Librarian's Choice Archiv 2025
LC # 101 | Summer of Love
LC # 100 | Der Librarian's Choice wird 100
LC # 99 | Stephen Sondheim: Follies & mehr
LC # 98 | Alfred Hitchcock: Architekt der Ungewissheit
LC # 97 | 300 Jahre Casanova
LC # 96 | Fritz Kreisler zum 150. Geburtstag
LC # 101 | Oktober 2025
Summer of Love
Be sure to wear flowers in your hair
„Summertime will be a love-in there“ heißt es im Song San Francisco von Scott McKenzie*. Und tatsächlich war die im Frühjahr 1967 erschienene Single so etwas wie die kommerziell erfolgreiche Hymne (und zugleich bald auch der Abgesang) auf den Summer of Love, der im Monterey* Pop Festival im Juni dieses Jahres einen gigantischen Anfang nahm. Knapp 100.000 junge Menschen trafen hier beim ersten großen Musikfestival zusammen und verbrachten die darauffolgenden Sommerwochen im nahe gelegenen San Francisco*, wo sie den öffentlichen Raum mit ihrer counter-culture aus Performances, Konzerten und eben Love-ins für sich in Beschlag nahmen: „a whole generation with a new explanation“, wie es weiter im Text bei McKenzie lautet.
Arrivierte und neue Stars steuerten den Soundtrack bei: Janis Joplin, Jimi Hendrix, The Who, die Beatles, die Rolling Stones, Bob Dylan, Joan Baez, Grateful Dead … you name it!
Ziemlich vergessen sind hingegen mittlerweile etwa die Nomads mit ihrem Song The New Generation, mit dem sie in der Szene damals einen kleinen Hit landeten (beginnend mit den Worten „the new generation is based on love and imagination“). Doch spätestens mit dem Altamont-Festival zwei Jahre später, bei dem es nach mehreren Aggressions-Ausbrüchen auch einen Toten gab, waren die hippie dreams, über die nicht nur Neil Young gesungen und geschrieben hat, ausgeträumt.
Und doch hat dieser endless summer, der so schnell zu Ende ging, bleibende Spuren hinterlassen. Der leider schon 2018 verstorbene US-amerikanische Autor und "Summer of Love"-Veteran Jack Ketchum brachte es auf den Punkt: „Ich erlebte den kurzen Hauch von etwas wirklich Schönem, das unter uns Menschen stattfand – und sehr rasch war es auch schon wieder weg. Aber ein Hauch von etwas ist besser als gar nichts.“
Lassen Sie den letzten Sommer noch ein bisschen nachwirken und spüren Sie dem Hauch im Angebot der ub.mdw zum Summer of Love* nach.
*Lizenzpflichtige Inhalte der ub.mdw stehen nur im mdw-Netzwerk bzw. nach VPN-Anmeldung zur Verfügung
(Text: STM, FRT)
LC # 100 | Juni 2025
Der Librarian's Choice wird 100!
Mit John Cages Geburtstag im Jahre 2012 begann es: "Postcards from Heaven" hieß damals der erste Librarian's Choice. Ein Titel, der durchaus passend erscheint, wenn man bedenkt, dass der argentinische Schriftsteller Jorge Luis Borges einst meinte: "Das Paradies habe ich mir immer als eine Art Bibliothek vorgestellt." Von Anfang an ging es uns bei diesem Format darum, die Vielseitigkeit und auch thematische Mannigfaltigkeit unserer ub.mdw zu zeigen. Und die Bandbreite kann sich durchaus sehen lassen: von besagtem Cage über historischen Instrumentenbau, Pier Paolo Pasolini, die Wien-modern-Bibliothek, Kurmusik, Black Metal, Clara Schumann, verfolgte Komponistinnen in der Zeit des NS-Regimes, österreichische Jazzgeschichte an der mdw, die Spektralmusik des Georg Friedrich Haas, die great balls of fire von Jerry Lee Lewis, Bruckner reloaded bis hin zu den Bibliotheksspenden von Isolde Ahlgrimm und den Gitarre-Eruptionen von Jimi Hendrix.
Und ganz, ganz viel dazwischen ... Ein Ende ist definitiv nicht abzusehen.
LC # 99 | Mai 2025
Stephen Sondheim: Follies & mehr
In der Wiener Volksoper hatte soeben „Follies", ein Musical von Stephen Sondheim und James Goldman, In deutscher Sprache Premiere. Wir kredenzen Ihnen dazu die Noten:
Zur Story: Drei Jahrzehnte, nachdem Sally und Phyllis als Showgirls der „Follies“-Revue engagiert waren, besuchen sie anlässlich einer großen Gala ihre einstige Wirkungsstätte. Hier haben sie auch ihre beiden Ehemänner Buddy und Benjamin kennengelernt, die sie zu dem Wiedersehen mit ehemaligen Kolleginnen und Weggefährten begleiten. Die überraschend jung gebliebenen Gäste schwelgen in Erinnerungen: nicht nur an Bühnenerfolge, sondern auch ihren jeweiligen Lebensweg. Aber die Party ist auch Schauplatz von ganz alltäglichen Beziehungsproblemen: Die beiden Paare sehen lange verdrängten Wahrheiten ins Auge und müssen schließlich die Weichen für ihre Zukunft stellen. „Follies“, uraufgeführt 1971 in New York, steht im Werk Stephen Sondheims am Anfang seiner zwanzigjährigen Hauptschaffensperiode. Das Werk befasst sich mit dem Älterwerden und dem Blick zurück auf die eigene, naive Jugend.
Von und über Stephen Sondheim finden Sie übrigens noch einiges Weiteres bei uns.
Sondheim gehörte zu den musikalisch anspruchsvollsten Musicalkomponisten überhaupt. Die meisten seiner Musicals verzichten auf eingängige, leicht fassliche Melodien, so dass in Summe nur wenige Songs aus seinem Bühnenwerk einem breiten Publikum bekannt sind. Dennoch zählt der 1930 geborene und 2021 verstorbene US-Amerikaner Stephen Joshua Sondheim zu den bedeutendsten Musicalkomponisten des 20. Jahrhunderts und gilt als Legende des Broadway. In den 1950er Jahren schrieb er die Gesangstexte von „West Side Story“, später komponierte er Musicals wie „A Funny Thing Happened on the Way to the Forum“, „A Little Night Music“ oder „Sweeney Todd“. Manche seiner Musicals wurden auch erfolgreich verfilmt und ein paar seiner Lieder wie „Send In the Clowns“ erlangten letztendlich große Bekannt- und Beliebtheit. Von Letzterem hier eine Lieblingsversion des Schreibers dieser Zeilen, herzzerreißend dargebracht von Bryan Ferry.
(Text: FRT)
LC # 98 | April 2025
Alfred Hitchcock: Architekt der Ungewissheit
Eine - klarerweise klischeebehaftete - Aussage aus den 1960ern lautet: "Die Franzosen lieben Hitchcock, weil er Thriller wie Romanzen inszeniert, die Amerikaner lieben ihn, weil er Romanzen wie Thriller inszeniert." Das hat schon etwas Wahres, da bei Hitch, auch in seinen Komödien, immer etwas Ungewisses, ja zumeist nervenzerremde Suspense, mitschwingt.
Am 28. April 1980. also vor genau 45 Jahren, verstarb der Meisterregisseur. Wir von der ub.mdw haben nicht nur jede Menge an Literatur über und von Hitchcock anzubieten (es gibt sogar eine ihm gewidmete Zeitschrift, das Hitchcock Annual), sondern auch Filme und selbstverständlich Noten zu Scores seiner Filme, etwa von Hitchcocks Stammkomponisten Bernard Hermann. Von Letzterem stammt übrigens auch die Suite from Psycho, eine ideale Vorbereitung zu einem ausgiebigen Duschbad
(Text: FRT)
LC # 97 | März 2025
300 Jahre Casanova
Dass er u.a. einige Jahre Bibliothekar war, freut uns von der ub.mdw in kollegialer Hinsicht natürlich. Sein Bekanntheitsgrad hat aber zugegebener Weise damit relativ wenig zu tun: Giacomo Casanova. Geboren am 2. 4. 1725 in Venedig wurde er letztendlich durch die Beschreibung seiner Flucht aus den venezianischen Bleikammern berühmt, in denen er wegen (angeblicher) Gottlosigkeit einsaß. Ab 1785 war er Bibliothekar des Grafen Waldstein in Dux, wo er am 4. 6. 1798 nach einem intensiv gelebten Leben starb. Seine umfangreichen Memoiren sind von hohem kulturhistorischem Wert, erregten jedoch in erster Linie wegen der beschriebenen frivolen Abenteuer Aufsehen – sein Name wurde Synonym für Galanterie und Verführungskunst. Dass der diesjährige venezianische Karneval in seinem Zeichen steht, ist definitiv kein Zufall. Dass sein Name auch in unseren Beständen sehr präsent ist, auch nicht.
Die Gestalt des Casanova wurde in der Musik (ob bei Johann Strauss, Paul Lincke, Ralph Benatzky, Volkmar Andreae, Paul Burkhard, Albert Lortzing, Nino Rota oder Dominick Argento), im Film, in der Literatur und im Theater verewigt.
Wir von der ub.mdw wünschen jedenfalls alles Gute zum 300er!
(Text: FRT)
LC # 96 | Jänner 2025
Fritz Kreisler zum 150. Geburtstag
Der Violinist und Komponist Fritz Kreisler wurde am 2. Februar 1875 in Wien geboren. Den ersten Violinunterricht erhielt er von seinem Vater. 1882 wurde er als das jüngste „Wunderkind“ in das Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien aufgenommen. 1888/89 trat er seine erste Konzerttournee durch die USA an. Nach seiner Rückkehr bewarb er sich bei den Wiener Philharmonikern; er wurde jedoch abgelehnt, da er nicht gut vom Blatt spielen konnte. Nach einer Schaffenspause begann er 1896 wieder mit dem Violinspiel und debütierte 1898 in Wien. Dann ging es Schlag auf Schlag: Auf ein Konzert bei den Berliner Philharmonikern folgten umjubelte internationale Tourneen, u.a. in die USA und nach Asien. Aufgrund seiner jüdischen Abstammung verboten die Nationalsozialisten 1933 den Verkauf seiner Werke; zudem durften auch seine Aufnahmen nicht mehr gespielt werden. 1938 verließ Kreisler Deutschland und lebte von 1939 an in New York, wo er 1962 auch starb.
An der ub.mdw finden Sie nahezu alles von und über Fritz Kreisler, darunter natürlich auch seine "Evergreens" Liebesfreud und Liebesleid. Selbstverständlich steht auch die komplette Fritz Kreisler Collection mit den Originalkompositionen, Transkriptionen und Kadenzen für Violine und Klavier zur Verfügung. Die Klassischen Manuskripte zeigen einen Fritz Kreisler, der sich in den Stilen früherer Komponisten wie Corelli oder Boccherini übt. Viel biografisches Material liegt ebenfalls bei uns über ihn auf. Abschließend sei auf seine von Clemens Hellsberg und Oliver Rathkolb herausgegebene autobiografische Schrift Trotz des Tosens der Kanone hingewiesen, in dem Kreisler im berührenden "Frontbericht eines Virtuosen" seine Erfahrungen während des Ersten Weltkriegs niederschrieb.
(Text: FRT)