r— Vorstellungen über den Krieg, den man ihr gefährlichen Schriften anzukünden hat; an alle so wohl geistliche, als weltliche O b e r k e i t e n. ^ Gemacht- voll D. Ios. Anton Weissenbach, Chorherr» zu Aurzach. Nsxims Illecebrn xeccsnäl imxuvitntis 8xes. Ci- LLko M/orre -r»M. 16. In cuiu8 rnsvll eü, ut xrobibent, Hübet s^>, 1! von probibet sämitti. 8Li.viLi»v81.rb»'o eis Ludern atione Der, ^oo/? Msa'rr«-rr. Vetitn, st lmxrmitn ssnimenänutur. I)/e«iLi. HLi»8lV8 M Dr/o»'/« 8r/!vrr cirrerr Dsbro D. 139 . Augsburg, bey Johann Nepomuck Styx. 179;« n- Borbericht. Habe vor wenigen Wochen in der Ab- Handlung: N)ie haben würdige Seelsorger den"» einreihenden Geist der Freyheit , und den ApoMn der Anarchie entgegen zu wirken / allen Öberkeiten-das Dort geführt. Ast nicht ganz natürlich, daß der Mann, der,^sy gut er konnte , zu Krem Besten M, Verwender, auch hingegen zum Nutzen'dir Unterthanen von ihnen was begehre? Ich bin also der sichern Hoffnung, sie werden mirs um so weniger abschlagen, weil es hinwieder zu deren eignem Vortheil gereichen muß. Oder wie? ist nicht dieser so eng mit jenem verbunden, daß, was immer den.Unterthanen nutzet, oder schadet, auch ihren Oberketten bald früher bald später uu- A 2 hen, Vorberichr. , hen, oder schaden wird? Ein Sah, welchen nur die falsche Politik: in Zweifel zieht. Die falsche Politik sage ich, deren einmal überdrüßig zu seyn wir noch nie so viele Ursachen hatten, als in diesen unglücklichen Zeiten, welche im eigentlichsten-Verstand die Hefen des achtzehnten Jahrhunderts ausmachen. Ich sehe zum voraus, auch Gutgesinnte werden hier mit dem Verse ausrücken: t)uiä zuvLt smillo clauäere texts Zrege? Oder zu deutsch: Wer zu spar kömmt, ist vergebens da. Diesen diene ich zur Antwort. Wir haben noch Vieles zu verlieren: und eben das Verlorne soll uns nur mehr antreiben, wenigst das Uebrige zu retten. Ja gewiß, der erlittene Verlurst hebt die Pflicht nicht auf; er verdoppelt sie. T Vorstellungen über den Krieg, den man itzt gefährlichen Schriften anzukündeu hat; an alle sowohl geistliche, als weltliche Obrigkeiten gemacht. I. Vorstellung. Von der Anzahl solcher ruchlosen Schriften. Os ist offenbar, und liegt am Tag, daß nicht nur in Euren, sondern auch ««gränzenden Staaten immer mehr Schriften erscheinen, die unsern Erlöser zum Betrüger machen: ja so gar dem Pöbel ankünden, daß jenes, was es fürs Wort Gottes hielt, Geburten kranker Kö- AZ 6 pfe sind: und die Sachen «ach so vielen Aus- schlüßm, und Entdeckungen bereits dahin gekommen , daß man entweder der Vernunft, oder dem Glauben zu entsagen hat« Man darf nicht nur in christlichen Landen, nicht nuv im heiligen Römischen Reiche, sondern auch im Sitz der Kirche, und Religivn, in geistlichen Staaten , den jenigen lästern, den man dariyn als Gott anberhet. Wir haben es kürzlich an dem Horns an dem noch besser als Horns, an dem Faustm, oder philosophisch^ Jahrhundert?, . an Yen marcssanischen Brisen, an dem Phantasten - Almanach ^ am Frauen - Journal, ^ an Blumauers Gedichten, am Antichrist, an mehrern Produkten der bayerschen Ik- luminaten, an den sieben wie, und warum? am Nachlaß von Gotthold Ephraim Lest sing, am grauen Ungeheuer, an der trenkischen Lebensgeschichte, an einiges Merken, die dem verstorbnen' Bönig in Preussen beygelegt worden,, an der philothee des Villaumes, an den Annalen der Menschheit, an den Beyträgen zur Beförderung des ^ , alte- Ältesten Christenthums, und der neuesten Philosophie, und andern mehr gesehen. Denn ich führe die an, weil sie die bekanntem, nicht weil sie die einzigen sind. Genug, es geht hier alles dem Dutzend nach: es ist auch kaum eine Gegend , oder große Stadt, wo nicht jedes Jahr einige heraus kommen, die es nur dem schlechten Konzept zu danken haben, daß sie kein Aufsehen gemacher, und anderswo unbekannt geblieben sind. Ein berühmter Schriftsteller bekennet, daß in der Hauptstadt, in welcher er wohnet, in io. Jahren bey goooo kleine Schriften herumgegangen, die größten Theils der Religion nicht günstig waren. Von dem, was seit 1790. für witzige Gotteslästerungen der Franzosen bey uns bald nachgeschrieben, bald übersezet worden sind, will ich aus besondern Gründen, nicht einmal Mel, düng thun. n. Vorstellung Von ihrer begierigen Aufnahme, und Verbreitung. ZHichtS wird begieriger aufgefangen, gedruckt, ^ verkauft, gelesen, empfohlen, als eben solche Schriften, in denen man die Religion verächtlich machet. Sie gehen durch alle Hände. Man leger sie frisch auf. Einige werden die ersten drey Monate vergriffen. Welches freylich A 4 Nicht 8 nicht von ihrem Verdienst, sondern vom Inhalt herkömmt. Niemand würde sie achten, wenn sie christlich, und züchtig wären. Die V 7 srmalschulen, und die Preßfrey- heit setzen auch den gemeinen Mann in Stand alles zu lesen, was von der Schreibsucht solcher Verführer ausgebrütet, und ans Taglicht geworfen wird. Man weis öffentliche Schulen, wo sie ihnen von den Lehrern angerühmt, und stückweise vorgelesen werden. Junge Mägdchen bringen sie mit in die Kirche. Buben in der Grammatik kennen sie. Geistliche, und wollte Gott nur die untersten , nur jene, die man keines Zutrauens würdiget, stellen sie oben an ihren Bücherschränke. Was aber besonders anzumerken, die großen Trompeter, ich meyne jene Zeitungsschreiber, die sich ungebethen als Richter über die Litteratur auswerfen, künden sie kraft ihres tragenden Amtes Jedermann an: und da sie insgemein am Christenthum wenig Geschmack finden, predigen sie überall dieß Evangelium der Vernunft ; oder machen ihre Widerlegungen herunter, we!, che sie, ich sage nimmer, nicht verstanden ; sondern nicht einmal gelesen haben. Dieser ihre Anzahl ist ungeheuer: und wir wissen in unsrer Gegend eine Bande, die aus 60. Köpfen besteht. Verlumpte Studenten, vacierende Schulmeister, hungrige Projektamen, lüderli- che Pfaffen, ausgetrettene Mönche ( lauter Leute, die ihr überall Patronen finden) das sind ihre Verbreiter, die empfehlen in jedem Blatt jene Waghälse, so ins Gebieth der Kirche einfallen, die Glaubensartikel verfeinern, alles Grköch der alten Keßer aufwärmen, die Religion zum Gespötte machen, die Tugenden in Laster, die Lasier in Tugenden umschaffen, die Subordination, und Zucht aufheben, die Stände gegen einander heßen, dem Volk allen guten Misten, alle Unterwürfigkeit, allen Trost rm'Elend benehmen, kurz eine Welt ohne Religion , und Herrschaft aufstellen wollen, in der Jeder nach seinem Dünkel leben, und um keine Vorschrift, als jene seiner Leidenschaften, und eignen Jntereffe's wissen darf. III. Vorstellung. Von ihrem Schaden, und der allgemeinen Verwirrung, welche sie anrichten. A>iele wollen, diese Schriften würden nicht ^ des Ruhms halber verfasset; darum trügen sie den Namen ihres Verfassers nur selten an der Stirne. Ich wills zugeben; weil sie den Ruhm nur bey Unstudierten, und für sie Eingenommenen erschleichen können. Oder was enthalten sie anderes, als Sammlungen beißen- As der Ho der Reden, flüchtige« Scherze, laumgter Got, teslästerungen, die in Gesellschaften muthwilli, ger Stutzer, und Freymaurer vorkommen? Sagen nicht alle das gleiche? Schreibt nicht einer den andern aus? So sind sie dann angesehen, durch ihre Anzahl, und beständige Wiederholungen das Publikum an die Sprache, und Säße zu gewöhnen, die nach, und nach alles Gute bey uns ersticken. Es sind giftige Quellen ; wer immer davon trinkt, wird nicht nur berauscht, sondern auch unsinnig. Qui bibit mös, furlt. *) Man sieht es am Verfall des Glaubens, und der Zügellosigkeit der Sitten, die miteinander in Verhältniß stehen. Beyde haben durch solche Bücher einen Zusatz bekommen, welcher voy Tag zu Tag auffallender wird: und dem man- weil er sich schon bis zum Pöbel ergossen hat, nur mit äußersten Zwangmitteln kann Einhalt thun. Ja auch von diesen läßt sich mit Wahrheit sagen, daß, wenn sie noch eine Zeitlang verschoben werden, sie endlich zu spät kommen, und keine Wirkung mehr thun werden. So viel überhaupt von dem Schaden dieser Bücher, und jener allgemeinen Verwirrung, die sie bey jeder Gattung der Leute anrichten. Das mehre, O vrvrvs kskorum Inbro IV. verk. z6z. mehrere, und sonderbare wird sich immer mehr im Erfolg dieser Vorstellungen weisen. IV. Vorstellung, Von der Pflicht diesen Schriften entgegen zu Wirken. Os läßt sich dann zu solchem Unwesen nimmer ^ schweigen. Jedermann soll sich dafür annehmen : jederman die Wachsamkeit auf böse Bücher, als die Hauptangelegenheit der Kirche betrachten. Vorderst aber die Fürsten, und Bischöfe ; welche daraus auf den Zustand jener Lande und Kirchsprengel schließen können, für welche sie zu sorgen haben. Ich will zu erst von den Fürsten reden. Ein Regent soll sich immer mehr aus seiner Religion, als seiner Würde machen : und der würdigste Gebrauch des Obergewales besteht in dem, daß er das Heil vieler Menschen befördere : und seine Vorzüge, weil sie Gaben des Herrn sind, zu dessen Ehre verwende, welcher sie ihm ertheilet hat. Die Unterthanen sind ihm auch vorderst in der Absicht auf ihr ewiges Heil anvertrauet. Denn es wäre nicht nur wider die Lehre des heiligen Augustins, sondern es würde die ganze Absicht des Evangeliums verfehlen, wenn man annähme, der Mensch sey eher. für den Staat, als für die Religion ye-- bohren. Gott hat uns zu einem übernatürlichen Ziel, zu einer ewigen Seligkeit erschaffen; darum müssen alle andere Absichten nach dieser geordnet werden. Weil er unser Urheber ist, ist er auch unser Zweck. Freylich werden wir im Staat, und als Unterthanen gebohren, bevor wir zur Taufe gelangen, und Kinder der Kirche sind; das aber ist eben ein Unglück unsers Ursprungs, und die Strafe der uns geoffenbarten Erbsünde; ohne die wir unabhängig auf die Welt gekommen wären. Dem ungeacht sind wir nicht jur Dimstbarkeit gebohren. Der Erlöser hat uns von dieser erlediget, und in die Freyheit der Kinder Gottes versetzet. Wenn wir dann Unterthanen des StaareS sind ( und das sind wir gern) ist doch diese Abhängigkeit durch- gehends der Religion untergeordnet; weil selbst der Staat nicht anders, denn zur Ehre des obersten Gebiethers kann gerichtet seyn. Hören wir nur den Welrapostel. .Mniüri Dei sunk, spricht er von allen Regenten, in koc ipüun fervievtes. Sie sind Beamte Gottes , die Lhni zu eben dieser Abtsichr zu dienen haben. Selbst einer der größten Könige, der nach dem Herzen Gottes regierte, und in seinen eingegebenen Gesängen alle künftige Kollegen zu unterrichten hatte, schrieb im 2. Psalm. io. r>. Lt nunc reZes intelMts! eruäimini gui M- äicatis terram! Lervits Domino in timore. Nun ihr Aönige, verstehet es wohl! last fec ser euch Unterricht geben, die ihr die Erde richtet. Dienet dem -Herrn in Furcht. Er will sagen, wie es der heilige Augustmus erklärt: Diener ihm wie andere Menschen; denn ihr seyd eben so seine Unterthanen; aber dienet ihm auch als Könige; damit eure Macht seinen Dienst befördere, und sein Gesetz durch eure Gesetze unterstützet werde« Wie könnte auch ein irdischer Regent gegen den himmlischen undankbarer seyn, als wenn er aus Rücksicht ciuf die Erde sollte aufhören dessen Ehre, und Dienst zu schützen ? Wir haben schon gehöret , daß er den Besitz seiner Macht ihm allein zu danken hat. Oder wer ist, der Fürsten setzet, und die regierenden Häuser fort- pflanzet ? Wer ist, der den Völkern Gehorsam einflößet ? Wer ist, der das Schicksal der Staate entscheidet? Nein, fürwahr Las Glück der Großen kann nicht vom Ungefähr / sondern nur von der Vorsehung kommen: und jene, denen die Verwaltung menschlicher Dinge anvertrauet worden, müssen sich mehr denn andere den göttlichen Rathschlägen überlassen. Was aber der Sache ihren vollkommensten Ausschlag giebt, und auf was die verkehrten Staatisten unsers Weltgangs nie geachtet haben, ist ja der nämliche Gott, welcher das weltliche, Und welcher das geistliche will verwaltet wissen. 14 Beydes kömmt von ihm r und sollten wir bis aufs innerste dringen , hat er das geistliche, oder unser künftiges ewiges Heil nicht dem weltlichen- nicht dem zeitlichen Wohl unterwerfen können; sondern vielmehr diesem als dessen Hauptzweck vorstecken müssen. Die höchste Vernunft kehret die Natur, und Ordnung der Dinge nicht selb- sten um, welche unsre Vernunft nie verrücken darf. Sie zieht überall das Wichtige dem Geringen , das Hohe dem Niedrigen, das Lange und Jmmerdaurende dem Kurzen vor; und will es auch von allen Geschöpfen- die vernünftig sind, durchgehends vorgezogen wissen. Sehet den nnumstöslichen Grund, warum weltliche Fürsten auf ihre Unterthanen, in so weit diese als Glieder der Kirche betrachtet werden , nicht nur eine Beziehung haben, sondern auch deßwegen ganz besonders mit ihnen verbunden sind. Wie es dann keine Schmeichele», sondern die lautere Wahrheit ist, wenn ich zu einem Prinzen sage , daß die Unterthanen ohne ihn weder hier, noch dort glücklich seyn können; so darf mir derselbe nicht verargen - wenn ich .im Gegentheil beysetze, daß auch en ohne die Unterthanen weder hier, noch dort glücklich seyn könne. Eine Parthey muß der andern zu seinem zeitlichen, und ewige» Besten verhülsiich seyn. V.Vor- V. Borstelluttg. Von der Erfüllung dieser Pflicht. HL>eil also die Pflicht gedachtem Uebel, das aus bösen Büchern entsteht, abzuhelfen » in keinen Zweifel kann gezogen werden, folget von selbst , wie sehr man sich muß angelegen styn lassen, diese Quelle unsrer Ruchlosigkeit zu stopfen : und, wo es noch Zeit ist, Exempel zu statuiern, welche Aufsehen machen. Niemand soll ungestraft seine Feder wider den Herrn Herlei» hen. Man soll es diese Frevler wissen, und stchlen Machen, was sie grwaget haben. Die Strafen der Fürsten sollen auch diesfalls wie die Donnerkeile seyn; weiche, wenn sie schon wenige treffen, doch alle zittern machen. Die Güte, und Nachsicht kann hier um so weniger Platz haben ; weil jener, der dem Verführer schonet, allen denen schadet, die von ihm angestecket werden können. Die Straffreyheit eines einzigen machet hundert strafbar. So, gebiethende Herrn! reden eure eigene Gesetzbücher: das ist die Sprache der Vernunft, und Gesetzgebung , durch die ihr die Gerechtigkeit handha- haber, so wohl eure Obergewalt, als das gemeine Wohl gegen die Auöbrüche grober Leidenschaften sicher stellet. Wie es aber dort um eure Herrschaft , und die leiblichen Vortheile des Unterthans zu thun ist; so istö in diesem Fall um L- »E um die Majestät Gottes, und nms ewige Heil vieler Seelen zu thun; die von euch noch strenger, denn nur das zeitliche Leben der Köcher werden gefedert werden. Denn, wie wir euch über alles jenes Rechenschaft zu geben haben; wie ihr über Jedermann richtet; wie ihr über Gut Sich Mm absprechet; so wartet auch auf euch M Gericht« Und in diesem Gerichte seyd ihr weit schlimmer bestellt, als alle eure Unterthan nen ; weil, da diese nur für sich zur Rede gsstelr ler werden, ihr für Jedermann haften müsset. Damm spricht der heilige Geist im Buch der Weisheit am 6. Rap. 6. V. sucliciuw äu- rWmum lÜ5, czui prZsiunt, üet. Die andern Vorgesetzt sind , werden am strengsten gerichtet werden. Ein Ausspruch, welcher vielen Regenten den Scepter in der Hand zittern machte: und wegen dem manche ihn so gar niedergeleget haben. Was ist aber unter allem der.Rechenschaft mehr unterworfen; was muß Gottes Gericht eher, und nothwendiger über die Prinzen ziehen, als die Verführung, und das Aergerniß der Unterthanen? Es hilft nichts, daß sie die-, ses nicht in eigener Person gegeben haben; es. ist mehr denn genug, daß sie es gestattet: daß sie es geduldet: daß sie es nicht nach allen Kräften verhindert: daß sie es nicht mit den schärfe- sten Strafen beleget, und, so viel an ihnen war, auch ausgerottet haben. 17 Nun eben diese Gefahr ist, was mich zwar mit Ehrerbietung, und Unterwürfigkeit, aber auch mit Schmerzen, und Schrecken, die aus innerster Ueberzeugung kommen, sagen machet, man habe so wohl im römischen Reiche, als in andern Staaten von Seiten jeder Religionsver- wandten jene theure Pflicht nicht beobachtet. Weder Gott, noch die Kirche, noch die ehrliche Welt kann zufrieden seyn, daß manche auch höchste Herrschaft über den Punkt so gleichgültig geworden. Es ist nicht anders, als wenn einige Hand dazu böthen: oder wenigst wenn sie Leute um sich hätten, die aus Blödsinn , oder bösen Absichten sie das Gewicht dieser Sache nie fühlen, oder beherzigen ließen. Möchten Loch diejenigen, von denen die Rede ist, der Ueberlegung des Vergangenen eine einzige Stunde zu schenken geruhen, würden sie nie in Abrede seyn, sofern sie nur den zehnten Theil jener Sorgfalt, welche sie für andere Geschäfte verwenden , hier angebracht hätten, wäre das Uebel nie so weit gekommen, ja vielleicht in seiner Geburt schon ersticket worden. Ist auch ein Thäler entdecket, oder betreuen worden, blieb es bey dem stehen. Er mochte thun, was zuvor : ich hätte bald gesagt, er sammelte sich noch Gönner: und, da er ehedeffen in Geheim schadete , war er ihr befugt es ungehindert, und öffentlich zu thun. B VI. V o r- >» VI. Vorstellung. Von der Entschuldigung der Unwissenheit , mit der man sich von dieser Pflicht los zu machen glaubet. weit auch die Hände der Prinzen reichen, so haben doch ihre Augen keine ausgedehnte Kraft. Vieles wird mit gutem Bedacht vor ihnen verborgen. Sie müssen gar oft ihre Ohren zu Hüls nehmen. Aber auch zu diesen können viele Misbräuche, Laster, Unterdrückungen nur durch Zufalle gelangen ! Es giebt immer mehr Leute, denen daran liegt solche Sachen in Geheim zu halten. Aber wie ist hier möglich sich auf die Unwissenheit zu berufen; weil das Uebel nicht nur alt, sondern auch so offenbar als die Pflicht ist, die ihm soll entgs, genwirken? Nein, die Vorsteher können nicht die einzigen seyn, welche nichts vom Verfall dessen wissen, auf was ihr Augenmerk vorderst soll gerichtet seyn. Ich will mich deutlicher darüber erklären. Die Verführer sehen vorderst auf die Wachsamkeit der Großen: und, wo sie die wahrnehmen, wagen sie freylich nur schwache, nur geheime Anfälle. Dem Abgang also dieser Wachsamkeit hat man vorderst auf die Rechnung zu schreiben, daß sie in mehrern Landen, und Städten eine Rotte der Verschwornen ausmachen: daß alle Glieder des widerchrisilichm Kör- -9 Körpers in enger Verbindung stehen, und sich immer näher aneinanderschließen: -aß sie mit gutem Erfolg arbeiten, und noch durch andere, die eigentlich nicht in die Karten sehen, zum gleichen Zweck arbeiten lassen: daß jeder seine Rolle , und seinen Posten hat: und wo man minder darauf merket, nicht zufrieden sind im Land selbst alles Unheil anzurichten, sondern auch aus diesen Sammelplätzen beständige Ausfälle auf andere Länder thun, wo man ihnen noch nicht gewohnt ist mit Unachtsamkeit zu begegnen. Zudem wie oft, wie deutlich, wie dringend, wie feyerlich hat man den hohen Stellen gezeigt , es sey ein großes, ein allgemeines Komplet Widers Evangelium unter der Decke. Man belegte die Aussagen mit lauter Thatsachen, die sich mit Augen sehen, und mit Händen greifen ließen. Man kam mir den ausgesonnenen Ehrbezeugungen, die man den Anführern der neuen Heyden bewies : mit den öffentlichen Denkmälern, die man ihnen errichtet: mit der gählingen Verbreitung des Freimaurerordens : mit der Toleranz, die man bis auf widernatürliche Unzuchten, und Gottes- laugnung ausgedehnet: mit dem Gozinianist' mus, den man nicht nur auf öffentlichen Schulen der Protestanten, und Katholiken lehret, sondern auch in die Pfianzhäuser der Geistlichen eingeführet hat. Man kam, sage ich, mit der Illumnünaren - Geschichte in Bayern : mir , B 2 den den neuen Austritten, und Siegszeichen des Unglaubens in Frankreich: mit dem Freudenge, schrey, welches die Bundsgenosseu in andern Landen darüber erschallen ließen: mit den Lob, und Vertheidigunsschristen der Unzucht: mit dem Unternehmen des Lagliostro in Rom: mit der Empfehlung deiftischer Zöglinge, die an vielen Höfen des Reichs ihr Glück machen: Man kam endlich mit den Leibrenten , und Gnadengeldern, welche auf Unkosten des gemeinen Wesens den ehrvergessensten Journalisten , llVochenblattlern ( oder wie der Schwärm weiter heißen mag ) ausgezahlet werden. So sichere, so viele Proben des schreck, lichen Beginnens, die nun Niemand mehr läug- nen, noch decken kann, müssen Jederman, und vorderst den Oberkeiten die Augen öffnen: auch keinen nur geringsten Zweifel übrig lassen, der freye Lauf ruchloser Schriften müssen für die Offenbarung in allen Staaten die äußersten Folgen haben. Die vorgeblichen Aufklärer genießen die Freude, daß man sich über die Progressen beruhigen läßt, und aus der Sache Jesu Christi nichts gemeinschäftliches mehr machet. Sehen sie nun, daß diese Denkensart Mode wird, daß ihnen von Tag zu Tag mehr hingeht: daß alles nur bey Worten, Klagen, ««kräftigen Verbothen bleibt, werden sie mit ihrem Plan überall durchsehen, und binnen zwey Jahren wirklich den Meister spielen. Ll VII. Vorstellung. Von der zweyten Entschuldigung, der vergeblichen Mühe, die man dieser Pflicht entgegen setzet. freylich ist mir der Kunstgriff gewißer Räthe O gar wohl bekannt, der auch schon lang seine Wirkung that, Leute die das Ganze nicht. übersehen, machten sich bey einer solchen Lage gar zu viel -Hoffnung einiges Fortganges. Wenn dann ihre Fürsten von so gefahc,, lichen, so vermessenen Schriften aufgebracht sind, wenn sie sich über die groben Säße aufhalten, sind sie so gleich mit dem Einwarf da. Es sey zu hart hinter den Verfasser zu kommen: der wüßte sich allemal in die innersten Vcrschanzungen, welche er zum voraus aufgeworfen', so zurück zu ziehen, daß ihm anders als mit Zuwarten, und Verstellen kaum beyzukommen wäre. , Immerhin; gab ich einem solchen zur Antwort ; man kann eine Schrift unterdrücken, wenn man schon nicht weis, wer. sie verfertiget hat. Will man aber diesen wissen ; mache mans nur, wie bey Schriften, die gegen eine StaatS- verfassung, .höchste Befehle, oder Personen her- B Z aus- auskommen. Man wirft für jene, so den Verfasser entdecken, große Summen aus: man geht so gleich auf Spurest, wo eine Vermuthung auf die andere führt. Vom Argwohn kömmt man auf Grund. So hat man vieles entdecket. Nur die Gleichheit des Papiers, der Buchstaben , mit Vorzug des Stils, hat schon manchen verrathen. Rein Ey, heißt es , kein Tropfen Wasser ist dem andern so gleich, als zwo Federn in eben der Hand. Ist aber der Verfasser ausgekundschaftet, hat es beym Vorwitz nie sein Verbleiben. > fMan übergeht zur Strafe, die oft nicht geringer, als das Verbrechen ist: und den Verbrecher keine Lust mehr anwandeln laßt sich an die Großen zu wagen. Wir haben so frische , als helle Beyspiele von mehrern Höfen, die durch derley Vorkehrungen auch den wärmsten Köpfen das Schreiben auf ewig verleidet haben. Alle ihre Ge- schicklichkeit, die so gar der feinsten Satyrs ge- gewachsen war, und die größten Gepresten, mit denen sie ein Staatskörper ärgerte, waren keine hinlängliche Versuchung, die sie aufs neue zu einem nützlichen Entschluß hätte verleiten können. Nein fürwahr, wenn die weltliche Regierung beschimpfet wird, ist man nicht zufrieden, daß man hinter den Thäter gekommen, und seine Hoffnung verborgen zu bleiben vereitelt hat. Man Man reibt ihm die schändliche That, die verübte Untreu, den tollen Schritt mit den empfindlichsten Ausdrücken unter die Nase: man läßt seine Schrift verbiethen, oder widerlegen, die Abdrücke müssen alle ausgeliefert werden. An jedem Orte, wo sie ausgestreut worden sind, sieht man Scheiterhaufen, und geschäftige Henker, die zum Schimpf jener, so daran Theil hatten, die Blätter ins Feuer werfen. Und billig; sie haben die Majestät verletzet. Sollte aber nicht ein gleiches Verbrechen einen gleichen Eifer erfahren? Doch, wie leicht bin ich über die Sache weggefahren! Man darf das Verbrechen nie gleich nennen; weil eine Schrift wider den Goltmenschen wegen der Hoheit des Beleidigten eine Bosheit enthält, die keine Gränzen hat. Es ist dabey um die Majestät dessen zu thun, welcher die Könige des Erdbodens zu Knechten hat: und sie mitten im Glanz ihrer Herrlichkeit durch bloße Kraft seines Willens in ihr Nichts zerstäubt. Wer an das dächte, würde von selbst auf den Schluß verfallen, daß der Vorwurf, der ihr oft gehöret, aber selten geachtet wird: Bey den Menschen kann man sich nie genug in Acht nehmen; wider Gott laßt sich schreiben, was man will, etwas recht fürchterliches habe; und daß man ihm nie ohne Ge, fahr dörfe Anlaß geben; weil er eben wegen der B 4 Un- 24 Ungleichheit des Betragens, und der Verletzung den Zorn des Höchsten reißt. Sey es, daß jede irdische Macht in dem Punkt am kitzlichsten ist; wäre ja eine vorsätzliche Verachtung des Herrn, wenn sie glaubte, sie hätte dessen Beschimpfungen schon desto weniger zu achten. Dort darf man keine Duldung verwenden: man giebt keiner Entschuldigung, keiner Abbikekeiner Be- reuung Gehör; und einem Wurm , der sich wider Gott aufgelassen, der ihn aufgefoderl, der ihm Hohn gesprochen, soll Toleranz zu gut kommen ! Man soll sich getrauen zu sagen, es laufe wider die Rechte der Menschheit, wenn man ihn zur Strafe zieht, und ihm nimmer gestattet sich an der Gottheit zu vergreifen! Die Vergleichung wird viel auffallender, wenn man bedenket, wie die Regenten eine Um bild, die sie von ihres Gleichen, ich meyne von andern Regenten, erfahren, zu rächen pflegen. Sie greifen zu den Waffen: und legen die nicht nieder, bis sie sich Recht verschaffet, und Genugthuung erhalten haben. Das ganze Reich gerätst in Bewegung : alles muß in Harnisch schliefen: sich seines Beherrschers annehmen: Gut, und Blut aufsetzen, damit sein Ansehen, das jedem heilig ist, nimmer beschimpfet bleibe. Wer sollte den Eifer nicht billigen ? Ich selbst würde den wärmsten Antheil nehmen: und zu jedem sagen: Nun ist der Zeitpunkt, wo Iederman zeigen soll, wer zu gebiethen. und zu gehorchen hat. Das ist ein vorzüglich Recht meines Landesherrn, daß er die Ehre rette > und die Welt wissen lasse, daß er eben so unabhängig, als der ist, der seine Brone angetastet hat. Der Prinz hat Niemand ober sich, denn Gott; und das zwinget ihn sich selbften Recht zu schassen. Aber s der traurigen Anwendung! und wie weit bringt mich die Gleichniß, mir der ich wider meine, und anderer Erwartung hier aufziehen mußte! Wenn dem so ist, kann man viel weniger bey öffentlichen Unbilden Gottes einige Mäßigung , oder Gleichgültigkeit foderm Der Gott, ihr Prinzen! dem ihr alle huldiget,: und vor dem ihr auf den Knien lieget, der wird in euren Augen so gar von PrivMkeUten verspott tet; und ihr wachet nicht auf! Seine Feinde schlagen auf eurem Mrund ihr Lager wider ihn auf; und sie sollen Fried von euch haben ! Fried, den sie nur ertrotzen, der nur zu ihrem Vortheil angesehen ist, und-den sie allemal zu eurem eigenen Schaden misbrauchen ! Was wäre das anderes, als sie schützen? Gott, saget ihr, kann seine Unbilden selbst rächen; er , hat dazu keines Menschen nöthig. Er hat aber seine Rechte in eure Hand geleget: und ihr sollet sie nicht nur wie die eurige, sondern auch vor den einigem schü- B 5 tzen. 25 ßen. Seine Religion, sein wahrer Dienst, der ihm einzig gefällt, und den er aus besonderer Gnade euch geoffenbart hat, ist das kostbarste Gut, das er bey euch hinterlegen konnte. Das wird er von euch zurückfedern. Er ist der Herr aller Herrn: er ist nach seinem eigenen Ausdruck der Schreckliche, der den Fürsten den Ordern nimmt, der Schreckliche bey den Bönigen der Erde. So ist euch dann die Nothwendigkeit auftrr legt, über den Punkt ganz andere Gedanken zu fassen: und wie glücklich wäre ich, wenn ein einziger sein Gewissen fragte, ob er sich mit dem Betragen, das er dießfalls angenommen hat, zu beruhigen, und zu der Zeit, wo er allen Gewalt niederlegen: und ganz bloß ohne Gefolg, ohne Ehrenzeichen, ohne Charakter gleich jedem seiner Unterthanen zu dessen Richterstuhl wird abgerufen werden, vor ihm zu erscheinen getraue? Wir andern Lörfen euch nicht urtheilen; wir . müssen aber Kraft seines Befehls, und unsers EidS euch verdeuten, daß, wenn bisher an euch nichts gemangelt hätte, wir nimmer erlebet hät, ten , daß der Unglauben unter den Christen zum Ehrentitel geworden wäre: und daß die Ruchlosen, die Heiden, die Materialisten, die Got- resläugner, welche ehemals das Scheusal ihrer Zeiten waren, und selbst von der Welt wie Ungeheuer angesehen worden, nun im letzten Schritt, den die Bosheit wagen kann, ihren größten Vorzug 2 - zug suchten. Diese Rotte dann, die aus offenbaren Feinden Gottes besteht: und nur bedacht ist täglich mehrere wider ihn aufzuwickeln, und seiner Bothmäßigkeir zu entziehen, verdienet allen Nachdruck eurer Gesetze. Es ist auch nichts, denn die Strenge, mit der ihr euch selbst vertheidiget , was den Bsrschwornen Einhalt zu thun vermögend wäre. Greifet also nach dem Schwert, mit dem euch Gott der Eiferer zum Schutz des Guten, und zur Strafe des Bösen umgürtet hat! kehret es einmal gegen diesen verlohrnen Haufen. Das sind die ersten Feinde, welche ihr zu bekriegen habet: und das soll eure Rache weit mehr reitzen, daß diese die alten Gränzen des Glaubens verrücken, als daß andere nur auswärtige Feinde die alten Gränzen eures Gebiethes überschreiten wollen. vm. Vorstellung. Von der dritten Entschuldigung, der Widersetzlichkeit. Aber mit nichts liegt man den Großen itzt mehr in Ohren, als daß man alles vorige umreite, und sich an dieses halte: Es waren itzt ganz andere Zeiten: und wer den Willen des Unterthanen gewinnen wolle, müsse ihm freven Verstand gestatten. So hatten sie noch die Scharren eini- 28 einiger Unabhängigkeit, auf die sie am meisten stolz waren: und glaubten durch eine Oberkeit, welche ihnen diese übrig ^ laßt, mehr zu gewinnen, als sie von ihrer Seite verspielet hatten. So reden Leute, denen daran liegt, weis i nicht was für Folgen zu besorgen, und vorzuse- - hen; welche doch einzig, ich sage,nicht, inih-^ rer Einbildung, sonder in ihrer Vorstellung bestehen. Ich will sie dann nur fragen: die Leute sind nun so; waren sie aber immer so? Und, wenn sie nicht immer so waren, wenn sie erst-- vor zwanzig Jahren ganz anders gewesen, wer, ums Himmels willen! wer hat sie so gemacher Wer kann auch machen, daß sie wieder wie ehemals sind? Ich kenne diese Sprache zu gut,^ und wer sie führet, gehört ungezweiselt zu den Mitverschwornen. Wären solche noch Christen, blieben sie bey den Verheißungen des Evangeliums ; wurden sie nach Wissen und Gewissen, den Gegensatz behaupten, und ohne Anstand sa-^ gen, die Fürsten harren vielmehr von der Duldung der Ruchlosigkeit alles zu befürchten. Gesetzt aber, denn ich will von die-' sem noch nichts melden; sondern die Besorgmß annehmen; gesetzt die Regenten sollten Widersetzlichkeit finden, wenn sie sich mit Ernst, und Eifer gegen die schlimmen Bücher erklärten; könnte sie das von jenem, was ihre Hauptpflicht ist, ledigsprechen ? Die Häupter des Volkes ha- 29 bsn immer geglaubt, sie würden sich vorderst als solche zeigen, wenn sie sich zum Heil ihres Vol- Fes in Gefahr begäben. Darum zogen die meisten in Person aus, und fochten an der Spiße des Heers, das ihnen gefolger war. Doch hier ist um keinen Streit zu thun, welcher Blut kostete. Er hat aber desto mehr vom wahren Ruhm, und daneben einen gewißen Sieg; der einem Prinzen eine neue Krone aufsehet: eine Krone, welche niemals verwelket, und die ihn im Himmel so sehr erhebet, als er ißt auf Erden über andere erhaben ist. Aber beym Zeitlichen zu bleiben, weil diese Denkensart ihm die zärtlichste Neigung des obersten Herrn brächte, würde dieser dessen Staaten bey allen Unternehmungen, und Angelegenheiten segnen, schüßen, und verherrlichen. Denn diejenigen, die ihm -Hoffnung machen, er würde jemals bessere Unterthanen bekommen , als jene, welche Lhriften sind, haben sich gewiß in der Geschichte schlecht umgesehen : sie haben keine Kenntniß vom Regieren: sie sind nicht würdig, daß sie einem Regenten zur Seite stehen. Das ist eine so ausgemachte, so ungezweiftlte Wahrheit, daß auch die StaatS- kluge, welche selbst keine Religion hatten, dem Fürsten dennoch angerathen , daß er wenigst der Treue willen diese handhaben, und dafür bey jeder Gelegenheit alle Achtung zeigen; ja dieselbe als den Beweggrund aller seiner Verord- nun- nungen, und Unternehmungen angeben, oder voraussehen solle. Darum sind jene eben die allerärgsten, und allergefährlichsten Betrüger, die sich in unsern Tagen die Mühe nahmen das wirkliche, und künftige Heil der Unterthanen so zu spalten, daß sie den Königen begreiflich machten, sie hätten einzig auf das erste zu sehen ; als ob das zweyte ihnen gleichgültig seyn Lörftr: ob sie es mit Verachtung ansehen, ob sie es nie gründlich kennen, oder untersuchen sollten: ob nicht die Beförderung dieses auch jenes beförderte, und die Unterthanen je getreuer sie Gott wären, desto getreuer auch ihnen würden. O des verdammlichen Betrugs ! Immer fürs zeitliche, nie fürs ewige Bedacht nehmen; immer nach dem Vernunftlichte, nie nach dem Glaubenslichte regieren! Wie wollte ich den Mann, den ich im Angesicht seines Prinzen so reden hörte, packen, und mit seinen eigenen Grundsätzen zu schänden machen! Eben die bloße , die vom Glauben getrennte Vernunft, welche ganz ihr selbst überlassen wird, stürzet alle Thronen um. Denn diese kennet zwischen den Herrn, und den Knechten keinen Unterschied. Voltaire, Raynal, und andere haben hundertmal gezeigt, und leider zu praktisch gezeigt, was man heute an den Höfen nicht glauben will, die größten Könige, welche ganzen Reichen vorstünden, und das Schicksal mehrerer Völker zu entscheiden hätten, könne man mit dem freyen Auge der Vernunft nie anders, als uns- res gleichen ansehen, welche sich heute erhöhen, morgen stürzen lassen. Dahin gehen alle Vernunftschlüsse der Freymäurer, daß wir jeden Menschen, den großen wie den kleinen, in seiner pur natürlichen Lage, ohne alles Vorurtheil der Uebung, derGeseße, der Religion, der Herkunft , nur au sich selbst betrachten, und darüber bey jedem Vorfall das reine Licht, der geläuterten, unbefangenen Vernunft absprechen lassen. Die bayerfthen Illuminaten machen sich anheischig, Las vernünftige Thier, den gleich erschaffenen, gleich gezeugten, und gebohrnen Weltbürger vermittelst der Aufklärung, und heiter« Aussichten ins unterdrückte Naturrecht, zu seiner ersten, ursprünglichen Freyheit zurück zu führen, ihm alle Bande, welche man dessen Willen und Verstand angeworfen hat, abzunehmen , und ihn so auf Gottes Erdboden ungestört , ruhig, vergnügt wandeln zu lassen. Sehet das ist, was ich Las Evangelium der Vernunft hieß, der Katechismus des ehrlichen Mannes; kraft dessen er sich über alles Hinwegmacht, was er nicht mit auf die Welt bringt, und nur von andern annehmen soll. Er kennet keinen anderen Führer als die Vernunft, und wer ihm diese beschränket, den ist er berechtiget als seinen ärgsten Feind durch was immer für Mittel, welche ihm die Natur an die Hand giebt, von der Seite zu schaffen. Ich selbst, im Fall ich das Unglück hätte ein Ungläubiger zu seyn , könnte kaum anders denken. Ich beten- kenne freymüthig , daß ich alsdann keinem Menschen anders als aus Zwang oder Noth dunen, oder, wo ich keinen Vortheil dabey hätte, getreu verbleiben würde. Weil ich aber nicht aus Dummheit, sondern aus Ueberzeugung ein Christ bin, muß ich jedem Regenten alle Ehrfurcht, dem meinigen noch dazu alle Unterwürfigkeit bezeigen. Die Offenbarung, welcher ich beypflichte, lehret mich den eigentlichen, wahren Ursprung des Ansehens, und der Größe meiner Herrschaft in dem Himmel suchen. Da, und sonst nirgends treffe ich diesen an. Die Religion ist, was die Regenten zu rechtmäßigen Besitzern ihrer Gewalt, ja selbst zu Statthaltern meines Gottes machet. Sie bezeichnet diese mit dem Siegel seiner Vollmacht, und seiner Majestät , sie richtet ihre Throne in unsrem Gewissen auf. Ja, sage ich noch einmal, sie, die Religion hat mich gewöhnt aus Pflicht , und mit Willen Unterthan zu seyn. Nur sie sagte mir, wer der Oberkeit widerstrebt, widerstrebe der Ordnung Gottes. Nur sie sagre mir, ich solle den leiblichen -Herrn gehorsamen , und ihnen nicht nur dem Auge nach dienen, oder wem andern als jenem, der die Herrschaft gestiftet hat. Zu gefallen suchen. Ich erk.enne dann in meinem Fürsten eine zweite untergeordnete Majestät, wie sie schon Tertullianus genennet har; eme Majkstät, welche gleichsam der Ausfluß von der ersten, und göttlichen ist; weil diese einen Theil ihres Glanzes über die Regenten verbreitet, gegen den nicht nur ich, son-. dem auch sie, die Regenten selbst, Ehrerbietung haben müssen; ich , damit ich vollkommen gehorsame; sie, damit sie unsern Gehorsam nicht anders , als zu jenen höchsten Absichten gemeiner Wohlfahrt anwenden. Kur;, in dem Christenthum sitzet der Regent auf dem Stuhle des Herrn: und das Schwert, das er trägt, hat er von die, sem selbst empfangen. Was aber das herrlichste für eine christliche Unterwerfung ist, sehe ich auch den Erlöser, nachdem er meine Narur angenommen hat, den Regenten gehorsamen. Er hat sich selbst erniedriget, und ist gehorsam geworden, wie sein Apostel zu den Philippensern 2 . Bap. 8. V. schreibt. Er unterzog sich allen LandeSgeseßen: und lehrte uns nicht nur Gort geben, was Gottes, sondern auch dein Baiser, was des Baisers ist. Er achtete bey Vollziehung ihrer Befehle nicht auf ihre Mängel, auf ihre Laster, auf ihre bösen Absichten, auf ihre falschen Grundsätze, auf ihren Unglauben; sondern den willen des Vaters, welcher die Menschen nicht unmittelbar durch sich, sondern andere Menschen regieren will; sollten sie auch nicht wür, big, oder lang nicht so gut, als viele der Untergebenen seyn. Er wollte uns ein Beyspiel geben, daß wir statt der Person, auf deren Würde, statt der Menschen, auf Gott, dessen Stelle sie vertreten, zu sehen hätten. C So 44 So aber leget die Religion nicht nur den Grund zu der Macht, sondern auch zur Sicher» heil eines Regenten. Sein Ansehen wird durch sie unverletzlich. Sie wachet über sein Leben, und seine Nachkommenschaft. So gar bey den Vergehungen, und Schwachheiten, durch welche er selbst vorn höchsten Gesetze abweicht, ob- schon sie die verdammet, will sie seinen Charakter geschonet wissen, und heißt seine Befehle in Ehren halten. Ein Grundsatz, welcher schon die unruhigsten Völker , die durch böse Thaten ihrer Anführer nicht nur geärgert, sondern auch gereiht, und aufgebracht waren, gebändigt hat. Er wirkte auf ihr Herz, er flößte ihnen beym Gehorsam Geduld, und Stand- haftigkeit ein: er dämpfte den Geist der Em, pörung, er hielt die ersten Ausbrüche des Unwillens , die Wellen des Volkmeers so im Zaum, daß alles wieder stille, alles ruhig wurde. Wir lesen unter einer einzigen heidnischen Regierung mehr Aufruhren, als unter zehn christlichen. Die meisten, die zum Thron gelangten, mußten durch Blutströme dahin waden, wandelbare Menschen, die so wenig um die Mäßigung als Offenbarung wußten: und auch dort, wo sie ihren Trieben folgten, glaubten die Vernunft zum Führer zu haben, federten die Kronen zurück , welche sie nur geliehen hatten: und unge- acht der Sklaverey, der sie gewohnt gewesen, kehrten sie, so bald sie in Bewegung gerierhen, das Schwert des Regenten Wider ihn selbst: und Z5 und raubeten jenem, dem sie die Macht gegeben hatten, noch das Leben. Ein Prinz, je mehr er gefürchtet ward , desto mehr hatte er sich zu fürchten: und da er das Reich, ja alles hatte , harke er die Sicherheit nicht. Die königliche Würde ward nur zur Belohnung einer übelverstandenen Tapferkeit; die man aber mit dem wahren Namen der Verwegenheit , des Blutdurstes , und der Herrschsucht hätte belegen sol, len; da sie vom Naturelle abhieng, war sie so weit entfernet heilsame Wirkungen hervorzubringen , Ordnung, Frieden, Glückseligkeit zu stiften , daß sie im Gegentheil zum Rüstzeug aller Gewalrhättigkeiten wurde, welche durch Wie- dervergeltung des Unrechtes den Erdboden zerrissen , und ihn mit Blut, und Trümmern bedeckten. Die Herrschaft ward zum Raub, und wegen ihrem Unbestand wurden die schrecklichsten Kriege geführt, ganze Nationen dem Schwert, ganze Städte den Flammen übergeben, Unzählige mußten sterben, und unglücklich werden, weil sie entweder dem alten, oder neuen Beherrscher treu geblieben > und ihre äußersten Kräfte zu dessen Vertheidigung angewandt hatten. Derley Geschichten sind zu weit von uns entfernt, als daß sie auf die Gemüther den gehörigen Eindruck machen könnten. So schreckliche Denkmäler sie überall hinterließen, sind doch jene, die bis zu uns gekommen, ein geringer Rest derselben; welcher nie so rühret, wie die Grausamkeiten , von denen wir selbst Zeugen sind; C 2 fönst sonst würden wir mit Abscheu, und Schrecken eingenommen, dem Christengott täglich danken, daß er die Sitten schon durch dieß gemildert, weil er so wohl rechtmäßige Regenten, als getreue Unterthanen aufgestellet hat*). So viel von der verstellten , und nichtigen Furcht böser Staatsmänner, welche glauben, der Fürst könnte verlieren, wenn er die Unterthanen zum Christenthum anhielt > und Buben, die Lurch öffentliche Schriften so grobe Anfälle darauf wagen, zur verdienten Strafe zöge. IX. Vorstellung. Von der Art gedachte Pflicht mit erwünschtem Erfolge auszuführen. i.AWan muß vorderst mit dem den Anfang machen, daß man nicht nur obenhin, sondern mit wahrem Ernst zu verstehen giebt, die Toleranz der Religionspartheyen unter den Chri- *) I I Rousseau, nimmt im III. Buch sei- > nes Emils für bekannt an, unsere heutige Regierungen hätten unstreitig der christlichen Religion zu danken, daß ihre Sicherheit eine Dauer habe, und sie nimmer, wie rhedessen zerrüttet werden. Mau sehe aber das Werk des Rothe Tyge: die Wirkung des Christenthums auf den Zustand der Völker in Europa, aus dem Dänischen. 37 Christen sey niemals für die Heiden, und Ungläubige vermeynt gewesen. Wahrer Ernst aber kann sich wegen Verbindung, und Gemeinschaft mit vielen Nachbaren alsdann zeigen, wenn man sich feyerlich, und mit Zuzug angränzen- der Fürsten, auf deren gleiche Gesinnungen man zahlen darf, hierüber erkläret. 2. Jede Oberkeit muß die wenigen Vertheidiger der Religion in öffentlichen Schuß nehmen: und ihnen Mittel an die Hand schaffen, welche sie in Stand sehen, an ihrer Vertheidigung ungehindert arbeiten zu können. Durch diese zween Schritte wird sie sich schon thätig für die gute Sache verwenden, und dem Strome des Unglaubens einen ziemlich festen Damm entgegen sehen. z. Was aber für fernere, besondere Mittel zu ergreifen, welche für jede Lage eines Reichs, 'eines Lands, eines Kirchsprengels, einer Stadt, oder Gegend die füglichsten, und wirksamsten wären , darf man eben den Vertheidigern der Religion zu entscheiden überlassen. Sie kennen den Feind am besten, sie sind in diesem Kriege geübt: sie wissen von Erfahrung, wie man dem Feind Abbruch thun, und ihm überall mit Vortheil begegnen könne. 4. Dazu wäre sehr verträglich, wenn man preisschriftm aufgäbe, in welchen derley Fra- C z gen ZS gen von Leuten, so ihnen gewachsen sind, nach ihrem ganzen Umfang auseinandergesetzt - und berichtiget würden. Derley Aufgaben wären zum Beyspiel. welche sind die gefährlichsten Schriften, die Ltzt herumgehen? wer hat sie geschrieben? Wo, und von wem sind sie gedruckt, und nachgedruckt: verkauft, und ausgestreuet worden? wie kann man die Schleichwege entdecken , deren sich die Buchhändler, und Buchdrucker bisher bedienet haben, die Bücher der Ruchlosen an den Mann zu bringen. Sind es etwa die Freymaurer - Logen, welche sie verbreitet haben: und wie kann man sich jener gedruckten, und ungedruckten Gchreibereyen bemächtigen, die bey den Vorstehern dieses unsichtbaren Ordens hinterleget werden? Sind nicht die Journalisten, welche jene Bücher anpreisen, oder die widrigen heruntermachen, mit bey der Sache eingeflochten? Ist das Uebel, das aus eben diesen Journalisten entsteht, mit dem Guten, das 39 das sie Versprechen, in Vergleich zuziehen : und wäre nicht besser, wenn man ihnen ihr Handwerk gar niederlegte ? Wie kann im Gegentheil die Rennt- niß jener Schriften, die für die Religion am beßten ausgefallen sind , und welche ihre Gegner am rechten Orte packen, befördert, und gemeinnütziger gemacher werden? Ließen sich keine Leute auftreiben, die den Bischöfen jeden Monat die Liste der Bücher eingaben, welche ins Land geführer werden? Was giebt es für Mittel der Gewinnsucht auch fremder Buchhändler Einhalt zu thun, welche das gemeine Aergerniß ft> entsetzlich verbreitet hat? Könnte man nicht aus den Geldbußen, mit denen man die Einheimischen belegte, jenen Aufwand bestreiken , den man wegen derley Verfügungen. in-Ausland zu machen hat? 5. Mich-Hünkt,-es-dövften-bey dem Aulaß »verschiedene Plane aufgelegt werken,-die viel richtiger, viel billiger, viel Vorcheilhafterals die ausfielen, welche man bey unsern unglücklichen Zeiten durchzusehen wußte. Wenigst hät- C 4 ten 4o ten sie allemal den Nutzen, daß jene, welche gut denken, mehr Muth fasteten, und mit ihren Gesinnungen freyer herausgiengen, als bisher geschehen ist. Die Feinde des Glaubens, und der Tugend würden in Bälde Widerstand finden : und man würde nimmer müssen sagen, es wären allemal hundert, die dawider schreiben, bis ein einziger aufsteht, der Dafür die Feder ergreift. Eben diese Anzahl hat gemachet, daß man seine Schanze in gewißen Landen schlecht vertheidiget hat; weil auch fromme Christen, und gelehrte Geistliche sich fürchten mußten eine ganze Rotte wider ihre Person aufzubringen, von der sie versichert waren , daß sie bey guten Anläßen (Anlaße aber giebt es täglich ) ihre alte Zuflucht beym Verleumden nehmen, und da sie ihnen mit der Wahrheit nicht zukommen könnten, sich durch die Falschheit nach aller Lust an ihnen reiben würden *). X. Vor- *) Herr von Moser hat in seinen Reliquien von der iF. bis 41. Seite Vorschläge gethan, wie eine Bücherpolizcv gut einzurichten Ware: und von diesen sind einige sehr brauchbar. 4i X. Vorstellung. Von der Leichtigkeit dieser Art, und der daraus entstehenden besondern Ver- . antwortung / wenn sie dennoch nicht befolget würde. habe schon vieles, aber lang nicht alles «x) von der Nothwendigkeit, Billigkeit, Nutzbarkeit , Ehre gesagt, die derley ernstliche Anstalten federn; nun, nachdem ich sie der Ordnung nach hergesetzet, und deren sonderheirliche Anwendung stückweise vorgeleget habe, muß ich nur ein paar Worte von ihrer Leichtigkeit zu beherzigen geben. Da die Religion von den Fürsten so viel zu fodern hat: und sie ihr mehr schuldig sind, als ich erklären kann, wäre wohl billig, wenn sie in den Tagen ihrer Erniedrigung, ihrer Betrübniß, und Bitterkeit nicht einmal diese geringe Hülfe von ihnen zu gewarten hätte? Sie verlangt nicht, daß sie ihre Schatzkammer leeren: nicht daß sie Truppen anrücken lassen; noch weniger daß sie selbst ausziehen, und ihr Leben, das sie für kostbar hält, in Gefahr begeben. Sie will nicht einmal, daß sie sich Unruhe auf den Hals laden, sich herunter lassen, das geringste von ihren Rechten, oder Vortheilen fahren lassen. Mit diesen so thunlichen, so be- C 5 que- / 4 » quemen, so praktischen, so wenigen Verfügungen ist sie vollkommen zufrieden. Werden sie diese ihr versagen können, ohne sich von ihnen selbst Vorwürfe, und Gewissensbisse zu zuziehen? Wir wissen von andern aus der Geschichte , welch ein mißvergnügtes, elendes Leben sie bey allem Ueberfluß zubrachten, nachdem sie sich entweder durch schlimme Räche, oder heftige Leidenschaften zum Misbrauch ihres Ge- waltS, und offenbaren Ungerechtigkeiten hatten verleiten lassen. Sie konnten den Thron nicht besteigen, ohne darüber zu ertattern. Ihr Her; sagte ihnen, dieser sey eigentlich der Thron des Herrn; auf diesem hätten sie wider ihn selbst gesprochen: und Gesetze ertheilet, die seinen Gesetzen schnurgerad entgegen waren. Da sie den Purpur angezogen, hätten sie alle Billigkeit ausgezogen. Sie fänden an allen Zeichen ihrer Macht und Würde lauter Merkmale des Lasters Was sie an andern hätten abstrafen sollen , hätten sie selbst begangen. Den Scepter hätten sie widep die Diener deSHöchsten geschwungen , und das Schwert mit dem Blut der Unschuld gefärbet. Wir können die Qualm ihres Gemüths niemals lesen, daß wir nicht dabey gedenken, jene Sorgen, die sie überall begleiteten , und niemals ruhen ließen, hätten sie zu den unglücklichsten Menschen ihres Reichs ge- machet. Ist aber nicht auch der zu beklagen, dem einst sein Gewissen sagen wird: Gort hak seinen Gewalt mir dir yerheilet; und du lie- 4Z ließest sein Gesetz ungescheut lästern ! wegen deiner dorfte Jederman gegen seinen heiligen Dienst losziehen! Du sahest mir Augen, welchen Tadel, und welche Gpöttereyen das Evangelium erfahren mußte: und daß die öffentlichen Gesellschaften lauter Anfalle auf selben waren. Man dorfte den Erlöser ohne Straf so gar in gedruckten Blattern zum Gegenstand seines Scherzes machen, undsiich, der Gebiethet, der es so leicht hindern konnte, habe es geschehen lassen! Ich sah zu, wie meine Bnechte am Umsturrz meiner Religion arbeiteten: und ihre Stützen, auf denen der Thron selbsten ruhet, untergruben! wenn meine Beamten , meine Statthalter auch so gleichgültig gegen meine Ehre, gegen meine Rechte, gegen meine Befehle waren, was würde ich zu den Verrachern gesagt, wie würde ich sie empfangen haben? Eben das wird der Höchste zu dir sagen: eben so wird er dich empfangen. Und gewiß der bloße Gedanke, es wäre so leicht zu helfen gewesen! drückt ganz danieder, er durchschneidet das innerste, er ist wie tödtend; weil er nicht zweifeln läßt, je minder die Beschwerniß war, desto größer werde die Verantwortung werden. Xl.Vor- 44 XI. Vorstellung. Von einer besondern Wahrheit , welche heut die meiste Aufmerksamkeit verdient , und darum mit Fleiß hicher gesparet worden. besteht in dem, ein Regent, der zum Verfall des Glaubens gleichgültig ist, schadet dadurch Niemand mehr als sich selbstund die Gefahr seiner Rrone ist ungleich größer, als die Gefahr der Religion. Es scheint, man könne nichts schrecklicheres mehr sagen, als dieß: die ruchlosen Schriften bringen uns noch um den Glauben! Es ist damit aufs äußerste gekommen ! Er hat noch nie so viel gelitten. Aber nein; ich finde an dem Gedanke nicht alles so richtig, als es vielleicht andere finden, und ich ehedessen selbst gefunden habe. Denn, wenn wir der Sache auf den Grund sehen, ist der Schaden, und die Gefahr eigentlich nie von Seiten der Kirche. Sollte auch, ein schrecklicher Gedanke! sollte auch die Fackel des Glaubens von uns wegge, tragen werden, würde sie nur in andere Länder gebracht. Ihr Glanz hätte aufgehört diesen Theil des Erdballs zu beleuchten; aber sie würde anderswo mit desto hellerm Licht zu funkeln anfangen. Wir fielen; und das Evangelium blieb stehen. Die Christen wurden Heiden: die Heiden 45 den aber wurden Christen. Das zeigt die Vor- sagung des Erlösers, welche durch Geschichten aller Jahrhunderte in Erfüllung gegangen, und bestätiget worden. Die Religion hat also das Verheißen einer beständigen Dauer bis zum End der Welt. Sie kann nicht aufhören. Gedenket doch an die Trennungen, welche sie schon ausgehalten hat! Auch mitten unter diesen hat sie fortgedauret: und an eben dieser Fortdauer, die sie ja keinen menschlichen Mitteln verdanken kann, trägt sie einen unverwerfiichen Beweis, daß sie von Gott gestiftet ist. Er ließ es zur Strafe der Laster, und zur Prüfung der Frommen zu, daß eine Sekt nach der andern den , Kopf empor hub; es erschienen deren dem hundert nach. Sie hatten aber keine Dauer: sie blieben sich selbsten nicht getreu: sie änderten immer, und wurden geändert, bis man sie nimmer kannte: und wie sie nach, und nach erschienen/ verschwanden sie wieder. Sie hatten (bis auf den türkischen Aberglauben, den er aus um erforschlichen Absichten dauren ließ ) ein gleiches Schicksal; weil sie ihr Daseyn den Menschen, dem Zufall, den Leidenschaften zu danken hatten. Nicht so seine Kirche. Wenn sie schon al, lein mehr Widerstand erfuhr, als alle jene zusammengenommen. Die Könige, und Kaiser, die Weisen, und StaatSklugen, die innern Unruhen , und Aergernisse von Priestern, und O- berhirten konnten ihrer Erhaltung nichts abgewinnen. Alles war vereiniget sie zu stürzen, und 46 und zu zernichten; dem ungeacht steht sie immer da, und ist dem Antheil des Fleisches, und der menschlichen Dings noch nie gefolget. Sie ist auf einem Felsen gegründet; ihre Grundlage ist unbeweglich: sie laßt sich nicht erschüttern ; und jene, so sie umkehren wollten, haben an ihr alle ihre Macht zerstoßen. Weder Gewalt, noch Bosheit: noch List noch Kunstgriffe so vieler Widersacher , noch die Schwachheiten, und Laster ihrer Anhänger, oder Vorsteher, noch selbst die Länge der Zeit, die alles verzehret, war im Stand die Kirche einzureiffen. Sie hat alle ihre Feinde überlebet. Im Gegentheil hatten eben die Kämpft, und Widerwärtigkeiten, anstatt ihren Untergang zu befördern, vieles beygetragen, daß sie so sichtbar, verehrenswürdig, und herrlich geworden. Sie ward immer angegriffen, und niemals überwunden. Der Verlurst unsäglicher Kinder, welche sie verließen, ward durch eine nie erschöpfte Fruchtbarkeit ersehet. Mit jedem Feinde stunden zugleich neue Vertheidiger auf: und wer Augen hatte, mußte an der Fortsetzung ihrer Streite , und Siege ein immerdaurend Wunder, und den stärksten Beweis ihrer Wahrheit erblicken. Nun die vergangenen Zeiten sind uns Bürgen für die künftigen: und der Gottmensch, den wir bisher so getreu befunden, wird uns nicht erst auf die letzt im Stich laßen, und hintergehen 47 gehen wollen. Alle, die sich zu ihren Widersachern schlagen: alle, welche sie um ihr Ansehen, und ihre Rechte bringen: alle, welchen an ihr nimmer gelegen ist, und gegen sie nichts denn Gleichgültigkeit bezeigen, werden wir, oder unsre Nachkommen vor ihr gedemülhiget, oder zu Grund gehen sehen. Nein, darum daß wir Jesum Christum verschmähet, höret er nicht auf zu seyn, was er ist. Er ist unser oberste Herr, und Richter, er wird es auch bleiben. Alle Schreibereyen der Abgeneigten, und ungetreuen Knechte können ihm seine Gottheit nicht rauben. Die stolzen Aufklärer, die verschmißten Staars- leute, die sich wider ihn verschworen haben, können zwar noch viel Verwüstung anrichten: sie können eine noch stärkere Parthey an sich reißen : sie können den Unglauben bis auf den Thron erheben. Das alles kann er zur Züchtigung unsrer Lauigkeit, und zu ihrer größern Verdammniß zulassen. Doch werden diese Unternehmungen ihre bestimmten Gränzen haben. Es wird eine Zeit kommen, wo Jederman erkennen wird, daß der Beyfall, den man ihnen heute zuruft, nicht der Güte ihres Handels, nicht der Vorzüglichkeit ihrer Gaben , sondern unserm Verderbniß, unserm Stolz, unsrer Weichlichkeit, unsrer Gedankenlosigkeit beyzu-- messen war. Es wird heißen, der Herr Habs sie nur ergriffen, um Werkzeuge seiner Rache abzugeben , und unzählige, die es verdienet haben , mit in Untergang zu ziehen. Wie 48 Wie wird es aber mit dem Staat gehen, der einmal um die Religion gekommen ist ? Ihr Umsturz muß auch diesen erschüttern. Sie, und die guten Sitten, die so viel Verbindung miteinander haben, sind seine einzigen Stützen» Er ruhet nur auf diesen. Gott kann jene, welche Ursache waren, daß seine Befehle in einem Land abgewürdiget worden sind, nur zu ihrem und anderer Unglück herrschen lassen. Prinzen, welche die Religion wegwarfen, sind auch um ihre Gewalt gekommen. Wie die Unterwerfung , und der Eifer der Großen viele Völkerschaften zum Christenthum gebracht, und, so lang sie diesem getreu blieben , in dem blühendsten Stand erhalten, so hat im Gegentheil ihr Stolz, und ihre Vecnachlaßigung höchster Rechte, Land und Leute ins Verderben gestürzet. Sie sind diesen gefolget, oder gar vorangegangen. Darum, daß du die Worte des Herrn verworfen hast, hat der Herr auch dich verworfen, daß du nimmer regieren solltest. I. Buch der Röntge 8. Rap. 7. X). Wiederum: Ich will das Reich von der Hand Salomons reisten rc. weil er mich verlassen. III. Buch der Röntge 9. Rap. zi. zz. V. Und Wiederum: Weck ich dich erwählet habe aus der Mitte deines Volks rc. du aber über alle deckte Vorfahren Uebels gethan hast, und dir fremde Götter gemacht rc. so will auch ich Uebel über dein Haus schicken rc. Ebenda- -. - 49 daselbst 14. Rap. 7.9.10. V. Darum daß ich dich aus den» Graub erhöhet, und dich über mein Volk zum Fürsten gesetzt habe; du aber auf dem Wege Jerobo- ams gewandelt rc. und mich durch Sünden gereitzet, will ich dich, und dein Haus eben so Vertilgen. Ebendaselbst r6. Bap. 2. Z. V. Gott begegnet seinen Untergeordneten , wie sie ihm begegnet sind: und sie werden eben durch Las gestrafet, durch was sie gesündigtt haben. Ich gehe aber viel weiter, und behaupte, wir werden selbst in der heidnischen Gefchich» te kein Reich finden, das ohne Religion lang bestanden, und sich bey seinem Ansehen erhalten hatte. Die mächtigsten Staaten, welche viele Nationen in sich schloffen , und ihre Nachbarn zittern machten, sind nach Verwerfung jener Grundsätze, welche wir die natürliche Religion heißen, umgekehrt, und verwüstet worr den. So bald man die Vorsehung läugnete, und alles dem Ungefähr, oder Schicksal zuschrieb: so bald man keine Belohnung der Tugend, keine Strafe des Lasters zugab : aus der Stimme des Gewissens ein Vorurtheil der Erziehung machte , die Seele für körperlich, und sterblich hielt, mit Verträgen, Bündnissen, Eidschwüren nur spielte, zwischen dem moralischen Guten, und Bösen keinen innern Unterschied fand; näher- D ren ten sie sich dem Fall, und gierigen ganz zu Grund» Polybms, plutarchus, und andere haben das benanntlich vorn Epikureismus angemerkt» Immer ist die Ruchlosigkeit ein so großer Feind der Völker, und Fürsten, als Gottes selbst gewesen : und hätten das alle, die ernst regierten, zum Grundsatz genommen: harren ihn ihre Nachfolger gleich einem Vmnächniß, oder Erbgut bewahret, würde ihre Herrlichkeit, und gute Verfassung noch itzt bestehen. Nun Liese Erwägung machet mich für christliche Reiche, in denen man ruchlosen Schriften freyen Lauf läßt, alles besorgen. Die Strafe muß nicht nur folgen , sondern so gar durch die vollzogen werden, denen man immer geschoner hat. Wenn der Herr wegen überlaufenem Sündenmaas einem Lande den Fluch will sprechen , brauchet er nur die ei, gene Denkenöart des Prinzen, um die Rathschläge seiner Rache auszuführen. Wenn der durch Nachsicht, und Gleichgültigkeit die Unter- chanen gewöhnet hat, auf Gottes Befehle kett ye Rücksicht zu nehmen; werden sie zuletzt sich chen so wenig seinen menschlichen Befehlen unterziehen. Jene, welche itzt die weltliche Macht so sehr erheben, das Natur-und Völkerrecht nach dem Landrecht einrichten , alle Vorzüge der Kirche den Vortheilen des Staats aufopfern, führen ingeheim die gefährlichsten Streiche auf die Obergewalt. Wie sie den Menschen von aller Abhängigkeit frey machten, welche die Religion Mitbringt, binden sie ihn von aller andern los. Sie 51 / Sie lehren Jedermann neues einführen, altes ab- würdigen: Las Böse verkleistern, das Gute ver- drehen : die Redlichkeit äffen, die Unschuld drücken : die Freundschaft verrathe«, die Treue nach den Umständen lenken. Ihre Grundsätze müssen immer mehr schelmische Beamten, modefche Priester, geistlose Mönche, untreue Dienste, aussätzige Nachbarn, misvergnügte Bürger, aufrührifche Unterthanen bilden. Dieser verdorr benen Masse, diesem Volke, Las mit dem Laster, und Betrug bekannt geworden, flößt die beständige Lesung von hellen Aussichten, vom Werth der Menschheit, vom Gefühl, And Genuß seiner selbst, von Erleichterung, und Gleichheit der Stände, vom Bürgerrecht der Welt einen gewißen frechen Stolz, und Hang nach Freyheit ein; der ein beständiges Misrrauen, eine lautere Gährung zwischen Herrschaften, und Unterthanen unterhalten muß. Das schlimmste ist, Saß die wenigsten wissen, jene Wohlthäter unsres Geschlechts , welche die Ungleichheit der Stände aufheben, ja Gemeinschaft der Macht, und Güter einführen wollen, seyn keine andere, als deren Schmeichelei) an gewißen Höfen bis zum Götzendienst stieg: und welche die Majestätsrechte so überspannten, daß sie zuletzt in asiatischen Despotismus ausarten müßten, und uns beynahe zum Vieh heruntersetzten. Darum merken sie nie, daß die Schelmen, nachdem sie die Hofgunst erschlichen, und das alles brwirr D 2 ker 52 ket haben, nun beym gemeinen Mann zukehren , von welchem sie am beßten wissen, wie sehr er um Erleichterung seufze. So werden sie von einem Aeußersien aufs andere geführt. Denn durch die willkührliche Gewalt, die doch jene selbst projektiert, und angerarhen haben; bekommen sie einen Abscheu ab aller Herrschaft: und geben ihnen noch leichter Gehör, als es die Fürsten thaten. Von was sprechen sie aber mehr, als von unerträglicher Last, von ungeheuren Federungen, von Habsucht die alles Verschlingen will, von Anmaßungen welche täglich um sich greifen rc. ? Man deutet auf ein Joch, das über Jedermann verhängt seyn soll, und daß uns die besten Regenten wie Blutegel darstellet. Hremir machet der teuflische Fund, daß die Betrüger zu gleicher Zeit bey den Fürsten so beliebt, die Fürsten beym Volk so verhaßt sind, daß keine Partey Zeit gewinnt bey dem widrigenVorspiegeln die gleichen Urheber, und gleichen Absichten zu errathen. Die Oberkeit also, die zu unglücklich ist auf die verdammlichsn Streiche zu kommen, fährt nicht nur im Plane fort, sondern sehet noch den Anfällen auf die Religion nichts als Duldung entgegen. Die Gefahr wächst mit der Nachsicht : und das doppelte Unternehmen, das sich wechselweise selbst unterstützet, kann keine ander: re Wirkung haben, als daß es alles mitreißt, und da keiner Macht, keinem Ansehen mehr ge- scho- schonet wird, endlich auf die zurückfalle, welche es begünstiget hatten. Das Volk hat keinen Zaum mehr, der es zurücke halte. Es wird immer weniger aus politischen Verordnungen machen , nachdem es die beygebrachten Grundsätze längst über kirchliche, und göttliche hinweggesetzt haben. Es kann keine höhere Pst cht geben, als welche der Herr mit dem G präge seines Ansehens versiegelte; waren nun die neuartigen Weise schlau genug, uns dennoch eine Verachtung gegen sie beyzubringen , wie viel leichter wird ihnen fallen, die abzuwürdigen, welche, wie ich oben gezeiget, ihre eigentliche Kraft eben durchs geoffenbarte Gesetz erhalten hat ? Es ist eine vergebliche Mühe dem auslaufenden Strom erst dort einen Damm setzen, wenn er jenen der Frömmigkeit, und Religion schon ganz durchbrochenhat. Die Treue ist hin. Man mag sich von aussen zeigen wie man will, im Busen nähret man den Verrath; die Verstellung ist nur angesehen auf bessere Gelegenheit zu lauren, um ihn nach Wunsch, und mehreren Vortheil auszuführen. Dieß müssen wir Deutsche, die wir in viele kleine Herrschaften gerhellet sind , uns vor andern gesagt seyn lassen. Zucht, und Christenthum hat uns bisher zusammengehalten. Das heilige Römische Reich, dieser große Körper , der sich noch immer an Gottes Wort hielt, und kraft seiner itzigen Grundlage nur drey cbrist- D z liche 54 liche Religionen dulden kann, würde durch Frch- geistern) aus allen Gelenken kommen. Das wissen die Verschwornen gar gut. Darum geben sie bey jedem Anlaß zu verstehen, wie sehr sie wünschen , daß man dein Münsierschen Frieden , und mit diesem den ältesten Gerechtsamen, den feyerlichsten Verträgen, der engsten Verbindung der Glieder, der ganzen StaatSverfaffung, der allseitigen Ruhe, und Sicherheit den lehren Stoß geben könnte. Wenn also jenen Büchern, die uns überschwemmen, kein Einhalt mehr gethan wird: wenn sie frey passiven, und das Gepräg der öffentlichen Duldung führen ; giebt sich von selbst, die Rotte warte wirklich auf den Zeitpunkt, der ihre Maschinen springen mache, und einen noch nicht erwarteten Ausbruch nehmen lasse. Das sind keine schöne Worte, keine Wendungen einer schlauen Beredsamkeit. So lang die Kirche steht, hieß es, das Wohl des Staates hange vom Eifer ab, den er für Gott beweise. Die Unterthanen würden seiner Macht nur trotzen, wenn sie die Ursprüngliche verachten börsten. Man nahm für angezweifelt an, die Ruchlosigkeit hatte zu allen Zeiten nicht nur die Subordination , sondern auch die ganze gesetzgebende Macht in ihrem Laufe gehem- met. Meine Vorstellungen sind ein bloßer Wieder- Sechall der kirchlichen, und heiligen Schriftsteller. Doch was brauche ich Worte, da ich Thas len habe? Thaten, die in unseren Augen vorgehen. Wir sehen mit Staunen in die Flammen hin, welche von jenen Blättern nicht nur angezündet worden, sondern noch wirklich ge- nähret, und angefachet werden. Das blühendste Reich, die erste christliche Monarchie ist nimmer; sie liegt, wie sich kürzlich wer ausgedrückt hat, in einem anarchischen Lhaos Vergraben; und Gott weiß, was aus der heftigen Zusainmenstoffung, und Un- - tereinanderwerfung ihrer National - athmen für ein neues Wesen wird aufkeimen. Genug, daß dabey die Absicht aufrühr rischer Schriften erzielet worden. In Deutschland werden gleiche Anstalten keine ungleichen Folgen haben. Es ist kaum eine Provinz, wo man den Unterthan nicht anst mahnet ein gleiches zu thun, und sich selbstett Recht zu schaffen. Die henkermäßigen Monat» und Wochenblätter reden endlich gar zu deutsch. Sie sind rechte Stöße in die Trompete der Aufruhr. Die Annalen der Menschheit , die ihre Niederlage zu Maynz haben, *) D 4 brin- *) Weil Beyträge, und Gelder dahin müssen abgegeben werden. bringen alle Unterthanen gegen ihre Oberkeiten in Harnisch: und scheinen nicht nachgeben zu wollen,bis sie die gesellschaftlichen Bande zerrissen, und mit Einführung des zügellosen Unglaubens auch den Umsturz unserer Staaten bewirket haben. Sie liefern kein Heft, das nicht Aufruhr stiftet, Gott, Religion, Majestät lästert: und die gefährlichsten Grundsätze mit geilen Zotten, oder muthwilligen Kalummen spicket. Jene Leute, welche das Münchner - In- telligenzblarr füllen, geben den 17. März des vorletzten Jahrs das gleiche Signal zur Aufruhr: und ihre Ausdrücke, die für alle Lau, Lesherrn höchst verdächtig lauten, gälten noch in meinen Ohren. Sie stellen die geoffenbarte Religion , als eine Sache vor, die mit der Vernunft nicht zu paaren ist: sie wünschen, daß Frankreichs Beyspiel auch auf den Geist der Deutschen im allgemeinen wirken möchte; sie sagen, daß nur durch Revolutionen des Volks große Dinge erscheinen : und auch die nützlichsten für die Menschheit dennoch wohlthaten nach sich Ziehen. Leute, die in den Hauptstädten eine so rebellische Sprache führen, wirken freylich auf den mittern, und gemeinen Mann, der unter Noth, durft, und Leidenschaft seine Tage zubringt, nur gar zu sehr. Weil er vorderft denket, er kön-- 57 könne bey Revolutionen seine Lage nie verschlim, mern, wohl aber verbessern, mißt er den auf- rührischen Aposteln vollkommnen Glauben bey: und wartet einsweilen nur auf viele Gesellen, oder tüchtige Anführer. Es bleibt dann richtig , daß ein Regent, der zu ruchlosen Schriften gleichgültig ist, Niemand mehr als sich sechsten schade.: und seiner Krone ungleich größere Gefahr, als dem Chri, stenthum zuziehe» XII. und letzte Vorstellung; außer dem Zusammenhang mit den vorigen , weil sie einzig an die geistlichen Regenten gerichtet wird. i. §Dun sey mir gestattet mich besonders an die ^ hohen geistlichen Vorsteher zu wenden. Ich brauche für sie wenige neue Gründe» Jene rangen alle hieher. So gar der nächste, und unmittelbare, der die Gefahr eigener Hoheit anbändet , geht sie nicht minder an; weil die erste Stunde, in der wir keine Kirche mehr hätten, alle Bischöfe ihr Daseyn verlören. Ihr Cha, rakter gehörte zur Klaffe der Betrüger, die sich fälschlich für hohe Personen ausgeben : und Titel anmaßen, welche Niemand minder als ihnen gebühren. Der größte Theil der Verachtung des D 5 Evan- 58 Evangeliums würde jenen zu Theil, die sich vor allen für dessen Verkünder, und Erhalter bekannten. Ich will dann nur folgendes beysetzen. 2. Ihr oberste Hirten, und Gesalbte des Herrn seyd auch unsre Regenten; ja, ich scheue mirs nicht zu sagen, in den Augen des Christen seyd ihr noch größere als die Weltlichen sind. Er sieht an eurer Herrschaft auf keinen äußern Glanz; von dem er weiß, daß er nichts ist: daß er ihr viel später beygelegt worden, und mit ihr keine Verbindung hat. Er sieht auch nicht auf Gelehrtheit, und Wissenschaft; weil der Geist Gottes diese leicht ersehet: und ihm die Historie Bischöfe zeigt, die so gar ohne Studien das größte Aufsehen gemachet. Er sieht noch weniger auf die Herkunft; weil des Bischofgemachet, nicht gebohren wird: und die ersten, vom Erlöser selbst Gesandten, nur Fischer waren. Desto mehr aber richtet er die Augen auf euer Amt. Er verehret in euch den heiligen Geist, der euch geserzet hat die Kirche Gottes zu regieren: und euch ihre Lehren , ihre Geheimnisse, ihre Zucht, ihre Rechte anvertrauet hat. Herrliche Gewalt! rufet der heilige Lhrysostomus, welche nicht die Leiber, sondern die Seelen betrift, und sich statt der Erde über den Himmel selbst erstrecket. Die, die ist, was euch dem Christen so verehrenswür- dig machet. Und diese Verehrung, weil sie einen Bezug auf den Gottmenschen, unsren höchsten §9 sten Priester, hat, erwecket in ihm Hoffnung, ihr werdet euer ganzes Ansehen, eure ganze Sorgfalt verwenden, jenem äußersten Uebel, das unsre Zeiten treffen konnte, .noch abzuhelfen. Die meisten aus euch sind von der Größe der Ger fahr nicht minder, als der Größe der Pflicht überzeuget worden. Einige haben auch Proben abgelegt, wegen denen ihr Andenken immer wird kostbar bleiben. Der Herr wird sie hier, und dorr den grossen Vatern beyzählen, die keine Macht, keine Drohung, kein Verheißen, kein Beyspiel anderer vermögend war von Erfüllung ihres Amtes abzuhalten. Und wie glücklich schätzen sich jene, die noch zur Heerde gehören, und sich nie davon getrennet haben, wenn dieser Groß, muth sich verbreitete: und ihre Mitgenossen sich fo wenig von den himmlischen Vorzügen nehmen liessen, als sie von den irdischen zuvergeben pflegen! Freylich setzet das viel zum voraus : Frey, kich ist heute nicht leicht Oberhirt seyn. Es wa» ren aber Zeiten, wo es noch härter gewesen: und wo jeder, der die Würde annahm, sich eben darum einverstund, nach dem Beyspiel des Herrn so gar das Leben für seine Schaafe zu geben. Mich dunkt auch , wenn ich die Ordnung, und Anschläge göttlicher Vorsicht betrachte , nur schlimme Zeiten können eine Menge grosser Prälaten zeugen; gleichwie nur schwere, langwierige Kriegsläufe viel große Helden bilden. Wenigst lügst gebm sie dieselben zu kennen. Die alte Kirche hätte keine Athanasiusse, Bastliuste, Ambrosiusse, LHrysostomuffe aufgestellt; sder wir wußten doch nichts von ihnen, wäre sie nicht zu der Zeit so sehr bedrückt gewesen. Diese, je minder sie Staat machten : je weniger Gefolg sie außer den Tugenden harten (denn dir nahmen sie überall mit) desto mehr wacheren sie über die Heerde. Sie waren immer zugegen: sie lagen dem Dienste des Wortes ob: Sie bildeten würdige Nnrerhirten : sie versahen ihr ganzes Amt mit solcher Thätigkeit, daß weder die Welt an ihnen, noch sie an der Welt einen Antheil hatten. Die wahre Ursache, warum sie von den bösen gefürchtet, von den Guten geliebet wurden: und ihr bloßer Name auch bey Prinzen, ja selbst bey Ungläubigen Ehrerbiethung erweckte! diese gewaltigen Männer, diese Zierde ihrer Zeiten, da sie mir bey den itziges Angelegenheiten Tag, und Nacht vorkommen; da ich beym Andenken ihrer Thaten mich vor mir selbsien schäme, und meiner Unwürdigkeit wegen verkriechen möchte, treiben mich eben dadurch an, den Erben ihres Charackters mit christlicher Freymuth zu verbeulen, daß wenn sie nicht allen Kräften aufbiethen, und an die Spitze des kleinen Häufchens stehen, seyn wir andere verloren, und müssen über kurz alles Gewehr niederlegen. Nein, die Ruchlosen sprechen nimmer aus demTonchen sie ehedessen gewohnt gewesen. Sie sprechen von Ueberzeugung, sie beru- 6r berufen sich auf ihren Anhang, und Beyfall: sie geben ihre Verblendung für lauter Licht aus: und da sie, bevor ihr den Stuhl bestieget, in Geheim gearbeitet, treten sie nun mit offenem Helme einher. Ihr wisset eö Hochwürdigste! und sollte das nicht seyn, wäre es keine Unwissenheit , die sich vor jenem, dessen Person ihr vertretet, entschuldigen liesse. Der heilige Gre- gorius, dem seine Sorgfalt für die allgemeine Hesrde den Namen des Großen erworben, schreibt an den Bischof Johannes *): . Huss potek olle puüoris exculrNio , 6 lupus Yves comeclit; 6t pustor nelcit? wie kann sich der Hirt rechtfertigen, wenn der Wolf die Gchaafe frißt; und ers nicht - weiß? Aber nein, ihr wisset es am Beßren. Ihr sehet alle der grossen Trennung entgegen. Das neue Heidenthum ist mit gewaltigen Schritten vorgerückt: Die Verschwörung, die im Schooß der Kirche ansgebrochen, und die gif-» tjgen Sahe, die vermittels der Presse wie der Krebs um sich fressen, müssen auch den untersten Priester, dessen Seele eines Eindruckes fähig ist, mit Schauer erfüllen. Ich sage dann wiederum , wenn ihr nicht den Muth eurer Vorgänger zum Muster wählet: wenir ihr auf wen andern, als den Heiland sehet: wenn ihr nicht alle, die mit dem Feinde einverstanden sind, von euch *) Inbro III. IvälÄivne ir. Lxlllv!« zz. 6r euch entfernet: wenn ihr nicht von Tag zu Tag die Wachsamkeit verdoppelt: wenn ihr nicht allen eifrigen Kirchendienern aufbiethet, und dieselben mit dem Beyspiel ermuntert: vorderst aber den Prinzen die Gefahr vorstellet: und sie dazu anhaltet, daß sie die bösen Bücher tilgen, jft die Rettung eurer Heerden, und Stühle verzweifelt. Jene unwürdigen Priester, welche Reihen der Ruchlosen führen , in den Logen der Freymaurer obenansitzen: und nur beschäftiget sind die Kirche zu verrathen, die sie lang ernähret , zeigen euch den Gräuel der Verwüstung schon im HeMgthum stehen. Ihr werdet die lehren Hirten seyn; und noch erleben, daß man alles duldet, nur das Christenthum nicht. z. Ich kann bey dem Anlaß nicht umhin einige Anmerkungen über die bischöfliche Büchercensur zu machen. Es gehen darüber Klagen, bey denen man mehrere Billigkeit erwartet hätte. Es ist eine Beschimpfung, wenn man sich, anstatt an Miebräuche zu machen, über den Brauch selbst beschweret. ,, Es giebt Censor „ ren, heißt es, welche censieren, und corrir „ gieren jnr eines halten: und weil sie voraus- „ sehen, ja für sicher annehmen, der Censor „ müsse allein mehr verstehen , als alle Verfast „ ser zusammen genommen, keine Gelegenheit „ verabsäumen diese Überlegenheit an fremder „ Arbeit zu versuchen. „ Man klaget weiter, „ die Censoren möchten noch so viel Einsicht be- „ sitzen, 6Z „ sitzen, gebräche ihnen doch an Muth. Die „ Aufklärer hätten freyen Paß; einem Gegner, „ der ihnen gewachsen wäre, wolle man jeden ,, Schritt streitig machen. Nicht nur die An» „ zahl, und Dreistigkeit jener Leute, sondern „ auch die Schüchternheit der Censur sey Schuld, „ daß einige aus dem Glied getreten, und ihre „ Feder niedergelegt haben. Wenn schon ge- „ fehlt ist, daß man selbst keinen Muth hak, „ wie weit schlimmer müsse es seyn, wenn man „ diesen auch andern nimmt: und aus lauter „ Besorgnis für seine Person nicht einmal er? „ laubet, daß wer wenigst »»gescheut sage, „ was andere so ungescheut verüben? „ Einige sitzen hinzu : „ Hat der Censor das Werk gutge? „ heißen, wie darf er mit kaltem Blut zusehen,. „ wie man den Author um seinen Kredit brim „ gen will, und entweder über Personalien her-- ,, fallt, oder Mißdeutungen ausklügelt ? Der ,, Mann, der sich durch beydes von der Frage „ weggebracht, und dazu von jenen verlassen „ sieht, die sich seiner anzunehmen hätten, ist „ nun gezwungen die Zeit auf Nebendinge zu. ,, verwenden, und sich mit dem abzugeben, was „ Nicht hergehöret. Es gehl ihm wie den Im „ den nach der Gefangenschaft, die von den „ Heiden im Tempelbau gestöret wurden. Est- „ dras sagt von jedem dieser Bauleute: Mir „ einer -Hand arbeitete er; und in der „ andern hielt er das Gewehr, blnu » mann lus, faciebAt opus, äc ultsrs tene- „ but 64 ,, dnt Zlaäiüln. ^) Füt unsren Fall ist nur der ,, Unterschied, daß, wo man dorten sich zur „ Pflicht machte einander beyzustehen, hier ein ,, jeder allein zu fechten, und zu arbeiten hat." Allein das ist lang nicht hinreichend die Censur abzuschaffen. Ich vertheidige die Sache, sollten auch die Personen nicht zu vertheidigen seyn. Den Klagen selbst ist leicht begegnet, wenn man nur mehrere von bekannter Einsicht, und Beleftnheir dazu bestellet. Giebt sich ein Fall, der einer Censur schlechte Ehre bringt, mag oft die bloße Anzeige, daß arbeitsamen Leuten nur Verdruß zum Theil werde: Und sie so mehr mit Freunden , als dem Feinde zu schaffen bekommen, dem Censor viel von seiner Furcht benehmen. Mit einem Worte, der Censor, oder vielmehr die Fehler desselben sollen fort; aber die Censur soll bleiben; sonst federt man für sich, was man nicht will, daß andern gestattet werde. Wenn aber der Prinzipal selbst von jenem, dem er die Censur auftrug, minder Eifer, als Politick foderr, da sind freylich die Soldaten der Kirche schlimm bestellt. Es hilft nichts, daß sie sich nimmer getrauen den Namen beyzusetzen: Nichts, daß ihre meiste Sorge auf Ausdrücke, und Wendungen zu gehen hat; sie müssen noch sehen ,, daß die verdächtigsten, wo nicht gar dem großen Plan gewiedmete Werke nicht einmal ge- » ) lübro II. csx. 4. verk. 17. rüget werden. Und diese Ungleichheit Hschwüv digste Oberhirten ! ist eine ganz andere, eine mehr denn billige, eine nothwendige Klage, welche rechtschaffene Leute ganz danieder schlägt, und und die Rache des Herrn reißet. Sie zeiget, daß ein bischöflicher Stuhl von Leuten umgeben ist, die ihn verkaufen. Sie seßet uns in die der daurlichste Lage , wo Jederman, der einen Rest von Eifer, oder Gottesfurcht hat, an der Betrübniß Theil nimmt, und den Schaden beweint, welchen , der Glaube von Seiten deren leidet, die auf nichts anders zu sehen haben, als ihn aufrecht zu halten. Es durchschneid! mir das Eingeweid, sprach ein würdiger Prälat, es verleidet mir dieß Lebeir, daß ich aus gewissen Airchspreugeln so viele böse, nie kein gmes Buch körn,neu sehe^ wer befördert die einten, wer Hinterhalt die andern ? Es sind Leute, die uns mit zeitlichen Sachen so zerstreuen möchten , daß wir zulerzt keine Zeit gewannen auf unser einziges Geschäft zu denken. 4. Es fehlet aber auch da, und vielleicht mehr, als man glaubet, daß jung? Geistliche die Religion nicht studieren , noch darüber gee prüfet werden. Den ältern mag das hingehen. In ihren Jahren sah man bey uns keine solche Nothwendigkeit. Die Umhören, bey denen man sich erholen sollte , warm auS dem Englischen und Französischen noch nicht E über- 66 überseht, und selbst den Professor« unbekannt. Nun müßte man überall, «orderst in geistlichen Seminarien, einen Lehrstuhl errichten, wo man die Zöglinge zur Vertheidigung der Religion, und Schrift ausrüstete. Ich habe einigen K!ö, stern darüber Vorstellungen gemacher. Man ist wirklich mit dem Gedanken beschäftiget, wie man dabey zu Werke gehen wolle. Das beßte würde wohl dieses seyn, wenn man, um Zeit zu gewinnen , sich entschlösse, allen Schooslehren, die nicht zum Glauben gehören, für immer Urr laub zu geben. Die Oberhirten bringen das leicht zu Stand , wenn sie nur das Schulgezänk, das ihr gar zur Unzeit angebracht wird, und wegen voriger Lehrart noch immer Gönner hat, durchaus unter Verlurst des Lehrstuhls untersagen. Dieß sind meine Gesinnungen, die ich mit der Ehrfurcht, welche eine meiner Pflichten ausmacht, Unsren geistlichen Regenten zu eröffnen unternommen habe. Bey welchem Vorhaben keine Anmassung unterlaufen konnte ; weil ichs nicht aus eigenem Trieb that: und man mir Hoffnung machte, sie wurden bey einigen desto besser aufgenommen werden, je größer der Un- muth wäre, welchen sie über die Menge, Frechheit, und Schaden modischer Schriften selbst geäußert hätten. Be- «7 Beschluß dieser Vorstellungen. e^ch komme wieder zum Hauptsatz, zur Um terdrückung jener Bücher, die wider Jesum Christum, und sein heiliges Evangelium geschrieben sind. Sie sehen Hochgebiethende! und Mit ihs nen alle die erlauchten Versammlungen, welchen sie ihr Zutrauen schenken , man könn» nur nach dem Willen des obersten Regenten regieren. Jeder müsse nach Verhältniß seiner Macht die Religion beschützen. Das sey die Hauptpflicht; die ihnen eben die auferlegt: und die sich nie e» füllen läßt, ohne gedachten Schriften nach aller Strengheit zu begegnen; weil der Untergang Unzähliger Menschen nicht nur auf die Rechnung der Verfasser, und Verbreiter, sondern auch aller Oberkeiten geht, deren Gleichgültigkeit die- ^ selben immer kühner, unsren Widerstand immer schwächer machet. Sie sehen ferner, daß der Schaden, den sie anrichten , für Sie noch ärgere Folgen, als selbst für die Kirche habe, weil eben die Leute, so alle Religion für Schwärmerey ausgeben, auch alle Herrschaft für Tyranney erklären; hie- mir der Umsturz der ersten auch den andern in seine Trümmer verwickeln muß. E r Märe Wäre ich so glücklich, dgß die Gründe bey höchsten Stellen-Eingang fänden! Wirkung soll» len sie sicher machen : und der Eifer müßte rege werdtzy. Ihr kömmt den Erlöser »immer ungestraft lästern lassen. Das ist nicht einmal bey den Türken gestattet. Ihr Gesetzbuch verbiethet, es unter Lebensstrafe. Diese Barbaren glaubte^ ihren Staat zu zerrütten, wenn dessen Beschirm; pfung, den sie nur für einen Propheten annehmen, minder, als den Kopf kosten sollte. Ich sirge dieß nicht, als hätten wir Christen nöthig vom Erbfeind zu lernen, daß wir unsren Urheber in Ehren halten sollen. Ich bringe es ft'w ein Beyspi-l; nicht für einen Grund. Die blosse Erinnerung , dieß sey das gröbste Verbrechen, von dem wenn man statt der Strafe noch Ehre . davontrüge, Euch eben eure Hochheir äußerst gerf fährlich würde: Diese blosse Erinnerung, sage- ich , hat eine so überwägende Kraft f daß ich alle ' übrige hatte weglassen , und mich einzig auf sie berufen dörftn. Es ist für Euch ein größer Glück rm Christenthum, als im Purpurgebohren zu seyn.' Ihr könnet auch darum nicht zugeben, daß es gerade unter Eurer Regierung untergehen soll ; im Gegentheil mäßet ihr alle, die durch Eure Gesetze das Gesetz des Herrn stürzen, und quf dessen Ruinen euren Thron befestigen möchten, tzr Verrä- ther ansehen. Das End des Glaubens kann nie ein Anfang einer neuen Größe für euch werden. Ihr seyd nur groß, wenn ihr euch vor dem Größten demüthiget: Uftd werdet nicht länger Regenten , als Christen bleiben. Zwo Zwo Zugaben, die von diesem Gegenstand unzertrennlich sind. Die erste. Vorstellung der allgemeinen Versammlung der französischen Geistlichkeit vom Jahr 177a an seine Majestät Ludwig den XV. wegen Unterdrückung ruchloseV Schriften. Die zweyte. , Beyspiele verschiedener Monarche, und Frey- staaten, welche den Schriften wider Christum , und seine Religion mit der äußersten Strenge begegnet sind. 1 j I. Vorstellung her allgemeinen Versammlung her frans Mchen Geistlichkeit vom Jahre 1770 an seine Majestät Ludwig den XV. wegen Unterdrückung ruchloser Schriften *) V 0 r b e r i ch t. l L^Sch liefere hier dem Publikum eines der wichtigsten Stücke zu unsrer ihigen Geschichte. Sie besteht in einem Schreiben, welches die allgemeine Versammlung der französischen Geistlichkeit vor zwanzig Jahren an E 4 *) Diese Vorstellung habe ich vor z. Jahren unter dem Titel: Einige Blicke in die Geschichte von Frankreich im Jahre 1772 in die zweyte, oder neue Augsburger - Sammlung, welche Herr Johann Balthasar Mer; herauszieht, einrücken lassen. Hier ist sie aufs neue übersehen, und von so vielen, als groben Druckfehlern gesäubert worden. Vorbericht» dem König von Frankreich stellte, als sie eben ^ im Begriff war auseinander zu gehen» Ich ^ finde darinn eine Art von Vorsagung, , die gewiß auffallend ist: und den ganzen !? anarchischen Zustand dieser einst recht blühen- ! den Monarchie so treffend, so lebhaft vor- ^ stellt/, daß man sie ohne Entsetzen ab dem See. richt des Herrn, und dem Einfluß, welchem der freye Paß ruchloser Schriften nicht nur auf die Kirche, sondern auch auf die Kronen hat / niemals wird durchleseu können. Oder was ist dabey anderes nöthig, als daß man' an die Stelle des buturi, der künftigen das prsolens.» die gegenwärtige Zeit /, se- > tze? Durch diese Veränderung einer einzigen Sylbe werden wir in einer bestimmter: Drohung eine vollkommene Geschichte aller der ! Vorgänge finden, die jenen grossen Staats- ^ körper aus feinen Gelenken gebracht: und Jedermann, der noch Augen hat, offenbar zeigen, daß der zweyte Hauptsatz des unseligen Abbes Raynal: Alle Regierung sey, Tyranney vom ersten: Alle Religion sey Schwärmerey wenigst in der Ausübung bey jenen Vorberrcht. jenen nie getrennet werde, denen daran liegt ein freyes, unchristliches Leben zu führen. Dieß Schreiben ist schon ein anderesmal, lang vor gedachter Revolution, deutsch erschienen ; allein die Übersetzung war nicht so beschaffen , daß man damit zufrieden seyn konnte. Das Original ist darinn merklich entstellt: und so wohl der Schimmer, als Nachdruck des französischen Verfassers lang nicht, erreichet worden. Das bewog mich eine Neue vorzunehmen: und bey dem An- lgß jedem Denker zu Sinne zu legen, daß ein Volk nur so lang glücklich sey, als es christlich ist: und man noch von jedem Staat aus Erfahrung werde sagen müssen, er könne die Religion nicht Lang überleben. Damit ich aber die Aufmerksamkeit beym Durchlesen einigermassen unterstütze, muß ich erinnern , die ganze Schrift laufe auf folgende vier Gegenstände hinaus. I. Der Verfall des Glaubens, und der Girren komme hauptsächlich von bösen Büchern her, welche in Jedermanns Händen sind. E 5 H. Vorberichk> ll. Diesen wirke Niemand mehr entgegen: und wenn auch in Ansehung derselben einige kluge Anstalten getroffen, einige scharfe Gesetze gemacher werden, fehle es immer an Befolgung derselben. IH. Die vorgebli- . chen Aufklärer, und neuen Heiden seyn des äußern Zwangs von Seiten der Ober- keicen eben so überdrüßig als des innern von Seiten des Gewissens, und des Evangeliums. Darum IV. so bald sie mir der Abschaffung der letzten fast fertig sind, werden sie ohne weiteres auch an den Umsturz des ersten Hand anlegen. Weil aber diese Bemerkung gewisse Leute am meisten interessiert, habe ich dieselbe mit besondern größern Buchstaben drucken lassen. So herrlich die ganze Rede gedacht, und Zesetzet worden, muß sie doch heute, wo man alles, was sie vorsagte, pünktlich erfüllet sieht, weit mehr Eindruck machen als in den vorigen Jahren. Die Richtigkeit einer jeden Angabe ist viel feyerlicher, als man wünschte, bestättiget worden: und die Erfahrung selbst hat ihnen in den Augen der gan- Vorbe richt. ganzen Welt das Siegel der Wahrheit aufgedrücket. Cicero, Ceuintilian, und wer immer -ke Redekunst in Grundsätze gefastet, kennen beym Ueberzeugen keine größere Macht, als diese ist. Und gewiß, nachdem alles - was in solchen Schriften vorkömmt, in Erfüllung gieng, bleibt dem Leser keine Ausflucht übrig. Es ist nimmer der Redner, den er anhöret; die Sachen sprechen selbst für flch, und machen ihn bey jedem Worte auf seine Sicherheit denken. Kurz, er kann nicht widerstehen: er muß sich wie gefangen geben. Der Schluß ist: Ich will aus fremdem Schaden klrH werden: und da ich sehe, wie das Hatttz .des Nachbars in Flammen steht, ist keine Zeit mehr mich zu besinnen, ob ich das eigene noch retten wolle. Es ist dann nur zu wünschen,daß diese paar Blätter recht vielen ^besonders geistlichen und weltlichen Oberkeiten,durch die Hände gehen. Auf den Nutzen darf ich mir sichere Rechnung Vorberichk nung machen. Oder was hat Gott mehr für Warnungen, wenn nicht einmal diese auf die Gleichgültigkeit wirken, welche sie in Rücksicht auf den Unglauben angenommen haben? Wollen sie gar auf Wunder warten? Das wäre ihn versuchen, und seine Langmuth auf die äußerste Spitze stellen. Sire! Sire! l^^ie Geistlichkeit ihres Reichs hakte schon bey der letzten )Jersamknlung die Ehre zum Fuß ihres Throns den bittern Schmerzen zu bringen, welchen sie in Ansehung ruchloser Bücher fühlet, die vorn Geiste der Finsterniß seit einigen Jahren unter ihren Unterthanen ausgestreuet worden sind. Man nahm sich die Freyheit die traurigen Folgen, welche eine so ungezäumte Freyheit nach sich ziehen könnte: -wie auch die schwere Pflicht, die Gott Euer Majestät zur Hemmung ihres Laufes aufgelegt hat, ihren Augen vorzulegen. Wir bitten zu erwägen, die Frechheit laße sich weder wirksam noch dauerhaft zurückhalten, wenn nicht der Druck solcher Bücher den Gesetzen einer scharfen Zuchtordnung unterworf n wird. Unter allen Verordnungen , die den Druck betreffen, findt man keine, welche di« Sache klüger angiengen, als jene,, so -Heinrich der 1l. deck n. Lhristmonar des Jahrs 1547. und den 27. Brachmonat des Jahrs 1551 . 78 r 55 r. herausgegeben hat. Das Wohl der Kir« che, und des Staats vereinigen sich in gegenwärtigen Umständen, und vermögen uns um deren sorgfältige Befolgung anzuflehen. Diese Bitte gnädigster Herr! kann von einem so guten Gemüthe, wie jenes Eurer Majestät ist, nicht anders als gütig aufgenommen werden. Man darf nicht denken, daß sie einen Gegenstand , welcher für das ihrer Obsorge von Gott anvertraute Reich, und für die Kirche, deren Beschützer sie sind, so viel aus den Augen las, sen. Wie konnte dann geschehen, daß noch die gleiche Unordnung besteht? daß die Gottlosig, kett fortfährt die Religion, und die Gesetze übern Haufen zu werfen? Daß die alten Uebel immer^ mehr anwachsen, und wir uns so genöthiger sehen , die alten Klagen und Bitten Eurer Majestät aufs neue vorzutragen? Nein Sire! ihre Liebe zur Religion hat weder die Anzahl der Feinde , von der sie bestritten wird, noch die Unbil- den, die ihr von ihnen zugefügt werden, verhindern können. Es sind nicht nur die vorigen bösen Bücher, welche fortfahren sich zu verbreiten , und mit jenen der Kirche, und dem Staat schätzbarsten, und liebsten Schriften die nämliche Preßfreyheit zu genießen (denn dieß unterfangen sie trotz unsren Censuren, trotz des feyr- lichen Verbothe, das die Richterstühle darüber ergehen liessen ) sondern die Gottlosigkeit bringt vermög ihrer unseligen Fruchtbarkeit täglich neue, und immer ärgerlichere Mißgeburten hervor, welche 79 welche gleich den vorigen ungestraft ausgestreuet werden. Das Verzeichnest , das wir uns die Freyheit nehmen dieser Vorstellung beyzule- gen, enthält nur die verschreyresten, und boshaftesten. Alle Wissenschaften werden mit dem Gift dieser Bücher angestecket. Man giebt sich nicht einmal mehr Mühe die Ruchlosigkeit mit " einem Schleyer zu verhüllen. Die Lästernng des Herrn nimmt von Tag zu Tag eine deutlichere , und beissendere Sprache an. Diese Bücher finden für sich alle Gewölber, alle Buchläden , alle Thüren offen. Man eilet recht mtt Darreichung des Gifts, das der Ungläubige auch in fremden Landen gezeuget hat. Selbst die festen Pässe des Reichs scheinen sich ihm zu ergeben , und den Durchzug zu gestatten. Es wäre noch wenig, wenn die Gottlosigkeit ihre Niederlage nur auf die Hauptstadt ein- fthränkete. Denn so könnte man diese in die Zahle der erschrecklichen Geißeln sehen, mit denen große volkreiche Oerker manchesmal heim, gesucht werden. Allein sie ergießt sich wie ein Wildbach ins Innere der Provinzen , und an die äußersten Gränzen ihres Reichs. Es ist keine Stadt, kein Ort vor dieser Seuche ganz frey. Die Seelenhirten bemerken schon, daß sie anfängt in die Werkstätte der Künstler, in die Hütten der Bauren, und Tagelöhner zu dringen , und ihnen nebst der Unschuld der Sitten die Einfalt des Glaubens ju rauben ; welche doch die 8o die einzigen Güter sind, an denen sie sich bey ihrem Elend noch schadlos zu halten vermögen. Sire! werden sie gedulden, daß die ganze Masse ihres Volks verderbe, und sich der Ruchlosigkeit ergebe ? -- Daß ihr Reich dem Geist der Finsterniß zur Beute werde ? Daß der Gott, Lurch den sie herrschen, in ihrem Gebiethe nimmer anerkannt: daß der Glaube ihrer Vorfahren, und mit ihm alles eingedrückte Gefühl der Liebe, Unterwerfung, und Treue gegen ihre geheiligte Person, im Herzen ihrer Unterthanen getilget werde? Die Gottlosigkeit richtet ihren Geifer, und ihre verderblichen Anschläge nicht nur auf den Umsturz, der Breche ; sie zielet zur gleichen Zeit auf Gott, und die Menschen: auf das Reich, und das Heiligrhum. Sie wird sich auch nicht zur Ruhe geben, bis sie alle sowohl göttliche, als menschliche Macht zernichtet hat. Wenn diese traurige Wahrheit noch einigem Zweifel unterworfen wäre, fänden wir uns im Stand o Srre l an einem verruchten Werke- das man frisch unter ihrem Volk ausstreuet, einen augenscheinlichen Beweis aufzustellen. In diesem wird unter der schönen Aufschrift das System der Natur die Gottesläugnung nach ihrem ganzen Umfang ohne Geheimniß vorger getragen, und unverschämt mit solcher Kühm heit, und Wuth erkläret, daß man in verflossenen Jahrhunderten kein gleiches Beyspiel antrifft. Der Vater dieser Misgeburt, die vielleicht die ärgste aus allen ist, so des Menschen Geist zu Stand gebracht, glaubt unsrem Geschlechte nicht genug zu schaden, wenn er selbes lehrt, es gebe keine Freyheit, keine Vorsehung, kein geistiges, unsterbliches Wesen, kein künftiges Leben ; das ganze Weltgebäude sey nur eine Wirkung des scherzenden, blinden Schicksales : Die Gottheit nichts als eine abgeschmackt , verderbliche, ganz ungereimte Ehimaere, die ihren Ursprung der bechörken , von der Furcht verwirren Einbildung zu danken hat: Der Glaube an diese die einzige Ursache aller Irrthümer, und Uebel, von denen die menschliche Natur im, mer bedrückt ist; nein, er waget sich auch ihnen ertheilen wollten: und daß sie be- ! rechciget sind, dieses im Gleichgewicht zu erhalten, zu mäßigen, zu beschränken , davon Rechenschaft zu fodern; ja, wenn sie es besser finden, sie desselben gar zu berauben. Er ermuntert sie von den ehemals üblichen Rechten Gebrauch zu machen: und verkündet ihnen, sie werden nie glücklich seyn, wenn sie der Macht ihrer Fürsten nicht die Gränzen seyen, die sie zu Stellvertretern des Volks , und Befolger dessen willens machten. Die Unabhängigkeit ist also das Mittel, mir dem der Unglauben die Reiche Zu stürzen suchet. Die Absicht den traurigen Anschlag auszuführen , macht ! wirklich, daß sie so lange Zeit sich schon bestrebet, alle Bande zu brechen, welche den Menschen an seine pflichten halten. Nachdem dieß schreckliche Geheimniß ihrem Mund entwischt ist, suchet sie umsonst sich mit dem Blendwerk der Weisheit, und Liebe der Geseye zu schmücken. Sie ist so ganz überwiesen, daß sie eben die Feindinn der Völker, und --------- 8Z und Monarchen, wie des höchsten Gottes ist. Dem ungeacht Sire! wer würde das glauben? sieht man ein so gottlos, so aufrührisch Buch, dessen Lehre wir Eurer Majestät ißt vortrugen , ganz ungestraft in deren Hauptstadt, wo nicht gar bey den Zugängen ihrer Palläste. Es wird noch wohl an die äußersten Theile -es Reichs dringen, um überall den Saamen des Ungehorsams, und der Aufruhr auszustreuen. Gesetze schweigen, die Macht bleibt ruhig , und nimmt keinen Bedacht die abentheurliche Sammlung von Gotteslästerungen, und Grundsätzen, welche alles Ansehen zerstören, von den Unterthanen zu entfernen. Erlauben sie uns Sire! bey dem Anlaß Eurer Majestät die argen Ränke zu entdecken, deren die Gottlosigkeit sich ißt bedient der Schärfe der Gesetze zu entgehen. Will sie ein ärgerlich Buch, das alles, was die Religion angeht, ohne Rücksicht anfällt, zum Druck befördern , kündet sie es unter dem Namen eines längst verstorbenen Verfassers an: und so bleibt das schädlichste Buch vermittels dieser Lüge sicher: und kann unter dem Himmel, den es beschimpft, und im Vaterland, das es verkehrt, ungestört gelesen werden. F r Web 84 Vielleicht wird man sagen, die Menschlichen Gesetze wären nicht hinreichend jenen Unordnungen, die wir bedaurten, abzuhelfen. Ja sie wären gewiß hinreichend, wenn sie nur Sorge trügen, die gehörigen Mittel zu brauchen. Sie zeigten aber Liese am beßten, wenn sie der Seuche keine Zeit gestatteten, sich ruhig zu verbreiten , Herz, und Verstand zu verführen, und sich des Geists der Nation zu bemeistern. Denn sobald die Gottlosigkeit ihre höchste Stufe ersteigt ( und von der ist sie leider nicht weit entfernt ) werden die Gesetze sich umsonst bemühen dieselbe zu unterdrücken. Im Gegentheil wird sie sich furchtbar machen: und zuletzt alles, nicht einmal die höchste Macht ausgenommen, unterjochen. Damit man die Gesetze für unvermö, gend angebe, soll mans aus Erfahrung wissen: Und will man bestimmen, wessen die Obacht, und Wachsamkeit fähig, oder unfähig ist, muß Uran beyde angewandt haben. Hat man aber ein Buch > das öffentlich nicht erscheinen darf, aus schlechten Absichten in Geheim erlaubt: ist man beym Aufsuchen des Verfassers ohne Ernst, und gleichsam mit der Absicht den Schuldigen nicht zu finden, dareingegangen : hat man bey der Schärfe gegen einen sich zu schwach, gegen den andern zu saumselig gezeigt: hat man beym Verboth eines, bösen Buchs nicht alle erforderliche Maasregeln genommen, die dessen Umlauf hemmen sollten: hat man ihm die Thore der Hauptstadt geschlossen, aber die Thore der : , gan- 85 ganzen Reichs offen gelassen: haben besondere Ausnahmen die Wirksamkeit öffentlicher Verordnungen gehindert: hat beym Einzug verböthe- ner Schriften ein geihiger, untreuer Minister sich angemaffet dieselben selbst auszustreuen: hat -die Gesetze Sire! sind nicht ohne Wirkung, wenn um ihnen im befolgen nichts mangelt. Man gestatte uns zu sagen: wie viele der Kirche schätzbare Bücher sind in diesen letzten Zeiten durchs Ansehen der Gesetze zurückgehalten worden? *) Warum sollen dann die Gesetze nur ohne Kraft seyn, wo es zu thun ist die Religion zu vertheidigen ? Sire! glauben Sie docffnicht, wir verlang- reu, Sie sollen die sanfte, duldsame Güte, die ihren Charakter ausmachet, und ihnen bey den Unterthanen den Namen des Vielgeliebten erwarb , ihund ablegen. Die Geftße sind nie grausam; doch bezäumen sie die Ruchlosen, gegen welche wir sie zur Tilgung des Irrthums anflehen. Wir suchen nicht, daß der Ruchlose zu Grund gehe; sondern nur daß er bey seinen Pflichten erhalten werde. Die Machbarkeit ist F Z also *>) Müssen wir Deutsche (seit dem die Frcymaurer so großen Antheil am Hirtrnamt genommen) nicht eben das so gar von einigen geistlichen Censuren klagen; von denen sich fragen läßt, ob sie mehr schlimme Bücher passieren lassen, oder mehr gute unter verschmitzten Verwänden hinterschlagen? 86 also der vornehmste Zaum: und zwar ein solcher, der beym Unglauben Furcht erreget; Welche Lobsprüche Sire! verdient das Obergericht *) das zur guten Ordnung, und gemeinen Sicherheit in dieser Hauptstadt angelegt worden? Ungeacht des ungeheuren Raums, ? den sie einnimmt: ungeacht der vielen Einwohner , der Verschiedenheit der Sitten, der Gemüthsart , der Geschäfte, ist doch Niemand , > über den dieß emsige Gericht nicht wachte, und ^ den es nicht vertheidigte. Nichts entweicht seiner Aufsicht, was der Künstler in seiner Werkstätte , der Kaufmann in seinem Laden , der Hausvater im Innersten seiner Wohnung treibt. Diese kömmt den Verbrechen vor, oder bringt sie an Tag. Sie entdeckt die Aufläuft, und zerstreuet sie. Mächtiger als das Gesetz halt sie die Lasterhaften, so jenes nur strafet, so gar von Unternehmung des Bösen ab. Weder die Kunstgriffe, noch die Schlufwinkel, noch die Ausflüchte, die den Verbrechern so gemein sind, ! können auf die Weise so scharfen Forschungen entgehen. Wie ist dann möglich , daß der Sitz des Unglaubens , die Presse, aus der die gottlosen Bücher kommen, das einzige sey, das zum Eigennutz ihrer Verbreiter jene Sorgfalt vereitelt: und da gedachtem Gerichte sonst nichts verbor. ') Das den Namen von der polizev führet« 87 verborgen bleibt: da seine Wirksamkeit einiger Massen Gottes Vorsicht gleicht: und jeden Schritt des Bürgers zählet; nur die Schriften, welche den Himmel reißen, ihrer scharfen, wachsamen Blicke zu spotten fortfahren ? Es ist uns bekannt Sire! jenes Gericht, das in der i Hauptstadt wachet, könne die Provinzen nicht sicher stellen. Es ist uns bekannt, die Ruchlosigkeit pflege nach Maas der Hindernisse, die sie antrifft, ihre Kräfte, und Liste zu verdoppeln: und wisse jeden Zeitpunkt zu benutzen, in dem der Eifer etwas nachläßiger wird. Bis zum Erstaunen verbindt sie sich mit allen Leidenschaften: und versteht die Kunst dieselbe ganz dahin zu verwenden, daß sie dem.Gesetz, und dessen Wachsamkeit entwische. Je wirksamer, und je kühner sie hier ist, desto mehr Fleiß und Ob- sorg hat man im Gegentheil zu Verhütung des Schadens zu verwenden. Gedachtes Gericht thut zur Versicherung der Güter des Bürgers erstaunliche Wirkungen. Der Fiskus ist nicht minder thätig dessen Recht, und Einkommen zu vertheidigen. Wir verlangen nur Sire! daß man zum Schuß der Sache Gottes, welche zugleich die Sache Eurer Majestät, und der Unterthanen ist, sich ebenderselben Mittel bediene. Wir wollen Sire! weder dem Genie wißiger Köpfe Einhalt thun, und diese in ihrem Laufe hemmen: noch ihre Untergebenen, wie uns falsche Staatskluge auf- F 4 bürden, 8S k bürden, dumm, und abergläubisch machen^ Die Religion scheuet das Acht nicht: sie fürchtet die Ausschweifungen, nicht die Kräfte der Verstands. Nein fürwahr , sie widersetzet sich jenem garnicht, was die menschlichen Wissenschaften vollkommener machst. Soll man aber, damit die Talente fortschreiten, alles verderben lassen ? Die angezäumte Begierd jeden Wahnsinn seiner Einfälle in Druck zu geben ist lang . nicht so nöthig unsren Verstand zu verfeinern ; im Gegentheil wird der dabey sehr gekränket; ' weil es ein Anlaß zu Irrthümern wird, die ihn. verfinstern: zu tollen Grundsätzen, die er einsänget: zu vielsrley Unruhen, in welche alle Stände dadurch gerathen. Aus dieser tödlichen Freyherr entstund bey unsren benachbarten Insulanern *) die Verwirrung der Gekeen, Meynungen, Partheyen : Der Geist der Unabhängigkeit, und Aufruhr, der oft den Thron wanken , ja mir Blur triefen gemacht: auch - frühe oder spat sogar die Einrichtungen, k «ruf die sie stolz sind, wieder aufheben ! muß. Diese Freyheit würde vielleicht be^ uns noch traurigere Folgen haben. Sie ? würde bey der Unruhe, Thätigkeit, ^ Neugier, -Hitze der Nation mehrere Mittel *) Man versteht darunter die Engländer, Irre und Schorrländer- 8 ? tel finden auf die seltsamsten Abweege Zu gerathen: und das Reich in das äußerste Unglück der Anarchie zu stürzen. Und o! daß Eure Majestät nicht selbst erfahren hätten, daß sie die traurigsten Merkzeichen hinterlassen, die Milde unsers ländlichen Charakters getilget, und gleichsam in allen Ständen, bey jeder Gattung Leute Sitten, Grundsätze, Redarren eingeführt, die unsren Vatern ganz unbekannt waren: und wider die sie Braft ihrer Treue, und Liebe zum Monarchen sich in Gegenwehre gefttzek hatten. Würdigen sie sich Sir«! Alles von Gott erhaltene Ansehen dahin zu yerwenden, Laß dem Muchwillen gedachten gottlosen Schriftstellers Einhalt gethan werde. Würdigen sie sich vermittels ihrer Gesetze die Flüche zu unterstützen, so wir im Namen Gottes, und der Kirche über ihn gesprochen haben. Das Wohl der Religion , und des Reichs fodern es. wir reichen die Bitte nicht nur als Vberhir- ken dar, die verbunden sind die heilige Gradc zu vertheidigen: wir thun es auch als Glieder des Staats, von dem wir die Ehre haben den ersten Grand vorzustellen ; und dessen Erhaltung, dessen Flor uns aus mehrern Gründen nächst am Herzen liegt. F 5 Der 9 » Der Eifer frommer Fürsten bleibt auch in diesem Leben niemals unbelohnt. Die Ehrfurcht , welche sie dem Herrn verschaffen, muß zugleich ihr Ansehen, ihr Wohl, den Frieden ihrer Lande, die Ruhe« und Ergebenheit ihrer Unterthanen versichern Eurer Majestät rc. rc. II. II. Beyspiele Verschiedener christlicher Monarchen, und Frev -- Staaten, welche den Schriften wider Christum, und seine Religion mit der äußersten Strenge begegnet sind. §. I. Beyspiele aus den ersten Zeiten. Kaiser Ronstancinus der Große hat in einem Schreiben an die Bischöfe, und das Volk, welches wir beym LV- /.röro /. ^r/?o>» rrcx ca/i. y. antreffen, von dem Porphyr i u s, der nur ein gebohmer Heid war, kund gethan, weil sich der erkühnet hätte, die christliche Religion zu bestreiken, und ruchlose Bücher dagegen zu schreiben, hätte er ihm den verdienten Lohn werde» lassen ; und verordnet, daß seine Person bey den Nachkommen auf ewig verrufen, und beschimpft, seine Bücher aber gänzlich Vertilget seyn sollten. Eben- Ebenderselbe ließ ein Edikt ausgehen, wo er befahl, alle Schriften des Arms, in denen die Gottheit Jesu Christi angegriffen war, sämmtlich zu verbrennen, wer aber dieselben verbergen , oder zurückhalten wurde, mit dem Tode zu bestrafen. Man sehe nur wiederum gedachten , V < 7 ^ /Me eockem: wie auch den /,rüro /. Äk/?orr'w 21. Baiser Theodosius der Große (7ock. cke LnmMa Trmrtate. 7rt. i. z. *) vsr-- vrdnete, daß man alles, was Porphyrius aus Antrieb seines Unsinnes, oder auch sonst wer anderer wider die christliche Religion geschrieben, es möchte bey wem immer gefunden werden, verbrennen solle. Denn, sagt er > wir wollen, daß von allen den Büchern, welche Gott ansfodern, oder fromme Gemüther ärgern, nicht einmal mehr unter den Menschen was gehöret werde. Die BaiserArkadius, undHonorius verbothen unter Todesstrafe die Bücher des Eunomius, so wider die Gottheit des Erlösers geschrieben waren, zu hinter- schlagen. Die ,) Lx coäies Ilreoäoüsmo I,. XVl. y; Die Baiser Theodosius der Zweyte, und Valentinianus der dritte verbothen gleichfalls unter Todesstrafe die Schriften des Artus zu lesen , oder heimlich zu behalten. Ekengedachter Kaiser Theodofius verordnet den Verlmst der Güter und selbst des Lebens gegen alle diejenigen, die einen vom Christenthum zu einer ruchlosen Sekte, oder zum Heidenlhum verführen würben» Und dieß Gesetz ist vom Kaiser Justin nianus 5. cie t/t. 7. L/ür-o /. erneuert worden. Die VisigothischenBönige haben nach dem Anfang des VIII. Jahrhunderts wegen den Büchern wider die christliche Religion, sehr scharfe Befehle ergehen lassen. Wer sie das erstemal las, oder im Haus behielt; sollte geschoren', und mit 100 Stockschlägen bestraft werden; wer das zweytemal, verlohr seine Güter, und wurde des Landes verwiesen. Trü--o §. L 94 L- ii. Beyspiele aus den letzten Zeiten. ^ls man das Buch des Petrus pom- ponatius cie ammr auch zu Venedig aufgelegt, Ward dessen Verkauf vom hohen Magistrat verbothen ; die Exemplar aber , so viel man deren vorfand, dem Feuer übergeben. Die FeMrltr'o des Michael Herveins wurde zu Vimne in Dauphins, wo sie gedrucket war, sogleich aufgesucht, und größten Theil sammt der Bildniß des Verfassers verbrannt. Auch zu Frankfurt am Mayn mußte ein großer Theil der Exemplare auf den Scheiterhaufe; zu Genf aber griff man nach seiner Person, band ihm ein Exemplar ün die Hüfte, und verbrannte ihn öffentlich sammt dem, selben. Das alles geschah in eben dem 55z. Jahr, wo Las Buch herausgekommen : und der Eifer war so groß, daß aus tausend ^Abdrücken keine mehr übrig ist. Nur einige Abschriften haben ihm noch entrinnen können. Valentinus Gentilis, als er -des Arianismus überwiesen worden, mußte auf Befehl des Genferschen Magistrats auf den Knien um Vergebung bitten, und seine ' Schrift Schriften selbst öffentlich m das Feuer werfen ; zu Bern schlug man ihm gar den KopfinS Feld. Im Jahre, 157z. hat man den Gottfried Vallr wegen der Ungötterey, und einem einzigen Bogen, den er darüber drucken ließ, zu Paris verbrennen lasten. Die Exemplare wurden mit solcher Sorgfalt aufgesucht, daß ein einziges Exemplar, das in der Bibliothek zu Gr. Germaine aufbehalten wird, tzen Flammen entrunnen ist. Luzilius Vanini hatte auch das Schicksal, daß seine atheistischen Bücher verbrennet wurden. Ja er ist diesen zu Toulouse im Jahre 1619. selbst ins Feuer gefolget. Iak 0 b I. König in Großbritanien befahl den Socinianer Lonrad Vorftius seines Amtes zu entsetzen , und dessen Bücher durch den Scharfrichter zu verbrennen. Auf Befehl des Senats zu Amsterdam wurden die Bücher des SocinianerS, Jo, hann Völkelius öffentlich inS Feuer geworfen. Im Jahre 1642. Die gleiche Strafe erfuhr derl 7 akrrür/mu/ Aaroxee»//, den man im Jahre i66z durch «inen Befehl des Englischen Parlaments zum Feuer verdammte. Man wollte Lm Jahre 1660. ein Werk desVanini, von dem ich oben gemeldet, in Holland frisch auflegen; allein es ward unverzüglich durch den Magistrat unterdrückt. Friederich willHelm Gtosch', königlich preußischer Hofrath, und Geheim- fchreiber ward wegen seinem verführischen Buch io/chMas mora/r'/ , re/rAio-rä r^r/l/tmas, welches «, nicht zu Amsterdam, wie der Titel sagt, sondern zu Gäben in der untern Lausitz drucken ließ, seiner Würde entsetzet, mußte sein Werk unterdrückt, und öffentlich verbrannt sehen; ja, als er gegen die Theologen sich beschwerte , und von Unschuld reden wollte, bekam er Befehl öffentlich zu widerrufen, und sein Verbrechen zu bekennen; Im Jahre 169z» und 1694. Zu Berlin. r Nach einigen Jahren wurden ebendaselbst auf Verlangen Aarls Xll. Königs in Schweden, kArrch'E DemscriLr unpar- rheyische Gedanken öffentlich durch den Scharfrichter ins Feuer geworfen. Zu Dublin wurde Lm Jahre r 694 das Buch des JrländcrS Johann Toland die christliche Religion ohne Geheimniß dem Feuer übergeben, und er zury Kerker verdammt» 97 Im Jahre »704. befahl das Parlament in England die Bücher Wilhelm Cowards, eines Materialisten, Ärzten zu London öffentlich zu verbrennen. Fast um eben die Zeit liessen die Stände in -Holland den Himmel auf Erden, welchen Frtederich van Leenhof, ein Spi- nozist, geschrieben öffentlich, verdammen , und verbiethen. Der ehemalige Cmländische StaatSrach, und CabinetS Direktor Ludwig Lav ließ rm Jahre 1717, rmdi7i9. Zu Frankfurt am Mayn zween Spinozistffche Bücher drucken. Man war von Seiten des Magistrat» nicht zufrieden dieselben zu unterdrücken, sondern man sagte ihm an, er möchte sich gefalle« lassen die Stadt zu räumen. Die Mstorre äe ? mue des bekannten Materialisten Julius Dffrey d-e la Mertrie wurde im Jahre 1746. öffentlich zu Paris verbrennt. Nach wenigen Jahren wurde ein anderes Werk ebendesselben in Holland unterdrücket, und kam dem Verleger Ellas Luzac cheuer genug G Zu 98 zu stehen, daß er für dessen Verbreitung interessieret hatte. *) Der größte Theil der Schriften Johann Christian Edelmanns ward im Jahre 1750 auf Baiferlichen Befehl zu Frankfurt am Mayn öffentlich durch den Henker ins Feuer geworfen. So viel von den Schriften der Atheisten, Spmozisten, Materialisten. Die Beyspiele sind nicht gesammelt, sondern gewählet worden; so daß sich derselben noch viele anführen liessen. Eines Kann ich wegen den gräßlichen Umständen nicht weglassen; ja ich habe es außer der Ordnung der übrigen, welche der Zeitrechnung nach angesetzt worden, mit allem Fleiß auf die letzte gesparek. Zu End des vorigen Jahrhunderts ward Casimir Lyszynfki, ein adelicher Polak, der Ungöt- *) Überhaupt haben die Generalstaaten in diesem Jahrhundert ein Beyspiel des Eifers gegeben. Darum ist heute zwischen diesen, und andern Landern in Rücksicht auf den Unglaube« ein so merklicher Unterschied. Nein, Gisbertus Voekius würde itzt sein Vaterland nimmer ein Afrika heißen, welches immer derley Ungeheure gebühre, wie er l'omo I. 8e!eÄarum Dispotstlooum, Disput, äs H,tlisl5» mo »uz. geschrieben hat. 99 - Ungötterey wegen angeklagt , und in Verhaft genommen. In der That hatte er eine Abhandlung von 17. Bogen geschrieben; wo nach jedem Sah der Schluß folgte: So giebrs dann keinen Gorr. Unterdessen ward zu Warschau der Reichstag gehalten, und sein Handel in eben dieser großen Versammlung untersuchet. Das Urtheil bestund in dem. Er sollte auf öffentlichem Platz seine Schrift selbst verbrennen : und darauf außer der Stadt auch verbrannt werden: dir Güter sollten eingezogen r sein Haus so zerstöret werden, daß nicht einmal «ine Anzeige davon übrig bliebe. Bey Ablesung dieses schrecklichen Spruchs warf er sich auf die Knie, und unter heißen Thränen bat er nur um diese Milderung, daß man ihn durchs Schwert hinrichten lasse. Man befahl dann nach Ab- hauung der rechten Hand ihm den Kopf zu nehmen, den Leichnam sammt den Schriften ins Feuer zu werfen, und , damit nicht das geringste von einem solchen Menschen übrig blieb, die Asche in ein Stuck zu laden, und dieses gegen die Tartarey loszuschießen. Das geschah zu Warschau im Märzen des i6y9.Iahrs. Weit mehrere Beyspiele -er verbrannten Bücher, der Entsetzung von Aemtern, der Verweisung , und des Kerkers liessen sich von verschiedenen Naturalisten ; von Aufwieglern aber, welche dem Volke bald Lust zu Lastern, bald zur Gemeinschaft der Güter, und Herrschaft machen GL woll- IQ0 - 7 ^.-»— - wollten , so gar der Todesstrafe, hier zur Schaue aufstellen. Wir haben aber an denen schon genug. Nur muß ich erinnern, daß, weil man seit 40 Jahren mit derley Strafen zu.' rückhielt , und die Gotteslästerung für eine Art Scherz oder Wih annahm, ebendarum die Anzahl ruchloser Schriften, so, angewachsen, daß sich eine ziemliche Bibliothek damit füllen liesse. Eine unumstößliche Probe, , daß die Nachsicht bey so verderbten , stolzen Köpfen nicht an ihrem Ort angebracht sey: und da die Schärfe viele zurückhält, diese ihr Unternehmen beförr dere, und was »das schlimmste ist, di« Anzahl selbst von Tag zu Tag vermehre. Auswähle Einiger Schriftsteller, welche dieOber- keiten über eben den Punkt ihrer Pflicht aufmerksam machen. ^ch übergehe hier die Bekanntesten, die schon vor zween - und anderthalb hundert Jahren von Unterdrückung und Bestrafung böser Bücher/ schrieben; als den Ma/r'/ Zr'ü»'/ a (Hr^r'rmr/Mo e/r'Mr'nuntir>. m Ikeo- timo , /sn cks to/Zerrar'/ , §5° maZ/r /rürr'/, Ze-Zürt/. AfoteMKtr/ cks mn/r/ , uc öonr'/ Zr'ürZt, , nur rrr/rr/?rr eo-'rtrriiem cou/Icrone'. WL 5V 6LL r/§ /.rörit- ckuo- />nt cks sure, V «rare ^o/rr'öe»rrir, k^rt^nn- ckr nc aüo/ensü' /r'ürot üwretrcot, b uonr'o/, crrm/ri^/emeuto ^o/Z aM'to. G Z Sie Sie sind entweder zu weitläufig, oder men-> gen vieles von andern Schriften ein, das nicht hergehört, oder werden sonst nimmer gelesen. Folgende können in manchem Betracht bequemere Dienste thun. /e-'tatroKö cie mtcrch'Aa (7^ci/iiarror'nrK cnm ti/iött- commrr>rro«c. 6c?rcr/K 1616.4. Item slia e/c ^?atrr T^a^arrornm /»ö ( 7 /u'i/iiam/ 7 M^s?-a- toriö»/. In dieser letzten Abhandlung stehen alle Edikte der christlichen Kaiser wider' die Heiden. L 7 ML 607 ' 7 ' L»>M/LL ( 70 LML 6 Di^e^tatione eie ToierMfta ' /iörorum rro- nro»'rtm 7?o/rÄ'ca. (r?'M/ri/te'aiüiicc i6yZi, Sie ist mir nur dem Titel »ach^bekannt; der aber verspricht, cö sey darmmviel Vor-? rath von politischen Ausflüchten anzutreffen« 7 Mr 7 atioAc . . . /» 5 a/tttarr /»cc ^va»§e/ii, toti or 5 r x>cr tiwr'uuMLrutr'am czcorientc ca». G4 Ich Ich fähre diesen nicht nur wegen feiner Mär ßigung, und Gelehrsamkeit, sondern auch darum an , weil wir bey ihm die Urtheile vieler andern berühnum Protestanten, als des LVA/- d) ^A/OL> LLN- ") und so weiter antreffen; welche alle den Urgrund, jenes Vergebens zeigen, daß eine Oberkeil wider die Güte, und Liebe handeln würde, wenn sie die Widersacher der Offenbarung mit schweren Strafen belegen sollte. MOLK/c'W' m K/?orier LcKorrc i. LKI7 l> vctcrnm circa Arrc/ee t//mck 17 z 6« LOML/Mt/L- 6/FLM. Bischof zu London , in einem seiner Hirtenbriefe - wo er eine weitläufige, recht herrliche Stelle über den Gegenstand hat. *) Von diesem ist ohnehin bekannt, was er über das Betraten mit dem SMozisten Tbcodor Ludwig Lau abgesprochen. **) Dieser hat eine besondere ^ M-s cr>ca //h,-or /sMa»/.r //alae 1726 herausgegeben. Allein sie hat beym Guten, das daneben steht, viel anstößiges. /s Mrtm'e ^.rure ^//. c^az). 4. /. n. rrrtM» 2. 60DL^LOM Lr7L>0^/(7/ LEci- tatromö«/ 77 rso/oArH ffe Lcr-^-tr/ ^rrcr- rrr/mr>, V /^errliorr^mre r'-r rare/a Kr/r- ^iome a^ro§re//ü corrcerrcii/ ^r^/ras 1715. --L^OTWc/L'DL L/6L/0A/6 t» lie /rörre ^oürör'E, der dessen I 7 reo-- /oßitr moraff angehängt ist, a ^ic?§. Mär 6s, Die Verbothe des Parlaments zu Paris betreffend das Buch des Ae/vetrue cie L' und des ^or^/eart'/Lmr 7 *) Item der Parlamentsspruch vom 4. Jun. 1766. gegen die jungen Atheisten zu Äbbeville. Sammlung der Reichs - und Riechen- geseye wider die Bücher, welche andern ihr« Ehre angreifen. Der Titel ist: /^eri- a/er , b tie -ro-r ecisrr^/ , r'W/?ri-- «rerrcir'e , eii/lraüerrch't, rekinr»efr/, r/r/ /e-K^rrciir G 5 trörir *) Wohin noch andere spatere parlamentsfchlüsse wider verschiedene Schriften gehören, in denen man fand, daß die Verfasser dem Unglauben, der Zä- gellosigkeit, und Aufruhr selbst das Wort ju führen sich unterstanden hätten. /r'ünr /rmo/r 1764. r» 4. Wenn man von Seiten der Oberkeiteü so nöthig fand gegen diese Gattung sich besser zu verwahren , giebt sich von selbst, wie sehr man sich zu verwenden hat, daß jene, von welchen die Rede war, im Reich unterdrücket werden. Denn nichts zu melden, haß aus Anlaß vorgeblicher Aufklärung gelehrte Leute, dir fÄrS gemeine Beßre arbeiten , auf hie ungezogenste Art mißhandelt werden, Klaubt man sich noch berechtiget, ganze Häuser, große Fürsten, und Bischöfe, unsre ruhmvoll sen Ahnen - berühmte Väter, heilige Consilien, hie allgemeine Kirche, ja selbst unsren Erlöser dqrinn zu lästern, und herunter zu machen. Die Bittschrift des Herrn General - Prokurator vom 15. Äugst. 1770. die auf Befehl des Königs gedrückt worden ist. Mehrere Censuren der Sorbonne zu Paris, die sie von verschiedenen freygeisterschek 'Schriften gefallet hat t und benanntlich jene 176z. wider den Äs/uetm/, und ^ou/eur«: 1771. wider den Abbt AaMa/: 1782. wider den cke o/Lar're. *) Mehrere Hirtenbriefe fran- *) Sie findt in dessen Schriften nicht nur die Ruchlosigkeit, und Unzucht, sondern auch das Verderblich ganzer Familien, das schädlichste Gift der Unabhängigkeit , und Verachtung aller Obersten. französischer Bischöfe, welche den freyen Paß solcher Bücher für eine Hauptquelle des Verfalls der Sitten, und Religion, angeben« Fast alle Rezesse allgemeiner Versammlungen der französischen Geistlichkeit, die feit mehr denn zc>. Jahren herausgekommen sind: wie auch ihre Schreiben an den Bö--' Nlg, in denen sie immer wider das Unwesen klar gen, welches die bösen Schriftsteller im christlich? sten Reiche angerichtet hätten, Das merkwür? digste vorn Jahre 1770, welches ich hier bey? gefüget habe , ist iiy Stand auch die Ger -ankenkosesten unter den Oberteilen über den Punkt aufmerksamer zn machen, Das Edikt der General Staaten gegen die überhandnehmenden gefährlichenSchrif? ten, das im Jahre 1774« deutsch erschien, und einen besondern Nachdruck hat. in der ö'torm A //üri, ni/a öarrtr'tn cir rro/lro ö?§rrors /'«M /'ia 1777. oder bey Abgang dessen Nfatthias von Schöne herg vom Birchmgeboth , wider die schädlichen Bücher, wo er jenes weit, läufige Werk in wenige Bogen zusammen» gezogen. Johann Rudolf Anton piderit, in den Beyträgen zur Vertheidigung , und Erläuterung des Canons der heiligen Schrift, und der christlichen Religion, sammt der 'Antwort auf des Herrn Dokt. Semlers gemachte Erklärungen. Sie find "an eine hohe Reichsversammlung gerichtet. Die Akten der Iliuminaten- Geschichte in Bayern. ^7NiV7r75 /'urLe 7. i6. und ^arte///. Z. Meinrad Widman: wer sind die Aufklärer ? rc. rc. Des Herrn Abbts Johann Baptist Grafen Roberti Abhandlung vom Lesen philosophischer Bücher, und den (iüuellen der Verführung, aus dem Wälschen übersetzt. Augsburg 1788. Rurze Gedanken über den heurigen Mißbrauch der preßfreyheit. Augsburg i?89. T78y. nebst andern dieses Inhalts, die dort herausgekommen. Das Bild unsrer Feiten, oder welche sind denn als die gefährlichsten Feinde großer -Herrn, und Graaren? Beantwortet von Gottlieb Auronikor rc. rc, preßburg 1790. Ich habe hir ohne Unterschied Geistliche, und Weltliche, Katholiken, und Protestanten am geführt; weil auch jene, die andern schlimmern Schriften gelinder begegnen, solche durchaus wollen verbothen wissen, welche dem Chriz stenrhum, und gemeinen Wohl zu nahe treten« Eine noch größere Menge liesse sich anführen, wenn ich auch jene dazunähme, die von so vielen gelehrten Leuten wider die theologische Toleranz , und für den erloschenen Religionseifer herausgekommen sind« Ich habe deren einige, die am vorzüglichsten Herpaßren, in einer andern Schrift angezeiget, die noch nicht ganz vollendet ist« Ich schließe diese Zugabe von Bestrafung ruchloser Lehren mit dem merkwürdigen Spruche des Sophisten Himerius, als er ^Krorre irr ZMmrM jene Oberseiten vertheidigte, welche die Epikuräer aus ihren Sraareü verjaget hatten« Diese Leute machten den gleichen Ein- wurf welchen; heute die ungläubigen Schriftsteller im Munde führen : willst du also, daß man einen Meynung wegen gestraft werde ? Denen er die Lakonische Antwort ertheilt. Nichts minder; sondern der Ruchlosigkeit wegen, der Ruchlosigkeit, welche den höchsten Regenten angreift, und jeden Staat mit dem Zerfall bedrohet.