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Geschichte der deutschen Literatur in der Schweiz / von Jakob Baechtold
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Das sechzehnte Jahrhundert.

auch voll zu sein bekennt, woran indes der Wein unschuldig sei, zuvermitteln; die Zechbruder fahren nnr erhitzter über den edcln Weinlos. Nachdem der Nebmann die Stube verlassen, wird ein Lied an-gestimmt und es erhebt sich ein lautes Zechen. Lustig ist das Abziehender vollen Bruder aus dem Wirtshause geschildert: alle lassen die Zecheaufschreiben, der eine mit frecher Miene, der andere kleinlaut, schnldcn-bewußt; der Frcihartsbub brennt durch; der Landsknecht zieht seineWürfel hervor und macht die Sache mit dem Wirte, Polykarp Schind-dcngast, sofort quitt, was diesem, da er verliert, eine Strafrcdc seinerGattin einträgt. Nächtliche Heimkehr der Gesellen und entsprechenderEmpfang daselbst. Die Wirtin lärmt über zerbrochene Gläser und ver-wüstete Tischtücher. Der zweite Teil besteht in einer stürmischen Gerichts-szcnc. Der Wein hat nämlich seine Verleumder verklagt. Diese bringensciglings ihre Weiber als Zeugen mit, nehmen ihre Fürsprecher nndjeder erzählt, was ihm im Rausche schon begegnet ist. Einer vergleichtden Wein einem Hunde, der die Menschen in die Beine beiße; einanderer klagt ihn an, er werfe die Leute die Stiegen hinunter; eindritter jammert, derselbe habe ihn an den Bettelstab gebracht. Nnrein frohes Bicdcrwcib, die alte Bäuerin Emerentia Waschblctz, läßt sichden Rebensaft nicht schelten. Er sei die beste Arznei. In ihrer Jugendsei sie freilich auch bloß aus Putz nnd Tanz bedacht gewesen. Jetztsci's aber anders:Ich nehm ein gutes Mäfilcin Wein, Und sitz znmwarmen Oefclein, Demselben klag ich all mein Weh, Das kost' dreiKreuzer und nit meh." Neue Anklagen gegen den Wein. Seine undseiner Freunde Verteidigung. Schließlich werden die Lästermäuler z»einer lächerlichen Strafe verurteilt; der Wein aber als frommer Gerechterentlassen. DasWcinspicl" Hans Rudolf Manuels richtet sich gegendas Laster der Völlcrci und gibt eine Reihe nach der Natur beschriebenerBilder der alten Zeit. Manches darin klingt an jenen muntern Briefdes Vaters an, mit welchem dieser 1526 dem Rate zu Bern von Erlachaus ein Faß Wein geschickt hat. Auch in der Form nimmt sich HansRudolf vielfach den Vater zum Muster; häufiger noch schöpft er ausBrantsNarrenschisf." Hinwiederum hat Fischart Hans Rudolf Manuel imGargantua" und anderswo benutzt.

Ein mit dem vorhergehenden verwandtes Fastnachtspicl ist einfragmentarisch auf uns gekommenes vonBacchus" und der Wirkungdes WeinS; wohl das Stück, welches nach der Seckclamtsrcchnnng1548 in Zürich zur Darstellung kam.

Der bedeutendste katholische Dramatiker der Schweiz ist Johannes Aal . Er stammt ans Brcmgartcu, wo er 1529 als katholischer Pre-diger nnd Nachfolger des ältern Bnllinger vertrieben wurde. Vorüber-