefangen gäbe, und Verzicht that, I jedoch allzeit in dem alten Systemate. Hätte er kein Recht gehabt,, so hätte es gar keiner Verzicht bedärfft. Und Ferdinande II. hatte um eine solche Verzicht wenig gesorget; so aber, weil er woh l wüste, daß alles, was er bekomme, dieser Verzicht zuzuschreiben, hat er sich davor so redlich bedanckt. Hätte Philippus nichts als eines ungegründeten eingebildeten Rechts sich begeben, wie der Wienerische Hof vorgiebet, warum hat man ihme dann eine namhaffle Vergeltung bedungen, und die Schadloßhallung in dem gedachten Präger -Tractat. D 3 Wien. 54 Geschichte von Oesterreich. Wien. Dre Verzicht der Anna, KönigS Philippi m. Gemahlin, muß erkläret werden, und seine Masse bekommen durch die Freyheiten des Hauses Oesterreichs, Krafft Deren die Lander nicht an verschiedene Linien, sondern unzercheilt bleiben müssen. Spanisch. Daraus folget, daß Ferdinand I. Testament ungerecht seye. Dieser hat verordnet, daß nach Abgang seiner männlichen Nachkommenschaffc die -Österreichische Lande sollen an die Spanische Linie fallen; Ungarn und Böhmen hingegen an seine Tochter der Teutschen Lmic. Auf solche Werfe wäre Ungarn und Böhmen von Oesterreich abgetrennt worden, wider die Freyheiten des Hauses Oesterreichs. Danneuhero entweder diese Freyheiten die tzrbfslgs-Ordnung in Ungarn und Bohmen nichts angehen ; oder Ferdinande 1. hat itn Testament die Spanische Linie eines Rechtes beraubet, das ihr von Verfassung des Hauses wegen zukommet. Der Unterschied also beedericy Ferdmandischer Verordnun- zen rühret daher, weilen Oesterreich denen Privilegiis gemäß muß an die Axnacen fallen ; Ungarn und Böhmen hingegen, seiner eigenen Verfassung gemäß, denen Tochter» Mid Cogrmcn gehöret. Wsm* I Geschick)te v on Oesterreich. 57 ■ wren. Das Spanische Manifest sagt in I der Verzicht der AnnX: kbilippo III. seye ! -er Ruckfall vorbehalten worden, nicht eben vor die Agnaren der Spanischen Ä- ! nie, oder vor solche Herren, welche durch * lauter Männer abstammen : dann Anna habe es vor sich selbst als eine Frau vor- j behalten, und noch viel mehr müsse solches gelten vor eine Manns-Person, so j. von der Frauen kommt. . Darauf zur Antwort: wem kan eine Frau die 1 Erb-Folge vorbehalten, als ihr ! selbst i Mder wer kan seinen Deli scen/Ienttu ein mcehrers übertragen, I als er selbst gehab: * Spanisch. Wann sie ihr selbst das Recht, als einer Frauen vorbehalten kan, kan sie solches noch viel mehr thun ihren Söhnen, als Männern, weiche den Glantz des Hauses, und die Dienste des Vaterlandes fortsetzen können. Und wer vor sich em Erb- Recht gehabt, kan zwar nicht ein mehrers, doch aber eben dasselbe auf seine velccn- ckcnren übertragen. Um aber die Sache deutlicher zu machen, setzet man den Fall, daß Lrev verschiedene Förderer einer Fürst- D 4 lichen $6 Gescbi chte v on Desierreich. lichen Erschafft seyen, l) Ein Agnae aber aus einer entfernten Linie, der sich fuffet auf die Agnacion. 2) Ein Manns- Person von einer andern entfernten Linie, (coZnacischen) welcher sich gründet auf die Mafculinitat, oder weil er e n Mann ist. z) Eine Frau, welche weit naher ist im Grad, und die sich auf diese Nahe gründet. Um aber die andere zwey aus- zuschliessen, saget sie noch, daß in der Clausul der Skifftung eines solchen Gut- die Frauen so wohl als die Männer zur Erbschafft beruffen seyen. Hier zweifelt niemand mehr, daß nicht die Frau die Erb, schafft bekomme, und weder an die Agnatcn oder Cognawi mehr gedacht werde rc. Es kan auch eine Frau für ihren Sohn etwas vorbehalten, was sie vor sich nicht kan. Z.E. Ein Gut erfordert, daß der Erb ein Mannsbild feye. Eine Frau renuncirt auf dieses Gut, nicht vor sich, weil sie ohne das Geschlechts halber ausgeschlossen, svn, dern für ihren Sohn, den das Geschlecht zur Erbschafft berufft. Ist also die Frage des Wienerischen Scribenlen eytel. Spanien aber hat dessen Nicht vonnöthen, weil in Ungarn und Bühnen beede Geschlechter gleich zur Geschichte von Oesterreich. 57 zur Erbschaffl beruften worden, und zwar die allere Frau vor den jüngeren Agnatm und Cognatcn. TV>ien. Philippus III. hat kein Recht ge- habt vor kerdinando II. zu erben; hiemit ist alles, was von dessen Verzicht und Vorbei halt gesagt wird, in den Wind geredet. Spanisch. Obwohl schon dieses mehr- mahlen dargethan worden, soll es doch nochmahlig in Helles Licht gesetzt werden^ Die Königin Aiwa (Mucker Philippi III. und Tochter Maximilians II. Enckel Ferdinandi I. und Annae Jagel Ionicae) harte eben das Recht Ungarn und Böhmem zu erben, als es hatte ihre Groß-Mutter .Anna Jagellonica, weil beede in ganh gleichen Umständen sich befanden. Frgo, gleichwie Anna Jagellonica würcklich die Erbschaffl angetretten,also hätte auch Anna solche anzurretten gehabt. Noch änderst : Anna Jagellonica Gemahlin Fei> dinandi I. hat diese zwey Reiche geerbt, wiewohl ihres Vatters Bruder und dessen Sohn noch bey Leben waren; und hat geerbt darum, weil sie Schwester war des letzt-verstorbenen Königs. Es ist aber auch die Anna Hispanica eine Schwester des letztverstorbenen Königs in Ungarn und Böheim (Maximilrani II.) gewesen: dannenhero hat D s fie sZ Geschichte von Oesterreich. sie, wiewohl noch ein Sohn von ihrem Walters Bruder (ncmlich Ferdinande II.) bey Leben war, erben müssen. Alles, was man diesem Beweiß entgegen sehet, beweiset zu gleicher Zeit, daß diese beede Königreiche wider Recht und Billigkeit an das Hauß Oesterreich gekommen wären. Kayser Mr.Kiias und die Erh-Herzoge erkannten dieses des Königs Recht nur gar zu wohl, darum legten sie sich auf das Bitten, und erhielten durch selbes, was sie mit Rechts-Fug nicht komen begehren, nahmen auch tie Verzichte des Königs und die aufgelegte Bedingnussen mit grossen Danck- Äusdruckungen als eine Gnade an, wie die Instrumente ausweisen, so in jedermanns Händen seynd. Hierauf wird das ganhe Instrument perdinandi II. angeführet aus Ou Mont Corps Diplomatique , folgenden Znnhaltö: Nos Ferdinandus D£I Grat. A. A. &c. attestamur -- (wir wollen die Ceremonien darum abkürtzen, und nur das wesentliche nehmen) cum Sacra Caesarea - Maj. Matthias II. - - Patrua- lis noster — staeuiflet — uc sese ad- feuc in vivis existente de futura eorum (Remorum Hungaria Bobemu) lueeef- Geschichte von Oesterreich. 53 successione prospiceretur, ac e ratione - - - deliberata unanimi confenfit quoad protensionem dicti Regis Catholici conclusum est. Primum quod Maj est. Sua Catholica ai inter cejjionem Caesareo Majest. publicum privatis anteponens , renuntiet Juri suo , quod tanquam unicus Anna ( Jagellonic* ) Hungaria & Bohemia Regina per lineam reäam ALiximiliani II. ejusdem Regina Anna primogeniti, Pronepos in succeffionem Jiäorum regnorum & eis annexarum Provinciarum habet, in favorem noftri noflrorumque masculorum per lineam reäam masculinam, non interrupta masculorum serie, descendentium, reservata tamen compensatione, de qua propter periculum mora (quae ad inspectionem Hc examen privilegiorum & compactorum Domus nostrae Austriaco requiritur) alias agetur. Deinde, quod in favorem nostri, & descendentium nostrorum ut supra» confirmet reuunciationem ä Serenissi* Bis 6s Geschichte von Oesterreichs ma Regina Anna ejus matre - - - factam , prout - - - Comes de Ogna- ce - - - vigore & plenipotentiae — - relpfa eeslit, renunciavic &c. In quo Cessionis & Confirmationis aftu nos singulare beneficium , & propensam erga nos voluntatem & benevolum affeäum fua Cathol. Atajestatis agnoscimus acceptamus cum debita animi gratitudine atque existimatione banc eeßonem &T renunciationis confirmationem-, atque ex parte nostra nostrarumque descendentium consentimus , flqtuimus &c. uc linea Aiasculina Suae Cathol. Majest. in hac succestione dictorum regnorum & annexarum provinciarum fccminam Patern £ nostr£ stirpis , nec non filios ex filiabus ejusdem jiirpis descendentes prsecedat , sine gradus aut temporis limitatione vel praescriptione ; ita quidem, ut casu quo quandoque (quod Deus avertat) omnes nostros Geschichte von Dester reich. 6 t inoflros per lineam redam masculinam , \non interrupta masculorum serie , de- Iscendentes masculos decedere continge - j ret , fceminre quacunque fuerint , &T j earum filii ac dependentes , per defeen * ! dentes ex linea reda Regis Cathofici Philippi III. modo feliciter regnantis, in infinitum ä dictorum regnorum fuc- cestione excludantur. Quoad compensationem, quae in aliqua Provinciarum Austriacaruris fieri. postulatur, promittimus, quod super ea quantocyus fieri poterit, tractatio instituetur, habita etiam ratione tot beneficiorum & auxiliorum ,• quibus Augustam Domum nostram in his par- tibus Catholica Sua Majest. femper tutata est. - - - Atque jam dictam Cejfionem & Confirmationem pr£ didis conditionibus & oneribus confirmamus, acceptamus & agnoscimus , nostram noßrorumque filiorum & defendentium in boc tradatu apertam utilitatem. Das 6r_ beschich te von Oesterreich. Das übrige bestehet in sehr trisstigenAuS- druckungen, dasjenige, waS bis jetzo setzt worden, zu bekraffrigen. Geschlossen zu Prag den 6. Jun. An. 1617. unterschrieben von Ertz-Herzog Ferdinand und denen Zeugen. Der Graf Ognacc Hat diese Acte angenohmen als eine Obligation in allen dem, was und in ss weit es zum Vortheil gereicht des katholischen Nönigs, derer Spanischen Infanten, und ihrer Descendenten ohne Ende, auf die weise und Manier, wie es dem katholischen Rönig, seinen Erben und deren Descendenten nützlicher, besser, und nach den Rechten krafftiger ftyn rönne; und mit diesen Worten hat er gedachtes Inürumenc kcrälnamii II. unterschrieben, und zwar auf einen ausdrücklich von seinem König erhaltenen Befehl, welcher dem Ertz- Herzogen und dem Cantzler zu rccognolcirm ist in Original Ausgestellet worden. Diese Geschieht von O esterreic h._6z l£)iefe Acte ist der Haupt-Schlüssel dieser gantzen Aikairc, ^nd die Richtschnur,, nach welcher die Erb-Folge muß ausgemeffen werden. Es ist ein Pactum familiae, worein alle gewilliget. Spanische Auctor lasset sich hernach ein in eine Zergliederung dieses wichtigen I Briefs , und gehet dahin , daß jedermann gantz hell in die Augen leuchten ! müsse ^ es gehören die Königreiche Un- ; gärn und Böhmen nimmermehr in Ewigkeit einiger Frauen oder Frauens Sohn aus der Ferdinandischen Linie ju, sondern drmc, welcher vvr die Frauen nicht re- nunciret hat^ ncmlich den König in Spanien. . Wien. Es heißt aber in der vorletzten Clausul: wir seyen, daß die männliche Linie Sr. Cache»!. Majestät in der Erbfolge vorgezogen werde der weiblichen Linie unsers Vätterlichen Stamms und denen Söhnen, fo da kommen aus den Töchtern des nein- lichen Stamms. Philippe V. aber ist nicht vom männlichen Stammen, f» muß er dann nicht vorgezogen werden. €4 Geschichte von Oesterreich. Spanisch. Erstlich ist Philippus vom männlichen Stamm, weil er von Philippo III. gerade abstammet. Zweitens, ob er wohl nicht ein Agnat ist dueses Stammens, welcher durch lauter Mann-s-Personen abt stammet/ so ist er doch ein Cognac, welcher von dem Manns-Stamm Lurch eine Fraue kommet. Drittens seynd die Lognacen des Philippi III. Linie in dieser Acte nicht ausgeschlossen, als wie doch ausgeschlossen seynd die Cognaren des kerdinandi II. Dierd- rens ist des Ferdinands Verzicht von dem Spanischen Gesandten auf dessen Hofs Befehl angenohmen worden, in dem Verstand, in welchem es ihme dem König und seiner Nachkommenschafft am besten, günstig-und nützlichsten seyn kan. Es ist aber ja vor- theilhaffter, daß die männliche Linie nicht vor die Agnatis#* allein, sondern auch vor die Cognatis#* verstanden werde, wie sie auch sonst allemahl verstanden wird, wo keine Ausnahm gemacht ist. Endlich von König Philippo V. kan man wohl sagen, was die Acte von des Philippi 111. Nach- kommenschafft fordern: nemlich er Philippus V. ist ein Descendent von der männlichen Geschichte von Oesterreich. 65 lichen Linie; dann ein cognacischer Descendent ijl in allem Recht auch ein Descendent der männlichen Linie. Wolle also die Acte haben, daß unter solchen Descendent der männlichen Linie die Cognaten nicht sollen verstanden werden, so hätte sie solche müssen namentlich ausschliessen, gleichwie sie solche auf Seiten Feminandi namentlich und umständlich ausgeschlossen hat. Abermahl. Ferdinanduz und seine Nach- kommenschafft hat nur vor jene Personen ein Recht aus der Abtrettung Philippi III. bekommen, vor welche er die Abtretumg angenommen ; er hak aber kein Recht angenommen vor eine Frau und deren Abspröß» linge, so hat dann seine Frau ober deren ein Absprößling einiges Recht bekommen. Nun aber alles Recht, was an Ferdinan- dum II. oder die in der Acte ausgezeichnete Personen nicht gelanget ist, verharret bey der Spanischen Linie, also, wie solches vor der Abtrellung war. Vor der Abtrettung aber war bey den Frauen sowohl als Herren der Spanischen Linie das denen Frauen in Böhmen und Ungarn zustehende Erb-Recht: so ist dann ein solches Erb - Recht denen Frauen sowohl als Männern gedachter Spanischer Linie ungeschmälert verblieben. Supfl. 8. P. Des A. h. ii.Zfy, E wer- *6 Geschichte von Oesterreich. Wetters. Es giebt dreyerley Linien in dee Erbfolge, r) Die ^gnari'sche, Mann aus Mann. 2 ) Die Lognarische, Mann au§ Frauen, welche sonst die msiculmische heis- set. Und z) die regulare, so ohne Unterscheid Mann und Frauen begreiffet. Die erste ist die eingcschranckteste, die letzte die freyeste. Nun in der Acte erkennet Ferdi- nandus II. eine höhere oder strenger- und eingeschrancktere Linie als die masculinjscht, indem er (da er von seiner Nachkomwen- schafft redet) zu den Worten Unsere männliche Abstammlinge noch dazu thut die Einschränckung von Mann zu Mann, ohne Unterbrach der Manns-Personen. Deswegen, wo diese Eli.schranckung nicht beygesetzt, da bedeutet auch männliche Abstam- mun§ nicht eine solche agnarische, oder die erste und höchste aus denen dreyerley Linien, sondern nur die zweyte. Bey seiner eigenen Linie macht Fcrdmandus die Einschränckung, und will hiedurch die agnarische erste. Bey der Spanischen hingegen macht er gar keine Einschränckung, und laßt hiemch die cogna- rische frey. Und zwar so offt Fcrdinandus von der seinen redet, welches dreymahl in dieser lA«e geschiehet, so macht er allemahl Geschichte von Oesterreich. 67 diese Einschränckung; niemahlen aber macht er sie, wann er redet von der Spanischen Linie. Ein gleiches geschiehet von dem Spanischen Gesandten, Grafen ci'OAnare. Hieraus siehet man hell, daß die Linie der Ausgeschlossenen von einer andern Art seyn müsse, als die Linie der Ausschliessenden, weil sie so geflissentlich, wohlbedacht, und beständig auf zweyerley Weise benennet und bestimmet werden. 'Wien. Obschon in der Acte einmahl stehet, daß die Absprößlmge Philippi III. (ohne andern Zusatz) sollen, die Ausschlies- fende seyn, so wird doch eim andersmahl gesagt, die manlichr Dtscendemtm Philippi III. durch welches erkläret wird, was für velccn- öenren es seyn müssen, nemlich männliche. Antwort. Seye ^ es auch also; so ist Philippus V. ja ein männlicher Oelcemlenr? Es ist aber just umgekehrt; dann die vorige Worte müssen erklärt werden durch dir nach- folgende; und die, so einen Zweifel leyden können, durch die ohngezweifelte. Vorher halle kcrcllngnclur gesagt: die männliche Linie Philippi III. soll ausschließen -> und C r dieses «8 Geschichte von Oesterreich. dieses fönte einigen Zweifel erregen, ob die ÄtzNLtische oder cognatif^e verstanden werden, mit oder ohne Frauen ? Hernach aber sagt er schlechthin: die Absprößlinge Philippi III. aus gerader Linie, dadurch zu erklären , daß er vorhero die männliche Linie nicht vor die eingcschränckte und höchste, sondern vor eine freye habe nennen wollen. Daß diese letztere Auedruckung eine Erklärung der vorhergehenden seye ist gewiß; dann Ferdinandus setzet solches deutlich in der Acte selbst. Vorher sagt er, daß die Fcrdinandische Linie soll ausgeschlossen werden von der männlichen Spanischen Linie. Und gleich darauf fähret er mit diesen Worten fort: Also zwar, daß unsere weibliche Nachkommen von den Absprößlin- gen in gerader Linie des Philippi in. Niemand kan verneinen, daß nicht die Worte: also zwar :c. eine Erklärung sagen wollen. Man sehe, daß in der Acte der Fall jetziger Zeiten nicht vorgesehen worden, daß nemlich beederseits Hgnaren sollen in Abgang seyn; und daß hiemit zwischen beederseits ~ Cognata) das Recht zwetfelhafftig wäre, ob die Geschichte von Oesterreich. 69 die bcräinanclische obcc Philippinische vorzu- ziehen? so redet doch alles auch das gemeinste Recht vor die Philippinische. Dann erstlich seynd die Renunciationes stricti juris also, daß, was nicht ausdrücklich verziehen worden , vorbehalten seye. Alle aufftossen- de Zweifel müssen zum Vortheil des Renun- cianren entschieden werden, weil dieRenun- ciarion öälo's, schwer und nachtheilig ist, und bicmil nicht zu N06) grösserm Nachtheil muß ausgelegt werden. Und dieses ist von der Philippinischen Linie um so mehr richtig, als vor selbe die Verzicht gestollet worden, ausdrücklich nur in so weit, als es derselben am nützlich-und ersprießlichsten seyn kan, wie in der Unterschnffr des Grafen d’Ognate zu ersehen. Wann nun aber auch auf Spanischer Seite zweifelhasstig wäre,wer der Ausschliess sende seye, so ist doch auf der Ferdinandischen Seite sticht der geringste Zweifel, web der AuWschKssene sey: nemlich eine Tochter , oder die von ihr abstammende tHach- kommenschaffr. So bald man auf dieser .Seite nennet, zeiget oder vorstellet.eine Toch- E z cer« -er Geschichte von Mesterveich. ter, so ist es ausgemacht/ und ausser allen Zweifel gesetzt, daß sie nicht das allergeringste Recht oder Anspruch habe, und daß sie vhngezweifentlich und gäntzlich ausgeschlossen feye. Man ist ihr nicht schuldig den Aus- fchliessenden namhafft zu machen, und wann unter den Ausschließenden einiger Zweifel ist, gehet sie dieser nichts an, dann sie ist gantz gewiß ausgeschlossen, es möge der Ausschlies- fende seyn wer er wolle. Noch deutlicher zu reden, braucht es auch auf Seiten der Fcrdinandischen Töchter keine Ausschliessung eigentlich; sondern sie haben niemahls darein gehöret, und hätten einer Einschließung vonnöthen, daß sie könten einen Zweifel erregen. Wann ein auswärtiger Mensch ein Majorat forderte, würde man ihme nicht antworten : dir gehöret nichts, du bist ausgeschlossen. Nein, sondern du bist nicht von der Familie, du bist auswärtig, du sollest darthun, daß du in die Familie eingepflantzet seyest,,,und du hast nicht zu fragen, wer oder.wer dich von dem Majorar ausschließe? Um Geschichte von Oesterreich. yi Um aber doch weiter zu gehen, so zeiget man Den Ausschließenden, nemlich Seine Catholische Majestät Philippum V. als Ab- sprvßling in gerader Llnie des Philippi III. Dieser Philippus III. hat an Ferdinandum II. abgewetten nichts als den Genuß beeder Königreichen, und die würckliche Besitzung. Das Eigenthums-Recht, und alles, was er nicht ausdrücklich benennet, hat er sich vorbehalten, also, daß er oder seine Nachkommen es mit dem würcklichen Genuß wieder vereinigen sollen in jenem Lall, wann die jllanns - Jgnati(d)e Linie des Ferdinandi H. abgehen, und die Manns --Reyhe durch eine Tochter unterbrochen würde. Dieser Fall hat sich ereignet mit dem Ableiben Kai-sers Caroli VI. Dieses Recht hätte er auch vor seine Nachkommenschafft nicht von sich geben können, Massen seine Nachkommen solches nicht von ihme überkommen, sondern ex dispositione legis & intentione fundatorum, indem die Grund-Gesetze der Königreichen Ungarn und Böheim von derselben Sttff- tung m einem jeden der Nachkommen ins E4 be- 72 n2nciu5 II. als Kayser Matthias in ihren Briefen sagen das Wtderspicl, und daß Phih'ppus ein Recht gehabt, 76 Geschichte von (Oesterreich. gehabt habe, und daß calle Ertz- Herzogen mit einmüthigem Schluß darüber gehandelt "haben, und daß auf Fürbitte des Kayfers Philippus das gemeine Beste feinem eigenen vorgezogen, und daß Fercinandus solches für eine Gnade erkannt habe rc. rc. und andere handgreiffliche Unwahrscheinlichkeiten mehr, wie der ^uror redet. Letztlich sagt er, die Durchlauchtigste Groß-Herzogin könne nicht glatterdings betrachtet werden als die Tochter des letztversterbenden Besitzers ; weil solcher Ber siher war ein umschranckter, und der nebst seinen Vorfahren die Lande aus eines andern (der Spanischen Linie) Gnade und- Gutthat besessen, und zwar mit dem aufgelegten und angenohmenen Beding, daß alle Töchter und Töch'rers Minder sollen ausgeschlossen seyn. tVien. König Philip pus V. hat gelobet, j auf ewig sich zu cntschlagen aller Lande, s» ! an Caelum VI. Kayser gefallen ftynd. ! Gpa- Geschichte von Oesterreich. 77 Spanisch. Das Wtderspiel wird jeder sehen/ der sich die Mühe giebt/ die Tracta- len selbst zu lesen. Von denen Staaten, deren sich dev-Könjg begeben hat in Italien und Nrederland, ist es wahr, von andern Staaten ist es nicht wahr, daß ein einziges Wort, ein einzige Sylbe geschrieben seye, so nur dahin abziele. Nichts zu sagen, daß alle Verträge, so der König mit dem verstorbenen Kayser Carolo Vi. gehabt, durch den letzten Welschen Krieg aufgehoben, und in der Friedens, Beytrenung An. 1735. nicht mehr seynd erneuert worden. Zudeme ist auch die Renunciation Philippi V. auf Parma und Placen; ungiltig, indem solche Herzogthümer nicht ihme, sondern seiner Gemahlin zugehören, sie aber nicht rcnunciret hat. Und weitcrs hat der Wienerische Hof diesen Fried von An. 17z s. gar nicht gehalten ; er und der Herzog von Lothringen haben sich bemächtiget und verkaufst die AIlo- chal-Güter der Königin, welche der König selbst in seiner gethanen Abtretwug ausge- nohmen hatte. Wen. 78 Geschichte v on Oesterreich. j Wien. Die Pragmatische Sanction ist vom König angenohmen worden, und hat keinen Mangel. » | Spanisch. Dieselbe ist nichtig, und wird von keinem Potentaten in Europa erkannt, auch denen nicht, die sich haben zu deren Annehmung bereden lassen; und das ist Mangel genug. Die Erkanutnuß des Königs erstreckt sich nur auf Toscana, Parma und Placenz, wie es in den prseliminr- ii'en A. i?zs. selbst deutlich zu ersehen. Der Tractat von An. 172s. ist aufgehoben, und nicht mehr erneuert. Wien. Die Spanische Monarchie selbst samt allen anklebenden Rechten hätte billich sollen an CarolumVl. fallen, und hat solches die ganhe Welt erkannt. Spanisch. Eö ist zu verwundern, daß man derglelchcn Dinge in die Welt hinein > druckt, da in Teutschland so viele Rechts- j gelehrte und Rechts-liebende Leute, in En- ! gelland 1 Geschickte von Oesterreich. 7g Kelland so viele Geschichts-Verstandige seynd, deren keiner dieses bejahen wird. Es haben aber solches damahls, und annoch nicht erkannt Spanien selbst und Italien, und ^Franckretch. Wie schwer es zugegangen, bis sich Engelland, Holland, und das Teutsche Reich zur Bündnuß des Kaysers bereden lassen, liset man in h-rmkerri Memoires ad Anno 1701, Es hat auch Engel!-und Holland bey seinem endlichen Beytritt weder das Recht des Kaysers erkennt oder ange- nohmen, noch zur Absicht gehabt, dasselbe auszuführen, sondern im Eingang des Tra- ciats meldet man nur, daß der Rayser sage er habe ein Recht. In den Artickeln aber findet man überall nur, daß sich die Verbundene bemühen wollen, ihme wegen seines Anssruchs eine Genugthuung in Niederland und Italien zu verschaffen; und dieses aus der Absicht, damit die Fränckische Monarchie nicht zu mächtig, dem Kayser eine Vormaur vor seine Lande verschafft, und der Alliirterr Cchlffartb in Aufnehmen gebracht-- nicht aber damit des Kaysers Recht erfüllet rberde. wi«n. go Geschichte von (Oesterreich. Wien. Feräiyandu, I. hat in Abgang seiner männlichen Nachkommenschafft Laro- lum V. und nur dessen attische Nachkommenschafft zur Erbschafft von Oesterreich beruffen. Spanisch. Das ist nicht gewiß. Oesterreich hat ftlbst nicht Fcrdinando I. gehöret/ sondern Carolo v. der ihme solches nur überlassen / so lang als Männer daraus vorhanden seyn würden, welche die Kaiserliche Würde tragen tönten. Geschichtt von Oesterreich. 8l Nomine Domini nostri ]Esu Christip Amen. AUHL elcherqestelten die allerdurchlauchtig- sie Frau, Frau Maria Theresia, «y«/» Königin ju Ungarn und Böheim, Ertz-Hertzogin zu Oesterreich rc. als erstge- bohrne Frau Erb , Tochter des allerglvrwür- digsten Römischen Kaysers Laroli des Vl. allermild- seeligsterGedächtnusr, sowohl von dem uralten Haus Oesterreich, als auch von dem Haus Habeburg in gerader Linie und zivar von dem allergroßmachtigsten Kay- Kayser Ferdinand o dem !. p. m. im 6tev Gn nachmaligen Pabst k«o ll. in seiner Gesandt- schaffts -Rede zu denen Böhmen sagen kam: Der müsse im Finstern wandeln, dem ei» so hellstrahlendes Liecht in die Augen nicht siele. Es haben sich aber nichts destoweniger zu Verfinsterung dieses so hellen Liechts schon von so vielen Jahren her an dem benachbar- Supj)l, p. DeJ. a. h. ii Th. F tev 82 Geschickte von Oesterreich. ten Zsar-Strom einige Nebel in Die Höhe, und gleichsam in finstere Wolcken zusammen gezogen, da dem Durchlauchtigsten Chur- Haus Bayern nach der in tn. 1726. ohne alten Unterschied, ohne alle Aufnahm, oder Vorbehalumg bcschehener Friedens Recession , und versprochener Guanos über die bekandle Pragmatische 8ancbion, nach der Hand ein vermeintlicher Erbfolgs-Zuspruch eingeschwätzet, und folglich etliche Jahr lang an einer ungcmein großen Schriffc, worin, nen solch vermeinter Anspruch an alle Oesterreichische Erb-Königreiche und Lande wctt- läuffig ausgeführter enthalten seyn solle, ausgearbeitet worden. Dieses Werck verblieb auf teutschem Boden ein liess verborgenes Geheimnuß. So baldaber Jhro lehlabgeleibteKayserl. und Kömgl. Cathollsche Majestät, Garolnr der VI. Glorreichester Gedächmuß, die Augen zugethan , hat es gleichsam zu Wetter- Lauten angefangen, da Chur-Bayern öffentlich vor einen Gniverlsl Erben srA ausgegeben, und derentwillen verschiedene pro- testzrionen vorzukehren sich angemasset, auch zu dem Ende in 4. zum offenen Druck beförderten Schrifften dero eingebildet, Oester- rejchischeK Erb - Rechts - Gesuch der Welt ; vor die Augen gelegt. Dänin aber dieses ungewöhnliche wider das Recht jderRatur und des Geblüts, wider j Geschichte von Oesterreich. 8; der die Ordnung deren gemeinen bürgerlichen und Lehen - Rechten streitende Beginnen gleichwohlen in etwas colonrt möchte werden, als seynd zu Begründ-VcstuNgchesselr vier vermeintliche kundamemcn angegeben worden. Das erste aus denen zwischen des FcrdU nandi I. Königl. Frauen Tochter ^nna, dann Hertzog Albrecht dem v. aus Bayern errichteten Ehe-kaäien, und darinnen bedungenen verzicht auf allen vaner - und mütterlrchen Erb, Fall, his zu Abgang -es Hauses Oesterreichs männlichen Stammen, tld. 19. Jun. An. 1 *46. Das zweyte aus rrstMachten Kayfers rerdinancji hinkerlaffencn Testament, dd, %. Jun. Is*}, Das dritte aus besten Codicill, y, dato 4. Febr. 1^47. Un b dieser sämtlichen drc yen ^lie^arenEnd- zweck gehet dahin , um die Welt zu bereden, und glauben zu machen, daß von aüerhochst- erwchmem Kayser Ffrdinando , welcher, s» viel die Cronen Ungarn und Böheim betrifft, vor den ersten ^c^uirenrem angegeben wird, einedergestaltigeFidei-Oommidarische 8ub- üirurion errichtet wäre worden,vermög welcher dero Königl. Frauen Tochter ^nna. und ihre Erben nach Abgang des Oesterreichischen Manns - Stammens , da es zu Töchtern kämevor allen andern allein erbcy, F » mithin 84 Geschichte von Oesterreich. mithin des letzten Glorwürdigsten Besitzers Frauen Erb-Töchter ausgeschlossen werden sollten. Endlich das Vierte Fundament will hergeleitet werden aus denen uralt Chur-Bayerischen Haus-Gerechtsamen, welche aber bis cirro in peÄore Verblieben, jedoch semer Zeit dem publico mitzutheilen Hoffnung gemacht worden, und Der Endzweck dieses lehtern Puncte gehet auf einen ganh andern Schlag hinaus , als ob nemlich das Ertz-Herhogchum -Oesterreich undZugehörungenem dem Chur-Haus Bayern aus dem finstern Alterthum her eigenthümlich zugehöriges kmrimoni u m wäre, Hierinnen beruhet das gantze Systema deren Chur-Bayerischen Ansinnungen. Dargeaen nun um deren handgreiffliche Unstatthafftigkeil klar zu erweisen, soll hiemit der wahre eigentliche Grund, worvon die Entscheidung und vecifion der gantzen Sache am mehresten ja gleichsam pur einzig alllein abhänget, ohne langen Umschweiffalsö- gleich der erbaren unparlheyischen Welt unter Augen , und an hellen Tag geleget werden , dergestalten klar und unwiderleglich, daß aller sichern Hoffnung nach, kein Mensch mit einiger Raison weder an der Nichtigkeit der Chur-Bayerischen Anforderung, noch hlersens an der Kö n igl. Oesterreichischen Erb- folgs - Gerechtigkeit mehr zweiffeln könne. Geschicht e von Oesterreich. 85 Es feynd nemlich vor des Kaysers keröi- nLnöl!. Königl. Frau Tochter Ertz- Hertzo- gin .^nnz Vermählung mit Hertzogen Al- brechr in Bayern unterm claro iy.)un. 1546. wie oben schon gedacht, förmliche Ehe-?-- cten aufgerichtet, und darinnen sonderbar bedungen worden, daß sich hochermeldke Königin Anna neben ihrem Gemahl vor beschlagner Decke mit nothdürfftigen Briefen und Verfchreibung alles vätterlich- und mütterlichen Erb - Falls so lang von dem Ertz- Haus von Oesterreich ein männlicher Stammen vorhanden seyn wird, verzeihen solle, doch dergestalt,(allermassen solches von Chur- Bayern selbst vor den ersten Haupt-kunüeir angezogen wird,) wann solcher männliche Stammen abgieng, daß alsdann sie, und ihrer Liebden Erben rc. alles das zu erben zugelassen werden sollen, NB. NB. NB. was Sie von Rechts wegen billich erben mögen. Und wiederum so viel die Verzicht auf das Königreich Böheim sonderbar betroffen, helft es , daß alsdann sollen und mögen gedachte unsere Tochter Königin Anna und Ihrer Liebden Erben F r alles 85 Geschichte von Oesterreich. alles das erben , das ihnen NB. NB. NB. Von 7 ^echt und Dillicykeit rveWtt zu erben zustehet/ NB. NB. gleicherinasten, als einige VetZicht Nie geschehen wäre. Zufolg solcher Heyraths- und VerzichjlS, Bedingnussen ist auch alsdann, wie abc» inalen von Chur-Bayern selbsten angerüh- met wird, die unterm <;■ Julü 1546. würck- lich ausgestellte Verzicht gleichförmig eingerichtet, und dieser ausdrückliche Beysatz angehängt worden : „Wo unser gnädigster 4 , lieber Herr und Vcmer der Römische Kö- j, nig, auch unser freundlich liebe Bruder, «.und derselben etliche männliche Erben, und «.Nachkommen Manns-Personen ohne ehe- „kiche männliche Leibs-Erben abgiengen, „ und ihr keiner mehr vorhanden wäre, uns, „ unsere Erben und Nachkommen unser Etb- .«Gerechtigkeit und Forderung zu demselben „Königreich Böheim , und desselben zugehs- «.rigen Landen und Leucen in allweg unver- „sehrt, und frey bevorstehen solle, alles «,das ZU erben, NB. NB. NB. was wir von Rechts, Frepheit, Und Gebrauchs wegeti billic!) erben mögen. Dieses I Geschichte von Oesterreich. 87 Dieses ist also der einzige Haupt-Zweck, das Ocnrrum und völliger Begriff solcher Disposition und Pactifung, cx quo tota Iex pendet & Prophet* , darauf allein kommet es an , und kau Chur-Bayern in alle Ewigkeit ein mehrers Recht und Vorzug, oder Erd- Gerechtigkeit vor GOtt und der Welt dillich nicht ansprechen, als was diese verba essen- tialiter dispositiva: ncmlid) was von Rechts, 1 Freyheit und Gebrauchs wegen daffelbige i billich erben mag, in sich halten, j Bevor nun dieser Grund-Sah mehrers l ausgeführet wird, so ist noranter gemeldet worden , daß dieses der wahre, eigentliche, und einzige Grund sepe, wovon die Entscheidung der gantzen Sache abhänge, welches die gäntzliche Wahrheit ist, und im änderten und dritten Punct*» mit mehrerm ausführlich gezeiget wird. Allein allhier nur mit wenigem einen Vor- schmack zu geben , so ist leicht zu begreiffen; und ohnediß vorhin^offenbar, daß alles dasjenige, was von Selten Chur-Bayern aus des Kaysers Ferdinand, i. Testament und Codicill unbehülffüch angezogen wird, gar uiemaleu ad casum kommen, ncmllch wo all unser geliebte Söhne ohne eheliche Leibs-Er- ben (das GOtt gnadiglich verhüten ^volle) abgiengen, daß alsdann m solchem Fall be- meldte Königreiche Böhmen und. Hungarn samt ihren anhändigen Landen an die älteste § 4 Frau zF Geschichte von Gesierreich. Frau Tochter NB. NB. so zu derselben Zeit im Leben seyn wird, erben, und fallen sollen. Diese ausdrücklich gesetzte, und allein auf die Personen des allerhöchst gedachten Kay- fers Ferdinand! Söhnen, und zugleich auf «ine älteste Frau Tochter, welche zu Verses den Zeit im Leben seyn ivird, eingeschränckte Condition, ist niemalcn purificitcf, niema- len erfüllet, auch niemaien in einige Vorse- henheit gesehet worden, Massen keine einzige aus denen Königlichen Erb-Töchtern ihrer -Herren Brüder erblastm Abgang erlebet, noch dieser jemnlen erfolget ist. Man wag nun unrer der Ausdruckmig ohne eheliche Albs-Erben mann - un) weibliche zugleich, wie es Rechtens ist , oder aber auch ohne Nachtheil der Wahrheit gesetzten Falls nur männliche, eheliche Le,b'-Erben altern verstehen wollen , hat es lediglich nichts zu bedeuten, anerwogen Kaissrs Maximilian- I[. männliche Descendente 1 Kayscr Rudolf f>hum H; und Kayser Matthiim zu geschweige», ist ein Notorium, daß des dritten Kay- feri. Sohns Laroli Crtz-Hertzoqrn inSteyee und Äärnten männliche Nachkvmmenfchafft unstrittig in die Erbfolge cingetretten, da gar keine Konigl.Frau Tochter bey Leben gewest, dannenhero schon dazumalcn eben dieser also condilionirt - und qualisicrrte Casus erloschen, und ad non eile gebraucht worden. 3st 1 Geschichte »ön Oesterreich. T9 I Ist nun dieser mit zweyen Bedingnussen, ! als deren Königlichen Söhnen Abgang oh- I ne Erben , und dann der Lebens-Zeit einer ältesten Frauen Tochter ausdrücklich verknüpfst - und clausulirte Casus Nicht erfolgt, j so ist auch das an diese Conditionen ange- hefste vispotirum gantzlich erloschen,oder vielmehr niemalen nichts gewesen , Condnio enim nihil ponit in esse , & ca deficiente contractus celebratus censetur resolutus ab initio , nec non actu» habetur, ac fi non esset factus, non purnficata conditione. V?eilen dann asso .alles, was aus dem Kayserl.Ferdinandischem Testament und Co- d.'ciJI heraus gepresser nverden will , gäntzlich erloschen und hinweg stallet, so ist und bleibt nur allem der gemeldte Vermählunge - Co» tract übrig, und konmit es auf Diesen Inn- halt deren obberührien Ehe-facten und Veracht an , was nemlich durch solche derselben, und Ihro Durchlauchttgsten dtach- kommenschafft bey derv Vermahlung für eine besondere Erb-Gerechtsame, und Vor- zügltchkeil eingeräumt, vorbehalten, oder verliehen worden feye. Nun geben hierin- falls die oben mit grossen Buchstaben ausgesetzte , ja mit goldenen zu beschreiben würdigste wenige Wort den vollkommenen deutlichen, unwtdersprechlichen Ausschlag, daß offt höchstbemeldterKönigl. Frauen.Tochter Atm», und ihrer Abstammung weder mm- F 5 der- ya Geschichte von Oesterreich. der , noch mehr auf den Oesterreichischen männlichen Stainmens Abgang, verliehen, pactirct, und vorbehalten worden, als wao Sie von Rechts-wegen billich erben nw- f en. Item, das ihnen von Rechts - und Michkeirs- wegen zu erben zustehet. Dergestaitcn, als ob jenige Verzicht nie geschehen wäre, folgbar haben Ihr» Kap- serl. Majestät kechinzuclus, und der Durchlauchtigste Hertzog Wilhelm, aus aller und höchster ?acjscenren, auf den sich erwan ereignenden Fall der OesterreichtschenManns- Stammen Erlöschung nur allein bloshin diesen dem männlichen Stammen zu gutem gemachten Kcnunciakions-^Ä, wie bey allen hohen Häusern in Europa Herkommens, in eventum wieder aufgehoben, so viel, als wann solcher nicmalen geschehen wäre, fie haben auch pur einzig und allein der Königl. Frauen Tochter, und dero Durchlauchtigsten Erben den vorigen Stand ihrer Gerechtsame vorbehalten, die sie zuvor, und ausser der Verzicht denen Rechten nach gehabt, nicht aber ein neues sonderbares Vorrecht con- stiimrt, wie selbe dann zu desto klärerer Aus- druckung der Sachen dißfalls gar der allergeringste Zweiffel nicht vorwalte, was er vor crne Gerechtsame scye, solche mit deutlichen Worten nahmhafft gemacht, ncmlichen alles das zu erben , was sie von Rechts - wegen billich erben mögen. Mir einem Wort, Geschichte von Oesterreich. -r sie haben durch diese Forrrujia : Von Rechts-' wegen dieselbe zrm Stand, und an dieDrd- nung deren Rechten verweisen, und alle Falle , wie sich selbe immer wegen Weite oder Nähe der Linien und Grads ereignen mögen ad datum juris communis reducircf, dahe- ro ist auch in krastt dieser klaren Expression der Königl. Frauen Tochter ?wnX samt ihrer gantzen Durchlauchtigsten Abstammung um kem Püncklcin minder oder mehr verliehen, eingeräumet oder vorbehalten worden, als was Demselben vorhin die Rechten beygeleget, und verliehen haben , wie der klare Buchstaben offenbar zeiget: Alles das, was Sie von Rechts-wegen ic. Mm erachtet nicht nöthig, sondern allerdings überflüßig zu seyn, dieses mir mehrerer DZeitlauffigkeit auozuführen odermitRechts- Stellen zu belegen; dann die Worte: Was sie von Rechts-wegen de jure , oder prout juris , item von Rechts - und Btllichkctts- wegen de jure, & squitaie erben mögen, scynd an und vor sich selbsten be» allen und jeden , welche der Rechts-Sprache kündig, so Sonnen- klar, daß sie allem relative ad jurs dispositionem anweisen, ja es ist auch dieses hervoraläntzende siecht der unverfalsch- lichcn Wahrheit so eindringlich und pene- trant , daß wann man solche mehrer zu erleuchten sich bemühen wollte, es eben so viel scheinen möchte, als öd man D« hellstrahlenden 92 Geschichte von Oesterreich. den Mittag - Sonne einiges Liecht, oder dem grossen Welt-Meer Wasser zutragen wollte. Doch aber damit es diesem Haupt-Grund auch an übcrflüßiger Bemessung keineswegs ermangle , dienet hiezu gar schön clarissimus Textus t in L. pdBum , quocl bona stde Cod. äe . paBis in verb. Secundum jus, V ibi %lojst & Aret. Joan. Calvin, in Lexjurii. verb.jureibi ; Jure in Libris nostris fieri dicitur , quod jpfo jure civili, id est lege sive auxilio tuitioneque Magistratus sit Paul. Matth. Wehner. praB. observat , verbi: Wie Recht. Prout juris est. Ubi expresse tradit, quod ista Clausula in statuto vel constitutione posita denotet, quod illa constitutio secundumjus commune intelligi seu restringi debeat authoritate Bartoli Baldi &c. in L. Edita j. eod. de Edendo Christoph. Bertold. in Thesauro praB. ad~ auBo verbo: Rechts, vonRechts- Und Dillichkeits- wegen. Ubi quod in qualibet dispositione disponens per istam clausulam se conformasse cum Geschichte von Oesterreich. 9; cum Juris communis dispositione censeatur ex se Joan. Gcedd. infer Conf. Marpvrg. (Ons. 27. n. 167. vers. tertii ad finau. U Cornel. cons.24. n. u.fol.2. &cons 307, n. 2. fol. 4’ Ludovis in decif. aur. $. Rose decis. 37g. ' U ibi P-eltramin in nota n. 4, Ubi habetur, quod ista Clausula, prout de jure indicat dispositionem conditionalem, ita si de jure sit concedendum id quod petitur pro confesso, sin minus habeatur pro denegato. Surd. conf 379- n.3^4. Marius Giurba in dlecif. Regni Sicüu decif. 69. n. »a. Es erhellet auch diesem alles noch deutlicher aus der ausgestellten V erzicht sechsten, in den Worten : Was wir von Rechts - Frcyheit- und Gebrauchs - wegen rc. Zudem allda nicht allein die gemeine und Lehen-Rechte, sondern auch jus consuet-uarnarium , und zugleich die Oesterreichlsche privilegia aperte angezeiget / und die Erb-iticrechugkett darnach ^versirk morden ^ weiches zwar nicht nöthig gewesen wäre also zu distinguiren, indem sich all dieses schon unter denen Worten von Rechtswegen genugsam verstanden hätte. Ä Da $4 Geschichte von Oesterreich. Da nun also nach bisheriger unumstößlicher Demonstration aus diesem von dem Durchlauchtigsten Chur-Haus Bayern selbst angezogen , und approbisten Oocumenr deren Ehe, stauen mit offenbarer haudoreiff- licherWahrheit erscheinet/ daß durch dieselbe auf den Fall des Ertz - Hauffs Oesterreichs- ausgehenden männlichen Stammcus für urrd für zu rauhen, der Königl. Frauen Tochter, und ihrer Erben nichts anders, als was steh denen Rechten nach billich gebühret, mithin kein sonderbares verzügliches in denen Rechten nicht vorhin enthaltenes Erbfolgs, Vorrecht constUurret, sondern allein, was denen Rechten nach vorher», nemlich vor und ausser der stenunciarion, zuständig gewesen, bedungen, vorbehalten und vereinigt worden, allermassen es änderst zum pr-echclir anderer ^gnarions - und Geblüts - Oesccncicnren niemaken gültig geschehen hatte können; So kommt nun Weiter zu betrachten, was dann von Rechts-wegen, oder Maßgab deren Rechten offtwiederhohlter Königl. Frauen Tochter und ihren Durchlauchtigsten Erben für eine Erbfolgs, Gerechtigkeit billich zugestanden , oder zustehen, und gebühren habe können? Hierinnfalls hat es durchaus keinen Anstand, mau mag diese hohe Erbfolge ansehen nach Geschichte wn Oesterreich. y < nach denen allgemenen bürgerlichen, oder nach denen Lehen * Rechten. Dann nach denen Lehen-Rechten ist be- kandt, daß in der l-henbaren Erbfolg nicht allein die nähere Grad, sondern auch die nähere Linie beobachtet, und die weitere allzeit ipso iure von der nähern ausgeschlossen wird. Dahero der Köuigi. Frauen Tochter Anna: und ihrer Descendenz nach denen Lehen 'Rechten nur alsdann die Erbfolg gebühret, und vorbehalten gewesen, wann erstlich der männliche Stammen völlig absangen , und andertens wann selbe oder de- ro Erben der Linie und Grad nach die nächste seyn würden. Tit. ;o. feud.. 2. Da nun aber selbi ge von der setzlmaligen allerdurchlauchtigsten Königin und rechtmas- sigen Erbin, als welche kündbarer Dingen sich in der ersten , mithin allernächsten Linie und Grad befindet, gar weit, jachis indie 5 te oder 6te Linie und rrten Grad zurück getrieben und übertroffen werden, so erhellet von selbsten, wie dem Durchlauchtigsten Chur-Haus Bayern wegen so weiter Entfernung des Grads und der Linie denen Lehen-Rechten nach so gar aller scheinbare Vorwand zu Anfechtung dieser Erbfolge ermangle. Man kan dargegcn nicht anziehen, daß der Königin Amu und )em davon abstaniMiil- den 96 Geschichte von Oesterreich. den Cbur-Haus Bayern aus einer sonderbaren Provision unE> Praedilection des aller, glorwürdigsten Kaysers Ferdinanäi vermittels deren Ehe - leisten , Testament, oder dosticili ein solcher Vorzug und Privilegium wäre verliehen worden, daß selbes wlder die klare Lehen-Rechte, und dämmen vorge- schehener 8uccelHonß- -Ordnung ungeachtet dero weit entlegenster Linie und Grad alle vorhergehende Gradu* 6t fibras tumes treiben , und ausschließen solle. Dann samt deme daß es st und allzeit auf daß oben gesetzte dem Chur-Haus Bayern immerwährend im Werg stehende Haupt -Fundament ankommt, daß Kayser Ferdinands seiner Königl. Frauen Tochter Anna; und dero Erben ihre Erb - Gerechtigkeit nicht wider die Rechte, und deren Ordnungen, sondern aus- Lrückiich nach denen Rechten, so viel es denen gemäß und billich ist , per verba Was sie von Rcchts-wegen billich erben mögen, vorbehalten, so ist noch sonsten unter allen Gelehrten eine Welt-kündige Sache, daß in denen Lehen , sonderbar welche von Königlicher , Hertzog - oder Fürstlicher Würde seynd, lediglich gar keine testament^ljsche, oder auch andere Opposition unter Lebendigen wider die Ordnung der Lehen-Rechten und ersten Herkommen zum Nachtheil deren Agnaten Stammens und Geblüts, ja so gar ex plenitudine potestati» Nicht gültig ge- Geschichte von (Oesterreich. 9 ? gemacht werden , wie hinnach mehrers fol- gen wird. Dahero es auch kommt, daß m j solchen Lehen-Rechten keine andere 8ucc«i> j fon ist, oder jemalen ftyn kan, als pur als leinst) inkclksto- nicht aber ex restamen- rv. Folgsam ergibt sich unstreitig > daß in al* !em deme, was bey denen Oesterreichischm Königreichen, Fürstenthum, Und Land Lehen ist, allein nag) der nähern Linie und Grad/ wie es Lehen-Rechtens ist, die Erbfolg ges schehen könne und müsse. Sollte oberdic Successioin nach denen gemeinen Rechten abgemessen wollen werden, weit man ab Seiten Chur-Bayern eine ki- kici Lommistar jfche 8udüitution daraus machen will, und in denen Fidei CommiP- sen die gemeine Rechten einschlagen, so würd es wiederum eines Thuns, und hätte seinett ohn fehlbaren ausgezeigten Weeg, daß nach denen gemeinen Rechten z. Erbfolgs-Ordnungen seynd, wo eine jede der ändert» vorgehet, die erste deren absteigenden, die andere deren aufsteigenden, end.ich deren C. 0 I- laterai - oder Selten - Verwandten, hat auch gleichmäßig der nähere Grad vor denen wettern den Vorzug. Run stehet die Glvrwürdiqste Kömgitt klarn Theresia ill der ersten Erdfvlgsr Ord^ nung in der ^gnarion und Geblüt, nicht m der Cognation, wie Chur - Bayern, und Suppt. p. Dtf. ah. //.Lh. % zwar -8 Geschichte von Oesterreich. zwar indem nächsten und ersten Grad absteigend. Dahingegen der jetzt regierende Churfürst, Carl Albrecht aus Bayern, in der letzten und weit entfernsten 8uccessions-Ordnung, nem- lich in der Seiten - Freundschafft und Cognatiori deren aufsteigenden, und zwar denen Civil- Rechten nach mit Abzug des allerdurch- lauchtigsten gemeinsamen Stammen-Bat- ters , Kaysers Ferdinandi , zu rechnen im i 2 ten Grad, wie sollte dann vor eine Möglichkeit können angesehen werden, daß die dritte und letzte Erbfolge Ordnung der ersten , die Cognation , und Vetterschafft der Geblüts-Verwandtschafft, und derzwölff- te Grad gleichfalls dem ersten vorgezogen, oder nur darmit in eine Gleichheit gesetzt werden möge. Dieses wäre nichts anders, als Recht- Gleich, und Billichkeit völlig unm- übersich kehren, und gleichwie es Mathema- rice und in der Natur vhnmöglich ist, daß das Letzte dem Ersten vorgehe, also ist es auch denen Rechten nach eine klare Ohnmög- lichkeit, daß die letzte 8 ucceiFons- Ordnung voran gestellt könne werden, und der zwölff- te Grad vor den Prciß darvon trage. Bey solch unwiderleglicher Beschaffenheit dann, nachdem von denen aller- und höchsten Paciscemen bey Errichtung deren offt- angezogenen Ehe - Paäien der Königin Annae und der» Erben auf den Fall des männlich- Oester- Geschichte von «Oesterreich. 99 Orsterreichifchen Manns. Stammens Abgang ihre Erb - Gerechtigkeit nach dem Maaß deren Rechten, wie und auf was Weiß dieselbe denen Rechten nach billrch und lediglch kern mehrerer mit ausgedruckten deutlichen Worten vorbehalten , pactirt und stipulict worden, eben in dieser Vorsehenhett und Elgenschaffr, wie sie solche vor und ausser der Verzicht gehabt, dergestalt, als wann kerne Verzicht geschehen wäre, so erhellet klär rer als das helle Mittags-Liecht, daß Churr Bayern m Fuß-Stapffen der» Königlichen Frauen Stammen-Mutter Annae ein meh- rers, oder änderst gua llkcirtes Erb»Recht ohnmöglich mit Gerechtigkeit anfordern könne , als allem wie es denen gemeinen und Lehen-Rechten nach belllch und gebührend »st, nemtich nach der cisentialiter erforderlichen naherii Situaiion der Linie des Grad- oder der nahem Erbfolgs-Ordnung. Welch alles , wellen es dem Durchlauchtigsten Haus Bayern überaus weit fehlet, den oben m rubro & nigro entworffenen Vorjatz unwiderleglich ct«mc>nstriret, daß Chur-Bayern »ncht nur allem keinen gründlichen Anspruch, sondern auch keinen scheinbaren Praetcxt oder Vorwand zu dieser allerhöchsten Erbfvlg jemmen gehabt habe, oder haben könne. Es möchte vielleicht vor das Durchlauchtigste Chur-Hauß Bayern die Gegenein- G 2, wen- loo Geschichte von Oesterreich. Wendung wollen gemacht werden , daß die Ausrechnung deren Grad und Linien nicht auf drese Art von dem letzten allerdurchlauch- tigsten Besitzer , sondern vielmehr von dem ersten allerglorwürdigsten Einsetzer des Fidel commils müsse hergeleitet werden/ wo dann des jehtmaligen Chursürstens in Bayern Durchlaucht von Kayser Fcrdinando I. durch dessen Frau Tochter Anna im6tenGrad absteigend herftamme, mithin da die allerdurch- lauchligste Königin und Ery-Hertzogin Maria Ikcresia von eben gemeldt Jhro Kayser- lichen Majestät Ferdinando dem I. durch dessen dritten Sohn4 un ^ nachmals 1 von Carola V. auf dem Reichs - Tag zu j Worms bestättigcr worden. ' yid, Goldali. tde Majorat . 1 . 2 . c. 17. ».?. V item cap. 8. n. 4. Carpz. de lege■ Regia Germ. cap.p. Se 5 . r. n. 6. j Cothman. ttoi. 5. conf. 1. n. 81. Martin. - Rumelin. ad dur. Bull. part. differt, s concluf 5. & ibi Nicol.fftfy- ler. in addit. Ein gleiches Primogenimr -Recht ist auch vermag der güldenen Bull Caroli IV. Nk.24. verf. decernimus igitur, bey dem Königreich und Chur-Böhmen Herkommens, und bezeuget Kayser Ferdinand selbst in seinem Co- dicill . daß, so lang von Königlichem Blut Mann - oder weibliche Personen vorhanden, die Erbfolge dahin fallen müsse. G 4 Nun J©4 Geschichte von Oesterreich. Nun aber hat dieser allerlobwürdigste Kay- fer kerdinanduz in seinem Testament und CodiciJ! anders nichts gethan, als daß er «rstlich seine Söhne der Primogeni»ur nach einen nach dem andern zur Erbschafft beruf? fen zu seyn nicht de novo constituirt , sondern allein erneuert, hinnach wann seine Söhs ne ohne eheliche Leibs - Erben sollten abgehen , eine aus seinen Töchtern , welche die älteste, und bey Leben seyn würde, eben zu solcher Erbfolge mcht de hovo beruffen, sondern in consequentiam Privilegiorum de- clariren müssen , mithin lässet sich ohnmög- Zich eine neue ?ideicommiss - Inüimirung aus allen seinen Handlungen erzwingen, er hat auch solches niemalen thun, sondern allein , was von Alters lobt, herkommen, wie «s von GOtt, der Natur und allen Rechten nach billich, (»nassen er solches expresse also dedarirf ,) bestaltlgcrr und vollziehen wollen. Und dieses zwar itm so weniger, weilen Sr. Kayserl« Masestat quoad fecundum solches niemalen änderst thun hätten können, dann selbe waren weder was das Haus Oesterreich, und dessen zugehörigen Fürstemhum und Landen, »och auch was die Königreiche Hungarn und Böheim be, trifft, pr,mu5 scquirens, gestalten das erste, tvie auch nokorie die Ehur Böhmen ein uraltes Lehen, die becde Königreiche aber feinerKönigl.Frauen Gemahlin ännr wahres disponens soll, te können angesehen werden, dannoch die Nähe des Grads und Linie juxta probabiliorem sententiam denen Rechts - Gelehrten von dem letzt verstorbenen Eigenthums-Besitzer , nicht aber a primo instituente herge, nommen , gerechnet, und considericct wer. Den muß, wie der Lange nach zu sehen bey Philip. Knipschild. de fideicommiß'. e. g. a. n 76. &seqq. prtcipue » 92. ubi quam plurimos. DD. allegat. Sabellus in Summa divers, traft, juris. Lit. P. js. $8. n. 2 , & seqq. & ibi allegati Jltograd. Urceol.Merlin, Martba. Fußar. Fegritt. aliique , Welche ! Geschichte von Oesterreich. io- ^ Welche Rechts - Lehre in jenem Fall , da des letziern Besitzers Erben direÄe von dem primo instituente absteigen/ wie es sich bey des Kaysers Carl des VI. Frauen Crb-Töch- lern klar befindet / gar keinen GontradiÄo- rem hat. Es mag demnach Kayser Ferdinandus pro instituente sideicommistum casu siLbo, Lc impossibili angesehen werden oder nicht, so kan doch ein als andern Weegs die Proximitas Lines & Gradus , sonderbar da die allerdurchlauchtiaste Königin Maria Theresia selbst von dem Kayser Ferdinando in gerader Linie abstammet, andeirst nicht als von dem lehtern Eigenthums-Jmnhaber Caroio vi. beobachtet werden. Endlich quoad quartum, wann auch alles dieses , was bisher» gesagt worden, benscits gesetzet würde , so hätte dannoch Chuk- Bayern den allermindesten Vorzug nicht, indem selbiges von Kayser Ferdinando im 6tm Grad , mithin eben so weit, als unsere Glorwürdigste Königin entlegen, diese aber annoch unfehlbar von der Agnarion und Geblüt ist/ quia fcemins immediate ex masculis descendentes sunt proprie agnats, & dc ' familia, domo, & sanguine Patris- pronuntiatio 195-, F./. ff. de V. S. V est textus clarijstmus in §. 4. versu: mi wq, iio Geschickte von (Oesterreich. lnßit. de legitima agnat. Succefl'. ibi : ex agnatis autem mulieribus. Dargegcn Chur-Bayern evidenter nicht mehr de famlia & agnatione, sondern allein de cognatione ist. L. 146. de v. S. Ubi habetur foeminarum liberos in familia earum non esse palam est , descendente*, nempe ex filiabus non retinent jura agnationis niaternae , sed patris familiam sequuntur. Cravett. cons. 67. n. 3. Dannenhero etiam supposito citra veritatis praejudicium paritate gradus , so biet* bet dannoch ausser allem Zweiffel Chur- Bayern ex ratione sanguini*, agnationis & Lineas ausgeschlossen / dann nachdem eins- mals die Erbfolge in eitle Linie emgetretken, kan aus andern vorhero ausgeschlossenen Linien so lang niemand dazu komme»/ bts nicht aus dieser ersten Linea alle Subjecta habilia abgehen. TU. so. feud. 2. Per verba : ad solos , & ad omnes , qui ex illa Linea sunt, ex qua iste fuit, & hoc est, quod dicitur, ad proximiores dicuntur respectu altarum Linearum. t Solchergeftalten dann , da bisherv weit- lauffig und ohnfehlbgr erwiesen sst,öaßKay- ser Eeschichtr von Oesterreich» m fer Ferdinandus bey denen zum Erh * Haus Oesterreich jure sanguinis & agnationis gehörigen Königreich- Fürsienthum - und Landen weder primus acquirrn gewelen, noch primus instituens , indem derselbe/ wie aus denen allcgirtcn Instrumenten klar erhellet, keine neue In - oder Lubstitmion gemacht, noch machen wollen , oder können , mithin die Nähe deß Grads und der Linie vhnmög- lich von ihm her derivirct werden möge, um so weniger, weilen auch in supposito daß er primu* instituens gewesen wäre, dannoch ex longe probabiliori die Proximitas gradus & linca: vorn letzter.« Besther hergenommen werden muß, als h>at es sein unverruck- tesgäntzlichesVerbleil>e:n,LaßChur-Bayern sowohl denen Livil- als; Lehen - Rechten nach in der weitesten Linie, Grad, und 8ucces- 60ns-Ordnung zmuck gestellet seye, mithin keinen Schein oder Vorwand habe, diese von GOtt, der Natur und allen Rechten nach allerbillichst und gerechteste Erbfolg anzufechten , weilen selbes praecise an die Billigkeit deren Rechten verwiesen worden, und aussek- oder wider derenselbigen kündige Verordnungen absolute kein anderes Recht, oder Bcfugnuh hat, oder haben kan. Und dieses ist, was der !o viel, ja der gantz und gar alles aus sich habende einzige zum Anfang angezogene Haupt-Grund, in verbi; : Daß Giß $Ui 9 das zu erden znge, lassen t iL (Beschickst von (Oesterreich. lassen werden sollen,, was Sie von Rechts^ wegen billich erben mögen , würcket, und welcher die mit offenbarer Unbillichkett widerrechtlich angefochtene Oesterreichische Erb- folge extra omnem teli jactum fetzet, auch gleich dem klaren Sonnen-Liecht allen Schatten und Dunckelheit, des wider Gebühr etf tegten Zweyfpalts gäntzlich zertreibet. Verwunderlich ist, daß von Seiten deren Chur - Bayerischen Schriffcen - Verfassern von diesem Haupt-Grund in denen ersten in den Druck gegebenen dreyen Schriffcen, nachdem doch in den sogenannten Anmer- ckungen freie I. p. I. diese Worte in dem Context deren 0)e*Pacttn getreulich angezogen , hinnach in Verfolg der Sachen mit keinem Wort mehr berühret worden , man hat immer von der unversehrt vorbehaltenen Erbfolg-Gerechtigkeit gesprochen, was aber diese für eine seye, welchergestalten quaiifi- eirt, und daß sie pur allein denen Rechten, und der aus denen Rechten entspringenden Billichkeit nach Vermag truckenen Buchstabens regulier fcptt müsse, ist mit höchstem Stilkschwergen ai>strahifi und verbissen worden. Wer nun glauben wollte, daß dieses mit guter?rLML(jiration und alles Fleisses be- schehen seye, damit man nemlich dem Königlich - Ocsterreichlschen Ministerio nicht Anlaß und Gelegenheit gebe, auf diesen wah- Geschichte 'voh (Oesterreich. ii; | | >pcn einzigen Haupt, Grund sich zu halten, | sondern solchen gleichsam aus denen Ge-' wuchs-Augen zu entziehen, der dörffte viel- ! leicht nicht weit irre gehen , die gantze Bemühung hat man nur auf einen Neben, Disput verwendet, daß nemlich unter denert Worten eheliche Leibs-Erben allein männliche Leibs-Erben zu verstehen rc. und von Kayfer kerstinanclo I. verstanden seyn worden , woran doch samt deme,. daß es deö Wahrheit nicht beystimmet, wie in denert folgenden Puncte gezeig et wird werden, le- diglich nichts gelegen ist. DeM seye aber, wie ihm wolle, so hat man doch endlichenChur>BaycrischerSeitS lin dem vierten Französischen und Latemischert Scripro im r l. Blatt zuiruck i»-» verticulo t Verum qu ; demest&c. wuder die vorige Gewohnheit Meldung daevom gethan, und hierauf eine vermeintlicheAbleinung beygerucket, daß nemlich in demP)e- PaLI, und Renun- ciätiong; Instrument an diesem Ort nicht ausgedrucket werde, in was für einer Ordnung sie die Königin Anna, und ihre Nachkommen erberr sollten, sondern diese Frag bleibe daselbst unentschieden, und'beziehe sich das Instrument allein in generali auf das Recht, ohne zu erklären , was dieses für ein Recht, oder was für eine Erbfolgs- j Ordnung seyn solle. Die Lateinische Worte seynd , wie folgt : Vi rum einigem est» Su^U i\ Des, 4, //. //. Th. H in 11 4 Geschützte voir Oeste rreich. in dicto instrumento tantum contineri» quod ipsa haereditarie acciperet omne id, quod ipsi competit jure hareditatis, ac si nunquam renunciasset, sed ibi non exprimitur , aut explicatur, in quo ordine & ipsa & ipsius haeredes succederent, itaque in illo instrumento circa hoc punctum quaestio est indecisa , & tantum relativa in generali ad jus, quin declaretur, quale illud sit jus , aut qualis ordo sit successionis Vor allen kan da nicht umgangen werden, daß diese Lateinische Dollmetschung in dein Essential - Punct gar nicht wohl gerathen, in denen Worten: Quod ipsi competit jure hatreditatis. Welches weder dem Teutschen, noch darneben stehenden Frantzösischen gleichförmig ist, dqs Teutsche in dem stenunciationsr .Act sagt bey weitem nicht: Was wir von Erb * Rechts - wegen billich erben mögen, auch das Französische sagt nur: Toutce, qu’El- le peut hereter de droit. Es ist weit ein anders von Rechts-wegen, und wiederum ein anders von Erb-Rechtswegen. Jenes ist gantz klar / und beziehet sich auf die Cauhm efficientem, durch welche und nach welcher die Erbfoig gegeben, und nur gewisser Ordnung regulirt seyu muß, tremsich auf die ge'ehre Rechte, welche allzeit gewiß seynd/ dieses hingegen vonErb.Rechls- wegen Uesse die Such m der Dunckelhett, ä Geschichte von Oesterreich. i ig und bezichtte sich allein auf das Jus p art j s tanquam effectum indeterminatum , mit einem Wort, diese Dollmetschung ist dem teutschen Grund- Text nicht gemäß, sondern legt der Sache einen gantz andern ungehörigen Verstand bey. Solches nun zum Voraus bemercket, fället gar artlich in die Augen der Gelehrten, daß dieser Französisch, Lateinische Concipist wider das aus obigen Worten: Alles das zu erben, was sie von Rechts-wegen billich erben mögen, so hell hervor blitzende Liecht der Wahr - und Gerechtigkeit mit diesem Schatten-Deckel sich zu salvircn vermeint, als ob dardurch nichts ausgedruckt, oder erkläret werde, was diß für ein Recht, und in was für einer Ordnung die Königliche Frau Tochter und ihre Nachkommen erben sollen, die Klarheit des trockenen Buchstabens redet vor sich selbsten, daß dadurch unfehlbar die Anweisung an die angesetzte Rechte (vonRechts-wegen) geschehen , und weilen in denen sowohl Civil- als Lehen-Rechten, die Lucceluons- Ordnung auf alle Fälle, wie sich solche mi- mer ereignen mögen , nach dem Unterschied deren Grad und Linien gantz gewiß und Sonnen-klar ausgedruckt sich befindet, so kan unmöglich gesagt werden, es stye die Lucceüicrns - Ordnung nicht ausdrücklich Determinist» Quidquid enim continetur H » in ii'6 Geschichte von Oesterreich. j in relato , continetur realiter vere Lc proprie quoque in referente. Qravett. i. cons. 4$■ n. 4, £3? elf textus in - dubitatus in Lib, äffe toto 2/. jf. de h&red. infl, ' Es ist also eben so viel, und eines ThunS, -a die aller-und höchste pacifcemen sich auf den Fall des männlichen Stamms Erlö- schung der Erbfolg halber ausdrücklich auf die Rechte, alles das, was von Rechts» wegen billichrc. bezogen und reservirt haben, als wann selbe die in denenRechten weitlauffig nach allen Umständen kiarstatuirte Erbfolgs- Ordnung namentlich ausgedruckt hätten, welches, weil es ohnedem ein gewisses Well- bskandteshlorvrjukv juris ist,wohl eine über- stößige Arbeit, und unnöthige Weitläuffig- Lett gewesen wäre, welche man von so hohen ■Contrahentcn ohnmöglich Mit Raison po- 'stuliretl kan. Certe relatum stat in referente, omne id nominarim expressum cense»!* tur quod in relato est expressum. S. Ros. apud Puratt. decis *1. n. 6. Ludotis in decis aureis, decis. 522. «. f. \ 10. Alexander consul. So.n. 9. L.i t i Paris cons 122. n t 3. &scqq. 1 , 1, ! Bald , cons. 212. vol 5. Ubi dicit, quod natura relationis, sicut na- i tura demonstrationis fit natura,veritatis ex i con- 1 1 Geschichte von Oesterreich. uy conjunctione Scripturarum patentis , & omne , ejuod naturx dicitur, proprie videtur. Mithin also ist die von dem Concipito» vorgebildete Frag : was e§ für ein Recht/ und was für eme8ucceüions- Ordnung verstanden worden fcye? Durch diese Relation} oder Beruffuna auf die Rechte (von Rechts wegen- gantz klar, deutlich und gewiß, proprie vere & naturaliter eotf(f;iC&en und de- cidirt worden. Dannenhsro bey solcher Bewandttame kan man denen Rechten nach ohnmvgiich mit Beyfeltsseyung der durch so> klare deutliche Worte ausgedruckten Geyvißheit auf weit hergesuchte zumalen irrige CMnjecturen oder vielmehr leere Einbildungen! verfallen / als ob «ayser Ferdinancius I. durch diese Formalia: Von Rechts-wegen«/ eine heimliche Rücksicht auf fein z. Jahr vorher» aufgerichtetes Testament gehabt, woeinnen er gewollt soll haben, daß seiner Frauen Töchter eine Erbin seyn solle, wann schon seine Durchlauchtigste Söhne, oder andere deren männliche Erben Tochter nach sich verlassen sollten. Dann wo die Sach vor sich sechsten klar/ und die Erbfolg pur an die Rechte, und deren Ordnung, wie es auch per nullam vokemiam änderst seyn hätte können, ausdrücklich angebunden worden , allermassen es in denen Ehe-Facten lamek und klar be- H Z schchen? ii8 Geschichte von Oesterreich« schehen, so hat keine eingebildete Vermu« Ihung statt, in claris enim non est locus conjecturis. Nam cum in verbis nulla ambiguitas est non debet admitti voluntatis quaestio , verba sunt textus in L. ille aut ille 2/. /. cum in verbis r. ff. de legatis. 3 . L. in fine ff. de V. O, Surdus confi 142. n. 9. idem confi 4^6. n. 38. Card, Tuficbus Lit. K conc. 108. ibi. Verba clara non admittunt interpretationem neque voluntatis conjecturam, & ubi verba clara sunt, cavillationes advocatorum non debent habere locum dicit Bal- dus Conf. 114. in fine . L. r. A Cravetta conf. 273. n. 8. Also lauffet es wider die klare Rechte, wann man allda, wo die Worte: Von Rechts-wegen rc. so deutlich, lauter, und klar seynd, fontem luris beyseits setzen, und unrichtige dunckle Vermuthungen, als ob Kayser Ferdinandus in seinem Gemüth ein anderes verborgenes Absehen gehabt hätte, als was der teutsche Buchstaben enthält, bey denen Haaren herbey ziehen will. Neben dem ist in Kaysers Ferdinandi Testament und Codicill kein einziges Wort „ * enthal- Geschichte von Oesterreich. 1 r- enthalten, daß, wann seine Söhne, und deren männliche Erben abgiengen, und allein Töchter verliessen , diese ausgeschlossen/ und darfür eine seiner Frauen Töchter zur Erb- schafft beruffen seyn soll / von solchem Casu weder von seiner SölMN männlichen Erben, rroch diesen ietzkern hinterlassenden Töchtern, hat Kaisser kei-dinanäur ganh nichts berühret, sondern allein, wann steine Söhne ohne eheliche Lews-Erben abgiiengen, also kan man ohmnöglich eine Lonj^Aur herbey ziehen, von einer Sach , wovwngar nichts gemeldet, oder mit ewigem Buchstaben nicht gedacht worden, verbo: Was eingebildete Recht, welches aus dem -Testament und Codicill angezogen werden twill, ist niema- len zum Stand kommen, und) niemalen nichts gewesen, wie der Augenschein, gibt, und gleich' nachfolgend im zweyten und drittenPunct ad oculum erwiesen werden so>ll. Also laßt sich von einem Non ens keine Conjectur herbey ziehen , sondern bleibt als ein unbeweglicher Wahrheits - Grund fest gestellet, daß durch diese lautere deutliche Worte: alles das zu erben, was sie von Rechts, wegen billich erben mögen, der Kömgl. Frau Tochter ^nnL . und dero Nachkommrnfchaffc allein ihre Erb - Gerechtigkeit nach den, Maaß und Ordnung deren Rechten unversehrt vorbehalten, nicht aber ein neues yyn denen Rechten t von dem alten Herkommen, Priviie- H 4 gium. $2© Geschichte von Oesterreich. KÜ'M, und Gewohnheiten ausfchreitendes Lonüiruirl worden. Es kan aver eine nach denen Rechten bih fiche Erb - Gerechtigkeit ohnmöglich zuy Würcklichkeit kommen , und zur Erbfolge gelangen, wann sie nicht dem Grad und der Linie nach die nächste ist, dannenhero kan das Durchlauchtigste Chur - Haus Bayern nicht nur allein noch dermalen nicht, sondern so lang und viel, bis alle nähere Fibrs und Gradus ohne eheliche Leibs-Erben abgien- gen, welches noch lang kein Ansehen hat,, und es der Allerhöchste verhüten wird, an die Oesterretchische Erb-Königreiche, und Lande mit Recht und Billichkert keinen Anspruch machen, weilen dasselbe erst in der 6ten Linie und i-tenGrad sich befindet, Witz oben klar gezeigel worden. Run folget. Der zweyte PunB t andere Fundament , so von Chur-» ^ Bayern angegeben worden, will aus des Kaysers Ferdinandi I. sub dato i. Jun. iH*. errichteten Testament hergenommen werden, welches also lautet: „Begebe sich „aber, daß nach dem Willen des Allmächtigen unser freundlich liebe Gemahl, und „ all unsere Sühne ohne eheliche Leibs - Er- „ den mit Tod abgiengen , welches GOtt »der HEiiü lang gnädlgM verhüten wolle. Geschickte von Oesterreich. 12t „so soll aus unsern verlassenen Töchtern eine „ obbemeldte Königreiche Hungarn und Bö- „heim samt derfelbigcu anhängigen Landen „als rechte Erbin innhadcn und besitzen,und „wiewohl wir verschiener Jahren den Stän- „den unserer CronBöhcimausUnwisienheit „eine ^eco§nilion gegeben , daß die Toch- „ter bemeldteö Königreich Böheim nicht „erben sollen, so ist doch folgender Zeit in „ berührtes unsers Königreichs Böhmen ak- „ten Lvbl. Freyheiten, und sonderlich wey- „land Kayser Carls Bull la uter und klar be- „funden worden, daß nach Abgang des „männlichen Stamms die.Kömgj. Töchter „ desKönigretchs fähig seynd), und das an sie „fallen soll. Aus diesen klaren Worten will das Durchlauchtigste Chur- Haue Bayern folgern, daß der» hochgedachte Frau Stcammeiss Mutter, die Königin Anna, immediati nach Abgang des Manns - Stammen zutdemeldler beoder Königreichen Hungarn und Böheim Erb- schafft mit einem svnderbarien Vorrecht he- ruffen, und praedeligirf werden seye. Solches nun , weilen ditz klare Worte es nicht geben , gleichwohlen mit einigem weit hergcsuchten Schein zu beschönigen,, so Hai man erstlich weitlauffig sich bemühet, wenigst coisieKui-aiirer zu behaupten, daß unter denen Worten ; Ohne eheliche Leibs -, Erben, mir allein männliche Leids- Erben verstanden H s ( wer. 132 Geschichte von Oesterreich. werden, aus der vermeintlichen Ursache weilen vorhero bey der nach denen Rechten, Privilegien und alten Herkommen üeclarirten, nicht aber 6e novo conslituictcu Substitution deren Ertz - Hertzoglichen Herren Söhnen diese Wort: Eheliche Leibs-Erben, auch allein auf die männliche Leibs-Erben verstanden werden. Welches man andertens aus deme noch mehr zu bestärcken suchet, weilen auf den Fall, wann unter denen Worten: Eheliche Leibs - Erben, männlich - und und weibliches Geschlecht zugleich verstanden worden seyn sollte, wohl unnöthiy gewesen wäre, eine aus seinen Frauen Töchtern zur Succession zu beruffen, weilen derselben bey Ausgang des mann-und weiblichen Oesterreichischen Slammens solche von selbsten gebühret hätte, und von niemand in der Welt hatte strittig gemacht werden mögen. Endlich Drittens vermeint Ehur- Bayern die Sach gar klar und unstrittig mit dem weiter» Junhalt des Testaments zu beschweh- ren : daß es heißt: „Aber all unser Oester- „reichische Erb-Lande, sie seyen Lehen oder „eigen, sollen dißmal nach Abgang unsers „ männlichen Stammens an die Sr.König- „ lichen Majestät Carl dem V. unsern lieben „Bruder und Sr.Majestät männliche Leibs- „ Erben erblich fallen und kommen u. Darlegen sollen die Kapserl. Majestät oder der- Gefthichte von Oesterreich. 123 f„ selben eheliche MannErbcn unsere geliebte „Töchter / mit dem hierobstimmendenHey- „ratb-Gut, und Fertigung / wie ob laut, ! „ versehen und abfertigen, und dazu von wer ^ „gen der Erbschafften, so nicht Lehen seynd, „unter bemeldt unsern Töchtern , so melden „ren ausserhalb dero , so zu unsern König- „ reichen kommen, und die besitzen wird, im I „Leben seyn , für all ihr Recht, Gerechtig- „keit, und Ansprach 300000. fl. Rheinisch „zugleich austheilen, aber alle Kleinodien, „Silber-Geschirr, und andere fahrende „Haab soll unsern nachgelassenen Töchtern „folgen und zustehen, folgen und bleiben. Hierwiederum, und was noch mehrers von diesem Schlag hin und wieder in denM Chur-Bayerischen Schrifften zusammen gebracht worden, offenbar zu zeigen, wieweit die Chur > Bayerische Anzüge von dem eigentlichen Befund der Sachen abgehen, und gantz und gar zu dem fetzigen sich begeben- den Fall nicht mögen angewendet werden, kommt hauptsächlich zu betrachten, daßKay- ser Ferdinandus in seinem Testament vielerlei) unterschiedene Fälle seinem allerweisesten Gemüth vorgebildet, und auf einen jeden solchen Fall seine sonderbare nach dem alten Herkommen beygesetzt, auch einen jeden Lalum mit denen Fattiailis: Wann uns der Allmächtige rc. so viel und lang, bis rc. und ob gleichwohl rc. im Fall rc. ob und so fern rc. 124 Geschichte von (Oesterreich. fern rc. begäbe sich aber rc. ob sich dann aus Göttl. Schickungen zutrüge rc. oder mit an, dem einen eben gleichen Verstand habenden Condiitonal - Wörtern in eine Bcdingnuß Zebracht. Dergleichen gesetzte Bedingnuß - Falle seynd sehr viele in allerhöchst bemcldtem Testament enthalten. Bey solcher Beschaffenheit dann, daKay- ser kerclinsnäur einen jeden solchen Cssum conditionatumDon denen andern unterschieden , und auf jedwedem infondcrhett seine gewisse deutliche Erklärung gegeben,.so trägt sich von selbsten aus, daß dasjenige, was Sr. Majestät in dem einen Fall von dem Manns-Stammen geordnet, auf die andere Fälle von den Frauen Töchtern nicht könne gezogen, noch die Ursachen und rechtlicher Verstand des einen auf die andere extendi- rct werden; quia extensio de casu ad cafum de persona ad personam in substirutionibas & fideicommissis juxta receptissimam o- jnnium sententiam permissa non est. Teste Menoch. L. 4. p‘uj.73. n, (, Peregrin. deeis, 134 . Maxime fi extensioni proprietatis verborum jepugnat. UttH Men&tb, c.97. k, 27. v. I. Certe Geschichte von (Oesterre ich. 12s Lerre extensio omnis in stire periculosr est, Lc impeditur per guamÜbcl dissimaii- tudinem & diversitatem rationis. Altograd. cons. dp. n uy. £e> s ( qq, I 3 . Es ist abev allda ein handgreifflicher in denen Rechten gegründeter Unterschied/ da nent» lich männitcher Seils favor agnationis unvergleichlich vordringet , hingegen aber von Seiten der Frauen Töchtern nichts dergleichen in eine Consideration kommt. Daher» dann, wann auch würcklich der Casus sich in der That ereignet hatte. daß Kaysers Ferdinand, Söhne sämtlich ohne Erben mit Tod abgangen wären, so hätte Dannoch keine Frau Tochter von dem aller- durchlauchtigsten Teihtor zur Erbschafft gelangen können , so lang von einem Durchlauchtigsten Sohn, der in der Erbschafft ein- getretten , einige Frau Tochter vorhanden gewest wäre, die Uriach ist klar, weilen die Formal - Worte ausdrücklich gelautet/ ohne eheliche Leids-Erden / welche Worte in ihrem wahren eignen Verstand ohne Ausnahm, deede männlich - und weibliches Geschlecht, einschliessen. L. consang. jure 3 Cod. de legit. h im niemand, weilen Kayser Carl der V. sowohl alS perclinandur I. derv Anherrn X^aximi- liano I. in gerader absteigender Linie Ertz» Hrrtzog von Oesterreich gewesen, und doch hak Kayserscrdmanciuz m seinem Testament auch diesen ohnedem richtigen Casum decla- rict/ und also in allen andern Fallen; mikhirt ist auch solche Oeclaracion auf den Abgang seiner Durchlauchtigsten Söhnen bey seinett Frauen Töchtern beschehen , nicht zu neuer» licher Einführung einer wider die vorige Rech» te, Gebräuch und Frcyheit strebenden Vor» zugs-Gerechtigkeit, welches cum infractione jurium & privilegiorum Regiae familiat uiemalen gültig seyn hatte können, noch Se. Kaystrl. Majestät jemalen etwas neuerliches thun hat wollen, indcm Selbe mit keinem einzigen deutlichen Wort etwas darvon gemeldet , sondern allein zur veclarirung und Bestättigung dessen, was vorhin in solchem Fall recht und brllich gewesen. Indessen kan man doch nicht sagen, dass solche Dispoükion ohnnöthig, oder überflüssig gewesen, dann samt deme daß dieser al» ; lerweiseste Monarch zu Verhütung aller künff- I tigert/ auch unberechtigten Mißhellrgkeiten- dre diesem allerdurchlauchligsten Ertz-Haus ex juribus communi feudali & consuetudinario nicht weniger aus denen uralten Privilegien und Herkommen zuständlge Rechte der Erbsolg halber Mchsarv in einem Be- «-G Geschichte von Oesterreichs 149 griff iliadem in nuce zusammen verfassen, und diese Juni in thcfi auf jedwedere sonderliche Fälle appJicirtcr dedariren wollen, so ist noch wegen dero Frauen Töchtern eine gar billich- und wichtige Ursache abhanden gewesen, dero gebührende Erbfolg in casum seiner Söhnen Abgangs ohne Erben, lauter und klar zu dedarirrn, nemlich damit die Reichs-Stände von Böhmen nicht vermeinen oder anziehen möchten, es wäre ihnen Lurch Abgang seiner Durchlauchtigsten Söhnen ohne Erben das Königreich zu ihrem freyen Wahl sperr worden, welche Ursach der allerdurchlauchtiglste l'elkaror selbst klar in Testament und Co>dicilJ angezeiget, ja so gar in diesem lehtern eine sonderbare Erin- nerungdarvon gemacht, mit dem viel sagenden Schluß , Formalia : welches alles Ihren Liebden zu wriffen und sich darnach zu richten habe, wir nutz und gut seyn achten. Wo alsdann gleich immediate darauf die im Testament, nach Abgang seiner Söhnen ohne ehelicheLeibs - Erben dcclarirte weibliche Erbfolg aufHuugarn und Böheim de novo wiederholet, und mit der Erklärung bestättiget worden, daß solchenfalls nb.nb. war)» seine Söhne ohne eheliche Leibs-Erben abgiengen, diese Königreiche an seine älteste Frau Tochter erblich fallen, nicht aber (welches tacite aus dem vorhergehenden all- hieherv sich verstehet) denen Land-Ständen Sv^yl, H, iu Th. 3 zur 130 Geschichte von Oesterreich. zur freyen Wahl offen seyn vermeint werden sollen. Es ist aber gleichmäßig die Erbfolg der ältesten Frauen Tochter nichts neues, sondern juris & privilegii augustissimi ohnedem schon gewesen , wie dgnn in dem Kö- nigreichHungarnvon vierthalb hundertJah- ren her der Casus factus in der Königin Maria altern Tochter König Ludwigs bekandt ist , welche nach ihres Königl. Herrn Vat- ters Ablelbeu ohne Widerred zur Königin in Hungarn gccrönel, ihre jüngere Frau Schwester aber, KönimnHedwig/ von denen Pohl- nischen Land - Ständen in Dohlen beruffen, und gleichergestalten daselbst ohne einige Widerrede zur Königin gccrönet worden. Bey, uebens vom Königreich Böhmen das Codi- cill sechsten die beste Zeugnuß und Prob ableget. Dahero dann unstrittig erhellet, daß des Kayserskerdinancli gemachte vilpolttion un- zeacht dieselbe absolute denen Vurchlauch- tigsten Printzeßinnen, oder auch der ältesten Frauen Tochter kein Vorrecht beyleget, und gar nichts neuerliches gemacht, noch gültig machen können, hat dannoch keineswegs für unnöthig oder überflüßig angesehen werden können, weilen die besagte Umstände wegen deren Land - Standen den Nutzen und Nothwendigkeit genugsam an Tag le- _Geschichte von Oesterreich. 131 Nun endlich auch auf den dritten Anzug aus obbesagtem Testament zu kommen, w» derer Oesterreichischen Landen halber auf Ab- j gang Königs Ferdinand! Manns f Stam- nun die Spanische Linie Kaysers tlaroli V. substituim , und gleich dabey die samment- liche Frauen Töchtern mit Heyrath - Gut, und Fertigung zu versehen, dann auch wegen der Erbschaffteu, so nicht Lehen seynd, denenselben, so im Leben seyn werden, 30Qooo.fl. auszutheilen angewiesen worden, NB. ausserhalb deren, so zu beyden König- reichen kommen , und die besitzen wird. Da- vermeint Chur-Bayern nun einen Beweiß herzunehmen, daß nur allein der Manns- Stammen ausgenommen, und allda deutlich verordnet seye , daß nach Abgang des Manns - Stammen alssgleich eine Frau. Tochter die beyde Königreiche zu erden berußen seye wordm. Allein wann dieser Verticulus Testamen- ri genau auf dem rechten Grund betrachtet wird / so erscheinet der Irrthum offenbar ; erstlich zwar ist unlaugbar, daß diese Worte : ausserhalb dero, so zu beyden Königreichen kommen, und die besitzen wird, nue blos allein Verba enuntiativa seyen, welche jn Aliamentis absolute keine Vinurem di^ ixositivam haben. Nicolaus de pajj'eribus de verb. enunt * Lib . 2 . qu*s. 2i. n,3‘4* 2 s Allw» LZ2 Geschichte von Oesterreich. Wlwo er N 6. diese Condusion desto stärker dcstältigel in casu, quando traäkatur ds eo, quod per testatorem minimi potest: induci siutoritate Part. in L. rationes 6, verf. ejusdem juris cod. de proh. Es ist aber schon oben genugsam erwiese» worden/ daß Kayfer Ferdinande zum Nachtheil deren Frauen Töchtern von seinen männlichen Erben lediglich nichts neuerliches contra iura & privilegia antiqua disponsten hübe können & est Textus clarus in authent. de nuptiis cap, 2 . F i. in verbis: quod non jam poßtis & valentibus prxoccupatum jit Legibus , nec aliquid contra universales leges ordinaverit. Mithin machen allda diese Verba enuntiativa lmgenngsten keine Disposition, und können zu denen vorhcrstehenden Worten: Sollen dißmals nach Abgang unsers männlichen Stammens/Nicht gezogen werden, um so weniger , weilen diese erstere Worte nur allem intuitu der dedartrten Spanischen Manns- ; kinre Emlrettung in diese Erbschafft, wie eS : jurir wäre, beygesetzet worden, hingegen ! der Lake wann und wie eine deren Kömgl. : Frauen Töchter zu denen beyden Königrei- j chen gelangen könne und solle, schon vorhe- > ro klar decidirt war, nemttch wann des ! Kay- ! Geschichte von Oesterreich. r % } Kayiers Ferd nandi Herren Söhne ohne eheliche Leids-Erben in gcnere mit Tod abgiengen. Damtt aber dieses noch mehr bekraffliget, und ailgenscheinlich die Unmöglichkeit gezei- get werde, daß diese Worte: Sollen damals nach Abgang unsers maiinlicben Sramens rc. nlchl können hinunter zu denen Lnuncistiv oder d^arraliv Worten: Aus- ser dero , so zu unsern Königreichen koni- men f und die besitzen wird, gezogen werden, sosehr wanden Casum , welcher leidiger Zeit gar wohl möglich gewesi wäre, nemlich, daß nach Ableiben Kayiers Ferdinand!, dann seiner Frauen Gemahlin, auch nach Ableiben oüa dreyen Herren Sohne ohne männliche Erben nur allein von ernem in die Erbschafft eingetrenenen Durchlaucht ligsten Sohn eine oder mehr Töchtern vorhanden gewesen wären , so fragt sich dann, was in solchem Fall diesen des Sohns Frauen Töch crn zur Erbschafft, oder au. zur Lc- gitima und zum Heyrath, Gut wäre zu Theil worden? Von desKaysers^aroll V. ManS- Stammen waren selbe noiorie von Oe>rer- reichischen und gehörigen Fürstenlhumen gänhltch ausgeschlossen worden. Angleichen nach denenChur-Bayerischen Princip!» von beyden Königreichen H m- garn und Böheim , weilen diese naH Abgang des Hejlerreichischen Manns , Stam- 3 i men rZ4 Geschichte von Oesterreich. men alsogleich hätten sollen an eine Frau Tochrcr des Kaysers kerciinzn^i erblich fallen , überdas wären dieselbe auch von allem durch die Spanlsche Linie zu entrichten angewiesenen Heyrach-Gm, und Fertigung, nicht weniger von Venen 300000 . fi. wegen deren Erbschaffien, so nicht Lehen gewestu, torsHter excludiret worden , weilen diese Heyralh-Güter, Fertigung, und zoc-ooo.fl. pur allein denen Ferdinandischen Frauen Töchtern zu geben expreslis verbis ordinivet war, also hatten diese eines Durchlauchtigsten so viele schöne Königreiche, Fürslen- thum, und Lande besitzenden Sohns Frauen Töchter weder Heyrach-Gm, noch Legitimam , und in Summa gar nichts bekommen müßen , welches äe jure Näturall, Lc politivo unmöglich gewesen, mithin eine offenbare Nullkdt gewürcket hätte, kommt «ltch mit des Kaysers kercimznäi allerweise- sten zumalen allergerechtesten Gemüth keineswegs uverem , daß er seiner Söhnen , und in lpecie seines Cron - und Erbfolgers Frauen Tochter jemalen auf so eutsehiiche Weise hintan setzen, pr^reriken und brnachtheitl- gen wollen. Dahero weilen dieses inconveniens , ja zugleich eine handgreijfliche Nullitdt aus solcher unbegründten Auslegung nothwendig erfolgen hätte müssen, welches dem aller- weifesten Monarchen keineswegs vernünjf- riaer Geschichte von Oesterreich. rz- tiger Dingen affingi« werden kan, so ist eine klare handgrciffliche Sache, daß der Kaystr Ferdinande die vorherv wegen der Spanischen Linie allein gesetzte Kondition: Sollen dißmals nach Abgang unsers männlichen Stammens rc. keineswegs auf die nachfolgende Vorsehung wegen seiner Frauen Töchtern Heyrath- Güter , und was dar- bey begriffen rc. hierunter verstanden , und dahin habe zielen wollen, nun so viel weniger , weilen einer solchen seines Sohns Frauen Tochter antiquissimi* juribus ac privilegiis von sclbsten die undilputirliche Erbfolg providirct/ und unabänderlich beygeleget wäre gewcsh, welche alte Rechte, IM- vilegicn und Herkommen per nullam potentiam auch de plenitudine potestatis imperatoriae gültig hätte können violirt werden, wie oben schon angezogen und gründlich erwiesen worden. Solchemnach dann ist blshero überflüssig dargethan, daß in denen Worten des Äay- serl Testaments ohne eheliche Leibs-Erben in demjenigen Passu , wo von deren Frauen Töchtern Erbfolge die Erklärung beschehen, ohnmöglich eine Restriction nur auf männliche Erben allein könne gemacht werden, weilen solche dem eigenthümlichen Wort-Verstand , ja denen Rechten selbsten widerstrebet- / und unmittelbar eine unheilbare Nui- I 4 litftl is 6 Geschichte von (Oesterreich. litstt neben ander»! Inconvenienzen einsüh- rete. Gar schön gehöret hiehero,was jur» consultu» consumatistimus Labricius Pant, in suo responso posttom.2. Sabellx c. 1.0.142. Quod in quxstione inter folas fceminas etiam conditio (si sine filiis) ad masculos solos non restringatur, tametsi in alia parte testamenti expresse mentio masculinita- tis fuerit facta. Jut.Sac.Rot.Rom. decisis, n. 4. & <5. part . 2. Recent. Also vielweniger kan solche Restriction geschehen in conditione (si sine Legitimis haredibus) welches nomen commune utrique sexui ist , weit mehr/ als Lilii. Knipschild. de fidticonmijs, cap. 1. n. 92. perjura & DD. ibi Citat. Menoch. L. 4. pr aut adminiculum. per L. nulla. 2.ff. de auth. Tutor. L. non dubium, f Cod. de legibus. L. Si aut nullum 4. Cod. de legis hrered. Frustra igitur disputatur de actu,cujus nul= lus est effectus. L. i, Cod. nec uxor pro marito. Dahero bleibet also eine unumstößliche Wahrheit fest gegründet , wann auch schon unter denen Wollen: Eheliche LeidsrErben, nur allein das.männliche.Geschlecht wollte ver- Geschichte von Oesterreich. iz- verstanden werden, wovon doch oben das Gegentheil gründlich erwiesen worden, dan- noch solches gantz und gar nichts zu bedea- ten, nochdemDurchlauchtigften Chur-Haus Bayern den geringsten Schein oder Vor- wand zu Bestreitung der Oesterreichtschen Erbfolg zuwege» bringen könnte. Nun folget Der -ritte Puntt. ^dwmög dessen aus dem Ovdicill ÄayserS Ferdinandi I. allegirt Wird, wasmassen Se. Kayserl. Majesiiät dasjenige, was im Testament verordneit, mit dem Abhang und Erläuterung brstäktijget, daß in dem oben gesetzten Fall, wo vormals allein in genere eine feiner Frauen Töchter zur Erbfolg be- ruffen zu seyn declanrt , nunmehro die älte« ste, welche selbiger Zeit calu eveniente bey Leben seyn wird, zuk Erbfolg beruffen zu seyn erläutert worden, und hierauf setzet Chur- Bayern dem Ansehen nach abermalen ein grosses Fundament , weilen nach Ableiben der ältesten Frauerr Schwester Elisabeth, welche, als Königs in Pohlen 5!gi8mundi ^ugutii Gemahlin, den 15. )unü 1^4^. schon das Zeitliche geseegnet, die nacher Bayern mit Herhog Albrecht dem V vermählte Königin Anna die älteste Frau Toch, trr war. 14 ® Geschickte von Oesterreich. ? Wie sehr aber hierinnfalls Cöur-Bayern übermalen irr gehe, erhellet ersriich aus obn,' gem, wo evidenter gezeiget worden, daß gar keine Frau Tochter des Kaysers Fcidt- , nandi 1 den Casum und Conditionem erlebet habe, daß nemlich ihre Durchlauchtigste Herren Brüder ohne eheliche Leibs- Erben mit Tod abgegangen, also kommt unwider- leglich alles obige, was de non existentia dispositionis gemeldet worden , wiederum hichero zu wiederholen. Allein noch mehr und evidentius des Durchlauchtigsten Chur- Hauses Bayern vermeintlichen Anspruch zu zernichten , so ist ex biüoria bekandt, daß Sie in das Herhoglich - Bayertsche Haus an- ^ geheyrathele Königin Anna 1587. den 18* Öctob gestorben , da noch der Ertz- Her- tzvglich - Oesterrctchische männliche Stammen nicht abgangen, sondern noch würck- lich männliche Descendenten vorhanden wa- ! ren, als Kayser^udolpstus H. Kaysers ximiliani II Sohn der erst An. i6ir. den •30,. Jan. verstorben , und nach ihm sein Bru- ! Der, Kay'er Matthias, welcher den 20. Martii j 3619. adgeleibek, mithin also ist die Königt. Frau Tochter Anna lang vorhero verfchle- den , als deroselben das Recht zur Erbfolg angefallen, dahero kan sich ja Chur-Bayern auf ein solches jus nunquam aqui/itum, sed per inexistentiam conditionis penitus ex- piratum , adeoque nullo modo transmissum Geschichte von Oesterreich. 14: turn nee nians -.issibile auf keine Weiß ber ruffen, noch um so viel weniger , weilen sie nicht einmal in der Qualität der ältesten Frauen Tochter geblieben, welches doch unmittelbar durch den klaren BuDstaben des Codicillg erfordert worden , anerwogen, nachdcme Sie An. 1587- gottseeligst verschieden , erst hinnach noch ihre überlebende Frau Schwester Eleonora, Herhogö znMan- lua Gemahlin , in praerogativ der ältest atu noch im Leben gewetzten Kayserl. Ferdinandischen Frauen Töchter eingetretten, welche erst den 5. Aug. 1 ^94. also schier 7. Jahr darnach zu GOlt abwandert/ consequenter, weilen Kavser Eerdiinandus nicht dieKönigl. Frau Tochter Anna namentlich, sonders allein/ welche casu cvcniencc die älteste/ und im Leben seyn wird, beruffen / oder vielmehr beruffen zu seyn declariret, so wäre / wann man je von der Qualität des Alterthums reden wollte / diese Condition nicht in der na- cher Bayern verheyrathelen Königin Anna, sondern vielmehr in der 7. Jahr noch überlebenden Königl Tochter Eleonora erfüllet worden. Allein eine wie die andere war per exiilcntiam masculorum cxcludirt/ und der Casus in conditionem positus gänhlich cxpiriret/ also hat keine das Jus in spe CON- conditionate radicatum & conditione deficiente penitus emortuum erlebet/ mithin lediglich nicht- ad haeredes transmutabo küN- roti. Es 14.2 Geschichte von Oesterreich. Es kommt also übermalen, weilen so wenig aus dem Codicill, als aus dem Testament vor Chur- Bayern nützliches zu erheben , auf den ersten künden der Heyraths- Pacten an, wo aber,schon zur Genüge de- monstrirt worden, daß daselbsten die reservate Erb-Gerechtigkeit in dem Pemincis- tionöt Instrument per expressura auf die Rechte -Und deren Billichkeit gesetzt und de- clariret worden, vermög deren Chur-Bayem dermalen wegen Entlegenheit der 6ten Linie und r 2 . Grads wider den ersten Grad und Linie absolute noronekare juridica nichts zu fordern , ja keinen Schein einer nur ca- lorirten Forderung hat. Es vermeinet zwar das Durchlauchtigste Chur-Haus Bayern, obwohlen dero Königliche Frau Stamm-Mutter Anna öe« Casum ihrer Herren Gebrüder Erb-losen Abgangs selbst in ihrer Person nicht erlebet, auch der Abgang des männlichen Oesterreichischen Stamms weder in dem ersten Grad deren Söhne, von welchem ersten Grad allein das Testament und Codicill redet, noch in dem rtcn, zten, 4 ten, sondern erst anjetzo in der 6len Generation oder 6ten absteigenden Grad sich ereignet habe, so lebe doch höchstwiderholte Dritt-Anftau Königin Anna anjetzo noch in ihren Durchlauchtigsten Erben , als welchen vermög derer; Ehe - Pact«} eben soM gls der Königin Geschichte von Oesterreich. 1 4, na die Erb, Gerechtigkeit auf den Abgang des Oesterrcichischen Manns-Stammen vorbehalten seye worden, mithin müsse das Testament und Codicill , in welchem nur von dem ersten Grad , nemlich deren Durch- . lauchtigsten Herren Söhnen und Frauen Töchtern gemeldet worden , aus denen Ehe- Pacten auf allerseits! Nachkommen für und für zu raiten active und passiye erläutert werden. Allein in dieser Einbildung stehet eben der Haupt-Irrthum, daß Chur-Bayern allein durch lauter extraorämari Abwege, durch lauter Specialitäten , UNd Fictiones juris complicatas einher gehen, und sich einfallen lassen will, es müsse zu Hinausführung dieses einesmalfich vorgesetzten ungebührenden Gesuchs der natürliche eigenülche wahre Wort - Verstand nicht nur ein - sondern zweyund dreymal deyseits gesetzt, eigenes Gefallens umgebogen, eingezogen, oder hingegen ausgedehnet und extendi« werden, nicht nach den Rechts - Regeln, sondern wider dieselbe, item.es sollen zwey, drey oder mehr^Spe- cialia und Fictiones jutis in einer Sache Platz nehmen können , nicht favore agnationis & conservandae familiae , sondern favore cognationis, welche de jure doch fe(# lien Favor ofcef Prärogativ hat, und zwar all dieses nicht in Materia indifferenti, sondern maxime prajudiciofo zu offenbarem Nach- 144 Geschichte von Oesterreich. ! Nachtheil, unerhörten gäntzlrchen Ausschluß i und Exhxredicunst der wahren ersten allernächsten in grader Linie absteigenden Agna- tin, welcher doch von GOTT, der Natur, ! von allen gemeinen und Lehen--Rechten, von uraltem Herkommen und in jura perpetua , nicht nur allein dem Geblüt, sondern auch I Terra Austriacae , und namentlich 8eniori Filiae des letzten Besitzers verliehenen Privilegien undilputirlich die Erbfolge gebühret» Man solle doch erstlich stngiren, daß Kay- ser kerdinandur, weilen durch seine allerglück- seeligste Vermählung die Hungar- und Bö- heimische Erb - Tochter Anna ! iese beyde Königreiche immediate auf ihre Söhne, und Nachkommenschafft, mithin zum Habsbur- gifchen Haus Oesterreich gebracht, er leidsten als primu, Acquirens müste angesehen werden, um dardurch einen Grund zu legen , daß er einfolglich als vermeintlicher krrmur acquirens pro primo instituente sollt gehalten werden können. Man solle andertens stngiren, daß aller- höchstderselbe eine neuerliche, wider die gemeinen und Lehen-Rechten, auch wider die ; uralte Jura domus streitende Erbfolge einfüh- ! ren habe können, habe wollen, und einge- ! führet habe, ungeacht Se. Majestät solches ; Neuerungs-Vorhaben mit keinem einzigen ! deutlichen Wort declanren, sondern vielmehr «xp reife sich auf das bezogen haben, wie es ! » von I Geschichte von Gestenreich. 145 von GOtt, der Natur, und aueu Rechten nach ohnedas billich ist. Man solle drittens fingiren , daß allerhöchst Jhro Majestät unter den Wortent Was von Rech rs t wegen billich,erben mögen , nicht die gemeine Gesetze, Livii - und Lehen > Rechte, uralte Herkommen, und?ri- vilegia domus Austrix , sondern eine heimliche Absicht auf ein neuerlich im Testament entworffen seyn sollendes Vorrecht gehabt habe. Man solle auch viertens LnZiren, daß Kayser kerciingnäus bedacht soll haben, als ob Chur - Bayern ein uraltes Recht zum Haus Oesterreich, mnd allen Zugrhörungerr gehabt, mithin eiwe verborgene Inrenkioir gcführet habe, damit dieses Chur-HauS endlich wieder zu seinem eigenthümlichen, demselben unrechtmäßiger Weiß abgerissen seyn sollenden pzrrimonmm gelangen möge. Man solle fünfftens llagiren, baß derselbe unter den zweymal wiederholten Worten: Eheliche Leibs-Erben, wider den rechtlichen wahren Verstand allein männliche Leibs- Erben vermeinet habe. Sechstens solle man imgiren, daß er unter verklären Expression : Wann all unsere Söhne ohne eheliche Leibs-Erben, rc. nicht nur den ersten Grad und allein seine Söhne, sondern auch deren Descencienren , Nepo- SufpUR.P.DeßJM.Il, Tb. K te$, J 46 Geschick) re von (Oesterreich. te« , pronepotes, Ab- & Trinepotes eingeschlossen. Siebenöens, daß er gleichmäßig die klare Worte : Unserer Töchtern eine: nicht nur seine Königl. Frauen Töchter, die er expresse genennt, anzeigen habe wollen, sondern selbe auch auf alle dero Nachkommenschafft in perpetuum extendirt habe, ja noch über das solle man Achtens fingitett , daß Kayser Ferdinan- dus unter denen Worten : Welche selbiger Zeit die älteste, nicht diejenige, welche alle Hre Frauen Schwestern überlebet, vor die älteste ansehen , sondern die nacher Bayern verheyrathete Königin Anna darfür halten, und prideligiren habe wollen. Noch mehr fi>lle man Neuntens singiren, daß er unter denen Worten : welche selbiger Zeit im Leben seyn wird , nicht nur vitam naturalem ÖC physicam , sondern auch sictam in descendentibus perpetuo repraesentatam verstehen habe wollen. Ja weiter Zrhendens solle man singiren , daß er in seinem Testament und Codicili einen Casum mit dem andern, eine Condition mit der j andern vermischen, und was Se. Majestät zum Guten der männlichen Agnarion gesetzt, eben solches zum Vorzug seiner Frauen Töch- • ter einer wider die künfftige von seinen Söhnen, oder der männlichen Descendenten ab- ! stam- j Geschickte vün Oesterreich. 147 stammenden Frauen Tochter, ungeachtet solches mit keinem Wokt expnmitt worden,^ periren und verstehen habe wollen. Alle diese Specialitäten und Fictiones werden von dem Durchlauchtigsten Lhur-Haus Bayern sammentlich und zugleich dieser Erb- folg halber vorgegeben, und auf dieses ruinöse zehenfältig fingirte Fundament wird dero so hochelevirte vorzügliche Lucceiiionsa Anspruch fuperjedisicivet* Gleichwie aber alle diese, und jede insoNa derheit wider offenbare, klare, natürliche, und gesetzte civil- und Leben» Rechte, widct uraltes Herkommen und Freyheiten, wider den natürlichen, eigenthümlichen Wort- Verstand lausten, und nicht Fictiones legis, sondern capitis s nicht a jufc introducta* sondern substrata rriateria reprobata * auch divinatoria feynd, wie in gegenwärtiger Abhandlung Synnett-klär erwiesen worden, und die selbst redende natürliche Vernunfft alsogleich bey dem ersten Anblick die insub- iistenz undUnMöglichkeit aller dieserFictionett leicht begrelffet, also bleibet es dabey , daß nicht nur kern einziger haltbarer Grund, sondern auch kein scheinbarer Vorwand zu solcher Erbfolgs-Anfechtung vorhanden feye« Oolchenmach ist noch übrig K 2 Der 34S Geschichte von Oesterreich. Der vierte Puntt, prasst dessen sich Chur-Bayern auf alt» ^ Chur- Bayerische Hauß * Gerechtsame berufftt , vermög deren Oesterreich cum ap- pcrtinemiis ein uraltes dem Haus Bayern eigenthümliches Patrimonium seyn soll. Nun lasset sich hierüber nichts raisonni- ren / weilen diese vermeintliche alte Haus- Gerechtsame als ein Mysterium in peötore relsrvirel worden, allein kan man unmöglich mit menschlicher Vemunffr zusammen reimen , wann das Ertz - Herhogthum und zugehörige Fürstenthum ein uraltes Eigen- genthum oder patrimonium des Hauses Bayern seyn soll/ wie oder welchergestalten man dann in dem vorherigen behaupten habe wolle» / daß Kayser Fcrdinanäuz darüber xcr üdeicommillariam subüirutioncm gültig äissoniren habe wollen , oder können, mithin solches als eine von Kayser Feminando eigenthümlich hinterlassene Erbschaffi an- Sesiwochen habe. Dieses ist schwer, ja wie gemeldet/ Unmöglich mit einander zu vereinbaren / sondern scheinet in Wahrheit eine contradicto- rische Pratension zu seyn. UVer das, wann wicber uralter Anspruch eines eigenthümlichen patrimonii an das Haus Oesterreich jemalen in rerum namr«^! und grundmaßtg gewesen wäre, so würde seit Geschickte von O esterreich. 14 - seit Rudolphi und Alberti I. Zeiten solches Eigenthum wohl einmal vindiciret, oder wenigst bey Kaystrs Pcopoldi und Oarcrli VI. Zeiten bey denen solennen Heyralhs < und [ Friedens - Tractatcn davon eine Meldung und Reservation gemacht worden seyn, w» doch im Gegenspiel vielmehr ausdrücklich erst noch nach 1730. gemeldet worden/ es habe sich der Lalus der Chur- Bayerischen Pr®- tension noch nicht eröffnet. Wann eine reale wahrgegründete Forderung an Oesterreich und dero incorporirtr , Fürstenthum jemalen vorhanden gcwest wäre , so hätte die aufrichtige Wohlstandigkeit vhnmitlelbar erfordert/ solche an Tag zu geben , weilen es aber nicht geschehen, so ist leicht und vernünffkig zu erachten, daß solche Paradoxa nur dicis gratia dermalen vorgegeben werden, um der Welt weiß zu machen, als ob noch was wichtigers zurück, und hin- terhut wäre; es wissen aber alle Publicistcn und Historien/Kündige das Widerspiel. Mithin kommt es darauf an , wann die dem Publico versprochene Eröffnung geschehen , und was für ein Wunder - Merck an Tag kommen werde. Quoincasu man dar- gcgen mit solchen unwidcrleglichrn ex historia & actis publids begründeten Beweißthu- titcn an einer vollkommenen Widerlegung nichts schuldig zu bleiben sich gäntzlich versi- K 8 chctt I %o Geschichte von Oesterreich. chert halten kan, und darauf voleme Nu-1 Mine gewiß zu verlassen hat. Indessen kan allda pro eoromöe noch die- ses nicht unberührt gelassen werderr, wasmast sen ChUkr Bayern das famose Privilegium Friderici BarbarofTae dem /ehigen allerdurch- lauchttgsten Erh--Haus Oesterreich andissu-. riren wollen, aus der blöden Ursach, weilen besagtes Privilegium nicht dem Haus Habsburg verliehen worden seye, worüber man, weiß nicht was füx unvollkommene Proben der Welt vorlegen zu können sich groß machet. Es ist hier der Ort nicht, daß man in antecessum etwas rcfurire, was noch nicht hervor gegeben worden. Wein ehebeyor das DurchlauchtigsteChur- Haus Bayern diesem paradoxe, weiter insi- stiren wird, ist kein Zweifel, es werde ftl- biges vorher» seriem rei 3ÄL , die Lepara, rion des Bayerlands von dem Haus Oesterreich , den darüber in siowiriis Imperialj- bur unter allerhöchst Kayscrl. und deren hoch» ! sten Reichs-Ständen Authorinit gemachten Vertrag, und dann sonderbar dieLon-. tema dieser in jura plena gergetva rcdi- Geschichte von Oesterreich. xirten Kayserl. Conditution bessererwegen, insonderheit Formalia : De consilio & assensu Principium Imperii ditfis conjugibus , eorum in eodem Ducatu Successoribus NB.NJ8, nec non pr£taÜ£ terr£ Ju(tri£ subnotatas fonstitxti*- nes EZc. donavimus &c. Alsdann nach dieser Erwegung , toirb sick) leicht von selbsten ergeben, welchergestalten das alte Oesterreichische Hauß auch dessen sammenlliche )ura Lc Privilegia endlich auf Hertzog Meinhards Gemahlin Herhogi« AZne;, und von dieser auf derv Frau Tochter Elisabeth devolvirt, folgends durch rechtmäßige Hevrach mit Kaijser Alderro I. auf das Haus Habsburg conlolidirt worden. Ebnergestalten gleichwie die beede Königreiche, Hungarn und Böheim, ein gleiches Glück gehabt, durch des Königs Ulachslai Frau Erb - Tochter Anna und Königs Fcrdi- nandi I. erfolgter Vermähluug mit eben die, ftm allerglorwürdigsten Haus Habsburg (welches einmals innerhalb 15. Jahren allen Christlichen Königreichen ausser Schottland Könige oder Königinnen gegeben) Teste Uirnmo de jure pubi. I, f. c. r. s. 4 . K 4 Lt IZ2 Geschichte vsn Oesterreich. Et ex illo Kmpfibild, de fideicommijs. c, i. ». 1 44 * eonsolidiff. Es lebet also noch das alte Oesterreich mit allen anklebenden uralten Freyheiten, Recht- und Gerechtigkeiten in Kayser Carl des Vs« allerdurchlauchügsten Frauen Erb - Töchtern, und lebet zugleich der alte GOTT, welcher allein Cron und Scepter austheilet, auch die- selbige nuder alle Anfechtungen allerkrafftigst zu beschützen, und zu erhalten mächtig genug ist, dem sey Lob, Ehr und Preiß ohn Ende. mBM 5IANI- MANIFEST, Darinnen die Ursachen mit mehrern enthalten/ warum der önigln und Churfürst m Wachsen m oBlot Sich genöchiget gesehen, die Waffen zu ergreiffen, in der Absicht, o Mönigl.Uhur Mauses vorzügliche Gerechtsame auf die von weylanö Kayftr Carls des VI. Majetzat hinterlassene Königreiche und Lander bestmöglichst zu vertheidigen und zu behaupten» m ( o ) W *5S L.ISSMLlÄ tfiÄie Gerechtsame der aöerdurchlauchtig- LZA ften Königin von Pohlen undCdur- fürstin zu Sachsen, als äln sten Frau Tochter des Kaystrs Josepbi Majestät, auf alle durch Absterben weyland Jhro Majestät Kayser Carls des VI. erledigte Königreiche nnd Länder, sind darum, daß sie dem Publico nicht sofort bekandt gemacht worden, dennoch nicht weniger gewiß, nnd nacht weniger gegründet. Diejenigen, weiche die Begebenheiten dieses8cculi mit einiger Aufmerck- samkeit angesehen, werden die Ursachen leicht begrerffen, warum des Königs von Pohlen Majestät, in Ansehung dieser Gerechtsame, ein so lange daurendes'Stillschweigen beobachtet. GewD andere sehr löbliche Be^ wegungs. Gründe haben sie veranlasset, auf diese Art sich zu betragen, nnd man kan mit Wahrheit sagen, daß ihre grosse Moderndem , ihr Eyfer vor die Beydehaltung des allgemeinen Ruhe-Standes, und ihre aufrichtige Begierde, die entstandenen Mißhcl- Ilgkcilm zur Zufriedenheit emes jeden Theils beygeleget zu sehen, Höchstgedachte Se. Königliche Majcstäl länger, als es ihr lnreresss ttfyrderk, gehinderk haben, die Rechte ih- w# rsS Geßchichre von Vesierreich. m hohen Haukes der Welt vor Augen zu legen , und solche Mittel zu ergreiffen, wo- durch sie sothane Rechte geltend machen könnten/ wenigstens, in fb weit die nachhero sich geäufferken Lonjuncturen solches verstatten möchten. Nach dem Todes - Fall Kayser Carls des VI. glonvürdigster Gedächtniß, hat des- ftn älteste Frau Tochter, der Königin von Ungarn Majestät, Maria Theresia, Her- hogin von Lothringen und Groß-Heryogin vvn'roscana, mit Beziehung auf eine Acte, so man vor eine Pragmatische Sanction auszugeben vor gut befunden, und die An. i?rz. errichtet, nachhero auch von allen Oesterrei- chischen Königreichen und Erb-Landen angenommen , nicht weniger von denen vornehmsten Europäischen Mächten garanrirefc worden , nurbesagte Erb-Länder in Besitz genommen. Jhro Majestät, die Königin von Pohlen, welche, wie bereits crwehnet, l'ederzeit mehr Neigung vor die Beybeha^ mng des öffentlichen Muhe-Standes, als Lmprestement, die Rechte ihres Hauses zu behaupten, geäußert, haben zwar dieser Be- sitznehmung sich nicht entgegen gesetzet; Allein sie hab.» gleich Anfangs, und nach der Zeit mehrmals» äeclsriret, wie sie nimmermehr mit gleichgültigen Augen ansehen könnten, daß audere Puissanccn diese Sanction anzu- greiffen, rder mnzusiärtzen unternchmen solt- Geschichte von Oesterreich. 157 ten, immassen sie in solchem Fall sich genö- thiget sehen würden , ihre Gerechtsame zu behaupten. Ernes Theils ist diese Pragmatische Z^n- 6i,on gleich anfänglich dadurch überkrckten worden, daß man dem Hertzog von Lothrim gen die Corrcgenlschafft derer Erd - LanLe, mgleichen die Böhmische Wahl-Stimme übertragen, und der Wienerische Hof ist, aller dißfalls gethanen trifftigen Vorstellungen ungeachtet, nicht zu bewegen gewesen, der empfindlichen Beeinträchtigung, so dadurch denen Rechten Jhro Majestät derjÄö- nigin in Pohlen zugefüget worden, gebührender mästen abzuhelfen. Andern Theils sind auch verschiedene Ansprüche gemacht worden, die der vom Kayser Carl eistgeführten Erb- Folge nicht nur entgegen stehen, sondern sie gantz und gar aufheben und zu Boden stür- tzen. Und diese Ansprüche werden von einem Theil derer ZLi-anrirendeu ?uüstmcen aus dem hanciümenr unterstützet, daß ihre Garantie denen Rechten eines Dritten nicht nachthellig seyn könne, da-inzwischeu andere sich ausser Staude sehen, die Pragmatische Santtion aufrecht zu erhalten. Diese Umstände, die der ganßen Welt bekandt sind, werden vorjetzo nur darum be- rühre:, um dadurch zu Ausführung derer Gerechtsamen Jhro Majestät derKöniginm Pohlen den Weeg zu bahtlen, und zugleich dar- 158 Geschichte von Gefterreich. darzuthun, was es mit der so hoch angeführten Pragmatischen 8andion vor Bewandt-- niß habe , deren Garant e von dem Hof zu Wien mit so vieler Bemühung und Emsigkeit qesuchec worden. Die Ungültigkeit und Nichtigkeit dieser Actd Veroffttlbaret sich augcnfcheuiiich durch dasjenige , was An. zwischen dem Kay- fer Leopold, und fernen beyden Herren Söhnen , nemlich Joseph, damals Römischen König, undILarl, damaligen decJarirfcit Könrg von Spanien, geordnet und verglichen worden. Dieser Vergleich ist ein unumstößliches/ and vom König Carl selbst mir einem cör- perlichen Eyd bekraffligtcs Pactürn Familiae* welches die Erbfolgs-Ordnuna des Hauses auf immer und ewig fest stellen'soll. Durch Liefen feyerlichen Vergleich werden die Soc- ceilions- Rechte der Durchlauchtigsten Ertz- Herhogin, MarM Joseph«, dermaliget Königin in Pohlen und Churfürsiin zu Sachsen, als ältesten Tochter Jofephi und ihrer Descendenten, wie auch, nach derselben Ab» sang die Rechte der Durchlauchtigsten Chur- fürstin von Bayern / ihrer Frau Schwester- dergestalt , und zwar vorzüglich vor denen Ertz-Hertzoginnen und Töchtern car-t-rr, festgesetzet und versichert, daß solche durch kettle nachhero errichtete Ade, noch auch in- hmderheit durch die vermeintliche Pragma- / | Geschichte von Oesterreich. 15- j tische Sanction weder revociret, noch auf einige Art undWeise entkräfftet werden wö- gen. Eine weitläuffkige Ausführung würde über- flüßig seyn , um diese Wahrheit in ihr völliges Liecht zu sehen. Es mag genug seyn, diesen Vergleich selbst dem publico vor Att- gen zu legen, und wer nur einige Aufmerck- samkcit theils auf die Worte, darinnen er verfasset ist, theils auch auf dessen Jnnhalt und Endzweck wenden will, wird ohne Mühe die inrenkion derer courrakirenden Theile und zu gleicher Zeit die Unwiederrufflich- keit dieser Acts begreiffen. Dieses Pactum ist nach seinem völligen Jnnhalt sub a. hier angefüget; Jedoch, um solches desto vcrständlicherzu machen, hat man vor nicht undrenlich erachtet, es mit folgenden Slnmerckungeri zu begleiten: 1 ) Es ist solches eine vilpoülio patris ist- ter filios , über einen neuerlich sich ereigneten Fall, (die Erledigung der Spanischen Succession) allwo es darauf ankam, zum Aufnehmen, Ehre und Erhaltung des Hauses nöthige Verfügung zu treffen, wie auch auf das Zukünfftige zwischen denen beyden Linien dieses Hauses, die nunmehr» ihren Anfang nehmen würden, die Ordnung dek Erbfolge zu rc§uliren. 2) Es ist ein unveränderliches und untvi- derruffliches Gesetz, welches auf ewige Zei, rett I6ö Geschichte von Oesterreich. fen zur Richkftl)nur dienen soll, lex in omne LVlim valitura , sind die eigenen Worte fcf Disposition. 3) Beyde Herren Bruder unterwerffen sich diesem Gefeh, hatten es vor genehm, und sccepuren es ; und König Carl von Hispa- riien verspricht eidlich , demselben nachzule- den, ihm niemals entgegen zu handeln, noch, i daß ihm von denen Seinigen entgegen ge- f handelt werde, zu verstatten. ^ 4) Der Römische König Joseph, dem, als weitesten, die Spanische Monarchie von ! Rechts wegen gebührcte, renunciret darauf ; zum Vortheil ftincs Britders, König Carls, i und tritt ihm solche ab, um dieselbe vor sich ' und seine männliche Erben auf ewig zu best- i tzen. O Der König Carl thut bey Acceptirung ; dieser Cession alle, in dergleichen Fällen er- ;i forderliche Verzicht, und gibt seine Einwil- , lrgung, daß, auf dem Fall, da im Hause mir Töchter übrig seyn würden, die Jose- - phinischen seinen eigenen Töchtern in der ^ Ordnung der Erbfolge vorgehen sollen. Die- j fe Disposition Leepoldi , in welche König Carl williget, ist folgendermassen abgefasset: si Et quae eas (filias nimirum CAROLl VI,) ubivis semper praecedunt, Primogeniti No- | shi foeminis juxta Primogeniturae ordinem, j d. i. die Töchter .70/eM , Kaysers Leopoldi Attesten Sohns, folle» zu allen Zeiten und in Geschichte von Gesterrelch. rsU. allen Fällen denen Larolinischen Töchtern, nach der Ordnung der Erstgeburt, vorgehen. ! 6) Dieser Vorzug war ganh nicht unbil- ^ lich. König Carl, als der Jüngere, hatte nichts, als eine blosse Appanage zu praeten* diren, immassen das Recht der Erstgeburth, sowohl als die Untheilbarkeit derer Erblande, im Hause eingeführet war. ^ Der König Joseph überlaßt ihm, vor sich und seine männliche Erben, eine aantze Mo- irarchie, die er selbst hätte in Besitz nehmen, und mit der Zeit, entweder ganh oder zum Theil, auf seine Töchter bringen können. ! Mithin wurde König Carl nicht weniger durch sein eigenes Interesse, als aus schuld!» : ger Danckbarfeit veranlasset, darein zu wil-< | ligen, daß die Iosephinsschen Töchter, di» . denen Rechten nach in diese Monarchie fac- j cedirt hätten, auf vberwehmen Fall, denen I Seinigen in der Succession bcT ganhen Erb-» schafft vorgezogen würden. ?) Kayser Leopold hatte durch dieft Disposition in semem Hause zwey Linien, eine ältere und eine jüngere einzuführen um so viel mehr Ursache, ais diejenigen Puissan- cen, deren Assssenr damahls zur Besihnch- mung von der angefallenen Spanischen Mo-, narchie nöthig war, dergleichen anriechen, und schon durch den , noch vor König Carl des Andern in Hispanien Absterben geschlossenen partaze-^raLtat, ihre Intention, dis Suppi. R. P. De/. A. H. //.Th. L gantze i6r Geschtchre von Desterreöch. gantze Macht nicht in einer Person zusammen kommen zu lassen / zu erkennen gegeben. ES richtet aber Kayser Leopold seine Absicht noch weiter/ mit), um allen Zwistigkeiten, die sich über die Erbfolge künffug ereignen möchten, auszuweichen / verordnet er, daß zwar König Larl dem König Josepho, im Fall dieser ohne männliche Poslerität verstürbe, suc- c#diren möge; Allein er ordnet auch, daß, woferne König Larl ein gleiches Schicksal haben würde, alsdenn, um obasgeführter Ursachen willen, die Töchter der alter« Linie denen Töchtern der jüngern vorgehen solten. In dieser gantze.n Verordnung äussert sich nicht die geringste UnbiLichkeit. König Carl nimmt solche auch ohne Weigerung an, und verspricht eydlich, niemahlen darwider zu handeln. 8) Über dieses war Kayser Leopold und seine Herren Söhne ohnstreitig befugt, unter sich mit allerseitiger Einwilligung dergleichen Pactum successorium zu errichten. Keine ältere Disposition oder Privilegium war vorhanden, so ihnen hätte können die Hände binden. Noch niemahls war die Lineal-Primo- genitur, in Absicht auf die Töchter, eingeführt worden. Sie hatten also in diesem Fall kein Jus Quaesitum, so ihnen aus einiger Disposition rhrmVorsahren zu statten gekommen wäre, «nzuführen, und Kavfer Leopold hatte völlige Geschichte von Gesterrsrch. r6x lige Macht and Gewalt, nach Abgang des Manns-lAtammes, die weibliche Luccession nach Gefallen einzurichten. 9) Und dieses um so viel mehr, als Kay- ' ser Leopöldi Vorfahren aus ihn ein^urc bell» erlangtes Recht auf das Königreich Böhmen crznsmimrel, und er selbst ein gleiches Recht j auf Ungarn acquinrt hatte, welches Reich er ^ denen Händen der Türcken entrissen, derge- ' statt, daß er in Ansehung dieser beyden Kö- j nlgreiche in nichts behindert wurde, darüber 1 nach Gutbefinden zu disponiren. , ro) Endlich erhellet klar, daß die vom I Kayser Leopold also verordnete und stabilste Erbfolge die einhige Motive, und das Fundament von der an König Larln beschehenen Uebemagung der Spanischen Monarchie, folglich als eine Conditio, fine qua non, anzusehen ist, ohne welche diese Uebertragung nimmermehr erfolgt wär. Die Worte Leo - poldi lassen diesfaüs keinen Zweifel übrig: „Declaramus igitur secundum initam ante „Hispanicae Monarchiae Cessiönem, & in „ipsa Cessione uti primariam conditionem „repetitam Conventionem, statuimus, ac- „ que in omne aevum Valituram legem di« „ctamus. Das ist : Wir declariren dem- „ nach , daß die vor der Cession der Spani- „schen Monarchie getroffene, und in dieser „Cession selbst, die vornehmste Bedin- „guug wieberhotte Convemia» beständig ' L 2 „und i64 Geschichte von Oesterreich. „ und unverbrüchlich gelten soll, und Wir le- ^ „ gen ihr zu dem Ende die Klafft eines in alle „ Ewigkeit gütigen Gesetzes be». Diese vom Kayser Leopold so weißlich abgefaßte, und auf so rechtmäßige Motiven gegründete Disposition, so von beyden Herren Brüdern, vor welche und deren vescen- denz sie gemacht war, völlig Lccepriret, und durch die stärcksten und heiligsten Versicherungen bekräffliget worden, hat gleichwohl ein gantz widriges Schicksal gehabt, indem dieses respektable Gesetz, dessen Giltigkeit eher nicht, als am Ende der Welt aufhören folte, von König Carln fast zu eben der Zeit angegriffen wird, als er in denen, durch seines Herrn Bruders Absterben, ihm zugefallenen Staaten die Regierung kaum angetreten. Das Andenckcn Kayser Carls wird sonder Zweifel zu allen Zeilen Verehrungs-würdig bleiben. Er war von Natur zu Ausübung der'Gerechtigkeit und Billichkeit geneigt. Allein es ereignen sich offtmahls Fälle, da die vollkommenste Tugend zum Wancken gebracht wird. Die väterliche Liede gegen die. Kinder kan uns leicht verleiten, und, da man. geneigt ist, sich mit dem zu schmeicheln, was man wünschet, fb wird nicht allemahl genug- ; fam erwogen, daß eine Sache, die nur auf Autorität und Gewalt sich gründet, unmöglich von langer Dauer seyn könne, so vorsieh- Geschickte von Oesterreich. i 6 f tici auch die Kunst und die Polare dabey zrr ÄZercke gegangen. Auf diese Art kam An. 171z. da König Carl den Kayser!. Thron bestiegen, und die völlige Erbscdafft seines Bruders, Kayscrs Joseph , in Besitz genommen, diese Gcburch zum Vorschein, die man mit dem Titel einer Lanchi'oms Pragmaticae beehren, anfänglich aber unter keiner andern Gestalt, als einer blossen, von dem Kayser in seinem Staats-« Rath gethanen Deklaration ans Licht treten lassen wolle, Krassk welcher seine Töchter nach ihm seine Erben seyn, die Iosephinischen Ertz«Herzoginnen aber erst nach jener, und ihrer Postmkät Abgang zur Lucccllion gelangen sollen. Bey dieser Deklaration ist als etwas besonders zu bemerckcn, daß darinnen die Disposition Kayser Leopoldi * dieses unwieder- ruffliche Gesetz, das bis ans Ende der Welk dauren sollen, welches Kayser Carl selbst, als König von Hispanicn, auf das feyerlichste angenommen, und vermittelst körperlichen Ey- des bestätiget, zum Grunde gelegt wird, obgleich diese Disposition obiger veclaration gerade entgegen stehet. Kayser Carl con- terirt seinen Töchtern gewisse Gerechtsame, Krafst einer Acte, nach welcher eben diese Gerechtsame bereits denen Josephinischen Töchtern unwiederrufflich übergeben und versichert worden. L z Es ,66 GescbLehte von Oesterreich. Es ist zwar wohl zu glauben, daß man am Wienerischen Hof die Mängel dieser Deda- racion von fclbftcn erkannt; Allein es war unumgänglich nöthig, nunmehro weiter fortzufahren ; und, um die Sache durch einigen Schein des Rechtens zu auroriiiren, glaubte man, diese Oeclaration Kayser Carls auf die ihm von feinem Herrn Bruder, Kayser Jo- sepho gethane CeiTion gründen zu können, als auf eine Acte, die aller Welt ohnedem bekannt sey, in der Hoffnung / daß die in der Dilpoinion Kayser Leopoldi enthaltene, und die Succession betreffende Clausuln, die man mtt gröster Sorgfalt geheim gehalten hatte, dem Public» ewig verborgen bleiben würden. Hierbev ließ man es noch nicht bewenden. Die Iosephmffche Ertz-Herzoginnen nahmen an Jahren zu. Man refolvirtc also, woferne um diese Prinzeßinnen einige Anwerbung geschehen folte, darein nicht eher zu willigen, als bis ste ihren Gerechtsamen rc- nunciret, und der Oeclaration, welche der Kayser, ihr Herr Oncle, zum Vortheil seiner Töchter publicitct, sich würden unterworfen haben; Jnmassen man dann auch, als An. 1719. um die damahlige Frau Ertz-Her- ; zogin, Maria Josepha, von Jhro jetzt-regierenden Königlichen Majestät in Pvhlen, als damahligen Königl. Printzen von Pohlen, angesucht wurde, Höchstgedachter Durch- 1 isuchtigsten Ertz-Herzogin deutlich zu erken- Geschichte von Oesterreich. r 67 nen gab, daß / woferne sie sich nicht zu einer Renundation entschließen würde,keine Vermählung vor sie zu hoffen feye. Solchergestalt muste freylich Verzicht geleistet werden. Aber die Durchlauchtigste Ertz-Herzogin, jetziger Königin in Pohlen Majestät that es, ohne eigentlich zu wissen, worauf sie renundrte, ohne dazu legaliter autorisict zu seyn, (welches doch schlechterdings nöthig war) und über dieses noch ohne, daß nM ihr jemand constituim, der ihr mit gutem Rath und behvriger Dictiern wäre an Hand gegangen. An ein legales Verfahren, wie doch in dergleichen Fällen erfordert wird, wurde dazumahl gar nicht gedacht. Ihr Gemahl, des jetzo regierenden Königs in Pohlen Majestät, sahe sich nicht minder gcnöthiget, ein gleiches zu thun. Man fertigte eine Acte, die, um ihre wesentliche Mängel zu verbergen, mit Clausuln hauffig angefüllet war; Und wiewohl man sich nicht getrauete, sie in gehörige Forme zu bringen, so mußte ihr dennoch, wenigstens äusserlich, das Ansehen einer Legalität ertheilt werden, deren die Sache selbst im Grunde nicht fähig war. Die Unbillichkeit und Nichtigkeit dieser Renundation , sowohl als derselben nach vollzogener Vermählung erfolgtet Lonstr- mationen, seynd mit leichter Mühe zu erweisen. Was hiervon bereits angeführt £ 4 wor- ««S Geschichte von Oesterreich. worden/ kan dem verständigen Leser *um hinlänglichen Unterricht dienen, woferne ihm die Materie von ltenunciarionen nur einiger «nassen bekannt ist/ die im abgewichenen 8c- cu!o weitläusstig deducirf worden. Wenn inzwischen ja noch einiger Zweifel übrig seyn sötte, wird man solchen ebenfalls leichte heben, und die Rechte der Allerdurchlauchtig- sten Königin in Pohlen auf alle zur Oester- reichischen Erbfolge gehörige Lande noch ausführlicher, als dermalsten, da man sich der Kürtze zu befleißtgen gesucht, dem kublicq darthun können. Daß andere Mittel, dessen der Hof zu Wien sich bedienet, um sein baufälliges Systema zu unterstützen, war, die vermeyntliche Praamattsche Sanction iun-und ausserhalb des Reichs durch so viele Puissancen Aaran- riren zu lassen, als ihm nur immer-möglich gewesen. Es würde unnöthig seyn, vorjetzo alle die Künste anzuführen, so man zu Erreichung die- fts Endzwecks hin und wieder ausgeübt. So würde auch nicht minder überflüßig seyn, zu untersuchen, wie weil diese garanrirende Pulst fancen durch Ubernehmung dieser (^arancie sich verbindlich machen wollen, oder können. Es mag genug seyn, hier nur so viel zu ge- dencken, daß der Wienerische Hos wahrhäff- tig nicht Ursache hübe, sich dieser glücklichen (rjmdung so gar sehr zu rühme»/ rmmassen, wie Geschichte von Oesterreich. i6y wie bereits oben erwchnt worden/ von allen diesen Zaranrireuden Pmssancen einige glauben , zu nichts gehalten zu seyn ; andere hingegen vermeynen/ dieser Verbindlichkeit sich entziehen zu können/ entweder aus Unvermögen/ ihrer Obligation Genüge zu leisten, oder ausBesorgnüß der augenscheinlichen Gefahr, welcher sie dadurch sich exponiren. Und diese Besorgnüß ist in dergleichen Fallen um so weniger zu mißbilligen / als niemand verbunden ist, sich ins Verderben zu stürtzen, um den andern zu retten. Ihro Königl.Majestät in Pohlcn haben ausser allen Zweifel mehr als jemand Ursache zu wünschen, daß diese Sanction entweder niemahls errichtet , oder daß sie gantz und gar wieder aufgehoben worden wäre. Inzwischen haben sie, aus Liebe zum Frieden/ nach ihrer in Beförderung ihres eigenen ln- tereüc jederzeit geäußerten grossen Moderation ihr aufrichtiges Verlangen mehrmahlen zu erkennen gegeben, daß der Hof zu Wien sich entschliessen möchte, solche Mittel zu er- greiffrn, als die Situation seiner Affairen zeit- hero erfordert hat. Und in dieser Hoffnung haben sie seit des Kaysers Absterben vielleicht mehr Mühe, als jede andere Potenh angewendet, welche die Pragmatische Sanctisn entweder nützlicher, oder gleichgiltiger, als Ihro Königl. Majestät selbst, scheinen können, um dieselbe bey Kräfflen zu erhalten; E * Ere 170 Geschichte von Oesterreich. I Sre haben auch den Entschluß / davon abzu- { gehen / nicht eher gefastet, als, nachdem sie vor schlechterdings unmöglich befunden, daß ! selbige bestehen könne. | Es mag inzwischen mit dieser Sanction ' beschaffen seyn, wie es immer wolle, so kan doch derselben von Zhro Königl. Majestät beschehene Acceptation, denen Gerechtsamen j der Königin, Ihrer Gemahlin Majestät und ! ihres Königl. Hauses, eben so wenig zum ; Nachtheil gereichen, als die Kcnunciarion. Denn haben Jhro Majestät die Königin in ^ Pohlen gilliger Weise nicht renunciren kön- ' nen; Ist ihre ldenunciation sowohl in Ansehung der Forme, als der Haupt-Sache selbst, von keiner Krafft; Kan dieselbe, wenn . sie auch in der That so giltig wäre, als sie illegal und unstatthafft ist, nimmermehr wk- i der die Gerechtsame der Königl.Familie alle- ; giret werden, als die solche nicht von der Kö- 1 nigin allein, sondern von dem Gesey und von j i)er Disposition ihres Groß-und Aelter-Va- ters ex Pacto & Providentia majorum herleitet, welchen Gerechtsamen durch keine Acte, sie mag beschaffen ober errichtet seyn wie und von wem sie wolle, das geringste Praejudiz nicht zugefügt werden mögen, wie bereits aus- 1 jährlich dargethan worden. Sie kan auch die Acceptation dieser Sanction beyderseits Königl. Majestäten in so weit nicht binden, daß sie dre Gerechtsame ihres Königl. Chur- Hauses , Geschichte von Oesterreich. 171 I Hauses nicht unterstützen tönten und sollen, als die ihnen ungeachtet aller dargcgen unternommenen Beeinträchtigungen unbcschädi- get verblieben sind. So viel mag vermahlen genug seyn, um die rechtmäßigen Ansprüche höchstgedachter Ihrer Königl. Majestäten und dcro Königl. Familie der Welt vor Aligen zu legen. Allein, über die 8ucceuions-Rechte Jhro Majestät der Königin in Pohlen auf alle sogenannte Oesterreichische Königreiche und Sande, haben Jhro Majestät der König in Pohlen und Churfürst zu Sachsen, vor ihre Person, noch besondere Rechte und Pmen- liones , die man hier nur kürtzlich berühren, jedoch sied vorbehalten will, solche zu seiner Zeit ausführlicher ans Lischt zu stellen. i) Nachdem die alten Herzoge von Oesterreich aus dem Hause Babenberg völlig abgestorben waren, hatten Albrecht und Dietrich, Söhne Henrici , Marggrafens zu Meisten, ein doppeltes Recht auf Oesterreich und Steyermarck. Erstlich, Krafft eines von denen Ständen besagter Herzvgthümer An. 1250. auf öffentlichen Land-Tage abgefaßten Schlusses, welcher sich auf die besondern Freyheiten und Privilegia gründete, so die Stände damahls hallen , sich einen Louvciain selbst zu wählen. Und zum ar u dern, von ihrer Mutter, Constantia, so die älteste Schwester deß letztem Herzogs von x?s Geschichte r»on Desterreich. Oesterreich / Friderici Bellicosi,tDslr. Das Hauß Missen bcvieff sich zwar auf seine vf- fonbaren Rechte, und meldete sich zur Suc- ocstlon 5 Die erste Hindernüß aber, so ihm im Weege stund, war die grosse Macht des damahligen Königs von Böhmen, (vrroc-ar, der besirgteHerzoglhümer uiurpirte; und das andere noch grössere Obstaculum verursachte Rudolph von Habspurg, der sich dieser Lau-- de bemächtigte, und seine Söhne damit in- vestirte, unter dem Prxtext, daß diese Her, zoglhümer, als Mannlchcn, dem Reiche anheim gefallen waren. Da die Marggrafen von Meisten so grosse Schwierigkeiten in Ausführung ihrer Rechte vor sich fanden , sahen sie sich gcnöthiget, sich in die Zeit zu schicken, und geschehen zu lassen , was sie nicht hindern- tönten. Inzwischen haben die Rechte des Chur- Hauses Sachsen dadurch nicht den geringsten Abbruch oder Anstoß gelitten. Sie sind, aufs höchste, so lauge lusscndirt geblieben, als das Hauß Habsspurg lubsistirt hat. Kayser Rudolph hatte diese Lande vor seine Söhne nicht anders, als unter der Qualität ordentlicher Reichs- Lehen verlangt, und erhalten; Ietzo, da dieses Hauß gäntzlich erloschen, reviviscireu die Rechte des Hauses Sachsen, und erlangen wieder ihre völlige Krafft, so, daß Jhro Kölitgi.,Majestät ohnstreitig befugt Geschichte von Oesterreich. 17z ----- sind, selbige vor allen andern Prätendenten geltend zu machen. ! 2) Wenn die Durchlauchtigste Erß - Herzogin und Herzogin von Lothringen Universal- Erbin derer Hesterreichischen Lande zu seyn prLtenciirt, so ist sie in dieser Qualität schuldig, das Hauß Sachsen wegen alles dest j sen sel-adioß zu halten, rvas demselben durch die Facta derer vorigen Kayser, in Ansehung ,j der Jülich - und Bergischen Succession , entgangen, welche besagtes Hauß rechmäßiget Weise und titulo oneroso an sich gebracht, l Wie denn obermeldte Kayjser die ihnen oblie- . gende Schuldigkeit dieser Schadloßhalrung gar wohl erkannt, und mcehrmahlen deshal- ber Satisfactkm versprochen. j 3) Als An.1706. die S chweden in Sachs ^ fen eingedrungen, blieb der durch den solennen Tractat vvm 16. Januar. 1702. versprochene Succurs, 511 einer Zeit, da des hochstieligsten Königs Majestät nach eben diesem Tracta! sich bewegen lassen, ihre Lande zu entblößen, um dem Kayser zu assNiren, völlig aussen, und Sachsen gerieth dadurch in das gröste Urrglück. Es ist daher Nicht mehr denn bil- lich, daß man den Ersah dieses an die zo. Millionen Thäler ansteigenden Schadens von demjenigen fordere, dep ihn hätte ver- hindern sollen. 4 ) 2 « 174 Geschichte von Oesterreich. 4) Zu geschweigen, daß Königliche Majestät vom Wienerischen Hofe noch eine ansehnliche Summe theils an Sübsidien, theils an rückständigen ^rrcrzgen zu pr-rencliren haben, deren Bezahlung von selbigem, des vieljährigen SollicitireiiS ungeachtet, nicht zu erlangen gewesen. In Erweguna aker dieser Ursachen müssen Jhro Königl. Majestät glauben, demjemgen keine Genüge zu thun, was sie ihrem Hohen Hause schuldig sind, wenn sie länger Anstand nehmen wol.en, die der Königin, ihrer Gemahlin Majestät auf die 8ucccssion aller Äe- sterreichischen Königreiche und Lande zukommende Rechte, die allen übrigen pr^renden- ten, besonders aber denen Ertz-Herzoginnen, Töchtern des letzt verstorbenen Kaysers, vorgehen, dem Publico bekannt zu machen, und diese Gerechtsame, sowohl als diejenigen, s» Jhro Königliche Majestät in Pohlen vor ihre eigene höchste Person gebühren, durch alle von GOtt ihro verliehene Mittel, wie auch durch Beystand ihrer hohen Mitten, zu unterstützen und geltend zu machen, in Hoffnung, dasjenige, was Jhro nach allen Rechten, theils Krafft derer von der Königin, ihrer Gemahlin Majestät herrührenden, theils auch Krafft ihrer eigenen Ansprüche rukotyrrit, endlich zu erhalten. Jhro Geschichte von Oesterreich. 175 ' Jhro Königl. Majestät verhoffen, es werde die von ihnen genommene Entschließung, nachdem zumahlen die meisten Europäische Puiflancen von der Pragmatischen Sanction andere Ideen gefaßt/ von dem kublico, so, wie es sich gebühret / ausgelegt werden; Sie xrorclliren auch hiemit vor der ganhen Welt/ Laß sie nichts^erlangen, auch nichts unternehmen/ als worzu sie sich nach Dec Justiz und in ihrem eigenen Gewissen berechtiget zu seyn glauben. Der Ausgang stehet in der Hand GOt- St$, dessen Vorsehung solchen verfügen wird/ wie sie es vor gut findet. Alle Hoch-und Löbliche Stünde des Heil. Römischen Reichs können sicher glauben und überzeugt seyn / daß Jhro Königl. Majestät, feit dem sie nach Absterberr des letztem Kar>- sers dero Reichs -Vicarsor angetreten / und alle ihre Bemühung auf Beybehaltung der Ruhe im Reich / und aus^dmimürirung einer unpartheyischen luüiL gerichtet seyn lassen, sich wider ihren Willen gemüßiget sehen, zu einer Zeit, da sie die Last desVicariars annoch tragen, von dem friedlichen Weege, den sie zeithero erwählet, abzugehen, wozu sie doch nicht eher sich entschlossen, als bis sie völlig erkannt, daß, wenn sie bey gegenwärtigen Umständen ihre Waffen nicht mit denen üb- 776 Geschichte von Oesterreich. rigen Prätendenten vereinigten, Jhro feint andere Parthie übrig bleiben würde, als alles dasjenige, was Jhro doch so rechtmäßig gebühret, ohne die geringste Hoffnung einiger Wieder-Erlangung zu abanäonairen. Vorbcsagte Hoch-und Löbliche Stände werden über dieses noch in Erwegung ziehen, daß diese gantze Sache eine domesti^ue Affaire des Hauses Oesterreich ist, die eigentlich nur die Interessenten augehet, die Rechte des Teutschen Reichs aber auf kerne Werft berühret. Es sind auch dieProvintzierr, in welche Jhro Königl. Majestät in Pohlen Trouppen einrücken, dergestalt situirt, da^ die übrigen Hoch-und Löblichen Reichs-Stände durch diese Expedition der Sächsischen Trouppen im geringsten nicht belästiget oder beunruhiget werben können. Jmmassen Jhro Königliche Majestät fest entschlossen sind, niemanden- wer der auch sey, und den dieser Handel nichts angehet, bey dieser Gelegenheit den mindesten Schaden oder Überlast zuzufügen, oder geschehen zu lassen, so viel nem- Kch in iyren Vermögen ist, daß chrren von andern dergleichen verursacht werde. - Es werden demnach alle und ftde Hoch- «rrd Löbliche Stände des Reichs in demjenigen Geschichte von Oesterreich. gen guten Vertrauen beharren, welches sie LeitheroJhroKönigl.Majestät inPohlen und dero Liebe zur Gerechtigkeit zugetragen, nicht weniger auch Jhro in Ausführung einer si> ! gerechten, und auf höchsitriffllge Motiven gegründeten Sache nach Vermögen beystel-en. , Höchstgedachte Zhro Königliche Majestät öcclsriren auch noch über Dieses, daß, gleich- i wie sie eyftig gewünschet, die über die Oester- reichifche Successum verstl) iedentlich sormirte krXrcnüoncs, ihres Königl. Chur r Hauses . selbst eigene Ansprüche nicht ausgeschlossen, ! durch giltige Wcege, und ochne daß man dcs- . balber zum Waffen grellsten dürsten, unter- I sucht und beygelegt zu sehen ; Also auch höchst ! dieselben, nachdem sie zu E'rgreiffung anderer i Mittel zu schreiten genöthigt worden, sie alle dero Kräffte, so ihnen von GOtt verliehen, ' zu Behauptung ihrer und dero Königl. Chur- Hauses Gerechtsamen anwenden werden, in der auf GOttes Güte gesetzten festen Zuversicht, Er, der die Aufrichtigkeit ihrer Absichten und die Gerechtigkeit ihrer Sache erkennet, werde zu denen Operationen ihrer Waffen' seinen Secgen vcrleyhen, damit sie durch dieses Mittel zu der billichen Samfaction gelangen, und der erwünschte Friede um so viel eher wieder hergestellet werden möge. Suppi M 178 Geschichte von Oesterreich. Beylagen. A. Übersetzung des Succeffion&3tv struments, oder der Erbfolgö^Ordnung, welche von weyland Ihren Kaylerl. Majestäten Leopoldo uni) Joscpho, aufJhro Königl.Cathol.Majestät Carln den Dritten übertragen worden. d. d. 12. Septembris, Anno 170z. S ir Leopold, von GOttes Gnaden erwählter Römischer Kayser, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, in Ger- manien, zu Hungarn, Böheim, Dalmatien, Croatien, Sclavonien rc. König, Ertz-Herzog zu Oesterreich, Herzog zu Burgund, Bra- bant, Steyer, Körnten, Crain, Luxemburg, auch Ober-und Nieder-Schlesien,Würtem- berg und Teck, Fürst in Schwaben, Marg- gras des Heil. Römisch. Reichs zu Burgau, Mahren, Ober-und Nieder-Lausitz, Graf zu Habspurg,Tyrol, Pfirt,Kyburg und Gö- rih, Landgraf in Elsaß, Herr der Windischen Marck, Portenau und Satins rc. Urkunden und bekennen zu künfftiger Gedächtniß. Indem Wir, nei st Unserm vielgeliebtesten erstgebohrnen Sohn, dcmDurch- lauch- Geschichte von Oesterreich. 179 lauchtigsten Römischen unv zu Hungarn König, Josepho , auf Unsern andern geliebtesten Sohn, den Durchlauchtigsten Erh-Herzog, nunmehro in Hispanien und Indien König, Carln den Dritten, die Spanische Monarchie/welche durch Absterben-des Durchlauchtigsten und Großmächtigstsn Carls des Andern, Königs in Hispanien und Indien, Goltseeligen Andenkens, auf Uns Verfällen war, heutigen Tags übertragen; So wün- . schen Wir nichts mehr, alrs daß zum Besten der gesamten Christenheit runter allen Unsern Nachkommen, die aus beylden Linien Unserer zweyen Söhnen abstammen) werden, eine beständige und durch keinen Zrwiespalt oder Mißhelligkeit umzustürtzende Einmacht jederzeit erhalten werde. Wir haben dannenhevo, zu Erreichung dieses heilsamen Endzwecke, zuförderst vor nöthig erachtet, wohin wegen der künfftigen 8ucccKons-Ordnung Unsere Willenß-Mey- nung jedesmahl ^richtet gewesen, und noch sey, deutlich zu eröffnen, und zu deren unveränderten Befolgung Uns und Unsere Nachkommen auf das kräfftigste zu verbinden. Hierbei) aber sind Wir keinesweegs gesonnen, die in Hispanien bishero üblich gewesene 8uccclUons-Ordnung aufzuheben, sondern wollen vielmehr derselben Aenderung aus der fteylvtllrg Geschehenen Abtretung der Spanischen Monarchie, weiche, ihrer Ver- M - fassuns i so Geschichte von Oesterreich. fassung gemäß / nach Uns, Unserm crstgebohr- nen Sohn, dem Durchlauchtigsten Römischen König, Jofepho, iUnb desselben Nachkommen , vor Unserm andern Sohn, dem ! Durchlauchtigsten König, Larln, und seinen Nachkommen allerdings gebühret, einigermassen rclrringiren, und die gantze Sache dergestalt einrichten, daß sowohl dem allgemeinen Wunsch von Europa Genüge geleistet, als auch durch eine beyderseits gleich ausge- messene Erb-Folge die velcenclcnr Unsers erstgebohrnen Sohns desto eher zu Befolgung Unsers Willens bewogen, solchergestalt auch beyde Linien desto genauer mit einander verbunden, und endlich aller Anlaß oder Gelegenheit zu Erregung so heffciger Zerrittstngen, als vormahls entstanden, und noch jetzo fast die gantze Welt in grosse Bewegung setzen, so viel an Uns ist, von Grund aus abgeschnitten werde. wir declarmn also hiermit, und verordnen nach Innhalr der vor Abtretung der Spanischen Monarchie errichteten und in der Ceßon selbst, als die vornehmste Bedingung wiederholten Convention , seyen auch, mit nochmahliger Einwilligung,Beyfall und Genehmhattung Unserer beyden Durchlauchtigsten Sohne, unter Göttlicher Bene- deyung, dieses, als ein auf ewige Zeiten giltiges Gefey, daß in denen Spanischen sowohl, als in Unsern übrigen Erb-Rö- nig- Geschichte von Oesterreich. r8r mgreichen und Landen, die männliche 8uc- ceision Unsers Geschlechts, und die in der männlichen Linie aus rechtmäßiger Ehe erzeugten (keinesweges aber die leginmirten) Söhne, allen Töchtern/ von welcher Linie und Grad sie immer sey-n mögen, auf ewig vorgezogen, und unter de nen Erbfolgern allemahl die Primogenitur beobachtet werde, dergestalt, daß in der 8ucceiHon derjenigen Lande, welche Unserm erstgebohrnen Sohn, dem König Josepho, verbleiben, von dessen männlicher Descendenz ; in der 8ucceKion dercrjenigen, Lande aber, welche Unserm zweycgebohrnen Sohne,, König Carl« dem Dritten, abgetreten sind, ebenfalls von dessen männlicher Descendenz ; fcet Anfang gemgcht, und in dieser Ordnung so lange concinu-rt werde, bis nach GOltes Willen dscvon beyden Linien abstammende männliche Erben, es mögen von ihnen noch Töchter übrig seyn oder nicht, dereinst gäntzlich abgestorben; da denn in diesem Fall die ganye Spanische Monarchie, und alle damit verknüpfte, oder derselben untenvorffene Reiche und Lande auf Uns und Unsern erstgebohrnen Sohn, oder dessen noch lebende Kinder und rechtmäßige (nicht legirimirle) Delcendenren nach der eingeführten und nnnmehro in Unserm Ertz- Hause von neuen bestätigten Erbfolgs-Ord- nung sofort zurück fallen sollen, jedoch dergestalt, daß, wenn von Unserm Sohne, König M Z Carl,, j%% Geschichte von (Oesterreich. Tarln dem Dritten, oder von dessen rechtmäst sigen Dcscencjcnreu, Töchter aus rechtsgilti- ger Ehe übrig seyn sollen, ihnen auf gebühr rende Weise, so, wie es bis hieher in Unserm Erh-Hause bräuchlich gewesen, vorgesehen, auch alles Recht vorbehalten werde, so ihnen nach Abgang derer männlichen rechtmäßigen Erben Unsers Stammes, ingleichen nach Abgang derer Töchter Unsers erstgebohrnen Sohnes, als welche ihnen allzeit vorgehen , nach (Ordnung der Erstgeburth der- cinstcn zustehen kan. Solte sich hingegen ereignen, welches die göttliche Güte verhüten wolle, daß Unsrr erst- gebohrner Sohn, der Römische König Jo- sephus , ohne männliche, aus rechtmäßmer Ehe erzeugte Erben abgehen, oder bey seiimr Nachkommen die in der männlichen Linie rechtsgilkig erzeugten Söhne ermangeltl würden, sodann soll Unser Sohn, König Carl, oder die von ihm in männlicher Linie abstammende rechmäßig erzeugte, nicht legitimitie Söhne, so zu selbiger Zeit am Leben seyn werden, nach dem Recht der Erstgeburth, in allen Unsern Erb-Königreichen und Landen, welche bis dahin von Unserm erstgebohr- nen Sohn und dessen rechtmäßigen männlichen Erben besessen worden, tucceciiren, und ist in Ansehung derer übrig bleibenden Töchter eben dasjenige zu beobachten,was in kury vorher erwehnrem Fall verordnet worden, Geschichte von Oesterreich. I 8 Z I -worden, nemlich: daß die ^ucceikion aller dieser Töchter und derer von ihnen abstam- i wenden Söhne, beyderseits Linien, in Unsern p und Unserer Nachkommen gesamten Reichen, f J Provtnhen und Landen, Uns, und denenjeni- P gen Söhnen, so in beyderseits männlicherLi- k nie rechtmäßig von Uns abstammen, in was ' vor Grad oder Linie sie sonst stehen mögen, . jederzeit nachgehen soll. Inzwischen aber wird Unser Sohn, König Carl, oder alle dessen Kinder und Nach- : kommen, weder unter dem Vorwand einiger ! Appanage oder Alimenten, noch unter eim- b gerley andern Nahmen und kraetexr, nicht ' das geringste, weder von Uns, noch von Unserm erstgebohrnen Sohn, oder dessen Nach- j kommen, begehren, oder practendiren können, noch sollen, sondern sich mit der sehr ansehnlichen Cession und Übertragung der Spanischen Monarchie begnügen, und so wohl er selbst, als die ihm nachfolgende Könige, ihren Söhnen und Brudern, wie auch Töchtern und Schwestern, die gebührende Ver* svrgung verschaffen. Und eben dieses soll auch von Unserm Sohn, dem König loscpbo, und dessen Nachkommen in Ansehung der abgetretenen Spa- nsschen Monarchie verstanden werden, durch- gehends mit Vorbehalt aller, dem Heil. Römischen Reiche und denen Römischen Kay- fern und Königen auf die vom Reiche depen- M 4 dirende *84 Geschichte von Oesterreich. virende Provinhirn, Lande und Orte zustehenden bekandten Rechte. Hierdurch aber- soll keiner andern Convention, Verordnung, 1 Gesetz, oder Gewohnheit Unsers Ertz-Hauses rmd derer ihm unterthanigen Reiä)e und Lande, in so ferne selbige nur der heutigen > Cession oder Übertragung, und denen dabey vorausgesetzten ewigen und unaufheblichen Bedingungen nicht entgegen sind, im geringsten nicht derogim seyn, sondern dergleichen Conventiones, Dispositiones , ©efefcC und Gewohnheiten sollen in allen Puncten bey ihrer völligen Krafft allerdings verbleiben. Zu dessen allen mehrerer Beglaubigung und Giltigkeit haben Wir, nebst dem Durchlauchtigsten Römischen König , Josepho, gegenwärtiges Instrument, zugleich mit dem CeiUons- Instrument, als dessen vornehmsten Theile, mit Unsen eigenen Handen unterschrieben, und mit Unsern Ansiedeln, wie auch mit Unserm Kayierlich-und Königlichen Wort und eörperlich abgelegtem Eyde, vor Uns und alle Unsere Nachkommen bekräffti- get, auch Unserm geliebtesten Sohn, dem Durchlauchtigsten König in Hispanien, Larln dem Dritten, nachdem Wir von ihm ein ander Hcceprsrions-Instrumenh dem diese Acte gleichfalls inserirt ist, dargegen erhalten, ausgehändiget, so zu ewigen Zeiten beyderseits beobachtet werden, und darwider keine Ein- würffe, Emwendmigen, als welche ausdrück- Geschichte von Oesterreich. 185 lief) hiermit aufgehoben und verbothen werden/ ingleichen alle, diesem entgegen stehende Rechts-Wohlthaten/ sie mögen Päbstlich, Kayserlich, Königlich/ oder sonst in besondern Landen und Rechten gegründet seyn, wie, wo, l und wem dieselbe jetzo oder künfftig zustehen, k! oder auch, von wem solche jemahlen angefüh, : ret und vorgebracht werden möchten, auf kei- i rierley Weise statt haben soll. So geschehen I in Gegenwart derer Vornehmsten Unsers : Kayfcrlichen Hofes und anderer Unserer Ge- ! Heimen Staats-Räthe. Wien, den irten Sept. im Jahr nach Unsers Heylandes Ge- burlh 170z. Unserer Reiche des Römischen im 46sten, des Hunganfchen im 49sten, und des Böhmischen im 47sten. Und Wir von GOtteß Gnaden Römischer, wie auch zu Hungarn, Dal- matien, Croatien und Sclavonien rc. König, Ertz - Herzog zu Oesterreich, Herzog zu Burgund, Brabant, Steyer, Kannen, Crain, Luxemburg, auch Ober - und Nieder- Schle- ^ sien/Würtemberg und Tcck, b"rst in Schwaben, Marggraf des Heil. Römischen Reichs i zu Burgau, Mähren, Ober-und Nieder- ! Lausitz, Graf zu Habspurg,Tyrol,Pfirt,K> 1 bürg und Görih, Landgraf in Elsaß, Herr der ; WmdischenMarck, Portenau und Salins rc. ! Bekennen hiermit, daß Wir alles dasje- ! inge, was in vorstehendem Instrument ent- M s halten, r86 Geschichte von Oesterreich. halten, und von dem Allerdurchlauchtigsten Kavser, Unserm gnädigsten Herrn und Vater, nach der ihme beywohnenden erleuchtesten Einsicht und gegen fern Geschlecht tragenden Väterlichen Zuneigung, mit Einwilligung, und auf inständiges Ersuchen, auch willigste Gcnehmhaltung Unserer und des Durchlauchtigsten Königs in Hispanien, Carls, verordnet worden, durchgehends vollstrecken und vertheidigen wollen, und verbinden Uns und Unsere Nachkommen, bey Unserm Königlichen Wort und mit einem cörperlichen Eyv, auf die beständigste Art und Weise, als es geschehen kan, fügen auch hinzu, und wiederholen hiermit die vollkommenste Uenuncla- tion und Abolition aller entgegen lauffenden Rechte und Ausflüchte, wie oben bereits geschehen, oder sonst erforderlich seyn möchte. Zu dessen Urkund gegenwärtiger Brief von Uns unterschrieben, und mit Unserm Jnsiegel - bestätliget worden. So geschehen am Tag, Jahr und Orte, wie vorstehet. LEOPOLDUS,m.p. (L.S.) JOSEPHUS, tn.p. (L.S.) Geschichte von Oesterreich. 187 Zugegen seynd dabey gewesen die Hvch- gebohrnen, Herr Ferdinand, Fürst von Schwartzcnberg, Jhro Majestät der Kay- serin Obrist-Hofmeister, Ritter des güldenen Vliesses, Herr Carl Otto Theodor, Fürst won Salm, des Durchlauchtigsten Römischen Königs Obrist-Hofmeister, Herr Anton Florian, Fürst von Lichtenstein, des Durchlauchtigsten Königs in Hispanien Obrist-Hofmeister, Ritter des güldenen Vlies- ses, die Hoch-und Wohlgebohrnen und Für- trefflichcn, Herr Ferdinand Bonaventura, Graf von Harrach, Kayserlicher Obrist- Hofmeister, des güldenen Vliesses Ritter, Herr Wolffgang, Graf von Oettingen, des Hochpreißlichen Kayferlichcn Reichs - Hof- Raths Präsident, Herr Johann Frantz, Graf von Würben, Jhro Kayserlichen Majestät, als Böhmischen Königs, Obrister Cantzler, des güldenen Vliesses Ritter, Herr Heinrich Frantz, Fürst zu Fondi, Graf von Mannsfeld, Okrist-Cämmerer, Ritter des güldenen Vliesses, Herr Dominicus Andreas Graf von Kaunitz, des Heil. Römif. Reichs Vice-Cantzler, des güldenen Vliesses Ritter, Herr Julius Friedrich, Graf Lucellini, Kayserlicher Hof-Cantzler, Herr Johann Fried- iS8 Geschickte von Oesterreich._ Friedrich, Freyherr von Seilern, und Herr krancilcus bäolcs, Duc 6e kereri, alle Ihr» Kayserlichen Majestät Geheimen Stacus- Räche. Zum Zeugniß der Wahrheit habe meinen Aamen unterschrieben, und mein Pelschafft beygedruckt, Ihre Kayserl. Majestät Hof- Rath, Staats-8ecrcrLriuL und Referendarius , wie auch autoritate Caesarea 6c Archi- Ducali ereilter Notarius Publicus, der diesen ganhen Vorgang gegenwärtig akgchört und gesehen, Ich (L.S.) Ioh.Ignatiuö Albrecht von Albrechtsburg. Concordat curn Original!. Zur Beglaubigung habe mich unterschrieben Johann Georg von BuoL Hierzu gehören noch folgende Instrumente sub B. c. & D. B. Über- Geschichte von Oesterreich. 189 8 . Übersetzung des Insumendi oder der Ceffion der Spanischen Monarchte, > so von denen wcyland Merdurchlauchrigsten Kaysern, 1 .eopv!cio und )olepbo, höchsiseel« Gedächtniß, an den König Carln den Dritten geschehen. « 1 . 6 . Wien den irren 8eprembr. 1703. ,ir Leopold, von GOttes Gnaden erwählter Römischer Kayser, zu allen _Zeiten Mehr:er des Reichs, in Ger< - manien, zu Hungarn , Böheim, Dalmatien, Croatien, Sclavvniem rc. König, Crh-Herzog zu Oesterreich, Herzog zu Burgund, Bra- bant, Steyer, Körnten, Crain, Luxemburg, auch Ober-und Nieder,Schlesien,Würlem- berg und Teck, Fürst in Schwaben, Marg- gras des Heil. Römisch. Reichs zu Burgau, Mähren, Ober-und Nieder-Lausitz, Graf zu Habspurg,Tyrol, Pfirt, Kyburgund Gö- rih, Landgraf in Elsaß, Herr der Windischen Marck, Pvrtenau und Salins rc. Thun kund uitd zu wissen, Nachdem dur6) Absterben des weyland Durchlauchtigsten und Großmächtigsten Fürsten, Herrn Carls des Andern, Gottseel. Gedächtniß, Königs in Hispanien und Indien, Unsers i9o Geschichte von Oesterreich. Unsers geliebtesten Bruders und Enckels, alle von ihm besessene Reiche und Lande auf Uns, durch Erb-Recht verfället worden, Wir aber reifflich erwogen, wie schwer es sey, daß so viele und so weit entlegene Prvvinhien, neben Unsern übrigen Erb-Königreichen und Landen, von einem Fürsten dergestalt regiert werden mögen, als bey gegenwärtigen Zeitlauff- ten die allgemeine Wohlfahrt von Europa, und die Gückseeligkeit Unserer Unterthanen, erfordert; Als haben Wir in Zeiten betrachtet, wel- chergestalt, da die gegenwärtigen Hispanischen Angelegenheiten die persönliche Anwesenheit ihres Königs ohngesaumt erheischen, nicht allein Wir Uns selbst dahin begeben, sondern auch Unser geliebtcster erstgebohrner Sohn, der Durchlauchtigste Römische und zu Ungarn König, Josephus , welchem, nach Uns, Unsere gesamte ä'ucccü'ion vorzüglich gebühret, verschiedentlich behindert worden, sothane Reise vermahlen anzutreten, und Uns von dem Römischen Reiche auch Unsern Königreichen und Oesierreichlschen Landen zu entfernen. Allermassen Wir nun die, bey Unserm andern geliebten Sohn, dem Durchlauchtigsten Ertz-Herzog Larln, von der zarten Kindheit an, herfürgeleuchtete Gemüths-Arrh Uns für Augen gestellct, die allerdings dergestalt beschaffen, wie sie der ihme von der Göttlichen Güte verliehenen Geburth zustehet, und wie er Geschichte von Oesterreich. lyi m selbst, bey zunehmenden Jahren, mir allen i ihme und denen Häusern, woraus er abstam- -mer, anständigen Tugenden excolirer hat; r Hiernächst auch befunden, wie er bereits in I solchem Alter stehe, daß er mit Göttlichem | Beystand, und mit Einralh und Beyhülffe s ireuet ^linilbrorum , denen von GOtt ihme ; anvertrauten Landen löblich fürzustehen, ge- j j schickt sey ; So haben Wrr vor ein untrüg- liches Kennzeichen des hierunter beyfälligen j; führenden und fördernden Göttlichen ÄZil- j lens dancknehmigst erkennen müssen, daß so wohl Unser erstgebohrner Sohn, der Durch- - lauchtigste Römische König, dieses seines ge- liebtesten Bruders Inrereüe vor sein eigenes erachte, als auch dieser durch die gemeinschafft- ltchen Wünsche nicht nur aller, dem Spanischen Reiche untergebenen Voicker, sondern auch fast des gesamten Europä, zu Uberneh- mung der Spanischen Monarchie tkstinin* und eingeladen, zu dem Ende auch von vielen • mächtigen und Gerechtigkeit liebenden Staaten weder Kosten «och Mühe bis jeho gespah- ret worden. In Erwegung dieser und vieler anderer wichtigen Ursachen, haben Wir, im Nahmen derAllerheiligsten und unzertrennlichen Drey- faltigkeit, mir Einwilligung, Beytrtt und Anregung Unsers gelobtesten erstgebohrnen Sohnes, des Durchlauchtigsten Römischen und zu Ungarn Königs, Joseph!, abgetreten und asligni- I 192 Geschichte von Oesterreich.' assignirt, treten auch ab uno assigniren Kraffl i gegenwärtigen Briefes, auf die beste und beständigste Art, als solches geschehen mag, Unserm Andern Sohne, dem Durchlauchtigsten Erh-Hcrzog Carln, und dessen aus rechtmäs- siger Ehe erzeugten, keineswegs aber denen, auf einige Art und Weife legiumirten, oder noch zu icgitimirenden Nachkommen, die gesamte Spanische Monarchie, ntbst allen dazu gehörigen Reichen und Provintzien, wo sie auch immer liegen mögen, ingleichen die Unserm Durchlauchtigsten Ätz-Hause Oesterreich, nach alten Rechten zustehendeso genannte Spanische Niederlande; Ertheilen auch ihme und ihnen volle und unumschränckte Gewalt, in ihren Namen alle diese Länder zu erlangen, zu besitzen, und zu regieren, auf eben die Art, und mit allen denenjenigen Gerechtsamen und Prärogativen, wie der verstorbene König Carl II. solche besessen, innen gehabt, regiert und beherrschet, oder besitzen, regieren und beherrschen können und sollen; oder auch, wie Wir selbst, oder Unser gelichtester erstgebohr- ner Sohn hätte thun mögen und sollen; Jedoch allezeit mit Vorbehalt des, bey sich ereignenden Fällen, Unserm Durchlauchugsten Ertz-Hause zustehenden Rechts und Ordnung der Erbfolge, und mit jedesmahliger Aufrechthaltung derer, einer jeden Nation insbesondere zukommenden Privilegien, als welche Wir durchgehendö ungekräuckt wissen wollen. Wir j Geschichte von Oesterreich. 19z ? Wir relerviren auch Uns und Unsern Nachfolgern, denen Römischen Kaysern und Köni- jZen, wie auch dem Heil. Römischen Reiche, jalle des Reichs Rechte auf diejenigen Lande, l welche die vorigen Könige von Spanien, un- jlier was vor Qualität solches auch geschehen Myn möge, vom Reiche erhalten, und unter dem Reiche besessen, und die Unser Sohn, der Durchlauchtigste König Carl IU. erhallen und besitzen wird, nicht anders, als ob solche samt . und sonders allhier ausdrücklich benennet wä- \ ren, welche derselbe dannenhero auch zu con- -lerviren, und zu seiner Zeit, und an behöri- j gen Ort zum EtFctf zu bringen, allerdings ge- i halten seyn soll. I Desgleichen wollen Wir auch, und fügen II dieser Cession oder Übertragung die auödrück- ! liche Bedingung hinzu, daß Unser geliedtestee Sohn, der Durchlauchtigste König Carl III., j alle Conventiones, die Wir, um die Spanische Monarchie zu vinäiciren, und auf ihn zu transferiren, geschlossen und errichtet, vor genehm halte, und als ob er solche bereit- würcklich vor genehm gehalten, geachtet wer- > den, zu deren Erfüllung unter fernem eigenen § Namen sich ausdrücklich anheischig machen, iund als dazu bereits verbunden angesehen ! werden, auch die von Uns getroffene Verbindlichkeit würcklich übernehmen , und Uns, Unsern Sohn, den Römsschen König, Josc- phum, und dessen Nachkommen, dieserhaiben Stippl. P. DeJ, H> N völlig 194. Geschichte vo n Oesterreich. völlig schadloß halten und sicher stellen solle,! auf eben die Art und Weise, als ob alle sotha- ne Lonventioncr und ?r«katione§ allhieil ausdrücklich benennt waren. Zu dessen Ur- kund und mehrerer Versicherung haben Wir, nebst Unserm geliebtesten Sohne, dem Durchlauchtigsten Römischen Könige, Josepho, nid)! nur gegenwärtigen von Uns eigenhändig unterschriebenen Brief mit Unsern Jnsiegeln bestätiget, und Unserm geliebtesten Sohn, dem Durchlauchtigsten Könige in Spanren und Indien, Larln dem Dritten, ausgcanrwonet, auch von rhme hinwiederum ein anders Ac- ceplLlioris-Jnstrument, deme dieses Instrument von Wort zu Wort inscrirt ist, zurück genommen; Sondern auch, derselben Jnn- halt jederzeit zu beobachten, und mit allen Krafften zu vertheidigen, haben Wir und Unsere beyde Söhne, vor Uns und alle Unsere Nachkommen bey Unfern Kapserl. undKönigl. Worten, nach Ablegung eines körperlichen Eydes, Uns auf das feyerlichste verbunden, welche Verbindlichkeit weder von Uns, noch andern jemahlen aufzuheben, mit immerwährender Ausschliessung alles nur ersiunlichen Widerspruchs, er geschehe von wem er immer wolle, ingleichen aller 6enersl-und Spccial- Lxceptionen, Restitution, Dispensation, oder Absolution, auch der Päbstlichen selbst, und aller übrigen, aus denen Rechten, dem Herkommen, oder einigen andern Dispositionen herzuleitenden Bcnesiciw. S» Geschichte von Oesterreich. r§s li- -—~—- j So geschehen in Gegenwart derer Vornehmsten Unsers Kayserl. Hofes und anderer Unserer Geheimen Staats -- Rathe. Wien, den i2tcn Sept. im Jahr nach Unsers Hey- "jandes Geburth 17a;. Unserer Reiche des Römischen im Men, des Hungarifthen im I Ödsten, und des Böhmisa-en im 47sten. ! Und Wir)"iepkus, von GÖues Gnaden Römischer, wie auch zu Hungarn, Dal- - mästen, Croatien und Sclavonien rc. König, Ertz-Herzog zu Oesterreich, Herzog zu Bur, > Hund, Brabant^Steyer, Körnten, Crain, ' Luxemburg, auch Ober-und Nieder - Schlei ssien/Würtemberg und Teck, Fürst in Schwaben, Marggraf des Heil.Römischen Reicht zu Burgau, Mchren, Ober - und Nieder- ! Lausitz, Graf zu Habspurg, Tyrol, Pfirt, Ky- ' durg und Göritz, Landgraf in Elsaß, Herr der ! Wtndlschen Marck, Portenau und Satins re. ' Urkunden und bekennen, daß alles vvrbe- fchriebene von Unserm Durchlauchtigsten und Höchstzuehrenden Herrn Vater, mrt Unserm ^ durchgängigen Oonlcn«, Beyfall und zugleich erfoigkcr Abtretung, geschlossen und cestiret worden; Laniemiren auch, und ceäiren hie- durch, vor Uns und Unsere Nachkommen auf die feyertichste Weise, als solches geschehen kan, versprechen auch bey der ewigen Wahrheit und Unserm Körstgl.Wort, und vermittelst abgelegten cörperlichen Eyds, daß Wir alle- und jedes vorbemeldre auf das sorgfälkigste Na erfüllen, rys Geschichte von (Oesterreich. erfüllen, in keinem Stück Semsclben entgegen! handeln, noch, daß es von andern geschehe, verstatten wollen. Entsagen auch allen un> jeden, diesem Unsern Versprechen zuwider^ lauffenden Lxceprionen und Beneficictl, wo und wie sie immer herrühren mögen, wenn auch schon dererselben, denen Rechten oder dem Herkommen nach, ausdrückliche Meldung hätte gethan, oder ihnen ausdrücklich rcnun- ciret werden sollen. Wien, am Tag und Zahr, wie obstehet. LEOPOLDUS, m.p. (L.S.) JOSEPHUS, m.p. (L.S.) Zugegen seynd dabey gewesen, Se.Emi- uentz, der Hochgebohrne Fürst, Herr Leopold, derH.Röm. Kirchen Cardinal von Kollonitz, Erh-Bischoff von Gran und Colocza, des Königreichs Ungarn Primas, der Hochwürdigste und Durchlauchtigste Fürst, Herr Christian August, Coadjutor des Erh-BißthumS Gran, Bischoffzu Raab, Herzog zu Sachsen-, die Hochgebohrnen, Herr Ferdinand, Fürst von Schwarhenberg, der regierenden Kaysc- rin Majestät Obrist - Hofmeister, Ritter des goldenen Vliesses, Herr Theodor, Fürst von Salm, des Durchlauchtigsten Röm. Königs Obrrst, Hofmeister, Herr Ferdinand, Fürst I _ Geschichte von Oest erreich. 197 Ibon Lobkowlh, der Durchlauchtigsten Rvrni- ifchen Königin Obrist-Hofmeister, Herr Anton Florian, Fürst v. L^chtenstem, des Durchlauchtigsten Königs in Spanien Obrist-Hosi- l meister, Ritter des goldenen Vliesses, Herr LuZei-ttu», Prinh v. Savoyen und Piemont, des «ayferl. Hof-Kriegs-Raths Präsident . und Fcld»Marschall, Ritter des goldenen > Vliesses, die Hoch^und Wohlgebohrnen und Fürtreff.ichen, Herr Ferdinand Bonaventu- ra, Graf von Harrach, Kayferlicher Obrist- Hofmcister, Rttter des goldenen Vliesses, Herr Woiffgang, Graf von Oettingen, des Kaysert. Hochpreißlichen Reichs-Hosi Raths Präsident, Herr Johann Franh, Graf von Würben, Jhro Kayferl.Majestät als Königs von Böl)«lm ObrrssCantzler,Ritter des gvh denen Vliesses, Herr Johann Heinrich, Fürst zu Fnndi Graf von Mannsfeld, Kayferlicher Obrist-Cämmerer,Ritter des goldenen Vlies- fes, Herr Dominicus Andreas, Graf von Kaumtz, des H. Röm. Reichs Vice-Cantzler, Rttter des goldenen Vliesses, Herr Wentzel Norbert Octavius , Graf von Kinsky, Jhro ! Kayferl. Majestät im Königreich Böhmen Obrist- Cämmerer und Königl. Obrist-Hvft meister, Herr Georg Adam, Graf von Mar- ttnitz, Kayftrl. Obrist-Hof-Marfchall, Ritter des goldenen Vliesses, Herr Otto Ehrenreich, Graf von Abenfperg und Traun, der Nieder- Oestmeichlschrn Stände Land-Marfchall, N 3 Ritter 198 Geschichte von (Oesterreich. Ritter oe? goldenen Ältestes, HerrGokthard Hstnrich, Graf von Salavurg, Herr Wenhel Ade.bert, Graf von Slernberq,Jhro Kayserl. Majestät Ob-lst, Hvfrichter des .'sönigrcist-s Böhcim und Hos Marschall, Herr Carl Maximilian, Graf von Thuern und Valsallitis, Ihro Kayftrl.MajestaiSradthaltcr in Marg- grasthum Mähren, Herr Julius Friedrich- Graf 6ucellini Karger!. Hof Cantzler, Hcre Herrmann Jacob, Graf von T fchcriiln, des Königreichs Boheim Obrist-Land-Hofmeister, Herr Philipp, Graf von Diemchsteili- Kavserl. Obrist-Stallmeister, des aoldenen Vtrestes Ritter, Herr Ferdinand, Marchefc degli Obüzi, ivöpserl. Feld-MarschaU und zu Wien Stadl-Haupkmann, Herr Johann Volckard, Graf v. Conzin, der Durchlauchtigsten Ertz-Herzogin Elisabeth Obrist-Hofmeister, Herr Leopold Donat, Graf v.Traut- son,des Durchlauä)tlgsten Römischen K ourgS Obrist Cämmerer, Herr Albere de Longuc- vai, Graf von Buequof, des Ordens von Oalarrava Ritter, Hert Norbert Leopold Lieb- steinsky, Graf von Cvliowrath, Herr Llloy- sr'us Thomas RayMundus, Graf von Har- rach,Jf)ro KayierltchenMaststät Tkabanien- Hauptmann, Herr Jacob, Graf von Hamil- toil,Jhro Kayferl.Majest. rm Marggrafthum Mahren LandesHanprmann, Herr Carl Joseph, Graf von Paar, in denen Kaylerl» krb-Königreichen und Landen Obrist-Post- mcistek I Geschichte von Oesterreich. 199 I melster, Herr Nicolaus Graf v. Palfv, Kay- I ser! Halschiereu,Haupimann,General-Feld- I Marschnil, Lieutenant, Herr Ferdinand Go- ? bcrnis, Graf von Aspcrmont, General-Feld- ! Ma-schall- Lieutenant, Herr GundackerTho- : mas, Graf von Scabrenderg, Kaysrl. Hof- Cammer-Pras-denk, Herr Hugo Franh Graf v. Königseck, des BißihumsLeulmerihLoaä- iuror, der Hohen Stiffts Kirchen zu Cöllir Lanonicus, HerrFrantz Friedrich, Freyherr von Seilern, und Herr Frantz Motes, Duc de Percd, insgesamt Jhro Kayserl. Majestät, geheime Staats-Räthe. Zu mehrerer Versicherung habe meines Namens Uncerfchrifft und Pelschafft angefüget, Jhro Kayserlichen Majestät Hof- Rath, Staats ,Secretarius und Referendarius , wie auch auroritate Caesarea & Archi- Ducali crcirter Notarius Publicus, der ich allen ob- beschriebenen Fürgang persönlich gehöret und mit angesehen, (L.S.) Ioh. Ignatius Albrecht von Albrechtsburg. Concordac cum OriZinalk. Zur Beglaubigung habe mich unterschrieben Johann Georg von Buoi. N 4 C. über, tto (Beschichte von Defterreich. C i Übersetzung des von dem Durch-, lauchtigstm Könige Karl dem M. aus-! gestellten ^cce-^rzrions In.lrumcnci über die bey Ir^rizfcrirung der Spanischen Mo- j narchie confirmiw ErbfolgS- Ordnung. d d. Wien den 12. Sepr. Anno 1703. ߣföi( Carl III. von GOttes Gnaden^ König von Castilien, Leon, Ärra- Qyyly gonien, beyder Sicilien, Jerusalem, Navarra, Granada, Toledo, Valentia, Gal- licia, Majorca, Minorca, Seviiien, Sardinien, Cordua', Corsica, Murcia, Gienniö, Algarbien, Algezira, Gibraltar, dercr Cana- rrschen Jasulen, Ost-und West-Andren, derer Jnsulen und festen Landes des Oceani &c. Ertz-Herzog zu Oesterreich, Herzog zu Burgund, Brabant, Mayland, Athen und Nee, patria, Graf zu Habfpurg, Flandern, Tyroi und Barceliona, Herr von Biscaya und Molina rc. Thun kund und zu wissen allen und jeden, gegenwärtigen und zukünfftigen: Nachdem der Durchlauchtigste, Großmachligste, und Unüberwindlichste Fürst, Herr Leopold, Römischer Kayier, zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, Unsirr Hochgeehrtester und hertzlich geliebtester Herr Vatter, nebst dem Durchlauchtigsten Fürsten, Herrn Jofepho, Römischen und zu Hungarn Könige, Unserm viel- geliebtesten Herrn Brüder, nach ihrer Uns zu- Geschichte von Oesterreich. 201 tvstgcr.öcn liebreichen ZuneicZng, die durch Absterben des weyl.Dnrchl. und Großniäch- tigsten Herrn Oaroli U. derer Hispanien and Zndicn Königs, Höchstseeltger Gedächtniß/ nach Erb-Recht auf sie verfällete Spanische Monarchie, wie auch die Unserm vornehmen Haust von Älter? her zustehende Catholische Niederlande auf Uns übertragen, Jnnhalts, auf Ärr und Bedingungen, wie folget: Mhier ist das gantze, oben sub lit. a. befinde liche Instrument, oder die Zession der Spar nischen Monarchie, so von denen weyl. Aller- durchlauchtigsten Kaysern, ».«->>,">:«to und io- sej-bo, höchsisteliger Gedächtniß, an Kön-g Carln den Dritten geschehen, °t. §emer ist allhier inlenrt das gantze oben n.ib lir. eingedruckte ^cceiiiops-Jnstrument, oder die Erbfolgsr Ordnung, welche von weyl. Ihren Kayserl. Majestäten, l.eppoip» und 'oiepho, auf Jhro Königl. Catholische Majestät, Carln den Drittm, übertragen worden, ä.a. i2tcn Lepcembrir, Anno 1703. Als haben Wir sowohl diese LeRnn selbst, als auch die derselben angefügte Lonclitione« danci barlichst sccepriret, scccpnren auch solche hiermit, und versprechen vor Uns und Unsere Nachkommen, bey Unserm Königi.Wort/ und verpflichten Uns dazu durch einen mit Berührung der Heiligen Schriffc geleisteten Eyd, daß Wir und dieselbe alles und jedes auf das sorgfältigste beobachten, und mn bester Treue und Glauben erfüllen, demselben mcmahis N 5 enN 202 Geschichte von Oesterreich. entgegen handeln, oder, baß von andern ihm entgegen gehandelt werde,verstatten, und,wo, ferne dessen eine anderweite,entweder wie.er- hohlke, oder mehrmahlen geleistete, obschon nicht nothwendige, Bekräfftigung von Uns, oder Unsern Nachkommen, wer die auch scvn mögen, maktcbcu von Unsern Königreichen und Landen, jemahls erfordert werden solle, Wir di stlbe gleichfalls von Uns stellen, und, daß solche auf das feycrlichste ausgefertiget werde, Sorge tragen wollen, mit beständiger Aueschliessung aller und jeder Ausftüchke, rn- ■ gleichen eitler Generzl-unDSperialException, Restitution, Loßsprechung emlgerley geist-oder weltlichen Gewalt,auch selbst dcrPabstlrchen, und aller übrigen diesem entgegen lauffenden Rechts r Wohlthaten. So wahr, als Uns, Unsern Nachkommen, und, wie Wir wün, scheu, denen Uns in diesem Vertrauen von Unsern Durchlauchtigsten Herrn Vaner und Bruder freywillig abgetretenen glückseeligcn und blühenden Reichen und Provintzien,dte höchste Gottheit gnädig seyn wolle! Geschehen in Gegenwart derer Vornehmsten des Kaystrl. Hofes, und anderer Ihr» Majestät Geheimen Staats-Räthe. Wien, den i2tm Septembris, im Jahr nach Christi Unsers Herrn und Heylandes Geburth Ein tausend, sieben hundert und drey, Unserer Reiche im Ersten. CARL m.p. (L.S.) Zuge- Geschichte von Oesterreich. 20z Zugegen seynd dabey gewesen die Hoch- > -ebohrnen, Herr Ferdinand, Fürst von ; Schwartzenberg, Jhro Majestät der Kay, - serin Obrist-Hofmcister, Ritter des güldenen Vliesses, Herr Carl Otto Theodor/ Fürst von Salm, des Durchlauchtigsten Römischen Königs Obrist-Hvfmeister, Herr > Änton Floricyi, Fürst von Lichtenstein, des Durchlauchtigsten Königs in Hispamen Ob- tist-Hofmeister, Ritter des güldenen Vliesfes/ die Hoch - und Wohlgebohrncn und Für- trefflichen/ Herr Ferdinand Bonavcntura, Graf von Harrach, Kayserlicher Obrist- Hofmeister'/ des güldenen Vliesses Ritter/ Herr Wolssgang, Graf von Octtinqcn, des Hochpreißlrchen Kayserlichen Reichs, Hof- Raths chrasident, Herr Johann Fraiitz, Graf von Würben, Jhro Kayserlichen Majestät , als Böhmischen Königs, Obrister Cantzler, des güldenen Vliesses Ritter, Herr Heinrich Franh, Fürst zu Fondi, Graf von Mannsfeid, Obrist-Cämmerer, Ritter des güldenen Vliesses, Herr Dominicus Andreas I Graf von Kaunitz, des Heil. Römis. Reichs Vice-Cantzler, des güldenen Vliesses Ritter, Herr Julius Friedrich, Graf Lucellmi, Kayserlicher Hof« Cantzler, Herr Johann Friedrich, Freyherr von Seilern, und Herr Frantiscbs Moles, Duc de Pereti, alle Ihr» Kayserlichen Majestät Geheimen Staats' Rarhe. ao4 Geschichte von (Deftmetd>, gjum Zeugniß der Wahrheit habe memcn > Namen unterschrieben, und mein Putsch äfft ^ beygedruckt, Jhro Kayserl. Majestät Hof- Dlaih,Staats 8ecrctariunrnd Keferendario5, wie auch autoritate Catsarea & Archi-Ducali creirter Notar. Publ. der diesen gantzen Vor- gang gegenwärtig angehört und gesehen, Ich (L. S.) Ioh.Ignatius Albrecht von Albrechtsburg. Concordat cum Originali. Zur Beglaubigung habe mich unterschrieben Johann Georg von BuoL D. Übersetzung des von dem Durchlaucht li stcn Röntg in Hispanien, Carln dem III. Sllsgcstelltm Xccept^ki»n^-I»ürument> über die vor^ besagte Übertragung der Spanischen Monarchie, Wim , den 12. Septe nbr. 170z. SJätt Cari III. von GOttes Gnaden, König von Casiiiicn, Leon,Arra- •/£7 gonien, beyder Sicilien, Jerusalem, Navarra, Granada, Toledo, Valentia, Gal- 1ic>a, Majoren,Minorca, Sevilien, Sardi-e nicn. Cvrdua, Corsica , Murcia, Giennis, Ab garbien, Algrzira, Gibraltar, derer Canari- fchen Jnsuln, Ost-und West,Indien, derer Jnsuln und festen Landes des Oceani See. Ertz-Herzog zu Oesterreich, Herzog zu Burgund, Bradant, Mayland, Athen und Neo, parria, Graf zu Habspurg, Flandern, Tyrol und Ba cellona, Herr von Biscaya und Molina rc. Thun allen und jeden, gegenwärtigen und 44 Geschichte von Gefterreich. 205 und zukünffugen, kund und zu wissen. t Nachdem der Durchlauchtigste, Großmächtigste und Unüberwindlichste Fürst/ Herr heopol- tjus, Röm. Kayser,zu allen Zeiten Mehrer des Reichs, Unser Hochgeehrtester und Hertzlich- geliebttster Herr Walter, nebst dem Durchlauchtigsten Fürsten, Herrn Joscpho, Römischen und zu Hungarn Könige, Unserm vielgeliebtesten Herrn Bruder, nach ihrer Uns zutragenden Gewogenheit, die durch Absterben des weyl. Durchlauchtigen und Großmach- ligsten Herrn Caroii II. derer Hispanien und Indien Königs, höchstseeligen Andenckens, nach Erb-Recht auf sie verfällete Spanische Monarchie, wie auch die Unserm vornehmen Hause von Alters her zustehende Catholische Niederlande auf Uns übertragen, wovon das Instrument folgender Massen lautet: Mhier ist Las gantze oben fub lit. B. befindliche Instrument, oder die Ceirion der Spanischen Monarchie, so von denen weyl.Mer- durchlaudhtigsten Kaysern, Uopoido und so- sepho, hochstsceliger Gedächtniß, an König Carln den Dritten geschehen, d.d. Wien, der» I2ten Seprembr. 170z. inlerirt. Als haben Wrr, sowohl diese Lelliori selbst, als auch die derselben angefügte Conditiones danckbarlichst acceptict, acceptiren auch solche hiermit, und versprechen vor Un6 und alle Unsere Nachkommen, bey Unserm Königlichen Wort, und verpflichten Uns, vermittelst eines, mit Berührung der Heil. Schrifft, geleisteten Edes, daß Wr? und dieselben alles und jedes 226 Geschieh re von Destnreictz. auf das sorgfältigste beobachten,und mit bester Treu und Glauben erfüllen, demselben niemahls entgegen handeln, oder daß von andern ihm entgegen gehandelt werde, verstatten, und, woferne dessen eine audcrweite, entweder wie, derhohlte, oder mehrmahlen geleistete, obschyn nicht nothwendige Bekräftigung von Uns, oder Unfern Nachkommen, wer die seyn mö, gen, lngleichen von Unsern Königreichen und Landen jemahlen erfordert werden solle, Wir dieselbe gleichfalls herbey schaffen, und daß solche auf daß feyerlichste ausgefertiget werde, Sorge tragen wollen, mit beständrger Ausschliessung aller Ausflucht, sie habe Namen wir sie wolle, aller 6e»erxl-und Specül- Exceptio», Restitution, oder Loßsprechung am, gerley geist - oder weltlicher Gewalt, auch selbst der Päbstlichen, und aller andern, diesem zu- widerlauffenden Recht-Wohlthaten. So wahr Uns und Unsern Nachkommen die hoch, ste Gottheit allezeit gnädig sey, und so wahr Wir wünschen, daß die von Unsern Durch, lauchtigsten Herrn Vatter und Bruder in obiger Zuversicht freywilltg Uns überlassene Reiche und Lander glücklich und gcleegnet seyn mögen. So geschehen in Gegenwart derer Vornehmsten des Kayferl.Hofeki, undanderer Zhro Majestät Geheimen Smals- Ra.he. Wien den nxten deß Monathß Scptembr. Im Jahr nach der GeburlhChristi Unters HErrn undHeyiandes lTvz.Unterer Reiche im Ersten. CARL 01.p. (Li >0 i Zuge, Geschichte ron Oesterreich. 207 Zugegen seynd hierbey gewesen Jhro Eminentz, der Hochgebohrne Fürst, Herr Leopold, der Heil. Rom. Kirchen Cardinal ! von Kvllonitz, Ertz-Bischoff von Gran ' und Cvlocza, des Königreichs Ungarn kri- M 38 , der Hochwürdigste und Durchlauch- ^ tigfte Fürst,Herr Christian August, Coad- jutor des Ertz-Bißthums Gran, Bischofs zu Raab, Herzog zu Sachsen, die Hoch- gebohrnen, Herr Ferdinand, Fürst von Schwartzenberg, Jhro Majestät der Kay- ftrinObrist-Hof-Meister, des goldenen Vliesses Ritter, Herr Theodor, Fürst von Salm, des Durchlauchtigsten Römischen Königs Obrist-Hofmeister, Herr Ferdinand/ Fürst von Lvbkowitz, der Durchlauchtigsten Römischen Königin Obrist- Hofmeister, Herr Anton Florian, Fürst von Lichtenstein, des Durchlauchtigsten Königs in Hispanien Obrist-Hofmeister/ des goldenen Vliesses Ritter, Herr Euge- niur.Printz von Savoyen und Piemont/ des Kayserl. Hof-Kriegs-Raths Präsident, und Feld-Marschall, des goldenen Vliesses Ritter, die Hoch-und Wohlge- bohmen und Lürtrefflichen, Herr Ferdi- 2oS Gsscbichre von Oesterreich. nand Bonaventura, Graf von Harrach, Kayserl. Obrist-Hofmeister, des goldenen VlLesses Ritter, Herr Wolffgang, Graf von Oettingen, des Hvchpreißl. Kayserl. Reichs-HostRaths Präsident/ Herr Johann Frantz, Graf von Würben, Ahro Kayserl.Majesiät als Königs von Böheim Obrift-Cuntzler, des goldenen Vlieffes Ritter/ Herr Johann Heinrich/ Fürst zu Fondi, Graf von Mannsfeld / Obrist- Cammerer, des goldenen Vlieffes Ritter, Herr Dominicus Andreas/ Graf v. Kau- nitz, des Heü.Röm.Reichs Vice^Cantzler, Des goldenen Vlieffes Ritter/ Hr.Wentzel Norbert Octavius /Graf Kinsky, Jhro Kayserl. Majestät im Königreich Böheim Obrift-Cämerer und Königl. Hofmeister, Herr Georg Adam, Graf von Martinitz, Kayserl.Obrist- HofMarschall, des goldenen Vlieffes Ritter, Herr Ehrenreich, Graf von Abensperg und Traun, derer Nieder - Oesterreichischen Stände Land- Marschall, des goldenen Vlieffes Ritter, Herr Gonhard Heinrich, Graf von Sal- laburg, Herr Wentzel Adalbertus, Graf von Sternberg, Jhro Kayserl. Majestät im Geschichte von Oesterreich. 209 i im Königreich Böheim obrister Land - Richter , und Königlicher Hof-Marfchall, Herr Carl Maximilian, Graf von Thurn und Valsasfina, Jhro Kayferlichen Majestät im Marggraffthum Mähren Stattl>alter, Herr Julius Friedrich Graf Bucellini, Kayserl. Hof-Cantzler, Herr Hermann Jacob Graf von Tschernin, des Königreichs Böheim Obrist-Land-Hof-Meister, Herr Philipp Sig-ßmund Graf von Dietrichstein, Kayserl. Obrist - Stall-Meister, des goldenen VlteßeS Ritter, Herr Ferdinand Marchefe degli Obizri, Kayserl. Feld-Marschall, und zn Wien Stadt-Hauptmann , Herr Johann Volckard Grafvon Conzin, der Durchleuch- tigstenErh-Herhogin Elisabeth Hof-Meister, Herr Leopold Dvnat Graf von Tram- sohn, des Durchlauchtigsten Rom. Königs Obrist - Cämmcrer, Herr Albertus von Lon« gueval, Graf von Lucguoy, des Ordens von Calmrava Ritter,Herr Norbert Leopold Lic b» stcinskl Grafvon Koliowrath, Herr Aloysius Thomas Raymundus Graf von Harrach, Kayserl. Trabanten - Hauptmann, HerrJa- rob Graf von Hamiiton, Jhro Kayserl. Mas festät im Maggrafthum Burgau Landes- Hauptmann , Herr Carl Joseph Graf von Paar, in denen Erb-Königreichen und Laus den Obrist-Poft-Meister, Herr Nicolaus Grafvon Palfy,Kayferl.Hatschieren-'Haupt- mann und General- Feld-. Marschall-Lreu- Sh^I, p. Des. A. h. 11. Th. O tenant, 2 io Geschichte von Oesterreich. tenant, Herr Ferdinand Goberlus Graf von Aspermont, General- Feld-Marschall-Lieutenant/ Herr Gundacker Thomas Graf von Slahrcnberg, Kayserl. Hof- Lämmer - Präsident, Herr Hugo Franclscus Graf vonKö- nigsegg, des Bißlhum Leutmerih Co«d)uror, der hohen Stiffts-Kirchen zu Cölln Canonicus, Herr Johann Friedrich Freyherr von Seilern, und Herr Francifcus Moles vuc de Pereti , alle Jhro Kayserlichen Majestät Geheime Staats - Räthe. Zum Zeugnuß der Wahrheit habe meine Namens» Umcrfchrifft und Pettschafft hinzu gefügt, Jhro Kayferl. Majestät Hof-Rath, Staats- 8ccrcksriU5 und Referendarius, wie auch auctoritate Caesarea & Archi- DucaJi cre-rtcr Notarius Publicus , der dieses alles gegenwärtig mit angehöret und gesehen. Ich (L.S.) Ioh.Ignqtiuö Albrecht von Albrechtsburg. Concordat eum Originali. Zm Beglaubigung habe mich unterschrieben,! Johann Georg von Luoi. Urfa- I Geschichte von Oesterreichs 21 r [I Ursachen^ welche Ihre Königliche ‘ Maiestär in Pohlen und §hurfürstl. > Durchlauchtigkeit zu Sachsen veranlassen, mit gewaffnettr Hand in das Königreich ' Böhmen, und andere zu der Succession wey- land Kaiser Carls des VI. Majestät ger hörige Lande einzurücken. I LAUo bald Jhro Königl. Majestät inPoh- len und Churfürstl» Durch!, zu Sach- sen den Todes - Fall Kayser Carls i des VI. Majestät vernommen,haben Höchst- ! Dieselbe, mehr aus Behertzigung und Evftr vor die Beydehaltung des allgemeinen Ru, ! he - Standes, als vor ihr eigenes, und ihres j Königlichen Haufes Interesse , ihre Absicht ' zufordcrst dahin gerichtet seyn lassen, nicht dre geringste Veranlassung zu geben, dadurch ün Römischen Reich einige Unruhe entstehen könnte, nachdem sie zumal, als Reichs- Vicarius , ihres Annes zu seyn erachtet, alles > dasjenige zu verhüten und abzuwenden, waS die Ordnung und den Frieden im Reich z» stöhren vermag. In dieser Patriotischen Gesinnung haben Jhro Königl. Majestät keinen Anstand genommen, zu dedariren, daß sie, der wegen der OesterreichrschenErbfolge rcgulirten Ver, fassung, so, wie dreselbe in der von denen meisten Europäischen kmssancen angenom» O a menrn 2?a Geschichte von Oesterreich. menen und girantirten Pragmatischen Sana ction enthalten, sich ferner zu conformiren, gemeintt wären; Allcrmassen sie denn auch der von Jhro Kayserl. Majestät hinterlassenen ältesten Frau Tochter, der Durchlauchtigsten Erh--Herhogin, Maria Theresia, m Ansehung derer sämmtlichen Ocsterreichilchm Erd-Lande nicht hinderlich gefallen, vielmehr ihr diejenigen Titul beygelegt, welche sie, ver- mög oberwehnker Sanction , angenommen. Allein dieser Dedaration haben Jhro Kö- nigl. Majestät in Pohlen zu gleicher Zeit die Clausul angefüget, wie sie selbige unter der ausdrücklichcnBedingunggethan haben wollten , daß die Pragmatische Sanction nach ihrem völligen Jnnhalt beyKräffken erhalten und maintcmret, derselben auch von niemand, wer es auch immer seyn möchte, der geringste Abbruch zugefüget würde, widrigenfalls sie deciariten müßten, daß sie in solchem Fall sich allein von einer Succession nicht würden ausschließen lassen, die ihnen und ihrem Kö- mgl. Chur-Hause, vermöge ihrer bestge- gründeten, und allen andern?rretenstonen! wert vorzüglichen Gerechtsamen gantz und * gar zufallen sollte, sintemal ihre Rechte von einer solchen Beschaffenheit find, daß sie weder durch die in der That ungültige Pragmatische Sanction , noch durch einige andere, nachher, occatione dieser Sanction, erfolgte Handlungen verletzet, oder geschwach" wer- Geschichte von Oesterreich. 21z den mögen , wie solches alles schon anderwärts in einem besondern Manifest mit meh- rern dargethan wird. Wenn Ihro Königl. Majestät nicht vor gut befunden, sofort nach dem Kavftrl. Absterben ihre Gerechtsame brkandt zu machen, ist es blos in der Absicht geschehen- die Unruhe zu vermeiden - welche durch diese Publication im Reich, fceffen Administration Ihr» wahrender Vaeanr des Kayserl.Thronszum Theil anvertrauet ist, hätte können veranlasset werden. Nachdem aber alle Hoffnung verschwunden, einen so löbl. und erwünschten Endzweck, «als Jhrv Königl. Majestät vor Äugen gehabt, zu erreichen ; Nachdem alle Mittel, deren sie sich bedienet, und alle von ihnen angewendete Bemühung, Ruhe und Friede zu erhalten, fruchtlos; gewesen: und, nachdem sie endlich wahrgenommen, daß die nunmehro gantzlich infringirte Pragmatische Sanction weiter keine Würckung und Bestand haben kan; Hiernächst aber auch überzeuget sind, daß ihre der gantzen Welt bekandte grosse Moderation ju nichts mehr gedienet, als daß sie die wichtigen Vortheile , so sie auf andere Art erhalten können, aus Handen gelassen; So glauben Ihro Kö- nigl. Majestät in Pohlen, sich dermalen in demjenigen Calli zu befinden, da sie nach der obangeführten conditionare gethanen Erklärung, demjenigen, was sie sich selbst schuldig O 3 sind *i4 Geschichte von Oesterreich. sind / ohne ihrem Königl.. Hause einen uner- f tziichen Schaden zuzufügen, weiter nicht ent, stehe», noch sich länger dispensitctt können,, von der 5ucceision deßletztyerstvrbenenKay^ fers Majestät sich und dero Aönigl. ^hur-^ Haust wenigstens soviel, als diegegcnwar- tigen OansimKuren es zulassen,. zu verschaff fen , da von GOncs und Rechts - wegen, die gantze Erbschaffl,. Krafft ihrer unwidew sprechlichen Vorrechte, ihnen allein gebühr rett. Jhro Könial.. Majestät haben demnach,, und da der Wienerische Hef aus gelinder^ und billige Weege mit wahrem Ernst nicht- einschlagen , noch dem von Seiten Höchst- Deroselben verschiedentlich gegeben wohlgemeinten Rath in Zeiten folgen wollen , sich länger nicht cntbrechen können , derer von GOTT ihnen verliehenen Mittel, sich w be* dienen , und einen Theil ihrer Arnrce i» die- von der 8ucccssion des verstorbenen Kaystrrt depcndircnöc Lande etmücken zu lassen ; lind sie verhoffcn, in festem Vertrauen auf dw Gerechtigkeit ihrer Sache, die: GötthcheAll- machk unD Wle werde zu dem gedcylichekt Fortgang ihrer Waffen Heyl und Seegen verleihen. SUP 'j&n xSchiPcäi ornas >i:n.Jhd »4DZ ( 2 ) &$*» 2'5 §A‘MsA?£A»5A2«AseA'>eA»eA?:*A» eA* «As «A^cAseA'»«^ •*<• «A<> «A* eA* <*A.% #y»cy5ffy»CY®cy%cy^<^QCY}*ya v s habt. 278 Aeltefte Gescblchte der Danen. habt, daß sie dagegen grosse Wercker auf- gcführec (iEon noch diese Stund eines zw sihen dem Busen Slye und dem Fluß Trej.r, das Danenwerck genannt, zu sehen ) und daß sie doch wegen grossen Überschwemmungen das Land gröfientheüs zu räumen gezwungen worden. Siehe Jac. Ca^. Spe- neri Notitia Germaniae Antiquae. 4. Hall. Magd. 1717. Lib. V. c. 1. ful 10. z. Solche von Haus gezo/ene Putsche nachdem sie lange Zeit in der Welt herum geschwarmet, um neue Wohn - Sitze zu suchen , schlugen endlich ein auf den Weeg nach Italien, vielleicht weil ihnen die be* nachbaue Helvcher von selbem Land ein gar reitzendes Gemählde gemacht,, welche Hel- veuer dann auch selbst sich zu Weeg- Weiser» und Gefährten angegeben. Was Zittern ihre Annäherung an den Gräntzen zu Rom verursachet,, bergen die Römilche Schreiber sechsten nichtunh wären diese Kämpfer geraden Weegs auf diese Haupt- Stadt zugegangen, würde es mit Romgrosi- se Noth gehabt haben. Sie zauderten aber, hielten sich bey den Venetischen Wein - Fässern auf, und zertheilten ihrVolck, vielleicht wegen eingenssener Mißvrrständnuß, welches sie der Römischen Erfahrenheit zum Schlacht-Opffer machte, wiewohl nach de, rerimehrmaitgen und blutigen Niederlagen. E» iMltsam, wie siejüber den Etsch-Fiuß Aelreste Geschickte der Danen. 2r§ gesehet. Erstlrch zwar sprangen etliche Glieder in das Wasser, und mit vorhaltenden Schilden begunren sie dem Strom gleichsam «inen Rregel zu schiessen. Doch weil dieser Handel nicht angieng, liessen sie ab, trugen hingegen eine Menge abgehauener Bäume herbey, warffen diese in den Strom, bis es in einen Hügel aufwüchse und ihnen den Werg zum überspahieren offen zeigte. Wann diß alles nicht vielmehr eine Römische Aus- schneideren ist. Dann natürlicher Weise konnte den Kimpern die Art über einen Fluß zu kommen nicht unbekandt seyn, als welche von dem Meer--Busen herkommend in der weiten Welt wohl wichtigere Flüsse, als die Eisch nicht ist , hinter sich gcleget hatten. 6. Was nun weitere dieser alten Völcker Ritter , Thaten und anderes Verhalten be, langet, obschon gar kein Zweissel, daß seihe nicht herrlich genug gewesen, weil sie so gar den Griechen Anlaß gegeben haben, ih- «enRuhm auszubreiten, und also von ihnen in der Welt nicht wenig in der Welt muß seyn geredet wurden ; so seynd doch die Erzeylungen von ihren ersten Königen mit so viel Gedichten zu unserer Zeit überbracht worden, daß man nicht im Stand ist, das wenige gewisse aus denen vielen Mahrlein richtig heraus zu lesen. Also was man von ihren Königen Dan, Humblus, Locher, Sklvld, Gram und andern erzehlet, welche zu Da S2o Aelrests Geschichte der Danen. vicis Zeilen allda geherrschet haben , ist ungewiß. Man will nicht in Abrede seyn, daß mcht Könige könnten um selbe Zeit in den Norden regieret haben, ihre Namen aber, ihre Lebens-und Regierungs - Jahr, ihre Liebes - Händel und dergleichen so genau anzugeben , wie einige Geschichter thun, halte ichvorübermöglich. Wir haben genug zu thun die erste Umstände der Griechisch - und anderer Königen zu entdecken, von denen doch viele Bücher geschrieben waren , und einige auch zu unsern Vor-Eltern durch fleis- srges Abschreiben scynd fortgepfiantzet worden. Die Nord, Leute, welche vermuthlich nichts geschrieben, als etwan ungeheure in hohe Felsen gegrabene Risse, haben ihrer Ahnen Thaten in Liedern verewigen wollen, und daher zu Gedichten selbst Anlaß gegeben. Zum Exempel, anderer Dingen zu ge- schweigen, wie lautet dieses, daß nach Chri- , sti Geburt im Jahr 280. Ubbo,. der Friesi- I sehe Held Königs Haraldi III. bis in Aquita- men seine Waffen herum geführet; daß Anno 3*0. König Zarmerich bis an den Helle- spont heraus gedrungen, und dorten vier gewaltige Fürstliche Bruder erschlagen, auch deren Schwester Swanwilde zur Braut er- kohren, und daß nichts destoweniger ein Bruder der Swanewild nachmals vvm Helle« spont eine Armre nach Dänemarch gefüh- Aelcesie Geschichte der Dänen. 22 k ret , unD Jarmerichen auf seinem Schloß hingerichtet habe; daß An. 419. König Ro- rich gewaltige Züge in Gallien gethan / daselbst Trier, Mayntz, Worms, Speyer, dem Boden gleich gemacht , und in Belagerung ! der Stadt Arclat das Leben eingebüßet ha- ! berc. 7. Weit zuverläßiger ist es, daß in Mitte des fünften Jahrhunderts An. tso. die Iuren oder Limbrer mit denen Sachsen und Anglern nach Britannien übergefahren, s und allda sich nach der Hand fest gesetzet haben. Ja man hat nicht dunckle Spuhren, daß schon längst vorhin Die Cimbrer in diesem grossen Eyland , un.D zwar in der Gegend Wallis und Lumbe-.rland, ihrePflantz- Slädte angeleget. Dann obschon diese Gegend von dem Joch der Angler sich frey ge- ; halten, und deren Sprache nicht angenommen , so bemercken doch die Gelehrte, daß l nichts destoweniger die Wallifche Sprache ! eben sowohl im Grund teutsch seye, und al- i so diese von teutschen Völckern schon vorhin I müsse hereingebracht worden seyn; vermuth- ! lich aber von den Limbern, als wozu der ! Name Lumberland selbst anleitet, i ^lerulä in seiner Geographia hat uns einige Muster dieser Sprachen vor Augen gele- get; wir wollen aber andere hieher gehörende aus dem nun seltsamen Büchlem Bon. Vulcanii Brugensis 8. JLugd.Batav. cxoffic. Hast 222 Aeltefle.Geschichte der Dänerr. klanrin. An. 1697. de Literis & Iingu*Ge- rarun ausziehen, und zwar den Anfang des Buchs der Erschaffung aus Heil. Schlifft/ welcher in Wallifch * oder Elmbrischer Spras che also lautet: Yn y dechreuad y cr'eavvd Duvv y ne- foedd ar ddaiar. Y ddaiar oed astunaidd* a gvvag, a thy vvyllch (ydoräci) ar vvyneb y dyfnder; ac yfpryd Duvv yn ymfym- mud ar vvyneb ydefroedd, Yna Duvv addy vvedodd, biddod gb- leuni a goleuni a fu. Yna Duvv a vvc- lodd y goleuni Mai da (oedd) aDuvv vva- hanod rhvvug ü polenni ar tyvvyllch* A Duvva alvvod y goleuni yn ddhyddar tyvvyllch a alvvodd yn nos: ar hvy yt ä fu , ar borau a fu , y dydd eyn taf. Eben gedachter Vulcanius hat folgendr Znnschrifft eines Steins in Dännemarck zit Trraquell in Seeland mit Gothischen Buchs üaben eingegraben, fast dergleichen als Olaus Magnus in Historia Succorum vorbildet. Und wiederum in nicht viel unterschiedenen Gestalten zeiget er die Grab - Schrifften, erstlich jene, welche der DalMsche König 6 ormo seiner Gemahlin Thyrae, hernach jene, welche König Harald seinen Eltern Gor- mo und Thyrae gesetzet. Deren Ablesung beyläuffig als» lamen soll: Lormo Aelteste Geschichte der Danen. 22z Gormo Kominga Kubc disrc offver Thyrc Kona. HaralderKononkobed Komarok Kobo beosi afr Germ Fader sin, aok aft leere» madar sinse. Haralder Kess toan Tamark. Mhrers von der Wallisch - Cimbrischen Sprache kan nachgelesen werden in der Bibel , welche in solcher Sprache zu Londen vffters gedruckt worden, und in Hikesii Thesauro linguarum septenlionälium , so mir nicht bey der Hand. 8 Diese Cchmbrer, Dähnen, oder tTordr mannen, wie siie nachhero genannt worden, haben sich von Hanger Zelt bero eine Ehre aus der See« Plackerey gemacht; wie darm auch Gregokius Turonensis erzohlec , daß sie einstens zur Zeit Königs Theodonci im VI. Jahrhundert in Franckreich eine Landung gethan und die See-Küsten ausgeplündert haben. 9. Im VIII. Jahrhundert bekamen sie viel mehrere Händel mit den Francken, weil der Francken König Carl der Grosse sein Gebltt mit Waffen bis in ihre Nachbarschafft hinaus gesirecket. König Sigefried oder Gottfried , wie ihn andere nennen, ließ wider selben seinen Schwager Wittekind dem Sächsischen König seine Hülffe angedeyen, und traute so viel auf seine Stärcke, daß er auch L-4 Aelteste Geschichte der Danen» auchCarlnzum Zwey-Kampff aufforderte, woran er aber durch den Schwedischen Krieg, und den Tod gehindert wurde, den ihm seine eigne Leuten angethan An. 809. Die Feiniiseeligkeicen gierigen doch ihren Weeg fort, und hatte Carl noch in seinen letztem Jahren den Verdruß, daß ein Normännifch Geschwader in Niederland fast vor seinen Augen ans Land trat, und reine Städte machte t vbschon Mit Hemming des God- fridi Sohn und Nachfolger der Fried an der Eider war beschworen worden An. 8». wie Regino schreibet. 10. Dann nachdem Hemming noch selbes Jahr Todes verblichen, zanckten sich des Godefridi hinterlassener Enckel oder Schwester - Kind Sigefm , und des Hem- mings Enckel Anilo um die Crone mit solcher Hitze, daß deedc Printzen in einem Treffen ihre Negier-Lust mit Blut und Leben büsse- ten. 11. Doch stund der Sieg auf Anilons Sette, und bestellte dieser zum Thron dessen zwey Gebrüdere Heriold und Regnifrid Anno 8'2. ia. Aber auch diese genossen der Süßigkeit nicht lang. Die Söhne Gottfrieds, so sich eme Zeit in Schweden versteckt hatten, sammieren ihre Getreue, entsetzten ihre zwey Vtttern, und ergriffe Regnes Lodbrog den Scepter. Heriold oder Harald wollie den Ver- Dühnische Geschichte des IX Seculi. ^ Verlust einer Crone so leichtlich ntd>t ver- schmertzen. Eben daher, wo Danemarek nur feindliches zu gewarten hatte , muste er jctzv Hülffc bitten, von den Francken. Kav- ' ser Ludwig sagte ihm solche zu unter keiner an- ' dern Ausnahm, als daß er sich zum Christlichen Gesetz durch die Heil. Taufe reinigen ließ , welches er mit Freuden angenommen, und mit feiner Gemahlin und vielen vornehmen Dänen in 8. Albani Kirche zu Mayntz in Beyseyn des Kayserlichen Hofes ins Merck setzte An 8r-r. welches al s o der glückliche Anfang des Christenthums in Danemarck ; ist. Er eroberte zwar Schleswig, ließ durch den Heil. /»nfckJiium, einen Benediktiner» Mönch und Bischoffm zu Hamburg, den Glauben predigen, muste jedennoch desReg- , ners Gewalt abermal entweichen, und be- ^ schloß sein Leben An. 836. in dem Friesischen Gebier, welches ihm der Kayser bey der : Taufe zum Geschenkt eingebunden hatte. : Von des Regners Tod wird was schröckli- , ches erzehlet. Es war dieser obwohl streitbare König in der Weiber-Liebe dergestalt verblendet, daß er diesen Heldinnen zu Gefallen öffters weibliche Kleidung anzog, und j in deren Gesellschafften sich einmengte. Als | er nun das Heyl seiner Waffen auch in En- ! gelland versuchte, lieferte ihn das untreue j Glück in seiner Feinde Hände, welche ihm ' die Brüste aufschnitten , darein Schlangen fuppl, P, Des, ’a, li, 11. Th. P per-' «26 Dähnische Geschichte verbargen, und also zu todt marterten Am- N0 «4Z. 1Hieraufempörten sich wiederum grosse Strittigkeuen. Regners Söhne siegelten nacher Engelland , Rache ob ihres VatterS Mord zu suchen. Jnbessin bemächtigten sich des Reiches zu Hausi Sivard und Erich, wurden aber wiederum mit grosser Wuth entsetzet und niedergehauen, sivard M. einer des Regners Söhnen , nachdem er in Enaelland glücklich gefochten/ regierte darauf in Dänemarck bis Än. 846. 14. Seines Söhnleins Erich zarte Jugend gab Anlaß , daß ein anderer Erich, Bruder des Christlichen Haralds, zur Croue heruffen worden : dem sich hinwieder entgegen setzte Guthorn , eben gedachten Haral- dcns Sohn. Ntchts als ein herbes Treffen und darin der bittere Tod dieser zweyen kontr dieSach« entscheiden A.847 daß alsoErich I l. Sivardens Sohn den Platz behielte. Dieser nach vielen Verfolgungen der Rechtgläubigen neigte doch endlich auf eysriges Zusprechen, des Heil. /vnfchani das Haupt unter das süsse Joch Christi, und erstarb An. 86z. Wahrend dieser gantzen Zeit fetzten die hun- geriat Nordmänner ihre See-Capercyen je länger je gewantqer fort, und wissen die Geschichte Franckrcichs sonderlich vieles zu erzcblcn von jener Landung beyNanres An- ! vo 8;z. allwo sie am Heil. Char- Samstag ' feig IX. Secuti. 227 den in würcklicher Taufe begriffenen Bischofs mit der ganhen Geistlichkeit erwürget, die Städte ^»/0« und überrumpelt/ und die Kirche des H.Rlattini allda indieAsche gelegt. I s. Canutus /' Erici II. SohN/ übernahm die Regierung / sprang aber zum Götzen- Dienst wieder ab, ohne doch den Christen/ so schon die Helffte seines Volcks ausmachten , etwas Leids zu thun. An. 867. ward «dermal Nantes, Anjou.pomcrs, und Tu« ron von den Nordmännern unter Anführung des Hastings mit Feuer und Schwerd heimgesucht. Und An. 873. Canutus zu Gral» befördert, da eben feaitc Nordmannen mit ihrer vorigen Arbeit in Franckreich wiederum beschaffkiget waren. Sie hatten sich zu An- jou befestiget, und hielten die Belagerung Königs Caroli Calvi aus. Da sie aber sahen/ wie den Fluß Mayne von der Stadt abzuleiten schon ein tjeffer Graben ausgehobm war, sanck ihr Muth. Sie versprachen Carolo ein grosses Stück Geld/ wann ev sie wider zu ihren Schiffen, und nach Haus ziehen ließ. Den schändlichen Kauff ließ sich der König gefallen: die Räuber aber mni deleni ihre Fahr - Zeuge nicht nach Däne- marck- sondern in diel.oirc, und hauseten im Reich ärger denn zuvor. Siehe Chrom- con Rheginonis An. 873. &c. 16. Frotho der Rleine, dessen Söhn, war in Engelland geiaufft , gab sich viele P » Mühe L2Z Dänische Eeschichre Mühe das ganhe Volck zum Christlichen Gottesdienst zu wenden, schickte derohalben nacher Rom , um von da einige Glaubens- kehrer abzuholen, starb aber vor deren An- kttnfft An. 88s. nachdem er dre Kirche zu Urhusen in Nord-Jutland gestifflet. Indessen fuhren die Nordmannen in Franck- reich und Niederland mit ihrem Handwerck fort. Woraus deutlich zu schlössen, daß Liese Vogel nicht auf Königliche Befehle die Fahrt verrichtet, ja etwan wohl gar keine Unterthanen der Dänischen Könige waren, sonst ihnen der fromme Frotho diese grausame Verwüstungen der Kirchen nicht würde gestattet haben, sondern Hasting mag ein Abeniheur gewesen seyn, welcher aus Raub- gierde sich auf dieses Handwerck geleget, und allenthalben in Norden die Pursche seines Gelissters zusamm gervttet Sie hatten doch auch Weib und Kinder bey sich, und waren des Vorhabens sich in Franckreich, sonderlich zu Anjou häuslich niederzulassen , wie Rhegino crzehlet. Hiemit können wir hier überhoben seyn von Erzehlung der Normän- nischen Händeln, so sie in Franckreich verübet. 17. Gemo Antzlicur warvor sich ein Heyd, legte aber den Christen liichks in Weeg. Er hatte zur Gemahlin Thure , eine Tochter Edetredö, Königs in Engelland, und verließ du Welt An. 897. des X Seetdi. 21 * >8. Haraldus Fti dessen S»hn bekam mit denen Sachsen zu fechten, urio muste erstlich Henrich dem Vogler unterliege» : bernach trieb ihn die Femdsecllgkeil über die Schnur zu hauen: er ließ in seinem Reich alle Sach-« fe» gäntzlich ausrotten , und nicht nur der Marggraf von Schleswig, welchen Henrich hier aufgestellet hatte, sondern «ich Keussers Otto I. Gesandten wurden wider das Recht aller Völcker ums Leben gebracht. Otto ab der Unthat, wie billig, entrüstet, versammlet seine Macht, dringet tief in Juiland ein. Bey dies» Umständen befände Harald fürs ; Beste, daß er um schön Wetter bittctc, ehe noch der Donner gar über ihn abbräche. Man ließ ihm Friede widerfahren, allem mit ; dem Beding, daß er die Heil Tauf em. . pfieng , und dre Cron von Danemarck aus den 002. die Cache von KonigEdelreden also angestellt war daß die hin und wieder zerstreuete Danen auf einen Tag alle aufgerieben wurden, König 8uenc> erachtete sich hierdurch berechtiget zu seyn , das Blut seiner Lands-Leuten ab den Engeln ;n rächen. Der erste Versuch 1004. liess unglücklich ab. Der änderte An. 1006. war von mehrerm Nachdruck. 8ueno raubte nur und plünderte auf der Jnlul was er konnte, vermied aber mtt Fleiß alle Gciegen- heit zum Treffen, und lagerte sich im Minier auf der Jnsul Wight, wohin ihm die Benachbarte die Zufuhr thun musten. Anno 1009. kam ein neuer Trupp : und 2 h;- *101010. abermalen einer. Worauf dann eine Schlacht gewagek wurde, weil ein treuloser Mensch das Englische Wesen alles der» Dänemärckern verrathen. Edrick war dir- P 4 str »34 Dänische Geschichte fer, welch-n der König vor seinen Eidam er. kohren, und jl-n zum Hertzog der Mercier gemacht hatte. Edelred oder Etzelred ward ' geschlagen , und muste die Freyheit vor ein grosse Gewicht Goldes kauffen, womit die Obsi.'a-r. als sie nach Hause seegeln wollten, meist all: all-' in dre Tieffe des ungestümmen Meer-s vech i-cket wurden. DaS dritte Jahr hernach An. >213. brachte es Sucno dahin, • daß Ede red mit Frau und Kind ern das Elend in Fra.ckreich bauen mufte. So verlohren ist des Menschen Gemüth, daß die Besche, runqen GOttes dessen Vergessenheit nach sich zu ziehen pflegen. Sueno, den die Busse harte auf den Tdron gcsttzet, sahe schon nicht mehr zurück auf fern Heyl-Mitrel, ob gien, ge ihn GO L L gleichsam nichts mehr an,also vergessen führet- er sich in seinen Siegen auf. Es war das Closter des Heil. Edmund in der kandschafft Sussolck, weiches er durch seine Kriegs-Hälse plündern ließ, und selbsten mit grossem Vergnügen den Zuschauer abgab, ! als ein unsichtbarer Schwerdt- Streich in selbem Augenblick seine undanckbare Seele > von dem Leib abschnitte den 3. kehr. An.1014. Schon währenden Englischen Kriegen hatte er sich auch des Norwegischen Reiches be- mächtigst. Sein Cörper ward erstlich zu I Dorck beygesetzt, hernach aber zu Rothschild neben seinem Vatter begraben. 4!. C# des XI. Sectili. *33 I -I. Carmtus u. oder Anut der Grosse, | dessen Sohn, war einer der mächtigsten Noc, dischen Monarchen, Massen er nebst Dane« marck auch Torwegen , Engelland, Scbrveden und Wenden unter seiner Both, Mäßigkeit zehlte. Zwar in Engelland mach- r te sich nach 8ucnr Tod der vertriebene König . Edelred wieder Herfür, und nach dessen Ab, l leiben der Sohn Edmund , ein mannhaffcer s Ritter, welches er auch mit Knutten auf einen Zwey-Kampffankommen ließ. Weil aber beede einander ritterlich die Waage hieb ten , ward ein Vergleich getroffen , Krafft dessen sie sich in das Königreich vor jehv theil- ten, nach des einen Absterben aber der andere demselben auch im übrigen Land nach-- folgen sollte. Ehe noch ein Jahr herum, brachten Edmunden seine eigene Leute umS Leben An. 1017. Knut regierte nun allein, und vermählte sich König Edmundens hin.' : terlass'ne Stief- Mutter Emma. Seines Vatiers Schicksal haue ihn gelehret eines gemäßigten Gemüths auch im grasten Glück , zu seyn. Einen artigen Beweiß davon gab I er einstens bey Sudhamton an dem Ufer des Meers auf einem Stuhl sitzend, als ihm ei- ! ner der Hof-Schranhen mit unaufhörltcher ? Erhebung seines Lobs und seiner Groß, ! Macht schmeichelte: dann er erhub sein- Stimme, ruffte den Meeres-Wellen zu, sie : sollten hinter sich weichen. Da aber die P 5 Kluttz 234 Dänische er sich den schönen Namen deß Gütigen mit Recht er# warb; dabey es ihm doch an Tapffcrkeit ! nicht gebrach. Er bekam einen Cronen^E»- j ferer an Sueno, einem Schwester-Sohn ! Königs Canuti des Grossen. Solcher war bey Absterben des dritten Knutens in Engel- land , würde auch nickt gefehlet haben, daß er nicht daß Englische Reich hätte davon getragen, wann er allda verharret wäre: allein er eilete nach Dänemarck, in Hoffnung, selber Scepters sich zu bemächtigen. Hiemit saß er zwischen zwey Stühlen nieder, die . Dänen wollten ihn nicht, und die Englen ' bedienten sich seiner Abwesenheit in Zeiten, schlugen und jagten alle Dänen zum Tempel hinauö. Magnus führte Wider die Wenden glückliche Kriege. Endlich stürhte er mit ci- ; ncm tobenden Pferd, und brach den Hals ' An. '048. ohue Erben. ! 24. Sueno 11. der oben gedachte, sahe sich nun die Tbür offen zum Tempel.Königlichex Ehren. Sein vckterlichks Geschlecht war aus Schweden, und wird fabelkaffug v-rx mt L?S Däntfcbe Geschichte eine Absprossung eines Baren ausgegeben. Sven soll «richt ohne Gelehrsamkeit gewesen seyn , wie er dann den bekandten Geschichtschreiber ^ciamum öremcnsem lieb und werth gehalten, und befohlen, überall die Geschichte der Dänischen Königen fleißig aufzusuchen und zu beschreiben. Er stifftete die Bißthümer künden, Dalbi, Aalburg, und Wyburg, und legte sich zu Grab An. 1074. den 7. hsovemb. 24. Huralius viu, der Einfältige, starb An. 1080. s6. €anutus IV. Sanctu», machte die Ver- srdnungen,daß die Bifchöffe unter di: Reichs- Räthe gehören, und die Geistliche den Zehenden von den Früchten ziehen sollten. Dieses gab seinem Bruder Olao das Heffl einer Aufruhr zur Hand, welche er unter dem ohne das fchwürigen Pöbel anfeuerte, darüber aber in die Gesängnuß und ins Elend wandern muste. Die Flamme war hie durch nicht gedämpfft: sie brann so lohe, daß Ca- nutu* den Schluß- faßte, dem Reich den Rucken zuwenden. Als er nun schon an dem Ufer der See war, überredete ihn ein gewisser ülacco, er möchte nur harren, es würde noch alles besser werden; gieng darauf selbsten hin, und blies den Ausrührischen die boßhasste Gedancken ein, ihrem König gar vorn Brod zu helffen , welches dann geschahe auf der Jnsul Firmen zu Odenfte in der Kirche des XI. Seculi. Kirche S. Albani, wo er den Martyr- Todt !{ standhafft erlitten, den io.Jul. An. iosy. ‘ Dessen Gemahlin flöhe in Flandern mit dem zweyten Sohn Carolo (dann der erste,auch Canutus genannt, war mit dem (Satter hingerichtet) welcher Carolus nachgehends,weil er sich im gelobten Land sehr ritterlich gehalten, dte Grasschafft Flandern bekommen. 27. oltus IV. bestiege nun den Blut-tries- fenden Thron. Der gerechte GOtt gab es dem Volck und dem König deutlich zu erken-- nen, tvas sie mißhandelt hatten; dann da sie . sich geweigert hatten, GOtt zumOpffer einen ; Antheil ihrer Früchten den Geistlichen zu schen- cken,sperrte er ihnen den Schoß der Erden, und ließ das gantze Königrei ch in grosse Hungers- I Noth gerathen, daß auch bey der Königlichen Tafel, die er den Vornehmsten des Ketchs, der Gewohnheit nach, am neuen Jahr hielte, ; nicht Brod genug vor die Gäste fönte aufgelegt werden. Dieses drang dem König zu Hertzen, erinnerte ihn des vorgegangenen, machte ihn in Zäher zerfliessen,und beschlösse i sein kümmerliches Leben noch selbe Nacht, ! An. 109s'. Die Umstände hängten ihm den ! Namen des Hungerigm an. ! 28. Ericus iv. der gute, ein Bruder Olai, i hatte hingegen feine ganhe Regierungs-Zeik die grosse Fruchtbarkeit im Lande zu gemessen, i Er sahe mit seinen Achseln über alle Leute aus, und hatte solche Leibes-Ctareke, daß er fitzend 2;F _ Dänische (Ae schichkS es mit zwey-starcken Männern aufnahm»; Dabev war er nicht trotzig, sondern gar leut- seelig, befahl auch seinen Unterthanen, fo et- wan mit ihm zu sprechen harten, sie sollen bey ihrer Nachhaußkunfft ihre Weiber und Kinder in feinem Namen freundlich grüßen, und selbe alles guten getrosten. Mit den Slaven und Wenden hatte er dreymahl zu thun, und belagerte deren Haupt-Stadt Wollin in Pommern. Sonst war seine Gebrechlichkeit, daß er aus dem Ehe-Bette schritte, und manche geile Dirne unterhielte, welche noch dazu von dessen allzukaltsinniger Gemahlin liebkoset wurden. Dem Erh-Bischofs von Hamburg spielte er diesen Possen, daß er selbst nach Rom reisend vom Pabst begehrte, es möchte Dänemarck von der Hamburgisch geistlichen Gerichtbarkeit befteyet werden. Worinn er auch erhört, und zu künden ein Ertz-Bischöfflicher Sitz errichtet wurde, welchem hinfüro die Dänisch-Schwedisch-und Norwegische Kirchen untergeben seyn sollen. Saxo Grammaticus erzehlet, daß zu ihme einstens ein künstlicher Harpffen-Spieler gekommen, der sich gerühmt, allerley Gemüths- Regungen in den Menschen seines Gefallens durch seine SpielrKunst erwecken zu können. Lricus wolle davon den Beweis haben. Nachdem dann alles Gewehr beyseirs geschafft worden,und der Künstler in einem Neben-Gemach Zuspielen angefangen/ feynd die Anwesende des XI. Seculi. 239 ! jetzt in Traurigkeit/ hernach in Freude, und endlich in Zorn dermassen entzückt worden, daß sie a!S rasend einander angefallen, und König Erich.einige von der Leib-Wache, der ji er einen Degen entrissen, entleibt habe. Worü- j der, als er zu sich wieder kam, eine solche Reue ^' folgte, die ihn verpflichtete in das gelobte Land ' zu ziehen, so er auch durch Reussen und Con- stantinopel, und ferner? durch Cypern verrichtet, auf dieser Jntul aber an einem Fieber erblassend zum ewigen Jerusalem abführe, ;, An. 1102. Er haue zu Constankinopel viele Heiligthümer, und ein Stuck von dem Creutz- , Holh Christi erlangt, nvelches er nach Da- ! ncmarck bringen, und vor selbes zu Slan- ^ gantvrp, seinem Geburuhs-lOrt, eine Kirche ! aufführen ließ. Auch h.at er beym Pabst die 1 Heiligsprechung seines Bruders Königs Ca- nuti IV. ausgebethen. 29. Mcolaus, ein Bruder Ericilil. Seine zwey andere Bruder, 5 ucno und I 7 bbo, waren von gantz widriger Gemüths-Art, der eine ein Beyspiel, wie süß der Gedancke des Königliche» Regimems das menschliche Hertz bezaubern könne: der aridere ein Beweist, wir schnöd dieses alles zu hatten seye. Der erste ' begab sich nach der Versammlung der Stande nachW>bvr§, um ihre Einwilligung zu er^ ballen. Weil ihm dann das anfallende Fie- ver das reuten zu schwer machte, satzte er sich auf eiiKn Wagen, und ließ sich endlich auch in *4© Dänische Geschichte j« dei' Senfftt fortschleppen, immerzu betheu- rcnd, wie er sodann gerne, auch mitten in der Versammlung sterben wolle, wann er nur zuvor als König fönte ausgeruffen werden. Der unerbittliche Todt aber sensete ihn noch vor dielen Ziel auf dem Weeg dahin. Hingegen Ubbo war nicht zu bereden, daß er die nun ihne betreffende Würde annehmete. Dannenhero Nicolao der Purpur angelegt ward, An. 1104. Henrrch, Arst der Wenden oderPem- merer, forderte von Nicolao die iLrbschafft seiner Mutter, Sirith, einer Schwest.r Ni- colai} Da ihm nun solche verzögert wurde, fchloff er in den Harnisch, und verwüstete das Holstein-und Schleßwiaische Gebiet, schlug emch Nicolaum, als solcher „^Wenden landete. Aber Lanurus, ein Sohu Erici III. nachdem er Schleßwig dem König Nicolao «bgekaufft, übwand diesen Henrich, welcher dadurch so grosse Hochachtung von Canuto schöpffte, daß er sterbend denselben zum Fürsten der Wenden ernennte, in welcher Würde er auch von Kayfer Lothario II. bestattiget, und so gar zum König gemacht ward. Ferners eroberte Nicolaus die Stadt Wok- Jln in Pommern, und ward dasiger Slaven- Fürst, Vralirlaus, gezwungen um Friede zu bitten. Als er zum König in das Schiff stieg, fuhr Nicolaus mit ihm davon, inHoff- nung,guffolche Werfern Krieg auf einmahl die des XII. SeculL 24t die Endschafft *u öcbcn. Zwar ward er auf die triffkigste Vostekungen des Canuti wieder auf freyen Fuß gestellet, die Ohrenbläser aber gaben O-lnukum selbst beym König an, ob stünde er ihm nach der Crone, ja es wurde diese Anklage endlich auf öffentlichem Reichstag vorgebracht Canuruz, seine Vertheidigung zu bestärcken, eröffnete seine Brust, und^igte dem König dieWundnarben, so er im «L-clavischen Krieg scinelwegen empfangen hatte. Dieser Beweiß war so kräfftig, daß ihn der König alles Verdachts los sprach. Allein, was der Vatter nicht that, verrichtete der Sohn, Magnus, welcher sich mit andern zum Untergang Canuti verschworen, und ihn, den er auf ein freundliches Gespräch eingela- den hatte, meuchlerischer Weise am H. drey Königs-Fest ermordet. Das Volck, von Liebe Canuti und der greulichen That erbittert, nöthigte den König, Printzen Magnum des Reichs auf ewig zu verweisen. Es war das Urtheil mit einem Eyd bestattiget: der König brach solchen, ruffte Magnum wieder zu Hause, ward aber darüber des Reichs verlustig, und Erichs des Ermordeten Bruder, als König erklärt, dem auch Kayser Lotha- rius Hülffe zubrachte. Der Krieg gieng fort zu Wasser und zu Lande; vor Erichen war das schlimste, daß sein eigener Bruder, Harald, aus Neid von ihm abfiele, und zu Nicolao übergienge. Nicht viel besserö Glück Suppl. s. p. Des. a. H. //.Tt). Q hatten 242 Dänisch- Geschichte hatten feine Waffen, also daß er muffe zu I^agno, König in Norwegen, seinem Scbwa,' f cc entfliehen, welcher ifyn noch darzu, von Nicolao bestochen, würde aufgerieben haben/ wann nicht Erich, von dessen Gemahlin ge- 'warnet, nachdem er seine Wachter besoffen, mit der Flucht entseegelt wäre. Nach seiner Ruckkunfft liesse es besser, Magnus bliebe in einem Treffen, und Nicolaus ward von den Schleßwigern auf dem Schloß erfchlaacn, An. H z s. Die übrige Geschichte und Umstände seynd bey den Dänischen Schreibern wohl zu lesen. ^ 30. Ericus ip. welcher schon Seeland und Schonen glücklich erobert hatte, war sofort auch in Jutland, Fühnen und Schleßwig als König erkannt. Er war ein unehlicherPriny/ Erichs des Dritten, welcher, da er so offt die Flucht ergreiffen muffe, genannt war der Ha,I sefort, oder Hasenfuß: nachdem sich aber das Glück aus seine Seite gewendet, gab man ihm' den Name Edmund, oder Durchlauchtiges Er rüstete sich sogleich wider seinen Bruders Harald, welcher in Norwegen zu König Ma-; WO. und nachdem seine zwey Printzen, welche unter Erico gedient, aber ihrem Vatter dies- Flucht heimlich angerathen hatten, von eben dem Erich waren ersäufst worden, kam er mit Volck verffarckt in Danemarck wieder, uuds fande feme Parthey, die ihn nochmahls zum, Komg annahm. Erich zauderte nicht lang/ t *5 XII SecttH. 24z I sielr Haralden urplötzlich bey Nacht über den I Hals, und ließ ihn, nebst acht der Söhnen, erwürgen, indem der neunte, Olaus, noch glücklich in Schweden zu König Schwerger entrunnen. Erich trieb den Einfall der Wenden in Holstein glücklich zurück, demüthigte die Jnsul Rügen, und fetzte ihnen einen Bischofs auf, ^welchen aber die verbeinte Götzen-Diener nach des Königs Abtritt wieder austrteben. ^Hierauf zwang er König Magnum in Nor- l wegen, daß er einen gewissen Harald zum ! Reichs-Nachfolger haben muste, und kam jMagnus selbst, nach^ausgestochenen Augen »und abgeschnittenen Schamglredern, darüber ins Elvster. Zu Hauß hielte Erich strenge Gerechtigkeit. Dem Volck war dabey wohl, der Adel hingegen fand es lhm nicht vorträglich, der Ursachen sie sich wider ihn verschwohren. Als er dann einstens in einer Retchö-Versammlung auf seinem Thron saß, jagte ihm ■em gewisser Plocus die Lantze durchs Hertz, Mit dem Bcysatz: Nun habe er dem Tyran jden Rest gegeben, An.ng9. Als die übrige !Mörder den gestreckten Leichnam mit Wunden zermssen wollen, legte sich Erich ins Mittel, des Verstorbenen Schwester Sohn. UnD ! diese That gefiel den Kiügerm so wohl, daß, als sie hernach zum Reichs-Nachfolger er- i nennten ^Valdemarn, des Lanuri Sohn, ! Kx 1 und 244 Dänische Geschichte und Erid III. Enckeln, einen erst neunjährigen Prinhen, sie bis zu dessen Mannbarkeit dem Erich die Reichs--Verwaltung übergaben/ unter dem Namen Ericus v. 31. Ericus v. wegen seiner Sanfftmukh das Lamm, veyqenannt, bekam erstlich zu fechten mit Haraldens neunten Sohn, den entflohenen Olao, überwand ihn in vielen Treffen/ in deren letzten Olaus auf dem Platz blieb. Hernach ward er etwas trag, und zumahlen unglücklich wider die Wenden. Begab fleh endlich des Throns, und starb in -er Mönchs-Kutte, An. 1:47. Auf dieses entstünde eine grosse Spaltung-, weil einige zum König verlangten 5ucnonem, Königv Erid IV. Sohn; andere Canutum , einen Sohn desselben Magni , welcher des Schleß- wlgtschen Canuti Meuchel-Mörder gewesen war. ZL. Sueno in. sehte sich anfänglich in Seeland, muste aber hernach vor Canuto v. m Jütland weichen. Auf Zusprechen endlich! Pabsts Luzenii IIl. welcher allen Christllchen I Printzen befahl, ihre Mißhelligkeiten beyzu- jcgen, und die Waffen wider die Türckest und Ungläubige zu wenden, versöhnten sich diese zwey Herren, führten eine Flotte wldev die abgöttische Wenden; jedoch, da die Un«, ternehmung vhne Glück war, fiengen sie ihrö Zünckereyen wieder von forne an. SZ.2n-> des TU. SecuBt 247 33 * Indessen kam auch der dritte Mann dazu, TValdemams , welcher nun envachfe» , auch das Seinige suchte. Beeden fande er ' sich nicht gewachsen, daher» schlug er sich | klüglich JU Sucnone wider Canutum, welchen er mehr wegen seines Walters Mord verah- scheuere. Lanum, geschlagen gieng in Sachsen zu Hartwich, Erh-Bischoff von Bremen oder Hamburg, welcher auf die Dänen böß war, allweilen sie von seinen Gehorsam sich zettennct hatten. Dieser gab ihm reich drey gecherler. Waldemarn ward zugelegt Jutland; Knuten Seeland und Furien; 8ucno Schonen, Halland und Die- i; klng. Die drey Fürsten machten sich bey ei- i ner gemeinschafftllchen Mahlzeit lustig; als ^ Lucno entweder von neuem der Groll auf- ^ stieße, oder etwan den schon lang verdeckten j S chalck sehen zu lassen die gute Gelegenheit j ergriffe. Cariutus ward dabey von den be» < stellten Meuchel-Mördern auf die Haut gelegt des XI. Seculi. 247 legt den 9. Aug. An. 1157. Waldemar, versieh aus dem Staub gemacht hatte, nahm die Zuflucht zu den Reichs-Sanden zu Wiborg. Man zog zu Feld, man schlug vor Wiborg den 23. Octob. selben Jahrs, und schlug 8ue- no in die Flucht, in welcher er, in einem Mo- J rast verlassen, durch einen Bauer den letzten - Stich bekam. ' Waldemar sahe sich der verdrüßlichen Ey» j ferer endlich frey, regierte wohl, bauete das ! Closter Lebens- Schule, verband sich mit ; dem tapffern Herzog Henrich dem Löwen, durch eine Verlobmß zwischen seinem nur einjährigen Printzen, Knut, und des köwens noch in der Wiege liegenden Töchlerlein, Gerlraut. Er züchtigte die Rüger, äscherte Woll!» ein, eroberte Camin, und starb zu frühzeitig An.n82. im 48sten seines Alters. Canutus fi. dessen alterer Sohn wurde nach übernohmener Regierung von Kayser ' Friedrich dem Rothbart zu Empfangung der Reichs-Lehen wegen Wenden vorgefordert. Es wolle aber dieser sich nicht dazu einlassen. Ja er zwang noch dazu Boguslaum I. Herzogen in Pommern, ihme zu huldigen. Pabst Clemens HI. stifftete zlvlschen dem Kayser uttd König den Vergleich, damit sie freye Hände zum Creutz'Zug wider die Saracenen hatten,wozu auch Canur Schiffe ausgerüstet. Seiner Zeit fielen auch die Ditmarsen vom Ertz-Sttssk Bremen zu Schleßwig ab. Der L 4 Teutsche «48 Dänische Geschichte Teutsche König Orro IV. zog hingegen Hob« stein, Lübeck und Hamburg wegen nicht gesuchter Lehen ein, und setzte Graf Adolphen den Dritten darüber. An.i '§i. verheereke er, dem Kayser zum Trutz, die Wendische Lande, gewann auch Woigast und Stetin. Bey welcher Abwesenheit Waldemar, ein Printz Lqnuri des V. mit den vorhin in geheim gemachten Bund ausbrach. Die Königl. Ehren, so er ange- nohmen, waren bald durch ein unglückliches Treffen mit der Gefangenschafft verwechselt. Mit Graf Adolphen von Holstein, welcher sich an Waldemarn gehanget hatte, war er eben so glücklich, nahm ihm Diekmarsen, Ratzeburg,Gadebusch, Hamburg und Lauen- hucg ab. Hernach verbände er sich noch enger mit Herzog Henrich den Löwen, gab seine Schwester Adelheit oder Helena dessen Sohn Wilhelm zur Braut, und er selbst vermahlte sich Ingeburg, die Schwester des Löwen. Sein Todt erfolgte An.!2o2. den rr.Nov. zc. iFddemarus II. widersetzte sich dem Teutschen König Qrro l V. mit gutem Glück, stunde den Teutsch-Herren in Eroberung List- iandes bey,allwo er die Stadt Revel erbaut: Begieng aber einen schändlichen Nothzwang an der Gräfin von Schwerin, welche ihm dieser Graf bey seiner Creuhsahrt anbefohlen hatte, Nackselner Rückkehr spähetc der Graf Gelegenheit aus, daß er den König auf des X///. Seculit *49 seinem versperrte, -er Jagd nächtlicher Weile schlaffend kriegte, ihm den M und in sein nächst haltendes Schiff, durch dieses Mittel aber aufsein Schloß Dancburg brachte. Hier müste er drey Jahr die Hitze ausrauchen, bis durch Zurhuung Äönigs Otto die Freyheit ihme gegeben ward, nach Erlegung 4ssv2.Marck Silbers, und abgelegte« theuren Eyd, daß er sich an Graf Henrichen ferner nicht rächen wolte: noch dazu muste alles, was er in Sachfen und Holstein besessen, abgetrctten werden. Der Schmertz hierob gab ihme den Degen wieder in die Hand, dabey aber war weder Glück noch Stern, bis er An. 1242. den 27. - - - seine Todten-Krufft betrat. 36. Ericus n. war Nbch bey Lebzeiten der Vcmers so beliebt, daß ihn der Pabst nebst einigen Teutschen Fürsten wider Kayser Friederich den II. zur Teutschen Crone beruffen walten, wann es der Vatter hätte vor sich gehen lassen. Der andere Bruder, Abel, hatte zu seiner Unterhaltung Schleßwig bekommen ; an statt aber Lrico die Huldigung zu thun, böthe er ihm vielmehr die Spitze. Erich, weil er gut war, und weil Abel die Benachbarte an sich gezogen hatte, gieng leichtlich einen Vergleich ein. Nicht lang hernach besuchte er in vollkommen brüderlichen Vertrauen den Abel in Schleßwig. An Ssi Ltzs rentzen Vorabend, nach aufgehobener Tafel, & ? spielten 2sO _ Daniftbe Gesichicbte spielten beedeKönigl. Bruder mit einander im Schach; nach dessen Endung, als sich kaum Erich zur Ruhe begeben, kratten die von Äbel bestellte Hcnckers-Knechte auf, ihm den un- vermeydlichen Todt anküudend. Der Un- schuldige ließ nichts als den Bruder versagen, oaß er gleichen gcwalrthatigen Todtes sterben würde, und streckte den Nacken dem Mord-Beyl dar: dessen Cörper in das Mast fer, Dleye genannt, geschmissen ward, um die Laster- That zu verbergen. Abel überhäuffte den Bruder-Mord noch mit einem Meyneyd, indem er denen Reichs-Ständen schwur, wie er nichts von seinem Bruder wisse; dadurch er dann auf den unglücklichen Tyron den Weeg gebahnet. Dann, als er die Eider- städter zu einer ausserordentlichen Schätzung zwingen wolle, und in diesem Begriff über die Mylstätter-Brucke ritte, schlug ihm ein Zimmermann, Wessel Hummer, das Beyl Fieffins Hirn hinein, und erfüllte die Weissagung des unschuldig aufgeopfferten Bruders, A. i Lso. Man hatte den Cörper zu Schleß- wig in der Kirche bestattet, das unruhige Gespenst aber machte, daß selber wieder heraus gerissen, und hinter Goklvrp in einen Pfuhl verseucht worden, allwo noch heutiges Tages manches Geheul soll zu hören seyn. Erici Leib aber fanden die Fischer, der in St.Pelers Münster zu Schleßwig die Ruhestatt, und von der Kirche den Namen eines Heiligen bekam. 37. Ckri- des XIII Secuti. 25 r 37. christophorus i. der dritte Bruder/ ward ztmi Königreich erwählt, mit Ausschluß der Kinder Abel. Dieser sprach die Geistlichkeit ftey von den Zöllen und Kriegs-Dien- sie» / welche sie bis anhero zu leisten hatten. Die Strittigkeiten wegen Holstein giengen noch immer fort/ wozu noch MarggrafOrro von Brandenburg halss, welcher auch Rendsburg zum Vergelt der an die Grafen geleisteten 'Hülffe erhielte. Darauf bekam er zu thun mit Jacobo Erlandla, Ertz - Bischofs zu Lunden, welcher ohne seiin Wissen zumSlisst war erhoben worden. Daraus würd erstlich eine Spaltung, hernach , da der König den Ertz-Bischofs gesanglich einzog/ ward das gantze Reich vom Pabst iin den Kirchen-Bann gethan. König Christoph schlug es nicht nur> in den Wind, sondern befahl auch, die Gottes-Dienste fort zu haltten, und zog denen, die sich an nicht kehrten, die Einkünssce weg. Es wolle schon alles in ein grosses Kriegs- Feur aufflodern, als den König der Tod em- holete,An.i259. Woraus einige Gelegenheit nahmen zu sagen, es hätten ihme die Geistliche Gisst gemischet. 38. Ericus VII. war Christophori Sohn, aus Mechtild, Churfürsten Joachims I. zu Brandenburg Tochter. Sein Zuname war Rlipping; ward von Erich, Herzogen in Sch.eßwlg, den er verjagen wölte, gefangen. Räch erlangter Freyheit brachte er Walde- mar«, 2s2 _ Dänische Geschichte _ man?/ König in Schweden/ vom Thron, und setzte darauf dessen Bruder, Magnum. Er hat das Schloß Doldmgen in Jütland erbaut: das sogenannte Birck-Rechr geschrieben; übrigens in grosser Geilheit gelebt, und dadurch seinen Tod verdient; Massen Styge Huid, der Reichs-Marschall, dessen Tochter der KöniZ geschändet, ihn aus der Reise in einer Bauern-Scheuer, wo der König übernachtet, mit is.Wunden hingerichl, den 22. November Zl.iszs.der Corper liegt im Dom zu Wiborg. 39. Eriem viu. dessen Sohn, den man Menved und den Frommen nannte, war erst zwölf Jahr alt: ließ doch die Mörder seines Vatrers Landes verweisen, und deren Güter rur Cron einziehen. Er fuhr auch über die Geistliche her, welche er glaubte mit schuldig zu seyn. Darüber verfiel er in den Päbstl. Bann. Der König in Norwegen, Hagui- nus, von den Thätern aufgehetzt, zuckte auch die Waffen wider ihn, so er neun Jahr, bis Anno 1308. fortführte. Die Schwedische Printzen lagen mit ihren Bruder König Bir-- ger in den Haaren : Erich unterzöge sich der Frid-Stifftung, wurde aber dadurch selbst m einen verdrüßlichen Krieg verwickelt. Verschiedene Verrachereyen hatte er zu überwinden, und letztlich einen Krieg mitX^aldemaro» Churfürsten zu Brandenburg, zu sichren, indem dieser der Stadt Straisund, jener aber Viris- des xr/. Secuti. H i Vitislao, der Riger Fürsten, wider Stralsund beystunde. Er starb Erb-loß An.izi-. 40. chrifiopborus ii. dessen Bruder, muste bald wegen allgemeinen Hasses aller Stände sein Heyl in der Flucht nach Teulschland suchen. Weil aber der indessen angenommene Regent, HerhogWaldemar, ausSchleß- wig denen mit sich gebrachten Teutschen die Aemter und Güter des Reichs zu viel anvertraute, verderbte er damit die Dänische Mägen, und gab Anlaß-, daß König Christoph wieder eingeladen wurde An. 1329. Dieser gerieth auch in den Kirchen - Bann wegen eines gefangen gefetzten Bifchoffs. Graf Gerhard von Holstein schlug ihn An. izz r. bey Goltorp in die Flucht. Schonen fiel von ihm an Schweden ab. Er selbst endete das mühseelige Leben An. iz;z. 41. Sieben Jahr nach dessen Hinttitt hatte Dänemarck oder wollte nicht haben einen König, woraus dessen kläglicher Zustand leichtlich zu ermessen. Waldemwus ui. einer des Christophs Söhnen, war an Kaysers Ludovid Lavari HofzwölffJahr lang auf- erzogen, und nunmehro in dieser Schule zur Regierung tüchtig gemacht, ergrieff er oen Scepter. Gleich Anfangs lieber sich aus jeder Kirche einen Kelch reichen, mit Ver- heissen, mit dem hieraus gemachten Geld die verpfändete Cron-Güter wieder einzulösen. Er meinte hernach bessern Vortheil 1 » 2<4 Dänische Geschichte zu ziehen, wann er mn imchem eine brave Armee unterhielte. Diese konnte aber nirgends etwas ausrichten. Sein Bruder Otto halte den Teutschen Ritter - -Orden angenommen. Mit diesem reiset er nach Preussen, verkauftet dem Orden das Land Esthen vor iZvoo.Marck Silbers, obschon fein Dauer verordnet haue, daß Esthen sollte unveräußerlich seyn. Nachdem er zum Grab Christi nach Jerusalem gerelset war, eroberte er vieles in Fm- nen und Jütlanv wieder, löscte Rendsburg wieder ein, und befestigte viele Schlosser. An. 1353. that er eine Reise nach Avignon zu Pabst Innocentio VI. der lhm die güldene Rose verehrte. An. i?6o. trat König Magnus in Schweden Schonen wieder ab. An. 1464. bekriegte ihn die Wendische und Hanseestädtlsche Flotte, und nöthigte ihm einen dreyjähngen Stillstand ab, aus welchem ein ewiger Friede beschlossen wurde. Wohnte auch zu Prag dem Beylager Kay- ser Carls des IV. mn der Pommerischen P ■ in* zeßm Elisabeth bey. An. iZ6e. bekam er von Alberto . König in Schweden die Imul Gorhland geschenckc, und machte mit Hob srekn Friede. An. j 368- empörte sich der unruhige Adet m Zustand, unterstützet von «omg A-b«rro, dew Hertzog zu Mecklenburg, uno den Lben- dischen Städten. Komg.Waldemar, des A-'e, des xiv. SccuU. s Wesens überdrüßig , begibt sich aus dem Reich, unter dem Vorwand, den Pabst zu besuchen , und überließ den Reichs-Räthen das Geschaffte des zu treffenden Friedens, so An. 1369. zu Scralsund geschahe. Hierauf gieng Waldemar, der nun bey 6ayser Carln gewesen war, wieder nach Hause, allw» An. 1375. Theurung und Pest greulich wütete : in welchem Jahr er auch Todes verfuhr am Podagra , und ward zu Sver in Seeland begraben. Von feinem Christen- ! thum wird nicht viel Gutes geschrieben: der i Name des Gottlosen, den er sich verdienet durch die Stimme des Volcks, bezeuget es genugsam. Gegen seiner Gemahlin Hed« wig , Waldemars des änderten in Schleß- wig Tochter, erwiese er sich nicht nur in der Ehe untre«, sondern auch verrätherisch, in- 1 dem er sie, als hätte sie mit andern zugehal- j ten, nach Seeburg inS Gefängnuß stecken - lich. Es trug sich zu, daß Waldemar ein- ! stens auf der Reise zu Seeburg übernachtete. ! Die Gefangene erfuhr es, und wüste Mittel ! zu finden, daß sie ihm Nachts in die Arme geführt wurde. Ubers Jahr gebahr sie hie- von eine Tochter, welche sie ihm darstellte. Diese mit Namen Mar^aretba, von der Natur trefflich begabte Fürstin füllet einen schönen Platz m der Dänisch > und Schwedischen Geschichte ein, wie wir tm Verfolg vernehmen werden. 4 -. Mar- r;6 Dänische Geschichte 42. Mar^aretha, die einzige Tochter Wal- t>emars. war schon vermählet k^squino, Ky/ Nw in Norwegen , und da nach dessen Ab- ffccbui ihr Sohn Olaus noch minderjährig IDöt , führete sie selbst die Verwaltung des lNorwegischen Reichs. Nun aber,dnauch der HerrVatterWaldemar zu dem grössern Haussen abgefahren^ übernahm sie auch das Rönigreich Danemarck zu regieren, weichem sie klug und glücklich vorstund. Gleich darauf^beenden sich auch die Stände samt dem Rönrgreich Schweden in ihren S chutz wider ihren unartigen König Alberr. Die kluge Königin stunde zwar mit Ah-crtc> ohnehin in schlechtem Vern ^hmen, platzte doch in dieses der Stände Anbringen nicht gaye hinein , sondern schlug ihnen die Bedinguuß vor, daß sie für den ertheilenden Schutz, wann selber glücklich hinaus lauffen sollte , keine andere Dauckbarkeit, als die Crone Schweden selbst annehmen konnte; immas- fen sie auch ihre zwey schon tragende müstem das Spiel wagen. Sie schwuren ihr solches ohne grossen Anstand. Darauf die Königin Ohne Verzug mit einem gewaltigen Heer in Schweden einrückte. Der König, so noch «inen guten Theil der Stande aufftiner Seite hatte, machte auch seine Gegen - Anstal, ten. Er hatte den Schah sehr erschöpfft, 1 konnte also den Krieg in die Länge nicht hinaus ziehen. Dieses brachte lhn zu dem Schluß, des XIV. Sectili. 2s? alles aufeinen Streich zu wagen; zu welchem er die Königin einladen lasset, mit dem ausdrücklichen Beding, daß der Uberwinder König in Schweden seyn sollte. Wahrendes Vorbereitung zum Gefecht ward von dem König und den vielen Teutschen Herren, die er bey sich hakte, wacker mit den Zungen auf die Königin loßgezogrn. Sie hatten den Wahn des Sieges bey sich selbst, wann sie die Königin verächtlich machten, sie eine Hure schalten , ihr einen Wetz - Stein zuschickten, darauf sie weiß nicht, ob ihre Nadeln oder die Degen wetzen sollte, welchen man noch in der Kirche z>.u Rothschild zeigen solle. Auch die Königin hatte in ihrem Lager einen ansehnlichen Trupp teutscher Ritter nebst den Norwegern und Dänen, welche den -Li.Seprcmb. An. lZ88. also derb in die Schweden schlugen, daß Albertus nebst seinem Sohn Erico und der Menge Ritter in die Fesseln,derRest theils in die Flücht,theils in die Grube gebracht wurden. Noch sieben Jahr wahrere der Krieg; denn die übrigeSchweden, die Mecklenburger, Holsteiner, und Han- see-Städte dabey ihr mögliches thaten. Der zuHeisingburg angesetzte Friedens-Tag ward durch einen Auflauff der Dänen und Teutschen zerrissen. Endlich zu Aleholm ward man dahin einig, daß Albertus der Gefangenschafft entlassen eydlich der Cron Schweden und alles Anspruchs darauf verzeihen, Suppi, R. P. Des. A. a. 11. Th. R und a5* Dänische Geschichte und dieHansee-Slädte sechzig tausend Marck löchig Silber Bürgschafft davor stellen sollten. Wie diese Königin weiter in Schweden geherrschet, ist etwas bedencklich. Sie hat» te vor , die drei) Nordische Cronen auf ewig zu vereinbaren. Vielleicht würde sie hiemit zu dem Schluß gekommen seyn, wann sie nicht den ewigen Fehler gefehlet hätte, daß sie unter drey widrigen Nationen die Waag- Schaale nicht im gleichen Gewicht gehalten, sondern allzu viel auf die Dänische Seile hängen lassen. Einen Reichs, Nachfolger halte sie ernennet, und auch in Schweden crönen lassen, nemlich Henrich, einen Pom- merischen Herrn , dem sie den Namen Eri- cus beylegte. Diesem gab sie zur Befesti, gung seiius Throns folgende Lehre: Schweden, sagte sie, soll euch nähren; Norwegen soll euch kleiden; und mit Dänemarck sollt ihr euch wehren. Die Schwedische Herren konnten solches Ratzel ohne Mühe verstehen. Margareth machte in der That selbst die Auslegung darüber, indem sie alles Geld in Schweden zusamm schindele; auf jedes Stuck Vieh , ja aus jedes paar Eheleute eine Schätzung legte; die Testamente der Verstorbenen aufhebte, änderte und sich zum Erben selbsteinsetzte; alle Schatze imch Dänemarck emführen ließ ; keines der Schlösser an dre Schweden, sondern äst lauter Dänen zu des XK Secuit. 459 -u Lehen reichte, und denen Ständen , fi> ihre Freyheiten dawider vorschützten, zurAnts Wort ertheilte: Sie sollten nur sorgfältig ihre Siegel und Briefe verwahren/ ihres OrtS wollte sie ihre Schlösser und Lehen auch gar sicher versorget». Endlich wollte sie ihr Dänemarck selbst wieder besuchen. Als sie aber zu Schiff vor Flensburg kam, ergrieffsie die damals ein- gerissene Pest, daran sie gleich verschied/ den 27. Octob. An. 1412, und zwar noch auf dem Schiff/ daß, wie einer anmercket, eine Königin so grosser Reichen in ihrem Ende nicht so viel Landes hatte, darauf sie sterben konnte. Der Lörper liegt zu Rothschild im Dom. Gedachte Königin hatte zu Anfang ihrer Regierung das Heryogchum Schleswig erblich zu Lchen gereichet an die Grafen von Holstein: Hinnach aber, da ihr Glück fo vollen Lauffgewonnen, kam der Lust, vielmehr Holstein selbst mir der Crone zu vereinigen. Zu dem Ende erhielt sie durch Ge- schencke und Versprechen, daß sie als Vor- munderin der unmündigen Holsteinischen Prinhen angenommen ward, wo sie dann viele Schlösser ihr verpfände» ließ , vieles Geld zu unnützen Gebäuden hergab, und alles that, was dienen konnte der Grafschafft Fesseln zu schmieden. Endlich begehrte sie von derj verwittidten Gräfin zu Holstein und R a Her- ü6o Dänische Geschichte Herhogin zu Schleswig, sie möchte ihr das Schloß zu Gvttorp einräumen, weil sie entschlossen wäre, ihre Tage in Ruhe zuzubringen. Dre Fürstin stunde es zu nicht ohne Forcht, auch nicht ohne kräfftige Zusage der Königin , daß solches solle ohne Gefährde seyn. Kaum war sie auf dem Schloß angelanget, küssete sie vor Vergnügen die Wände desselben, in Zuversicht, daß sie nunmehr» ihre Hoffnung mit beyden Händen ergriffen hätte. Es geschah aber, daß, als sie über der Tafel war, der Ritter von Scharffen, berg hinein trat, erzehlend, wie er auf dem Thurn Bewaffnete gesehen hätte. Alsobald stwang die Königin auf, und in Meinung, daß man wider sie einen Hinterhalt versteckt hätte, machte sie sich unter vielen bittern Klagen über dieHertzogin davon. Lrricus, ihr angenommener Sohn, muste die Unbild mit Waffen wider die Holsteiner ahnden. Diese aber rufften zu ihrem Schutz die Her- tzogen von Braunschweig und Grafen von Schauenburg. Dabey hatte Erich wenig Glück, gab derohalben eine Zeit lang nach, und Verband sich enger mit den Hansee- Slädten, sonderlich Hamburg, brauchte hernach die List, daß er durch ausgesprengte Schliffen wollte die Holsteinische junge Prrntzen als ungerechte Besitzer beschreyet machen, dann er ließ solche bey allen Reichs- Fürsten, und beym Kayser selbst ausstreuen, damit des XP. Stculn L6l damit er einen Praejudicial - Senrenz oder Vorurtheil ausgebracht hat. Wogegen die Holsteiner vomPabst ein inkibirorium wider ihre Feinde auswürckten. Die Hansee- Stadte, welche sich selbiger Zeit sonderlich wider Fürsten mausig machten, fielen anfänglich König Erichen bey, und ließ sich sonderlich Lübeck nicht schlechter Drohungen wider die Holsteinische Fürsten vernehmen. Sie schmeckten aber endlich den Lunden, und wohinaus Ericus zielte. Sie berathschlagten sich in ihrer Versammlung zu Rostock An. 1426. begehrten durch Gesandte vom König, er möchte mit Holstein im Frieden sich vernehmen; welches als dieser abgeschlagen, die Städte sich vor die Holsteiner erkläret , und den Krieq auch würcklich übernommen haben. Auch hier brachten die Waffen dem König wenig Ehre; dahero er sein altes Mittel hervor suchte, die Schnff- ten, in welchen er wacker wlder die S-ädte fchmähele, dahin geflisscn, wie er öic Bürger wider die Obrigkeiten aufbringen möchte; brachte es auch bey einigen dahin. Das Jahr >435. brachte endlich Friede zuweg zu Wahrenburg, nachdem man bey 30. Jahren her fast mehr geraubet als gekrieget hatte : und wird beobachtet, daß in dieser Zeit die fremde Schiffe, sonderlich die Holländische sich in die Ost- Seeeingeschlichcn,und die Handelschafft an sich gezogen haben. Die R 2 zwey Dänische Geschichte s6» zwey Haupt - Artrckel waren, daß erstlich die zwey jungen Grafen von Holstein mit dem bisher vorenthaltenen Hertzogthum Schleswig belehnet, und dann der Kauffmann- fchafft halber es bey denen alten Anlagen sein Verbleiben haben, auch keine Neuerungen eingeführet werden sollten. Den mei^ sten Vorschub aber zu dem Frieden gab die eben dazumal wider den König Erich aus- gebrochene Unruhe in Schweben. 4Z. / ilbertus war ein Sohn vonJngeburg des Königs Christophs Tochter, und von Henrich, Heryog zu Mecklenburg. Olaus V. war ein Sohn aus der grossen Margareth, und Haguino König in Norwegen. Aus diesen zweyen wählten die Dänen zu ihrem König Olaum , doch daß die Mutter Margaret!) das Regiment führen sollte, von welcher schon weitläuffiger erzehlet worden. Dann Olaus starb lang vor der Mutter schon Au. i; 87 . als er nur zwey und zwantzigJahr das Leben genossen. Darauf dann Margareth bis An. 1412. in ihrem eignen Namen regieret, indem sie von den Standen erwählet war. 44. Erieus x. sonst Henrich, dessen Vat- ter^artisiauz, Hertzog in Pommern, die Mutter Maria, eine Tochter der Jngeburg war, bekam die drey Nordische Cronen auf fein Haupt. Er folgte dem Lehr - Stuck der Königin Margareth redlich nach, mit schlech- der Xfo Seculi . 26Z lern Glück. Die Schweden zwangen ihn nicht nur einmal aus dem Reiche zu weichen. Die Dänen lvurden seiner noch müder, und entsetzten ihn An. 14is>. ordentlich desThrons, darauf ihn die Schweden auch verschmähe- ten. Er muste alles mit dem Rucken ansehen, in Pommern absegeln, und alldort in der Einsamkeit das Ende seiner Tagen erwarten , so ihm kam An. i 4 <> 9 . 45. Erich hatte eine Schwester, Sophia, aus eben der Mutter Maria. Diese war vermählet an Johannes, Pfaltzgrafen am Rhein und Herhogen in Bayern, aus well cher dann ersprossen ebristopborus in. Bava - m, welchen die Dänen zum Thron beruff- ten, und ihnen auch die Norweger und Schweden nachfolgten. Er hatte Anfangs eine unruhige Regierung , weilen es noch manche Anhänger des Erici gab , welche nicht änderst als mit harten Lectianen zur Schuldigkeit konnten angewiesen werden. Es war das Margaretanische Ratzel so allgemein worden, daß solches die Dänen diesem ihrem neuen König bey seiner Crönung zum Trost sagten , damit er gutes Muths seyn sollte. Dann sie sagten ihm in ihrer Sprach: Guerige stall edher fodha; No- righe stall edher kladha; meh Danmarck skolen L strüdha. Das ist: Schweden soll euch füttern oder nähren; Norwegen soll R 4 ^ euch S64 Dänische Geschichte euch kleiden; wir Dänemarcker sollen euch sterilen. Übrigens fiel auch Christoph in der meisten Ausländer Erb - Sünde, daß er nemlich Geld zusamm scharrett/ und es nach der Pfaltz schickte. Den Engellandern und sonderlich den Hansee-Städten ließ er mächtig auf ihre Schiffe lauren, und selbe allenthalben weg- capern: errichtete auch mit etlichen teutschen Fürsten einen heimlichen Bund wider die mächtige Lübecker. Man hatte schon viele Wein ^Fässer vor die Fürsten in die Sadt, in denselben aber Gewehr hinein practiciret, und König Christoph segelte auf dem Meer um die Gelegenheit abzuwarten. In der Stadt entstund eine unversehens Brunst. Die Fürsten glaubten, der König habe solche heimlich anrichten lassen, ihm zum Zeichen des Angriffs, packten dahero die Waffen aus, und wollten die Thore eröffnen, um Christophen herein zu lassen. Die Bürger aber liessen zu, und, als die Fürsten vorgaben, so viel Waffen wegen der Ritter, Spiele mit geführet zu haben, welche sie nun zu der Stadt Rettung wollten anwenden , gaben sie zu verstehen, wie es ihnen weit angenehmer seyn würde, wann die Fürstliche Personen ihre Ritter-Spiele an einem andern Ort treiben möchten. Solchergestalt war der Anschlag zerrunnen. des XK Sectili . _ _ _ 26 s | . König Christoph aber war bey den Seinen je länger je mehr verhaßl , sonderlich weil er die Bayern oder Pfältzer mit Hintansetzung der Jnngebohrnen allenthalben voran stellte und erhebte. Endlich/ da er auf den nach Lincoping beschriebenen Schwedischen Land - Tag rcisete, starb er ohnbeerbet zu Hölsingburg gantz plötzlich den 6. Jenner An. 1448. und ward zu Rothschild in S. Lucii Kirche zur Erden gebracht. Die Schweden hatten diese Ursach ihres Mißvergnügens, daß, wann sie über die Capereyen, so der entwichene Erich von der Jnsul Gothland aus, in welcher er sich ge- sehet, trieb , klagten, König Christoph nur antwortete: Mein Vetter muß ja auch was zu leben haben. König Christoph vergalt hiemit die Höflichkeit Erici, welcher ihn bey seiner Entweichung selbst zum König vorge, schlagen hatte. Könige aus dem Haus Oldenburg. 45. chnßanus i. Graf von Oldenburg, war ein Sohn Theodorici Fortunati, Gra- fens von Oldenburg, und Hedwigis ober Heitwigis, einer Schwester Aclolphi VIII. letzten Grafens zu Holstein, Nach Chri- stophori Tod wählten die Dänen vor ihren König Adolphum, gedachten Grafen zu Holstein. Jedoch dieser entschuldigte sein hohes R s Alter Dänische Geschichte 266 Alter großmüthig, schlug aber zum König vor Christtanum , seiner Schwester Kind, welchen er an seinem Hofrrzogen halte. Dieser vermählte sich Dorotheam , die hinterlassene Wikllb Christophori 6avari,eineToch- ter Marggrafen )obannir zu Brandenburg. Die Norweger nahmen ihn bald auch zum König an. Allein in Schweden regier/ te bis ins siebende Jahr Carolus, ein Sohn Canuti , welcher endlich/ da er die Schweden und ihn die Schweden nicht länger er- dulten möchten. An. 1457. in der Faßnacht die Schätze zusamm pachte, und nach Dan, tzig entwich. König Christian säumte nicht, grieff sofort Gothland an, wodurch die Schwedische Stände in solche Forcht kamen, daß sie ihm die Schwedische Lrone zu Upsal aufsetzten. Kurh hernach verstarb Herhog Adolph zn Schleßwig und Graf zu Holstein , davon Erbin war die Mutter Christiani , baß also dieser König die Grafschafft Holstein vereiniget, nicht, wie einige sagen, mitDäne- marck (dann sie bleibet noch wie vor dem Teutschen Reich einverleibet) sondern mit seinem Häuft. Es war zwar noch eine ältere Llnie da deren Schauenburgischen Grafen von Holstein, welche Anspruch machten: mit denen sich aber Christian vor Geld abgefunden. An. 1468. des xv. scculu »6? An.t4.68. zerfiel er in Krieg mir Engelland, weil die Engeüänder den Dänischen Statthalter in Pßland erstochen hatten, und die an Holstein ausständige Schulden nicht bezahlten. Im Vergleich zu Utrecht ward dem König die Schuld und aller Kriegs- Kosten heimgezahlt. An.1469. machten die Schweden Schwü- rigkeiten, und wollten behaupten, der König hatte die versprochene Artickel nicht erfüllet. Es zettelte sich so gar ein Krieg daraus an, Christian zog den Kürhern, die Schweden derufften sich einen andern König An. 1470. nemlich Sreno Stur, Schwester-Kind des entwichenen König Carls. An. 1474. besucht der König Rom, bekommt am Heil. Oster - Tag aus Pabst Sixti iv. Händen das Heil. Abendmahl, wie auch die güldene Rose. Daraufwar Christian Friedens-Mittler zwischen Kayser Fri- derico III. und Carl dem Kühnen, Hertzog aus Burgund, wobey er sich grosse Mühe mit Hin - und Her- Reisen gab , doch alles umsonst, und noch darzu nicht ohne Nachstellungen. An. 1477. ließ er seinen ältern Printzen mit Einwilligung der Stände zum König in Dänemarck crönen. Die Dilmarsen aber huldigten ihm nicht, obschon er die vom Kayser empfangene Lehen - Briefe aufwieß. Dann sie sagten, daß die alte Lehen-Briefe 268 Dänische Geschichte fe sie nach Absterben des Grafen von Dit- ! machn an den Erh - Bischoff zu Bremen anwiesen. Christian stirbt den 22. May An. 148«. und ist begraben zu Rothschild. - tzr hat die hohe Schul zu Coppenhagen, und den Elephanten r Orden gestisstet.' 47. joannes I. König in Norden, vollzog erstlich das Testament seines Herrn Vatters nicht, welcher verordnet hatte, daß Printz Friderich, der zweyte Sohn, in Schleßwig, Polstern und Gcormarn eingesetzt wurde. Johannes aber ließ es nicht angehen, sagte, er hätte gleiches Recht; theilte also diese Ländereyen , und schantzte dem Bruder das Schlechtere zu, wollte ihn auch gar zum Geistlichen haben. Nachdem aber der junge Herr erwachsen, begehrte er von dem > König und demReichs--Rath,daß sowohl diese Lande, als auch das Norwegen zu gleichen 1 Theilen gehen möchte. Keines konnte er er- ■ halten: befahl es dannenhero GOTT, der ;! es ihm zu seiner Zeit gar wohl herein ge- j bracht. ! In Schweden ward eine Gefandtfchafft ! verordnet, um selbe Stände zu ermähnen, daß, weil Schweden vor diesem unter einem Haupt tmt Dänemarck, sie nun auch Joan- nem erkennen sollten. Diese begehrten aber, der König müste zuvor einige ihm vorlegende Artickel beschwören; dessen der König sich weigerte, und es lieber auf die Fuchtel an- des XV, Seculi. 269 kommen ließ, mit welcher er kräfftig bewiese, wie ihm die Schweden unbedingten Gehorsam schuldig seyen. Dergleichen Mittel wollte er auch wider die Ditmarsen gebrauchen. Diese ertappten aber sein Heer in den engen Weegen, schlugen einen grossen Adel zu todt, und den Kö- nig brachte kaum die Flucht in Sicherheit, An. 1500. Mit Schweden wollte es nicht recht fort, diese Unruhige jagten den König bald davon , bald holten sie ihn selber wieder zurück. An. 1484- war Hunger und Pest in Dä- nemarck so groß , daß due Helffte an Volck und Vieh davon hingeraffet wurden. Johannes erblaßte den 2o.ApritAn.lsiz. sein Grab ist zu Onensee 48. Christianus oder Christiernus III. des Joanni Sohn, von dessen Kindheit schon allerhand seltsames erzehlet wird; als, daß man ihn in Mutter - Leib habe weinen hören: daß ihn ein Assaus der Wiege genommen, und ihn auf den Giebel des Hauses getragen , endlich aber wieder zurück gebracht, u. d. m. .--In seiner Regierung war er überall unruhig. Seines Vatterö Brudern, Prinh Friedrich, wollte er mit Gewalt des Erb-Rechts aufHolstein entsetzen. Durch das Ansehen aber Kapsers L»rvU V. ward ein vergleich» ZU Dänische Geschichte 270 zu Bordesholm darüber gemacht, den doch Christian nicht ernstlich meinte, indem er gleich hernach Printz Friedrichen einen Galgen vor dessen Fenster sehen ließ. Die Schweden brachte er mit Gewalt und Lift dahin , daß sie ihm die Cron zu Stockholm aufsetzten. Er hielt drey Tage grosse Mahlzeiten, und bewirthete die Dänisch- und Schwedische Herren stattlich. Am dritten aber hielt er Gericht über die Ver- schworne, und am folgenden (war der achte November) ließ er es vollstrecken, da dann über 70. Bischöffe, Herren, Ritter und Edle, die drey Bürgermeister von Stockholm , eine Menge Bürger, alle unerhört, durch den Hencker enthauptet. Den neunten November ward die Schlacht - Banck wieder fortgesetzet, und nachdem die Hencker fertig waren, fielen die Dänische Soldaten in das zuschauende Volck, und hieben darnieder, was ihnen vor den Säbel kam. Andere Tage wurden die Häuser geftürmet, die Kinder bey den Haaren an die Balcken gehänget, und sodann die Hälse abgehauen. Jod-innez ^tagnus ward ans Creutz genagelt : den der Konig, weil er harte Worte wider ihn ausgestoffen, durch besondere Marter hinrichten ließ. Der Hencker schnitte ihm in die Seite ein grosses Loch, darein steckte w die Hand, grief nach d.m Herhen zu, welches er mit größer. Quaal heraus risse, des XVI. Sewli, und dem Elenden ums Maul schlug. In andern Städten gieng es nicht viel besser zu. Und solches war das Srockholmische Bluc, Bad, zu dessen Ausführung Christiern sich des Päbstlichen Ansehens bedienen, und seinen blutdürstigen Groll gegen die Schweden mit diesem Mantel bedecken wollte. Siehe 'I'buan. Lib. 1. Von Blut und Wuth endlichen satt gieng der König aus Schweden hinweg zumNim- merkommen. Dann die übrige Stände und Volck verfluchten den Greuel eines solchen Menschen, machten den Schluß, von Da- nemarck hinführo gecrennec zu bleiben, wie sie dann noch getrenner seynd. Für ihren König erkannten sie Gustavum /. einen Sohn Erichs vom Haus fVasa , welcher Erich in dem Blut-Bad der erste hatte den Kopff hergeben müssen. All dieses trug sich zu im Jahr rero. daran Dänemarck und Schweden ewig gedencken werden. Christiern hielt einen Beyschlaf, Colum- bula mit Namen, aus Holland gebürtig. Deren Mutter Sizebritte den König recht be- zauberl hielte, indem sie Olles > was immer im Dänischen Reichs-Räch geschlossen worden, mit ihrem Wort allein umdrehen konnte. Columbula wurde endlich, weiß nicht von wem, aus dem Mittel geraumet. Insgemein hielt man es vor Gisst, und kam der Schloß-Hofmeister Torber Dr. darü- 272 Dänische Geschickte der in Verdacht. Einstens fragte ihn der König und begehrte, redlich zu sagen, ob er nicht selbst in Lolumbula Ware vernarrct gewesen ? dieser gestund es, doch daß er sie niemalen berühret hätte. Solche Rede traf wie ein Donner des Königs Hertz, welcher von Stund an beschloß, Torbern vomBrod zu thun. Er selbst klagte solchen vor dem Reichs-Rath an. Welcher aber zur Antwort ergehen ließ: Bloße Gedancken gehören vor des Menschen Gericht nicht. Ein solches verdroß den König unendlich, daß er sagte: Er sehe wohl, daß Torber mehrere Freunde im Rath als er habe. Ließ hernach vier Bauern aus dem Dorff holen, die den Torber verdammen musten. Die vornehmste Herren des Reichs, das adeliche Frauenzimmer, der Päbstliche Gesandte, Cardinal Angelus Arceraboldus, die Königin Isabella, Tochter Kayfers Caroli v. mit dem ganyen Reichs - Rath stellten sich vor lhm, warffen sich ihm zu Füssen, und benetzten selbe mit Thränen und Flehen , er möchte den Zorn verschwinden, und Torbern zu Gnaden kommen lassen. Sie redeten einem Stein, der sie schimpfflich von sich schaffte, und gleich nach deren betrübten Abtritt Torbern auf dem Platz zu Coppenhagen enthaupten ließ, den 29. Novemb. An. I si?. Solchergestalt war dem Faß der Boden ausgeschlagen, die Stande traten zusamm, hrelten -es XVI. Secuit. _ hielten dem §önig all feine Unthaten vor, sagten i!'M die Treue auf,und erklärten prinnen Lriedrict', seines Vatters Bruder, für ihren völlig. Ehristicrn brachte zwar einiges Kriegk-Voick zufamm, allcin^es war zu spat. Derowegen ergab er sich dem Schicksal,nahm Gemahlin, Kinder, se.ne Schätze, unter andern auch -die gedachte Sigebritte in einem «asten mtt zu Schisse. Sachsen und Brandenburg leisteten ihm wohl, ihrer Verwand- schafft halber, einige Hülffe: er kam damit gegen Holstein, woselbst König Friedrich seiner mit gocoo. Mann erwartete. Weil er nun deme nicht gewachsen war, cntliesse er das Volck, und begab sich in Niederland. Nachdem ihm da die Gemahlin gestorben war, brachte er wiederum ein Heer zu Schiff nach Norwegen, und belagerte AggerhuS. König Friedrich versprach den Belagerten gewisse Hülffe, verböthe aber sich in Handlungen einzulassen. Nichts destoweniger verglich sich der Commendant, Guldenstirn, mit l.bri-. stiano, versprach ihm sichcrs Geleit nach Cvp- penhagen, reifere auch selbst mit ihm dahin, damit er dort mit Friedrichen die Sachen gar abthun könte. Hier nun soll Guldenstiern vorgegeben haben, es habe Christinn das Geleit selbsien nicht sicher gehalten; and re aber sagen, Christian habe das von dem Ge- «ikm! gegebene Geleit nicht anerkannt. Wie dem nun sey, so ward auf Einrathen oder mit Suppi. P, Des. A. H. //.£!?, S Bey- S74 Dänische Geschickte Beystimmung der Reichs- Räche Christiern vor einen Gefangenen angcnohmen, A.r e Z2. nach Sunderburg gebracht, allda fast bis in feinen Tod,27.Zahr lang, verhaffcet, und starb endlich den as.Jenncr, An. »sey. zu Callenburg in Seeland, wohin ihn vorher» König Lbristianus III. l)atie bringen lassen. Kayser Carolus V. mit Zuchuung der Verwandten Teutschen Fürsten, hätte diesen seinen Eydam gar wohl aus der Noth helffen können. Vielleicht aber hat er seine Wcr- stossung vor rechtmäßig genug erkannt; oder es haben ihm die Kriege wegen Mayland und wider Franckreich mehrers am Hertzen gelegen. 49. Fridericus I. der zweyte Sohn Christiani I. befestigte seinen Thron durch Bündnis- stn, welche er eingieng zu Ancon in Schonen mit König Gustavo I. in Schweden, und denen Hausse-Städten, Lübeck, Hamburg und Rostock. Auch hat er bald nach Antritt seiner Regierung An. K24. die Lutherische Lehr ange- nvhmcn, und selbe hernach durch Joannem Bugenhagiurn , einem Pommer, im Reich einführen lasten. Er verließ Thron und Leben zu Gottorp, den io. April An.i czz. und zu Schleßwig im Dom m sein Allabasternes Grabmahl. 50. christknus ru. dessen Sohn König in Danemarck und Norwegen, konte nicht änderst des XVI. Secuit. 275 der st als mit Gefecht in Besitz der Regierung kommen. Graf Christoph von Oldenburg machte eine Parthey für den gefangen sitzenden Lbritiiernum, bemächtigte sich Cvppen- hagen, und brachte es dahin, daß eine Reichs- Feyer in Danemarck und Norwegen erklärt wurde. Herr Johann von Raruzau war hingegen Christiani III. größer Beystand, welcher ganh Jütland eroberte. Darauf ward ein Sieg in Fühnen befochten,A.!sz<. den > '.Jun.undCoppenhagen zurVernunfft gebracht, An.rszL. den rs.Jnl. Daß also Obristjznuz III. «an feinem Geburths-Tag An.i5Z7. den 13 . Aug. zum König nicht nach Calhvlifchen Gebrauch, sondern von Johann Bugenhagen gesalber wurde. Er besuchte König Christiern in dessen Gefängnuß; die Calender, so ihm dabey im Gemüth aufskie- gen, erweckten zwar ein hertzliches Bedauren, nicht aber eine Freylassung. An.i sey. am Neuen-Jahrs-Tag gab er zu Koldingen feinen Geist auf, da er mit den Seinigen geistliche Lieder abfunge. Der Leichnam ward anfangs zu Odenfee in St. Canuti Kirche beygesetzt, hernach von dem neuen König zu Rothschild mit einer Alabasterner Sarge beehrt. 51. Fridericus 11 . dessen acht-jähriges Söhnlein, ward durch des Herrn Vatters Vorschub zum Königl. Nachfolger ernennet schon An. 1542. Dann also beobachteten es S 2 die «76 Däniscke Geschichte die Oldenburgtsch - Dänische Koniae, das sie noch bey Lebzeiten Anstalten wegen derCron- folae vorkehrten, um dadurch ihrer Familie dieselbe zu versicheren. Vielleicht hätte eS besser auch Christicrno II. geglückt, wann er diese Vorsichtigkeit gebraucht oder wann fein widerwärtiger Geist zugelassen häkle, eine solche Vorsichtigkeit nutzbar zu machen. Noch vor seiner Crönuna katc er den Dit- marsen die Feßlen an, vor welchen sie sich voch immer verwahrt harten. Es kostete dieses viel Mühe und Blut, müssen sich die arme Leute vor die Freyheit verzweifelt wehrten, wüsten doch endlich dem Röntg und den beiden Fürsten zu Holstein Treu und Gehorsam schwören, alle Waffen heraus «eben, iuglei- chen, was sie noch von Rayserl. Freyheiten und Urkunden in Händen hauen, von sich Leben. An. re6l. spann sich zwischen ihmeund König Erich in Schweden, vermuthlich aus alter Eyfersuchl der Natronen, aus Gelegenheit aber des Wappens Mißhelligkeit an» Einige sagen, es yabe der Schwede die Dänische Wappen nicht wollen aus smiemSchlid tilgen; andere, es habe deraieichen der Däne in Ansehung des Schwedischen Wappen gethan. Der Krieg war Winter und Sommer, zu Wasser und zu Land, mit zimlicher Erbitterung und abwechslenden Glück geführt, wobey die Dänen vor Bundsgenossen des XVI. Secu.ll die Pohlen und Lübecker halten, deren die erste doch nicht mit fochten, wohl aber die letzte, so dazumahl noch starck auf der See waren. Durch Vermittlung endlich de- Römischen Kaysers Maximilian, II. welcher fernes Theils dabey nicht vergessen, und auch durch Vermittelung Königs Paroli IX. in Franckrcich, ward ein Fried zu Srerrm in Pommern halb und halb ausgewürckt, den rZ.Dec. An.r syo. Ausführlicher siehe dieses in Du Mont Histoirc des Traites de Paix Tom.I.fol 8e. König Friedrich baute alsdann, um sich gegen Schweden zur verwahren, die schöne Vesiung Cronenburg, welche weder ihn noch seinen Unterthanen viel gekostet, indem er durch diese Gelegenheit den Sund fperrete, und von denen durchstreichenden Schiffen hinfüro einen Zoll abforderte, welcher die Vcstung schon hundert mahl bezahlt hat. 52. Westen unter diesem Kömg der Streit mit Hamburg erneuert, und der Stadt auch etwas aufgebürdet worden, so wollen wir hier einigen Raum dieser wackernStadt Geschichten geben, so, wie gegenwärtige wenige 8ub- lidicil es uns gestatten. Joannes Angelius Werdenhagen de Rebuspublicis Hanseatici* hat folgendes Parte IJI. cap. III. pag. m. 214. dUßMeibornio. Chytrseo, Cranzio, und vielen andern. Zu Carl des Grossen Zeiten war Hochburg oder das heutige Hamburg ein S i Schloß Dänische Geschichte 278 Schloß, welches einem t^orr-Albingischen Fürsten, Albion, unterworffen war, einem Bluts-Befreunden, d.i. Vatters Bruders Kind, des grossen Sächsischen Königs Wit- tekind ; welcher gewißlich nicht Dänisch, sondern Sächsischen Geblüts muß gewesen seyn. Nortalbinger aber will nichts anders bedeuten, als dte Leute, Die an, Nordischen Gestatt der Elbe oder Albe wohnen, wie in Engelland die Northumbrer oder Norkanhumbrer jene Sachsen seynd, welche an den Nördlichen Humber-Gestakt sitzen. Dieser Albion ward in Sachsen gemusst, und ein Lehensmann (aut cerre inaequali foedere junctus) Caroli ; welcher Kayser dahin einen Bischoff, Heridagus, gesetzt, und nachmahls einen Herzog, Udo. Einige Jahre darauf ward das Schloß von den benachbarten Wenden verbrennt, von Caroio aber und Ludovico Pio wieder erneuert, und der Heil. Anscharius, aus dem Closter Corbey in Niederland, zum Erh-Bischoff vor Hamburg, und alle mittcrnachtische Volcker, gegeben. Hamburg war bald wieder von den Nord- , Männern verstöhrt, danncnhero der Erh-Sitz nach Bremen von Ludovico versetzt worden. Der zweyte Erh-Bischoff war liemberrus, unter welchen die Dänen Hamburg abermahl einäscherten. Der dritte Adalgarius, unter Kayser Arnulpho. 4. Hogerus , unter Ludovico infante, da Hamburg wieder verrvü- stet des XVI. Secuit . r *7* stet worden. 5. UeZinvaräus. 6. I7nni, von König Lonraciol. bestellt, welcher, uach- dem König Henrich der Vogler die Däne» I besieget, und das Marggrafrhum Schleß- wig wider selbe aufgerichtet, in Dänemarck und Schweden den Glaube« verkündet, und A. 946. das Ewige gesucht. KayserOnol. j als er die Dänen sich unrerworffen, gab das I Ertz-Bißthum, als am siebenden Platz, sei- ! nem Cantzler, ^eialZa^o, welcher zu Schieß- wtg, Ripa und Arhus Bischöffe weyhete, und Pabst öeneciiÄum in seinem dasiaen Exilio behielte. Die Landesherrliche Gewalt über .Hamburg gehörte dazumahl unter Hermann Brlling, welcher von Orrone I. Herzog m Sachsen bestellt war. Der achte Ertz-Bl- 'schoff, I^ibenriu!> starb An. 9^4. Derute, Dnwannus, An.ioio. Der >ote,I^ibcn- NU8 II. An. I 0 ZZ. Der Ute, Hermannur. Der I2te, Ket^cl'-NK, umgab Hamburg mit Mauren, welche nm zwölf Thürmen besetzt waren; wiewohl andere diese Arbeit zuschreiben Herzog Orthoipho, Ut’cudrcin öc3 Herrmann von Billing. Betzeling gienq miktodt ab A.I246. LcrnzräusHekiOrrolpbiVat- ter, hatte schon ein neues Schloß zu Hamburg an der Elster gebaut, vor seine Resident), Der izte Ertz-Btschoffwar ^Iberrur, Bayrischer Graf, welcher zu erst hier eine Kirche von Stein aufgeführt, starb An. -072. Der 14s« Ertz-Bischvff, Liemar, unter welchem die S 4 Stadt -«s Däm'scbe Ge schichte Stadt und das Schloß von den unruhigen Nachbarn den Wenden zwey mahl in einem Jahr grossen Brand - Schaden litte, A. i C44* Er selbst starb An. 1102. Nachdem weittrs Magnus, der letzte Billunaische Herzog in ^ach'en, sein Gesth'echt bescliloffen, und das Herzo tl'Um an Norbanum , Grasen von Suplcnburg, von .^ayser ttci'rico verliehen war. so hat dieser b.o-burlus Hamburg samt Stormarn etnem Grafen von Schauen- burg, Adolpho I. zu-n Asser - Lehen gereicht, welcher die Stadt Hantburg befestiget, und bis An. t»31 behauptet. Dessen Sohn Adolphum II. versagte Albertus Urfus, Marggrnf zu Brandenburg, und sehte ba- lang aushalten musten, bis ein gewaltiges Geld und aller Anspruch abgelegt war, unter Vermittlung derer Herzogen zu Brauuschweig. Dise Holsteinische Grafen, als sie den Reichthum der Stadt erwogen, fiengen an An.i282. ihr etwas abzufordern, und betrieben es so beständig, daß der Rath An. rz io. zu deffen Abführung einen ordentlichen Acciß der Waaren den Bürgern, wiewohl mit deren Widerspruch, auflegten. Es ist noch auf dem Marckt-Platz der Stadt das SchauenbmgischeHauffakwo derAcciß von allen erlegt wird. UmsJahr iz4v. beguinen die Edelleute, aus Neid über den Anwuchs von Hamburg, Lübeck und andern Hansee- Städlen, deren Leute und Waaren zu bedrucken, und die Straffn unsicher zu machen, dahero die Städte bey dem Grafen von Wa- grien begehrten, er solte die Strassen sicher halten. Dieser erlaubte thuen auf ihre Kosten zwey Truppen Reuter auf Segeberge zu verlegen, um die Handelschafft zu bedecken. Die andere Grafen von Holstein widersprachen dieser Erlaubniß, und unter dem Vvr- wand dieses Eingriffs bedruckten sie dieStädck so sehr, daß sich Kayser Ludwig der Bevrr darcln L84 Dänische (Sefrbrcbt4 darein legen, uno Ccn s^u-Ccc«. -püiffc schicken muste. Von ^austr Lamlo IV. erhielte Hamburg A. 1359» emcn Befehl und bxem- rion wider die See- Räuber auf der Eibe, in welchem Brief ihnen der Aayser ein 1er- ritorium zuschreibt : <)uo etiarn piratas & spoliatores infra territorium vestrum perquirendi, & fecundum sacras leges debita poena damnandi cum receptatoribus &. defensoribus eorundem vobis tribuimus liberam potestatem. Bona quoque vestra & possdTiones quascunquc nostra Imperiali protectione censemus gaudere, donec nos aut succidiores nostri Imperatores scu reges Romani praemissa duxerimus revocandum, & dummodo vos in obedientia, fidelitate, & lubjcctione nostra & Imperii fideliter maneatis. In einem andern Brief mit der ouldcncn Bull ertheilt t er Hamburg zum Vorschub der Handelschassc im Römischen Reich und auf der Erbe eine jährliche Messe, zwey Wochen vor-und eine Woche nach Pfingsten ru hallen, und dieses mit Bewilligung der Fürsten ex certa nostra scientia, animo deliberato, sanoque Principum, Comitum, procerum nostrorum deliberante consilio: und seynd dem Briefe als Zeugen unterschrieben die Herzoge von Sachsen, Brandenburg, Bifchöffe vou Prag, Elchsten; Herzoge von kiegnttz,Stettln; Landgraf von Leuchlenberg, von Momsorc rc. Dahingegen sagten des XVI. Sectili. 2Sf die Grafen von Holstein, daß diele ten ohne ihren Vorbewust waren erschlichen worden, und daß sie doch allenfalls nicht die Oberkerrlichkeil der Grafen angiengen oder kräncken konten, sondern nur fonderheitl ehe Falle und Nutzniessunaen briraffe. Es füg:e sich/ daß AN.IZ75. Kaoser Can^s IV. nach Lübeck kam. Hier beklagten sich die Grase« über Hamburg, daß selbe Stadt sich ha.ß- starrig der Grafen Herrschafft zu entzückert suchte, unter dem Vorwand der Kayferlichert Freyheiten. Wowegen die Hamburger bathen, sie bey ihren Freyheiten zu schützen, und uncer die freye Reichs-Städte zu rechnen. Der Kayser hielte gleich am gedachten Ort das Gericht, und that den Ausspruch, daß Hamburg kernen tüchtigen Grund hätte, sich eine solche Freyheit amumassen, welche sie von dem Gehorsam und Herrlichkeit der Grafen zu Holstein entäußerten, sondern daß sie in allweg diese Grafen als thre Landes-Herren anzusehen hätte, auch die ertheilte Kaysirlichr Freyherren zu niemandes Beeinträchtigung, sondern nur zum allgemeinen frommen des Teutschen Vaterlandes abgemeinct waren. Der Kayser ließ fecners auch von Tanger- munde ein Rescript an Hamburg ergehen, des Jnnhalts, daß sie denen Grafen zu Holstein allen Gehorsam fürtershin zu erweisiir hätten, wie hiezu Lranriu; I.ib. io. cap.i. Sax. utli> Chytrxus Lib, 23 p.z^s. angeführt werden. 286 Dänische ^beschichte !Md?ctr. in Chron. Hols. Parr.a. p. 263. Die Hamburger liessen derentwegen nicht nach/ ihr Recht, so sie zu haben glaubten, auf verschiedene Weise fortzusetzen. Sie hatten auf der äussersten Spitze der Elbe einen Thurn schon lang befestiget, der das lTKgewerck oberere Ocht genennt würde. Sie hatten auch schon An. rzi6. mit denen zu Worsat einen Bund gemacht zu desselben Beschützung wider alle Fürsten und Herren, und hatten an selben Ort Zolle eingefordert. Auch hatten sie solchen Zoll behauptet wider die zu Scade in dem Vergleich zu BoxtehudeA.rz4o. darauf An. 1399. mit denen zu Worsat eine anderweitige Bündnuß errichtet wurde, Krafft welcher die letztere der Stadt Hamburg versichern das Amt Rüzedürrel, und die Beschützung der Elbe. Sre übersetzten auch den Zoll von den Nienwerck in die Stadt Hamburg. Diesem zuwider bcklagtensich die Herzoge von Braun- schweig und küneburg bey Äayser Sigismun- Cercle. des XVI, Seculi. Werdehagen ijon der Stadt Hamburg er- zehiet. Es lft aber nicht zu laugnen, daß er etwas parlheyisch sich aufführet, unö hie unda mit bösen Warten wider die Hamburger loßziehet. Sie haben ihn auch m Verhafft bekommen, und ziemlich hart gehalten z w ß- wegen auch als er über die Elbe aus derGe- fangenschaffl zu entkommen das Glück gehabt/ ihm der Dänische Nach/ )oan.8cdnl- teruz, mit einem Lateinischen Nrimen-Spruch Glück gewünschet. Übrigens ist die Stadt nun in vollkommenem Besitz der Reichs-Un- mrttelbarkeit, obwohl die Anfechtung nicht auf ewig verschwunden ist. Es feynd dev Slrttngkeit halber zu beedem Seiten weit- kaufflge Schrifften an den 2 Lag gekommen« Die Gründe aber kan man -kurtz in Schwe- Ders Idearro Praetenlionutm durch Herrn Glafey vermehrt beysammen finden. Und dishrro von Hamburg. Krtzo wollen wir wieder anfdie Dänische Geschichte and König Friedrich den II. zurück kehren. 53- Es ist viel glaublicher, daß dieser Kö" nig cr,r den Elephanten-Drden aufgerichtet : dann was doch imiltt die Wappen- Könige sagen, so sepnd die Rater - Orden keine so urcute Sache, in so we r sie von Königen als Ehren-Magie verliehen werden. Ein anders ist zu verstehen von den geistl.cherr Rittern. Man setzet den Anfang dieses Ordens auf den 26. Jun. An. ij8o. als dessen Suppi, P. Des A, li. II. Th. T PkM- 290 Dänische Geschichte Prinzeßin Augusta die Taufe cmpficng. Kö- mg Friedrich befaß dieKunst mit feinem Hof- Gefind vertraulich in Schertz und Kurhweil sich einzulassen, ohne geringsten Nachtheil des Königlichen Ansehens und Hoheit, wann er nun dieser that, legte er seinen Mantel ab, und ertheilte jedermann die Freyheit nach Genügen zu scherhen; und so es genug war, muste man ihm seinen Mantel wieder langen, und er sagte mit einem ernsthaffcen Blick : Nun lasset die Possen fahren , der König ist wieder da. Von seinen zweyen Brudern, Joanne und Magno , ist noch dieses zu behalten. Sie hatten den dritten Theil Holsteins, als das vatterliche Erb-Gut, unter sich zu theilen. Aber Magnus ließ sich abfinden mit einigen Gütern in Liefland , so aus dem Geistlichen waren entrissen worden» Er gieng An. 1569. zu Joannem Basilidem, Czaaren von Rußland, nahm dessen Bruders Tochter Maria zur Gemahlin, ward von selbem als Rönig in Liefland erklärt An. 1570. und mit einer Armee zu Eroberung dieses feines neuen Reichs geschickt. Der Streich mißlunge, der gute Magnus ward darüber vom Wüterich mit Schlägen und sonst gar übel gehalten, dahero er mit seiner Gemahlin zum König in Pohlen entflohen, welcher ihm etliche Schlösser in Curland zum Unterhalt verordnet, und hier starb er zu Pillen An. r;8z. den 18, Mart, König des XVI. Secidi, 291 König Friedrich H schied von dem Zeitli- S cn zu Andersoe den 4. April. An. »588. err Zregler erzehlet, er scye singend gestor- ^ den. ^ircrrbustur in Exegesi Historica Genealogiae toi. 79. meldet mchlS^davön. 54. Qbriftianus IV. dessen Sohn , war nach Erzehlung kine^bulii nur zehrn Jahr j alt, als er den Herr Vatl.r verlohr und das Reich übernahm unter vier zugeordneten : Reichs-Räthen, Nwlaß Kaaß, Georg Ro- ^ fenkrantz, PcterMunck, und Christoph Wal- ckendorf. Rayser Rudolphusii. erklärte ihn mündig oder majorerm durch ein Oecrek vom 29. /^uZ. ^n. is9i. Er wurde gecrönt den 29. ?^UZ. An. is96. Anfangs bekam er wegen allerhand unnachbarlichen Mißhcl- ligkeitenmit dsroio lX. Köun'g in Schweden einen Krieg, darinn er Calmar, und ei- 1 nen blutigen Sieg bey eben dem Calmar er- > föchte. Es ist zu mercken, daß Carl unter andern Ursachen des Kriegs auch diese anführet, daß der König in Dänemarck in seinem Wappen das Schwedische führe, nem- lich die drey Lronen, worunter nemlich ei- , ne S6)weden, ais von Dänemarck abhängig , bedeuten sollte. Ja König Carl forderte nach dem Treffen bey Calmar Anno 161 ».König^KritiiznumanfelnenZwey- Kampff heraus, worüber viele spöttllche Schreiben beederseitö gewechselt worden. Unter Diesen Handeln aber starb König Carl T 2 selbe- Dänische Geschichte 29a selbes Jahr. Beede Theile würben auch des.Bwwergiessens müde, und liessen sich zu ' I.naröd oder Siaröd in Frieden ein An- no i6i 2. unter Vermittlung Königs Jacob in Engelland : die Dänen traten alles eroberte wieder ab: bekamen davor von Schwe- \ den zehrn Tonnen Goldes, in füuff Jahren ; zu bezahlen : den Titulvon Lappland muste der König in Schweden fahren lassen: die drey Wappen - Cronen könnten alle beede Könige führen. Vid. Histor. des Trait, d« Paix Tom. I. fol. 88. An. 1619. nach einer noch engern Ver- ; bindnuß kamen König Christian, und Gusta- phus Adolphus in Schweden zu Halmstadt zusammen, und ergötzten sich sechs Tagelang ' in allerhand Lustbarkeit mit einander. Man ■' pflegt dieZusammemrettung der Königen auf' Erden sowohl als die Lonjunäiionen der j Planeten am Himmel vor traurige Vorbo-, wen verdrüßlicher Zeiten zu halten. Es mag ; auch wohl seyn, daß hier ein und anders ab- > . geredet worden wegen zu nehmenden Maß- j Regeln in denen damals sonderlich in Teussch- sand so verwirrten Umständen. I An. rori, hat er die si,Indische Lom- i‘ pannie oder Schifffarth aufgerichtet, und ist ^ auf der Küste Coromandel die Vestung ^ Dansburg erbauet worden. ss. Diesen Fürsten halte das Verhängnuß! Sesetzt in die rrnsiückseelise Zeiten des be-R nach- L des IW/. Secuti. 29; nachbarten Teutschen Reiches, wo dasselbe nicht allein inner sich selbst in zwey feindseeli- , ge Partheyen der Cacholifchcn Liga und Protestantischen Union zertheilet, sondern auch mit auswärtigen Helffern zu seinem selbst eigenen Untergang aufs beste versehen war. Kayser kci-6inanäu; II. um der starckenProtestanten r Union gewachsen zu seyn, bediente sich nicht nur der Teutschen Caihollschen Liga, sondern auch seiner Ungarischen Macht, wie auch derer Welschen, und sonderlich der Spanischen Monarchie. Hiedurch ward freylich das Gleicht-Gewicht TeutschlandS aufdieseEeite gezogen.DerKayser gebrauchte sich seines Sieges, wie viele fctgerr, mit allzu vieler Strenge, wenigstens mit solchem Nachdruck, als es etwan auch der Gegen- thetl würde gemacht haben, wann das Siegen an ihn gekommen wäre. Weil nun ein solches sowohl den Jnnländischen unerträglich war, denn das Ebenbild der Übermacht Kaysers Uaroli V. vor Augen schwebte; als auch weil die benachbarte Prinhen nicht gleichgültig ansehen konnten die Spanische Gewalt über Teutschland, so geschahe es demnach, daß sich die Nachbarn der unterliegenden Teutschen Partheyen nach und nach annahmen. Auf Veranlassung also Königs sacobl in Engelland, als dessen Herr Tochtermaun, Pfaltzgraf Friedrich der V. vom Kayier oh- T r oe *94 Dänische Geschichte ne Vorwissen der Churfürsten und des Reichs war in die Acht erklärt, und seiner Länder hie durch Bayern, dort durch Spanier war beraubet worden , kam An. 1^24. zu Paris ein Bund zu Stand zwischen Frankreich, Engelland, Daucmarck, Savonen, Venedig rc. dessen Absehen dahin gieng: c siilch den Pfaltzgrafen wieder in seine Erb^-Laude einzu'etzen, und das von den Spaniern neulich weggenommene Vrltlin den Graubün- dern wieder einzuräumen rc. Diesem Bund trafen auch bey die Herren Holländer, mit welchen König Christian noch 1N6 besondere sich dahin verbunden, die Unterdrückung der Stände im Teutschen Reich, die Aufrecht- hgllung der Reichs-- Satzungen , Capitulario nen, und Herkommens, an weichen Dingen den Benachbarten allzu viel gelegen wäre, und anderes Übel zu verhüten ; zu welchem Ende Danemarck 30000. zu Fuß, 8000. zu Pferd: Engelland monatlich 500000. Gulden dem König Christian: Holland eben demselben monatlich sooo. Gulden rc. nebst Votck und Schissen reichen solle. Geschehen tm Haag, den y. l)ecemt>. An. 16.4. 56. D«e Gelegenheit loßzubrechen thät sich gleich hervor. General Dlly mit Kayserlich- und Bayerischen Völckern hatte an der Weser Quartiere genommen. Die Stände, wie natürlich, wurden durch die schlimme Gaste zimtrch bedrucket, und endlich vermöcht gc- nauee des W Seculi. 2-5 1 nauer zufam zu treftcn, und auf ernstliche ' Mittel zu dencken , wie sie sich der fernern ; Gewalt entladen möchten. Zu Se- ! geburg ward ein Ocputations - ^ag des Bieder-Sächsischen Lreyses gehalten, in welchem 2\omg Lhrisiian als Ereyß - Dbri- ster erwählet worden, weil der Herhog von Lüneburg, deme dieses Creyß--Amt ordentlich zustehet, in die Kriegs - Händel sich zu mengen keine Lust hatte. Vid. Londorp. Acta Publica An. i<2?. fol. 8vs. &c. Hingegen als dem Kayser die hin und her wegen Wiedereinsetzung des Pfaltzgrafen machende ernstliche Anstalllen bekandt worden , suchte er sich davor zgl bewahren, und schrieb an den König in Dcinemarck, wie er gesonnen feye, einen Reichs-vepurarions- Tag auszuschreiben, 'stuf welchem alle Anstünde könnten durch gütliche Weege zue Ruhe gebracht werden. Begehrte a.so vom König, selbiger möchte solche Zeit und Handlung abwarten, und nicht mit Kriegs-Vorbereitungen die Bitterkeit noch herber machen. Worauf König Christian den 14. May aus Segeburg in Antwort ertheilte: Daß ihm die durch einen vcpurarions-Tag zu versuchende Herstellung des Friedens zwar höchst angenehm falle; jedoch weilen Se. Kayserl. Majestät auf die von des Königs wegen durch den Grafen von Oldenburg vorgeschlagene Mittel sich keiner Erklärung ver- »-4 Dänische Geschichte nehmen , und hiemit so viel l>rbe vermercken lassen, daß Sie solche einzuräumen gantz nicht cjertügt Kyen, so sehe er weücrs nicht, was semer Seits noch könnte beygetragen werden; wollte jedoch die Hoffnung nicht schwinden lassen- es ivcrden Se. Kayserliche Majestät Dero Milde vorwalten, und hie- durch das Röm. Reich in Ruhe sehen lassen» Er eröffnete auch in emem besondern Schreiben , wasmassen er das ihm angetragene- Creyß- Obersten , Amt endlich auf sich gela- deu , und selbes gemäß denen Crryß-Ordnungen zu führen gesonnen wäre. Daß er aber in ewige Verfassung sich sehe, erheischte die pure Norh; immassen unter ander» auch seine als Mit-Stmides in diesem Creyß gelegene Lande von den Kayferl. Voickerr übel wären mitgenommen , und vom Gene-, ral Dily die deßwegen erlassene Aaystrllche Abmahnungs-Befehle eben so wenig wären befolget worden. s?. Jinwittelst brachte der Kayser noch ein anderes Heer unter dem Wallensiern, Heryogen von Friedland auf die Beine, welches er m den Schwäbisch, und Fräncki- schen Ereyß einzulegen begehrte, um auch dre'en den Kappen-Zaum anzulegen. Am zr. lunii dieses Jahrs 162-5. begehrte Till» lm Namen des Kayfers vom König zu wissn, wozu die Kriegs - Anstalten- die- mv sollten? Es bedörffte ja keine Vertheiln- sunz des XVII. Secitli. 297 gung des Königs, allweilen der Kapier durch sein gegenwärtiges Kriegs-Heer jedermann den nöthigen Schutz wurde angedcycn lassen rc. Worauf der König den 3. Julii aus Verven schrieb: Er und der Nieder - Sächsische Creyß wären von selbst nichts mehr als friedfertig und begierig. Nachdem man aber auf der Nachbarfchaffc allerhand Kriegs- Hecre von einem und dem andern Theil nicht allein verspüret / sondern auch selbst unleidliche Bedrückungen, und unter vielen Drohungen empfunden, so wäre man dadurch gemüßiget worden, sich in Gegenwehr zu stellen. 58. Graf Tilly handelte hierauf als ein Krlegs, Oberster, zog fein Volck aus Hessen, der Wetterau rc. zuiamm, bemachng» te sich des Passes beyHöprer an der Weser. Der König aber besetzte Bremen , und an der Weser Minden und Hammeln. Zu 'Hammeln hatte er einen traurigen Vorbo- then seiner unglücklichen Waffen, indem er Nachts, Zeit auf einer Brustwehr des Walles reitevl) durch einen Einschnitt oder Lücke, so ihm nicht bewust war, mit dem Pferd in den Graben gcstürtzet und am Haupt gefährlich beschädiget worden. Es soll der berühmte Sternseher Tycho Brahe ihm diesen Fast schon längst vorgesagt haben: wie dann selbiger Zeit auf dergleichen Stern. Wahr- sagereyen sehr viel allenthalben gehalten wnr- T s de; L98 Dänische Gefcl)ichte de; welches aus Kcpplern und andern SchriNen dasiacr Zeit zu ersehen. Weilen nun der König ab diesem Fall zwey Tage Sprachlos gelegen , io haben dessen Räthe auf das inzwischen emgeloffene mehrmalige Schreiben vom Tilly nur ein KeccpUle ertheilet / nach zweyen Tagen aber sind zwey Dänische Comn ssarii, Poglusch und Bentz, nach Holhmünden abgangen , welche dem Grafen vorstellten, es wäre des Königs Rüstung nur blos zu Beschütz - und Versicherung des Creyses angesehen; wäre dünnen- herv gantz unnöthig, daß er der Graf mit seinem Volck in solchen Creyß einrücken und selben beunruhigen sollten. Übrigens weil Jhro Majestät als Creyß-Oberster wegen gethanen Falls zu Ausübung solchen Amts untüchtig wären, so hätte man schon den Creyß-Ständen davon die Eröffnung gethan/ von denen dann das weitere abhänge; mit denen könnte auch gehandelt werden/ wie der Creyß beym profan - und Religivns- Frieden könnte auch ohne gewehrte Hülffe möchte können geschähet werden. Unterdessen aber sollte man sich aller weitem Feind- seeligkeiten enthalten. Geschehen den 21. Jul. r62t. Graf Dlly erwiederte, wie er erstlich nicht abnehmen könnte, ob solcher Vortrug mit königlichem und der Creyß - Stände Wissen gethan worden; trage auch Bedenken , auf etwas so zweiffelhafftiges sich änderst des XVIs. Seculi. L9- änderst heraus zu lassen, als daß er feiner Gelegenheit in acht nehmen , und so verfahren werde, wie er es dem Ansehen Kayserli- cher Majestät vorträglicher zu styn erachten würde. Geschehen zu Holhmünden, den 2. Au^. St. n. Auf solche Erklärung widersetzte der Dänische Räch ferners: Die Verfassung des Crcyses stye vorgekehret worden auf fchrifft- lichcs Begehren des Grafen selbst , so er im Namen der Kayserl. Majestät an selben erlassen. Des Königs Majestät seye auch inner den Schränken der Vertheidigung verblieben , und harte niemanden beleidiget, sahen also nicht ab, wie man auf deren Entwaffnung und warum also dringe. Se. Kö- nigl.Majestät seyen noch ausser Stand, sich so wichtige Dinge vortragen zu lassen, welche ein lieffes Nachsinnen, und starcke Gemüths - Bewegung erforderten. Geschehen zu Hammeln, den 14. Jul. St. vet. Des Ttlly Antwort lautet: Er habe dem Crcyß die Rüstung angerathen wider den Manßfeld, dessen Anzug damals ausgesprenget worden, nicht wider Jhro Kayserl. Majestät und dessen Kriegs - Heer. Die gütliche Handlungen werden jetzo nur zur Verzögerung der Sachen vorgeschlagen. Er wolle sich nicht aufschieben lassen, und der Kay- ftr könne diese Rüstungen keineswegs gedul- ten. Er begehre die Abdankung der Dänischen zoo Dänische Geschichte Nischen und der Crcyß- Völcker; in Entste, hui'.g dessen er solches selbst unternehmen würde. Holtzmünden, den s. Aug. St. n. 59. In dessen Verlaufs erholte sich der König wieder/ und weilen der Kayler an ihn geschrieben hatte/ daß niemalen ein König in Danemarck das Creyß Obersten-Ami vertretten habe, auch die Reichs - Constitutiones solch Amt denjenigen aufzutragen verordnen , w mit seinen Pflichten allein dem Rom. Kayser und dem Creyß zugethan/ und sonst keiner andern Pachtung sich unterwors- fen befindet * : also schrieb der König in Antwort zurück, wasmasscn ihn nicht wenig wundere, daß dessen Crcyß-Amt in Zweis- gezogen werde: da er doch dem Reich mit Pflichten verwandt: zumalen dessen Groß- Herr Vakker Christian der Dritte An. ,ss6. zum Creyß-Obristen erwählet, und sich schwerlich davon habe loß machen können. Auch habe Hertzog Adolph von Schleßwig, nemiichs Amt rühmlichst verwaltet, obfchon er sowohl den Königen in Dannemarck als den Kaysern mrt Pflichten verwandt war. Wie dann auch durch einige Reichs - Con- stitationes die Marggrafen von Branden- bm'g als Pflichten-Träger zum Königreich Pohlen mit nichte» vom Creyß-r Obersten - _ Amt * Cs kommt zu betrachten der Obriste des Burgundischen Creyses. des XVII. SeculL 301 . Amt ausgeschlossen wären. Zu geschrvejgen, j die ohnlängst im Reich durch auswärtige s Könige* * geschehene viele Execunones , wel- 1 che so starck, als ein Fürst nicht thun könn- : te, betrieben / durch keine Reichs-Satzungen könnten gerechlfertiget werden. Der ^ König halt weiter davor/ es lauffc wider die 1 teutsche Freyheit, und wider die WahbSs- pitulrlion , daß der Kayser dem ^iül) und Friedland befohlen, ihn den König mit Gewalt zu überziehen , in den Nieder- Sächsischen Creyß feindlich einzurücken, des Königs Entwaffnung zu behaupten. Begehret endlich, daß das Dllysche Vvlck von den eingenommenen Plätzen abgeführet, die Einquartierungen aufgehoben ) und der Creyß künfftighm von dergleichen Plünderung, Mord und Brand genugsam gesichert werde: widrigenfalls er zur höchst nothdringenden Noch-Wehr greiffen müsse. Gegeben zu Vehrdrn den 2;. Aug. 60. Nichts destoweiüger führte der König sein Volck aus Hammeln , Minden , und andern Plätzen ab, in Erwartung, es würde Dlly seiner Seils dergleichen thun. Dieser aber besetzte ebengedachte One,und gieng dem bey Bremen verschmitzten Kömg zu Leibe, der _-sich * Verstehet den König in Spanien, welcher in der untern Pfaltz -.xeqiotct unöer dem Namen »ines Burgundischen Creyß - Obersten. 302 Dänische Geschichte sich doch in kein Treffen einließ. Ttlly belagerte Niendurg vergeblich und mit Verlust , in einem Scharmützel aber bey Hannover behielt er die Oberhand. Ob nun wohl er mit des Frredländerö neuen Volck, und der König mtt Herhog Christian von Anhalt und dem von Manßfcid verstärcket worden/ so riech doch der einbrechende Winter , sich unter Dach zu begeben. 61. Durch Bemühen zwar der Churfürsten zu Sachsen und Brandenburg ward ein Creyß - Tag zu Braunschweig bestimmet, um einen Versuch zum Vergleich zu thun. Die Stände erboten sich hier, die Waffen niederzulegen : hinwieder soll auch Tilly und Friedland die Kayserl. Völcker vom Creyß abführen, die besetzte Orte heraus geben, die zugefügte Schäden ersetzen, und Bürg- schafft vors künfftige stellen- Ferners, daß man die Stände in ihrer ordentlichen Ge- richtbarkeit nicht ftöhren: die geistliche Ca- pituln in ihren Erwahlungen nicht beeinträchtigen ; in Religions - Sachen vom Kayser, lichen Hofkerne Mandata poenalia sine Clausula ergehen lassen; vielmehr die Ertz» und Strffter und geistlichen Gürer in Kayserli- chcn Schutz n hmen sollte. Im Gegentheil hielten die Kahferl. Abgeordnete solche Vortrage vor ungereimt, als wollte man Lhro Kayferl. Majestät Gesetze vorschreiben. DteloliruÄionde- General Till» des XVII Seculi. ?vz i Tllly lautete folgendergestalten: Der beharr- f ltche Ungehorsam gegen Kayscrl. Majestät ? sey Ursache alles ÜbelsPfaltzgrafFriedrich ^ feye zu solchem aufgesetzet: und nun auch der . König von Danemarck an den Reihen gebracht worden. Er warnete sie derohaiberi, ! sich wider den Kayser nicht aufzulehnen, weder durch den König oder durch sich selbst ohne ausdrückliches Vorwissen und Ver- willigung des Kaysers einen einzigen Mann anzuwerben; die schon habende würcklich abdancken, und die abgedanckte mit einem Eydschwur dahin zu verpflichten, daß sie in keines Herrn Dienste tcetccn sollten, welcher nicht ausdrückliche Erlaubnuß vom Kayser zu werben hätte. Die Stände sollten auch sich mit den Kayserlichen vereinigen, demKö- nig alle Pässe und Zufuhr abschneiden, dm Kayserlichen aber alles gillwillig zum Unterhalt ausfolgen. Gegebeii zu Hammeln, den 19. Aug. 1625s. Die Stände bathen, sie mit Auflegung Ungehorsams rc. zu verschonen; und'weil Dlly im Namen des Kaysers zu reden scheine, so solle er die Kayserliche Vollmacht ihnen ausweisen, damit sie Stände wüsten, mit wem sie in Handlung tretten. Gegeben , Braunschweig, den 14. Aug. Wowider als des Grafen Abgeordnete erklärten, daß der Ungehorsam nicht ihnen Ständen , sondern des Kayfers Feinden aufgebürdet, und auf 304 Dänische Geschichte solche ausgeleget werden solle; so nahmen solches die Stände vor bekandt an : stellten aber hiemit der Kayserltchen Majestät und dem gesammten Reich zu erachten anheim, ob er Graf Tilly Ursach aehabt habe, den Sächsischen Crevß mit Waffen anzufallen, wann solcher keines Ungehorsams könne beschuldiget werden? und weil die Abgeordnete schienen von feindseeligem Verfahren nichts wissen zu wollen, so ward ihnen ein kurtzer Auszug aller gethanen Schäden ausgehändiget. Darnach rechtfertigten sie die Wahl ihres Creyß-Obersten : weil der Creyß ex publica Imperii lege die freye Wahl habe; also zwar, daß vermag Reichs - Abschiedes An. i? j s. sie auch einen Frembden, der nicht im Creyß gesessen , auf welchen Die Stände ein gut Vertrauen gesetzt, hatten erwählen können; da doch der König in Däncmarck als Hertzog zu Holstein, zu Stormarn, und zu Ditmarlen selbst ein vornehmer Creyß- Stand feye: weiters weil An. 1556. König Christran der III. zum Creyß-Obersten erwählet worden. Abermal weil Larolu, V. den Kömg Christian den II. nebst dem Hrr- tzogen von Braunschweig die Execution wider das Stiffr Hildesyerm aufgetragen, welches Nicht härte geschehen können, wann ein König inDänemarck sollte desObersten-AmtS unfähig seyn. Daß aber der nunmehrige König das Creyß -Oeienlions, Merck ver- des OT, Seculi. Zs>5 verstärckct habe, dessen Urfach derer Dro- hangen, so den Creiß geschehen; auch derer Bedrückungen, welche ohngeachtet der Kay- serlichen und auch des Tyllischen VersicheF rungen jedannoch geschehen. Und weil erk das Ansehen gewann, als ob Tylli, auf bett. König loß gehen würde mit einer so.mächti-' gen Armee, so seye der König gezwungen worden sich zu verstärcken, damit zwischen thme dem Angegriffenen, und dem Tylli als An- grelffer einige Gleichnisse wäre. Und wofern Tylli nicht den Anfang mit Raub,Mord, und Jammer gemachet hätte, so würde Kö- nigl. Maj. wohl nicht weiter gegangen seyn. Begehrten endlich die Stände, Tvlli solle sich aus ihren Creiß hinausziehen, Cau- tion stellen: auf solchem Fall wollen sie ab- dancken rc. Geschehen Braunschw. 30. Aug. 163 s. Tylli saumete sich nicht mit Antwort: Er legte eine Probe auf, daß die Dänische und Nieder-Sächsische Kriegs-Verfassung wider Kayserliche Majestät lauste; indem solche mit den offenbahren Feind des Kaysers, nemlich dem Pfaltzgrafen seye abgeredet lvor- den. Dann er überschickte die Abschriffteines Schreibens vom Pfaltzgraf an den Grafen von Thurn nach Venedig gestellet, worin» der Pfalygraf begehret, daß man dem König in Dänemarck unter die Am. greiffen, und Venedig dazu Geld verschaffen solle. P. Des. a. //. ii Th. U ES zo6 Dänische Geschichte Es wurde noch einige Zeit mitWortfech- len zugebracht; letztlich übergaben die Tylli- sche und Friedländische Abgeordnete an die jnrerpomrende Chur - Sächsisch- und Brandenburgische Gesandte ihre Verlangen in folgenden : der König und der Creiß sollen ihrVolckabdancken, und von demReichs- Bvden abschaffen. 2. Auch solches nicht in Hertzog Christians von Braunschweig noch des Grafen von Manßfeld Dienst zu lassen. 3. Den Mannßfeld als in die Acht erklärten aus desReichs-Boden weg schaffen helf- fen. 4. Der König und der Creiß sollen vors künfftige Bürgschafft leisten, daß sie Kayserliche Maj. mit Nichten beleydigen wollen. 5. Die Werbungen ohn ausdrückliche Einwilligung des Kaysers einzustellen. 6 . Dem Kayser auf bedürffenden Fall mit Kriegs-Volck beyzustehen. 7. Dem Kay- ser zuersehen die Unkosten, welche er machen müssen, indeme er gegen des Nieder-Sächsischen Creißes-Verfassung eine neue Armee aufzurichten gedrungen worden. 8 . Dem Hertzog Christian dem älteren alles vom Kö- nia abgenommene, auch alle erlittene Schäden zuersehen. Geschehen Braunschweig 31,. Dcc. 1625. Auf welches von den Standen nächste-> hende sechsArtickl an die Inrerponirende über -1 reichet, nachdeme noch vorhin einige Schlifft- ! Wechsel geschehen: 1. Thlli solle die Grän- tzen des XVII, Secuti. 307 I hen des N. S. Creißes ohnschadlich verlassen. 2. Das abgenommene an Getraid, Geschütz, Briefschaffcen, auch verursachte Schaden und Kriegs-Kosten ersetzen. 3. Den Creiß führohm unangefochten lassen. 4. In dem Creiß die Religion unbekrancket lassen. 5. Die Stande an ihrer Ober-Herrlichken rc. nicht bekräucken. 6 . Darüber genügsame Versicherung zu leisten. Hingegen versprachen sie nach Erfügung obigen Begehren j. Das Volckabzudancren. 2. Den Maaß- feld aus den Creiß zu schaffen. 3. In des Kaysers Devotion noch ferner zu verharren. 4. Andern Reichs-Ständen alle Frcundschaffl zu erweisen. 5 Im Fall der Noth conäi- tuons-mäßig dem K. Der König soll sich in des Reichs- Handel nichl^mlschen, sich auf Holstein,Drt- marscn und Schleswig verzechen. 2. Auch auf alles Recht so dessen Sohn über einige 1 16 Dänische Geschichte teutsche Bisthümer hätte. z. Iütland an den Churfürsten von Sachsen junt guten des Hauses Oesterreich abtreten, damit Sachsen die Laußnih wieder gebe, und an Iütland sich der Schulden erhole. 4. Die KriegS- Kosten dem Kavstr und allen dessen Hclffern zuerfetzcn. 5. Allen Schaden gut machen. 6. Den Sund für den Kapier, das Hauß Oesterreich, und das Röm. Reich offen halten, für Dero Feinde aber sperren. S7. Die Dänische Räthe versetzten den 5. Mertzen darauf. 1. Der König könne als ein fürnehmer ReichS-Stand sich der Reichs- Händeln gantz nicht entfchlagen. Könne auch auf seine Erbland mit nichte» Verzicht thun, indem ihn fein Gewissen überzeuge, daß er zu derselben Überfall mit seinen Schulden keine Ursache gegeben, und bitten sie mit dericy Zumuthung hinführo nur zu verschonen. 2. Des Königs Herren Söhne seyen zu solchen Bisthümern durch ordentliche Wahl gelanget. Es könne ihnen als längst eman- cipirten der Herr Vatter auch hierinn nichts vergeben. Seye auch Kaps. Mas. vielmehr verbunden sie dabey zuschützen und zu handhaben. z. Sie lassen die Kayserlichen Schulden am ihrem Ort ausgestellt. Hätten damit als eurem fremden Geschäfftc nichts zuthun, und könnten solche der Eron Däne- marck, welche solche nicht gemacht, auch nicht aufgeladen werden. 4. Weil der König sich dss XVII. Se culi. Z17 nur zur Befchühung des Nieder-Sächsischen Crcises gerüstet, könnte man ihme mit Fug Rechtens keine Erstattung der Kosten aufbürden. 5. Seye auch von andern Erstattungen gar nichts mehr zumelden, wofern man änderst den Versprechen gemäß einen Ernst zum Vergleich und Herstellung des gemeinen besten wollte spüren lassen. 6. Wegen des Sundes hätten sie Gesandte keine instructiori, hielten doch gäntzlich dafür, daß Se. Königl. Mas. sich so wenig als andrePocen- taten Gesätze in ihren hohen Vorrechten würden vorschreiben lassen rc. London Tom. III. fol. 1678. 58. Vier Monath wurden mit Wortfechten zugebracht, als der Äayser, welcher sich mit ganhen Gemüth darauf gerichtet hatte einen Frantzösischell Printzen vom Hertzog- thum Mantua auszuschliessen, auf einmahl die Saiten herunter, und in folgende Arnckel sich einliesse: i. Der König soll sich in die Reichs-Händel nicht anders als nun wie Herhog zu Holstein mischen: hingegen soll auch der Kayser ausser der Dänischen Händel die Hände behalten. 2. Dem König alles abgenommene wider zugestellet werden, ihme auch die vor dem Krieg im Nieder- Sächsischen Creiß gehabte Forderung vorbehalten seyn. 3. Der König soll dem Herr tzog von Hvlstein-Gottvrf die Insten pom- Mw WP NordstrM zuM geben. Ge- fdw 318 Dänische Geschichte sthehen Lübeck den 22. May 1629. Dieser Fried dauerte auch hinfuhr» und biß itzv beständig. 59. Nach den Lübecker-Frieden erzürne- te sich der König wider die Hamburger, weil sie sich des neucri GlückstadterZolles mit Gewalt wehreten. Der Kayser liesse beeder- seits inhibitoria ergehen, und das Wetter legte sich endlich auch wieder. 60. Währenden teutschen Kriegs behielte er seine Völcker und Flotte allemahl in vollkommenen Stand, liesse doch gleichwohl Schweden alleine mit dem Kayser fortzapp- len, gleichwie solches ihn §uch hatte zapple» lassen. Die Begierde aber feine Einkünffte, deren er zu Unterhaltung so grossen Volckes bedurfte, zu vermehren, rieche den König eine Zeit hero allerhand neue Zölle anzulegen. Als erstlich jene im Sund, allwo jedes Schiff nur für die Durchfahrt, ohne andere Mauke der Waaren, einen Rosenobel erlegen 'muste. Weiter jenen zu Glückstadt, und übermahl einen andern zu Alton« nechst Hamburg. Hiedurch geriethe er in allerhand Schwürigkeiten mit Engelland, Holland, Hamburg und endlich Schweden. Zwar Hamburg muste sich aus den Gedränge ziehen mit Erlegung Ltoaos. Gulden, und An- gelobung, daß sie ferners in des Königs Devotion seyn wollen An. 1643, si.M des XFIl. Seculi. 3:9 61. Mit Schweden aber liesse es sv leichter Dingen nicht ab. Dann als man im Sund den Schwedlschen Schiffen den Zoll abforderte/ und sonsten allerhand unbelrcbi- ges anthäte, so ward Schweden sehr entrüstet/ auch von darum / weil Danemarck damahls die Mittlung übernommen hatte ei, nes zwischen Teutschland und Schweden zu stifftenden Friedens: und da nun Dänemarck sich sehr gerüstet hielte/ wie es auch einem Mittler endlich gebühren will, sv forchte Schweden, es möchte der König den Frieden zum Nachtheil Schwedens einzurichten suchen; welche Forcht freylich aus dem alten Unwillen beeder Nationen herrühren muste; dann dem ich selbsten nichlt wohl will/von deme trmtz ich mir auch nicht s gutes zu. Schweden wurde in semem Vorrhabcn auch durch dieses gesteiffet / weil alle an der Ost, See liegende oder aus selber ziuthun habende mit Danemarcks-Neuerunge n übel zu friden waren. Es war auch schon zwischen Schweden und Holland An. 1640. ein Bündnuß aufgericht zu Erhaltung der freyen Schiffarth in die Ost-See. Der Krieg würd weiter nicht angekündiget, sondern die Schweden sielen aus Teutschland in Hoisteili ein. An. 164z. und wurden in einen halben Monath biß zu Ende des Decembers damit fertig. Sie machten hernach in Jütland Winter- Quartier. Diesen Winter war eine Weil 320 Dänische Geschieh re. mit Federn gefochten. Siehe Londorp, Tom. V. f. 846. Folgendes Jahr A. 1644. fielen sie auch in Schonen ein. Ihnen rückte König Christian in Schonen entgegen, und machte Anstalten , Gothenburg wegzunehmen; weil d.e Schweden aus solchem Haven ausser dem Sund hätten in die See lauffen, und als» dem Sunder-Zoll entgehen können. Allein eben zu rechter Zeit kam die Holländische Flotte, und triebe dieDänenab. Die Insel Ferneren gieng auch an die Schweden verlohren; und da der König mit seinerFlot- te herbey eilete, geriethe es zu einem heffngen See 0 N Engelland, Oli- vier Cromwel, bemühet, diese Mißhelligkei- ten abzuthun. König Carl Gustav, ehe er aufCoppenhagen lvßgieng, willigte ein, daß Das Friedens--Werck zn Wvrdmgborg auf Seeland den 22. kebr. möchte vorgenom/" rnen werden; wöbe» Franckreich und Engel- land Mittler abgaben, die Dänische Gesandte waren Joachim Gerstorff, und Christian Schell: Die Schwedische- Graf Cm nifitz Ulefeld , weicher vorhero von Dane- marck entflohen, und der Majestät fchuldsg war erkläret worden, und Steno Bieike. Indessen fehle der König nach Coppenha- gen fort: dahrro auch die Friedens/Mittle« mit Vestfttzung der Prällmmarien zu To-- X 3 siruK Z26 Dänische Geschichte firup erlelen , und den Frieden zu Rotschild den 26. Fcbr. St v. schlössen, oder den 8. Mcch 5 r. n. Die Haupt- Sache von diesem FLiedbe- stünde darinn: Daß beede Könige keine Schiffe ihrer Feinde tö'ten durch den Sund gehen lassen; daß die Sclnvedlfche durch den Sund oder Bell gehende Schaffe wchcs als Pässe ausweisen dorfflen, und nur alsdann ein Certi skat der Tbaaren abzuaeden schuldig seyen, wann sie auf ihren Sch-ften fremde Waaren führen. Dänem-nck tritt an Schweden aufett% ab Halland, dle Provinz Schonen ü0>-r den Sund, und Dle- kingen Dre Jnsul Born! olnr In Norwegen die Scadl undÄmlDabus und Tront- heim.^ Alles Dänische Recht auf der In- sul Rügen: und alles, was Dänen zu Anfang dtefcs Kriegs bekommen halle. Hmr gegen Schweden ließ nach alles Recht auf Delmenhvrsiund Ditmarlen, welches ihme als Besitzer von Bremen zngehörte; indeme bivfc Ländereyen weyland zum Ertz-Slifft Bremen gehöret hacken. Siehe Lonborp lom. Vllk.tol. 2 zi. 6ec. 68. Bey dieser gantzen Sache ist noch em und anders anzumercken. i) Zu diesem Krieg ist Dänemarckvon dem neuen König in Ungarn, und Ertz-Herhoq in Oesterreich, hernach Kayser Leopold verleitet worden, als welcher dem Schwedischen Sieg in Polen bts XVIl. Seculi. 327 ein Ende , und seinen nach Polen geschickten Völckern Lufft »rächen wolle. Wagner Historia Leopoldi Tom. I. fol. 17. & 44« Schweden beklagte sich hierwider bey dem zur Römischen Königs-Wahl versammelten Churfürsten-Rath/ als wwer einen Bruch des Westphalischen Friedens, worinn ausdrücklich enthalten Art. l. und II. daß ein Theil dem andern nicht feindselig begegnen solle m- oder ausser desRomischen Reichs. Vid. Londorp Tom. Vlll. fol. 2.84. ES hatte auch den 9. Febr. ?(. ,6^8. Leopold mit Brandenburg wrder Schweden sich verbunden, und folre der Krieg in Pommern und Preussen geführet werden. Wagner fol..ja. Londorp Tom. VIII. fol. 229. 2) Dis Holländer halten auch helffen anhetzen, weil sie furchten, es möchte der König in Schweden, nachdem er Lrefland schon erobert, die Hanöelschafft des Baltischen Meers sperren, oder allein an sich ziehen: solle es aber mit Dancn doch übel ablauffen, so hofften sie, sich vom Suuder.Zoll frey zu machen. 3) Es war erne ziemuche Norristcation für König Friedrich, daß ek dp von ihme geächteten Ulefeld muste als Gesandten zur Frte- dens-Handlung zu lassen. 4) Der Herzog zu Holstein-Gottorp, dessen Tochter Carl Gustav zur Ehe hatte, that den Schweden allen Vorschub, weil ihme weiß nicht wie vieles versprochen war. Allein eben diß hac S 4 den IL8 Dänische Geschichte den Grund geleget des Unwillens der Dänischen Könige wider die Gorrorper ihre Vettern, so hernach einige mahl hart aus- gebrocken 5) Mr. Terton, Frantzösifcher Gesandter, welcher bey dem Zug war, und in lernen Mtmotres viele Denkwürdigkeiten aufbehalten, saget, wann Carl Gustav des Sundes sich haue bemeistern können, so wa.e er Vorhabens gewesen, selbigen mit grossen Steinen und dergleichen zu verstopfen und unbrauchbar zu machen. Zu Mal- moe härte er wollen Hof-halten, und den Srappel allerSchwedtsch - Ilußifch - Llefläns dlsch-Polnisch - und Preußischen Waaren aufrichten. 69. Nach gefchloßenem Frieden besuchten- becde Könige selbst einander. Carl Gustav gienq nach Coppcnhagm, und fchlieff drey Nächte indemSchlosiFkiedrrchsdmg. Daß der Fried nickt eben eine Freundschafft seye,. ist gewiß. Dann auch damahls legten es viele dem Kömg Gustav vor etwas verwes gens aus, daß er sich dem König Friedrich anvertrauet. Allem so unerschrocken Gustav war, so großmüthig war Friedrich, der seinen Gast mir aller AufrichllZkeit bewirthet. Eines wäre vielleicht besser unterwcgen gelassen worden, ncmlich lue zweymahlige geheime llnrerreduiig beeder Häupter; wie man dann angcmerckcr, daß so che gar selten etwas gutes gcbahrenr dann es entfallet ieicht- , Uch des XVIL Secuti, 3_a* I lief) eine Rede, woraus Argwohn entstehet: I man verrathet etwan seine Schwäche: man j gerathet in einige Verachtung auch nur et- ' wan vom ausserlicheu Anblick: eine einzige ^ Mine oder Blick ist fähig, gleich wie un Umgang anderer Menschen,also auch derKö- i' nigl-n, welche keine Götter seynd, einen bösen !' Umdruck in die Gemüther zumachen. Ins- . gemein wird geglaubet, daß König Gustav i schon in eben dieser Unterredung den bald hernach wider angefangnen Krieg sich vorge, , nvmmen habe. 70. König Gustav war zwar aus See- land über den Sund abgefahren, um die neue 1 Unterthanen, nemlich Schonen in Huldigung ^ zunehmen: allem die Schwedische Solda- l ten waren noch auf den Dänischen Jnslen > zurück geblieben. Und das war schon ge- ! nug, daß aus dem Frieden nichts wurde. Dann die Danen saunieren sich etwas, ■ die Friedens-Bedmgmissen zu vollziehen, in- deine sie glaubten, die Schweden sollen zuvor abziehen: dir Schweden wollen dieses nicht thun, bis uidH alles vollstrecket wäre; aus welchen die Dänen schlössen/ es müste Schweden kein Ernst zum Frieden seyn, da- hero rüsteteii sie sich in geheim auf cincti andern Krieg, und liessen in Holland einig Wolck annehmen: König Gustav legte solches als eine Feindseligkeit aus, und fuhr in feiner See-Rüstung desto eyftiger fortt T 5 dazu ;3vo wayland der Sternseher Tycho Brahe^ fein kostbares Observatorium hatte) in Streit kam, ob sie von Seeland oder von Scho- nen abhienge. Darauf dann Gustav^na- cher Riel in Holstein absegelte und die Flotte auch dahin bestimmte; welches die ^Dänen dahin deutete, ob wolle er solche Stadt vor sich behalten. Von diesem Zankerevcn siehe Londorp Tom. Vlll. fol. z8o. 390. wo eine sehr weitläuffuge Schwedische Schrifft zulesen. Die Antwort ist fol. 433. König Carl Gustav wolte nicht erwarten bis man ihme zuvor käm, landete dannenhero den 8- Aus*, dieses Jahrs 16^3. in Seeland, und ruckte vorCoppenhaqen, worinn Kömg Friedrich war; die Vcstung Cronenburg am Sund ließ er indessen durch den Admiral Wrangel wegnehmen. 71. Mir »vollen den innerlichen Zustand dieses Reichs in solcher Zeit bald hernach vor Augen legen, indessen aber nur so viel bemercken daß damahls der Kömg und die Bürger das schlechteste Ansehen in Dän» marck hatten. Es schiene dahero daß die Bürger ihres gegenwärtigen Standes müde leicht zu einer Übergab an Schweden zubere- den wären. Allein es schreckte sie ab, das König Carl Gustav denen Bürgern in Schonen, ohnerachret im Rotschildischen Frieden alle Freyheiten ihnen vorbehalten waren, die- des XVII. Sectili. ZZl selbe doch allobald abgenommen: vermutheten also es möchte mit ihnen auf die nemli- chc Art verfahren werden. War also übrig, ihren König Friedrich treuen Beystand biß in den Todt zuzusagen, wogegen ihnen dieser die Widerhcrstellung ihrer alten Freyheiten gelobte, froh daß er einen Theil seiner Unterthanen enger an sich verbinden kunte. So wehrten sich dann die Belagerte ver- zweiffelk, und brachten Gustaven selbst in Lebensgefahr. 72. In solcher Noth rnffte König Friedrich zu seiner Rettung um Hulsse bey Oesterreich, bey Brandenburg, und Holland, bekam sie auch von allen Seiten. V. Lcndorp Tom. VIII. fol. Z88. t'. 442. rc. f, 4*2.46s. 467. Der Kayser liesse auch avocatoria ergehen so. 469. so aber von Pommern mit krotellarion in zurück gcschicket worden fo. i 07. c 14. Schweden widersprach auch solche avocatoris. I.ondorp Tom. VIII. fol. *73- Die Oesterreich- und Brandeuburgi-- fche Truppen richteten den Marsch naä) Holstein. Der Hcrhog bat, ihn, als Schwa>- her des Königs in Schweden neutral seyn zulassen, kunte es aber änderst nicht erhalten, als unter dem Beding Braudenburgi- fche Besatzung in Gouorp zunehmen. Sonderburg und Nordheim musten sich zuerst unter den Kayser bücken, das Land aber eine greuliche Verwüstung von den mtt- ge- zzr Dänische Geschichte gekommenen Pohlen, Cosacken und dergleichen übelgezogencn Leuten ausstehen. Jmmittelst kam die Holländische Flotte vor dem Sund an. Die «Lchwedische kq; te sich auch davor, und die Meerkanten be- derleits waren mit groben Geschütz hauffig besehet. Als nun der Wind den Holländern günstig wurde, worauf sie eine Zeit gewartet , segelten sie gerat) in den Sund. 'Der König zündete gleich daß erste Stuck zu Cro- nenburg darauf loß, und sofort ward von beeden Ufern gedonnert. Allem die Holländer bekamen wenig Schaden hievon; Massen, wie M. Terlon so dabey gewesen, meldet, alle Schüsse zu kurh fielen. Dahero ist es gewiß genug, daß der Sund mit Gewalt nicht zu sperren scye, indem er dort 9000. Ellen breit, darauf greng das See-Gefecht an, den 29. Octob. morgens, es gieng dasWe- sen recht ernstlich an , obwohl die Holländer den Vortheil des Windes hatten. Die Schweden hatten den Schluß gcfasset sich an die Feinde anzuklammern: allein das wollen diese nicht erwarten, sehten also alle Segel bey, entwischten ihnen, und kamen glücklich zu Coppenhagen ein. Hierauf hebte Carl Gustav die Belagerung auf, und erwartete drey Tage in Schlacht-Ordnung, ob die Dänen eines aas freyen Feld wagen wölken. Die 33 J des xm. Seculi.' Die neue Unterthanen in Norwegen und Schonen hebten die Köpsse auch empor, und schlugen die Schwedische Beamte und Obristen hinaus. 73. Ohngeachtet dieser Hitze liessen doch die Herren Holländer nicht nach die Fricdens- mittlung sammt Franckreich und Engelland vorzunehmen, und hatten zu solchem Ende im Hag verschieden Abredungen auch Ver- bündungen getroffen, siehe Londorp. Toni. ! VIII. fol. 486.507.527. rc. 545. 553**88. ! rc. 624. Ja Engetland hatte darum schon eine Flotte in den Sund auslauffen lassen, fol. 534.57s. Die damahlig zu Franck- furt versammlete Reichs * Deputation war auch dielerhalben bemühet, und riethe dem 1 Kayser den Fried in Norden zupfiegen. tol. 6og. Der König in Dänemarck beschwerte sich sonderlich wtder dieses Verfahren Hollands, und wolle viel lieber die zugesagte Hülffe haben. fol. 5 59. 563. 590. rc. 618. Der Konig in Schweden erklärte darauf öf- fe-ntlich, was Massen die Erhaltung des Mederis an ihme nicht gelegen, und er hiezu ganh geneigt seye, legte die Schuld auf die Oester- reicher, als welche im Trüben zufischen schon vorsängst gewöhnet wären. fol. 562. *67. Dänemarck lehnte die Schuld abermahl in einer Schrifft von sich ab fol. 57s. Der Kayser aber war äusserst bemühet, den De- xmrrionr-Tas von Zragckfurt nach Regen- 3 H Dänische Geschichte (Wispur.g zuverlegcn, und die Rheinische Bündnusse, welche die Haltung des Friedens im Mund füt>mc, zu zerreißen, so ihme auch endlich gegluckst; davon sehr viele Schreiben in des H. Londorp Actis Tom. VIII, vorkommen. 74. Indem die Kvpffe in dem Cabmet arbeiten, schaffte König Carl Gustav rn härtesten Winter des eingehenden Iahn» 1659. denen tapferen Fäusten der Schweden ein Stuck Arbeit. Er hub die Belagerung vor Coppenhagen mit neuen Eyffer an. Ein allgemeiner Sturm zumahls den 11. Decembr, solle der Stadt den Garaus machen. Die Schweden waren über die Waffen mit wcif- sen Hemden angethan, damit sie von den Dänen nicht sogleich vor dem Schnee könnten unterschieden werden/ hatten aber Büschel Strohe an die Arme gebunden um sich selbst einander zu kennen. Die tapffcre Gegenwehr, und daß die Brucken, so man zu Übersetzung der Graben bereiter hatte, gar zu kurtz gerathen, haben diesen Anschlag verderbet, und sonderlich eine Menge braver Schwedischer -Offner in den kalten Todt ge- führet. Besseres Glück wäre in Eroberung der noch übrigen Inslen, Longeland,Elsen, Falser, Laland, und Möon. 75. Die Kayserlichr und Brandenburgische ihres Theils bemeisterten sich der Ve- siuna ZZf des XHL Seculi. stung Friedrichs-Öedd in Jütland, und irie- den die Schweden vom vesten Land in die Insel Fühnen hinüber / den 19. May, konnten aber auf die Insel selbst, wiewohl nach dreymahligen Ansehen, nicht gelangen, weil die Holländer aus der Flotte auf die Schwe« den an statt scharst zuschiessen nur blind geladen hatten, unter der Ausrede, damit sie nicht mit der Englischen Flotte in ein Gefecht kämen, als wozu sie keine Befehle hätten. Uberhaupts war es den Holländern nicht Ernst den Schweden Wehe zuthun, sondern nur unter beeden Nordischen Königen das Gleichgewicht zuerhalten, welches aber damahls auf der Dänischen Seite war wegen des Kayserlich-und Brandenburgischen Beystands, und des Kriegs in Pohlen, welcher dem König Carl Gustav noch dazu auf dem Hals lag. 76. Die Englische Flotte kam diesen Frühling auch wieder Däncmarck nicht erklären, sondern riethe nur zum Fried: ja gieng endlich gar wieder zu Hause, nachdcme in Engel- land die Sachen sich ganh verstaltet,und der neue krorcLbor Richard Cromwell war abgesetzet worden, nachdeme sie zuvor nebst dem Frantzösischen eine Friedens-Handlung vergebens angefangen hatten. Davon die Umstände auch bey Londorp Tom. VIII. fol. 624. 634. )c, nachzulesen auch so. (665.) Bey dieser Handlung konnte König Gustav keines- Z;6 Dänische Geschichte keineswegs leiden, daß Engel - und Holland/ als damahlige Republicken ihnen/ als Königen, sollen die Friedens -Anickel sehen, und gleichsam vorschreiben. Den Verdruß hierüber haticn die Holländer auch zu Gemüth gefastet, und schlugen sich nun öffentlich zu Dänemarck wider Schweden, fönte jedcmnoch nichts ausrlchten, und kehrten endlich die Seegel nach Hause. 77. Die Brandenburglschc Dänen landeten endlich mit den Holländern in Fühnen, und erhielten mit 9000. Mann gegen *oco. Schweden bey Nyburg den 74. November einen Sieg, worinn die tapferste Schweden gefangen, 40. Standarten, 2 %. Fahnen , und alle Stuck verlohren worden. Die Kayserliche aber samt Brandenburgern rückten indas Schwedische Pommern mit gutem Glück ein: Vor Stetin aber musten sie die Belagerung aufheben. Der Körng in Schweden ließ wlder dieserPommerischcn Einfall der Kayseriichen bey dem damahligen ReichsMepurations-TagzuFranckfurt, als wider einen offenbaren Bruch devWeftphä- lifchen Friedens, klagen, Londorp. lom. VIII. fbl. 6n. worauf der Kayser einiges geantwortet rol. 61 <5 , unö sich mit dem entschuldiget, daß der König in Schweden in Pommern ein grvsseöVolck wider dieRelchs- Sahung versammelt, auch die Reichs Gran- tzen mit Marsches beunruhiget, Se Kay- ftrltcho des xmSeculi. m ftrliche Majestät bey dem Reichs, Deputa- rions, Tag für Feinde erkläret, und mit einigen Chur- und Fürsten des Reichs Bünd- nuß wider Kayserl. Majest. gemachet, auch den Fried in Holstein zuerst gebrochen hätte. Die Reichs-veputine fuhren doch fort, Kayserliche Majestät zu Herstellung desZrie- dens zu ermähnen, fol. 603.620. Seine Königliche Majestät erliessen hinnach Der» Schreiben an alle Churfürsten, Fürsten und Stände des Reichs vom 23. Octob. 1659. dahin sich beschwerende, wie daßdcmHauß Oesterreich niemahl etwas unanständiger seye, als der Friede Teutschlands: Solches habe aus dieser Absicht das Dom-Capitel zu Bremen in der Widersetzlichkeit gesteiffet; Polen zu Verletzung der Verträge angehebt; Rußland und 'Dänemarck wider den König zu den Waffen gebracht; Brandenburg nicht allein von Schwedischer Freundschafft ab, sondern auch in eine OfFensiv- Bündnuß gezogen; wider des Reichs Willen Avocatoria an Schweden ergehen lassen ; mit zwey Krregs-Heeren in die Teutsch- Schwedische Lande mit Feur und Schwerdk eingefallen; der König habe bey dem Kay- ferlichen Hofe alles gethan, womit er eine friedliche Handlung erhalten möchte, seve aber nur zum Gespötte worden, rc. Suchte auch der König auf dem vepuralions-Tag zu Franckfurt, als Herhog in Pommern, suppl. p, Des. a, 11. s/.TH. U durch 338 Dänische Geschichte durch seinen Gesandten des Reichs Hülffe wider den Einfall in Pommern, a!s dem Westfälischen Friede zuwider, den 2. ve. cember. Der König in Franckreich, und erster Minister Cardinal Mazarini erinnerten auch das Reich der Krafft Westfälischen Friedens dem König in Schweden schuldigen Gewährung des Hertzogthums Pommern. kol.(66r.) (679) darauf die ime- rims - Antwort an iot. 697. Zec. 78. Wahrend diesem Schlifft-Wechsel erblaßte der großmüthige König in Schweden, dessen hinterlassener Erb-Prmh, Carl XI. auf Einrathen der Reichs Räthe, weil alles endlich des Krieges überdrüssig war, sich zum Fried gar geneigt erzeigte. Der Kaystr sahe endlich denUnwillen desReichS; «r wolle picht erwarteu, bis Franckreich sich der Sachen ernstlicher annehme; und, was das Haupt-Merck, spanne sich in Ungarn eine Verwirrung an, welche in allewegrie- ihr, vielmehr vor seiner Thür zu kehren. Von welcher Friedens» Handlung die Acta bey Londorp. Tom. VIII. fol. 697. &c. &c. zu finden, bis endlich Anno 1660. den 27. May der Fried zu Loppenhagen zum Schluß kam, auf den Grund des Rothschildischen gebauet, und hiemit zum Schaden Däne- marcks. Die Jnsul Huen, worüber vorhin gezancket war, blieb nun in Schwedi- chen Handen. Droncheim aber in Nor- I wegen des xvii. Stculi. 3» l wegen bekam Dänemarck wieder zurück. Der l Artickel aber, daß man durch den Sund ! keine Trupoen lassen solle, ward, auf Bes > Zehren der drey Vermittler, aufgehoben. ; Mittelst eines andern Vertrags zu Malmot A. 1661. im Jan. ward die Jnful Bornholm ^ an Dänemarck zurück gegeben, vor welche , Schweden einbekame die Güter, welche der ! Dänische Adel noch in Schonen hatte. 79. Durch dieses Mittel hatte der König mir schöner Manier dem Adel die Schwing- Federn gerupfet, und den ersten Grundstein zu Veränderung der innerlichen Verfassung gelegen Des Königs Herr Vatter hatte seine Töchter an einige des hohen Adels im Land zur Ehe vermählet, in Hoffnung, denselben hiedurch näher an sein Hauß zu verbinden; es hatte aber eine widrige Wür- ekung. Der Adel übernahm sich so gar, daß er nicht nur das Volck völlig unterdrückte, sondern auch Priny Friedrichen die Nachfolge auf dem Thron anföchte. Und wollt dieser den vätterlichen Ort behaupten, si> muste es durch die Finger gesehen seyn. Hie- mit aber machten es die Herren noch schlimmer, also daß der König fast nurein Schatten war. Es sagen auch die Geschichte einhellig, daß der Adel zu diesen unglücklichen Kriegen den König verführet habe, um daraus weiß nicht was für Pfeiffen zu schneiden. Der Ausgang aber wiese, daß die Anschlä- V« ge Dänische Geschichte ge vieler nicht leichtlich so gut geführet werden, als eines alleinigen. Dann Friedrich hatte die Gelegenheit mit guter Art dem Adel die Schonische Güter zuentausseren, und sie konnten doch dawider nicht murren, weil Schweden ohne daß dieselbe nicht würde nachgelassen haben; wolle der Adel aber andere Güter haben, so muste er sich vom König verdienen, und ihme zu Gnaden leben. Denen Bürgern aber ertheilte der König grosse Freyheiten, welche sie wider den Adel sicher stellten und etwas groß machten: worunter diese, das Coppenhagen eine Stappel- stadt: daß sie ihre Stimme bey allen Rcichs- Räthen geben: in Kauffung adelicher Land- Güter gleiches Recht mit den Adel genies- sen; ihre Kinder zu allen adelichen Bedienungen sollen gelangen können. Das war nun den Adel ziemlich in die Waache ge- setzet. 8o. Bey deme hatte es noch sein Verblei ben nicht, sondern es ereignete sich in diesem ! 1660. Jahr noch eine weit grössere Aende- > rung. Auf dem Reichstag zu Coppenhagen den io. Sept. ward vorgetragen, wie die Königliche Hofhaltung, die Flotte, die Armee und die Vestungen hinfüro zu unterhalten wären? Hier wolle der Adel wie vorhin allemahl die Last von sich ab - und auf die Schultern der Geistlichen und gemeinen wal- tzen, seine Freyheiten vorschützend. Die Gemein des 3 m i. Seculi. _ Ht meine aber stellte ihnen eine Schufst dagegen zu, und erwiesen dieses Beginnens Un- billigkeit; mdeme sie die Bürde allezeit allci- ue tragen, in Kriegen die meiste erdulten, .und noch dazu des Adels Güter mit ihrem Blut vertheidigen müsten. Es fielen hierüber allerhand Stachel Reden vor, biß endlich der Reichs-Rath Craeg sich so weit verrohr, daß er gegen den Präsidenten der Stadt Coppenhagen heraus führe: die Gemeine verstünden die Freyheiten deß Adels nicht: sie waren nichts dann Sclaven, und sollen nicht j über den Lcist witzig seyn: es würde sonst dem Adel an Mittlen nicht fehlen, seine Rechte zu- behaupten. Das Wort Sclaven erregte erstlich ein Gcmurmel: hernach erhcbte sich der Präsident Nanson und berheurcte voll des Zorns, sie wären keine Sclaven: und Trutz solte der Adel dieses Wort noch einmahl von sich hören lasten. Sie sollen es auch mit dem nächsten erfahren, und zwar auf ihre Kosten, daß sie nicht Leibeigne waren. Auf dieses stunden alle auf, verliessen den Adel im Saal allein, fetzten sich in einen anderen Saal nie- !' der, crkohrcn ihnen zwey eigne Oberhäupter Schwan den Bischof von Coppenhagen, und diesen Präsident Nanson; machten auch gleich den Schluß, den König und seinem Hause männlich-und weiblichen Stammes das Königreich Erblich, und Souverän oder «Iit höchster ungebundener Gewalt auszutra- 2 3 gen, 34* Dänische Geschichte gen, und lieber einem einigen Fürsten, als dem viclköpfigten Adel zu Diensten zuleyn. Dielen ihren Schluß übergaben sie dem Adel fchriffclich den 8. OÄob. solcher machte dars über viel Federlesens. Die Gemeine aber, ohne sich weiter anzufragen, verfüaten sich zum König und trugen ihme das Geschlossene unterthänigst an. Er nahm es mit grossen Vergnügen an, und versprach des Adels Einwilligung hiezu. Was wolte der Adel thun! ^u hintertreiben war es nicht mehr. Ein Konig mit der ganhen Gemein hat Starcke genug wider einen Privat-Adel. Sie musten sich noch dazu schämen, daß die Gemeine ihnen vorzukommen, und sie von sich müsten sagen lassen, daß, was sie auch nun dem König antragen würden, kein freywilliges Dpfer mehr seye, sondern eine abgezwungene Unvermögenheit. Nichts der stowenrger kam gleich eine Abordnung auch des Adels, welche dem König die Erb-und höchste Gewalt, jedoch mit einer Beschrän- ckung auf den Mannsstamm antrug. Sie erstau nten als sie in Gnaden abgewiesen wurden , müssen der König allbereit schon mehr in den Sand hatte als sie ihm nun geben w ölten. Sie steckten zwar die Köpfe zusam, und waren selben Tags alle beysammen auf einenTodtenmahl, welches wegen des jüngst-- verstorbenen Reichs-Raths Schel gehalten, wurde; als ein Officier in den Sperß-Saal 34* des xril. Secuit. | tretend einem der Räche etwas rnsOhr sagte, weiches eine allgemeine Bcstürtzung verursachte. Es war dieses, daß der König dem Conimendanlen der Stadt Befehl ertheilet, alle Thore zuzuhalten, und die Schlüssel an ihn abzureichen. Die Vogel waren im Keftg. War also nur übrig eine andere Abordnung an den König zuschicken, welche ihr me alles eingeftunde, wie es die Gemeine schon gethan hatten, auch die Hand-Veste übergaben, oder das Buch, worinn die Rechte so der Königen Gewalt eingeschräncket hatten, bestättigel waren. Der Könrg wolle das Eisen schmieden weil es noch warm: darum ehe noch die Thore eröffnet wurden muste die Erbhuidigung geschehen, mit welcher Veranstaltung drey Tage zugebracht, und den 27. Octob. @s* nov. dieses merckwürdige Geprang und Eid- ablegung vollzogen. Auf solches wurden aus dem'Reichs-Rath alle Schrifften weg-und auf das Schloß genommen, dieses Lolle- xium abgeschaffet, und dagegen andere aufgestellet, welche allein von den König abhängen, als der Staars-^ach, das Hofge- richre, Linany-Rath, Rriegs-Rarhs-Lol- legium, Admiralirars - Oollc^iurn Lcc. V. Europäischer-bicrolä P. II. 81. Noch eine andere wichtige Handlung, welche auch in jetzige Zeiten ihren Einfluß hat, gierig sch»n ehedem vor bey, welche 3 4 \m 344 Dänische Geschichte wir dedächllich hieher verschoben haben, biß die Erzehlung von dem Kriegs - Getümmel vollbracht wäre. Es hatte das Hauß Holstein Gottorp dem Königlichen Hauß eine nicht geringe Scheelsichtigkeit verursachet, daß es seine Tochter an Schweden vermahlet, indem es schiene, als wolle man einem Mächtigen Ruckenhaltcr suchen, um die etr wan habende Zwistigkeiten hinaus zudrücken. Der König in Schweden hatte auch im Roth- fchildischen Fried es dahin gebracht, daß man die Sache mustc zum grossen Bortheil des Hauses Gottorp abthun. Nemlich i. würd den Herhog nachgelassen die Lehenbarkeic wegen des Hertzvgthums Schleßwig vor ihn und feine männliche chliche Descendenten männlicher Linie, wie auch der Insel Fernern, mit aller Louvcranirät, Dominio directo und utili &c. 2. Wird abgetretten an eben dieses Haus die Helffte des Dom-Capitels zuSchleßwig mit allen Rechten rc. ingleichen den Amt Schwabstätte. z. Die Abolition der Gemeinfthaffrlichen Regierung des Königs und des Hertzogs über die Prälaten, Ritter, und Städte, wird auf eine weitere Abre- düng ausgesetzet. 4. Die Gutmachung des erlitteuen Schadens lässet der Hertzog in Ansehung der erhaltenen Unabhängigkeit, und aus Liebe und Freundschafft schwinden. 5. Desgleichen die Versicherung von künfftiger Enthaltung Schadens oder Gefährde. 6. des XFII. Seculi. 34 * Die übrige Geldforderung sind in Güte ver- ; glichen worden. Siehe I.onäorpl'om. VIH. f«I. 316. Geschehen Loppenhagen iz* May 1658. 8r. An. i66r. fuhr der König fort in seinen neuen Einrichtungen. Er machte sich viele Cammerherren, die meiste aus dem teutschen Holsteinischen Adel. Die gewesene Reichs-Räthe musten Rechnung seit Anno 1628. thun. Darauf ward doch dem Adel wieder freundlicher begegnet, ihm neue und anständigere Vorzüge Zertheilet in 24. Artick- len, worunter auch die Freyheit Kauffmann- schafft zu treiben, zu jagen, und zu fischen, und die Freyheit von Verhafflung ausser in Criminal-Sachen rc. Horivegcn verrichtete die Erbhuldigung dieses Jahr den 15. Aug;, zu Coppenhagen ward Jahrs darauf ein starcke Citadelle angelegt. Endlich verliesse König Friedrich das unruhige Leben den 10. kcdr. An 1673. 8Z. Christiane v. der Herr Sohn. Als der König in Franckreich Ludewig XlV. vor hatte die vereinigte Niederlande heimzusuchen, sahe er Wohl daß ihme hiezu eine der Nordischen Crvnen not!-wendig wo nicht zu- gcwinnen, doch ruhig zumachen wäre. Dä- nemarck war gcschwächet, und wegen vorigen Verlustes mißvergnügt,schiene alsv leicht zugewinnen zusrnn, wenn man die Wicder- he.rbeybringung des verlohrnen in einem ge- V ; Heime» 346 Dänische Geschichte Heimen Bindnüß antrüge. Allein der Köuig schlug es aus, aus Forcht, wie einige meinen, eö würde nach e-oberten Niederlanden ihne selbst die Rcyhe treffen. Es scheinet aber dieseMuthmaßung sehr schwach zu seyn; ^ indeme so gar wohl vorgesehen werden könn- 1 te, daß Franckreich mit der Republick sobald nicht oder vielmehr nimmer würde fertig werden. Hingegen glauben andere es würde besser gewesen seyn, selbe zuergrerssen, so würde wenigst der Fried vermuthlich besser auögefchlagen seyn. Er trat aber vielmehr der An. 1672. am 22.8cpremb. erricht tetenBrannschweigischenAlliance bey, und hielte vor seinen Ancherl 3220. Pferd und 6022. zu Fuß marschfertig. I 84. Es halte der König eine neue Ordnung gemacht, wie die gesammte geerönte Häupter an seinem Hofe selten empfangen 1 werden. Daß sie nemlich nur mit 2. Pferden in den Schloß-Hofhinein gelassen wurden. Solche Gesetze aber lassen sich ohne Einstimmung deren, die sie angehen, nicht machen. Der Chur-Brandenburgische Ge- | sandte (welcher Hof allezeit mit gecrönten ; Häuptern gleiches Gepräng an dem Däni- > schen genossen) machte denAnfangA.i^r. es auszuschlagen, und hatte Befehl, sogleich j feine Abschieds-Verhör mit 6. Pferden zu ! nehmen; und wofern dieses nicht zugelassen ! würde, auch ohne Abschied wieder Wegzugs 1 hen. ! des XHl Secull ___ 347 , hen- Hiemit ward es wieder auf den alten s Fuß ge stellet. 85. Als hernach Schweden zum Vortheil des Königs in Franckreich sich einließ, und der Herzog von Holstein auch die Bündnuß mit Schweden erneuert halte, geriethe Dä- ncmarck in Sorgen, und legte nicht nur ein Lager bey KoldinM an, sondern ließ sich mit demKayscr, Hanover und den General -Staaten den io. Jul. 1674. in eine Bündnuß ein, die ihm 10020. Fußknecht, fcoc. Pferd und ioco. Dragoner auferlegte , hingegen von Spanien und Holland ,4220. Reichs-Th«aler zu deren Unterhaltung einbrachte. lDabey war bedungen, daß,wann ein Potenuat (vermuthlich Schweden) vor Franckreich sich erklären würde, er der König wider einen solchen mit 16202. feindlich gehen solle.- in solchem Fall sollen ihm Spanien und H olland das halbe Werb- Geld bezahlen, das ist, vor einen Reuler 40. Reichsthaler; vor einen zu Fuß is. Reichsthlr. und zum Unterhalt monatlich vor ein Rcaiment zu Fuß von 1220. Köpffen 4112. Rcichsthaler; vor eines zu Pferd von «>ooo. Mann 4.760. Reichsthaler abfolgen lassen. Im Fall aber er von jemand angegriffen würde, sollen Spanien und HollanS mit aller Macht ihn schützen. 86. Das Jahr 1675. ist desto merckwür- diger : dann, nachdem sich der König derer An- 34-S Dänische Geschichte Anhetzungen vom K'ayser, von Brandenburg/ und anderer Verbundenen/ welche begehrten/ daß er öffentlich mit Schweden brechen möchte, lange erwehret, hat endlich eine anscheinende Gelegenheit, und eine unzei-, lige Begierd, das Abgerissene wieder an sich' zu bringen, ihn das Schwerdt zucken gemacht. Die Schweden waren in Brandenburg eingefallen: König Christian ärgerte sich nichts mehrer. Sie wurden aber bey Fehrbellin von dem Churfürsten derb abgeklopfet: und da schiene es Zeit zu seyn, nicht zwar an Schweden, sondern an dessen Bund- , genossen den Herzog von Holstein, als einen I nunmehrEntblößtensichzu reiben. Doch wur- - de der Krieg wider Schweden öffentlich er- ,| kläret, und Wismar nach einer lang - und ' hartnäckigen Belagerung den iZ. Deccmb., erobert. Holstein aber war naher am Her- ß zcn gelegen. Die Begierde aber ward mit k einer Art ausgeführet, welche wenig Lob dem König verdienet hat. Es fände sich der Herzog Christian Albert in der Stadt; den ließ 1 der König zu sich laden, um die vorwalten- f de Miss-eiligkeiten in einer freundlichen Un- f! rerrcdung beyzulegen. Dann es ist zu wis- k sen aus obigen §. 8r., daß die im dritten 1 Artickul versprochene und ausgesetzte Aufhebung der gemeinfchaffclichen Regierung keinen Fortgang gehabt; sondern in publjds, als in Kontributionen, Werbungen, Mar- 349 ! des xyif. St culi. j sehen k. ward wiederum beliebet, daß der j: König und der Herzog sollen, wie vorhin, , einer ohne den andern nichts verfügen können; welches dann der natürliche Saamen der Uneinigkeit seyn muste. Nun wohlan , der Herhvg kommt, bewürthet den König auf seinem Schloß bey Gvktorp aufs herrlichste, kunce aber der Sachen nicht allcr- I dingS eines werden. Er wird vom König ' hinwiederum eingeladen nacher Rensburg, j und aufs licbreiä)ste empfangen, bald aber l den andern Tag 26. )ur>. als eben die : Nachricht von der Schweden Niederlag kam, j sahe er seine Leibwache entwaffnen, und sich ! selbst mit einer Wache des Königs umgeben. Nach vielen auögegoffcrien nicht unbillichen Klagen, welche er Tauben in dieOhren gelegt , wurden ihme vier Artickel zu unterschrei» den vorgeleget: i) Das Schloß Gottorp, die Holmer-Schantze undVcstungTönnm- gen dem König einzuräumen. 2) Seine Völcker dem König zu überlassen, g) Den Königlichen Truppen in seinen Landen, krafft Kayserltchen Befehls, Herderg und Unterhalt zu verfchaffcn. Die Graffchasst Oldenburg und Delmenhörst vor i c »020. Thlr. abzutreten. Gundlmg sagt 5) dem Rotlchil- dischen Frieden und daraufgegründeten Vergleich und Souverainität absagen: und habe der Hertzvg dieses nicht nur in der Ge- sangenfchafft, sondern auch hernach bestätti- tiget. Dänische Geschichte n'get, als er schon wieder auf freyem Fuß war. Darauf gab ihm der König den Besuch/ und nahm ihn mit in sein Zimmer mit solcher Freundlichkeit- als ob er gar nicht- von dem Vorgegangenen wüste. Ja es ward die Schuld auf den Präsidenten KM man geworffen, und selber auch mit seinen zwey Söhnen in Verhafft nach Coppcnhas gen geschicket> die Artickul aber fleißig vollzogen, und in Tönningen unter anderm grossen Kriegs-Vorrath auch iqo. schöne metallene Stucke gefunden. Es ward zwar der Herhvg hierauf nach Gottvrp erlassen, aber allenthalben mit Dänischen Völckern umzingelt, bis er Mittel fände, auf einer Jagd mit bestellten Pferden nach Hamburg zu entkommen, Hier widerruffte er alles Versprochene, als mit Gewalt erpresset, trug sich doch zu einem billichen Vergleich an. Allein der König gab kein Gehör, und ließ seinen Unmuch über das Land aus. Tönningen wird ge- schleiffet, Schleswig eingezogen, und die Huldigung eingenommen, und erbärmlich ausgesaugt. Mit diesem Verfahren schaffte sich der König weiter keinen Nutzen, wie die Zeit theils noch wesset. Dann, obschon damahls wegen verwirrten Sachen in Europa niemand dem um Hülff schreyenden Herhog Gehörzab, so hat doch dieses Hauß von dem Königlich-Danischen nothwendig des XHI. Secuti. 3 s r I mehr enläussert müssen werden, und sich gezwungen sehen, mit Schweden und andern ' Feinden Danemarcks nur desto enger zu ver- ! knüpffen, welches freylich einstens etwas wichtiges nach sich ziehen könte. Die Act* Publica von dieser Sache sind in Londorp auf dieses Jahr 167 s, wie auch im Diario Europaeo Tomi XLI. appendice. 87. Das Jahr 1676. eroberten die Dänen die Jnsul Gsthland, und nachdem sich die Holländische Flotte unter dem berühmten Admiral Trompe mit den Dänen vereiniget, wurden die Schweden zwischen den Jnsuln Gorhland und Ocfel den 10. Jun. St. n. Den Sch weden verluhre die Schlacht der unglückliche Zufall, daß ihr Admiral auf die Seithe gestürtzet, und, indem Feur in die Sr. Barbara kommen, mit allen aufhabenden bey lcoo. Menschen und dern Kern des ' Schwedischen Adels in die Lufft geflogen. Darauf in Schonen gelandet, und Usiedc eingenommen, auch die Insel (Oeland mit der Stadt Lalmar erobert worden. Ferners galle es Hessmgburg, Ehrisnansiadr. Letztlich gab es noch Stösse zu Lande bey künden in Schonen ab, ehe noch das Jahr völlig auslieffe, dabey etliche tausend Danci, ! nebst den besten Officiers das Ausstehen ver- > gessen 2200. Gemeine und 1*0, Dfficirgefangen worden. ) 88.N,chr 352 Dänische Geschichte 88. Nicht minder sahe dieses Jahr der Dänische Hof ein Beyspiel theils wanckel- baren Herren -Gunst, theils eines Günstlings, welchen die hohe Stuffe, worauf er gestiegen,etwas schwindlichgemachek. Greif- fenfeld, ein Herr von nicht gar grossem Herkommen , war von dem König per selrum promovi«, und an die höchste Ehren-Sttl- len ohne Mittel gesetzet, auch, was noch mehr, in die geheimere Gnad des Königs aufgenommen, nun aber aller dieser Vortheile entsetzet. Seine gewisse Schuld war diese, daß er viele Dinge unternommen nach seinem eignen Gutdüncken,vhn anderer Rath, oder auch nur des Königs Willen darüber zuhören, oder zu befolgen. Ein Minister soll wissen, daß das Reich nicht sein eigen seye, hiemit auch dessen Geschähe nicht nach seinem eigenen Sinn können gerichtet werden : und gibet sich in allem bloß, was er immer vor sich allein thut. Andere Sachen, v ihm aufgebürdet wurden, möchten an sich fl elbst nicht übel gewesen seyn; als daß er den J ^Schwedischen Krieg zu hintertreiben gesucht, > fwann er zum Zweck gelanget wäre, er freylich dem Königreich einen guten Dienst hätte gethan: allein nach dem gemessenen Willen des Herrn ist es einem Minister sicherer dagegen nicht zu streiten, wenigst in Sachen, die nicht glatterdings unbillich ftynd. Man machte ihm alsi> den Proceß, seine SchrA ten des XVU. Secuit. 3 Meineid, Simonie, beleidigte Majestät, verrathenen Geheimnussen, verkaufften Aemtern, verschiedenen mit dem Feind gepflogenen Brief- Wechsel. Er stunde schon auf der Trauer-Bühne, um den Hals zu strecken» Dabey erzeigte er sich gelassen und unerschrocken, ruffce auch mit nach dem Himmel ge- hebten Händen GOtt zu Zeugen, daß ihm niemahl zu Sim«e gekommen, wider den König etwas vorzunehmen, Andern jederzeit nach seinem Vermögen dessen Bestes gestichelt und hieraufwolce er ruhig sterben. Unterdessen zerbrach der Hencker vor dessen Augen das Wappen. Als nun auch der Graf gekniet, und der Hencker dasSchwerdt ge- zucket, rieff der bestellte General -Adjurant .* er solte tnnhalten, es seye Gnad vvm König da. Der Graf stunde unverändert auf, bedanckte sich gegen den König, und grüßte die Umstehende freundlich. Er würd darauf in Norwegen mit einem Diener geschickt, allwo er noch 27. Jahr gelebet in mehrerm Vergnügen, als bey Hofe; nachdem in den höchsten Geschäfften gelehret, baß derjenige ein Thor seye, welcher das wahre Vergnügen ausser sich selbst suchet. Es war der Suppi, R. P. Des, 4M, U, Lh. Z 3ß ihme eines nach dem andern in Geschwindigkeit zufalle. Wann aber beede Gegen-Parrheyen ziemlich gleich, so pfleget sonst immer ein Schweröl das andere in der Scheide eine Weile zu halten. 90. In diesem Jahr mußte man auf die Frwdens-Gedancken auch wider den Willen kommen: dieweilen die mit Däncmarck Verbundenen solchen einzugehen im Begriff waren. Der Kayser und die Herren Holländer, ohne weder an Dänemarck noch an Brandenburg zu gedencken, liessen sich;u Niemagen in Unterhandlungen ein. Bcr, de deroyalben widersprachen diesen als Bund» brüchigen Vorfahren, durch Memoriale und andere Schrlfften. Vide Sautern Actes & Dänische Geschichte 356 klemoircr de Negotiarions de Ja Paix de Nimeguc. fol. 117. P. II. protestirten auch den lc>. Aug. wider solche besondere Frie- dens-Handlung auf das feyerlichst. f» 1 . 192. wie auch den 17. Aug. fbl. 231. &c. &c. Die Schwedische Gesandte aber riechen zwar auchzu einem allgemeinen Fried, legten doch alles mit vollem Vertrauen in die Hände des Merchristlichsten Königs, indem sie überzeuget genug waren,, was ernstliche Freundschafst Derselbe gegen ihren König hätte. 24. Jul. ,678. Dannenherv auch Franckreich das Schwedische Interesse auf das beste dabey beobachtet, den König in Danemarck aber, als der die Frantzösische Freundschaffl verschmähet hatte, stecken lassen. yi. Die Ehre aber auch dieses Friedens «uste noch an Franckreich, und der Vortheil an Schweden überlassen werden. Ob nun schon König Christian anfänglich sich so großmüthig zeigte, daß er den Krieg auch wider Franckreich und Schweden zugleich zu führen sich getraute, so sancken doch diese Gedan- rken hernieder, als die Frantzösische Truppen die Brandenburgische Lande Eleve und andere in Westphalen befahlen, und hieran an die Dänische Thore gleichsam an- klopfften. Nun muste man zu den Mitteln greiffen, die etwan anfänglich die rathsamste gewesen wären. Sein Zustand war um desto schlimmer, wen er aus allen der letzt« zum des XVIh suenti. $ff jum Frieden kam, indem schon auch Braus- denburg sich mit dem König eingelassen hatte. Obwohl nun König Christian gute Worte ausgegeben, wolle doch Franckreich von* Friede nichts wissen, wofern nicht dem Herzog von Holstein alles wieder eingeräumet wurde. Auf welches der König antwortete, die Holsteinische wäre eine Haupt- Sache, worein sich fremde Machten nicht zu mischen hätten. Franckreich widersetzte, es seye dieses nichts ungewöhnliches, und habe es selbst jüngstens im Pyrenäischen Frieden vonSpa- nien müssen sich vorschreiben lassen, den Priatz Coruie. seinen Vettern, wieder zu Gnaden aufzunehmen. Dieweil dann König Christian hlerinn seinem Unmurh nicht überwm, den konnte, fanden sich die Frantzvsen m dem Oldenburgischen ein, und liessen dem König wissen, woferne der Fried bis auf den August nicht unterzeichnet, und Holstein in den alcen Stand gefetzetwäre, so wurde den Be- dmgnusscn auch noch dieses müssen beygese- hec werden, daß Oldenburg an Schweden, und Delmenhorstan den Blfchoffvon Münster abzuwetten seye. 92. Solches war der letzte Donnerstreich, auf welchen sich König Christian, der Verlassene, ergab, und erstlich zu künden in Schotten au einem Waffen-Stillstand arbeiteten, den Frieden aber in Franckreich auf dem Königlichen. Schloß zu kon»ineolesu Z 3 nach zztz Dänische Geschichte nachFranckrelchs Willkührschliesseniieß den r. 8cpr. 1679. In diesem verpflichteten sich Schweden undDanemarck, hinfüran keinen auswärtigen Bündnussen beyzutretten, welche semdltche Absichten auf den einen auS ihnen führeken. Die vorgängige Friedens- Schlüsse wurden zum Grund geleget, hie- M't alles Eroberte an Scbweden wieder gegeben. Die Schwedische Befteyunaen im Sund und auf dem Belt solten unter Fran- tzvsischer Vermittlung ausgemacht werben. Der Äönig bat noch dazu eine engere Bünd- vuß mit Schweden getroffen, weilen beede gemercket, wredie Enget- und Holländer sich einer Herrschaff über die See anmasseren,» alles nach ihrem Willen einrichten wolten, und der Nordischen Händel sich nur zu ihrem Vortheil bedienten. Er gab auch seine Tochter zur Gemahl an den König in Schweden. 9?. Wegen Holstein ist ein besonderer Artickel mit eingerücket worden, folgenden wörtlichen Innhalts: „Weil der Hertzog „von Holstein-Gottorpden Alkerchristlichsten „König gebetten, daß er sich bemühen wol- „le wegen der Restitution, nach Jnnhalt „des Rothschild - Coppenhag - und Weftr „phälischen Friedens, undvorgemeldterHer- „tzog über das bezeuget hat, daß er nichts „mehr verlange, als mit erstem mit dcmKös „nig in Dänemsrck in Freundschaff zu kom- ,men- des XVll. SecuTu $9 ,»men, so hat bemeldterKönig in Dänemarck ».zu Bezeugung seines Verlangens, welches ,,er traget, diesen Krieg zu endigen, aus Be- „gehren des allerchristlichsten Königs und im ».dessen Respect Krafft dieses Arnckels in die „Einsetzung des gemeldten Hertzogen in des- „sen Ländern, Provintz, und Städte in den» „Stande wie sie zehund befunden worden § „wie auch in die äouverrmrät, welche ihm „Krafft'derRothfchild- und Coppenkagischem „Friedens-Trachten gebühret, eingewllli- „get, so, daß, was hernach gehandlet, und „was auch für Traciaten eingegangen sind, „daran nicht sollen, schädlich seyn. Oben be- „meldter Rothschuldisch - Coppenhag-und „Westphälischer Friedens-Schluß sollen in „allen und jeden 'Articklen, was obbemeld- „ten.Hertzog anlanget, in vollen Krassen „verbleiben, so, als wenn sie von Wort zu „Wort diesem Tractat einverleibet waren. „Über diß sollen alle Vereinigungen und Vers „trage in vollen Krassen verbleiben, und von „beyden Seiten vollkömmlich und getreulich „gehalten worden, so, daß nichts, unter was „Prätextes auch seye, wider denselben gchlM ,.delt werde.,, Dieser erst erzehtle Artickel diente zu neuen Schwürigkeiten. Der Her- tzog wolte haben, daß alles was zu Reno- bmg war eingegangen worden, solte aufgehoben seyn, hiemit auch die von Dänemarck anlegende Zölle,hingegenDänemarck behaup- Z 4 kelö, Dänische Geschichte tete, daß nur jenes allem dadurch unkraffug wäre, was dem Rorschildisch-Fried zuwider wäre; htemit wäre an Holstein anders nichts abgetreten als die Souversnirät, nicht aber -je Zölle, und dergleichen; welches doch der Hertzog glaubte Sachen zuseyn, ohne weiche -ie 8ouverLnirät nur ein Schatten wäre. Es könnte der Hertzog in Europa niemanden finden, der sich seiner mit Kräfften hätte mt genommen, muste also das Benefidum in firmorum zur Hand nehmen, und gleichwohl an das Kayserliche Gericht die Sachen unter die Federfechter gelangen lassen, wo es einige Zeit eyfrig von beeden Theilen beme- ' den ward. Für den hertzog war dabey das. schlimmste, daß der König Holstein inne behielte biß zu Auslrag der Sachen, und aber das Land biß auf den letzten Schweiß-Tro- xfen, wie sie sagten, aussog. 94. Räch erlangtet, Frieden fuhr der Kö- «ig doch fort grosse Schätzungen einzutreiben; welches zu verstehen gab, daß eine geheime Absicht von Wichtigkeit geführet wer- -e. Solche äusserte sich mehr, als mit Brandenburg und Münster ins Geheim eine Ver- bindnuß getroffen worden: am stärksten aber als man die Kriegs * Völcker immer vermehrte, und sahe, daß solches auch in Schweden geschahe. Es blies sich ein neues J Feuer ie länger ie mehr an, welches auszu- V halten Dqyemarck aufdie Hülffe von Franck- I ^ ^ " ' r.eictz J des XVJI. SeculL 363 reich bedacht war, entweder wer! es mit feinem Schaden erfahren hatte, was deren Entstehung vor Einfluß hatte: oder aber, damit Schweden sich solcher nicht solle zuerfreuen haben. Es erschienen auchAn. 168;. würck- lich dreyßig FranhMche Segel auf der Cop- penhaaer Rhede; welche doch bald wieder nach Hause kehrten, alö der Churfürst von Brandenburg die hitzige Gemächer abgekühlet hatte. Keine Ruhe war doch nicht. Der Äönig nahm das Landlein Ievern weg, so dem Fürsten von Anhalt-Zerbst zustünde, imd behielte es bis An. i68y. ohne acht zuhaben auf die Kayserllche Verboths-Brieffe, welche er zu nennen fiegte rmgfcrlig fliegende Papiere. Anhalt muste um sein während sicher Zeit trucken aufgesogenes Gut wieder gleichsam zukauffen innerhalb fünf Jahren 100000 . Rthlr. erlegen. 96. Wetter brachte es der König an den Hertzog von Lauenburg. Der Rayser hatte in letztem Krieg bei, König die winrer- Muarrire im Lauenburgischen angewiesen. Solche hatte aber der «onig nicht genossen:, hremit meinte er das Recht zuhaben, sich des- stn auch noch ietzo zuerholen. Zwey lauseyd feiner Soldaten muste» da einbrechen, weiche unversehens das Skädtlein Mölle mit List einnahmen, und Brandschatzung forderten A.n. 1684. suf Ratzeburg schlug das Bor.: Z % Wm z62 Dänische Geschichte haben fehl. Der Hertzog schrie vergebens über Gewalt und Unrecht: wolte er nach dreyen Monathen die ungebetene Gäste wieder aus seinen Hause haben, so muste er alles erlittene verschmertzen, und noch 2jcoo. Nthlr. Ritterzehrung mitgeben. 97. Weilers liesse der König seine Völ- cker bey 2000 . starck nacher Jtzehoe anziehen mit diescmAdvocatenstreich solte derHan- del wegen Holstein nun ausgemachet werden, und zwar mit dem Beding, daß der Hertzog aller 8ouveramrät sich begebe, wie nicht minder aller Ausschreibung derÄnlagen: item soll er nicht können ohne des Königs Willen in irgends eineBündnuß sich einlassen. Wofern all dieses binnen Monathsfrist nicht geschähe, sollte itzo facto Schleßwig der Cron Dänemarck aufewig einverleibet seyn. Hierauf erklärte sich der Hertzog großmüthig, daß er lieber wolte als ein gemeiner Edelmann leben, als mit diesen Abjprung den Fluch seiner gantzen Nachkommenschafft auf sich laden. Auf diese abschlägige Antwort wurden alle Schleßwiger des an dem Hertzog gethanen Eydes vom König ledig gesprochen, die Huldigung ward an den König abgelegt, die weigrende mit Weib und Kind aus den Land gciaget, die Hertzogliche Gemahlin Fri- derica Amalia des Königs Schwester von Gottorp weggeschaffet, derer Goltorfischen Rathen Güter dem König zuerkannt, und zu des XVH. Seculi. 365 den Kav'erlichen und des Reichs Abmah» nungs-Schreiben nur gelachet. y8. Wohl noch merckwürdiger ist, was sich im Jahr 1685. wegen Hamburg zugewa- gen. Es war in der Stadt Bürgermeister ein gewisser Maurer genannt, welcher auf weiß nicht was für weiß alirsAnsehen an sich alleine gezogen, und ein rechter Bürger - König war. Er schiene aber doch anderen der Sachen zu viel zuchun, sonderlich da er jährlich an den Herhog von Bra-ünfchweig Zell einige tausend Thaler mehr erlegte, wie er sagte, um dessen Schuß und Gewogenheit vor die Stadt zugewinnen, wie aber andere dachten, um sich selbst ernen Grund zu etwan was höheres zubauen. Dcr Pövel wird hierüber endlich schwürig, sonderlich nachdcme sich zwey geringe doch einbilderische Häupter ang-'bcn, Hieronymus Schnittger und Cordt Jvstram. Maurer muß weichen, fliehet zu feinen Patron den Hertzog von Zell, der Her- tzvg würeket vor sich die execulion Wider die unruhige Stadt aus, diese will solche nicht annehmen, ihre Waaren werden vom Hertzog aufgehalten, Schnittger von den Lü- neourgern aufgehoben, von den Hamburgern aber wieder errettet: Brandenburg verspricht der Stadt Hülffe auch wider Zell, der König in Danemarck unterhält heimlich sowohl die unruhige, auch den Eyffer und Hitze desHertzogS, Schnttgmi und Josircrm gewann z§4 Dänische Geschichte wann der König und entzückte sie mir freund- lichen Gnaden-Bezeugungen, welche diesen Bürgern nur gar zu schmeichlend und süß vorkamen/ und also kam er mit einen schon in Bewitschafft habenden Heer vor die Stadt, , bey welcher durch Verrätherey schon die gan- ü be Nacht das Thor zu seinem Empfang oft fen gestanden war, daß also nichts als' eine Langsamkeit dieselbe von der Sclaverey, und ' den König vor einen so fetten Bissen abgehalten. Dann es ließ der König, um der I Stadt den Argwohn zunehmen, anstatt ge- rad darauf loß zugehen, bey Croppe ein La- j ger, abstechen gleichsam zur Kurhweil, und ' seine Soldaten zuüben, auch den Sächsischen . anwesenden Prinhen etwas sehen zulassen, j Unter dieser kleinen Verweilung kommen die i Hamburger zu sich, dachten der Sache reift S fer nach, erkannten daß es möchte eine Ge- ? fahr absetzen bey so naher Anwesenheit eines wohlgerüsteten sibenzehen tausend Kopf star- cken Wolckes in Beyseyn eines Königs der | seine Begierde gegen die Nachbarn mit meh- ! rern Beweißt-Humen schon an den Tag gele« ^ get hatte, und beynebens so zusagen von Hauß ^ aus den Appetit nach Hamburg ererbet hüt- ! te. Die allgemeine Gefahr machte die Bur* i gec ihres besondernKatzen-Gefechtes verges- j sen, und machten den Schluß sich vor Gewalt zu wehren. Rneburg that ihnen auch nun bessere Vorschläge, 36s des XF/I. Seculi. schlüge, und liesse vier Regimenter nach der Elbe hinab ziehen: der Churfürst von Brandenburg schickte seiner Seils 6000. Mann. Jetzt dachte der König länger nicht mehr zurücke zuhalten, sondern ließ durch den von Lilien-Cron nur so viel an die Stadt begehren: Jhwe zu huldigen, wegen anderer biß- herigen Streitigkeiten sich gebührend auzuschi» ckech fünfmahlhundert lausend Thaler zuerle- aen, und 2coo. Mann seines Volcks zu Besatzung einzunehmen. Von Seiten der Stadt ward hierauf erkläret,, Sie wäre An. ijiq. den 6. Aug. von Maximil. I. und hernach A. i6i8.dens )ul. durch, ein Urtheil des Reichs- Cammer ; Gerichls vor eine frey Reichs- Stadt erkläret, hätte such auch bißhero in diesem Besitz erhalten, noch denen Hertzogen von Holstein jemahls den Eyd abgeleget, und feye ihnen solches zuthun auch von Kayserl. Mas. verboten. Über diest Sache feynd etwas weitläufige Schriffien beederseits gleich herauskommen, welche bey Londorp. Tom. XII. An. 1686. zufinden. Auf solches fieng der Fkönig an vor der Stadt zu plündern,und nahm 27. Hamburger Reucer gefangen: die Bürger nahmen Lüneburgifche Truppen ein, und zogen Schnttkgern sinnt Jostram als verdächtig zur Verhafft. Der Kvnlg koNte eine so grosse Stadt or? -enkiich nicht belagern, sonderlich weil die Tloue z66 Dänische Geschichte. Flotte so an Dcv Elbe hakte herauf steigen svl- leu, vorn Sturm zurück getrieben war: da- ! hero stürmete er den 21. Aug. die Stern- schantze vor dem Dämmen-Thor,und warf- fe Bomben in dieselbe/ litte aber nur 'sechsten Verlust. Mittler weil kamen von allen benachbarten Standen viele Kriegsleuth und Officirs in die Stadt selbe zu helffen, und bey rein König fanden sich die Brandenburgisch-und Lüneburgische G-sandte ei»/ deren der erste unter anderen sagte, wie daß es seinem Fürsten eines sey, ob der König Hamburg oder Berlin belagere, bey welcher Rede sich der Köuig gantz solle entfärbt haben. Als nun der König sahe daß allcnBenach- barten so viel an Erhaltung dieser Stadt gelegen seye,die ihm gleichsam vor einen Mann würden unter das Gesicht tretten,sv verzwess- ftlte er an der Ausführung, zog den 14. Lepremdr. ab, und ließ es bey dem Vergleich zu Pinneberg von An. >679. verblei- > den, den wir daher verfahret haben, und : gleich hier aufschreiben wollen. Übrigens sind die zwey Häupter zum Hamburg durch Henckers Hand um ihre Köpffe gekommen; ; wiewohl einige davor halten, sie seyen der * Vei rärhcrey nicht eben überzeuget gewesen. ii V. Londorp Tom. XII. oder H. Ludolfs > Schaubühne der Welt Tom. V. stoc. an. - 1 99.3m I des XVI 1. Seculi. l 6 J I 99. Im verlojfencn Nordischen Krieg, der ' als ein Anhang des Holländischen war. hatte sich die Stadt Hamburg dem König zuwider gemachet mit Einnehmung des "Herzogs von Holstein. Kaum war der Fried zu kvnnlnebleau geschlossen, da ward das alte Lied ihr vorgesungen, sie solte, als eiu aus Holsteinischem Grund und Boden liegender Ort, dem König huldigen und Unterthan seyn. Der Königliche Vortruggeschahe durch den Dänischen Groß-Cantzler von Uhlefeld, Reichs-Marschall Lörbih, und O-> der-Jägermeister Hahn denen Hamburgischen nach Pinneberg beruffenen Deputirten, nemlich dem BurgermristerSchuih, Syndico Schreining rc. den 2.6. Sept. A. 1679. im Amthause zu Pinneberg, und war, demgan- tzen Jnnhalt nach, folgender: „ Es wird Denen Herren Deputirten ohne „weistäufftige Erinnerung genugsam bekannt „seyn, mit was Verbindlichkeit und I^exu „die Stadt Hamburg, als eine aufHolstei- „nischem Grund und Boden liegende Stadt, „dem Herzvglhum Holstein von vielen hundert Jahren her unveränderlich verbunden „und verknüpffet gewesen, und daß dieselbe „solcher ihrer unterthanrgsten Pflicht-Schul- „digkciizufolge, allezeit dem rechcÄive Grafen und Herzogen zu Hollstein den Homa- „gisl Eyd und Huldigung ohnweigerlich abgestattet: und obgleich von dem Kayserli- 368 Dänrsche Geschichte „djen Fiscal darinn einige Oppoiirlon ge- „schehen, auch durch ein An. '618. gefälltes, „ungegründetes, auch ganh ungerechtes Ur- „thcii solches hohe Regales Gerechtigkeit „in Zweiffel gezogen werden wollen; so war „re dennoch/ nachdem die Revision solchet „Urtheil begehret, und erlanget, die Sache „dadurch in vorigem Stande geblieben, und „hätte die Stadt Hamburg A. 1621. durch „den Sreinburgischen Vergleich sich ver- „bunden und anheischig gemacht, ihrer von „Alters her obliegenden Pflicht nichts desto „weniger nachzuleben, und denen künfftigm ,Lucccstoren an der Regierung des Herzog- „thums Hollstein die gewöhnliche Erb,Hul- „digung zu leisten. Ob nun zwar sowohl „Ihrv Königl. Mas Herrn Vütter glorwür- „digsten Andenckens , als auch jetzt regleren- „de Königl. Majestät zu Dänemarck, Nor- „wegen rc.zu unterschiedenen mahlen sowohl „bey denen deßwegen angestellten Conserere „rien und Zusammenkünften, als sonsten „unter der Hand sie solcher ihrer Schuldig-' „keit vielfältig erinnern, und die „kung derselben allergnädigst begehren, auch „danevenst durch Vorstellung ihres eigrien „darunter vcrstrenden hohen Interesse und „Sicherheit, sie in der Güte dazu zu bringen, „sich angelegen seyn lassen; so hätte dennoch „solches bis anhero so wenig verfangen wollen, daß nicht allem dre Stadt Hamburg »sich des XVII. Seculi. ;e- »-sich vberwehnter ihrer angebohrnen auch ,,selbst erkannten und versprochenen Pflicht- „Schuldigkeit unter einem und andern gantz „nichtigen, und zu dieser Sache nicht gehrri- „gen prLtexr undVorwand sich zu entziehen „gesuchet, sondern auch durchViolirungJH. „Königl.'Majest. KelpcLs, hohen Regalien „inn- und ausserhalb der Stadt, auch an- „dern offenbaren fast feindlichen Machina- „tionen, wie solches alles in specie, wann „es die Zeit erforderte, dargelhan werden «-könnte, dermassen beleidiget, daß höchst- „gedachte Zh. KönigU Majestät ohne Ur^ju- Dero hohen Köinigl. ldiese mit der Stadt Hamburg habende Miß- „verständnüß und Oissuren, wo möglich, „in der Güte zu aüoupiren, und die Sa- „chen in solchen Stande zu sehen, daß die „bis anhero allezeit fovirte OjKcicnce gänzlich gehoben, und an statt denen, die von Al- „ters zwischen Jhro Königl. Majestät Vor, p. Des. a, h. u. Th. A a „sah, ■t Dänische Geschichte 37 ® „fahren und der Stadt Hamburg te- „spective unterhaltene allergnädigste Bien- „veillance und unterthänigste Devotion re- „stabiliw, und allem sonst daraus entste- „henden besorgenden Unheil bey Zeiten vorgebauet werden möge. Dahero dannJh. „Königl. Majest. Dero hierbey anwesenden ,,'Minislris allergnädigst anbefohlen/ ihnen „den Herrn Hamburgischen vepurirten ob- „erwähnte Jh. Königl. Majestät allergnädig- „ste Meinung und Intention gebührend zu „eröffnen/ und eine kategorische Resolution und Erklärung von der Stadt Ham- „burg zu begehren/ ob sie dero von vielhun- „dert Jahren Jhrv angebohrnen/ und durch „den Stein burgischen Vertrag expresse con- „soinirten Schuldigkeit zufolge Jh. Königl. „Majestät, als regierenden Herzogen zu Hol- „stein, die gewöhnliche Erb-Huldigung ab- „statten: 2) „ Wegen dero vielfältig erwiesenenBe- „fchimpflmngen und Insolcntien gebührliche „und zulängliche Satisfaction geben, auch „sonsten g) „ins künfftige wegen ?r-estir- und Lei- „stung der schuldigen Pflicht und Einstellung „aller bis anher verübten vielfältlgen Lxor- „bitantien und Lonkravcntionen der alten „Verträgen genügsame Versicherung geben „wolle. „Gleich- des XVII. SeculL _S-r «Gleichwie nun solche Jhro Königl.Maf. | «Postulati auf das alte von vielen hundert ' »Zähren her gebräuchliche, und durch viel- «fällige bestättigte Herkommen/ wie «nicht weniger Ihrer Königl. Majeft. hoch- «löbliche Vorfahren, und der SladtHams «bürg aufgerichtete Verträge, und sonsten «die selbst--redende Billichkeit gegründet: als «so verhoffen auch höchst-gedachte JhroKö- «nigliche Majestät, es werde die Stadt Hamr „bürg hierunter ihre eigne Wohlfahrt und ' «Sicherheit con66enren,undreifflicherwes «gen, daß, wann sie durch krsestirung ih- «rer angebvhrnen Pfliicht Ihrer Königlichen ,,Majestät Hulde und Gnade sich einmahl „würde fähig gemacht und versichert haben, «sie dadurch nicht allein die bis anhero je- ,,derzeit gehabte Ombtage , Mißtrauen, und «die daraus entstehende vielfältige Unkostun- ,,gen und Gefahr evinren und aufheben, „sondern auch eine beständige und nachdrückliche ProtcLkion , Hülffe und Sicher- „hell erlangen und acgmriren würden; maj- ,,sen dann hvchgedachke Jh. Königl. Maj. „hiemit sich erklären und versprechen, daß", «wann offk-bemeldte Stadt Hamburg sich «hierinnen zum Ziel legen, und zur BtlUch- «keit anschicken würde, fie nicht allein nichts „von Deroselben, so ihren von Alters wohk „gebrachten Privilegien zuwider, prserenöl- «ren, sondern vielmehr dero Flor und Auf- Aa 2 „nehmen 37* Dänische Geschichte „nehmen möglichster mästen durch alle ersin- „liche Mittel befördern, und ihnen sonst mit „solcher Königl. Gnade und Hulde begegnen „wollen, daß die ganhe Welt, absonderlich I „die Stadr Hamburg daraus erkennen wer- „den, daß Jhro Königl. Mas. es getreulich „Mit ihr meinen, und ihr intcreile mit ihren ! „eignen zudeokachten geneigt seyn. Da man j „aber an Seilen der Stadt Hamburg solche i „Jhro Königl. Maj. allergnädigst wohlge- \ „gemeinten Erklärung und Zusage keine statt 1 ' „geben und in der biß anhero verspürten opi- „nizrrere und widrigen unverantwortlichen „conduite verharren solle, so wollen Jhro jj „Königl. Majcst. als welche nichts, als was ! „Dero Hochlöbl. Vorfahren von vielen ioo. ' „Jahren her comperiret , und sonsten die -I „höchste Billigkeit erfordert, suchen, hiemi! l „vor GOtc und der ganhen ehrbaren Welt „(olcnnircr protestiret haben, daß sie an al» „len dem Unglück, Ruin vieler tausend Familien, auch Vergiessung so vielen unschuldig „gen Bluts und sonsten anderen Unheylen, „so unzweifemlich daraus entstehen werden, „allerdings unschuldig seyn, und die Verant- „wormng dessen denenselberr, so durch ihre „unbefugteHoffärNgkeit/PÄrricuIiere passio- | „nen und interessen dazu Anlaß gegeben, „bllltg anheim gestellt seyn lassen; wie dann „dre Erfahrung einige Jahre her zum öfftern „erwiesen, in was unwiderbringlichen Schanden i, des XFll seculi, _*7S ,^enund Unglück, ja äussersten Ruin viele „rn-uud ausserhalb dem Römischen Reiche „gelegene Städte durch solche unbesonnene „Widersetzlichkeit gerathen, und daß Theils „derselben nicht allem um ihre Freyheit. Nah- „rung, und Wodlfart gebracht, sondern auch „durch Brand, Verstrick-und Ruinirung der „Haben und andere unglückliche Kriegs-Fäl- „le gänhlich ruiniret, und auf den Grund demoliret und verwüstet worden. „Wie nun Jhro K önigl. Maj. derv anges „bohrnen Clemenz undGütigkeit nach hery- „lich wünschen, daß die Stadt Hamburg „es zu solchen exrremjräten nicht gelangen, „sondern vielmehr höchst - gedachter Jhro „Königl. Maj. Anlatz und Ursach geben mö- „ge, dero sonsten zu ihnen tragende Hulde „und Gnade in der That zuerweffeu, also versoffen auch Jhro Königl. Ma». man wer- „de sich auf Seiten der Stadt Hamburg cr- „klären, wie es die Billigkeit und eigene *Vjt „pcriclitirenDe Wohlfarc erheische., maffcn „dann Jhro Königl. Maj. L'^o lchlußiiche „c-iregorische ^esolurion hierauf forderfamft »ckrwatten, und verbleiben sonst denen Hermen vepunrten mit Königl. Gnaden wohl „beygethan. Nach vielen Berathschlagungen und anderen Unterhandlung ist durch die Vermute- lung des Königs in Franckreich, des Churfürsten zu Brandenburg und der Hertzog n Lla z von *74 Dänische Geschichte von Lüneburg der sogenante pinnebergische Inrerirnr-Receß den I. dlovemb. 1679. errichtet, und den z. ejusä. von beeden Seiten ratificim worden, davon dieses der gan- tze Jnnhalt: „Zu wissen, demnach der Durchlauchtig- »,ste, Großmächtigste König und Herr Herr „Christian der fünsste König zu Dänemarck, „Norwegen, der Wenden und Gothen,Her- „hog zu Schleßwig, Holstein, Stormarn „und Ditmarsen, Graf zu Oldenburg und „Delmenhorst rc. nach nunmehro durch Gott „tes Gnad erfolgten allgemeinen Frieden al- „lergnädigst nöthig befunden, daß zugleich die „von Jhro Königl.Maj. allerlöblichsten Vorjahren auf die Stadt Hamburg gehabte, „und auf sie verstummte jurs UllH pr-etenlio- „ner, in specie der Huldigung halben, bey „diesen conjunÄuren' zugleich abgethan, und „auf einen gewissen Fuß gesetzt werden möch- „ten; zu den Ende dann allerhöchst gedachte „Jhro Königl. Majest. Bürgermeister und „Raths der Stadt Hamburg Deputieren „jüngsthin am 26 8 epr. allhier zu Pinneberg „durch Dero höchstanfehnliche Herrn Ge- „heime Rathe und sinistros eine in dreyen „Puncten bestehende Proportion, und deß- „wegen bey der Stadt unterschiedliche Erin- „nerung und ernstliche Ammahnungen thun „lassen, daß demnach allerhöchst gemeldte „Jhro Königl.Mas. in Ansehung des Durch- „lauch- des Wll. Seculu Z75 „lauchtigsten Großmächtigsten Königs un- „Herrn Herrn Ludovici XIV. Allerchrift, „lichsten Königs zu Franckreich und Navarren ,,rc. des Durchlauchtigsten Fürsten und Herrn „Herrn Friedrich Wilhelm Marggraffen zu «Brandenburg rc. rc. rc. und der Durch!. «Fürsten undHerren HerrenLeorZV/ilhelm, „Herrn Johann Friedrich, und Herrn Ru- «Soiph Augusten Hertzogen zu Braunfchweig „und Lüneburg rc. hierunter angewandter „OKciorum.und mithin verspührteSubmis- „ston Bürgermeister und Raths, auch ge- „meiner Burgerschaffr der Stadt Hamburg, „die gegen dieselbe gefaßte Ungnade fallen «lassen, Dero der Stadt angedrohete Was- „fen zurück und vor derselben abgezogen, und „nachfolgende Puncten allergnadigst beliebet: i.) „Erstlich werden zuförderst höchst er- „meldter Königl.Maj. alle ihre badende Jura 1 „und prsetensiones, wie auch der Stadt Ham- „burg ihre Gerechtigkeiten^ und Jura biß zu «anderweitiger entweder gütlicher Abhand- „lung oder rechtlicher iLnrfcheidung we- „gen des Hornagiai - Puncts und anderer «Streitigkeiten ungekräncket und ungeschmä- „lm vorbehalten, also daß denenselben „durch gegenwärtigen lnterirnz Keceüi fo we- „nig als Ihrer Kayferl. Maj. und des Heil. „Römischen-Reichs deßfalls habenden Ge^ „rechtfamen einiger Massen pr-ejudiciret, noch «im geringsten derogim seyn solle; wobey Sl a 4 ,.2hr» 3?6 _ Dänische Geschichte. _ „Jhro Königl. Maj. sich auch allergnädigst „erklären/ daß sie die Sradt bey der ZXeu* „cralitat und ihren Lommercien, auch her- „aebrachren Rechten, Privilegien und „Freyheicen geruhig und ohngekranckt „lassen wollen. 2. „Dahingegen zweytens Bürgermeister „und Rath auch die Burgerfchafft der Stadt „Hamburg mit unterthanigft danckbarerAn- „nehmung solchen allergnädigsten Königl.- „Erbieiens festiglich zugesaget und Verspro- „chen, daß sie ihres Theils Jhro Rönigl. „Maj. in uncerthanigst geziemender devo- „tion zugethan seyn und bleiben/ Dero be- „stes fördern/und Schaden, so viel an ih- „nen/ abwenden/ und bey Jhro königl. „Maj gebürlich halten, und im übrigen „Jhro.Königl. Maj. Gnade sich fähig zuma* „chen allerdings sich angelegen seyn lassen „wollen. Wogegen auch Jhro Königl. Maj. „der Stadt ihre beharrliche Königl. Gnade „zugesaget. z. „Dieselbe erklären sich ferner und drittens zu desto mehrer Bezeugung ihrer unter- „thättigsten clevorion gegen Jhro Königl. „Maj. Derofelben durch eilte Oepur-mon „aus ihrem Mittel, solche ihre unterlhanig- „ste inrenrion in ihrem und der gantzenBur- „gerschaffc Nahmen, nach dem deßfalls hier „beygefügten formular, selbst demüthig er- ,,öffnen und vorkragen zulassen. 4. «An- des XVII. Sectili. 377 4. „Anriebst auch zum vierdten, weil Jh- „ro Königl. Maj. durch allerhöchst und hoch- „gesaate Jhro Königl. Maj. in Franckxeich „Se Churfürst!. Durchl. zu Brandenburg, „und der Herren Hertzoqen zu Braunschweig „und Lüneburg Fürst. Fürst. Fürst. Durchl. „Durchl. Durchl. sich dahin bewegen lassen, „daß sie Dero wider die Stadt gefaßten „Unwillen und Ungnade schwinden und fals „lcn lassen, Derofclben der unterthanigsterv „Erkänntlichkeit innerhalb 2. Jahren a dato „an zurechnen in fünf Termin zweymahl „hundert und zwanrüg tausend Reichs- „thaler baar erlegen zulassen,' dergestalt, daß „stracks bey erfolgender Königl. rarincarion „70000. Rthlr. halb in specie und halb in „Cronen: sechs Monath darnach, als den i. „May An. 1680. vierhig tausend Rthlr. in „Dänischen Cronen: und wiederum sechs „Monath hernach 4000s. Rthlr. in Cronen: „und denn noch abermahl in sechs Monathen „40000. Rthlr. in Cronen: und der Rest „als 30000. Rthlr. sechs Monath hernach „auch in Dänischen Cronen abgetragen wer- „den soll. Jedoch daß dagegen alle von Jh- „ro Königl. Maj. wider die Stadt, auch aus „denen mit der Stadt Lübeck in communio- „ne besitzenden vier Landen pr-erendirteForderungen gantzlich aufgehoben und ab, „gethan, alle der Stadt auch Dero Bürger und Einwohner angehaltene und arrc- Aa 5 „stifte 378 Dänische Geschichte „kitte Schiffe, Waaren, und Effecten, und „zwar auf der Elbe immestiare bey erfolgen- * „der ratification und Genehmhaltung, im - „übrigen aber so bald an jeden Ort die deß- I „wegen nöthige Befehle werden einlangen „kömmt, relaxtet und reüiruiret werden. s. „Sind Jhro Königl. Maj. des aller- „gnädigftenErbietens,diesen Inrerimz-Keccfs „binnen acht Tagen allergstadigst zu bestatti- s,gen, und darüber Jhro Königl. Genehm- „haltung allergnädigst exrraöircn zulassen. > „Wohingegen Bürgermeister, Rath, und „Burgerschafft der Stadt solchen ebenmäs- > „sig in besagter Zeit zu constrmiren, und I „demselben in allem getreulich nachzukommen „gehalten seyn sollen. > ,,Zu dessen Urkund haben zu Endes gemeld- „te Königl. Ministri und der Stadt Depu- „kitte biß zu folgender ratificadon diesen In- | „terims# Recess eigenhändig unterzeichnet, ] „und mit ihrem Piuschafflen versiglet. So „geschehen Pinneverg den i.Novemb. 1679. „Formular der oben gemelkten Declara- | „tion. „Durchlauchtigster rc. jc. „Nachdem E. Königl. Maj. durch Gottes „Gnade in hiesigen Dero Fürstenthumen, , „und folgends in der Nähe der Stadt Ham- „burg glücklich angelanget, und ernannter „Stadt-Raths-Deputirten eine gewisse in „dreyenPuncten bestehende?ropostdon thun, «auch ' des JtVlL Seculi. 379 „such der Stadt Resolution darüber begeh- „ren lassen; so viel den ersten Punct aber begrifft, derselbe anietzo wegen Kürhe der Zeit „und andererUmstände halber seine völligeAb- „helffung nicht erlangen können, und E. „Königl. Maj. dahero sich gnädigst gefallen „lassen, selbigen zu anderweitiger entweder „gütlicher Abhandlung oder rechtlicher Entscheidung auszustellen, und Dero wider die „Stadt gefaßte Ungnade schwinden und fal- „len zulassen, und deswegen in einen gewiss „sen Interim,- Reccsz.Krafft dessen E. Königl. „Maj. auf die Stadt habende jurr und pr-e- „renliones, wie auch der Stadt die ihrige „ungekränckei und ungefchmäleret vorbehal- „ten werden, gnädigst zu willigen; so erschein „nen vor E. Königl. Majest. Burgerm. und „Raths-Deputirte in deren und der sämtli- „chen Burgerschafft Nahmen, und versprechen „solchem Inrerimr-Recelr in allen seinen „Puncten und Clausuln getreulich nachzukommen, und absonderlich E. Königl. Maj. „mit unterthänigster geziemender Devotion zugethan zuseyn, Dero bestes zubefördern, „Schaden und Nachtheil aber von Ihr, s» „viel an der Stadt ist, abzuwenden, und bey „E. Königl. Maj. gebürlich zuhalten, und „sonsten alles andere so in besagten lnrcrim,- „Recess enthalten, vollkommentlich zuerfüllen, „vermittelst daß die Stadt bey der Neutra- „lität und ihren Commercien, auch herge- „brach- 3 So Dänisthe Geschichte _ „brachten Rechten, Privilegien und Frey- „Heiken geruhig und ungekräncket bleibe und „gelassen, auch Dero Römisch -Rayserl. „Majest. und dem Reich Dero Gerecht- „same vorbehalten werden „ ^cresLc^I»- rnoire, des k^egotiarions de la Paix deNi- megue zu Ende. Vide Histoire des Traitez de Paix Tom.I. fol 13^. &c. Londorp. 100. Auf solche Weise waren zwar die Rechten in radice ungekräncket: aber der Hamburgische Seckcl muste eine Purgantz ausstehen. Wie dann auch Brandenburg diesem Exempel gefolget, und gleich darauf wegen einiger Mißhelligkeit, von der Stadt 12^000. Reichsrhaler gefordert und gezogen. Vid. Theatr. Europ. an. 1679. Tom.XlI. fol. 36. &c. Es ist auch bey manchen Gelegenheiten an den Kayserlichen Hofe eine ansehnliche Gabe, theils zur Straffe, theils zurWiederversöhnung von hieraus abgeflossen Daß also die schöne Stadt nicht nur in ihr selbst wohl stehet, sondern wie gleich- j sam eine gute Milch-Kuhe, vor ein - und an- * dere grosse Herren dienet. ; 101, Mit Holstein gieng der König An. r 68 x. noch weit harter um. Es hatte der Kayser denen Churfürsten von Sachsen und Brandenburg, und denen Hertzogen von Zell und Wolffenbüttel die Co/ninission aufgetragen, diese Streitigkeit zu untersuchen/ und erstlich den Weg der gütlichen Beyle- gung 1 des XVII. Secuit. 381 gung zu ergreiffen: im Fall aber solches nichts verfanaen wolte, die Reichs-Gesatze nach ihrer Scharffe an den König inDänemarck auszuüben. Der Köniq wolle den Kayser, als Richter, nicht anerkennen; weilen solcher mir Schweden ein hartes Bündnüß wider Dänemarck eingegangen wäre, auch an den Nieder-Sächsischen Creiß schon solche Mandata ergehen hätte lassen, welche dem König deutlich genug sagten, daß ihm der Kayser das Urtheil schon indicta causa gesprochen habe. DerHertzog von Lüneburg seye offenbar partheylich: die Sache selbst seye ein Hauß-Streit, worein der Kayser sich nicht zu legen habe. Der Herzog brachte dagegen diese Gründe vor: Es seye die S. che gar nicht einmahl streitig, indeme solche im Westfälischen Friede schon ausgemacht. Die Verwandtschafft gebe dem König kein Recht, seine Verwandte zu unterdrücken, sondern verbinde ihn vielmehr zu deren Erhaltung. Der König sage ja, er wolle das Hertzogthum als ein Reichs- Gut besitzen: woraus natürlich folget, daß dem Reich die Erkanntnuß und Schutz darüber gebühre. iOÄ. Der Churfürst von Brandenburg erinnerte den Hertzog, er möchte sich dem König überlassen. Heutiges Tages wolle die Gerechtigkeit alleine nicht erkleckeu,.man müsse auch eine hinlängliche Macht dazu haben. 382 Dänische Geschichte den. Solche seye beym Herhog nicht, würde auch keine Helffer bey dermahligen Umständen LuropL leichtlich bekommen: und im Fall auch jemand sich finde, wäre doch vom Ausgang nicht viel bessers, jawohl auch schlimmeres zu hoffen; wrePuffendorff im Leben Frideri V^ilbclmi es ausführlicher vortraget. Der Herzog versetzte darauf, er wäre ihm so klägliches Schicksal der Gerechtigkeit freylich wohl bekannt: hege doch bey sich noch ein gutes Vertrauen, es werde die Christliche Sitlen-Lehr noch nicht durchaus dahin verderbet worden seyn, daß eben alles Recht mit der Fuchtel allein bestimmet werde: ansonsten, gleichwie ein Fürst allein selten mächtig genug ist, einem Feind zffwider- stehen, also müssen endlich alle Fürsten ihre Unterdrückung befahren, wann niemand ly- rer gerechten Sache beystehen solte rc. Auf dem Regenspurgifchen Reichs-Tag war man im Begriff, härtere Entschliessungen zu nehmen wider den König. Brandenburg aber wolle nicht anbeissen, und wüste es dahin zu lencken, daß nochmahls beschlossen wurde , die gütliche Unterhandlungen zur Hand zu nehmen. ioz. Hernach so wolle zwar der König den Kayser als einen Sequester erkennen, nicht aber als einen Richter: und zwar dieses nur vom Herzogthum Holstein: dann Schleswig wolle er von nun an nimmermehr heraus des XVII. Secuit, 383 j heraus geben: ja ließ noch vor Holstein die I Aemter Gtemhorst und Trembsbüttel einziehen , und vom Herzog 902000. Rthlr. seit dem vorigen Krieg rückständig sey sollende Kontributionen abfordern, und mufte solcher in Hamburg nur wie ein gemeiner Edelmann kümmerlich leben. Es war zwar A. 1687. eine Versammlung zu Altona gehalten zurBeylegung: worinn aber der Herzog auf Herausgebung SchleßwigS, und der König auf dessen Jnnbehaltung vest bestunden/ und hiemit keiner dem Fried den Eingang eröffnete. Wöbe» noch zu mer- cken, daß es der König mit Widersetzung endlich dahin gebracht/ daß der Kayser sich des richterlichen Amts völlig enlschlagen/ und nur als Mittler bey der Unterredung zu Al- tona erschienen ist. Die Sache siehe zu- samm-genommen bey Puffendorff in Uebur Gestis Friderici Wilhelmi Lib. XIX. An. 1687. fol. 1173. &c. edit. nov. Theatrum Europaeum Tom XIII. fol. 117. &c. Nichts destoweniger was Holstein selbst belanget, hat der Kayser das richterliche Amt nicht aus Handen gelassen, sondern in denen vom König jüngsthtn eingezogenen Aemtern Trems- büttel und Steinhorst Mandata anschlagen lassen, worinn den Unterthanen bey hoher Straffe verboten war, Dänemarck für Dero Herrn zu erkennen, oder Anlagen dahin abzugeben, und der Dänische Rath Meyer- rvet. 384 Dänische Geschichte welcher die Besitzung davon vor den König genommen halte, ward nach Speyer gefordert, um sich zu verantworten. 104. Im Jahr 1688. wurden die Handlungen wegen der Schleswigifchen Sache ferner zu Hamburg durch die viele Miniüros fortgeführet; man konte aber eben so wenig zurecht kommen. Die Schrifften siehe in Theatr. Europ. Tom. XIII. fol. 452. &c. Im Jahr 1689. drang sonderlich Schweden darauf, daß Holstein dem Herzog wieder zugestellt wurde, also, daß es schiene, es würden beede Cronen dieser Ursache halber noch in die Haare kommen. Dem Kay- ser war mit solchem gar nicht bedient gewesen, als welcher eben damahl mit Frankreich in einen nicht allzuglücklichcn Krieg verwickelt war, und befürchten muste, daß nicht Franck- reich auf dieser Nordischen Seite mit ins Spiel komme, und seinem des Kaysers Vorhaben etwan nachtheilig wäre: daheromah- nete dieser den König von Dänemarck ernstlich an, Schleswig einmahl zurückzugeben: Schweden aber bat er, noch eimge Gedult zu tragen. Dänemarck hatte sich einige Zeit- hero auch aus Frantzösische Hüiffe m etwas verlassen, es war aber die Vertraulichkeit in etwas erkaltet, wegen der Frantzösischen Flüchtlingen, oder Hugenotten, so der König in Dänemarck aufgenommen; vielleicht auch wegen geheimern Ursachen. des xvn. SecuU. lü I Es kamen endlich auch Schwedische, Hol- ' ländische, Lüneburgische, Engeliändische Gesandte nach Hamburg, um das Merck zu betreiben, und zu verhindern, das; nicht der Nieder-Sächsische Creiß in Krieg gesetzek würde. Weil nun alle diese hefftig darauf drangen, daß Schleswig müste wieder herausgegeben werden, und dem König dessen Billich- und Gerechtigkeit trucken vorgestellt wurde, so ergab er sich endlich, und ließ auf Den ihm bestimmten Tag den zo.)un. 1689, Abends um 9. Uhr den Vertrag unterschreiben, dessen Laut folgender ist: „ Kund und zuwissen hiermit jedermän- „niglich rc. O „Soll eine General- Amnestie und ewi» „ge Vergessenheit alles des jenigen seyn und „bleiben, so bisher von beeden Theilen, „auch deren Ministris, Unterthanen und An- „gehörigen vorgenommen oder gescheiten seyn „mag, und dahero niemand desselben, bee- „derjeits, mit einiger Verantwortung, Ent- „geld oder Schaden deßhalben beladen wer- „den, dahingegen eine ewige unzertrennliche „Freundschaffi und Vereinigung zwi'che» „Jh. Königl. Majest. zu Dancmarck, Norwegen rc. Dero Erben und Successoren in „der Regierung, und Jhro Hochfürstlichen „Durchlaucht zu Cchteßwig, Holstein, und „Dero Nachfolgern, hieniit wiederum er- „neuert und vestgestellet seyn. Sufpl. P. Des. A. H, ll&fy, B b 2) „Rc- z86 Dänische Geschichte 2) „ bestimmn Jl). Königl. Majest. zu „Dänemarck des Herrn Herzogen Durchl. „alle Dero Lande und Güter/ inlpeciedas ,,Gut Gottesgabe, Ihre 8ouvcrainitär, ste- s ,galicn / Jura collectarum , foederum, Ve- ,,stungen ru bauen und zu besitzen, und solidsten in iumma in alle die Jura, Hoheiten, ,,Rechte und Gerechtigkeiten, wiesle dieselbe ,»vor und nach dem Westfälischen und Nordischen Frieden bis An. 167s. gehabt und ,,besessen, auch was Jhro Fürstl. Durchl. ,,nach dem kontaincdlcauischen Frieden zu- ,,kommen kan, welche Friedens, Schlüsse ,,dann hiemit nochmahlen constrmiret wer- ,,den. Jmgleichen Dero Bediente und Angehörige in ihro Güter und Capitalia. Da- ,,hingegen renunciren Jhro Hochfürstliche ,,Durchl. allen An-und Zusprächen, so sie ,,nicht allein auf Jhro Königl. Majest. weil ,,Dieselbe eine Zeitlang Dero Lande inne ,,gehabt, besessen, und genossen, machen könnten, oder mochten, sondern lassen auch deß- ! ,.wegen diejenige Processe wider das Fürstl. I „Hauß Ploen, so sie am Kayserl. Reichs- „Hofrath erhoben, schwinden und fallen. 3) „Als auch Jhro Hochfürstl. Durchl. »in Dero Postulatis unter anderm begehrt, »daß Jhro Königl. Majest. die Jnsul Fe- „mern, samt den Aemtern Steinhorst,Trems- »büttel und Trittow, und der darauf haff- „tenden Hypotheck und Schuld-Forderung „be- __ des XVII. SecuU. gSI? „befreyen, und Jhro Hochfürstl. Durch!, „absque ullo onere reüituircti möchten: fv „wollen Jhro Königl. Majest. zu mehrerer „BezeugungDero aufrichtig-freund- fchwa- „gcrltchen ^üeLlion und Gewogenheit geigen des Herrn Herzogen Durchi. sich der „Hypothek und Anspruchs, so sie aufdaS „Amt Tcittow haben, begeben, und solches „Jhro Hochfürstl. Durch!, zugleich mitDe. „ro andern Landen wieder einräumen. Was „aber die refpeLtive Jnsul und Aemter Fe- >,mern, Steinhorst und Tremsbüttel anlanr „gct, weil selbige nichtlnZhrd Königl. Mas „sondern Dero Herrn Bruders, Printz Ge- „orgenvonDänem'arckKömgl.Hol-eicHam „den sind, hat die höchste und hohe Mediation zu desto besserer: Vestestelluna und Bey- „behaltung des Ruhestandes in Norden und ^„diesem Nieder-Sächsischen Creiß, woran „dem publico sehr viel gelegen, auf sich gekommen, die Mittel zu verschaffen und bey- „zubringen, Seine Königl. Hohettwegender darauf rückjländigen Pfand-Summa, oh- „ne Jh. Königl. Mas Zuthun und Nachtheil, zu befriedigen, auchhvch-besagterJh. „Königl. Hoheit Lonlcn? zu verschaffen, da- „mit gemeldle Jnsul und Aemter sothanek „Gestalt an Se. Hochfürstl. Durchlaucht „ebenfalls frey und ohneEntgelt/auchSchuld- „und Pfand--frey reüiwirt werden mögen» 4).,S» Bb-r §88 Dänische Gefchichts 4) „So viel die Uniemtl, Pacta familiae, und andere dls A. 1675. aufgerichtete „Verträge, wie auch die Oommünion begrifft, bleibet es bey dem bis dahin üblichen „Herkommen, und dem eigentlichen Jnnhalt „des Westphalischcn, Nordischen undFon- „tainebleauifsfycn Friedens. Jedoch daß „angeregte Uniones, so weit sie das Her- „zogthum Holstein betreffen, gegen Jhro „Kayserl. Majestät und das Reich nicht ver- „bindllch, sondern allerdings ohne Wür- „ckung seyn sollen. s) „Die übrigen 6ravamina werden „aä amicabilcm cornpobrionem, in Cntste- „hung der Güte »6 viam Juris verwiesen; „und soll kein Theil wider obiges via facti et- „was unternehmen. 6) „Die Raristcaribn über diesen Wer- „gleich soll innerhalb vierzehen Tagen ä da- „ro der Unkerschrifft allhier in Altvna ausgewechselt, auch sobald darauf, und läng- „stens innerhalb acht Tage hernach, die „Restitution ohnfehlbar würcklich dewerck- „stelliget werden. Zu wahrer Urkund dessen „sind zwey gleich« lautende Lxemplaria ausgefertiget , unterschrieben, und besiegelt, „auch beyden Theilen ausgehändiget warben. „ Geschehen zu Altona rc. Auf solche Art hat der König ein Stuck gewaget, welches, wo es gelungen wäre, vor einen grossen Vortheil gedienet hätte: Dabey j de s XJSfi. Secuti ,_-8- Dabey hat er zwar nichts verspielet , indem er seine Truppen eine lange Zeit in fremdem i Brod gehabt; doch muste er anbören, 'daß j man ihm die Gerechtigkeit abspreche. Das Hauß Holstein hat dabey zwar grossen Ver- j lust gelitten, hatte aber das Vergnügen, ! daß dessen großmüthige Gedult von jeder- i mann gut geheissen, und es aus Mitleiden I wohl würdig geschähet worden, derejnstens sich in andere billiche Weege wieder erholen zu können; wozu nun unser Zeit schon ein grosser Anfang gemachet, indeme ein Pnnh dieses Hauses zum künsstigen Besitzer des Schwedischen Throns, ein anderer aber sogar in die Hoffnung der Großmachtigen RußischenMonarchie gcsttzet worden. Was hieraus noch erfolgen möchte, werden untere Nachkömlinge um Augen sehen, und mit Ohren hören. ick. Nach so hergestellter Ruhe, errichtete der König A. 1690. zu Coppcnhagen eine Ritter Academie, wozu das Gräflich Riesische Hauß bestimmet, und allen jungen Personen durch das gantze Reich verboten ward, irgendswo die Exercitia zu lernen, ohne das Triennium in dieser neuen Academie vollbracht zu haben. Sie wurde im Jahr 1692. inaugun'rt, ihre Gcsähe und Freyheiten, vor allem aber, nebst den Gebäuden, ein Grund-Geld von achtzig tau- Bb 3 send 39$ Dänische Geschichte' fenffR.eichsthalcr durch Königliche Freyge- bigketc verordnet.. Mit Hamburg aber geriethe es in neue Verdrießlichkeiten. Der König hatte auf derHamburgerGegen-VorsteliungvomKay- fer nicht erhalten können , daß solcher zu Glückstadt emcn neuen Eibe- Zoll anlegen durffte; alldieweilen hiedurch d.nen teutschen innern Landen grosser Nachtheil wäre zugezogen worden, da nemlieyen die Waaren im Preiß gesteigert, und das Handlungs.Wee- ftn in die Hände und Willkür einer fremden Macht wäre gesetzet worden. Ein fbl* ches aber den. Hamburgern empfinden zu laA ftn, hat der König allen Hansee-Städten den Walisisch-Fang auf Grönland verboten ; beynebens auch ein Hamburgts. Schiff' mit reicher Moscownischer Ladung zu Bergen vcryaffien lassen, uncer dem Vorwand der Kexressalien, wegen der von den Hamburgern an einige Dänischen Unterthanen verweigerten Gerechtigkeit. Ja es wurden, auch die meiste Hamburgische Schiffe gezwungen, in keine als Dänische Häfen ein^ zulauffen. Solcher Ursachen halber beschwer-! te sich die Stadt beym Kaysex. Hingegen, würde Dänischer Seits erinnert, ob seye die neue Eibe-Zoll-Errichtung nicht eben zu. Unterdrückung der Stadt abverlanget worden, sondern vor eine Vergeltung der grossen für den Kayser wider Franckreich und Vrcm- des XHI. Secuit. 39k ■ Brandenburg An. 1674. rc. aufgewandte Kosten. Die Aufhaltung der Schiffe hätten die Hamburger ihren Unterfchläuffen ;u dancken. Die Herrlichkeit über Grönland feye eine in den Geschichten ausgemachte Sache ; und seyen auch bishers die Grönlands- Fakrer der Hansee-Städten mit Königlich- Dähnischen Passen ausgeloffen, so ein uns trüguches Zeugnuß der Herrschafft feye. Auf die letzte liess diegantze Sache dahinaus, daß die Stadt mit demKönig sich ab- kauffen, und selbigem 400020. Marck Lü- bisch auszahlen muste; wogegen ihr die freye Schiffahrt aus i o. Jahr lang zugesagt wors drn A. 1692. jo6. Es war das Herzogthum Sachfen- Lauendurg vor einigen Jahren ledig worden. Unter vielen dessen Anfprechern hak das Hauß Braunschweig, deme der Kayser mehrerer Ursachen halber besonders günstig war, den Vortheil des Besihthums davon getragen: in welchem sich zu bevestigen, es die Stadt Ratzeburg mit Vestungs-Wer- ckern versehen ließ. Dänemarck hielte dieses pox eine Eule auf fein Dach, drang auch bey dem NiederSachsifchenCreiß starck auf die Schleiffung besagter Wercker, als wodurch die Elbe möchte einstens gesperrek werden. Und da hiemit nichts ausgerichtet war, zeigte der König Lust / mit Gewalt durchzudringen. Da er nun einige Völcker B b 4 nach 39* Dänische Geschichte nach der Gegend Ratzedurg vorrücken ließ, that der König in Schweden, als Hertz»- zu Bremen und Bedrden, Vorstellungen dagegen; wie nemlich die Sache lediglich Kayserlichec Majestät, und des Römischen Reichs Gerichts, Erkänntnüß heimzustellen seye: Es würde solches als ein Angriff der Reichs-Landen und Sröhrung des Land-Frie- dens angesehen werden; auch wurde es angesehen werden, als wolle der König zu Dä- riemarck demKönigvon Franckreich Luffrma- chen, und die Braunschweigische, nebst anderer benachbarten Fürsten Truppen nöthigen von dem Lager der Verbundenen ab- und nach Hause, zu eigner Vertheidigten- zu ziehen. Ohngeacht dieser Warnungen , griffDa- nemarck zu, berennke und belagerte die neue Vestung den 25. August 1695. dahin die Laueuburgische Stande 202000. Rcichsthlr? Schätzung, und täglich 20000. Pf. Brod, Foo. Tonnen Haber, wte auch 202. Fuder j Heu ins Lager liefern musten. Es fände sich der König ftlbst im Lager ein, und ließ die Stadt hefflig beschießen, und mit Feuer übe! zurichten. Unterdessen bemüheten sich allerseits Gesandten, den Handet durch einigen Ver- Zletchcheyzuiegen, so endlich zu Hamburg den Octobr. erfolget, dessen folgender Haupt- Znnhalt: daß die neue Wercker in- und aus- ftk des XFsl. Seculi. 393 ! fer Raheburg gefchleiffet, das grobe Geschütz herausgezogen/ und nur 202. Mann Braunschweigische Besatzung im Fürstentum gehalten werden sollen. Dagegen solle der König seine Truppen in Kürhe abführen, und in den Lemenburgischen Erb-Streit sich in keinerlei) Weise mengen. 107. An. 1695. ward die Coppenhagische Ritter- .^caäemie mit Freyheiten, Gerichtbar- keit, Siglen, Scepter rc. versehen; welche Bestätigung vollständig in Ibeairo Luro- pXo zuerlesen ist Tom. XIV. pag. 82 s. Eben diß Jahrs gienge mit Todt ab Christian Albrecht regierender Hertzog zu Holstein, dessen H. Sohn Hertzog Friedrich verschie, Vene Anstösse mit dem Königlich-Dänischen Hofe besame, besonders wegen des Hertzog- thums Schleßwig, als worinn der König verlangte, daß der Hertzog sich allein 8uc- cessionr-fähig beweisen, die mitDänemarck weyland errichtete Erbvereinigungen erneuten, dre 500. von Schweden übernommene Soldaten entlassen solle. Wogegen der Hertzog darauf beharret, daß daö Recht der Erstgeburt schon vorlangst eingeführet, die Erb- Vereinigungen zuerneuern mcht nöthig und solches auch von der Königs Seite nicht geschehen , die 50Q. Mann aber nicht aus Schweden, sondern aus einem teutschen Für- stenthum Bremen vor Geldt waren erhand- B b 5 ler 394 Dänische Geschichte let worden, obwohl solche Provintz den König in Schweden unterworffen. Es wurde An. 1695. hierüber bederseits vielfältig geschrieben und beantwortet, also daß sich der Kayser und andere hohe Häupter, aus Beysorge weiterer Folgen ins Mittel zuschlagen begunten: welches doch dem Königlichen Hofe nicht anstehen, sondern er lieber diese als eine Hauß-Sache ohne anderer Zuthun wolle verhandlet wissn; .-cAnders weil eine Omon 6e Anno ■ - - 3. klar zeigte, baß, wann unter den Herzogen zu Schleßwlg -Holstein Irrungen enurunden, solche vor acht ihrer beyderseits Ra-oe geftcl- let, allerseits Rathe ihrer Pflichre entlassen, und da sich diese in der Güte nicht vergleichen könten, alsdann einen Ob-oder Schieds- Richter erwählen, und eines Theils 8. Räthe gegen die ander acht sprechen, und welchem alsdann gedachter Obmann beyfalle, dem solte der ander Theil folge zuleisten schuldig seyn. Wowieder der Herhog behauptete, daß gegenwärtige Irrungen nicht vor die sogenannte Unions Auskrage gehören. Weil die unioncsAn. 1^33. undÄn. 1623. errichtet worden, nicht zwischen den Hertzogen und Herhogen, sondern zwischen den Königen und Hertzogen und hiemit die Irrungen der Hertzogthümer unter sich dahin «icht zuziehen. Seye auch die Zwistigkeit 395 des XML Secutu ! An. ls ^ r. Mischen König kne6eri-co II. und Hertzog Hansen wegen der Erbschafft nicht vor einem I 7 mon 8 -'Gerlä)t, sondern durch Vermittlung Sachsen, Mecklenburg, und Hessen abgethan worden. Auch habe Ihr» Königl. Maj. ein solches in einem Schreiben cicAn. 1677. zo. )gnn3r. selbsten eingestanden, daß nemlichen was Beleh-nung und andere hohe regalia betreffe nicht vorein Uniom« Gericht zuziehen, indeme es was unerhörtes feoe, daß ein 8ouveraiin irgend eines andern Gericht sich untcrwerffe: wie alles von Seiten Danemarck felbsit in einer gedruckten Schulst An. 1679. begannt gemacht worden. Indem sey im Niemäcgifchen Friede ^rr. 7. enthalten: die Röm. Kays. Maj. wirdKrafft Zagenden Kayserl. Anus nicht minder dem Gottorffsschen Herrn Hertzog Christian Albrecht zu Schleßwig und Holstem, als den übrigen Reichs-Ständen, nach des Heil. Röm. Reichs Gesehen und Gewohnheiten Dero Schutz ertheilen, daß demselben seine im Reich gelegene Herrschafften und angehö- r.ige Rechte unverletzt verbleiben; hiernechst vermitllen, daß auch die übrige Streitigkeiten zwischen dem König in Danemarck und Vvrermeldten Hertzog förderlich beygelegt werden mögen. Dänischer Seits ward hiezu nicht geschwie- aen, und unter anderen vorgestellt: was mas- ftn man allerdings wohl von der I/nrons- §nt zz6 Dänische Geschichte Entscheidung abfielen könne, lm Fall ein solr ches von becden Theilen einhellig beliebet würde. In dem angezogenen Königlichen Schreiben seye ausdrücklich behalten, daß den ^nion8-Austrägen damahls von darum- den nicht könnte gelebet werden, weilen die Sache die Brlehnung des FürstenthumS Schleßwig betroffen, als wegen welcher man sich jederzeit besonders verglichen, wie aus dem Odenseischen Vertrag erinnerlich, und in eben der union i;zz. hinc incle reservi- ret worden. Übrigens weilen zur Zeit der abgelassenen Schreiben der König mit dem Hertzoge in öffentlichen Kriege gestanden, so wäre er freylich an keine unionen und pacta gebunden gewesen; solche alle aber seyen nun nach dem Friede zu komain-bleau erneuert und bestätiget. ic>8. Bey so bewandten Sachen muste freylich der Herhvg beförchken, daß nicht seine Parthey die schwächere seyn möchte. Dannenhero bewarbe er sich um eme Schutz- j Bindnuß mit dem neuen Churfürsten zu Hannover, Augustus: welcher zu Aufrechterhaltung des Herhogs wrder die Berintrachti- tzungen des Königes in Dänemarck dem Bindnuß des Königs in Schweden beytrat, und noch besonders einigeArcickel einglenge, worunter diese: daß der Churfürst bey Kays. Maji den König! in Engelland und der Re- public Holland dahin sich.bemühen wolle, des W. Seculi. 39? -Laß die des Hertzogs mit den König gemein- schafftliche Rechte einstens abgetheilet, und hlcmtt die Gelegenheit zu wenrer Miß- helligkeit abgeschnitten möchte werden: in entstehenden Fall aber wolle der Churfürst zwölf esquadrons jede zu 120. Pferde, und sechs barslUonz jede zu 8©o, Mann, zusamt 6oeo. zu Hülffe schicken, ja im Bedürffens-Fall mit sämtlicher Macht zu Hülffe stehen; wogegen der Herhog dem Churfürsten seinen Beystand zusagte zu Behauptung der neuen Chur, und des Hertzogthums Lauenburg. Indessen als die Sache zum Ernst zugera- then anschiene, verdoppelten sich auch die Bemühungen des Kaysers und anderer teutschen Printzen, also daß endlich die Vermittlung Chur-Sachsens- und Brandenburg ergriffen wurde: deren Gesandten dann im May An. zu Hamburg versammle;, die liminaria im Julw geschlossen, die Haupt- Handlung aber zu pinneberg den 24. Aug. eröffnet. Während dieser nun fuhr der Hertzog fort einige neue Schantzen aufzuwerffen: deren Abstellung als der König nicht erhalten tonte, ruckte er mit 7000. Mann in das Holsteinische An. 1697. und liesse im Junio alle neue Wercker durch aufgebotene Bauern schleiften. 109. Das 1698. Jahr wurde die Mediation fruchtloß fortgesetzet. Daß 1699. aber wurde j9§ Dänische Geschichte. wurde noch schwüriger, indem schon Schwer l dische Truppen ausWismar in Holstein ein- j ruckten, um dem Hertzog das Jur armandi« , zuversicheren. Über welch alles endlich der i König Christianus V. nach einer langwieri- j gen Kranckheit im 54. Jahr des Alters tod-! tes verblichen den 4. 8epr. 1699. HO. Fridericus IV dessen HerrSohn, weilen der Hertzog die andere neue Schänden nicht abwerffen, die Herren Friedens-Mitt-! ler auch ihne hierzu nicht verbinden wollen, j als eine Sache die dem Juri armandi* des !l Herhogs zuwider liesse, ist nicht nur gleich - im barrio An. 1700 . ins Holsteinische feirrd-r | lich eingerücket, sondern hat auch befohlen, f künfftighin sollen alleLaudes-Gaben anSe. Königl. Maj. nichts aber an Den Hertzog er- ! leget werden, allermassen selber hiedurch m seinem bösen unfriedlichen Vorhaben nur s würde besteiffet und unterhalten werden. ' Der Hertzog wandte sich in diesen Umständen an die Xlecliarion, an den Reichst Tag zu Regenspurg, und an Kays. Maj. welche auch dehortatoria an denKönM dedato wie im 4. April 170Q ergehen liesse. Allein eS i waren damahls die Dänische Völcker schon würcklich in Holstein eigerucket, und mit > Schleiffung der Schantzen zu Wercke geschritten, und hiemit dem Kriege das Thor i schon zu weit geöffnet. Gottvrp ward den 2i. April besetzt: Tönniugeu waxd mrt einer j ullge- - des XVII Secuit. 599 »ungemein schweren Bvmbardirrmg doch nicht 'bezwungen, ob schon alles zum Steinhauffcn worden, sondern es muste noch eine ordentliche Belagerung vorgenommen werden, welcher der König in höchster Person selbsten beywohnte. Wiewohl ehe noch der Sturm konle vorgenommen werden, näherten sich die Schwedisch-und Lünebul^ische Truppen, und muste die Belagerung den 2. Junii gar aufgehoben werden. in. Als die Braunschweigische sich den Dänischen Grän tzen na Heien, schickte hingen gen der König im Polem und Churfürst zu Sachsen einiges Geschwader zum besten des Königs in Däneunarck im die Braunschwei- gische ab, welche alles Widersprechens ungeachtet ihren Zug durch» das Brandenburg- Halberstadtische nahmeri. Diese nachdem sie in Dänische Pflicht übernommen worden, und im Lüneburgischen angelanget habende mit Plündern und andern Feindseligkeiten so lange sich getumlel, biß die im Land liegende Lüneburgische Truppen sich zusamm- gezogen,und nach einer hitzigen Herumtrei- bung ins.Halberstädtische zurücke zuweichen gezwungen. Hingegen haben die Schwedisch - Hanöverisch, und Lüneburgisch - Truppen Concributionen in den Dänischen Graf- fchafften Oldenburg und Delmenhorst steif- sig eingetrieben. Zu Ende des May liessen drey Dänische Flor- Dänische Geschichte Flotten, sammentlichvon 6 r.Krieges-Schift fen in die See. Die Schwedische Flotte aus 4?. Schiffen stellte sich auch in dreyen Geschwadern, wovon eine das Admiral Traube führte, und dieses im Ende des Junii, zu weicher Zeit auch die Englisch-und Holländische Flotten, als Versicherer der Alconai- schen Tracraren, sich vor Cronenburg im Gesicht der Dänischen vor Ancker legten; deren diese unter Befehl des Admiral Alle- monde, jene unter dem Ritter Rovck stunde. Diese versicherten aber, daß sie nicht als Feinde, sondern zu Erhaltung des Friedens gekommen seyen, und wider denjenigen würden Gewalt brauchen, welcher der erste würde zum brechen seyn. Auf diese Art strichen sie durch den Sund mit allen Ehrenzeichen, und, indeme sie bey der Insel Ween sich lagerten, bekamen sie die Dänische Flotte zwischen ihrer und der Schwedischen in die Mitte. 1 12. Bey Gelegenheit dieser Schiffcüstun- -en seynd zwar viele andere denckwürdiae Ge-, pränge, davon in Theatro Europso zulesen, vorgegangen, doch seynd folgende einem Staatsmann sonderlich zubemercken. Als der Dänische Admiral bey der Schwedischen Flotte sich anfragen liesse, was endlich lhr Thun wäre? erklärte diese, daß sie in gegenwärtigen Dienst nicht Schwedisch sondern Holsteinisch wäre; indem die Flotte Seiner ! Durchlaucht dem Hektzoge« wäre überlassen worden. des Xpll. SecuU . 401 | Worden. Die Englssch» und Holländische Flotten halffen hierauf nicht nur die Däni§ sche Flotten etliche Tagebefchiessen, sonder» warffen auch sehrviele Bomben in die Haupt- Stadt Coppenhagen selbsten ein: nichts desto weniger bedeutete der Englische Admiral Roock in einem Schreiben an den Dänischen General-Lieutenant Schack, wie er wohl glaube, daß die bisherige Bombardi- rung einige Entsetzung in der Stadt verursachet, sie wäre aber von ihnen bloß als Ga- ranteurs der Altonaischen Tracraten ohne einige Feindschafft gesschchen, und würde, dafernederFriedein Hwistein erfolgte, nichts weiter zu befahren feym: Solle es aber mit dem Friede nicht zu Stande kommen, s» wurde man so viet GZewalt wider sie brauchen, daß sieUrsach sich zu fürchten haben würden; bezeigte Dabei), wie es ,hm Leid wäre, sich zu dieser Expedition gebrauchen lassen zu müssen, als der ein grosses ^ikime vor die Dänische Nation undgeerönke Häupter trüge. WoraufderDä nssche General sehr anständig geantwortet, daß man eben nvchkei- ne Ursache zu einiger -zitcratioo gefunden: Die Schätzung des Hrn. Admirals vor die Dänische Nation und Ehrerbietigkeit gegen den König wäre ihme lieb: die fernere Bedrohungen muste man erwarten, und stünden in dem Fall dem Herrn Admiral Kraut und Loth zu Diensten. $uppl. R, P, De[t A. H, //,£(), Cc II3* «so* Dänische Geschichte HZ. Mit allem dem bezeigten Muth ward -och die Dänische Flotte bey Coppenhagen mit den drey feindlichen gänhlich umringet; i« der feurige König in Schweden Carl der XII. mit einer auserlesenen Mannschafft nahm in Person eine grosse Landung auf die Haupt-Jnful Seeland vor; lag aber übri- Zeus allda ruhig/ ohne den Einwohnern einiges Leide zu thun. Zu Land aber hatten die Hannoverisch- Schwedisch- und Lüneburgische Vvlcker erstlich Alton« besetzet/ und sich sofort bey Pin. neberg im Junio gelagert / auch die 3000. Mann Holländischer Hülffs-Völcker an sich gezogen. , Inzwischen seynd mehrmahlen die Sachsen ins Lünedurg - und Hanoverisch - auch ins Bremische eingefallen/ denen zu begegnen/ aus dem Lager einige Mannschafft zurück geschafft worden. Es bedurffre aber solcher Vorsorge nicht/ Massen die Sachsen schon von dem General-Lieutenant an den Bremischen Gräntzen waren abgewiesen worden. Dannenhero auch die vereinigte Armee zu Ende des Julu tieffer ins Dänische nach Segeburg aufbrach. 114. Hier lagen beede feindliche Armeen an der Trave einander im Gesichte, ohne einiges Handgemenge, allweilen indessen auf dem Holstein-Plönischen Lust-Hauß Tra- venchalzu Herstellung des Friedens, unter des XVII. Secuit, 4VZ Kayserlich-Brandenburgifcher Vermittlung, angefangen, und durch die eingeloffene Nachricht der Schwedischen Landung auf See- land also beschleuniget worden, daß den r8. Augusti selber geschlossen/ und um ll. Uhr Nachts besiegelt worden. Worauf die Armeen auseinander gegangen. Des Travendalischen Friedens Jnnhalt bestehet in Xv.Artickeln: 0 Die General- Amnestie, in specie vor die Städte Hamburg und Lübeck. 2 ) Die Erneuerung der Unionen zwischen dem Reich Dänemarck, und denen Herren Herzogen zu Schleswig, Holstein, auch derben incorporirten Landen de An. iszz.iertz. (ausser was wegen Aufhebung des Vasallagii und erlangten Souveränität in den Nordischen Friedenß'Schlüs- ftn de An. 16^8. und i66o.stipuiitt) auch alle bis 36 An. 167s. errichtete Pacta und Vertrage, die Westfälische, Nordische, konkainrbleauische, Alkonaische Friedensau ä) Giückstättische kteceste: jedoch daß besagte Unionen, als foedera perpetua, nicht weiter als nach ihrem würcklichen Jnnhalt explidrf werden sollen; und zwar, daß die etwan künfftig zwischen beyden regierenden Herzogen entstehende Irrungen entweder per amicabilem compositionem UNter sich, vdek durch Vermittlung darzu erwählender Puis- sances abgethan werden sollen. )) Die gemeinsame Regierung über Prälaten, Rit- C c a ter^ 404 Dänische Geschichte_ terschafftund einige Städte (wiewohl ohne Praejudiz der in dem Nordischen Fried üj- puiirtcn Disposition wegen Theilung der Prälaten und Ritterschaffl) wird continui- rel; mit dem ausdrücklichen Beding jedoch, daß kein Theil über solche zur gemcinsr afft, llichen Regierung gehörende Personen, Ocr, ler und Güter das geringste zu Kriegs- un5 Friedens-Zeiten ohne des andern Lonsen, und Mitbelieben vornehme, es seye in Administration der Justih, Geboten, Patenten, Lxccution, Einquartirung, Contribu- tion , oder andern Auflagen, wie es Nahmen haben möge. In dem Mitgemein- schafftlichen aber soll jeder Theil das Sei- nige privative souverain zu regieren haben, und vom andern in nichts gestöhret werden. 4 ) Um denen Uraerexten zu erweckenden Streitigkeiten ist vestgestellet, daß gleichwie in denen beyden Fürstenthümern beyde Theile, vermöge der alten Verträge und Obscrvanz, allerdings in völliger Qualität stehen, und paria jura gemessen, und gemessen sollen ; also auch Jh.Kvmgl. Majest inDänemarck IsflD Dero Successore*, als regierende Herzoge zu Schleswig-Holstein in- und ratione der Fürstentyumer Schleswig-Holstein keinen Vorzug und Praerogative in einigem re, ausser was ratione ordini* hergebracht ist, vor Zhro Durchl. zu Holstein-Gottorp und Der» Lucccilorrr als auch regierende des xni. secuti. 4°f | H-r;oaen zu Schleswig-Holstein, sich an- I nehmen noch prrkenöiren, sondern bey völ- , liqer Parität und gleichen Rechten unter bey- j den Theilen es unveränderlich bewenden las-' sen wollen. Artic. s) Die Defension der ! Landen betreffende, wann dem gantzenLand - und also beeden Theilen einige Gefahr aus- ; stossen solle, wird billig mit zusammenqesetz- I ten Kraffcen und communi Lonlilro auf ge- « meinen Land-Tagen derselben vvrgeb«eget. Jedoch soll unter dtesemVorwand kein Theil j schuldig seyn, in solche Sachen sich verwi- i ckeln zulassen, in welche etwan der andere Theil allein und einseitig sich eingelassen hätte. Belangend das nun hauptsächlich streitige Jus amorum & infyeciefortalitiorum, und hiemit den eigentlichen Verstand des Altonaischen Vergleichs, so ist abgethan worden: Daß Ihr» Durchlaucht und deinen 8ucccsiloren ohne alle Dispute verbiei- „ben solle das Plenum Lc liberum jus arno- „rum, armandi*, foederum, & fortalitio- „rum, und was davon dependirt, und des- „sen freyes Exercifmm. Wobey aber von „beyden Theilen beliebet worden: Daß i> „kein Theil Vestungen erbauen solle, näher „als auf zwey Meilen Wergs an denen von „dem andern Theil besitzenden Vestungen. „2) Auch überall nicht näher als auf eine „Meile, von-und an des andern Tcritorio „(worunter jedoch die gemeinsthaffäiche Oer- Cc 3 „ter 406 Dänische Geschichte »>ter nicht mit zu begreiffen) etwas 5orti6ci- „ren. z) Soll auch kein Theil näher als ,,auf eine Meile an den oickmairen Strassen und Passage* von Flensburg nach Rens- „burg, und von dar nach Jzehoe, Glück- „statt und Hamburg, Vestunqen bauen. „ 4 ) Damit auch von einem Theil dem andern „durch eine gar zugrvsse ärmarur und in „denen Fürstenthümern zu haltende Anzahl „Volcks keine Ombrage und )alc>u6e gege- „ben werden möchte, so ist verglichen, daß „ausser einer ganh evidenten Nothwendigkeit (als wann von auswärtigem Ein- „bruch kündbare Gefahr vorhanden , oder „Jh. Königl. Majest. zu Dänemarck Dero „Alliirten aus Dero Königreich Dänemarck „einige Hülffe zu leisten hätten, als welchen- „falls Deroselben die Passage durch Dero „Antheil der Fürstenthümer billich frey bleiben muß) kein Theil mehr als 6ooo. Mann „zu Pferd und Fuß in die Fürstenthümer „Schleswig,Holstein bringen nachhalten, „selbe auch zu keiner Zeit zu Unterdrückung „oder Vergwaltigung des andern Theils ger „brauchen solle. Weilen aber Se. Durch!, „zu Holstein-Gottorp mit einer solchen An- „zahl Völcker nicht alle mahl versehen seyn „möchten,und Dero Gelegenheit nicht leiden, „solche beständig auf den Beinen zu haben, „so bleibt Deroselben allemahl frey, wann »Sie es nöthig finden, von Dtto Freun- des TUI. Sectili. 4®y j ,,den und Alliirten aus dem Römischen Reich und Nieder-Sächsischen Creiß bisaufzoos. ! ».Mann einzunehmen, undzuDeroSicher- I »heit in die Fürstenthümer zu bringen und ' ,,zu verlegen. Wann sie auch von frein- '.den Herren einige Truppen, so in Dero ».Dienste, Eid und Pflichte tretten, und ».voriger Pflichte erlassen werden, erhalteir '.können, und annehmen wollen, stehet sol- ,,chcs ( weil dergleichen Leute nicht änderst „als Gottorffische eigne Truppen zu consi- „dericen scynd) um so mehr und zwar auch „ultrs numerum der gedachten ZOOO., und „bis aufdie obge-dachte Zahl der 6ooo.Mann, „zu hochgedacht Sr. Durchlaucht freyem „Willen und Difjposition : jedoch daß von „cmerRuillance allein auch solchergestalt kei- „ne grössere Anzahl als zooo. Mann zuüber- „nehmen seyn wrrd. Letztlich wird auchver- „wehret, daß bey denen Durchmärschen der „Truppen kein Theil des andern Angehört- „gen und Unterthanen mit Nacht-Lagern und „Einquartierungen beschweren soll: eswäre „dann, daß im Nothfall auf speciale Requisition ein Nachtlager concediret wür- „de; welchenfalls dann alles, so genossen „wird, bezahlet, und ganh cxaLke Disciplin „gehalten werden soll. Der blosse Transi- „tus aber soll auf behörige Requisition nicht „verweigert werden. Art. 6) DerAltonais „sehe Recesii soll inner 6. Wochen ad lire- C c 4 „ratn 8 _ Dänische Geschichte „rum vollzogen werden, in specie auch mit „Restitution des Gutes Gottesgabe an Jh» „Durchl. zu Hollstein-Goltorp. Art. 7) „Versprechen Jhro Königl. Maj. daß hin- ,,füro aus Dero Vestung Chrisiian-Preiß, „oder Friedrichs Ort, die Gottorffische An- „gehörige, in specie die Stadt Kiel nicht „errviret, und im widrigen Fall, wann der „Schad binnen 6. Wochen nicht rcp-riret „würde, S. Durchl. ratione des in dem „Glückstättischen Reces; sub conditione we- „gen dieser Vestung ertheilten Consens, ih, % JC* Nothdurfft und jura salva & Integra re- „ferviret haben sollen. Art. 8) Wegen „des Pacti . so A. 1647. mit dem Capitel zu „Lübeck an Seiten Holstein-Gotwrff, wc- ,.gen der Bischöfflichen Wahl auf sechs Ge- „neratioacii errichtet worden, wollen Jhro „Königl. Majest, es bey dem Glückstättischen „Recess de An. 1667. und darinn beschehe- „nen Versprechens allerdings bewenden lassen. Art. 9) Zu Erringerung der in die- „sen Errungen erlittenen Schaden des Haukes Gottorff haben Jhro Königl. Majestät „aus freund-vetterlicher Affection und Gewogenheit gewilllget, daß Jh. Durchlaucht „die Summa von 260000. Reichsthaler an „guten vollgültigen Dänischen Cronen (wel- „che innerhalb - 2. Tagen a dato dieses im „Hamburgischm 8,nco, oder bey sichern ».Kauffnuthen versichert und angewiesen, und „dem des mr. Secuit 4 09 „dem Gottorssfchen Gevollmächligten solche „Versicherungen ausgeliefert werden sollen: „und zwar solche Summa zwischen hier und „künffngen Kieler - Unschlag An. 1700. ia „Octavis trium regum zu Hamburg ohn- „fehlbar bezahlen lassen wollen. Hingegen „lassen Ihr» Durch!, alle andere wegen ei- „ner Schadloßhaltung bereits movirte oder „annoch movirende Prrkentioncs fchwinr „den. Nicht weniger wird an Seiten Ihr» „Durchl.hiemitrenunclret. 1) Denen An. „! 697. von der Königl. Milih verursachten „Kosten. 2) Der rarione der bekannten „Peraequacion der demHochfürstl.HauseGot- „torff zustehenden Pmension, davon in dem „l'ractar An. l6Li. und den Glückstättischen „Kccels Erwehnung geschehen: und z) dem- „j'enigen, so nach dem 23. Jan. 1689. von „Königl. Seite aus dem Fürstlichen eingetri- „ben worden. Wogegen Jhro Königl. Mas. „gleichfalls auf alle aus diesen Krieg pmeu- „äirende Schadloßhaltung renunciret u. „Art. 10. wird beschlossen die Auswechslung „der zwey Königlichen im Amt Gotlvrp gelegenen Vogteyen Breckel undUlseniß gegen „ein äquivalent, zuVerhükung alles Anlasses „der Irrungen. Art. 11. von dem beyTun- „dern angelegten Königlichen Zoll sollen alle „Fürstljch-Echleßwig-Holsteinisch-Gottorf- fische Unterthanen: wie auch alle Kauff- „mannschassten und Waaren so directe auf C c s „der 410 Dänische Geschichte „ver See nach ver Stadt und 2 lmt Tundern, „oder von dar in die See gehen/ gänhlich „befreyet seyn. Alle übrige Gravamina sollen durch beederseits darzu zusammen zuschi- „ckendc Rathe in Hamburg innerhalb sechs „Wochen a die ratificationij dieses Tractats „bona üde gehoben werden. Art. 12. Die „Schanhe,so Braunschwcig-Zelle in diesem „Krieg auf der Insel Grevenhof vor dem „Hamburgischen Hafen aufgeführet, wird „geschleiffet: hingegen verspricht Jhro Kö- „nigl. Mas. daß die Erbauung obgedachter „Schanh nimmer zu Iemands praejudiz al- „Iegiret, noch von der Insel des Greven» „Hofs und was allda noch ferner sich anse- „tzen möchte, der Schiffahrt einige Hem- „mung geschehen solle. Arr. iz. In diesem „Fried und amnestie werden eingeschlossen „die hohen Garants des Altonaischen Vergleichs, Dero Successore«, Reiche, Lande rc. „Art. 14. Der Kayser und übrige hohe Puif- „sancc*, so sich bißhero der Garantie des Al- > „tonaischen Vergleichs angenommen, nicht I „wenlger derKönigl. in Franckreich, die Chur- „und Fürsten des Reichs rc. sollen invitirct „werden beyden Theilen die Garantie dieses „Tractats und der dabey errichteten Neben- „Articklen zu leisten. Art. 15. Die Ratifi- „catione* über diesen Tractat in 7. Tagen „;u Segeberg auszuwechSlen. des XV1T. Seculi. 4 ** nj. Solchermaßen war wenigst dem Ansehen nach die Unruhe gestillet und der Hers hog durch feine Freunde ausser Gefahr gestehet. Der König wurde dieses Jahr schon den 15. April, durch die Bischöffe von Sees land, Norwegen, und Jütland, so mit Silbern und Goldenen Chor-Röcken bekleidet aufwarteten, gesalbet, samt der Königin. Die Cerimonie bestünde in Musie, und darinne, daß der König mit der Cron vor den Altar trat, davor niederkniete, und nachdem er die Cron auf einen Sessel abgelegt, die Salbung auf dem Haupt, Brust, und rechten Hand bekam. Die Königin legte die Cron gar nicht ab, wurde auch nur auf dem Kopf und der Brust gesalbet. 116. Übrigens war der Traventhaler Friede, und die darob geschöpfte Freude gleichsam nur wie ein Schatten vorbey gegangen. Dann also gleich nach dessen Schluß liesse der König bey dem Reichstag zu Regens- burg die Erklärung thun, wie er von der Auszahlung der stipulirtcn 260000. Rkhlr. sich difpcniitrct finde wegen verschiedener Beeinträchtigungen, welche der Hertzog gegen den Frieden gethan hätte. Als nemlich. 1) Daß in das Ranzauische Gut Lindewith zu Gott torff, wo dieses Jahr die gemeine Regierung ist, die immiftion erkannt worden, ohne vor- hcro mit drr Glückstädtischcn Dänischen Regierung zu communiciren. Worauf aber 412 Dänische Geschichte ^ Än. ,701. Hvistem"crwiderte, daß dergleichen imrnichons und vffenbareJu^itz «Sachen ohne commnnicztion zubeschehcn pflegen, und die Glückstädtische Regierung selbst solches nicht allein üblich hergebracht, sondern ausdrücklich in Brieffen gegen die Gottorpl- sche Regierung verlanget. Zudem so habe die Glückstättischr Regierung vor und nach den Travendalischen Fried eben diese immis- fion ohne communication mit der Goktor- pischen Regierung cassiret , hiermit sich in Aleichen ja stärckern Vorrvurf deö Friedens- Bruchs gesehen 2) Klaget der König, daß der Hertzog das Gut Gottesgabe eigenmach- lig behauptet. Worauf der Hertzog erwi- dct: weil solches Gut dem Fried zufolge nach sechs Wochen dem Herhog nicht eingeräumet worden, se»r er befugt gewesen, dessen sich selbst zuoersichern. 3) Andere Beschwer- den, weiche der König geführct, meinte der Hertzoa zu dem vermög Friedens anzustellenden Congrels zugel)ören,welchenLonArcl8 j er schon lang beschicket, von Seiten des Kö<- I nigs aber sich niemand dabey eingefunden hatte. 4) Wolke der Hertzog keineswegs an statt barer Bezahliing sich befriedigen lassen mit verlohrner Schulden Anweisungen, die ihm von König!. Maj. zugemulhet wurden. 117. Der Hertzog flehete die Cron Franck- tzeich als Laranre des Frieden von kont»me- blern des Xl r il. Seculi. ____4JJ fbleäu um Beystand an, welcher König dann auch drefe Nordische Unruhe ;u seinem Zweck gar wohl zugebrauchen wüste. Er hat» eben vor die Spanische Erbschaffc seinem Hause zuverstchern. Kayscr Leopold setzte sich dagegen/ und ward bemühet/ mit Dänischen Völkern sich zuversiärcken, welche dann, sofern im Norden die Ruhe nicht gantzlich hc.ge« stellt wäre, dem Kayscr mit Nichten helssen kunten. Hingegen liesse man sichs Kayfer!. Seils äusserist angelegen seyn, um seinen Zweck zuerhalten, die Sachen in Norden zu« vergleichen, welches dann endlich zu Hamburg den l2. Julii 1701. folgender müssen zu Stand gebracht worden. Der Inhalt dieses Hamburgischen Vergleichs ist in vier Articklen folgender: ,) Gi« bet der Hertzog das Gut Gokkesgabe wieder heraus. Item stehet ab von allem Anspruch (ausser der Zucccllion) aus die Insel A-roe und darauf gelegene 4. Güter. 2) Der Her« tzvg verzeyhet sich der Halbscheid der gemein- schädlichen conGburion von denen in der Landesmatrickl benenren Aemtern und Städten und vier Gütern auf Arroe, so den Cone« burg f Plön-Norburg^ und Glücksburgischen Häusern gehören; weilen solche aus demKv- mgltchen Antheil kommen: behaltet sich aber vor das 8uccciHon;-Recht, so weit es ihm auf den Fall gebühren könne. Hingegen rcnuncwel der Kontg.der yrrerentipn von 10z. 414 Dänische Geschichte roz. Pflügen aus dem?errguarion8-keccr- se 6c An. 166;. item allen denen, welche ee vermög Glückstadtischen Kcccli. auf die vor« Mahls übcrschwemte, nachhin aber mit Teichen wieder gewonnene Ländereyen des Got- torfftschen Antheils dahin gemaä)t hatte, daß solche gerettete Lande ad commune cataslrum proviiionale hatten gebracht werden sollen: wird auch ferner beliebet, Inhalt des Trar vendalischen Frieds, daß künfftig jedem Theil die schon eingeteichte und noch einzuteichende Lande privative verbleiben sollen, es seye im Nordstrand, Tundcrischen Eyderstättischen, Brettstättischen, Ditmarsischen, oder sonst, z) Der Herhvg wird nach Auszahlung der 260200. Rthlr. die durch Schwedische Auxiliar- Truppen nach dem 14. Äug. in Oldenburg und Delmenhorst eingemdene con- tribudon gut machen. 4) Will der König die 262200. Rthlr. baar bezahlen; jedoch solle der Herhog verschiedene an den König in solutum ex caula onerosa abgerichte Obligationen zur völligen Richtigkeit setzen, auch die vor einige Fürstl. Ministros und Bediente, vermög Altonaischen Vergleich, noch rückständige Capitalien bezahlen. Die übrige Gravamina sollen binnen zweyen Monathen erörtert und völligen geschlossen werden. Aus diesen Jnnhalt ist leichtlich zuersehen, wie der Herhog nicht eben zum besten gefahren, indem vermuthlich von der Suma Thalern des XVn. Seculi. 115 (fern nicht viel mag in Händen geblieben seyn. Vielleicht mag zu Beschleinigung des Vergleiches die Lübifche Loacliuror- Wahl/ so jdem Hause Holstein eben dazumahl bald entfallen wäre, bey dem Hertzvg Vorschub gc>' igeben haben. n 8 . Es ist eine bekannte Sache, was Massen in verschiedenen Pacten und Friedens« Handlungen dem Hause Holstein-Gotwrp vorbehalten worden, daß aus dessen Abspröj- lingen biß auf 6. ecnerarionen die Lutherische Bischöffe zu Lübeck oder Eutin sollen ge« wählet werden. Nun ereignete sichs iebv, daß auf Kayserl. Befehl zu einer Coadhit«r- Wahl »der denomination geschritten, aber weiß nicht aus was für Trieb eine Zwey- spaltige herausgebracht worden, da ein Theil der Lanonicorum den 12. ernennet Prinyen Christian Ernst zu Schleßwig-Holstein«Got- torp; der andre Theil Tages darauf Prinzen Carl des Königes in Dänemarck Herrn Bruder; welcher letzter dann durch Beyhülff Dero Herrn Bruders Mayst. sich der Coad- iutorie zu unterziehen gedachte. Worüber einiger Brieffwechsel entstanden, so irnThea- tro Europaeo nachzulesen. Allein die Auf- mercksamkeit auf zwey wichtigereDinge hielte die Regungen diesesmahl zurück. Dann es braun bereits in Pohlen das Schwedisch- und Moscvwitische Krieges-Feuer wider König Auguitum ii. aus Sachsen. Und gegen 'Mit- 4i 5 Dänische Geschichte Mittag war der Spanischen Verlassenschafft halber das Schweröl in Italien zwischen l>n Liays. Leopold und dem Haust Burbon wm ck- !,ch gezucket. Beede, Moscau nemlich und der Kayscr bewarben sich nun Dänische Soldaten und Schiffe. Mit dem Kayser aber kam biß in Octobe* die Handlung endlich zu Stands Krafft deren 6000. Mann Dänisches Krieges-Welches an den Kaystr 1200s. an dessen alliirte die H. Herrn Holländer überlassen wurden. Der Kayser. zahlete bievor eine Million Thr- ler. Mit Holland aber war verabredet: 1) Daß Danemarckin derSpanifchen Luccei Aon; - Sache wolte neutral verbleiben. 2) Das Lommercium zwischen Dänemarck rrud Holland frey seyn. z) Dänema ch einen Erb/Zoll errichten möchte so lang, biß es die restirende Million daraus erhoben. 4) Sollen die Zoll-I^äta jm Orsund auf 100. Jahr erneuert werden. ;) Bezahlen die Holländer ZSOOOO. Rthlr. restirende Subsi- riien. 6) Erstatten sie den Dänischen Kauf- leuthen/ nach vorgängiger liquidation, was die Holländer ihnen im letzten Krieg anSchist fen genommen. 7) Dargegen sollen 1200s. zu Diensten Hollands marschfertig gehalten werden. 8) Von welcher Zeit an die Republik solche Völcker verpfleget. 9) Sie bezahlet vor einen Reuter 80. einen Dragoner 60. einen Musquetier 25. biß 22. Rthlr. Zm Fall indessen Dänemqrck svlte angegrif- des XFIl. Seculi __ 41 ? fen werden, gehen dessen Völcker zurücke, und Holland flösset selbst noch so viele darzu, vder eine Pfcaäre zur See. ny. An. 1702. überreichte nach anderer protestirenden Beyspiel auch der Königliche Dänische Gesandte zu Wien ein Memorial an Jhro Kayserl. Majefl. Lgopold, darinn er Vorstellung that, wie hartdieLutherifch- und Calvinische in Ungarn bedränget würden, auch deßhalben um Abhülff bat, wiewohl nur Protestation , wie man Dänischer Seils nicht gedächte, in die Ungarische Re- Nlecungs-Gesthäffte sich zu mengen rc. Übrigens wurde auch das LübeckischeWahl- Geschafft noch dieses Jahr fortgesetzt, und vom Kayser unterschiedliche Vortheile gebrauchet , damit dM Geschwür nicht heffti- ger entzündet wurde. An. 172;. als der König in Polen durch Schwedische Waffen ziemlich in die Enge gebracht worden, ersuchte solcher den Köntg in Dänemarck um Beystand, indem es der Cron^Dänemarck selbsten angelegen wäre^ die Schwedlsche grosse Fortgänge zu be- schräncken. Der König aber erklärte sich, wann Seine Pölnische Majest. und Repu- blic durch ordentliche Gesandte um einvoll- kommenes Bündnüß werben würden, solle alsdann wohl geschehen, was zu Aufrecht- Erhaltung der Cron Polen möchte verträglich seyn. In dieser Gleichgültigkeit auch ver- Sufpl,R.P.Des.JM.lL Ch. Dd hals- 418 Dä nische Geschichte _ harreten Jhro Königl. Majest. noch fort, wiewohl sie doch nicht ermangelten, sich in gute Verfassung zu Wasser und Land vor- sichtiglichzu fetzen, so daß Sie An. 1706. an Fuß-Volck 42. Battailionz, undanReu« therey4Z. Bscadronz die Musterung paßiren liessen. Und dieses dauerte also noch bis in das dritte Jahr fort. i2o. Aber A. 1729. beaunte sich eine andere Lcene zu eröffnen. Der König war zu Ende vorigen Jahrs nach Welschland ge- reiset, unter dem Nahmen eines Grafen von Oldenburg, und war den 17. vecemb. zu Verona angelanget. Nachdem er hernach im Jahr 1729. zu Venedig die gewöhnliche Ehren empfangen, auch über kerrara und Bologna nach Florentz unter grossen Ehren- Bezeugungen abgegangen war, wolte rrdoch die Reise nach Rom, wie Ihre Päbstliche Heiligkeit wohl gehoffet, des Ceremoniv! halber nicht nehmen, sondern gieng nach Pisa und Livorno, und von dannen über I^uca wieder durch Florentz und Bologna nach Modena , und endlich über Vicenra und ?errara wieder in Teuschland. Die Ursachen einer solchen Reise konie niemand leichtlich ergründen: ausser daß man einig war, es müste wohl was anderes als die pure Ergötzlichkeit dahinter verborgen liegen. > Und weil dann die Schwedisch-Polnische Handel, nebst den Frantzösischen, die alleinige des XVII. SeculL 4 *» j nige damahls waren/ so Europam in die Wette zerrissen/ an den letztem aber Dänemal ck nicht sonderlich Theil hatte , als besorgte man, ob Se. Majest. nicht etwan ab den allzu weit aussehenden, auch noch biedahin glücklich lauffenden Schwedischen Massen einigen Unlust und Besorgung geschöpffet hätten, und nur von darum dieReise vorgenommen hatten, damit in fremden Landen ohne grosses Aufsehen könnten die Berathschlagun- gen und Unterredungen gepflogen werden; wie man dann wissen wolte, daß dergleichen mit Polnisch - Rußisch- wie auch Kayserli- chen Abgesandten sollen geschehen seyn. Hierin» war main noch mehr bestärcket, als im Rückweeg Se. Majest. erstlich nach Dreßden, und sodcann mit König Augusto in Polen, auch nach Potzdam zum König in Preussen sich begeben: allwo an beeden Orten, obwohl die meiste Zeit mit auserlesen- kostbarsten Lustbarkeiten vertrieben wurde, danuoch durch die allseitige Ministros , und endlich die höchste Personen selbst höchst- wichrige Dinge in sZorschlag kamen. Man hat eine seltene Begebenheit am io. Julii (des Tages hernach, als König Carl aus Schweden bey Pulkawa von den Russen ruinrrt worden) zu Oranienburg gesehen, als in dem Königl. Audientz - Gemach ein Staats- und Kriegs-Rath gehalten ward, bestehend aus dreyen Königen, dreyer Reli- D d s Lionen, 420 Dänische Geschichte ? >ivnen, und dreyer Friedrichen, so mit Um rieds-Gedancken meist schwanger giengen. Dann Friedrich August, König in Polen war Catholisch, der König zu Dänemarck Lutherisch oder Evangelisch, der in Preussen Calvinisch oder reiormirt. Jeder hatte nur einen eintzigen Slaars-Rath bey sich, und dauretr der merkwürdige Sitz von io., bis halb i2. Uhr Mittags. Das Ratze! löseke sich noch besser auf, als bald nach diesem der König in Preussen von Berlin nach Preussen abrerftte, und zu Ma- rienwerder den 2f.Octob. den 5. November sich mit der Czarischen Majest. persönlich unterredet, jedoch zu einem Krieg gegen Schweden noch zumahlen sich nicht bereden ließ. 121. Von Dänischer Seite geschahe die femdliche Aeusserung durch ein den 28.0ctob* unterzeichnet- und den 7. Novernb.zuCvpr penhagen verkündetes Manifest, welches wir der Länge nach, vieler Ursachen halber, ansetzen : „Wir Friedrich der IV. rc. rc. thun kund, „wie es dann in der Welt ohnedem mehr »als genugsam bekannt ist, welchergestalt „die Nordische Reiche und Lander durch des «Königs in Schweden seltsame Animosität und höchst - pr-estitlicirliche Lonclulce »einige Jahr her in die allergröste Unruhe, »nicht allein zu Vergiessung vielen unschuldi- «sen des XFII. Seculi. 421 ;i „gen Bluts, sondern auch zu einer iämme» „lichen undelenden Verwüstunggantzer Pro- „vintzen und derselben Einwohner gebracht „worden. „Die Erfahrung, auch die von vorigen „Zelten, zeiget klärlich, daß die Schweden, „so offt es ihnen conkrsir gegangen, und „derselben Desseins ihnen nicht nach Wil- „len und Gedancken gehen wollen, allemahl „gesuchet haben, gegen alle Billigkeit , gegen „alle Tracraten, und derselben allen unge- „achter, welche sonsten in der Welt bey als „len Nationen unzerbrüchlich gehalten wer- „den, sich ihres Schadens bey ihren Nach- „baren, bald bey dem einen bald bey dem „andern zu erholen. Und, wie viel Exem- „pel, sowohl »n diesem als vorigen Seculo, „solches beweisen können, so haben sie mit „unterschiedenen ausgeputzten und gefchmück- „ten prLkcxeen überall die verderblicheKriegs- „Flammc herumgeführet, und sind mir dcr- „fciben ohne Entsetzungen, und nach eignem „Belieben, bald in unsere, bald in anderer „Puissanees Provintzen, Reiche und Länder eingetrungen. „Wir haben auch über dem von der Cron „Schweden bösen Imemion gegen uns und „unsere Lander völlige Nachricht erhalten; „sowohl aus einem des Kömgs in Schweren eigenhändig unterschriebnen und mit „Wen uns toucliirenden Lx^reilionen an- D.d i gelüll- 4L2 Dänische Geschichte „«gefüllten Schreiben, welches nichts anders „als ein undedachlsamer Übermut!) hat di- „ctifcn können, als aus derselben bey an- „Dern fremden Potentaten sich befindenden „Ministris conrinuirlicher -rnrung „gegen unser Inrei-eftc und fauche Auslegung über unsere auf alle Weise rechtmas- „sige dondure, Meinung und Inl^nrion, „bloß zu dem Ende, uns dadurch in Arg- „wohn und Mißtrauen bey unsern Freunden „und Aliiirten zu bringen, und uns bey der .»aantzen Welt verhaßt zu machen, dafern „solches möglich gewesen; wie dann dieses „alles verschiedenen Porentaten, bey welchen „die Schwedische Ministri sich dreier ihrer „dünste bedienet haben, genugsam bekannt, „und annvch in frischem Andencken ist. rc. rc. „Weilen dann von uns,^die wir derglei- „chen überhängender Gefah? fnemlich daß „Schweden sich verlauten lassen, als wol- „te es geerönre Häupter vom Thron stürben, dergleichen polen würcklich erfah- „ren, Rußland aber damit bedrohet war) „als nächst und also auch am meisten expo- „niret seynd, nicht mit Billichkett begehret, „und eben so wenig für die Nachkommenden „verantwortet werden kan, daß wir all das »Böse, womit wir auf solche Weife bedrv- „ihet werden, stillsitzend abwarten, und uns «überfallen lassen solten, woraufvielleichtei- »im allzuspäte Brreung folgen dörffle; als „dicti- des rvn. Seculi. 42; „dictiret die bey allen Verständigen auf folgen Fall gebräuchliche Fürsichtigkeit, ja „die unumgängliche Nochdurffk erfordert/ de- „nen besorgenden und ganh gewiß darauf . „folgenden Würckungen von dergleichen „Schwedischen weit aussehenden, und eige- „nem Sinn und bösen lntenrivnen mit al- „len Kräfflen bey Zeilen vorzukommen w. „Damitaber die ganheWelt, und alle Un- „partheyische sehen und erkennen können, daß „es mit der vorhin generaliter und kürzlich „angeführten ^nimoktät, nebst Brechung ,,der Tractaten, auf Schwedischer Seite „sich also in der That würcklich verhalte, „haben wir von de>r Schwedischen schönen »»subtilen Verhaltuma mir etliche wenige Pro, „ben (dann alles aufzurechnen wurde zu „weitläufftig werden) allen rechtschaffenen „und unyartheyischen Gemüthern, woraus „das übrige leichtlich geschlossen und judicitt „werden kan, vorstellen wollen. j ) „Aus einem vorn König in Schweden „unterschriebenen und an die General-Staa- „ten der Vereinigten Niederlanden, angebend die bekannte Eutinische oder sogenannte (lci-chutorie- Sache, vom Printz in Lithauen abgelassenen den ^.May 1706. datieren Schreiben siehet man, mit was für „sportlichen, ja sogar karliculier- Personen „unanständigen Expressionen derselbe sich „unterstehet, die rechtmäßige Wahl, welche D d 4 «auf 424 Dänische Geschichte „auf unsern lieben Herrn Brudern, Prinh „Carl gefallen war, anzufechten, da die „Worte, wie folget, lauten: „Non diffitemur, nos quoque ad istam „litem, quae studio quaesita apparebat, eo „magis curam intendisse semper, quod per „Domus Holsaticae violationem, nostram „pariter non obscure intelligeremus, & „proinde graviter tulisse , conniventia & „cunctatione eorum, quorum nobiscum „interest pacem Travedalenscm conserva- „re inconcussam, adversae parti eousque „crevisse spiritus , ut , occupata epssco- „paliscde, non modo jura Domus Got- „torpiensis in dubium vocare, sed etiam „pacem solemneni, totque poteotissimo« „rumprincipum & statuum auctoritate con- „ firmatam tentare % atque subjicere susti- „ouerit, &c, ,vMit einem Wort zu sagen,. so ist der „JnnbaltgedachtenSchreibens ebenso falsch, „als besten Expressiones injuneux und UM „leidlich ftynd. Dann es ist so klar als die „Sonne, und aller Schwedischen airsstu, „dirren künffligen Einwendungen ungeachtet, „stUlfj, ein jeder Rechte Gesinnter gestehen, „daß das Lübeckische Dom-Capitel zu dem „Travnidalifchen Tractac, welcher in selbigem Schreiben gleichsam bey den Haaren „hinzugezogen worden, auf keinerley Weise »MbuMn fetze; dgM so lang die kunda. « „wen- -es XVIl.Seculu 427 „menral-Gefehe des Röm. Reichs bey Macht „stehen, und nicht auf solche Weise, wie „Schweden, so offc selbige mit dessen inre. „reffe nicht üdereinkon-.en, solche gerne gantz- „lieh ühern Haussen gemorsten zu werden „wünschete; so ist und bleibet gedachter Tra- „ctat und alle die vorigen, wie die Schwer „den selbige auch immer verdrehen mögen, „welche zwischen zwey Partheyen geschlossen „worden, und also keineswegs dem dritten an „sernem Recht pr^udiciren müssen oder kön- „nen. Über dem ist ja einem jeden bekant, „daß unser geliebter Herr Bruder, der durch „die meiste Stimmen im Capital rechtmäs- „sig erhaltene Recht und darauf genommene „potsechondesBlschöflichettSitzesEutin keü „neewegs in regarä des allhie sonder funda- „menr allegiEten Travendalischen Tractats, „sondern bloß und allein wegen interce/Tum „der Königin von Engelland und der Hermen General-Staaren auf gewisse dagegen „ülpuiirte conditiones dem Hcrhogen und „^äminiürarori von Schleßwig-Holstein- „Gvttorp cediret und überlassen; so daß die- „se Streitigkeit oder differenz nicht Krasst „eines Tractacs, sondern durch eine freund- „lieheVereinigung so weit beygelegt worden, „weswegen wir dergleichen ungegründrst „hautaine und unanständige Manier zu schreis „den nicht anders als einen fürsahtichen Cmr ,chrang auf uns aufnehmen können, D d s Ä) „We- 426 Dän ische Geschichte _ 2) „Eichet man eine eben so arrogante „als aufgeblasene und uns wuchirende in „Stockholm durch öffentlichen Druck den ,,;§.Occembr. publicirte Schlifft, dessen Hu- „ctor darinn Magnus Ronnau aus einem „blinden Ubermuth sich unterstehet, für den „König in Schweden zu ulurpiren und dem- „selben einen ganh ungereimten und ihm nicht „zukommenden, solider» uns in specie sehr „prsejuclicirlich Nahmen beyzulegen, wie svl- „ches aus dem blossen Dmi - Blatt (den „gcrnhen ausgelassenen Jnnhalt vorbeyzuge« ,,hen) kan gesehen und vernommen werden, „nemtich Hercules genuinus CAROLÜS Magna: Scandinavia: Imperator Holmiie die 5I. Dec. 1706. Magnus Ronnau. „Da es doch der gantzen Welt bekannt ist, „daß Magna Scandinavia die drey Nordische „Königreich Dänemarck, Norwegen, und „Schweden in sich begreiffe, und daß diese „arrogante Impcratorifche cxprellion bloß „und allein zum despect und Verkleinerung „vorschlich erdacht und mit pubiiquer auto- „ritdt gebrauchet worden. Dann aus den „Historien, auch so gar aus denen, weiche «nicht 427 des OT. Seculi. „nicht recht alt seynd, ist klärlich genug zuse, „Ken, und zu beweisen, daß die beyde erste „Cronen, GOtt seye gelobt, die dritte unter „sich gehabt haben; das commium davon „kan nimmermehr mit fundament dargethan „werden. Indessen ist es natürlich und fol- „get von sich selbst, daß der, welcher sich nicht „scheuet das minder zuwagen, eine grosse Be- „gierde, dasjenige was grösser ist zu vollfüh, „ren, haben müsse. Und hieraus siehet man „klärlich, daß Schweden so directe als indirecte sich aller Künsten, welche erdacht werden können, zumnsrer Verkleinerung und „Verspottung für den Nachkommen bedient, „und sich nicht geschämt habe, zu solchem En- „de die unwahehafftigste und falsche Sachen „imgiren und in die Welt publiciren zu lassen. Z) „Die offenbare und derCron Schwenden so offt bewiesene cominuirliche det'rau- „darion in unseren Orsundischen Zoll haben „nicht alleine die von unseren hochlöbl. Vor- „eliern vor uralten Zeiten unkräncklich auf „uns gestammte Hoheit und das Recht „mercklich angefochten und geschmähten, „sondern auch zugleich die von uns ein- „gegangene Tractawn listig gebrochen und „violiret. Daß die Übertretung gedach-' „ter Tnctateit mit würMjchcr dcfraudation „unsers Orsundischen Zolls durch die von den „Magistraten in den Schwedischen Städten „ausgegeben falsche ceitification« und dar- 428 Dänische Geschichte „auf von dem Königl. Schwedischen Cam- „wer- und Commercicn Collegio ausgefer- „trgce See-Pässe an Lübeckische, Bremische, „yamburgtsche und andere Fremde derCrvn „Schweden nicht zugehörige Unterthanen „und Kaufleute auf vielfältige Manieren paff „sirek seye, ja daß dergleichen falsche certift- „cationes und See-Pässe öffentlich feil ge« „Wesen, und daß man ohne der geringsten „Einsetzung für Tractatett und Convention* „offcnbarliche Luxenderey befördert habe;da- „von kömen viele Exempel angeführet wer- „den; wir finden ee aber unnöthig. Nur „bloß eins, woraus der Rest geschlossen wer- „den kan, müssen wir melden, nemlich „Durch Anleitung des in Stockholm gewesenen von An. 1698. daselbst mit Todt „abgegangenen Envoye extraordinaire uns „sers hochgeliebten Herrn Vaters Hochlöbb, „Andenckens Ober-8ecrerarit und Staats- „Raths Bollclaxdorff seine Remonslratio» „und zu einer Probe,chaß dergleichen falsche > „Cettdkationes undSee-PässeinSchwederr I „für Geld zubekommen wären, hat unser „Assessor und Raths-Verwandter in unse- „rcr Königl. Residenh-Stadt Coppenhageu, „Christian Slmonsen, welcher dazumahl „gleichfalls in Stockholm war, gegen Erle- „gung ;oo. Rthlr. in specis eine Lsttilica- „rion ausgewürckt, datiert Stockholm den »^ 8 « April 16-7« und darauf einen See-Paß, „äsn- des XVII. Seculi 429 »datiret von 4 . May selben Jahrs/ auf ein '„sogenanntes Schiff der fliegende Hirsch, „Schipper Gergerchen, obgleich weder das „Schiff noch der Schiffer in dieser Welt „vorhanden waren, und auch niemand wetzen der pro 5orma angegebenen Rheders, „Befrachters oder Schiffers, wie, laut den „Tractaten, geschehen solle, auf den Rath- „hauß zu Stockholm einen Eyd abgelegt hat- „te; welches ein wenig darnach vor demKö- „nig in Schweden in Beyseyn des gantzen „Senat dergestalt offenbar bewiesen und dar- „gethan worden, daß diese Certification und „und der darauf expediere Königliche See- „Paß auf alle Manier falsch wäre; weßwe- „gen man aus lauter Hih und Rachgier die- „ftm Unterthanen und Eydgeschwornen Be- „dienten Christian Stmonsen, weil er derge- „stalt dergleichen mir Schwedischen falschen „Certi ficationem und See - Püffen im „schwänge gehenden Luxendereyen offenbaret hakte, einige Zeit darnach in dem JahL „1702. unter emem andern preetexr an Hals „geworffen und ihm das Leben aberkanl; „weiches Urtheil man gantz gewiß würde exe- „quirct haben, wann wir uns veffeiden als „unsers würcklichen Bedienten nicht mit „Nachdruck angenomen,und ihm seine Frey- „heit wieder zuwege gebracht hätten. „Mit dergleichen impoffuren und Betrü- „zereyen auf der Schwedischen Seite kam »es 43® Dänische Geschichte „es endlich so wett/ daß auch andere Poten- „taten solche Handel nicht paßiren lassen ßun-> „ten sondern An. 1697. eine ganhe Schwe- „dische Kauffartey, Flotte von dem damahls „gen Englischen Admiral Roock zu PleymuS „aufgebracht worden; bey welcher Gelegen- „heit denenselden ihre grobeLollulionez und „verübten Unterschleiff so wohl im Orsund „als an andern Orte«/ ja so gar auch mit „ihren eignen Brieffen und dorreffonäenhen „deut-und klärlich bewiesen wurden in einer „Englischen, wegen solcher Aufbringung im „Druck heraus gekommnen/Schrifft/ dessen „Titul dieser ist: „ A schoct accourt of the true state ot the „case of the Svvedish mescantfleet lately „brought up ontheis voyage from France ,,by admiral Roock, and send into Plei- „mouth. London printed and areto be „fold by Elix Witlok naer stationers Hall „1697. Teutsch. Eine kurtze Information „von der wahren Beschaffenheit der Schwedischen Kauffartey-Flotte/ welche neulich „auf ihrer Reise von Franckreich zu Pley- „muth durch den Admiral Roock aufgebracht „worden rc. 4) „Äst offenbar und ohne condltion.was „für grosse Gewalt und Überlast die Schwel „den gegen denen Unterthanen der Provin- „hien, welche dieselbe in vorigen der Cron „Dänernarck beschwerlichen Zeiten doch mit des XI'II. Seculi. 43i -.gewissen conditioncn erhalten, vierübet halben. Wodurch die Schwedm gleichfalls „die aufgerichtete IraÄarion geb rochen, und „selbst den Vortheil, welcher ihnen durch sei- „bige zugewachsen war, verwürcket haben, „indem man durch die erfchröckliche soge- „nannte Schwedische sseduÄion denen Tra- „ctatco, schnür gleich zuwider gedachte Un- „thauen mit einer unerhörten Härte und un- „ter allerhand erdachten Prakextm vonCron- „Gütern und dergleichen angegriffen, und „ihnen theils hinweg nehmen wollen, theils „auch würcklich hinweg genommen, und zu „sich geschaber haben alle derselben Mittel und „Vermögen,da doch in denen Tractatcn und „in dem sogenannten Cesliotis - Diplomate „expresse und deutlich, inspecie in dem lehr „ten Lundischen Friedens-Schluß ssipuiiret „und abgeredet worden: daß vorhin gedachte „Unterthanen ins künfftig beständig bey ih- „rem Eigenthum, Gerechtigkeiten, und Pri- „vileqev conserviret werden soiten,und zwar „solcher gestalt, wie sie selbige von denen Kö- „nigen in Dänemarck erhalten, und wie sie „selbige, da die celUon geschahe, besessen Härchen, und in demselben Grande, worinn „alles von dem nechst vorhergegangenen, und „durch den Lundischen Fried aufgehobenen „Krieg, gewesen. Und bemeldte Unterthanen „haben zum öffrern und viel mahlen auf das „inständigste bey uns reclamiret, und um um «lere 43 a Dänische Geschichte „sere Beschirmung und Handhabung bey die, „sen Tractatw gegen die Schwedische Ge- „walt und Überlast angehalten, welches die „sehr viele von ihnen eingegebene und in unse, „rer Cüntzley sich annoch befindende memo- „rialicn beweisen können. „Und dergleichen hark und unlcidentlicheS „Tractament haben nicht nur diese in vorhin „gemeldtcn Provintzien wohnende,, sondern „auch die eingesessen unserer eignen Reiche „und Länder, weiche einig Eigenthums in des „nen Schwedischen Provmtzen gehabt, aus- „stehen müssen: welches, ohne unzehlige an- „dere Exempel, allhier allein vorgestellet „wird mit einem, welches in der bekannten „Alaun-Wercks-^lkaire, worinncn unsere „Unterthanen und Bediente An. i 68 r. par- „ricipirten, alsobald nach dem Lundnischen „Friede geschehen, laut einer gegen demsel- „den höchst strcittigen Königl. Schwedischen „Resolution, gegen welcher An. 1687. den „n. May in den Königl. Senat zu Stock- „Holm iedoch ohne einigen Nutzen, oder daß „die Schweden die geringste Reflexion auf „Tractaten, Btlligkeir, Recht oder Gerechtigkeit gemacht haben, öffentlich protdtim „worden. Gedachte Königl. Resolution „lautet von Wort zu Wort auf Schwedisch „wie folgt: „Det Forslag, sän giwcs wed Handen „am Ahlun-Wercket, agtullens fak hoyen des XVII. Secuit. 433 „de pä Wahren til en og en l'aif Rixdaler „pä fated agtrerar kongei Majestät all der- „h!>s, forst fol den stora Profite, skuld sän „Werk ek Emath, ringe forlagh og omkost- „nac af sigkaster: a for den nyttcn, mand „der af formoder, nemlad deDanskeOe- „ditor ernt genom dene traug et skahle staac „snatare ac dringe til raison vg billigheed oc „Decas fadringac vg brucker lettare künde „chome i kongel Majests, eller des Under- „sat er? Hender. Teutsch so viel: „Dieser Vorschlag, wel- „cher an die Hand gegeben wird, wegendes „Alaun-Wercks und Verhohung des Zol- „les aus die Waar en zu ein und einem hal- ,,'ocn Reichsthaler «aufs Faß agreiret Seine „Königl. Maj. gan tz.- erstlich wegen des prodiit. welchen das WZerck geacn geringen Ver- „lag und Unkosten abwirfst. 2) Wegen „des Nutzen, so man daraus vermuthet, „neust ich, daß die Dänische Oedicorez durch „diesen Zwang eher zurKailon und Billich- „keil gebracht werden dörfften-, und dersel- „ben Forderungen und Alaun «Werck lcich, „ter in Sr. Köuigl. Majest. oder-dessen Un- „terthancn Hände geralhen können. „Aus welcher Kömgl.K^svlnkiondiegan- ,,ze Welt sehen und mercken kau, daß in „dem Königl. Senat in Stockholm genennt „werden und heissen laichn und Billichkeit, „die Mittlen und das Vermögen der Unter- P.Des. A. //. ^.Lh. Ee ’ „tha- 434 Dänische Geschichte „chanen anderer Potentaten , ja wohl in Frie- „dens-Zeiten denen Tractaten und Friedens- „donciltionen zuwider mit Zwang in die „Hände des Schwedischen Königs und des- „sen Unterthanen zu bringen, so daß alle „Recht- und Gerechtigkeit liebende gurrten „und Staaten billig nicht allein einen Abscheu an dergleichen ungerechten Maxime „haben/ sondern auch mit gesummter Hand „sich dagegen Sicherheit zur Beschirm - und „^lainrcnirung derselben Unterthanen verschaffen werden. „Wir wollen zu melden vorbey gehen/mit „was für einer unersättlichen Begierde die „Schweden von Tag zu Tag in Finmar- „cken und in dessen Distrikt um sich greif- „fen/ und ein grosses Theil von dem uns von „uralten Zeiten herzu gehörendenIcrirono, „und sonsien nach gerade sich zueignen; wor- „über cvnrinuirlich von unsern Amtmännern und Bediente« an selbigen Orten Re- „lationen und Klagen einkommen. Ja es „würde verdrießlich fallen, an alle die viel- „fältige und beweißliche Verunglimpfungen „und Lnormitäten zu gedencken, welche wi- „der uns und unsere von denen Schweden „verübet und ins Merck gestellet worden / „welche uns dann endlich/ oben gedachte Re- „solution zu nehmen bewogen haben, um „einmahl uns und unsere Unterthanen in ei- des XVIUSecnll 43 s ,,ne zulängliche Sicherheit gegen vergleichen „Schwedischen Überlast zu sehen. „Dieses nun so bald und aufs beste es im- „mcr möglich seyn kan, zu bewerkstelligen, „befinden wir uns genöthiget, hiedurch zu „clecl-rriren, wie wir dann auch würcklich „und Kraffl dieses unsers Manifests dcclari- „ren, und declarirct haben wollen für feind- „lichen alles, was unter Schweden gehöret, „es seyen Länder, Unterlhauen oder derselben „Effect*»: Die Schwedische Provinhen je- „doch, welche in Deutschland liegen, ausge- „nommen, so laug man sich in denenselben „von aller Feilidsceligkeit gegen uns und un- „scre Unterchanen enthalten wird: item, die „Unterthanen, welche von denen andern aus- „ser Deutschland liegenden Provinhen zuuns „überkommen, und sich unter unsere prote- ,.ction und Beschirmung begeben werden: „wie wir dann selbige hiedurch, und Kraffl „dieses zugleich in unsere Königl.?rorection „und Beschirmung ä dato annehmen, und „gegen allen Überlast, auch alleGewaltund „Verfolgung mamrcmren wollen. Wir „haben auch solchergestalt die in Deutschland „liegende Schwedische Provinhen, solang „man sich in selbigen auf Schwedischer Sei- „te friedlich halten, und nichts feindlichesge- „gen uns und denen Unsrigen unternehmen „wird, hierdurch ausdrücklich ausnehmen „wollen, damit ein jeder daraus sehen und E e 2 „erken- '4?6 Dänische Geschichte „erkennen möge, daß unsere Intention keineswegs dahin ziele^fdas allgeme ne We, „sen auf einigerley Weile zu verunruhigen, „oder einigen Krieg in Deutschland, vielwe- „niger in dem Nieder-Sächsischen Creiß zu „verursachen, sondern bloß allein durch Dam- „pfung der bis dato exorbitanten Scbwedi- „schen Gewalt und Macht eine rechtschaffne „Balance in Norden zu machen / und durch „dieselbe einen sichern Frr> d und eine beständige Ruhe einmahl zu erhalten, und so viel „möglich seyn wird für die zukünfftige Zeit „zu bevestigen, und beständig zu conlcrvi- „ren: Welches alles miteinander allen und „einem jeden von unsern Unterthanen zu ei- „ner allcrunterthänigsten Nachricht, wie auch fallen andern Bekommenden zur Wissen, „schafft mitgetheilet wird. Gegeben auf „unserm Schloß Coppenhagen den 28. Oct. „1709. unter unserm Königlichen Handzei- „chen und 8i§ner. (l.s.) Friedrich. 722. Gleich nach abgekündigtem Mani- fest wurden zu Coppenhagen dem Krieg und Feindseellgkeit ein Anfang gemacht mit Hin- wegnehmung 6 . Schwedischer Schiffen, wel- che dieses Ungewltters sich nicht versehen hatten. Zn Norwegen zogen sich bey 22200., des XFirr. Seculi. 437 f n Holstein 6000. und zur See eine Flotte > zustimmen von 18. Kriegs-Schiffen mit am Bord habenden Volck von 15000. welche in Schonen an Land gesetzt wurden mit dem gemässen Befehl jedoch / alldavor baare Bezahlung zu leben. Der K önig war selbst dabey, die Königin und Printz Carl folgten nach; Helsingburg ergab sich mit der Besatzung von zo. Mann. Da zu gleicher Zeit die Norwegische Völck'er das Jemptcrland besetzten, weiter aber nicht vieles bewürcken komen, weil der ungemem harte Winter selbiges 1709. und 1710. Jahrs den Völkern überaus grossen Schaden zufügte. Schwedischer Seits steckte man die Hände eben nicht m den Sack. Der General Stein- bock ließ durch die Bauern alle Lebens-Mit- tcl aus dem Land nach den vcsien Oertern bringen, sammelte, so gut es die Zeit und damahlige Beftürtzung im Königreich (aus Ursach, daß der König nach verlohrnem Treffen bey Pulkawa in Türckey die Flucht hatte nehmen müssen) zuliesse, einen nicht grossen, doch behertzten Trupp Schweden, gieng dem Feind zu Leib, und brachte ihn bis zu Anfang des M'tzellin die Enge anHölsinA- burg. Wobey es den 10. Merh ein für die Dänische nicht glückliches Treffen abfetzte. Helsingborg selbst war verlohren, allwo die Dänen bey ihrem Abzug nach Seeland allen Vorralh auf die Gaffe geschüttet und ver- Ee z derbt, 438 Dänische Geschichte derbet, auch alle Pferde, so sie nicht ein# schiffen können, dem tausend nach erstochener hinterlassen, sammt der L-gage und meh- rern Theil des Geschützes; wie dann auch ganh Schonen von ihnen muste mit dem Rücken angesehen werden. Man war damahls der Meinung, die Schweden hätten sollen den General Cras- sau aus Pommern in die Dänische Lande einrücken lassen; dann hierdurch würde solches zu einem schnellen Frieden seyn gezwungen worden. Hingegen mochten die Schwedische Stände manche trifftige Ursachen, dieses zu unterlassen gehabt haben. Dann erstlich war der König in der Türckey in einem ganh bedencklichen Stand: der Rath wolle, ohne Wissen der Reichs-Stände, soge- fährlich aussehende Enkschliessungen nicht unternehmen ; und bis die Stande etwas ausmachten, verloffdie Gelegenheit. Hernach war es mit dem Crassauisch-Pommcrlschen Geschwader gar etwas Bedenckliches. Der General Crassau war vorigen Jahrs 1709. in Polen gestanden: nach dem Unglück seines Königs bey Pultawa hatte er zwar sich können in Liefland ziehen, wäre aber allda aantz gewiß verlohren gewesen, weil darauf Tiefland von den Russen weggenommen worden. Derowegen er durch das Branden- denburgische (obwohl ihme solches abgeschlagen war; welches er doch mit deralier- äusser- des Will. Seculi. 439 äussersten Noth entschuldigte) ins Schwedische Pommern den Rest seines Volcks m Sicherheit brachte. Allein hier erweckte dessen Anwesenheit grosse Eiffersucht, und wa rd bey dem Reichs - Tag zu Regenspurg, ün Haag, zu Londen rc. viel rathschlagens, bis man es dahin brachte, daß Pommern und Crassau ncurrzl verbleiben sollen: wodurch man glaubte, der Ruhe des Römis. Reich- von selber Seite zu steuern, und Franck- reich wehe zu thun, indeme bey solch bestehender Ruhe alle gegen Franckreich Verbundene ihre gantze Macht dahin anstrecke» kunten, ohne sie .gegen Norden hin zu vertheilen. Weilen dann besagte Neutralität von den meisten Hivfen theils bedungen, theils angenommenwar/.wolten die Herren Schweden auch nicht wtder den Stachel poltern, und unterschrieben selbe gleichfalls. Gesetzt aber auch, sie hätten solche nicht angenommen, sondern hätten auf einer Seite den Crassau nach Dänemarck einbrechen lassen, so würde ohnfehlbar die Polnisch- oder Russische Macht auf der andern über Pommern hinwiederum sich ergossen haben. Es ist aber solche Neutralität vom König nicht gut ge- heissen worden. I2z. Während diesen Cabines-Geschäff- ten, beeiferte sich der Dänische Hof, seine Kriegs-Anstalten m verdoppeln. Man brachte eine Armee auf von wohl etlich und drey'f- E e 4 ssg 44® Dam'scbe Geschichte stq tausend Mann ; eine der Schwedischen überlegene Flotte ward in die Seegcsetzet; eine andere nach Preussen bestimmet, um allda aus Polen noch ^>002. Maiin Säcdsssch- und Nußische Hülffs-Völcker einzunehmen, auch die inkiefland gffatigeneSchweden über- zufuhr n, welche gegen denen in Schonen zurückgelassenen Dänischen Gefangenen sol» len ausgewechselt werden. Dieses lch-ere zwar geschahe: Die Hülffs-Völcker aus Polen aber wurden nicht eingenommen , sondern die Schiffe leer nacher Haute beruffen; damit man nicht mit der Hülff zugleich die Pest mir überführet«:, so dazumahl in Polen schon um sich gefressen hat. Und auf solche Welse gieng das Jahr 1710. zu Ende, da mehr nicht als ein ziemlich hitziger Scharmützel zur See mit Verlust der Schweden vorgegangen. An. 1711. ward in Zubereitung fortgefahren; und weilen das Geld, zu Erhaltung so grosser Mannschaffc, ermangelte, ward an , Hanover dte Grafschafft De-mcnhvrst vor j 820000. Svecies-Thalcr auf 22. Jahr lang anstatt Zinses zu gemessn versehet. Damit nun auch zu Hauß alles beruhiget, sonderlich mit dem Herzog von Holstein wäre, so ist die Sache verschiedener Beschwerden, welche bey dem Travendali- schen Friede auf einen besondern Congress beederseiligen Räthen verworffen war, endlich ^ des XT'in. Secull. 4£t lich Vieles Jahr beygelegt; wovon die Arti- ekeln in Theatro Furopao zulelen Tom.XIX. in Nieder - Sächßischen Geschichten xa§. 624. Zec. Hierauf ward das Aug auf Pommern gerichtet und dieVülcker ins Holsteinische herab gezogen^ wohin der König selbst den 15. Julii/ und zwar nach Rensburg abreisetete, mit 27. Bataillon und <9 Escadrons/ welche zu Fuß 18920. zu Pferd 8920. Mann «b- werffen sollen. Schwedischer Seits verstarckte man auch den Crassau in Pommern mit etwas Volck, und damit eine genügsameGegcnrüstung aufgebracht werden möchte/ ward von der Stadt- haltcrey wegen airsserordentlicher Noth auch ausserordentlichr Steuer ausgeschrieben / und dabey niemand verschonet. Beynebns er- gienge der allgemeine Land-Aufbott, auch in Pommern, und ward dem Volck Hoffnung gemacht von grossen Hülff Leistungen, welche der König aus der Türckey würde zu Stande bringen. Auf solches als schon alle Feinde Schwedens in der Nahe waren/ in Pommern einzufallen, wolten sie doch die Nachrede von sich schieben, daß sie die eingegangene Neutralität nicht verleheten, und geschahen dahe- ro verschiedene Rechtfertigungen bey dem Reichstag Regenspurg so wohl von Dane-- E e 5 marck 442 Dänische Geschichte rnarck als Moßcau,und Pohlen oder Sachsen. Nun fielen die übrige Pommerische Ort leichtlich, weil die Schweden nicht Volck genug hatten, das Land verliessen, und alle Sorge nur zu Erhaltung von Straisund als dem Schlüssel nach Schweden antrugen. Die Belagerung solches Orts ward in Mitte des Leptemberx begonnen, und brachte die Dänische Flotte die meiste Lebensmittel und Geschütz dazu. Wiewohl mit allem nichts ausgerichtet worden. Die Beschreibung aber hievo» verschieben wir in die Schwedische Geschichten, und wenden uns dermahl in Norwegen. Mhier hat der Dänische General Baron köwenthal in Bazuslahn eingedrungen, kon- te aber für der tapferen Gegenanstalt des Steinbocks nicht vesten Fuß fassen, sondern muste mit einer guten in Plünderung gemachten Beuthe vorlieb nehmen. Und solcher Gestalten liess auch dieses Jahr ohne Vortheil ab. 124. An. 1712. hatte Danemarck die Lust weiterer Unternehmungen in Pommern verrohren, weil auch die Rußtsche Macht allbort ohnedem sehr angewachsen war: eü war eine andere, nähere und bequemere Beuthe von Schweden abzuholen, nemlich das Hertzogthums Bremen. Sobald aber der Schwedische Stadthalter in Bremen, Graf Wel- des XVIII. Secuti. 445 (OBellincf davon Wind bekam, ließ er nicht 'nur durch die Prediger das Vvlck zur Treue und Gegenwehr aunnumern, sondern wandte sich auch an den Reichstag zu Regenspurg, allwo der Dänischen Bemühungen ungeachtet ein Reicht-Gutachten abgefasset,undKay- ferL Maj. ersuchet wurden, dehortatoria ergehen zulassen, damit gegen den Westfälischen und Reichs-Frieden nichts unternommen möchte werden. Nicht minder bewarb sich Graf Welling bey Braunschweig oder Hanover,von wannen ihme würcklich die Bedeckung Bremisch- und Vehrdischer Lande zugesagt worden. Dagegen der Graf in vollem Vertrauen die Hanöverische Völcker als Schuh-Geister in das Land einnahm, ihnen Schanhen einräumte, Linien ziehen liesse, unter dem Vor- wand, daß die Dänische Truppen mit der leidigen Seuche angestecket, und also von dem Einmarsch auch derohaibcn abzuhindcrn wären, damit nicht das Röm. Reich hredurch augestecket würde. Aber eben diese Vorsorgen dienten den König in Dänemarck dazu, daß er sich vor desto mehr berechtiget hielte ins Bremische eben so wohl Fuß zusetzen. Jhro Maj. setzten den z r.Juli selbsten über die Elbe mitemem schönen Trupp zu Fuß und zu Psrrd und nahmen das Quartier zu Buxtehude, ohngeachtet der Niedersächsische-Kreiß, Engel« vnd Hvlland alles '444 Dänische Geschichte. alle- gethan/ selbe davon abzumahnen. Es §ab vielen Vorschub/ daß die Schweden bey dem Land-Volck, wegen einiger Bedrückungen, nicht allerdings beliebt waren, hingegen die Dänen, auf des KönigS Befehl, die Bauren auf alle Wege verschonten, und ihrer Arbeit wie im Friede obliegen liessen; welche dann die Schwedischen Partheyen allenthalben an die Dänen verrathen. Erstlich belagerte man Stade, wovor dem König, als er rc führet hatte, gedachte er, der Weg würde ih- rne dahin offen bleiben, woher seine Fei-nde, gekommen lvilkkn; zog also lillvermmhet von Stralsund aus gegen Damgarten, allwo er über den durch Die Rekenitz verursachten Neffen Morast eine Art Brucken von zusammge- schlagenen Brettern machen liesse, deren 15-0. das Fuß-Vplck auf dem Marsch haue mitschleppen müssen. Die Dgnstche Relnerep, 446 Dänische Geschichte so gegen über hielte/ wurde mit leichten Stu-^ cken abgetrieben, und hiemil hatten die Schwebenden dritten November inß Mecklenburgische übergesetzt. Gleich bey solcher Einrückung liesse Slembock durch ein ^avl nifest vekannt machen, was Massen er die! Feinde seines Königs, so demselben den völ-! ligen Garaus zumachen sich, wiewohl Unglück- i lich verschworen, zu verfolgen, und, weil durch 1 selbe das Land Pommern gäntzlich ausgesau- j get wäre, durch die angränzende einen unbe- schadeten Durchzug zubegehren. Wiewvh- len die Wercke mit den Worten nicht übereinstimmten, indem die von allen Seiten um-< ringle Schweden änderst nicht als vom Land leben kanten, und dieses mit Schwedischer Schärffe eintrieben. Steinbock erkannte wohl die Gefahr in welcher er steckte, liesse sich doch nichts schrö-, cken, sondern begehrte nur kurtz um vom Her- > hog zu Mecklenburg, ihm Rostock einzuräu -1 men zu einem sicheren Rucken. Es lagen da- < mahls darinn Preußisch- und Mecklenburgi-' sche Völcker welche, als Steinbock Gewalt! vorzeigte, endlich den Abrug erhielten. So ! geschehen den 14. dlovcmv. ^ Unterdessen waren nicht nur die verstärckte Rußtsche Völcker samt dem Czar in Person gegen die Schweden angeruckt, sondern auch die Polnisch-und Sächßische samt dem König ^uxusto, und darzu näherte sich die Dänische 447 des xniL Seculi. Nische Armee mit dem König gegen Gade- busch, mit Sächßischer Reuterep verstärkt. Steinbock wolte nicht erwarten, biß er von allen drey Seiten eingesperrt würde, sondern griff eylfertig die Dänen und Sachsen bey Gadedusci) an, und schlug selbe von dem Berg, worauf sie vor dem DorffRadcgast vortheilhaffug zwischen Wald und Morast stunden, hinweg, und sollen dabei) zvoo. Todte und noch mehr Gefangene gemacht worden seyn. Gadebusch muste sich hierauf gleich ergeben , und Graf Steinbock gienge zu Ende dieses 1712. Jahrs mit seiner siegenden kleinen Armee gar in Holstein über, und trieb allda Schätzungen ein, aus dem Dänische» Gebiet. Die Stadt Hamburg war unglücklicher als die Schweden; dann nachdem in Mitte Octobris biß 12000. Mann Dänische Truppen in ihr Gebiet vorgerücket, konnten die in Hamburg seyende Fremde Ministri keinen anderen Vergleich auswürckcn, als daß die Dänen mit 246000. Rthlr. vorlieb nahmen. Schmertzlich fiel es, daß der Kayserliche Verbot, in nichts sich einzulassen, erst nach der Zahlung einlieff, da, wie man sagt, die Kühe aus aus dem Stall war. Siehe weiter Thcat. Europ. Tom. XX. pag. s68. Lec. i3i. Mit Eingang des 171z. Jahrs verübten die Schweden in Altona eine insgemein 448 Dänische Geschichte m-in gescholtene That, da sie am 8- Jener die Stadt wegen nicht erlegter Brandschatzung cn vier -Orthen ansteckten, und jämmcrl ch ibiß aufz. Kirchen und ekwan roc». erübrigte Däuser in die Asche legten. Eö ward zwar niemand am Leibe begriffen, noch das Sei- vige heraus zurenen verwehret; doch versau- meten sich viele Personen welche elendig verbrannten. Der in Hamburg sich aufhalten-- de Dänische General Scholle verwiese tuy nach loderenden Feuer dem Herrn Sien,bock mit derben Worten dieses unchristltche und unerhörte Verfahren, und verlangte besten Ursache zu wissen. Welcher sich aber auf ein deßwegen im Druckgebende Schriffr bewarf, worinn unter wideren auch solle darge- ihan werden, wie solches eine in Kriegen auch ietzo gewöhnliche Sache war. Ja der General Wellink, weichem Die Schuld noch mehr als dem Steinbock zugemessen war,- antwortete auf gleichmäßiges Befragen, wie. daß die Schweden, solches Unwesens vor sich gantz und ungewohnt, es nur Danen nachgethan, und zwar nur mit grossem Glimpss w. und wurden noch einige Schreibeil hierüber gewechslet. Alles dieses liesse sich Sterbock nicht irre machen,daß er nicht im Land weiter fort und biß über die Eider gienge, da indessen die Sachsen und Russen ihm biß Hamburg m bvlien Haussen nachsetzten, und der Kömg j des XVUI. Secitli. 44A in Dänemarck aus Norwegen und änderst- wo in Juiland wider eine Macht zustimmen zog. Der Czar fande sich den 14. s^nusr. ! als ein seltener Gast in Hamburg ein, all- wo er mit demDänischenGeueralSchloteUn- ! lerredungpflöge, undumdieVestungs-Wer- i cker der Stadt von einem Bürgermeister und ; mehr Raths-Verwandlen geführet wurde, s Hiernächst aber giengen die Verbundenen > dem Steinbock je langer je mehr zu Leibe, sehten die Rußisch- und Sächsische Truppen den 28. Jenner über die sehr ergossene Threne oberhalb- Holingstädt, schlugen die Schweden nach mnd nach aus denen besetzten Schantzen umd Dämmen, und trieben den Steinbock hinter Tönuingen in das Garn; welcher aber alle verzweifelte Gegen- Anstalten machte, das Land unter Wasser setzte, und alle Zugänge mit Redoutert versehen ließ. Noch enger gieng es mit ihme zusammen, als der Czar in eigner Person Friedrichsstadt mir Sturm, obwohl harter Mühe, erobert, und die Schwedische Vesa- tzung verjaget hatte., Allein eben dazumahl ward Steinbock in die Holstein-Gorrorpische Vestung Tönntn- gen eingenommen, mit gutnn Willen des Hrn. AdministratorsgedachurLanden. Dit Ursache und Verlaufs hieven war kürtzlich folgender: Holstein, wiegauhualürlich, hatte, wegen vieler mit Dammarck habenden Suppi, p. Deß /. H. um). F f scharf- _ Dänische Geschichte jcharffen Streiten und erlittenen Drangsalen,, allezeit einen Nückenhaller an der Crone S chweden gesuchet; und der junge unmündige Erb-Printz Carl-Friedrich hielte sich vermahlen würcklich in Schweden auf, als ein Sohn von der Königlich, Schwedischen Printzeßin Hedwig Sophia. Hiemit war «s nicht tu verwundern, wann der Herzog, >tlmimlrrLtor und Vormund, den Schwer dischen in die äusserste Gefahr gefetzten Truppen aus der Noth zu helffen geneigt war, da ein solches zu selber Zeit so gar Hanover selbst zu bewercken gesuchet. Noch minder war es dem Herrn Administrator zu verdrucken, daß er die Sachen aufsolchen Schlag einzurichten gedachte, baß man es an ihn nicht bringen, noch es Holstein kunte entgelten lassen, wann nur irgends die unter s» vielen abgehandelte Sachen hätten können geheim gehalten werden. Nun hatte Herr Administrator durch den Herrn von der Nach bey Königlicher Majestät in Schweden eine Neutralität und Verschonung Herzoglicher Landen werben und eingehen lassen den 21. Jtllncr. Zu eben selber Zeit aber ward insgeheim durch den Grafen von Reventlau und Baron Banier mit dem Grafen Stein- dock gehandelt wegen Einräumung der Ve- stung Tönningen, vom > 6 .Jenner bis 21. und zwar dieses in Krafft eines vom jungen Herzog gegebenen, aus Schweden schon vo-! rigen j -es JVni. Secull. 455 rigen Jahrs den az.^uiiiausgefertigtenBe- fehls. Da nun Sreinbock die Noch vor Augen fahr, begehrte er höflich und öffentlich, in Tonmngen eingenommen zu werden; welch m es der Herr Administrator auf dem Schein öffentlich abschlüge den 28« Jenaer: nochmahls aber den r4.kebr.ward Stern bock mit den Seinigen vhnversehen- eingelassen. Die Verbundene, und sonderlich Seine Majest. m Dänemarck, geriethen hiedurch in die groste Hitze, weil sie sich vor geäffek hielten. Man plünderte in der Eyl alles im Holsteinischen, unter dem Vorgeben, damit es nicht den Schweden möchte zu Theil werden, und wurden die Herzogliche Lande selbst vom Königin Besitz genommen, Schieß- wig die Stadt, Kiel und andere Orte mit Besatzung beleget, und drn >z. Merh eine Kvnigl. Verordnung bekanntgemachet,Krafft welcher niemand als dem König den Gehorsam und Gaben zu leisten anbefohlen war. Des Hrn. Administrators Durchlaucht schickte zwar an den König, Jhro Majestät zu versichern, daß die Einnahm der Schweden zu Tönningen wider seinen Willen vorgegangen, fande aber keinen Glauben. Wor- auf'er den Kayserlichen Hof flehentlich um Schuh anlangte, und die grosse Grausamkeit der Nordischen Verbundenen in diesen Landen kärglich vorstellte. Der Schwedif» K f % Gene- t 452 Däm'sthe Geschichte General und Graf Welinck, so sich in Hamburg aufhielte, gab auch eine Erklärung heraus, und entschuldigte die Besetzung Dönnin- gen mit dem Beyspiel der Dänen selbst, als welche A. 1675. nicht nurTönningen gleichfalls besetzet, sondern auch den Herzog selbst arrelirt, und die Wercker geschleift, welches alles damahls nurSchweden zum Drang geschehen seye, damit nemlich der König zu Danemarck in den gleich darauf unternehmenden Friedens-Bruch einen sichern Rucken hätte. Erklärte darauf Welink, wann Ven Herzoglichen Landen dielertwegen von Dänemarck solle wehe geschehen, man solches alles bey künffiig über kurtz oder lang unfehlbarer Gelegenheit an die Dänen mit baarer Müntze würde zurückzubezahlen nicht vergessen. 126. Während diesem Feder-Krieg suchte Graf Slcinbock, welcher wohl sahe, daß ihme Tönningen eben nur zumKefich dienen würde , auch von hier mit den Selnigen zu entkommen, und faßte dahero einen mehr- mahlvcrzweifeltenEntschluß. Den ly.kcbr. in der Nacht versuchte er über die Eider nach den Ditmarsen zu entkommen, wornach er wohl hoffte weiters durch Hoistem und Mecklenburg, ja gar inPoiensich dcnWeeg mrt dem Degen in der Faust zu öffnen. Dre- scmnach rückten die Volcker aus: nachdem aber 2 , 000 . herüber waren, verboth ein yess- rige? des XV!U. Seculi. 45z jf kiger Skurm denen übrigen das Nachsetzen. ! Die Abgeschnittene wurden ausgespähet/ von , Russen und Sachsen gewaltig angegriffen, ! und gezwungen, sich wieder zurücke zu machen, welches sie auch ohne sonderlichen Verlust bewerckstelligten, ausser daß sie hundert i Pferde hinrichteten, weil sie theils selbe nicht ^ gebrauchen konnten, theils es an Futter ge- I brach. Nach diesem ersten Sturm rückten nun die Rußisch- Dänisch - und Sächsische Armeen auf allen Seiten an, belagerten Tön- ningen förmlich, und muste endlich der brave, aber zu weit gegangene General Stein- boek in die harte Nüsse beissen, daß er sich mit seinem gantzen Trupp den 16. May zu Kriegs - Gefangenen ergab, also daß allen Officieren ihr völlig Gewehr, den Gemeinen aber das Seiten-Gewehr, Muntur,wieauch dem gantzen Corps, alle Bagage, Schriff- ten, Feld-Cassen gelassen; die Stücke aber, das Ober-Gewehr, Reuter- Dragoner- und Artillerie-Pferde, Fahnen, Paucken, Trommeln rc. ausgeliefert werden musten. Die Gefangene wurden dem vorhin aufgerichlen Cartel gemäß, ausgewechselt, die übrige auch nach Schweden, nicht anderswohin übergeführet rc. Dabey Danemarck, Rußland und Sachsen versprachen, dieses Jahr die Stadt Tönningen nicht zu bombardrren, und dahero den Schweden erlaubet war, die vor F f 3 der '4{4 Dänische Geschichte der Stadt gemachte Dänische Wercker zu schleiffen. Die Schwedische Truppen bestunden in Herrn General Steinbock; 4. General-Ma- ^ sors; 4.General-Adjutanten: 14.Obristen;' Lr. Obrist-Lieutenants; 17. Majors; 146. Rittmeister und Hauptleut; 314. Lieutenants, Fähndrich, und Corners; 580. Un- ler-Off«cierS; Gemeine an Gesund- undKran- ^ Artillerie, General-Stab rc. war; nebst 8. paar Paucken, 61. Standarten, 67. Fahnen, 147. Trommeln, 185. Kurtzgewehr, -10. Picken, 8747. Carabiner und Musque- tt«, 4785. paar Pistolen, 14. dreypfündige metallene Stuck mit Laveten, und 6. eiserne. Graf Sleinbock ward zum Königlichen Hand-Kuß angenommen, und zur Tafel an ehrlichen Ort, nemlich nach Printzen Men- rikoff und Dolhorucky, und vor den Dänischen 6ener-Iiilimo, Herzogen von Wür- temberg gezogen, wobey er wegen seiner gut- frey-- und anständigen Verhalten das Lob eines verständigen Manns, und der sich in die Glücköfalle wohl zu finden wüste, erlanget. Übrigens hielte man davor, daß zwar der General Stetnbock, gleich dem Schicksal feines Königs sich in die Werte verrohren, dabey aber viele Tapffcrkeit gegen so viele Feinde erzeiget, und sich sammt der Schwedischen Natron viele Ehre, doch ohne Nutzen des TtVUL Seculi . 455 -en gemacht; da der Gegentheil mit seiner Überleaenheit zwar weniger Ehre, aber desto > mehr Nutzen davon getragen. 127. Bald hernach zog Fürst Menzikoff mit seinen Völckcrn Pommern zu, und führte die ihm zuaetheilte Schwedische Gefangene mit grossem Gepräng überall im Tri- ! vmph mit, die Schwedische Fahnen unier- I sich auf der Erde nachschleppende. JmVor- beymarschiren muste die gute Stadt Hamburg, wie auch Lübeck, noch eine ziemliche Ritierzehruyg steuern. Menzikofflagene sich auf das Hamburgische Gebiet, und forderte joooo. Reichsthaler Strasse, weilen in Hamburg viele Pasquille wider den Czar geschrieben , vor einigen Jahren 20000. Russische Flinten den Schweden verrathen, der General, Adjutant Löwenwvld auch wäre bc- fchimpffet worden, indem selbiger unter dem Thor, weil er die Fenster der Kutsche nicht herablassen wolte, aus der Kutschen gerissen, mit Schlägen mißhandelt, und in Arrest gebracht worden. Es hatte die Stadt vo» Kayferl. Majest. an Danemarck ein Poenal- Mandatum sine clausula , und Protecto- rium wider jedermann erhalten, auch ei» Verbot, niemand einige Strasse gestänA -U seyn. Vid. Theatr. Lurop. Tom. XX. an. 1715. pag. 568 &c. Weil aber niemand da war, welcher die Gewalt mit Gewalt abzutreiben wäre gefaßt gewesrn, so Ff4 muste 454 _ Dänische Geschichte _ muste die Stadt, wolle sie nicht grösser Unheil abwarten, sich bequemen, und handelte die Straffe bis auf 33333}* Reichsthaler herab. S» alles zu nicht geringer Beschimpfung des Römis. Reichs, wie auch Kayser- licher Majestät gereichte, um so mehr, als der Kayser deßwegen an Preussen und Ha- nover rescribi« hatte, sich der von Rußland Bedrängten anzunehmen, auch durch seinen Gesandten beym Nieder-Sächsischen Creiß, Graf Schönborn, mit dem Men- zikoff, doch ohne Frucht und Ehr, darüber hatte handeln lassen. Dann dem allem ohn- geachtet, fuhr Fürst Menzikoff fort, obwohl er mit dem Reichs-Fürsten-Stand von dem Kayser begehret war, auch die Stadt Lübeck um -rooc-OQ. Rthlr. zu straffen, und der Stadt Hamburg noch zooo. Ducaten abzunöthigen zum Kccompens vor die Generalität, daß sie an der verwürckten Straffe so vieles nachgelassen. Die Sachsen meinten nicht weniger Recht als dieAuslän- der zu haben, belegte also der GeneralFlem- ming die Stadt Hamburg gleichfalls mit einer Straffe von 102020 . Rthlr. i28. Mittlerweile ward die Stadt Tön- ningen eingeschlossen gehalten. Der H. Administrator von Holstein, weil dessen Minister Baron von Görtz zum Auszug derSchwe- den vieles beygetragen zuhaben schien, ward vom König der mitSchwedengeführten Lor- relpon- des XVIII. Seculi. 457 rcspondenz unschuldig erklärt/ auch dem zu Gefallen das Stifft Eutin von Dänischen I Truppen erlediget/ und solches dem Kayser- ! lichen Gesandten zu Hamburg zu wissen gemachte Vid. Theat. Europ. Tom. XX. p. 606. Nichts destoweniger liesse sich der. H. Administrator in der Stille gebrauchen, um mit Preussen eine Verbündung zum Vortheil und Erhaltung Schwedens zubehand- len, dahin zrelende, daß Wismar und Stettin zwey Schwedisch - Pommerische veste Plätze mit Preußische und Holsteinischen Truppen besetzet und biß zu Ende des Kriegs in Verwabrung genommen wurden, welches im Junio schriftlich verfasset worden.. Solche Besatzung war auch zu Stettin, mit Beystimmung der Russen, vollzogen, wiewohl nicht ohne gebrauchte Gewalt, zumahlen der Schwedische Commendant so leichter Dings den ihnen anvertrauten Ort nicht verlassen ivolte. Daß geschehene war allerseits an den teutschen Reichstag eröffnet, und zurccht- fertigen gesuchet. Womit aber Dänemarck gar nicht zufrieden war, dann um es dem Hertzog von Holstein in Guten zu erwidern, liesse sich von nun an Preussen ernstlich angelegen seyn, die Stadt Tönningen zube, freyen und den Gottorpischcn Landen Erleichterung zuverschaffen; mit dem auch Engelland einstimmete, als 6aranr des Traven- dalischen Frieds. Als auch die Unterband- F f 5 lungen 4^5 Dä nische Geschichte._ lungen dabey nichts fruchten wollen, liesse Dreussen emeArmee von sr. Bataillons und 70. Eüradrois gegen Lenyen em Lager beziehen in mitte blavcmber^. Unterdessen aber kam eine Cjarische Protektion gegen Preussen heraus und wider das zu Schweb we- zen Stetin rc. geschlossene, odschon der Cza- rische Minister dabey gewesen war, und seine reversalcs ausgehändiget hatte. Es liesse sich die Sache immer zum Ernst an. Preussen jedoch erklärte, daß es güttige Mittel nicht auszuschlagengefonnenfeye, und wolle es die Abthuung der Schwürigkeiten auf eine Zu- sammentretung nach Braunschweig ankommen lassen; wozu sich auch der König in Pol), len und Dänemarck bekennet, der Kayser sol- ches gleichfalls an Schweden und Rußland rccommencliret. Wiewohl das Schwedische Unglück, und die Hoffnung der Widersacher, selbes zu unterdrücken, waren allzu- groß, als daß mit Unterredungen ein solches Feuer sötte können gedämpffet werden; dan- nenhero auch der Braunschweiglsche Con- gress zu nichts geworden. Dann öa der Czaar denen Schweden in Finnland grossen Abbruch gethan, und also Schweden an Mannschaffl grossen Abgang litte, bemühete der zu Coppenhagen sich aufhaltende «Graf Steinbock sehr, die verabredete koßlassung und Überfuhr der Schwedischen Truppen endlich guszuwürcken; dabey viele des MU. Steuli ._4f9 ! diele Klagen der Schweden geführet wurde»» über die Grausamkeiten, mit welchen die Dänen sie zu Annehmung ihrer Dienste hatte»« zwingen wollen. iLA. An. 1714. ehe noch der Braunfchwei- zische Congrese seinen rechtenAnfang genommen, ward der Vestung Tönningen harte« zugesetzt, und endlich der Commendant General Major Wolffden 7. k-br. zu capituli- ren genvthiget. Bedencklich war dabey, daß im ersten Artickel bedungen war, alles was Schwedisch und Holsteinisch auf dem Schloß allda sich befinde, samt allen Briefschaffre»» auszuliefern. Dar unter dann fanden die Dänen alle Holsteinisch« mit dem Steinbock gepflogene geheime «Lorrelponäence» wovor» oben gemeldet worde n. Es halte zwar Here ComendantWvlfBefehl gehabt alle dahin gehörende Pappiere zuverbrenneu; hat aber solches unterlassen, vielmehr diese Urkunde« -usam»»» bewahret in der Absicht, sich einsten- hiernil legitimem zukönnen, und davor zu- seyn, damit nicht er noch endlich das Baad ausrrincken müste. So viel liegt daran, wie man mit geheimen Brieffschafften umgehe, und wem man sie vertraue. Bey dem Reichstag zu Augspurg indessen suchten sich beede Theile Holstein und Däne- marck weiß zumachen wegen ihrer Unternehmungen. Die Haupt-Frage kam darauf an, welcher Theil den Anfang der Feindstlig- kett 4<5ö Dänische Geschichte feit gemacht hätte? welche pro & contra dispu- riret wurde/ und envan in Tbear. LuropLo Tom. XX. P2Z. 42. An. 1714 .. zulesen, weil einige Puncte das Völcker-Recht betreffen- darinn abgehandelt werden. ■ 130. Bey allen diesen Umständen wollt dem Königlichen Schah das Geld ermang- len/dannenhero An. 171 3. das Papierne Geld eingeführet worden/ oder gestempelte Zetuln mit einiger hierzu verordneten Unter- schrifft/ welche vor bare Bezahlung föntet» ausgegeben und musten abgenommen werden, unter einem gewissen yierübcr ausgegangenen .Reglement, so in Theatro Europxo daselbst pag. f 92. eingetragen ist. Allein auch dieses war unzulänglich/ und muste An. 1714. wiederum eine Vermögensteuer unter anderen aufgeschrieben/wozu ieder ohn Unterschied der Person vom 102. Vermögen 2. Rrhlr. erlegen muste. Ferners weilen die Schwedische Gefangene nach vielen Vorstellungen iedannoch nicht aus Dämmarck wölken entlassen werden,. welches die Schweden wider die Tönningi- " fche Capitulation zuseyn sagten, die Dänen aber mit allerley Vorschützungen zuberechti- Zen suchten; so zerrann vielen Schwedischen Dfficiers auch des harten Tractament halber, die Geduit, daß sie heimlich entwischten. Worüber der Dänische General-Audikeur , Bornemann den 17, May eine sogenannte des XVlU. Secuit, - 461 ■Peremtorial- Citation, Pardons - Notifica- tion, und Eventual-Comminatiioo im Druck ausgehen, und allenthalben hin bekannt machen liesse an alle aus Koniglicher-Dänischer Gefangenschafft defertirfe Kömgl. Schwedische Officiers. Derselben war auf allen Fall ein so genanntes wtderholtes Rappel von gleicher Schärffe beygefüget. Dargc- gen man Schwedischer Seils dieses vor etwas brutales, imbesönnenes, und dem Kriegs- Gebrauch zur Unchre und schändliches ausgab/ und ! eff.ig dagegen loszog. Dann weil Dänischer Orren die gegebene Treu und Glauben nicht gehalten worden, seyen auch die Schweden ihres Drts dazu nicht verbunden: man droheke auch mit Repressalien, wenn etwas ungleiches solle vorgenommen werden: und wurde all dieses mit vielerlei) Gründen weitläufftig ausgeführet. Wogegen iedoch die Dänen von ihrer Meynung nicht abgebracht noch dieses Jahr 1714. den 14. November durch den Krtegs- Rath ein Urtheil ergehen liessen, in Krasst dessen die entwichene, und auf geschehene Citatiori nicht zmickerschiMM vor infam und unehrlich erkannt, ihre Nahmen und geführte Chargen an den Galgen geschlagen, und die belrettende nach gehaltenem Stand- Recht sofort aufgehangen, jene aber so man in einer Bataille forthin ergriffen würde, gc- viertheilt werden solten re. w elchcs Urth-il 4«« _ Dänische Geschichte _ «uch Königl. Maj. bestätiget und zu vollstreckn befohlen. Davon im folgenden Jahr was mehrerS vorkommen wird. Sonst waren die Dänische Kriegs-Verrichtungen vor heur nicht die hitzigste. Man suchte seine Mannschafft zuverstarcken, und die Holsteinische so wohl als die eroberte Bre- mische mit Besatzungen wohl zuversehen. Die Insel Heiligeland, zwischen der Eider, Elbe und Weser gelegen und zu Holstein gehörig, war sonst vor eine solche gehalten der man nicht zukommen möchte. Allein dieses Jahr, nachdem sie eine lange Zeit vergebens eingeschlossen war, liesse derKonig solche mit Gewalt angreiffen, und machte sich sewe un- terthänig. Gleiches Schicksal erfuhr das Slifft Eutin, allweilen der H. Administrator sich in Schweden begeben, und seine eigne Truppen an selbes überlassen hatte. Welcher Verfahren dann der König zu Däne- marck selbst dem Reichs-Convent zu Regen- spurg am 28. vec. 1714. anzeigen lassen. ,?r. Mit Grafen Steinbock begab sich noch «in anderer mißlicher Handel. Dann nachdem selbiger alle Freyheit und grosse Königliche Gnaden in Coppenhagen genossen, «ljo daß auch die Wachten ihm eben die Ehre als wie Dänischen Generals bezeigen mu- 1 sten,1ieß er sich in einem heimlichen Brieffwech- fcl auf Schweden ein. Ein solches wurde «ssgekundschstffttt, und so gar die Abschrifft -es mir. Secuit. 46z I ' - — ' — I ■ ■ 'aufgefangen von embrachten, gegen versprochener koßlassung ihres Fahrzeugs. Dieser Aeschahe blß denar. 8epr. und war unterdessen deö Grafen Steiinbock Geheimschreiber in Verhafft gefehet. Welcher vor der hierüber angesetzten Commission nichts bekannte; wohl aber ein Bedienter Nahmens Bon» welcher in der Sache soS gebraucht worden seyn. Darauf bann General SternbocL den 17. Nov. auf das Castel Friedrichs-Ha- ven gebracht, und ihmCommissiaricn gege« den worden. Es half nicht- das an den König gerichtete mn äussersten Bereuungen und Be- theurungen angefüllte -äcmorial; als welchem man gar nicht trauete. Dahero er auf die Gedancken gerierh zwey Memorialien zu schreiben, eines an seinen «vntg, welcher dazumahl 464 Dänische Geschichte zumahl auf der Reise von Türckey durch Teuschland zu seinem Landen begriffen war, das andere aber an die Prmtzeßin Eleono^ in Schweden: und um diese fortzubringen, stellte er sich kranck an, bat seinen Cammer- Diener an einen Acht schicken zu dvxffen. Es wurde erlaubet, allein im Beyseyn eines Lieutenants; welcher als er gemercket, wie der Cammer-Diener des Grafen Hofmeistern einig Papier zusteckte, selbiges sogleich wi:der hervorgenommen, und an ven König übergeben liesse, wie sehr auch Steinbock davor bat und flehete. Steinbock darüber gantz verwirret meinte die Sache gut zumachen, wann erineinem^lemorizl den König um Verzeyhung bittete, und bekennete wie die Verzweiflung ihn Übergängen habe: doch es gienge die Commission ihrem Weg fort und befragte ihn den ro.vec. i) Wegen der geführten heimlichen Lorresponciencc. 2) Wegen der vorgehabten Entmischung. z) ^ Wegen der wider den König in Brieffen aus- ! geflossenen Schmähungen rc. und ruckte ihm die Undanckbarkeit vor, daß er vor fo viele Gnaden wider Pflicht und Schuldigkeit eines Gefangenen hatte wollen einen Spion 1 abgeben rc. Auf dieses bekannte er, es wäre ihme der Anschlag zur Flucht gegeben worden, hätte aber solchen verwvrffen. Erha-^ bezwarBriess, auch zlffrirte geschrieben, nichtß aber,wider Königl. Majcst rn DanemarckH sondernd des XVII I. Secu ti. _46s sondern damit seine Feinde von seinen Umständen nichts erfahren svlten. Und da th- me Briefe von gantz andern Jnnhalt vorgezeiget wurden, bekennte er, das wider ihn angestellte Verfahren wäre ganh recht; er bäte aber, sich durch ein fchrifflliches^Lcmo- ria! verantworten zu.dörffen. Nachdeme ihm solches zugestanden war, gestünde er noch mehr, daß er nemlich auch in die Fluckit ge- williget, und daß sein heimlicher Briefwechsel unbesonnen-, doch nicht wider den König gewesen seye: bat auch, mitihme nicht nach der Strenge der Rechten verfahren zu lassem Der Rath aber hiemit nicht zufrieden, hielte jhme vor, wie er in den heimlichen Briefen -allerhand Entdeckungen an Schweden gemacht? die Dänische Nation als Tyrannen, Barbaren, Treulose, Ehr - und Gewissen- Lose Leute gehalten rc. Er verantwortete sich in einem Memorial folgendergestalten: 1) Habe er sich vor keinen arrf Discretion Gefangenen gehalten, weil er eine Capitula- t-ion Mb Carle! vor sich gehabt. 2) Habe er anfangs feine Parole von sich geben wol len, die man aber anzunehmen beständig ge« weigett halte. 3) Seye er seinem König bis aus Ende zu dienen mit Eide verpflichtet : und weil er nun geglaubet, man halte ihn wider die Capitulatum auf, so seye er in Gedanrken gestanden, eskönne esKönig- lich-Dänische Majestät nicht übel nehmen, Suppi, P,Des, A. H. ti.TH. Gg WS 466 Dänische Geschichte wo er unter der Hand seinem König und Herrn zu dienen suchte. 4) Er habe, nach all umsonst angewendeten Bitten, vor seine Entlassung die Langwierigkeit seiner GefänZ- nüß, nebst denen betrübten Folgen vor seine Familie, voraus gesehen. 5) Habe er gr- forchten, man möchte von Schweden einmahl Rechenschasst begehren nicht nur der ihme anvertrauten Völcker, sondern auch der vor seine Ranhion hergeschossenen hmr- dert tausend Gulden. 6) Habe er besorget, es möchten seine Feinde ihne des Meinepdes beschuldigen, wann er nichts von dem elenden Zustand feiner Armee nach Schweden berichten solle. 7) Die harte eingeflossene Worte seyen von dem herzfressenden Kummer und einreissenden Verzweiflung herge- rühret; bäte derowegen auf alle Art um Verzeihung. Bis hieher und nicht weiter ist die Commission verfahren, und ihme Grafen nur ferners der Arrest angekündet worden. Die Urtheile der Menschen waren über dieser Sache getheilt: einige schalten wacker auf Steinbock zu: andere wüsten vieles vor seine Entschuldigung vorzubringen, und meinten, daß doch auch Dänischer Seits nicht alles so rein gegen die Schweden gemeint und gethan gewesen seye rc. Wie es dann allezeit schwer ist, einen so zu entschuldigen, daß nicht ein anderer verdammet werde. bttxmi. Secuit. 4*7 132. A. 1715. vollzogen die Dänen das wider die Schwedische entwichene Gefangene vorm Jahr gefällte Urtheil, und schlugen der Officier Nahmen, mit Beyfetzung ihrer Qbargen, an den Galgen. Wogegen auch der Schwedis. Ober--Kriegs-Rath ein gleichmäßiges Urtheil über mehr dann 120. gefangen gewesene Dänische Ober-Officier ergehen ließ, und wurde mit diesem garstigen Werfen beederseits fortgefahren, bis niemand mehr anzuschlagen vorhanden war. So weit gehet die Verbitterung, daß man den Wohlstand össters auf die Seite setzet. Auch suchten die Dänen, in einer Schlifft zu behaupten, daß nicht sie, sondern die Schweden selbst Ursach am Nicht-HaltungderTön- mngischen Capitulation wären. Vid. Thcat. Europ. Tom. XX. an. 1715. pag. 303. Es war der König von Schweden schon voriges Jahr aus der Türckey in Pommern zurücke gekommen, mit deme doch die Feindseligkeiten nicht erloschen, sondern wohl noch hefftiger aufgebrannt, vbschon zum Unstern Schwedens, welches unterdessen auchPreus- sen, und ülsotztck Könige zum Feind bekommen. Den 24. April ward die Schwedische Flotte im Belt, zwey Meilen von Kielerhafen bey Friedrichs-Ott nicht so fast geschlagen, als durch Wind auf den Grund getrieben , allwo sie sich vollkommen lich an die Datsche nacheilende Flotte ergeben muste/ nach- Gg* dem 4§8 Dänische Geschichte _ dem sie schon zuvor im siebenstündigen Treffen über iooo. Mann verkohren. Man wolle aufdererobetten Flotte Ordres gefunden haben, daß die Schweden auf Laland, Seeland rc. grosse Brandschahungea eintreiben, und doch hernach alles in die Asche legen sollen. Gewiß der König in Dänemarck ließ durch seinen Hamburgischen Minister dem dasigen Schwedischen erklären, daß, im Fall etwas solches unternommen solle werden, man zu gleicher Vergeltung schon würde Gelegenheit finden: wogegen der König in Schweden eben zu Hamburg die Vorfteüug thun ließ, daß, gleichwie es Dänemarck frey bleibe, gegen Schweden zu unternehmen, was ihme gcdeuchte, also würde er durch keine Drobungen abgehalten werden, hinwiederum gegen seine offenbare Feinde ins Merck zu richten, was seiner Convenienz und Kriegs-Kailon gemäß seyn würde. Den 17. jul. 171^. vereinigten sich die Polnisch - Sächsisch - Dänisch, und Preussische Völcker, um Stralsund, worinn der König von Schweden war, einzuschliessen, nachdem nun auch der fünffte König, Cn- gelland, seine Flotte zu der Dänischen gestoßen, und der Churfürst von Hanover öffentlich an Schweden den Krieg angekündiget hatte, weil Dänemarck die Bremisch- Vehrdisch-Schwedische Lande vor ein Stuck Geld an Hanover abgetrekten. Es war die- _des XPlIi, SeculL _469 fc eine der denckwürdigsten Belagerungen. so wir etwan in der Schwedischen Geschichte füglicher werden ausführen. Nachdeme dev König letztlich kümmerlich in Schwederznoch einschiffet, capitulirten den 24 December dee hinterlassene General von Dicker/ und muste sich,- nachdem er mit allen. Ehren - Zeichen ausgezogen war, zu Kriegs-Gefangnen mit der gantzen Schwedischen Besatzung ergeben.. rzz. Am 17'6. ward beym Reichs -Condent zu Regensburg vieles Wort-Gefecht wegen cher Nordischen Handel in Reichs- landen: Massen auf mehrmahlige Klagen der Holsteinischen Hauses Jhro Kayserb Mas. ein weitläufftiges mit 5 Beylagen bestärck- tes Lommichons -Oecrer ergehen liessen, worinn sie ihr höchstes Mißfallen bezeugten, daß so viele auswärtige Völcker die Reichs- Lande dem Mestphälischen Friede zuwider anfaÄetön. Dänemarck entschuldigte sich hierüber beym Reich , und legte alle Schuld auf Holstein in einer Schriffc, dessen Titel: In Jure& fach. Begründeter Beweist dererjenigen vielfältigen Ereulostgkeiren, sidas jeyr regierende^ königlich - Dänische Hauß von dem Fürstlich-holsteinischen lbishero erlitten. Darauf Holsteinweit- läufftig erwiese, wie die Dänische Begwal- tigung schon zuvor ausgeübet lvoxden, ehe dre Papiere zu Gesicht kommen, von welchen es so viel Weesens machet rc. Däni- Gg z scher 47® Manische Geschichte ^ scher Seils suchte man dieses abzulehnen mtt mehrmahliger Beschuldigung Holsteinischer Untreue rc. WoraufHvlstein eine Verantwortung dahin machte, daß die Cron Dä- nemarck das Holstein - Gottorpische Hauß immerdar, sonderlich seither An. 1675. unterdrücket hätte. Bisher» wäre die Ersetzung des Schadens von Gotkvrp immer der gemeinen Ruhe ausgeopfert worden, so hin- füro nicht mehr möglich wäre. Anstatt daß Gottorp treuloß gehandelt habe, wären alle noch so hoch und theuer bcschworne Geschlechts - und andere Verträge von Seiten Dänemarck gebrochen worden rc. Dieses war mtt 9. Beylagen begleitet. Gegen Schwedischer Seite war man i» nicht geringen Sorgen in Dänemarck. Der^ König Carl war wieder in seinem Reich, auf anders nichts sorgend, als wie er die greuliche Scharte auswetzen mochte, sonderlich gegen Dänemarck; und hier wüste man wohl den Blitz dieses Königs: deme dann einen Schild vorzuwerffen, nichts von Anstalten gesparet wurde. Was nur an Volck in Holstein entbehrlich war, nebst Einschliessung der Stadt Wismar, ward herausgezogen, um Seeland zu bedecken. Erne grosse Menge Leut musten das Eys auf denen Cüsten aufhauen, sonderlich am Haven, um die Schiffe näher hineinzuziehen, und von der . Brand- Gefahr zu entfernen. Die gantze J Zage- J des XVirr. Sectili. _47_r j' rey, die Bürgcrschafft und junge Purschein ? Coppenhagen ward aufgeboten/ und in Waffen grübet: Brand - und Strand-Wachten ausgestellt. Dann Se. Königl. Maßest. in Schweden hatten den n. Februar. bestimmet, um über den bey damahligem strengen Winter zugefrornen Sund aus Schonen in Seeland mit der Armee überzusehen, und deßwegen auf den 7dcn einen Bett-Tage halten zu lassen. Allein die Unglücke-Jahre Schwedens waren noch nicht voll an der Zahl. Schon den 4. Febr. änderte sich das harte in ein Thau-Wetter, und das Eyß wurde vertrieben. Dahero der König in Schweden, bis die Flotte könnte gerüstet werden, seine Gedancken und Waffen gegen Norwegen richtete, wo er auf Ehristiania loßrückce, deme der Dänische General Lutzan mit al- 'lem, was er aufbringen konte, die Spitze böte. Der erste Anlauff war vor Schweden nicht unglücklich. Dle Englisch-und Holländische Flotten aber, so in der Ost- See ankamen, thaten an den König die betrübte Anzeige, wie sie nicht tönten geschehen lassen, daß Dänemarck etwas von dem Norwegischen vcrliehre. Zudeme fieng der Czar, welcher sich eine Weile nicht gcrühret hatte, von neuem an, sonderlich zur See sich zu zeigen, übernahm auch in Person die Englisch-Holländisch- Dänisch - und seine eigne Flotte zucvminsn- G g 4 äiren. 47® Dänische Geschichte diren. Der König in Schwedenl war von dieser Sorge befreyet durch Uneinigkeit seiner Feinde. Diese soll daher gerühret haben, weil man entdecket, wie dcrCzar unter dem Vorwand dieser Aufführung und Landung auf schonen, solle gesuchet haben, einen vesten Fuß in Mecklenburg zu setzen, und sonderllchsich dcsSundeszu bemächtigen: zu welcher ungebettener Arbeit freylich die Alliirke nicht Hand anlegen wollen. Dero- halben endlich der Czar den 26. Octob. zu Coppenhagen von Sr. Dänischen Majest. sich beurlaubte, und versprach, künffciges Jahr mit noch besserer Rüstung die Landung Doch auszuführen. Vielleicht danckte man heimlich GOtt, daß man seiner dißmahl loß geworden, und ließ ihn gern unrerwegens rm Dänischen Gebiet frey halten. Vide Theat. Europ.Tom. XXL an. 1716. pag. 477. &e. 134. An. 1717. Dieses Jahr kamen wie- ^ der viele Klagen bey dem Kayser und Reich ^ wider Dancmarck ein wegen Holstein, als welches noch immer dem Heryog vorenthalten, und gar schwer beleget würde init orcti- tiair- cxtraordinafr - Kriegs- Vermögens- Nahrungs- Kopf- Carossen- Pferd- Skeu- ren rc. Ferners prorestircen Jh. Kayserl. Majeff. wie auch selbst der all litte Churfürst zu Ha- nover, nachdrücklich, doch fruchtloß wider Hie von Dänen und Preussen vorMnomme- 473 des xrm. seculK m namhaffttNiederreissung der schonen Ve- ftungs-Werckeran der Schwedischen in Me- klenburg gelegenen Stadt Wismar. Nicht minder muste die Kayserl. Autorität der Stadt Hamburg zu statten kommen, welche wiederum von Dänischer Seite mit Hin- wegnehmung dreyer reich - beladenen Schiffe hart angesehen worden. Die Ursachen Dänischen Verfahrens wurden bekannt gemacht; weil 0 die Stadt denen alten Forderungen 6c an. 1712. noch nicht solle genug gethan haben. 2) Weil selbe die Dänische Schillinge in der Münhe abgesetzet. 3) Auch denen Bürgern von Mona allerhand Ungelegenheiren bey den Hamburger - Thoren anchun lassen; und andere Privat-Hän- del mehr. Es wurde aber ohne fcrnere Ent- gelmng durch den Kayscr/ Franckrerch und Engelland beygelegt. Gegen Schweden ward dieses Jahr von Dänemarck aus nicht viel sonderliches unternommen , ausser einigen Anfällen der Schwedischen Häven und 'Lüsten durch den Vree- Admiral Tordenschild. A. 1718. Obschon mehrmahlen die Englisch- und Dänische Kriegs-Flotten zusammen stiessen, ließ sich doch der König in Schweden nicht abhalten , in Norwegen einzudringen , wo er aber in der zir harter Win- ters-Zeit unternommenen Belagerung vor Friedrichshali durch einen unglüktichen Schule . Gg? Las 474 Dänische Geschichte das End seines Lebens und seiner mehrentheilS übel abgeloffenen Unternehmungen fand der» ii. Decemb. iz6. A. 1719. verdoppelte dex König zu Dänemarck seine Macht in Norwegen ,^ühr auch selbst nach Norwegen über, allwo die Belagerung Bahus beschlossen ward. Unterdessen versuchte Tonenschild Helsingbur^ zu bombardiren, wiewohl fruchtloß. Die Englische Flotte ließ sich auch dieses Jahr im Sund und der Ost - See sehen. Allein, da nun Schweden in letzten Zügen zu dicn - Tractat vor 12200. Mann mit Franckreich erneuert; in- aleichen das Verboth wegen Einführung der Waaren von Hamburg. An. i7Z2. den 26. May ward mit Rußland und Oesterreich ein Tractat beschlossen, worinn allerseits besitzende Länder versichert werden, und ins besondere übernimmt Dä- nemarck die Garantie der Österreichischen pragmatischen Sanction de An. 1713. contra quoscumque, wogegen auch Oesterreich oder der Kayser Carohis VI. die Interesse des Hauses Gottorp in so weit fahren lasset,, weilen in zwey Separat - Atticklen bedungen ! worden, daß dem Herhog soll ein Million Gulden vor alle seine Rechte auf Schleßwig ausgezahlet, und ihme zu Überlegung eine zwey - jährige Frist zugestanden werden. An. 1734. als der Krieg in Polen, Teutschland und Italien entbrannte wegen der Wahl Königs 8tan»lai hielte sich Danemarck ausser den Spiel; nur gab es 6oool Mann Hüiffs-Völcker an dem Kayser, um selbem Rhem zugebrauchen. An. des XV1U. Secull. _ Ati 1 An. 173nahmen die Verdrüßlichkeiten mit Hamburg zu, der König verlangte die Abthuung ihrer Banck; sie tonten sich hiezu nicht entschlossen; und der König liesse die Waaren der fünff Hamburgischen zu Cop- venhagen eingelossnen Schissen öffentlich ver- kauffen. Die ganhe Sache liess dvch endlich An. i7Z6. nach dem Willen des Hofes, tmö auf Seiten der Stadt auf einen, Geld- Schweiß hinaus; weil der Kayser der Stabs halber die Freundschafft der CronDänemarck nicht glreriren wolle. Die Langue Gouran- te ward aufgehoben, andere Puncten unentschieden gelassen, und von der Stadt fünff- mahl hundert tausend Gulden in verschiedenen Fristen gezahlet die Convention auch den 10. May geschlossen. Eben diß Jahrs regte sich wiedernm die Enge!!, und Holländische Cyfersucht gegen die DänischeOst-Jndischt See-Fahrt. Dann als es diesen zweyen Mächten geglücket die -Oesterreichische Schiffarth und Compagnie von Ostende übern Haussen zuwerssen,schöpften sie Hoffnung auch der Dänischen Einhalt zu thun. Dahero geschahen zu Coppen- hagen von ihrer Seite lebhaffte Vorstellung, darauf sich gründend, daß Krafft des V. ArtickelsimWestphälischenFriedens-Schluß Dänemarck nicht befugt wäre nach Indien zufahren, ebenso wie der Kayser sich hätte diesem Wickel gemäß fügen müssen: sie wol- H h 2 ten Dänische Geschichte 486 ten dannenhero hoffen, Se. Königl. Majest. würden Commissarios ernennen mit denen man diese Sache weiters untersuchen wolle. Meine derKönig war so wenig gesinnek hier- jnn etwas sich vorschreiben zulassen, daß er Vielmehr die Octroy der Compagnie dahin erstrecket, daß sie solle befugt seyn auch in West-Indien sich veste zu sehen,und band denselben die Erhaltung der Colonie auf der Heil. Creutz-Znfel gar sonderlich ein: denen Ministers aber ward die endliche Antwort ertheilet: Se. Königl. Majest. würden die Schiffarth nach Ost-Indien und China ihren Unterchanen nicht gestattet haben, wofern Sie durch einigerley Tractat gebundene Hände zu haben erkenneten. Gleich darauf ward auch eine Bancke zu Stand gebracht nach dem Beyspiel jener zu Wien. Der Grund davon bestehet in 500* tausend Thaler, welche tausend Portiones oder>Äien ausmachen jede zu joo. Thaler gesetzet. Sie leyhet auf sichre Effecten und 1 Hypotheken Geld aus, darf aber mehr nicht als 4. pro «nt an Zinnsr fordern auch ward Müllen - Weberey von Tüchern, Strümpffen rc. in guten Stand gebracht, dazu die meiste aus Holland verschrieben worden. Nicht minder die Leinwat, welche man nach der teutschen Art zubleichen angefangen. An. 1739. entstunden zwischen den Dani- tlischen Hof und Hannover Schwierig- und 1 einige 1 4*7 des xvm. Seculi. einige Thätlichkeiten wegen des an Hannover verkaufftenWedderkopfischen Gutes oder Amtes Gtemhorst. Welche aber in Zeiten beygelegt, und noch dazu mit Engelland ein 8ul)Nctien- Tractat geschlossen worden, welch alles man mit einem Eheband des Cron- Printzens, und der Englischen PrintzeßkN Louisa hernach bevestiget. Daß man auf Grönland eine dolsnie ge- schicket, ist oben berühret worden. Nach- hin hat man gesuchet dieses Land, wo möglich auf einen solchen Fuß zusetzen, wie et- wann die Spanier oder Engelländer sich in America gefc^ct haben, das ist, die Kauff- mannschafft und Schiffarth dahin mit Ausschluß der Fremden zutreiben. Solches erstehet man aus der anderweitigen Königlichen Octroy dieses Jnnhalts: ..WirEhristian dev „VI. Lcc. Nachdem wir am 4 - Marc. dieses „Jahrs Jacob Severmen Kauff- und Han- „delsmann in unser Künigl. ResidentzStadt „Loppenhagen, und seinen ^üociirten eine „neue Octxoy auf die 4- folgende Jahre ertheilet haben, nach dem durch uns in Unseren „Land, Grönland errichteten Kolonien al- „lein schiffen und handlen zu dürffen ; so ha- „ben wir für gut befunden, als König, Erb- „8ouvcrain und Herr von Grönland so wohl „als den Jnslen und Dependenzien, so in „dieser Gegend gelegen, die deßhalben zu verschiedenen Zeiten gegebene Verbotte zu er- H h 4 „neueren, 488 Dänische Geschichte_ „neueren , damit dieses (Commercium mit „mehr Fortgang getrieben und ausgebreitet „werden könne. Um deßwillen wollen und „befehlen wir durch Gegenwärtiges/ daß „niemand weder von unsern Unterthanen, „nochLremden sich unterfange,unter was für „Vorwand es auch seye, die Verwilligung, „die wirermeldetem-Severin und feinen Asso- „cürten ertheilet, zuwider zuleben entweder „durchHandlung nach unsern bereits in Grön- „land errichteten CoIonien,oder welche noch „in Zukunfft angelegt werden möchten, also, „daß die gesetzte Gränhen nicht zu überschreiten, und soll biß auf i s .Meilen von DenCoIo- „nien nur zu handlen erlaubet seyn. In Ansehung derer, welche sich einschleichen möchten, t>ie Effecten der Grönländer wegzufüh- „ren, oder gegen sie Gewalt zugebrauchen, „wollen wir daß die Schiffe und Effecten „dieser Contraveniente» angehalten und „confiscftet werden. Gegeben auf dem „Schlosse Friedrichsburg den ic>. April 1740. Die General-Staaten gestehender Cron Dänemarck nicht ein, daß sie im Besitz von Grönland feye. Es seyen diese Volcker wild, in ihrer natürlichen Freyheit, Dänemarck könne nichts aufzeigen wodurch es Dieselbe sich unterwürfftg gemacht hatte, würde auch dahin niemahlen gelangen können. Hinge- §eaen seye Holland in Besitz der Grönläudis sehen Schiffarth seit mehr dann ivv. Zähren, des XVIII Secula 48- ren, und feye da eine Compagnie gefehet, die Grönlands - Fahrer genannt, welche meistentheils den Wallfisch nachgiengen. Jn- gleichen habe das Parlement ru Engelland die Freyheit dieser Schiffarth anerkannt, in- deme es die Nation dazu durch eine eigne Acte aufgemuntert. Worauf aber Däne- marck erwiderte, die Holländer hätten anders nichts hergebracht, als auf dasiges Gewässer zufahren der Fische halber, und et- wann die Fische an dem Ufer auszuhacken und den Trahn zu schmelhen, wodurch ihnen nicht die geringste Possess des Geländes zuwachse. So sich auch einige Holländische Schiffe Kauffmannschafft halber allda einge- funden, habe man sie bey dey deren Entdeckung wegzunehmen, und hierdurch seine Ober-Herrschafft sicher zusehen nicht unterlassen; wie dann gedachter Severin selbst so viele conülciret, daß er von einigen mehr vor einen CüstewBewahrer als einen Kauff- mann angesehen wolte werden. Auch wurden rm September diß Jahrs 1740. von einer DänischenFregattesechsHolländischeFischer- Schiffe auf den Noch-Meeren bey Hßland weggenommen, weilen sie die gesetzte Grän- tzen überschritten, welcher Handel aber nicht Grönland, sondern die Mändische Compagnie beträffe. Um nun auch solche dem Leser bekanndt zumachen, sehen wir hier die Königliche Entschließung auf des Holländi- H h 5 schen 4$o Dänische' Geschichte scheu Ministers Memorial, worinn dieser die Loßgebung der sechs Schiffen unverlangt. Sie lautet also: „Es ist notorisch , daß „allen fremdem Nationen das Commercium „nach Ferro und Vßland vorlängst,vornem- „lich durch die Ordonantzen vom iz. May „i68s. zo.May t6yr. z. May ryrz. verschonen worden, und in Krajst dieser Vrr- „ordnungenist denen lNußländischrn Schif- „fen nicht gestattet, näher als 4. Meilen de- „nen Cüsten solcher Jnfulen sich zu näheren, „und solches zwar bey Straffe Confiscation „sowohl der Schiffer als der darauf befind- „lichen Ladungen. Ihr» Majestät haben „über dieses einer Compagnie am 23 . April „ I7ZZ. die Octroy ertheilet, solche Handlung „alleine, und so gar mit Ausschliessung derer „andern Unterthanen des Königs, zutreiben: „allermassen der Oiktoy die Clausul der 4. „Meilen, mit Straff Confiscation angefügt „worden, so daß sothaner Compagnie das „Canfiscirte Zufalle: wobey die Compagnie „auchorisiret wurde, wider dergleichen Con- „rrcbanc- Handel die erforderliche Mittel, um „dasige Cüsten in Sicherheit zu stellen, aufzuwenden, und allenfalls des Könlgs Bey- „stand zu requiriren. Die Compagnie „hat letzthin vorgestellet, was vor Nachtheil „ihr durch das vervottene Commercium der „Mußländer nach fothanen Jnfuln, in ihren „eigenen Commercio wiederfahre: als wel- des mil. Secali. 49fx ,ches gänhlich ruiniKt werde, weil die Ausländer die Zeit ausstudirken, um denen „Schiffen desKönigö und ihrer CompsAnie "vorzukommen, und solchergestalt nach den „Häven und Rheden dieser Jnsulen allerley i „Waaren, vvrnemlich viel Taback, Brand- ^ „wein, rc. brächten und verkanfflen, hingegen Strümpffe. Fisch-Trahn, Fische und ^ „viel Wolle kaufften; wodurch nicht nur das „Königl. Commercium , sondern auch Jh- ! ,,ro Majestät Einkünffle beeinträchtiget würden. Die Einwohner haben sich ebenfalls „beklaget, daß seit etlichen Jahren allemahl „biß 2Os.fremde Schiffe nach dortigen Meer „kämen, die Cüsten gantz umringten, und „die gantze Fischerey an sich rissen: und da- „mit ihnen die Einwo hner nicht zu nahe kom- „men möchten, alle Gräten deren fangenden „Fischen an die Ufer der Jnsul würffen,auch „so vermessen wären, nicht nur die Fischer- ^ „ Kähne oder Nachen derer Landes - Einwoh-- „ner zuverfolgen und weg zu jagen, sondern „auch 40. und f o. Mann starck mit Degen „und Messern bewaffnet, aufder Jnsul landeten, und damit bit/tnigen kinwohner anr "fielen, welche ihnen Widerstand thun, oder „ihr ungerechtes Verfahren vorstellen wol-> „ten. Aus diesen gerechten Bewegnuß - Ursachen haben Jhro Königliche Majestät eine „Ihrer Fregatten aus dleselbige Cüsten ge- „sendet, um daselbst zur Sicherheit zu neu- «tzen» 49r Dänische Geschichte „hen; welche denn, nachdem sie auf der „durch Ordonantzen vcrbottenen vistanr „Holländische Schiffe angetroffen, sich de- „ren bemächtiget. Woferne Jhro Hoch- „mögende vermeynen, daß in dem Ausspru- „che, wodurch diese Schiffe vor gute Pri- „sen und confiscable erkläret worden, nicht ».die Gerechtigkeit beobachtet worden, als „das anmaßliche Recht ihrerUnterchanenver, „dienet, können Jhro Hochmögenden an „Jhro Majestät Admiralitäls-Staat dar- „wider appelliccn : welcher sodann die Sa- „cffe nochmahls untersuchen, und einen schleu- „nigen Ausspruch thun soll. Im übrigen „weil eines derer Holländischen Schiffe, wel- „che man weggenommen, Mittel gefunden „zu entwischen, und einem Cadet der Mari- „ne mit 4. Soldaten des Königs von der» „Fregatte, .welche auf dem Holländischen „Schiffe die Wacht gehabt, fortgeführet: „wird cleclariret , daß, woferne der Erwar- „tung gemäß, der Dänische Oacler und die „4. Soldaten in Freyheit wieder gesetzt wer- „den, die Holländische Lquippage derer er- „oberten Holländischen Schiffe ebenfalls zu- „ruck nach Hause erlassen werden solte. Diese Antwort, welche Jhro Königliche Majestät in Dänemarck wegen derer in den NordischenGewässernwegqenommenenHol- ländischenSchiffen auf dieVorstellungen derer Herren General- Staaten gegeben, hat den des Will Secuti. 4-Z den Effect gethan, daß, da Ihre Majestät die Loßlassung dero Lsäers von der Marine, und nochgemeiner See-Soldaten,welche ein durch die Flucht entkommenes Holländisches Fischer * Schiff aus den Nordischen Meeren nach Amsterdam gefangen geführet, degehret,Jhro Hochmögende an die Admiralität zu Amsterdam gemessene Befehle ergehe» lassen, gedachte 6. Dänen alsofort in Freyheit nach ihrem Batterland zu senden , in der Hoffnung, es werde der König seines Theils der gegebenen Versicherung nach ebenfalls die EquippsZe derer bekanntlich von der Dänischen Fregatte weggenommenen und conüseirten Schiffen, die in ZO. Mann bestehet, in Freyheit sehen lassen. Die Strei, tigkeiren aber an sich selbst, worzu diese Weg- nehmung Holländischer Schiffe Anlaß gegeben, bleiben biß dato noch in denen bißhe- rigen unausgemachten Umstanden, ohne daß man weiß, ob oder wie und wenn selbige möchten gütlich verglichen oder durch andere Mittel entschieden werden: Denn eines theils wollen Jhro Königliche Majestät in Däne- marck von dero Rechten in denen Nordischen Meeren am allerwenigsten etwas sich verkür- tzen lassen; und am andern Theil behauptet die Republic Holland, daß ihre Unterthanen von vielen Jahren her die freye Schiffarttz und Lommercien dahin getrieben, ohne daß Dafftscher ftits dagegen vorhin etwas einge- wen- 494 Dänische Geschichte wendet worden: und woferne es geschähe, daß künfftig die nach den Mländischen und Ferroeischen Gewässern seeglende Holländische Fischer-Schiffer durch Kriegs-Schiffe bedecket und begleitet würden, und wann Dänischer Seits ebenfalls eine Escadre dahin käme, fönte solches leicht zu Folgen Anlaß geben. Unterdessen gleichwie im Monath April An. 1741. Danemarck einige bewaffnete Schiffe nach den Nordischen Gewässern geschickt, also haben auch die General-Staaten dergleichen gethan, nachdem die im Haag deßwegen mit dem Dänischen Minister gehaltene Unterredungen fruchtloß abgeloffen. In dieser Unterredung hat der Minister durch i z. Beylagen von Edicten, Ordonantzen, Tractate» und andern Urkunden behauptet, daß Fremde von Grönland, Dßland, und andere an Dänemarck gehörenden Landen ausge- schlössen seyen; mit Zusatz, daß noch mehr solcherley Urkunden in den Archiven der Her- ren Staaten selbst sich finden würden. Dagegen die Staaren erkläret, daß diese aus dem Corps Diplomatique genommene Stücke zur Sache nichts dienten, und gantz unrecht ausgedeutet würden. Auf Anlangen nun der Herren Staaten nahmen sich ihrer auch die Frantzösische und Engelländische Munsters an, welche zu Cop- penhagrn vorstellten; Das Meer seye jeder- dss XVIII. Secuh. 49 MSN offen und der Fisch-Fang jedermann frey. Die Holländer hätten die Pofkflio:u des Fischfangs schon ehe sie zuir Republiic worden, und hätten sich denDäniischen Neuerungen jedesmahl widersetzet. Sie hätten auch geschriebene Rechte, und Tractaien vor sich. Der König könne die Entfer« riung auf 4. Meilen von der Cüsten wohl i seinen Unterthanen/nicht aber Fremden un- ^ tersagen. Es erbothen sich aber die Holländer in eine Handlung deßhalber einzulassen unter Mediation v on Franckreich, Engellaud, und Rußland. Die Tractaten wurden angeführet der vom ^3. May 1544- und An. 1572. die Convenuion mit Christiano IV. 1596. und die Allnanzen und Camraäic von 1596. I62l. 1674.. 1686. chor. Es fand aber keinen Eingang, und erwiese der Hof/ daß man dieser Distantz halber nichts nachgeben könte. Dann weilen Wland mit Getraid nicht gebauet, und das Volck nur vom Fischfang leben muß, auch mit ihren kleinen Barquen in die weite See sich nicht wagen d örfften, so würden sie müssen Hungers sterben, wann man ihnen dj§ fremde Schiffe sollen naher auf demHalß kommen, und die Nahrung vor d er Nase weg fischen lassen. Als man nun glaubte, es wäre der Streit am hitzigsten , wurde alles An. 1742. «atf einmahl stille. Einige muthmasstten, daß Ho>l^ 49 g Dänische Geschichte Holland nachlassen!; weilen selbes Däne- marcks ^iecliLtion gegen Schweden angenommen: allein die Holländer haben dieses mal ihren Wallfischfang ordentlich vollbracht, ohne von Dänemarck gestöret zu werden. Andere schreiben die Sille des Dänischen Hof zu dem damahligen Zustand Europens wegen der Oesterreichischen Erbfolge, als wolte der König durch einige thaliche Aeusserung nicht Gelegenheit geben, sich in ein oder andere Parthey einzulassen. Noch andere hielten darvor, man wäre gegen die Holländer dermahlen so gefällig, damit sie in Ost-Indien (wo ihre Sachen eben jeho grossen Anstand litten ) auch etwas den Banen durch die Finger sehen, und die Dänische kroZreMn allda etwas gleichgültiger ansehen sollen; zumahlen die Grönländische Sache dadurch doch nicht verlassen, sondern nur auf eine andere Zeit ausgestellt bliebe. . ! Sonst, nachdeme der Engelländische 8ub- ! ticken »Tractat zu Ende gegangen, so hat i sich der Hof in einen andern Vortheil- ? halsten mit Franckreich eingelassen , wo- i durch auch den Kauffleuchen manch nützliches j. zugestanden worden. Nichts destoweniger I gieng das Beylager des Cron-Printzen ■ Friedrich mit der Englischen Prinzeßin Louife j An. 174z. den ro. Novemfr. gantz herrlich I vor sich, 1 143« I des XVIII. Secuti. 49 7 142. Bey damahligen zwischen Rußland rrnd Schweden fortdanrenoen Krieg setzte sich Dänemarck auch in wichtige Verfassung, j theils auf feiner Hut zu seyn, theils, wie man glaubte, um denen Schwedischen Königs- 1 Wahl-Geschafften ein grösseres Gewicht zugeben. Dann indeme der Schwedische Bau- ren- Stand bey solcher Wahl einen Antrag auf den Königlich Dänischen Cwn-Prinhen machte, der Adel hingegen auf die Holsteinische Seite hienge, so erforderten diese Umstände, auf allen Fall wohl gerüstet zufcyn. Allein obschon der Adel die Oberhand behielte, so gäbe sich doch Dänemarck zu frieden, weil sonderlich durch den Schwedischen Gesandten die Versicherung geschahe, daß in dem zwischen Schweden und Rußland ab- handlender Friede nichts wegen ScbleßwiI zum Nachtheil Dänemarck solte beschlossen werden. Weilen aber in gedachtem Fried "von Dänemarcks Versicherung gar nicht gesprochen worden,so regte sich der König übermahl, und gedachte die zum Nachtheil auf seinen Cron-Prinhen ausgefallene Wahl mit Macht zu unterstützen. Cö geschche also dem Grafen von Tcssn, Schwedischen Gesandten zu Coppenhagen folgende Erklärung: „Daß, nachdem des Cron - Prinhen von „Dänemarck Königliche Hoheit von denen „Schwedischen Reichs-Ständen rechtmäs- „siger Weise zum Throne von Schweden , Suppl, p. Des. A. H. ii. II?, Z» „er- Dänische Geschichte 498 „ernenmt worden, so körnen Jhro Majestät „dienachhero erfolgte Erwählung zum Cro»- «Folger des Herzogs ^ämimstrsrorszu Holl» „stein nicht anders als ungültig ansehen. „Sie waren dannenhero vest entschlossen, „Dero Rechte deßfalls mit allen denen von „derGöttlrchenVorsehunqihnen in die Hand „gegebenen Mitteln, nachdrücklich zu behaup- „ten. Unter währendem Friedens- Lon- „xresz zu Abo habe man dem Königlich- „Dähnsschen Minister viele wiederholte mäh, „le versichert, es fvlte das Imcrelle derCro- „ne Dänemarckmit allem Fleiß besorget wer- „den, um derselbigcn, wegen des Hertzog- „chums Schleswig, eine hinlängliche Si- „cherheitzu verschaffen; gleichwohl wäre nun- „mehro der Friedens - Traetat zwischen „Schweden und Rußland würcklich geschlossen, ohne über diese wichtige Angelegenheit „das mindeste zu bestimmen. Der König „wisse vollkommen wohl, was die Schwe- „bischen Reichs-Stände vor Meinung gehe-^ ,,get, daß sie in ihrer Versammlung den «Schluß gemachet, den Cron-Prinhenvon „Danemarck zum Nachfolger des Throns „zu erklären, woferne man nicht in einer be- „nanmen Zeit von Rußland rsilonableBe- „dlngungen des Frledens erlangte. Ihr» „Majestät hätten wichtige und grosse Ursa- „chen zu glauben, baß die erhaltenen Fries «dens-Bedingnussen nicht mit der Erwarb «iung des XVlll. Secali. 499 „tung und dem Verlangen der Schwedif. „Nation überemstlmmeten: und eben diese „Ursachen autorisimn den König/ diejenigen „Maaß Reguln zu ergreiffen, welche Ihr» „Majestät diensam und nothwendig zu seyn „erachten, Ihre Ehre und ihre Sicherheit „zu handhaben. Der Herr Graf von Teßin aber hat auf ausdrücklichen Befehl feines Hofes auf die verschiedene Puncte vorstehender vcclara- rion also geantwortet: „Gleichwie die erste Benennung des Cron- „Printzen von Dänemarck nur von einem „'Theil derer Schwedischen Reichö-Stände „geschehen; also kante und dürfte sie nicht „vor eine ordentliche und volle Wahlgehal- „ten werden. Hicrnächst, und weil die „Stände des Reichs die Friedens - Pra?limi- „nar Artickel,worüber sich die Schwedischen „Gevollmächtigccn auf dem L»nZress zu ,,^bo mit denen von Rußland verglichen, „vollkommen genehm gehalten, und ange- „nommen; so wäre hiedurch die Bedingung, „unter welcher man sich vorbehalten, den „Cron-Printzen von Dänemarck zu erwah- „len, nemlrch, sofern« die Fnedens-Artickel „nicht annehmlich waren, völlig aufgehoben, „und ohne Kraffc. Anlangend Die Sicher- „heil wegen des Herzogthums Schleswig, „da hätten die Schwedischen Friedens Ge- „vollmächkigten vor ralhsamer gehalten, die- 3 i r „se 5oo Dänische Geschichte „se Angelegenheit auf eine besondere Abhand- „lung aufzustellen. Wenn die vonDane- „marck eniworffene Absichten dahin gegan, „gen, die beyden Cronen auf dem Haupt „des CromPrrntzens zu vereinigen, so mü- „ste man auch wissen, wie sehr die Meinung „gen der Schwedischen Nation davon ent- „fernet gewesen: Man müsse auch versichert „seyn, daß die kuilUnren denen an Erhai- „tung des Gleichgewichts in Norden hoch- „lich gelegen sey, diese Sache niemahlen „würden mit gleichgültigen Augen angesehen „haben: Es seye kein Zweiffel, daß eben „diese?uissLnren auch jetzo noch dergleichen „Meinungen Hegeren. Dahero, und wenn „Danemarck bey seinen Anforderungen be- „stehen bliebe, und unternähme, solche durch „den Werg der Waffen geltend zu machen , „könnten sich der König und die Stände von „Schweden mit der guten Hoffnung schwer» „cheln, genugsam krafftigen Beystand zu „finden, um die Gerechtigkeit ihrer Sache „mit Vortheil zu unterstützen; übrigens aber „würden sie allemahl mit Betrübnüß es an- „sehen, woferne die Sachen zu dergleichen „Extremitäten ausschlügen: und dahero wür- „den sie auch bis ans Ende ihre Meinung, „den Krieg zu vermeiden, und alle, zu Her- „stellung des guten Vernehmens zwischen bey- „den Cronen, diensamste Mittel anzuwen- „den, an Tag legen. des XVlll.Stculu Landes-Regierung Dero Herr Sohn Frie-' demus V. gcbohren den 31. Mertz An. 1723. welcher aus seiner Englischen Gemahlin Louise erhoben biß ietzo zwey Kinder 1) Christian Den 7. Jul. 1745. 2) louise den rs. Oct. 1746. Beschreibung der Dänischen Lander Vvlcker und Handlung. Die ganße Königliche Bottmäßigkeit erstrecket sich sehr weit über grosse allenthalben j entlegene Erd-Stücke, t) Dänemarck mit! den Inslen. 2) Norwegen und Lappland.^ z) Dslanch Grönland und die Nordische an- r deceJnslen. 4) Die Amerikanische. x)h Afrieanlsche. 6) Ost «Indische Besitzthü- mer. 7) Endlich Dtc teutsche Stamm-Gü- ij ter Oldenburg, Deimenhorst, und besonders Schleßwig und Holstein. Von ieden mit Kürtze etwas Dänemarck. 1) dieses Königreich bestehet wiederum aus vtelen Stücken die man auf einer besondern Karte zum besten mit all ihrer Lage fassen des XVI 1 T. Seculi. 5 1 1 Es fangt an bey den Fluß Erdor, welcher die Gräntze gegen Teutschland von Alters her ist. Das feste Land ist die Halb - Insel sonst genannt Lderlonelus Ombricz,')uNL oder Jürland, darinnen erstlich Schkeßwig hernach die Provintz Dirmarsen, so wcy- land zum Erh-Sttfft Bremen gehöret, und mit Kayscrlicher Erlaubnuß eingezogen worden. Die See-Häven sind Llensburg, allwo die Schiffe biß an die Häuser anfahren und vor dem TLmd sicher liegen. Hadersleben, welcher groß. Einige kleine Insten gehören auch hierzu. Das Nordische Iütland bestehet in vier Btßthümern oder Sliffien, welche theils von Kayser Otto errichtet zu erkennen geben, daß die Dänische Einrichtung der Geistlichkeit noch biß diese Stund zudancken seye. Das Stifft Ripen hat den Nahmen von Ripa dem Gestatt des Meers, an welchem her es gelegen gegen das teutsche Meer. Die Stadt Ripen hat eine Meile davon einen Haven,deme gegenüber viele kleine Insten liegen. Holdingen allwo iedec Ochs und Pferd so über die Brücke ausgeführet wird, dem König einen Rerchechaler Zoll dringet, welches dann ein schöner Zubuß- pfenntng ist. Die Lufft herum ist gesund und König Christian in. war inchiese Stadt verliebt, welcher auch das Schloß allda Arns- Dänische Geschichte 5iL Arnßburg erneuert, so weyland von König Erich Ktippmg erbauet war. Das Stiffl Arhus hat die See-Stadt Arhus an dem Best,nebst mehr anderen, die mehrentheiis entweder einen Haven oder eine Rhede oder Baye zur Anfahrt haben. Das Stissc Alborg oder Burglau hat den Nahmen Anfangs von dieser Stadt bekommen, traget ihn aber ietzo von,der ersten. Hier ist die Lymsord, ein grosser Meer.Busen des Balthischen Meers, welcher einer engen Eingang hat, hernach sich erweitert und fast biß an das teutsche Meer sich erstrecket, iämicuz sinus genannt. Das Stissc Wiborg hat die Stadt gleichen Nahmens, wo ein hoher Gerichts-Hof, auch ein Collegium Lutherischer Canonico- ium. Die Dänische Inslen. Lünen kionra lst zehen teutsche Meilen lang, darauf die Stadt und Bißthum Orro- niaOttensee von KayserOtronc erbauet worden. Hernach L^yburg, wo ehedessen die Könige mit dem Parlament fassen. Es ist ein guter Haven. Zu diesem Blßthum gehören noch sehr viele Jnslen, darunter folgende die wichtigste seynd. t Langeland ist sechs Meilen lang, zwey beyläuffig bicu: bestehet merst in Land-Bolck. Laiand acht Meilen lang, fünfe breit, ist geträchtig am Treyd. Fal- Dänischen Lande. 51z Lalster vier Meilen lang und zugespitzet. Tasiingh und Arr seynd klein und unmuthig zur Jagd. Seeland. Ist die gröste und beste der Dänischen Jnslen, zwischen welcher und Schonen der berühmte Ore-Sund. Sie ist lang achtze- hen teutsche Meilen, breit zwölff, wie ein oval gestaltet. Darauf liegen dreyzehen gute Städte. Roppenhagen Hafnia hat den Nahmen von der Kaufmannschafft, dann die Dänen sagen Riobenhaven, welches verstümmlet ist aus Riobmenshaven. Den Hasen daran machet die nächst angelegene Insel Amagh. Sie ist die heutige Residentzstadt des Königs, gantzen Hofes und Collegio- rum, auch der Admiralität, und eine der besten Städte in Europa, so auch wohl befestiget, aber nicht wieder das Feuer; maßen weil sie meist von Holtz erbauet, sie jüngstens fast gäntzlich in die Asche gesuncken; durch Beysteuer aber fast aller Herren Protestanten schon wiederum und ordentlicher erbauet auch mit mehr steinern Häusern versehen worden. Es seynd aber viele köstliche Sachen und Gebäude, Schrifften, der mathemati« sche Thurm u. a. m. verlohren gangen. Rorschrld war ehedefsen des gantzen Königreichs Hauptstadt, die Königliche Residentz und Bischöflicher Sitz von Seeland; wel- suppl. p. Des. a. ii. //.Eh. Kk che S 14 Helflngoer, Sora che von 8uenv König in Dänemarck, Norwegen und Engelland erbauet worden ums Jahr ioist. Sie ist noch berühmt, zeiget aber viele Überbleibsel von ihrer verfallenen Herrlichkeit. Helsingoer eine Stadt am Sund, wozu König Fridericus II. das veste Schloß Lro- nenburg aus dem Meer erbauet, dazu die Steine von weiten musten hergebracht werden, deren dann eine erstaunliche Menge darauf gangen, müssen das Meer so viel verschlucket. Daß jedoch der Sund nicht eng genug seye um die Schiffe, sonderlich eine Flotte aufhalten zukönnen, ist bewährt genug. Die grosse Schiffe müssen, wegen anderer Fahrten Untieffe, alle den Sund paß- stren, und dem König eine Gold-Lrone vor die passage bezahlen, ohne den Waaren Zoll. Die kleine gehen durch den Belc, sie entgehen doch nicht dem Königlichen Zoll zu Ny- burg. LriedrichsburZ drey Meilen vor, Helsing- ver war vorhin em Clvstcr zum Heil. Geist, nun ein Königliches Lust-Schloß. Gora ein Closter von Absvlon Erh-Bischofs zu Landen weyland gestlfftcc, wohin König kridcricur II. die Adeltche Schule von Friedrichsburg verleget. Deßgieichen hat zu Herlesssholm oder Schön-Closter, so die Familie von Trolle bekvmen, derRcichs- Ad- Huen. 111 Admiral Herlef Trolle eine Adeliche Schule errichtet. Huen oder H)een eine Insel mitten im Sund Helsmgör gegen über war berühmt, als der grosse Sternseher Tycho Brahe, die Zierde der Dänischen Geister, solche vom König zu Ausübung seiner Wissenschafft ge- fchenckei bekommen, und dieselbige mit einem herrlichen Oblervarorio und Instrumente« ausgezieret, wovon in des Bleau^ürn^ re umständliche Abrisse zu ersehen. Allein der Neid blieb ibw von seinen eignen Landesleuten, dem Gebrauch nach, nicht aus, er muste in Teutschüand beym Kayserl. Hof Rudolphi II. ein besseres Schicksal suchen, und der schöne Musseu-Tempel gerieth durch Nachläßigkeit und e-rfolgende ÄriegS- Unges stümme in solche Verrwüstung, daß man nicht lange hernachUranl-enburg (so hieß dasOo« servatorium) auf Huen vergeblich stichst. Es kör.te nicht wohl ein zur Sternseherey an» standigerß Ort, als diese Jnsul, erfunden werden : weil sie etwas vom Meer erhaben; einen unvergleichlichen blorironr oder Aussicht zu allen Seiten hat; weil eine grosse Menge der Sternen Tag und Nacht über deren Ho- rironr immerwährend erscheinen, niemahlen untergehen, und also täglich zweymahl im Mittags - Creiß, oben und unten, mögen beobachtet werden: weil auch die Gelegenheit der Correspondcnz , und die Nachbars K k 3 schafft 516 Von der Dänischen schafft von Coppenhagen, Hamburg/ Stock- holm und vieler andern wackern Städte grosse Vortheile einem Mathematico an die Hand gibt / und nur Schade ist, daß an statt etlicher groben Hirten nicht eine beständige Frcy- stadt und Wohnung vor lauter Sternmesser hier aufgeschlagen feye. Soviel vvnDancmarck. JnErzehlung der übrigen Oerter, Benennung allerInsuln, Städte, ic. wollen wir uns nicht aufhalten, es ist ohne das kein leichterer und besserer Weeg, dieselbe sich bekannt zu machen, als auf einer General-Carle von allen dreyen Nordischen Reichen, und darnach auf ka» ticular Carlen von Dänemarck rc. Weilen aber die Sprache eines Voicks ein besonderes Licht gibt zur Erkannmußvom Ursprung und Art desselbigen, auch zu verschiedenen reichen Betrachtungen Anlaß darbietet, als soll kürhlich nur so viel gesagt seyn, daß diese Nordische Sprachen überhaupt zu'reden teutsch seyen: das Teutsche aber muß man nicht ausmessen nach dem Masse , in welchem wir uns heut zu Tage desselbigen bedienen; noch auch nach dem heutigen Meißnischen Dialect oder Mund- Arc, wovon ihrer viele so grossesWeeftn machen. Dann eben solcher OialeÄ ist es, der dem wahren, alten, ursprünglichen Teutschen am allerwenigsten gleichstehet; und ist den Kennern des Alterthums nicht verborgen. l Sp racht 5 17 daß die Sprache eines heutigen Bauern in Meisten sowohl als in dem meisten Teutsch- land mit dem ältesten und wahren Teutschen weit mehr übereinkomme/ als jenes derer Me- lissanken und dergleichen, welches unsere Ur- Vätter, wann sie auferstehen sollen, nimmer erkennen würden. Dann also ereignet es sich mit allem menschlichen Dingen, daß sie einer immerwährenden Veränderung unterworffenseynd; welches sonderlich auch die Sprachen mrt betrifft, als welche den Winden vor Alter- auf die Flügel gebunden, und nicht viel in Steine gehauen,, noch minder auf die Haute und Bücher ni-edergeschrieben worden. Po- lybius mercket v>on der Römischen Sprache an, daß, als noch nicht fünfzig Jahr von dem mit LLnstsZ 0 errichteten Frieden verlvf- fen waren, man die Worte der Friedens- Tafel kaum mehr verstehen konte; so sehr hatten schon einige sogenannte Gelehrte daran gekünstelt und gestutzet. Eine deutliche Probe von der Nordischen Sprache zu geben, so setzen wir das Varrer Unser hlcher Dänisch. Lader uor, du se>m esi i Himelen: He- ligc vorde dir- rfrifht: rillkomme die Rige : vorde din X>tUe sa pa jorben, som Hand er i Himmelen : giff osz i dag uore daglige Broed: off forlad osz uore skylr, Kk z som Dänische Sprache. VI fom wi forlade uore Skuldener: oc leed ^ os; icre udi fristelse: men frelz osz sra onc. Thi die er Äigir, oc träfet, or^erlmhed j i Ewighed, Amen. Norwegisch. „Wor Fader du som est y Himmelen: „gehailiget worde dit Nafn: tilkomma os „Riga dit: din Willa geskia paa jorden, „som Hank er udi Himmilen: Gift os i tag' „wore tagliga Brouta: och forlata wora „stiold, som wy forlata wora skioldonar; „och lad os ikie komma udi fristelse: man „ftals os fra onet. Thi Rigit er dit, macht „och kracht fra eyighait kill evighait, Amen. Schwedisch. ^ «Fadher war fom est i Himlen: Helghat i „warde titt Nampn : Tilikomme dit Rike: 1 „Skee tin Wilie, sa som i Himmilen, sa oc „po jorden. Wart dagligha Brod giff os ! „i dagh: Och forlat oft wara skuld, so fom ! „oc wy forlate them oft skyldigenaro: Och ! „inleed oft ike i ftestelse: uchan frels oft fra ^ „ondo. Amen. Teutsch, Bayrischen Dialetti . | „Vaters unsir, du in Himile bist: Din „Name werde geheiligot: Din Riche chor ,.me: Din Wrlle giskee in Erda alfo in Hi- „mile; unsir tagelich Prot gib uns hiuto : „Und Dänisc he Sprache. f 19 | „Und unsere Skulde belaz uns, also auch „wir firlazhen unseren Sculdenaren. Vnde > „in Dia chorunga ne leitist Du unsi: suntir „irlose unsitz fon demo ubile. H. Lc- csrcluz hat dieses bekommen aus der Kay- ferlichen Bibliothek zu Wien, wo es an der borken teutscher Psalmen Übersetzung mit , angeschrieben war, und hiemit vom Bayri- > scheu Dialect: herrühret. ' Zuletzt, weilen die alten Welt-Beschrei- ber, Geschichter und Poeten von der Jnsul Thule, oder Tyle, so viel Echreibens machen, und die heutige dieses Thuie bald vor Britannien, bald vo>r Island, vor die Azo- res, Grönland rc. H.alten, so geduncketmich, Es seye Tylc kein d^omen proprium, sondern gppellsrivum, welches heisseZiel, oder Ende der Welt. Niemand kan läugnen, daß nicht Die alte Teutsche vor das heutige Z das l'gebrauchet. Damit kommet über- ein das Wort Telos aus Der Griechischen Sprache, welche meistemheils aus der Teutschen oder Scylhischen, unserer Meinung nach/ entsprossen. Von Der Dänischen Nakion hat Herr Ludewig Holberg, Assellor Lonnssonäl. Und Professor?udiic. bey der Königlichen Universität zu Evppenhagen eine Dänemär- ckisch - und tTonvegifche Svaars- un^ Reichs - Historie An. 17,2. in Dänischer Sprache an das Licht gestellet/ welche gleich «k 4 Hr. fso Von der Art und Eigenfcha ffc_ Hr. Friedrich Gerhard Vos, Philosoph. Sc Ilistor. 8ruä>osu5 in die Teutsche übersetzet, so gedruckt zuCoppenhagen an. 1731.10410. Es ist dieses Buch allzuschön, und die Geburt des Hrn. Autors, als eines Norwegers, ist allzu vortheilhaffiig, als daß man nicht lieber aus ihme, als aus einem fremden, vernehmen wolle, was er von seines Vaterlands Beschaffenheit mit ungezwungener Aufrichtigkeit, und genügsamer Wissenschafft uns bekannt machet. Hoffe also, es werde mir es ein begieriger Leser nicht verargen, wann ich einenguten Theil von diesem Werck abschreibe, und ihme zu lesen vorlege; weilen doch das Buch in Tcmfthland noch nicht gedruckt, und wohl werth ist, daß wir es auch lesen. Zudem mein Vorhaben in diesen Auxilns nichts anders ist, als aus verschiedenen andern etwas Zusammengeholtes dem Leser vorzulegen, damit er nicht alle selbst lesen dürffe, wann er nicht Lust hat. Wohlan dann. Don der Art und Eigenschafft der Dänischen Nation. Die Danen werden heut zu Tage für ein artiges und fthr civilstes Volck gehalten, insonderheit die Einwohner der Stadt Cop- penhagen, welche ihre Kinder mit grossem Fleisse der Dänischen Nation.' 521 Fleisse auferstehen, und sowohl zurManier- lichkeit als Gelehrsamkeit anhalten lassen, dann es ist nichts rares und seltsames, daß man allhier kleine Kinder auch aus dem Bürger-Stande siehet unterschiedliche Lxercicien verstehen, und ausser dem zwey oder drey fremde Sprachen mit grosser Fertigkeit von Ihnen reden höret, so daß auch die fremden, welche hier in Lande ankommen, betheuren müssen, man finde solches an keinem andern Ort, können sich auch insonderheit nicht genug über das Frauenzimmer verwunderen, welches, ob es gleich niemahls ausserhalb Landes gewesen, dannoch mit denen fremden in ihrer eigenen-Sprache reden kan, und rc- commencliret sich das Frauenzimmer hierdurch nicht weniger, als mit ihrer natürlichen Schönheit. Junge Manns-Persohnen reisen gerne ausserhalb Landes, damit sie eine Vollkommenheit in der Sprache, so sie in ihrer Kindheit gelernet haben, erlangen, und ander Nationen Sitten und Manieren sehen können; man findet bey dieser Nation eine besondern Modestie, dann statt dessen, daß fast alle Nationen viel auf sich selbst halten, und andere über die Achseln ansehen, so reden die Dänen gerne wohl und groß von andern, ob nun gleich dieses heum zu Tage wenig vortheilhaffug ist, und ihnen viele als ein Laster zuschreiben, so muß mau doch ge- Kk 5 stehen, s22 Von der Art und EiZenschassc stehen, das solches eine von den grösten und raresten Tugenden »st. Die Dänen insonderheit Jütländer, seynd mit gesunden starcken und vermögen denGlied- mästen begäbet, d»e vornehmste Schwach« heit,der sie unmworffen, ist der Scharbock, welcher eine Mutter vieler Kranckheiten ist, verursachet auch sowohl in Dänemarck als Norwegen, daß viele Menschen sehr geschwind, und unvermuthlich sterben; dahingegen seynd sie ziemlich befreyet von conta- f ieuscn und hitzigen Kranckheiten, womit och andere Marionen so sehr geplaget seynd. Der alten Danen Tapferkeit gestehe« alle 8cribenten! allein in vorigen Seculo haben die meisten Historien Schreiber die Dänen mit einer gantz andern Farbe abgemahlet, und selbige vorgestellet als eine Nation, welche gar von ihrer Vorfahrcrn Tugend und Tapferkeit aus derart geschlagen, angesehen sie hierzu Anleitung nahmen von den unglücklichen Kriegen, so Dänemarck in vorigen Seculo mit Schweden führete, gleichwie aber ein Richter, ehe er ein Urtheil fallet, die Sache mit allen ihren Umständen genau überlegen und erwegen muß, so soll auch ein Scribent aus einen einhjgen Tressen oder Kriege sich nicht so obenhin eine Idee von der Tapferkeit oder Zaghafftigkeit einer Nation formtreu, sondern den Zustand der Zeit und alle Umstände genau überlegen, ehe er eini- ' der Dänischen Nation. ^r; Zeö Urtheil darüber ausspricht. Im vorigen Seculo herrscheten die Franhvsen und Schwe» den, und alles schiene zu ihren Aufnehmen geschäfftig zu sein; es fanden sich auch damahls gleichsam zu einer Zeit die Gräfl. Generals als in Franckreichlurennc, Conde, Schomberg, Luxembourg, unö in Schweden Gustavus Adolphus, Torstcnson, Banner, Wrangel, Königsmarck, Carolui Gustavus, &c. aus welchen die meisten vor Wunder Gebührten, und Meisterstücke der Natur gehauen worden; die grosse Männer brachten die Kriegs * Disciplin bey selbigen Nationen stuf den höchsten Gipfel, so daß sie dieserwegen allenthalben über ihre Feinde triumphierten, dahingegen war in andern Ländern eine grosse Verwirrung, welches nicht wenig so wohl zu der Frantzosen als Schweden Aufnahm contribuirete. Ich verwundere mich dieserwegen gar nicht, das die Lerikenten in vorigen 8eeu!o ge- meldte Nationen so sehr erhoben, hingegen andere mit so schwacher Farbe abgemahlet haben, dann, wie sollen nicht so vieler Jahre WühlstMt oder Unglück solches verursachen können, da man doch nichts gemeintes bey den 8cridcnten zu seyn wahrnimt, als daß sie von der einen oder andern Ba, taille Gewinn oder Verlust, ein gantzes Volck tapfer oder verzagt machen, ein solches lan mau in diesem 8cculo aus dem-Exempel der § 24 Von der Art und Eigenscbasfc der Frantzosm cnehcn, weiche nach der Schlacht bey Hvchstadt stets als eine zag- hasste und unstreitbare dl-,rion ausgcschrien wurden, da sie doch dieselbige seind, die sie zuvor gewesen; ich lasse mich es mid) daher» nicht wunder düncken, das die Dänen im vorigen 8ceulo als ein unstreikbahres Volck abgemahlet wurden, weitste solche Unglück- UcheKriege mit Schweden führeien,nur was mir seltsam vorkommt, ist dieses, daß auch teutsche Scribenten aus eben diesen Fundament auf die Dänen Veracht geworffen,und nicht in acht genommen, daß sie damit thre eigene Landesleute sehr angeschwärhet, auch selbige mit denen Einwohner dieses Reichs in einer Classe gesetzt? solten nun die Dänen aus dem Fundament unstreitbar und zaghaft genannt werden, weil sie unglückliche Kriege mit Schweden führetcn, so tönten auch gewiß die Teutschen keinen andern Character vermuthen, angesehen selbiges Unglück sie auch betraff, dann es helsset in Sprichwort gleiche Bruder gleiche Kappen. Ich sandte hiermnen keinen andern Unterscheid, als daß die Dänen bisweilen dasjenige zur See wieder gut machten, was sie zu Lande verlvhren, haben die Schweden in vorigen 5ecu!o gantz Dänemarck überschwemmet, und Coppenha- gen belagert, so findt man ja auch, daß sie i unterschiedliche mahl, so zu sagen, mit einer ü Hand-voll Leute in den Kayserl. Erb-Län- I der Dänischen Kation. Lern gewesen seynd, und gantz Teutfchland zitternd-und bebend gemacht haben. Wie man nun deßwegen nicht sagen kan, daß die teutsche Nation ein zaghafftes Volck sey , so kan man mit eben so weniger Billigkeit den Danen solchen Character beylegen. Daß übrigens die Dänen noch eben dieselben seynd, die sie allezeit zuvor gewesen, kan man heute zu Tag sehen, nach dem die Kricges- Disciplin nach Restitution der Souveränität besser eingerichtet worden, und haben sie insonderheit in fremden Diensten, als in Jrr- land, Italien, Teutschland, und den Niederlanden grosse Proben von ihrer Tapferkeit abgeleget, auch haben die vor diese Hohe Allurlr selbige in dem letzteren Krieg mrt Franckreich als den Kern von ihrer Trvup- pen angesehen. Was die SeeEachen anlanget, so glaube ich nicht, daß man viele Exempel in Historien finden wird, daß eine Nation so con- rinuirlich und stets nach einander triumphi- rel habe, als eben Dänemarck, auch nicht, daß in einen kurhen Kriege so viele herrliche See -- Schlachten seynd gewonnen worden, als in dem vorigen Schottischen Kriege, welches verursachendes sich die Schweden nach der Zert, ob sie gleich starcker als die Dänen, doch sehr selten haben sehen lassen, so lange die Dänische Flotte in der See war. Damit zrS Von der Arr und Eigenfthaffe Damit ich auch etwas von ihrer täglichen Lebensart und Haußhaltung rede, so ist bekam, das zwar die Dänen sich gerne etwas zu gute thun, und wohl leben mögen, so daß sie von den Jtaliänern, Spaniern, Holländern und andern sparsamen Nationen, alS sehr verthulrche und verschwenderische Leute tönten angesehen werden, dennoch aber werden sie von den Normännern vor karge und sparsame Leute gehalten, ausgenommen die Inwohner der Stadt Coppenhaqen, welche gerne in Kleidern stolhieren,und sich über ihren Stand, und Vermögen aufführen mögen. Es werden in Wahrheit nicht viele Oerter gefunden werden, woselbst die Leute so prächtig leben, und die Kutschen, Pferde unvLibereyen so gemein seyn als in Coppen- hagen. Man folte wohl gedencken, daß man in Paris grösseren Pracht finde, und sind auch die meisten Fremde, welche selbige Stadt nur so obenhin beschauet, in selbigen Gedancken, allein der meiste Pracht- und Gepränge, so daselbst geführet wird, geschicht von Fremden, deßwegen die unzehlich vielen Kutschen und Wagen zu der Einwohner Vortheil gehalten werden, welche hingegen sechsten sehr kärglich, wie die Jtaliäner und Holländer leben. Im übrigen kan man von der Dänischen Nation sagen, daß selbige vertraglich, dienstwillig, und wohl mit ihnen umzugehen, und zu ■ der Dänischen Marion. ^27 ! zu recht zu kommen, auch insonderheit gehorsam gegen die Obrigkeit ist, dann es ist fast kein Land zu finden, woselbst Aufruhr weniger bekannt ist, noch woselbst Diebstaht Raub, und Mord, weniger im Schwange gehet, oder da die Reisenden mit grösserer Sicherheit reisen können, als eben in Däne- marck, welches sowohl der Regierung als der Einwohner gutem Naturei zuzuschreiben ist. Zu ^lanufaÄuren und Künsten seynd die Dänen ziemlich bequem, die fremde bilden sich zwar ein, daß man gantz und gar keine Mamifacturm in Dänemarck hatte, allein sie fehlen hierin gar sehr, dann die Manufa- cturen haben in einiger Zeit sich solcher Gestalt vermehret, daß man nunmehro alles im Lande verarbeitet bekommen kan, was man verlanget, wann auch nur die lolanufaLkeurr zugleich mit denen Handwercks-Leuten solche Lebensart wieFrantzosen und Holländer führen wollen, so würde ihre Arbeit noch mit grösseren Glück und 8ucc«lb vor sich gehen. Die Beschwerlichkeit darbey ist diese, daß gewisse Leut ihre Arbeit nicht um den Preiß verkauf- fcn können, wovor man es ausserhalb Landes haben kan, solches hat viele angefangene Werck über» Haussen geworssen, so wohl mcht geschehen wäre, wann nicht viele sich über ihren Stand aussühretcn. Wann nemllchcn zum Exempel dre Frau Schusierin oder Schneiderin soll in einer Kutsche zu Kirchen 52g Von der Art und Eigenschaft^ chcn fahren, so kan der erste kein paar Schuh machen, noch der andere ein Kleid nahen um Den Preist, als einer der kärglich lebet, und zu Fusse gehet. Die Gelehrsamkeit hat schon vor langer Arit in Dänemarck floriret, und müssen die Fremden zugestehen, daß, obgleich daselb» sten nicht so viel Bücher, als an einigen andern Qertern geschrieben werden, so seynd doch die Schrifften, so daselbst ans Licht kommen, sehr gut. Daß so wenig in der Dänischen Sprache geschrieben wird, darzu ist dieses die Ursach, daß sich die Einwohner so sehr auf fremde Sprachen legeti, und daher» lieber fremde Bücher lesen wollen, damit sie zugleich von der Sprache profmren können: Die Dänische Sprache an sich selbst hat in Wahrheit grosse Tugenden, und ist insonderheit bequem zur Poesie, daher diejenige irren, welche die Dänische Sprache so geringe ansehen. Hievon so! weiter geredet werden, wann wir in das Capitel von der Academie kommen. .Die Mediocritctt oder Mittelmäßigkeit, welche Msr. Wohisworrh der Nation zur Last ausdeutet, nemlrch, daß die Dänen weder tumwe noch hvchweise Leute wären, hätte vielleicht ein anderer unpartheyischer Scribent als eine Tugend und Mittel-Strasse ausgeleget, in welcher diese Nation in vielen Dingen gehet, so daß sie selten in Lxcremitäten _ der Dänischen tTctft'on. {29 fällt/ dann die Dänische Nanon überleget eine Sache etwas mehr/ als ein Frantzoß/ aber etwas weniger als ein Engelsmann, sie ist nicht so sparsam als die Holländer, aber etwas kärger als einNor-Mann; sie ist nicht so geschwätzig als ein Teutscher/ noch im Reben so eingezogen als ein Spanier; nichts» schertzhafftig als ein Gasconier, auch nicht so ehrbar als ein P ortugieser; nicht so verliebt als ein Grieche/ noch so kaltsinnig m der Liebe als ein Weft-Fricßländer; sie ist nicht so leichtsinnig mls ein Pariser, noch so schwermüthig und rmelancholtsch als ein Jta- liäner. Dahero imcommocliret mich der Umgang mit denen! Dänen unter allen Nationen, die ich kennen, am allerwenigsten, dahingegen fällt ein Frcanhoß mit seinen Grima- cen, und ein Temsccher mit seiner weitläuff- tigen Redemir höchAverdrießlich; Ein Engelsmann incommoöiret mich mit seiner Ruhmräthigkeit, unitz^ein Spanier mit seiner Gravität. Damit aber niemand gedencken möchte, mein Vorhaben seye allein in diesem Capitel, diese Ration herauszustreichen, so muß ich mich auch nothwendig etwas auf die andere Seite wenden, und diejenigen Fehler ansehen, fo denenDänen beygeleget werden. Ich finde derohalben, daß ihnen nicht ohne Grund eine gewisse Art Gemächlichkeit and Gommoclität beygeleget wird, so daß vor- Suppl.P.Dej'.A.H, U.zi). Lt nehme 53© Von der Äre und Eigenschaffr nehme Leute am Scharbock sterben, dieweil sie nicht von dem einen Hause zum andern gehen mögen, und gemeine keuche sterben aus Armuth, weil sie nicht viel nach der Arbeit fragen. Mercket man, daß unter ihnen ein gewisser Ehrgeih regiere, so darinn bestehet, daß in Versammlungen der eine den Sitz und Rang vor dem andern pmen- oirek. Ich Messe auch meine eigne Lands» leute, die Normanner, von diesem Fehler rncbt aus, als bey welchen diese kalUon noch in grösserm Grade herrschet. Eine Acitnii-a- rion'über alles dasjenige, so aus fremden Ländern kommet, woraus diese Ungelegen»- Heiken entstehen, daß alle, auch die nur wenig Vermögen haben, ausländische Reifen thun, und nackend wider zurücke kommen; Sie sind allzuwillig, fremde Moden anzunehmen, und finden allzu grossen Geschmack in denen ausländischen Waaren, welches unter andern verursachet, daß die Manufakturen im Lande offl sehr schlechten Fortgang gewinnen. Eine Begierde, von allen rtwas zu wissen, welche Begierde auch bey denen bösesten Köpffen dieses zuwegen bringet, daß man schwerlich in einer Sache und Lruclicion zu einer mercklichen Vollkommenheit gelangen kan. Es ist gantz gemein, all- hier Leute zu finden, welche 4. » 5. Sprachen reden ; Man siehet hier auch Leute un- - Mschteyliche sZiren, und vermittelst I der Dänischen Kation. szi 1 mittelst solcher Poiymathie alles verderben, 1 dahingegen andere Nationen, insonderheit die Fravtzosen, Engelländer und Jtaiiäner, ihre Lruclia mehr einschräncken, wissen nicht mehr als eine Sprache, aber aus dem Fundament, verstehen nicht mehr als eine Wls- senschafft, aber in der Vollkommenheit. Ich habe in Engelland angemercket, daß daselbst bis auf die Spielleute und Musieanten nur wenige gefunden werden, welche mehr als ein Inlkrumenr zu traÄiren, und zu gebrauchen wissen, welches dann zuwege bringt, daß ein jeder zu einer Vcrwunderungs-wür- digen Vollkommenheit in dem Seinigen gelanget. Endlich kan dieser Nation nicht unbillig vorgeworffen werden, daß es sich zum Sclaven gewisser unnüthigen Moden gemaches, welche insonderheit denen jenigen, s» in einer Haushaltung sitzen, dermassen belästiget, daß dieses Land, besonders Copp-en- hagen, eines von denen kostbarsten Oertern in Europa, was die Menage und Lebens- Art angehet, geworden ist. Ob nun gleich allhier alles noch einmahlss wvlfcil als in Pariß ist . so lebet doch eine bürgerliche Familie allhier mit viel grösser» Unkosten, als dorten. Allda laßt sich eine ganze Familie an 2. bis Z. Gemächern begnü- Ken, hier aber muß man ein gantzes Hauß bewohnen ; daselbst gehet maii zu Fusse, hier. fahret man in Kutschen; dort ist man zufrie- L l s den 532 Von der Art und ElIenschassr den mit einem Mädgen, Kinder-Mädgenund Amme erfordert, ausser die Laquayen, Kutscher, und Hof-Kerl, auch wird gemeiniglich ein ?rxcesslor im Hause gehalten, weil es übel stehet, vornehme Bürgers-Kinder in pu- blique Schulen zu sehen; dort werden die Ausgaben in Zehrung und Kleidern gerechnet, hieselbst ausser dem auch in Trinckgel- dern, Hochzeiten, der Mädgens prächtigen Begräbnussen, Gastereyen und Völlereyen, so zum Kind-Bette gehörig, Neu-Jahrs-Ge- schencken, und was dergleichen mehr ist, dann viele Bürger kommen jährlich nicht aus mit 60. Reichs-Thaler an Neuen-Jahrs- Geschencken, manche gute Sterb-Bude oder Verlassenschaffr wird ruiniret, und bleibt nichts übrig, wann die Begräbnussen-Unkosten abgezogen ftynd, und mancher Hand- wercks-Mann setzet an einen cintzigen Hochzeit- Tage alles dasjenige zu, was er sich in semen Jünglings- und unverheuratheten Jahren zugeleget, und erworben. Man fonte wohl hierauf einwenden, das Land litte doch nichts dabey, daß das Geld unter denenLeu- ten rouilüre ; allein, die vielen vometliquen, so in einem jeden Hause unterhalten werden, und den Hauß-Vatter unter allen am allermeisten beschweren, verursachen dieses, daß ein seder Handwercks-Mann sich fremde Gesellen und Lehr-Jungen verschreiben muß,' weil sich der gröste Theil von denen armen junger; _der Fmn -Lappen._m jungen Leuten dieses Landes vor Kutscher, La- quayen, und Hof- oder HaussKerlsrc. annehmen lassen. Dieses se» genug geredet von der Dänen Eigenschafft und Lebens- Art. Die Finn-Lappen seynd ein grobes und wildes Volck, wiewohl nicht so barbarisch, als sie von Fremden ausgeruffen werden; dann es finden sich viele, welche unterschiedliches Künstliches mit ihren Händen verarbeiten, welches ihnen vielleicht andere nicht nachthun künten. Es seynd dreyerley Arten solcher Fenn-Lappen, die Norwegischen, Schwedischen und Moscowitischen. Der Norwegifchen Fin nlappen, oder die Einwohner in dem in Norwegen genannten Finn- marcken, seynd wiederum zweyerley, See- Finnen, und Lappen-Finnen, die See-Fin, nen wohnen am Meer, und ernähren sich von der Fischerei), wie andere Einwohner in der Gegend von Norwegen, ingleichem von Schiffs-Bauen, nemlich Im.,re und Böthe, so sie um ein geringes verfertigen. Die Feld-Finnen haben keine gewisse Wohnungen, sondern ziehen hin und her, wie es ihnen gelüstet, ihr Reichthum bestehet meist in Renn-Thieren, so von ihnen zahm gemachtwerden, und ihnen sowohl zur Kleidung als Nahrung dienen. Unter Schützen finden sich wohl nicht ihres gleichen; dann weil das Erdreichs worauf sie wohnen, ver- L l z mit- 5 34 Von der Art und Eigenschaffe mittelst der starcken Kälte und des häuffigen Schnees, kein Korn und Gcwä6)s gibt, si> müssen sie sich allein von Wilde ernähren, und haben dahero eine grosse Vollkommenheit im Schiessen erlanget, sie jagen und Wessen Elende, Lachse, Marder, Füchse, Bären und Wölsse, wovon sie eine Menge von Beltz-Futter zuwege bringen,: welches sie nach denen Ufern und Stranden führen, und an die Kauffleute verkauffen, ihre Renn- Thiere leben meistentheils von Moos auf den Bergen, welches verursachet, daß die Finnen keine gewisse Wohnungen haben, dann sobald solches Moos verzehret ist, muffen sie an einen andern Ort hinziehen, inzwischen wächset etwas anderes wieder auf, fo daß sie, nach Verlauff einiger Zeit, wieder zurück kommen können. Von diesen Renn-Thieren verkauffen sie Milch und Käse an andere, und sammeln dadurch Geld, ausser dem, chas sie von ihrer Schützerey und Jagd prolimen, so daß viele gefunden werden, welche man vor vermögende und ansehnliche Leute unter ihnen halten kan. Man solle zwar gedeneken, es wäre lächerlich, Mit- ; tel an solchen Ort zu sammeln, woselbst der 1 eine von dem andern stehlen könne? allein obgleich daselbst weder Obrigkeit ist, noch unter ihnen seyn kan, weil sie keine gewisse Häuser und Wohnungen haben, sondern hin . und wieder weichen müssen, und bald in dir- r tf der Flnn-Lappen. f 3* ser, bald an jener Seite des Gebüras sich I aufhalten, so höret man doch fast niemahls, daß der eine dem andern fein Gut und Eigenthum beraube,^und ist es mit ihnen, wie Trogus von den Scythen erzehlet: Nullum crimen apud cos furto gravius, quippe ful> Dio vivent;bus, quid reliquum esset, fi furari liceret. Man könnte wohl auf die Gedancken fallen, daß, wie die Lappländer eine Nation, so zwischen den Normannern. Schweden und Mofcowitern einlieget, also daß sie mit diesen dreyen Nationen gleich viel umgehen, ihre Sprache dahero ein Mischmasch oder vermischtes Zeug aus der Schwedischen, Norwegischen und Moscowitischen Sprache seyn müsse, und meinet diesen,nach der Schwedische Scribent, Samuel Rheen, daß es Lapponisch heisie, weil es, wie er sagt, zusammen geflechtet, und gelappet ist von unterschiedlichen Sprachen; allein andere haben Zugegen angemercket, daß die Lappen nicht allein eigene Wörter, sondern auch besondere Redens-Arten haben, so mit denen Sprachen ihrer Nachbarn gar nicht übereinstimmen. Diejenigen aber, so es auch von der Finnländischen Sprache, welche man in Finnland in Schweden redet, separieren wollen, scheinen allzuweit zu gehen; dann man kan deutlich aus denen vielen Finnlandischen und Lappländischen Wörtern, soun-, L l 4 ter- 5?6 Von der Art und Eigenschafft terfchiedliche miteinander confcnret haben/ ersehen, daß die Lapponische Sprache nur ein Diakct von der Finnländifchen Sprache ist,, als welche letztere uns andern Nordischen Äölckern ebenermassen fremd und unver- stündlich ist. Ich habe einmahl eine Finn- ländische Bibel confcnret, aber darinnen kein eintziges Wort finden können, so mit der Schwedischen Sprache übereinsiimmete. Es seind viele in den Gedancken,daß sowohl die Finn-als Lappländische Sprachen mit der Tartarischen eine genaue Verwandschaft habe, und wollen dahero schliessen, daß dieses Volck zu erst von der Tartarey hereingekommen sey, wie sehr aber auch diese hie- rinnen irren, kan man ersehen aus denen Wörtern, so unterschiedliche Leute sowohl aus der Finnlandischen als Tartarischen Sprache gesammlet, womit sie erwiesen, daß nicht die geringste Übereinstimmung in bee- den Sprachen sey. . Die Isländer seynd fast von selbiger Oom- plexion als die Jnnwohner der Nördlichen Oerter in Norwegen voll Feuers und Hitzigkeit. Man solte zwar gedencken, je kälter die Lufft, je temperirter und laulichter müssen auch die Leute seyn, es verhält sich aber gantz anders, dann, wie die Leute nach der Natur-Kündiger-Anmerckung des Winters innerlich hitziger, als des Sommers seynd, weil die natürliche Wärme, so sich des Sommers der Finn-Lappen. mersin dem ganhen Leibe, und allen Gliedern ausbreitet, im Winter von der Kälte mehr zusammen getrieben wird, und dahero die innerliche Hitze in einen Menschen grösser machet, so kan man auch selbiger Ursache wegen cn General sagen: je kälter das Land ist, je hitziger seynd die Leute. Und deßwegen railonirete dcr Nvrmann nicht übel, welcher, da er von einen 8 psnicr gefragt wurde, wie es möglich wäre, daß die Nordischen, die doch in so kalten Ländern wohneten, mehr Courage, und Hitzigkeit als die 5panicr,und Italiäner haben fönten ? antwortete, es kön- ie wohl seyn, daß ein Italiäner mehr Courage und Hitzigkeit hätte, sie fasse ihm aber nicht an der rechten Stelle, dann der Nor- männer gantze Courage und Hertzigkeit sey von Kälte, bis; ins Marck und in das Hertz getrieben, dahingegen ein grosser Theil bey denen anderen nur in den Knien und andern Gliedern sässe. Die gröste Schwachheit, worzu die Isländer wclimren ist der Schaacbock, auch finden sich viele im Land, so mit dem Aussatz behasstet seind, welche Schwachheit nicht so sehr aus derLufft, als von denen Speisen entstehet, dann man siehet auch, daß der Aussatz an einigen Oerlern, woselbst die Jnnwohner sich wie in Island fast allein von Aschen ernähren müssen, ziemlich gän- ge sey. Jedoch ist selbige Schwachheit nicht so sehr ansteckend, als wanni sie in warmen L l 5 Län- sz8 Von der Art r md Ergensrbafft Ländern gefunden würde. Ich erinnere mich, das wie An. 1701. das Hospital der Aussätzigen in Bergen abbrandtt/dieKrancken lan- > ge unter anderer Leute giengen, ohne daß sich Jemand für ihnen fürchtete, viele aus ihnen verarbeiteten unterschiedliche artige Sachen mit ihren Händen, insonderheit in Holtz- werck. Was die Gelehrsamkeit und Politesse anlanget, so bilden Fremde sich ein wegen der vielen thörichten Relationen, so von den Jnnwohnern dieses Landes herausgekomen seyn, daß man in Island weder Christenthum, Tauffe noch Gelehrsamkeit finde, und daß die Isländer fast nichts anders Menschliches, als die Gestalt an sich härten, allein sie fehlen hierinnen gröblich, dann es finden sich heunt zu Tage allda im Lande unterschiedliche vernünfflige und gelehrte Männer. Die meisten so Mittel haben reisen nach Da- nemarck/um daselbst auf der Königl.Universität in Coppenhagen zu studiern!, allda sie auch verwunderliche proZetten machen, und dardurch genugsam zuerkennen geben, wie grosse Naturalien sich auch bey dieser Nation befinden. Einige stehen zwar in den Ge- dancken, daß es nur die besten Köpfe wären/ so anhero nach der Academie gesandt würden, und daß diejenigen, bey welchen sich keine Naturalia finden, im Lande Verblieben, es verhält sich aber nicht also, dann sie reisen alle 5Z> der Finn-Lappen.' alle so Mittel halben, ohne Unterscheid, und viele schöne Köpfte bleiben zurücke. Man kan insonderheit von dieser Nation rühmen, daß sie so sehr sorgfältig, und fleißig gewesen sey, die Nordischen Thaten und Verrichtungen, ingleichen alles, was zur Erleichtung der Nordischen Historien dienet, zu beschreiben, wor- nach so wohl die Dänen als Normänner in diesen letztcnZeiten if>reHistorien corrigiren. Die besten Schrifften, so zur Dänischen und Norwegischen Historie gehören, seind so wohl in vorigen als diesen 8ecuIo von denen Isländischen Scribenten geschrieben worden, und ist gcnugstrm bekannt, wie viele schöne Schrifften m ÖicfcrM iterieThormodusTcr- fxus weyiand Historiographus 0t’. Kvnigl. Majest. ein Isländer von Geburt im teusch heraus gegeben habe, auch unter anderen vor wenigen Jahren das grosse Corpus historiae Norvagicas, welches eines mit von den grö- sten in Dieses? Ssecuio publicirten Werckcn und Schriffken ist. Es hat der jetzige Archiv Secre.tarius und Professor Arnas Ma- gnaeus eine solche Sammlung von denen zur Erleuchtung der alten Historien gehörigen Documenten als fast keine privat Person in gantzen Norden haben mag. Welches alles dazu dienet, diejenigen, welche so übel und schlecht von Island geschrieben, zu con- funcjiren. 542 Von der Art und Elgenschafft rc. Es finden sich in Island zwey publique lateinische Schulen, eine bey jeden Bischoffs- Sitz,darinnen wird aber von St. JohauniS Tage biß Michaelis nicht gelehret, den solche Zeit wird denen Difcipuln gegeben nach Hause zu ihren Eltern und Freunden zu reisen. Aus diesen Schulen werden viele nach der Academie in Coppenhagen versandt, und werden ihrentwegen zu gewissen Zeiten Examina gehalten. Die Künste und Harid- wercker seind daselbst nicht in sonderlichen Flor wiewohl alles dasjenige im Lande verarbeitet wird, so zur Nothdurfft der Jrm- wohner dienet, und findet man daselbst auch so gar Gold-Schmiede. Es ist hiehero insonderheit anzumercken, daß keine Manns- Persohnen daselbst im Lande Schneider seind, sondern alle Kleider werden von Weibes- Persohnen verarbeitet. Sonsten verwend- ten die Manns-Leute ihre meiste Zeit auf die Fischerey, und die Weiber auf Verarbeitung der Wolle, so daselbst im Lande in grosser Mänge gefunden wird. Die Jnnwohner so in Nordenkheil von Island wohnen, werden vor die artigsten und meist polirten Leuten gehalten, welches deme ganh entgegen ist, so man sonsten anderwerts findet, dieses ist auch die Ursache, weßwegen sie höhere Ge- dancken von sich als von denen anderen haben; und dahero entstehet das Sprichwort die Nordländische Hoffarr. Ihre gemei- Beschaffenheit des Landes. 541 ve Speise ist Fleisch und Fisch, welche sie trocknen, und anstatt Brods gebrauchen, weil das Land beynahe wenig oder gar kein Korn giebt,ihr Tranck ist gemeiniglich Molchen. Es wird ihnen auch von Danemarck Bier, und ein grosse guänrikät Brandtewein zugeführet, welcher letzteren 8orre sie insonderheit zugethan seind. Don der Beschaffenheit des Landes. Was die Beschaffenheit dieser Lander anbetrifft, so kan man mit Billigkeit von Da- nemarck sagen, daß es ein Land sey, so nicht allein seine Jnmvohner, sondern auch einen grossen Theil seit,er Nachbarn ernähren kan, welches die grosse Ausfuhr mit Korn und Vieh, so Jährlich aus selbigen Lande geschiehet, unter anderen genugsam ausweiset. Die Fruchtbarkeit der Jnsul Seeland bestehet meistentheils in Gersten-und Haber, welches in dieser provintz in solcher Menge wächset daß nicht allein die Jnnwohner davon zu ihren eigenen Nothdurfft haben, sondern auch Jährlich an fremde sowohl als Einheimische Kaufleute viele Schiffs-Ladun- gen verkauffen können, an Rocken haben sie auch guten Vorrath, jedoch nicht so überflüssig, daß eine solche Menge, wie. von Gersten, davon 542 von der Beschaffenheit davon verkaufst werden könne, angesehen das Erdreich nicht so sandicht ist, daß es sowohl zu Rocken als Gersten-Saat bequem sey. Von Weihen und Erbsen hingegen ist daselbst keine allzugrosse Menge, dieses ver- meynen einige komme nicht so sehr von der Beschaffenheit dieses Landes her, als weil die Jnnwohner sich nicht darauf befleißigen. Ausser dem Acker-Lande finden sich auch schöne Wiesen, und Weyden im Lande, in- gleichen überall Eichen-und Büchcn- Hol- tzungen, die grössesten Wald-Gegenden lie, gen zwischen Ringstcd, uud Calundburg so auch zwischen Antvoskovv, Ringsted, wiö Kiöge ferner zwischen Kiöge unöWording- borg insonderheit zwischen Lroyenburg und Rriectericbzdurg, und erstrecket sich dieHöl- hung von dannen biß auf eine Meile von Coppenhagen. Von diesen Holtzungen hak Seine Königl. Maj. sich den grösten Theil zu seiner Jagd-und Wild-Bahn vorbehalten, dahero solche Gegenden fast überall für einen Thier-Garten (Kony) gehalten werden, in Ansehung der Menge von unterschiedlichen Wild, welche sich daselbst Hauffenwei- se, und zwar so zahm, daß sie in Gegenwart der Leute nicht zur Seite weichen, .antreffen lassen. Hingegen ist zwischen Coppenhagen, und Rothschild, so auch zwischen Coppenha- gen und Kiöge kein Gehöltze, weßwegen die dortigen Jnnwohner meistentheils den soge- nann- / des Landes. _54, I nannten Torff brennen. Anlangend die Fi- ' scherey, so findet man daselbst einen guten Vorrath sowohl von Meer, oder Strand- Fischen, als von See-Fsschen, welche letztere in un'erfichiedlichen frischen Seen, so in selbiger provmtz leynd, aefimgen worden. Was die Jnful künen anbetrifft / so wird selbige ?rovintz für die fruchtbarste und herrlichste in ganh Dänemarck gehalten/ weil fast kein Ort in Lande znfiuden ist/ der nicht sein bequemes Acker-Land habe, das Erdreich ist nicht so sehr leinichl, wie im Seeland und Laland/ sondern es liegt höher so daß da« Wasser seinen Abfall besser von denen Ackern haben könne, daher giebt es auch ausser Gersten undHaaber den reinesten und besten Nocken, so in ganhen Dänemarck mag gefunden werden, es bringt auch eine besondere Mänge von Buchweihen, zu Latein kaZQpyruz genannt, hervor, als auf welche Saat sich die Jnnwohner dieses Landes, insonderheit sehr befieißigen, so daß man daselbst offt ganhe Dorfffchaffls r Ländereyen mit lauter Buchweitzen besäet sehen kan, und wird von Dänen auch die schöne Buchweitzen-Grütze nach unterschiedlichen umliegenden Ländern gebracht. An frucht - Garten hat dieses Land eine grosse Mänge, und seind insonderheit die Finnischen Aepsel in Däne- marck bekannt, und werden Jährlich viele Schiffö-LaduriM davon ausgeführet. Dir Znn- f 44 von der Beschaffenheit Jnnwohner dieses Landes brennen daselbst vielen Torff, damit sie ihre Hölhungen verschonen mögen, dann diese seind nicht von der Grösse, daß solche, wann die Znnwohner ihre Feuerung conrinuirlich daraus hauen, und holen wollen, in die Länge dauren kön- ten. Sie wenden vor allen andern Dänen grossen Fleiß auf Haltung, und Unterhaltung der Bienen, worzu auch das Land mitKräu- tern und Blumen wohl versehen ist, daher kommt auch der grosse Vorrath von den Herr« lichen Fühnischen Meth, welcher nach weit entlegenen Oertern geführet, und von denen fremden sehr aämiriret wird. Solche Beschaffenheit dieses Landes bringet zuwege, daß fast ein jeder in künen zuwohnen Verlangen trägt, dahero finden sich daselbst mehr Adeliche Höfe, als in wenigen andern Län« dern,von gleicher Grösse anzutreffen. Läland und Falster feint) der Dänen Weihen-Länder, sie geben solche Erbsen, so fast nirgends ihres gleichen haben, auch ist die grosse Menge von unterschiedlicher Art Früchte , welche sich in diesen kleinen Ländern findet, fast nicht zu beschreiben. Insonderheit kan Falster mit Billigkeit ein Frucht-Garten dieses Reichs Dänemarck genannt werden. In dieser Frovintz bekommt man auch die sogenannte klana-Grütze, welche beynahe eben den Geschmack hat, wie gestossene Mandeln, und kan keine andere Grütze damit verglichen des Landes. 545 ' Küchen werden. Das gantzeLand wimmelt " von Hirschen, Hinden und Rehen, welche t ss> zahm sind, daß man gantz nahe zu ihnen ! Lehen können, und haben die Hochlöblichen Dänemarckische Königinnen, welche dieses } Land gemeiniglich zum Leib-Gedinge bekom- ^ wen, besondere Vorsorge getragen, selbige zu conlerviren. Es würde zu weitläufftig fallen, von allen kleinen Insuln zu reden, unter welchen Langeland die gröste und wich- tigste ist, und in Ansehung seiner Schönheit »und Fruchtbarkeit mit künen vergüchen, ja was das Acker-Land anbetrifft, auch dem Erdreich in Firnen vorgezogen werden kan, Mötn, BoTnhoim und Samsoe geben guten Vorrarh an Lämmern und grossem Vieh. Die kleine Jnsul ^macje ist von der Beschaf- fenhett, daß sie verdient, besonders davon zu reden: Dieses Land ist durch einen schmalen Arm oder See von Seeland abgesondert, und wird durch eine Brücke, so gemeiniglich Christians-Havens-Brücke genennt wird, zu Cvppenhagen gefüget. Dieses Land wurde von dem König Christiano II. an unterschiedliche Familien der Nord-Holländer gegeben, welche die Königin Elisabeth Des Kaysers Caroti V. Schwester mit sich Herein lnsEand brachte, um den Königlichen Hof nut Butter und Käse zu versehen, als rvomtt solche Leute insonderheit wohl wissen «tnzugchrn. Sie behalten annvch ihre alte ii. Tb. Mm Spra- 546 Von der Beschaffenheit Sprache , Manier und Kleider-Tracht, und führen eme grosse Menge Wurheln und Kräuter, insonderheit Milch, Butter und Käse zum Verkauff hinein nach Coppenhagen, dahero wird dieses Land nicht unbillig dit Küche der Stadt Coppenhagen genannt. In Iütland ist ein grosser Überfluß an Ge- irayd, wovon ein grosser Theil von Norwegen versorget, auch andere Oerter bel'peiset werden; deßgleichen an Vieh, welches man bey lOOQden nach Holland führet, jedoch ist hwrbey ;u mercken, daß der innerste Theil des Landes nicht so fruchtbar seye, als derjenige, so an der See lieget, dann man findet daselbst unterschiedliche Heyden, und viel angebautes Land, worauf inan annoch Becher, Grund-Steine und Ziegel erkennen kan, welches genugsam zu erkennen gibet, daß selbige Oerter zuvor bewohnet und ge- bauet gewesen, dieUrsache solcher ohngebau- ten Plätze vermeinet man die grosse Pest, oder der sogenannte Schwache Todt, so im Jahr -z^8. sich fast über den ganhen Erdboden erstreckte, gewesen zu seyn. In solcher Pest wurden viele Dörffer und Plätze hier im Lande verwüstn, daß aber. solche Plätze nachhero nicht wieder aufgenommen, und gebauet worden, solches istdcrSchärf- fe des Erdreichs , welche sehr schlimm, und nicht ohne die gröste Mühe wieder in Brauch zu bringen, beyzumessen. Iütland gibt auch -es Landes. j 47 eine besondere Menge von Pferden, welche ihrer Gestalt und Ansehen nach an wenig Oertern thres gleichen haben. Iccm, schöne Schweine in grosser Quantität, dahero man gemeiniglich von Iütland saget, daß es das rechte Sveck- und Rockenbrod-Land seye. Fischereyen seynd imLandeäberflüßig, und wird eine grosse Menge von Fischen sowohl in frischen Seen, als auch in dem saltzigen Wasser, oder dem sogenannten Strande, gefangen; die grossen und wichtigsten Seen seynd bey dem Schloß Skandetborg Was Die Skrand-Fischerey anlanget, so ist solche -von grosser Wichtigkeit, der vornehmste und Fisch-reichste Busen oder Fjord, nicht allein in Iütland, sondern auch in gantz Däne- rnarck, ist der sogenannte Li mcnord , aus welchem nicht allein das ganhe umliegeude Land gespersec, sondern auch viele Schiffs- Ladungen an fremde Oerter verführet werden Lönnen, wiewohl anjetzo nicht in so grosser Abundaxiz, als in vorigen Zeiten. Hier- nächst lst auch der ltan-lLrxüord schrberühmt, insonderheit des Lacb-Fanges halber. Die Metts-Fischem) in VerWrssSce zu geschwei- gen, wovon die Zürlander sehr viele mit Fischen beladene Fahrzeuge und Böthe zu Lande bringen. Hieraus kan man ersehen, was für ein wichtiges und conliclerskles Land Iütland seye, und daß es nicht unbillich eine Speiß-Aammerandercr umliegenden Nalio- Mm 2 ma» S4& t >on der Beschaffenheit nen könne genennet werden. Die Jütlän^ der sindvorallen andern EinwohnerninDä- ! nemarck freye Leute gewesen. Es finden sich ' in selbigem Land viele in der Landes-Spra- ^ che sogenannte Jo'edegne oder Selvejer- Bauern, (Doloni praediati 2) welche ihre eigene freye Höft haben, von welchen sie ihrer Herrschafft keine Steur geben , sondern ihnen nur eine kleine Erkännrlichkeit erweisen, womit sie frey sind vorandere One- r-. und Ausgaben, die allgemeine Land-Schätzungen alleine ausgenommen, welche sie doppelt gegen andere sogenannte faste Bauern oder Vornecier zu geben pflegen. Aus diefem kan man nun zur fflemlge erkennen, daß Dänemarch ein Land sey, welches an allem demjenigen, so zu des Menschen Erhaltung vonnöthen, einen Überfluß , bat, und in dieser Absicht keiner andern Hüls- j! ft bcdarff. Man kan auch sagen, daß es Ziemlich volckreich seye, obgleich oiele der Meinung seynd, daß vor diesem daselbst mehrere Einwohner gewesen sind, indem sie ihre Meinung gründen theils auf die viele grosse Heiden und wüsten Plätze, so sich hin und wieder finden, an welchen manaus unterschiedlichen Zeichen abnehmen kan, daßsolche Platze vor Zeiten sind gebauet worden; theils aus die grossen Auszüge, so in alten Zeiten nach gerade aus diesem Lande geschehen sind. Allein aus dem letztem kan man solches nicht des Landes. l!erweislich machen, dann obgleich die Cim- ' bern sowohl als die Gothen, Langobarden rc. \ zuerst aus diesem Lande gekommen, so kair k man doch nicht sagen, in wir grosser Men» ge, weil es glaublich, daß sie von andern i; Nationen, durch deren Länder sie gcreiset, einen grossen ZiNauff bekommen haben, so I daß es mit ihnen gegangen ist, wie mit ei- ' nem Schnee-Ball, welcher, je mehr man ! ihn wetzet, je grösser wird er. Msr. Mois- vvor.b vermeinet, daß die Armuth, Melan- ' choley und schlechte Speise Ursache daran seye; daß sich daselbst anjetzo nicht so viel Leute finden, wie zuvor; eine seltsame und lächerliche Meinung, als wann das Land in alten Zeiten andere LebensMittel, als anjetzo, hervor gebracht häne, da doch im Gegentheil nunmehro der U nterschied darin» bestehet, daß die Einwohner vermittelst der Handlung, das- jenige, so von den Gewächsen der Erden, und was sonsten in Lande fällt, nicht kan verzehret werden, für andere fremde Sachen, so allhier vor diesen unbekannt waren, ab* händigen können. Was Norwegen betrifft , so ist selbiges Land fast überall uneben, steinigt, und voller harter Klippen und Berge, ingleichen seynd daselbst viele Moräste, wilde Oerthcr, und Einöden, und grosse weitläussige Felder, oder Gebürge, unter welchen die vornehmsten seynd, 0 das grosse Gebürge Äbten ge- M m 3 nannt, Von der Beschaffenheit nannt, welches sich Ostwärts von Guldal ob» längsthm bey Dronlheims-Lchn, Jemteland und Fmnmarcketi biß ans Meer erstrecket, und führet solches Gebürge an unterfchiedli- chen Onen best>ndern Nahmen. (O Dome- Field. so das höchste Gebürge in Norwegen und über \i. Meilen breit ist, es lieget mitten im Lande , zwischen Chrstiania, und Dronchelm, und theilet Norwegen in zwey bey irahe gleiche Theile, nemltch in das Sü- ver-und Nordercherl, oder wie dcrkan- des-Sprache gebräuchlich in Syndenfields, und Norde,ifields. (;) Fielleffld, welches sich von WenneS-Dahlen hierunter biß gen Lravanger erstrecket/ und über 8. biß io. Meilen breit ist. Vorgcmcldle Gebürge oder Fielde, mit denen darzwischen und herumliegenden Qerkern, seynd gantz idüste, und unfruchtbar, und vermittels der grossen Kalte, und des stets -vaurcndcn Schnees nicht zum Fel" - Ban tüchtig. Ausser gemeldten Gebürgen finden sich striann Friedrich von Luliehow , der Ober-Verg-Hauptmann in 'Norwegen war, nicht weit von ^krenclal eine Gold -Mine oder Anbruch gefunden habe , wie man nun daß Ertz probirt, habe sich befunden , daß ein Centner z8. Marck pures Gold gebe; Eine andere Gold-Mine wurde An. 1646. gefunden - soche gab von einen Pfunde 6. Orzchmn Gold, ausser dem hat man auch einige Anbräche bey Konigs- Berg gehabt, worinnen Gold ist gefunden worden, von solchen Golde so in Norwegen gebrochen, sind die ganHen und halben Du- caten , welche auf der Königl. Kunst- Kammer verwahret liegen, An. 1644. geschlagen worden; da dieseDucaten gemäntzet waren, funde sich einige so verneinen wollen,daß selbige von NorwegifcheuGolde gemüntzctwären, vorgebende, es wäre keineswegs in Norwegen Gold zu finden, dahero liesse höchst - gemeld- terKönig, wie er eine andere Gold-Mine fand. An. 1647. die bekannten Ducaten worauf eine Brille gepräget, und gemeiniglich Brillen-Ducaten genennet wurden, schlagen mit dieser Inscription; vide miraDomi. Von j6o Von der Beschaffenheit dieser letzteren Müntze haben sich gleichfalls einige unterstanden zu sagen, daß solche zu der Zeit in Teulschland geschlagen seyn, da der König die unglückliche Schlacht bey Lut- tern hielte, indem sie vorgaben, die Teutschen harten durch t>ie Inscription videjun Domi zu erkennen geben wollen, daß der König genugsam in seinem eigenen Reiche zu bestellen hätte, und sich billich nicht mit sremden Sachen melieren solle; Allein wie falsch und ungegründet solches vorgeben ist, giebt die Jahr-Zahl 1647.zu erkennen und weiset, daß hierdurch die Schlacht bey Lullern so viele Jahre vorher geschahe, mit Nichten könne verstanden werden. Dieses sagt der Doct r Sperling in seinem Boreas, so mir hierinnen Unterricht und Erleuchtung gegeben, feye die rechte Historie von der bekannten goldenen Müntze, weilen niemand mit dem geringsten Grunde laugnen könne, daß selbige ja allein von dem König Christiano IV.ro und von keinen Fremden geschlagen sey.Obigen falschen Vorgebungen wurde zuletzt der Mund gestvpfft, wie der König Christamis V. höchst-seel. Gedachinuß An. »697. die Gold-Ader bey Königsberg unrer denen Silber- Anbrüchcn fand, und zwar in der Grube, die beständige Liebe genannt, dann Sr. Königl. Majesi. ließ hievvn Ducalen schlas .gen mit folgender Auffchnffr, aus Hiob Cap. 37. v. 22. Von Mitternacht kommt Geld zu Lob für den erschrocklichey GOtt. Ausser des Landes. 56 , \ Äusser obgemeldten Metallen sicynd auch in l Norwegen unterschiedlich rare Sterne gefun- i den als bey Scheen,utii) in der Gegend von I Königsberg Magnet - Steine. Item auf , unterschiedlichen Klippen, kleine, klare, und harte Steine, welche von einfältigen Leuten könnten für vizmsnren angenommen werden , weßwegen man seckige auch Nordische virmLneen nennet. Crystall- Steine finden sich in der grossen und frischen See in Igecicmarcleen Miös genannt. Von welchen der Priester Herr perer in einen gehabt, so 8. Loch gewogen hat, sonsten seynd sie insgemein so gross; als Haselnüsse, nichts z« reden von den Kalch- Steinen, Wetz- Steinen, und Müht, Steinen; Item von dem sogenannten Riß-Glaß, und anderen Sachen, von denen man schon längsten hak zu sagen gewust. In diesem 8ecu!o hat der Herr Obrist l_.icutenLnr Lilienskiold allein mit der Gegend und Stuck Landes, so von ihm bewohnet wird, erwiesen, welche grosse Schätze in denen Norwegischen Klippen müssen vergraben liegen; Dann An. 1722. wie die Stadt Bergen abgebrandc war, ließ ek* Kalch-Steine suchen, um guten Freunde» zu wieder Aufbauung ihrer Häuser, damit zu dienen, und fand bey der Gelegenheit Marmor von ditkerenccr Art, und in solcher Menge, daß die Berge fast nicht können ausgeleeret werden, auch ist selbiger nach ver- ftiyyl P. Des. A. H. U. Th. N n stän- 562 Von der Beschaffenheit ständiger Leute Aussage von solcher Rarität, daß ein Theil davon dem Italiänischen Marmor wenig nachgiebet. Er fand ingleichen Achat - Steine, Crystall de Röche , braune sowohl als weise Granaten, und andere Arten rarer Steine, wie auch Jaspis von zweyer- ley Art. In Bergenschen Stiffte. Das Königsbergifche Silber Bcrgwerck in Norwegen liegt auf den Frontieren, und in denen Vogteyen, Sandswehr, und Num- medai.üiec Meil Meegs von Bragends zwischen zweyen Eiben I^obbcrbetgs- und Jaen- öchls -Elbe genannt, welche nach der grossen Elbe Laugen genannt, ihren Laufs nehmen!; Es ist dieses Merck, An. 162^. von Jacob, und LbristoK'crOrosrvvaldr zuerst erfunden worden, in dem selbige ihres Varters Vieh gehütet, und sahen daß das gediegene Silber sich klar, und offenbar aus denen Klippen zeigete. Nachdem nun solches in Augenschein genommen ward,ist dieser SchurffLbri- itianus Quartus genannt worden ; Hierauf wurden zur Trelbung dieses Merckes unterschiedliche Berg-Knappen, und des Berg- Wcesen kundige und erfahrne Persohnen von denen teutschen Berg-Städten verschrieben, aus deren kamMen die meisten anjeho beym Merck sich befindende Leute entsprungen seynd, und durch welche noch gerade die des Landes 56z übrigen Schurffen und Gruben ftynd entde- ' ckel und erfunden worden. Solche Grube» 1 suchte man zwar anfänglich mit der Wün- I schel-Ruthen , es wurde aber solches gleich , wieder abgeschafft/ und allcine beym Schurf- | fen observitet/ da? Hangende und Liegende ! wie auch die Berg-Arten, welche gemeinig, j lich auf eine lange viÜ3nee von Mitternacht, btß zu Mittag sich erstrecken , worüber die edlen Gänge von Aufgang biß gen Niedergang streichen, welches sonsten denen Ertz- Gängen bey den teutschen Bergwercken gantz entgegen ist. Und hat man nur allein ein eintziges Exempel an der Grube Gabe GOt- tes genannt, daß der Kieß von Mitternacht gegen Mittag gefallen, und befunden , daß er Edl sey. Die Gruben mit ihren Schürf, fen und Berg«Arten werden in zwey Theil separicet, nemlich in Ober-Berg , und Unter r Berg, beede Theile zwischen Dälstöhrer worvon der Ober-Berg ohngefehr auf eine halbe Meile lieget. An. 1624. war der König Christiane IV. höchst-seel. Gedächtnuß selbst zur Stelle, das Merck in hohen Augenjchem zu nehmen , und ist noch biß auf diesen Tag der Stein zu sehen, bey welchen Sr. Königl. Majestät fpeifete, nemlich bey dem aufgerrchten Oberbergs - Creutz besiegend, wormnen der Nahmen ausgehauen ist, die Oeconomie wurde nach der Art wie in Teuffchland gebräuchlich angeordnet, und N n % nahm $64 Von der Beschaffenheit_ nahm Se. Majestät unterschiedliche zuMit- Parcicipamen an,selbst aber das OberGou. vernemenr führende; Damit nun in Acht genommen würde, daß nichts aus schlechten Grunde, sondern auf Bergmännisch , tvo* selbst sich einige Hoffnung sehen ließ, möchte gebaut werden, so hat Sr. Majestät einen Ober - Berg-Hauplmann, und Ober-Berg- Meister angenommen, und selbige selbsten salariret , dahingegen Sr. Majestät seine Königl. Zehenden und Müntze Profit em- pfieng. Die'andern Bedienten beym Wer- cke genossen ihr Gag« aus der Participante» Cassa, welche daselbst gehalten wurde, und wurde sonsten eine gewisse Grube, so annoch Armen Grube genannt wtrd, alleine denen Armen zum besten getrieben, welche inzwischen schöne Ausbeute zur Vermehrung ihrer Interesse, und Cassa darreichte. Wie nun ein oder andrer Mißverstand, so zwischen denen Participante» und Bedienten vorgefallen dem Könige zn Ohren kam, und das Merck sich sonsten anließ, hat Sr. Majestät Priäe- ricur Tertius höchst - seeligen Gedächtnuß, An. I66i. sich resolvim seine Mit-Partici- panten auszlllesen, und hat einen viertl Part angesetzet, auf 6202. Reichs-Thaler in 8pe> cies, welches auch also lucceäirte, daß wann die Zehenden, und der Müntz - Profit (so darinn bestund, daß Sr. Majestät vor jeden » Mmck fein Silber , so dg§ Merck auf Müntze i | _ des Landes. _S^T [ Münhe in Chriltiania besserte 7f. Reichs- I Thaler bezahlen:) ausgenommen wurden, so , war dannoch An. 1661. würcklich die Aus- j beute ie 28 ^. Reichs - Thaler und 6o. Schilling. f Es findet sich keine andere Oircumfercncc ' zum Merck, als die Districte in Nummc- j dahls und 8anciLvvcbrs Vogteyen, aus welcher die Bauren alleine dieFuhren zumWer- cke, nemilch Kohlen, Holh, Baum- und Sage Zimmer, und mehrere dergleichen Fuhren verrichten müssen,welche ihnenvon einem Holtz-Forster entweder imDistrict des Werkes,oder in denenHolhtmgen der umliegenden kros)riecairen angewiesen werden. Es wird .von denen allein zu der Schmeltz-Hütten und zu denen Gruben Zechen -- Häusern, und Schmieden über 5002. LassKohlen wie auch über 8cöo. Faden Brennholtz gebracht, und verbrauchet, wordurch die Holtzungen sehr abnehmen. Man kan kein gewisses Facic von einiger sicheren, und gewissen Ausbeute machen; 1. weil diese edle und reiche Ertze Nieren- weil'e in denen Gangen ab - und zufallen, und nicht dte Beständigkeit haben, wie die schlechten und geringe Ertz- Gänge in Teulschland. 2. Weilen die Gruben sehr liess seynd, also werden auf derselben Belegung auf die Wasser-Leitung zu denen Machinen, so die Kunst der Gruben genannt werden, s wobey dieses N n z was s66 Von der Beschaffenheit was fonderbahres, indem das eine Wasser das andere heraus ziehet, damit die Arbeit darinnen kan fortgesetzet werden,)wie auch auf die Gaipel-Trübungen grosse Unkosten verwandt. Wie wenig Hoffnung auch ist in den Gängen mehr reiches Ertz zu finden , so müssen die Gruben doch gleichwohl mit grossen Unkosten getrieben, und fortgesetzet werden, biß der liebe GOtt seinen Seegen wieder sehen läßt, dann es schlagt nicht fehl, daß ja Ertz auf Ertz weifen müsse, und sällt zum vfftern sogenannter Tauber, Mittler, oder eine andere Art von Todten Stein vor, welcher die Gange, oder das Ertz ab-- schneidet, wie man davon in Exempel habe an der Seegen GOttes Grube, welche an- jetzo pei-pencliculsriter über 170. Klaffter tleff ist, und einsten in 7. Jahren nicht einen Schilling gegeben hat, dasselbige doch, so offt das Silber-Werck alleine aus Schulden gerettet, und zwar mit solchen überfiüßigen Seegen, daß davon in einer Woche viele ico. Pfund von sehr reichen Ertz, ausser dem gediegenen Silber nach der Schmeltz -Hütte geliefert worden, erstehet man dahero, daß der Seegen bey den Werck zlrerniere, und bald heunte in der einen, bald morgen in einer anderen Grube sich sehen läßt, denn, wann die Beständigkeit allzeit mit solchen Seegen verknüpffet wäre, so würde kein Werck in der Welt seyn, welches damit in Vergleichung gebracht werden könnte. Vor des Landes. 567 Vor einigen wenigen Jahren feynd unterschiedliche Oerter, woselbst sich Silber-Ertz findet, in der dlummecisbl? Vogtey aufgefunden worden. Was die Beschaffenheit Mlands anbe, langet , so ist selbiges eben sowohl als Norwegen voll von Steinen und Klippen, der mittleste Theil dieses Landes ist nicht bewohnt, sondern die Jnnwohner wohnen alle an denen See-Küsten und neben den Saltzigen Revieren , deren einige sich etliche Meilen hinauf ins Land erstrecken. Im Lande wachset, wie gesagt ist/ kein Korn, eS wird von dee.,?n Kauff-Leuten zu Coppenhar gen eine groffe Menge von Mehl zum Gebrauch dervvrnehmenLeute, dahingebracht, die gemeinen Leute aber gebrauchen gedörrete Fische und Fleisch an statt Brods; Es wird sonsten auch von dem Meer eine Art sussen Meer-Graffs, in der Landes Sprache gemeiniglich Sölv genannt, an die Ufer ge- worffcn, so die arme Leute dörren, und an statt Mehls oder Brods gebraucyen. Einige halten darvor, daß Jßland in vorigen Zeilen sehr fruchtbar gewesen, so, daß daselbst nicht allein Koru gewachsen, sondern das Land auch voll von Holtzungen gewesen sey, weil man an denen Oertern, woselbst Holtzungen gestanden, annoch tieffe Wurzeln von Bäumen sehen kan, nunmehro hat man weder Gecraid noch Bäume in Lande. N n 4 Es 568 Von der Beschaffenheit Es werden jedoch in Vor - Jahrs - Zeiten von Treib -- Eise unterschiedliche Bäume dahin getrieben, deß sich die Mländer sowohl zu ihren Häusern, als zugeich nebst ihrem Torffeuw Feurung bedienen. Wann nun solchesTreib-Eiß aus denen Norden kommt, und daselbst ans Land stoßt, lauffen die Jnn- wohner dorthin sowohl Bäume zu suchen, als auch Baren, Wölff, und Füchse, welche auf selbigen Eise dorthin geführet werden, zu fangen. Der Mangel welchen sie anKorn verspüh- ren, wird durch schöne Weyden wieder ersehet, weiche machen, daß das Land grossen Vorrath an Vieh, Milch und Bulter hat; Es findet sich kein Metall in "Vßland , aber eine grosse Menge Schwefel, so der Feuer-» speyende Berg ttecla von sich wirfft, weß- wegen auch aus denen jenigen Haven, so felbigemBcrge am nächsten seyn, viel Schwefel verführet wird, es wird auch eine grosse Menge Falcken von Dßland geführet, so die Vßländer fangen, und denen Künigl. Fal- ckenlerern überliefern, welche für jedwedern Falcken 5. io. auch is. Thaler, nachdem sie schön oder schlecht gezeichnet scynd, bezahlen, für jedes Stuck von denen gantz weissen wird is. Thaler gegeben, welches eine angesetzte, und beständige Taxa ist ; diese Falcken verehret Se.Königlichen Majestät an denKay, f«, König in Kranckreich, und an uuier- schlkd-» des Landes. <6y sthiedliche andere Potentaten, bey welche« selbige in grossen Werth seyn; Man hat zu- , weilen in gewissen Jahren mit einen Schiffe I von bannen über 120. Falcken anhero gebracht , wann nun solche aüe verkaufft wa- j ren, kunten hieraus an gewissen Oertern ziem- l liehe Summen Geldes gelöset werden; Die j Falcken werden in Garn gefangen, worun- | ter andere Vogel insonderheit die bekannten 8 rypen,rur Lock-Speise gesehet werden,wann nun der Falck in selbige Klauen schlagt, bleibt er in Garn hangen. In Mland stynd Oerter, woselbst ein jeder Kauffmann in dem in seinerVerpachlung ihm vergönnten Haven Häuser hat, welche von denen Jnnwohnern Kauff- Städte ge- nennet w:rden, dieser verpachteten Haven stund 24. ander Zahl, nemlich 17. Fischer, und 7. Schlächter Haven. Um Wand herum finden sich kleine bewohnte Jnsuln, aus welchen Westmanns Jnsul die vornehmste ist, diese wird gemeiniglich hier im Lande jn Schüssen a parre also genennct, Wland und Westm.-'noe, welches doch denen Jnn- wvhnern eben so verwunderlich vorkommet, als es denen so in See-Land gebvhren vorkommen würde, wann man See - Land und Amack sagen wolle. Auf dieser Westmanns- Jnsul liegt ein Haven, welcher gleicherGestalt, wie andere gegen eme jährliche Abgiffr be- stegler wird» Wand ist nicht so mager, daß Nn 5 es 570 Von der Beschaffenheit es nichtannoch schöne Emkünfften geben könne; Die Fürnehmsten bestehen in "folgenden, i. In der Verpachtungs-Abgifft, sv jähr, lieh ctlccu wird. a. denen jenigen Abglfften, von denen Kloster-Haltern, aus denen seit der Deformation der Crone anheim gefalle- nen Klöstern , jeder St. Joannis Tag in 8pecies Thalern bezahlet werden. 3. In der Abgifft von einigen zerstreuten eigenthümlichen Ländereyen, daselbst im Lande, so Sr. Majest. zugehörig. 4. Die aus denen Har- dengln derLands-Sprach sogenannten Süs- feln fallende, und an Particulaircn Leuten auf Lebens-Zeit verpachtete Abgifft. 5. Das Einkommen von den Königl. Böthen.6. Das Einkommen von denen aus jeden Süffel oder Harde jährlich geliefferten ,38?. Elen sogenannten Wadmel oder groben Lacken. Item von denen aus allen Harden berechneten 892. paar Strümpffen,uud von denen aus 8ckmee- licIsJ und KrneüallcnS Harden einkommende 172. Schiff-Pfund-Fischen. Ausser dem feynd auch noch ohngewisse Einkünfte so in Brüchen und Belehnungen oder Verpachtungen bestehen, wan» nemlich die Verpacht kungen der Harden oder Klöster zuEnde seynd, welche allein auf Lebens - Zeit zu Lehn gegeben werden; Hiernechst die i x. Königl.lnvenrarü' Böthe, von welchen die jenige, so damit ausrudern, Rechnung thun muffen, was sie damit gefangen haben; Endlich der Überschuß aus Widöes Kloster/ so nicht in Ver- des Landes. 111 Pachtung gethan / sondern dessen Einkommen gröstentheilszur Unterhaltung der Armen an- geordnet ist, ferner nimmt der Land-Vogt in Nahmen des Königs unterfchledache kleine Zehenden in Empfang. Von der Religion in Dänemarck. Die selbige ist Lutherisch und ob schon daran schon zeitlich in XVJ. Seculo gearbeitet worden , hat doch erst König Christian der Hl. An. is?6. die Veränderung mit grosser Gewaltthätigkeit vorgenommen, weßwegeri er erstlich folgenden Befehl auskommen lassen. Wir unterschriebene Mögen» Goe Reichs t Hofmeister in Dänemarck Fyge Krabbe Reichs- Idarchal Ove Lunge Akel Brahe aufKragholm Knud Bilde Oluf Rosenkranz auf Wallöß Holger Ulstand auf Hlckebierg Truid UJstand auf Torup Mögen» Guldenstiern, Rittet/ Erich Krumme- dige auf Alnerup und Johann Friis auf Hosseiaggergaard, Dänemarckische Reichs« Räthe thun Jedermännigltch kund, weicher Gestalt der Hvchgebohme Fürst und Herr Herr Christian von GOttcs Gnaden erwählter König zu Dänemarck/ Norwegen, Her- tzog zu Schleßwig, Holstein,Stvrmaren, und Ditmarfchcn/ Grafzu Oldenburg Dellmen- horst rc. unser liebergnädigsterHcrr nunmeh- ro ernstlich überleget, und befunden habe. f7$ Von 6er Religion.' daß das Reich Dänemarck nicht in in Friede und Ruhe, und mit guter Policey regieret werden könne, ohne daß es durch eine Obrigkeit und Weltliche Regiment geschehe. Und demnach gemeldter HochgebohrnerFürst, unser liedstergnädigster Herr verursachet worden, andere Ordinznren und Verordnungen, als bißher gewesen, hier im Reiche zu machen , und zuverordnen, insonderheit in der Absicht, daß Sr. Majestät nicht gewilliget, daß das R.cZimenr im Reiche Dänemarck ferner hin von demErh-Bischoffe und denen andren Bischöffen, sondern von Sr. Majestät und Dero Nachfolgern, denen Königen zu Dänemarck, und denen Dänemärckischen Weltlichen Reichs-Räthen und ihren Nachkommen dependirett solle. Nachdem nun Sr. Majestät unser gnädigster Herr dieses also angeordnet, und solches vorgetragen, und sich mit uns darüber vereiniget, wir es auch für gut angesehen, daß es hiernächst * also in dem Reich Dänemarck solle gehalten werden; So bekennen wir, gelobet und zugesaget zu haben, wie wir dann auch durch Liesen unsern öffentlichen Brief auch freyen Willen und wohlbedachten Rath bey unseren Christlichen Glauben, Adelichen Worten, Ehre und Redlichkeit, Sr. Königl. Majestät unsern gnädigsten Herrn ansetzt angeloben, und zusagen, daß wir nach diesen niemahls weder heimlich noch öffentlich, weder Von der Religion. 57 ? selbst noch durch andre, weder innerhalb noch ausserhalb Landes auf welche Weile es auch seyn könnte, dazu hclffen, oder auf einige Art practiciren wollen , daß einige Bi- schöffe weder die jetzt- lebende noch andere, zu einigen Weltlichen oder Geistlichen Regiment gelangen, noch einiges Bilchoffchum, oder dessen Einkünffte im Reiche Dänemarck bekommen möchten; Es seye dann, daß ein General- Consilium in der Christenheit bewilliget und gehalten würde, worinnen sowohl das Reich Dänemarck, als andere Länder und Nationen, sowol in Teutschland als anderwärts in derChristenheit wiederum solches zuließ, anordnete, und conce6irte. Wann auch gleich ein solcher Schluß und Ordinantz nach dem allgemeinen Consilio in der Christenheit gemacht ist, so wollen wir danuoch wedercheimlich noch offenbar es öct* J)iii practidtcn daß einiger Bischoffweder zum Geistli6)en oder Weltlichen Regiment in Dänemarck gelangen möge, ausser daß solches geschehe auf Sr. Königliche Majestät Dero Nachsolger und Könige in Dänemarck Befehl, und mit Wissen und Willen, oder in Vollmacht der sämmtlichen Reichs-Räthe, Adelschafft und Jnnwohner des Reiches Dä, nemarck. Jngielchen verpflichten wir uns mit diesen unseren offenen Brief, daß wir der Predigt und Verkündigung des Heil. Lvangeiir, und des reine» und laukirn Wortes 574 Von der Religion. tes GOttes in diesem Ruche nicht widerste- hen, noch uns dagegen sehen wollen. So wollen wir uns auch verbunden erachten bey gemeldter Sr. Königlichen Majestät unser Leben, Gut, und alle unsere Wohlfahrt sowohl in diesen, als andren Fällen, wie uns solches auch für unseren rechten Herrn und König und dem Vatterland zu thun geziemet, aufzusetzen. Zu desto mehrerer Bekräftigung und Zeugnuß haben wir sämmtlich unsere Sigill wissentlich und mit Willen unter die, sen Brief hangen lassen. Gegeben in Cop- penhagen an Sonnabend nach des Märtyrers St. Laurentii Tag, knno Domini 15z6. . Hierauf ließ Sr. Königl. Majestät sogleich Anstalt machen, daß alleBischöffe im ganhen Reich Danemarck auf einen Tag in Ver- hafft genommen wurden, so daß der eine nichts von dem anderen zusagen wüste. Magister Torben - Bilde, Archielectus zu Lun- den, und Herr)oaclrim Rönnau, wurden in Coppenhagen gefangen, und war der Ertz- BischoffTorbenBilde eben an selbigen Tag bey .Joachim Rönnau zu Gast , diese beede wurden durch Melchior Rantzau gefangen, welcher des Abends mit einigen Soldaten ihre Logementec umgeben ließ, da sie dann dem Bischofs Ronnau in seiner Bijchoffs-Re- sidenz, woselbst anjetzt die Vniverlirät ist, oben auf einen Balcken, allwo er sich versterbet , gefunden haben/ er wurde zu erst auf I Von der Religion. S 7 t I daß Schloß in Coppenhagen gesetzt/ hernach f führete man ihm nach unterschiedlichen Ge- . fängnussen, nemlich nach Tragsholm nach I Kraagen, nach Wirbgcn in Galland, und ^ hernach wider nach Coppenhagen, woselbst i er An. 1544. starb. ' Der Ertz - Blschoff in Lunden wurde in ^ seinen Logement gefangen r und nach dem | Schloß ju Wordinborg in Verwahrung ge- > bracht. Rnud Ouldcnssern, elcssus in Odensce wurde von Claus Daa einen teutschen Odicier gefangen/ wie er aus der 8 c. Albani Kirche nach Hauß gehen wolle/ und ließ man ihn den Brief und Befehl, so man dieser wegen von König bekommen hatte, sehen und lesen. Gcmeldter Blschoff ward nachSeeland übergeführet/darauf Arild Jenson, so das Schloß Tragsholm hatte / überliefert , und durch ihn nach Wordingburg geführet, woselbst er dasigem Amunann in Verwahrung gegeben ward. Die übrigen Bischöff in Jütland wurden gleicher Weiß gefangen, ein jeder von denen darzu angeordneten Persohnen; worauf Herr Johann Ranzau lm Nahmen des erwählten Königs alle Stiffls-Güter in den gantzen Jütland in Possession nahm. Der Blschoff Ov« Bilde in Aarhuns wurde Nicht am selbigen Tag, wie die andern gefanaen, weil Hanß Stagge des Bischoffs - Official auf Siicke- borg gemeldleö Schloß an Johann Rantzau ohne $7 & Von der Religron. ohne des Bischoffs Befehl nicht übergeben wolle, der Bischoff aber stunde darauf, daß er selbiges behalten möche, einwendend, er habe solches von dcmCapitul in ^arhuus bekommen , und demselben den Eyd geleistet, weswegen er nicht vermuthe, daß ihn der König meineydig machen,und solcher Gestalt für seine treue Dienst, so er dreyen Königen in seinenCantzler-Amt erwiesen, belohnen wolle, woraus Johann Friis, und Herr Otuff Rosenkranz einen Befehl empfiengen, Henri ch von Steinburg mit einigen Reutern zu sich nehmen, und gemeldten Bischoff zu ar- resticcn. Jedoch lautete Sr. Königl. Ma- jchät Brief an sie, daß sie mit aller Höff- lichkeit und Bescheidenheit den Bischoff überreden sollen, daß er solches Schloß Silcke- borg gutwillig abwetten möchte, dann Sr. Königl. Majestät wolte sich nicht gern mit selbigen Bischoff in Weitiäuffigkcit einlassen, weil er allezeit feiner getreuen Dienste Wege» wohl bey ihm angeschrieben gewesen, sie sollen ihm sagen : er möchte doch selbiges ab, stehen, weil es doch endlich also geschehe» müste, angesehen, sie alle über einen Kamm geschoren werden sotten, Sr. Königl. Majestät wollen ihre Gunst und Gnad hernach auf andere Weiß gegen selbigen Bischoff sehen lassen, welches sie ihm auch münd/ lieh versprochen hatte, daher der Bischoff am Freytag nach Egidii in Roschild gefangen grnom- Von der Religion. i>77 genommen, und nach Dragsholm gebracht wurde. Nachdem nun die Bischöffe eine lange Zeit gefangen gesessen, ließ Se. Königliche Majest. ihnen fürhalten, wann sie sich verschreiben und reverbren woben, daß sie keinen Tumult, Aufruhr oder Uneinigkeit im Reich anrichten, sondern still in ihren Häusern leben, auch nicht darnach trachten wölken , wider in ihren vorigen Stand zu kommen- noch der Reformircen Religion, und der Christlichen Ordonanz, so Se. Maj. der Religion wegen machen und verordnen ließ, sich zu widersetzen, und Sr. Majestät und dem Reich Huld, getreu und gehorsam seyn würden, so woben Se. Majest. selbige wiederum loßlassen, daß sie ihr rechtes Erb- Gut besitzen, und solches vhngehindert gemessen und behalten mochten, jedoch so, daß sie sich nichts von denen Sbffts-Gütern ans masseten. Wie sie nun alle solche Condi- tionen und Bedingungen gern annahmen, wurden sie nach ihren ausgestellten Reversen alle sogleich loßgegeben, ausgenommen der BischoffIaeob Ronnau, welcher trotzig war, und keine Verschreibung von sich geben wölke. Der grvste Theil von denen Bischof- fen wurde jedoch mir einem Herrn-Closter versorget, wovon sie Zeit ihres Lebens gut und frey leben kunten, und verlohren allein ihre Stiffis-Einkünffte. Jörgen Früs wur- Juppl, P. Des A. H. //.Th. Ob de ^78 _ Von der Religion. de mit Urelof und Sibber Closter versorget, Knud Guldenstirn bekam Vorgaard, Stygekrumpen und Börlum Closter, und der Äischoff Oue Bilde , bekam Skow Closter) so nunmehro derlufzbolm genanm wird, zum Lehen, und solches bekamen sie alle quitt und frey auf ihre Lebens-Zeit. Se. Königl. Majest. hielten insonderheit viel auf dem leht-gemeldten Btschoff Ove Bilde, we- gen seiner getreuen Dienste, Frömmigkeit und Aufrichtigkeit. Hierauf wurden die Mönche , sowohl die Carmeliter, als Francifcaner, Bernardi- ner rc. aus ihren Clöstern verwiesen, und begaben sich viel derselben nach den Niederlanden , und an andern Orten Teutschlands, einige derselben verblieben im Land, und veränderten ihre Religion. Doctor Martin Luther hatte dem König Christian mit dem Oodore ?omerano zugeschrieben, daß die Academie zu Witten- verg auf fein Verlangen gern gelehrte Männer zur Reformation anhew gesandt fydtte, und daß er sich über solchen Königk Vorsatz sehr erfreuete, er erinnere und begehre anbey, Se. Königl. Majest. möchte nichtzu- lassen, daß die Stifft-und Lelle^ial - Kirchen, woselbsten die Lanonici und Vicarii ihren Sitz hatten, zerstöret, noch zur Cro» negelegtwürden, sondern daß solches zudem Gebrauch, worzu es angeordnet sey, verbleibe» f79 I Von der Religion. bleiben möchte, auf daß gelehrte Leut, so entweders studiret hätten, oder studncn wollen , damit versorget, und hier im Reich fort- Zeholffen werden tönten, weßwegen Se. Majest. aufLutheri Einrathen, gemeidleLol. legia. Canonicorum nicht abschaffest, sondern ließ selbige im Stand verbleiben, um in Ehe-Sachen zu urtheilen. Kurh hernach muste voctor Pomeranus, oder Lugenhagen , Hier im Reich die ersten 7. Evangelischen buperimenclemen, welche der Religion und denen geistlichen Sachen an der Bischöffe Statt vorstehen sollen, em, fetzen, und einweihen; Drese waren nun Magister Fran.ciscus Vormundu, , oder Vormordus zu Lunden, selbiger war ein Holländer, und war eine lange Zeit Lector in Malmoe gewesen; Doctor Petrus Palladius im Stifft Seeland: Magister Jörgen, Hansen 8ada!inus, Wiburgcnsis in Fühnen, Magister Mathias Skade zu Aar- huus, Magister Jacob Skonning ju Wl- burg, Herr Jens 1'homesen zu Aalborg , und Mag'ster Johannes Wandalu*, st) in Goßlar gebohrm zu Rippeii. Ob sich gleich eine ziemliche Menge der Roman. Catholischen in Diesem Reiche wohn- hasst befindet, so ist ihnen doch niemahls zu- aelassen, eigene Priester zu haben, noch besondere Zusammenkünffte, ausser in der fremden Ministern Häusern anzustellen, daselbst O % «Keine 580 Don der Religion. alleine müssen sie ihren Gottesdienst verrichten, das ist, die Predig hören, und com- municiren; was aber ihre Kinder - Tauffe betrifft, so muß selbige in denen Pfarr-Kir- chen der Stadt geschehen, welcher- man aus einer Verordnung datiwt den 21* Martü 1693* von den Copulationen der Reformir- ten, und derKinder-Tauffe der Cathvlischen ersehen kan. Von der Akademie. Iricuj Pomeranus war der erste von denen Dänischen Königen, welcher sich nach dem Exempel anderer Nationen, vornahm, eine Acaöemie in Dänemarck zu stifften, «nd brachte zu dem Ende von Pabst d^lar. emo V. einen Brief an den Ertz-Bischoffzu künden, und den Oischoff zu Rvtschild, zuwege, worinnen der Pabst ihm die Freyheit er- theilete, hier im Reich eine ^caäemie anzurichten, und alle Wissenschafften,ausgenom- men die 1'bevlsAie, hiestlbst öffentlich zu lehren , gab auch anbey selbiger Academie all diejenigen Freyheiten und Privilegien, so die fürnehmstcn Universitäten in Europa, insonderheit die Parisische, zu der Zeitgenossen, allein der verwirrte Zustand, welcher damahls im Reiche war, verursachten > daß dieser gute Vorsah nicht ins Werck gesetzek wurde, insonderheit wre man vernahm, daß Von der Academie. s8k es dem Pabst kein Ernst sey, angesehen seine Bewilligung mit der Limitation geschahe, daß selbige solte wieder aufgehoben werden, wann die Universität binnen zweyJah- ren nicht in Stande gefctzet würde, wie solches Resenius in seinem Manuseript von Coppenhagen angemercket hat. Wie aber die höchst Löbl. Oldenburgische Familie auf den Thron zu sitzen kam, nahm chnstianus l. der erste König aus selbigem Hause, sich vor, eine Accdemie in der Königlichen Ucüclenr-Stadt Coppenhagen anzurichten, und brachte dahero von Pabst 5 ixro, welchem gemeldter König an. 1474. eine Viüce gab, dre Bewilligung dessen zuwege. In diesem vortrefflichen Werck und Vorhaben berathschlug sich der König insonderheit mit Olao Martini, dem Bisch off zu Rvtschild, und aufAnstifftenund Einra- then desselben Bifchoffes, vertrauere er anno 1478. Ma§. Uetcr Albertlen das ganzeWerck an, mrt Befehl, er solte gewisse Dostorer und Magistros zu sich nehmen, welche zugleich mitihm in allenFacultäken, auch ebenmäßig m der LcheoloZie, so jedoch der König Ericus Pomeranus nicht obtiniren kon- re, in der Königlichen Residentz-Stadt Coppenhagen öffentlich lehren, und unterweisen sollen. Er befahl auch, daß die verordneten Professores und Lehrer von keinem andern Gerichte, als von denen eigentlich dar- Oo z zu 582 Von der Academie. zu bestellten Richtern/ nemlich von dem Bi- schössen zu Rvtschrld und Coppenhagen, und denen dasigen Ooeanis und gröbsten depen-J diven folten ; Nachdem nun gemelötem Magister Percr Albertsen diese wichtige Sache anvertrauet war, reisete er auf Zulassung Johann Prostorps, des Ertz-Bischoffen zu ' künden / nach Cölln am Rhein, und crweh- lere b y selbiger Universität unterschiedliche ; Magistros, Baccalaureos linb Studenten, welche er mit sich nach Coppenhagen brachte, und, nachdem er von dem Bischoff zu Rotschild zum Vice-Cantzler beyder Acade- mie verordnet war, machte er damit einen Anfang, und hielte zu dem Ende eine Orationem inauguralem in Gegenwart desKö- r nigs, des Bischoffs, und der fürnehmsten I Stände, auf deren Bewilligung und Einstimmen darauf zur selbigen' Zeit der erste Rector, nemlich Magister JesperHendrich- | sen creiret ward. Johannes, der Ertz/ j Bischoff zu künden, gab hierauf die8tamtL . bet* Academie, und schrieb die Art undWei,! se, wie ein Rector solle erwehlet werden, und unterschiedliche andere Dinge mehr vor. j Über dem verordnete der König, daß nachhero 4. Professores mehr, als wie vor- hero gewesen, seyn sollen, und ordinim etc einem jedwedem seinen Lohn, nemlich anno-*' 1619. den z. April wurde ein Metaphylices- ProMor eingesetzt ; an, I6zo. Denio.Sept. ^ ward i Von der dcademie. s8Z | ward ein Theologus und Professor Graecae TinguL angeordnet, und an. l6z6. den 2Z. ! Der. ward ein Professor Poefeos bestellet. Weil aber die Kirche auf der Regentz sowohl für die Gemeine zu klein, als auch nur von schlechtem Ansehen war, so ließ er von neuem eme andere Kirche mit dem runden Astronomien Thurn aufführen, und zugleich oben über die Kirche den grossen Saal für die Bibliothec der Academie bauen. Diese Academie hat viel gelehrte Männer in allen W'ssenschaffken hervorgebracht. Was die Jurisprudenz anlanget, so ist bekannt, daßallhier im Land sich nicht einest» grosse Menge Juristen gefunden, als an andern Oertern; die Ursach hierzu ist sowohl die Kürtze und Deutlichkeit des Dänischen Gesetzes, als auch, weil das weitläufftige Römische Gesetz, womit fast alle andere Nationen geplaaet werden, in Dänemarck keine Statt findet. Die Medicin begunte etwas spat in Da- nemarck zu stonren, nemlich in dem XVT. Seculo ; Dann man hat vorhero niemand gefunden, welcher etwas hievon geschrieben, als der Bischofs Knut- in Aarhuus, welcher Autor des Lateinischen Verses von der Pest ist; Allein hernach ist selbige Wissen- schafft mit solchem Fortgang getrieben worden, daß die Dänen hierinnen nicht allein allen andern Europäischen Nationen gleich O o 4 ka- §84 Von der Academie. kamen, sondern es ihnen auch fast zuvor thaten; im XVI. Seculo fanden sich unterschiedliche Professores zu-Coppenhagen, welche durch ihre Schafften grosse Erfahrenheit in ber Medicin blicken liessen. Das XVlI. Seculum ist noch fruchtbarer gewesen, und hat viel grosse und vortreffliche Männer hervor gebracht, unter welchen die furnehm- sten gewesen sind: Henricus Arnifeus, Jac. Fabricius, Simon Pauli, und Georg Iranern 6s Franckenau, Königl, Seib#Medici, Thomas Fincke, Caspar Bartholini , bet altere, Olaus Worm, und Georg Füren, ErasmusBartholin, Wilhelm Worm, Hol- ger, Jacobaeus, ingleichem die zwey grossen Männer Nicolaus Stenonius, und O- Jaus Borrichius, und endlich der in gantz Europa bekannte ThomasBarrholinus. In der Anatomie seynd ausser Olao Wor- mio, uich Simon Pauli, so der erste war, welcher die Anatomie bey der Academie zu Coppenhagen recht getrieben, in grossem Ansehen gewesen, die drey Bartholini, Caspar Senior, Thomas, welcher zu seiner Zeit «ach der fremden eigenen Bekanntnuß, nier wand seines gleichen gehabt, item Caspar der jüngere, welcher bereits in seiner Jugend hierinnen hatte grosse Proben sehen lassen, so baß man nicht zweifelte, erwürbe ja des grossen Thomae Vollkommenheit erlanget haben, wann er nicht so viele andere Von der Academie. 58s wichtige Königliche Verrichtungen gehabt hatte, welche verursachet haben, daß er seiner Vätter Studia etwas hat beyseite setzen Müssen. Zum Beschluß MUß Nicolaus Ste- nonius DctfThoinae Bartholini Discipelslucf) nicht vergessen werden, welcher zu seiner Zeit eine Verwunderung für der gantzen gelehrten Welt, und dereintzigc war, welchermit dem grossen Thomas Bartholin verglichen werden tonte. In Botanicis seyndhier im Lande ansehnlich gewesen Georg Füren, Olle Worin, und Otto SpetÜngöct ältere, Simon Pauli, dessen Flora Danica fast in jedermanns Händen ist, item Peter KylJing, welche vortreffliche Männer selbige Wisseuschafsi mit unterschiedlichen neuen, insonderheit m Dänemarck befindlichen Pfiantzen vermehret haben. In der Chymie haben, wie die Fremden selbst gestehen, die becden berühmten Männer, Petrus 8everimis , und Olaus Borrichius excelliret; dasjenige, so hier im Lande sowohl in Anatomicis, als in Cby- micis, Botanicis, Pharmaceuticis, Chirurgicis, unD desgleichen, ja auch in Physicis und Mathematicis inventitet und erfunden ist, hat vfft gemeldter Thomas Bartholm in feiner Mediana Danorum Domestica, item in feinen 5. Büchern de Actis Medicis ac Philosophicis hafnienühus anfgrznch» nct, woraus man^cmweder des drkäurur« O v $ Eiig» Von der dcademie. 586 Englischen ©mbetUcn grosse Bvßheit, oder seine liesse Unwissenheit in Dänischen Sachen ersehen kan, wann er also redet: die Dänen sind nicht allein unbequem, etwas zu erfinden, sondern auch ungeschickt fremde Inversionen zu imitiren, oder sich dessen zu Ruhe zu machen, so daß niemand seit der Zeit des Tycho Brahe daselbst gewesen ist, welcher etwas erfunden hat. Was die Mathesm anbetrifft, so bezeuget der bekannte nnd berühmte Barrholio Diss rt 2. De Medicina Danorum Domestica von dem Dänen also: Danorum ingenia, quocunque se conferunt, plerumque ad Mathesin & Poesin naturali quadam propensione ferri tk in iis ita eminere, ut nulli cedant. Worinnen dieser grosse Mann nicht geirret, dann es ist der gantzen Welt bekastt, was Tycho Brahe, dessen Nahmen sowohl bey gelehrten, als ungelehrten Leuten in gantz Europa in Andencken stehet, ingleichen seinvifcipul Ghrist. Longomontanus in der Astronomie verrichtet Haben; Es ist auch nicht unbekannt, was gemeldter Longomon- tanus,Thomas Finche, Christophorus Dib- vaduis, Marcus Meihomius, Wilhelm Lan- gius, und Erasinus Bartholinus in der Geometrie, derselbige Bartholin in Algebra, Longomontanus, Frommius und Lauren- bergius in Arithmetica, Dibvaduis in Sta- tica, und Marcus Meibomius in Musica antiqua Von der Acaätmie. 587 I tiqua pradV.ret, und geschrieben haben. Au denen ^tatbemarischen Invennonen welche j Thomas Bartholinus ausgerechnet, können auch billig des Schi. Estas - Rath Ro- i mers zwey Machinen, wordurch Er dem Lauf der Planeten, und der Sonnen und Monden Finsternuß vorstellet, hinzu gethan werden, j gemeldte Machinen feind so künstlich einge- ^ richtet, daß sie nicht allein in Franckreich, woselbst derselbige berühmte Mann, wie Er ein Glied der Academia war, sie verarbeitete, als eine Verwunderung angesehen worden feind, sondern sie wurden auch von denen Jesuiten, als eine Probe von der Europäer Tichrig-und Gefchicklichkert nach Indien gr- führet. )apher Noa dritter Sodn, zeugete einen Sohn, welchen erGomer nantc, dieser gieng in ein Land in klein Asien, und nennete diejenigen Völcker, fo ihm nachfolgeten Tygra- nes , welches Land hernach Phrygia gcnen- net ward. Dieses geschahe anno iCdundi j8?o. in Sarugs-Zeiten, zur selbigen Zeit fuhr auch Tyga dieses Gomers Sohn übers Meer nach Europa, und wohnete einige Zeit in dem Lande der Scythen, bey der grossen See Mcotis, fo eine Mutter des Meers ist, anno Mundi >8eQ. fuhr der Jünger Gom- mer aus dem Lande der Scythen, nach dem Norden, und ließ sich nieder in dem Lande Wittlandom oder Jütland, an der Nord, See. Die Von der /tcsdeme. 588 Die letzte Hypothesis ist die Isländische, die hält weder den König van für dem ersten König, noch das Reich so alt wie Saxo, vielweniger extendim selbige die Historien biß auf 6omer, welcher kurtz nach der Sünd- flulh lebte, sondern sie fängt die Historie an von der Ankunfft Odin; aus Asien, und zwar durch 8cycbien nach diesen Ländern, welches kurtz vor der Geburt Christi geschahe, und machet Skiold zum ersten König in Däne- marck. DieseMeynung ist aufetltche Isländische Schriffken und Monumenten gegründet, und wird die Hypothesis anieht sowohl von eignen Landes-Leuten, als auch von Frem« den, mit deren Schafften selbige am besten übereinstimmet, für die glaubwürdigste, und wahrscheinlichste gehalten. Welcher Gestalt die Ordnung der Dänischen Könige nach dieser Hypothesi eingerichtet sey, kan aus des Torfaei Serie Dynast. & Reg. Dan. ersehen werden. Wie sorgfältig sonsten die Isländer gewesen, die Thaten der Nordischen Königen anzuzeichnen, ingleichen welche unter Ihnen die fürnehmsten Scribcnten gewesen feind, hievon ist kürtzlich anderwerts geredet. Es ist übrigens bekannt, wie viele herrliche Schrifften gemeldter grosser Mann und Isländischer Äntiquiarius zu unserer Zeit herausgegeben hat, unter andern dir Nordische Historie in Lateinischer Sprache in z. grosse I Von der Aca detnte . 589 Folianten, welches daß gröste Merck ist, so ! in diesen Seculo herausgekommen. 1 Hieraus erstehet man, wie sehr diejenigen I irren, welche so übel von denen Nordischen , Nationen geredet, und selbige abgemahlet haben als ein Volck, so denen Martialischen Sachen allein ergeben wäre, und sonsten gar keine Studia achtele. Das meiste so man diesen Nationen mit Fug vorwerffen kan, ist, daß sie nur tvenig sorgfältig für die Kirchen-Historien gewesen seind, dann wann man dasjenige ausnimmet, so in Arild Huid- felds Historie und in seiner Bischoffs-Cro» nick angeführet ist, so ist im übrigen fast nichts zureichliches von denen Jnnwohnern dieses Landes hirvvn aufgezeichnet worden; Jnglei- chcn wird uns derjenige Defect vorgeworf- fen, welchen man in der Historie der letzteren höchst lödl.Könige befindet. Dann obgleich verschiedene, wie fürgegeben wird, vieles ge- sammlet haben, welches zur Historie diese« Zeiten gehöret, so ist doch nichts dergleichen ans Licht gekommen, und machen daher» diese wenige Blatter, welche ich von diese« Materie in dieser Schriffl eingeführet habe, das meiste, ja fast das eintzige aus, so zur letzten Dänischen Historie hingehöret. Im übrigen wird uns auch m»t Billigkeit vorgewvrffen, und an uns geradlet, daß wie so wenige Bücher in Dänischer Sprache schreiben,allem,wast mau Eigenschaffl und Aenis s 90 Von der Acadcmit. genie der Nation genau examiiniret, wird man leicht sehen tönen, daß die Schuld nicht an denen gelehrten Leuten ließt, dann es ist bey diesen Nordischen Leuten zu mcrcken,daß sie eine übermäßige grosse Begierd haben fremde Sprachen zu reden, und zuverstehen, welches verursachet, daß sie mehr fremde als Dänische Bücher lestn, um nebst der Materie auch in der Sprach grübet zu werden, die, ses so einige eine Tugend heissen, andere aber mit gröften Fug eine Schwachheit bey diesen Nationen nennen können, bringt zu wege, daß die wenigen Dänischen Bücher, so im Druck heraus kommen, gar selten abgesetzt, und verkaufft werden können, wann ich die Romaine ausnehme, welche zum öf- lern aufgelegt, und an den gemeinen Mann, so nichts anders als seine Mutter-Sprache verstehet, verkaufft werden; Dieses ist auch die Ursache, daß wir so viele Editionen von denen Historien und Fablen des sogenannten Holger Damches Rolands, D. Fausti ünd denen Fincken-Reutern, aber nur we, tilge Auflagen von guten Büchern haben, angesehen der gemeine Mann in denen letzteren keinen Geschmack findet,auch andere Leute nichts darnach fragen, weil sie in Däni« scher Sprache geschrieben seind, und sie fel, biges in fremder Sprache lesen, folglich 2. Fliegen auf einen Schlag schlagen, nemlich sowohl von der Materie als Spräche Profiten Von der Academie, £ 9 » tircn können. Worzu die Nordische feute eine so übermäßige Begierde tragen, daß die meisten Jünglinge sowohl Bürger als AdelS- Standts ihre Mittel auf ausländische Reisen verwenden, nur damit sie grössere Vollkommenheit in fremden Sprachen erlangen, und ihre eigene vergessen mögen. Es möchten etwa einige hierauf antworten , daß die Ursache dieser"Verachtung daher käme, daß die Sprache an sich selbst arm und unvollkommen sey, auch keine Anmuthigkeit an sich habe, allein , unterschiedliche poetische Dä- nssche Schafften, von welchen die meisten annoch ungedruck't, bezeugen, wie sehr selbige sich in ihrer Meynung bekriegen; Das meiste so an der Dänischen Sprache zu tadlen und auszusetzen ist, ist die grosse Striltigkeit, und Ungleichheit ln der Orthographie, unt) daß die eine nicht eben so, wre dre andere schreibet, welche Striltigkeit auch wohl so lange dauren wird, biß solche deremstens durch gute und ^uthonhrte Lexica und Grammaticas wird aufgehoben werden. Von der Emcheilung der Einwohner in Classen. Weilen in Danemarck verschiedene ausländische Könige regieret haben, so geschahe 592 Von der Emcheilung es, daß neben dem einheimischen Adel auch? fremder mit ihnen ins Land gekommen, und sich allda gesetzct hat. Also hat Ericus Po- meranus mit sich gebracht die von Barne- kau, und padebusch :c. Mit Chriftopho-, ro B varo sind kommen Bayrisch- und Pfal- tzische Familien, als die von Bilde, Brockens hus, Lindenau,VasberI,Voseick,Schräm, Uhlefeld, und walkendorff. Herr Holberg erzehlet aus Helvadero unter anderen folgende Adeliche Häuser Baad Brun Barneckott Brüske Bang Base Beck Bielcke Bielde Bild B'Ue Bluß Brahe Brand Banner Brymmet Buchwald Dänischemann Due Fach Falck Falsier rleiuming Kickendorp irüß sieidbeck Bratspeil Broch Brochenhuß Bruke Fredberg Gaaß Gagge der Einwohnern in Classen. 59z Galt Krunpen Galschyl Giedde Lang Glambeck Laxmann Glob Lindenow Goye Lund Godfch Lycke Green Lymbeck Grön Güldenstem Marckdanner Grubbe Marschwin Mule Houh Mund Hardenberg Muß Holck Muntk Huaß Hög Raul Huolbeck Nolstrux Hiul Norby Hmtfeid Nordmann Hundermarck Ordeland Jettelhafne Lxe Juel -Orne Kagge PasberA Kaaß Dodbusch Kuvp Pors Krabbe Krag Ravinsberg Kraaß Roftnaard Suppl. P, Des, A, H. 11. PP Ran- W 594 Von der Eincheilung Ranzow Rosenkranh Rosensparre Rothkirch Rothstein Röd Rockhalß Rothfeld Rönow Rosttrup Rotier Rud Splid Stern Schramm Scheel Sort Strygge Stump Tendhuse Tott Trolle Tidmann Saxrup Schenckel Schadeland Schougaard Schult Sckad Sckaffn Sparre Sckielbeeck Schärpen Senckler Ulefeld Urne Vggerrup Vlstand Vldsax Westny Wendet Wind Winter Worm Sommer Wenstermann. Der Adel bekam allhier seine Stärcke, fon- derbarlich unter kriäeriw I., welcher, um der Regierung gesicherter zu seyn, einräumte, was man haben wolle; daher rühret des Adels Halst und Hand, Mancipium oder ju, der Einwohner in Classen. c- s — - - -— 'Jus Vitae & necis, über ihre Bauern und Diener, nach dem Exempel der Schleswi- Lisch - und Teutschen vom Reichs-Adel. Unter Friderico III. wurde dieses Ansehen aufs höchste getrieben. Der Reichs-Rach bestünde aus zwey und dreyßig Adeiichen Personen : wann nun deren einer Todes verfuhr, durfften die übrige sechs oder acht Personen aus der nemlichen Provintz den König vorschlagen, aus welchen er einen zum Reichs, Rath ernennen muste , also auch, wann von den höchsten Reichs-Ministern einer abgieng, hawe der Reichs-Rath drey Personen vorzuschlagen. Ja es hatte der Adel so sehr an Macht zugenommen, und verthädigte diePrivilegien der Adelschafft mit solcher Freyheit, daß ein jeder Edelmann sich zuletzt ansähe eben wie ein Fürst in Teutsch, land, welch« sein Lehen allein vom Kayser hat, und im übrigen thun kan, was ihn gelüstet. Wann man aber den Bogen zu hoch spannet,springet sei big« gemeiniglich in Stücken. Viele von denen vernünffiigen Edelleuten sahen selbst, daß solchem die Länge micht bestehen könte; weil die andern Stän- I de, welche auch ihr Leben und Blut für den König und das Reich wägeten, dasjenige Mißvergnügen, so sie über solche Ungleichheit empfanden, nothwendig zum öfftern zu erkennen geben musten; davon oben in der Pp 2 Ht" sy 6 Von der Emtheilung _ Historie zu ersehen, wie es sich veränderet habe. Ob nun schon der Grafen-Stand schon lange, die Baronim aber unter der Königin Christina hier zu Land bekannt worden, so seynd doch erst an. 1671. von König Christian V. und so weiter an. , 688. auf diese Weise in Ordnung gebracht worden: i) Haben die Grafen in ihren Familien die)u, Majoratus . damit diese nicht durch Theilungen geschwächel werden. 2) wird von ihrem sogenannten Birck- Recht nur allein an das höchste Gericht appelliret. z) Sie können, Schulden halber, nicht verhafftet, auch die Grafschafften nicht verpfändet werden. 4) Ihr Hof und Sitz, und nebst dem noch zoo.Tonnen Korn-Feld ist Schatzungs-frey. 5) Sie führen eine offene Cron über ihrem Wappen. 6 ) Sie können überall in ihrer Grafschafft Bircke-Richter aufstecken. 7) Über ihrer Tafel in ihren Gemächern mögen sie einen Himmel mit einem Ruckstück gebrauchen, und in rothen Wachs siegeln. Jlhr Titul ist von den Canhleyen Hoch, und wohlgebohrne. Derer Baronen oder Freyherren Privilegien seynd in wenigem unterschieden. 1 Unter der Lutherischen Geistlichkeit sind die 8upcrinrerlclenten, so insgemein noch Bi- fchöffe genennet werden, aber nicht vom Kö- mg, noch in den Gesetzen. Alle werden von dem der Einwohner in Classen. f 97 ■——--- dem König, als dem Haupt der Dänischen Virche, bestellet, zehen an der Zahl, uniter denen der Seelandische den Vorsitz hat ' ohne Jurisdiction. Dieser soll zu Coppen- chagen wohnen, und zugleich der dritte Prozessor Theologiae seyn. Sie haben auch nichts in Ehe-Sachen zu urtheilen, indem solches einem Stiffls-Amtmann, benebstden Stiffts-Oanonicir, gebühret. Nach ihnen kommen die Pröbste, deren jeder in einer Harde ist, und des BischoffS Gchülffe seyn muß. Sie verrichten die jährliche Vil-r-tivn, wovor jede Kirche einen Rthlr. bezahlet. Denen Pröbste n folgen die Priester, welche, nach Verordnung König Christian IV. 2 s. Jahr alt seyn müssen. Jeder darff einen Capellan annehmen, mit Rath des Su- xcrinrcndentens und ProbsteS. Andere Capellanen verordnet der König als nachgesetzte Pastors; sie haben keinege- wisse Gefalle, sondernje nachdeme einer mit seiner Gemeine stehet, so bekommt er viel oder wenig. Zweymahl dts Jahrs wird Synodus von jedem Superintendenten und seinen Pröb- sten gehalten. Die Bürger sind wie anderer Orten bestellet, ausser derer zu Cvppent-agen, welche wegen aufgehaltener Belagerung an. 1659. grössere Freyheiten erlanget. ES wird auch P p 1 denen 598 Von der Emcheilung_ denen Fremden in Dänemarck das Bürgere Recht nicht versaget, wann sie geschickte Leute seynd: nur müssen sie schwören, daß sie 10. Jahr hier wohnhaffk Verbleiden, und bey ihrem Abzug von ihren Mitteln (ausser der Manufacturcn) den sechsten und zehen- den Pfenning erlegen wollen. Die Bauern werden hier Bönder genannt, welches Dänische Wort auch einen Haußvatter, Landmann, Ackersmann bedeutet. Deren seynd vier Classen: i)Sel- veyer Bönder, oder ^Jordegne, haben ihre Höfe frey von Abgab, und erblich. Jör- degner ist so viel, als Erd- eigener. Unter diesen werden Adels oder, welches vfft geschrcht, wohl bemittelt j wiederum zurück kommen können, inglei- chen daß man die unbändige und ruchlose " Jl und Gewerbe. €rr Jugend dorthin vcrsenden kan, dann man hat mehr als einEcempel,daß viele tolle und unbändige junge Menschen mtt Vernunfft wiederum zurückgekommen seynd, und haben lhre Tollheit, indeme sie die Linie peißi- ret sind, verlohren, gleichwie man siehet, daß zuweilen kluge Leut ihrer rechten Vernunfft dardurch beraubetworden sind. Weiter hab ich nichts von dem Ursprung der Ost-Indischen Handlung zu melden, welches, wie wenig es auch ist, dannoch das meiste und fast das cinßige ist, so man hievvn angezeichnet hatte. Nunmehr» ist annoch übrig, kürtz- lich davon zu reden, wvrinnen die Handlung bestehe, und wie die Regierung oder Oire- ction beschaffen seye. Die Waaren, so von Europa sowohl nach der Dänischen Coloni, ais auch nach andern Orten in Ost-Indien geführet werden, ftynd wenig oder keine, weil die Indianer nicht sonderlich die Europäische Waaren der dörffen, ausgenommen das Eisen, so in ziemlicher Menge dorthin geführet wird, so daß diese Handlung daher» allein mit baaxem Gelb, oder Silber- Stucken, wordurch man sich die Indianische Waaren, so »ach Europa geführet worden, zu erhandeln getrieben wird. Diejenigen Waaren, so insonderheit von der Dänischen Lolonicanhero gebracht werden, seynd Sirse, und allerley Arten von Callun, dann Iranquebsr ist die beste Fa- Q q 2 bric- Von Handlung 612 bric-Stadt auf der gantzen Coromandeli- scheu Küste, woselbst Cattun gemacht wird; das andere bestehet in Nesseltrrch, Pfeffer, Salpeter, ausser denen Bengalischen, Chinesischen, und andern Waaren, welche wir uns in Indien von andern Europäischen Schis» fen, so an andern Orten Handlung treiben, ankauffen, und darinnen bestehet nunmehr» der gantze Handel, welcher in vorigen Zeiten von grösserm Begriff war, wie die Dänen nebenst Irangucbar auch Colonien in Bengallen, Surate, auf der Pfeffer-Küsten in Persien und andern Orten besassen, welche Colonien von einer Zeit zur andern wegen Mangel an Geld und eingefallenen beschwerlichen Zeiten, verlassen worden sind. Der Ursprung der Handlung auf Guinea ist dieser: In derRegierungs-Zeitkri^erici III. höchst-löbl. Gedächtniß, richteten die Dänen eine kleine Loge in dem Königreich Acara , so in einigen Jahren im Stande gehalten ward, 2. Jahr hernach bekamen die Schweden auch einen vesten Fuß an einem andern Ort in Guinea, und legten, auf Bewilligung des Königs in Fetu bey Cabo Cors« so, eine Veftung an, sosieCarolusburgnen- neten, und war der erste Gouverneur in solcher Vestung ein Schweiher, mit Nahmen Isaac Meville : allein wie der Krieg zwischen Schweden und Dänemarck angieng, nahm an. 1658t der bekannte Schwede ttenncl, O-r- und Gewerbe. 6i z Carlcf gemeldte Vestung Carolusburg bey Gabo Lorsso vvn den Schweden, und über- iieftrte selbige Vestung an Dänemarck, und ward derGuinesischeHandlan. 1660. indem Coppenhagner Hriedens-Schluß abgetretten dem Reiche Dänemarck. .'Auf welche Art diese Vestung eingenommen ward, kan man umständlich aus des Priesters Johann Müllers Relation ersehen; allein der Dänische (Gouverneur 8ernael Schmit Verkauffte die Vestung gleich darauf aufcine verrätherifche Weile., für eine grosse Summa Gelds an die Holländer, welche selbige jedoch nicht lange behielten, dann Die natürlichen Einwohner nahmen selbige in selbigem Monat ein, und überlieferten die Vestung an die Schweden, selbige setzten einen Hamburger, mit Nahmen Anthon Voss, hierüber zum Gouverneur, und behielten die Vestung bis an. 1663. da sie abermahl vvn denen Einwohnern des Landes eingenommen, und denen Holländern, welche damahls fast über die gantze Guinesische Küste Meister waren, übergeben ward. Inzwischen hatten die Dänen an. 1659. einen Canon-Schuß vvn Gabo Corsso ab, eme Vestung angeleget, und selbige Friede» richsberg genennet.' Die Vestung konren die Holländer, nachdem sie Meister von Labo Lorsso geworden waren, nicht so nahe leiden, und begunten dahero von selbigen La- Qa i bo 6k4 Von Handlung bo Lorsto solche Vestung zu beschiessen, sie bemächtigten sich stracks erner Dänischen daselbst liegenden Logt, undsprungen sehr übel mit denen Dänen um, so sie daselbst fanden; wie sie sich aber zurüsteten, Friederichsberg zu bestürmen / und selbige Vestung in der äussersten Gefahr war, kam der Englische Admiral Robert Holm auf derRhe- de mit iz. Kriegs-Schiffen, und ließsogieich den Dänen wissen, daß ein Verbindnüß zwischen Dänemarckund Engelland geschlossen sey, und daß er Oräre hätte, die Dänen nach aller Möglichkeit zu entsetzen; dahero wendete sich das Blat dergestalt um, daß die Holländer von der gesammlenDänisch- und Enslischen Macht angegriffen, und da- bo Corsso zu Lande und Wasser, insonderheit vdn Fricdrichsberg beschossen wurde, bis der Holländische 6ouvcrneur Tobias Pen- sado den Zten May an. 1664. die Vestung mit Accord übergeben muste, und kam also Cabo Corsso unter der Englischen Herr- schafft, nachdem selbige in einigen wenigen Jahren in ss vieler Potentaten Händen gewesen war. Was Friederichs berg anbelanget, so ward selbige Vestung, wie gesagt, an. 1659. von dem Dänischen Gouverneur Joseph Krämer angelegt, und war bis an. 1685. in der Dänen Hände, da die Vestung dann von dem Commendanten/HanSTylrlcc, ohnePermif- fion f i und Gewerbe. 6 r s sinn, und gegen alle Pflicht arTbie Englischen auf Cabo Corsso zu Pfande gefehet ward, und kam also von der octroyrten Dänischen Compagnie. Die andere Dänif. Vestung Christians- burg in dem Königreiche Acara, ist eben sowohl wunderlichen Schicksal unlerworffen gewesen; selbiger Ort tvar aus einer kleinen Loge allererst an. 1659. von dem Dänischen Couvemeur Heinrich Albrecht zu einer Vestung gemacht/ jedoch kam selbige nicht zur Vollkommenheit, bis Christe» Cornelilen an. 1661. im Nahmen der Dänischen Compagnie nach selbiger Vestung kam. Erließ die Maur en von Grund ausmauern, und aufrichten, und brachte die gantze korristcanon, welche man nur anzulegen angefangen hatte, zur Vollkommenheit. Selbiger Cornelisen dienete, nach Tillemands Zeugnüß in seiner Guineischen Beschreibung der Dänis. Compagnie in 6. Jahren mit grosser Treue, ob er gleich sowohl heimlich als offenbar von neidischen Leuten an dasigem Orte verfolget ward. Er ward im übrigen von denen Afri- canern, seiner freundlichen Umgängnüß und Aufführung wegen, dergestalt geliebet, daß, wie er wieder nach seinem Vattcrlande reifen solle, kam der König von Acara selbst mit allen fernen Ehe-Weibern so weit hinunter ins Land, und an die See-Küsten, als er niemahls vorhero gewesen war, und foi- Qq 4 ches € 1 6_ Von Handl ung ches nur allein, um mit Gornelilcn Abschied zu nehmen, und bezeugete, daß ihn seine Ab, reise sehr bekümmerte, und, weil er nicht selbst so glücklich seynkönte, ihm nach dem Strande das Geleit zu geben, weil es gegen den Gebrauch des Landes sey, so befahl er sei, nen Eheweibern, Räthen, und Musikanten, ihm bis an das Schiff das Geleit zu ge- den. Gemeldter Dllemann bezeuget auch dieses, so sehr mercklich ist, nemlich, daß viele von denen Schwartzen zu seiner Gedächt- nüß ihre Kinder Lornellili nennen liessen, woraus man sehen kan, daß er ein besonders tugendhaffter Mann gewesen seyn müsse. Christiansburg war also bis an. 1679. in den Händel» der Dänen, da selbstige Ve- stung von einem Kauffmann, Peter Polt, welcher daselbst commanclirte, aufeine ver- rärherische Weise für 36. Pfund Goldes an dw Portugiesen verkauffet ward, allein im Jahr 168 1 • kam selbige wiederum an die Dänen, wellen die Portugiesen von ihrem König Qrclre bekamen, solche Vestung zu verlassen. Im Jahr ,69t. ist die Vestung von dem bekannten grossen Kauffmann und Commer- ce-Rath Nicolai Jansen Arv unter Direction genommen, von ihm überall verbessert, und mit aller Nothdurfft versehen, allein Anno 169z. ward selbige von denen Einwohnern in Guambu, auf ihres Königs Batsias Ein- und Gewerbe. 617 willigung, eingenommen, die Christen wur- den damahls übel tracrierel, und Nicolai Jansens daselbst befindlich ansehnliche Mittel weggenommen, aber im nachfolgenden Jahre ward selbiger Ort wiederum von denen Quambuischen mit einer grossen Summa Gelds gelöset, und ist annoch bis auf Liesen Tag in der Dänen Gewalt, unter der West »Indischen und Guineischen Compa- gnie Direction, welche von dem König kri- clerico III. Höchst-böbl. Gedächlnüß anno 1659. eine Octroye bekam. Von der kortikcation derVestungChristiansburg redet Wilhelm Bosman in seiner Guineischen Meise-Beschreibung also: Le fort Christiansbourg en lut meme vaut autant que celui des Anglois; il est ä peupres guare avec quarre Batteries, il a une tres belle apparence, &on diroit, que tout le fort n’ est qu’ une Batterie. Car, etani plat pas en haut & bati für des tres belles voutes, on y peut planterpar tout du Canon. Sonsten kan die Gestalt der Vestung in dem Xtustev stegio aus der Müntze, so an. 1688 . geschlagen ward, ersehen werden. Der Guinesische Handel ist ohne Zweifel in alten Zeiten, eh die Einwohnerden Werth des Goldes kennen lerneten, von grosser Wichtigkeit gewesen; allein nunmehro wissen sie eben sowohl mit dem Gewichte, als wie die klügsten Christen umzugehen, ja sie , O. g 5 tön- Von Handlung «18 können am Gewicht in der Hand ein Kan- co Gewicht von deut sogenannten Troi-Ge- wicht unterscheiden, und befuget Tillemann, daß in seiner Zeit ein Loth Gold für 8.Rthlr. eingehandlet, und für selbigen Werth wiederum ausgegeben ward, so daß derjenige ?ro6r, welchen man darauf haben soll, allein von denen Waaren, so verkaufft, und für selbiges Gold gegeben werden, ctepencii- ret. Die Verfälschung dieses Goldes ist nunmehro auch ganh gemein, so daß die Schwachen zuweilen aus einen Loth zwey machen,welches vielen, so nicht mit dem pro- diren umzugehen wissen, zum Schaden gereichet. Die Waaren so von Dänemarck nach Guinea geführet werden , seind fürnehmlich Brandwein, Pulver, Flinten, Tallig, allerley Ostindische und Wollme Waaren, für die Waaren bekommen sie Gold, 8claven, und Klephanren-Zähne, nebst Provision für die 8claven, so ausgeführet werden; der Compagnie Schiffe nehmen daselbst so viele Sda- ven ein, als sie bergen können, und bringen selbige nach 8. Thomas in West-Indien, das Goldader, und die Llephanren-Zähne oder Eiffenbrin, werden nach Copenhagen gebracht. Anlangend den Handel auf 8. Thomas in West-Zndien so ward An. 1671. zu allererst eine Compagnie für den America Nischen Han- und Gewerbe. 6iy Handel errichtet, welches man aus der von dem Könige Christiano V. höchst löbl. Gedächtniß den ii. Ma» selbigm Jahrs gegebenen Octroye ersehen kan, und wurden damahls Jen Juel Peter Petersen Lerche Assessor in höchsten Gericht, und Hans Hansen zu Directeurs angenommen und bestellet. Ein -jeder wessen Standes er auch war, hatte die Freyheit in selbige Compagnie zu treten, so man aus einer den i6.Marty selbigen Jahres von gemeldten virecteuren ausgegeben Publication ersehen kan, und hält selbige Publication das Reglement für die Handlung in sich, nemlicch daß der geringste Pärt oder Actie darinnen ioo. schlechte Thaler fein solle, irigleichen daß die Compagnie durch 6. Directeurs, wovon ein jeder 2200. Rthlr. in der Compagnie haben muste, verwalket werden sötte. Ich finde in einer allerunterthanigsten Vorstellung an den König vom 29. July 167p. daß 8 . Thomas in Friderici III. Zeiten von den Dänen bereits beseeglet worden sey, und daß höchst -gemeldter König dem Schiffer Erich, welcher An. 1660. auf der Jnsul 8. Thomas starb, und d/rselbst begraben lieget, die Freyheit gegeben habe, nach selbiger zu seeglen, allein die West-Indische Compagnie nahm allererst An. 1672. die Jnsul in Possession, und zwar aufsolcheArt: 8 .Thomas war vorhero von denen Englischen in Pos. 620 Von Handlung ?ossess,on genommen, welche fdbistc Insul an Danemarck überliessen, nachdem sie vor- hero ihre Gebäude und Back-Häuser nieder gerissen hatten, und brachte Sr. Maj. durch seinen LnvoyeiVlarcur 6oe! bey dem Englischen Hofe eine Ordre an dem Englischen Gouverneur, 8rapleton zuwege, das Er 8k. Thomas verlassen solle, welche Insul als ein freywillig verlassenes Land primo occupanti rugehvren solle; Es gründet sich demnach das Recht, so die Dünen an die Insul haben, auf die Abtrettung. Des Königs von Engeland Brief an Ftaplcron findet man in Englischer Sprache, und ins Dänische übersetzt in der Compagnie krorocoll. Von der Zeit an haben die Dänen 8. Tho- mas ohne einige Anfechtung stets in kollcs- sion gehabt, ausgenommen daß die Spanier sich verlauten lassen,die Insul kämeJh- nen zu, weil selbige auf dem Kisten von Vca- ram oder Gampecbe lieget. Dorthin werden verschiedene sowohl Ost« Indische als Europäische Waaren, so alle unter den Nahmen von der Westindischen Cargiison pailiren, ge führet; über dem werden viele Sdaven dahin gebracht, welche an die Jnnwohncr zu Fortsezung ihrer Plantagen verkauffet werden, und bekommt die Compagnie des Landes, und andere Westindische Früchte, als Zucker, Baumwoll, Häut, Indigo, Garet, Toback, Orlean, und aller-! und Gewerbe. 621 allerley zur Färberei- dienliches Holh wiederum zurück. Grönland. Die Dänen geben vor, sie hätten vor ek- wann 1000. Jahren eine Nordische Jnlul Grönland bevölckert, solche sey aber im XIV. 8 ecuIo ausgestorben,und gantzlich aus ihrer Erkäntnuß entfallen; Es hatten zwar einige Könige, jedoch ohne Wirckung Sorge an- gewendt um das verlohrne Land wieder zu- finden,dahero man dieses das alte Grünland nenne, Christ iam» der IV. habe auch zu Vier- mahlen Schi ffe darum ausgesendet umsonst, doch unter seiner Regierung, wären einige privati an das fretum Bavir gcseeglet, und hätten dasige Kiste neu Grönland genennet, dieses ist nun, wovon heunt zu Tage die Reden gehen, und ist dahin erst kürhlich eine Handlungs-Oompagnie und Mission errichtet worden,wovon unser Autor also erzehlet: Ein Priester in den Nordlanden, mit Nahmen Herr Hans Egede hatte mit Fleiß die alten Nordischen Historien durchgelcsen, und unter andern darinnen gefunden, daß Grönland in alten Zellen von Norwegischen Christlichen Leuten bewohnt gewesen sey; von welchen man anietzt keineKundschaffl mehr hatte, weil vieFarth in einigen roo. Jahren versäumet worden war, und ward dahero gestn- net von der Erneuerung solcher Farkh einen Vorschlag zu thun, und selbst mir zusolgen, 622 Von Handlung in fall einiger Zug vorgenommen werden folle. Er correspondirte vorhero dieserwegen lange mit dem Bischoff in Bergen, Doctor Niels Randulph und htcrnächst Mlt dessen Nachfolger/Niels Schmidt» allein an, statt zu seinen Vorsah aufgemuntert zu werden, ward Er von Ihnen, und all denenjeni- gen, so seinen Vorschlag horeten,als ein Vi- iionaire angesehen, und angerathen, von solcher Thorheit abzustehen, als welche zu nichts anders dienen würde, als nur sich selbst zum Gelächter zu machen, so daß es ihm h«erm- nen ergienge, eben wie Chnstophoro Oo- lurnbo, welcher mit feinen Vorschläge von einem Hof zum andern abgewiesen war. Grosse und kühne Unternehmungen haben gemeiniglich solches Schicksal und allermeist in diesen Nordischen Landern, woselbst solches sogleich Träume und Thorheiten genennet wlrd,wan einer von der Land-Strasse abweichet, den alten Schlenterjan verlast, und et- j was neues erfindet. Der Herr ttans Egede I verblieb nicht destoweniger bey seinen Vorsätze, so daß Er keine Ruhe hatte, blß Er seme Pfarr verließ, und mit Frau und Kindern nach Pergen reisete, woselbst Er fleißig mit dem Bischoff Clemens Schmidt confcrirtC, und that zugleich der Burgerschafft einen Vorschlag von der Slifftung einer Grön- j landischen Compagnie Er stellete d-nen Geistlichen vor, es sey der Christen-Menschen Pflicht j und Gewerbe. 6az Pflicht an der Bekehrung derHeydcn zu arbeiten, insonderheit da selbige ihre eigene Landes-Leute wären, denen Weltlichen odcr Kauff-Leuten hingegen hielte Er den Vortheil vor, so sie von der Handlung haben tönten, allein Er fand eben so wenig Beyfall bey dem Geistlichen und Weltlichen Stande. Derowegen sandte Er seinen Vorschlag aa dem König und brachte dadurch vor seiner Majestät «tuen Befehl an dem Magistrat in Bergen zuwege, daß Selbiger die Burger- schafft für sich ruffen, und einen Vorschlag wegen Anrichtung einer Grönländischen Compagnie thun leite. Weil.aber der meiste Theil von der Bur- gerschafft annoch keinen Geschmack hierinnen fand, reisete der Priester bgeäe selbst nach Coppenhagen. Alle und jede verwunderten sich über seine Beständigkeit, und viele be- gunten damahls solches anzusehen als einen besonderen göttlichen Trieb, und einen heiligen Eyfer, wiewohl andere sein Vornehmen erklärten, entweder als eine Würckung von Ehrgeih, um durch neue und dreustige 'Vorschläge sich den Werg zum Glück zu bahnen, oder daß es von einen unruhigen und schwer- müthigen Geblüt herkomme, aber alle diejenige, so diesen guten Mann kenneten, bezeugten alle eitimüthig, daß Er mit seinen vorigen Glück begnüget sey, weil Er in einer Pfarre lebte, welche ihn m»t Frau und Kln- 6*4 Von Handlung dern reichlich ernähren konte. Sie bezeu- geten auch, daß Er allezeit für einen vernünftigen Mann gehalten sey, welches der Ausgang auch gewiesen hat. Wie der Prrester nach Coppenhagen kam, und daÄbst Gelegenheit erhielte seinen Vorschlag bey Hoffe anzutragen, approbirte Sr. Maj. seinen Antrag und Vorbringen, und verhieß allergnadigst zu dessen Beförderung behülflich zu sein, so man die Bürger in Bergen darzu vermögen könte, etwas in die Handlung zu setzen. Hierauf reisete Herr Hans Egede wieder hinauf nach Bergen, und trieb daselbst das Merck mit solchen Ey- fer und Ernst, daß die Geistlichkeit und Bur- gerfchaffl ihren Einschuß thaten, welcher sich zuerst auf eine 8umrna von 5200. Reichs- 'Lhaler belief, hernach haben sie nach und nach andere Einschüsse gethan, so daß sie zuletzt ein Capital von ohngesehr 12000. Rthlr. bekommen, und ward damahls An. 1721* eine Grönländische Compagnie aufgerichtet. Im selbigen Jahr seegleten 3. Schiffe nach Grönland und führeten den Priester nebenst seiner gantzen Familie mit sich. Das eine Schiff, woraus der Priester war', kam nach ausgestandener grosser Gefahr, weil es von ^LreibrC'iß umringet war,endlich glücklich ans Land, woselbst es überwinterte. Das andere Schiffst) auch ans Land kam, gieng wiederum an selbigem Herbst ohne die geringste rmd Gewerbe. 6t$ f Ladung nach Bergen, weil die Reife etwas ' spat im Jahr vorgenommen war. Das dritte Schiff war auf der Reife von einem ' harten Wetter überfallen, und muste vermit, i telst Sturm und Ungewitter wiederum zuruck- I wenden; So daß demnach grosse Kosten oh- ! ne einigen Vortheil, welcher selbige redrcssi- I ren konre, gethan waren,welches nun schlech- ! ie Hoffnung und grosse Verwirrung verursachte. Damit nun das Merck nicht fallen möchte griff Sr. Majestät aüergnädigst dee Oompagnie unter die Arme, durch accorcii-- rung einer Lotterie,, und hernach durch Aus- schreibung einer mäßigen Schätzung in beyden Reichen, das erstere halte keinen Fortgang, die Schätzung aber belief sich auf eine ansehnliche Summa. Indessen setzte sich der Priester mit 40. Männern, so daselbst verblieben, im Lande fest, und ließ ein HauS hauen, wozu die Wilden selbst, weil sie von einer leutseligen Natur seind, ihnen behülfe lich waren; die Lolonie war auf ein Jnsuk aussen vor dem sogenannten Bols Riviere m Sv.Grad angeleget,jedoch war keine Schan- he aufgeworfen, sondern die Stucken wurden aussen vor dem Hause auf einer Klippen gepflantzel, An. 1722. seegiete ein Schiff mir kro virnr dorthin, und im Jahr hernach nein- lich An. 172;. drey andere Schiff, von welchen daß eine in Sturm vergreng, und aussen vor dem Eise verlohren ward, das andere überwinterte in Grönland, und das drit^ PüU P, 11. Th. R ( tk 426 Von Handlung iTfÖ auf den Walisisch - Fang gehen solle, kam An. 1724. wiederum nach Bergen, und brachte einen Fisch mit sich von mehr als jo. Korbelen, wovon der Werth an Thran und Fischbein, so damahls in gutem Preiß war, sich auf 2700. Rthlr. betragen konte. A. »724. ward ein Schiff ausgesandt, um das sogenannte Öfter -Bygd ( der Östliche Theil von Grönland) aufzusuchen, weil man aus denen Historien weiß, daß dieser Theil insonderheit von denen alten Normännern bewohntgewesen sey; dann Erich Rodhovved rheilete das Land in Wester-Bygd, undOe- ster-Bygd; Allein das Schiff kome vermtts telst Eyß nicht fortkommen, sondern muste um- ketzrev, und brachte nichts mit sich zurück. Zm selbigen Jahrgieng ein andersSchiffaus, um die Küsten von America zu suchen, in der Meinung, daselbst Holtz und Feuerung zu finden; weil es aber nicht weiter vor Eyß fortkommen konte, gieng es hin, und richtete ein Loge auf, an einem Ort, Nepesene genenner, ! im66sten und einen halben Grad gelegen, daselbst überwinterten die Schiffs-Leute zugleich mil dem neum Priester, Herr Albert. Top, welchervondem Hrn. HansEßede zum Mit- sehülffen verlanget war; allein im nachfolgen- oenJahr, wie selbiger Priester mit denen andern Nepesene verließ, um sich nach der ersten Colonie ju begeben, warddieEoge.wieman vermeinet/von denen Holländern abgebrannt. A. würben abermahlzwey Schiffe aus- und Gewerbe. 62 7 gesandt, kan man ersehen, m welchen schlechten Zustande damahls dlecvm^aLnie gewesen seyn muß, und daß daß g antz-e Merck ohn- fehlbar würde zu Wasser geworden seyn, war) nichtSe. Maj. aus einem besondern Eifer solches auf vorgemeldle Art unterstützet hätte. Inzwischen befleißigte sich der Priester, die Grönländische Sprache zu lernen, und die Einwohner Lurch Güte und Leutseligkeit zu gewinnen. ErerwarbsichgrosseLieb unterihr nen,ja ein grösseres Ansehen, alserverlang- te; dann sie fasseten solche hohe Gedancken von ihm, daß allediejenigen, welchen etwas fehlere, zuihmkamm, und ihn baten, sie anzublasen. Erbermeldetinseinen^uurnal, daß diese Nation aus gutthätigen, und besonders friedfertigen Leuten bestehe; sie leben ohne Regiment und Obrigkeit in dem natürlichen Stand. Des Sommers seynd sie auf der Zagd und Fischerey ; und des Winters schlagen sie sich an dem einen oder andern Ortzu- sammen, um daselbst dasjenige, so sie gejaget und gefischet haben, mit einander zu verzehren. Der Priester schreibt ihnen keine Religion zu, obgleich ihre Andacht, so man zu gewissen Zeiten an ihnen wahrnimmt, das Contrarium p beweisen scheinet, ja daß ihre Gaucklereyeu und Beschwörungen, weichte sie stets üben, einen Excess derRcligivn und Aberglaubens zu erkennen gibet. Sie üben verschiedene mor,- lische Tugenden,undzwarmehrauS einem natürlichen Trieb, alöaus LpecuI-tiouz dann Rr» Da, 628 Von Handkimg daselbst ist eine Praxis ohne die geringste Theorie, gleichwie bey uns eine Theope ohne Praxi ist. Solchergestalt lieben die Eltern ihre Kinder herzlich, und die Ehe-Leut< dann ein jeder laßt sich an seiner Frau begnügen) leben in Eintracht und Liebe miteinander. Sie enthalten sich derDieberey, G'kamercy, und Mordthaten. Jmgleichen enthalten sich die Eltern vom Ehestand mit ihren Kindern, einhig und allein aus einem natürlichen Trieb/ ohne zu wissen, warum ; Ein herrlicher Beweist gegen diejenige, so vorgeben, daß die Blut- Schand nicht gegen die Natur streite, dann im übrigen seynd diese Leut in allen Dingen grob und 'unwissend. Daß sie zum wenigsten körne grosse Afkonorni seyn müssen,weiset ihreMeik nung, so sie von dem Mond haben, nemlich, daß, wann selbiger unter dem Horizont gehet, so vermeinen sie, daß er aufder Erden seye, um sich zu ^rovianriren, und nach Meer-Hunden zu jagen, allein, wie ungereimt auch diese Mei- j nung ist, so kan jedoch die Meinung veralten ^ Römer und Griechen eben so lächerlich gehalten werden, indem sie glaubten, daß die Sonn sich alle Abendbey Cadix mitten ins Meer tauche , so daß das Wasser dardurch saufete und brausete; Angleichen» die Meinung derjeni- . gen, welche in denen Gedancken stunden, daß, , weil die Erde flach und vest gegründet seye, s» schliche sich die Sonn des Nachts, wann die Menschen ruheten, heimlich an den Himmel : zurück, um des Morgens wiederum inDften zu und (Setverbei 629 zu scheinen. Aus diesen Gcdancken, so die Grönländer von dem Mond haben , kan man fchliessen, daß sie selbigen Planeten nicht sonderlich gewogen seyn müssen / weil derselbige, ihrer Meinung nach, ihnen in ihre Nahrung greifft. Sonsten urtheilen einfältige Menschen von allenDingen nach ihren eignenVer- richtungea, dahero gedencken die Grönlän- ! der, daß nichts aufdem Creiß der Erden verrichtet werde, als daß man nach See-Hunden jage, ebenso, wie eine einfältige tumme Nation, von welcher Paul Lucas in feiner Reiß- Beschreibung erzehlet, daß selbige sich allein von Seiden-Würmen ernähret, und dahero vermeinet, daß aller Reichthum inMaulbcer- Bäumen bestehe, wcßwcgen einer von ihnen, wie er von dem Reichthum des Königs in Franckreicherzehlen hörete, sagte: Dieser König muß dann sehr vielMaulbeer-Bäume haben. Einige von denen Wilden haben sich den gantzen Winter über in des Priesters Hauß aufgehalten, und wurden zwey von ihnen vor wenigen Jahren nach Coppenhagcn gesandt, woselbst sie öffentlich fünden König und der gantzen Stadt ihre grosse Behälidlgkeü im Rudern, und mit ihren Hand - oder Werff- Pfeilen zu schiessen sehen liessen, Sie schiene» sehr lehnvillig zu seyn, insonderheit der eine, welcher Pock hieß, derselbe lernte in der Eyl Dänische Buchstaben zu schreiben, und habe ich selbst gesehen, daß er des Königs Nahme kriäericur Ousrtu;, und zwar ziemlich wohl Rr z fchkieb; 6ZS Von Handlung schrieb ; er war fünften munter, lustig, und zum Lachen geneigt, dahingegen der altere etwas melancholisch aussähe, und schrieb man solche Melancholie dem Verlangen zu, so er hatte, wiederum seine Frau zu sehen« Dieser letztere starb auch auf der Hinreise nach Bergen, woselbst er begraben lieget. Man kan hieraus sehen, daß es nicht beschwerlich, weniger vermöglich seyn wird, mit der Zeit ein Volckvon so guter Narur zu polaren, und muß nmn dahero mit einer sonderbaren Gelindigkeit mit ihnen umgehen, weil der jenige Vortheil,welchen man durch die Handlung vermuthen kan, allein auf der Liebe der Einwohner beruhet, welche sie dahin treiben soll, ihre Waaren lieber an die Dänen u. Nor- Männer, als an die Holländer zu verhandeln. Es istsonsten clispmiret worden, und wird ännoch disputiret, ob es der Mühe werth sey, diesen Handel fortzusetzen, und Colonien in einem so magern Land zu unterhalten ? Diejenigen/ so nichts von dieser Handlung halten/ führen nachfolgende Raisons an: Das Land bringt nichts hervor, als nur etwas Graß; Die Fahrt ist sehr beschwerlich wegen des Eises ; Man fönte grössere Vortheil haben,wakr Man die Schisse allein zum Wallfischfang,wie vorher» gebrauchte; Die Holländer leiden nicht, daß im Land Norwegische Colonieit Destgeseht werden/ insonderheit, wann sie vernehmen, daß ihr Handel mit denen Einwohnern dardukch Abbruch leide, und was derglei- und Gewerbe._ 6%t chenmehr. Hieraufwird geantwortet: Erstlich daß ein Land, woselbst man solche grosse Weyden und Grasungen findet, allezeit werth sey, in PofTeflion zu nehmen, dann woselbst gute Weyden seynd, daselbst kan gute Viehzucht getrieben werden, welche wicdernN» Milch, Butter, Käse, Woll,Häute rc. geben können, Island produciret auch sonderlich nichts anders als Graß, man kan über dem auf dem Weea nach Jfiland keine Walisisch, wie auf dem Weeg nach Grönland fangen, und dannoch kan ja niemand anders sagen, als daß ja Aßland ein Kand seye, so werth zu besis hen ist.Daß dieHandlung,so mit denen Grönländern getrieben wird, von Wichtigkeit seyn musskan man daraus abnehmen, daß dieHol- landtsche Schiff für einige hundert Rthlr. von kleinen Puppen-Zeug dorthin bringen köiien, welche mit 5 oIiäcnWaaren,so imLand befindlich, umgewechselt werden. 2. Die Fahrt ist niemahls so difficil angesehen worden, daß selbige den Kauffman von der Handlung nach diesen Küsten habe abschröckrn können. 3. Diejenigen/ so allein ihre Schiffe zum Wallfischfang gebrauchen, müssen fich aufviele ver- lohrne Reiset» gefaßt machen,dahingegen,wast die Handlung mit denen Grönländern erst recht in Stande kommt, so wird man niemahls an Retour Mangel haben. Was endlich 4. die Holländer betrifft, so übertretten selbige das Natur-und Völcker-Recht, so sie cts was hiegegenrcnriren, unv können sie sich R r 4 nicht 6zr Von Handlung Nicht im geringsten beklagen, so man ReprefTa- liengebrauchet. Wann man es nur allein jö weil bringet, daßwan in der Handlung bahrn- cirea kan, so wird doch dieses dabey geworren, Laß man eine ansehnlicheMenge groberHey- LenzumErkanntnüß bringenkan. UmaberwiederaufdieHistoriezu kommen, fo wurden abermahl an. 1726. zwey Schiffe ausgesandt, von welchen das erne vergieng, «nd das andere, so daselbst überwinterte, kam an. 1727. wiederzurück, und brachte dachen, fo 16oo.Rthlr. anWerth waren,und inSpcck, Rauchwerck und Häuten bestunden, mit sich, an. 1727. giengen auch 3. Schiffe mit Proviant nach denen Colonien, und kamen im -Herbste wieder zurück, und führten 6o.Corde- len, Speck, und einige Fell-Waaren mit sich. Nichts destoweniger äelperirten doch dickn- teressentdi an dem Vortheil bey dieser Handlung, undhatten keine Lust, neuen Einschuß zu thun,so daß es dasAnsehen hatte,daß derHan- i>el qäntzlich fallen werde. Obgleich der König verschiedene mahl der Compagnie unter die Armengegriffen hatte, bald mit Zulassung ei- «er Lotterte, bald mit Ausschreibung einer «euen Schätzung in beeden Reichen, so die Grönländische Schätzung genennet ward. Weßwegen Se. Masest. zuletzt die Handlung selbst über sich nahm, und an. 1728. Schiff «ndLcut mit allen vonnöthenen Dingen, als Vieh und Pferden ic. zu Slifftungeiner rechten und beständigen Colonie dorthin sandte. und Gewerbe. _ f Anlangend die Waaren,so da hin geführt wex- ' den,und vvn dannenwiederumzmück koir.en, so werdenHembder,Sttümpf/Messer,Scheelen, Angeln, Nah-Nadeln, Fmgerhüt, meßin- i §e Kästln, hölzerne Schüsseln, zinnerne Kan- I rien, nebst andern Kleinigkeiten, als Stcck- > Nadeln, unächte Perlenre. dorthin geführet; von dannen wird Speck, Fischbein, Einhorn, undHäuke von Rennthiern,Füchsen und See- Hunden anhero gebracht,und kan mansich für kleines Puppen-Zeug Waaren von grossem Werth erhandeln. Sie fischen fonsten im Land kleine Lachsen, odergrosse sogenannte Omer, kleine Torsche,und einige Rothfisch. Zur Fa- ssewZeit, und zuweilen dcsSommersfanqen sie auch einige sogenannte Hunker- oder Hrlle- fiyeder (sind grosse Schollen, wovon der bekannte Rast und Reckling gemacht wird.) Renn- Thiere, Haasen und Ryppen (ist eine Art Vogel, etwas grösser als eine Taube) findet man zwar auch daselbst, allein sie ft ynd der- gestalt von denen Grönländern verjaget, daß man nur wenige von ihnen zu sehen bekommt. Es findet sich auch daselbst eine grosse Menge Allckcn und See-Vögel, welche die Grönländer häussig speisen. Wann man nachdenckt, daß Danemarck keine Exporten hat, oder Waaren ausführen kan, und wann man dahingegen diegrosseBe- gierde bewachtet, so d»e Nation zu fmndcn, auch so gar zu denenjenigenWaaren wägt, so allein zur Üppigkeit und Wollust.diene !«:»itm Rrz.5 tiaj 6z4 Don Handlung daß wenige Sachen hier im Lande fabrici- ret werden, so kan man fast nicht begreiffen, wie es möglich sey, daß annoch paares Geld im Land sein könne: allein die grossen Löcher, so die stättige Ausführung der baaren Gelder gemacht haben, semd bisherv durch diejenigen Gelder, so die Norwegischen Exporten zurück gebracht haben,einiger müssen gestopffet worden ; ich sage einiger Massen; dann obgleich die Speeien, so die Annwohner in Nonvegess durch ihre Lxoorten von Ersen, Kupfer, Fischen, Holh, Thran,Pech,Theer rc. bey fremden zu gut bekommen, ziemlich conslckewbl ftind, so ist doch die Ausführung der Gelder aus Dänemarck so unmäßig gewesen, daß der Gewinst des einen Reichs den Schaden des andern Reichs nicht zureichlich hat reckeüi- ren können. Dann Dänemarck hat können angesehen werden als eine hohe See, vor welcher stets ein Strom in den grossen Meer niederstächet, da dan das Wasser niemahls wiederum zurück körnt; Norwegen hingegen ist anzusehen gewesen als ein Fluß, der in selbige See fält, und dadurch verhindert, daß sie nicht so leicht austrocknen kan. In solchen Zustande ist der Handel dieser beeden Reiche in langer Zeit gestanden, und die Dänen haben nicht gemercket, mit welcher schwindsüchtigen Kranckheit das Land behaffket gewesen ist, ehe die Norwegische Flusse sich auch zuver- mrndern begunten,da6 ist, ehe fremde Nationen Zimmer Schiffs,Masten, Pech Theer und Gewerbe. 6 z r \ und Fische, so sie vorherv aüein in Norwegen « bekommen, von ihren Oolonien in dmcrica zu I holen begunten, und zu diesem Unglück kam auch ein anders, daß nemlich der kleine und ! eintzlgeLxx>orr,welchenDänemarckan Stall- ' Ochsen hatte, ebenfalls geschwächet ward, in ' dem die Holländer änfiengen Statt-Ochsen I aus Brabant und Flandern zu holen; hierauf ] begunten endlich die Augen der Jnmvohner des Reiches geöfnet zu werden, und vernünf- I rige Kaufleute ftelleten sich deutlich vor Augen welchen Ausgang die Sache gewinen würde, so nicht die übermäßige Ausführung des Gelds durcy Treibung der Handlung mit eigenen Schissen/un durch Einrichtung allerlei/ Fabri- quen bey Zeiten gehemet wurde. Das erste ward,wiewohl nrcht ohne grosse Difficultdt ins Merck gesetzt, weil es dergemeineMann nicht in den Kopf kriegen, und begreiffen konte,daß es dem Lande nützlich sey, daß der Preyß der Waaren zu steigen begunte, nicht bedenckende daß f Theile von denen Capitalien, so matt vorhero an Fracht-Geldern bezahlete,imLan- de conscrviM wurden, llllh hkdunckte es vielen Kaufleuten selbst besser und sicherer zu sein, daß Ihnen die Waaren von denen Fremden für einen rvohlfcylcn Preiß für die Stuben- Thür ge bracht wurden, weil seidige nicht überlegten, welche Früchte auch solche Gemächlichkeit mit der Zeit folgen würden, und ist eö nicht zu beschreiben,welche^ouvemM»LieKäufieu- te selbstgemacht haben, mthreiß eigene Ruin Lz6 Vstt Handlung. zubeförderen,und welche inständige Ansuchun- gen sie gethan haben, daß sie doch stets unter dem Enalischen,Holländischen, und Hamburgischen Jochechiß sie keinen Schilling mehr ü- brig hätten, leben möchten; So daß man der- gletchenKaufleuke in diesemFall mit denenMo- scowitsschen Weibern vergleichen kan, weicht betrübt werden, wann sie nicht nach ihrer alten gewöhnlichen Art leben mögen, daß ist, Laß sie alle Tage von ihren Mänern mit einer Prügl-Suppe tractim werden mögen. Den anderen Punet, so sie vor nöthig ansahen, um die wenigen Gelder zurück zubehalten, war die Einrichtung der kabriguen, damit,so man endlich Geld für fremde rohe Waaren ausgeben muste, man jedoch das jenige, so vorhero auch fürArbeits-Lohn ausgieng/alviren möchte, welches so conüäerabl ist, daß die Kosten, so auf die rohen lvtaterik-n gewandt werden, nicht dagen verglichen werden können. Und sechd dahero die Manufacturn in dieser Absicht die rechten Quellen zum Wohlstände, insonderheit in einem Lande, wie dieses ist, worin nen feige Sorten seind, wordurch man Waaren mit Waaren vertauschen kan, sondern woselbst man sich alles für bar Geld an- kauffcn muß^ Es haben viele,welche fahen, worinnen dieKranckheit bestünde, vor nöthig angesehen um die überblibene Gelder zu salvi- * ren, die meiste Handlung mit freurden einzu- I stellen, und sich allein in denen Landes-?rc>clu- z Äen beydes in Mhmng und Kleidung.genü- § gen I lmd Gewerbe. __6z? 1 am zulassen; Allein solche Art von Sparsam- ^ feit/ weil selbige Anleitung zur Faulheit giebt, I gereicht mehr zur Schwächung als zur Promo- tion der Stärcke des Landes; Es haben uns i die Historien gelehret, daß es ein falsches * Slaats-Principium sey, Laß man ein Land ■ alleine durch Sparsamkeit, und Kärglichkeik j zum Wohlstands und Aufnehmen bringen > wolle, dann Kärglichkeik kan wohl ein Hauß, aber nickt ein gantzes Land reich machen. Jn- gleichen kan dieVerthukichkeit bald eine Fami- Ilcruiniren,aber «licht ein gantzesReich schwachen, woselbst die Sachen, deren man sich zur Verschwendung bedienet, fabriciret werden, weil es nicht die sareri« sondern derArbeits- Lohn ist, so den Schaden verursachet. Dann wann wir eine Elle von Holländischen Lacken in unseren Kram-Buden kauffcn,fo bezahlen wir an Spanien 3, Kr. für die Mate^e oder die Wolle,zz. Rthlr. an Holland ßtrArbeits- Lohn; in Gegentheil, wann wir eine Elle von den in unserem eigenen Lande frbricirten Lacken oder Tuch kauffen, bezahlen wir 3. Kr. fürdteWolleaneinenSpanier,aberzz.Rhtlr. für Arbeils-Lohn an Dänemarck, ferner, wan wir für ic-o.Rthlr. ausländische Spitzen kauffen, verliehret das Land solche «oo. Reichs- Thaler,dahingegen wann wir 100, an kostbaren aber im Lande tsbricirten Spitzen anlegen, so zerschmeltzet und verschwindet allein das Geld, so man für den Zwirn bezahlet hat> welches sich ohngefehr auf i.Rthlr.belauffm 6Z8 Von Handlung kan, aber die übrigen 99. Rthlr. so Arbeits- Lohn ist, verbleiben im Lande; Hieraus siehet man, daß es nicht die Verthuljchkeit, sondern die Gemächlichkeit ist, so ein Land ruiniret. Wann demnach ein kraeclicam gegen die kost- bahre Kleider-Tracht in Engelland cleclami- ret, hat solches bey weiten nicht den Nachdruck, als wann dergleichen Predigen in Poh- len geschehen. Den an dem ersten Ort ist dir Predigt diese: Schämet euch ihrLandes-Ver- derber, die ihr Spitzen von 2s. Rthlr. die Elle traget, dieses ist so viel gesagt, ihr Landes- Verderber,die ihr Jährlich r. Lübisch-Schil- Ung an Zwirn verbrauchet, dann die übrigen !9.Rthlr.4o.Lib.Schilling verbleibe im Lande, woselbst es der Regierung gleichviel fei» kan, ob selbige Gelder bey einem perir mähre verbleiben, oder ob selbige roullimi, und in bis Hände eines arme nKlöppel-Mädchens fallen, welche etwan in einer anderen Gasse wohnet; so daß dahero solche Predig nicht allein keine korce hat,sondern ist fast lächerlich,in einem Lande, allwodie kostbahrenSachenL-kvi- ciret werden. Dahingegen in einem anderen Land, woselbst die Handwercker und Künsten nicht storiren, findet solche Lehre und Predig grösseren Nachdruck, dann daselbst wirfst ein jedes kostbares Haußgeräth,eine jede tapi- firte Wand, ein jedes künstliches Gemählde nnSchilderey einemHauß-Vater seineThor- heit und Verschwendung vor,und zeiget anbey daß Ernichtwmigerein thörichter HauAVar _«ndÄerverbe._6z- ter, als ein schädlicher Bürger in einer Stadt sey, ja so sehr ein kostbahres Gemählde, wan | es im Lande gemacht ist, ein Hauß zieret, so sehr 1 ttefigurimcö eineöManesWand oderMauer, i wann es an einen fremden Orte verarbeitet [ ist, dann jenes i>at keine andere böse Suite für das Land, als daß ein ivLO.Rlhlrvon einer Gasse zur andern,«, von einem reichen Bürger an einen armen Schilder-Mahler oder Ta- xeten-Macher rranspornret, und kan einege- nereufitäl odcrMmosen an einen armenKünst- ler^yenenntt werden,dieses aber kan eine Verschwendung T-ecula w8oderDiebstahldes Landes, weil es das Geld aus dem Lande führet, mit Recht heisseu. Viele Nationen haben sich in diesen Pritr. ciptts geirret,und dieKarglichkeit als eine Ze- nerale und Haupt-Tugend, als welche eine Stärcke eines Landes befördere, «»'gesehen,vd gleich die Länge der Zeit gewiesen hat,daß es die gröste Bizarrerie sey, wann man gedenckei, daß man ein Land mit Sparsamkeit, wan selbige Mit Faul- und Trägheit accompagnirek ist, stärcken, und in Aufnehme»» bringenwolle, die Spanierseind besonders sparsameLeut,allein, weil sie auch anbey gemächlich seind, so kan man sagen, daßsie eben so arm als sparsam seind. Die Tartarn essen Pferd-Fleisch,un tragen geringe Kleider, solle inan Vahero nichtge- dencken,daß solches ein Haupt-reiches Volck sein müsse, nein,dann weil sie zugleich faul und ttäg seind, so ist die Armuth bey aller ihrer Spar- 640 Von Handlung Sparsamkeit so groß, das sie von selbiger angetrieben werden, glle sich von Strassenrauberey zuernähren; Zwey alte Griechische Städte hatten vor Zeiten zwey dirference Staats - i'rincipia, die eine newlich Lacedaemon, zwang ihrer Bürger und Innwohner,;ur arms seligen Nahrung, und geringen Kleidung; Die andere Stadt hingegen gab denen Bürgern Freyheit, sich prächtig zu halten, und sich zü gure zu thun, alleine ,ene Stadt verbliebe allezeit sparsam, und arm, und diese stets Wollüstig UNd reich, weil zu Lacedaemon nebst der Sparsamkeit auch der Müßiggang regie- rete, und zu .Athen neben der Wollust auch Hurtigkeit in der Handlung und Künsten war. Sosehr ich mich demnach darüber fteue, wann ich höre, daß eine Manutäaur gestifftet werden soll, mit so grost ser Kaltsinnigkeit hingegen höre ich von der Ein- sthrenckung in der Nahrung und Kleidung reden, weil ich aus denen Historien augemercket habe, wie wenig dieses gegen die Hurtigkeit, und Arbeitsamkeit zum Aufnehmen des Landes contribuis, dann wann ein Land fruchtbar an Künsten, und Hand- wercken ist, und es eine hurtige, und arbeitsame Gemeine hat, so ist ein reicher und karger Filtz eben so schädlich in einer Stadt, als die Obstruchcn in einen Leibe eines Menschen, dann sobald der karge Filtz seine Kosten mit dem Todt verwechselt, so bald wird gleichsam die Ader der krancken Stadt geöft net, und das Blut, ich meine daß schimpflichste Geld, kommt in seine circui.1ti0n.und erquickte arme Leute, indem es ihnen Arbeit und Nahrung verschaffet. * So viel beyläuffig aus Herr Holberzi. Ende des andern Theils. $i(i) i Des andern Theils» ^alburg Bißthum Addgarius Bischüss 236 Abel Waidemari II, Kösiigs In Däne- marck Sehn L49 läßr seinen Bruder Erich umbringen 250. fein unglückii- cherTodib.wirdin einenPfut verseucht ibid. Acaclemie (Ritter) in Coppenhagen Z89 580 Accir in Hamburg Adel (Dänischer) wir zu Hamburg ,278 AclelgaZur Bischoff zu Hamburg 279 Adelbert Graf von OrlamündebekomL Hamburg erblich 282. verkaufft deö Stadt sein Recht ibid» Administrator Gvt- torpischer 44^4,6 45- Adolph Graf v.Hou stein 248 — IIL 28o “lVi 282 derben Kv.nig'z 89 — Grafv. Schaun^ »54. vitteremien bürg 280 mit dtt ÄMrine Wteste Tochter zue Z4r.Halsu.Hanv Erbfolge beruffen 594- leg. dessen rs? grosses Ansehen u. AggerhuS belagert Aufnahm5A5.GÜ-- 27z ter f 98 . Häuser in Agnationyy.der^o- Daiiemarck rsn gnation ^ vorzuzies stgg. yen 109.-25 Supyl PtDes* //. //* Th. A Alber- Register. Albertus König in Schweden 256.9^ fangen 257 Albertus Bischofs zu Hamburg 379 — Ursus Marggraf zu Brandenburg 28^ Albion Fürst 378 AlborgStisft 512 Albrecht Meißnischer Marggraf 17t. dessen Recht auf Oesterreich u.Steyer- marck ibid. Alton» Vergleich we» gen Holstein 383 z85-Z88.4LO.weg- gebrannt von Graf Steinbock 448 Amzglr Insel 545 Andreas von Venedig wird König in Ungarn so Angler 221 Anna Ferdinandi I. Gemahlin 4.9.89 90.95. seq. 113 — Ferdinandi I. Tochter Ehe,kaÄa mit Alberto Herzog in Bayern 85 140 — ob sie zur 8ucces. sion beruffen IZ 7 - 140. ob deren Descendenten 140- 147 — Maximilian! II. KaysersTochter 17 -Königin in Franckreich 5, deren Verzicht auf Spanien «i. 17 98 . ob sie überstüs- sig 14 -Jagellonica 57 Annilo 324 Anscharius Ektz-Bi- schoff zu Hamburg 478. der Dänen Apostel 23 s Anspräche Sachsen auf einige Oesters reichische Staaten und Länder 155 171. ungegründete Philippi V. Königs jn Spanien an die Oesterreichischen Staaten 7.scq. Anjoudie Stgdtwird von Register. Von den Normän- BarthoIinusOasp.8e- nern eingeäschert nior ctjunior 584 22? Thomas ib. Arhus Stifft und Bayerns Ansprüche Stadt fi2 andieOesterrei6)l- Arnsburg Schloß sche Staaten und 512 Länder 8» ^rr Insel 513 Nicolai Janscn mc 48. 6i6 Benedictus Pontifex Arzney-Kunst in Dä- Exui 27s nemarck 583 Bergwerck in Däne- Athen 640 marck s86. scqq, Aussatz gemein in Js- Betreling Bischofs zu land 537. seq. Hamburg 279 Auszug aus der Wie- Birck-Recht 252 nerischen Antwort Blaceo Verräthek auf die 2. Spani- 236 fchen Schrifften 3 Böhmens Prxroga- seqq. tiv vor andern Churchümern z B. besondere sura ios Bönder 598 Badewi.q hesyMMt Bslchholm 339 die Ober * Herr- Boxet Bönder 598 schafft m Hamburg Bordes- Holmischer 280 Vergleich 269. seq« Laneo in Hamburg Btahe Tycho 2 97 aufgehoben 485. in Braunschweigischer Dänemarckaufge- Creitz-Tag 302 richt 48t a 2 zer- Realster. . zerrissen 308. klirrn z 346 Bremen von Däne- marck angefallen 442 Briesschafften 40 BromfebroifcherFrie- de Z2i Brod--Mangel ys2 tn Jßland f41» an der Königl. Tafel inDänemarck2Z7 Brüßlifcher Vertrag 7.41-46 KuxenkLAen lohann 274 . 578.579 Bürger inLvppenha- gen grosse Privilegia 340 Burglau Stifft y 12 BygfelBönder 598 C. CaboCorsto 6l; Canutus I. König in Dänemarck 227 ---II. 23Z. dessen Demuth 23 z. 2Z4 III. 2Z4 IV. 2Z6 Canutus V. 246 — VI. 247 CarohrsMagnus 223 Caroli III. Acceptatioris- Instrument Über die Transferi- rung der Spanif. Xlonarcbie 2oo 204-2n. Oestioin wegen der Erbfolge. 2ocr (Darolur IV. Kaysev ertheilet Hamburg die kxerntion 284 «— IX. König m Schweden 2,9 t. fordert Christianum IV. König in Dänemark auf ein Duell ibid, — V. kein Erbrecht aufUngam ».Böhmen 4.scqq. — König in Schweden 266. entweicht nach Dänemarck ibid. — XII. kommt wieder in sein Land 467 bleibt bey der Belag«- Register. lagerung Fride- richshall 47z Csrolus Gustavu? König in Schweden 325.32$ — Mar tellus aus Neapel wird Kör nigm Ungarn so Cawlusdurg in Guinea 612 EatholischeCixa 293 inDänemarck 579 seqq. Cession Josephi der Spanischen Monarchie an Caro- iumlll. 189 Cimbrer2 r r .217.121 Sprache 222.scqq. Cimmerier 217 Chersonesus Cimbrica 51 1 Christianus I. König inDänemarck26^ SL8-X* bekommt die Schwedische Cron 266 II. 269. abgesetzt 2.7z. gefangen gefetzt 274. f in Ge- fangnuß ibid. -*-? III. 274. reför- mift in Dänemark Sft — IV. 291. verbindet sich mit denen Protestanten 294. wird Nieder * Sächsis. Ereiß- Obrister — »♦ ^ — VI. 485- fs r ® Christiansburg 615 verkaufst 61 6 Christoph I. Königin Dänemarck 25 n 2.82. gefangen 183 muß auf Schleswig und Holstein renunciren 283 -»li. 25 z« verfällt in Bann stv — III. 26z. dessen. Bund wider Lübeck 164. f 26s Christoph Lidenbur- gischerGrcss 225 Closter Ldmundi geplündert 232 Cognatjon 97 Colenj praediati. 54g conductitii 598 a 3 C a- Columbula Dänische Concubine 271 Commodite derDä- nen 529 Coppenhagen siz.belagert 330. 334 Friede 388 Cornelisen Christen Commendant in Christiansburg 6ls. 6t6 Coromandei 292 Craflau General 438 44 r Creiß< Obristen, Amt 296.300.304 Croneuburg277.514. Cumberland 221 Czaar in Hamburg 449 Czaarin AnnaDifFe- renrietT wegen Schleswig. 502 D. OakbiBißthum 236 DänemarckL i 5. Beschreibung siO.seg. nimmt die Christliche Lehre an 225 wird ein Lehen des Römischen Reichs > 229. verliehrt das KönigreichGchwe- denryr. nimmtdie Lutherische Lehre an 274. wird sou- verain 341, nimmt sich derproteliiren- den in Ungarn an 417. Ost-Jndische Schiffahrt 484 \ Lublidien- Tractat mitFranckreich484 496 ! Händel mitSchleß- wigZ62.38r- 384 ! z8s.Z9Z-497-499 503. 507. mit i Holstein Gottorp \ 328. beygelegt 440 mit Schweden 42c? : mit Holland wegen l des Grötiländische Fischfangs 487 j Danen in Engelland erschlagen 231. aus Engelland gejagt 23 j. Adeliche Geschlechter 592 Frauenzimmer ^21 Ge- Register. Gelehrsamkeit 528 -Art J41 Edelrcd Königin En- Lcbens-Art sn' gclland 231.233 Manufacturcn f 27 wird ins Elend ver- Nation Art und jagt 132 Eigenschafft 520 Edmund König inEns Oeconomie <26 gclland 233 Religion 571. s ^sl/ Edmundi Clvsterge- pferkeit /22. zur plündert 232 See 568. Falster, Insel, us. dessen Fruchtbarkeit 544 . Faste Bänder 598 , Femmern Jnsul zrcr, Schlacht ib. kerdinsnctns I. 4, 'FeUamenr 4 . 1 ?. 18. 32. s 4 102, Co 4 icill s. J02 a hat kein filici (lorrimifz der Erb- Folge eingesetzt 101 . 104 . führt die Primogenitur in Oesterreich ein ryz. 8 uccetkion;-Ordnung 104 . 128 . ob er der erste Acquirens von Ungarn und Böhmen gewesen 17. 124 . ist nicht Primus Ac- qmrcnsderOtster- reichischen Staaten 104 . »II. 29 Z. keveri^ Brief an Pbilip- pum in. König irr Spanien 12. 58" Qh 66 . Feuda _ Regi ste r . _ Feuda antiqua 105 , Fried zu Bromlebror z2l.Coppenhaaen zzA. Fonraincblau 1 Feuers f Brunst in \ Loppenhagcn r8z, : F ellefisld 5 0. I Filia Senior des letz< lern Besitzers ioz. , ob sie zur 8ucces- ! üon bernffen: siehe älteste Tochter. Finnen 3?*. 543. Finn-Lappen ;zz. Fmnmarcken 551. Fische statt des Brods inJßland 54 l. Flschcrey grosse 547. m* Flad (Brod) 5^2. Flensburg Stadt 28z. Haven irr. Flotte Dänische 399. Schwedische Englische und Holländische vor Cronen- b»rg4oo. Schwer tusche unglücklich 357. Lübeck 325. Niemägen 355. Rothschild 3 1 6. Siaröd 292. Stettin 277. Stock- holm 47s. Tra- vendal^.Wakr- borg 26 s. kriäencur I. KaystrS ^45. Freyhcils- Brief 29. -—I. König in Däne- mgrck 273. nimmt die Lutherlsche Lehr an 274. 11. 175^ 289. III. 342 - IV. 398. Steife in Welschland 418. V. 5T0. —VI. Churfürst von Pfaltz 2y;. —Hertzogs von Holstein Bindnus mit Hanover und Schweden zs6. 4 ^ 7 . 46 s. Frauenzimmer Dä^ mscheö erlöst ihren gefangenen König Friederichsburg ^4, mit ihren Schmuck 6iz. teq. ^30. Friderichöork ö S Register.' Friderichsstadt von Czaar erobert 448. von Friedland Her" tzvg siehe Wallen- stein. krorbo König in Dä- nemarck 227. Fühnen Insel 325. s i r. dessen Fruchtbarkeit 54;. G. Gadebusch Schlacht 447. Gebhard Graf von $0lfJCm282.seqq. Geihhals 640. Geld(Papierenes)in Dänemarck 460. Gelehrsamkeit der Dänen 528. Gemächlichkeit der Dänen s 29 . Gerechtigkeit Erici iV.KönigsinDä- nemarck ■ 24z. Gerechtsame (Hau- fes)Chur-Bayerns 148. Gesandte umgebracht 22-. Oieäcles Ovc 697. Gold-Minen in Danemarck ccy. Gomer)3pbet8Sohn 587. Oormio König in Dänemarck 228. Gothland Z22. von den Dänen erobert 351. kommt per äonstioneil -Vlbcr- ri Königs in Schweden anDä- nemarck 254. Schlacht zsi. Gottfried König in Dänemarck 22z. Gottorp 3 4 4. wird louvcrsinz^.leq. ^ämi niliraror 449 . Ora^us der Anver- wandtschafft wie sie zu nehmen 100, seq. 108. in. Grafenseld 352-354. GrönländerArt 627. Meynung von Mond 628. Grönländische Coio- nie 487.621. Fahrer Register. ter 489. 6 ao.seqq. digt dem Reich 6zr. Handel ob er 282. wird belagert ! profitabel 640. Guamba 616.617. j Guineischer Handel 612* i Gustavus I. König ' in Schweden 27l. Gukhorn Fleriolcii Königs in Dane- marck Sohn 226. Haguinus König in Norwegen. 252. Halland 322.326. Hals und Hand des Dänischen Adels 594. feq. Hamburg von Otto- ne IV. Kayser eingezogen 248 Dif- ferenticti mit Dä- nemarck 277. mit Mauern umgeben 279. Privilegia 281. unter Sachsens vberherrlicher Gewalt 279. unter Dänemarcks Botmäßigkeit 281. hul- 282. wird an ^6el- bcrc Graf von Orlemüncie erblich übergeben 282. kommt an Holstein 282. wird eine Reichs «Stadt ib. erhalt die Exem- tion von Carolo IV. 28 4. erhält die Freyherr eine Messe üufzurichte 284 muß Holstein für ihren Herrn erkenen 28 f. scq. huldigt Dä« nemarck 287. wieder eine Reichs- Stadt288. -Pilserenrien mit Christiano iV.Kö- nig in Danemarck 328» -Mit Christiano V. 363. 367. beygelegt 374. lcq. 390. 4H. -Mit Fridcrico IV. 444.447.47z. 48 2. leg. —Chri- Register. •--Christiano VI. Dänen 5 '* 7 » 485. mit dem Ru, HedwigSophiaHer- ßischen Oeoeral tzogin von Holstein ^lenrileok 4 5 5. 476. Vergleich mit Hol- Heiligenland (In« stein 4'g. fel) 462. Hamrrs-Lehen (Ha-- Helsingburg 4Z7. ven) 5'L. Helsingöv 514^ Handrlschast Däui- Helvetier 213. sche 579. Henning König in Handvcste 34z. Dänkmarck r 24 - Hansee-Städtt 28?. blenricurWendifcher ;n. ziz. 599. Fürst 240. JIaqu,iniw siehe Ha- —-Pomeranus König guinus. in Dänolnarck Harald König in ^53.262. Dänemarck 2^4. -—^0282.23^ •-VII.König inDä-» bleriäagur Bischoff nemarck 229-. 273. «-^Vlll. 236. Heriold König in Harfenist 23.3. Dänemarck 224^ HastingderNormän- f. 215-. ner Herrführer l 4 ermannu.sBischoff 228. zu Hamburg Haupt der Kirchen in Huten entdecken ein Dänemarck der Bergwerck 557. König 597. 562. Haus - Gerechtsame Hochburg siehe Ham« Chur - Bayrens bürg. ,48» k'Iogeruz Bischoff zu HauöhaltunA der Hamburg 278. ; Hol- I Holdingen jii. blopke Dänischer Holland tritt der pro- L(e6clem zu Wien reiisnüschenl-lnion 477° mit bey 294. Flotte Horn-Vieh verzollt 332. Händel mit 511. Dänemarck wegen Höpter 297» des Grönländi- Huen InselZzo.zzS, schen Fischfangs ^14. 48?. Nord'545. Hunger grosser ist Holm Koben Häm!- Dänemarck 2Z7> ral 614. 26). Holsingburg siehe Helsingdurg % Holstein von Katzser Ottone IV. einge- Jäcobu? tt. König ist zogen 148. mit Engelland 293». Schleßwig verei- Jarmerich König ist nigt *66. Dänemarck 220. —Händel mit Lbri- Jevern von Däne- ssiano V. König in marck o ccu pirt Dänemarck z8c>. z6l» mit Schweden we- Infaminnen renunci - gen der 3 ucc?cMon rcn der Erbschaffk 476 vindicipf sgi« 12. ne Rechte auf Znsel Dänische 572» Schleßwig 482.. )6. lich belagert 302. Ogniare Spanischer Nordlandtsche Hoft Gesandte 18. fart t42. Olaus IV. König in Nord - Holländer Dänemarck 2;7. f4s. V.262. Nordmaner22Z.Lanr OldenburgiftcheKöni- düng bey di^ntcs ge in Dänemarck 3s6. müssen auSAn* 26 s. jou weichen 227. Ore Eund 5* 3 * Norlalbmger 278. Öfter Bvgd 62s. Suppl, p. Des A, H. //. Tb. b Ost-. Register. Ost-Jndifche Com- pagne in Dänemarck 292. 48 s. Sos.Handel worin er bestehe 6:1. ob er nützlich 609. p. ^ PaÄum familix Oe- sterreichisches 158. Papierenes Geld in Dänemarck 460. Pest in Dänemarck 269. in Jütland 546. Pferde-Zoll 511. Pinenberg Vergleich 3‘75-76. —v. König in Spanien ungegrun- dete Prxtenlion an die Oesterreichische Staaten 7. rcnuncirt auf ?armannd?lacenr 35-77. Oh diese Denunciation gültig? negatur 72. ob er auf alle dem Hauß Oesterreich zugehörige Staaten renuncirt habe )s. Poictierö von den Normännern verheert 227. Pomeranuz O. 579« Prxtenlion siehe Ansprüche. Pragmatische Sanction 156. 165* 168. von Spanien widersprochen 78. von Dänemarck garantitt 484. wie solche von Oesterreich überlrettell worden 157. deren Ungültigkeit r s 8. Priester in Dänemarck s97. Primogenitur in Oesterreich und Böhmen eingeführt ro& Pröbste Register. Pröbstej.Dänische S97 R. Randerfiord 547 von Ranzau Johann 27 s Raheburg 391 Rechte gemeinschafft- liche in Holstein u. Dänemarck 3-7 Reformation in Dä- nemarck 571 Reginwardus Bi- schoffzil Hamburg 279 Regne; KönigmDa- . nemarck 224 .desten elender Tod 225 Regnino 224 Rcmbertus Eth-Bl- schoffzu Hamburg 278 Rendsburgkömmtan Brandenburg 25 r Reval erbaut 248 Ripen(Stiffl) 511 Ritter-^cademic in L Coppenhagen 389 39Z Romer Schlesischen Raths >darbematt- sd)e Machinett <87 Rorich AönlgmDänemarck 221 Rostockische V e r- sammlung ^6r Rothschild siz.Fricde Z26 Rudolph von Habsburg 172. Rützebüttel 286 Ryppen (Art Böge!) 63z G. Sachsens Ansprüche andre Oesterrerchi» sche Smaten 155 Sachsen 221. werden inDämmarckum- gebracht 229' Schlacht bey Gade- busch447.Callmae 29r.Femern (Insel) 340. Goth- (ant) 351. Lunden 351* Lutern 308 dchburg zzs Schleßwig Ursprung 27. souverän 344 erblich an die Grafen zu Holstein zu b 2 Lehm Register. Lehen 2s9. von Dänemarck occu- pirt und der Cron einverleibt 362. zurück gegeben Z8l- z8s. l)iKcuItLten rnit CKritiiano V. König m Dänemarck zyz mit Christiano VI.497 499. sOZ. ^c>7« an Dänemarck von Franckreichver- sichert f 9 8chm clcCouverneur zuCarolusburgauf Guinea 613 Schneider bey den Ißiändern 540 Schnittger Hieronymus Z6Z Schonen fällt von Dänemarck ab an Schweden 253. an Düiumarck abye- tretten isi. wieder anSchweden überlassen Z2ä Schule Adeliche 514 Schützeq gute 55z . sestch Schweden unter Dä» nischerBoltmäßig-! sät 23 3. trennt sich von Dänemarck 2?l. viAeremicN mit Dänemarck wegen des Zolls im Sund 319. Einfall in Schonen 32c» Differentien mit Holstein wegen der 8uccelHon 476 Schwefel t68 von Schwerin Graf 248 Seefahrt Dänische s2A Seeland Insel 32* ;iz. dessen Fruchtbarkeit f4f. Schwedische Landung auf Derselben 40a Seaeburq 283. Deputation* ^ag 29 ^ SeiveierBauecns 48 598 Siegebritte Dänische Concubine 27I Sigefrid König in Dänemark 22z.sgg. Stl- j Register. 1 Silber-Klumpen 156 heimlicher Brief, j seqq. Minen jj6 Wechsel mitSchwe- ' Bergwerck zu Kö- den 462. kommt in ^ Nigsberg in Däne- Inquisition 46z I marck 562 SteinbergischerVer- ! Limonir Gbristian gleich 288 > 428 Steine rare in Däne- ! Livarci König in En- marck 56l gclland 226 Steinhorst 383.487 — III. ibici. 8reno 8rur König in Llue (Busen) 218 Schweden 267 Lors Closter 514 StetinischerFried277 Sparsamkeit 637 Stockholnus Blut- Sprachen Nordische Bad 272. Friede x 16. Dänische ^28 475 Liebhaber 530. seq. Stralsund 312.44» Lappländische ;z<> erobert 469 Spanien renuncirt Subsidien r Tractat aufdieItaliänische zwischen Däne- und Ntderländische marck und Franck- Staaten 6. garan- reich 484.496.509 tirt die Pragmati- Succession^ * Drd- sche Sanction 6 mmgioi. seqq, in Stade belagert 444 Oesterreich 8. ab Steinbock General intestato 97. nach 437* 445. 446. dengemeinenRech- schlagt die Dänen ten 97. "4* n6 beyGadebusch 447 weibliche inUngarn teq. wird in Tön- undBöhmen 127 ningen eingelassen Suen Otto König in 449. gefangen 4;3 Danemarck 230 h 3 wun Register. wunderbarer Tod 232, — u. 235 111.244.seq. wird von einem Bauer auf der Flucht ermordet 247 Sund gesperrt 277 ob er gesperrt werr den könne 332 Superintendenten 399. 4 sZ. erobert 4s9 Torber Coppenhag- nischer Schloß- Hofmeister 271 Torfaeus Tormodus Daniel Historiographus 539 Touron von den Normännern verheeret 227 Dänifchtsys.feqq. Travendahlis. Fried Swanwalde 220 40z Synodus jährlicher in Tranquebar 607.608 Dänemarck 597 6 u .612 C. Trar.saction zwischen Talfingh Insel 51Z Theatrum physico- medicum 508 Theuerung grosse in Dänemarck 552 S. Thomas Insel Handel darauf 618 - 620 Thulle Insel 819 Tilly General 294 296-300.302-307 309 Todesloischer Vertrag 287 Töimingen belagert Ferdinandum 11. Römischen Kayser und Philippum III, König in Spanien l8.2r.2z Treja Fluß 2r8 Tremsbüttel 383 Tycho Brahe 297 ^ m SI $ Tygar GomerS Sohn 587 Tyle Insel 519 Tygtancr(Völcker) ^ v. Register. v. Vater unser inDäni- scher «Sprache si7 in Schwed isch j Norwegisch - nnd ' Alt-Bayrischer j Sprache ^78 I I 7 dboFriestscherHeld ' 220 ■— Hrici III. Königs in Dänemarck Bruder schlägt die Dänis. Cron aus 240 Vergleich zu Utrecht 267. Bordesholm 269. seqq. Hain- burgischer zwischen Dänemark ».Holstein 41z. TodeS- ioischer 287 Verräther 231 Verthulichkeit 637 Verzicht Anns auf Spanien u. 17 98. ob sie überflüssig 14 Ulrica Eleonora Königin in Schweden 476 ^Jmo Protcstantiura m Unni Bischvff JU Hamburg 279 Unterthanen Liebe gegen ihren König 23c» Vorbehaltungen ob die ältere oder jüngere gelten i4.seq. Vornedes Böndek 598 Uranien bürg y i<; Urhusen 2-5 Ursachen warum Au- stus III. König irr Pohlen und Chuv fürst zu Sachserr nach Kaysers Ca- roli VI. Tod die Waffen wider Oesterreich zu ergreif- fengezwungen worden 2n. seqq. ls; ^ sec ^* UMchtek Vergleich 267 W. Wahrenberger Frie^ de 26 r V^alöcmsrur Regent in Dänemarck 25 r miT, Register. Waldemarus König inDänemKrck24s seq. — II. 248 — III. 2^z — Herzog zu Schleß- wtg28i. gefangen. 282 Wallenstein (Herzog vonFriedland) 309 314. bekommt Me- ktenburg Z > 2 Wappen-Krieg 276 29» X^een Insel 514 Weib ritterliches 287 Melling Stadthalter in Bremen 442 Wenden unter Däni- scher Bottmäßigr kett2zo. verbrennen Hamburg 28<2 Wlborgsih.Wydurg Wißmar von den Dänenerobert; 48 Whburg Bißthum 512. von 8uLnone III. gestrffttt 2Z6 Stadt 512 3ß. Vßland siehe Jßland. 3 » Zoll von Hamburg aufgerichtet 286 von Kayser abge- schaffl id. neuer im Sund zi 8 . bey Glückstadt u.Alto- naib.zu Glückstadt abgeschafft)9v.von grossem Vieh e n Zusammenkunfft Oa> roli IX. Königs in Schweden und Christiani IV. Kv, nigstnDänemarck 292 — — Friderici IV. Königs in Däne- marck und Caroli Oustavi Königs in Schweden 328. Friderici V. Königs in Dänemark Hugnsti II. Königs irr Pohlen und Fri- derlei I. Königs t» Preussen ai $ ■S^T' Äc-M» ,'.r- ^ r'V'v'r; %SMr ;v/^ k. i g.t*^ i-teY-SS k.l Ä'MW vi- 3 k t •* V v * . ^ «WM * M f^Fpgrjry v «yX V\* >, *r> . ■ :: C--'£* >; » .'i^y.K -V* 5 ^S -i -••> V'-:^;:ii -L<<- S.* 4*1 : ^..:.-< V kSSSSSm -^rsp, i*!/- i ia*.: r .SUf: ■a.Vtr*yi ’ £•' ‘ • jWff; mm SUPPLEMENT Zu denen AUXILIIS HISTORICIS Oder Dritter Theil, In sich haltend Den Beschluß von Däne- marck und Norwegen Angleichen Die SchwedischenGeschichte Von P.ANSELMO DESING, O. S. Bened. in Exemto Mon, Ensdorff. Pal. Super. Con- greg. Bavar. nunc in Acad.Salisb. Philos. Ethic. Hittor. & Matheseos Professor. Cum Facultate Superiotum. Verlegts Johann Gaftl^ Buchhändler zu Stavt am tzoff, nächst Regenspmg, 1747. Ajvro Interesse UNdAnsprÜchc des Königs zu Dänemarck. lesen Theil der Dänischen Sachen wol- CgCJ len wir meistentheils nehmen aus!^r. Rouß'et Interets prefens de Pulssan« c&s de J’ Europe 4. ä la Haye 1733» Tom. I. Cap. Xll. f. 281. Lee. r. Das Königreich Dänemarck ist rund herum abgeschnitten, und nur an Teutschland mittels Holstein etwas anhängig. Torwegen desgleichen; dann es hat zur lincken das Meer, zur rechten aber unbesteigiicheGe- bürge, durch welche es von den Schwedischen Lande fast entsondert ist. 2. Der Fürst so die Dänische Cron trägt, findet sich in Umständen,welche denenSchwe- dischen gerade entgegen seynd. Schwede« ward kürtzlich aus einem Erb-zum Wahl- Reiche gemacht: der König in Dänemarck war vorhin erwählet, nun ist er Erb, und vollmächtig. A a S. Ein 4 Interesse und Ansprüche _ z. Ein Dänischer König kan, so er will mit keinen Nachbarn etwas zuthun noch zu balgen haben, und seine Ansprüche rühren nur aus derKienieLnce, oder Wohlstand her; besonders gegen das Hauß Holstein, welches eine Linie des Königlichen: Hauses ist, so diese Lande jurapanage oder Abfindung bekommen. Die Nachfolger erkannten wohl wie grob mit dieser Abfindung war gefehlel worden, und suchten solches zu bessern; Darum sie dem Hauß Holstein bald die Abfindung selbst, bald die Art solche zugeniessen in Streit und Zweiffel zogen. 4. Überhaupt zureden von denen Absichten eines Königs in Danemarck gegen seine Nachbarn, kan man wohl sagen, daß sein erster Grundsatz dieser seyn müsse, sich so wie er ist zuschalten. Es hat kein Ansehen, daß die nahe gelegene Machten dessen Wachsthum gleichgültig ansehen würden, er möchte sich hernach vergrösseren aufUnkosten Schwedens, wann er etwa die uralte Zubehörde Schonen demselben wieder entreissen wolle; oder auch aufUnkosten Holsteins, wann er diesem Hauß den noch wenigen Überrest gar einziehen wolle. Es mag seyn, daß, belangend dieses letztere, die Absichten mit der Zeit änderst sich anlassen, und daß die Machten, welche ietzo dem König in Dänemarck in Einziehung Holsteins im Weg stehen, die erste einstens seyn werden, solches zu versichern, wann des Bönigs zu Dänemarck. < wann der Hcrtzog von Hotstein Gottorp einö> mahls den Schwedischen Thron besteigen satte; indem es der Ruh Eurvpä wenigst im Norden allezeit vorträglich ist,daß ein König zu Schweden nichts in Dänemarck, hinwieder auch ein König zu Dänemarck nichts in Schweden besitze; weil diese zwey Naiionen einander nimmer vertragen können, so gar daß man niemahls einen Schweden roch ge- kleldet siehet, mästen diese die Farbe derDä- nen ist, wie hingegen die blaue der Schweden.. S. Danemarcks 2tbfid?ten gegen Schweden. Es hat Dänemarck ausser'mir Schweden sonst keinen Nachbarn zuförch- ten. Weder der König in Preussen, (*) weder die vereinigte Niederlande, noch das Hauß Braunschweig werden ihme etwas wollen abgewinnen: sie seynd aber bey der Hand, allemahl zuverhinderen, und haben es in der That verhindert, daß nicht Schweden über D änemarck den Meister spiele. A 3 Ein (*j Wegm Preussen möchte einstens ziemliche Sorge entstehen. Ost - Frießland ist selben zugefallen. Auf Mecklenburg hat es die Am wartfchafft: und wann mit derzeit der übrige Theil des Schwedischen Pommern an Brandenburg gelangen, auch Brandenburg einige See - Macht zustande bringen solle, so mögen die drei) Herren Schweden, Dane-- marck, Preussen ziemlich um den Rang streif ten, wo nicht gäk letzteres die Oberhand be' halten. s Interesse und Ansprüche Ein Welches lässet sich von Schweden sagen, sonderlich da nunmehro die Königliche Oberherrlichkeit in Schweden herabgesetzt worden. Die See-Mächte werden Däne- marck zu keiner Zeit einigen grossen Vortheil über Schweden gestatten. Folgends sollen wohl diese zwey Völcker- schafften ihre alte Widersinnigkeit gegen einander fallen lassen, und der vor Alters zwischen ihren König angerichteten Blut-Baderen einmahl vergessen. Ihre Einträchtigkeit würde sie in grosses Ansehen setzen auf dem Balthischen Meer, allwo es einer neuen Macht (Rußland) schwer fallen würde, ihnen beeden die Stirn zubieten; da im Gegenspiel ihre Zwytracht, die man emsig zu unterhalten suchet, einem dritten den Vortheil in die Hände gicbek, und Zeit lasset sich beeden schröckbar zumachen, also gar daß er wohl noch ernstens ihnen Gesetz, vorschreiben könnte. Ja wann einmahl die Rußische Unterthanen die Schiff-Kunst recht be- greiffen und treiben werden, und ein dritter wegen hoffenden Nutzen aus der Handel- schasst sich darzuschlagct, so möchte der Sund seine Thore verlieren, und von den zwey Flügeln einer nach Londen der andere nach Petersburg getragen worden, wovon sie so leichter Ding nicht mehr abzuholen wären. Wofern aber Danemarck und Schweden ihre SeeMacht vereinigten, könlen sie leicht- des Rönigs zu Däitemarck. 7 lich die Beherrschung der Balrhiscl)cn See untereinander theilen, welche nun Rußland im Schild zuführen scheinet. 6. Herr Russet giebt an den Tag eine andere Ursache, welche die beede Cronen zur Einträchtigkeit verpflichten solle, nemlich, damit sie beständige Schieds-Leule oder vielmehr Vertheidiger ihrer in Teutsch land von allen Seiten verfolgter Religion mären. Herr Russet verzeyhe, wann wir sagen, daß hieraus kein Staats-Mann sondern ein palllonirter krorestrmt erscheine. Dan erstlich wie wenig dergleichen schiedet ch- terliches Amt vor Danemarck und Schweden vortheilhafftigseye, haben die vorige Zeiten gelehrt; und obschon Schweden schiene grossen Nutzen davon gezogen zu haben, so giebt es doch der Ausgang, daß im Grund nicht viel dahinter: dann das meiste liederli- cher Weiß wieder darauf gegangen, und wegen Pommern ist die Cron Schweden, und wird noch künfftig in grosse Kriegs - Kosten und Ungemach gefetzet werden, deren es tönte enthoben seyn, wann es nicht hierzu Land die Seite offen darstellete; indeme nicht leichtlich jemand aus Teutfchland über die See dem Königreich zusetzen wird. Hernacl) feynd die teutsche Protestanten so mächtig als Schweden und Dänemarck selbst, zwischen welchen und denen eben so mächtigen oder noch mächtigeren Catholiscken einen A 4 Rich 8 Interesse und Ansprüche - ' Richter abzugeben es vor becde Cronen gefährlich genug seyn würde. Das Beyspiel des Westphälisch. Frieden dienet hierzu nicht, wann man es beym Licht bestehet/und ist der Ausgang wohl nicht der Schwedischen Macht beyzumcssm. Drittens scheinet der Reli- gions-Eyfer nicht stattzuhaben. Solle der König fechten vor die Calvinische Religion? die ihm doch ganhlich zuwieder oder vor die Lutherische die auch von der Schwedische und Dänischen in der Sache selbst viel unterschieden, oder endlich nicht eben für die Seinige, dann diese wird von Deutschland nicht angefochten ; noch vor die Calvimsche oder Lutherische; sondern nur wider die Catholische? woraus eben kein Religivns - Eyfer hervorblicket, Massen wann man die Catholische vor falsch anstehet, und der Ursachen selbe bestrei- tct, man eben so wohl das Schwerdt wider die Calvinische, Englische, Rußische zucken muß, als welche von Dänemarck nicht minder falsch erkennet werden. Vierdrens muß Herr Rüstet erstlich darthun, daß die Dänisch- und Schwedische Religion in Deutschland so hart verfolget werde. Dann wann er auch durch diese Religion die Calvinifche und Lutherische teutsche verstehet,so solle dem Religivns - Eyfer nach Dänemarck vielmehr darob vergnügt seyn: In Deutschland aber gemessen ja beede diese Religionen das vor sie unschätzbare steneiicium.'daß ste rolerirt wer- des Bönigs zu Danemarck. 9 werden , und der viele Lernten, den man immerdar in Teutschland wegen der prorettan- lischen gravaminum machet, kommt nur darum so groß heraus, weil die Catholische nicht ein gleiches thun, und nicht Fuder voll Pappier mit ihren Klagen verschreiben, sondern in guter Hoffnung daß GOtt auch die Herren Protestanten wiederum in den allgemeinen Schaf-Stall des Herrn zurückführen werde, die Zeit in mäßiger Stiüe erwarten. Dahingegen wann man die Reichs- .Acta durchstehet wegen etlicher Bürger gan- He Volumina zu mehrmahlen protestantischer Seits incuidret werden. Daß aber die meiste hohe protettamischeHäuser in Teutschland wiederum zur Catholischen Religion wovon sie ausgegangen waren, sich umwenden, und noch umwenden werden, auch in ihren Landen der wahren Religion gütiger mitfahren, kau keine Verfolgung genennet werden, sondern solle hierinn die Hand des Herrn erkannt und durch die Beyspiele anderer Augen geöffnet werden, indeme diese Beyspiele ohnstremig machen, daß unter dem Pabstlhum leben i-ein so unerträglichesJoch sey, als vormahls durch die Herren Pradi- canten der Welt hat wollen weiß gemacht werden. 7. Wann ferners Herr Russet glaubet, Dänemarck und Schweden könnten Politischer Weise der Religrons halber eben soviel A 5 Ein- io ?£ /ntere/e und Ansprüche ; Einfluß iti die Teutsche Händel haben, als Preussen und Engelland, o bschon diese Chut> ! fwsten seyen; so müsse man erst abwarten,, ob Preussen und Engelland solche Einkartung , in Güte wollen andern zulassen, oder ob Da- 1 nemarck und Schweden im Stande wären, ein solches sich wider diese zwey mit Gewalt herauszunehmen: und in diesem letzten Fall tönte es ohne Gefahr beeder Cronen nicht ablauffen: dann in einem solchen Gezäncke würde entweder das ganhe Protestantische Syltema gewaltigen Stoß leiden, oder es ■ würden sich die Cathvlische, sammt den Protestanten, wider die zwey Cronen setzen, wie auch im dreyßig jährigen Krieg geschehen. Brandenburg nnd Hanover kan Schweden und DänemarckaufTeulschem Boden nichts weiter einräumen oder gelten lassen. 8. Danemarck gegen Rußland. Eine einhige jedoch in Wahrheit wichtige Ursach hat Rußland, Dänische Bündnuß zu suchen: diese ist, um sich deren Hülffe wider Schweden zu gebrauchen, und ihnen eine vivcr- j sion zu machen , wann die Schweden sol- , ten einmahl sich im Stande finden, ihre an Rußland verlohrne Lande wieder zu suchen. ' Allein solle wohl diese Ursach aufSeite Dä- nemarcks etwas vermögen, da es weder von Schweden, noch von andern Benachbarten einige Zwistigkeit zu befahren Hai? dem Ansehen nach würde Däiiemarck allein damit za ! des Rönigs zu Danemarck. rr zu Schaden kommen; wie es auch nachdem letzten Nordischen Krieg bishero scheinet; da man vor Rußland die freye Fahrt durch den Sund soll lassen, und von daher wegen Schleßwig und dem Hauß Holstein zu befürchten hat: sonderlich da Holstein im Begriff stehet, den Rußifch - und Schwedischen Thron zugleich zu besteigen. 9. Zwar dieDänische Bindnüß mitRuß- land an. 1732. scheinet alles sicher zu setzen. Allein diese Bündnüß gehet nicht so wohlRuß- land als das Hauß Oesterreich an. Es werden darinn beederseits Länder zur Versicherung angenommen. Weder auf Rußland noch auf Dänemarck machet jemand einigen Anspruch. Der Römische Kayser allein hat alles zu förchten, wegen seiner Pragmatist Sanction. Er versichert an Dänemarck und Rußland solche Länder, die ohne das niemand anfechtet oder anspricht: wogegen last set er sich solche Länder garanticen, welche tausend Streiten unterworffen feynd, und einem der erschröcklichsten Kriegen, die jemahls Europa zertrümmert haben. Wer opfert bey dieser Allianz etwas auf? Ich lasse alle unpartheyifche Leser hierüber urtheilen. (*) 10. Da- (*) Hr. Russet hat es mit jedermann wohl errathen. Allein Dänemarck so wenig als Rußland, oder andere Europäisch - und Teutsche IL Interejfe und Ansprüche io. Dänemarck gegen den Römischen Rayser. Mir denen Erblanden des Hauses Oesterreich hat Dänemarck die mindeste Gemeinschafft nicht. Kan man also nicht absehen, was für Interesse sie bevde verknüpfen könne. Ebensowenig liegt Dänemarck an einem Kapstr, als Reichs-Oberhaupt. Gantze Jahrhundert hindurch hatDänemarck an ausländischen Händeln niemahls oder gar selten Theil genommen, sondern nur etwan Hülffs-Truppen vor Geld gegeben; aber der Tractat zu Coppenhagen an. i?z2. setzet Se- Königl. Malest. in andere Umstände. Wann die Oesterreichische Erb - Lande angegriffen werden, so soll die Cron Danemarch mit selbigen gemeine Sachen machen, und den Krieg an die angreiffenden Mächten erklären. (*) Hin- Machten, welche alle dir 8->nÄion in Versicherung genommen, haben bishero geglau- bet, mit diesem Preist eine^u,»nce zuerkauf- sett, oder sich so weit l'rtfn'rf'cium aJ/orum verpflichtet zu haben. Das Künfftige gtbet die Zeit. O Dänemarck hat bis diese Stunde sich davon nichts träumen lassen, und hiemit die Traktaten nicht also verstanden; sondern vielmehr mit den Anfallenden in genauer Frennd- schafft und ^ubiiriicn; Xtslctnte sich eingelassen : wie oben in der Geschichte zu sehen. des Rönigs zu Dänemarck. t% Hingegen fragt sich, wann etwann ein hoher Stand des Römischen Reichs gegen Dänische Lande feindlich gehen soltc / ob der Kayser Carl VI. daraus einen Casum foederis machen fönte? Ob er, als das Haupt des Reichs, befügt wäre, über ein solches Reichs-Glied herzufallen, um Dänemarck Lufftzumachen? wo blibe alsdann das Wee- sen eines höchsten und unpartheyischen Richters? Der CoppenhagerTrackat würde verursachen, daß man den Kayser in Verdacht zöge, und als Richter nicht erkennete. Hie- mlt gereichet Dänemarck dieser Tractat nur zu Schaden, indem er ihn eines Richters und Beystands beraubet. Dann wäre der Tractat nicht, so müste und könte der Kayr ser einem solchen Reichs-Glied als Richter zuwider, und hingegen Dänemarck günstig seyn, vermög Tractats aber kan er nimmer Richter seyn. Es solle dahero Dänemarck mit dem Kayser keine andere Traclaten eingehen, als wie mit Franckreich und Brittannien: das ist, 8ubfidien-Tractaten , mittelst Dero es schöne Gold-Stücke, so ihme mangeln, in seine Lande bringet, und davor Truppen gi- bet, die ibme nrcht viel kosten. ii. Dänemarck gegen Lranckreich, En<- gelland und Holland. Dänemarck muß hierum Schweden nachahmen, das lst, eS muß sich in dieser Machten guter Freunds schafft 14 _ Interesse und Ansprüche _ ftyaN erhallen; dann hledurch kan es Geld gewinncn; es kan ohne Beschwerung seiner aÄzeit eine Anzahl Völcker und KciLgsEcruffe halten: es kan Wetters seinen Unterthanen die schönste Vortheile, reich zu werden, und grosse Handelschafft zu treiben, verschaffen. In der That ist eben dieses auch eine Ursach mit, warum der König in Dänemarck sich mit dem Kayser oder Oesterreich in keine Bündnüß verstricken solte. Dann, hatFranckreich Dänische Hülffenö- khig, so wird es gegen niemand als gegen Oesterreich seyn: auf solche Weise würden die Französische 8 ubiiäien vor Danemarck aufgehoben seyn, indem es Tractaten mäßig an Oesterreich müste Hülffe thun. Hiemit muß Danemarck aus beyden eines TrackatS müßig gehen/ oder den gesuchten krostr von beyden verliehen. Der vortheilhaffteste aber vor Danemarck ist allezeit der Französische. 12. Was die Vereinigte Niederlande insonderheit betrifft, kan man vielleicht mit Grunde sagen, daß Dänemarck seinen eignen Nutzen nicht verstanden habe, als es einige Jahr her die Holländer mit allerley Ge- zänck belästiget. Holland ist in gantz Europa und in der ganhen Nachbarschafft die emhiae Macht, mit welcher Dänemarck in der besten Verständnüß leben solte: dann von dieser hat es erstlich nichts zu fürchten ; Dre Republicaner fangen niemahls Händel des Rönigs zu Dänemarcks. mit ihren Nachbarn an, noch begehren sie ihnen etwas an Landen abzugewinnen:. andern theils können die Dänen bey allen Gelegenheiten aller guten Hülffe sich versichert halten. Dieses bedarf keines Beweises: so lang ein Coppenhagen seyn wird, hat man ein Denckmahl der Holländischen Groß- muthgegen die Dänische Nation. Die Gutthat, deren Gedachtnuß nimmer vergehen solle, so lang es Oldenburgische Monarchen auf dem Dänischen Thron gibet, ist heutzu Tage vergessen; und jene, welche den Sund eröffnet und verfochten haben, haben nun zu besorgen, daß sie denselben nicht paßircn dörffen, ohne mehr als alle andere zu bezahlen. Wäre es ohne Holland gewesen, so wäre Dünenmrck unter Schwedischem Joch. Das Verlassene nun solle eine Lection vor die Zukunfft abgeben, daß man diese Repu- blic bey guter Gesinnung erhalte, so auch gantz nicht schwer ist. Man darfes nur machen, wie es Friedrich IV. gemacht. Die Republic verlangt keine neue Gunst; sie stellet sich zufrieden, wann alles auf den alten Fuß gelassen wird. Vielleicht aber stecket unter diesen Dänischen Zumulhungen eine geheimere Politic verborgen, daß man von dem mehrers Begchrten wieder etwas nachlasse, um die Republie auch zu ein und anderer Condescendenz wegen der Ost - und West-Jndischell Fahrten zu vermögen. Iß Intereß und Ansprüch» Aus den Ansprüchen Dänemarcks, und aus denen hiczu gebrauchenden Beweißtbu- men wird man erkennen, ob wir bißherodie wahre Grund-Reglen, welche es halten sol, te, angeführet haben. Ansprüche Dänemarcks. IZ. Anspruch aufdiewandalische Lande. Die Wandaler waren ein alt - Teutsches Volck, wohnhasst an der Baltischen See, wojeho Mecklenburg und Pommern lreget. Dieses allein ziehen wir hier in Betracht. Das übrige alles, was man sagt von der Wandaler Ankunfft, Abwechslungen :c. dienet nichts zu dieser Anspruchs, Sache. Den Grund davon zu wissen, muß man bis in die Zeiten Kaysers Lotharii zurücke gehen. Dieser Kayser gab das Land der Oborrttten (Wandaler, so in Mecklenburg fassen) Canuto dem Herzog zu Schleswig, einem Bruder Erichs Königs in Dä- nemarck und beehrte ihn zugleich mit dem Titel eines Königs dieser Völcker. Nach- demeaberLanurus von ^1a§no, demWan, dalischen Fürsten, war getödtet worden, bemächtigte» sich zwey Wandalische Printzen, l^iclor und prebklas, der Wandalischen Regierung, doch ss, daß sie unter der Ober- (») KÄlmvnä \,u e,4/. § 4. p, np» des Rönigs zu Dänemarck. 17 Herrfchaffk L.ork3rii, als Herzogs zu Sachsen, noch aushalten musten, (b) Erst nach der Aechtung Heinrichs des Löwen, Herzo- gens zu Sachsen, suchten sie im Trüben das Joch abzuwerffen, und den Meister zu spielen. Weil aber beedr nach dem nemlichen Gipfel greiffen wollen, geriethen sie darüber in die Haare: Waldemar, König in Dä- nemarck, diese Gelegenheit ersehend, mengte sich darein, unter dem Schem einer Vermittlung, mit diesem Ausgangs daß der eine Rostock, der andere Mecklenburg vor seinen Antheil bekam, beede aber der Crone Dänemarck unkerwürffig waren, (c) Auf diese Weise kam man zu Wandalim; lasset sehen, wie marn darum gekommen. Der Kayser trug dem Marggrafen zuBran- denburg auf, die Waudaler wieder zu paaren zu treiben. Der Krieg ward begonnen an. 1198 . Die Grafen zu Holstein ( Titul König der Wandaler an sich genommen. , 2) Ge- I (f) Arnold 1 . 6. c. 17. p. 4 69 , Vid, Diploma apud Vecfcldin Chron. p. i$o. edit. in fol. Schurzsteisdi. Distertat. de rebus Damci, §. 5. Lit. X. (b) Vid, Historia Spaiicwi I,)» c, lr. §, 6 , des Röm 'gs zu Danemarck. 79 L) Geben sie vor, Kayser Friedrich I. als er König Waldemarn nacher Mch zu einer Unterredung eingeladen, habe ihm diese Lande verliehen zu Vergeltung der Mühe, so er sich auf der Reise gegeben; und habe noch darzu alle Reichs-Fürsten eydlich angehalten, Waldemarn beyzuspringen, damit er das aufrührifche Wandalien wieder zu seinem Gehorsam brächte. Der Ursachen auch, sagen sie, seyr es geschehen, daß, als die Printzen in Pommern zu Fürsten des Reichs angenommen, nach Entsetzung Heinrich des Löwen, der Kayser Friedrich sich dieserhal- ben bey König Waldemarn entschuldiget, mit beygesetzter Versicherung, daß-er semer wegen Wansalien gethanes Versprechen erfüllen, und nioch dazu alles mögliche anwenden wolte, daß auch Pommern dem König zu Theil wurde, sobald nur Henrich der Löw würde vollends unterdrücket seyn. (i) %) Canue, des Waldmars Sohn, habe in Krafft dieses Kayscrlichen Versprechen einen Theil der Sclaven sich rwttrwürfflg gemacht. 4) waldemar II. Bruder Königs nur, seye durch ein Diploms Kaysers Fri«- drich II. in dem Besitz der Sclaven bestätiget worden. __ B 2 5) Hie, (>) SriMMiit. L Ist »s. Hister. 0„I. SO Metefe und Ansprüche 5) Hiemitseyen diese Lande der Cron Dä- nemarck mit Unrecht entzogen worden. 14. Wogegen einige diese Gründe beantworten wollen, und unter solchen Con- nnZ folgendes dagegen setzet: 1) Von Canut könne kein Erb--Recht hergeleitet werden. Die Königliche Würde seye ihm von Kayser Lorhario nur vor seine Person verliehen worden. Wälder war, des Canut Sohn und seine Angehörige seyen dessen so überzeuget gewesen, daß sie dem tTNclor und pribislas nicht das geringste im Weeg gelegt, als selbe sich zu Herren über Wandalien auswarffcn nach Cs- nurs Todt. Übrigens finde man in keinem Beschreibe der Dänisch - oder Sclavischen Händel (k), daßvorWaldemarll. einein- Higer König der Dänen den Königl. Man- dalisch- oder Sklavischen Titul getragen habe: welches Recht sie nicht würden versäumet haben, wann sie eines nach Canuls Todt sotten gehabt haben. Endlich feye Canut niemahlen weder der Sclaven noch derWan- daler König gewesen, sondern höchstens der Obotriten (!): wiewohl auch dieser Königliche Titul, den man ihm beyleget, nach des Saxo (k Schutzfleisch Disp. de reb. Dan. §. j. Lit. N. ic de Vec. Regn. Burgund c. I. §. 1 , 1.U.A, (1) Helsliond l.c, Cso. des Rönigs zu Dit Löw sich geweigert habe, in Bündnuß mit waldemarn .wider die Sclaven zu tretten; vielmehr dieselbe wihev Waldemarn öffters geschützet. Und wann einige mahl dergleichen Bünduuß oinMan- gen worden, habe der Löw seiner Schaytz so wohl wahrgenommen, daß er sich allemahl die Helffce der über die Sclaven zumachenden Eroberungen vorbehalten. Die Entschuldigung endlich. welche, der Danen Vorgeben nach, Kayfer .Friedrich an König Waldemarn.gemacht./ scheinen mir der Ge» müths-Arr dieftö Kayjers >nicht überem; und hat solcher , nach Meinung ConrinIs, hie- zu auch keine Ursache gehabt, masfen Pommern in gar keinem Anspruch der Dänen stunde, sondern Heinrich dcm Löwen zuge- hörte. z) Man siehet nicht, aus was vor Recht (anur die Sclaven sich unterthanig zu machen, solle gesuchet haben, und dieses ohne Gutheißen des Reichs. Er niüste nur dieses allem zum Stichblat genommen haben, daß solche Nation den Danen vormahls viel Drangs angethan hatte. 4) Den vierten Dänischen GrmH,sehet Conring vorbey, und machet den Schluß, daß, weilen die Sclaven ohne Fug wären unterdrücket worden, so hätten sie bey erster Gelegenheit Mhl Acht unrecht Man, das Joch -es Röm'as zu Danemarck. 2Z Joch wieder abzuwerffen. * Das viplo- ma müste allenfalls auszuweisen seyn, und könnte hernach auf die gewöhnliche Art untersuchet werden. i s. Herr Russet lasset dem Leser über die Beurtheilung dieser beedcrseitigen Gründe. Vor sich glaubet er, Conring thue den Dä- ven durch feine Antworten nicht gar wehe. Unsere Meinung ist, wann es zum Brod- brechen kommen , und entweder Schweden, oder Brandenburg, oder ein gewaltiger Römischer Kayfer in Anspruchs-Umstände mit Dänemarck solle gesetzet werdet!, es würden noch wohl andere Gründe im Feder-Gefecht hervorkommen. Letztlich mercket Russet an, daß die Dänische Könige seit ioo. Jahren nichts unternommen haben zu Eroberung der Scla- visich - und Wendischen Lander, ob sie wohl beständig den Tttul der Wandalischen Königen führen. 16. Ein anderer Dänischer Anspruch ist gegen Schweden, betreffen» das Schwedische Wappen. Es ist bekannt, welcherge- stalten diedreyTronen, Danemarck, Schweden und Norwegen unter der glücklichen Regierung der Königin Margarech vereiniget waren, (a) Diese hat mit den Ständen B 4 der (a) Vid, Joan, Magnus L. ti. Hist. Goth, & 18* P> 795. Cranz L. 8 . van. c. l. x. 177 . 24_ ' tut treffe und Ansprüche _ der drey Reichen einen Vergleich getroffen, Krafft dessen alle drey auf ewig unter einer Regierung sollen vereiniget bleiben, mit der Vorsicht jedoch, daß jedes vor sich seine al> te Gesetze und Freyheiten beybehielte: welcher Vergleich nachgehends zu Colw.ar be- stättiget worden, (b) In diesem Stande blieben die Sachen biß auf die Regierung König Christian des II. dann obwohl die Schweden Carl Larnmen erwählet hatten zum Trutz der Dänen, weil diese ohne der Schweden Zuziehung Christian I. angenommen Hatten, so wurde doch Carl Lanür bald verlaffen, und Christian l. einmülhig von allen dreyen Reichen erkannt. Die Tyranne» Christians II. brachte Schweden und Dänemarck zum Aufstand. Nach dessen Entsetzung (c) die Schweden erwählet Gustav I. die Dänen aber den Hcr- hog Friedrich von Schleßwig. Von welcher Zeit an diese Reiche biß auf unsere Tage beständig abgesonderet verblieben. Hieraus erfolgte An. 1562. der hitzigste, Krieg zwischen Fridrich II. König in Däne- marck und Erich XIV. König in Schweden. Neben denen Gräntz-Streitigkeiten wolte der (b) Pontan. L, j>. Ror. p, fjg. Conring Diflert. de Controvers. Sueco-Polou. c. 1. p. 9, (c) Lorven, L, f; p ; IgS, J. Magnus L. *4, S t 3. Mturs part, j, «ist, vrn. L, f. p, «'s. des Rönkgs zu Danemarck. der Schwede nicht vertragen, daß der Däne das Schwedische Wappen führte (6). Den Lermen zu Ende zubringen ward An. 1570. zu Stettin unter Kayscrlich-Frantzö- sisch,und Polnischer Vermittlung bedungen, daß die alle Gränhen behalten, das zu bee- den Seiten eroberte wieder heraus gegeben, von Seiten Danemarck renunciret werdet» allen Anforderungen an das Königreich Schweden, und von Seiten Schweden auf Norwegen, Schonen, Halland, Bleckingen, Gothland, Jempterland und Herrendalen. Der Streit wegen des Wappen solle durch Schieds-Leute abgethan werden, und biß dahin beede Könige auf gleiche Weise die z. Leonen im Schilde führen (e), Ohngeacht dessen entbrannt: des Wappen halber der Krieg An. 1611. von neuen unter Regierung Königs Christi,m IV. zu Danemarck, und Carl Xl. zu Schweden. Es ward aber in Zeiten und also beygelegt, daß der König zu Danemarck das Wappen der drey Cronen zuführen solle berechtiget seyn, doch so daß er hieraus keinen Anspruch auf die Cron Schweden ableiten solte, (f) und in solchen Stand tst es auch fürohin geblieben. B s Däni- (d) Chytrxg L. 20. Chron. Sax. p. 161, 5c L, s'i. Thuanus L. ;6. hist, Sleidan. contio, pag. 3J4, Olear, in Chronie. Holfat L. 7. c. 9, p. 43, (e) Lomlörp Tom, II. L. p, Thuaaus L, 47, Hist. CQ Spener Hist. Insign, L. 1. c, a tS ; fotavfi und Anspruchs Dä'ÄHe Forderung aufSch'onen. , 7. Wann jemahls zwey benachbarte Reiche m hartnäckige Eyfersucht aneinander ge- rächen, so seynd es zweiffels ohneDänrnrarck und Schweden. Nach deren Absonderung siehet man sie miteinander bey allen Gelegenheiten ringen, wo immer der eigne Nutz/»die Ehrsucht,und Forcht sie ausmercksaw zu. Erhaltung des Gleichgewichts ihrer Krafften machet, welches sie berderseits einander re' speäiiren- machet. Nichts halsten zu ihrer Versicherung die krästtigste Vergleiche, fs bald sie nur keine Lust mehr halten daran gebunden zufeyn, oder so offt eine der Mächten mit ihren Anwachs der anderen etwas fvrch- terlich zurvrrden begunte. So gar ein Unterthan erkühnte sich seinen König schmählich durchzutasten, wann solcher etwan mit Rachlaffung cines Rechts die Ruhe undFrie- den erkauffen wolte. Das war die Urfach, warum die Schweden ihren König Edmund den spöttlichen Nahmen Gkemma, eines liederlichen Verschwenders, nachgeredet, weil er den Dänen Schonen überlasten hatte, um welches berde Völcker lange Zeit her sich beneideten. Diesen Schimpf auszulöschen griff der König die Dänen in Schonen mit Macht an, und vbwohlen der Anfang nicht allzuglücklich war, so setzten sich doch die Schinden sh läW nicht in Ruhe A biß sie 2 ? t des Rolügs züDanemarck. ! —'----- - . n .» ^ nicht Schonen wieder unter, ihre Flügel ver- > sammlet. i8. Schonen Holland, Dleckmgen und die Gothische Inslen waren der Ball um welcher diese zwey Völcker gespielet,und ist schwer zubestimmcn, welche aus bceden Län< der davon Herr gewesen? doch schienen.die Dänen mehr Recht darauf gehabt zuhaben. Die Gothen waren die erste Besitzer davon/ deren Reich sammt diesen Ländereyen auf die Schweden hinüber gekommen. He- tor König der Schweden gab Schien seiner Tochter Thura zum Braulschatz als selbe an Regnern König der Dänen verehliger ward. Es dauerte aber nicht lang, als die Schweden es gereuete, und Schonen wieder an sich rafften (g) der Kayser, und die Könige von Franckrcich und Pohken thaten An. aües mögliche, um die Feindseligkeit beyzugen. Zu dem Ende ward zu Stettin ein Vergleich Misstet, Krafft dessen die Gräntzen beeder Reiche bey dem allen verbleiben, und Dänemarck auf Schonen rc. Verzicht thun solle O). Darauf erfolgte die Unterhandlung zu Bremsebrock An. 1645. wodurch die Insel Gothien an Schweden überlassen, auch Halland auf dreyßig Jahr " __ gleich- (g) ChyuaeusT. »v. Chron.Sax. & L. ji.Thuanus L« 3 6. Olearius Chron. Holslat. L. 7. c, 9. (h) Londorp Tom. II. Lib, 9, Thuan. Lib, 47. L? Itiierejfe und Ansprüche gleichsam zum Unterpfand eingesetzt worden. Allein Verträge, Bündnuß und Abredungen waren noch nicht hinlängliche Mittel tue schon eraltete Trennung zuheylen. Die Dänen liessen sich den Verlust zusehr gereuen: der Krieg, worinn Schw'den mitPohlen verwicklet war, schien eine gar zugünsttge Gelegenheit als daß sie nicht sollen eines gewaget haben, in der Hoffnung, das im vorigen Krug entfallen« wieder zuerhaschen. Aber diese Hoffnung schlug fehl. Anstatt des Ge» winns muste der nachtherligste Friede zu Rothschild getroffen werden, welcher zu Cop- penhagen bestämqet ward An. 1660. welcher nicht nur gantz Halland und Schonen, sondern auch Drontheim und Bahus den Schweden zuspräche. 19. Nach diesen Unglück scheinet es,die Dänen haben das Gleichgewicht verlohren. Alle ihre Unternehmungen haben nach dieser Zeit zum Schad-n aüsgeschlagen, und wann sie auch einige Vortheil erhalten, wle Anno 1676. als sie mit dem Kayser und Brandenburg in Bund getretten, so haben sie nach der unglücklichen Sache bey Malnou alles wieder verlohren, und An. 1679. im Fon- tainebloischen Friede anlassen müssen. Unterdessen scheinet es, daß sie noch nicht alle Hoffnung von sich geworffen. Sie halten ihre Ansprüche vor gerecht und wohlgegrün- drt, und fähren das Wappen von Schonen des Roni gs zuDänemarck. 29 auch den Gothisch-.königlichen Tnul fort, was immer dazu die Könige in Schweden sagen mögen, alldem zu gefallen man niemahls diesem Titul abgesaget hat. 20. Mit dem Anspruch auf Schleswig verhaltet es sich folgendermassn,nachH ;m Russet. Das Hertzogthum Schleswig war vor aiiers ein Theil vom Königreich Däne- marck, und zwar das Südliche von Jütland. Es war die gewöhnliche Abfindung der Prin- hen vom Königlichen Hauß (2), so lange biß Waldemar König zu Dänemarck Gerarden Grafen zu Holstein damit belehnte: Dessen Nachkommen biß auf unsere Täge in Besitz verblieben (d). Die Dänen doch hatten Lust, wo möglich dieses Hertzogthum wieder an sich zuziehen. Die leichteste Art solches ins Werck zusetzen, schiene ihnen jene, wann sie die An. 144z. ledige Dänische Crone selbst Adolphen dem VIH.Hertzvge zuSchleßwig und Holstein aufhetzten. Allein Adolpb schlug dieses Erbieten aus, weil er ohnbecrbt wäre; und befahl ihnen an seinen Vetter Christian den 1 . einen Sohn seiner Schwester Heilwig und Dietrichs des glückseligen Gra- fens zu Oldenburg, so auch König worden Dieser König Christian, nachdem sein On- __kel (a) Consirgde Finib. c. I j*, (b) Gränz I ib. j t t)an. c. 40. Diploma est in LUnig in Document. Dan. p, g. 3 o Merefe und Anspruchs — 4 - ; — ^ - ■ — —• —- kel Adolph An. 145?. mit Todt abgüngen, erbte nicht allein Gchleßwm, sondern bekam auch die Lehen von Kayser kneilrich III. über Holstein, Stormarn, und Ditmarsen. »1. Im Anfang feiner Regierung versprach er, diese Lander ohnzemerinlich beyder Cron Dänemarck zulassen. Doch ist zumer- cken, daß er Schlcßwig nicht der Cron einverleibet/sondern solches durch ein Testament feinem jüngeren Sohn Fridrich vermachet, den alteren aber, Johannes zum Erben der Cron eingesetzt: dabey er nichts destoweniger denen Ständen in so weit dir Wahl gelassen, daß sie einen aus beeden Söhnen^ zu dem sie mehr Vertrauen hätten, zum König annehmen könten; dann solche Freyheit hat- te er ihnen schon zuvor eingeräumet (c). Nach seinem Ableiben waren die Stände an dem, den jüngeren zur Crone vorzuziehen, wozu die Königin Mutter alles Ernstes selbst halffe. Johannes dieses erfahrend begtebt sich so gleich nacher Riel, wo die Stände in Versammlung waren, und stellte vor, wie daß die Gesinung seiner Mutter vor den jüngeren schnurjkracks den Gesetzen des Römischen Reichs zuwider liessen, wie auch denen LchensrRechlcn des Königreichs Dänemarck. Zudem geschahe ihm vor seine Person hie- durch (c) Losidorp Tom, XU. Att, 1 ’ubJ, L. 1;, c, 1 ]$* P. §6*. des AöniZS zu Dänemarck. n durch das gröste Unrecht von der Welt/ denen Gesehen nach Gebühre die Erbfolge allein dem erstgebornen; und seye das Wider« spiel etwas ungewöhnliches. Man fönte ihm der Folge nicht entsetzen ohne eine himmel- fchreyeNde Ungerechtigkeit wider seine Kinder zudegehen, welche in solchem Fall sich voi» alltn Mittlen emblösset, und somit in den elendesten Stand würden sehen müssen. Die Stände gedachten ein Mittel zutreffen , wie sie beede Partheyen, die Königliche Mutter, und den Printz Johann befriedigen möchten: beschlossen also An. 1490. die beede Hertzog« thümer unter sie zutheilen. Und weilen die Grund - Gesetze eine gäntzliche Zertrcnnung nicht gestarteten, suchte man die Schwürig- keit mit deme zuheben, daß man eine ge- meinschafftltcheRegierung beeder Herren ein- führte; also daß die Bischvffe, der Adel und andere Unterthanen verpflicht wären, einem sowohl als dem anderen zuhuldigen, und eines jeden Verordnung zugeleben, wann beede Herren Gebrüdcre einstimmig dergleichen würden verkündigen lassen. > , 22. Auf diesem Fuß bestunden die Sachen, biß An. 1^23, öa Christian II. Königs Zshannis Sohn, von Schweden und Dänen des Throns entsetzet war. Die Dänen erwählten an dessen Platz Lridrich den Her- hog zu Holstein und Schleßwig, und dusch dieses Mittel waren beede Hertzogthümer wieder Interesse und Ansprüche Z2 der unter ein Oberstes Haupt vereiniget» Die Stände dieser Hertzogthümer, welche wohl vorsahen was deren Abtheilung noch tinstens ungelegenes nach sich ziehen fönte, (man möchte die Einigkeit noch so gutmep- uend besteiffen) langten Friedrichen, als er schon König war, mit Engen Bitten an, daß er ihnen endlich schrifftliche Versicherung aushändigte, Krafft deren diese Herßogthü- mer nimermehr sollen zertheilet werden (d). 2Z. Allein dessen Sohn Christian Hs. handlete gleich darwider, und theilte diele Hertzogthümer An. ^44. mit seinen zwey Brudern Johann und Adolph. Die Stände brgunten sich entgegen zusetzen. Selbe also in etwas zubefriedigen, erneuerte er nur allein die weiland vestgefthte gemein- schafftliche Regierung, und ward beschlossen, daß die Städte, Clöster, und das Kriegswesen beeder Hertzogthümer sotten unzertrennlich vereiniget bleiben, mit vorbehalten eines jeden Rechten und Freyheiten (c). Nach dem Todt Johannes, welcher aus den Brüderen der zweyte war, und An. 1580. abgeleibet, ist dessen Antheil wiederum ent- -weyet worden zwischen Friderich II. König in Danemarck einem Sohn Christian It. und (d) Diploma «st apud Londsrp Tom, XU, Act, publ, L. X}. c. UI. p. 46 ;. (e) Londorp Tom, XII. p. -Z8> f des Rönigs zu Dänemarck. 33 und dem Adolphen Hertzvg zu Holstein Schleßwig (k): und von der Zeit an ist die Gemeinschafft ohn unterbrochen beybehalten worden. 24. Über dieses hat man an. 1533. noch eine Vereinigung zwischen der Cron Danemarck und denen Herzogthümern Holstein und Schleßwig errichtet. Dann erstlich waren diese zwey Herzogthümer ein Staat vor sich, und von Dänemarck gäntzlich loß, die alte Freyheiten auch und Landes-Gesetze verordneten, Ducams LuclerjuttL (8lcsvvici) Rcgno & corons Daniae non unietur, nec annectetur, ita, quod unus fit Dominus utriusque, daß dao Herzogthum Suder- Jutland (das ist Schleßwig) an die Crone und Königreich Dänemarck niemahls solle angehänget werden, also, daß über beede ein Herr allein herrschete. Hernach so warum solche Zeit ganh Dänemarck der Religion halber in Unruhe. Die Stände dieses Reichs erklärten nach dem HintrittFrie- derichb!. eme Rrichs-Feyer, und beschlossen mit dessen nachgelassenen Söhnen den sogenannten Unions. oder Einungs- Tractat, (g) welcher folglich von Christian IIL. und dessen Nachfül^tti beMtiget worden. suppL p. Des. a.u. ni. Ch. C Hier, (0 London) ibid. (g) Londorp. Toip. XII. p. Jf8, 34 Intereße und Ansprüche "^Hierinnenwärd bedungen, daß l)wantt der König zu Dänemarck mit denen Hertzo- gen zu Holstein, oder hingegen diese mit je, nem, einige Streitigkeiten ihrer Unterthanen halber oder sonst bekämen, diese sollen vor acht Räthen von beeden Seiten abgethan werden. 2) Keiner aus beeden solle in seinen Landen die offenbare Feinde des andern Theils gedulten. g) Keiner aus beehrn solle ohnwissend des andern Krieg anfangen ; und im Fall der eine angegriffen wurde, sollen sie einander Hülffe leiten, unv wider Ue gemeine Feinde sich einander verfechten. Diestr Vertrag ward beftättiget und erweitert von Christian I V. dem König, Und Friedrich dem Herzoge zu Holstein-Gotlorp aa. i 6 ij. (h) damahls, als die Unruhen in Teulfchand aufs höchste gekommen waren. Ja A1537. ward noch folgende Bedingnuß Mit beyzerückel: keine von beeden Partheyen solle mu auswärtigen Nationen neue Bünd- nussen zu schliessen befugt seyn, ohne zuvor mit dem andern Theil darüber Raths zu pflegen. Wozu noch gesehet ward, daß beedd sich einander im Fall der Noth beystehen sotten. Welch letzteres aber nur auf fünf Jahre eingeschrancket war. (i) äs.Sol- (h) LondoTj). |j. (’} Londorf, Loc, eit, des Bönigs zu Dänemarck» z 5 2s. Solchergestalten blieben diese zwey Staaten in der'besten Verständnußbis auf König Friedrich III- und Herzog Friedrich, welcher letztere wider die im Vertrag zugesagte Treue im Dänisch-Schwedischen Kriege sich vor seinen Tochlcrmann, den König in Schweden erklärte. Dann als hierinn Dänemarck den kürtzern zog, muste es von Schweden Gesetze annehmen. Der König in Schweden bedunge im Frieden zu Roklchild A. 8 . daß dem Herzoge zu Genugthuung der im Krieg erlidtenen Schaden die Sou- verainität über das Herzogthum Schlcßwig adgetretten werde solle (lc). Man weiß nicht, vb Schweden solches aus Neigung zu seinem Schwiger-Vatler, dem Hcrhog, oder aus geheimer Absicht gethan, um Holstein von Dänemarck zu trennen. Gewiß ist, daß den 12. May l 6 s 8 . durch Vermittelung des KönigS in Frankreich, und der damahligen Republic Engelland also zwischen Dänemark und Holstein beschlossen worden: Nemlich Se. Dänische Majest. und dessen StaatS-Rätbe sollen an den Herzog zu Holstein und dessen männliche Abkunfft die Belehnung über gantz Schleßwig, über die Jnsul Fernern, und alle Zubehörde, mit allem höchsten Recht und Dominico utili des , _ C 2 _ Her - (li) Vid. Mcmoires de Danemark contenans la Vie de Chriftiern. c. i. Sc j PufFendorff, Histur. Bundeb. L,§ Lr. z 5 Interesse und.Ansprüche Hcrzogthums S6)lcßwig und drr zugehörigen Jnsuln und Stücken zu Wasser und zu Lande, verrichten. Doch war zu gleicher Zeit bedungen, daß die alte Union unD Verwaltung , deme ohngeachtet wie vor - also nachhin auf den nemlichen Fuß solle beobachtet werden. Welche Bedingnuß von neuem, um mehrerer Erläuterung willen, in den Coppenhager Tracral A. 1660. eingerücket worden, (l) 26. Durch eine solche Wohlthat verbunden, ergriffen die Herzoge von Holstein bey allen möglichen Fallen die Schwedis. Parthey. Christian Albrecht gieng A. is74.pcr- söhnlich nach Schweden, begleitet von seiner Gemahlin, und seinen vornehmsten Räthen , und erneuerte allda die vorige Bünd- nuß. Nach seiner Zurückkunssc kehret« er ausserordentlicheKriegs-slnstalten vor. Diese Bewegungen beunruhigten den König in Dänemarck um so leichter, weil er ohne das muihmassete, der König in Schweden müsse mit Franckreich in heimlicher Verständmiß leben. Es betrog ihn auch der Argwohn nicht. Der König in Schweden überfiel Brandenburg. Der zu Dänemarck, als mit dem Römischen Reich verbunden, ward durch dieKay- serliche (I) Via. CenFifig fil Finii». imx. L. 4. suinot, »J cap. if. p, 17, des Rönigs zu Dänemarck. Z7 ferliche Alliirte angelanget Brandenburg beyzuspringen. Er entschlösse sich wohl hierzu , wolle aber nicht den Herzog zu Holstein hinter seinem Rucken lassen, ausForcht, solcher möchte iniseiner des Königs Abwesenheit einen Einfall thun. Um diesem Unfall vorzukommen,giengerin Person nach Rendsburg , wohin auch feine Truppen anrücken sotten, damit die Sachen zuvor mit dem Herzog zu Holstein geschlichtet, und die Freundschafft mit ihme in einer persönlichen Unterredung erneuert würde. Der Herzog schlug die Zusammenkunffc nicht aus- und langte allda an den 25. Zun. 1675. Zur nemlichen Zeit liess die Nachricht ein, daß die Schwedis. Armee bey Ferbrllin geschlagen worden: wovon der König in Däncmarck Gelegenheit nahm, dem -yerzogen vorzustellen, wie er nun sich schuldig fände , wider die Feinde des Römischen Reichs zu Felde zu gehen; und zumahlen ihm nicht verborgen wäre, daß der Herzog in einiger Verknüpfung mit Schweden stünde, so bäte er sich gute Versicherung aus, daß solcher bey seinem des Königs Ab- wesen, nichts wider die Crone Dänemarck unternehmen wolte. Es entschuldigte sich der Hertzog mit dem, daß, ehe er eine stand- haffte Antwort von sich geben könte, er länger» Zeit-Verschub haben müste, um sich zu berathschlagen. Der König aber gestattete ihm nicht/ auß der Stadt zu gehen, bis er C 3 nicht 38 Interesse und Ansprüche nicht zugesagt hatte, in Tönmngen, so lang dieser Krieg dauerte, Dänische Besamung einzunehmen, (m) Nachdem« diese Vorsicht genommen war, ward den io. jul. 1675. ein Tracrat zu Rendsburg geschlossen (n): in Kraffi dessen der Herzog verbunden ward, der durch den Rvthschtldischen Friede erhaltenen 8ouvc- rainitat abzusagen. Welchen Tractat der Hertzog nicht nur bald darauf gut geheißen, sondern auch dem König alle des Königs Friedrich III. Urkunden zurück, geschickt, Krafft deren ihm die 8ouvcsaimläl war eingeräumet worden. (0) Nicht lange Zeit hernach widersprach der Hertzog allem zu Rendsburg Verglichenen, als nichtig und erzwungen (p): und die Sache veränderte sichln baldemalso, daß, nachdem der König das Hertzogthum L chlesswig eingezogen, er durch den Friede zu Fom; gung des Königs aufzustellen. 29. Anderer SeitS bestünde der König darauf, daß man ihme,) das Testament des verstorbenen Hertzogs vorzeige, um zuerkennen, was für Verordnung in diesem, der Erb- Folae halber, gemachet worden. 2) Daß derHertzog die alte Verein bey Antritt seiner Regterung, dem Herkommen gemäß erneu- re, und z) daß solcher die fremde Kriegs- Leute entlasse, forthin auch keine neue anwerbe, ohne vorhin dem König davon Eröffnung zuthun. Endlich 4) daß er künfftig kerne neue Verfestigungen zubauen unternehme. Die Königliche Forderungen waren gegründet ,) auf tue Natur selbst der gemein- schafftlichen Regierung, Krafft deren alle Befehle und Verordnungen im Land im Nahmen beeder vereinigter Regierungen auslauf- fen müssen; zumahlen die Huldigung, auch selbst in der Residentz Schleßwig, an beede zugleich abgelegt worden. 2) Auf die alte Gewohnheit, weiche seit dem verloffenen jahr- huudert ohne Widerdruck) derer Vvrelteren 43 des Bönigs zu Dänemarck. des Hertzogs biß jeho hin in acht genommen worden, z) Auf den alten und so offt erneuerten Veceinigungs-Bund zwischen bee« den Häuieren: in welchem zugesagt worden, daß alle Entschließ- und Unternehmungen sollen geschehen Communicaro consilio. 30. Alle diese Forderungen wurden vom Hertzog verworffen als solche, die seinen Vorrechten nachteilig waren. Er stellte hin- wieder vor, wie das Testament seines seli» gen Herrn Vattrrs Se. Dänische Maf. auf keine weise angienge, mithin Selbe ohnbe- fugt waren, dessen Einsehung zubegehren; weil sie auch nicht zum Vollstrecker des Testaments darinn waren benennet worden. 2) Er der Hertzog sey bereitwillig, nach dem Beyspiel seiner Vorfahren alles zubefolgen und jubeobachten,waS immer durch die Gewohnheit fest gestellet worden; sobald nur der König seines Orts dem Vergleich zuAl- tona in allen würde genug gethan haben. 3) Das Jus armorum stehe ihm ohnstreittig zr5, nicht nur vermag der höchsten Oberherr- schafft, welche doch allein hiezu genugsam wäre; sondern auch in Krafft des Altonai- schen Vrrtrags, wodurch dem Hertzog das recht Südlichen anzunehmen, Tractat und Bündnuffen einzugehen, Vestungen zu unterhalten und zubauen, zuerkannt worden. Welche Rechte alle mit der gemeinschafflch chen Regierung gar wohl bestehen könnten, und 44 - Jnterejse und A »spräche - -t- * S - — _ - - - und demVerein-Recht nicht entgegen wären; müssen die Vereinigung nichts anders wären , als gewisse Verträge, so zwischen dtm König und Hertzogen errichtet worden. ; r. Hierauf fande sich der König zu Dä- nemarck verbunden zu erwideren i). Es liege ihme, als Mit,Regenten, natürlicher Messe viel daran, daß er wisse, ob im Testament Herhog Lridrich allein zum Erbfolger in Schleßwig ernennet worden, oder ob dessen Bruder Christian ebenfalls seinen Theil daran haben solle? solches seye schwer zuerkennen, angesehen das Recht der Erstgeburt beym Haus Schleßwig nicht Platz habe. Meiters habe er keine Ursache, das Testament einsehen zuwollen, als um zuwissen, ob man ihm, dem König, einen oder zwey Mit- Regenten an die Seite sehen wolle. 2 ) Von dem Altonaischen Vertrag Meldung zuthun fty hier ungereimt, Massen in solchem nichts enthalten, was die Erneuerung der Union verhinderen oder abänderen konte. Seine Königl. Maj. wollen der Erfüllung der Altonaischen Bedingnussen nicht entstehen: solches aber fönte zu keiner Ursache dienen, um die Bestätligung der ewigen Verein zube- schränckcn, sondern es müsse solche ohn einige Bedingnuß erneueret werden, z) Die oberste Herrlichkeit oder Souveränität lege dem Hertzog das Jus armorum nicht bey; weilen, wie bekannt/ mehrere Oberste oder 8c>u- verainer des Rönigs zu Danemarck. 45 versine Herren in Teutschland seyen, welche durch Verbündnussen, und andere Handlungen von der Ausübung der höchsten Rechten zum theil ausgeschlossen seynd. Zudeme sey das)v8 »morum demHertzog nicht allein und besonders durch den Altonaischen Vergleich eingeräumet worden, sondern nur auf solche Art, wie die Handlungen in Westpha- len, Coppenhagen, und Fontainebleau solches eingestehen, und nicht änderst als in Krafft der Union. Welches eben die U» fach sey, warum der 2. und 3. Anickul des Altonaischen Vertrags sich aufdie alte Union beziehet, und selbe in allen ihren Puncten bestätiget (»). ZL. Es war hierinn kein Mittel zum Vergleich zufinden, um so weniger, als derHer- tzog an statt die fremde Völckek zuentlassen, selbige noch immer vermehrte. Dannenhe- rv König Christian V. An. 1697. dle redou- ten zu Holm und Soreck schleiffen liesse. Wogegen dev HerhogAn. 1699. solche wieder aussührete; derKönigaber mit Macht in das Herhogthum Schleßwig einrückte, Fri- drichstadt sammt den Werckern niederrisse, und Tönningen bombardirte, allein diese Überlegenheit des Königs erweckte die Eyfer- sucht bey Engelland, Schweden, Holland und Braunschweig, und mehr anderen Mächte», welche 00 Memoires de panema#, c,-. 46 s ntereß'e und Ansprühe welche dann des Hertzogs Panhey genom- men, und An. 1720. im Travendalrschen Friede (b) denHertzog so wohl voUkomem- lich in seinem ersten Stand wieder einsetzte, als auch den gäntzlich freyen Genuß von dem Jus amorum,foederum & fortalitiorum ihr me beylegten. 33* Allein Herhogkrillricd iv. ergab sich gäntzlich den Schwedischen Absichten bey dem Liefiändischen Krieg, und gieng in Per- svn de^m König in Schweden zu Hülffe wider Dänernnrck und die damit verbundene Potzluische Cron, allwo er auch sein Leben aufgcopfferet. Wodurch der König zu Dä- nemarck hefftiger als jemahls wider das Hauß, Holstein entrüstet worden, um so mehr, als der Bischoff von Lübeck, Vormund des jungen Hertzogs, und Verweser der Regierung das Wort gegeben hatte, neutral zuverblelben im Fall daDanemarckzum besten der Cron Pohlen mit Schweden An. 1709. brechen wolle. Sobald dann der König in Dänemarck siche, daß Holstein ojfenbarlich der Neutralität zuwider handle, und daß der Schwedische General Steinbock nicht nur mit seiner Armee in Tönningen aufgenommen, sondern auch mit aller Nothwendigkeit versehen ward, wolte er ferner auch nicht verschonen, und 0) Franckenherg Europa. Herold i'*t. U. Danemarck 47 Und sich gründend auf die verletzte Gesetze machte er sich Meister von gantzen Hertzog« thun, Holstein. Diesen Verlust achtete die Holsteinische Regierung anfänglich nicht hoch, in Hoffnung, König Carl XII. aus Schweden würde Macht genug bekommen, Dänemarck zur Wtderherausgab zuvermögen, oder doch den Hertzog in künfftige Friedens-Handlung einzuschllessen. Allein die Hoffnung schlug so weit fehl, daß Schweden genug zuthun hatte, seine eigne Erhaltung zubewürcken, ohne auf Holstein, so sich von Schweden aufgeopffm hatte, gedencken zukönnen. 34. Als der Hertzog den üblen Zustand seiner Sachen vermerckte, nahm er seme Zuflucht zu dem Kayfer, welcher durch die trin- gende Anlangen desHertzogs in Person gerü- ret, dem König in Dänemarck entbieten liesse, man hoffete, Holstein bald wieder zurückgestellet zusehen,, mästen das Hertzogthum als em Reichs - Lehen nicht fönte unter fremdet Herrschafft gelassen werden. Der König wolle sich anfangs zu nichts verstehen, und erwiederte, wie er nicht absehen kome, was Recht und Befugnuß ein Stand des Reiches haben fönte, eine fremde Macht vhnbestraffl zubeleidrgen und die heiligste Verbündungen zuzerrelssen, ohne daß solche fremde Macht sich an solchen Stand 4.8 irtterejse und Ansprücbe _ Stand [>alten solle können. Mithin wäre es sehr ungerecht, schlechter Dingen und ohne einige Genugthuung die Zurückgabe des Herhogthums Holstein zuforderen. Ein Fürst des Reichs, welcher ohne Rückfrage an das Reich sich getrauet Krieg wider eine andere Macht anzufangen, nur darum, weil er meynet das )un annorum zuhaben, ein solcher müsse sich auch dem Recht der Waffen, und Schicksalen des Krieges unterwerffen. n. Die Widersehung des Königs bewöge den Kayser andere Maßreglen zunehmen, befahl dahero den Ober-und Nieder-Sächsisch, auch Westfälischen Kreisen, die Dänen mit Gewalt aus Holstein zu treiben. Wodurch endlich der König zur Wtdergab des Herhogthums Holstein gebracht ward. Allein Schleßwig wolle er durchaus hievon frey erkennet wissen: selbiges gehe das Reich keineswegs an: sehe man solches an als ein Dänisches Lehen, so habe es der Hertzog durch selonie verwürcket: sehe man es aber an als ein 8ouverain- unabhängiges Land, so habe es der König mit Recht der Waffen in seine Gewalt gebracht, und wolle lieber alles äusserste abwarten, als eine so gerechte Eroberung fahren lassen. Diese Sache ist endlich denen Königen in Franckreich und Engelland überlassen worden, als Mittleren des Nystädtischen Frieden: und das wettere ist kykliß ober! in der Dänischen Ge- des Rönigs zu Danemarck. 49 r schichte angebracht worden, theils mag eS - die Zeit in Kürtze aufdecken,wann nemlich das Hauß Holstein sich aufdemRußisch- sowohl als Schwedischen Thron wird bevest-get finden. 36. Anspruch des Rönigs znDanenmrck über die ^errschastr desBalerschen Meers. Diese Streitigkeit ward erst A. 1627. rege gemacht, als König Christian II. auf den Preußischen Lüsten vor Memmel zwey La, per? wegnehmen lassen. Der König in Polen gab hierüber, als einer grossen Beleidigung, seine Empfindlichkeit zu erkennen ; und damit er rechtmäßige Ursache zu klagen hätte, gab er vor, die Capers waren aufseinen Befehl ausgelauffen: ja so auch dieses ab- aieng, so hätte doch die Wegnehmung ohne Verletzung seiner Jurisdictio» nid)t geschehen können, allweilen gemäß dem Völcker- Recht^ das Meer zu denen Lüsten, welche eö benetzen, gehöret : um so mehr auch, alS «hedesscn die Könige in Polen und Großfürsten in Lithauen die vollkommene Herr- schafft über das Baltische Meer, nebst mehr andern Rechten (*), besessen, und von denen Ost-See-Fahrern den Trrbut eingefordert. p.Dcs.A.r-s.m.tH}. ■ g> Nach O Kayser Maximilian u. hatte im Reichs-Abschied zu Erfurt A. 1576. verholten, vor« Reich aus nach Riga uud Rußland, ohne Erlaubnuß des Königs in Polen, zu schiffe«. so Interesse und Ansprüche N^cch so gestellter Forderung ward beeder, fe.iö de>r Feder der Zaum gelassen. Sehet, was Danemarck dlßfalls an den Tag gegeben , tun die Polnische Vorwendungen ab- zul inen. i) Sagen sie, gantzDänemarck und die dazu gehörigen Jnsuln seyen mit dem Ba tischen Meer also umarmet, daß bisweilen von Land zu Land nicht viel mehr dann vier Meilen ist. Will man also dem König Yen Zugang zu seinen eignen Landen nicht abjbrcchen, so wird man gestehen müssen, daß selbst GÖtt und die Natur ihm die Herrschassc zugesprochen über jenes Meer, woraus sein Königreich gelegen. H) Die Könige zu Danenmrck haben diese Herr- fchafft von vielen Jahrhunderten als ihr Erd- Elgenthum angesehen. Helga cheilete sich mit seinem ältern Bruder Roe in die Erbschaft, dergestalten, daß der erstere Herr zu Land, dieser letztere aber zur See seyn solle, als welche dazumahl so beträchtliche Einkünff- te als das Land verschaffte. C>lau \ und mehr andere, so eben dergleichen gethan, seyen unverwerffliche Beyspiele dessen, z) Von daher seye es gekommen, daß von «!* len Zeilen her Dänemarck allein - nicht aber andere benachbarte Könige, ihren Admiral gehalten, deme sie die Aufsicht über die See anbefolhlen. 4) In dieftm Recht habe sich Dänermarck erhalten mit so vielen See-Rü- stungeut M KMN Wider die Russen- Eur- des Kcnwjs zu Dönemarck. 51 und Liefländer, auch andere Benachbarte, welche es sich zinsbar gemacht, undsiegenö- ihiget, die Herrschaffl zur See derer Äonw gen von Däueinarck zu erkennen. Die am Baltischen Meer liegende Städte haben deinen andern Beschützer als den König zu Dänemarck erkannt, noch bey jemanden wider die See Räuber Klag angebracht, oder Recht gefordert, als bey ihme; welcher auch ollern ihnen den Schuh angedeyhen lassem 6 ) Von mehr dann ioco. Jahren seyen die Könige in Danemarek im Besitz dieser Herr- schassr, durch unendliche Actus Possessorios, in Säuberung des Meers von den Räubern, und Erhaltungderfreyen Handelschafft, welche, das; sie auch mitten unter dem Kriegs-Ge- rümmel nicht unterbrochen worden, man ihrer Sorge zu dancken habe. 7) Selbst der König in Polen habe stillschweigend die Dänische Ober-Herrschaft^ über dw Seeaner- kannt. Da»m als derselbe an den von Dä- nemarck schrisstlich gedettenan.i6zs. er möchte seinen Unimhanen die Handelschafft na- cher Schweden untersagen, habe dieser des ij. jui. daraufgeantwvrlet: ein solches Ven doch liess stracks wider das ihme zustehende vominium Xi^rir, welches ihm auch nicht gestattete, sich Gesetze vorschreiben M lassen ouf jenem Meer, worauf niemand als er al- ilein^tc.Jurisdiction i>dbc* Das Süllschrvei- jen des Königs in Polen aus solche Erklä- D 2 rung 52 intereße und Ansprüche rung gäbe genugsam zu verstehen, daß mau nichts dawider einzuwenden habe. 37. Dises seyiid die Dänische Gründe, so bisher», unsers Wissens, noch nicht widerleget worden: Dannenhero wollen wir dieses Orts bcyrücke« die Einwürffe, so der Cron Dänemarckwider ihr Dominium eminens des Baltischen Meers gemeiniglich gemacht werden, (a) i) Man wendet ein, es ftve in keinen Geschichten erfindlich, daß die Anaräntzer des Baltischen Meers jemahls einen Ober-Hrrren solchen Meeres anerkannt hätten. Vielmehr hätte jeder der Herrschafft des ihme nächst-gelegenen Theils sich unterzogen. Seye auch sonst, ehe Ulberich und Seldenus aufgestanden, niemanden zu Sinne gekommen, einem alleinigen Volck dergleichen Meeres - Beherrschung zuzuschreiben. (b) 2) Es habe keine Folge, daß derjenige, welcher Meister über einen Strich oder Enge des Meeres ist, auch ausdem gan- hen Mer zu befehlen habe: ansonst würde der Königin Engelland, welcher die Meer- Enge von Gibraltar vermahlen inne hat, auch ohne Zweifel die Herrschafft des gan- tzen Mittelländischen Meers sich zueignen wollen. 3) Die andere an der Ost-See gele- gene Lande, wie Liefland, Schweden, Preus- (a) Fiunck Orbis imperans part.j, p, ;zz, V') Coming äs Lib. x. e, Zv. §. k» des Rönigszu Dänemarck. sz fen, Mecklenburg/ hätten zu allen Zeiten ih^ re Schiffahrten darauf getrieben/ ohne verbunden zu feyN/ durch den Sund zu fahren. Bis diese Zeit haben die an der Ost - Ser Wohnende noch keine Lust bezeiget/ das Dänische Domiaium Maris anzunehmen. In dem Ludolph siehet man (c) daß Schweden die angeblich Dänische Herrschafft über den Sund nicht habe unterschreiben wollen, als an. 164 $. der Fried zwischen dresen zweyen Machten getroffen ward. Wir wis, ftn über das, daß im Bremsebrvckischen Friede der König in Schweden mil dem in Dänrmarck übereingekommen, daß er den Sund und Belr frey befahren könte ( 6 ), und daß, im fall die Flotten beeder Cronen sich begegneten, sie einander ohne Schwü- rigkett grüssen sotten, ohnaehindert des Anspruchs , welchen ein oder die andere Cron auf das Dominium Maris machen könte. 38, Dänischer Anspruch auf die Ober- herrschafft des Gordischen Meers, zwischen Torwegen, Wland, Grönland, und den Drcadischen Insuln. Diese Strei- tlgkctt ward schon reoe gemacht ;ur Zerr der Regierung Königs Christian IV. in Däne- D 3 marck, 00 Ludolph Schaubühne der Welt Tom. 11 , a*I an. 164f. G 5. Z. 176. (d) Lomlorp. Act, J'ubl. Tom. V. L. r.c.ivz, Gsstcl «ie Statu publ, Europ, «. 6 . p. 225« 54 Interesse und Ansprüche marck, undKönigm Elisabeth in Engelland. Es ist bekannt, daß vor Seldenus jedermann bey der Meinung vesi bestanden, daS Meerfeye frei), und der Lcean leide keinen > Gebieier. Auf dielen Grund bauete auch die Königin ihr an Kömg Ckrrsiian geschehenes Begeben, daß er sie an der Seefahrt auf dem Lßiänd- und Norwegischen Gewässer nicht verhindern solle; aus Ursachen, weil man sich auch niemahls widersetzet habe, der ! Fstcherey auf dem Arrlär.dischen Meer zwi- !> scheu Mland und Engelland. Hingegen, nach der Lehre des Seldenus , in seinem Buch de Mari Chuso (e) wird zu erweisen gesuchet, daß die Herrschafft über die ! gantzeRord-See allein Engelland gebühre, j hicmit denen Holländern der Hcrings-Fang ^ wohl tönte untersaget werden. Weiches dem Johann IsaacponranusGelegenheitgege- ben, ein anderes Buch dagegen zu schreiben, zu Dänemarcks Vortheil? Diese Beant- . wortung erläutert die Rechte der Norwegis. ! Cron, und belehret, daß die Herrschafft über das Nordische Meer, wodurch Norwegen, Pßlanö, Grönland, unddieOrcadischeEy- la>ide benetzet werden, der Cron Norwegen allein rustehe. Hierauf begründeten sich die Dänische Schiffe, als sie an. isz?. denen Frcmtzösischen Schiffen Ludwigs XIII. den Wall- (-) Scldfßül itk Märi ciawso JÜlu. c,jo. des Römgs?u ?> Ansprüche Aufrichtung, Bestellung und Privilegia Königl. Academie zu§0p- penhagen 14. Sept. 1695. Wir Christian der Fünffte, vonGOtteS Gnaden .«hing zu Dänemarck, Norwegen, Der Wenden und Gothen, Herzog zu Sckleß- wig, Holstein, Stormarn, und der Dit- Marschen, Grafzu Oldenburg und Delmcn- borst, thun kmd hiermit: Nachdem aller Reichen gröfte Wohlfahrt und Glückseelig- keit insonderheit darinnen beruhet, daß Gottesfurcht und Gerechtigkeit, Tugend und Tapferkeit in selbigem fioriren und zunehmen, man auch von allen Zeiten her erfahren und befunden, daß die Akademien und Schulen das eintzige gewisse und rechte Mittel, solches alles zu erlangen, find; also hat sclbigesauch veranlasset, daß alle Christliche Potentarcn, so viel derer in ihrem Regiment auf GOt- les Ehre und Beförderung des gemeinen Besten gesehen, in ihren Rnchcn und Landen mit sonderbarem ruhmwürdrgsten Elfer und Fleiß ihnen angelegen seyn lassen, solche allgemeine der Tirgend und Weißheir Werck- städre bey ihnen zu stifften, zu erhalten, und zu verbessern; als die wohl wüsten, wieviel es einem Regenten, welcher sich und fernen Unterthanen wohl will, daran gelegen, daß die Studien EeMeii und gute Sitte« linier 1 des Romgs zu Danemarck._57 ter ihnen im Schwange gehen; hingegen wie gefährlich es ier Reglerung sey / wann Tugend und Gefchicklichkeit entweder sich davon entfernen / oder auch von allerley unartigen Lastern überwältiget/ unterdrücket, tmb zurückgesetzet werden; welches unsere Glor- würdigste Vorfahren Könige zuDänemarck und Norwegen wohl erwogen, da sie unter anderen ihren Helden-und hvchgepriesenen Thaten, zu ihrem unsterblichen Ruhm, so grosse Vorsorge für die Wohlfahrt der Aca- demien und Schulen in diesen Nordischen Königreichen getragen, daß sie nicht allein selbst solche gestisstet, sondern auch mit ansehnlichen Privilegien, und Donarionen versehen, und solchergestalt durch recht Königliche und fast unglaubliche Müdigkeit selbige biß daher beschirmet, gehanbhabet, und bestätiget, so daß bey uns nichts manglet, wodurch die wahre Gottcsforcht beförderet, Recht und Gerechtigkeit zu Rettung der Unschuldigen unterstützet, Friede und Ruhe in allen Societäten erhalten, und alle zur Tugend und Gefchicklichkeit aufgemuntert, ge- tehret, und angewiesen werden können. Und demnach wir von Anfang unserer Regierung nichts mehr gewünschet, als daß unser Regiment durch Gvttssurcht und fleißige Übung in der Wcißhct und rühmlichen Künsten gesegnet, und sowohl in Krieges-als Friedens- Zenen in beglückten Wohlstand erhallen wür- D i de; 58 Inue reffe und Ansprüche de; als haben wir nach unserer Glvrwürdig- ften Vorführer hochgepriefenem Exempel, um nicht allem unsere hohe Zuneigung zu Foripflantzung der Tugend zubezcugen, fon- dern auch allen unsern lieben getreuen Unterthanen zu erkennen zugeben,was Massen ww mit Königlicher Vorlorae alles, so zu ihrem Aufnehmen-Ehre, und Nutzen gedevhcn kau, beytragen, allcrgnadlgst beschlossen, zustisscen und etnzurlchccn, wie wir dann auch hlcmlt, GOtt zu Ehren, unserem Reich zu einen erwünschten und glückltchenAiiwachö,ezne^är nigliche ?Xicrerlrche Academie - allbict rn uiu ser Königl Residenzstadt Loppen.hagen al- lergnadigst stiffienundemrei ten, worum alle und jede, welche entweder zu Hose odek zu anderen Ovil-Chargen dermahlems beförderlich zmverden Verlangen tragen,. Gelegenheit haben können, ohne grosse Unkosten sichln allen Wissenschafflen, sprachen, ritä terlichen Lxcrcir,en,so dazu insonderl-ett verlanget und erfordert werden, zugualiticirenL damit sie nicht mit so grosser Gefahr, Mühe, Verlust der Zeit, Aufwendung grosser Au -4 gaben, und Abbruch der Gesundheit, vffl vergeblich, wie bißhero geschehen, sich an fremden Orten deßwegen aufzuhalten vonnölhen haben; welche unsere allergnädigst« Dispo- iition und Gutbefinden wir durch eine Verordnung unterm ä^co d. 16. Sepr. 1691. allen und jeden, kund., gethan und zuerkennen gege- 59 des Mön'gs zuDanemarck. gegeben, auch im folgenden , 652. Jahr zum Theil werckstcllig gemacht. Weilen aber unser eiffriges Verlangen und Absehen dahin zielet, daß ein so Christliches und nützliches Werck je mehr und mehr verbessert und voll- komener werden möge, so haben wir alle dazu gehörige Unkosten über uns selbst genommen, und nichts crmanaien lassen, damit unsere Academie in besten Flor und Wohlstand eine grössere Zahl ^cacicmisten, dann bißhe- ro geschehen, einnehmen möge. Zu welchem Ende wir dieselbe mit tüchtigen Professoren, und mit den besten und erfahrnsten txerci- ricn - Meistern, um dadurch die Unterweisung zu allen löblichen Künsten, Tugenden und guten Sitten zubcförderen, versehen haben, und weiter, wo es nöthig ist, versehen wollen, damit diejenige, so daselbst, unterrichtet, daraus in der Gottesfurcht und wahrer Religion gegründet, in allen rühmlichen Künsten recht unterwiesen, tu Tugend und löblichen Sitten wohlgeübet, zu seiner Zeit hervor wetten, und zu dem gemeinen Wesen geschickt, mit Verstand und Tapfferkeit ihre Verrichtun« gen führen mögen. Damit aber in allem zu einer besseren Unterweisung der Jugend gute Ordnung der Gebühr nach gehalten werde, als haben wir nachfolgende Statuta aufsehen und abfassen lassen, und wollen allergnä- digst, daß alle und jede, so zu angeregter Aca* dcmie gehören, und einiger Massen dahin Co Imterese und Ansprüche können gezogen werden/ sich hiernach aller- unrerthänigstund gehorsamst achten und verhalten sollen. (Äp. I. Von der Academie an ihr selbst. 1. Es soll allen und jeden so wohl inwaks Ausländischen, wes Standes sie fcynd, wan ' sie nur ehrlicher extraökion und Herkvmens sind, und ein unsiraflichcsl Leben führen,frey stehen, in diese unsere Kvnigl-Ritterl. Äca- ; demie euizutrette», und zugleich mit ihren ! Hoffmeisiern/lnform-itoren, und Bedienten, ^ soviel darinnen Raum haben können, die Un» > terhaltung, anrieben auch die Unterweisung zur Gottesfurcht, denen Studien, ritterlichen 1 Exercitien, und anderen wvhl-anstandlgen Wlffenichajsien zugemessen. 2. Hierum verheißen wir hiemit allen Fremden, hohen und niedrigen Slandcs-Per- ! fönen, welche sich in ermeldte unsere Königl. ^csciemic begeben, allergnadigst, daß sie gleich anderen unseren Unterthanen unserer Königl. Gnade undProtectiou geniessen mögen. z. Insonderheit soll unfern eigenen Unterthanen iin beyden Mfern Königreichen Dä- nemarck und Norwegen, wie^auch in den Fürstcnthümcrn und Grafschafften hiemit al- ! ürgnädigst aiihefolsien seyn/ chre Kinder, wel- ' rye 61 des Königs zu Danemarck. che si6) m ritterlichen Lxcrcikien zu üben ge- dencken, anhero zuschicken, und sollen keine, unsere eigene, der Königin, und der König!. Kinder Pagen ausgenommen, so dermalcins mit Civil -Chanen versehen zuwerden ver- langen, sich dcßsitlls entschuldigen: Gestalt dann allen und jeden hiemit ernstlich verhörten wird, sich aus dem Lande nach fremden Oertern oder ^csclemicn zubegeben, um sich im Studio politico zu üben/ oder Pxcroiciew zulernen, ehe und bevor sie in dieser unserer Konrgl. ^cademiezum wenigsten ein gantzcs Jahr studiret,oder sich in einem oder andern Lxereirio unterweisen lassen: wie wir dann dieses allergnadigst solchergestalt erklären, daß widrigenfalls diejenige von aller Promotion und Beförderung zu Hoff- uud Civit- CliLi-Zen in unsern Reichen und Landen aus- gefchlosten seyn sollen. 4. Wiewohl wir nun mit sonderbarer Vorsorge und grossen Kosten nichts erwin- den lassern alle und jede nach ihrem Stande, welche sich in unser Königl. Acadeir.ie begeben wollen und sollen, darinnen mit Gemacheren zuversehen; nichts destowonaer, weilen vermuthlich die guteBewinhung midfon- derliche Vorsorge (indem wjr mit grossen Kosten allergnadigst uns angelegen siyn lassen, gelehrte Leute und tüchtige Lxcrcirien- Meister zu aller vollkommenen Unterweisung undVttgllÜLWs ruveryrdnen) zu einer grössere« 62 Irnterdti und Ansprühe scren Anzahl als in der Academie gemächlich wohnen können, Anlaß geben möchte, so haben wir biß auf weitere Verfügung die Anstalt allergnädigst gemacht, daß unser jetziger oder künfftiger Ober-Hoffmeister auf unsere Kosten, falls in der Academie kein > Raum übrig wäre, selbige in der Nahe bey guten und bekannten Leuten logiren soll, biß ; selbige in die Acad#mie können aufgenommen werden; jedoch daß sie, als bey der Aca- ■ demic eingeschrieben, und darinn einverleibt, ihren Unterhalt, und Unterweisung nebenst , denen Freyheittn, gleich und allerdings s» ! vollkommen als wann sie mit den anderen irr ; der Academie logirten, zugeniessen haben. ! 5. Die Sachen und Streitigkeiten, so ! in dieser Academie vorfallen, sollen von dem j Ober - Hoffmeister erörtert, und entweder gleich in ter Güte abgehandlet, oder durch ! einen vernünfftigen Verweiß gehoben wer- ^ den. Würde aber die Sache von sonderli- | cher Wichtigkeit befunden, soll damit nach ■ Inhalt des nächstfolgenden Capitels 6. Arr. verfahren werden. 6. Solle auch eine grosse Mißhandlung, wieder Vcchossen, darinn vorgehen, so soll die nächst« Wache, sobald dteselbe gefordert wird, dem Ober-Hoffamster hierunter zu Hülffe kommen; nachgehends aber uns selbst die Sache zu weiterer allergnädigstrr Resolution allttUMllMigst vorgetragen wer, den. 7. Nie- t>Ä5 Rön igs zu Danemarck. Lz 7. Niemand so von der Academie, stuf unsere allergnadigste Genehmhaltung, verwiesen ist, soll allhie in der Stadt bey jemand sich aufhalten, oder geherberget werden, unter 50. Rthlr. Straffe ; noch zu einer Bedienung, ohne von uns ergangene sonderbare allergnadigste Bewilligung, .ange- nommen werden. Cap. II. Von der Academie, den Aesdemisten und deren Bedienten allergnä-- digst ertheilten Freyheiten. ». Damit ein jeder, weicher dieser Acada- mie entweder vorstehet, oder darinnen ftudj» ret,mlt desto grösseren Fleiß undEiffer allem, was demselben darinn zuthun vl'ileget,nachr kommen, und die Academie selbst darüber zum erwünschten Anwuchs und Aufnehmen gedeyeu möge, so haben wir nachfolgende Privilegia^ fö wohl bet Academie selbst, als denen Acadernisten, und allen so darinn gehören, allergnädigst erihetlet; doch soll sich niemand derselben, ausser denjenigen, so sich nach diesen Statuten gebürltch anschicken, zuerfreuen haben. 2. Sodann erklären wir Krafft dieser unser Königl. kundarion , daß wir diese unsere Königl, Ritterl. Academie, deren Hauß und Wvh- 64_ saf frese und Ansprüche Wohmungen, wie auch alle darinnen itudi- rende unid sich aufhaltende, sowohl den Ober, Hojflweistcr, die prokellorn, Inspedor, als Exercitien - Meister, mit ihren Ehefrauen und Kindern, Leuten und Dienern, Haab und Gut, beweg, und unbeweglich, insgesammt in unsern Königl. Schuh und Schirm wider alle Gewalt und Unrecht al- lergnadigst auf und anehmen ; wie wir dann auch hiemit allen und jeden, wer die auch seyn mögen, ernstlich verbieten, ermeldte unsere Academie und deren Pcrsohnen durch Schaden Hinderung oder Nachkheil einiger mästen zubeschweren oder zudeunruhigen. j z. Wir haben auch allergnädigst bewillk, ; get, wie wir dann auch hiemrt bewilligen und versprechen, daß ermeldte unsere Academi« mit ihrem zugehörigen Hause, und allen da, zu gelegenen Wohnungen, so lang die Aca- demic darinne gehalten wird, von aller Auf, läge, als Grundschatz * Emguartirung und allen anderen Bürden, unter was Nahmen dieselbe genannt werden können, allerdings frey und ausgenommen, auch nicht weniger, : als unser Königl. Schloß, dir Burg-Gerechtigkeit gemessen sollen. 4. Gleichfalls sollen alle und jede, so sich in dieser Königl. Academie aufhalten, oder selbiger einverleibet seynd, mit ihren Hoffinei, gern un& Dienern, von allen persöhnlichen Schae der Academie zu Coppenhagen. 65 Schalungen, wie die auch Nahmen haben, befceyrt seyn. 5. Auch haben wir dieser unser Königs. Academie, ein eignes Gericht allergnadigst vergönnet, worinn der Ober - Hvffmeister Insidern , und die Professores Theologis, Juris, Eloquentiae, und Matheseos, Assesso- Tes seyn sollen; welches Gericht sich dennoch nicht weiter als auf die Academisten, ihre Hvffmeister und Diener, sie mögen in der Academie oder ausserhalb derselben ihre Behausung haben, gleicherweise auf alle andere Academie-Bediente, so darinn logiren,auch Lxercikien- Meister, so viel ihre Acaderni- sche-Verrichtun^betrifft, erstrecken soll; und zwar nach den Statuten, so bereits der Academie von uns ertheilet sind, oder künsstig ertheilet werden möchten; aber in allen anderen Sachen werden die Bedienten und der Academie Exercitien -Meister vor unserm Burg-Gericht, der Ober-Hvffmeister, die Professorn, Stallmeister, und Inspector vor unserm Hoff- Gericht belanget. 6. Wann einiges Versehen von jemanden begangen wird, so nach Erachtung des Ober- Hofmeisters härtere Straffe verdienet, so laßt er die Gerichts - Assessores berussen, welche alsdann auf seine Einladung an den darzu verordneten Ort erscheinen, die Sache zu erwegen, und mit dem Ober-Hofmeister nach Befinden entweder in Brüche, Arrest, Suppl. P. DesJ. H. m.Zb, E Ab- 66 Fwndation und Privilegia Abweisung vorn Tisch und Exercitien, _jutn Gefangnüß oder auch in gänhliche Uelcga- rion mit Urtheil und Recht zn erklären gehalten seyn sollen. Jedennoch wann die Urtheil auf die Relegation ausfallt, soll selbige zuvor, ehe man zur Eröffnung schreitet, uns von dem Ober-Hofmeister ailerunterthänigst instnuiret, und unser endlicher Schluß darüber erwartet worden. 7. Der Academie - Secretarius , oder Schreiber, soll ein durchzogenes, numenr- tes, von dem Ober-Hofmeister unterschriebenes, und mit der Academie Jnsigel, so wir dazu allergnädigst gegeben, versiegeltes Ge- richts-kcörocoil halten; in selbiges sollen die Beschaffenheiten der Sachen, des Gerichts Stimme und darauf ergangene Urtheil eingeführt, und von dem Academie- Secretario, oder Schreiber, öffentlich verlesen werden. Der Ober-Hofmeister aber hernach die Hülf- fe ergehen lassen. 8. Wir haben auch die Academie mit zweyen silbern Sceptern begnadiget, so vor unserm Ober-Hofmeister, so offt eine Ora- tion oder Disputation in dem Auditorio Academia- öffentlich gehalten wird, von seinem Zimmer bis in das Auditorium und wiederum zurück, von zweyen dazu bestellten Pedellen mögen getragen werden, welche in dem Auditorio mit den Sceptern vor des Ober-Hofmeistttö Stuhl, so lang derANur der Academie zu Coppenhagen. 67 währet^ stehen sollen. Diese Pedellen sollen in denen dazu verordneten Röcken undBon- netcn selbige Aufwartung verrichten, aber nach geendigtem Actu solche wiederum ablegen , und ihre gewöhnliche Kleider tragen; deren Geschaffte sollen zum Theil auch hier- innen bestehen, daß sie die Vollstreckung der Urtheil, wie sie es zu verantworten sich getrauen, befördern sollen. 9. Wir wollen auch allergnadigst, daß das Acaciemie- Siegel unter den Urtheilen, Er- lassungen, und Beurlaubungen, so bey der Acadcmie vorfallen, und von dem Ober-Hofmeister ausgefertiget, auch vom 8ecretario oder Schreiber neben gezeichnet sind, gesetzt werden soll. 10. Wir verstatten auch der Academie alle andere Akademische Gerechtigkeiten, als Programmata, Orationes und Disputationes auszugeben, jedoch daß von dannen keine Programmata, ohne allein in Sachen, so die Academie betreffen, ausgehen, auch weder Oratione, noch Disputationes zum Druck befördert werden, ohne allein die von den Professor«! der Academie, Academisten, und ihren Hoffmeistern, und zwar auf des Ober-Hofmetsiers vorhergehendes schrifftli» ches Gutachten, daselbst gehalten werden. 11. WaS die Acadermsten insonderheit anlanget, so haben Wir allergnadigst bewilliget, daß diejenige, welche sich «1 dieser E 2 Aca- L8 Tunäntion und Privilegia _ Academie aufhalten, einen freyen Zugang zu unserm Hofe haben, und bey allen alldor- ten vorfallenden Lustbarkeiten sich finden mögen; Wir wollen auch alle diejenige, welche sich in dieser unser Academie perfectionitt und tüchtig gemacht, sowohl fremde als unsere eigne Unterthanen, vor andern zu öffentlichen Bedienungen m unfern Reichen und Landen allergnadigst befördern. 12 . Wann von denAcademisten jemand, oder von denen, so zu der Academie gehören, vor diesem oder jenem Gericht sich in einen Rechts-Handel einzulassen genöthiget wird, alsdann soll ihm ohne Verzug, mit wem er auch zu streiten hat, zu Recht ver- holffen werden. 13. Wer auch denenselbigen ohne billige Ursache einiges Unrecht zuzufügen fich unterfangen möchte, soll über die ordentliche Straffe, worein er nach dem Gesetze verfällt, zur Academie zehrn Rrhlr zu entrichten gehalten seyn. 14. Wie wir diese aufgerichtete und fun- dirte Academie mit sonderbarer Gewogenheit allergnadigst ansehen, und nicht weniger mit eniem allergnädigsten Absehen zu aller Angehörigen Nutzen/ allem Unheil,so von Schulden und Leihen entstehen kau, vorbeugen wollen, also priviiegiren wir hiemit allergnadigst alle zu der Academre Gehörige, nein- lich die Academifien, ihre Hofmeister und der Aeademk zu Loppenbagen. 6- Diener, wie auch alle andere Academie-Be- dlenten, von dem Höchsten bis zu dem Niedrigsten, jedennoch den Ober - Hofmeister, die Professoren InlpeÄor, Lxercirien-Meister und ihre Familien ausgenommen, daß von dato dieser Gesetze und Statuten an gerechnet, wegen nach selbigem Tage eingegangener Schuld niemand hinführo am Leibe oder Gut angegriffen, verurtheilt, oderexe. quiret werden möge. 15. I" Kriegs - Zeiten sollen die fremde Acadcmisten nicht aufgehalten noch arrcriret werden, ob wir gleich mit ihren eignen Lan- des-Herren Krieg führen mochten. 16. Auster demBereiter an bet Academie soll niemand Schola«n anzunehmen, und selbige in der Reitkunst zu unterweisen, oder Pferde abzurichten sich unterstehen: Massen dann auch denen übrigen Lxercirien r Meistern, so in der Academie ihre Aufwartung verrichten, wann sie bey der Academie dadurch nichts versäumen, andere in der Stadt zubedienen erlaubet seyn solle. Cap. in. Von dem Qber-HofftNeister. i. Zum Ober - Hvffmeister dieser Academie soll allemahl eine wohl-qualistcirte und tüchtige Person angenommen werden. Sel- bigern soll die fleißige Aufsicht über die Aca- E 3 demie, 70 Fundatiori und Privilegia, demie, Professores, Academiften, den Inspector, vpojfinciffet und aüc Exercitien- unö Sprachmeister anbefohlen seyn , damit alles nach unserm allergnädigsten Absehen einen glücklichen und guten Fortgang gewinnen möge. L. Er soll mit Fleiß vornemlich dahin sehen/ daß die Jugend in der wahren Gottesfurcht/ dann auch in allen andern nöthigen und rühmlichen Wiffenschafften, Künsten und ritterlichen Übungen gründlich unterweisen/ auch daß alle Tages, Morgens-und Abends, das Gebet auf die von uns allcr- gnädigst vorgeschriebene Weise, zu solcher Zeit, welche der Ober- Hossinerster schrifft- lich ansehen soll, gehalten werde. z. Er soll fleißiges Einsehen haben, daß ein jeder seine Geschaffte der Gebühr nach verrichte, damit alles in guter Ordnung gehalten, und dieser unserer Königlichen Fundatiori und Statuten von allen und jeden mit allerunterthänigsten Respect und Gehorsam nachgelebet werde. Jmmassen er allen anderen in der Academie mit vernünffligen Verhalten fürleuchten, und ihnen in allen Dingen ein gut Exempel geben soll. 4. Wann er versvüren würde, daß jemand unter den Acadcmisten nach ein-lind andermachlergangener Erinnerung seine Zeit entweder aUcrdlNgö.übel, oder sehr unnützlich anwendete, jniD seinen Studien unö Exercitien der zu Coppenhagen. 7» rien nicht mit gebührenden Fleiß abwarten möchte/ alsdann soll er selbiges denen Eltern, Vormündern oder Vlnls-Verwandttn zu näherer Anordnung schrifftlich zuerkennen geben, damit die Kcputarion der Academie, wann nur geringe Frucht gespürt würde, solchergestalt nicht gekrancket und angeschmi- het werde. Gleiche Vorsorge will demOber- Hoffmeisier obliegen, wann die Hoffmcister die Schrancken ihrer Schuldigkeit überschreiten, die Erbarkeit aus den Augen setzen, rrnd nach geschehener Ermahnung sich nicht besseren wollen, und soll er auch insonderheit dahin sehen, daß sie, so viel immer möglich, bey denen ihnen anvertrauten 'Academum in- und ausser Der Academie zugegen zufeyn angehalten werden, auch selbige, wann sie mit ihnen auf ihren Carnern besonders sind, in den Scudieu und anderen nützlichen Dingen unterrichten mögen. Die Profeslorn so in ihrem Amt nachlaßt erfunden werden, oder uu unordentliches Leben führen, soll er zum ersten mahl besonders ermähnen, und da sie sich nicht bessern würden, uns selbst zu weiterer allergna- digsten Resolution allerunterthänigst solches vortragen, welches gleichfalls vom IncheÄo- re und allen anderen Rxercicien- und Sprach- meistern soll verstanden werden. 6. Der Obcr-Hoffmeister soll die Acade- misten nach Bksindung der Sache mit Glimpf E 4 und 72 Ftindaiion und Privilegia und Ermst straffen , und hierinn weder durch AKeÄen,noch Ansehen der Person sich übernehmen lassen. 7. Er soll keiner Ursachen halber einen dem andern in der Lxcrcmen Unterweisung und Umgängnuß vorziehen, sondern höhere und geringe gleich wehrt halten, ansehen und beförderen. 8. Wann jemand in die Academie aufgenommen wird, soll er demselben diese unsere Verordnung erst vorlesen, und darauf mit handgegebenerTreue die Zusage empfangen, daß er sich darnach gehorsamst richten und halten wolle. Doch sollen die Fürsten, Grafen und Freyherrn, welche ihre Hoffmei- ster bey sich haben, damit verschonet seyn; ihre Hossmeister aber oder Informatoren sollen geloben und versprechen, daß sie nicht aU lein für sich selbst dieser Verordnung gehorsamen, sondern auch ihre anvertraute Herren derselben gehorsamst nachzuleben anhalten wollen, 9 . Er soll ohne unsere allergnädigste son- > derbare Erlaubnuß nicht über acht Tage I von diesem Ort sich entfernen. Mittlerweil soll der Hcadcmie IntpeÄor in seiner Ab, ! Wesenheit auf alles acht haben, daß im geringsten nichts versäumet, sondern in allem gute Ordnung gehalten werde. Solte aber der Ober - Hossmeister auf unsere allergna- ! diaste VergüusiiZung langer ausbleiben, sol, I len ! der Academie zu Loppenhagen. 73 len bic Professores mit bem Inspectore was vorfallen möchte mit einander in Erwegung nehmen, und durch gemeine Berathschlagung alles dahin lencken, daß der richtigen Ordnung kein Einbruch geschehen, sondern die einschleichende Mangel abgekehrt und vermit- let werden mögen. 10. Der Ober-Hoffmeister soll dahin sehen, daß die AcademifTcn, nach dem mit dem Spcißmeister in unserer Rent-Cammer aufgerichteten Oonrract mit Essen, und Trincken gebürlich versehen werden, damit das Essen reinlich und wohl zugerichtet, von guten frischen und gelassenen, wohlgebraten und gesotten, das Brod von ausgesichtem Mehl wohl gebacken, und das Bier wohl gekocht sey, damit man sich darüber mit Recht zube- schweren keine Ursäch haben möge. n. Der Ober-Hoffmeisier soll das Essen von denen dazu verodneten Tafel, Decker» und Academic Dienern des Mittags richtig um zwölff, und des Abends um sieben Uhr auftragen lassen, mithin es also halten, daß nicht über eine Stunde gefpeiset werde, und soll der Speißmcister besserer Ordnung halber selbst als Küchenmesser die Speise aufsehen, und währender Mahlzeit damit gute Aufsicht, seiner Verpflichtung und aufgerich- ttr Handlung nach, zugegen seyn. 12. MeFürstlichePersoncn sollen allemahl an desObmHoffmesscrs Tafel speisen, und E s da- 74 Fundatiori und Privilegii dasilbst ihre Plätze nach der Zert wie sie in die Acaclemie aufgenommen scynd, für anderen haben. Die übrige Academi|]en aber sollen einer nach dem andern an des Ober- j Hoffmeistcrs Tafel speisen, daß also diejenige, welche den einen Tag alldorten gesessen, den folgenden Tag an einer anderen Tafel speisen, biß alle Academisten a.« des Ober- Hostmcisrers Tafel gespciset haben. Jedoch sollen Grafen und Freyherren, bey welchem Tisch sie sitzen, den Vorzug für andern Aca- ; demiftcn nach den Privilegiis gemessen: so sollen auch die Grafen unter ihnen selbst, die Freyherren unter sich, und die andere Acade- mi|lcn ebenmäßig unter sich, nach dem Alter ln der AcadeiT.je, ihre Ordnung halten. Glcichergestalt soll unter den Hoffmeisiern und AcsdemieOber-Bedienten an der ersten Tafel mit einem oder zween zugleich, welche von dem Ober-Hoffmeister verlanget, und vom Speißmeifter gefordert worden, die Abwechslung gehalten werden. iz. Der Ober-Hoffmeister soll selbst mit den Academisten fpe-scn und dahin sehen, daß alles unter der Mahlzeit sein ordentlich zugehe, und keine Unrichtigkeit oder Unruhe in der Tafclsiuben, allwo gespeiset wird, entstehe, auch zu allen nützlichen Difcurscn, so GOtt zu Ehren, der hohen Obrigkeit zu Vencrarion, treu- und unterthanigsten Gehorsam, und allen und jeden «sich Slstiideö Beschaffenheit zu der Academie zu Loppenhagen. 7< gehörigen Respect und AVsäyrigkeit gereichen, allemahl Anlaß geben. Die Demuth, Frömmigkeit und Mildigkeit gegen die geringere : die Ehrerbietigkeit^ Treue und Gehorsam gegen die höhere: Bescheidenheit und Höflichkeit gegen ihres gleichen; Wahrheit in Worten, Aufrichtigkeit in Wercken, Ernst- haffngkcit und Bedachlsamkeit in beyden soll er rühmen. Hingegen das grosse Prahlen und Pochen, Zorn und Unbedachlsamkeit und alle dergleichen Unbescheidenheike» und grosse Untugenden tadle», und widerrathen. Wann er aber selbst nicht zugegen ist, soll der Inspector, wo er zugleich Professor ist, an der ersten Tafel oben an sitzen; jedoch daß des Ober-Hoffmeisters Stelle ledig gelassen werde. Sonsten soll der Inspector Mittags und Abends an einer von den ande- rcli Tafeln speisen, und daselbst oben an sitzen. Wann der Ober,Hoffmeister über 8. Tage abwesend ist, sollen die Uroscisore; einer nach dem andern an des Dbcr-Hoffmei- sters Tafel zu Mittage speisen, und daselbst nechst des Ober-Hoffmeisters Stelle ihren Platz nehmen. 14. Auf dieKrancke und Bettlägerige soll er mit guter Aufwartung, Nedicamenten, dienliche Speisen und anderen Nothwendigkeiten fleißige Aufsicht haben; sötte jemand von den Academijkn m eine' ansteckende Kranckheit fallen, soll er zu dessen Aufwark- und 76 Fundatiori und Privilegia und Unterhaltung alle nöthige Anstalt machen , und da es nöthig wäre denselben mit gutem Zimmer und Aufwartung in der Stadt versehen lassen, damit solche Seuche, so weit ! möglich, von der Academie abgehalten wer- : de: jedoch sollen die ausserordcntliche Unkosten am Arhneymittlen und dergleichen von ! den Academiften selbst bezahlet werden. ! Nachdem auch in der Burg-Stube nack) unser ! allergnädiglichen Verordnung 14. a 16. 1 Schlaf-Bäncke für die Unter-Bediente angeschaffet sind, damit sie an einem L)rt zu füg- : licher Aufwartung versamlct, und eine Feue-- i rung ihnen allen genug,und destowcniger Ge- ! fabr für Feuer, so GOtt gnädig verhüten ! wolle, sevn möge; so wollen wir allergnä- i digst, daß der Ober-Hoffmeifter in der Aca- > mic eine Kammer absonderlich mit zween Betten ihm vorbehalten soll, wohin die Kran» ! cke Unter-Bediente sollen gebracht werden, ! damit sie daselbst die Ruhe geniessen und biß ! zur Genesung wiederum gedeyhen, sich der Artzneymitlen bedienen mögen. Diese Kosten sollen nach des Ober-Hvffmeisters Attestat gut gethan und aus unser Cassa bezahlet werden. Da wir dann nicht zweiflen, er werde in diesem allen Christliche Vorsorge für die Krancken tragen, auch nicht weniger die Gesunden bey guten Aufseyn zuerhalten, allen Fleiß Anwenden. Es sollen aber die Academifstn für ihre eigne Diener selbst Sorge der Academie zu Loppenha gen. 77 Sorge tragen, und selbe aus der Aeademie, falls Gefahr von einer klebenden Kranckhtit zubesorgen wäre, wegschaffen; welches dann auch mit den Unter Bedienten in der Acade- rnie, und alle» und jeden, da eine ansteckende Seuche einreissen möchte, in acht genommen werden soll. i 5 - Er soll öffters umher gehen, die^ca- tiemisien auf ihren Kammern früh und spät besuchen und sehen, ob alles bey ihnen in guter Ordnung ist: bißweilen sich, wann die professores lesen, einfinden, um zu erfuhren, was die Acadcmisten in ihren Stunden gewinnen; auch an andern Orten, wo die Exercitien getrieben werden, sich sehen lassen. Damit alle und jede, sowohl die da lehren, als die lernen, in Obacht genommen, und dadurch beydes der InffcLkor und die Hofmeister durch sein Exempel desto kräfft-ger angefrischet werden, zugegen zu seyn, und was ihnen zukommt, ihrer Pflicht und Schuldigkeit nach zu verrichten, wann der Ober- Hofmeister entweder Schwachheit oder anderer Ursachen halber verhindert wird, oder nicht gegenwärtig ist. ,6. Er soll ein Buch zur Matrickl halten, welches durchgezogen und versiegelt seyn soll, worinn er unter Tag und dato alle und jede, welche in die Academie aufgenommen werden, sowohl Academisten als ihre Hofmeister und Unterweiser einschreiben soll, dergestalt, 78 Tumiation und Privilegia statt, daß er allezeit ihr Älter hmzulhue, wie dann auch, ob sie vorhin an einer andern Academie, und wo sie sich aufgehalten haben, mit anfüge. Gleichfalls soll er ein ander Buch durchgezogen undversicgelthaben, und darinnen derer Nahmen, die ablrelten, unter Tag und dato, wann sie reifen, anzeichnen. Ausser dem Halter auch ein Buch über der Academie Einnahme und Ausgabe, und läßt durch den 8ccretarium oder Schreiber ein Ccmrra-Buch hatten, welche zwey Bü- > cher von einem Renifchreiber sollen contra- signiret werden. 17. Was den Stall und fo dahin gehöret, es feye klein oder groß, anbetrifft, weilen wir einen Stallmeister, einen Bereiter, einen Creat, Stallpurfch und Pferde aller- gnädigst verordnet haben, fo lassen wir es nach unserm allergnadigst aufgerichten Re- ! glement bewenden: doch soll der Ober-Hofmeister darüber die Ober-InffeLkion haben, damit alles in genaue Obacht genommen, und uns allerunterthänigst hinterbracht werde, da irgendsetwaswidereinesjeden Pflicht und Schuldigkett sich ereignen möchte. Der Bereiter fpeisit in der Tafel-Stube, der Creat aber in der Burgstube, und soll der Creat unter des Ober-Hofmeisters Auctorität auf alle dahin gehörige Personen die Aufsicht haben, damit richtige Ordnung, wann gebetet und gespeiset wird, Morgens und Abends der Academie zu Coppenhagen. 79 Abends zu denen Stunden!, fi> der Ober- Hofmeister ansetzet, undsonstenallezeit,wann sie in der Burgstube versammelt sind, gehalten werde. Da aber jemand von der Academie oder Academisten - Dienern etwas ungebührliches begieng, oder sich gegen ihn auflehnte, soll ers alsobald demOber Hof- meifter hinterbringen, damit ein solcher deßwegen zu gebührlicher Straffe gezogen, oder nach Befinden abgeschaffet werde. 18. Endlich soll er ihm höchlich angelegen seyn lassen, daß alles, was allhie allergnä- digst verordnet, und er sonst finden möchte, daß er zu der Jugend Nutzen etwas beytragen könre, allerunterthänigst beobachtet werde, und nichts von allem verabsäumen, so dieser Köntgl. Academie Ansehen, Aufnehmen, und Kepurzrion befördern und vermehren könne, wie er solches für GOtt, für uns und seinem eignen Gewissen zu verantworten sich getrauet. Cap. IV. Von den Professoren, dem IissxeÄor, Lxercicren und Sprachmeistern. I. Die Professoren wollen wir selbst al- lergnadigst einsetzen, und entweder von hiesiger unser Universität oder anderstwohcr be- ruffen; wann aber jemand von ihnen mit Todt So Tu niatiou und Privilegia Todt ab-gehen würde, e-nen andern an dessen Stelle verordnen. Diese sollen die Jugend in unser Königl. Ritler-Academie zu gewissen Zeiten sowohl in See Theologie und Prin- . cipiis fidei , als in Jure Publico & privato , Mathesi, Eloquentia, Historia, Politica, Genealogia, Geographia, nachdem eines jeden Sinn zu diesem oder jenem Studio Be, ! Uebung trägt/ informiren ; und wollen wir i ihnen für solche ihre Dienste gewisse jährli- j ehe Salaria zulegen, die ihnen, nach unserm " deßwegen allergnädigst aufgerichteten Reglement, bezahlet werden sollen. 2. Selbige Professors sollen mit allem Fleiß die Stunden, so ihnen von dem Ober- Hofmeister angesetzet werden, abwarten, wie auch, so viel immer möglich, sich nach eines jeden captu lenckcn, und keinen Unterschied unter denen Academisten machen, noch einen dem andern vorziehen, sondern alle und jede mit gleichem Fleiß und Treue sowohl öffentlich als besonders unterweisen. 3. Alle halbe Jahre, oder so offt der Ot der-Hofmeister es für nöthig erachtet, soll durch ein gedrucktes Placat eröffnet werden, zu welcher Zeit und Stunde ein jeder Offi* ciant, sowohl die Professores als Exercitien- meister, ihre Verrichtungen mit den Academisten vornehmen sollen, damit ein jeder sich darnach richten, und zu solcher Zeit einfin- den könne, 4« Sie der Aca&emie zu Coppenhagen. zr 4. Sie sollen Fleiß anwenden, daß die Academisten dasjenige, was sie denselben für- lesen, wohl fassen, anbey selbige in Sachen, die sie nicht begreiffen, sich mit ihnen zu befragen erinnern, mithin bey folgender Le- ction durch eine fügliche Widerholung was, sie jüngsthin gelesen, wiederum vorstellen. Sie sollen selbige auch im Oiiputiren fleißig üben, und zum wenigsten alle Monat ein Exercitium Disputatorium mit ihnen entweder pudlice oder privarim halten: allezeit aber in solchen Materien, die der Jugend zum Ruhen und Vortheil gereichen können/ damit sie solchergestalt nicht allein, wovon gehandelt worden, fassen, sondern zugleich zum viscurriren, wann und wo es dleRvth erfordert, angeführet werden mögen. s. Da jemand von den Aeademistenpkl- vata Collegia zu hören verlangen würde, soll denftlben zugelassen seyn, solche sowohl bey angeregten ?rofcllc>ten der Königlichen Ritter-Academie, als bey andern Profcslb* ren hiesiger unser Königl. Umversität zu halten ; jedoch daß es mit Wissen des Ober- Hofmeisters geschehe, was irgend diese Statuten erfordern, damit svnsten nichts dar- durch versäumet werde. Es sollen aber für solche Collegia privata die Pfofessorcs von den Aradermsten absonderlich bezahlet werden. P. Des A. H. lli.tb. F L. Sie Tunäation und Privilegia 6. Sie sollen demOber-Hoffmeister allen KespeLb erweisen/gegen Die Academiflen, fi> ihre Dienste begehren, sich höflich bezeigen, undjeinig und friedlich miteinander leben, auch den Academisten mit guten Exempeln in der Gottesfurcht, Lehre, und guten Wandel vorleuchren. 7. Der InsseÄor an der Königl. Academi« soll, so weit es zu seinem Amt gehöret,zu des Ober-Hoffmeisters Nachricht, um alles was bey den Academisten und ihrem Hoff- meistern passivct, mit allem Fleiß und Ernst sich erkundigen; jedoch nichts darinn ohne Vorwissen des Ober-Hoffmeisters, nach dessen Befehl er sich zu richten hat, unternehmen: und soll es seinem Belieben nicht anheim gestellt seyn, entweder dieses oder jenes zuverschweigen, oder eigenem Gefallen nach zubeschelten; inmassen dem Ober-Hoffmei- ster hierüber selbst zu relolviren gebüren will: wie dann auch, wann der Ober-Hoffmeistee vor gut befinden wurde, die Academisten und Hoffmeister vor sich zuforderen und freundlich znermahnen, oder auch insgeheim mttge- büriichen Verweist zu straffen, soll der inspector, wo er dazu eingeruffen wird, nichts von dem Seinigen in Gegenwart des Ober-Hvff- meisters hinzuthun, sondern es dabey beruhen und bewenden lassen, wie es der Ober-Hoff- meister selbst mit gelinden oder harten Worten erimitty shkk schaffen möchte, r. Dex der Äcaäemte zu Loppenhagen. 8 S ‘ 8. Der lnspector soll allerdings in derAcg. demie logircri/ und insonderhet daraus nicht übernachten. Wann aber der Obcr-Hoff- meister selbst zugegen ist/ soll er dessen Ordre/ früh oder spät der Academifkn Zimmer zu- besuchen, erwarten, daftrn der Ober-Hoff- meister selbften wegen Schwachheit oder anderer Zufälle und Geschaffte solches nicht verrichten könte. Jedoch soll er in Abwesenheit des Ober-Hoffmcisters diese Verrichtung mit aller Diskretion und Höflichkeit fuhren, nach der Weife, die der Ober-Hoffmcister selbst gebrauchet und der Inspector vernehmen kan, wann er ihme zufolge» wird gefor- dert werden. 9. Der InspLctor an der Königl. Äcadc- mie soll Mittags und Abends an der Tafel speisen, und zwar solcher gestalt, wie im 3» Cap. im 13* Art. gemeldet wird: gleichfalls dem Morgen- und Abend-Gebet beywohnen, und also den Academi)!«! und ihren Hoff- meistern ein gut Exempel gehen, auch alle» Fleiß fürwenden,daß das Gebet mit Andacht verrichtet werde. 10. Der inspector soll insgemein,wie vor erwehnt, auf alle Academisten acht haben, insonderheit aber soll er sich diejenigen, welche kerne Hoffmeisier haben, angelegen seyn lassen, selbige in genaue Obacht nehmen, und in guter Ordnung halten. Solle auch et- was i-n einem und anderen, wann derOber- F 3 Hoff- 84 Fundation und Vrivitegi* Hoffmeister nicht zugegen wäre, unrichtig sich' ereignen, alsdann hat der InlsieÄor hierüber zuäispomren, doch daß er die tLchrarv Gen der Ermahnung und einer höflichen Cor- rection nicht überschreite. Fallt aber etwas wichtiges vor, soll er biß zu desOber-Hoff- Meisters Widerkunfft selbiges äiüimuliren, wv die Sache es leiden kan, widriges falls soll er uns selbst durch ein schrifftlicheS Memorial zu weiterer allcrgnädigstcn Anordnung solches allerunterchänigst vortragen. ii. Über ermeldte ?ro5eflc»rn und Inspe- Lior sollen auch nachfolgende Lxerenien- und Sprachmeistcr verordnet seyn, welche die Jugend in allen ritterlichen Lxerciricn und fremden Sprachen fleißig üben und unter« weisen sollen, i) Ein Stallmeister, und unter ihm ein Bereiter und Curat, welche die Jugend im Reiten, Kopf-Ring, Guintan- Rennen, und allen anderen ritterlichen Lxer- eikien zu Pferde unterweisen sollen. 2) Ein Fechtmeister, so die Jugend im Fechten unterrichten soll, und da er zugleich sie in der lourmcc-Kunst, im Fahnenschwingen, in der kicgue, Volkigtren und dergleichen andern Dingen informiren wird, soll er dafür absonderlich bezahlet werden, und sollen ihm oder 2. Vorfechter, wie die Zahl der^ca- ilemisten solches erfordern würde, vergönnet werden. 3 ) Eist Tantzmeisiek, welcher sie auch in höflichen Lerimonien, und was da- der AcaAemk zu Copperchageti. t f hin gehöret, unterweisen soll. 4) Ein Lxer- cirer in Umgucken, kicgucn,Fahnenschwiti- gen, Voltigiren, und l'ourniren, dafern der Fechtmeister solches zugleich nicht verrichten kern. s) Tüchtige Meister, so die Jugend in der inßenier- Artillerie und Navigations- Kunst unterrichten sollen. 6 ) Ein Sprach- meister so in der Frantzösich-und Jtaliäni- scheu Sprache unterweisen soll. 7) Ein Rittmeister. 8) Da sich jemand im Ballspiel üben will, soll er auch dazu Gelegenheit finden, jedoch daß es in den ledigen Stunden geschehe, damit die andere Lxercitien nicht darüber verhinderet oder versäumet werden. 9) So soll auch eine Truck-Tafel in der Aca- «lernte Tafelstube seyn, worinn die Acadc- misten sich der Gesundheit und Ergöhlichkeit halber, üben mögen; jedoch soll ihnen um Geld zuspielen keineswegs erlaubet seyn. 12. Vorbenannte ^.xcrc-nen.Mister sollen zu ihren bestimmten Stunden mit Fleiß aufwarten, ihre Scholaren treulich unterrichten, und was ihnen von dcmOber-Hossmei- fier anbefohlen worden, mit gebührenden Gehorsam ausrichten. iz. Es soll ihnen allerdings verboten seyn- von den Acaclemisten etwas zufordercn, sondern sie sollen sich mit ihrem Salario, so ihnen für ihre Aufwartung zugelegt und vergönnet ist, begnügen küssen; jedoch soll ihnen er-' raubt seyn, andere zu Hoff, und hier in der § z Stadt 86 Fundatio» unb Privilegia Stadt zu unterweisen, wann nur ihre ^chemische Geschaffte dadurch nicht zunicke gesetzt ! werden. Würde jemand hiewiedcr Geschcnck zunehmen sich unterstehen/ der soll den sechsten Theil seines jährlichen Salarii zur Aca- dcmie verbrochen haben. 14. Wie die Scholaren früh oder spat fiel) entweder auf der Reitbahn, Fecht- oder Tantz-Boden emfinden, sollen sie selbe ohne Unerscherd der Personen oder Standes bedienen/ es sey dann / daß der eine, so zu erst gekommen, aus Höflichkeit dem anderen, so nachahme sich einfindet, weichen will, damit die Zeit nicht unnühlich zugebracht werde. Glerchergesialt sollen sie selbst zu rechter Zeit, und zu denen von dem Obcr-Hoffmelsier angesetzten Stunden ein jeder an seinem Ort sich einfinden, und ihre Pflicht zum Aufnehmen der Academie und der Jugend besten in ge§ treue und fleißige Obacht nehmen. 15. Diese und alle andere, so in dieser Königl. Acadcmie Bedienungen haben und sonsten mit den Academisten umgehen, sol- len über den Eyd ihrer Treue, so sie uns al- lerunterthanigst schuldig seynd, dem Ober- Hoffmeisier ihren schrifftlichen Revers geben, daß, sobald sie zu solchen Diensten angenommen werden, sie die ihnen anvertraue Dienste treu und fleißig verrichten wollen, wie sie es für GOtt und einem jeden zuver- antworten sich gerrMn. c-p.v. der JcaJemie zu Loppenhagen. 87 Cap. V. Von den Academiflen und ihrem Verhalten. r. Welche sich in diese Academie begeben wollen / und darinnen ohne Hoffmeister auf- genommen werden, sollen sechzehen Aahr alt seyn; wo sie Hoffmeister haben, mögen si-, wann sie ihre vierzehen Jahr erreichet, eingenommen werden; jüngere aber werden nicht zugelassen ohne unsere sonderbare aller- gnädigste Bewilligung. Jedoch mögen Fürsten, Grafen, und Freyherren, wann sie zwölf Jahre alt seynd, hierin gelassen werden unter solcher Bcdingnuß/ daß sie mit einem Hoffmeister versehen seynd, und sollen sie also sich beydem Ober-Hoffmeister angeben, welcher sie immarriculiren, und ihnen ihr Zimmer anweisen wird, woraufsie dann ihre AntritS-Gelder, und zum wenigsten ein halbjährige Pension voraus zahlen sollen. 2. Und wie ein jedes wohlerzogenes Gemüth durch eignen Trieb GOtt vor Augen zuhaben veranlasset wird, also will insonderheit denen, so sich in dieser Academie aufhalten, obliegen, für allen Dingen der Gottesfurcht sich zubeflejßigen, die wahre Religion zuverstehen, Morgens und Abends etwas in der Heil. Schrifft zu lesen, und son- sten am Sonntag und anderen Fest-und F 4 Bet- 8$ Tunhtion und PrrviUgut Beträgen rechtschaffene Andacht spüren zu lassen/ fürnemltch all ihre 8ruäien und Vornehmen dahin zurichten/ daß GOtt dadurch grchret/und des Königs und Vaterlands Nutzen und Frommen befördert werde. z. Sie sollen an allen Sonn--Fest-und Vet-Tagen die Kirche, wann vor-und Nachmittag Gottes-Dienst gehalten wird, fleißig besuchen, und den Ort in unserer Schloß- Cap ell, so ihnen angewiesen ist, nehmen °. die jenige, welche ihre Jahre und Alter erreichet, f sollen offt das Hochwürdige Sacrament mit Ehrbietung und Andacht gebrauchen, und dazu, wie dieses heilige Merck an ihm selbst erfordert, sich Christlich bereiten: so sollen sie auch dem Morgen- und Abend-Gebet jedesmahl beywohnen, und nicht ohne hoch- wichtige Ursache und Erlaudnuß des Ober- Hvffmeisters sich davon abhalten. 4« Kemer soll Gottes Nahmen zu schwören und stuchen mißbrauchen, vielweniger von unserer Religion und Gottes offenbarten Wort schimpflich reden: solte jemand darwieLer mißhandle», und nach vorhergehender Ermahnung keine Besserung spüren lassen, der soll alsofort aus der Academie verwiesen, und nimermehr darmn wiederum angenommen werden. f. Sie sollen weder zuviel noch zu wenig von ihnen selber halten, und in allen ihren Dif- cnfea sich über dasjenige, fo die Regierung ange- der Acädemie zu Coppenhügen. 8^ angehet / des Oenlurirens sich enthalten- son, dern dieser Königlichen Wohlthat allezeit mit allem unlerthänigsten k^esseÄ und Danckbar- keit sich erinnern-wodurch sie dermaleins ansehnliche Verrichtung zu Goues Ehre- des KönigS Vergnügen und deß Vaterlandes Nutzen und Frommen zubedienen, fähig werden können. 6 . Die Wahrheit in Worten mit) Wer- cken sollen sie lieben- hingegen alle Lügen, Falschheit, Betrug, Verleumdung- Räncke, Schmäh-und Schand - Schrifften, Leicht-- serngkelt, Hurerey und Unzucht hassen, bey Straffe, nach Beschaffenheit der Sache. 7. Die zu ihrem Studium und Exercitien verordnete Stunden soll keiner von ihnen verabsäumen, damit die edle und kostbare Zeit nicht sonder Nutzen und Frucht dahin gehe, bey Straffe nach des Ober-Hoffmei- sters Erachten, die doch in keiner Geld-Busse bestehen soll. 8. Dem Ober-Hofmeister, denen Professoren, dem Inspector, und Exercitie»-Mei- ftern sollen sie allen gebührenden Respect erweisen: wann sie von dem Oder-Hofmeister gefordert werden, sollen sie unfehlbar erscheinen, was er zu erinnern haben möchte, mit Bescheidenheit annehmen, und seiner Anordnung gebürlich nachleben. Sie sollen sowohl des Tags als des Nachts, wann er ankiopftt, Ulld die Schlüssel nicht hat, ihm 8 5 ihre 9© Tundfition und Privilegia. ihre Lämmer - Thüren zu öffnen schuldig seyn. 9. Die Ordnung im Gehen soll unter ihnen nach ihrem Alter in der Academie gehalten werden; doch sollen die Fürstl. Gräflich-- und Freyherrliche Personen allemahl den Vorzug behalten: in ihrer Conversation so wolst unter sich als mit andern sollen sie sich bescheidcntlich, höflich und ehrbar bezeigen , allezeit feine Reden von ihnen hören lassen, damit solchergestalt allem Mißver, stand und Widerwillen vorgebeuget werde. 10. Zu solchem Ende soll alles Spielen, wie es auch genannt mag werden, in der Academie ernstlich verbothen seyn; spielen entweder die Academisten miteinander, oder andere, welche nicht zu der Academie gehören, mit ihnen, was es auch für ein Spiel seyn mag, wann solches auf Oeclir geschiehet, oder einer dem andern schuldig bleibet, soll derjenige, so gewinnet keineswegs die Bezahlung zu fordern berechtiget seyn, vielweniger dazu von jemand verholffen werden; zumahlen alle solche Verpflichtungen, sie seyen schriffl - oder mündlich, oder aufCavalliers- Parole eingegangen, in diesen Fallen yanh nicht angesehen, sondern hieinit für null und nichtig gehalten werden sollen: machet jemand eine Gewohnheit daraus, und will keine Erinnerung oder Vermahnung achten, dem soll dec Zmill zu unserm Hofe,,M er der Acaieme zu Coppenha'gen. 9 r den andern gestattet wird/ so lang er dabey verharret/ und keine Besftrung spüren lasset/ nicht erlaubet seyn. Solle auch jemand zu duellimi sich unterstehen/ so sollen die vuellirende sowohl als Lecundanren alsefort der Academte verwiesen / und ohnedem nach dem Gesetz gestrafft werden. Wenn auch einer den andern nur auffordern, und es gleich zu keinem Duell kommen würd-'/ derselbe soll gleicher Straffe unterworffen seyn; geschtehessaber jemanden zu nahe, dem soll von dem Ober-Hofmeister alle billige Satis- faction verschaffet werden. 11. Wie sie nun im Essen und Tn'ncken mäßig leben, und Fressen und Sauffen als eine böse WurHel zu allen kastern zu meiden gehalten scynd, also sollen sie sich auch der Sparsamkeit und Zierlichkeit in Kleidungen befleißen / dergestalt / daß ihre Kleider mehr sauber als kostbar und prächtig seyen, wie es dann ihnen viel anständiger ist, daß sie darnach streben, wie einer dem andern es vielmehr in Tugenden/ Geschicklichkeit und guten Sitten, als imPracht und Ubcrmuthzuvor thun möge. 12. Sie sollen keine Unruhe bey Tage oder Nachr weder in der Stadt noch in der Acadernie anrichten, auch keineswegs Schies-- sens halber Gewehr in die Äcadcmie bringen/ noch sonsten das geladen ist, darinn haben Mld gebrauchen, viel weniger dasclb- fien -H Ymhtion und Privilegia sten schiessen; will aber jemand sich in Schies- sen üben, so soll es mit Vergünstigung des Ober-Hofmeisters, und nach dessen Anordnung an dem darzu angewiesenen Platz geschehen; thut jemand dagegen, mib entweder bey Nacht oder Tage scharff schiesset, oder Raqueten und dergleichen fliegen lässet, der soll dafür nach Errichtung des Oder-Hofmeisters gestraffet werden, und dessen Buch- ! ft der Academie verfallen seyn. i;. Sie sollen keine Gaste zur Tsscl führen , viel weniger dir Rächt über bry sich in der Academie behalten, ohne des Ober-Hos- vieisters Nonsens und Erlaubnufl. l4. Ohne des Ober-Hofmeisters Wissen und Willen soll keinem aus der Academie zu gehen, viel weniger die Nacht übe: aussen ' bleiben, oder nach einem andern Ort zu verreisen erlaubet seyn; diejenige aber, wel- j che entweder in der Stadt oder cuf dem > Lande etwas zu verrichten haben, sellen da- ; zu um Erlaubnuß bey dem Ober-Hofmeister , anhalten, und zu rechter Zeit sich wiederum in der Academie einfinden, dafern sie sousten solche Freyheit hinfürv gemessen wollm. i^. Die Academie soll in des 8ecrersrn oder Schreibers und SpeißmeistersGegenwart verschlossen, und zwar im Sommer um io. Uhr des Abends, und im Winter um 9. Uhr, und der Schlüssel der Pforte derr Oder, Hofmeister $1! stiller Verwahrung geliefert «er- de» Acaiimk zu Toppenhsgen. yz >—-——-----— werden , biß selbige Morgens im Sommer «m <). Uhr, und um 6, Uhr im Winter in «rmeldm Aeademie-Bedienten Gegenwart vsiederum geöffnet werde; selbige sollen den Schlüsselvon dem Ober-Hofmeister empfangen, wie sie ihn des Abends zuvor geliefert haben, da dann allemahl der Pförtner folgen, und den Schlüssel tragen soll. Nach ermeldter Zeit des Abends soll die Pforte Lhne des Ober-Hofmeisters sonderbare Bewilligung nicht geöffnet werden. Wann aber zu Hofe einige Ergöhlichkeiten, als O- perrn, Commödien, Balle und dergleichen Lustbarkeiten vorgehen, soll die Aeademie, bis selbige geendet, offen bleiben. '6. Ihre Stuben und Kammern sollen sie fein, sauber und rein halten, und weder den Mcabien noch dem Gebäude selbsten Schaden zufügen; da aber dergleichen geschehen würde, soll, der den Schaden gethan, solchen alfofort auf seine eigne Kosten wiederum zuersetzen gehalten seyn. Wie sie dann auch mit Feur und Licht, damit kein Unheil oder Unglück darauf entstehe, behutsam umgehen sollen. 17 . Wann jemand von der Aeademie wegreisen will, soll er solches dem Oder- Hofmeister zwey oder drey Monat vorher zu erkennen geben, und mittlerwelle dahin sehen, daß alle seine Lreditvrss in oder ausser der Aeademie vor seiner Abreise richtig und zur 54 Fundation und Privilegia zur Genüge abgefrredet werden ; solle aber jemand durch seine Reise dergestalt übereilt werden, daß er es so lange Zeit vorher wissen zu lassen verhindert wäre, der soll dennoch ohne des Ober-Hofmeisters wissen und Consens sich nicht von bannen begeben. i8. Ohne Vorwissen und Einwilligung -ihrer Eltern , wann selbige allhier zu gegen sind, sollen sie keine Schulden machen, die Schulden aber, so in der Eitern Abwesenheit bey einem oder anden von ihnen möchten gemacht werden , sollen unkräfftig und von keinen Würden seyn; es wäre dann daß sich die Gläubige mit einem ärrestsc von dem Ober-Hoffmeister, welches der Rechnung in. ferirt werden solle, versehen hätten. Da aber jemand ohne angeregtes Attestat von dem Ober - Hoffmeister oder den Eltern ihnen borgen würde, mag derselbe ihm den Schaden selber zu dancken haben. Cap. VI. Von den Bequemlichkeiten/ so die Acadennsten in dieser Academie zu gemessen, und was dafür bezahlet werden soll. t. Untern andern Bequemlichkeiten, so sie allhie in der Academie zu einer so guten md gründlichen Unterweisung in allen rühmlichen der Acahmie zu Eoppcnhagen. 95 Uchen dünsten und Wlssenschafften cctatcffcn, stst diese nicht die Geringste daß sie mitKam- lmcrn, Betten, Stühlen, wie auch mit Feu- rung urd Liecht nach Nothdurffc versehen werden, wofür sie nichts absonderlich bezahlen sollen; jedoch daß davon nichts un- nühlichcr Weise verbracht oder von den Dienern anderwärts hingeführet werde. 2. Sie sollen auch beydes für sich und ihre Diener mit Essen dergestalt versehen werden , daß sie solches mehr zu rühmen, als darob Mißvergnügung zu empfinden Ursache haben sollen; und damit die Zeit in währender Mahlzeit nicht Fruchtloß verlohrcn gehe/ soll allemahl über Tafel etwas nützliches, insonderheit die Zeitungen an den Post-Tagen zweymal in derWochen in Lateinisch,Teutsch- und Frantzösischer Sprache gelesen worden. 2. Vor solches alles, nemlich Information im Studiren und Lxcrcirien, freye Kost mit Wein, Zimmern, Betten, Stühlen, Holtz, Licht und Unterhaltung, der Diener bezahlet eine Fürstliche Person für sich und dreyen Dienern jährlich sechshundert und funffzig Reichs - Thaler: ein Graf oder Freyherr so zween Diener hat vierhundert und funffzig Reichs - Thaler ; welche Tension in Vcrgleichnng der Unkosten, so sie sonsten an fremden Orten aufzuwenden ge- müßigtt werden, sehr gering ist ; Gestalt dann darüber weder Geschencke, noch sonsten z6 Fmidatioi} und Privihgix sten etwas auf andere Weise von ihnen zu ' forderen erlaubt seyn solle, ausser daß ein ' jeder, wie gewöhnlich, seine Antritts-Gelder nach seinem Stand und Condition gie- bet, nemlich eine Fürstliche Persohn i^o, Reichs- Thaler, ein Graf Freyherr und andere ohne Unterschied ss. Reichs »Thaler, ' welche ein jeder so fort bey seinen Antritt in Academie nach der Immatriculitung JU erlegen gehalten seyn soll. 4. Über dieser bezahlt ein jeder, so in diese Academie aufgenommen wird, zugleich mit I den Antritts- Geldern eine halbjährige ?cn- lion voraus, und fahret solcher Gestalt fort, daß, so lauge er sich in der Academie aufhält, allemahl die Pension für ein halb Jahr voraus bezahlet werde. - 5. Wer sich in die Academie begibet, und ! nachdem er imarriculiret worden, zum Rci» - len keine Stärcke noch Lust empfindet, mag ! damit verfchonet seyn, da er dann ein Hirn* 1 dertRthlr. weniger, als laut angeregter §pe- ci6carion, zu entrichten hat. Solte auchjc- ^ mand sich ausser der Academie aufhalten, der das Reiten allein daselbst zu erlernen verlangen trüge, derselbige soll monatlich 10» Rthlr, dvcy den ersten Monat, wie überall sebräuchlich, zwiefach erlegen. 6. Für einen Hofmeister oder Informaro- rcn, der keine Exercitien treibet, und fernes Anterzebeneu §i6!hmrr, Bett,-Holz uudLicht her Academie zu Coppenhagerr. 97 gebrauchet, werden jährlich 1 o.Rlhir. gezahlt; da er aber eine Kannner und Bert absonderlich verlanget, sollen ijo. Nchlr. entrichtet werden. ^ 7. Diejenige, welchesich besonders in den Ingenieur-Arrillerie yderNavigation;-KÜn- ' ften wollen unterrichten lassen, sollen in der Academie zu togimi oder zu speisen unver- bunden seyn: jedoch sollen alle diejenige,so nach diesem unter unsre Milice zu Land oder Was- ! ser befördert werden wollen, zum wenigsten 1 sich ein Jahr in einer dieser dreyen Wissins schafften in unser Äönigl. Academie untere weisen lassen. Und bezahlet der ausser der Academie ist, für Erlernung der Ingenicur- und Artillerie-Kunst jährlich 50. Rthlr. für die Navigation und Mathesin eben so viel, die aber in der Academie logiren und speisen , lernen diese Wissenschafften vor seldr Gelder, so vorhin spedfkitet sind. Schließlich«» wollen wir, daß hier oben von Wort zu Wort vorgeschriebene Statu, ten oder was wir nach diesem zu der Academie allergnädigst verordnen werden, von allen und jeden, die solches angehet, aller- unterthänigst in Acht genommen werden sollen : der Ober-Hoffmeifter sammt allen anderen, welchen diese Aufsicht bereits anvertrauet ist, oder hinführo anvertrauet werden Svppl, P. Des. A.H. lllJL\), G wird, 9 $ Tundation und Privilegia Ac. wird . soll unsere Königt. Witter* Academie künfftiahin also gouvemiren und regieren, auch diese unsere Ordnung dergestalt in genaue Obacht nehmen , und Darüber halten, damit was wir aus Christlichen Absehen zui GOktes Ehre und unserer Reiche und Landen Besten und Ausnehmen gestifftet und einge- richtet, im Stande erhalten, und mit ge- wünschten Fortgang begleitet werden möge. Wo. nach sich alle und jede allerunterthänigst zu achten. Geben auf unsern Schloß zu Coppenhagen den 14. Sept. 1695. * WegenAehnlichkeit des Jnnhaltes wird> dem Leser nicht unangenehm fallen, eine andere Nordische Seltenheit diß Orts zu sehen, welche zwar eigentlich unter denTittel Rußlands gehöret. Was Massen seine Czarische Majestät perruz I. seine Rußische Nation in kurzer Zeit aus einer Lebens, Art heraus zu reissen gefuchet, welche von anderen Europäern vor dumm und ungeschlacht gehalten ward, ist eine bekannte Sache. Nun ward von ihme an. 1703. auch die Art abgefasset,- nach welcher sein Czarischer Printz solle auf- erzogen und unterrichtet werden , ganh an> derst, in Warheit, als von dessen Vorführern jemahls geschehen. i In- Instr. für die Hofm des Lzaarif Prinze n. 99 Instructiori, Wornach sich derjenige, welchem die Information von Sr. Hoheit dem Aza6 rifchen Printzen anvertrauet wird, zu richten hat. Art. I. Officium Informatoris in genere. §. i- Articulus Religionis. Weilen die wahre GOtteöforcht aller Weißheit Anfang, selbige auch insonderheit in die Hcrhen und Gemüther der Printzen und zukünffugen Regenten von ihrer zarter Jugend an muß gepflantzet, und sie zur En, kanntnuß angeführet werden, daß sie die hohe Würde auf dieser Welt, darinnen sie stehen, von der Gnade GOttes haben, und demselben, als dem König aller Königen, und HErrn aller HErren, dermahleinst von ihren Thun und Lassen schwere Rechenschafft zu geben schuldig sind; so ist auch vor allen Dingen bey Erziehung Sr. Hoheit hierauf nöthige Reflexion zu machen. Jedoch in Betrachtung, daß der Informator einer andern Kirchen zugethan, als dieselbige ist, darinnen Se. Hoheit gebohren und auferzogcn sind, wird er Informator bey seinem Amte, G * was los Injtruftion für die Hoffneistere was das 8ccremm KeliZionis betrifft, keine Sorge tragen, sondern solches schlechterdings anderwarnger Djspofmon überlassen. §. 2 . Scopus informationis soll seyn Liebe zur Lugend. Nächst dem aber muß er bey feiner Funktion sich vor Augen stellen, wie wichtig dies selbige seye, und bedencken, daß ihme bey Erziehung Sr. Hoheit, als eines der consi- derablefkn Prinhen in der Christenheit eigentlich die Information und also die cultura animi, als der beste Theil des Menschen, anvertrauet werde. Und wie an solcher Einrichtung Sr. Hoheit zeitliche und ewige Wohlfahrt, die Glückfeeligkeit und das Heyl so vieler Millionen Seelen und Menschen, die in den grossen Reichen und Ländern vorhanden, zu welcher künffligen Regierung der höchste GOttSe. Hoheit auf diese Welt hat lassen gebohren werden; ferner die Ruhe und das Interesse der ganhcn Christenheit gelegen : also muß eigentlich der Zweck dieser wichtigen Arbeit seyn, Sr.Ho- heits insgemein alle die principia , Semi- raens , und Maximes beyzubringen, die zu Formirung eines gvttseeligen klugen und guten Regenlens abzielen, und demnach fleißig die Lehre von den Haupt -- Tugenden unö' O.ua- des Czaarifchen prmyen. 101 Qualitäten eines grossen Printzen, als da find Pietät, Eifer vor die Gerechtigkeit, Leutseligkeit, Ocncrotität, Lonipaslion, Liberalität , Standhafftigkeit in Resolutionen, Treu und Glauben halten, Vorsichtigkeit und Bedachtsamkeit inLonlilien, Application und Fleiß in Regierung des Staats, Tapfferkeit, und dergleichen Ketoischen Qualitäten zu treiben und zu befördern bedacht seyn; und muß er sich dabey mit gehöriger Treue , Fleiß und Eyffer verhalten , so,'als Z. Und ist allerdings dahin zu sehen, daß man alsdann in und ausser der Information nichts -es Lzaarifchen prinyen. rvs anders mit Sr. Hoheit, als nur Franhö- stsch rede, und daß einige Bediente zu Jhro -Hoheit HosiStadt gebraucht werden, welche der Franhösischen Sprache mächtig, und mit denen sich Se. Hoheit exerciren können, Massen die Sprachen durch nichts besser als Die tägliche Gonverlation können erlernet werden. §♦ 4 * Introductio in Geographiam & Historiam. Nebst und bep Erlernung der Franhösi- fchen Sprache, nemlich wann Se. Hoheit Dieselbe nur werden lesen können, muß man sogleich lllumi'nirte Mappas Geographicas (wozu ich des Jaillot seinen illuminirten Adas vorschlage) vornehmen, ausser denen Ordi- nair-Studien, und bey denen Recreations- Stunden dieselben auflegen, nach Formi- rung eines Generalen Concepts von den vier Theilen der Welt, insonderheit die Europäi- sche Königreiche, Länder und Staaten anweisen, und Se. Hoheit durch einen Di- fcours eine Cognition beybringen, wem solche Lander gehören; was vor eine Nation Darinnen wohne; was vor Maximes oder Lcbens-Arten sie haben; was die vornehmste Revolutionen gewesen, so sich dort zugetragen, und was das Moscowiüsche Kayscr- G 5 thum io6 Inßruftion für die «Zofmeisiere thum dabey vorlntcreüc habe; undsolches muß so lange getrieben werden, bismanbey mehrern profeÄibur in der Frantzösischen Sprache zu genauerer Tractation schreiten könne. §. 5 . Intr«äu viel möglich, Se. Hoheit eine saubere und fertige Hand schreiben lernen. §. 4. Jus Universale. Man kanauch beyZeiten des Puksendorf- ffi kleinen Tractat de Officio hon inis & civis ins Französische übersetzen und in Holland drucken lassen, um sich dessen zu gebrauchen , als eine Einleitung in das Jus Universale , und als einen prodromum des Grotii oder vielmehr des Puffendorffii de Jure Naturae & Gentium, als woraus man den Grund aller Rechte, insonderheit des Rechts vom Frieden und Krieg, so unter Potentaten gilt, zu erlernen hat. §. 5 . Jus Civile. Alsdann wird man auch das Buch Les Droits civiles , dans leur Ordre Naturei gar nützlich, als darmn der Grund aller ge- meinerRechttselchrelwird/tractiren können. S 6. x io injiruBion für die Hofmeisters §♦ ö. Politica. Vor allen Dingen aber werden die Symbola Savedr» und der Weitbekannte 1e!e- mague zu Sr. Hoheit Information recorn- mcnciiret, UIN dieselben als einen Spiegel und Richtschnur ihrer zukünffriger Regierung vor die Zeit ihres Leben zu gebrauchen. §. 7 * Militaria. So müssen auch die Militär - Exercitien alsdann, zu Anfang auch nur die Handgriffs und Evolutiones angewiesen werben. §. 8 . Horas studiorum & exercitiorum* Hierbey ist überall in Acht zunehmen, daß die Stunden zu studiren, und was sonst mit ? Zhro Hoheit zu tractiren ist, wohl ringe- - theilt werden; und wird rathsam seyn/ daß , man die Geometrie, Geographie, und so wohl Militär -als andre Exercitien auf die Nachmittags Stunden verlege. Art. IV. Dritter Periodus, PerfLÄionittMg her Studien. Alle diese Arbeit kau in i. Jahren füglich seschehm, UUD stlöOaun kan man Se.H», heit des Czaarischen Prinzen. i n heil in ihren Studien perfectioniren, so werk es einem Prinhen nöthig ist; nemiich daß sie ferner in einer wenigen Zeit zu einer soliden Kundfchafft gelangen, (i) Von allen politischen Affairen der Welt. (2) Von ■ den rechten Interesse dieses StaatS, dieser Reiche Historien, und was zu deren Wohl- farth, Flor und Wachsthum gereichen kan. (3) Von dem Interesse aller Potentaten in Europa, fürnemlich der mit diesem Reiche grantzenden Provinhen und ihren Vermögen. (4) Von allen bey den klügsten Re- girungenapprobirtenReqierungs-Xlaximen. O) Von allen nöthigsten Militär Tissen* schafften, als Fortification, Artillerie, von Attaquen und Defensionen der Vestun» gen, von Bataillen, Kriegs - Regien und Maximen und dergleichen; wie auch von der Architectura civili, Navigation , oder wozu sonst seine Hoheit alsdann werffen möchten. Und zu diesem Ende solte man bey Zeiten anfangen I. H. Cabinets-Bibliotheque ju formiten, zumahlen in allen diesen Theilen der Wissenschafften die excellenteste Bücher in Französischer Sprach in Holland und Franckreich gar leicht zu colügircn sind, denen sich dann Se. Hoheit mit grossem Nutzen werden gebrauchen, und einen der qua- likcirtisten Printzenm Europa abgeben können rc. Zur *512 m c o) M Zur XXVI. Haupt-Karte. Vom Königreich Schweden. Geschichte. i. Indem wir diese Geschichte beginnen, gerathen wir abermahl in ein tieff verstricktes, mit vielen Muthmassungen, ja auch Erdichtungen verdecktes Alterthum. Gemeiniglich geben die Schwedische Geschicht-Schrei- ber mit Puffendorff aus, es seye Schweden das älteste Königreich in gavtz Europa, und wären nach der Sündfiuth die Menschen- Kinder viel zeitiger zu diesem kalten Welt- würbel als änderst wohin gewanderet. Man gründet sich auf etwas, welches eben so oder ! noch ungewisser ist: es seyen nemlich die erste Menschen der Sternkunst sehr ergeben gewesen, nun seye im Norden hiezu bessere Gelegenheit, als woselbst das gröste Theil der Himmels-Liechter immerzu ober dem Ge- sichts-Crriß sich herumspatziercnd zeige, und «och dazu die längste Nächte seyen, deren einige wohl zwey Monath andaurete, u. d. m. Allein es ist von der ersten Menschen, und sonderlich der ersten Schweden gewaltiger Stern-Kunst eben soviel überflüßiges nichts aufzuzeigen. Wohl aber ist bekannt, daß PW* jWA.ndl M ^uxil. Hisin!'. .S uprpl.II. Theil .Jvl 2/5 u. . III Th eil sol .112. UNE a B r N : ssvtfv.-: ■;T ' '. s ' : ; X _ !f> ;.f ' . ■■ .,; ;:=:; ■': .X’* ■- —~A-*- s " : , '■ !’ v -: ^ : S?Säij?v,X ■ b "■ ,V ; S»* • ^ ■* ' ' •- - -•* >--.. .* -. s ‘ ■■&*■ $&:• ■’* . ■■#'*!! «i-- r v- x xf < ■ * £»• #- . bl . f" "ri 7- . , • .jf-1*» ü>K '- y >T; ».■•<. '^i&TSZStSGr "V. ^,#-.1 *%**»■ U'-'ssd;-- i ' ■Mß&mMm •- -jpjjk ' ■ , K .. •: ■* ..'A >' ■•■ ?..'■' -d V. . * s fi 4 yKX- ' k '"'•'X.X^vfecA : ' *' .». if . . -. ,-j i- . 4 ,.. / ■ ., V 1 x-s#-*,;». I- ;■&£ -'tX X ' ; r^te Ps;.':; : -x '■'■■7~- ’ .v, .!>■•;^ X ' ' -X! Eli. '.. s tf- - •..*» .)'.v'4.',i -r i’(v 4f , - * ; P. i ’k '• ' ■ \ \ . ,‘»i Xi ! > mk, -#ife|v ,§ v 7 : 1 R.* * 3 nK 5 :. *. 'k' tfc / -.-, ■ ■■ 4 4„ -* ^ 1 .. ■; ..AV s -- \ ••- /■ ■ ', * ‘$'s. -A c/dS Vapcn JKomcfS tn §dJanctnavf 'r/x/lr// gg fclSKli LNM! -A . -r' w, > ■JÜ' «. Geschichte von Schweden. uz dieChaldäer,nnd die vom Norden noch weiter enkfernete Egyprier hiertnn weit mehr gethan. Zudem wissen wir, daß die aus Äsia und Egypken nach Griechenland und Europa in spaterer Zeit gewanderte Leute erst eine Wissenschafft der Sternen mit sich herüber gebracht haben. Wären die alte Gothen so grosse Stern-Seher gewesen, so würden sie, rndem sie so vielfältige Schwärme ihrer Man- schafft in das übrige Europa und Griechenland selbst noch vor den Egvptern geschicket, auch etwas von denen zu Hauß übrrflüßigen Stern-Lehrern mitgegeben, und auf solche Werfe diese Missenfchafft nach Griechenland gebracht haben: folglich würde bey Ankunfft der Egpptier und Phönicier dieHnnels-Wiff seufchafft so unbekannt in dasigen Landen nicht gewesen seyn, wie sie noch lange Zeit war, da man weiß, östjj Thales Milesius der erste bey den Griechen sich getrauet eine Finsternuß vorzusagen. 2 Freylich wäre es was grosses, wann es mit dem seine Richtigkeit hatte,daß dieScy- thischeVölcker aus Schweden oder Schonen, entsprossen seyen,wie dieSchwedischeSchrei- ber ohne einigen Anstand glauben. Dann aus dem würde bewähret ein anders ihr Vorgeben, da sie 8cari6maviam Vaginam Gentium. zuheissen pflegen, als woraus fast alle Völcker in Asia, Europa und America sollen gezogen seyn. Uns hingegen fallet glanbli- supyl, p , Des, a, //. ///. Th. H cher, 11 4 Geschichte von Schweden. cher, daß die Schweden selbst Absprößlinge der Scythen wie alle Teutsche, und die meiste Europäische Geschlechter seynd Dann daß aus der Arche Noe,so auf dem Armenischen Gebürg sich gesehet, die Leute sich nach verschiedenen Welt-Theilen gewendet, ist gewiß. Daß einige einen Zug von Armenien biß in Schweden in eincmGang fort sollen gemacht/ und über -soo.Meil wegs hinter sich) gelegn haben, ohne sich irgendöwo in den schönen Länderen von Astracan,oder der Ukraine oder Polen niederzulassen, ist schwer zubegreiffen. Viel natürlicher scheinet es^daß sie erstlich in der Tartarey ssch aesetzet, wo so schöne Gelände, so gute Flüsse, so trefliche Viehweiden, und was der träge Mensch erforderen mag. Was seynd aber in diesen tartarischen Länderen vorVölcker gewesen und seynd es noch? Niemand als die Scythen. Von diesen Scythen dann ist je eine Horde nach der anderen, indem sie sich zu Haufe vermehre., um einen Schritt weiter ins Land hinein geirungen,und zwar vermuthlich mehr zur Rechten und Lincken als vor sich hinaus gegen Norden: zumahlen sie nicht d»e schlechtere, sondern wohl die beste One zu ihren neuen Wohnplatzen werden ausgesuchet haben. z. Auf diese Weife dann, wann wir denen Spuren der Natur nachtreren, so komen wir aus der Archen Noe üders Eaucasische Ge- bürg. Welches auch selbst kiwas fpath wild ge- Geschichte von Gchweven. n* geschehen seyn, Massen es ein unlusttger Weg -ist. Über denenGebürg lassen wir dieScy- !lhen einige viele hundert Jahre sich besaamen, biß sie nach und nach den ungeheuren Strich des Erdbodens erfüllen, und ihren Bienen- Schwarm in das rauhe Gothland oder Schweden zu wanderen überreden, und die Schweden zu Errcklen, nicht aber zu Vätte- ren der Scythen machen. Wäre es uns um lustige Gedancken zuthun, so wollen wir sagen, daß die Nahmen der Gothen oder Euren und der Lappen aus dieser Gelegenheit entsprungen seyn. Dann da etwan zugleicher Zeit ein paar sok che ScythischeVöverschafften ausgezogen, und unter sich das Ziel ihrer Wanderschafft geloset,wie l.iv>uL von den Galliern erzehlct; so mögen die Witzigere vor sich das schöne Pvhlen oder Russen, die einfältigere aber das mehr Nordische sumpfig - und Eyskalte Land erwählet haben, dahero ihnen der Nahme der Guten, der Lappen, oder der Euren Lappen ist angehangen. Wir wollen hiedurch keineswegs denRuhm des Alterthums, noch weniger des erleuchteten Verstandes der tapferen Schwedischen Nation verduncklen: Massen wer eines guten Willens ist, eine der grossen menschlichen Lobwürdigkeiten besitzet. Und ist es übrigens ein grosser Ruhm, von den Scythen entsprossen, oder selbst ein Theil und Geschlecht H a von Geschichte von Schweden. Don ihnen zufeyn. Massen in dem entferne- len Alterthum kein einiges Volck in der Welt befindlich, welches diesem zuvergleichen war. Wann nicht das Israelitische, we- i gen dessen sonderbaren Gemeinschafft mit k GOtt, davon auszunehmen. ! 4. Die jenige welche den Magog als Ja- ? phets Sohn gleich wollen im Schweden ein- ! setzen, und ihn zum König allda crönen, ih- ! me auch das acht und achtzigste Jahr nach ! der Süvdßuth zum Anfang seines Reichs be> Kimmen, diese, meyne ich, legen bey einer ge- . lehrten und ausser denen Fabelzeiten schon j Lang lebenden Welt, keine sonderliche Ehre | K. IV. Natura!. Histor. Gap. XIV. also : Germanorum genera quinque. Findeli - - - alterum genus lng£vones , quorum pars Cimbri , Teutoni &c. - - - Mediterra» neiHermion.es, quorum Suevi. - - - Quinta pars Peucini, Qlli & Basi artit, lupradi- H 5 ctis i r2 Ge schichte von Schweden-. Ais contcrm-ini Daui. Qlu$ einigen diesen Wörtern erscheinet, das; sie teutsch seyen. Dann erstlich die Vindeli oder, wie sie von' anderen Alten genennet werden, Vandali seynd die Völcker, welche schon damahls sich auf das herumstreichen begeben, nemlich die Wandler, worunter Plinus zehlet die Burgunder und 6uttone>-, nemlich die schon aus dem Ur-Gothland an die Weixel ausgezogene herumstrechende Gochen. Die ing£- vomr aber seeynd nichts anders als die In, mge wohner, das ist, die Teutsche, so in den innersten Theilen der teutjchen Gelänr de verstecket oder wohnhafft seynd. An diese Jngeronergemahnen mich dieIngermannen, oder Jngermannländer an der Bothnischen See,welche scheinen diesen Namen der Jn- gervoner beybehalten zu haben; und unter diese zchlei weiter Tacitus: DttLlmber,dieScandier,oderSchonetr, die Guten, Die Sueoner, und Lapptoner, item die Hilleviones , oder Hlllewohner, oder an dem 8inu Oodano, oder Borhm- scheu See: Massen See und Hülle eines heißet. Plinius am gedachten Ort sehet die Jngevoner ausdrücklich um den 5inum odanum oder die Ost-See, und saget daß unter dessen Inseln Scandinavia die vornehmste seye, und daß darzu gehören die Fiunier rc. Viel. Lluver. 6erman. ^ntig. l.ib. M. C. XLVI. pag. 207. Hiemit i|i Geschichte von Schieden. 12z es ausgemacht, daß die Schweren zu den teutschen Jnnigewohnern gehören. Weilen aber Jnnigewohncr kein Geschlechts - sondern nur em Revier-Namen ist/ und dw' Gegend anzeigt/ so bleibet noch übrig zu untersuchen/ zu welchem Geschlecht der Teutschen die Schweden gehören. Darum setze Die zweyte Anmerckung. Daß in den jüngeren Zeiten, nemlich em-und zwey- ja auch dreyhundert Jahr nach Christi Geburt die Teutsche, nachdem ihnen die Römer Viele Kriege und Ungemach angethan, ihre Geschlechts-Namen, der Gothen, Chau- cer,Cherucer rc. Vielfältig haben fahren lassen, und davor andere Bundes Namen angenommen. Dann um sich des Römischen Ge- walts zu erwehren, schlugen sich mehrere Geschlechter zusammen, welche dann einen allgemeinen Namen beliebten. Solcher ward geschöpffet bjßweilen von einen Volck unter ihnen, welches etwann den Bund den Anfang gemacht, als wie unser Zeit noch die Eydgenossene Helvetier diezSchweitzer, von den sehr kleinen Conton Schwitz benamset werden. Oder aber es rührele der Namen her von der im gantzen Bund mächtigsten Nation, wie heut zu Tag die vereinigte Niederlanden sich müssen Holländer nennen lassen. Hder sie erkieseten den Namen von einem gahligen Zufall, von einer Art Waffen und dergleichen. Wie wGand der Bundschuh; 124 Geschichte von Schweden. * wie die Sachsen von den Messern , die ; Fraucken von der Freyheit, die Long- bardrn von den langen Hellepartcn rc. Unter diesen teutschen Bündnissen nun, , wovon Oarolus Spennerus in Notitia Ger- ; mania: Antiquae mit mehreren handlet, ward / geraume Zeit berühmt jene der Schweven, j welche ihren Namen von der im Bund der rühmtesten Nakion der Schweven führte, übrigens aber sehr vielerley Vöickcrschafften unter sich begriff, die sich alle, so lang der ‘ Bund dauerte, Schweven, oder nach anderer Mund-Art Schwaben nennten. Wie weit sich dieser Bund erstrecket habe, ist aus deine zu ermessen, daß der Fluß Oder vor I diesem Schwev geheiffen, und die Ost-See die Schwedische See war, mithin alles was j zwischen der Oder, der Meixel,der Elbe, j und um die Ost-See herum war, unter dem ! Namen der Schweven begriffen worden. ! Tacitus in Germania, nachdem er von den Schweven gesaget : Majorem Germaniae partem obtinent, propriis adhuc rationibus j nominibusque discreti , quamquam in commune Suevi vocentur : zehlet biß dreiund zwantzig Schwedische Völcker nur diß- seits der Ost * See, worunter die Gothen, O.uaden, Döringer, Engten, Longbarler rc. Daraufgehet er über das Schwedische Meer und setzet Suionum oder Sueonum civitates ipso in Oceano Suionibus 8i tonum p Geschichte von Schw/den._12s num gentes continuantur - - - Hic Sue- j vu finis. Nemlich daß über dem Bett im i Welt - Meer die Swconen wohnen : nach diesen die Sitonier^und diese seyen die äusserste des Schweben Landes. Plinius oben citirek, fcgtt, zu seiner Zeit seyen diese Lande den Römern in etwas bekannt worden, und rechnet er ausdrücklich die Finnen und Lappen darunter. n. Alles bisher gesagte ist genug/ zu erweisen/ daß die Schweben Teutsche / daß sie aus den Teutschen die Jngewohner/ und daß sie ein Geschlecht der Schweben oder Schwaben waren. Gleichwie nun aber der Schwäbische Nam in den meisten Gegenden die er erleuchtet hatte , verschwunden ist, s» ist er hingegen in Schwede«/als in seinem Ursitz noch ziemlicher Massen verblieben: zumahlen Scbrveven, Gchween, Schweinen, Schwaben, Suavi , Sueci , Suedi, Schwen /« alle eines seynd. Und heut zu Tag ist Schweden in ihrer eigen Sprach genannt Suerige , das ist/ Gchweenriche; )ornanclLs hat sie Suethana genennec. Vich. Gluver. German. Aniiq. Lib, III, Cap.XLI*;- k. i?;. • 12. Daß nun bey dieser grossen, Vplck-t reichen und zu gleicher Zeit trotzigen Nation vielerley Zufälle sich begeben/ auch mit den Benachbarten nicht minder trotzigen Dänen und Sclaven tausend Balgereyen verübet wors 126 Geschichte von Schweden. worden, istnurgarzuglaublich. Daßman aber die seltsame und Romanzistche Streiche, welche von diesem Alterthum erzehlet werden, soll vor gute Waare annehmen, kan man um so weniger sich entschließen, als bekannt, daß die Herren Schweden noch viel später, als die übrige, etwas von ihren Begebenheiten in Schrillsten verfasset haben. i z.Mil Eingang des IX.Seculi war König inDänemarck legerer. Disec soll durch einen Zwey-Kampfmit ernem gewissen Carl, der sich des Schwedischen Reichs angemasset hatte, solches Reich erobert, und vor seinen Sohn Biorn oder Bero behauptet haben. Bey dessen Zeit an. 829. der H. Benedicliner Mönch, Anscharius, aus dem Closter Corvey, den Christlichen Glauben in Schweden zu predigen angefangen, so aber noch nichtviel gefruchtet, auch Biorn ward verjaget. ■ 14. olaus , als er zur Regierung gelanget, gab ^nlcbario undGOktes Wort best seres Gehör ums Jahr 85z. Er ward mit einer grossen Menge seines Volcks getaufft. Aber nach Olao siehet die Schwedische Geschichte schon abermahl sehr verzaubert aus, und ist sonderlich mit der Dänischen nicht wohl zu vergleichen; welcher doch um etwas mehr Beyfall gebühret, weil sie schon etwas mehr mit gelehrten Leuten Umgang gepflogen, und ein gefetztes Christenthum hatten. iz.Als Geschickte von Schweden i -7 15. Als das X. Sfculutn angebrochen, war König in Schweden, stenchild, ein eir feriger Christ, welcher die Götzen zu Vpsal vernichtet, und von den Heiden sammt zwey aus Bremen beruffenen Priestern Adelrvarc und Sreffan «schlagen worden. 16. olaus , dessen Bruder bekam vonEdel- red, König in Engelland, drey Apostolische Männer Sigfried, Eschild, und David, ward geknufft in einem Brunnen bey Hus- dye, <0 annoch St. Siegfrieds Waller ge- nennet wird. Er hat dem Römischen Pabst eine jährlich-ewige Steuer ausgeworffen, dazu jeder Einwohner, welcher ausser seiner Kleidung drey Marck Ocrciger im Vermögen hatte, beytragen muste. Die Steuer ward Romskor, oder Romschay, und der König von dieser That mit dem Beynamen Skorkonung gehetssen. Ferners hat er Gothland, so btshero öffters besondere Könige gehabt, mit Schweden vvllkommlich einverleibet. Er muß lang regieret haben, müssen er nach an. ioz6. erst soll mit Todt abgegangen seyn. , 7. Amund, dessen Sohn war ein gerechter Herr. E oll die Landschafft Schonen an Dä- ncmarck überlassen, und deßwegen den Namen Stemme bekommen haben. Es reuete tl-n wieder, es entbrannten schwere Kriege um Schonen , und weilLanursr Magnus, Kv- mg m Danemarch darinn sehr glücklich war, 128 G-eMchte von S-^weden._ so mögen dayero dre Dänen Geiegcnheltge- nomrmn haben, Knuten auch König in Schweden zu nennen. i8. Einige nachfolgende Könige, (ifßHa- quiaus, Stenchil, Ingo, Hailian, l’hiiipp, und Ingo haben sich so viel Ruhms erworben, daß man ihre Regierung Die güldene Zeit von Schweden nennt, tue 1138. 79. Unter den Nachfolgern stisstete Suer- «her das Clostcr Alwastra an. , 148., allw» er auch zu Grabe lieget, nachdem er von einem untreuen Diener ermordet worden, als er in der Cbristnacht auf einem Schlitten nach der Kirche fuizr. Erich, welcher erwählet worden, beschloß mit den Retchs- Ständen, daß Wechsel-weife jetzoeinGvth, jetzo ein Schwel) solle über diese beede Reiche zugleich herrschen, Weicheszugrossen Zerrüttungen Anlaß gegeben. Die Finnländer, welche sich widrrspanig bezeigten, und Hey- den waren, hat et zum Gehorsam und zum Christlichen Glauben gebracht an. 1154. 20. Carl, Schwerchers Sohn, erhielte von Pabst Klexanclro III. daß Vpsal zu einem Erh-Bistum, und hiermt von dem Ertz- Stissc Bremen abgesondert wurde. Wogegen aileGüterder jenigen,welche in Schweden ohne Kinder abg,engen, an die Römische Kirche verfallen waren; und ist solches bis auf Pabst Ciregorii x. Zeiten beobachtet worden. f Geschich te von Schweden. 129 21. Rnm, Erichs Svl-n starb an. u yr. ward imClostcr Warnheim begraben, Suer~ 1 eher in. ein Sohn Carls von der Regler- Sucht verblendet, wolle die oben gedachte Abwechslung nun mit einer greulichen That aufheben. Das unschuldige Blut von allen bes Knulens Söhnen ward dem Ehrgeitz aufi- geopferes, ohne einen, Erich genannt, welcher entrungen, und vomVolck zum Rächer dcr Ümhat, auch zum König angenommen ward. Schwercher, mitHülff der Dänen, wehrete sich zwar dawider in einem zweymah- lrgcn Treffen, in deren letzten er aber seinen Rest bekam an. 1210, den 17. Jul. 22. Erich, Rtmttns Sohn, regierte wohl, harte seinen Sitz, wie «mehr Schwedische Könige, auf der Znsul Miesingsö, und seine Grabstalt gleichfalls rm Clvstcr Wvren- hecm. 23. Jhme folgte V ertrag - mäßigFoainre/, Schwerchers Sohn. Weirers Erich des vorgedachten Erichs Sohn, beygenanntLe.» spe, vderderkispler, rvegen ferner stammelnden Zunge. Knut, aus dem Geschlecht der berühmten Holknnger, welchen der König in seine Schwagerschufft aufgenommen harte, lehnte sich wider fernen Herrn aus: wie dann die Staats - Verständige dergleichen Heyrachen mir Einheimischen vornachlheilig mehrenkherlö finden. König Erich muste so gar das Reich mit dem Rucken ansehen, und Suppi. P. Des. A. H. ///.LI). 2 U1 130 Geschichte von Schweden. in Dänemarck bey den anen Widersachern Schwedens seine Zustuchl nelMen. Hier fande er Hülff, mil weicher er wieder nach 1 Schweden zng. Knut war hiebey rm Treffen erstochen, sein Sohn Hollinger aus der ^ Flucht zurückgezogen, und enthülset, obschon er des Königs Schwester Sohnwar. Hier- ! auf wurden die ThavastischenFünnen unter- l würffig gemacht; die sich zum Christenthum ! bekennen wollen, erhalten; die Heiden aber i todt geschlagen. DerKönig stirbt ohne Kin- ' der zu Wresingsö an. i z<;o. 24. Vor seinen Nachfolger wurde erwäh- > let ivaldemar, ein Sohn Bierger Jerls, welr | chem Birger, weil Waldemar noch jung, ! die Reichs-Verwaltung aufgetragen wor- ; den. Er hat die Landes-Lag oder Gesetze vermehret, und unter anderm dem Weibli- , chen Geschlecht, welches bisdahin von al- ! lein Erb- Recht in Schweden ausgeschlossen : war, den dritten Theil eines vatterltchenEcb- theils zugestanden. Bey allem dem feyerce die Eifersucht riiä)t. Das Geschlecht der Holkrnger mißgönnte dem Birgerischen die Cron: eine Sache, welche bey allen Wahl- § Reichen zum höchsten zu beförchten, so offt ; die Wahl auf einen Einheimischen fallt. Man i zog mit bewaffnetem Heer gegen einander: ; die Blschöffe und klügere Leute legten sich ms ^ Mittel; Brrger ladet dre Mißvergnügte zu ei- z ner Unterredung ein, mit theurem Cyd des ^ sichern ; Geschichte von Schweden. 13 1 P sichern Geleits halber: deme Dort) vhngeach- I ttx, als diese sich einacfunden, lasset er sie alle | über die Klinge springen. Die Rcchls-Ver- ständige mögen hier zusehen, wie sie dem Herzog Birger hinaus helffen; ob nach natürlich- und Göttlichen Rechten denen Aufrührern Treu und Glauben zu halten, weil sie solche auch ihrem König nicht halten? und ob ein geschworner Eyd in diesem Fall verbindlich se»e? Lolo, der Bischoffvon Lm- coping, hatte auch mit geschworen: weil aber ein anderer, nemlich Herzog Birger, den Eyd nicht gehalten, so hat der Bischoffvon seiner Kirche abgedancket, ist. umdenEyd- bruch auszusöhnen, nacher Jerusalem ge- wallsarthet, und unterwegs gestorben. Ls. Übrigens hat Birger das Schloß zn Stockholm gebauet, und bcvestigct, und an. 1266. die Welt verlassen. Waldemar, sein erster Sohn, wurde hiedurch König in der That: Magnus der zweyte ward Hertzog in Sudermanland,Lricu, in Smaland,und Lc- necilLkus in Finnland. Es trug sich zu, daß Juta, Königliche Tochter aus Dänemarck, und Closter - Jungfrau zu Rvtschild, nach Schweden kam, und von König Waldemarn schändlich gcschwächet wurde. Diese Sünde zu büffen, hat man die Juta eingemauert, der König aber wallete nach Rom und Jerusalem, seinen Bruder Magno die Reichs- Verwesimg anvertrauend. Es hatte das I 2 brü- i32 Geschichte von Schweden. brüderliche Mißtrauenschon lang geglimmet/ »ach Waldemars Zrirückkunfft aber brannte es lichter lohe auf, und bemühet«» sich die Stände auf dem Land-Tag zu Sttegnes-n. ,275. umsonst, die drey Printzen zu einet Theilung zu bereden: dann der vierte, ße- nedict, stunde von seinerForderung freywillig ab, und ward BischoffzuLmcöping. Die Sache kommt zum Streichen, Wa'.demar wird gefangen, Magnus schreibet einen Reichs - Tag aus, veranlasset eine Theilung^ m welchem ihmr die Stände das meiste zu» legten, weil sie ihtl wegen feiner Leutseligkeit «nd ritterlichen Tugenden zum meisten liebten. Erich VH. König zu Danemarck, steckte sich hinter die unruhige Brüder, und unterstützte bald einen bald den andern. Endlich ward durch die Stände ein Vergleich gemacht, waldemar muste Verzicht thun 1279., und hiemtt 26 war Magnus allerne König, ivÄcher sich zu Upfal krönen ließ, und den Tttul eines Bönigs der Schweden und Gorben, fo feil Oiau dem Skvrkonung in Abgang gerathen, wiederum emführete. Weil er die Fremde, sonderlich Teutsche, vielfältig an seinen Hofgetiommen, und ihnen dle Reichs- Aemler anvertrauet, haben die Schwedische Edelleut, sonderlich dre noch übrige Holkun- ger, sich zusamm gethan, und bey einer gesuchten Gelegenheit viele der Fremden ermordet. I Geschick re von S chweden, i z? det. Der König, nachdem er den Tumult Anfangs mit gelinden Erklärungen gesttl- let, hat die Aufwrgler über eine Zeit auf dem Reichß-Tag angeklaget, und indeme sie keine löchrige Verantwortung aufbringen konten, nm die Kopffekürtzer gemacht, durch welches die Fvlkunger endlich gedemüthiget worden. Magmi, war ein sehr guter Regem. Den Bauern-Stand hat er sonderlich beschützet wider die Gewaltthätigkeit des Adels, indem er bey hoher Straffe verbothen, einem Bauer Speißund Tranck, oderFutter aus feiner Scheuer ohne Bezahlung abzunehmen; dahero man ihm den Beynamen Ladeloß gegeben, weil man seiner Zeit dleScheurcn ohne Schlösser lr-!ß. Mit Dänemarck hat er gute Nachbarschaffk gepflogen, und d.e Einigkeit mit elner Wechsel-Heyrath devc- siiget. 17 . Eines ist noch merckwürdig. Bißhe- ro bestunden die Königliche Domainen, Tafel oder Cron-Güter so seicht, daß ein König manches mahl kaum 500. Reuter besolden fönte. Er hatte weiter keine Eiykünffte als Upland,das ist, ein kleiner Strich Landes um Upsal, nebst einem sehr wenigen Kopf--Geld von der Bauerschafft. Der Adel hatte sich derer Güter, so zuvor Lehen waren, erblich bemächtiget, und mit der Zeit auch, weil die Könige schwach waren, die Lehens-Anfälle I 3 tuers 4 114 Geschichte von Schweden. ! zuerstatten unterlassen. Die Geistlichkeit war auch von Entrichtung der Auflagen be- freyet. Die Straffen der Verbrecher, welche zu alten Zeiten mehrentheils an Geld, j nicht aber am Leben verbeuget wurden, ge- i hörten auch zur Königlichen Gassa. Nun ! König Magnus ein kluger Fürst sahe wohl, i daß bey solchen Unkrafften eines Königs die j innerltche Ruhe nicht köme aufrecht erhalten ! werden, war dannenhero bedacht, Dieselbe j zuverstärcken. Er bediente sich aber zu dem ' Ende nicht etwan-listiger Anschlägen, oder verdeckter Kunstgriffen; wie man dann dieser Nation zum Ruhm nachsagen muß, daß sie mehrentheils gerade zugegangen, und die Aufrichtigkeit der Teutschen, wovon auch unsere Feinde die Römer viel Rühmens gema- i chet, einen ziemlich sicheren Wohnplatz bey > ihnen behalten habe. Magnus also trüge denen Ständen auf einem Reichs-Tag zu ' Stockholm den dürffrigen Zustand des Königlichen Hauses vor mit Väterlichen Ersuchen, hierinneu Rath zuschaffen. Eine solche ! Aufrichtigkeit mit den Verdiensten und be- ! sonderen Gaben des Königs vereiniget war ' allzu mächtig über die Seelen der getreuen > Schweden daß sie derselben änderst als mit ? gleicher Ergebenheit begegnen sotten. Da sie dann eine dreytägige Überlegung gepflo- ! gen, nach welcher dem König zu seinem Un- ! terhalt und Mich ein ziemliches zugeleget wor- ! ”5 Geschichte von Schweden. worden, i) Alle Bergwercke imSchweden Gothen- Reich. 2) Die vier grosse See- Meler, Vcter, Vener, und Hielmer, auch die daraus kommende Ströme, damit der König aus diesen und den Anwohneren,wie auch aus den Wicken, Ficken oder Busens worinn sie sich ergiessen, nicht minder aus den Seen in Finnland, beeden Botnien,und in den Engden des Balthischen Meeres alle Einkünffce aus den Mühlen und Fischereyen oeniessn solle. 3) Die Bauren, welche in den abgebrandten Wälderen neue Höfe errichten, sollen, nach Verlauf der Frey - Jahren den König zinsen. 4 ) Man hat auch eine Untersuchung angestellt und der Crone wieder beygeleget, was vor Güter ungebührlicher Weise in andere Hände kommen waren. In Betrachtung dieses Reichs-Schlus- ses möchte man zweifle«, ob viele Kömge und Fürsten zuzehlen seyn, welche ihre Einkünff- re auf ein solche Natürlich-und wohlbestellte Art überkommen haben. 28. Auch riethen die Stande, man soll sich der Person des abgedanckten Königs Waldemar versichern und ihn in einer Für- stenmäßigen Verwahr halten: dann es ist nicht rathsam einen Cron-Pratendenten frey im Reich zulassen, welcher allerhand Anschläge führen; und sich einen Anhang machen kan/ wie es Waldemar würcklich also gethan. König Magnus gieng doch in dieser Sache I 4 gegen i;6 Geschichte von Schweden gegen seinen Bruder ehe nicht zu Merck, biß nicht die Stände ihme Siegel und Brief ! darüber^ daß dieses ihr Rath wäre, ausacstellt ' halten: worinn er seine Vorsichtigkeit sowohl : als seine Gütigkeil an den Tag legte. Sein Lebensende nahm er auf Wiesrngsö, das Grad ist zu Stockholm in der grauen Mön- chen-Kirche, den i8- Dec. 1290. 29 . Bitter u. sein Sohn bekam im Väterlichen Testament zum Vormund Torkell Kwusvri, welcher dreyzehen Jahr dem Reich löblich vorgestanden. Dieser hat die Care- lier, welche öfftere Streiffereyen in Finnland verübet, nut Waffen der Cron Schweden untcrworffen, zugleich aber der Christlichen Kirche einverleibet 1292. ihnen, und den benachbarten Russen zum Zaum ward die Ve- stung WlborAgebauet,und den Letzter» Rex- holn, abgenummen. Ja er gieng noch weiter biß in Ingermanland, allwo er die Ve- stung Lands-Leon oder Norborg erbauen lassen zu dem Ende, damit den Bussen das ; AuSlaussen in die See verwehret wurde: i welches Schloß aber die Russen bey ersehener Gelegenheit dem Boden gleich gemacht. Nach diesem hat er sich auf die Verbesserung der Land-Rechte begeben: das An. ,302. verfaßte Gesetzt Buch ward Röntg Birgers- Lag genant, worinn sonderlich zubeloben, Laß er den Barbarischen biß dahin nach fort daurendea Greuel die Leute zu verkausse« und Scla- Geschichte von Schweden. 137 Sclaven zumachen abgeschaffet; Massen es unter Christen unlöbltch wäre/ indeme uns alle Christus mit seinem Blut gekauffet. 30. Nun aber begunte der Saamen der Uneinigkeit in dem Königlichen Hauß aufzn- gehen/ Die zwey Jüngere Bruder des Königs Herz. Waldemar und Hertzog Erich waren mit der Vormundschaffk des Torkell nicht zufrieden, weil sie glaubten, er hange mehr auf des Königs als ihrer Seiten: hierum sagten ^ie ihme die Vormundschaffc auf, da der König ihme dir Verwaltung noch ferner überliesse. H ieraus entstünde ein Miß-' trauen zwischen denn König und dessen Brö- deren, welche sich zurvcrwahren mit dem Norwegischen Hoffe Heyrat stiffteten: es entstünde ferners ein Mißvergnügen bey Torkelt, welcher den König im Mißtrauen be- stärckte. Zudem sahe Lricb VIII. König in Dänemarck die Heyrat mit Norwegen'seinem Feinde mit scheelen Augen an. Torkeü begierige noch einen anderen Fehler, als er dem König entweder gerathen oder hingehen lassen, daß er grosse Schätzungen eintriebe, um der Königin prächtiges Wesen auszuhal- teri; und weiterß gewisse Aehende, so den Armen gehöretcn auf sechs Jahr lang zu der Cammer gezogen, auch die Bischöffe, welche sich darwieder gesetzet, ins Gefangnuß gcworf- fen: durch welches Verfahrei/freylich dir 3 5 Geist von Schweden Geistlichkeit und dasVolck,am meisten aber GOlt beleidiget worden. 3 >. Noch einen andern Rath ertheilte Torkill, welcher ob er glücklich auögesonnen, die Kluge bedrucken mögen. Als er den König mit den zwey Hertzvgen Brüdern auf feinem Schloß Arnaß in Wester- Gochland herrlich tracnret halte, begehrte der ,^ömg vor, seinen Brüdern, zu Verpcherung des guten Vererauens sollen sie einen schon zu dein Ende versaßien Brrcff unterschrieben, und angeloben, ohne seine Erlaubnuß nicht aus den Reich zu geoen, ohne Waffen zu seyn, dem König und fernen Kinderen getreu und ge- horsam zu seyn u. a. m. Die Bruder aus Forchc, es möchte ihnen was schlimmeres bereite, seyn, unterschrieben damahls: welches vielleicht der Kömg nicht gehoffct und hiedurch mochte geglaubct haben, eine Ur- sach und Gelegenheit zu überkommen, sie beym Köpfte zu nehmen. Weil nun dieses fehl geschlagen,so suchte er allerley andere Schwürigkeilcn zumachen; wodurch endlich die Brüder bewogen aus dem Land und nach Danemarck zogen. Allein sie kamen aus den Dach-Tropften in den Platz-Regen. Dann König Erich allda war mit seinem Schwager König Birger, wegen des Norwegischen Verdachts, wohl verstanden, und musten also die Prinhen ferners nach Norwegen entweichen , da indessen ihre Schwe- Geschichte von Schwedens 139 Schwedische Güter alle eingezogen worden. Haqutn der König in Norwegen räumte ihnen zum Unterhalt Nykleburg und Runde! sammt einem Gelände an der "Schwedischen Gräntze ein, und versuchte übrigens, sie mit König Birger» wider auszusöhnen;welcher aber auf die Dänische Hülffe bauend kein Gehör gab. Die Erbitterung der Bruder wüchse hieraus, sie ftrcifften in Schweden, nahmen Dahl ein , und bauten dahin die Vestung Dahleburg, schlug die vom König zu derenWegnehmung abgeschickte Truppen. König Birger war schon selbsten zu Felde gezogen, König Haquin hingegen hatte dre zwey Gebrüder mit Volck verftarcket, und die zwey Brüderliche Herrn lagen gegen einander, als durch treuer Herren Unter- handlung und Zureden annoch ein Vergleich getroffen, und die Bruder wiederum in des Köntgs Freundschafft und den Besitz ihrer Güter aufgenommen worden. Dann es ist gewiß daß in dergleichen Fallen die Stände, und sonderlich dre Geistliche alleKräff- ten zu Herstellung der Eintracht anwenden, die Könige selbst aber ungemein zu frieden seyn sollen, wann sich irgendwo dergleichen Mittels - Personen angeben, als wodurch auch dasjenige was man ?o,nr 6'lionneur nennet, erhalten wird, welches viele Frie» dens - Handlungen htnterschlaget nur von darum, weil man eß 8or eine Schande halten zum ersten nachzugeben. 32. Auf 140 Geschichte von Schweden. j 42. Auf dieses Vorspiel folgte ein ande-: rer in der Welt gewöhnlicher Auftritt, da ! man, um sich schon zumachen, einen anderen schuldig giedet. Die zwey Bruder legren die Schuld der entstandenen Irrungen/ , auf des Tvrkells böse Rathschläge. König ? Birger mochte wohl zu frieden seyn,daß man lieber einen Bedienten als ihne selbst schuldig geben wolle. Daher» machte er nicht viele Schwürigkeit,Torkeln den Proceß zu mache, ! welcher entweder schuldig oder unschuldig ein s Peyspiel eures unglücklichenHoffmansgege- , den hat. Allein auch der König bekam hierum stinen Lohn. Dann da er des klugen Raths I beraubet war, stärcken die zwey andere Brü- j der ihre Parthey in der Stille, überfallen * ihn unversehens, und setzen ihn nach Nicö- j präg gefangen. Es ward zwar im Getümmel z sein ältester Printz^^nu« durch einen treuen ( Bedienten nachDäncmarckzu König Erichen dessen Mutter Bruder geflüchtet, und dieser König ruckte mit einer Armee gegen Hertzog , Erich nach Schweden. Weil aber dieser mit 800. teutschen Reisigen oder geharnischten - Reutern, weiche dazumahl ein Schrecken des Kampfs-Feldes, und vomBruderWal- demar herbey gcführet waren, sich verstarcket hatte, so getraute der Dane nicht die Sa- j che arss die.Spche kommen zu lassen. Herr \ zog Erich fande auch seine Rechnung besser s vcy einem Slillestand, als wahrend welchem ! er ! Geschichte von Schweden. 141 -er das übrige Schweden m seine Netze ruhig liehen könte. Kam es also zu einem Stillstand auf ein Jahr. Indessen trachtete jede Parthey/ auch den König in Norwegen auf feine Seite zu- bringen. Die teutsche Reuter verbrachten eine räuberische Wirihschafft in Oster-Gochland, wurden zum Theil von den Bauren erschlagen,und schlugen die Bauren hinwieder zu todt. Die mehrmahligen angestellte Unterredungen zerschlugen sich ftuchtloß , biß endlich doch verglichen ward, daß man Konrg Brrgern wieder loß geben solle. Darüber ward ein Reichs-Tag gehalten, und demKömg schwere Bedmgnul- sen vor seine Freylassung, nemlich die Zufriedenheit mit einem kleinen Theil des Königreiches , vorgeschrieben. - Er unterschrieb ohne Bedencken alles was man ihm vorlegte , crach>ete sich aber hernach nicht daran gehalten zu seyn. Deren Herren Rechts - Gelehrten überlassen.nur mehr- mahlen die Untersuchung, ob ein gefangen und eingesperrter König gegen jemanden, oder gegen seine Stände, oder gegen die Brüder, in der müssen verbindlich machen könne, oder ob dem gemeinen Sprichwort der Teutschen Platz einzuräumen ftye, weiches saget: < 5 e? zwungener Eyd thut EtDrc leid. ?z. Es wäre hiesiger Ous zu lange alle andere Verwirrungen und deren Umstände auszuführen, und m wollen einmahl deren Ende 742 Geschichte von Schweden. Ende suchen. König Birger suchte noch einmahl durch Gewalt undDanifchen und Teutschen Beystand seine Vorrechte auf das gantze Königreich geltend zu machen, doch ohne Frucht. Es wurde wiederum- ein Vergleich getroffen, worinn die zwey Herzoge wieder das meiste behielten, jedoch als Lehens-Leute König Birgers: welcher endlich, weil die Löwen-Haut nicht zulangte, ein Stück vom Fuchs-Peltz daran setzte, j Er lud die zwey Brüder nach Nyköpping zu > Gast, und als sie sich schlaffen geleget, ließ er sie beede in Verhafft nehmen, sie erinnernd , sie sollen an das vorige Spiel, so sie mit ihme getrieben, gedencken. Als nun die Schweden herbeyruckten, Nycöpingzu belagern, und die Hertzogen zu erledigen, ließ Birger Dieselbe in einen Thurn mit vielen Rigeln und Schlössern einsperren, mit Befehl an die Seinige, nicht aufzumachen, bis er nicht selbst wiederkäme. Hierauf entweichet er, nimmt die Schlüssel zu sich, und versenckct sie im tieffsten Strom. Dahero die zwey Printzen Hungers gestorben. Ihre Leichnam wurden von den Belagerten vor die Vestung ausgesetzt, in Hoffnung, die Belagerer würden sich nun ferner um todte Cör- per nicht bemühen. Allein Mathias Ketel- mundsohn, rhr allezeit getreuer Diener, verfolgt die Waffen noch ferner zum Dienst des Erichs Sohn, wird von dem Reichs-Rach zum Geschichte von Schweden. 14; ! zum Verweser des Reichs (nachdem er Ma- | AN um, König Birgers Sohn IN Segeborg \ gefangen) angenommen / und ihm Gewalt gegeben/ den Krieg wlder Birgern auszuführen. Birger muß seine Zuflucht nach Da- nemarck nehmen, wo ihm Kömg Erich das Schloß Spickaborg und Amt Holbcck einräumet. Be» diesen Unruhen, als die beede Herzoge Brüder dem König in Norwegen das ihnen zuvor zum Unterhalt erlassene Kulding nicht wieder zurück geben wölken, gab es zwischen ihnen auch einige Händel, und hat der Norische König dagegen das Schloß Lahns gebauet. 34. Nach der Flucht König Birgers beruff- te Matthias Verelmund Sohn die Reichs« Stande nach Upsal, um nach der alten Gewohnheit einen König zuerwählen. Mit was Recht und Grund ein solches geschehen, stehet zu untersuchen. Gewißlich es ward dahin gebracht, daß Magnus Smeek Herhog Erichs Sohn ein dreyjahriger Knab zum König ausgeruffen worden, An. izis. den 24. )un. welchem das Glück fast in der Wiege die Cronen schneyete; Massen er bald darauf seiner Mutter wegen auch das Königreich Norwegen geerdet, weil hjs^uinus keine andere Erben hinterlassen. gs. Jetzo aber erfolget eine That, welche der Schwedische unD teutscher Nationen ehrlichem 1 44 Geschichte von Schweden. lichem Wesen einen groben Schandflecken anschmitzet. Auf einem anderen Reichstag ward Rath gehalten wessen man sich wegen des gefangenen Königlichen Prinyen Magni, Bürgers Sohn zucnrschliessen hatte? man ha- be ihn bey der Capituiation das Leben ver- f sicheret: einige Jahre zuvor war ihme vom j gantzen Rath und gesummten Standen als j zukünfftigen König schuldiget worden. Hin- l gegen brachte man zu seiner Beschuldigung . vor, daß er fremde Völcker ausDanemarck - ins Reich geführet; und daß er dabey gewesen, wie der König sein Herr Vatter viele ^ Bauren erschlagen, welche tn WesterGoth- land wider ihn aufgestanden waren, und einen dreytägigen Stillstand erhalten hatten. Nach weiß nicht wie ernstlicher Überlegung dieser gegen ernander haltendenGründen,lran- gen die letztere vor, und so weit m die Gemüther ein, daß über Magnum das Todtes Ur- , theil gefället,auchaufdemHeil.GetstesHolm j mit Äbschlagung des Kopsscs vollstrecket worden, An. rz2Q. Man hielte davor,des vormahls von Bürgern hingerichteten Torckis Freunde hätten wollen mir diesem Urtheil und des Xiagnur Blut ihre Rache abkühlen.^ Es mag auch seyn, daß dieses Adels Blut selbst zum Himmel geschryen. König Bürgern setzte diese traurige Nachricht so tieff zu Her- tzen, daß er sich samt seiner Gemahlin zu Todt gramere. Wohl em Elend undBettachtungs , wür- Geschichte von Schweden. 14? ^ würdiger Ausgang aller dreyen Bürgerisichen 'Bruder. zs. Lasset sehen, wie nach Birgers Blut es den Erichs Blut ergangen, nicht minder was die Stände selbst von ihrem blutigen Urtheil vor Früchte eingesammlet? Ihr ein- hige Hoffnung der neue König Magnus zeigte sich Anfang in guter Blühe, dre Erndte aber fiel desto schlechter. Man hält ihn vor den Ursprung alles Übels, welches in zweyhundert Jahren hernach über das Königreich Schweden sich ergossen: Dann die Blut-Urtheile, welche von einem gantzen Reich nicht aufs allergercchtefte vollzogen werden, pflegen auch das oantze Reich und zwar gemeiniglich in langwieriges Verderben zu stürtzen, wie wir an den Juden und noch anderen Völckern ersehen. Es hatten selbiger Zeit die Holsteiner Dänemarck meistens unter sich gebracht: Schonen war hierunter begriffen, und nicht weniger übel als andere hergenommen. Ihr König Christoph der H, war nicht vermögend sie zu schützen; Derohalben meinten sie befugt zu seyn, sich an Schweden zu unterwerffen. König Magnus nimmt die Unterwerffung ftyerlich an. Nur an einem Haggen haffker es noch. Graf Johan von Holstein erkläret, Schonen gerne fahren zu lassen; weil ihm aber solches Pfandweise vor 82000. Marck löthig Dtlber versetzet wäre, müste man ihm den Mpl.P.Des.4.H.lll.ty. K PfaN^ 146 Geschichte von Schweden. Pfand - Schilling ablösen. Man verstünde sich endlich auf 62220. Marck, und hiemcynte Magnus das Land Schonen erkauftet zu haben. Allein der Dänische König Waldemar wüste vieles einzuwenden. Es ward deßwegen eine Unterredung zwischen deden auf Warberg gepflogen , und da sagen die Schweden ftye den iS.Nevcmb. an. 1343. der Däne überwiesen worden , habe auch in einem öffentlichen starck claululirten Briefe bekennet, daß die Sckoninger mit Recht Magnus für ihren Rönig angenommen. Auch habe er Bleckingen, Lyster , und -Hwen , wie nicht minder Halland gegen 8oO2.MarckSilber an die Cron Schweden abgetretten, Schweden hingegen Walda- marn Hülffe wider seine Feinde , und die freye Handlung auf Schweden und Norwegen mgefligec. 37. Blßero lautet alles gut, aber nun klinget es übler. Sobald Ketelmunbssohn veriVormund todt war, und Magnus die Mgjerung selbst übernommen , fleng er an liederlich zu leben , die alte Rathe zu ver- -schmäheu, und sich seines Gleichen, auch dem 'Frauenzimmer zugeben. Erstlich unternahm a gegen die Russen, mit Zuziehung teutscher Reuterey, einen so unglücklich < als unnöthi- gen Zug vor , worinnen er geschlagen ein -Stuck von Carelien abwetten nmste. Die Lttnachte Mgb- Kosten abjttstosse.'r legte er | Geschichte von Schweden. 147 i grosse Schätzungen auf,verpfändete die Crvn- ! Güter, zog den St. Peters-Groschen ein, i geriethe darüber in den Bann Pabsts (He- ' menris VI. liesse sich übrigens von einem jun* gen Edelmann, Benedict Algorri seinen und seiner Gemahlin Günstling regieren. Der Reichs-Rarh suchte. ein Mittel wider die Unordnungen, nemlich, der König solle feine zwey Söhne zu Königen erwählen-lasi sen, Lricum in Schweden, und Haquinum in Norwegen. Der Adel so bald er.zwey Könige im Land sahe , hängte sich an dem Neuen wider den Alten schon verhaßten, und legte sich der Sohn Erich wider den Vatter öffentlich zu Felde. Es fanden sich zuSchieds- Männern ein die Fremde., nemlich Graf Adolph von Holstein, und dessen Schwieget-Vatter Hcrhoq Albrecht zu Meckleburg, und ward also zu Jönköpping eine Theilung des Reichs zwischen Vatter und Sohn 9« troffen, die sich mit der Trennung ihrer Gemüther in etwas vergliche. Der Günstling war schon vorhin von des Sohnes Anhange erschlagen, Erich aber genösse die Freude nicht lang, seine Eltern selbst halffen ihm unmenschlicher Weise mit einen vergiffrcte« Trunck davon. 38- König Magnus, so nun wider allein auf den Thron fasse, ward mit den Todt seines Fleisches nicht rrsättigel, es durstete ihn auch Mh dem Blut derjenigen, welche K a zum I4S Ges chickte von Schwebest. zum Aufstand verleitet hatten. Nun abeb seinen Arm wider sie schwer zu machen, zog er König Waldemarn in Danemarck m seine Absichten, verschrieb dessen Tochter Mar- gareth, so mit Magni Sohn Haquino Norwegischen König vermählet war, zum Leib- geding das Schonen, und gab die darüber zu Warberg ehedessen geschriebene Brieffe den Dänen wieder zurücke. Darüber ihm die Seinigeden Namen Smeek beygelegt, alsdersichSchonenvomDänenabschmeich- len lassen, an. iz6o. König Waldemar besetzte sogleich nicht nur Schonen, sondem plünderte auch inGothland und Orland wa« ibme vorkam. Wozu König Mag™ das Hertz lachte. Die Stände aber erbittert nehmen Zuflucht zu dem Sohn Uaqui n König in Norwegen, welcher ohne Scheu seinen Vatter in die Bande schlägt, und nach Lalmar setzet. Darauf liesse Haquin seine Sorge seyn, Schonen wird hierbey zu bringen : zu dem Ende sagte er der Brautschafft der Dänischen Tochter Margareth auf, und holet sich eine Braut aus Hollstein, nemlich Elisabeth Grafen Henrichs allda Schwester. Es war dieses von Reichs - Rath und Ständen also abgeredet, und zwar mit dem Beding, daß, wann es vom Äönig Mag™ und seinem Sohn nicht gehalten würde, die Stande frey seyn sotten von dem ihnen geleisteten EO/ ötjh Macht haben den Gra- \ Gescbrck)te von Gckweden. u? fen Heinrich zu ihrem Herrn anzunehmen. .König Waldemarn verdrösse nicht nur dieser Korb, sondern er merckte auch wohl, daß man sich Holsteins Macht wider ihn bedie» nen wolle; Dannenhero als er die durch Srurm auf seine Lüsten geworffene Braut Elisabeth aufgefangen hatte, triebe er es mit König Haquin so gut, daß dieser die Hol- steinerin wiederfahren liesse, und die Margaret!) abermahl begehrte. Unterdessen war auchKönig Magnus wieder aus den Gefang- nuß enrrunen,welcher die ankommen'oeBraut Elisabeth schimpfflich empfieng, und die Her- ren , so ihn der gethanen Zusage erinnerten, zum Land hinaus sagte: Darauf der König Haquin an. 1363. mit Margareth so erst eilf Zayr alt war, zu Coppenhagen verehliget ward. Der böse Waldemar wolte es dabey an Grausamkeit nicht schlechter als die Schwedische Printzen machen. Bey der Hochzeit ward König Magno und der Königin süsses Gisst zugctruncken, daran die Königin gestorben, Magnus aber vvm Leib- Artzt beym Leben erhalten worden. Allein Christoph Waldemars Sohn bekam auch unversehens einen Trunck von des VatterS Wein-Kunst, daran er ersticket. Zu dieser Umhat halte Waldemaren die Begierde, seinen Eidam desto geschwinder an der Regi- rung zu sehen, gebracht. K 3 z-.Die rcs Geschichte von Schweden. « 39. Dre vertriebene Herren hielten sich in Gvkhland auf, und vcrmög der abgeredten Heyrath verlangten sie GrafenHeinrich von Hülsterlt vor ihren König, welcher Alte aber sich der Ehren bedanckte. Darauf wandten j sie sich anHerhogAlbrecht von Mecklenburg dessen Mutter Königs Magni Schwester war. Dieser gab ihnen seinen Sohn., auch Al- berr genannt für ihren König. Unterdessen hatte eine andereParthey erwähletIsraeldev Heil. Birgitta Bruder; weil aber dieser Abscheuert ab den garstigen Wesen hatte, und ' nach Riga entflöhe, so ruckte Albert ein, \ besetzte die Insel Gothland, eroberte Stock- \ Holm, liesse allda König XwZnur wegen sei- j »er Untreue und wegen verausserten Schonen , durch einen offentlichenAusspruchs deöReichs verlustig erklären, und sich zum König.aus- ruffen an. 1Z64. Darauf ward König Ma- ! gnus in einen Treffen bey Encöping gcfan- : gen, Haquin verwundet in Norwegen verjaget. Es war ein Elend in Schweden; Dann König Alberts Kriegs - Leute thaten 1 den Leuten allen Drang an, und König ! Waldemar sammt König Haquino feyerten auch nicht ohne Unterlaß in Schweden einzufallen: biß letztere so gar Stockholm belagert, und endlich im siebenden Jahr des Kriegs mit Alberten einen Vertrag.dahin machte, daß der gefangene Vatker auf freyen Fuß gestellt, ihme die Einkünffte von We- Geschichte von Schweden. 1 5 * lster-Gothland, Wermeland und Dahl zum Genuß gelassen; Hingegen er an Alberten 1200G. Marck Silber zahlen , das gantze Reich sammt dem Recht auf Schonen an Ul» ben abtretken, und sechzig Norwegrsche Edelleute zuBürgen seines Worts aufstellen muste, welche im Fall seiner Wiederhandlung sich zu Stockholm als Kömg Alberts Ge- fangene zu stellen hätten. Das geschahe A. I 1371. Hiemit begab sich König ^lsAnur , in Norwegen, wo er in einem Furt, Bol- ^ menfort genannt/ertruncken. Sein Sohn Haquin überlebte ihn nicht lang. HaquinS Sohn Olaus starb auch in der fugend,und mit ihm verlosch der alte Königlich-Schwe, drsche Gramm, welcher von den Heil. Erich einen herrlichen Anfang, nun aber ein so liederliches End nach 220. Jahren genommen bar. Margaret!) ülai Mutter behielte das Reich Norwegen in ihren Händen; jene Margarerh, die in den Nordischen Geschichten euren so rühmlichen Platz einnimmet, und wovon schon in der Dänischem Sejchichre §. 4r. 40. König Albert, da er seinen Thron be- vestiget sahe, fehlere, was fremde Könige zu fehlen pflegen. Er hielte die Schweden verächtlich, scheuchte alles semen Teutschen zu, zog aus Mecklenburg vfft schlechte Kerls an sich, die er doch vor grosse Ritter ausgab, und an dir vornehme Schwedische Häuser r<2 Geschichte von Schweden.' {j verheyrathete. Er iehnete von Geistlichen Z «nd andern vieles Geld, gab doch nicht- 1 wieder, sondern schickte es nach Engelland: « führte viel beschwerliche und unnütze Kriege l wider Dänemarck, um Schonen wieder zu ! erobern. Über das verlangte er an die Stände, sie sotten ihm je den dritten Hof des Landes zur ordentlichen Vomainen-Gut zulegen, und als sie dagegen billige Vorstellungen thaten, fuhr er mit Gewalt zu, wor- 1 über die Herren sich an die in Dänemarck belobte Königin Margarech wandten, welche in der Schlacht bey Falköping in We, sier-Gvthland den-ri. 8epr. an. iz88. Alberten gefangen bekam, welches eben der Tag war, an welchem vor drey und zwan- tzig Jahren er König Magern g-fangen genommen hatte. Er muste auch zu Lmdholm sieben Jahr im Kcrcker aushallen, so lange \ «lö er Magnum gehalten hatte. j 41. Die Schweden hatten zwar, was sie : verlanget, nemlich Albrechren, gestürhct: es \ gieng ihnen aber darum um kein Haar noch besser, dann der Krieg und Plackcrcy g>en- ! gen innen und aussen noch fort, die Meckicn- ' vurger, so noch viele Plätze i»ne hatten, und sich immer verstärckten, übten bey aller Gelegenheit traurige Rache an dem armen Land aus, und sonderlich an den Bürgern zu Stockholm, deren sie viele lebendig verbrannten. Siehe in der Dänischen Geschichte §.41. Geschichte von S chweren. r wären., Engelbrecht dann stellete sich An- j! fangs an die Spitze nur von etlich tausend Bauern. Es wuchs aber sein Volck derge-- stalten an, daß er wie ein reissender Ström das gantze Königreich überschwemmte, und überall die Schätzungen um den dritten Theil herunter setzte: dann um so viel waren sie bey König Erichs Zeiten angesehen. Bey so bewandten Sachen versammelte sich der Relchs-Rath zu Wadstena, um dem Übel zu * steuern. Allein Engelbrecht fuhr mit tausend Bauern dahin, und begehrte, die Räthe solten vielmehr mit il)m zu Aufhebung der Dänischen Sclaverey sich vereinigen, und als diese die dem König geschworne Pflicht vorwendeten, erwiderte er: Der König hätte ihnen auch bey seiner Wahl ihre Rechte und Freyheiten geschworen, auch keine neue Auflagen einzuführen, die Lehen mit Einheimischen zu besehen; habe;doch nichts gehal- Gesihichre von Schwedens 757 ! gehalten. Der König hätte zuerst ihnen, ! nicht stezuerst ihme geschworen. Wann nur, i er seines Eydes sich ledig hielte, waren auch sie an den ihrigen nicht gebunden. Endlich fügte er hinzu: woferne es die Räthe mit König Erichen halten würden, solte ihrer Haab und Lebens nichts davon kommen. Hiedurcherschröcket, fassen sie ein Schreiber» an den König ab, in welchem sie ihm Treu und Mlchtabsagen, undes durch EngelbrechtS Diener nach Dänemarck überschlcken. 43. König Erich war eben mit den Grafen von Holstein und Hanse - Städten irr schweren Kneg verwicklet, von welchem er sich entlediget, und mit einer gewaltigen Flotte gegen Schwedeil anzog. Die Flotte ward durch Sturm zerstreuet: er allein mit seinem Schiff entkam nach Stockholm, woselbst ihm Engelbrecht belagert. Man hat allda mit den Reichs, Rächen Unterredungen gepflogen, welche sich zum Gehorsam erboten, wann die Dänische Beamte aussen blieben. Weil aber der König nichts nachgeben wolle, seynd viele, die es noch mit ihm gemeynct, ihme abhold worden; daß er also muste nachgeben und einen jährigen Stillestand eingehen, Kraffr dessen biß zu Auscrag der Sachen alles verbleiben solle, wie es Engetbrecht eingerichtet hatte. Nach diesem entwlfchre der König von Stockbolm in verstellter Klei- Dung. WoraufdteRache einen Tag ru Ar- i <; 8 Ge schichte von S chweden boga gehalten/Engelbrechten zum Obersten Hauptmann des Reichs und in jeder Pro- vinh ein vornehmer Mann gefetzet worden, das Reich wider in eine Ordnung zubringen. Jedoch es nahm sich des Königs Sachen an dessen zu Stockholm hinterlassener Schloßt Hauptmann Johann Rröpelm von Geburt ein Preusse und gar ein bescheidener Mann, welcher sich getrauet auf den Tag zu Gigru- n» zuerscheinen und-'that so vielerley Vor- schlüge zur Befriederung, daß die Räthe eine geschriebene Verföhnungs-Formul ihme aushändigten, mit welcher er sich zum König verfüget. Es wird ein allgemeiner Reichstag der dreyen Königreichen zu Holmstadt gehalten, allwo ein Geistlicher des Königs Sachen wieder zu recht gebracht. Dieser war der Ertz-Bischofs Ottrf, welchen der König zuvor vom Stifft verjaget, das Capi« tul ihn aber in der Engelbertischen Unruhe wieder zuruckberuffen hatte; welcher auch je- tzo wieder jedermanns Vermuthen vor dem König heffttg geredet, und Engelbrechten da-, hin gebracht, daß durch sein Zuthun der König wieder solle angenommen, hingegen der bey der Crönung gemachte Vertrag auch von lhme beobachtet werden, und solle er künff, tigen Auguil ohne Gewalt inö Königreich kommen. Die Dänen, welche fürchteten, Schweden möchte ihnen durch die unzeicige Härltgkeit W entgehen, halfen eyfrig zum Geschichte von Schweden. r ^ 5 Vertrag, brachten es auch dahin, daß die Lalmarische Union der dreyen Dönlgrel- ! chen erneureyund von allen Räthen hier un» tcrschrieben worden, An. '4Zs. 44. Als nun der König m Schweden ankam, schlösse er mit den Standen auf den Schein die völlige Vergleichung, sich verbindend alle- Schlösser mit inngebornen Schweden zubesehen, ausser dreyen, zu Stockholm , Calmar und Nycöping. Kaum aber waren ihme die Schlösser nach und nach wieder zu Handen gestellet, so fieng er das alte Spiel von fornen an. Er liesse sich vernehmen, wie er ein abgezwungenes Versprechen zuhalten nicht schuldig, er ruckte es auch den Räthen vor, daß sie mit Engelbrechten unter der Decken gelegen. Gab auch zuerkennen, wie er gesonnen wäre die Cron auf seinen Vetter Hertzogen Bogislau zu Pvmern, ohne der Stände Danck, zu bringen. DieferweZen würd zu Arboga eine grosse Versammlung aller Stande gehalten, und der König schriffklich seines Eydes erinneret, mit Bedrohung, daß sie in Entstehung dessen sich um einen andern Herrn umsehen mästen. Engelbrecht mit etlich anderen wurde nach Stockholm geschickt um mit dem Königlichen Stadthalter der Sachen halber zu sprechen. Nachdcme sie aber eine-Weile nicht eingelassen worden, geschiehet in der Stadt ein Auflaufend bemächtigten sich die Bürger i6o Geschichte von Schwevew. Bürger der Thore, die Schwedische Herren traten ein, steckten das Schwedische Reichsbanner auf, der Landtag verfügte sich auch dahin, und ließe durch dreyßig Compromissarios einen Reichs,Kriegs Obristen erwählen. Da geschahe, was in Gemeinden zu- geschehen pfleget, Eyferfucht und Spaltung. Carl Rnucson aus einem alten vornehmen Geschlecht bekam 2s. Stimmen, Engelbrecht aber nur dreye, welches bey ihme, der fichgedauchte das beste beym ganhen Handel gethan zuhaben, einen grossen Unwillen bey denen anderen Grossen aber dessen Verachtung nach sich zog; Massen sie glaubten, es wäre ihrem Rang eine Schande, wann ein so mittelmäßiger Mann wie Engelbrecht, folte «m Reich das meiste zusagen haben. Sie hatten es also mit Carl Knutfon gekar- ret, daß sie ihn ungesäumet nach Stockholm einluden, wo sie weiß nicht was mit ihme vorhatten, wann nicht das Verhängnuß selbst vorgekommen wäre. Dann Engelbrecht, welcher im Land allenthalben die Schlösser wieder eingenommen hatte, wolle nach Stockholm eylen, theils wegen einer überfallenden Kranckheik, theils wegen der Einladung. Er hatte seine Leute zu Land reisen lassen, und be, gab sich auf den Hielmer - See. Da er nun zu Glöcksholm übernachtete bey einem Edelmann Benedict Suenson, mit welchem er zuvor tlj (Will Streit begriffen, nun aber wieß Geschichte von Schweden. i€ i | —---- wieder vertragen war, schlug-ihn des Edel-' inanneß Sohn Maus mit einem Bey! zu todt. Diesen Lohn halte Engelbrccht davon getragen. 4s. Carl Knutsvn als er diesen aus dem Weg geraumst / hausete hernach auf alle- Weise so tyrannisch und hoffarrig im Ruch, daß sich die vornehm« und gemerne Schweden wiederum nach den König Erich schneien/ und ihm hefftig anlagen., das Reich wiederum anzunehmen. Er degieng aber die Unbefonenheit, daß er durchaus davon nicht- hören wolte, biß chme nicht die Schlösser zu Stockholm, Caimar, und Nycöping eingeräumet wurden. Welche Hartnäckigkeit um so-gefährlicher war,weil unterdessen dieDär neu eben so viele Unzufriedenheit gegen ihm geschöpffet halten. Gestalten er aus Däne- marck mit allen seinen Schätzen auf dre Insel Gorhland entflohen. 46. Unterdessen dann hatten thme auch die Dänen die Treue aufgesaget, und Christoph in. Pfaltzgrafen und Herhog aus Bayern vor ihren König angenommen, weil er König Erichs Schwester Sohn war An. 1438. Ein Therl der Schweden halten mit eiugestim-- met, nnd König Christoph, welcher wohl tr u* sie, wie viel am dem MarsckCarlKnutson gelegen war, schmeichlele diesem auf aüe Weise, gab ihm auch unter anderen einen theuren MrsicherulU-Brtcf, daß ihn nie- Suppl.P.ües.A.H. UlÜb. L Mculd 1 62 «Geschichte von Schweden mand wegen der biß anhero geführten Reichs- Verwaltung belangen könle. Nichts desto- weniger faßte der König bald eine Eifersucht gegen Carln theils weil er den Mann wohl j selbst kannte/ theils weilen er ihme von an« j deren Grossen genugsam mag seyn abgemahlet worden. Es liessen auch schwere Klagen wieder ihm ein / und mochte der König nicht . ungern gesehen habe»/ wann er einen so ge- I jährlichen Mann hätte können in die Klauen :! bekommen. Allein CarlKnutson demüthig- te sich, gebrauchte seine gute Freunde, und entkam glücklich aus dem Spiel, begab sich auch hernach in Finnland/ befestigte allda seir ne Sachen,und liesse sich biß aufKönig Chri- stophensTodt beyHosse nicht mehr sehen. 47. Zubewunderen ist, daß die Verblendung der Grossen nicht minder ist dann der Kleinen, ja zum öffteren auch wohl grösser. Es halte König Christoph die Beyspiele seiner Vorfahrer vor Augen welche durch gar zu vielfältigen Vorschub der Fremden um die Crone gekommen waren; nichts de stoweni- ger raumetc Christoph den Fremden, seinen Teutschen vieles tnSchweden ein. Wiewohl, die Wahrheit zubekennen, es einem fremden König, welcher in ein Reich, so in sich selbst verwirret ist, nicht zum ärgsten zuverdencken, wann er von seinen allen getreuen und an- gebornen Unterthanen Leute um sich zu seiner Sicherheit hüben will. Das Mittel aber hierin» Geschichte von Schweden. i6z hierinn zutreffen ist eine nicht so leichte Sache: dann was den Unterthanen zuviel gethan scheinet, magern Herr vielleicht noch vor zu wenig halten. Wie deme nun seye, so waren hierinn die Schweden mit den Dänen verstanden, und brachten es mit guten und bösen Worten dahin, daß der König, wie- wohl gar ungern, die Fremde meistentheils von sich entliesse. Worinn man die Unart des menschlichen Herhen erkennen mag, sonderlich an den Dänen. Dann diese hatten es zuvor unter derKöniginMargaret und König Erich vor billig angesehen, baß ihnen die Schwedische Lehen und Aemcer anvertrauet würden, ob sie wohl in Schweden fremd, ob sie wohl keine angeborne Unterthanen König Erichs waren, ob auch wohlKönigErich bey ihnen selbst fremd, ja aus einem feindlichen Volck derWenden war: nun aber verdam- ten sie das an König-Christoph, was sie an sich selbst gebilliget hatten: da doch König Christoph nur seine eigene und vielleicht gar wenige Leute gebrauchte, welche von ihm zu- ttennen viel unmenschlicher war, als Dänen von einem Wendischen Fürsten zu entfernen. Zndeme nun König Christoph semer getreten beraubet war, muste er horchten, es möchten die widrige Partheyen in Schweden sich mit einander weiter und gegen ihn verstehen. Dahero war er bedacht, erstlich sie in beständiger Uneinigkeit zu unterhalten, hernach auch L Ä sie i64 Geschichte von Schweden. sie allgemach an Kräfften und Reichthum z» stutzen. Zu dem ersten Ende öicncrc/ daß ee die Lehen und Schlösser um grosse Tax-Gel-> der verliehe, so offt jemand darum warb; hiemit war niemand seiner Lehen sicher als nur so lang biß einem anderen eben dasseibs verliehen ward: und entstunden hieraus gewaltige Mlßhelligkeiten. Zrnn anderen Zwc^ legte er nicht nur grosse Schätzungen auf, sondern gestattete König Erichen, welcher sich noch immer auf der Insel Gothland aufhielte, daß er mir See-Caperey das Meer unsicher machte, die Handelschaffl in Grund verderbte, und die Zufuhr nach Schweden sperre, woraus grosse Hungers-Noth entstanden, und die Bauren gezwungen waren, Baum- Rinden vor Brod zugeniessen. In deralci- • chen Umständen starb der König rm Anfang ! des JennerAn. 1448. zuHelsingburg, als er ^ eben auf den von ihm angesetzten Schwedischen Reichstag reifere. Er hatte grosse Ver- ' mächtnussen an die Schwedische Gottes- Häuser verschrieben: allein seine Schätze waren alle in Dänemarck, und die Herren Dänen liessen keinen Heller davon aus ihrem : Land konzmen. 48, Nach Christophen Todt war zu Stockholm eine Tagleistung gehalten, wobey Carl Rnmson der Reichö-Marsk oder Marschalck, mir grossem Pracht erschiene, und sich ziemlich deutlich für stM Crvnen- Werber angab. Er ■ Geschichte von Schweden. i6? Es entstünde aber eine wichtige Streitfrage : Ob man derer Dänen und Norweger abwarten sötte, und ob die Schweden an die Ealmarische Union oder Pragmatische Sanction gebunden wären? oder aber, ob sie vielmehr befugt wären, diese Sanction samtDänemarck beyscits zusehen, und vor sich selbst einen König anzunehmen ? Die meisten, worunter der Marsk auch war, wollen, daß man ungeachtet des Bundes das Reich alsobald mit einem neuen König versehen solle. Denn der Bund wäre schon zuvor krafft- loß und gebrochen, weil er dem einen Reich grossen Nutzen, und den andern beyden grossen Schaden brächte. So hätten auch die Dänischen zuvor dem Bund zuwider König Christophen nach Dänemarck gefordert, und zum König erwählet, ohne Vorwissen der andern beyden Reiche. Darzu hatte weder König Erich, noch Christoph, dieArtickl des Bundes gehalten, und nur dahin getrachtet, wie man Schweden und Norwegen in Abnehmen und Dienstbarem ruugcn, und zu ewigen Zeiten als Unterthanen bey Dänemarck erhalten möchte. Und so man den Bund länger hielte, würden sie gewiß Knechte, und die andern Herren werden. Tne- ses nun trieb der Markk hefftig, und hatte bey dem gemeinen Mann grossen Beyfall, in- Massen am Tag lag, daß Schweden seit des Bundes um die Helffte war armer und schwä- L r ' chell 166 Geschichte von Schweden. chcr worden. Der Marsk Karte an sich sechsten nicht Unrecht/allein er suchte dabey nicht so fast das gemeine,als sein eignes Beste. Die andern aber, welche der widrigen Meynung waren, und verlangten daß man der Dänen erwarten solte, thaten solches eben so wenig darum/weil sie die Ealmarische Sau» ction vor stattbafft ansahen ; sondern vielmehr aus Forcht des Marschalcks, den sie merckten/ daß die Cron fallen würde , und von dessen gewaltsamer betrübter Regierung sie schon genügsame Erfahrenheit eingezogen, Massen er nicht nur, wie die Könige, mit politischen Künsten, sondern auch mit Mord unv Giffr um sich gegriffen hatte, und dieses wider Geistlich-und Weltliche. 49. Nachdeme also etliche Tage hierüber gezancket, ja fast gerausset worden, behielte die erste, als stärckste, Parthey die Oberhand, und ward aus dreyen vorgeschlagenen 0-n- didaten Carl Änutfon mit den allermeisten Stimmen zum König erwählet den 20. Jun. An. '448. und weil dann auch die Dänen ohne Rückfrage auf die Schweden einen eigenem König Graf Christian von Oldenburg-Holstein erwählet hatten, so war hie- durch der CalmarischeEinungs-Bund mitten durch zerrissen. Es fielen zwischen König Carl K nulson, zwischen dem alten König Erich, so noch auf GvthlanL fasse, und zwischen König Christian GesNrchte von Schweden. 167 stian in Dänemarck noä) verwirrte Händel und Griffe vor. biß die Sache zu einem Stand kam. Der Leser aber wird uns tx> laubcn / ihn einmahl an die Schwedische Geschieht - Schreiber zu weisen. Nur sov.iel ist hier zumelden; König Carl zwang Königen Erich/ die Insel Gothland zuverlassen; welcher aber-/ ehe er in Pommern entwichen, noch diesen Possen gespielet, daß er sein Recht auf dieJnsel an Dänemarck abgetreten. König Christian nahm solches an, und suchte es mit Macht und List auszuführen; da aber dieselbe nicht zulangte, ward beliebet, den Streit auf einem Tage zu Holmstadt rechtlich zuentschciden. Wiewohl da nichts ausgemachet, sondern vielmehr eine heimliche Verständniss; wider König Carln gestiffet worden, welcher König Christian nicht wenig Hoffurng zum Königreich Schweden verschaffet. 50. In der That seynd die Waffen König Christians wider König Carln anfangs wenig glücklich gewesen. Weit mehr hat Carln geschadet, daß er die ihm mißgünstige gewaltthätig aus dem Weg räumen lassen, welche weil sie von grossen Häuseren waren, ihme viele einheimische Keinde geboren. Den letzten Vorschub gab der Emgriff in dieKir- chen-Güter. Er meynte, die vorige Könige hätten mehr Güter in die Geistlichkeit verehret als vonöthcn gewesen, mit grossem Nach- L 4 theil i*§ (DeCckuchke von Schweden theil der Königlichen Renten. Weswegen er dieses zu untersuchen Erich von Fogelwyck und den CanylerClaes Ryting zu Commis- fari?« verordnet/dieienigen Güter zu reduci - ren / so die Geistlichen nicht mit Recht besassen, oder vielmehr, wie er erachtete, zuviel; liesse auch einen Befehl ausgehen, das; man nicht soviel Güter an die Kirchen vermachen feite, dem Weltlichen und Knegs-Staal zu grossem Abnehmen. ZuglcicherZett schickten LesKönigs Fernde durch einen meuchlerischen Beylstrcich dessen besten Generalen Thord- Bonde in die andere Welt:- und von nun an giengcn seine Sachen den Krebsgang. Der Erk-Bischoff zu Upsal rüstete sich mit Macht wider ihn, schlug ein Patent wider ihn an, und crklärete.ihn des Reichs wegen seiner vielen Gewaltthigkcitcn verlustig zu seyn, kroch selbst in den Harnisch, zog die Dahlekerlen undUplander an sich, schlug die beste Reuterey des Königs, belagerte ihn selbsten zu Stockholm, und zwang ihn , bey nächtlicher weile sein Gold und Silber auf ein Schiff zubringen, und die Flucht nach Dantzig zunehtnen An. igsg. als er das zchende Jahr seiner Regierung kaum angefangen. Das Gejd fruchtete ihme auch nicht. Dann als er es denen teutschen Rittern geliehen, und diese dafür ihm etliche Schlosser in Preussen verschrieben, seynd solche Schlösser rm Krieg von den Pvhlen weg- genom- Geschichte von Schweden.- i6y genommen worden. Daß also zuletzt auch dieser Herr hat austrincken müssen, was er anderen einaeschenckek halle. §. s I. Clrißiantis l. wurde hiemit, und Messens durch Zuchuung Ertz-Bifchoffs Jo« haun Salstatt und übriger Geistlichkeit Äö- mg eiwahlet, aber nur vom Adel ohne deö Volckes Vorwisscn, ihme eine Capitulation wegen der Sü)wedischen Freyheiten vorge- schrieben, und hernach zu Upsal gccrönet den 2y. )un. i4s8. Hakten die Schweden am den vorigen Königen viel gekadlei, so fanden sie an diesem noch mehr, er preßte die Unterthanen in allen drey Reichen, schabte alles Geld borgweiß oder mit Gewalt zusammen, zog die ihme verdächtige grosse Herren zur Kolter, und marterte einige zu todt. Der Erh - Bischoff, welcher eine neue von dem Reichs-Rath bewilligte Steuer, eintreiben wolle, als er den hierüber entstandenen Auflauf sahe, gab die Steuer nach; verfiel aber dadurch in des Kömgs Ungnade, und ob- schon eine Menge Bauren dieferwegen zum Gewehr griffe, wurden doch viele davon nie» dergemetzet, andere gefangen, geviertheilet und aufs Rad geflochten, der Ertz-Bifchoff auch aus seinem Schloß Steckn nach Cop- penhagen ins Gefängnuß gefchleppet. t ;2. Solcher und anderer Ursachen halber kündigte ihme der Bischoff von Lincöping, Kältll, welcher ihn zuvor durch Schreiben L s ge- 370 'Geschickte von Schweden. j; gewarnet hatte/ im Nahmen der Stänke den 1 gehorsam auf An. 146z. belagerte die Stadt Stockholm, schlug Jahrs her mit seinen Dalekerlen den König, und belagerte Stock- Holm zum zweyten mahl, da sich KönigChri- ^ stian mit den meisten Reichs-Räthen nach Dänemarck begeben. Dahero schrieben die > Bauren an die Räthe, sie möchten von Thrr- > stian ablassen, indem er unrechtmäßiger Weü , se, und wider das Gesetz-Buch, ohne Vor- ! wissen des Volcks wäre erwählet worden. Auch ward an König Larlneine Bottschafft nach Dantzig abgesandt, die ihn zu Wider- ! antrettung des Reichs einladen muste. Er kam auch mit vielen Teutschen und Pohlni- schen Hülffs-Truppen. Zerschlug sich aber gleich mit dem BischoffKätill wegen Freylassung einig vornehmer Dänischen Gefangenen, durch deren Zurückhaltung der Bischoff gehoffet hatte die Freylassung des Ertz-Bi- schosss zubewürcken. 53. Aus diesem Unwillen eklete dem Bi- schoffKätill schon wiederum ab König Carln, und lud er König Christian wieder zum Thron ein, wofern er den Ertz-Bischoff loß- liesse. König Christian betrachtete die Sache klüglich, gab den Ertz-Bischoff nicht nur mit grösten Ehren loß, sondern bestelle ihn auch zum Reichs-Vmveser, und gab an alle Hauptleute Befehl, ihme zugehorsamen und alle Schlösser einzuräumen. Es würd viel Volck Geschichte von Scbwedsn. i?r Volck zusam gebracht, und oberhalb Stockholm auf dem Eyß ein hitziges Treffen gehalten/ in welchem König Carl so in Die Enge getrieben worden, daß er sich dem Ertz- Bischoff in die Arme wesffen, und unter dessen Schuh begeben muste, daß ihme also dieKirche,aus deren Bedrückung er in dieses Ungewitter verfallen war, leylich noch das Leben rettete. Jedoch er muste öffentlich auf dem Rarhhauß zu Stockholm das Reich ab« schwören, und mit dem Schloß und Lehen Roseborg in Finnland vor lieb nehmen, zu dessen Besitz er doch auch nicht leichtlich gelangen konte. 54. Der Ertz-Bischoffhatte bißhero nicht vergleichen gethan, daß er König Christian zu guten alles dieses unternomincn, sondern stellte sich an, ob geschehe alles zum Dienst der Freyheit. Es konte aber so verborgen nicht zugehen, daß nicht ein Verdacht auf ihn geworffen, und er gezwungen wurde, deme abzuschwören. Hiemit ward auf einem Tag zu WadstenaErich Axelson,fo König Carls Tochter zur Gemahlin hatte, zum Vorsteher des Reichs erwählet, womit dann der Ertz- Bischoff im geringsten nicht zufrieden war. Aus diesem entstunden zwey Partheyen in Schweden, wie wcyland der Guclphen und Gibeliiner in Welschland, weiche einander etliche Jahr mit größter Verbitterung in den Haaren lagen. Die Parthey des Lrtz - Bk- lyr Geschichte von Schweden. ] schoffs hatte vor König Christianen wiederz hereinzubringen, dorfften es aber vor ihrem ’ Volck nicht mcrcken lassen. Die Parthey - des Reichs-Verwesers mit deme es Nils Sture, Stern Sture und andere hielten, stunde vor König Carln. Die Schweden schlugen einander allenthalben selbst zu todt. um zweyer fremden Königen willen; welches aber viele Schweden eineZeithero wohl mögen verdienet haben. Die Parthey des Neich 6 -Verwesers,weik sie den Bauren zum besten gefiele, und, mit der Freyheit den Gemüthern schmeichle-, te, behielte endlich die Oberhand, der Erh-! Bischofs muste die Belagerung vor Stock- holm aufheben, und nach Orland entflic- l hen, wo er in kurtzcm aus Unmuts) verstarb, j im Zweiffel hinterlassend, ob er mehr aus . guten oder mehr aus bösen Willen gefehlet habe? Das Getümmel der Partheyen gieng ; fort. 55. Der gemeine Mann, welcher die Haar , zum Rauffen hergiebet, seusszete wider einen : gewissenKönig, und höhlte König Carl ^xnur- ^ son An. '468. wider aus Finnland herüber. Erich Niison und Ecrch Carlson setzten sich dagegen, ward aber von den Dahlekcrlen geschlagen an. ,470. In diesen Unstern fliehet er nach Dänemarck, beredet König Christian, sich doch der Sachen anzunehmen. Es war aber arich kein Glück dabey. In dieser Ver- , »73 I Geschichte von Schweden. ^Verwirrung starb König Carl Rnurson zu lStockholm im Frühling an. 1470. das Ireich Anbefehlend seiner Schwester Sohn Sreen »Srure. Hierüber würd eine greuliche Uneinigkeit , und tonten sich weder die Herren eder die Bauren der Königs-Wahl halber mit jemanden vergleichen : Doch ist endlich Sreen Smre von. den meisten zum Reichs- > Verweser angenommen worden. ! 56. Es feyerte aber endlich auch König Christian nicht. Dann naHdem er vorStock- Holm mit den Reichs-Rachen lang vergeblich wegen seiner Wider-Annehmung gehand- l let, setzt er endlich seine Truppen an Land, drohet den Herren sehr, besonders den Sreen Sture, welchen er wolle streichen lassen, weil er sein Edel-Knab gewesen wäre; ziehet hernach die Bauerschafft im Upland an sist), denen er versprach das Saltz, welches damahls in Schweden sehr theuer, um guten Preiß anzuschaffen, und ward ihm allda ge- huldiget. Hingegen bekam Stern Sture auch Lufft, sammlete aus Dahlern und änderst woher ein ziemliches Volck , grirff Christianen vor Stockholm an. Dieser ward gleich Anfang des sehr hitzigen Treffen mit einen Pfeil in dem Mund verletzet, daraus ihm etliche Zahne fielen. Es war der 9. Octob. A. 1471. welcher Tag den König Christian in Schweden der letzte war. Dann q mOe mit seiner Flotte aus den Schceren ab 174 Geschickte von Sckweden. ab, und wieder nach Dänemarck zurücke ziehen, wo er A. i 4 S». das Zeitliche geseeg- ■ net. An ihm und seiner Regierung war viel 1 ausgesetzet. Es stehet aber zu zweiflen, ob J iti diesen Umständen leichtlich ein Fürst es hätte änderst machen können. Dann so viele Reiche von einem Gräflichen, und zwar gantz fremden Hause auf einmahl ohne einigen Verlust und Zerrüttung erobert zu sehen, ist gar eine seltsame Sache. Es hat auch der Ausgang gewiesen, daß er es wohl getroffen. Hatte er srch die Beybehaltung Schwedens gar zu sehr lassen angelegen seyn, so möchte er wohl auch Danemarck und Norwegen darüber vcrlohren haben, wie seine Vorführer. So aber hat er die zwey letztere sei- j nem Hauß also versichert, daß dasselbige biß ' drese Stunde vest, erblich, und ohnbeschrän- cket davon Meister ist. ! S7. Nach dem Stockholmer Treffen war Sreen Srure so viel als König , obschon er diesen Ehren-Namen nicht trug , indem solcher jetzo in Schweden nicht minder als weylaud zu Nom verhasset war. In der That und im Grund lieget auch nichts daran, ob der Vorsteher eines Reichs Her- tzog, oder Fürst wie m Rußland, oder Bürgermeister wie zu Rom, oder Senior wie vor diesem unter den Teutschen heiffe. Hiemit hatte Stern Sture die gantze Macht Schwedens in stiller Hand , obwohl der Ertz> Bi- schoff ' i (Geschichte von Schweden. 177 rschoff von Upsal Jacob die höchste Stelle !im Reich bekleidete. Dieser Jacob hat A . 1477. mit Päbstlicher Freyheit die Hohe Schule zu Upsal aufgerichtet. Unterdessen hatte man noch bey Lebzeiten König Christians einige, wiewohl fruchtlose, Unterredungen wegen Widerbcvestigung der Cal- maeifchen Pragmatischen 8 ^nLkion gepflo- > gen , so that man solches noch eyfriger nach | des Königs Absterben. Die Schweden zeigten die wenigste Lust darzu. Nachdeme aber Dänemarck und Norwegen Iohan- nem Königs Christians Sohn schon zu ihren König erwählet hatten, drangen sie bey den Schweden darauf, daß sie ihn gleichfalls annehmen möchten. Sceen Sture verwil- ligte auch in einem Tag zu Calmar den ir„ Novemb. A. 148Z. Hier ward die Eol- warlsche Einung erneuert, mirdemVvrbe- behalt, in so weit es dem Königreich Schweden ohne Schaden wäre. Es ward auch Johannes zum König angenommen mit ei, ner engen Capikulaüvn, worinncn unter andern einhalten : daß König Jvannes die Schulden des H. Vatlers gut machen, und allen in Schweden verursachten Schaden ersehen solle rc. welche Arlickel zwar mtt Siegel und Brief gefertiget, auch endlich bestät- tiget worden. Da es aber zur Vollstreckung kommen solte, wegerte sich jeder Theil den Anfang ju. machen. Steen Sture woite Johan- 176 Geschichte von Schweden. Johannsen das Reich nicht abwetten biß nicht die Bezahlung geschehen: Die Dänen trauten auch wieder nicht, und wollen König Johannsen zuvor der Cron versichert wissen. Woraus leichtlich abzunehmen, daß es mit Verfertigung der Bricssc keinem Theil der rechte Ernst gewesen: sonsten sie schon würden Mittel zu beederseiriger Versicherung ausgedacht haben. ;8. Sreen Grure dann ein durchtriebe- nenerKopff erhielte sich noch vierzehen Jahr beym Regiment. In welcher Zeit König Johannes zwar auch nicht geschlaffen. Es waren mehrere anch versöhnliche Unterredungen beeder Herren vorgenommen, wo immer einer den andern in die Schul zu führen bemühet war. Und weil Smre sich mit dem Hannsee-Bund wider Däne- marck verbunden hatte, suchte ihm König Johannes auf einer andern Seite eine Schäff- tigung, nemlich von S-euen der Russen, welchen leicht zu pfeiffen war, daß sie ihren Tantz über Carelien und Finnland von Zeit zu Zeit wiederhohlten. Endlich nähere auch dieses Sture Fall herbey, wozu zwar nach und nach der Weeg gebahuet, dre Eröffnung aber von zwey Gelegenheiten geschahe. Er hatte einen Generalen Suanre ^ilsson, welcher, nachdem er im Sommer einem Herrlichen Zug Wider die Russen gethan hatte, sich geweigert im Winter mit dem Verwe- Geschickwevon Schweden. 177 ser noch einmahl zu ziehen/ gescholten als einem Feigheit die Flucht ergriffen. Ich finde damals nicht daß man dergleichen Schmähungen mit Zwey,Kampff habe ausmachen wollen. Suante gieng vor den Reichs- Rach/und erwiese vor selben seine Unschuld/ ward auch vor unschuldig wider denReichs- Verweser erkläret. Hier wurden dem Sturen die Aug eröffnet, daß er leichtlich erkannte , wohin der Seiger deutete. Dre Bischöffe wollen noch wohl mehrere Sachen mit ihm sprechen, er zog sie aber lange auf, um Zeit zu Herbeyschaffung seiner Truppen zu gewinnen. Die Bischöffe hatten auch ihre Augen, und wie sie merckten daß Sture auf Gewalt umgieng, wollen sie nebst dem übrigen Rath auch zuschlagen, sehten ihn dahero von Regiment ab. Die Zunge vermag nicht wider das Schwerd zu lecken: Sture entkommet aus dem Rath-Hanß, ziehet etliche hrrndert Reuter an sich, und öegiebt sich aufs Land, welches er leichtlich aufredet, und die Räthe noch darzu verhaßt machet, ajs Leute die wiederum eine fremde Herrschafft und Tyranney mit König Johannen einzuführen suchten. Der Bischoff von Lincöping wird gefangen, der Ertz-Bi- fthof aufseinen Schloß Stecka belagert; und endlich ein öffentlicher Krieg zwischen dem Reichs - Rath und dem Verweser Sture angezettlet. Welchen zu steuren der Rath S’tpjjl, P. Des, A, H. in. M Kö- 178 Geschichte von Schweden. KöniaJohannsen zu UbcrnehmungdesReichS s herüber rufften. Sture, nachdem er einige, mahl im Treffen unglücklich gewesen, muste ' sich endlich auch hierzu bequemen, behielte sich doch grosse Vortheile u. Stadthalterrye bevor < König Johannes aber war auf den Grund der letzten Calmarifchen Capitulation nicht nur selbst zum König angenommen, sondern auch sein Sohn Christian II. ihm zum Nachfolger benennet, und ihm vergönnet nach seinem Belieben die Beamte im Reich zu bestellen; wvwider man sich bißhero mit s» grossen Blutvergiessen gesetzet hatte: also müd waren dirSchweden der cinhrimischenStadt» ^ Haltern, und so viel leichter schiene ihnen, unter * einen König, als unter ihres gleichen zu stehen. Es hat sich dieses zugetragen an. 149*7. im November. *9. Wie blind gehen die Menschen-Kin- der ihren Verhängnuß nach ! und wie groß ist bey jedermann die Hoffnung, daß er jenes, was andern unglücklich ausgefallen, viel besser zu Ende bringen wolle. König ; Johannes regiret eine Zeitlang nicht übel; nachhin aber klaget er über die wenige Ein- ; künffte eines Königs: Die grosse Herren deS ! Reichs scheinen ihm zu gewaltig: er suchet ih- i nen dieSchwing-Federn auszurauffen.Steen Sture muste ihm Finnland wieder abtrettcn: Suante Sture und andere musten ihre Lehen wider heraus geben , welche der König an i Geschichte von Schweden. 17» an Dänen und Teutsche verliehe. Des -Königs Vögle plagten nicht nur den gemeinen Mann, sondern sie rieben auch den Adel auf, sonderlich jenen der mit Sturen gehalten hatte. Auf solche Weise geriethe alles in Verbitterung wider den König, und man- ■ gelte nur noch eine Gelegenheit zum völligen Ausbruch. Ein einhiges obwohl kleines Beyspiel zeigte den Schweden den Weeg , und war ihnen eine Probe daß er fönte überwunden werden. Es hatte schon König Christian den alten Lehens-Brieffe zuwider, von Kayser Friedrichen neue Lehens, Brieffe erhalten, Krafft deren das Land zu Ditmarsen, welches da hätte dem Erh - Stfft Bremen zurückfallen sollen, an rhm als König in Dänemarck oder vielmehr Heryogen in Hol-. stein gewiesen wurde. Die Ditmarsen wollen sich wider ihren alten Eigenchums-Herrn nicht einlassen. König Johannes überzog ste an. 1500. mit grosser Gewalt, welche ihm aber die Ditmarsen abschlugen, und einen grossen Theil seines Adels ins Graß streckten. Da schlössen nun die Schweden bey sich : kan eine Handvoll Volcks ihre Freyheit und Recht wider einen gewalkkhütigen König behaupten, was wird erst ein mächtiges Reich der Gothen vermögen! 60 . 3 )ec König merckte das Spiel wohl, konte doch mchc vollkommen auf den Grund kommen. Dannenyero reifet er nachSchwe- M 2 den. 48 o Geschichte von Schweden. — . ■ ■■■ ■ ■ den. Stern Sture, Suante Sture und mehr andere Stände stellten ihm vor/was er den neulichen Calmarischen Keccsz zuwider wandelte, und warnclen ihn , desselben besser zugelcben, wann er wolle König m Schweden verbleiben. Man Händler beederseitS mit Behutsamkeit und Politic. Die Räth« verfügten sich niemalhs zum König aufs Schloß, ohne er hätte zuvor Geißlen herausgegeben. Der König ob er schon in feinem Sinn pochete, und vest entschlossen war, nichts nachzugeben, sparte doch allemahl auf die letzte einer Unterhandlung die aute Wort nicht: wogegen auch die Räthe dem Ansehen nach gar vergnügt von ihm schieden. Es hatte das Spiel sechs Wochen also gewähret, da endlich den weltlichen Rathen (dann die Geistliche hielten dem König die Treue) die Gedult zerrann. Auf e inem Tage dann zu Wadstena kündeten sie nicht nur dem König die Treue auf, sondern erklärten ihn auch zum Feind, als welcher keine Verträge gehalten, sondern eintzig und allem zum Verderben des Königreichs abzielet. Als der König dieses Schreiben empfangen, machte er sich davon nach Däne- marck, seine Königin mit einer Besatzung auf den Schloß zu Stockholm hinterlassend. Die Sturen bemächtigten sich der Stadt und fast des gantzen Reichs. Nun erst sahe der König etwas klarer, er schrieb und versprach k Geschichte van Schweden. i?t ^ alles Gute; man trauete ihm aber nicht. Die, fes alles geschahe an. i^oi. 6r. An. i)22. ward das Schloß zur Übergab genöthiget, der Königin und ihrem täglichen Hos-Befind die Sicherheit dabei) bedungen ; und kam drey Tag hernach König Johannes mit einer Flotte in den Scheeren an, ober post festa. Green Gcure würd nachmahlen zum Verweser erkohren. Welcher auch Jahrs darauf in den unvermuthe- ten Tod fiel, welchen ihm Mereta die Braut des Suanre Sture durch Gisst soll zuwege gebracht haben, um ihrem Bräutigam desto halber an der Reichs-Verwesung zusehen. Anno 1504. auf einer Versammlung zu Stockholm ward die Frage erörtert ob König Hannß wider zu beruffen? Oder Suanre' Nilsson Sture die Reichs-Verwaltung anzuvertrauen, als einem wohlverdienten, und aus allem Königlichen Geblüt ersprosse- nen Mann ? Dieses letzte ward durch die meiste Stimmen beliebet, den 2l«Jenner. Hatte der Krieg vorige Jahre hitzig gewütet, so wütete er jetzo noch mehr. Der König that, nachdem er meinte genug gerüstet zu seyn, noch einen grossen Schritt. Er liesse zu Calmar durch den Dänischen Rath ein Urtheil abfassen, welches dem Schwedischen Adel Gut und Blut absprach, als Rebellen , und König Hannftn das Reich wieder rurustellen gebotte. Hierüber als über einen M 3 Pa- jja Geschichte von Schweden Papieren Donner, und ein von den An- i klagern angemasteSentenh hatten dieSchwe- j den ein bitteres Gelächter. Welches ihnen doch auch lheur kam, Massen der A»nig alle i Güter der S6)weden, so inDänemarckund : Norwegen zu belretten waren, würcklich einziehen lassen. Auch hat er vom Remischen I xöuig Maximilian den Ersten begehret, er möchte das Calmarifche Urtheil bestättigen, und alle Schweden im Dänischen Reich in die Acht erklären. Maximilian befiehlt auch den Schwedischen Ständen, den König wieder anzunehmen, übrigens vor ihm zur , Verantwortung zu erscheinen. Da hierauf jj die Stände nichts antworteten, sprach er würcklich den Reichs, Bann über sie aus. 62 . In dem weiter fortdaurenden Krieg ; thaten die Dänische Freybeuter den meisten i Schaden , welchen der König erlaubte alle ! Schwedische Waaren und Schiffe wegzus , nehmen, weiches diese Vögel auch mit gross : sein Fleiß zu Merck setzten. Im Gegentheil j zogen die Schweden Lübeck auf ihre Seite j eine der mächtigsten Hannsee-Städten, welche alles den Dänen mit voller Maaß wider ciiitranckettn. Unter dteftn Raub-und und Mord-Werfen endete Suante Sture sein unruhiges Leben an. i;n. 63. An dessen statt erwählten die jüngere Rächte den jungen Sreen Sture zum Verwalter. Die Aeltere, und die Vtschöffe hät- Geschichte von Schweden. teil lieber den alten klugen Erich Trolle gehabt.- Dann sie warm des Krieges müde, forchten aber ein junger Regent möchte der ' Hitze zu vrel nachhängen. Der Ursachen schickten sie einige Räthe zum König auf,'um einen Vergleich'zu versuchen: worüber im Reich fast ein greulicher Zwispali eingerissen wäre. Zum Jnnstand rathete der auf ^n. r f tz. den 2,0, Febr, einfallende Todt König Iohannsen. ^ es. Schon vor diesem Fall war verabredet / eine Zusammenkufft zu Coppenhagcn zu halten. Als nun jeho die Schwedische Abgeordnete dahin gekommen, hat man von ihnen begehret, sie sollen die Wahl Königs (ibristiävill. JohannisSohn unterschrien- ben. Allein sie haben sich dessen entschuldiget, und den Mangel des Gewalts hierzu vorgeschützet. Zu dem, sagten sie, seyen die Schweden an. »499. mit Gewalt, ihn zum König anzunehmen, hiemit widerrechilich gezwungen worden. Über dieses gefiele ihnen seine Art mcht, welche dem Vatter gar zu ähnlich scye. Dahero sie eine Bedenckzeit begehrten , weiche ihnen der König biß inS vierdte Jahr verlängert, aus Hoffnung guten Ausgangs. Er unterliesse indessen nichts, um sich zu bevestigen, müssen er wohl sahe, wie es anderen Häusern seiner Zeit gelingete fremdeKönigreiche zu behaupten,zumExempel demHauß Spanien gegen Neapel, dem Hauß M 4 Tudor 184 . Geschichte von Schweden. 1 Tudor in Engelland/ dem Hauß Oesterreich - in Niederland, Spanien, urzd Welschland. j Zu dem Ende machte er sich zum Freund Pabst Leo X. Basilium den Groß-Fürsten in Rußland , den König in Frankreich, ; Pohlen und Schottland, den Churfürsten zu Sachsen, und Brandenburg, wie auch die Haunsee/Städte. Vor allen aber das H nrß Oetterreich uud Spanien, als wovon I er die Tochter Philippi I. und Schwester I Kayser Caroli v. Elisabeth mit Namen, zur Ehe nahm; deme zu seinen und des Groß- Vatcers Kayser Maximilian I. weit aussehenden Absichten die Nordische Bündnuß ; nicht übel anstünde. Er vergaffe auch nicht, ! in Schweden selbst sich gute Freund zu ma- ' chen, absonderlich den neuen Ertz-Bischof . Gustav Trolle, welcher damahls noch zu ; Rom studirte , und von König Christian ?en6on empfienge. Dieses Ertz-Bischofs , Vatter Erich Trolle war, wie oben bereits gemeldet, durch Sturen vom Reichs-Regi- ment ausgeschlossen. Daher» dieser, als er von Rom zurück kam, sich leichtlich an König Christian hienge, und dem Stadthalter Sturen sehr trotzig begegnete. Es brache An. is 7. zum öffentlichen Krieg aus; worinn doch der Ertz-Bischoff unterlegen, in feinem Schloß Steckn belagert, durch die Stände vom Ertz - Stiffl abgesetzet, sein Schloß in Grund verstöhret, er selbst, nach- , dem Geschichte von Schweden. 185 dem er das Erh - Bistum an dem Pabst insigniret , ins Closier Westeraas gestecket ward. Dabey ist noch anzumercken, daß biß an- lhero in Schweden nur mit Schwerdt, Spieß, Kolben und Pfeil gefochten ward : in diesem Krieg aber bediente man sich des nun im übrigen Europa gangbahren Feuer-Gewehrs. Gustav Erichsohn , des Reichs- Verwefers Vetter wolte die Bauren mit diesem Gewehr versehen. Allein das erste Schiff voll, welches er aus Lübeck hohlen lassen, ward von König Christian unterwegs aufgefangen. 65. An. 15,8. hatte König Christian einen vergeblichenVersuch aufSwckholmgethan, und sich zu einer Unterredung mit Sturen erbotten, woferne ihm genugsam Geißlen gegeben würden. AlS nun dieselbe zu ihm auf das Schiff kamen, fuhr er mit ihnen davon nach Däncmarck. Es waren sechse der Adelichsten Schwedischen Herren, und unter ihnen auch Gustav Erichfon nachmahliger König. Pabst Leo legte sich auch indes Ertz - Bischoffs-Handel, belegte den Sture mit dem Kirchen-Bann , und trug die Vollstreckung dem König Christian auf. Der Könrg fällt also in Schweden ein, und Sture durch einem seiner Trabanten verrathen, kommt ins Bedräng, und wird auf dem Elfe bey Bogefund erschossen, Anno 152©. m f Nun 186 ' Geschichte von'Schweden. Run n>ar es dem Konlg LbriKian II. lcich- ter den Platz endlich zubehaupten, um so mehr, als er dem Bauren mit Saltz spendi« ren, und dem Ade» mit einem zu Upsal gefertigten Vertrag wegen Bestätkigung der Frey» Heiken schmeichlete. Er ward also zum König angenommen/ kommet im Herbst wieder nach Stockholm sammt seiner Gemahlin, las« set sich den 30. Octobt. eine Urkund unterschreiben, worinn er als rechtmäßiger Erbe der Cron Schweden erkannt, und den 4. Novembr. gecrynt wird, worauf er den 8. Novembr. das Stockholmer Blut-- Bad anrichtet, wovon in der Dänischen Geschrch- te §. 47. erzehlet worden. Man saget noch viel andere grausame thcilsVerübungen theils Bedrohungen, womit König Christian die so lange widerspannige Schweden auf einmahl mürbe zumachen und zuerschröcken suchte. Und dieser Rath soll von dem Weib Siegebritte gekommen seyn. 66. Unter denen zu Stockholm Hingerichteten war das erste gewesen, so dem Mord- be»l unterliegen muste Ench von/kvasa aus Königlichem Geblüt Lrici Sancti vonWeib- licher Linie, Skadthalter in Halland. Allein des Erichs Sohn Gustav war so glücklich, nicht bey dem Blutbad -zuseyn; und er ist es welcher das Dänische Joch endlich vollkommen von dem Schwedischen Nacken geschüttet, und das Reich wiederum zur Ruhe gebracht. Geschichte von Schweden. 187 bracht. Er war als Geisel wider das gegebene Wort von König Christian weggeführet, und einem Dänischen Herrn Erich Banner in enge Verwahrung gegeben. Es war diesem eine Straffe von 62200. Thalern ge- sehet im fall Gustav entrinnen würde; weil aber Banner ein Anverwandter Gustavens war, gestattete er ihm mehrere Freyheit, und liesse ihm die Jagds Lustbarkeit von seinem Schloß ^älo in Jütland. Einstens machte er sich sehr frühe auf die Jagd auf, kommt aber nicht wieder zu Hause, sondern nachdem er zwey Tag in Bauren - Kleidern herumge- irret, kommt er durch Umwege nach Flens- burg in Schleßwig, verdinget sich da an die Nieder-Sächsische Kaufleut als einen Och- senknecht,und entrinnet in dieser Gestalt nach Lübeck, allda hatte er viele Bürger sich zu Freunde gemachehweil er ihnen um Gewehr grosses Geld zulösen gegeben hatte, durch deren Hülffe er sicher nach Schweden gelanget. Er hatte sich zwar bemühet die Stadt Lübeck wider König Christian in einen Krieg aufzuhetzen; er stell:.' vor, wie gefährlich es vor die Hansee-Städte lauffen würbe, wann Christian solte Schweden behaupten, und alle drey Nordische Reiche auf ein solches Haupt gelangen, welches so grosse Verbindungen mit anderen Printzen hätte. Man gab ihm zwar recht, zum Krieg aber wölken j sie, als Kaufleute, deren Element die Ruhe ist, sich nicht J88 Geschichte von Schweben ' ' . . ■■ - - — i, — tmmim \ nicht entschliessen, sonderlich weil die Schweden damahls in gar schlechter Verfassung stunden, und zubeförchten war, es möchte die gantze Kriegs,Last über die Hansee-Städte zurück fallen. Als nun Gustav in Süder- mann-Land war, wo er ein Schloß belasse, munterte er alle seine Freunde und Bekäme auf, sich wohlgerüstet mit ihm zuvereinigen, ohne doch weder von ihnen, noch von den Bauren gehöret zu werden; jedermann setzte | auch die schlechste Ruhe unter eiu-mKönig, der Unruhe unter einem Verweser vor. Nach, dem aberKönig Christian so unmenschlich zu Stockholm gewürcket, und nun glaubte gantz ; Schweden vollkomrn unterdrücket zuhaben, da machet sich Gustav hervor aus der Bau- ' ren, Hütte, worin er sich bey Anwesenheit i des Königs verstecket hatte. Er beherhiget, ; wie er nun all seiner Freunde entblössec, so - im Blut-Baad untergegangen, und sein Kopf selbst allenthaben zur Schlacht-Banck auf- ' gesuchet werde. Steiget dahero ins Gebürg, wovon schon öffcers das schwere Donner- i Wetter über die Könige gefallen war. Dort unter denen Dahlekerlen mit einer Kotze verhüllet arbeitet er in den Bergwercken eine Zeit lang,biß ihn der Edelmann erkennet,wel- cher mit ihm vor diesem studieret hatte, und ! ihm nun sein Hauß antrug, übrigens sich in eine Verbindung gegen den König keines- s wegs einltejse. Er versuchet dahero einen andc» ? Geschi chte von Schweden. 1I9 »anderen Edelmann, welcher ihm allerdings lbeystimmtg ist, dessen Gemahlin aber selbst -Gustaven'warnet, daß er verrathen und dem König würde eingeliefert werden. Dieses Frairenzimmer befähle ihn einem Pfarrer, welcher ihm in der Stille einen Anhang der Gemeinde zuwegen bringet, dabey warnend, daß er sich den Edelleuten dieses Landes nicht vertrauen svlte. Von bannen begiebt er sich in das Kirchspiel zuMora, wo auf Weihnachten aus der Gegend herum die Bauren in gröster Anzahl sich versammleten, und also ihre Stärcke sahen. Hier nahm er seine Rüstung in grösserem Glanh als er gewöhnet war; dann was auch an sich selbst eytel ist, ist doch nöthig um einem grösseren Eindruck in die Gemüther des Volckes zumachen. 67. Der Anblick eines so berühmten ManS, die blitzende Augen, die jedoch an seiner Stirn leßlige Sorg und Betrübnuß wegen den Todt seines Vaters und soviel grosser Fürsten,noch mehr aber seine Rede,mit welcher er sein Hertz auszudrucken wüste, zogen das Volck wohin «r nun wolle. Er stellte ihnen vor die Blutdurstende Tyranney des Wüterich Christian: wie er mit diesem Vorspiel nicht ersattiget, auf ein weit erschröcklicheres umgienge, und sich nicht sanffr legen würde, biß er nicht alle,welche imStand seyn tönten dasVaterland von der Dienstoarkeit zuentledigen, aus dem Witte! Lttaunm hätte. Nichts stunde ihm 188 Geschichte von Schweden ^ nicht entschließen, sonderlich weil die Schwe- || den damahls in gar schlechter Verfassung stunden, und zubeförchten war, es möchte die gantze Kriegs,Last über die Hansee- Städte ; zurück fallen. Als nun Gustav in Süder- > mann-Land war, wo er ein Schloß belasse, munterte er alle seine Freunde und Bekan-te auf, sich wohlgerüstet mit ihm zuvercinigen, ohne doch weder von ihnen, noch von den Bauren gehöret zu werden; jedermann fetzte auch die schlrchste Ruhe unter etn-mKönig, der Unruhe unter einem Verweser vor. Nach, ' dem aberKönig Christian so unmenschlich zu : Stockholm gewürcket, und nun glaubte gantz Schweden vollkomen unterdrücket zuhaben, - da machet sich Gustav hervor aus der Bauren-Hütte, worin er sich bey Anwesenheit ; des Königs verstecket hatte. Er behertziget, ; wie er nun all seiner Freunde entblössec, so \ im Blut-Baad untergegangen, und sein Kopf ■ selbst allenthaben zur Schlacht-Banck auf- , gesuchet werde. Steiget dahero ins Gebürg, ! wovon schon öffrers das schwere Donner- ! Wetter über die Könige gefallen war. Dort unter denen Dahlekerlen mit einer Kotze verhüllet arbeitet er in den Bergwercken eine Zeit lang,biß ihn der Edelmann erkennet,wel, cher mit ihm vor diesem studieret hatte, und ; ihm nun sein Hauß antrug, übrigens sich in eine Verbindung gegen den König keineswegs einliesse. Er versuchet dahero einen aude» 1 Geschich te von Schweden. 1I9 jflntwcn Edelmann, welcher ihm allerdings j beystimmig ist/ dessen Gemahlin aber selbst Gustaven warnet, daß er verrathen und dem König würde eingeliefert werden. Dieses Frauenzimmer befähle ihn einem Pfarrer, welcher ihm in der Stille einen Anhang der Gemeinde zuwegen bringet, dabey warnend, daß er sich den Edelleuten dieses Landes nicht vertrauen solle. Von bannen begiebt er sich in das Kirchspiel zu Mora, wo auf Weihnachten aus der Gegend herum die Bauren in gröster Anzahl sich versammleten, und also ; jhreStarcke sahen. Hier nahm er seine Rü- I pung in grösserem Glanh als er gewöhnet war; dann was auch an sich selbst eytel ist, ist doch nöthig um einem grösseren Eindruck jn die Gemüther des Volckes zumachen. 67. Der Anblick eines so berühmten ManS, die blitzende Augen, die jedoch an seiner Stirn leßlige Sorg und Betrübnuß wegen den Todt seines Vaters und soviel grosser Fürsten, noch wehr aber seine Rede,mit welcher er sein Hertz auszudrucken wüste, zogen das Volck iMhin er nun wolle. Er stellte ihnen vor die Blutdurstende Tyranney des Wüterich Christian: wie er mit diesem Vorspiel nicht ersattiget, auf ein weit erschröcklicheres umgienge, und sich nicht sanffl legen würde, biß er nicht alle/welche imStand seyn tönten dasVaterland von der Dienst'oarkeit zuentledigen,aus dem Mtlc! geräumt hätte. Nichts stunde ihm 190 Geschichte von Schweden. mehr im Weg als die wackere Dahien, deren Stärcke er im vorigen Krieg so schwer empfunden; diese einzuschläffercn wollte er nun unter dem Schein der Quartiren sich ihrer Plätze und Pässe bemächtigen, hernach ihnen die Waffen aus den Händen reiben, und sie gleichfalls wie die übrige aufreiben. Ihr Leben und Gut, und, was lieber als das Leben, ihre Freyheit stunde nun in ihren Handen , fa gantz Schweden warf die Augen auf sie, ob sie wohl ihre von uralterö ange- dorne Liebe zum Vaterland, ihre offc bewehrte Treue und Muth nun wollen schlaffen lassen, da es an ihnen allein hange, ob die Schweden der Dänen Leibeigene seyn sollen oder nicht. Er seines Orts trage ihnen an sein Gut u. Blut, welches er zu einem so heylsamen Werck und zu ihrer Ehren freudig aufopffe- ren wolle. Alle treugesinnte Schweden werden sich mit ihnen vereinigen; die alte Bunds- Genossen stehen mit mächtiger Hülffe bereit: und gesetzt sie würden an der Kahl geringer erscheinen, so wären sie doch an Muth die groste, indem sie vor ihre Freyheit, vor das Vaterland, vor ihr Leid und Leben kämpften, welches ohnedem durch die Tyranney würde aufgefressen werden. Es sey ehrlicher mit dem Degen in der Faust auf dem Wahl- Platz sterben, alsifich der Wuth eines mein- eydigen Feindes liederlich unter die Füsse werffen» sr.Dit f Geschichte von Schweden. [ 68 . Die Hitze der Bauren tonte sich nicht j mehr fassen. Weil auch die alte beteureten, ' daß währenderAuredeGustavensein beständiger Nordwind gewährt / und daß dieses allemahl ein gewisser Vorbot des versprechenden Sieges gewesen sey, so nahmen sie dieses als ein vom Himmel gegebenes Zeichen an, griffen zu den Waffen zwar mehr nicht als 400. an der Zahl/ wovon sie dreyßig der Mannbaresten auswählten/ und solche dem > Gustav als nunmehr angenommener Führer I zur Leib-Wache verordneten. Mir diesem Zug nahm der neue Feld-Herr noch selbe Nacht seinen Weg zu dem Schloß des Dänischen Statthalters selbiger Landschaffh deftige selbes mit Leiteren, setzte den Stadthalter gefangen, und die Dahlekerlen kühleten ihren Muth an allen Damichen Beamten und Kaufleuten/ die sich von ihnen betreten liessen: welche Stänckerey Gustav so hingehen liesse, weil er sahe, daß dre Bauerschasst hiedurch desto weiter von der Versöhnung mit König Christian entfernet wurde. Ein so günstiger Anfang lockte die übrige herbey, die Schwedische Edelleute, die sich vor dem Zorn Christians in die Dahlen geflüchtet hätten, mischten sich unter das Volck, und gaben demselben Hauptleute ab, es schlugen sich auch nach und nach einige benachbarte Provintzen darzu. Mit welchem Gustav ver-» ftarcket, und. nachdem er mtt. Versprechungen 194 (fiesd}i(tyte von Schweden. geschickt/ die Schweden überall wo sie anzutreffen wären, todt zuschlagen. Welches hinwiederum die Schweden an Danemarckern 1 zuthun nicht vergaffen. Auch brauchte man t diese Vorsehung, daß man die den Danen abgenommene vefte Schlösser niederbrache, damit sie fernerhin keinen Unterschleis haben sollen. Demc ohngeachtet begunte Gusta- vens Parthey allgemach zu schwinden, wann nicht hier die von Christian an der Handel- schafft gekränckre Lübecker Hülffe gereichet, und die Dänen selbst, sonderlich die Jurlänr I der ihm dem König Treu und Gehorsamauf- gekündet, und ihn in Flandern sammt seiner ! Gemahlin zu Kayser Carl den Fünfften zu entweichen -n. 152z. gezwungen hätten. Er j war voller Hoffnung durch eines so mächn« ' gen Kaysers seines Schwagers Beystand denen Nordmannern bald wieder Meister zu werben. Hingegen aber war der Kayser auch voller Hoffnung, in dem zwischen ihm I und Franckrcich bcoorstehenden Kriege die ! Oberhand zu bekommen, und nachdem er mit Franckreich und Teutschland wäre fertig gewesen, folte es ihm an den Norden vielleicht nrchr mißlungen haben. Krß dahin muste sich der Königliche Herr Schwager j gleichwohl gedultcn. ' 72. In eben diesem 152z. Jahr den 17. )un. ward zu Slregueß eill Reichö-Tag gehalten. Allda ersetzte Gustav die durch das S lock- Geschichte von Schweden. 19s Stockholmer Blut-Baad und Krieg abgängige Glieder des Reichs - Raths: wogegen Dieser sich über die Massen danckbar einstellte ; und Gujlavo 1. und hiemit dem Haus Wasa die königliche Würde von Schweden aufrruge. Die Ankunfft dieses Hauses ist Mütterlicher Seils Königlich aus Erici Sancti Geblüt/ wie es die beygesetzte Tafel anzeiget. + * Erkus JX. Sanctus König f II 62. Canutus Erich Sohn König f 1192. Ericus X^KnUtsoN König, t I2IyI MARTHA INGEBURGA, Gemahl Birger Jerl mahl Nicolaus. Reichs-Verwcser. Albemus. Magnus I. König biß 1290. W. K. Ulpho. Carolus. Margaret! Gemahl (i^nut7(2)StenoStur! 1. 2. Garolus Knut- LRIG 1 TTA, Gemahl Gustav. Stur. taat^°+ * ia7o* Steno Stur Ver- ÜÜIGITTA, Ee- » ü , 47 . meftr t 1503. mahl Johannes Wasa •[• 1477. Erich W AS A f 1520. GUS TAVUS 1 von WASA König, r52z. N a ?Z.Nun iy6 (Befd»id?te von Schweden» 7z. Nun war zwar ein ftönig erwählet von einem neuen ihm zugethanenen und ver- bundenen Rath , nichts destoweniger war die Unruhe noch nich>t völlig ausgeheitert. Dann erstlich zöge sich innerltch cm Gewülck auf wegen des Glauben-Aenderung, hernach hatte noch König Christian einigen Anhang. Endlich wolle der neue König mDä- nemarck, knllrlcb., die Calmarer Pragmatische Sanction und Nordischer Reichen Vereinigung noch immer geltend machen. Das Erste, die Religion belangend , suchte sich eben hierdurch König Gustav veste zu setzen: Dann er hielte sich Anfangs unpartheylsch, dachte doch Mittel aus, wie er die Geistlichkeit um ihre Güter und Reichthum bringen könte, daß sie nichts dagegen einwenden sollen. Sie musten nemlich Geld und Silber hergeben, um die im Krieg gemachte Schulden zu bezahlen, und die versetzte stände wider eurzulösen. In dieser Sache bedl.nre er sich des Raths seines Eantzlers Lars Ander- sohn, welcher aus zweyen Ursachen die Geistlichkeit hastete: weil er ein Lutheraner war; und weil er in seiner Jugend in Ansuchung eines Bißthums den Korb davon getragen harte. Dieser dann gab dem König den Einschlag, wann er wolle mit seinem Vorhaben hinauslangen, solle er nur der Gemeinde Nachlaß thu», den Adel aber einen Theil der geistlichen Güter austheilen, übn- Geschichte von Schweden. 797 gcns der Lutherischen Lehre Platz machen/ welche dazu guten Vorschub geben würde. Die Bischöffc könte man schon unter allerhand Vorwand beyseits räumen: doch solle er -a nicht zugeben, daß dieselbe weltlich gemacht,und zu Fürstenthümer errichtet würden. Der übrigen Geistlichkeit müsse man mit der Freyheit schmeichlen, und sie von den Gelübden entlegen. Über das schöbe der König überall in die Capitel und Clöster dergleichen Leute ein, die ihm und den Luther» thum geneigt waren. Er hätte auch selbst > lieber um seine Anschlage freyer, wie er mein- > ie, auszuführen zu können, zum Lutherthum sich bekannt. Aber eben dieses hätte einem , neuen König den Besitz des Throns nnruhig machen können. Er suchte dahero zu wege zu bringen, daß dasselbige vorhero allenthal- > den im Reich angenommen würde, damit es hernach das Ansehen haben möchte, er habe vielmehr das allgemeine Verlangen in Annehmung eben derselben Religion erfüllet, als deme etwas entgegen thun wollen. Zu ! diesem Ende unterrichtet er den Cantzler Anderen , er solle, gleichsam ohnwissend des Königs, den Lutherischen allen Schutz halten, und mehr Lutherische Lehrer aus Teutschland heimlich kommen lassen. Er auf seiner Seite fieng an in denen Klaghändeln allezeit denen Geistlichen ab - und den Weltlichen zu zusprechen, und diesen zuzusehen, wann sie N 3 wi- 198 Geschichte von Schweden. wider der geistlichen Freyheiten handelten. Er liesse den Sündhaffien die.Kirchen-Stras- fen nach, welche sie alter Gewohnheit nach , zu den Kirchen zu bezahlen hatten; und dieses unter dem Vorwand, daß das Vvlck ohne 1 das erarmet wäre. Er ruffte die Händel von ! den geistlichen Gerichten zu den Seinigen ! ab. Jndeme solches nach und nach gescha- > he, gewohnten die Schweden auch nach und nach solche Dinge zu sehen. Einige vergönn- 1 ten es den Geistlichen wohl: andere meinten dadurch von weiß nicht was für einem Joch der Geistlichen frey zu werdeu , wann sie mehr der Gewalt des Königs untergeben würden. Der Adel war wenig bekülmuert,was vor eine Lehre man ihm predigte; er fande seine Rechnung bey Unterdrückung der Geistlichen ; und fanden sich einige, welche sich offenbarlich Lutherisch erklärten, in der Ab- ; ficht dir Güter der Kirchen , welche elwann ! ihre Vor-Eltern dazu vermachet hatten, wieder an sich zu ziehen. Um aber vorzubeugen, ! damit die Bischöffc und Llöster dagegen kei- , ne Gewalt brauchen tönten,. belegte er ihre 1 Ländereyen mit vielen Gruppen, welche sie zugleich arm machten, und in Zaum hielten: zum Vorwand diente, daß die Bauerschafft gar zu sehr erschöpffet wäre. Die grosse ! Cartause zu Gripsholm, welche weyland von deir Hauß Wal'a war angelegt worden, zöge er Mkölligs ciii, unkt öem Schein, Geschichte von Schweden. 199 daß sie keine Titel, Urkund und Recht aufzu- weisen hatten. Welches Beyspiel dem übrigen Adel die Zahne lang machte. Die Dalekerlen, welche sich ab Luthcri Lehr che zu halten. Den Adel an sich zu ziehen, I ward ihnen der Vorsitz vor den Bischöffen I im Rath eingeräumet. I 74. Auf den Reichs-Tag zu Westeraas an. 1527. zu welchen der König viele Kriegs- Obristen kommen ließ unter den Schern, daß sie ihre rückständige Bezahlung allda suchen sollen , in der That damit der König > Gewalt in der Hand hätte, da wurde vorgetragen Erstlich, wie.die Dahlekerlcn von öfftererAufwicklerey abschalten waren? Von welcher der König selbst der beste Zeug war, als der sich ihrer wieder König Christian gebrauchet hatte. Ob nun woyi dieser Punct den König ernst war, so verfolgte er ihn doch nicht weiter. Sein Haupt-Absehen war auf den Zweyten gerichtet, nemlich, daß die Geistliche ihrer Güter sollen beraubet, und damit der Königliche Staat, auch die Soldaten sollen unterhalten, die gemeine Anlagen verschonet werden. Der Cantzler Lars Andersohn betriebe diesen Punct Heffug,und war bemühet dessen Nothwendigkeit mit de- N 4 me Lss Geschickte von Schweben. me zubeweisen, daß ansvnsten, wann man den König so schwach liesse, König Christian ! durch Hülffe des Kayser Carls würde wieder eingesetzet werden, als welcher Kayser nun j Franckrcich überwunden,und den'Pabst selbst ? gefangen aus Rom weggeführet habe, und | dadurch ein Beyspiel gegeben, wie die Geiste \ liche zuhalten wären. Würde tnan jetzo sich , nicht in Verfassung fetzen, so würde mit Christian alles Elend, Jammer und Blut-Ver- I gicssen, ja noch eine ärgere Rache und der i Dänen Tyranney wieder ins Reich kehren. ! Es haben auch die Geistirche nichts anderes ! verdienet, weil sie allemahl auf Dänischer || Seite gehangen. I' Solcher Rede widersetzte sich kurh aber > nachdrücklich Bischof Brasck von Lincöping , an welche sich die übrige Geistlichkeit, mit ! vielen Weltlichen hielte; unter welchen das Haupt war Thuro Johanson des Reichs Marschalck, und der des Königs Mutter Schwester zur Gemahlin hatte. Als sich der König in seiner ersten Hoffnung betrogen sahe, bezeugte er solchen Un- muky, daß er sich des Königlichen Amtes entsagte, begehrte man solle »hm die aufgewandte Kosten abtragen, und erklärte sich, sodann aus Schweden zugehen, und nmimek zukommen. Dann er wolle nicht wie ein Kö- nig auf der Schau-Bühne seyn, und sey ohn- umgangljch,wWMii demKayser u. Christum Geschichte von Schweden. 20.1 Widerstand thun walte, eine vollkommene Gewalt nöthig. Ja er liesse auch einige bittere Zähren schiessen, erhob sich sodann eyl- fertig aus dem Saal, und.begab sich mit seinen Kriegs Obristen auf dirs Schloß, welche ihn erinnerten, zuzugreiffen, und sich zum ohn- deschränckten Herrn zumachen, wozu sie ihr Leben aufopferen wollen. Ihm folgten die meiste Weltliche und giengen aus dem Rath weg: die übrige aber führten den alten Mar> schalck mit klingender Trommel gleichsam im Triumph zu Hause. Den anderen Tag darauf, in Abwesenheit i des Königs, als man wieder zu Rath gienge, spielte der Cantzles Andersohn seine Karte. 1 Er sagte den Weltlichen, daß man auf einem l Reichstag sich um der Pfaffen ihr Wesen nicht zuzancken hätte; die cmtzige Absicht müsse seyn die allgemeine Noth, vor welche jedermann zustehen hätte, und welche jetzo vor Augen läge. Die Geistliche selbst wüste er unter einander zutrennen, und machte einigen weiß, daß sie sich ohne Noth der Religion halber kümmerten, es sey keineswegs darum zuthun, oder die Frage. Andere wur, den inForchl gesetzt, und gab man ihnen zuerkennen, eine hartnäckige Midersetzung würde nicht änderst als wie ein Lasier der beleidigten Majestät angesehen werden» Noch andere wurden mir Versprechungen auf des Königs Seite gebracht» N s Uns 202 Geschichte von Schweden. Unter welchen der Bischof von Stregnes sich über der anderen Künheit verwunderte/ welche dem König zuwidersprechcn, oder wohl gar von dessen Absetzung zureden sich getrauen durffcen, da doch dessen Verdienste so ausnehmend, und über das alle Kräffte deß Reichs jn seinem Händen wären. Er mischeke auch deutliche Drohungen unter, und war der erste, welcher dem König seine Schlösser einzuräumen sich erböte. Bey so bewandtcn Sachen kroch alles zum Creuh. Der König in Vermerckung solcher Umstände liesse sich noch darzn viel bitten, daß er das Steuer- Ruder übernahm. Doch muste der Rcichs- Schluß allerdings nach seinem und des Canh- lers Sinn,wiewohl nach Hoffnung des Adels abgefasset werden. 7t. Es war aber der Reichs-Schluß fol, gender beyläuffig: die Bischöffe sotten ihre Schlösser zu des Königs Handen stellen, und ihre Besatzungen abdancken. Sie sotten in den Reichs-Rath nicht mehr zugelassen werden, weil die Sorge der allgemeinen Angelegenheiten des Reichs neben dem geistlichen Amt nicht bestehen könte. Die Erbschafft der Geistlichen soll nicht mehr den Bistümern, sondern den Anverwandten zufallen. Das Silber-Geschmcid und die G-ocken der Kirchen sollen zu Bezahlung der Lübeckischen Schuld an Kriegs-Kosten gebrauchet werden. Alle Kirchen-Güter, welche die Geist- Geschichte von Schweden. 203 Geistlichkeit nach dem Verbot Königs Knut- sons, oder nach An. 1454. erlanget, wenn ein Bräutigam seine Braut vor der Hochzeit schwächete, solle er nicht wie bißhero gestraf, fet werden. Wenn ein Geistlicher eine Kla- ge hätte solte er vors Weltliche Gerichte kommen. Zwey Drittheil von den Zehenden der Geistlichkeit sollen beyseitS gebracht werden, zu Unterhaltung der Truppen, zu Friedens- Zeit aber solle man davon die Schulen un- > terhaiten. Die Bettel-Mönche sollen öffcers I nicht als zwey mahl des Jahrs auf Almosen ausgehen, und über fünf Wochen nicht aus- ! sen bleiben. Im gantzen Reich solte man das reine Evangelium predigen, in den Schulen , der Jugend die Heil. Schrifft vorlesen, und ■ die Canonicate an niemanden ohne des K önigs Vorwissen vergeben u. s. w. Es war den 24. Jun. An. 7527. 76. Der Adel verhoffte nun einen Theil der einziehenden Kirchen-Güler, vermög der mahligen Vertröstungen die sie sich gegeben, davon zutragen. Allein etliche Tage darauf zog der König nicht nur die Güter feit An. 14^4. sondern noch sehr viele Aeltere an sich, sammt den Kleinodien und anderen kostbaren Vorrath, ohne jemanden etwas davon mit zutheilen; und vollstreckte dieses überall in eigner Person. Im diesen eingezogenen Stucken bestehen nun die damahlige Cron« Güter von Schweden, ausser denen, so oben §. 37. »04 Geschichte vsn Schweden." §.27. berühret worden. Von dieser Einziehung auch, wie Herr Puffcndorffaumeraet, ist der Schatz kommenden König Gustavus seinen Kindern verlassen, und die Mittel damit König Erich wider Dänemarck und König Johannes wider Moscau Kneg geführet. Wie vrel es aber am Ende gefruchtet, hat sich zu unsern Zeiten geüusseret. Indem nun der König auf diese Kirchen-Spolierung selbst überall herumreisetc, führte er mit sich Ölaum 1 Petri den Lutherischen Prediger, weicher so vlel er kunte, alles auf Lutherischen Fuß emgerrch- tet, und auf solche Welse der Catholischen ! Religion fast den Garausgemachet hat. Die |J meiste Pfarrer und Lencstciarcn gaben ge- > wonnene Hände, damit sie wenigst ihre Hau- i ser und etwas Unterhalt behielten. Die Or, i dens-Geistliche hauen nichts mehr zuleden: > einige davon hatte das Fleisch und der Geist . der Freyheit schon herausgetrieben. Die ; meiste Geistliche, ja auch die meiste alteLeute : des Kömgreichs, viele Weiber und Kinder, welche die Religion nicht verlaugnen wölken, flohen lieber zu den Dahlckerlen, wo alles ^ von dergleichen Flüchtlingen wibelke, weil die ! Daklen festen Entschlusses waren bey der alten Religion zuverharren. Der Eyfcr und dieser Anblick triebe dieDahlekerlen so wett, daß sie die Waffen ergriffen, um damit die Religion zuv-rtheidigen. Solches war dem König nicht der große Possen: er bekam dadurch . Geschichte von Schweden. -ss durch Gelegenheit in die Hand, die er gcwun- scheu haue, sie von ihrer Trotzigst herunter zubringen. Es gienge zwar etwas schwerers, weil dre Wester-Gvthen, der mißvergnügte Adel und selbst der alte Reichs-Marschall sich zu thuen geschlagen. Der König brauchet dannenhero die List, stellet sich an mit denen Häuptern in Handlung einzulassen, womit er Zeit gewinnet, in der Stille viel Kriegs- Volck in dieses Land zuziehen. Nachdem er nun dessen genug hatte, stellet er sich an deren Spitze. Die Verbundene erschrackcnab der giilen Verfassung, sie erkennten die Listigkeit, schöpften Forchl und Mißtrauen, daß nicht dieser und jener besonders zu einem Vergleich gelockel werde. Der Marschall und der Bischof von Skara wollen nicht erwarten, biß sie dem König verrathen würden, nahmen also die Flucht in Norwegen. Nach deren Abweichung vermehrte sich die Forcht bey der Gemeinde, welche ohne Aührer und Haupt allezeit todt ist. Gustav lasset sie von seiner Rcucerey umringen, begehret die Rudels-Führer heraus, und lasset ihnen in Angesicht des gantzen Volcks die Köpfte wegschmeißen. Welcher erst dann die andere von Hertzcn erjchröcket, und sie nach Haust ziehen gemachet. 77. König Gustav hatte bißhero seine Crö- nung verschoben, wiewohl ihn die Reichs- Rchhc öffters dazu angemahnet hatten. Sein Haupt- 2ioC> Geschickte von Schweden. Haupt-Absehen dabey war dieses: es hatten dißhero die Könige gleichwie sie bey ihrer Wahl dem Volck und Adel die Beybehal- > tung ihrer Freyheiten geschworen, also auch j bey ihrer Crönung schwuren sie der Kirche j und der Geistlichkeit die Handlung der Re- ! ligion und der Kirchen-Freyheiten. Es hat- ' te sich aber Gustav ganhlich vorgesetzet, die Geistliche zu unterdrücken, und dazu als ein Mittel das Luchcrthum zugcbrauchen; dero- wegen wolte er dieses noch vor seiner Crönung zu Wercke bringen, damit er nicht schwören durffte. Nach dem erst beschriebenen Reichs-Tag,mm und nachdem er seine Dah- ! lekerlen erschröcket hatte, erachtete er Zeit zu- . seyn, ohngescheuet darein zugehen. Dero- wegen erklärte er sich öffentlich zum Luther- s tl)um, und liesse sich darauf crönen. Zu welchem Ende er die zwey Lutherische Prediger 1 zu Bischöffen verordnete, Ol»um ?etri zum Bischof zu Stockholm, und I.3urenrium ?c- tri dessen Bruder zum Ertz-Bifchof zu Upsal. Diesem letzten gab er eine aus seinem Königlichen Anverwandten zum Weib, mit wel» eher Bagage dann der neue Ertz-Bifchof seinen Einzug in die Dom-Kirche hielte. Ein so ungewöhnliches Spectacu! würde grosse Unruhe erwecket haben. Dcrowcgen um der Sache ein Ansehen zumachen, ihm der König eine starcke Leib-Wache zugäbe. Auch folte dieses bchm Vvlck Mld beym Adel ein. l Geschichte von Schweden. 207 Ansehen erwecken, daß eine Königliche Prin- zeßtn einem Lutherischen Doctor zugeleget worden. Der Schlucker selbst aber fblte sich mit dieser Ehre begnügen lassen, und dadurch desto leichter vergessen der Güter, so seinem unverdienten Ertzbisium erst jcho von dem [König entzogen worden. Es war das Zahr If28. I 78. Nichts destoweniger waren die Unru. ' hen der Religion halber dadurch nicht gestil- ! let, sonder«! das Volck nur mehr geärgert, I besonders die Dahlekerlen: worin sich auch ^ Dänemarck mengete, und König Christians ! Anhänger. Welche Erzehlungen wir übergehen «vollen, indem aus obigen schon ein kleiner Begrif der Sache kan geschöpffenver- 1 den. Es ist genug zusagen, daß zu Orebro eine Versammlung in Gestalt eines National-Concilii unter dem Vorsitz des Cantz- lers Anderson gehalten, dem Päbstlichen Stul der Gehorsam ausgesagt, das Gebet vor die abgestorbene und die Ordens-Gelübde verboten, die Augspurgische Conses- sion aber vor die wahre Glaubens-Richtschnur angenommen worden. Welches alles zubefestigen, König Gustav sich mit Ca- tharma Hertzogs Magm zu Sachsen-Lauen- bürg Tochter vermählet. Hernach lässet er auch den Adel brav den Damnen rühren. Dieser hatte schon seit langer Zeit von seinen Lehen uird Ländereyen nichts an die Königli- 208 Geschichte von Schweden. che Rent-Cammer bezahlet, und schützte nun die Verjährung vor. Was wölken sie thun? Der König, so es befahl, hatte die Macht in der Hand, sich gehorsamen zumachen. Hie- mit muste jeder eine gewisse Taxe übernehmen, so dem König nicht wenig eintrüge, und ihn noch stärcker machte. 79. Endlich begunte auch der vertriebene König Christian sich mit Ernst zu regen. Er hatte in Holland mit Gunst seines Herrn Schwagers Kayser Carl V. zehen tausend Mann Volck,und dreyßig Segel aufgebracht, mit denen er nach Norwegen trachtete, dergleichen zehen Schiffe durchSturm emgebüsset, u. bald daraus unglücklich in die Gefangenschaft gerathen. Siehe Dänische Geschichte §.47. Die Lübecker halten sich auch in den Krieg gemischet, denselben aber weiter gegen Där nemarckund Schweden fortgeführet, in sicherer Hoffnung, Meister von beeden Königreichen zuwerden. Selber Zeit ward der feine Bischof Olaus Petri auch mir barer Müntz bezahlet, und muste es sichs vor die gröste Gnade schätzen, daß er den Todt, zu welchem er verurtheilel war, mit grossem Geld abkaus- fen tonte. Die Ursache solle seyn, weil er von einer geheimen Zusammenschwörung zu Stockholm in der Beicht vernommen, und es nicht demKönig selbst, sondern demCanh- ler Lars Anderson gevffenbahret,welcher letztere in daö nemlrche Unheil verfallen Lj». 90. Die- I Geschichte von Schweden. Ho- ' &>. Dieser Unruhen wolle sich endlich Kav- fer Carl bedienen/ welchem bißhero die Hoffnung Franckreich unter den Fuß zubringe« nicht erlaubet hatte an die Nordische Sache« oder an feinen Schwager zugedencken. Ev wolte aber, weil es ihm das erste und zwerM mahl mit Franckreich mißlungen, freye Hände behalten, um noch anderweit« Versuch» darauf zuthuen. Darum dann stellte er einen anderen vor die Spitze gegen Norden, und recommenäirte den Lübeckern Pfaltz- grafen Fridrich II. dem Weisen, welcher Dorothea König Christians Tochter zur Gemahlin hatte. Damit also König Gusta» wider das HaußOestcrreich und dessenMacht, einigen Ruckenhalter haben möchte, wandte er sich an Francilcum I. König in Franckreich, welchen damahls gantz Europa bewunderte, weil er fast allein sich vor den Riß ge» setzet, da Kayser Lack der V. die Universal- Monarchie bey nahe in der Hand hatte. Z» dem Ende ward erstlich ein Secretarius nach Franckreich geschicket, der sich bemühen sott» einen Uommercien - Tractat Zlckchliessen, Krafft dessen denen Schweden erlaubet wäre, die Frantzosische Waaren, ioadcrlich Wein und Saltz Franckreich felbft, und «icht erst aus der Holländer Handen abzuholen. Als aber Gustav Francifco auch seine Freundschaffc und Hülffe wide r das Haust Oesterreich, als ihren gemeinen Feind, an- 2Tö Geschichte von Sch weden. tragen liesse, liesse dieser sich zuvor von dem Zustand und Beschaffenheit des Reichs Schweden, so biß dahin in Franckreich wenig bekannt war, wohl rntcrricbtcn, und als 1 er verstanden, wie ein groß Gewicht dieses Nordische Halb-Insel mit ihren streitbaren h Völckern in der Welt geben könte, nahm er i das Anbot mit sonderbarer Freundlichkeit 1 auf. Es kamen erstlich die Schwedische Gesandte naä) Franckreich, allwo einevekenliv Xllisnce den II. Jul. 1542. biß auf 25000. ' Mann und 50. Schisse getroffen worden. Wogege auch krancrlci Gesandte nachStock- Holm mit aller Freundschafls Versicherung > gekommen, und ist diese Freundschafft biß diese Stunde meistens unverruckel beybehalten worden. 8i. Noch eine grosse That König Gusta- vens war diese, daß er auf demReichs-Tage zu Westeraas den 15. Jan. An. 1544. die Stände dahin beredet, daß ihm und feinem Männlichen Nachkamen das Schwedische Reich erblich aufgetragen worden, um theils feine Verdienste zu crönen, theils die bey Wahlen einrerssende Zanckereyen zuver- hüten. Dieser Reichs - Schluß ward die Erb-Verein genannt, und liess nicht ohne Dänischen Widerspruch ab, als eine Handlung, welche der Calmartschen Sanction zuwider wäre. Christian der in. König irr Dänemarck setzet jum Zeichen seines Widerspruchs j Geschichte von Gchweden . zi% sspruchs in sein Wappen die drey Cronenr Mustav will es Nicht einarstehen: beede Für^ !^en unterreden sich zuBremsebroo inOster- MothlandAn. 1^46. dahin, daß diese Slrit- sligkeit funftig Jahr solle unerörleret gelassen jwerden. Dann König Gustav stiege allgemach im Alter, wolle sich mit einem jungen muthigen Printzen nicht in ungewissen Krieg I einlassen, noch sein und seiner Kinder Glück I auf die Spitze wagen. I Im übrigen war er der König, welcher in Schweden angefangen einen Pracht zuführen, ansehnliche Häuser und rechte Gräntzi Vestungen zu bauen. Er pflegte im Reich herum zureisen in Begleitung eines zahlreichen Hofes. Welches viel darzu diente, daß das Volck grössere Liebe und auch grössere Ehre ihm erwiesen, indem sie sahen, wie Ehrenbietlg gegen ihm die grosse Herren des Hofes seyn. Der Höfling Ehrforcht hat er guten theils des Christian II. Grausamkeit zudancken: Dann da durch selben in dem Stockholmischen Blut-Bad die meiste alte aufgerieben waren, bekam Gustav meistens jüngeren Adel zubeherrfchen, der den Kamm nicht so hoch gegen ihm aufzuheben sich getraute, seinem schlauen Witz auch nicht gewachsen war. Wiewohl auch des Königs eigene Gaben ihn verehren machten. Er re- ■ gierte durch sich selbst, halte keinen Günstling oder Minister, hörte jedermann selbst an mit O 2 Gü- 212 Geschichte von Schvvedkü. Gütigkeil, und sprach das Recht selbst nicht ohne Schärfte. Mit allen dem ha: er sich nicht getrauet, das Recht der Erstgeburt voll-1 kommen einzuführen: sondern e:n -on den Ständen bekräfftigtes Testament bestellet,! darinn der altere Sohn Erich zum Nachfol-z ger verordnet, dem zweyten Josnn» §tnn<» n land, dem dritten i^a^nu, Öfter, Gothien, und dem vierten Cari Sudermann-kcmd zugetheilet morden, doch so, daß sie des alteren Lchen-Leut waren. > König Gustav stirbt zu Stockholm den ay. > Lcptemdr. An. 1560. im sicbenzigsten seines Alter, das Reich in schönsten zeitlichen Flor und Macht hinterlassend. 82 . Ericus xiv. obschon er wegen schöner Raturs- Gaben jedermann grosse Hoffnung von sich versprochen hatte, betröge doch am Ende nebst jedermann auch sich selbst. Er erkannte beym Antritt seiner Regierung wohl, wie ihn feine Brüder, als Herren so grosser Fürstenthümern, in allem henrmen könten wann immer sie die Lust stäche. Er erachtete auch nicht Unrechts daß er hiewieder sich zu verwahren befugt wäre. Allein an Klugheit und Gedult fehlte es ihme ein so wichtiges Vorhaben recht einzuleiten. So bald er die Fürstenthümer denen Gebrüderen Übergabe, schriebe er ihnen dabey viele Artickel vor, welche ihnen alle Macht einschränckew solle», wann anyerst Abort »nd Papier jemahls Sejchrchke von Schweden. r»z mahls fähia s-ynd,dem Ehrgeitz Schrancken zusetzen. Dr; Bruder sperrten sich zwar gegen diese ihre Verkleinerung, unterschrieben doch endlich aufdemReichs-Tag zuArboga An. 1561. den 15. April. Bey seiner Crönung führte er eben selbes Jahrs den 29. ^un. zu erst dir Grafen und Barons * Timl in Schweden ein. Die. Grafen waren Drahe, Gmre, und Rosir. Die Freyherren aber waren Sreinbock, Gul- densiern, Löwenhaupt, Gripp, Gxenftirn, Flemming und Horn. Man halt davor/ daß er durch dieses Mittel habe wollen die Eyfersucht unter dem Adel erwecken, um ihrer desto gesichertex zuseyn. Er machte sich aber vielmehr alle zu Femden,indem er ihnen neue Schätzungen auflegte, und sie nöthigte ihm so und so viele Zeit auf ihre eigne Kosten , zu dienen. Die benachbarte Städte stiefle er nuch vorn Kopf, indem er demHansee.Brmd, ob. schon er ihre Freyheiten bestättiget hakte, nichts defioweniger die Schiffahrt nach Mos/ cau. untersagte, und der Herrschafft des Baltischen Meers oder der Ost - See sich an/ massete. £3.. Diese Seefahrts-Sache hatte schon An. 15 sg. unter König Gustaven einige» Anfang genommen. Dann der teutsch« Hecrincisrer in Liefland Gvthard Keteler hatte Alt Rußland schwere Kriege. Die Lüde- O i cker stT4- Gescbichre von Schweden. ckcr kontcn bey diesen Umständen ihre Seefahrt nachRevel und Riga nicht treibrn, nahmen daher» ihren Lauf nach Narva ins Russische, wohin sie nebst anderen auch Kriegs- Munition überbrachten. Auf Ansuchen des Heermeisters ward solches vom Kayser kcr- «limndo I. verboten, und dem König in Schweden die Lxecution als Meister der Ost-See aufgetragen. König Gustav fände nicht rathsam in seinen letzten Tagen seine Lande in Unruhe zu fetzen. Drchero der Hcermeister selbst die Lübecker-Schiffe an- greiffet, und sie wrgnimmet. Der Kayscr findet dieses nicht gut, und, nachdem er den Lübeckern wiederum die Ueberfuhr des Kriegs- Gerathes untersaget, verurtheilet er doch den Heermeister zu Ersetzung des den Lübeckern zugefügten Schadens. Die von Revel,wendeten sich darauf von dem Heermeister ab, sagten ihm den Gehorsam auf, und ergaben sich an den neuen König in Schweden Erich An. f 6o. Welcher sich dann auch ihrer und der Estländer annimet. Welches dann als die Wurtzel aller hernachzwischen Schweden Pohlen, theils auch Rußland, wegen Liefland schweren Llur - Vergiejsungen anzust'hen und zubemercken ist. Auf solches führe König noch mehr fort die Schiffahrt aufderOstSee zu hemmen; und weilen die Lübecker denn» Kayscr hrerwieder geklaget, hat er hinwieder durch ein ergangenes Ver- Geschichte von Schw eden. 215 tot die Handlung nach Rußland, ausser nur Wer Revel und Wrborg untersaget, Anno If 62 . 84. Noch dieses Jahr begunte die Miß- ^Lerständnuss zwischen König Erich und seinem Bruder Johann Hertzog in Finnland auszubrechen. Der Hertzog reistte in Poh- len, um Catharina König Siegmunds allda Tochter zu werben. König Erich hatte ihm solches nicht nur erlaubet, sondern auch eine Begleitung mitgegeben« Wie er aber in allen seinen Entschließungen unbeständig war, so hat ihm auch diese bald gereuet; viellelcht weil er erst nach der Hand erwogen, wie ihm diese Heyrat schädlich seyn fönte, allermas- sen es mit Pohlen bald zu einem Krieg wegen Liefland kommen müste. Und in der That wird wohl der Hertzog nicht weniger seiner Schantze wargenommen, und durch die Polnische Verbindung sich einen Rücken- halter gesuchet haben, im Fall sein Bruder der König, dem er lang nicht trauete, wider ihm was ungleiches solte im Schild führen. Ohngeachtet nun der König Bolschafft nach« schickte, welche den Hertzog zurück bieten sol, te,fetzte doch dieser ferne Reise fort, und hielte zuWildaBeylagcr. Hierüber ward er vom König zur Rede gestellet, gab aber denen Gesandten fein dreiste Antwort, weil er auS anwachsenden Mißtrauen schon auf einigen Beystand von Pohlen und Rußland sichver- O 4 liesse: % 1 6 Geschichte von Schweden_ liesse: Bcveftigte auch seine Plätze, und nähme von denen ihm nicht ungeneigken Finnen die Huldigung ein. Worauf der König, gute Truppen in Finnland geschicket, mit Beiehl, Herhog Johannsen lebendig oder 1 todt ihm zu liefern. Diese, nachdem sie ei- j nige Monath vor Abor gelegen, eroberten l endlich den I2. ^uAuli an. Is6z. solches mit List. Herhog Johann mit seiner Gemahlin und dergantzen HoWadt wird nach Stockholm geführet vor den Rerchs-Tag ai.ge- ^ klagt, und zum Todt verurcheilet: Hundert ! seiner Bedienten werden hlngerichtcc, ande- j re zur schwehren Arbeit gezwungen, Johan- ! nes in ewige Gefängnuß nach Gripsholm : geworffcn, worein ihm seine Gemahlin frey- willig nachgefolget. 8c. Zu dergleichen und viel anderen be- dcncklichen Vorgang ward der König darum verleitet, Weiler einmahl den hohen Adel auf die Seite gefetzet, und lieber die gemei- - ne Leute zu Ralhgebern halte. Besonders eines Prädicanten Sohn Jöran Peerfon / mit Namen. Hertzog VlzZnus aber ein anderer Bruder des Königs, obwohl er Anfangs dem Urtheil über Hertzog Johann nicht unterschrieben, liesse sich doch die Regierstxht verblenden, nnd unterschriebe auch, nach- deme Erich ihm zugesaget, daß nach seinen Tod M^gni Stamm regiren folte» • %uf welche Thä! ek doch im Gehirn biß m sein Ende Gescchichre von Schweden. r'7 Ende verrücket geblieben. Nach vier Jahren muste doch Hertzvg Johann wieder auf freyen Fuß geMet werden; weil König Erich des überausschädlichen Krieges mit Pohlen, Dänemarck und Lübeck müde, auch der innerlichen Ruhe nicht versichert gern einen Feind von dem Halß hätte, der König in Pohln aber dazu nicht einschlagen wolle) biß nicht seineTochtcr undHertzög Johann vollkommen frey wären: welcher auch bald noch einmahl auf d:e Schaubühne in einer andern Gestalt trctren wird. 86. Dre innerliche Ruhr verstöhrte des Königs eigene Gemüths-Art, welche etwas gedultigere Unterthanen erfordert hätrc.Daun ob schon er von der Natur sonst nicht übel begabt war den äußerlichen Ansehen nach ein Majestätisches Werfen zeigte, so war er doch etwas verworren , und soll von der Mutter eine Gattung Schwachheit ererbet haben, die ihn unterwcilen in eine Raserey entsetzte, und ungehalten auf diejenige machte, so um ihn waren. Er hatte bißhero nicht geheyralher, war aber mit Werbungen so veränderlich und verworren, daß er zuweilen auf einmahl um die Königin Elisabeth in En- gelland, um die KünigissMaria in Schott- land , und bey den Hause Hesse» ansuchen liesse, also daß er darüber zum Gelächter worden. Besonders hat er sehr grosses Geld auf die Englische Gedancken verwendet, und O % euren L7F Geschichte von einen grossen Theil jenes Schatzes, welchen fern Vatter denen Kirchen geraubet, auf die Freyertyen ins Koth hinausgeworffen. Zn > solchen Absprängen mögen Gelegenheit ge- » geben haben die Reichs - Räthe, welche An- l fangs nicht zugeben wollen, daß er ein Jnn- 1 ländliches Frauenzimmer ehligte, aus Forcht, l' die Familie, woraus sie erkohren wurde, möchte den anderen über dieKöpffe wachsen, ! und viele Könige vor einen daraus werden. Er selbst aber gäbe dir innerliche Ursache da- ; zu, wer! er keine Ausländische mit Ernst verlangte, vielmehr schon einer Schwedin Ge- fangener war, welche zwar dem hohen Adel | kerne Eyftrsucht, wohl aber nicht geringen Verdruß erwecken konte. Diese war Ca- tharina von Medelpadia eines Bauern allda Tochter, welche als ein Kind , so auf den Marckt Nüsse feil hatte, im Vorbeygehen von den König bemercket, auf seinen Befehl rns Frauenzimmer gebracht, und allda erzogen, hernach aber zur unziemlichen Liebe von rhm gebrauchet worden. Unter vielen anderen Kedswcibern mit denen er sich fchlepte hatte diese die gröste Macht über ihn, also gar, daß er diese, nachdem er einen unehli- gen Sohn mit ihr erzeuget, zur Königin aus- erwählet; war auch darüber so eyffersüchtig, daß er einen Fähndrich, welcher mehr freundlich von ihr Abschied genommen, in einen Sack stecken und mS Wasser werffen liesse. 87. Eine Geschichte von Schweden. 2iy 87. Eine andere Ursach der innerlichen Unruhe gäbe seine eigne Eyfersucht oder Haß gegen die Srnrische vormahls schon den Königen schröckliche Familie, welche im Verdacht war nach der Cron zu streben. Wozu der obengcdachte Prädicanten Sohn Person den König beede Ohren wacker voll bließ. Auf solche Weise war Nils Skure den er als Gesandten nach Löchrigen auf die Freye ge- schicket hatte/ aus nichtigen Verdacht / und mit falschen Zeugenschaffren , auch erdichteten Briefen vor dem Rcichs-Rath angeklagt/ und obwohlen der König ihn so wohl als den Vatter Suante Sture unschuldig erkläret/ auch um Verzeyhung gebettcn hatte/ so stof- set er doch dem Nils, als er ihm einst begegnet / den Dolch mit eigener Hand in die Brust. Es war erbärmlich anzusehen/ wie Sture den Dolch selbst wider aus dem Leib zöge, solchen küffcte, und dem König ehrerbietig wieder darreichete. Worauf ihn nichts destvweniger die Trabanten nut ihren Partisanen vollends hingerichtet. Oionvtms vurre ein Calvinischer Frantzoß des Königs Praeceptor , der sonst auch nicht die sanfft- müthigste Rathschläge an die Hand gegeben hatte, straffte doch den König um diese abscheuliche That, ward aber'hierüber durch eben die Trabanten todt geschlagen. Tages darauf würd Nils Vatter Suante Sture und andere, so schon um nichts in Verhafft fassen, 220 Meschr'ehte von Schweden» fassen, jämmerlich ermsrdet, und hernach erst durch Jöran Person die Stände gezwun- ! gen,, ihr Todes - Urtheil zu unterschreiben.. Drey gantzer Tag verfolgte den König dir Raserey, oder vielmehr das Geschrey des. > unschuldigen Bluts, daß er in Banren Stiel* dern durch die Wälder ohne Speise herum- fchwärmete, b.ß die Carharina ihn wieder i zu recht gebracht. Und da tuchie er sich wieder weiß zu brennen, theilte unrcr der canor* ' beten Anverwandte grosse Geschencke aus, legte übrigens die Schuld auf'Peerwn, welcher beym Kopss genommen und zum Tod venmhcilet ward, als er aber aus der Ver- hafft entkommen das Spiel beym ^öntg wieder von vornen anfieuge. All dicsiö nebst ; der ^ollassung Hertzogs Johann rrugö sich > zu im Jahr 1567. 88. ^n. Is68. gienge Mit Peersons Fortgang alles Gute wiederum den Krebowceg. Der König erklärte, daß denen im Gesänge > smg ermordeten Recht wicderfahren seye, ur.d wlcderruffte die an ihre Verwandte gesthe-. ^ hene Schenckungen. Wogegen diese und andrre Mißvergnügte nur auf eine bequeme Gelegenheit warteten, sieh wider den tKonig zu erklären. Er giebt sie auch bald selbst an J die Hand. Dann erstlich den vätteritchen ■ Testament und feimm eignen Vertrag W- wider, muthete er seinen Bruder» zu,. sie Schwedische HMoachimm aöz'.uretlen, uwo davor ! -Geschichte vo n Schweden. 221 davor mit einem Theil Licflandes vorlud zu -nehmen,welchen sie gleichwohlvvrden Polen und Rassen zu handhaben suchen sollen. Diese fanden ihre Rechnung nicht dabey. Der König schreitet zu verzweifflcten Anschlägen, sie auf der eben anzustellenden Hochzeit mit seinem Beyschlafs Catharina vom Brod zu thun. Es wird aber verrathen; Die Hertzogen stellen sich dabey nicht ein; die Beleydigte von Adel schlagen sich zu ihnen ; Der König lässet Volck wider sir aus- necken; dieses triktet zu den Hertzogen.<1 bek; Stockholm wird belagert; König Erich gefangen, und von den Ständen des Reichs -entsetzet den 28. Sem. diß Jahr i; 68 . Dabey fehlte es dem schlauen Peerson an seiner verdienten Belohnung nicht. Zm Anfang der Belagerung wollen die Hertzogr Bruder gar keilte Friedens-Vorschläge nehmen, wofern ihnen nicht Peerson als der Urheber alles Unheyls ausgeliefert würde: auf eben diesen bestünde auch dreBurgerschasst in Stockholm. Der König liesse ihn also hinausführen. Auf den Wceg gehen ihm nun die Augen auf, und beklagte er seine Blindheit, daß er in des Königs Gnade so viel Vertrauen gesetzet. Im Lager wird er er# greulich gefoltert, und ihm entsetzliche Buben- Stücke heraus gepresset, seine abgeschnittene Ohren sammt den erhaltenen Adels - Brieff 4 W den Galgen genagelt, er selbst eme Werte dara» 2L2 diesen Wercken die ewige Seligkeit (ganh un- * verantwortlich und unchristlich, wann dem ; Herr Puffendorf zuglauben) versprochen hat, und dergleichen mehr welches nur der Kürtze Halber hier Übergängen wird. Es verschwel- ; get Herr Puffendorf doch nicht, daß König Zohmrnes in der Lutherischen Lehre auferzo- gen, und darinen sehr wohl unterrichtet war. ! Er sey aber verführet worden durch seine Ger wahlin; hernach durch die Catholische Bü- ^ cher, die er viel gelesen; und endlich durch vielen Umgang mit Catholischen Gelehrten, welche ihm die Sachen, wie sie pflegen, schein- dar genug fürgedeacht hatten, Auch habe Geschichte von Schweden. -29 hierzu nicht wenig begetrageu das Gezancke LerPradicanten in Teutschland, so der guten Wercke und der Cerimonien halber unter ihnen erwachsen/ indem ihrer viele die Nothwendigkeit derselben eingestunden. Er habe sich aber vorgenommen in der Kcfdrmaciort sonderlich den Wegzufolg n, den Georgius Gaffender, so von Kayser k'eedinancio I. und ^laximiliano II. in Vereinigung der Religion gebrauchet worden, in seinen Schrtffien gegangen war. ' 94. Es ward also die Geistlichkeit nach Stockholm beruffen, und derselben vorgestellt, wie verwirret die Protestantische kehre unter ihnen selbsten, und wie sehr unterschie- den sie von der alten Kirche wäre; auch wie viel Unordnungen, und Unruhe aus der Neuerung in Niederlaud/Teutschland undFranck- reich schon erwachsen wäre; wie der Patriarch von Conftantinopel, der doch unter dem Pabst nicht stünde, die Augspurgifche Be- känntnuß doch verworffen habe. Er rieche dahero sich vielmehr an die alte Catholische Einigkeit zuhalten: man könte ja, wann irgend einiger Mißbrauch eingeschlichen, dieselbe mit Bescheidenheit verbessern. Rieche derohalben der König forderist auf gute Einrichtung der Liturgie bedacht zuseyn, Massen, wann man ihre mit jenen des Jacobi, Baß- lii, Ambrosii, Chrysostomi und Gregorii M. zusammen hielte, ein Unterscheid wie zwischen P 3 Tag *3° Geschichte ovn Schweden. Tag und Nacht sich zeigete. Die anwesende Geistlichkeit erkannte die Warheit, und ' bewilligte, daß man eine andächtigere Form > der Messe abfassen, die vorhin abgeschaffte | Prsefation, den Gesang rc. wieder annehmen l solle. Darauf ward von den Bischöffen, auf Königliches Verlangen, die obgedachte i Klrchen-Ordonantz erläuteret, als welche der Autor selbst gar zu general und tunckel zu- sey« bekennet hatte. Ward auch von der anwesenden Clerssey unterschreiben, und ; würcklich im Gebrauch eingeführet. 95. Nach solchen Vorbereitungen schicket König Johann den berühmten Franhosen j| Pontum de ia Gardie an Pabst Gregorius j XIII. nach Rom, um die Liturgie approbi- ren zulassen. Unterdessen ward im Königr reiche von vielen der Liturgie halber gestritten, und ein freyes National-Concilium , begehret, zu deren Untersuchung. Solches wird zn Stockholm gehalten,u. fast alle Geistliche kamen darinn überein, daß es in der Kwche ein blutiges Opffer gebe, weil solches aus den alten Lehren deutlich erwiesen wor- j den. Dahero auch die Weltliche Stände, so mit darbey waren, sammt der Cleriscy die i Liturgie unterzeichneten, und derselben grosse ! Lob-Sprüche zulegten, auch verordneten, daß wer immer derselben zuwider handlen würde, als ein Aufrührer und Feind des Reichs solle angesehen werden: derowegen auch , Abra- Geschichte von Schwede»:. 2Z r Abraham Schul-Rector zu Stockholm, welcher sich beständig widersetzte, nach Aland verwiesen worden. So weit war es gekom» ; men, als eine Politick den guten Fortgang gehemmet. Herhog Carl des Königs Bruder war von langer Zeit her mißvergnügek. Die Ursach war, weil, als sie bcede wieder König Erichen im Anzug waren, sie untereinander abgeredet, daß sie mit einander ge- , meinschaffllich regieren wollen. Zumahlen aber Johann allein von dem Ständen zum König angenommen ward, so hielte sich die- I ser berechtiget allein zu regieren; doch gab er ! dem Bruder ein schönes Herhogthum an Sudermann-Land, Nericke,und Wcrme- ^ land. Dieser nun hatte auf Ansuchen des Königes die Liturgie und Kirchen - Ordo- nanh nicht angenommen, mit vorwenden, wie König Johann Krafft Väterlichen Testaments in der Religion nichts abändern konte. Diese Herhog Carls Widerühung veranlasset, daß ihrer viele in den Wmcklen wider die Liturgie klagten, auch sich getrauen ten öffentliche Schafften dagegen heraus zugeben, sich auf dessen Hinterhalt vertröstend. 96. Mittler weile war de la Gardie von Rom wider zurück gekehret, dem bald der gelehrte Jesuit, vom Pabst geschicket, nach- folgete, obwohlcn er, um das Aufsehen zu- verringern als vom Kayser daher kam. Nachdem aber König Johann in geheim die P 4 Ca- 2Z2 (Besdncfne von Gchrveden. Catholische Glaubens-Bekantnuß abgeleget, so nahm er den Caracter eines Apostolischen Legati ä latere an, und berede!« den König, offenbar vor die Catholische Lehr, als welche kerne Heucheley litte, sich erklären. Wos gegen sich aber der Ertz-Bischvff von Upsai fetzte. Darum übermahl mit Erlaubnuß kostevmi die vorige Art beliebet ward. Es wurden viele junge Schweden nach Nom und in andere Catholische Lande geschicket allda *u studiren; die Catholische Bücher ausgetheilt; auf dem Königlichen Schloß eme 'Ca.holische Capclle cingeweyher. Hertzog Carl saß seines Orts nicht stille, veranlasse- te eine Versammlung der Cleriscy zu Nycö« ping, wobey diese sich verschwur, die Liturgie nimmermehr anzunehmen. Es stunde auch schon nahe bey einem innerlichen Kriege, wofern nicht die Königin, wie auch Maria des Hertzogs Gemahlin eine Tochter Ludwigs Churfürstens von Pfaltz sich ins Mittel geleget hätten. 97. Der König fuhr eine Weile in seiner Gesinnung fort, that den Closterfrauen zu Wadstena viel gutes (wo heut zu Tag die Herren Schweden ein neues Adeliches Clo* sser aufzurichten den Vorschlag haben) und nahm von Possevino zur Busse wegen des begangenen Bruder-Mords, auf sein Leben lang eine Fasten am Mittwochen auf sich, weil dieses der Tag war, an welchen erEri- Geschichte von Schweden. 233 chen mit Gisst gespeiset. Er erachtete auch vor gut/ wann der Pabst denen Schweden in etwas nachsehen, und den Geistlichen die Ehe, den Läyen aber den Kelch erlauben wol- te. Unterdessen aber erhielte er von dem sammentlichen Reichs-Tag zu Stockholm den 8 . kebr. An. N82. die abermahlige Be- stattigung der Liturgie und Kirchen-Drdo- nanh, und zwar so bündig, daß man denie- nigen als einen Majestäts Verletzet straffen solce, welcher im geringsten wider selbe sich aufzulehnen erkühnete. Nebst dem wurde, um Heryog Carls Bemühung zu hintertreiben, von Deichs wegen verordnet, daß dieser Hertzog sich keiner Gewalt in Religions- Sachen anmassrn, sondern desjenigen geie- den müsse, was auf dem allgemeinen Reichst Tag beschlossen wurde. Die Stände waren zu dieser Verordnung desto geneigter, je verhaßter ihnen der Calvinische Irrthum war, welchen man argwohnete, baß Hertzog Carl ihn aus der Pfaltz mit zurück gebracht habe. 98. An. is 8 Z. gehet mit Todt ab die Königin Cacharina Jagellomca, von welcher Herr Puffendorf ein überaus schlecht gerar thenes Gedicht erzehlet; wie sie nemlich auf dem Sterbe - Bett so ängstig wegen der Straffe des Frg«Feuers gewesen, und dem ihr beystehenden Jesuiten äkanlzlsoVci-scvi- cio angelegen wäre, er möchte ihr doch ge- P? treulich 2,34 Geschichte von Schweden. treulich eröffnen, ob denn ein solch Fcg- Fcuer wäre? welcher dann endlich aus Mit- leiden gegen der Königin treuherhig worden wäre, und zu ihr gesagt hätte: Sie sötte nur gutes Muths seyn, und sich daran nicht kehre»!: da wäre kein Feg-Feuer, sondern man brauchte nur solches Gedichte, das gemeine ruchlose Volck damit im Zaum zu halten. Worauf sie diesen Betrug verfluchet, und nichts mehr mit ihm »vollen zuschaffen haben, auch sich allein auf Christi Verdienst verlast sen, und darauf gestorben wäre. Und dieses alles hätte der Königin Tochter Printzest sin Anna, so dem Pfaden unwissend hinter dem Bettstunde, angehöret. Herr Pust fendorf stellet uns den Jesuiten als einen gut Lutherischen Prädicanten vor, und hält ihn doch st'ir Catholifch,vor welchen ihn kein eins higer Catholifcher würde paßiren lassen, wan er dergleichen, was ihm angedichtet wird, nur halb so viel folte grfaget haben. Er stellet uns die Königin Catharina vor als eine ihres Glaubens uncrfahrne, eine neulinge, und schtvache, »velcher er doch zuvor soviel Stär- cke beygemessen, daß sie einem in beederley Religrons-Büchern wohlbelesenen Gemahl habe überwinden können. Er stellet uns eine Königliche Prinheßin versiohlner Weise hinter das Bette ihrer sterbend Königlichen Mutter, daß weder diese noch der Beicht* Vater etwas davon wissen solle. Und wie würde Geschichte von Schweden. 2z würde nicht die Printzeßin Anna seyn geärgert worden? welche doch gut Catholisch verblieben; daß also auch eine schwache Jungfrau den Herrn Puffendorf schamrolh ma» chet. Daß die Cacholische auf ChristiVer- dienst nicht, sondern nur aufsich selbst trauen ist eine der gantzen Welt bekante Unwarheit, daß also Herr Puffendorfsich selbst, nicht aber andere, betrüget, wann er hiedurch, wie es scheinet, zubeweisen verlanget, daß diese Königin eben darum gutLutherisch gestorben, weil sie allein aufChnstiVerdienstLekrauet; da sie vielmehr eben darum gut Catholisch gestorben ist. Und wie hat ihr dann die fälschliche Nachlassung desFeg-Feuers durch den Pater können mehrer vertrauen aufChri- stum erwecken? hätte nicht vielmehr die Forcht des Fcg-Feuers sie zu solchem Vertrauen bezwungen, indem sie in Erkanntnuß ihrer Noth, und in Ansehung ihrer Forcht natürlicher Weise zu jenem Heyland sich wenden muste, von welchem sie verglich glaubte, daß er sie nicht nur von der Schuld, sondern auch von der zeitlichen Straffe nach seiner unermeßlichen Barmherzigkeit erlösen konte. Gewiß ist, daß die menschliche Schwachheit mit Forcht der zeitlichen Strafe oder Fegfeur mehr Ursach findet, in des Heylands Blut sich zu sencken, als ohne einige Forcht; Massen sich GOTT selbst alle Augenblick der Forcht gebrauchet, um seine Kinder zur Liebe zu lencken. 99. rzS Gefck Lchte von Schweden. 99. Nach dieser Königin Todt ward der König viel forchrsamer in Behauptung der Religion, und ließ unterschiedliches derselben Nachteiliges geschehen: besonders weil such Pabst Sixtas V. E'egi Grcgojdi Nachfolger, nicht fr> viele Gefälligkeit gegen ihn zeigte: zudem verschiedene Rerchs-Rätbeibm und dem Königlichen Printzen Siamund siarckrn dcn O!)ren lagen. Dieses Audrin- §cn, obwohl es bey dem Vatter einen Eindruck und Forcht machte, vermochte doch nicht dasgeringste in dem Gemüth dcsPrin- hen, welcher ihnen ohne Umschweiffzur Antwort gab: er schätze das irrdische Reich nicht so werth, daß er das Himmlische deßwegen verschertzen solle. Dann sie hatten ihn auch bedrohet, daß er der Catholischen Religion halber der Cron würde verlustwet werden. Der Kvnia aber hat 3». die Jesuiten aus Schweden geschafft, daß CaiholischL Oo!le^i"m zu Stockholm auf dem Ritter- honn aufgehoben, d,e Zulammenkünfftendev Cütholtfchen unterläget, und anders mehr gethan, welches schiene dahin abzuzielen, daß die Protestanten Nicht fo grosse Augen übev ihn machten. 100. Au diesem des Königs Verfahren mag nicht wenig beygetragen haben die Sorge wegen Hertzog Carl, welcher je mehr und mehr fein Mißvergnügen gegen den König äusserte; dcrowegen er auch nicht bey dessen ander- Geschichte von Schweden. 237 ändertet' Hochzeit mit Gunnilla ßielke erschienen/ und ihm eine unanständige Antwort entbieten lassen. Als nun hierauf der Herhog zu dem Reichs,Tag nach Wadste- na beruften worden, mit Versicherung des Königs wegen Sicherheit seiner Person, welche noch darzu im ganhen Reich verkündet worden, hat doch dieser aus Mißtrauen anfänglich seine Truppen zusamm gezogen; endlich aber sich in die Nähe zu kommen bequemt, und durch Vermittelung der Stände dahin erkläret, daß er den König um Verzeihung gebeten, welche er auch mit dem Beding erhalten, daß er die Arrickcl, so weiland König Erich seinen Brudern an 1561. vorgeschrieben, eingehen muste, um dem Zwyspalt vorzubauen. Wegen nicht Anneh- mung der Liturgie schob er die Schuld auf die Clerssey; welche, weil sie sich h-nwiede- rum auf ihn steiffeien, m einer unter ihnen angestellten Zusammenkunfst dieselbe gantz- lich verwarffen an. 1587. 101 . Um selbige Zeit geschahe die Erledigung des Polnischen Throns, zu welchem Printz Sigmund grossen Anspruch hatte, auch endlich darzu gelanget. Die Sache verhält sich also: Mit dem Hintritt Königs 8>§ismunch Augusti in Polen erlösche an. 1572. der Iagellonische Rönigs-Gtamm in polen, welcher nicht vollkommen ico. Jahr den Thron erfüllet hatte. Es waren 2z8 Geschichte von Schweden. aber mehrere Frauenzinmrer von diesem Stamm vorhanden. Die Herren Polen waren nichr gesinnet, den Weibern ein Erb- Recht auf ihre Cron einzuräumen, welche allein männlichen Häuptern gemessen wäre. Doch wollen sie auch diejenige, welche mit dem Jagellnischen Frauenzimmer eine Ver- knüpffung hatten, nicht gar auf die Seile sehen, mit dem Grund-Vorbehalt, daß sie zur Crone nicht aus Recht, sondern aus i freyem Willen und Wahl gelangen sollen. ! König Sigmund dann hatte nebst andern die zwey jüngere Schwestern hinterlassen, die Catharina, König Johannfen in Schwe- ' den Gemahl, so neulich gestorben; und An- na Gemahlin Stephan ßathors, Fürsten in Siebenbürgen. Die Polen hätten mit so gutem oder besserm Fug den Gemahl der Catharina, als den Gemahl der Anna, wählen können. Allein es stunden zwey Dinge im Weeg: ErstlichdaßJohannes dazumahl noch Lutherisch war; Hernach, weil sie et- wann Bedrucken trügen, becde Cronen auf einem Haupt zu sehen, welche um mehrerlei) Ursachen willen könten zu Unfrieden werden. Darum dann zogen sie den Gemahl der jüngern Stephanum vor, welcher zwölf bahr bis an. ,)86. den 13. Dec. die Regierung geführet, und feine Gemahlin Anna als Witwe bis an. 1/96. hinterlassen. Nach Stephani Todt, da dir Polen zur Wahl schru- Geschichte von Schweden. 239 schritten/ bewarb sich auch aivntg Johannes für seinen Sohn Sigismundus III, um diese Cron, mit solchem Glück/ daß er den 9. August. an. 1587. erwählet, ihm aber folgende Bedingnussen oder Pacta conventa vorgeschrieben wurden: daß zwischen breden Reichen eine ewige Bündnuß fortdau- ren: 8igmunä nach des VattersTodtanch König in Schweden seyn: eine Flotte zum Dienst Polens im Fall der Noth erhalten: alle Schulden nachlassen: an des Reichs s Gräntzen auf seine Kosten fünf Vestungen bauen: die Schweden nicht zu Räthen in I Polen gebrauchen: keine fremde Leib-Wa- 1 che halten: an Fremde die Lehen nicht vergeben: den Schwedischen Theil von Lief- land an den Polnischen anhängen folte. Es wurde alles beliebt/ ausser den letzten Arti- ckel, von welchem auch die Polen endlich abzustehen versprachen. tos. König Johann war froh, daß er solchergestalt seinem Sohn die Eron-Folge bcvestiget sahe: halte aber dabey den Verdruß, daß die Schwedische Stande, damit sie ihre Einwilligung zu 8igixmundiWahl, Emfernung und Nachfolgung gebeten, ihme auch einige Arlickel vorschrieben, die also lauteten: Wenn er wieder in Schweden käme, soll er nicht mehrere Catholssche Priester mitbringen, als er jeho bey seiner Hofstatt hatte, noch ihnen mehrere Freyheit er, lam 240 Geschichte von Schweden. laubcn : Denen Lutherischen Bedienten soll er in Polen kein Ungemach zufügen: in Polen lauter Lutherische zu den Aemtern setzen: Die von seinem Vatter aufgerichtete Clöster solle er beybehalten/ doch nach der allgemeinen Religion in Schweden; ausser das Jung- I stauen - Closter zu Wadstena, wo ein Ca- ' tholischer Priester seyn könnte: Es soll der Pabst keinen Ertz-oder Bischofs, noch den Gregorianischen Lalender denen Schweden auftrtngen: Er solle alle drey Jahr in Schweden kommen: Ueberhaupt nichts Schwedisches den Fremden anvertrauen. Welches und anders mehr in vielen Arncklen verfasset war/ denen am Ende angehangen ward: Wenn etwa der König von diesen Ver- ! sprechungen aus Päbstlicher Oistensinion abweichen wolle, die Schweden auch ihrer Seils der Pflichten entlassen seyn sollen. Eine so schwere und in einigen Sonderlichkei- ten unanständige Vorschnfft vor einen Erb- Prinhen haben noch darzu die Räthe dem Herrn, als er auf der Reise stunde, abgenö- thiget: und war derselben Absicht, Gelegenheit zu suchen, ihn vom Thron zu bringen, weil sie selbst nicht glaubten, daß er diese Bedingnussen halten könte. Aumah- ( len auch noch die gröste Frage ist, ob Stände jemahls einem Erb-Herrn solche und so viele Sachen gleichsam zu befehlen haben? Wie demeseye, so wurden die Sturen beschul- ; Geschichte von Schweden. 241 ? schuldiget, im Merck starcke Hand zu ha- - den, nicht ohne Hoffnung eines zum Thron vor sie zu bahnenden Weges. ioz. Die Schwedische Religions-Sache hatte durch das Polnische Geschafft einigen Stillstand gehabt: nun aber ward solches von neuem rege. Die in Hertzog Carls Land stehende Lutherische Clerisey, weil sie die Liturgie verworffen, ward von dem König, Kraffl des Rerchs,Schlusses, als Rebellen, Ketzer und Verräther gescholten, auch mit dem Reichs, Bann bedrohet, welche aber von Hertzog Carln gesteiffet, dagegen eine Widerleg ungs-Schrifft ausgehen lasten; welches den König veranlasset, von seiner Clerisey neue Versicherung zu begehren, daß im FaU Hertzog Carls Unterthanen Aufruhr stlfften sollen, sie dem König allerdings bey- springcn wollen. Die Clerisey thut es auch, und nimmt die Liturgie nochmahls mit gutem freyenGewissen an an. 1588. Es wendete sich aber der Wind bald änderst; dann der König merckte, oder wolle mercken, daß es einige Räthe nicht redlich mit ihm meinten; daß sie suchten, die Bruder unter einander auf- tureiben, und auf die Letzt die Familie des Throns zu berauben. Diesem vorzukommen, ruffet er Hertzog Carln nach Stockholm, vertraget sich mit ihm, machet ihn auch des Regiments theilhaffkig. Worinn er um so weniger Bedencken fande , weil Hertzog Carl keir suppl.?.pes. 4 .n*iu&b, O. nen 242 Geschickte von Schweden. nen Sohn, auch ihm versprochen hatte, nicht mehrzuheyrache». So gar werden aufdcm Reichs-Tag zu Stocrholm an. 1S90. mehrere verdächtige Herren ihrer Würden entsetzet; Die Wadstenische dem Herhvge ehedem vorgeschriebene Artickel aufgehoben, als welä)e dem König von den Rathen eingeräumet worden, zu Erweckung brüderlicher Zwietracht; und endlich die Erb - Vereinigung bestattiget,'worinn die Cron Folge der Manns-Personen angeordnet wird. Welche alle Veranstaltungen König Zohannscn und seinem Sohn Sigmund, dem Points. Kömg wenig gute Frucht, desto mehr aber dem Herhog Carl getragen, und ihm den Staffel zum Thron bevestiget hat. 124. Cs kunte auch solches nicht langverborgen seyn. Dann erstlich dcrHerzogCarl , denen Herren, welche der König abgesetzet, ! feine Gnade zugesagt: hernach auch wider ! sein Versprechen zu der zweyten Ehe gescheit- ' ten mit Christina, Herzogen Adolphs zu Hol- , stein Tochter, welches dem König nicht ge- ! ringen Kummer, auch nicht ohne Ursache ver- ; ursachet, inmassen diese Christina ihren Ge- ! mahl den Herzog Carl noch mehr angehetzet, . König Sigmunden nach der Crone zustehen; ' und dieses wegen des von Sigmund bekom- meneKorbö,als der vorhin siezurEhegesuchet, bald M verlasse»/ und sich mit^nna, Ertz- Her- ^ Geschichte von Schweden. 24z HcrhogöCari zuSteyermarck Tochter, verbunden. König Johann bey diesen Umstände»/ verfiel noch dieses Jahr in eine Kranckheit, die ihm das Leben nahm an. 1^92. den i7.hlc>v. zu Stockholm. 105. sigismundus, dessen Sohn war damahls in Polen. Hicmit übernahm eine Welle die Regierung in dessen Namen der vfftcst envehnte Herhog Carl von Suder- maniand ; doch so / daß er mehr nach seiner Einbildung, als nach des Königs Willen schaltete. Carls erste Verrichtung mx, die Stande zu beflisse», mit denen er berathschlaget , wie die Liturgie aus Schweden zu verbannen, und der Catholischen Lehr aller Zugang ins Königreich zu vcrstoppen wäre, und dieses fein zeitlich, ehe noch der Aönig in sein Reich ankäme. Weßwcgen sie dann alles vom König Johann Verordnete sogleich abgeschaffet, und wiederum eine neue Kirchen- Agenda verfertiget, den ärgsten Feind der Liturgie, M. Abraham, zumErzs Bischofs verordnet: dieses Oecret im Land herum zum unterschreiben geschicket: ferners der Schluß gefastet, daß niemand an den König appellircn könte,bis er nicht in Schweden angekommen, er auch zur Cronung nicht solte gelassen werben, bevor er nicht diese beede Schlüsse von der Religion und Appei- latton allerdings unterschrieben. Bey deme Q s ' allem »44 ^Geschichte von Schweden. allem führten sie im Mund und Feder, daß sie die dem König geschworne und schuldige Pflicht in allem und jederzeit leisten wölken. 106. Allein der König wolle nicht daran, bis zu seiner Crönung selbst, und beschwerte sich, daß ein Erb-Könia von seinen angeerb- ten Unterthanen nicht also wie ein Wahl- Türst könnte verstricket werden. Verlangte also, daß die oben genannte vecrew, als ahne feinen Willen von seinen Unterthanen abgetastet, cassim würde; auch solle ein anderer Ertz-Bischofs erwählet werden als Abraham, welcher nicht nur ohne feinen Willen erwählet, sondern auch ein abgesagter Feind seines Herrn Vaners, Königs Johann, wäre. Ferners begehrte er in denen «Stadien überall eine Catholif. Kirche: wolle auch von keinem Lutherischen Bischofs, sondern von dem Päbstlichen ttumio gecrönet werden; und hörte die Lutherische Clerisey, so dagegen einkam, nicht einmahl an. De- rohalben diese verbittert, weil sie des Beystandes von Herhog Carln versichert waren, auf den Cantzlen wacker auf den König und feine Rachgeber loß zogen: denen die Catho- lifche Hof-Prediger hingegen nichts schuldig blieben. Herhog Carl hatte sich auf alle diese Fälle schon gefastet, Kriegs-Volck angenommen, »vn den -standen die Versicherung der Treue und Emiadunszur Cron angenymkmn, Be» Geschichte von Schweden. r^f Ersehung dieses Gewalts, so nur einige Meilen von Upsal, wo der König war, in Bereitschafft stunde, riechen die Catholische, er solle vor sich nachgeben; Massen er ohne dazu Haltung dessen, was von Unterthanen mit Gewalt abgetrungen worden, nicht vers dunden wäre. Auf solche Weife gieng endlich die Crönung vor sich den is>. Hornung an. 1*94. 107. Nach solchem, als der König zu Stockholm auf seinem Schloß die Calholi- sche Kirchen - Gepränge hielte, so doch beym Calmarischen Vergleich und bey der Crönung bedungen war, äusserte sich der kuche- rrschen Haß auch wider die Natur. Dann die zwölf arme Männer, denen am Heil. Grün-Donnerstag von den: Päbstlichen Nuntio die Füsse nach dem Beyspiel Christi waren gewaschen worden, bekamen hinnach von niemand mehr Almosen, so daß sie bald Hungers stürben. Das Unwesen wuchs von Tag zu Tag, und war das schlimmste, daß der König wieder zurück nach Polengieng ohne einen Vergleich getroffen zu haben, vielleicht aus Hoffnung, die Schweden würden unter einander sich abrauffen, und nach ih- rer Ermüdung ihme die Oberhand leichter einräumen. 108. Die Hoffnung war nicht gegründet, schlug auch allerdings fehl. Dann Hertzog Carl bekam hierdurch Lufft, und regierte sei- Q 3 nes 246 Geschichte von Schweden. > ms Gefallens, schaffte alles Catholische bey- felis, gewann mit Liebkosen die Clerisey, den Ade! mit guten Versprechungen, und hielte sich der Cron nun fast gesichert/ besonders als ihm seine Gemahlin den Prinhen OaHaphom Adolphum gebühr an. 1594. fi den 9. Decemb. welchem Kind der berühm- ' le Dänische Sternseher eine Crvne weissa- gete. Jahrs hernach erfolgte der Friede zu £wrt>Ä/ zwischen Schweden undRußland, wormn Estland bey Schweden bliebe, Kex- holm aber wieder an die Rüsten kommen solte, sobald man die Grantzen würde in , Richtigkeit gebracht haben. Jmgleichcn ver- > starb Hertzog Magnus, älterer Bruder Her- hog Carls, welcher zu Königsbro lange Zeit in Verwahrung gehalten, weil er schiene s schwach und schwermüthig zu seyn. Ein > Reichs^Lag dieses Jahrs, welchen Hertzog . Carl nach Südercöping Wider Willen und : mit Verboth des Äömgs ausgeschrieben, ! und gehauen, brach dem Faß den Boden vollends aus/ weileßnunausserZweiffel war, daß der Hertzog und die Stande den Gehorsam hinter den Rucken wurffen. Welchem Verfahren sie diese Ursachen vorwen- deten , daß der König das Reich in Unruhe verlassen hätte, daß er keine solche Regiments- Ordnung gegeben, wie es ihm der Hertzog vorgeschrieben hatte; weil er seinem Eyd ke»n Genügen gethan, und zu vielen Un- ruhen Geschichte von Schweden. 247 ruhen Anlaß gegeben: weil er in den Pro- vintzen Stadthalicr bestellet, welche von ihm dem König abhängen wüsten/ undnichtvon dem Hertzvg. Das Haupk-Wcrck war, weil er die Carholische Religions-Ubung zugelassen. Dieser Reichs-Tag dann macht die äusserst nnd fchärsseste Verordnungen so, wohl der Religion halber als im Regiment. Er setzet Hertzog Carln zum Reichs-Ver-- weser ein: Verbietet an den König zu gehen, oder von ihm Befehle in Schweden anzunehmen. Dabey sie doch vorgaben, sa auch versprachen, dem König getreu und hold zu seyn. Verbinden sich aber auch ihren Schluß wider des Königs Geboth zu behaupten, und als Treulose und Slöhrer des Reichs mit schwerer Straffe anzusehen alle, die dieses zu unterschreiben sich weigern würden. Der Hertzog ivar seiner Sachen so gewiß, daß er diesen cschluß in Lateinisch - Teutsch - und Schwedischer Sprache durch den Druck ausstreuet. Es ist jedoch auch wahr, daß nicht alle Stande von dieser Verwegenheit waren. Viele Vornehme verabscheueten dieses Merck, und blieben von dem Tage weg, und da man ihnen das Decret zu unterschreiben brachte, mit welchem der Hertzog selbst im Land herum ge- reiset, thaten sie es zwar mit der Hand, achteten sich aber hernach nicht daran gehalten zu seyn, weil es wider den König und die O. 4 Pflicht Ä4§ Geschichte von Schweden. Pflicht liesse. Ganh Finnland hielte beym König feste. >sy. Man bliebe auch Carlischer Seit- \ nicht bey den Worten: ins Merck muste ti - gesetzelsevn. Das FrauemCloster zuWad- > stena stach die Lutheraner schon lang in die - Augen, man jagte sie mit dem Stab in der - :1 Hand hinüber nach Dantzig. Anderen Ca- tholischen ward nicht freundlicher begegnet, die sich meistens in Finnland geflüchtet, samt allen dir dem König getreu, und dem Hertzog zuwider waren. Ertz-Blfchof Abraham rei- sete gleichfalls überall herum,das Lurherthum zubefestigen mit so guter Art, daß ihm Hertzog Carl selbst vorgeworffen, er habe dabey mehr einen Hencker als Ertz-Bischof vertreten. Den Stadthalter in Finnland weil er fortfuhr dem König getreu zufeyn, drvhete der Hertzog mit Waffen davon abzutrennen. Welches aber noch zur Zeit die Räthe miß- rachen,zu nicht geringen Verdruß des Her« tzogs, welcher von nun an Argwohn schöpfte, daß sie heimlich an dem König hiengen. Er beirog sich auch be») ihrer vielen nicht. Dann als der König selbes Jahr 1^96. einige Herren aus Pohlen abgeordnet, uild zu Stock- holm alles was geschehen und beschlossen war vernichtlget, so hat man zwar auf des Her- tzogs Änlringen, denen CommiKarien eine weitlauftiZe Schriffr zugestellet, wvrtnn man zubehaupien suchte, daß altes was zu Suder- cöping ^ Geschichte von Schweden. 249 eöping beschlossen worden, recht und wohl und den Reichs, Gesetz gemäß sey: auch an den Sradthalter in Finnland harte Verweiß- Brieff als an einen Ungehorsamen geschrieben; doch haben die Stände bey den Com- missaritn in der Stille sich weiß grbrennet, und die Schuld des Aufruhrs auf Herhog (arln hinüber zuschieben gesuchet. DerHer- tzog merckte solches leicht, hielte es aber nur vor Blendwerck, nahm sich doch vor durch einen Kunstgriff eine öffentliche Erklärung vor sich heraus zubringen. Er hält einen Tag zu Arboga,allwo er von der Regierung abdancket, in Hoffnung man solle mit vielen Bitten zu deren Fortführung an ihn setzen. Allein zu Höften seinen Unmuth verlohr niemand ein Wort deßwegen. Daß er sich also entschliessen muste die Regierung auch ungebetener fort zuführen, ja wider der Stände Willen; weil es, solche ernstlich fahren zulassen, gar zu sehr wider sein CronsüchtigeS Vorhaben stritte. Wie die Räthe dieses sahen, trennten sie sich mehrentheilS von ihm, viele vom vornehmsten Adel schlugen mit ihr nen ein, und selbst der Erh-BischofAbraham; viele vom Hertzog entsetzte Herren traten nun wieder ohne dessen Gunst ihre Aemter selbst an. 110. Nach Vernehmung der zurück gekommenen macht sich König Sigmund dieser Umstände wohl zu Nutz. Q s Es 2so Geschickte vcn: Schweden. Es ergehen Befehle ins Reich, weil Herhvg Carl der vom König vorgeschriebenen Re- gierungs-Gestalt kcinesweaes folgen wolle, auch mit deren Verachtung selbst davon ab- gedancket, so solle dre Regierung den Reichs- Räthen aufgetragen seyn, um selbe nach den Ge'etz und ihrer Pflicht auch der vom König gegebenen Formul zuführen; mit Befehl-an alle Unterthanen, dem Reichs-Rath Gehöre sam und Beystand zulerstcn, wofenr sie von HerkvgCarlnodcr jemand andern angefochten würden. Es hatte dieses zum Theil eine gurr Würckung, würde auch noch eine bessere gehabt haben, wann diese in der Treue s» standhaffc als jene im Aufruhr gewesen wären. Dann derReichs-Cantzler Erich Dpar- re zog mit seinem gantzen Hauß gar aus Schweden, und die andern Räthe aus Forcht des Hertzogs wolten ihm nachziehen, niemand gedachte an Mittel etwas wider d,e Gewalt zuwagen. Solche Forchtsamkeit der Wi- dersacher machte den Hertzog wüthiger, er nimmt einen guten Trupp Soldaten zu sich, durchstreiffet das Land, nimmet die Schlösser mit Gewalt ein, lässet sich überall schwören. Dem allen ungeachtet er an dem König schreibet, ihn bittend, er möchte dem unruhigen Zustand des Reiches abhelfliche Masse geben. Worauf derKönig nichts antwortet, sondern an die Stände schreibet, sie der Treue erinnerend, und gebietend, daß sie des Her- Geschichte von Schweden.' *51 Herhogs Vermessenheit auch mit Waffen zäumen sotten. Allein keine Truppen, kein Anführer war vorbanden, die übrio.e Räthe, biß mif drey, entwichen vollends nebst vielen Adel aus dem Reich, und hinterliessen dem Hectzog das freye Feld,daß er mit feinem Anhang nun ohneWiderspruch des Raths, folglich gleichsam rechtmäßig thun konle was er wolle. in. Es war nun aufs äusserste gekommen, und nichts mehr übrig als ein öffentlicher Krieg, welchen der Hertzog desto leichter führen konte, weil er schon alles in feiner Hand hatte, der König aber fein eigenes Reich erst von aussen her wie ein Fremder erobern solle. Der Hertzog auf dem Tag zu Wadstena machet einen vergeblichem Reichs - Schluß, daß man demKömg mit einer Armee zuCal- mar entgegenstehen müsse: begehret, der König soll feine Völcker abdancken, und sich ohnbewaffnet ihren Waffen ergeben. Zwar auf Königliche Abmahnungs -Schreiben erinnerte sich die Remerey von Upland, auch die West-Gothen und Smaländrr der schul- DigenTreue, und verlassen des Hertzogs Parthey: hingegen rotten sich die Menge Bauren zu demselben. Den 9 . 8eprembr. geriethe es bey Stegeburg zu einem Treffen, worinn des Hertzogs Parthey den kürheren gezogen, lind völlig hatte können zerstäubet werden, wann Nicht die ftemde Gesandte sich ins Mittel #52 Geschichte von Schweden. tel geleget, und mit einem zwar gut gemeinten,aber übel ausgeschlagenen Rath des Königs Sacke verdorben hätten. Es waren \ die Gesandte von Brandenburg, von An- - fpach, Mecklenburg und den Hanseer Städten, wte auch kduardus korwn.itus Marg- , gras zu Baaden, und Johann Graf von Ost-» Frießland welche riechen, der König solle mitten im Sieg zum Abzug blasen, weil doch die überwundene Schweden und seine angebor- ne Unterthanen wären, nicht betrachtend daß die Schweden ungleiches Sinnes gewesen, ohngeachiet Sregmund ihr angeborner König war. Durch diesenAufzug bekam derHertzogkuft, u. obwvhten derKömg ihm kurtz hernach allevas was er begehrte hatte mit seiner Hand unterschrieben zuschickte, war doch selber so sioltz, daß er es nicht mehr annähme, sondern viel andere ungereimte Dinge begehrte. Weil nun der König mit seinem Volck an emen übel gelegenen Ort sich befände, zog er sich von bannen gegen Lincöping. Der Hertzog eylet ihm iiach/schicket eine gute Parthey zur Seite um ihm den Weg abzuschneiden, und hat dabey das Hertz den König um Gottes Willen zubitten, er solle doch feinen treuen Vetter nicht fliehen, noch den bösen Rath- gcbernGehör geben, noch vor Beilegung der Streitigkeiten aus den Reiche ziehen; widrigen falls er,wann denKönig was ungleiches Gkscdichre von Schweden. 2sZ begegnete, vor G-Ott und der Well entschuldiget bleiben wolle. Es kam also vor der Stadt den 2 ^. Sept. zu einem nochmahligen treffen, in welchem des Königes Volck untergelegen, und er gezwungen worden, um den Überrest zu retten die fünf vvm Hertzoge anverlangte Reichs - Räthe Gustav und Stern Banner, Erich Sparre, Thurv Bietete, und Jöran Posseheraus zugeben, als welche der Hertzog die Urheber aller Uneinigkeit nennte, weil sie dem König getreu waten. in. Den 28. Sept. ward durch ehrlicher Leute Zureden ein Vergleich getroffen, folgenden JnnhaltS überhaupt: der Hertzog und fein Anhang werden mit neuem Eyd an den König verpflichtet: der König vergisset alles geschehene: er wird binnen vier Monathen einen Reichs r Tag ansehen, darinnen vor Kayserltchen, Königlich-und Churfürstlichen hierzu erbetenden Oommissarien alle Klagen gegen einander sollen abgethan werden rc.am Ende ward angesenget: daß die Stände demjenigen sich widersetzen möchten, der diesen Vertrag nicht ins Merck stellete. Ob dergleichen Verträge in allen bündig, ist eine Krage. Die Stande sagten ja: der König nem, kam auch demselben nicht nach, sondern fegleie nach Pohlen ab, und machte in Europa die Rebellion feines Vaters Bruders be- kauut/ yebst bem absmunsenen Vertrag zu 254 Geschichte von Schweden. Lincöping. Denen Schweden selbst aber gab er bessere Worte; wie sie sich an seiner Abreise nicht zu -rossen hätten: er hätte den Schimpf nicht länger verlchmertzen können: derReichs-Tag hätte jedennoch seinen Fort-- gang gewinnen/ und der endliche Schluß auf feine Widerknnfft verspahret werden können: er sey in Begriff die Kayserlich, Damsch- Brandenburg-und Anspachlsche Gesandte zu Schlichtung des Mß-Verstandes zu ersuchen: dieUnruhen inPohlen hatten ihn auch feine Abreise beschleunigen geheissen. Dem entgegen, hält der Hertzog zu Joncöping einen Deichs-Tag, welcher dem König und feiner Nachkomenfchaffr Die Rechtsfolge aufsaget, wann er nicht dem Lincöpinger Vertrag nachlebte, und seinen Prinhen Uladts- hum Lutherisch auferziehen liesse, An. 1599* den s. May auf diesem folgte noch ein anderer den 24. Junü , darauf König Sigmun- den aller Gehorsam aufgekünder, die Crone aber dessen Sohn Uladislao aufgetragen worden mit Beding, daß er inner Jahres Frist nach Schweden kommen und Lutherisch werden solle. In wessen Entstehung ihr gantzer Stamm von der Schwedischen Cron entäusserk bleiben sollen. HertzogCarl bezwinget darauf die dem König annoch getreue Finnlander, und erobert auch Narva, Revel aber und das Estland liesse sich von dcmKvnig nicht abwendig machen. uz. Geschickt e von Schweden. I!Z. An. j 6 co. nahm Hertzoe Carl ein Gericht über die ihm ausgebesserte Reichs- Räthe vor, die er für Rebellen hielte und zum Todt verdamen Hesse,ohngeachlct dre Schwedische Gesetze diejenige davon freysprechen, welche in ihres rechtmäßigen Königs Folge seynd. Einige deren legten sich aufs Bitten, und bekamen das Leben als eine Gnade: andere aber, die den Hertzog und ihre Richter selbst für Rebellen hielten, konlen dieses nicht übers Hertz bringen, und streckten die Halse dem Henckers Beyel. Auf eben diesen Reichs, Tag zu kincöping ließ der Hertzog den Schluß verfassen, daß wider König Sig- mund, noch dessen Sohn jemahls mehr solle dw Crone erlangen: auch des Königs jüngerer Bruder Johannes solle davon versoffen sel)n,vb wohien erKrafft des Testaments Guibvi I. dazu bestimmet war: und dieses aus vorgetvendeterForcht,er möchte sich von seinem Bruder verhetzen lassen,wider Hertzog Carln und das Vaterland. Letzlich ward beschlossen, es solle nimmermehr ein Carhvli- scher König in Schweden geduldet werden. Nun ist noch übrig den Ausgang dieses betrübten Schauspiels zusehen, und wie endlich der Hertzog den so ängstig gesuchten Cronen- Schmuck errungen habe. 1 14* carolus /X. Hertzog von Sudermcm- Land der jüngste aus Gustavi 1 . Söhnen, Hertzog von Sudermann-Land, und eine Zeit, Ss6 Geschichte von Schweden. Zeithero Regent von Schweden gelangte auf den Thron wegen Hasses der Cachvlischen Religion,und seines Nepoten KönigStgmun- des, den er biß ins Elend verfolget. Den letzten Druck zu solcher Veränderung, die so weit schon gebracht war, konte leichtlich eine geringe Begebenheit geben. Es war König Sigmundens Cammer-Diener seinem Herren weg-und nach Schweden entloffen, welcher allerhand Geschwätz machte, so in des Herhogs Cram dienete. Hingegen warJö- ran Posse einer der Reichs - Räthen nach Pohlen entwichen; von dem wolle man mist sen, ob habe er dem König allerhand Vorschläge gegeben, wie er wiederum zu seinem Königreich gelangen möchte, welches der Her- tzog eine Conspiration wlder das Vaterland nennte, und sich dieses Vorwands zu endlicher Ausführung seines Vorhabens bediente. Dann er stellte sich listig an, ob wäre ihm darüber bange, und machte denen Ständen auf dem Reichs, Tag zu Norcöping weiß, nun tönte das Vaterland nimmer von dem gänhllchen Untergang errettet werden, wo nicht ein Körng an statt des verwiesenen Sig- munden gesetzet wurde. Und nachdem er sich ihres Willens genugsam versichert, die Macht auch ln den Händen behalten, leget er dem Nahmen nach das Regment nieder, und beredet sie dem Herhog Johannes die Cron ailftutraW. Dieser entweder aus eigner Geschichte von Schweden. 257 i Vernunffl, oder von feinen Vorstehern belehret, wüste wohl wohin aus dieses wolle, und wie Ernst es Hertzog Carln mit diesem Antrag wäre,als welcher erst kürhlichAn. 16:0. I zu Lmcöping ein Gesah zu Aue-schliessung des ! jost-mniz hätte machen lassen: oder aber man [ mag ihm auch von Seiten Hertzog Carls wohl selbst die Wort auf die Zunge gebunden haben: gewißlich schlug er die Cron aus, die er nicht bekommen solle,entschuldigte seine > Jugend, und trug vielmehr Hertzog Carln ! die Treue an, mit Bitte, ihn in seiner Gnade zuerhalten. Auf solche Weise ward die Lron 1 dem Heryog Carl zugesprochen den22.Mertz 1604. beynebens auch folgende 8uccelHc>ns- Ordnung der vorigen Erb-Vereinigung gantz zuwider, ohne und wider Willen, ja wider Recht des rechtmäßigen Königs, von einem unächtenReichstag bestellet: daß 1) nach Carln solle König scvn dessen Sohn Gustav Adolph. 2) Carl Philipp der zweyte Sohn nach Welse, so in der Erb - Vereinigung versehen. 3) Wann diese ohne männliche Erben abgiengen, solle die Cron an Hertzog Johannsen, und dessen Nachkommen fallen. 4) Wer diesen Schluß sich entgegen setzte, solle als ein Verräther gestraffet werden: wovon sie auch den König nicht ausgenommen, f) Wenn die Königliche männliche Erben abgiengen, solte man einen König aus denen teutschen Fürsten nehmen, Suppi P. Des. A. H. ///.£{?. R so Geschichte von Schweden. fv von K önigs Luckavi I. Töchtern herkämen» 6) Bekäme ein Erb-Prinh eine Crone ausserhalb Schweden^ so solte er aufden Schwedischen Thron nicht kommen mögen. Auch ein würcklicher König solte kein fremdes Reich annehmen/ ohne er verbinde sich/ beständig in Schweden zu reliäiren. u?. Es ist nichts neues, daß mit dem Stande das Glück, und mit dem Glück die Gedancken sich verändern. Also ergieng es auch mit König Carln. Dann erstlich ward er mit seiner Armee inLiefland, welches bey pohlen und König Sigmunden beharret, vor Weissenburg mit grossem Verlust und Schande abgewiesen, und gleich darauf an. i6q?. bey Riga von den Pohlen aufs Haupt geschlagen, daß nicht viele der Niederlag übrig blieben. Und hätte König Sigmund in Pohlen nicht innerliche Unruhe gehabt, so hätte er seinen Sieg ganh leicht in Schweden und biß aufscinen Thron verfolgen können. Nun aber erholte sich Carl wieder, und was er an Sigmunden kurtz zuvor verdammet auch ihn deßwegen vorn Thron gestürtzck hatte, das ficnge er nun selbst zu treiben an, nemlich eine Religions - Veränderung vorzunehmen; indem er die Calvinische Irrthümer im Schwang zu bringen trachtere, auch deßwegen der Academie zu Upsal/so sich nebst der Lutherischen Clerisey widersetzte, die ?rivile- gia heraus lockte/ und wegnahm. Der übrige Geschichte von Schweden. rcy ! übrige Liefländische Krieg war auch unglücklich/ und die eine Zeithero mit Schweden vereinbarte Russen verliessen diese Parthey, und wendeten sich an die Pohlen und König Sigmund, dessen Sohn I^laäizlaum sie auch j für ihren Groß-Fürsten erwählten. I ii6. Die Abänderung der Absichten und des Glückes äusserte sich bey König Carln immer mehr. An. 1609. begehrte er auf dem Reichs-Tag zu Stockholm etwas gantz un- , gewöhnlich-und dem Adel nachtheiliges. Man j solte nemlich in das Gesetz-Buch eintragen, daß, wenn eines Edellnvnns Sohn nichts» > viel studiret, als der Dienst und Nutzbarkeit des Vaterlandes erfordert, solte er seinen Adel und Erbfchafft quitgeben. Seine heimliche Meynung mochte gewesen seyn, hiedurch die Pursche auf die Caüiinische Schulen zutreiben, und einen allgemeinen Prätext in die Hände zubekommen, vcrmög dessen er alle, so ihm nicht anständig waren, hätte können ihrer Ehren und Erbgutes entsetzen. Der Adel willigte hierein auf keine Weise: worüber der König sich so hefftig entrüstet, daß ihn folgende Nacht der Schlag getroffen, und sein noch übrigeLebens-Zeit in einen so mißlichen Stande gesetzet, daß er ab der erbeuteten Crone wenig Süßigkeit genossen. Dann gleich an. 1610. brach der Krieg mit Däne- marck aus,allwo König Chriiiian glaubte, die üble Bestellung Schwedens war seine R 2 Zeit, 26o Geschichte von Schweden. Z-it, um dieses Reich wieder mit Dänemarck zuoereiniqen. Er begehrte, Lappland gehöre zu Norwegen, und der Schwede solle sich dieses Dtuls enthalten: er beschwerte sich über die Erbauung der neuen Vestung Go- teublirg, und über die Störung der Schiffahrt und Handelschafft nach Moscau. Auf diesen Gründen bestünde die Kriegs-Ankün- düng, so er durch einen nach Stockholm gedickten Herold gethan A. i6ii. im May;wowiedervon Schweden ein anderer nachCoppenhagen kam mit Annehmung des Krieges,und ertheilter Antwort auf dessen Ursachen, dieses Jnnhalts: die Lappen hätten von Alters her ihre Schätzung an Schweden erleget m dem Dislrict von Tirisfiord blß Maianger; Gothcnbprg sey auf Schwedischen Grund gebauet. Auf der See seyen nur diejenige bestraffet worden, welche feine Feinde mit Zufuhr haben besiarcken wollen. Hingegen sey Schweden beleydiget, weil König Christian das Wappen der drey Cronen zu Schwedens Schimpf zu führen nicht unterliesse; Sonneburg auf der LiefländifchenInsel Oesel sich anmassete; die Lappen beschwe- rete; die wegen Vcrrätherey flüchtige Schweden König Sigmunds Anhänger in feinem Land hcgete; die Schiffe convoyrte, weiche den Feinden von Schweden Proviant zuführen; die Schweden in Brieffen als seine eigne Unterthanen anredete; der Han- Geschichte von Schweden. 26r see-Städten Schtffahrt auf Schweden verbiete. Der Krieg entbrannte sogleich, die Dänen eroberen Caimar den 27. May,im Augusten aber Oeland und Borckholm, welche jedoch des Königs Prinhen Guslavus Adolphus im October wieder einbekommen. König Carl forderte in diesem Feldzug den Dänischen Kömg auf einem Zwey-Kampf heraus: welchen aber dieser verachtet, und mit Spott ab« gewiesen. Carl stirbt bald hernach den 30. Octobr. diß Jahrs 1611. 117. Gustavus rfdolphus dessen Printz tritt die Regierung an mit dem siebenze- henden Jahr seines Alters. Dess-n Klugheit Tapfferkeit und andere Gaben ihm in der Welt einen unsterblichen Nahmen gema- chet. Von dem Glück zureden, lasset sich ein Unterschied machen zwischen seinem eignem und seines Reiches Glücke. Das erste war anfangs sehrgut und gleichsam verschwen, derisch gegen ihm, wie die Folge zeigen wird: fiel aber in einem Augenblick zusamm, da er im Treffen bey Lützen erschossen ward. Dan es mögen unsere Herren Etscnfresser sagen was sie wollen, und Rühmens machen von demBette der Ehren woraufes zusterben eines Soldatens Glück seyn soll; so siehet man, die Wachest zugestehen, doch nicht was Glück es vor einen König sey dasjenige zuer- halten,wqs seinen ganhen Absichten undBe- R z mü- 2 62 Geschichte von Schweden. mühungen entgegen ist, und dieselben alle zu nichte machet? ein König suchet mit dem Degen in der Faust seine Regierung zude- steiften oder zuerhöhen, welches ihm gewiß J eine bleyerne ins Hertz fahrende Kugel nicht zuwege bringet. Wir wollen uns in weiteren Gedancken nicht aufhalten , und nun die Schwedische Begebenheiten fortführen. Der ! Rußisch-und Polnische Krieg ward gleich- ] sam nur jm Perspectio und durch Den de la Gardie getrieben. Zu Hause ward Hertzog Johann Königs Sigismundi Sohn dahin gebracht/ daß er die ihm über den jungen Kv- > nig gebührende Vormundschafft und damit I verknüpfte Reichs-Verwaltung aufgab, wor- auf Gustav durch den Reichs^Schloß volljäh- -, rig erkläret worden. Gegen Dänemarck ^ wechslete anfangs das Glück. Im Som- z mer aber l 6, 2 . eroberten die Dänen Oe- , land und Borckholm wieder, wie auch Elffs- > bürg und Gulberg. Weil auch Gustav in ! Schonen starck gebrennt hatte, machet sich j die Dänische Flotte an die Smaländ-und ^ Oster-Gothische Cüste, und verbrennet We- ; sterwyck und Südercöping, führeten auch überall die Glocken aus denen Kirch-Thürmen Hinwegen. Nach dresem kurtzen doch verderblichen Geraufte ward durch fleißige j Bemühung Königs Jacobi I. in Engelland j zur Friedens-Unterhandlung getreten, wozu : Schweden wegen erlittenen Schadens, Da- j nemarck ^ Geschichte von Schweden. »6; nemarck aber wegen allzugrosser Kosten leichter zubewegen waren. Zu Knärödh trat man zusammen. Es gab Anfangs eine Schwürigkeit, daß die Dänen neben des König Gustavs Vollmacht auch eine von Hertzog Johann und den Schwedischen Ständen forderten: wogegen die Schwedische Lommistarien auch eine von den Dänischen Ständen verlangten. Endlich stunde ma n beederseits davon ab. Nach vielen Widerspruch ward endlich dahin eingeschlagen, daß Calmar, Oeland, Risby-Schanh sammt der Zubehörde an Schweden wiedergegeben ward, gegen eine Million Reichs- Thaler, in welchem sauren Apffel Schweden beissen muste, weil der Krieg dem Reiche unerträglich, auch Elffsburg! unmißbar war, als welchen Haven allein Schweden damahls an der Nord>See hatte. Ferners muste Sonneburg auf der Liefischen Insel Oesel wieder an Dänemarck abgetreten, auch Ver Titul über Lappland nicht mehr gebrauchet werden. Die drey Cronen könten in beederseits Wappen, ohne Nachtheil bestehen bleiben, und gleichwohl jeder Theil in seinem Gedancken sich mit einer ihm beliebigen Auslegung schmeichlen. Bey diesem Friedens «Instrument, so den 16. Jenner rsi2. geschlossen worden, ward kein Lxor- öium angebracht; well König Christian zum Nachtheil König Sigmundens dem Gustav R 4 das a 64 Geschichte von Schweden. das Königliche Prädicat noch nicht zugestehen wolce. i n8. Die Herren Russen waren zu felbi- z aer Zeit in ihrer innerlichen Verfassung fo : schlecht, daß sie allenthalben, auch beym Römischen Kayser um einen Herrn ansuchten, welcher ihr Großfürst seyn möchte, und doch keinen finden konten. Unter andern hatten sie auch in Schweden geschickt, und um Prinz Carl Philipp des Königs Brudern angehalten. König Gustav zog die Antwort ein > ganhes Jahr auf, und verschob Prinz Carls Reise immerzu, indem er vielmehr Lust hat- , te, den Rußischen Scepter in seine eigene I Hand zu kriegen. Allein den Russen war mit dcm'Anschlag gar nicht gedient, auch der Neid hatte die Hand darinn. Dann dieses Rußische Merck vor Schweden ward getrieben durch den berühmten voÄor 6c ir 6sr6ie, welchem, als einem Ausländerund Franhosen, die alte Schwedische Herren die Ehre einer fo wichtigen Ausführung nicht gön- neten. Als nun König Gustav endlich bezeugte, der Russen Begehren geneigter zu seyn, da war es diesen nicht mehr gelegen. Die Forcht, unter Schwedische Bomnäßigkeit zu kommen, vereinigte ihre unter sich zertheilte Sinne, und erwählten für ihren Fürsten einen jungen Herrn, Michael Födero, wih, den Stamm-Vatter der Romanowisch- Cjaarischen Famille, so neulich mitkerroil. erlo- r j Gefcbichee von Schweden. 26 f 1 erloschen. Hicmit als Carl Philipp endlich zu Wiborg angelanget, war das Wildpret schon aus dem Garn. DieserZufaUistwie ein Ursprung grosses Blur-s^ergiessens, und schon mehr als hundertjährigen Kriegen zwischen Schweden und Rußland anzusehen, Massen die Schweden von der einmahl geschehenen Postulation ihres Printzen Carl Philipp nicht ohne Vergeltung abstehen, die Russen aber dazu sich nicht verstehen wollen. Äönig Gustav war noch nicht genugsam gefastet, sich in die Wette recht einzulassen, derowegen war er zufrieden, daß seine Leute sich rn Carelien und um die Ladoga - See herum vest hielten: lraff auch durch Brandenburgische Unterhandlung mit Polen einen zweyjährigen Stillstand: machte mit den Holländern Bündnüß, und mit König Christian genauere Freundschafft: Denen Teutschen Protestanten, so ihn in ihre s/nion einluden, versprach er zwar mit Gelegenheit allen guten Beystand, zeigte ihnen aber, daß es seine dcrmahligeGelegenheitnoch nicht zuließ, doch schlösse er eine Heyrath zwischen seiner Schwester Calharina undPfaltz-Graf Johann Casimir von Zweybrncken: wandte sich hernach zu Löbl. Einrichtung seines Reichs in allen Sachen, als worinn Schweden diesem König das meiste zu dancken hat. ,19. Nach diesen Vorbereitungen brach zu Upsal gecrönet. An. 1619. that er unerkannt eine Reise nach Teutschland, und sahe sich zur Gemahlin aus Maria Eleonora, Churfürst Johann Sigmunds zu Brandenburg Prinheßin Tochter. An. i6u. zog er nach Liefland mit 24000. Mann, bekommt Riga mit Accord, und tue Dünanünder- Schantze; weil die Polen die Hände voll mit den Türcken in der Moldau zu thun hat- ten. An. »624. vermehrte er die Freyheiten und Einkünffte der Universität zu Upsal. An. 161s. wird Liefland nochmahlen angefallen, undgäntzlich weggenommen, auch in Lithauen etwas gewaget, und folgendes Jahr 1626 , redete er mit dem Churfürsten von Brandenburg und denen Lutherischen Einwohnern einen Anschlag aufPolnisch Preussen ab/ würd auch von ihnenzuBraunSberg, Frauenberg, Geschichte von Sch weden. 26 7 Elbing,Marien!)urg, Christburgund anderswo eingelassen. Auch Dantzig hieng schon auf Schwedische Seite, wann es nicht die eylfertig von König Sigmund anruckende Hülffe annoch hintertrieben hatte. Das Brandenburgische Preussen bliebe bey diesem Vorgang neutral, ohngeachtet es von Polen clcpenäirte, und ohngeachtet es der Schwedischen Armee altes nebst der Mann- schafft lieferte. i2o. Nach einigen weitem Krieges-Ver- kichtungen arbeiteten die Holländische Gesandte gleich im Lager an einem Stillstand, welchen sie auch auf dreyßig Jahr entwvrf- fen, und so weit gebracht hatten, daß erden andern Tag schon sötte unterschrieben werden. Es wären auch die Bedingnussen noch so erträglich gewesen, Massen König Gustav alles Eroberte zurück geben, und nur Riga bis zu Ende des Stillstandes behalten wolle, der Anspruch König Sigmunds aufdii Cron Schweden könte unter dieser Zeit geschlichtet werden. Die Polnische Stände lagen auch Sigmunden wegen dessen Anneh- mung inständig in den Ohren. Allein die Oesterreichische Parthey behielt noch bey ihm die Oberhand, welche dem Gustav auf dieser Seite was ferner zu schaffen geben wol, te, damit er sich der Teutschen Handel nicht annehmen könte, allwo Oesterreich den Meister fast völlig spielte. Er war auch mit dop- 26z Geschichte von Schweden. peltem Ehe-Band an das Hauß verknüpfet, ! Massen er Kayftrs Ferdmandi II. zwey leib- ] liche ©d>meficrn Anna unö Constantia eine | nach der andern zur Ehe hatte, deren die letz- j te annoch am Leben war. Zudeme halten die Oesterreicher zu befürchten, dem König > in Schweden möchte ihre Herrschafftan der j -Ost-See, wo sie sich in Mecklenburg, Pom- ! mern und Brandenburg schon gesehet hatten, ! nicht gleichgültig seyn. GOtt aber, welcher ! Custavum vor eine Geisel Teurschlandes be- ! stimmet hatte, schickte noch vor Schliessung des Stillstandes dle Spanische Gesandte daher, GabrielRoy und den Baron d\Authy. Diese erhoben die nun zunehmende Macht des Hauses Oesterreich nebst der Spanis. Monarchie, sie sagten: Es würde nicht lange hingehen, so würde der Kaystr über Lübeck und Stralsund Herr seyn: Da feite auf Spanische Kosten binnen zweyMonaten eine Kriegs-Flotte von vier und zwanzig See- geln fertig werden. Wallenstein solle auf dieser mit 12200. Mann, die schon dazu verordnet wären, in Schwedrn übersehen. Ein Wechsel von 222202. Thalern wäre schon bey der Hand. Nebst deme rückten würck- lich Kayserliche Truppen unter Anführung Hertzogs Adolph von Holstein dem Polen zu Hülffe an. Diese gute Versprechen vermochten bey König Sigmund so viel, daß er die Unterhandlung völlig abbrechen ließ. Geschichte von Schweden. 269 - König Gustaven war es eben auch keinson- ! derlicher Possen, weil er indessen Preussen innbehielte, und sich es wol zu Nutzen machte. Roy seines Orts bemühete sich zu Rostock und Lübeck, die Schiffe zu kauffen: D«e Hansee-Städte, denen mit einer Macht des Kaysers auf der Ost-See nicht bedienet war, gaben keine feil. König Sigmund brachte bis 9. Sch iffe zu Dantzig beysammen und verlangte vom Roy die versprochene 200000. Thaler: der aber sich mit deme entschuldiget, wie er keine Befehle hierzu habe: versicherte aber dabey, es solle die Flotte bald zum Vorschein kommen, Massen Lübeck, Rostock, Stralsnnd und andere Ost- See - Städte in kurhem würden in des Kay- fers Hände gerathen. Beredeten auch den König, daß er seine Schiffe in des Kaysers Namen nach Wlsmar auslauffen lassen liesse, damit andere desto eher beweget werden möchten, sich mit chnen zu conjungiren; Sie wurden aber theils von Schweden, deren Schiffe sie auf der Danhiger Rhede angegriffen hatten, theils von Dänen weggenommen, weil auch Dänemarck keine Polnische Flotte auf der Ost - See zu leiden gedachte. Dieses geschahe An. 1627. im Herbst, und ward hiemit der Grund zu dem Nachfolgend- Schwedisch-Teutschen Krieg gelegct. 121. Innerhalb Reichs halte der König von seinem gewesenen Lehrmeister Johann *7o Geschichte von Schweden Skyt befraget, welche Regierungs-Art er vor die vomäglichste hielte ? Dieser rieche, in den Fußstapffen seines Vacters forlzuge- ' hen, welcher den Adel, wo er nur konie, un- i terdrucket hatte; dann der Adel seye es, wel- ' cher bishero den Königen so viel zu schaf- ! fen gemacht, und sich vieler Hoheiten äuge- | masset, wodurch die Königliche Macht ver- ' ringert und vernichtet worden. Diesen Ein- ! schlag eröffnete der König im Vertrauen dem ! Reichs- Canhler, Axel von Oxenstirn, und begehrte seine Meinung ohnverholen zu sagen, welcher aber das gerade Widerspiel anrieche. Dann eben die Bedrückung des Adels seye die Ursache deffelben Mißvergnügens gewesen , und habe ste zu grossen Ausschweif- fungen aus Ungedult gereitzet, welche bey einem bessern Tractament daran nicht würden gedacht haben. Es seye der Adel der beste Theil des Reichs, aus welchem das Hauß Wafa selbst erhoben worden: Er müsse in Kriegs - und Friedens, Zeilen dem Kömgdie meiste Hülffe mit Gut und Blut leisten: er könte allein die taugliche Köpfe und Seelen zu beederley Reichs-Geschässten hergeben: und endü-ch gedäuchte ihn, derjenige seye ein Feind des Vaterlandes, wclcherden besten Theil desselben auszurotten rieche. Dieses war auch des Königs Großmuth gemasscr, er befreyete diejenige, die von König Carln gedrucket waren: er gestattete ihnen grosse Vor- Geschi chte von Schweden. 27k Vorzüoe und Rann; ertheilte ihnen aus denen neu -eroberten Landen grosse Emkünff- ten, Lehen und Güter: und zu mehrer innerlicher Bevestigung, sehte er gewisse Raths- Oollexia em, damit auch in seiner Abwesenheit alles ordentlich seinen Gang gehen könle: dann er sahe schon dazumahl gleichsam vor, daß er zu Hause nicht viel Bleibens haben würde. Die Collegia waren fünf, 0 das höchsteGericht, deme der Reichs- Drozet, das ist, Stadthalter, vorstünde. 2) Der Kriegs-Rath unter dem Feld - Herrn. 3) Die Admiralität unter dem Admiral. 4) Die geheime oder Staaks-Cantzley unter dem ReichEantzler, 5) Die Schatzkammer unter dem Schatzmeister. Zudcme ward mit aller Stände Einwilligung die Anzahl der Rcichs»Rälhen vermehret, und auf 25. Köpfe gesetzet, weiche beständig in der Residentz bleiben, und des Reichs-Angele- genheiken beobachten sollen. Diese Regie, rungs-Form hat der R>ichs-CantzlerOxen, stiern umständlich beschrieben, die Königin Christina aber hernach niemahls bestättigen wollen. ira. An. 7628. war der KöniggegenPo, len noch glückseliger, also daß er bis gegen' Warschau zustrclffete. Unterdessen halte Wallenstein vom Kayser das Hertzogthum Mecklenburg geschenckt bekommen, nachde- me die regierende Herhoge inE» Laula entsetzet V 272 Geschichte von Schweden. setzet worden. Damit siel Wismar und Rostock in Oesterreichische Hände. Hierauf murhete er der Stadt Stralsund eine Con» tribution von hundert und fünfzig tausend Thalern zu, um sie der Quartiere zu verschonen ; ließ doch nach Bezahlung des ersten Termins viel Volck anziehen, und alle Zufuhr sperren. Wogegen sich die Bürger zu einer tapffern Gegenwehr gesthet, und nachdem sie viel Fndlandtsches Volck abgeschlagen , schickten sie unterdessen an den oralster, wider die unbillige Gewalt zu klagen. Sie bekamen auch gcwierige Antwort und Befehl an Wallenstcin und den Feld-Marschall Arnheim, die Stadt zu verschonen. Er that es aber doch nicht, entweder aus Trotz und Hochmuth, oder etwa aus einer andern geheimen Neben- Lorrefponäenr. ' Konig Gustav in dielen Umständen erwartete nicht, bis die Stralsunder ihm ihre Noth klagten; er schickte ihnen ungedettner Pulver, und einige auserlesene Mannschafft zu, welche in der Kayseriichen Quartier feindlich einfielen: und aufsolcheWeise hatWal- lenstein dem Qesterreichis. Vorhaben mehr Hinternüß als Beförderung geschaffet: denn nrcht allein die Nordische Cronen, sondern auch Franckrcich, Engelland und Holland keinenQesterreichtschen Admiral aufderOst- See in Ewigkeit gelidten haben würden. Sie verbunden sich derowegen genau zusammen , r Geschichte von Schweden. 27Z' l men, dieses Vorhaben mit Macht zu hintertreiben. Die Hansee-Städte, die man gern beyderseits mit ins Spiet gezogen hätte, wol- ! ten weder mit dieser hohen Societät, noch der Spanischen Admiralität in Aufrichtung eines Lnmmercien-Tractats etwas zu thun haben. Vide Ludolph Schaubühne der Welk Geschichte an. 1628. fol. 459. Siehe Dänische Geschichte tz.6z. DieSlraisunder, nachdem Wallensiem die Belagerung nicht - ausführen können, ergaben sich in Schwedin ! schen Schuh. i22. Der Kayser liesse hierüber an den > König scharffe Schreiben ergehen, worinn dieser sonderlich sich beschimpfet hielte, weil der Kayser ihm zugeschrieben Unftrin Fürsten, gleich ob wäre ein König in Schweden dessen Vasall. * Auch ward an. 162?» hinwiederum ein Trupp Oesterreichis. Völ- cker unter dem General Amheirn nach Polen wider Schweden geschicket,undkamder König im. Treffen bey Quidzin, vhnweit Slum, würcklich unter die Feinde, und in äusserste Gefahr. Dann einer hatte ihn schon beym Wehrgeheng Zefasset, welches aber der König über den Kopfabstreiffen lassen , und ohne Hut davon geritten. Ein andere faßte ihn beym Arm, und schleppte ihn Suppi P.Def.A. H. III. if>. S mit * Viit. r.uniz I.iter» procerum Lurop», Tom, l, pag. 274 Geschickte von Schweden. ? mit fort, welcher aber durch Erich Soop vom ] Pferd herunter geschossen, und durch diesen 1 guten Reuter-Dienst verdienet hat, daß ihn der König hernach auf öffentlichem Reichstag zum Ritter geschlagen. Der Schwedische General Königsmarck ward vielleicht hiedurch belehret, daß er seinen Reuternkei- • ne Wehrgeheng zuließe; sondern sie musten ! nur Gürtlen um die Mitte/ und an diesen ; deu Degen tragen. ^ 123. Nun erreichen wir das Jahr 1630. in welchem endlich König Gustav öffentlich der Teutschen Händel sich annahm. ES hatte das Teutsche Unwesen zwey sehr verwirrt und harte Knoten, und war diePo- rittc mit der Religion sehr verwickelt / daß es schwer fallet auch heutiges Tags, dasselbe auseinander zu setzen. Die Protestanten hatten sich vieler Bistümer, Stifster und Clöster bemeistert, wider das bekannte kcler- vzrum Lcclebaüicum , so dem ReligionsFried sn. lscs. angehenget war. Die Ca- tholische begehrten solche wieder heraus. Die Protestanten sagten, das Uelervatum seye wider ihren Wtllen eingerücket, und sie hätten Schadloß-Briefe darum erhalten. (*) Dieser Punct betraff zum Theil die Religion, zum Theil auch den Staat: dann eS . C) vid. i-unig Gerechtsame p-tt. l. k-.,rr, Sta»ts- c»Mj» Fsut. ii. sag. -IZ. Lr 1431, Geschichte von Schweden. 27s ------- 11 n schiene den Catholischen, daß die Protestanten nicht aus lauterm Religions- Eyfer, sondern vielmehr, um ihre Macht zu verdoppeln , und die Catholische gar zu Unterdrücken, aufdie Güter dringelea: aus welcher Ursache dann geschehen, daß einige, auch Protestantische Fürsten, wider den Protestantis.Bund und vor die Catholische gestanden. Hernach als der Catholische Bund die Oberhand behalten, und die geistliche Güter wieder herbey- gebracht wurden, schiene es, daßmancherda- bey nicht so fast der Religion zum Vorschub, als seiner Regiersucht ein Genügen zu thun bemühet wäre; weßwegen dann auch einige Catholische Herren mit der^2nicht haben halten wollen. Sonderlich ward, wie in allen Historien zu lesen, dem Hauß Oesterreich die Schuld gegeben, daß es unter diesem Vorwand Teutschland vollends unter feinen Fuß bringen, der Freyheit berauben, und, ohne an Gesetze gebunden zu seyn, nach eigenem Gefallen herrschen wolle. Solches nahm man ab aus der Art, mit welcher ohne Rücksicht auf die Stände, manche Fürsten indieAcht erkläret, und ihrer Erbländer indicta Causa entsetzet, andern aber ihre Länder und Vestungen mit Oesterreichischett Völckern besehet, und vorenthalten worden; * S 2 nicht * Vid. Lunig ©trtstt&Consilia P. II. p, Londorp Tom, eV, gag, 276 Geschichte von Schweden. nicht minder aus denen Rathschlägen dek Oesterreichischeu Ministem, zum Exempel des Altringers. Nachdem nun ganh Euro- pa hiedurch in Harnisch gebracht, und gemeine Sache dagegen zu machen veranlasset worden, also daß die Catholische Teutsche meistens am Hauß Oesterreich hiengen, sahen sich die Protestantische Teutsche um auswärtige Hülffe an, und ruffken dem König aus Schweden, theils ihre Religion, theils ihre Freyheit behaupten zu helffen. Bey den ersten Bewegungen ward dieser König vvm Kayser und andern, nicht aber von dem er- fahrllen General Tylli verachtet, und die Welsche lachten seiner, als eines armen schwachen Fürsten, welcher vermessen wäre, sichern dieOesterreichischedamahls erwachsene iindeiugewurhelteMachtzureiben. * Wogegen aber die Schwedische Stände ihrem König gut Herz zugesprochen, und ihm die Notwendigkeit sowohl als Leichtigkeit die, ses Wercks zu erweisen gesuchet. * * 124. Bevor aber der König den Kriegs- Zug vornahm, schrieb er an das Churfürst- liche Collegium einige Ursachen seines Vorhabens, und wie er des Reichs Feind gantz nicht seyn wolle. *** Das höchste Collegium * Vidi L-anie ©tststf&Consilia Part. II. pag. 2 Z 5 , * * Luaig ©fstOf&Consilia P, II, pag. 138*. ** * fcenderp, Art, PuW, Tom, IV, p, Geschichte von Schweden. 277 I legium antwortete gar kaltsinnig, und aus Forchr des ihnen überlegenen Kaysers gaben sie in ihrer Ruckfchrifft Gustavo nicht einmahl den Königlichen Titul, weil der Kayser nicht ihn, sondern 8iZismun6um III. annvch vor einen König in Schweden erkannte. Übrigens bemüheten sie sich, des Königs vorgewandte Ursachen in etwas zu widerlegen, und den Kayser darum recht zu sprechen, daß er ncmlich aus Mitleiden ge- ! gen seinem Schwager, König Sigmund in I * 9 >olen, ihm wohl habe eine Hülffr zuschicken i können. Wogegen der König auch seiner ! Seils berechtiget seyn wolte, denen Hertzo- gcn von Mecklenburg, seinen Anverwandten, , die der Kayser ungerecht und wider des Reichs Gesetze verjaget, Hülffe zu leisten rc. (*) Ohngeachtet dieses Schreibens an Schweden führten doch die Churfürsten auf dem Gollegizi-Tag zu Regenspurg, deme der Kayser nebst den drey geistlichen Churfürsten und dem von Bayern in Person, die andere aber durch Gesandte beywohneten, in ihrer Antwort den 19. Jul.i6jo. eine andere Sprache, also lautend: „ Man verste^ „hct zwar gerne, daß Jhro Kayserl.Majest. „der Cron Sty-veo.-, zu der oelcywLtcen „Hostilifslt keine Ursache gegeben, sich auch „die Königliche Würden in Dänemarck zur S 3 „Ver» (') Viel. Lunig littera; procerum Tom, 1, p, i>o. ,78 Geschichte von Schweden. j „Vermittlung erbothen; weil aber doch aus ! „der Propolirinn erscheine, daß vonvvrbe- l „gangener Belägerung der Stadt Stral- \ „fund hierzu Ursach genommen werden will, | „so erscheinet hieraus abermahls, wie gar \ „beschwerlich dem Reich fallen thut, um Sa- ! „chen willen, darvon demselben nichts be- ! „wuft, in solche unverschuldete Kriegs- Ge- z „fahr zu gerathen: und ist eben dieses derjer j „nigen Rathschläge Effect einer, der zu er- ! „folgen pflegt, wann man unbefragkdesH. - „Reichs Churfürsten benachbarte Pocenta- „ten offenäiret. Man wird gleichwohl hier» „umen berichtet, ob solle derjenige Succurs, „welchen Ihr» Kayserl. Majest. in Polen ^ „geschicket, hierzu auch nicht wenig geholft „fen, und die Crone in solche OiKäenrge» „setzet haben, daß sie auch gar in die Geschicken gerathen, ob wären die Kayscrii» „che Kriegs-pr-eparstioner, kortilicariontN „etlicher Porten, Anstellung neuer Admira- „litäten an der Ost-See (nachdemman mit „der Cron Dänemarck nunmehr» Friede ge» „machet) wider diefelbigen angesehen ^ deß- „wegen sie dann auch Versicherung, und die „Fürsten von Mecklenburg zu resticuiren des „zehren thun rc.„ im übrigen geben sie doch den Schweden nicht recht, daß er sich in des Reichs Händel mische, und versichern den Kayser ihres Beystandes dawider. Eonclorp. Act, Tom.IV. pag,^7, und in der Kayser- lichen Geschichte von Schweben. ry- ' lichen Triplic pag. 70. die Antwort darauf. Mit dem auch das anderweite Schreiben die- ' ses Lollegiz!-Tages an den König vom 13. Aug. 7630. übereinstimmet p.78. 115. Unterdessen hatte der König schon ein Manifest wegeri seines in Teutschland vor» nehmenden Einfalls ausgestreuet, worinn er folgende Ursachen anführet. 7) Weil der Kayser an. 1626 . des Königs Brieffe an den. Fürsten in Siebenbürgen auffangen, erbrechen, mit erdichteter Dolmetfchung der Worte ausgehen, und die Boten insGefangnuß werffen lassen. 2) Weil eben selber Hohlen von dem Vergleich mit Schweden abgehalten , und ihm Hülffe wider Schweden, wenn die Stände in Teutschland gedemüthi- get seyn würden,zugesagt. 3) Verboten daß kein Teutscher dem König in Schweden die» nen solle, vor den in Hohlen aber solches gestattet. 4) Auch würcklich eignes Kriegs- Volck in Hohlen wider den König von Schweden unter demLerhog von Holstein abgeschicket. 5) Die Schwedische Kaufleute und Unterthanen ihrer Güter beraubet. 6 ) Llusbrieffung ertheilet des ungeheuren TilulS von dem Generalat übers Äalthische Meer, und durch an sich Ziehung derHansee-Schif- fe,auch^er Balthischen See-Häven,sich von dieser See Meister zumachen gesucht, dessen rechtmäßige Beschützung von undencklichen Jahren her, der Könige in Schweden E.gen- S 4 thu« »Ja Geschichte von Schweden. \ thum verbleibe. 7) Sammt den Dantzl- 1 Zer Schiffen als Feinden der Crone Schwe- ! den die gantze Balthische See-Küste unsicher 1 gemacht. 8) Die Schwedische zum Frie- ^ dens - LonZrel« nach Lübeck abgeschickte Ge- i sandte mit grossen Schimpf ab-und unter Bedrohung schweren Unglücks vorn gantzcn keutschen Boden an. 1629, verwiesen. 9) Des Schwedischen Reichs-Raths an die Kayserlrche Generals um Vergleichs willen abgeordneten den von Biclcke nur verspottet, rnit vorwenden: der Kapier hatte des Vol- (kes zuviel, und müste sich Noth halber durch die r'irnheimische nach Pohlen gehende ilr- . mee eutschütten. 10) Als nun aufVermitt- ! lung des Königs in Dänemarck anfDanhig eine Vergleichs-Unterredung .in. i6;o. an- gesetze^worden, haben die Beleidiger mit dem Schwedischen Commissario niemahls «in einigesZeichen einer IraÄarion gegeben; sondern vielmehr haben sich die Kayserliche eben zu der Zeit der Plätzen an der Ost-See hcmqchliget, und viel starcker zum Krieg gerüstet il) VornChurfürstl. Lollezio hatte sich Sr. Königl. Maj. gewiß viel besserer 1 Freundschasst beredet, wofcrne die alte Freyheit der Reichs-Stande noch richtig gerne» sen: es habe aber das Collegiurh in dem letzten an ihren König geschriebenen Briess Nicht ein VZort verlohren von denen Mittlen, welche zu Verhütung Vlut-Vergiessens ver- Geschichte von Schweden. 28 r sanglich seyn möchten, wie doch der König verlanget hakte. 12) Erklärte er, wie seine Waffen zu keinen desRöm. Reichs Unglimpf ausgerüstet seyn, sondern nur zu seiner eignen, und Erhaltung der Ruhe in Norden und in der Ost-See, und wider die zu seinem Untergang verschworne Feinde. Vid, Londorp Tom. IV. f. 73. So viel war beykäuffig im Manifest. In dem zwevten Schreiben des Königs an das Churfürstl. Schreiben cie dato 13. Sepr, 1630. zu Slralsund beschweret er stcb >). daß in voriger Antwort vom 29. )">. die Churfürsten ihre Titul voran gesehet, und ihm nickt einmahl das Königliche Pradicak und Würde zugeleget: deren erstcrs sie doch sonst weder an Könige, noch auch an einige dem Röm. Reich untergebene Fürsten thaten, welches von den Feinden der allgemeinen Ruhe (deutet auf den Kayscr) also müsse angegeben seyn worden, damit Schweden hiedurch Verwegen abgeschnitten solle werden, ferners mit denen Churfürsten und Reich Brieffe wechslen und Freundschaft pflegen znkönen. 2) Daß derKayser in einem Brief an den König diesen mit den Worten unserm Fürsten benennet, gleich als wäre er dem Kayfer untergeben. 3) Daß die Chnr? fürsten dieBefchützung der Stadt Stra'.nmd, eines dem Königreich Schweben benachbarten, und viele hundert Jghr mit demselben S f w 2 F 2 Geschichte von Schweden | verbundenen Orts vor eine Feindseligkeit Z! auslegeten, nähme ihm sehr wunder; müssen t er vielmehr gehoffet vom Nöm. Nerü) Danck ! zuverdienen, wann er eine Stadt, welche an * statt von Kayser erhalten zuwerden, völlig - wäre unterdrücket worden, vor der feindli- ! chen Gewaltthätigkeit beschirmet: um so ' i mehr als der Kayser selbst nicht imStand war, j feinen Armeen mitMacht zubefehlen. u. d. m. j Lünig. Litter. Procer, I. f. 186. Übrigens , wolte Schweden, noch hernach Franckreich i gantz nicht angesehen seyn, den Krieg wider das Reich, sondern vielmehr vor dasselbe und dessen rechtmäßiger Herstellung zuführen. Welches auch im Fürsten-Rath der Westfälischen Friedens-Handlung nicht also zugelassen worden. Vid. Acta PubL Pacis Westph. Tom. II. L. XII. f 290. &c. Herr Puffendorf setzet weitcrs hinzu, es habe der Frantzösische Gesandte Hercules Hbarnasne den König Gustav eysrig zum teutschen Krieg angereihet, und seines Königs Alliance und Subsidicn angeboten, mitVerr sicherung, daß Bayern und die Catholrsche Liga seinem König anlägen, der Teutschen Sachen sich anzunehmen, weit die Oesterrei- chifche Macht so wohl den Catholi scheu als Protestanten zu schwerfiel. Es mag dieses wohl seyn: doch ist es nicht ohne Verdacht, zumahlen der König in Franckreich eben dieses Ja-r auf Anhalten des Reichs und des I r Geschichte von Schweden- 28t ! Kaysers selbst,denen Oestcrreichern Friede in ! Italien verschaffet hat, nachdem diese selben Krieg aus Haß der Frantzvsen und darum angefangen hatten, weil sie durchaus behaupten wollen, der Hertzog von Revers als ein Frantzos sey nicht fähig das Herhogthum Mantua zucrben. Dann hätte Frankreich dazumahl mit Schweden eingestimmet, so würde es vielmehr gesuchel haben der Oesterreichischen Macht inWeischland ein gukStuck Arbeit ferncrs aufgebürdet zulassen. Dann wäre in Italien der Krieg fortgedariret, so hätten weder die Spanische noch Päbsrliche und andere Welsche Hülffs-Truppen und Gelder viel nach Teutschland kommen dorf- fen, besonders weil das überaus harte Verfahren der Oesterreichischcn wider Mantua schon bey ganh Welschland eiue Verbitterung verursachet, und die Republic Venedig würcklich aufgebracht. In honctorp Tom, I V. p. 12.9. stehet erst 2. i6z i. daß dcrFran- tzösische Gesandte ttercule; an Schweden mit Ailiance propolirioNM geschickt Wvrdetl. 12s. Nachdem also der König zu Hause gute Anstalten vorgekehret, das Finanhenwe- sen seinen Schwager PsaltzgrafJohann Ca. simirangetrauet, seineGemahlin zurReichs- Regemin tn seiner Abwesenheit ernennet, seine Tochter Christina zur Cron-Erbin, im fall ihm was Menschliches begegnen solle, eingesetzet, lasset er seine Truppen am Bord ge, hen *S4 Geschichte von Schweden. hen, welche bestunden in zwey Regimenter oder sechszchen (lompzZnien zu Pferd West- Gothen und Smaländer: in vier Schwedi- ^ sehen, vier Teutschen und einen Schottischen Regimem, zusamen zwey und neunzig Com* pagnien zu Fuß, welche sich auf reooo. Man betreffen. Als er nun mit der Flotte von hun- ' dert allerley Schiffen zu Cisnabben auf guten Wind wartete, kamen Gesandte vorn Her« tzog zu Pommern, welche baren, diePome- rische ohne das über die Massen erschöpfte Lande mit einem Angris zuverschonen: die be« kamen zur Antwort, weil die Kayserlichen aus dieser Proviutz die Feindseligkeilen an-, ! gefangen, sey der König berechtiget/ sie hrer- ! aus zuvertmberr: demHerhvg aber wolle er ^ nichts entgelten lasset». Den 24. )un. kam ^ die Flotte mit gucen Wind unter der kleinen Insel Rüden, so am Auöflus der Pene lie« ! get, an: geizet ferner aus Usedonr, Wvllm, und unter die Stuck der Stadt Stettin; da schon zuvor sein General Alexander Leöie, so in Slralümd conunanclirte , die Kayserlrche aus der Insel Rügen vertrieben, welche Insel diese den Banen verkaussen wollen. Von D«s Königs Armee ist wener zubeobachtelr,daß sie anfangs die beste Kriegs-Zucht gehalten, : j nicht nur m guter Anordnung des Lagers, des Volcks, der Arbeitsamkeit, sondern auch der ! Eingezogenheik: das Fluchen, die Trunkenheit, dre ehrlose Weiber waren auss scharff« Geschichte von Schweden. 28; \ ste verbannet. Stile Regimenter musten tag- ' rich zweymahl die Psalmen singen. Sie leb* ' ten vor baare Bezahlung, oder vergnügten sich mit dem was der Wirth gutwillig vorsetzte. Wodurch sie sich erstlich sehr beliebt machten, wiewohl sie hernach bald die Färb geändert und dergleichen Unmenschlichkeiten ausgeübet, als man von Attila und anderer Tyrannen Volck kaum lesen mag. In theils der Königlichen Fahnen stunden die Wörter Gustav Adolphus 3 \ 6 n:g m Schweden, Beschützer des Evangelischen Glaubens. ! In andern: wann GDcr vor uns, wer | ist wider uns? noch in andern, worinn ein Schwerdt und ein Zepter gesticket war, stun- j De: Mars leirec den Degen, Gerechtigkeit den Zepter. Ob nun schon der König wieder eine grosse Macht als die Oesterrichische und der Caiholischen Liga war, mit 15202. Mann allein sich gewagel, war er doch ge^ nugsamcr Hülffe von den Teutschen selbst versichert, und ist fast im Augenblick seine Armee überaus angewachsen. Die Oesterreichische in Pommern und Rügen schon drey Jahr liegende Truppen welche prahleten, zum Schuh des Landes da zu seyn, hatten solches so jämmerlich auögemerg- let, daß sie selbst nicht mehr bestehen kunren, um so mehr als sie damahls keinen General hatten: Massen Wallenstein auf des ganhen Reichs inständiges Antttnscn lvegen seines Über? 2%6 Geschichte von Schweden. Ubermuths und Gewaltthätigkeit endlich abgesetzt/ der neue General Evlli aber abwe- sind zu RegenSdurg war. Zudem hatten die Oesterreichrsche denPommerischen Unterthan gewaltthätig entwaffnet/ und die Pferde entführet. Hiemit verliessen bey des Königs Aurucknng die Kayserliche einen Ort nach dem andern ohn einige Widerstand gegen Schweden, sondern verübten ihre Feindseligkeit vielmehr wider die Innwohner, plünderten alles rein aus, hieben nieder was ihnen vor die Schneide kam, steckten die verlassende Oerter in Brand, jagten die Pommerische Garnisonen aus des Herhogs-Plätzen aus. Bey solchen Umständen bequemte sich der Hertzog zu einer Capitulation mit dem König: Stettin wird ihm zur Besatzung übergeben, und das Land zur Beschützung. Wo, gegen sich der König vorbehaltet, daß, tm Fall dem Hertzog etwas Menschliches ser hatte keine Erben) zustossen soltt, ehe Brandenburg diese Bündnuß annähme, oder wann ihm jemand wegen der8uccetlwn Streit erregen solle, der König und die Cron Schweden berechtiget seyn solle, das Hertzvgthum so lang in fequeller zubehalten, biß der Streik ausgemacht, und die Kriegs-Kosten, ohne Pommerns-Beschwerung, abgetragen wären, weiches hernach der Grund war, daß Pommern an Schweden überlassen, jedoch mst Brandenburg Krieg und Streit erreget wor- Geschichte von Schweden. 387 I worden. Geschehen den ;§.)ulii. Vid Lon* i dorp Tom. iv. f, 79. Dieses Verfahren suchte der Herhog beym Kayser mit der äussersten Noth, in welche er von den Kayserli- chen Völckern gestürhet worden, zuentschul- digcn, welcher aber es so ungnädig aufnahm, daß die Kayserliche Soldaten hernach keinem Pommerischen Soldaten Quartier ga- > den: welches zuvergleichen auch die Schwe, 1 den keinen Croaten mehr verschonten. , 27. Wir werden, nachdem wir die Zlnzets lung dieses Kriegs, so gar denckwürdig, etwas wcitläuffig erzehlet, den weiteren Ver- lauf also fortsetzen, daß sonderlich von denen Geschäfften wir uns hier enthalten, welche den innerlichen Zustand Teulschlands besonder angehen. An. 1631. noch im Winter ruckte der König aus Poimrn fort in Brandenburg, besetzte die Vestung Spandau mit Bewilligung des Churfürsten. Worauf Tylli Franckfurt an der Oder, als den Paß nach Schlesien, und gieng vor Magdeburg als den Paß in Sachsen. Unterdessen sich Gustav der Stadt Franckfurt durch einen Zufall bemächtiget, Tylli aber erobert und verstöhrt Magdeburg. Der Churfürst von Sachsen, welcher sonst allemahl gut Oester- reichisch war, hielte zu Leipzig eine Versam- lung der Protestirenden, erklärte sich wieder die Bedrückung der Oesterreichischen Macht, und endlich vv; Schweden, Dre Mecklen- 2Z8 Geschichte vdn Schweden» « burgrsche Hertzoge erobern ihr Erbland wieder. Und endlich den 7. Septembr. genetht es zwischen den Kayserlichen einer, und den Schwedisch-auch Sächsischen Truppen ander Seils zu einem Treffen, worinnen dis > Schweden und Sachsen 5000. die Kayserli- j che aber 7000. sammt dem Geschütz und der ! Wahlstat verlohcen. Nach diesem Sieg liessen die Schwedische Siege wie eine reißende Flut fort. Halle in Sachsen, Erfurt in Thüringen, Schwem-- fürt und Würtzburg in Francken, Hanan und Franckfur-amMaychGernsheim,Stock- stadt,Oppenheiin an demRl)emstrom,Wins- ^ heim undHeilbronn in Schwaben alles fiel ! vor dem Schwedischen Säbel, als wie die zarte Blüthe vor dem brennendenReiffen hinweg; da indessen achtzehen tausend Mann Lothringischer Truppen denen Kayserlichen und Spaniern, wie auch viele unter Anführung Egons von Fürstenberg eine grosse Parthey aus Ztalien denen Kayserlichen zu Hüls geeilet halle: die Sachsen aber seynd in Böhmen biß nach Prag vorgerückt: der Nieder- Sächsische Creiß hat seine Völcker vermehret, und die darinn schon geraume Zeit eins genistere Oestrrreichische Völcker das Land endlich zuraumcn gezwungen: LandgrafWilhelm zu Hessen, dem dre Kayserliche hefftig ge- droher, jagie dieselbe aus den lang mgehab- ten Orten Münden, Fritzlar, und so weiter. Geschichte von Schweden. 2 89 Über den Zug König GustavenS nachdem Rhein wunderte man sich damahls nicht wenig: Viele Kriegs-und Staats-Erfahrne meinten: Er hätte gleich auf die Lande, wo falle Consilia und Kräfften des Krieges herkommen müssen, nemlich nach Oesterreich und Bayern gehen, sich eines veste n Orts an der Donau bemächtigen rc. sollen. Da- I hero auch etliche (Locccn L Vlll.pag.5g7. ' Piasecius hoc anno pag.433.) geschrieben: I Der König hätte wohl wissen zu siegen, aber I nicht des Sieges sich zu gebrauchen. Al, lein einem Verständigen scheinen gleich auch I viele Ursachen in die Augen, warum der Kö- ,stg auf diese und keine andere Art verfahren. ir8. Denen Catholischen Fürsten war nun bey der Sache nicht wohl. DesKay- fers Zuflucht hatte ihnen blshero nicht zum besten angeschlagen, und nach diesem war niemand, an den sie zu Aufrechthaltung der Religion sich wenden tonten, als der König in Franckrelch Ludovicus XIII. zu ihm waren dann die Gesandte geschicket, und der Bi» schaff von Würtzburg, einer der Ansehnliche ften, gieng in Person dahin, ihne mit beweglichen Vorstellungen zuBehauptung der Ca- tholischen Religion zu vermögen. Es war auch, die Handlung nicht fruchtloß. Den König zog sein eignes Inreresie auch selbst darzu. Er besorgte sich, wenn der Kay>er absoluter Monarch in Teutschland werden Sujjjil. P. Uef J. }L ///.£b. T sollt, 2yo Geschichte von Schweden. solte , es möchte Franckreich die äusserste Gefahr bringen: sahe derowegen gern, daß die Oesterreichische Macht durch den König in . Schweden gebrochen wurde. LudolphSchau- bühne A. r6zi. PZ8- 6z. dahero er zwey i Absichten miteinander zu vereinigen suchte: Die erste, die Eathoiische Religion zu be- schützen, damit sie von den überhand neh« i wenden Schweden und teutschen Protesti-! renden nicht vollkommen gar unterdrücket! würde: Die änderte, allen Teutschen Reichs- i Standen insgemein beyzuspringen,damit sie nicht, wann Oesterreich die Oberhand krie, gen solle, allerdings unter das Joch gerier ; then. Dahero ward erstlich mit Schweden; auf dessen Anhalten eine Bündnuß geschlossen den 2 z. Jenaer 8t. n. i6zi. zu Bernwald in der Neuen Marck Brandenburg, dessen Haupt-Jnnhalt folgender: 0 Es solle zwischen beiden Theilen eine Bündnuß bestehen, zu Vertheidigung Dero Freunden ; Sicherheit des Baltischen und Ocea-' Nischen Meers; Freyheit der Oommercien^ Wiederherstellung der unterdrückten Stande des Römischen Reichs; Widervcrnichtung der im Oceano, dem Baltischen Meer, auch tn Rhänen (Valtlin) von Oesterreich erbauten Vestungen. 2 ) Der Gegentheil, welcher bis diese Stunde nicht dahinzubringen gewesen, die angethane Unbilden zu ersetzen, und alle Einsprechungen verwvrffen, Geschichte von Schweden. 29t soll mit Gewalt der Waffen dazu angehalten werden, z) Schweden soll zu dem Ende 10000 , zu Fuß und 6000. zu Pferd in Teutfchland führen. Franckreich aber an Schweden jährlich ----- tausend Reichs- Thaler 8 udl> 6 iei, auszahlen. 4) Moder König in Schweden guten Fortgang der Waffen haben würde, solle er in den erobere ten Orten sich nach den Reichs-Satzungen halten, und da er das Lxercmum der Ca- tholischen Religion fande, es also verblei, b:n lassen, und richt rekormircn. 5) Mit dem Hertzoge in Bayern und der Catholi- schen Liga im Römischen Reich solle Freundschafft, oder zum wenigsten Neutralität gehalten werden, dafern sie desgleichen thun würden. * 6 ) Das Bündnuß soll bis A. 1636. vonvähren. 7 ) Franckreich hat an Schweden, wegen schon aufgewandter Kosten, viermahl hundert lausend Reichsthaler ausgezahlet. Zufolge dessen ward mit dem Churfürsten aus Bayern, Hauptmann der Catholischen LZr folgender Tractat entrichtet: 1) Zwischen Franckreich und dem Churfürsten soll Freundschafft - und Schuh-Bündnuß auf acht Jahr vest bestehen. Kraffl dessen, wann T * des * Uni) daraus wird deutlich genug, warum der König m Schweden damahls seine Siege nicht gegen Bayern gewendet. 2y2 Geschichte von Schweden des Churfürsten Erb- und erworbene Länder feindlich angegriffen würden, der König ihm mit 9000. zu Fuß und 2000. zu Pferd sammt nöthiger Artillerie beystehen, wann nicht der Churfürst lieber das davor erkleckliche Geld nehmen wölke. 2) Hingegen soll ausgleiche Weise der Churfürst dem König zooo. Knecht und 1000. Reurer mit Artillerie. z) Der König will weder aireLke noch inäireÄe, durch sich oder andere des Churfürsten Lande angreiffen, noch zum Angriff Volck in Franckreich, oder Geldt werben lassen. 4) Ein gleiches verspricht Bayern gegen Franckreich. y) Der König erkennt und nimmt zu behaupten über sich die Chur-Würde in dem Bayris. Hauß wider alle entgegen stehende. 6) Aus wichtigsten Ursachen soll dieses Bündnuß vermahlen nur zwischen dem König und Churfürsten allein und sonst niemand bekannt seyn. 7) Dieses Bündnuß wird um desto lieber eingegangen, als es dem natürlichen Recht der Königlichen Majestät und Churfürssli- chen Würde gemäß seye. Geschehen München den 8. May An. >6zi. Woraus einerseits das Verlangen, die Catholffche Religion beyzubehalten, andererseits aber die Forcht vor dem Kayser sowohl als dem König in Schweden abzunehmen. 129. A. 1632. als der König in Schweden, von dem unverhofften Glück aufgebla- stn. Geschichte von Schweden. sy; sen, die bedungene Schrancken inReligions- Sachen zu überschreiten begunte, und die Frantzosen auch murreten, daß ihm zu viel Zaum gelassen würde, fieng König Ludwig auch ernstlicher die Neutralität, warum die teutsche Liga gebeten hatte, vomSchweden zu betreiben, und drohete der Franhösi- sche Gesandte, Marquis de Breze, wowider aber König Gustav troyig ausfuhr: Er förch- tete sich so wenig vor dem König in Franck, reich, als vor dem Kai-ser. Zum Schein doch gab der König einiges Gehör und Vorschlage zur Neutralität der Cathollschen. Die Bedingnuß aber waren so rauh, daß deren Verwerfung wohl tonte vorgesehen werden: z. E. daß getammte Catholis. Fürsten sollen mehr Volck nicht, als nur io. bis i2 tausend Man behalten, das übrige alles ab- dancken rc. Dahero Chur>Trier lieber den Schluß gefasset, sich gantz und gar in Französischen, als einer Cathol.schenCron Schuh zu begeben, ehe es von den Schweden unterdrücket würde. Londorp. ioin.lV. fol. -174. Dat. Ehrenbreitstein den 9 April r6)2. Zudeme hat Trier auch andere Re,chs-Für- sten ermähnet, ein dergleichen Mittel zu er- greiffen. Es wird nicht undienlich se»)N, die Trrerische Schrlfft hier einzurücken, weil man die Teutsche und Frantzösische Absichten gegen Schweden daraus ziemlich, und zwar auch dieses abnehmen kan, wie ungern man T 3 frem- S94 Geschichte von Schweden. fremde Hülffe, auch in der Noch auf seinem ? Boden siehet. Sie stehet beym Londorp | Topi. IV. toi. 278. also: „Weil der König I „in Franckreich gesehen, daß der König in ^ „Schweden mit einem Kriegsheer in Teutsch, > „land gcrücket, hat ereineAllianze mit dem- i „selben zu dem Ende fürnemlich zu machen, 1 „für nothwendig geachtet, damit Gallus das j „Römische Reich und Catholische Fürsten j „seme Freunde conterviren könte, deßwegen ! „er mit Fleiß zween Artickel in den Traciat ; „einsehen lassen: ,) Daß Schweden sich „obligiret, in den Reltgions-Sachen den > „Relchs-Lonüicurionen sich gemäß zu ver- j| „halten, und das freye Exercitium an allen \ „Orten, wo er es finden würde, ungehin- „dm paßiren zu lassen, und keine Neuerung „einzuführen. 2) Verspricht Schweden, „mit Chur-Bayern und andern uniw« Für- „sten die Neutralität zu ob tcr viren. Zu besserer dessen Versicherung hat Franckreich „noch ein anderes Scriptum authenticum „erhalten, in welchem, daß er vorgedachle : „Neutralität oder Freundschafft dem König „in Franckreich zu Gefallen mit Chur-Bayern „obterviren wolle. „ Gallus habe dieses deßwegen gethan, „weil er wohl zuvor gesehen, daßvorgedach- „te Fürsten, dre des Galii Freunde, dessen „einmahl würden vvnnöthen haben, weil «aufden Kayser kein Fundament zumachen, „als Geschichte von Schweden. 295 „als welcher seine Sachen so übel angestellt, „und da er seine Macht zu Beschühung des „Reichs hätte sollen conlerviren undbeyiam- „men halten, hat er selbige den Spaniern „zugefallen, und zu Unterdrückung eines La- „tholischen Fürsten und seines Befreunden „in Italien dissipiret.,, ■ „Gallus habe sich in deme nicht betrogen, „wie solches des Schweden glückliche ?ro- „greisen bezeugen: undobschondcrSchwed „von 10. Monaten hero bey Franckreich uns „aufhörlich anhält, ihm fern von Handen „gegebenes äcripcum, die Neutralität belref» „send, wieder zurück zugeben, weil Chur, „Bayern dergleichen von sich nicht geben will; „so habe gleichwohl Franckreich den Schweißen noch immerdar aufgehalten, in Hoff- „nung, oder vielmehr gleichsam vcrsichcr-, „dergleichen Rescriptum von Bayern zu cr- „halten; bishero abcr habe Franckreich so „ftarck deßwegen an Chur-Bayern nicht ye- „sehet, weilen die Sachen Leutschland „auf Chur-Bayern etlicher Massen wohlge- „standen; daraus genugsam erscheinet, daß „allein zu Versicherung Chur -Bayern der „Kvnig in Franckreich das 8criprum von „Schweden,begehrt. Demnach aber Schweißen die Oberhand behalten auf den Fron- „tiern, und gleichsam in N. Landen sich be- „findet, also thut Franckreich nochmahlsra- „lhen, die begehrte Neutralität anzunehmen, T 4 .»und 2 ys Geschichte von Schweden._ | » und länger nicht aufzuschieben. Dic Ur» „lachen und Motiven seunD Diese : i) Weil I „die Carholische Religion jetzo und ins kinff- | „tige im Reich erhalten und conservirei, es ^ „werden die CatholifcheProvintzenvondem s „Krieg und Schwedischen Waffen befrwet. i „Dann so ist man auch, wie vorgemeldt, „ins künffcige versichert; weil Chur.Bavern i „und die mit unirte Fürsten ihre Armada auf j „den Beinen behalten, und also ein sicherer „Fried, oder die Continuation des Krieges !| „zwischen dem Kayser und Schweden folgen „mochte. Wann nun dieses jetzt erfolgen , „würde, entweder der Kayser und Schwede i1 „sich mit einander ruimren, oder einer von ' „diesen beyden die Oberhand bekommen, „aber durch den geführten Krieg gleichwohl „also gcschwächet und abgemattet verbleiben, „daß die Liga vor ihme nichts zu befürchten „härte. „Über das so verspricht Franckreich, die- , „selbe mit aller Macht wider alle die, so sie „moleüiren wollen, zu defendiren, also vor „keinen Feind, wie mächtig derselbe auch „seyn möchte, sich zu befürchten hat. Her» „gegen wann die Neutralität nicht untergehe, „welches der Schweb ohnfehlbarlich efre- „ctuiren kau, wann er mit seiner gantzen' „Macht in die Catholifche Länder rücket, sich ,,entweder dem Electori Bavarix, weiter die „Neutlsilitäk verachtet (zuzurringcn) oder „aber I Geschichte von Schweden. Ly7 r „aber hierdurch die?rotcülrende zuverobligi- „ren und zu conrenriren, welche widerCburr ' „Bayern irririret, indem sie in den Gedan- „cken von demKayser gestärcket worden (wie ' „dann dem Frantzösischen Gesandten hievon ! „etwas wissend) daß Chur Bayern vornem- ! „lich und am meisten bey dem Kayser um re- „ttirurion der Kirchen-Güter habe lolliciti- „ret; und endlich weil man die prorcüirende „in zehen Jahren so übel tractircc hat, es | „möchte auch der Schweb über das seinAb- > „sehen dahin haben, rn diesem fruchtbaren „und aller Orten offenem Land, welches al, „lein im Reich nicht ausgeplündert worden, „seineArmada zuerfrischen und zubereichen. „2) Vermittelst dieser Neutralität wird „man unfehlbar zu einem General-Frieden „kommen können: dann aufsolchenFall ver- „spricht der Schwede, daß er ihm der Cüthor „tischen und ?rotcltirenden Conjunctiori „nicht wolle lassen zuwider seyn, sondern „auch, so viel an ihm, zu comrlbuiren; wel- „ches der fürnemste und schwerste Punct ist „des Friedens. „Wann nun sylchergestalten diese beyde „Partheyen (in welchen das gantze Reich „bestehet) vereiniget seynd, und einerley in- „tention haben, so seynd sie dastand genug, „den Aukschlag wohin sie wollen zugeben, „das Haus Oesterreich und Schweden dar „hin zuhalten, daß sie den Frieden, auch wan ry z Geschichte von Schweden. „sie schon nicht gern wollen, acceptiren mirs-» ! „fcn: und dieses um so vielmehr, weil Jhro „Kauf. Maj. mitDero Autorität und Macht i . hierunter concurriren. Da hergegen,wann | „die Neutralität nicht statt finden solte, wür- „de die Lonjundion zwischen den Catholi- „sehen undkrorestirenden nicht erfolgen, und 1 „der Fried consequenter unmögliä) seyn :c. „Über dem wann Chur Bayern weder des „Schweden, noch der prorestlrenden Feind „nicht mekr ist, so werden sie die piopolirio- „ner, so Jhro Churf. Durch!, ihnen möch- „ien thun lassen, besser aufnehmen, und gleich- , > „sam arbiter seyn in den differenzien : da | „aber Jhro Churf. Durch!, in dem Stand, „wie sie jetzt sind, verbleiben, so wird ihnen „alles suspect seyn, was von Jhro Churfürst!. „Durch! kommt; weil sie dieselbe vor ihren „Feind halten. Londorp Tom. IV. f. 278., 130. Es wurde aber aus der Neutralität nichts, und geschahe, was der Churfürst von Trier vorgeslgt hatte. Dann indessen daß die Schwedische Generalen in Schwaben, Elsaß, Rieder-Sachsen überall den Meister spieicten, und viele der protestirenden Standen seinen Schutz angenommen, nicket der König selbst von dem Rhein über Francken und Nürnberg herauf, erobert Donawerl, befchiesset den Bayrischen General Tylki in seinem Lager zu Oberdorfs am Lech, in welchem AngnffTylli selbst erschossen wird;, ge- Geschichte von Schweden. rss het zugleich über diesen Fluß, besetzt Ncuburg an der Donau, erobert Augspurg, ward allda als ein Heyland empfangen, und nahm vor sich die Huldigung ein. Darauf gehet er vor Jngolstadt, wo ihm das Pferd un» term Leib weggeschossen worden, im April r6zr. Allhier begiebet sich zu ihm der Frantzösi- fche .Resident: 8. Etienne von München, in Hoffnung vor Bayern die Neutralität jeho auszuwürcken. Er redet dem König hefftig zu, wie er die verabredete Bedingnuffen nicht i gehalten wegen der Catholischen Religion, I und noch dazu in Francken und Bayern die Kirchen geplündert,auch sonst allenthalben die ' Catholische Religion unterdrücket hätte: und wenn das nicht geändert wurde, könte sein Herr als der allerchristlichste König mit einer Armee von funfftzig taufend Mann schon Rath dazu schaffen. Der König, welcher auch sonst des Zorns nicht mächtig,und durch das Glück der Waffen noch trotziger war, drohete htngegen,er wolle demFranhosen die Mühe in Tcukschland zukommen überheben, und ihm mit hundert lausend biß nach Pariß entgegen ziehen. Vor Jngolstadt zwar muste der König fruchtloß abziehen, ruckte hingegen rieffer in Bayern nach Mospurg, Landehut, Freysing und München allwo die ChurfürstlicheSchatz, und ZOO Geschichte von Schweden.' und KunchCammcr geplündert/ und aui dem ] Zeua-Hauß 140. Stuck weggeführet. j Zu gleicher Zeit war der schwedisch'. Ge- > neral Hertzog Wilhelm von Wcymar ganh > Schwaben durchstreiffet, und biß am Bre- , gentz gelanget. Weilen aber die Bardische , Truppen in der Ober«Pfaltz,die Kayselliche '! unter dem Friedländer in Böhmen sich zu« !j samm gezogen, so sahe sich Gustav, um nicht in die Falle zugcrathen, gezwungen den Fuß zurück zusetzen. Er lagerte sich vor den Mauren der Stadt Nürnberg, des Vorhabens, feine Verstärckung zuerwarten, welche auch allenthalben herbey sielen, und ihm auf sie« > bentzig tausend Mann brachten. Hätte man j nun ihm hier nicht etwas ergiebiges entgegen gestellet, so würde er gewiß aus dem Mittelpunct Teutschlandes, welcher Nürnberg ist, feine grosse, aber übel gemessne krojeLtc haben ausführen wollen. iZ i. Dann Gustav war allbereits verblendet, und trotzte gegen zedermann. Der König in Franckrcich liesse dessen obenerzchl- re Reden nichtübersOhr hinfliegen, und gien- ge schon zuralh mit der Rcpublic Venedig und andern, wie diesem stoltzen Gotheu das Concept zuverrucken wäre: dann er schiene die Catholische Religion völlig unterdrücken, und sich selbst zum Herren über Teutschland, zawohl auch Italien machen zu wollen. Dahin schiene abzuzielen, daß er nicht nur zu Aug« Geschichte vsn Schweden. zor 'Augspurg, sondern an mehr andern Orten sich huldigen lassen/ daß er beym Ausfluß des Mayns in dem Rhein eine Stadt und Ve- stung nach seinem Nahmen genennet,und al« les daherum als ein würcklicherLandes-Herr getrieben; slud) Privilegia auf zwanhigZahr lang im Reich erthciiec; Bistümer und Ab» leyen verschencket; Chur-Sachsen seinen Bundb-Genossen in Dmgirung des protestantischen Wesens nichts gellen lassen, son- l dern durch seine Räthe alles angeordnet und I nach seinem Willen befohlen. Mit einem Wort der König erwildele ziemlich, und um | so mehr, als er nun mit dem Wallenstein zu- > thun bekam, welcher noch weit verwegener 1 war. Als er run eine so grosse Armee beysamen hatte, wolle er den Wallenstein oder Herhog von Friedland, welcher mit der Kayserlich und Bayerischen Armee sich gegen ihm sehr verschantzet hatte, wider seiner Generalen Rath bestürmen. Die Soldaten waren auch gantz unwillig darzu. Der König wolte es aber endlich so haben. Man spürte an ihm eine grosse Ungedult. Er fieng an mit einer Furie ju commandiren, daß unterschiedliche hohe Officier sich untereinander verlauten lassen: so müssen wir denn mit den Köpft fen wieder die Mauren lausten. Und nach einem zehenstündigen biß in die Nacht sehr hartnäckigen Gefecht brachte der König nichts davor». 503 Ge schichte von Schweden. davon als etliche tausend Todte seiner »esten J Leute, und verliesse viele Gefangene, nmun- « tc.r auch Torsten-Sohn, dem König Haie ei- j ne Stuck - Kugel die Sohle vom Stiefel l weggenommen. Nach dem Treffen läge man noch v:erze« - hen Tage gegen einander biß der Köniaend- -I sich sich gemüßigek sahe wegen einreisseaden - Mangel und Kranckheit aufzubrechen. Er ! nahm seinen Weg nach Schwaben, wo er * Rain am Lech, so die Bayern wieder erobert 1 hatten, nochmahls einnahm. Unterdessen gieng Wallenstein in Sachsen, und Böhmen, wo er grossen Fortgang ge- schaffet,auch bey nahe es dahin gebracht, daß ; der Churfürst zu Sachsen und Brandenburg ; von Schwedischer Alliance abgewichen wären. Man hat sich zum äussersten verwunderet, saget Herr Ludolph in feiner Schau- Bühne an. 1633. pag. HO, warum doch der König, da er eine solche grosse Macht beysammen hatte, den Herhog von Friedland mit der Kayserlichen Haupt-Armee also unangefochten abmarschieren, auch den Churfürsten von Bayern mit einer schwachen Armee un» gehindert zurück ziehen lassen: auch keinen vor» beyden zu-oder nachgesetzet: noch mit seiner Armee neben den Friedländer hergezogen, und ihn etweder zu einem Treffen gezwungen, oder nach und nach ctlich Volck abgezwacket, auch die Zufuhren gehindert. [ Geschichte von Schweden. 303 Zumahl er wüste, daß sich die Bayrischen abgesondert/und der Friedländer mit dem abgeschickten General Gallas und Holck sich wieder conjungam-, und dem König vermuth, lich den Nucken im Ober- und Nieder-Säch- fischen Creißganh unfrey machen würde. So hat er sich doch dessen allen nicht angenommen/ sondern mit den kleinen Städten in Bayern und Schwaben aufgehalten, da unterdessen Friedland in seinem Zug dasFran- I ckenland schier gantz und gar verheeret. Den I General Horn hat er auch droben im Elsaß ohne sonderbare Noth und Frucht 3gwen las- j ftn, den er doch wohl in Schwaden und . Bayern, wenn ihm so viel daran gelegen, hinterlassen , und hingegen die andere ^Zölcker an sich ziehen können. Herr Ludoiph glaubet denen Jtaliänern, als wie dem Bifaccio- ni nicht, wann sie sagen, darum sey er so tief in der Bischöffe und geistlichen Herren Länder eingetrungen, der Meynung, daß die meisten unter ihnen groß Geld und Gut gesam- let hätten. Allein diese Raub-Gierde ist nur gar zugewiß, wann man betrachtet, was ungewöhnliche und grausame Arten die Schweben allenthalben auch mit Zauberkünsten gebrauchet, um Gelb und Gut aus dem verborgenen zmmdecken: wie allenthalben die Kirchen - Geschirr, die Bibliothecken vom König zusaw gerassehnnd allein aus Bayern sechtzig tausend Silbern-und Goldene Kel- 3.04 Geschichte von Schweden. che nach Schweden gcschicket worden, welche aber GOrt durch einen darüber geschick- ten Sturm lieber in die Tiefe derBalthischen See hat wollen versencken lassen. Zudem scheinet aus des Königs Anstalten, und aus der obgedachten Miß - Verständnuß mit Franckreich sein auch schon gedachtes Vorhaben genugsam hervor: nemlich des Rheins von Breysach biß Mayntz. imgleichen des Mayns und des Lechs und der oberen Donau ^versicheren: dann den Nucken und die Weser versicherten ihm Hessen und Braun- schweig. DieElbe hatte er durch Mecklenburg, und die weitere Ost - See mit Pommern, Stettin, Stralsund, verwahret. Durch diese Anstaltkonte er was in Böhmen und Ober- Sachsen geschahe,wohl verschmerhen,zumah- len er den Churfürst von Sachsen, der gegen ihm auch kaltsinnig war, etwas zahlen lassen wolle. Was anbelanget die Vermuthung, warum der König nicht nach Oesterreich ein- getrungen, geben die Umstände gleichfalls etwas an die Hand. Dann er hatte sich erstlich zuförchten, er möchte, was im Rucken gelegen, wieder alles verliehren; zum andern hatte er zwey grosse Machten zu bee- den Seiten, worauf er das Aug richten muste. Hier Oesterreich, dort franckreich, zwischen welchen er sich in der Wag halten halten muste. Dann Franckreich nimmermehr würde zugegeben haben, daß der Schwede Geschichte von Schweden. ZQs die Oesterreiedische Macht über Hausse» werft fen, oder derCaiholischen Religion das Messer an die Kehle seyen solle; ihm war genug zu hintertreiben, daß nicht Oesterreich dre absolute Gewalt über Teulschland behaupten könte; wie es anderwo Herr I^uciolpb vorn Cardinal Richelieu seibsten erkennt. 132. Indem aber Wallenstein undPap- penheim in Sachsen zuweit kamen, muste der König freylich besorgen, sie möchten an der Elbe und in Pommern festen Fuß fassen zu seinem grvsten Dervhaiben gab er endlich dem dringlichen Bitten Sachsens Gehör, und zog mir schon anlretenden Winter in Sachten ein. Lürzen ein Chur-Säch- slsches Sradtlein zwischen der Saal und Elster anderthalde Stund von Leipzig gegen Abend gelegen hat ein Kriegs «Geschafft angesehen den i 6 . Novemb. 11 . nov. an. 1632, welches beyderseits vor einen Sieg und beyderseits vor eine Niederlag gelten konte. In einem vcrzweiflelen treffen, wo jetzt dieKay- serliche jetzt die Schweden die Oberhand, letztere aber zwar das Feld behalten, jedoch ihren theuren König eingebüsset haben. Sein Todt wird verschiedentlich erzehlet. Was folget, ist des Königs Natur und demKriegs- Gelümmel gemäß. Es stunden die Kayser- liche hmrcr einen Graben, von welchem die Schweden einige mahl zurück prellten. König Gustav hatte so viel Gedult nicht, daß $uypl.l>.DeJ.A.H. ///.£&, U er '305 Geschichte von Schweden. er einen Umweg gesuchet hätte: er war gewöhnet alles mit eiserner Stirn zu durchbrechen. Dahero rufft er seine Smaländer Reu- < ter auf, und heissel sie thun was sie von ihm ! sehen würden. Er setzet über den Graben: wenige seynd die ihre, Rosse so weit tragen: viele im Morast stecken. Dem ohngeachiet fähret der nun schon verblende König zu, lässet die übrige Armee und dasLomm.mäo im Sich, und giebet nun einen Parthey- | Gänger ab. Dann das Scharmuzieren zog ihr» in die Weite,und unter die Kayserliche hin und her fahrende Geschwader, mit denen er sich unvorsichtig ins Gefecht einlasset, und den Arm entzwcy geschossen bekommt. Als er nun mit Herhog Albrecht von Sachsen Lauen, bürg und nur zwey Dienern bcyftiks ritte, um sich verbinden zulassen,gerathet er in eine an* dere Parthey, und bekommet einen Schuß von hinken in die Schulter, welcher ihn vorn Pferd stürhet, daß er einige Schritt weit, weil er am Stegreif behängen, geschleppet worden. Des Königs Gefährten waren zerstreuet; hiemit konte ein Kayserlicher Soldat Zeit haben ihn zubeobachten,und als er aus der Kleidung muthmassete es wüste die, ses eine Person von hohem Rang seyn, fragr te er ihn, wer er wäre? wie der König sich zuerkennen gab, begunte der Soldat ihn wegzuschleppen: allein ein Schwedisch Geschwader, welches den König aufzusuchen (dann Geschichte vonSchweden. 30? das mit Blut bmonnene und den Schweden zugelauffcne Leib - Pferd hatte sein Unglück verrathen-herbey cylete, verhinderte desSol, daten Vorhabe»/ welcher dann den König nochmahls vor» Kopf schiesset und Reiß«auS nimmet. Über diesen Unstern war die Schwedische Armee nur mehr erbittert,und mit einem Löwengrimm fielen sie in die Kayserliche und zerstäubten alles. Da aber auf den Abend Pappenheim mit seinen Völckern erst herbey eyletL,wäre es um die Schweden geschehen gewesen, wann dieser nicht bald eine lödtliche Wunde bekcmmen hätte. Die Nacht entschiede den Streit mit gleichen Verlust bce* derseits, ohn dem König, und die Schweden blieben auf der- Wahistadt stehen. Jedoch hatte die Kayserliche Armee auch keinen geringen Verlust an Pappcnbeim erlitten, welcher tapffere General an feinen Wunden gestorben. Beederseits sollen neuntausend Man ins Graß gebissen baden. Und muß man bekennen, daß die damahlige Zeiten in Ange- düng der ViLhorien schamhaffiiger gewesen als unsere. Dann jetzv ist es nichts neues, Laß bey auf einander Stvssung wohl geringerer Armeen die obsiegende deren Feinden auf einmahl wohl zehen und zwanhig tausend in ein paar Stunden wollen gefressen haben. Wie lch dann nicht wenige Leute gekannt, Brief zc>8 Geschichte von Schweden. darzuthun, daß in dem Treffen bey Czoslau auf der obsiegenden Seilen fünf- und zrvan- ' hig tausend Mann in die andere Well gcschi, \ cket worden. ' Dieses war das Ende Königs Gustavi eines mit den grösten Elgenschaffien von der , gütigen Natur begabten Herrn. Es kalte ! eine gute Aufferziehung ihn zu grossen We- ! sen noch geschickter gemacht. Er redete nebst > seiner Muttcrsprach auch die Hvchteulsche, ; Lateinisch und Frantzösische. War in Historien, und Beschreibung der Königreiche und Länder wohl erfahren; von einer natürlich- eintringenden Beredsamkeit, welche durch seine mitHertz und Muth vergescSschafftete Leutseligkeit noch grössere Gewalt über die Seelen erhielte. Er begierig täglich seine Betstunden auf den Knien, und fang die Psalmen mit den Seinigen ab: war auch ein grosser Feind der Unzucht. Dem allen zuletzt noch ein besondern Glantz gäbe fein blühendes Alter, massen er zehrn Monath und sieben und zwantzig Tage über sieben und dreys- sig Jahr auf sich harte, da rhn sein Verhäng- nuß weggeraffet. Der Königliche Cörper war endlich gefunden, sehr übel verstattet/ indem ihn die hitzige Partheyen ganh vertreten hatten. Man brachte solchen nach Naumburg, Wolgafl und endlich nach Stockholm. Es ist nicht rudeschretden was grosse Bestürtzung dieser Fall Geschichte von Schweden. 309 Fall bey allen Protestanten in Teutschiand, ' Franckreich, Engelland,Pohlen, Dänemarck, Schweitz u. a. verursachet. Die Königin, so sich in Teutschland mit befände, war nicht zutrösten: den Churfürsten von Sachsen verdroß das Leben: Pfaltzgraf Friederich gewesener König in Böhmen starb zwölf Tage nach erhaltener Todten-Post aus Betrüb- nuß. Viele andere wölken,als sie die Nachricht höreten,gantze Tage weder Speiß noch Tranck zu sich nehmen. Catholischer Seits aber war man allenthalben erfreuet. Jene die von ihm waren berrangt worden, oder I die sich fürchteten annoch betrangt zuwcrdcn, 1 hielten sich nun vor sicher; Franckreich und \ Italien, welche seinem Trotz und schnellen Glück mit Besforgnuß zusahen, verschnauften nunmchro. IZ Z. ckrißina dessen Frau Tochter succc- <3 im ihm auf den Thron, obschon dieses der oben §. 114. zum Grund gelegten Erbfolgs- Ordnung fchtiur stracks zuwider war; als welche, wann es zu Frauen kommen svlte, gantz nicht des letzten Besitzers Tochter, svm- dern die von alteren Frauen körnende Söhne berufte. Womit es also zugegangen. In Schweden als der Ruf von des Könrgs Todt erfchollen genelhe jedermaü ineinc übcrgrosse Traurigkeit: die cinhige Hinterlassene Tochter Chrii tina war noch keine sechs Jahr all: der grosse Krieg in Teutschland lag der Crone U 3 ob: jio Geschichte von Schweden. j ob: fein Geld war in der Schah Cammer; I so gewiß ist es,daß auch ein glücklicher Krieg dem Obsieger samt allen Beuten armer machet: die Unterthanen, zumahlen dcrvierdke Stand der Landmänner oder Cron-Baucrn l war mitdcnvielenAusschreibungcn derMan- ^ schafft und Geldgcbung qcuch erschopffet. Die ! Cron Forderung der Pohlnischen Printzen Komas Sigismundi waren noch nicht gesttl« ; let, und wenn sie etwas ansangen woiien, ! stünde ihnen Liestand offen. Bey solchen miß- ! ligrn Zustand führte der Reichs - Rath das Regiment sorgfältigstes»«: er nahm noch > mehr vornehme Land-Stände zu sich, um den > Rmh ansehnlich- und nachdrücklicher zuma« > chen: stellte dem Volck die schuldige Treue beweglich vor: recommendirre den Beamten , gegen den Nachbarn friedlich und behutsam zu verfahren: bestättigle den Reichs- Eantzler Graf Axel Ochfenstirn in Führung der teutschen Sachen und Kriegs: und schrieb auf das eingehende Jahr i6zz. einen Reichs- Tag aus. Bey der Armee war die Verwirrung noch grösser, und fanden sich als wie in einer neuen Welt verlassen. Allein die Chur-Sachsisihs und Lüneburgische Völcker, so gleich herbey ruckten,machten den Schweden wieder Muth. Ochsenstirn cylte auch nach Dreßden und vcrr theilte in Geschwindigkeit die Befehlshabung unter den Generalen: Hertzog Bernhard von Wey- I Geschichte von Schweden . z ir I Weymar mit derHclffce muste wieder nach » Francken und Schwaben. Hrrtzog Georg [ von Lüncburg mit ÄRipfjauHtn muste mit den f andern den 'Nieder * Sächsisch-und West- I phälischen Creiß bedecken. Der Marschall l Gustav Horn hatte wahrend dieses in Eisaß j weit um sich gegriffen/ und allenthalben die Protestantische Prediger wieder eingesetzet. DerGeneral Baudissen imErtz-StifftColn war auch mit Schwedischen Waffen glück« lich. Allein es war doch alles sehr mtstlich, weil der Geist und das Leben noch zertrennt ; war/ indem ein Trup Völcker hier/ ein an- ! derer ande rstwo vor sich fort hausete, ohn auf ! einen Zweck hinaus zusehen. Und muß da- j hero dem Grafen Ochsenstirn, wie nicht min- ! der den übrigen Schwedischen Häuptern das Lob nachspreche«/ daß sie mit Gedult,Einge- zogenheit, und Klugheit ein grosses Beyspiel gezeiget/ wie man in groß-verwirrten Handle!! das Hauptwerck annoch aufrecht erhalten solle. Den Gemeinen aber gebühret auch . ihr Lob, daß sie nicht allenthalben sich verlauf- fen/ sondern fein überall, wo sie waren, beysammen gehalten haben. Sonderlich war klug des Oxenstirns Vorstellung,welcher darauf trange, die Protestanten sotten in einen Bund unter der Cron Schweden Directiou fest zusamen zutreten: oder sich in zwey Corpora theilen, deren einem die Cron Schweden, dem «riDmn der Churfürst von Sach- U 4 ft« \\% Geschichte von Schweden. l sen vorstehen, doch kein Theil ohne den an- 'I dern Friede machen solte. Oder endlich, wenn f man vermeynte, der Cron Schweden nicht H weiier zubedorssen, solte man sie mit einer ehrlichen Vergeltung wieder heim ziehen lassen, und in den künftigen Friede cinschlieffen. Man erkannte wohl, daß inan der Schwe- I den nicht entdähren körne: doch wölke niemand einem ausländischen Edelmann das Oireöiorium über die Macht so vieler grossen Rcichs-Fürsten gönnen; welches er doch | endlich in der That eine weile in Handen I behalten. Vid. Londorp. A&a. Tom. IV. Üb. II Gap. XXVII. besonders fol. 329. • f. 336. 371. 381. 397. &c, Vid. Ludolph Schaubühne an.163 z-k ,94. 134. Ehe man sich nun bederseits recht erholet hatte, gab Wailcnstem dem Kayfer den Rath, er solle eine Amnestie ergehen lassen, und den Frieden suchen. Allein dieser ver- hoffce null Gelegenheit bekommen zuhaben, fern alt Vorhaben auszuführen, und rüstete sich demnach mit grossem Fleiß, wie auch Bayern. Die Spanier schickten gleichfalls grosse Summen Gelds nach Italien, um da eine Armee zucrichken, die erst dem Äayser einen Reuter-Dienst thäie, und foigrnds m Medcr-Land wider die Holländer sA'itte. Unterdessen hatten die Schweden und Protestanten auch Zeit sich zuerholcn. Der Herr DU ye&Qr Üäftußitn lMllc Mit Convent zu. Heck- Geschickte von Scdweden. Z > z Heilbronn im Monath Merz an. 1633. zu gröstem Verdruß des Churfürsten von Sachse»/ welcher das oireÄorium der Protestanten ihm allein zuzustehen behauptete. Und ist dieses der erste lein des Anstosses gewesen, und der Anfang der Trennung Protestantischer Parthey, auch die Haupt-Ursache, warum bald hernach Sächselt die Schwedische AlHanfe ocrlajfcn, den Präger r Fried angenommen, und mmKayser sich gewendet. Zu H ulbrvnn war nur ein allgemeiner Schluß, scst beysammen zuhalten,gemacht. Vid. Lor- dorp Tom. IV. f. 314. Doch ward allda zu Hciibro nn den 2.^pril das Bündnuß zwi« scheu Framckrcich und Schweden erneuert, brasst dessen die Freunde beschützet, ihre Freyheit Würde und Ruhe jetzt und ins künfftig gesichert, und sonderlich dem Röm. Reich ein btllig-und sicherer Friede, mit Vorbehalt derer Rechten jeder Verbundenen, verschaffet werden solle. Die Königin in Schweden soite mit ihren teutschen Bundsgenossen wenigst 3C000. zu Fuß, und 6 <300. Reuter in Tcutschland halten. Zu deren Unterhatt solle der König Jährlich in zwey Terminen eine Million Turvner Pfund beytragen. Die Schweden uad mit thuen Vereinigte sollen in denen L)rcen der Religion halber sich gantz- lich den Rerchs-Satzungen gemäß verkalken; und wo die Carholische Religion gefunden wird, diesessige vhnhinlechleihllch 111 ihrem U 5 3i4 Geschichte von Schweden. ganhen Wesen beybehalten, noch denen Personen oder Gütern der Geistlichen, wann sie im übrigen die gebührende Treue und Folge der Herrschafft leisten, einiger Schade, so viel es die Kriegs-Zeit gestaltet, zugefüget werden. Obschon der Herhog in Bayern und die Catholische Liga die angebotene Neutra^ i lität verachtet und ausgeschlagen, so lässet doch Schweden aus KclpeLb und Freund- ! schafft gegen Franckreich geschehen, daß die- i se Crone den Herßog in Bayern und die Ca- j tholischr Liga noch Wetters zur 'Neutralität und andern Tractaten bereden möge. Lern- ciorp IV. f. 313. add. 327. Indem aber wegen der Religion das sti- pulirte nicht so genau von den Proiestanten in acht genommen wurde, und der König hierüber sich beschwerte, so ward dieses und an- ! derer Puncten halber von den vier Creisen und Diredtorio eine Gcsandschaffc nach Franckreich gsschicket, welche zwar ehrlich ' empfangen, aber bey der Audienfj hart angelassen worden, sonderlich im Punct dcrCa- tholischen Religion, dabey der König sein Gewissen inrcrclurt zuseyn sagte. Die Gesandte hatten Noth sich ioß zureden. Den Punct der Religion musten sie im Nahmen der Hett- brunner Bunds-Verwandken eingehen rc. In Kriegswesen geschahe dieses Jahr eben nichts sonderliches, ausser daß RcgenSburg, Sttüublug, Dcckendorss, biß gegen Pastan an Geschichte von Schweden. g > s ' an Hertzog Bernard von Weymar Übergängen, und Maynh sammt Würtzburg, weil sie sich zur Neutralität nicht bequemen wollen, aus ihren Ländern qejaget worden. Die Spanische 30000. Mann starcke Armee unter dem Hertzog von keria schmolhe bald biß auf 12000, welche in Bayern die Winter- I Quartiere bezogen. Ander Seits hatte sich j Walleinstein wieder ziemlich verstarcket,welcher dann Schlesien wieder von den Schwer ! den gesäubert, bekam hernach Franckfurt an ' der Oder, und Landsberg; als er aber auf i Beran loßgehen wolle, von wanen ihm leicht I gewesen wäre Pommern zuüberfallen, wurde er wegen Hertzog Bernhards proZresten zu- ' ruck nach Bvhmen und der Obern-Pfaltz geruffen. Bißhero hatte Franckreick seine Waffen in Deutschland nicht sehen lassen, sondern der Cron Schweden nur mit Geld beygesprun- gen: dieses Jahr aber i6zz. gab der Hertz oq von Lothringen Gelegenheit dazu. Dann erstlich sehte es wegen der Lothringischen Prin- tzeßin, welche der Hertzog von Orleans wider des Königs Willen geheyrathet, grosse Bewegungen: hernach mischte sich der Hertzog in den teutschen Krieg, vertrieb die Schweden hie u.da aus Elsaß,und liesse sich bcyPfaffcn- hoven in ein hitzig doch unglückliches Gefecht mir ihnen ein,über welche Verdrießlichkeiten der Hertzog feine Haupt-Stadt Nancy den Frau- zr6 Geschichte von Schweden. ^ Franhosen einräumen muste : wogegen ;t das *|( Jahr darauf an. 1634., damit er den Oe- ^ sterreichischen Interesse sich ganh und gir er- ' geben küitte, seine Lande förmlich an »einen Bruder den Cardinal von Lothringen cecli- ret; worüber doch beede damahls um ihr : Land yantzlich gekommen, und Frankreich ? immer naher in den öffentlichen Bruch mit ! Oesterreich gezogen worden. ,Z5. A. 1654. änderte sich vieles. Dann > im Convent der vier Obern Creyse zu Franck- i fürt im Monat Merhcu, unter virestion desGrafenOchsenstirn,äusserte sich nun mehr rers das Mißvergnügen des SachsischenHo- . fes dagegen. Viel. Acta in Londorp, T.IV. j pag. 37^. &c. Wegen des an die Cron Schweden zuthuenden Kecompenles ward ein und anders disputim, indem die Stän- ' de,da alles noch im weiten Feld stunde, zu nichts thätliches sich verstehen wollen. Es ward in Betracht gezogen, daß alle Media zur Satisfadion auf drei) hinauslangtcn: r) auf Einräumung gewisser Land und Leuten. 2 ) Oder auf würcklicheGegen-HüIff und Assistenz. Und 3) auf eine ergiebige 8um- ma Geldes. Das erste belangend, hatte der- seelige König erkläret, daß erden Kricghaupr- söchlichwegen Beschützung seiner eignen Lande, sodann auch zu Aufrechterhaltung der Protestanten unternommen; mithin würde der 4H'. ÜüeüordeMKo'.NZltchen WortentF gegen I Geschichte von Schweden. 317 ^egenjucht verlangen/ daß die Protestantische Stände an ihren Ländern geschwächet, und hiednrch der Umerdruckung ebendarum naher^würdcn. Hingegen wölken sie zu keinem Fried sich bequemen, bis nicht aus der Catholischen, als Unruhe- Skiffrern, Landen, und deren anklebenden N)ürden und , Hoheiten die Cron Schweden vergnüget würde. Das zweyte belangend, seye billich, soll aber mit mehrern ferner abgeredet > werden. Das dritte finde sich auch nicht I ungewöhnlich, sie wolten doch des Hrn.vi-. reÄorls Gedancken hierüber vernehmen. I Act. Franckfurl am Mayn den 25. )ulü ^ 16Z4. l Vier Tage hernach übergab Hr. vircctor Gr. Oxensiirn, sein Bedencken hierüber, wie daß die Cathotische bis staco embckom- mene Lande von der Cron Schweden gar zu entfernet wären; Hoffete also eine nähere (worunter vhnfehlbarPommern verstanden ward) von denen Herren Standen selbst als seinen Freunden zu erlangen, wogegen sich diese aus den Cacholischen bezahlt machen könten. Dann Schweden hoffte noch über das auch von Catholischen Gütern schon etwas zu bekommen. Die Ersetzung der Kriegskosten an Geld, neben denen einzuräumenden Landen rechnet der Hr. Virectok so hoch an, daß er selbst glaubet, die Lon- 5oeci«7 3 1 8 Geschichte von S chweden. fcederiw würden ausser Stand seyn, piche abzutragen, sonderlich, sagt er, seyedl« zu Bcschützung deroselben daran gesetzte Ewigliche Blut und Leben inLstim-ible. Jmmikte'st halten sich der Ober-und Nl- der^Sachsische Creiß wegen Erneuerunz der Frantzösischen Alliantzauch mit den4.O)ern Creisen verstanden, daher» endlich de» 3. Sepeemb. 1634. der gemeinsame Frankfurter Schluß von allen 6. Creisen dahin ergangen : 0 Bey der Verbündung vo: die Freyheit der Teutschen Reichs -Ständ: zu beharren, ohne zu ziemands, auch der Tä- tholischen Stäudr Beleidigung, so lang solche weder heimlich noch öffentlich wider die Lonfoesterirte feindselig sich bezeigen würden. 2) und z) abgesondert keinen Fried einzugehen. 4) Der Cron Schweden Genugthuung, gemäß dem oben angeführten kro- ject, zu verschaffen re. Die Schweden hatten zuvor Philipsburg, eine dem Churfürsten zu Trier, als Bischofs von Speyer, zuständige, und von ihm erst erbauteVestung eindekommen. Diese übergaben sie heur dem König in Franckreich, theils um diese Cron mehr in ihre Angelegenheit zu ziehen; theils weil der Churfürst mit all den Seinigen sich ohne das in Frantzösischen Schuh begeben hatte. Wallenstein saß in Böhmen still. Man beschuldigte ihll, ob Wolke er sich Meistervon Böh- Geschichte von Schweden. 319 Böhmen vor sich selbst machen. Ward also befohlen, seiner sich zu bemächtigen todt oder lebendig, und ihm zu Eger die Parli- fanrie in die Seite gejagct den 2s. Februar. 163 ^. Drr Kayftrliche Prinh Ferdinandus III. König in Ungarn, übernahm darauf das Commando der Kayserlichen Truppen. l z6.Jndcme nun die Schweden und Protestanten zu Franckfurt dengantzenSommer mit Federlesen durchbrachten, in der That aber nichts aufeinander gieng, ward Regensburg durch die Kayftrliche und Bayrische wieder erobert den 27. Julii. Ob nun schon die Schwedische Armeen mm Entsatz zu spat gekommen, haben sie doch Landshut in Bayern gestürmet, und jämmerlich dar- jnn gewütet. Es kam aber auch aus Italien der Infant Ferdinand mit zehrn tausend Mann vor den Kayser an, zog den Rest der Ferianischen Völcker an sich, und vereinigte sich bey Nördlingen mildem Ungarischen König. Hertzog Bernhard von Weymar mit seinen Generalen Horn, Crah rc. wollen die belagerte Stadt Nördling entsetzen, greif- fen die Kayftrliche an, werden aber nach einem hartnäckig - achtstündigen Gefecht ihrer sechstausend auf der Wahlstalt ausgestreckt, eine grosse Menge, darunter auch Horn, gefangen, hundert und dreyßig Fahnen mit allen Stucken und Plunder weggenommen. Es war der ie. August i§z4. König Ferdinand 5 2 ö Geschickte von Schweden. dinand gebrauchte sich seines Sieges meister- ! ltch, sehte den zerstreuten Schweden alcnt- haiben nach, und Netz ihnen keine Zeit sich zu versammeln. Also ward Würhburgund das übrige Francken, auch dasFuldischebe- freyet. Also gieng es auch in Schweben - und dem Würtemberger Land, woraus da- ' siger Hertzvgnach Straßbürg entflohen war. Also auch an der Weser. Nun wüste sich Graf Ochscnstirn nicht mehr zu rathen und zu helffen. Sein Directorium ward ihm Blut? sauer, und wün- schele er nun, solches dem Churfürsten von Sachsen überlassen zu haben. Es war noch übrig, denen Frantzosen, gegen welche er bisher» nicht viel Gefälligkeit erwiesen, gute Worte zu geben, daß sie doch der haib- verlohrnen Sache sich annehmen möchten. Chur-Sachsen, der Schweden müde, ließ sich mit dem Kayser zu pirna in Traktaten und Stillstand ein, welche folgendes Jahr zu Prag in einen Frieden sich geendet. Wie nun die Kayserlich- und Spanische Armeen sich nach dem Rhein lencken, stunde auf den Gräntzen eine ziemliche Frantzö- sische Armee unter dem Marschall de Ja Force unö jenenule Breze, welche den Lothrm- gern auf die Spur gegangen, so wider die Schweden in der Pfalh agiref. Bald darauf belagert der Bayrische General Hannß von tztt Wert die Ätadt Heydetberg, wo vor Geschichte von Schweden. % r t vor )as vertriebene Hauß Pfalh ein Admi- nist-ator stunde. Dieser ruffet dieFranho- sen,u Hülffe, welche dann auch über den Rhcin gehen, die Stadt wider besreyen, und die Winter ^Quartier zwischen Mannheim und Heydelberg beziehen. Dreses Unternehmen kan man nicht sagen, daß es noch vor einen Friedens-Bruch erkläret worden; sondern man hat nur da- gegen gesuchet, durch alle Mittel die Franho« sen vom teutschen Boden zu bringen. Die Franhosen wolten es auch nicht als eine Sache wlder das Reich angesehen wissen, sondern vielmehr vor dasselbe und dessen Freyheit, welche schiene nach der Nördlinger Schlacht wiederum auf der Spitze zu stehen» Dann sie hielten davor, wann es denen Spaniern erlaubet, mitganhen Armeen in Teutschland herum zu schwermen, und die Länder der auch Catholischen Fürsten wider deren Willen zu besehen, so wäre Franckreich, deme an dem Reich, als Nachbarn, wohl mehr gelegen, nicht minder befugt, denen Teutschen, die es begehrten, beyzubringen. Bey diesem bliebe es noch nicht, sonders der König bestärckte nochmahls die Schwedische Alliance zu Paris den l. November diß Jahrs 1634. worinn eine Französische Armee von 12000. Mann und jährliche Million Francken gegen Unterpfand von Elsaß, wie auch die Bcybehaltung der Catholischen Supi>Ue,Defen. Und muß man L 3 beken- 3^4 Geschichte von Schwe den bekennen, wann nur etwan zwey Aeickel gemildert, im übrigen aber mit Zurüchal- tung der Amnestie vielen Reichs-Fürstei nur nicht wäre gedrohet worden, so würde licht nur Schweden gäntzlich ausTeulschlandge, schoben, sondern auch will nicht saget die geistliche Güter, ja vielmehr die Relyion weit besser gefahren seyn; und das Hauß Oesterreich würde den rechten Grund zr der würcklichen Ober-Herrschafft über Tenschr land, und hlemit auch zu seiner Dauechaf- ligkeit geleget haben. So aber, weil man zu hoch gespannet, weil man die Absichigar zu deutlich blicken lassen, ist gerade in allem das Wlderspiel geschehen. Die Schwrden haben mehr bekommen als sie gewolt. Franck<- reich wurde in Sorgen gesetzt, und nahm Gelegenheit, auch einige Schwing,Federn auözurauffen. Die geistliche Güter giengen xcrBausch verlohnn. Die Religions-Sirei- rigkeit wurde zum Gesetz gemacht; und zu Entkräfflung, auch Untergang des Hauses Oesterreich, wobey zugleich daß Reich mitleiden müssen, nicht nur der Anfang, sondern auch eine Maxime daraus gemachet. Derer Friedens-Puncten waren folgende: I) Alle geistliche Mediat -und Immediat- Güter, welche nach dem PassauischenVer- tr dere, die nicht Reichs-Stände, nvchd:ssen Glieder seyn *, oder dasselbe anjetzl r.-co- ! ^nolciren **, item die, welche sich zu die- | sem Fried nicht bekennen, ob sie gleich Re chs- Glieder waren ,sollen vom Kayser mit Hülf- fe der Catholisch- und Protestantis. Mcht, ! welche diese herzustrecken verbunden werden, j darzu gezwungen werden. 8) Der Lber- und Nieder-SächsischeCreiß soll vonSchwe- i dischen Völckern gesäubert werden mitGe- >1 walt: Dergleichen Weftphalen und Nieder- ^ Rhein, besonders der Weser-Strom, y) > Der Churfürst von Sachsen soll seine Ar- 1 mee nicht als seine eigne, sondern als der Kayserlichen Majestät und des Heil. Reichs Armada commandiern, mit welcher Wolf- fenbüttel seine will, als einer Reichs-Armee ^vereinigen, und damit die Catholische zu den Ihrigen bringen sollen, es mögen die andere A. C. Verwandte zu diesem Vergleich sich bekennen oder nicht, io) Der Herzog von Lothringen soll in alles durch den tapfer und Stände restituim, und dabeykünff- tig erhalten werden, n) Der Kayser wird hin und her im Reich Besatzungen halten, welche von der allgemeinen Relchs- Anlag Zu * Vermuthlich zielet es auf Spanien, welches MklllMchMM paßiket. " * Vielleicht die Holländer. Geschichte von Schweden. 527 zu bcfolDctu 12) Der Kayser, als das Ober-Haupt im Reich, soll in bewaffneten Staid verbleiben. Alle andere Reichs- Stande sollen keine Truppen vor sich behalten, ausser was sie zu nothwendigerBe- setzurg ihrer vesten Platze bedörffen. Ein jeder soll all sein Volck mit Jh.Kayserlichen Maj:st. Armada conjun^iren. Diese soll dem Kayser und dem Reich Pflicht thun, und also aus allen Armaden eine Haupt-Arma- da gemacht werden, die solle yeissen derRöm. Kay'erl. Majest. und des Heil. Römischen Rerchs Kriegs--Heer. Aus demselben soll von Jhro Kayserl. Majest. Ihrer Churfürstl. Durchlaucht zu Sachsen ein ansehnlich Lor- puz zu Deroselben hohen Lommzn 6 o gelassen werden: das übrige volck alles soll immediate uMer Jh. Kayserl. Majest. geliebte- sten Herrn Sohn kcrstmsncl III. König zu Ungarn und Böheim höchsten Ocneraldom- mLnsto. und wann es Jhro Kayserl. Majest. nechst-Deroselben von Ihrer - und des Heil. Reichs wegen gantz oder zum Lyen zu cliri- xiren aübereit vertrauet hatten, oder noch vertrauen würden, seyn und bleiben. Und mit diesem Kayserlichen Reichs-Kriegs-Heer und dessen verschiedenen Lorporidu, sollen alle, die sich dem Fried entgegen setzten, oder den Kayser und das Reich noch weiter beun, ruhigen würden, nach einem besonders hie- zu schon abgefaßten Plan zu paaren getrieben X 4 wer- zrz Gesschichte von Scchweden. werden« iz) Bey dieser Armee solUn alle 1 Generalen und alle Personen vom höchsten I bis zum niedrigsten dem Kayser und dem i sprich treu und gehorsam seyn, und ihr einiges Absehen allergehorsamst auf die Röm. Kayferliche Majest. als aufdas einige Ober- , Haupt, und aufdas Heil. Römische Reich führen, und dazu mit sonderbaren Pflichten sich verwandt machen. Der Ungarische König und die Churfürsten sollen, wann sie das eeneralrr im Namen des Kaysers führen werden, der besondern Pflicht enthoben, und jhne die Pflicht davor gelten, mit welcher sie > ohne das dem Kayser und Reich zugethan j sind. 14) Zu dessen Unterhaltung soll das > Reich alsogleich 12o.Römer--Monat herschief- 1 sen« Die Ordonanh-Verpfiegung aber wird von Kayserlichen und des Reichs dommik. sarien rcp3ttiret werden. ie) Nach Haltung eines baldigen Reichs-Tages, und so-, bald die Ruhe wird hergestellet seyn, soll alsdann keine einige Rriegs--Verfassung im Heil. Römischen Reich weder vom Haupt noch Gliedern, zuwider der Kavserl.Wahl- (^zpikulztion, den Reichs-Abschieden und > Creiss-Verfassungen vorgenommen werden. ,6) AuchwegenkeinertsachefremVesVvlck aufdem Rcichs^Boden gelassen werden. 17) Alle HInionez. fie constr. uütte Geschichte von Schweden. Z29 ? mitte Erb, Vereine betriffet. 18) Es soll eine vollkommene Amnestia zugedacht wer, den von an. 1630. an, doch mit Beding, daß, wer selbiger gemessen will, diesen Fried I innerhalb zehen Tagen nach erlangter Wis- ! sensthaffr gänhitch und ohnverzögerlich an- ! nehme: daß davon die Böhmisch- und Pfälzische Händel, und was davon abhänget, ausgenominen seyen , von deren Vermsa- chern, «oeiffern und Befördern Ih.^ay- ! serllche VYlujeft. sich des Schadens und I Dojrens noch weiter zu erholen vorbehaltet. 20) Äuck feynd in einem Neben cK«- j cess, welcherChur-Sachfen in Geheim com- municiiet worden, und von eben der Kraft, ; als der Friede selbst seyn soll, eine Menge Ausnahmen von dieser Amnestie gemacher worden: z. E. Mürtcmberg, Baden, Dur- lach, Oettingrn, Löwenstcin, Hoheniotze, Erpach, Vscnburg, Nassau, Hanau rc. Andern aber schwere Modificationes vorger schrieben worden. Doch wolle man den Herzog zu Wümmberg und Baaden mit Einräumung etlicher Aemter einen Stands, gebührenden Unterhalt zukommen lassen. Vid. Londorp. Tom. IV. pag- 4 t 8 - 471, 1Z8. Ww m der Reichs-Verfassung, wie sie von Alters her bestanden,, vor und nach, zum Tbeil euch unter den Carolinern selbst, nicht recht bekannt ist, der wolle sich nicht rmbilden, ein gutes und gerechtes Urtheil von L j diesem zzo Geschichte von Schweden. diesem Friede zu fallen. Es gehört auch an diese nicht mit mehrern zu erläutern, wie solcher in dem innerlichen Wesen des Reichs verfangen, sondern wir halten uns nur beider Cron Schweden und ihren Alliirten. Niemand war hierauf härter zu sprechen, als Schweden und hernach Franckreich. Dann da Schweden von Sachsen und den Protestanten in Teutschland beruffen, und deren Begehren nach Möglichkeit erfüllet, solle es nun von eben denen hinausgejaget werden. Solches klagte Oxenstirn gegen den Churfürsten in einem Schreiben, Magdeburg den j6. JuJ, i6ze. Deme Sachsen antwortet, König Gustav seye seiner eignen Angelegenheiten halber, und zu Abwendung der Gefahr von der Ost-See rc. auf Teutschen Boden gegangen. Hernach wäre Teutschland so erschöpffet, daß ohnmöglich wäre, an Schweden einen Kccompenr abzugeben rc. So gewiß ist es, daß von einer halb-gebetenen Hülffe auch halb oder garkein Danck zu ge- warten, wann man nicht Macht hat, sich den Danck selbst zu verschaffen. Vid. Lon- dorp. IV. patz,487. &c. Woraufdannendlich Oxenstirn die einsweilige Erklarmig gethan, wie seine Prineipalin den Präger Fried mit Nichten eingehen fönte; well viele Stande davon ausgeschlossen; weil Sa-weden mit Franckreich verbunden, und einseilhig sich nicht einlassen könne; weil der Fried ohne. Geschichte von Schweden. z;r ^ Zuziehung derCronSü)wedcngcmachet worden, wider den Jnnhalt der Confcederation ; weil in selbigen Schweden nicht bedacht, ;vi- der selbiges geschlossen, und es vorFeinder- kläret worden rc. Vid.xlurLl^ondorp.Tom. IV. fol. 494. See. See. Weilen nun von Sachsen nichts zu erhal- ten war, sondernder Churfürst vielmehr mit einer Armee auf die Schweden lvßgieng, so ward in Schweden selbst berathschlaget, wie > man sich ferners zu verhalten hatte. Vor 1 allem zwar ward der heur zu End gehende Stillstand mit Polem am i2.Septemb.diß I Jahrs 16Z5. auf sechs und zwanhig Jahr lang verlängert; welches zu erhallen, die Schweden gleichwohl den bisher innhaben- den Theil von Preussen wieder an Polen abtraten: In Liefland blieb alles in Statu quo. Die Polnisch - und Lithauische Stände aber nahmen die Versicherung auf sich, daß der König ^‘Uladislaus, Sigismundi Herr Sohn, undEro von Schweden) noch auch desKö- nigö Bruder, und deren Nach>kommen in währendem Stillstände aus drm Reich Po, len und Groß-Hertzogthurn Lithauen, auch allen Dero untergehörigen Landern und Gebieten nichts wider die Cron Schweden oder die Königin oder nachkonimende Könige beginnen würde; noch wider dieselbe einer Schiff- Armada sich bedienen. Vid. Lon- dorp, Tom. IV. foj, 47g. Hiedurch wak Schwe» ZZ2 Geschichte von Schweden. . Schweden auf der Polnischen Seite gesi- I chert, und hatte gegen die Teutschen Hän- k Lei freye Hände. Dahero dann auf bald folgenden Reichs - Tag zu Stockholm im November disr Jahrs i6zr. beschlossen der ; Sächsischen Unfalls ohngrachtet keine der ' CronschimpsticheAnbietung anzuhören/sondern zu tapferer Fortsetzung des Krieges bis zu Erhaltung eines billigen Frieden der Königin mit allem Ernst an die Hand zu gehen. Worauf in der Königin Namen an den Churfürsten geschrieben, und sich theils beklagt, theils zu gütiger Unterhandlung an- ! gebothen worden den 2. Oec i6;;. Lon- I dorp. IV. psg. 547. Sachsen antwortete: Er nicht mit der Königin Christina, sondern nur mit Gustavo Bündnuß gemacht ; mithin seye solches mit des Königs Todt erloschen. Es ftye auch im Chur- Sächsischen Hause nicht Herkommens, sich in Bünd- nussen einzulassen, welche auf die Erben und Nachfolger, und mithin auf die Lande selbst fortgesetzt würden- Zudeme seyen die Personen, widerwelche meistensderBund angesehen war *, schon todt. Die Ursachen, welche zu demselben Bund Anlaß gegeben, seyen nun deyseits geräumet, und künte nichtaufdie Äriegs-Züge erstrecket werden, welche nach des KönrgeTodt vorgenommen worden: wie er * CkvttUM WaSevsta», TM rc. p Geschichte von Schweden. 333 - er dann hinnach ferne Truppen nimmer mit den Schwedischen vereiniget habe, noch einig andere Anzeige gegeben, daß er in der Verbindung beharre. Diese Antwort war erst gegeben im Lagerzu Halle den 28. f ebruar. 1636. Dergleichen noch mehr in einem anderweiten Schreiben ausgeführet wird. I.onclorp. IV. fol. 548. und geben diese Lateinische I Schreiben einem Slaats-Klugen gar frucht- ' bare Materie zum Calendcr- machen an die ! Hand. DeßgleichenauchinderLorrespon- | dcnz zwischen Schweden und Chnr-Bran» ! denburg. Dann als man glaubte, die Schwe, l dische Waffen wären zu Boden gebracht, nahm man sich kein Blat vors Maul, und sagte die Gedancken des Herhens fein redlich und teutsch heraus. Und so viel von der Schwedisch- und Sächsischen Correspon- denz dieses Jahrs, welche zwey Haupt-Personen anjeho spielten. 1Z9. Die übrige Herhoge zu Sachsen, Brandenburg, die Stande des Ober- und Nieder - Sächsischen Crayses, die Häufte- Städte, nahmen, weil sie sich änderst nicht zu helffen wüsten, den Präger Fried an, und sagten den Schweden einen gezwungenen Danck. Mecklenburg stunden die Haare Berg, weil sie der Amnestie halber mit dem Kayser sich nicht vergleichen komen. Pommern, ein erbloser Herr, welcher den einen Fuß schon im Gksid hatte, war froh, ZZ4 Geschichte von Schw eden twisihm der Fried gegönnct war, und halff selbst den Schweden wehe thun. Chur- Sachsen war der erste, welcher imOüober feindlich auf die Schweden zuschlug, und s Evocatoria dawider ergehen ließ, I.onäorp. lom. iv. fol. 546. Der erste Anlauff aber l über der Elbe bey Dömrtz kostete etlich tau- s send Sachsen das Leben, und dem Churfürsten die Artillerie, der Schwedische General Banner war Obsieger: und dieses war gleich- 1 fam das Vorspiel, wie es den Sächstsi Völkern ergehen würde, Zudeme wurden die Schwedenverstärcket durch dieVölcker, wel- jfyt nach dem PolnischenVergleich aus Preus- . ^ ssen heraus nach Teutschland giengcn. In diesen Quartieren drangen dieKayserr liche in Pommern bis Stargard und an dir Ost-S«/ konten aber Wollin und Stettin ‘ nicht bekommen. In den Obern Craysen gieng es auf den ^ nemlichen Schlag. Hessen hatte gern den Fried angenommen, walte aber zuvor wegen ; des Neben^ecesscr genugsam versichert seyn. Des Hertzogs von Würtemberg Gesandte, als sie LubmMon machen walten, wurden ; von dem Ungarischen König gar nicht vorgelassen, und ihm nur gesagt: Weil er aus der Amnestie ausgeschlossen, fönte er sich endlich bey Kayserl. Majest. melden, und ansuchen, daß sie ihm einen Theil seines Landes aus Gnaden wieder geben möchten. Der Mnrg- Geschichte von Schweden. 335 | Marggraf von Baden-Durlach, als er dieses hörte, meldete sich gar nicht an, sondern hielte sich an die Frantzvsen, und folgte ihrer Parchey, wie auch Herhog Bernhard vonWeymar, welchernoch dazu dasLom- mando der Schwedischen dasigen Völcker weiter übernahm. Straßburg und mehr andere, weil man sehr harte Antworten ihnen ertheilet, wollen weiter um den Frieden nichts wissen. Der Schwedische General-Major Vitzdum mujie aus Franckfurt am Mayu zie, hen, und zu Sachsenhausen sich an denKay- serlichen General Gallas ergeben,dessen Volk untcrgcsteckt ward. Worauf Herzog Bernhard die neue Schwedische Stadt Gustavö- burg verlassen, Maynh aber annoch besehet, welches aber bald an den Gallas Übergängen. HertzogBernhard verlasset also Teutschland gar, und flüchtet sich zu den Frantzvsen nach Metz: deme Gallas braf in die Eisen hauet; weil er aber in Lothringen ohnmög- lich sich halten konte, zog er sich zurück in Westerrich, nicht ohne Verlust. r4Q. Was mit Trier sich zugetragen, ist denckwürdig. In dieses Churfürstenthum h wollen. Gallas hatte bey Speyer und am j' Mittet--Rhein ein gut Volck wieder aufgebracht ; die allenthalben entsetzliche Hungers- ! Noth soll ihn verhindert haben weiterzuge- i hen, verschantzte sich dahero zu Drusenheim unter Hagenau im Elsaß. König Ferdinand, nachdem er den Lamboy und Gallas an sich gezogen, liesse diese im Julio in die Spanische Manche Comte, unö fielen so gar in das ! Hertzogrhum Burgund und die Französische - Lande ein, wobey der Ungarische König Ferdinand ein Manifest ausgehen lassen, wie daß der König in Frankreich bald nach demMan^ ruanischen Fried -sich mit Schweden wider den Kayser verbunden, die Stände des Reichs : aufgewiglet, die Kayserliche Dölcker hier und dar angegriffen, auch Lothringen eingenommen. Hiemit wolle er keineswegs Frankreichs Schaden suchen, sondern nur den König zu einen sichern Friede zubringen trachte» Viel. Londorp IV. f. 572. Der Schwedische General Banner tummelte sich im Brandenburgischen herum, wie auch in Sachsen, verlohr aber Magdeburg, /van Sachsen übergieng; hingegen besetzte I Geschichte von Schweden. 339 er Lüneburg, ^lalckberg und Winsin: und j nachdeni er den aus Preussen gekommenen : Wrangel an sich gezogen, griff er bey VPtt« stock in Brandenburg die vereinigt Sächsisch-und Kayscrlichc an, und erföchte einen blutigen Sieg, welcher den Sachsen vier tau* send Köpffe, 127. Fahnen, 19. Standarten, 3Z. Stuck und alle Bagage weggenommen, ohne ein paar tausend Gefangene: die Schweden mögen auch bey 3000. eingebüsi» I set haben. Worauf Banner freyes Feld I bekam; Erfurt ergiebt sich ihm: Wrangel schwärmet in Brandenburg und Pommern j herum: Leßle in Westphalen, allwo erMin, , den eingenommen, und Oßnabruck entsetzet. 1 Hertzog Bernhard von Weymar,nachdem ihm Gallas völlig in Franckreich getrieben hatte, begäbe sich vollkommen in Frantzvsi- sche Devotion, bekam da einig Volck, mit welchem erBergzabern erobert. DieFran- tzosen unter dem Cardinal Valette nahmen Befort und Ober-Ehenheim weg, und gien- gen Nachwahl vorDole inderFrancheComte. Der Hertzog von Lothringen folgte ihnen auf dem Fuß nach, entsetzte Dole, und drang in dasFrantzösische oderHertzoglhum Burgund ein, welches ganh in Lomribucion gesetzt, und vor die Haupt>StadtI)sion sich gcleget, sonderlich da (-alias mit 10000 . Mann Kay- ftrlichen zu lhm gestoßen. Allein der Cardinal und Hertzog Bernhard erholten sich: ’P 2 Gal» 340 Geschichte von Schweden._ Gallas verlohr in den bösen Wegen und Wetter zwey Dritlheii seines Volcks, und ^ LieFrantzosen spieleteninFrancheComtewie- ; derum den Meister. In Schweden selbst und bey dem Reichs- Cantzler Graf Oxenstern hatte man Ursache sich jetzo mehr auf Klugheit als Macht zusteu- ren. Zu dem Ende war eine andere Einrichtung gemacht. Die Schweden hatten bißhero zum Fundament ihres Kriegs die Bündnuß der protestirenden Stände. Solches sehte ihnen zwar grössere Macht an Volek zu, aber auch tausenderley Himernussen in Rathschlägen; mästen so vielKöpf niemahl in ein Horn zusamm bliesen. Nun aber, da die Stände meistens den Präger Fried ange- ; nommen, die Schweden beyseits gesehet, oder sich gar entgegen erkläret, handelte Schweden hinfüro nach seinen Kopf allein, suchte keine Bündnuß mehr mit den Ständen, sondern wer nicht mit hielte ward feindlich, oder doch so gehalten,wie es den Schweden wohl anstünde; hiemit tonten sie derer teutschen Landen sich vollkommen bedienen , und hatten in übrigen freye Hand; so ihnen auch nicht wenig Vortheil gebracht. Damit aber der Kayser auf der andern Seite zuthun und mcht Gelegenheit hätte mit Sachsen gegen Schweden alle seine Kräfte zuvereinigen, so ward mit Franckretch ein neues Bündnuß eingeschlagen zuSt. Gernian inLayen den April i Geschichte von Schweden. ;^r April I6z6. Worinn i) zu Befriedigung des Reichs wider die Kaoferlich-und Spanische Truppen in dem Reich, auch zu Sicherheit der Lronen Franckreich und Schweden,wie dieWorte lauten,abgezielet wird: Hers nach 2)wlleFranckr.denKrieg in denen jenseits des Rheins gelegenen Oesterreichifchen Landen führen, Schweden aber in Böhmen und Schlesien, z) Die vertriebene Reichs-Fürs sten in ihre Lande restimirel, 4) die tcutfche Sachen nach dem Zustand an. 1618. hergestellet, f) von Franckreich an Schweden jährlich eine Million Pfund gezahlet werden rc. Tonclorp Tom. IV. f. f66. Was übrigens auf den Churfürsten-und Wahl-Tag zu Regensburg,wegen künfftig mit Franckreich und Schweden vorzunehmenden Friedens-Tractaten, zwischen dem Kayscr und denen Churfürsten gepflogen worden, gehöret zwar einiger Massen hieher,wird aber Kürtze halber nur zum nachschlagen angezogen. Vici. Londorp Tom, IV. pag« 583. &c- 142. An. 1637, hatten die Schweden vorr wenig Glück zusagen. Banner bekam zwar Torgau, muste es aber wieder verlassen, auch die Belagerung vor Leipzig aufheben, und in den kümmerlichsten Stand fonte er kaum durch List in Pommern entkommen. Gallas gieng ihm auf dem Leib, Usedom die Insel, Wolliri, Molgast, Dömmin und alles > Y r war 94 .2 Geschichte von Schweden. R war ihm verlohreu, ohne Stettin, An'lam, I Grcyftwald, Stralsund, Wssmar, ui.) die » Insel Rügen, daß alw in ganhTcukschand, \ ausser diesen övten, wenig Schwedische Haa- I re zusehen waren. Daran sie selbst / mgen ihre wcitläuftigenZerstreung S6)u!d httlen. Ja es würden die Schweden dem leuschen Boden haben müssen gute Nacht sagen wan dieArmee desKaysers so gut wieder den Feind, als zum Schwelgen und Verderben derLan- I der wäre etngcnchtek gewesen. Eine vnge- ! heure Menge Officiers; keine Sorge vor ' Proviant/sondern eine Art vom Raub ju le- > ben; zwanhig tausend Bagage-Wagen; ein I unzähliger Troß; und der darauf nothwendig folgende Hunger und Sterb brach teu seü i ne Armee biß auf den Wrnker in so.chen ^ Stand, in welchem die Schweden zu Anfang . des Feldzugs gewesen. ; Die Sachsen und Brandenburger trieben , auch die Schweden aus der March und von l der Elbe weg. Der Heroh zu Lüneburg that I dergleichen mit Lümburg und Winsen. j Hanß von der Werch zwang die Feanr Hosen durä)Hunger,ausEhresibreitstein oder ^ Hernianstem der Trierischen Vestung zuzie- J hen, allwo der Feldmarschall Bussy Conv mend.mt im neuen Bau achtzig Ratzen auf I feiner Tafel verzehret hatte, welche er den Soldaten vor so viel Kopfstuck abgekaufft. Durchdiese Czoberung ward der unter Rhein | Geschichte von Schweden. 34* I von Französisch und Schwedischen Völ- I ckern allerdings befreyet. Am Mayn gieng 1 auch Seligenstadt und Aschafenburg an die l Kayserliche über. Hertzog Bernharden glückte es hcur etwa- besser,Franckreich gab ihm Volck und Geld, mit der Vollmacht, den Krieg unter seinem eignen freyen Commando zuführen. Er breitet sich hiemit erstlich in Franche Comte aus: schlüget den Hertzog von Lothringen und Kayserlichen General Mercy. Die Frantzosen am Ober-Rhein hielten sich mit denen dabey befindlichen Teutschen | desto schlechter ; sie verliessen alle Schantzen * die sie am Fluß besetzet hatten, und spielte ! Hanß von der Werth auch hier den Meister. Übrigens ist dieses 1637. Jahr Kays.ker- dinand II. gestorben, und ihm Ferdinandus III. glücklich nachgefolget. Jmgleichen starb Logurlaua der letzte Hertzog aus Pommern, worauf Schweden wegen den Tractaren Königs Gustavi Adolphs Brandenburg aber wegen älterer Erd-Vereinigung Anspruch machten. Im Westphalischen Fried würd das Land unter beede getheilet. 143. Das Jahr l 6 z 8 . weit dasverloffe- ne so unglücklich vor Schweden gewesen, nöthigte selbiges auf eine engere Verbindung mit Franckreich zugedencken. Solche ward getroffen zu Hamburg den 6 . Mertz st. no. rs; 8 , unter dergleichen Abreibungen; r) der 19 4 Krieg 544- Geschichte von Schweden.' Krieg soll fortgeführet werden wider Kryfer ; Ferdinand III. und das Hauß Oesterreich» “ 2) Die Religion und Güter der Cacholi- scheu sollen ungestüm bleiben, z) Franck- reich reichet an Schweden jährlich an statt einer Million Pfund viel lieber 400» tau- : send Thaler in specie. 4) Die übrige , Puncte erörtern/ wie man sich im vorhaben- Den Friedens^Gesthafft, so damahls zu Eöla und Hamburg anfangen sollen / zuvcrhalte» hätte/ und wegen der Sicherheit derer Relchs- Stände auch deren Zuziehung zu der Frie- dens-Handlung: welches den Cronen um so nöthiger fchienc/weil derKayser keinenRei6)ss stand zulassen wolle, und Trier namentlich ; ausschloß.^Vid. Londorp Tom. IV. f. 68-» ! Ludolph Schaubühne an. I6z8»k-6Z4. In Pommern hatte man erstlich muHun- zer und Pest zustreiten, maffen auch viele Einwohner gar aus dem Land und nach Polen geloffen. Banner verstärkte sich biß auf SO. taufend Mann halb Fuß - Voich hald Reuterey/ und sprach damit dem Gallas so lkräfflig zu, daß dieser endlich Pommern verlassen, und nach Böhmen heimgezogen/ woher'er vorm Jahr kommen war. Herhog Bernhard nur seiner aus allerley Ration zukam geklaubt- aber nach dem Beyspiel des Anführers tapfern Armee, besehet die Wald - Städte am Rhein: schlüget sich bey RhettifMLii mit den Kayserlichr und Bayri, fchea von Schweden. Z4s schen erstlich ohne Vortheil,gleich daraufaber ' desto glücklicher, indem er den Hanß von der ; Werth nebst allen Generalen und Obersten der Armee gefangen bekommen. Nach diesem hielte er mit dem Kayserlichen General Göh ein schweres Treffen bey Wittenwcyer vor Breysach, in welchem er endlich obgesic- i §et, 8;.Fahnen und Standarten erobert,und solche nebst dem Hanß von der Werth dem König nach Franckreich üderschicket. Er belagert hernach Breysach, und umschantzet es völlig, solches mit Hunger zubezwingen,weik : er am Volck zu schwach war; der Lothrin- j gische Entsatz wird geschlagen; Frantzösischer > 8ecours unter Oucbri'sn und'I'urennc kom- ^ met an; und vbschon der Herhog von Lothringen und Götz mehrmahlen den Entsatz vergeblich gewaget, ergiebl sich doch die Ve- stung endlich aus äusserster Noth an den Her- tzog Bernhard also, daß im Accord von Franckrcich keine Meldung geschehen, welche- zu Mißvergnügen grossen Anlaß gegeben. 144. Im Jahr 1639. änderte sich der Zustand mercklich. Banner verfolget den Gallas; hebet an vielen Orten mNteder-Sach- sen, Thüringen und so weiter die Kayserliche und Sächsische Partheyen und Generalen auf; tringet in Böhmen ein; schlägt alldcr bey Bunhlau die Kayserliche unter dem Hof- Kirch' unbXäonrecuculi, die er beyde gefangen bekommt. Er war zweymahl tzorPraq 546 b eschichte von Schweden. l gekommen, und hatte etliche Feuer »Äuglen ! vom weissen Berg hinein gemorsten; doch 1 die Stadt anzugreiffen sich nicht getrauet. ' Von hieraus ließ erStaltzantfchen in Schle- ' sien gehen, und Königsmarcken in Francken, um die Kayserliche allenthalben zubcunruhi- , gen. Achtele auch nicht, daß ihm Hahfeld , und die Sachsen im Rucken stunden, die sich > zu Dreßden vcrsammleten. i JnPomern fielDömmin an dieSchwe- j den, welche weiters Francksurl an der Oder, ! so die Kayserliche zubesehen vergessen, eingenommen, von dar sie einen offenen Weg in Schlesien hatten. > Bey so dewandlen Sachen trennt sich der ! Nieder-Sächsische Kreiß von dem Präger- Fried, machet seine eigne Kriegs-Verfassung um die Neutralität zuerhalten. Welches der Kay'rr auf keine Weise gedulten will. Vid. Londorp Tom.lV.pag 696. Wär Hertzog Bernhard aus Elsaß herein ins Reich gerucket, so hätten die Kayserliche allenthalben schlechten Marckt behalten. Allein dieser weil er mit Franckreich nicht mehr gut stunde, trauere sich nicht zucntfernen. Zudem war es ihm um die Schweden nicht fonderitch zuthun, er suchte sich vrei mehr ein ergen Reich zuerwerben, nemlich Brcysach vor sich zubehalten; welches leicht aus seiner neuen Müntz, so das Sächsisch-und Breysachische Äappen vereinbaret, abzunehmen Geschichte von Schweden. 347 war. Dieses Beginnen verdroß die Fran- tzvsen nicht weniger als die Oesterreicher. Jene, weil sie den Hertzvg aus dem Staub, so zu sagen, wieder erhoben, und zu der Eroberung die Macht hergeliehen hatten. Diese, weil ihnen Breysach unter einem Sächsi- schen Fürsten stehend ohnmöglich gefallen konte. Daß man also wohl sagen kau, es sey bey diesem Handel dem Herhvg Bernhard die Klugheit zerrunnen, weil er geglau- bet Schweden nicht mehr nöthig zuhaben, und wider zwey mächtige Häuser Franckreich und Oesterreich bestehen zukömmt. Wann er nicht viel mehr den Antrag dahin gemacht, mit Zurückgab der Vestung bey Oesterreich sich in Gnaden herzustellen. Wie dem sey so hat er auch in dem sich vergangen, daß er eine Catholische Kirche in Breysach den Lutheranern eingeräumet, wodurch er beedcr- seits schlechte Ehr eingelegt, und die Breysa- cher selbst, die er hätte gewinnen sollen, äusserst abgeneigt gemacht. Solches empfun- de Franckreich sehr hoch, welches ohndem denen Bayrischen dort herum seyenden Gruppen unter der Hand gut war, und selbe, wo es thunlich war, schonte. Hiemit blieben erstlich die Frantzösische Gelder dem Hertzog aus: und damit derselbe sich nicht versiar- cken könte, wurden zu Straßburg und Bafel Frantzösische Werbungen angelegt, weiche so gute Müntz auf die Hand gaben, daß alles 348 Geschichte von Schweden. «lies den Franhosen zulieffe. Gleich in diesen Umständen überfallet ihn eine unbckante Kranckheit, so ihn schnell aus aller dieser > Zweiffeihafrigkcit und in den Todt gezogen j gezogen den 8. Juf; 1639. man argwohnte er > wäre am Gisst gestorben. Das kan auch ; endlich seyn. Daß aber der Französisch-oder ' ein anderer Hoff sich hiemit sollen beflecket ! haben,ist nicht einmahl wahrscheinlich. Dan l so wohl derKayser als Frankreich noch Mit- ' lel genug in Handen hatten,ihn oder doch dessen Leute jut Raison zubringen. Nach seinem Todt war die Frag, wem des- > fen Armee gehörte? die Officier davon dach- I te einer drß, der andere das, wann nur ein ! recht Großmüthiger und von hoher Geburt ! dabei) gewesen wäre, so würde er vielleicht ■ sich angemaßet haben in des Hertzogs Platz einzutretten,und seiner eignen Cchautze wahrzunehmen. Allein sie erkanien wohl aufwie eine hohe Spitze sie sich wagen wüsten. Die Schweden wollen behaupten, weil vorhin der Herhog unter ihrer Pflicht und Diensten gestanden, so gehörete ihnen auch annoch dessen Armee zu. Wogegen die Franhosen ein- * wandten, wie sie mit dem von Schweden längst verlassenen Herhog besonders lracti- ret,lhm das Commando übergeben,und den Sold auch andere Kosten gereichet. Des abgelebten Herr Bruder Hertzog Wilhelm zu Dachst» Weymar zeigte einige Lust, dich Armee, ( Geschichte von Schweden. 549 Armee, und die von derfelbigen inhabeude viele Platze in Besitz zunehmen. Er hatte aber den Präger-Fried angenommen, der ihm verboth einige Armatur vor sich zubehalten; und der Vorschlag, den er gethan, solche Lande biß zu Ende des Kriegs als neutral zubehauptcn, wölke niemanden in den Kopf. Die Schweden giengen darauf um, wie sie dem Pfaltzgraf und Churfürst Carl Ludwig dasselbe übergeben möchten, womit l 640. auch ein Reichs, Tag gehalten, und weil man nun sahe daß nirgends mit Ernst an den Frieden wolte gegriffen werden, war der ernstliche Antrag auf Fortführung des Krieges gemacht. Von vem Frantzösischen Gesandten d’Avaux zu Hamburg begehrte Salvius der Schwedische; Es wüsten neue Tractaten gcmachet werden: Die Franhssen wären den vorigen Articklen nicht nachgegangen: die Zeiten hätten sich suppl.p.Des.ji.H.iii.Zi). Z auch 3S4 Geschichte vo n Schweden. auch veränderet: die Länder wären verwüstet : die Armee kostete mehr: die Werbungen würden schwerer: man mäste stärckere ' 8ub66icn-Gelder haben. DieReichs-Vor- mündec in Schweden krängen auch darauf, Franckreich möchte dem Krieg an dem Ober- Rhein ernstlicher nachsetzen, un durch Schwa- ben und Bayern in Oesterreich entringen: auch wegen des Bernhard-Wepmarischen Kriegs - Volcks Satisfaction geben. Auch ward vorgeschlagen, ob man nicht andere Or- ! te als Cöln und Lübeck zu den Friedens- Handiungen erwähln solte, wo man naher , beysamm seyn tonte: und wurde damahls > Münster und Dßnabrück auf die Bahn gebracht, wobey es auch nachmahls sein Verbleiben gehabt. Mit Holland ein Bindnuß zumachen, gab uicht nur der teutsche Krieg Gelegenheit, sondern auch die Lron Dänemarck, welche den Zoll im Sund merckiich erhöhet, und mitten darinn eine Schantze aufgeführet zu Sperrung der Schiffahrt; wiewohl sie von dem ersten Sturm wieder aus dem Grund gehoben worden. Das gantze Bindnuß, so errichtet zu Stockholm den io. Ma» 1640. zielet auf i»it Aufrccht-Haltung der Schiffahrt und Handelschaffc im Balthischen Meer und der Ost- Sec,biß in den Canal !a manche: und solle ein Theil den andern in Kriegs- Zeilei» mit 4020. Soldaten beystehen, oder Geschichte von Schweden, 3u ! lan statt der Mannschafft vor /edes tausend KVolckMonathlich 4ooO.Reichskhaler erlegen. kBey Londorp Act. Tom. IV. pag 824. biß 82y. allwv alle Reichs, Räthe und Reichs- Vormünder mit Nahmen unterschrieben zu lesen, und die damahlige Schwedische Fami- lien daraus zuersehen, als Brahe, de la Gardie, Güldenhelm,Dchsenstirn,Skyre, Banner, Llemming, Soop, wränget, Bonde, Apelsen, ^örck, Sparre , Horn, Bielcke, poste von Halle, Torstensohn, I^agge von i\efe, Ryning, ^arck. Übrigens ist dieses Jahrs auch die verwit- | tibte Königin Eleonora Maria aus dem Reich, i und nach Holstein gantz in geheim entwi- j chen; well man ihr ihre Wittib-Gelder ver- kürhet, ihre Briesse erbrochen, und ihre Frau Tochter die Königin Christina nicht zu ihr gelasien; wie ste alles solches an den Hoffen bekant machen lassen: welches die Schweden zum Theil, was das erste belanget, ver- neinet; übrigens aber sie beschuldiget, daß sie allezeit grosse Abneigung gegen die Schwe, dlsche Nation verspühren lassen, auch niemand von der selbigen unter ihre Bediente aufgenommen. -46. An. 1641. ward auf dem Reichs- TagzuRegensburgimBerathschlagung Friedens und Kriegs fortgefahren, und den «7. Jenner an die Königin in Schweden ein Schreiben beliebet, im Nahmen der Chur> Z 2 und 3 s6 Geschichte von Schweden. und Fürsten und Stände, worinnen sie die Meynung abzuleinen suchten,welche Sr.Kö- nigl. Würde von einigen beygebracht wor- , den wäre, ob solle der Kayftr und das Reich 1 dem Friedenswerck so abgeneigt seyn, und gegenwärtigen Reichs-Tag nur zu Verstär« ckung des Krieges vorgenommen haben rc. gleichen Lautes wurde den 18 . an die Schwe« ! dische Stände geschrieben, und etwas weit- ! läuftiger an die Reichs - Räthe. Welches > ein gar löbliches Werck war. Dann wann i die kriegende Partheyen allen Briefwechsel untereinander aufheben und vermeiden wol- , len, so machen sie die Gelegenheit zum Fried j fast ohnmöglich, da doch dieser das Ziel und Ende des Krieges ist, und was die blutige Säbel verderben, fast nur allein durch die leichte Feder kan wieder verbessert werden. Diese Briefe wurden durch einen Trompeter von der Mayuzifchen Cantzley an den Schwedischen General Banner gefchicket, mithöfiü cher Ersuchung,demTrompeter biß inSchwe- den passe ports zuertheilen: Banner aber hak ! solche geschwindererFortbringung halber, an den Schwedischen Minister Salvius nach . Hamburg gefchicket. Dergleichen Schreiben ergiengen auch vom 2 . Mertz an die Könige zu Franckreich und Spanien. Und ist an alle drey Cronen Lateinisch nach dem alten Stylo das Prädü rat Dignitas behalten worden, nachdem Geschichte von Schweden. | dem man wegen Frankreich und Spanien ; über das Präbicat Majestas deliberitct, und selbes verworffen. Der Eingang war bey Schweden: 8erenilHma lieZina, Oomina l ClementitHma 8cc. bey Franckreich: Chri- I stianissimeac PotentissimeRex&c.btt)0pfl>' I nien : Catholice ac PotentiiTime Rex. Dir I Antworten darauf seyud auch bey Ronäorp s Dom. V. zulefen. DieSchwcdisch p. 25 o. welches weitläuftig, und dre bißherige Auf- ! führung so wohlZönigs Lulkavi, als weiler§ ^ der Cron Schweden zu rechtfertigen suchet/ und zu denen Friedens-Handlungen Münster und Osnabrück vorschlaget/ bey welchen zwey Orten es auch nachmahls sein Verbleiben gehabt. 147. Indessen als man zu Regensburg Rath hielte, kam der Schwedische General Banner vor die Stadt, worin der Kayser sammt dem völligen Reichs-Tag war. Zum Glück war die Donau offen, worüber Banner so leichtlich nicht setzen konte, ansonst wurde in kurtzer Zeit der Hunger ihm alles in die Hände gespielet haben. So aber ward Zeit gewonnen, die Kayserlich» und Bayrische Vöb cker zusamm zuziehen, bey deren Annäherung Banner sich nachcr Lbam zurückzöge; woselbst ihm aber Piccolommi eine ziemliche Schlappe ohnverfehcns versetzte. Nichts war ihm übrig, alsssich in Meisten zurück zuziehen; all wo er^ohnlangst darauf den 10. May mit z s8 Ge scbicbre von Schweden. Todt abgienge. Ein geschickter Genera!, i wann er nicht dem übermäßigen Trunck, damahliger Zeiten Mißbrauch nach, zuviel un- ; terlegen wäre. Das nun von einem Haupt entblößte - Schwedische Heer ward im Junio von Ertz- ' Hertzog Leopold Wilhelm bey Wolffenbüt- ^ tel angegriffen: wobey er doch wenig Glück ; hatte, und wohl drey tausend der Kayserlich- ; und Bayrischen sitzen liesse. Weit mehr litte die Schwedische Armee von dem Geld- Mangel, und von der innerlichen Unordnung, welche daher den Ursprung hatte, weil der > neu-bestellte Feldmarschall Corstensohn we- !! gen seines Podagram erst im September aus I Schweden zu Stralsund ankommen konte. ! Und überhaupt war in Schweden unter dem Reichs.'Rath eine vielköpfftge Regierung. Zudem ist es eine vielen Verhindernussen ausgesetzte Sache, mitten in einem fremden so grossen Reich als Tcutschland ist, seine Armeen halten. In den übrigen Gegenden Teutschlands konte von feiner Parthey viel wichtiges unternommen werden. Die entsetzliche Noth und Abgang aller Orten war allenthalben der allgemeine Feind, mit welchem man in die Wette berum zuringen hatte. Solche Noth, und das nun wiederum ziemlich geschwächte Hauß Oesterreich, auch die Antringuug der gcsammken teutschen Reichs- Stände Geschichte von Schweden. Zs- »Stände bewogen endlich den Kayser, die I Hand etwas näher dem Friede zubieten: k dann Portugal war nun von Spanien wieder abgefallen,und hatte seinen eignen König angenommen, mit welchem die Spanier einen scharffen Gang zuwagen hatten, mithin dem Kayser dcstoweniger Hülste zulegen kon- I ten. Dannenhero endlich den 20. s die von den Ständen verlangte General- ^mnelbie von dem Kayser ertheilet: den 26. die unbeschränckte Gelcits-Brieffe gefertiget: [ und den 25. December zu Hamburg ein ge- wister prseliminsr-Keccis unterschrieben worden, zwischen dem Kayserlich. Frantzösisck)- und Schwedischen Gesandten. Viel. Lon- dorp Tom. V. f. 760. 148. An. 1642, nachdem Torstensohn in Schlesien und Mähren übel gehauset, Ol- müh mit einer grossen Beute erobert, setzte er sich bey Leipzig. Hier brachte er denen ihm zusetzenden Kayserlichen, so von Ertz-Hertzog Leopold angeführet wurden, eine grosse Nie- derlag bey. An Todten und cfangenem waren biß 9020. gezehlet, nebst 180. Fahnen und Standarten, Artollcrie, Bagage, Cantz- ley. Dem Erh-Hertzvg selbst würde es das Leben gekoster haben, wann nicht die ihm an die Brust gesetzte feindliche Pistohle versagt hatte. Aber auch die Schweden misseren dabey den Kern ihres Bolcks es war den 23. Octobr. Auf dieses muste auch Leipzig fal- Z 4 len, 3 So Geschichte von Schweden. len,und emeLontriburion von 150. tausend Tbalern erlegen. In Westphalen qienq es dieses Jahr nicht ! kallsinigerher.DieFrantzosen unter demOuc- | dri^n.wozu die Hessen gestossen, behielten dw Oberhand wieder den Lamboy, und Mercy, weiche im Treffen gefangen wurden, wobey ' etliche tausend auf dem Platz blieben, 160. Mahnen und Standarten, dle gantze Bagage und sechs Stuck den Kayserlichen verlohnn-auch mehrere Plätze an die Hessen über-- > gangen. Allem Hatzfcld, und die Bayrische ! Generalen Wahl und Hanß von der Werth , klaubten dasVolck wieder zusamm,und trie- ^ den den Guebrian nach Wesel am Rhein/ von dannen er über die Weser und durch Toüringen endlich nach Mergentheim sich herumgezogen. > Unterdessen sollen die Friedens-Handlun- j gen ihren Anfang nehmen. Die Frantzosen j und Schweden hatten auch die Pralimina- , ricn schon unterschrieben. Ein gleiches hat- ! te der Kayserliche Gesandte Lutzau gethan: i welchen aber der Kayserliche Hof wegen sol-- > cher Ubereylung abrussre, und die Handlung > zu verzögern suchte. Vid. Londorp.Tom.V. I pag. 773. &c. Dann nachdeme der Französische erste Minister, Cardinal Richelieu. mit Todt abgangen, sahe man einer grossen Scaacs- Veränderung entgegen, und hoffte ein besseres Glück, nachdeme sich die Spanische Geschichte von Schweden. 361 Nische Waffen in Catalonien günstiger anließen. Dahero gab es bis »n den August zu thun / daß der Kayser zur Gutheissungder Präliminarien gebracht wurde. Zu deren Auswechslung ward der 29 Augrrst bestimmet, und zu würcklicher Eröffnung des Con- gress der erste December. 149. An. 164z. Nachdeme auch der vorige Handlungs-Termm fruchtloß verstrichen, so benennte der neue Kayseriiche Gesandte Graf Johann Weichard von Auer- sperg den n. Tag Julii zu diestm grossen Merck. Die Gesandte fanden sich auch zu bestimmter Zeit nach und nach ein. Allein da man nun glauben solle, der König in Dänemarck würde die bishero über sich genommene Friedens-Mittlung aussah, ren, ward dessen gewaltige Kriegs-Rüstung dem Schwedischen Rcichs-Rath je länger je mehr verdächtig. Sie forchten, Dänemarck würde hiedurch den Fried zu Schwedens Nachtheil einleiten. Darzu kamen vielfältige Beschwerungen wegen der Zölle im Sund. Weil nun dergleichen auch die Holländer und alle Oft, See-Fahrer hatten, gedachten die Schweden, deroselben Gunst und Hülste zu geniessen, im Fall es dieser!- wegen zu einem Bruch kommen solle. In solcher Vorsicht war auch schon an. 1640. mir den Staaten eine Bündnuß getroffen worden, Hiemit hatten die Schweden das Z s Hertz, 3 62 Geschiehve von Schweden. Hertz, mit dem Ende dieses Jahrs unter dem General Torstensohn in Dänisch Holstein einzufallen, ohne doch vorhin den Arieg an- zukünden. Darauferstwurden einige Schriff. r tcn gewechselt. Hon 6 orp. Tom. V. pag. t 838. &c. und wurde im folgenden kebruari ! erst ein Schwedischer Herold mit Absags- j Briefen nach den Dänischen Cüsten abge- i schicket. lelem pag. 87r §cc. Da indessen ! das arme Holstein binnen > 8 . Tagen vol- * lends in Schwedischen Händen war, welche ^ mit grossen Schnitten demselben das Fette benahmen. Nicht minder ward den Schwedif. Rath- 1 schlagen beygemessen, daß derSiebenbürgi- > sche Fürst Ragozky mit einem gewaltigen Heer ^ in Ungarn eingedrungen, um die Kräffte des Hauses Oesterreich wo nicht zu schwächen, doch zu vertheilen. Ehe Torstensohn nach Holstein fuhr, hatte er sich in Böhmen und Mähren weidlich , herum gezauset. Nach seinem Abzug ließ er den Königsmarck zurück, welcher Halber- stadtmit List eroberte, indem er in die um die Stadt verwüstete Häuser eine Anzahl guten Volcks practicim, hernach ihrer sechs brafe Kerls in Bauer-Kleidern mitGraß-Bürden auf dem Rucken uncer die Thore ziehen lassen, welche die Wache erschossen, und ihren Cammeraden Lufft zum Einbruch gcmachet haben den 13. Jul. I i Geschichte von Schweden. z6z . In Schwaben haften die Frantzosen dem ^ Hannß von der Werth eines versetzet: welcher aber bey Hammersdorff die Scharte wieder auswetzte, sie schlug, alle Bagage wegnahm, und über den Rhein zu ziehen nöthigte. Es ward zwar Guebrian wieder mit 14000. Mann verstärcket: doch weil Ranzau des Cardinal Mazarini Günstling ihm nicht Folge leistete, ward mit diesem Volck ein , übereilter Marsch gegen Bayern angestellt, obngeachtei des schon eingefallenen Schuee- Wetters. Man hielte sich vor Rothweil auf, nachdem der Vorlrab vom General Spork ! geschlagen war. Guebrian bekam allda einen tödtlichen Schuß. Hannß vor» der Werth zog alle Bayrische und viel Kayserliche Truppen zusammen, machte doch die Frantzosen sicher mit öffentlicher Anweisung der Winter- Quartiere in Bayern: daraufwendetersich unvermuthel gegen sie, erobert gleich das Geschütz vor Dutlingen, zerstreute sie völlig: und weil die meiste nach Lauffcnburg entflohen, so pflegte mau damahlszu sagen : Die Fran- zosen hätten den Proceß zu Roiweil (wo ein altes Äayserltchcs Hof-Gericht) verrohren, und nach Lauffenburg appellitet. Fünf taufend, samt dem Ranzau, waren gefangen, einige tausend getödtet. Bey denen Friedens Handlungen gab es noch vvrlauffig harte Widersinnigkeiten ab. Frankreich und Schweden verlangten, die Reichs- 364 Geschichte von Schweden. Reichö-Fürsten sollen den Congress hcfd)u> cken. Der Kayscr war entgegen, und wolle behauptet werden, die Majestäts, Rechte in Teutschland, worunter die Friedens- Schiiessung, käme dem Kayser alleine zu, und hätte darzu der Fürsten und Stände Gut- ! achten nicht vonnöthcn. Die Churfürsten ! waren in so weit damit verstanden, daß der . Kayser, ohne sie nicht, wohl aber ohne die Fürsten schliessen könte. Die Fürsten behaupteten gleiche Rechte. 152. An. ,644. übergaben Johanlt Open- stirn und Joan. Adler Salvius als Schwedi- ! sche Bevollmächtige bey dem Friedens-Lon- ^ > Lrcss ein ?rojeÄ, um Friede zwischen den . Cronen Schweden und Frauckreiä), aus dem ; Hauß Oesterreich und dessen Helffern Ausländischen und Teutschen zu gewinnen; worinn die Haupt-Stucke diese waren: o eine allgemeine ohnumschriebene Amnestie auf den Stand des Jahrs 1618. mit LalUrung aller Aä)len, Urtheilen, des Präger Friedens rc. 2) Herstellung des Religion-Friedens: und daß dessen auch die Reformirte zu gemessen haben solten. z) Keinen Rö- nuschen König bey Lebzeiten des Kaysers zu wählen. 4) Ohne freyer Einwilligung aller Reichs-Stände keine neue Gefttzezu machen, oder alte zu erklären: noch Krieg und Kriegs-Rüstung anzufangen: Fried oder Bündnuß vorzunehmen: denSrandeu Schätzung r , Geschichte von Schweden. 365 hung aufzulegen: irgend einen Standseiner Landen zu entsetzen. 5) Beybehalmng aller Regalien der Stände, und sonderlich das Recht/ mit AusländischenBündnußzu ihrer Sicherheit zu machen. 6) Alle Religions- Zwistigkeit gänhlich und in Güte zu vergleichen. 7) Breden Cronen eine solche Ver» i gnügung zu verschaffen, daß sie vor das Ver, gangene schadlos, und vor das Künfftige versichert bleiben tönten. 8) Schweden und Franckreich, auch dieTeutscheFursten sollen ' Garants, und berechtiget, auch verpflichtet I seyn, denenjenigen mit Rath, Thal und Waf- I fen beyzustehen, welchen nachhero der Fried in einigem Puncte nicht gehalten würde. Denen Kayserlichen war erstlich die Amnestie nicht anständig. Hernach der zte, 4te und ste Punct; worein der Kayser sich nicht lassen, noch mit auswärtigen Cronen davon, handeln wolte, weil es die Rechte desKay- sers und den Staat des Römischen Reichs beträffe. Der Kayser begehre ja alle und jede Churfürsten und Stände bey ihren Rechten zu schützen, und keinen einigen zu krän- cken, wurden endlich die Schwedische mit diesem Ansuchen allerdings abgewiesen: doch endlich auch darein gewilliget mit Vorbehalt aller Rechten. Auf den ?den Punct ward erwidert, der Kayser hätte vielmehr selbst Schadloßhalkung von Schweden zu 3 66 Geschichte von Schweden. fordern/ welche er sich aufnicht erfolgenden Fried auch vorbehalte. Im Kriegs-Wesen war General Gallas mitKayserltch- Spanisch- und Bayrischen Völckern gegen Holstein angerucket/um den Torstensohn allda einzuschließen. Er that auch solches bey Oldesloe/ allein nachläßig genug: dann Torstensohn ließ mit allem Fleiß ^ so viel Faschinen in den Morast werffen, daß ^ seine Armee darüber marschircn/ und hinge- ! gen den Gallas einschlteffen konte. Man i zog hernach eine Weile neben einander im Nieder-Sächsischen herum, bis Gallas zweymahl eine ziemliche Schlappe, und gegen den j Herbst seine Armee wegen Unvorsichtigkeit in Anschaffung nöthiger Dinge grossen Abgang bekam, also daß nicht viel über tausend davon in Böhmen wieder zurücke kamen. In Schwaben gieng es scharff zu. Tu- rcnne, der Französische General, machte hier den Anfang ferner Kriegs - Kunst wider die Bayrische. Das Glück war doch nicht das beste; die Bayern eroberten Freyburg. Allein Louis von Bourbon, Hertzog von Enguien, brachte frisches Frantzösis. Volck, und that einen hefftigen Sturm auf die Bayern, so sich auf dem Schwartzenberg verpalisadiret hatten. Es war eines der hartnäckigsten Treffen dieser zwey Nationen, und eines der bravesten in diesem gantzen Krieg. Da man nach Verlust der Degen auch Geschichte von Schweden. 367 auch mit Messern aufeinander loßgegangen, und dem Hert-og drey Pfcrde unter dem Leiche weggeschossen worden. Es war den 24. >1. Die Bayetui musten sich sodann wegen grossen Abgang davon machen, dieBlo- quirung von Hohentwiel aufheben, und mit grossem Verlust die Quartiere suchen. A»n^ Rhein glückte es ihnen besser,, indem sie un, ttr Hannß von Werth Mannheim den Fran- tzosen abnahmen, nebst andern Orten; wogegen diese von dem Dom- Capitel in dre Stadt Mayntz eingenonimen worden, aus Verwand, daß die Bayern so unmenschlich I daherum gehauset hätten. Doch hat auch Ouc cl'LnZuicn nicht gefeyert, indeme Phi- , lippsburg, Worms, Oppenheim und Lau- dau sich ihm ergeben. 151. Unterdessen ward der Krieg mitDä- nemarck erhitzet: Gustav Horn halte in Schonen Landscrvn und Helsingbvrg einbekom- meu, den aber König Christian, als er selbst in Schonen Übergängen, die Belagerung vor Malmoe aufzuheben gezwungen. Auf der Norwegischen Seite trieben die Partheyen auch eine Weile einander herum, allwo Kag- ge und Steeubock die Schweden anführe- ten. Gottenburg woltcv die Dänen von Herhen gerne wegnehmen, damit die Schweden ausser dem Sund keinen Haven haben sollen. Da man aber zum besten im Werck war, kam die Holländische Hülffs-Tlvtte vor die Z§8 Geschichte von Schweden; die Schweden dazu, vor welcher freylich die ! Dänen aus nöthigem Respect weiä-eu musten. Der Admiral Claudius Flemming feegel- le mit einer stolhenFiortevor dieJnsulFem-. mern zu Holstein, und mit Hülste Torsten- l sohns machte er sich davon Meister. Diese ! zu entsetzen, eylet Köntg Christian herbey, j und würde die Schweden, well seiae An- kunfft ihnen unvermuthrt wäre, gleichsam im Sack bekommen haben, wofern er ihnen ! mit Zaudern nicht Zeit gegeben härte, sich auf ihre Schiffe zu versammeln. Das See- Treffen, so sich dann begunte, wart hartnä- j näckig: eine Kugel in des Königs Schiff > kommend, warff mit Holh-Splittern grüß- i lich um sich, von deren einer der König das j rechte Aug verlohr. Der Sieg war zweifelhaft: doch muste die Schwedis. Flotte sich * nachChristianpreiß ziehen.Hier ward solche zu : Wasser und Land beschossen. Flemmmg, als er sich oben aufdem Verdeck des Schis- ' feS wusch, hatte die Ehr, daß ihm eine Ku- , gel den Schenckel, und zwey Stunden hernach das Leben nahm. An ihm hatSchwe- ^ den den Verbessere seiner Schissbau-Kunst ! verlvhren. Carl Gustav Wcangel ward sein Nachfolger. Nachdem man noch ein Monat gegeneinander auf dem Wasser da lag, entwischten endlich Die Schweben bey Nacht aus der Kluppe, worüber der Dänische Ad- Geschichte von S chweden. z6- miral milden Augen, die er nicht wachsam mer gebrauchet harte, den Kopfverlohr. Die Holländische Flotte von zr.Seegeln drang auch durch den Sund, und halff davor nicht das emsige Schiessen der allda gesetzten Dänischen Pramen. Da nun bee- de vereiniget waren, griffen sie die Dänische Escadre zwischen Laland und Langeland wiederum an. Es gab ein greuliches Gefecht. Aber die Dänen übermannet, brachten von achtzehen Schiffen nur zwey davon, deren andern waren zehrn gefangen, zwey verbrannt, vrer auf Laland gescheitert. Dieses Jahr übernahm auch auf einem Reichß-Tag die Königin Christina die Regierung, nachdeme sie den 8. vecemb. das achlzehende Jahr ihres Lebens erfüllet, und wurden die Vormünder entlassen. i^2. An. 1645.eroberteKönigsmarckvor Schweden das gantze Ertz-Slifft Bremen, schon im kebruario. Von dannen er sich in Francken und bis in die Bergstrasse ziehet, um die Frantzosen, so unterm lurenne bey Mergentheim von den Bayern geschlagen waren, zu unterstützen. Nachdeme aber die Frantzosen verstärket worden, gieng Kö- nigsmarck wieder nach Sachsen, in die Lausitz und Oder-Schlesien. Dann eswarseit Anfang dieses Schwedischen Kriegs dasHm- und Hcrb'litzen tm Land M Mode worden, welches eben dre grausame allgemeine V genommen, den Duglaß in Oesterreich an die Donau geschickt, welcher dann Crems I erobert; er selbst giengvor Cornenburg,wel> ' ches P6) gleich ergeben, Und von dannen auf . die Donau-Brücke vor Wien, allwv alles I in die Flucht gerielhe, Massen die meiste lin- ' cke Seite der Donau in der Schweden Ges , walt war, und sie nach erbauter Brücke zn Stein auch schon herüber auf Mölck rc. ges streiffet. Es ward schon mit Stucken in die Stadt gespielet, aus welcher doch Ihre» Kay- sekliche Majestät nicht entwichen. HmgegeN ward nicht nur in Wien, sondern auch in tzanh Oesterreich und Böhmen alles in die Waffen gebracht, sondern auch aus UngarN Und Welschland Volck zu Rettung beschrres bett. TorstensobN, entweder diese Anstalten fürchtend, oder in Beysvrge,^ie ihm auf dem Rücken liegende Wesiung Brünn möchs te alles rückgängig machen, ließ Wien sah-» ren, und belagerte diesen Oll, der ihn aber ;um Glück der Kapseriichen über vier Mo- Aa s 373 Geschichte von Schweden. _jj nat aufgehauen, und seinem Credit sammt! dem Commando ein Ende gemachet. Er! handelte wider Kriegs- Gebrauch, indem er! etliche tausend Bürger und Bauern aus dem! eroberten Land zwang, einen Sturm aufdie > Stadt zn thun, die aber ab - und meistens erschlagen worden. Dahero der Cvmmen-. dank auch ihme einen bald hernach getroffenen kurhen Stillstand nicht allerdings gehalten, indeme er unterdessen, als Torstensohn. die Todte begraben ließ, einen Ausfall wag» > te, und etliche Stuck und Munition in die Vestuug brachte. i Er hätte die Vestung wohl einbekommen, I wann er dieselbe ohne den Spielberg ange-, nommen hatte. Allein der Commendant auf diesen wölke von keiner Übergab hören, besonders da er in einem abgeredeten Anfall der Kayserlichen auf das Schwedische Lager 402. Dragoner und einen Verrath an Kraut und Loth hinein brachte, welches um so leich- ■ ter war, weil Torstensohn den besten Theil seiner Armee gegen Böhmen anrücken ließ, allwo die Kayserliche Armee sich starck versammelte. Die Belagerung gieng indessen evftig fort, und die Vertheidigung nicht kaltsinntger, Massen der HerrLoucbesCommendantdar- inn war, welcher ehedessen in Schwedischen Diensten gestanden, und wegen einiger Verachtung, ihre Parthey verlassen hatte, zog arrch Geschi chte von Schweden. 373 auch unverrichter Dingen ab, und bequemte sich zum Frieden mit dem Kayser. In Mitte also des August hub Torstensohn die Belagerung mit grossem Verlust auf. Er soll sich einiger gvttölästerlichen Reden haben vernehmen lassen. Gewiß ist, daß er Hiebey sehr erkrancket, indeme ihm das Gicht oder Podagram, woran er sonst schwerlich litte, in sden Nacken kam, daß er sich kaum in der Senfte tonte tragen lassen. Er gieng also l nach Sachsen, übergab das Commando an > den Wittenberg, der es an Wrangeln auslieferte. Hernach kam Torstcnsohn in Schwe- j den, allwo er an. i 6 ;o, gestorben. Gegen Dänemarck war Schweden noch , glücklicher. Der Frantzösische Hof nahm die Vermittlung über sich; davon die Haupt- Puncte nicht.anders als schmerhlich vor Dänemarck fielen: i) Die freye Schiffahrt durch den Belt und Sund ohne einige Lxce- prion oder Kcstriüion, auch Kriegs-^luni- rion, ohne Beschwer, Tax, Vilicarion, Messung rc. nur gegen Alifweljung eines See- Passes , dessen eine gewisse Formul abgefas- set worden. 2) Die freye Überfuhr Schwedischen Kriegs-Volckes durch den Sund und Belt, jedoch auf einmahl nicht mehr dann 1222. Mann, und daß es z. Wochen vor-« hero angesaget worden, z) In der See sollen beederley Kriegs - Flotten einander freundlich begrüssen, aber nichts vomvomi- A a 3 mo |74 Geschichte von Schweden. nio maris anregen oder versuchen. 4) Schwedische Schiffe biß s. auf einmahl mögen durch den Sund ohne vorgehende dlorh ffcarion fahren. Grössere Flotten sollen z.' Wochen vorhero angemeldet werden, s)' Der neue Zoll beym Rud;n wird ganhlich ^ aufgehoben. Angleichen auf der Elbe. 6 ) ' Die Königin Christina (rittet die eroberte; Lande wieder ab, doch muß Däncmarck fah>- i ren lassen: Iemprerland mit Herendahlen: ! Gorhland mit Wißby und dazu gehörigen ^ Insten und Scheeren: Defel mitArenyburg und zugehörigen: gantz Halland mit denen > Festungen Locholm, Helmstett und War- !> bürg, den Slätdten auf 32, Jahr lang; ; nach deren Verlauf es an Dänemarck zu- ! ruck gestellct werden solle, jedoch gegen ein anders eben so gut und vergnügliches Land, in dessen Entstehung, dieses selbst solle behalten. 7) Der Stettiuische Vertrag 6c an. 1*70, wie auch der von an. 1613. bleiben in ihrer Krasse ausser was in gegenwärtigen Tractat abgeändert worden. 8 ) Die Sache wegen ; des Ectz - Sllfts Bremen wird auf fernere Tractaten ausgestellet. Geschehen <Öröm- i sebro auf der Grantze den 13. Aug. an. 1645. Londorp Tom. V. p. 937. 153, Obenß. > 50. von den Schwedischen Friedens-Vorschlägen und Kavserlicher Antwort darauf gesägt worden. Hcur Ä. 1647. den 7. Jenaer verlangten die Schwedische Frie- Geschichte von Schweden. '■ Z7f 1 Friedens-Gesandle ftrners i) Die Amnestie hiß An. 1 6 1 8. zurücke zuziehen, sme exceptione. 2 ) Denen Reichs-StänDen Das jur Lcraerum nick! zuhemmen. Und könne man Schweden nicht vorwerffen, daß es sich in fremde Händel gemenget habe, indem der Kayser sich ehe in die Schwedische An. 1628, als sie in die Reichs-Sachen sich gemlschet. Der Kayser härte sollen den Reichs-Tag befragen, ehe er Chur^und Fürsien in die acht ! erkläret, der Länder entsetzet, und innerlich oder l äusserlich«: Kriege geführet hätte, so wäre es so weit nicht kommen. Durch die daraus I entstandene Lonluston sey den Nachbarn Ur- 1 fach gegeben worden den Statum Imperii, welcher auf die Reichs «Lonstimtiones gegründet ist, wieder aufrichten zuhelffen, zu welchem Ende dann der Ständen Rechte mästen fest gesiellet werden, wenigst vors künftig ge. Und weilen dieKayserliche in ihrer Antwort gemeldet, daß sie solches wohl zugeben könten,doch vorbehalten den alten Gebrauch, so begehren dle Schweden, ob der alte Gebrauch nach denen Zeiten des NB. Tiberii, oder wie sonst zuverstehen sey?r) Wegen der Satkfaction erklärten sie, kein Geld wäre hin«" länglich: das Reich habe auch keines. Sie verlangten die schon einhabende Reichs-Lan- de zubesitzen als Reichs-Vasallen, zu nicht geringen Glantz des Reichs selbst. Sie tönten zwar die habende Lande des Kapsers in Aa 4 Mäh- z76 Geschichte von Schweben Mähren, und Oesterreich begehren, weil der ! Kayser des Krieges Urfach gewesen; wollen aber aus Liebe zum Frieden mit Pommern, Schlesien, Dömtn, Wismar, Bremen, Verven, und andern innhabenden Stiftern vor- lieb nehmen. Darauf die Kayscrliche erwiderten i) die Amnestie tönten die Schweden nicht weiter [ zurück ruziehen begehren, als sie beym Krieg ! inreressuet wären, nemllch biß I6ZO. solches : sey auch schon im Reichs-Schluß 1641. fest gesetzet worden, und nicht zu ändern. 2) Der alte Gebrauch werde nicht nach den alten und eriien Römischen Kaysern, sondern , nach dem heutigen Zustand des Reichs und ; dessen Grund-Gesetzen, auch Herkomen, ver, standen rc. welches mehr in die teutsche Reichs- Sachen gehöret. Viä.I^onclorp lom. V. p. 1076. 1^4. An. 1646. weil man bereits allend- halben des Krieges in Teutschland müd war, und das Land unter den Armeen, die Armeen aber im Land verschmachteten, so geriethe es zu einem ohnmächtigen Bemühen und Herumziehen. Wränget brachte den besten Streich bey, weil er mit Hintansetzung alles andern aufBayern loßzog. Die Kayserliche lagen in der Ober-Pfaltz und Aychstelt, regten sich dazu nicht; welches dann Bayern bewog, einen Stillstand mir Schweden zu rr-öftren,welcher das folgende Jahr zu Stand Geschichte von Schweden. 377 t kam. Vid. Londorp. Tom. VI. pag. iga. 1 &c. &c. Die Schwedische Völcker hatten sich biß an die Gränhe der Schweitzerischcn Eldge- nossenschafft ausgebreitet, und daselbst grosse Beute gemacht: das gab Anlaß zu grossen derselben Beschwerden, darüber die Brieffr bey London zulesen Tom. IV. pag. 126. I Mähren blieb indessen meistentheils von den Schweden besetzet, wie auch Schlesien. I 15 f. An. 1647. kam der Stallstanb zwi- ! schen Franckreich, Schweden, und Bayern zur Richtigkeit, welcher daher den Anlaß ge- ) nommen, weil der Kayserlicher Hof des Bayrsschen wenig, geachtet, auch der Pabst, und Venedig als Friedens-Mittler hierzu an- ' gerathen in Hoffnung einen General # Still« stand einzuführen, müssen auch schon Sach- fen und Brandenburg mit ihrem Beyspiel vorgegangen waren. Vid. Ludolph Schaubühne An. 1647. pag. 1418. Londorp Act. Publ. Tom. VL p. 19*. Der Kayser entrüstete hierüber hefflig, und in Folge des Präger-Frieden sahe er die Bayrische Kriegs- Leutvor seine eigne an, avocirte derowegen dieselbe von Bayern weg. Der Churfürst widerlegte die darinn unstatthaffte Ausdrur ckungen: behauptete, wie er das Commando dieser Reichs-Arme; ganh nicht von dem Kayser allein, sondern von den gestimmten 'Cacholischen Standen des Reichs als Haupt Aa s der -78 Geschichte von Schweden der Liga überkommen, mit einer so unbe- fchränckten Macht, daß sie ihm auch nicht folten dessen entsetzen können: daher» bev solchem absoluten Commando er keine Kayscr- kiche Ratifikation des Armistitii vonnöthen gehabt. Nichts destoweniger wurden Hanß von der Werth/Spvrck, und andere von der Bayrischen Armee abgelocket, aufderen Köpfe aber der Churfürst ioooo. Gulden geschlagen und sie als meineydige erkläret. Es war freylich nicht wohl zubegreiffen, warum fast allen andern,ausser allein dem Hanß Bayern das Stillstand machen zu guten gehalten wurde , und indem es schiene dasHaupt derCa- tholsschen Liga nicht nur entkräfften, sondern auch in dessen eigen Land feindlich einfallen zuwollen, so bekam dadurch das Catholische Wesen in Teutschland einen grossen Stoß, und wurden die Bemühungen des Frantzösi- schen Hofes bey dem Friedens - ^onZresx ohnnühlich gemachet, Dann dieser hatte gar ohngern gesehen, daß Schweden und überhaupt den Protestanten nun alles wieder solle eingeräumet werden, was sie in mehk dann zwantzig Jahren verlohren hakten. Nachdem diele Sache in solcherHitze war, und die Catholtsche Stande von Münster aus an den Churfürsten beweglichst geschrieben, thn bittende, er möchte seine Macht und Vvlck wieder mit den Kayserlichen vereinigen, und das ArmiÜlrium aufzukünden, im- maffen . Geschichte von Schweden. 379 ! inassen dadurch die Cron Schweden in ih« ^ xen Forderungen ohnemäglich wurde, und dem Reich als schon lubjuAsro Gesetze vorzuschreiben begunte, noch an das, was schon ! errLtirek worden, mehr gehalten seyn wölke. Mit versprechen gegen Churfürst!. Durch!, ! und Dero Chur-Hauß solche erweisende hoho Wohl-und Gutthat würckljch zuerkennen *, wo im wiedrigen Fält die Cacholische Religion und das Reich im grösten Versatz gerathen könten. Derohalhen dann der Churfürst noch vor Ausganq des Armistitii solches aufgesagt, und mit dem Kayser sich wieder vereiniget, doch mit dem Vorbehalt, daß er langer hinaus als die gegenwärtige Om- den Krreg fortzuführender Kayser aber allerdings zum Frieden zuschreitten solle ger halten seyn: auch soll vom Reich ein gebühr render k-ecowpen; wegen erlittener Schäden erfolgen. Zudem solle das Bayrische ^rmisticium gegen Frankreich, weil es schon rsrisiciret, sein Verbleiben haben. Vicj.Uonch Tom. VI. p.au. Die Ursachen aber gegen Schweden den Stillstand abzusagen, waren: ,) weil dessen Zweck gewesen, ehender zum Frieden zugelangen, wovon aber Schweden nur desto weiter sich entfernet, 2) Weil Schweden das Ärsnistitiium gegen Cvln auch mit Nichten gehalten, sondern Königs- marck in dessen Lande eingefallen. 3) Weil Schweden dem Kayser ksrtjcuisr-Lr^kwn miW S8o Geschichte von Schweden, angetragen, um aufBeycrn mit allem Ge» ! walt zufallen. 4) Weil die Ratirication der Königin zwey Monath lang durch den Feldmarschall Wkangel aufgehalien worden, woraus erhelle, daß er wenig Lust dazuhabe, und etwas anders im Schildt führe. O Weil die Heßische Ratification biß diese 1 Stund noch nicht eingeschicket worden, auch , dastge Gesandte zu Münster sich vernehmen , lassen , man körne, ohngeacht der Neutralität ; dre Waffen nicht feyern lassen. Zudem 6) praerenciitte Schweden im Reichs -Fürsten- Rath die erste Stirne zuführen, und hiemit Bayern zuverdrangen. V. T.onä.l'o, VI. p. 355 &c.&c. Hiewieder nun suchten sich die Schweden mit Schrifften zuvertheidigen, deren nicht nur in konäorp Tom, VI, p. 227. zulesen, sondern es seynd auch wegen des zu Ulm zwischen denen '^onigl Schwedischen und Lbursurstl. Bayrischen H. Deputiern geschloffen Armitlitii an denr Mark. An. 1647, wobey zustnden die Defension des I^önigl. Schwedischen rc. 'Wrangels Excel!, gedruckt worden A. 1648. mit vielen Beylagen. Unter alle dem, als Wranael Eger erobert, hatte der Kayfer mit seinem Volck sich selbst zu dessen Entsatz aufgemacht, wär aber bey nahe in seinem Gezelt von einer unversehens einfallenden Schwedischen Trupp gefangen worden: und muste sich doch wegen Ab- | Geschichte von Schweden. z8i Abgang der Lebenö-Mittel zurück ziehen, biß die Bayrische sich wieder mit ihm vereinig« len: worauf dann die Reihe zum Weichen an Wrangeln kam. Dieser zog sich an die i Weser: Königsmarck und Löwenhaupt verliessen Böhmen und zogen ihm nach. Ge« ' neral Wittenberg muste auch Schlesien ver- > lassen. Wiewohl er im Winter schon wie, I derum biß Glogau eingctrungen, da indessen die Kayserllche Olmütz und Jglau bloquier« ten. In Schwaben musten die weitläuffig an kleine Orte verlegte Schwedische Besatzungen springen: Nördlingen ward mit Born- bardiren von den Bayern erobert,diesen hin- gegen durch dem brenne der Stillstand auf- gekündet. i;6. An. 1648. lurenne und Wrangel nachdem sie ihre Truppen vereiniget, giengen den Kayserlich- und Bayrischen auf dem Leib, und biß in Bayern, woselbst sie biß an den Jnn-Strom leichtlich drangen, weil alles in höchster Bestürtzung war, und die Kayferli- che nebst den Bayrifcheu das Land und Lebens-Mittel allenthalben selbst verderbten: und sonderlich mangelte es ihnen an einem guten General. Wasserburg an ihn thar den Schwedischen Progressen so lang Einhalt, btß ?iccolomini vom Kayscrlichen, und Lnguekort vom Bayrischen Hof zu Feldmar- schallen angenommen worden; Jpan£ von 382 Geschichte von Schweden. der Werth kam auch darzu, und fd musteü die Schweden sich gegen demLech wieder zu» ruckwenden. Als man aber die Winker» ! Quartiere zusuchen begunte, kamen die Bbt- , schaften von geschlossenem Frieden. In Westphalen und Hessen wanckte das Glück zu bceden Seiten. Königsmarck aber j saugte die Ober - Pfaltz zweymahlen mit ! Brandschahungen aus / worauf er in Böh» s men einen Streich gewagel,welcher den Kay» ^ serl>ck)en Hof meistens zu Schliessung des ! Friedens bestimmet. Er that einen unvers seheneN Matsch nach Prag, überstieg bey > Nacht die kleine Seite, plünderte sie dreyTar ,1 ae nebst dem Königlichen Schloß Ratschin» ^ Über die Moldau aber, noch über die Brücke ' konte er nicht kommen, indem die Bürger» schafft und das Land-Volck ins Gewehr ge» bracht, auch die bewafnere Studenten untre ihrem Anführer dem Jesuiten Plack das Alt- stälter Thor oder Thurm Hertzhaft beschützen. Drey Monath lang hatte die Belagerung gewähret, und ward durch den Oßnabrugtschen § Frieden hauptsächlich aufgehoben den »r. October. Dieser Friede ist An. 1648.den28.Octo!). zu Oßnabruck ausgewechslet worden, dessen Vortheile vor die Cron Schwen diese ange» sehen werden, 1) Daß diese Nation von neuen aus etwas unbekannten in ein grosses Aufsehen bey gantz Europa gebracht. 2) Daß Geschichte von Schweden. ?84 ^)aß die Cron, vbschvn selbst ein kriegender -Theil, dennoch die Garantie des Tractats überkommen, und dadurch Gelegenheit hat, Nach seinem Befinden die Hände in die teutsche Sachen zumlschen, welches vfftmahl nicht ohne Nutzen ablauffet. 3) Daß sie des teutschen Kriegswesens vollkomen mächtig, so viele wackere Leute dadurch erzogen, so grosse Schätze hinausgebracht. 4) Daß sie auch so schöne Lande, als Pommern, Bremen,Verven sich eigen gemacht, welche nicht nur der Cron Schweden zu Vormauren dienen, und das Balthische Meer schiiessen, sondern auch so viele Einkünfte zulegen, so viele wackere Unterthanen verschaffen; aus denen so schöne Kriegs-Truppen können beständig gezogen werden; sondern auch daß sie hiedurch das Thor zu Teutschland in wrer Macht haben. 5) Daß über dem die Cron Schweden ein Mitstand des Röm. Rerchs geworden, und mit demselben gleiches Recht zugemessen hat, auf denen Rerchs- Lagen sitzet, alle dessen Gcheimnüsse,Ge!ctze und An* liegen Mlt lhm theilet, und quasi unus ex hobis sey. Und vbichon vermahlen das meiste wieder darauf gangen, von den Schätzen nichts mehr übrig ist, vielmehr der eigene Beutel durch jüngste Kriege ziemlich erschöpftet Und das Ansehen herunter gefallen, so weiß doch niemand- wie noch dermahleinst die künftige Zeiten sich fügen möchten. 384 Geschichte von Schweden. | DicsesJahr auch erklärte dieKönigmChri- l! fftna, daß sie höhere Gedancken hegete, und ^ nun nicht zuhcyrathen begehrte. Kecommen. diese auch Pfalhgrafen Carl Gustav ihren Vettern zur Nachfolge. Solcher wurde auch > angenommen/ und dergestalt, bekam das Hauß Pfaltz annoch die Cron. Schweden, ' nachdem die Böhmische entfallen war. 157. An. 1650. ward auch desPfaltzgra- fen Nachkommenschafft die Cronfolge versicheret, und daraus die Königin mitWöffem Pracht gekrönet. Das folgende 165 ikJahr faßte die Königin den Entschluß, Cron und Scepter nieder zulegen. Die Herren Protestanten haben nach der Hand vielerley Ursachen dieser Entschließung an den Tag gegeben, deren einige auch in einigen Actis zu- lesen. Deren meiste scheinen eben nicht die glaublichste zuseyn, und die wahre, so am Tag offenbarlich lieget, wird allein vor keine angesehen. Eine der Ursachen solle gewesen seyn, daß die Königin sich durch zwey Wege in Schulden gestecket, nemlich durch grosses Panckelieren und Pracht bey und nach der . Crönung: hernach durch grosse Unkosten, so sie auf Gelehrte gewendet. Das erste wir- verleget sich selbst aus dem, daß der Reichs- Rath, indem er sie bäte die Regierung zubehalten, zugleich versprach die Zahlung die Schulden auf sich zunehmen. Das andere hallet keinen Stich , Massen andere Herren Geschichte von Schweden. 38? leichtlich mehr aufHunde,Pferde, Jäger,Musikanten, Schalcks- Narren und dergleichen wenden, ohne daß sie die dadurch zugezogene Schulden zu einer fteywtlligen Abdanckung ^zwingen sollen. Und überhaupt alle von Vier ser Art vergebliche Ursachen fallen samment- lieh hinweg, wann man versichert isi, daß die Königin ohngeacht aller deren, von dem Reich ernstlich ermähnet und gebeten worden, die Cron zubehalten. Eine andere Ursache wird vorgegeben, weil | sie viele Cronen-Gütrr an den geringen Adel auch gar schlechte Leute weggeschencket: und i wie dann der Reichs-Rarh deren wieder Ein- J ziehung angerathen, habe sie eine grosse bevorstehende Unruhe vorgesehen, welcher sie j mit Ablegung der Cron hatte wollen vorkommen. Wer weiß aber nicht, daß solche Dinge schon vorhin wie in, andern Landen also auch in Schweden vorgegangen, ohne daß einem Regenten zu Gemüth kommen wäre, solcher schlechten Sache wegen aus dem Reich zu wandern. Ich nenne es eine schlechte Sache: dann wann der grosse Adel und Reichö-Rath und die Königin selbst beschlossen hatten, den geringen und schlechten Leuten dasjenige wieder abzunehmen, was wider die Reichs-, Gesetze sie nicht behalten durften,was würden dann diese schlechte Junikern für einen der Königlichen Majestät so er- schröcklichen Lermen angerichtet haben. SuppL p. Des. A. h. 1118. l), B 0 Ei- 386 Geschickte von Schweden. Einige'wollen gar, es hätte die Königitt verschiedenen Privat Personen mehr ergeben als der Gebühr gemäß war. Aber wann j sie von solchem Gemüth war, so hätte sie viel- I mehr die Macht sollen in Händen behalten. Gewißlich andere trachten in Regierung zukommen, damit sie Herren seyn, und ohnge- hindert den Paßionen nachhängen können. Andere sagen, es habe der Franhösische, Spanische, und andere Ministri, auch ein Italiänischer Aryl ihr so viel von dem Glantz Päbstlicher Leremonien, von denen Fran- hösisch' und welschen Seltsamkeiten vorge- > schwatzet, daß sie darüberCron und Scepter I habe vergessen müssen. Diese Fabelhansen seynd recht erbarmens-wmh. Wann auch die Königin ein Kind, eine tumme Frau gewesen wär, so käme solches Vorgeben noch lächerlich genug heraus : noch elender aber lässet es bey einer so hochgelehrten Dame, welche alle dergleichen Sachen vorhinein, und oftermahlen besser als diejenige gewußt, welche ihr sollen Verwunderung nur lhrem Erzehlen gemacht haben. Man kan auch nicht sagen, daß ein wan- ckend-odrr widerspänniges Glück sie, wie einige andere Monarchen, zu diesem Entschluß gebracht: indem Schweden niemahlen in herrlichern Glantz als eben unter ihrer Regierung gesehen, und von jedermann geforch- ren und geehret worden: auch sie selbst m dem <8escbich>re -von Schw-deii. 387 Aufnehmen ihres Ansehens, nicht in der Ab- uahm, war; und dieses ln^ und ausserihrem Reich; ausser nur diesem, daß innerlich mit scheelen Augen angesehen wurde, wie hold lsie denen Cacholischen war. Um einen guten Schritt näher zur Wahrheit treten Diejenige, welche sagen, sie war der Regierungs-Geschäfte überdrüßig worden, hätte der Einsamkeit nachgetrachlet, und lieber woüen ausser dem Getümmel, mit stille» Leuten in mcisen Betrachtungen und Unterredungen ihre Seele speisen,als über anderer Leute Zänckcrcyen und Laster den Ausspruch führen, oder weitere mehr ihrer Ehre in Menge des Blut-Vergiessens suchen, oder M Rauch und Brand, Hunger und Noch und Äufreibung gantzer Ländereyen ihren Nahmen dem menschuchen Geschlecht forthin er- Mröcklich machen. Ware diese ihre eintzige Beweg-Ursach gewesen, so würden ihr schon alle weise Menschen das billigste Recht und Lob sprechen: Beatus vir qui procul negotiis &c. Sie hat einige Vorgänger gehabt, die eben das was sie gethan, als einen Dio* tstcrianum, einen Carotum Quintum. Welt mehrere Vorgänger aber hat sie gehabt in Erkantnuß dek unglückseligen Standes der höchsten Fürsten -Persone», die aber nicht weiter als biß hiehcr zn Werck gegangen, und hieinit vpn der Christinn übemoffenwor- den sepnd^ 388 Geschichte von Schweden. Daß aber die Catholische, wer sie seyen, zur Abdanckung sollen gerathen haben, lauf- fet wieder alle Wahrscheinligkeit. Der Pabst und alle Catholische Lande würden höchstens gewunschen haben, daß jene Königin als Catholisch regieren solle, deren Waffen kurtz zuvor das protestantische Wesen im Röm. Reich befestiget hatten. Ob nun wohl nicht wissend, daß nicht ei- «er so grossen That mehrere und zum Theil geheime Neben-Ursachen gewesen seyn, so ist doch keine eintzige glaubwürdiger und vor menschlichen Augen gewisser, als die Erkant- mrß der wahren Catholische« Religion. Sie würde wohl gewunschen haben mit Behal- tung des Regiments ihren Unterthanen zu bahnen, auf welchen sie zu der Kirche, wovon sie abgefallen, wieder zurück treten sollen: allein nachdem sie gesehen, wie ihre Vorführer, obwohl Männer, über diesem Merck ers legen,und der Cron mit Gewalt, und Untreue seyen verlustiget worden: so wolle sie die Cron dem Himel zurück geben, ihm nach seinem ewigen Rathschluß die annoch nicht reiste Bekehrung der Schweden anbefehlend. Worinn sie ihrer Seelen ewiges Heyl ernstlich in acht genommen, den Schweden aber auch hierin» eine Gutthat erwessen, daß sie freywillig abgedanckehund hiemit vielenMein- Eyd, und andern schweren Verbrechen vor- Lebauet, deren sie zwar nicht schuldig gewe- Geschichte von Schweden. z8- ■ fcn wäre, welche doch gewißlich würden ver- übet worden seyn, wann sie nebst der Ca- rholischen Religion auch den Scepter hätte behalten wollen. j Diejenige aber, welche über ein solches Merck zu scherhen belieben, können in ihren Busen greiften; darin» sie vielleicht finden werden, wie schwer es bey ihnen selbst zugehe, wann sie eine auch geringe Ehren-Stel- le etwan ntederzulegen haben. Wir halten davor, wann das Beyspiel Kaysers Carl des Fünften höchst» auferbaulich und zu gleicher Zeit höchst - verwunderlich ist, weil er ohne Cronen sich leichter zu sterben getraue- te; also und nicht weniger herrlich auch heilig seye das Beyspiel dieser Königin Christi- na, weil sie gewiß sich hoffte, ohne die Schwe- discheLwn erst recht,und als eine wahre Christina leben zu können. In jene Frage wollen wir gar nicht eingehen, ob nicht Die Königin aus einem Gewissens Zwang dieCron abgeleget, undaus Einsicht, wie weniges Recht auf dieselbe ihr zustünde. Drese Frage ward in diesem 165 r. Jahr zwischen den Schwedisch - und Polnischen Gesandten auf demFriedens-Congrels zu Lübeck gantz ernstlich getrieben. Dann allhier war man zufamm getretten, um zwischen beeden Cronen einen ewigen Frieden zu stlffcen, weil bis anhero eine Zeitlang nur eine Lulsenlwn der Waffen war. Die zwey B b 3 Haupt- 59® Geschichte von Schweden» Haupt - Puncten waren erstlich das Erb- | Recht auf Schweden des Königs in Polen: i hernach eben dessnRcchtnssondckhektllchauf: kiefiand. Die Polen weiten Christin* den Titul als einer Königin in Schweden durch- ' aus nicht zustehen , behaupteten vielmehr, wann auch Deroselben einig Recht daran zukäme, müfte doch solches mit ihrem Leben erlöschen» Zndeme Pfaltz-Graf Cark Gustav/ welcher nicht aus der Königlich-männlichen Familie, zum Erbfolger nicht könte erkläret werden: ohn^eachtet nun aller Mühe , so sich der Franhösische Gesandte/- Mr. Cha-, nur. als Mediator, gab/ diese zwey trotzige j PaNheyen gütiger zu machen, so ward end- ' ltch das Merck zerrissen, doch auf Anhalten des Lhanmens mir dem Beding, daß man den so. April künfftigen Jahrs wieder zussmm kommen wolte. Um diese Zeit fieng das Hauß Oesterreich an, dieStarckeSchwedenszumerckcn, und» steh von Spanischer (Leite um dessen Bündr nuß zu bewerben, damit wenigst dessen weitere Verbindung mit Franckreich unterbrochen werden möchte. Anton Pimente! war der Spanische Gesandte zu Stockholm, welcher gross Vortheile von der Spanisch- und Flandrischen Handlung, sonderlich desSal- Hes halber, antrug. A. >652. ward die Zufammenkunfftwegen, des Frieden zu Lübeck wieder vorgenommen, aber Geschichte von Schweden. r I aber erst imOÄober, wo dannanitden Polen so viele Vorgangs-Besuchs - und andere nichts-würdige Zanckercycn vorfielen, daß l darüber das-Jahr verflossen. M.9- Im Jahr 1654. auch sehte die Königin ihr grosses,Vorhaben ins Werck. Den 2i. bedcmete sie dem Reichs«Rath ih- ' ren endlichen Entschluß. Den >2. May 1 ward ein Reichs-Tag gehalten,, und darauf I erstlich vorihrkcibgeding jährliche zweymahl hundert tausend Thaler auf die Jnsuln Oe- > land,, Go:hland,,Oesei, Pommern rc. aus- aeworffen: hernach die Einwilligung in die I Abdanckung und Zlbreise aegeben: endlich den ! 16. lunii alles in die Vollziehung gebracht, ' die abgefaßreUrkunden verlesen, und ausge- j wechselt, die Königliche Kleinode von ihr in der Versammlung öffentlich abgeleget, und an Pfaltzgrafen Ckrrl Gustav überreichet. Ihren Rock zerrissen die Umstehende in raufend Stücke, welche sie zum Andencken aufbehielten, und an andere verehrten. Noch selbigen Nachmittag geschahe die Crönung des neuen Königs caroli gu- stavi aus dem Hause Pfaltz, eines Sohns des Pfaltzgrafen Johann Casimir zu Zwey, brücken, Calvinischer Religion. Darauf ward die Königin mit einer kleinen Flotte in Dänemarck und nach Hamburg abgeführet, setzte ihre Reise über Westphalen und Holland nach Brüssel fort, allwo sie den B b 4 rz.vr- je s Geschichte von Schweden. 2?. December in des Ertz-Herzogs Leopold 26 ilhelm, damahligen Oubernarois Gemach ' in Geheim die Calholische Glaubens -Be- kaantnuß ablegte in die Hand?. 6ucmctii, eines Spanischen Dominicaners, welcher unter dem Caracter eines Secretarii beym Spanischen Gesandten bisher» war verborgen gewesen. Der Polnische Gesandte hatte schon vor- hero eine Protestatton wider Carl Gustavs Erhebung abgeleget. Ohngcacbt dessen that dieser seine Crönung dem König Johann Ca- fimir in Polen schrifftlich zu wissen: und weil er Lust hatte, mit Polen einen Gang zu wagen, schickte er dahin Johann Meyer Lilien- thal, welcher, unter dem Vorwand seiner eignen Geschaffte, das Land, und dessen Verfassung auszuspähen. Von welchem, da man den verwirrten Zustand dieses KömgrclchS vernommen, ward sowohl im Reichs-.Rach, als auf dem Reichs-Tag beschlossen, wider sie die Waffen zu ergreiffen, wofern es nicht «ach der Schwedischen Pftlffe kanyenwolre. 160. A. 1655. ehe sichs die Polen versahen, war der Schwedische General Wit- lenberg aus Pommern durch Brandenburg in Groß-Polen so schnell eingefallen, daß sich dieses ergeben muste, es möchten die Polen «och so ernstlich schreyen: Sie hatten mit ihres Königs Hauß- und Erb-Streitigkeiten nichts zu thun. König Carl Gustav kam Geschieh te von Schweden. zyz auch bald durch Pommern nach, und sahe l man nun, wie wohl gelegen den Schweden ' die Teutsche Lande zu Ausführung ihrer Ab- fichtenwören. Er erobert Warschau, schlägt die Polen im September bey Czarnovaund bey Tarnow, erobert die Haupt-Stadt Cra- cau, und setzte König Johann Casimirn in solchen Schrecken, daß er aus dem Reich «ach Schlesien entflöhe. Carl Gustav lockte Die Quarnaner bey 6000. an der Zahl an sich ; Die Cron-Armee ergab sich ihm, und meinte er nun, Polen schon gefressen, und mit Schweden vereiniget zu haben. Er brach aber allzu frühe herfür, indem, als er einen Reichs-Tag nach Warschau ausschriebe, denen Briefen mit eingerücket ward, die Stande sollen nur ihm und seinen KTacbt folgern an der Lron Schweden getreue seyn. Hiermit erschienen keine Land-Boten auf dem Reichs, Tag, die Stände gedachten darauf, wie sie der gefährlichen und Ketzerischen Gäste mochten mit guten und bösen loß werden; der Prima* .Leszinsky brachte die Cron davon nach Pra^a. Das veste Closter und berühmteste Polnische Wallfahrt der Mutter GOtteszu Czen- stochowa ward von den Schweden vergebens belagert,und wunderlich gerettet. Nichts desto weniger unterwarft' der Obriste Gu- stavSteinbock dieProvmtzMasovien: Bb s gnus 394- Geschichte von Schweden. gnus Gabriel* de laG'ardicmstd)tC/ daßgantz- Lithauen mil dem Radzivil an die Könige in Schweden und ihre Erden sich nnterwarffen wovon doch das Geschlecht Sapieha sich aus- j grs 3 )!offcu wissen wolle, dem König Johann Casinur getreu: verblieb, und Radzivilen- i sammt seinem Anhang vor Rebellen erklärte.. In Preussen muste auch Thvrn, Elbingen,. Marienburg und viele andere Plätze sich un-^ m den Schwedischem Degen, neigen.. Die meiste Europäische Machten schöpstem über Diese. Schwedische- Progresse» wohige- gründetz Eifersucht-.. Brandenburg aber die: gröstc, wegen- der Preußischen. Landen, als-, welche in ()uÄi!ätr Polmscher Lehen gleiche Gefahr lausten, möchtem Aus welchem Ge,. dränge- aber Brandenburg: gar artig kam.. DerD)ursürst hielte sich damahls- zu Königsberg in Preussen: auf,. König Carl Gustav gehet aus ihnen Meiner siegrelchen Armee loßr dcmnenhero. gezwungen,, ließ er fich in Traclalen ein, wovon hiehero nur so viel zu mercken, daß Brandenburg das Lehens- Band, mi: welchem es an Polen verknüpftet war, aufkündete, aus dieser vorgebenden Ursach, weil König Johann Casimir die Republic durch seine Flucht verlassen hätte. Hingegen erkannte er sich hinfüro als einen Lehensmann oon der Cron Schwe- Geschichte von Schweden. 395 Vor die Polen war das allerübclste, daß zu gleicher Zeil Rußland dem Königreich gar beschwerlich fiele/ also daß sie sich endlich ge- nöthiget sahen/ die Tartarn zu Hülste zu ruf, fen. Man machte damahls von Seiten Rußlandes einen greulichen Lermen darüber/ als eine vor Christen höchst, ärgerliche Sache: allein es waren die Polen in diesem Stuck weder die erste noch die letzte, und siehet man nun genügsame wilde Tartarn gegen die Christen anführen, von Rußland selbst. r6k. An. 1656. als dasSchwedifGlück schiene auf dem Gipfel zu stehen, bräunte es allgemach wieder zu süickem DieO.uartia- ner, aus Mangel der Bezahlung liessen von den Schweden ab, und huldigten dem König von neuem: dieser ließ in das Reich 6e- neralien ergehe»/ und vernichtete alles, was mit den Schweden war gehandelt worden: Der Pabst bedrohtte alle Schwedische Anhänger mit dcmKirchemBaiiN/ undvernich- tete alles, was zum Nachtheil der Kirche und Religion gereichen könte. Daheroschlugen die Bauern auf die Schweden zu, wo sie selbige ertappten. Carl Gustav machte einen beschwerlichen Marsch von Zaroßlau gegen Sandomirsz, und lagerte sich tu dem Ecke, wo die Sau und Weixel zusammen stossen rc. Die Polnische Völcker zogen sich in Menge um ihn herum: über der Sau stunden die Lithauer. Nichlö war übrig, a s etwas 396 Geschichte von Schweden etwas verzweifeltes zu wagen, und tm Angesicht der LithaueraufKähnen über den Fluß zu setzen: welcher Anblick diese so erschröcket, daß sie mit Zurücklassung aller Beute über Haiß und Kopf entflohen. Brandenburg war demnach überredet/ mit Schweden so gar eine Offensiv-Alliance wider Polen zu machen den 23 . Jun. wogegen ihm Carl Gustav vier Woiwodschafflen in Polen cinraumeke. Vid.Londorp. Tom. VII. Cont. f. UsA. &c. Unterdessen erobert König Johann Casi» mir die Smdt Warschau wieder. Aufwel- chcs Carl Gustav seine und dieBrandenbur- gische Macht dahin zog, und die berühmte dreytagige Schlacht vor dieser Stadt gehalten. In dem zweyten Tag war Carl Gustav mitten unter die Tartarn gekommen, wovoii er sich doch ritterlich herausgeschlagen : Den dritten Tag neigte sich die Polnische Armee in die Flucht, und Warschau ward gleichfalls verlassen. Übrigens muß doch das Gefecht nicht so halsbrechend gewesen seyn, weil die Schweden und Brandenburger vor sich nur 400. Todte zehlen, auch den Polen und Tarmrn mehr nicht als 4020. auszurechnen getrauen. Der Erfolg wiese auch, daß es mehr Geschrey als Werck war. Die Polen versammelten sich gleich, und König Casimir setzte sich zwischen Lublin und Söilköniik. Brau-- Geschichte von Schweden. 597 » ■■ 1 . . —ii — Brandenburg wolle nicht weiter gehen, wachte seine Hulffe theuer, und suchte seinen Vortheil, wolle auch nicht weiter daran, biß nicht Carl Gustav ihm alle Lehens-Ver- bindlichkcit wegen Preussen nachließ, und ihn zum louvcrsinen Hertzog daselbst erklärte. Wozu aber die Polen so viel sagen, daß die Rechnung ohne den Würth gemachet, ja vielmehr Brandenburg als Eyd-brüchig ex Ogsn'rc feloniL des gantzen Lehens seye verlustig worden. Auch ward dem Tractat beygesetzt, daß nach Abgang der jetzig-Brandenburgischen Chur - Linie Preussen vollkom- mentlich der Cron Schweden zufallen solle. V. Londorp. Lib. VII f. 1 1 88- Lec. Gleicher Gestalt wolle Carl Gustav feine Sachen aus der Ungarischen Seite gut machen, zu dem Ende er mit Georg Ragozky, Fürsten von Siebenbürgen, zu Clauscnburg eine Handlung eingieng, und ihm alles, was er nur verlangte, einräumeke, wie es ärmlich in einer verzweifelten Sache, und wo man aus fremder Haut Riemen zu schneiden hat, zu geschehen pflegt; so gar ward dem Ragozky die Stadt Crackau in Besitz übergeben, dagegen er mit 40000. der Seinen und der Cosacken solle Polen verderben helf- fen. Diese Zeiten hatten dahero ein solches Ansehen, als wie weyland der Barbaren, da die Gvthen für sich selbst die mluagigc Lande unter über sich sekehret/ und solches zu 398 Geschichte von Schweden. - thun alle ihres gleichen aufgemuntert, oder an sich gezogen; also schiene es nun , daß die Schweden zum Verderben derMittnäch- tischen geschaffen wären. Dann nachdeme sie Teutschland, Dänemarck, Polen, Lithauen, Liefland aufs elendeste zugerrcht, kam ohnlangst hernach der trübselige Stand über sie selbst, in welchem sie annoch zum Theil sitzen. Die Holländer hatten grosse Eifersucht wegen des Polnischen Kriegs, waren nicht wenig um ihre Handelschaffk besorget, weil Carl Gustav von allen Schiffen Zoll eintriebe : Sie verlangten zwar nicht mit ihme zu brechen, damit aber der Vergleich bessere Kraffc hätte, liessen sie eine Floite nach Dan- tzig abgehen, verstärckten diese Siadt mit Volck, und ward zu Elbing der Tractat geschlossen. Londorp. L. VII. p, 1176. Es jtigte auch der Kaysir, wie er das Schwedische Glück nicht allerdings gleichgültig ansehen könte: erböte sich daher durch triefe und Gesandten zum Friedens - Mittler. Allein er war erstlich verdächtig; hernach wolle er zu hoch hinaus, massen in dem Credentz- Schreiben diese Worte gebrauchet wurden : Pyo munere nobis divinitus commißo tid bellum id componendum , welches so viel zu sagen schiene, ob wäre des Kaysers Amt, Recht und Mcht über die Könige erstrecket, -Um ihre Hchidelunter einander zu vergleichen. Dan- Geschichte von Schweden. Z99 Dannenhero auch ohne Viele Umschwciffdie Antwort erfolgte ; Man wolle zwar alle Freund- und Nachbarschaff!gegen den Kay- ser halten, jedoch seine Bemühung des Friedens haiberkönte nicht angenommen werden. Noch eine andere Extremiuit brauchte 'Carl Gustav, indem er öffemlichverkünden ließ, daß alle Bauern der Leibeigenschaffrsol- ten entlassen, und ihnen die Güter des Adels eingeräumet seyn, wann sie wider dieselbige «aufstehen, und sie zu Todt schlagen würden. Man merckce aber allzu deutlich, daß die Schweden nichts suchten, als aus Polen gleichsam eine Wüsteney zu machen, und den Adel ausrotten zu wollen, damitsie desto schwerer über das Äolck herfallen tönten. Mit Mvscau, welches auch versuchet ward, liess es Den Schweden unglücklich ab. Man kan wohl sagen^ daß dieses Jahr der fetale -Periodus ddc Schweden ist, welches damahls schiene den Gipffel Schwedis. Herrlichkeit auszumachen. Moscau erkannte nun aus dem Teutschen und Polnischen Beyspiel was zu thun die Schwedische Animosität fähig wäre, wann man nicht mit einer gleichen unbeschränckten Gewalt derselben entgegen gieng. Dahero empfieng der Czaar die Schwedische Gesandte gar schlecht, setzte sie endlich gefangen, vergliche sich mit den Polen, weiche als eine Republic er lieber dor Nachbarn haben wölke, als einen Mo- nar» 4oo Geschichte von Scbweden. narchen, und ließ mit 120000. Mann in Ca- relien und Jngermanland einen recht barbarischen Einfall thun. ErselbstkamvonSmo- , lenskoher überLiefland, erobert Dünaburg und Dorpat, muste aber vor Riga, weil die Russen keine ordentliche Belagerung verstunden, mit Verlust abziehen.- 162. A. 1657. Lithauen war nun von den Schweden verlassen; die schöpften aber neue Hoffnung, als sie mit dem Ragozki- schen Heer sich bey Crackau vereinigen tonten im Monat April. Ehe man sichs aber versähe, zerfiel dieses ohnedem nicht wohl zusammen sich schickende Merck. Dänemarck hatte an Schweden den Krieg angekündet, die Polen schweifften nur im Land hin und her, und liessen sich in kein Treffen ein, welches zum Vortheil der Schweden hätte aus- schlagen können: Carl Gustav hatte Volck in Liefiand, in Preussen und in Schweden vonnöthen, auf die Ragozkische übel eingerichtete Truppen war sich nicht zu verlassm, hiemit ließ er den Ragozky stehen, und gleichwohl vor sich sorgen. Er selbst zog seine Völker aus Polen heraus, welche was sie unterwegs antraffen, in Glut und Asche legten , und kam also Carl Gustav im Anfang des Julii, wo er herkommen war, nemlich nach Stettin in Pommern. Kaum hatte er den Rucken gewendet, schlug sich Brandenburg Wieder zu der Polnische» Seite durch Geschichte von Schweden» 42t kdie Traktaten zu weinn. Die Sclnvedett ? hiessen dieses eme Treulosigkeit; die Polen eine Schuldigkeit/ indeme vielmehr die erstere Traktaten wider die Treue gewesen waren; Brandenburg hielte beedcs vor eine Nothwendigkeit, und sahe darunter verste- j cket ferne Nutzbarkeit, und gleichsam im Saamen verborgene künfftige Großheit» Was nun das Dänische Wesen betrifft, hatte man zwar bisher» sich bemühet, alle Schwüngkeittn beyzulegen; allein dcsKay- fers, der Holländer und anderer Vorstellungen würckten mehr; das meiste aber dis Gefahr, welche man sich inDanemarck vorstellte, wann Schweden so übel gegründeten Krieg (wie dieser Polnische schiene) so glücklich solle ausführen können. 21uch blutete den Dänen das Hertz annoch wegen desim vorigen Krieg erlittenen Verluste an Landern» Mithin ward mit Bcystimmung des Dänischen Reichs; Raths der Krreg widek Schweden erkläret im )un>o. Von welchem Krieg aber in der DänisGeschlchre §»62.rc.rc, hinlängliche Erzehlung geschehen. Es Hütte König Carl Gustav grosse Zeit, aus Polen zu ziehen, Massen ihm die Kay- serliche den Polen zu Hülste geschickte Vvl- cker auf den Hais kamen, Mit welchen des Täntz viel schwerer als mit den Polen oder Cosacken war. Supjjl, ?«Des 4,11, m, Th. C ( Oil 402 Geschichte von Schweden. Mit den Russen bestünde der ganhe Krieg inPlackcrey, starckenPartheyen, undVer- heerungcn. Das abentheurliche Übersehen über das Eyß nach Fühnen müssen wir hier noch kürzlich anbringen. Zwischen Jütland und der Jnsul Fühnen ist ein Arm des Meeres, der Belt genannt. König Carl befandesichmit feiner Armee auf Jütland. Als dahero im Jenner dieses i 6 Ion, so beym Zug war, durch das gebrochene Eyß in den Abgrund versancken: ihm selb- sten hatte eine Stuck-Kugel so viel Schnee ! an den Leib gemorsten, daß ihm das lincke ' Aug verletzet worden. Nichts destoweniger I fetzte er das Vorhaben mit solcher Unerschro- I ckenheil fort, daß die Dänen das Ufer verliessen, und meistens gefangen wurden. Die > Schwedische Armee war 9222. zu Fuß und I 3200. zu Pferd, welche alle ihr Leben auf einen ungewissen Augenblick, und auf das Eyß nach dem Beyspiel ihres Hauptes gesehet. Der Zug war gerichtet gewesen von Heilß auf die kleine Insel Bransee, und von bannen das Vorgebüra Jwerniß vorbey, in den Wick oder Meer-Busen Fönse auf der Insel Fünen zwey teutsche Virilen von Bransee. Dir berderseitige Armeen stunden auf dem Eyß und schlugen sich auf selbigem herum. Mit dieser eintzigen Gefahr nicht vergnügt, warf sich Carl Gustav auch noch in die andere, und gieng ferner über daß Epß von Swinburg auf die Insel Longeland, ob- fchon dcw Eyß so schwach war, daß das Wasser der Armee einen Schuh hoch an die Beine aufstiege, den es. kebr. worauf gleich den C c 2 an- qo4 Geschichte von Schweden._ andern Tag der Marsch drei- Meilen Wegs zu Pferd über den grossen Belt nach der Jn- fei Laland: worauf sie!) Sax-Köpmg ein fester und wohl besetzter Platz freywilliq ergieß bet. Von dannen ward wiederum über das Meer in die nahe Insel Falster geritten, unendlich den 22. kcbr. in Seeland felbsten. Das übrige, und die Belagerung von Cop- penhagen ist in Dänischer Geschichte zuerle- fen. 163. In Pohlen hatte Carl Gustav dieses Jahr immer gerne Friede gemacht, wann nur Pohlnifch-Preussen ihm wär überlassen worden. Allein daß dieses nicht geschahe, ver- «rsachtcn Oesterreich, Brandenburg und die -Holländer, welche denen Schweden keine See-Haven an selbiger Küste gestatten wollen. König Johann Casimir hatte Thoren schon anderthalbe Jahre belagert mit einer grossen Armee. Doch bekam der Schwedische Oommenözm Benedici Oxenstmi einen solchen Accord, daß nicht nur seine 190* Fuß-Knechtend 110. Reuter mit allen Ehren aus der cLtadt zogen, sondern auch voL Schweden ein halbjähriger Waffen-Stillstand noch dazu bedungen wurde : welches dem Könlg Carl freye Hände zu seinen übrigen Verrichtungen machte. Oxenstirn hatte dieses durch eine List zuwegen gebracht. Dann als die Pohlen zum allgemeinen Sturm schon m Bereiischaffl stunden, schick- Geschichte von Schweden. te der König seinen 8ccretarium hinein, um noch eine Aufforderung zuthun. Der Commendant lässet auf der Pastey ein prächtiZ Gezelt aufschlagen, und ihn herrlich mit allem, was noch zubekommen war,bewürthen: daneben musten sehr viele Knechte und Kerls Soldaten-Kleider anziehen und paradircti. Glaubten also die gute Pohlen, eö wäre Volcks und Nahrung genug in der Stadt, und gaben den Accord so wohlfeil zu ihrem folgenden nicht geringen Unmuth. Einen andern unvermutheten Streich führten die Schweden auf das HertzoglhumLur- land, welches vom General Duglaß aus schlechten Äorwand, ob hätte Hertzog Jacob die Neutralität nicht allerdings beobachtet. Duglaß schlösse mit ihm einen neuen Reulralitats-Tractat gegen eine grosse Summe Geldes, und als der Hertzog sich sicher hielte, überfiel er ihn in seiner Residcntz, beraubte selbe, führte ihn gefangen nach Zwa- nogrod, und verfuhr im übrigen gar schlecht, und zu grosser Nachrede der Schweden. Man hat auch angemcrcket, daß von dieser Zeit au nichts glückliches mehr vor Schweden liesse: obschon vielleicht nicht diese, sondern wohl mehr andere Sachen des Unsterns mögen gewesen seyn: worunter auch möchte gezehlet werden, die Unerweichligkeit des Königs zum Friede: dessen viele einer Verwegen- und Unbesonnenheit nicht gar unähnliche. Untcrneh- C c 3 mun- I 4 c 6 Geschichte t>on Schweden. [ mungen: dessen grosse Vorhaben/ welche we- 'i der mit seinem Reichthum oder vielmehr Armuth keine Proportion hatten, nemlich alles zubemeistern, was um die Ost ^ See lieget, und sodann wohl gar noch einmahl nach dem Beyspiel der alten Gochen die Stadt Rom einzuäschern. 164. An. 1660. da schon alles den Krebsgang halte, berufte der König einen Reichstag nach Gotheburg, zu welcher Zeit ihm eine gahlinge Kranckheit, welche er doch von den Geschäften sich nicht hindern liesse. Nach einem Monath äusserte sich, das böse Fleck- > fieber. Man konle dem König wegen feiner I Leibesdicke, und daß er beständig nur im Sessel zubrachte, keinen Schweiß abgewinnen. Da ihm nun die Gefahr eröfnet ward, rufte er die Königin und vornehmste Reichs- Räthe vor sich, tröstete sie, ermähnte sie des Reichs Wohlfahrt fleißig zu besorgen, und den Frieden zubeschleunigen, weilen nach seinem Todt niemand die Waffen würbe mit Nutzen forlführen können. Er schlichtete hierauf noch viele Sachen, und indem er dem Artzt befohlen, ihn etliche Stunden vor dem Todt aufzuwecken, legte er sich ein wenig zur Ruhe. Hernach stundk er vom Bette auf, begab sich in den Sessel, liesse sich sein Testament vorlesen, in welchem er die Gemahlin zur obersten Vormundin und Regenun angesetzet,doch ihr die fünf vornehmsteReichs- Aem- Geschichte von Schrveden. 407 j Aemter zugegeben; und nachdem er gefragct, j ob niemand etwas darwider einzuwenden hätte, unterschriebe er solches nebst mehr anderen Brieffereyen, und begehrte wieder zu ruhen. Es ward ihm gesagt, er möchte sich I zu Bette legen: da sagte er, so bald er Vieles I thun würde, müsse er sterben: doch es müsse gewaget seyn. Er war auch kaum dahin ge- ! bracht, als er nach einem kleinen Seufzer in den Armen des Marschalls Graf Gabriel 1 -Oxenstirns entschlieffe, den 22. kchr. im acht ! und dreyßigsten Jahr seines besten Alters, Massen er das Welt-Licht erblicket zu Ny- ! Köpping den 8. Novemb. An. 1622. Er ! hatte anfangs unter Leonhard Torstensohn , in Teutschland als freywilliger gedienet, hernach eine Oompzznie Reuter überkommen, und also von der Picken auf gedienet, ein Herr welcher schon damahls die fast sichere Hoffnung hatte, die junge Königin Christina zu- heyrakhen; wiewohl ihr Catholisches Vor* haben es hernach nicht zugelassen. Sein Alldencken in Schwcoen war unterschiedlich: einige waren betrübt, weil das Vaterland in so zweiffelhafligen Stand, und fast gantz Europa wider Schweden im Harnisch war: andern schmertzte dessen Jabre, und viele rechtschaffene Eigenschaften. Der Adel soll nicht zum betrubsten dabey gewesen seyn, als welcher besorgte, wann einmahl «in so tapferer König mit denen Zcmden sich Ce 4 würde z sz Geschichte von Schweden. würde gesetzet haben, es möchte solcher hernach dem Adel die veräußerte Cron-Güter einziehen^ und sonst die Flügel stutzen. Die Unmündigkeit des Cron-Erdens war besser nach ihrem Geschmack als dieMuchigkeit eines Beherrschers. Ubngens war keine Hoffnung im Krieg was Gutes auszurichten: dcrowegen ward alsobald mit Ernst zum Friede geschritten, und solcher erstlich mit Hohlen zu OHva den 3* May, hernach mitDanemgrck zu Loppm- haaen den 6. Jun. Die Olivifche Friedens - Handlung hat Londurp.Toni. VIII. Lib.IX. pag. 6 si. &c, gesammlet. Davon der wesentliche Jnnhalt dieser: 1) König Johann Casimir verzeihet sich aus Liebe zum Frieden auf alles Erb» Recht in Schweden vor sich, feine Erben, und Nachfolger: degiebet sich des Schwedischen Tituls gegen Schnöden zugebrauchen, sondern wird nach dem Tuul Groß-HeryoF jnLichauennur drey rc. rc.rc. sehen: gleichwie auch der König ln Schweden nach dem Titul Groß-Fürst m Finnland dergleichen dreye zusetzen hak: welches alles aber auch nach Absterben Johann Casinurs aufhörest soll. 2) Liefland, so viel die Schweden seit dem Stillstand innegehabt, soll dieser Cron auf ewig bleiben; imgleichen alles Recht der Cron Dohlen anf Estland und Oesek. 3 ) Dtt Elstholische sollest in. Aeßqnd.rhre Rest- Geschichte von Schweden. 4c» gion frey, aber ju Hause üben mögen. 4) ! Der Hertzog von Curland solle vollkommen * restituim werden. 5) Der Kayser soll alles, was er rn Pommern und Mecklenburg inne hat, an Schweden zurücke geben, das Holsteinische aber an den Hertzog daselbst. 6 ) Die Schwedische zu Liebau mit Brandenburg zum Nachtheil Polns eingegangene | Verträge sollen gänhlich ab seyn. Zu der LeibrBegängnuß des Königs fan- l de sich auch die Königin Christina aus Rom 1 ein, welche als sie auf dem Königlichen Schloß : in ihrem Zimmer die H. Mcste halten liesse, j gezwungen ward, solche hinführo bey dem ' Franhösischen Ambassader Terlo zuhören. Und als sie in einem Memorial an den Reichstags, im Fall der Prinh ohnbrerbet stürbe, prxtendirte, daß das Reich an sie wieder zurück fallen müste, so ward in dem Reichs- Schluß ausdrücklich eingerücket, daß solches nimmermehr geschehen soll. Sie bliebe diesen Winter auf chrem Wittib-Sitz zu Ny- Köpping. 16f. Auf solche Weise nun war Carolas xi. des Carl Gustav eintziger Sohn auf der Nack)folge befestiget, unter welchem auch gleich An. 1661. im April derLned mir Most can getroffen worden zu Lardiß einem Lief- ländischen Städtlein: tvodurch alles Lieflän- dische gn Schweden zurück gegeben worden. Cr s 3m 4io Geschichte von Schweden. ? Zm übrigen wurde der junge König gantz ; ohne Studieren auferzogen, er wüste keine Sprache als die Schwedische und Teutsche so er in der Kindheit gelernet: das einßige worinnen man ihn übte war Fechten und Reiten, und etwas weniges so zum Krieg gehöret. Hiebey soll das Absehen vieler Reichs, Räthen dieses gewesen seyn, damit der König einsmahls in einen langwierigen Krieg verwicklet, nicht Zeit-noch Verstand haben solle, des Adels Sacken zu untersuchen, son, dern vielmehr ihres Raths und Beystandes bedürftig wäre. Sein str^ceptor wiese ihn hauptsächlich auf vier Dinge an: täglich zwey mahl zubeten: seine Mutter zu ehren: seine Gedancken nndMeynungen verborgenzuhalten : und auf seinem Vorsatz veste zubehar- ren. An. 1664. als Kayser Leopold mit den Tür- cken in Ungarn Krieg hatte, ersuchte auch durch Graf Gottlieb von Windlschgrätz dem Schwedischen Hofe um Hüls, weicher auch 2400. Mann anVolck,und vor ivo. tausend Thaler allerhand Kriegs-Munitivn hergäbe. An. 1666. weil die Stadt Bremen eine freye Reichs-Stadl zuseyn pmendirt«, mit, bin die Huldigung nicht nach der Schweden Verlangen leisten wvlte, so muste der Feld- marschail Carl Gustav Wrangel mit etlichen tausend Mann aus Pommern davor ziehen. Die Stadt ward beschossen, durch derbe- Geschichte von Schweden. 411 nachbarren Fürsten Vermittelung aber ein Vertrag zuwege gebracht zu Hadenhausen in dem Schwedischen HaupttQuartier, wo» rinn die Stadt sich von Sitz und Stimm auf Reichs-Täaen biß auf An. 1700. enthalten will, so wohl als auf dem Nieder-Sächsischen Creyß-Tag. Sie erlegt den Reichs- Anschlag: bleibet im Besitz des Juris Territorialis, doch ohne prL,uclitz der CronSchwc-- den, biß die Sache durch Güte oder Recht ausgemachr werde. rc. Viel. Londorp. To. IX. pag.4S9» An. l667.wardSchwedenFriedens-Mitt- ler zwischen Franckreich Engelland und Holland bey dem Congrese zu Breda. An. 1668. ward das (Collegium Antiquitatum 8uc»-6otkiczrum zu Stockholm angefangen, dessen ansehnliche Glieder bemühet waren, die Schwedische Alterthümer aus den Grabhügien, Runischen Schriften und Steinen zuentdecken und zusammlen. Auch ward vor Schonen zuLunden eine neue hohe Schul aufgerichtet: nachdem schon unter der Christina eine zu abor vor Finnland bestellet war. Nach Lunden war Samuel Puffendorfberuft fen, und hat allda Laß Jus Naturae juerft ge- iehret, womit aber die Schweden nicht alle zufrieden waren. An. Z66y. machte der Teufel sein vielfältiges und sichtbares Spiel mit vielen Hexen, Personen m Schweden, welches ein Bauer offene q.12 Geschichte von Schweden. offen ba» machte, da er in ein Buch, so ihm der Teufel zu unterschreiben vorlegte , den Spruch geschrieben: das Blut JEsu Christi desSohiresGQtkes macht uns rein von allen Sünden. Der böse Geist gab die Flucht, das Buch würd der Obrigkeit gebracht, die darin!» eingeschriebene Hexen aufgesuchet, und nachdem sie alles bekannt, sehr viele davon hingerichtet, und mit andern Straffen angesehen. 166 . An. 7672. bewarb sich Franckreich so »vohl als Engelland um eine Schwedische Alliantz wider die vereinigte Niederlande. Der Reichs-Rath war unter sich lange ge- theilet. Der Graf cle la Lärche, dessen Ge, schlecht weylanb aus Franckreich kommen, und sein Anhang stunden vor die Allianh, aus Ursach erstlich weil Schweden an sich arm, und zu einstens nothwendigen Unterricht mungen von niemanden mehr Geld als vor» Franckreich ziehen könnte. Hernach »veil Schwedens Absicht eben so wohl sei-n müste das Hauß Oesterreich, vor welchem man nimmer sicher wäre, in die Schrancken zudrin- gen: weswegen dann schon An. issr. zu kontainebleau ein Lubststien - Tractat von 6qo . tausend Thalern war geschlossen worden. Hingegen stritte Biernklow mit den Sei- nigen dmvieder, »nit vermelden: man würde m Franckreich den Weg ms Röm. Reich und Geschichte VSN Ochweden. 41 z und auf den Kayserlichen Thron bahnen: Zudem würde Schweden die Gewogenheit der Teutschen hiedurch gar verliehren. Man 'solle viel lieber sich indessen wohlgewaffnet halten, und zusehen, wohinaus das Spiel lauffen wolle. Um nun in den Entschließung sich ausser Verantwortung zusetzen, ward auf einem Reichs »Tag der junge König volljährig erkläret. > Die Alltcmtz selbst bestehet in % 3, Artickul, I davon der III. die Beschallung des Westphä- : lischen Frieden zum Zweck setzet. Der IV. ^ verspricht gegeneinander Hüls, wofern in- > oder ausser Reichs der Kayser, Chur- oder f ürsten einen der beeden Theilen demselben riede zuwider antasten würde. Der X. sorget vor die Sicherheit der Provintz, welche beeden Cronen durch den Westphälsschen Friede zugetheilet worden. In dem Xilf* wird dieFrantzösische 6^737, tie über den Oli* vischen u. Coppenhager Friede erneuret,auch die Freundschaffl mit Danemarck beyzubehalten. Der XIV. schliesset in die Ga7äntie ein den Herhog vonHolstciwGottorp. Der XV. Mecklenburg. Der XVl. Baden-Dur- lach. Durch den XVIII. soll verbüter werden, daß nicht das Röm. Reich in Kriege ausser desselbigen, so dem nicht anliegen, verwicklet werde. Der XXI. verspricht an Schweden FranhösischeLublUienanReichs- 4 1 4 Geschichte von Schweden. Thalern, nach Maß der Zurüstung, welche Schweden machen wird. Im XXII. verspricht Schweden die Garantie des zu Achen zwischen Frankreich und Spanien A. 1668. geschlossenen Frieden. Die übrige gehen die Handelschafft und Contrebande an. Soll dauren aufzehen Jahr. Geschehen zuStock- ho!m den 14. April An. 1672.Londorp.To. IX. p. 804. Diesem Tractat gemäß ward zu Regens- burch An. 167z. durch dem Frantzösischen Gesandten Grave! und den Schwedischen Reichs-Cantzler I^la^um 6e laGardie das sämmtliche Reich fleißig erinnert, in die Holländische, das Reich nicht betreffende Händel, sich nicht zu mengen, noch in die Bünd- nuß mit Spanien und dem Hauß Oester, reich sich einzulassen: so wurde doch von dem schon überredeten Reich vielmehr beschlossen, und von Schweden anbegehret, es solte diese Crone von der Frantzösischen Allianee abstehen. Endlich nahm der Kayser die Schwedische Mediation an, deren Bemühungen in Lond. Tom. X. zulesen. Indessen rüstete sich alles zum Ernst: der Kayser um Holland beyzustehen, und dem Reich zu gleichem Entschluß Muth zumachen: Schweden um die Mediation kräfftig zumachen, und alleufalls die Kayserliche Absichten zuhintertrelben. Indem aber aus Schweden Volck und Kriegs - Gekäth in ziemlicher Menge nach Pom- Gescbichre von Schweden. 41s ( Pommern übergeführet wurde, hingegen der Kavser bey Eger eine Armee versammlete, auch würcklich damit gegen Niederland ruck- ' te, so konte es in die Länge ohne Weiterung nicht beharren. Besonders da der Kayser dem König in Schweden eine Schuldigkeit daraus machen wolle, mit ihm wider Frauck- reich zuhalten. 167. An. 1674. wurde Schweden zu Er- greiffung der Waffen gäntzlich bestimmet, als der Churfürst zu Brandenburg in eignem Nahmen der Cron Franckreich den Krieg an- ! kündigte, Holland zu guren, und dem Bischof zu Münster zu Last,und Schweden zum Verdruß, ohngeachtet er gleich vorher» eine Defensiv Alliancc mit dieser Cron getroffen hatte. Der König suchte ihn vielfältig von der ^ayserlichr Spanischen Alliance ab-und zu einer Neutralität zubereden, und liesse end« lich aus Pommern in Brandenburg einrücken. Man suchte diesen Einfall bey dem Reichstag zu Regensburg zuemschuldigen mit dem, daß im Westphal. Fried tz. Ei ut eo sincerior &c. das Röm. Reich angelobet hatte, den Feinden Franckreichs ausser dem Reich keine Hülffe zuleisten; weil den solches Brandenburg gegen die Holländer thue, so gezieme der Cron Schweden den Westfälischen Fried wtder selbes zu behaupten. Zwar wolle man nicht entgegen seyn, wann Brandeg- bur- 415 Gesibr'chte von Schweden. ! bürg sein Reichs -Contingent sielleke, daß !l aber dessen gantze Macht wider Franckreich ' dahin sich ziehe, dadurch machte der Churfürst seine eigne Sache daraus. Ost. r-. vecembr. 1674- Brandenburg antwortete/ daß solcher §. auf dergleichen Art mit nichte» könne verstanden werden. Vid. Londorp. Tom. X. pag. 340. Worauf eine Schwer dtsche Widerlegung erfolget ic. IhroKayferl« Maj. brachten auch durch einCommiMon,- vecrct beym Reich es dahin, daß wider die > Cron Schweden ein Reichs-Lvnclusum ab- I gefastet wurde den lF. Jul. 1675. Krafft fen dem Churfürsten die Rerchs < Garantie seiner Landen wider solche Cron zugesagt, und» Kayserliche dekorraroria, avocatoria exem- koria &c, gebeten wurden. An. 167^. kam der Churfürst aus Elsaß mit feinen Truppen, griff die sichere Schwer den bey Fehrbellin an,und schlug sie mit so gutem Erfolg, daß sie mit Noth sich inPom- stiern mit der Flucht entziehen konten. Zu gleicher Zeit erklärten auch die Holländer den Krieg wider die Cron, und Däne- ; tnslccf gab dem Kayser Gehör ein gleiches zuthun; und hoffte man, derCzar würde der- > gleichen thun, wann nicht der Todt ihn balü entzücket hätte. An. 1676. fetzte es nebst den Kriegs-Ver- klchtungen, deren in Dänemarck §. 87* gedacht worden, auch einen Hoff- Krieg ab. Der Geschichte von Schweden. 417 Der Graf d« la Gardie fande so viele Verdrießlichkeiten von seiner Gegen- Parthey, daßerdasReichs-Cautzler-Amtablegle, und sich ins Fel d begab: allwo, nachdem er einmahl geschlagen worden,sein Gredtt vollends herunter fiel. Der König hatte mit Hintansetzung des Reichs-Raths einen geheimen Rath angenommen, mit dem er fast allein seineSachen überlegte,und die Emschlicssung nahm. Der Reichs-Rath war auch nach Abdanckung des ja Gardie immer mehr verächtlich ivo-rden, Massen dieser Mann gleichsam die Seele und der Mund dcsselbtgcn gewesen war. Man wolte merckeu, daß der König die Sachen auf eine freye vhngebun- dene Regierung hinaus zuspielen krachte. Güldenstirn einer der Reichs-Räthe faßte das Hertz, und trug sich an, dem König/ der damahl zu Feld läge, Vorstellungen deßwegen zmhun. Es hatte sich auch eine günstige Gelegenheit gezeiget, indem die geheime Räthe unter sich selbst uneius waren, und Lin- denschilden mißgönneten, daß er das meiste darinne solle zusagen haben. Allein Güldenstirn war es um dieses nicht allein Mhun: er wolte die Königliche Macht mit Stumpf und Stiel ausrotten, damit sodann alles Ansehen auf die Reichs- Räthe und dem Adel allein zurück fallen solle. Zu dem Ende schmeich- lete er sich bey dem König und bey Linden- schild ciy, wodurch er Gelegenheit bekam die S#ppL P.Des A. H. ///.Th. D d Hätt- 4 1 S Geschic hte von Schweden. ! Hände in die Sachen zustecken. Er ordnete aber alles so verkehrt an, daß man von Sie-' gen nicht die geringste Ursach zu hoffen hatte, womit er meinte den König ln die Gefahren und auf die Spitze zusetzen. Allein die Vorsicht wvlte ein so treuloses Vorhaben nicht beglücken: die Schweden musten dem ohn«* geachtet den Sieg bey künden davon tragen. Güldenstirn unterliesse darum nicht seine Arbeit fortzusetzen: er brachte zuwege, daß der König Ltndenschilden verstiesse, und an"statt dessen einen Mann von schwacher Vernunfft, Reenschilden, an die Seite nahm. Er hintertrieb eine Zeitlang die Heyrath des Königs mit Ulrica Eleonora, Dänischer Prin- tzeßin, weiche vor dem Krieg schon abgeredet war. i68. A. 1679. Man hatte bishero also den Krieg geführet, daß Schweden sich keines Vortheils rühmen konte, Massen Stettin und Stralfund verlohren waren. Zu Nie- mägen war ein Friedens-LonZres,, allwo die übrige Machten den Anfang machten,Schwe» den davon auszuschliessen: und in solchem Fall würde es sehr gefährlich ausgesehen haben. Allein Franckrerch erklärte, von keinem Friede, ohne Einschluß Schwedens, etwas anzuhören. Hierauf erholte sich die Cron. Weil nun Däncmarck und Brandenburg sonderbar vest darauf bestunden, so wendete Franckreich seine Waffen wider dieselbe, und ward Geschichte von Schweden. 419 ward also endlich der Friede zu 8r. 6 e» maln cn Laye den 29. Jul. 1679. zu Stand gebracht, welcher den i. 5 epr. zu kontame- bieau erläutert, und den 8.0üob. zu künden in Schonen von beeden Königen unterschrieben worden. Vid. Londorp,Tom.X. pag. 705, alltro auch die Tractate Mit dem Bischvff zu Münster, dem Churfürsten von Brandeliburg, und Hertzogen zu Braun- schweig zu lesen. Frankreich bezahlte an Brandenburg vor Schweden zvv tausend Reichsthaler Kriegs-Kosten. Die Heyraih mit der Dänischen Printzes« sin ward vor ech Mittel gehalten, und kunte Guldenstirn mit deren Abwendung nimmer auslangen. Dannenherv kehrte er sich auf die andere Seite. Er hielte beym König an, daß ihm die Braut abzuholen befohlen würde: wodurch er bey Deroselben in Gnaden zu kommen verhoffte. Er bekam auch die Stadkhalterschaffl hhrr Schonen, Hailand und Bleckingen züm Kecomperm, mit solcher Ohnabhänglgkeit, daß er niemand, als dem König allein Rechenschaffc zu geben hät. te. In dieser Provintz suchte er sich anfalle Weise zu bevestigen; bestellte Officiers, die von jhme abhängten: zog den Pulver» Vorraih und die Kriegs-Geräthschafften dahin; beredete den König, daß er die Kriegs- Schiste von Stockholm nach Schonen me» legte, an einen schlechten Ort Lpkedy, hernach D d 2 Lartv» 42ö Geschichte vc>n Schweden. Carlscron genamit: erhielt auch, daß er für einen orciinsire Gesandten bey Dänemarck bestellet wurde, ob er auch nicht in Dänemarck wäre, sondern damit ihm allezeit frey stünde, nach Belieben dahin zugehen, und ohnangefraget. E-r hatte die Freyheit, alle Briefe des Königs und anderer an den König, welche durch Schonen liessen, zu eröffnen, und seine Meinungen beyzulegen. Und weil er erfahren hatte, daß der König an der Cron Franckreich einen so mächtigen Rückenhalter gehabt hatte, so wolre er ihn auch dieser Stütze berauben: suchte daher» Franckreich mir unglimpfiichen Vorstellungen ihm verhasset zu machen: hingegen räumete er ihme ein, wie er sich vielmehr allein auf die Freundschafft von Dänemarck gründen solle. Wetters riech er an, es solle der König auf mehrere Reichthume gedencken, damit er des Franhösischcn Geldes entbähren tönte. Zu dem Ende solle er einmahl die ver- äusserte Crvn-Güter wieder an sich ziehen: ungleichen folte er alle Güter der Geistlichkeit der Cammer einverleiben, weil sie ohne das von den Königen herrühreten: Ferners müste man die Anlagen erhöhen, um die Schulden zu bezahlen; und die SchahungS- Freyheiken aufheben. Mit allem deme suchte der Baron den König verhaßt zumachen, und den Adel ju einem Aufstand zu verleb ten, Geschichte von Schweden. 42r ten, welcherzum Theil den König als einen fremden Printzm mit scheelen Augen ansähe. Zwar hatte Guldenstirn die Freude nicht, daß er die Früchte seines ausgestreueten Unkrauts hätte selbst eincrndken mögen, indem ihn ein hitziges Fieber in die andere Welt abschickre; doch'dem König hatten seine Anschläge <0 wohl gefallen, daß er diesem Grund- Riß zufolge, seine Regierung zu ordnen anfing. Der Unterschied bestünde nur im Ausgang. Guldenstirn glaubte, das Werck solle auf einen Aufstand hinaus lauffen: Daß Schicksal aber leitete es also ein, daß des Königs Macht weit unbeschränckter als jemahls. wurde. Und dieses ereignete sich auf dem Reichs-Tag zu Stockholm A. 1680. Jn dieseStadt legte derKönigfein Leib-Regiment iooo. Mann starck, deren meisteOf- ficlers Liefländer waren, und sich also wenig bekümmerten, wie es den Schwedischen Ständen ergehen möchte. In der Nähe ward auch ein Regiment der Uplandischen Reutcrey gehalten. So lang die 8essicm dauerte, hielten vor dem Schloß 24. Soldaten die Wache; andere patrouillirtcn in der Stadt. Dem Grafen Magnus de la Gar- die verboth der König bey bey der Session zu erscheinen, aus Forcht, sein Ansehen und Beredsamkeit möchte den übrigen Muthein- gcbcin ein gleiches geschahe dem Llaudiur D d z Ro- 4ää Geschichte von Schweden. Rolamb, deme man eine LommilHonnach Pommern um eben diese Zeit auftrug/ und ihm zwey ansehnliche Männer zugesellet«, welche eben wie er gcforchcen wurden, nem- lich Georg Sperling und Heinrich Falcken- berg; nicht minder Orro Wilhelm Königs- marck Stadthaster in Pommern, welcher durch Einziehung der ihme zugewandten Cro- nen-Güter 26200. Thaler jährliche Renten zu verliehren harte. Hingegen ernennte der König zum Sprecher in der Cammer des Adels Gaudium Flemming, dessen Vatter der Rarh vom Reichs-Schatzmeister/Amt ab - und anleine statt Gustav Blonden aufgesetzet hatte, weil er dem Vorhaben der Einziehung ges netgt war. Über dieses beehrte der König viele der Offrcieren, so ihm in dem Krieggedienet hatten, mit der Barons-Würde, damit sie Sitz und Stimme führeten, deren er versichert seyn könte. Vor allen waren ihme zugethan die zwey beste Crealuren Guldcn- stirns, Johann und Axel, Wachtmelsters, welche in der Versammlung sich so mausig machten, daß fast niemand ein freyes Wort sprechen durssre: und sagt man, Johann habe einen grossen Stecken getragen, mit denen er niederzuschlagen drohrte alte, die nicht nach seinem Kopf redeten. Nebst Geschichte von Schweden. 423 Nebst de me waren noch andere Mittel und Arten angewendet. Einige Ursachen steckten wohl im Reichs-Tag selbst: bann weil die : Reduction der Cron-Güter meistens nur den Adel angieng, welcher den übrigen drey Ständen der Geistlichen, Bürgerund Bauren zuwider war, so tapten diese leichtlich darinn, damit der Adel die Federn verlöh- re. Zudeme hatten sie von des KönigsPer- son eine ungemeine Hochachtung wegen seiner Tapferkeit im Krieg/ Keuschheit, Nüch- , terkelt, Sparsamkeit und andern Tugenden. ! Hiemit wurde ihme mehr durch den Reichs- Schluß zugestanden, als er in seiner Anrede , begehret hatte: nemlich «) daß die dem Adel zugelegte Cron-Güter tblten eingezogen werden. 2) Daß der i\6mrf eine ohnum- , schranckre Macht ohnabhnngig von dem Reichs i Rart) führen , und rm Fall er keine Erben seines Geblüts zeuqete, Macht haben solle, nach seinem Belieben einen Reichs-Folger zu benennen. 3) D:r König solle frey seyn des Eides, i^n er bey seiner Crönung geschworen, nichts ohne Einwilligung des Reichs-Raths zu thun; weil der Raih seine Gewalt vielfältig mißbrau- . chet hätte. Eö wurde auch erkläret, daß der König dieEro^evon niemanden, alsvon GOtl, auch niemand als ihm Rechenschafft zu geben hätte. Der Dd 4 424 Geschichte von Schweden. l Der Senat ward hierauf von Flemming \ beredet, daß er selbst vom König Abschied ^ begehrte. Nichts destoweniger ward noch eine grosse Lommickion angesetzet, welche die Aufführung herabgesetzten 8enarorenzn untersuchen hatte, bey welcher auch die Bürger und langbarnge Bauern lassen, denen freylich der Bart schmutzle, da sie sich über die grosse Edelleute sahen Richter seyn. Auch ward eine ^eäuÄions-Cammer angeordnet, welche alte Cron- Güter, so vor und nach A. 1604. veräußert waren, einziehen solle. Woraus abzusehen, daß nicht eben die Königin Christina allem der Ver- schenckungen halber zu beschuldigen sri-e, sondern auch der grosse Gustav Adolph rc. Vid. Limiers Histoire dc Suedc Tom.I. p. 388. Lomlorp. Cont. Tom. XI. £ 24. Nichts scheinet so günstig an, welchesmcht mit einem Schatten des Unsterns vermenget seye. Die Schwedische Redaction wolle man auch auf Llefland erstrecken. Dasiger Adel aber fande sehr vieles darwider zu sagen: erstlich weil er hiedurch vollkommen in die Betteley gesehet wurde: hernach weil er feine Güter nicht von der Cron Schweden, sondern von denen Hochmeistern des Teutschen Ordens von altmZciten her bekommen hatte: zudeme hatten sie sich an Schweden ergeben, mildem ausdrücklichen Vorbehalt, Laß sie »hre Güter ftey besitzen sotten. Man Geschichte von Schweden._42«; kan sagen, daß dieses Werfen nicht wenig darzu gehviffen, daßLiefiand denen Schweden wieder verlohren.gegangen/ und nun unter Rußischcr Bonmäßigkeit stehet. 169. Auf einem andern Reichs-Tag zu Stockholm den i7.0ctot>., 682. ward nicht nur der vorige Schluß bestätiget, sondern noch hinzugefüget, daß dem König die Hände durch die Gesetze nicht gebunden seyen ; daher hinzuthun und davon nehmen könne, wie er es dem Reich vortraglich befinde; daß die Instructiones , die er einem Collegio, oder einem Amt vorschreiben würde, demselben vor ein Gefah dienen sollen ; daß deö Königs Testament nicht angefochten, noch von der darinnen vorgeschriebenen Regie-- rungs §orm währender Minderjährigkeit eines Nachfolgers solle abgewichen werden. Darauf ließ der König alle Beamte einen neuen Pflichts-Eyd leisten, pubJicirte ein neues Gesttz-Buch, bestellte neue Ministers, sehte einen geheimen Rath an, und richtete die neue Regiments.Verfassung aufs beste ein: vonwelcherimübrigengefagt wird, daß so viel der König dadurch an Einkünfflengewonnen, so viel habe er an Liebe verlohren, mästen sich der grosse und kleine Adel in das Joch nicht schicken wolle. Allein auch diese Wunde war so wohl durch die Zeit, als durch andere dessen Tugenden geheilet, was , Schweden belanget. Liefland allein litte ei. D d f mn 4'6 Geftblckte von Schweden. nen harten Blutsturtz, wovon wir bad ver- $ nehmen wollen. In diesem 1682. Jahr den 27. Juni war auch gebohren Printz Carl, der nachg'hndS grosse aber unglückselige König, besser Geburt nicht ohne Vordeutung in den Assang der Königlichen 8ou ver^jnitat in Schieden fallet: weil mit dessen Todt eine solche wie- ■ derum ihr Ende erreichet, welches Ende er derselben durch ungemessenc Unternehmungen selbst zubereitet hak. A. >683- ward mit den Holländern die schon A. 1681. getroffene Schuh-Bündnuß bestättiget, und zum Schuh beederseits 6200. Mann zu Fuß, und zwülff gerüstete Orlog- Schiffe bestimmet. Zu diesem Bund waren eingeladen alle Christliche Machten. Der Kapier, welcher der Türckcn halber und sonst - der Bündnussen wohl bedürsstig war, war der erste nebst Spanien, welcher durch einen besondern Vertrag beptrat; doch mit Zusatz fünf besonderer Arnckeln. A. 1634. wurden viele Hugenotten, so aus Franckreich zu entfliehen angefangen, vom König aufgenommen/ und in Pommern nach Dömmitt gesetzet. In Schweden hingegen verboth man alle andere Religion ausser der Lutherischen, und durffte niemand unter 25. Reichsthaler Straff dem Gottesdienst fremder Gcsandschafften in deren Häusern beywohnen. Am Geschichte von Schweden. 427 An. i68s. schickte man born Rayser auf dessen Begehren 4000. Mann Hülffs-Völ- cker aus Pommern nach Ungarn, welche bey dem Treffen vor Gran mit gewesen. Die Müntz wurde an Werth erhöhet, an der innerlichen Güte aber so geschwächet, daß sie mit dem Reichsthaler keine Gleichheit mehr hatte. Zwölff Marck Kupfer hatten vorhin einen Reichsthaler gegolten; jeho mu» sten eben so viel Marck zwey Reichsthaler gelten; oder, welches aufeines hinaus laufft, die nemliche Quantität Kupfers, so vorhin zwölff Marck oder ein Reichsthaler geschätzt ivar, würd jeho vier und zwantzig Marck oder 2. Rthlr. geschähet. Und noch darzu ward diese Müntz, welche vorhin, damit sie einen Thaler Zeltete, sieben Pfund Kupfer wägen muste, jeho auf <>. Pfund Kupfer herab gemindert. Ausgleiche Weise wgrd die Schwedische Silber- Courant- Münhe schlechter: dann 6. Marck Schwedisch hatten zuvor so viel innerliche Güte oder Silber als 1. Rthlr. und gab man also 6. SchwedischeMarck vor i. Rthlr.; nun aber muste man z. Marck geben. Und als man die Schulden der Cron bezahlte, geschahe solches in der neuen schlechten Müntz; mithin wer 1202. Thaler zu fordern hatte, weil er 6ooo. alte Marck geliehen , ein solcher bekam jeho 6ooo. neue Marck, welche aber in der Thal nur 750. Reichslhlr. werth waren. DieseArtvon Müntz-Hand- lung 4^3 Geschichte von Schweden fang soll König Carl von I.ucIovic, XIV. j Königin Frankreich qelernet haben, velchee' der erste in dieser Erfindung soll gewesen seyn; so zu untersuchen stehet. A. i686. trat der König seiner Tertschen Staaten halber mit in dieAugspurgisch:,vom Kaykrund Spanien zusammgeknüpfctte Ei- > ßL oder ^tlocizrion, von welcher die Cron Franckrcich grossen Anlaß zum Krieg genommen , weil selbige nicht absehen tonte, daß die Liga Wider jemand andern als etcn sie gemüntzct wäre. An. 1687. crgienge auf Anhalten der Holländer/ ein anderes ZciiÄ, inKrafftdefendie Caivlnische und andere Religionen solienge- dttitet werde«/ ausser der Catholischen. In diesem Jahr haben die Kupfer-Bergwerck durch Verschüttung vieler Gänge und Leuten grossen Schaden gelitten. Dessen ohn- geacht der König die Gänge selbst besichtiget, und über 222. Klafter liess unter die Erde sich begeben hat. A. 1688. den 2g.Jenner ward gebohrm die Printzeßin Ulrica Eleonora, welche wir über eine Zeit werden auf dem Thron erblicken. Dieses Jahr war schon wieder eine neue Convention mit Holland gemachet. Es wurde dahin der Republic und dem Prinhen von Oranien, Wilhelm, Stadthaltern, zu Dieirst auf Zs. Schisftn 6000 , Schweden über- I Geschichte von Schweden. 429 Vberschiffct, wovor die Republic 800864. Species-Thaler zu Hamburg erlegt., Über das dielte der Königzoooo.regulirte Kriegs- Knecht, und unzehlige Land-Milih, welche täglich in Waffen grübet wurde. Und da nun der Königliche Erb-Prinh Carl 6. Jahre erreichet, wurden ihme die ordentliche Bedienungen bestellet. Sein Hofmeister, Nordkopenser, unterrichtete ihn gleich Anfangs in der gcist-und weltlichen Geschichte, und Erkanmnüß derer Staaien Europä. Nebst deme brachte man ihm eine Erkännmüß des Kriegs-Wesens bey, und muste er denen Musterungen und Kriegst Übungen beywohnen; allwo er vom Hrn. Vatter erlernte, das Volck in scharffer Zucht zu halten, und des Tages zweymahl mit den Truppen das Gebet zu machen. 170. A. 1689. geschahe eine Veränderung in Staats-Absichten. Bishero hatte die Cron Schweden bey der Frantzvsischen AI- liance beharret, und sich dabey gar wohl be» funden; Massen nicht nur die Eroberungen in Teuschland, sondern auch in Norwegen und Schonen, oder deren Beybehalmng Cec Cron Franckreich zu dancken war. Allein durch die Augspurglsche /etloLiarion und besondere Alliance mit Spanien und dem Kays ser, warschoncin Tritt von Franckreich abge, schehen. Jeho da Franckreich an. ,688- irr Hie Pfaltz etngefaUen war, wobey auch das 43° Geschichte von Schweden. Hertzogthum Zwepbrücken, des KLnig« Stamm-Hauß mitleiden muste, ergriff man? in Schweden andere Maß-Regeln. Man bildete sich ein, Franckreich spannete dir Saiten nn Glück allzuhoch ; da doch dieses bis- hero übermalst einen guten Thon vorCchwc- i den gelassen hatte. Man glaubte also, da- | hi» krachten zu müssen, daß^diesc Cron svlte demüthiger werden. Die Schwedische Unterthanen selbst bezeigten vor das unsägliche aus Franckreich gezogeneGeldt anjetzo einen solchen Eifer gegen dasselbige, daß fie >hrIcx2ncler Leben aus dem Curtio fleißig läse. Daher halt er gesogen des C-el->rs Kriegs- Regtln, des.^lcx-nciers Geschwindigkeit, und dieser beeden Helden unersättlichen Ehr- geitz und wen aussehende Vorhaben, welche ihn aber in einen fast gleichen Ausgang ge- stürtzct. Also daß man wohl zweifeln mag, ob die Wahl gut getroffen worden, da man einem so hitzigen, groß-thuenden, und dabey eigensinnigen Talejnt, welches sich in Lsro- Jo zeigte, diese Bücher und nicht vielmehr andere vorgeschrieben, welche eine Mäßi- Hung und Zufriedenheit hätten an die Hand geben können. i?l. An. 1690. nachdeme das Römische Reich einen Schluß gefastet/ mit Franck- reich 4'2 Geschichte von Schweden. reich nicht Friede zumache», ohne selbiges Hat - 1 te das Hertzoglhum Zwcybrücken, und alle! bißhero daraus gezogene Einkünffte an den König tu Schweden zurück gestcllct, trüge dieser König dem Kayser seine gute Officia : an, um ihn mit der Cron Franckreich zube- > friedigen. Durch welches Mil-cl Carl soviel^ erhielte, daß beede Partheyen ihn respectir* ren, und daß keine ihm mchrüberläsiig war, noch sich bemühue ihn auf seine Seite zn bringen. Um aber indessen die dommcrcico in Sicherheit zustellen, ward mit Danemarck Engel, und Holland mancherley Vertrag zu > Stand gebracht An. 1691. Es ward auch 1 die Handclfchafft mit Frankreich wider hergestellet , welchem das Schwedische Eisen, Kupffer, Holtz u. d. abgienge, da hingegen die Schweden nachFrantzösischen Weinen, Lsu äc vie und andern Leckerei) durstete. An. 1692. war der harte Proceß gegen den Patkul gestellet. Es ist oben §. 168. schon erinnert worden, welcher Gestalten der Liefiändifthe Adel wider die Einziehung der Adelichen Güter zur Cron sich beschweret. Unter denen fünf vcpurr'rten des Adels an den König war einer Johann Reinhold Pat- kul ein Liefländischer Hauptmann. Alle wurden abgewiesen, und grengen ohnverrichmer Dingen wider nach Hauß. Patkul, als ein geschicritt deherhttr Mann, ward nochmahls ( Ges chichte von Schweden. 42 z ÄN den Hoff beschicket/nm ein neues wehmüthiges Hinschreiben einzureichen: welches deyläuffig in diesem bestünde: „wie der Adel l „mit Zittern änderst wohin nicht/ als nur zu - „ihrem König ihr Kindliches Flehen zustellen „wüste : wie das Elend ihres Vaterlands st> „groß wäre, daß sie sich sogar schameten,sel- „biges zubeschmbrn: wie sie biß nun zu die > „äusserste Drangsalen mit stillen Seufzen und I „Thränen übertragen, um Sr. Majestät die „Proben ihrer vollkommenen Untcrwürffig- „keit darzulegen, in gcdulliger Hoffnung ei« „nige Strahlen der LandeS-VäterlichenLie- i „be zuerwarren. Nun wären sie biß auf den ! ..Grund erschöpfet.so daß ohne thätigeHüif- !. „leistung^unmöglich wäre länger auszichal- ' „ten. Sie fänden sich dannenhero gezwun- „gen dem König ihren Umstand mit Wahr- „heit vorzustellen, welche von andern aus be- „soudern Absichten nur verheelet würden. ,.Es erfordere solches ihre dem König geleistete schwere Pflicht, mästen des Königs und ,,dero Nachfolgern am Throne Nutz und „Frommen hierum verwicklet wäre. Sie „bäten also Jhro Maj. wvlte dem Wehkla- „gen dero in Grund verdorbener Untertha- „nen nicht verschliessen, welche von denen „durch ihr Blut erworbenen Gütern so gae „encblösset wären, daß ihnen auch das höchst „Nothwendige manglete, und der mehrere „Theil an den Bettelstab gerathen wäre. fuppl,v.Des.A, h. nist). Ee „Sie -HZ4 Geschichte von Schweden. „Sie wären nun dcchin gebracht,daß sie mü- „sten in fremde Lande ziehen, um vor ihre „Weib, und Kinder das Brod zusammlen. „Die abgenomene Güter wären ihnen zwar „wiederum vermuthet worden, aber um so „unerschwinglichen Miethlohn, daß es un- „möglich falle, solchen aufzubringen, wann „auch niemahlen ein Mißjahr oder andere „Unglücks - Fälle sich begäben: dahero,um „solchen Miethlohn abzuwägen, und sich des „Hungers zuerwehren, müsten sie täglich et- „was von ihrem noch übrigen verkauffen: „und wann nun dieses zuEnd kame/müsten „sie entweder unbarmherhig sich cxequirm „lassen, oder mit dem Stab in der Hand dar „von ziehen, oder gemeine Hackenschützen „abgeben. Es wären gegen einige die Kö- „nigliche Versprechen ergangen, ihnen das „Drütheil der einziehenden Güter wieder „zuüberlaffen: es wäre aber fast keinem möglich gewesen dieser Königl. Gnade sich zurr- „freuen, Massen dieselbige ohnmäßig hoch ge- „schätzet wären: und so auch einer mit gu- „tem Glauben sich darein gelassen hätte, »Hätte er dabey nichts als noch diese erbärm- „liche Frist gefunden, sein Stuck Brod mit „Zähren zubefeuchten, um das Kumer-volle „Leben durchzubringen. „ Auf dergleichen Schlag lautete das übrige,und bestunden die fernere Klagen darinn, daß die Beamte täglich neue Plagen für den Adel erfinden; daß, wann Geschichte von Schweden. 43s wann auch keine Früchte wachsetcn, man je» Doch die Zahlung leisten müsse, und zwar in spccier Thalern, welche man erst hiezu mit grossen Verlust c. oder 6. pro cent erkaufst n müste; daß man in denen Versammlungen sich vernehmen lasse, es werden bald alle teutsche Herren auöLiefland ausgerottet seyn; und Daß solches auf der hohen Schule zu Dorpt bereits angefangen, auch sich bearbeitet werde, Die teutsche Sprache im Gottes- Dicnst abzuschaffen; daß durch die Revi- sions - Cammer der Adel genöchiget werde, vor ungewisse Reuten gewisse 33. pro cenr zuerlegcn, die Bauerschaffl aber -gar aus dem Land zulauffen 2c. rc. war unterschrieben vou sechs vcpmstten des Liesischen Adels. Ob nun wohl dieses ausLornrnistiou des gantzen Adels geschehen, und gebeten worden, der König möchte durch Commissarien das Land selbst in Augenschein nehmen lassen , f» ward doch die ülcalische Klage wider die sechs vepurirte gestellt, und besonders wider den k^ricul. Dieser hatte wahrendem Proceß eine Königl.8alva gtiardia erhalten, welche aber anders nichts enthielte, als daß er in solcher Zeit, und biß der Proceß zu Ende gienge, sicher zu Stockholm bleiben, und seinen Handel führen könne, von sicherem Zu- ruckgang aber war nichts darinn: und noch dazu haste man während seinem Auffenthalt in Schweden seine Güter in Liefiand ange- % fallen. tzzS Geschichte von Schweden. fallen/ und seinen Verwalter weggesäaffel, welches ihm keine Sicherheit versprechen konte. Es kam noch ein anderer Zufa! dar- auf. Patkul war Hauptmann unter dem Regiment des Grafen Hastfer, von messen Ma-or er und andere Offwier übel gehalten wurden: sie beklagten sich dessen/und beehrten Genugthuung, sonst wölken sie ihnen solche selbsten nehmen, hierüber ward Kriegs- Rath gehalten, und die Kläger vor Trmul- tuanten angesehen. Viere derselben wider- ruften ihre Klage, und schoben die Schuld aus Patkuln,welcher jedoch ftineKlage wider den Major weiter fortführte. Obschon nun die von den Königen in Schweden denen Rittern in Liefland Wältigte, und in der Schutz-Ergebung zur Be- dingnuß gesetzte Freyheiten deutlich verordneten, daß Liefland nicht ein Theil Schwedens seyn,sondern seine eigne Verfassung behalten, neben dem teutschen Recht seine Land- Rechte gebrauchen, allemahl von teutscher Obrigkeit regieret, ohne Proceß niemand feiner Güter beraubet, noch mit Tribut beleget werden solle,wurde doch diese Bittschrifft vor aufrührisch, und Palkul, welcher sich indessen auf vie Seite gemacht, vor einen Verle- tzer der Majestät erkant,und vom König auf AnhehlMg derRäthe zu denen auf dieses Laster gesetzten schweren Straffen verurtheilet Au. U94. Wovon dtt Auesang unter Ca- Geschichte von Schweden. 437 rplo XU. erscheinen wird. Er hat seinem Handel der L/mvel-iirät zu Leipzig übergeben, welch« den Lemenh vor wrder-rechtig erkläret. 172. An. r6yz. muste schon übermahl ein tractat mit Danemarck wegen Sicherheit der Commercien gepflogen werden, so we§ vtg Krafft stecket hinter derley Brieffen. Der Körng in Franckreich hielte vor genehm die Schwedische Friedens-Mittlung- und liesse zu Stockholm einige Vorschläge, aber nur mündlich thun. H. de Limiers meinet diese Politique wär darum gebraucht worden, weil sichs Franckreich nicht wolte' ansehen lassen, wie nothwendig ihm der Friede war. Bald hernach aber sagt er, diese Cron sey mit einem weit grösserem Krieg schwanger gegangen. Jm Oeccmder erklärten die Schwedische Stände ihres Bönigs Gewalc absolut und unbeschranckec. Auch setzte der König den 15. August ein Testament auf, welches ohne alle Uugcwiß- und Schwürigkeit seyn so'.te, wiewohl gar wenig darinn bestimmet war. Die vier darinn verordnete Fälle waren diese. 1) Die Männliche Linie solle allezeit vorgezogen werden, also daß der älrere Sohn, und seine männliche Nachkommen, so lange darinn ein männlicher Erb seyn wird, sollte vor dem cin- tzigm Cron * Erben angenommen werden: Er ? also 43S Geschichte von Schweden i also wie es An. 1604. verordnet worden zufolge des Testaments Gufhvi l. 2) Im Fall aber tue männliche Linie abgehen folte, also daß kein emhiger Erbe davon übrig wäre, soll die Reihe an die Weibliche Linie gelangen, so wie es die Succeßions-Lnduungen, «je an. 1604. k. Mit sich bringen. In diesem Fall, sollen unsere Töchter (saget der leüaror) welche am Leben seyn werden, zur Cron-Folge gelösten, und denen männlichen Absprößlingen vorgezogen werden, und also weiter, wie oben«. 4) Solre aber keine von unseren Töchtern am Leben seyn, wohl aber ihre Nachkommenschaffc, in diesem Fall sollen die vcscencjcnren unserer Töchter, so Manns als Weibs Personen, vorgezogen werden, und also fort, in Kraffl und zu Folge des Testaments Gust-m I, An. 169s. König Carl fuhr in der Friedens-Vermittelung emsig fort, und nahm die Vorstellungen beeder Partheyen zuStock- Holm an, als der Kayser und bis Holländer von ihm den versprochenen 5 occurz wider die Cron Franckmch verlangten: diese Cron gehe darauf um, die Freyheit von gantz Europa umzustürzen: und rüdem sie von Tag zu Tag durch glücklichen Fortgang dero Waffen sich vergröffere, wäre zubcförchten, daß sie nicht noch gantz Europa Meisterin würde. Denen aber der König zur Antwort ^theilte; indem ihn sein mit dem Kayser, Geschichte von Schweden. 439, dem Reich/ und den General-Staaten habendes Interesse verbinde, den Westphal- ^und Niemagifthen Frieden aufrecht zichal- len/ liege ihm nichts mehr?r an Herhen, als die hiezu dienlichste Mittel ausfündig zumachen. Zu dem Ende habe er bey der Cron Franckreich trtfftisc. Instanzen gewachet. Den Succurs belangend/ wolle er seinen Ministern befehlen / mit denen Herren Gesandten zuüherjegen, zu was man Krafft der Al- liancen verbunden wäre, wie auch die Mittel um solchen Succurs zuerleichtern auszu- finden, und alle Riegel aufzuheben, welche das Friedens-Werck mehr ins Stecken als in den Gang bringen tönten., Ware man noch an den Römer Monathen etwas ausständigso würde solches richtig gemacht werden« Denen Staaten aber zu Masse und Land Truppen zustellen würde nicht viel vbrträglich seyn; gestalten, wann die Alliim Machten ihre Kräfften zusamm sehen wollen, sie starck genug wären, die Last des Krieges zutragen. Übrigens müste man sich beklagen wegen des grossen Schadens, welcher dem Schwedischen Ommercio durch die Holländische Capers zugefüget würde; und wann dem nicht bald gesteuret würde,so könten Sr. Königl. Mast ihre fernere Bemühungen zu Erhaltung des Friedens nicht anwenden, sondern sähe sichgezwungen selbst Parthey zunehmen. Ee 4 Im 44® Geschichte v»n Schweden. Im December wurde den Kaufleuten von anderer als Lutherischer Religion aufgetra- gen das Königreich zmäumen. Die meiste waren Englisch- uid holländische. Der Holländische Gesandte übergab deßwegen ein- Xiemorizl, und der Englische I)alf auch so ! eyfrig darzu, dass die Calviner serncrs gedul« itt wurden > die Cacholische aber konten auf keine Weise etwas ausbringen,, ohngeachtet trauen auf ihn setzeit, und von Fordmmo,des Luccurses eben darinnen abstehen. Der Kanscr und Holland gaben endlich die Haube darein. An. 1697. ward als Gevollmachtigtee zur- Friedens-Mittinng nach dem Hag abgeüchi« Aet der Baron Lilienroth. Darauf wurden pm Congre ss vorgeschlagen vom Kavftr Augsburg, Cöln, Franckfnrt, Achen oder Bafel : die Spanier hätten lieber Antwerpen gesehen. Engel-und Holland deutetet! auf Niemagen, Mast richt/ Utrecht, Breda, Her- tzvMdusch, Delft vdrr Hag. Der Printz Geschichte von S chweden. 441 von Lüttig trug seine Residenh-Stadt an: andere, die selbst keine Städte anzutragen hatte, wollen dem König zu Ehren Stockholm erwählen. Allein der Franhösische Gesandte M. de Caillieres hatte Befehl, wann keine aus den Frantzüsischen Städten angenommen würde, hinwiederum keinen anderen Platz ohne einen in den vereinigten Niederlanden zubegnehmigen. Man brachte noch eine gute Weile mir dergleichen Gezäncke zu, also daß es schiene, es wäre den HaupttPersoncn dieser Coma:- tlie kein Ernst zu spielen, als Schweden gantz neue Kriegs, Rüstungen vornahm, welches bey den Alliirten grosses Nachdencken verursachte. Und weilen die Kayserliche sich mit immer neuen Schwierigkeiten und grossen Aufforderungen heraus liessen, noch von ei- riem Ort etwas sich vernehmen liessen, ver- fammleke Lilien die übrige der Marken Ministers, welche dann einhellig das Schloß Ryswick beym Hag beliebten: und mustm die Kayserliche nebst den Spanischen sich belieben lassen ein gleiches hernach zuthun. 173. Während diesem Wortgefecht erkranket König Carl, und wird den 15. April vorn Todt überhaschet, nachdem er Tages vorhero einige Liefländische Edeüeut des Ge> fängnusses entlassen, im zwey und viertzigftcn Zahr seines Alters, und im sieben und dreyk sigsten seiner Regierung. Er war dem Kops« Ee r und 442 Geschickte von Schwedens und Magen-Schmertzen vielfältig unterworft fen, welches dahero soll gekomen seyn, weil . erFlessch zu frühstücken pflegte, auch dessen zum Mittags-und Abend-Essen viel zu sich nahm er aß auch die grobe Speisen lieber-j als die niedliche, und schluckte sie heiß hun--j gerig und fäst ganh hipab: schlieff- sehr wenig. Übrigens bezeigte er sich im Umgang- sehr gemein, obschon es ihm nicht allezeit Ernst war- indem nicht leichtlich jemand seine wahre Meynungen so wohl zuverhüllen wüste». Seine Verstandes - Gabe war eben nicht schlcchtr, hätte ciher durch, anständigere Auf- erziehung können gebessert werden. Kaum kvntc er seinm Namen schreiben, redete auch Schwedisch und Teutsch schlecht hin , und wüste weder einKompliment nach Zierlichkeit zu beantworten-, noch einen. Brief anzugeben, und stolperte'über das mit der Zunge. In Staals- Geschafften war er unverdrossen, und arbeitetedarinpen mehr als man von einem König fordern konte. Solches kam ihm sauer genug an, weil er keine Gründe, noch gesetzte Art eine Sache abzuhcmd- len gelernet hatte. Jnsgemetn urtheilte man er würde giückseeliger gewesen seyn, wann er minder Begierde zu dem Gut semer Unterthanen getragen hätte. 174. Tages darauf den 16. April ward zum Komg ausgeruffen CaROLvs xll. n an lest das Testament des.H. Vaners, nvor- Geschichte von Schweden. 44; worinn zur Vormund Fund Rcichs-Vcrwe- serin benennt war des Königs Frau Groß- Mutter Hedwig Eleonore gebohrne Hertzo- gin zu Holstein. Das neue Regiment bekam gleich nicht wenig zu thun : es äusserte sich eine grosse Hungers-Noth, besonders in Liefland, welcher Provintz elender Zustand die Bauren hier und dar in die Waffen brachte , also daß 3coo. Schweden, so man wider sie anrucken lassen, in die Flucht getrie- den wurden. Es wurde aber alles durch fleißige Sorge beruhiget. Ausserhalb Reichs, nachdem eine neue Vollmacht vor den Schwedischen Meciia- rionz-Gescmdten gefertigt worden, hat endlich den 9. May der Ryswicktsche Friedens- Coneress seinen Anfang gewonnen. Den> 8 .May entstünde im Königl.Schloß zu Stockholm eine so hefftige Feuers-Brunst, daß binnen zwölff Stunden alle Königliche Zimmer, der Gerichts-Hoff, die Cantzley, der Saal, die neue Hof- Capelle gänhlich in die Asche sancken. Des Königs verblichener Leichnam ward kümmerlich den wütenden Flammen entrissen, nebst dem Archiv und dem Schatz. Im Monath September endlich erfolgte der Riswickssche Friedens - Schluß: weilen aber verschiedenes darinnen den Westphali- schen Friden zuwider war, übergab Schweden als Ganni dieses W. §r. eine schMli- che 444 Geschichte von Schweden. che ?rorestarion dagegen, und besonders gegen die Oausul fc>e£ IV. Artickels, trafst deren die Catbolische Religion in denen Pfäk- tzischen von Franckreich zurück gegebenen Orten in jetzigem Stande verbleiben solle. ! Nach solchem, und nachdeme der König- ! liche Leichnam bcstatkel war, stimmten die k Reichs = Ivlirustri zusammen, den König volljährig zu erklären, weil er das sechzehende Jahr bereits angetretten, und Verstand vo» ' sich spührcn liesse. Er nahm es mit guter Ein- gezvgenheit an, berufst« einen Reichs-Tag, woraufdieseHandirmg bestätiget, und neuer- dingen als Kayser ausgeschrieben worden: auch gienge die Crönung vor sich den 24. December. ?.n. i68Z. erneuerte dieser König wiederum die Frcundschafft mir Frankreich durch eine Oekentiv - Aliance, deren Absicht war, den Riswickischen Friede vest zu halten: dabey war auch das freye Commercium rebulliret : und die Dauer dieses Tractats auf zeheir Jahr bestimmet. Mit Holland wurden alle Vebindungen welche seit an. 1604. erreichet waren, in Dä- mmarck erneuret. An. 169 % als der neue König Christians V. den Hertzog zu Holstein mir Gewalt überzöge, rüstete sich auch Schweden, und Unterstützte den Hertzog bey dem Reichstag zuReMsburrg, und erklärte, daß er dem Her- Geschichte von Schw eden. 445 Hertzog einige teutsche Truppen zu Hülste zu schicken nicht abschlagen könne, indem er hie, zu durch feie Garantie des Altonauer r Vertrags berechtiget wäre; zudem stehe ihm als wegen Bremen Niedersachsischen Crcyß-Oj. rcÄori zu die Ruhe in diesem Creyß zu behaupten,an welcher ihm als Königin Schweden auch gar zu viel gelegen, als daß er einen Minen Fürsten vor seinen Augen sötte unterdrücket sehen. Der Franhösische Gesandte Graf von Gnilcarä bemühete sich umsonst diese Unruhe in Güte beyzulegen. Der Hertzog mit seiner Gemahlin traffen selbst zu Stockholm ein, woselbst mehr als Anfangs anschiene abgeredet worden. Dann es zöge sich ein Schwedischer National-Trupp von ZovQ.Mann zu- samm, zu deren Unterhalt eine Kopf-Steuer im Reich ausgeschrieben war, auf den Kopf ein Reichs-Thaler; die Räthe , Offrcrcrs und dergleichen musten den Zehenden von ihrer Besoldung geben. Endlich kam auch der Kayserliche Gesandte Graf von Stah- reuberg von Hamburg an , welcher aber nichts that, als daß er des Kayscr gute 05- firia zu Beylcgung des Streits antrüge. Hiemit ward das Volck von Carls - Cron nach der Insel Rügen überschrffet. Nebst diesen musten sich die Schwedische Völ- cker so in Bremen lagen- in Bercitschaffr halten, und in Schonen brachte man eine Armee von jqooo, Mann auf feie Beme. Allein 446 Geschichte von Schweden. --- Allein Dänemarck/ welches sich alleine zu schwach fände, hatte schon andere Maß--Re-' geln genommen. Es ward mit den Chnr- fürst aus Sachsen , welcher vor zwey Jahren König in Polen worden , eine genaue Bündnuß/ und durch dessen Mittel auch mit Rußland aufgerichtet/ dahin zielend/ Schweden auf allen Seiten wo nicht einzufallen, doch genugsam zu beschäfftigen, aus weiches kann 2n. 1700. der Dänische Angriff inHol» stein vor sich gierige, da zu gleicher Zeit die Sachsen, Polen und Russen in Liefland eindrangen. KünigLarln schröckten so vieleFeinde nicht: nachdem sein GcneralGuldenstir« in Hotstein sich eine Weile herum gerauffet, und die Dänische Lande gebrandschahet, sehte er sich mit 1202. wackern Schweden zu Schiff/ und setzte aus Carls-Lron in Seeland über, verjagte dieDänen aus den verschanhten Ufern, indem er der erste aus derSchaluppeins Meer gesprungen/um leichter Land zu gewinnen, und wurde ein Lieutenannt an seiner Seite weggeschossen : es war der 6. August. Alles war in Bereitschafft Coppenhagen zu belagern, und die Englische mit der Holländischen Flotten warteten auch darauf: allein König Carl liesse sich auf der Insel gantz ruhig an, und erklärte öffentlich, wie er aus keiner Ursach wäre / als nur den Herhog zu Holstein zu beschütze«/ und Dänemarck zu Beobachtung 'Geschichte'von Schweden. 447 'tu Altvnaischen Verträge zubringen : wcl, chcs Verführen diesenKönig eine grosse Hochachtung und Lob seiner Großmüthigkeit zu wege gebracht. Wann er nur beständig in solcher Neigung beharret hatte. Allein junge Helden, deren erste Probstücke glücklich ! ausfallen, stecken feiten mehr daß Schwerdt in die Scheide, und verliehren sich gern in, allziuveite Ausfchweiffungen. Fronckreich muste wider ins Mittel treuen, weicher in einer letzten Unterredung zu Glückstadt mit seiner Dänischen Majestät die Stillstands- Artickel zu Stande gebracht, worauf durch die übrige Mediatores der Fried;u Traven- dal den 18. Aug. 1700. jum Schluß gebracht worden. Auf solche Weise hatte Cardus zwey grosse Kriegs-Regien beobachtet, de- ren eine, daß man, wo möglich, auf die Haupt-Quelle sechsten des Krieges in Geschwindigkeit loß gehe: die andere, daß, wo man mehrere Feinde zugleich bekommet-mit dem Nächsten sich zu frieden sehe, dann der schlimmste ist der nächste, wann er auch schwächer als der andere ist. 17s. Wir kommen zu den Polnisches! unglücklichen Krieg, zu welchem, wie gewöhnlich,' nrcht eine Ursache allein das Thor öffnete. Die Erste war das Mißvergnügen des teutschen Adels in Liefland wegen der Kc- duction, und endlich auch der Bauren, welche alle wegen UlimäßM Bedrückung IN6 auf- 448 Geschichte von Schweden. äusserste Elends und um ihre Freyheiten gebracht, weiter keinen Scheu mehr trugen öffentlich aufzustehen, und steh nach ihren alten Schutz - Herren , die Poln , sehneten. Die Andere war mit Patkul, welcher an den Polnischen Hof die Eroberung LieflandeS leicht vorstellete, und feinen unterdrückten Lan- des-Leuten einen guten Dienst zu leisten Hof- - fete. Die Dritte das Mißvergnügen des ( Polnischen Königs Augusti II. Churfürsten von Sachsen gegen Schweden, weil Kö- nig Carolus xi. die Wahl des Printzen Jacob allzusehr zu unterstützen gesuchet,und wie gesagt ward, hatte dieser Printz an Schweden die Landschasst Samogitien deßwegen versprochen. Die Vierdce war die Begierde etlicher Polen selbst, Liefland wieder zur Cron zu bringen. Die Lünffre gab Däne- marck, welches Polen aus eignem Interesse zu diesen Krieg anfrischete, wie oben gemeldet. Die sechste war eine geheime Absicht Königs August,. Dieser forchte billig als ein Teutscher, die den Polen nicht eben die liebste seynd, es möchte sein Thron nicht all- zuveste bestehen, wofern er seine teutsche Kriegs--Völcker nach Hauß schicken müste, worauf die Polen ohne Unterlaß drangen. Mithin wolte er ein Stuck Arbeit anfangen, welches die Polen durch sich selbst nicht zu Ende bringen tönten, dahero solle die teutsche Milch ein en» necessarium werden: Geschichte von Schweden. 449 welches um so gerechter schiene, als in den Pactis Conventis stipuliret war, die Avulsa regni wieder herbey zu dringen. Sech- siens führten die Curländer verfchredeneklagen über die Schweden wegen weggenommener Schiffe, dem Oltvischen Friede zu- > wider. Die letzte Ursach war der Rußische I Czaar Peter , welcher im trüben zu fischen Hoffete, wie auch geschehen. Die Sachsen und Pohlen nahmen einige kleine Orte in Liefiand ein, Riga aber ward von ihnen vergeblich belagert. Der Czaar hatte sich mit 122. tausend Köpffen vorRar- va geleget. Übrigens seynd die Ursachen zum Krieg auf Czarischer Seite in Limiers ' Historie de Suede Liv. V. erzehlet, und weitläusslg widerleget. König Carl als er vernommen, daß die Polen und Russen sich nicht vereinigten, son, dern besonders ihre Sachen trieben, war gutes Muth, brachte eine Armee von 20. tausend versuchten Soldaten zu Schiffe und führte solche selbst in Liefland über den r r. Octob. dieses 1700. Jahrs. In allen an- anderen Schwedischen Provintzen war alle mögliche Kriegs - Anstalt embsigst vorgekehret, also daß in Schonen 28000, im übrigen Schweden 18020, in Finnland 12000, in Jngermannland 8ooo,inPomern 22220, in Wssmar 6002, in Bremen 1*222, und in StippLP.Des.J.H.lll.Zb. Ff Hol, 4fo »Geschichte von Schw eden._ Holstein 4foo. Mann sollen gestanden seyn/ zusammen uo^oo. Sechs Wochen dauerte schon die Mosco-' witische Belagerung vor Narva, als der Kö« nig mit seinen 20. tausend Mann auf diese 100, tausend wvhlverschanhte Russen loß zöge den 30. Novemb. Es war ein dicker Nebel und Schnee gefallen, unter welchem die Schweden biß so. Schritt vor das feindliche Lager unvermerckt anruckten, nachdeme sie viele tausend in den Vorposten aufgebo- ben hatten. Alsdann verschwände der Ne, bei/ und der Schnee liesse nach zu falten, die Moscowiter aber erfchracken ungemein über den Anblick des Feindes, von welchem sie glaubten, daß er sich vor ihnen verkriechen müste. König Carl lässet in Geschwindigkeit Bresche an der Verschantzung schtessen, stürmet darauf, und nach einem dreystündi» gen Widerstand zerstreuet er die Rußische Macht: mehr als 30. tausend verschlossen sich hinter ihre Wagenburg, streckten aber bald das Gewehr. Diese ließ >man heim lauf- fen, weil sie ohnmöglich zu bewachen waren/ ein grosser Theil ersoff im Narva-Strohm, Den Tag vor dem Treffen ließ König Carl einen Bet - Tag von seiner Armee halten: Die Losung zum Streit ward gegeben mit zwey steigenden Racketen, und dem Wort: Mir EDtte» Hülffe. Er selbst ward im Gefecht leicht verwundet ; als» auch sein Pferd: Geschichte von Sch weden. 451 Pferd: einem andren unter ihm nahm eine Canon Kugel den Koyff weg, worad er sich im Geringsten nicht ents^e, sondern hurtig auf ein anderes sprang, und seine Sachen fortmachte. Auch dieses ist höchlich an ihs me zu loben, daß als ihme ein Relation von den Treffen vorgeleget ward, er solche fleiff sig übersehen, und erstlich alle Stellen aus» gelöschet, welche ihm selbst zu besondern Lob dienten, hernach auch diejenige, welche dem Czaar verdrießlich fallen konten. Die vornehmste Generalen der Russen waren gefangen, alle Bagage, Stuck, Fahnen rc. erobert, und eine solche ViÄoric erfochten Wider den Rath der alten Generals von einem Königlichen Jüngling von siebenzehen Jahren. Auch verdienet grosses Lob der Commenäanr von Narva Graf von Horn, welcher mit 90a* Mann einen Platz der kaum halb befestiget war, wider eine so grosse Macht so lang behauptet. 176. An. 1701 besprachen sich der König in Polen und Czaar mit einander auf den Lithau - und Liefischen Gräntzen. König Carl bestoch reinen Schottischen Edelmann bey dem Sächsischen Regiment, welches dem Czaar auf dieser Reise von König Augusto zur Leibwache war zugegeben worden. Dieser schrieb alle zwey oder drey Tage an König Carln, so viel er erfahren konte. Hier unterrichtete König August den Czaren, wie F f» er 4s 2 Geschichte von S chweden. j er semeTruppen abrichten solle/ nahm auch I über sich ein Corpo von 20. tausend Bussen ^ selbst in Kriegs - Künsten und Zucht zu üben. Darauf solte es über Liesiand, Finnland und , so weiter hergehen: lauter grosse, wichtige, weit aussehende Anschläge,welche zum Trang Teutschlands sechsten hätten ausschtagen können, wann nur König Carl dir Gesälltgkeit gehabt hätte, so viele Jahre mit der Hand im Sack zuzusehen, als zu deren Ausführung nothwendig waren. Dieser erkannte gar wohl, daß niemand ihm mehr schaden fönte als der König in Polen, theils wegen seiner Kriegs -Wissen- schafft, theils wegen seiner teutschen Truppen, und endlich wegen der Alliirten, welche ihn unterstützen würden, wann der Krieg solte in die Länge dauren. Um deßwegen sann er auf alle Mittel, wie er seiner möchte loß werden. Die Republic Polen hatte bißhero an den Krieg selbst keinen förmlichen Antheil, und dahero nahm König Carl Gelegenheit um den Zustand von Polen etwas mehr als bißhero sich zu bekümmern, und kam er auf die Gedancken, ob nicht ^uZutto die Königliche Cron strittig gemacht, selbige auf ein ihm anständigers Haupt übersetzet, und er in Sachsen wieder heimgeschickt werden tönte. Es wurde solches um so leichter geachtet, als viele Polen mit dem Krieg gar nicht zu ftie- p ( Gescbicbte von Schweden. 4n stieben traten, als welcher das Königreich , in grosse Trangiaalen stürtzen könte: andere mercklen,daß König ^uguliimFallerglück« lich seyn solle, der Freyheit einer Republick mit seinen teutschen Völckern einige Fesseln schmieden köntc: wiederum andere hatten noch in kernfrischer Gedächtnuß, daß sie mit ihrer an. »697. vorgenommenen Wahl, und erwählten König von Bourbon hatten wegen der teutschen Macht müssen zurück stehen. Mithin fanden ssch schon Leuthe welche mit dem König in Schweden sich in Cor- respondenz einließen, unterm Schein, daß sie Fried und Ruhe zu stifften suchten. In Lithauen brachen die zwey alte Partheyen öffentlich aus, deren eine allezeit dem König und der Polnischen Nation geneigt, die andere aber abhold ist. Dermahlen war der erstern Oberhaupt das Hauß Oginsky. Derer andern 8apwha, die erstere unterlagen im Treffen, und wurden völlig aus Lithauen vertrieben: Sie hiengen sich aber an König Carln, um durch dessen Hülff wiederum in ihr Vauerland eingesetzet zu werden, welcher diß vor recht Wasser aufseineMühle ansähe. Die Pole», und besonders der mit dem König übelvergnügte Cardinal Primat verlangten , es soll'ein Reichs-Tag gehalten werden, König August wolle nicht daran, wohl vorsehend, daß solcher vor ihn nicht günstig ausfallen würde. Allein dieser F f 3 Auf- 454 Geschichte von Schweden. Aufschrrb machce noch einen schlimmern gen; überhaupts bestünde man darauf, dass mit Schweden Friede gemacht, und die Säch, fische Völcker nach Teutschiand zurück ge- fchicket werden soiten. Indem diese Sachen in Poln vorgegangen „ hat König Carl sich mit 20000. Mann aus den Winter Quartieren aufgemacht, und den Marsch gegen Riga und die Sächsische Truppen gerichtet, welche sich über demDü- »a-Ftuß verfchanhek hatten. In deren Angesicht hat er den Fluß aus Schiffen mit dieser List passitet, daß er einige Barquen mit feuchten Stroh vorausgestellet, welches an, gezündet einen grossen Rauch und Dampf von sich gab, und hierdurch die Schwedis fthe Truppen dem Angesicht der Sachsen entzöge. Zu dem waren die Schwedische Überfahrt-Schiffe mit vielen schwehren Geschütz versehen, welches tapffer aus die Sachsen loßfeurete, und der Wind triebe ihnen allen Rauch unter die Augen. Der König hatte diesen Angriff selbst ausgedacht, führte ihn auch sechsten aus, und ward der Bierdte so ans Land spränge, worauf er gleich auf die Knie stet, und GOtt um Beystand anruffe. Nach einem dreystündigen Gefecht verliessen die Sachsen das Feld mit allen Geschütz und Munition ; König Carl aber sich Meister der Wahlstadt sehend, fiel abermahlaufdre Knie, Liesse dergleichen auch die Armee thlm, und dancki Geschichte von Schweben. 457 danckce GOtt vor den Sieg. Es war die- ; ser von so grosse Folge, daß alles was die Sachsen und Nüssen in Lief- und Curland halten darauf gieng, sie selbst musten durch Preussen den Weeg nach Hause suchen, und die Moscowiter gicngen auch wo sie her gekommen waren. Die Poln lachten in die Faust, und dachten , nun wären sie der Teutschen einmahl loß, die Schweden würden sie nicht fressen. Die Lithauer schickten auch eine Depurario» an ihn nach Mietau, mit Vermelden , die Republic seye ganh was anders als der König ; habe dieser etwas unternommen, könne er'es gleich wohl ausmachen, die Republic wolle nichts darum wissen °. übrigen bathen sie, König Carl möchte seine Völcker von den Grantzcn der Republic und von Curland zurück ziehen. Der Könia antwortete zwar höflich, nahm den Unterscheid der Re- publick von König vor bekannt an, und setzte hmzu, wie er Mitleydrn trage wegen ihrer Unterdrückung, so sie von den wachsen erdul- tcn musten, und der Gefahr ihrer Freyheit, worein sie von Augusto gesetzet würden, welcher sich eben dadurch der Cron unwürdig gemacht habe: trug ihnen zugleich alle feine. Strafften an sie von dem Joch zu befrcyen. Allein diese Antwort halte eine ganh andere Würckung. Die Poln, nachdem die teutsche Truppen weg waren- bekamen Hertz- F f 4 licher 4^ 6 Geschichte von S chweden liches Mitleyden gegen ihren König, welchen s ein fremder Printz von dem Thron wolle' herab flössen. Sie verbanden sich daher» zu dessen Beschützung. Hingegen schickte Carl einen guten Trupp Soldaten in Lithauen, um denen Sapieha beyzubringen/in der That aber um einmahl mit Poln einzufäd- men. >77. Indessen war das 1702. Jahr ein, gefallen, und König Carl hatte schon m Lithauen Vilna und Grodno einbekommen, ; auch den Cardinal Primaten verschiedene Briefe zugeschrieben des Jnnhalts : Daß X man König Augusten absehen, und einen andern wählen solte, welches der Primat nicht ungern solle gehöret haben. Weilen er auch diese Briefe dem Senat vorgeleget, so fan- ' den mehrere ein heimliches Vergnügen daran. Der Senat und der Adel schickten einige Gesandten an Carln, ihm vorzustellen: wie er der König von der Republic Freund- schafft köme überzeuget seyn, müssen diese ausser Königs Augusti Kriegs-Unternehmun- gen die Hände allzeit gehalten: harte sie also wohl verdienet, daß K. Carl mehrere Er- känntlichkeit gegen sie bezeugte, nicht aber mit seinen Truppen die Land der Rcpubne überschwemmele: ganh Poln habe sich hieran geärgert, auch fänden sie sich in der Zarte ihres Herhen gerühret durch König Carrs Briefe, welche sie vorr der ihrem eignen König Geschichte von Schweden. 4^7 nig jederzeit unverbrüchlich haltenden Treue suchten abzuwenden. Sie trugen ihre Vermittlung an, jedoch mit disem Bedina, daß erstlich er seine Truppen zurück ziehe; alle weggenommene Artoklerie wieder gebe;'und endlich eine gesetzte Antwort schleunig ertheile. Die Audienh erhielten die Gesandte den 1. May, mit dieser Antwort, Es suche der König anders nichts als sich zu det'endi- ren wider den ungerechten Angriff; seye bereit das Beste der Republic zu bewürcken, und sotten alle redlich gesinnte Poln selbsten ihm hiezu milwürcken. Bald darauf ward ihnen bedeutet, es würde das weitere mit ihnen zu Warschau abgeredet werden. Es aieng der Marsch der Schweden auch würcklich gegen Warschau, und liesse der König ein Manifest ausgehen seinen Einfall zurechtfcrtigen, dessen Haupt-Jnnhalt dar- inn bestand: Er wäre vor seinen Feind nicht sicher: die Sachsen fönten bald wieder in Polen kommen : das todte Zusehen der Rr- public bey dem ungerechten Bewegungen Au- gusti wäre Schweden nur schädlich: hicmit habe er von der Rcpublic mit gmen Fug an- begehren können, sie folten ihren König ausser Stand setzen ihm zu schaden, welches weit sie nicht gethan, müsse er selbsten darauf bedacht seyn. König August verlasset bey der Schweden Annäherung Warschau, begebet sich nach F f 5 Lracau, 4iS Geschichte vonS chweden. Cracau, lasset die Paßpolue Ruscienie oder j General-Aufboth ergehen, beschreibet acht * Regimenter aus Sachsen. Den 2s. May war König Carl mit seinemi Volck schon in Warschau, allwo die Burgerschaffc entwaffnet, und mit 30. tausend Thalern Contribu- tion beleleget wurde. Darauf erfolgte ein schalstes Manifest wider König Augustum, und die Unterredung des Primaten mit Kö- I nig Carln, in welcher die Oerbronilirung Augusti beschlossen ward, und ward von Primaten diese Zeitung durch gantz Poln kund gemacht, daß nrm'ich König Carl auf keine andere Beduignuß mit Poln Fried machen und halten wolle, als das Augustus des Throns entsetzet werde. Bey dieser Unterredung hat sich mit dem Primaten eingefun- denderGrafLeßcl'nskl.CronrGroß-Schatz- merster, welchem einige Schuld geben, baß er sich schon damahls um des Augusti Erniedrigung Mlt äusserster Mühe beworben, andere aber glauben wollen, Carl seye nur von vhngefehr auf die Gedancken gerathen, ihn Lcßcmski zu erheben. Mit König August» hielte es doch das meiste Nieder-Poln, welches sich sich zu San- domir in eine Confocderation einließe: Es wolle doch nichts recht fort, biß nicht die aus Eachsen beschriebene Völcker ankamen, so über nicht die allerbeste waren. Hiemit als ES zu Llissow den 19. JuJ. M Gefecht kam, zöge» Geschich te von Schweden. 45 9 logen sie den Kürtzern, wiewohl nach einer Lreysiündig harten Arbeit, die sie ihren Feinden verursachet. Es sollen ihrer 3000 . todt, und 2000. gefangen worden seyn. Bey den Schweden ist unter andern geblieben Friedrich IV. regierender Hertzog zu Holstein. Auf diesen Sieg muste Cracau vor den Schwedischen Degen sich biegen. Allwo sich der Lauf in etwas hemmete, Massen König Carl mit dem Pferd gestürtzck, und das Bein verletzet, weßwegen er sich eine Weile zu Hause hallen muste , und Augccto Zeit lassen zu ferner Erhohlung. Unterdessen feuerte man in Liefiagd auch nicht gegen die Russen. Diese zwar achtete König Carl vor nichts, und wolle seinen General Schlippenbach eine Weile gleichsam nur mit ihnen spielen lassen, da er Augusto als seinem Haupt-Feind, und den er mehr forchte, nachsetzele. Jedoch bekam Schlip- venbach, bey den See von Pletzkow eine Schlappe, und verlvhr das Geschütz sammt vier Fahnen und ein paar Paucken. Hernach an eben den 19. Tag Julii litte er einen noch grösser» Verlust, müssen nach einen zwölff-ständigen Schlagen die Schweden in güntzliche Verwirrung Miethen, und dem Feind nebst allen Geschütz über zwey tausend Todte sammt der Wahlstadt überlassen : so viel hatten sich schon die Rußische Waffen nach angenvmmenen Fuß gebessert. Man 4^® Geschichte von Schweden. Man kan sagen, daß Auguste, obfchon seine > Macht König Carln habe weichen müssen, so wohl als jene des Czaren,doch fein den Cza- ren ertheilter Rath Carln gcftürtzet habe, wie wir hernach hören werden. Darauf muste das arme Land das Gelag bezahlen, welches die Russen blß an Riga jämmerlich verwüsteten. 178. An. 170;. schlug König Carl die ! Sachsen bey Pulmsk über dem Bug den r. > May. Der Marsch gieng Hernach in Preussen gegen Thvrn, hier recognoscirte einsten« der König eine Sächsische Schantze mit dem General hieven, welcher durch erne Osnon hinter ihm weggeschossen ward. Hingegen wurden seme Leute von denen immer anwachsenden Russen in Liefland ein paarmahl ge- klopffet. Pohlen vereinigte sich endlich auf einen Reichs-Tag zu Lublin und erklärte des Königs in Schweden Begehren vor unerhört, ärgerlich, verdammlich: demKönig inSchwe- den gab man sechs Wochen Zeit, biinnen welchen er aussern folte, ob er Fried oderKrieg haben wolle, die Cron-Armee solle aufz6ooc>. Poln u.i22oo.Lithauer,inbegriffen derSach- sen, vermehret werden. Die Sachsen erkannte man als Hülffs - Völcker, und bestellte ihnen den Sold von der Republic: dem Kö- nig solle, im Fall Schweden sich nicht ber gucmete, frey stehen mit ausländischen Mächten Bündnüsse zu schlössen. Geschichte von Schweden.' 46 r M dieses war König Carin in Forma angedeutet: die Kayserltch, Engell-und Holländische Gesandte trugen ihre Vermittelung an. Dieser aber fuhr in seinen alten Lied- lein fort, herausstreichend, wie er nur allein zu diesem Ende gekommen wäre, die Frey, heil der Republic herzustellen, auch eh: die- , ses geschehen, den Fuß nicht zurück setzen würde. Nebst deme fönte er sich nicht zur Ruhe legen, biß nicht ihm alle Versicherung vor seinen Feinden devestiget seye. Er beklagte sich über den kublinischen Reiche-Schluß, und hielte die Poln vor undanckbare, welche wohl verdienet hätten deßwegen etwas zu empfinden; jedoch in Anhoffnung eines bessern wolle er die Gutmeinende in seinen Schutz nehmen, die an der Gegen-Parthey Hangende aber als seine Feinde verfolgen. Mit diesem suchte er die Poln unter sich noch mehr, als sie schon waren, zu zertrennen ; und bestrebte sich unter der Hand Groß - Poln mit dem Primaten zu einer Confoedention zu vermögen, welche wider die Lublinischen gehen solle. Zu welchem Zweck er desto näher schritte, als glücklicher seine Waffen waren; indeme er dieses 170z. Jahr annoch Tborn Elbing und andere Ort in Preussen erobert. A. »704. kamen die Groß-Polen zu Warschau zusammen: Der König in Schweden begehret von ihnen des Augusti Entsetzung: Der Pr»mat nebst anderij seynd mit ihme schon 462 Geschichte von Schweden. schon verstanden: die andern seynd aus Forcht \ der herumstehenden Schwedischen Armee gezwungen darein zu willigen, und hiemit wird den Is.kekr. König August unwürdig «nd unfähig erkläret jener Cron, welche er schon 6. Jahr getragen hatte. Ich überlasse einem klugen Leser eine Menge Überlegungen zu machen, welche sich bey diesem Handel seibstan die Hand geben. König Carl schlug Printzen Jacob Sobiesky zur Cron vor. Aöing August aber ließ diesen sowohl als seinen Bruder Constantin bey Breßlau aufheben, in Verwahrung nehmen, und nach Leipzig abführen. Der Czaar schrieb auch bedrohliche Briefe an die Warschauer (Dontoeäcrarion, wofern sie von ihrem schimpflich, und ungerechten Verfahren nicht abstünden: und nugu- itus verbände sich mit ihme enger. Hingegen brachte König Carl den Churfürsten von Brandenburg auf seine Seite, mdem er ihn als König in Preussen erkannte. Däne, marck aber suchte hinwiederum die Schwe- den mit grossen Kriegs, Zubereitungen zu schröcken. Allein König Carl ließ sich dieses nicht ir- re machen, und brachte sein gefährliches Absehen zum Ende mit seiner Gegenwart; dann er erhöbe sich selbst nach Warschau, General Horn muste die Versammlung amretben; ßtt Anblick der Armee muste d:r Krastt geben/ Geschichte von Schweden. 46z den, indeme 302. Schwedische Dragoner und 500. Musquetier den Kola umgaben. Auf solche Weise war der von Carln vorgeschlagene Candidat Stanislaus Lescynsky Woywvd von Posen zum König ausgeruf- fen, Den >L. Jul. 1704. In Lieflaud giengen die Schwedis Sachen den Krebsgang. Der C;ar brauchte Ernst , eroberte Dvrpt, und im August Nar- va mit Sturm. Allein in Polen, nachde- me König August einige Vortheile erhalteu, gieng seine Sache den schlimmen Weg. Paikul, welcher Rußische Dienste genommen, und dre Rußtsche Hülffs-Truppen nach Polen gcführet hatte, war in der Belagerung Posmau unglücklich : Die Sachsen musten alles, was sie zwischen dem Bug und Weixel inne hatten, im Stich lassen. Schulenburg ward bey Punitzan der Oder geschlagen den 7. November; Die Russen in der Verfolgung bey Frauenstadt; und brachte Schulenburg durch alle seine grosse Vorsicht und Erfahrenheit, wobey er fünff Wunden am Leib davon trug, kaum scoo. Mann durch Schlesien nach der Lausitz zurück. König August folgte ihm bald nach, durch welche Entwelchung die Herren Polen sich beleidiget befanden, und sich mn Haussen dem König L-tanislaus unterwarffen. 179- Ä.i7os. Mir dem Cardinal Pri» yiatest RacUieviky h«W Köntz Carl cn-cu gantz 464 Geschichte von Schweden ganh stillen Streit. Dieser Prälat war im Herhen dem Kömg August abhold, dem Stanislao geneigt/ nicht aber auch dem König Carl r den er nur als ein Mittel zu Entfernung August, ansähe. Er war nicht bey der Wahl Stanislai zugegen/ aus Forcht des Pabstlichen Banns: wolle auch die Crö- nung desselben nicht verrichten/ ob er ihn schon als König erkannte. Endlich überwogen die Schwedische Drohungen: wobey doch der kluge Prälat, welcher auf künfflige Falle wohl bedacht war, drey schwere Be- dtngnussn vorlegte: 0 Der König in Schweden soll das Königreich Polen auf s. Jahr in Schuh und Verfechtung neh, men, und dasselbe versichern vor allem auswärtigen Einbruch, auch aller Feindseligkeit, welche König August von Seiten Sachsens konre unternehmen. 2) Während dieser Zelt soll er keine Omributisn in Polen erheben. 3) Auch alle möglicheMühegebrau»' chen, damit der Römische Hof gegen ihne Primaten die Drohungen nicht zur Vollziehung bringe. Deme aber auch Carl so viel entgegen setzte: Daß er i) allezeit 8200. Mann in Schwedisch-Pommern halten wol, tc, um den König in Polen ausser aller Anfechtung zu setzen. 2) Wolke er fürohin von niemand Contribution eintreiben, als von seinen Feinden, welche er und König Sta- nisiaus mit einander angreiffm würden. 3) Geschickte von Schweden. 465 Aufdem Relchs-Tag foltc» Oepurirre erwählet werden, weiche des Primaten Handel zu Rom verfechten sollen. Kerne ÄusicZunA waren beederferts begehret, hiemit stunde es jedem frcv/ dreselbe nach seiner Phantasie zu treffen. In Polen selbst war also dieses Jahr kein Krieg: aber in Curland gieng es desto hitzi- Kerzu. Der Czar war dorten mit einer zahlreichen Armee eingedrungen, und hatte Miet- tau dre Haupt-Stadt überrumpelt. Löwen- haupl, welcher an der Spitze der Schweden stunde, erwischte das feindliche Heer vier Meilen davon bey Nepten, und schlug derselben elwan < 000 . auf der Wahlstadt todt. Es Verkäufen aber auch die nun schon ziemlich auf Teutsche Manier zum Todlschla- gen abgerichtete Russen den Sieg nicht wohlfeil: Massen die Schweden selbst «500. Todte bekannten, nebst vielen braven Offtcrers, so sich nicht mehr sehen liessen. Der Russische General war Czeremetof, der Ort des Gefechtes der gemauerte Hof, und der Tag der 16. Julii. In eben diesem Monat, da die Widrig- Gesinnewzu Warschau wegen Crönung Sta- nislai den Reichs-Tag hielten, verliesse König August fdue Sache nicht, sondern hielte einige Truppen an derWeixel /'.welchemit denen getreuen Polen 10002. Manailsmäch- ten. Sre waren aber unter dem General Suppi. P. Des A. H. ///.£(?♦ Gg Schti- 4.66 Geschichte von Schnöden. --■——>—- Schulenburg auch diesesmahl geschlagen und zerstreuet den ;o. )ul. Das Gefecht hatte von 6. Uhr Morgens bis 4. Uhr Abends gedauert, derer Sachsen und Polen sollen über 1000 ., der Schweden nur zsc>. Todt- und Verwundete gewesen seyn. Dieser Sieg gab des Königs Stanislai Sachen grossen Vorschub, also daß den 4. OLbober seine und seiner Gemahlin Crönung zu Warschau vor sich gienge. Konten es auch die Russen und Cosacken, so nicht eben weit davon stunden, nicht hintertreiben, noch halff die pcrsöhn- Uche Unterredung, und ein neuer Tractat/ welchen König August in Geheim zuGrod- m in Lithauen mit dem Czar gepflogen. i8o. Das Jahr 1706. ist eines der glück- tichsten vor König Larln gewesen. Darin nicht allein schlug er den Czar und König August bey Grodno, und eroberte des letztem Kriegs - Cassa sammt allem Silber-Geschirr, und hielte Grodno selbst eingesperret. Unterdessen, da Carl in Lithauen entfernet, und mrt den Russen also beschäffttget war, suchte König August seine Sachen in Polen zu verbessern. Schulenburg muste mit 22. raufend frischen Sachsen und einigen Russen hereinrütken, welche aber, als meist neues Vvlck, den versuchten Schweden, unterm General Reinschiid, mchr gewachsen waren. Lrauenstadt auf den Schlesischen Granhen sahe mit Augen eine blutige Niederlage der Sach- Geschickte von Schweden. 467 Sachsen an, weiche sich den 13. Februar. ju* getragen , wobey das Geschütz und aller Vorrach daraus gegangen. Dieses machte Kömg Carn muthig, daß er den Schluß fasset, in Teutsch land selbst und in Sachsen einzudrinaen. Es war dieses ein grosses Unglück vcr Sachsen, aber auch ein nicht kleineres vor König Carln, welcher hiedurch Dem Czaren volle Lufft ließ, seine Sachen besser einzurichten. Den i. Sept. setzte er über die Oder, und gieng gerades Weges in die Lausitz, und in Sachsen. Es war zwar mitten unter diesem Vorgang den 12. 8cptemb. ein Waffen-Stillstand bey den Armeen kund gemacht, und den 24. Sept ein würcklichcr Fried oder Vertrag zn Alt-Ranstadt nächst Leipzig unterschrieben. Die Schätzungen wurden doch fort und fort eingetrieben, welche König Carl, nachdeme man alle Register der Landes-Ein- künffte genau durchsuchet, monatlich auf €2 5000.Rthlr.geschähet. Zu demedieübri- ge Kosten weit mehr als noch so viel aus- warffen. Wobey es aber sein Verbleiben gar nicht gehabt, sondern nur vor den Ien- ner 1707. allein 4 rooooo. Thaler gefordert worden. Das mehrere ist zu ersehen in der Schwedisch«, und Sächsischen Gtaars> Lantzley in 8. Cöin 1708. .Der Haupt-Jnnhall des Vertrags war: 1. Daß Augnitus das Polnische Scepter, Cron, und Wappen ablegte, Ltanirlaum Gg 2 bor 468 Geschichte von Schweden. vor den wahren König inPo>n erkannte,vor sich aber Lebenslang Königliche Ehre und Namen behielte. 2. Einschlug er sich aller Verbündnussen mit anderen Machten wider König Carln und Stanislaus rc. Die Schweden machten ein grosses Weesen daraus, daß König Carl nichts vorsich vonLan- den bedungen habe. Allein wer siehet nicht, daß, was eine Ohnmöglichkeit ist, ohne Grund der Großmuth zugeschrieben werde. Wohl aber ist eseine wahre Großmuth, daß beede Monarchen hernachmahls offt mit einander gcspeiset, noch öffters freundlich besuchet und umarmet, und König Carl König Augusto jederzeit den Rang gegeben. Mit allem dem muß das innerste des Hertzen nicht völlig übereingestimmet haben. Dann ob- schon im Tractat stunde, daß König August die nach Sachsen gcflüchtete Polnische Archive und Cron-Kleinodien Herausgebensolle, so wolle er doch ehe nicht daran, als bis er versichert wäre, daß Stanislaus einmü- ihig von allen angenommen wäre. Hernach solle er auch den parkul herausgeben, welches Auguüo höchst- bedencklichschiene: und legte sich das Mißvergnügen um so heller an den Tag, da Augustus seine beede Ministers Znrhof und Pfingsten zu Verhaffc ziehen liesse, welche den Tracmt unterzeichnet hatten. Geschichte von Schweden. 4.69 Mit dem Patkul hatte es diese Beschaffenheit. Nachdeme er aus Schweden entkommen, (siehe §. 171.) hak er sich in Rußische Dienste begeben, so ihme Schweden vor ein Laster der beleidigten Majestät ausgedeutet. DerCzar schickte ihn als Gesandten zu Kö- nig Augusto. Dieser ließ ihn über eine Zeit aus unbekannten Ursachen auf das Schloß Kömgstein gefangen setzen. Die Ursachen mögen wichtig genug gewesen seyn, weilsich der Czar leichte zufrieden gestellet. Weil dann König Carl dröhne, Sachsen nichtzu verlassen, bis nicht alles ins Werck gesetzt wäre, so ward Patkul rhme in die Hände geliefert, von dessen Hinrichtung hernach. i8r. Das lange Verweilen König Carls in Sachsen hakte ohne Zweifel seine unterschiedliche Ursachen. Überhaupt ward davor gehalten, daß er den Krieg der Oesterreichischen Parthey wtder Franckreich wegen der Spanischen Erbschafft nicht gleichgültig angesehen. Und bey so naher Anwesenheit konte es nicht ermangeln, daß nicht zwischen rhme und Kayser Joseph solle Feuer entbrin- «en. Beede waren in der Hitze ihrer Jugend, beede im Glück der Waffen. Der Kayservermeinte beleidigetzu seyn, weil Carl durst) Schlesien mit der Armee gerucket war. Carl sahe es vor höchst-pactheylich an, daß ihm allein ein solcher Durchmarsch vor ungerecht solle ausgedeutet werden, da die Sach- G g 3 scn 47V Geschichte von Schweden. sen vor ihme diesen Werg so offtmahls ge- bahnet hatten. Alldreweilen nun.König Carl " mit dem Kayser nicht gut war, so besorgten sich die Europäische wider Frankreich mit Oesterreich verbundene Machten, es möchte ' diser glückselige Held sich entweder vorFranck- retch, oder tvenigst vor einen Friedens-Mitt- *! ler erklären, als vor welchen rhn Franckreich I schon angenommen hatte. Dem Kayfee stunde es nicht an, und suchte er es mit diesem abzulehnen: es seye keinetoäussersteGe- > fahr vor Franckreich, daß der Schwede sich um stlbiges bekümmern solle. Seine Meinung siye nicht, Franckrerch mit Stumpf und Sttek auszurotten, sondern nur so weit herunterzubringen, damit sich andere nichts mehr davor zu behorchten haben. General Marlebourg muste also die aliiirte Armee verlassen, und eylends nach Altranstadt fliegen. Er fande das Geheimnuß durch ein gewisses Metall, wie man sagte, den vertrautesten Minister, und durch diesen den König von dreien l^eciisrions-Gedancken abwendig zu machen, zu nicht geringerm Verdruß vieler Schweden, welche sich eingebildet hakten, durch dieses Mittel ganh Europa Gesetze vorfchrerben zu können. Siehet man aber die Sache genauer an, so würde vielleicht König Carl hiedurch eben in dergleichen Falle gerathen seyn, ihm nun schon in der Tartarey bereitet wurde, und bis er I Geschichte von Schweden. 47k an dem Rhein nnd Donau wäre fertig wor- j den, würde in Polen, Licfland und Finn- : land eine aridere Parchcy auch nicht gefeyctt ! haben. Bald darauf, brach die Ungelegenbeik mit Schlesien stuö.. Der Kayser that alles, um solche abzuwenden.. Der GrafZobor, sein Cammerherr, hatte gegen den Schwedischen Gesandten, Baron Strahlenheim, schimpfliche Worte wider König Carln ausgestos- sen. Es wurde Genugthuung begehret, und endlich der Graf an die Schweden ausgeliefert, eine Weile nach Stettin gefangen ge- sehet, bald aber ohne weitere Ahndung entlassen. Die Proicstanten m Schlesien beklagten sich bei) Carolo, wie Ihnen, dem Wcsiphälischen Friede zugegen, die freye Re- ligtonschlbung geschmählert würde. Um die Sachen zu untersuchen und beyzulegen, schickte der Kayser die Grafen von Wrattslau und Smbendorff als Commisiarios nacher Breßlau, um mit dem Baron Strahlen- heim zu handeln. Die Oesterreichische behaupteten, der Westfälische Friede gehöre vor Teutschland, Schlesien aber hange allein von Böhmen ab, und habe das Röm. Reich hiemit nichts zu schaffen. Im Westfälischen Friede seye zwar derCron Schweden vorbehalten, vor die Freyheit der Schle- sier bey Oesterreich vorbitten zu können: es Gg 4 müsse 473 ■> Geschichte von Schweden. z müsse aber solches als eine Gnade angenom-1 men, und nicht als ein Recht gefordert werden.' Wogegen die Schweben sagten, Schlesien seye von Uraltcrs her ein ohnftreitliges Reichs-Lehen gewesen, und habe König Ru- ' dolphus H.tbspurgicus selbsten es als ein solches an Wentzl, Königin Böhmen, ab- gereichet; und Kayser Carl IV. gründe sich auch in seiner lncorporations-Lulla darauf: Durch die Einverleibung mit Böhmen seye diese Abhangung mitnichten aufgehoben worden,gestalten die Bulla incorporationis nichts anders als das Dominium utiJe & im mediarum ober die Nutznießung, also wie es Johannes Lucelburgicus Caroli IV. Valler gehabt, an die Cron Böhmen überlassen, folglich das Dominium cimeüum und Dber- Lehen-Herrschaffc dem Römischen Reich allerdings vorbehalten worden. Die Worre Gnade siym im Westphailschen Friede nur aus Wol-lstandtgkelt und dem Kayser zu Ehren gese tzec worden: Verstehe sich auch wohl, daß den Cronen eine nicht vergebliche Vorhin, so ihnen nur zum Schimpf gereichele, seye vorbehalten worden. Kaylerlicher Seils übereilte man sich in dieser Unterhandlung weiter nicht, aus Hoffnung, König Carl würde schon m Bälde Ursach finden, aus Sachsen selbst abzuziehen. Schwedischer Seirs würde man noch mmber voreilig gewesen seyn, wann nicht eben Geschichte von Schweden. 47 3 v eben des Stanislai Sachen in Polen ein schlimmeres Aussehen bekomen hätten. H/ie- Mit ward zu Alrranstadl den r.8epwnch.diß Jahrs 1707. ein Vergleich gemacht / K rafft dessen der Kayfer versprach/ die Lulherische Kache wieder heraus zu geben: dieVvllstre- ckuntz aber ward auf 6. Monat hinaus geschoben. Zudecrie erließ derKayser dem König alle Reichs-Anlagen/ welche dcrAömg wegen scmer Teutschen Landen hatte *um Dienst Oesterreichs wider Franckreich beytragen sollen / oder künftig/ so lang der Kr reg fortdauren würde/ noch beyzutragen hatte. Schweden halte seine Truppen würcklich in Schlesien, und behielte sich in diesem T>'a- cmt vor, dieselbe noch serners brß zu dessen Vollstreckung auf des Kaysers Kosten alüra zubehalten. Solcher Ausgabe ward der Kayser über- hobeii/durch den schnellen Abmarsch des Königs und der Schwedischen Armee nach Polen, wo sich der Czar ziemlich ausgebreitet hatte. i82. Bey seinem Verweilen zu Slupza in «iujümen itejse König Carl an den Paikul ein Urtheil vollziehen, welches bey jedermann Grauen verursachte, und ihrer viele sagen machte, daß all sein nachheriges Unglück von diesem blutigen Anfang auegefivffcn feye. Den 9. Odtober dis Jahrs 1707. ward er daselbst zu Slupza als ein Verrather mit Gg s dem ^74 Geschichte von Schweden. drm Rad hingerichtet. Nachdem er rf.z (8 tösse unter grossem Geschrey und Anruf-' fuirg Göttlichen Nahmens bekommen, kriegte er noch zwey auf die Brust, so ihmdieStinu me benahmen, und sagte nur mit gebrochenen Worten: Ropf ab. Well aber der S charfrichter zauderte, kroch er selber mit seinen zerknürschten Gliedmassen zum Block, um) legte den Halß darüber, der ihm endlich.; mit vier Hieben abgehauen, hernach derLeich- > narn in vier Theile gesondert und hier und dat' an bestimmten Orten aufRadern zu weitere 'm Spectacui geleget wurde. Dcr Lxe- cunon sollen sehr hohe Persohnemunbekan- tee Weiss mit zugesehen haben.. i8;. An. 1728 im Ienner als dieWeich- fc'i noch leicht gefroren war, liesse König Carl viel Stroh darauf streuen, und selbiges mit Wiasser bcgiessen; welches dann wiederum g'ssrvhr und also eine Brucke machte, wor- silwr er sicher mit der gautzen Armee zog, und durch Preussen einen sehr beschwerlichen 93 larsch gegen Lithauen machte. Dann die B auren, so da meistens von der Jagd leben, schössen manch braven Schweden aus den Büschen vorm Kopf,und unter andern kaum zwey Schritt vom König einem Trabanten das Pferd unterm Leib hinweg. Sie hatten auch die Wege mit darein geleiteten Wasser veri'crbet, und war überall grosser Mangel. Äsis nun Carl auf Grodnv anruckte, ergriffe | Gesthichre von Sc bweden. 475 5 der Czar eine den Schweden sehr nachtheili- oge Kriegs-Art/ welche der König vor hitziger Begierde nicht merckte, ja ein ihm selbst noch nacbtheiiigcrs Vorhaben fassete. Der Czar ^legte sich aufs Wei6)en über wüste Oerter, und reißende Flüsse, um Carln sowohl abzumatten, als aus dem Vortheil zulocken, und I von den Schwedischen Landen weit genug I zueutfernen: der König hingegen, da ihm alles glücklich lief, hatte nichts geringers vor, ! als den Czar eben so wohl als Augustum 1 von dem Thron zustürtzen. i Zu Ende des Februari stunde Carl schon I hinter Villna, allwo er etliche Monath aus- ' rubete^ und hernach den weichenden Russen , wieder in die Eisen gienge. Den 27. Jurt. ward über den FlußBerezinagesetzet: den 14. Juüt über den Holvwitz, hinter welchem die Russen lrefiich verfchantzet lagen: der König war der erste im Wasser, und der erste beym Angriff: die Russen wurden mit grossem Verlust, den man auf 4000 . Todte und viel rnehr Bkeßirte rechnete, hinaus getrieben, und ihnen vom König selbst noch biß über den Dni- per noch selbigen Tag nachgejaget. Wiewohl auch ein schöner Auszug Schwedischer Soldaten und Officiers dabey insGraß gebissen. Hier zu Mohilow solle er nun die'Verstar- ckung erwarten, welche ihm Löwenhaupt an noco, Mann, und 7C00. Karren Kriegs- Voe 476 Geschichte von Schweden. Vorrath zuführte. Es zerranne ihm aber die! Gcdult, und hatte er schon beschlossen, gerades weges auf die Hauptstadt Moscow loß i zugehen, als ihm Nachricht von dem Cosa- I cken Feld-Herrn ^lsreppa kam. Mtt die-t> sem hatte er schon geraume Zeit eine hcimli-h che Verständnuß, und bekam Hoffnung, daß!' eine gewaltige Armee der Cosacken zu feinen : Diensten bereit seyn würde. Allein indessen , da ihn die Hoffnung in die weite zöge, ver- ' fehle ihm der Czar einen Ritterstreich, indem er den Löwenhauptischen Succurs oben bey Lehno angriff, und nach einem dreytägigen ^! Gefecht fast gäntzlrch zerstreuete den /.Occo- I der und folgende Täge, von welchem Streich das nachfolgende Unglück König Carls nicht wenig befördert worden. Mazeppa kam endlich bey Novogrod zum König, aber in einem andern Aufzug als dieser gehoffet hatte, indem nicht 4000. Cvfakerr folgten, die andere hatten sich nicht bereden lassen dem Czar untreu zuseyn, sondern er muiie froh seyn, daß er ihnen entkommen, und hat also dieser drey und achtzig jährige ehrgertzige, anstatt der Hoffnung vollkommener Fürst über die Ukraine zuwerden,dic lange Nase mit der Flucht davon getragen. Bey den Schweden war er eben so unangenehm, und plünderten diese feine 30. voraus geschickte und wohl bespickte Rüstwägcn, mit dem Vorgeben, wie sie die höchste Noth hierzu I | Geschichte von Schweden. 47? «dränge, und ihm alles wieder solle ersetzet Uverden. l Dem vhngeachtrt setzte der König seinen Weg immer weiter fort, und kam von Czer- nichow im November an den Fluß Dosna, welcher ein sehr sehr hohes Gestalt hatte. Man muste die Soldaten an Stricken hinunter lassen, biß sie das Wasser erreichten; und dieses alles im Angesicht der Feinde, welche mit sechs tausend Mann das jenseitige User besehet, und die Schweden mit lebhaften Feuer recht warm hielten. Doch wurden die Moscowiter mit dem Degen in der Faust gejaget, und Barurin, so diese verbrannt, besetzet. Um diese Zeit äusserte sich des Czaren Anschlag und König Carls vermessene Künheit je inehr und mehr. Der Czar suchte nicht so viel mehr zu fliehen, als mit den Schweden zuschlagen. Es war ihm aber nicht zuthun um das Siegen, noch um den Verlust seines Volcks: dann er war in seinem eignen Land, und hatte unnützes Gesinde genug in der Nähe, um solches vor die Schwedische Spitze nach und nach zusetzen. Hingegen Carl so offt er überwände, so offt verlöhr er auch, und zwar nur die beste seiner Leute, hatte aber weder Gelegenheit, noch Hoffnung, aus seinen Landen einige Hülffe sobald zu überkommen. Zudem kam noch der ungeweip harte Winter des 1709KB Jahrs, 478 Geschichte von Schweden. Jahrs, welcher gegen den Morgen-Ländern noch heffnger wütete als im übrigen Europa. 2oco. Mann Schweden gerieten eine ein-^ tzige Nacht hindurch in den kalten Todt, und noch mehrere erstarmen hie und da an ihren , Guedmassen. 1 84* Im Jahr 1709. regnete es Unglück ' genug über König Carln. Den 7. Jeuner griffe er aus dem Stegreif die Stadt Wi- pretz an, verlohr im-dreymahligen Sturm 600 , (andere sagen 1200. ^odte und 2000. I Verwundre) brave Kerls, und viele mulhige > -Officiers. Weirers sengte und brennte er um Zinohowa alles hinweg , verlohr aber in | verschiedenen Partheyen, denen die rmmer mehr geübte Russen fleißig auf den Dienst warteten, viel Volcks: je mehr nun feine Ar« mee fchmeihte, je enger schloffen ihn die rings herum schwermendeRussen ern. Den io. Febr. wurde eine Anzahl in einen Hinterhalt gelocket, und übel zugerichtet, Massen 12. Mann von des Königs Leib-Wache, und ihm selbst das Pferd unterm Leib niedergeschossen waren. Den 11. ward die Stadt Dlsna durch den General Hamilton mit Sturm erobert, und durch den König die Stadt Urasnokow: den iz. die Stadt Ca- lentaga vom General Creutz in Brand gesteckt. Im Gegentheil waren 5002. Schweden bey dem Posten Kvlelva geschlagen, davon zosv. Todt und BteßM, und ZLv. Dragoner I Geschichte von Schweden. 479 goner gefangen wurden durch den Ru> Mischen General Czeremelof: dabey giengen sechszchen Stuck Geschützes und die Baga- ge verlohren. Es würde der König noch weiter in die Rußische Granhen sich verlohren haben, w>o- ferne nicht der abschmeltzcnde Schnee halte angefangen die Wässer aufzuschwellen, und die Wege unbrauchbar zumachen. So n>u- ste man wieder in dieTakarey nach Opochi ro, wo der König den 19. Merh anlangte. H ier wünfchete er wieder über den Dmper mich ^ Pohlen zurück gehen zukönnen: allein ikie I Russen hatten ihn schon anfallen Seiten nr»e ' ein verlohrnes Wild umsetzet. Man kai \tt , auch seine Armer fast nicht mehr als nur ai ls ihren unverdrossenen Muth. Die meij ie waren von der Kälte, unmäßigen Arbeit umd Blut-Vermessen verschmachtet, die Fusr- Kuecht marschwten mit blossen Beinen dahe r, und hatte kaum eme BauremJoppe auf dnn Schultern. Dle Reuter an statt derStüss- len wunden allerhand Haute um die Füsi'e. Kümmerlich fande man rrocknes Brod zurr Nahrung, welches mit Salpeter, in Manr- gel des Salhes, gewürtzec wmde, welches aber die Kranckheuen noch vergrösserte. D>ie Artillerie biß auf 30. Stuck muste wegrm Mangel der Pferden in die Morast und Flüsse versencket werden. Das Volck war b iß auf 1600s. von fechtzig wre der Schnee ge- fchmol- 48o Geschichte von Schweden. schmoltzen; alle dorrelponclentz mitPvhlen uird Schweren war abgeschritten. Und der S'cnac zu Stockholm,'nachdem er binnen dreyen Monathen keine Nachricht vom König erkalten, schickte nur auf Gerathwohl ei- > neVerstärckung von 6 sem Scharmuzieren mit einer sehr kleinen i Kugel aus einem gezogenen Rohr an die lin- cke Fuß-Sole geschossen worden. Hiedurch ward der auf Morgen bestimmte Angrif ver-- zögert, und die Russen bekamen Zeit sich vollends rechtschaffen zuvergraben. Mit dieser Blessur ritte der König noch e. Stunden herum, und wolte sich nicht ergeben denjenigen, die das Blut häuffig von dem Stiefel herab trieffen sahen. Die Aertzte, als sie ihm solchen herunter geschnitten, erschracken wie billig, als sie die grosse Geschwulst und schon ansehenden Krebs gewahr wurden. Sir gierigen zu Rath, den Fuß abzunehmen , und die gantze Armee ward in unauschrechliche Betrübnuß gestürtzet, aus welcher sie nichts als die ungLmeineHerhhafttgkei: desKömgS p. Des, j,h. ui.tb, Htz he» 482 Geschichte von Schweden. heraus risse, er befähle den Aerhten, in dem > beschädigten Fuß ihres Gefallens herum zu schneiden, er hielte ihnen solchen selbsten,und als ob es ihm nicht angienge,spräche er ihnen zu: schneidet, schneidet nur fort und fvrchtet euch nicht. Hiemit ward er wieder so weit zurecht gebracht, daß er ohne Gefahr kunte aus der Senfte von zwey Pferden getragen werden: in weichem Stand er auch dasTref- fen gleich folgenden Tag commandunt. Es war der 8. Julii, welcher in Schwedisch - Rußisch - Polnisch - Sächsisch - und Pfältzifchcn Jahr-Büchern in keine Vergessenheit wird gefetzet werden. Auf diesen Tag ward beschlossen, den Feind in feinem festen Lager anzugreiffen mit dem wenigen Fuß- Volck, wovon noch darzu das Lsrps äe referve bey der Belagerung gelassen ward; dann die Rcutercy war zu einem solchem Vorhaben ohne das nicht zu gebrauchen; und auf solche Weise waren alle Anstalten zum ganhlichen Verderben aufs beste gewachst. Ich hoffe keine solche Leser zuyaben, denen eS daran gelegen den genauen Verlauf dieses merckwürdigen Treffens zuerfahren: dann zu dem Ende muffe man die Plans und genaue Risse derGegenden mit nehmen, welche im l'bealro LuropLo, lindere &c. zufinden seyn. Der Ausgang war, daß erstlich in kleinen Abtheilungen die Schweden geklopffet, sie von der Femde Anzahl und 7 o.Kartelschen Stur Geschichte von Schweden. 4J3 Stucken überfeuret, ihr Corj> de referve bey ! nahe abgeschnitten, dem König erstlich die ^ Pferde von der Senffte, hernach auch diese selbst weg geschossen,und er gezwungen worden sich zu Pferd bringen zulassen. Dieses that er zu der Bagage undAttollerie, bey welcher er so lang aushielte / biß alle gegen den Dniper abgeführet, und seine erste Generale voni Feinde gefangen waren, nemltch Ren- schild, Herhvg von Würtemberg, Stackel- berg, Hamilton rc. Auf solche Weise kam der Rest in der rlen- i besten Gestalt an den Dniper-Strom. Gleich ! bey Anfang des Gefechts hatte der König an ! eine Feld-Wacht, so er da ausgesetzt gehal- | ten, die Befehle ertheilet, Schiffe und Plct- - ten zufamm zuschaffen: es war aber nichts zubekommen. Dem 9. Julii da schon die Rußlsche Reuterey auf dem Rucken war, erhielten endlich die übrige Generals, daß der König auf die Sicherheit seiner Person gedachte. Damahls wurde er gantz tiefsinnig, und gäbe seine Reue zuverstehen, daß er dem Mazeppa mehr als seinem getreuen General Reinfchild Gehör gegeben: und nachdem er die Cantzley verbrennen lassen (welches doch den Soldaten gewiß machte, daß der König selbst die Sachen verzweiflet und verlohre» gebe) setzte er sich mlt einbrechender Nacht auf ein schlechtes Book, so man gleich aus den Brettern einer alten Moskee zufamm gefltcket, Hh % um 484 Geschichte von Schweden. um den gewaltigen Strom zubefahren: wobey ihm nichts tieffer zu Herben griff, als daß er von seinem getreuen Schweden sich scheiden muste: von welchen doch dreyhun- dert der best Berittenen dem König nachschwammen. Die übrige Armee insgesamt in iöcoo. Mann bestehend verliesse er unter dem General Löwenhaupt. Menzlkow, welcher ihnen auf den Fuß nachcylre, trug ihnen eine Capitulatiori an, und stellte ihnen die Unmöglichkeit auszukommen vor. Sie erkannten solche selbst, und gaben sich also biß auf den letzten Mann gefangen. Die Liste der gefangenen Offrciers füllet im Theatro Europaeo fünf Seiten aus. Nebst 14t. Fahnen und zo. Stucken gieng hier auch alles in Sachsen zusamm geraffte Geld,wie gewonnen so verlohren: dann es muste aller beysamm behalten werden, und durfte bey Srraf der Spißruthen kein Soldat etwas davon geben, damit alles den Russen noch endlich aufbehalten würde, von denen es sich auch zum Theil, vermög der Löblichen mag hergeschrieben haben. Es waren auch verlohren alle Siege und das grosse neunjährige Glück, sammt der Armee so diß alles zuwege gebracht hatte. Der Czaar fande sich im Stande, Gesetze vorzuschreiben: König Sta- niölaus eylte durch Pomern nach derPfaltz, als Königs Caroü Stamm-Hauß: König August trat Mit grossen Schritten wieder in Potz.- Geschichte von Schweden. 48s Pohlen, und aufden ihm entrissenen Thron. König Carl aller andern Ausflucht entsetzet, ' muste bey dem Erbfeind alles Christlichen Nahmens vor seine Person die Sicherheit suchen. Dann nachdem er über den Fluß war, wandte er sich durch die Tarlansche Steppe gegen Oczakow, wo der Dniper in das schwache Meer sich ergicssct, nachdem er den Bog zu sich genommen. Hier nun war ! kein Weg, kein Wasser, kein Brod, kein Schatten. Mazeppa mit seinen 700. Cosa- cken zeigte das erste, indem ihm noch vom Türckischen Krieg die Gegenden bekant waren, welche jedoch mcistentheils wie auf dem Meer, durch Hüiffr der Sternen musien ge> ' suchet werden. Das Wasser und Brod war nicht zuersetzen, da weder die Erde noch der Himmel solches reichte; und da kan man sich leichtlich vorstellen, was Mann und Pferd bey dieser grösten Sommerhitze gelitten haben : man sagt auch die Leut seyen zwey Tag ohne Speise gewesen, wann l,la.l etwan einer zu dem Tatarischen Leckerbissen, das ist einem Stuck unter dem Sattel gedämpften Roß-Fleisch,sich zuGast gebeten. DenSchat- ten endlich gab die kurtze Nacht, bey wel-r cher man fortrückte, bey Tage aber still lag, biß die Forcht der nachhauenden Russen den Marsch fortzusetzen wieder aumahnele. Es hatte der König jemanden a» den Tur- ckifchen Bassa zu Oczakow, und einen an- Hh z dem 48S Geschichte von Schweden. dern an jenen zu Bender beschicket/ um zuver-! nehmen, wie man seine Ankunfft mit einem' solchen Gefolge allda aufnehmen würde. Der erste- aber wolle ehe nicht antworten, biß er von Constantinopel Befehl erhielte, alles zu des Könrgs Überfahrt über den Avg zuver- anstalten. Niä)ts destoweniger zauderte er damit so sehr, daß der König auch mit Ge- walt sich einiger Schiffe bemächtigen, und also übergehen muste. Gleich eine Stunde ! hernach erschienen die Russen, und erwischten noch ernige von Schwedischen Gefolge. Auf solche Werfe gelangte der König erstlich nach Oczakow, und lctzlrch im Anfang Augusti vor Bender am Meister -Srrvm gelegen. Sowohl des Königs noch ungeheylte Wun- de, als die Pest in Pohlen, das nicht allzu gute Vertrauen auf den Kaiser,verboten ihm an die Reste nach Schweden zugedencken, muste also hier ein Gezelt, so vom Sultan kam, aufgeschlagen, und die Truppen anch vor der Stadt gelagert werden, welche bestunden im l. Hoff.-Marschall, l. Cammer- Herrn, L. Hoff-Zunckern, den Beicht-Vat- ter, Feldschercr, 2. Tafeldcckeru, i. Keller- schreiber, Lontrolleur, Koch, Keller-und Kuchen-Bedienten, etlich Laquayen,' „ Kriegs- Rath, 5. Secrecarien, 70. Trabanten, 400. Soldaten zu Fuß und Pferd, und etlich hundert CoftlMN mit dem Mazeppa. Mit diesem Vorrath an Leuten muste er sich hier ei- nep. Geschichte von Schweden. 48^ nen neuen Hof anrichten, und gleichsam ei- f ik Resident siiffccn, welche sie auch Neu- i Stockholm nenneten. Man legte die Posien au über Consiantinopel in Teutschland. Es wurden die Predigen und Bett-Stunden ordentlich gehalten, die Juden zu Bender dienten für Dolmetschen und Wechsler. Ein Medicus machte einen neuen Calender, weil bey dem gautzen Trupp keiner zu finden war. ! Hier ward die Hof-Cantzley gehalten, und } das Reich Schweden von hier aus regieret, fremde Gesandte angenommen, u. s. w. Gegen den Winter aber wurden höltzerne Häuser gebauet: Der gemeine Mann brauete Bier, und schickte sich zu einem länger« Auf- - enthalt allerdings an. Den iz.dlov. starb allda Mazeppa. Mit dem allem war des Unalücks vor Schweden noch nicht genug. Der König in Dänemarck bediente sich dieser Gelegenheit, und betriebe die Holchcinifche Sache ernstlich, wie in der Dänischen Geschichte von uns mit mehrerm erzehlct wird. In Licfland regierten die Russen ihres Gefallens. Am Türcklschen Hof unterließ zwar Carl nichts, utn selbigen wider die Russen aufzuhetzen : Der Groß-Vezier aber brachte es vielmehr dahin, daß der Carlowizische Friede wieder erneuert wurde. In Polen fiel alles fast plötzlich zurück, der Alt-Ranstatti- sche Vertrag ward cassim, theils weil er Hh 4 mit 488 Geschicht e von Schweden. mit Gewalt erzwungen, und ohne nöthige Freyheit wäre: theils weil die Ministers dabey ihren Gewalt überschritten, weßwegen 1 auch einer den Kopf hergeben, der ander in die ewige Gefängnuß wandern muste. Theils weil der König allein, ohne Bcystimmung ' der Polnischen Stände, weder Traciaren errichten, noch die Cron ablegen könce, und alle Machten, welche den Alt-Ranstädtischen Vertrag garamirct hatten, als der Kayser, ; Engell. und Holland, erkannten dessen ohn- geachket nunmehro ^uguiium wiederum als König in Polen. Der Schwedische General Crassau, nachdem er bey Brandenburg ■ vielfältig doch fruchcloß um den Durchzug angefachet, mit Vorstellung der äussersten Noth, nahm solchen endlich ohne weitere Frage überDriessen durch Brandenburgifch- Pommern nach Schwedisch-Pommern, doch in guter Ordnung, und ohne Schaden, Massen er alles Nothwendige aus Polen mitführen lassen. i8s- An. 1710. machte der Czaar eine Diversion in Finnland, ailwo er Wiburg nach einer zwey monatlichen Belagerung erobert. Zu gleicher Zeit muste sich Riga und die Dü- namünder-Schanhe inLiefland ergeben, und dorffte die Schwedische Flotte keinen Entsatz wagen, Massen der Havcn mit zoo. Rußischcn Stücken, 6, vesten Schantzcn, und viel andern Wercken verstopfet war. Geschichte von Schweden. 489 s Auch war der Lebens-Verrath allerdings ^ aufgezehret, und von 12000. Mann der Gar- ’ rufen waren kümmerlich 3000. beym Leben. Solchem Beyspiel folgten die noch übrige Liefländifche Städte Revel und Pernau, welche von der graßircnden Pest gezwungen worden, sich an die Russen zu ergeben. Die Insel Oesel, und Kexholm in Carelicn fielen bald hernach, und legte die LiefländifcheRit- terschafft den 24. Julii die Huldigung an den > Czaren ab. An dem Türckischen Hof war der Groß- Vezier dem König übel geneigt, und versprach sogar den Russen, er wolle ihn aus dem Sul- tanischen Gebiet fortschaffen. Solchem zu , begegnen, gewann Carl den Mufti, andere Grosse, und sonderlich die Mutter des Groß- Herrn, so bey ihme viel zu sagen hatte: er stürhte sogar diesen Vezicr durch allerley Kunst-Griffe vom Regiment, und brachte einen andern, Kiuperli, zuwege, nebst einem Sultanischen Occrer, Kraffk dessen der König mit 40000. Mann Türckische Truppen durch Polen in sein Königreich solle begleitet werden: dann es wurde vorgegeben, wie es sowohl der Pforte als dem König unanständig wäre, eine geringere als diese Ge- leirschaffrzu geben, oder zu nehmen. Allein auch dieser Kiuperli muste gleich nach einigen Monaten springen, weil er gleicher Art mit dem König war , und dem Sultan in nichts H h 5 nach- 4-s Geschicke von Gchweden. nachgeben wolle. König Carl gewinnt hierauf den Täter ®K»n, welcher bey chme zu Bender einen höflichen Besuch ableget/ und hernach in Divan zu Constantinopel vieles vor ihn wider die Russen spricht, daß also den 21 . Novemb. der Krieg Wider Rußland dem König in Schweden zugefallen, öffentlich erkläret, und mit diesen eineBündnuß unterschrieben worden. >86. An. i7? f. Alldieweilen die mit Oesterreich wider Frankreich vereinigte Machten über diese Türckische Verbündung nicht geringen Argwohn schöpften, so begehrten sie vom König eine Erklärung, wessen sie sich von ihme zu versehen hätten, und ob er wohl sie in dem Vorhaben, Frankreich um die Spanische Erbschafftzu bringen, zu siöhren gesinnet wäre? Er liesse durch seine Mini* siers zimlich trocken erklären, wie dieses ein gantz ohngereimtes Begehre» wäre, zumahr len Schweden von den Oesterreichischen Al- lnrten in Dero Pommcrischen Landen gleichsam frey angetastet werde: welches wohl endlich den König auf den Entschluß bringen möchte, mit Frauckreich in engere Bündnuß zu wetten, um sich wider der Alltirten Beginnen zu versichern. Unterdessen giengen die Türckische Waffen fort, über welche der Czar Anfangs einige Vökthkll erhallen/ dahero sich weil hinaus, und meine Grubegeworssen, tnwel- chcr Geschichte von Schweden. 491 ! cher er vor zwey Jahren König Carln beyna- ! he gefangen hätte. In der Moldau an dem 1 Fluß Prut über der Stadt Jassy, kam er in einen tteffen Grund zu stehen, wurde allenthalben von der Türckischen Macht umringet und beschossen, und wüste kein anders Rett- Mittelmehr, als daß er mit ziemlich demüthigen Schreiben und Bottschafften den Ve- > zier um Fried bäte; welchen zu erkauffen der Czar all sein Geld, und die mit dem Frauenzimmer im Lager bis über den Kopf vergrabene Czann all ihre köstliche Kleinodien M den Barbarn und seine Camineraden ver- fpendet. Es war der 22.^1.1711. König Carl hatte kaum den Zustand der Russen vernommen , als er zu Pferd von Bender daher flöge, wo er den 2z. 2N>end anlangte, und sogleich das auf einer Anhöhe gefetzte Polnische Lager derer Anhänger 8tLM8lri, so sich mit den Türcken conjungirt hatten, das Rußische Heer betrachtete. Sobald der Groß-Vezier vernommen, daß der König angekommen, schickte er ihm zwey BafTa entgegen, mit Bitte, meinem vor ihnegeschlagenem Gezelt abzusteigen: kam ihm darauf selbst etliche hundert Schritt entgegen, sich auf die Seite des Wegs stellend. Der König ritte vorbey, ohne ihn viel zu grussen, und setzte sich sofort ,m Gezelt oben an. Der Vezier kam nach, und setzte sich auf die audere Seite, der Taler Chan bey der Mitte. 4Y2 Geschichte von Schweden. | Hieraufsagte der König, es wäre Schad/ daß! eine so schöne Armee nicht besser angewen-' det werde: welches der Vezier mit dem ent- > schuldigte, daß der Friede bereits geschlossen! wäre. Getraut ihr euch aber, widersetzet der König, solchen Frieden vor dem Sul< tau zu verantworten? deme der Vezier antwortete: wie daß er Reichs-Verweser und mit genügsamer Vollmachtversehen seye. Zu deme der König sagte: Mau halte mit dem in Handen habenden Vortheil einen weit bessern Frieden erhalten können: man solle ihm nur 20. Stuck Geschütz geben, so wolle er binnen 7. Stunden den Czaren mit seiner gantzen Armee liefern. Allein der Groß- Vezier bliebe bey seiner Antwort. Worauf il>m der König den Rücken wandte, beym Täter Chan übernachtete, und morgenden Tags davon ritte, nachdeme er durch den General '^oniatovsky wider diesen Fried pro- retkiren lassen. War der Fried zwischen Türckey und dem Czaren hergestellt, so fönte solcher zwischen dem König und Groß-Vezier nicht dauern. Dieser erklärte sich nun öffentlich wider ihn, und ließ erstlich die igo. Rthlr., welche der Sultan zum täglichen Unterhalt des Königs angeschaffet hatte, nicht mehr auszahlen, hernach die ihme verordneteJanitscharen-Wa- che abziehen, endlich gar befehlen, es solle der König das Türckische Gebiet räumen, Geschichte von Schweden. 49; widrigenfalls er ihne als Feind ansehen würde. Es schreckte dieses den König nicht, mit !hen: Er hingegen bliebe darauf, wie er es nicht thunlich finde, so lang nicht die Russen, dem Frieden gemäß, den Polnischen Boden verliessen. Za man findet in öffentlichen Nachrichten, eswäredie- ses Jahr zwischen Schweden und Frankreich eine Unterhandlung zum Stande kommen, in der Absicht, Schweden beyzustehen, und den König Sranislaus auf den Polnischen Thron wieder zu erheben. Allein die Bedingnusscn und Versprechungen darinne feynd von solcher Art, daß es schwer fallet, solche Schrifft vor wahrscheinlich anzusehen. Vid. Ltmiershocarmo , unÖTheatr. Europ. Im folgenden 1713. Jahr muste noch ein Groß-Vezier, weicher König Carln ungünstig war, den Kopf lassen. Nichts destowe» nige? bloquimn der Tatar-Han und der Seraskier von Bender den König, entzogen ihm auch alle Lebens-Minel, welche doch die Janitscharen nächtlicher Weile und heimlich den Schweden zusteckten. Weil aber der König zum Abzug auf keine Weife zu bereden war/ Wn 8»vo. Müll nebst u. Stucken Geschichte von Schweden. 495 auf fein Quartier den Angriff machen, wel- ches aber noch ein Schwedis. Officier durch seine Vorstellungen so weit hintertriebe, daß des andern Tags, war der 1 ©. Febr. , die vornehmste Janitscharenselbstzum Königka- men, und ihm antrugen, wiesle, weitste sähen, daß der König gegen den Tartarn ein Mißtrauen hatte, seine höchste Person in Sicherheit, wohin er es befehle, bringen wölken, und ihn mit ihrem Leben verfechten; ■ baten beynebens, es möchte doch der König von diesem Ort sich beyseitß begeben, damit nur dem Befehl des Sultans ein Genügen geschähe. Allein der König war unbeweglich , und antwortete, niemand auf der Welt habe ihme zu befehlen, und wolte er sich wider Gewalt bis auf den letzten Blurs-Tropf- fen wehren. Hierauf geschahe den 12. Febr. der würckliche Angriff, fern höltzenes HauS wurde mit Stucken und Mörsern beschossen, und die kleine Schantze davor überstiegen: welches als die Schweden sahen, streckten sie das Gewehr, der König aber ritte, nachdem er einige Tartarn mit eigner Hand nie- dergestossen, seinem Quartier ruhig zu, welches hie Janitfcharen schon erfüllet hatten: er vertrieb sie von einem Gemach ins andere. Nachdem« er aber über einen Todten gestolpert, setzte ihm einer die Mufqueren an den Kopf, und würde ihm den Rest gegeben haben, wann nicht der KvntgdenK'vpf ge- 4?6 Geschichte von Schweden. gewendet hätte, daß er also von dem Schuß nur eine Schramme davon trug. Endlich, als er sich bis auf den Abend gewehrel, und das Hauß schon völlig Brand gefastet hatte, kam er noch kümmerlich durch ein Fenster heraus. Hier ward noch eine Weil schar- mutzieret, und endlich der König ergriffen, welcher, weil er in die drey Tage fast nichts von Speise genossen, am Leib nun so schwach war, daß er sich kaum mehr regen konte. Die Schweden waren alle gefangen, und alles, was sie von dem Sächsische und Pol» nischen Raub noch übrig hatten, kam jetzt in anderer Raub-Vögel Klauen, Der König selbst trug nichts davon, als was er auf seinem Leib hatte. Erstlich war er nach Ben- der geführet, entwaffnet, und einige Tage hernach den i6 kebr. gegen Adrianopel, all- wo der Türckische Hof sich dazumahl aufhielte. Von seinen Leuten muffen einige Os- ficiers und Bediente bey 6a.Köpfe mit, aber alle gleichergestalien entwaffnet. Das erste Quartier ward angewiesen zu lemirrocca, hernach aber zu vemorica, wo ihm täglich 8 s . Thaler zur Unterhaltung, und eine schlcch- teWache zugeordnetworden: Hingegenlteß ihm der Kömg in Franckreich durch seinen am Türkischen Hof stehenden Gesandten, här. des Allcurs, grosse Summen auszahlen. König Lrsnislsus kam den auch nach Brndek, miU atm von Türchen und Tar- Geschichte VSN Ochwedett. 49- tarn ziemlich schlecht empfangen. Doch alles dieses schmertzte den König weniger/ als daß noch dieses Jahr der Türckische Friede mit Moscau sowohl, als mit König August ! und derRepublic Polen erneuert und vcstge- setzet war, wodurch dann des Königs gantze ; Hoffnung/ die er bisdahin noch immer auf , Polen hatte, aus dem Grunde gehoben worden. . Nicht minder schlecht gieng es in TeUtsch- i land und Schweden selbst/ allwo Finnland I denen Russen zum Raub/ und die Schwe- > den einmahl um das andere zu Wasser und Land geschlagen wurden. In diesen mißlichen Umständen ersuchten die Schwedischen Reichs-Räche die jüngere Königliche Prm- zeßin Schwester/ Maria Eleonora, und trugen ihr die Rrichs-Verwalkung auf. Welche dairn uiuerschiedliche gute Anstalten vorgekehret. Wobey aber das nachdrücklichste, daß die Stände bey dieser Gelegenheit wiederum einen Geschmack von der Republica- uischen Regierung bekommen/ indem sie ihre Sessiones gehalten/ ihre Lommirrcer angeordnet/ und von Schliessung eines Frieden auch ohne den König zu reden anfielt- gen. Auf dessen Vernehmen aber die Prin- tzeßin / aus Forcht dem Herrn Bruder zu mißfallen/ sich der Regierung forthin be- danckte. Und diese Händel mögen wohl der heffligstr Tkieb gewesen sey«/ warum dek supi>l, p.Des. A. h. m. Ty. Z i Kö- 498 Geschichte von Schweden.__ König sich endlich entschlossen, wiederum iü sein Reich zurücke zu kehren. 188. An. 1714-, trug ihm der König tft Franckreich eine mächtige Flotte an, mittels welcher er in vollkommenem Ansehen über Franckreich reisen fönte: auch ließ der Kay- fer am TücckischenHofe die Erklärung thun, wie der König Standes-mäßig durch Ungarn u. s. w. sötte bewürthel werden. Der letztere Weeg, als der kürtzeste, ward angenommen, doch ohne Bewünhungdann der König hatte sich verstattet, und ist, nachdem er Siebenbürgen mit seinem Vvlck erreichet, nur in Gescllschafft des ObristeN Thüring auf der Post gantz ohnerkannt voraus geritten, in solcher Geschwindigkeit, daß er über Ungarn, Wien, Hessen-Cassel und Mecklenburg innerhalb 8. Tagen zu Strale fund in der Nacht den 2,2 . Novemb» glücklich angelanget, nachdem er einige mahl mit dem Pferd gestürtzet, uud die Wunde am Fuß aufgebrochen, also daß man ihm bey seiner Ankunffl den Stiefel vom Fuß schnitte, seinen langen Bart abnahm, und an statt des schlechten braunen Kleides ein etwas besseres anmaß. Zu Anfang des 17,5. Jahrs fande sich Landgraf Friedrich, Erb-Printz von Hessen- Cassel, zu Stralsund ein, zwischen welchem und der Königlichen Schwester UlricaEleo* nora aufdrs Königs Reise eine Heyralhab- gett- I Geschickte von Schweden. 49^ tzeredetwar, und vorn König zum pr^sumpti- j Ven Nachfolger au der Croue möchte bestimet l gewest fcyn. Er würde zu Stockholm ein- * gehviet vom jungen Hertzvg zu Holstein, - welcher wegen seiner Frau Mütter Hedwig, älterer Königb Schwelter, pr^sumriverErb lohne das war- und welchem Dänemarck durch eine Rußische Heyrath aufden Schwedischen Thron helffen wolle, in Hoffnung- hernach das Hcrzogthum Schleswig, und Holstein alsdann ohne Hinternüß einzube- ! kommen. Allein eben die Rußische AllianH wendete die Schwedische Gemüther vor dieses mahl von Holstein ab: dahero die Trauring mit Hessen den 4. April vdr sich gieng. „ Eben dieses Jahr, nachdem der König Stralsund lang genug vertheidiget, wie die Dänische Geschichte weiset- zog er sich end- tich von dannen zurück, und kam wieder in Schweden, welches er in einem Erbarmens- würdigen Stand antraff. . Der Feinden waren zu viel, nemlich Rußland, Polen- Preussen, Danemarck, Sachsen, Hanover, Und selbst Engel-- und Holland hielten in der Dst-Seeihre Flotten in solcher Gestalt, daß Uran sich zu denen nichts gutes Versähe. Mithin war nöthig, ein öder andern zu befriedigen, mit den übrigen aber weiter zu fechten, welches, weil es ohne Volck und Geldt nicht geschahen tonte, beydes aber gewaltig mangelte, würke zu einem Werckzeuch htezu an- Ji s 5 oo Geschichte von Schweden. genommen der Baron Görz. Dieser muste dann von sich sagen lassen, was immer einigen der Neid, andern die Dürftigkeit und Beschwerde, noch andern ihre besoirdere Absichten auf die Zunge legten. Es ist nicht ohne, daß in dergleichen Verrichtungen, wie ihme auf dem Hals lagen, nicht eben alles nach den täglichen Regeln behandelt worden/ sondern manches mahl ein außerordentlicher Weeg mag seyn genommen worden. Insgemein ward Görzen Schuld gegeben, daß er an den Höfen allerley Irrungen angezettelt, daß er alles Geld durch alle Mittel zu- samm gebracht und ausgepresset, hiedurch die kinanc^r zu Boden geleget, und daß er den König, der sonst von niemanden einigen Rath einzunehmen gewöhnet war, nutt gleichsam allein an der Schnur herumführte. Man soll auch auf den Gedancken gerathen seyn, die See-Räuber um Madagascar in Schweden aufzunehmen, und durch deren Hülffe sich zu verstärken; so aber dahin gestellt seyn lasse. Dieses ist gewiß, daß Schweden dabey recht auf das Marck äus- gesauget worden. Ob das ruhige Stillesitzen , welches der Czar gegen Schweden an. 6. rc. erwählere, des Hrn. Baron Gör- jen Bemühungen, oder einer Eifersucht wider Dänemarck zuzuschreiben seye, oder einer andern Ursache, stehet dahin. Gewißlich befände sich Schweden dabey, daßermNor- weM Geschichte von Schweden. ?©t wegen einen nicht unglücklichen Einfall thun fönte; Die Dänen hingegen waren ausser Stand, ihre vorgehabte Landung m Schonen auszuführen. 189. An. 1717* ward auf Ansuchen des Königs in Engelland der Baron Görz und Graf Gyllenborg, beede Schwedische Ministers in Holland in Verhafft gezogen; weil sie in Engelland wider^dasHaußHanover zu Gunsten des Hauses Lluarr sollen cineCon- spiration anzurichten gearbeitet haben. Es kamen deßwegen viele Schrifften an den Tag, ob diese Vcrhaffmng dem Völcker. Rech: gemäß wäre? König Carl, als er es vernommen, that nichts anders, als daß er hinwiederum den Englischen Gesandten vest machen ließ: der Czar aber, welcher auch beschuldiget worden, ließ es durcheilte Schrifft Meinen. Nachdem auch Herzog zu Or- leans, Regent von Franckreich, den Komg in Engelland versichert, daß König Carl mit dem Hause Stuarc gar iucht zuhalte, so wurden beede loßgegeven. An. ,718. ward endlich eine Friedens- Handlung zwischen Schweden und Mvscau beliebet; wobey doch Baron Görz sehr gezaudert, und erstlich Abo vorgeschlagen; nach- Deme aber die Gevollmächltgte allda angelanget, trug er erst die Insel Aland dazu an, wohin er sich auch den 17. May begab. Man lractim allda, man reisete zu, ab, und I i z wie- 1 Geschichte vgn Schweden. wieder zu / mau machte allerley Eukwürffe i Engelland schöpfte darob Mißtrauen, und legte eine Kriegs>Flvtte in die Ost-See: die. Russen machten den Schweden das Maul,. Wie sie gerne zusehen wollen, wann König Carl siä) Meister von Norwege n machen wolle, Alle diese Dinge, und die Vcrty-mmg,, in welcher sich dieser schon befand, verursachten, daß man alles Verwhrne mrt dem Rücken gerne ansehen, und hingegen neue Eroherungen machen wölke. Der Ursachen, dann ziehet König Carl im harten Wintey nach Norwegen, und belagert allda mit unglaublicher Mühe die Vestv.ng Lriedrichs- hall. Den l i. December, als erdieLauff- gräben besichtiget, legre er sich über die Brustwehr hinaus, besser um sich zu sehen, Dey Oberst inZenieur xwArcr, ein Frantzoß,, sprach zu ihnre 8ire, das ist kein Ort yoy Sie, wo es mit Kugeln regncc, Der König antwort; Förchlet euch nicht. Darauf erwiderte der Frantzoß: hör mich förchie ich nichts, da ich hinter der Brustwehr stehe : mich bekümmert Dero Person, so sich dry Bedeckung nicht bedienen will. Aber der Kös niq hieß ihn zu seinen Arbeitern gehen, Ev gehet zu dm.Offneren, welche ihn erinnerten, daß er den König nicht recht kenne: dann wann man ihme von Vermeidung der Gefahr rede, werde er nur halsstarriger, dachst es nicht schein^ ob körchre er solche. Gleich Geschichte pon Schweden. 70; Gleich fallet dem Ingenieur ein ander Mittel ein, den König von dem gefährlichen Paß zu bringen, indem er ihne bitten wolle, eine angegebene Arbeit zu besehen. In diesem Augenblick höret er eine Kugel gewaltig pfeif- fen, welches ihn aufruffen machte: Klon D-ieu: diese hat gewiss getroffen. Er lauf-- fet zu der Brustwehr, findet den König noch' daselbst, ruffet ihme ein paar mahl zu, und da keme Antwort erfolget, zupfet er ihn beym Rock, ob er möchte eingeschlafen seyn: weil aber der König sich noch nicht regele, ruffet er auf:, Heia*, ich förchte Unglück! Licht her: dann es war nach 9. Uhr in der Nacht. Hiemit fande man den König an dem Schlaf Mit einer Falkonet-Kugel durchbohret und entsseelet. Der Frantzoß den König todt sehende, sprachkaltsinnia; Das Spiel ist aus, lasset uns heimgehen. Solches geschahe auch. Der Königliche Leichnam ward mit fremder Kleidung angethan, aus den Wercken getragen, ob es ein getödtercrOfficicr wäre, und sein Todt lang verborgen: Die Anstalten zum Aufbruch wurden gemacht mit Abführung des Geschützes, unter dem Vor- wand, daß die Feinde in Schonen und Führten eingefallen wären: alle Strassen nach Schweden ließ der Erb-Prinh von Hesten verlegen, damit keine Nachricht dahin gelangen möchte, bis er feine Sachen allda wegen der Thron-Folge gerichtet hatte, und I i 4 das §a>4 Geschichte von Schweden. daß ihm niemand zuvor kommen machte. Und da der-Todt nicht mehr zu bergen war, ward gleichsam eine vollkommene Fluch: daraus/ die'reckt elendiglich bey so hamrZeit, und größer Ersiaunungab deut so plötzlichen Todt/ anzusehen war. Solches End nahm König Carl der XU. würdig eines bessern, wann er es hakte erwarten wollen, Massen er mehr nicht als 37. Jabr auf sich hatte. Seine grosse Raturss Gaben konten weder ihm noch dem Reich zu einem Nutzen gereichen, rveilsie mcJ)* durch mäßige .Klugheit i-m ordentlichen Gang erhalten wurden. Die einhige Trieb-Feder aller seiner Handlungen war die Ehre: allein unendlich zu bedauern ist, daß er der wahren soweit verfehlet: indeme es ausgemacht, daß d:e wahre Ehre, Ruhm, Glory und Großheit nicht besiehe in Grösse der un- terworffenen Ländereyen, noch in gewonnenen Feld-Schlachten und vergossenen Menschen-Blut,. noch in Pracht, weichen er zwar ohnedem gehassct; sondern in Erhaltungder Scirngrn, und Anwendung aller Sachen zu jenem Ziel, roclchesGOtt vorgesehen hak. Es wird auch von seiner Goktesforchr und Religion so viel geschrieben, daß er Anfangs mcht recht gnmdlich darum untemchiek, her, nach im äusserlichen Wesen zwar aufer baulich sich verhalten: nachdem: rrabcr mitHrn. ^»diiztz in Sachsen Umgang gepflogen, fcyr Geschickte von Schweden. 50? er ein Frey-Gcist worden, und habe es allesauf ein Facum oder unveränderliches Schicksal ankommen lassen. Sonderlich nach dem Unglück bey Pultawa habe sich - dieses geäussert, gleich ob er nun dem Göttlichen Wesen nichts mehr schuldig wäre. , Dieses ist.gewiß, daß der wenige Solda- i ten- Ruhm demgantzen Königreich Schwe- ! den, wie auch Dänemarck, Norwegen, Tcutschland, Polen, Rußland und Türckey : sehr viel gekostet hat. I 190. Des Hessischen Erb-Prinhen Ge- ' neral-Adsurant, Sikier, ward von dem Prinzen als Courier nach Schweden gesandt, welcher den 15. December spat zu Stock- , Holm anlangte, als Printzeßtn Ulrica schon ! zu Bette war. Sie machte sich auf, die in der Smdt anwesende Räthe wurden gleich auf ihr Zimmer beruffen, und eine Stund- lang Beraihschlagung gehalten. Worauf der Graf von der Natt, der Kriegs-8ccre- rarr Eckclof und dre von den Zahl-Äemtern in Vcrhafft genommen, auch die Regierungs- ^ vcpusatrons-Gemacher gefpcrret wurden. Der Baron Gürz war von Ähland auf der Reise zum König, und schon ergriffen: seine Habschassen allenthalben aufgesucht: die ! Thore geschlossen: in den Häven Befehl er- i theilet, niemand aus oder ein, sonderlich nach A 'stand zu lassen. Des andern Tags wurden die Dcpmiue nach der Printzeßin be- I i s stitn- ?o6 Geschichte von Schwedsn. stimmet.. Hier erschienen die Königl. Räche und Grafen Carl Güldensten, Ström-« berg, Horn, Sparr, CronhielmundTeßiN/ nebst dem General und Ober-Startbalter, ^aube, und Slaatsr5ecrcttri.o Barck. Diese zeigten Lust, die alte Regierungs, Form wieder herzustellen, und die Stande zu versammeln. Wer solte aber solche beruffen? der Rath. käme es vor sich nicht thun, sagten sie ,. und kein König wäre vorhanden r wodurch sie so. viel zu verstehen gaben, daß sie Ostic-M noch nicht als Erbin erkannten,, doch in gewisser Masse auf sie einen Antrag machten, weil sie diesen Vorgang in ihrer Gegenwart und eignem Zimmer veranlasse- teiw Endlich wurden sie eines dahin, daß es keiner neuen Beruffung bedörffe, sondern man forne die Printzcßin ansehen als eine Reichs-Verweserin, wozu sie an. i?iz. in Abwesenheit des Königs von den Ständen wäre erkiesen worden. Und weil sie damahls einen R.eichs-Tag ausgeschrieben,, so tönte man die damahlige Landes-Verordnete anroch ansehen als Glieder des noch vorwählenden Reichstags, und sie in solcher Gestalt zu Abfassung eines Reichs- Schlusses herbey laden. Die Printzeßin verstünde alles sehr wohl, und damit sie noch grösserer Veränderung vyrbauete, die Cron auch nicht gantzlich aus der Hand fahren liesse, erklärte sie, daß sie die SoMerainttac Volck. In den Wagen liesse er den Prä- dicanten Mag. Conradi zuerst einsteigen, und setzte sich ihm an die lincke Hand, auf der Richtstatt entkleidete er sich selbst, und streckte den Kopf über den Block, den ihm das Mord-Beyl aufeinem Streich hinweg nahm. Der Cörper war in einem Sarg gleich an dem Ort verscharret, auf Anhalten aber des Grafen vonReventlau wider heraus, und in die Begrähnuß seiner Vor, Eltern gebracht. _Geschirre von Sch weden. ^ rz Die Urtheile übet dieses Urtheil liessen verschiedentlich. DerPöveifrolockte: die Vornehme hielten es vor eineBeschimpffung der Gedächknuß Königs Lzrl XII. andere wollen darin« wenig Gerechtigkeit finden. Den Adel verdrösse, daß ein Mann von solcher Geburt unter dem Galgen begraben worden, und hielten es vor eine Übermaß der Rache. Es waren, welche davor hielten, die Königin und ihr Gemahl sollen diesen Mann erhalten haben, in welchem Fall die Stände nimmer so weit sollen gekommen seyn, daß ihr die höchste Gewalt wäre aus den Händen getrieben worden. Sein Sterbens«Tag war der 2. Mertz. Am iq. Mertz ward der KöniglicheLeich- nam zur Erden bestattet. Den 28. ward die Königin zu Upsal gekrünet. Und nach meh, rerley Einrichtungen im Staats, und Finanh, Wesen, gieng der Reichs-Tag aus einander. 191. Engelland war bißhero mit Rußland nicht zufrieden, daß der Czar mit Schweden die Tractaten auf Ahland angefangen, und nicht viel mehr seine Waffen gegen dasselbige gebrauchet hätte: aber nach König Carls Todt holte man diese Gedancken zurück. Dann indem der Czar grosse Kriegs - Rüstungen vorkehrte, und den Schweden wissen Itesse, daß wann sie nicht in kurtzer Frist Vollmacht zum Friedens - Schluß einsenden Suppl, p. Des, a. H. ///.Th. K k wür- '$ 14 (Btfd)id)U von Schweden. würden, er mit vierhig lausend Bevollmächtigten dazu erscheinen wolle, ward derEnge- ljsche Lord Cartcrt nach Stockholm gesandt, rrnd ein Schuh -Bündnuß zu Erhaltung der nun gar nicht mehr fürchterlichen Cron Schweden wioer daß gar zu förchlerlicheRußr land im Monath Julio abgeredet: Lrafft dessen Bremen und Vehrden an den Churfürsten vonHannover vor eine Million Thaler abgetreten, hingegen im Fall eines An- grifs der Cron Schweden jährlich 300. taufend Thaler Subfidien gereichet, eine Flott- wider den Czar offensive ausgeschicket, und der Cron die Zurückgabe der abgerissenen Provintz, wie rmgleichen dem Herhog von Holstein verschaffet werden. Das so benö- thigte Metall, und die grosse Versprechungen klungen bey dahmahligen Umständen in den Schwedischen Ohren überaus lieblich. Mit Brandenburg vergliche man sich im Monat August, welches gegen Abtrettung Stettin al« le Hülste zu Erhaltung eines ehrlichen Frieden antrüge. Unterdessen halte der Czar mit einer Flotte von 30. Seglen und sehr vielen Galeeren, rvorauf4ovsQ. Soldaten waren,in Schweden gelandet und allenthalben greuliche Ver/ Wüstung angerichtet. Der General Apraxin Neffe Swckholm zur Llincken liegen, wandte sich nach den Kupfermtrren, die er gesprengt und verschüttet, und alles Gehöitz herum in Geschichte von Schweden. zis ' die Asche stieget. Die Cosacken streifften biß auf anderthalbe Meilen nach Stockholm; fünf Schiffe wurden bey der Einfatt des Ha^ »ens zu Stockholm weggenommen: die gan- tze Lüste rauchte vom Rußischen Brand, in welchem Vogelbro, Malmoe, Sab, Sand u. eine Menge anderer Orten elendig verfielen, worunter auch die Elfen- Gruben verderbet wurden. Eine andereParthey kränge inOster- Gothland ein, und verursachte unersetzlichen Schaden. So wurden auch die Eisen-Wer- cke in Norden zu Fürstenar und Ortula zu Grunde gerichtet: weiters die volckreiche Stadt Nieöping, und die Eisen-Wercke zu Lofsta eingeäschert. Noorköping verbrann« ten die Einwohner selbst, um der Grausamkeit der Feinde zuentgehen. 8. grosse Städte: 3*. Adeliche Schlösser: 109, höltzerne Herren Sitze: izSi.Dörffer: 4z.Mühlen: 26. Magazins gaben das Opffer der Barbarey ab. Das Getreid, das Vieh, die Pferd, was man nicht mit bringen konte, ward verdorben: über die unbeschreibliche Menge ger raubtes Eisens wurden noch achtzig tausend Stangen in das Meer verfencket: und über dieses alles eine ausführliche Nachricht zu g etersdurg verkündet, auch darüber das Te eum Laudamus abgesungen, zu nicht geringen Verdruß der Menschlichkeit, und Beschämung Christlichen Nahmens. Man unr terliesse zwar nicht, wie unserer Zerr auch in Kk a unseren ji6 Geschichte von Schweden. -unsern Landen durch die Engel« und Holländer rc. geschehen/ die schöne Beweg «Ursachen vorzuwenden/ eS geschche nemlich nur der Ursache»/ damit Schweden zu Friedens- Gedancken gebracht werde: zu gleicher Zeit aber waren solche Bedingnussen des Friedens vorgeschlagen/ welche weder billig noch zuhalten waren. Indessen war zwar der Englische Admiral Noris in der Ost-See angelanget, zauderte aber mit Fleiß so lange, biß die Russen mit der Arbeit fertig waren, und acht Tage nachdem diese die Küsten verlassen hatten, langte er erst vor Stockholm an. Engelland trug dem Czaren die Frtedens-Mittlung an, ward aber abgeschlagen, und die Zusammenkunfft zuAhland vollends eingestellet. Mittler weile wurde durch Engellands Vermittlung mit Dänemarck ein Waffen-Stil!- stand getroffen. Der König in Pohlen vergliche sich auch, ward vor einem solchen erkennet, und dem Ronig Stanislao in so weit abgesagt, doch daß Auguflus einen genügsamen Gehalt demselben verschaffen sötte,, u. s. w. Der Herhog zu Holstem beklagte sich über Schweden, daß in allen diesen Verbindungen seiner nicht gedacht worden, da doch seine Lande vor Schwedens Interesse waren aufgeopffert worden: noch mehr daß seine Rechte auf die Cron gar nicht waren beybehalten Geschichte von Schweden. s 17 halten worden. Er schickte derowegen den Brigadier Ranzau nach Stockholm, bey der Königin anzulangen, daß er hierinn schad- loß, und der Tttul Königliche Hoheit ihm von Schweden möchte beygelegt werden, zum Zeichen, daß er vom Königlichen Hauß entsprossen. Diesem Gesandten wurde nicht nur kein Gehör verstattet, sondern ihm bedeutet, alsobald aus dem Reiche sich zumachen, damit es nicht auf instehendenReiche-Tag seinetwegen einige Irrungen absetzen möchte. Welches den Hertzog bewog, um die Hcy« rat einer Czariichen Prlntzeßin mit mehre» rem Ernst sich zubewerden, damit ihm durch dieses Mittel endlich ein mächtiger Rücken- halter aufstünde. 192. Auf diesem Reichs-Tag des Jahre 1722. im Mertzen gab Die Königin zuver- stehen ihr sehnliches Verlangen, ihren Gemahl auf dem Thron zusehen, und dieses in einer solchen Gestalt, als man es erachten wurde dem Reich am vorträglichsten zuseyn. Es wurde dahero von den vier Ständen eine Commission zu Untersuchung dieses Begeh»' rens niedergesetzet, nemlich von dem Adel 4. Grafen, vier Barons/ und siebenzehen Ritter: desgleichen von den drey andern Ständen insgesammt 24. Häupter. Die Bauren waren hierinn die Willfährigste. Die Generals und Officierö desgleichen, denen es besser gcduncken möchte, von einem König K k 3 Ordres <#& Geschichte von Schweden. Ordres zuempfangen, als von ihres gleichen, oder nur von einem Printzen. Nachdem es aber doch, sonderlich bey der Geistlichkeit mehrere Seruplen abgesetzet, kam den 27. kebr. von der Königin eine Erklärung zum Vorschein: daß 1) der Prinh die Lutherische Religion anzunehmen kein Bedrucken trüge: 2) die Stande bey all ihren Freyheiten zulassen gelobeter 5) weit entfernet sey von denen Gedancken einer wider einzuführenden 80 uvcramrät, und im Fall er etwas solches unternehmen solle, die Unterthanen von nun an aller geschwornen Treue ledig spreche: 4) daß er vom Obersten'aus biß an den Feldmarschall. keinen fremden zu Kriegs- Diensten annehmen woltc. Dem noch beygefüget war. daß die Königin aller Regierung sich begebe, in favor ihres Gemahls; ausser m dem Fall, daß sie ihn überleben würden Diese Sachen gefielen den Ständensie schlugen noch einige Arrickcl darzu, abzielend auf die Wahl-Freyheit, und nachdem sie solche der Königin und dem Priuhcn mitgetheilet, selbe auch von ihnen genehm gehalten,, und von dem Printzen unterzeichnet worden, schritten sie zu seiner als Königs Wahl den 4- Aprils Die Crönung geschahe zu Stockholm den 14. May. Mit allem dem hatte man des Hertzogs zu Holstein noch nicht vergessen. Viele Glieder des Reichs/Tags von deiien Ansehnlichsten Geschich te von Sckweden. 5 ry sten brachten in Vorschlag, dem Hertzog die Thron - Folge nach dem Tode des Königs zuversichern, indessen aber als Generalißimus der Reichs-Armee aufzustellen. Es wurde aber durch Mehrheit der Stimmen vcrworf- fen. Den 16. May legte erstlich der König den Eyd wider die8ouver2inirätab,undempfien- ge hernach die Huldigung von den Ständen. Den zo. Jun. ward der Friede mit Dä- nemarck unterschrieben zu Stockholm. Wor- inncn hauptsächlich Dänemarck der Rußi- fchen Alliantz, hingegen Schweden demHer- tzog zu Holstein und dessen Interesse auf Schleßwig absagte: Schweden den Zoll im Sund zu entrichten sich verbünde, imgleichen an Dänemarck 602. tausend Thaler zuzahlen. Das übrige würd in den alten Stand gesetzet: und halte Schweden l^Ott zudan- «en, daß es aufdieserSeite noch so herausgekommen ; wiewohl dannvch das meiste durch den teutschen Krieg im vorigen Secula erworbene Land, Bremen nenulch,Vehrden, und ein Theil Pommerns vor dieses mahl im Stich bliebe, nach dem Sprichwort: wie gewonnen, so zerronnen. Dieses Jahr 1720 , stellte sich die Englische Flotte zwar wiederum in der Ost-See ein. Indem sie aber um Nevel auf den Lief- tändischen Cüsten lauret, haben»;o. Rußifche- Galeeren m Nord-Schweden übermahl viel Kk 4 Volcks. j 2o Geschichte von Schweden. Volcks ausgesetzet, und einige Plünderungen unternomen. Nichts destowenigcr ward der General - Adjudant Würtemberg nach Petersburg geschicket, dem Czaren die Ge- langung des Königs zum Tbron zuhinterbrin- gen, und zugleich dessen friedfertiges Gemüth zuerössnen. Der Czar empfieng ihn mit allen Ehren, und fertigte ihn mit zwey Briefen an den König und die Königin, und mit vielen Geschencken wieder ab; schickte auch bald hernach seinen General-Adjutanten Ro- manzow nacher Stockholm, um die Glück- wünschungen abzulegen, ohngeachcet derMos- cowilische Minister ohne das am Schwedischen Hof relistirce. Dann so erforderte es derWohlstand, welchen sonderlich die Christliche Fürsten auch mitten imKneg zubevbachr ten haben, weilen sie solchen nicht aus feindlichem Gemüth, sondern nur aus Nothwendigkeit führen müssen. Endlich muste doch ein, ein und zwantzig- jähriger blutiger Krieg im Jahr 1721. seinen gewünschten Ausgang gewinnen, Hy* stadc in Finnland war der Ort, der 1 i.Sept. der Lag des Schlusses: die Friedens-Händ- ler von Seiten Schweden der Graf von Li- lienftedt und der Baron Stromfeld: von Seiten des Tzaren der Graf Daniel von Brutze, und Herr Heinrich Ostermann. In dessen IV. Artickel wird von Schweden an Rußland auf ewig abgetreleli Ltesiand, Eft- land Geschichte von Schweden. 521 land, Ingermanland, u. ein Theil von Tare- len, sammt dem Lehen vonMiburg, die Ins, len (desel, Dragoe, Moen und andere von den Curländischen Gräntzen biß an Wiburg. Im V. Artickel restituirct der Czar Finnland , und zahlet an Sckweden aus eine Summe von zwey Million Thaler. Im VI. Artickel wird vor Schweden die Freyheit auf ewig vorbehalten, jährlich zu Riva, Re- vel, und Arensburg vor ;oooo, Rubel Ge- treidaufkauften,und ohneZoll nachSchwe- den abführen zudürffen. Im VII. gelobet der Czar, sich in das einheimische Schwedische Wissen, noch in die neu abgefaßte Re- gicrungs-Form mit Nichten zumrschen, sondern diejenige, so dagegen etwas unterneh» men würden, mit Gewalt davon zuverhin- dern. Der VIII.Artickel fetzet die Gräntzen an. Der IX. behaltet denen Einwohnern Licsiands, Finnlands und Oesels durchaus die alte Freyheiten, wie sie deren sich unter der Cron hakten zuerfreuen gehabt. Im X. soll die Lutherische Religion allda nichtge- siöhret, doch auch zur Griechischen die Freyheit zugelassen werden rc. Ärasst des XIV. Artickels werden beederseits alle Gefangene ohnesöse-Geld frey gegeben, doch müssen sie vorhcro ihre Schulden bezahlen. Das übrige betrifft die Oommercia und Schiffahrt, und die in diesen Frieden eingefchlosseneMach- te.i,nemlichKöntgAugusten und dieRepublic Pohlcn. Kk s 193. ^ L2 Geschichte von Schweden. lyz. An. ,72z. im Jener ward der Reichstag zu Stockholm gehalten. Auf diesen ward vom Hertzog zu Holstein aus Rußland, wo er sich aufhielte, abgeschicket der geheime Rath von Bassewitz, welcher dem Grasen von Horn Cantzlern seine Credenhialien Übergabe, und bey verschiedenen Gliedern den Besuch abstattete. Der Bauren Stand überreichte ein Memorial, nut Begehren, die Re- gierungs-Form solle hergestellet werden, wie sie zur Zelt Gustavi Adolphi, und CaroK Gustavi war: so aber den übrigen Ständen misfiele. So wurde auch dieses Standes andertesBegehren abgeschlagen, ncmlich bey den geheimen Deputationen auch einige aus ihrem Mittel zuzulassen. Dm y. April hatte Herr von Bassewitz die erste Audientz beym König, welchem er im Nahmen seines Principalen glückwünschete, nicht nur als König, und seinem nächsten Anverwandten, sondern auch als Regenten feines lieben Vaterlandes: müssen der Hek- Hog in Schweden gebohren. Mit welchen und anderen Ausdruckungen der Gesandte zierlich seines Herren Gesuch anbrachte, so in dem bestünde, daß man ihm zu seinen Landen wieder verhelffen, als Erben der Cron ihm erkennen, und den Titel Rönigliche Hoheit deßwegen beylegen möchte, m welchem Gesuch er von dem Rußischen Gesandten krässng unterstützet wurde. Auch war der Bau- Geschichte von Schweden. 52z Bauren Stand diesem Printz sehr geneigt, wohin auch das kürtzlich gedachte Memorial abgezielet hatte. Ehe aber vom Reichs-Tag eine Antwort erfolgte, entstünde in demselben eine gählinge Spaltung, so vielleicht seine geheime Ursachen gehabt haben möchte. Der König bediente sich der Gelegenheit, um dem vor ihm schon zulang anhaltenden Reichs-Tag befchliessen zulassen im Octob. Der Bürger Stand, weil er sehr starchund zur allgemeinen Last vieles oder das meiste beytragen muß,verlangte dem Adel in Erlangung der Aemter und Besetzung der Colle- gien gleich gehalten zmverden: der Geistliche und Bauren Stand hielten es mit ihnen, und verlangten die Sache solle durch eine vcgutarion aus denen vier Ständen entschieden werden. Freylich hätte dabey der Adel den kürtzeren ziehen müssen; bannenhero er eine schrifftliche Erklärung an die Stände ergehen liesse, wie er darinn nimmer willigen, sondern all das Seinige selbst viel lieber daran setzen wolle. Bey aus einander Gehung jedoch des Reichs-Tags ward noch eine geheime Commice niedergesetzt, um über die noch unausgemachte Artickel Rath zuhalten, und besonders über des HertzogS zu Holstein übrige Begehren, dann der Tue! königliche Hoheit ist ihm zugestanden worden. A». f-4 Geschickte von Schweden. , An. 1724. den -. Matt. bekam Bassewitz aus der Cantzley eine Act«, in welcher nicht nur dieser Titel bestättiget, sondern auch das Versprechen gethan worden, daß bey einer künffcigen Königs-Wahl auf des Hertzogs Person solle Achtung getragen werden: dabey der König wohl, nicht aber die Königin sich geneigt bezeigete. A. 1725. den 27. May gieng hernach das Bcylager des Hertzogs mit der Czarischen Printzeßin Anna Petrowna vor sich. A. 172 , 6 . den 13. Sept. ward ein neuer Reichs-Tag zu Stockholm gehalten, wobey der Gras von Horn als Marschall erwählet worden. Der Herzog und vor ihn der Russische Gesandte unkerliessen nicht die vorige krTtensionc; inständig zu betreiben: allein vor dieses mahl war es weit schlechter abgewiesen : auch diesesJahr trat Schweden der Hanvverifchen Allianz bey, welche dem Kay- ser, Rußland und Spanien unangenehm war, hingegen von Franckreich und Engelland schöne 8ubliciien-Gelder in Schweden herein zogen, durch deren Mittel die ErH- Gruben wieder gebauet, die Magazins gefallet, die Armee und Flotte in Stand gebracht worden. Auf dem Reichs-Tag a i7Z r. ward ein neuer Codex oder Gesetz-Buch verfasset durch den Hrn. Grafen von Lron- hiclm, der deßwegen von den Ständen mit csner güldenen Kette und Medaille regaliret wor- Geschichte von Schweden. e2s worden. Besonders ist mcrckwürdig, daß in diesem Jahr der Vorschlag, eine Gst- Indische Compagnie und Schiffarrt) aufzurichten beliebet, und dazu der Grund und die Einrichtung gemachet worden. ; Eine löblich - und Nachahmens- würdige ^ Verordnuog des Königs ergieng im Jahr ; 1731. , daß nemlich die Straff- Gelder von ^ verschiedenen Gerichts, Höfen des Reichs sotten angewendet werden zu Erhaltung der armen Studenten auf den hohen Schulen zu ! Abo, Upsal, Lunden und Gripswald. ! An. 1733. und die folgende, da in Nor- ! den ein neuer Krieg entbrannte zwischen der Republic Polen und dem Römischen Kayser, nebst Rußland, welche den mehrmahl zum König erwählten 8ran»Iaum mit Gewalt der Waffen von dem Thron abtrieben, hielte Schweden eine genaue Neutralität, vhnge- achtet der Frantzösische Gesandte Casteia behauptet, der mit Franckreich geschlossene Sublimen r Tractat , und die würcklichgeniessen- de 8ud6ciien verpflichteten die Cron Schweden, die darinn tiipulirte Hülffe zur Unterstützung Franckreichs zu liefern; da bekannter »nassen Franckreich des Stanislai Sache vertheidigte. Doch wurde auf den 25. May folgenden 1734. Jahrs ein Reichs-Tag ausgeschrieben. Bey diesem Reichs-Tag meldete sich der Hertzvg von Holstein adermahl wegen feines Erb- 5 %6 Geschichte von Schweden. Erb-Rechls, und ward ihm die jährliche Pen* sion von 2 sooO. Thalern noch fernerweit bestimmet. Auch ssynd Lir.i7Z5. die Tractaten mit Franckreich und Rußland erneuert worden. Allein den erstem wolle Frankreich nicht ra- rikciren, weil die Rußische Alliance mit dessen Absichten gantz nichtzutraff Schweden solle dem König Lranislao in Polen einen Vorschub thun. Franckreich glaubte, durch die jährlich auszahlende grosse Geld- Summen, zu Begehrung solcher Hülffe berechtiget zu seyn. Rußland hingegen war nebst dem Römischen Kayser die gröste Ursach der abermahligenAusdrängungKönigs8rams!ai. Weil nun aber Schweden bey dergleichen Lubbälen-Tractaten sich sehr wohl befindet, so ward an. 1736. hinwiederum ein anderer mit Cngelland unterzeichnet, welches schon auf diese Gelegenheit, sich wlder Franckreich zu verstärcken, gelautet hatte. In dem nemlichen Jahr, als die Herren Holländer den guten Fortgang der Schwedischen Schiffahrt nach Lnina sahen, gaben sie sich alle'Mühe, den Hof davon abzuhak ten, welcher sich aber hierob nicht wenig verwundert, zumahlen die Schweden an keinem Platz ausChina handelten, woselbst dieHol- länder ein besonderes Recht erworbeu hätten. Dannenhero der Elfer, solch nützliches Gewerk fortzusetzen, und den Holländern Geschichte von Schweden. 527 Nicht erst in die Hände zu sehen/ vielmehr zu- als abnahm, und der Anschlag gefastet wurde, sogar eine Schwedische Coloni« nach einer kleinen Insel zwischen China nnö Japan abzuschicken. Eden dieses Jahr ist der berühmte Fran- Hösische Mathematicus, Hr. von Mauper- cuis, mit einer ansehnlichen Geseüschafft er- fahrnerManner, aufAnordnung der^cac!«- mie kie Sciences und Königlich-Frantzösische Kosten nach Lappland gekommen, um allda die Figur der Erde durch einen ausstehenden Grad des Mittag-Zirckels abzumessen. Er hat seine Arbeit angefangen an dem Fuß des Berges Raska, in welcher Gegend noch andere drey Berge sich befinden, aufsz.Grad q. Minuten der Norder,Höhe. Da zu gleicher Zeit eine andere Trupp Gelehrten, aus Vorsicht des Allerchristlichen Königs, diese Arbeit unter dem Hguarur irr America vornehmen musten. Im übrigen schiene es, daß die schon 17. Jahr hcro geniessende Ruhe denen Schweden nrcht mehr erträglich seyn wolle» Es äusserten sich unter den Grossen verschiedene Partheyen, wozu sowohl die Zweifelhaftig- keit, mit was für Machten man sich lieber verbinden solle, als auch des Königs Alter und öfftere Unpäßlichkeit nicht wenig beytrugen» Das Volck war des Kriegs begierig: Viele YM Adel und den Reiche Rächen fa„- 5^8 Geschichte von Schweden. den auch ihre Rechnung dabey: andere zo, gen die Ruhe vor: es waren auch Reichs, Rathe, welche starck dawider iprachen, und sich gar vom Hof hinweg begaben/ auch endlich abgesetzet worden/ Der Frantzösische Gesandte soll vieles zu dem erfolgenden Bruch beygetragen haben: und in dieser kermen- tation wurde bald der Rußifche, bald der Frantzösische Abgesandte beschimpfet, da jenem nächtlicher Weile mit drey- und vier- psündigen Steinen die Fenster eingeworffen, dieser aber von einem Prediger aufder Can- tzel angetastet worden. Auf allen Fall dann wurden die Anstalten zu einem so wichtigen Werck vorgekehret, die Militz bis &0000. Mann vermehret: die Flotte gerüjkl: rn Finnland viel Volcküber- gesetzet, und dle Vestungs-Wercke hergestellet; mit Engelland ein Sobliciien-Lraetatgegen svos.Mann Heßlscher Truppen, und mit der Türckls. Pforie eine Freundschafflss Bündnüß getroffen: besonders aber ein allgemeiner Reichs-Tag auf den l^.vecemb. in. 1740. ausgeschrieben. Als nun der Reichs-Tag seinen Fortgang gewonnen, seynd bald 20.1741. der Baron Guldenstirn und andere Staats, Bediente, weil sie mit einem fremden Gesandten ver- bothene nächtliche Vertraulichkeit gepflogen, mit Gefangenschafft beleget, hernach der Mecklenburgtsche b.eLatlonr.8ecrerariur aus GesiDlchte von Schweden. 52- dem Reich fortgeschaffet/ und dem Englischen Gesandten der Hof verbothen worden. Und nach allen diesen Vorspielen ergieng endlich der Schluß/ wider Rußland den Krieg zu führen, den 24. Jul. 1741. Styl. vet. Die darinn angezogene Ursachen bestunden in deme : daß der Rußische Höf wider den Ny- stadter Friede in viele Wege gehandelt, demselben zuwider in die innerliche Verfassung Schwedens, und dessen SuccelUons-Recht sich gemischet; Drohungen wider die Cron ausgestossen; die Schweden bey den Russischen Gerichts-Stuben von dem Genuß des Gesetzes und Rechts, so allen andern zugestanden wind, ausgeschlossen; dem Schwedischen Reiclh die bedungene Getrayd- Ausfuhr nicht geistattet; den Schwedischen Major Sinclair,, so in Schwedischen Reichs- Verrichmngen mit gehörigen Pässen gerei- set, durch bestellte Personen vorsetzlich ermorden, und dessen das Reich betreffende Brief- schafften wegrauben, und also demVvlcker- Recht Gewalt anthun lassen. Dieser Sinclair, ein gebohrner Franzose in Schwedis. Diensten, war vom Türckischen Hof auf dem Rückweg nach Schweden in Chozim angelanget, allda er aus dem dasigen Ba- scha und andern vernommen, wie Geld auf seinem Kopf geschlagen, und ihme auf dem Weg gelaurer würde: Derohalben reiscte er durch Polen in Begleitung eines Frantzösis. Suppl. p, Des a, h, i//.TY. L l Ka ujft ^zo Geschi chte von Schweden. _ Kauffmanns Couturier : auf dem ganheü Wege wurden sie von Leuten verfolget, die ihnen auf dem Fuß nachgegangen. Nach- deme sie von Lugensko abgereiset, schickte ihnen der Gouverneur allda ein en Reuter nach, welcher ihnen zu wissen machte , daß etliche als Cosacken verkleidete Perfo nen ihnen nach- eylten : Derowegen trachteten sie weiter, und liessrn sich noch 2. Meilen über die Gränhen von der Polnischen Escorte bis in Schlesien begleiten: allwosiezuLublinihvon dem Kay- serlich - oder Oesterreichischen Commist-rio neue Pässe bekamen, mit Zurückhaltung der alten. Den 24. Jan. 1739 . gelangten sie nach Breßlau in das Wirthshauß zum goldenen Degen in der Vorstadt, allwo er feinen Bedienten Johann Buncck, einem Bürger von Breßlau, abdanckte: welchen gleich der Graf Schaffgotfch in Verhafft nehmen ließ, weil er ohne der Regierung Wissen nach Constantinvpel gereifetwar. Den 17 . kam ein Beamter, welcher die Wirthin, den Sinclair und Couturier ordentlich rcl prorocol^ lum examinier: Die Degen wurden ihnen sodann abgenommen, jedem zwey Mann Wache vor die I:hür gestellet, und all ihre Echrifften aufs genaueste untersuchet, ausser denen Bneftn des Groß-Sultans und des Groß-Veziers, welche in dem Boden des Coffers verstecket waren. Wider alles dieses xrolestlkte Sinclair. Der Beamte aber / _Geschichte von Schweden. Im Fortgehen sagte zu ihme: Es müsse vermuthlich dessen Principal einen Feind zu Breß- lau haben. Über eine Zeit kam er wieder, Und machte dem Sinclair im Namen des Grafen viele Entschuldigungen wegen des Vorgegangenen, sich bewerffend auf die scharffe Befehle der Regierung, und Sorge wegen der Pest» Sinclair reiset alfvfort ge- Sen Neumarck. Unterdessen kamen nach Breßlau 4. Bediente von Wartenberg und -Vels, und zwey Männer, welche sich vor Rußische Ossicier ausgaben. Diese erklärten an den Graf Schaffgoisch schrisstiich, daß sie den Schwedischen Kiajor Sinclair verfolgten, u.nö hätten Befehle, ihn anzuhalten , weil er der günhen Christenheit schädliche Sachen mit dem Türkischen Erb.Feind unterhandelt hätte. Sie bekamen also Kay- serttche offen-e Briefe, worinn befohlen ward, daß, wann sie den Major erreichen könten, man denselben in genaue doch anständige Verwahr nehmen, dessen Sachen versiegeln, und von den Briefen die Jnnschrifften ab- ropiren soll« re. Die Thore wurden vor sie offen gehalten, und sie kitten um Mitternacht. Sir versprachen den Postillionen DucatLn, wann sie den Spion ereilen kön- ten, und gaben vor, ihre Verfolgungs-Rei- se hätte schon 500. Ducaten gekostet. Den Junü um 3. Uhr Nachmittag holten sie Ihn ausser Neustädt eine Stunde von Grün- L l st berge« ;zL Geschichte von Schweden _ bergen beym DorffZauche ein, in der Poft^ Chaise fahrend. Sie liessen den Postillion gleich umkehren, und leiteten ihn auf einen andern Weea. Der Officier, Hauptmann Küttler, zeigte dem Major auf vielfältiges Begehren der Ordre einen Brief mit einem grossen Sigill, und sagte: weil Lmchir ein Überbringer verdächtiger Handlungen wäre, so habe er Befehl, ihn anzuhalten, und sich der Wahrheit der Sachen zu erkundigen. Hierauf forderte er ihnen, als Arrestanten, mit guter Art das Gewehr ab. Zwey Stund ausser Zauche muste der Postrllivn abwegs halten, und sie begunten die Bagage zu untersuchen, wozu ihnen Sinclair die Schlüssel gutwillig darreichte: besannen sich aber wieder, und fuhren weiter bis im Angesicht der Stadt Naumburg um 8. Uhr Abends zum dritten mahl Halte gemacht worden. Küttler ziehet den Lomuricr auf die Seite, fragend, vb er nicht Lommis des Hrn. Cou- turiers wäre? welchen Namen er aus seiner Schreib-Tafel heraus läse. Da nun Cou- turier sich selbst zu erkenenn gab, fragte er ihn vielfältig aus, und schalte über den Sinclair als einen Spion, der schon viel Mühe und Geld gekostet. Hierauf ward Coutu- rier bcyfeils geführet, und des Majors Cof- Lre aufgemacht, und in etwas untersuchet, da dann der Major angezeiget, daß die Briefe auf dem Boden zur lincken Seite wären. Sin- <5efd?tcf>te von Schweden. y;Z Sinclair ward jeho auf die Seite in ein Gebüsch geführet, und in dem Augenblick nach ihm geschossen: Ooumrier sahe ihn noch einige Sprünge auf die Seite thun, unöMon i Dieu, Jesus, Mon Dieu, russen, worauf | ihn die zwey Soldaten vollends mit Säbeln niederhieben. Sie führten den Couturier mit der Bagage fort über Christiaustadt und Sorau gegen Dreßden zu, und den ^sten I Nachmittag hielten sie in einem Wald, nah- j men alles Geräthschaffl aus der Costre, und ! als sie die Türcklsche Briefe gefunden, und i die Unterschriffk gelesen hatten, waren sie vo l- ^ ler Freuden,, und sagte Küttler: Das sind j Briefe des Groß-Sultans; ich wolte nicht ij hundert tausend Thäler nehmen, daß ich sie mchtsolte gefunden haben. Der Wceggieng sodann weither, ohne daß man c outuriem fragen ließ, wo er wäre, und auf der letzten Post schrieb Krittler einen Brief, den er gleich mit eurem Postillion fortschickte. Den zosten Morgens gelangten sie nucy Dreßden: allda theilten die 2. Rußssche Offlcier des Sinclairs Sachen, und Loururier muste es ihnen Stuck vor Stuck schätzen. Nachdem sie nun in die Stadt gegangen waren , kamen sie gegen Mitternacht wieder in die , Vorstadt zum Couturier mit einer sechsspän- ^ nigen Larotse zurück. Dieser war indessen von drey ihrer knechten vcrwachec: nun aber setzten sie ihn und sich auf den Wagen, ka- L 3 men f 54 Geschichte von Schweden. men um 6. Uhr Morgens bey der Vestunz Sonnenstein an. Der Commendant em- pfieng sie, Küttler überreichte ihm eine Ordre, welche dieser zwey dreymahl durchlase. Die Mörder-gierigen fort, Gouturier aber wurde über fünf Wochen angehalten. Der Rußtsche Minister zu Dreßden, Baron Kay- serling, begehrte denzo. J alii &utd>ein Memorial an den Hof, man soll den Coutu* rier über etliche Puncte verhören. Am z r« Julii geschahe solches durch den Sachsiss General-Auditor über 3$. Puncten, und muste Couumer seine Antworten beschwör ren. Am i 6 . August brachte man ihm seine Bagage wieder: um l y. Uhr ward er nach Dreßden zum Baron Kayserlmg geführer,, deme er durch den Auditor überliefert wor« den, als einer, der auf dessen Begehren ->r- retim worden. Der Minister erwiese dem Gouturier alle erdenckilche Ehren, nöthigte ihn s2o. Ducaten anzunehmen, entließ ihn also, und kam er den 12. September zrr Swckholm an. Die Mörder seynd Polen zugereiset. Die Leiche des Sinclairs ist erst von einem Hirten entdecket, Oberkeitlich beschauet, und nebst einem Schuß unter dem Magen, auch 4. Hiebe und so viel Stiche durch den Leib an ihmgefunden, und also eingescharret, ohne daß noch jemand wüste, wer ergewesen wäre. Dieses ist ein Auszug derer Umstände solcher That, wie sie in eine? Schwc- Geschichte von Schrvedem s Schwedischen ?aAi specie an. 1741. seynd bekannt gemachet worden. Der Rußische Hof erklärte, wie er an diesem keinen Antheil/ sondern ab einer so schändlichen That «inenMscheuen trüge: Der Kayserliche gestünde nicht ein, daß der Mord auf seinem Gebiet / sondern auf dem Sächsisch-Lausitzi- fchen geschehen; feye: welches hinwiederum der Sächsische- Hof von dem seinen ab- und auf das Schlesische Gebiet leitete, und bey diesem Vorgang blieb es, so viel öffentlich,, beruhen. Weil indessen die Kriegs-Völcker beeder- feits schon an den Gräntzen lagen, so kon- ! te der Krieg desto schneller in die lohe Fiam- i men aussthlagen. Das erste mahl wurden die Schweden mit den Russen handgemein den 7.4. Augusti st. v. bey wilmanstrand , einem schlechten erst kürtzltch etwas bevestig- tenOrt in Finnland, 50. Werste oder 8. bis 9. Teutsche Meilen von Wiburg entfernet. Der General-Major Wrangel commanclir- te hierbei), siegte erstlich , wurde hernach übermannet, und in diese Sladt getrieben, behauptete selbe eine Zeitlang gegen die stürmende Russen; als diese aber darein gedrungen, zogen sich die übrigen Schweden auf eine Insel, die nahe dabey im Meer lieget: Unterdessen kam Baron Buddenbrock mit frischem Volck angezogen, welches dieRust sen aus der Sradt' wieder weichen machte, L l 4 mit f 36 Geschichte von Schweden. mit Hinterlassung ihrer Todten. Die Russen wollen binnen diesen 6. Stunden 4000. Schweden todt geschlagen, die Schweden aber bey dem Gefecht nicht mehr als 3000. Mann gegen 16000. gehabt haben. Die Stadt ist geplündert und angezündet, auch Wrangel selbst, nebst;.Obristen, z.Obrist- Lieutenants, und vielen.andern Officiers gefangen worden. Dieses Jahr den e.Oecemberwardauch in die Ewigkeit/ und zwar durch die Kinder- Blattern, abgefordert die Königin ulrica Eleonora , im 54. Jahr ihres Alters, Massen sie den 2Z. Jenner un. 1688. das Welt-Licht angetreten hatte. Eine gewaltige in Rußland sich dieser Zeit äußernde Veränderung gäbe Hoffnung, man würde des fernern Krieges können überhoben seyn. Das in seinem Printzen Kayser Johann III. schon auf dem Rußifchen Thron sitzende Hanß Braunschweig, ward gleichsam in einem Augenblick aus selbigem gehoben, und durch Anstalt einiger Grossen, welche der Fremden Ansehen bey der Regierung nicht langer gleichgültig ansehen kanten, ward als Kayserin anerkannt, die Prin- zeßln Elisabeth, Czars?erri l. Tochter. Selbige ließ sich auch Anfangs das friedfertige Erbieten der Cron Schweden gefallen, und es ward eine Gattung Stillstandes beobachtet. Nachdem aber Schweden vieles ehe- Geschichte von Schweden. *37 dessen abgenommenes wieder wolle herausgegeben wissen, und die Rußische Regierung nun schon vestgeletzet war, so geschahe von dieser Seite die Erklärung: Es erfordere die EhredesRußischenAayserthums,mitScl)we, den auf keinen andern als den Nvstädtifchen Fuß zu rrsctiren. Zu gleicher Zeit wurde der General Lascy bis auf 72000. Mann verstärket. Neben denen wurde -m. 1742. den 29. Merhen noch eine politische Saite in einem Nußischen Manifest gerühret, und dem Hertzogthum Finnland versprochen, daß, wann es sich gegenwärtigen Krieges nicht theilhafftig machen würde, man selbiges zu ; einem freyen Staat machen wolle, welcher j von keinem beeder Reiche abhängend seyn, I 1 sondern seine eigene Regierungß-Form sich selbst erkiesen solle, und dabey allezeit von Rußland einen mächtigen Beystand zu ge- warten hatte. Ab diesem, als einer unan, : ständig- und verführerischen Act*, ward Schweden nicht wenig geärgert, und ein ‘ Gegen-Manifest herausgegeben, um die Unterthanen in ihrer Treu und Pflicht zu stär- cken. Doch wurde durch den Schwedischen Minister am Rußischen Hof, Baron Molken, an einem, wo möglich, zutreffenden Fnedens r Vergleich forlgearbeitet. Das z Rußische Manifest hatte bey den Finnen keine geringe Würckung, indem sie grossen Theils Rußischen Schuh annahmen. Sie L l 5 wur. s Z8 Ge schichte von Schwedew wurden dabey zwar etwas mehrer verschonet, die Schwedische Armee hingegen war gezwungen, sich je mehr und mehr zurücke ju* ziehen. Man hat also zu Stockholm selbst angefangen zu zittern, und in Beysorge eines Nußischen nähern Einfalls auf zulängliche Schutzmittel gedacht«. Man hat in. Schweden alle offene Oemr mit einiger Befestigung zu umgehen angefangen, man hat an den See-Kannten aller -Orten Schieß- Wälle aufgetvorffen, und in die See und C cheeren hie und da bewafnete. Bramen. verleget, um alles Aussteigen zuverwehren. Über das hat man einen Reichs-Tag auf den zi. Augusti nach Stockholm ausgeschrieben. Unterdessen hatte sich die Schwedische. Armee unter dem Generalen. Löwenhanpt und Buddeubrock mit grossen Schritten, und fast ohne Schwerdschlag biß nach Hölsingfort geflüchtet, und war vom General Lasch schon sichzuergeben aufgefordert worden, als. der Königliche Befehl diese zwey Generals nach Stockholm zur Verantwortung forderte, das Commando dem Mas jor Bufguet auftragend. Worauf dann den 14. Le^kcmbee folgende Capitulation geschloffen worden: daß nemlich die gantze Schwedische Armee aus dem Hafen von Höl- stngfort nach Schweden abfahren, und mit Rußischen Paffeporkö versehen: die gantze Artillerie aber der Armee so wohl, als jene, welche Geschichte von Schweden. 53? welche zu Hölsi'ngfort vorher» gewesen, zurücke gelassen werden soll. Die Finische Truppen, wann sie nicht wollen nach Schweden gehen, bekamen Erlaubnuß ihr Gewebr und Fahnen abzulegen, und aus einander zugehen: sie blieben auch alle da, nemlich drey Dragoner-und drey Regimenter zuFussund noch andere vier Regimenter aus den Schiffen. Aus welchem leichtlich abzusehen, wie viel das Rußische Manifest in Finnland ge-r würckel, und wie nothwendig den Schweden die Capilulation war, da sie zchen Regimenter unter sich zehllen, auf deren Treue sie dem Ansehen nach, nicht viel grosse Häuser zubauen hatten, Und solcher Gestalten war das gantze Groß«Herhogthum Finnland verlast sen, und in Rußlsche Huld und Pflicht genommen. Hierbey wurden 90. Stuck Geschütz und viele Kriegs-Geräthschafft, ausgeliefert: die zehen Regimenter Finnen betrugen 3. Stabs'Officier, 92. Ober-Officier, 230, Unter-Officier, 6304. Corporals und Gemeine, 39*. Troß, in allem 7219. Man: nebst 1789. Pferden, i6. Standarten, zo. Fahnen, u paar Paucken, 90. Tromlen, ^172. Flinten mit Bajonetten, 1569. paar Pistolen rc. Die abgezogene Schweden betrugen noch is. Regimenter zu Fuß, und 4. Regimenter zu Pferd, welche letztere 1996z Mann außMüchlen. Löwenhaupt aber und Buddenbrock wurden ru Stockholm ver« wachet, Auf 54« Geschichte von Schweden. Auf dem Reichs--Tag gieng es nicht weniger unruhig zu, da man die 8ucceslronr- Sache aufdas Tapet gebracht. Einige warf- fen die Augen aufPrinhcn Friedrich von Hessen, einen Nevcn des regierenden Königs, welches aber vielmehr aus einem Wohlstand als innerlichen Ernst mag geschehen seyn. An- > dere wölken von der gantzen AfF^irc nichts wissen. Dem Hertzog von Holstein, als ei, nem mit Rußland nun vereinigten Herrn, und prsesumtiven Czarcn wolten die wenigste geneigt seyn. Es gäbe einige welche einem Printzen von Zwei-brücken nicht abhold wa, ren. Ja m dieser Noth geriech man auf die Gcdancken, sich an den König in Däne- marck zuwenden, damit nach Abgang des regierenden Königs, die drey Nordische Cro- nen wider von einem Haupt regieret würden. Well aber dieses anderen zuviel schiene, so hielten dieselbige es vor einen Mittelweg, wann man den Dänischen Cron-Printzen mit gewissen Bedingungen erkiesen würde. Endlich schiene die Noth den Hertzog von Holstein zu unterstützen, als dessen Erwäh- lung der Rußischen Kayserin wohl so angenehm seyn möchte, daß sie in Ansehung dessen das Hertzogthum Finnland wider heraus geben, imEntstehungs-Fall aber, dieser Printz mit Rußischer Macht unterstützet,sich starck genug finden würde, sein schon so lang gesuchtes Erb-Recht auch wider der Stands Wil- Geschichte von Schweden. 541 Willen endlich geltend zumachen. Diesem zufolge hat der Adelstand am 30. Octobr. dieses 1741. Jahrs dieWahl vorgenommen, und mit 137. Stimmen gegen i ZL. dem Her- tzog zu Holstein Carl Peter Ulrich als einem Abstammlmg König Carl XI. Mütterlicher Seits dic Crone angetragen. Noch selbigen Tag trat der vierdte oder Bauren-Stand bey. Der zweyte und dritte aber, als Geistliche--und Burgerstand nahmen Bedcnckzeit biß den 6. November, an welchem Tag auch der Burgerstand dessen Wahl annahm: der Geistliche Stand aber bliebe bey seiner dawider einwendenden krorcsssrion, welche zum Grund hakte, daß der Herhog die Protestantische Religion abgeschworen, und die Griechische angenommen, so in Schweden Krafft der Reichs-Gefttze ohnerdultet wäre. Die Wahl wurde dem ohngeachtct dem König durch eine Reichs-Vepucarion von 120 . Persohnen geziemend eröffnet, und von selben gern angenommen, die Eylbvten nach Rußland an den erwählten gesandt, und eine Rcichs-Oeputälion ernennet, das Königliche Kleinod dem Printzen in Cerimonie anzutragen, so bald man von seiner Einwilligung vorläuffig würde berichtet seyn. Allein es waren zwey wichtige Puncte vorgefallen, welche den Fortgang unvermuthet hemmeten. Der Printz war von der Kay- smy Elisabeth, seiner Mutter Schwester zum Thron- 542 Geschichte von Schweden. Thron-Folger des Rußischen Reiches ver- ordnet, welches vrrmög des Testaments der Kayserin Lsrlizrinz, und der ihr vvm groft sen Czar Peter l. dazu eingeräumten Vollmacht, nicht geschehen könt«, wann er nicht erstlich zur Griechischen Religion sich öffentlich bekannt, hernach auch aller anderer Cro- nen auf seinem Haupte entblößet wäre. Deme zufolge geschahen vom Prinhen am 17» Klovemb.beede Stücke in der Haupt-Stadt Moscau, allwo er die Rußische Firmung mit dem Nahmen Lederowiiz oder Friedrichsr- Sohn annahm, hingegen des auf Schweden durch die ihm schon angekündete Wahl zugewachsenen Rechtes sich zum Vortheil Hertzvgs Adolph Friederich zu Holstein Eu, tin verziehe, welcher von neuen Groß-Fürstett Groß-Valers Bruders Sohn ist. An. 1743. allein die Schweden wolltest von keiner solchen Abtretung wissen, sondern sehten eine neue Wahl an. Unterdessen aber sehte man auch die Kriegs-und Friedens- Gedancken nicht aus den Augen. Man ver, stärckte die Armeen und Flotten; man bewarb sich um Dänische Allianee, wobey der Dänische Prinh nicht geringe Hoffnung zur Crone schöpfte; man schickte endlich nach Abo Friedens-Gesandte Herrn von Cedern Creich uns Baron Nolcke, allwo die Engeüändische Ministres nicht zwar ordentliche Friedens- Mittley (dann solches war nicht angenomen, g 'Geschichte von Schweden. 54z | nachdem Rußland die Frantzösische Media- I -tion schon avsgeschlagen hatte) sondern nur I flute Zu'prechcr abgaben: zu diesen schlugen 8 sich auch auf des Königs Verlangen die Hol- ' ländische. ^ Nach diesen Vorbereitungen wandte man i fichwiederzumWahl-Geschafft. DerDä- I nische Gesandte feuerte nicht, unter grossen • Versprechungen vor seinen Cron- Printzen ^ zuarbeiten. Zhme fiel der Bauren-Stand f j mit voller Sttunne be», und erklärte sogar, k! keine Schätzungen mehr zu erlegen, wo nid)t ! diesem Prin tzen die Crvn aufgesetzt würde, j Der geistliche Stand war deme auch wohl ! Ueneigr. Dieses nun zu hintertreiben, so ließ i Rußland autf dem Friedens- Lon^resz zu \' Abo erklären, daß es Finnland endlich zurückstellen wolte, wann die Schwedische ! Wahl noch Anstand nehmen würde. Zu ' gleicher Zeit hat der Finnlandifche Adel, entweder aus freyem Muth, oder etwan von den Rußischen Mtntstern also belehret, bey dem Retchs-Tag anbringen lassen: er wäre bereit, Gut und Blut vor das Vatterland aufzusetzen: er fändees aber desselben Wohlfahrt gantzlich zuwider, daß das Rttch unter Dänische Dependenz gerathen sötte; und wofern der Dänische Printz zum Thron gelangen solle, wollen sie lieber unter Rußis. Beherrschung verbleiben. Hiemit sollen die Bauern seschröcket werden. Sie verstun- 544 Geschichte von Schweden. i der, es aber nicht, und brachten noch dazu ! den Bürger-Stand auf ihre Seite. Aus f der Ursache ward von Rußland eine etwas i nähere Erklärung herausgegeben, wie nem- - lich der Fluß Reymen solle zur Reichs-Be- gränhung gesetzet werden: womitalsoWill- manstrand, Fridrichsham und das Gebiet von Kymenegard den Russen verbliebe, Hcl- singfork aber und die ProvintzAyrland wieder an Schweden abgetretten würde. Be- ncbft deme sollen die Artickel des Nystäd- ter Friedens wegen der Schiffahrt, undRe- I gierung des Reichs erneuert werden. In Betracht dieser Vortheile soll der Herhog von Holstein Eutin als ein präsumtiver Cron- Erb und Nachfolger auf den Schwedischen Thron erwählet werden. Die erste Puncte nun gefielen den Ständen wohl, nur bedungen sie, daß sie in dem Tracrac recht deutlich sotten ausgedrucket werden. Ailf den letzten wollen die Bauern sich nicht einlassen. Doch brachte der Adel so viel zuwege, daß die Vollmachten zu Schliessung des Frieden dem Baron Nolcken endlich zugestellet worden. Welchen der König ausdrücklich aufgegeben, Sorge zutragen, daß die Wiedergabe Nylandcs in den klaresten Worten abgefassct, und die Handlung bis auf den 25 . May beschlossen würde, in dessen Enlftehung die Bevollmächtigte dieselbi- ge abbrechen / nnd von Abo sich Hinwegbeden solle». Dir Geschichte voti Schweden. f4f Die Bauern verlohren bey diesem gelasse nen Vorgang die Gedult. 2222«.Dale- kerlen rotteten sich also zusamm, und zogen auf Stockholm loß, und bestunden darauf, daß des General Löwenhaupt Proceß einmahl svlte geschlossen werden. Er würd auch geschlossen, und er, gleichwie schon vorhin der Baron Buddenbrvck zum Beyl verurtheilet, und seine Güter con 6 lciret. Während dieser Unruhe kam den 30. Juri. der Courier von Abo mit denen unterschriebenen Friedens* krrliminsr-Articklen. Der König begab sich einige Tage darauf mit einem ansehnlis chen Gefolge ausser der Stadt, um die Bauren zu stillen: Bey dessen Erblickung diese herbey geeylet, rund dem König sich unterworf- fen. Sie becharreten aber bey dieser Gesinnung nicht, somdern zogen mit fliegenden Fahnen, in die Stadt und quartierten sich ein, des gäntzltch>en Vorhabens, die Wahl des Dänischen Prirrtzen zu unterstützen, und den Rußischen Frieden umzuwerffen. Sie be- gunten schon auf die Soldaten zufeuken, als man ihnen genügsame regulierte Milih entgegen gesetzet, und selbige aus der Stadt getrieben, auch theils entwaffnet, andere aber in Verhaffc gezogen: davor: 17. DahiekerlS die Rädelführcr waren. Ihnen widerfuhr doch Gnade, ausser daß ihrer zwey siebenmahl durch die Spißruthen von dreyhundmMan lauften musten. Gleich darauf den 4. Julli suyyU ?. Des , Ai h %Mm ward '546 Geschichte von Schwe den ^ ward die Wahl eines Successore, Vorgenommen, und dazu der Heryog von Holstein- Lurin in 33. Lebensjahr erkiesen. Und den i9. Julii langten die Gevollmächtigte von Abo mit der ratificiwn Friedens-Handlung zu Stockholm an. Bey allem dem ist merckwürdig r) daß did Bauren unter andern begehret, es sogen viele kleine KIsnufaQuten, so im Lande nicht ge machet wurden- und deren sie nicht entbehren Unten, wiederum durch die Fremde her- , eingebracht worden. O Daß d»e zu Ehren der Heil. Apostlen angeordnete Fest-Täge weverum wie vorhin zu feyreN hergestellet werden. 3) Daß die Pacht und Zölle abgeschaffet, und die Abgaben von aus-und einführenden Waaren auf den alten Fußge- setzet werden rc. Lehlichen ist merckwürdig> daß im III. Artickel derer am 27. Jun. zu Abo geschlossenen Präliminarien,der Groß-Fürst Carl Peter Ulrich, regierender Hertzog zu Holstein, auf alle seine in Schweden habende Ansprüche vor sich und vor sein Haust , in Betrachtung der Wahl HertzvgS Adolph,renunciret; ob aber dieser lehtePunct erfüllet worden, weiß ich nicht i und in dem hernach verfaßten OcKnniv- Friedens-Instrument, «o wie es bekannt gemacher worden- findet sich hievon nichts. Hernach ward der GeneralLieutenantvon Budbeü^ock mit dem Beyl öffentlich hingerichtet. Geschichte von Schweden. 547 richtet/ und die Leiche sammt dem Kopf in einer verschlossenen Sarg auf dem Richtsatz begraben. Der General Löwenhaupt, da er gleich solle exequim werden/ ijt durch den I unter seinem Bette durchbrochenen Fuß-Be- l den des Zimmers, und durch die viele um il; 'rt ! gestellte Wachten zwar entrunnen, aber 4 tl ■j Längholm an dem Bord erNer nach Danhig ! bestimmten Jacht wieder eingeholet, und gleich Tages daraufden i5. Aug. auf gleiche Weise 1 tznthalset worden. I i Man glaubte jeho ohne weiteren Anstand ; : ^useyn, als der König in Danemarck die voM l Bauer-und Burgerstand geschehene Wahl , semes Cron -Prinhen suchte gellend zuma- ! chen. Wellches verursachte, daß man. sich schon wiedck-Um in Kkiegcs-Verfassung sehen wüste: dazu Rußland, um das Inreresse des ; Hertzogs vor. Holstein zu unterstützen, einen guten Trupp seiner Hülffs * Völcker nach i Schweden abschickte, davon in der Dänischen Geschichte. Mit dem neuerwählkeN 8 vccestc>r wurde eine Lapirulzklon getroffen von 6 . Articklem t) Die Regierung dereinstens nach den Gesetzen des Königreichs zuführen, und nach der Form, welche die Stände annoch treffen werden. 2) Beh der Lutherischen Religion zu derharren, auch eine Printzeßin dieser Religion mit Einwilligung des Königs und des Senat, oder der Stände zuehligem 3) Die Mm 2 von 548 Geschichte von Schweden. von den Ständen gemachte Verordnungen ohne deren Einwilligung nicht abzuändern. 4) DieAusländer von Bedienungen auezu- schliessen. s) Fremde Kriegs-Vvlcker ins Reich nicht kommen zu lassen. 6) Ausser der Stände Willen sich aus dem Königreich nicht zu entfernen. An. 1744. geschahe ein Vergleich mit Dä- nemarck, die Rußische Hülffs-Truppenkeh- reten wieder nach Hauß, und Schweden bekam wieder Lufft, auf seine Wirthschafft zu gedencken: worinn dann gute Anstalten vorgekehret,und eine Compagnie zum Wall- fisch - Fang aufgerichtet worden. Die Ost- Jndifche Compagnie stunde in erwünschter Blühe. Man verfertigte mittels vieler ausländisch- eingenommener Künstler (weil die Schweden selbst sich nicht damit schleppen wolle) allerhand nöthige ».OalamerieWaa- ren. Die Schäffcreyen waren im Stand,und mit Englisch t auch Spanischen Schaafen besehet. ^».1741. hatte die Krämer-Innung oder Zunfft zu Stockholm schon 714.WVU- Fabriquen,wobey 840O.Personen arbeiteten. MitAlaier, Tunis und Tripoli, Türcktschen Raub-Republicken, wurden auch Tractaten geendiget, vermöge deren ihnen jährlich eine grosse Anzahl eiserner Canonen und andere Xluninon geliefert werden sollen: so aber bey den Christuchen Machten nicht wohl angesehen worden. Geschichte von Schweden. 54- Zn diesem Jahr geschahe auch die Vermahlung des Thronfolgers mit Prinzeßin Louise Ulritra , König Fridrich Wilhelms in Preussen Tochter, welche gebohren den ] 24. Jul. an. i72O.verlobetden 17.Jul. 1744. und die Ehe vollzogen worden den 29. Äug. zu Drottinglho'.m m Schweden. I Bey dem gegenwärtigen Oesterreichischen p 8ucce6'ionskKrleg hat das Reich Schweden keinen Antheil genommen: noch die Oaran- I tie der Pragmatischen Sanction zu leisten sich verbindlich befunden: noch auch uneinige der streitendem Mächten Hülffs-Völcker ab- I gegeben. Am. 174z. doch ward denen Franzosen gestatteit, eine grosse Anzahl Offrciers , in Schweden, anzuwerben, weiche immer Lust hätten, in frennden Landen dem Kricgs-Hand- werck nachzuziehen, an welü)em Lust es dem Schwedische n Adel niemahlen mangelt. Einem jeden Capirain wurde bey Antritt der Commission j„ Schweden 100. Ducaten, einem Lieutenant 80., einem nuynörich 60. zu seiner Ausrüstung bezahlet, und von selbigem Tag an liess seine Gage fort, auch ward ihnen die Reise bis Paris zu bezahlen versprochen: deren sich auch bald etliche hundert eingelassen haben, ohngcachtet der Englische Hofgrosse Gegen-Vorsteltungen machte. Wiewohl sich doch ihre Abfahrt sehr lang verzögerte. Äti, Mm 3 f ; o von des Rönigreichs Schrveden /cn. 1746. ward auf den 26.8evc. ein aber« mahligcr Reichs-Tag ausgeschrieben. Den 28. Juiii ward vom König die sn. i?zi. der Lst-Indifchen rostn, Kirschen, Pfersichen, und dergleichen . zarten Früchten auch sagen kan; welchen Mangel allerhand süsse Wurtzeln, so daselbst Hberstüßig wachsen, ersetzen, und an statt des Augemüffes und Nahrung, zumahl denen Armeen dienen, Die Wälder stynd in Schweden nicht seltsam, und nehmen einen ziemlichen Strich Landes ein, die vornehmste Bäume und Sträuche, daraus solche entstehen, stynd Fichten, Tannen,-Bircken, Eichen, Buchen, Wachholder, welche letztere absonderlich in Lappland wachsen, und deren sichre Einwohner zu ihrer Gesundheit bedienen, auch die Beere, gleich wie hie zu Land Lasse« rösten, und davon trincken: anderer manig- fqitigen Sträuche, die offt so dick aneinander gewachsen sind, daß man keinen Weeg dadurch finden kan, anjetzo zu geschweigen. Zwischen Jencpping und Elsenburg siehet man Em theilungundBefchaftenheir. 555 man einen Wunder-würdigen Wald/ woselbst sich die Baume mitten in einem fast stäts währenden Eyß bis an dieWolcken erheben, und unangefehen der unerträglichen Kälte des Winters schön grün bleiben. Diese Wälder bringen dem'gantzen Land einen un- heschreibliched Nutzen, entweder zum brennen, hauen, oder zum verhandeln, wiewohl jn letztem Zeiten durch die Gold-Silber- Kupfer- und Eisen-Minen gar vieles con- sumjret wird. Nicht ungemein seynd auch die Berge,Klippen und Felsen, welche hin nnd wieder, absonderlich in denen Provintzen Schweden und Lappland liegen, und gedachte Länder von Norwegen abtheilen, und gleichsam begrün hen, selbe seynd Winters stets voller Schnee und Eyß, weil sie ungemein hoch seynd, des Sommers aber voller Sand , also daß sie denen Reisenden sederzeitzu grosser Befchwernuß, ja gar Leib- und Lebens- Gefahr gereichen. ' Ihre Länge, welche sich bey ^LMptlsnciiL anfanget, und immer in gleicher Grösse bis Druis- borr fortwähret, soll, etlicher Meinung nach, sich auf ros.Meil erstrecken. Was für unvergleichen Nutzen die Eins wohner aus denen Bergen, und darinnen angelegten stattlichen Bergwercken ziehen 4 wird jedermann bekannt seyn, wer nurct« was weniges von denen stattlichen Scbws» tzlsche.« 5^6 Vonde» Rönigreichs Schweden difchen Gold-Silber- und Kupfer-Müntzen gesehen: und obwohlen in vorigen Zeiten die Einwohner nicht sowohl damit umzugehen ge- wust, so hat doch die Königin Ghristina allerhand stattliche und in dergleichen Sachen wohlerfahrne Leute an sich gezogen, durch deren Beyhülffe sie gedachte BergwerckeaufS höchste gebracht, und eigene Coilegia angeordnet, welche von allen vorfalleichen Begebenheiten judicsten, und solche mineralische Gebäude in gutem Flor und Aufnahm erhalten sollen, die auch bishero durch die unvergleichliche Anordnung des grossen Ca- roli Gustavi und Caroli XI. glorwürdigsten Angedenckens mit unglaublichen Kosten trefflich verbessert, und in guten Stand grsetzet worden. Die vornehmsten Silber-Bcrgwerck sind zu Siiberberg odcrSalberg, einem Städt- lein in Westmanland gelegen, welches gar Reichhaltig ist, und auch Gold in sich hält; In der Provinh Smaland findet man auch dergleichen, seynd aber nicht sv reich als die ersten. Von Kupfer-Minen hat Schweden einen grossen Verrath, als an dem Maler-See ftynd Kupfer- und Meßing-Brüche, wie auch zuNortköpingundNeuköplNg, zu Go- perbergei tmDäl!ergebürg,zu Rangis in Torne Lappmarck, woselbst feines Kupfer und stattlicher Magnet; anzutreffen, und dann zu gedach- Emcheilmigund Beschaffenheit. 557 gedachten Salaberg oder Sylverberg. Eine von denen Zupfer-Minen ist sehr weit, z und über achtzig Elken tieff, aber wegen des ^ Gewölbö, so nach und mach eingehet, sehr gefährlich zu befahren, welches man den vielen Nachsuchen und Aushauen zuschreibe» ! will. Die Eiscn-Bergwercke ( darunter die bey f Wriu im Dallergebürge, und am Meeler- See zu X-n^is und zu Salbergen excelliren) und die dabey angelegte Schmeltz-Hütten u. I Hammer,seynd gemeiniglich in denen höchste» Bergen, wo viele Wasser-Falle in grosser J Menge anzutreffen. Das gedachte Eisenge, , brauchet man meistens in dem Land selbsten, , »Herwegen grosser Quantität, kan man bey " 100000. Centner an auswärtige Natione» verhandeln; Bey jetzigen Zeiten ist die Anzahl , solcher Bergwrrcken noch höher gestiegen, und das Eifer, ln einen solchen wohlfeilen Preiß gekommen, daßmit der Zeit nothwendig entweder die Minen aufhören, oder aber die Leute darbey verderben müssen; allein Czar Peter hat dieser Forchr vorgebauet, als er im letzten Nordischen Krieg in Schweden eingefallen, und einen guten Theil der Minen verdorben. Die trefflichen Allaun-Brüche, als zu Eldery in Schonen, wvfelbjhüberZc.s.Personen arbeiten, und andere dergleichen, bringen dem Land und Einwohnern grossen Nutzen. An etlichen Orten liefern dieBerge auch Dia man- JS8 Von des Römgreich Schweden. i ten, Amethysten, Topasier, Crystallen, welche zwar schön von Färb, aber von keiner solchen Güte und Härte als Dtc Orientali- schen fctnö; in Finnland bey k^exkolm fin- ^ det man Rubinen, welche die Russen Kidels- ko Camen nennen, so aber ebenmäßig nicht recht zeitig seind. Von Wein - Bau weiß Schweden nichts, ingleichen auch vonSalh/ und ob sich schon vhnlängst eine Quelle hervor gethan, ist solche doch nicht suffident» das Land darmit zuversehen, sie hcwen aber ! schon gelernct aus dem Meer>Wassek Saltz durch derSonnen Hitze zumachen, Die vornehmste und berühmtesten See ist ! Schweden selnd der Vetter, Wenner, und Mäkler, der erste davon liegt tnOürogothieft und ist deßwegen remarguabcl, weil er jederzeit durch ein starckes Bewegen das Donners Wetter verkündiget, auch fonsten wann es Winter, und er mit Eyß überzogen ist, sich also gleich und vermittels einer halben Stund in der klaresten und Schiffreichesten See verkehren kan, welches die Reisende > da sie den Evß getrauet, offt mit Leib und Lebensgefahr erfahren haben, ja er hat auch stets so klak und helles Wasser, daß man einen jedett Sein, den Mail darein wirft, auf den Boden sincken siehet. Der andere ist in We- ilrogoth ien bey dem Außgang des Flusses Sitfe und nicht weit von dem obigen gelegen; hat in der Länge bey i$, biß 19. und in der gröstest EmcheiluiiI und Beschaffenheit. 5 s 9 gröstenBrcite io. OstroZorischeMeilen Dieser See ist voller Letten, mtt Groß und nu- drigen Gestraust) bewachsen - auch von etlichen Flüsftn und Büchlein dürchwässm,und soll alles, waß von Menschen und Vieh hinein fallet, augenblicklich versincken, und un- | »ergehen. Es hat zwar eines Orts eineBru- cken darüber, dieselbe aber ist, weilen derSee j theils Orten nicht zu ergründen, in vieryig kleinere Brücklein zertheilet, die gleich einen > Irrgarten sich krümmen, und lencken. Der I Dritte ist bey SroKKoim, weicher meisten« theils süsses Wasser mit sich führet, und der ! Länge nach von Köping, biß an ged»ichtes , Stockholm bey die 14. in der breite aber nur , 3. Meilen ausmachet, lst voller kleinen Jn- sullen, aber reich an den äclicaten Fischen- so man Streamblings nennt, die man gleich i deNLn Heringen einsaltztt, und hin und wieder versendet. Mit grossen und gar Schis- ' reichen Flüssen hüt die Natur dieses Nordische Land nicht versehen; die übrigen seind der Vslecsrlu, in Upland, welcher in den Ge- bürge, so Schweden von Norwegen scheidet, entspringet, und ist vom ersten Ursprung biß dahin, wo er sich in den Sinum Bothnicum ergießet, bey 80. Meillen lang, da doch der wenigste Theil davon Schtffreich ist. In Finnland ist der Fluß Äyrmen, weicher in gedachten Finnland entspringet, und sich in Linum Kotbnicum ergießet. In Läpp- land ;6o Von des Königreichs Schweden land der Omer, Lulehao, Pitheao Tornea, und Kimiao bekant, und zum Beschluß will ich noch einen eintzigen Fluß anführen,welcher nicht so wohl seiner Grösse, sondern sei, nes sonderbaren Wasserfalls halber bekant ist. Selbiger lieget in der krvvinh West« Gothland, wird Live oderGotthelf genannt, und stürtzet sich oder 6 . teutsche Meilen von Gothenburg von einen Felsen herunter. Gedachter Strom laufet aus dem Gothischen See Wenner, und zwar gantz allein, da doch über 20. Flüsse in selbigen hinein fliesten. Es fallet aber dieser Elue nicht nur ein-sondern io. mahl. Der erste Sturh geschiehet nicht weit vom Wenner See selbst, an den sogenannten Hallberg, welcher mit dem Rheinfelder-Fall des Rheins möchte verglichen werden; der andere geschiehet etwann zoo. Schritt weiter hinab, eine halbe Mei! von Wenncrsburg, an demSchnur oder Go- theberg, woselbst man recht über dem Fall eine Brücke für die, so von Gotheburg nach Stockholm relsen, erbauet hat. Dann folget der dritte Fall noch 200. Schritt weiter hinab, und diese beede letzteren seind höher, grösser, und stärcker als der erste. Drey Meil weiter siehet man die sogenannte Troll- hette,so auf Gothisch eine Teufels-Mütze bedeutet, weil daselbst sich viel Gespenster sehen lassen, und die Mörder und Räuber da, imm gemeiniglich ihren Aufferithalt haben. Eincheilung rlndBescl'affenheie. Diese Trollhette ist ein gewaltiger Masser- Fall vermittels dessen sich dw Elue Mischen unterschiedlichen Jnsulen fünf mahl nach einander über hohe Felsen hinab stürhet, und die eine / und zwar die grösteron dieser Stürhung über <->q. Fuß hoch ist. Wetters hinab bey dem Norwegischer! DorfSwoen und letzlich bey demDorfElt, stürtzet er sich abermahl, wiewohl nicht gar hoch herunter, blß er sich endlich unter Go- thenburg in die West-See ergiesset, die Go- then pflegen am Wenner-See grosse Mast- Bäume, und Pallisaden zu hauen, welche sie über diese Falle hinab springen lassen, und nach Gothenburg flössen, woselbst sie einen guten Gewinn von denen fremden Schiffern ziehen, wiewohl deren gar viel in solchen Fast zerschmettern, ja was noch mehr ist, so haben diese Leute recht an den höchsten Fall der Trollhette 2. Schneide-oder Säge- Mühlen geleget, wovon sie gleichfalls guten Gcwrnn haben. Solche Flusse nun, wie auch das Meer sechsten, so das meiste Theil von dem Königreich Schweden umgicbet, find nicht nur voll von allerhand Fischen, sondern es finden sich auch manchmahl die schönsten Perlen darinnen, welche aber zu keiner solchen Vollkommenheit wie die Or>- enmlische gelangen. An guten Mineralischen Wässern und Sauer-Brunnen manglet es diesem Königreich auch nicht, dann ob wohl Suppl, p. Des, A.ri, ///.Tb. Nn fei« ^ 6 t T 2 on des Königreichs Schweden selbige ehmahis in diesen Nordischen Landen etwas seltsames, und unbekantes gewesen, so haben sich doch solche 1678 zum erstenmal)! hervor gethan, und feind auf einen AdeUchen H)uc, welches dem Herrn 8 cNarori Eegio Gustavo Soop zugehöret, und den Rahmen Medewinn führet, entsprungen, welche der berühmte Schwedische Leid-Kdedicm Eirsia- ruis Hiärne cxploriret, und in einer 1684. davon heraus gegebenen Schrift genau durchsuchet, und befunden, das gedachter Sauerbrunnen denen in Teutfchland fo berühmten Egerischen, Schwüllbachischen und dergleichen nichts nachgebe, insonderheit aber in gar gefährlichen lethalen Kranckhetten, als apolfcxia, paralysi, mania, und dergleichen mit guten Nutzen der Patienten gebraucht werde; und eben dieser berühmte Medicus beschreibet und lobet in obbemelten Tractat noch mehrere in diesen Königreich befindliche Sauer>Brunnen»a!s dem zuScarmor- boo, Philippstatt, B<Ähelund,Oßmasoche, Waystatt, Westerhaninge und dergleichen, gestehet aber anbey - daß diese etwas rauch, und dem erst-berührten Mederwinischen nicht gleich kommen, Vide Acta Eruditorum ad Ann. 1684. pag. 8r. Von unterschiedlichen sowohl zahmen als wilden Thieren wird man eine schröckliche Menge antreffen, und zwar unter denen Vierfußigen seind erstlich die ungeheuren Bären/ welche zu mahl in Lapplaud Emcheilnng und Beschaffenherr. ^Sz mehrermheils weißlichtcr Farbe oder gelblicht, die Schnautze und Klauen, welche fchwartz feind, ausgenommen, diese kan man eher ei, nen Hund, als einen aiwcrn Bären vergleichen, weil sie nicht brummen, sondern wie ein dißigerHund schreyen, haben auch einen Um» gen Hunds - Kopf, wie auch einen langen Halß, und seind in allen geschickljcher als ein gemeiner Bär, ihrer Grausamkeit müssen die Jnnwohner ofir entgelten, sinkemahlen sie Menschen und Vieh erwürgen, und mit sich in lhre Hölle schleppen. Daherv ihnen dann selbige gewaltig nachstellen, und sie auf allerhand Art zu todten suchen, welches am süg- lichsten geschehen kan, wann sie bey ihren Jungen liegen, und selbige mit ihrer Milch säugen. Ihre Haut brauchen die Jnnwvh- rier wieder die Kälte, und aus dem Fell, absonderlich von den Fuß-Sohlen bereiten sie eine köstliche Artzney wieder unterschiedliche Kranckheiten, das übrige aber sammt dem Fett werden sie gemeiniglich verspeisen, und damit ihren Hunger stillen. Fast dergleichen Arr seind auch die Wölfe, welche in gantzen Schweden, absonderlich in denen dicken Wäldern anzutreffen, sie lauffen des Winters ungescheuk aus die Hofe, und wan das Vieh eingesperret, graben sie unten durch die Wände,und ziehen die Schaafe hindurch, nehmen zum öftern die Hunde vom Hofe hinweg, und machen auch an etlichen Orten Nn 2 deß 554 Von des Aönigrelcbs Schweden Des Nachts die Strassen sehr unsicher / dero- halben die Jnnwvhner einen grossen Prügel s mit einen langen Strick an den Schlitten hinten nach schleppen lassen, durch welche * Invention sie solche wilde Thiere leicht scheu machen, und von mancher Grausamkeit ab« halten können. Ausser diesen giebt es noch ein Hirschen-Geschlecht, so die Schweden Elg, oder Elgar, wir Teutsche aber Elend nennen , selbige findet man nicht nur in vorge- dachten Lappland, sondern auch in gäntz I Schweden, und andern angräntzenden Landen; seine Farbe ist in Sommer Aschenfar- big, und in Winter etwas schwartzlichcr, ist grosser und höher auch starckbeinigcr als ein Hirsch; die oberen Leftzen seind breiter und größer, den die unteren, dahero er sich in Meiden meistentheils zurücke ziehet, damit es die Weide ohne Verhinderung der oberen Leftzen bequemlicher fassen kan: das Weiblein ist ohne Geweihe, das Männlein aber hat sie desto grösser, fast an Form als wie die Dann-Hirschen, allein so groß und schwer, daß sie offt 12. biß zo. Pfund wiegen, sie werffen sie auch zu gewissen Zeiten ab, wie die Hirschen, hat lange hangende Ohren,, und kleine Zahne, ist großbauchigt wie ein Kühe, oder Ochse, hat einen kurtzen Schweif und gespaltene Huef, halt sich gern am Morastigen Orten auf, und wirfft daselbst seine Jungen; sie gehen Heerde weiß mit einander, Emtheilung und Beschaffenheit. 5 der / und folgt immer einer des andern Fuß, stapffen nach/also, wann man ihre Spur siehet/ man glauben solte/CSwärenur einer allein daselbst gegangen. Sonst ist es ein forchtsa- mes Thier,wider die Wöiffe aber erwehrt es sich mit dem fordern Lauf. Insgemein sagt man das sie das Hinfallen gewöhnlich haben sollen/welches aber von denen, die es behaupten/ zuerwersen stehet. Ihre Haut hat man ehe, mahls vor dieEvldalen zu Boilern gebraucht/ weil sie nicht so spißig wie die Ochsen und Bif- fel-Häute, auch wohl einen Stoß von ei- nen Degen aushalten können, sonsten wer- den diese Thiere, wann sie zahm gemacht, in die Wägen eingespannt, und zu allerhand Arbeit gebraucht. Dieses Thier wird in der Artzney sehr gerühmct, absonderlich sollen die Klauen des Hinteren, doch rechten Laufes, wann man sie nemlich in Augusto abnimmtt, wieder die fallende Sucht, auch in andern Zufällen sehr nützlich sein, wie davon Ivd igiiler Udairicus Heinsius in einer zu Jena 168r. gehaltener Oispmakion de Alce mit mehrernhandlet. Unter denen zah, wen virrfüßigen Thieren ftinv die Pferde, zu- mahlen die, welche in Finn-und Golhlanv fallen, sehr constderable, sie haben eine mittelmäßige Taille,feinö aber anbey dauerhafter Natur, und wohl abgerichtet, Massen sie nicht nur mit einer cxcra oi-dmair Geschwindigkeit über die..Hügel und Gräben setze», Nn z son- s66 Von des Rönigreichs Gchwede»r ^ sondern auch durch die gröste Flüsse ohneGe- ^ fahr dessen, der darauf sitzet, schwimmen, ja ! was noch mehr ist, wann etwan il-r Herrin Einer ^<üion oder sonst von einem Feind angegriffen wird, so fallen sie solchen Feind an, txissen auf ihn, oder suchen seidigen mit denen vordersten Füssen niederzuwerffen. Die Ochsen und Kühe sind wegen der herrlichem Wcyde und WicswachS sehr groß, und geben den Französischen und Hollandis. nichts nach, von denen man hernach die treffliche Butter und Käse von ungeheurer Grösse ver- fertiget, daß zwey Personen an einem einigem Stück genug zu tragen haben haben. Von kleinen wilden Thieren mbt es erstlich Viel- fraß, welche absonderlich in Lavvland häuf- fig gefunden werden, sie haben einen etwas runden Kopf, starckeundscharffeZähne, wie die Wölffe, einen grossen Leib, kurtzeFüsse, und leben theils auf dem Land, theils im Wasser; ihr Fell wird denen Zobeln gleich geachtet. Der Bieder gibt es auch viel, nicht weniger auch Fischotter; Die Füchse sind hier zu Land mancherley, und werden ohne die gemeinen auch allda schwache Brand« und Creutz-Füchse, auch Äschen-färb und weisse angetroffen, worunter die schwachen die besten, will davon die kostbaren Haus den, deren offt eine auf 20 . Dricaren zu stehen kommet, gemachet werden. Dann sind die Marder, so nicht nur im Lappland, sondern I' Emr Heilung und Beschaffenhelt. <;4f? 1 dern auch in denen meisten Schwedis.Pro^ * vintzen zu finden , doch sind sie unterschieden^ f dann die am Halse oder Kehle gelb sind/ wer- ! den vor die besten geachtet. Die Eichhör- f yer werden daselbst in grosser Menge gefunden, welche ihre Farbe verändern: 'Die Zo» beln findet man in gantz Lappland, und an etlichen angräntzenden Provintzen, doch sind" s die schwachen die besten: Die Armclinvder ' Hermelin sind auch in Lappland anzutreffen, h haben eine weisse Färb, und gleichen denen >j Wieseln, ausser daß sie an der Spitze der l SchwgntzeS schwarz sind, sie werden in [ ; Schnxdischer Sprache Lekaat genannt: endlichen so gibt er auch Haasen, so im Win- j ter gantz weiß, im Sommer aber eine ande- ! re Farbe annehmen.. Von wilden und zahmen Geflügelwerck findet sich auch eine ziemliche Anzahl, als da seynd die Gänse, so überall bekannt, die Schwanen, die Enten, Tauben und allrr- . Hand Hüncr, welche letztere aber im Lappland nicht anzutreffen. DievorandernLän- dern sonderbar, seynd die sogenannte Kidders, fast so groß als ein Jndianischer Hahn, haben eine Leim-gelbe Farbe, mit untermischten schwartzen Puncten, die Weiblein seynd ganz schwarh, ingleichem ist daselbst ein Wunder- ' schöner Vogel, welchen man seiner trefflichen Farbe wegen Spdeu-Schwantz zu nennen pfleget, ist fast eben so groß als ein Nn 4 Schwan, <(68 Von des Aoingreicbs Gckweden ^ Schwan, und hat an dem Schweift' eine l hoch-rothe Färb, ist deJicat zum Essen, und i wird meistencheils im Lapplcmd, Finnland, ! und deraleiü-en benachbarten Landern gefan- ^ gen. In der Provinh Upland, nicht weit von dem Dorff EifFkarby , und selbiger Gegend findet man artige Vogel von schöner Färb und Gestalt, welche man Creuh-Vö- gel nennet, deren dreyerley Arten anzutreffen; die übrigen, als Schnee- Birck- Auer- Hasel- und Rebhüner, seynd wenig von denen Europäischen unterschieden, nur daßdie Europäische cjelicmeres Fleisch vor jenen haben. Die Adler und Falcken hallen sich meistens in grossen Wüsteneyen auf, und thun sowohl denen Tauben, als auch anderm kleinen Gcfiügelwerck grossen Schaden. In der See, absonderlich im Finnlandi- schen MeereBusen,finden sich ungeheure See- Kälber, welche die Einwohner häuffig fangen, und wdtschlagen, aus deren Fett sie her- nachmablS ihre Schiffe von aussenher beschmieren , damit das Wasser und Eyß sich wohl abstosse; aus der Haut oder Fell dieses Thiers verfertigen sie Stieffel, welche, wann sie mildiesesThieres Fett beschmieret, zur See und im Regen dienen, ja gar Schuß- frey seyn sollen, welches letztere aber allererst zu probieren stünde. Von Fischen sind vor ändernde grossen Salmen berühmt, davon schon Olaus Magnus Libio XX.eap. Z. EmcheilriNI und Bescimssenheir. f6y seiner Lepremrional-kUliorien grossesRüh,' men gemacht. Nach diesen sind die Hechte «ufSchwedisch Gixddor, welche manchmahl die Grösse u.Dicke einergeftandenen Manns- Persohn haben, und sich in keinen als süssen Wassern aufhalten. Ferner sind die söge, l nannten Syk, so unsern Karpfen in Grösse ! und Geschmackgleichen, und manchmahl 12. bis is. Pfund wägen : dann die^bbor, so l man Lateinisch Pcrca , auf Teutsch Pcrsch > ! nennt, sind auch Wohlgeschmäcke Fische, und >! vffters von solcher Grösse, daß ihr offener ; Rachen zwey Spannen ausmachet; letztlich |- sind die sogenannten Rceding und Oerl,-.x, die sich in denen Flüssen aufyalten, und zu Teutsch Wasser-Maus, oder Wasser-Wiesel genennet werden köuten, was es aber vor eine Art ist, habe bey keinem Lcriprore noch sonst erfahren können. Von kriechenden Thieren wird man zwar in Schweden viel, aber unter solchen gar keine oder doch wenige Schlangen antreffen. Von Ungeziefer, zumahl von Flöhen, scynd die Lappländer meistentheils befreyet, aber wohl mit ungeheuren Läusen geplaget, welche selbige mit Feuer und Rcmch verfolgen, oder wohl gar den gantzen Leib, die Augen ! ausgenommen, mir Hartz anschmieren, und solches Ungeziefer dardurch von ihnen abhalten. Ueber obgedachtes Ungeziefer gibt es auch ungeheure grosse bcißige Fliegen, wel- N n 5 che ^7® Art der Einwohner. che Menschen und Pich sehr- incommodi- ren, und zumahl denen Renn-Thieren Hess» ttg zusehen, gantzr Löcher in deren Hauibeif- sen, auch denen Menschen grossen Schaden, verursachen. Art der Einwohner.. Die jetzigen Einwohner betreffend, fcynd« selbige, obgleich ihr Land etwas krochen, rauh und kalt, dannoch einer starchen und dauer- hafften Lonüirulion, und weil sie von Jugend auf sehr hart auferzogen werden, als können sie hernachmahls mehr als andere Nationen, die zwar in einem guten Lande wohnen ^ aber mehr dclicat gewöhnet, ausstehen und beitragen, die Leibs-Gestalt ist dennoch schön gerad, sie sind groß von Person . und lrebcn weder emen gravu^r-sch- yoch flüchtigen Schritt,. sondern befleisscnsich eines aufrichtig, und redlichen Ganges. Ihre Klor»und Sitten scheinen zwar etwas einfältig, welches aber-nurvon denenjenigen zu verstehen, die allezeit im Lande geblieben, und von der Ausländer Pracht, ldoäe, Höflichkeit, oder will sagen, Eitelkeit, nichts erfahren, oder damit angestecket sind, aber dabey redlich und aufrichtig, keines tyranni, scheu, mörderischen, rachgierigischen noch eigensinnigen Gemüths, trachten nicht nach hohen Dingen, zumahl der gemeine Mann; * Art der Emwdhner. 571 sondern sind mitdemjenigen, was ihnen GOtt .< und die Natur gegeben, und was sie zu ih- f rer Nothdurfft bedörNn, zufrieden. So sind auch die Wirthe in denen Städ- t ten, und sonst auf dem Lande, wo Wirths- j Häuser anzutreffen (wiewohl dieWirchshäu- E ser in Schweden gar seltsam und rar sind) i gar leutselig, beherbergen gerne, und sind I weder auf das Schinden, noch Übersetzen der Gäste, wie in Deutschland geschiehet, 1, bedacht, sondern lassen sich mit einem gerin- I j gen Gewinn beschlagen; sie haben überflüssige und starcke Speisen, von WiDpret, I Rindfleisch, Schaffßeisch, Schweinenfleisch, Speck, Vögeln und dergleichen, daheroHr. , KubeK in seiner Atlantica sagt: Wann alle Jtaliäner nur einen Tag alle Schweden zu Gast bitten solten, so würde es ihnen des andern Tages am Fleisch vor sie mangeln» doch das Kalbfleisch ist etwas rar, auch nicht wohk zu bekommen. Von frischen und gedörrten Fsschen wird eine grosse Menge gefangen und conwmiret, zumahl an demjenigen Hrt, wo wenig Fleisch zu bekommen. Die gemeincste Nahrung ist das Brod, doch in etlichen Orten so seltsam, daß die Einwohner statt dessen von gedörrten Baum- Rinden dergleichen zubereiten, und damit I den Hunger stillen müssen; Das Brod aber, das sie sonsten aus Korn backen, ist zwcyer- ley, eines wird imMonatMay, das andere im s s>?L Art der Einwohner. im November gcsäet, im /^ugutio schneiden sie solches/ machen daraus zweierlei) Brod, eines aus gemengter Frucht, das andere aus lauter Korn oder Waitzen. Die Gersten wachset gern, lind übcrflüßig im Lande, deren sie auch wohl bedürffen, und darausgu- tes Bier machen und dräuen, dann dieses das gemeineste Tranck in Schweden ist. Die Vermögende bedienen sich des Rheinischen/ Französischen und Spanischen Weins, welcher zur See häuffig zugeführet wird. Des Mcths, welchen sie aus Honig und Wasser sieden, wie auch des Brandteweins, qebrau- chetsich dcrgemeine Mann anstatt desWeins, zumahlaufHochzeiten und Gast-Gebotten. Ihre Kleidung ist sehr schlecht, sonderlich des gemelncir Manns, und bestehet aus einem grob wollenen Tuch und Leinwand, welches sie theils Orten selber bereiten; wie dann fast kein Bauersmann in Schweden anzutreffen , welcher nicht ein Handwerck könne, um sich im Fall der Noth damit zu ernähren. In etlichen Provintzen haben sie auch Kleider und Schuh von Belhwerck, welche aber nach ihrer Art schlecht weg gemachetsind, die vom Adel und andere bürgerliche vornehme Standes-Personen, kleiden sich aufTeursche oder Französische Manier, nachdem elwan einer gereiset, und fremde Modem mit sich nacher Hause gebracht, da sich bald etwelche finden, Art der Einwohner. s-z finden, die ihnen, wie bey uns Teutschen leyder auch geschiehet, solches nachäffen. Eben so seynd auch ihre Wobnungen beschaffen , die meistentheils von Holh, und über die Massen niedrig gebauet, zu Stock- holm und andern rcnomirten Städten sind die Häuser zum Theil prächtig genug, und meist von gebackencn Steinen aufgerichtet, und theils wohl meubliret, auch zur Zierde und Nothdurfft versehen. Hingegen trifft man rn Schweden wenig Uhren an, an welcher Stell sich der gemeine Mann des Schattens von der Sonne, des MondesLtchtund Sternen bedienet. Die Zeit aber zu unterscheiden, gebrauchen sich statt desCalenders gewisser Stäbe von Holtz, mit Figuren, von welchen Runischen Stäben Olaus Magnus vieles meldet. In Wtffenschafften, Künsten und Hand- wercks-Sachen haben sie Geschicklichkeit genug, die erste knncipia zu fassen, aber die Gedult solche vollkommenlich auszulernen, will ihnen manchmahl zerrinnen. Viele wollen auch was wissen, da sie doch kaum etwas zu lernen angefangen, So findet sich auch unter ihnen wenig Inclinatiori und Estim« zu Handwerck-Sachen, ja sie wollen sich auch nicht allerdings zu Manufacturen, so> einige Subtilst in sich halten, bequemen? uud anschicken, sondern nach dem Kailon- newem eines vornehmen Staats-Manns mehr, 574 Art der Einwohner. j mehr / sonderlich die, so niemahls aus dem ! Lande gekommen, und der schweren Land- s Arbeit gewohnt sind, sich zu harten Travail- 1 len applicireti: doch verrichten sie in Kauff- ! mannschafften ein gar grosses, und versehen nicht allein ihre Nachbarn mit Kupfer, Eisen, Stahl und andern Metallen, als auch insonderheit mit Korn, Holtz zu Masten, mit Theer und Bech, Fischen und andern dergleichen zur Norhdurfft gehörigen Dingen. Im Reisen lasse» sie sich keine Mühe, Kälte > noch Verdruß dauern, weil sie dieses theils > gewohnt, theils von andern Nationen ge- lerntt haben, was das nützliche nicht verschwenderische Reisen gutes nach sich ziehe. Im Krieg ist diese Nation unvergleichlich, fintemahlen solche von uralten Zeiten her die Deputation von einem streilbaren Volck gehabt, und bisher erhalle«, so seiner Haut nicht aeschonet, und das Pulver wohl rie- chen können. Sie sind Mann.- starck, aber doch nicht eben so sehr, daß man nothwendig , wie etlichen getraumet, Krieg anfangen, und das überflüßigeVolck todtschiagen müsse. Kurz von dieser Nation zu rebrn, kan man wohl mit Wahrhetts-Grund von ihnen sagen, daß, ob sre schon in einem kalten Lande wohnen, dannoch die beste Hitze in dem Streu bringen, und vor allen Nationen aus- dauern können; wie sie dann auch wegen solcher gesunden Lusst wenig Krancke «nter Art der Einwohner. 575 sich haben, und denen Doctoribus und Apo- theckern selten zu schaffen geben, sondern ihre Lcbrns-Jahre auf ein hohes hinaus bringen, da doch solches denen Fremden, welchessich ? daselbst häußlich nieder lassen, und der hasten Lufft und Kdst nicht gewohnt feint), feU 'ten oder 'wohl gar nicht wiederfähret, ihnen l auch öffters vor derZeit derTodt begegnet. ! Die weiter hinauf gegen Norden wohnen, ' haben schon'wiederum andere Sitten, seind , auch etwas kleiner von Person als Die Schwe, I den, und kommen fast in vielen Stucken mit denen Lappländern überein. ! Die Flttnländer seind gemeiniglich klein ! 'von Leib doch behetht, wissen von keinen sonderliche Dfclicätessen, sondern seind mit dem vergnüget, was ihnen GOtt in ihren Land ' wachsen lässet, können die Arbeit, wie auch ! die Kälte- und andere Fariquen wol,l vortragen und ausstehen,ihre Lemseltgki.il haben die Fremde gar offk zu gemessen, und lassen sich nicht leicht zum Zorn bewegen, wann sie aber einmahl darzü aufgebracht werden, kön- ven sie desto heftiger wüten, und nicht nachlassen, biß sie ihren Zorn durch einige Rache gestillet haben- Sonst ist der Ftnnländifchen Nation ihr ganhes Thun zum Jagen und ' Kriegen gericht, wie sie dann gleich denen I Lappländern sich der grossen hölzernen Schuh gebrauchen, vermittelst deren sie in dem Winter sehr geschwind über die tiefsten Schnee» 576 Von denen Adelichen Geschlechtern Gcbürge und grosse Seen lausten, und das W-id erhäschen, oder sonsten ihre Reise verrichten können. Von denen vornehmsten und berühmtesten Gräflich-Freyherr-und anderen Adelichen Gefthlechrern oder Familien in Schweden. Anckerstirn, Tlschenberg, Banner. Ein altesAdelichesSchwedischeSnunmehroGräf- liches Geschlecht. Bielcke: diese Familie ist eine von den ältesten in Königreich Schweden aus welchen schon in 14. Seculo Reichs-Rathe entsprossen. 4>on6e: dieses Geschlecht ist von solchen Alter und Hohheit, das es ausser vielen berühmten Helden der Cron Schweden auch einen König mitgetheilet, welcher gewesen Larolur der VIII. ein Sohn Canuti Bonde Ritters litiD Gouverneurs von Finnland, da- hero er auch Larolur Lanuri oder Cnut« Sohn heiffet. Lreny und Lronhielm, Ernst, Cronhiört seind gleichfalls Baronen, Dahlberg Grafen, Ehrensiein Freyherren, Falckenberg ein Gräfliches Hauß. Llemming dieses alte nun- mehro Gräflich und Freyherrliche Geschlecht, ivelches ftinen Ursprung aus Finnland hat, ist oder Familien m Schrvedett. S77 ist mit der Sächsischen Familie dieses Namens nicht zu confundiren, hat zu Königs Christiani II. und Gustavi I. Zeiten ficf) schön- berühmt gemacht. Garde (de la) eine seht considerablectste Schwedische Familie, welche seinen Ursprung aus Franckreich herführet. Griepenhllnr Baronen.. Guldenstern oder Gvllenstirn Grafen. Gyllenborg ein alt ansehnlich Adeliches jetzo Gräfliches Geschlecht. Gyllenstolpe,dieses ist ein änfthnlichGräf- liches Geschlecht aus Finnland. Horn ist eine ansehnliche alte Familie in Schwcden, welches eine geraume Zeithero durch tapfere Generalen, so daraus entsprungen, bekannt und berühmt worden. Ragge. Rönigsmarck, dieses alte Gräfliche Geschlecht ist ursprünglich alt, teutschen Geblüts, und zwar aus der Marck, allwo noch viel vornehme Geschlechter mit der nahen Anverwandtschafft von diesem hohen Hause prangen. Lilien-Roth: König Carl der XI. hat Herrn Nicolaum Lilienroth f so sich bey dem Ryßwicklschen Fnedens-Schluß berühmt ge- macht, zum Freyherr« erhoben. Lllienhöck sind Baronen» Lindeuhielm Baronen, sind von Jhro Majestät Ä'vmg Ca- folo XI. zu dieser Olgnität erhoben worden. SUppL p, Des tU tli&fy O 0 Lind»' §78 Von denen Adelichen Geschlechtern Lmdrenschild Grafen. Lörveuyaupc dieses ist eine aste, gar von Königlichem Geblüt Herstammende Familie, welche an.i§ 68 . vom König Johanne III. in Schweden in den Grafen.Stand erhoben.^ Nlellin Grafen. Mömer, ein Freyherr- liches jetzo Gräfliches Geschlecht. Nreroch ein Freyheitliches Geschlecht. Ochsensnrn, oder Ochlenstern, dieses ist eine berühmte Gräfliche Familie, die schon lange Zeit in Schweden floriret, und aus welcher unterschiedliche mpffere Männer entsprossen, die sich nicht nur in Schweden, sondern auch in ganh Europa rcnommirl gemacht. Piper ein Gräfliches Geschlecht. Posse, oder Pose, ein uraltes Geschlecht. Ralamb, ein ansehnliche Freyherrliche Familie. Rernschild Grafen. 3 \ibbing de Boxh ohn Baronen, ein uralte Riller-maßige Familie, welche dem König in Schweden von vielen Seculis her ist* psere und gelehrte Männer gegeben, welche Familie aber der bekannte Lhritkianus ll. metslemheils Tyrannischer Weiß auch sogar die kleinen Kinder und unschuldigen Knabey ums Leben bringen lassen. Rapa, eine uralte Edle Familie, welche König Erich der XIV. in Grafen-Stand erhüben ün.i 61. Rosenhann, ein öleichfaüß stattliche alte kamst c. oder Familien in &d>weben. 5 79 Skyre, Baronen von Duderhoff: dieses Geschlecht hat König Gustavus Adolphus erhöhet, und den Herrn Johann Schrotte- rum Skyte, feinen ehemahligen Informatorem zum Freyherrn gemacht, von deme diese heutige k milic herkommet. 1 Spätre, war schon zu Zeiten Königs Jo- , annis und Sigismundi in grossem Ansehen, | und schrieben sich, die daraus entsprossen, von Sundby und Cronenburg. I Spens Baronen. Spörltn sind Grafen. Sreinbock, oder Steenbock, ist auch eine > von vielen äcculis her bekannte Familie in I dem Königreich Schweden. Srirnschlld von Sternburg Baronen. - Srirnstrahl Baronen, Skrömberg Baronen. ! Thegner Baronen. TheJJin, Nicodemus de Theffin, Ihr» Kör Niglichen Majestät in Schweden Bau - vi- rcLtvr, wurde wegen seinen fürlreffnchen Erfahrenheiten in Studiis und Mathematicen Wissenschafften in den Freyherrltchen Stand erhoben; Sind jetzo Grafen. Torstensohn, ein altes Ritter-mäßiges Geschlecht in Schweden. Leonhard Torsten- sohn machte sich an. 1*64.. durch seine Tapfer» kett berühmt, und dessen Enekel gleiches Namens, war der tapfere General, welcher sich in dem drepßig-jährigen und Polnischen Krie» Öd * gen 5go Von denen Adelichen Geschlechtern j gen so bekannt gemacht, und deßwegen in' Grafen-Stand erhoben worden. Torc Grafen vonCarleby. wallerstedcl Freyherren; An. 1663. wurden sie in öcrr Grafen-Stand erhoben. Wettmg Baronen. Wrangel sind Grafen und Baronen. Wrede Grafen, ein altes Geschlecht. j Unter denen Edelleuten in Schweden findet man auch überaus gute alte Geschlech-1 ter, davon ich nur die bekanntesten in Al- xstudetischer Ordnung hersetzen will. Adlerberg, Adlerfchild, Adlerstirn, Adler- stett, Ackerhielm, Ackerstirn, Amminhof, Ankerstirn, Appelboom, Appelgrann, Appelrot, Bagger, Barre, (äc la) Behmer, Bender, Berends, Beycr, Bergenhielm, Baronen u. Edelleute,Billow,Blinxceron,Blinrenstirna, Boyer,Brackels, Bracke, Braschar, Breitholz, Bramer, Brobcrgen, Brvman, Brom- sen, Bruner, Bruscher, Burnus, Burnschild, Butzer, Bysing, Camenhielm, Cederhielm, Christirniu, Cronmarck, Cronström, Cron- stadt,Danner,Dwer, Duden, Dudda,Du- riez,Eltdtstirn,EckeschöUed,Englar, Ehreberg, Ehrenschlld, Eyrenstein, Eyrenstolpe,Ehren- jkedt, Ehrenstral, Elgar, Falchar,Falström, Falkenau, Faser, Fetter, Feperschild, Fietar, Fratt- I oder Familien in Schweden. j8* I Franckenhielm, Fräser,Fredenhielm/Fofchin- I ger, Frendec, Friller, Funck, Furbohn, Galr I ler, Gneter, Grenncr, Griepeiihielm, Grip- e par, Gropelin, Grothusen, Günther, Gyl- » lenkreutz, Gyllenkrok, Gyllenqreen, Gyllter, ! Hammelsiirna, Harder, Haselbohm, Herd- | hielm, Hcgecflycht, Hyärne, Hildebrands, E Hirschenstirna, Holmström, Hörner, Hö- f nighausen, Hnikbenar, Hummershielm,Ka- ger, Kaving, Kasicr, Kunenmd, Kippig von j ^ Ehrensirahl, Klinckeuilrom, Klmcbstadt,Klin- l gestirna, Älingsporn, Klöckner, Knorring, Krabber, ^rentz, Kruß, Krüpiorn, Krabber, I Krumer, Kvler, Lagercron, Lagerbcrg,Lager- ' gelt), Lagcrbohm, Lagermarck, Lagerströhm, l Lekater, Lcienkrona, Lejenstedt, Lcmer,Leon- I hielm, Lcyel, von dcrLieth, Lteven, Lillien- stirna, Lilliespaar, Ltllieswärt, Lilliesstedt, Lillienblat, Lillienmarck, Lillienwaick, Lindes- schild, Lindenhielm, Linder, Linbekar, Löff- gren, Lohremann, Lorcngce,Macklier, Mac- defeld, Marsbacher, Mickelstroper, Mine- schiöldt, Moltacker, Mörilng, Nasselbohm, Nohlemvöhr, Nordenhielm, vtoroenschild, Oldenstirna, Olisweblat, Olifecranz, Pahl, Palmfeld, Palmcrantz, Palmschtcldt,Pa!m- quift, Peenigschild, Plate,Pvdcwiskar,Pri- zenschild, Prutz, Reder, Rruterkranz,Rhen^ stirna, Ringer, Ritterhielm, Ronnorv, Ro^ sensrcrn, Rvsenfeld, Roßiad, Rotthoff, Ro, renkirch, Schantz, Schesser,Schmedemann, O o z Schmidts <82 Von der Schwedischen Sprache, \ Schmidt, Schreit! erfeld, Schönfeld,Schne-s ckenberg, Seestern, Sigeroth, Silbercron,! Silverspaar,Sivercrantz,Stlverström, Silvius Skledinger, Skeker, Skirer, Skone- kar, Slalter, Slauegatt, Smeister, Snoils- k>, Sparre, Spackar, Sparuenfeld, Spo- rer, Stackelberg, Sterner, Stiernhöck, Stiernkrona, Sticrhöff, Stiernow, Stiern- marck, Strakkendorff, Strömseld, Skröm- berg, Sturer, Swanhielm, Swanschild, Swennefttler, Tawasthen, Teßmar, Teet, i Tigerkiow, Tornehielm,Torneschiöld,Tro- > zig, Umreuter, Unlerhielm, Unterklow, Val- ckendorff. Von der Schwedischen und andern in diesem Königreich übli- chen Sprachen. Es bestehet die heutige Schwedis. Sprach in der Schwedischen an und vor sich sechsten, und wird solche in Gothland, und den meisten Schwedischen Landschafften, doch an einem Ort oder Provintz mit mehrerer Zierlichkeit, als andern, geredet, worunter sonderlich Sudermannland und die darinn liegende Stadt Nykoping wegen der Reinlichkeit solcher Sprach den Vorzug haben soll; Diese, wie schon oben gedacht, hat fast eine solche Gemeinschafft mir der Nieder-Sächsischen, wie dre Englische mtl der Nieder- Von der Schwedischen Sprache. s 8 z Teutschen, oder Niederländische. Ja wer diese Nieder-Sächsische oder zum Überfluß alle diele ?. verstehet, dem ist gar leicht die Schwedische Sprache zu begreiffcn. Die aridere Sprach, so in Schweden üb« f lief)/ ist die Fünniiche, weiche durch gantz E Finnland (eine eintzige Prvvmtz ausgenom, \ tuen) geredet wird, diese hak keine Gemcm- : schafft mit der Schwedischen oder Gothischen, * ist auch von anderer Europäischen Nationen c ihren Sprachen unterschieden, dann die Filiis nen haben kein E, auch kein B D oder C, oder tönsten einige Wörter, so sich von zweyen j (.onlonsnce!! anfangen, und solche Eigen- > schafft der Sprache verursachet, daß die Fin- > neu andere Sprachen zu lernen, fast gantz ! un.üchlig sind, dann wann sie nicht in der Jugend eine andere Sprache darbcy ergreif- | feil, können sie, wann sie zu ^mhren kommen , dre Eronuntiscion d.-r Wörter, welche sich von obgenanntc» Buchstaben, oder von zween oder mehr Gcnsonamen anfangen, nicht lernen, sondeni ta,jen die ersten Gonsonantcn allzeit aus, und sagen anstatt Grex, Rex, für gratus, ratus ; für spes, pes, und sofort/ für bonus sagen sie ponus ; für Dominus , Tominus; für Gubern, Guper- no, und so weiter. Diesem Ubelstand ab- zuhelffen, werden die Edelleute, Kauffleute, Pnester, ja wohl auch Bauern selbst sich dahin bemühst,, ihren Kindern beyzeiten eu Lo 4 ne 5 84 Von der Schwedischen Sprache. ne andere/ und zwar die Schwedis. Sprach beyzubringen, oder selbige doch dabin anzugewöhnen, daß sie auch anderer Sprachen Eigenfchafst fassen mögen. Ferner, so nehmen sie auch in ihrer ganhen Sprach keine Genera, noch Geschlecht-Arten in Ächt, sondern haben nur den einigen Artickel Se, welcher allen Generibus zugeeignet wird, M e. gf. Sc Mes, hic vir, der Mann, seWai- INO oder se Naine, hsc Mulier, das Weib, se Telesrn hoc animal, das Thier. Auch die Wörter, so man in andern Sprachen krspofitisnes vorn Vorsetzen nennet, wer- den in dieser Sprach allzeit nachgesetzet. So nehmen sie auch die Reimen zwar in Acht, nicht aber wie in andern Sprachen, von gleicher Endung der Wörter, sondern von gleichen zwey oder drey Wörter Anfang und fchlieffen den Vers gemeiniglich mit 8> Sylben. Hiebey kan ich auch mit wenigem zu gedencken nicht unterlassen, wie daß Here D. David Lund» S. S. Theologiae Doctor und Professor zu Abo in Finnland eine gelehrte Dissertation gehalten, worinnen er gantzlich behauptet, daß die Finulandische Sprach mit keiner andern als der Ebrätfchen überein komme, und zwar r) ex mulli, vocibus Ebrsis, Finnicis originem prodenti- luis. 2) quod in lingua Finnica significatio Conjugationum cum Ebraea quadrer. 3 > Ex squali Pronominum & alluorum Von der Schwedischen Sprache. 58s in utraque linZua conditione 4) ex ii- mili Poesi & 4, ex idiotismis quibusdam Syntacticis, welches in diesen und andern Rationibus mehr dieser Professor tvcftiid) ! ausführet/ aber unsers Thuns nicht ist/ sich Labey aufzuhalten, und kan der curieule Leser sich in demLxtraLb, welcher in denen no- ,! vis literariis Maris Balthicis ad Annum 1701. || zu finden, zur Genüge ersehen. ' Die dritte ist die Lappländische, diese ist i, «in Mischmasch von vielen Sprachen, doch ß kommt selbige am besten mit der Finnischen > überein, als Judmal ist bey denen Lappen jl GOtt; und bey denen Finnen hersset es maia, das Feuer heißet bey diesen Tolle, bey n jenen Tulle; der Tag hier ?a>we, dortpai- ; da, und sofort mit andern Wörtern/ lvorin- neu ein schlechter Unterschied zu spüren; doch Hiebey ist dieses zu gedencken, daß über dieses noch viele Wörter anzutreffen/ welche ei- 1 nc gänhlichr Ungleichheit mit der Finnischen ! Sprach haben, und miteinander von selbiger abgehen, als da ist der Himmel, Aimc, bey denen Finnlandern in». Der Mann heißet bey denen Lappen Albma, bey denen Finnen Mies. Das Weib heißet hie Lissum, und dort^aimo; Von welchem Unterschied der gelehrte dcbesserus in seiner Lap, pomschen vessriptiou Cap. XV. mn mcl>rmn handelt, und vermeldet: daß die Lappländer auch unter sich felb/l mit ihrer Sprache iy Oo 5 etwas 5 8'S Von der Schwedischen Spräche ] ewafi different sind, weiches zwar m dcm ^ Ha^plwrrck nichts lmooriire, sondern nur dle Oialcdos angehe, die aber an manchen Orten!o rcriren, das eine Gegend die andere öffters kaum verstehen könne. Die gegen Westen, als die Umrnser undPilhaen- fcr, wie auch Die gegen Osten, als die Tor« nensir und Kimmenscr, haben fast gleichen vialsdum, aber öic, so nach Mitternacht hinaufwarts wohnen, haben nicht nur eine grobe unförmliche Aussprach, sondern auch > undeutlichere Redens-Art, als die andern Lappen ; Es pflegen aber gedachte Lappländer in ihrer Sprache alle Wort gleichsam 1 mit voll m Mund hcrauszustosten, daß man die Vocales ganz deutlich vernehmen kau, aber die andern Buchstaben und letzten Sylben werden von ihnen verschlungen. Von der schreib-Art und Druckerey wissen die Lappen und Finnen fast durchgehends mchts, diejenigen ausgenommen, so man mit Fleiß zu denen Schulen und Studiis halt. Bey- nebenst aber dieser Sprachen pflegt man in denen grossen Rcsidenhen und Handels- Städten die Teutsche zu reden, und die Jugend in niedern und hohern Schulen darzu anzuhalten ; tL>o ist auch die Französische bis- hero ziemlich gemein worden: und was Leute von Condition und Kauffm an lisch äfft seyn, können derselben nicht entbehren. Wann man nun also alle diejenigen Sprachen, so mit- Vom^riegs-Staa t und Macbtrc. 58? miteinander in Schweden geredet werden , zehlet, so wird man deren 8. finden, welche alle von einander ciifserencsiiid: der Dänischen, Englischen, Holländischen und Mo- scowitischen, die an Theils Orten, wo die Handelschafft floriret/ und die Gräntzcn der Schwedischen Lander sich scheiden, üblich, anjeho nicht mitgerechnet. Vom Krieqs-Staat und- Macht zu Wasser und Land. Vermög der Königl. Ordre sind die Edelleute oder auch diejenige, welche von denen Cammer-Gütern etwas pactweiß inne haben, gehalten, die Cavallcrie (jedoch nach eines jeden Vermögen) proponionzliter zu verschaffen, und so lange, bis zur Zeit der Noth, «zu unterhalten, auch mit aller Mon- tur zw versehen, widrigenfalls diejenigen, so in diesem Stuck denen Königlichen Befehlen zuwider leben, in harte Straffe, oder nach Beschaffenheit der Dinge gar in Confiscation ihrer Güter gerathen. Fast eine solche Beschaffenheit hat es mit der Infanterie oder Fußgängern, dann wann solche geworben, werden sie nach Proportion in das Land verlegt, und bcu denen Bauren einquartieret, da den» der Haus- Wirth, entweder emer, oder, da das Vermögen 588 VomRttegs-GtasrundMLcht mögen nicht zulänglich, mehrere gehalten, einem solchen Läoeisqucrzire Kost, Logiment, Kleider, und noch etwas von Geld zu verschaffen; wann aber unter solchen einer seinen Soldat«, nicht behalten will, ister schuldig ihme eine Hütte zum nothwendigen Unterhalt zu bauen, uild so viel Heu und Futter zu geben, daß er davon eine Kuh, Hammel und dergleichen zu seiner Nahrung erhalten könne, /a er ist alsdenn auch verbunden, solchen ein gewisses Stück Landes anzusetzen, wovon er, durch Einsammlung der Früchte sich ernähren könne; und diese letztere Art erwählen gemeiniglich die Verheu- ratheken; doch dürffen eben diese einquartierte Soldaten ihr Brod nicht vor die lange Weile essen, sondern müssen ihren Wirth mit Ar- beican die Handgehen, und zumahl de» Feld- Bau befördern helffen. Wie nun auf solche Weise der gemeine Mann, von dem Land-Volck (bey 20.Regimenter ausgenommen, die der König aufsei- ve Unkosten unterhält) also werden auch die Offciers sowohl von der Cavallerie, als auch Infanterie von dem König versorget, und ihnen entweder ein gewisser Districc in demjenigen Land, wo ihr Regiment lieget, von denen Reducirten, oder sonsten von denen Königlichen Gütern eingeräumet, so daß ein jeder Offwier eine gar bequeme Wohnung, und so viel Land hat, als ihme zu einen ehrlichen zu Wasser und Land. 589 lichen Unterhalt vonnöthen. Über dieses hat ersuch von denen Bauren-Höfen gewisse Renten an Geld, Korn, und anderen Vi- ctualien zu ziehe», welche Jntraden ihnen dann viel bessr zu stauen kommen, als wann sie ihre gewisse Gage von Hof erst folicitiren müssen. Ob nun gleich anf solche Art die Troup- pen in ganh Königreich Schweden nicht nur in Regimentern und Compagnien, sondern gar in Köpfen verstreuet sind, so ist dannoch derselben Disciplin sehr wohl eingerichtet. Eine gewisse Anzahl der Soldaten liegt unter der Anführung eines Corporals in einer gewissen Gegend, -eine noch grössere Anzahl unter der Aufsicht eines Sergeanten, noch eine grössere unter einem Fähnrich, und so werter, bls auf den Obristen: der Corporat cxerciret seine Leute, und überstehet sie alle Woche einmahl, der Sergeant thut solches alle 14. Tage bey denen ihme anvertrauten Leuten, und der Fähnrich alle 3. Wochen, bey denen Scinigen. Von Monath zu Monath hält der Llcutenanc einmahl Besichtigung/ nach 6. Wochen oder 2. Monath. Der Capitain und Obriste kommt ohngefthr alle z. Wochen zu seinem Regiment. Diese Aufmercksamkeit macht, daß die Officierfast beständig bey ihren Leuten blerben, und ohne wichtige Ursach sich nicht von ihnen entfernen. Diese Offrerer aber werden vvm Kö, zyo Vom RriegsrStaatund Macht ^ nig besoldet, da hingegen, so lange das ganhe ! Regiment nicht aufbricht, der Bauer dem ge- ! meinen Soldaten seinen Unterhalt und Zahlung verschaffen muß, so bald sie aber mit - vollen Regimentern ins Feld rücken, stehen sie unter der Bezahlung dieses Königs; wan- nenhero man bey Friedens-Zeiten die Armee gar selten beysammen stehet, um die Unkosten zu erfahren. Hiebey ist zu beobachten, daß, nachdem der Jnnwohner oder Landmann mehr oder weniger Vermögen hat, oder die Einkünfte der Dvrffer grösser oder minder feynd, sie auch eine Anzahl von Soldaten zu unterhalten verbunden; und im Fall ein eintzlger Bauer die Kraffte nicht hat, einen Soldaten zu halten, müssen anderemirzutretten. So ist auch der Adel m Schweden verbunden, beydes zu Frtcdens-und Krlegs-Zei- ren, und nach Proportion seines Einkommens eine Anzahl Rcuthercy zu unterhalten, so man die Adels Fahne zu nennen pfleget. Man solle schier sagen, daß die dermassen vertheilte, 1B1D zur Haus-Arbeit mit angeführte Mannschafft keine gute Soldaten abgeben koncen. Allein man erweae hingegen, daß sie auch zurFnedens-Zeit in denen Waffen geübec, und niemand mttZwang,londern gutwillig eingeschrieben werde, lngleichen daß ein Schwedischer Soldat, wann er sich einmahl dieser Lebens-Art gewidmet, er feilte gantze _zu Nasser und Land._syl ganho Lebens-Zeit nicht mehr Hoffnung haben könne, wieder auszutretten. Wird also aus einmahl beedes durch seiner Befehl- haber Flcrß, und seine eigene Zuneigung zum I Krieg angeführet, und nachdem er sich um nichts anders, als dic'es allein zu bemühen hat, so halt er es für seine Ehre, wann er sich i; tri diesen seinen Verrichtungen wohl auffüh- j ren kan. Äusser dieserMannschaffl halt der König beedcs zu Kriegs-und Friedens-Zei- ! , ten noch andere 22. geworbene Regimenter ! in seinen Sold, um allemahl im Stand zu I seyn, sich entweder zu vertheidigen, oder auch I anzugreiffcn. Diele gute Vekfassungen nun beschweren s also mi geringsten das Land nicht, sondern befördern vielmehr des gantzen Reichs Nutzen, und dieses Bauers-Manns Wohlfahrt, 1 dann vcrmög der guten Kriegs-Disciplin wnd so wohl der Feld-Bau, als auch die Wohnung in guten Stand erhalten, und keineswegs ruiniret, wie dann zu dem Ende alle Jahr eine Visitation angestellet, und nachgesehen wird, ob etwas Mangel oder fchadhafft fcye, findet sich nun dergleichen, so durch Schuld dieses eigenen Herrns zu Grund gangen, ist derselbe gehalten, solches reparircn zu lassen, wann aber der Soldat oder Officier dergleichen verursachet, wird ihme solches an seiner Pension abgerechnet, wie dann e»n jeder Soldat der gemeine fi> W2 Vorn Rriegs-Scaar und Mache wohl als der höhere gehalten, ehe er sein Quartier beziehet, alles und jedes nach dem Invenrsrio, so allzeit vorhero aufgerichtet wird, zu restituireu, oder, wie gedacht, gut zu machen, und dieses wird so exacte obscrvi- ret, daß auch nach dem Tod eines solchen Jnnwohners die Erben nicht eher die Erb» schafft antretten könne, bevor sie deswegen LariLsaction gethan haben. Damit aber die Soldaten in denen Quar- tieren durch Müßiggang, wie sonsten zu geschehen pfleget, nicht verludern, sondern stets im Exercitio bleiben, und der Arbeit gewöhnen, daß sie hernachmahls auf bedörffenden Fall, die bey dem Krieg vorfallende Tra- vaillen wohl ausstehen können, werden sie zu gewissen Zeiten das Jahr hindurch in denen ÄZaffen und andern Mlirarsschen Dingen exerarct, damit sie sogleich auf den Noth- fall dem Feind unter die Augen rucken können. Und damit auch der König von allen de- nelijemgcn, wie seine Miliee beschaffen, Nachricht haben möge, so hat man dieses Mittel erfunden, und ein Buch aufgerichtet, in welches alle Nahmen der Officters, wann sie ankommen, was ihre Meriten, und wo sie logiren, jährlich eingeschrieben wird. Vermöge dessen der Königj gleichsam in einen Augenblick sie entweder beförderen, oder zu Wasser und Land.' 593 aber wegen ihres Übeln Verhaltens zur gebührenden Straffe ziehen kan. Mas aber die Miliz ausser Landes nein, lichtn denen teutschen Provintzen anbetrifft, wird solche nicht auf solche Art eingerichtet, sondern es bekommen dieSoldaten ihreGage theils an baaren Geld, theils an Getrayd, denen Officiers aber pflegt man ihren Sold allern in baaren Geld zu entrichten. Desgleichen wird es auch mit der Artillerie gehalten, Da man die Pferde im Winter bey denen Bauren versorget, im Sommer aber auf die Wiesen treibet. Auf solche regulier Weise kan der König in Schweden in geringer Zeit, und ohne sonderbare Unkosten eine grojft Armee zusammen bringen, und damit nicht äekcnli ve allein, sondern auch offensive agiren. Wie starck aber eigentlich diese Macht seye, kan man nicht eigentlich penerriren, wiewohlen etliche versichern wollen, daß Jhro Königl. Majestät in Schweden an. 1701. anwürcklichen Com- battanten, als Cavallerie 18782., 6904. Dragoner, ^5206. Infanterie, und also in allem 82892. Mann gehabt habe. So ist auch Schweden mit einer stattlichen See-Armatur und nornbreulen Flotte versehen, indem es gedachter Cron weder an SupyiP. Deß 4.H, P p nöthi- 594 Vorn Ariegs-Staar und Macht . nöthiger LguiypAAe, als Holh, Meiallund' andern Schiff-Nothwendigkeiten, noch an Marrosen fehlet. Vor diesem halle die Flotte ihre 8 tLtion zu Stockholm für denen Augen des Königs, in dem sichersten Hafen der gantzen Welt. Weil man aber solche Flotten meistentheils gegen Danemarck anwen-| den müssen, selbige aber in gedachten Hafen > wegen-dieses Eises, da solches kaum vor den Monath May schmeltzet.und der vielenSchee- rcn auch Umwegs uichk so bald auslaufferr , können, als'wohl vonnöthen,so hat man ei-! nen schönen neuen Hafen an. 1679. bey der auch rreu-erbauten Stadt Carlscrona In Bleckingen angelegt, und mit stattlicher For- sificalion versehen, allwo.sie nicht allein sicher lieget, sondern auch Dänemarck, Pommern und Wißmar nahe ist, und bald abscegeln kan. Ausser dieser guten und starcken Verfassung hat Schweden auch diesen Vortheil, daß es den Feind in denen Provintzen und Aussenwercken aufhalten, dieselbe vermittelst der Flotte oder auch theils zu Lande bequem secunäiren,und das übrige Theilvom Reich, für feindlichen Einfall befreyet erhalten kan; dann gegen Norwegen ist es durch die hohe» und rauhe Gebürge bedecket, und wo gleich der Feind in Dal-und Wermeland emfiel, kan er doch wenig ausrichten, sondern muß sich da wieder zurücke ziehen. So liegtauch unten zu Wasser lind Land. 597 unten für Norwegen der Werner-S«, und die grosse Elfte, so daraus rinnet, samt den starcken Vestungen Bahus, MarstraniWnd i Gothenburg. Zu Wasser darss sich kekier wagen ans Land zu steigen, so lang die Flotte im Stand ist, so ist auch der Schwedische und Finiusche Strand längst der Lst-See durch das durchbrochene Land und unzehlich I viel kleinen Znsuln, so man Scheeren nennet, dermaffen verwahret, daß sich mchl leicht ! jemand wagen wird, allda anzusehen. In I' Schonen kan man zwar wohl ans Land kommen, aber man muß erst die Schwedi- I fche Flotte aus der See treiben, und sich einer Vestung zur Retratte bemächtigen, wel- , ches schwere kr^supposus sind,und dann muß Der Ankommende glauben, daß er die Schwedische gantze Force vor sich finde» wird. Wie hoch sich eigentlich Die Macht zur See belaufet, kan man auch so ei, gentlich nicht Pevetriren, sintemahlen die Schweden mit ihren Arsenalen, und was sonsten zur Ausrüstung so wohl zu Land als zur See gehöret, sehr geheim ! sind, welches billig an ihnen zu loben fte, her, Anno 1676 , bestünde die Flotte aus Pp 1 6 q . V'oifi Rnegs-Smat und Macht %o. Capital-Schiffen, und 8-Branders- die mit Canonen und Stucken trefflich mOtiret waren, da selbige unter dem Herrn Reichs,Admiral Steinbock nach Danemarck abseeglete; wobey zu bedaueren geweft, daß damahls das schöne Gebäude die drey Cronen, oder der Admiral 150. Canonen, und bey 1000. Mann den Kern dieses Schwedischen Adels aufhabende, umgeschlagen und verunglücket. Nach der Zeit hat man diese See- Armatur immer verbessert, und ist kein Zweiffel, daß wann man anders der löblichen Verordnung des glorwürdigsten Königs Caroli Gustavi nachgelebet, (da jedes Jahr,vermöge eines hierzu bestimmten Capitals, neue ansehnliche Kriegs- Schiffe sollen fabriciret werden) das Königreich Schweden alle andere Potentaten an der See, Armatur übertreffen würde. Allein es scheinet, daß solches unterblieben , und eben nicht so genau obscr* viret worden. Anno 1700. als König zu VPafiser und Land. s 97 nig Caro! mit der Cron Danemarckin Krieg verfiel, und wider solche zur See ! agiere, bestünde die Flotte aus 42. Ca- ^ pital-Schiffen, und beylauffig 10000 . Soldaten und Matrosen, die der Admi- ' ral Taube, Monf. Boumann als Vicc- Admiral, und Herr Sparre als Contrc- I Admiral oder Schout bey Nacht com- ^ mandirte. s Don denen vier Standen des | Königreichs Schweden. i Den ersten, nemlich den Adelstand, | betreffend, werden selbige von der Zeit an, da das Königreich Schweden ein Erdreich worden, in z. Classen eingetheilet. Dann in der ersten seynd die Grafen und Ba- ; ronen, in der andern diejenige, so bey Hof hohe Chargen haben, und in der letzten die übrige Edelleute. Die Grafen bes \ stunden ehemahls aus 20. und mehr, die j Freyherr» aus 20. bis 40. die Edelleute aus 802. bis IOOO. Familien, wie- P p z wohl 598 Von denen vier Standen wohl man die eigentliche Anzahl nicht so genau wissen ftm, weilen täglich mehrere darzu kommen. Dieser Adelstand insge- samt besitzet viel herrliche Freyheiten^ so wohl wegen dero Personen/ als auch eigenthümlichen Güter»/ wie denn auch aus ihrem Mittel die fürnehmften Hof--und Kriegs-ChargeN/ auch andere etwas geringere Livil-und Kriegs-Oikcia besetzet werden; dieses Corpus dieses gesammten mittlern und geringen Adels hat insgesammt Stimm und Sitz auf denen Reichs-Tagen; und ob schon nicht alle diejenige/ denen diese Freyheit vergönnet/ inPerson erscheinen/ haben sie doch Macht durch ihre Abgeordnete/deren eine gewisse Anzahl/ dasjenige vortragen zu lassen/ was zu Aufnahm dieses gantzen Reichs gedey- lich seyn möchte. Und zu dieser Classe der Adelichen werden auch die Soldaten gezehlet/ welche von den Vornehmsten bis auf den Capitain erscheine»/ und ihr Votum von sich geben können. Der andere Stand begreifst die ge- sammte Geistlichkeit. Der Vornehmste unter des Rönigreichs Schweden. 599 unter ihnen ist der Ertz-Bischof vvn Up- sal/welcher gleichsam das Haupt der ganzen Clcrisey/ die Ehre hat die Könige zu ! salben und zu inauguriren., Jhme sind 11. Bischöffö/ als 1. der zu Scara^ 2. s Stregn-'s/ g.Liucöping,4.Wexio^5.Cal- jj mar^ 6. Lunden, 7.Gothenburg/ 8. Carls- |i stadt/ y.Aaros/10. Abo/ u. Wiburg; I wie ingleichen auch die Superintenden- !j teN/ samt denen unter ihre Jnspection ge- ! hörigen Canonicis/ Pröbsten, Pfarrern/ I Dorff-Prieftern und Caplanen unterworf- feN/ diese alle mit einander/ von dem Bi- I; schof «N/ bis auf den CaplaN/ stehen ' unter der Aufsicht dieses Ertz Bischoffs/ i und werden von den andern Bischöffen,. 1 jedoch mit Confens dieses Königs und der Gemeine, welche letztere in Bestellung solcher hohen geistlichen Ehrenftellen viel zu sprech en hat/erwählet. Die Superintendentes sind denen Bischöffen an Gewalt und Amt fast gleich/ beede verrichten dieses/ was Ordinis und Dioece- I seos ist/ und haben also nicht nur die Aufsicht über andere Priester und das Pp 4 Vo^ck 1 H5oo Von denen vier Standen Volck/ sondern thun auch die Kirchen- Visitationes, nebst Ordinir-unt) Conse- crirung derjenigen/ so sie zum Priesterli- chen Amt tüchtig und geschickt befinden; haben dabey acht/ daß nichts widriges in -er Lehre einschleiche/ beynebens aber seynd sie gemeiniglich der Schwedischen Acadcmicn krocancellaiir und Vorsteher. Auf denen Rekchs-Tägen erscheinen sie per Depucacos, da aus ia, Pfarren eine auserlesen wird/ welche insgesammt eur^orpus von 200. Personen ausmache«/ und den zu Upsal und dieses gantzen Reichs Ertz-Bischoff zu ihren krimate und Vorsteher haben. Sie sind zwar in gewissen Stücken von denen Contri- butionibusbefreijet/ doch wann Krieg im Lande, so müssen sie sowohl als andere von ihrer Person als ihren Vermöge«/ was gewisses gebe«/ wovon auch ihre Bediente/ als Knecht und Magde, nicht eximirtt seynd. Der des Königreichs Schweden. 6oi Der dritte Stand bestehet aus Bürgern und KauffleuteN/ welche allerhand einheimische Waaren von denen Inwohnern aufkauffeN/ und selbige entweder denen Freunden ins Reich reifenden Nationen im Lande verhandeln, oder aber ausserhalb dieses Reichs an Fremde verkauften. Über sothane Opmmercien hat jede Stadt ihre Land-festen und Freyheiten/ auch Lcstuten Und Ordnungen/ nach welchen sie sich mäßigen und halten muß. Diese insgesammt geniessen grosse Freyheiten/ müssen aber fast am meisten unter allen Standen geben. Auf Reichs-Tagen erscheinen sie auch durch ihre Abgeordnete/ welche so wohl Magistrats-Personen aus Städten/ als auch Abgeordnete von der Gemeine sind. Die Stadt Stockholm schickt deren 4. Die anderen zwey/ und die übrigen nach Proportion, und diese insgesammt bestehen aus einem Corpore von vhngesehr aoo. Depucirten. End- Pp s 6o2 Von denen vier Standen Endlich ist der vierte, nemlich der Bauren-Stand noch übrig/ dieselbige seynd ^ zweyerleyArtrdie ersten nennt man Skat- ! bönder , welche auf ihren Erb-Gütern gegen Erlegung eines jährlichen Zinses sitzen, und die Prärogativ haben, daß, wann sie zum Krieg tüchtig sind, und sich behörige Equipage anschaffen können, sie und ihre Söhne, so lange sie sich also im Kriegs- > Wiesen aufhalten, ihre Güter gantz ' Steur- und Dienst-frey besitzen. Diesen werden an die Seiten gesetzt die Berg- Männer, so in denen Gebürgen mitErtz- graben und Schmöltzen umgehen, und diese sind gemeiniglich wohlhabende Leute. Beede aber stellet man entgegen einer andern Art, welche auf Königlichen, Änlichen und Geistlichen Gütern sitzen, davon sie dem Herrn jährlich einen Gulden reichen, doch treu und gewärtig seyn müssen, darbey aber für andern gemeinen Bauren den Vorzug haben, daß sie von der Fischerey, Vogelfang, Jagden, Holzungen und andern ihren Nutzen schaffen dörffen; Und dieser Bauren-Stand genießt des Königreichs Schweden. 6oz meßt bey denen Reichs--Tagen, sowohl als andere Stande, seine gewisse Stelle und Stimme, zu deren Besuchungen sie ihre Abgeordnete, Heertags-Bauern genannt, abzuschicken pflegen, mit der In- struction, alles dasjenige zu schließen, i was sie meinen,!^ es dem Reich und ih- : rem Stand prohibe! seyn möchte. Das E gantze Corpo dieser Deputirten, so «us Ij 250. Köpfen bestehet, hat ihren eigenen ? Talmann, oder Rede-Führer, welcher ^ oft bey denen Reichs-Tagen oder Glück- wünschungen, die in allerhand vorfallen- [, den Begebenheiten an den König abgeleget werden, das beste davon traget, j Massen dann derjenige, welcher A. 1686. ! als die 4. Stande des Reichs von dem König zu Gevattern gebeten wurden, rr- r!o»e seiner LoüeZen die Glückwün- ■ schungs-Rede führte, mit einem grossen silbernen Pvcal,-den er auf des Königs Gesundheit austrincken muste, nebst 60 . Ducaten beschencket, er und seine Frau von allen Oneribus auf ewig frey gesprochen, und sonst von dem König, wegen sei- L«4 Von denen vier Ständen rc. seiner zierlichen Rede mit allen Gnaden angesehen wurde. Ja der König ließ ihn so gar abschildern, und in der Ritter-Stuben aufhencken, über das Con- trefait aber machte der Cantzler Linden- fchild folgende Vers: karr Oelsons Bild ij^diß, der bey der Printzen-Tauffe Als Zeuge sich einfand, an statt der Bauren Hausse. Der da das Lob erhielt/ daß er vor andern allen Dem König und dem Hof hat wohl und gut gefallen. Er ist zwar Baurn-Art, doch kan man an ihm spühren, Daß er auch höflich war, und klüglich wüst zu führen Die Rede für sein Volck, zu dem auch ohne Zähren Den grossen Becher tont recht meisterlich ausleeren. Von ! von denAbsichken u.krlsfeF-Schweb. 607 -Don den Absichten und Inrei-elle Schwedens. Der kluge Leser wird aus dem Ver- lauff Schwedischer Geschichte zum Theil « ersehen können/wie viele Abänderungen ! dessen Verfassung bishero unterworffen gewesen. Hieran hatte das Religions- Wessen einen ziemlichen Antheil. Ferners hat man bald die Freyheit der Stande zu beschräncken gesuchet mit einem grösser» Gewalt des Königs , als» gar, daß diese auf das höchste gestiegen. Es äusserte sich aber / daß/ was man als eine Artzeney dem Staats - Cörper angewendet/ denselben in grosse Ohnmacht gese- setzet. Dieser wiederum aufzuhelfen, suchte man wiederum die alte Freyheit hervor. Man kan nicht glaube«/ daß dabey die alte Ungemache waren vergessen worden / sondern man muß sich mit der Hoffnung geschmeichelt haben./ de- nenselbigm annoch wohl vorzubiegen. Nych weniger kan man gedencke»/ daß dem 606 von den Absichten i dem Merck eine Unbeständig - und Leicht-' stnnigkeit den Trieb gegeben habe. Nein, eine so wackere und Hertzhafte NativN/ als die Schweden seynd/ würde mit Unrecht beschuldiget/ und die Noth-dringende Ursachen zu einer Veränderung seynd gar zu handgreiflich. Doch ist es schwer, die gegenwärtige freye Verfassung vor eine solche anzusehen/ welche ohnumstößlich seyn solle. Sie ist noch zu neu/ und nicht genug erhärtet. Sie ist noch nicht auf alle Falle genugsam gerichtet und geschlichtet. Es gibt nicht nur zwey/ sondern wohl mehr Partheyen/ welche im Grund von einander abgehen. Das Land/ wann man es doch recht sagen muß/ ist mehr arm als reich/ und dabey hat der Pracht und Wollust schon immer mehr eingeriffen , welches verursachen sciit/ daß immer Leute zu finden/ die vor gute golden - und silberne Lxecies auf eine Seite sich legen/ die andern zuwider ist; wodurch jetzt Zwitracht/ ein andersmahl auch der Umfturtz des Syste- macis erfolgen kan. Weilers ist viel- und Interesse Schwedens. 607 leicht der Cron-Erb-Gerechtigkeit/ oder deren Abschaffung halber die Rechnung ohne den Wirth gemachet. Wer weiß/ ob nicht einmahl -nochchöchst- wichtige Theses zu halten seyen über ein und andere Frage aus bem.Jure Naturas & Gentium : zum Beyspiel: Ob ein Volck einem Erb>Herrn das Erbrecht der Religion halber absprechen könne/ und zwar der alten Religion halber?. Ob/ wann im Lande die alte Religion wiederum Platz greiffet, nicht auch 'das alte Erb-Recht wieder aufwache? Ob ein Erb-Reichsich selbst zu einem Wahl-Reich machen könne/ -also daß das düren Erben erlangte -Recht durch eine solche neue Verordnung -getilget werde? Ob ein Herr/ welcher Erb-Recht hat oder suchet/ und doch die Wähl annimmet/ eben hiedurch das Erb-Recht aufgebe? Wie, wann innerlich selbst dieMeinungengetheilet sind? Wie / wann eine mächtige Nachbar- schafft die schwere Hand darinnen hat? Wie, wann ein oder anderer Unglücks- Fatt dazu kommet? außerordentliche Zu- 6o8 Von den Absicht, u. Interesse (3d)u?eö. stände erfordern aufferordemllche Mittel. Alle diese Betrachtungen, und mehr anbcre, die man in der Stille machen kan, veranlassen uns, daß wir von den Absichten Schwedens vor dieses mahl lieber nichts melden. Unsere Nachköm- ling werden etwan mehrers davon zu reden und zu schreiben bekommen. Man lese nur Hrn. Puffendorffs Aussprüche über dieses Capitel, und halte es mit dem heutigen Zustande Schwedens zusammen; so wird man grosse Züge vernehmen, die mit dessen Abschilderung nicht wohl mehr zutreffen. Bücher _ UZ (o) M _6s- Bücher von Dänemarck und Schweden. i. Hic. per-. Sihbern Bibliotheca histori* I ca Dano-Norvegica 8. Hamb. 1616. 2. Zeiileri Beschreibuns der Königreiche Dänemarck und Norwegen 8. Uim 1659. u 3, Delitiae Regnorum Danise,Norvegize, Slesvici, Holsatiae &c. ta. Lugd. Bat. »706. 4. Olai Wormii Mohumentorum Dani- | eorum Lib. VI. fol. Hafniae 1643. E -- Danica literatura antiquissima Jede prisca Danorum poesi, fol. Hafn. 1652. 6 . Thora. Bartholini Antiquitates Dani- -icae, seu de causis contemptae a Danis adhuc gentilibus möftis 4, Hafn. >689. 7. Pet. Resenii Edda Ssetrandiana, Odi* ijni 1672. de Philosophia vetere Danorum. I 8. Otto Sperlingius de Danicae linguae j & nominis antiqua gloria & prarogativa inter septentrionales. 4. Hafn. 1694. 1 9. Saxonis Grammatici Historia Daniae -fol. Sorae 1644. 10. Meursii Historia Danica usque ad 'an. 1523. fol. Amst. i6zz. 1 ir. Huitseldi Historia Danica, Dänisch 4. Hafn. *6,2. 12. Torfaei feries Dynastanyn & Regum Daniae. 4. Hafn. 1702. iz. Ejusdem Trifolium Historicum. 4. Hafn. 1707. Suppi, B.Dej,A .//. /Z/.Cb» Qq *4.Cha- «5to Bücher von i 14. Christianus II. Daniae. rex &c. i». I Francos. 1658. j 15. Stephani Historia Danica regnante i Christiano III. 4. Sorae 1650. j 16. Torfxi Historia rerum Norvegica« rum. fol. Hafn. 1711. voll. 4. 17. Ejusd. Rerum Orcadensium üb. III. fol. Hafn. 1697. Ig. Jacobaei Museum regium Danicum. fol. Hafn. 1696. & 1711. 19. Histoire de Danemarc avant & de- püis la Monarchie parde sRnches 12. Amst. 1730. voll. 6. & Pari» an. 1739. voll. 9. ao. Beringst Florus Danicus usque ad reg. Christophorum fol. Othin. 1698. 21. Io. Messenii Scandia illustrata, seu Suecia, Dania, Norvegia, Islandia, Gron- landia tatn Ecclesiastica quam politica fol. Holmiae 1700. 1% D' Erat du Royaume de Danemarc* z. Amst. 1695. 23. Memoires de Mr. de Moiesvvorth, dans Ies quels on voit J’Etat du lloyaume de Danemarc, 8- Paris 1697. 24. Ponroppidani TheatrumDaniae,vdev Schauplatz der Dänischen Historie von Anfang dieses Königreichs bis jetziger Zeit. 4- Brem. 1731. 25. Holberg Dänemarckische Beschicht. 8.Flensb. 1719. 26. -Dänemarck- und Norwegische Geschichte 4. Cop. 1731. 27. Ge- Schweden undDanemarck. 6ir 27. Geschichte des Königreichs Däne- marck/ Schweden und Norwegen. 8. Leipz. 1698. 28. Egede neue Perlustrarion des alten Grönlands 8. Franckf. 1730. 7.9. Mernoires de Oanernarc iou Chri- sticmc V. 12. Utrecht. 1701. $0. Delitiae seu amoenitates regnorum Sueciae, Gothiae, magnique Ducatus Finlan- diae. 1 1 . Lugd.Bat. 170?.vol. a. 31. Messenii Sueopentaprotopoli* 8. Holm. 164.3. 31. Matthaei Praetorii Orbis Gothicus, i. e. Historica narratio omnium fere Gothici nominis populorum origines, sedes, linguas,regimen &c. exhibens fol. Typis Monasterii Olivensis i6§g. 33. Ej. Mars Gothicus fol. ib. 1691. 34. Histoire de Gustave Adolphe, & de Charle Gustave Comte Palatin. 8. Amstr. 1694- 3 e. Leben der Königin Christina 12. Hamburg. 170p. 36. Efais de la Suede avec un Abrege de P Histoire de Royaume g.Ämst. 177.0. 37. Difcours de Puffendorf für les Alli- ances entre la France & la Suede. 8- Haye 1709. 38' Histoire de la Suede par Puss.ndorf -continuee jusqu’ ä l’annee 1730.12. Arnst. 1737. vol, )( - 39 Hi “ 6rr Bücher von Z9- Histoire de Charles XII. Roi dc Sue- de par de Limiers ia. Amst. 17H.V0I.6. 40. La meme Par Voltaire 8. Amst.1732. vol. 2. & augmentee Amst. 1739. 41 Leben Caroli XII. König in Schweden, 12. Nürnb. 1719. Theil. IX. 4*. Histoire des Revolutions dc Suede par Vertot. u.La Haye. 1734. 43. Loccenii Sueciae regni leges Provinciales, fol Holm. 167a. 44. SchefFeri Laponia.4. Franc. 1673. 45. Histoire de Revolutions de Saede, ou l’on voit les changements arrives au su* jer de la Religion. 8- Paris. 1695. 46. Beschreibung des Nordischen Läpp- lands i2. Bremen 1707. 47. Leben und Thaten des General Kö- nigs-Marck 8. Berlin. 1718. 48- Reis - Beschreibung nach Lappland und Bvlhnien 8. Jena. 1727. 49. Beschreibung des Königr. Schweden. 8- Nürnb. 1708. 50. Keysleri Antiquitates selectae septen- tr. Celticae. 8. Hanov. 171a. si. Memoires de Robinson contenant l’Etat prefent de la Suede 8. 1718. 5a. Memoires pour servir ä 1 ’Histoire de Charles XII. contenant fon sejour dans I' Empire Ottoman. par Tbeyls Leydae 1722. sg. Gustave Vasa Histoire de Suede 12. Paris, l 7 ^s^ 54. Olai Schweden und Danemarck. 6i \ $4. Olai Rudbeck Atlantica, sive Man- heim vera Japheti posterorum sedes ac patria fol. Upsal. 1698. Es seynd viel besondere Meynungen darinn. 1 55. Olai Verelii manuductio ad Runo- graphiam Scandicam. fol. Upf. 1675. S 5 6 . Stiernhielm Anticluverius seu gentis . Gothicae origo, & antiquissima in Scandia j sedes, 8 Holm. 1685. 57. Loccenii Historiae Suecan» Libri IX. I ab Erico I. ad Carol. XI. 1660. 4. Francos. *S 1676. i 58. Land.sbergi Gustavi M. Bellum Ger- | manicum ia. Rot. 165a. >; 59. Pussendorf Commentarius de rebus |i Suecicis ab expeditione Gustavi Adolphi |j in Germaniam an. 1628. ad abdicationem Christine 165-4. fol. Ultraj. 1676. öo.- De rebus gestis Caroli Gustavi fol. Norimb. 1698. i 61 . Les Anecdotes de Suedc, ou l’Hi- stoire secrete des changements arrives dans la Suede fous le regne de Charles XI. 8- Haye '716. und keusch Cöln. 1616. 6a. Les Campagnes des Charles XII. par M. de Grimaret 12. Haye 1708. voll. 3. 63. Historische Nachricht von dem Nordischen Krieg. 8. Freystadk. 1716. voll. 4. j 64. Messenii Chronicon Episcoporum per Sueciam, Gothiam, Finnlandiam. 8- Lips. 168s. )( 3 65. Cor 614 Bücber von 6s. Gomelii Scribonii Historia dc genti- 1 bus septentrionalibus, g. Antvverp. i^6i. I 66. Joh. Scbeffers£aw Islnt). 4. Francos. 1 IÖ 75 - 67. Paul Jacob Asarperger Schwebt- i scher Kaufmann, Besl-reibung des Königr reichs Schweden . . . sammt beygefügten ' Teutsch-und Schwedischen Wörter-Buch. 8. Wismar und Leipzig 1706. 68. Joh. jac. schellem Reiß - Beschreibung von Lappland und Bochnten. 8. Jena 1727. 69. Robinson l’Etat present de la Suede 8. Amst. 1710. 70. Exegesis historica - commemorans causas , quibus Amplistimi Ordines Regni Sueciae provocati Sigismundum IU. reg.Po- Ioniae, ejusque progeniem universam in o- ranem aevitatem Suecano exuerunt diademate. &c. 4. Stockholmiae ex Molybdo- graphia Gutteruiciana an. 1620. 71. Leges Suecorum Gothorumque latinitate donatae an. 1481.per DoctorermRa- gualdum Ingemundi Archidiaconum U- plal. nunc <1 mendis vindicatae perJo.Mes- renium 4. Stockholmiae typis Christoplhori Reusneri typographi regii, an. 1614. 72. Balthasari Henkelii Reg. Suec. Confli. de bello tam protectitio,quam vindüca- torio G jstavi Adolphi &c.: ex Pomer.ania aliisque ad infamiam usque depopullatae Gcr- Schweden und Danemarck. 615 Cerrnaniae terriroriis grassatorum turmas parisque publicae turbatores divinitus ejicientis Lee. Disceptatio. 4. Stettini, typis Rhetianis an. 1631. 73. Justi Jfterii JC. Deploratio Pacis Germanicae, sive Dissertatio de Pace Prägend. In qua artes & technae Austriaco- rum, vaecordia Saxonum, pericula Prote- stantium.öc aequitas belli a Francis & Sueris jure prolati evidentissime ostenditur.4. juxta exemplar Lutetiae Paris. 1635. 74. Vindiciae Pacificationis Pragensis - - aufgesetzt durch einen getreuen Chur-Sächsischen Pamoten. 4. an. 163 p. 75. Joh. Jac. Schmaus Leben Caroli XII. 8. Halle. 1720. Tom. II. 76. Limiers H’storie de Charles Xll. g. Amsterd. Tom. VI. 77. Memoires de Charles XII. 8- Leide 1712. 78. Historie Secret des changements sous Charles XII. z. Haye 1716. -JCC9T 'rsr , v I .1 ' HP»-! «3 C o) W Register des dritten Theils. ^bbor 565 — Herzog zuSchles- Abo (Friede) 546 wiy zz. schlägt did Abraham Kector zu DanischcCronauS Stockholm 29 wird Ertz-Blschoff Albertus König in daselbst 24z Schweden Absichten Schwc- Algotti Benedictus dens 6o<;.seqq. 147 Academie zu Abor Allaun - Brüche in 41,. künden 4H Schweden 557 (Ritter-) in Copr Alliantz zwischen penha^en 56.seqq. Schweden und Adel Schwedischer Franckrcich 321 nimmt Frantzösis. 342.343. zwischen Dienste an 54- Schweden undEn- Adeliche Geschlechter gelland 524 in Schweden ^80 Alte Gebrauch 376 Adel» Stand s in Alter hohes ^74 Schweden grosse Monarcher Vcr- privile§ia u.Frey- gleich 4r Heiken 597.798 Altranstadker Friede Adolph Schombur- 467.caslirk487leq. glscherGraf 20 AIvvaltra ( Closter ) — Friderici Königs , 128 in Dänemarck Amund Kömg in Prinh 32 Schweden 127 Suppl, P.Des. A. 11.111 Th. a Air- Register. Änckerstirn ',76 46L.gelangt wieder Anderfohn Lar zum Thron 485 s SchwedisCantzler von andern kuit- i 196. elender Tod sancen davcr er- 1 208 sannt 576 ' Asischarius 227. der Axelsohn Erich Schweden Apostel Reichs - Verweser 126 in Schweden 174 Ansprüche Dane, marcksan Schwe- B. den/ siehe Däne, Bären in Schweden > marck. 562. feg. ! Arhoga Reichs, Tag Lahus erbaut 143 159.249 Baltische Meer 49 | Arche Noah 114 darüber eignet sich Armelin 567 Dänemarck das Arnheim6eneral 27z vominium zu 49- Äschenberg 576 51. mit Wider- Astrologie der sprach 52.seg. Schweden 113 Banner6enerai 334 «j'AuchvBaron 268 Z38.Z4l.Z44. Augspurg von z47.stirbtz57.se9. Schweden erobert Geschlecht 576 299 Baronen 576. der Augspurgische (Hon- Schwedischen Ur- fe/sion des Pakri- sprung 21z archenzuConstan- Kastewir Holstemi- tinopel, C c n su r scherGefandters22 darüber 2a6 Basilovviz Johannes Augustüs König in Rußischer Wüte, Pohlen abgesetzt rich 224 Lastar- _Register._ Bastarnae 12 r Sachsen-Weymar Bathori Sigmund 339 . 343* 1 348 Siebenbürgischer Bernwald 296 Fürü wird König BeroKönig inSchwes in Pohlen 2z8 den 126 Barurim 477 Besatzungen im Rö- Bauren-Stand in mischen Reich 326 Schweden 6or Bielke Geschlecht in dessen Redeführer Schweden 576 erhält den Preiß Biorn König in vor den andern Schweden 126 dreyen Ständen Birger Reichs-Ver- 603 Jeq, Weser in Schweden — Tochter wirdKö, t 130 nigin 218 —H.KöninSchwe- Baudissen General den 136. gefangen 311 gesetzt 140. last sei- Bayern vergleicht sich ne Bruder Hun- mit Schweden 29c gers sterben 142 377. mit Franck- muß sich nachDä- reich. ibid. mares' salvicen 14z Bende'r Caroli XII. Birgers-Lag 1)6 Königs rnSchwe- BlakwellEnglis.Artzt, den steliäenr 486 in Stockholm de- Berge in Schweden collirt ^5* 55s Bleckingen 27. komt BergwerckinSchwc- anDänemarck2sz den ^58. von den Blut-Bad Stockhol- Russensehrruimrt. mische- >86 428.Bonde (Geschlecht) Bernhard Herzog zu in Schweden 576 a 2 Brake Register. Brake (Schwedischer von Adel) wird in Grafen-Stand er- Hoden 2iz Brand zu Stockholm 44M7i Brandenburg mit Schweden in äl- lisnr zyo. wird wegen Preussen lou- verain 397. kündiget Franckreich den Krieg an 41 e. von Schweden überfallen id. Brasck Bischvff zu Lincöping 22s Brehmen Hio.anHa- nover überlassen 514 Bremfebroe Vergleich 27.2n.z74 Breysach vonSchwe- den erobert 345 Brücke stroherne 474 Brünn in Mähren von Schweden belagert 371 BuddenbrockSchwe- discherLeners! enthaupt *46 Bürger-Stand m Schweden 601 Burgunder 122 Burre Dionysia* 219 C. Cale nder der Schweden 173 Cznuc König in Dä- nemarck 18.19. ob er der Sclaven und Wandaler König gewesen 20.127 Caper Pvhlnischr 49 Lsrelicr unter der Schwcdis. Bvtt- maßigkeit 134 Carolus König in S6)weden24.i28 —. 6 UÜ 3 VU 8 Psulhs grafamRheinwitd König in Schweden 384. Z9'.dessen Verordnung wegen des See-We- sens sy6. ch 407 — Herzog in Suder- manland 2i2»23! 236. wird Schwedischer Mit-Regent 241. wird König Register. — XI. König in Schweden 409 429. stirbt 24 l -—XII. König m Schweden 416 442. belagert Pul- lawtV48o.wird von den Russen aufs Haupt geschlagen 482. 48z. retirirt sich in die Türckey 485. zerfallt mit dem Groß--Vezicr 492. wird von denen Türckcn - iu Bender bloquirt 494. von ihnen gefangen genommen 498. kommt wieder in fern Land 498. in. d e r Belagerung Friderichsshall erschossen 501 — Knuthsbhn siehe Cnutsohn. Carlscron (Haven) Schwedischer 594 CassanderGeorg 219 Catharina JageJioni- ca 2Zl Cathvlische Lehre in Schweden abgeschafft 243.246 Cavallerie Schwedische 5.87 Charnane Hercules Französischer Abgesandte 282 Christianus I. Kömg in Schweden 24- 169. falvirt sich nach Dänemark 170. wird wieder deruffen 170, 175 kommt um 17} — II. 24. entsetzt zr - III. Kömg irr Schweden 186 -I. Königin Darre- marck 29 -II. i8z. muß nach Flandern entweichen 294. gcräth irr die Gefangenschaft 208 -IU. 32.21 - IV. 5r -Albrecht Herzog zn Holstein 36 hristina Königin irr Schweden 30? 369. resignift Z84 Register. 391. geht aus Schweden weg 391 kommt wieder nach Schweden zu den Lxeguien Caroli Gustavi 409 —HolsteinischePrin- heßin 242 Christophorus 111 . Pfalhgraf am Rhein wird König inSchweden 161 ^uror des Codicis in Schweden 524 ChurfursteVerein?-F Chptrreuz David J26 Cimbrer 122 C!istovvSchlacht4s8 Codex Schwedischer 524 Collegium Antiquitatum Sueco- Gothicum 41t ColoBischoffzu Lin- eöping izt Colonirn Schwedische im Japanischen 527. Concilium (National) zu Orebro 297 zu StockH.azo Constantinopolitach- schenPatriarchens t Censur Über die I AugspurgischeCon. j festion 226. Gonvent zu Franck- fürt 316 . Coppenhag. Rittcr- ^cademie 56. ieq. Couturier Frantzösi- scher Kaufmann 4ZS. seqq. Cracau von Schweden erobert 39 z. dem Ragotzgy vom König in Schweden eingeräumt 397. Craffau Schwedischer General 488. von Crcutz (Baron) 576. Cronen in dem Schwedischen Wappen, Streit darüber zwischen Dänemarck und Schweden 26z. Cronkielm Baronen 576. Cron. Register. Cronhiörlt Baron 576. Crufc Baronen Geschlecht in Schwer den 576. Crusius Marti n 11 s 226 . j; EurländischerHertzog I Jacobus 405 ,Ärtejj 465. , Czeremetof 463. "! Czenstochowa (Clo- ster) 393 . I, D. '1 t>alecarlus^lu§559. ji Dänemarck z. Ab- Ij sichten gegen die 1; Nachbarn 4. gegen 1 Schweden 5. gegen Rußland 10. gegen das Reich . J2. gegen Frankreich iz. gegen En- gelland und Holland 14. 15. Ansprüche aufWan- dalien l 6 . * 8 - auf Schweden 23. auf Schonen 26. auf Schlesien 29. auf Gochlavd 167, (uif a die Herrschafft des Balthischen Meers 49. des Nordischen Meers 33. widersprochen 52. Handel mit Schwede wegen des Wappens 2Z. feg wegen der Ost-See 361. zs/. beygelegt 373. wegen seines zum König in Schweden erwählten Printzens 547. vergleicht sich 548. mit Frankreich wegen des Grönlandi, fchen Fischfangs 54. leg. mit Hol» siein Zs. seqq. Dänemarck vereinigt Schleßwig und Holstein mit der Crone n.Einkräch- ligkeit mit Schweden sehr verträglich 6» Dänischer Prinh zum König in Schweden erwählt ssz, leg. 4 Dah- Register. Dahlberg Gräfl. Geschlecht 576. Daisteburg izy. Dahlekerlen 155.188. Aufruhr wieder ih- ren.König ^.wegen derErwählung des Dänischen Prinhens zu chren König 545. Discipul undanck- bahrer 219. Dikmarsen wird Dar ncmarck zu Lehen gegeben 30. —Treffen mit dem König in Schweden 179. Dömitz Schlacht 334 » Dragee kommt an Rußland 52i. Duglatr General Untreue gegen den Hertzog von Cur- land 425. Dünamünder Schantz 488. E. Cbräischer. .Sprache Gleichheit mit der Finnischen 584. Eckelof Krieg«,8e- cretarius 505. Ed^Ige steine in Schweden 557. 558. E6munä König in Schweden 28» Ehrenstein Freyherr!. Geschlecht in Schweden 575. Eichhörner 567. Eifersucht aig. Elfen, Bcrgwerck in Schweden 5 5 7. von den Russen sehr ruinirt 515» Elbing von den Schweden erobert 461. Tractat 398, Elend-Thier 564. Eleonora Maria Königin in Schweden entweicht aus dem Reich 355. Elg, Elgar 564. Elisabetha Königin in Engelland 54. —Czarin in Rußland 536. Elve- t Register. Live Fluß *60. Engelbrcchti**-i6r. ’ Engellands, Allian§ ! mit Schweden 5 * 4 . I d’Enguien Dug z66. I 370. I Enqucfort Z8i. | Erbfolge Schwedin sche *07. ; Erbverein Schive- 'I discheLls. 242. gebrochen 2*7. I Erde (Figur) unter» sucht in Lappland i; *27. in America I ibid. Lricu; König inDä- nemarck *8. —König in Schwe» den 128. 1*4. —XIV. König in Schweden 24. 2i2. abgesetzt 220. 224. mit Gisst hingerichtet 22*. ; —Herhog 137. I —König in Schwe- ! den Knuts Sohn 129. —Lespc Erici Sohn 129. Erichsohn Gustav 185. 186. Jösse 1**. Esthland kommt an Rußland *20. feg. Etienne Franhöstj! scher Abgesandter 299. F. Fahnen Schwedische 28*. Falckenberg Gräfir- ches Geschlecht *76. Heinrich Schwedischer Minister 422. Familien Schwedische 576. seqq. Fasten - Busse 232. seq. Fegfeuer 231. feq. Fehrbellin Schlacht 416. Feuers - Brunst zu Stockholm 44z. 57 *. Ferdinand Römischer König ZZ 8 . wird Kayser 341. —ii. Kayser stirbt 343 . a 5 Ann, Register. Finnland bcgiebt sich unter Rußischen Schuh sZ?. an Schweden zurück gegeben 531. Finnen 575. siehe Fühnen. Flemming Claudius Schwedischer Minister 368.422. in Frey-HerrnSrand erhoben 213. —Gräsiiches Geschlecht 576. Fliegen bißige grosse in Schweden <»69. seq. Flotre (Schwedische) deren 8tation 594. Foederovvitz Mich. 264. Fontaioeblau Friede 38. 412. 413. Fortunat usEduardus MmggrafvvnBar den 252. Francken, Nahmens Ursprung 124. Franckfurt an der Oder 278. am Mayn Conveni 316. Schluß 318. Franckreichs Allianij mitSchwedriLcZ. | Z2r.mit demHoU I ländern 222. j s FrauenstadtSolacht 466. Fremde in Schveden verhaft i62.stqq. Frey-Herren Ursprung in Schweden 21 z. $76. t Fridericus I. Römischer Kayser belehnt Waldemarura mit Wandalicti 19. negatur 2i. seq. —II. bestätigt Wal- demarum in dessen Besitz 19. ch. i8. —U.KöniginDäne- marck 32. —in. 35. —IV. Hertzog von Holftein 46. —Heryog zu Schieß« wig zo. 35. wird König in Dane- marck 24.3 l. —II. Sapiens Pfalh- Graf Register. Graf am Rhein 224. —Erb * Prinh von Hessen-Cassel 498. Friderichshall belagert 502. befreyet ;o2. ;oz. Lried zu Abo §46. Carvis 409. Cvp- venhagen 408. Fontaineblcau 38. 412. 413. St. Ger- main 419. Narva 246. Niemagen 418. Nystadt 520. Oliva 408. Oßna- brück 382. seq. Prag 3iü. 323. Rothschild 28. Rpßwick 444. Stettin 222. Stockholm 519. 3 kravendabl 46. 447. OonZrelr zu Lübeck zwischen Pohlen u. Schweden 389. Vorschlage Schwedische 364« 375 ' FühnenSprache 583. Gleichheit mit der Ebräifchen 5 84. siehe auch Flnnen. Füchse in Schweden 566. Fürstenberg Egon 288. L. Gallas General 338. 341. 344 « 34 ?. 366. de la Garde Adeliche Familie in Schwe» den 577. de la Gardie Pontus 224.230.231.264. 394.4l7.4Li. Geistlicher Stand in Schweden 596- 5y8.mußinKriegs- Zeiten Gomribu- tion geben 820. Geistlichkeit in Schweden (Ca- tholische) der Güter und Rechten beraubt 199-203. Gelehrsamkeit der Schweden 57;. Gemeinschafftliche Regierung Däne- matckS _Register._ j marcks un Schieß- de Grana (Marquis) wig zi. seq. General 337. Georg Hertzog zuLü- Grabstein Schwedi- 1 neburg 311. fche ng-in. 1 Gerhard Holstemi-- Grafen Ursprung in scherGrafwirdmit Schweden 213. Schlcßwig belehnt Gräfliche Gefchlech- 29. ter in Schweden > 8. Gernrain Friede ^76. seqq. | 419. Gräntzen zwischen Gesandte beschimpft Rußland und > s28. Schweden ^54. Geschlechter Adcliche Gripp wird in Frey- Frepherrliche und herren-Stand er- Grafl. in Schwe- hoben n3* den 576. feqq. GiippenbielrnBaro- Gesth BuchSchwe- neu 577 diflches 524. Grodno Schlacht Giaeddor Z69. 466. Gorm Königs in Guebrisn General Schweden Grab- 363. fchriffc 11g. Güldenstem 417. Görtz Schwedischer 419. wird inFrey- Baron *oo. ^or, herrl. Stand erho- 505. enthaupt; ii. den 21z. gefangen Goihen r s. 117. gelegt 528. Gothische Inseln 27. Guldenstiern Grafli- Gothland Znsel 117. chesGefchlechts77. 223. Gustavus I. König Gotthelf (Fluß) ;6o. in Schweden 24. Götz General 337. 75. Lob 21. f. 212. —A dol- Register. -‘Adolphusgebobren 244. wird König 261. Manifest WL- gen seines Einfall in Deutschland 279. last dessentwegen ein Schreiben an die Churfürsten ergehen agi. komt auf deutschen Boden 284. bleibt im Treffen bey Lützen zoH.deffenLobzoy. Guten Lappen np II7. 112. Gutland n 8 . Guttoner 121. Gyldcnstirn Gräfi. Geschlecht 577. Gyllenborg Gräfi. Geschlecht * 77 . Gyllenstolpe Gräfli- chesGefchlecht*77. H. Haasen *67. Habenhauser Vertrag 4 ii. Haguinus stehe Ha* quin, Halderstadt von den Schweden mit List vccupirt Z 6 r. Halland 27. kommt an Schweben 146» anDänemarckrrz Hände lsch äfften Schwedssche 574. Hanover bekommt Bremen ( 514* Haquin König in Norwegen >39.148. 149. ^ Häuser in Schweden <773. Hahfeld General 371. Hechte grosse 69. Heilbronner Co live m 312, seq. HemrlchderLöwHer- tzvg m Bayern ry. 21. liclco ss. Hermelin 567. Üermione8 121. Herot König in Schweden 27. Herrndahlen 22z. HeßischerPrinhFrle- derich wird König in Schweden zig. Hexen Registers Hexen Persohnen in Schweden 411» Hcydelbcrg 520. Hilieviones] Hillewohner) 122 ’ Hiven kommt an Schweden 146. Holkunger »29. rzo. 1Z2. Holländer Alliance mit Franckreich Z22. Z2Z. mit Schweden ; z 5. Namens Ursprung 123. Hollinger izo. Holstein wird Däne« marck zu Lehen gegeben 30. mitDä- nemarck vereinigt z i-34. von Däne« Marck occupirt47. .von Schweden unterstützt 445. dif- ferentien mit Schweden wegen der Erbfolge 508. 516. 524. 525. <537. scqq. ^o. bekommt den Titel Kvnigl.Hohcit^o?. 524. —Adolph Friedrich I Herhog 532. 546. | wird zum Sacces- i sor in Schweden 1 erklärt 546. f —Carl Peter Ulrich j zum König in > Schweden erwählt' 5 fi. cedirt sein Recht, deswegen an seinen Herrn > Bruder Adolph Friderich 532.^46. wird Thronfolger in Moscau 531. unter dem Nahmen kederowitz 532. Horn Gräfliche ka- milie in Schweden 2l Z. 577- Horn Gustav zu. Z67. Hugonotten in Schweden aufgenommen 426. Hunger grosser in EhrenbreltsteinzgÄ in Pommern 344. in Schweden 144» ■ 449 . Husbye i27. I- Register. Johannes Konig m Dänemarck t 3©. —Fridericus König ! in Dänemarck32. 178. bekriegt die Ditmarseni7-wird l abgesetzt 18 o. Ur* | theil wieder den > Schwedischen Adel i . r8r. jj Johannes König in Schweden 175. 'j'. j 183. ! «-Königs Schweröl chers Sohn König i in SchMden 129. ! — Casimirus König in Schweden sal- vitt sich nach Schlesien 393. -HhKöniginSchwer den 222. ;. 243. —Czaar deposseditt —HerhoginFiniand 2i2.215. wird ins Gefängnis ge- worssen 216. wird frey 217. —GrafinOst-Frieß, land 2s-» Johannson Tiro Schwedis. Mar- schall 20© Joncöpinger Reichstag 254 )ara Clvster- Jungfrau eingemauert ^ 2JI Jutland 118 Zutlander fallen von LhnliianoII. Kör nig in Dänemarck ad 194 R. Kälte grosse 478. in Schweden 551 Käse grosse 566 Kaetill Ertz- Bischoff zu Lineöping 169- 172 lraggeGräflichesGe- schlecht 577 Kauffmaunschafft in Schweden 574 Kettelmundsohn Schwedis. Reichs.» Verweser 142. seq, Kettler Golthard Herzog in Cnrland 21Z Kexholm kommt an Schweden266.iZ6 Register. > von den Russen er- im Reich zrz. List obere 489 e 40a \ Ke»me(FlußMränz, KröpelmgJohani^F i scheidung zwischen Kunde! 139 Rußland und Kupfer - Minen in ' Schweden 554 Schweden 556 Kirchen- Ordnung von denRussen rm- Schwedische aa6 nirt 514 227 Künste in Schweden Kimiav(Fluß) 562 ?73 Ktdders(Vöaei)567 Kyrmen Fluß > Kleedung der Schwe- siehe Keymen. I den 572 L. Knaroder Vergleich Ladeloß 133 -163 Landaun>Bayernz67 XnurKön.mSchwc- LamboyGeneral 360 den 129 Landscron erbaut >zS KnursohnCarlKönig LandshucvonSchwe- in Schweden 162 den erobert 319 166. abgesetzt 168 Lappen 114. 142 wieder beruften Sprache 585 17s. 172 Lappland 26V Königsmarck Gräfii- Läus-Plage in ches Geschlecht 362 Schweden 569 — General 362, über? Lascy General 538 fallt Prag Z82 I.eopo!ä Ertz-Herzog Königliche Macht in 358 Schweden zu un- l.c;cinxlcy 8 ranixlaur tcrdrucken gesucht 458. wird König in 417 , Pohlen 461» siehe Kriegs - Verfassung Sunislau*. Lief- Register. i Liefland kommt an Rußland ;2Q Adels Oilserenrien mit dem König in Schweden wegen ErnilehungderGü- | ter4ZÄ. ^riegsUr- spcung214.424 seq | Lilienhöck Freyherren " ' in Schweden 577 > Lilienrvth Freyherren I 577 Lilientha! Johann | Meyer 392 Lincöping Schlacht , 2^3. Reichs-Tag 255 Lindenhielm Gräflich Geschlecht in Schweden 577 Linde nschrlö Grafen 4-7.578 Longbarder Namens Ursprung 124 L.on§ucville Herhog > Z 49 i Lothringen (Hertzog) j restituift Z2s. 326 Louise Ulrica Preussische Prtntzcßinan Suppl.P.Des.A.fU denKon.lnSchwer den vermählt ^40 Löwenhaupt Gräfliches Geschlecht in Schweden 578 Löwenhaupt Schwe- dlscher6enera!46s 538 .wird gefangen gesetzk484.entwischk aus dem Gesang- nuß 457. wird wieder eingehohlet und decoilitt ibid. Löwenstein in Frey» Herren-Stand erhoben 213 Lübeck i82.2l 3.214 389 I.udovicu8 XIII. König in Franckreich Handel mrtDäne- marck wegen des Grönlandls. Fischfangs 54. ;s.mischt sich in den Teutschen Krieg 289- seqq. Alliance mit Schweden 290 LulehaoFluß 560 Lutherthum wie es in Schweden gekom» v.Tb. b men Register. wen 19 z. 196-198 206 Lüttich verheert zz8 Lühen Schlacht zo; Lyster kommt an Schweden 146 M. Magdeburg zerstöhrt 287 Magnus König in Schweden 132 149.IsO — Smeclc König in Schwedcnl4Z.>4s — Schwedis. Printz. decollict 144 — Öfter-Gothischer Fürst 212.216. r2Z f 246. Magog I16 Mäller-See 559 Malmoc 515 Manheim 467 Marder 566 Margaretha Königin inDänemarck 2z i52.verciniqt Norwegen und Schweden mit Dänemark *53 Maria Eleonora Interims RegeitiNlN Schweden 497 \ Maupcrtuis &athe- | maticüs 527 l Mayntz 367 Mazeppa EdÄckis. Feld-Herr 476 ■ Mecklenburg Herzog-; thum 17. dem Herzog von Friedland geschenckt 271 Mccielpaäia Cathari- na Bauren-Toch- ^ rer wird Königin 218 Meäewinn Sauer- brunn in Schweden 56a Mettin Gräflich. Geschlecht 578 Mercy General 360 Mereta 18I Michael Federovviz 264. Militärische Verfassungen inSchweden 587.^4- Miliz Schwedis. inn- und ausser Landes 587.59* Mine; I Mineralische Wasser I in Schweden e 6 i I Moen kommt anRuß- I land s 2 i s !Nlorn.ay Philipp. : Mörner Gräfl. Ge- : schlecht , ^78 Moscau Händel mit ^ Schweden 399 I äed^aacGras $05 ! Nahmen derVolcker I' Ursprung 113 i NarvavondenenRus- I sen belagert 449 j entsetzt 450 National-Concilium ; zu Orebro 207 zu Stockholm 230 ^ Neplen Schlacht 46 s Nericiu; saurem. Ertz-BlschoffzuUp- sal 227 Ni c 1 ot Fürst der Wandaler 20 Nicöping 51 ; NiemägenFriede 4 i 8 NlicrocK (Grafen) ^ 578 Norborg erbaut 136 Norcöping 515 Nordischen Meeres Herrschafft eignet sichDänemarkzu ez Nördlinger Schlacht 319 Norwegen z Nürnberg 320 Nyrland kommt an Schweden 554 Nycklebura 139 O. Obotriren 18 Oelson Pars Rede«» führerdcs Bauren- Stands in Schwe- den erhält den Preiß vor den andern dreyen Ständen 603.604 -Vchsenftirn Gräflich Geschlecht 578. siehe auch Oxenstirn. OelclJnsel^y.komt an Rußland 52 t Oesterreich bewirbt sich um eineAllianz mit Schweden 390 Olau 50 Olaus König in Schweden 126.127 b r Nor» Register. — Norwegis. Fürst isi OIulErtzbischoff 158 Oppenheim 367 von Orleans Hertzog melirt sich in den deutschen Krieg 315 Orebro National- Concilium 227 Oßnabrugg 357 -Vst-Jndlsche Compagnie in Schweden 516.54g.no Ost - See gemein» schaffilich 23 Oxenstirn wird in Frcyherrn - Stand erhoben 2 >z. Axel General 270.310- z12.317.3r2. 32z 330.364,404. P- Pappenheim General bleibt im Treffen beyLühen 307 Patkul 432-437.46z 469. elender Tod . 47Z keerlon Dran 216. 2i9.22o.verdiemer Lohn 2rr Perca (Persch) 569 Pernauvondeu Russen erobert 489^ petriLorenziyZ.wird Ertz » Blschoff zu Uplal . 206- — Olaus 193 wird ' Bisch off zu Stockholm 206 ?eucini 121 Pfalhische Haus be-»I kommt dle Cron Schweden Z84 , Pferde Schwedische ' _ 5 6 f Philippsburg 367. von den Schweden denen Frantzosen übergeben 218 Piccolomini General Piper Gräflich Geschlecht Pirna Tractat zwischen dem Kayseru. Churfüijk zu Sachsen 320 kitheaoFluß 560 PvHlen vergleicht sich mit Schweden 331 Anspruch auf Schwe- Register. Schweden 389 Handel mit Schwede 448 .lccjg. Pommern Vertrag m,tS6)weden 286 Pontanus Johannes Isaacus 54 Posse Gräfliches Geschlecht s?8 Posse Joran 256 Prxceptor übet belohnt 219 Präger Fried 320 Pribislas Fürst der Wandaler Ls Protestanten ruffen Schweden zuHüls- fe 276 Prut( Schlacht) 491 Pusscnclorss 227.131 Pulcawa belagert 80 Schlacht 482 Pultnsk (Schlacht) 460 R. Radrievvrhy ?rimar inPohlen 46 z Ragorsky Georg Furst in Siebenbürgen 397. be> kommt Lracau ib. Ralamb Freyherrlt- ches Geschlecht in Schweden 578 Raihs-^ollegium m Schweden 27t Reenfchild Schwedischer Minister 418 Ratzen theure 342 Rede-Führer des Bauern- Standes 603 Regier-Sucht Merc- tx 181 Regner König inDä- nemarck 27.126 Neichs-TagzuStreg- nez 194. zuWester- aas 199. Süder- Cöpping245. Re- gcnspurg Z52 Stockholm 35 z 5^0.5 >7.5*2.524 525. 421.425.R0« stock 17 . Gorhen- burg 406. Joncö« piNg 254 Religion nur die Lutherische in Schweden gedul- grt 424-428 440 b 3 Rendsr Register. Rendsburger Tra- Rosenhann Ermilis ctas 38 i 578 Reservatum Ecclesia- RothfchilderFri.'d i8 sticum 214 37 Reval begibt sich m Rothweil 363 Schwedlf. Schuh Roy Gabriel 268 214. von den Ruf Russen Handei mit fen occupitt 489 Schweden 400 Reuter geharnischte 514 Grau- 140 famkeit und Ver- Riga von Schweden Wüstungen in erobert 266. von Schweden Pohlen belagert Rhßwtctischer Fried 449. von den Ruf- 444 - sen occupirt 489 Ripa Gräflich Ge- ^ schlecht in Schwe, Saab von denen den 578 Irussen verheeret Ripping Frepherrib /17 ches Geschlecht in Sachsen Nahmens Schweden 578 Ursprung 124 Ritter- Academie in Sachsen(Chur-)tritt Coppenhagen fun- auf Schwedische dirt unbpnvilegirt Seite 237 56. seqq. 8alviuz Schwedischey Roe so Gesandte 350.364 Romanzovv 520 Sand (Stadt) von Romskot 127 den Russen verheert Rosa wird in Grafen- 5'5 Stand erhoben Sapieha 394 2iz Satisfaction z,6 Sauer- Register. Sauerbrunnen in Schweden j6i. seq. Scandimaria vagina gentium , iz Schlacht beyAllers- heim 370. Bunzlau 34 ^.Clissovv 4<;9 Fehrbellin 416 Frauenstadt 466 Jancowitz zro Leipzig 288 .3 S9 Mergentheim 370 Nepten 465-Nörd- lingen Z19. Pulta- wa 48*. Pulmrk 4^0. Quidzin274 Rheinfelden Z45 Riga 258.454. zur See Z69. bey Stegeburg Warschau 396. Weis- fenburgr^S.Will- manstrand 54^ Wittenweyer Z4Z Witkstock 339 der Ditmarfen mit ihrem König 521 Schlangen nicht in Schweden 569 Schlesifche Handel mit Schweden 471 Schleßwig von Dä- nemarck angesprochen 29. wird Ge- rardo Grafen zu Holstein zu Lehen gegeben 19. kommt cmDänemarck 30 mit Danemarck vereinigt zi. sou- ^verain Zs Schlippenbach 459 Schonen von Däne- marck angespros chen und selbigen überlassen 26. abgenommen 27. wieder überlassen 22z unterwirfft sich Schweden 145.der Königin von Norwegen zum Leibge- ding gegeben 148 Schoner 12* Schreiben der Stande des Römischen Reichs an die Königin in Schweden Gdrillinaz^. ftq. an den König in d 4 Franck- Register. Franckreich und Spanien 356.(09. Schulenburg 6ene , rrt 466 Schwaben (Volck) 124. scq. Schweden Geschichte r 12. lcqq. mit Dänemarck vereinigt 13. trennt sich vonDanemarck24 Einträchtigkeit mit . Dänemarck sehr nützlich 6. leg. im Reichs,Bann 182 Cron.Güter 203 nimmt die Lutheri- sche Lehre an 207 mit Franckreich in «iner Allianz 209 wird einCrb«Reich 2>o. Erb »Verein sio. Kirchen, Or- «lcrnanz 225>Reli- gwns - Lwublen 21$- 233.236.241- • 249. Differentiert mil Rußland 265 399 Schweden von denen Protestanten in Teutschlard zu r Hnlffegeruffel! 276 f Manifest wegen sei- | nes Einfalls in \ Teulschland 279 , Schreiben an die Churfürsten und ' Stände des Reichs 28i. Allianz mit Franckreich 290 ;2i.444.Vergleich mit Bayern 291 Beute aus den geistlichen Gütern 323. seq. Allianz mit Holland 354 Engelland 514^24 — Händel mit Dä- rnsch-Holstein 36z Bayern 38 i. Poh- len Z 92 . 447 . Mo- scau 329. ^29. Brandeburg 415 Franckreich 430 437. mit dem Kay- ser wegen Schlesien 471. mit Dänemarck wegen des Wappens 25. wegen Holstein 44s tegq. mit Holstein Register. wegen der Succession 5sO. Armee übler Zustand 479 gefangen 484.8rn- £tio Pragmatica 15z. Reductions- Cammer 424. schickt dem Kayser Auxiliar- Truppen 427. dem Königin Engelland 427.4z 6 Müntz Aenderung 427. Adel nimmt Französische Dienste an 549. Codex (Gefeh'Buch)s24 Sprachen 5 82.N8. Kriegs-Staat und Macht zuLand^z? zur Sees 9 z. Flotte deren 8tation 59z Stände 597- 604 Absichten 6os.wird Christlich 126. ein Wahl-Reich 526. ^O 9 .ErbFolges 07 Schweden Ursprung von den Scythen 114. seqq. von den Teutschen 125. Art 510 . starcke Esser 57 l. Tapferkeit s 74. sehen über das Eiß 4°2 Schwedens Ein- theilung und Beschaffenheit 550 Fruchtbarkeit 552 Lands-Artss2.seo. gute Landes-Verfassung 548 Schwedischer König bekommt die Sou- verainitdt 42z. 437 tritt der Liga mit bey 428 — Printzeßindrica Eleonora 428 Schvven 125 Schwenrichc 125 Schweven 114.125 Scythen, der Schweden Stamm-Vä- tcv 114. Lob ns. 116 Seenotab!ers58.kal- ter 568 Scldcnus 54 Siegfrieds Källa 117. b 5 Sigis- Register. Sigismundus III. Äö- nig in Pohlen LZ9. 267-267. Silber Bergwercke in Schweden 556. Sinda «7 Schwede scher Major 5*9« erschossen 533* Skarbönder Bauren 602. Lkotkunung 127. Lk>re Freyherr!. Geschlecht s 79 . Lk^c^oh. 269.270. Slemma 28-127. Smeck Magnus König in Schweden 14Z. Sohn böser 148. Soldaten gute die Schweden 574. Soop Erich rettetKö- nig Guslavum in dem Treffen bey Quidzin 274^ Souches Commcn. dant in MienZ72 Souvarainitctt in Schweden aufgehoben 506. seqq. LparrcFreyherrl.Ge- schlecht 579. Sparrc Erich Schwedischer Cantzler 250. Spcn Gräfliches Geschlecht 579. Sperling Georg 422. Spielberg 372* Sporck Bayrischer General 363. nimt Kayserl. Dienste an Z78. Spörlin Gräfliches Geschlecht 579. Sprachen in Schweden 582. feqq. Stände in Schweden 497. seqq. Stanislaus König in Pohlen 458. 461. 516.525. Steenbock s. StelN- bock. 8reKan Märtyrer 127. Stegeburg Schlacht Steinbock Wird in Freyherren Stand erhoben 21z. 179 Srein Register. Steinbock General 393 » Steficbild König in Schweden 127. Step'nanus Latkori Fürst in Sieben- bürgen wird König in Sohlen 238» Stettin wird anBran- denburg überlassen 514 Vergleich??. Friede. 422. Steuer ewige in Schweden an den Päbstlichen Stuhl ausgeworffen 127. Sürnschild (Baron) 579 - Stirnstrahl (Baron) 579 » Stockholmer Blut- Bad i 8 6. National - Concilium 230. Tractat mit Franckreich 41z. Stolbwa Vergleich 26 6 . StormarnwirdDä- uemarck zu Lehen gegeben zo. Strafgelder zu Unterhaltung armer 8m> dioldrurn angewandt s2s. Straisund von Wal- lenstcin belagertt/r in Schwedischen Schutz 27? belagert von Preussen 499« Strom bcrg (Frey- Herren) 479. Stregneh Reichs- Tag 194. Stroherne Brucke 474 » Sture in Gräflichen Stand erhoben 21Z. 8ture Nil; 219. 8ture Stcn (Senior) Schwedischer Reichs-Verweser 173-177. 180. seg. (lunior) iga. verfallt in demPäbst- lichenBann i8s. wird erschossen ib. Luants Schwedi- fcherGeneralHän- delmik demReichs- Verweser Sten §turs Suavi Register. Suavi 125. Successioris - Ord- nung in Schweden 257. Streit 550. Act= 5/7. Sr'ldercöpingReichss Tag 242. Succi, Suedi 125. Suconer 122.125. Sucrchcr König in Schweden 128. —in. 129. Z. TallmandesBauern- jiands in Schweden 603. Tapferke it der Schweden /74. TeutscheHändel274. Teutschen fünfferley Gattung isl. The^nc (Baronen) Thiere wilde in Schweden 562. Thesin (Grafen) Schweden erobert j 461. Thura 27. ji Torckel Knutsohn jj 1 3 t 6 . seq. elender Tod 140. ThorneaoFluß 560. Torstensohn 358. Z66. 370, «579, t* 373 . Tort (Grafen) 579. TraLtatzuRcndeburg 38. Elbing 398. Pirna z2o. Swck- holm 413. zu We- lau 401. Travendalifcher Friede 46. Trier begiebt sich in Frantzösifchen Schutz 292. Churfürst gefangen weggeführet 337- Troll Erich 2 8 3. Gustav Ertz-Bischofs in Schweden 184. Trolhette 5 60. seq. Turcnne General 366. 369. 381 . Tyili 287. bleibt in Treffen. 38 t. u. Register. I Ii s Varvdali 122. Werden komt anHa- nover 514. Vereinigung Däne- marcks Holstein und Schleßwig ZI-Z4. Vergleich Altonair scher 41. Bremse» broischer r?. 211. 374. Stettinischer 27. zu Habenhausen 4U. Vcrsevicius Scanis- Iaus 2ZZ. Vetter Fluß in Schweden 558. Uhren sehr rahr in Schweden Ulrica Königin in Schweden 536. Untreue Dugläi 405. Upsal sundift >75. Vielfraß 566. Vtndcli iai, Urnen Fluß 560. Union zwischen Dänemarck und Hol, stein zy. Uplal wird ein Ertz- Bißthum 128. w. Wacholderbeer 552. Wadstena Closter secularifirt 148. ReichsrTag 251. Wahrborg Unterredung 146. Waldemar König in Dänemarck 17. wird von Kayser kriclerico I. mit Wandalien belehnt ry. wird widersprochen 21. leg. —II. 19. 146. —König in Schweden 132. —Hertzog 137- Wandalien unter Danemarcks Botmäßigkeit »7. macht sich loß davon ig. von Dänemarck angesprochen 18. Wandler 122. Wal- Register. Wallenstein 301.715. bekommt Meckien- - bürg 271. wird seines (Kommando entsetzt 285. wird erstochen 319. Wallstädt (Grafen) 579» fcon \<7asa Erich Ig6 — Gustav wird König in Schweden '95 Wasserburg z8r Wasser,Fall 56s Welling (Baronen) 579 Wenner-See 558 Wappen-Krieg zwischen Schweden und Danemarck 25. 26z. beygelegt ibid» Warschau von Schweden erobert 457. 393. von den Pohien Z96.vcrlas- ftn ibid.- Mehrgehäng 271 274 Welau Tractat 40t j vonderWerthHanns | Bayr.Oen.z22 338 1 342.560.36:. 367 i nnnmt KaysLilche ] Dienste an 378 - Westeraaö Rachs- Tag 199.212 Wiborg erbaut iz6 ^ von den Russen erobert 489 . Wien VVM General Duglass berennt 371* Wilhelm Landgraf zu Hessen 288 — Herhog zu Sachsen 322.310,311 Winter harter 477 seq. langer 551 Wirthe gewissenhaft- te in Schweden 57 * Wissenschafften der Schweden 57z Wiltenberg Schwedischer General 392 Wölffe Register. Wölffe in Schweden v^rcäe (Grafen) 5-- 56z Würtemberg (6ene- Worms 367 ral sro Wrangel Gräflich Geschlecht 579 GustavSchwedis. Zweybrüeken von Admiral 368.376 Franckreich über- z8o.z8t.4io fallen 418 W;<' JÜ v*'" i ^ ? - I mWK' "-i-