»98 Gedichte
Sie deiner Tugend Lob, die deiner Menschheit Män-
gel
So mächtig überwog, vernahm;
Und dann die Stimm' erklang von tausend from-men Zeugen:
Dieß ist — doch, wo gerath' ich hin?
Mich schlägt ein blendend Licht zurück in tiefes
Schwelgen:
Noch fühl' ich, daß ich Erde bin.
Ich fühls! ich harre noch allein' bey GellertS
Grabe.
Die Traurigkeit streckt über mirDie schwarzen Flügel aus, was ich verloren habe,Was alle Welt, seh ich nur hier!
Ich seh des Jünglings Fuß zu jenem Lehrstuhl' ei-len ,
Den vormals eine Welt umschloß,
Und wo er, Frömmigkeit und Tugend mitzutheilen,Den Balsam seiner Lehr' ergoß:
Wo Helden oft im Krieg' bey Greis und Jüngling
saßen,
Und — (für den Lehrer, welch ein Lohn!)
Die Lorbeerärndte gern voll Friedenswunsch vergaßen,Und menschlicher ins Lager stöhn.
Ich seh an deiner Thür' den lehrbegiergen Armen,Dem sie zur Zuflucht offen stand,
Wenn er für Liebe Haß, Verweise für ErbarmenAn eines Reichen Thüre fand.
Ich höre Väter dich für ihre Söhne flehen,
Ihr Vater und ihr Freund zu seyn?
Und wer hat ungehört dich einen bitten sehen?
Und welcher wagts, es zu bereun?