Band 
Zweyter Theil [5].
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«her zur Schuld als zum Verdienst gerechnet worden seyn, wenn sie zumal irgend einenFasancnfürst oder Postillenrcuter unter den namentlich angeführten Bildnissen vergebens gesuchthaben. Ueberhaupt dürste mir vielmehr eine namhafte Mikrologie in Anführungen einerMenge Personen, zumal deutscher Nation und Zunge, welche wohl den schönen Namenvon Künstlern wenig verdienen, nicht ohne Grund vorzuwerfen seyn. Allein nicht zugedenken, wie verschiedentlich auch hierüber das Urtheil selbst bewahrter Kenner seyn mag,so erwäge man noch besonders: Wie bisweilen, ein in Jahrhunderte langem Vergessenbegrabener Künstler, Gelehrte, Weise, u. s. f. durch Anregung seines bloßen Namensdiesem Vergessen zuerst entrissen, alsdann mehrere Notizzen über ihn gesucht und nichtselten gefunden werden, und ihm sodann auch noch so spat eine Ehre bey der Nachweltzu Theil wird, welche gewöhnlich weit mehr als der Beyfall der Mitwelt werth ist.Dagegen glaub' ich, mir selbst das Zeugniß geben zu dürfen, daß ich, auch bey derAufführung der wichtigsten Personen in die gegenwärtige allgemeine Künstlergalerie,mich einer nicht »»löblichen Gedrängtheit und Kürze des Ausdrucks beflißen, und inmeine eigene, so wie in die Seele meiner Leser hinein es nie vergessen habe, daß unserLeben für langes Geschwätz über göttliche und menschliche Dinge viel zu kurz ist.

Sollte es mir ferner zum Vorwurf gereichen: Daß ich einerseits bey großen Kunst-lichtern die Urtheile mannigfaltiger Kunstrichter verschiedener Sprachen und Zungen, zuoft sehr belehrender Vergleichung, und anderseits, neben Kunst-Charakteristik des Künst-lers, auch Mancherlei Ermunterndes und Warnendes aus der häuslichen und öffentlichenGeschichte seines Lebens angeführt, und endlich sogar lebende Künstler mit Anderer undmeinem eigenen Lob und Tadel nicht verschont habe nun, so sey es, und denk' ich,wenn ich früher oder später über dieses ungewöhnliche Benehmen öffentliche Rüge erfah-ren sollte, ich mich darüber noch mit bessern Gründen, als bloß mit meiner Wohkmeimmgwürde zu schützen wissen.

Zur Vervollständigung der gegenwärtigen Zusätze, würden eigentlich noch, theilsdie Ergänzung des nichts minder als sinnlären Verzeichnisses der Lehrer und Schüler,hauptsächlich aber die Anzeige der reichhaltigen Quellen gehören, aus welchen meineArbeit geschöpft worden. Indessen glaube ich, Beydes fraglicher bis zur Vollendung derneuen Zusätze verspüren zu können, mit deren Abfassung ich nnch von nun an zu beschäf-tigen gesi'nnet bin, und damit so lange untrmüdet fortfahren tverde/als die gütige Vor-sehung mir biefür noch die nöthigen Kräfte verliehen wird. Eine Zeitlang stand ich beymir an, ob ich diese letzter» nicht vielmehr zum Beginnen einer neuen Auflage des Gefammt-werkcs meines sel. Vaters und des meinigen benutzen sollte? Ich sage zum Beginnen,d. h. um einem Nachfolger wenigstens ein Beyspiel zu geben, wie, nach meinem Sinne,eine solche Zusammenschmelzung des Ganzen, wenn man sie je für nöthig erachten sollte,zu bewerkstelligen seyn dürfte. Allein, die Gründe, welche mich schon im Jahr 1306bewogen, einen solchen Verein zu unterlassen, um nämlich ein Paar Tausend alte Besitzerdes Allgemeinen Künstlerlexikons nicht zu schädigen *), bleiben' noch immer dieselben, undwerden, wie ich hoffe, weder mir selbst, und noch viel weniger der Uneigennützigkeitmeiner Verlagshandbing zur Unehre gereichen.'

Zürch , am oi.Dez. 1820.

H. H. Füßli.

*) Man sehe die Vorrede rum ersten Hefte dieser Zusätze.

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