Codex Regius
Erforscher kleiner Welten:
Ceres: Plutos kleine Schwester
Raumsonde Dawn über den Vulkanen eines Zwergplaneten
Überarbeitete 2. Auflage
Wiesbaden/Ljubljana 2024
Codex Regius
Ceres
Plutos kleine sChwester
Raumsonde Dawn über den Vulkanen eines Zwergplaneten
Sachbuch
Überarbeitete 2. Auflage
Veröffentlicht von: © 2024 Codex Regius
Alle Rechte vorbehalten.
Autoren:
Codex Regius
Website:
codex-regius.eu
Anschrift:
[email protected]
Andreas Möhn/Metka Klemenčič, Mühlborngasse 1,
D-65199 Wiesbaden
Layout:
Codex Regius
Bildnachweis, sofern nicht anders angegeben:
NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA
Dieses Buch ist urheberrechtlich geschützt und darf ohne ausdrückliche
Genehmigung der Autoren weder im Ganzen noch in Auszügen vervielfältigt werden.
Inhalt
1
Einleitung
Das hässliche Entlein
7
11
2
Niemand spielt im Weltraum »Asteroids«
27
2.1 Die Ceres ist einmalig...........................................................................................................................................30
2.2 Das nominelle Unternehmen ..............................................................................................................................36
3
Die Himmelspolizey
41
3.1 Ceres Ferdinandea ................................................................................................................................................45
3.2 Von Hauptplaneten zum Ungeziefer des Himmels.........................................................................................49
3.3 Vom Fernrohr zum Orbiter ................................................................................................................................53
4
Das Eis des Drachen
57
4.1 Die weißen Faculae ...............................................................................................................................................68
4.2 Die Schächte von Samhain ..................................................................................................................................75
4.3 Eine Mondlandschaft aus Eis ............................................................................................................................78
5
5.1
5.2
5.3
5.4
Eine Welt mit Tarnkappe
89
Eis auf dem Boden...............................................................................................................................................98
Eis unter dem Boden ........................................................................................................................................ 102
Die Salzpfannen des Occators ......................................................................................................................... 105
Bausteine des Lebens?....................................................................................................................................... 109
6
Alles andere als leblos
111
6.1 Die flüchtige Atmosphäre eines Zwergplaneten .......................................................................................... 116
6.2 Die verlorenen Geschwister des Ahuna Mons.............................................................................................. 119
6.3 Die Entstehung der Faculae im Krater Occator ........................................................................................... 125
7
Plutos kleine Schwester
129
7.1 Wanderer Ceres ................................................................................................................................................. 135
Anhang: Technische Daten
141
Literatur
146
Einleitung
wurde sie in der Neujahrsnacht, genau am
ersten Tag des ersten Jahres des 19. Jahrhunderts, wie die Astronomen ihrer Zeit erheitert vermerkten. Und bis heute entzieht
sie sich einer genauen Einstufung. Zuerst
Komet, dann nacheinander (und oft auch
gleichzeitig) Planet, Kleinplanet, abgetriebener Planetenembryo, Zwergplanet: Die
Ceres hat ihre Klassifizierung öfter geändert als der Pluto. Und meist ging es unbemerkt ab, ohne politische Unruhen bei
den Entdeckern, die sich um »ihren« Planeten beraubt fühlten. Selbst ihre optische
Klassifierung als Kleinplanet der C-Klasse
ließ sich nicht mehr aufrecht erhalten, als
die Raumsonde Dawn sie umkreiste.
Was ist sie nun wirklich? Doppelt so groß
wie die nächstkleineren Kleinplaneten und
als einziger kugelförmig, fällt sie unter den
Planetoiden deutlich aus dem Rahmen.
Unter den Zwergplaneten wiederum ist sie
mit Abstand der kleinste und ähnelt eher
einem mittelgroßen Mond, umkreist aber
keinen Planeten. Anders als der Pluto hat
sie keinen eigenen Mond, der sie mit sei-
Ob man sie nun mit Pluto vergleicht, dem
Zwergplaneten mit dem großen Herzen,
mit seinem Zwilling Triton, der durch das
Satellitensystem des Neptuns krachte und
dort hängenblieb, oder mit dem wasserspeienden Enceladus, einem Schneeball im
Orbit des Saturns: Die Ceres ist das hässliche Entlein unter den kleinen Welten des
Sonnensystems. Am stärksten gleicht sie
einem verbrannten Fleischklops mit ein
paar glitzernden Salzstreuseln. Wie der
Mond ist sie atmosphärelos und voller
Krater und erscheint auf den ersten Blick
ebenso langweilig.
Aber dann kommt beim Überflug Ahuna
Mons ins Bild: der sagenhafte Drachenberg, und er ähnelt verblüffend einer Abraumhalde. An anderer Stelle zeigen sich
schneeweiße frische Salzpfannen, noch
nicht lange abgelagert, und das auf einer
Welt, die doch in Weltraumkälte erstarrt
und seit Ewigkeiten tot sein sollte!
Tatsächlich ist die Ceres ein Unikum im
Sonnensystem. Schon ihre Entdeckungsgeschichte ist spektakulär: Aufgefunden
7
nen Gezeitenkräften erwärmen würde,
trotzdem gelingt es ihr irgendwie, ihr Inneres aufzuweichen und Geysire sprudeln
zu lassen. Und als größter Kleinplanet und
einziger Zwergplanet des inneren Sonnensystems gleicht (1) Ceres - so ihre offizielle Signatur als erster entdeckter Plane
toid - viel mehr einer richtigen Welt als all
der andere Bauschutt aus der Frühphase
des Sonnensystems. Dennoch entzieht sie
sich dem Auge des irdischen Betrachters.
Selbst das weltbeste Fernrohr des frühen
19. Jahrhunderts konnte sie nicht zu einem Scheibchen auflösen.
Die NASA hatte 2015 inoffiziell zum Jahr
der Zwergplaneten ausgerufen. Innerhalb nur weniger Monate kamen sowohl
die Raumsonde Dawn bei der Ceres an als
auch die Sonde New Horizons am Pluto.
Damit sind nun alle Planeten, Zwergplaneten und Monde zwischen der Sonne
und dem Innenrand des Kuiper-Gürtels
optisch erfasst, die mindestens ungefähr
tausend Kilometer durchmessen.
So stand die kleine Ceres recht im Schatten ihres spektakulären großen Bruders
Pluto. Das Unternehmen Dawn war jedoch
höchst erfolgreich. An einigen ihrer Beobachtungen entzündet sich die Fantasie: Die
Ceres ist ein grandioses Rohstofflager für
den Bergbau, aus ihren Mineralien ließen
sich ganze Raumschiffsflotten bauen. Und
noch schöner: Es sind alle Zutaten vorhanden, um irgendwo in der Tiefe eine präbiotische Chemie anzustoßen, also Vorstufen
zum Leben, wenn nicht gar mikrobielle
▼ Auswahl der bedeutenden Raumflugmissionen des frühen 21. Jhs. zu Planeten und Zwergplaneten im Sonnensystem (ohne Erde, Mond und Mars). Codex Regius, nach einer Grafik von chartgeek.com
8
wundern: so verkauft man seine Projekte an
den amerikanischen Kongress). Sogar eine
bemannte Mission zur Ceres wurde in Betracht gezogen. Angeblich sei sie nicht aufwändiger als ein Flug zum Mars, mit 270
Tagen in eine Richtung sei auch die Flugzeit
ungefähr dieselbe, wenn man ein atomgetriebenes Raumfahrzeug verwende. Das
erfordert freilich noch ein paar technische
Innovationen. Ein unbemanntes Landegerät ist indessen heute schon machbar, sofern sich die Verantwortlichen überzeugen
lassen, dass es ihre Steuergelder wert ist.
Seit der Erstveröffentlichung des vorliegenden Buchs im März 2017 hat sich viel
getan in der Interpretation dieser lebendigen kleinen Welt. Darum ist es 2024 Zeit für
eine aktualisierte Neuauflage, die dem Fortschritt der letzten Jahre Rechnung trägt.
Codex Regius
Lebensformen selbst. Die Ceres, eine bewohnte Welt?
Damit reiht sich der erdnächste Zwergplanet in die einst für erstarrte Eisklumpen gehaltenen, aktiven Welten wie Europa, Enceladus, Mimas, Dione, Titan, Triton und Pluto
ein; auch, wenn die Ceres offenbar keinen
weltweiten Ozean unter ihrer Kruste birgt,
so gibt es doch stellenweise eine brackige
Sole, die zu manchen Gelegenheiten an die
Oberfläche spritzt. Es verführt zu Träumen
zu einer Nachfolgemission der kleinen Dawn,
die mit nur drei Instrumenten an Bord eine
ganze neue Welt für uns erkundet hat.
Ein Ceres Polar Lander ist angeregt worden, der mit einer Sojus-Rakete zu starten
wäre und nach vier Jahren Flugzeit zuerst
in den Orbit gehen und danach auf die Oberfläche absteigen sollte, um nach primitivem
Leben auf der Ceres zu suchen (falls Sie sich
9
Zeittafel des flugs der dawn Zur Vesta und Zur Ceres
27. Sep. 2007
28. Sep.
17. Dez.
Start.
Inbetriebnahme beginnt.
Inbetriebnahme abgeschlossen. Interplanetarischer Flug mittels Ionenantrieb eingeleitet.
31. Okt. 2008
Planmäßiger Brennschluss des Ionenantriebs.
17. Feb. 2009
Schwerkraftschleuder am Planeten Mars. Die Dawn steigt auf 549 km über der Marsoberfläche ab.
03. Mai 2011
12. Jun.
16. Jul.
02. Aug.
11. Aug.
31. Aug.
29. Sep.
02. Nov.
12. Dez.
Anflug auf die Vesta beginnt. Entfernung: 1,2 Mio. km. Erstes Zielsucherbild für die Navigation.
Bremsmanöver.
05:00 Weltzeit: Dawn von Schwerefeld der Vesta eingefangen.
Abwärtsspirale auf die Vesta zu beendet.
Eintritt in Erkundungsorbit.
Austritt aus dem Erkundungsorbit.
Eintritt in ersten hohen Kartierorbit (HAMO).
Austritt aus Kartierorbit.
Eintritt in tiefen Kartierorbit (LAMO).
April 2012
01. Mai
15. Jun.
25. Jul.
26. Aug
05. Sep.
Programm um 40 Tage verlängert.
Austritt aus tiefem Kartierorbit.
Eintritt in zweiten hohen Kartierorbit.
Austritt aus zweitem hohen Kartierorbit.
Planmäßiger Abflug wegen Fehlfunktion im Reaktionsschwungrad verschoben.
Abflug von Vesta.
13. Nov. 2013
Neuer Hybridmodus mit kombinierten Antrieb aus Reaktionsschwungrädern und
Ionenantrieb getestet.
11. Sep. 2014
15. Sep.
01. Dez.
Ionenantrieb versagt. Die Dawn nimmt Sicherheitsmodus ein.
Systeme wiederhergestellt. Einfangkurs muss neu bestimmt werden.
Erste Aufnahme der Ceres.
13. Jan. 2015
25. Jan.
12. Feb.
19. Feb.
06. Mar.
23. Apr.
Bildsequenz einer teilweisen Umdrehung erfasst.
Bildsequenz einer teilweisen Umdrehung erfasst.
Bildsequenz einer vollständigen Umdrehung erfasst.
Bildsequenz einer vollständigen Umdrehung erfasst.
Die Dawn wird vom Schwerefeld der Ceres eingefangen.
Eintritt in den Orbit. Beginn des regulären Programms.
30. Jun. 2016
01. Jul.
Ende des regulären Programms.
Beginn des verlängerten Programms.
24. Apr. 2017
Ausfall des dritten Reaktionsrads.
21. Juni 2018
1. Nov.
Letzte Triebwerkszündung.
Ende des Programms wegen Entleerung des Hydrazintanks.
1
Das hässliche Entlein
Eines Tages, auf Teilen der Erde rechnete und begab sie sich auf die zweieinhalbjähman den August 2012, leuchtete ein schwa- rige Weiterreise1.
Auch die Vesta ist beförches blaues Drachenfeuer
am Sternenhimmel über Schub liegt an, und nun entfernen dert worden, und zwar
dem kleinsten Zwergpla- wir uns von der Vesta auf einer vom Kleinplaneten zum
blaugrünen Säule aus Xenon
Protoplaneten, das wäre
neten auf, wie es in Jahr- ionen.
ein noch inoffizielles Stamilliarden noch nicht vordium eines verhinderten
Marc Rayman, Chefingenieur und Projektleiter
gekommen war. Denn es
Zwergplaneten. Auch die
war kein neuer Stern, der
da zu strahlen begonnen hatte. Es waren Ceres wurde damals sogleich als Protoplaauch nicht die glühenden Trümmer zwei- net betrachtet. Wie sich herausstellte, war
er zusammengeprallter Himmelskörper. das ein falscher Ansatz.
Die Vesta und die Ceres befinden sich
Es entsprang einem Triebwerksschlund
der Raumsonde Dawn, die ihren Orbit ver- zwar beide im so genannten Hauptgürtel,
ließ, um zur Ceres aufzubrechen. Doch es in dem die weitaus meisten Planetoiden
war nicht die Erde, die sie hinter sich ließ. um die Sonne kreisen. Doch voneinander sind sie überaus verschieden. Die viel
Es war der Kleinplanet (4) Vesta.
Was dort geschah, ist im Band »Ves- kleinere Vesta ist eine trockene Gesteinsta: Die unvollendete Welt« aus der Reihe 1 Das Schwerefeld der Vesta verließ die Raumsonde so
»Erforscher kleiner Welten« genau ausgesanft, wie sie angekommen war, mit dem Ionenantrieb.
Dieser Triebwerkstyp ionisiert Edelgasatome (Xenon)
führt. Am 5. September 2012 verließ die
mit einer elektrischen Spannung. Geladene MetallgitDawn nach einer über 14 Monate währenter beschleunigen die Ionen aus dem Triebwerk; der
Rückstoß treibt das Raumfahrzeug in Gegenrichtung.
den Beobachtungszeit das Schwerefeld
Ionentriebwerke erzeugen zwar viel weniger Leistung
der Vesta (mit einer gewissen Verspätung
als chemische Triebwerke, können ihren Schub aber
wegen eines ausgefallenen Schwungrads)
Monate und Jahre aufrecht erhalten.
11
Klein-, Zwerg- und ProtoPlaneten
Seit 2000 ist die einst klare
Trennung zwischen Planeten, Monden und Kleinplaneten unscharf geworden.
Neue Begriffe kamen dazu,
die nicht eindeutig definiert
sind. Ganz grob lassen sie
sich so darstellen:
Planeten: Nicht leuchtende
Welten, die die Sonne umkreisen und Kugelform haben
(wenn sie nicht die Sonne umkreisen, sind es Exoplaneten).
Zwergplaneten: Kleine
Welten, die die Sonne umkreisen, Kugelform haben
und ihre nähere Umgebung
mit anderen Körpern (ähnlicher Größe) teilen. Sind
sie jenseits des Neptuns
unterwegs, sind sie außerdem Plutoiden – die Ceres
ist also der einzige Zwergplanet, der kein Plutoid ist.
Kleinplaneten, Planetoiden, Asteroiden: Noch kleinere Welten, die keine Kugelform haben, zwischen Sonne
und Jupiter.
Protoplaneten: Größere
kleine Welten, die fast Zwergplaneten geworden wären.
Planetesimale: Kleinplaneten, die sich schon in der
Frühzeit des Sonnensystems
zu Protoplaneten und später
zu größeren Klein-, Zwergund richtigen Planeten zusammengefunden haben.
Centauren: Kleinplaneten
zwischen den Bahnen von
Jupiter und Neptun.
KBOs, Kuiper-Gürtelobjekte, Kuiper-Belt-Objekte: Klein- und Zwergplaneten jenseits des Neptuns.
welt mit einer ausdifferenzierten inneren sollte gegen Ende Januar 2015 beginnen.
Struktur. Die Ceres dagegen erinnerte aus Einen Monat später würde der Zwergplader Ferne mehr an die Eismonde von Jupi- net vor der Kameraoptik groß genug erter und Saturn: gefroren
scheinen, dass deren Aufund voller Wasser, das Wir können nun sicher angeben, nahmen zur Kurskontrolle
sie sogar manchmal als dass die Vesta eher wie ein kleiner verwendet werden konnPlanet aussieht als wie ein typi
Dampf in den Weltraum zu scher Planetoid.
ten. In das Schwerefeld
spucken schien. Ein weiwürde die Sonde gegen
terer Glücksfall war, dass
Christopher Russell, Projektleiter Dawn
Ende März oder Anfang
die Europäische RaumApril eintreten, so war es
fahrtagentur ESA gerade
geplant.
mit der Doppelsonde RosettaPhilae den
2011 bereiteten die Ingenieure auf der
Kometen 67P/Tschurjumow-Gerassimen- Erde eine Möglichkeit vor, wie die Dawn
ko untersuchte2. So war es möglich, das mit einem Hybridantrieb fliegen konnte. In
Eis-Mineralgemisch des Kometen mit dem der Nähe der Vesta war sie mit Steuerschder Ceres zu vergleichen.
üben aus ihren Hydrazintriebwerken ausDie Dawn entfernte sich von der Vesta gekommen; im Hybridmodus sollte sie ihre
so gemächlich, wie sie angekommen war. Lage im Raum sowohl mit Hydrazinschüben
Die eigentliche Anflugphase an die Ceres als auch mit zweien ihrer vier gyroskopar2 Beschrieben im Band »Rosettas Komet« aus der tigen Reaktionsschwungräder ausrichten
Reihe »Erforscher kleiner Welten«.
können. So wäre es möglich, auch auf nied12
Der Kurs der Dawn führte sie nach dem Start im September 2007 zuerst zu einem Schwungholen am Mars, dann zur Vesta, wo sie für ein Drittel eines Vestajahres in der Umlaufbahn blieb,
und schließlich weiter zur Ceres. NASA/JPL-Caltech
► Die Ceres, aufgenommen von Hubble
am 23. Januar 2004. Die räumliche Auflösung ist durch Aufaddierung mehrerer Einzelaufnahmen auf 18 km/Pixel verbessert,
wodurch der Kontrast erhöht wurde, um Details herauszuholen, die heller oder dunkler
sind als die Umgebung. Im Durchschnitt
verschluckt die Ceres 91 % des einfallenden
Sonnenlichts!
NASA, ESA, J. Parker (Southwest Research Institute), P. Thomas (Cornell University), and L.
McFadden (University of Maryland, College Park)
◄ Das ursprüngliche Konzept des Anflugs
sah einen direkten Eintritt in den RC3-Orbit
vor. NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR/IDA
◄ Das Unternehmen sollte vier Beobachtungsphasen durchlaufen, während die Dawn
auf die Ceres zu spiralte.
NASA/JPL-Caltech/UCLA/MPS/DLR
PirsCh auf die Ceres: der Plan Vor der Panne
(0) Annäherung und Ankunft
Der ursprüngliche Plan bestand aus vier Phasen. Wie
schon zuvor nahe der Vesta
nutzte die Dawn den Ionenantrieb für eine langsame Annäherung, um in die Umlaufbahn der Ceres einzutreten.
Die Annäherungsphase begann im Dezember 2014 und
sollte mit dem ersten Beobachtungsorbit im April 2015
enden. Das ursprüngliche Unternehmen sah den direkten
Eintritt in den RC3-Orbit vor
(siehe unten).
Die 14-monatige Kernbeobachtungsphase sollte von
April 2015 bis Juni 2016
dauern. Wie bei der Vesta
würde die Dawn eine Reihe
nahezu kreisförmiger, fast
polarer Umlaufbahnen unterschiedlicher Höhen und
Ausrichtungen einnehmen,
um fast die komplette Oberfläche zu erfassen.
(1) Umdrehungserfassungsorbit 3 (Rotation Characterization Orbit 3, RC3)
Von April bis Mai 2015 war
eine Flughöhe von 13.500 km
für eine erste grobe Erfassung vorgesehen.
(2) Erkundungsorbit (Survey Orbit)
Die Dawn würde als Nächstes auf ca. 4.430 km abwärts
spiralen und im Erkundungs-
orbit weitere Messdaten gewinnen. Diese Phase war auf
22 Tage festgesetzt und für
eine genauere globale Erfassung mit Kamera und Spektrometer vorgesehen.
(3) Hoher Kartierungsorbit (High-Altitude Mapping
Orbit, HAMO).
Die Dawn sollte auf 1.480 km
absinken und im August 2015
eine zweimonatige Kartierungsphase beginnen, bei der
höher auflösende optische
und spektrometrische Karten sowie stereoskopische
Teilansichten erfasst würden.
(4) Niedriger Kartierungsorbit (Low-Altitude Mapping Orbit, LAMO)
Nach einem erneuten, zwei
Monate währenden Abstieg
würde die endgültige Flughöhe von 375 km erreicht. Hier
sollten erstmals auch Daten
mit dem Gammastrahlen- und
Neutronendetektor GRaND erfasst und das Gravitationsfeld
vermessen werden. GRaND
sollte die Spektrallinien von
Elementen auf und dicht unter der Oberfläche der Ceres
aufnehmen. Das Schwerefeld
würde passiv vermessen, und
zwar mit Hilfe der Verzerrung,
die das Funksignal der Sonde
erfährt, wenn es auf dem Weg
zu den Antennen auf der Erde
das Gravitationsfeld der Ceres
durchquerte.
Planmäßiger Kältetod
Was die Lebenserwartung der
Dawn am stärksten begrenzte, war der Stand des Hydrazintanks. Sobald er erschöpft
war, würde die Sonde nicht
mehr fähig sein, ihre Instrumente auf die Ceres zu richten. Sie konnte weder ihre
Ionentriebwerke anwerfen
noch ihre Antennen zur Erde
oder ihre Solarsegel zur Sonne wenden. Der Akku würde
sich schon nach wenigen Stunden entleeren. Die Raumsonde
blieb zwar stabil im Orbit um
die Ceres, aber sie würde als
toter, kalter Satellit enden.
rigen Umlaufbahnen mit dem unersetzli- versetzt hatte. Es war die gleiche Art von
Panne, die sie schon drei Jahre früher auf
chen Treibstoff sparsam umzugehen.
Doch als die Dawn sich aus dem Orbit der dem Weg zur Vesta einmal ausgeknockt
Vesta löste, entwickelte schon das zweite der hatte3: Ein elektrisches Bauteil im TriebSchwungräder eine übermäßige Reibung. werk war von einem hochenergetischen
Es schien darum sinnvoller, den noch nie Strahlenteilchen getroffen und lahmgeerprobten Hybridmodus schon früher vor- legt worden.
zubereiten. Ein erster Praxistest verlief am
Man wusste noch von damals, was kurz13. November 2012, er dauerte 27 Stunden, fristig zu tun war: eines der anderen Ionenund der Hybridantrieb funktionierte erfreu- triebwerke und einen anderen elektronilicherweise genau wie erwartet. Es war viel- schen Regler zuschalten, damit der Anmehr der Ionenantrieb, der den Flugplan trieb schnell wieder hergestellt war. Die
ins Chaos stürzte und die Ceres letztlich der lahmgelegte Komponente konnte dann zu
Wahrnehmung der mediaeinem späteren Zeitpunkt
in Ruhe reaktiviert werden.
len Öffentlichkeit entzog.
Diese Panne gab dem Team ein
kompliziertes und aufwändiges
Das Problem war aber,
Rätsel zu lösen.
KosmisCher ansChlag
dass die Dawn nicht nur
eine Panne erlitten hatte,
Robert Mase, Projektleiter Dawn
Der Volltreffer geschah nach
sondern gleich zwei: Sie
zwei Jahren Flugzeit, am 11.
konnte auch die HauptanSeptember 2014.
tenne nicht mehr auf die Erde ausrichten.
Ionenantriebe arbeiten geruhsam, aber
Statt dessen musste sie mit einer schwästetig und erreichen mit wenig Treibstoff cheren Hilfsantenne kommunizieren.
hohe Endgeschwindigkeiten. Anders als Das verlangsamte das Vorankommen, dachemisch angetriebene Raumfahrzeuge, von abgesehen, dass es ohnehin 53 Minudie meist im freien Fall daherfliegen und ten dauerte, bis ein Signal von der Erde die
nur gelegentlich durch kurzes Triebwerks- Sonde erreicht hatte und deren Antwort
brennen ihren Kurs korrigieren, wurde die wieder auf der Erde eingetroffen war.
Dawn fast kontinuierlich beschleunigt. Bis
Auch dieses Problem war mit einem
zu diesem Tag hatte dieses Verfahren ein- hochenergetischen Strahlenteilchen zu
wandfrei funktioniert. Dann setzte das Io- erklären, das die im Hauptrechner laufennentriebwerk unerwartet aus.
de Software beschädigt hatte. Ein CompuDie Dawn hatte gerade nichts Besonderes ter-Reset konnte letztlich die Steuerung
vorgehabt, außer dass ein Datenaustausch der Hauptantenne wieder initialisieren.
mit den Radioantennen des Deep Space
Der tagelange Ausfall hatte allerdings
Networks auf der Erde angesetzt war. Um Konsequenzen. Leider mussten einige Zuso merkwürdiger war dieser abrupte Aus- satztage in den Zeitplan eingefügt werden,
fall. Mehrere Tage vergingen, bis klar wur- 3 Mehr dazu im Band »Vesta: Die unvollendete
de, was sie in den abgesicherten Modus
Welt« aus der Reihe »Erforscher kleiner Welten«.
16
Lange Zeit sah das Publikum nur Ceressicheln. Fernando de Gorocica, Creative Commons Attribution-Share Alike 4.0 International license.
da die Leistung der Sonnensegel und damit
das von ihrer Energie angetriebene Ionentriebwerk nicht bis in die letzte Nachkommastelle vorhersagbar war. Auch das nur
ungenau bekannte Schwerefeld der Ceres
konnte die anfliegende Sonde vom rechten
Kurs abbringen. Die nunmehr verlorene
Schubkraft aber erforderte eine grundlegende Änderung in der Planung: Die Dawn
konnte nämlich nicht mehr direkt in die
RC3-Umlaufbahn gelangen. Stattdessen
musste sie den Nordpol der Ceres überqueren, danach das Triebwerk zünden und sich
im April 2015, etwa einen Monat später als
geplant, vom Schwerefeld einfangen und
in die Umlaufbahn ziehen lassen. In dieser
Zeit würde die Ceres nur im Gegenlicht zu
sehen sein – als schmale Sichel.
Offenbar war es einfach schlechtes
Timing, dass die Ceres darum nicht das
Medienecho bekam, das sie verdiente. Die
Ankunft der Dawn hätte die Generalprobe
für den Vorbeiflug der New Horizons sein
können. Statt dessen sah das Publikum
Der überarbeitete Flugplan. Die Dawn
musste jetzt die Ceres passieren, dahinter
abbremsen und sich von dem Zwergplaneten anziehen lassen. Das »Apodemeter« ist
der größte Abstand von der Ceres auf dieser
Bahn: Demeter ist die griechische Bezeichnung für die römische Göttin gleichen Namens. OpNav x markiert Punkte, an denen
die Kameras die genaue Position der Ceres
für etwaige Bahnkorrekturen ermittelten.
Die Sonne steht links, Ceres’ Nordpol zeigt
nach oben. NASA/JPL
17
lange Zeit nur Mondsicheln (oder Ceressicheln), die in ihrer Austauschbarkeit zur
Langeweile führten. Und als die Oberfläche endlich vollends sichtbar wurde, wies
sie scheinbar nur öde Kraterfelder auf, wie
man sie vom Mond zu kennen glaubte. Als
die Dawn endlich tief genug abgestiegen
war, um konkrete Einzelheiten zu erfassen, wurden sie in den Medien überstrahlt
vom Pluto und seinen science-fictionhaften Eisskulpturen. So konnte die Ceres nur
als das hässliche Entlein unter den Zwergplaneten in Erinnerung bleiben. Welche
Wunder sie tatsächlich barg, zeigte sie erst
später – und dann leider weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit.
BeoBaChtung aus der ferne
Nachdem die Kameras über zwei Jahre
lang nur Sternchen gesehen hatten, kam
jetzt endlich das Reiseziel ins Blickfeld.
Am 1. Dezember 2014 war die Dawn noch
1,2 Millionen Kilometer entfernt und die
Ceres nahm ganze neun Pixel auf ihrer
CCD ein. Sie erschien jetzt ungefähr so hell
wie die Venus an unserem Nachthimmel
zu ihren besten Zeiten.
Die bisher besten Aufnahmen hatte natürlich das Weltraumteleskop Hubble geliefert.
2003 und 2004 hatte es die damals noch als
größten Planetoiden betrachtete Welt mit
einer Auflösung beobachtet, die die Dawn
Die Dawn war immer schwerer zu verfolgen, als sie im Dezember 2014 hinter der Sonne abtauchte.
18
Ende Januar 2014 übertreffen würde. Dahinter begann Neuland.
Leider war die Sonde nun immer schwerer zu verfolgen, da sie gegen Jahresende
hinter der Sonne verschwand. Als sie aus
der Konjunktion hervortrat, war endlich
wieder eine zuverlässige Signalübertragung möglich. Jetzt konnten auch die Steuermanöver für die Annäherungsphase programmiert werden. Die Dawn hatte nur noch
650.000 km zurückzulegen und näherte sich
der Ceres mit 725 km/h.
Bis zum 13. Januar 2015 war diese Entfernung auf 383.000 km geschrumpft. Eine
Stunde lang beobachtete die Sonde ihr
Ziel und erfasste etwas mehr als die Hälfte der Oberfläche mit einer Auflösung Am 13. Januar 2015 war die Ceres zu einer
deutlich sichtbaren Kugel geworden.
von 27 Pixeln, dreimal besser, als die Kalibrierungsbilder von Anfang Dezember
alles vorhanden, was das
gewesen waren. Es waren
die ersten Aufnahmen aus Die Ceres ist fast ein komplettes Weltraumteleskop erfasst
einer Bilderserie, die bei Rätsel für uns. Im Gegensatz zur hatte, und mehr als das.
Vesta gibt es keine von der Ceres
der Annäherung für etwa- stammenden Meteoriten, die zur
Auf der Erde wollte man
ige Kurskorrekturen aufge- Aufklärung ihrer Geheimnisse bei nun allmählich überprütragen könnten. Alles, was wir zu
nommen wurde.
fen, ob die Ceres nicht wie
versichtlich voraussagen können,
Ihre Auflösung hatte ist, dass wir überrascht sein wer der Pluto von Kleinmondie alten Aufnahmen des den.
den umkreist würde (es
Hubble-Teleskops noch
war nicht der Fall; anscheinicht übertreffen könChristopher Russell, Projektleiter Dawn
nend ist ihr nie ein Bruchnen. Dennoch deuteten
stück abgesprengt worden,
sie schon auf Oberflächenstrukturen wie das groß genug gewesen wäre, einen CeresKrater und Brüche hin. Auf der nahezu mond zu bilden: Es gibt auch keine Spur eiperfekten Kugel zeichneten sich deutlich nes solchen Einschlags auf der Oberfläche),
hellere und dunklere Bereiche ab. Ein mar- und nutzte die Farbfilter der Kameras, um
kanter weißer Fleck wurde später in den einen ersten Eindruck von der ZusammenAblagerungen im Krater Occator wiederer- setzung der Oberfläche zu bekommen. Am
kannt. Schon Hubble hatte diese helle Stel- 25. Januar lieferte die Dawn die schärfsten
le beobachtet, aber ihre Natur hatte nicht jemals gesehenen Bilder aus einer Distanz
geklärt werden können. Hier war nun also von 237.000 km. Ein neuer Meilenstein
19
Die zunehmende Auflösung der Ceres auf Dawns Bildern vom 01. Dezember 2014 bis zum
19. Februar 2015, darunter die beste Aufnahme des Hubble-Teleskops zum Vergleich.
HC-IIIX . - Imgur.png
Der helle Fleck war etwa 90 Grad von diewar erreicht: Die Ceres deckte 43 Pixel ab
und übertraf damit erstmals die Bilder des ser Kraterformation entfernt und durchHubble-Teleskops (aufgenommen aus einer maß immer noch weniger als einen Pixel.
Entfernung von 250 Mio. km) um 30 %. Die Man spekulierte, ob er ein junger Krater
Ceres zeigte fast die gleiche
sein könnte: Sowohl auf
Seite wie zwei Wochen zu- Riesige Strukturen, die sich fast der Vesta als auch auf dem
über den ganzen Zwergplaneten
Mond sind frische Krater
vor.
erstrecken, sind sichtbar gewor
Mehrere dunkle Struk- den. Es ist zwar noch nicht mög heller als ältere. Darüber
turen zeichneten sich auf lich ist, zu klären, was genau ge hinaus zeigten die neuen
der Südhalbkugel ab. Man schehen ist, aber es ist klar, dass Bilder eine dunklere Rekomplexe Prozesse die Oberfläche
ging davon aus, es seien der Ceres verändert haben.
gion neben diesem Punkt:
Krater in einer Region, die
Man hielt ihn für den Schatinsgesamt dunkler wirkte
Ralf Jaumann, DLR
ten eines Kraterrands. Anals der Rest des Zwergplasonsten wirkte die Helligneten. Viele dieser Strukturen schienen sich keit der Ceres sehr homogen im Vergleich
über mehr als 100 Kilometer zu erstrecken. zur Vesta. Aber man war gespannt, was in
Eine weltweit sich erstreckende Formation, der noch nicht erblickten Südpolregion zu
anscheinend eine Anzahl großer, seltsam sehen sein würde.
angeordneter Krater, war deutlich zu erkenDas Fotografieren konnte jetzt weitergenen.
hen. Am 12. Februar wurden aus einer Di20
Künstlerische Darstellung der Dawn über der Ceres um Anfang März 2015, als sie in das
Schwerefeld des Zwergplaneten eintrat. Nach ihrer Ankunft wendete die Sonde, um den
blauen Strahl ihres Ionenantriebs für den Abbremsvorgang in Flugrichtung zu lenken. NASA/JPL
stanz von 83.000 Kilometern Krater und
neue helle Flecken aufgelöst, die weitere
Fragen aufwarfen. Als eine der markantesten Eigenschaften des Zwergplaneten
erwies sich die Vielfalt der Kraterformen.
Neben vielen kleineren, flachen Becken erschienen eine Woche später bei einer Auflösung von 4 km/Pixel auch Einschlagbecken
mit hohen Zentralbergen, deren größte immerhin ca. 300 km durchmaßen.
Erstaunlicherweise verdoppelte sich der
weiße Punkt: Er löste sich in einen stärkeren und einen schwächeren Fleck auf,
der gleich neben ihm im selben Becken
lag. Die Meinungen darüber waren geteilt:
Die einen dachten an frisches Eis, das ein
Wassergeysir ausgeworfen habe, wie man
es vom Saturnmond Enceladus oder dem
Neptunmond Triton kennt. Andere stimmten zu, dass es sich um Eis handeln moch-
te, doch sei es schon lange dort und bis vor
kurzem nur mit Staub gedeckt gewesen.
anKunft Beim hässliChen entlein
Selbst wenige Tage vor dem Eintritt in das
Schwerefeld warf die Ceres noch mehr Fragen auf, als sie Antworten zu liefern bereit
war. Nach wie vor gab es keine befriedigende Erklärung für die weißen Flecken.
Man wusste, dass Wasserdampf rund um
den Zwergplaneten ausgasen konnte: War
es möglich, dass diese Dämpfe und die Flecken in Verbindung standen?
Auch die großen Unterschiede bei den
Kraterformen und ihren Erhaltungszuständen überraschten noch immer: Der
größte Krater mit 300 km Durchmesser
war erheblich flacher, als er nach den Erfahrungen vom Mond und von anderen
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Die dünne Sichel der Ceres grinst der Dawn nach, als sie am 1. März den Nordpol bei einer
Höhe von 48.999 km überfliegt. Die Auflösung beträgt 2,9 km/Pixel.
Planeten hätte sein dürfen. Nun war man
eingefangen!
von einem vor allem in der Äquatorgegend
recht schwach ausgeprägten Oberflächen- Bei 61.000 km wendete die Dawn zum Rückrelief ausgegangen, ähnlich vielleicht, wie wärtsflug. Sie schoss zu schnell an der Ceres
man es auf der Europa sehen kann. Denn vorbei und musste durch kontinuierliches
Eis fließt bekanntlich, wenn
Feuern des Ionenstrahls in
auch langsam, und alte Kra- Während wir uns langsam dem Flugrichtung abbremsen,
ter hätten dadurch im Lauf Ziel nähern und unsere Augen um sich vom Schwerefeld
auf die Ceres und ihren planeta
der Zeit eingeebnet und rischen Tanz gerichtet sind, stel einfangen zu lassen.
sogar ausgelöscht werden len wir fest, dass sie uns verführt,
Die Medien vermeldeaber
nicht
aufgeklärt
hat.
Über
müssen. Stattdessen ragten
ten zumeist, die Dawn sei
rascht zu werden hatten wir er
da diese hohen Zentralber- wartet; wir hatten nicht erwartet, in den Orbit eingetreten.
ge auf: In Wahrheit war die so stark verwirrt zu werden.
Das war aber keineswegs
Oberfläche des Zwergplader Fall: In Wahrheit wäre
neten also ausgesprochen
Christopher Russell, Projektleiter Dawn
sie ungebremst im äußeabwechslungsreich.
rem Sonnensystem verUm die Dicke der Kruste
schwunden, hätte an dieanzugeben, war es noch zu früh. Sie konn- ser Stelle das Ionentriebwerk versagt. Zum
te nicht bestimmt werden, bevor nicht die Glück fand der Einfangmoment genau um
Ausprägungen aller Krater systematisch 13:39 MEZ am 6. März 2015 planmäßig
untersucht worden waren.
statt. Das Jet Propulsion Laboratory auf
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Die Ceres am 19. Februar aus einer Entfernung von 46.000 Kilometern. Der hellste Punkt
auf ihrer Oberfläche hat einen schwächeren Begleiter bekommen, der anscheinend im selben Becken liegt.
der Erde erhielt kurz zuvor das Bestätigungssignal von der Sonde: Die Dawn war
einsatzbereit und der Ionenantrieb brannte. Die Sonde war eingefangen.
Aus der Zeit des Bremsmanövers gibt
es keine Fotos. Die fast 20 m spannenden
Sonnensegel mussten in dieser Zeit auf
die Sonne ausgerichtet bleiben, um das
flammende Ionentriebwerk mit Spannung
zu versorgen. Da die Bordkamera nicht
eigenständig schwenkbar war und nur
ausgerichtet werden konnte, wenn sich
der ganze Sondenkörper passend drehte,
konnte sie nicht auf die Ceres eingestellt
werden. Davor verschwand die Dawn hinter der Nachtseite des Zwergplaneten. Die
nächsten Bilder gab es erst in der zweiten
Aprilhälfte 2015, und es waren eine ganze
Weile lang nichts als langweilige, verkraterte Mondsicheln.
Das änderte sich erst, als der Drachenberg in Sicht kam.
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ein tag auf der Ceres, aufgenommen Von der raumsonde dawn.
Zwergplanet Ceres. der Mond und Planet Erde im Größenvergleich.